Bekennende Evangelisch-Reformierte Gemeinde in Gießen (BERG) Wortverkündiger: Dr. Jürgen-Burkhard Klautke (25.04.2021) Wortverkündigung: Matthäus 5, 3-12 Thema: Eine Flut von Glückseligpreisungen Psalmen/Lieder: Psalm 144a, 1-5; 106, 1-7; Psalm 1a, 1-4; Psalm 107a, 1.15-17 Gesetzeslesung: Offenbarung 2, 1-7 Erste Schriftlesung: Lukas 6, 20-26 Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus! Das Wort Gottes bringe ich Ihnen aus Matthäus 5, 3-12. Ich lese um des Zusammenhangs willen ab Matthäus 4, 23. Gemeinde unseres Herrn Jesus Christus! Es ist bereits etliche Wochen her, es war Anfang Januar, da stellten wir uns unter die ersten Verse von Matthäus 5. Wir hatten die Frage: Was war das eigentlich für eine Zeit, in der Jesus Christus eines Tages auf einen Berg in Galiläa stieg, und sein Reich, seine Herrschaft proklamierte? Wir antworteten, dass wir uns rund vierzig Jahre vor der Zerstörung Jerusalems und der Vernichtung des Tempels befinden. Die Juden zettelten in den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts einen Aufstand gegen die heidnischen Römer an, und diese Erhebung wurde daraufhin brutal niedergeworfen. Bereits Jahrzehnte zuvor warf dieses Ereignis seine Schatten voraus. Die Jahre davor waren in politischer Hinsicht aufgewühlt: Das verhasste Rom herrschte über das Land. Im jüdischen Volk schwelte die Frage: Wie lange wollen wir diese Fremdherrschaft noch hinnehmen? Auch in religiöser Hinsicht war die Zeit spannungsgeladen: Unterschiedliche religiöse Richtungen stritten hart gegeneinander. Umso mehr überrascht es, dass der Sohn Gottes seine Proklamation des in ihm gekommenen Reiches mit Glückseligpreisungen beginnt. Passen solche Aussagen ausgerechnet in eine allseits brodelnde Zeit? Auf diese Weise ließ der Sohn Gottes keinen Zweifel darüber aufkommen, dass sein Reich in einer Freudenbotschaft zum Ausdruck kommt. Das Reich Gottes, das in Jesus Christus Wirklichkeit ist, bringt den Menschen Heil und Rettung. So gibt der Sohn Gottes ausgerechnet in eine so konfliktreiche Zeit die schönsten und herrlichsten Zusagen. Ich verkündige Ihnen das Wort Gottes aus Matthäus 5, 3-12 unter dem Thema: Eine Flut von Glückseligpreisungen. Wir achten in der Predigt auf drei Punkte: 1. Glückseligkeit für seine Jünger (Matthäus 5, 3-10) 2. Glückseligkeit für die Bedürftigen (Matthäus 5, 3-10) 3. Die Glückseliggepriesenen: Ihre Lebensperspektive (Matthäus 5, 11.12). 1. Glückseligkeit für seine Jünger (Matthäus 5, 3-10) Seligpreisungen begegnen uns bereits im Alten Testament. Dort kommen sie verstreut vor. Bei manchen dieser Verheißungen steht das Wort Glückselig voran. So verhält es sich zum Beispiel in Psalm 1, 1: Wohl dem oder glückselig der, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn. (Wir sangen vorhin diesen Psalm.) Gelegentlich lesen wir im Alten Testament auch Verheißungen, in denen das Wort Glückselig nicht vorkommt, die uns aber gleichwohl erquicken und in Freude bringen. Ich denke zum Beispiel an Jesaja 57, 14.15: Und Gott wird sagen: Macht Bahn, macht Bahn, ebnet den Weg. Räumt jeden Anstoß aus dem Weg meines Volkes! Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt und dessen Namen "Der Heilige" ist: In der Höhe und im Heiligtum wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gedemütigten Geistes ist, damit ich den Geist der Gedemütigten belebe und das Herz der Zerschlagenen erquicke. Hast du recht zugehört, du in dieser Welt Niedergedrückter und Zerschlagener? Es ist der heilige Gott, der gerade bei dem wohnen will, der bedrückt und niedergetrampelt wird. Greifen wir noch ein Wort aus den Psalmen heraus: Die, die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Wer weinend hingeht, und den Samen zur Aussaat trägt, der kommt gewiss mit Freuden zurück und bringt seine Garben (Psalm 126, 5.6). Was für erlösende und befreiende Verheißungen sind uns bereits im Alten Testament geschenkt! Das heißt aber auch: Indem der Sohn Gottes auf dem Berg in Galiläa Menschen glückselig preist, ist er damit nicht originell. Aber das Besondere ist, dass das, was im Alten Testament verstreut zu finden ist, hier am Beginn der Bergpredigt dicht zusammengedrängt ist. Acht- oder neunmal hintereinander: Selig, Glückselig. Was meint das Wort eigentlich? Worum geht es? Mit diesem