Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift mit in den Text eingefiigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung Dr. Martin Luthers mit in den Text eingeftigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel, Pastor prim. zu Neusalz a. d. O. «« «. , . -»«.,»·«,»., -»HAVJMPO-VVWWA«««.«»-.-«« »».«·,»»«»»»» Band 2 Das Alte Testament Der ersten Hälfte oder der Geschichtsbücher zweite Abteilung: Die Bücher Josua bis 2. Könige F? Verlag der Lu « en Buch dl ng Heinrich Harms — 93 Gro ingen Ja, nach dem Gesetz und Zeuguitlx werden sie das» nicht sagen, fo werden sie die Morgeutöthe nichi Hasen. Des. S, 20. Inhalt Seite Geschichtsbiichen Das Buch Josua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Das Buch der Richter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Das Buch Ruth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Das 1. Buch Samuelis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Das 2. Buch Samuelis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 Das 1. Buch von den Königen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 Das 2. Buch von den Königen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 G 2004 by Verlag der Lutherischen Buchhandlung IsBN 3-86147-269-4 (Band 1—7) ISBN 3—86147-271—6 (Band Z) Herstellung: Druckhaus Harms — 29393 Grols Oesingen Telefon (0 58 38) 99 08 08 — Telefax (0 58 38) 99 08 09 Zu beziehen durch: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Martin-Luther-Weg 1 — 29393 Grolå Oesingen Telefon (0 58 38) 990 880 — Telefax (0 58 38) 7 02 Vorwort. Mit besonderem Danke gegen den -HErrn, der so gnädig über alle Schwierigkeiten hinweg- geholfen, Leben und Gesundheit gefristet und Kraft und Ausdauer verliehen hat, um das ange- fangene Werk weiter zu führen, schließt der Herausgeber mit den Büchern von den Königen die zweite Abtheilung des ersten Bandes seines Bibelwerkes ab. Es kam ihm darauf an, bei der Auslegung der hier vorliegenden biblischen Bücher sich die Arbeit nicht leicht zu machen, sondern seinen Lesern ein möglichst klares, zusammenhängendes nnd tiefes Verständnis; zu vermitteln; da ist freilich der äußere Umfang größer geworden, als ursprünglich berechnet war, und die noch übrigen Geschichtsbücher des alten Testaments ließen sich nicht mehr in diesen Abtheilungsband bringen, wenn derselbe nicht unverhältnismäßig stark ausfallen sollte. Aber es läßt sich wohl erwarten, daß die Leser die Sorgfalt und Mühe, welche auf die Erklärung im Einzelnen wie auf die Darstellung der Weltgeschichte, soweit sie in die Geschichte des Reiches Gottes eingreift, verwandt werden mußte, berücksichtigen und die beständige Hinweisung auf die zu der jedesmal behandelten Stelle in Beziehung stehenden Psalmen, gleichwie auch auf das Wirken und Walten der Propheten, sich gern gefallen lassen werden: ist doch damit der Auslegung dieser so schwierigen Bücher schon viel vorgearbeitet, so daß letztere rascher gefördert und theilweis kürzer gefaßt werden können, als sonst möglich gewesen sein würde. Immer schärfer und bestimmter hat der Unter- zeichnete seine Aufgabe (s. die Vorrede zum I. Abtheilungsbandch in’s Auge fassen, und immer entschiedener und freudiger alle seine Kraft daran setzen wollen, eine von den schon vorhandenen Handbüchern der Bibelerklärung noch leer gelassene Stelle auszufüllen und neben dem, was die Lehrer in den Schulen und die Hausväter in den Familien bedürfen, auch das zu bieten, was seine jetzigen und künftigen Mitgenossen des geistlichen Standes zu ihrer Vertiefung in das Wort Gottes nöthig haben, ohne daneben noch, wie andere, sowohl praktische als gelehrte Com- mentare das erheischen, sich mit einer Menge anderer Hilfsmittel, als Karten, Realwörterbücher u. dgl., versehen zu müssen. Wenn hierdurch schon es sich erklärt, warum das Erscheinen der Lieferungen länger hat auf fich warten lassen, als den Freunden des Bibelwerks lieb war, indem dem Herausgeber die Arbeit unter den Händen wächst und sich wehrt: so wolle man zu- gleich in Anschlag bringen, daß er nicht nur sein früheres, so umfangreiches und mannigfach ver- wickeltes Amt noch immer fortzuführen gehabt, sondern ihm auch während des verflossenen, beson- ders schweren Jahres 7 Monate hindurch die Aufgabe zugefallen ist, einen zweiten Geistlichen bis zur Wiederbesetzung der erledigten Stelle zu vertreten. Er selbst, auf dasjenige zurückblickend, was unter den obwaltenden Verhältnissen zu Stande gekommen, muß dem HErrn der Kirche öffentlich Lob und Preis bringen, daß er geholfen über Bitten und Verstehen; die lieben Leser aber wollen nicht mit ihm rechten, daß nicht noch mehr fertig geworden, sondern ihm bitten helfen, daß der HErr weiter Gnade verleihe und, so es seiner Weisheit gefällt, auch bald zu einer leichteren Amtsstellung verhelfe, die nach menschlichem Ermessen so nothwendig erscheint. VI Vorwort. Bei 2. Kön. 17, 23 und 22, 2 ist Veranlassung genommen worden, näher auf die beiden apokryphischen Bücher Tobias und Judith einzugehen und durch zusammenfassende Darstellung des Inhalts, unter Beifügung erläuternder Bemerkungen, diese Bücher schon jetzt zu erledigen, ohne das; eine besondere Behandlung nun weiter erforderlich wäre. In derselben Weise soll denn auch seiner Zeit mit dem Buche Baruch und den andern kurzen Stücken (8——14) verfahren werden. Dagegenwird das l. Buch der Maccabäer mit vollstäudigerm jedoch, um das Buch als nicht kanonisch zu kennzeichnen, aus gewöhnlicher (nicht fetter) Schrift gesetztem Text die Unterlage bilden für eine genaue Darstellung der Geschichte Jsraels seit Alexander d. Gr. bis auf Christus, den noch übrigen historischen Büchern des alten Testaments (1, Chronika —- Esther) unmittelbar sich anschließen und auch den Inhalt des 2. Buchs der Maccabäer in Anmerkungen unter dem Texte in sich aufnehmen. Die Weisheit Salomonis und das Buch Jesus Sirach gedenken wir gleich- falls in vollständigem Texte und aus gewöhnlichen Typen zu bringen. Es ist uns, nachdem Fürsorge getroffen ist, daß das Werk künftig einen raschereu Fortgang nehme, schon jetzt möglich, eine Uebersicht über den weiteren Verlauf zu geben. Während des Erscheinens der die 3, Ab- theilung bildenden Bücher (1. Chronika —- Esther, einschließlich der Maccabäer) werden zwischenein auch die Lehrbücher des A. T. (Hiob — Hohelied) und die beiden ersten von den großen Propheten (Jesaias und Jeremias, letzterer mit den Klageliedern und dem inhaltlich behandelten apokr. Buch Baruch)7erscheinen. Hiermit gedenken wir, da nunmehr von gleichgesinnten und mit dem Werke völlig oertrauten Amtsbrüdern uns in die Hände gearbeitet wird, so Gott will, künftiges Jahr fertig zu werden, um dann sofort zu den Geschichtsbüchern des neuen Testaments über- zugehen, unter dem Erscheinen der dafür bestimmten Lieferungen aber mit den übrigen Propheten fortzufahren Der dreieinige Gott, dessen Namen das Werk verherrlichen soll, bekenne in Gnaden sich auch ferner zu demselben und lasse es an den Herzen der Leser, wie an dem des Herausgebers, reich- lich gesegnet sein! Ne1ksalz, den 10. April 1867. Deichsel, Pastor prim. Das Buch Josua. Josua bedeutet mit dem Namen und mit der Geschichte Christum, wiewohl er ist gewesen ein Diener Mosis; sedoch, nachdem sein Herr gestorben ist, führet er das Volk ein und theilet aus das Erbe des HErrn Also ist Christus auch erst unter dem Gesetz gemacht und hat dem Gesetz gedienet für uns; zuletzt, da das Gesetz ein Ende hatte, hat er ein ander Amt des Eoangelii angerichtet, in welchem wir geführt werden durch ihn in ein geistlich Reich eines fröhlichen und sicheren Gewisseus in Gott, da wir ewiglich herrschen. Das 1. Kapitel. Josua mird in seinem Iäoruf gestärkt-et. l. o. 1—9. eint« nach out-as Tod: empfängt Josua ok- fehl von Gott, das Voll: in das gelobte Land einzuführen und ihm dasselbe anszutheilem wird des göttlichen Bei— slaudes zu diesem Werke verboten, aber aurh zur Treue gegen das Gesetz ermahnt. 1. Nach dem sim J. 1447 v. Chr. erfolgten] Tode Mose, des Knechtes des HErrn sals nun die 30 Trauertage b. Piose 34, 8 zu Ende waren], sprach der HErr [wohl in einem nächtlichen Ge- sichtj zu Josua, dem Sohne Nun [vom Stamme Ephraim 4. Mos. 14, o. 1«7], Mose-s Diener [2.Mos. 17, 9 ff.; 4. M. 11, 28 und berufenen Nachfolger 4. Mos. 27, 15 ff.]: 2. Mein Knecht Mose ist gestorben kund also die Zeit da, daß du dein Amt antretest]; so mach dich nun auf, und zeuch iiber diesen Jordan [der vor euch liegt], du uud dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Kindern Israel, gegeben szu geben oersprocheUJ habe suud jetzt auch wirklich ihnen einräumen will]. 3. Alle Stätte, darauf eure Fußsohlen treten werden [keinen Fuß breit ausgenommen], hab’ ich euch gegeben, wie ich Mose geredet habe so. Mos. 11, 24; 2. M. 23, 20 ff.]. 4. Von der Wüste [Zin gegen Mittag 4,Mos. 34, 3 vgl. 4. M. 13, 1 Anm.] an, und diesem [von eurem gegenwärtigen Lager aus sichtbaren] Libanon [gegen Mitternacht], bis an das große Wasser Phrath sden Strom Euphrath gegen Mor- gen], das ganze szwischen den eben genannten drei Punkten gelegeue] Land der Hethiter fund übrigen Cananiter 5. Mos. l, 8 Anm.], bis an das große [mittel1ändische] Meer gegen dem Abend, sollen eure Grenze seuer Gebiet] sein [1. Mos. 15, 18]. 5. Es soll dir niemand [oon den ietzigen Landes- bewohnerm denen du dies Gebiet abzunehmen hast] widerstehen dein Lebenlaug [5. Mos. 11, 25]. Wie ich mit Mose gewesen bin, also will ich auch mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen, noch von dir weichen [5. Mos. 31, 8]. 6. Sei Darum] getrost und unverzagt so. sjtltos 31, 7. 23]; denn du sollst diesem Volk das Land austheilen, das ich ihren Vätern geschworeu habe, daß ich-s ihnen geben wollte. D Eich fel ’ s Bibelwerc (Dr. M. Luther) 7. Sei nur getrost und sehr freudig [es wird deinem Werke der Erfolg nicht fehlen;« aber sei zngleich auch hurtig und munter], daß du hattest smeiue Gebote], und thust allerdinge nach dem Gesetz, das dir sgleichwie dem ganzen Volke] Mose, mein Knecht, sin meinem AUftrageJ geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken [denn es ist der gerade, richtige WegL aus daß du weislikh handeln mbgest in allem, das du thun sullst" [5. Mos. 28, 13 ff.; 4, 5 ff.]. 8. Und laß das Buch dieses [oon Mose geschriebenenj Gesetzes snamentlich auch in seinem, die Fürsten und Führer des Volks angehenden Theile 5. Mos. 17, 14 fs.] nicht von deinem Munde kommen sdasz du jemals aufhören woll- test, es still für dich zu lesen und es laut dem Volke einzuschärfen Z. Mos. G, 6 f.; 11,18 ff.], sondern betracht’ es Tag und Nacht [Ps.1, 2], auf daß du hattest und thust allerdinge nach dem, das drinnen geschrieben stehet. Als: danuW wird dir-s gelingen sein glücklicher Erfolg deine Unteruehiuungeii krönen] in allem, das du thust, und wirst weislich handeln [deine Sacheu ansiellen und ausführen] können. 9. Siehe, ich habe dir sin den eben gefprochenen Worten] geboten, daß du getrost und freudig seiest. Laß [denu meine Zusprache etwas über dich ver- mögen; laß also] dir nicht grauen svor der aller- dings grausigen Aufgabe, ein ganzes Volk aus seinem Lande auszurotteuh Und enisehe dich nicht [vor befestigten Städten und streitbaren Heerhaufen]; denn der HErr, dein Gott, ist mit dir in allem, das du thun wirst. «) Josua, damals gegen 93 Jahr alt, war an sich keineswegs eine verzagte und schwache Natur: fchon im Kampfe wider Amalek hatte er sich als einen Helden bewiesen (2. Mos. 17, 8 ff·), und auch bei der Auskuuds schaftung des Landes Canaan legte er Muth und Ent- schlossenheit genug an den Tag (4.«Pios.14,6ff.). Aber während er bisher von der Inächiigen Leitung Mosis getragen worden, sollte er nunmehr« die Last, das Volk zu führen, alletn auf sich nehmen; und was für eine Last das sei, wußte er, der 40 Jahre lang dem Mose zur Seite gestanden und gesehen hatte, wie bisweilen auch diesen gewaltigen Mann fein Amt zu erdrücken drohte (4. Mos. 11, 11 sf.), am besten. Darum mag er am Abend des letzten von jenen Traucrtagen (5.Mof. 34,8) unter viel forglichen Gedanken, wie er seine Ausgabe lösen solle, eingeschlafen sein. Doch den Demüthigeu A. T. I. Z. 1 2 Josua l, 10—18. 2, 1-—3. giebt Gott Gnade; und so erscheint er auch hier dem Josua im nächtlichen Gestcht und nimmt ihm alle Sorge vom Herzen durch gar trölichen zusprach. — Wie un· ähnlich sind dem Josua die meisten Kriegshelden in der Welt, die sich auf die Stärke des Reises, auf die Ge- beine ihrer Soldaten, auf ihre Schätze, Fcstungen und Kriegsübungen oerlassen, und also vor allen Dingen nöthig hätten zu lernen, daß ein Soldat Mensch und nicht Gott, und ihre Rosse Fleisch und nicht Geist seien, daß der Tag der Heimsnchung des HErrn über hohe Thürme und feste Mauern gehe, und der HErr Schätze in die Rappuse geben und die Weisen in ihrer Listigkeit sahen könne, und der Sieg von ihm kommt (Jes.31,3; 2, 15; Jerem. 15, 13: Hiob b, 13; Sprüchw. 21, St; Jerem. O, 23; Pred. Z, 11). Wenn sie dieses nicht er- kennen, Gott Ehre zu geben, so mag es ihnen so lange gelingen, bis die Gerichte Gottes über andere Gottlose durch sie ausgeführt sind; alsdann aber werden sie als eine Art, die sich wider den rühmt, der damit hauet, und wie eine Säge, die wider den trotzt, der sie zeucht (Jes. 10, 15), zerbrochen, und werden als Feinde Jesu um Schemel seiner Füße geworfen. So ging’s dem osua nicht. Er war bei seiner hohen Würde und Macht von Herzen niedrig, darum wurde er von Gott erhöhetz er suchte die Ehre Gottes, darum gab ihm Gott ewige Ehre; er setzte sein Vertrauen auf den lebendigen Gott, darum hatte sein Glück ewigen Bestand. (Noos.) «) Wer nach Gottes Wort sich richtet, der handelt weislich und gliicklich; und wer nach seinem Kopfe fährt, der handelt unweislich und vergeblich. —— Wir wissen nicht, wie unser Ding beschaffen ist, welches wir ohne Gottes Gesetz, allein nach unserm eigenen Sinn thun; wir wissen nicht, ob’s Gott gefällt, wir thun einen Schlag in die Lust, wir arbeiten auf das, das ungewiß ist, so wir thun nach unserm Sinn, ja wir sind deß gewiß, daß es Gott nicht gefällts was wir dergleichen thun. (Luther.) «) Wer Gottes Licht und Leitung genießen will, ohne sich, wie Josua, an das Buch des Gesetzes zu halten, verfällt in einen fanatischen Zustand und wird von seiner Phantasie und falschen Geistern jämmerlich betrogen. Wer also richtig wandeln will, unterwerfe mit Glauben und Gehorsam feinen Verstand und Willen dem geschriebenen Wort Gottes und genieße dabei die Gemeinschaft mit Gott dem Vater durch Christum im heil. Geist. (Roos.) II« v. 10-—18. Alle Josua hieraus seine ersten Anord- nungen zum blebergang übel: den Jordan trifft, kommen die hanptlente des volles, die er um sitt) versammelt hat, mit dem nersprelhru unbedingten vertrauens und Gehor- sams ihm entgegen; die drittehalb Stämme aber, die schon jenseit des Jordan ihr Erhtheil empfangen haben, sagen ihm ihren Beistand zur Grotietung des dtesseitigen Landen zu. 10. Da [durch solche Zusprache des HErrn ermuthigh sein Werk sofort in Angriff zu nehmen] gzebot Josua den Haupt- soder Amt-J leuten des olib [die als Führer der Geschlechtsregister 2.Mof. b, 11 Anm. nicht nur die Aushebung der kriegs- pflichtigen Mannschaft b. Mos. 20, 5, sondern auch die Veröffentlichung der Befehle des Heerführers zu besorgen hatten, und die er jetzt — wohl am Morgen des s. Abib oder Nisan, ohngefähr unserm April entsprechend 2. Mos. 12, 2 Anm. — zu sich beschied], und sprach: 11. Gebet durch das Lager, und gebietet dem Voll, und spreche« Slhafset euch Vorrath soon Lebensmittellqz denn iiber drei Tage werdet ihr über diesen Jordan gehen saus eurem jetzigen Lager in Sittim ausbrechen und an den Jordan vor- rücken, um seiner Zeit, wenn auch die anderweitigen Vorbereitungen getroffen sein werden, denselben zu überschreitenh daß ihr hinein kommet und das Land einnehmet, das euch der HErlz euer Gott, geben wird. 12. Und zu den Rubeniterlh Gaditern und dem halben Stamm Manasse [die bereits das Land der beiden Amoriterkönige Sihon und Og zu ihrem Frbtheilsempfangen hatten 4. Mos. Kalb. 341 sprach o un: 13. Gedenket an das Wort, das euch Muse, der Knecht des HErrm sagte sals er eure Bitte um die schon in Besitz genommenen Landstriche euch gewähttes und sprach: Der HErn euer Gott, hat euch zur Ruhe gebracht, und dies Land gegeben sihr aber sollt geritsiet vor euren Brüdern, den Kindern Israel, herziehen, bis daß der HErr eure Brüder auch zur Ruhe bringe b. Mos 3, 18—20 vgl. 4. M. 32, 16 ff.]. 14. [So erfüllet nun das Versprechen, das ihr damals gegeben-J Ente Weiber, und Kinder, und Vieh lasset im Lande bleiben, das euch Mose gegeben hat, diesseit sauf der OstseiteJ des Jordan; ihr aber sollt vor euren Brüdern herziehen gerüsteh was streitbare Männer sind, und ihnen helfen, 15. Bis daß der HErr eure Brüder auch zur Ruhe bringt, wie euch, daß sie auch einnehmen das Land, das ihnen der HEru euer Gott, geben wird. Alsdann swenn das geschehen ist] sollt ihr wieder umkehreu in euer Land, das euch Muse, der Knecht des HErrn, eingegeben hat zu besthen, diesseit des Jordan, gegen der Sonnen Ausgang. 16. Und sie [die Aeltesten und Vertreter der DrittehalbStämmeJ antwortetenJosua, und sprachen: Alles, was du uns geboten hast, das wollen wir thun, und wo du uns hinsendest, da wollen wir hingeben. 17. sEs stimmten aber auch die Hauptleute der andern Stämme V. 10 in solche Rede ein und oersichertemj Wie wir Mose gehorsam sind gewesen, so wollen wir dir auch gehorsam sein; allein, daß der HEry dein Gott, nur mit dir sei, Wie et tUil Mvfc Wnc swir setzen freilich voraus, in- dem wir das oersorechem daß der HErr dich ebenso als seinen Knecht und Diener ausweisen und mit dir sein werde, wie er’s mit Mose gethan; doch haben wir auch andterseits deß die gewisseste Zuverstchts 18. [Und in solcher Zuverficht sei denn die Zusage, die wir im Namen des ganzen Volkes dir thun, eine unbedingte-J Wer deinem Munde ungehorsam ist, nnd nicht gehorchet deinen Worten, in allem, das du uns gebeulst, der soll snach dem Wort des HEXEN 5· Mvs 17- 121 sterben. Sei nur getrost und unverzagt kwie smose selbst, als e: dich als sei-im Nachfolger uns vorstellte 5. Mos 3l, 7 ff» im Namen Josua bereitet den Uebergang über den Jordan vor und sendet Kundschafter nach Jericho. Z Gottes dich Vermahnt hat, damit wir an dir einen mann- haften und entschlossenen Führer haben]. Wir erkennen hier so recht, daß an Stelle des un- gläubigen und widerspenstigen Geschlechts, das in der Wüste dahingestorbem ein neues voll Glaubens und Zu- versicht herangewachien ist· Was die Hauptleute im Namen des Volkes hier zusagen, war, wie sich hernach zeigt, kein leeres Versprechenz und auch die drittehalb Stämme haben ihr Wort treulich gehalten (Kap.22,1——6), doch ging nicht ihre gesammte Kriegsmannfchaft mit hin- über über den Jordan, sondern nur 40,000 Mann (Kap. 4, 13); die übrigen 70,000 (vgl. 4. Moi. 26, 7. 18. 34) blieben zum Schutz der Weiber, Kinder und Heerden und zur Vertheidigung des in Besitz genommenen Landes zurück, weil sonst ohne Zweifel die Amoriter sich desselben wieder bemächtigt haben würden. Das Z« Kapitel. Die Iiuiidschafter werden bei der Rahab errettet. m— v.1—24. Jtbrr auch die Eroberung Ganaano und seiner Städte bereitet Josua schon vor, indem er heimlich zwei Eundschasier nach Icricho absendet, das Wand und die Stimmung seiner Bewohner auozuforsrtjen Diese hehren dort bei einer Hure, ilameno Rahab ein, werden von ihr wider die ilachstellungen des Königs, der ihnen auf die Spur genommen, in Sicherheit gebracht, nnd ge- loben ihr mit einem Gibt, ihr und der Ihrigen Erben bei der Eroberung der Stadt zu schonen. Uarhdem sie sich 3 Tage in den Ualhbarliergen von Serictio verborgen gehalten, hehren sie zu Josua zurürli und bringen ihm günstige Uachrictir 1. Josua aber, der Sohn Nun, hatte san demselben Tage, an welchem er die Amtleute des Volks sammt den Vertretern der drittehalb Stämme zu sich entbot, um mit ihnen in der Kap. l, los-f. angegebenen Weise zu verhandeln] zween Kund- schaftet heimlich [ohne daß noch sonst jemand von den Kindern Israel etwas davon erfuhr’«] ausgefandt von Sittim [wo das Lager seit 4. Mos. 22, 1».; 25, 1 fcch befaud], lind ihnen gesagt: Gebet hin [über den Jordan], besehet das Land und vsinsonders heit die am nächsten gelegene Stadt] Jericho [Kap. 6, 1 Anm. und bringet mir Nachrichh wie es mit den Festungswerken derselben und den Verthei- digungsanstaltem die ihre Bewohner gegen uns getroffen haben, steht]. Die gingen hin, und kamen [uachdem sie den Tag über die Umgegend von Jericho durchstreift hatten, gegen Abend] in das [unmittelbar an oder auf der Stadtmauer gelegene V. 151 Haus einer Hure, die hieß Rahab, nnd kehreten zu ihr ein«« sum daselbst zu übernachten]. V) Die Kunde von dieser Ausseiidung sollte sich nicht unter dem Volke verbreiten, weil dadurch die Gefahr der Entdeckung für die Kundschafter noch größer gewor- den wäre; zugleich aber wollte wohl Josua verhüten, daß, wenn die Nachrichtem die diese ihm zurückbringen würden, ungünstig lauteten, die Kinder Israel sich dadurch ent- muthigen ließen (4. Mos 13, 28 fs.). Jn solchem Falle hätte! er den eingegangenen Bericht ohne Zweifel für sich beha ten. «) Bei einer solchen Person fanden sie am leichtesten Unterkunft, Männerbesuch bei ihr siel nicht aus und von ihr ließ sich manche Auskunft erhalten; zudem erleichterte ihnen die Lage des Hauses das Entkommem wenn sie nicht mehr sicher waren. An verwerfliche Absichten ist in keinem Falle zu denken; im Gegentheil mögen sie durch ihr Verhalten, indem sie von den unfruchibaren Werken der Finsterniß sich durchaus fern hielten, aus das Herz der Rahab, die von den Gnadenwirkungen des heil. Geistes einigermaßen schon angefaßt, aber bis zu einer wirklichen Bekehrung noch nicht durchgedrungen war, einen tiefen Eindruck gemacht haben· Wir erklären uns ihren Seelenzustand etwa so: Als bei den Nach- richten von dem, was die Kinder Jsrael den beiden Amoriterkönigen Sihon und Og gethan, ein allgemeiner Schreck der Bewohner von Jericho sich bemächtigte (V. 10), da war die Herzensbewegung der Rahab noch eine tiefere, als die der bloßen Furcht vor einem mächtigen und siegreichen Feinde; sie erkannte ihre sittliche Verworfens heit und lernte damit zugleich den wahren, lebendigen Gott erkennen (V. 11), denn es ist eine Erfahrung, die auch sonst, und zivar bei Christen ebensowohl, wie bei Heiden und anderwärts, sich machen läßt, daß die Er- kenntniß der Sünde zur lebendigen Erkenntnis Gottes führt. Diese erste Ansassung trat bei ihr jedoch wieder zurück, weil seit jener Ueberwindung der Amoriterkönige von Jsrael vor der Hand nichts geschah, um nach dem eigentlichen Canaan vorzudringen; sie hatte so zu sagen Luft gekriegt vor den Gedanken, die sich unter einander verklagen oder entschuldigen, und seszte ihr voriges Ge- werbe weiter fort. Da kehrten die Kundschaster bei» ihr ein, und gerade daran, daß diese Männer sich in gewisser Hinsicht sern von ihr hielten, erkannte sie, wer dieselben waren; solche Leute waren ihr eine völlig neue Erschei- nung, und nicht nur erfüllten sie mit ihrem heiligen Wesen ihr für edle Empfindungen schon vorbereitetes Herz mit einem großen Respekt, sondern es wachte auch der vorige Zug zu Gott hin mit viel stärkerer Gewalt wieder auf, und rasch entschlossen, wie sie war, faßte sie den Vorsatz, mit dem Volke Gottes sich zu verbinden und wider die Anklagen des Gewissens unter die Flügel der göttlichen Gnade sich zu flüchten Jndem sie damit von ihrem Volke, dessen Gemeinfchaft ihr nichts als Elend und Verderben gebracht, entschieden sich lossagte, trug sie hernach (V. 9 fs.) kein Bedenken, den Kund- schaftern die Verzagtheit und Muthlosigkeit ihrer bis- herigen Volksgenossen rückhaltslos zu offenbaren; wir aber haben um so weniger Ursach, den Vorwurf gemeiner Verrätherei wider fie zu erheben, als sie sa von kriege- rischen Operationen nichts zu entdecken hat, vielmehr mit dem, was ste sagt, hauptsächlich ihre eigene Herzens- überzeugung darlegt, um daran die Bitte um Verfchonung für sich und ihres Vaters Haus zu knüpfen. Wichtig für die Betrachtung der Geschichte ist noch besonders die Leitung Gottes, welche die Kundschafter der Rahab, und wiederum dieser die Kundschafter zuführte; denn während es bei letzteren sich um ihre leibliche Errettung handelte, galt es in Beziehung aus Rahab die Rettung ihrer Seele. 2. Da ward dem Könige zu Jericho sdurch Wächter, die er überall in der Stadt ausgestellt hatte, um von allen Unternehmungen der Kinder Jsrael sogleich Kunde zu erhalten] gesagt: Siehe, es sind in dieser Nacht lheute gegen Abend] Männer herein kommen von den Kindern Israel, das Land zu erkunden [und haben bei der Hure Rahab Nacht- quartier genommen]. Z. Da sandte der König zu Jericho zu Rahab, und ließ ihr sagen: Gieb die Männer heraus, die 11- 4 Josua 2, 4-—16. zu dir in dein Hans kommen sind; denn sie sind kommen, das ganze Land zu erkunden. 4. Aber das Weib snoch ehe die Boten des Königs zu ihr kamen, da sie von selber schon auf den Gedanken gekommen war, daß die Einkehr der Kundschafter bei ihr nicht würde berschwiegen bleiben und sie auf eine Haussuchung fich werde gefaßt machen müssen] verbarg die zween Männer [auf sehr geschickte Weise V. 6], und sprach sals nun die Boten bei ihr eintrateii und ihr den königlichen Befehl verkündigtem in gar ruhiger, unbefangener Haltung] also: Es sind ja [es ver- hält sich allerdings so, wie ihr da sagt, es sind] Männer zn mir herein kommen; abersich wußte nicht, von wannen sie waren ssonst würde ich wohl selber dem Könige eine Anzeige von ihrer Herein- kunft haben zukommen lassen]. Z. Und da man die Thore wollte zuschließen, da es [inzwischen] finster [geworden] war, gingen sie [wieder] hinaus [ohne mir etwas von ihren Absichten zu verrathen], daß ich nicht weiß, wo sie hingegangen sind [doch können sie noch nicht weit gekommen sein]. Jaget Daher] ihnen eilend nach; denn ihr werdet sie ergreifen. is. Sie aber ließ sie [hatte sie bei dem V. 4 erwähnten Verbergen] ans das [platte] Dach [ihres Hauses 5. Mos. 22, 8 Anm.] steigen [lassen], und versteckte sie [dort] unter die Flachsstengeh die sie ihr [um sie an der Sonne zu rüsten] anf dem Dache ausgebreitet hatte. Da der Flachs in Egyptem also sicher auch in der Gegend von Jericho, deren Klima dem egvptischen gleichs kommt, eine Höhe von mehr als 3 Fuß und die Dtcke eines Rohrs erreicht, so waren die auf dem Dach aus- Xbreiteten Flachsstengel zu einem Versteck ganz geeignet.— as nun die Antwort betrifft, die Rahab den Abge- sandten des Königs giebt, so geht sie aus der Absicht hervor, die Kundschafter um jeden Preis zu retten; denn an deren Rettung hing die Rettung ihrer eigenen Seele und die des ganzen Hauses ihres Vaters. Das Erste also, was in ihrem Verhalten sich offenbart, ist Glaube, lebendiger Glaube an den Gott Jsraels« der ist es denn auch, der in der Schrift an ihr gerühmt wird (Hebr. 1l,31.; Jak.2,25). Auf der andern Seite inüssen wir aber auch anerkennen, daß sie in der Wahl des Mittels sich vergreift. Denn sie betrügt ganz dreift die könig- lichen Beamten und stellt sieh so an, als habe sie nicht den geringsten Verdacht gehabt, daß die israelitischen Männer Kundschafter seien, und daher arglos sie weder gefragt, woher sie gekommen, noch sich darum bekümmert, wohin sie gegangen; ja sie giebt, um jede weitere Nach- forschung von ihrem Hause abzulenken, den Boten des Königs den Rath, sie eiligst zn verfolgen, weil man sie dann sicher einholen würde. Diese Täuschung der Diener ihres Königs war eine eigentliche Lüge; sie hätte noch entschiedener ihren Glauben an den Gott Jsraels bewähren und getrost auf dessen Durchhülfe vertrauen können; dann würde sie nicht gemeint haben, der Vcrwirklichurig seiner. Rathschliisse und der Rettung der Kundschafter von ihrer Seite durch ein siindliches Mittel zu Hülfe kommen zu müssen. Jndessen geschieht es nicht selten, wie Calvin sagt, daß die Heiligen, während sie den rechten Weg einschlagen wollen, gleichwohl auf verkehrte Umwege gerathen. Und wenn nun der HErr bei der Rahab ebenso, wie bei den Wehemüttern in Eghpten (2. Mos 1, 19), von der Lüge geradezu hinweg allein auf ihre Liebe zu Israel und auf die Regungen des Glaubens geblickt und ihnen wohlgethan hat, so ist das eben »die wundersam gerechte Gnade Gottes, der rechnet nach dem, was jeglichem gegeben ist, und gedenkt, was für ein Gemächte wir sind;« keineswegs aber dürfen diese Beispiele gebraucht werden, um auf sie die Be- hauptung zu gründem daß die s. g. Noth- und Dienst- lügen etwas in der Schrift Erlaubtes seien. Dawider zeugen schon im alten Testament zwei andere. Fälle, so- wohl Abrahams (1. Mos l2, 10 ff.; 20, 1 ff.) als Davids (1.Sam.21, 5 f.) Lüge; vollends aber im neuen Testament gilt das Wort (Ephef. 4, 25): ,,Leget die Lügen ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten,« und Calvin hat ganz Recht, wenn er zu unserer Stelle weiter ausführt, wie es auch bei einem guten Zweck, im Dienste des Nächstem niemals erlaubt sein könne zu lügen, sinteinal Gott ein Gott der Wahrheit sei. Freilich sind wir einestheils nicht ver- bunden, in jedem Falle die ganze volle Wahrheit zu sagen; es giebt Lagen und Verhältnisse genug, ivo es gilt zu schweigen, obschori auch da »meiste«ntheils die Erklärung, schweigen zu wollen, und also das Bekennt- niß, daß man die Wahrheit weiß, dazu gehören wird, damit das Schweigen keine Lüge werde« (Nitzfch.) Und anderntheils ist es eine auch von den Gläubigen nur zu oft gemachte Erfahrung, daß »der Fluch der Lügen- haftigkeit, welcher auf der menschlichen Gemeinschaft lastet, durch alle Lebensverhältnisse hindurch geht und Lüge anmuthet, ohne daß man sich immer der Lüge zu entziehen wüßte;« daher wird das Verhalten eines Christen manchesmal nichts anderes sein, als »das allgemeine Elend als solches zu empfinden und Gott zu klagen« (Harleß.) Aber darum bleibt das Gebot strengster Wahrhaftigkeit docb als solches lieben, und »wir müssen es uns viel lieber ein esiehen, daß wir Lügner und Sün- der sind aus Unkluggeit in der Liebe und Lieblostgkeit in der Gefälligkeit, als uns es erlassen, dem vollkom- menen Manne, von dem Jakobus(3,2) redet, nachzustrebem Die vollzogene Noth- und Dienstliige ist stets auch in dem ünstigsten Falle noch ein Zeichen entweder einer Weis eit, der es an Liebe und Vertrauen, oder einer Liebe, der es an Weisheit mangelt; ihr kommt deshalb wohl die Entschuldigung der Schwächm niemals aber der hohe Begriff der Pflicht und des Dienstes zu.«(Nitzsch.) 