Welt in Flammen R. Brockhaus Verlag Wuppertal Originaltitel: WORLD AFLAME Erschienen bei Doubleday & Co., New York Copyright © 1965 by Billy Graham Deutsch von Peter Schneider Die Bibelstellen wurden überwiegend nach der Zürcher Bibelübersetzung zitiert. Für das Taschenbuch gekürzt 89. - 97. Tausend 3. Taschenbuchauflage 1971 Umschlaggrafik: Paul Reding, Waltrop Umschlagfoto: Kindermann, Berlin Gesamtherstellung: Breklumer Druckerei Manfred Siegel ISBN 3-417-00199-4 Billy Graham will gehört und nicht gelesen werden. Denn das Wort, das er spricht, und die Art, wie er es spricht, ist das große Charisma, das ihm von Gott gegeben ist. Aber viele, die ihm einmal begegnet sind, werden gern noch einmal über das nachdenken wollen, was er gesagt hat. Und dafür wird dieses Buch eine Hilfe sein. Ich habe mich immer dafür eingesetzt, daß unsere traditionsbewußten deutschen Landeskirchen sich auch einer Verkündigung öffnen möchten, die ihnen ungewohnt ist. Im ökumenischen Zeitalter ist es unmöglich, daß eine Kirche nicht an den Lebensäußerungen der anderen Kirchen 'teilnimmt und sich fragt, ob nicht dort manches zu finden ist, was ihr selber fehlt. Wir deutschen Prediger setzen oft unseren Ehrgeiz darein, den historischen Sinn einer Schriftstelle möglichst korrekt wiederzugeben, und wundern uns über die Unbekümmertheit, mit der Billy Graham den Text auslegt. Wir vergessen dabei leicht, daß die Treue zum ganzen Evangelium nicht weniger wichtig ist als die Treue zu den historischen Einzelheiten. Was entschiedene Predigt ist, kann man von Billy Graham lernen, ob er nun redet oder schreibt. Der zweifelsüchtige Mensch von heute, der ein festes Urteil kaum noch kennt, verlangt nach einer Gewißheit des Evangeliums, die alle Fragen und Probleme überwindet. Diesen Dienst sind wir ihm schuldig. Billy Graham kann ihm diesen Dienst leisten! D. Otto Dibelius Meiner Mutter INHALT Vorwort 3 Einführung 9 1. Kapitel: Flammen außer Kontrolle 13 Die Bevölkerungszunahme — Die Gesetzlosigkeit — Der Rassenkampf — Die rote Flamme — Die unkontrollierte Wissenschaft — Das politische Dilemma 2. Kapitel: Die alte Unmoral 23 Sexualität — Pornographie — Perversion — Unehrlichkeit — Eine untergehende Kultur 3. Kapitel: Unsere psychologischen Ängste 30 Flucht — Angst — Freizeit — »Zwiedenken« — »Gruppendenken« — Die Lüge 4. Kapitel: Nationaler Götzendienst 37 Götter in Eigenproduktion — Der Götzendienst der Massen — Der Mensch betet die Wissenschaft an — Der Mensch betet die Dinge an — Der Mensch betet sich selber an 5. Kapitel: Sucher in einer brennenden Welt 42 Die Selbstprüfung des Menschen — Glaube kontra Intellektualismus — Die unblutige Revolution 6. Kapitel: Wer bin ich? 47 Pessimismus — Der Mensch ist auf Gott hin geschaffen — Die Gemeinschaft des Menschen mit Gott 7. Kapitel: Die fatale Krankheit des Menschen 50 Der Ursprung der Sünde — Aufruhr gegen Gott — Was ist Sünde? — Entscheidung zur Sünde — Die Folgen der Sünde — Der Tod — Das Heilmittel der Erlösung 8. Kapitel: Wie spricht Gott? 59 Die Offenbarung in der Natur — Die Offenbarung im Gewissen — Die Offenbarung in der Schrift — Die Offenbarung in Jesus Christus 9. Kapitel: Der unausweichliche Christus 64 Die Einzigartigkeit Christi - Die Göttlichkeit Christi - Die historische Wirklichkeit Christi - Der Gott-Mensch 10. Kapitel: Die Torheit Gottes Das Sühnopfer — Das Kreuz Christi — Der Beweis der Schuld — Der Beweis, daß Gott die Sünde haßt — Die Herrlichkeit der Liebe Gottes — Die Grundlage der Bruderschaft 11. Kapitel: Der Tag, an dem der Tod starb 77 Wird der Mensch ewig leben? — Historische Zeugnisse von der Auferstehung Christi — Die Auferstehung, das Fundament — Was bedeutet die Auferstehung für uns? 12. Kapitel: Die Möglichkeit des neuen Menschen 86 Des Menschen Versuch, sich selbst zu ändern — Die neue Geburt — Mehr als Verbesserung 13. Kapitel: Wie wird man ein neuer Mensch? 93 Bekehrung — Buße — Glaube — Gefühl — Annahme und Übergabe: Akte des Willens — Gewißheit — Wie nimmt man Christus auf? 14. Kapitel: Die Triebkräfte des neuen Menschen 102 Vergebung und Rechtfertigung — Angenommen — Der Heilige Geist — Kraft, der Versuchung zu widerstehen — Der neue Mensch ist nicht vollkommen — Neue Maßstäbe — Neue Orientierung — Neue Motivierung — Neue Richtung — Neues Wadistum — Neue Beziehung zur Umwelt 15. Kapitel: Die sozialen Verpflichtungen des neuen Menschen 115 Die Aufgabe der Kirche — Der Dienst Christi — Soziale Ungerechtigkeit — Wahre Werte — Christliche Verantwortung 16. Kapitel: Die große Zukunft 125 Die Gefahr droht von innen — Gottes Eingreifen — Der große Tag — Gott ist nicht abwesend 17. Kapitel: Jesus Christus wird wiederkommen 132 18. Kapitel: Die Zeichen des Endes 134 19. Kapitel: Das kommende Gericht 146 Gerechtigkeit, Gnade und Liebe 20. Kapitel: Die Welt im Feuer 152 Die zu erwartende dreifache Veränderung — Vorbereitung auf die Zukunft 21. Kapitel: Die Welt von morgen 156 Am 17. Juli 1945 wurde die Wüste von Neu-Mexiko um 5.30 Uhr morgens in ein Licht getaucht, das heller schien als tausend Sonnen. Ein Wissenschaftler, der dies beobachtete, fing an zu weinen. »Mein Gott«, rief er aus, »wir haben die Hölle geschaffen.« Von diesem Tage an ist unsere Welt eine andere geworden. Wir sind in einen neuen Geschichtsabschnitt eingetreten — vielleicht in den letzten. Dieses Buch versucht, unsere moderne »Welt in Flammen« zu beschreiben. Feuer kann reinigen, aber es kann auch zerstören. Die Welt hat auch früher schon in Flammen gestanden, aber nur in begrenzten Gebieten. Unsere heutige Welt ist klein geworden und eng zusammengerückt. Binnen weniger Stunden kann man alle Teile der Welt mit dem Flugzeug erreichen, und binnen Sekunden sogar auf der Radiowelle. Das hat zur Folge, daß Spannungen und Entspannungen sich viel stärker ausbreiten. Bricht irgendwo das Feuer des Krieges und des Aufruhrs aus, dann springt es schnell über die nationalen Grenzen und kulturellen Unterschiede hinweg und wächst zu einem Großbrand aus. Dieses Buch will weniger all die Brandherde schildern, die sich mit der Geschwindigkeit von Kaleidoskopbildern ständig ändern und verschieben, als vielmehr nach den Ursachen der Spannungen und Situationen fragen, die den Bränden Nahrung geben. Einige Wirtschaftsführer meinen, die Ursache für den Weltbrand liege in der ungerechten Verteilung der Wirtschaftsgüter. Manche Diplomaten meinen, die Ursache für die Spannungen in der Welt seien politischer Natur, und wir könnten unsere Probleme lösen, wenn wir mit allen Völkern in Freundschaft lebten. Manche Pädagogen sind der Ansicht, daß die Ursache der weltweiten Spannungen in dem Mangel an Bildung zu suchen ist, und daß in dem Augenblick Frieden die ganze Welt erfüllen wird, wenn wir jedem Menschen die gleichen Ausbildungsmöglichkeiten bieten können. Sie behaupten, wenn ein Mensch besser Bescheid wüßte, würde er auch besser handeln. Soziologen sind der Überzeugung, daß die Brutstätte allen Übels und aller Not die schlechte Umwelt sei, so etwa die armseligen Lebensbedingungen in den Vorortslums oder in armen ländlichen Gegenden. Es gibt nur ganz wenig Philosophen, Politiker, Wissenschaftler und Soziologen, die Jesu prophetische Geschichtsschau annehmen, wie sie im 24. Kapitel des Matthäus-Evangeliums niedergeschrieben ist. Wer die biblische Sicht akzeptiert, findet es höchst aufregend zu beobachten, daß der Mensch haargenau das ist, was die Bibel von ihm sagt. Die Bibel beschreibt den Menschen als einen Rebellen gegen Gott. Dies nahm seinen Anfang, als unsere ersten Eltern in einem offenkundigen Akt des Eigensinns gegen das göttliche Gesetz aufbegehrten. Damit zerstörte der Mensch seine göttliche Ebenbildlichkeit, er trennte sich von Gott und schlug einen Kurs ein, der Zivilisation und Kulturen hervorbrachte, die erfüllt sind von Verbrechen, Lust, Haß, Gier und Krieg. Die Erde ist ein Planet in Rebellion. Die Bibel offenbart uns, daß Gott den Menschen liebt, trotz seiner Rebellion. So begann Gott das dramatischste Rettungsunternehmen in der Geschichte des Kosmos. Er beschloß, die Menschheit vor der -Selbstzerstörung zu bewahren, und sandte seinen Sohn Jesus Christus, um sie zu retten und zu erlösen. Dieses Erlösungswerk wurde am Kreuz vollbracht. Schließlich sieht die Bibel eine neue Welt in Frieden und Gerechtigkeit. Da wird es weltweiten Frieden geben. Da wird es eine neue soziale Ordnung geben. Da wird ein neues Zeitalter anbrechen. Da wird ein vollständig neuer Mensch sein, in dem sich kein falscher Stolz, kein Haß, keine fleischliche Lust, keine Gier und kein Vorurteil finden. Das wird der Höhepunkt der menschlichen Geschichte sein. Das Königreich Gottes wird triumphieren. Die Schrift sagt: »Wir erwarten aber einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnt.« Bis diese neue soziale Ordnung durch Gottes direktes Eingreifen anbricht, wird die Welt von einer Krise in die andere stürzen. Inmitten all dieser Versuchungen und Anfechtungen müssen wir herausfinden, in welcher Richtung Gott in der Geschichte voranschreitet — und dann heißt es, mit Gott den gleichen Schritt aufzunehmen! In »Welt in Flammen« kann ich nur die Höhepunkte streifen. Ich hätte über den Inhalt eines jeden einzelnen Kapitels ein ganzes Buch schreiben können. Das gilt vor allem für die Kapitel, in denen ich das Ende der Welt diskutiere. Vieles habe ich unerwähnt gelassen. Später hoffe ich, ein Buch über »Das Ende« schreiben zu können. »Welt in Flammen« versucht, zum Menschen in seiner gegenwärtigen Lage zu sprechen, ihm zu zeigen, wie er sich aus der Umklammerung befreien und dem Sog in die dunklen Abgründe unserer Zeit widerstehen kann. l. Kapitel FLAMMEN AUSSER KONTROLLE Kurz vor seinem tödlichen Flugzeugabsturz besuchte ich Dag Hammarskjöld in seinem Büro im Haus der Vereinten Nationen. Er machte einen niedergeschlagenen Eindruck. Aus seinem Fenster New York überschauend, sagte er ruhig: »Ich sehe keine Hoffnung für einen dauerhaften Weltfrieden. Wir haben uns so angestrengt und haben so jämmerlich versagt.« Dann hielt er einen Augenblick inne, blickte mich an und sagte: »Wenn die Welt nicht in den nächsten Jahren eine geistliche Neugeburt erlebt, wird die Zivilisation untergehen.« Jean Paul Sartre, der französische Existentialist, sagte: »Aus dem menschlichen Dilemma gibt es keinen Ausweg.« Überall in der Welt züngeln die Flammen. Das Dach droht einzustürzen. Der Mensch ist von allen Seiten von einem Feuer umgeben, über das er die Kontrolle verloren hat. Wo liegen die Herde des Brandes, der uns von allen Seiten bedroht und vernichten will? Die Bevölkerungszunahme Die gegenwärtige Bevölkerungsexplosion erschreckt jeden Einsichtigen. Das Anwachsen der Bevölkerung ist beängstigend. Der britische Historiker Arnold Toynbee kennzeichnete dieses Dilemma folgendermaßen: »Sollte ein Atomkrieg ausbrechen, dann werden zu wenig Leute übrigbleiben, um die Zivilisation aufrechtzuerhalten; sollte ein solcher Krieg aber nicht ausbrechen, dann wird es zu viele Menschen geben, sie werden das Leben auf diesem Planeten unerträglich und unmöglich machen.« Die Statistiken zeigen unerbittlich, mit welcher Geschwindigkeit die Geburtenrate die Todesrate übersteigt. Am Anfang der uns bekannten Geschichte betrug die Weltbevölkerung etwa 125 000 Menschen. Zur Zeit Christi lebten auf der ganzen Welt nur zwei Drittel so viel Menschen, wie heute allein in den USA. Am Ende dieses Jahrhunderts, also um das Jahr 2000, wird die Weltbevölkerung mehr als 6V2 Milliarden betragen. Vom Jahr 2000 an beginnen sich die Statistiken zu überschlagen. Die Ergebnisse dieser Explosion sind ungeheuerlich. Wenn die augenblickliche Zuwachsrate weiter anhält, dann werden in 6 Generationen allein in den Vereinigten Staaten 9 Milliarden Menschen leben, dreimal so viel wie die gesamte Weltbevölkerung heute. Dies bedeutet praktisch, daß die Vereinigten Staaten zu einer einzigen zusammenhängenden Riesenstadt werden. Die Wissenschaftler reden heute bereits von der Entwicklung einer Globalstadt, einer Weltmetropole. Wir können uns eine Vorstellung davon machen, welche erschreckenden Aussichten wir haben, wenn diese Bevölkerungsexplosion weiter anhält. Die Welt steht vor einem biologischen Problem genauso wie vor einem politischen. Werden wir in der Lage sein, genügend Einsatzbereitschaft, Weisheit und Mitgefühl aufzubringen, um mit diesem ständig wachsenden Problem der Überbevölkerung fertig zu werden? Die Gesetzlosigkeit Die Bibel sagt, daß Sünde Unrecht sei (1. Joh. 3, 4). Jesus wies darauf hin, daß sich am Ende der Geschichte in der ganzen Welt Rebellion gegen Gesetz und Ordnung ausbreiten werde. Rebellion und Gesetzlosigkeit herrschen jetzt bereits auf der Erde, wie es die Welt bisher noch nie gekannt hat. Kinder rebellieren gegen ihre Eltern, so daß manche Eltern tatsächlich vor ihren eigenen Kindern Angst bekommen. Junge Leute rebellieren gegen ihre Lehrer. Studenten rebellieren gegen die Universitätsleitung. Es gibt organisierte Versuche, den Dienst der Polizisten lächerlich und verächtlich zu machen. Organisiertes Verbrechen ist in vielen Ländern das größte Geschäft. Einer der größten Schieber Amerikas brüstete sich damit, »das organisierte Verbrechertum sei größer als die Regierung der Vereinigten Staaten«. Das Verbrechertum hat einen Bruttoverdienst von fast 10 Prozent des amerikanischen Volkseinkommens aufzuweisen und bildet praktisch einen Staat innerhalb des Staates. Es ko- stet den Staat mehr als alle pädagogischen und sozialen Bemühungen zusammengenommen. Darüber hinaus gibt es noch unorganisierte Verbrecher, was genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer ist. Der Pesthauch der Kriminalität droht unsere Gesellschaft zu verschlingen; in dem gleichen Maße, in dem die Zahlen des Verbrechens zunehmen, stürzen die moralischen Fundamente unserer Nation zusammen. Während der vergangenen Jahrzehnte haben wir gelernt, die Moral sei etwas Relatives. Jetzt ernten wir die Früchte. Die Verbrecherstatistik erreicht astronomische Zahlen. Die Einrichtungen, die das Recht durchsetzen sollen, haben aber weder genug Geld noch genug Personal, um die Verbrecher auch nur annähernd in Schach zu halten. Niemand scheint eine Antwort zu haben. Eine weitere Flamme, die sich unserer Kontrolle entzogen hat! Wie kommt es, daß unsere Nation als die wohlhabendste Gesellschaft der Geschichte die Welt im Verbrechen anführt? Der Rassenkampf Ein führender Soziologe glaubt, daß wir innerhalb weniger Jahre in einen bitteren Rassenkrieg verwickelt sein werden. Männer wie Martin Niemöller, einer der Präsidenten des Weltkirchenrates, und Sir Hugh Foote, Mitglied der britischen Labour-Regierung, warnen ebenfalls vor der Möglichkeit eines Rassenkrieges. Als Schwarzer geboren zu sein — oder als Jude — oder als Orientale — ja sogar als Weißer — kann einem in manchen Gegenden unerträgliche Lasten aufbürden, während diejenigen, die zufällig als Glied der gerade herrschenden Mehrheit geboren werden, Vorrechte genießen, die sie durchaus nicht immer verdient haben und die sie häufig auch gar nicht zu würdigen wissen. Es besteht ein allgemeiner Zug der menschlichen Natur, alle die zu hassen, zu diskriminieren und Einschränkungen zu unterwerfen, die anders aussehen, die anders reden, die eine andere Nationalität haben oder die irgendwie anders handeln als man selbst. Rassenvorurteile sind nicht auf den südlichen Teil der. Vereinigten Staaten oder auf die Südafrikanische Union beschränkt. Man findet sie unter den Israelis und Arabern, unter den Franzosen und Algeriern, unter den Indonesiern und Malaien, unter den weißen Südafrikanern und den farbigen. Großbritannien hatte sich immer gerühmt frei zu- sein von Rassenvorurteilen. Als aber Tausende von Farbigen auf die britische Insel zogen, stellten die Engländer plötzlich fest, daß sie voller Vorurteile waren. Sogar die britischen Wahlen wurden von den Rassenvorurteilen beeinflußt. Das gleiche gilt von der Sowjet-Union. Dort studierte eine relativ kleine Zahl afrikanischer Studenten, aber viele von ihnen verließen wieder dieses Land, weil sie sich über Rassendiskriminierung zu beklagen hatten. Das Rassenvorurteil ist ein weltweites Problem. Auf dem Gebiet der Rassenvorurteile gibt es so viel Heuchelei, daß es schwierig ist, einen Anfang zu finden. Christus verkündigte die Würde des Menschen und die Möglichkeit der Bruderschaft aller Menschen in ihm. Die Bibel sagt eindeutig, daß Gott die Person nicht ansieht. Das schließt jede Theorie rassischer Überlegenheit aus und macht alle Menschen in den Augen Gottes gleich. Der christliche Glaube liegt häufig mit der Tradition im Streit. Jesu größte Sorge waren die Pharisäer, die nicht von Liebe, sondern von Rücksichtnahme auf ihre Traditionen geleitet wurden. In gleicher Weise ist auch die Diskriminierung am stärksten in jenen Gebieten, die an die Tradition gebunden sind. Wir können das Rassenproblem durch Gesetzgebung allein nicht aus der Welt schaffen. Einen oder zwei Tage nach der Annahme der Bürgerrechte im Jahre 1964 trat der damalige Senator Hubert Humphrey auf mich zu und sagte: »Billy, Gesetzgebung allein vermag es nicht. Es muß letztlich aus dem Herzen kommen.« Wie recht er hatte! Es erfordert Liebe, Verständnis und Geduld auf beiden Seiten. Nur eine Lösung gibt es für das Rassenproblem und das ist eine lebendige persönliche Begegnung mit Jesus Christus. In Christus ist die Trennwand niedergerissen. Da gibt es keinen Juden und keinen Heiden mehr, weder weiß noch schwarz noch gelb noch rot. In Jesus Christus könnten wir eine große Bruderschaft werden. Die rote Flamme In der großen Diskussion, die gegenwärtig im Westen über den Kommunismus geführt wird, gibt es zwei Anschauungen. Die eine betrachtet die kommunistische Gefahr rein äußerlich als chinesische oder russische militärische Aggression und territoriale Expansion. Die andere Anschauung betrachtet die kommunistische Gefahr als rein innere Angelegenheit, eine Gefahr durch Umsturz und Infiltration. Beide Gefahren sind Wirklichkeit. Die Kommunisten glauben an einen Endsieg. Den planen sie und daraufhin arbeiten sie. Ihre Überzeugung, sich auf einem vorbestimmten Weg zu befinden, und ihr Glaube an den Endsieg haben fast etwas Religiöses an sich. Getrieben von solch einem fanatischen, brennenden Wunsch zu gewinnen, ist den Kommunisten für ihre Sache kein Opfer zu groß. Wir sagen, daß der Kommunismus eine große Herausforderung für das Christentum sei. Ideologisch ist er es. Aber kein System kann ernsthaft von irgendeinem »äußeren« Feind bedroht werden, solange es nicht von einem »inneren« Feind geschwächt wurde. Der Kommunismus wird niemals den Sieg erringen, es sei denn, das Christentum versagt. Lenin sagte einmal: »Die Religion ist eine Art geistlicher Gin, in dem die Sklaven des Kapitals ihr Menschsein und ihren Anspruch auf ein würdiges Menschenleben ertränken.« Lenins Fehler war, daß er die Geschichte ebenso ignorierte wie die Lehre der Bibel. Die russische Kirche unter den Zaren hat Lenin und seinen Nachfolgern nur eine Karikatur echten Christseins vermittelt. So hatte er, wenn man sich seine Umgebung und seine Zeit vor Augen hält, zum Teil recht mit dem, was er sagte. Für wie viele sogenannte Christen der »freien Welt« sind Christus und die Kirche nicht der zentrale Inhalt ihres Lebens, sondern eine Spritze, die ihnen der Pfarrer beim Gottesdienstbesuch am Sonntagmorgen verpaßt. Als ginge man zum Zahnarzt: Der Patient seufzt erleichtert auf, wenn der Pfarrer sein »Amen« sagt, und damit ist die wöchentliche Behandlung vorüber. Solange wir die Menschen nicht eines Besseren belehren können durch eine neue Hingabe, die der der Kommunisten gleich ist oder sie gar übertrifft, solange kämpfen wir in einer verlorenen Schlacht. Das Ziel der Kommunisten ist die Liquidation der Religion, die nach ihrer Überzeugung ein Produkt des kapitalistischen Systems ist. Sie wissen nicht, daß die christliche Religion mit Jesus Christus anfing, der alles andere als ein wohlhabender Amerikaner oder Europäer war. Er war ein armer vorderasiatischer Zimmermann. Die Bibel sagt: »Obwohl er reich war, wurde er um euretwillen arm, damit ihr durch seine Armut reich würdet« (2. Kor. 8, 9). Er wurde in einer geliehenen Futterkrippe geboren. Er sagte: »Die Füchse haben Gruben und die Vögel des Lümmels haben Nester; der Sohn des Menschen dagegen hat nicht, wo er sein Haupt hinlegen kann« (Lukas 9, 58). Er feierte sein letztes Abendmahl in einem gemieteten Raum. Er ritt nach Jerusalem hinein auf einem geliehenen Esel. Er wurde gekreuzigt und in einem zur Verfügung gestellten Grab begraben. Obgleich er sich weigerte, eine Klasse gegen die andere auszuspielen, lesen wir, daß die einfachen Leute ihn gern hörten. Doch sorgte er sich genauso um die Bourgeoisie wie um das Proletariat. Er widmete dem reichen Jüngling genauso viel Zeit wie dem blinden Bettler, und er sorgte sich um Nikodemus genauso wie um den lahmen Mann am Teich Bethesda. Die kommunistische Gefahr ist eine Wirklichkeit, aber auch die christliche Erwartung ist eine Wirklichkeit. »Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen; und die Pforten des Totenreichs werden nicht fester sein als sie« (Matth. 16,18), sagt Christus. Das gilt der Kirche, wenn sie stark, lebendig, wahr und geisterfüllt bleibt. Wenn wir es aber zulassen, daß unser christlicher Glaube mit Materialismus verfälscht, durch Säkularismus verwässert und mit einschmeichelndem Humanismus vermischt wird, dann können wir gegenüber einem System nicht mehr bestehen, das geschworen hat, uns zu beerdigen. Aber das bedeutet nicht, daß die Kirche ihre Möglichkeiten der Predigt und der Lehre für einen »totalen Krieg« gegen den Kommunismus einsetzt. Sie hat eine besondere Aufgabe für die Welt, und diese Aufgabe ist weder national, noch ideologisch, noch politisch. Ihr Auftrag ist es, Zeugnis abzulegen von Jesus Christus. Dieses Zeugnis hat weder staatliche Macht noch staatliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Dieses Zeugnis darf nicht das Schwert ergreifen und Gewalt anwenden. Es ist die umwandelnde Botschaft von der Gnade Gottes und darf nur solche sozialen Hilfsmaßnahmen ergreifen, die die augenblickliche Not des Menschen lindem können. Als Christen haben wir unter allen Regierungsformen zu leben und zu dienen und — notfalls für unseren Glauben zu sterben. Es ist meine Überzeugung, daß Gott den Kommunismus als ein Gericht über den Westen gebrauchen könnte. Die Sünden des Westens sind heute so groß, daß das Gericht unvermeidlich ist, es sei denn, die Völker tun Buße. Gott hat früher schon Gericht geübt. »Wohl sandte der Herr, der Gott ihrer Väter, durch seine Boten Mahnungen an sie früh und spät, weil er sein Volk und seinen Tempel schonen wollte. Aber sie verspotteten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und verhöhnten seine Propheten, bis daß der Zorn des Herrn wider sein Volk entbrannte, unheilbar. Er ließ den König der Chaldäer wider sie heranziehen . . .« (2. Chron. 36, 15—17). Eine ähnliche Situation erkennen wir in der Welt heute! Die unkontrollierte Wissenschaft Es ist eine ironische Tatsache, daß die Wissenschaft, die sich die Lösung von Problemen zum Ziel gesetzt hat, selbst zu einem Problem geworden ist. Die Wissenschaft hat uns das elektrische Licht gegeben, das Automobil, das Flugzeug, das Fernsehgerät und das Elektronengehirn, aber dieselbe Wissenschaft hat uns die Wasserstoffbombe gegeben. Autos sind sehr nutzbringend für Transportzwecke und dienen zum Vergnügen, aber die andere Seite der Medaille ist, daß Zehntausende von Menschen allein in Amerika jedes Jahr durch Autounfälle sterben. Kaum hatten die Wissenschaftler das Atom gespalten und zum erstenmal die Energie seines Kerns freigesetzt, da wurde diese große wissenschaftliche Errungenschaft bereits dazu verwandt, um Leid und Tod auf Hiroshima und Nagasaki herabregnen zu lassen. Das Problem der Wissenschaft liegt in ihrem Mißbrauch. Weil der Mensch so ist, wie er ist, werden wissenschaftliche Errungenschaften häufiger zur Zerstörung als zum Aufbau verwertet. Wir können nicht eher auf eine Lösung dieses Problems hoffen, als nicht des Menschen moralischer Fortschritt seinem intellektuellen Fortschritt entspricht. Unsere gesamte westliche Zivilisation könnte eines Tages untergehen mit all ihren politischen, wirtschaftlichen, sozialen und wissenschaftlichen Errungenschaften. Ja, gerade diese letzteren könnten die Ursache ihres Todes sein. Unsere Generation produzierte DDT, um Ungeziefer zu töten, und 2-4-D, um Unkraut zu vernichten, die Formel 1080, um Ratten umzubringen, und die Gleichung E = mc2, um ganze Völker auszulöschen. General Omar Bradley sagte: »Unsere Lage ist kritisch. Mit jedem Versuch, sie durch weitere wissenschaftliche Fortschritte zu erleichtern, haben wir unsere Gefahr nur immer mehr vergrößert. Raketen werden Antiraketen hervorbringen, und Antiraketen werden wieder Anti-Antiraketen im Gefolge haben. Es ist unvermeidlich, daß das ganze elektronische Kartenhaus eines Tages einen Punkt erreichen wird, wo es nicht mehr höher gebaut werden kann . . . Sind wir etwa auf der Suche nach Frieden durch die Anhäufung von Gefahr bereits zu weit gegangen?« Er kam zu dem Schluß: »Wenn wir uns selbst vor den Instrumenten unseres eigenen Intellekts retten müssen, dann täten wir gut daran, uns selbst recht bald unter Kontrolle zu bekommen und damit die Welt für das Leben sicher zu machen.« Das Zeitalter der Automation bedroht jedes Gebiet menschlicher Würde, Persönlichkeit und Individualität. Auch dieses ist zu einer Flamme geworden, die außer Kontrolle geraten ist. Das politische Dilemma Ein europäischer Politiker sagte kürzlich: »Wenn der Teufel ein Universalmittel für die Probleme der Welt anbieten würde, dann würde ich ihm gern folgen.« Das ist genau das, was nach den Verheißungen der Bibel eines Tages geschehen wird. Wenn die Völker ihre Probleme nicht mehr lösen können, wird der große Antichrist erscheinen, voller Charme und Raffinesse, wie man es vorher nie erlebt hat. Die ganze Welt wird ihm folgen und ihn anbeten. Mittlerweile wird die politische Ära beherrscht von den Ereignissen und Veränderungen nach dem ersten Weltkrieg 19x4—1918. Die Demokratie begann zu blühen, aber auch die Diktatur. Wir erinnern uns alle, wie Präsident Franklin Roo-sevelt der ganzen Welt die vier Freiheiten versprach, Freiheit des Glaubens, der Rede, von Furcht, von Mangel, doch heute gibt es weniger Freiheit als je zuvor. Das politische Klima der ganzen Welt ist mehr und mehr von Unbeständigkeit erfüllt, und in der Welt brodelt es wie in einem Hexenkessel. Aufruhr, Demonstrationen und Revolutionen fast jeden Tag und überall. Selbst in England und Amerika haben sich die Leute zum Sitzstreik und zur Demonstration für alles Mögliche bereitgefunden. Deutlich bezeugt die Geschichte, daß kein Staat und keine Regierung immerdar blühen. Es ist auch wahr, was Will Du-rant sagte: »Keine große Nation ist jemals überwunden worden, bis sie sich selbst zerstörte.« Republiken, Königreiche und Imperien leben und sterben. In Amerika sind wir nahe daran zu sehen, wie eine Demokratie außer Rand und Band gerät. So sieht die moderne, internationale Szene aus mit ihren Problemen auf dem Gebiet der Bevölkerung, des Verbrechens, der Rassen, des Kommunismus, der Wissenschaft und der Politik. Sie komplizieren das moderne Leben und sorgen dafür, daß in der Welt, in die unsere jungen Männer und Mädchen hinausgehen, die persönlichen Freiheiten durch alle möglichen einschränkenden Maßnahmen immer mehr begrenzt werden. In dem Maße, wie die Welt kleiner wird, werden unsere Probleme größer. Nöte und Gefahren liegen vor uns. Die heutige junge Generation hat nichts zu erwarten als Krisen, Blutvergießen, Krieg, Haß, Habsucht, Sexualisierung und Kämpfe, mit deren Hilfe sich die Welt ohne das Klima des Friedens an die Gegebenheiten anzupassen versucht. Wir wissen mehr über wirtschaftliche Zusammenhänge als je zuvor, aber die Welt leidet unter Armut und Hunger. Während wir uns auf dem Mond Umsehen, haben wir noch nicht einmal die Grundprobleme der Erde gelöst. Krieg und Revolution schweben über unseren Häuptern wie ein Damoklesschwert. Die Psychiater und Psychotherapeuten versprechen uns eine gesunde und ganze Persönlichkeit, aber es gibt mehr Nervenkrankheiten und psychische Verirrungen als je zuvor. Was ist los? Wo liegt die Antwort auf unser Problem? Wir paradierten förmlich in unserer Arroganz bis zu dem jähen Abgrund eines tragischen Endes. Unser Problem heißt jetzt: Können wir uns wieder erholen, können wir unseren Geist wieder klären, unsere Fassung wiedergewinnen und unsere Richtung ändern, bevor es zu spät ist? Die meisten der lebenden Experten, der Analytiker, Historiker, Wissenschaftler, Philosophen und Politiker, stimmen darin überein, daß der Mensch krank ist. Aber die entscheidende Frage ist, ob wir überhaupt noch zu retten sind? Gibt es noch eine Hoffnung? Es sind die Experten, nicht das Volk, die solche Fragen stellen und derartige Vorahnungen zum Ausdruck bringen. Es ist das typische Erkennungsmal einer untergehenden Kultur, daß das Volk sich dessen gar nicht bewußt ist, was vorgeht. Der Durchschnittsbürger fühlt sich recht wohl in seiner Sattheit und ist genauso uninteressiert wie ein Silberfisch, der es sich in einem Karton abgelegter politischer Zeitschriften bequem gemacht hat. Er stellt keine Fragen, denn seine sozialen Vorteile, die ihm seine Regierung gewährt, geben ihm ein falsches Gefühl der Sicherheit. Das ist seine Not und seine Tragödie. Der moderne Mensch ist zu einem Zuschauer der Weltereignisse geworden, die er auf seinem Fernsehschirm beobachtet, ohne persönlich betroffen zu sein. Er läßt die gewaltigen Ereignisse unserer Zeit vor seinen Augen vorübergleiten, während er in einem gemütlichen Sessel sitzt und sein Bierchen trinkt. Er scheint sich gar nicht dessen bewußt zu sein, was ihm eigentlich fehlt. Er begreift nicht, daß sich seine Welt in Flammen befindet, und daß er auf dem besten Wege ist, mit verbrannt zu werden. Mitten hinein in diesen Mißklang von Untergangsprophezeiungen trifft das Wort Gottes. Die Bibel sagt, daß es noch nicht zu spät ist. Ich glaube nicht, daß wir jene Grenze überschritten haben, hinter der es keine Umkehr mehr gibt. Ich glaube nicht, daß alles schwarz und hoffnungslos aussieht. Noch ist Zeit, daß Gott eingreifen kann. Aber es wird eine Zeit kommen, wo es wirklich zu spät ist, und wir nähern uns dieser Zeit mit rasender Schnelligkeit! 2. Kapitel DIE ALTE UNMORAL Heutzutage sind sämtliche Gebiete unseres Lebens vom Zwielicht der Unmoral durchzogen. Sie läßt niemanden unberührt. In Unterhaltung und Vergnügung liegt das Hauptgewicht auf dem Sex. Selbst Männer der Kirchen fangen an, von einer »neuen Moral« zu sprechen, die besser zu unserer Zeit passen soll, nachdem es ihnen nicht gelungen ist, die Ursache dieser Krankheit zu lokalisieren und ein Gegenmittel zu finden. Aber die sogenannte »neue Moral« ist nichts anderes als die alte Unmoral, nur etwas modernisiert. Hinweise für diese moralische Auflösung unserer Gesellschaft zeigen sich, wo man hinsieht. Ein Mitglied des Senats der USA sagte mir unlängst: »Jedesmal, wenn wir einen neuen Untersuchungsausschuß einsetzen, sticht er in ein Wespennest!« Man gewinnt den Eindruck, daß haargenau eintrifft, was Jesus prophezeit hat: »Denn wie die Tage des Noah wird die Wiederkunft des Sohnes des Menschen sein« (Matth. 24, 37). Er meinte damit, daß die gleiche moralische Entartung charakteristisch sein würde für jene Zeit, die unmittelbar dem Ende der Geschichte vorausgeht. Die Sorge um die moralische Auflösung des westlichen Menschen ist nicht beschränkt auf Soziologen, Psychologen, Prediger und Professoren. Auch politische Führer, Militärs, Geschäftsleute und Gewerkschaftsführer sind darüber besorgt. Selbst Zeitungsverleger sind beunruhigt, wie etwa Jenkin Lloyd Jones von der Tulsa Tribüne, der vor einer Konferenz von Zeitungsverlegern erklärte, daß unser Volk entschieden habe, Sünde sei größtenteils Einbildung. Wir sind förmlich verzaubert durch die Psychologie, die meint, der Mensch sei ein Produkt seiner Vererbung und ein Opfer seiner Umgebung. Über Hollywood sagte Jones: »Kann jemand leugnen, daß die Filme schmutziger sind als je zuvor? Aber man nennt es nicht Schmutz. Man nennt es Realismus. Warum lassen wir uns von ihnen zum Narren halten? Warum nicken wir eulenhaft, wenn sie uns erzählen, Obszönität sei nur eine gewagte Kunstform und Unzüchtigkeiten seien in Wahrheit nur sozialkritische Anmerkungen?« Angesichts dieser legalisierten Pornographie scheint das Gewissen Amerikas bereits gelähmt zu sein. Aber schlimmer noch als unsere Heuchelei auf dem Gebiet der Kunst, der Literatur und der Bilder ist der Zusammenbruch unserer moralischen Grundsätze. Wir sind unempfindlich geworden für rüpelhaftes Benehmen auf der Bühne und für die Glorifizierung des Nachtlebens. Wir scheinen nicht zu spüren, wie unsere Jugend geradezu betrunken gemacht wird mit Gewalttaten, Zynismus und Sadismus, die durch das Fernsehen in das Wohnzimmer, sogar schon in den Kindergarten hineingepumpt werden. Es verschlägt uns nicht mehr die Sprache, wenn unzüchtige Literatur mit schlüpfrigen Erzählungen, die in ein Bordell gehören, die Listen unserer Bestseller füllt. Der Chefredakteur einer Zeitung hatte den Mut, seiner Anzeigenabteilung die Werbung für moralisch fragwürdige Literatur, auch wenn es Bestseller waren, zu untersagen. Man wirft uns vor, wir wollten uns an den Wirklichkeiten vorbeidrücken, indem wir sie kennzeichnen als das, was sie sind: Unmoral, Degeneration und Hurerei. Es sind nicht nur amerikanische Wirklichkeiten. Es sind Wirklichkeiten, die die Fahne fast jeder Nation unter der Sonne beflecken. Sexualität Es ist immer ein Zeichen untergehender Zivilisationen gewesen, daß sie von der Sexualität beherrscht wurden. Wenn die Menschen ihren Weg aus den Augen verlieren, ihren Zweck, ihren Willen, ihre Ziele, und auch ihren Glauben wie die alten Israeliten, dann betreiben sie »Hurerei«. Es ist eine Abweichung vom Wege, die weder Denken, noch Charakter, noch Selbstbeherrschung verlangt. Ein Historiker sagte mir: »Die moralische Verdorbenheit des Westens wird uns um das Jahr 2000 herum vernichten, wenn es die Kommunisten nicht tun sollten!« Pornographie Unsere westliche Gesellschaft ist mit der Zeit so erfüllt worden von Sexualität, daß sie durch alle Poren des nationalen Lebens sickert. Früher woben die Schriftsteller dieses Thema ganz vorsichtig und fast unmerklich in ihre Erzählungen ein als einen Teil des Lebens. Heute beherrscht dieses Teilgebiet das Ganze; es ergießt sich aus den Federn großer und kleinerer Leuchten ein Strom von perversen, niedrigen und sogar obszönen Schriften, der überall versickert wie die Abwässer aus einer undichten Kanalisation. Sexualität ist das Hauptthema überall. Die Frage ist jetzt: Schließt die Freiheit der Rede und der Presse auch das Recht ein, die Gedanken der Menschen mit Hilfe der Massenmedien zu verderben und damit jeder Form sexueller Perversion und Immoralität Tür und Tor zu öffnen? Wir haben Gesetze, die in unseren Städten offene Abwässerkanäle und Sickergruben verbieten. Warum sollten wir nicht auch Gesetze haben, die Pornographie und Obszönität verbieten? Viele haben dies mutig versucht, aber sie stolperten über die Definition des Wortes »Obszönität«. Wenn wir uns nicht über die Länge eines Meters einigen können, so liegt das daran, daß wir unser Maß verloren haben. Niemand hat den moralischen Maßstab verbessern können, der dem Menschen in den Zehn Geboten gegeben wurde. Pornographie ist all das, was Unzüchtigkeiten so wiedergibt, daß unreine Gedanken und Wollüste hervorgerufen werden. Der sogenannte künstlerische Realismus als Ziel- und Leitstern mancher Gruppen der Filmindustrie in Europa und Amerika ist nichts anderes als Obszönität, Schmutz, Korruptheit und Pornographie, die unsere Jugend vergiften. Kein Wunder, daß schon die Sechzehnjährigen auf sexuellem Gebiet mit allen Wassern gewaschen sind. Wir verderben Vorstellungswelt und Geschmack einer ganzen Generation. Liebe wird pervertiert zur Lüsternheit. Das Empfindungsvermögen wird so verhärtet, daß Verbrechen und internationale Greuel als Selbstverständlichkeiten empfunden werden. Auf diese Weise gestatten wir es, daß der Teufel triumphiert. Der Prophet Jeremia warnte: »In Schanden stehen sie da, denn sie haben Greuel verübt; doch Scham kennen sie nicht, wissen nichts von Beschämung. Darum werden sie unter den Fallenden fallen; zur Zeit, da ich sie heimsuche, werden sie stürzen, spricht der Herr« (Jer. 6,15). Altertumswissenschaftler berichten uns, daß eins der Symptome einer untergehenden Zivilisation die geschlechtliche Verkehrung sei. Männer werden weibisch und Frauen männlich, nicht nur in Äußerlichkeiten auch in ihren grundlegenden Charaktereigenschaften. Perversion Hand in Hand mit der Geschlechtsverkehrung tritt in unserer heutigen Gesellschaft die unheilvolle zunehmende Perversion in Erscheinung. Sie nimmt solche Formen an, daß die altmodischen Sünden im Vergleich dazu geradezu harmlos erscheinen. Nichts kann die Tatsache aber ändern, daß Gott Perversion Sünde nennt. ». . . damit sie keine Entschuldigung haben . . . Deshalb gab sie Gott dahin in schändliche Leidenschaften; denn die Frauen unter ihnen verwandelten den natürlichen Verkehr in den widernatürlichen. Gleicherweise verließen auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau und entbrannten gegeneinander in ihrer Begierde, so daß Männer mit Männern Schande trieben und den verdienten Lohn ihrer Verirrung an sich selbst empfingen« (Röm. x, 20—27). Auf jedem Gebiet unseres sozialen Lebens sehen wir, wie das Gesetz der nachlassenden Befriedigung in unserer sexuellen Besessenheit unvermeidlich wirksam ist. Viele suchen irgendwie ihre Befriedigung, um dann am Ende herauszufinden, daß sie beim nächsten Mal die Dosis verstärken müssen, um dieselbe Befriedigung zu finden. In dem Maße, wie der Reiz nachläßt, halten sie nach neuen Mitteln Ausschau und nach anderen Erlebnissen, um einen vergleichbaren Reiz zu empfinden. Der Wollüstling wird gequält von Schuldgefühl und Reue. Sein Leben ist gesättigt von intensiver Anspannung, unnatürlichen Gefühlen und inneren Konflikten. Seine Leidenschaften sind hemmungslos, und das Endergebnis ist Verzweiflung. Während er das Gesetz Gottes und die Norm der Gesellschaft ablehnt, belastet er seine Seele durch eine mit dem Tode spielende Spannung. Dr. Sorokin sagt: »Die geschwächte körperliche, gefühlsmäßige und geistliche Verfassung des Wollüstlings macht ihn gewöhnlich unfähig, das Verschiedenerlei der Belastungen zu ertragen, und schließlich bricht er unter ihrem Gewicht zusammen. Oft endet er als Psychoneurotiker oder gar mit Selbstmord.