Herr beschütze mich!
1. Chronik 4, 9-10
Jürg Birnstiel
10.02.2002

Gliederung

I.     Steh mir bei

1.          Anwendung

II.    Bewahre mich vor Bösem

1.          Anwendung

 


Einleitung

ð     Vor drei Wochen beschäftigten wir uns mit Jabez. Nicht mit seiner Person, sondern mit seinem Gebet. Über Jabez wissen wir ja äusserst wenig.

ð     Wir begegnen ihm in einem Buch, das nicht viel gelesen wird und wenn man es liest, überspringen viele das Kapitel in dem er erwähnt wird, schliesslich empfindet man Geschlechtsregister nicht als besonders interessante Lektüre.

ð     Was bei Jabez aber auffällt ist, dass nicht nur sein Name aufgeführt wird, sondern eine kurze und aufschlussreiche Bemerkung gemacht wird.

ð     Jabez war angesehener als seine Brüder. Er muss in seiner Zeit besonders aufgefallen sein. Viel angesehener als seine Brüder.

ð     Jabez hiess er, weil seine Mutter ihn mit Kummer, oder vielleicht auch mit Schmerzen, geboren hat. Warum das so ist und welche Umstände bei seiner Geburt herrschten, wissen wir leider nicht.

ð     Jabez bittet Gott um vier Dinge. Ein kurzes und schlichtes Gebet. Und Gott liess kommen, worum er bat. Das verschaffte ihm schliesslich auch sein Ansehen.

ð     Folgendermassen lautet dieser Abschnitt:

Jabez war angesehener als seine Brüder. Und seine Mutter nannte ihn Jabez; denn sie sprach: Ich habe ihn mit Kummer geboren. (1.Chr 4,9)

Und Jabez rief den Gott Israels an und sprach: Ach dass du mich segnetest und mein Gebiet mehrtest und deine Hand mit mir wäre und schafftest, dass mich kein Übel bekümmere! Und Gott liess kommen, worum er bat. (1.Chr 4,10) Luther

ð     Letztes Mal beschäftigten wir uns mit den ersten beiden Bitten:

1.       Segne mich

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. (Eph 1,3)

2.       Erweitere mein Gebiet

ð     Herr, bitte gib mir mehr Gelegenheiten, um Menschen zu deiner Ehre zu erreichen. Mache mich darin wirksamer als je zuvor. Es ist mein Wunsch, mehr für dich zu tun!

ð     Heute betrachten wir die nächsten beiden Bitten:

1.       Steh mir bei

2.       Bewahre mich vor Bösem

I.                 Steh mir bei

ð     Als dritte Bitte möchte Jabez, dass wie es die Luther Bibel übersetzt, die Hand Gottes mit ihm ist. Mit anderen Worten bittet er Gott um Beistand. Gott soll ihm in jeder Situation beistehen.

ð     Er will damit sagen: Bei allem was ich tue, möchte ich, dass Du mit mir bist und mir beistehst, ich möchte mich ganz auf Dich verlassen.

ð     Wollen wir das in unserem Leben? Oder möchten wir Gottes Beistand nur dann, wenn wir denken, dass er nötig ist? Sonst möchten wir lieber allein und unbeobachtet sein!

ð     Jabez war sich offenbar bewusst, dass er sein Leben allein nicht bewältigen kann. Er schafft es nicht ohne die Hilfe und den Beistand Gottes. Er wusste darum, was Jesus hunderte von Jahren später zu seinen Jüngern sagte:

Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht; ohne mich könnt ihr nichts tun. Joh.15,5

ð     Ohne Gott können wir nichts tun, das Bestand und wirkliche Bedeutung hat.

ð     Gott will uns helfen, er will einem jeden von uns beistehen, wenn wir das nur auch wollen. In Buch der Chronik steht:

Der HERR behält die ganze Erde im Auge, damit er denen beistehen kann, die ihm mit ungeteiltem Herzen vertrauen. (2.Chr 16,9a)

ð     Ist das nicht wunderbar. Gott will uns beistehen, wenn wir nur wollen und ihm ganz und gar vertrauen. Schliesslich ist das auch in Beziehung zwischen Menschen so. Helfen kann man nur Menschen, die sich helfen lassen wollen.

ð     Viele Menschen schreien nach Hilfe, aber sie lassen sich nicht wirklich helfen. Sie meinen schlussendlich doch selber besser zu wissen, wie ihnen geholfen werden sollte. Sie widersetzen sich der Hilfe, obwohl sie nach Hilfe schreiben.