7. Aber die Mannes: [die Abgesandten des Königs, der Rede der Rahab Glauben schenkend und also keine Untersuchung in ihrem Hause weiter vornehmend] jagten ihnen [den dort verborgen ge- haltenen Kundschaftern] nach auf dem Wege zum Jordan, bis an die Furt sdie über den Strom hinüberführte und bei gewöhnlichem Wasserstande durchwatet werden konntetl]. Und man schloß das Thor zu, da die hinaus waren, die ihnen nach- jagten [damit letztere, wenn sie etwa noch irgend- wo in der Stadt sich befinden sollten, nicht niittler- weile entwischten]. «) Der Jordan hat in seinem unteren Laufe mehrere derartige Furtem die eine da, wo der bei Bett) Nimm vorbeigehende Wabe) mündet, die andere (elHe1u) ober- halb der Mündung des Nahr Hesbanz welche von ihnen aber die damals gewöhnliche (Richt. Z, 28.; 2. Sam. 19,15 ff) gewesen, läßt fich nicht mehr bestimmen. Während der Jahreszeit, in welche unsre Geschichte fällt (Kap. s, 15), konnte wegen des hohen Wasserstandes Die beiden Kundschafter werden von der Hure Rahab errettet. 5 keine von diesen Furten durchwatet werden; die Kund- schaster mußten also herüber und hinüber schwimmem wozu ein besonderer Heldenmuth gehörte, da Lebens- gefahr damit verbunden war (vgl. 1. Ehren. is, 15). 8. Und ehe denn die Männer sdie Kundschaften die an dem Ort ihres Verstecks V. 6 nichts ahneten, daß unten nach ihnen gefragt worden] sich [dort ihr Nachtquartier einrichteten und] schlafen legten [was sie bei jetzt einbrechender Dunkelheit ohne Besorgniß würden gethan haben, wenn ihnen Rahab die drohende Gefahr nicht kund gethan hätte], stieg sie zu ihnen hinauf auf das Dach, I. Und sprach zu ihnen [uachdem sie ihnen die Vorgänge V. 3———5 mitgetheilt]: Jch weiß, daß der HErr seuer Gott, der der allein wahre Gott ist V. 11] euch das Land gegeben fzu geben be- schlossen] hat fund darum gewißlich auch geben wird]; denn ein Schrecken ist uber uns gefallen vor euch, und alle Einwohner des Landes sind vor eurer Zukunft seige worden fdaß niemand eurem Angriff wird zu widerstehen vermögen]. 10. Denn wir haben gehöret, wie der HErr hat das Wasser im Schilfmeer ausgetrocknet vor euch her, da ihr aus Eghpten zoget [2- Mvs 14- 21 ff.], und was ihr den zween Königen der Amo- riter, Sihon und Og, jenseit des Jordan [in der Kraft eures Gottes nnd nach seinem Gebot] gethan habt, wie ihr sie verbannet habt [4.Mof.21, 21ff.]. 11. Und seit wir solches gehbret haben, ist unser Herz verzagt, und ist kein Muth mehr in jemand vor eurer Zukunft [2. Mel« 15- 14 f-; 23, 27.; s. M. 2, 25.; 11, 25]; denn sauch das Wasser im Jordan kann vor euch her aus- getrocknet werden, daß ihr leichten Fußes herüber kommt zu uns, und auch uns sieht wohl gleiches Schicksal bevor wie jenen zween Königen, sintemalj der HEru euer Gott, ist ein Gott, beide oben im Himmel, und unten auf Erden swider den alle Götzen der Cananiter nichis vermögen, vielmehr smd wir allzumal seinem Gerichte verfallen]. Wenn Rahab ihr Bekenntniß daß Jehova Gott im Himmel oben und unten auf Erden ist, als das der Cananiter überhaupt ausspricht, so trägt sie nur den Eindruck ihres Herzens auf alle ihre Landsleute über, ohne daß diese doch zu demselben Glauben gekommen waren. Wären alle Cananiter dazu gelangt, so hätte sie nicht die Strafe der Ausrottung getroffen; aber das- selbe Wunder, das in dem zum Glauben geneigten Herzen wirklichen Glauben wirkt, das brin tin dem un- gläubigen Herzen nur größere Verhärtung ervor, gleich- wie dasselbe Wort Gottes den Gläubigen ein Geruch des Lebens zum Leben, und den Ungläubigen ein Geruch des Todes zum Tode wird: Corinth Z, 16. (Keil.) 12. So schwirrt mir nun bei dem HErrn [den ich auch zu meinem Gott annehme], daß, weil ich an encl) Barmherzigkeit gethan sund euch von den Nachstellungen des Königs errettet] habe, daß ihr auch an meines Vaters Haufe Barmherzig- keit thut [thnn wollet, wenn es zur Eroberung unsrer Stadt durch eure Hand kommt]; und gebet mir [mit solchem Schwur] ein gewiß Zeichen lauf das ich mich verlassen kann], 13. Daß ihr sammt mir] leben lasset meinen Vater, meine Mieter, meine Bruder, und meine Schwestern, und alles, was sie [an Kindern und sonstigen Angehörigen] haben, und errettet unsere Seelen von dem Tode. 14. Die Männer [den verlangten Eid leistend] sprachen zu ihr: Thun wir nicht Barmherzigkeit und Treue an dir fund deines Vaters Hause], wenn uns der HErr das Land giebt; so soll unsere Seele fur euch des Todes fein swir setzen Gott unser Leben zum Pfande für dich ein, daß er uns selber verderben möge, wenn jemand der Unsrigen dir oder den Deinigen einen Schaden zufügen sollte], so ferne du unser Geschaft nicht verrathest [den-ei setzen wir jedoch voraus, daß du sammt den Deinigen auch ferner die Sache, die uns hierher geführt, dem König und seinem Volke verheimlichst und uns nicht etwa nachträglich noch in Gefahr bringst, verfolgt und ergriffen zu werden]. Die hier zugesügte Bedingun beruht nicht sowohl auf einem Mißtrauen zu der Rahab, als sie vielmehr dieselbe verpflichten soll, auch über ihre Angehörigen zu wachen, damit nicht von denen ein Verrath begangen werde; das ganze Haus der Rahab soll solidarisch für die Sicherheit der Knndschafter haften, dann wollen diese wiederum für sie und die Ihrigen solidarisch einftehen, daß ihnen von Seiten der Kinder Jsrael kein Leid ge- schehen werde. Jm Grundtext ist das noch bestimmter ausgedrückt, da die Worte der beiden Männer eigentlich lauten: Unsere Seele soll für euch des Todes sein, sofern ihr dieses unser Geschäft nicht verrathet. Giebt uns der HErr das Land, so w ollen wir [unter der eben ausgesprochenen Bedingung] Barmherzigkeit und Treue an dir thun [und sammt den Deinigen dich am Leben erhalten] 15. Da [mit solcher Zusicherung zufrieden gestellt] ließ sie dieselben am Seil [an einer aus karmesim oder scharlachrothen Fäden gedrehten Schnur] dnrays Fenster hernieder; denn ihr Haus war an der Stadtmauer Unmittelbar mit der Stadtmauer verbunden, indem diese die hintere Wand desselben bildete], und sie wohnete auch auf der Mauer [hatte ihr Wohnzimmer oben auf der Mauer, so daß dessen Fenster hinaus in’s Freie führte]. » Das Haus muß zugleich das einzige gewesen sein, wenigstens an dieser Seite der Stadt, das so gebaut war; denn in den folgenden Versen verhandelt Rahab noch aussdem Fenster heraus mit den unten stehenden Männern, ohne zu befürchten, daß jemand von den Nachbarn dem Zwiegespräch zuhöre. Daraus erklärt sich zugleich, sowohl wie die Kundfchaster dazu kamen, erade dies Haus zu ihrer Nachtherberge zu erwählen D. 1), als auch wie hernach, bei der Einnahme der Stadt, das Haus sogleich wieder ausfindig gemacht werden konnte (Kap. 6, 22 ff) — es stand allein noch unversehrt da, während die Mauern sonst überall eingestürzt waren. 16. Und sie sprach zu ihnen sals sie nun wohlbehalten unten angelangt waren, vgl. V. 18]: Gebet aus das [dort gegen Mitternacht gelegenej Gebirge, daß euch nicht lwenn ihr ohne Weiteres 6 Josua 2, 17-—24. nach der Furt des Jordans entweichen wolltet] begegnen, die euch sehen dahin V. 71 nachjagen; und verberget euch daselbst drei Tage, bis daß die wiederkommen, die euch nachjagen kdann werden sie jedenfalls von eurer weiteren Verfolgung ab- ftehen]; darnach gehet eure Straße kihr habt dann nichts mehr zu besürchtens Jericho, W« deutsche Meile vom Jordan entfernt, ist nach 3 Seiten —- nördlich, westlich und südlich —- amphitheatralisch von einem nackien, unsruchtbaren Ge- birge umgeben; im Norden zieht sich dasselbe bis Beth- sean, im Süden bis zum todten Meere hin. Jn letzterer Gegend nun zieht sich das Gebirge sehr bedeutend zurück und macht einen Einbug nach Westen, bis es mit einem Male nach Südost herumwendet und eine Strecke weiter südlich in das Vorgebisrge Reis el Feshkhah an der Westseite des todten Meeres ausläuft Weder in diesem, noch überhaupt in dem westlich von Jericho gelegenen Theil des ganzen Gebirgszuges war ein Versteck für die Kundschafter anzurathen, da sie dort sich zu weit vom Jordan hätten entfernen müssen; wir verstehen also unter dem oben erwähnten Gebirge mit den meisten Auslegern das nördliche Gebirge, das später den Namen Quaran- taiiia erhielt; es erhebt sich 12—1500 Fuß über die Ebene als fast senkrechte Felsenwand und ist an seiner Ostseite voll von Grotten und Höhlen, die sehr geeignete Schlupfwinkel für die Kundschafter darboten , 17. Die Manner aber sprachen zu ihr: Wir wollen aber des Eides los sein, den du von uns genommen hast sund nicht mit unserm eigenen Leben für deine und der Deinigen Erhaltung ein- steheIiJ, · 18. Wenn wir kommen in’s Land sdasselbe einzunehmenL und du nicht dies rothe Seil in das Fenster knupsest, damit du uns herniedergelafsen hast [denn nur so wird es für die Unsrigen kennt- lich sein, daß niemand sich daran vergreife], »und [außerdem] zu dir in’s Hans versammeln« deinen Vater, deine Mutter, deine Bruder, und deines Vaters ganzes Haus [denn nur so können unsre Leute wissen, wer dir angehört, um sie zu ver- schonen]. » · 19. Und wer zur Thnr deines Hauses heraus gehet, deß Blut sei ans seinem Haupte swenn er in dem sallgemeinen Blutbade, das in der Stadt wird angerichtet werden, mit umkommt], und »wir unschuldig; aber aller, die in deinem Hause sind, so eine Hand an sie gelegt wird, so soll ihr Blut auf unserm Haupte sein sfiir deren Bewährung wollen wir uns verbürgen]. 20. Und [wie wir schon einmal gesagt B. 14] so du sselbst oder durch jemand der Deinigen] etwas von diesem unserm Geschafte wirst nachjagen, so wollen wir [gleichfalls] des Eides los sein, den duvon uns genommen hast. Die Kuudschafter beugen jeder willkürlichen Deutung und Anwendung ihres Schwurs vor und beweisen sich als gewissenhaftc Männer, die es mit einem Eide sehr enau nehmen, indem sie der Rahab drei Bedingungen Zellem sie soll 1) ihr Haus kenntlich machen durch An- knüpfung der rothen Schnur im Fenster ihres Wohn- zimmersz soll 2) bei Eroberung der Stadtalle ihre An- 3, 1-—4. gehörigen in diesem ihrem Hause zu sich versammeln, und Z) sie auch ferner nicht verrathen, wie sie bisher Treue an ihnen bewiesen. Die allegorische Auslegung hat von Alters her in der rothen Farbe des Seils, das das Haus kennzeichnen sollte, eine Beziehung auf das Blut Christi gefunden, mit dem unser Herz besprengt sein muß, wenn anders wir wollen Gnade und Ver« schonung finden am Tage des Gerichts (Kap.6,25Anm.). 21. Sie sprach: Es sei, wie ihr saget sich nehme eure Bedingungen an und werde mich dar- nach richtenjz und ließ sie gehen. Und sie gingen hin [V. 22]. Und sie knupfte [hernachmals, als es zur Erobernng Jerichcks kam Kap. 6, 20 sf.] das rothe Seil m’s Fenster. Es ist eine Eigenthümlichkeit der hebräischen Erzäh- lungsweise, die besonders im Buche Josua uns oft ecit- gegentritt, daß die Hauptumstände einer Begebenheit zu« sammengesaßt und zu einem vorläufigen Abschluß ge- bracht, dacnach aber uoch verschiedene Nebennmstände nachgeholt werden; dies muß man im Auge behalten, um sich in der Auffassung des Erzäbltem bei welchem eben nicht immer die geschichtliche Zeitfolge, sondern die innere Zusammengehörigkeit der einzelnen Vorgänge fest- gehalten und der Stoff anders vertheilt wird, als wir bei luisissern Darstellungcn es gewöhnt sind, nicht verwirren G El! 22. Sie aber [wie eben bemerkt] gingen hin, und kamen auf-s Gebirge sdas die Rahab ihnen zu einer Zufluchtsstätte angerathen hatte V. 16], und blieben drei Tage daselbst, bis daß die snach JerichoJ wiederkamen, die ihnen nachjagtem Denn sie hatten sie gesucht auf allen Straßen [die nach dem Jordan flihrten], und doch nicht funden sgaben daher das fruchtlose Umhersuchen endlich auf, und zwar wohl noch vor Ablauf der drei Tage; aber die Kuiidschafter warteten klüglich diese Zeit, dein Rathe der Rahab gemäß, ab, da sie nicht wissen konnten, wie lange ihnen nachgesorscht werden würde]. 23. Also kehreten die zween Männer sweil sie nach so langer Zeit keine Gefahr mehr zu be« fürchten hatten] wieder, und gingen vom Gebirge, nnd fuhren über sden Jordans und kamen fnach unsrer Zeitrechnnng« am Abend des 6. Nisan, vgl. V. I mit Kein l, 101 zu Josua, dem Sohn Nun [der nicht schon am Morgen dieses Tages, wie er urspriinglich sich vorgenommen, nach dem Jordan aufgebrochen war, sondern erst ihre Rückkehr ab- gewariet hattejz Und erzählten ihm alles, wie sie es sunden hatten, 24. Und sprachen zu Josua: Der HErr hat uns alles Land in unsere Hände gegeben; auch so sind alle Einwohner des Landes feige vor uns [und werden uns daher keinen großen Widerstand entgegeiistellen]. I) Die Zeitrechnung hier und. im folgenden Kapitel macht keine geringe Schwierigkeit. Nach dem Vorgange vo1i Josephus gehen die meisten Ausleger von der Bor- aussetzung aus,' daß die in Kap.3, 2 erwähnten 3 Tage dieselben seien, die Josua (Kap. l, 11) für den Uebergang über den Jordan anberaumt hatte, und ordnen nun die Reihenfolge der Begebenheiten in verschiedener Weise, indem die Einen die Aussendung der Kundschafter vor dem Kap. I, 11 an das Vol! erlassenen Befehle, sich« Rückkehr der Kundschafter. Josua mit den Kindern Jsrael rückt an den Jordan. 7 mit Zehrung zu versorgen, anberaumen, die Andern sie leichzeitig mit demselben setzen. Allein alle diese erechnungen weiden, die eine von diesen, die andere von jenen Schwierigkeiten gedrückt. Daher hat schon Vatablus funter Franz I. Prosessor des Hebräischen in Paris, ss 1547 als Abbe; von Bellozane, berühmt durch seine Anmerkungen zum Alten Testament) die 3 Tage in Kap.1, 11 nicht als Vorhersagung der Zeit, sondern als Termin, bis zu welchem das Volk zum Uebergang fertig sein sollte, angenommen, nnd haben auch wir dieser Auffassung uns angeschlossen, indem wir mit Keil also rechnen: am Z. Nisan Befehl wegen der Reisezehrung und Aussendung der Kundschasteh am 6. Rückkehr der letzteren, am 7. Aufbruch von Sittim, am 10. Ueber- gang iiber den Jordan. Das Z. Kapitel. Israel geht trocknes efusjes durch den Jordan. IV· V.1—13. Jtm nächsten Morgen bricht Josua mit den Kindern Israel von Sittim auf und rükiet an den Jordan. Nachdem er hier 3 Tage gerastel und alles zum tlebergang über den stieß vorbereitet hat, niacht er das Voll: mit der wunderbaren Art, wie der tjGrr den klelsergang bewerlistelligen werde, benannt, ertheilt am 10. Affen, als dem Tage des tleliergangm den Priestern die sie betreffenden vorschriften nnd läßt zwölf Männer, ans jedem Stamm einen, erwählen, die aus dem Ftnßbett des Jordan Steine zum Gedächtniß dieser denlewürdigeu Begebenheit mit hinübernehnceii sollen. l. Und Josua snachdem die Kundschafter ihre Nachrichten Kap. 2, 23 f. ihm überbrachtJ machte sieh [am andern Tage, d. i. am 7. Nisans fruhe aus [mit dem Volke, das schon für den gestrigen Tag sich bereit gehalten hatte Kap. 1, 11]; und sie zogen ans Sittim [Kap. Z, 1], und kamen an den Jordan, er und alle Kinder Israel, und blieben daselbst aber Nacht shielten hier diesen und die beiden folgenden Tage, also»einschließlich bis zum 9- Ntlan RastL ehe sie hinnber zogen. Da das Volk Jsrael mit diesem Uebergange in feind- llches Land einriickte, so waren zuvor noch allerlei Vor- kehrungen zu treffen, zu denen man der Weiber und Kinder wegen einer ziemlichen Zeit bedurfte; außerdem aber mußte man, da der Fluß damals gerade bis über seine Ufer angeschwollen war und einen Durchgang durch die Furten für ein ganzes Heer unmöglich machte, erst abwarten, wann und auf welche Weise dies Hinderniß beseitigt werden würde. Der Jordan (vom hebr.jsrad=herabfließen, also gleichbedeutend mit unserm deutschen Wort «Rhein« von ,,rinnen«), Paläsiincks Hauptsluß (daher im Hebt stets mit dem Artikel: »der Jordan« als der Fluß vorzugsweise), entspringt am Südabhange des Libanon (5. Mos 27, 3 Anm.) und am Fuße des großen Hermon (5.Mos.3, 9 Anm.) aus 3—4 Quellen, läuft etwa 8 Meilen bftlich von der Küste des mittelländischen Meeres, mit ihr parallel, zwischen den vom Libanon ausgehenden Ge- birgszügen und sällt, nachdem er seine Quellen und Zu- flüsse in sich vereint und ein Marschland durchströmt hat, in den 272 Stunde langen und 1 Stunde breiten See Merom (Kap.11,5.7). Aus den den See südlich umschließenden Bergen tritt er dann mit kräftigem Fall hervor, durcheilt in schnellem Laufe eine Strecke von 2 Meilen und ergießt nnmehr seine Wasser in den reizen- den, ohngefähr 3 Meilen langen und W, Meilen breiten Alpensee Genezareth (Kap.12, Z; 13,27), nach der Stadt Cinnereth im Stamm Naphthali benannt. Jm Grunde desselben setzt er den Schlamm ab, den er bis- her mit stch geführt, durchfiießt von seinem Austritte an in unzähligen Krümmungen und Windungem und gegen 27 größere und 80 kleinere Wassersälle bildend, ein Ge- filde oder Blachseld, von den Arabern das Ghor genannt (Kap.11, 2; 12, 3), zu dessen beiden Seiten sich steile, nackte Felswände hinziehen und das am oberen Ende L, am unteren 3—4 Stunden breit ist. Während dieses, gegen 13 Meilen langen Laufes, der in seinem oberen Theile eine Breite wie die der Saale bei Halle hat, an vielen Stellen in kleine Rinusale mit wenigem Wasser zerrissen ist, ja streckenweis unter Klippen und Dorn: gebüsch verschwindet, nimmt der Fluß zn beiden Seiten eine Menge von Wadtxs in sich auf (5. Mos 8, 10 Anm.) und stürzt schließlich mit großer Geschwindigkeit in’s todte Meer (l. Mos. II, 29 Anm.). Zweimal ist er seiner ganzen Länge nach durchfahren worden: zuerst im August 1847 vom englischen Lieutenant Molyneiin der daran verzweifelte, die vielen Krümmungen des Flusses in seine Karte einzeicbnen zu können; sodann von einer amerika- nischen Erpedition unter Lieutenant Lynch, demselben, der auch den Grund des todten Meeres ersorscht hat. Das Bett des Jordan liegt durchweg tief unter dem Meeresspiegel, sinkt zuletzt 1231 Fuß unter ihn hinab und ist wohl überhaupt die tiefste Stelle auf der Ober- fläche unserer Erde; das hat auf die Annahme eines vorgeschichtlichen Bodenstnrzes geführt. Der Fluß selber ist sischretch, hat ziemlich hohe, mit Bäumen und Rohr dicht bewachsene Ufer und trieben, gelbes, mehr laues als kaltes, doch trinkbares Wasser, das lange aufbewahrt werden kann. Alliährlich am Osierfest baden stch viele Pilger in ihm zur Erinnerung an die Taufe des HErrn; diese Badestelle ist Jericho gegenüber, doch ertrinken in der Regel mehrere wegen der reißenden Strömung wäh- rend der genannten Jahreszeit. 2. Nach dreien Tagen aber [am Nachmittag des 9. Nisan, als nun die Vorbereitungen V. .1 beendigt waren] gingen [auf Josua’s Befehl, der inzwifchen genauere Offenbarungen des HErrn darüber empfangen hatte, wie der Durchzug durch den Jordan geschehen sollte] die Hanhtleute [Anit- leute Kap. 1, 10., abermals] durchs Lager, Z. Und geboten dem Volk, nnd sprachen: Wenn ihr [morgen] sehen werdet die Lade des Bandes des HErrn, eures Gottes ssich erheben und fürder ziehe« 4. Mvs 10- 33 fs.], nnd die Priester aus den Leviten [5. Mos 17, 9 Arm. 2] sie tragen [statt der sonst mit diesem Geschäft betrauten Kahn: thiter 4. Mos 3, 13 Anm., zum Zeichen, daß der HErr etwas Besonderes mit ench vorhat], so ziehet aus von eurem lgegenwärtigen Rast-J Ort, und folget ihr nach [wohin sie vor euch hergeht V. 11]; « 4. Doch daß zwischen euch und ihr Raum sei bei zwei tausend Elleu ssoviel als ein Sabbatheix weg Apostelg 1, 12 beträgt]. Jhk sollt nicht zu ihr nahen [darum nicht unmittelbar hinter ihr drein gehen, sondern erst in der eben bezeichneten EUtfernuugL auf daß ihr wisset, auf welchem Wege ihr gehen sollet [den Weg, den ihr von ihr ge- führt werdet, euch genau ansehen und zum Be- wußtsein bringen könntjz denn ihr seid den Weg vorhin nicht gegangen kee ist rein gewohnte-her, 8 Josua Z, 5——17. 4, 1-—9. alltäglieher Weg, sondern ein Wunderbarer, von Gott selbst euch gebahnter, der wohl zu Herzen gefaßt sein will; ihr würdet ihn aber gar nicht wahrnehmen, wenn dicht hinter der Lade große Volksmassen einhergingen, die diese eurem Auge verdeckten]. Z. « Und Josua sprach zum Volk [ließ demselben gleichzeitig durch die Amtleute befehlen]: Heiliget eukh sdurch Waschungen, Kleiderwechseln und Ent- haltung vom ehelichen Umgang I. Mos. 35, 2.; Z. M. 19, 14., aber auch durch innerliche Be- reitung]; denn morgen wird der HErr ein Wunder unter euch thun [wie er’s einst an euren Vätern gethan, als er sie trocknen Fußes durch das Schilf- meer führte 2. Mos. 14, 21 f.]. b. Und zu den Priestern sprach er [dann selbst am andern Morgen, den 10. Nisan]: Traget die Lade des Bandes, und gehet vor dem Volke her. Da tragen sie die Lade des Bandes, und gingen vor dem Volke her [huben sie auf und stellten sich mit derselben an die Spitze des Zugs] Die Wolkeiisäule, welche sonst den Zug angeführt (2. Mos 13, 21 f.) und da, wo die Stiftshütte auf- gefchlagen werden konnte, auf diese sich niederließ (2. Mos 40, 34 ff.; 4. M. 9, 15 ff.), erscheint hier nicht wieder: mit dem Einzuge in Canaan wird dies äußerliche Zeichen der Gegenwart des HErrn dem Volke entzogen, da es dessen nicht mehr bedurfte. 7. Und der HErr [als jetzt der Zug sich in Bewegung feste] sprach [durch innerlichen Zuspruch seines Geistes] zii Josua: Heute will ich ansahen, dich groß zu machen vor dem ganzen Israel, daß sie wissen, wie ich mit Mose gewesen bin, sdaß ich] also auch mit dir sei fund sie dir nun ebenso ge- horchen wie ihm Kap. 1, 5. 7]. s. Und du gebeut Izu dem Ende gebiete denn] den Priestern, die die Lade des Bandes tragen, and sprich: Wenn ihr kommt vorn in’s Wasser des Jordan [mit euren Fußspitzen bis an das Wasser heran seid], so stehet stille [damit die Kinder Israel ans ihrer Entfernung V. 4 gehörig beobachten können, wie in diesem selben Augenblick das Wasser sich vor euch theilen und freie Bahn machen wird]. 9. Und Josua snachdem er den Priestern solches geboten, richtete auch den weiteren Auftrag, den der HErr in Beziehung auf das Volk ihm ertheilte, aus und] sprach zu den Kindern Israel ssich zu- nächst aufmerksames Gehör bei ihnen verschaffend]: gertztussz and hbret die Worte des HErrn, eures d c . 10. Und sprach [dann weiter fortfahrend]: Dabei sbei dem, was jetzt geschehen wird] sollt ihr merken, daß ein lebendiger Gott unter euch ist sitn Gegensatz zu den todten Göttern der. Hei: den]; und daß er [dieser lebendige Gott, gleichwie jetzt, so auch ferner sich an euch oerherrlichen und] vor euch austreiben wird die Cananiter, Hethiter, Verlier, Phereslten Gergositer, Amoriter and Jedo- skltr [vgl. Anm. zu Z. Mos 1, 8 u. 7, 1 f.]. 11. [Das isPs aber, was setzt geschehen sJll:] Siehe, die Lade des Bandes des Herrschers aber alle Welt wird vor euch hergehen in den Jordan fund euch einen Weg durch denselben bahnen]. »12. So nehmet nunzwölf Männer ansden Stammen Israel, aus jeglichem Stamm einen [was diese sollen, werde ich seiner Zeit ihnen schon sagen Kap. 4, 1 ff.]. » · 13. Wenn dann die Fußsohlen» der Priester, die des HErrn Lade, des Herrschers aber alle Welt, tragen, in des Jordan Wasser sich lassen; so wird sich das Wasser, das von oben herab fleußt im Jordan, [wie ein Faden von dem unteren Wasser] abreißen fund wie von unsichtbarer Hand aufge- halten dergestalt zusamrnenstauenL das; es aber Einem Haufen stehen bleibe [das unten absließende Wasser aber wird euch einen trockenen Pfad zu- rücklasfeii]. Bei der Furt Helu [Kap. 2, 7 Anm.), wo wir vielleicht die Uebergangsstelle zu suchen haben, ist der Strom bei hohem Wasserstande»»8l)k»—,100 Fuß breit, 10—12 Fuß tief, und hat einen so reißenden Lauf, daß geübte Schwimmen die ihn quer durchschwitnmen wollen, nur in einer beträchtlichen Entfernung abwärts das jen- seitige Ufer erreichen. Es lag also an sich schon die Nothwendigkeit vor, daß der HErr seinem Volke mit einem Wunder seiner Allmacht zu Hülfe komme; außer- dem aber sollte theils Josua vor dem ganzen Volke groß gemacht und als des HErrn Diener nnd Propbet be- glaubigt werden, theils sollte Jsrael von Neuem die Versicherung erhalten, daß ein lebendiger Gott unter ihnen sei, der ihnen auch zum Besitz des Landes ver- helfen werde. Endlich sollte der Ruhm und der Schrecken Jehooas in ganz Canaan sich verbreiten, und das die Eroberung des Landes erleichtern. V« u.14—aap.4,14. ne: aevekgaug geschieht jetzt wirklich: Sobald die die Bundeslade tragenden Priester ihre Füße vorn irre Masse: knicken, reißt der Fluß von oben her ab mid stauet sich ans einen Hausen zusammen, während die unteren Wasser dem Meere zufließen; die Priester stellen mit der tradc mitten in dem trocken gewordenen Jordan sich auf, die Kinder: Israel ziehen an ihr vorbei, Josua aber liißt nicht uur die 12 Männer Steine ans dem Jordan mit hinüber nehmen, sondern richtet auch selbst ein Steindenlimal im Flusse auf. 14. Da nun das Volk [am Morgen des 10. Nisanj auszog aus seinen Hütten sdarin sie die 3 Tage über gerastet hatten V. 2], daß sie über den Jordan gingen, and die Priester [Josua’s Befehle V. 6 gemäß] die Lade des Bundes Vor dem Volk her tragen; 15. Und fletzterej an den Jordan kamen, and ihre Füße vorn in’s Wasser written— der Jordan aber war voll an allen seinen Ufern süber das eigentliche Ufer ausgetreten und füllte das untere Thal« mit Wassers die ganze Zeit der Ernte [wie das immer zur Zeit der Gersten-Ernte, im März und April zu geschehen pflegt] ——, 16. Da stand das Wasser, das von oben hernieder kam, aufgerichtet aber Einem Haufen, sehr ferne von den Leuten der Stadt," die zur Jsrael geht trockenen Fußes durch den Jordan. Aufrichtung der Denksteine 9 Seite Zarthan liegt ssehr ferne von der Ueber- gangsstelle, 3—4 Meilen uördlich davon, bei der Stadt Adam, die zur Seite, d. i. nordöfilich, von Zartban liegtmjz aber das Wasser, das zum Meer hinunter lief, zum Salzmecr, das nahm ab, und vetsloß ssodaß das Bett des Flusses nun trocken da lag]. Also ging das Volk hinüber gegen [gegenüber von] Jerichm V) Wie zu V. I bemerkt wurde, ist das Ghor oder Jordangefilde an seinem oberen Ende (bei Bethsean) 2 Stunden breit und erreicht unterhalb Jericho sogar eine Breite von 3——4 Stunden. Es bildet aber keines- wegs eine ebene Fläche, sondern ist terassenförmig gestaltet, indem das eigentliche, etwa eine Viertelstunde breite Jor- danthal um 40 Fuß tiefer liegt, als das Gefilde, das dann weiter bis zu den, an beiden Ufern sich hinziehen- den Kalksteinbergen sich erstreckt. Jn dieses Thal, das mit Bäumen und Rohrgewächfen besetzt ist und mit den sandigen Abhängen, von denen es an beiden Seiten begrenzt wird, auffallend contrastiru schneidet das Fluß- bett ein, ohne für gewöhnlich dessen Höhe zu erreichen, die Ufer liegen vielmehr noch etwas tiefer; zuder Zeit aber, von welcher hier die Rede ist, wenn der Strom in Folge des Regens und der Schneeschmelze auf dem Libanon und Hermon feinen höchsten Wasserstand erreicht, treten Ueberschwemmungen ein, welche zuweilen auch noch in unsern Tagen jenen bewachsenen Strich Landes voll- ständig unter Wasser setzen. »F) Luther hat nicht nach dem Chethjb (den im Texte stehenden Worten): bepadam (bei), sondern nach dem Keri (der unter dem Texte angegebenen anderen Lcsart): mipadam (vor) überfetzh und nun Eidam nach Vor- gang der arabischen Uebersetzung nicht als Eigen-, sondern als Gattungsnamen gefaßt (,,Leute«); es geht aber aus dem Zufamenhang hervor, daß das Wort hier der Name einer Stadt sein muß, wenn gleich dieselbe sonst nirgends erwähnt wird. Vermuthlich lag ste in der Nähe der jetzigen Furt Damian, bei der stch Ueberrefte einer Brücke aus der Römerzeit finden. ist) Südwestlich von der in der vorigen Anm. er- wähnten Furt befindet fich ein langer hochragender Fels- rücken, gegenwärtig Kuru sartabeh genannt, der in seinen Ansläuscrn fast bis an den Jordan reicht und nach den jenseitigen Bergen durchzusetzen scheint, wes- halb hier das Jordanthal in seine engsten Grenzen ge- drängt wird. Diese Stelle bildet die Grenzscheide zwischen dem oberen und unteren Ghor und dürfte wohl der geeignetste Punkt für die Ausdämmung der Wasser ge- wesen sein; wir haben daher aus Karte 1lI. die Stadt Zarthan hierher verlegt, womit auch alles andere, was sonst in der Bibel von ihr gesagt wird (Richt. 7, 22 ; l. Körn 4, 12.; 7, 46), sich vereinigen läßt. Andere fuchen ste weiter nördlich, nahe bei Bethseam wegen der Angabe in 1. Kön. 4, 12. 17. Und die Priester, die die Lade des Bandes des HErrn trugen, stunden also [nach anderer Ueber- setzungd festen Fußes, wie an den Boden an- gewurzeltj im Trocknen, mitten im Jordan. Und ganz Jsrael ging [an der, die Wasser gleichsam zurückhaltenden Lade Kap. 4, 18 vorbei] trocken durch, bis das ganze Volk svoran die Rubeniten Gaditer und der halbe Stamm Manasse Kap. 4, 12 ·f.] alles über den Jordan kam swozu etwa die Zeit eines halben Tages nöthig war, indem der Zug sich ohngefähr in die Breite einer deutschen Meile ausdehnte]. Was Mose kraft des Wortes des HErrn mit feinem Stabe bewirkte (2. Mos. 14, 16 ff.), das bewirkt hier die Bundeslade als das mit der Gründung des Reiches Gottes in Israel angeordnete fichtbare Sinnbild der Gnadengegenwart des HErrir. Wo die ordentlichen Gnadenmittel vorhanden find, da wirkt die göttliche Gnade und Allmacht durch sie, nicht unmittelbar: das sollte Jsrael hier lernen, und zugleich einen lebendigen Beweis von der Zusage des HErrn, daß er seine Herr- lichkeit von der Bundeslade aus ihm offenbare, em- psangeir (Keil.) Das 4. Kapitel. Denkzeiotjen des wunderbaren Durohzugs durch den Jordan. I. Und der HErr [als das Volk nun hinüber war] sprach [in derselben Weise wie Kap. 3, 7 weiter] zu Josua: 2. Nehmet sjetzt zu] euch [die fchon ausge- wåhltev Kap- 3, 121 zwölf Männer, aus jeglichem Stamm einen. i Z. Und gebietet ihnen, nnd sprecht: Hebet auf aus »dem Jordan zwölf Steine von dem Ort, da die Fuße der Priester also stehen [von der Stelle, wo die Priester noch fest Kap. 3,17 stehen]; und bringet sie mit euch hinüber, daß ihr sie in der Herberge san dem Platz unter freiem Himmel] lasset, da ihr· diese Nacht herbergen werdet. 4. Da rief Josua [die] zwölf Männer, die ver- ordnet waren von den Kindern Jsrael szu Repräsen- tanten des ganzen Volks] aus jeglichem Stamm einen, » Z. »Und sprach zu ihnen: Gehet wieder] hin- uber [bts] vor die Lade des HEmy eures Gottes, mitten ·in den Jordan; und hebe ein je licher einen Stein auf feine Achfel, nach der Zahl der Stämme der Kinder Jsrael; 6. Daß sie ein Zeichen sein Denkmal des Wunders, das der HErr heute gethan hat] seien unter» euch. » Wenn knämlichj eure Kinder hernach: mais ihre Vater fragen werden, und sprechen [2. Mos 13, 14]: Was» thun [bedeuten] diese Steine da? 7. Daß ihr [die Väter] dann ihnen faget, wie das Wasser des Jordan abgerissen sei vor der Lade des Bandes des HErru, da sie durch den Jordan ging; daß [alfo] diese Steine den Kindern Jsrael ein ewig Gedächtniß seien. 8. Da thaten die Kinder Jsrael, wie ihnen Josua geboten hatte, und trugen [in den zwölf von ihnen verordneten Männern] zwölf Steine mitten aus dem Jordan, wie der HErr zu Josua gesagt hatte, nach der Zahl der Stämme der Kinder Jsraelz und brachten sie mit sich hinüber in die Zhefrllssäge [nach Gilgal Kap. 5, 9], und ließen sie ae . »9. Und Josua richtete snoch außerdem] zwölf Steine auf mitten im Jordan [an der Stelle] da 10 Josua 4, 10——24. 