Ein altes, weises
Sprichwort lautet: „Gib nicht alles aus, was du hast; glaube nicht alles, was
du hörst; sage nicht alles, was du weißt, und tue nicht alles, was du kannst.“
Es gibt so viel
Arbeit, dass es schade ist, wenn wir unsere Kraft unnütz vergeuden. Es ist
reiner Zeitverlust, Milch von einem Türpfosten oder Blut von einer Rübe oder
Verstand von einem Narren zu erwarten. Bitte einen Geizigen nicht eher um Geld,
als bis du einen Kieselstein weich gekocht hast. Verklage keinen Schuldner, der
nicht einen Pfennig Vermögen hat; du wirst nur gutes Geld dem schlechten
nachwerfen, du wirst also dein Frettchen los werden, ohne das Kaninchen zu
bekommen. Biete keinem Blinden einen Spiegel an; wenn ein Mensch so stolz ist,
dass er seine Fehler nicht sehen will, so wird er dich nur dafür beschimpfen,
dass du ihn darauf aufmerksam gemacht hast. Es nützt nichts, einem Maulwurf
eine Laterne vorzuhalten, oder mit einem Menschen vom Himmel zu sprechen, der
nach nichts fragt als nach schmutzigem Gewinn. Alles hat seine Zeit. Es ist
töricht betrunkenen Menschen etwas vorzupredigen, das heißt, die Perlen vor die
Säue werfen; lass sie erst nüchtern werden, und dann rede nüchterne Worte mit
ihnen. Wenn du ihnen eine Vorlesung hältst, so lange sie betrunken sind, so
handelst du so, als ob du selber betrunken wärest.
Setze keine Katze auf
einen Kutscherbock oder Menschen an Stellen, zu denen sie nicht tauglich sind.
Man kann aus Pflaumen keine Äpfel machen; kleine Gemüter werden immer klein
bleiben, auch wenn sie Küster oder Kirchenvorsteher geworden sind. An vielen
Predigern ist ein guter Schneider verloren gegangen, oder es sind vortreffliche
Schuster, die ihren Beruf verfehlt haben. Wenn Gott eine Kreatur zum Fliegen
bestimmt, so gibt er ihr Flügel, und wenn er Menschen zu Predigern bestimmt, so
schenkt er ihnen Gaben dazu. Es ist schlimm, einen Menschen in den Krieg
hinauszustoßen, der nicht kämpfen kann. Es ist besser, einem Menschen vom
Klettern abzubringen, als ihm dazu behilflich zu sein, dass er sich den Hals
bricht. Seidentäschchen werden nicht aus Schweineohren gemacht; Schweine lernen
nie gut auf der Flöte spielen, man kann sie lehren, so lange man will.
Häuser aus Sägespänen
zu bauen, ist eine sehr vernünftige Idee im Vergleich zu dem, was sich einige
meiner Londoner Freunde in den Kopf gesetzt haben: Sie wollen durch Spekulieren
an der Börse reich werden – sie könnten ebenso gut den Wind in einem Netz
fangen oder Wasser in einem Sieb tragen. Seifenblasen sind ein hübscher Spaß
für Kinder, aber Gesellschaftsblasen sind gefährliche Werkzeuge, mit denen
niemand spielen sollte. Wenn ich ein Bein los werden wollte, so würde ich es
mir nicht gerade von einem Haifisch abbeißen lassen. Gib dein Geld lieber an
Narren, als es dir von Betrügern abschwatzen zu lassen.
Es ist niemals der
Mühe wert, unnütze Dinge zu tun. Beschmiere nie eine Sau mit Fett und lobe nie
einen stolzen Menschen. Mache keine Kleider für Fische und keine Decken für
Altäre. Male nicht die Lilien an und verziere nicht das Evangelium. Verbinde
niemandem den Kopf, ehe er verletzt ist, und tröste kein Gewissen, das kein
Sündenbekenntnis ablegt. Halte nie ein Licht hoch, damit man die Sonne sehen
kann, und versuche nicht, etwas zu beweisen, was niemand bezweifelt. Ich rate
niemandem etwas zu versuchen, was mehr kostet, als es wert ist. Man mag einen
Misthaufen mit Lavendelwasser parfümieren, und ein gottloser Mensch mag sich
durch einen äußeren Schein von Religiosität für fromm ausgeben, auf die Länge
wird sich das aber als ein schlechtes Geschäft erweisen.
Schon lange hat mich
die Erfahrung gelehrt, mit niemand über Geschmacksfragen oder bloße Grillen zu
disputieren. Man könnte ebenso gut über die Gestalten, die man im Feuer zu
sehen meint streiten. Es ist nutzlos, die Luft zu pflügen oder jemand gegen
seinen Willen von Dingen, die unwichtig sind, überzeugen zu wollen. Es ist
nutzlos, einen Streit damit zu beenden, dass man in Zorn gerät; das ist etwa
ebenso, als wenn man Feuer dadurch auslöschen wollte, dass man Öl darauf gießt,
oder wenn man die Kohlen mit dem Blasebalg bläst, um sie auszulöschen. Einige
Leute streiten sich gern – ich beneide sie nicht um ihren Geschmack. Ich würde
lieber zwei Meilen zu Fuß gehen, um einem Streit aus dem Wege zu gehen, als
eine Viertelmeile, um in einen hineinzugeraten. Man hat mir oft gesagt, dass
man den Stier bei den Hörnern packen müsse. Doch denke ich, dass dies kein
nützliches Vergnügen ist, daher überlasse ich es denen, die Stöße mit dem Horn
wie Trophäen sammeln. Salomo sagt: „Lass ab vom Streit, ehe er losbricht!“
(Sprüche 17,14). Wenn du einen wütenden Hund siehst, so lass dich nicht mit ihm
ein, wenn du deiner Sache nicht ganz gewiss bist; geh ihm lieber aus dem Weg,
und wenn dich irgend jemand deswegen einen Feigling nennt, so brauchst du ihn
nicht dafür einen Narren zu nennen – dass weiß ja doch jeder. Sich in
Streitigkeiten einmischen – dabei kommt niemals etwas heraus. Lass die Nester
der Hornisse zufrieden und reiße nicht alte Häuser über deinem eigenen Kopf ab.
Leute, die sich in alles einmischen, lassen sich sicherlich auch etwas
zuschulden kommen. Wer die Schweine anderer Leute wäscht, wird bald selber
gewaschen werden müssen. Der Gipfel der Torheit ist es, zwischen Mann und Frau
eingreifen zu wollen, denn sie werden sicherlich gleich aufhören mit ihrem
Streit und ihre vereinte Kraft gegen dich wenden – und es wird dir dann recht
geschehen. Denn wenn du die Suppe auslöffelst, die sich andere Leute
eingebrockt haben, und sie verbrennt dir den Mund, wer ist dann zu tadeln, als
du selbst?