« Das Erschütterndste aber in der ganzen Situation ist die Haltung mancher protestantischer Pfarrer. Die Zeitschrift Time meldet: »Protestantische Kirchenmänner beginnen ihre Haltung zu ändern. Sie warnen nicht mehr, wenn Jungen und Mädchen ihren natürlichen biologischen Trieben nachgeben und ihre Experimente machen. Sie sagen nicht mehr: >Halt, ihr tut unrecht!«, sondern >Hat es Sinn?<« Viele Pfarrer sind sehr nachsichtig bei vorehelichem Geschlechtsverkehr. Wir leben in einem Zeitalter des moralischen Relativismus. Es gibt aber gewisse Gebiete, wo uns die Heilige Schrift kein Feilschen gestattet. In all den Jahrhunderten hat es nicht die geringste Veränderung im Wesen Gottes oder in seiner Haltung zur Sünde gegeben. Die Bibel lehrt von Anfang bis Ende, daß Ehebruch und Unzucht Sünde sind. Sie sagt: »Irret euch nicht! Weder Unzüchtige, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Lustknaben, noch Knabenschänder . . . werden das Reich Gottes ererben« (i. Kor. 6, 9). Daran ändert die Haltung moderner Geistlicher nichts. Unehrlichkeit Ich erlebte im Bundesgerichtshof die Verhandlung gegen ein höchst angesehenes Mitglied der Ärzteschaft, das bewußt und absichtlich seine Einkommensteuer gefälscht hatte. Er wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Die Seuche der Unehrlichkeit greift in jedem Beruf um sich, ihre Zunahme dürfte selbst den apathischsten unter uns in Alarm versetzen. Es schockiert, daß junge Amateursportler ihre Ideale und ethischen Grundsätze den Halbstarken und Gangstern verkauften. Seit Jahren war es bekannt, daß das Berufsboxen weitgehend von Betrügern durchsetzt ist, und wenige waren überrascht, als bei Untersuchungen herauskam, daß es weithin üblich ist, aus betrügerischer Absicht Kämpfe zu verlieren. Als ich kürzlich einmal vom Flugplatz mit einem Taxi in eine Großstadt fuhr, sagte mir der Taxichauffeur: »Bestechungsgelder sind gang und gäbe in allen Kreisen der Stadt. Wenn ein Geschäft nicht gut zahlt, dann wird einfach die Straße vor dem Haus aufgegraben und ein Jahr lang so gelassen. Wenn ich mein Auto inspizieren lasse, muß ich 25 $ unter dem Tisch bezahlen. Der Mann, der das Geld entgegennimmt, behauptet, er bekommt nur 5 davon. Nehmen Sie die Bestechungsgelder weg und die Wirtschaft der Stadt bricht zusammen.« Walter Lippman sagte: »Amerika ist dabei, eine neue.Moral anzunehmen, die Lügen und Betrügen gestattet.« Warum herrscht solche Unehrlichkeit in allen Gebieten unseres Lebens? Russell Kirk gibt die Antwort: »Öffentliche und private Ehrlichkeit sind zum Teil das Ergebnis religiöser Überzeugungen . . . wenn aber dieser religiöse Zwang verfällt, . . . neigt der Durchschnittsbürger zum Betrug.« Eine untergehende Kultur Jede Seite unserer Tageszeitungen macht deutlich, daß wir uns in einer Zeit geistiger und geistlicher Dekadenz befinden. Alte Werte werden verachtet und das Empfinden für Sinn und Daseinszweck ist aus dem Leben vieler Menschen verschwunden. Die einzigen Ziele der westlichen Welt sind anscheinend Erfolg, Wohlstand, Sicherheit, Vergnügen und Komfort. Wenn wir unsere Zeit nach den Gemälden moderner Künstler beurteilen, dann sehen wir nur wahllose Farbkleckse ohne jeden erkennbaren Sinn oder Plan. Theater, Roman- und Filmschriftsteller liefern ihre unverfälschte Dosis von Gewalt, Sexualität und Mord. Man kann wahrlich von einer kranken Generation sprechen, die der Heilung bedarf. Die Ursache unserer Not kennzeichnet der Dramatiker Tennessee Williams: »Wir haben eine sehr geringe Vorstellung von unserer eigenen Würde sowie der uns geziemenden Anständigkeit.« Wir haben allen Grund, nach Rettung zu schreien, nach Rettung vor uns selbst! Der Prophet Hosea mahnte das Volk seiner Tage: »Säet euch Gerechtigkeit, erntet nach dem Maß der Liebe! Brechet euch einen Neubruch der Erkenntnis, indem ihr den Herrn sucht, auf daß er komme und euch Heil regnen lasse« (Hos. 10,12). Der Riß im Damm weitet sich immer mehr aus, aber wie zu den Tagen Noahs vor der Flut, geht das Leben wie gewohnt weiter. Nur wenige merken auf, und kaum einer wird alarmiert. Jedoch wird die Gleichgültigkeit nicht die Katastrophe aufhalten. Das Volk zu Noahs Zeiten erwartete auch kein Gericht — und dennoch kam es! Wenn die Schlagzeilen schwarz und unheilvoll werden, steigt der Verkauf von Alkohol und von Nervenberuhigungsmitteln, und Millionen versuchen, der ernsten Wirklichkeit der bedrohenden Gefahren zu entfliehen. Auf einer Universität fragte mich ein Student: »Befindet sich unsere Gesellschaft noch im Sterben oder ist sie bereits tot, ohne es zu wissen?« Ich weiß es nicht genau, aber ich bin voll Sorge und fühle die Last und die Verantwortung der alten Propheten, das Volk zu warnen. Ob sie darauf hören oder nicht, ist nicht meine Verantwortung. Unsere geistige Situation ist für Gott keine Überraschung. Die Worte des Apostels Paulus, die er an eine dekadente römische Gesellschaft geschrieben hatte, gelten genauso gut uns: ». . . weil sie Gott zwar kannten, ihm aber doch nicht als Gott Ehre oder Dank erwiesen . . .« (Röm. 1, 21). Wenn jemals einer Generation Wissen von Gott überliefert wurde, dann uns. Wir aber werfen das herrliche Erbe weg. Paulus fährt fort: ». . . sondern in ihren Gedanken in eitlen Wahn verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde. Während sie vorgaben, weise zu sein, wurden sie zu Toren . . .« (Röm. 1, 21. 22). In einer dekadenten Gesellschaft ist der Wille zu glauben, zu widerstehen, zu ringen und zu kämpfen verlorengegangen. An die Stelle des Widerstandes trat der Wunsch, sich anzupassen, sich treiben zu lassen, nachzugeben und aufzugeben. Das war so in Rom und das ist so bei uns. Paulus sagte: »Sie haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem vergänglichen Menschen« (Röm. 1, 28). Der Humanismus wurde zum Gott unserer Zeit. Huxley nennt das »menschliche Kontrolle menschlicher Bemühungen in Übereinstimmung mit menschlichen Idealen.« Das moderne Glaubensbekenntnis »Ich glaube an den Menschen« ist die Umkehrung der biblischen Theologie. »Daher gab sie Gott in den Gelüsten ihrer Herzen in Unkeuschheit dahin, so daß sie ihre Leiber untereinander schändeten« (Röm. l, 24). Das heißt nicht, daß Gott aufgegeben hat, sondern daß Gott den Menschen dahingegeben hat an unreines und ungerechtes Tun. Wenn dies geschieht, sind wir in größter Gefahr! Dreimal heißt es in diesem Abschnitt des Römerbriefes, daß Gott den Menschen hingegeben hat. Wenn Gott den Menschen dahingibt, dann bleibt nur noch eins übrig — das Gericht. Wenn wir unseren gegenwärtigen Kurs weiterverfolgen, wird das moralische Gesetz »der Tod ist der Sünde Sold« (Röm. 6, 23) auch unserer Gesellschaft den Tod bringen. Welche Ironie! Eine Zivilisation, die die besten Automobile, die besten Kühlschränke und die besten Fernsehapparate produziert, bringt gleichzeitig die schlechtesten Menschen hervor. Jefferson sagte: »Ich zittere für mein Volk, wenn ich daran denke, daß Gott gerecht ist.« Im König-Tut-Museum in Kairo befindet sich ein fünftausend Jahre altes Weizenkorn, das aus einem Pharaonen-Grabe stammt. Man sagt, wenn dieses Saatkorn gepflanzt würde, so würde es wachsen. Die Saatkörner der Anständigkeit, Ehrfurcht und Gerechtigkeit sind nicht tot. Aber wir gestatten ihnen nicht, zu keimen. Noch ist dazu Zeit. Der Tag ist weit vorgeschritten, das ist wahr. Aber noch ist es nicht zu spät, daß wir die katastrophalen Feuer des Gerichtes Gottes stoppen. Die Bibel sagt: »Gott will nicht, daß jemand verlorengehe« (2. Petr. 3, 9). Und wiederum sagt die Bibel: »Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht« (Hebr. 3/ 7- »)• 3. Kapitel UNSERE PSYCHOLOGISCHEN ÄNGSTE Ein führender Mathematiker besuchte mich unlängst in meinem Hotelzimmer. Ich konnte es spüren, wie das Gewicht seiner persönlichen Probleme so schwer geworden war, daß er nahe vor dem Zusammenbruch stand. Er stand in Gefahr, ein weiterer Fall für die Statistik der alarmierend zunehmenden Geisteskrankheiten zu werden. Das intellektuelle Klima des modernen Menschen ist paradox. Unsere technische Entwicklung schafft wahre Wunder der Wissenschaft, versagt aber bei der Befriedigung unserer innersten Bedürfnisse. Sie versieht unsere Füße mit Rädern, aber unsere Herzen mit Ängsten und Beklemmungen. Wir können heutzutage länger leben, aber nicht besser. Wir leben bequemer, aber nicht zufriedener. In den USA leiden acht Millionen Menschen an irgendeiner Form von Geisteskrankheit. Eine Million wird jährlich in den Krankenhäusern der Vereinigten Staaten behandelt. Über fünfzig Prozent der Krankenhausbetten der USA sind von psychisch erkrankten Patienten belegt. Jedes zehnte der heute geborenen Kinder muß irgendwann einmal in seinem Leben wegen irgendeiner Geisteskrankheit ins Krankenhaus. Viele der psychisch Erkrankten sind buchstäblich herzkrank und seelisch krank. Ihre Erkrankungen beruhen nicht auf Gehirnschäden. Man verliert nicht seinen Verstand, auch zerbrechen nicht die Nerven in den sogenannten Nervenzusammenbrüchen. Man verliert sich selbst! Man versinkt in einer Welt, die man sich selbst geschaffen hat, um der wirklichen Welt zu entkommen. Es ist alarmierend, daß diese geistigen und gefühlsmäßigen Erkrankungen immer mehr unter der jungen Generation auftreten. Eine Zeitschrift nannte unlängst die heutige Jugend eine gequälte Generation. Wörtlich stand dort: »In der Universität von Pennsylvania brauchen zwanzig Prozent der Studenten während ihres Studiums die Hilfe des Psychiaters. In der Harvard-Universität sind es 25 Prozent der jüngeren Studenten.« Das wirft aber durchaus keinen Schatten auf die Universitäten von Pennsylvania und Harvard. Eine Befragung von 600 College-Psychiatern ergab, daß etwa fünfzehn Prozent der Studenten in ihren Schulen psychiatrische Hilfe beanspruchen, während dreißig Prozent es nötig hätten. Flucht Millionen sind eifrig dabei, ihre Köpfe in den Sand zu stecken, indem sie versuchen, den bedrückenden Wirklichkeiten des modernen Lebens zu entrinnen. Wirklichkeitsflucht kann vielerlei Formen annehmen. Die abgespannte Hausfrau geht auf einen Einkaufsbummel, eine andere nimmt Zuflucht zu einer heimlichen Liebesaffäre. Eine der auffälligsten Fluchtarten ist der Alkoholismus, der sich zur nationalen Katastrophe entwickelt. Jede Woche erhalten wir in unserem Büro in Minneapolis Tausende von Briefen, von denen mehr als die Hälfte mit häuslichen Problemenzu tun hat, davon wiederum die Hälfte mit Trunksuchtsproblemen. Das Trinken ist eines unserer ernstesten sozialen Probleme geworden. Im Grunde ist es nur der Versuch, den Verantwortlichkeiten und Wirklichkeiten des Lebens auszuweichen. »Jedesmal wenn ich mich mit meinem Mann streite, rast er in die nächste Kneipe«, schreibt eine Frau aus Iowa. Millionen von Schlaftabletten werden Abend für Abend geschluckt. Millionen von Beruhigungspillen besänftigen uns tagsüber. Millionen von Belebungspillen sollen uns in den Morgenstunden nach den viel zu kurzen Nächten wachhalten. Angst Die Geschichtsschreiber werden vielleicht einmal unsere Zeit das »Zeitalter der Angst« nennen. Obwohl wir in mancherlei Beziehung weniger Veranlassung zur Sorge haben als frühere Generationen, machen wir uns mehr Sorgen. Obwohl wir weniger Anlaß zur Angst haben, ängstigen wir uns mehr. Schwielen an den Händen waren die Kennzeichen der Pioniere, aber zerfurchte Stirnen sind das Merkmal des modernen Menschen. Die Pioniere klagten schon mal darüber, daß sie »fertig« seien vor körperlicher Erschöpfung, unsere Not aber ist der erhöhte Blutdruck. Das ganz auf das Diesseits ausgerichtete Interesse erlaubt dem Menschen keine Besinnung, kein Ruhen mehr. Nach dem Psychoanalytiker Erich Fromm macht die moderne Lebensweise aus den Menschen ängstliche und lieblose Schattengewächse. Er sagt: »Die meisten Amerikaner glauben, daß unsere Verbrauchsgesellschaft mit ihren vergnügungssüchtigen und mit Düsenflugzeugen reisenden Leuten das größte Glück für die größte Zahl Menschen schaffen kann. Im. Gegensatz dazu glaube ich, daß unsere Lebensweise zu Angst, Hilflosigkeit und schließlich zur Auflösung unserer Kultur führt. Könnte es nicht sein, daß unser Traum von dem materiellen Wohlstand sfch eines Tages als Schaum erweist?« Freizeit Ein anderes Problem für Millionen in der westlichen Welt ist die Freizeit. Wir halten es vielleicht nicht dafür. Aber die Psychologen, Psychiater und Soziologen werden sich darüber klar, daß dies Thema vielleicht das allergrößte psychologische Problem der nächsten Generation werden könnte. Da wo die Freizeit bereits eine Wirklichkeit ist, heißt das neue Problem: Langeweile. Vor einiger Zeit besuchte ich einen Wohlfahrtsstaat, wo mir ein Kirchenführer sagte: »Wir haben in der Kirche für bessere Lebensbedingungen und höheren Lebensstandard gekämpft. Jetzt haben wir in unserem Lande Sicherheit von der Wiege bis zum Grabe, aber wir sehen uns den psychologischen Problemen der Langeweile gegenüber, die genauso groß und zerstörerisch sind wie die alten sozialen Probleme des letzten Jahrhunderts.« Mit mehr Freizeit wird das Problem des »Was soll ich tun?« immer größer. Die vorgeschlagene 20-Stunden-Woche und die io-Wochen-Ferien zusammen mit der immer schneller um sich greifenden Automation werden zum schwersten Sozialproblem unseres Jahrhunderts. Die schnelle Zunahme der Freizeit könnte leicht mehr Verbrechen, mehr zerbrochene Familien und mehr psychologische Schwierigkeiten hervorrufen, als wir verkraften können. Arnold J. Toynbee antwortete auf die Frage, ob die Abschaffung der Armut eine Gewähr dafür biete, daß Amerikas Zivilisation weiter wächst: »Nein. Im Zeitalter der Automation ist mehr nötig. Ich glaube, die Hauptfrage ist, was die Amerikaner mit ihrer Freizeit tun. Eines Tages werden die Menschen nur noch wenige Stunden am Tage arbeiten und mehr und mehr Freizeit haben. Wenn sie diese nur am Fernsehschirm oder an den Spielautomaten verbringen, wird die Zukunft der amerikanischen Zivilisation nicht sehr gesund sein.« Die Zukunft der amerikanischen Zivilisation wird zumindest zum Teil davon abhängen, ob die Amerikaner ihre Freizeit konstruktiv verwerten werden. Die Freizeitaussichten von morgen werden größer sein als die Arbeitsprobleme heute. Ein Psychiater sagte: »Die große Mehrheit unserer Bevölkerung ist weder gefühlsmäßig noch psychologisch reif für freie Zeit.« Ein Wirtschaftler meinte, daß um das Jahr 2000 nur zwei Prozent unserer Bevölkerung benötigt werden, um in Fabriken und in der Landwirtschaft das zum Leben Notwendige zu produzieren, was die übrigen 98 Prozent verbrauchen. Sollten diese Prophezeiungen und Vorausberechnungen ein-treffen, wird das Leben nur noch aus Spiel und nicht mehr aus Arbeit bestehen. Was werden wir aus all dieser Freizeit machen? »Zwiedenken« Wie konnte sich die Psychose entwickeln, die unsere heutige Gesellschaft plagt? Vielerlei hat dazu geführt, darunter auch der Verlust des religiösen Glaubens, falsche Erziehung, Verweichlichung, Unentschlossenheit. In seinem Buch 2984 beschreibt George Orwell, was er unter »Zwiedenken« versteht. Dies ist an sich keine neue Idee, denn die Bibel sagt: »Ein zwiespältiger Mann ist unbeständig in allen seinen Wegen« (Jak. 1, 8). Als Volk befinden wir uns in einem Zustand der Zwiespältigkeit, der sogar unser Überleben in Frage stellen könnte. »Zwiedenken« oder Zwiespältigkeit ist die Fähigkeit, zwei einander widersprechende Glaubensüberzeugungen in sich zu haben und beide zugleich anzunehmen. Die ganze Welt hat sich an die doppelte Redeweise der Kommunisten gewöhnt. Wenn sie von Frieden reden, meinen sie »Frieden nach unserem Verständnis«. Aber auch wir sprechen zwei Sprachen zur gleichen Zeit. Wir sagen, wir seien ein christliches Volk, aber ein Großteil unserer Literatur, unserer sozialen Maßnahmen und unserer tiefsten Interessen sind alles andere als christlich. Sie sind völlig säkularisiert. In seinem Buch Will man prevail (Der moderne Mensch und seine Zukunft) schreibt Erich Fromm: »Während die Menschen an Gott glauben, kümmern sie sich aber nicht um Gott. Das heißt, sie machen sich keine Gedanken und verbringen keine unruhigen Nächte über religiösen oder geistlichen Problemen. Die meisten Menschen im Westen sagen, sie glauben an Gott und damit auch an Gottes Grundsätze der Liebe, der Gerechtigkeit, der Wahrheit und der Demut. Aber diese Ideen haben wenig Einfluß auf unser Verhalten. Die meisten von uns werden beherrscht von dem Verlangen nach größerem materiellen Komfort, nach Sicherheit und Prestige.« Freud stellte fest, daß jemand ganz aufrichtig sein und doch gleichzeitig in seinen Gedanken irren kann. Aufrichtigkeit kann sogar ein Deckmantel sein, eine Verkleidung des wahren Antriebs, der dahinter steckt. Das kann auch auf ein Volk zutreffen. Wir können »zwiedenken« und gar nicht bemerken, daß wir unrecht haben. »Gruppendenken« Außer diesem »Zwiedenken« werden wir heute von einer neuen Denkmethode bedrängt, dem »Gruppendenken«. Die Verlockung der Gleichheit, der Sicherheit und der Anerkennung treibt uns in bestimmte Formen des Denkens, der Handlung und des Verhaltens. Wir denken, handeln und reden wie die Menschen um uns herum. Eine unserer tiefsten Ängste ist, daß wir »Außenseiter« genannt werden können. Das hat uns den abschüssigen Weg zum Konformismus geführt und uns der Originalität unserer Gedanken, der Individualität unserer Persönlichkeit und der konstruktiven Handlung beraubt auch in unserm religiösen Leben. Vance Packard stellt fest: »Für die große Mehrheit der amerikanischen Christen bedeutet der Kirchgang eine nette Gepflogenheit ordentlicher Leute am Sonntag. Er fügt dem sozialen Stand ein paar Ellen hinzu, indem man sich mit der sozialen Gruppe zusammentut, mit der man gern identifiziert sein möchte. Selbst jene, die ihren Gottesdienst ernst nehmen, möchten doch häufig dabei auch von Leuten ihrer Art umgeben sein.« Es ist nicht einfach, sich vom »Gruppendenken« zu lösen in einer Zeit, wo einem die Fernsehreklamespezialisten die bis- lang gebrauchte Aspirin-Marke madig machen und mit klingenden Glocken und unheimlichen Tönen ihre verheerenden Wirkungen auf unseren Magen darstellen, um eine andere Marke zu empfehlen. Der Druck des »Gruppendenkens« beeinflußt unsere Stimmabgabe bei der Wahl, unseren Einkauf bestimmter Markenartikel im Lebensmittelgeschäft, die Autotypen, die wir fahren, unsere Benzinwahl, ja auch die Art unseres religiösen Glaubens. Als zum Beispiel vor mehreren Jahren ein Schauspieler in einem Film rosa Sekt verlangte, löste er damit eine kleine Revolution in der Wein-Industrie aus. Überall im Lande wurden die Restaurants durch die plötzliche Nachfrage nach diesem exotischen Getränk in Erstaunen versetzt. Die Film- und Fernsehstars bestimmen unsere Kleidung, unsere Manieren, unsere Redeweise und sogar unser moralisches Verhalten. Das komfortable Badezimmer, das Ein-Hand-Telefon und die Jalousien sind alle in Hollywood entstanden und wurden später zu einer Selbstverständlichkeit. Dies sind nur die oberflächlichen Symptome der Suggestionskraft. Film und Fernsehen führen und dirigieren mit gleicher Leichtigkeit die Gedanken der Menschen über politische, moralische und soziale Fragen von Bedeutung. In der Dunkelheit eines Wohnzimmers oder Theaters, wo die Leute entspannt sitzen und aufmerksam den vorüberhuschenden Bildern folgen, sind die psychologischen Voraussetzungen gegeben, um dem Geist Ideen einzuflößen. In Versuchen an Oberschülern und Studenten ist der Nachweis erbracht worden, daß sich ein Film- oder Fernsehprogramm wie eine Gehirnwäsche auswirken kann. Die Lüge Der Geist unserer Generation ist für die Lüge vorbereitet worden. Im 2. Thessalonicherbrief spricht die Bibel vom Kommen des Antichristen: ». . . dessen Auftreten sich als Wirksamkeit des Satans kundgibt durch Machttaten, Zeichen und Wunder der Lüge und durch jede Art von Ungerechtigkeit für die, welche verlorcngehen . . .« (2. Thess. 2, 9. 10 — Menge). Film, Fernsehen, Radio, sinnliche Literatur und billige Magazine haben sich zusammengetan, um es der Masse fast unmöglich zu machen, selbständig zu denken. Angesichts des Zusammenbruchs der Familie und der ständigen Vergiftung unseres täglichen Lebens mit Hilfe jeder Quelle der Unterhaltung und Belehrung ist es kein Wunder, daß die Menschen bereit werden, alles anzunehmen außer der Wahrheit, ja daß sie auch Lügen glauben und schließlich der Lüge. Sind wir auf dem Wege, eine Roboter-Gesellschaft zu werden, die von Massenmedien gesteuert, von Konformismus gedrängt und von politischen Manövern gestoßen wird? Die Bibel sagt vom Menschen: »Du machtest ihn wenig geringer als die Engel, mit Ehre und Hoheit kröntest du ihn. Du setztest ihn zum Herrscher über das Werk deiner Hände, alles hast du ihm unter die Füße gelegt« (Ps. 8, 5. 6. 7). Jesus Christus verleiht dem einzelnen Würde und Wert. Er sagt: »Was nützt es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und sein künftiges Leben einzubüßen?« (Mk. 8, 36). Christus lehrte, daß in den Augen Gottes eine Menschenseele so viel wert ist wie die ganze materielle Welt! In Gottes Augen ist der einzelne das allerwichtigste. Wenn Christus einen Menschen aufruft, ihm nachzufolgen, dann ruft er ihn aus der Gruppe heraus. Christus kann die Leere füllen. Er kann deine Persönlichkeit wiederherstellen. Die Frage lautet: Wo können wir Christus finden? Wo können wir dieses neue Leben finden? Wie können wir zu Männern und Frauen werden, wie Gott uns haben will? 4. Kapitel NATIONALER GÖTZENDIENST Vor einiger Zeit fragte ich einen Studenten der Universität von Nord-Carolina, ob er an Gott glaube. »Ja«, sagte er, »ich habe meine eigenen Götter.« Die Götzen des westlichen Menschen sind der Humanismus, der Materialismus und der Sexus. Götzendienst wird fast unwillkürlich mit Aberglauben, Magie, Zauberei und Götzen aus Stein und Holz in Verbindung gebracht. Unsere moder- nen Götzen sind geistig verfeinert, kultiviert, modisch und intellektuell. Wenn sich ein Volk von dem wahren lebendigen Gott seines christlichen Erbes abkehrt, dann setzt es falsche Götter an seine Stelle. Der Mensch ist seinem Wesen nach religiös. Er muß irgendeinen Gott haben. Russell Kirk hat sehr richtig beobachtet: »Letzten Endes wird die Kraft einer Nation oder Zivilisation nicht in Raketen oder Divisionen gemessen, sondern in ihrem Glauben, sei er nun falsch oder wahr.« Die Situation des falschen Glaubens wie auch der sogenannten Religion kennzeichnet der Herausgeber der Zeitschrift Christia-nity Today: »Obgleich der moderne Mensch voller Eifer den äußeren Raum erforscht, scheint er ganz zufrieden damit zu sein, daß er geistlich in einem Kindergarten lebt und in einer moralischen Wildnis spielt.« Ja, er spielt mit Göttern nach seinem Geschmack. Götter in Eigenproduktion Die Kluft zwischen einer wirksamen Beziehung zu dem Gott der Bibel und unserem gegenwärtigen Götzendienst kann am besten an der Haltung der Studenten beobachtet werden. Die Mehrzahl der Studenten von heute bekennt einen Glauben an Gott, aber damit meinen sie nicht den Glauben an einen persönlichen Gott. Für sie ist ein persönlicher Gott ohne Bedeutung. Sie sind vielmehr geneigt, sich ihren Gott oder ihre Götter selbst zu machen. Zum Teil rührt diese Schwierigkeit daher, daß die Kirche ihre Jugend während der kritischen Jahre vernachlässigt hat, als sie geistliche Führung am meisten benötigte. Der durchschnittliche Universitätsstudent hat nur eine Karikatur Gottes in seiner Vorstellung. Er hat kaum eine Vorstellung von dem, was die Bibel über Gott oder über unsere moralische Verantwortung ihm gegenüber lehrt. Darum lehnt er den biblischen Gott ab. Da er aber irgendwie einen Gott haben muß, schafft er sich selber einen Gott während seines Studiums. Das mag ein gutes Staatsexamen sein, oder die Eroberung schöner Mädchen, oder athletischer Mut, oder Rebellion — wie ein Student einmal sagte: »nur um eines höllischen Auf- Stands willen«. All dies kann ihm zum Ersatz werden für Gott. Darum kennen Tausende von Studenten keinen echten Glauben an Gott. Der Götzendienst der Massen Ein echter Humanist singt mit Swinburne: »Ehre sei dem Menschen in der Höhe.« Das ist der neue Götzendienst unserer Zeit, intellektuell, vergeistigt und — in höchstem Maße organisiert. Die Humanisten werden geradezu kämpferisch, besonders in Großbritannien. Mit Hingabe kreisen sie das Christentum ein. Julian Huxley sagte, wenn der Humanismus weitere Kreise erreichen wolle, müsse er eine Religion werden. L. F. J. Ross, ein anderer Humanist, schlägt vor, eine einfache humanistische Bibel und humanistische Choräle zu schaffen, denen auch zehn Gebote für Humanisten hinzugefügt werden könnten sowie humanistische Bekenntnisformen für Gruppen und für einzelne . . . der Gebrauch von hypnotischen Techniken . . . von Musik und anderen Mitteln . . ., die während humanistischer Gottesdienste der Zuhörerschaft ein tiefes geistiges Erlebnis vermitteln könnten, so daß sie erfrischt und von ihrem humanistischen Glauben inspiriert wieder herauskommen.« Dann haben wir in Amerika noch einen Götzendienst, der in der Zeitschrift Look kürzlich »die Lobhudelei der Jugend« genannt wurde. Offensichtlich bedrückt von ihrer Unfähigkeit, mit der jüngeren Generation Kontakt zu pflegen, versuchen viele Erwachsene, sie nachzuahmen. In zunehmendem Maße versuchen Frauen, der Mode unserer neuen Zeit zu folgen und auszusehen wie Teenager. Der Mensch betet die Wissenschaft an Unser Zeitalter der Wissenschaft und der Technik hat als Drittes einen Glauben an die Wissenschaft hervorgebracht, mit dem es den biblischen Glauben ersetzt. Das Kernzeitalter hat zum großen Teil den Glauben reduziert, der in früheren Zeiten tief mit der Kultur verwoben war. Ein Wissenschaftler sagte einmal: »Die Weltanschauung des Kernzeitalters hat für Gott keinen Platz. Der Mensch von heute findet keinen Gott in seinem Reaktor, auch findet er keinen, wenn er durch das Fernrohr blickt. Gott ist weder unter den herumsausenden Elektronen, noch ist er im Weltenraum zu sehen.« Es gibt neue Kräfte in der Wissenschaft, die eher auf den Druck eines Knopfes am Altar eines Rechenautomaten reagieren als auf das Wort eines unserer Gebete an den Altären unserer Kirchen. Wir halten Kräfte in unseren Händen, die unserem begrenzten Verstände genauso groß erscheinen wie die, die wir früher einmal Gott zuschrieben. Für viele sind das bereits göttliche Kräfte, und in einer neuen Weise hören wir auch heute wieder die Worte der Schlange, wie sie unseren Urel-tern zuflüsterte: »Ihr werdet sein wie Gott« (i. Mose 3, 5). Aber genauso wenig wie die anderen Götter unserer Generation vermag auch die Wissenschaft, die tiefen Sehnsüchte der menschlichen Seele zu befriedigen. Je mehr der Mensch lernt, desto weniger weiß er. Auf diese Weise sind viele unserer führenden Wissenschaftler dazu gekommen, ihren Glauben an Gott zu bekennen. Der Mensch betet die Dinge an Eine vierte Art unseres Götzendienstes ist die Anbetung von Dingen. Ich überlasse es den Psychologen, herauszufinden, welch tieferer Beweggrund dahinter liegen mag, daß wir nach materiellen Dingen unter Hintanstellung alles anderen verlangen. In einer bekannten Zeitschrift konnte man eine Anzeige lesen mit folgendem Text: »Erfüllt die Automation, d. h. die Anwendung elektronisch gesteuerter Maschinen, bereits Ihr Heim mit angenehmen Überraschungen? Erleuchten magische Augen jeden Raum? Besitzen Sie schon ein transportables Klavier, schnurlose elektrische Uhren, oder ein Telefon, mit dessen Hilfe Sie sprechen können, ohne den Hörer abzunehmen? Sie werden sich wundern, wie diese aufregenden neuen Entwicklungen Ihr Leben glücklicher machen können.« Ist das Glück bereits reduziert worden auf transportable Klaviere und das Aufleuchten magischer Augen? In der Madison Avenue hat man herausgefunden, daß es am meisten einbringt, wenn man die gesamte Werbung auf jenen eigensten Zug der menschlichen Natur ausrichtet — den Stolz. Blättern Sie nur in unseren Zeitschriften und achten Sie einmal auf die farbenprächtigen Anzeigen. Häufig appellieren sie nicht so sehr an die Brauchbarkeit eines Gegenstandes, als vielmehr an den Stolz des Käufers. Bacon schrieb einmal: »Das Glück der Großen besteht nicht in dem Gefühl, daß sie glücklich seien, als vielmehr in der Vorstellung, für wie glücklich andere Leute sie halten.« So sehen wir gelangweilte Leute in eleganten Autos daherfahren, immer auf der Suche nach Gelegenheiten, nicht so sehr um einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, als vielmehr die Leute zur Bewunderung zu veranlassen. Stolz besteht nicht in dem Wunsch, reich zu sein, sondern reicher zu sein als der Nachbar. Es genügt nicht aufzufallen, man will mehr auffallen als die andern. Der Mensch hetet sich selber an Der Mensch hat die Offenbarung der Bibel über den wahren lebendigen Gott abgelehnt und an dessen Stelle Götter nach seiner eigenen Wahl eingesetzt. In Wahrheit hat er absichtlich Gott entthront und sich selbst in seiner nuklearen Glorie auf den Thron gesetzt. Viele Intellektuelle sind der Meinung, daß der menschliche Verstand eines Tages alles begreifen wird. Diese Anschauung wird schon in der Lehre von Marx, Engels und Lenin entwickelt. Und Carl Henry sagt dazu: »In seinem Bestreben, das Universum zu besitzen, setzt sich der Mensch immer wieder an Gottes Stelle. Aber die Vorstellung, daß sich der Sohn Gottes an die Stelle des Menschen setzen könnte, wird als unglaubwürdiger Unsinn beiseite geschoben.« Das Erstaunen vor allem Lebendigen, das aufwärtsblickende Antlitz, das glückselige Lächeln und der Anreiz der Liebe sind uns verlorengegangen. Seit wir aus dem Menschen einen Gott gemacht haben, sind unsere Augen nicht mehr länger auf den Himmel gerichtet, sondern nach innen, und sie bringen unsere ganze Welt durcheinander. 5- Kapitel SUCHER IN EINER BRENNENDEN WELT In den frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang des 7. Dezember 1946 verschlang ein gewaltiges Feuer das Winecoff Hotel in der Peachtree Street in Atlanta. Bevor die letzten Flammen gelöscht wurden, waren viele Männer, Frauen und Kinder gestorben. Die meisten von ihnen waren nicht verbrannt. Vielmehr starben sie, als sie verzweifelt nach einem Ausweg suchten. Voller Panik sprangen sie aus den hochgelegenen Fenstern heraus und zerschellten auf dem Pflaster. Andere wurden von Rauch und Hitze überwältigt, als sie nach den Ausgängen suchten. Aber für alle war es zu spät. Sie wachten zu spät auf, um dem Schrecken des fünfzehn Stockwerk hohen Flammenmeers zu entkommen und starben auf der Suche nach einem Ausweg. Auch heute brennt die Welt auf jedem Erdteil und in jedem Land, und es gibt viele, die nach einem Ausweg suchen. Auf allen Gebieten sucht der Mensch nach der Wahrheit. Der Mensch sucht nach wissenschaftlicher Wahrheit, nach Universalheilmitteln, nach Erklärungen und Hilfen für seine tiefsten Bedürfnisse. Wie sieht es nun mit den großen Fragen um Leben und Tod aus? Ein Professor der Universität in Michigan sagte mir: »Sobald wir Leben in einem Reagenzglas hersteilen können, brauchen wir Gott nicht mehr.« Ich antwortete: »Diese Situation war schon einmal da, als der Mensch Gott beiseite tat und den Turmbau zu Babel errichtete. Es endete in Enttäuschung, Verwirrung und Gericht.« In einem hitzigen Gespräch in der Harvard-Universität bemerkte ein Student: »Erscheint es nicht seltsam, daß Millionen Dollar ausgegeben werden für den Versuch, Leben zu schaffen bzw. seinen Ursprung zu entdecken? Sollte es nicht unsere allererste Aufgabe sein, für das Leben zu sorgen, das wir schon haben?« Die Bibel sagt, daß der.Mensch als Ebenbild Gottes anfing und daß er dann seinen Weg verlor. Ein ausgezeichnetes Bild für die verfahrene Situation des Menschen von heute war ein Schild an der Rückseite eines Autos: »Folgen Sie mir nicht. Ich habe den Weg verloren.« ■ In jedem Kulturkreis ist der Mensch mit der ewigen Suche beschäftigt. Während meines Studiums habe ich mich zum Teil mit Anthropologie beschäftigt. Wir studierten primitive Gesellschaftsformen. Aber niemals haben wir irgendwo in der Welt einen Stamm gefunden, ganz gleich, wie primitiv er war, der sich nicht mit dieser Suche befaßt hätte. Es ist das Bemühen, Zweck und Sinn im Leben zu finden. Es ist die Suche nach Wahrheit und Wirklichkeit. Ich bin überzeugt, daß die Krawalle, Streiche und häufig auch die Verbrechen junger Leute nur Symptome dieser Suche sind. Ich habe viele Demonstrationen für die verschiedensten Sachen überall in der Welt beobachtet und immer habe ich diese »Suche« auf den Gesichtern der Demonstranten gesehen. In der Halle des Ukraine-Hotels in Moskau sagte ein Mann, einer der freundlichsten Männer, die ich in Rußland traf: »Ich habe zwei Kriege mitgemacht, eine Menge Veränderungen erlebt, aber etwas ist immer das gleiche geblieben.« Neugierig fragte ich: »Und das wäre?« »Das menschliche Herz«, antwortete er und tippte auf seine Brust. »Ganz gleich, welche Regierungsform oder Ideologie wir gerade haben mögen, das Herz verlangt immer nach Frieden.« Der Besitzer eines Luxushotels in Miami Beach gestand mir: »Billy, ich besitze alles, was ein Mensch nur an materiellen Gütern besitzen kann. Ich dachte, ich hätte das Ziel erreicht, aber nun bin ich all dessen überdrüssig. Mein ganzes Leben lang habe ich mich nach diesen Dingen gesehnt; jetzt, wo ich sie besitze, erscheinen sie weniger wert, als ich gedacht hatte. Ich glaube, das Leben ist mehr als materieller Besitz.« Er hatte recht. Jesus sagte: »Niemand lebt davon, daß er viele Güter hat« (Lk. 12,15). In Indien sagte ein überzeugter Hindu zu mir: »Ich brauche hier etwas«, und damit deutete er auf sein Herz. So lautet der Schrei aller Menschen zu allen Zeiten: »Ich brauche hier etwas!« Am Ende des ersten Weltkrieges glaubten wir alle, wir hätten die Antwort gefunden. Die Wissenschaft hätte ihr Ziel er- reicht. Der »Krieg zur Abschaffung des Krieges« war beendet. Der Völkerbund war gegründet worden. Der Fortschritt wurde zum Gott des Zeitalters. Überall regierte der Optimismus. Aber schon im Anfang der zwanziger Jahre hatten wir alle den Eindruck, als wäre die Geschichte ins Gegenteil zurückgeworfen worden. Das Verbrechen nahm zu, die Moral wankte, und der Glaube verschwand. Dann kam die wirtschaftliche Depression. Faschismus und Nationalsozialismus entstanden, die Atombombe explodierte — und Millionen waren in dem blutigsten Krieg der Geschichte umgekommen. Als der Spuk vorbei war, wachten wir mit einem Kater auf, der »Schrek-kensbilanz«. Die Selbstprüfung des Menschen Während sich der Westen mit der tröstlichen Lehre von den menschlichen Errungenschaften selbst in Schlaf gelullt hatte, ging in Rußland eine große Revolution vor sich. Der Hammer schlug zu und die Sichel sammelte auf, bis eine neue soziale Ordnung mit dem Namen Kommunismus als eine der mächtigsten Ideologien aller Zeiten hervortrat. Sie wurde für das Christentum zur größten Herausforderung der ganzen 2000 Jahre. Der Kommunismus war eine fanatische Religion, die Fragen stellte und Antworten erheischte. Überall in der Welt fingen die Studenten an, Fragen zu stellen wie nie zuvor. Fragen, die wir längst für beantwortet hielten, wurden erneut gestellt. Was ist der Mensch? Woher kommt er? Wozu ist er da auf diesem Planeten? Wohin geht er? Gibt es einen Gott? Und wenn es einen Gott gibt, hat er sich dem Menschen offenbart? Karin der Mensch Gott erkennen? Hat Gott etwas mit dem täglichen Leben zu tun? Spielt Gott überhaupt eine Rolle? C. G. Jung sagte, »die zentrale Neurose unserer Zeit sei die innere Leere«. Er zog daraus die Konsequenz und wurde Christ. Hier und dort fingen auch andere Intellektuelle an, die von der Schalheit der materialistischen Gesellschaft desillusio-niert waren, ihre Seelen zu erforschen. Viele wandten sich wieder dem alten Buch, der Bibel, zu. Tausende strömten verschiedenen Messiassen zu. Wieder andere entflohen den Proble- men des Lebens und suchten ihr Heil bei den Rauschgiften wie DMT, UM-491, LSD-25 und CI-395. Andere traten seltsamen Kulten bei. Aber viele fingen an, eine Antwort in der Erneuerung des Glaubens ihrer Väter zu finden. Glaube kontra Intellektualismus Wir leben in einer Zeit, wo man sehr stolz ist auf seinen Intellekt. Die Bibel sagt, daß der Mensch durch seine Weisheit Gott nicht finden könne. Hiob wird gefragt: »Kannst du Gottes innerstes Wesen erfassen?« (Hiob 11, 7 — nach Bruns). Beachten wir, er wird nicht gefragt: »Kannst du Gott finden?« Damit sollte gesagt werden, daß der Mensch mit seiner begrenzten geistigen Fähigkeit die Tiefe des innersten Wesens Gottes nicht erfassen kann. Es ist möglich, Gott zu finden. Aber es ist unmöglich, die Unendlichkeit seines Wesens zu erfassen. Mit anderen Worten, der Mensch würde Gott gern in ein Laboratorium bringen. Wir würden ihn gerne innerhalb der Grenzen unseres kleinen Gehirns einsperren. Das ist natürlich unmöglich. Wir können nicht einmal die Existenz Gottes beweisen, obwohl wir wissen, daß er existiert. Das Christentum kann niemals auf den Verstand reduziert werden. Das ist eine der Schwierigkeiten, die ich mit manchen Theologen habe, die aus dem gesamten Inhalt des christlichen Glaubens eine intellektuelle gymnastische Übung machen wollen. Wenn der Mensch Gott finden soll, muß er in schlichtem kindlichen Glauben kommen, sich seinem offenbarten Wort völlig unterwerfen. Das Wort »Glaube« wird allein im Johannesevangelium 92mal angewandt. Das zeigt, welch großen Nachdruck die Bibel auf den Glauben legt. Ein Freund von mir hatte sich während seines Studiums vorgenommen, noch bevor er 25 Jahre alt wäre, Millionär zu sein. Er wurde ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er war am Ziel. Er heiratete eine wunderschöne Frau und konnte sagen: »Liebe Seele . . . habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Mut!