5, 1—7. die Füße der Priester gestanden waren, die die Lade des Vundes trugen; und sind noch daselbst bis ans diesen Tag [da der Erzähler das fchreibt]. 10. lEr zeichnete aber mit gutem Bedacht auch diese Stelle aus] Denn die Priester, die die Lade trugen, stunden [an derselben] mitten im Jordan, bis daß allcs ausgerichtet ward, das der HErr Josua geboten hatte, dem Volk zu sagen; wie denn Muse [ehe er von hinnen ging, seinem berufenen Nachfolger] Josua geboten hatte [daß er dem HErrn in allem gehorchen und getrost und unverzagt sein solle 5.Mos. 3, 21 ff.; 31, 7ff.]. Und das Volk [solange die Priester noch im Jordan standen und die Kinder Jsrael an sich vorüber ziehen ließen] eilete [nicht sowohl weil ihm das Herz bebte am Fuße der drohenden Wasserberge, denn es wußte, daß die Hand des starken Gottes sie znrückhalte; wohl aber that Eile noth, damit eines- theils die Priester nicht über Gebühr lange stehen müßten und ihre Kraft erwartete, und damit anderntheils die ungeheure Menge Volks noch vor Einbruch der Nacht hinüber käme], nnd [so geschah es auch:] das Volk ging lvollständig und bis auf den letzten Mann] hinüber. 11. Da nun das Volk ganz hinüber gegangen W«- M MS lzltfvlge besonderer Aufforderung V. 15 ff] die Lade des HErrn auch hinüber, und die Priester [zogen wieder, wie vor dem Ueber- gange Kap. Z, s] vor dem Volk her [die man sich in Gilgal lagerte V. I9], 12. Und die Rubeniter und Gaditer, und der halbe Stamm Manasse, gingen sebenfalls wieder, wie vor dem Uebergange, unmittelbar hinter der Lade] vor den Kindern Jsrael her, wie Mose zu ihnen geredet [4. Mos. 32, 20 ff. und Josua des gegebenen Versprechens Kap. l, 12 ff. sie erinnert] attez h is. Bei vierzig tausend geriistet zum Heer [auserlesene KriegsmannschastL gingen vor dem [bei seinem Volke gegenwärtigen] HErrn ztun Streit ans das Gefilde [auf das durch einen Einbug, den das westlich am Jordan sich hinziehende Ge- birge macht, gebildete, 3——4 Stunden breite Flach- land bei] Jerichm 14. An dem Tage machte der HErr sgemäß seiner Verheißung Kap. Z, 7J Josua groß lim Ansehn] vor dem ganzen Jsrael; nnd [die Kinder Jsrael] fürchteten ihn slaut ihres Versprechens Kap. 1- 16 sf.], wie sie Mose fürchteten, sein Leben- lang [denn in dem Wunder des Durchzugs hatten sie ja deutlich genug gesehen, daß der HErr mit ihm sei]. VI« v. 15—24. Indem nunmehr die sitt-jener Befehl er- halten, ihren Standort zu verlassen nnd ebenfalls aus dem Flusse her-aussteigen, liehren die von der Lade nicht mehr aafgehaltenen Wasser zurück, nnd der Jordan nimmt sein vorigen Bett wieder ein. Die von den zwölf Männern mitgebrachten Steine richtet Josua an der Stätte des ersten Nachtlager-g, welche hernach den Namen Gilgal er- hielt, zu einem Denkmal ans. 15. Und der HErr [um hier wieder auf den Zeitpunkt zurückzukommen, wo das ganze Volk bereits hinübergegangen war, die Priester mit der Lade aber noch mitten im Jordan standen V. 10] sprach zu Josua [ihn Schritt für Schritt ·an seiner Hand leitend und ihm eines nach dem andern bezeichnend, was er zu thun habe Kap. Z, 7 ff.; I O . 7]. 16. Gebeut den Priestern, die die Lade des Zengnisses tragen, daß sie Nunmehr] aus dem Jordan heraussteigen. 17. Also gebot Josua den Priestern, nnd sprach: Steiget herauf aus dem Jordan. 18. Und da die Priester, die die Lade des Bandes des HErrn trugen, aus dem Jordan her- auf stiegen und mit ihren Fußsohlen auss Trockene traten; kam das Wasser des Jordan kdas vorhin, als sie ihre Füße vorn in’s Wasser tunkten, abge- rissen und über Einem Haufen stehen geblieben war Kap·3,15] wieder an seine Stätte, nnd floß, wie vorhin, an allen seinen Ufern. Ist. Es war aber der zehnte Tag des ersten Monden [im Kirchenjahr, d. i. des Monat Abib oder Nisan], da das Volk aus dem Jordan herauf stieg [also der iiämliche Tag, wo vor 40 Jahren die Aussonderung des Passahlammes geschehen war 2.Mos. 12, 1 fs.]; und [die Kinder Jsrael] lagerten sich in Gilgal [an der Stätte, die hernach den Namen Gilgal erhielt Kap. 5, 9], gegen dem Morgen [etwa IX» Stunde südöstlich von] der Stadt Iericho [und 272 Stunde westlich vom Jordan] 20. Und die zwölf Steine, die sie ans dem Jordan genommen hatten, richtete Josua aus zu Gilgal, 21. Und sprach zu den Kindern Jsrael: Wenn eure Kinder hernachmals ihre Vater fragen werden, und sagen [V.6 f.]: Was sollen diese Steine? 22. So sollt ihr [die jedesmaligen Väter] es ihnen kund thun, und sagen: Jsrael ging trocken durch den Jordan, 23. Da [indem] der HErr, euer Gott, das Wasser des Jordan vertrocknete vor euch, bis ihr hinübergingetz gleichwie der HEru euer Gott, that in dem Schilsmeer, das er vor uns [die wir da- mals mit auszogen] vertrocknete, bis wir hindurch gingen; » 24. Auf daß alle Völker auf Erden die Hand des HErrn erkennen, wie mächtig sie ist; kund] daß wenigstens] ihr [eurerfeits] den HErrn, euren Gott, fürchte! allezeit [da jene Erkenntnis bei den übrigen Völkern doch immer nur wie ein augenblick- liches Aufleuchten in sinsterer Nacht ist, darnach es bald wieder völlig dunkel wird] Wiederherstellung des Bundes mit dem HErrn durch Vollziehung der Beschneidung. l1 Das 5. Kapitel. Beschneidung und Passah im gelobte-n Lande verrichtet. I« v.1—12. Ehe es hierauf an die Groberung nnd Besitz- ergreisung des Kandel; gehen kann, obwohl dessen Könige nor den Kindern Israel bereits in Schtectieii geseht sind, muß zunächst Jsraels stindegnerhältniß zu dem HGrrn vollständig wieder hergestellt sein. Deshalb vollzieht Josua auf göttlichen Beseht die Beschneidung an denen, die noch nnbesihuittem nnd friert dann mit dem ganzen xoililee das passah, dessen Tage inzwischen herlieigeleouimen n . 1. Da nun alle Könige der Amoriter [der- jenigen cananitischen Völkerschaften], die jenseit des Jordan gegen Abend [in dem mittleren, gebirgigen Theile des Landes] wohneten, n1id alle Könige der Cananiter am Meer [der die Meeresniederung inne habenden Stämme] höreten, wie der HErr das Wasser des Jordan hatte ausgetrocknet vor den Kindern Israel, bis daß sie hinübergingen; ver- zagte ihr Herz, nnd war kein Muth mehr in ihnen vor den Kindern Israel kdie eine« so mächtigen und wunderthätigen Gott zllr Seite hatten, daher sie denn in ihre Städte fich einschlossen und keinen Angriff auf das Lager in Gilgal zu unternehmen wagten]. Von allen cananitischen Stämmen waren auf dem Gebirgslande damals die Amoriter die mächtigstem für die Bewohner der Niederung dagegen, die mehr dem Handel als dem Kriegshandwerke oblagen, vielleicht in Abhängigkeit von den starken und mächtigen Amoritern lebten, eignete sich am besten der Name ,,Cananiter«, d. i. die Niedrigeih Gebeugten. 2. ZU der Zelt [nun, wo die Kinder Israel so in guter Ruh und Sicherheit lagerten——etwa am andern Tage nach dem Uebergang über den Jordan, d. i. am 11. Nisan] sprach der HErr zu Josua: Mache dir steinerne Messer swie sie zur Vollziehung der Beschneidung von Alters her üblich sind 2. Mos Z, 24I- und beschneide wieder swie Abraham Vordem mit seinem ganzen Hause gethan 1. Mos. 17, 23 ff.] die Kinder Israel zum andern- mal sdamit das seit 38 Jahren unterlassene Bundes- zeichen von Neuem aufgenommen werde und Israel ebenso wie damals, als es aus Egypten zog, ein Volk sei, das in allen seinen Gliedern dies Bundes- zeichen an sich trage]. 3. Da machte ihm Josua sin pünktlichem Ge- horsam gegen Gottes Befehl und ohne fich durch das Bedenken irren zu lassen, daß er angesichts der Feinde einen bedeutenden Theil seines Heeres auf mehrere Tage kampfunfähig machen sollte 1.Mos. 34, 251 steinerne Messer, und beschnitt sunter Beihülfe derer, die über 38 Jahr alt waren und das Bundeszeichen allbereits an sich trugen] die Kinder Israel auf deni saußerhalb des Lagers besindlichenj Hügel [der hernach von der daselbst vorgenommenen Handlung den Namen] Araloth [d. i. Vorhänte, erhielt]. 4. Und] das ist die Sache [Ursach]- darum« Josua bcschnitt alles Volk, das aus Eghvten gezogen war, Mannsbildez denn alle Kriegslente waren gestorben in der Wüste ans dem Wege, da sie ans Egvpten zogen. Die Worte in dieser Uebersetzung Luther-d sind miß- verstäudlichz vielmehr sind die einzelnen Sätze des Verscs so mit einander zu verbinden: 4. Und das ist die Sache, warum Josua befchnitt [die Beschneidung an dem Volke vor- nahm]: Alles mclnnliche Volk, das aus Egyps ten gezogen war, alle Kriegsleute waren ge- siorben [mit andern Worten: von dem gesamm- ten männlichen Volk, das aus Egypten gezogen war, waren alle Kriegsleute von 20 Jahren und drüber 4. Mos 14, 22 f. 29 s. gestorben] in der Wüste aus dem Wege, da sie aus Egyp- ten swährend sie aus Egypteli nach Canaan] zogen. 5. Denn alles Volk, das auszog, war be- skhnitten fund von denen lebten ohngefähr noch 300,000 Mann]; aber alles Volk, das in der Wüste geboren war, auf dem Wege, da sie-ans Eghpten [nach Canaan] zogen [nach ungesährer Schätzung 6—-70(),000 Mann], das war nicht beschnitten. i s. Denn die Kinder Israel wandelten vierzig Jahr in der Wüste, bis daß das ganze Volk der süber 20 Jahr alten] Kriegsmänner, die ans Egvp- ten gezogen waren, nmtamen, darum, daß sie der Stimme des HErrn nicht gehorchet hatten; wie denn der HErr [4.Mos. 14, 21ff.] ihnen geschworen hatte, daß sie das Land nicht sehen sollen, welches der HErr ihren Vätern geschworen hatte, uns sdem Samen Abrahamsj zu geben, ein Land, da Milch und Honig innen sleußt [2. Mos. s, 17 Anm.] 7. Derselben Kinder, die an ihrer Statt waren aufkommen [herangewachsen], beschnitt Josua; denn sie hatten snochl Vorhaut, nnd waren auf dem Wege nicht beschnitten Nach 4.9Jios.14,33 f. sollten auch die Söhne jenes verworfenem zum Aussterben in der Wüste verurtheilten Geschlechts die Misfethat desselben tragen. Nun entzog zwar der HErr nicht alle Zeichen seiner Gnade dem Volke, sondern um in dem heranwachsenden jungen Ge- schlechi das Bewußtsein lebendig zu erhalten, daß nach Ablauf der Strafzeit der Bund wieder mit ihm ausge- richtet werden würde, ließ er den Kindern Jsrael die Gegenwart der Wolkew und Feucrsäulh schentte ihnen ferner das Manna und gab Verordnungen, die ihren Blick so recht auf das verheißene Land hinrichten follten (Anm. zu 4. Mos 14, 45); wohl aber konnte während der ganzen Dauer der Strafzeit das Bundeszeichen der Beschneidung an denen, die seit Erlaß des Strafurtheils geboren wurden, nicht vollzogen werden, weil eben der Bund, wenn auch nicht aufgehoben, doch suspendiri stknstweilen außer Geltung gesetzt) war. Als dann das Volk über den Bach Sared ging und in das Land der Amoriter einrückte war die Strafzeit allerdings nunmehr. abgelaufen (4. Mos 21, 12.; 5. Mos Z, 13 ss.); indessen wollte Muse, als der ja selbst dem Urtheil des Todes» 12 Josua 5, 8-—15. 6, 1—-—5. verfallen war, den so wichtigen Akt der Beschneidung des Volks nicht ohne ausdrücklichen Befehl des HErrn vor- nehmen, wiederum der HErr aber befahl die Erneuerung des Bundeszeichens nicht eher, als bis er Jsrael in das verheißene Land eingeführt und durch diesen mächtigen Gnadenbeweis die Herzen für die Vollziehung seines Gebote geneigt gemacht hatte, wie er denn überhaupt nich] eher fordert, als bis er zuvor gegeben hat. 8. Und da das ganze Volk beschnitten war, blieben sie an· ihrem Ort im Lager» cruhig in ihren Ze1ten], bis sie sdas Wundsieber ubersianden und wieder] heil wurden. » 9. Und der HErr sprach zu Josua [am Abend des Tages, an welchem die Beschneidung vollzogen worden]: Heute hab ich die. Schande Egyptens [den Hohn, den ihr auf» Seiten der Egypter hervor- gerufen hattet, als hatte ich euch zu eurem Unglück aus ihrem Lande ausgeführt, um m der Wuste euch zu verderben 2· Moi 34- U» UND Mk, fD lange die Jahre eurer Verwerfung währeten, aller- dings einen Schein des Rechten für sich hatte 4. Mos 14, 15 f., durch volle Wiederherstellung meines Bundesverhciltnisses, m der zugleich die Bürgschaft liegt, daß ich nunmehr euchdCanaan zu eigen geben und das Ziel eurer Ausführung von dem Lande der Knechtschaft herrli»cl) hinaus- führen werde] von euch gewendet labgewskzkls UND dieselbe Stätte ward Gilgal [d. i« Abwälzxlngl ge- nannt, bis aus diesen Tag lwv ·sie noch Immer fv heißt 2. Sam. 19, 15. 40.·; Micha 6, 5]. · Die Stätte war weder fruher eine Stadt, noch ist später eine solche daraus geworden, wie von Vielen irrthümlicher Weise angenommen wird; daher sich auch gegenwärtig keine Spuren mehr davon finden. Ueber zivei andere Orte desselben Namens s. zu Kap. 9, 6. 10. Und als die Kinder Israel also in Gilgal das Lager hatten fund jetzt vollstäiidig wieder im Bunde mit dem HErrn standen], hielten sie [zum dritten Mal im Verlauf der 40 Jahre seit ihrem Auszug aus Egypten 2. Mel« 12- 283 4s M« I, 5] Passah, am vierzehnten Tage des Monden [Abib] an! Abend [wie es im Gesetz bestimmt war 2.Mos.12, 18.; Z. M. 23, 5.; 4. M. 28, 16·»; o. M. is, e] aus dem Gefilde lFlachlonde bei] ri o. Je Pl. Und aßen vom Getreide des Landes am andern Tage des Passab ldes siebentågigen OsieN festes, d. i. am 16. Abib oder Nisan, nachdem am Morgen dieses Tags die Darbringung der Webe- garbe 3.Mos. 23, 9 ff. stattgefunden hatte], namlich iingesänert Brod [von GersteUmehlJ und Sangen [am Feuer gedörrete Aehren Z. Mos. 2- 14 AUNLL eben desselben Tages fdenn früher, als nach· Dar- brin ung der Webegarbe, durften sie laut der vorhin an- efügrten Gesetzessielle nichts Neues vom Jahre genießen, ldndern aßenUngesäuertes von den aus dem Ostiordam lande mitgebrachten Vorräthen Kap.1, 11]. 12. Und das Man [diese wunderbare Speise während der vierzigjährigen Wanderung 2z Niofs 1o,14 Drum. 2] horete knachdem es schvv M de« letzten Monaten, seit man die eigentliche Wüste hinter sich hatte, immer spärlicher gefallen war, ganz und für immer] auf des andern Tages [an eben diesem 16. Nifan], da sie des Landes Geireide essen, daß die Kinder Israel kein Man mehr hatten, sondern sie aßen des Getreides vom Lande Canaan, bot! demselben Jahr szum Zeichen, daß nun die Zeit der Wüstenwanderung völlig abgeschlossen und eine neue Ordnung der Dinge eingebrochen sei 2.Mos.16,35Anin.]. »Gott pfleget keine Wunder zu thun, wo man natür- liche Mittel, etwas zu erlangen, haben kann; er ver- weiset uns alsdann an den ordentlichen Weg der Nah- rung und Handarbeit, dieselbe will er segnen und uns dadurch erhalten. Darum, mein Christ: Sing’, bet’und geh’ auf Gottes Wegen, verricht’ das Deine nur getreu, und trau’ des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu; denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verläßt er nicht-« (Wer nur den liebeii —- V. 7). II· V. 13 — Kuh. s, s. Zilo Josua unter den Mauern Ierichobi voll Gedanken über das große, mit eigenen Kräften unaugfiihrbare Unternehmen, die gut beseitigte und wohl vermahrte Stadt zu erobern, uiiihergeht, sieht ihm auf einmal ein zum Kampfe fertiger Kriegsmann gegenüber. Er giebt sich ihm als den Fürsten über das Heer des ejGrrn zu erkennen und oeriifindigt ihm, auf welitie weise die Feste eingenommen werden soll. 13. Und es begab sieh, da Josua kais die Tage des Festes zu Ende waren und er sich jetzt mit seiner Aufgabe, Canaaii zu erobern, im Geiste beschäftigteJ bei Jericho war [unter den Mauern der Stadt umherging, um zu erspähen, von welcher Seite er sie am vortheilhaftesten angreifen könnte], daß er seine Augen [vom Erdboden, da- hin er sie, in Gedanken versunken, gerichtet hatte] aufhub, nnd ward gewahr, daß ein Mann gegen ihm [in dem Wege, den er wandelte, ihm gerade gegenüber] stund, und [der Mann, auch sonst wie ein Krieger angethan] hatte ein bloß Schwert in seiner Hand [4. Mol 22, 23. 31]. Und Josua sihn für einen ioirklichen Krieger haltend] ging [näher] zu ihm [heran], und sprach zu ihm: Ge- hörest du uns [den Kindern Israel] an, oder unsern Feinden? 14. Er sprach: Nein fich gehöre weder euch an, noch euren Feinden] sondern ich bin ein [d er] Fürst über das Heer des HErrn [sowohl über das, das droben im Himmel ist, die heiligen Engel 1. Mos 32, 1 f.; Pf. 148, 2., als über das, das hier unten auf Erden, über mein Volk, die Kinder Israel 2. Mos. 7, 4. 12]- und bin jetzt kommen [den Oberbefehl über dies letztere zu übernehmen] Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde, und betete an, nnd sprach zu ihm: Was saget mein Herr seinem Knechte? sErkannte er auch noch nicht, daß er in dem geheininißvollen Krieger den Engel des Angesichts vor sich habe, den der HErr iviederholentlich vor seinem Volke herfenden zu wollen verheißen hatte, und in welchem sein Name sein sollte« 2. Mos 14,19.; 23, 30., so wußte er doch, daß ihni hier ein Wesen aus der himmlischen Welt, ein Engel überhaupt gegenübersteheL «) Er sagt nicht: »Mein HEriz sondern: »Mein Herd« slesztere sie sehr verschönerte und mit einem kostb Feier des Passah Der HErr kündigt Josua die wunderbare Einnahme Jerichcks an. 13 15. Und der Fürst iiber das Heer des HErrn, [um stch deutlicher zu offenbaren-und als denselben « zu erkennen zu geben, der einst mit Mose aus dem brennenden Bufch geredet 2. Mos. 3, 5] sprach zu Josua: Zench deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehest, ist sum deß willen, der dir hier begegnet] heilig. Und Josua that also szngleich innerlich sein Herz be- reitend, um die weiteren Offenbarungen des Sohnes Gottes Kuh. 6, 2 ff. zu vernehmen]. Das 6. Kapitel. Ekoberung und Zerstörung der Stadt Fette-he. 1. Jericho aber war verschlossen nnd ver- tvahret vor den Kindern Israel, daß niemand aus- oder einkommen konnte ses we: also äußerst schwierig, ja nach den geringen menschlichen Niitielm die den Kin- dern Jsrael damals zu Gebote standen 2.Makk.12,15., so gut wie unmöglich, der Stadt beizukommen; und doch mußte sie vor allen Dingen genommen werden, denn sie war der Schlüssel zum ganzen Lande. Das eben waren die Wahrnehmungen und Erwägungen, die den Josua vorhin, beim Umgang um die älliauerm beschäftigt und seinen Blick rathlos zur Erde niedergezogen hatten Kuh. 5, 13]. Am Südwestende des Jordanlaufes, da, wo der- selbe seine größte Breite erreicht (Kap. Z, lAnm.), liegt in einer fruchtbaren, 3 Stunden langen und 1 Stunde breiten Oase, die gegen die von vorn sie umgebende diirre Wüste und den von hinten sie begrenzenden rauhen und nackten Bergzug (Kap. 2, 16 Anm.) gar lieblich absticht und ihr Dasein der reichlich siießenden Quelle Ain es sultan im Nordwesten (2. Kön. 2, 19 ff) und dem Wady Kett im Süden (l. Kön 17, s) verdankt, die Stadt Jericho, gegenwärtig zu einem Haufen elender Steinhütten, Erika oder Riha genannt, init etwa 200 trägen nnd schwächlichen, in den Sünden von Sodom und Gomorrha dahinlebenden Einwohnern herabgesunken. Wegen der tiefen, nach dem Mittelländischen Meere zu von Bergen eingeschlosseneu Lage des Orts gediehen dort die herrlichsten Tropengewächse, Datteln, Balsambäume Palmen, Rosen u. s. w.; daher die Stadt auch die Palmen- stadt heißt (5. Mos. 34, 3·; Richt. l, 16.; Z, 13) und wegen ihrer Rosen (Centifolien) gerühmt wird (Sirach 24, 18). Jetzt ragt nur ein vereinzelter verdorrter Palm- sianim ohne Krone und Verzweigung über dem Dorn- gehege hervor, welches mit seinem Buschwerk den Haufen der vorhin erwähnten Steinhütten umgiebt; und was man bei uns die ,,Rose von Jericho« nennt Anasta- tica hjerochuntjcay ist ein rankenartiges in den Sand- ebenen vonSüdpalästina und Arabien einheimisches Ge- wächs mit wohlriechender Blume, die, wenn sie vertrocknet, wie eine Kugel von der Größe einer Faust sich zusammen- zieht und, in warmes Wasser gelegt, zu neuem Leben sich ausbreitet, mit der Rose aber gar keine Aehnlichkcit hat. Jerichos Lage an der aus dem jenseitigen Lande nach dem ei enilichen Canaan führendenHeerstraße machte ihre starke efestigung nicht blos zu der Zeit, in welcher wir mit der vorliegenden Geschichte uns befinden, sondern auch später unter den Makkabäern (1.Makk. 9, 50.; 16, 15) und unter Herodes dem Großen nothwendig, welcher aren Palast zieme; auch ist er dort gestorben (Matth. 2, 20 Anm.). Unter der römischen Oberherrschaft befand stch wegen der Balsamversendung, sowie überhaupt wegen der bedeutenden Ausfuhr von Handelsartikelm ein Ober« zöllner in der Stadt (Luk. 19, 2). 2. Aber der· [in der Person des Kriegers Ko. b, 13 ff« gOSEUIZcIrFIgeJ HErrsprach zuJosum Siebe da,sz1ch habe Jerieho sammt ihrem Konige und kihrenj Kriegsleuten m deine Hand gegeben sdaß sie trotz ihrer hohen Mauern und festen Thürme und ver- schlossenen Thore ohne alle Anstrengung von eurer Seite fallen soll]. Z. Laß [von morgen früh an unter Beglei- tung der Priester mit der Bundeslade Kap. Z, 6; 4, 11 und unter dem»Schall von sieben Posaunen V. 4 f.] alle Kriegsmanner [in der Ordnung, daß die von den Stämmen Raben, Gad und Halb: manasse den Priestern vorangehen, und die von den ubrigen Stcimmen ihnen folgen, täglich] rings um die Stadt hergehen einmal, und thue sechs Tage [hiiiter einander] also. 4. Am siebenten Tage aber laß die Priester [ebenso, wie an vden sechs Tagen zuvor] sieben Posaunen des Hallsahrs [sieben große, einen starken, weithin dröhnenden Ton von sich gebende Hörner, wie sie bei Eröfsnung des Hall- oder Erlaßjahres gebraucht werden Z. Mos. 25, 9 vgl. Blum. zu 4. Mos. 10, 2] nehmen [womit sie] vor der Lade her [geh·en]; und gehet desselben siebenten Tages imcht eiwzsonderns siebenmal um die Stadt, nnd laß die Priester [bei jedem einzelnen Umzug] die Posaunen blasen. Z. Und wenn man [beim siebenten und letzten Umzug] des Hallsahrs Horn blaset, und [da länger als bei den vorhergehenden sechs Umzügen] tönet, daß ihr die Posaunen» [in diesem erhabenen, lang- hingezogeneu Tone] horet [2.Mos.19, 3]», so spll das ganze [Kriegs-] Volk ein groß Feldgeschrei machen; so werden der Stadt Mauern umfallen s in ihren Fairba- meUteU zulcimmenstürzenl nnd das Volk soll hinein- fallen süber die eingestürzten Mauern hinweg in die Stadt emdriugenL ein jeglicher stracks vor stch san der Stelle, wo er gerade sich befindet, ohne auf seinen Nebenmann links oder rechts zu sehen]. Die Siebenzahl ist für Israel das Zeichen seines Bundesverhältnissem in welchem es zu dem HErrn steht; durch den siebentagigem am siebenten Tage siebenmal wiederholten Umzug mit den sieben, vor der Bundeslade hergehenden und in sieben Posaunen sioßenden Priestern sollte es sich als dasBtindesoolk erweisen, welches seinen Gott und HErrn in seiner Mitte hat und in seinem Namen streitet. Der mehrtägige Umzug aber hatte den Ziveck, Israel im unbedingten Glauben und im gedul- digen Vertrauen auf dte Maiht und Zusage seines Gottes zu üben und es ihm recht tief einzuprägen, daß allein des HEXE« Allmschk Und Treue es war, welche diese feste Stadt, die Vormauer des ganzen Landes, in seine Hand gegeben« (Keil.) Wie der Ausgang Jsraels aus Egypten und der Zug des Volkes durch die Wüste ge. maß der besonderen Bestimmung und der besonderen Ab- sicht Gottes mit Israel erfolgt war, so wurde nun auch die Eroberung Cauaans so geleitet, daß die an Israel sich erweisende und in dieses Volkes Geschichte sich offen. barende lebendige Gottheit des Volkes ganz eigenes Ber- 14 Josua s, 6—24. hältniß zu dieser Gottheit und ihre großen, immer weiterer Entwickelnng enigegensirebenden Absichten mit diesem Volke als das Eigenthämliche dieser ganzen Ge- schichte unverkennbar hervortreten mußten. Bewunderte man in der Geschichte anderer Befreiungem Auswani derun en, Erobernngeri das Menschliche, so sollte hier das cgöttliche alle Bewunderung auf sich ziehen, und wenn man anderswo in folchen Begebenheiten die natür- lichen menschlichen Tugenden der Vaterlands- und Frei- heitslieba der Tapferkeit, Klugheit u. s. w. sich glänzend entwickeln fah, so sollte hier nur eine, allen Völkern un- bekannte Tugend, nur ein, diesem Volk eigenes Wohl- verhalten entwickelt sein: Glau be an Gott und an Gottes Verheißung und Zeugnis Hebt. 11, 30. (Menken.) llls V. 6—27. Dem empfangenen Befehle gemäß liißt Josua vom nächsten Tage ab an sechs Tagen hinter einander die Stadt einmal von dem Kriegsheer umgehen, während die Bundeslade in der Mitte des xheerea von Priestern getragen nud vor ihr her mit Posaunen ge- btaseu wird; am siebenten Tage aber geschieht dieser Umzug flebenmaL Heim siebenten oilal mamrn die Kinder Israel ein Feldgeskhrey Ierichckg Mauern fallen, und es beginnt nun die berbannnng nnd Ginäsmerung der Stadt; Rahab dagegen wird ihrer Dienste wegen, die sie dem Volke Gottes geleistet hat, nnd dem empfangenen net— . sprechen gemäß, mit ihrem ganzen hause verschont. S. Da rief Josua, der Sohn Nun kals er am andern Morgen den Befehl des HErrn V. 3 ff. zur Ausführung bringen wollte], den Priestern und sprach zu ihnen: Tragct die Lade des Bandes, nnd sieben Priester lasset sieben Halljahrsposanncu tragen vor der Lade des HErrn kund dieselben blasen]. 7. Zum Volk aber sprach er: siehet hin kden Priestern und der Lade nach], Und gehet ntn die Stadt; nnd wer gerüstet ist kzu den vierzigtausend Gerüsteten der drittehalb Stämme Kap. 4, 12 f. gehört], gehe sgemäß des Berufs dieser Stämme, ihren Brüdern voranzuziehen Kuh. I, 12ff., nicht hinter» sondern] vor der Lade des HErtn [und den ihr voran schreitenden sieben Priestern] her. 8. Da Josua solches dem Voll gesagt hatte, trugen die sieben Priester sieben Halljahrsposaunen vor der Lade des HErrn her, und gingen, und bliesen die Posaunen; nnd die Lade des Bandes des HErrn folgte ihnen nach. I. Und wer gerüstet war kdie gesammte Mannschaft der drittehalb Stämme], ging vor den Priestern her, die die Posaunen bliesen; nnd der Haufe kdie Mannschaft der übrigen Stämme] folgte der Lade nach, und kman] blies die Posaunen kals die ganze Menge so dahinzog]. 10. Josua aber gebot dem Volk knoch ehe der Zug stch in Bewegung setzte und die Posaunen geblasen wurden], und sprach: Jhr sollt [bei eurem heutigen Umzug um die Stadt und auch künftig] kein Feldgcschrei machen, noch eure Stimme hören lassen, noch ein Wort aus eurem Munde gehen kvielmehr euch ganz still und ruhig Verhaltens bis auf den Tag kund die Stunde] wenn ich zu ench sagen werde: Machet ein Feldgesrhreiz so machet dann ein Feldgeschrei saber ja nicht früher vgl. V. 1«« Gottts Führung fordert Stillei wo der Fuß noch selber rauscht, wird des ew’gen Vaters Wille mit der eignen Wahl vertauscht. — Alle menschlichen Geschäfte gehen überhaupt nicht gut, wenn man sie durch eigne Kräfte, und nicht aus der Gnade thut.— Gbttliche und innre Dinge lassen oollends gar nicht zu, daß man sie mit Sturm erzwinge, sondern weisen uns zur Ruh. (3inzendorf.) 11. Also ging die Lade des HErtn [an diesem ersten Tage] rings um die Stadt einmal, und sdie Kinder Israel] kamen Weder] in das Lager kzu Gilgald und blieben drinnen küber Nacht]. » 12. Denn Josua pflegte sich des Morgens fruhe auszumachen krichtigerN Und Josua machte sich des (folgenden) Morgens frühe auf], nnd die Priester trugen die Lade des HErrn. «) Luther hat V. 12 u. 13 nicht von dein, was Josua am andern Tage, vielmehr von dem, was er an den sechs Tagen überhaupt that, verstanden, demgemäß die hehr. Zeitwortsform wajasehköm nicht, wie Kuh. s, 1·, in rein erzählendem Sinne (,,er machte sich frühe auf), sondern von einer dauernden, immer wiederkehren- den Handlung aufgefaßt (,,er pflegte sich frühe aufzu- machen«) und die einfache Verbindung: »Und« (hebr. wa-) durch »Denn« gedeutet; es ergiebt sich aber aus den fol- genden beiden Verfen, daß hier nur Von dem andern Tage die Rede ist. 13. So trugen [auch] die sieben Priester die sieben Halljahrsposaunen wieder] vor der Lade des HErrn her, und gingen nnd bliesen Posaunen; nnd wer gerüstet war kzu den Stämmen Raben, Gad und Halbmanasse gehörte], ging vor ihnen her, nnd der Haufe [die Mannschast der übrigen 9Z Stämme] folgte der Lade des HErrm und kmanj blies swährend des Umzugs die] Posaunen [V.8 f.]. 14. Des andern Tages kalte] gingen sie auch einmal Um die Stadt kwie am Tage zuvor V. 11], nnd kamen wieder ins Lager. Also thaten sie sechs Tage knach einander] » 15. Am siebenten Tage aber,»da die Morgen: rothe ausging, machten sie sich frnhe [noch früher als an den vorhergehenden Tagen] auf, Und gingen nach derselben Weise siebenmal um die Stadt; daß sie desselben einigen Tages siebenmal kund nicht blos einmal V. 11 u.14] um die Stadt kamen [wie der HErr V. 4 befohlen hatte]. 16. Und am siebenten Mal, da die Priester die Posaunen bliesen kgleichwie sie bei den vorigen Umzügeu die Posaunen geblasen hatten], sprach Josua kindem er den Zug noch vor völliger Be- endigung des Umgangs auf einmal halten ließ] zum Volk: Maehet knunmehr] ein Feldgeschreh denn der HErr hat euch die Stadt kin eure Ge- walt] gegeben. 17. Aber diese Stadt und alles, was drinnen ist, soll dem HErrn verbannet sein kvgt Am. zu Z. Mos 27, 28 f.]. Allein die Hure Rahab soll leben bleiben [von dem Vernichtungs-Bann aus- Einnahme und Zerstörung Jericho’s. Verschonung der Rahab. 15 geschlossen sein], und alle, die mit ihr im Hause sind [wie ihr oersprochen worden Kap. 2, 12 ff.]; denn sie hat die Boten verborgen, die wir [nach Jericho zur Verkundschaftung] anssandtem 18. Allein hütet euch vor dem Verbannetem daß ihr euch nicht verbannet sauf euch selber den Bann herabziehet], so ihr des Verbanneten [und dem HErrn zum unwiderruslichen Eigenthum Ver- -fallenen] etwas nehmet fals womit ihr ja einen Gottesraub begehen würdet], und fdaß ihr nicht mit eurer eigenen Person zugleichj machet das Lager Jsrael verbannet, und bringet es in Unglück [5. Mos 13, 17]. 19. Aber alles Silber und Gold, sammt dem ehernen und eisernen Geräthe, soll [nicht, gleichwte Menschen und Vieh, vernichte: werden, sondern] dem HErrn geheiliget sein, daß es zu des HErrn Schah fzur Unterhaltung seines Heiligthums und zur Bestreitung der gottesdienstlichen Bedürfnisse] komme. Während hernach, bei der Eroberung der übrigen Städte, nur die Bevölkerung schonungslos getödtet wurde, das Vieh und die andere Habe dagegen den Siegern als Beute zusiel (Kap.8, 26 f.; 10, 28 vgl."5. Slltos 2, 34 f.; 3, 6 f.), mußte bei Jericho, als der ersten eroberten Stadt Canaans, auch das Vieh vernichtet und die« Beute in den Schatz des HErrn abgeliefert werden. Dies geschah, wie Hengstenberg sehr trefsend bemerkt, um u zeigen, daß ihre früheren Besitzer nicht durch mensch- liche Willküh sondern durch Gottes Rache ausgerottet wurden, daß ihr Land und ihre Habe den Israeliten nicht als Raub zu Theil geworden, sondern als ein von Gott anheimgefallenes Lehen, das er nun wieder einem andern Vasallen zutheile, ob dieser viclleicht die Dienste, wozu es verpflichten, treulich leisie 20. Da machte das Volk ein Feldgeschreh nnd sdie Priester] bliesen [die] Posaunen [dazu; doch nicht so, als wäre das Blasen dem Feld: geschrei erst nachgefolgt, vielmehr ging es der Vor- schrift in V. 5 gemäß demselben voran]. Denn als das Volk den Hall flang gezogenen Ton] der Posaunen hbrete fwomit die Priester sofort nach Josua’s Rede V. 16———19 einsetzten], machte es ein groß Feldgeschrei. Und die Mauern lvon JerichoJ fielen um, und das Volk erstieg die Stadt, ein jeglicher stracks vor sich [in dieselbe einbrechend]. Also gewannen sie die Stadt, 21. Und verbanneten fhieben schonnngslos nieder] alles, was in der Stadt war, mit der Scharfe des Schweris, beide, Mann nnd Weib, Jung und Alt, Ochsen, Schafe und Esel kden König aber hängeten sie nach der Hinrichtung an einen Pfahl und ließen ihn bis zum Abend dort hängen, wo man dann unter einem Steinhaufen ihn begrub Kap.8, 2. 