Die neutestamentliche Formel „in Christo Jesu" untersucht von Lic. theol. G. Adolf Deissmann, PriTatdocenten und Repetenten an der Universität Marburg. ^ j ^ j 4 j j - -' ^ ^ * ^ j j •( ^ w ^ Marburg. N. G. Elwert'sche Verlagsbuchhandlung. 1892. '^ J^ r / > l\ >."■ 1/ f n . "Kai yhq rjfieis (tad-eyovfiey iv avT^. •• • / 1 ' • • • • • • * • j ^ Meinen Eltern in kindlicher Dankbarkeit. 247286 Vorwort. Die nachfolgende Arbeit, von welcher die Capp. VII — XI als Inauguraldissertation (Marburg 1892) bereits gedruckt sind, hat mit Ausnahme von Cap. IX im Sommer d. J. der Hoch- würdigen Theologischen Fakultät der hiesigen Universität als Habilitationsschrift vorgelegen. Wenn ich sie hiermit vollständig veröfiFenlliche, so geschieht es in der Absicht, die Aufmerksam- keit der Forscher auf eine Frage zu lenken, welche seither fast ganz vernachlässigt worden ist, obwohl sie eine eingehende Untersuchung verdient. Dieses letztere Urteil auf die bekannte Verliebtheit des Anfangers in seinen Stofif zurückzuführen, kann ich niemanden hindern, möchte aber die Bitte aussprechen, vorher nach einem Blicke auf die Statistik das Gapitel X zu lesen, in welchem lediglich der Apostel Paulus redet. Möglicher Weise hinterlassen seine Worte doch den Eindruck, dass von der Erklärung der Formel in jedem Falle etwas für die Gesamtauffassung des Paulinismus abhängt. Ob die von mir vorgeschlagene Erklärung zutreffend ist, haben andere zu prüfen. Wertvoller, als eine Billigung meiner Resultate, wäre mir, wenn die Methode der Untersuchung nicht auf den allgemeinen Widerspruch derer stossen sollte, welche etwas von der Sache verstehen. Das Problem der Arbeit war mir das Problem der »Neutestamentlichen Grammatik«. Dass die endgültige Beantwortung der Frage erst nach der künftigen Vollendung einer methodischen Grammatik der christ- lichen Gräcität versucht werden kann, und dass diese wieder auf die Vollendung der historischen Grammatik der profanen Gräcität sowie auf eine ausreichende Bearbeitung des semitischen Griechisch zu warten hat, habe ich nicht unterlassen anzudeuten. Was ich VI an Material für die Untersuchung eines Einzelsprachgebrauches gesammelt habe, möge künftigen Bearbeitern einen kleinen Dienst leisten. Hinsichtlich der Profangräcität weiss ich selbst am besten , wie unzulänglich nach Umfang und Inhalt meine Aus- führungen sind. Hinsichtlich des semitischen Griechisch glaube ich in der Vorführung des Materials wenigstens für eine gewisse Vollständigkeit garantieren zu können. Für jeden Nachweis von Stellen aus beiden Gebieten, welche mir entgangen sein sollten, werde ich dankbar sein. Die Dissertation von Th. Lina, de praepositionum usu Platonico quaestiones selectae, Marp. 1889, ist mir erst nach Beendigung des Druckes bekannt geworden. Da sich dieselbe aber eingehend nur mit avv, dvd und xcevd beschäftigt , so hätte ihr nur entnommen werden können, dass iv bei Plato 4143 mal vorkommt. Von hochgeschätzter Seite ist mir die Frage nahegelegt worden, ob die Formel nicht bedeute »in der christlichen Gemeinde«. Ich könnte diese Frage höchstens an einigen späten Stellen für diskutabel halten, glaube sie aber aufgrund von 1 Thess. 1, 1; 2, 14; 2 Thess. 1, 1; Gal. 1, 22 und beson- ders Eph. 3, 21 {xai)) verneinen zu müssen. Vergl. auch S. 116/? sowie die kritischen Andeutungen S. 76. Die S. 113 flf. gegebene Erklärung von Phil. 2, 5 trifft mit der soeben veröflfentlichten von O.Hain (Ein Versuch zur end- gültigen Erklärung der Ellipse in Phil. 2, 5, Th. St. u. Kr. 1893, S. 169—172) in ihrem Resultat völlig zusammen, was ich zu meiner Freude noch konstatieren kann. Schliesslich bitte ich Herrn Professor Dr. TychoMommsen zu Frankfurt a. M., sowie meine verehrten Herren Lehrer Prof. D. Dr. G. Heinrici zu Leipzig und Prof. D. Dr. A. Jülicher zu Marburg für die mannigfaltigen fördernden Anregungen und Ratschläge meinen herzlichen Dank entgegennehmen zu wollen. Marburg, den 7. November 1892. 0. Adolf DeissmaniL Inhaltsfibersicht. Seite Vorwort V Berichtigungen X I. Die Statistik der Formel ey X^kttm 'Iri 12 V. u. » 10, 14 » 14, 14. » 48 a ^ 20 V. 0. » 21, 17 » 21,7. » 49 3 > 14 V. u. » Num. 23, 21 und 23. » 51 s ► 15 V. u. » 32, 21; 63, 11 u. 86, 7. » 65 1 ► 16 V. 0. » 1, 16 statt 4, 16. » 76 ) ► 11 V. 0. » vollen statt volle. » 84 1 > 8 ▼. u. » mir statt wir. » 88 3 > 4 V. 0. > zunächst statt zunächt. » 129 1 ► 17 V. 0. » T^S statt TTJ^. * m '^ \ » • • • • • • • • • •• • • • • •"• • • • I « ■ • • • .• • • • •'• ••• •• • • • • -• • • •::•••' J. Die Statistik der Formel iv Xqh^tw ^Irjaov und der ihr verwandten Formeln {iv Xqksx^^ iv Irjaov^ iv xvQi(py iv avTw [= Xq,] , iv w [= Xq,] u. s. w.) erhellt aus den folgenden Tabellen. Für die Berechnung der Verhältniszahlen (Spalte 4) ist der besseren Übersicht wegen die Paginierung der Duodezausgabe des N. T., Cöln (Brit. und Ausländ. Bibel- gesellschaft) 1856, zugrunde gelegt. 1. Das Neue Testament insgesamt. Vor- Durch- Schriften. Seitenzahl. kommen schnitt der Formel. 1 pro Seite. Synoptiker 230 lac, 2Pe., lud., Ebr. 44,5 — Corpus Paulinum 167,5 164 0,979 Acta & 1 Pe. 98 8 0,082 Corpus loanneum (incl. Apoc. lo.) 123 24 0,195 Summe 663 196 0,296 • ••••/■• ► • • • « • • ♦ • • • • • *« *-'' •• ••< ••• • •- • • 'm • .'" \ • 2 2. Die panlinische Literatur. Bohriften. Seiten- zahl. Vor- kommen der Formel überhaupt. Durch- schnitt pro Seite. iy Xq. '/. iy Xq. iy > sy (=Xf.) sy (JI (=Xj.) Diversa. 1 Thess. 8 7 0,875 2 1 — 4 — 2 Thess. 4 3 0,750 3 — — Gal. 12 9 0,750 5 3 — 1 — 1 Cor. 34 23 0,676 7 6 9 1 2 Cor. 22,5 13 0,578 7 2 4 Rom. 35,5 21 0,592 8 5 8 — Phil. 8,5 21 2,471 8 2 — 9 1 1 sy r(p iydvya- fiovyxi Col. 8,5 18 2,118 l • 2 — 4 7 4 1 6*' r^ Eph. 13 35 2,692 7 6 1 8 5 7 riyanri' fjLsyt^ Philm. 1,5 5 3,333 1 2 2 1 Tim. 9 2 0,222 2 — 2 Tim. 7 7 1,000 7 __ Tit. 4 — 1 — Summo 167,5 164 0,979 48 34 l 50 18 11 2 3. Aus diesen Tabellen geht folgendes hervor: 1) Diejenigen Bestandteile des N. T., welche die ältesten oder doch auf die ältesten Quellen zAiröckzuführen sind (Synoptiker, vergl. eventuell auch Jac), kennen die Formel iv Xqkttw ^Iqaov oder eine verwandte nicht. S) Mit der paulin i sehen Literatur tritt die Formel plötzlich in den christlichen Sprachgebrauch ein. 3) Die nachpaulinischen Schriften sind von ihr fast alle mehr oder weniger beeinflusst. 4) Innerhalb der paulinischen Literatur ist im Verhältnisse zum übrigen N. T. eine gewisse Gleichmässigkeit in der Verwendung der Formel zu konstatieren. 5) Doch zeigen sich hier Frequenzschwankungen '), nach denen die Schriften sich in drei Gruppen ordnen lassen, welche im allgemeinen mit den von der geschichtlichen Forschung aus inneren Gründen festgestellten Gruppen übereinstimmen (ältere Paulinen, Gefangenschaftsbriefe resp. Deuteropauli nen, Pastoralbriefe). II. Das Froblem. 1. Schon die eine Thatsache, dass auf den wenigen uns erhaltenen Blättern der paulinischen Literatur ein bestimmter Sprachgebrauch 164 nial vorkommt, ist geeignet, unsere Auf- merksamkeit in hohem Grade zu fesseln. Das Interesse wird notwendig wachsen, wenn der betreffende Sprachgebrauch an und für sich zunächst etwas seltsam anmutet*). Das ist bei unserer Formel zweifellos der Fall. »Wege in Christus Jesus«? 1) Von 1 Thess. ab fallt die Frequenz langsam, aber stetig, um (wenn die Grüsse Rom. 16 nicht zum ursprünglichen Briefe gehören sollten, in Rom., anderenfalls) in 2 Cor. ihren Tiefpunkt zu erreichen. In den 6e fangen sc haftsbriefen steigt die Frequenz ganz rapid, erreicht in Philm. ihren Höhepunkt und bricht dort plötzlich ab. Die Pastoralbriefe zeigen eine weit pnter den Tiefpunkt des vorher- gehenden Gebrauches herabgesunkene Frequenz. Welchen Wert haben derartige statistische Ergebnisse ftlr die historische Kritik? Sicher ist, dass man den Geist der Sprache nicht als Sklaven eined mechanischen Gesetzes begreifen darf, aber die Sprache ist autonom und fügt sich ihren Gesetzen. So sehr man sich zu hüten hat, geschichtliche Grössen als mathematische aufzufassen, so verkehrt wäre es, Erscheinungen, wie die obige zu ignorieren. Isoliert haben sie keine Bedeutung; im Zusammenhange mit anderen Momenten können sie von Wichtigkeit werden. 2) Vergl. die unten Abschnitt VII mitgeteilten Äusserungen von A. Twesten und C. F. A. Fritzsche. 1* »Bruder in dem Herrn«? »Gemeinden in Christus«? In der That eine recht auflfallende Ausdrucksweise! Wie ist sie zu verstehen? 2. Es handelt sich hier schliesslich um eine Präposition, also eine particula orationis, aber dadurch wird die Frage nicht etwa zu einer weniger bedeutungsvollen. Die Grammatiker sind darin einig, dass die Partikeln (Präpositionen, Adverbien und Konjunktionen) zu den unentbehrlichsten und deshalb wichtigsten Bestandteilen einer jeden nur einigermassen ausgebildeten Sprache gehören. »Parva quidem res in speciem et exilis, sed ad usum magna ac plane necessaria. Nisi vero obscurum est, quantum momenti habeant in corpore ad motum usumque membrorum moUes ossium commissurae, nervi caeteraque, quibus artus omnes apti connexique inter sese continentur. Quippe sine his coniunctionibus et quasi vinculis non secus atque humanum corpus sine nervis, dissoluta minimeque inter se apta et cohaerens languet oratio« ^). »Imo nuUus in his ita parvus apex, ex quo non montes doctrinarum pendeant« ^). »Praepositionum usus rectus ac scitus quum sit sal orationis, quo deficiente insulsus prorsus et ineptus fit quivis sermo et ex hisce ipsis particulis recte et apte adhibitis perfecta linguae cognitio deraum con- spiciatur« ^). Die Partikeln erst ermöglichen, alle, auch die feinsten Beziehungen des individuellen Denkens durch das lebendige Wort auszudrücken *) ; sie geben jeder Sprache, jedem Dialekte und jeder Stilart das specifische Kolorit. Ein Zeichen 1) Horatius Tursellinus [S. J.], de particulis latinae orationis libellus [1649], .. . perpolitus a Jo. Conr. Schwartz, ed. altera, Lips. 1719, praefatio p. 1. 2) Christ. Nolde, concordantiae particularum ebraeochaldaicarum, Hafniae 1679, ad lectorem p. 1. 3) A.F. Chr. Yilmar, de praepositionum graecaruin usu et ratione, spec. I, Cassellis 1829, p. 6. 4) Vergl. auch G. B. Winer, Grammatik des neu test. Sprachidioms, 7. Auflage von G. Liinemann, Leipz. 1867, S. 334, und A. F. Pott, ety- mologische Forschungen, 2. Aufl., 1. Teil die Präpositionen, Lemgo & Detmold 1859, S. IX. von richtigem Verständnisse eines Idioms ist es, wenn man zur Feststellung seiner Eigentümlichkeiten von den Partikeln aus- geht. Wie schon der Kaiser Caligula nach einer Notiz des Sueton') die Diktion desSeneca wegen der seltenen Anwend- ung von Partikeln als »Sand ohne Kalk« charakterisierte, so gründet ein Meister der griechischen Sprache wie Tycho Mommsen*) sein wissenschaftliches Urteil über die Stilart eines Schriftstellers nicht zuletzt auf den Gebrauch der Prä- positionen. B. Gieseke*) konnte daher den Versuch machen, die allmähliche Entstehung der Gesänge der Ilias aus Unter- schieden im Gebrauche der Präpositionen naphzu weisen , und H. Holtzmann*) durfte als sprachliche Hauptinstanz gegen die Echtheit der Pastoralbriefe den Umstand geltend machen, »dass die Präpositionen und Konjunktionen, überhaupt die Par- tikeln von unserem Briefsteller ganz anders gehandhabt werden, als von Paulus«. P. deLagarde redet sogar einmal*^) ironisch von einer »schönen, echt Lutherischen Präposition«. So ist es auch begreiflich, dass bei der Erlernung einer fremden Sprache die Partikeln die meisten Schwierigkeiten machen *) , oder dass für den Süddeutschen zu den auffallendsten Solöcismen der norddeutschen Redeweise präpositionale Fügungen wie »ich gehe zu Hause« gehören. Die grosse Wichtigkeit der Partikeln und besonders der Präpositionen im Organismus der Sprache zeigt sich deutlich auch schon darin, dass man durch eine ein- zige Präposition einen völlig verständlichen verkürzten Satz bilden kann. Wenn ein bekannter Parlamentarier unter sein Bild nichts weiter schrieb, als das Wort »Durch!«, so kann 1) Vita Caligulae 53: »ut Senecam tum maxime placentem commis- siones meras compoDere ei arenam esse sine calce diceret«. 2) Beiträge zu der Lehre von den griechischen Präpositionen. Erstes Heft, Frankfurt a./M. 1886. Zweites u. drittes Heft, Frkfrt. 1887. Vergl. z. B. I, S. 1, 13 f., 18, bes. S. 28 f. sein urteil über den Stil des N. T., S. 36, II, S. 249 ff. sein Urteil über Nonnos. 3) Die allmähliche Entstehung der Gesänge der Ilias, Göttingen 1853. 4) Die Pastoralbriefe, Leipzig 1880, S. 100 f. 5) Mittheilungen, IV, Göttingen 1891, S. 175. 6) Vergl. E. Reuss, hellenistisches Idiom (H. u. P., R.-E.« V, Leipzig 1879), S. 745. niemand einen Zweifel haben , was er damit hat ausdrücken wollen. Sehr viele andere Wahlsprüche , auf welche hier hin- gewiesen werden kann, sind nur wegen der in ihnen enthaltenen Präposition verständlich. Ich erinnere z. B. an folgende: »Per aspera ad astra!«, »Mit Gott!«, »Gott mit uns!«, »Mit Gott für Kaiser und Reich!«, »Für Wahrheit, Freiheit, Recht!«, »Durch Nacht zum Licht!«. 3« Jede besonnene Forschung hat daher zuzusehen, dass sie diese Kleinen im Reiche der Sprache nicht verachte. Aus der hohen Bedeutung der Partikeln^) ergibt sich unmittelbar, dass eine jede den Anspruch erheben darf, in ihrer Eigentüm- lichkeit erkannt zu werden. Es ist ein Vandalismus, die Feinheit und Mannigfaltigkeit des syntaktischen Details, welches der reiche hellenische Sprachgeist, liebevoll ins Kleinste sich ver- senkend, geschaffen hat, durch täppische Verallgemeinerungen und Identifizierungen zu verwischen. Qui parva contemnit, in magnis saepe alucinatur. Der Gräcität des N. T. gegenüber ist dieser Standpunkt erst recht einzunehmen. Die Treue im Kleinen hat auch hier gleichsam die Verheissung. Die Exegese des N. T. darf daher niemals vergessen, was Gottfried Hermann 2) ihr in einem Privatissimum über die theologische Pflicht der Akribie gesagt hat: ». .. illam interpretandi rationem, qua nonnuUi theologorum utuntur, nihil esse nisi blasphemiam. Documento sunt lexica novi testamenti, ex quibus aTto ad, i^ in, €tg ex significare, denique omnium, quae fieri nequeunt, nihil non factum esse discas. Nempe, quoniam religio miraculis carere non potest, sublatis miraculis in eorum locum portenta suffecta sunt«. So wird das Problem dieser Untersuchung in seiner all- gemeinsten Fassung folgendermassen lauten : Was hatPaulus, als er sich der Präposition iv zur Bildung jenes formelhaften Ausdruckes bediente, Eigentümliches sagen wollen? 1) Vgl. auch A. Buttmann, Grammatik des neutestamentlichen Sprachgebrauchs, Berlin 1859, S. 275. 2) Ad Fr. Vigerum , de praecipuis graecae dictionis idiotismis , ed. quarta, Lipsiae 1834, p. 786. III. Die nähere Fragestellung und die Methode. !• Um die Untersuchung auf einen festen Boden zu stellen 9 bedarf es hier zunächst einer principiellen Vorbemerkung. Über den gegenwärtigen Stand der Erforsclmng der neutestamentlichen Gräcität sind die Ansichten sehr geleilt. Bei S. Ch r. Seh irli t z ^) liess schon vor dreissig Jahren A. Buttmanns Grammatik »die Überzeugung im Gemüte zurück, dass nun die Sache erschöpft ist«. Nicht jeder aber verfügt über derartige zufriedenstellende Gemütsbewegungen. Es lässt sich sogar eine Betrachtungsweise denken , für welche die Erforschung der neutestamentlichen Idiome noch in den Anfangen steht. Der neutestamentlichen Idiome! Die epochemachende Bedeutung der Arbeit G. B. Winers wird durch das Urteil nicht herabgesetzt, dass »das neutestamentliche Sprachidiom« imgrunde doch nur eine Illusion ist, dieselbe, welche dem gutgemeinten Kampfe weiland der Hebraisten und Puristen zugrunde lag. Jene verallgemeinerten, was sie bei einzelnen neutestamentlichen Autoren von Einwirk- ungen des semitischen Sprachgeisles beobachtet hatten, diese glaubten die leisen Spuren, welche der hellenische Genius in Schriften wie dem Hebräerbriefe zurückgelassen hatte, im ganzen N. T. weiter verfolgen zu dürfen. Unter der Herrschaft der Theorie von der Verbalinspiration ist ein anderer Standpunkt nicht möglich gewesen, aber nachdem die Theologie jene Doktrin aufgegeben hat, muss sie auch die Selbstverleugnung haben, das mechanische Erkenntnisprincip für die Sprache des N. T. zu durchbrechen und unter grundsätzlicher Anerkennung der Mannigfaltigkeit der Zungen die sprachliche Individualität eines jeden Autors auf seine Quellen hin methodisch zu untersuchen *). 1) Anleitung zur Eenntniss der neutestamentlichen Grundsprache, Erfurt 1863, S. 36. 2) Bekanntlich hat es nicht an Gelehrten gefehlt, welche aus der einmal erkannten Vielgestaltigkeit der neutestamentlichen Idiome die Notwendigkeit einer Specialisierung der Arbeit ableiteten. Aber die Aufgabe selbst, so fruchtbar sie ist, ist in neuerer Zeit, wenn uian von B. A. Lasonder absieht, fast ganz vernachlässigt worden. 