« (Lk. 12, 19). Doch inmitten ihres Reichtums waren beide sehr unglücklich. Aus Neugier kamen sie zu einer unserer Veranstaltungen und folgten dem Aufruf, Jesus Christus an- zunehmen. Christus verlangte eine Entscheidung, einen Sprung. Sie taten diesen Sprung und sind heute zwei der strahlendsten Christen, die ich kenne. Die unblutige Revolution Sie kennt keine Fanfaren, keine Zeitungsschlagzeilen, keine Propaganda; und dennoch verändert sie den Lebensweg von Tausenden. Dr. Fred Smith, der Biochemiker, war in Großbritannien erzogen worden und hatte einen Lehrstuhl auf der Universität von Minnesota inne. Dr. Smith kam zu einer unserer Veranstaltungen, um die »Show« zu sehen. Mit Hilfe der Wissenschaft hatte er nach Antworten auf die tiefsten Fragen seines Herzens gesucht, an diesem Abend fand er die Antwort. An dieser Stelle kann der Bericht von dem Hotelfeuer in Atlanta nicht mehr als Illustration dienen, denn hier gibt es einen Ausweg. Der Mensch braucht niemals leichtsinnig in den sicheren Untergang zu springen, um den Schwierigkeiten dieser Welt zu entfliehen. Denn trotz der modernen Philosophen, die uns sagen, es gäbe keinen Ausweg, lädt Jesus Christus noch immer alle diejenigen zu sich, die suchen. Noch immer sagt er: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben« (Joh. 14, 6). Der Intellektuelle hat sein geistiges Weltbild logisch zu einem zusammenhängenden System geformt, in dem alle Stücke ein sauberes Mosaik bilden. Wird ein Stück davon entfernt, ist das ganze Muster zerstört. Nikodemus war ein Intellektueller. Auch er hatte sich ein philosophisches und theologisches System ausgearbeitet, und es war ein gutes System. Es hatte sogar einen Glauben an Gott eingeschlossen. Was aber sagte Jesus diesem Intellektuellen? Er sagte etwa folgendes: »Nikodemus, es tut mir leid, aber ich kann es dir nicht erklären. Du hast etwas kennengelernt, das nicht in dein System paßt. Du hast gesehen, daß ich gut bin. Und du hast gehört, daß ich sagte, ich bin Gott, und daß ich in der Vollmacht Gottes handle. Nikodemus, für dich ist das nicht logisch. Es tut mir leid, ich kann es nicht erklä- ren. Du mußt einfach von neuem geboren werden« (Joh. 3, 1-5)- Mit anderen Worten, Nikodemus mußte von neuem beginnen, und zwar ohne von seiner Logik Gebrauch machen zu können. Er mußte einen Neuanfang machen, ohne das, was Jesus sagte, in sein System einbauen zu können. Er mußte einen Schritt des Glaubens in ein neues System tun. 6. Kapitel WER BIN ICH? Vor langer Zeit sagte Sokrates: »Erkenne dich selbst!« Der moderne Mensch wird von dieser Frage nach sich selbst noch mehr beunruhigt als der Philosoph der Antike. Viele unserer modernen Denker fragen sich, ob der Mensch überhaupt erkennbar sei. Woher kam ich? Warum bin ich hier? Wo gehe ich hin? Diese Fragen bedrängen jeden nachdenklichen Menschen. Pessimismus Moderne Schriftsteller schreiben über den Pessimismus unserer Zeit. Viele sagen voller Verzweiflung, es gäbe keine Antwort auf das Dilemma des Menschen. Hemingway schreibt in Tod am Nachmittag: »Es gibt kein Hilfsmittel für irgend etwas im Leben . . . der Tod ist ein souveränes Mittel für alles Unglück.« Millionen stimmen den Worten Hemingways zu: »Ich lebe in einem Vakuum, das so einsam ist wie eine Radioröhre, wenn die Batterien leer sind und keine Stromquelle da ist, um sie anzuschließen.« Eugene O'Neill beschreibt die philosophische Haltung unserer Zeit in seinem Buch Long Day's Journey into Night (Eines langen Tages Reise in die Nacht) derart, daß das Leben eine einzige Suche nach der Bedeutung des Lebens sei. »Des Lebens einzige Bedeutung ist der Tod«, sagt er, »darum tritt ihm mutig entgegen und liebe sogar das Unvermeidliche. Der Tod wird zu einer Decke in einer kalten Nacht.« Der Film The Misfits (in Deutschland: Misfits — Nicht gesellschaftsfähig), der letzte, den Clark Gable mit Marilyn Monroe drehte, ist ein Bericht vom »verlorenen Menschen«, Arthur Millers Buch Nach dem Sündenfall einer über die Hoffnungslosigkeit der Existenz. Wir leben in einem Zeitalter der geistlichen Leere, wo der Mensch verzweifelt sucht, aber nur wenige scheinen zu finden. Das Dilemma des modernen Menschen ist es, daß er nicht weiß, wer er ist und welche Bedeutung sein Leben hat. Auf meinen Reisen durch die ganze Welt haben manche Wahrheiten einen großen Eindruck auf mich gemacht. Eine Wahrheit ist, daß der Mensch überall auf der Welt der gleiche ist. Seine Hoffnungen, Träume, Probleme, Schwierigkeiten und Sehnsüchte sind im wesentlichen dieselben, ob er sich im Herzen Afrikas oder Amerikas befindet. Eine andere Wahrheit ist die Erkenntnis, daß der Mensch im wesentlichen heute nicht anders ist als vor tausend Jahren. Die Umstände ändern sich, aber die menschliche Natur bleibt in ihrem Wesen die gleiche. Das Problem, vor dem die Welt heute steht, ist ein anthropologisches Problem. Was ist der Mensch? Was ist der Zweck seiner Existenz? Es gibt nur ein Buch in der ganzen Welt, das eine passende Antwort gibt, und das ist die Bibel. Natur und Schicksal des Menschen sind dort offenbart. Der Mensch ist auf Gott hin geschaffen Die Bibel sagt uns, daß Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Das augenblickliche Sein des Menschen entspricht nicht seinem ursprünglichen. Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Das war kein körperliches Bild, denn Gott ist Geist. Der Mensch trägt die Züge Gottes in seinen geistigen und sittlichen Möglichkeiten und als Gemeinschaftswesen. Gott gab dem Menschen Willensfreiheit. Der Mensch unterscheidet sich von allen anderen Geschöpfen auf der Welt. Er gehört zu derselben Seinsordnung wie Gott selbst. Wir können Gott erkennen, weil wir nach seinem Bilde geschaffen wurden. Wenn wir nicht wie Gott wären, könnten wir ihn auch nicht erkennen. Adam und Eva waren vollkommen. In Prediger 7, 30 heißt es: »Gott hat die Menschen recht geschaffen.« 1. Mose 1, 31 zeigt, daß der Mensch sittlich vollkommen war. Am Anfang gab es keine Sucht, keine Gier und keinen Haß. Weil der Mensch geistig, sittlich und liebevoll wie Gott war, darum war er auch frei. Er konnte denken, konnte verstehen, er war gut, er empfand Liebe und er konnte wählen. Er hatte die Fähigkeit, das Rechte zu wählen, aber er hatte auch die Möglichkeit, das Böse zu wählen. Diese Freiheit Adams wird in dem Gebot Gottes gleichsam vorausgesetzt. »Von allen Bäumen im Garten darfst du essen; nur von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen, von dem darfst du nicht essen; denn sobald du davon issest, mußt du sterben« (1. Mose 2, 16. 17). Wenn der Mensch nicht das Falsche hätte tun können, warum mußte er dann gewarnt werden? Wenn er aber nichts anderes als sündigen könnte, warum sollte er dann bestraft werden? Der Mensch besaß die Fähigkeit, zu sündigen oder nicht zu sündigen. Ein Tier hat Bewußtsein, aber der Mensch hat Selbstbewußtsein. Wenn ein Hund z. B. sagen könnte, »Ich bin ein Hund«, dann würde er aufhören, ein Hund zu sein. Das Tier vermag nicht sein »Ich« von seinen Empfindungen zu unterscheiden. Der Mensch ist ein selbstbewußtes und sich selbst beherrschendes Wesen, geschaffen nach dem Ebenbild seines Schöpfers und befähigt zu freien moralischen Entscheidungen zwischen Gut und Böse. Die Gemeinschaft des Menschen mit Gott Im Anfang waren Gott und Mensch Freunde. Sie gingen miteinander und sprachen miteinander. Sie entwickelten große Pläne, wie dieser Planet bevölkert und entwickelt werden könne. Der Planet Erde war dazu ausersehen, Gottes Herrlichkeit vor dem ganzen Universum darzustellen. Er sollte das Zentrum der Handlungen Gottes sein in seiner Gemeinschaft mit den Menschen. Es ist ganz offensichtlich, daß Gott die Gemeinschaft mit seinem Geschöpf, dem Menschen, wollte. So war der Mensch geschaffen zu einem großen Zweck, mit einer hohen Bestim- mung. Der Mensch sollte Gottes engster Freund sein, sein Partner in der Pflege und Entwicklung der Erde. Gott schuf den Menschen nicht als eine Maschine. Der Mensch war kein Roboter. Er war ein »Ich«. Er besaß Würde. Er konnte wählen, ob er die Freundschaft und Gemeinschaft Gottes wollte oder nicht. Gott wollte sein Geschöpf dazu nicht zwingen. Er wollte die Liebe und Gemeinschaft des Menschen, der sich frei entschied, Gott zu lieben. So hat Gott von Anfang an die Liebe und Freundschaft des Menschen erprobt. Darum hat er auch den Baum in den Garten gesetzt. Er sagte: »Von allen Bäumen im Garten darfst du essen, nur von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen darfst du nicht essen; denn sobald du davon issest, mußt du sterben« (1. Mose 2, 16. 17). Gott wollte den Menschen mit dem »Baum des Lebens« belohnen, wenn er gehorsam war, aber für den Ungehorsam drohte er mit der Todesstrafe. Gott in der Mitte haben bedeutet Leben, innere Kraft und Frieden, tiefe Befriedigung und unvergängliche Freude, die nur jene kennen, die Christus kennen. Mit ihm können sogar die Nöte und Leiden des Lebens zum Mittel dieser inneren Freude werden, die selbst im Leid jubiliert. »Ohne Christus wissen wir nicht, was unser Leben wirklich ist, noch unser Tod, noch Gott, noch wir selbst«, schrieb Pascal. Mit Jesus Christus können wir es wissen. 7. Kapitel DIE FATALE KRANKHEIT DES MENSCHEN Vor ein paar Jahren eröffnete der Absolvent einer medizinischen Fachschule, der gerade seinen Doktor gemacht hatte, seine Praxis in einem Dorf. Ein alter Mann war sein erster Patient. Der junge Arzt war etwas nervös bei dem Bemühen, nur ja einen guten ersten Eindruck zu machen. Der alte Mann nannte ihm alle seine Beschwerden und wartete nun darauf, was der Arzt als Diagnose stellen würde. Doch trotz langer Untersuchung hatte der junge Arzt einfach keine Erklärung für die Nöte des Patienten. Schließlich fragte er: »Hatten Sie diese Schmerzen früher schon mal?« Der alte Mann antwortete: »Ja, sehr oft.« Der Doktor sagte: »Nun, Sie haben sie jetzt wieder.« Wenn wir uns all die Schmerzen, die Verzweiflung, die Verwirrung und die tiefen Erkrankungen unserer Zeit vor Augen halten, können wir auch nichts anderes sagen als: »Die Welt hat sie wieder.« Aber was hat sie? Jede Zchung oder Zeitschrift, die wir auf schlagen, liefert Beweise für das Kranksein der Menschen — Haß, Lüsternheit, Gier, Selbstsucht tun sich täglich tausendfach kund. Allein die Tatsache, daß wir Polizisten, Gefängnisse und Soldaten haben, ist ein Beweis dafür, daß irgend etwas ganz falsch ist. Paulus spricht von der Krankheit des Menschen als von dem »Geheimnis, der Sünde«. Was ist Sünde? Um es einfach zu sagen, Sünde ist alles, was dem Willen und Gesetz Gottes widerspricht. Der Ursprung der Sünde Die schwierige Frage ist, wo kommt das Böse und die Sünde her und warum hat Gott es zugelassen? Die Bibel lehrt, daß die Sünde nicht bei dem Menschen begonnen hat, sondern bei dem Engel, den wir als Satan kennen. Genau ist der Ursprung der Sünde nicht bekannt. Nur hier und da bekommen wir einen Einblick in die Antwort der Bibel auf dieses Rätsel. So finden wir in Hesekiel die Beschreibung eines großen, herrlichen Wesens, von dem der Prophet sagt: »Dem schützenden Cherub gesellte ich dich bei auf dem heiligen Gottesberg . . . du wandeltest unsträflich in deinen Wegen von dem Tage deiner Erschaffung an, bis Unrecht an dir erfunden ward« (Hes. 28, 14. 15). In unbekannter Vergangenheit wurde in dem Herzen eines der großartigsten Geschöpfe des Himmels Sünde gefunden. Wie die Sünde dorthin geriet, wird uns nicht gesagt. Im Buch Jesaja haben wir einen anderen Hinweis auf den Ursprung des Bösen: »Wie bist du vom Himmel gefallen, du strahlender Morgenstern! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Besieger der Völker! Du hattest bei dir gesprochen: >Zum Himmel empor will ich steigen, hoch über den Sternen Gottes auf richten meinen Sitz, will thronen auf dem Götterberg im äußersten Norden! Ich will über Wolkenhöhen emporsteigen, dem Höchsten mich gleichstellen!< Doch ins Totenreich wirst du hinabgestürzt, in der Grube tiefsten Grund« (Jes. 14, 12— 15). Hier war die Sünde Luzifers, die in seinem Herzen gefunden wurde, aber es wird nicht erklärt, wie sie dort hingeraten war. Aufruhr gegen Gott Sünde ist Aufruhr gegen Gott. Es ist das - Aufrichten einer falschen Unabhängigkeit, statt des »Lebens für Gott« ein »Leben für sich selbst«. Wenn wir fragen, wie die Sünde in die Menschheit geraten ist, wird die Bibel weit ausführlicher. Sie lehrt, daß die Sünde mit all ihren weltweiten Auswirkungen durch die Tat eines Menschen in die Welt kam. Dieser eine Mensch war Adam, und diese seine Tat war das Nehmen der Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, was Gott verboten hatte (Rom. 5, 12—19; !• Mose 3, 1—8; 1. Tim. 2, 13. 14). Gott gab dem Menschen das Geschenk der Freiheit. Der Mensch konnte wählen, entweder Gott zu dienen und ihn zu lieben, oder aber gegen ihn aufzubegehren und zu versuchen, seine Welt ohne Gott zu bauen. Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen diente zur Prüfung. Die unmittelbare Ursache der Auflehnung des Menschen war »die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und die Prahlerei in der Lebensweise« (1. Joh. 2, 16). »Und das Weib sah, daß von dem Baume gut zu essen wäre und daß er lieblich anzusehen sei und begehrenswert, weil er klug machte, und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab auch ihrem Manne neben ihr, und er aß auch« (1. Mose 3, 6). Viele Jahrhunderte später stand Christus vor der gleichen dreifachen Versuchung in der Wüste. Er behielt den Sieg und zeigte damit, daß es dem Menschen möglich ist, den Verlockungen des Daseins zu widerstehen (Matth. 4, 1—11). Es bestand bereits ein Bruch und eine Disharmonie in der Schöpfung in der Person Satans, der ein Engelfürst oder Vize- könig Gottes war. Von dieser bösen Quelle her kam die Versuchung des Menschen. Doch befreit ihn dies nicht von der Verantwortung für sein eigenes Handeln und seine Auflehnung. Nach der Bibel ist also das Hauptproblem des Menschen geistlicher Art. Gott bot ihm Herrschaft und Macht an, wenn er sich dem göttlichen Gesetz und der göttlichen Regierung unterwarf. Satan bot ihm Erkenntnis und Gottgleichheit an, wenn er Gott nicht gehorchen würde. Obgleich der Lohn des Gehorsams den des Ungehorsams weit überwog, entschied sich der Mensch dennoch zum Ungehorsam. Was war das Ergebnis? Satan hatte dem Menschen die Erkenntnis des Guten und Bösen versprochen, und verdreht hat er auch Wort gehalten. Tatsächlich erkannte der Mensch durch seine Sünde, was böse ist und was gut gewesen wäre. Da er mit Absicht sündigte, mußte er nun auch vom Baum des Lebens abgetrennt werden. So trat der geistliche Tod in die Menschheit ein, und die Hölle fing im Paradies an. Sowohl Satan als auch Adam hatten Gottes Gesetz herausgefordert. Sie haben nicht das Gesetz, sie haben sich selbst an dem Gesetz zerbrochen. Wie Gott gewarnt hat: ». . . denn sobald du davon ißt, mußt du sterben« (i. Mose 2, 17). Das Ergebnis war der Tod, wie vorausgesagt. Das Leben der Schönheit, der Freiheit und der Gemeinschaft, wie Adam es gekannt hatte, war vorbei. Seine Sünde führte zu einem lebendigen Tod. Die Natur wurde verflucht, und das Gift der Sünde infizierte die gesamte Menschenfamilie. Die ganze Schöpfung wurde in Unordnung gebracht. Das geschenkte Paradies war verloren; die Erde ein Planet in Rebellion. Was ist Sünde? Mehrere Wörter im Neuen Testament werden mit »Sünde« übersetzt. Eins der häufigsten ist »hamartia«. Es bedeutet »ZielVerfehlung«. Da nicht einer von uns in der Lage ist, alle Gesetze Gottes zu allen Zeiten zu erfüllen, sind wir alle solche, »die das Ziel verfehlen«. Die Bibel sagt bereits über den Anfang des Menschengeschlechts: »Alles Fleisch hatte seinen Wandel verderbt auf Erden« (1. Mose 6, 12). Nach König Da- vid: »Alle sind sie entartet und miteinander verdorben; keiner ist, der Gutes tut, auch nicht einer« (Ps. 14, 3). Jesaja, der Prophet, bekannte: »Wir alle irrten umher wie Schafe, wir gingen jeder seinen eigenen Weg« (Jes. 53, 6). Und König Salomo erklärte: »Denn es ist kein Mensch, der nicht sündigt« (2. Chron. 6, 36). Entscheidung zur Sünde Wenn wir das Alter der Zurechnungsfähigkeit erreicht haben und vor die Wahl zwischen Gut und Böse gestellt werden, entscheiden wir uns alle irgendwann einmal bewußt zum Zorn, zur Lüge, oder zu einem selbstsüchtigen Akt. »In der ganzen Welt«, sagte ein Löwenbändiger, »gibt es keinen zahmen Löwen. Der Löwe kann sich heute sehr gut benehmen, und morgen ist er ein wütender Wirbelwind.« Niemand von uns kann seinem Herzen wirklich trauen. Die Bibel drückt das sehr anschaulich folgendermaßen aus: »Die Sünde lauert vor der Tür« (1. Mose 4, 7). Sind nur die rechten Voraussetzungen gegeben, dann ist jeder von uns fast jeder Sünde fähig. Ein Mensch kann durchaus gute sittliche Eigenschaften haben. Er kann ein Gentleman im wahrsten Sinne des Wortes sein. Doch sagt die Bibel, daß jedem Menschen die Liebe zu Gott fehlt, die die Grundforderung des Gesetzes ist, das heißt, er zieht sein Ich Gott vor. Die Folgen der Sünde Die Bibel lehrt, daß die Sünde den Verstand beeinflußt. »Ein natürlicher Mensch aber nimmt die Dinge, die des Geistes Gottes sind, nicht an . . . und er kann sie nicht erkennen, weil sie geistlich beurteilt werden müssen« (1. Kor. 2,14). Ein Mensch mag in anderen Dingen genial sein und von geistlichen Dingen nicht die geringste Ahnung haben. Die Bibel sagt, daß sich ein Schleier über seinem Verstand befinde. Bevor er zu Christus bekehrt werden kann, muß dieser Schleier gelüftet werden. Dies geschieht durch die Kraft des Heiligen Geistes. Das Evangelium von Jesus Christus ist nicht antiintellektuell. Es verlangt sogar den Gebrauch des Verstandes, aber der Verstand ist von der Sünde beeinflußt. Er dient einem aufrührerischen Willen. Schließlich aber muß ein Mensch seinen Verstand der Herrschaft Christi unterordnen. Während der vergangenen Jahre habe ich zahllose Intellektuelle beobachtet, die sich dem Evangelium öffneten. Viele von ihnen haben es zuerst mit dem Kopf versucht. Aber das funktionierte nicht. Der ganze Mensch — Verstand, Wille und Gefühl — muß sich der rettenden Initiative Gottes öffnen. Die Bibel sagt auch, daß die Sünde den Willen beeinflußt. Jesus sagt: »Jeder, der Sünde tut, ist der Sünde Knecht« (Joh. 8, 34). Zahllose Menschen leben unter der Tyrannei des Stolzes, des Neides, der Selbstsucht, oder sie leben vielleicht auch in den Fesseln des Alkohols, der Beruhigungsmittel und Narkotika. Wieder andere tun Dinge, die sie nicht tun wollen und können es nicht lassen. Sie sind Sklaven geworden. Sie schreien nach Freiheit, scheinbar vergebens. Christus sagte: »Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen« (Joh. 8, 32). Er ist die Wahrheit. Er kann frei machen. Die Sünde beeinflußt auch das Gewissen. Die Bibel spricht von dem Betrug der Sünde. Wenn man einen Frosch in heißes Wasser setzt, wird er sofort herausspringen. Setzt man aber den Frosch in lauwarmes Wasser und erhitzt es langsam, kann man ihn zu Tode kochen, ohne daß er herausspringt. Genauso ist es mit der Sünde. Es gab eine Zeit, wo wir noch von gewissen Sünden beunruhigt wurden und ein schlechtes Gewissen hatten, etwa als wir in der Schule abschrieben. Aber jetzt plagt uns das Gewissen kaum noch. Ein rationalistisches System hält das Gewissen ruhig. Im ersten Kapitel des Römerbriefes schreibt der Apostel Paulus, daß »Gott sie dahingegeben habe«, weil die Menschen sich ihren Sünden ausgeliefert hatten. Dies ist eins der schrecklichsten Ergebnisse der Sünde. Schwarz wird weiß genannt und weiß schwarz. Man weiß nicht mehr den Unterschied zwischen Gut und Böse. Ich habe Menschen kennengelernt, die notorische Lügner waren. Sie haben so lange gelogen, daß sie gar nicht mehr zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden konnten. Die Totalität dieser Infektion wird in jedem Teil der Bibel geschildert. Sie spiegelt sich auch in jeder Zeitung, die wir le- sen, in jedem Radio- und Fernsehprogramm, das wir hören. So wird also der Mensch als vollständig verderbt beschrieben. Das heißt nicht, daß er vollständig sündig und hoffnungslos und unverbesserlich schlecht sei, ohne jeden Funken Gutes. Es heißt, daß die Sünde das gesamte Leben des Menschen infiziert, seinen Verstand verdunkelt, seinen Willen geschwächt und seine Gefühle verkehrt hat. Er ist Gott entfremdet worden und braucht Wiederherstellung. Der Mensch glaubt, daß seine Probleme gelöst werden können durch noch mehr Wissen, durch Diplomatie, durch Verhandlung, durch eigene Maßnahmen. Das ist seine Entartung. Er meint, sich selber retten zu können durch seine eigenen guten Werke und Anstrengungen. Auch das ist seine Entartung. Der Tod Die Bibel sagt: ». . . wie den Menschen bevorsteht, einmal zu sterben, dann aber .. .« (Hebr. 9, 27). Die Bibel lehrt, daß »alles seine bestimmte Stunde habe . . . geboren werden . . . und sterben . . .« (Pred. 3, x. 2). In Psalm 89, 49 heißt es: »Wo lebt der Mann, der den Tod nicht sieht.« So erklärt die Bibel ganz eindeutig, daß Gott bereits für jeden Menschen eine Verabredung mit dem Tod getroffen hat. An vielen Stellen spricht die Bibel von der Kürze des Lebens, daß es sei »wie ein Geschwätz« — »wie eine Weberspule« — »wie eine verwelkende Blume« — »wie verdorrtes Gras«. Das ist der Tod, den wir alle vor Augen haben. Doch nicht ihn starb Adam, »sobald du davon issest«. Gott verbannte Adam aus seiner Nähe. Sobald du von Gott getrennt bist, »mußt du sterben«. So starb Adam. So starb Jesus mit dem Schrei: ». . . warum hast du mich verlassen!«, damit wir leben können. Es gibt noch einen dritten Tod. Er kommt auf den Menschen zu. Wenn Jesus davon spricht, warnt er: ». . . und diese werden in die ewige Strafe gehen . . .« (Matth. 25, 46). Jesus sagte auch: »Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle sammeln, die ein Ärgernis sind, und die, welche tun, was wider das Gesetz ist, und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein« (Matth. 13, 41—42). Die biblische Lehre besagt also, daß der Mensch sich verändert hat, daß er etwas ist, was er gar nicht sein sollte. Das verlangt nach Wiederherstellung, und diese Wiederherstellung muß radikal und revolutionär sein. Sie muß dem Menschen eine neue Richtung geben. Die Notwendigkeit einer geistlichen Wiedergeburt ist selbst dem oberflächlichen Betrachter offenbar. Die Wiederherstellung des Menschen muß da beginnen, wo er gefallen ist. Er hat sein Ich erwählt statt Gott. Wenn er wiederhergestellt werden will, muß er Gott wählen. Der Mensch lebt unter dem Todesurteil. Dieses Urteil kann nur aufgehoben werden, wenn er durch einen freien Akt seines eigenen Willens die vollständige Umkehrung seiner ursprünglichen Wahl vornimmt. Der erste Hinweis auf das Evangelium steht in l. Mose 3, 15: »Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachwuchs und ihrem Nachwuchs: er wird dir nach dem Kopfe treten, und du wirst ihm nach der Ferse schnappen.« Das ist die erste Verheißung der Errettung! Zum erstenmal spricht Gott von seinem Sohn, in dessen Erlösungstat Satans Kopf zertreten werden wird. So bereitet Gott vor, wozu der Mensch völlig machtlos ist — seine Errettung. Alle moralischen Kräfte des einzelnen und alle sozialen Formen der Gemeinde erweisen sich als unzureichend, die Errettung durch Gott in Christus ist der einzige Weg zur Erlösung des Menschen. G. K. Chesterton sagte vor einer Generation: »Das christliche Ideal ist nicht erprobt und für mangelhaft befunden worden, es wurde für schwierig befunden und darum gar nicht erst erprobt.« Das Heilmittel der Erlösung Von Anfang an hat der Mensch versucht, das Heilmittel für seine Krankheit, die Sünde, selbst herzustellen. Aber nur Gott kann die Diagnose der Krankheit des Menschen recht stellen und nur er kann auch das Heilmittel beschaffen. Und Gott erwählte das Blut als das Mittel zur Erlösung des Menschen. Der Apostel Johannes schrieb, daß Jesus Christus »uns durch sein Blut von unsern Sünden erlöst hat« (Offb. 1, 5). Blut ist hier das Symbol des Lebens, das für die Sünde geopfert wurde. »Denn die Seele des Fleisches ist im Blute, und ich habe es euch für den Altar gegeben, daß man euch damit Sühne erwirke; denn das Blut ist es, das durch die in ihm wohnende Seele Sühne erwirkt« (3. Mose 17, 11). Durch das ganze Alte Testament hindurch wird berichtet, daß Gott als Opfer für die Sünde das Leben eines fehlerfreien Tieres forderte, dessen Blut auf dem Altar vergossen werden mußte. Diese Opferungen wurden vorgenommen im Hinblick auf den Tag, an dem ein bleibendes Opfer vollbracht werden würde. »Durch sie erfolgt alljährlich eine Erinnerung an die Sünden. Denn unmöglich kann Blut von Rindern und Böcken Sünde hinwegnehmen« (Hebr. 10, 3.4). Als Jesus Christus (Gott war in Christus) sein Blut am Kreuze vergoß, lieferte er sich dem Tode aus als ein ewig gültiges Opfer für die Sünde des Menschen. Ein für allemal sorgte Gott in vollständiger und vollkommener Weise für die Heilung der Sünde des Menschen; ohne das Blut Christi ist sie tatsächlich eine tödliche Krankheit. Als Jesus zum letzten Abendmahl mit seinen Jüngern zusammensaß, sagte er: »Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden« (Matth. 26, 28). Die Apostel bestätigen dies wiederholt: Paulus schrieb: ». . . in diesem haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen . . .« (Eph. 1, 7). Petrus schrieb: »Ihr wißt ja, daß ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid von eurem nichtigen Wandel, der euch von den Vätern her überliefert war, sondern mit dem kostbaren Blute Christi als eines untadeligen und unbefleckten Lammes« (1. Petrus 1, 18.19). Johannes schrieb: »Das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde« (1. Joh. 1, 7). Jeder Mensch muß seine Wahl treffen zwischen den zwei Wegen — dem Weg des Menschen oder dem Weg Gottes. Der eine ist die Bemühung, sich selbst zu heilen und seine eigene Erlösung zu erwirken, der andere Weg ist die Rechtfertigung durch den Glauben an das Blut Jesu Christi. 8. Kapitel WIE SPRICHT GOTT? Wenn ein Raumfahrzeug von seinem Raumflug zurückkehrt, muß es durch eine sogenannte black-out-Periode von etwa vier Minuten Dauer, in denen alle Funkverbindungen unterbrochen sind. Das kommt durch die ungeheure Hitze, die bei der Rückkehr des Raumfahrzeugs in die Erdatmosphäre entsteht. Die Bibel lehrt uns, daß sich der Mensch auch in einer geistlichen black-out-Periode befindet. Geistlich gesehen, ist er blind. »Wir tappen wie die Blinden an der Wand, wie ohne Augen tasten wir; wir straucheln am Mittag wie in der Dämmerung, sitzen im Finstern wie die Toten« (Jes. 59, 10). Geistlich gesehen, ist der Mensch auch taub. ». . . das widerspenstige Geschlecht, das . . . Ohren hat zu hören und doch nicht hört« (Hes. 12, 2). Jesus ging sogar so weit zu sagen: »Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht gewinnen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht« (Luk. 16, 31). Geistlich gesehen, ist der Mensch sogar tot. ». . . die ihr tot wart durch eure Übertretungen und eure Sünden . . .« (Eph. 2,1). Es gibt also eine wunderbare Welt der Freude, des Lichts, der Harmonie, des Friedens und der Zufriedenheit, für die Millionen von Menschen blind, taub, ja sogar tot sind. Sie sehnen sich nach Heiterkeit, sie suchen nach Glück, aber sie scheinen es niemals zu finden. Während der ganzen Zeit aber spricht Gott und ruft Gott. Der Fernseher mag im Zimmer stehen, kalt, dunkel und leblos. Aber das liegt nicht an der Fernsehindustrie. Sie strahlt ihre Programme aus, und ihre Sendestationen sind vollständig in Ordnung. Sie müssen Ihren Fernseher einstellen. Sie müssen ihn auf den richtigen Kanal schalten. Gott sendet seine Botschaft der Liebe ebenso. Aber Sie müssen einschalten und bereit sein zuzuhören, seine Botschaft zu empfangen und ihr dann zu gehorchen. Viele Menschen wollen gerne hören, was Gott sagt, aus rei- ner Neugierde. Sie möchten es dann untersuchen und in ihren eigenen Reagenzgläsern auseinanderpflücken. Für diese Menschen wird Gott weiterhin der große kosmische Unbekannte »irgendwo draußen« bleiben. Er nimmt nur Verbindung auf mit denen, die bereit sind, auf ihn zu hören, ihn zu empfangen und ihm zu gehorchen. Jesus sagte, daß wir so demütig wie kleine Kinder werden müssen, und Gott hat sich häufig gerade den Schwachen und Demütigen geoffenbart — einem Hirtenjungen David, einem rauhen Wüstenprediger Johannes dem Täufer, den Hirten, die auf ihre Herde aufpaßten, einem Mädchen namens Maria. Wie spricht Gott? Wie kann ein blinder Mensch sehen? Wie kann ein tauber Mensch hören? Von Anfang an sprach Gott zum Menschen. Adam hörte die Stimme des Herrn im Garten Eden. Abel hörte sie, und seine Antwort zeigt, daß auch ein Mensch, der von der Sünde gezeichnet ist, hören kann. So fing Gott schon ganz am Anfang an, durch Offenbarung eine Brücke zwischen ihm selbst und dem Menschen zu bauen. Die Offenbarung in der Natur »Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt das Werk seiner Hände. Ein Tag sagt es dem andern, und eine Nacht tut es der andern kund, ohne Sprache, ohne Worte, mit unhörbarer Stimme« (Ps. 19, 2—4). Die Natur spricht ihre eigene Sprache, wenn sie von der Existenz Gottes redet. Vor einiger Zeit sagte mir ein Wissenschaftler, er müsse einfach an Gott glauben, wenn er ernsthaft nachdächte über die majestätische Ordnung des Universums und seine unwandelbaren Gesetze. Ihm war klargeworden, daß Gott durch die Natur spricht. Als mein Sohn Ned geboren wurde, durfte ich während der Entbindung dabei sein. Unmittelbar vor der Geburt blickte mich der Doktor an und sagte: »Ich habe Tausende von Babys entbunden, aber noch nie habe ich aufgehört, über das Wunder der Geburt immer zu staunen. Wie jemand die Existenz Gottes ableugnen kann, wenn er so etwas gesehen hat, verstehe ich nicht.« Wenn die menschlichen Erkenntnisse in unserer Zeit gewaltige Sprünge voran machen, dann bedeutet das nicht Entdeckung neuer Dinge, es heißt nur, daß sich unser Verständnis erweitert hat und unsere Fähigkeit, das anzuwenden, was bereits vorhanden ist. Der Mensch entdeckt immer wieder Welten, die neu sind für ihn, aber nicht neu für Gott. Die Statistiken der Astronomie wecken in uns Ehrfurcht. Der Raum des Universums ist so groß, daß man schätzt, daß es mehr als eine Milliarde Milchstraßen gibt. Diese Milchstraßen sind im Durchschnitt zwanzigtausend Lichtjahre lang, und viele von ihnen sind mehr als zwei Millionen Lichtjahre entfernt. Das zu begreifen ist für unseren Verstand unmöglich. Sieht man in ein Mikroskop, so entdeckt man ein anderes Universum, das so klein ist, daß nur das Elektronenmikroskop es überhaupt finden kann. Die Wissenschaftler erkennen, daß die Miniaturwelt einer einzigen lebenden Zelle genauso erstaunlich ist wie der Mensch selbst. Die Offenbarung im Gewissen Das Gewissen wurde als das Licht der Seele beschrieben. Es ist unser zartester Ratgeber und Lehrer, unser treuester Freund, und manchmal unser ärgster Feind. Keine Strafe und keine Belohnung sind vergleichbar mit denen des Gewissens. Die Schrift sagt: »Des Menschen Gewissen ist die Leuchte des Ewigen« (Sprüche 20, 27, Übersetzung nach Moffatt). In seiner »Kritik der reinen Vernunft« sagte Immanuel Kant, daß es zwei Dinge gebe, die ihn mit Ehrfurcht erfüllten — der gestirnte Himmel und das Gewissen in der Brust des Menschen. Das Gewissen legt mit seinen verschiedenen Graden der Empfindlichkeit Zeugnis für Gott ab. Es ist ein Spiegel Gottes in der Seele des Menschen. Ohne Gewissen wären wir wie ein Schiff ohne Ruder mitten auf See oder wie eine Fernlenkrakete ohne Lenksystem. Die Offenbarung in der Schrift In der Offenbarung, der Bibel, hat Gott gesprochen. Und dieses gesprochene Wort hat noch jede Kritik einer menschlichen Feder überlebt. Es hat den Angriffen der Skeptiker, der Agnostiker, der Atheisten standgehalten. Es hat niemals vor den Erfindungen der Wissenschaft kapitulieren müssen. Es bleibt überlegen in seiner Offenbarung der Erlösung. Je mehr die Archäologen ausgraben und je mehr die Wissenschaftler entdecken, um so stärker ist die Wahrheit der Bibel bestätigt. Die Schreiber der Bibel erheben wiederholt den Anspruch, daß Gott ihnen ihren Stoff gab. Zweitausendmal heißt es allein im Alten Testament, daß Gott sprach. In den ersten fünf Büchern finden wir folgende Ausdrücke: »Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm« »Der Herr sagte zu Noah« »Gott sprach zu Israel« »Dies sind die Worte, die der Herr gesprochen hat« »Gott sagt« »Der Herr redete und sprach« »Der Herr befahl« »Das Wort des Herrn« Immer und immer wieder gebrauchten die Propheten des Alten Testaments folgende Aussprüche: »Höre das Wort des Herrn« »So spricht der Herr« »Ich hörte die Stimme des Herrn« »Das Wort des Herrn geschah zu mir« »Was ich dir befehle, das sollst du sprechen« »Ich lege meine Worte in deinen Mund« »Das Wort des Herrn geschah zu mir und sagte« Entweder sprach Gott zu diesen Männern, oder sie sind die konsequentesten Lügner, die die Erde je gesehen hat. Mehr als zweitausendmal über ein Thema zu lügen, scheint unglaublich. Und mehr als zweitausendmal haben die Schreiber der Bibel gesagt, daß Gott diese Worte gesprochen habe! Jesus zitierte häufig das Alte Testament. Er hat niemals zum Ausdruck gebracht, daß er an der Schrift zweifelte. Die Apostel führten ständig die Schrift an. Paulus sagte: »Alle Schrift, von Gott eingegeben, . . .« (2. Tim. 3, 16 nach Lu- ther). Petras sagte: »Denn niemals ist eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht worden, sondern durch den heiligen Geist getrieben, haben Menschen von Gott aus geredet« (2. Petr. 1, 21). So spricht Gott zum Menschen durch die Schrift. Darum ist es so wichtig, daß man sie selber liest. Viele bekommen die Bibel nur aus zweiter Hand und haben daher ein Zerrbild dessen, was sie sagt, nur ungefähre Vorstellungen über ihre Lehren. Auf Universitäten und Colleges bin ich immer wieder erstaunt darüber, wie wenig die Studenten von den wirklichen Lehren der Bibel kennen. Sie meinen sie zu kennen, aber das ist nicht der Fall. Die Offenbarung in Jesus Christus Schließlich spricht Gott in der Person seines Sohnes Jesus Christus. ». . . hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet durch den Sohn« (Hebr. 1, 2). Die Vorstellung, daß Gott eines Tages diesen Planeten besuchen würde, ist alt, wahrscheinlich ein mündliches Überbleibsel der ursprünglichen Offenbarung Gottes an Adam, als er die Errettung verhieß (1. Mose 3, 15). Ganz ungefähre Bezugnahmen darauf finden wir in den meisten Weltreligionen. Das zeigt uns, daß der Mensch irgendwann einmal gehört hat, Gott werde die Erde besuchen. Doch erst »als die Zeit erfüllet war«, als alle Voraussetzungen gegeben waren, »sandte Gott seinen Sohn, von einem Weibe geboren« (Gal. 4, 4). An diesem ersten Weihnachtsabend in Bethlehem »ist Gott geoffenbart worden im Fleisch« (1. Tim. 3, 16). Diese Offenbarung geschah in der Person Jesu Christi. Die Bibel sagt über ihn: »denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig« (Kol. 2, 9). Dies ist die vollständige Offenbarung, die Gott der Welt gab. Wenn du wissen willst, wie Gott ist, dann blicke nur aufmerksam auf Jesus Christus. In ihm wird nicht nur die Vollkommenheit all dessen dargestellt, was es bereits in der Schöpfung gab — Weisheit, Vollmacht, Majestät —, sondern auch die Vollkommenheit der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit, der Gnade und der Liebe. »Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns« (Joh. 1,14). Seinen Jüngern sagte Jesus: »Glaubet an Gott und glaubet an mich« (Joh. 14, 1). Diese Glaubensfolge ist unvermeidlich. Wenn wir an das glauben, was Gott machte und was Gott sagte, werden wir auch an den glauben, den Gott sandte. Wir werden nicht aufgefordert, alles zu verstehen, aber wir werden aufgefordert zu glauben. »Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, und damit ihr dadurch, daß ihr glaubt, in seinem Namen Leben habt« (Joh. 20, 31). Jede Hoffnung auf Gott, jede Aussicht auf das ewige Leben, jede Erwartung des Himmels, jede Möglichkeit einer sozialen Ordnung — alles ist an Jesus Christus gebunden. Wenn wir zu Jesus Christus kommen, lernen wir Gott selbst kennen. Unser begrenztes, verdunkeltes Leben empfängt das Licht aus der ewigen Gegenwart Gottes, und wir erkennen, daß es noch eine andere Welt gibt, jenseits der Verwirrung, der Begrenzung und Verzweiflung dieser Welt. 9. Kapitel DER UNAUSWEICHLICHE CHRISTUS Eine der entscheidendsten Fragen an jeder Universität lautet: »Wie stehst du zu Jesus Christus?« Der moderne Student kann ihm nicht ausweichen. Er muß sich klar werden, ob Christus und sein Evangelium tatsächlich etwas bedeuten, ob er in dieser modernen Zeit etwas zu sagen hat. Was wir über Christus denken, beeinflußt unser Denken und bestimmt unser Handeln. Geschichte, Philosophie, Theologie, sogar die Naturwissenschaften werden befragt, was sie über Jesus Christus zu sagen haben. Die Berichte der ersten Christen werden genau auf ihr Zeugnis über ihn untersucht. Archäologen graben nach weiteren Entdeckungen. Was D. S. Cairns im ersten Teil dieses Jahrhunderts sagte, bleibt auch für die letzten Dekaden richtig: »Die historische Persönlichkeit Jesu hat sich fast mit der Kraft einer neuen Offenbarung in das Bewußtsein der Kirche gehoben. Es stimmt, daß dieses Jahrhundert die große Persönlichkeit sieht wie noch kein Jahrhundert vorher.« Manche sagen, Jesus Christus sei ein Mensch gewesen, bei dessen Geburt nichts Übernatürliches geschehen sei und seine Auferstehung sei nur eine Halluzination der Apostel gewesen. Andere sprechen von einem christuslosen Christentum. Sie sagen, was man über das Christentum denkt, habe nichts mit dem historischen Christus zu tun. Sie irren sich! Das Christentum ist für immer mit der Person Christi verbunden. Carlyle hat dies auch erkannt, wenn er sagt: »Wäre die Lehre von der Göttlichkeit Christi verlorengegangen, dann wäre das Christentum verschwunden wie ein Traum.« Lecky sagt dazu: »Das Christentum ist kein moralisches System. Es ist die Anbetung einer Person.« Wenn religiöse Führer die Berührungspunkte zwischen dem Christentum und den nichtchristlichen Religionen suchen, wird die Frage nach der Person Christi ganz besonders wichtig. Das Christentum wird heute wie nie zuvor mit anderen Religionen verglichen. Selbst manche christlichen Führer sind für Synkretismus, für die Erarbeitung eines moralischen Systems, das alle Religionen der Welt zusammenbringen könnte. Viele sind bereit, einige Lehren der Bibel dafür aufzugeben. Die Einzigartigkeit Christi Was ist denn am Christentum so anders? Was brachte es in die Welt, was nicht schon vorher dagewesen wäre? Die Einzigartigkeit Christi, die überlegene Offenbarung Gottes! »Denn Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich selber« (2. Kor. 5, 19). Das ist die zentrale Tatsache unseres christlichen Glaubens. Etwa siebenhundert Jahre vor Christi Geburt sagte der Prophet Jesaja: »Siehe, das junge Weib ist schwanger und gebiert einen Sohn« (Jes. 7, 14). Die Schrift lehrt, daß Jesus Christus keinen menschlichen Vater hatte. Wenn er einen menschlichen Vater gehabt hätte — »was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch« (Joh. 3, 6) —, dann hätte er alle Sünden und Schwächen ererbt, die wir Menschen haben. Aber er wurde nicht auf natürliche Weise empfangen, sondern durch den Hei- Iigen Geist, der die Jungfrau Maria überschattete. Jesus Christus steht als der eine Mensch da, der rein aus der Hand Gottes kam. Er konnte sagen: »Wer unter euch überführt mich einer Sünde?