29; 10, 28 vgl. Z. Mos. 20, l4 Anm.]. Die Bedeutung der Umzüge um die Stadt gipfelt unstreitig in der Bundeslade und dem Pofaunenschall der vor der Lade hergehenden Priester. Die Bundeslade war das Sinnbild und Zeichen der göttlichen Gegen- wart inmitten seines Volkes; der Pofounenschall aber küudigte der Gemeine Israel san, daß der HErr jetzt zu ihr komme und seine Gnade und Herrlichkeit an ihr offenbaren werde (vgl. Z. Mos 19, 16. 19.; 20, 18.; 3. Mos. 23, 24.; 25, 9). Dies zu ihr Kommen ist nun zugleich eine Erscheinung zum Gericht —- hier zum Ge- richt über Jericho, das seste Bollwerk der cananitischen Macht und Herrschaft, das er in Einem Augenblick stlirzt Dadurch wird denn unsre ganze Geschichte zu einem Typus oder Vorbild auf die letzie Zukunft des HErrn, wenn er in seiner Herrlichkeit mit einem Feldgeschreh mit der Stimme des Erzeugnis und der Posaune Gottes vom Himmel herniederkommh um die Todten aufzuwecken und die Lebenden zu verwandeln, das Weltgericht zu halten und Teufel, Tod und Hölle in den Feuerpsuhl zu werfen, Himmel und Erde aber neu zu schaffen nnd im neuen Jerusalem die Hütte Gottes bei den Menschen für alle Ewigkeit aufzurichten il. Corinth 15, 51 ff; 1. Thess. 4, 16 f.; Offenb. Kap. 20 u. 2l). Darin, daß die Mauern Jericho’s erst nach siebentägigem Umzuge und am 7. Tage erst nach stebenmaligcr Wiederholung des Um- zugs fallen, liegt zugleich die Andeutung, daß nicht sofort, sondern nur nach anhaltcndem und ausdauerndem Warten auf den HErrn und seine Erscheinung die christliche Ge- meinde die ihr seindlich gegenüberstehende Weltmacht wird erliegen sehen; zuletzt aber wird diese, solange sie auch dem Reiche Gottes gegenüber stch halten mag, in Einem Augenblick vernichtet werden. 22. Aber Josua sprach [hatte, als er V. 16 —19 seine Befehle an das gesammte Volk ergehen ließ, noch besonders gesagt] zu den zween Männern, die das Land verkundschaftet hatten [Kap.2, 1.23 sf.]: Gebet [ihr, während von den Andern ein jeglicher stracks oor sich in die Stadt einbricht V. 5] in das [euch bekannte und an dem rothen Seil Kap. 2, 18 leicht erkennbare] Hans der Hure fdas gewiß bei dem allgemeinen Umsturz der Mauern von dem HErrn erhalten werden wird Kap. 2, 15 Anm.], und führet das Weib von dannen heraus mit allem, das sie [an Personen, die zu ihrer Familie ge- hören] hat, wie ihr geschlvoten habt [Kap. 2, 12 ff.]. 23. Da gingen die Jünglinge, die Kundschaftker [indem es jetzt wirklich zur Einnahme der Stadt und zur Verbannung alles Lebendigen darin kam V. 20 f.], hinein, und sühreten Rahab heraus, sammt ihrem Vater und Mutter, und Brüdern [Geschwisiern], und [brachten in Sicherheit] alles, was sie [sonst noch an Angehörigen] hatte; nnd alle ihr Geschlecht sselbst die ihr verschwägerten Verwandten, um das gegebene Wort treulich ein- zulösen], und ließen sie draußen, außer dem Lager Israel [da sie als unreine Heiden nicht eher in dasselbe aufgenommen werden durften, als bis sie sich vollständig zu dem Gotte Jsraels bekehrt hatten, was denn hernach auch geschah V. 25]. - 24. Aber die Stadt fnachdem so von Personen gerettet war, was nach Gottes Willen gerettet werden durfte] verbrannten sie [die Kinder Jsrael] mit Feuer, und alles, was darinnen war lschonten also jetzt auch das Hausder Rahab selber nicht mehr, sondern legten es ebenfalls in Asche]—. Allein das Silber und Gold, nnd eherne und eiserne Ge- räthe thaten sie sgemäß der von Josua empfangenen 16 Josua s, 25——27. 7, 1-——7. Weisung V. 191 zum Schoß in das Haus des HErtn [da, Snftshüttes Das Itinerarium hierosolymitanuxrk die kurze Ve- schreibung einer im J. 333 n. Chr. von Bordeaux nach Jerusalem emachten Reife, behauptet, daß damals, als die Reise geschah, außer dem Maulbeerbaum des Zachäus (Lut. 19, 4) auch das Haus, der Rahab an der Stelle, wo Jericho gestanden, noch vorhanden gewesen sei; ebenso schreibt der zu Anfang des s. Jahrh. n. Ehr. verstorbene Abt Adamnanus von der Insel St. Columba seiner der Hebriden), dem der französische Mischof Arculfus seine auf einer palästinifchen Pilgerfahrt gemachten Reise- bemerkungen diktirtex ,,Merkwiirdig! von den drei an derselben Stelle erbauten Städten (dem Jericho der Cananiter, dem von den Kindern Israel wiederherge- stellten, und dem nach der babhlonischen Gefangenfchaft von Neuem aufgebauten Jericho) blieb allein das Haus der Rahab zurück, während sonst die ganze Stätte von Illen Lnenschlicsen Whhnuttlgen verlassen istääpEs gZehört as a er zu en mancher ei, »dem ausdrii i en eng- niß der heiligen Schrift widersprechenden Täuschungen frommen Aberglaubens, die auch anderweit in den Sagen des Mittelalters uns begegnen. 25. Rahab aber, die Hure, sammt dem Hause ihres Vaters, und alles, was sie [an Verwandt- schaft] hatte, ließ Josua leben. Und sie wohnete in Israel sin dessen Volksgemeinschaft sie voll- ständig mit den Jhrigen sich aufnehmen ließ] bis ans diesen Tag [da das eben Erzählte niederge- schrieben wird], darum, daß sie die Boten verborgen hatte, die Josua zu vertnndschaften gesandt hatte gen Jericho Die Rahäb szu unterscheidcn von Rahab, d. i. EghhtenPs. 87, 4.; 89, 11.; Jes ZU, 7) heirathete her- nach sogar den Salma, einen Fürsten vom Stamme Juba, Sohn des Nahesson (2. Mos 6, 23.; 4. M. I, 7.; 7, 17), und gebar ihm den Boas (Ruth Z, l ff.), einen Vorfahren des David (Ruth 4, 18 ff; I. Chron. 2, 9 ff.; Matth 1, 4 fs.). Uebertrieben ist es, wenn jüdische Schriften behaupten, acht Propheten seien von ihr entsprossenz sinnig dagegen preist Clemens Romanus (einer der ersten Bischöfe oder Vorsteher der Gemeinde zu Rom, -s- u Anfang des 2. Jahrh. n. Chr.) an ihr die prophetifche Erleuchtung, mit welcher sie gerade ein rothes Seil in’s Fenster knüpfte und damit, ohne selbst es zu wissen, vorbildlich auf das Blut Christi hinwies, das uns allein vor dem Verderben bewahrt. 26. Zu der Zeit schwur Josua soom Geiste Gottes ergriffen den über Jericho verhängten Bann anz dem göttli en Gebote 5. Mos 13, 17 gemäß g - zur Ausführung brmgendL Und sprach: Verflucht sei der Mann vor dem HGrrn, der diese Stadt Jcticho [je wieder zu einer Festung mit Mauern, Thoren und Thürmen] aufrichiet nnd bauet [sie so wiederherstellt, wie sie gewesen ist]. Wenn er ihren Grund [den Grund zu einer Stadtmauer für sie] leget,· das koste ihn seinen ersten Sohn; nnd wenn. et Ihre Thore sehet [den festungsarttgen Ausbau durch Herstellung der Stadtthore vollendet], das koste ihn seinen jungsten Sohn fso daß er hin- fort aller seiner Kinder beraubt sein muß] Nicht die Wiederaufrichtung von Häusern überhaupt an der Stelle der Stadt wsll Josua ver- bieten, so daß sie nie wieder ein bewohnter Ort fein foll; denn er selbst theilt hernach Jericho dem Stamme Ben- iamin neben andern Städten zu (Kap. 18, 21), und bald hernach sinden wir auch die Ortfchaft wieder be- wohnt (Richt. Z, 13.; 2. Sam. 10, 5). Wohl aber be- legt er die Befestigung des Orts mit einem Fluch; denn »durch ein Wunder war die sonst so starke Stadt ihrer Festigkeit beraubt, nie sollten die so gefallenen Mauern wieder errichtet werden, sondern das Denkmal der Zertrümmerung derselben durch Jehova’s Macht für alle Zeiten bleiben« Als daher unter König Ahab der Wille Gottes nicht mehr geachtet und die-Stadt wieder befestigt wurde, ging der Fluch an Hiel von Vethel, dem Erbauer, in Erfüllung (1. Kön 16, 34). 27. Also war der HErr mit Josua ffeine Ver- heißung Kap. I, 5 ff. an ihm erfüllend], daß man von ihm sagte in allen Landen. Das ·7. Kapitel. Achan wegen Dietistatjls bestraft. l· v. 1——15. Der Warnung in nun. 6,18 ungeachtet hat Lettau, ein Glied des Stammes Juba, an dem verbauneteu Gute Irrtums sith vergriffen nnd dadurch den Bann auf das ganze Lager gebracht. Das tlngliute bleibt denn auch nirht aus: der gegen die teletue Stadt Kt unter- nommene Kriegozug mißglüaet gänzlich. Jll- Josua mit den Jleltesteu in tiefer-Trauer vor der Bundeslade sich niederwirft und sein Herzeleid dem liErrn klagt, offen— bart ihm dieser, warum Israel nicht stehen leiinne vor seinen Feinden und wie der sann von dem Wollt: soll wieder abgethaci werden. I. Aber die Kinder Israel strotz des aus: drücklichen Verbots, das Josua bei der Eroberung Jerichcks hatte ergehen lassen] vergriffen sich [in der Person Eines aus ihrer Mitte] an dem Ver: banneten [Kap.6,17.18]; denn Achan, der Sohn Charmi, des Sohns SabdiI des Sohns Serah sjenes Zwillingsbruders des Perez, den mit diesem Thamar dem Juda gebar l. Mos. 38, 27 fs.], vom Stamm Juba, nahm des Berbanneten etwas [näm- lich einen köstlichen babylonischen Mantel, zwei- hundert Sekel Silbers und eine gitldene Zunge, fünfzig Sekel werth am Gewicht» V. 21]. Da ergrimmete der Zorn des HErrn uber die Kinder Israel« szwar wußten sie für’s erste noch nichts von diesem Zorn, der auf ihnen lasiete, d .h sollten sie bald denselben inne werden]. «) Wenn 1. Chron. 2, 6 dafür steht: Simri, so be- ruht diese Vertvechselutig der Buchstaben auf einem Schreibfehley der im Hebräischen um so leichter sich er- klärt, als da die Buchstaben R und D sich sehr ähnlich sehen (4. Mos. 1, 14 Anm.), auch M und V sich nicht groß von einander unterscheiden (V — I)- ") So sehr die heil. Schrift auf der einen Seite den Einzelnen als Gegenstand der göttlichen Gnade und Gerechtigkeit betrachtet, eben so sehr lehrt sie auch auf der andern Seite die Gesammtheit eines Volks als eine organische oder geschlossene Einheit erkennen, in der die einzelnen Personen Eines Leibes Glieder find, so daß die gute oder böse That des Einzelnen zugleich eine That der ganzen Gemeinschaft ist und ihr zum Segen oder zum Verderben gereicht, gleichwie um ekehrt der Einzelne an dem Fluch oder Segen, der au der Gefammtheit ruht, wesentlich mit Theil nimmt. Was nun insbesondere Mißlingen des Kriegszugs gegen As, durch Achand Diebstahl verursacht. 17 den vorliegenden Fall betrifft, so hatte Achairs Sünde der israelitischen Gemeinde den Charakter der osieiligkeit genommen, der ihr als dem Bundesoolk des HErrn zu« kam; sie war daher auf so lange mit verhastet mit dem Uebelthäter und mußte für ihn einstehen, als derselbe noch nicht ermittelt und bestraft war (vgl. 5. Mole U, 1—·9). Jm neuen Testament entspricht unsrer Geschichte die von Ananias und Sapphira (Apostg. Kap. 5). 2. Da nun Josua [noch ehe er mit dem Kriegsheer sich wieder in das Lager zu Gilgal zurückzogj Männer aussandte von Jericho ge1i Ai seine nicht gerade unbedeutende Stadt], die [5——6 Stunden nordwestlich davon] bei Bellt-Abels [Kap. 18, 121 liegtts gegen den Morgen [südöstlich] vor Bethel [1. Mos 12, 8; 13- 3], nnd sprach zu ihnen: Gehet hinauf, und verkuiidschaftet das Land [Stadt und Umgegend]; und da sic sdiese »Man- ner] hinausgegangen waren, und Ai vertundschaftet hatten, ·3.- Kainen sie wieder zu Josua, und sprachen zu ihm: Laß nicht das ganze Volk hinausziehen sondern snurj bei zwei oder drei tausend Mann, daß nicht das ganze »Von sehne Noth] sich daselbst beniuhe, denn ihrer ist wenig« «) Die Stadt Ai (hebr. hn-Aj, iii der Septiiagiiita Poe-« oder Hawaii, bei Josephus Aina genannt — wohl einerlei mit Aia Nehenr. 11,31 und Ajath Jes.10, Es, doch verschieden von dem jenseit des Jordan gelegenen Ai in Jerein.49, Z) finden die Einen in dem heutigen Toll el-Hadschar, d. i. Steinhügel M, Stunden siidöstlicls von Bethel), die Andern (nach Roviiisoin in Trümmer« wieder, die ösilich von Beeroth liegen; Strauß nnd Krasst dagegen (sie bereisten 1844J45 die Sinaihalbinsel und das heil. Land) glauben die Stadt in den Nuineii »von Medinet Gai entdeckt zu haben, die auf der Flachhöhe eines Bergzuges sich vorfinden, der sich 40 Minuten öst- lich von Geba nach Osten hin abdacht und nördlicb von dem Bachthal Suweinih südlich von den! Wahr) Farah umschlossen ist. Wir haben uns bei Verzeichnung des Orts auf Karte 1II. und bei der nachfolgenden Erklä- rung der ersten Ansicht angefchlosseiu —- ") Nach Kap. 8, 25 betrug die Einwohnerzahl allerdings l2,0U0; darunter waren aber gewiß nur etwa 3,00U strcitbare Männer, es hätten also gewiß 2——3,000 Mann von Sei- ten der Kinder Israel genügt, die Stadt zu nehmen, wäre nur Gottes Beistand mit ihnen gewesen; aber dieser fehlte eben jetzt. Jst Gott nicht mit rings, so ist alles verloren: ,,Nlein Gott geht nimmer meinen Steg, wo ich nicht wandle seinen Wegs« Darum gehört zu alle unserm Vornehmen die Bitte Pf. 139, 23: Er· forsche mich, Gott, nnd erfahre mein Herz; Prüfe auch. und erfuhr-e, wie ich’s ineine. Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich aus ewigeni Wege« · 4. Also zogen hinauf des Volkes bei drei tausend Mann [wie die Kundschafter gerathen hat- ten], und die flohenvor den Mannerii zu Ai [als diese bei dem Angrifs aus ihre Stadt tapsern Widerstand leisteten]. 5. Und die von Ai [indem sie sogar ans der Stadt hervorbrachen und von der Vertheidigung nun selbst zum. Angriff übergingen] schlugen ihrer bei sechs und dreißig Mann stodt], und jagten sie [die Uebrigen, denen sie nachsetzteUJ vor dem Tbor bis gen Sabarin sbis zu den am östlichen Abhang Dächseks Bild-Insekt. der Höhe, aus rvelcher die Stadt lag, besindlichen SteinbriichenL Und schlugen sie dcn szur Seite der Steinbrltche in die Tiefe hinunter führenden] Weg herab. Da [als die Geschlageiien so in voller Flucht im Lager zu Gilgal ankamen] ward den! Volk das Herz verzagt, und ward zu Wasser [ver- lor allen Halt und löste sich ganz in Muthlosig- keit auf]. Die Niederlage, welche die Jsraeliten betraf, war um der Ehre Gottes willen nöthig; denn obschon jene 36 Männer, die dabei·11nikaiiien, an der Sünde Acban’s keinen Theil hatten, so waren sie doch sonst zum Ster- ben reis und inusztcn durch ihren Tod, der eben damals unter diesen besonderen Umständen vorging, das ganze Volk Israel aufmerksam inacheii und lehren, daß der Sieg jedes Mal vom HErrn komme, das; es keinen Feind verachten, sich auf sszeine Nienge nicht verlassen, ohne ausdrücklichen Befehl seines unsichtbaren Feldherrn (Kap. 5, 13 H) keinen Angrisf vornehmen und eben fetzt erkennen sollie, das; ein Bann vorhanden sei, der den Sieg und Segen verbinden. Die Gemeinschaft, in der die Menschen auf Erden mit einander stehen, leidet es nicht anders, als daß die Folgen der Sünde von einein auf den andern sich ergießen. Wenn das Ver- mögen eines Vaters eonsiseirt wird, so müssen seine un- schuldigen Kinder die Armuth auch empfinden; wenn ein Land sich versündige nnd durch allgemeine Landplagen gestraft wird, so geht es dem Gerechten dabei wie dem Gottlosen sPred 9, 2).« So mußten Mose und Nation, Josua und Kaleb ebensowohl 40 Jahre in der Wüste herumzichem als die übrigen murrenden Jsraeliteiy mit denen sie verbunden waren. Doch kennt Gott dabei die Seinigen und läßt ihnen dasjenige, was sie uni Anderer willen zu leiden haben, zum Besten dienen. Bei ihnen ist’s keine eigentliche Strafe, sonderii eine väterlichcZüch- tiguiig, ob's schon äußerlich wie eine Strafe aussieht; geht ihnen dabei in dieser Welt etwas ab, so ivird’s ihnen in der zukünftigen ersetzt. (Roos.) ·6. Josua aber svon tiefftem Schmerz ergrif- fen] zerriß seine Kleider [5. Mos 14, 2 Anna]- und fiel auf sein Angesicht zur Erde, vor der Lade des HErrn, fund blieb daselbst, den Tag über nichts essend Und trinkend, liegen] bis aus den Abend, sammt den Aeltesten [den Staniknes-, Ge- schlechts- und Familienhäuptern als Repräsentanten des ganzen Volkes-s, Und warfen szum Zeichen ihres schweren Herze1eids] Staub auf ihre Haus-irr. War auch der erliitene Verlust oerhältiiisärnäßig nur ein geringer, so war er doch ein-Beweis, daß Cåottes Gnade und Verheißung von dein Volke getrieben; die suchten sie denn in Reue und Buße wieder zu gewinnen, wenn- gleich sie noch niclstwiisitem initwelcher besonderen Sünde sie dieselben verscherzt hatten. 7. Und Josua [den ihre Herzen bewegenden Gefiihleneinen Ausdruck verleihend] sprach: Ach, HErh HE»r»r, warum hast du dies Volk iiber »den Jordan gefahren daß du uns i»n die Hande der Anioriter [Kap. Es, l Atem] gaben, uns umzu- bringen? O daß wir waren Jenseit des Jordan blieben, wie wir angefangen hatten swörtlichz O daß wir uns begnüget hätten, jenseit des Jordan zu bleiben, und hätten gar nicht erst Verlangen getragen, herüber zu kommen] sc. T. I. L. 2 18 v Josua 7, 8-—18. Diese Worte klingen ganz so wie die murrende Klage in 4.Mos.14, 2 f» die Gottes Zorn in so hohem Ntaße erregte, daß das damalige Geschlecht zum Aussterben in der Wüste verurtheilt wurde. Aber wenn zwei dasselbe sagen oder thun, fo ist es drum noch nicht dasselbe: es kommt alles auf die dahinter liegende Ntcinuttg und Gesinnung an. Damals redete aus der Klage llnglaube und Enipörung, bier iedoch und V. r; f. offenbart sich Josucks großer Eifer für die Ehre des HErrnz sollte diese Schaden leiden, ivill er sagen, so wäre es besser, Israel hätte sich an dem, wae eo drüben icnseit des Jordan bereits besaß, genügen lassen uud tiicbt nach dem Besitz des gelobten Landes begehrt. Wenn er dabei eine starke und kühne Sprache führt, fo is] es ja nichts Reine, daß im heiligen Eifer den: Qltenscltca bisweilen ein fiärkeres Wort enifährh als für eine ruhige tsåeinitthiv stlmtnung sich schicken würde; solchc Sprache ist dem sbErrn alle Mal lieber als die Schcindetnuth beendet-rh- ler, die äußerlich vor einem drcisten Wort fiel: in Acht nehmen, aber innerlich desto mehr voll Trotzes sind. (Vgl. 4. Mos ll, 15 AnmJ S. Ach, mein HEtn was soll ich sagen, weil Israel feinen Feinden den Rucken kehret? lJch kann doch umnöglich glauben, daß du nun für immer deine Hand von uns abgezogen habest und uns in solcher Lage. werdest stecken lassen.] J. [Denn] Wenn das die Canantter und alle Einwohner des Landes hören sdaß du uns haft fahren lassen in deinem Zorn] so werden sie [de- ren Herz schon ganz verzagt worden war, neuen Muth bekommen und mit ihrer gesammten Macht] uns umgeben, nnd auch unsere Namen ansrotteu von der Erde sbis auf den letzten Mann uns ver- tilgen, da wir ohne dich so gar nichts wider sie vermögen] Was willst du denn fwenn es noch so weit mit uns kommen sollte] bei deinem [in Htnsicht auf deinen] großen Namen thun fdamit ck nicht von diesen Völkern verlästert werde, als wärest du schwach geworden uud hättest deine Sache nicht wider sitze; Furspführeet können B. Mof 32, ll f.; 4. M. 14-, 10. Da sprach der HErr swohl mit lauter, auch den Aeltesten vernehmbarer Stimme von dem Gnadcnstuhl herab L. Mof 24, 12; 25, 22] zu Josua ftvährend er noch auf seinem Angesichte da lag]: Steheauf; warum liegst du also ans deinem Angesicht fund klagst wider mich, gleich als läge die Schuld eures Unglücks an mir und an einer Wandlung meiner Treue]? 11. fSie liegt vielmehr an euch selbst.] Js- rael hat sich veristudigeh und haben [durch Unge- horsanu gegen ein ausdrücklicher« Verbot] meinen Bund ubergaageu den ich ihnen geboten habe; dazu [denn die Sünde gegen mich ist zugleich Sünde gegen die Heiligkeit der Gemeine V. 151 haben sie des Verbanneten fetwasj genommen, und gestohlen, und verleugnet [das Gestohlene verheim- licht] uud unter ihr Gercithe geleget [um das, was doch mir und meinem Heiligthum gehörte, in eigenem Nutzen zu verwenden] U. Die Kinder Israel mögen kjschou jetzt] nicht stehen vor ihren Feinden, sondern mttssen ihren Feinden den Rücken kehren [wie du aus der Nie- derlage bei Ai wahrnehmen katmst]; denn sie sind im Bann [durch die Entwendung des verbanneten Guts nun felbst zum Bann geworden und der Strafe der Vernichtitng preisgegeben] Ich werde [aber, gleichwie in diesem Falle, so auch hin-f fort nicht mit euch fein, wo ihr nicht kdurchAusrottung des: jenigen, der die ganze Gemeine befleckt hat, fo- wie feiner Familie und seiner Habe] den Bann aus euch vertilget Ist. Siehe isalsoj auf, und heilige das Volk [damit es vor mir erfcheinen könne V. 14], Und sprich zu ihnen: Heiliget euch auf morgen [Kap. s, 5]. Denn also sagt der HEry der Gott Israel: Es ist ein Bann seiner, der im Bann sich befin- det V. IS] unter dir, Israel; darum kannst du nieht stehen vor deinen Feinden, bis daß ihr den Bann [ihn, der den Bann auf sich und die ganze Gemeine gebracht hat], von euch thut [und damit euch des auf euch lastenden Bannes entlediget]. 14. Und [nun, damit zuoörderst sich heraus- ftelle, wer der Mann ist] follt sihr morgen, nachs dem ihr euch heute noch geheiliget habt], euch früh herzu machen [zu meinem HeiligthumL ein Stamm nach dem andern; nnd welchen Stamm der HEtr treffen [durch’s Loos als denjenigen bezeichnen] wird [dem der Uebelthäter angehört], dekfoll [jetzt alleinj steh herzu machen, , ein Geschlecht nach dem andern [ogl. Arm. zu Z. Mose S, l4, um dem nochmaligen Loos sich zu unterwerfen]; und wel- ches Geschlecht der HErr treffen wird, das soll ftch fohne die übrigen Geschlechterss herzu machen, ein [Vater-] Haus nach dem andern [auf daß zum dritten Mal das Loos geworfen werde]; und welch« Haus der HErr treffen wird, das soll fwieder be- sonders] sich herzu machen, ein Hauswirth nach dem andern fdantit das vierte Loos den Schulw- gen persönlich bezeichnef 15. Und welcher erfunden wird im Bann, den soll man sbinausführen vor das Lager, dort zu Tode steinigen und dann, zur Verschärfttng der Strafe B. Mof. 20, 2. 14 Anm·, seinen Leich- nam] mit Feuer verbrennen, mit allem, das er san ihm zugehörigen Personen und an todtem und lebendigem Eigenthum] hat, darum, daß er feiner: fette] den Bund des HErrn überfahren [und also an dem HErrn selbst sich versündigt], und [andrer- sein] eine Thorheit in Israel begangen [1. Mosc sit, 7 und somit wider die ganze Genieine sich verschuldetj hat. Bei einein so wohlgeordneten und dem Munde des sphErrn so gehorsamen Volk, wie das israelitifche unter Josua wer und bei einer so reinen Gemeinde, wie die christliche zu Jerusalem (Apostelg. Rad. 5), schlug die allerschärfste und genaueste Kirchenzucht an. Der- jeni e war des Todes werth, der, da er so viele gute Beispiele vor fiel; hatte, allein ein böses werden wollte, Nach göttlicher Anordnung wird der Dieb durchs Loos ermittelt. 19 der einen so schönen Garten des HErrn verderben, ein so schönes Bild beschmutzen und den Anfang zum Ver- fall eines so vortrefflichen Gebäudes machen wollte. Alles Unkraut, das auf dem Acker Gottes stehet, ist Werth ausgerauft zu werden; wenn aber nur eine einzige solcheUnkrautpflanze da ist, was hindert’s, daß sie nicht wirklich ausgerissen werde, ehe sie sich der-mehre, da es mit leichter Mühe geschehen kann? Wenn dagegen des Unkrauts so viel worden ist, daß man’s nicht mehr aus» taufen kann, ohne den Weizen zugleich mit auszujätem alsdann heißt es: »Lasset beides mit einander wachsen« (Matth. IS, 24 ff.s; alsdann bekommen die Gerichte Gottes eine andere Gestalt, und die Kirchenzuchi muß auch eine andere bekommen. Auf Erden waltet hernach mehr göttliche und menschliche Naehsichh Lindigkcit und Duldungz dabei aber wird der Gerechtigkeit Gottes nichts vergeben und dem Unkraut nichts geschenkt, denn in jener Welt übt Gott durch Feuerflammen Rache an demselben aus. (Roos.) II· U.16—26. Der göttlichen Anordnung gemäß wird am andern Morgen der Schntdige durchs tsoos ermit- telt. Josua fordert ihn auf, ein osseneo Erkenntnis; sei- ner Sünde abzulegen, mag er denn auch thut; darauf werden die von Jlcisan euiwendeten Sachen ans seiner Hätte herbeigeholtz er selbst aber mit seinen Söhnen und Töchtern nnd seiner ganzen Habt: wird nach einem mit— tagwärto von dem tkager befindlichen Thale abgefähry dort mit alt’ den Seinen gesteinigt und darauf sammt allem, wag ihm angehört hat, mit Feuer verbrannt nnd unter einem Steinhaufen verborgen. Its. Da machte sich Josua snachdem er noch desselbigen Tags das Volk sich hatte heiligen lassen V. is] des saubern] Morgens fruhe auf, nnd brachte Israel herzu kvor dasHeitigthum, die ver: deckte Bundeslade) einen Stamm nach dem andern fwenn auch nicht alle männlichen Glieder eines jeden Stammes, so doch die l2 Stammeshäup- ter]; und ward svom Loose] getroffen der Stamm Juba Das Verfahren beim Loosen ist uns nicht näher be- kannt: wahrfcheinlich bediente man sich dazu kleiner Tä- selchen oder Scherben, die mit dem Namen beschriebcn waren und aus einer Urne gezogen wurden. Dies läßt sich aus der Vergleichung von Kuh. 18, 11; l9, 1 u. s. w. mit Kap.18, 6 und l0 folgern, wonach das Wer— fen desLooses so geschah, daß das Loos aufstieg oder herooegmg herauskam (Luther hat hier durchweg: ,,fiel« übersetzt) » · 17. Und da er die sHäupter sämmtlicherj Ge- schlechter in Juda herzu brachte, ward getroffen das Geschlechtder Serahiter [4. Mose·26, IV. Und da er [die] das Geschlecht der Serahtter sha- denden Vaterhäusers herzu brachte, einen Hans- witih sVorsteher eines Vaterhausess nach den: an- dern, ward sdas Vaterhauss Sabdi getroffen. 18. Und da et? sein fdes Sabdi] Hans [Vater- haus oder Familiensippfchafts herzu brachte, einen Wirth khausvaterj nach dem andern, ward getrof- fen Achan, der Sohn Charmi, des Sohnes Sabdi, des Sohns Scrah, aus dem Stamm Juba [V. 1]. Für die Heilsführung des alten Testaments war es noch ein Bedürfnis, das bereits geoffenbarte Gesetz durch besondere göttliche Willensäußerungen zu ergänzen; die von Gott erweckten Propheten (3. Mos- 24, 12.; 4. M. 15, 34 f.; 27, 5 ff; l. Saht. 22, 5), die Hohenpriester (·2. Mof 28, 30f.; 4. M. 27, 21.; l. Sam. 23, 6 ff: 28, 6.; 30, 7 f.; Z. Sam. 2, L; 5, 19. 23 ff.), das Loos (»4.Mos.26, 55 f.; 33,54.: 34,13.; Jof. 7, 14 ff.; is, 6; l4, 2; 18, 6 ff.;19,1sf.;21, 4 ff.; l. Stirn. 10, 20 ff; Sprüchw 16, 33; 18, l8), Gottesurtheile (4. Mof 5, 12 ff) nnd außerordentliche Zeichen (Richt. S, 36 ff.; 7, 5) vermittelten diese Offenbarung; fiir dies Glieder der vom heil. Geist erfüllten Gemeinde aber ist nicht ein gleiches Bedürfnis) vorhanden. Es gehört zu der Vollkommenheit der Goiteskindschafh daß »der Sohn des Vaters Willen weiß-»« »weil ihr denn Söhne seid, hat Gott esandt den Geist seines Sohnes in eure Her« zen, der rufe« Abba, lieber Vater« tGal.4, 6.; Röni.8, l5), und darum eben lehrt uns dieser Geist, wenn wir ihm treu sind, in jedem Falle das Richtiga Es ist eine Rückkehr zum alttestamentlicben Standpunkt, wenn Chri- sten so oft noch besondere Offenbarungen des göttlichen Willens suchen und Gottes Zeichen herausfordern Die unmittelbare Offenbarung des göttlichen Willens an die Apostel behufs ihrer eoangelischen Wirksamkeit (Apostelg. is, g; 16, c) s.; 18, 5.; Gar. I, 12: 2, 2.; Epher Z, Z) gehört eben zu den außerordentlicher: Veranstaltungen Gottes fiir die erste Gründung der Kirche, erstreckt sich nicht auf die schon fest begründete. Träume waren zwar, wie im nlten Testament (l. Mof TO, 3 ssn 26, 24; es, 12 ff; se, 10 ff.; 4. M. 12, s.; 1· Saat. 28, s.; l. .Kön. Z, Z; 9, 2.; Date. Z. l9z 7, 1 ff.s, in der Zeit der Geburt der Kirche ein Weg besondere: Be· kundung des göttlichen Willens (Matth. l, 203 Z, 12 f. is, 22.; Apostelg 16, I; 18, 9. vgl. 27, 23 f.; Joel Z, 1), nnd sie mögen auch immerhin jetzt noch vielfach in das Gebiet der räthselhaften und doch wahren Ahnun- gen gehören (l. Mos. 37, 6 ff.; 40, 5 ff.; 41, l ff; R1cht. 7, 13 f.; Bau. 2, l; 4, 1 f.; Mund. 27, 19), aber in ihnen auch nach der Apostel Zeit ausdrückliclie und unmittelbare göttliche Offenbarun en in Beziehung auf das fcttliche Thun zu erblicken, also daß wir ihnen als sicheren Weisungen Folge zu leisten hätten, ist der Christ nicht berechtigt. Das åoos der Vrüdergemeinde, welches in wichtigen Entsche ungsfällen den Ausschlag giebt, ruht aus der demüthigen Selbstverleugnung auf eigene Entscheidung in solchen Einzelfällem wo das Wort Gottes nicht eine unmittelbare und bestimmte Entscheis dung giebt, z. B. bei der Wahl des Gatten, bei Be- gründung einer neuen Colonie oder Mission u. dgl.; und man hält es für eine sittliche Pflicht, sich dem Aus- sprache des Looses zu unterwerfen, und fiir besonders fromm, in allen solchen Fällen stch der eigenen Entschei- dung gänzlich zu enthalten. Sollen wir jedoch nicht Kinder sein am Verständnis, so sollen wir es auch nicht sein an sittlicher Erkenntnis, am sittlichen Willenz zur sittlichen Niütidigkeit und Mannesreife gehört es aber auch, nach dem Maße des Wortes Gottes und des Ge- wissens in einzelnen Fällen eine bestimmte Entschließung zu treffen, nachdeln der Llliensch im gläubigen Gebet zu Gott um seine Erlcuchtung ehrten. (Wuttke.) Jn un- serer Stelle hatte das von z nete Loots zugleich den Zweck, es recht klar zu bezeugen, daß ganz Israel von der Schuld des Einen belastet sei, wie ja schon die Form der Erzählung in V.1 dies aus: sprach und die Niederlage vor Ai es zu erkennen gab. Jndem das ganze Volk in seinen Repräsentanten durch das Logs hindurcbgehen mußte, sollte das Bewußtsein der gemeinsamen Schuld im ganzen Volke geweckt nnd dabei der heilige Eifer entzündet werden. von solcher Schuld durch Verntchtnng des betreffenden Missethäters und feiner Familie sich u reinigen. Aehnltches läßt sich sagen in Beziehung aus die Anwendung des Looses in I. Saat· 10, l7 ff. 20 ott ausdriickltch angeord- « 20 Josua 7, 19——26. s, 1—10. II. Und Josua [mit dem Ernst seines richter- lichen Amtes auch die Milde eines väterlich ge: sinnten Herzens verbindend] sprach zu Achan: Mein Sohn, gieb dem HErrm dem Gott Israel, die Ehre [die ihm als dem allwifsenden und un: trüglichen Gott gebührt, daß er nämlich in dir wirklich den Schuldigen an das Licht gebracht hats, und gieb ihm das Lob [das du ihm als dem ge: rechten Richter schuldig bist, indem du unter seinen Urtheilsspruch dich willig beugstL und sage mir [der ich an feiner Statt dir gegenüber stehe] an, was hast da gethan? Und lengne mir nichts sdenn dadurch würdest du Gott zum Lügner machen]. 20. Da antwortete Achan [dessen anfängliche Herzenshärtigteih womit er den Raub vollbracht, schon während des Verfahrens V. 16 ff., als das Loos ihm immer näher rückte, gebrochen war und der nun der so väterlich milden Vermahnung, wie ssie V. 19 an ihn erging, nicht zu widerstehen ver: mochte] Josua, und spracht Wahrlich kes ist wahr, was das Loos ausgesagt hat) ich habe mich ver- sündiget an dem HErrty dem Gott Israel; also und also [wie ich gleich näher angeben will] habe in; gethan. 