8 2, Auch das Idiom des Apostels Paulus muss als solches anerkannt werden *) und wird völlig nur aus seinen Quellen verstanden werden können. Aber die Frage, welches diese Quellen sind, ist a priori nicht zu beantworten. Nur so- viel lässt sich mit Sicherheit behaupten, dass jedenfalls die ganze vor und neben Paulus vorhandene Gräcität das Objekt der Untersuchung bilden wird. Dieselbe scheidet sich für die Zwecke der neutestamentlichen Sprachforschung in die Haupt- gebiete der profanen ^) und der durch den semitischen Sprach- geist beeinflussten Gräcität. Meiner Ufltersuchung würde dem- nach eigentlich als erste Aufgabe zufallen, den gesamten Ge- brauch der Präposition iv in beiden Gebieten zu ermitteln. Aber sofort kann eine Einschränkung vorgenommen werden. Jeder wird den Eindruck haben, dass das Charakteristische der paulinischen Formel darin besteht, dass hier ev mit dem Dativ einer Person und zwar einem singularischen Dativ ver- bunden ist. 'Ev mit sachlichem (einerlei ob konkretem oder ab- straktem) Pativ ist ein durch die gesamteGräcität hindurchgehender Gebrauch, der sich selbst ohne weiteres rechtfertigt, desgleichen iv mit persönlichem pluralischem Dativ in der Bedeutung »inter«*), wofür dem Griechen ein besonderer Ausdruck fehlte*). Nur die aufifallende Verbindung des ii* mit einem persönlichen singularischen Dativ ist von Interesse, und so lautet Frage I: In welchem Sinne wird iv mit dem singularischen Dativ einer Person in der profanen und der semiti- schen Gräcität angewendet? Sodann wird der sonstige Sprachgebrauch der paul- inischen Literatur selbst zu untersuchen sein (Frage II), und 1) Vergl. G. Heinrici, das zweite Sendschreiben des Apostel Paulus an die Eorinthier, Berlin 1887, S. 594. 2) Dass mit diesem von einer anderen Theologengeneration geprägten Ausdrucke kein Urteil über die betr. Gräcität abgegeben werden soll, ist selbstverständlich. Die semitische Gräcität ist eine sehr profane. 3) F. A. Guil. Spohn, ad Niceph. Blemmid. , Lips. 1818, p. 30; G. Bernhardi, wissenschaftliche Syntax der Griechischen Sprache, Berlin 1829, S. 209. 4) Tycho Mommsen, a. a. 0. I, S. 11. schliesslich wird die Frage nach den Quellen desselben ge* stellt werden müssen. Niemand wird die Möglichkeit leugnen, dass der paulinische Gebrauch in einem jener beiden Gebiete oder in beiden zusammen seine Wurzel hat; als weiterer mög- licher Faktor muss die sprach bildende Kraft der eigentümlich christlichen Gedanken berücksichtigt werden. So lautet Frage III : Lässt sich die Formel aus dem geschichtlich vorauf- gegangenen Sprachgebrauche begreifen, oder ist sie von Paulus frei gebildet? Damit ist dann der Weg gebahnt zur Beantwortung der Frage IV: Was bedeutet die Formel? 3. Die Untersuchung der ersten Frage wird nur dann den Anspruch erheben dürfen, die Grenzen des Erkennbaren erreicht zu haben, wenn ein Zweifaches beachtet wird: 1) Sämtliche für jenen Gebrauch des ^V nachweisbaren Fälle müssen vorgeführt werden; 2) sie müssen in geschichtlicher Reihenfolge vor- geführt werden. Mit vereinzelten Belegen ist nichts geleistet; Isolierung ist selten von Segen. Die grossartige Unbefangenheit, mit der bei vielen Untersuchungen hier ein Tragiker, dort Homer, dann »der Sprachgebrauch der LXX« , dann wieder ein Mann der xoiinj als Eideshelfer citiert wird, dieses »planlose Umhertappen unter klassischen Analogieen« '), ist eine grobe Verletzung des Respektes von den Jahrhunderten^). 4, Der Stand der Hülfsmittel für eine solche genaue Musterung ist freilich derartig, dass jeder, welcher auch nur eine einzige Detailfrage beantwortet haben möchte, die Unzu- länglichkeit des Apparates schwer empfindet. Ich habe 1) G. Heinrici, das erste Sendschreiben des Ap. Paulus an die Korinthier, Berlin 1880, S. VII f. Vergl. Desselben Kritik dieser Methode in der Vorrede zur 6. Aufl. von Meyer (V, 1 Kor., 7. Aufl., Göttingen 1888, S. VII). 2) Vergl. H. Menge, de praepositionum usu apud Aeschjlum, Qot- tingae 1863, p. 3 : >. . quia unusquisque scriptor in iis [praeposs.j propria quaedam et singularia praeberet, ut nisi cum maxima circumspectione ex uno in aJterum quid transferri non liceret«. 10 diese für die Beurteilung der Metliode und der Art ihrer Durch- führung nicht unwichtige Behauptung nach der Seite der profanen sowohl, als auch der semitischen Gräcität hin zu begründen ^). In ersterer Beziehung fehlt es bis jetzt an einer histori- schen Syntax der griechischen Sprache. Sie »ist eine Aufgabe, der sich die Philologie nicht mehr lange entziehen darf. Für die Lösung derselben steht aber nur ein Weg offen: Erforschung aller syntaktischen Phänomene durch alle Autoren in chronologischer Reihenfolge hindurch. Ein weites, beinahe unabsehbares Ziel!« so urteilt M. Schanz*), welcher neuer- dings mit seinen Schülern die Lösung dieser Riesenaufgabe begonnen hat. Vor ihm hatte Tycho Mommsen') unter Zustimmung hervorragender Fachgenossen *) nicht nur das Ziel klar bestimmt, sondern auch in seinen aufsehenerregenden Einzel- untersuchungen einen Weg gezeigt, welcher die einzige Garantie für die Richtigkeit der Resultate bietet, die statistische Methode: »Nur wenn die sprachlichen Einzelheiten von Anfang bis zu Ende in ihrer Starrheit oder Wandelbarkeit verfolgt werden, wenn jede Stilart dabei genau berücksichtigt wird, kann man zu einer guten Griechischen Sprachlehre kommen« ^). Keine Arbeit der philologischen Wissenschaft wird für das Ver- ständnis des N. T. von grösserem, unmittelbarerem Gewinne sein, als diese. Ja es ist nicht zu viel gesagt, wenn man von der zukünftigen Vollendung der historischen Syntax der griech- ischen Sprache für die Erforschung der neutestamentlichen 1) Vergl. auch die Klagen von E. Hatch, Essays in BiblicalGreek, Oxford 1889, p. 2. 2) Beiträge zur bistor. Syntax der griech. Sprache II, 1^ Würzburg 1884, S. VI. 3) In den oben S. 5 in der Ausgabe von 1886/87 citierten Frankfurter Programmen von 1874, 1876 u. 1879. 4) Z. B. G. Gurtius u. B. Delbrück, vergl. G. Vogrinz in Berl. Philol. Wochenschrift VII, Berl. 1888, Sp. 1380 u. 0. Riemann in Bevue de Philologie XI, Paris 1887, p. 160. 5) A. a. 0. I, S. 10. n Idiome eine ganz neue Grundlage erhofft '). Aber bis dahin wird es noch eine Weile dauern. Wenn nun auch die Theologen inzwischen bereits bei Einzelarbeitern mit Dank und Gewinn Anleihen machen können, so ist doch ihre Lage keine beneidens- werte: sie haben das ferne Ziel geschaut und ahnen, welche sicheren Erkenntnisse noch zu gewinnen sind, aber wie Mose auf dem Nebo müssen sie — sich bescheiden. Einstweilen bleibt also nichts Anderes übrig, als die gewöhnlichen unzureichenden ^) Hulfsmittel anzuwenden. Für das Partikelwesen und speciell die Präpositionen sind dieselben am dürftigsten^). Selbst ein so interessanter Sprachgebrauch, wie iv mit dem singularisclien Dativ einer Person, hat meines Wissens noch keinen Bearbeiter gefunden, trotzdem bereits G. Bernhardi*) über die »lücken- haften Beobachtungen«, die hier nur vorhanden sind, sich be- schwert hat. Ich bekenne offen, dass ich trotz möglichster Vollständigkeit das Ideal statistischer Arbeit nicht erreicht habe und als besonders beklagenswerte Lücke das Fehlen ausreichen- der Untersuchungen über den Sprachgebrauch des Philo und des Josephus bedauere. 5. Die semitischeGräcität, in erster Linie repräsentirt durch die alexandrinische Übersetzung des Alten Testamentes, birgt eine andere, bei weitem grössere Schwierigkeit. Man liest in den Kommentaren oft so frohe und sichere Angaben über »den Sprachgebrauch der LXX«. Zumeist wird aber völlig übersehen, dass man sich zur Zeit nicht im geringsten das Recht herausnehmen darf, namentlich nicht in syntaktischen Fragen, von »dem« Sprachgebrauche der LXX zu reden, und zwar zunächst deshalb, weil die alexandrinische Übersetzung nicht ein einheitliches, von derselben Person zu derselben Zeit 1) Auch die Einwirkungen des Christentums auf die spätere Gräcität werden dann deutlicher erkannt werden können. 2) W. Schmid, der Atticismus in seinen Hauptvertretern, I, Stutt- gart 1887, S. VII, klagt besonders über die Unzulänglichkeit der Gram- matiken und Lexika für die spätere [für das N. T. wichtigste!] Gräcität. 3) G. B. Winer, Gr., S. 335 f.; A. Schwarz, de praepositionibus graecis et latinis, Regimonti Pr. 1859, p. 1. 4) A. a. 0., S. 210, vergl. S. 213 Anm. 93. 12 verfasstes Werk ist, dann aber aus dem einfachen Grunde, weil der ursprungliche, vorchristliche Text der LXX uns nicht be- kannt ist. Das ist ja das grosse Problem der Septuaginta- forschung, diesen Text festzustellen*). Was kann es helfen, wenn man eine Recension benutzt, von deren Bestandteilen viele sicher erst nach der Bildungsperiode der neutestamentlichen Idiome in den Text gekommen sind? Manche Stellen lassen sich wahrscheinlich eher zur Feststellung des Einflusses des christlichen Sprachgebrauchs auf die LXX, als zum umgekehrten Zwecke verwenden. Und auf den letzteren kommt es doch so sehr an! Die LXX wollen nicht nur deshalb wiederhergestellt werden, um die Rekonstruktion der hebräischen Vorlage zu er- möglichen 2), sondern auch um uns die Möglichkeit zu geben, zu konstatieren, inwieweit das novum in vetere latet in sprach- licher Beziehung zutrifft. Da SS die LXX von grossem Einflüsse waren, ist ja allgemein anerkannt^), aber das genügt nicht. Wenn man z. B., um eine Einzelfrage zum Beweise anzuführen, gern wissen möchte, ob so wichtige Präpositionen des N. T. wie vnsQ und dvci von der profanen oder von der semitischen Gräcität aus zu verstehen sind, so wird man sich zur Zeit ver- geblich nach einer festen Grundlage für die Untersuchung um- sehen. Vorläufig muss also die neutestamentliche Exegese ihre Ungeduld zügeln und, der Riesenarbeit von Männern wie P. de La gar de und Fr. Field Schritt für Schritt in Bewunderung nachfolgend, im Kleinen das zu erstreben beginnen, was im Grossen erst in später Zukunft erreicht werden kann. 1) P. de Lagarde, Anmerkungen zur griechischen Übersetzung der Proverbien, Leipzig 1863, S. 2. 2) J. Wellhausen in F. Bleek, Ein!, in d. A. T., 4. Aufl., Berlin 1878, S, 578; vergl. E. Hatch, Essays, p. 14: »It is a true paradox that while bistorically as well as philologically, the Greek is a translation of the Hebrew, philologically , though not bistorically, the Hebrew may be regarded as a translation of the Greek.« 3) Vergl. z. B. Th. Nöldeke, die Alttestamentliche Literatur in einer Reihe von Aufsätzen dargestellt, Leipzig 1868, S. 249 ; 0. F. F r i t z sc h e, Alexandrinische Übersetzung des A. T. (H. & P.; R.-E." I, Leipzig 1877), S. 280 u. 290; A. Schlatter, der Glaube im Neuen Testament, Leiden 1885, S. 78. 13 Eine Arbeit auf dem Gebiete des Partikelwesens inuss be- sondere Sorgfalt beanspruchen , da hier die Textüberlieferung relativ die unsicherste ist. Für eine solche Kleinarbeit sind folgende Regeln zu beachten: 1) In fortwährender Erinnerung daran, dass der für die Bildung der neutestamentlichen Idiome in Betracht kommende Text der LXX Ziel, nicht Ausgangspunkt ist, muss man jede einzelne Stelle, über deren sprachliche Bedeutung man sich orientieren will, mit den zur Zeit vorhandenen Hülfsmitteln prüfen, um sich womöglich einen Überblick zu verschaffen, welches der nachweisbar frühste LXX-Text ist, wie die Über- setzungen des Aquila, Theodotion und Symmachus lauten u. s. w. 2) Das Urteil über die Gräcität ist in jedem einzelnen Falle danach zu orientieren, ob eine mechanisch -sklavische, oder eine freie aus griechischem Sprachgeiste heraus producierte Wiedergabe des hebräischen Originals vorliegt ^). 3) Das nächste, weil natürlichste Erkenntnismittel für dieses Urteil ist der hebräische Text, soweit er nicht selbst als rekonslruktionsbedürftig erscheint. 4) Eine Probe auf die Richtigkeit dieses Urteils werden besonders die Übersetzungen des Aquila ('-4) und des Symmachus (2) ermöglichen, von denen der erstere ^) trotz guter griechischer Bildung, unter dem Einflüsse der Methode Akibas stehend, den die Semitismen nachahmenden hermeneutischen Mechanismus, der zweite^) das Princip freier sinngemässer Anwendung des Griechischen in grösster Vollkommenheit durchgeführt hat. Man wird, da LXX, Aquila und Symmachus wesentlich dieselbe 1) E. Schür er, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi, 2. Teil, Leipzig 1886, S. 700, scheidet das LXX-Griechisch eben- falls nach diesen beiden Gesichtspunkten und macht auf den Mangel einer ausreichenden Untersuchung aufmerksam. 2) Fr id. Field, Origenis Hexaplorum quae supersunt 2tomi, Oxonii 1875, prolegomena p. XXI ss. Vergl. die dort mitgeteilten Urteile des Origenes über Aquila: »o xvQKotata SQfiriyeveiv (piXotc^ovfievos *AxvXas<^ und *dovXevbiv t^ ^Eß^acx^ Xs^ec*. 3) F. Field, a. a. 0., p. XXX ss. Vergl. das dort mitgeteilte Urteil des Hieronymus über Symmachus: »non solet verborum xaxo^rjXiay, sed intelligentiae ordinem sequic 14 Vorlage haben, in solchen Fällen z. B., in denen die Ausdrucks- weise der LXX den Eindruck des Ungriechischen macht und Äquila dieselbe Eigentümlichkeit hat, während Symmachus sie durch eine andere Wendung ersetzt, das Recht haben, die beiden letztgenannten Beobachtungen als Bestätigung des ersten Eindruckes aufzufassen. 5) Da die LXX zu verschiedenen Zeiten von verschie- denen Leuten verfasst sind, hat man sich zu hüten, einen all- gemeinen »Sprachgebrauch« derselben zu statuieren. Besässen wir ein Lexicon particularum der LXX , dessen Mangel G. B. Win er") mit Recht beklagt, so wäre der erste Eindruck eines solchen Werkes meines Erachtens der einer überaus grossen Buntscheckigkeit des Gebrauches dieser Wörter in den einzelnen Teilen der Übersetzung. 6. J. Wellhausen^) hat die Frage einer besonderen Untersuchung für wert erklärt, in welchem Verhältnisse das vor den LXX bereits vorhandene Judengriechisch zu der hebraisierenden Gräcität der alexandrinischen Übersetzung steht. Er selbst*) deutet für diesen bis heute noch nicht unter- suchten Punkt so viel an, dass die Wörtlichkeit der LXX »teil- weise vielleicht auch Anbequemung an ein sich entwickelndes Judengriechisch« ist, während E. Schür er*) die Frage, »in- wieweit die Umgangssprache der griechischen Juden den Über- setzern bereits vorgearbeitet hat« , für unkontrollierbar erklärt und eine Wechselwirkung beider annimmt: »Vieles, was die Übersetzer wagen, haben sie schon in der Umgangssprache vor- gefunden. Mindestens ebenso stark wird aber auch die Rück- wirkung gewesen sein, welche die in den allgemeinen Gebrauch übergegangene Übersetzung auf die Entwicklung des jüdischen Griechisch ausgeübt hat«. Ohne Zweifel wäre die Entscheidung dieser Frage für die Gesamtbeurteilung des von so vielen als selbstverständlich angenommenen grammatischen Einflusses der 1) Gr., S. 336. 2) Der Text der Bb. Samuelis untersucht, Gott. 1871, S. 11. 3) Bleek*, S. 578. 4) A. a. 0., 8. 700. 15 LXX auf die Stilarten der urchristlichen Autoren von hohem Interesse. Aber auch hier wäre es für die eigene Zufriedenheil fast besser, das Problem nicht zu kennen, als lediglich seine Unlösbarkeit eingestehen zu müssen: Denkmäler dieses Juden- griechisch fehlen uns so gut wie ganz. 7, Bei einer Untersuchung über das paulinische Idiom wird die Frage nicht übersehen werden dürfen, ob die religiöse Sprache des Paulus bewusst oder unbewusst abhängig war von den Eigentümlichkeiten eines vor ihm vorhandenen oder sich bildenden »christlichen« Idioms. Als Quelle für die Kenntnis desselben könnten in Betracht kommen höchstens die Synoptiker; doch ist die Entscheidung dieser Frage wieder so sehr von der Lösung einer ganzen Reihe anderer geschichtlicher Probleme abhängig, dass man kaum zu mehr, als zu einem non liquet kommt. Aber auch ohne dass man sich einbildet, man könne die minutiöse Frage der Abhängigkeit mit Sicherheit beant- worten, wird man die Nötigung empfinden, den Sprachgebrauch der Synoptiker wie der übrigen nichtpaulinischen Schriften des Urchristentums zu untersuchen. Für die philologische Betracht- ungsweise sind dieselben im grossen und ganzen als Bestand- teile der unter dem Einflüsse des semitischen Sprachgeistes stehenden Gräcität aufzufassen; denn es ist nicht einzusehen, weshalb bei der Untersuchung der Denkmäler dieser Gräcität vor dem Neuen Testamente plötzlich ein Strich gemacht werden soll. Betrachtete man eine Stelle wie Matth. 9, 34 er %^y ceQXotTi TcSv SaifjLovioir ixßdXkst, %ä 6aifi6vux losgelöst von ihrem sprachgeschichtlichen Zusammenhang, so könnte man sich versucht fühlen, schon hier einen »dem« neutestamentlichen Idiom eigentümlichen Gebrauch des iv zu statuieren und das paulinische €v mit diesem zu identifizieren, während eine method- ische Einzeluntersuchung einerseits die Abhängigkeit jenes synoptischen iv von dem Gebrauche der vorhandenen semitischen Gräcität, andererseits die Originalität des paulinischen er er- geben wird. 16 IV. Frage I: IHe Präposition iv mit persönlichem Singular in der ausserpaulinischen Orädtät. A. Die Profan-Oräcität 1. Grundlage der Untersuchung wird eine Verständigung über das Wesen der griechischen Präpositionen bilden müssen. Soviel ich sehe, vertreten die Philologen, welche sich über diesen Gegenstand geäussert haben, übereinstimmend die Ansicht, welche R. Kühner^) so ausgedrückt hat: »Jede Präposition hat eine Grundbedeutung, die sie überall festhält«. Diese eine Grundbedeutung der Präpositionen ist die lokale. Die Übereinstimmung der Forscher in dieser Sache ist gross. A. F. Bernhardi^) definiert die Präpositionen als »adverbia loci auf Verhältnisse der Substanzen zu einander angewandt«, F. Bopp^) betont, dass sie »ihrem Ursprünge nach sämtlich Raum- Verhältnisse ausdrücken, das ursächliche, instrumentale aber . . . notwendig als räumlich aufzufassen ist« , womit C. Schmidt*), A. Fr. Chr.