« (Joh. 8, 46). Er war der einzige Mensch seit Adam, der sagen konnte: »Ich bin rein.« Die Göttlichkeit Christi Jesus Christus war der einzigartige, göttliche eingeborene Sohn Gottes. Niemand wurde jemals das, was Jesus war, weil nie jemand so geboren worden war wie er. Vom Anfang bis zum Ende bezeugt das Neue Testament die Göttlichkeit Jesu Christi. Der Apostel Thomas nannte ihn »Mein Herr und mein Gott« (Joh. 20, 28). Er hat göttliches Leben. »In ihm war Leben« (Joh. 1, 4). »Ich bin . . . das Leben« (Joh. 14, 6). Er ist unwandelbar. »Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und in Ewigkeit« (Hebr. 13, 8). Er ist die Wahrheit. »Ich bin . . . die Wahrheit« (Joh. 14, 6). Er ist heilig. »Daher wird auch das Heilige, das gezeugt wird, Gottes Sohn genannt werden« (Luk. 1, 35). »Wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist« (Joh. 6, 69). ». . . heilig, frei vom Bösen, unbefleckt, von den Sündern geschieden« (Hebr. 7, 26). Er war lange bevor die Zeit begann. »Ehe denn Abraham war, bin ich« (Joh. 8, 58). ». . . er ist vor allem« (Kol. 1, 17). »Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende« (Offb. 21, 6). Ihm werden alle Taten Gottes zugeschrieben. ». . . einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn« (1. Kor. 8, 6). »Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen« (Kol. 1, 16). »Deiner Hände Werk sind die Himmel« (Hebr. 1,10). Ihm wurde Anbetung und Verehrung zugewiesen wie sonst nur einer Gottheit. »Und anbeten sollen ihn alle Engel Gottes« (Hebr. 1, 6). »Damit in dem Namen Jesu sich beuge jedes Knie . . . und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus der Herr ist« (Phil. 2, 10. 11). ». . . unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus! Ihm gebührt die Ehre, jetzt sowohl als am Tage der Ewigkeit« (2. Petr. 3, 18). Er vergab die Sünden, etwas, was nur Gott tun konnte. »Damit ihr aber wißt, daß der Sohn des Menschen Macht hat, auf Erden Sünden zu vergeben . . . Stehe auf, hebe dein Bett auf und geh in dein Haus!« (Matth. 9, 6). Zweimal im Johannes-Evangelium bezeichnet Jesus sich selbst als den Sohn Gottes, in Kap. 9, 37 und 10, 30. Er tut es erneut in Mark. 14, 61. 62 und an vielen anderen Stellen. Das Evangelium des Johannes beginnt mit einer majestätischen Erklärung, die 1. Mose 1 entspricht: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.« Das besagt, daß er Gott gleich ist. Wiederum sagt Johannes: »Und ich habe gesehen und bezeugt, daß dieser der Sohn Gottes ist« (Joh. 1, 34). Nathanael sagte: »Rabbi, du bist der Sohn Gottes« (Joh. 1, 49). Genau dasselbe sagt auch Johannes 3, 16 und 18 und 19, 7. Ganz eindeutig erhob Jesus selbst den Anspruch, Gottes Sohn zu sein, Gott bestätigte ihn darin, und Jesu Zeitgenossen hielten ihn ebenfalls dafür. Wenn das Neue Testament rettenden Glauben verordnet, dann bindet es diesen Glauben an die Gottheit Christi. Am Ende des Johannes-Evangeliums schreibt der Apostel: »Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist und damit ihr dadurch, daß ihr glaubt, in seinem Namen Leben habt« (Joh. 20, 31). Zwei Dinge sind hier äußerst wichtig. Erstens, der Inhalt unseres Glaubens ist Jesus Christus. »Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist« (Joh. 20, 31). Es wird ausdrücklich betont, daß »Jesus sei Christus, der Sohn Gottes«. Das ist die höchste Offenbarung über Jesus. Der Inhalt des rettenden Glaubens ist nicht eine bestimmte Wahrheit, Glaubensbekenntnis genannt, obgleich Glaubensbekenntnisse sehr wichtig sind. Der Inhalt des Glaubens ist eine Person — Jesus Christus. Diese Person ist nicht nur die historische Person, die wir als Jesus Christus kennen, sondern es ist die prähistorische und posthistorische Person Jesus Christus, bekannt als der Sohn Gottes! Er ist »gestern und heute derselbe und in Ewigkeit« (Hebr. 13, 8). Nach der Bibel müssen wir ihn als den Sohn des lebendigen Gottes »im Glauben« annehmen. Das klingt eng und intolerant, und in einem gewissen Sinne ist es das auch. Manche unserer modernen Theologen würden nicht so weit gehen. Doch bei meinem langen Studium der Bibel bin ich zu dem Schluß gekommen, wir müssen glauben, daß Jesus der »Christus sei, der Sohn des lebendigen Gottes«. Als Jesus nach Hause zurückkehrte nach Nazareth, heißt es: »Und er vollbrachte dort nicht viele Machttaten um ihres Unglaubens willen« (Matth. 13, 58). Was war ihr Unglaube? Sie meinten, Joseph sei sein Vater und er nicht der Sohn Gottes. Errettung ist ein Akt Gottes. Er wird von Gott eingeleitet und durchgeführt. Der Glaube, der errettet, wird gekennzeichnet als Glaube an Christus als den Sohn Gottes — nicht als einen guten oder großen Menschen, sondern als den einzigartigen eingeborenen Sohn des lebendigen Gottes. Der zweite wichtige Punkt in Joh. 20, 31 ist, daß die Wirkung des Glaubenden an ]esus Christus »Leben« ist. »Und damit ihr dadurch, daß ihr glaubt, in seinem Namen Leben habt.« Das Ergebnis eines solchermaßen richtig orientierten Glaubens wird als »Leben« beschrieben. Nach der Bibel ist der Mensch körperlich lebendig, aber geistlich tot. Die ganze Menschheit wird beschrieben als »tot in Übertretungen und Sünden« (Eph. 2, 1), d. h. sie sind tot Gott gegenüber, unfähig, wirkliches Leben hervorzubringen. Das kann nur von Gott getan werden. Sie können lediglich glauben und annehmen. Hier wird von jenem Leben gesprochen, zu welchem Adam erschaffen war, das er aber wegen seiner Sünde verlor. Es ist das Leben, das Jesus hatte als der ewige Sohn Gottes. Dieses Leben wurde der ganzen Menschheit zugänglich gemacht durch den Tod Christi am Kreuz. Er sagt: »Ich bin gekommen, damit sie Leben und reiche Fülle haben« (Joh. 10, 10). Das ist das Leben, das du haben kannst — jetzt. Das ist »Christus in euch!« (nach Kol. 1, 27). Die historische Wirklichkeit Christi Das Leben Jesu war Gegenstand menschlicher Verehrung von den größten bis zu den geringsten Menschen. Ihre Einschätzung Jesu schließt seine historische Wirklichkeit als Voraussetzung ein. Rousseau sagte: »Wenn ein solches Leben wie das Christi erfunden worden wäre, wäre das ein noch größeres Wunder als das, das es war.« Ein anderer sagte: »Es hätte eines Jesus bedurft, um einen Jesus zu gestalten.« Pascal schrieb: »Wir kennen Gott nur durch Jesus Christus. Ohne diesen Vermittler ist jede Verbindung zu Gott genommen. Durch Jesus Christus kennen wir Gott.« So ist also das ganze Christentum gegründet auf einer Person — auf Jesus Christus. In Christus verkörpert sich das Evangelium. Er hat die höchsten Ansprüche erhoben ohne auch nur das geringste Anzeichen von Stolz und Ehrgeiz; dagegen verriet er Einfachheit und die Autorität selbstverständlicher Echtheit. Und wenn Jesus zu seiner eigenen Generation sprach, sagte er: »Denn wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben« (Joh. 8, 24). Christus bezeichnet sich selbst als »das Licht der Welt«, als »der Weg, die Wahrheit und das Leben« und als »die Auferstehung und das Leben«. Er verspricht ewiges Leben jedem, der an ihn als den Erlöser glaubt. Als er angesichts des nahenden Todes und unter feierlicher Berufung auf den lebendigen Gott von einem religiösen Führer gefragt wurde: »Bist du der Christus, der Sohn Gottes?«, da antwortete er ruhig und bewußt: »Ja.« Dann sprach er von seiner herrlichen Wiederkunft, gerade im Augenblick der tiefsten Erniedrigung. Und angesichts des offenbaren Triumphes der Mächte der Finsternis proklamierte er sich selbst als den göttlichen Herrscher und Richter der Menschen (Matth. 26, 63 und 65). Der Gott-Mensch Am Ende werden wir in dieser oder jener Form, zu diesem oder jenem Zeitpunkt vor die Frage gestellt werden: Was hältst du von Christus? Wessen Sohn ist er? Wir müssen auf diese Frage sowohl mit dem Glauben wie auch mit der Tat antworten. Wir müssen ihn annehmen oder ablehnen. Jesus machte es klar, wer er war, und warum er in diese Welt kam. Er fragte seine Jünger: »Für wen halten die Leute den Sohn des Menschen?« Sie gaben ihm viele menschliche Erklärungen. Dann fragte Jesus: »Ihr aber, für wen haltet ihr mich?« Daraufhin antwortete Petrus mit der historischen Aussage: »Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes« (Matth. 16, 13—16). Das ist der Gipfelpunkt des Glaubens. Dort muß eines jeden Glauben ruhen, wenn er auf Errettung hofft. An Christus kommt niemand vorbei. 10. Kapitel DIE TORHEIT GOTTES Als der Apostel Paulus nach Korinth ging, in die Stadt der Intellektuellen, sagte er: »Denn ich beschloß, nichts unter euch zu wissen als Jesus Christus, und zwar als gekreuzigten« (1. Kor. 2, 2). Gefragt, was seine Botschaft sei, antwortete er: »Wir predigen Christus, den gekreuzigten« (1. Kor. 1, 23). Für die Korinther war die Predigt vom Kreuz lächerlich und töricht. Aber Paulus sagt: »Denn das Törichte von seiten Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache von seiten Gottes stärker als die Menschen« (1. Kor. 1, 25). In dieser großen Weltstadt war das Kreuz Christi ein Stein des Anstoßes für die Kinder Israels — und für die Heiden war es Torheit! Die intellektuellen Korinther verlangten nach etwas, das ihr Verstand begreifen könnte. Aber Paulus sagt, daß der natürliche Mensch die Dinge Gottes nicht verstehen kann (1. Kor. 2, 14). Wir müssen auch nicht die chemischen Elemente einer Arznei kennen, um Nutzen daraus zu ziehen. Das sollte doch einleuchten. Der Doktor verschreibt uns ein Rezept, das wir nicht lesen können, zur Behandlung einer Krankheit, die wir nicht kennen, und wir zahlen eine Summe, die unerklärlich erscheinen mag, aber wir verlassen uns auf das autoritative Wissen und haben den Glauben, daß wir dadurch wieder gesund werden. Die Schrift lehrt, daß unser Ver- stand verfinstert ist, als Ergebnis unserer Trennung von Gott. Für einen »Außenstehenden« muß das Kreuz lächerlich und töricht erscheinen. Für diejenigen unter uns jedoch, die seine umwandelnde Kraft erfahren haben, ist es zum einzigen Heilmittel geworden. Vor langer Zeit fragte Paulus: »Wo ist ein Weiser? Wo ist ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortfechter dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Predigt die zu retten, die glauben« (i. Kor. i, 20). Genauso wie Rommel, der »Wüstenfuchs«, durch die Alliierten gestoppt wurde, indem sie seine eigenen Methoden anwandten, so wurde auch Satan von Gott gestoppt und in seiner eigenen Falle gefangen. Er hatte sich nicht vorgestellt, daß Gott die Welt so sehr lieben könnte, daß er seinen eigenen Sohn dem Schlimmsten unterwerfen könnte, das Satan vollbringen konnte. Weil der Teufel die Größe der Liebe Gottes und die Weisheit seines Plans falsch einschätzte, wurde er seiner Autorität und Macht am Kreuz beraubt. Was die größte Niederlage der Geschichte zu sein schien, wurde zu ihrem größten Triumph. Das Sühnopfer Durch den Tod Christi am Kreuz wurden Gott und Mensch wieder zusammengebracht. Wenn die Sünde des Menschen auf irgendeine Weise hätte vergeben werden können, hätte Gott seinen Sohn nicht an das Kreuz gehen lassen. Im Garten Gethsemane betete Jesus eine Nacht vor Golgatha: »Ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber« (Matth. 26, 39). Aber es gab keinen anderen Weg. Und dann betete er: ». . . doch nicht wie ich will, sondern wie du willst« (Matth. 26, 39). Die orthodoxe jüdische Religion wurde auf den Opferkult gegründet. Als Gott seinen Bund mit Israel schloß, demzufolge er ihr Gott sein wollte (5. Mose 7, 6), wurde dieser Beziehung das Gesetz zugrunde gelegt. Aber das Volk konnte das Gesetz nicht halten. Als Gott das Gesetz gab, wußte er, daß der Mensch unfähig war, es zu halten. Das Gesetz wurde als eine Art Spiegel gegeben. Ich blicke in das Gesetz und sehe meine geistliche Situation. Ich sehe, wie ich es nicht schaffe, und das treibt mich zum Kreuz Christi, zur Vergebung. »Somit ist das Gesetz nur ein Zuchtmeister für uns geworden bis zu Christus, damit wir aus Glauben gerecht gesprochen würden« (Gal. 3, 24). Die Sünde mußte gesühnt werden, darum richtete Gott den Opferdienst ein, durch den der Mensch in ein rechtes Verhältnis zu Gott gebracht werden konnte. Johannes der Täufer sagte: »Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt« (Joh. 1, 29). Unter dem jüdischen Gesetz opferten die Übertreter Lämmer und brachten sie Gott dar. Die Opfer, die auf den hebräischen Altären dargeboten wurden, wiesen hin auf das Lamm Gottes, »das die Sünde der Welt hinwegnimmt«. Nicht weil Gott blutdürstig war, wurden diese Opfer angeordnet, sondern um die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Ekelhaftigkeit der Sünde zu richten, und auf das Kreuz, wo Gott selbst ein Opfer darbringen würde, das den Erfordernissen seiner Gerechtigkeit auf ewig entsprach. »Christus aber ist nicht durch Blut von Böcken und Kälbern, vielmehr durch sein eignes Blut einmal in das Heiligtum hineingegangen und hat eine ewige Erlösung erlangt« (Hebr. 9,12). In seinem Sühnopfer für die Sünde starb Christus an der Stelle des schuldigen Sünders. In dem Leiden Jesu haben wir Gottes Teilhabe an dem Akt des Sühnopfers. Hier am Kreuz sehen wir die leidende Liebe Gottes, der die Schuld der Sünde des Menschen trägt, und das allein kann das Herz des Sünders zum Zerschmelzen und ihn zur Umkehr bringen. »Er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht« (2. Kor. 5, 21). Das Kreuz Christi Das Herzstück des Evangeliums sind das Kreuz und die Auferstehung. Jesus wurde geboren, um zu sterben. Jesus tat für den Menschen, was der Mensch für sich selbst nicht tun kann. Er tat es durch Kreuz und Auferstehung. Heute halten wir Ausschau nach philosophischen Allheilmitteln. Doch noch ist keine Lösung gefunden worden. Man kämpft noch immer mit denselben philosophischen Problemen, die schon Plato und Aristoteles beschäftigten. Wir suchen nach einem Weg aus unserem Dilemma, und überall in der Welt lesen wir das Schild »Kein Ausgang«. Aber das Kreuz bietet sich in unserer Hilflosigkeit als einzige Hoffnung an. Hier sehen wir die Gerechtigkeit Gottes vollständig befriedigt — die Barmherzigkeit Gottes dem Sünder angeboten — die Liebe Gottes zur Behebung jeder Not — die Macht Gottes für jede Schwierigkeit — die Ehre Gottes für jede Gelegenheit. Hier ist Kraft, um die menschliche Natur umzuwandeln, Kraft, um die Welt umzuwandeln. Tausende von Menschen leiden an Schuldkomplexen. Fast jeder spürt, daß er irgendwie unrecht hat, wie der kleine Junge, der sagte: »Ich glaube, ich bin falsch geboren worden.« Gott sagte vom Kreuz: »Ich liebe dich«. Er sagt aber auch: »Ich kann dir vergeben.« Das herrlichste und ergreifendste Wort in jeder Sprache ist das Wort »Vergebung«. In Christus hatte Gott eine Grundlage für die Vergebung. Weil Christus starb, kann Gott den Sünder rechtfertigen und immer noch gerecht sein. Der Tod Christi am Kreuz war mehr als nur der Tod eines Märtyrers. Er war mehr als nur ein gutes Beispiel durch die Hingabe seines Lebens für die Mitmenschen. Er war das Opfer, das Gott bestimmt hatte, das eine Opfer für die Sünde zu sein. Die Schrift sagt: »Ihn aber ließ der Herr treffen unser aller Schuld . . . aber dem Herrn gefiel es, ihn mit Krankheit zu schlagen« (Jes. 53, 6. 10). Weil Gott selbst Christus gesandt hat, um die menschliche Schuld zu bedecken, darum kann Gott auch den Sünder nicht zurückweisen, der Jesus Christus als Heiland annimmt. »Ihn hat Gott hingestellt als ein Sühnopfer durch den Glauben in seinem Blut« (Röm. 3, 25). Darum allein geht es an dem Abendmahlstisch in der Kirche. Jedesmal, wenn wir das Brot essen, denken wir an den Körper Christi, der für uns an das Kreuz genagelt wurde, und jedesmal, wenn wir den Wein trinken, denken wir an das Blut, das am Kreuz zur Sühnung unserer Sünden vergossen wurde. Das Sühnopfer Christi ist ausreichend. Ich weiß — weil Gott es gesagt hat, daß Gott mit dem Opfer seines Sohnes zufrie- dengestellt ist. Meine Sünde war gegen Gott gerichtet. Wenn Gott bereit ist, mir zu verzeihen, dann braucht mich nichts mehr zu beunruhigen. Ich bin erlöst, ich bin versöhnt, mir ist vergeben, ich darf des Himmels gewiß sein — aber nicht wegen auch nur einer einzigen guten Tat von mir. Nur wegen der Liebe und Barmherzigkeit Gottes in Christus am Kreuz. Es war Gott, der die Stellvertretung Christi annahm. Als Jesus unsere Stelle einnahm, wurden unsere Sünden auf ihn gelegt, und unsere Sünden können nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein. Alle meine Schuld wurde auf Christus gelegt, und mir wird keine Sünde mehr zugerechnet, um derentwillen Gott mich ewig zur Verantwortung ziehen würde. Meine Sünde ist nicht mehr meine, sie ist Christi Last geworden. Er ist zum Träger meiner Sünden geworden. »So fern der Aufgang ist vom Niedergang, so fern tut er unsere Übertretungen von uns« (Ps. 103,12). Du magst sagen: »Aber ich verstehe das alles nicht.« Denke, jemand, der am Ertrinken ist, würde sagen: »Ich will den Rettungsring nicht anJegen, bevor ich nicht weiß, ob er aus Gummi oder Kork gemacht ist, und ob das Material auch stark genug ist, um mich zu halten!« Ohne Christus bist du überhaupt nicht in der Lage, das Geheimnis des Kreuzes zu verstehen. Nicht, weil dort nicht genügend Licht vorhanden wäre, um das Geheimnis zu sehen. Aber du hast genügend Licht jetzt, um den Weg zum Kreuz Christi, zur Barmherzigkeit zu finden. Nimm im Glauben Jesus Christus als deinen Herrn und Heiland an, und das Kreuz wird dir das Kostbarste in aller Welt werden. Der Beweis der Schuld Wenn wir auf das Kreuz blicken, sehen wir mehreres. Erstens den eindeutigen Beweis für die Schuld der Welt. Am Kreuz Christi erreichte die Sünde ihren Höhepunkt. Sie hat sich auf Golgatha am schrecklichsten gezeigt. Wir sehen dort das menschliche Herz bloßgelegt und in seiner Verderbtheit völlig enthüllt. Es ist gesagt worden, wenn Christus heute wiederkäme, würde er nicht mehr gekreuzigt, sondern glorreich empfangen werden. Christus kommt jeden Tag zu uns in der Bibel — die wir nicht lesen, in den Kirchen — die wir nicht besuchen, in der menschlichen Not — an der wir vorübergehen. Ich bin davon überzeugt, käme Christus heute wieder, würde er noch schneller gekreuzigt werden als damals vor 2000 Jahren. Sünde bessert sich genausowenig wie eine Krebserkrankung. Die menschliche Natur hat sich nicht geändert. Wenn wir auf das Kreuz schauen, hören wir das unausweichliche Urteil Gottes: »Alle haben ja gesündigt und ermangeln der Ehre vor Gott« (Röm. 3, 23). Der Beweis, daß Gott die Sünde haßt Zweitens: Am Kreuz finden wir den stärksten Beweis für Gottes Haß gegen die Sünde. Gott hat wiederholt gesagt, daß die Seele, die sündigt, sterben wird. Um ein klares Verständnis für Gottes Haltung gegenüber der Sünde zu gewinnen, brauchen wir nur zu betrachten, was der Tod Christi bezweckte. Die Schrift sagt: ». . . daß es ohne Blutvergießen keine Vergebung gibt« (Hebr. 9, 22). Hier wird klar gesagt, daß es keine Vergebung der Sünden geben kann, wenn unsere Schuld nicht bezahlt worden ist. Gott kann die Sünde nicht tolerieren. Er kann als der moralische Richter des Universums nicht einen Kompromiß dulden und gleichzeitig gerecht bleiben. Es gibt viele, die die Sünde psychologischen Ursachen zuschreiben. Viele sagen, sie seien nicht verantwortlich für das, was sie tun. Aber Gott sagt, wir sind verantwortlich. Das Kreuz zeigt, wie drastisch Gott mit der Sünde umgeht: »Er, der seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat . . .« (Röm. 8, 32). »Er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht« (2. Kor. 5, 21). Wenn Gott seinen eigenen Sohn an das Kreuz geben mußte, um die Strafe für die Sünde zu bezahlen, dann muß die Sünde tatsächlich sehr schwarz in seinen Augen sein. Die Herrlichkeit der Liebe Gottes Drittens: Wenn wir unter dem Kreuz stehen, sehen wir ein herrliches Bild von der Liebe Gottes. »Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe« (Joh. 3,16). Paulus schreibt an die Christen in Rom: »Denn Christus ist, als ihr noch schwach wart, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen zu sterben nimmt vielleicht noch jemand auf sich. Gott beweist aber seine Liebe gegen uns dadurch, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren« (Rom. 5, 6—8). Eine junge Dame besuchte einmal meine Frau und mich. Sie hatte sich in einer unserer Evangelisationen zu Christus bekehrt und war in einen strahlenden Menschen verwandelt worden. Sie hatte bereits viele Schriftstellen auswendig gelernt und war so erfüllt von Christus, daß wir zwei Stunden lang saßen und zuhörten, wie sie ihr bewegendes Zeugnis gab. Immer und immer wieder sagte sie: »Ich kann nicht verstehen, wie Gott mir vergeben konnte. Ich bin eine so große Sünderin gewesen. Ich kann einfach die Liebe Gottes nicht verstehen.« Die Grundlage der Bruderschaft Viertens: Wenn wir am Kreuz stehen, sehen wir die Grundlage für eine weltweite Bruderschaft. Heutzutage wird viel über die allgemeine Vaterschaft Gottes und die weltweite Bruderschaft des Menschen gesprochen. Die meisten Friedensappelle basieren auf der Idee der Bruderschaft. Durch die Schöpfung ist Gott der Vater von uns allen. Aber die Welt scheint blind zu sein für die Tatsache, daß man Christus als seinen persönlichen Heiland angenommen haben muß, um Gott wirklich als Vater zu erkennen. Nur so werden wir in die Familie Gottes hineingebracht. Die Bibel sagt, daß Gott beide Arten von Menschen liebt. Er liebt die Erretteten und die Verlorenen. Jesus machte das ganz klar, als er sagte: »Gehet ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zum Verderben hinführt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen; denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben hinführt, und wenige sind es, die ihn finden« (Matth. 7, 13. 14). Doch die Bibel lehrt auch, daß es eine herrliche Bruderschaft und Vaterschaft durch das Kreuz gibt. »Denn er ist unser Friede, der beide Teile zu einem Ganzen gemacht und die Scheidewand des Zaunes, die Feindschaft, abgebrochen hat in seinem Fleisch, indem er das Gesetz der in Satzungen bestehenden Gebote abgetan hat, um die zwei in ihm selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen, dadurch, daß er Frieden stiftete« (Eph. 2, 14. 15). Wo das Kreuz nicht wirkt, da herrschen Verbitterung, Intoleranz, Aufruhr, böser Wille, Vorurteil, Wollust, Gier und Haß. Innerhalb seines Wirkungsbereichs aber herrschen Liebe und Gemeinschaft, neues Leben und Bruderschaft. Die einzige menschliche Friedenshoffnung liegt zu Füßen des Kreuzes Christi, wo alle Menschen, ganz gleich, welcher Nationalität oder Rasse, zu einer neuen Bruderschaft werden können. Das Ziel des Kreuzes ist nicht nur eine volle und freie Vergebung, sondern auch ein umgewandeltes Leben, gelebt in der Gemeinschaft mit Gott. »Wir predigen den gekreuzigten Christus.« Das ist die Botschaft für die Welt heute. Die Welt nennt sie Torheit, aber Gott gefiel es, sie Weisheit zu nennen. xi. Kapitel DER TAG, AN DEM DER TOD STARB Auf den Grabsteinen oder auch den alten Grabmälern in einer Kirche sehen wir meistens.die Überschrift: »Hier ruht.. .« Dann folgen der Name, das Datum des Todes und vielleicht noch einige lobende Hinweise auf die guten Eigenschaften des Verstorbenen. Aber wie verschieden davon ist die Inschrift auf dem Grab Jesu! Sie ist weder in Gold geschrieben noch in Stein geschnitten. Sie wurde von einem Engel gesprochen und ist das genaue Gegenteil von dem, was auf allen anderen Grabsteinen zu lesen steht: »Er ist nicht hier; er ist auf erstanden, wie er gesagt hat« (Matth. 28, 6). Die bedeutendsten Ereignisse in der menschlichen Geschichte waren der Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Der Apostel Paulus sagt: »Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist ja unsre Predigt leer, leer auch euer Glaube . . . Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist euer Glaube nichtig, ihr seid noch in euren Sünden« (1. Kor. 15, 14 u. 17). In den Dokumenten der ersten Christenheit finden wir als zentrales Thema des Zeugnisses der ersten Christen vor der Welt die Tatsache, daß Jesus Christus, der gekreuzigt wurde, auferstanden war von den Toten. Wir hören gewöhnlich nur zu Ostern eine Auferstehungspredigt. In der Predigt der frühen Apostel aber waren Kreuz und Auferstehung das ständige Thema. Kreuz und Auferstehung gehören zusammen. Ohne die Auferstehung ist das Kreuz bedeutungslos. Ohne die Auferstehung wäre das Kreuz eine Tragödie und eine Niederlage gewesen. Wenn die Knochen Christi verfault in einem Grab lägen, dann gäbe es keine Frohe Botschaft, dann wäre die Dunkelheit der Welt tatsächlich schwarz, und das Leben hätte keine Bedeutung. Das Neue Testament würde zu einem Mythos. Das Christentum würde zu einer Fabel. Und Millionen Lebender und Toter würden zu Opfern eines gigantischen Schwindels. Wird der Mensch ewig leben? Die große Frage zu aller Zeit war: »Wenn ein Mensch stirbt, wird er wieder lebendig werden?« Bei dem ersten Teil dieses Satzes gibt es kein »wenn«. ». . . wie den Menschen bevorsteht, einmal zu sterben . . .« (Hebr. 9, 27). Die Frage ist: »Wird der Mensch wieder leben?« Manche Leute sagen, der Mensch bestehe nur aus Knochen, Fleisch und Blut. Wenn wir sterben, passiere gar nichts. Wir würden auch nirgend wohin gehen. Staub komme zu Staub und Asche zu Asche. Wir haben Wissenschaftler über das Leben nach dem Tode gefragt. Die meisten von ihnen sagten: »Wir haben keine Ahnung.« Die Wissenschaft beschäftigt sich mit Formeln und Reagenzgläsern. Aber es gibt eine Welt, über die die Wissenschaft nichts weiß. Weil viele nicht an ein Leben nach dem Tode glauben, sind ihre Schriften erfüllt mit Trauer und Pessimismus. Die Schriften eines William Faulkner, James Joyce, Ernest Hemingway, Eugene O'Neill und vieler anderer sind angefüllt mit Pessimismus, Dunkelheit und Tragik. Wie anders Jesus Christus, der sagt: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt, und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben« (Joh. 11, 25. 26). Und wiederum sagt er: »Ich lebe, und auch ihr werdet leben« (Joh. 14, 19). Und wiederum: »Glaubet an Gott und glaubet an mich!« (Joh. 14, 1). Unsere Hoffnung der Unsterblichkeit gründet sich allein auf Christus — nicht auf irgendwelche Wünsche, Sehnsüchte, Argumente oder Unsterblichkeitsgefühle. Doch die Hoffnung der Unsterblichkeit, die in Christus offenbart ist, stimmt mit all diesen großen Hoffnungen und Empfindungen überein. »Das Herz«, sagte Pascal, »hat eine Größe, die der Verstand nicht kennt.« Die Bibel behandelt die Auferstehung Jesu wie ein Ereignis, das durch unsere körperlichen Sinne untersucht werden kann. Die Augen waren einbezogen, denn die Jünger sahen zahlreiche Erscheinungen Jesu unter den verschiedensten Voraussetzungen. In einem Falle erschien er vor einem einzelnen Jünger, zu einer anderen Zeit vor mehr als fünfhundert Menschen. Die Auferstehung schloß die Ohren ein, denn die Jünger hörten Jesus predigen. Sie schloß das Gefühl ein, denn die Jünger wurden aufgefordert, Jesus zu berühren und auf diese Weise seine körperliche Wirklichkeit zu prüfen. Sie sahen ihn nicht nur, sie betasteten ihn und gingen mit ihm zusammen, unterhielten sich mit ihm, aßen mit ihm und prüften ihn. All dies nimmt die Auferstehungserscheinungen Jesu aus dem Bereich der Halluzinationen heraus als demonstrierbare physische Tatsachen. Unser Glaube an die körperliche Auferstehung Jesu Christi ruht auf der Grundlage einer historischen Tatsache. Sie ruht auf mehr Augenzeugenschaft als irgendein anderes Ereignis, das in dieser Zeit stattfand. Historische Zeugnisse von der Auferstehung Christi 1. Der tatsächliche Tod Jesu Manche sagen, Jesus sei gar nicht wirklich gestorben, sondern nur scheintot gewesen. Eine Auferstehung aber setzt den Tod voraus. Die Soldaten waren ganz sicher, daß Jesus tot war und sie nicht erst den Tod herbeiführen mußten durch einen Schlag oder durch Brechen seiner Beine wie bei den beiden Räubern. Es waren die Feinde, nicht die Freunde Jesu, die seinen Tod bescheinigten, und sie stellten es ganz sicher fest, als sie ihm einen Speer ins Herz stießen. 2. Die Grablegung Jesu Der Leichnam Jesu wurde in feines Leinen gehüllt, mit Kräutern, wie es üblich war. Ein tatsächliches Grab wurde benutzt. Vor den Eingang des Grabes wurde sogar ein Stein gerollt, ein Siegel darauf gedrückt, und römische Wachen wurden davorgestellt. Sie können unmöglich einen Geist beerdigt haben. Der Leichnam Jesu war körperlich und materiell. 3. Das leere Grab Als die Jünger die Grabeshöhle betraten, in der sie wenige Tage zuvor den Leichnam Jesu beigesetzt hatten, war sie leer. Die Leichentücher waren zusammengelegt und geordnet, sie brachten zum Ausdruck, daß sie bei dem ordnungsgemäßen Weggang Jesu nicht mehr benötigt wurden. Als Jesus später seinen Jüngern erschien, besaß er einen Körper, denn er sagte: »Ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr seht, daß ich es habe« (Luk. 24, 39). Er redete und hörte. Er beanspruchte Raum, aber benötigte keine Tür, um einzutreten. Es war der gleiche Körper in seiner verherrlichten geistigen Form, mit dem Jesus aus dem Grab stieg und es leer zurückließ. 4. Die leibliche Auferstehung Es gab dreizehn verschiedene Erscheinungen Jesu in ganz verschiedenen Situationen. Jeder Versuch, die körperliche Auferstehung Jesu zu widerlegen, sieht sich diesen Erscheinungen Jesu in seinem eigenen Körper gegenüber. Es war ein Körper, dem an das Kreuz genagelten ähnlich wie auch unähnlich. Er war so ähnlich, daß er Nahrung zu sich nehmen konnte, sich unterhalten und Raum einnehmen konnte. Unähnlich war er in seinen Eigenschaften. Er hatte beides, materielle und immaterielle Eigenschaften. Er konnte durch geschlossene Türen eintreten und verschwinden. Wissenschaftlich betrachtet, scheint dies nicht unglaubwürdig. »Keine materielle Substanz, eine Tür oder irgend etwas, ist fest. Es gibt immer Raum zwischen den Molekülen, so daß es für einen derartigen Körper nicht schwieriger ist, durch einen anderen hindurchzudringen, als etwa die Vorstellung, daß ein Regiment bei einer Parade durch ein anderes hindurchmarschierte. Darüber hinaus aber war der Körper des auferstandenen Christus trotz seiner materiellen Fähigkeiten geistig. Einer geistigen Substanz am nächsten kommt der Äther. Auch er scheint materielle und immaterielle Fähigkeiten zu verbinden, da er in gewisser Hinsicht mehr einer festen Substanz als einem Gas ähnelt. Doch kann er durch materielle Substanzen hindurchdringen. Wir können unmöglich sagen, daß es unglaubhaft sei, daß Christi geistiger Körper durch verschlossene Türen gehen konnte. Geistige Dinge können durch materielle Substanzen hindurchdringen (wie Röntgen-Strahlen), sie sind im allgemeinen unsichtbar, und dabei dennoch fähig, wenn sie wollen, Eigenschaften der Materie anzunehmen, wie zum Beispiel Sichtbarkeit und Hörbarkeit. Eine kleine Veränderung der Lichtwellen, die von einem Körper kommen, würden ihn für das menschliche Auge sichtbar machen, und ohne Frage könnte Gott, der Allmächtige, solch eine Veränderung in einem geistigen Körper vornehmen. Für einen solchen Körper ist fühlbar werden oder Nahrung aufnehmen wirklich nicht wunderbarer als sichtbar oder hörbar werden.« (Father Doyle in »The Truth of Christianity Series«.) Im Bewußtsein dieser Augenzeugenschaft sagte Paulus zu König Agrippa: »Warum wird das für unglaublich bei euch geachtet, daß Gott Tote auferweckt?« (Apg. 26, 8). Mit einer erstaunlichen Häufigkeit bestätigt die Bibel die Tatsache der körperlichen Auferstehung Christi. Vielleicht ist die direkteste aller Aussagen der Bericht des Lukas in der Apostelgeschichte, wo er schreibt: »Und diesen erwies er sich nach seinem Leiden auch durch viele Beweise als lebendig, indem er ihnen während vierzig Tagen erschien und über das Reich Gottes redete« (Apg. 1, 3). Was werden wir mit diesen »vielen Beweisen« tun? Jemand fragte einmal meinen Mitarbeiter George Beverly Shea, wieviel er von Gott wüßte. Er antwortete: »Ich weiß nicht viel, aber das, was ich weiß, hat mein Leben verändert.« Wenn wir irgendeine geschichtliche Tatsache annehmen, dann müssen wir auch die Tatsache annehmen, daß Jesus Christus auferstand. Die Auferstehung Christi war nicht einfach nur ein Nachtrag zu dem irdischen Leben Jesu, sie ist ein Glied in der Kette der Erlösungstatsachen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Diese schließen die Fleischwerdung ein, die Kreuzigung, die Auferstehung, die Himmelfahrt und die Wiederkunft. Für unseren persönlichen Christenglauben ist die Auferstehung äußerst wichtig. Der Schweizer Theologe Karl Barth sagte: »Willst du an den lebendigen Christus glauben? Wir können an ihn nur glauben, wenn wir an seine leibliche Auferstehung glauben. Das ist der Inhalt des Neuen Testaments. Wir haben immer die Freiheit, es abzulehnen, aber nicht, es abzuändern, noch zu behaupten, daß das Neue Testament etwas anderes sagt. Wir mögen die Botschaft annehmen oder ablehnen, aber wir können sie nicht ändern.« Die Auferstehung, das Fundament Das ganze Christentum fällt zusammen, wenn man die Auferstehung ablehnt. Wie Paulus sagte: »Ist aber Christus nicht auf erweckt worden, so ist ja unsere Predigt leer, leer auch euer Glaube« (1. Kor. 15, 14). Die Botschaft des Evangeliums — das heißt die Frohe Botschaft der Errettung — hängt mit dem Glauben an die Auferstehung zusammen. Gemeinsam mit der Kreuzigung war sie das zentrale Thema der apostolischen Verkündigung im Anfang der christlichen Ära. Paulus schrieb: »Ich tue euch aber, ihr Brüder, das Evangelium kund, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht, durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr es festhaltet in dem Sinn, in dem ich es euch verkündigt habe — es wäre denn, daß ihr vergeblich zum Glauben gekommen wäret. Denn ich habe euch in erster Linie überliefert, was ich auch empfangen habe, daß Christus für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften, und daß er begraben und daß er auferweckt worden ist am dritten Tage, nach den Schriften« (1. Kor. 15, 1—4). Auguste Comte, der französische Philosoph, erklärte, er wolle eine neue Religion gründen, die die Religion von Christus vollständig ersetzen solle. Sie würde keine Geheimnisse enthalten, würde so klar sein wie das Einmaleins, und ihr Name wäre Positivismus. »Sehr gut, Mr. Comte«, antwortete Thomas Carlyle, der schottische Essayist, »sehr gut. Das einzige, was Sie zu tun brauchen, ist, zu sprechen, wie nie ein Mensch sprach, zu leben, wie nie ein Mensch lebte, gekreuzigt zu werden und aufzuerstehen am dritten Tage und der ganzen Welt glaubhaft zu machen, daß sie noch immer leben. Dann wird Ihre Religion eine Chance haben, sich auszubreiten.« Eine persönliche Heilserfahrung hängt mit dem Glauben an die Auferstehung zusammen. Paulus gab die Formel für den errettenden Glauben: »Denn wenn du mit deinem Munde Jesus als den Herrn bekennst und mit deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden. Denn mit dem Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber bekennt man zur Seligkeit« (Rom. 10, 9. 10). Wenn behauptet wird, die Auferstehung Jesu schließe nicht die Auferstehung seines Körpers ein, dann sagen die Vertreter dieser Ansicht, daß Jesus unmittelbar aus dem Tod in das geistliche Leben mit Gott auferstand. Das bedeutet eine geistliche, nicht aber eine körperliche Auferstehung. Das verkündigen auch viele moderne Prediger am Ostermorgen, wenn sie über die Auferstehung Jesu reden. Ein Pfarrer erzählte mir jüngst, daß er sogar während des Glaubensbekenntnisses'seinen Daumen drücke. Er sagte: »Ich kann einfach nicht an diex Auferstehung Jesu Christi glauben.« Die neutestamentlichen Schriften sprechen eindeutig davon. Sie sagen: »Wir sahen seine Herrlichkeit.« — »Diesen Jesum hat Gott auferweckt; des sind wir alle Zeugen.« — »Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist auferstanden.« — »Ihr werdet ihn sehen.« — »Er erschien.« — »Ich habe den Herrn Jesus gesehen.« »Hätten die Schreiber des Neuen Testaments die Möglichkeiten des 20. Jahrhunderts zur Verfügung gehabt, dann hät- ten sie vielleicht auf der Bestätigung durch eine fotografische Aufnahme, durch einen Tondbandapparat oder einen Zeitungsbericht bestanden.« (Markus Barth und Verne H. Fle-sher, »Acquittal by Resurrection«.) Jesus hätte auch ohne körperliche Auferstehung zum Himmel zurückkehren können. Vor seiner Fleischwerdung hat er ohne Körper im Himmel existiert und ist die Quelle allen Lebens gewesen. Aber eine solche Rückkehr wäre kein vollständiger Triumph über den Tod gewesen. Die Auferstehung war die Bestätigung des Wesens und des Dienstes Jesu, »der eingesetzt ist zum Sohne Gottes voll Macht nach dem Geiste der Heiligkeit kraft der Auferstehung von den Toten« (Röm. 1, 4). Die Auferstehung war auch das Band und die Verheißung für unsere eigene Auferstehung. »Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstan-den ist, so wird Gott in dieser Weise auch die Entschlafenen durch Jesum mit ihm zusammenführen« (1. Thess. 4, 14). »Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als Erstling der Entschlafenen« (x. Kor. 15, 20). Jesus unterstrich mit seiner Auferstehung die Gültigkeit aller seiner Ansprüche und die Wirklichkeit aller seiner Werke. Alles hängt an seiner Auferstehung von den Toten. An ihr entscheidet sich das Urteil über Jesu Recht oder Unrecht, Wahrheit oder Unwahrheit. Was bedeutet die Auferstehung für uns? Sie bedeutet die Gegenwart des lebendigen Christus. Christus ist der lebendige Gefährte eines jeden Menschen, der sein Vertrauen auf ihn setzt. Er sagt: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt« (Matth. 28, 20). Er ist die Garantie dafür, daß das Leben eine neue Bedeutung hat. Nach seiner Kreuzigung waren die Jünger verzweifelt und sagten: »Wir aber hofften, er sollte Israel erlösen« (Luk. 24, 21). Unter ihnen herrschten Angst und Verzweiflung. Das Leben hatte Bedeutung und Zweck verloren. Als die Auferstehung offenbar wurde, erhielt das Leben einen neuen Sinn. David Livingstone sprach einmal zu einer Gruppe von Studenten in der Universität Glasgow. Er trug an seinem Körper die Spu- ren seiner afrikanischen Kämpfe. Fast dreißig Krankheiten hatten ihn abgemagert und ausgemergelt. Sein linker von einem Löwen zerschmetterter Arm hing schlaff an seiner Seite. Nachdem er seine Versuchungen und Anfechtungen beschrieben hatte, sagte er: »Soll ich Ihnen erzählen, was mich während all dieser Jahre in der Fremde aufrecht gehalten hat, unter Leuten, deren Sprache ich nicht verstand und deren Haltung immer undurchsichtig und oft feindselig war? Es war das Wort: >Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.