21. Jch sahe [bei der Einnahme Jericho’s] unter dem gemachten] Raube einen ibstlichen habh- lonischen Piantek und zweihundert Sekel [unge- würgten] Silbers" nnd eine güldene sSpange in Form einer] Zunge, fünfzig Sekel werth am Gewichtetth deß [aller dieser Dinge] gelüstete mich, « und nahm es [1. Was. Z, a; Jak. I, 14 H. Und stehe, es [der Mantel mit der Zunge] ist ver- scharret in die Erde in meiner Hütte, und das Silber darunter [in den Mantel eingewickelt]. «) Ein aus kostbaren Stoffen earbeiteteeh mit Gold- fäden künstlich durchwirktes, in s abolonicn gefertigtes und von daher auf dem Wege des Ftaravauenbandels bezogenes Oberkleid (2. Mos 12, 34 sllnm.), das dem Könige oder sonst einein vornehmen ällianne angehört hatte. f) 175 Thaler an Werth. Jst) Ohngefälxr IV, Mark sein. 22. Da sandte Josua Boten hin, die liefen zur Hutte [zumZelte Achan’s]; und siehe, es sdas entwendete Gut] war verscharrt in seiner Hittta und das Silber drunter. 23. Und sie nahmetrs aus der Hütte, nnd brachten-s zu Josua, und zu allen Kindern Israel [die in ihren Häuptern und Vertretern von dem Vorgange V. 16——18 her noch bei ihm riersatni melt warens und schüttetens vor den HErrn [leg- ten die Sachen vor der Bundeslade nieder, um damit zu bezeugen, wem dieselben rechtmäßig ge- hörten und wem sie also eigentlich entwendet wa- ren Kap. S, 19]. 24. Da nahm Josua, und das ganze Volk ntit ihm, Achan, den Sohn surenket V. 1 u. 18J Such, sammt dem Silber, Mantel nnd [der] güldenen Zunge-Die als entweihetes Gut nicht mehr für den Schatz des HErrn taugten Matth 27- Si, seine Söhne und Tbchterh seine Ochsen und Esel und Schafe, seine Hütte, und alles, was er hatte fgemäß dem ausdrücklichen Befehl V. 15]; und führeten sie hinauf in’s Thal Achor khinaus vor das Lager, zuerst eine südlich von Gilgal gelegene- durch die Ebene von Jericho sich hindnrchziehende An- böhe hinauf« und dann in das unterhalb derselben be- fiudliche Thal, das von dem, was jetzt geschehen sollte, hernach den Namen Achor V. Es; Rad. 15, 7emvfing]. «) Zwar hatte das Gesetz in Z. Mos 24, 16 aus- drücklich verboten, die Strafe eines Verbrechers auf dessen Kinder attszndchnety im vorliegenden Falle aber hatte sålcban durch sein sich Ver reifen an dem Verbannten den auf die Stadt Jerieho ge egten Bann, (Kap. S, 17), auf sich selbst geladen, und inuszte dieser nun in demselben Umsangm wie an Jertcho, auch an ihm vollstreckt wer- den (Kap. S, 21). Was aber-insonderheit feine Familie be· trifft, so hatte. er das Bei-graben des entwendeten Guts in seiner Hiitie doch schwerlich ohne irgendwelche Mit- Wissenschaft und dJiitthätigkeit der Seinen bewerkstelligen können. —- ") Etwa 40 Minuten westwärts vom Nord- ende des todten Piceres schwillt das Land zu sbügeln an, zwischen welchen zwei Zweige des Wadh Dabei: (in Kuh. 15, 7 Debir genannt) sich hindurchzieheku 25. Und Josua sprach fzu Achan, als er nun im Thal zur Strafvollsireckung vor ihm stand]: Weil du uns [das Volk des HErrUJ betrübt sdurch deinen Frevel ins Unglück gebracht] hast, so hetrübe dich szu gerechter Vergeltung deiner MissethatJ der HErr an diesem Tage« [lasse wiederum alles Un- gliick in dieser Stunde über dich kommen 2. Mos 21, 23 ss..Ann1.]. Und das ganze Israel stei- nigten ihn lfammt seinen Söhnen und Töchterw seinen Ochsen und Efeln und SchafenL und ver- brannten sie fnach der Tödtung, zugleich mit dem entwendeten Gut, mit ihrer Hütte und allem, was sie hatten] mit Feuer. Und da sie sie gesteiniget [und die Leichname mit Feuer verbrannt] hatten, 26. Machten sie über sie einen großen Stein- hausen sum auch ihre Asche von dem] Erdboden hinwegzutilgens der bleibet [als ein beständiges Schandmal für sie und als warnendes Zeichen für Andere] bis auf diesen Tag. Also kweil Israel hiermit den Bann von sich gethan V. 12.f.] leh- rete sich der HErr von dem Grimm seines Zorns fwider das ganze Volk V. 1]. Daher [von dem, was Josua bei der Strafvollsireckttng zu Achan sagte V. 251 heißt derselbe Ort das Thal Achor sd. i. Betriitsting oder BetrtibUißJ bis auf diesen Tag Ha, hernach wurde Achan selbst nicht mehr Achan, sondern Achor, der Betrüben genannt 1. Chron 2, 7]. «) Als am 10, Dezember 1520 Dr» Luther vor dem Clsterthor zu Wittenberg das Päpstliche Decretal sammt der wider« ihn ansgegaugettctt Bulle i«,eo’s X. in Gegen- wart seiner Studenten verbrannte, that er es tinter Lie- zugnahme ans die obige Stelle mit den Worten: »Weil du den Heiligen des HErrn betrübethash so betciibe und verzehre dich das ewige Feuer« Geständniß nnd Steiuiguiig Achan s. Neuer Kriegszug gegen Ai. 2l Das 8. Kapitel. Belagerung und Eroiierung der Stadt Hi. m· V. 1- M. nachdem so der isanu non Israel genom- men ist, ermutlsigt der Hut: den Josua zu einem zwei— ten Eingriff auf Ali, ertheilt ihm Anweisung, wie es mit der daselbst zu tuachenden Beute gehalten werden soll, und giebt ihm das Mittel zur Einnahme der Stadt an die Hand; denn Israel soll von immer wieder erneaerier Wnnderhülfe sich nunmehr entwiihnetc nnd seine eigene Kraft brauchen lernen· Josua nun leoukmt dem gött- lichen Jiuftrage pünictlich nach und legt. indem er gegen Jii heranzieht, einen hiuterhalt von 5000 Mann hinter die Stadt, der dann, während das Hauuiheer vor der fetndlichen Kriegsmacht sich zuriiuizieht und scheinbar die Flurht ergreift, aus seinem dersleme here-gebricht, die Stadt auksiudet nnd hierauf, mit dem tjauptlleer sah ver— einigeud, den Feind in die Mitte nimmt. So wird die— ser völlig aufgerieben und darnaeh der Bann an Jli in der Jtrt vollste-tritt, daß zwar die Stadt zerstört und die gesammte Einwohnerschaft vernichtet, das nich sammt der Beute aber unter die Kinder Israel vertheilt wird. 1. Und der HErr [der seine Gnade dem Volke nun wieder zugewendet] sprach zu Josua: Fürchte dich [wegen des mißlungenen ersten Versuchs Kap. 7, 4 ss.] nicht [länger, die Sache noch einmal auf- zunehmen] und zage nicht sals ltättest du keine Hoffnung des Gelingens mehr Kav. r, 7 ff] Nimm [aber nicht wieder, wie damals nur einen Theil des HeeresJ mit dir ssondernj alles Kriegs- dolk [denn das ist um des eingeschüchterteti Muthes der Kinder Jsrael willen durchaus nothwendig, wenn auch an sich 3000 Mann zur Einnahme der Stadt vollkommen hinreichen würden], Und mache dich auf saus dem Lager in GilgalJ und zeueh fzum zweiten Mal hinauf] gen M. Siehe da, ich habe den König [zu] Ah sammt seinem Volk-in seiner Stadt und [ans dem zu seinem Gebiet gehörigen] Land snachdem du meinem Be- fehl in Kap. 7, 13 ff. getreulich nachgekommen], in deine Hände gegeben. 2. Und sollst mit Ai und ihrem Könige thun, wie du mit Jericho und ihrem Könige ge- than hast [nämlich den König und die Latideseim wohner niedermachen und die Stadt zerstören Kuh. G, 21], ohne das; ihr ihren Raub, sfoniies ihr Vieh unter euch theilen [und nicht, wie bei Jericho, den Raub in den Schatz des HErrn thun und das Vieh ebenfalls vernichten] sollt [Kap. 6, 19. 21]. Aber bestelle einen Hinterhalt hinter der Stadt [denn nachdem Jericho ohne euer Zuthun gefallen, gilt es von nun an, auch menschliche Mittel zur Einnahme des Landes anzuwenden und selbst einegewöhnliche Kriegslist nicht zuverschmähen]. Sofern ein Krieg rechtmäßig ist, sofern ist auch darin die Kriegslish wenn sie nämlich den besonderen Verträ- gen nicht entgegensieht nnd nicht auf ein unmenschliches Verfahren hinausläush wohl erlaubt; denn man muß. soviel als möglich, des Volks verschonen. (J. Lange) 3. Da sdurch Gottes Zusprache mit neuer Zuversicht erfüllt] machte sich Josua auf laus dem Lager in Gilgal], und alles Kriegsvolh hinauf zu ziehen gen Ai. Und Jtsua sindem er fürs Erste noch einige Stunden östlich von der Stadt, etwa in der Mitte des Weges, Halt machte] erwählte dreißig tausend soder vielmehr fünf tausend, s. Anm. zu V. 12 f] streitbare Männer, und sandte sie aus bei der Nacht, a. Und gebot-ahnen, nnd sprach: Sehet zu, ihr sollt der Hinterhalt sein [den mir der HErrJ hinter der Stadt her [zu bestellen befohlen hat V. 3]; machet euch aber nicht allzn ferne von der« Stadt, und seid aliesammt bereit sim rechten Augen- blick heroorzubrechen]. 5. Ich aber und alles Volk, das mit mir ist, wollen uns zu der Stadt machen sund den Augriss auf fie unternehmen] Und wenn sie uns entgegen herausfahreu [einen Ausfall thun], wie vorhin [Kap. 7- b]- so wollen wir szum Schein, als gä- ben wir auch dies zweite Unternehmen für, verlo- ren] vor ihnen fliehen, it. Daß sie uns nachfolgeu heraus, bis daß wir sie seine gute Strecke] heraus von der Stadt. abreißen swo sie dann nicht sogleich gewahr wer- den, was einstweilen hinter ihrem Rücken vorgeht] Denn sie werden gedenken, wir fliehen vor ihnen wie Vorhin [und also gewiß sich ziemlich weit von der Stadt hinweg locken lassen, da sie von eurem Hinterhalt nichts ahnen] Und weil während] wir [so] vor ihnen suchen, 7. Sollt ihr euch [auf ein von mir gegebe- nes Zeichetl V« 181 ausmachen aus dem Hinter: halt, und die fvon aller Vertheidigung entblößtd Stadt einnehmen; deuu der HErn euer Gott, wird sie [wie er mir oerheißen hat V. l] in eute Hände geben. 8. Wenn ihr aber die Stadt eingenommen habt, so stecket sie lau irgend einer Stelle] an mit Jener sdaß wir an dem aufsteigenden Rauche ein sicheres Zeichen eures Eindringens haben] und thut nach dem Wort des HErrn lrichtet euch genau nach den eben im Auftrage des HErrtt euch ertheilten Befeljueus Siehe, ich hab-s euch geboten kund erwarte pünktlicheti Gehorsam] 9. Also smit solcher Weisung versehen] san-die sie Josua hin; und sie gingen [den Wady Mater— zsali entlang] hin snach der ihnen bezeichneten Stelle] auf den Hinterhalh nnd hielten zwischen Bethel und Ai [wo zwei felsige Höhen sich befan- den, hinter denen fte sich aufgestellt] gegen abend- wilrts Ai. Josua aber blieb die Nacht unter dein [Kriegs-] Volk san dem Punkte, wo er V. ZHalt gemacht hatte], c 10." Und machte sich [am andern Tage] Morgens frühe [noch ehe die Nacht völlig vorüber war, V. 131 auf, und ordnete [musterte] das Volk, und zog hinauf mit den Aeltesteu Jseaels 22 Josua 8, [die, nach unserer Weise zu reden, seinen General- stab bi1deten], vor dem Volk her gen Ai. 11., Und alles Volk, das bei ihm war, zog shinter ihm drein ebenfalls] hinauf, nnd traten herzu, nnd kamen gegen die Stadt, nnd lagerten sich gegen Mitternacht vor Ai lauf de! Ostleite von Bethels daß nur ein Thal sder Wadh Mu- tayahJ war zwischen ihm und· sitt. » 12. Er hatte aber swie V. 3——9 erzahlt worden] bei fünf tausend Mann genommen, und auf den Hinterhalt gestellet zwischen Bethel und Ai, gegen ahendwcirts der Stadt. 13. Und sie [die Aeltesten oder Hauptleuth die mit Josua zogen V. 10] stelleten das Volk des ganzen Lagers» das gegen Mitternacht der Stadt war [V. 11 dergestalt aufs daß sein Letztes [der rechte Flügel] reichte gegen den Abend der Stadt [und also mit dem Hinterhalt sich nahe berührte] Also ging Josua hin in derfelbigen Nacht [in welcher er die Fünftausend ooraussendete V. 12 u. 9] mitten in das Thal sindem er den Aufbruch mit dem iibrigen Heer V. 10 so zeitig bewerkstelligte, daß er am andern Morgen schon in der ersten Frühe vor Ai stand]. · V. 12 und 13 haben von jeher den Auslegern viel Schwierigkeiten bereitet wegen des Widerspruchs der darin enthaltenen Zahlenangabe mit der in V. s. Zur Lösung der Schwierigkeiten nun bieten sich drei Ausivege dar: 1) Meiftentheils nimmt man an, daß an unsrer Stelle noch von einem zweiten Hinterhalt die Rede sei, welchen Josua außer und neben dem früher aufgestellten ausgesendet habe; diese Annahme ist aber sehr unwahrscheinlich. Daher versteht man besser Z) dte in V. 3 genannten dreißigtausend Mann von, der gesammten Kriegsmann, mit welcher Josua gegen Ai ausbrach; von dieser legte erdie V. 12 erwähnten Fünftausend in den Hinterhalt- Da jedoch B. l der HErr ihm befohlen hat, mit dem vollständigen Heer aufzubrechen, so liegt Z) dte Annahme nahe, daß wir in B. 3 einen alten Schreibfehler vor uns haben, der durch falsche Auffassung der ursprünglich in Buchstaben ausgedriickten Zahlenangabe entstanden. Darnach hat vielleicht ehemals E] (d. i. 5,000) im Text des Z. V. gestanden, dafür las aber ein Abschreiber E) (d. i· 30,000); vgl. Arm. 4. Mos 3, 39. Jedenfalls scheint die erstere Zahl für ein Korps, das einen verbor- genen Hinterhalt bilden sollte, und also nicht gar zu groß sein durfte, passendcr als die zweite. 14., Als aber der König zu Ai das sahe- sdaß die Kinder Israel sich so der Stadt gegen- über aufstellten V. 13], eiletcn sie [er und seine Leute] nnd machten sich frühe auf kohne erst einen Angriff abzuwarten], nnd die Männer der Stadt [die dazu schon ausersehen waren- brachen] her- aus, Jsrael zu begegnen im Streit, [der König selbst] mit alle seinen! Volk, swelcher dann den AngrifsJ an einen bestimmten Ort vor dem Gefilde [auf einen mit seinen Leuten bereits oerabredetem vor der Wüste Beth-Aven Kap. 18, 12 gelegenen Punkt hin zu lenken suchte]. Denn et« wußte nicht, daß ein Hinterhalt auf ihn war hinter der I1—31. Stadt ssonst hätte er nicht Anstalten getroffen, die den Absichten der Kinder Israel, ihn möglichst weit von der Stadt abzureißen V. 6, so trefflich zu siatten kamen]. 15. Josua aber nnd ganz Jsrael [der Ver- abredung mit den in den Hinterhalt gelegten fünf- tausend Mann gemäß V. Z] stelleten stch, als witt- den sie geschlagen von ihnen fließen sich scheinbar von ihnen schlagen], Und flohen aus dem Wege zur Wüste [bei Beth-Aveu, ösilich von Michmas 1. Sam. 13, 5]. 16. Da schrie das ganze Volk [das] in der Stadt sznrtickgebliebery darunter auch die Kriegs- mannschaft von Bethel, die man, als man auf einen erneuerten Angriff von Seiten der Kinder Israel sich vorbereitete V. 14, herbeigerufen hatte V. 17], daß man ihnen sollte nachjagen. 17. Und sie jagten auch Josua nach sum sein Heer ganz und fitr immer aufzureiben], Und rissen sich von der Stadt heraus, daß nicht ein [streit- bat-er] Mann überblieb in Ai und Betheh der nicht ausgezogen weite, Israel uachzujagen; nnd ließen die Stadt offen stehen [von aller Verthei- digtmg entblößt] daß sie Israel [mit ihrer ge- sammten Streitmacht] nachjagtem 18. Da sim rechten Augenblick] sprach der HErr [durch besondere Eingebung] zu Josua [der oermuthlich eine Stellung zur Seite auf einer« Anhöhe eingenommen, um den Verlauf der Affaire gehörig beobachten zu können, und wohl auch Posten ausgestellt hatte bis zu den im Hinterhalt lagernden Fünftausend hin]: Rette ans die Lanze in deiner Hand gegen Ai, denn ich will sie in deine Hand geben. Und da Josua die Lanze in seiner Hand gegen die Stadt ansreckte [und die ausgestellteu Posten dies schon vorher oerabredete Zeichen V. 7 weiter signalistrten], 19. Da brach der Hinterhalt auf, eilend aus seinem Ort [darin er versteckt lag, gegen abend- wärts an Ai V. 9,1- und liefen, nachdem er seine Hand ausrcctte [gerviß, daß jetzt alles ganz gün- stig stehe für ihr Vorhaben) und kamen in die Stadt, und gewannen sie [mit leichter Mühe] und eileten und steckten sie mit Feuer an. 20. Und die Männer von Ai sals die von ihnen Versolgten auf einmal Stand hielten und auf sie losschlagen V. 211 wandten sich [zur Um- kehr nach der Stadt], und sahen [also] hinter sich, und sahen sdenn nun] den Rauch der Stadt auf- gehen gen Himmel, und hatten nicht Raum zu fliehen, weder hin noch her [da jetzt auch von der Stadtseite her Jsraeliten wider sie herangezogen kamen V. 22]. Und das Vol! sisraelitische Heer], das zur Wüste floh sbisher die Rolle der Geschla- genen gespielt hatte], kchtete [plötzlich] sich Um, snun seinerseits] ihnen [den Aiten] nachzujagen. Nach unsrer Erzählungsweisediirfte der-zweite Satzi Croberung und Verbannung Otto. Errichtung des Altar-s auf dein Berge Goal. des Berses besscr dem ersten voranstehetn also folgender: l! m · s nach dem Wort des HErru, das er Josua gebo- en. · 20. Und das Volk, das zur Wüste slohe, tehrete sich um, ihnen nachzujagen. Und die Niäiiner von Ai wandten sich, und sahen hinter sich, und sahen den Rauch der Stadt ausgehen gen Himmel, und hatten nicht Raum zu fliehen weder hin uoch her. Der 21. Vers nimmt dann das Untkehren des israelis tischen Heeres wieder ans, um die Veranlassung dazu zu erläutern, gleichtvie dtes Uinkehren selber wieder die Ver- anlassung wurde zum sich Wenden der Männer von Aiz der 22. Vers dagegen erklärt die von uns zuletzt gestellten Worte in V. 20: »Weder hin noch her« —- es brachen nämlich die fitnftausend HJtann, welche die Stadt in Brand gesteckt hatten, aus derselben hervor, um auch von vorn den Feind anzugreifeir 21. Denn da Josua und das ganze Israel sahe sjener von seiner Anhöhe herab, und dieses, indem es während der verstellten Flucht V. t5ff. nicht unterließ, häufig nach Ai zurückzublickens daß der Hinterhalt die Stadt gewonnen hatte, weil der Stadt Rauch ausging; ichreten sie wieder unt, diese sich wandten und ebenfalls wahrnahmew was hinter ihrem Rücken mit der Stadt vorge- fallen sei V. 20]· 22. Und die in de! Stadt [die Fünftausend, toelehe dieselbe überfallen und in Brand gesieckt hatten] kamen auch heraus ihnen sden zurückkeh- renden Aiten] entgegen, daß sie sdieAttens mitten unter Israel kamen, von dorther, und von hieher [von ihm, dem israelitischen Heere, bedrängt]; und [letztere, die Kinder Israel] schlugcn sie, bis daß niemand unter ihnen itberblieb, noch entrinnen konnte; 23. Und griffen den König zu Ai lebendig, und brachten ihn zu Josua san die Stelle, wo er seinen Stand genommen hatte V. 18]. 24. Und da Israel alle Einwohner zu Ai [die sämmtliche Streitmacht der Stadt sammt der mit ihr verbündeten Kriegersclsaar oon Bethel V. 17] hatte erwürget [draußen] auf dem Felde nnd in der Wüste, die sbis wohin sie] ihnen nachgn i ie jagt hatten IV. 14], und fielen alle durch in der Stadt zurückgebliebenen Weiber, Kinder und Greise zu bannen], und schlugen sie selten: sallsj mit der Schärfe des Schwerte. 25. Und alle, die des Tages fielen, beide, Mann und Weiber, der waren zwölf tausend, alles Leute von Ai ldarunter denn auch die wohl nur geringe Mannschast von Bethel]. 26. Josua aber zog nicht wieder ab seine Hand, damit er die Lanze ansreclte ssenkte sie nicht eher zum Zeichen, daß nun das Werk des Tages ein Ende haben solle] bis daß verbannet wurden alle Einwohner Ai sdenn also hatte es der HErr befohlen B. 1]. 27. Ohne, das Vieh und den Raub der Stadt thetlete Israel aus unter slch IUUV VØVWUTE W . 23 nicht gleicherweise, wie in Jericho Katz. S, 21. 24], ten hatte IV. 2]. 28. Und Josua brannte Ai aus, nnd machte einen Hausen daraus ewiglich szu einem beständi- gen Gedächtniß dessen, was setzt geschehen war], der noch heute [wo dies geschrieben wird] da liegt; W. Und ließ den [lebendig gefangenen] König zu Ai [V. 23, nachdem er ihn mit dem Schwerte niedergehauenj an einen Baum hängen bis an den Abend [4. Mos 25, 4]. Da aber die Sonne war nntergegangem gebot et tder Vorschrist in H. Mos. 21, 22 s. gemäß], daß man seinen Leich- nam vom Baum that« und [die ihn von da abgenommen hatten] warfen ihn unter der Stadt Thon und machten einen großen Steinhaufen auf ihn [wie bei Achan Kap. 7, 26], det bis aus» diesen Tag da ist. » Ell-L v.3o—:i5. u d a t- v u« S und schlugen die Manner von Ai sso daß jetzt » «« « « ern« «« «« «« mit dem ganzen volle bis zu den Bergen Ebal nnd Gartzitu nnd erfüllt hie: den 8efet1l5,zuos. 1l,29sf.; 27,2ss., indem er aus Ebal einen Altar errichtet nnd Zraadi uud Dankopfer daselbst darbringt, darnach aber vor dem an den Abhän- gen beider Berge aufgestellten volle: von den Priestern und Eevlteu dag Gesetz verlesrn nnd dao voll( selbst da- Zimen zu deu Segenssucürhen und Fluchmartea sprechen läßt. 30. Da [nach giücklich erlangtem Siege über Ai und Bethel, der die Kinder Israel bereits bis in die Mitte des oerheißenen Landes gebracht hatte und nach alle dem, was ihm oorausgegangen war, wie zu besonderem Danke, so auch zu desto grö- ßerer Bundestreue verpflichten] bauete Josua sin- dem er mit dem gesammten Volk das Lager zu Gilgal bei- Jericho verließ und 5 Meilen nord- westlich hinauszog, ohne von den erschrockenen Lan- deseitnvohnern irgendwie aufgehalten oder sonst belästigt zu werden] dem HErrn, deut Gott Israel, einen Altar ans dem snördlich von Sichem I. Mos 12, 6; 33, 18 gelegenen] Berge Ebalz 31. Wie Moses, der Knecht des HErrty sin Schiitfe des Schtoetis, bis daß sie alle nmtamenz den oben angesülirteti Stellen] geboten hatte den da tebrete sich ganz Israel zu Ai sum auch die " bukh Most [5. Mos Kindern Israel, als geschrieben stehet im Gesetz- 7, 4 s.: »Wenn ihr nun über den Jordan gehet, so sollt ihr solche Steine ausrichtem davon ich euch heute gebiete, aus dem Berge Ebah und mit Kalt tünchen, und sollst da: selbst dein HErrn, deinem Gott, einen steinernen Altar bauen, darüber kein Eisen fähret«. Diesem Befehl gemäß, dessen Ausführung er, um aller- dinge zu thun nach dem Gesetz Kap. l, T, nicht länger verzögern wollte, banete er denn den Altar, und zwar ganz in der Art, wie dort vorgeschrie- ben war] einen Altar von ganzen Steinen, die mit keinem Eisen behaueu waren [2. Mos. 2o, 25 Anm.], nnd opferte [in weiterer Befolgung der goitlichen Vorschrift o. Mos. 27, 6 f.] drauf Brand« opfer nnd Dantohfer. 24 Josua 8, 32-—35. 9, 1——6. So wenig der HErr es verschmäht, den Seinen im Angesicht der Feinde einen Tisch zu bereiten sPsI 23, 3), so wenig dürfen die Seinigen Anstand nehmen, sich mit- ten in den Gefahren von vornherein als sein Verehrervolk zu bekennen. Sollte man durch die Brandopser die Er- klärung, daß man, was man habe und vermöge, dem HErrn zu weihen sowohl schuldig als willig sei, noch vervollständigen; so sollte man es durch die mit den Schlachtovfern verbundenen Mahlzeiten veranschaulichem daß man vom HErrn zur innigem, gleichsam zur Haus: und Familien-Gemeinschaft angenommen, und daher auch genährt und erfreut werde. Die Opfer und Opfermahls zeiten sollten eine Bundesbesiegelnng sein, ähnlich wie die Bundesmahlzeid vgl. 1. Mos 26, 3(); Si, 46. 54 und besonders 2. Mos 24, 11, (Schultz.) « 32. Und schrieb daselbst auf die Steine [die er entsprechend dem Befehl 5.-Mos. 27, 2 f. neben dem Altar aufrichtete und mit Kalk tiinchte] das andere Gesetz, das Muse den Kindern Israel vor- geschrieben hatte [s. Anm. zu d. Mos 27, 8]. 33. Und das ganze Israel mit seinen Eileite- sten und Amtleuten, und Rtchtern, stunden sals die Aufschreibung geschehen und der Tag der hei- ligen Feier herbeigekommen war] zn beiden Sei- ten der Lade, gegen [-über] den Priestern aus Dem« Stamme] Lebt, die sauch bei dieser, wie- schon früher bei feierlicher: Gelegenheiten statt der bloßen Leviten Kap. s, Z] die Lade des Bandes des HEtrn trugen [und mit derselben stch jetzt in dem Thale bei Sichem aufgestellt hatten], die Fteuldlinge sowohl [die mit aus Egvpten gezogen waren oder in der Wüste von andern Völkern sich zu den Kindern Israel gesellt hatten] als die»(Hin- heitnischeu sJsraeliten von Geburt] eine Halfte fdie Stämme Simeon, Lebt, Juba, Jsaschan Jo- seph und Benjamin] neben dem sdetn Ebal südlich gegenüber liegenden] Berge Gtisttn soder Garizims und die andere Halfte sdie Stämme Raben, Gad- Afser, Sebuloth Dan und Naphthali] neben dem Berge Ebalz wie Most, der Knecht des HErrn, vorhin geboten hatte, das Volk zu segnen sdarnach aber auch den Fluch zu sprechen über die Ueber- treter Z. Mos. 27, 11 ff.]. Sichem, eine der ältesten Städte Canaatts ietzt Nablus fzusammectgezogeti aus Jieapolis ·oder vollstän- diger Flavia Neapoliiz d. i. flaeinhe Neustadt, koelthen Namen die Stadt nach ihrer Zerstörung un letzten jiidi- schen Kriege von dem Wiederhersteller Flavius Vespasitu nus erhielt» dehnt sich in einein gegen l600 Fuß hoch elegenen, 150——500 Schritt breiten Thale ztvlschen den Bergen Garizim und Ebal in zienclicher Länge nach Westen hin aus; die ursprüngliche Stadt mag aber etwas weiter nach Osten zu gelegen haben, wie dies aus den dicken, noch umherstehenden Mauercestesu hervorgeht. Die fruchtbare und schöne Lage des Orts, sowie die da« mit contrastirende Beschafsenheit jener beiden Berge wurde schou zu 5. Mos. 11, 31 erläutert; dort ist auch bereits auscinandergesetzh warum gerade diese Gegend zu der an unsrer Stelle beschriebencn feierlichen Hand- lung» sieh ganz vorzüglich eignen· Die Aufstellung der Kinder Jsrael war dabei folgende: Mitten im Thal stand-die Bundeslade mit den Priestern und« den zum Tragen außerdem noch erforderlichen Lehnen, das Volk- aber mit seinen Hunderttausenden an den Terrassen der beiden Berge aufwärts, und zwar je 6 Stämme hübeu nnd drüben. 34. Darnach sals das Volk in dieser Weise sich aufgestellts ließ er ausrufen [laut und feierlich durch die Priester vorlesen] alle Worte des Ge- sehes vom Segen und Fluch szunächst die im Ge- setz enthaltenen Gebote, dann aber auch die dem- selben deigefügten Verheißungen und Drohungen; auf jene. die Verheißungem antworteten dann die am Garizim aufgesiellten fechs Stämme, auf diese, die Drohungen, die am Ebal stehenden übrigen Stämme mit Amen] wie es geschrieben stehet im Gesetzbuch [5. Mos. 27, 11 ff.]. 35. Es war kein Wort, das Mose geboten hatte, das Josua nicht bcitte lassen ausrufen vor der ganzen Gemeine Israel [oor den die eigent- liche Gerneiue bildenden Männern] und vor den Weibern, und Kindern, und Fremdlingem die unter ihnen wandelten sdem Gemeindeverband sich ange- schlossen hatten] Gleichwie bei einer Eidesleistung der Schwörende durch sein Amen den ihm vorgesprocheneti Eid auf sich nahm, so nahmen hier die Kinder Jsrael mit ihrem Anten das ganze Gesetz mit seinen guten und schlimmen Folgen, je nachdem sie dasselbe halten oder übertreten würden, auf sith Der Garizitn —- so fügen wir hier den Bemerkungen zu Mos. 11, 31,wo wir den ersten und vornehmsten Grund der Wahl des einen Berges zum Segen und des andern zum Fluch festgestellt haben, noch hinzu —- eignete sich dabei allerdings auch insofern ganz besonders zu den Segenswortem weil es um sei- nen nördlichen Fuß fruchtbarer und grüner aussieht, als um den Evas, und er das zwischen beiden Bergen lie- gende Thal mit Wasser versorgtx das sollte die Seg- nungett abbilden, die der Gehorsam gegen das Gesetz nach sich zieht, während der steilere, wasserarme und kahl ins Auge fallende Ebal den Fluch der Uebertretung leben· dig veranschauliihta Wenn nun aber letzterer wiederum dadurch vor dem ersteren ausgezeichnet ist, das; auf ihm der Altar erbauet und das Brand- und Dankopfer dar- gebracht wurde, so ist das eine Hinweisung darauf, daß Israel den Fluch nicht zu fürchten habe, so lange es in» der Buttdcek und Lebensgemeittschaft mit dem HErrn verbleiben wiirdr. statt) dieser Handlung, durch welche das Land zu« einen: solchen geweiht war, in dem der HErr mit seinem Wort regieren und als unsichtbarer König desselben Recht und« Gerechtigkeit üben sollte, verlegte Josua allem An- schein nach das Lager nicht wieder nach dem in der Jordansaue gelegenen Gilgal zuriick, sondern zog mit der ges«nnntenVolksmenge nach demjenigen GilgaL das 3——4 Illleilen tüdlicls von Sichem auf einer bedeutenden Anhöhe lag, von wo aus man eine weite Aussicht nach Westen, Osten und Norden hatte und sich inmitten des zu eroberndett Landes befand (Anm. zu Kuh. 9, 6), und zwar um so triebe, als nach diesem zweiten Gilgal Mose die Lage der beiden Berge bestimmt (5. Mos 11, sc) unt« damit dem Ort eine besondere Bedeutung gegeben hatt? Das 9. Kapitel. Die tgiheoniter kommen mit List in den Rund. I« U« 1—-15·. Während» die iihrtgen Cauaniter einen ge— ntetnsumen tiirieg gegen di: Kinder Israel beschlich-n, um Die Gesetzesdenksteine filusrufung der Gesetzesworte vom Segen und Fluch. diese Eindringlingy wofür« ne dieselben ansehen, wieder aus ihrem Wand: zu treiben, ziehen die Bürger zu Gideon es vor, sitt) ein Bündnis mit dem iooltke Gottes zu ersehnt— then. Sie thun das, indem sie eine Gesandtschastz die sieh für Abgeordnete eines weit entfernt wohnenden Volkes ausgeben und in einem, solchem vorgeben entsprechenden Aufzug: erscheinen muß, zu Josua nach Gilgal absehielien und um das Bündnis narhsuchetu Ihre List gelingt denn auch: Josua nnd die Obersten des Volkes lassen sieh täu- srhen und gehen auf den Jtntrag ein. " 1. Da nun das swas mit Jericho und Ai, den beiden Vormauern des gelobten Landes, laut Kap. 6 und 8 geschehen war] höreten alle Könige [1. Mos. 14, 2 Anm.], die [oon Sittim, dem ursprünglichen Lagerplatz der Jsraeliten, aus ge- rechnet] jenseit des Jordan waren, auf den lmitten durchdas Land sich hinziehendetq Gebirgen, Und in den Gründen [in der Sephela oder dem Tief-» lande zwischen dem Vorgebirge Carmel und der Philisterstadt Gaza], nnd an allen Anfnrten [an dem schmalen Küstensaume] des großen [oder mit- telländischenj Meeres [oon dem Vorgebirge Car- mel an bis nördlich hinauf zu der Stadt Sidon], auch die neben kwestlich von] dem Berge Libanon waren, namlich die Hethiten Amoriten Canamtcn Pheresiten Heviter nnd Jebnsiter [Anm. zu s. Rief. 1, 8 U. 7, 2]; 2. Samuielten sie sich eintrachtiglich zu Hanf [kamen von allen Orten zusammen und vereinig- ten sich in dem Vorsatz], daß sie wider Josua nnd Wider Jsknel strikten [indessen kam es bei der Zer- rissenheit und den mancherlei Spaltungein die unter ihnen herrschtem zu keinem eigentlichen Bündniß, sondern blieb nur bei allgemeinem fruchtlosen Verabrcdungens Zu der in 4. Mose 13, 25; 5. M. il, 31 und 27, 3 Anm. gegebenen Beschreibung der verschiedenen Theile des Westiordanlandes haben wir hier in Betreff des ganzen, längs der Küste des niittelländischen Meeres ge- legenen Striches noch Folgendes hinzuzufügen, wobei wir aber die umgekehrte Ordnung einhalten und uns jenen Küstenstrich in seiner Ausdehnung von Nord nach Siid näher ansehen. — Das rnittelläkidische Meer selbst wird in der Bibel theils ,,das Viert« schlechthin, theils das »große« Meer sbisiveilen mit dem Zusatz ,,gegen der Sonnen Untergang-«) oder das ,,äußerste« Meer ge- nannt; Meerbusen bildet es längs der geradlinigeit Küste nicht, mit Ausnahme des von Acco oder Ptolemais (Acre); auch ist Ebbe und Fluth nur gering (vgl.Jerem.5,22). Versolgen wir nun die Küste in der vorhin angegebenen Richtung, so theilt sie der Carmel in die nördliche Ebene von Aeco und in die südlicben Ebenen Saron und Se- phela (d. i. Niederuug, Luther: »Gründe, Blachfeld«, 1. Chiron. 