* Vilmar^), K. F. Becker«), J. Ritz'), L. Döderlein»), E. A. Fritsch»), Schwarz- 1) Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache, 2. Aufl., II. Teil, 1. Abteilung, Hannover 1870, S. 391. 2) Sprachlehre, Berlin 1801, Erster Teil S. 294. 3) Vergleichende Zergliederung des Sanskrits und der mit ihm ver- wandten Sprachen III, Abhh. der Kgl. Ak. d. WW. zu Berlin 1826, Berlin 1829, hist.-philol. Klasse S. 78. 4) Diss. de praepositionibus graecis (Bericht der Cauerschen Erziehungs- anstalt zu Charlottenburg), Berol. 1829, p. 5. 5) A. a. 0., p. 4. Vergl. auch Cuntz, einige einleitende Bemerk- ungen zur Lehre von den griechischen Präpositionen (Programm von Hadamar), Weilburg 1843, S. 11. 6) Das Wort in seiner organischen Verwandlung, Frankfurt a./M. 1833, S. 286; Organism der Sprache, 2. Ausg., Frankfurt a./M. 1841, S. 192 u. 211. 7) De praepositionum graecarum natura et indole, Marb. Hass. 1842, p. 18. 8) Reden und Aufsätze, 2. Sammlung, Erlangen 1847, über die Klassi- fikation der Präpositionen S. 153 f. 9) Vergleichende Bearbeitung der Griechischen und Lateinischen Par- tikeln, 2. Teil, die Präpositionen, Giessen 1858, S. 2. 17 lose^), J. N. Madvig^), H. Ziemer^) und 6. Vogrinz*) übereinstimmen. Ihrer lokalen Grundbedeutung nach dient speciell die Prä- position iv zur Bezeichnung des »In-, Auf- und Nebeneinander der Dinge . . , indem es überhaupt eine wirkliche Vereinigung mit einem Gegenstande bezeichnet« **). Von hier aus müssen also alle etwaigen übertragenen Bedeutungen verstanden werden ®). 2. Der Sprachgebrauch der einzelnen Schrift- steller in historischer Reihenfolge. Bei Homer ') ist der Gebrauch von iv mit dem persönlichen Plural besonders bei Völkernamen ein häufiger; vergeblich aber sucht man nach singularischen Konstruktionen. B. Gieseke®) führt nur ein einziges Beispiel an: II. I, 97: €V (Sol (ikv Xrj^oDy aeo J' äg^ofiai und bezeichnet diese Fügung als eine harte, während er im Lexicon Homericum diese Stelle mit einer pluralischen unter die Bedeutung »penes« registriert. Eine ähnliche »sehr harte« ®) Konstruktion findet sich bei dem den homerischen Stil nachahmenden und daher hier folg- enden ApoUonias von Bhodas (Ende des 3. Jahrh. v. Chr.): 1) Über Casus u. Präpositionen, bes. im Griechischen, Görlitz 1867, S.21. 2) Kleine philologische Schriften, Leipzig 1875, 8. 302. B) Vergleichende Syntax der indogermanischen Comparation, Berlin 1884, S. 92. 4) Berl. Philol. Wochenschrift V (1885), Berl. 1886, Sp. 226. Vergl. auch J. Methner, de praepositionum graecarum natura atque usu, part. I, Lesnae 1848, p.4 s. und R. Kähner, a.a.O., S. 388 f., 391 f., 455. 5) R. Kühner, a. a. 0., S. 401. 6) H. Menge, a. a. 0., p. 4, sucht daher speciell bei Aeschjlus nachzuweisen, »quomodo e primaria quae e locali nascitur significatione ceterae sint coortae et profectae significationes«. 7) B. Gieseke, über den Gebrauch der Präpos. it^l bei Homer, in F. W. Schneidewins Philologus VII, Göttingen 1852, S. 77-109; Der- selbe, die allniähl. Entstehung etc. S. 1 — 41; Derselbe im Lexicon Homericum , ed. H. Ebeling , Lipsiae 1885. 8) Über den Gebrauch etc., S. 107. 9) Ebenda. 2 18 Arg. in, 549 u. 550 : ^efj M ^) KvnQiSi voatov iaead^ai^ die, wie die Iliasstelle, ihre Erklärung in derselben Vorstellung findet, welche bei den Sophocles-Stellen näher ausgeführt ist ^). Pindar*) (f 441), der es liebt, die Präpositionen in ihrer primären Bedeutung zu gebrauchen, um durch möglichst kon- krete Sprache künstlerisch zu wirken*), bedient sich der Prä- position iv sehr gern. Man hat bei ihm öfters einen instru- mentalen Gebrauch des iv konstatieren wollen, aber C. B o s s 1 e r *^) hat nach dem Vorgange von L. Dissen diesen »Irrtum« zurück- gewiesen: »Pindarus, ubi praepositione iv utitur, certam ratio- nem sequitur atque primariam eins vim tenet; quae vis etiam tum cognosci potest, si nos instrumentalem casum vel prae- positionem expectemus; nam saepe quod nos instrumentum esse dicimus, quo quis aliquid efficiat, Pindarus tamquam locum vel etiam statum habuit, in quo ipso actio fiat«. Mcht anders als lokal wird daher auch die Fügung Ol. 13, 104®): vvv J* Slnofiai fiäv, iv ^««5 ye fidv Tslog'^) verstanden werden können. An den beiden Stellen P. 5,78: xanvmd^aXfSttv närgav in ei Xdov iv^'Aqei und I. 4,48: xai vvv iv ^'Aqsi fjiaQTVQrjtfai xsv nokig AiavTog oQ&a)x^€i(fa vavtaig kann man über das iv zweifelhaft sein; L. Dissen und L. Schmidt®) übersetzen »in hello« und »im Kriege«, entkleiden also den griechischen Ausdruck seiner persönlichen Bestimmtheit, während E. Friese®), das iv^'Aqsi, der letzteren Stelle zu o^i^'Oh^'^rG'a ziehend, erklärt: »Salamis erecta dicitur in 1) Vergl. unten S. 25 Plat. Grit. 108 D. 2) Vergl. unten S. 20 f. 3) Index vocabulorum in Pindari carminibus, bei A. Boeckh, Pin- dari opera quae supersunt, t. II, 1. Lips. 1821, p. 744; G. Boss 1er, de praepositionum usu apud Pindarum, Darnistadii 1862; H. £. Bind seil, concordantiae omnium ?ocum carminum integrorum et fragmentorum Pindari, Berol. 1875. 4) G. Bossler, a. a. 0., p. 1. 5) A. a. 0., p. 19 s. 6) Ed. L. Dissenius, Gothae et Erfordiae 1830. 7) Vergl. Nem. 10, 29: nav de tiXog iy tlv e^ycoy. 8) Pindars Leben und Dichtung, Bonn 1862, S. 142. 9) Pindarica, Berlin 1872, p. 11. "" 19 Marie, id est, virtute bellica nautarum«. Mir scheinen diese 3 Stellen auf einer Linie mit den unten ^) erklärten sopho- cleischen zu stehen, und zu ihnen ist eventuell auch die Stelle I. 5, 5: vvv avT iv ^Itf&fiov deanovijc NrjQstSstfifi ts nevTij- xovTu naCdoDV oTcXoraTov ^vXaxiSa vixmTog zu rechnen, wo freilich das iv von sämtlichen neueren Kritikern mit Ausnahme von E. Friese^) entfernt wird. Aeschylns ^) (t 456) gebraucht iv mit dem persönlichen Plural in der Bedeutung inter sehr oft: Prom. 310; 440; 975; Pers. 185; 435; Ag. 453; 730; Eum. 96; 224; 389; 691; 824; 875; 942; Suppl.228; 474; 689; Ghoeph.58, zu welchen Stellen sich zwanglos die von A. Wellauer*) unter die besondere Bedeutung penes registrierten hinzufügen: Sept. 666: fiovov yccQ xsQÖog iv red^vrixoaiv und Pers. 168 : ndvta ydQ rd xsäv^ iv vfitv iavh fioi ßovXevfioTa. Der persönliche Singular dagegen findet sich nur an drei Stellen: Eum. 447: rrgd^ag ydq iv (fol navraxfj ^acT atväam^ Choeph. 762*): iv dyyäXcp ydg xQvntog og^ovrai Xoyog^ Suppl. 972®): Tiäg cf iv fiecoixw yXdatfov svrvxov q>äQ€i, von denen die erste dem »forensischen«"^), die zweite dem »psychologischen«®) Gebrauche zuzurechnen ist und die dritte wohl auf einer Linie steht mit den durch die poetische Technik bedingten Fügungen Soph. Ant. 551 und Oed. C. 151 % 1) S. 20 f. 2) A. a. 0., p. 12. 3) A. Wellauer, lexicon Aeschyleum, 2 tomi, Lips. 1830; E. Laiin, de praepositionum nsu apud Aeschylum I, Holmiae 1877. (Q. Menge, a. a. 0., hat iy nicht behandelt.) 4) A. a. 0. I, p. 199. 5) In der Ausg. von F. Bamberger, Gottingae 1840, V. 732. 6) In der Ausg. von J. Ob er dick, Berlin 1869, V. 969. 7) Vergl. unten S. 20. Der vorhergehende Vers 446 : ffv t\ ei dixaltog €it€ f^ri, xQLvoy dlxrjy weist noch besonders darauf hin. Auch E. Laiin (a. a. 0„ p. 7) erklärt das iy so. . 8) Vergl. unten S. 20 f. 9) Vergl. unten S. 22. 2* 20 Bei Sophooles ^) (f 406) empfiehlt es sich, von dem plural- ischen Gebrauche auszugehen, weil aus ihm wahrscheinlich eine Eigentümlichkeit des singularischen sich erklärt. ^Ev mit persönlichem Plural steht hier häufig zur Bezeichnung des (rein lokal gedachten) Verweilens in einer Gesamtheit und zwar im specifisch forensischen Sinne von der Gesamtheit der Richter : Ant. 455: iv x^solat ttjv dixrjv ddasiv^ »quasi in deorum iudicum consessu«^), Ant. 925: ei fikv ovv %aS* iaiiv iv x^eoTg xaka, Oed. R. 215: tov äTtorifiov iv x^eoTg d'sov. Derselbe Gebrauch des iv wird dann auch auf den Singular ausgedehnt, trotzdem er strenggenommen nur bei einem Plural berechtigt ist: Oed. R. 770 : iä y iv aol Sva^oQwg i%ovTa, was G. Hermann®) daher »te iudice« erklärt. Ebenso*): Oed. C. 1513 : (fxaioavvav (fvXdatswv iv ifiol xaTccir^Xog ^(frai und wohl auch Ai. 1315: stvai . . iv ifAol d-Qccavg. Dieses »forensische« «V, wie es der Kurze wegen im folgenden stets genannt sein möge, braucht übrigens nicht not- wendig erst vom pluralischen Gebrauche aus verstanden zu werden, sondern kann auch aus der Anschauung der populären Psychologie erklärt werden, welche alle geistigen Vorgänge »in« den Menschen (und zwar im lokalen Sinne, in das Innere des Menschen,) verlegt Auch jedes Urteil wird so »in« dem Menschen abgegeben. Damit sind wir zu einem weiteren Gebrauche des iv vor persönlichem Singular gekommen, den wir kurz den »psycho- logischen« nennen wollen.- Er liegt einer ganzen Anzahl von Verbindungen zugrunde, so namentlich der Redensart iv 1) F. Ellendt, lexicon Sophocieum, 2 voll.« Regimontii Prussorum 1835. Ich eitlere nach der Sophoclesausgabe von W. D i n d o r f , Leipz. 1849. 2) F. Ellendt, a. a. 0. I, p. 594. 3) E. Wand er, Sophoclis tragoediae, vol. I, sect. II, ed. tertia, Gothae et Erfordiae 1847, p. 86. 4) B. Kühner, a. a. 0., S. 404: »nach meinem Urteile« ; vergl. auch F. PasBow, Handwörterbuch der griech. Sprache, I, 2, 5. Aufl., Leipz. 1847, 8. 910. 21 iavr$ yiyv€(S&ai, für welche sich bei Sophocies bereits das Beispiel findet Phil 950: dJiXd vvv et iv aavr^ y^rov^). Hierher gehört auch die Verwendung des iv im Sinne des lateinischen »penesc«). F. Ellen dt ^) hat sich begnügt, diesen Gebrauch unter der »varia transferendi voculam ratio« zu registrieren, ohne mitzuteilen , worin diese Übertragung besteht oder wie sie zu erklären ist. 6. Bernhardi*) nennt ihn den »ethischen« Gebrauch , welcher »an einer subjektiven Stellung und Berechnung innerhalb eines Gebietes erkannt wird, wo die Verhältnisse des an, für, vermöge anderer Stattfindenden ein- treten«. Meines Erachtens bedarf es keiner so umständlichen Spekulation, um das iv zu verstehen; man wende die Regel, auf die lokale Grundbedeutung zurückzugehen , auch hier an : Oed. C. 392: iv aol t«^ xsivodv (paai yCyvsad'ai xQccTrj, die Kraft eines Menschen liegt als etwas Unsichtbares, Abstraktes für die naive, nicht reflektierende Betrachtungsweise »in« dem Inneren; soll nun der Gedanke ausgedrückt werden, dass die Kraft anderer von einer bestimmten Person abhänge , so wird von derselben Grundanschauung aus gesagt, sie sei »in« dem betreffenden Menschen. Wir haben also hier nichts Anderes, als eine Species des »psychologischen« Gebrauches von iv. Ebenso: Oed. G. 422: iv cf ifjbol riXog avvoTv yävoito Trjgäe %7jg fuixrjg nsQi^ Oed. C. 1443: ravra iv %^ daifiovi xal rfjds g)vvai xdTSQijt^ Ai. 1136: iv totg dixaüvalg^ xovx ifAol, toV iaiv6i xccx6g^)y wozu ich mit L. C. Valckenaer^) auch die Stelle Hipp. 324: iv ik aoi XeXe^yjofiai rechne. Beispiele des »psychologischen« Gebrauches sind: Or. 634: iv ifAovT^ ri (Svvvoov(i€vog, Phoen. 1250: iv aol Zrjvdg oQ-b-waai ßgerag, Iph. A. 1378: xdv ifiol nogd-fjiog tc vaöav xcd 0qvyv€T(xi niavri xdgig und andere mehr, sowie einen Fall des »forensischen« Gebrauches : 1) Vergl. E. A. Fritßch, a. a. 0., S. 175 ; R. Kühn er,a. a.D., S.404. 2) J. H. Monk, a. a. 0., p. 45. 3) J. Schweighaeuser, lexicon Herodoteum, Argent. et Paris. 1824. Die Dissertation yon C. A. Lundberg, de ratione Herodotea praepositionibus utendi a scriptoribus Atticis diversa, üpsalae 1869, bietet nichts für unsere Frage. 4) H. Jacobi, comicae dictionis index (vol. V der fragmenta Comi- corum Graecorum von A. Meineke), Berol. 1857. 24 Amphis (Zeilgenosse Piatos) 3, 309 (2): fjuitaiog iauv iv y Sfioi xai ToTg (SoipoTq xQiTaig cinaciv. In der Stelle Aristophanes (f ca. 380) 2, 1056 (1): i&äXaa dixrjv dovvai Sv Twv ifiXfov Twv (fc5v ivi ist das iv Emendation von Porson, die allerdings syntaktisch durchaus zu halten ist ^). Thncydides ^) (f ca. 396) bietet für iv mit dem persönlichen Plural gleich inter eine Menge von Beispielen. Nicht selten ist speciell der »forensische« Gebrauch, wobei die Präposition auch mit Kollektivsingularen verbunden wird (z. B. iv t^ ^W(p). Singularische Fügungen hat J. Go lisch aus dem ganzen Schrift- steller nur 4 beizubringen vermocht, welche sämtlich unter den »psychologischen« Gebrauch fallen^): 3, 30 : €1 Tig (fTQaTrjydg ^v te avrw ^vXdtSüoiTo . , . nkelüT* äv OQd^OlTO^ 1, 95, 7: 07i€Q xai iv t^ Havaavifjc iveiäoVy 7, 8, 2: TijV avTOv yvwiiriv (irjdhv iv r^ «yy^'A^*) äq>avi' (Sd^eTaccv und 2, 35, 1 ^) : iiioi dqxovv äv iSoxei slvai fAtj iv ivl drSgi TToXXcov dQaxdg xivivrevsad-ai. J. Gotisch®) hat die beiden 1) Gegen 0. Bachmann, coniecturarum observationumque Aristo- phaneaxutu specimen I, Gottingae 1878, p. 59, der das bv für »parum coQimodum« erklärt und die unrichtige Annahme zu vertreten scheint, dass iv nur mit dem pluralischen Dativ im forensischen Sinne stehe, während bei dem Singular eni c. gen. oder naqd c. dat. angewandt werden müsse. 2) J. Gel i seh, de praepositionum usu Thucydideo, 6 partt., Schweid- nitz 1859 — 83, pars II de bv praepositione , 1861. E. A. Betant, lexicon Thucydideum, Genevae 1843, hat die Präpositionen übergangen. M. H. N. von Essen, index Thucydideus, Berol. 1887, gibt nur die Stellen an. 3) Vergl. dazu auch J. Go lisch, a. a. 0., p. 5: »praepositio eum indicat, in quo quid tanquam in re corporea ineet vel efficitur«. 4) G. Bernhardi (a. a. 0., S. 211) übersetzt: »durch Schuld des Boten«; das bv ist dadurch aber nicht erklärt; besser R. Kühner (a. a. 0., S. 403), der diese persönliche Fugung »aulfallend« findet: »gleichsam in dem Munde des Boten«. 5) F. Passow, a. a. 0., S. 910, ist geneigt, diese Stelle eventuell dem forensischen Gebrauche zuzurechnen. 6) A. a. 0., p. 11 8. 25 letzteren Stellen unter die Fälle untergebracht, in welchen iv angeblich das »subsidium sive adiunientum« bezeichnet; er hätte diesen Gebrauch verständlicher gemacht, wenn er wie F. K r e bs bei Polybius ^) noch darauf hingewiesen hätte , dass €v im instrumentalen Sinne »das Mittel anschaulicher darstellt, als der blosse Casus, indem dasselbe als ein Verweilen in einer Sphäre angesehen wirdc. Bei Xenophon^) (f 355) finden sich neben vielen Plural- stellen nur sehr wenige singularische, welche alle das »psy- chologische« iv zeigen und wieder sämtlich pronominal sind: Anab. 1, 5, 17: dxovaaq vavia 6 KXäagxog iv Suvtm iyeveto, Cyr. 1, 4, 25: iXnCdag Mxfov fieyakag iv avVw, 1, 6, 19: jU?;V iv (Sav%^ firji* iv zf^ (ftgari^, 8, 7, 3 : o(fov iv ifxoC und Oec, 7, 14: li iyd ... ivvalfirjv; iv aol navva iavCv, Plato®) (t 346) hat den gewöhnlichen Gebrauch des iv mit persönlichem Plural sehr oft; verhältnismässig häufig be- gegnet uns iv auch mit persönlichem Singular im »psycholo- gischen« Sinn: Soph. 238 D : ovdhv Sei %d (Sa(fä(STBQov iv i/xol axonsTv^ 239 B: iv aol axstpoifie&ay Phil. 21 B : ovxovv iv aol nsiQtofis&a ßccaavC^ovrsg tavta^ Theaet. 178 B: Mx^'^ Y^Q ^vrmv to xqittjqiov iv avrw, 192 D: iv ifxavT^ fiefuvrjgAsvog olog iari und «W- (fTafiai avTog iv ifiavr^^ 193 Ä: ovx av rnne iv iavr^ do^äasiei*, Grat. 384 A : nQognoiovfievog ti avtog iv iavrw di^voeXadai^ Phaed. 102 B: iv tw SifufAti^ dfAcpotega, xal (läysO^og xal (SfAlXQOTTjfiay Grit. 108 D: axedov yceg rd fiäyiara rifiiv tcov Xoydov iv tavtr] Dass sich bei Plato verhältnismässig viele Fälle finden, er- klärt sich, abgesehen von dem grossen Umfange der auf uns 1) Die PräpoBitionen bei Polybius (Beiträge, herausg. von M. Schanz, 1), Würzburg 1882, S. 71. 2) F. Guil. Sturz, lexicon Xenophonteam, 4 voll., Lipaiae 1801. 3) F. Ast, lexicon Platonicum, Lipsiae 1835—38. 26 gekommenen platonischen Werke, aus der Eigentümlichkeit der platonischen Stofife. E. S e i d e P) hat ebenso die Polyprothesie des Plotin, speciell seine Vorliebe für iv, aus dem genus philo - sophandi dieses Mannes erklärt. Das ist auch für den neu- testamentlichen Exegeten ein beachtenswerter Gesichtspunkt bei der Beurteilung der stilistischen Individualität eines Schriftstellers : es wird stets aussichtsvoller sein, frappierende Wendungen auf Rechnung der Eigentümlichkeit des einzelnen Autors zu setzen, als sie unter die allgemeine und oft sehr wenig kontrollierbare Grösse des Gesamtgebrauches der neutestamentlichen Sprache unterzubringen. Auch die platonischen Stellen sind übrigens fast sämtlich pronominale. Aristoteles^) (f 322) hat sich über den seiner philosophi- schen Sprache eigentümlichen Gebrauch des er selbst geäussert: Phys. 210 a 14: fieva da tavia Xrjnrsov, noaaxöag äkXo iv äXXcp XäysTaL iva fi^v di] tqouov wg 6 Saxrvlog 6V rfj x**^* xal oXoDg Td fiäqog iv %^ oX(p, äXXov di log t6 oi,ov iv roTg fZ€Q€(fiv, ov ydcQ ifSTi Ttccgä rcc fAigrj t6 oXov. äXXov Sk TQÖnov wg av-d-Qfonog iv ^co^ xal oXcog sldog iv ysvBi, ciXkov dk (og To yivog iv %^ stdsi, xal okoag t6 fiäqog rov eldovg iv r^ tov sidovg X6y(p, Iri fiJg rj vyCeia iv ^sgiaotg xal ipvxQoTg xal oXoog rd eJSog iv TT] vXrj ^). Trotzdem iv also in sehr mannigfacher Weise verwendet wird, habe ich für die Verbindung mit dem persönlichen Dativ des Singularis ein Beispiel nicht finden können. R. Eucken^) sagt: »In keiner ächten wie unächten Schrift heisst iv wie im mit dem Dativ 'in der Macht', 'in der Gewalt', nur 2 Stellen bilden davon eine Ausnahme: Magn. M. 1187b 21: iv ifzoi i(fTi To dixaCw elvat xal (STiovdaitp^ Eth. Eud. 1226 a 31: negl Tc5v iv }]fxTv nqaxTwv^ nachdem in der vorhergehenden Zeile i(f TQiilv vorangegangen. An beiden Stellen ist ohne Zweifel mit Bonitz ini zu lesen. Es ist in den Hand- schriften übrigens öfter iv mit ini vertauscht«. 