< Auf diese Worte habe ich alles gesetzt, und sie haben mich nie getäuscht.« Sie bedeutet die Macht des lebendigen Christus. Seine Auferstehung macht es Christus möglich, sich mit allen Christen in allen Zeiten zu vereinen und ihnen Kraft zu seinem Dienst zu verleihen. »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke, die ich tue, auch tun, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater« (Joh. 14, 12). Paulus betete sogar, daß Gott ihm helfe, »zu erkennen ihn und die Kraft seiner Auferstehung« (Phil. 3, 10). Seine Auferstehungsgegenwart gibt uns Stärke und Kraft für die Aufgaben eines jeden Tages. Sie bedeutet das Muster für unseren neuen Leib. Der auferstandene Leib Jesu Christi ist das Vorbild dessen, wie unsere Leiber einmal sein werden, wenn auch sie von den Toten auferweckt werden. »Denn das Reich, in dem wir Bürger sind, ist in den Himmeln, und aus ihm erwarten wir auch als Heiland den Herrn Jesus Christus, der unseren Leib der Niedrigkeit verwandeln wird, so daß er gleichgestaltet wird seinem Leibe der Herrlichkeit, vermöge der Kraft, mit der er auch alle Dinge sich untertan machen kann« (Phil. 3, 20. 21). Sie bedeutet die Verheißung eines wiederkehrenden Erlösers. Der ganze Plan für die Zukunft hat seinen Schlüssel in der Auferstehung. Wenn Christus nicht von den Toten auferweckt ist, dann kann es auch kein Königreich und keinen wiederkehrenden König geben. Als die Jünger am Ort der Himmelfahrt standen, empfingen sie von den Engeln die Gewißheit, daß Christus wiederkommen würde in Herrlichkeit. »Ihr galiläischen Männer, was stehet ihr da und blickt zum Himmel auf? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel em- porgehoben worden ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt in den Himmel fahren sehen« (Apg. i, 11). Die Auferstehung bereitete das zukünftige Ereignis seiner Wiederkunft vor und bestätigte es. Ja, unser Herr Jesus Christus lebt. In einem russischen Dorf wurde nach der bolschewistischen Revolution der örtliche Kommunistenführer geschickt, um den Leuten die Vorzüge des Kommunismus zu zeigen und ihre Gedanken von der Religion wegzuführen, die nach Karl Marx »Opium für das Volk« ist. Nachdem der Kommunist eine lange großartige Rede geschwungen hatte, sagte er zu dem örtlichen Pfarrer ziemlich verächtlich: »Ich gebe dir fünf Minuten Zeit zur Antwort.« Der Pfarrer antwortete: »Ich brauche keine fünf Minuten, nur fünf Sekunden.« Er stieg auf das Podium und rief den Ostergruß: »Christus ist auferstanden!« Wie ein Mann riefen ihm die Dorfbewohner zurück: »Er ist wahrhaftig auferstanden!« 12. Kapitel DIE MÖGLICHKEIT DES NEUEN MENSCHEN Alles scheint sich zu verbessern, nur nicht der Mensch. Seine Moral, die die Beziehung zu den Mitmenschen beherrscht, behindert ihn nicht zu stehlen, zu morden, zu lügen und zu betrügen. Seit Beginn der Zeit ist er im wesentlichen unverändert geblieben. Nach mehrjährigen psychologischen Studien sagte C. G. Jung: »All die primitiven Sünden sind nicht tot, sondern sie kauern in den dunklen Ecken unserer modernen Herzen . . . immer noch vorhanden und schaurig wie immer.« Der Mensch ist gezwungen, die Wirklichkeit der Sünde und die Notwendigkeit einer neuen Geburt zu bejahen. Walter Lippman sagte: »Wir waren alle so sicher, daß schließlich eine Generation entstehen würde, kühn und eifrig, die diese unordentliche Erde wieder zurechtrückt und die dazu auch in der Lage ist . . . Wir waren so guter Meinung, wir haben es so angestrengt versucht, und nun sehen Sie sich an, was wir dar- aus gemacht haben. Wir kamen nur vom Regen in die Traufe. Was nötig ist, ist eine neue Menschenart.« Kierkegaard schrieb ein Buch mit dem Titel Die Krankheit zum Tode, worin es heißt: »Der Mensch ist in Sünde geboren und lebt in Sünde. Er kann nichts für sich selbst tun, er kann sich selbst nur schaden.« Angesichts der Jahrhunderte nutzloser religiöser, kultureller, moralischer und pädagogischer Anstrengungen fangen wir an, die Unfähigkeit des Menschen zu erkennen, das eigene Herz zu ändern. Der Mensch hat sich ohne Erfolg abgemüht, seine moralischen Ziele zu erreichen und sich selbst durch Verbesserung der Umwelt zu ändern. Wir sind enttäuscht und wissen, daß die Veränderung irgendwie von innen kommen muß. Des Menschen Versuch, sich selbst zu ändern Zur Zeit wird in sogenannten Verhaltenswissenschaften, einschließlich Anthropologie, Psychologie und Soziologie, experimentiert, um die Gesetze des menschlichen Verhaltens zu entdecken. Der Fehler bei diesen Experimenten ist, daß sie die Tatsache der Sünde ignorieren. Nach den neuen Wissenschaften ist sie zum größten Teil Einbildung. Der Mensch ist das Ergebnis seiner Umgebung. Er ist das glückliche oder unglückliche Produkt einer Kombination von Genen und Chromosomen. In pseudowissenschaftlicher Sentimentalität ist ein jugendlicher Krimineller lediglich wirtschaftlich schlechter gestellt, und ein Räuber milieugestört. In diesem Denken geben wir die Idee der Sünde und der persönlichen Verantwortlichkeit auf und erklären alles andere für schuldig, nur nicht den Schuldigen. Darum brauchen wir nichts zu ändern als lediglich die Umgebung der Menschen, seine schlechten Wohnungen, Armut, Arbeitslosigkeit und Rassendiskriminierung, während der Hauptverdächtige, der einzelne, unangetastet und unverändert bleibt. Weiter versucht der Mensch, sich selbst zu ändern mit Hilfe von Chemikalien. Die Wissenschaftler sind im Augenblick stark damit beschäftigt, das Verhalten des Menschen durch pharmakologische Mittel zu beeinflussen. Zunächst werden diese Medikamente natürlich nur in Fällen geistiger Erkrankung angewandt, aber dahinter lauert immer die Möglichkeit, daß Weltdiktatoren sie eines Tages gebrauchen könnten, um ganze Teile der Gesellschaft in den Griff zu bekommen. Das sind die Arzneien, die des Menschen Geist formen, denn mit jedem der neuen Mittel finden die Wissenschaftler Wege, wie sie Gefühle, Gedanken und Verhalten steuern können. Im besten Falle aber werden solche Arzneien lediglich vorübergehende Veränderungen, sei es zum Besseren, sei es zum Schlechteren, ermöglichen, jeweils abhängig von der Natur des Anwendenden, wobei sie sehr wahrscheinlich dem Gehirn dauernden Schaden zufügen. Die neue Geburt Jesus Christus forderte: »Ihr müßt von oben her geboren werden« (Joh. 3, 7). Er würde niemals dazu aufgefordert haben, wenn das nicht möglich wäre. Ja, der Mensch kann geändert werden, radikal und dauerhaft von innen her. Es gibt die Möglichkeit eines vollständig neuen Menschen. Bemerkenswert ist, daß Jesus diese Feststellung gegenüber Nikodemus traf, einem aufrechten und ehrfürchtigen religiösen Führer, der sicher darüber verdutzt gewesen sein muß. Wenn Christus dies zu Zachäus gesagt hätte, der mit Hilfe des Betrugs seinen Weg bis an die Spitze seiner finanziellen Welt machte — oder der Frau am Brunnen, die mehrere Männer hatte — oder dem Räuber am Kreuz — oder der Frau, die im Ehebruch ertappt wurde, dann wäre es leichter zu verstehen. Diese Menschen hatten eine Veränderung nötig. Aber Jesus sagte es zu einem der religiösen Führer seiner Zeit. Nikodemus fastete zwei Tage in der Woche, er verbrachte zwei Stunden täglich im Gebet im Tempel, gab den Zehnten seines Einkommens und lehrte als Professor der Theologie in einem Seminar. Die meisten Kirchen wären froh über ihn gewesen. Aber Jesus sagte: »Du mußt von neuem geboren werden.« Bei der Geburt sind Geschlecht, Temperament, Fähigkeiten, Neigungen, zumindest als Anlage bestimmt. Ganz gewiß auch unser Aussehen. Wiedergeburt bedeutet zumindest einen absolut neuen Anfang, nicht nur eine Reformierung des Lebens. Nicht das Umblättern einer leeren Seite, nicht die Hinzufügung eines neuen Gesichtspunktes oder einer neuen Fähigkeit, sondern etwas so Radikales, daß wir dadurch vollständig anders werden, als wir vorher waren. Zu ihrem eigenen und zum Schaden der Gesellschaft hat die moderne Kirche weitgehend diese Botschaft der Neugeburt aufgegeben. Sie predigt soziale Veränderung, Abrüstung und Gesetzgebung; aber sie betont nicht vor allem das Eine, was die Probleme unserer Welt lösen wird — umgewandelte Menschen. Das Grundproblem ist geistlicher, nicht sozialer Art. Der Mensch benötigt eine vollkommene Umwandlung im Innern. Die Bibel beruft sich häufig auf diese Umwandlung. Der Prophet Hesekiel sagte: »Ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen« (Hes. 36, 26). In der Apostelgeschichte bezeichnet Petrus es mit Buße tun und umkehren. Paulus spricht davon im Römerbrief als »aus den Toten lebendig« werden (Röm. 6, 13). Im Kolosserbrief nennt er es: »Nachdem ihr den alten Menschen mit seinen schlimmen Taten ausgezogen und den neuen angezogen habt, der nach dem Bilde seines Schöpfers zur Erkenntnis erneuert wird« (Kol. 3, 9. 10). Im Titusbrief spricht er von »dem Bad der Wiedergeburt und Erneuerung kraft des Heiligen Geistes« (Tit. 3, 5). Petrus schreibt, daß wir »teilhaftig werden der göttlichen Natur« (2. Petr. 1, 4). Johannes bezeichnet es als »aus dem Tod ins Leben hinübergegangen« (Joh. 5, 24). Die Bibel lehrt also, daß der Mensch eine radikale Verwandlung erfahren kann, die von Gott selbst gewirkt wird. Das Wort, das Jesus gebrauchte und das übersetzt wird mit »von neuem«, kann auch übersetzt werden mit »von oben her«. Der Zusammenhang des dritten Kapitels des Johannes-Evangeliums zeigt, daß die neue Geburt etwas ist, das Gott für den Menschen tut, wenn der Mensch bereit ist, sich Gott auszuliefern. In sich selbst hat der Mensch die Saat des neuen Lebens nicht. Dies muß von Gott selber kommen. Mehr als Verbesserung Die neue Geburt ist viel mehr als eine Verbesserung. Viele Menschen fassen zu Neujahr allerlei Vorsätze, nur um sie hinterher wieder zu brechen, weil sie einfach nicht die Fähigkeit besitzen, sie zu halten. Der Mensch ist beständig am Verbessern, aber selbst die beste Verbesserung ist immer nur vorübergehend. Die Natur des Menschen muß von Grund auf umgewandelt werden. Eine Gruppe von Friseuren beschloß auf ihrer Jahresversammlung, den Wert ihrer Frisierkunst herauszustellen. Im Armenviertel fanden sie einen heruntergekommenen Menschen, schnitten ihm die Haare, rasierten und badeten ihn. Dann bekleideten sie ihn mit einem neuen Anzug der besten Maßschneiderei. Drei Tage später saß der Mann wieder in der Gosse. Äußerlich hatte man aus ihm einen anständig aussehenden Menschen gemacht, aber sein inneres Wesen war nicht umgewandelt worden. Er wurde gepudert und parfümiert, aber nicht verwandelt. Die Bibel lehrt, daß der Mensch durch die Neugeburt in eine neue Welt eintritt. Die Verwandlung wird in der Bibel in verschiedenen Gegensatzpaaren beschrieben: Sinnenlust gegen Gottesfurcht, Dunkelheit gegen Licht, Tod gegen Auferstehung, ein Fremdling im Hause Gottes und jetzt ein Bürger. Der Mensch, der die Neugeburt erfahren hat, wird jetzt Gottes Hausgenosse genannt. Sein Wille ist umgewandelt, seine Lebensziele sind umgewandelt, seine Pläne, seine Neigungen, sein Leben ist jetzt zweckerfüllt und sinnvoll. In der Neugeburt ist in seiner Seele ein neues Leben geboren worden. Er wird eine neue Schöpfung. Nikodemus haben die Feststellungen Christi ganz durcheinander gebracht, er fragte: »Kann ein Mensch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?« Das war die ganz natürliche Antwort, die jeder von uns gegeben hätte. Aber der Herr schob den Einwand beiseite. Nikodemus mußte erkennen, daß Religion nicht ausreichte. Das Gesetz Mose konnte ihn nicht retten, denn er erfüllte nicht seine Forderungen. Er mußte von neuem geboren werden. Ihm wurde gesagt, daß niemand das Reich Gottes betreten würde, ohne im Besitz des ewigen Lebens zu sein, denn dort kann nichts existieren, was nicht von Gottes Leben erfüllt ist. Aber jeder, der dieses Leben hat, wird hineingelassen. Die große Frage lautet: Besitze ich ewiges Leben? Wenn nicht, wie erhalte ich es? Das ist die wichtigste Frage, die ein Mensch stellen kann. Die Bibel berichtet uns von vielen Menschen, die durch eine Begegnung mit Jesus Christus verwandelt worden sind. Da ist der Besessene, dessen Ketten ihn nicht zu bändigen vermochten, wenn er von den Dämonen getrieben wurde. Aber als er Jesus begegnete, wurde er verwandelt, und später fand man ihn in seiner Wohnung, »bekleidet und vernünftig« (Luk. 8). Da ist Zachäus, der als Zollbeamter die Leute betrog. Als er Jesus begegnete, wurde er verwandelt. Er fing an wiedergutzumachen. »Die Hälfte meines Besitzes gebe ich nunmehr den Armen, und wenn ich von jemandem etwas erpreßt habe, gebe ich es vierfach zurück« (Luk. 19, 8). Ein junger Mann namens Saulus befand sich auf der Straße nach Damaskus, um die Christen zu verfolgen, als er unter der heißen syrischen Sonne Christus begegnete. Er war für immer verwandelt. Immer wieder beruft er sich auf diese Begegnung. Noch Jahre danach erinnerte er sich an den Tag und an den Augenblick, wo er Christus begegnete (Apg. 9). Als der Gefängniswärter in Philippi von Furcht erfüllt ausrief: »Was muß ich tun, um errettet zu werden?« antwortete ihm der Apostel Paulus: »Glaube an den Herrn Jesus Christus, und du wirst errettet werden.« Viele moderne Psychiater würden gesagt haben, daß er sich nicht in der rechten Gefühlssituation befände, um eine dauerhafte Entscheidung zu treffen. Paulus fragt aber nicht danach, er taufte den Gefängniswärter noch in derselben Nacht. Der Gefängniswärter wusch ihnen ihre Wunden aus als ein Zeichen des neuen Lebens, das er von Gott empfangen hatte (Apg. 16). Jeder, der bereit ist, Jesus Christus als seinem persönlichen Heiland zu vertrauen, kann die neue Geburt jetzt erfahren. Die ersten methodistischen Prediger wurden die »Jetztprediger« genannt, weil sie die Errettung im selben Augenblick an-boten. Man empfängt sie nicht erst beim Tode oder nach dem Tode. Jetzt wird empfangen. »Jetzt ist die hochwillkommene Zeit; siehe, jetzt ist der Tag des Heils« (2. Kor. 6, 2). Gott bietet das ewige Leben jedem än, der es empfangen möchte. Ein Geschenk wird angeboten. In dem einen Augenblick besitzest du es noch nicht und im nächsten Augenblick hast du es. Das ewige Leben ist ein Geschenk Gottes. Es gibt eine Zeit, wo du es noch nicht besitzest, und dann gibt es eine Zeit, wo du es besitzest. Es muß also einen Augenblick geben, in dem du es annimmst. Joan Windmill, eine junge Londoner Schauspielerin, hatte alles und doch nichts. Ihr ging es genauso wie Tausenden von Berufstätigen heute, die Talent, Geld und Erfolg haben — aber deren Leben leer ist. Sie hatte sogar an Selbstmord gedacht, als sie aus bloßer Neugierde zu einer evangelistischen Veranstaltung in der Harringay Arena ging. Als die Einladung ausgesprochen wurde, Christus anzunehmen, folgte sie dem Ruf und nahm das neue Leben, an, ohne recht zu wissen, was sie eigentlich tat. Sie wurde ein ganz neuer Mensch, und heute ist sie eine strahlende Christin. Jetzt hat ihr Leben ein Ziel und ist von Sinn erfüllt. Jim Vaus hörte heimlich Telefonleitungen ab und war ein Führer der Unterwelt an der Westküste. Aus irgendeinem Anlaß betrat er ein Evangeliumszelt in Los Angeles. Er folgte dem Ruf, sein Leben Christus auszuliefern. Sein Leben wurde so vollständig umgewandelt, daß Jim Vaus heute einer der führenden Männer auf religiösem und sozialem Gebiet ist. Ich könnte zahllose Männer und Frauen anführen, die Jesus Christus begegneten. Sie sind neue Geschöpfe, ihr Leben ist umgewandelt worden. Sie sind von oben geboren worden. Die Natur Gottes wurde ihnen vermittelt. Während sie früher erfüllt waren von Sinneslust, Gier und Selbstsucht, trachten sie jetzt danach, Gott zu verherrlichen, indem sie ihrem Nächsten helfen. Der Mensch kann das Paradies zurückgewinnen. Er hat es im Garten Eden verloren, aber er kann es durch Jesus Christus wiederfinden. Wenn genügend Männer und Frauen dieses neue Leben hätten, würde es die ganze Welt verwandeln, in der wir leben! Dieses neue Leben ist die einzige Hoffnung, das einzige Heilmittel. Es gibt kein anderes. Der Mensch muß eine vollständige Erneuerung von innen her erfahren. 13- Kapitel WIE WIRD MAN EIN NEUER MENSCH? Vor einiger Zeit stand ein Student während der Aussprachestunde in der Theologischen Fakultät der Harvard Universität auf und fragte mich: »Können Sie mir einfach und klar sagen, was ich tun muß, um errettet zu werden?« Immer wieder wird mir diese Frage gestellt, auf Colleges und an Universitäten, wo ich oft Vorträge halte. Kann ein Alkoholiker, ein Dieb, ein Mörder, ein Homosexueller von Grund auf geändert und zu einem neuen Menschen gemacht werden? An einer Universität an der Westküste suchte mich ein Professor der Naturwissenschaften im Studentenheim auf und sagte: »Sie werden sich wundern, welche Frage ich Ihnen am Ende stellen werde.« Dann erzählte er mir eine lange Geschichte seines eigenen inneren Kampfes in moralischen, geistlichen und intellektuellen Dingen. »Mehr und mehr«, sagte er, »habe ich erkannt, daß meine Schwierigkeiten mit dem Christentum in Wirklichkeit alles andere als intellektueller Art sind. Sie sind Sache der Moral. Ich bin nicht bereit gewesen, die moralischen Forderungen des Christentums zu erfüllen.« Und dann fügte er hinzu: »So lautet nun meine Frage: Was kann ich tun, um Jesus Christus aufzunehmen?« Als wir bei dem Gouverneur eines unserer Staaten zu Gast waren, bat er mich um ein Privatgespräch. Wir gingen in einen Nebenraum, und er schloß die Tür ab. Ich spürte, wie er mit seinen Gefühlen kämpfte, aber schließlich sagte er: »Ich bin am Ende. Ich brauche Gott. Können Sie mir sagen, wie ich Gott finden kann?« Ein andermal besuchte ich eine Gruppe von Männern, die im Gefängnis auf die Vollstreckung ihres Todesurteils warteten. Ein starker und intelligent aussehender Mann lauschte aufmerksam meinen Worten. Dann fragte ich die Männer, ob sie wohl bereit wären, mit mir niederzuknien, während ich betete. Bevor wir niederknieten, sagte dieser Mann: »Können Sie mir noch einmal erklären, was ich tun muß, daß mir meine Sünden vergeben werden?« Das sind genau die gleichen Fragen, die man Jesus Christus vor fast 2000 Jahren gestellt hat. Das sind die gleichen Fragen, die den Aposteln gestellt wurden, als sie das Evangelium im ganzen römischen Weltreich verkündigten. Diese Fragen zeigen, daß das innere Sehnen des Menschen sich sehr wenig geändert hat. Der reiche Jüngling kam und fragte Christus: »Guter Meister, was muß ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?« (Markus 10, 17). Nachdem Petrus seine große Pfingstpredigt gehalten hatte, ging's, wie die Bibel beschreibt, den Leuten durchs Herz und sie sprachen zu Petrus . . .: »Was sollen wir tun?« (Apg. 2, 37). Während der Kämmerer aus Äthiopien in seinem Wagen quer durch die Wüste fuhr, sprach er mit Philippus, dem Evangelisten. Plötzlich hielt der Kämmerer seinen Wagen an und fragte: »Was hindert mich, getauft zu werden?« (Apg. 8, 36). Um Mitternacht fragte der Gefängniswärter in Philippi Paulus und Silas: »Ihr Herren, was muß ich tun, damit ich gerettet werde?« (Apg. 16, 30). Der Mensch des 20. Jahrhunderts stellt dieselbe Frage, die der Mensch immer schon gestellt hatte. Es ist eine alte, aber immer wieder neue Frage. Sie ist heute genauso wichtig wie damals. Was muß nun ein Mensch tun, um mit Gott versöhnt zu werden? Was meint die Bibel mit solchen Worten wie Bekehrung, Buße, Glaube? Es sind alles Worte, die zur Errettung führen, aber sie werden so wenig verstanden. Jesus hat alles so einfach gesagt, aber wir machen es kompliziert. Er sprach zu den Leuten in kurzen Sätzen und mit den Worten des Alltags, er illustrierte seine Botschaften mit unvergeßlichen Geschichten. Er brachte die Botschaft Gottes in solcher Einfachheit, daß viele Intellektuelle ihm nicht mehr zu folgen vermochten. Paulus gab dem Gefängniswärter in Philippi eine sehr einfache Antwort: »Glaube an den Herrn Jesus Christus, und du wirst errettet werden« (Apg. 16, 30. 31). Das ist so einfach, daß Millionen darüber stolpern. Die eine und einzige Möglichkeit, durch die du bekehrt werden kannst, ist die Möglichkeit, an den Herrn Jesus Christus als deinen persönlichen Herrn und Heiland zu glauben. Du mußt nicht erst dein Leben in Ordnung bringen. Du brauchst nicht erst deine Dinge zu Hause und im Geschäft zu ordnen. Du mußt nicht erst versuchen, eine bestimmte Angewohnheit aufzugeben, die dich von Gott abhält. Du hast das ja alles schon versucht und so oft versagt. Wenn ich während unserer Evangelisationen die Einladung ausspreche, Christus anzunehmen, singen wir das Lied »So wie ich bin . . .«, und so kannst auch du zu Christus kommen, gerade so, wie du bist. Der Blinde kam, wie er war. Der Gelähmte kam, wie er war. Maria Magdalena kam mit den sieben Teufeln, wie sie war. Der Dieb am Kreuz kam, wie er war. Du kannst zu Christus kommen, wie du bist. Bekehrung Das Wort »Bekehrung« bedeutet ganz einfach »Umkehr«. Die Bibel zeigt von Anfang bis Ende, wie Gott den Menschen bittet, zu ihm umzukehren (Sprüche 1, 23; Jes. 31, 6; 59, 20; Hes. 14, 6; 18, 32; 33, 9; Joel 2, 12; Matth. 18, 13; Apg. 3, 19; Hebr. 6, 1). Es ist dem Menschen jedoch unmöglich, sich Gott zuzuwenden und Buße zu tun, oder an ihn zu glauben, wenn Gott ihm nicht hilft! Alles, was wir tun können, ist, Gott anzurufen, daß er uns umkehren möge. Häufig wird in der Bibel berichtet, daß die Menschen gerade dies taten (Hohes Lied 1, 4; Jer. 21, 18; Klagel. 5, 21). Wenn ein Mensch Gott anruft, gibt er ihm wahre Buße und Glauben. Darum konnte der Apostel Paulus sagen: »Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden« (Röm. 10, 13). Mindestens zwei Dinge gehören zur Bekehrung — Buße und Glaube. Jesus sagt: »Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle . . . umkommen« (Luk. 13, 3). Buße schließt eine Erkenntnis meiner Sünde ein, ein Bewußtsein der persönlichen Schuld und der Unreinheit vor Gott. Sie hat nichts mit kriecherischer Selbstverachtung zu tun. Sie bedeutet ganz einfach, daß wir erkennen, wer wir sind. Wir sehen uns, wie Gott uns sieht. Und wir sagen: »O Gott, sei mir Sünder gnädig!« (Luk. 18, 13). Hiob sagte: »Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört; nun aber hat dich mein Auge gesehen. Darum widerrufe ich und bereue in Staub und Asche« (Hiob 42, 5. 6). Buße Buße bedeutet auch ein neues Fühlen. Das heißt, ein echtes Leiden unter der Sünde, die wir gegen Gott begangen haben (Psalm 51). Wie Paulus in 2. Korinther 7, 9 und 10 sagte: »Ich freue mich jetzt, nicht, weil ihr betrübt worden seid, sondern weil ihr betrübt worden seid zur Buße . . . Denn die Betrübnis, wie sie Gott will, wirkt eine Buße zum Heil.« Buße bedeutet auch eine neue Zielsetzung, eine innere Abkehr von der Sünde auf Grund eines bewußten Willensaktes. Aber du hast weiter nichts zu tun, als zu wollen. Gott wird dir dabei helfen. Viele Leute haben seltsame Vorstellungen von Buße. Manche denken an die alte Bußbank, und es mag gar keine so schlechte Idee sein, zu dieser alten Bußbank zurückzukehren. In Beverley Hills, in Kalifornien, sagte neulich ein Psychologe: »Was viele Menschen nötig haben, ist das Erlebnis der alten methodistischen Bußbank.« Buße kann eine der herrlichsten Erfahrungen sein, die wir jemals machen.« Buße ist gewissermaßen die Abschußrampe, von wo der Mensch auf seine ewige Kreisbahn geschickt wird, deren Zentrum Gott ist. Wenn unsere Herzen tief gebeugt sind, und wir aufrichtig unsere Sünden bekennen und lassen, übernimmt Gott unser Leben, und wie bei der zweiten Stufe einer Rakete, hebt er uns empor in sein Reich. Der Weg nach oben geht hinunter. Der Mensch gerät in Not, wenn er seinen Willen gegen Gott erhebt. Er wird frei von allen Schwierigkeiten, wenn er sich vor der göttlichen Allmacht beugt. Der Psychiater erkennt, daß im Sündenbekenntnis heilsame Kräfte liegen. »Entspannen Sie sich und erzählen Sie mir alles über sich selbst«, sagt er zu seinem Patienten. Der psychologische Sinn dieser Methode ist, den Patienten so viel über sich selbst erzählen zu lassen, daß er schließlich jene Mächte offenbart, die ihn binden. Ohne Frage liegt ein großer Wert darin, wenn man sich aussprechen und seine innersten Gedanken einer neutralen Person offenbaren kann. Aber biblische Buße geht tiefer. Es genügt nicht, die Fehler des Unterbewußtseins zu lokalisieren. Sünde ist eine Krankheit der Seele, und Christus ist der einzige Arzt, der das rechte Heilmittel kennt. Es gibt Schwierigkeiten, Lasten und Schuld, die weit über die Fä- higkeit eines Psychiaters oder irgendeines Arztes hinausgehen. Buße wird zum Schlüssel und Vergebung zum Eingang in das Reich Gottes. Glaube Der zweite Teil der Bekehrung ist der Glaube. Um bekehrt zu werden, muß man eine Entscheidung treffen. Die Schrift sagt: »Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat« (Joh. 3, 18). Wer also wird nicht gerichtet? Derjenige, der glaubt. Und wer ist bereits gerichtet? Derjenige, der nicht glaubt. Was mußt du also tun, um nicht gerichtet zu werden? Die Antwort ist einfach. Du mußt glauben. Natürlich müssen wir verstehen, was dieses Wort »Glaube« bedeutet. Es heißt soviel wie »sich ausliefern« und »Übergabe«. Die Bibel sagt, daß es ohne Glaube unmöglich sei, Gott zu gefallen. Es heißt: »Wer sich Gott nahen will, muß glauben, daß er ist, und denen, die ihn mit Ernst suchen, ein Be-lohner wird« (Hebr. 11, 6). Glaube ist deine Antwort auf Gottes Angebot der Barmherzigkeit, der Liebe und der Vergebung. Gott hat die Initiative ergriffen. Die Errettung kommt allein von Gott her. Als Christus sein Haupt am Kreuze neigte und sagte: »Es ist vollbracht«, da meinte er genau dies (Joh. 19, 30). Gottes Plan für unsere Versöhnung und Erlösung wurde in seinem Sohn erfüllt. Der Mensch aber muß darauf antworten, indem er es annimmt und ihm vertraut. Glaube wird in der Bibel beschrieben als »eine Zuversicht auf das, was man hofft, und eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht« (Hebr. 11, 1). Glaube ist nicht nur, sich an etwas hängen. Es heißt, Christus zu erfassen, denn Christus ist das Objekt unseres Glaubens. Es handelt sich nicht um ein subjektives Gefühl, sondern um einen objektiven Akt. Christlicher Glaube bedeutet auch nicht, an eine ganze Anzahl von Dingen zu glauben. Er bedeutet, daß Herz und Sinn einzig und allein auf Jesus Christus ausgerichtet sind. Ganz offensichtlich ist, daß rettender Glaube an etwas ganz Bestimmtes glaubt. Er glaubt an eine Person, und diese Per- son ist Christus. Glaube steht auch nicht in einem Gegensatz zu Verstand oder Wissen. Glaube ist auch nicht anti-intellektuell. Glaube ist ein Akt, der über die Grenzen unserer fünf Sinne hinausreicht. Es ist die Anerkennung, daß Gott größer ist als der Mensch. Es ist die Anerkennung, daß Gott einen Weg der Versöhnung bereitet hat, den wir aus eigenen Kräften niemals hätten bereiten können. Der Psychiater sagt, bevor er seinem Patienten helfen kann, muß dieser zu ihm kommen mit dem aufrichtigen Wunsch nach Hilfe und mit der Bereitschaft, sich von ihm leiten zu lassen. Der Patient kann nicht gezwungen werden. Genauso ist es mit dem Glauben im geistlichen Bereich. Gefühl Manche Menschen mögen bei ihrer Bekehrung durch eine gefühlsmäßige Krise gehen, die einem geistigen Konflikt ähnlich ist. Bei anderen geschieht nichts dergleichen. Sie nehmen die Errettung an ohne irgendeine besondere Krise des Verstandes oder ihres Gefühlslebens. Ja, sie können noch nicht einmal eine bestimmte Zeit angeben, wann sie zum erstenmal Christus wirklich erkannten. Meine Frau z. B. ist eine sehr treue Christin, aber sie kann nicht den Augenblick ihrer Bekehrung angeben. Und dennoch ist sie ihrer Bekehrung ganz gewiß, denn sie kennt Christus persönlich in der Wirklichkeit des täglichen Lebens und Dienens und ist erfüllt von der Freude im Herrn. Das Gefühl tiefer Unwürdigkeit und . das Hochgefühl der Nähe Gottes, die Beseeligung der Gemeinschaft mit anderen Kindern Gottes machen den Glauben mancher Christen zu einem Schiff auf stürmischer See. Gelöst von egozentrischer Selbstbetrachtung hat das — ebenfalls durch Wiedergeburt erneuerte — Gefühl eine stabilisierende Funktion, die unserem Glauben hilft, auf menschlicher Ebene wirksam zu werden und Gott »von ganzem Herzen« zu lieben. Annahme und Übergabe: Akte des Willens Es gehört aber auch ein Willensentschluß dazu. Der Wille ist notwendig bei der Bekehrung. Menschen können geistige Konflikte und gefühlsbetonte Krisen durchstehen, ohne dabei bekehrt zu werden. Man kann erst dann von einer Bekehrung sprechen, wenn ein Mensch sein Vorrecht als freies Wesen gebraucht und die Bekehrung gewollt hat. Dieser Willensakt ist ein Akt der Annahme und der Übergabe. Mit ganzem Willen nimmt man Gottes Barmherzigkeit an, empfängt man Gottes Sohn, und dann liefert man sich aus, um Gottes Willen zu tun. In jeder echten Bekehrung ordnet sich der Wille des Menschen dem Willen Gottes unter. Fast am Ende der Bibel steht die Einladung: »Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst« (Offb. 22, 17). Es liegt bei dir. Du mußt es wollen, errettet zu werden. Es ist Gottes Wille, aber es muß auch dein Wille sein. Die moderne religiöse Erziehung basiert zum großen Teil auf der Vorstellung, daß jemand Christ werden kann durch Erziehung. Darum haben wir in den Kirchen Zehntausende von Menschen, die niemals eine persönliche Begegnung mit Jesus Christus hatten. Selten haben wir Evangelisationen, ohne daß einige Theologiestudenten und Pfarrer bekennen, sich bekehrt zu haben. In einer der letzten Evangelisationen kamen sechzehn Pastoren nach vorn, um Jesus Christus als ihren Heiland anzunehmen. Diese Männer waren theologisch geschult worden, aber manche von ihnen hatten niemals eine echte Begegnung mit der Person Jesu Christi gehabt. Nikodemus konnte mit seinem tiefen religiösen Wissen eine geistliche Neugeburt nicht ersetzen, und wir können es genausowenig. Ich habe einmal ein Buch über Wasser-Ski gelesen, und ich brauchte nicht lange dazu, um zu begreifen, daß ich durch bloßes Lesen eines Buches niemals diesen Sport erlernen würde. Ich mußte es selber ausprobieren. Du magst Theologie und Religion studieren, aber es kommt der Augenblick, wo du Christus ganz persönlich kennenlernen mußt. Es stimmt, daß es unzählige Christen gibt, deren Leben und Glauben davon Zeugnis ablegen, daß sie bewußt oder unbewußt zu Christus bekehrt worden sind. Sie mögen die ge- naue Stunde nicht kennen. Meiner Meinung nach aber ist dies eine Ausnahme und nicht die Regel. Ob sie sich nun an die Zeit erinnern können oder nicht, es muß einen Augenblick gegeben haben, an dem sie die Linie vom Tod zum Leben überschritten. Gewißheit Es gibt drei Wege, um gewiß zu sein, das ewige Leben zu haben: der objektive Weg — weil Gottes Wort es so sagt; der subjektive Weg — weil Gottes Geist mir Zeugnis gibt; und der Weg der Erfahrung — weil ich Schritt für Schritt sehen kann, wie Gott in meinem Leben arbeitet. Es geht langsamer voran, als ich es gerne hätte, aber es geht voran. Darum kann ich sagen: »Ich weiß.« Wie nimmt man Christus auf! Die Frage, die sich jetzt stellt, lautet: Was muß ich tun, um tatsächlich Christus aufzunehmen? Ich wünschte, es wäre möglich, die Antwort in eine nette kleine Formel zu packen und weiterzureichen, aber das ist unmöglich. Wie ich bereits angedeutet habe, hat jeder Mensch seine eigene und damit andere Erfahrung. Genauso, wie es keine zwei gleichen Schneeflocken gibt, gibt es auch keine zwei Erlebnisse mit Christus, die absolut gleich sind. Doch gibt es gewisse Richtlinien in der Bibel für die Annahme Jesu Christi als Heiland. 1. Du mußt erkennen, daß Gott dich so sehr geliebt hat, daß er seinen Sohn gab, um für dich am Kreuz zu sterben. »Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe« (Joh. 3, 16). »Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich dahingegeben hat« (Gal. 2, 20). 2. Du mußt Buße tun für deine Sünden. Jesus sagt: »Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle umkommen« (Luk. 13, 3). Er sagt: »Tut Buße und glaubt« (Mark. 1, 15). John Stott, der Pfarrer an der Allerseelen-Gemeinde in London, schrieb: »Der Glaube, der Christus annimmt, muß von der Buße begleitet werden, die die Sünde ablehnt.« Buße heißt nicht nur, daß du lediglich traurig bist über deine Vergangenheit. Es heißt, du mußt dich von der Sünde abkehren. 3. Du mußt Jesus Christus als Heiland und Herrn annehmen. »So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben« (Joh. x, 12). Das heißt, Gottes Angebot der Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung annehmen, aufhören zu kämpfen und zu versuchen, sich selbst zu retten. Ihm vollständig vertrauen, ohne Einschränkung, als dem Herrn und Heiland. 4. Du mußt Christus öffentlich bekennen. Jesus sagt: »Wer immer nun sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater in den Himmeln« (Matth. 10, 32). Dieses Bekenntnis bedeutet ein Leben, das vor den Augen deiner Mitmenschen jetzt so geführt wird, daß sie einen Unterschied bemerken. Es heißt auch, daß du mit deinem Munde den Herrn Jesus bekennst. »Denn wenn du mit deinem Munde Jesus als den Herrn bekennst und mit deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von dem Tod auferweckt hat, wirst du gerettet werden« (Röm. 10, 9). Es ist außerordentlich wichtig, daß du, wenn du Christus annimmst, irgend jemand davon etwas sagst, und zwar so bald wie möglich, das gibt dir Stärke und Mut zum Zeugnis. Es ist wichtig, daß du deine Entscheidung und deine Übergabe an Christus jetzt triffst. »Jetzt ist die hochwillkommene Zeit; siehe, jetzt ist der Tag des Heils« (2. Kor. 6, 2). In diesem Augenblick kannst du dieses kurze Gebet sprechen, das ich bereits mit Tausenden von Menschen auf jedem Kontinent gebetet habe: O Gott, ich bekenne, daß ich gegen Dich gesündigt habe. Mir sind meine Sünden leid. Ich will mich von meinen Sünden abwenden. Ich nehme Jesus Christus als meinen Heiland an und bekenne ihn künftig als meinen Herrn. Von jetzt ab will ich für ihn leben und ihm dienen. In Jesu Namen, Amen. Wenn du bereit bist, diese Entscheidung zu treffen, wenn du nach deinem besten Verständnis Jesus Christus, den Sohn Gottes, als deinen persönlichen Heiland angenommen hast, dann bist du kraft der Aussagen der Schrift ein Kind Gottes geworden, in dem Jesus Christus wohnt. Allzu viele Men- sehen machen den großen Fehler, die Gewißheit ihrer Errettung nach ihrem Gefühl zu bemessen. Mach diesen Fehler nicht. Glaube Gott. Nimm ihn bei seinem Wort! 14. Kapitel DIE TRIEBKRÄFTE DES NEUEN MENSCHEN Im 3. Jahrhundert schrieb Cyprian, der Bischof von Karthago, seinem Freund Donatus: »Es ist eine schlechte Welt, Donatus, eine unglaublich schlechte Welt. Aber in ihrer Mitte habe ich ein ruhiges und heiliges Volk entdeckt, das ein großes Geheimnis gelernt hat. Sie haben eine Freude gefunden, die tausendmal fröhlicher ist als alle Vergnügungen unseres sündigen Lebens. Sie werden verachtet und verfolgt, aber es macht ihnen nichts aus. Sie sind Herren ihrer Seelen, sie haben die Welt überwunden. Diese Leute, Donatus, sind Christen . . . und ich bin einer von ihnen.« Vergebung und Rechtfertigung In dem Augenblick, da du zu Christus bekehrt wurdest, geschahen mehrere erregende Dinge, ob du es nun gemerkt hast oder nicht. Als erstes, deine Sünden wurden vergehen. »In dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden« (Kol. 1, 14). »Weil euch die Sünden um seines Namens willen vergeben sind« (x. Joh. 2, 12). Im ganzen Neuen Testament wird uns bestätigt, daß dem, der Christus als seinen Heiland annimmt, sofort die Vergebung der Sünden von Gott geschenkt wird. Die Bibel sagt: »So fern der Aufgang ist vom Niedergang, so fern tut er unsre Übertretungen von uns« (Psalm 103, 12). Unsere Sünden können uns nur deshalb vergeben werden, weil Jesus Christus die volle Strafe am Kreuz bezahlt hat. Er wurde »um unsrer Übertretungen willen dahingegeben« (Röm. 4, 25). Gottes Vergebung schließt aber viel mehr ein als Sünden- Vergebung. Gott vergibt nicht nur, er rechtfertigt auch. Das heißt, daß der Mensch in den Augen Gottes tatsächlich ohne Schuld ist. Jemand hat gesagt: »Ich bin gerechtfertigt, und es ist so, als hätte ich nie gesündigt.« Der Mensch, der sein Vertrauen auf Jesus Christus setzt, ist von jeder Anklage freigesprochen. Das hat nichts mit Gefühlen zu tun. Dies ist eine Tatsache. Er kann Gal. 2, 16 auf sich anwenden: »Wir wissen, daß ein Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtgesprochen wird, sondern nur durch Glauben an Christus Jesus.« Rechtfertigung und Vergebung sind Gottes freie Gaben. Sie setzen keinerlei Verdienst auf des Menschen Seite voraus. Sie sind Gottes unverdiente Güte und werden uns durch den Glauben vermittelt. In dieser Zeit der Schuldkomplexe ist »Vergebung« vielleicht das herrlichste Wort unserer Sprache. Das Angebot, das Gott all denen macht, die seiner göttlichen Gerechtigkeit entfliehen wollen, ist bedingungslos. »Der Gottlose lasse seinen Weg und der Frevler seine Gedanken und kehre um zum Herrn . . ., denn er ist reich an Vergebung« (Jes. 55, 7). Der Gerechtigkeit ist Genüge getan durch den Tod Christi. Alle, die sich Gott in Glauben und Buße stellen, werden nicht als Entflohene empfangen, sondern als Kinder Gottes, als »Gerechtfertigte« (Apg. 13, 39J. Angenommen In dem Augenblick, da wir Christus als Heiland annehmen, empfangen wir die göttliche Natur des Kindes Gottes. Wir sind in die Stellung eines Miterben Christi gesetzt. ». . . er hat uns zur Annahme an Sohnes Statt bei sich selbst durch Jesus Christus vorherbestimmt« (Eph. 1, 5). Alle Dinge im Reich Gottes gehören jetzt uns, und wir dürfen uns ihrer freuen. Meine Freunde Roy Rogers und Dale Evans haben sieben Kinder adoptiert. Ich fragte sie einmal, ob sie ihren Adoptivkindern die gleichen Rechte gewähren wie ihren richtigen Kindern. Geradezu empört durch meine Frage, antworteten sie: »Natürlich tun wir das. Sie sind unsere Kinder genauso wie die, die uns geboren wurden. Sie haben alle Rechte wie unser eigenes Fleisch und Blut.« Auch wir sind in die Familie Gottes adoptiert worden mit allen Rechten der Kindschaft. Der Heilige Geist Bevor er gen Himmel fuhr, sagte Jesus Christus: »Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, damit er in Ewigkeit bei euch sei, den Geist der Wahrheit . . . Ihr erkennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird« (Joh. 14, 16. 