28, 29). Die Ebene von Aceo zieht stch 6 Stunden weit von der tyrischen Leiter (unterhalb Ty- rus und dem weißen Vorgebirge) über Acco bis zum Fuß des Carmel, und wurde hernach dem Stamm Asser zugethcilh der aber ihre Einwohner nicht vertrieb (Kap. l9, 24 ff. Richt l, 31). Sie sirotzt von Fruchtbarkeit, wo immer sie angebaut wird, ist eins der reizendsten Meergestadh 4—5 Stunden landeitiwärts von einem Hügrliranz der die Ebene Sebulon H5.Mos. 27,3 Anm.) im Westen begrenzenden Berge einge aßt, hat eine wellige Oberfläche und einen stark gegen das Meer ausgeworfe- nen Dünenrand, lie t aber gegenwärtig wüste und un- angebaut da, mit pszerdehohen Rohrwäldern iiberwuchert oder mit Disteln bedeckt. Durch oie Ebene ergießen sich zwei Gebirgsflüsse in die Bucht: nördlich der Belus oder Glasfluß, südlich der Bach Kison (Anm. zu 5. Mos 8, 10 Nr.9 u. 10), welcher letztere in einem steilen Engthal den vorhin genannten Hügelkranz durchbrichh hart am Fuß des steil emporsteigcnden Carnielzuges die Ebene in reißenden: Lauf durchschneidet und an seiner Mündung 12 Ellen breit und 2 Fuß tief ist. Sein schöne Gärten. — Die südlich vom Carmel bis hinab zum Bach Egyptens oder Wabe) el Arisch sich ersireckcnde, gegen 30 deutsche Sllicilen lange Küstenebene, die sich nach Süden hin immer mehr erweitert, so daß sie bei Joppe bereits 4, und bei Gaza 6 Meilen breit wird, theilt sich durch einen Hügelvorsprung bei Joppe in eine niirdliche und eine südliche Hälfte: jene, 11 Peeilen lang, ist die Ebene Satori, diese, 10 Meilen lang, reicht zunächst bis Gaza und heißt Sephela (Niederung); die 9 Mei- len lange übrige Strecke nimmt von Gaza aus an Fruchtbarieit immer mehr ab und ist, noch ehe sie den Bach Egyptens erreicht, schon längst zur völligen Wüste geworden. Dagegen war die SarorkEbene im Frühling ein duftendes Blumengesilde von weißen und rothen Rosen, weißen und gelben Lilien, Narcissem AnemonenI Tulpery Levkoien nnd einer Art wohlriechendem Immer- grün, und durch ihre Pracht und Fruchtbarkeit zum Sprüchwort geworden (Hohesl. 2, l; Jes 35, 2), be- davon gelegenen Ralnleh zu. Ebenso fruchtbar ist die Sephela (l. Makt 12, Eis) oder die von niedrigen Hü- gelreihen durchzogene Meeresniederung der Philister mit den fünf Hauptstädten Gath, Asdod, Asealom Ekrou und Gaza. Ueber die durch beide Ebenen, sowie durch den unterhalb Gaza gelegenen Küsienstrich fließenden Bäche oder Ströme s. Anm. zu 5. 9Jios.8,10 Nr. 1—8. 3. Aber die Bürger zu Gibeon [einer2 reich: liche Stunden nordwestlich von Jerusalem, auf einem Hügel gelegenen bedeutenden Stadt, die im Verein mit den Städten Beeroth im Nordosten, Caphira im Westen und Kiriath-Jearim im Süd- osien einen von Aeltesien regierten Freistaat bildete, heutzutage el Dsehib genannts da sie höreten, was Josua mit Jerieho nnd Ai gethan hatte, er- daehtell sie eitle List sum auf andere Weise, als die übrigen Cananiter, vor dem drohenden Untergange stch zu bewahren, weil sie wohl erkannten, daß Waffenge- walt wider den Gott Jsracls ihnen nichts helfen, auch aus den Verabredungen der Andern V. 2 nicht viel werden wiirde]; 4. Gingen hin, und schienen eine Botschaft sverstelleten sich zu einer aus weit entlege- nem Lande abgeschickteii Botschaftss und nahmen såekiufs solcher Verstellung] alte Säcke auf ihre k- 5. Und alte zerissene gestickte Weiuscblciuche [in jenen, den Säcken, die Speise, und in diesen, den Weinschläuchew das Getränk mit sich führend], und [thaten] alte geflictte Schuhe an ihre Füße, und zogen alte Kleider an, und alles Brod, das sie [in den Säckenj mit sieh nahmen, war hart und schimmlichtz 6. Und gingen zu Josua ist-s Lager gen Gil- gal [Kap. 8, 35 zweite Hälfte der Anm.], nnd sprachen zu ihm und zum ganzen Israel: Wir 25 Wasser ist hell und grün, und an seinen Ufern liegen« sonders in der Gegend von Jovpe nach dem siidöstlich 26 g « Josua g, 7——21. kommen »[als Abgesandte unsers Volks] aus fernen Landen sund sollen für unser Volk um eure Freund- schaft uns bewerben], so machet nun sindem ihr auf den Freundschafts-Antrag eingehetJ einen Bund mit uns. c Es kommt im alten Testament ein dreifaches Gil- al vor: 1) Zunächst hieß so der erste Lagerplatz der skaeliten nach ihrem Uebergange über den Jordan (Kap. 5, 9 Anat-s. Z) Ein zweiter Ort dieses Namens lag ans dem Gebirge Ephraim, siidwestlich von Silo, so ziemlich in gleicher Entfernung von Sichem im Norden und Jerusalem im Süden, gegenwärtig Dschilclschjlja enannt; um diesen Ort handelt es sich hier und an den olgenden Stellen, wo Gilgal erwähnt wird. Unter Jerobeam II. wurde er eine vielbesuchte Stätte des ab- göttisehen Cultus (Hosea 4, 15; 9, 15; 12, 12; Amos 4, 4; Z, 5), was wohl mit der hohen geschichtlichen Be- deutung, wir möchten sagen mit der besonderen Weihe, welche die Stadt nicht bloß durch Josua, sondern auch durch Samuel und seine Prophetenfchulen erlangt hatte, zusammenhing Z) Die in Kap. 12, 23 vorkommende Königssiadt desselben Namens dagegen ist das ietzige Dorf Dsahjldsclxjle in der SaronsEbena einige Meilen nord- westlich von dem unter Nr. 2 genannten GilgaL Das Wort ,,Gilgal« bedeutet: Wälznng, Wagenrad dann Kreis oder Ring; es ist daher sehr erklärlich, daß meh- rere Ortschaften denselben Namen tl)eils in der einen, theils in der andern Bedeutung führten. 7. Da sprach das ganze Israel [indem ihnen die Sache verdächtig vorkam] zu dem Hevitek [dem Sprecher der Gesandtschaft, die, wie sich hernach ergab, von den zum Stamme der Heviter gehö- rigen Gibeoniten Kap. 1·1, 19 abgeordnet worden war]: vielleicht möchtest du unter uns wohnend werden soielleicht wohnest du in unsrer Mitte, bist eines von den Völkern, die uns der HErr auszurotten befohlen hat]; wie könnte ich dann sda sein ausdriickliches Verbot dem entgegen- steht L. Mos 23, 32 f.; 34, 12 ff; 5. M. 7, 2 ff.] einen Bund mit dir machen? 8. Sie aber sprachen zu Josua: Wir sind deine Knechte sstehen ganz dir zu Diensien; doch erlaube uns noch zu bemerken, daß wir mit den Völkern hier im Lande nichts zu thun haben, son- dern nur, von Ehrerbietung und Ergebenheit gegen dein Volk getrieben, gern in einen Freundschaftsbund mit dir treten möchten]. Josua [in seiner Arg: losigkeit ihren Worten Glauben schenkend] sprach zu ihnen: Wer seid ihr, nnd von wanneu kommt ihr? s. Sie sprachen: Deine Knechte sind aus sehr fernen Landen kommen, um des Namens willen des HErrn,« deines Gottes; denn wir haben sein Gerucht gehort, und alles, was er m Eghpteu san Pharao und seinem Volk] gethan hat, 10. Und »alles, was er den zween Königen der Amoriter Jenseit des Jordan gethan hat,»Si- hou, dem Konige zu thesi-on, nnd Og, dem Konige zu Besen, der zu Asthatoth wohnete [vgl.Kap.2,1oJ. Absichtlich reden sie nur Von alten Geschiehten und ge- denken mit keiner Silbe des Uebergangs über den Jordan und der Eroberutig der beiden Städte Jericho und As, untth sich nicht als aus nächster Nähe kommend zu ver· M M. 11. Darum sprachen unsere Aeltestety und alle Einwohner unseres Landes: Nehtnet Speise mit euch auf die weite] Reise, und gehet hin, ihnen [diesem hochbegnadigten Volke, das den wah- ren Gott hat und an dem derselbe so Großes thut] entgegen, nnd sprechet zu ihnen: Wir sind eure Knechte [entbieten euch unsere Dienste; doch streitet nicht auch wider uns, gleichwie gegen die Cananiter hier· im Lande]. So machet nnn einen Bund mit uns sdurch den ihr euch dazu ausdrücklich verpflichten gleichwie wir uns gegen euch verpflich- ten, alle Dienste, die ihr von uns verlangen werdet, euch zu leisten]. 12. sDaß wir aber wirklich aus sehr fernen Landen kommen, wie wir sagten, das könnt ihr aus unserm ganzen Aufzuge deutlich abmerken]. Dies unser Brod, das wir aus unsern Häusern zu unstet Speise [Wegzehrung, mit-] nahmen, war noch frisch, da wir auszogen zu euch, nun aber, stehe, ist es [während des langen MarschesJ hart nnd fchinlmlicht [geworden]; 13. Und diese Weinschlclnche fitlleten wir neu, und siehe, fie sind [mittlerweile] zcrrissenz nnd diese unsere Kleider und Schuhe sind alt worden über der sehr langen Reise. 14. Da nahmen die Hauptleute [Kap.1-11] ihre Speise an [nahmen das vorgezeigte Brod in ihre Hände, um es näher zu betrachten, erkannten es für hart und schimmlicht, ließen auch von den übrigen Aussagen sich bethören], und fragten den Mund des HErrn [vermittels des hohepriesterlichen Lichts und Rechts 4. Mos 27, 211 nicht [ob sich’s in Wahrheit so verhielte, wie ihnen da vor- gespiegelt wurde, und sie also auf ein Bündnis; sich einlassen dürften]. 15. Und Josua machte Frieden mit ihnen, und richtete einen Bund mit ihnen auf, daß sie [nicht wie die Cananiter bekriegt und ausgerottet werden, sondern] leben bleiben sollteu. Und die Obersten der Gemeine schwuren ihnen szur Bekräf- tigung solcher Zusage, worauf sie denn in ihre Heimath wieder entlassen wurdens Diese Geschichte warnt die Gemeine des HErrn zu allen Zeiten vor der List und Verftellung der Welt, welche oftmals, wo es ihr Vortheil ist, eine friedliche Anerken- nung und Aufnahme sucht im Reiche Gottes. (v. Gerlachs Die Liebe ist eine siindliche, die sich ohne Prüfung nnd stete Wachsamkeit dem Andern ebenso unbedingt ver« traut, wie sie Christo vertrauen kann. Und doch sind Liebe und Vertrauen eins, und Liebe und Miit-trauen mit einander im Gegensatz: wie also vereinigt sich die vertrauende Liebe und sittliches MißtraUenZ Gerade so, wie der Christ die Liebe zu sich selbst vereinigt mit dem Mißtrauen gegen sich selbst. Wer dem Andern mißtraut und nicht auch sich selbst, sündi et an dem Nächsten; und nur der kann ein sittliches ißtrauen gegen Andere haben, der sich selbst mißtrauh um so mehr aber der höchsten Liebe in Gott und Christo traut. An dem Die Gibeoniten kommen mit List in den Bund mit Israel und werden daher verschont. » 27 Mißtrauen gegen sich selbst kann und soll der Christ das rechte Mißtrauen gegen Andere lernen; wie er nämlich stets wacht über fein sündlieshes Herz und den Ausdruck) der bösen Neigung immer für möglich hält, und darum eben auf feiner Hut ist, daß er nicht falle, so weiß er auch, daß der Nächstg selbst wenn er ein gläubiger Christ ist, der inneren und äußeren Versuchung ausgesetzt ist, selbst abfallen kann, also daß jener vollen Grund hat, immerfort des Nächsten Wort und That zu prüfen an dem Worte Gottes, nicht um ihn selbstgefällig zu rich- ten, wohl aber, um ihn zu niahnen, zu Warnen, zu strafen und sich selbst vor Versuchung zu hüten. Die Spannung der Nächstenliebe mit dem rechtmäßigen Ntißs trauen gehört zu den größten, aber für die christliche Weisheit nicht unüberwindlichen Schwierigkeiten. Es ehört eine gereifte Menschenkenntniß dazu, um hier nicht slkhlzugreifem aber der Christ darf sich solcher Prüfung und Vorsicht nicht entskhlagew wenn er nicht das Sitt- liche gefährden nnd sich selbst den sehn-ersten sittlichen Anfechtungen aussetzen will. (Wuttke.) Wache, daß dich nicht die Welt· durch Gewalt bezwinge, oder wenn sie sich verstellh wieder an sich bringe; wach und sieh, da- mit nie viel von falschen Brüdern unter deinen Gliedern. Wache dazu auch für dich, für dein Fleisch und Herze, damit es nicht lüderlich Gottes Huld verscherze; denn es ist voller List, und kann sich bald heucheln und in Zosfäihrt eszchmeichelw (Machc dich, mein Geist, bereit. . u. .) H— v. 16——27. Jlls drei Tage später bei dem ioordriugen gegen Gideon der Zetrug der Gibeoniten zu Tage kommt, wird ihnen zwar die eidtiih besihworene Zusage gehalten, daß sie sollen leben bleiben; znr Strafe für ihre Hinter— list aber werden sie für ewige Zeiten zu Holzhartiern nnd Wasserirägeru der Gemeine beim xtjeiligthnin des thErrn benimmt. 16. Aber über drei Tage, nachdem sie mit ihnen einen Bund gemacht hatten, kam es vor sie, daß jene nahe bei ihnen wären, und würden unter ihnen wohnen [und in ihrer Mitte, d. h. im Lande Canaan selbst, nnd nicht außer dessen Gren- zen, wohnetens 17. Denn da die Kinder Israel szivei Tage nach der Begebenheit V. 1———15] fort zogen [von Gilgah um das Land weiter in Besitz zu neh- men]; kamen sie [nach einem Marsche von 7—8 Stunden südlich] des dritten Tages zu ihren Städten, die hießen Gideon, Caphira, Beeroth und Kiriath-Jearim [vgl. V. 3]. 18. Und schlugen sie [als sie hier aus dem Munde einer zweiten, ihnen entgegenkommenden Gesandtschaft V. 22 erfuhren, daß das dieselben Städte wären, deren Boten vor 3 Tagen bei ihnen gewesen] nicht, darum, daß ihnen die Obersten der Gemeine geschworen hatten bei dem Eis-Gern, dem Gott Israel» Da aber die ganze Gemeine wider die Obersten mntrete sdaß diese beim Heranrücken an die vier Städte nicht zuließen, mit denselben eben so zu verfahren wie mit Ai Kap. 8, 24. 2«7.], 19. Sprachen alle Obersten der ganzen Ge- meine: Wir haben ihnen geschworen bei em HErrn, defu Gott Israel; darum können wir sie nicht an- taten. 20. Aber das wollen tvir szur Vollziehung des göttlichen Verwerfungsurtheils über alle Ca- naniter, davon sie nicht ganz befreit bleiben dür- fen, an ihnen] thnnx [Wir wollen sie zu unsern leibeigenen Knechten machen; weiter jedoch lasset uns nicht gehen.] Lasset [vielmehr] sie leben, daß nicht [wenn wir sie ausrotteten] ein Zorn [gött- liches StrasgerichtJ über uns komme, um des Eides willen, den wir ihnen gethan haben sund auf diese Weise widerrechtlich brechen würden]. 21. Und die Obersten sprachen sweiters zu ihnen [den Kindern Jsrael, da diese noch immer sich nicht wollten beschwichtigen lassenjc Lasset sie leben [doch foll das» ihr Urtheil sein], daß sie Holz- hauer nnd Wassertrager seien der ganzen Gemeine, wie ihnen die Obersten gesagt haben sdas verträgt stch ganz mit dem, was wir, die Obersten, ihnen bewilligt haben; denn sie haben sich selbst ange- boten, daß sie wollten unsere Knechte sein V. 11, und auf dies ihr Wort hin haben wir den Bund mit ihnen gemacht]. Daß die Obersten recht gethan, indem sie so ihren ein— mal geschworenen Eid aufrecht erhielten, beweist die Ge- schichte 2. Sam. 21, 1 ff. Da sie aber etwas zugesagt haben, was dem Wortlaut des göttlichen Gebote) eigentlich zuwiderlies so gleichen sie den Wortlaut, soweit dies ohne Verletzung ihres Eides überhaupt noch möglich war, dadurch aus, daß sie die Gibeoniten zu Sklaven des Heiligthums (V.»23.27) bestimmen. Hierdurch war der Bann in ähnlicher Weise an ihnen vollzogen, wie an dem Silber und Gold Jericho’s, das zu des HErrn Schatz kommen sollte (Kap. 6, 19). Jndem dann aber weiter die Gibeoniten ihr Heidenthum aufgeben und den Dienst des wahren Gottes, zu dem sie vorhin unehrlicher Weise sich bekannt (V. 9 f.), annehmen mußten, bekommt ihre Verschonuna etwas Verwandtes mit der der Rahab und ihres Hauses (vgl. die Beniertungeri zu Z. Mos. 23, 8). — Worthalten ist Treue gegen den wahrhaftigen Gott und eine Nachahmung seines eigenen Vorbiides Diese Pflicht der Treue im Halten des gegebenen Worts bedingt nun allcrdings eine andere, die desto rößerer Vorsicht im Versvrechem bei allen Dingen, wo sein) nach Lage der Umstände eine bestimmte Zusicherung nicht ertheilen läßt, erfordert es die Pflicht der Liebe und Vorsicht sowohl wie die der Wahrhaftigkeit, das Ver- sprechen überhaupt nur bedingungsweise zu geben. Hat man aber einmal ein Versprechen unbedingt gegeben, so kann bei späterer Erienntniß von der Schädlichkeit des Versprochenen in zeiilicher Hinsicht das Versprechen nur mit der freiwilligen Zustimmung dessen aufgehoben werden, der an die Erfüllung desselben ein Recht hat; denn der Widerspruch mit meinem eigenen Wohl und Vortheil entbindet mich nimmer von dem, was ich ein- mal zugesagt habe. (Anders gestaltet sich die Sache, wenn jemand etwas versprochen, dessen Verderblichkeit er nicht erkennen konnte, vgl. Matth 2, 16 AnmJ Jst dagegen das, was man versprochen hat, offenbare S ünd e, so darf es selbst in dem Falle nicht zur Ausführung kommen, daß man es eidlich bekräftigt hat. So z. V. ist Herodes im großen Jrrthum, wenn er an sein thö- richt gegebenes Versprechen, dessen Tragweite er nicht zu« vor bedacht hat, sich gebunden glaubt und Johannes den Täufer hinrichten läßt (Matth. 14, 6 ss.). Er mußte sein Versprechen brechen; hätte er’s gethan, so wäre es bei der einfachen Sünde geblieben, daß er voreilig bei Ablegung des Versprechens und leichtferiig mit einem 28 Josua 10, 22—2"7. 10, 1-—12. Eide umgegangen war, der Wortbruch wäre nicht sowohl eine neue Sünde, als vielmehr die rechtmäßige Strafe für jene erste Sünde gewesen, der er in Reue und Buße sieb zu itnterwerfen hatte. Dagegen ist die Erfüllung des gegebenen Wortes die Hinzufiigiiiig einer zweiten, noch größeren Sünde zu der ersten, die doch noch einige Ent- schrrldigung für sich hat in der Aufregung des Augenblicks. 22. Da sum sofort auch auszuführen, was die Obersten soeben der Gemeine vorgeschlagew und deren Murren völlig zu stillen] rief ihnen Josua sließ die Boten der Gibeoniten, die ihm bis an das Weichbild der vier Städte entgegen- gekommen waren und dort unter Berufung auf die empfangene Zusage um Verschonung ihres Gebiets gebeten hatten V. 18 —-— wahrscheiulich dieselben, welche auch die List V. 4 ff. begangen — hervortreten] und redete [vor den Ohren der gan- zen Gemeine] mit ihnen, und sprach: Warum habt ihr uns betrogen, und gesagt, ihr seid sehr ferne von uns, so ihr doch unter uns wohnetil 23. Darum szur Strafe für solchen Betrug] sollt ihr [nicht einfach uns unterworfen und zins- pfiichtig, sondern vielmehr zur niedrigsten Knechi- schaft für immer] verflucht sein, daß unter euch nicht aufhören Knechte, die Holz hauen und Wasser tragen zum Hause meines Gottes. Jndem Josua durch diese Worte das Strafurtheil über die Gibeoniten in buchstäbliche Uebereinstimmung mit dem über Canaan ausgesprochenen Fluche Noahs 1. Mos. s, 25 ff. bringt, richtet er den ganzen Handel mit ihnen doch noch, trotz der Uebereilung von der einen und der Ueberlistung von der andern Seite, uach Gottes Wort ein. Gemäß ihrer untergeordneten Stellung wa- ren denn auch die Gibeoniten den Kindern Jsrael nicht weiter gesährlich, so daß, ob sie gleich nicht ausgerottet wurden, doch der dem Gebot der völligen Sllusrottung aller Cananiter zu Grunde liegende Gesichtspunkt, die Rerzeitung zum Götzendienst zu verhüten, streng gewahrt ie 24. Sie antworteten Josua, und sprachen: Es ist deinen Knechten angesagt, daß der HErr, dein Gott, Muse, seinem Knechte, geboten habe, daß er euch das ganze Land geben, und vor euch her alle Einwohner des Landes vertilgen tvolle [5. Mos 7, 1 ff; 20, 16 ff.]. Da fürchteten wir unseres Lebens vor euch sehr, und haben sun- ser Leben zu retten] solches gethan. 25. Nun aber, siehe, wir sind in deinen Hän- den; was dich gut und recht dünket uns zu thun, das thue [wir wollen gern mit dem Knechtsstande zufrieden sein, wenn wir nur unser Leben davon- bringen und unter euch wohnen dürfen Pf. 84, 11]. 26. Und er that ihnen also [wie er V. 23 angekündigts und errettete sie [dadurch] vor der Kinder Jsrael Hand, daß sie sie niehterwürgeien 27. Also machte sie Josua desselben Tages zu Holzhauern und Wassertrcigeru der Gemeine, nnd szwar nicht für das Privatleben derselben, daß sie den Kindern Jsrael in ihren eigenen Häusern sol- chen niedrigen Knechtsdieusi hätten leisten müssen, sondern] zum Altar des HErru svaß sie das Wasser herzutragen sollten für das im Vorhof stehende eherne Handfaß 2. Mos. 30, 17 ff. und das Holz zurichten für das auf dem Brandopferaltar bestän- dig brennende heilige Feuer Z. Mos. S, 2 f.], bis auf diesen Tag, [und das sollten sie auch in künf- tigen Zeiteu thun] an dem Ort, den er [der HEm seiner Verheißung 5. Mos. l2, 4 ff. gemäß] er- wählen würde szur bleibenden Stätte für sein Hei: ligthum Kap. 18, l; vgl. 1·Kön.9, 20; Esra 8, 20]. Das 10. Kapitel. Wunderbarer Sieg Josurrs wider die timoriten I· b. 1—15. Der König About-Jeden von Jerusalem ver— isindrt sich mit vier andern and zieht wider die Stadt Gideon, wegen ihres idiindnisses mit den hindert: Israel sie zu ziichligen nnd den weiteren Groberungrn der letzteren ein Ziel zu schen. von den Gibeoniten zu Hälse geru- fen, zieht Josua von Gilgal heran, kommt ptdtzlirtx iiber die Feinde und schlägt ne in einer großen stimmt; als diese nun in wilder Flucht ans dein Weg: von Ober— nun) Uiedcrselhhoron begriffen smd und von einem furcht- baren Hagrlwettcr getroffen werden, richtet Josua in fester Glaubenezuoersicht an den HGrrn die Bitte, die Sonne nicht eher untergehen und die nacht herauskommen zu lassen, alg bis das Wert: des Tages vollbrarht und die ganze seindlirhe tjeeresinasse aufgerieben ist. Sol-he Bitte wird erfüllt, die Sonne heilt wirliltch in ihrem Laufe. inne und gewährt die hinlängliche Zeit, um die Wieder— lage der Kmoriler zu vollenden. 1. Da aber Adoni-Zedek,* der König zu Je·- kusalemif [1 IX, deutsche Meile südösilteh von Gi- be.on], hörete, daß Josua Ai gewonnen und sie verbanuet hatte [Kap. 8], und Ai sammt ihrem Könige gethan hatte, gleichwie er Jericho nnd ihrem Konrge gethan hatte lKap. 6], und daß die [Vür- ger] zu Gideon Friede mit Jsrael gemacht hatten, und unter sie kommen sdem von ihnen eroberten Gebiet einverleibt worden] waren [Kap.9]; 2. Furehteien sie sAdoni-Zedek mit sammt seinem Volke] sich sehr [das; die Macht und Herr: schaft Jsraels immer weiter um sich greifen und auch bis zu ihnen, die unmittelbar daran grenz- ten, vorbringen niöchte]; denn Gideon war eine große Stadt, wie eine köuigliche Stadt [Haupt- stadt mit eigenem Königs Und größer denn Ai [das nur l2,000 Einwohner zählte Kap. 8, 25], und alle ihre Burger streitbar shatte nun dieser au- sehnliche und kriegstüchtige Freistaat keinen Wider- stand gewagt, so war dies noch weniger von andern Städten zu erwarten, wenn nicht etwas Entschetdendes geschähe, die verschiederteii Völkerschaften zusammenzuhals ten und durch einen mit vereinten Kräften errungenen Sieg ihren Muth von Neuem zu beleben] «) Das ist: Herr der Gerechtigkeit, fast derselbe Name wie åljielchisedek = König der Gerechtigkeit (1. Mos 14, l8). Beides sind Titel, welche die Jebusiter- Könige in ähnlicher Weise steh beilegten, wie die eghptis schen Könige sich ,,Pharao« nannten (1. Mos 41, 46 Anm.) —- ") Hier zum erstcn Mal heißt die in I. Mos 14,18 einfach ,,Salem« genannte Stadt: Jerusalem Josua besiegt vor Gibeon die fünf verbündeten Cananiter-Könige. , 29 d. i. Friedensgründuirg Friedensstätte; dies war ihr eigentlicher, jenes der abgekürzte Name. Daneben hieß sie auch nach ihren Bewohnern, den Jebnsiierty »Jebus« Nicht. 19, 10 s.) Die Topographic (Ortsbeschreiburig) Jerusalems s. zu Kp. IS, 63. Auf dem südwestlich ge- legenen Hügel Zion hatte die Stadt eine sehr feste Burg (2. Sa1n.5,6ff.); daher ineinte wohl ihr König, daß er besonders dazu berufen sei, etwas wider die Kinder Israel zu wagen, abgesehen davon, daß er zunächst sich von ihnen bedroht erachtete. 3. Und er sandte zu Hoham, dem Könige zu Hcbron [7—8 Stunden südlich von Jerusalem 1. Mos 23,-20 Anm.], und zu Pireauy dem Könige zu Jatmuih [ohngefähr 5 Stunden südwesilich von Jerusalem] und zu Jus-hin, dem Könige zu Lachis [8——9 Stunden südwestlich von Jarmuth], und zu Debir, dem Könige zu Eglon Pf« Stunden östlich von Lachisj und ließ ihnen sagen: 4. Kommt heraus zu mir und helfet mir, daß tvir Gibeon [zur Züchtigung für ihren Abfall von unserer Sache Kur. 9, Z] schlagen; denn sie hat mit Josua und den Kindern Israel Frieden gemacht [und daß wir durch Unterwerfung dieser Stadt zugleich eine Schutzmauer gewinnen gegen das weitere Vordringen Jsraels nach Süden] 5. Da kamen zu Hanf sversammelten sich bei Jerusalem] und zogen [ von da nach dem nordwestlichen Gebirge] hinaus die fünf Könige der sJebusiter und] Amoriten der König zu Jerusalem, der König zu Hebron, der König zu Jarmuttz der König zu Lachis, der König zu Ersten, mit alle ihrem Heerlagen und belegien sbelagertenj Gideon, und stritten wider sie. S. Aber die zu Gibeon sandten zu Josua in’s Lager gen Gilgal [Kap. 8, 35; o, 6 Anm.], und ließen ihm sagen: Zeuch deine Hand nicht ab von deinen Knechten [die sieh deiner Herrschast unter- worfen und nun auch ein Anrecht haben auf dei- nen Schutzs komme zu uns heraus sherans eilend, rette und hilf uns; denn es haben sich wider uns znsammengeschlageii alle Könige der sJebusiter und] Ausdruck, die auf dem Gebirge lJuda und in der Niederungj wohnen. 7. Josua [ihre Bitte gewährend, da er an sich schon sich verpfiichtet fühlte, seine Bundesge- nossen zu schützen, überdies aber den HErrn durch die Weise des Lichts 4. Mos. 27, 21 noch be- sonders befragt hatte, um nicht abermals, wie in Kuh. 9,14 einen Fehlgrisf zu thun] zog hinauf von Gilgal, und alles Kriegsvolk mit ihm, und alle streitbaren Männer [der drittehalb Stämme KTUQ 47 8. Und der HErr sprach zu Josua shatte auf dessen Besragring durch den Hohepriester nicht nur den beabsichtigten Kriegszug gebilligt, sondern siärkte ihn auch jetzt auf dem Marsche durch einen Zu- spruch seines Geistesjd Fürchte dich nicht vor ihnen den verbündeten 5 Königen] denn ich habe sie in deine Hände gegeben; niemand unter ihnen wird vor dir stehen [das Feld wider dich behaupten] können. 9. Also kam Josua plötzlich [ehe sie irgend etwas von seinem Heranrücken ahneten] iiber sie, denn die ganze Nacht zog er herauf [war er her- angezogen] von Gilgal [und hatte den 7 —-8 Stun- den weiten Marsch bis zum Anbruch des Tages zurückgelegt] 10. Aber der HErr [als jetzt der Kampf be- ginnen sollte] schreckte sie vor Israel [indem ein furchtbares Unwetter über ihnen herauszog Pf. 18, 44 ff; 144- S]- daß sie [die Kinder Israel] eine große Schlacht schlugen zu Gideon, und jagten ihnen [da sie in nordwestlicher Richtung nach dem Ge- birge Ephraim sich flüchtetenJ nach den Weg hinan zu Weib-Hören [den zwischen Ober- und Nieder- Bethhoron gelegenen Paß entlang], und schlugen sie sjenseit des Passes, in südlicher Richtung sie weiter verfolgend] bis gen Ascka und [von da süd- westlich bis gen] Makedm Vier Stunden nordwestlich von Gibeon liegt auf dem Kamme des Gebirges Ephraim die Doppelstadt Beth-Horon (1. Chron.8, 24): das obere aus einer schwer zu ersieigenden Anhöhe, das untere eine Stunde westlich davon auf einem niedrigen Bergrücken Der Weg zwischen beiden windet sich durch äußerst rauhe Fel- senschluchten hindurchz gegenwärtig ist der Felsen an vie- len Stellen weggehauern damals aber war schwerlich die Passage aus diese Weise schon erleichtert. Dieser Paß wurde sowohl der »Aufstieg von Bethhoron« (Luther: «Weg hinan zu Bcthhoron« V. 10), als »der Hinabgang von Bethhoron« (Luther: ,,Weg herab zu Bethhoroiw V. 11) genannt, und führte Von Gibeon nach der wests lichen Ebene hinab, daher die Fliichtigen ihn erwählen, aber freilich, ehe ste in Sicherheit gelangen, durch die im Folgenden beschriebenen Begebenheiten fast ganz ausge- rieben werden. 11. Und da sie vor Israel flohen den Weg herab zu BethsHoron sund ohnedies schon viel Noth hatten, durch den Engpaß hindurchzukommenI ließ der HErr [das Unwetter V. 10 sich nunmehr ent- laden und] einen großen Hagel [wie Steine Ofsenb. 16-21] vom Himmel aus sie sallen, bis gen Aseka [dem nächsten Ziel ihrer Flucht V. 10], daß sie [von den sieingroßen Hagelstückeii getroffen] starben [während die Hagelstücke ihren Ver-folgern, die außerhalb des Bereiches des Unwetters sich befan- den, keinen Schaden thaten 2. Mos 9, 22. fs.]. Und viel mehr starben ihrer von dem Hagel, denn die Kinder Jsrael mit dem Schwert erwürgeten szum Zeichen, daß der HErr selber wider die Ca- naniter stritt und sie dem Untergang weihete, denn die Missethat der Amoriter war nun alle gewor- den 1. Mos.15, l6]. 12. Da [als er so dastand auf der Höhe, auf welcher ObersBethhoron liegt —— die Feinde in voller Flucht vor sich« die in Südosi über Gibeon stehende Sonne auf der einen, und den im Westen über dem ThaleAjalon untergehenden Mond auf der andern Seite neben sich — und wohl erkannte, 30 Josua I0, 13--18. daß es jetzt einen entscheidenden Schlag gelte, der die Feinde gänzlich aufriebe, ehe es ihnen gelänge, in ihre festen Städte sich zurückzuziehen] redete Josua sbetendj mit dem HErrn des Tages, da der HErr die Amoriter [dem Gericht der Vernichtung] ubergab vor den Kindern Israel sen deren Hände oder Gewalt], und sprach [aus Trieb und Ein- gebung des heil. Geistes, der ihm zugleich bezeugte, daß das, was er jetzt sage, ,,nach Gottes Willen eingerichtet seinnd gewiß von ihm erhöret werde-«] vor gegenwartigem Israel: Sonne, stehe siille zu Gideon, nnd Mond, im Thal Ajalon khaltet beide euren Standort, den ihr in diesem Angenblick am Him- mel einnehmet, fest und verzögert euren weiteren Lauf auf so lange, bis das Werk des HErrn, das wir unter Händen haben, vollbracht ist]! Da die Schrift uns nicht iiber Astronomie (Gestirni knnde), Phvsik (Naturkulide) und andere ,»in das Gebiet der menschlichen Forschung fallende Wissenschaften beleh- ren will, sondern nur die Heilsoffenbarung Gottes ent- hält, so findet sich in ihr dieselbe Redeweise, deren wir uns noch immer im alltäglichcn Leben bedienen, da man von einem Auf« und Untergang der Sonne redet, ob- wohl es einen solchen in Wirklichkeit reicht giebt, vielmehr die Erde um die Sonne sich bewegt soptische Rede- weise d. h. nach dem Augenscheinx Ob nun Josua ebenfalls bloß optisch sich ausdrückt oder in der That gemeint hat, wie man dazumal noch glaubte, daß die Sonne in ihrer Bewegung um die Erde innehalten solle, ist an sich ganz gleichgültig; in letzterem Falle ist sein Gebet so ausgesprochein wie er es verstand, die göttliche Erhörung aber so erfolgt, wie Gott es aufgenommen, nämlich in dem Sinne, daß der Umschwung der Erde um ihre Axe sistirt seine Zeit lang eingestellh wurde. Die Stelle entscheidet also keineswegs zu Gunsten des Ptolemätschen Weltsystems gegenüber dem Copernikand schen, von welchen jenes behauptet, die Sonne mit den Gestirnen lause alle 24 Stunden von Morgen gegen Abend um die ErdkngeL dieses dagegen lehrt, daß die Sonne stille steht nnd die Erdkugel innerhalb 24 Stun- den von Abend gegen Morgen um ihre Axe (Rotation), und dann in weiterem Laufe (Circulation oder Revo- lutton) innerhalb 36574 Tagen um die Sonne sich be- wegt; während der Mond sich in 2972 Tagen um die Erde dreht. Das Thal Ajalon ist ohne Zweifel das weite schöne Thalbeckery das zwischen dem Stromgebiet des Nahr el Audsche und Nahr Rubin durch das Hügel- land bis zum Fuß der steilen Gebirgswand stch erstreckt, auf deren Höhe das obere Bethhoron liegt, nach der Audscheh hin sich entwässert und gegenwärtig Merdsch lbn Omekr heißt; an der siidlichen Randhöhe desselben liegt der unter dem Namen ,,Yalo« noch jetzt vorhan- dene Ort Ajalon (Kav.19,42), zu unterscheiden von dem 4 Stunden östlich von Acco im Stammgebiet Sebulon gelegenen Ajalon lieszt Dschalünx wo der Richter Elon begraben wurde (Ricbt. 12, 12). Am Fuß des Gebirges spaltet sich jenes Thal in zwei Zweige, die in’s Hoch· land sich hinaufziehem der eine nach Beeroth, der andere nach Gideon hin: in der Nähe der Spaltung, und also am Fuß des aufsteigenden Gebirges liegt das untere Bethhorom Hinter dem oberen Bethhoron dagegen be- sindet sich eine Höhe, von der man sowohl das breite Thal Ajalon bis Ekron hinab, als das enge Thal bis nach Gideon hinauf tiberblicktz das ist allem Anschein nach die Stelle, auf der Josua stand, das Gesicht gegen Mittag gewendet. Diese seine Stellung schließt diejenige Auffassung unserer Erzählung aus, nach welcher Josua die Worte gesprochen haben soll, als die Sonne sich schon dem Untergang zuneigte und der Mond im Auf- gehen begriffen war; dann müßte es nach der sage der beiden Orte vielmehr umgekehrt heißen: ,,Sonne, stehe still im Thal Asalon, und Mond, zu Gibeon!