1) De usu praepositioDuni Plotiniana quaestiones, Nissae 1886, p. 13 s. 2) R. Eucken, über den Sprachgebrauch des Aristoteles; Beob- achtungen über die Präpositionen, Berlin 1868. 3) Vgl. dazu auch E. Seidel, a. a. 0., p. 14. 4} A. a. 0., S. 24. 27 Die attischen Redner^) haben, obwohl sich die uns erhaltenen Reste ihrer Schriften auf einen Zeitraum von über 100 Jahren verteilen, im allgemeinen einen einheitlichen Sprach- gebrauch. Mit Ausnahme des Isocrates und des Isaeus ge- brauchen sie alle sv als Lieblingspräposition ^), und ihr Sprach- gebrauch ist deshalb besonders interessant. Mit dem persön- lichen Plural gleich inter findet sich sv häufig, ebenso in dem forensischen Sinne. Ein singularisches Beispiel für den letzteren Gebrauch dagegen hat L. Lutz nicht nachgewiesen. Wir finden den Singular nur da, wo sv zur Bezeichnung psycho- logischer Beziehungen®) verwendet wird, aber auch hier nur sehr sporadisch. Antiphon (f 411), welcher iv 139 mal gebraucht, hat nur 4 pluralische Beispiele: 1,22; 1,31; 5,4 und 5,89. Andoddes (f nach Antiphon), welcher ev 120 mal hat, bietet ein Beispiel: 1,39: oTTOf^g sv sxsivip sTrj, Lysias (f 379) hat überhaupt 337 svy darunter 2 Fälle: 4, 16 : xat ov Xrjasi, ovdkv sv lavtj] (seil, yvvaixi) und frg. 17: T(} adv yävog sv (Soi navsrai^). Isocrates (f 338) hat unter 785 sv nur 2 Beispiele, beide bedingt durch die Formel sXnCdag Mxsiv^)i 4, 121 : ovx SV sxsivcp rag sknidag Sxofisv %fg aoavrjQiag und 5,55: vvv iv aol Tag sknidag ^xova vfjg avTc5v (fcoTrjQiag, Isaeus (t ca. 350) mit 131 sv, 1) L. Lutz, allgemeine Beobachtungen über die Präpositionen bei den attischen Rednern, Würzburg 1883; Derselbe, die Präpositionen bei den attischen Rednern, Neustadt a. d. H. 1887. 2) L. Lutz, allgg. Beobb., S. 10. 3) Isoer. 7, 14 : oarivneQ ev oüjf/,atc ^Qoyriaig ist ein instruktiver Beleg für diese populäre Anschauung : die g)Q6yr}acg ist in dem aiof^a^ und zwar sind solche Aussagen als rein lokal gedachte ganz wörtlich zu verstehen. 4) Die Verantwortung für diese Stelle muss ich L. Lutz überlassen. In der von mir benutzten Ausgabe der Oratores Attici von Baitter und Sauppe (Turici 1839 — 43) habe ich sie nicht finden können. Dagegen ist sie mir wieder begegnet bei Plutarch II, 187 B: to fiey ifxoy an* ifxov yevog ä^x^tac, to de üoy iy üoi nccvetcci, vergl. unten S. 29. 5) Hierfür hat er auch zwei pluralische Beispiele: 6,63 und 15, 299. 28 Lycurgus (f 329) mit 92 iv und Hyperides^) (f 322) mit 117 iv bieten kein einziges Bei- spiel, während Demosthenes (f 322) mit seinen 1047 iv, wie billig ist, reichere Ausbeute gewährt: 18, 144: xal oaiq Seivotrjg '^v iv t© ^iXiTtnWy 18,193: iv rtS x^ew t:6 tovtov täXog ^r ovx iv ifioi^ 19,193: tiva iv iavTdurch das A. T. und die Sprache der Synagoge bedingten Ausdrücken« auch den »aus- gedehnten Gebrauch der Präposition iv in Wendungen wie iv xvqCco, er x^^rrw« u. s. w. rechnet. In der That lehrt eine auch nur flüchtige Betrachtung der LXX, dass hier, ganz anders als in der Profangräcität, der Gebrauch des sv mit persönlichem Singular ein sehr häufiger ist. Ich habe, da die Konkordanz von A. Tromm die Partikeln ignoriert und der die Präposition €v enthaltende Band der von E. Hatch geplanten nach einer Privatmitteilung der Clarendon Press erst nach »a considerable time« erscheinen wird , den Text der LXX ^) selbst auf diese Frage hin untersucht und folgende Statistik erhalten: Genesis hat 10 Fälle 1 Nahum hat ~ Fälle Exodus » 9 » Habakuk » 4 » Leviticus » 2 :» Zephania » 1 > Numeri » 5 » Haggai » » Deuteronom . » 30 » Zacharia » 18 » Josua » 2 » Maleachi » » Judicuni » 17 » Psalmi » 34 » 1 Sam. » 21 » Proverbia » 1 » 2 Sam. » 15 » Job » 5 » 1 Reg. :» 14 }» Cant. Cant. » 6 » 2 Reg. » 13 » Ruth » 2 » Jesaia » 7 » Threni » 3 » Jeremia » 9 » Ecclesiastes » 3 » Ezechiel » 33 > Esther » » Hosea » 8 » Daniel » 20 » Joel » » Ezra » » Arnos » » Nehemia }» 4 » Obadfa » » 1 Chronic. » 10 » Jona » » 2 Chronic. » 12 » Micha T> 3 » 1) 2 Kor., S. 597. 2) Benutzt habe ich die Ausgabe von Leandervan Ebb, Lipsiae 1887. 3* 36 Insgesamt findet sich dieser Sprachgebrauch auf den Im Verhältnisse zum Umfange der Profangräcilät doch sehr wenigen Blättern der alexandrinischen Übersetzung 321 mal. Nun scheint die nächste Aufgabe der Untersuchung die einfache Arbeit zu sein, die 321 Stellen nach sachlichen Gesichts- punkten zu gruppieren und hieraus dann wohl »den Sprach- gebrauch der LXX« zu entnehmen. Aber in Wirklichkeit sieht sich die wissenschaftliche Vor- sicht vor jene grossen Schwierigkeiten gestellt, die ich bereits oben kurz charakterisiert habe. Von unsern 321 Stellen sind viele unsicher überliefert. Ich habe daher in jedem einzelnen Falle die abweichenden Lesarten angemerkt, wobei ich freilich auf die Entscheidung der Frage nach dem ältesten Texte still- schweigend verzichtet habe. Tritt man nun an die Prüfung der Stellen auf ihren sprach- lichen Charakter heran, so muss man sich vor allem die Frage stellen: entspricht das ev einem ^ der Vorlage oder nicht? Im ersteren Falle wird wieder zu fragen sein: ist das iv eine mechanische, ungriechische Wiedergabe des Si oder nicht? Für dieses Urteil sind oben die allgemeinen Erkenntnismittel bereits angedeutet. In der folgenden Übersicht sind die Bücher der LXX einzeln behandelt, doch ist innerhalb derselben womöglich schon eine gewisse Gruppierung der Stellen vorgenommen. Die Codices sind nach der grossen Oxforder LXX-Ausgabe ') citiert, »om< bedeutet omittit oder omittunt. a) *Ev entspricht dem :n der Vorlage. a) Die Übersetsnng ist mechanisch nnd nngriechisch. Gen. 21, 12: Sri iv 'laadx xXrjxhjaszai aoi ansQfia, Exod. 14, 4 vergl. 14, 17 u. 18: xat evSo^aaOrjaofiai iv ^aga^, 21,8: rj^ätrjCev iv ^) avz^. Dass das iv nach dS^eretv (vergl. noch Judic. 9,23; 2 Reg. 18,7; 24, 1; 24,20; 1, 1; 3,5; 1) V. T. graecum cum varr. lectt. edd. R. Holmes et [voll. II~V] J. Parsons, 5 voll., Oxonii 1798—1827. 2) Om iy: 15,52. 37 3,7; lChron.5,25; 2Chron. 10,19; Thren. 1,2) bei den LXX nur durch die Vorlage bedingt ist, zeigen namentlich die griech- ischen Originalapokryphen, in denen diese Konstruktion trotz liäufigen Gebrauches des dd^szsoo nie wieder vorkommt. Exod, 32, 29 : inXr}Q(iaa%6 rag x^f^Q^Q Sxaaroq iv Tip vtiS rj iv TM ddtXq>(p ccvTov, Lev. 1 3, 9 : xal ätpr] Xängag ictv y€%'y}Tat iv ') dvO-Q^oTKo, Num. 5,20: xal idwxs Tig Tiqv xoittjv ccvtov iv (foi^)^ 19, 13: iTi ri dxad'aQaia avzov iv^) avTip icTiv, Deut, 6,22: xal idwxe xvQiog arjfifia iv ^agam, 29, 20: ixxavx)'ri(TrjT€ iv^) ifiol vfAsTg, 18,5 vergl. 20,18, 23 '^) und 28«): insQwxriaov drj iv %m ^f«. Auch das iv nach inegcoTdv (so noch 1 Sam. 10, 22; 2 Sam. 2,1; 1 Ghron. 14,14; Ezech. 14, 7 und an vier anderen Stellen,, wo als Objekt eine Sache steht) ist nur durch die Vorlage veranlasst, worauf die Thatsache hinweist, dass an anderen Stellen (Judic. 1,1; 1 Sam. 22,10 u. 15; 23,2 u. 4; 28,6; 30,8; 2 Sam. 5,23; 1 Ghron. 14,10) dasselbe :a nach Sn\z; durch Sid c. gen. wiedergegeben wird. Die Übersetzer hätten sich diese Gelegenheiten, zugleich wörtlich und sinngemäss zu übersetzen, wohl kaum entgehen lassen, wenn ihnen das iv 1) Vergl. oben S. 27 f. 2) Bibl.-theol. Wörterbuch der neutest. Gräcität, 6. Auflage, Gotha 1889, S. 370. 3) Richtig griechisch tiqos: 54, 59, 75, 82. 4) Gm eV; 121. 5) Richtiger griechisch bvmtiiov xv^lov: 237, 6) üuj €i/; zS7. 39 irgendwie durch den Sprachgebrauch dargeboten gewesen wäre. Auch G. B. Win er') muss, trotzdem er die Möglichkeit eines Anknüpfungspunktes für dieses ev in der »so beweglichen« griechischen Sprache offen lässt, zugeben, dass es »allerdings hart« klingt. ^ JWdic. 21,7: cSfioaafAsv Iv^) xvgito. Dieselbe Konstruktion Gen. 21,23; 22,16; Judic. 21,18; 1 Sam. 24,22; 2Sam. 19,7; 1 Reg. 1, 17 u. 30; 2, 8. Es ist wohl allgemein zugegeben, dass das €v nach ofivvvaiy welches noch in den hebraisierenden Büchern des N.T. sich findet (Mt.5,34flf.; 23, 16 ff.; Apoc. Jo. 10,6), reine Nachahmung des Hebräischen ist. 21,18: oTi (0fji6i)ä\i;i""'»3 SN^U);';"'>3n, die Söhne Israels haben geschworen (das war 21,1 erzählt). Der Übersetzer fasste das (•^)vn\z;i fälschlich als 1. pers. plur. imperf. und liess davon das SN^^z;'» "»in abhängen; zu dem sv veranlasste ihn das n in "»^n! Die Vermutung, dass er wirklich so mechanisch arbeiten konnte, gewinnt an Wahr- scheinlichkeit, weil Neh. 5, 2 ^) ein ganz ähnlicher Fall vorliegt. Im Zusammenhange ist die Übersetzung sinnlos. 1 Sam. 1,26: iv ifioC^ vergl. zu Judic. 6, 13®), 10,22: xal sTTrjQcirrjire 2afiovrjX €ti iv xvqico, vgl. zu Judic. 18,5^), 16,9: xai iv Tomtp^) ovx i^eXä^aro xv^iog^ 18,22: 16 od d^äXst iv aol 6 ßaadevg, 24, 22 : ofioaov fwi iv ®) xvqiw, vergl. oben zu Judic. 21,7, 1) Gr., S. 38. 2) Om cV; 108. 3) Statt des ganz sinnlosen iy vloZg haben das richtige ol vioL resp. ndpzeg ol viol: X, XI, 15, 16, 18, 29, 30, 44, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 64, 71, 75, 76, 77, 82, 106, 108, 121, 128, 131, 134, 144, 209, 236, 237. 4) Daher ist diese pluralische Stelle hier Luitaufgenommen. 5) Vergl. unten S. 48, auch S. 54, X. 6) Oben S. 37. 7) Oben S. 38 f. 8) Richtig 0V&6 tovtoy iSeXsiato: 64, 144; ovöe xovxo: 93. 9) Kata toZ xvqIov: 82, 93, 108, 123. 40 1 Sam. 28, 7 : xal f jyriycrw sv avTjjy 28, 15 : xal ot dXXotpvXoi noXefiovaiv iv ifjtoi. 2 Sam. 2,1: inr}Q<6t^](Ss Javld Sv ^) xvgi(pj vergl. zu Judic. 18,52), 15,26: ovx ^&äXr]xa iv^) tfof, vergl. 1 Sam. 18,22, 17,12: xal ovx vnoXeixpoiisö^a iv avTw, 18,28: Tovg snagafjtävovg rr^v x^^^Q^ avrcov iv^) rß xvgiip fiov T^ ßaaiXsT^ 19,7: ort iv^) xvgico äfiotfa^ vergl. zu Judic. 21,7®), 19, 27 : xal (Asd^todsvasv iv ^) rw dovX(^ aov, 19, 43 : däxa x^^Qi^ (^^^ ^'^ ^^ ßaaiXsT xai ye iv tw Javld sifu vnhg (Ts, 20, 1 : ovx i(fTiv rjiuv fisglg iv Javld ovdh xXrjgovofJifa rjfiTv iv TM vt^ *l€(Taa(y 22,20: oTi rjvd6xrj(T€v iv ifioi^). Diese Struktur wird von G. B. Winer*) mit Recht auf eine Stufe mit inegtoTäv iv xvgfiü ^^) gestellt. Wie ofivvvai iv, so findet sich auch svdoxsXv iv noch in den hebraisierenden Teilen der urchristlichen Literatur. 22, 30: OTi iv tfol dgafiodfiai fiovo^oovog xal iv t^ ^«^ fiov linegßrjaoiiai reixog, vergl. zu i/; 17, 30 *^), 23,2: 7tv€Vfia xvglov iXaXrjCev iv^^) ifioi, vergl. zu Hos. 1, 2 '»), 23, 3 : sinov iv dv&goiTTio '*). Diese Stelle ist sehr un- 1) Jict xvQtov: 93, 108. 2) Oben S. 38 f. 3) Richtig ov red^B^xd ce: 82, 93, 108. 4) Richtig ml Tay xvqiov fxov: 19, 82, 93, 108 (Luc); im rw xvqIm fjtov: XI, 29, 44, 56, 64, 71, 74, 98, 106, 119, 120, 121, 12i5, 134, 236, 244, 245, 246. 5) Kata Tov xvglov: 19, 82, 93, 108 (Luc). 6) Oben S. 39. 7) Richtig xal xatYiyoQTixe tov 6ov^ov 7]Trjgy svdoö^sv vnrj- XovvTog Tcc Xextea tov x^sov , vergl. auch quis rer. div. haer. § 53 p. 518 B. G. und § 52 p. 517 CD., de monarch. I, § 9 p. 820 B. G. Auch Ebr. 1,1 und 2 Gor. 13, 3 findet sich die- selbe Vorstellung. Zur ganzen Frage vergleiche die trefflichen Ausfuhrungen von F. Bleek*). Eine klassische Analogie bietet G. Heinrici^) aus Sext. Empir.: o ^EfxnedoxXfjg x^sov iavTov TiQogrjYOQevasv y ind fiovog xa&agdr and xaxiag tov vovv xai dventd-oXfOTuv %^ iv avT(S v^«cö tov sxTog x^edr xazeiXtj^ev, Hos. 1,7: xal (fcicco avzovg iv xvQicp -^em avToSv xal ov (Tüiato avTodg iv toJ^, 12,6: xal tft) iv x^em aov iTiKTTgiipeig, Dass das iv auch hier nicht durch den etwaigen alexandrinischen Sprach- gebrauch des Übersetzers bedingt, sondern mechanisch gesetzt worden ist , wird bestätigt durch Stellen wie Hos. 2, 7 ; 6, 1 ; 14,1 u. 2; Joel 2, 13, wo dasselbe Verb mit rrgog resp. ini verbunden ist und zwar nur deshalb, weil dort die Vorlage nicht 3i, sondern Sn resp. nv lautet. 1) De Pentateuchi versione AlezandriDa libri tres, Erlangae 1841, p. 40 8. 2) Gesch., S. 539. 3) Diese Vermutung wird gestützt durch i/» 84, 9, wo die LXX (excl. codd. 55 u. 210) dem dxovaofiac tl XaXriaei xvqiog 6 ^€0$ eiu eV ifioi beifügen, obwohl in der Vorlage ein •^Il nicht steht. ^, iJ u. haben dieses iu sfioL nicht. 4) Der Brief an die Hebräer erläutert, 2. Abtheil, Berlin 1836, S. 14 ff. 5) 2 Kor., S. 540. 4i Hb 5. 12, 12: xal iiovXevaev 'ICQarjl iv yi;va*xft'^), 12,13: xal iv /r^oyi^riy ävr^yaye xvQioqxdv ^lagmjl ex yrjg Aiyvmov xal iv TTQOiprjtr} distfvXdxxh}. Symmachus'^) richtige Korrektur xal 6id nQog>rJTov bestätigt den mechanischen Charakter des iv, Hab, 2, 1: zi laX^asi Iv ifioC^ vergl. zu Hos. 1,2*), 2,4: ovx evdoxsi rj tpvxt] fJtov iv^) avz^, vergl. zu 2 Sani. 22, 20 «), 3,18: iy^o Sä iv'') rw xvQi'fo ayalXiäONn. (Gen. 15,6; Exod. 14, 31 ; 19, 9 ; Num. 14, 1 1 ; Deut. 2^' 66 ; 2 Reg. 17, 14; xp 77, 32 105,12; 118,66; Jon. 3,5) oder \ (Gen. 45,26; Exod. 4, 1,8,9 Deut. 9,23; 1 Reg. 10,7; 2 Ghron. 9,6; 32,15; xp 105,24 Prov. 14,15; Jes. 53, 1; Jer. 47, 14 resp. 4U, 14) lautet. Jes. 28,16 findet sich inl c. dat., und der Übersetzer des Hiob 1) F. Pield II, 158. 2) Richtiger mi: 101, 102, 156, 173, 226. 3) Richtig int: 18, 21, 27, 65, 66, 67, 69, 80, 81, 99, 100, 101, 102, 106, 114, 115, 140, 144—146, 150—152, 154, 162—175, 178, 179,182, 188, 185—187, 189—191, 198—197, 199, 200—206, 210-214, 216, 217, 219, 222, 223, 226, 227, 263, 266-269, 271, 278-83, 290—98. 4) P. Field II, 182. 5) Oben S. 87 f. 6) Oben S. 89. 7) F. Field II, 209. 8) Oben S. 87 f. 9) Om fiV; 268 u. 288; statt sV haben btiI c. dat.: 269, tni c. acc.: 273. 4« hat das Si der Vorlage dreimal (4,18; 15,15; 24,22) durch xatä^) wiedergegeben. Nur an drei ^) Stellen solcher Bücher, welche auch sonst mechanisch übersetzt sind, sind die Über- setzer in ihre charakteristische Pedanterie verfallen und haben das ä der Vorlage durch iv^) wiedergegeben (Jer. 12, 6; tp 77, !22; Dan. 6, 23). Aber diese für ein griechisches Ohr geradezu un- erträgliche *) Fügung hatte, weil rein zufällig entstanden, weder das Recht noch die Kraft, ein Bestandteil der Volkssprache der griechischen Juden zu werden : schon die Apokryphen *^) haben trotz häufigen Gebrauches von maTeveiv kein einziges Beispiel mehr für die Verbindung mit er. Um jeden Zweifel an diesem Thatbestande abzuschneiden, bieten sich hier Stellen dar, in denen auf maTsveiv ein iv folgt, aber nicht, um das Objekt des Glaubens anzugeben , sondern um die Situation zu kennzeichnen, innerhalb deren der Glaube sich vollzieht®): Sir. 35,21 u. 23, vergl. V. 24. Auf gleicher Linie mit ihnen steht Marc. 1, 15, wo nKTTsveiv iv t^ svayyeXifp nicht »glauben an das Evangelium« heisst, sondern »glauben innerhalb (der Sphäre) des Evangeliums« (vergl. 1 Thess. 1,7: zotg niatsvovaiv iv Tfj MaxsdoviijCy Rom. 10,9: 7ti(TT€var]g iv rij xagdi^ aov^ 1 Tim. 3, 16: iniat€Vx)^rj i^ x6äDg8tlich, fast sklavisch wörtlich« übersetzt. 4) F. Field II, 412. 5) n otff€J «/r* dv&QooTKpy iv ^ fniavsT avxov. Judic. 1 1 , 39 : xal inoCr^asv iv ®) avTr} tiJi' sixT^v. 1) Om €v: 91. 2) ^n avt^: III, 33. 3) Om eV; 214. 4) Om er: 26. 5) Hvp ifjLoL: III. 6) Om et^: X, XI, 29, 55, 56, 58, 63, 237. Ganz anders übersetzen: 15, 18, 30, 54, 64, 75, 108, 128. 53 Ruth* 1,20: oTi inixQavdT] iv ifiol^) 6 Ixavog, 2 Chron. 15,3: xal rniägai TtoXXal t« ^lagarlX iv ov ^f«^) 15,14: xal äfioaav iv^) xvgito, Eccles, % 22: oti yCvsTcci iv^) tw dv'd'QciTKo, 2) rein loJcaly bei einem KoUektivsingular : Mich. 5, 12: xal änotp&syyoiisvoi ovx ^aovtai iv^) (foL 3) zum Ausdrucke psychologischer Beziehungen: Prov. 30,2: xal (pQo'itiaig dvx^Qcirtcov ovx itfziv iv i/AOi. Psalm. 50,12: xagdiav xa&agdv xiCaov iv^) ifiol 6 ^sog. Jer. 26, 1 1 = hebr. 46, 1 1 : (offsXeia ovx ^ativ iv '^) aoC. Dan. 9,8: iv^) aol xvgiä iariv riii(ov i) Sixaioavvrj. rj) iv = Sn, Bedeutung wie bei f, 2 und 3. Jes. 45, 14: xal iv aol nQoasv^ovxai (2). 1 Sam. 30, 12: rd Jtvevfia avrov iv^) ai;V« (3). ^) iv = HN, Bedeutung wie bei C? 2 und 3. Deut. 10, 21: otfrig inoir]a€v iv^^) aol %d fueydXa (2). E0. 22, 14 : iyoi ttokS iv aol (2). 23, 29: xal noirjaovaiv iv aol iv fiiaei (3). Jer. 23,28: o TtgoqfiJTrjg iv « tö ivvnviov iativ xal iv (p 6 Xoyog fJiov nqdg avtov (3), t) iv = Ss) , Bedeutung wie bei C? li 2 und 3. Psalm. 55, 13: iv ifiol 6 S^sdg at «v^«* ") (1). 1) "EnixQaye fioi: XI, 16, 44, 56, 58, 131, 144, 237. 2) Den raechanischen Charakter dieser Stelle lässt noch deutlicher (vergl. auch das ov ^ccjJ!) hervortreten iJ (F. Field 1,741): ceyev &€ov äXri&elas. 3) Om iy: 19, 44, 74, 93, 106, 108, 119, 120, 121, 134, 158, 236. 4) Om iy: 23, 106, 147, 154, 159, 161. 248, 252, 296, 298. 5) Om iy: 62, 87, 91, 97, 130, 147, 228, 310. 6) Om iy: 185. 7) Om iy: XII, 22, 23, 26, 36, 41, 48, 49, 51, 86, 88, 90, 91, 106, 144, 233, 239. 8) Om iy: 89, 91, 106. 9) *E7t* avtoy: 158; irt* avtio: 247. 10) Om iy: 16, 18, 19, 28, 29, 30, 37, 44, 46, 52, 53, 55, 56, 59, 73, 74, 75, 76, 77, 82, 85, 106, 130, 131, 134. 