17). Während seines Erdenlebens konnte immer nur eine kleine Gruppe von Menschen die Gegenwart Christi zur gleichen Zeit erleben. Jetzt wohnt Christus durch den Geist in den Herzen all derer, die ihn als Heiland aufgenommen haben. Der Apostel Paulus schrieb an die Römer: »Ihr jedoch seid nicht im Fleische, sondern im Geiste, wenn anders Gottes Geist in euch wohnt« (Röm. 8, 9). Später schrieb er an die Korinther: »Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und daß der Geist Gottes in euch wohnt?« (1. Kor. 3,16). Der Heilige Geist ist jedem Gläubigen gegeben worden — nicht auf begrenzte Zeit, sondern für immer. Würde er uns auch nur einen Augenblick verlassen, würden wir uns in großer Not befinden. »Vati, wie kann ich an den Heiligen Geist glauben, wenn ich ihn noch nie gesehen habe?« fragte ein kleiner Junge, der kurz zuvor Christus angenommen hatte. »Ich werde es dir zeigen«, sagte sein Vater, der Elektriker war. Der Vater ging mit Jim zum Elektrizitätswerk und zeigte ihm die Generatoren. »Von hier kommt die elektrische Kraft, die unsere Öfen heizt und uns das Licht gibt. Wir können die Kraft nicht sehen, aber sie ist in dieser Maschine und in den Leitungen«, sagte der Vater. »Ich glaube an Elektrizität«, sagte Jim. »Natürlich tust du das«, sagte der Vater, »aber du glaubst nicht daran, weil du sie gesehen hast. Du glaubst daran, weil du gesehen hast, was sie vermag. Genauso kannst du an den Heiligen Geist glauben, weil du gesehen hast, was er mit ei- nem Menschen zu tun vermag, wenn er sich Christus ausgeliefert hat und von seiner Kraft erfüllt ist.« So nimmst du im Glauben als Tatsache an, daß der Geist Gottes in dir wohnt. Er ist da, um dir Kraft zu verleihen, für Christus zu arbeiten. Er ist da, um dir Widerstandskraft für den Augenblick der Versuchung zu geben. Er ist da, um in dir die übernatürlichen Früchte des Geistes hervorzubringen: »Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit« (Gal. 5, 22. 23). Er ist da, um dich über all die Schwierigkeiten hinwegzuleiten, die dir als Christ in den Weg treten. Auf einer meiner Seereisen nahm mich der Kapitän mit hinunter, um den Kreisel des Schiffes anzusehen. Er sagte: »Wenn die See rauh ist, hilft der Kreisel, daß das Schiff richtig im Wasser liegt. Obgleich die Wellen manchmal eine gewaltige Höhe annehmen, hilft er, das Schiff zu stabilisieren und ein beträchtliches Maß an Gleichgewicht zu halten.« Während ich so zuhörte, dachte ich, wie sehr doch dieser Kreisel dem Heiligen Geist gleicht. Mögen die Stürme des Lebens über unseren Häuptern dahinfahren, mag der Feind, der Satan, wie eine Flut hereinbrechen, mögen die Wellen der Sorgen, des Leidens und der Versuchungen auf uns losgelassen sein, unsere Seelen werden in völligem Frieden gehalten, wenn der Heilige Geist in unseren Herzen wohnt. Kraft, der Versuchung zu widerstehen Der neue Mensch besitzt die Möglichkeit des Sieges über Anfechtung und Sünde. »Es hat euch noch keine Versuchung erfaßt als nur menschliche; Gott aber ist getreu, der euch nicht über euer Vermögen wird versucht werden lassen, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so daß ihr sie ertragen könnt« (1. Kor. 10,13). Die Bibel lehrt, daß der neue Mensch »das Böse verabscheuen soll« (Rom. 12, 9) und »ablegen soll den alten Menschen, der vermöge der betrügerischen Lüste zugrunde gerichtet wird« (Eph. 4, 22). Und es wird gesagt, »daß wir das Fleisch nicht so pflegen sollen, daß Begierden erwachen« (Röm. 13,14). Doch die große Frage ist, wie wir dies tun sollen. Woher bekommen wir die Fähigkeit dazu und die Kraft? Durch den Heiligen Geist, der in jedem wahren Gläubigen wohnt! Das ist nicht das Ergebnis unseres eigenen Kämpfens gegen die Anfechtung. Es ist einfach das Leben Gottes in uns. Er lebt in unseren Herzen, um uns zu helfen, gegen die Sünde Widerstand zu leisten. Unsere Aufgabe ist es nur, zu glauben und uns ihm auszuliefern. Das Leben eines Christen soll von hier aus durch die Kraft des Glaubens geführt werden. Der Glaube ist der Schild unserer Verteidigung gegen den Satan (Eph. 6, 16), und dieser Glaube befähigt uns, die Welt um uns her zu überwinden (i. Joh. 5, 4). Die Bibel lehrt, daß wir als Christen »weit überwinden« können (Röm. 8, 37). Die Kraft zur Überwindung und zum Sieg ziehen wir ständig aus Christus. Die Bibel lehrt nicht, daß die Sünde in diesem Leben aus dem Christen ausgemerzt wäre, aber sie lehrt, daß die Sünde nicht weiter über dich herrschen soll. Die Macht der Sünde ist gebrochen. Die Bibel lehrt, daß der, der von Gott geboren ist, nicht in der Sünde lebt« (1. Joh. 3, 6—9). Es ist wie mit dem kleinen Mädchen, das, wenn der Teufel mit einer Versuchung anklopfte, immer Jesus an die Tür schickte. In Jesus Christus ist also der neue Mensch tatsächlich ein neuer Mensch. Was heißt es nun, eine neue Schöpfung oder ein neuer Mensch zu sein? Um es gleich vorweg zu sagen: Der neue Mensch ist nicht der alte Mensch in verbesserter oder überarbeiteter Auflage. Es ist nicht einmal der reformierte oder neu modellierte alte Mensch, denn Gott macht nicht Neues aus Altem, auch gießt er »keinen neuen Wein in alte Schläuche«. Der neue Mensch ist Christus, der in uns Gestalt gewinnt. In der Schöpfung wurden wir geschaffen zum Ebenbild Gottes. In der neuen Schöpfung wurden wir wieder geschaffen in das Ebenbild Christi. Paulus sagte: »Denn die er zum voraus ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, gleichgestaltet zu sein dem Bilde seines Sohnes« (Röm. 8, 29). Dieser neue Mensch ist nicht das Ergebnis einer psychologischen Verwandlung. Nach dem Psychiater Ernest White hat eine christliche Bekehrung »bleibende Ergebnisse in der Tiefe der Persönlichkeit und versetzt den Menschen auf den Weg der Heiligung. Eine psychologische Behandlung kann eine Neuordnung der geistigen und gefühlsmäßigen Zusammenhänge bringen, aber keine neue Kraft in das Leben einpflanzen.« Der neue Mensch hat tatsächlich Christus im Herzen, und Christus im Herzen bedeutet, daß er im Zentrum unseres Wesens ist. Der biblische Gebrauch des Wortes »Herz« steht für den ganzen Bereich der Neigung. In diesen Bereich tritt Christus ein, um unsere Neigung umzuwandeln. Dinge, denen bisher unsere Neigung ganz besonders galt, verschwinden. Die Dinge, denen jetzt unsere Neigung gilt, sind neu und von Gott. Wenn Christus im Herzen wohnt, dann heißt das, daß er auch in dem Geist mit all seinen verschiedenen Funktionen des Denkens und der Selbstbestimmung herrscht. Wenn Christus in unseren Herzen wohnt, wird die menschliche Persönlichkeit weder absorbiert noch zerstört. Vielmehr wird sie bereichert und durch die Gemeinschaft mit Christus mit neuen Kräften versehen. Der neue Mensch ist nicht vollkommen Manche Leute haben die Vorstellung, daß sie nach der Bekehrung auf der Stelle vollkommen werden, und dann machen sie die Erfahrung, daß sie versucht werden, in Konflikte geraten, ja sogar gelegentlich der Versuchung nachgeben. Dadurch werden viele verwirrt, verzweifelt und entmutigt. Sie sagen, das christliche Leben hielte nicht das, was sie erwartet hätten. Die Bibel lehrt, daß wir reif werden können, aber nicht, daß wir ohne Fehler sein werden. Die Bibel sagt: »Das Fleisch gelüstet wider den Geist, den Geist aber wider das Fleisch. Denn diese liegen miteinander im Streit, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt« (Gal. 5, 17). Sie lehrt uns, daß es im Herzen eines jeden wahren Gläubigen einen geistlichen Kampf gibt. Es ist wahr, der Christ besitzt eine neue Natur, aber die alte Natur ist auch noch da. An uns liegt es jetzt, uns Tag für Tag dem Wirken und der Kontrolle dieser neuen Natur auszuliefern, die von Christus beherrscht wird. Wir mögen in Sünde fallen, aber wir hassen sie. Die neue Natur begeht keine Sünde; wenn ein Christ sündigt, dann deshalb, weil er der alten Natur nachgegeben hat. Er ist dann so lange unglücklich, bis die Sünde bekannt und die Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt ist. Darin liegt der Unterschied zwischen einem Gläubigen und einem Ungläubigen. Der Ungläubige lebt in der Sünde, der Gläubige aber findet sie furchtbar, und statt in der früheren Gesetzlosigkeit zu leben, trachtet er danach, sich an die Gebote Gottes zu halten. Darum sagt Paulus, daß »wir nun nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist« (Röm. 8, 4). Das heißt, daß wir uns dem Heiligen Geist unterwerfen müssen, der in uns wohnt. »Gebet auch eure Glieder nicht der Sünde zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit hin, sondern gebet euch selbst Gott hin als solche, die aus Toten lebendig geworden sind, und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit!« (Röm. 6,13). Neue Maßstäbe Die neue Natur will ständig mit dem Worte Gottes ernährt werden. Die alte aber, die nach der Welt und nach dem Fleisch Verlangen hat, müssen wir verhungern lassen. Es wurde gesagt, daß wir »das Fleisch nicht so pflegen sollen, daß Begierden erwachen« (Röm. 13, 14). Vielmehr heißt es: »Ich ermahne euch nun, . . . eure Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer hinzugeben« (Röm. 12, 1). In London wurde ein Alkoholiker in die Behandlung eines Psychiaters gegeben, der sie aber bald wieder aufgab, weil der Alkoholiker keine Fortschritte machte. Während unserer Veranstaltungen in der Harringay Arena wurde der Mann einmal dahin eingeladen. Er lauschte voller Verwunderung der Botschaft des Evangeliums. »Vielleicht gibt es da noch eine Hoffnung für mich«, dachte er. Eines Abends folgte er der Einladung und ging mit mehreren anderen nach vorn. Er wurde bekehrt, und eine neue Kraft kam in sein Leben. Bevor er diese Nacht schlafen ging, wollte er wieder wie üblich nach der in der Nähe stehenden Schnapsflasche greifen. Aber etwas — oder vielmehr jemand-— hielt seine Hand zurück. Er stand wieder vom Bett auf, nahm die Flasche und leerte sie in das Waschbecken aus. Als er am nächsten Morgen erwachte, griff er wieder gewohnheitsmäßig nach der Flasche zu einem Morgenschluck. Sie stand nicht mehr da, aber er hatte kein Gefühl der Enttäuschung mehr. Der Mann rief daraufhin den Psychiater an und sagte: »Sie haben einen Patienten verloren. Christus hat mich vom Trinken befreit. Ich bin jetzt ein neuer Mensch.« Der Psychiater antwortete: »Das klingt gut. Vielleicht kann ich dort auch Hilfe finden. Ich bin zwar kein Alkoholiker, habe aber auch meine Nöte und Probleme.« Der Psychiater ging zu den Veranstaltungen. Auch er nahm Christus an. Ein Jahr später konnten beide, der Psychiater und der frühere Alkoholiker, in der Halle eines Londoner Hotels die errettende Kraft Jesu Christi bezeugen. Ist man eine neue Schöpfung in Christus, so heißt das nicht, daß die Persönlichkeit sich geändert habe. Es heißt vielmehr, daß im Zentrum des Wesens, im Herzen, ein neues Lebensprinzip entstanden ist, das den Willen zu einem neuen Verhalten und neuen Idealen lenkt. Häufig geschieht es, wie Dr. White sagt, daß sich der Geschmack eines Menschen nach der Bekehrung vollständig ändert, nicht durch bewußten Willensakt, sondern auf Grund der Veränderung, die in einer tieferen Schicht stattgefunden hat. Der Christ möchte einfach nicht mehr die Dinge tun, die er früher einmal gern tat, und andererseits entwickelt sich der Drang, etwas zu unternehmen, wofür früher kein Verständnis da war. Manchmal tritt diese Veränderung urplötzlich ein, wenn z. B. ein Alkoholiker sein Trinken aufgibt oder wenn jemand sein unsauberes Reden plötzlich ablegt. In anderen Fällen durchdringt eine langsame Veränderung das Leben und Sinnen eines Menschen und wandelt ihn mehr und mehr in das Ebenbild Christi um. Neue Orientierung Der Grund, warum wir als neue Geschöpfe das Vergehen des Alten und den Anfang des Neuen erleben, ist fünffältig. Der neue Mensch besitzt eine neue Orientierung. Vor seiner Bekehrung war er nach der Welt und ihren materiellen, säkularen Zielen ausgerichtet. Jetzt ist er nach Jesus Christus ausgerichtet. Der neue Mensch hat neue Beweggründe. Vor der Bekehrung war sein Leben bestimmt von seinen Wünschen und seinem Verlangen, von dem, was er gern tun oder besitzen oder sein wollte. Das war manchmal gut, manchmal schlecht, aber gewöhnlich hatte es mit Gott nichts zu tun. Jetzt gründet er sein Leben in dem Willen Gottes. Das ist das höchstmögliche Lebensmotiv. Solange wir von da inspiriert und aktiviert sind, wandeln wir im Sinne der neuen Schöpfung, die wir jetzt sind. Neue Richtung Der neue Mensch hat eine neue Richtung. Vor seiner Bekehrung war die Lebensrichtung von Gott weg. Es fiel dem Menschen leicht, etwas Schlechtes zu tun. Sündigen war für ihn natürlich. »Auch wir führten alle einst unseren Wandel in den Lüsten unseres Fleisches, indem wir dem Fleisch und den Neigungen den Willen gaben und von Natur Kinder des Zornes waren, wie auch die übrigen. Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, . . . hat uns . . . mit Christus lebendig gemacht« (Eph. 2, 3—5). Jetzt bewegen wir uns in der Richtung des Willens Gottes. Ganz andere Gefühle erfüllen unsere Herzen. Sündige Handlungen reizen uns nicht mehr, ja wir finden sie furchtbar. Wir versuchen, Gottes Gedanken zu denken. Wir leben jetzt, im Sinne Christi und sind frei von jeder Versklavung des natürlichen Geistes. Wir werden gütig und freundlich, wie er war. Neues Wachstum Der neue Mensch erfährt ein neues geistliches Wachstum. Durch religiöse Anstrengungen kann man das christliche Leben wohl nachahmen, aber künstliche Blumen kann man immer unterscheiden. Es ist ein großer Unterschied zwischen einem natürlichen geistlichen Wachstum und einer bloßen moralischen Kopie davon. Das eine ist gewachsen, das andere ist angefügt. Jesus sagte: »Sehet die Lilien auf dem Feld, wie sie wachsen« (Luk. 12, 27). Sie wachsen organisch und spontan, ganz von selbst ohne Anstrengung oder Kämpfe oder Ärger, gerade so, wie wir körperlich wachsen, ohne uns dessen bewußt zu sein. Einer meiner Jungen sagte einmal: »Ich will so groß sein wie Vati«, und machte sich ganz lang. Aber sein Bemühen ließ ihn kein bißchen größer werden. Wenn du Christus annimmst, beginnst du als geistliches Baby. ».. . und traget wie neugeborene Kinder Verlangen nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch sie zur Seligkeit heranwachset« (1. Petr. 2, 2). Ein Kind mag in ein wohlhabendes Haus hineingeboren werden und dadurch in den Besitz guter Eltern und Geschwister, vieler Häuser und Länder kommen. Im Augenblick seiner Geburt aber geht es nicht in erster Linie darum. Da gibt es viel wichtigere Dinge, die zunächst einmal beobachtet werden müssen. Es muß ernährt werden, weil es hungrig ist und wachsen soll. Es muß beschützt werden, damit ihm in der feindseligen Welt nichts passiert. Im Krankenhaus wird es mit sterilen Handschuhen angefaßt und von den Menschen ferngehalten, damit es nicht das Opfer einer Infektion wird. Du bist ein Kind Gottes geworden. Du bist in seine Familie als ein Baby hineingeboren worden. Das ist ein strategischer Augenblick in deinem Leben, und es gibt zwei oder drei Dinge, die dich in den vor dir liegenden Kämpfen stärken und dich vor den Verführungen Satans, des Feindes deiner Seele, beschützen. x. Es ist wichtig, daß du den inneren Menschen durch Lesen der Bibel stärkst. Wenn du keine Bibel hast, beschaff dir so schnell wie möglich eine und fang an, im Neuen Testament zu lesen. »Wie wird ein Jüngling seinen Weg rein erhalten? — Wenn er sich hält nach deinem Wort« (Psalm 119, 9). »Ich berge deinen Spruch in meinem Herzen, auf daß ich mich nicht an dir versündige« (Psalm 119, 11). Darum rate ich dir dringend, die Bibel zu lesen und Teile des Wortes Gottes auswendig zu lernen. Der Teufel wird alles in seiner Macht stehende tun, um dich vom Lesen der Bibel abzuhalten und dich in deinem neu gefundenen Christenleben zu Fall zu bringen. In der Vergangenheit magst du vielleicht nicht von ihm hinterlistig ange- griffen worden sein, aber jetzt hast du einen Schritt getan, der ihn mehr ärgert als irgend etwas anderes: Du hast ihm abgesagt und dich in die Reihen derer begeben, die an den Sohn Gottes glauben. Du bist nicht mehr länger sein Eigentum. Du kannst ganz gewiß sein, daß Satan versuchen wird, dich in Schwierigkeiten zu bringen. Die Angriffe nehmen ganz verschiedene Formen an, und du kannst ihnen nur widerstehen, wenn du die Waffe gebrauchst, die Gott dafür bereitet hat. »Nehmet . . . das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist« (Eph. 6, 17). Das Wort Gottes ist nicht nur ein Schwert zum Angriff, sondern auch ein Schwert zur Verteidigung, um die Pfeile des Bösewichts abzuwehren (Röm. 10,17; Eph. 6, 16). Darum ist es geradezu lebensnotwendig, die Schrift kennenzulernen. Als Christus in der Wüste dreimal vom Teufel versucht wurde, beantwortete er jede Versuchung mit der Schrift. Er sagte: »Es steht geschrieben« (Matth. 4). Wenn Jesus Christus es für nötig hielt, die Angriffe des Satans abzuwehren, indem er Schriftstellen zitierte, wieviel mehr brauchst du diese mächtige Waffe. 2. Es ist wichtig, daß du beten lernst. Jesus »sagte ihnen aber ein Gleichnis . . . daß man allezeit beten . . . solle« (Luk. 18, 1). Und wiederum sagte er: »Bisher habt ihr noch nie um etwas in meinem Namen gebeten. Bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude vollkommen sei!« (Joh. 16, 24). Der Apostel Paulus ging sogar soweit, zu sagen: »Betet ohne Unterlaß« (1. Thess. 5, 17). Da du deine Entscheidung für Christus getroffen hast, darfst du Gott jetzt als Vater anre-den. Zu Anfang kannst du vielleicht noch nicht sehr flüssig beten, aber es ist wichtig, daß du sofort anfängst. Das erste Gebet, das du sprichst, kann vielleicht folgendermaßen lauten: »Vater, ich danke dir, daß du meine Seele errettet hast. Ich liebe dich. In Jesu Namen, Amen.« So einfach kann es sein, aber du wirst feststellen, daß du bald für alles beten kannst. Bald wirst du sogar in deinem Unterbewußtsein ständig beten. Das ist »Beten ohne Unterlaß«. Carver pflegte jeden Morgen um vier Uhr aufzustehen, um zu beten. Als er über den Segen dieser frühen Morgenstunden sprach, sagte er: »Zu keiner anderen Zeit habe ich ein so klares Verständnis dessen, was Gott mit mir vorhat, als zu der Zeit, wo andere noch schlafen. Da höre ich Gott am besten und lerne seinen Plan verstehen.« 3. Es ist wichtig für dich, daß du Gemeinschaft mit anderen Christen hast. Gott will nicht, daß du dein christliches Leben allein lebst. Du brauchst die Gemeinschaft deiner Kirche. ». . . und nicht verlassen unsere Versammlung . . .« (Hebr. 10, 25). Wenn du eine brennende Kohle von den anderen wegnimmst, wird sie bald erlöschen. Wenn du aber eine brennende Kohle mit anderen brennenden Kohlen zusammenlegst, dann werden sie viele Stunden lang glühen. Sicher gibt es in deiner Gegend einen Bibel- oder Gebetskreis, von dem du bisher nichts gewußt hast. Bald wirst du deinen Weg in alle möglichen christlichen Gemeinschaften finden können, die dir neue Freundschaften vermitteln und deinen Glauben stärken werden. Du bist jetzt das Glied einer weltweiten Bruderschaft, die jede nationale, rassische und sprachliche Grenze überspannt. Auf Dschungelpfaden in Afrika habe ich Christen getroffen, und sofort waren wir Brüder, obgleich uns Sprache, Rasse und Kultur voneinander trennten. Eine der großen Freuden meines Lebens ist, daß ich auf meinen vielen Reisen um die ganze Welt Tausende von Christen in allen Ländern treffe. Einmal war ich in Rußland, wo ich den Moskauer Zirkus besuchte. Ich glaubte, Rußland wäre ein Land, wo mich niemand kennen würde. Als wir dort im Zirkus saßen, trat ein vornehmer Herr auf mich zu und setzte sich für einen Augenblick neben mich. Dann sagte er: »Sind Sie nicht Billy Graham, der amerikanische Evangelist?« Erstaunt bestätigte ich ihm das. Darauf sagte er: »Ich bin ein ungarischer Regierungsbeamter und bin dienstlich in Moskau. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß auch ich an unseren Herrn Jesus Christus glaube.« Das war alles. Vielleicht kannst du dir die Freude vorstellen, die mein Herz erfüllte, in Moskau einen Bruder in Christus zu treffen! Ich habe festgestellt, daß Gott sein Volk überall hat. So wie es Heilige im Gefolge des Cäsars gab, so gibt es auch heute Heilige in den Palästen der Könige und Diktatoren. Der neue Mensch sollte eine neue Beziehung zur Umwelt haben. Sie wird sich auswirken auf deine Familie, auf deine Geschäfte, auf deine Haltung deiner Arbeit und deinem Nächsten gegenüber. Hier wird der ganze Unterschied zwischen einem Christen und einem Moralisten klar. Der Christ arbeitet von innen her, der Moralist von außen. Der eine ist ein Lebewesen, in dessen Zentrum ein lebendiger Keim vom lebendigen Gott gepflanzt wurde. Der andere ist ein Kristall, der sehr schön sein mag, aber eben nur ein Kristall. Ihm fehlt das lebendige Prinzip des Wachstums. Es ist sicher, daß Gott an den großen sozialen Fragen unserer Zeit interessiert ist, an der Unmoral, an der Armut, an den Rassenproblemen, am Verbrechen. Der Apostel Jakobus sagte: »Glaube ohne Werke ist tot« (Jak. 2, 20). Unsere guten Werke legen ein Zeugnis dafür ab, daß wir Christus angenommen haben. Wir haben die Kranken zu besuchen und die Gefangenen, haben den Einsamen Freundschaft zu schenken und zu versuchen, diejenigen wieder zusammenzubringen, die sich einander entfremdet haben. Wir werden versuchen, Menschen, die keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen, neue Werte zu zeigen. Wir werden unsere gewohnten Wege verlassen und Freundlichkeit, Höflichkeit und Liebe auch Menschen einer anderen Rasse erweisen. Wir werden bereit sein zu leiden, verfolgt und mißverstanden und lächerlich gemacht zu werden von einer Welt, die unsere Motive nicht versteht. Dieses neue Leben mit Christus in mir, der mich dazu befähigt, ist unerhört anregend und belebend. Ein Mann fuhr in seinem Ford. Als etwas nicht in Ordnung war, stieg er aus und betrachtete den Motor, konnte aber nichts finden. Während er so dastand, kam ein anderer Wagen in Sicht, und er winkte ihm, um ihn zu Hilfe zu bitten. Aus dem nagelneuen Lincoln stieg ein großer freundlicher Mann und fragte: »Nun, was ist los?« — »Ich bekomme diesen Ford nicht mehr in Bewegung«, war die Antwort. Der Fremde tat ein paar Griffe unter der Haube und sagte dann: »Nun starten Sie mal den Motor!« Als der Motor lief, stellte sich der Kraftwagenbe- sitzer vor und fragte dann: »Wie heißen Sie, mein Herr?« — »Henry Ford.« — Derjenige, der den Ford gebaut hatte, wußte auch, wie man ihn in Bewegung setzt. Gott hat dich und mich gemacht, und er weiß, wie dein und mein Leben laufen soll. 15. Kapitel DIE SOZIALEN VERPFLICHTUNGEN DES NEUEN MENSCHEN Seit Jesus Christus auf der Erde lebte, hat sich das Denken der Welt im Blick auf soziale Dinge radikal verändert. Durch ihn erhielt die Welt eine neue Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben und lernte etwas über die Würde und den Wert des Menschen. Jeweils drei von fünf Männern, denen Paulus auf den Straßen Roms begegnete, waren Sklaven. Es war Christus, der verkündete, daß jeder einzelne Mensch einen unmeßbaren Wert in den Augen Gottes besitzt, und dieser seiner Botschaft war es zu verdanken, daß schließlich die Sklaven befreit wurden. Er sagte: »Wieviel mehr wert ist nun ein Mensch als ein Schaf!« (Matth. 12, 12). Es war Jesus, der uns lehrte, daß jeder Mensch ein Kind Gottes sein könnte. Als er auf Erden lebte, hat er niemanden bevorzugt, weder den Reichen noch den Armen. Rang und soziale Würde bedeuteten nichts für ihn. Christus kümmerte sich nur um den Menschen als Menschen. Indem er unsere Natur annahm, zeigte er, was wir werden können, was Gott mit uns vorhat. Es ist auf Jesus zurückzuführen, daß die Frau in ihre heutige Position erhoben wurde. In der antiken Literatur wurde die Frau meistens für weniger wert als ein Tier angesehen. So heißt es z. B. in einem Auszug aus dem Gesetzbuch des Manu: »Tag und Nacht müssen die Frauen in Abhängigkeit gehalten werden von den männlichen Gliedern der Familie. Sie sind niemals zur Unabhängigkeit geeignet. Sie sind so unrein wie die Falschheit selbst.« Jesus hat dies alles geändert. Auf ewig hat er die Frau emporgehoben, als er von Maria geboren wurde. Marias Gesang, das »Magnificat«, ist die Do- kumentation der Freiheit der Frau. Einige seiner treuesten Nachfolger waren Frauen, sie gehörten mit zu seinen engsten Vertrauten, wie z. B. Maria Magdalena, Maria und Martha. Jesus Christus hat durch sein Kommen manches in der Welt geändert. Christen haben ihr Leben hingegeben, um ihren Nächsten zu helfen, um die Armut zu beseitigen, den Kranken zu dienen. Krankenhäuser, Waisenhäuser, Armenanstalten und Asyle sind auf ihn zurückzuführen. Das soziale Bewußtsein des Menschen war durch Jesus vertieft worden. Die jahrhundertelange Geschichte der christlichen Kirche, mit ihren Triumphen wie mit ihrem Versagen, deutet auf die Tatsache hin, daß Christus der Welt eine neue Empfindung für das Leben gegeben hat. Er hat den Menschen eine neue Richtung gewiesen. Aber warum befindet sich dann die Welt in einer so verzweifelten Lage? Weil die Menschen nicht zu Jesus Christus kommen, um das Leben zu empfangen! Die Welt hat ihn abgelehnt. Sicher, ihr Gewissen ist zum Teil noch immer von Jesus beeinflußt, nicht aber ihr Verhalten. Christus kann die Welt nur retten, wenn er in den Herzen der Männer und Frauen lebendig ist. Wir reden geläufig von der Errichtung einer christlichen Ordnung der Gesellschaft durch Gesetzgebung und Sozialeinrichtungen, als ob wir sie selber vom Himmel herunterbringen könnten, wenn wir uns nur genügend stark einsetzten. Auf diese Weise wird das Reich Gottes niemals kommen. Wenn die Menschheit sich Christus zuwenden würde, hätten wir sofort die neue christliche Ordnung. Wir könnten an unsere Probleme herangehen im Rahmen eines christlichen Verständnisses und christlicher Bruderschaft. Gewiß, Probleme würde es immer geben, aber die Atmosphäre wäre vollständig geändert. Jesus bewegte sich unter dem Volk. Er scheute sich nicht, mit allen in Berührung zu kommen — mit den Besten und mit den Schlechtesten, mit den Kranken und mit den Gesunden, mit den Hochgestellten und mit den einfachen Menschen. »Und ein Aussätziger kommt bittend zu ihm, wirft sich vor ihm auf die Knie ... Da hatte er Erbarmen mit ihm, streckte seine Hand aus, rührte ihn an . . .« (Mark. 1, 40—41). Was muß es für diesen aussätzigen, schmutzigen, einsamen und verlassenen Menschen bedeutet haben, daß Jesus Christus nach ihm die Hand ausstreckte und ihn voll Liebe und Anteilnahme anrührte. Wahrscheinlich hatte ihn keine menschliche Hand jemals mehr berührt, seit seine Krankheit ausgebrochen war. Jeder, dem es ernsthaft darum geht, seinen Mitmenschen ein Segen zu sein, muß irgendwie sitzen, wo sie sitzen. Wil-frid Grenfell wurde zum Engel von Labrador, weil er dort hinging und mit den Menschen zusammenlebte. David Brainerd lebte mit den Indianern in Kolonial-Amerika. William Booth lebte in den östlichen Vororten Londons. William Seagrave wurde der berühmte und beliebte »Burma-Arzt«, weil er sein Leben, krank oder gesund, in einem Dorf in Burma bis zu Ende lebte. Er weigerte sich, in seine geliebte Heimat zurückzukehren, weil er nicht möglicherweise von den Menschen in Burma getrennt sterben wollte. Und so starb er denn dort am 28. März 1965 in einem kleinen Dorf, nur wenige Meilen von der Grenze des kommunistischen China entfernt. Wenn wir die Menschen an unserem Ort erreichen wollen, müssen wir ihre Sorgen kennen, müssen wir ihre Anfechtungen mitempfinden und bei ihnen in ihren Nöten stehen. Jesus Christus betrat den Schauplatz unserer Nöte, er weinte mit den Weinenden und freute sich mit den sich Freuenden. Aus diesem Grunde fühle ich besonders mit denen, die in den städtischen Gemeinden arbeiten. Das ist wahrscheinlich der enttäuschendste Dienst in Amerika — in den Gegenden, in denen es von Volk wimmelt, wo die Menschen in unzureichenden Wohnungen leben, Tausende von ihnen ohne Arbeit. Religiöse Ideen haben für sie kaum Bedeutung. Ihr Leben ist vollständig ungeordnet. Der Pfarrer der Innenstadt hat all ihre Enttäuschungen vor Augen und versucht leidenschaftlich, mit ihren Problemen vertraut zu werden. Während der letzten fünfzehn Jahre hat das Drängen der weißen Gemeindeglieder in die Vororte einen religiösen Umbruch verursacht, so daß eine ganz neue großstädtische Arbeit entstanden ist. Um die Aufmerksamkeit des sich ständig verändernden, nur am Fernsehen orientierten Großstadtbewohners zu gewinnen, sind kühne neue Techniken der Evangelisation und einer christlichen Einflußnahme erforderlich. Die Aufgabe der Kirche An dieser Stelle tritt die Spannung in der Kirche deutlich in Erscheinung. Was ist die allererste Aufgabe der Kirche? Verkündigung der Erlösung oder soziale Dienste? Oder beides? Es gibt Leute, die meinen, daß sogar das Evangelium im Sinne der sozialen Unternehmungen und der politischen Strömungen neu gebracht werden müsse. Wir beobachten heute, wie man stärkstes Gewicht legt auf kirchliche Organisationen, Beschlüsse, Verlautbarungen und parlamentarische Beeinflussungen und sogar auf gesetzgeberische Maßnahmen, mit denen Kirchenführer an einem Teil der Welt, wo die Kirche ihren dominierenden Einfluß haben sollte, die von ihnen angeregten sozialen Veränderungen schaffen und erzwingen wollen. Die meisten größeren protestantischen Denominationen nehmen auf ihren Jahresversammlungen, Kongressen oder Konventen Stellung zu Themen wie Abrüstung, staatliche Unterstützung der Erziehung, Geburtenkontrolle, Vereinte Nationen und ungezählte andere soziale und politische Probleme. Sehr selten werden Beschlüsse gefaßt, die das erlösende Zeugnis des Evangeliums betreffen. Manche denken immer nur in Massenaktionen. Sie meinen, daß Gesetze erlassen werden müssen, die die Gruppen zwingen, ihre Verantwortung wahrzunehmen, und daß dies ein Hauptteil des christlichen Auftrags sei. Andere wiederum meinen, daß es nicht der Auftrag der Kirche sei, der Gesellschaft die Wege zu weisen. Ganz gewiß hat die Kirche zu raten, zu warnen und herauszufordern durch die Verkündigung der absoluten Maßstäbe, nach denen Gott die Menschheit richten wird — wie die Zehn Gebote oder die Bergpredigt — durch die Predigt des ganzen Ratschlusses Gottes, der die Umgebung des Menschen und sein körperliches Sein genauso einschließt wie seine Seele. Manche lehnen diese Haltung leidenschaftlich ab. Es herrscht kein Zweifel, daß die Kirche in der Gefahr ist, vom Hauptwege abzuweichen und auf einem Seitenweg verlorenzugehen. Wir haben versucht, jede Not der Gesellschaft zu lösen, als ob sie nur aus wiedergeborenen Menschen bestünde, denen wir einen christlichen Rat erteilen könnten. Wenn auch das Gesetz die menschlichen Rechte garantieren und die, die diese Rechte verletzen, bestrafen muß, so fangen wir doch an zu erkennen, daß die Menschen, die das Gesetz nicht lieben, es kaum lange respektieren werden, wenn sie es auch nicht aufheben können. So mag eine Regierung versuchen, christliches Verhalten gesetzlich festzulegen, aber der Mensch wird unverändert bleiben. Die Verwandlung des Menschen ist die Hauptaufgabe der Kirche. Der einzige Weg dahin ist die Bekehrung zu Jesus Christus. Erst dann kommt die Fähigkeit, dem christlichen Gebot »Liebe deinen Nächsten« entsprechend zu leben. Auch fürchte ich, daß die Kirche heutzutage über viele Probleme zu sprechen versucht, die in Wirklichkeit gar nicht die ihren sind. Zu gewissen Dingen wie z. B. der Rassenungerechtigkeit, dem Verbrechen, dem Glücksspiel, der Unehrlichkeit, der Pornographie usw. haben wir mit Nachdruck Stellung zu nehmen als Propheten Gottes. Doch bin ich nicht sicher, ob die Körperschaft der Kirche ein Recht hat, politische Entscheidungen zu treffen. Ich weiß hier nicht, ob die Kirchenführer das Recht haben, ohne vorherige Befragung für die gesamte Mitgliedschaft der Kirche zu sprechen. Ein Präsident der Vereinigten Staaten äußerte, er könne es einfach nicht mehr hören, wenn Prediger Ratschläge in internationalen Angelegenheiten geben, während sie noch nicht einmal die Tatsachen genau kennen. Es ist in Ordnung, wenn ein Geistlicher als Staatsbürger seine persönlichen Ansichten zum Ausdruck bringt, aber es ist etwas ganz anderes, wenn die Kirche als Kirche zu jeder sozialen und politischen Problematik, die sich ergibt, Stellung nimmt. Ich bin davon überzeugt, wenn die Kirche wieder zurückkehren würde zu ihrer Hauptaufgabe, zur Predigt des Evangeliums und zu dem Bemühen, die Menschen zu Jesus Christus zu bekehren, so würde sie einen wesentlich stärkeren Einfluß auf die soziale Struktur der Nation ausüben. Der Dienst Christi Da wird im Lukas-Evangelium ein interessantes Ereignis aus dem Dienst Christi berichtet: »Es sagte aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, gebiete meinem Bruder, das Erbgut mit mir zu teilen! Er jedoch sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch eingesetzt? Darauf sagte er zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor aller Habsucht! Denn auch wenn einer Überfluß hat, beruht sein Leben nicht auf seinem Besitz« (Luk. 12,13—15). Dies war ein Testfall. Jemand brachte ein wirtschaftliches Problem zu Jesus. Wenn damals ein Mann zwei Söhne hatte, dann ging das Eigentum des Vaters zu zwei Dritteln auf den älteren und zu einem Drittel auf den jüngeren Sohn über. In diesem Falle beanspruchte der Jüngere vielleicht mehr als sein Drittel, vielleicht auch hatte der ältere Bruder mehr als seine ihm zustehenden zwei Drittel genommen. Es ist unwahrscheinlich, daß die Bitte des Mannes ungerecht oder unbegründet war. Wir wollen es annehmen, seine Bitte war gerechtfertigt. Und was sagte Jesus? Er antwortete: »Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt?« Eine enttäuschende Antwort! Hier ist ein Mensch mit einem begründeten wirtschaftlichen Problem, und Christus weist ihn von sich. Sicher ging er nach Hause, um seinen Freunden zu sagen, daß Jesus an sozialen Fragen nicht interessiert sei. Wahrscheinlich sagte er, Jesus sei kalt und gleichgültig gegenüber seinen materiellen Nöten gewesen. Christus aber wandte sich dem Hauptthema seines Dienstes zu und sagte: »Sehet zu und hütet euch vor aller Habsucht! Denn auch wenn einer Überfluß hat, beruht sein Leben nicht auf seinem Besitz« (Luk. 12, 15). Er zeigte auf das viel tiefer Liegende. Es ging hier um eine schwierigere Frage, ein tiefer sitzendes Problem war mit angerührt. Soziale Ungerechtigkeit Ohne Frage sehen wir heute überall soziale Ungerechtigkeit. Jesus würde auch in unserer heutigen Situation das tiefer Liegende sehen. Er würde sagen: »Hütet euch vor der Habsucht, hütet euch vor dem Geist des ständig Unzufriedenseins mit dem, was das Leben bietet. Hütet euch davor, immer mehr zu verlangen, immer nur auf die Lebensbedingungen der anderen zu sehen und niemals zufrieden zu sein.« Das ist die soziale Linie Jesu. Wenn wir nur in der Kirche an der Wurzel unserer Probleme anfangen würden, an der Krankheit der menschlichen Natur! Doch wir sind zu stümperhaften sozialen Ärzten geworden, verabreichen hier eine Medizin und spenden dort etwas Salbe auf die Entzündungsherde der Welt, aber die Entzündungen brechen woanders immer wieder auf. Die Kirche hat es dringend nötig, den großen Arzt herbeizurufen, der allein die richtige Diagnose stellen kann. Er wird unter die oberflächlichen Hauterkrankungen blicken und die Ursache nennen — die Sünde. Wenn wir in der Kirche kämpfen wollen, dann laßt uns die Sünde bekämpfen, ihre Verborgenheit enthüllen. Laßt uns Jeremia recht geben, wenn er sagte: »Abgründig ist das Herz über alles, und heillos ist es, wer kann es ergründen?« (Jeremia 17, 9). Wenn das Zentrum der Not des Menschen behandelt und diese Krankheit ausgeräumt ist, dann wird der Mensch mit seinem Bruder als Bruder leben können. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Gewiß meine ich auch, daß wir Stellung beziehen sollen zu den moralischen, sozialen und geistlichen Fragen unserer Zeit. Ich hatte noch nicht lange gepredigt, als ich beschloß, niemals wieder zu irgendeiner Versammlung, auf die ich Einfluß hätte, zu sprechen, wo die Rassen getrennt sind. Das geschah lange, bevor der Oberste Gerichtshof seine Entscheidung vom Jahre 1954 traf. Damals verlor ich viele Freunde. Ich erhielt Drohbriefe. Man nannte mich einen Radikalen, einen Liberalen, ja einen Kommunisten. Manche Kirchen wollten mich nicht mehr von ihren Kanzeln predigen lassen. Doch ich war der Überzeugung, daß dies die christliche Haltung sei, und darum konnte ich nichts anderes tun. In meinen Evangelisationen habe ich über jedes denkbare soziale Problem gepredigt, angefangen bei den schlechten Wohnungen bis hin zur Sicherheit auf den Straßen. Doch sind die sozialen Fragen unserer Zeit niemals das Hauptthema meiner Predigten gewesen. Mein Hauptthema war immer das gleiche wie das der Apostel: »Daß Christus für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften, und daß er begraben und daß er auferweckt worden ist am dritten Tag, nach den Schriften« (1. Kor. 15, 3. 4). Als der Evangelist Philippus auf der heißen Wüstenstraße mit dem Kämmerer aus Äthiopien sprach, heißt es: »Er predigte ihm das Evangelium von Jesus.« Wahrscheinlich wurde der Wagen des Kämmerers von einem Sklaven gefahren, und Sklaverei war die größte soziale Ungerechtigkeit jener Zeit. Aber es wird nicht berichtet, daß Philippus ihm seine Sklaverei vorwarf. Er verkündigte ihm Jesus. Zu den Hungrigen sagte Jesus: »Ich bin das Brot des Lebens«, zu den Durstigen: »Ich bin das Wasser des Lebens«, zu den Müden: »Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.« Zu den mit Schuld beladenen Menschen sagte er: »Deine Sünden sind dir vergeben«, und zu den Toten: »Ich bin die Auferstehung.« Da ist noch ein Problem, das unsere soziale Verantwortung betrifft. Der Apostel Paulus sagt: »Nicfu daß ich es Mangels halber sage; denn ich habe gelernt, in der Lage, in der ich bin, mir genügen zu lassen« (Phil. 4, 11). Als Paulus dieses schrieb, befand er sich in einem römischen Gefängnis. Das ist eine erstaunliche Feststellung für jemanden, der mit seinem eigenen geistlichen Leben so unzufrieden war, daß er sich selbst den größten aller Sünder nannte, und der bei anderer Gelegenheit sagte, daß er das Ziel noch nicht erreicht habe, aber danach strebe. Was meinte er? Er wollte damit sagen, daß er das Geheimnis gelernt habe, vollständig zufrieden zu sein mit jeder Lebenslage, in die es Gott gefalle, ihn zu setzen. Er war nicht abhängig von glücklichen Umständen. Er klagte nicht über das Leben, wenn er wenig Geld hatte oder sich in unbequemer Lage befand oder ungerechter Kritik ausgesetzt war. Er dachte mehr darüber nach, was er geben könnte, als was er nehmen könnte. Er konnte aufrichtig sagen: »Christus ist mein Leben« (Phil. 1, 21). Mit anderen Worten, das Leben bedeutete für Paulus einfach Jesus Christus, Christus leben und ihm dienen, Christus verkündigen und anbeten. Wahre Werte Obgleich Christus sagte, daß das Leben eines Menschen nicht aus dem besteht, was er besitzt, sind wir in der Kirche doch in der sehr großen Gefahr, die Leute zu lehren, daß die »Dinge« des Lebens wichtigste Güter sind. Ich lebe in den Appalachen, in aller Welt als die Armutsgegend der Vereinigten Staaten bekannt. Ich kenne da Familien, die nicht soviel besitzen wie manche der ärmsten Familien in New York oder Philadelphia. Nach den Maßstäben der Wall Street sind sie arm. Und dennoch strahlen sie Freude und Frieden aus, die in ihrem geistlichen Glaubensleben wurzeln, das ihnen Zufriedenheit schenkt. Ich kenne Millionäre in New York, Texas und Kalifornien, die am liebsten ihrem Leben ein Ende machten, weil sie seinem Druck nicht widerstehen können. Wer ist wohlhabender? Wer ist reicher? Paulus konnte im Gefängnis sagen: »Ich bin zufrieden.