Predigt im Volkshaus feg-zuerich.ch Die Hoffnung aus dem Jenseits (Johannes-Evangelium 1,1-5) Einleitende Gedanken Dieses Jahr neigt sich dem Ende zu, denn heute ist bereits der erste Advent. Mit dem ersten Advent beginnt auch das neue Kirchenjahr, das an Weihnachten einen ersten festlichen Höhepunkt erreicht. Zur Einstimmung und Vorbereitung auf Weihnachten, werden wir uns in dieser Adventszeit mit den ersten 18 Versen des ersten Kapitels des Johannesevangeliums beschäftigen. Das ist zwar keine der klassischen Weihnachtserzählungen, die wir aus dem Matthäus- und Lukasevangelium kennen. Dieser Abschnitt im Johannesevangelium hat jedoch sehr viel mit dem Weihnachtsgeschehen zu tun. Es wird nicht erzählt, wie Jesus in diese Welt kam, weder Hirten, Engel, Stall oder Weise kommen vor. Was Johannes schreibt ist viel abstrakter und hintergründiger, aber er schreibt über den Besuch des Schöpfers auf dieser Erde. Und das ist ja exakt das, was wir uns an Weihnachten in Erinnerung rufen und feiern: Der Schöpfer besuchte die Menschen oder anders gesagt: Gott wurde Mensch. Deshalb habe ich diese Serie mit dem Titel "Der Schöpfer besucht die Erde!" überschrieben. Ich lese die ersten fünf Verse des Johannesevangeliums, mit denen wir uns heute beschäftigen werden: Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott. Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist. In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können. Joh.1,1-5. Dieser etwas geheimnisvolle Text lässt uns ins Jenseits zurückblicken. Deshalb lautet die Überschrift, die ich über diese Predigt setze: Die Hoffnung aus dem Jenseits. I. Bevor alles erschaffen wurde Johannes beginnt seine Erzählung mit einem Blick zurück - sehr weit zurück. Er beginnt zu berichten, was vor der Erschaffung der Welt bereits existierte, was eigentlich jenseits unserer Vorstellungskraft liegt. "Am Anfang war das Wort." Joh.1,1. Bevor irgendetwas geschaffen wurde, das uns bekannt sein könnte, existierte bereits dieses Wort. Das erinnert uns an die ersten beiden Verse des Alten Testaments: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war noch leer und öde, Dunkel bedeckte sie und wogendes Wasser, und über den Fluten schwebte Gottes Geist." Gen.1,1-2. Doch Johannes dachte weiter zurück, damals existierte gar nichts, nicht einmal die Erde im leeren und öden Zustand. Damals existierte nur das Wort, das bei Gott war! Der Urzustand der Existenz Gottes, bevor er irgendetwas geschaffen hatte. Dieses "Wort", von dem Johannes spricht, existierte einfach. Niemand kann genaueres darüber sagen, es war einfach da. Jeder Leser wird sofort merken, dass hier weder von einem gesprochenen, noch von einem geschriebenen Wort die Rede ist. Vielmehr erahnen wir sofort, dass hier von etwas Einzigartigem berichtet wird: Gott, der nicht geschaffen wurde, sondern einfach existiert, so wie das ein Psalmschreiber auszudrücken versucht: "Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit." Ps.90,2. Du Gott existiertest schon immer, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Bei dir gibt es keinen Anfang und kein Ende, so wie das bei uns der Fall ist. Dass Johannes von Gott spricht, können wir sofort erkennen, aber das "Wort", das nicht in unserem Sinn ein Wort meint, macht seinen Text für uns etwas geheimnisvoll: "Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott." Joh.1,1. Das wirkt etwas verwirrend. Wen oder was beschreibt Johannes mit diesem "Wort". Wer ist das "Wort", das bei Gott war? Alle, die dieses erste Kapitel