Wort legt unser Heiland einen unüberhörbaren Akzent auf Gottes Heilswillen, auf seine Absicht, Menschen, die in Not verkehren, zu erretten. Der Sohn Gottes sagt damit: Ich bin nicht gekommen, um zu verderben, sondern um zu retten. Ich bin nicht gekommen, um zu verfluchen, sondern um zu segnen. Im Lukasevangelium lasen wir in der ersten Schriftlesung, dass Jesus bei einer ähnlichen Ansprache auch Weherufe verkündet: Wehe euch, ihr Reichen usw. Lukas überliefert uns vier Seligpreisungen und im Anschluss daran vier Weherufe (Lukas 6, 20-26). Weherufe sind Gerichtsworte. Sie stellen also eine Drohung dar. Ja, Jesus verkündet auch Weherufe. Zu seiner Botschaft gehören auch Gerichtankündigungen. Aber auch bei der von Lukas überlieferten Rede begann Jesus mit Seligpreisungen. Diese stehen voran. Was Jesus verkündet, ist vor allem anderen die gute Botschaft, Evangelium. Es ist eine Botschaft, die gerichtet ist auf die Rettung und das Heil der Menschen. Bereits dieser Umstand lehrt uns, dass gerade in Zeiten, die düsterer zu werden drohen, der Grundtenor der Evangeliums-Verkündigung nicht bedrückter und nicht säuerlicher zu werden braucht. Schon gar nicht sollten wir angesichts unserer Zeit verbittert oder gar hysterisch aufgeregt werden. Das Gegenteil darf der Fall sein: Gerade angesichts des Ernstes unserer Zeit dürfen wir uns im Glauben an solchen beglückenden Verheißungen, wie wir sie hier hören, festhalten. Wenn es jemals in den letzten 50 oder 60 Jahren eine Zeit gab - ich habe hier den Zeitabschnitt vor Augen, den ich aufgrund meiner Lebenszeit so halbwegs überblicken kann - um das Heil, das Gott in Christus gebracht hat, royal zu verkünden, dann ist es die unsrige. Aber wenn man das so sagt, dann ist es möglich, dass in manchen von uns in seinem Innern ein Einwand aufsteigt. Ich jedenfalls hörte einen solchen Einspruch in mir recht lautstark, während ich an der Vorbereitung zu dieser Predigt saß. Als ich über die Glückseligpreisungen nachsann, vernahm ich in mir folgende Gegenstimme: Siehst du nicht, dass die meisten Menschen an dem Evangelium, das Jesus proklamiert, schulterzuckend vorübergehen? Hörst du nicht, dass angesichts der ihnen verkündeten Heilsbotschaft von ihren Lippen sehr häufig nur ein gleichgültiges "Na, wenn schon...", kommt? Nimmst du nicht wahr, dass so viele Menschen das Evangelium an sich herabrieseln lassen, so wie Regentropfen von der Fensterschreibe hinabgleiten, ohne einzudringen? Antwort: Ja, das sehe ich. Mir drängt sich auch keineswegs der Eindruck auf, dass die Menschen in diesen ernster werdenden Zeiten einen größeren Hunger nach dem Heil in Jesus Christus haben, nach dem Wort Gottes, nach dem Gebrauch der Sakramente oder nach der Gemeinschaft der Heiligen und nach Gebetsversammlungen. Das aber ist der Grund, warum ein Prediger das Evangelium - wie man früher zu sagen pflegte - unterscheidend zu predigen hat. Manchmal hatte man das in der Vergangenheit übertrieben, wohl nicht zuletzt im Puritanismus, aber auch im Pietismus. Das lief dann etwa folgendermaßen: Der Prediger teilte die Gemeinde gedanklich in Rubriken ein. Und aus dieser Perspektive erklärte er: Jetzt wende ich mich an die, die in sich selbstsicher sind, die anderen können vorerst einmal weghören. Und nun - Achtung - ein Wort an die, die im Glauben vorangeschritten sind. Dann kamen die Bekümmerten an die Reihe und schließlich auch die Unbußfertigen usw. Ich bin davon überzeugt, dass bei aller guten Absicht dies weit überzogen war. Das richtige Anliegen besteht darin, dass in der Wortverkündigung nicht jeder Satz für jeden persönlich bestimmt ist. Aber trotzdem war eine solche Aufteilung übertrieben und damit falsch. Ich erinnere daran, wie Paulus die Christen in Korinth ansprach. Was gab es in der Gemeinde dieser Hafenstadt nicht alles an Fehlentwicklungen, an Spaltungen, an Wegschauen gegenüber der unter ihnen aufgetretenen Sünden, an Unglauben, an Gleichgültigkeit, zum Beispiel wie man das Herrenmahl feierte... Aber ist uns schon einmal aufgefallen, dass der Apostel die Gemeinde zunächst insgesamt anspricht und wie er das macht? Er adressiert seinen Brief an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen, samt allen, die den Namen unseren Herrn Jesus Christus anrufen... (1. Korinther 1, 