11) Die völlig verschiedene Übersetzung des -£ (F. Field II, 183) dyadexofiac, &€e, a rividfjtriy bestätigt den ungriechischen Charakter der LXX-Übers. 54 Jes, 57,4: iv tivi ivergvipii^aaTs (1). Dan, 5,9: xai rj lioQipiQ avTov i^XXoici&rj iv avr£ (1), 10, 16: €(TTga(prj rd ivrog iiov iv ifioi (3). DeuL 19, 10: xai ovx Matai iv aol aVfuxTi ivoxog (2). x) iv = Di), Bedeutung wie bei f, 3. Gen, 40, 14 : xal noir^aeig iv ') ifxoi ^Xeog, 2 Chron. 19, 3: loyoi dyax^ol rjVQäxhjaav iv aoL X) iv = ]*»^, rein raechaniscli und wohl nur deshalb gesetzt, weil ]*»3 mit n beginnt, vergl. die analogen Fälle Judic. 21, 18«) und Neh. 5, 23). Exod, 31, 17: iv i/iiol^) xal iv toTg i4oTg ^Itfgarjl (frjiuisTov itfriv iv ifAol aidvtov. Jes, 5, 3 : xQivaTC iv ^) ifnol xal dvaixäcov tov dfiTtsXm'og fxov. fj) iv=: "»SO (poet. Form für ]>o): auch dieses iv ist ganz mechanisch entstanden und völlig sinnlos. Judic. 5, 14: iv ifxol^) Maxlg xatäß-qaav i^egsvvoSvTeg. An allen anderen Stellen ist *»s>o richtig durch ^x (Jes. 46, 3; t// 77,42; 67,32; 44,9; Job/3'3,30; 31,7; 12,22; 9,3; 18,17) oder dTto (xp 77,2; 43,19; 87,10; Job. 33,18; 20,4; 15,22; 30,30; 16, 16) oder nagd {ip 43, 11) oder vuo (ip 73, 22) wiedergegeben. 1) Met' ifÄov: 19, 72, 108; in ifie: 20, 75, 106, 107, 129. 2) Oben S. 39. 3) Oben S. 48. 4) Den mechanischen Charakter dieses iy lassen noch deutlicher her- vortreten folgende Umstände: 1) Om er: 14, 16, 25, 32, 52, 54, 57, 58, 73, 78, 130, 131. 2) H und sogar k (F. Field I, 140) haben fiexa^v i^oi xai (Ä: /letaiv) töHy viiov 'laQaijX. Auch & hat richtiger: nvafXBaov ifiov xai dyafiiaoy zcHv viiav 'la^aijX, 5) Selbstverständlich hat dieses ey ni<;hts mit dem aus der Profan- gräcität bekannten »forensischen« iy zu thun. 6) Zwar auch missverstanden, aber doch in geringerem Grade, haben diese Vorlage diejenigen Codd., welche i^ ifiov (15, 16, 18, 19, 29, 30, 52, 53, 56, 57, 58, 63, 64, 71, 76, 77, 82, 85, 108, 121, 128, 131, 144, 209, 236, 237) oder i^eyeiqov (44, 54, 59, 75, 84, 106, 134) schreiben. 55 c) 'Ev ist ohne Nötigung durch die Vorlage von den Übersetzern beigefügt. a) Bedeutung wie bei b, £, 2. Exod. 9, 16 : Iva ivdsi^cofiai iv iX(p xal iv ix^Q^ i"*" itrjf/ov^ 44, 22 : xal iv t^ ^laadx ^aTrfiev ovrcog Jia' ^Aßqad^i %dv TtaräQa avzov. 1 Macc, 7, 38 : noCrjcrov ixiixrjtfiv iv tw dv^QoijKp Tov-rw, 10,47: xal svdoxr^aav iv^) "AksSävigM, vergl. zu 2 Sam. 22,20»). Psalm. SaL 5, 15 : ij xQriatoTTjq dvS-QfOTtov iv (piX(p, Mit H. E. Ryle and M. Rh. James ^) finde ich die Erklärung dieser »harten« Fügung (»the construction is harsh«) in der buch- stäblichen Übersetzung eines ^an.Nli. Auch die Übersetzung von J. Wellhausen*) »gütig gegen einen Freund« verrät dieselbe Auffassung. In der Stelle Psalm. Sal. 14, 2: otrioi xvqCov ^rjaovtai iv avT(o eig tov atdova beziehe ich nach J. Wellhausen*) mit H. E. Ryle und M. Rh. James*) das iv avra auf vofiog des vorhergehenden Verses. b) Die Übersetzung ist nicht geradezu ungriechisch. In den 3 Stellen kann man Fälle des »psychologischen« Gebrauches finden. Sir. 33, 21 : fio^ in ^yg xal Tivoiij iv aoi. Judith. 12,18: or* ifJieyaXvvxhj to ^fjv fnov iv ifiol arßieqov, Psalm. Sal. 17,1: ort iv aol 6 d^sog xavx'qasvai rj ipvxtj- Sr nach xavxccCx^ai ist zwar in der Profangräcität nicht nachzuweisen und findet sich bei den LXX nur vor Sachdativen Jer. 9, 23 f. und 1 Ghron. 16, 35 als Übersetzung eines n. Indessen kann es, auch vor persönlichem singularischem Dativ, als dem griechischen Sprachgeiste zuwiderlaufend wohl kaum bezeichnet werden; »der Gegenstand [resp. die Person] ist als 1) Om iy: 55. 2) Oben S. 40. 3) ^aXfioi J^oXofitoyzog , Psalms of the Pharisees, commonly called tbe Psalms of Solomon, Cambridge 1891, p. 58. 4) Die Pharisäer und Sadducäer, S. 148. 5) A. a. 0., S. 158. 6) A. a. 0., p. 111. 58 das gedacht , worin das xavxäa&m ursächlich beruht« '). H. E. R y 1 e und M. Rh. J a m e s ^) verweisen auf den paulinischen Gebrauch des iv bei Ttavxäad-ai^ worauf ich im Zusammen- hange dieser Untersuchung vorerst *) zu verzichten habe. Immer- hin ist unsere Stelle, auch abgesehen von Paulus, nicht isoliert ; auch Jac. 1, ü ist das Verbum mit iv konstruiert, allerdings vor einem Sachdativ. c) Resultate. 1) Die aus nicht mehr vorliegenden hebräischen Originalen übersetzten Bestandteile der semitisch - griechischen Literatur zeigen genau dieselben Eigentümlichkeiten im Gebrauche des ivy wie die LXX. 2) Diese Eigentümlichkeiten sind nicht als Nachwirkung des »LXX-Griechisch« zu begreifen, sondern als Folge des gleichen hermeneutischen Princips. 3) Die 3 mit dem Profangebrauche übereinstimmenden Stellen sind pronominal. 3. Der Sprachgebrauch der griechischen Originale. a) Die Stellen. Sap, 5, 16: iixaioi dh slg rov almva ^«c* xäl iv^) xvgi(p 6 fiia^dg avTwvy ein Fall des »psychologischen« Gebrauches. W. Grimm*) macht richtig geltend, dass dieses €v nicht »bei« oder »durch« heisse, sondern »in«, d. h. »in der Gemeinschaft mit«. 2 Maccdb, 7, 38: iv i^ol dh xal toTg äisXfpoTg fiov (frrjvai, tf]v tov TtavzoxQccTOQog oQYTJv; vergl. die Profanstellen, in denen 1) G. Heinrici, Meyer VI (2 Kor.)', Göttingen 1890, S. 162. 2) A. a. 0., p. 128. 3) Vergl. darüber unten S. 64 f. 4) Die Übersetzungen gebrauchen in analogen Fällen eine andere Präposition: Jes. 40, 10 tcfov o ^lad-og avtov fiet* avtov, Ruth. 2,12 o fiLcd-og aov nXrj^rig naqa xvqLov rov ^eov 'la^aijX, Gen. 30, 33 ori iyande darzubieten. Es sei gestattet, auf eine Analogie hin- zuweisen. Als Stilist stand Paulus in einem ähnlichen Ver- hältnisse zu den LXX, wie wir zu der Lutherbibel. Achten wir auf die Beziehungen unserer religiösen Sprache zur Lutherbibel, so werden wir finden, dass das Lexikon beider im allgemeinen übereinstimmt, dass wir dagegen, wenn wir unbefangen reden und nicht absichtlich nachahmen oder gar eitleren, in syntakti- scher Hinsicht uns nach dem modernen Gebrauche richten. Wer hier die »Sprache Kanaans« redet, fallt zum mindesten auf und wird meistens von rechlswegen ausgelacht. Und dabei ist die Lutherbibel doch das Denkmal eines Genius der Sprach- kunst und durch und durch deutsch, während die alexandrini- sehe Übersetzung des A. T., durch und durch ungriechisch 2), nur von den Nöten und Künsten eines arnien, unfreien Zeit- alters zu erzählen weiss. 2. Paulus ist nicht der einzige hellenistische Autor, dessen Syntax von den Einflüssen der LXX relativ frei geblieben ist: oben bereits ist nachgewiesen worden, dass die originalgriechi- schen Apokryphen, zum wenigsten in unserer Einzelfrage, eine Nachwirkung der hebraisierenden Diktion der Alexandriner 1) Der »abnormen Ursachen«, aus denen Tycho Mommsen (a. a. 0. I, S. 37) eine andere Eigenart der semitischen Gräcität erklärt. 2) E. Reuss, die Gesch. der h. Schrr. A. T., S. 535 und R.-E. " V, S. 745; Th. Nöldeke, a. a. 0., S. 248; F. Buhl, Kanon und Text des Alten Testaments, Leipzig 1S91, S. 122. 5* 68 nicht zeigen ^), und die Vermutung drängte sich auf, dass jenes eigentümliche «V der LXX und der anderen Übersetzungen nicht zum Bestände eines bereits vorher gesprochenen Juden- griechisch gehört hat. Die These: »Die Sprache des Paulus ist nur in lexikalischer, nicht aber in syntaktischer Hinsicht von den LXX beeinflusst«, wird in unserer Frage aber noch durch einen Umstand besonders erhärtet, ich meine die Stellung des Paulus zu den Citaten aus den LXX. In der Stelle Gen. 12, 3 2) haben die LXX das :a der Vorlage mechanisch durch ev wieder- gegeben, und Paulus citiert Gal, 5, 8 wörtlich: fvfvXoyrj^rjffotTm iv aoi ndvTa rd Md-viq, Auch bei sonstiger Unabhängigkeit von den LXX hätte es nahe gelegen, im unmittelbar folgenden Verse, der noch unter der Einwirkung des Citates steht, dessen Fugung nachzuahmen, zumal dieselbe ja allenfalls zu den nicht geradezu ungriechischen gehört. Aber nicht einmal hier hebraisiert der Apostel: äars ot sx nCctswg evXoyovvrai at)v TW mav^ 'Aßgadfi.. Dieselbe Beobachtung lässt uns das Cital Rom, 9,17 machen. Hier haben die LXX in Exod. 9, 16^) ohne Nötigung durch die Vorlage ein sv aoi eingefügt; auch diese, nicht geradezu ungriechische (1 Tim. 1, 16) Konstruktion hat Paulus nicht nachgeahmt, sondern er verbindet ivdsixvvad'ai mit eiq (2 Cor. 8, 24 [cf.Ebr. 6,10]). Auch von dem Gebrauche des dritten und letzten in Betracht kommenden Citates Rom, 9,7: iv laccdx xlr]&r^(f€Tai aoi aTtägfJba (= Gen. 21, 12*)) hebt sich der paulinische Gebrauch des «V nach xaXetv in den Stellen 1 Thess. 4, 7; Gal. 1, 6; 1 Cor. 7, 15, 18, 20, 22^), 24, vergl. 1) Vergl. besonders den oben S. 45 ff. besprochenen Gebrauch des iv nach niateveiv, welcher deutlich zeigt, dass selbst bei einem so geläufigen Begriffe der religiösen Sprache das hebraisierende , der Vorlage nach- gebildete Griechisch der LXX nicht imstande war, sich in der Folgezeit zur Geltung zu bringen. 2) Vergl. oben S. 50. 3) Vergl. oben S. 55. 4) Vergl. oben S. 36. 5) Diese eine Stelle würde zum Nachweise genügen, dass das pauli- nische und das LXX-Griechisch in unserer Frage geradezu auseinander- klaffen: o yag ev xvqifß oe X rj ^ e l g (fovXog und iv ^laaax xXriS^ijaetai (TOI mi£Qfiall 69 Col. 3,15; Eph. (1, U- u.) 4,4 als ein völlig verschiedener deutlich ab. Paulus hat eben gegenüber der »Willkür und Unsicherheit im Gebrauche der Präpositionen« , einem der »charakteristisch- sten Merkmale des semitischen Vulgarismus« ^), ein feines Gefühl für die individuelle Prägnanz der einzelnen Präpositionen. Ist es doch geradezu eine Eigentümlichkeit paulinischer Redeweise, besonders wichtigen Gedanken durch Häufung, Nebeneinander- oder Gegenüberstellung von Präpositionen eine schärfere Prägung oder gar eine der wirkungsvollen Bestimmtheit eines Wortspieles nahekommende logische Zugespitztheit zu verleihen ^). Vergl. Gal. 1. 1 ccno und Sid; 1 Cor. 4, 10 Sia und sv; 8, 6 «x, slg und Sid; 12, 8 f. rfia, xara und ev; 2 Cor. 1, 20 iv und Sia; 3,1 TiQog und ix; 3,18 aTto und dg; 10,3 sv und xara; 13,8 xaTÜ und imäQ; Rom. 1,17 ix und slg; 2, li iv und Siü; 3,22 Sia^ eig und im; 4, 18 nagd und ctti; 8, 31 vrtsg und xarä; 11, 36 ix, Sia und elg; Col. 1, 16 iv, Sid und elg; Eph. 4, 6 ini, Sid und ^V. Abschliessend sei bemerkt, dass unser Einzelresultat durch- aus innerhalb der Allgemeinbeobachtungen liegt, welche G. B. Winer»), B. F. Westcott & F. J. A. Hort*), G. Heinrici^), H. von Soden") u. a. ^) gemacht haben. 1) Tycho Mommsen, a. a. 0. 11 u. III, S. 257. 2) G. B. Winer, Gr., S. 390; B. A. Lasonder, a. a. 0. II, p.4l s. 3) Gr., S. 38: »Das N. T. ist graoiniatisch ganz griechisch geschrieben«. 4) The New Testament in the original Greek II, Cambridge and London I8öl, Appendix, p. 126: ». . whose [St Paul] style, except of course in quotations, is singularly free from crude Hebraisms«. 5) 2 Kor., S. 594: »Der Sprachcharakter der [Korinthier-] Briefe ist nicht hebraisierend, sondern bewegt sich durchaus im Rahmen des hellen- istischen Griechisch«. Er weist diesen Satz nach speciell durch Hinweis auf den Gebrauch der Partikeln S. 603 f. 6) Hand-Commentar zum N. T. IIl, 1, Freiburg i. B. 1891, S. 53: ». . . dem von ungriechi sehen Hebraismen reinen Stil des Paulus . . . «. 7) Auch F. Röster hat in seiner sonst sehr vorschnellen Unter- suchung, »ob St. Paulus seine Sprache an der des Demosthenes gebildet habe« (Th. St. u. Kr. 1864, S. 305-322), die richtige These vertreten, dass die materielle Basis der paulinischen Sprache eine jüdische, die formelle aber eine hellenistische ist. 70 VIL Paulus der Bildner der Formel iv XgiaTm ^Irjaov, 1. Das iv unserer Formel darf nicht auf eine Stufe mit dem schillernden, unklaren iv = 2i der Alexandriner gestellt werden, sondern wurzelt in dem Gebrauche der Profanliteratur und ist von hier aus zu verstehen. Nach Gewinnung dieser Einsicht könnte man sich nun sofort der Aufgabe zuwenden, die Bedeutung dieses iv aus den beigebrachten klassischen Analogieen festzustellen, aber der statistische Thatbestand warnt hiervor als vor einer Übereilung, Während in der gesamten Gräcität einschliesslich der urchristlichen Literatur iv mit per- sönlichem Singular ein sehr seltener Sprachgebrauch ist, finden wir es bei einem einzigen Autor in einer bestimmten Formel so überaus häufig, dass sich von selbst die Frage erhebt: Wie ist diese Vorliebe des Paulus für das iv und zwar gerade in dieser Formel zu erklären? Die Antwort steckt in der Frage: wir haben hier eben einen oder besser den Lieblings- begriff der religiösen Sprache des Apostels. Paulus hat ihn gebildet, um dadurch irgend etwas Eigentümliches, was nur ihn interessierte, auszudrücken. Er ist der Bildner der Formel, nicht in dem Sinne, als hätte er zum ersten Male iv mit dem persönlichen Singular verbunden, sondern so, dass er unter Benutzung eines bereits vorhandenen Sprach- gebrauches einen ganz neuen terminus technicus schuf. Das wichtigste Erkenntnismittel scheint mir hier also die oben ^) als der dritte mögliche Faktor des paulinischen Idioms bezeichnete sprachbildende Kraft eigentümlich christlicher Ge- danken zu sein ^). 1) S. 9. 2) Nach Abscbluss dieser Untersuchungen finde ich, dass H.Cr ein er (Bibl. - theolog. Wörterbuch *, S. 537) bereits in ähnlicher Weise sich über die Formel geäussert hat: ».. nicht einfach sprachlich, sondern aus der Sache heraus ist die Bedeutung dieser Ausdrucksweise zu verstehen, wie denn auch die sprachlichen Parallelen aus der Profangräcität sachlich nur annähernd genügen«. Vergl. auch schon E. ßeuss, die Geschichte der h. Schriften N. T., 6. Aufl., Braunschweig 1887, S. 71: »Nicht zu übersehen ist, dass Paulus es hauptsächlich war, der der hellenistischen 71 2. F. Schleiermacher*) ist nicht der erste, der auf diesen bei aller Selbstverständlichkeit doch sehr wichtigen Ge- sichtspunkt aufmerksam gemacht hat^), aber er hat das Ver- dienst, ihn nach seiner Tragweite für die Hermeneutik des N. T. mit principieller Entschiedenheit betont zu haben. Alles , was in der Literatur der letzten 50 Jahre hierüber sich findet"), ist schliesslich auf seine Anregung zurückzu- führen. Dass wir es hier wirklich mit einem wissenschaftlich diskutierbaren Faktor zu thun haben und nicht etwa mit einer tendenziösen Aufbauschung von Einzelheiten, auch nicht mit einer »dogmatischen Theorie«, wie neuerdings E. Schürer*) gegen H. Crem er eingewendet hat, wird schon durch die Thatsache wahrscheinlich gemacht, dass die sprachbildende Tendenz der christlichen Gedanken nicht isoliert dasteht, son- dern durch analoge Erscheinungen auf anderen Gebieten des menschlichen Geisteslebens einen geschichtlichen Zusammenhang Sprache ihr besonderes christliches Gepräge aufgedrückt und dadurch die spätere Kirchensprache gebildet hat. Die Schwierigkeiten, mit denen er dabei zu ringen hatte bei der Armut des religiösen Sprachmaterials, lassen sich am leichtesten aus der Prägnanz der Bedeutung vieler ein- zelner Ausdrucke abnehmen, z. B £y . . . .«. 1) Hermeneutik und Kritik, mit besonderer Beziehung auf das N. T., herausg. von F. Lücke, Berlin 1838, S. 64, 138 f. 2) J. Nast, Historisch -Critische- Nachrichten von den sechs ersten teutschen Bibelausgaben, Stuttg. 1767, S. 94: »Die Religion adelt manche Redensarten, wenn sie gleich wider die Grammati cal-Regeln an- stossenc; J. G. Hamann, Kleeblatt hellenistischer Briefe (Schrr., her- ausg. von J.Roth, 2. Theil. Berlin 1821), S. 206: »Jede Denkungsart, die ein wenig Mode wird , . . . tingiert den Ausdruck unserer Begriife. Der Weg der Christen . . musste demnach gleichfalls eine neue Zunge . . er- halten«; J. H. A. Tittmann, de usu particularum in N. T. , fasc. II, Lipsiae 1831, p. 3: »Scio enim, multas in N. T. formulas reperiri, quae apud nullum scriptorem classicum reperiantur neque ex iis regulis, quibus hominum doctorum et exercitatorum sermo continetur, explicari possint«. Vergl. auch F. W. J. Thiersch , a. a. 0., p. 116 s. 3) Vergl. z.B. A. Buttmann, a.a.O., S. VI; G. von Zezsch witz, Profangräcität und biblischer Sprachgeist, Leipzig 1859, S. 1 und 5; B. Rothe, zur Dogmatik, Gotha 1863, S. 238; H. Cremer, a. a. 0., S. III f.; E. Hatch, a. a. 0., p. 3. 4) Theologische Literaturzeitung VIII, Leipzig 1883, Sp. 580. 72 gewinnt. Neuer Most sprengt die alten Schläuche; der Geist, welcher sich bewusst ist, etwas Originales geschaffen zu haben, ringt nach einer adäquaten Weise der Darstellung, und wo die alten Formen unzulänglich erscheinen , da schafft er neue. Wenn die Neuheit einer sprachlichen Form am leichtesten da erkannt wird, wo der Organismus der Sprache am empfind- lichsten ist, an den Partikeln, so ist das aus dem Wesen dieser »nervi« ^) leicht versländlich. Für unsere Specialfrage ist da- her die Analogie der platonischen und noch mehr der plotini- schen Prothesie von hohem Interesse, und ich darf daher noch- mals^) auf die Ausführungen von E. Seidel zu der letzteren hinweisen. Auch an die durch das ästhetische Interesse des Dichters bedingte Eigenart des pindarischen Präpositionen- gebrauches kann erinnert werden®). So hat auch das Neue im Gedankenkreise des Paulus, nach einer Form strebend, sich einer winzigen, unscheinbaren par- ticula orationis bedient. Paulus liebt übrigens auch sonst die formelhafte Ausdrucksweise und bedient sich zu ihrer Prägung gerne der Präpositionen*). 