im Johannesevangelium kennen, wissen bereits, dass Johannes damit Jesus beschreibt. So hätte er es für uns ganz unmissverständlich schreiben können: "Am Anfang war Jesus; Jesus war bei Gott, und Jesus war Gott." (Joh.1,1.) So wäre für uns sofort klar, wie wir diesen Vers verstehen müssen. Jesus, der Sohn Gottes, war bei seinem Vater, Gott, und weil Jesus Gottes Sohn ist, ist er mit seinem Vater wesensgleich und somit auch Gott. Für uns wäre das besser verständlich, hätte Johannes das so geschrieben. Für uns ist das aber nur deshalb besser verständlich, weil wir mit viel Vorwissen diesen Text betrachten. Die Menschen in der antiken Welt hätten sich gefragt, wer denn dieser Jesus sei. Sie hätten sich gefragt, über was Johannes eigentlich schreiben möchte. Doch so, wie Johannes sein Evangelium beginnt, erreichte er, dass die Menschen aufhorchten. Warum werde ich jetzt kurz und etwas vereinfacht erklären. Im griechischen Text steht für "Wort" LOGOS. Es ist fast nicht möglich LOGOS hier anders als mit "Wort" zu übersetzen. Ich wüsste nicht, wie man LOGOS übersetzen könnte, dass dieselben Assoziationen bei uns ausgelöst werden, wie bei den ersten Lesern. Damals fragten und suchten die Menschen nach dem LOGOS. Sie fragten sich, welcher LOGOS das Meer in Bewegung hält. Welcher LOGOS die Blumen wachsen lässt und wer dafür sorgt, dass wenn man Weizen sät auch tatsächlich Weizen wächst usw. Die Suche nach dem LOGOS, war die Suche nach der schöpferischen Urkraft, die Leben hervorbringt und den Fortbestand des Lebens ermöglicht. Die Frage nach dem LOGOS, war eigentlich die Frage nach der schöpferischen Kraft und in letzter Konsequenz die Frage nach dem Schöpfer selbst. Übringens spielt der LOGOSbegriff in der griechischen Götterwelt eine wichtige Rolle, denn LOGOS war eine Gestalt, die mit dem Gott Hermes in Verbindung gebracht wurde. Johannes hätte nicht treffender und verständlicher in die damalige Welt hineinsprechen können, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu gewinnen: "Am Anfang war der LOGOS; der LOGOS war bei Gott, und der LOGOS war Gott." Joh.1,1. Johannes sagte seinen Lesern: Ich spreche von der schöpferischen Kraft, die bis jetzt vor euch verborgen geblieben ist. Diese schöpferische Kraft existierte bevor die Welt erschaffen wurde und steht somit weit über der Schöpfung. Der LOGOS ist nicht Teil der geschaffenen Welt. Ja - dieser LOGOS ist Gott! "Das Wort war Gott." Joh.1,1. Und im nächsten Satz wird schon deutlich, dass dieses Wort nicht eine unpersönliche Kraft ist. Wir haben es mit einer Person zu tun: "Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott." Joh.1,2. Das Wort und Gott sind eng miteinander verbunden. Zwischen dem Wort und Gott besteht von allem Anfang an eine innere Einheit. Die Verbindung ist so eng, dass dieses Wort gleichzeitig Gott selbst ist. So wie Johannes später ein Wort von Jesus weitergibt: "Ich und der Vater sind eins." Joh.10,30. "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen." Joh.14,9. Johannes sagte also, dass der LOGOS, den sie suchen, eine Person ist, aber nicht nur das, sondern er ist Gott selbst, der die Welt erschaffen hat: "Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist." Joh.1,3. Sterne, Erde, Meer und Seen, Tiere, Pflanzen, Menschen - alles, restlos alles wurde durch diesen LOGOS geschaffen, der Gott ist. Damit degradierte Johannes die griechische und römische Götterwelt, deren Götter aufgrund ihrer Mytologien die Welt erschaffen haben sollten und die immer noch aktiv am Erhalt der