2). Später - denken wir an 1.Korinther 10 - differenziert dann der Apostel innerhalb der Gemeinde. Er erinnert an die Wüstenwanderungen des Volkes Israel und zeigt anhand dieser Ereignisse [Gerichts]scheidungen auf. Aber zunächst richtet sich das Evangelium immer an die Gesamtheit der Gemeinde. Unterscheidendes Predigen: Ja! Aber das heißt nicht, dass ein Prediger die Gemeinde in seinem Kopf aufsplitten sollte. Vielmehr meint unterscheidendes Predigen, dass das Evangelium allen so verkündigt wird, dass ein jeder, der es hört, begreift, was für ihn bestimmt ist und auch, was (noch) nicht für ihn gilt. Jesus macht eine solche Unterscheidung ebenfalls, zum Beispiel, indem er erklärt: Den Gesunden, den Satten, den Selbstzufriedenen gilt meine Heilsbotschaft nicht. Jede Predigt, die wir hören, ist immer stets auch ein Test. Paulus schreibt in 2. Korinther 2, 15.16: Denn wir sind für Gott ein Wohlgeruch des Christus, unter denen, die gerettet werden und unter denen, die verlorengehen, den einen ein Geruch des Todes zum Tode und den anderen ein Geruch des Lebens zum Leben. Das heißt: Durch jede Predigt breitet sich einerseits über einige der Hörer ein kalter, modriger Todesgeruch aus, während für andere das gehörte Evangelium Leben, Frische und Erquickung bringt. Aber bei wem was ist, darüber kann sich ein Wortverkündiger täuschen. Auch Jesus richtet die Seligpreisungen nicht an alle. Der Herr sprach damals zwar zu allen, aber er richtete sich an ganz bestimmte Menschen. Es sind die, für die Jesus Christus sein Reich vorgesehen hat. Der Sohn Gottes spricht hier nicht ausdrücklich von den Erwählten Gottes. Jedoch spricht er von Menschen, die sich in einer ganz bestimmten, in der Regel beengten Lebenssituation befinden. Er wendet sich an die Armen, an die Hungrigen, an die, die sich vielfach selbst als Last wahrnehmen, sich als ein gigantisches Vakuum erfahren, die in ihren Nöten eine riesige Bedürftigkeit nach wahrem Leben und nach wahrer Glückseligkeit verspüren. Jesus richtet sich an die, die sich im Zuge seiner Botschaft aus der allgemeinen Schar des Volkes lösen und sich als Jünger zu den Füßen Jesu setzen: Denen verkündet Jesus die Glückseligpreisungen. Denn das fällt auf: Jesus sagt achtmal: Glückselig sind die, die... Der Herr spricht hier in der dritten Person. Er spricht über die Menschen. Erst beim neunten Mal spricht er sie direkt an: Glückselig seid ihr... (Matthäus 5, 11). Ich will es einmal folgendermaßen veranschaulichen: Die ersten acht Male schaut Jesus noch niemandem direkt ins Gesicht. Er spricht allgemein. Er entwirft gleichsam ein geistliches Porträt von denjenigen, für die sein Reich, sein Heil bestimmt ist. Und wenn unter den Hörern Menschen sitzen, die sich in diesem Bild wiederfinden und dann ihren inneren Schalter umschalten, sodass sie erkennen: Moment mal! Da bin ja ich gemeint, und wenn sie dann ihre Augen auf Jesus richten, und nicht nur allgemein hören, sondern wenn sie tatsächlich zuhören, ja, sich zu Jesus hinbewegen, ganz nahe bei ihm und als seine Jünger an seinen Füßen Platz nehmen, zu denen sagt Jesus, während er sie anblickt: Glückselig seid ihr... (Matthäus 5, 11). Und mit diesen, die er anspricht als Glückselig seid ihr geht der Herr weiter. Die anderen sitzen da auch. Auch sie hören das von Jesus Gesagte. Aber sie hören nicht wirklich zu. Sie sind nicht völlig uninteressiert, aber dennoch bleiben sie innerlich gleichgültig. So hat das, was auf dem Berg aus dem Mund Jesu kommt, eine "unterscheidende" Wirkung. Und aus diesem Grund haben wir Verkündiger es ebenfalls so zu machen. Es ist niemandes Aufgabe, die Menschen geistlich zu sortieren. Jesus verbietet es sogar etwas später: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Ein solches Selektieren steht niemandem von uns zu, zumal wir uns da sehr irren können. In dem bekannten Gleichnis schüttet der Sämann den Samen aus. Dabei weiß er, dass vieles nicht auf gutem Ackerboden landet. Manches fällt auf den Weg, wo es zertrampelt wird; manches landet auf felsigem Boden, wo es vielleicht kurz aufblüht und dann wieder verblüht und vom Satan ausgerissen wird; und manches gerät zwischen die Dornen, das heißt es versickert unter den Sünden und Sorgen, es erstickt in den Grübeleien, die einen Menschen daran hindern, dass