3. Für die Originalität der paulinischen Formel möchte ich noch zwei Thatsachen geltend machen. Einmal den synopti- schen Sprachgebrauch. Auch hier wird, um ein Verhältnis des Menschen zu Jesus auszudrücken , sogar in Herrenworten, eine Präposition angewendet. Aber sie ist (Asra, nicht ev. Wenn von den Stellen Matth. 12,30; 17,3; 25,31; 26, 23, 38, 40, 51, 69, 71; Marc. 3, 14; 5, 37, 40; 14, 18, 20, 67; Luc. 12, 21, 28, 33, 59 wegen ihres nicht lehrhaften Charakters ab- 1) Horatius Tursellinns, a. a. 0. 2) Vergl. oben S. 26. 3) Oben S. 18. H. Ziemer (Berl. Philol. Wochenschrift V [1885] Berlin 1886, Sp. 230) macht in anderem Zusammenhange eine ähnliche Beobachtung: »Bezüglich der Präpositionen will ich gern zugeben, da»8 einzelne derselben . . . nicht notwendig durch das Sprachgefühl erzeugt sind, dass sie spontane Neubildungen involvieren können«. Tycho Mommsen (a. a. 0. I, S. 38) erklärt das Übergewicht gewisser Prä- positionen bei einzelnen Autoren ebenfalls als durch »Kunstausdrücke« hervorgerufen. 4) Vergl. G. Heinrici, 2 Kor., S. 286. 73 gesehen werden kann, so bleiben doch die Worte Matth. 12, 30 = Luc. 11, 23: 6 fiTJ wv fier ifiov xccfc" SfAov iCTiv und Luc. 23, 43 : ar}ix€Qov fjbCT ißov sarj iv t«o nagadsiaw als ausreichende Vergleichungsobjekte übrig. Paulus gebraucht iistcc niemals zur Bezeichnung eines Verhältnisses zu Jesus Christus, die Synoptiker haben niemals das paulinische iv. Sodann aber spricht für die Originalität der Formel auch die Stellungnahme der griechisch redenden Exegeten der alten Kirche zu ihr. Mochten auch Jahrhunderte ver- flossen sein, seitdem der hellenische Sprachgenius der antiken Welt seine ganze Reinheit geoffenbart hatte, mochten auch seit seinem Auszuge zur Eroberung des Erdkreises Beutestücke aus allen unterjochten Ländern den Triumphzug des Siegers belasten , diese Männer hatten gewiss noch so viel griechisches Empfinden, wie die besten Kenner der Neuzeit, die sich doch immer nur hypothetisch in die Werkstatt des Griechen- tums versetzen können. Obwohl jene Exegeten sich nur selten auf Erklärung des syntaktischen Details einlassen, so hat doch — so viel ich aus der Oxforder Catene^) habe ersehen können — unsere Formel fast stets ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und man merkt, wie sie sich an dem iv gleichsam gestossen haben: sie ersetzen es fast immer durch ein did oder nagd oder xatd. Wozu bedurfte es einer Erklärung, wenn der Grieche die Verbindung iv Xqkst^ schon aus den Voraussetzungen seiner Sprache verstehen konnte? Wie man erklärte, ist Neben- sache; dass man erklärte, ist wesentlich; wir ahnen, dass auf den griechischen Leser das iv zunächst einen ebenso sonder- baren Eindruck machte, wie auf uns^) ein analog gebrauchtes »in«. • 1) Catenae Graecorum Patrum in Novum Testamentutu , ed. J. A. Gramer, 8 voll, Oxonii 1844. 2) A. Twesten, am8. März 1811 (G.Heinrici, D., August Twesten, nach Tagebüchern und Briefen , Berlin 1889, S. 148) : »Was heisst das : in Gott leben? Ein hebraisierender Ausdruck, den zu meinem Ärger auch Fichte immer im Munde führt. Von gleicher Art ist das Aufgehen in Gott. Das sind hohle Worte, die kein Mensch verstehtt und vor denen gerade deswegen jeder Ehrfurcht hat, als läge recht etwas Hohes darinc. C. F. A. Fritzsche, Pauli ad Romanos epistula, 3 voll., 74 Dass der durch keine farbige Brille gehinderte Blick philo- logischer Grammatiker das iv des Paulus als etwas Eigen- tümliches erkannt hat, soll der hier vorgetragenen Ansicht nicht als Stütze dienen, ist aber als nachträgliche Bestätigung dankbar zu acceptieren. Der Thesaurus graecae linguae^) kon- statiert: »apud Christianos coniungitur [iv'] cum nominibus &€6g, xvQwg^ XQiavog^^ und TychoMommsen^) sagt: »eigent- lich neu ist nur die seltsame epistolarische Mittelgattung [des neutestamentlichen Stils], in der der Dativ aufs entschiedenste, durch das Ubermass und den Abusus [?] von iv^ in den Vorder- grund tritt«. VIII. Fruge IT: Was bedeutet die Formel iv Xqict^ ^Irjaov? A. Die methodischen Mängel nnd Vorzüge der seitherigen Erklärungen. Die seitherigen Erklärungen finden sich zerstreut in den Kommentaren bei den einzelnen Stellen. Sie alle aufzufuhren, kann nicht Aufgabe dieser Untersuchung sein. Nur die haupt- sächlichsten Gruppen sollen hier kurz charakterisiert werden und zwar in dem vornehmlichen Interesse, die methodischen Fehler und Vorzüge ans Licht zu stellen. Nicht ungerügt darf übrigens bleiben, dass einige auch neuere Kommentare die Formel sogar an wichtigen Stellen völlig ignorieren. Der Begründer der christlichen Theologie hat ein Anrecht darauf, dass man ein jedes seiner Worte, zumal seine Aussagen über Jesus Christus, mindestens beachtet. 1. Die erste Hauptgruppe, deren Typus bereits in der patristischen Exegese vorhanden ist, steht unter dem Bann^ Hai. Sax. 1836, II, p. 85: »Male qui vel latine vel vemaoale libros 88. interpretetur eV xvqI(^ verbotenus vertat in domino, ia dem Herrn. .... Sane e Lutheri versione in dem Herrn sterben et similia recepta sunt, sed cum barbara [!] Lutheri translatio non eo valuerit, ut Ger- mani discipulos in raagistro esse animis suis informarint, eiusmodi . . .«. 1) Vol. ni, Paris. 1835, col. 963. 2) A. a. 0. I, S. 28. 75 des seil 6. Hermann und G. B. Win er von den theologi- schen Exegeten in der Theorie überwundenen Empirismus. Sie hat die Thatsache eines Problems überhaupt nicht gesehen, sondern ist mit einem Libertinismus zu Werke gegangen , der auch durch das zur Rechtfertigung nachher herbeigezogene gelehrte Schlagwort der Enallage praepositionum an Willkür nichts verlieren und an Wert nichts gewinnen konnte ^). Frühe hat sie sich in dem durch Joh. Piscator besorgten An- hange der StrafmichgottbibeP) ein Denkmal gesetzt. Dort heisst es: »Das wörtlin |In| gilt bisweilen so vil als jVon wegen« [so Rom. 16,12; 2 Cor. 13,4; Eph. 4,1; 6,1; Phil. 1,13; lThess.4, 1; 2 Tim. 1,9 und 13; 2,1 und 10; Philm.23]. »Bisweilen gilt es so vil als jBey« [so Rom. 9, 1; 2 Gor. 12,2 und 19; Eph. 4,17; 1 Tim. 2, 7j. »Bisweilen gilt es so vil als I Durch« [so Rom. 6,23; 1 Cor. 1,5; 2 Cor. 5,21; Eph. 1,3, 4, 11, 12; 2,6; 4,32; 6, 10; Col. 1, 16, 17; 2,12]. »Bisweilen gilt es so vil als j V o n« [so 2 Cor. 2, 17 ; Col. 1, 28]. Nur Rom. 8,1; 16,7; 2 Gor. 5,17 wird »in« als die Bedeutung der Prä- position €v anerkannt. Gegenüber einer solchen Erklärungsweise, welche noch heute ihre Vertreter hat, erheben sich folgende von ihr nicht zu be- antwortende Fragen: 1) Welches ist der Kanon , nach dem der Ausleger jener 164 paulinischen resp. 196 neutestamentlichen Stellen im ein- zelnen Falle zu entscheiden hat, welche der vielen z. T. logisch sehr weit auseinanderliegenden Bedeutungen denn »das wörtlin In« hat? 2) Welcher Grund hat den Apostel Paulus, der die Prägnanz präpositionaler Fügungen doch sehr wohl kennt ^), an jenen 164 durch ihren christologischen Inhalt so besonders wichti- gen und darum auch besondere Klarheit erfordernden Stellen veranlasst, statt der sonst von ihm gebrauchten unmiss- 1) Vergl. G. B. Win er, Gr., S. 337. 2) Anhang des Herbornischen Biblischen wercks, Herborn 1610, S. 700 f. Es sind oben mir die Stellen herausgegriffen, in denen die Formel vor- kommt. 8) Vergl. oben S. 69. 76 verständlichen Präpositionen »wegenf, »bei«, »durch« und »von« das proteusartige »in« zu wählen? 6. Hermann ') hat solchen Auslegern die Diagnose gestellt »moriluri«. 2. Die zweite Hauptgruppe, repräsentiert vor allem durch J. F. Schleusner^), C. F. A. Fritzsche«) und Chr. A. Wahl*), bemüht sich trotz unleugbarer Abhängigkeit von den Empiristen, dem Sv gerecht zu werden, vergewaltigt aber den mit ihm verbundenen Dativ durch dogmatisch interessierte Umdeutung. »Specialim in N.T. dicitur sie ... \_xvgiog] per metonymiam religio christiana« bemerkt J. F. Schleusner ^) zu 1 Cor. 7, 22, 39 und 1 Thess. 3, 8. "Ev xvqC(^ heisst dem- gemäss »in der christlichen Religion«! G. F. A. Fritzsche*) macht dieselbe rationalistische Beobachtung, er vertauscht den persönlich konkreten Ausdruck des Apostels mit verschiedenen abgeblassten Abstracta , zu denen weder der Eontext noch die sonstigen paulinischen Aussagen ein Recht geben. So heisst iv xvQ((p z. B. Rom. 16, 12 und 1 Thess. 5, 12 »in causa domini, in religione christiana«, Eph. 4, 1 u. a. »in Christi castris«, 1 Cor. 15,58 und Phil. 1, 13 »in Christi ci vi täte«, Gal. 6,15 und Eph. 2, 10 »in domini familia«, Gal. 5, 10; 2 Thess. 3,4; Phil. 1, 14; 2, 19, 24 bedeutet iv xvqCw gar »unter frommem Hinblick auf die Kraft des Herrn«, und Rom. 6, 11 heisst iv Xg. 7. »beneficio Christi^)«. Ausdrück- lich wird Luthers Übersetzung »in dem Herrn« als eine »barbara translatio« ^) bezeichnet. Chr. A. Wahl hat diese Aufstellungen zum Teil wörtlich acceptiert; bezeichnend für beide verdienst- volle Philologen ist noch die Vorliebe für die Erklärung des elvai iv XgKfTw als eines Sichbefindens »in schola Christi«. 1) A. a. 0., p. 786. 2) Novum lexicon Graeco-Latinum in N. T., 2 voll., ed. IV , Lipsiae 1819, 1, p. 809 8., 1340 s., 11, p. 1380. 3) A. a. 0. II, p. 82-85. 4) Clavie N. T. philologica, ed. III, Lipsiae 1843, p. 164, 171, 173. 5) A. a. 0. I, p. 1340. 6) A. a. 0. II, p. 84. 7) A. a. 0. I, p. 397. 8) A. a. 0. II, p. 85. 77 Müssen nun auch solche Verflachungen der apostolischen Aussagen zurückgewiesen werden, so wäre es doch sehr ver- kehrt, den grossen methodischen Fortschritt zu verkennen, welcher diesen Männern zu verdanken ist. Ihr philologisch geschulles sprachliches Taktgefühl hatte Achtung vor dem Wortlaute; sie bemühten sich das Wörtchen er wirklich zu er- klären und sahen daher sehr richtig, dass es sich hier um die »intima alicuius cum aliquo coniunctio« ^) handele. Dazu hat namentlich G. F. A. Fritzsche klar erkannt, dass sich über die Bedeutung des iv a priori nichts ausmachen lasse und hat deshalb den Profangebrauch zu Hülfe genommen. 3. Den richtigen Weg hat die dritte Hauptgruppe ein- geschlagen , welche , unter den Einwirkungen der Lebensarbeit von G. B. Winer stehend, die methodischen Fehler der empir- istischen und rationalistischen Exegese grundsätzlich zu vermeiden sucht. Ausser dem Klassiker der grammatischen Erforschung des N. T. selbst sind hier . besonders hervorzuheben W. A. van H enget ^), B. A. Lasonder®) und eine ganze Anzahl lebender Exegeten, welche ich nicht einzeln aufzählen will. Nach ihnen ist die Formel der eigentümlich paulinische, »solenne« Aus- druck für das Verhältnis des Christen zu dem Heilande: die Christen sind »in« Christus, welcher gedacht ist als ihrLebens- »Element«, als ihre Lebens-»Sphäre«. Der vorliegende zusammenfassende Versuch einer Erklärung der Formel will nur die Konsequenzen dieser Auffassung ziehen. B. Versuch einer richtigen Erklärung. 1. Ist die oben gewonnene Erkenntnis, dass die Formel eine originale Schöpfung des Paulus ist, richtig, dann scheint sich mir daraus sofort ein wichtiger Gesichtspunkt für ihre Erklärung zu ergeben, die Notwendigkeit ihrer einheitlichen 1) Chr. A. Wahl, a. a. 0., p. 170. 2) Cotumentarius perpetuns in prioris Pauli ad Cor. ep. caput XV, Silvas Ducis 1851, p. 91; interpretatio ep. Pauli ad Rom., 2 voll., Silvae Dacis et Lips. 1855-59, II, p. 134 s., 594. 3) A. a. 0. II, p. 35 s. 78 Auffassung. Überall, wo sie uns begegnet, muss sie als eben dieser paulinische terminus technicus erklärt werden. Das ist jedenfalls an allen Stellen das Zunächstliegende. Man hat also im einzelnen Falle nicht zu fragen : Haben wir hier ein Beispiel der paulinischen Formel ? — sondern es kann sich bei gewissen Stellen höchstens um die Frage handeln: Ist das er hier viel- leicht ausnahmsweise nicht das paulinische? Die Antwort darf nur dann eine bejahende sein, wenn ein Sinn durch die erste Annahme absolut ausgeschlossen wird. Dagegen darf ein auch zunächst fremdartig erscheinendes Resultat nichts präjudicieren. Unten ') habe ich die Stellen , bei welchen ein Zweifel entstehen könnte, einzeln geprüft und hoffe, dass da- durch das Princip der Einheitlichkeit der Erklärung gerecht- fertigt werden wird. Auf den »constans usus« der Formel bei Paulus hat bereits W. A. van He n gel 2) und auf eine ähnliche Konstanz eines analogen Gebrauches bei Pindar G. Bossler^) aufmerksam gemacht. 2. Zur Feststellung der Bedeutung scheint es mir geboten zu sein, von denjenigen Stellen auszugehen, in denen das €v besonders auffallend ist, welche also das Charakter- istische der Formel am unmittelbarsten wiederspiegeln. Hier- her gehören namentlich auch alle diejenigen, in denen von dem Sichbefinden von Personen ev Xqict^ Irjtxov die Rede ist. Ich nenne folgende: 1 Thess. 2, 14: ttSv exxXrjfXim' tov x^€ov tcov ovü65v er tfj "lovda((f iv Xq. 7., vergl. Gal. 1, 22, 3, 8: idv vfisTg (XTrjx€T€ iv x., vergl. Phil. 4, 1, 4, 1: naQaxaXovfiev iv x, 7., vergl 2 Thess. 3, 12. Gal. 3, 28: vfieig sig iatk iv Xq. 7., vergl. Rom. 12, 5; Eph. 2, 15. 1 Gor. 3, 1: 0)^ vrjnloig iv Xq.j vergl. 4, 17 a , 1) Cap. IX B. 1) Ad Rom., I, p. 324. 3) A. a. 0., p. 22: »declaratum videtur, omnibus eis locis, in quiboR praepositioDi iy vis iDstrumentalis vel huic similis tribui solet, Pindarum certam legem in usu praepositionis secutum esse atque alitei^ ac nos ratioDem localem iDstrumeotali rationi piaetulissec. 79 1 Cor. 4,15: Sdv ydQ^fAvgfotfg naidaywyovc ^xt^ts iv Xg.^ 4, 17b: dvafjiinjaei'Tdg odovg fiov rdg sv Xq» 7., 9, 1 : ov t6 igyov fiov vfieTg iath iv xvgitp^ vgl. 9, 2 , 15, 58: 6 xoTtog üfidov ot'x €(rTiv x£%*6g iv x. , 16, 19: dand^BTat vfxäg iv x. noXXd ^A, xat 11. 2 Gor. % 12: xal x^vgag fjioi dveqjyfis'vrjg iv x. , 2, 17: xatävavTi x^sov iv Xg, hxXovfuv^ vorgl. 12, 19, 5, 17: Bi Tig iv Xg.^ xmvi] xrCaig , 12, 2: oJda avx^gwnov iv Xg. Rom. 8, 1: ovökv äga vvv xardxgifia votg iv Xg. 7., 16, 3 — 22: die Appositionen zu den Personennamen. Col. 1, 28: ndvTu ävd^gtonov räXeiov iv Xg., 2, 6: iv avTw neginaTeTre, 4, 7: avvdovXog iv xvgitp, 4, 17: TTJv iiaxoviav fjv uagiXaßeg iv x. Eph. 6, 21 : niardg didxovog iv xvgito. Phil. 1, 14: Tcov ddsXipwv iv x., 4, 21: TvdvTa ayiov iv Xg. 7., vergl. 1, 1. Philm. 23: (fvvaixfJidXwTog fiov iv Xg. 7. Der Totaleindruck dieser Stellen bestätigt die These von dem eigentümlich paulinischen Charakter der Formel: für solche Fügungen fehlt es in der vorpaulinischen Literatur durchaus an Analogieen. 3. Nun wird die Formel aber doch in irgend einer Weise von dem Gebrauche der Profanschriftsteller aus verstanden werden müssen. Es ist zu fragen: Wie musste ein griechisch redender Leser dieses iv auffassen? Die Resultate der Untersuchung des Profangebrauches be- rechtigen, sogleich eine Reihe positiver und negativer Allgemein- bestimmungen zu treffen: a) 1) In irgend einem Sinne muss das iv lokal ge- meint sein und aufgefasst werden. 2) Der mit A' verbundene Personenname muss eine lebende Person bezeichnen. b) Grundsätzlich abzuweisen sind in jedem Falle fol- gende Erklärungen: 80 1) 'El' vertritt Sid oder eine andere Präposition. 2) Der Dativ der Formel biedeutet den »historischen« Christus oder das »Werk« Christi. Die letztere Behauptung wäre nur die Wiederspiegelung einer modernen dogmatischen Reflexion. Wenn Paulus jene Gedanken durch die Formel hätte ausdrücken wollen, wurden seine Leser ihn nicht haben verstehen können. Aber von einem »historischen« Christus, im Sinne dieses heute so beliebten Wortes, ist bei Paulus nichts zu finden. Was wir jetzt »geschichtliche Erscheinung Jesu Christi« nennen, kennt er natürlich zwar auch, aber Christus ist für ihn zu- nächst ein in der Gegenwart lebendes Wesen; der »erhöhte« Christus ist der Mittelpunkt seiner christlichen Gedanken. Dieser Christus ist ihm freilich derselbe, der nach einem armen Leben den Kreuzestod erlitten hat und auferweckt worden ist, aber dieser auferweckte und erhöhte Christus ist ihm eine geschicht- liche Grösse im eminenten Sinne. Wenn wir heute von dem »geschichtlichen« und dem »erhöhten« Christus reden, so thun wir es aufgrund der modernen Auffassung von dem Wesen der historischen Wissenschaft, für welche es selbstverständlich ist, dass nur das durch Geburt und Tod natürlich begrenzte Leben eines Menschen als historische Grösse aufgefasst werden kann. Dem antiken Menschen dagegen ist Historie alles, was im Himmel und auf Erden und unter der Erden, was in Zeit und Ewigkeit bei Göttern, Heroen und Mensclien vorgeht. Der antike Mensch gleicht hier den kämpfenden Giganten, welche €ig yfjv i^ ovgavov xal %ov doQaiov navra SXxovtfi^ ratg ;c€^o'iv drsx'^fS? TtsTQaq xal dgvg nsQiXafißdvovzsg '). Die Männer des Neuen Testamentes machen keine Ausnahme. Das iv dQxf) ^^' ö Xöyog ist ebensogut als historische Aussage gemeint, wie das xal Tfi T^fiBQoc tfj TQiTTj yd(.kog iyävsTo iv Kava rrjg FaXtkaiag, Je enger die Grenzen der Welt, desto weiter die Grenzen der Historie. Seitdem die Schranke der geocentrischen Weltan- schauung gefallen ist, hat die Geschichtswissenschaft sich Schranken gesetzt, die sie allerdings erst recht frei gemacht 1) Plat. Soph. 246 A. 81 haben. Bei dem Apostel Paulus zumal, dieser von den religiös- ethischen Interessen so völlig bestimmten Natur, ein Bewusst- sein des modernden Geschichtsbegriffes zu suchen, ist ein grober Anachronismus. Er dachte drexrcog; er war sich, wenn er von dem erhöhten Christus redete, nicht bewusst: jetzt habe ich den Boden der Geschichte verlassen und mich in ein anderes »Gebiet« begeben — im Gegenteile, was ihn gross ge- macht hat, die einheitliche Energie seines Ghristusglaubens, wurzelte darin , dass er von der geschichtlichen Realität des auferstandenen, lebendigen Christus so unerschütterlich über- zeugt war, wie von der geschichtlichen Thatsache, dass Jesus am Kreuze gestorben ist, oder dass er selbst eine Christus- erscheinung gehabt hat. In ähnlicher Weise reden wir von dem »Werke« Christi und haben dabei ganz bestimmte dogmatische Vorstellungen, die dem Apostel Paulus fremd sind. Sein religiös-ethisches Bewusstsein, central beherrscht durch den lebendigen Christus, hatte nicht nötig, sich an den Kategorieen »Werk« und »Per- son« Christi zu orientieren, welche die Einteilung der christo- logischen Gedanken doch nur durch eine Teilung ihrer Einheit zustande bringen. 