Schöpfung beteiligt seien. So ist das, was Johannes schreibt, für die damalige Welt auch provokativ: Von Anfang an existierte nur der eine Gott, der die Welt erschaffen hat und nicht nur die sichtbare, sondern auch die unsichtbare Welt. Es gibt nichts im ganzen Universum, das nicht durch diesen Gott erschaffen worden wäre. So lehrt es uns auch Paulus, der den Christen in Kolossä schreibt: "Durch Jesus wurde alles erschaffen, was im Himmel und auf der Erde ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, Könige und Herrscher, Mächte und Gewalten. Das ganze Universum wurde durch ihn geschaffen und hat in ihm sein Ziel." Kol.1,16. Würde Johannes sein Evangelium heute schreiben, dann würde er seine ersten Sätze anders formulieren. Die Menschen im christlichen Abendland suchen nicht nach der schöpferischen Kraft im Universum. Sie suchen nicht nach Gott, denn sie meinen, es gäbe wissenschaftliche Beweise dafür, dass die Welt durch Zufall entstanden sei. Wir wissen, dass man heute so tut, als gäbe es wissenschaftliche Beweise, die eindeutig zeigen würden, dass die Welt und alles Leben durch einen Zufall enstanden sei. Nüchtern betrachtet beruht diese Sichtweise jedoch nicht auf wissenschaftlichen Beweisen, die mit einem nachgestellten Experiment bewiesen werden könnten. Es handelt sich dabei lediglich um die Interpretation von Indizien und somit haben wir es eigentlich mit einer Hypothese zu tun, die richtig, aber auch falsch sein könnte. Nicht alle Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Welt durch Zufälle entstanden sei. Aufgrund der vielen und vielfältigen komplexen Organismen, zweifeln sie daran, dass diese Organsimen durch Zufall entstehen können. Es gibt keine komplexen Organismen, die durch Zufall entstehen. Es muss alles durchdacht, geplant und konstruiert werden. So denken diese Wissenschaftler, dass es eine Art Intelligenz geben müssen, die für die Entstehung der Welt verantwortlich sei. Sie würden sich davon distanzieren zu glauben, dass sie in dieser Intelligenz einen persönlichen Gott verstehen, so wie wir als Christen das glauben. Aber Zufälle können in ihren Augen nicht als schöpferisches Prinzip ernstgenommen werden. Vielleicht würde Johannes diesen Leuten, die so denken, den ersten Satz folgendermassen schreiben: "Am Anfang war die Intelligenz; die Intelligenz war bei Gott, und die Intelligenz war Gott." (Joh.1,1.) Und er würde vermutlich die Intelligenz personifizieren, wie er das mit dem LOGOS gemacht hat: "Der, die Intelligenz ist, war am Anfang bei Gott." (Joh.1,2.) Ob diese Leute sich heute überzeugen liessen, das müssen wir jetzt nicht entscheiden, aber für uns, die wir Jesus kennen und ihm vertrauen, kann dieser Gedanke sehr hilfreich, um zu begreifen, was Johannes hier schreibt. Johannes führt den Gedanken weiter und schreibt: "In ihm war das Leben." Joh.1,4. Dieses "Wort" ist nicht einfach etwas starres, abstraktes und fremdes, sondern dieses "Wort" ist das Leben. Leben steht somit immer in Verbindung mit diesem "Wort". Leben steht immer in Verbindung mit Jesus Christus. Alles Leben kommt von Jesus. Und Jesus ist auch der, der dafür verantwortlich ist, dass Leben sozusagen lebendig bleibt. Jeden Atemzug verdanken wir dem Lebensspender Jesus. Es ist völlig egal, ob wir das glauben oder nicht. Paulus sagt: "Jesus war vor allem anderen da, und alles besteht durch ihn." Kol.1,17. Alles wird durch ihn heute und jetzt am Leben erhalten. Es ist erstaunlich, mit welcher Wucht und Präzision Johannes das Evangelium den damaligen Menschen