das Wort Gottes in seinem Leben Frucht trägt. Aber dass viel Saat verloren geht, darf für keinen Wortverkündiger ein Grund sein, den Samen des Wortes zurückzuhalten. Gleichwohl halten wir fest: Überall dort, wo das Evangelium gepredigt wird, entstehen unsichtbare Trennwände. Hier auf dem Berg in Galiläa war diese Trennwand in gewisser Weise sogar sichtbar. In Matthäus 5, 1 heißt es: Als er [Jesus] aber die Volksmenge sah, stieg er auf den Berg, und als er sich setzte, traten seine Jünger zu ihm. Jesus hatte also gewissermaßen zwei Kreise um sich geschart: eine kleinere Menge. Das waren die Jünger. Diese lauschten. Dann gab es die, die sich berieseln ließen. Die saßen weiter weg. Sie waren distanzierter. Die Reaktion dieser Leute wird uns am Ende der Bergpredigt mitgeteilt: Und es geschah, als Jesus die Worte beendet hatte, erstaunte die Volksmenge über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat und nicht wie die Schriftgelehrten (Matthäus 7, 28-29). Was nahmen diese Menschen mit nach Hause? Auf dem Heimweg raunten sie einander wohl noch zu: Das war heute wirklich eine gute Predigt, sicher besser als das, was man sonst so von den Schriftgelehrten hört. Den Jesus, den höre ich mir noch einmal an. Das kann interessant werden. Aber jetzt habe ich erst einmal meinen Kopf mit anderen Dingen voll... Bis zum heutigen Tag geht es darum, mit der Verkündigung des Evangeliums möglichst alle Menschen zu erreichen. Aber die Art und Weise, in der wir ihnen die Botschaft verkünden, darf keinerlei Unklarheit darüber lassen, wem das Reich Gottes gilt. Auch heute Morgen geht jeder, der hier sitzt oder der im Internet zuhört, gleichsam durch ein Sieb. In diesem Sieb bleiben die hängen, die seine Jünger sind. Die anderen haben auch etwas mitbekommen. Aber sie gehen wieder nach Hause, und bei ihnen zerrinnt und verdampft das gehörte Evangelium. Es sind seine Jünger, zu denen der König Jesus Christus sagt: Glückselig seid ihr. Das Verkündigen des Evangeliums verhält sich so ähnlich wie eine Fischreuse: Es fängt breit an, und es endet schmal: Viele sind gerufen, wenige sind auserwählt. Gehörst du zu denen, die in die Nähe Jesu treten und sich zu seinen Jüngern setzen? Dann gelten dir die Glückseligpreisungen. 2. Glückseligkeit für die Bedürftigen (Matthäus 5, 3-10) Was genau sind das für Menschen, die Jesus glückselig preist? Wenn wir unter dieser Fragestellung die Seligpreisungen lesen, dann stellen wir fest: Alle Seligpreisungen haben einen einheitlichen Grundgedanken, und durch diesen Grundgedanken werden sie zusammengehalten. Anders gesagt: Die Seligpreisungen richten sich nicht an acht oder neun unterschiedliche Gruppen von Jüngern. Vielmehr geht es bei allen um die gleiche Schar. Mit den Glückseligpreisungen legt der Herr unterschiedliche Akzente. Aber bei allen Seligpreisungen geht es stets um die Bedürftigen im Geist, um die, die nach Gott hungern und dürsten. Diese Bedürftigen werden dann konkret angesprochen. Jesus wendet sich an die Trauernden, an die Sanftmütigen, an die nach der Gerechtigkeit Hungernden und Dürstenden, an die Barmherzigen, an die, die reinen Herzens sind, an die Friedfertigen, an die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, an die, die geschmäht werden um des Namens Jesu willen. Entsprechend handelt es sich bei den Verheißungen um ein und dasselbe Heil, das Jesus diesen Niedergedrückten und Verzweifelten darreicht. Es geht immer um das eine Heil seiner Herrschaft. Das erkennen wir an der ersten Seligpreisung, in Matthäus 5, 3, und dann an der letzten Seligpreisung, in Matthäus 5, 10: In beiden Seligpreisungen geht es um das Reich der Himmel. Indem der Beginn und das Ende der Glückseligpreisungen dieselbe Heilszusage schenken, sind sie die Klammern, in die alles eingeschlossen ist. Mit anderen Worten: Wenn Jesus verheißt: Sie werden getröstet; sie werden die Erde / das Land erben; sie werden satt werden; sie werden Barmherzigkeit erlangen; sie werden Gott schauen; sie werden Söhne Gottes heißen, bringt Jesus das eine Reich Gottes, das eine Reich der Himmel. Dieses Reich ist nichts anderes, als dass die Trauernden getröstet werden, als dass die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, satt gemacht werden und dass denen, die reinen Herzens sind, verheißen