4. Nur folgende Erklärung also scheint mir die wahre Meinung des Paulus zu treffen: die Formel charakterisiert das Verhältnis des Christen zu dem lebendigen Christus als ein lokales') und ist daher zu übersetzen »in Christus«. Das ungewöhnliche »er« ist nur durch ein ungewöhnliches »in« korrekt wiederzugeben. Christus ist das Element, innerhalb dessen der Christ lebt und alle Äusserungen des eigentümlich 1) Selbst wenn man über den Sprachgebrauch sonst nichts wüsste, würden Stellen wie 1 Thess. 2, 14; Phil. 1, l; Eph. 3, 21; Philin. 16 die lokale Erklärung als eine notwendige fordern. Dort ist das iv der Formel stets einem zweiten, unzweifelhaft lokal aufzufassenden, eV pamllel. Welche Bedeutung dieser lokale Gedanke in der paulinischen Christologie überhaupt hat, geht auch aus den ebenfalls lokalen Formeln elg Xqigxov (z. B. TiKneveiv^ ßantiCsty* vergl. J. Haussleiter, der Glaube Jesu Christi, Erlangen und Leipzig, 1891, S. 57f.) und dno Xqioxov hervor. 6 christlichen Lebens zur Erscheinung kommen. Die Formel ist der technische Ausdruck für den paulinischen Centralgedanken der xoivwvta mit Christus. Sie daher durch die Umschreibung »in der Gemeinschaft mit Christus« wiederzugeben, ist sachlich unbedenklich, kann aber leicht zu einer Verkennung der nuanciert konkreten Redeweise des Apostels führen und ist daher besser zu vermeiden. Bloss um den Gedanken »in der Gemeinschaft mit Christus« auszudrücken, dazu hätte auch eine andere Präposition ^) genügt oder überhaupt ein anderer Aus- druck. Man sieht aus dieser Umschreibung nicht, wodurch sich der paulinische Gedanke des ev Xqkst^ elvai von jeder etwaigen Analogie unterscheidet Solche eigenartig neue Fügungen können in einer anderen Sprache nur durch eine möglichst peinliche Übersetzung korrekt wiedergegeben werden. Freilich ist auch die deutsche Übersetzung »in Christus« nicht über jedes Missverständnis erhaben. Es gibt einen Ge- brauch der Präposition »in« im Deutschen, der zwar auch von der lokalen Grundbedeutung des »in« aus zu verstehen ist^), dieselbe in unserem Bewusstsein aber doch ganz verloren hat; ich meine den Gebrauch in Sätzen, wie diesem: »Ein Verleger hat sich bereits in dem Buchhändler Cotta von Tübingen ge- funden« •). Über das Alter dieses Gebrauches habe ich nichts weiter ermitteln können, als dass er sich schon bei Hagedorn findet. M. Heyne*) führt als weiteren Beleg dafür auch die Formel »Brüder im Herrn« an, welche aber natürlich doch nur durch wörtliche Übersetzung der paulinischen Formel in die deutsche Sprache eingedrungen ist. Ausdrücklich muss betont werden, dass das »in« der Übersetzung »in Christus« unter keiner Bedingung verwechselt werden darf mit dem »in« des Citates aus Schiller **). 1) Etwa das synoptische ^cra, vgl. oben S. 72 f. 2) M. Heyne, Deatscbes Wörterbuch von J. Grimm und W. Grimm, IV, 2, Leipzig 1877, Sp. 2089. 3) Schiller an Goethe, 1, 3, bei M. Heyne, a. a. 0., Sp. 2091. 4) Ebenda. 5) Der grosse Unterschied dieser beiden >inc und speciell die Un- möglichkeit eines iv^ welches dem »in« des Schillercitates entspricht, wird 83 Dieser Gefahr sind viele Erklärer erlegen; sie ist um so grösser, als wir in unserer religiösen Sprache, also wo wir nicht die paulinische Formel citieren, das »in« des Schiller- citates sehr häufig mit »Christus« verbinden, z. B. in solchen Sätzen: »In Christo sehen wir den Erlöser der Welt«; »in Christo haben wir das Heil«; »in Christo verehrt man den Stifter der christlichen Kirche« u. s. w. Aber unser vulgärer . Sprachgebrauch verwendet — sehr zum Schaden der Deutlich- keit und zum Vorteile des religiösen Phrasentums — die Prä- position »in« vor »Christus« noch in anderen Bedeutungen. Instruktiv für die Verwirrung ist hier der Sprachgebrauch des Artikels »Versuch einer neuen Formulierung des alten evan- gelisch-reformatorischen Heilsglaubens« von A. K. ^). In den paar Spalten desselben finden sich nicht weniger als 9 Fälle, in welchen dem Leser zugemutet wird, sich unter dem Aus- drucke »in Christo« oder »in Jesu« etwas zu denken; so viel ich sehe, wird er in mindestens 4 Bedeutungen gebraucht, nämlich für »in der geschichtlichen Erscheinung Christi«^) und »durch Christus«^), sodann in dem populär -psychologischen Sinne *) und endlich im Sinne der paulinischen Formel ^). Wir dann besonders klar, wenn man einen ähnlichen Satz wörtlich ins Giiechische übersetzen wollte, z. B. : iv nXdxtavi oq^^ev tbv ^iyictov q>tX6aog)ov ! ! 1) »Die christliche Weite, Leipzig 1892, Nr. 12. Die kurze Zusammen- fassung rührt allerdings nicht von A. E. [A. Röster?] selbst her. 2) »Das Fehlen der Vollkommenheit, die in Christo offenbar ge- worden istc (Sp. 258); »weil das Heil in Jesu eine geschichtliche Realität wäre (Sp. 258); »solche göttliche Liebe tritt uns in Christo entgegen« (Sp. 259); »da ja in ihm [Christus] die tiefsten .. Gedanken Gottes offenbar geworden sind« (Sp. 260). B) » . . . da die wahre Herrlichkeit und die ganz eigenartige Eigen- tümlichkeit des christlichen Heils nur in dem irdischen Christus zum Stand und Wesen gebracht werden konnte« (Sp. 258); »bis es [das Heil] in seiner Vollendung und Vollkommenheit in Christo kommt« (Sp. 259) ; »es [das Heil] ist da, weil es uns von Gott in Jesu angeboten wird« (Sp. 260). 4) »Die Zustimmung zur orthodoxen Lehre über die zwei Naturen in Christo« (Sp. 262). 5) »Die Freude an der Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern in Christo« (Sp. 257). 6* 84 sehen : wird heute der Ausdruck »in Christo« angewendet, ohne dass er sofort erklärt wird , so ist er so gut wie nichtssagend, weil er alles sagen kann. Mit diesem Chamäleon darf die ein- fache Formel des Apostels nicht verwechselt werden. Das pauli- nische ev wird im Deutschen vielleicht dann am , richtigsten reproduciert , wenn man zu »Christus« den Artikel hinzusetzt: »in dem Christus«. Am unmissverständlichsten wäre die Über- setzung: »innerhalb des Christus«. 5. Nun ergibt eine genauere Erwägung, dass das bis jetzt gewonnene Resultat nicht den Charakter eines abschliessenden haben kann; es fehlt sozusagen die Hauptsache. Nach ihrer formalen Seite ist die Formel erklärt, wie ist sie aber sachlich zu verstehen? Ist die Vorstellung des €ivai iv Xqkst^ im eigentlichen oder im uneigentlichen Sinne zu ver- stehen? Hat Paulus die Vorstellung gehabt, dass die Christen wirklich irgendwie »in« dem Element »Christus« leben, etwa so, wie sie als animalische Lebewesen »in« der Luft leben, oder wie die Fische »in« dem Wasser, die Wurzeln der Pflanze »in« der Erde sind? Oder hat er das lokale iv nur im Interesse einer möglichst wirksamen Verdeutlichung gewählt, so dass die Formel nichts weiter als ein bewusstes rhetorisches Hülfsmittel *) zur Darstellung des Gedankens der Gemeinschaft mit Christus ist? Zur Beantwortung dieses Problems ist es notwendig, zu der anderen Frage Stellung zu nehmen , wie Paulus sich die Existenzweise des lebendigen Christus und besonders dessen Verhältnis zum nvevfia gedacht hat. Vielleicht wird sich dann die Eigenart des iv aus der Eigenart der mit iv verbundenen Person erklären. 6. !£& scheint wir unzweifelhaft zu sein, dass Paulus sich die Existenzweise des erhöhten Christus als eine pneumatische vorgestellt hat. Der Herr ist der Geist*) und zwar nvsvfia 1) W. Grimm, loxicon Graeco- Latinum etc., p. 146, entscheidet sich durch seine Erklärung »Christo quasi insertus« kurzerhand für diese letzte Möglichkeit. Freilich ist es mir fraglich, ob er sich diese Alternative überhaupt gestellt hat. 2) 2 Cor. 3, 17. 85 ^cooTvoiovv^); wer mit dem Herrn zusammenhängt, ist deshalb ^V nvsvfjia^y Das sind geradezu Identifikationen'), welche, auch ohne dass das Verhältnis beider Vorstellungskreise zu ein- ander untersucht ist, den Hinweis auf die Formel iv nvet- /xocTt. notwendig machen. H. Gunkel*) hat daher richtig er- kannt, dass dieselbe zur Erklärung unserer Formel herangezogen werden müss. Zum Erweise der nahen Verwandtschaft speciell der beiden Formeln, wie allgemein der beiden Gedankenkreise, mache ich auf folgende Thatsachen aufmerksam: a) Die Formel ev nvsvfxaTi kommt bei Paulus nur 19- mal vor. In 15 dieser Fälle ist sie mit denselben specifisch pauünischen Grundbegriffen verbunden, wie sonst die Formel iv XQifftip. Man beachte folgende Parallelen: niatig: Gal. 3, 26 (vergl Gal 5, 6; Eph. 1, 15; 3, 12; Gol. 1,4; 1 Tim. 3,13; 2 Tim. 3,15): did Ttjg nCaremg r^s iv Xq, 7., vergl. 1 Cor. 12,9: mang iv t^ avrip nvetifiaziy dixaioavvr}\ 2 Cor. 5, 21 : Vva rjfietg ysvdfxeÖ'a dixaioarntj x^sov iv avT^ (JC^., vergl. auch Phil. 3,9), vergl. Rom. 14,17: dXXd dixaioarnfj xal eiQrjvr] xal x«^« iv nv^Vfian äylta^ dixaiovad-aii Gal. 2, 17: ^rjTovvrsg dixai(o^fjvai iv Xq., vergl. 1 Cor. 6, 11: idixamx^rjTs , , , . iv Tip nvevfiaTi tov x^sov TjflCSVy eivai im prägnanten Sinne: 1 Cor. 1,30: vfjieig iaik iv Xq, 7. (vergl. auch 2 Cor. 5, 17; Rom. 8, 1; 16, 11), vergl. Rom. 8,9: viistg dk ovx iat^ iv aaQxl alXd iv nvsvfiaTi; (fTijxetv: Phil. 4, 1 (vergl. 1 Thess. 3, 8): (Ttijx^ts iv xvQi(p, vergl. Phil. 1,27: arrjxeTs iv ivl nvsvfiani^ XccCqsiv und x«^«: Phil. 3, 1 (vergl. 4,4 und 10): xaiQ^xe iv xvQifpy vergl. Rom. 14, 17 : x^Q^ *^ ^'^'- ^* > \xccQMffia: Rom. 6, 23: t6 da x^Q^^l^^ ^^'^ ^*®^ ^^^l aldvtog iv Xq. t^ xvqiw rjfxm' (für diese Verbindung spricht 1) 1 Cor. 15, 45. 2) 1 Cor. 6, 17. 3) Vergl. besonders Rom. 8, 9 ff. und H. Usener, a. a. 0., S. 156. 4) Die Wirkungen des h. Geistes etc., Göttingen 1888, S. 100. Auch 0. Pfl ei derer, der Paulinismus, 2. Aufl., Leipzig 1890, S. 166, deutet die Verwandtschaft beider B'oraieln wenigstens an. 86 Eph. 4, 32: 6 ^edg iv Xqktt^ ixccQitfaro vfiTv), vergl. 1 Cor. 12,9: %aQi(Siitti:a lafJUxtoDV iv t^ ivl nvev fiUTi ^^ dyccTirj: Rom. 8,39: x^gCaai and rrjg aydnrjg rov x^eov rf}g iv Xg. 7. t^ xvQtqj rjiiöiv (vergl. auch GaU 5, 6 ; 1 Cor. 16,24; ITim. 1,14 und 2 Tim. 1,13), vergl Col. 1,8: driliiaag rllxiv Tjjv viiwv dydnrjv iv nvevficetij sIqtjvt]: Phil. 4, 7: ij siqtjvij tov &€ov ... q>Q0VQT^asi .... iv Xg/I.y vergl. Rom. 14,17: elgrjvrj xal x^gd iv 7iV€Vf.iari dyi(p, i)yiaa fiävog: 1 Cor. 1, 2: rjyiaafisvotg iv Xg, 7., vergl. Rom. 15, 16 (vergl. auch 1 Cor. 6, 11) : rjyiaafisvt] iv TivevfxaTi dyi(py (fg)gayi^€(f^ai: Eph. 1,13: ivip\_Xg.^ xal TtitrTevaavreg iatpgayiaxhjTs (vergl auch 1 Cor. 9, 2), vergl Eph. 4, 80: rd TivevfAa TÖ ayiov tov &€OVj iv w iatpgceyitr&rjrey negiTifjiveax^aiund nsgiTofxij im übertragenen Sinne: Col. 2, 1 1 : iv (p \^Xg,'\ xal negier fitjx^tjte negfTOflij dx^tgonottjvtpy vergl Rom. 2,29: negiTOfirj xagdCag iv nvsvfAariy (lagTvgeax^ai und üVfAfiagTvgeiv: Eph. 4, 17: fiag- Tvgofjiai iv xvgita , vergl Rom. 9, 1 : (XVfAfiagrvgovfXrjg fioi Tvjg avv€idrj(SB<6g fiov iv nvevfiaTi dyiip^ XakeTv: 2 Cor. 2,17: iv Xg, XaXovfiev (vergl. auch 2 Cor. 12,19; Rom. 8,15; 9,1), vergl. 1 Cor. 12, 3: ovöelg iv nvev- fiari -d'Bov XaXcSv, nXrjgov(f&ai: Col. 2, 10: xal iath iv avTm nenXtjgco- fiävoiy vergl. Eph. 5,18: nXrjgovtr^e iv nvevficevi, l^v (fdSfia: Rom. 12,5: ot noXXol h* (foofid iagiev iv Xg., vergl. 1 Cor. 12, 13: iv ivl nvetSfiari rjfietg ndvreg slg ev üfofia ißamiiSxhjiiev , vadg ayiog iv xvgi(p Eph. 2, 21, vergl xazoixrjtijgiov TOV x^sov hv nvevfiaTi Eph. 2, 22. Auch negmaTeiv sei noch erwähnt, wenn auch in der Parallele zu Col. 2,6: iv avr^ [^Q*^ negmaTehs das iv fehlt: Gal 5,16: nvevfiaTi negmaTciTe, b) Der xoivmvCa tov vtov tov x^eov (l Cor. 1, 9) ent- spricht die xoivoDvia tov dyCov nvevfiaTog (2 Cor. 13, 13 und Phil 2, 1). c) Der Vorstellung von dem elvai iv XgitfTw resp. iv nvevfiuTi entspricht die doppelte Komplementvorstellung: 87 Christus ist in den Christen, ebenso der Geist (Gal. 2, 20; 2 Cor. 13, 5 und Rom. 8, 10, vergl. Rom. 8, 9; 1 Cor. 3, 16 und 6, 16). d) Beide Formeln haben den gemeinsamen Gegensatz h* aaQxi (Phil. 3, 3; vergl. auch Philm. 16 und Rom. 8, 9). e) Beide Formeln stehen unmittelbar nebeneinander ohne erkennbaren Unterschied der Bedeutung Rom. 9, 1 und Eph. 2, 22. Aufgrund dieser Analogieen kann ich der Beobachtung von H. GunkeP): »Alle Arten der Wirkungen des nrevfm erscheinen an anderen Stellen als Wirkungen Christi selbst« völlig zustimmen und glaube ein Recht zu dem erklärenden Hinweise auf die Formel iv nvsvfuxri. zu haben. 7. Bevor ich nun die abschliessenden Folgerungen ziehe, möge noch darauf geachtet werden , dass durch die letzte Er- kenntnis die früheren Aufstellungen durchaus bestätigt werden. Ich glaubte die Meinung, als vertrete das h' unserer Formel eine andere Präposition, mit besonderem Kachdrucke zurück- weisen zu müssen. In der Formel sv nvevfxccTi fallt es schwer- lich einem Exegeten ein, das iv mit »durch« oder »um — willen« u. s. w. zu übersetzen; hier ist es ganz selbstverständ- lich, dass Paulus eine nur durch »in« richtig wiederzugebende lokale Beziehung hat ausdrücken wollen. Eine wichtige Einzel- folgerung ergibt sich hieraus für die Konstruktion des Wortes nitmg. Wenn nitST^ iv Xqkttm »Glaube an Christus« be- deutete, dann müsste niattg iv z^ ccvt^ nY€V(AaTi{\Gov. 12,9) »Glaube an denselben Geist« bedeuten, und das wird wohl niemand im Ernste behaupten. Umgekehrt, wenn marig iv tcJ avt^ nvsvimri »Glaube in demselben Geiste« bedeutet, dann ist absolut kein Grund ausfindig zu machen, weshalb niaxig iv Xqkst^ nicht auch »Glaube^) in Christus« heissen soll. Auch die Unmöglichkeit, in dem XgKft^ der Formel den »historischen« Christus oder das »Werk« Christi zu sehen, scheint mir aufs neue bestätigt zu werden, wenn man einmal versucht, die Parallelformel iv nvevfiaTt in ähnlicher Weise zu verstehen. 1) A. a. 0., 8. 97 ff. 2) Nämlich >an Gottc. 88 8. Durch den Hinweis auf die Gleichung XQia%6g = nvsvfia und auf die nahe Verwandtschaft der Formeln iv XgtatiS und €v Trvevfiati gewinnt unser Problem ein ganz anderes Aussehen. Zunächt ist klar, dass die Verbindung des iv mit einem singul- arischen Personennamen, die uns zunächst so fremdartig vor- kam, in diesem Gedankenzusammenhange nicht mehr auffallend oder unverständlich sein kann. »Ine Abraham ^) oder »in« Mose oder »in« Plato^) kann man allerdings nicht sein, weder zu ihren Lebzeiten, noch nach ihrem Tode, auch »in« dem synoptischen Jesus ^) kann man nicht sein, wohl aber »in« dem pneumatischen lebendigen Christus des Paulus. Die Eigenart der Sache bedingt und erklärt die Eigenart der Form. Sodann scheint mir in der zuletzt als Problem aufgestellten Alternative : »Ist die lokale Beziehung des Christen zu Christus eigentlich oder uneigentlich zu verstehen?« der Schwerpunkt jetzt nach einer anderen Seite hin verrückt zu sein und zwar zugunsten der Lösbarkeit der Frage. Es stellt sich nämlich jetzt die Notwend- igkeit heraus, so zu fragen : »Beruht das lokale ev der Formel auf einer materiellen oder auf einer immateriellen Vorstellung vom Pneumachristus ?« Wenn man durch diese neue Frage- stellung scheinbar*) zwar auch genötigt wird, zu dem uni- 1) Die evXoyia tov ^Aßqadfi geschieht cV Xq, 7". (Gal. 3, 14); aber avv TM niatm ^Aßqaa^ evXoyovvtai oi ix nLoTstag (Gal. 3, 9). 2) Seltsamer Weise haben mich verschiedene befreundete Theologen unabhängig von einander auf die Analogie einer Formel iv TlXattovi aufmerksam gemacht, die ich aber thatsächlich nicht ein einziges Mal in der griechischen Literatur habe ausfindig machen können. Wober diese verkehrte Meinung wohl stammt? Ob eine Verwechslung mit ol tt^g)i nXdzcDi/a oder ol äno nXdt«« ja auch ßnden (1 Thess. 2,2; Rom. 2,17; 5, 11; Col. 3,3; Eph. 3,9), sogar in Verbindung mit unserer Formel (1 Thess. 1,1; 2 Thess. 