ð     So können wir Gott um Beistand bitten, ohne ihn wirklich zu wollen. Das ist nichts anderes als Überheblichkeit. Wer sich so verhält erreicht gerade das Gegenteil. Wie Jakobus sagt:

Aber in seiner Gnade will er uns noch viel mehr schenken; denn es heisst auch: »Gott widersetzt sich den Überheblichen, aber denen, die gering von sich denken, wendet er seine Liebe zu.« (Jak 4,6)

ð     Jabez bat Gott um Beistand und er meinte das auch so. Dieser Beistand Gottes kann sich ganz unterschiedlich zum Ausdruck kommen..

1.                  Anwendung

ð     Gott kann uns aus menschlicher Sicht ganz übernatürlich beistehen. Das finden wir mehrfach in der Bibel, wie beispielsweise bei den Männern, die von Nebukadnezar in den Feuerofen geworfen wurden. Sie hätten sich von Gott abwenden und einen Götzen verehren sollen. Sie sagten:

Wenn unser Gott, den wir verehren, will, so kann er uns erretten; aus dem  glühenden Ofen und aus deiner Hand, o König, kann er erretten. (Dan 3,17)

Und wenn er's nicht tun will, so sollst du dennoch wissen,  daß wir deinen Gott nicht ehren und das goldene Bild, das du hast aufrichten lassen, nicht anbeten wollen. (Dan 3,18)

ð     So werden sie in den Ofen geworfen und es geschieht etwas ganz verblüffendes:

»Aber ich sehe doch vier im Feuer umhergehen!« rief der König. »Sie sind frei von Fesseln, und die Flammen können ihnen nichts anhaben. Der vierte sieht aus wie ein Engel!« (Dan 3,25)

ð     Hier hat Gott ganz deutlich eingegriffen. Das gibt es aber auch heute noch. Von zwei besonderen Begebenheit möchte ich erzählen.

ð     Generalsuperintendent Büchsel erzählt in seinen Lebenserinnerungen, dass im Revolutionsjahr 1848 zwei Männer sich vorgenommen hatten, ihn bei einem Spaziergang im Tiergarten in Berlin zu überfallen. Sie wussten genau die Stunde und den Ort, wo er täglich spazieren ging, und versteckten sich hinter einem Busch. Als sie ihn erblickten, wagten sie doch nicht, ihren Anschlag auszuführen, sondern gingen unverrichteter Sache davon. Nach einigen Tagen schlug einem der Männer das Gewissen, und er ging zu Büchsel und bekannte sein Vorhaben.
,Aber', fragte Büchsel, warum haben Sie denn Ihr Vorhaben nicht ausgeführt?'
,Weil zwei Männer Sie begleiteten.'
"Aber ich bin doch an dem Tag ganz allein spazierengegangen.' ,Nein', erwiderte der Arbeiter, es gingen zwei Männer mit Ihnen.' Bsp.25

ð     Oder

ð     Der ostfriesische Erweckungsprediger Remmer Janssen sprach allsonntäglich sehr offen und ernst über die Notwendigkeit einer klaren Bekehrung. Da glaubten sich einmal drei Männer durch eine solche Predigt persönlich blossgestellt und beschlossen, ihm im Dunkeln aufzulauern und ihm eine Tracht Prügel zu verabreichen. Schon hatten sie ihre Stöcke erhoben, um den unbewehrten Seelsorger, der ruhig stehenblieb, niederzuschlagen, da liessen sie plötzlich die Arme sinken, traten stumm zur Seite und liessen den Pfarrer ruhig weitergehen. Am nächsten Tag kamen sie zu ihm, stammelten eine Entschuldigung und fragten, was für ein Licht es gewesen wäre, das an dem Abend um ihn herum gestrahlt hätte. Ein Licht?' fragte Janssen aufs höchste erstaunt. ja, von seinen Schultern sei ein heller Lichtglanz ausgegangen, der sie erschreckt und zugleich ernüchtert habe. - Hatte der Herr seinen Engel gesandt? (Psalm 34, 8). Bsp. 26

II.             Bewahre mich vor Bösem

ð     Und nun der vierte und letzte Teil der Bitte lautet:

dass mich kein Übel bekümmere

ð     Oder halte das Böse von mir fern. Was ist denn Böses? Böse ist alles, was mich von der Beziehung zu Gott trennen will. Das ist die Absicht des Bösen schlechthin. So schreibt Petrus:

Seid wachsam und nüchtern! Euer Feind, der Teufel, schleicht um die Herde wie ein hungriger Löwe. Er wartet nur darauf, dass er jemand von euch verschlingen kann. (1.Petr 5,8)

ð     Nun meinen wir, wir müssten in der Versuchung bestehen können. Das ist auch ganz richtig. Aber warum sollen wir Gott nicht einfach darum bitten, dass er die Versuchungen von uns fernhält. Das ist doch viel besser so und schliesslich lernt uns auch Jesus so zu beten, denn im „Unser Vater“ heisst es:

Lass uns nicht in Versuchung geraten, sondern errette uns vor dem Bösen. Mt.6,13.

ð     Oder wie es in einer anderen Übersetzung heisst:

Lass uns nicht in die Gefahr kommen, dir untreu zu werden, sondern rette uns aus der Gewalt des Bösen. (Mt 6,13)

ð     So lehrt uns Jesus dafür zu beten, dass wir vor Versuchungen bewahrt werden. Also dass sie gar nicht erst an uns herankommen können.

1.                  Anwendung

ð     Das Prinzip, die Versuchung nicht an sich heranzulassen, gilt auch für unser praktisches Leben. So verhielt ich mich, als ich mit rauchen aufhören wollte.

ð     Wir neigen eher dazu mit dem Feuer zu spielen. Wie es die Geschichte eines Gutsherrn zeigt, der einen Kutscher suchte.

ð     Ein Gutsherr suchte einen neuen Kutscher. Es meldeten sich drei bei ihm. Er fragte den ersten- "Wie nahe kannst du an einem Graben vorbeifahren, ohne umzukippen?'
"Nun", antwortete der, ich denke bis auf zwanzig Zentimeter.'
"Und du?' fragte der Herr den zweiten. "Bis auf zehn Zentimeter', meinte dieser, um den ersten zu überbieten.
,Und du?' wandte sich der Herr an den dritten. Meiner Treu', rief der mit ehrlicher Bestürzung, vom Graben bleiben wir weg, so weit wir nur können!'
Den Kutscher stellte der Gutsherr ein.
So klug sollten wir alle sein und uns von jeder Versuchung zur Sünde fernhalten! Bsp. 127

ð     Es ist ein gewaltiger Satz nach vorne, wenn wir unsere Aufmerksamkeit mehr darauf richten, Anfechtung zu vermeiden, als sie zu überwinden.

ð     Herr, wenn Versuchungen kommen, bewahre mich davor, jene Fehler zu machen, zu denen ich am ehesten neige. Ich bekenne, dass die Dinge, die mir als notwendig, klug oder dienlich erscheinen, oft nichts als eine nette Verpackung für meine Sünde sind. Darum: Bitte halte das Böse von mir fern! Herr, bewahre mich vor dem Leid und dem Schmerz, die die Sünde mit sich bringt. Bitte umgib mich mit einer übernatürlichen Schranke gegen alle Gefahren, die mir verborgen sind, oder jene, die ich auf Grund meiner Erfahrung (Stolz und Unvorsicht) meine, eingehen zu können.


Schluss

ð     Zusammenfassung

ð     Vielleicht finden Sie, was ich über das Gebet und Jabez sagte alles ein bisschen spitzfindig oder gar etwas weit her geholt. Man könnte das wirklich hinterfragen. Aber eines ist ganz offensichtlich. Jabez wollte mit diesem Gebet sagen, dass er ein Leben führen will, dass von Gott geleitet, begleitet und bestimmt ist.

ð     Gott erhörte sein Gebet. Jabez wurde zu einem sehr angesehenen Mann. Gott liess kommen, worum er bat. Wer Gott ganz aufrichtig bittet, dass Gott in seinem Leben Raum gewinnt, der wird erleben, wie Gott erhört.

ð     Dies sind Bitten, die unser Vater gerne hört – und erhört.

ð     Wir können die Kurze und schlichte Bitte des Jabez uns zu eigen machen und in unsere täglichen Gebet aufnehmen. Wenn sie das mit Überzeugung tun, werden sie staunen, was Gott machen wird.

Und Jabez rief den Gott Israels an und sprach: Ach dass du mich segnetest und mein Gebiet mehrtest und deine Hand mit mir wäre und schafftest, dass mich kein Übel bekümmere! Und Gott liess kommen, worum er bat. (1.Chr 4,10) Luther

Amen