wird, dass sie Gott schauen werden usw. In sämtlichen Seligpreisungen geht es um die eine Wirklichkeit des Reiches der Himmel. Weil dieses Reich für die Kinder des Reiches bestimmt ist, sind die Seligpreisungen zusammengenommen eine Quintessenz dessen, was das Reich der Himmel ist. Menschen stellen häufig die Frage: Was ist eigentlich das Reich der Himmel? Was meint Jesus mit dem Reich Gottes? Zur Beantwortung können wir auf die Glückseligpreisungen verweisen. Da hören wir, was das Reich der Himmel kennzeichnet und für wen es bestimmt ist: für die Bedürftigen, für die, die in Gott ihren Helfer haben, zumal sie von keiner anderen Hilfe wissen. Die Hungernden werden das Heil Gottes empfangen. 3. Die Glückseliggepriesenen: Ihre Lebensperspektive (Matthäus 5, 11.12) Seligpreisungen... acht, neun Glückseligpreisungen... Ich habe vor, auf die einzelnen Seligpreisungen in einer späteren Predigt einzugehen. In der heutigen Wortverkündigung möchte ich, dass wir die Glückseligpreisungen in ihrer Gesamtheit hören. Dabei kann ich mir vorstellen, dass der eine oder der andere unter uns innerlich achselzuckend mit der Frage dasitzt: Glückseligpreisungen...!? Das mag sein... Aber nicht für mich... Denn was auch immer ich momentan bin, ich bin heute Morgen gewiss nicht glückselig. Bevor dieser Bruder jetzt innerlich dichtmacht und in sich die Meinung verfestigt, für ihn habe der Herr keine Glückseligpreisungen, gebe ich zu bedenken, dass er möglicherweise nicht weiß, wie das Reich Gottes zu uns kommt. Bei den Glückseligpreisungen geht es nämlich nicht um eine eindimensionale "Anleitung zum Glücklichsein", wie ich es einmal in einer reißerischen Aufmachung las. Was aber heißt es, zum Reich Gottes zu gehören. Was heißt es, im Heilsbund Gottes zu stehen? Als Gott den Neuen Bund verhieß - denken wir an Jeremia 31 - da lesen wir Folgendes: Das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein; und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: "Erkenne den Herrn!" Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen, spricht der Herr; denn ich werde ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nicht mehr gedenken (Jeremia 31, 33.34). Im Blick auf diese Verheißung könnte man ebenfalls einwenden: Ja, mir sind meine Missetaten vergeben. Aber das, was hier außerdem noch zugesagt ist, nämlich, dass das Gesetz Gottes in meinem Innern ist, dass niemand mehr zu einem anderen sagen muss: Erkenne den Herrn, das ist bei mir und in unserer Gemeinde nicht der Fall, allenfalls ansatzweise. Nun, das ist richtig. Aber dadurch ist das, was Gott durch Jeremia verheißen hat, nicht falsch. Allerdings haben wir es in der richtigen Perspektive zu verstehen. Als Jeremia diese Verheißung kurz vor dem Untergang Jerusalems verkünden durfte, lag noch alles, was er sagte, in der Zukunft. Inzwischen ist diese Verheißung teilweise bereits in Erfüllung gegangen. Aber teilweise ist sie noch Hoffnung und Erwartung. Der Gnadenbund bzw. das Reich Gottes sind bereits in der Jetztzeit in Christus angebrochen. Aber vollendet wird Gottes Herrschaft erst in der Ewigkeit. Jetzt haben wir den Heiligen Geist als Angeld, als Vorauszahlung, als Unterpfand empfangen. So schreibt es Paulus in Römer 8. Der Heilige Geist ist jetzt gewissermaßen ein Vorschuss auf das, was uns erwartet. Die Vollendung, die Auferstehung unseres Leibes, wird erst am Tag der Wiederkunft unseres Heilandes und Herrn kommen. An jenem Tag wird alles klar sein. Dann werden wir keine Fragen mehr haben. Dann werden wir zu niemandem mehr sagen müssen: Erkenne den Herrn! Wenn wir Jesus sehen, wie er ist, von Angesicht zu Angesicht, wird alles klar sein, und dann wird unsere Glückseligkeit vollkommen sein. Hier in der Jetztzeit ist unsere Glückseligkeit bereits angebrochen. Aber in ungetrübter Vollendung wird dies erst bei der Hochzeit des Lammes sein. Wenn man mit ungetrübter Glückseligkeit schon hier und jetzt rechnen würde - und es gibt solche Auffassungen im Evangelikalismus, vor allem in der Pfingstbewegung und in charismatischen Kreisen - dann lügen wir uns selbst etwas in die Tasche. Dieser Selbstbetrug wird auf die Dauer schiefgehen. Bitte missverstehen wir uns nicht. Die, die zu Jesus Christus gehören, haben auch jetzt schon Glückseligkeit. Paulus schreibt: Ich