1,1). Wir haben hier eine völlig analoge Ausdrucksweise deshalb, weil es sich auch hier um das Sichbefinden von Menschen in einer pneumatisch vorgestellten Person, der Gottheit, handelt. Es ist von Interesse, dass hier mit derselben Fragestellung, welche ich für unsere Formel als notwendig erklärt habe , von den Exegeten untersucht wird, ob hier eine irgendwie materielle räumliche Vorstellung vorliegt oder nicht *). Aus Analogieen der Profanliteratur lässt sich nichts Entscheidendes ermitteln; denn strenggenommen fehlen dieselben ganz. Die seit Wetstein ofl citierte Stelle Dio Chrys. I, p. 38i (Reisk.) : St€ ov fuxxgäv ovi' i§(o Tov &€lov 6i(pxixaio(Tvvrj t€ xal äyiatSiAog xal dnoXvTQoumg. Diese Stelle sei hier deshalb erwähnt, weil leicht übersehen wird, dass das Subjekt des Relativsatzes identisch sein muss mit dem Xq. 7. der Formel, also dem pneumatischen Christus. H. A. W. Meyer*) z.. B. erklärt das og trotz richtigen Verständnisses der Formel lediglich durch Bezugnahme auf Christi »Erscheinung und sein ganzes Heilswerkc, »versöhnenden Tod«, »Blut«. Der Aorist sysvi^&r} kann gegen unsere Fassung nichts beweisen*)» zumal sie noch besonders bestätigt wird durch sonstige Äusserungen der Paulinen, nach denen die croyia^), die dixaioamnrj^)^ der äyiaafiog^) und die dnolv- zQcoaig '^) zweifellos als sv Xqkttw zur Geltung kommend ge- dacht sind. 1) S. 101 f. 2) Gal. 5, 6 haben wir wieder die Verbindung des ip Xq. und der nLincg. 3) Vergl. hiezu Ebr. 10, \0 iv (o d-eXrifiatc iiyianfjLSPoi ea^uey, wo das iff ebenfalls lokal gedacht ist (J. U. Eurtz, der Brief an die Hebräer erklärt, Mitau 1869, S. 317). 4) Vergl. zu Judic. 9, 26, oben S. 37 f. 5) Vergl. G. Heinrici, Meyer V, S. 54. 6) Vergl. Eph. 3, 7. 7) Col. 2, 3. 8) 2 Cor. 5,21, vergl. Gal. 2, 17 und 3,24 flP. 9) D. h. der Zu stand des Geheiligtseins, 1 Cor. 1,2; Phil. 1, 1 ; Col. 1,2. 10) Rom. 3,24; Col. 1, 14; Eph. 1,7. 106 1 Cor. i5, 17 u. 18: ei 6i XQiaiog ovx iyrjyfQtai^ fiaraia ij niüTig vfAcoVj in iare iv raTg dfxagTiaig üfAcoVy äga Ttal ot xoifirjx^erteg iv XgiattS dnwXorto. Auch hier ist die Erklärung des iv^) ohne weiteres klar; es ist daher nur die bestätigende Bemerkung notwendig, dass durch sie in den Zusammenhang der Stelle, der bei jeder anderen Exegese dunkel bleibt, ge- nügendes Licht fallt. Das Problem des Kontextes besteht in dem Nachweise des inneren Zusammenhanges zwischen der Auferstehung Christi einerseits, dem Glauben, der Sünden- be freiung und der Ewigkeitshoflfnung der ' Christen anderseits. Denselben mit H. A. W. Meyer^) retrospektiv^) herzustellen, dazu gibt die Stelle keinen Anlass. Dass der Gedanke, der Wert des Todes Christi sei durch die Auferstehung verbürgt, ein paulinischer ist, soll nicht in Abrede gestellt werden; aber von der Auferstehung allein hängt die Heilsbedeutung des Todes Christi für Paulus nicht ab: grade die einzige Stelle unseres Capitels, in der von dem dnox^avEiv Xqictov vnhQ ic5v äfxaQTidav rjfAoov gesprochen wird*), stellt Tod und Auf- erstehung in keinen anderen als zeitlichen Zusammenhang und begründet den Wert beider Ereignisse durch Betonung ihrer Schriftgemässheit, nicht aber den Tod durch die Auferstehung. So ist nicht einzusehen, weshalb die Heilswirkung des Todes Christi vernichtet werden soll, wenn Kgiarog ovx cY^jyeQTai; damit erwiese sich doch zunächst nur ein Beweis als nicht stichhaltig. Und dann scheint es mir der überaus accen- tuierten Betonung der Wichtigkeit der Auferstehung in unserem Capitel nicht angemessen zu sein , zu meinen , Paulus habe sie hier nur als Mittel zur Erkenntnis der mit Stillschweigen über- 1) KoifjLciad-ai iv ist auch bei den LXX stets lokal gemeint (Gen. 28,11; Exod. 22,27; Lev. 14,47; Deut. 24,13; 1 Sam. 3,9; Jes. 50,11; 65,4), was natürlich nichts für unsere Auffassung des paulinischen iv beweisen soll. 2) A. a. 0., S. 443. 3) Durch Bezugnahme auf den Tod Christi: »denn wenn Christus nicht auferstanden ist, so ist auch die Versöhnung mit Gott und Recht- fertigung nicht geschehen; ohne seine Auferweckung wird sein Tod nicht Erlösungstodc. 4) 1 Cor. 15, 3 und 4. 107 gangenen Hauptsache, nicht aber als das selbständige Gentral- ereignis der Heilsgeschichte gewertet. Die unerbittliche Wucht der Logik in den Sätzen mit el weist vielmehr hin auf eine Unmittelbarkeit des gedanklichen Abhängigkeitsverhältnisses von Bedingung und Folge, welche zwischen beiden Gliedern gleich- sam keinen Raum lässt für einen erklärenden Hulfsgedanken. Die sachlich wie rhetorisch gleich vollendete innere Geschlossen- heit des Kontextes tritt nur dann zutage, wenn man in dem €v Xqkttm das lösende Wort sieht. Durch das xai ') nach äga werden auch die üfjieTg in den Gedanken des iv Xqictm aus- drücklich eingeschlossen ^) , wie sie ja auch im folgenden Verse rjXnixoTsc ev Xgiat^ genannt sind. So ist mit einem Schlage die Meinung des Apostels klar: wenn Christus nicht auferstanden ist, dann könnt ihr nicht iv (dem auferstandenen) Xqictm sein ; dann ist euere nitfTig^ die sr Jf^ecrrcSi ihren Bestand hat^), eitel; dann seid ihr [die ihr als sv Xqict^ ovreg eine xain/j xritng^)^ eine dixaio(fvi'rj^)j ein gcö^®), Syioi'^) seid, aTioXvTQcoaig^) habt, an denen ov3h' xajüxQificc ist*)] noch iv ^^) %atg dfiaQ- tiaig vfim' (anstatt iv Xqict^). 1) Von den meisten Exegeten nicht beachtet; es gehört zu oi xoi^ri- d-ivxeg iv X^ianoy nicht zu dncüXovTo: Auch die Toten in Christus (wie die vorher genannten lebenden vfjitg) sind verloren. 2) Der Zusatz eines iy X^iatot zu v/jiels war überflüssig ; hier könnte man nach den Stellen 1 Cor. 1, 2, 4, 5, 30 u. 31; 3, 1; 4, 10, 15 a u. b, 17 a u. b; 7,39; 9, 1 u. 2; 11, 11 (vergl. auch die nachfolgenden iv Xquixta- Stellen) wirklich einmal von etwas Selbstverständlichem reden. Selbst wenn in unserem Capitel das iv XqiQo%*€XT€ ergänzen, und damit ist von selbst die lokale Fassung des iv in einer dem Sinne der paulinischen Formel nahekommenden Bedeutung gegeben. a) Wir haben einen ganz analogen Fall eines verkürzten Satzes 2 Tim. 1,5: rfi^ niaTsoag^ fjvig ivwxrjasv ttqwtov iv tJ fAccfifir] aov Amol xal ttJ (.irjTQi aov Evvixrj^ neneiafiai S^ an xal iv aoL Auch hier eine Konstruktion mit «', auch hier im zweiten Satze ein xaC, Ich glaube nicht, dass irgend jemand schon einmal auf den Gedanken gekommen ist, es müsse etwas Anderes ergänzt werden, als das Verbum des übergeordneten Satzes ivtpx7j(r€v. ß) Gewöhnlich wird das o xai entweder durch i^Qovrjx^i] resp. itfQovsiTo ergänzt, oder durch ^v. Den ersteren Ausweg charakterisiert J. Chr. K. von Hofmann^) so: »Man ergänzt dann iq>Qovr^xh} [sachlich stimmt ifpQovstTo damit überein] zu o xal iv Xgi(TT(p Irjaov und stellt sich an, als ob hiegegen gar Nichts zu erinnern wäre, unterlässt aber weislich, darnach zu übersetzen, weil sich sonst sofort zeigen würde, dass das, was man eine seltene Impersonalkonstruklion nennt, in Wahr- heil eine schlechthin unmögliche und deshalb beispiellose Aus- drucksweise ist, deren Unmöglichkeit auch dadurch nicht ver- deckt werden kann, dass man sie lieber lateinisch mit quod etiam in Christo Jesu sentiebatur wiedergiebt*. Ich kann mir diese Worte nur völlig aneignen. »Was auch in ^) Christo Jesu gedacht*) wurde« — von wem denn? doch von Christus selbst; also hätten wir die Aussage, dass in Christo von Christo 1) Die heilige Schrift neuen Testaments zasaunn anhängend untersucht IV, 3, Nördl. 1871, S. 58. Vergl. auch Th. Zahn, Altes und Neues zum Verständniss des Philip per briefs^ Ztschr. für kirchl. Wissenschaft und kirchl. Leben VI, Lpz. 1885, S. 243. 2) Dieses »in« ist dann natürlich im »psychologischen« Sinne zu verstehen. 3) Ich wähle hier diese dem q)Qov€;Xv nicht gerecht werdende Über- setzung nur, weil wir ein entsprechendes aktives Verb nicht haben, an dem die Sonderbarkeit einer unpersönlichen Passivkonstruktion verdeut- licht werden konnte. 115 etwas gedacht worden ist. Ein zweiter Beleg für eine solche im wahrsten Sinne geschraubte Vorstellung ist wohl nicht beizubringen. Die ganze Sonderbarkeit fallt dann noch mehr ins Auge, wenn man bedenkt, dass dann Paulus in einem Atem den als persönlich (pQovovvTeg aufgefassten Philippern den nur als psychologischen Ort für ein impersonelles (pQoveT" ad^ai aufgefassten xvQiog gegenübergestellt hätte. Mit unter dem Eindrucke der aus jener Egänzung notwendig sich er- gebenden Sonderbarkeit ist es wohl geschehen, dass das (pQovstte (vor iv vfiTv) der wichtigsten Majuskeln ^) verändert werden konnte in die sonst ungebräuchliche*) Passivform gfQovsia&cOy wodurch das Odium des unpersönlichen Denkens in seiner ersten Schärfe die Philipper traf ^) und bei (dem dann zeugmatischen) iv XQiCTta Irfiov weniger verletzend sich aufdrängte. Auch die Ergänzung eines riv ist aus demselben Grunde ab- zulehnen. »Was auch in Christo Jesu war«? Die dürftige Un- persönlichkeit einer solchen Ausdrucksweise stimmt schlecht zum Folgenden, wo Christus das Subjekt einer Reihe von Aus- sagen ist, welche im eminentesten Sinne persönlich gedacht sind. Und dann ist billig zu bezweifeln, dass ausser dem Er- gänzer selbst noch ein anderer, namentlich ein Leser des Briefes aus der philippischen Gemeinde, in einem >o xal iv Ägiarm Itjcov rjV€ einen zusammenfassenden Ausdruck für die ethische Gesinnung des Herrn gefunden haben würde. b) Der Grund, welchen z. B. A. H. Franke*) gegen J. Chr. K. vonHofmann geltend macht, die Vorstellung des (fQm'sTv iv Xgiavw sei »sachlich sonderbar« , ist unschwer zu widerlegen. Sowohl diese Vorstellung selbst, als auch die That- 1) NABC*DEPa. 2) A. H. Franke, Meyer IX*, S. 79. 3) Auch dann musate natürlich das iy vor vfj,ty »psychologisch« ver- standen werden und nicht etwa als Ersatz far inter (»in euerer Mitte«). Denn entweder bleibt dann Christus allein durch das unpersönliche Denken kompromittiert, oder auch das iy vor Xqtazi^ *Iri Tidajj BvXoyCff nvevfxaTixfj iv JC^icrrw®'); war er doch iv XqictiS xoafiov xarakkticfcfcov iavT(p^^). Er- fahren wird das Heil von dem Menschen durch die niavig iv XgiCTM ^Irjcov^^) als iixaioavvrj &€ov iv avr«®*), als ^wij alcinog iv Xqictw 'Itjctov tw xvQi(p ijjuw v ®*^), als uagg^rjcria xal TiQoaayfoyfi Iv avT^ ®*), als iXsvx^-SQicc iv Xqictm ^IrjCov ®'), Die Erfahrung, dass für den Christen iv avT trachtungsweise scheint mir die weniger natürliche zu sein. Doch zur Sache! Wie der göttliche Wille in jedem einzelnen Falle erkannt wird als das v^äXrjfia tov v^eov iv Ägitfr^ ^Irjtfov '^^) , so wird dessen vorzeitlicher Heilsratschluss als ein ixXä^aax^ai rjfjiäg iv ccvTw ngo xataßoXrjg xofffiov^^^) bezeichnet. Darum erscheint die xdgig auch als eine do&€iaa iqfuv iv XQi(fT

in quoc des Augustin, das bekanntlich durch Verkennung des paulinischen iq>^ (o (Rom. 5, 12) zunächst veranlasst ist. Treffliche Hilfsmittel für Feststellung des Gebrauches der altkirchlichen Latinität bieten sich neuerdings in den vorzüglichen Indices des Wiener Corpus dar. 132 auch in den übrigen, dem Einflüsse der Bibelübersetzungen zugänglichen Sprachen festgestellt wären. Aber das ist bei dem Mangel an Vorarbeiten Gegenstand einer eigenen Unter- suchung. Ich habe in dieser letzteren Hinsicht nicht zunächst Nachahmungen im Auge, wie diese: >Er führt als Bruder im Apoll Sich selber bei mir ein. Ich wilPs in jedem Gölte wohl, Nur nicht in diesem sein« '), als vielmehr gewisse präpositionale Eigentümlichkeiten von Verbalkonstruktionen. Nach Jacob Grimm^) wird z. B. das gothische Wort für neix^ea^ai, träuan, gatrauan, bald mit »du€, bald mit »in« verbunden; das »in« ist durch die wörtliche Übersetzung des iv unserer Formel Rom. 14, 14 und Gal. 5, 10 entstanden. Ähnlich®) ist in der Predigt de vocatione gentium XX, 2 das ahd. galaupnissa (fides) mit »in« verbunden wegen der durch Gal. 3, 26 gebotenen Vorlage iv (resp. »in« der Vulgata). Meines Erachtens müsste diese Untersuchung aber auch die anderen charakteristischen Präpositionen und präposi- tionalen Fügungen des Paulus, namentlich slq^ berücksichtigen*). Sodann aber wäre durch eine Analyse unserer erbaulichen Literatur zu ermitteln, inwieweit das »in Christo« noch im Sinne des Paulus gebraucht wird, und inwieweit es zu einem liturgischen Ornament oder zu einer rhetorischen Phrase geworden ist. Vielleicht würde das Ergebnis dieser letzteren Untersuchung den einen oder anderen zur Prüfung seiner homiletischen Terminologie bewegen und die Einsicht verbreiten helfen, dass sich oft ein seltsames Gemisch von schüchterner Lehrhaftigkeit und anmassender Unklarheit in dem »in Christo« verbirgt. 1) G. A. Bürger, Gedichte, Ausgabe in einem Band, 93a, bei M. Heyne, a. a. 0., Sp. 2091. 2) Deutsche Grammatik, Vierter Theil, Göttingen 1837, S. 855 f. 3) R. von Baumer, die Einwirkung des Christentums auf die Alt- hochdeutsche Sprache, Stuttgart 1845, S. 390. 4) Anfönge hierzu siehe bei G. Raithel, über den Gebrauch und die begriffliche Entwicklung der altfranzösischen Präpositionen od, par, en, Göttingen 1875, und F. Grimm, der syntaktische Gebranch der Präpositionen bei John Wjcliffe und John Purvey, Marburg 1891. 133 Hört man z. B. in einer Predigt, dass der Sünder seinen Frieden »in Christo« findet, dann weiss man weder, wie das zu denken ist, noch auch — und das ist das Schlimme — wie das zu erreichen ist. »In Christo«? Soll das heissen: »in einem Raisonnement über den Menschen Jesus der evangelischen Geschichte«, oder »in dem Vertrauen auf eine Thatsache, durch welche Gott versöhnt ist und die ich kurzerhand „Christus" nenne«, oder »in einem persönlichen Gebetsverkehre mit dem lebendigen Christus« ? Die Wendung »in Christo« gehört heute zu den vieldeutigsten unserer gesamten religiösen Terminologie. Denkende und nach ethischer Förderung ringende Gemeinde- glieder werden durch solche dunklen Worte aufs empfindlichste benachteiligt. Lieber sollten die leisetretenden Vermittler ihre thönernen Gefasse zerbrechen. Jedenfalls darf keiner, der das »in Christo« gedankenlos gebraucht, sich einbilden, er rede paulinisch. Register. ^AS-etety iy 36 f. txTio als Gegensatz von iy: nno T^s afiaQxLag 126 äno y6jj,ov 125 «710 X^KXTOV 81. 125 Apokryphen, alttestamentlicbe : Notwendigkeit einer Scheidung in Obersetzungen u. Originale 32 ff. Sprachgebrauch 38. 84. 56 ff. Abhängigkeit von den LXX? 58. 59. 67 f. ccnoXvtQ(offis 90 f. 105. 112 f. Aquila 18. 87. 41. 48. 44. 45. 51. 54. Ghristologie, s. Paulinismus. dixaiov(f&ai iy 101 f. Echtheit der synopt. Herrenworte 60 elyai sy xiyi 81 sig X^iaxoy 81 B^m^ag exeiy iy 25. 27. 88. (45) iXnl^eiy iy 87 f. ifiniGteveiy iy 49 iy in der Profangräcität : mit persönlichem Plural = inter 8. 17. 19. 22. 24. 25. 27. 28 mit persönlichem Singular: der »psychologische« 6e - brauch 20 f. 50 ff. 61 f. 68 f. der »forensischec Gebrauch 20. 54. 61. 64 der temporale Gebrauch 30 instrumentaler Gebrauch? 18.25 durch die metrische Technik veranlasst 19. 22 Resultate 81 f. iy in der semitischen Gräcität: ungriechische Nachbildung eines ^ der Vorlage 86—49 Nachbildung einer anderen Vor- lage ^2 ff. dem Profangebrauche entspre- chend 49 f- Resultate ^^ ^• iy rt^ ji6dfj, 1-* iy d&ixl(f 126 iy taig dfiaqtiaig 126 iy *An6XX(oyi 30. 31 iy ^ÄQSi 1" iy T(jJ dalfioyi 21 iy t(ü evayyeUfo 46 f. iy ti] resp. tw ^ew (die LXX-Stel- len, in denen iy mechanische Übertragung des ^ ist, sind hier nicht erwähnt) ' 18. 22. 25. 28. 51. 93 ff. iy *Triin ApoUc 132 »in Christoc , Unklarheit dieser Ül>ersetzung 82 ff. 132 f. »in dem Buchhändler Gottat 82 »in Gottc 73. 93 ff", »in Jesuse 88 »in Mose« 88 »in Plato« 88 »in quo« (Adam) 131 Johanneische Literatur 130 f. Juden griechisch , Verhältnis zu den LXX 14 f. Einfluss auf die Folgezeit? 59 Kata Xqiatoy 116 xav^oiaS-ai iy 57 f. 64 f. xoifxaad-at iy 106 Lucianus 13. 37. 40. 41 Meyeiy iy 130 fzeta X^iatov 72 f. 82. 88 Mystik, 8. Paulinismus. Neu testamentliche Gräcität: Verkehrte Verallgemeinerung dieses Begriffes 7. 15 Verhältnis zur Profangräcität 9 Abhängigkeit von den LXX 63 synoptischer Sprachgebrauch 61 f. 72 Hebraismen u. Aramaismen 60 empiristische Exegese 6. 75 *Ofj,yvyai iy 39 Pantheismus 94 Partikeln, Wesen (s. auch Prae- positionen u. Septuaginta) 4 Parusie, s. Paulinismus. Paulinisches Idiom: Quellen desselben 8. 66 ff. seine materialen u. formalen Elemente 66 ff. ^ Abhängigkeit von den LXX? 67 LXX-Citate 63. 68 Einfluss christlicher Gedanken 70 ff. Prägnanz einzelner Präpositionen 69 Nachwirkungen 124 ff. Paulinismus: der »historische« Christus 80 f. das »Werk« Christi 81 der erhöhte Christus 81 Christus u. das Pneuma 84 ff. der präexistente Christus 123 der Tod Christi 108 136 die Parusie Christi 126 Mystik 98 retro- oder prospektive Be- gründung des Heils? 99 f. 104 objektive oder subjektive Bedeut- ung der Ueilsthatsachenf 100. 102 die Deuteropaulinen 118. 122. 126 naneveiy iy 45 ff. 51. 103 niatig ir 45. 87. 103 f. nvevfia ey xiyi 91 Stofflichkeit des nyevfia*^ 88 ff. Präpositionen : Bedeutung im Organismus der Sprache 4 Unzulänglichkeit der Unter- suchungen 11 Wesen 16 f. lokale Grundbedeutung 16 f. Enallage praepositionum ? 32. 75. 100 8. auch Paulin. Idiom. Pro&ngräcität 8 ff. historische Syntax der griech- ischen Sprache 10 ff. Semitische Gräcität : 8 ff. Notwendigkeit der Speciali- sierung der Untersuchungen 32 Übersetzungen u. Originalwerke 33 Verhältnis zum N. T. 34. 66 f. s. auch Judengriechisch, Septua- ginta. Septuaginta : >der€Sprachgebr. derLXX 11.14 Zustand des Textes 12 Partikeln 14 Grundsätze für Untersuchung der Partikeln 13 f. besonders deutliche Fälle der Abhängigkeit von der Vorlage 37. 38. 39. 41. 43. 48. 49. 54. Rationalismus der LXX 43 Christliche Korrekturen im Texte 12. 41 Einfluss der LXX auf das N. T. 12. 66 ff. Statistische Methode 1. 9 f. Bedeutung ihrer Ergebnisse für die historische Kritik? 3 Symmachus 13. 41. 42. 43. 44. 45. 47. 50 51. 53. 54. 55