nahe gebracht hat. Wie er den Christen half, zu verstehen wer Jesus ist. Jesus ist keine erfundene Gestalt. Er existierte bevor alles erschaffen wurde. Nicht nur das - er hat alles erschaffen und er hält alles am Leben! II. Das Licht aus dem Jenseits Der LOGOS blieb nicht beim Vater. Er machte sich auf den Weg hin zu den Menschen. Er sah, wie verloren, verlassen und orientierungslos wir Menschen sind. Wie hoffnungslos wir leben. Er wollte uns mehr Leben bringen - ewiges Leben! "In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen." Joh.1,4. Er war bereit seinen Vater zu verlassen. Er war bereit die Menschen zu besuchen, damit sie ihn sehen und Hoffnung schöpfen können. Paulus sagte einmal über diesen Weg von Jesus: "Jesus, der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus." Phil.2,6. Er machte sich auf, hin zu den Menschen. Er ging in diese von Sünde, Chaos, Gewalt und Orientierungslosigkeit gezeichneten Welt. So wie es der Prophet Jesaja ankündigte, als er sagte: "Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein grosses Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell." Jes.9,1. Das war eine Prophetie über den Besuch von Jesus auf dieser Erde. Jesus ist dieses einzigartige Licht, das vom Jenseits in diese Welt hineinleuchtet. Zacharias sagte in einem durch den Geist Gottes bewirkten Gebet: "Unser Gott ist voll Erbarmen. Darum wird auch der helle Morgenglanz aus der Höhe zu uns kommen, um denen Licht zu bringen, die in der Finsternis und im Schatten des Todes leben, und um unsere Schritte auf den Weg des Friedens zu lenken." Lk.1,78-79. Jesus sagte über sich selbst: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben." Joh.8,12. Dieses einzigartige Licht ist das wahre Leben. Selbst wenn die Menschen sich vor diesem Licht verstecken oder es gar zu löschen versuchen, so wird es trotzdem immer weiterleuchten. "Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können." Joh.1,5. Mit der Kreuzigung von Jesus, versuchte man dieses Licht für immer auszuschlöschen. Doch Jesus ist auferstanden, er lebt und sein Licht leuchtet bis in unsere Tage. Du kannst dieses Licht ignorieren oder bekämpfen, aber nicht auslöschen. Später scheibt Johannes: "Das Licht ist in die Welt gekommen, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, weil ihr Tun böse war." Joh.3,19. Du kannst die Finsternis mehr lieben und das Licht verachten. Du kannst dich aber auch diesem heilenden Licht zuwenden. Jesus lädt dich ein: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben." Joh.8,12. Wenn du Jesus nachfolgst, dann wirst du Leben haben - ewiges Leben! Schlussgedanke Wir sehen, das erste Kapitel des Johannesevangeliums hat schon etwas mit Weihnachten zu tun. Johannes erklärt in diesen wenigen Versen, woher Jesus kommt und er spricht über die Menschwerdung Gottes. Das ist das zentrale Thema von Weihnachten. Dieser Abschnitt zeigt uns auch, dass unsere Hoffnung nicht in dieser Welt begründet ist. Die Hoffnung kommt aus dem Jenseits und wer sich auf Jesus verlässt, der wird später im Jenseits auch eine gute Zukunft haben, denn dort hat das wahre Leben seinen Ursprung und dort wird das Leben auch Zukunft haben. Wer Leben will, und zwar Leben das Ewigkeitswert hat, der bekommt das einzig und allein bei Jesus. Jesus sagt: "Ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden niemals verloren gehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reissen." Joh.10,28. Freie evangelische Gemeinde Zürich Helvetiaplatz 5 Der Schöpfer besucht die Erde! (1/3)