freue mich. Aber in der gegenwärtigen Zeit ist dies eine Freude inmitten von Leid. Seinen sogenannten "Brief der Freude", den Philipperbrief, schrieb der Apostel aus dem Gefängnis. Von dort schrieb er: Ich freue mich. Ja, er schrieb sogar: Ich will (werde) mich freuen (Philipper 1, 18). Diese Absicht hat er angesichts dessen, was ihn in der Herrlichkeit erwartet. So schreibt der Apostel gleich darauf: Ich habe Lust abzuscheiden, um bei Christus zu sein (Philipper 1, 21-24). Damit zeigt uns der Apostel eine andere Blickrichtung - es ist eine Perspektive auf die Ewigkeit - so dass wir die Glückseligpreisungen nicht als eine eindimensionale Gebrauchsanweisung zum irdischen Glücklichsein verwenden dürfen. Jesus selbst sagt dies auch ausdrücklich: Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch jegliches böse Wort gegen euch reden um meinetwillen (Matthäus 5, 11). Moment mal: Jesus preist seine Jünger glückselig, wenn sie um Jesu willen verfolgt und verleumdet werden...?! Ja! Genau das ist die Glückseligpreisung, mit sich der Jesus direkt an seine Nachfolger wendet. Wir sagten: Bei den acht/neun Seligpreisungen geht es nicht um acht Gruppen von Menschen. Vielmehr geht es um eine einzige Gruppe. Ich füge hinzu: Indem Jesus von den Menschen als Sanftmütige und als Friedensstifter spricht, geht es dem Sohn Gottes auch nicht um menschliche Tugenden oder um menschliche Charaktere. Vielmehr geht es ihm dabei um Wirkungen seines Geistes, die auf unsere Armut und Bedürftigkeit treffen. Wir kommen immer zu Christus als Bettler. Wenn wir bei den Glückseligpreisungen an Tugenden denken würden, würde es hier um Ethik gehen. Wenn es hier um Charakterzüge ginge, würden wir uns im Bereich der Verhaltenspsychologie bewegen. Aber Jesus spricht die Menschen auf einer wesentlich anderen Ebene an. Es ist eine Ebene, die für Pädagogik und Psychologie nicht erreichbar ist. Darum sage ich: In den Glückseligpreisungen wird nicht innerweltlich Humanes vermittelt, sondern Geistliches. Schon gar nicht geht es bei den Glückseligpreisungen um ein plattes Jesus makes you feel happy. Vielmehr werden uns hier Menschen gezeichnet, die ihre Heimat nicht auf der Erde haben, sondern im Himmel. Während seine Jünger hier auf Erden in Spannungen leben, haben sie im Blick auf die Ewigkeit Glückseligkeit empfangen. Mit den Glückseligpreisungen schneidet Jesus gleichsam in die Schar seiner Zuhörer. Er vollzieht Trennungen. Einige, die dem Herrn zuhörten, stellten fest: Jesus meint mich. So jemanden, wie Jesus ihn hier zeichnet, sanftmütig, nach Gerechtigkeit hungernd und dürstend, barmherzig, reinen Herzens, friedfertig (Friedenswirker), das möchte ich sein. Und solche Leute treten dann aus der großen Schar heraus, kommen nach vorne und setzen sich zu den Füßen Jesu. Die anderen waren bei allem Erstaunen und aller Verwunderung über das, was sie hörten, enttäuscht: Sollte das die Antwort des Messias auf die Probleme unserer Zeit sein? Ist das die Lösung für meine Lebenssituation? Am Ende der Bergpredigt waren sie über Jesu Verkündigung beeindruckt und erstaunt. Aber sie waren nicht von ihrer falschen Erwartungshaltung bekehrt, und folglich suchten sie nicht Zuflucht bei Jesus Christus in seinem Reich. Der Sohn Gottes predigt unterscheidend, und damit bewirkt er Trennungen: Das heißt für uns: Entweder wir eilen zu Jesus, um ihm nachzufolgen. Oder wir bleiben von ihm distanziert, und dann bleibt uns nichts anderes übrig, als uns unsere eigene Welt zu basteln. Oder wir träumen uns aus der Realität des irdischen Daseins hinweg. Als der Herr Jesus nach den acht Seligpreisungen diejenigen anblickt, die zu ihm getreten waren, spricht er sie direkt an: Selig seid ihr! Nach acht Seligpreisungen, in denen Jesus in der dritten Person spricht und ein Modell einer geistlich-christlichen Existenz skizziert, wendet er sich in der neunten an sie direkt: Glückselig seid ihr. Weil vermutlich genau dieses Heraustreten in der gegenwärtigen Zeit, die so diesseitsorientiert ist und so massiv von der Säkularisation bestimmt ist, für uns so schwer nachvollziehbar ist, wiederhole ich es: Jesus Christus sagt: Glückselig seid ihr nicht zu allen Unterdrückten. Es ist nicht eine Botschaft an alle Underdogs. Jesus sagt das auch nicht zu sämtlichen Menschen, die