« In einem kalten, von Ratten verseuchten römischen Verließ! Wir in der Kirche sind in Gefahr, die Geschichte vom verlorenen Sohn umzukehren. Jesus sagte, der verlorene Sohn ging in sich und verließ die Ferne und machte sich auf den Weg zurück zum Vater. Statt zu versuchen, den verlorenen Sohn aus der Ferne herauszuholen, versuchen wir heute, es dem verlorenen Sohn in dem Schweinestall der Welt bequem zu machen. Gewiß litt Paulus unter einer geistlichen Unzufriedenheit, die ihn immer weiter trieb, durch jede Leidensstation hindurch, daß er Menschen für Christus gewinnen möchte. Sicher haben wir als christliche Staatsbürger nicht das Recht, mit unserer sozialen Ordnung zufrieden zu sein, bevor nicht die Grundsätze Christi für alle Menschen Geltung gefunden haben. Solange auch nur ein Mensch versklavt ist, der frei sein sollte, solange noch Slums und Gettos bestehen, solange noch ein Mensch am Abend hungrig zu Bett geht, solange noch die Hautfarbe eines Menschen sein Gefängnis ist, solange muß noch eine göttliche Unzufriedenheit herrschen. Christliche Verantwortung Als Christen haben wir eine zweifache Verantwortung. Die eine ist, das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden als die einzige Antwort auf die tiefsten Nöte des Menschen. Die andere ist, die Grundgesetze des Christentums nach bestem Vermögen auf die sozialen Gegebenheiten um uns her anzuwenden. Jesus lehrte, daß der Christ das »Salz der Erde« sei (Matth. 5, 13). Salz verleiht der Nahrung Würze und erhält sie zugleich, die Nahrung würde ohne Salz verderben. Unsere nationale Gesellschaft würde korrupt werden. Gier, Sinnenlust und Habsucht würden unsere Nation in eine wahre Hölle verwandeln, wenn nicht das Salz des Christentums vorhanden wäre. Daß wir heute solch erschreckende moralische und soziale Nöte haben, liegt zum Teil daran, daß die Kirche ihre Salzkraft verloren hat. Eine kleine Prise Salz ist ausreichend, ihre Wirkung steht in keinem Verhältnis zu ihrem Umfang. Jesus sagte auch: »Ihr seid das Licht der Welt« (Matth. 5, 14). Die Dunkelheit unserer Welt wird immer dunkler. Es scheint nur noch ein wahres Licht, das Licht Jesu Christi, das von denen reflektiert wird, die ihm vertrauen und an ihn glauben. Jesus war gekommen, um Licht zu bringen, auf daß die Menschen durch ihn Gott erkennen möchten. Seine Nachfolger sollen leuchten und sein Licht ausstrahlen. Er sagte: »Laßt euer Licht leuchten vor den Leuten« (Matth. 5, 16). Ein Christ ist ein Bürger zweier Welten. Angesichts dieser doppelten Bürgerschaft wird er in der Schrift aufgefordert, nicht nur für die politische Obrigkeit zu beten, sondern ihr auch zu dienen und mitzuarbeiten. Der Christ ist der einzige wirkliche Lichtträger der Welt. So wie die Gefahr besteht, daß das Salz seine Salzkraft verliert, so auch die, daß das Licht in der Dunkelheit verlorengehen könnte, wenn man es nicht pflegt und ihm nicht die Möglichkeit gibt zu scheinen. Das Leben der ersten Christen war ihr Zeugnis. Die Welt mag gegen ein Glaubensbekenntnis argumentieren, aber nicht gegen ein umgewandeltes Leben. Der Christ folgt nicht nur Christus und lernt von ihm, er handelt auch. Die Welt beurteilt den Christen nach seinem Leben, nicht nach seinem Glauben. Seine Handlungen sind Zeichen seines Glaubens. Der Apostel Jakobus sagte: »Vielmehr soll man sagen: Du hast Glauben und ich habe Werke; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich will dir aus meinen Werken den Glauben zeigen« (Jak. 2, 18). Ein Evangelist wurde einmal gefragt, ob er nicht der Meinung sei, die Welt würde immer schlechter. Er antwortete darauf: »Wenn schon, ich werde mich trotzdem dagegen wehren.« Wir können das so umschreiben: »Wenn die Welt immer schlechter wird, dann wird sie es trotz des Evangeliums von Christus und derer, die ihm vertrauen.« 16. Kapitel DIE GROSSE ZUKUNFT Die Gefahr droht von innen Der Christ glaubt an eine große Zukunft, selbst wenn sich die gegenwärtige Struktur der modernen Gesellschaft auflö-sen und all ihr Fortschritt durch Selbstzerstörung als Folge des Versagens und der Torheit des Menschen ausgelöscht werden sollte. In einem Sinne ist das Reich Gottes bereits unter uns, durch die lebendige Gegenwart Christi in den Herzen aller .wahren Gläubigen. Es gibt aber auch die endgültige Vollendung aller Dinge, die das Reich Gottes genannt wird. Das ist die »großartige« Zukunft! Das wird eine Zukunft sein, in der es keinen Krieg mehr gibt und keine Armut. Da werden nur noch glückliche und friedvolle menschliche Beziehungen bestehen. Da wird volle Gelegenheit sein, alle unsere Fähigkeiten auszuwerten. Es wird ein Zustand völliger Versöhnung zwischen Gott und Menschen sein, zwischen Rasse und Rasse, zwischen Nation und Nation. Gottes Eingreifen Die große Zukunft, nach der wir Christen Ausschau halten, wird nicht eine natürliche Entwicklung der Geschichte sein. Sie wird auch nicht herbeigeführt werden durch politische Umschichtung, Erziehung oder wissenschaftlichen Fortschritt. Sie wird kommen durch Gottes direktes Eingreifen bei der Errichtung seines Reiches. In den Kirchen wird großer Nachdruck darauf gelegt, die Grundsätze Jesu Christi auf die soziale Ordnung im Sinne eines sozialen Evangeliums anzuwenden. Man möchte auch versuchen, unsere Demokratie dem Ideal des Reiches Gottes auf Erden ein bißchen näherzubringen. Ich bin davon überzeugt, daß das Evangelium auf die soziale Ordnung anzuwenden ist, es hat etwas zu den sozialen Belangen unserer Tage zu sagen. In mancher Hinsicht sind die besten Gedanken in unserem modernen Leben Nebenprodukt des christlichen Glaubens, aber ihre Ziele sind utopisch. Sie können nicht erreicht werden, weil man das nicht wiedergeborene menschliche Herz unberücksichtigt läßt. Man sucht nach einem tausendjährigen Reich auf Erden ohne Raum für Gott oder die Erfüllung seiner geistlichen Forderungen. Selbst der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit, der an sich ein biblisches Anliegen ist, scheint heute eine ideale Massengesellschaft besonders privilegierter Sünder zu meinen, die Gott weit von sich halten. Das Reich Gottes aber wird aufgerichtet, nicht durch soziale Reformen, demokratische Prinzipien oder wissenschaftliche Errungenschaften. Es wird durch die Hand Gottes inmitten der Ruinen unserer sozialen und obrigkeitlichen Einrichtungen geschehen. Diese Errichtung des Reiches Gottes wird in der Bibel an vielen Stellen illustriert. Eine der anschaulichsten Illustrationen ist die Prophezeiung des Daniel, der die herrliche Vollendung des Reiches Gottes auf Erden als einen Akt Gottes und ein Ereignis schaute, das im Himmel seinen Ursprung nahm (Daniel 2, 34- 35)- Der Grund für dieses göttliche Eingreifen in der Schlußphase der Geschichte liegt in der Natur der Geschichte selbst. Die Geschichte findet nicht ihre glückliche Erfüllung, die menschlichen Fehlerquellen sind zu offenbar. Der Mensch ist allzusehr zur Entartung geneigt. Das will nicht sagen, daß Gott keine Absicht verfolgt hätte mit der Weltgeschichte zwischen dem Fall des Menschen und der Wiederkunft Christi. Seine Absicht ist die Versöhnung des Menschen mit sich selbst: »Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich selbst« (2. Kor. 5, 19). Darum ist die Botschaft jedes echten Christen an seinen Mitmenschen »lasset euch versöhnen mit Gott« (2. Kor. 5, 20). Alle Pläne und Ziele Gottes haben ihren Mittelpunkt in seinem Sohn Jesus Christus. Während Gott die Geschickte lenkt und beherrscht, liegt das Zentrum seines Tuns nicht in dem säkularen Geschehen selbst, das durch seinen geistlichen Aufstand gegen den Herrn der Geschichte unter dem Urteilsspruch steht. Der Bericht der Bibel ist die Geschichte des Menschen in seinem Abweichen von Gott. Die einzelnen Menschen werden in Sünde geboren und sind von Gott getrennt. Nationen weichen von Gott ab, und ihr Ruhm liegt längs des Weges der Weltgeschichte in Trümmern. Das Ende wird eine gigantische Versammlung der Nationen sein, aber nicht um den vollkommenen Staat zu schaffen, sondern um das Gericht Gottes über die Ablehnung der Wahrheit zu empfangen. »Denn von dem Zornwein ihrer Unzucht haben alle Völker getrunken« (Offb. 18, 3). »Und vor ihm werden alle Völker versammelt werden, und er wird sie voneinander sondern, wie der Hirt die Schafe von den Böcken sondert« (Matth. 25, 32). »Und die Völker sind zornig geworden; da ist dein Zorn gekommen . . ., daß sie gerichtet werden« (Offb. 11, 18). Nach der Bibel eilt die Welt dem Gericht entgegen. Nirgends lehrt die Bibel, daß die Kirche am Ende die ganze Welt zu Jesus Christus bekehren wird. Es hat nie eine Zeit in der Geschichte gegeben, und es wird auch nie eine geben, wo die Mehrheit der Menschen an Jesus Christus glaubt. Nach den Statistiken verliert die Kirche im Lauf der Bevölkerungsexplosion rapide. Jeden Tag gibt es im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung weniger Christen. Der große Tag Ein Ausdruck wird von den Schreibern der Bibel immer wieder gebraucht. Sie berufen sich auf »jenen Tag« oder »den Tag« oder »die letzten Tage«. Die Schreiber der Bibel hielten Ausschau nach »jenem Tag«. Die neutestamentlichen Christen freuten sich auf »jenen Tag«. »Denn ich weiß, auf wen ich meine Zuversicht gesetzt habe, und bin überzeugt, daß er mächtig ist, mein anvertrautes Gut bis zu jenem Tag zu bewahren« (2. Tim. 1, 12). 2. Tim. 4, 8 sagt: »Fortan liegt für mich bereit der Kranz der Gerechtig- keit, den der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem Tage verleihen wird.« Auf was für einen Tag haben sie geblickt? Was ist dieser Tag X der Bibel, den die Bibel den Christen verheißt und vor dem sie den Sünder warnt? Unsere politischen Führer warnen uns ständig vor der Gefahr eines dritten Weltkrieges, der mit allen seinen furchtbaren nuklearen Zerstörungen ausbrechen könnte. Ist die Möglichkeit eines solchen Krieges von den neutestamentlichen Schreibern gemeint? Ganz und gar nicht! »Tag X« bedeutet für sie die herrliche Wiederkunft Jesu Christi auf die Erde. ». . . und euch, den Bedrängten, mit Erquickung zu vergelten zusammen mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit Engeln seiner Macht in flammendem Feuer, wenn er Rache übt an denen, die Gott nicht kennen, und an denen, die dem Evangelium von unserem Herrn Jesus nicht gehorsam sind. Und sie werden Strafe leiden, ewiges Verderben, vom Angesicht des Herrn und von seiner Herrlichkeit seiner Stärke aus, wenn er kommen wird, um verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen Gläubigen — denn Glauben fand unser Zeugnis an euch — an jenem Tage« (2. Thess. 1, 7—10). Das klingt nicht so, als ob Fortschritt und Wissenschaft Triumphe feiern würden. Die Bibel lehrt genau das Gegenteil, daß nämlich die Welt der Zerstörung entgegeneilt und dem Gericht, daß aber aus den Ruinen heraus Gott das ganz Neue errichten wird. Jesus sagte: »Denn wie die Tage des Noah, so wird die Wiederkunft des Sohnes des Menschen sein. Wie sie nämlich in den Tagen vor der Sintflut schmausten und tranken, heirateten und verheirateten bis zu dem Tage, da Noah in die Arche ging, und es nicht merkten, bis die Sintflut kam und alle hinwegraffte, so wird auch die Wiederkunft des Sohnes des Menschen sein« (Matth. 24, 37—39). Der Apostel Paulus schrieb dem jungen Timotheus: »Das aber wisse, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintre-ten werden. Denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldgierig, prahlerisch, hochmütig, schmähsüchtig, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unenthaltsam, roh, dem Guten feind, verräterisch, verwegen, aufgeblasen, mehr die Wollust liebend als Gott, Leute, die eine äußere Form von Frömmigkeit besitzen, deren Kraft aber verleugnet haben. Und von diesen wende dich weg!« (2. Tim. 3,1—5). Hier ist eine Beschreibung der allgemeinen Lage, unmittelbar vor der Wiederkunft Christi. Keine dieser Stellen läßt schließen, daß das Reich Gottes der Welt auf natürliche Weise gebracht wird. Viele werden dadurch verwirrt, daß sie einzelne Bibelstellen aus ihrem Zusammenhang herausnehmen, etwa: »Heische von mir, so gebe ich dir Völker zum Erbe, die Enden der Erde zum Eigentum« (Ps. 2, 8), oder Jesaja 11, 6. 9: »Da wird der Wolf zu Gast sein bei dem Lamme und der Panther bei dem Böcklein lagern. Kuh und Jungleu weiden beieinander, und ein kleiner Knabe leitet sie . . . denn voll ist das Land von Erkenntnis des Herrn wie von Wassern, die das Meer bedecken.« Eine sorgfältige Untersuchung des Zusammenhangs dieser und ähnlicher Prophezeiung zeigt aber, daß ihre Erfüllung von schrecklichen Gerichten begleitet sein wird. Die Dinge, die in Psalm 2, 8 prophezeit sind, werden in dem darauffolgenden Vers so eingeführt: »Du magst sie zerschlagen mit eisernem Stabe, magst sie zerschmeißen wie Töpfergeschirr.« Der Zusammenhang von Jesaja 11, 6—9 zeigt das gleiche: »Er wird die Armen richten mit Gerechtigkeit und den Elenden im Lande Recht sprechen mit Billigkeit; er wird den Tyrannen schlagen mit dem Stabe seines Mundes und den Gottlosen töten mit dem Hauche seiner Lippen« (Jes. 11, 4). Ungläubige Autoren haben auf das Versagen des Menschen am Ende angespielt. In dem Vorwort zu seiner Geschichte Europas schrieb H. A. L. Fisher: »Weisere und gelehrtere Männer als ich haben in der Geschichte einen Plan, einen Rhythmus, ein vorherbestimmtes Muster entdeckt. Diese Harmonien sind mir verborgen. Ich kann nur eine Notsituation nach der anderen sehen, die einander folgen wie eine Welle der anderen.« Das Weltsystem des Bösen, wie wir es kennen, wird zu einem dramatischen Ende kommen — aber das ist nicht »das Ende«. Die Sehnsüchte und Träume der Menschheit werden erfüllt werden, wenn Gott ein herrliches Reich auf Erden errichtet, damit sich die Menschheit seiner erfreuen kann. Viele Bibel- und Geschichtsforscher glauben, daß wir jetzt in die letzte Phase der menschlichen Geschichte eingetreten sind, wo von dem Menschen in seiner Abweichung von Gott die Rede ist. Im Interesse der Erhaltung der Welt sagt die Charta der Vereinten Nationen in ihrem Vorwort: »Wir Völker beschlossen, die nachfolgenden Generationen vor dem Kriege zu bewahren . . .« Können die Vereinten Nationen die Welt vor dem Krieg bewahren? Keineswegs! Die Charta ist von Staatsmännern entworfen und geschaffen, die wenig von der biblischen Geschichtsauffassung und von der Natur des Menschen wußten. Wenn die Voraussetzungen falsch sind, sind auch die logischen Folgerungen falsch. Ich habe die Vereinten Nationen bejaht, weil sie eine gewisse Hoffnung boten, zumindest einige Probleme zu lösen, auch größere Feindseligkeiten hinauszuzögern. Aber das Grundproblem ist gar nicht angerührt worden. Man kann keinen Oberbau auf zerbrochenen Fundamenten errichten. Der Oberbau der Vereinten Nationen mit seinem strahlenden Gebäude am East River in New York City wurde auf dem brüchigen Fundament der menschlichen Natur errichtet. Im besten Falle sind sie ein vorübergehender Notbehelf. Im Laufe vieler Jahrhunderte ist jede Regierungsform ausprobiert worden, angefangen von der Familien- und Stammesverwaltung bis hin zu despotischer Diktatur und Demokratie. Keine Regierungsform ist in der Lage gewesen, Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen, jene drei Elemente, ohne die wir keinen dauernden nationalen Wohlstand und internationalen Frieden haben können. Gott ist nicht abwesend Wenn der Christ mit der Bibel in der Hand den Schauplatz des Weltgeschehens überblickt, dann weiß er, daß wir keinen abwesenden Gott anbeten. Er spürt, daß Gott im Hintergrund der Geschichte wirkt und daß er einen Plan hat. Der Christ wird nicht verwirrt durch das Chaos, durch Leidenschaft, den Kampf, das Blutvergießen und die Kriegsdrohungen, die die Seiten unserer Tageszeitungen füllen. Wir wissen, daß diese Dinge alle die Folgen der Sünde und der Gier des Menschen sind. Wenn es anders geschähe, dann müßten wir an der Bibel zweifeln. Jeden Tag sehen wir, wie sich die biblische Prophezeiung erfüllt. Wenn ich meine Zeitung lese, sage ich: »Die Bibel ist wahr.« John Baillie hat einmal gesagt: »Die Bibel zeigt, daß die Zukunft in Gottes Händen liegt. Wenn sie in unseren Händen läge, würden wir sie völlig durcheinanderbringen. Die Zukunft liegt auch nicht in des Teufels Händen, er würde uns zur Zerstörung führen. Die Zukunft ist nicht abhängig von der Barmherzigkeit irgendeines historischen Determinismus, der uns blindlings weiterführt. Dann wäre das Leben ohne Bedeutung. Sondern die Zukunft liegt in den Händen des Einen, der etwas Besseres vorbereitet hat, als je ein Auge gesehen oder ein Ohr gehört oder eines Menschen Herz empfunden hat.« Der Psalmist sagte: »Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte ich erschrecken?« (Ps. 27, x). Gott, unser Vater, hat die Regierung der Welt in Händen, und er weiß, daß die Seinen sich auf diesem rebellischen Planeten befinden. Der Sekretär Oliver Cromwells wurde zur Erledigung wichtiger Geschäfte auf den Kontinent geschickt. Er übernachtete in einer Hafenstadt und wälzte sich schlaflos in seinem Bett hin und her. Nach alter Sitte übernachtete ein Diener mit ihm im gleichen Raum, und der schlief wunderbar tief. Schließlich weckte der Sekretär den Mann auf, der erstaunt fragte, warum sein Herr denn nicht schlafen könne. »Ich fürchte, etwas wird auf dieser Reise schiefgehen«, war die Antwort. »Mein Herr«, sagte der Diener, »darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen? Hat Gott die Welt regiert, bevor Sie geboren wurden?« »Ganz gewiß tat er das.« »Und wird er sie auch weiter regieren, wenn Sie tot sind?« »Sicher wird er das.« »Dann, mein Herr, lassen Sie ihn doch auch die Gegenwart regieren!« Da erwachte der Glaube des Sekretärs wieder. Friede zog in sein Herz, und in wenigen Minuten schliefen beide, der Sekretär und sein Diener, tief und ruhig. Die Geschichte bewegt sich in bestimmter Richtung. Der Christ sagt mit David: »In deiner Hand steht mein Geschick« (Ps. 31, 16). Und wir wissen, daß er, der alles recht macht, auch aus der Asche einer chaotischen Welt neue Schönheit erstehen lassen kann. Eine neue Welt wird geboren werden. Eine neue soziale Ordnung wird entstehen, wenn Christus zurückkehrt, um sein Reich aufzurichten. Dann werden die Schwerter in Pflugscharen verwandelt werden, und die Löwen werden bei den Lämmern liegen. Eine großartige Zukunft ist unterwegs. 17. Kapitel JESUS CHRISTUS WIRD WIEDERKOMMEN In allen Büchern des Neuen Testaments, mit Ausnahme von vieren, wird von der Wiederkunft Christi gesprochen. Christus berief sich ständig auf seine Wiederkehr, nicht nur seinen Jüngern gegenüber, sondern auch gegenüber anderen. Er sagte zu den Hohenpriestern: »Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels« (Matth. 26, 64). Jeder dreißigste Vers der Bibel erwähnt dieses Thema. In den 216 Kapiteln des Neuen Testaments wird 3i8mal davon gesprochen. Die meisten alttestamentlichen Schreiber haben es prophezeit: Mose (1. Mose 33, 2); Hiob (Hiob 19, 25); David (Ps. 102, 16); Jesaja (Jes. 59, 20); Jeremia (Jer. 23, 5); Daniel (Dan. 7,13); Sacharja (Sach. 14, 4) und viele andere. Die Tatsache der Wiederkunft Christi wurde von allen Aposteln in ihrer Predigt verkündigt — von Petrus (Apg. 3, 21. 22; 1. Petr. 1, 7. 13), von Paulus (Röm. 8, 23; 1. Thess. 4,15—17), von Johannes (1. Joh. 2, 28; 3, 2), von Jakobus (Jak. 5, 7—9), von Judas (Jud. 14—15J. Die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi ist in den großen Glaubensbekenntnissen der Kirche zu finden, wie im Apostolischen, im Nizänischen und im Athanasianischen Glaubensbekenntnis. Das Apostolische Glaubensbekenntnis, das in vielen Kirchen an jedem Sönntagmorgen wiederholt wird, sagt: »Von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.« Die Bibel lehrt es. Die Apostel predigen es. Die kirchlichen Glaubensbekenntnisse bestätigen es. Die größten und aussagekräftigsten Zeugnisse stammen von den Lippen Jesu selbst. Er sagte: »Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird . . .« (Matth. 25, 31); ». . . den Sohn des Menschen auf den Wolken des Himmels kommen sehen« (Matth. 24, 30); »Ihr wißt nicht, an welchem Tag euer Herr kommt« (Matth. 24, 42); »Wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters« (Mk. 8, 38); »Wo ihr sprecht: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!« (Lk. 13, 35); »Auch ihr nun habt jetzt Traurigkeit; ich werde euch aber Wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen« (Joh. 16, 22J; »Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels« (Matth. 26, 64). Drei griechische Wörter werden im Neuen Testament gebraucht, um die Wiederkunft Christi zu beschreiben. Das erste ist »parusia«, das etwa die persönliche Gegenwart Christi meint, wenn er persönlich wiederkommt. Das zweite griechische Wort ist »epiphaneia«, das soviel wie Erscheinung heißt. Es ist die Erscheinung eines Sterns aus der Dunkelheit heraus, der dort den ganzen Tag über gewesen war, aber für unsere Augen verborgen, und nun plötzlich bei Nacht erscheint. Das dritte griechische Wort ist »apokalypsis«, das Enthüllung bedeutet. Es ist die Enthüllung von etwas, das verborgen gewesen ist. Heute ist die Person Christi vor unseren Augen verborgen, wenn er auch durch den Heiligen Geist in unseren Herzen gegenwärtig ist. Heute ist der Tag des Glaubens. An jenem Tag wird er offenbar werden, dann kann man ihn sehen. Die Schrift sagt, daß wir inmitten aller Verfolgung, aller Verwirrung, Kriege und Kriegsgerüchte einander zu trösten haben mit dem Wissen, daß Jesus Christus wiederkommen wird in Triumph, Herrlichkeit und Majestät. Häufig denke ich abends beim Zubettgehen, daß Christus kommen könnte, bevor ich wieder aufwache. Wenn ich aufstehe und auf die Morgenröte blicke, denke ich manchmal, dies könnte der Tag sein, an dem er kommt. Die Bibel lehrt, daß die Wiederkunft Christi plötzlich, völlig überraschend geschehen und viele Leute unvorbereitet antreffen wird. »Denn ihr selbst wißt genau, daß der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht« (1. Thess. 5, 2). Sie umfaßt eine Serie von Ereignissen, die sich während einer ziemlich langen Periode ereignen werden. Es sind viele, die hier zu beschreiben der Raum nicht zuläßt. Manche dieser Ereignisse werden in der Schrift ganz klar Umrissen, andere sind noch geheimnisvoll verborgen, über die wir nur spekulieren können. Der Prophet Jesaja sagte, als er auf diesen künftigen Tag blickte: »Und er wird genannt . . . Friedefürst. Groß wird die Herrschaft sein und des Friedens kein Ende« (Jes. 9, 6. 7). Christus wird einen dauerhaften Weltfrieden errichten, und er wird den Willen Gottes auf Erden wieder zur Geltung bringen. Das wird sein, wenn sein Gebet beantwortet werden wird: »Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden.« Der Himmel ist der Himmel, weil der Wille Gottes seine Ordnung ist. Die Erde wird himmlisch sein, wenn Gottes Wille ihre Ordnung ist. 18. Kapitel DIE ZEICHEN DES ENDES Als die Jünger eines Morgens mit Jesus allein waren auf dem Ölberg, stellten sie ihm drei Fragen: »Sage uns, wann wird dies geschehen, und was wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Welt sein?« (Matth. 24, 3). Die Jünger hat- ten es als Tatsache angenommen, daß Jesus wiederkommen wird, und nun wollten sie wissen, wann. Sie wollten auch wissen, ob irgendwelche Zeichen seiner Wiederkunft vorausgehen würden. Sie wußten, daß das Alte Testament eine Fülle von Zeichen seiner ersten Ankunft enthielt und daß Einzelheiten seines Kommens genau prophezeit worden waren. Würde die Welt die Zeichen des Alten Testaments studiert haben, dann hätte sie vom Kommen Jesu gewußt und ihn willkommen geheißen. Hunderte von Jahren, bevor Jesus geboren wurde, verkündete das Alte Testament, daß er vom Stamme Juda sein würde (x. Mose 49, 9. xo), er in Bethlehem geboren werden würde (Micha 5, 2), er von einer Jungfrau geboren werden würde (Jes. 7, 14), er aus Ägypten gerufen werden würde (Hos. ix, 1) usw. Jesus sagte seinen Jüngern, daß es Zeichen geben werde, auf die sie achten sollten, aber bei zwei Gelegenheiten warnte er sie davor, Daten festzulegen. »Über jenen Tag aber und jene Stunde weiß niemand etwas, auch die Engel in den Himmeln nicht, sondern allein der Vater« (Matth. 24, 36). »Euch gebührt es nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater nach seiner eigenen Macht festgesetzt hat« (Apg. 1, 7). Obgleich er sie also warnte, über die genaue Zeit seiner Wiederkunft Spekulationen anzustellen, versicherte er ihnen, daß es nach der ganzen Schrift wie auch nach seinen eigenen Worten Zeichen geben werde, um denen, die »Augen haben zu sehen«, es deutlich zu machen, daß die Zeit nahe bevorsteht. »Wenn aber dies zu geschehen anfängt, so richtet euch auf und hebet eure Häupter empor, denn eure Erlösung naht« (Luk. 21, 28). Jesus sprach von einer künftigen Generation, deren typische Eigenarten das nahe bevorstehende Ende anzeigen würden. Mit anderen Worten, es wird eine »Generation X« an einem bestimmten Punkt der Geschichte geben, die diese Zeichen tragen wird. Diejenigen, deren Herzen durch Jesus Christus umgewandelt worden sind, deren Verstand vom Heiligen Geist erleuchtet worden ist, werden in der Lage sein, die Zeichen dieser Tage zu erkennen und die Leute zu warnen, wie es Noah tat. Es scheint heute so, daß jene Zeichen tatsächlich zum erstenmal seit der Himmelfahrt Christi eines neben dem anderen zu sehen sind. Einige Zeichen des Endes 1. Der geistige Zustand der Welt Jesus sagte zwei Dinge, die den geistigen Zustand der Welt unmittelbar vor seiner Wiederkunft charakterisieren. Erstens, »auf Erden Angst der Völker, so daß sie sich nicht zu raten wissen« (Luk. 21, 25). Das heißt, sie werden unter Druck stehen. Es wird allgemeine Verwirrung herrschen, aus der es offenbar keinen Ausweg gibt. Das erinnert an die Schriften eines Sartre, Camus, Huxley, Hemingway oder anderer moderner Schriftsteller. Zweitens sagte er: »Dann werden viele abfallen und werden einander verraten und einander hassen« (Matth. 24, 10). Die Psychiater haben so viel zu tun, daß sie selber schon Nervenzusammenbrüche erleiden müssen, während sie verzweifelt versuchen, unsere zerrütteten Nerven zu flicken. Familien brechen unter dem unbarmherzigen Druck des modernen Lebens zusammen. In manchen Teilen der Welt, wo der Druck immer mehr zunimmt, werden die Familien tatsächlich von ihren eigenen Mitgliedern verraten. 2. Der sittliche Zustand der Welt Von der Zeit Noahs steht geschrieben: »Die Erde ist voller Frevel von den Menschen her. So will ich sie denn von der Erde vertilgen« (x. Mose 6, 13). Jesus sagte: »Und wie es in den Tagen Noahs zuging, so wird es auch in den Tagen des Sohnes des Menschen sein: sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie wurden verheiratet« (Luk. 17, 26. 27). Obwohl sie Gott durch Noah gewarnt hatte, waren sie so mit sich selbst beschäftigt und mit ihrer Gottlosigkeit, daß sie »es nicht merkten, bis die Sintflut kam und alle hinwegraffte« (Matth. 24/ 39)- Jesus sagte auch: »Ebenso wie es in den Tagen Lots zuging: sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; an dem Tage aber, da Lot aus Sodom hinausging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vertilgte alle. Auf gleiche Weise wird es an dem Tage sein, da der Sohn des Menschen sich off.enbart« (Luk. 17, 28—30). Die Welt befindet sich in einer moralischen Aufweichung, wie sie nicht einmal in den Tagen Roms bekannt gewesen ist. Die Zeitschrift Time berichtete kürzlich von einem »Fest des freien Ausdrucks« in einem Pariser Jugendzentrum, wo junge Männer und Frauen vor Zuschauern Unsittlichkeiten von solcher Verderbtheit vollzogen, daß sie gar nicht beschrieben werden können. Das ist der Mensch, der tut, was er tun will. Das ist die menschliche Natur ohne Gott. Und das ist ein Zeichen des Endes. 3. Der Abfall Jesus sagte: »Und viele falsche Propheten werden auftreten und werden viele irreführen« (Matth. 24, xi). »Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und auf irreführende Geister und auf Lehren von Dämonen achten werden« (1. Tim. 4, x). Der Apostel Paulus warnte: »Denn es wird eine Zeit kommen, wo sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern sich nach ihren eigenen Begierden Lehrer in Menge verschaffen werden, um sich die Ohren kitzeln zu lassen; und von der Wahrheit werden sie die Ohren abwenden, dagegen sich zu Fabeln hinwenden« (2. Tim. 4, 3. 4). Das scheint auf eine Zeit hinzudeuten, wo große Mengen Menschen in den Kirchen zusammengebracht werden, die keine persönliche Begegnung mit Jesus Christus hatten. Sekten werden wachsen, falsche Lehren werden in die Gemeinde eindringen. Die Bibel wird unter schweren Angriffen stehen. »Denn gewisse Menschen haben sich nebeneingeschlichen, die für dieses Gericht längst vorher aufgezeichnet sind, Gottlose, die die Gnade unseres Gottes zur Ausschweifung verkehren und den alleinigen Herrscher und unseren Herrn Jesus Christus verleugnen« (Jud. 1, 4). Alte, längst bekannte Irrtümer bieten sich wieder an unter neuer Flagge, wie »die neue Moral«, die »neue Theologie« und »religionsloses Christentum«. Der Apostel Paulus sagt: »Niemand soll euch auf irgendeine Weise betrügen; denn wenn nicht zuerst der Abfall gekommen ist und der Mensch der Gesetzesfeindschaft sich offenbart hat, der Sohn des Verderbens . . .« (2. Thess. 2, 3). »Abfall« bezieht sich ganz offenbar auf die Preisgabe des Glaubens. Der Prophet Arnos schrieb: »Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da sende ich einen Hunger ins Land, nicht Hunger nach Brot und nicht Durst nach Wasser, sondern das Wort des Herrn zu hören. Da schwanken sie von Meer zu Meer und schweifen von Nord nach Ost, das Wort des Herrn zu suchen, und finden es nicht« (Amos 8, n. 12). Statt eine Botschaft zu empfangen, die ihr geistliches Verlangen befriedigt, werden sie eine Predigt über irgendein weltpolitisches oder soziales Problem hören oder eine Ansprache über Kunst und Literatur. Sie werden von einem Platz zum andern wandern, ihre Hoffnung wird sich in Verzweiflung kehren, und schließlich geben sie auf. 4. Ein Zunehmen der Gesetzlosigkeit Jesus sagte: »Und weil die Gesetzesverachtung überhand nimmt, wird die Liebe in vielen erkalten« (Matth. 24, 12). »Das aber wisse, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden. Denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldgierig, prahlerisch, hochmütig, schmähsüchtig, den Eltern ungehorsam, verleumderisch, unenthaltsam, roh, dem Guten feind, verräterisch, verwegen, aufgeblasen, mehr die Wollust liebend als Gott, Leute, die eine äußere Form von Frömmigkeit besitzen, deren Kraft aber verleugnet haben. Und von diesen wende dich weg!« (2. Tim. 3,1—5). Unsere Zeitungen sind voll von Berichten über die aufbegehrende Jugend, Revolten gegen Regierungen und Aufstände in fast allen Ländern der Erde. Die Statistiken der Verbrechen zeigen, daß auf der ganzen Welt die Gesetzlosigkeit in einem erschreckenden Maße zunimmt. Jesus lehrte, daß unmittelbar vor dem Ende die Gesetzlosigkeit auf der ganzen Welt herrschen werde. Er sagte: »Wenn ihr aber von Kriegen hören werdet . . .« (Luk. 21, 9). Das Wort meint auch Aufstände, Revolution, Gesetzlosigkeit und deutet dies als ein Zeichen des nahenden Endes unseres Zeitalters. 5. Das Auftreten der Spötter »In den letzten Tagen werden Spötter mit ihrer Spötterei kommen, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Wiederkunft? Seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt ja alles so wie von Anfang der Schöpfung an« (2. Petr. 3, 3. 4). Viele, die sich Christen nennen, bezeichnen das alles als eine falsche Lehre, denn die Wiederkunft Christi habe ja gar nicht stattgefunden, wie sie die junge Kirche erwartet hatte. Warum hat Christus dieser Erwartung nicht entsprochen? Er sagte doch: »Wahrlich, ich komme bald.« Doch wörtlich übersetzt heißt diese Verheißung: »Ich bin tatsächlich auf dem Wege.« Wer an die Unvermeidlichkeit des menschlichen Fortschritts glaubt, findet es sehr schwer, an die Wiederkunft Christi zu glauben. Wenn wir glauben, daß der Mensch aus eigener Kraft vorangehen kann, dann werden wir niemals die Verheißung Christi akzeptieren, daß er wiederkommen und mit der Sünde ein Ende machen wird. Andere weigern sich, an seine Wiederkunft zu glauben, weil das ihre eigenen Pläne und Träume durchkreuzt. Sie möchten essen, trinken und fröhlich sein ohne irgendeine Unterbrechung ihres auf sich selbst konzentrierten Lebens. Darum weigerten sich die Spötter zu Noahs Zeiten, an die Flut zu glauben, vor der er sie vergebens gewarnt hatte. 6. Verfolgung »Dann wird man euch der Drangsal preisgeben und euch töten, und ihr werdet um meines Namens willen von allen Völkern gehaßt sein. Und dann werden viele abfallen und werden einander verraten und einander hassen« (Matth. 24, 9. 10). »Ihr aber, sehet auf euch selbst! Man wird euch an die Gerichte überliefern, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und vor Statthalter und Könige werdet ihr gestellt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis . . . Und ein Bruder wird den anderen zum Tode überliefern und ein Vater das Kind, und Kinder werden wider die Eltern auftre-ten und sie zum Tode bringen; und ihr werdet um meines Namens willen von jedermann gehaßt sein« (Mk. 13, 9. 12. 13). Achten wir auf den Nachdruck, den Jesus auf »um meines Namens willen« legt. Tausende von Christen gefährden ihren Glauben an Jesus Christus, indem sie ihn verleugnen. Selbst manche Geistliche unterlassen es, verweigern es sogar bewußt, ein öffentliches Gebet mit dem Namen Jesu zu beschließen aus Angst, einen Ungläubigen vor den Kopf zu stoßen. Sie fürchten die Verfolgung, die man sich zuziehen könnte, wenn man Jesus Christus anerkennt. 7. Wohlstand »Nun wohlan, ihr Reichen, weinet und jammert über die Drangsale, die über euch hereinbrechen! Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird zum Zeugnis wider euch sein und euer Fleisch verzehren wie Feuer. Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen« (Jak. 5, 1—3). Während Millionen hungern, werden andere Millionen immer reicher. Die Lust am Golde, gefühllos und unbarmherzig, ist die letzte Entartung des degenerierten Menschen. Der Apostel sagte, dies würde ein Zeichen der »letzten Tage« sein. 8. Die Vorbereitung für Harmagedon »Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören« (Matth. 24, 6). Es herrscht kein Zweifel, daß die Nationen der Welt alles vorbereiten, um eine der schrecklichsten Szenen im Drama des menschlichen Kampfes abrollen zu lassen, und daß die ganze Welt auf einen Krieg zutreibt, der gewaltiger ist als alles bisher Dagewesene. In der Schrift wird er bezeichnet als »die Schlacht von Harmagedon« (Offb. 16, 15. 16; Joel 3, 9—14). Der moderne Krieg ist die am höchsten entwickelte Wissenschaft. Wir haben unsere Waffen vervollkommnet, aber wir haben nicht vermocht, die Menschen vollkommen zu machen, die diese Waffen gebrauchen. Menschen wie Hitler war jedes Mittel recht, um die Welt zu besiegen. Können wir sicher sein, daß heute nicht solch ein Mensch lebt? 9. Wissen und Verstand finden »Und du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegle diese Schrift bis auf die letzte Zeit; so werden viele darüber kommen und großen Verstand finden« (Dan. 12, 4). Die Schrift sagt sogar, daß sie »verborgen und versiegelt sind bis auf die letzte Zeit« (Dan. 12, 9). Wir leben in dem Zeitalter rapide zunehmenden Wissens. Das menschliche Wissen verdoppelt sich alle fünfzehn Jahre. So ist der Mensch z. B. innerhalb weniger als zwei Generationen vom Pferdewagen zur Rakete gelangt. Walter Reuther, der amerikanische Arbeiterführer, sagte mir unlängst: In den nächsten zehn Jahren werden wir mehr Wissen erwerben als während der vergangenen zwei Jahrhunderte. Diese Stelle könnte natürlich auch bedeuten, daß die Kenntnis der prophetischen Schriften zunehmen wird. Auch das ist heute wahr. Das Interesse ist heute groß und das Studium der prophetischen Schriften eifrig bei vielen Christen. Neue archäologische und wissenschaftliche Entdeckungen haben die Prophetie in den Brennpunkt gerückt. Wir können heute viele Teile davon im Licht der gegenwärtigen Weltereignisse besser verstehen. jo. Friedenskonferenzen »Wenn sie sagen werden: Es ist Friede und Sicherheit, dann kommt plötzliches Verderben über sie wie die Wehen über die schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen können« (x. Thess. 5, 3). Niemals zuvor wurde so viel von Frieden gesprochen. Die Welt sehnt sich verzweifelt nach Frieden, aber es scheint kein Frieden in Sicht zu sein. Im zweiten Psalm fragt David: »Warum toben die Völker?« Weil sie nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen in diesem Zeitalter der Gewaltanwendung und der drohenden Zerstörung. Im gleichen Psalm sagt er: »Könige der Erde stehen auf, und Fürsten ratschlagen miteinander wider den Herrn und seinen Gesalbten: Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Fesseln!« (Psalm 2, 2. 3). Dieses »Ratschlagen miteinander« ist das verzweifelte Bemühen der Wclt-führer, den Frieden zu festigen. Aber Gott ist bei ihrem Planen fortgelassen worden. Der Friedefürst wird wegen des Friedens nicht befragt. Törichte Menschen verfolgen ihre eigenen Programme und erklären kühn, sie könnten die Probleme selbst lösen, ohne Gott. 11. Das Kommen des VJeltdiktators Es gibt so viele Bibelstellen, die auf die kommende Weltregierung unter der Herrschaft eines großen Antichristen hin-weisen, daß es schon wegen des fehlenden Raumes unmöglich ist, auf sie alle einzugehen. Offenbar'muß der weltweiten Annahme einer Ein-Mann-Regierung eine Vorbereitungszeit vorangehen. Auf einer Friedenskonferenz in Washington betonte unlängst ein Redner nach dem anderen die Notwendigkeit und die Möglichkeit einer Weltregierung. In einer Vorlesung in Minnesota sagte Arnold Toynbee: »Angesichts der westlichen Technik, die gleichzeitig die Entfernung aufgehoben und die Atombombe erfunden hat, ist das Zusammenleben wie eine einzige Familie die einzig mögliche Zukunft für die Menschheit.