« 13. Da stunden die Sonne und der Mond [wirklich] stille [indem Gott nach seiner allmäch- tigen Kraft den Umschwung der Erde um ihre Axe und in Folge dessen auch den Lauf des Mon- des um die Erde plötzlich aushielt und beide Him- melskörper nicht eher wieder fortrücken ließli bis daß sich das Volk an seinen Feinden reichere [die göttliche Rache durch gänzliche Ausrottung an ihnen vollzog.] Jst dies [Wunder göttlicher Allmacht] nicht geschrieben im Buch des Frommen? sDort lese denn die Stelle nach, wer durch solche Groß- thaten des HErrn zu seinem Lobe sich will er- wecken lassen.] Also stund die Sonne [die sonst rüstig und unaufhaltsam ihre Bahn»läuft, wie ein Held Pl« 19- 6] mitten am Himmel, nnd verzog unterzngehen einen ganzen Tag« sohngefähr 12 Stunden] 14. Und war kein Tag diesem gleich, weder zu- vor noch darnach-«, da der HErr der Stimme eines Mannes gehotchte [und geschehen ließ, was der- selbe geboten hatte V. 12]; denn der HErr stritt für Jsrael [und wollte nun auch soweit srch her- ablassen, daß er der Himmel Kräfte ihnen zur Verfügung stellte]. «) Das auch L. Sam I, 18 erwähnte »Buch des Frommen« Gollektivisch so viel als: der Frommen) oder »der Redlichen« ed. i. des Volkes Israel, s. 5.Mos.32, 16 Anm. 1) ist eine schon frühzeitig, vielleicht noch zu Mosis Zeit angefangene und dann immer weiter fortge- führte Sammlung von Liedern zum Preise der vor- nehmsten Heldenthatem die in Israel zur Ehre Gottes geschehen sind. Sie bildete das NationabLiederbncls des Volkes Gottes, und ist manches daraus, was als lau- teres Erzeugniß des göttlichen Geistes sich bewährte, her- nach in die kanonischen Bücher des alten Testaments, namentlich auch in den Psalter übergegangen, während das Buch selbst später verloren trug. Allem Anschein nach war es verwandt mit dem »Das) von den Streiten des HErrn« (4.Mos.21, l4), einer Sammlung von Liedern zum Preise der großen Thaten des HErrn an und für Israel, die ebenfalls bis auf die Zeiten Mosis zurückweish hernach aber nicht weiter fortgesetzt wurde, da die Bücher Mose, Josua an die Stelle traten. Nicht wenige Ausleger nun haben gemeint, der ganze Abschnitt von V. 12—15 sei ein Citat, eine wörtliche Anführung aus dem Buch des Frommen, und müßte demgemäß auch als eine bloß dichterische Darstellung des Ereig- nisses aufgefaßt werden. Der eigentliche Thatbestand sei kein anderer als der: Josua habe, als er auf jener Höhe stand, die Feinde in voller Flucht vor sich fah, und nun in heiligem Eifer die völlige Vernichtung derselben wünschen mußte, ganz richtig erkannt, das Werk dieses Tages sei so groß, daß für die blos menschliche Krastder Ta noch ein- mal so lang sein müsse, als ein gewöhnlichey onst könne es nicht zu Ende gebracht werden; solche Ueberzeugung klei- dete er in die dichterischen Worte: ,,Sonne, stehe still zu Gideon, und Mond, im Thal Ajalonl« womit er aber nur meinte: HErr Gott, verleihe du uns durch deine außerordentliche Hilfe doppelte Kraft, daß wir in Einem Wunder des Stillftands der Sonne und des Mondes bei der Verfolgung der Feinde. 31 Tage vollbringen können, wozu an sich die Anstrengung zweier Tage erforderlich ist; müßten wir aber das Wert· heute abbrechen, um es morgen wieder aufzunehmen, so würde inzwischen die Frucht des hornigen Tages zu einem großen Theil wieder verloren gehen, die Feinde würden in ihre Schlupfwinkel und festen Städte sich zurückzie- hen und wir sind nicht einmal im Stande, sic morgen weiter zu verfolgen. Dies Gebet habe denn auch der HErr ethört und die Kinder Israel mit zwiesacher Kraft ausgerüstet, daß sie. in Einem Tage die Arbeit zweier Tage verrichten nnd die Amoriter noch vor Untergang der Sonne völlig aufreibeu konnten. Josuas dichterische Gebete-Rede sei denn auch maßgebend geworden für die Darstellung des Ereignisses in dem dichterischen Buche des Frommen, nnd aus dem letzteren eine längere Stelle in unser Buch aufgenommen worden, ohne damit einen wirklichen Stillsiand der Sonne nnd des Mondes be- haupten zu wollen; vielmehr sei das deutlich genug als bloß bildliche Redeweise gekennzeichnet. —- So die Mei- nung derer, die den Abschnitt für ein Citat ansehen. Jeder unbefangene Sinn fühlt aber sofort heraus, wie kiinstlich und dem schlichten, einfältigen Wortsinn zuwider eine folche Auffassung ist; zudem, wenn man wirklich von einem Citat reden will, würden nur V. 12 und V. 13 bis zu den Worten: ,,Jst dies nicht geschrieben im Buch des Frommen?« als Citat genommen werden dürfen, und darnach die weiteren Worte bis zum Schluß des l4. Verfes: ,,Also stund die Sonne initten am Himmel, und verzog unterzugehen einen ganzen Tag; und war kein Tag diesem gleich, weder zuvor noch darnach, da der HErr der Stimme eines Mannes gehorchtez denn der HErr stritt für Israel« es noch ausdrücklich bezeu- gen, daß weder Josuas Gebet noch Gottes Erhörung im bildlichen Sinne genommen werden soll, sondern daß sich alles thatsächlich so zugetrageii hat, wie das Buch des Frommen von dem Ereigniß berichtet. Die Behaup- tung dagegen, das Citat reiche über jene Frage in V· 13 hinaus bis zum Schluß des l5. Verses ist geradezu eine gewaltsame Voraussetzung, die nicht einmal erreicht, was sie will: das Wunder bleibt fest und unverrückt stehen und läßt sich durch keine Deutungskiiiiste aus dem Texte hinwegschaffen. «) Diese Worte lassen auch diejenige Ansichtnicht zu, wonach das Wunder blos in einer verlängerten Strah- leiibrechung in anßerordentlichen Refractioiien des Lichts der untergegangenen Sonne am Horizont, und dergleichen bestanden habe; wir müssen vielmehr dabei beharren, daß es sich hier um eine wunderbare Heinmung des Umschwnngs der Erde um ihre Axe handle, die dem Auge als Stillstand der Sonne erschienen und von der nun auch nach optischer Redeweise berichtet ist. Und ein solches Wunder anzunehmen tragen wir kein Bedenken. Denn .,mag dasselbe auch in der ganzen Weltgeschichte seinesgleichen nicht haben (vgl. jedoch das ähnliche Ereigniß Jes. 38, 8), so kann unser Glaube daran eben so wenig durch das blos einmalige Vorkommen er- schüttert werden, als durch die aus der Univatidelbarkeit der Bewegung der Gestirne nach den vom Schöpfer der Natur eingepflanzten ewigen Gesetzen dagegen erhobenen Einwürsa weil wir diese Naturgesetze selbst für weiter nichts halten als für menschliche Vezeichnungen von Ma- nifestationen lErscheiiiungsfortnen) göttlicher Schöpfer- kräfte, deren Wesen noch kein Sterblicher erforscht hat, und der Allinacht des Schöpfers eine Durchbrechung dieser sogenannten Naturgesetze zutrauem wenn er die- felbe nach seiner nnergründlichen Weisheit um des Heils derMenschen willen, zu deren Erlösung er selbst seines eingeborenen Sohnes nicht oerschont hat, für nothwen- dig gehalten.« (Keil.) Nothwendig aber war das Wun- der besonders um deswillem weil »die beiden Himmels- ist-per, Sonne und Mond, von den Cananiterm mit denen Jsrael jetzt im Kampfe lag, als Hauptgottheitem Baal und Asthoroth (5. Mos 16, 21 Anm.), verehrt wur- den, und jetzt ein Zeugniß vor den Augen Jsraels so- wohl wie der Heiden noththah daß der Gott Jsraels der lebendige Gott, der Schöpfer und alleinige RegentHims mels und der Erde set, dem also auch Sonne und Mond gehorchen müßten« (Leyrer.) Vgl. das zu 2.Mos. 7, 14 ff. Bemerkta ·") Geschah das Ereigniß im zweiten Jahre der Amtsverwaltung des Josua, was sehr wahrscheinlich ist, da die in Kap. 6——l0 berichteten Geschichten keinenfalls so rasch auf einander gefolgt sind, daß etwa nur der kurze Zeitraum von einigen Tagen und Wochen zwischen den verschiedenen Vorgängen verflossen wäre; so hätten wir nach unserer Zeitrechnung das Jahr 1445 v· Chr. hier vor uns. Das ist das Jahr 2555 nach Erschaffnng der Welt; diese Zahl durch 7 getheilt, ergiebt die Zahl 365. Gleichwie nun Dan. 9, 24 ff. die dort genieinten Wochen nicht Zeiträume von 7 Tagen, sondern von 7 Jahren oder sogenannte Jahrwochen sind; so hat der sranzöfische Theolog Jean d’Espagne in seinem Buche »Von den Wundern Gottes in der Uebereinstimmung der Zeit« auch hier dergleichen Jahrwochen angenom- men und darauf aufmerksam gemacht, daß im Jahr 2555 die Welt eben ihre 365. Jahrwoche hatte, also die sovielte, als das Jahr für gewöhnlich Tage hat. Sie hielt da gleichsam ein Jahr der Jahre und feierte in der wunder- baren Verlängerung des Tages ihren Sabbath. 15. Josua aber knachdem auch das V. 16—42 Erzählte vollbracht war] zog wieder ttfs Lager gen Gilgal [von dem er V. 7 aufgebrochen war], und das ganze Israel mit ihm [ogl. V. 43]. Das eben berichtete Ereigniß erfchien dem Verfasser so groß und wichtig, daß er einen Abschnitt damit schlie- ßen und die Folgen des Sieges in einem besonderen er- zählen mußte. (v. Gerlach.) II« v. 16—27. Die fünf mit einander verbündeten Könige Zgiylkcfrgcxlitf Jokxdteiflälsnie ivthneigtellititjtejgykerietieit Ihm-gis[ M c, — e gg e n uas dort entdeckt; er läßt sie einstweilen in ihrem Schlupfi winket einschließen nnd heirathen, damit die Verfolgung des feindlichcn Heere-z iitcht aufgehalten werde, nimmt aber am Tage Furt; der Schlacht sie vor und vollfikerlit an ihnen den gottlirtjen Bann in seiner ganzen Schatfa 16. Aber die fünf Könige fV. 5] waren kaus dem Streit, der zuerst nach Aseka sich hinzog und dann weiter nach der Niederung im Südwesten V. 10 f.] gestehen und hatten sieh versteckt tu die sbekannte große] Höhle« zu Makedch Wir haben auf unserer Karte Makeda an die Stelle des, heutigen Sammet! versetzt, eines bedeutenden Dorfes auf »einer Anhöhe in der Ebene Sephelaz dortfhat der hollandrschc Lieutenant van de Beide, der Shrieu und Palasttna m den Jahren JZFI »und 52 bereist und als Zzjxrssgtz zusdeznLWsrketdeslzrlaxgdischeå säressylteriantselzen iionar J. .— or eru er ama u , amyra, er. Libanon und Hauram eine ausgezeichnete Karte von dem heiligen Lande in 8 Blättern herausgegeben hat, die oben geifiieifnted große Höhle, welche Robinson nicht bemerkt, au ge un en. 17. Da ward Josua svon etlichen seines Kriegs- erste. ersetzt.nsskkszitkxusstk , » a e a. 18. Josua sprach: So walzet großeSteine vor das Loch der Hehle kdaß fie nicht weiter flie- 32 Josua W, 19——39. hen können], und beftellet Männer davor, die ihrer hüten [daß auch niemand von den Ihrigen sie herauslassesx 19. Jhr [andern] aber stehet nicht stille [hal- tet euch mit den Königen riicht länger aufs, son- dern jaget euren Feinden nach, und schlaget ihre Hinlersten [die Nachzüglen die noch draußen im Freien umherlaufen], und lasset sie nicht in ihre Städte kommen; denn der HErr, euer Gott, hat sie in eure Hände gegeben sdaram müsset ihr des: bisher erlangten Sieg recht aussaufen, sie mit Einem Schlage zu vernichten, damit wir nichi hinterdrein noch einen langwierigcn Belagerungekrieg mit ihren Städten zu führen haben) 20. Und da Josua nnd die Kinder Israel vollendet hatten diese sehr große [in Folge des Wunders V. 12 ff. weit über die Länge eines ge- wöhnlichen Tages sich ausdehneudej Schlacht an ihnen, und sste ganz und] gar geschlagen; —- snur das verhältnis-mäßig wenige Theil] was überblieb von ihnen, das kam in die festen Städte: 21. Also [D a] kam [am Abend des langen Tags V. 14] alles Volk wieder [oon der Verfol- gung der Feinde zurück] in’s Lager zu Josua gen Makeda [wohin dieser, vielleicht nach Empfang der Nachricht V. 17, mit dem Hauptquartier aufge- brochen war] mit Frieden swohlbehalten und un- beschädigh ohne große Verluste erlitten zu haben], und durfte niemand vor den Kindern Jsrael seine Zunge regelt sanch nur eine feindliche Aeußetung, ge- schweige einen eigentlichen Angriff gegen sie wagen, so sehr waren die Amoriter durch diese Niederlage ihrer vor- nehmsten Könige in Schreckcn gesetzt; daher denn die Jsraeliten nach den Anstrengungen des Doppeltages sich getrost der Ruhe überlassen konnten] 22. Josua aber sehe er am folgenden Tage Makeda selbst V. 28 aUgrissJ sprach szu dem vor der Höhle aufgestellten Wachtposten V. 18]: Machet auf das Loch der Höhle, und bringet hervor die fünf Könige zu mir. 23. Sie thaten also lindern sie die Steine hinwegwälzten], und brachten die fünf Könige zu ihm aus der Höhle, den König zu Jerusalem, den König zu Hebron, den König zu Jarmuth, den König zu Lachis, den König zu Eglon 24. Da aber die fünf Könige zu ihm heraus- gebracht waren, rief Josua dem ganzen Israel sdamit es Zeuge sei der jetzt folgenden bedeutsa- men HandlungL und sprach zu den Obersten des Kricgsvolkä die mit ihm zogen snach unserer Aus- drucksweisei zu den Ofsizieren seines Generalstabes]: Kommt herzu, und tretet diesen Königen mit Füßen auf die Hälse. Und sie kamen herzu, und traten mit Füßen auf ihre Hälse ssetzten ihren Fuß auf den Nacken eines jeden der fünf Könige]. Es ist das keine» Barbarei oder unmenschliche Be- handlungsweise, sondern ein sinnbildlicher Gebrauch, um dem ganzen Volke auf anschauliche Weise vorzuhalten, wie völlig Gott der soErr alle Feinde in Jsraels Hände gegeben, damit die Jsraeliten desto unverzagter und sie- esgewisser bei den weiteren Unternehmungen wider die Eananiter sich beweisen möchten (V.5), Von dieser, hier zum ersten Mal an unterworfenen Feinden ausgeübten Sitte schreibt sich denn auch die Redensart her: jemand zum Schenkel seiner Füße machen (Ps. 1l0, I; Baruch it, 25). —- Auf gleiche Art tritt auch Jesus, und sein Volk mit ihm, die fünf Könige: Sünde, Fluch des Gesetzes, Satan (oder: Teufel, Welt, Flcischd Tod und Hölle, unter die Füße. (Starke.) 25. Und Josua sprach zu ihnen sden Obersten des Kriegsvolks und dem ganzen Jsraeljt Fürchtet euch nicht, und erschrecket nicht, seid getrost und unverzagt; denn also wird der HErr allen euren Feinden thun, wider die ihr streitet [sie euch zu euren Füßen legen]. 26. Und Josua schlug sie [die 5 Könige] dar- nach [mit dem Schwert, um den göttlichen Bann an ihnen zu vollstrecken], und tödtete sie, und hing sie sließ ihre Leichname hängen Kuh. 8, 29] auf fünf Bäume; und sie hingen an den Bäumen bis zum Abend [während die Kinder Israel unterdessen die Unternehmung wider Makeda V. 28 ausführten]. 27. Da aber die Sonne war untergegangen, gebot er sgemäß dem Gesetz, 5.Mos.21, 22 f.], daß man sie von den Bäumen nähme, und würfe sie in die Höhle, darinnen sie sich verkrochen hatten, und [die Kinder Jsrael] legten laus Josua’s wei- teren Befehl] große Steine vor der Höhle Loch. Die sind noch da [die] auf diesen Tag [da das geschrieben wird]. O Mensch, deine fünf Könige sind deine fünf Sinne; und da die Sünde durch dieselben sich pflcget zur Herr- schaft hervorzuthum so habe wohl aus solche Acht und suche sie bei Zeiten zu bezwingen. (J. Lange) M. h. 28—-43. rlach der Hinrichtung der fünf Könige verfolgt Josua seinen Sieg weiter, zieht durch den läd- lirhen Theil Olanaans von Ort Zu Ort nnd unterwirft sich in einem zusammenhängenden Feldzngr das ganz: Land non tiadeg Barnca im äußersten Süden bis nach Gaza im Westen, sammt dem mittleren Strich Gasen, bis hinauf nach Gideon im Norden; darnach lerhrt er mit seinem Herr: in’s Lager: nach Gilgal zurürtn 28. Desselben Tages [an welchem das Kriegs- gericht an den 5 Königen vollzogen wurde V. 22 ff.] gewann Josua auch Makeda [in deren Umge- bung er bereits das Lager aufgeschlagen hatte V. 21], Und schlug sie [ihre Einwohner] mit der Schärfe des Sehnens, dazu ihren König, und ver- bannete sie sdurch solches Niederhauen], und alle Seelen, die drinnen waren sdarunter auch die Flüchtlinge aus der Schlacht am Tage zuvor V. 20], und ließ niemand überbleibem und that dem Könige zu Makeda, wie er dem Könige zu Jericbo gethan hatte [Kav. 6, 21; 8, 2. 28]. 29. Da snach solcher Einnahme der Stadt, und nachdem noch am Abend desselbigen Tages die Leichen der 5 Könige von den Bäumen abge- nommen und in die Höhle geworfen worden wa- ren, V. 27] zog Josua und das ganze Israel mit Hinrichtung der gefangenen 5 Könige. Unterwerfung des südlichen Canaans 33 ihm [an einem der nächstfolgenden Tage] von Ma- ieda sdrei Stunden südlich] gen Libnak und stritt wider sie. «) Nach van de Velde die heutige Ruinenstelle Aräk e! Menshiyeltz etwa 2 Stunden südwestlich von Eleu- theropolis, welcher letztere Ort zwar im alten Testa- ment nicht vorkommt, aber in den späteren Jahrhunderten der oströmischen Kaiser von großer Bedeutun wurde. Er war da die Hauptstadt des südlichen Paläliina und Sitz eines Bischofs; nach diesem Ort haben Ettsebius (-s- 340 n. Chr. als Bischof von Eäsarea) und Hiero- nymus H— 420 n. Chr» seit 384 in Palästina) in dem, von jenem angesangenen, von diesem fortgesetzten 0n0- mastieon oder Wörterbuch der Städte und Ortschaften der heil. Schrift, das schon den Resormatoren zum Weg- weiser diente und noch heutiges Tagesvon großer Wich- tigkeit ist, die Lage von mehr als 20 biblisehen Ortschaften bestimmt. sMelanchthon veröfsentlichte im Jahr 1554 n. Chr. einen Auszu daraus und äußerte noch in seinem hohen Alter die Abgchh nach Palästina zu gehen und in des Hieronymus Zelle sein Leben zu beschließen.) Es kam nun darauf an, die Lage von Eleutheropolis genau zu kennen, bis Robinson mit großer Umsicht und Sorg- salt bewies, daß diese Stadt einerlei sei mit dem jetzigen xhielitssDsehjbrttndlcss liefgh malerisch Fix- Fügeln sum« o en, die mit» ivenp anzungen be e t md, an, der Grenze des Hügellandes und der westlichen Ebene in einem Thal, das gegen Nordwest nach dem oberenLause des Wadh Simsin sich hinziehh und ist voll stattlicher Rninen aus verschiedenen Zeitaltern In den benachbarten Bergen, die aus Kreide und Kalkstein bestehen, ist eine große Höhlensiadh die beweist, daß in diesen Gegenden vor- mals Tro lodyten gewohnt haben. Die Hügel, welche hier dem Zöhlande Judäa’s vorlagern, sind alle grün bebuscht, voll zahlreicher Heerden, die breiten Thäler voll Korn. Als Robinson in die Gegend kam, fand er die Schnitter (am 7. Juni) mit der Weizenernte beschäftigt; viele Aehrenleser folgten ihnen, Esel und Kameele trugen ihre Garbenlasten ohne Maulkorb heim, und die Scbnitter boten den Wanderern die noch weichen, auf einer Eisen- Platte gerösteten Weizenkörner zur Speise an: das alles rief biblische Erinnerungen wach (Ps.65,14.; Nuth 2,3ff.; Z. Mos 25, 4). so. Und der HErr gab dieselbige auch in die Hand Israel, mit ihrem Könige, und er [Josua] schlug sie mit der Scharfe des Schwerts, und· alle Seelen, die drinnen waren, und ließ niemand drinnen uberbleiben, und that ihrem Könige, wie er dem Könige zu Jericho gethan hatte [V. 28]. 31. Darnach zog Josua und das ganze Israel mit ihm von Lihna [2 Stunden südwestlich] gen Lachis [V. 3, gegenwärtig Um Lakis auf einer niedrigen runden Anhöhe, mit Haufen kleiner runder, durcheinander geworfener Steine, darunter Bruch: stücke von Marmorsäulen, bedeckt], und belegten [belagerten] und bestritten sie. 32. Und der HErr gab Lachis auch in die Hände Israel daß sie sie des andern Tages [nach der Belagerung] gewannen, und schlugen sie mit der Schärfe des Schwerts, und alle Seelen, die drinnen waren, allerdinge, wie er Libna gethan hatte [V. 30; ihr König Japhia aber war schon früher mit den andern vier Königen umgebracht worden V. 22 ff.]. Dächseks Bibelroerlt 33. Zu derselbigen Zeit [da Josua so auf seinem Eroberungszuge durch das südliche Canaan immer weiter vorwärts drang V. 28 ff] zog Horam, der König zu Geser snordwestlich von Aialon], hin- auf [heran], Lachis zu helfen [denn sie hatte Bot: schaft an ihn geschickt: Komm zu uns eilend herauf und rette uns-J; aber Josua schlug ihn mit alle seinem Volk, bis daß niemand [von ihm und seinen Leuten] drinnen [in Lachis, wo er mit seinem Heere sich befand] überblickt. Nach Geser selbst kam Josua nicht, weil die Stadt jin Eis-sit von seinem Wege ablag (Kap. 16, 10.; Richt 34. Und Josua zog von Lachis sammt dem ganzen Israel[ J, Stunden östlich V. Z] gen Eglo n, und belegte und bestritt sie; 35. Und gewann sie desselbigen Tages, und schlug sie mit der Schärfe des Schwerts, und ver- bannete alle Seelen, die drinnen waren, desselbigen Tages, allerdinge, wie er Lachis gethan hatte sein König aber war auch hier nicht mehr vorhanden V. 22 ff.]. 36. Daruach zog Josua [in gerader östlicher RichtmigJ hinauf Lauf das Gebirge JudaL sammt dem ganzen Israel, von Eglon gen Hebrou, und bestritt sie, 37. Und gewann sie, und schlug sie mit der Schärfe des Schwerts, und ihren [neuen] König [der nach dem V. 22 ff. umgebrachten Hoham V. 3 inzwischen zur Regierung gekommen war], mit allen ihren [den zu ihrem Gebiet gehörigen] Städtety und alle Seelen, die drinnen waren, und ließ nie- mand überhleibem allerdinge, wie er Eglon gethan hatte [V. 35], und verbannete sie, und alle Seelen, die drinnen waren. 38. Da kehretei Josua wieder um lschlug, statt der in V. 36 verfolgten östlichen Richtung, wieder die füdwestliche ein] sammt dem ganzen Israel [und zog von Hebron 5 Stunden weiter] gen Debir sfriiher Kiriath Sepher oder Kiriath Sanna genannt Kap. 15, 15. 49], Und bestritt sie, 39. Und gewann sie sammt ihrem Könige, und alle ihre Städte, und schlugen sie mit der Schärfe des Schwerts und verbanneteu alle Seelen, die drinnen waren, und ließ niemand itberbleibetn Wie er Hebron gethan hatte [V. 37], so that ek auch Debir und ihrem Könige, und wie er Libna und ihrem Könige gethan hatte [V. 30]. Außerdem gab es noch ein zweites Debir bei Gilgal (Kap. 15, 7); ein drittes ienseit des Jordan (Kap. 13,26) ist einerlei mit Lodabar (2. Sam.9,4f.; 17,27). Was nun die Lage des hier und in den oben (V. 38) ange- führten Stellen gemeinten Debir betrifft, so suchen einige es in dem heutigen Den-Urban, IX, Stunden westlich von Hebron, was aber mit Kuh. 15,49 im Widerspruch steht, wonach der Ort vielmehr südlich auf dem Gebirge lag; andere wollen es in der Ruine Di1beh, 2 Stunden süd- westlich von Hebt-on, etwa da, wo wir auf unserer Karte Duma (Kap. 15, 5·2) verzeichnet haben, wiederfinden, A. T« l. Z. Z 34 Josua 10, 40——43. 1l, 1-—I2. doch liegt das etwas zu weit nördlich. Wir halten viel- mehr das jetzige Dorf Dhoberiyeh für unser »Debir; der Ort liegt hoch und frei auf dem Gipfel eines Hügels und ist in großer Entfernung von jeder Richtung aus sichtbar. Das Land umher mit seinen herausstehenden Kalksteinselsen hat ein unsruchtbares Ansehn, aber es ist treffliches Weideland und reich an Heerden. Von Wassers auellen in der Nähe des Orts (Kap.15, 19 ff.) hat man indessen bisher noch nichts entdeckt. 40. Also [indem er seinen Sieg über die 5 Könige immer weiter und weiter verfolgte] schlug Josua alles Land aus dem Gebirge lJuda 4,Mos. 13, 25 Anm.], und gegen den Mittag [4.Mos. 13, 18Anm.], und in den Gründen [in der Meeres- niedernng oder Sephela Kap. 9, 2 Anm.], und an den Vacheu [richtiger: an den Abhängen, d. h. in der Hügelregion zwischen dem Gebirge und der Meeresuiedernng 4. Mos. 13, 25 Anm.], mit allen ihren Königen, und ließ niemand nberbleiben, nnd verbannete alles, was Odem hatte [indem er die gesammte Einwohnerschaft vertilgte]; wie der HErr, der Gott Israel, geboten hatte [4. Mos 33, 51 ff; z. M. 7, 1 ff.; 20, 16 ff] 41. ilud schlug sie von Kades Barnea san der Südgrenze Canaans 4. Mos 13, 1 Anm.] an bis gen Gasa [der Philisterstadt an der Südwestecke des Landes Kap. 13, 3 Anm.], und das ganze Land [den ganzen Landstrich] Gosent sam Westrande des Gebirges Juda], bis [nördlich hinauf] gen Gideon lKap. 9, 3J, 42. Und gewann alle diese Könige mit ihrem Lande auf einmal [in einem und demselben Feld- zuge, der jedoch eine längere Zeit in Anspruch nahm Kein. 1»1, 18]; denn der HEry der Gott Israel, stritt fur Israel [darnm vermochte niemand Josua und seinem Kriegsheere zu widerstehen Kap. 1, 5]. ·) Natürlich ist hier nicht von der Landfchaft in Eghpteu die Rede, die den Kindern Israel zum Wohnen anewiesen wurde (1.Mos.46,48); es handelt sich viel- melpr um einen Landstrich auf oder doch nahe bei dem Gebirge Juda (Kap. 1l, 16), der seinen Namen von einer Stadt jener Gegend (Kap. l5,5l) führte. Welche Stadt nun das gewesen sei, läßt sich snicht mehr bestim- men; wir haben aber auf Karte I1I. den Landstrich nach den Ortschaften bestimmt, die heutzutage zu demselben gerechuet werden. 43. Und Josua zog snachdem er den Er: oberungszng vollbracht hatte] wieder in’s Lager gen Gilgal [V. 7] mit dem ganzen Israel. Das 11. Kapitel. tiusroltung der Cananiter. l· n. 1—15. nahten: Josua in dieser weis: den süd- lirtjen Theil Eanaang sich unterworfen hat, dringt Dahin, König von Haku, ein Bündnis unter den nördlicheu Königen zu Stande, die nun mit einem zahllosen Heer nnd sehr vielen Rossen nnd Wagen am Wasser Kierom sitt; lagernz dort) Josua, durch die Siegegverheißnng des hErrn gestattet, überfällt sie plötzlictj mit seinem Kriegs- volli, smlägt ne aufs hauut nnd verfolgt sie nach drei Richtungen hin· Hierauf werden die bedeutendsten Städte jctieø lkandstrichg eingenommen, tjazor aber, die Residenz deg an die Spitze des feiudlichen Hundes getretenen Dahin, wird verbrannt. , 1- Da aber Jabin, der König zu Hazor seiner an der Nordwestecke des Merontsees gelegenen Stadt, die damals das Haupt aller Königreiche des nördlichen Canaan war V. 10], solches bbrete [daß nämlich Josua den ganzen Süden des Landes stch unterworfen hatte Kap. 10, 40 ff.], sandte er zu Jobab, dem Könige zu Madon [die Lage dieser Stadt ist bis jetzt noch nicht ermittelt], und zum Könige zu Simron sebenfalls unbekannt) nnd zum Könige zu Achsaph [vielleicht das heutige liess-if, südlich vom Flusse Leontes], 2. Und zu den Königen, die gegen Mitter- nacht auf dem Gebirge sNaphthali bei Kedes Kap. 20, 7], nnd auf dem Gefilde gegen Mittag Einve- roth [im Iordanthal siidlich vom See Genezareth], und in den Gründen [in der Meeresniederung oberhalb Joppe Kap. 9, 2 Anm.], und in Napbotb Dor [d. i. auf den Höhen von Dorf einer unter- halb des Carmel am mittelländischen Meere ge- legenen Stadt] tvobnetem Z. Die Cananiter gegen dem Morgen san der rechten Seite des Jordan] und Abend [in der Niederung am mittelländischen Meer], die Anto- riter, Hethiter, Pheresiter nnd Jebnsiter auf dem fzwischen den Cananitern im Morgen und den Cananitern im Abend gelegenen] Gebirge, dazu die Hevitereunten sim Norden] am Berge Hemmt, im Lande Mizpalsp lzur rechten Seite der einen Jordanquelle] : 4. Diese [zn betten Jabin gesendet hatte] zogen aus [von ihren Wohnsitzens mit alle ihrem Heer, ein groß Volk, so viel als des Sandes am Meer [der sich nicht zählen läßt, d. i. eine unge- heure, unzählbare Heeresmasfa s. I. Mos. 22, 17], nnd sehr viel Rosse nnd Wagen [2. Mos 14, 7 Anm.]. 5. Alle diese Könige versammelten sich kwaren unter sich über den Platz, wo sie den Kampf wider die Kinder Jsrael eröffnen wollten, schon überein- gekommen], nnd kamen nnd lagerten sieh zu Hauf an das Wasser Merom.*" «) Die Stadt war von den Phöniziern der Purpur- fischerei wegen angelegt, und noch jetzt ist das klippige Gestade dort reich an Purpurmuschelnz jedoch war der thrische Purpur, da eine ungeheure Menge von Muscheln dazu gehörte, um das erforderliche Maß von Farbe zu erhalten, so theuer, daß nur Könige und sehr reichc Leute ihn tragen konnten (5. Mos 83, l9.; Luk. 16, 19), während in neuerer Zeit die Cochenilla ein seit der Ent- deckung von Amerika bekanntes roth färbendes Insekt, eine viel wohlfeilere Farbe ergiebt. Das jetzige Der, Tan- tura oder Tortura genannt, hat nur 50O muhamedanische Einwohner; doch muß von der Seestadt die hinter der- selben, etwa M« Meile nördlicher, auf einem kleinen Höhen uge gelegene Landstadt (Naphoth Dor Kap.12,23) unters jeden, oder vielmehr mit jener zugleich an diese ge- Josua’s Sieg am Wasser Merom über die oerbündeten Könige des nördlichen Canaans 35 dacht werden. —") Es ist die Ebene von Paneas (V.17) gemeint; dort liegt auf einem über 200 Fuß hohen Hügel ein gegenwärtig von Drusen bewohntes Dorf lliluiallely von dem aus man einen herrlichen Ueberblick über die ganze Gegend nach dem Merom-See hin hat und dessen Lage ganz dem Namen »Mizpe« d. i. Warte (1. Mos 31, 49) entspricht. —- ««") Nach herrschender Ansicht soll dies der See Merom sein, früher samochoi nitis, jetzi Bahr el Hule genannt; allein es giebt nir- ends eine Spur, daß der See jemals bei den Alten so geheißen habe, vielmehr haben wir bei dem ,,Wasser Merom« an die bei dem Dorfe llileiron (nordwestlich von dem Notdende des Sees GenezarethJ entspringende Quelle zu denken, die einen kleinen Bach bildet, im Thale unterhalb des 5. Mos. 27, 3 Anm. erwähnten Safed hinfließt und in den See Genezareth sich ergießt. Das Dorf ist ein berühmter Wallsahrtsort der Juden, weil dort die Gräber Hillel’s, Schammaks (5. Mof 24, 4 Anm.) und andrer, bei ihnen in hohen Ehren stehender Rabbinen sich befinden sollcn. 6. Und der HErr sprach zu Josua sals dieser von dem Vorhaben der Könige unterrichtet, von Gilgal Kur. 10, 43 wider das so zahlreiche und wohlgeriistete Heer heranzog und etwa noch eine Tagereise von dem Lager desselben entfernt war]: Fürchte dich nicht vor ihnen, denn morgen um diese Zeit lvill ich [der ich schon mehrmals meine mäch- tige Hülfe dich habe sehen lassen] sie alle erschlagen geben vor den Kindern Israel [in die Gewalt der Kinder Jsrael dahingeben]; ihre Rosse sollst du [durch Zerhauen der Sehnen an den Hinterfüßen] verlähinen, und ihre Wagen mit Feuer verbrennen [zu einem Zeugniß über Israel, daß es nie auf Wagen und Rosse stch verlassen soll, wie jene, son- dern allezeit nur denken an den Namen des HErrm seines Gottes Pf. 20, 8.; 147, 10 vgl. 5. Mos. 17, 16 Anm.]. 7. Und Josua [»durch solchen Zufpruch ge- stärkt] kam pldhlich nber sie snoch ehe sie eines Angriffs sich versahen], und alles Kriegsvolk mit ihm am Wasser Merom [V. 5 Anm.], und über- fielen sie [in ihrem Lager]. 