leiden, die krank sind oder die von einem Virus infiziert sind oder die nun an den Folgen ihrer Impfung vor sich hin leiden. Jesus Christus sagt es anders. Er sagt es so, dass jeder weiß: Ich bin zu einer geistlichen Prüfung aufgerufen. Bei dieser Prüfung geht es nicht darum, was ich alles sein und leisten muss, um so das Reich Gottes hinzubekommen oder gar aus mir hervorzubringen. Vielmehr geht es bei dem Test um die folgende Frage: Bin ich so bedürftig, so hungrig, dass ich eines weiß: Einzig und allein Jesus kann meine Armut, meine innere Leere, meinen Mangel und meine Bedürftigkeit stillen? Ich bin vor Gott ein Bettler, das ist wahr. Jesus zählte zu seinen Jüngern einen Zeloten: Simon, den Zeloten. Er war ganz sicher ein ziemliches Raubein. Seine Devise lautete: Nur keinen Streit mit den fremden Machthabern, den Römern vermeiden. Dieser Mann musste durch das Wort Jesu Glückselig sind die Friedensstifter (Matthäus 5, 9) getroffen worden sein. Damit stand er vor der folgenden Frage: Das, was Jesus sagt, ist nicht in Übereinstimmung zu bringen mit meiner Lebenseinstellung. Soll ich diesem Jesus also "Lebewohl" sagen? Oder soll ich diese Botschaft akzeptieren? - Schließlich wurde er von seiner bisherigen Einstellung bekehrt. Er wurde durch Jesu Verkündigung innerlich überwunden. Er kehrte um und durchschaute seinen bisherigen Zelotismus als Irrweg. In der Menge saßen sicher auch Männer wie Levi, der Zöllner. Die hörten: Glückselig sind die, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten. Bisher meinten diese Beauftragten Roms, dass man mit Rechtschaffenheit in diesem Leben nicht sonderlich weit komme, dass in Wahrheit in dieser Welt der Gute der Dumme sei: So ein wenig schummeln, das müsse man schon, um sich in dieser Welt hindurchzumanövrieren und zu behaupten. Aber auch solche Leute wurden durch das Evangelium innerlich zerbrochen und von Jesu Geist auf den Heilsweg geführt. Glückselig seid ihr, sagt Jesus zu allen seinen Jüngern. Diese Glückseligpreisungen wiegen alle inneren Anfechtungen auf und auch jede äußere Schmähung, alle Verfolgungen, alles Böse, alles, was man wegen Christus in diesem Leben zu hören und zu ertragen bekommt. Wenn der Sohn Gottes sagt, glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch jedes Wort gegen euch reden um meinetwillen, dann meint er damit jenes niederträchtige Verhöhnen eines Menschen, der Jesus nachfolgt. Zunächst erfährt so jemand Spott, und dann endet es häufig mit Mobbing oder Schlimmerem. Jesus denkt dabei sicher auch an das absichtliche Verdrehen und Missverstehen des Evangeliums. Das hört sich zum Beispiel so an: "Du willst zu den Jüngern Jesu gehören? Das sind doch die, die die Armut verherrlichen; dass sind doch die, die die Armen im Geist preisen; dass sind die, die in ihrer Trauer schwelgen, denn heißt in ihrem frommen Buch: Glückselig sind die Trauernden; dann ist darin auch noch zu lesen: Glückselig sind die Sanftmütigen... Hast du dich wirklich solchen weltfremden Deppen angeschlossen? Willst du wirklich zu den Weicheiern gehören, die nach einem reinen Herzen trachten? Willst du tatsächlich einen auf Friedensstifter machen? Wenn du das versuchst, gerätst du unweigerlich zwischen alle Stühle. Und im Übrigen funktioniert so etwas nur, wenn man die harten Fakten unter den Teppich kehrt. Solche Leute sind in unserer Gesellschaft lebensuntüchtig. Mehr noch: Sie sind Spielverderber. Eigentlich sollten sie verschwinden. Sie gehören dorthin, wo bereits ihr Herr war, ans Kreuz." So redet man. Demgegenüber sagt Jesus: Ihr seid glückselig gerade dann, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Mögliche Böse über euch ausschüttet um meinetwillen. Warum sind die glückselig, die geschmäht, verfolgt und verleumdet werden? Lesen wir weiter: Freut euch, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln (Matthäus 5, 12). Das Reich Gottes ist herbeigekommen, und es wird sich herrlich im Himmel vollenden. Ich stelle dazu einmal folgende Frage. Bestätigt Jesus mit dieser Aussage nicht genau das, was Karl Marx als Opium für das Volk bezeichnete? Religion und Christsein, das seien Vertröstungen auf das Jenseits! Die Hoffnung auf den Himmel sei nichts anderes als ein Betäubungsmittel, sodass man dadurch für alle Schmerzen dieser Erde