« Er fügte hinzu: »Die einzige Alternative, die menschliche Rache unwirksam zu machen, ist eine weltweite soziale Vereinigung aller Stämme, Nationen, Zivilisationen und Religionen.« In der Bibel lesen wir: »Denn Gott hat ihnen ins Herz gegeben, seine (das heißt des >Tieres<) Meinung auszuführen, und zwar eine Meinung auszuführen und ihre Herrschaft auf das Tier zu übertragen, bis die Worte Gottes erfüllt sein werden« (Offb. 17, 17). Lesen Sie auch 2. Thess. 2, 7—17. Paulus sagt ganz deutlich, daß durch die Zeiten hindurch eine gesetzlose Macht an der Arbeit gewesen ist und daß gegen das Ende der Zeiten, wenn die Leute Freude haben an der Ungerechtigkeit, derjenige, der diese Macht bisher aufgehalten hat, nämlich der Heilige Geist, sie nur noch so lange aufhalten wird, bis die Gläubigen hinweggenommen worden sind. Dann darf dieser Supermensch, der die Inkarnation des Satans ist und in der Bibel »Antichrist« genannt wird, die ganze Welt beherrschen. Die Bibel lehrt uns, daß eine Weltregierung einsetzen und ein Weltdiktator oder Präsident hervortreten wird. Die Fernsehkameras werden die Nachrichten durch die ganze Welt geben, daß ein Mann des Friedens, ein universeller Herrscher erwählt worden ist. Das Wort »Tier« in Offenbarung 13 soll zum Ausdruck bringen, daß es ein Mensch großer Stärke sein wird, mit der Fähigkeit, seinen Willen der Welt aufzuzwingen. Die Bezeichnung »Tier« bedeutet nichts Widerwärtiges. Im Gegenteil, dieser Mann wird bewundert, gefürchtet und verehrt werden. Er wird mit einem Geschick herrschen, wie es die Welt nie gesehen hat. Vorübergehend wird er den Krieg beendigen, der die Erde verwüstet hatte. Er wird brillante wirtschaftliche Methoden entwickeln mit sofortigen Ergebnissen. Der Wohlstand wird wiederkehren. Überall wird reichlich Geld vorhanden sein, und die Furcht, die alle Welt ergriffen hatte, wird der Hoffnung Raum geben. Alle werden sich diesem gewaltigen Genius und seiner Macht unterordnen, und Millionen werden ihn tatsächlich als Gott an- beten. Er wird die ganze Menschheit regieren und fordern, daß seine Untertanen, bevor sie kaufen oder verkaufen können, sein Abzeichen tragen (Offb. 13, 17). Elektronengehirne werden ihm behilflich sein, das Leben jedes Menschen auf dem Erdball zu kontrollieren. Er wird die wahrhaftige Inkarnation des Bösen sein. Sein einziger Wunsch, sein einziger Ehrgeiz wird sein, jeden Gedanken an Gott von der Fläche des Erdbodens zu tilgen. Er wird Gott lächerlich machen und sich selbst über alles Göttliche erheben, was die Welt jemals gekannt hat. Die Bibel sagt von diesem Weltherrscher: »Wider die Heiligen ist seine Klugheit gerichtet, und seine Ränke gelingen ihm; in seinem Herzen sinnt er auf Großes« (Dan. 8, 25). Sie lehrt weiter, daß sogar die Auserwählten Gottes verführt werden und daß einige seiner Nachfolger Leute sein werden, die sich Christen nennen. 12. Weltweite Evangelisation »Und dieses Evangelium vom Reiche wird auf dem ganzen Erdkreis gepredigt werden allen Völkern zum Zeugnis, und dann wird das Ende kommen« (Matth. 24,14). Im Jahre 1500 wurde die Bibel nur in 14 Sprachen gedruckt. Im Jahre 1800 waren es 71, und im Jahre 1965 ist sie in mehr als 1250 Sprachen und Dialekten gedruckt worden. Dazu können wir noch das Radio und Fernsehen rechnen und auch die gehäuften Missionsprogramme der Kirchen seit dem zweiten Weltkrieg. Es gibt nur noch wenig Stellen auf der Erde, wo das Evangelium heute nicht gehört werden kann. Auf Grund der modernen Verkehrsmittel, Nachrichtenverbindungen und sonstigen Techniken ist es zum erstenmal möglich, daß die Prophezeiung von Matth. 24,14 erfüllt werden kann. Wir wissen, Jesus Christus wird kommen. Ich weiß nicht wann. Ich kenne weder Stunde noch Tag, noch Monat, noch das Jahr. Gott allein weiß, wann er kommen wird. Aber die Bibel sagt, daß er wiederkommen wird. Es gibt keine Möglichkeit, daß die Völker der Welt die Probleme der menschlichen Natur lösen können, bis er wiederkommt. Eines wissen wir, die Wiederkunft Christi ist heute näher als am Anfang unseres Glaubens. Es mag sein, daß viele dieser Ereignisse eintreten werden, bevor unsere Generation ab- geschieden ist. »Kommende Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.« Was wir heute beobachten können, mag wohl die Vorbereitung für Gottes Eingreifen in die menschlichen Angelegenheiten sein mit der Wiederkunft Christi. Paulus sagte den Christen: »Darum tröstet einander mit diesen Worten!« (1. Thess. 4,18). Was sollen wir tun? Ein Christ ist nie hoffnungslos, es sei denn, daß er seine Neigungen auf die Dinge dieser Welt konzentriert hat. Wer ein Leben der Hingabe an Gott geführt und seine Schätze im Himmel gesammelt und seine Neigungen den göttlichen Dingen gewidmet hat, der hat keine Veranlassung zur Verzweiflung oder Entmutigung. Was sollte angesichts der sich überstürzenden Ereignisse deine Haltung sein? 1. Bereite dich vor mit Dringlichkeit Jesus sagte: »Deshalb sollt auch ihr bereit sein! Denn der Sohn des Menschen kommt zu einer Stunde, wo ihr es nicht meint« (Matth. 24, 44). Bist du bereit, ihm zu begegnen, wenn er heute kommen sollte? An vielen Stellen ermahnt uns die Bibel, bereit zu sein. Du magst antworten, das sei ein Aufruf auf Grund von Furcht. »Aus Glauben erbaute Noah, als er eine göttliche Weisung über das, was man noch nicht sah, empfangen hatte, in der Furcht Gottes eine Arche zur Rettung seines Hauses« (Hebr. 11, 7). Noah war erschrocken vor den kommenden Ereignissen, und es war diese Furcht, die ihn dazu trieb, die Arche zu bauen. 2. Warte mit Geduld »Denn Ausdauer habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tun und so die Verheißung erlangen mögt. Denn noch eine ganz, ganz kurze Zeit, so wird der, welcher kommen soll, kommen und nicht verziehen« (Hebr. 10, 36. 37). Die dem Abraham und der Sarah verheißene Geburt Isaaks wurde lange hinausgezögert; aber Gottes Verheißung erfüllte sich, wenn es auch unmöglich schien. 3- Wache mit Erwartung Matthew Henry schrieb: »Warten heißt nicht nur glauben, daß unser Herr kommen wird, sondern auch wünschen, daß er kommt. Oft daran denken, daß er kommt und immer danach Ausschau halten als nach etwas ganz Gewissem, wenn auch Zeit und Stunde ungewiß sind.« »Das Reich, in dem wir Bürger sind, ist in dem Himmel, und aus ihm erwarten wir auch als Heiland den Herrn Jesus Christus« (Phil. 3, 20). Der Apostel Paulus schrieb an Titus: ». . . und warten auf die selige Hoffnung und auf die Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und des Heilandes Christus Jesus« (Tit. 2, 13). Als die Königin Viktoria einen Pfarrer über die Wiederkunft Christi predigen gehört hatte, sagte sie: »Ich wünschte, er käme zu meinen Lebzeiten, daß ich meine Krone nehmen und zu seinen Füßen legen könnte.« 4. Arbeite mit Eifer »Wohl jenem Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird« (Matth. 24, 46). Manche Leute meinen, wenn Christus bald wiederkommt, warum sollten sie dann noch weiter arbeiten? Das war eins der Probleme der Thessalonicher, denen Paulus schrieb, um ihnen die Wiederkunft Christi ganz gewiß zu machen. Er erklärte ihnen Einzelheiten der letzten Tage und rief sie dann auf, ans Werk zu gehen. Die Hoffnung auf die Wiederkehr Christi sollte uns nur um so intensiver arbeiten lassen, damit wir »nicht zuschanden werden vor ihm bei seiner Wiederkunft« (1. Joh. 2, 28). Für den Christen wird die Wiederkunft Christi ein herrlicher Augenblick sein, für die Menschen ohne Christus das größte Unglück, eine tragische Trennung, eine unvorstellbare Enttäuschung. Aber welch ein herrlicher Abschluß für die, die bereit sind. Die letzten Worte der Bibel lauten: »Ja, ich komme bald. Amen. Komm, Herr Jesu!« (Offb. 22, 20). 19- Kapitel DAS KOMMENDE GERICHT Einer der glänzendsten Gottesleugner der amerikanischen Geschichte war Robert G. Ingersoll, der überall in den Vereinigten Staaten dramatische Vorträge hielt und die Bibel und die Existenz Gottes in Frage stellte. Als er eines Abends zu einer kleinen Versammlung im Staate New York sprach, verkündigte er beredt seine Zweifel an dem zukünftigen Gericht und an der Hölle. Als er zu Ende geredet hatte, stand ein alter Trinker auf, hinten in der Halle, und sagte mit schwerer Zunge: »Hoffentlich haben Sie recht, Bruder Bob. Ich verlasse mich darauf.« Der moderne Mensch denkt nicht gern an Gott in der Verbindung mit Begriffen wie Zorn und Gericht. Er macht sich gern einen Gott nach eigener Vorstellung und verleiht ihm die Eigenschaften, die er seiner Meinung nach besitzen sollte. Er macht sich einen Gott zurecht, der mit seinem Wunschdenken übereinstimmt und es mit seinen Sünden nicht so genau nimmt. Dieser moderne »Gott« hat die Eigenschaften Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung, aber nicht Gerechtigkeit. In dieser Gottesvorstellung gibt es keine Gesetze mehr, die absoluten Gehorsam erfordern, und keine Maßstäbe, denen man sich beugen muß. Doch diese Art »Gott« würde eine unmögliche Welt bauen. Sie wäre chaotisch, verantwortungslos und selbstzerstörerisch. Es wäre für den Menschen unmöglich, in Gewißheit und Glück zu leben. Wenn es Sinn haben soll, muß das Leben des Menschen auf einem Gesetz und einem Gesetzgeber gegründet sein. Der Psalmist sagt: »Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele; das Zeugnis des Herrn ist verläßlich und macht Einfältige weise. Die Befehle des Herrn sind recht und erfreuen das Herz; das Gebot des Herrn ist lauter und erleuchtet die Augen« (Ps. 19, 8. 9). Die Bibel mahnt, »böse Leute verstehen nicht, was Recht ist« (Spr. 28, 5). Jesus selbst hat dem Gesetz seine Zustimmung gegeben, als er sagte: »Es ist aber leichter, daß der Himmel und die Erde vergehen, als daß ein Strichlein am Gesetz dahin- falle« (Luk. 16,17). Das Gesetz des Mose und die Bergpredigt sind Maßstäbe, die niemals verändert werden können. Kein Geistlicher hat das Recht, diese Maßstäbe im Namen Gottes zu lockern, wenn er nicht Gefahr laufen will, das Gesetz zu. schänden, Gott zu lästern und der Irrlehre schuldig zu werden. Gerechtigkeit, Gnade und Liebe Viele meinen, Gericht sei nicht mit Gerechtigkeit, Gnade und Liebe zu vereinen. Das liegt daran, daß sie das Wesen Gottes nicht verstehen. Sie haben die Offenbarung des Wesens Gottes in der Bibel nicht angenommen. Gericht und Gerechtigkeit gehören zusammen. Die Gerechtigkeit erfordert den Ausgleich der Waagschale, und das ist Gericht. Das Gesetz kann nicht ohne Strafe bestehen. Gericht und Gnade gehören aber auch zusammen. Das Gericht widerspricht in keiner Weise der Gnade; denn wenn Gnade geübt werden soll, dann muß das Gericht ein Teil der göttlichen Ordnung sein. Gnade ohne Gerechtigkeit wäre ein Widerspruch. Gericht und Liebe gehören auch zusammen. Ein Gott der Liebe muß ein Gott der Gerechtigkeit sein. Gerade weil Gott liebt, darum ist er gerecht. Gottes Liebe und Gottes Gerechtigkeit halten sich die Waage und machen seine Taten der Liebe und Gerechtigkeit erst sinnvoll. Gott könnte nicht konsequent die Menschen lieben, wenn er nicht für das Gericht der Übeltäter gesorgt hätte. Seine Bestrafung der Übeltäter und seine-Aussonderung der Rechtschaffenen ist ein Beweis der großen Liebe Gottes. Wir blicken zum Kreuz auf dem dunklen Hintergrund des Gerichts. Weil Gottes Liebe zum Menschen so-stark war, darum gab er seinen Sohn, so daß der Mensch nicht das Gericht zu erwarten braucht. Das Gericht ist nötig für das Gewissen. In seiner moralischen Struktur braucht der Mensch die Bestrafung als notwendigen »Stachel« für sein Gewissen. Er verlangt nach dieser Drohung und Warnung, um das Böse zu verhindern. Das mag nicht das höchste Motiv für das Tun des Guten sein, aber es ist einfach nötig bei der mangelnden Vollkommenheit der menschlichen Natur seit dem Garten Eden. Wir müssen den Menschen nehmen, wie er ist, nicht, wie er sein sollte. Die Bibel lehrt, daß der Mensch so sehr gegen das Gesetz Gottes rebelliert, daß er eines Tages seine Heere gegen Gott selbst einsetzen wird. Das wird der letzte große Kampf sein, Harmagedon. »Und sie versammelten sich an den Ort, der hebräisch Harmagedon heißt« (Offb. 16, 16). Das wird die letzte krampfhafte Anstrengung des gefallenen Menschen gegen das Gesetz Gottes sein. Was wird Gott antworten? Eine Show der Barmherzigkeit? Eine Aufführung der Toleranz? Nein! Sie lautet: Gericht. Die einzige Alternative auf die verachtete und zurückgewiesene Barmherzigkeit ist das Gericht. Gott hat seine Liebe und Barmherzigkeit und Vergebung den Menschen angeboten. Vom Kreuz aus hat Gott der ganzen Welt gesagt: »Ich liebe dich.« Wenn diese Liebe bewußt zurückgewiesen wird, dann gibt es nur noch eins: Gericht. Im Gegensatz zu der weitverbreiteten Ansicht weiß die Bibel nichts von einem allgemeinen Gericht, in dem alle Menschen zur gleichen Zeit vor Gott erscheinen. Die Bibel nennt verschiedene Gerichte. Es gibt ein Gericht der Gerechten vor dem Richtstuhl Christi (2. Kor. 5, 10). Dann gibt es das Gericht der Völker (Matth. 25, 31—46). Dann gibt es noch ein Gericht für die sündigen Toten vor dem großen weißen Thron (Offb. 20, 11—13). Diese Gerichte über verschiedene Menschen zu verschiedenen Zeiten und für verschiedene Zwecke bilden zusammen das Bild des Gerichts, wie es in den prophetischen Schriften erfüllt wird. Das Gericht für die Sünde fand am Kreuz statt. Die Schrift sagt: »Er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit Gottes würden« (2. Kor. 5, 21). Deshalb lehrt die Schrift: »Also gibt es jetzt keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind« (Röm. 8, 1). Mit anderen Worten, das Gericht für die Sünde, das ich verdient hatte, ist bereits geschehen. Christus hat mein Gericht am Kreuz getragen. Jeder Forderung des Gesetzes wurde Genüge getan. »Er hat unsere Sünden an seinem Leibe selber an das Holz hinaufgetragen« (1. Petr. 2, 24). Das Gesetz hatte gesagt: »Der Sünde Sold ist der Tod« (Röm. 6, 23), und »Die Seele, die sündigt, die muß sterben« (Hes. 18, 4). Ich habe Gericht und Hölle verdient, aber Christus hat dieses Gericht und diese Hölle für mich getragen. Christus sagte selbst: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben, und in ein Gericht kommt er nicht, sondern er ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen« (Joh. 5/ 24). Wir werden nie das Ausmaß der Liebe Gottes in Christus am Kreuz begreifen, bevor wir verstehen, daß wir niemals mehr vor dem Gericht Gottes für unsere Sünden stehen müssen.Als ich einmal den Nordatlantik mit dem Schiff überquerte, blickte ich beim Aufstehen aus meinem Bullauge und sah eine so schwarze Wolke, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte. Mir war klar, daß uns ein schrecklicher Sturm bevorstand. Ich ließ mir das Frühstück in meine Kabine kommen und sprach mit dem Steward darüber. Er sagte: »Oh, wir sind durch den Sturm schon hindurch. Der liegt hinter uns.« Wenn wir an Jesus Christus glauben, sind wir durch den Sturm des Gerichtes bereits hindurch. Er fand am Kreuz statt. Das Gericht der Gläubigen ist deshalb kein Gericht zur Verurteilung, sondern mehr im Sinne einer Bewertung. Es ist der Augenblick, wo Christus den Seinen Belohnung geben will. »Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder empfange, je nachdem er im Leibe gehandelt hat, es sei gut oder böse« (2. Kor. 5, 10). Die Schrift sagt: »Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist. Wenn aber jemand auf dem Grund Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird eines jeden Werk offenbar werden, denn der Tag des Gerichts wird es kundmachen, weil es sich im Feuer offenbart; und wie eines jeden Werk beschaffen ist, wird das Feuer erproben. Wird jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleiben, so wird er Lohn empfangen. Wird jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch« (1. Kor. 3, 11—15). Hier geht es nicht um die Errettung, sondern um die »Werke« nach der Errettung. An dieser Stelle wird der Christusgläubige dargestellt als jemand, der einen Bau des Dienstes und der Werke errichtet, der durch das Feuer geprüft wird. So wird also das Werk jedes Sonntagsschullehrers, jedes Jugendleiters, jedes sozialen Mitarbeiters, jedes Pfarrers, jedes Christen durch dieses Feuer hindurchgehen, damit es geprüft wird. Von dem Gericht vor dem großen weißen Thron wird in Offb. 20, ix—13 berichtet, wo der Apostel Johannes sagt: »Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß; und vor seinem Angesicht floh die Erde und der Himmel, und es fand sich keine Stätte mehr für sie. Und ich sah die Toten, die großen und die kleinen, vor dem Thron stehen, und es wurden Bücher geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, das das Buch des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet auf Grund dessen, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. Und das Meer gab seine Toten wieder, und der Tod und das Totenreich gaben ihre Toten wieder; und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken.« Dies ist das Gericht, auf das jeder Mensch zugeht, der ohne Christus lebt. Das Datum steht für Gott fest. Alle Menschen aller Rassen und Nationalitäten, sowohl der Vergangenheit als auch der Gegenwart, werden dort erscheinen. Es wird der Tag sein, für den alle anderen Tage gemacht sind. Du magst in diesem Leben Verabredungen treffen und brechen — aber diese eine Verabredung wirst du halten. Moderne Skeptiker und Spötter werden über die Idee eines kommenden Gerichtes lachen. Sie lachten auch, als Noah die Flut vorhersagte. Sie lachten über Jeremias, als er die Zerstörung Jerusalems ankündigte. Sie lachten über Lot, als er die Menschen von Sodom warnte, daß Gott Feuer und Schwefel regnen lassen würde. Sie lachten über Amos, als er Israel wegen des kommenden Gerichtes warnte. Alle diese Gerichte sind eingetroffen. »Jetzt aber läßt er den Menschen verkündigen, daß sie alle überall Buße tun sollen, wie er denn einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten wird« (Apg. 17, 30. 31). Es gibt viele Warnungen in der Schrift vor diesem großen Tag, der vor uns liegt, diesem Tag des Gerichts. Das ist der Tag, von dem in Sprüche 1, 24—31 prophezeit wurde: »Weil ich rief und ihr nicht wolltet, mit der Hand winkte und niemand aufmerkte, weil ihr all meinen Rat in den Wind schlugt und meine Rüge nicht annahmt, so will nun auch ich bei eu- rem Verderben lachen, will spotten, wenn der Schrecken über euch kommt, wenn der Schrecken über euch kommt wie ein Wetter, wenn euer Verderben wie Sturmwind daherfährt, wenn Not und Drangsal euch überfällt. Alsdann werden sie mich rufen, aber ich werde nicht hören; sie werden mich suchen, mich aber nicht finden. Weil sie die Erkenntnis haßten und an der Furcht des Herrn kein Gefallen hatten, meinen Rat nicht annehmen wollten, all meine Rügen verwarfen, darum werden sie die Frucht ihres Wandels kosten müssen und an ihren eigenen Tränen genug bekommen.« An diesem großen Tag werden die Menschen zu Gott um Barmherzigkeit schreien, aber es wird zu spät sein. An diesem Tag werden die Menschen Gott suchen, aber sie werden nicht fähig sein, ihn zu finden. Es ist zu spät. Das ist der Tag, auf den sich Jesus in der Bergpredigt berief, als er sagte: »Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel kommen, sondern wer den Willen meines Vaters in den Himmeln tut. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen als Propheten geredet und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Machttaten vollbracht? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch nie gekannt; weichet von mir, die ihr begeht, was wider das Gesetz ist« (Matth. 7, 21—23). Heute ist Christus unser Rechtsanwalt, unser Heiland — bereit, uns zu vergeben und uns zu reinigen und zu vergessen. Doch es kommt der schreckliche Tag, wo er unser Richter sein wird. 20. Kapitel DIE WELT IM FEUER Ein Freund sagte zu Mark Twain: »Ich habe Sorge. Die Welt nähert sich ihrem Ende.« »Keine Sorge«, antwortete der berühmte Humorist, »wir können auch ohne sie auskommen.« Mark Twain mag es nicht gewußt haben, aber er sprach die Wahrheit. Wir können auch ohne sie auskommen, denn Gott wird eine neue Welt durch das Feuer schaffen. Der Apostel Petrus schrieb: »Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, und an ihm werden die Himmel mit gewaltigem Getöse vergehen, die Elemente aber in der Gluthitze sich auflösen und die Erde und die Werke auf ihr nicht mehr zu finden sein« (2. Petr. 3, 10). Die Zeit des Feuers wurde von den Propheten als der große und schreckliche Tag des Herrn vorausgesehen, an dem die Erde bebt und die Himmel zittern, die Sonne sich verdunkelt und die Sterne zu scheinen aufhören werden. Es wird ein Tag sein, sagt der Prophet, an dem ein »Feuer herfährt« und »eine Flamme brennt«. Immer und immer wieder gebrauchten die Propheten das Wort »Feuer«. Oft wird in der Bibel mit dem »Feuer« nicht das Feuer der Verbrennung gemeint, wie wir es kennen. Die Bibel lehrt, daß Gott das Feuer als ein Mittel zur Reinigung gebraucht. Wenn wir lesen, daß der Heilige Geist als »feurige Zungen« erschien, dann nehmen wir nicht an, daß es sich um buchstäbliches Feuer handelte, als vielmehr um eine Darstellung des Charakters des Heiligen Geistes als einer reinigenden Kraft. Wenn die Propheten von dem Feuer im Weltgericht sprechen, oder wenn Petrus das Feuer erwähnt am Ende der Zeit, dann ist es unwahrscheinlich, daß sie das Verbrennungsfeuer meinen. Es könnte auch das spaltende Feuer sein, das die Kernenergie freigibt durch Spaltung des Atoms. Natürlich ist das alles nur Spekulation, aber es könnte auch die elementare, schöpferische Form des Feuers gemeint sein, die am Anfang gebraucht wurde, und die bei dem »neuen Anfang« eine neue Erde zur Entstehung brächte. Die zu erwartende dreifache Veränderung In 2. Petr. 3 beschreibt der Apostel eine dreifache Veränderung, die zu der Zeit stattfinden wird. Erstens, »die Himmel werden vergehen mit gewaltigem Getöse«. Das bezieht sich wahrscheinlich auf die Atmosphäre, die die Erde umgibt. Es heißt nicht, daß sie aufhört zu existieren, aber sie wird umgewandelt werden. Es bedeutet Umstellung, nicht Zerstörung, denn an ihre Stelle wird eine neue Atmosphäre und eine neue Erde treten. Sie werden neu aufgebaut werden, damit darauf der neue Mensch wohnen kann, der einen neuen Körper hat. Zweitens sagt Petrus: »Die Elemente werden vor Gluthitze schmelzen.« Hier bedeutet »Elemente« das Elementare, die Materie. Die ganze Materie besteht aus Atomen. Alle Elemente können durch Hitze verändert werden. Im allgemeinen wird angenommen, daß dies hier die Hitze der Verbrennung ist, aber es könnte auch die Hitze sein, die entsteht bei der Trennung von Protonen und Neutronen im Kern des Atoms. Durch die dabei frei werdenden gewaltigen Hitzeenergien würden der gegenwärtige Himmel und die gegenwärtige Erde verwandelt werden in den neuen Himmel und die neue Erde. Wir wissen es nicht. Wir können nur im Lichte der Erkenntnisse der modernen Wissenschaft Schlüsse ziehen. Im Blick auf die Zukunft im Sinne biblischer Prophetie haben wir nicht das Recht, dogmatische Aussagen zu machen. Jedoch sind wir berechtigt, vernünftige Vermutungen anzustellen über die Interpretation der kommenden Ereignisse. Mit der unvorstellbaren Informations-Menge, die dem modernen Interpreten zur Verfügung steht, ist er in der Lage, vernünftige Vermutungen anzustellen, die seinem Verständnis der Schrift sehr hilfreich sein können. So sind wir heute in der Lage, derartige Bibelstellen wie des Petrus Beschreibung des neuen Himmels und der neuen Erde in einem Umfang zu verstehen, wie es vor einer Generation noch unmöglich war. Die dritte Veränderung, von der Petrus spricht, geschieht auf der Erde. Er sagt: »Die Erde und die Werke auf ihr werden nicht mehr zu finden sein.« Was immer zu dem neuen Leben auf der neuen Erde nicht paßt, wird zerstört werden. Dies nennen manche das Ende der Welt, aber die Welt wird niemals enden. Sie wird nur in eine bessere Welt verwandelt werden. Der Veränderungsprozeß, der den neuen Himmel und die neue Erde hervorbringen wird, ist mit folgenden Worten geschildert: »Da dies alles so aufgelöst wird, wie sehr müßt ihr euch bewähren in Erweisungen von heiligem Wandel und Frömmigkeit, indem ihr die Ankunft des Tages Gottes erwartet und beschleunigt, um dessen willen die Himmel im Feuer sich auflösen werden und die Elemente in der Gluthitze zerschmelzen« (2. Petr. 3,11.12). Es ist bemerkenswert, daß vor 2000 Jahren ein göttlich inspirierter Schreiber den Begriff »auflösen« benutzt hat, der durch die neue Wissenschaft plötzlich mit einer neuen Bedeutung gefüllt wurde. »Aufgelöst« ist dasselbe Wort, das auch Jesus gebrauchte, als Lazarus noch in die Leichentücher eingehüllt vor seinem Grabe vor ihn trat. Jesus sagte: »Löset ihn auf und laßt ihn gehen« (Joh. 11, 44, Luther). Und wenn die Dinge der Natur »aufgelöst« werden, dann werden sie auch befreit werden von ihren Leichentüchern der Krankheit, des Todes und der Armut. Die ganze Natur darf dann in einen neuen und herrlichen Lebenszustand übergehen. Jeder von uns hat schon einmal eine Tablette in einem Glase Wasser aufgelöst. Was fand da statt? Die Tablette verschwand, aber sie wurde nicht zerstört. Manche Auflösung dieser Art wird stattfinden, nicht Zerstörung oder Auslöschung, sondern eine Veränderung in neue Formen der Bedingungen und Gegebenheiten. Das Mittel dazu könnte ein Feuer sein, wie etwa das der Kernspaltung. Es werden große geologische, zoologische, chemische und astronomische Veränderungen stattfinden; aber noch bedeutungsvoller wird die neue Ordnung sein. Große moralische und geistige Veränderungen werden sich ergeben, weil es eine neue Welt geben wird, »in der Gerechtigkeit wohnt«. Vorbereitung auf die Zukunft Die Zukunft gehört denen, die dafür vorbereitet sind. Und wir werden dazu aufgerufen, uns vorzubereiten. Petrus schreibt: »Darum, Geliebte, da ihr dies erwartet, befleißigt euch, unbefleckt und untadelig von ihm erfunden zu werden im Frieden« (2. Petr. 3,14). »Die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit« (1. Joh. 2,17). Kürzlich sprach ich mit einem Architekten, der behauptete, daß seine Gebäude bis in die Ewigkeit bestehen bleiben würden. Ich mußte lächeln. Unsere Welt wird verschwinden, wie die Sandburg eines Kindes am Strand. Der Stolz der Macht, der Pomp des Reichtums, die Schönheit der Kunst, die Raffinesse der Geschicklichkeit — alles wird verschwinden. Auch Satan und der Antichrist, so lehrt die Bibel, werden durch das Feuer zerstört. Die Bibel sagt, daß der Satan zunächst gebunden und dann freigelassen werden wird, um schließlich in den Feuersee geworfen zu werden. »Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, und legte ihn auf tausend Jahre in Fesseln« (Offb. 20, 2). »Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den See des Feuers und Schwefels geworfen, wo auch das Tier und der falsche Prophet sind, und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht in alle Ewigkeit« (Offb. 20, 10). Auf diese Weise wird der Urheber des Bösen und der Sünde auf ewig von Gottes Universum verbannt sein und niemals wieder den Menschen in Schwierigkeiten bringen können. Die Bibel sagt, daß dies alles geschehen wird, wenn man es am wenigsten erwartet. Heute ist unsere Welt bis zum Wahnsinn besessen von Vergnügen, Sexualität und Geld. Ihre Ohren sind der Wahrheit verschlossen. Die meisten Menschen sind blind. Sie wollen nicht sehen. Sie wollen nicht hören. Sie rennen in ihr Verderben hinein. »Wenn sie sagen werden: Es ist Friede und Sicherheit, dann kommt plötzliches Verderben über sie wie die Wehen über die schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen können« (1. Thess. 5, 2). Doch Gott sehnt sich danach, die Menschen zu retten. »Der Herr . . . will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß alle zur Buße gelangen« (2. Petr. 3, 9). Gott wirkt, um die Menschen auf ihrem abschüssigen Weg in die Sünde anzuhalten. Er hat seinen Heiligen Geist gesandt, um die Menschen zu überführen, und seine Prediger und Verkünder, um sie zu warnen. Sein Wort ist fast in jeder Sprache gedruckt worden. Der Mensch hat keine Entschuldigung. 21. Kapitel DIE WELT VON MORGEN Auf der New Yorker Weltausstellung 1964 und 1965 hatte die General-Electric-Ausstellungshalle ihr eigenes Leitmotiv: »Einem hellen Morgen entgegen.« Ohne Frage verstanden die Produzenten den Slogan ironisch angesichts der gefährlichen Weltlage. Wenn der Christ sagt: »Es geht einem hellen Morgen entgegen«, so kann er das ohne Einschränkung meinen; denn Gott hat es verheißen. »Von all den Verheißungen, die er . . . gegeben hatte, ist nicht eine unerfüllt geblieben« (1. Kön. 8, 56). Die christliche Hoffnung richtet sich auf zwei Welten — auf diese Welt und auf die nächste. Wenn wir diese beiden Welten vor Augen haben, sind wir für ein volles Leben hier vorbereitet. Der Christ hat die Hoffnung eines Lebens voller Freude und Frieden und strahlt Liebe aus inmitten einer Welt der Schwierigkeiten. Der Christ hofft auf bessere Lebensbedingungen als Ergebnis des christlichen Einflusses in jeder Gesellschaft oder Gemeinde. Doch die größte und letzte Hoffnung des Christen ist die kommende Welt. Überall in der Bibel ist davon die Rede, daß es eine neue Welt geben wird. Die Bibel streitet nicht darüber und versucht auch nicht, sie ausführlich zu erklären. Als er die Zukunft des Christen beschrieb, sagte der Apostel Paulus einmal: »Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und keinem Menschen ins Herz emporgestiegen ist, was alles Gott denen bereitet hat, die ihn lieben« (1. Kor. 2, 9). Einmal hatte der Apostel Paulus eine Vision des Himmels. Er sah Dinge, die unaussprechlich waren. Er war nicht in der Lage, es in Worte zu fassen. Wir können die Wunder der nächsten Welt nicht begreifen oder die Kenntnis über sie mit unserer Welt in Zusammenhang bringen. Dies zu versuchen läge jenseits unserer augenblicklichen verstandesmäßigen Fähigkeiten. Am Ende der Bibel steht geschrieben: »Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind verschwunden« (Offb. 21, 1). Alles wird neu sein. Es wird als eine neue Schöpfung beschrieben, in der wir uns mit neuen Körpern bewegen, neue Namen besitzen, neue Lieder singen, in einer neuen Stadt leben, durch eine neue Regierungsform regiert werden, und herausgefordert werden durch neue Aussichten. Das verlorengegangene Paradies wird wiedergewonnen sein, aber es wird ein neues Paradies sein, nicht das alte, repariert und überholt. Als Gott sagte: »Siehe, ich mache alles neu«, da lag die Betonung auf alles. Die traditionelle Vorstellung von dem »Himmels-Bewohner« ist eine Karikatur. Wir stellen uns oft den Himmel vor als einen Ort, wo die Menschen an einer Harfe sitzen, mit Flügeln an ihren Schultern. Wir haben Bilder gesehen von Menschen mit juwelenbesetzten Heiligenscheinen um den Kopf, mit engelhaftem Ausdruck auf dem Gesicht, mit goldenen Straßen unter den Füßen und der bezaubernden Schönheit von Perlen in den Augen. Das ist natürlich nicht die wahre Natur des »Himmels-Bewohners«. Er lebt nicht in einem statischen Dasein. Jemand sagte einmal, daß an der Tür zum Himmel die Inschrift steht: »Eintritt nur in geschäftlichen Angelegenheiten.« Der Himmel ist Wirksamkeit, Erleben, Tätigkeit und Engagement. Die Bibel sagt von den Menschen im Himmel, daß »seine Knechte ihm dienen werden« (Offb. 22, 3). Es wird dem augenblicklichen Leben mit seiner Arbeit und Freizeit sehr ähnlich sein, aber all die Mangelerscheinungen werden fehlen, die den vollen und wahren Sinn des Lebens zerstören. Das Gewaltigste an dem neuen Himmel ist für mich die Tatsache, daß Jesus Christus dort sein wird. Ich werde ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Ich werde die Gelegenheit haben, direkt mit ihm zu sprechen und ihm Hunderte von Fragen zu stellen, die mir noch nie beantwortet worden sind. Manchmal werden wir müde durch die Lasten des Lebens, aber es ist ermunternd zu wissen, daß Jesus Christus uns am Ende unserer Lebensreise erwartet. Die Freude darüber, daß man für immer mit ihm Zusammensein kann, ist größer, als irgend jemand beschreiben kann. Der Apostel Paulus war so begierig, Christus zu sehen, daß er »viel mehr Lust hatte auszuwandern aus dem Leibe und daheim zu sein beim Herrn« (2. Kor. 5, 8). Die Bibel lehrt uns, daß der Thron Gottes im Himmel ist. »Der Himmel ist mein Stuhl und die Erde meiner Füße Schemel« (Apg. 7, 49). Sein Reich ist das Universum, und das hat keine Grenzen. Die Wissenschaftler sagen, der Raum sei unbegrenzt, und daß wir in einem sich ausdehnenden und nicht zurückgehenden Universum leben. Unsere Fernrohre haben niemals die Grenzen des äußeren Raumes entdeckt. Wenn wir in den Himmel kommen, werden wir auf keinen bestimmten Ort begrenzt sein. Das Universum wird unser Reich sein. Und was für den Raum gilt, gilt auch für das, was wir Zeit nennen, denn die Zeit wird abgelöst von der Ewigkeit; wir werden uns in die endlosen Äonen der Zukunft begeben und die unbegrenzten Entfernungen des Universums erforschen. Der Himmel ist mehr als nur ein Zustand des Geistes. Er ist ein Platz, der bereitet ist, von den Menschen bewohnt zu werden, die mit Gott durch Jesus Christus versöhnt worden sind. Eine Beschreibung des Himmels finden wir auf den letzten Seiten der Bibel, wo es heißt: »Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen, gerüstet wie eine Braut, die für ihren Mann geschmückt ist« (Offb. 21, 2). Am Morgen des Hochzeitstages meiner ältesten Tochter hatte ich ein persönliches Gespräch mit ihr. Nie zuvor hatte ich solch ein Gemisch von Erwartung, Freude und Glück auf dem Antlitz einer Frau beobachtet. Der Apostel Johannes, dem ein Einblick in die Ewigkeit gewährt worden war, sagt: »Und Gott wird alle Tränen abwischen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, und kein Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Throne saß, sprach: siehe, ich mache alles neu« (Offb. 21, 4 und 5). Der Himmel wird die Vollendung all dessen sein, wonach wir uns immer gesehnt haben. Dort wird es keine Nacht mehr geben, keinen Tod, keine Krankheit, keine Sorgen, keine Tränen, keine Unwissenheit, keine Enttäuschung, keinen Krieg. Der Himmel wird den schöpferischen Genius des erlösten Menschen herausfordern. Der Himmel wird vor allem dadurch anziehend sein, daß Christus persönlich anwesend ist. Die biblische Beschreibung des Himmels als Gesamtbild ist die des neuen Himmels und der neuen Erde, gekrönt von ei- ner »Stadt, deren Erbauer und Schöpfer Gott ist«. Im Buch der Offenbarung schildert sie Johannes mit ihren Bäumen, Springbrunnen, Früchten, festlichen Gewändern, Palmen, Musik, Kronen, Edelsteinen, Gold, Licht, Farben des Regenbogens, Gewässern, Wissen, Freundschaft, Liebe, Heiligkeit und dort findet er die Gegenwart Gottes und seines Sohnes. Dies und noch viel mehr wird der Himmel sein! Die Bibel lehrt, daß wir Christen hier Fremde sind. Wir sind Ausländer, Wanderer, Reisende auf der Erde. »Wir haben hier keine bleibende Statt« (Hebr. 13, 14). Der Apostel Paulus sagt uns: »Das Reich, in dem wir Bürger sind, ist in den Himmeln, und aus ihm erwarten wir auch als Heiland den Herrn Jesus Christus« (Phil. 3, 20). Noch etwas ist über den Himmel zu sagen, etwas von außerordentlicher Bedeutung, und das ist, wie man dorthin gelangt. Es gibt Einschränkungen über den Zugang zum Himmel. Die Schrift sagt: »Es wird nicht hineingehen irgendein Gemeines und das da Greuel tut und Lügen, sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes« (Offb. 21, 27).. Das sagt ganz deutlich, daß gewisse Menschen nicht zugelassen werden, um sich der Herrlichkeit und der Freude des Himmels zu erfreuen. Menschen, die sich nicht darum gekümmert haben, ob ihre Namen in das Lebensbuch des Lammes eingetragen sind. Sie haben das Angebot der Liebe Gottes und seiner Barmherzigkeit und Gnade abgelehnt. Sie sagten »Nein« zu Jesus Christus. Er selber sagte: »Gehet ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg-ist breit, der zum Verderben hinführt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen; denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben hinführt, und wenige sind es, die ihn finden« (Matth. 7,13. 14). Sind Sie im Glauben durch die enge Pforte eingetreten? Sind Sie jetzt auf dem schmalen Pfad, der zum ewigen Leben führt? Oder gehören Sie zu den Massen der Menschheit, die sich auf der breiten Straße bewegen, die zum Verderben führt? Was ist Ihr Ziel? Welche Straße gehen Sie? Nicht jeder wird im Himmel wiedergefunden werden. Ein Autofahrer hielt an und fragte einen Fußgänger nach dem Weg. Als der Mann ihm den Weg beschrieben hatte, fragte der Autofahrer zweifelnd: »Ist das der beste Weg?« Darauf der Mann: »Es ist der einzige Weg.« Es gibt nur einen Weg in den Himmel. Jesus sagt: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich« (Joh. 14, 6). Die letzte Einladung der Bibel lautet: »Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, der sage: Komm! Und wer dürstet, der komme; wer will, der nehme Wasser des Lebens umsonst!« (Offb. 22, 17). Wir leben noch immer im Zeitalter der Gnade. Das Angebot der Vergebung Gottes und des neuen Lebens gilt noch immer. Jedoch eines Tages wird die Tür geschlossen werden. Eines Tages wird es zu spät sein. Darum warnt uns die Bibel beständig und ruft uns: »Jetzt ist die hochwillkommene Zeit« (2. Kor. 6, 2). Als die Flut kam, war Noah sicher und wohlbehalten in der Arche. Er war »töricht« genug gewesen, Gott zu vertrauen und ihn bei seinem Wort zu nehmen. Wenn die Welt in Flammen aufgeht, können Sie sicher und wohlgeborgen sein, wenn Sie glauben und »die Torheit Gottes« annehmen. Einer sterbenden Welt bedeutet das sehr wenig; aber für uns, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft zur Errettung. R. Brockhaus Taschenbuch Band 168 Welt in Flammen Billy Graham spricht über die weltgeschichtliche, bevölkerungspolitische, technische, medizinische, moralische Entwicklung der siebziger Jahre und zeigt die negativen Begleiterscheinungen des zu erwartenden Fortschrittes. Wer unter diesen Voraussetzungen die kommenden Jahre noch mit hochgestimmtem Fortschrittsglauben begrüßen kann, hat die Lage entweder nicht klar erfaßt oder selbst erfahren, was Billy Graham anbietet: nämlich die Hoffnung des Evangeliums. ISBN 3-417-00199-4