gefühllos werde! Ich nehme nicht wenige Christen wahr, die sich heute - zum Teil recht krampfhaft - darum bemühen, genau einen solchen Vorwurf gegen sich nicht aufkommen zu lassen. Bei so einer Aussage wie dieser hier, betonen sie dann, dass die Formulierung Lohn in den Himmeln gar nicht auf das zukünftige Leben verweise. Sie sagen, die Aussage Groß ist euer Lohn in den Himmeln müsse man umschreiben mit: Groß ist euer Lohn bei Gott. Dann folgern sie: Gott belohne, bereits in diesem Leben, hier auf dieser Erde. Nun, da ist sicherlich etwas Wahres dran. Ich denke an Psalm 58. In diesem Psalm handelt David ausführlich über die Boshaftigkeiten der Menschen. Am Schluss des Psalms aber bezeugt er: Und die Leute werden sagen: Der Gerechte empfängt doch seine Frucht. Es gibt doch einen Gott, der richtet auf Erden (Psalm 58, 12). Ich warne davor, dass sich die Christen wegen des Vorwurfs von Karl Marx die Freude und die Hoffnung auf die Ewigkeit nehmen lassen! Auch wenn es bereits Lohn hier auf dieser Erde gibt, das nimmt nicht weg, dass die Betonung des Evangeliums, wenn es um unseren Lohn geht, auf die Ewigkeit gerichtet ist. Denken wir an Jesu Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus: Lazarus wird im zukünftigen Leben getröstet. Lassen wir uns also nicht von dem Spott des Atheisten Marx einschüchtern. Er ist einer von denjenigen, die die Jünger Jesus schmähen und alles erdenklich Böse über sie auskippen. Christen richten den Blick auf die Ewigkeit, und gerade darum erfahren sie hier auf Erden manches Leid. Aber indem sie ihre Hoffnung auf die zukünftige Wirklichkeit setzen, in der es keine Tränen mehr geben wird, betäuben sie sich angesichts des irdischen Leids nicht durch irgendein Opium oder durch ein anderes Rauschmittel, und sie werden keineswegs apathisch oder stumpfsinnig gegenüber dem, was sie um sich herum wahrnehmen. Das Gegenteil ist der Fall! Es gibt keinen Grund, uns der Glückpreisungen unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus zu schämen. Leider haben viele Christen diesen Gotteslästerer Karl Marx und dessen neuzeitliche Nachfolger, die atheistisch-materialistischen Zeloten der Gegenwart, viel zu ernst genommen, sodass sie sich in eine Verteidigungshaltung haben treiben lassen. Jesus Christus jedenfalls sagt: Seid fröhlich und freut euch, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln. Die neue Erde, das neue Jerusalem, die bringen nicht wir Menschen hervor. Das Ewige kommt aus den Himmeln herab. Es kommt von Gott, dem Herrn. Gott ist es, der die herrliche Wirklichkeit bringt, in der keine Tränen mehr nachts in die Kissen geweint werden, in der keine Krankheit und kein Virus und kein Tod mehr herrschen werden. Dieser Ausblick bewirkt Freude. Er schafft Glückseligkeit, und zwar bereits hier und jetzt inmitten aller unserer Enge und unserer Bedrängnisse. Stellen wir uns nur einmal vor, wir müssten aus uns selbst heraus Freude produzieren. Das Einzige, was dann herauskäme, wäre eine billige, flache Selbstbespaßung. Demgegenüber ist es Jesus Christus, der dir die ewige Freude, die herrliche Glückseligkeit bringt. Jesus fügt noch etwas hinzu, das ich nicht unterschlagen möchte. Er sagt: euer Lohn wird groß sein im Himmel, denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind (Matthäus 5, 12). Damit verweist der Herr auf die Einheit der Geschichte: Diejenigen, die Gott dem Herrn nachfolgen, wurden seit jeher gehasst. Da bist du und da bin ich nicht eine Besonderheit. Diejenigen, die von Gott und seinem Sohn Jesus Christus Zeugnis ablegen, wurden zu allen Zeiten von der Welt geschnitten, verachtet, diskriminiert und verfolgt. Folglich brauchten die Jünger auf dem Berg in Galiläa nicht zu meinen, ihnen würde in Verfolgungen etwas Fremdartiges geschehen, etwas, das nicht zum Reich Gottes gehört. Auch wir heute erfahren nicht etwas Ungewöhnliches, wenn wir Jesus nachfolgen und dann über uns Spott und Lästerungen und Verleumdungen ausgegossen werden. Das gehört zur Nachfolge (vergleiche 1. Petrus 4, 12-14). Aber trotzdem, nein gerade deswegen: Freut euch und seid fröhlich! Wegen dieses herrlichen Ausblicks auf das Reich der Himmel ist die Flut der Glückseligpreisungen, die der Heiland über seine Jünger ausschüttet, so überaus beglückend und trostreich. Amen. 9