8. Und der HErr gab sie in die Hände Js- rael, und ssiej schlugen sie, und jagten sie seines- theils nordivestlich hinauf] bis gen großen Zidon [bis zu der großen Stadt Sidoni an der Küste des mittelländischen MeeresJ, und [andern Theils westlich hinüber] bis an die warmen Wasser» szwifchen Tyrus und Acco], und szu einem dritten Theil] bis an die Breite zu Mizpe [V. 5 Anm. 21 gegen dem Morgen svon Sidon und denwarmen Wassern aus gerechnet, aber von Merom aus gegen Mitternachts und schlugen sie, bis daß nie- mand untet ihnen überblieb «) Sidon, die älteste unter allen Städten der phä- nizischen Meeresküste, in einer kaum l Meile breiten Ebene, so ziemlich dem Südende des Libanon gegen- über angelegt, mit einem vortrefflichen Hafen, war da- mals noch die Metropole (Hauptstadt) Phöniziensz daher sie hier und in Kap. 19, 28 die »große« heißt. Etwa 5 Meilen südlich davon lag Thetis, die jedoch zu der Zeit, in welcher wir mit unsrer Geschichte stehen, wohl nur erst als Landstadh in einer schönen frucht- baren Ebene, Ijz Stunde vom Meere ab gelegen, be- stand (Kap. 19, 29); als dann später auch die Insel- stadt errichtet war (etwa 1209 v. Chr.), trat Tyrus in den Vordergrund, besonders unter ihrem KönigHirani (regierte nach gewöhnltcher Annahme von 1023—990, vgl. Anm. zu 2. Sam. 5, 1I). Das Verhältniß beider Städte zn einander wechselte hernachmals öfter; gegenwärtig ist das Verhältnis; wieder das ursprüngliche, denn Sidon(saida) zählt 5—6000 Einwohner und hat viele große und von Steinen wohlgebaute Häuser, während Thrus (Suk) weiter nichts ist als ein Marktfleckem dessen Häuser meistentheils bloße Hütten sind, ein kleiner Seehafen, der kaum den Namen einer Stadt verdient— «) Der im hebt. Grundtext stehende Ausdruck Misrephot mai-das, der uns auch Kap. 1-3, 6 begegnet, wird verschieden er« klärt: einige Ausleger denken an Salinen, andere an Schmelz- oder Glashüitem noch andere (darunter David Kimchi, und nach ihm Dr. Luther) an warme Quellen oder Bäder. Letzteres ist anscheinend das Richtigera Unterhalb Tyrus nämlich läuft das galiläische Gebirge. laut) i» die beiden Vokgebirge Rat; ei Abied kweißes Vorgebirge) und Räs en Naküra (in den Zeiten der Kreuzzüge ,,tvrische Leiter« genannt) aus; am Fuße dieses zweiten Vorgebirges ist eine Sammlung Von Quellen, die gegenwärtig Ain lltlesherü heißt — dafür haben wir denn auf unsrer Karte den Namen »warme Wasser« gesetz . s. Da that ihnen Josua [als sie so mit allem, das sie hatten, in seine Hände sielenJ, wie der HEtt Ihm gtssgt hatte [V- SL und verlcihnite ihre Rasse, und verbrannte ihre Wagen, 10. Und kehrcte svon der Verfolgung der Feinde nach den verschiedenen Richtungen hin, da- hin sie geflohen waren] um zu derselben Zeit [nach Verlauf von etlichen Tagen], und gewann Hqzpk [an der Nordwestecke des Sees Merom V. 1], und schlug ihren König [Jabin, der glücklich aus der Schlacht V. 7 f. sich gerettet hatte] —denn Hazor war vorhin die Hauptstadt aller dieser [nördlichen] Königteiche [daher sie vor allen Dingen einge- nommen, aber auch am härtesten behandelt werden mußte] —; « II. Und [sie, die Kinder Israel] schlugen alle Seelen, die drinnen waren, mit der Scharfe des Schwerts, und verbanneten sie, und [Josua, als Anführer] ließ nichts drinnen überbleibem das den Odem hatte, und verbrannte Hazor mit Feuer. »Etwa 170 Jahre später kommt in der Richterzeit (Rtcht. 4, Z) wieder ein cananitischer König Jabin vor, der zu Hazor herrscht; er war ein Nachkomme des hier·genannten, und der Name Jabin (d. i. der Ein. sichttge) vermuthlich gemeinsamer Titel der dortigen Könige (Kap. 10, 1.; 1. Mos. 26, 26.; 4l, 46 Anm.). Hazor aber war von den Cananitern bald wieder her- gestellt und zur königlichen Residenz erhoben worden, weil die Kinder Jsrael uberhaupt ihre Pflicht, sic niedep zuhalten und immer mehr zu vertilgen, versäumten. « 12. Dazu alle Städte dieser Könige [Madon, Szknrory Achsaph u. s. w.] gewann Josua mit ihren Komgen, und schlug sie mit der Schärfe des Schwertes, und verbannete sie; wie Wiese, der Kneiht des HGrrn, geboten hatte [4. Mos. 33, 51 fs.; 5. M. 7, 1 ff; 20, 16 ff.]. Zi- 36 Josua 11, 13——23. 12, 1——7. is. Doch verbrannten die Kinder Israel keine Städte skeine von den übrigen Städtenjs die swie das überhaupt bei den phönizischen Städten viel- fach der Fall war] auf Hügeln stunden, sondern Hazor allein verbrannte Josua sund vollstreckte an ihr den Bann in seiner ganzen Strenges l4. Und allen Raub dieser Stcidte san Gold und Silber, an ehernen und eisernen Geräthen n. s. w.], nnd das Vieh theileten die Kinder Israel unter sich [Kap. 8, 2. 27]; aber alle Menschen schlugen sie mit der Schärfe des Schwerts, bis sie die vertilgeten, und ließen nichts überbleiben, das den Odem hatte. 15. Wie der HErr Most, seinem Knechte, und [wiederum] Muse sseinem NachfoIgerJ Josua geboten hatte, so that Josua [in pünktlichem Ge- horsam auch wirklich und brachte alles zu so ge- wissenhafter AusführungL das; nichts sehlete an allem, das der HErr Mose geboten hatte. il. v. 16—23. se:- sotgi jetzt en: non-trink aus di: Groberung des ganzen Eandeg iu seiner Ausdehnung von Süden nach ilordrn nebß einigen allgemeinen seiner— bangen über dir Dauer deg kriegt; und über das ver— halten der Eananitey dazu ein dlarhtrag iiber die Unter— wersung des ssidliktjen Canaan mit Beziehung ans die, von den unter idlase ansgesendeten Knndschastertt einst so sürchterlich geschildertem dort seßhaften Enattobtnder (4. Aus. 13, 29 sf.). Its. Also [wie Katz. 10, 1———11, 15 erzählt worden] nahm Josua alle dies Land ein auf dem Gebirge [Juda], nnd alles, was gegen Mittag liegt sden ganzen Nagel) oder das Südland], und alles Land Gosen szwischen dem Gebirge Juda und der Sephela], und die Gründe und Felder sdem rechten Jordanufer entlang1- und das Gebirge Israel [oder Ephtalm Kap.17- 15] mit seinen Gründen sseiner Niederung nach dem rnittelländischen Meere zu V. 2], 17. [Und eroberte Canaan in seiner ganzen Ausdehnung] Von dem Gebirge sdem nördlichen Bergwall des Azezimeh-Landes 4,Mos.13,1 Anm.] an, da das Land ssüdlichj hinauf gen Seit scheidet sanfsteigt und die Grenze gegen Edom sich befindet] bis fnördlich hinan] gen Baal Gad [oder Baal Hermon Richt s, s» das nachmalige Paneas oder Caesarea PhilippiL in der Breite [Thalebene] des Libanon, unten am Berge Hermon san der südtichen Abdachung desselben]. Alle ihre Könige gewann er sbekam sie in seine Gewalt],sund schlug sie, und tödtete sie. 18. Er stritt aber eine lange Zeit setwa 7 Jahre K0p« 14- 7. 101 mit diesen Königen. 19. Es war aber keine Stadt, die sich mit Frieden ergab den Kindern Israel, ausgenommen die Heviter, die zu Gibeon wohnten [Kap. 9]; sondern sie gewannen sie alle mit Streit. 20. Und das geschah also von dem HErrn [in Folge seines Gerichts, in das er wegen ihres Unglaubens sie dahin gab 2. Mos 4, 21 Anm.], daß ihr Herz verstockt würde, mit Streit zu be- gegnen den Kindern Israel [da sie doch eben so gut wie Rahab Kap. 2, 9 ff. und die Gibeoniten Kap. I, 9 ff. den Gott Jsraels aus den Wundern, die er an seinem Volke gethan, als den wahren Gott hätten erkennen mögen und dann in Jsraels Volksgemeinschaft sich würden haben aufnehmen lassen; statt dessen aber, da sie eben nicht glauben wollten, mußte der HErr zur Ausführung seiner weiteren Rathschlüsse die Strafe der Verstockung über sie oerhängens tlns daß sie verbannet würden, und ihnen keine Gnade widerführe, sondern [sie] vertilget würden, wie der HErr sder ja ihren Un- glauben vorausfahj Mose geboten hatte. 21. Zu der Zeit [wo so der Krieg 7 Jahre hindurch geführt wurde], kam Josua, und rottete [sammt den übrigen Landeseinwohnern auch] aus die Enakim [von der semitischen Urbevölkerung zurückgebliebenen Riesengeschlechter, vor denen die Kundschafter sich einst so gefiirchtet hatten 4.Mos. is, 23. 29. 34 vgl. b. Mos. 2, 23 Anm.], von Hebron [Kap. 10, 36 ff.], von Debir [Kap. 10, 38 f.], von Anab [4——5 Stunden südlich von Hebron], von allem Gebirge Juda, und seben so weiter nördlichj von allem Gebirge Israel [Ephraim], und verbannete sie mit ihren Städten 22. Und ließ keine Enakim überbleiben im Lande der Kinder Israel, ohne [in den Philister- städten Kap. 13, 3 Am] zu Gase, zu Gath, zu Asdod, da blieben ihrer übrig. 23. Also nahm Josua alles Land ein, aller- dinge sdurchaus so], wie der HErr zu Mose ge- redet hatte; und gab sie [die eroberten Landstriche, wie hernach im andern Theile unseres Buches, von Kap. 13 an, ausführlicher berichtet werden wird] Israel zum Erbe [zum bleibenden, vom Vater auf den Sohn übergehenden Besitzthums einem jeglichen Stamm sein Theil. Und das Land hdrete aus zu kriegen sruhete nunmehr vom Kriege, nach unserer Rechnung im Jahr 1440 v. Chr] Mit dieser Aussage, daß Josua alles Land einge- nommen habe, scheint die andere, wonach des Landes noch sehr viel übrig blieb einzunehmen sKap.13,1sf.), in offenem Widerspruch zu stehen. Es stehen aber beide Anschauungsweisen unseres Buchs nichts desto weniger in vollem Einklang mit einander, wie sie denn auch in Kap. 23, ff. beide neben einander hergehen: Israel soll eben so sehr alle Völker als bereits überwunden an- sehen, als es andererseits der Pflicht muß eingedenk bleiben, die noch übrig gebliebenen zu vertreiben. Jenes ist die ideelle, dies die reelle Anschauultgsweise der Dinge, und die Ausgleichung zwischen ihnen, indem ja die eine das Ziel als schon erreicht hinstellt, die andere hingegen das, was bis zur vollen Erreichung noch fehlt, hervor- hebt, ergiebt sich aus der folgenden Betrachtung. Zu« vörderst war die Ansrottung der Cananiter und die Er- oberung ihres Landes, soweit Josua sie wirklich voll- bracht, schon so bedeutend, daß das, was noch zu thun übrig blieb, dagegen völlig in den Hintergrund tritt; Ende des Krieges. Rückblick auf die gemachten Eroberungen 37 denn waren auch die Cananiter noch in dem Besitz rnancher Städte, so waren sie doch zu machtlosen Flücht- lingen herabgedrückt, die gegen Israel nichts mehr aus· richten konnten, so lange dies dem HErrn treu blieb und seinem Gebote gemäß fortfuhr, die zersireuten Ueber- refte nach und nach zu vertilgen. Demnächst aber hatten die Kinder Israel in dem mächtigen Beistand, den der HErr ihr Gott bei dem bisher Vollbrachteri ihnen ge- leistet, ein sicheres Unterpfand, das; er auch bei den noch übrigen kleineren Kämpfen ihnenbeistehen und sie gemäß seinem Wort L. Mos. 23, 29 s.; S. M. 7, 22 schließi lich noch in den vollständigen und alleinigen Besitz des Landes bringen werde. Dieser doppelten Anschauunge- weise entspricht ganz die Art, wie die Apostel von der Besiegung unsrer geistlichen Feinde reden, wenn sie auf der einen Seite bezeugen: »Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat« (1. Joh. 5, 4), und doch auf der andern Seite zum unablässigen Kampf wider die Welt und alle Mächte der Finsierniß auffordern. Ebenso ist der ganzen Kirche ,,nach Ueberwindung des Heidenthums Upäier des Papstthums des Unglaubens) die Aufgabe gestellt, den Sieg des Evangeliums über alles feindliche Wesen bis in’s Einzelne zu verfolgen; ihre Untreue darin, ihre Vermischung mit heidnisehem Weltgeiste ziehen ihr dann schwere Kämpfe und De- rnüthigungen zu, welche ihr eben so sehr Noth und Elend bereiten, als durch Gottes helfende Gnade zu ihrer Läuterung und Förderung dienen-« (v. German) Das 12. Kapitel. Besiegt-z Könige. l. v. l—6. Um die Geschichte von den durch die Kinder Israel gemachten Erobernngen zu vervollständigen, schließt an den kiürltblirli im vorigen Klischnilt (Kap.11,16——23) ein lleberblioli sirh an, der alle Siege, welche Israel unter dem nrächtigen Betstunde seines Gottes davonge- tragen, zn einem Gesammtbilde vereinigt; und zwar wird — da zunächst die Eroberung der beiden Quartier-Keime jenseit des Jordan, als woinit nlose nach dem Wort des HGrru 5. Mos. L, 24 f. anhnb einzunehmen, noch einmal kurz angeführt. 1. Dies sind [zuvörderst] die Könige des Landes, die die Kinder Israel Inoch vor ihrem Uebergange über den Jordan Kap 3 u. 4] schlugen, und nahmen ihr Land ein jenseit des Jordan, gegen det Sonnen Aufgang, snämlich das ganze Gebiet] von [der Moabiter Grenze] dem Wasser (be1) Atnon [dem Bache Arnou 4. Mos. 21, 11 n. 15 Anm. im Süden] an, bis lnördlich hinauf] an den. Berg Hktmpu [5.Mos.3,9Anm.], und das ganze Gefilde gegen dem Morgen [das ganze Jordanthal auf der Ostseite des Flnsses]. Z. [Zum ersten ist da zu nennen] Sihon, der König der Amor1ter, der zu Hesbon wohneie [residirte], nnd herrschete von Aroer an, die am Ufer liegt des Wassers (bei) Arnon sam nördlichen Rande des Arnon-Thales 5. Mos. 2, 36J- Und [noch etwas weiter südlich herunter von der Stadt] mitten im Wasser svon der im Thal selbst gelegenen Stadt Ar-Moab 4. Mos. 21, 15 Anm. an], und über das halbe Gilead [die Berglandschaft auf der Mittagsseite des Jabok], bis an das Wasser Jabbot [den oberen Lauf des Flusses im Osten 4. Mos. II, 24], der die Grenze ist der [gegen Morgen davon wohnenden, von den Amoritern aus ihrem früheren Gebiet ver-drängten] Kinder Alnmon [4. Mos. 21, 11 Anm.]. s. Und über das Gefilde [Moab] bis sit-Ird- lich hinauf] an das Meer Cinnerolh sden See Genezareth], gegen Morgen, [also über die östliche Hälfte des Jordanthals] nnd ssüdlich hinunter] bis an das Meer im Gefilde, nämlich das Salz- meet gegen Morgen fbis an die Ostseite des todten Meeress des Weges gen Beth-Jesimoth [entlang], und von Mittag [aegen Süden] unten an den Biichen [unterhalb der Abhänge] des Gebirges Pisga [also bis zu dem nordöstlichen Wiisiensaurne am todten Meer herab 4. Mos. 22, 1]. Die Grenzbestirnmung stimmt fast wörtlich mit der in 5. Mos. 3, 16 überein; im Westen bildete die Grenze dieses südlichen Amoriterreiches, das bereits den Stämmen Gad und Rnben zugefallen war, die Jordanniederung von der Nordostseite des Sees Genezareth an bis zu der schon in 4.Mos.21,20 erwähnten Steppe hin. So- nach gehörte die ganze Ostseite des Jordan, nördlich noch über den unteren Jabok bis zu dem eben genannten See hinauf reichend, zu Sihon’s Reiche; sie wurde denn gårchwgenen beiden Stämmen zugesprochen (Kap. l3, 4. Dazu [zu diesem jenseit des Jordan er- oberten Gebiet, kommt zum andern V. 2] die Grenze [der Länder-Umfang] des Königs Og zn Basan, der noch kaltem] von den Riesen übrig war [die früher das Land inne gehabt hatten 5. Mos. Z, 11]- nnd wohnete sresidirteJ zu Astharoth [Kar- naim 1. Mos. 14, 5] nnd Edrei szwei Stunden östlich davon 4. Mos. 21, 30 Anm.], 5. Und herrsehete über den Berg Hermon [im äliordwestenL über Saleha [im OstenL nnd über ganz Basan [dem eigentlichen Mittelpunkt des LandesJ, bis [nördlich] an die Grenze Gesnri nnd Maachati [5. Mos. Z, 14 vgl. Anm. zu 4. Mos. 32- 41]- nnd sfüdlich bis an die Grenze] des halben Gilead kan dem Wasser Jabboks welches die Grenze war Sihon, des Königs zu Hesbon [V. 2]. 6. Mose, der Knecht des HErrn, und die Kinder Israel schlugen sie [wie 4. Mos. 21, 21 ff. erzählt worden] Und Riese, der Knecht des HErrn, gab sie einzunehmen den Rnbenitern, Gaditern, nnd dem halben Stamm Manasse [4.Mos.32,33 ff» Josua aber bestätigte ihnen hernachmals noch vor der allgemeinen Landesvertheilung ihren Besitz Kap. 13, 8—33]. il. n. l7——24. demnächst werden die die s seit des Jordan von Josua überwnndeuen 31 Könige in derjenigen Reihen— folge aufgezählt, in welcher die Kinder Israel wider sie genritten und ihr ilkand an flrh gebraiht haben. 7. Dies sind [ferner V. 1] die Könige des Landes, die Josua snach dem Uebergange über den Jordan] schlng nnd die Kinder Israel, diesseit des Jordan, gegen dem Abend, von Baal Gab [im 38 Josua 12, 8——24. Norden] an, auf der Breite [in der Thalebenej des Berges Libanon, bis an den Berg, der das Land hinauf gen Seit scheidet sbis an den nörd- lichen Bergwall des in Süden gelegenen Azazimeh- landes, von dem aus sich das Edomitergebiet nach Süden hinauszieht Knie. 11, 17], und [also die Könige desjenigen Landes] das Josua snach seiner EroberUUgJ den Sicimmen Israel svermittels des Loosesj einzunehmen gab, einem jeglichen sein Theil [Kap. 14—19]; 8. [Es Umfaßte aber dies Land alles] Was auf den [mitten durch dasselbe sich hindurchziehendenj Gebirgen [Juda, Ephraim und Naphthali], Grun- den [in den beiden Ebenen Sephela und Saron und in der bei Arm, s. Anm. zu Kap. 9,1], Ge- filden [in der Thalniederung des Jordan auf dessen rechter Seite-s, an Bächen [an den westlichen Ab: hängen der Gebirge Juda und Ephraim], in der Wüste [an der Ostseite des Gebirges Juda 4.Mos. 13, 25 Anm.], und gegen Mittag sim Negeb 4. Mos 13, 18 Anm.] war: [das ganze Gebiet, welches] die Hethiten Amoritey Cananiteu höhere- sitet, Hebiter und Jebusiler [inne gehabt hatten]. z il. [Dies sind nun die Könige, die wir bei dieser Abtheilung V. 7 im Sinne haben :] Der König zu Jericho [Kap. 6]- der König zu Ai, die zur Seite an Betbel liegt [Kap. 8], 10. Der König zu Jerusalem, der König zu Hebron, » 11. Der König zu Jarmuth, der-König zu Lachis, 12. Der König zu Eglon [Kav. 10, 1—3]- der König zu Geser [Kap. 10, 33], 13. Der König zu Debir [Kap. 10, 38], der König zu Geder [oder Gedor Kap. 15, 58 auf dem Gebirge Juda, etwa 2 Stunden westlich von der Mitte des Weges zwischen Hebron und Jerusalem, heutzutage DschedurL 14. DerKönig zu Harma soder Herum- früher Zephat genannt, am westlichen Abhange der Hochebene er Rakmattz 272 Stunde südwestlich von Chesil 4. Mos. 14, 45; 21, 3 vgl. die Bemerk zu 4. Mos 13, 1], der König zu Arad svier d. Meilen südlich von Hebron 4. Mos 21, 1], 15. Der König zu Libna [Kap. 10, 29], der König zu Adullam [oder Odollam 1.Mos.38,1·, vielleicht das heutige Deir Dubban, 2 Stunden nördlich von Eleutheropolis, mit vielen in weißem Kalkstein besindlichen Höhlen und gewölbten Grotten in seiner Nähe 1. Sam. 22, 1.; L. Sam. 23, 13], . Its. Der König zu Makeda[Kap»10, 10. 28], der König zu Bethel [Kap. 8, 9. 17], 17. Der König zu Tapuah [in der Niederung Judas Kap. 15, 34., seiner Lage nach unbekannt) der König zu Hepher sin der Nähe von Socho l. Kön. it, 10], 13, 1——·6. 18. Der König zu Aphek snicht weit von Ebenezer bei Piizpe I. Sam. 4, 1], der König zu Lasaron [vermuthlich das heutige Dorf sur-on in der Ebene gleichen Namens, nördlich von Lydda], 19. Der König zu Madou [Kav. 11, 1], der König zu Hazor [an der Nordwestecke des Sees Nierom], 20. Der König zu Simon-Vieren [oder ein- fach ,,Simron« genannt Kap. 11, 1], det König zu Achsaph ssiidlich vom Flusse Leontes], 21. Der König zu Thaenach M, Stunden siidöstlich von Megiddo, 7——8 Stunden nördlich vom Berge Ebal], der König zu Megiddo [dem heutigen Ledschun], 22. Der König zu Kedes sauf dem Gebirge Naphthali, uordwestlich vom Merom-See], der König zu Jakneam am Carmel [auf der linken Seite des Bachs Kison], 23. Der König zu Naphoth-Dor[Kap.11, 2], der König der Heiden lhebt G0jim- einer beson- deren Völkerschaft, die diesen Namen führte I. Mos 14, I] zu GilgaP [s. Anm. zu Kap. 9, 6 Nr. 3], 24. Der König zu Thirza [2 Stunden nörd- lich von Sichem I. Köm 14, 17.; 15, 21. 33.; 16, s. 23 f.-]. Das find ein nnd dreißig Könige. f) Nach anderer Ansicht ist nicht Dschjldschilg etwa 2 Meilen südlich von Antipatris, sondern das ohn- gefähr 1 Stunde uvrdöstlich von der ebengeuannten Stadt gelegene Kilkilia zu verstehen. Wir haben es ebensalls auf Karte III. angegeben als vierte Ortschaft zu den Kuh. 9, 6 Anm. genannten; dvch will es uns wahr- scheinlicher vorkommen, daß in V. 23 weder an die dritte, nvch an die vierte Ortschast zu denken sei, sondern an eine bestimmte, nicht näher zu bezeichnende Gegend, im nördlicheit Canaan, welche hernach der ganzen Landschaft den Namen »Galiläa« gab. Das 13. Kapitel. Unstheilung des Landes wird vorgenommen. l· Ob. 1.—14. Indem so dfe Groherung des iiaudeo in: Großen und Ganzen, soweit sie feine: Gehe nöthig war, vollbracht ist, erhält Josua Befehl non dem rjErrm nun- mehr, da er schon wohl betagt sei, zur Vertheilung unter die zehntehalh Stamme, die noth nein Erbe empfangen haben, zu san-elfen, wegen der nvch nicht erolierteii Landes— gebiete aber, besonders der beiden an der Södltüfie deg iuittelliindischen Meeres und der an der dlordliüstg hu) keine Bedenken zu makhenz die werde Er, der tiefer, zu feiner Zeit den Kindern Israel fchon noeh eingehen zu dehnen, gleichwie ja auch noch im dlorden des Ofiiordatp laudes die zu Gesfur und zn Jnaaihathi noch nirht ver— trieben seien. l. Da nun Josua [nachdem er so den einen Theil seiner Aufgabe beendigt und alles Land ein- genommen hatte Kap. 11, 231 alt war und wohl betaget [so daß er schon an die 100 Jahr zählte], sprach der HErr zu ihm: Du bist alt worden nnd wohl bringet, nnd des Landes ist szzvar auf der einen Seite] noch fast« ksehrj viel ubrig einzu- nehmen; Aufzählung der beslegten Könige. 39 2. Nämlich das ganze Galiläa lGsbistldck Philister« sin der Ebene Sephela an der südlichen Küste des mittelländischen Meeres) und ganz Gessuri [der ganze, von der Völkerschaft der Gessuriter I. Sam. 27, 8 bewohnte Landsirich am Saume des an Egypten grenzenden nordwestlichen Theiles der arabischen Wüste], 3. Vom Sihor sWady elArieohksKartelLj an, der vor Egypten fleußt ldie Südwestsrenze gegen Egypteii hin bildet Kap. 15, 4. 4·-7], bis an die Grenze Ekron sjenseit des Naht Ruhm, 2 Stun- den füdwestlich von Ramlehs gegen Mitternacht, die den Cananitetn zugerechnet wird [sammt den übrigen Philisierstädten auch zu dem von euch zu erobernden Lande der Cananiter gehört, obgleich die Philister nicht von Canaan abstammen 1.Mos. 10, 14], fünf Herren [Fürsten] der Philister lhaben zur Zeit diesen Strich noch inne]: nämlich» der Gasiter sFürst von Gaza, der am meisten sudlich gelegenen Stadt, 1 Stunde vom Meere entfernt] Asdoditet sFürst von Asdod, 5 Meilen weiter nördlich, V, Stunde vom Meere], der Askloniter sFürst von Asklon oder Askalon, ohngefähr in der Mitte zwischen Gaza und Asdod, unmittelbar am Meere gelegen], der Gethitek lFükst VVU Gskh — s. Schluß der Anm. 2], der Ekwniler lFurst von Ekron, der schon vorhin erwähnten nördlichen Grenzstadt], und sunterhalb derselben, nach Mittag hin, wohnen außerdem noch dort] die Aviter seine von den Philistern bei ihrer Einwanderung vor- gefundene und zurückgedrängte Völkerschaft 5. Mos. 2, 23]. «) Das Wörtchen fast hat bei Luther nur selten die neuhochdeutsche Bedeutung ,,beinahe« sAhostels 13, 44.; is, 26.; Röm. 4, 19.; Hebt. 9, 22), vielme r be« zeichnet es bei ihm in der Regel einen hohen Grad = »sehr, überaus, iingemein.« Zunächst bedeutet das Wort ,,fesi,« d. i. eng sich anschließend, dicht an »; das nun ist im strengen Sinnes. v. a. »sehr-«, schwächt stch aber dann in die Bedeutung ,,beinahe«—.« ab. sEbenso im Lateinischeii time, terms, fere.) »Es) Ueber den Ursprung der Philistenund ihre Einwanderung in Canaau bestehen sehr verschiedene An- sichten. Aus 1. Mos 10, 14.; S. M. L, 7.;» Jerem. 47, 4; Amos J, 7 geht aber soviel mit Bestimmtheit hervor, daß sie zu der Zeit, in welcher wir mit unsrer Geschichte stehen, ein Mischvolk bildeten aus »den eigent- lichen Philistern (Philistim d. i. Antömmlin e, Aus- wanderer), die wohl schon lange vor Abra am von Egypten nach Kolchis gezogen und von dort an deii Küstensauin des mittelländischen Meeres zwischen Gaza und Pelustum (s. Karte II.) übersiedelt waren, und aus den, ebenfalls von Kolchis am schwarzen Meere ausge- gangenen, dann aber nach Kreta ansgeivaiiderten iind erst von dort, vermuthlich während des 2l51ahrigen Auf- enthalts der Kinder Jsrael in Egypteiy nach Canaan herübergekommenen Caphthoriinz deshalb stehen auch in Hesee 25, 16 u. Zepb. g, 5 die Kekeiim oder Kkeienjer (Luther: ,,Krieger«) den Philistern als paralleles Glied gegenüber, um ein und dasselbe Volk zu bezeichnen. Von der Zeit der Verschmelzung beider Bblkerschasten in Eine an ging der ursprüngliche patriarchalische Hirtenstaat der Philister, wie wir ihn noch im» Zeitalter der Erzvätek vor uns hatten, über in einen kriegerifchen Staatenbrmd unter fünf Fürsten, deren Hauptstädte uns oben genannt werden. Vier davon bestehen jetzt noch unter den Name« Glanz-eh, Esduch Askulän und Akixz wenn auch zum Theil nur als Dörferz wo aber Gath eigentlich gelegen, scheint schon dem Hieronymus nicht mehr bekannt ge- wesen zu sein, da er es einmal in der Nähe von Asdod, und anderwärts aus dem Wege zwischen Gaza und Eleutheropolis sucht. Aus mehrerlei Umständen in den biblischen Angaben, die wir hier nicht näher erörtern wollen, haben einige Gelehrte geschlossem daß Gath ein und dieselbe Stadt sei mit Eleutheropolis (Kap. 10, 29 Anm.); wir schließen dieser Ansicht einstweilen uns an, bis weitere Forschungen der Reisenden künftig einmal zu genauerer Kenntniß der Ortslage verhelfen werden. 4. Von Mittag [im nördlichen Theil des Landes] an aber ist snoch einzunehmen] das ganze Land der [von Tyrus bis gen Sidon wohnenden] Cananitet [der f. g. Phönicier], und söstlich von Sidon, in einer steilen Felswand des Libanon] Meara der Zidonier [d. i. Höhle der Sidonier, s. Anm. zu V. 6], bis gen Aphek [an der Hauptquelle des Adonis-Flusses — 5. Mos 23, 18 Anm.], bis an die Grenze der Aiuoriterzi 5. Dazu das Land der Gibliter [der Be- wohner von Gebal Hei. 27, 29., bei de» Gkiecheu und Römer« Vor-ins genanuiL und der ganze Libanon, gegen der Sonnen Aufgang kder ganze östlich von dem Gebiete der Gibliter liegende Libanon], von Vaal Gad [oder Vaal Hermonj an, unter dem Berge Hermon [Kap. 11,17], bis man kommt gen Hamath sbis hinauf an das Gebiet der Stadt Hamath oder Epiphania am Orontes in Syrien]; is. sZu überwinden sind dann ferner in diesen nördlichen Gegenden noch] Alle, die auf dem Ge- birge wohnen, vom Libanon an, bis kfüdlich hin- unter] an dir warmen Wasser [an der Kiiste des mittelländischen Meeres, unterhalb der tyrischen Leiter Kap. U, 8 Anm. 2], und [also] alle Sido- niek [oder Phönicien Doch soll diese weitere Uiiterwerfung nicht jetzt schon geschehen] Jch will sie [vielmehr, die noch auszurottenden Cananiter, künftig erst, und zwar nach und nach] vertreiben vor den Kindern Israel [meinem Worte L. Mof 23, 29 f.; 5. M. 7, 22 gemäß; was dagegen du zu unterwerfen hattest, ist für’s Erste genug]. Loose nur drum, sie [die bereits eroberten Gebiete] auszutheilen unter Israel, wie ich dir geboten habe [um auch noch diesen zweiten Theil der dir gestellten Aufgabe Kap. l, 6 zu vollbringen, ehe dein Leben zii Ende geht]. «) Dieser Zusa läßt sich, soweit wir die ethnogra- phischen Verhältni e jener Zeit kennen, nicht näher er· klären. An das ehemals von Anioritern inne gehabte Gebiet des Königs Og von Basan (4. Mos 2l, 11 Anm.) ist natiirlich nicht zu denken, denn das lag jenseit des Jordan; es müsseri aber außer dort und außer der Uni- gegend von Hebron (5. Mos l, 8 Anm.) die Amotiter auch nordwärts von Aphek, etwa in der Gegend nach 40 dem Dschäbel Makmel (4. Mos. 34, 7) zu, gewohnt haben, nur dass» uns eben die genaueren Nachrichten darüber fehlen. — Das »Meara der Zidonier« ist das heutige Dschezzirg ein Schlupswinkel der Drufen. 7. So theile nun dies seuch bereits unter- worfene] Land [Kap. 12, 7——24J zum Erbe unter die neun Ståtnme [Juda, Simeon, Benjamim Dan, Ephraim, Sebulom Jsaschan Asser, Raph- thali], und unter den halben Stamm Manasse 8. Denn die Rubeniter haben mit dem andern halben [Stamm] Manassc ihr Erbtheil schon em- pfangen, das ihnen Mose gab jenseit des Jordan, gegen dem Aufgang söstlich von dem eigentlichen Canaan], wie ihnen dasselbe Mose, der Knecht des HErrm [auf Grund ihrer eigenen Bitte] gegeben hat [4. Mos. Kuh. 32]. b. Von Aroer an, die am Ufer des Wassers (bei) Aktion [am nördlichen Rande des Arnonthals Kap. 12, 12] liegt, Und lnoch etwas weiter süd- lich herunter] von der Stadt mitten im Wasser [von der im Thal felbst gelegenen Stadt Ar-Moab an]- und alle Gegend Medba, bis gen Dibon [4. Pios 21, 30 —- die ganze, dem größten Theile nach baumlofe Hochebene, die sich vom Arnon bis nach Hesbon hinauf erstreckt, die vierte von den in der Anat. zu 4. Mos 21, 30 beschriebenen Land- 10. Und alle Städte Sihon, des Königs der Amoritey der zu Hesbon saß [die ganze Berg- landfchaft auf der Mittagsseite des Jabok Kap. 12, 2], bis fbstlich hinüber] an die Grenze der Kinder Ammon [bei Rabboth Amtnon und Aroär Gads]; 11. Dazu [das nördlichej Gilead [an der rechten Seite des JabokJ und die Grenze an Gessuri und Maachathi [das übrige, nördlich darüber lie- gende Land bis hinauf an das die Grenze bildende Gebiet der zu den aramäischen oder syrischen Völker- schaften gehörigen Gessuriten und Maachathiten 4. Mos. 32, 41 Anm.], und den ganzen Berg Hetmon szwischen Maachathi und Gessuri], und das ganze Basan ksüdöstlich davon] bis gen Salcha [Kap. 12, 5]; 12. [Also zu dem ehemaligen Reiche des Königs Sihon zu Hesbon V. 10] Das ganze Reich [des Königs] Og zu Vasan, der zu Astharoth und Edrei saß, welcher noch ein Uebriger war von den Riesen [Kap. 12, 4]. Mose aber schlug sie und vertrieb sie [4. Mos. 21, 33 fs.]. 13. Die Kinder Jsrael vertrieben aber [da- mals und auch hernach später] die zu Gessur und Maachath nicht; sondern es wobnete beide Gessur und Maachath unter den Kindern Israel, bis auf diesen Tag les kam also dieser nördliche Strich niemals zu dem Ostjordanlande hinzu, gleichwie er auch vorher nicht mit dem zum Königreich des Og von Basan gehört hatte]. Josua IS, 7—33. 14. Aber dem Stamm der Leviten gab [be- stimmtej er [Mose] kein Erbtheilz denn das Opfer fwörtlichx die Feueraugen, d. i. der im Gesetz näher bezeichnete Antheil an den Opfern] des HErrn, des Gottes Israel [sammt den Zehnten und Erst: ringen] ist ihr Erbtheih wie er ihnen geredet hat [4. Mos 18, 8—32]. Gleichwie schon in V. 2—6 die unmittelbare Rede des HErrn durch eine nähere Ausführung dessen, was zu dem noch nicht eroberteu Gebiet im Westjordanlande (V. 1) gehöre, erweitert ist, bis dann in der zweiten Hälfte des 6. Verfes die Rede des HErrn weiter geht; so fügt der heil. Schriftsteller den Worten Gottes in V.7 u.8 eine genauere Darlegung des darin erwähnten Sachverhältnisses in V. 8—14· hinzu und bahnt sich damit den Uebergang zu dem folgenden Abschnitt V. 15 —33. Diese Schreibweise, wo die Rede des HErrn ohne äußere Vermittelung übergeht in Menschen-Rede, ist das gerade umgekehrte Verfahren von dem, das wir mehrmals im 5. Buch Piose zu bemerken Gelegenheit hatten, da die Menschen-Rede ohne weiteres übergeht in Rede des HErrn (5. Mos 11, 14 Anm.), beruht aber ganz auf demselben Grunde. It. v.15—33. me Ekwiitnkung des outside-kunnte» san« darauf, den geschichtlictjen Bericht non der Vertheilung Tarni-Ins mit den: zu beginnen, wag mose in dieser Be— ztehnng schon gethan hat, indem er dies iEand an die drittehalb Stämme überließ; dasselbe wird seinem Umfang: nach noch einmal beschrieben, und werden dabei die haupt- sächliusstru Städt: der Stämme Ratten, Gnd nnd Ost— xilianasse im Einzelnen namhaft gewann. Un: der Stamm Eeni wurde schon damals, der göttlichen Bestimmung ge- mäß, mit ltcinem eigenen Grbtheil bedacht. 15. Also [bei Gelegenheit dieser Vertheilung des Ostjordanlandes an die drittehalb Stämme V. 8 ff.] gab Mose dem Stamm der Kinder Raben leis! ErbeL nach ihren Geschlechtern knach Maß- gabe der Größe und Menge der dazu gehörigen Geschlechter 4. Mos. 26, 54], 16. Daß ihre Grenzen waren von Amt, die am Ufer des Wassers (bei) Arnon f am nördlichen Rande des Arnonthales] liegt, nndlnoch weiter siidlich hinunter] die Stadt mitten im Wasser [die im Thal selbst gelegene Stadt Ar-Moab V. 9 vgl. 4. Mos 21, 15 Anm.], mit allem ebenen Feldesmit der ganzen, von da aus nach Nordost hin sich erstreckenden HochebeneL bis gen Medba [oder Medaba]; 17. Hesbon und alle ihre [die von ihr ab- hängigen] Städte, die im ebenen Felde [in der schon vorhin V. 16 erwähnten Hochebenej liegen; Dibon, Bamoth-Baal, nnd Beth-Baal-Meon, 18. Jahza, Kedemoth Mepbaath 19. Kiriathaim [entweder V, Stunde westlich von Medaba, oder 4 Stunden südwestlich davon. an der Stelle, wo auf unsrer Karte Kirioth ver- zsichnet steht 1» Mel« 14- 5J, Sibma, Zereth- Sahar, kletzteresj auf dem Gebirge [auf einem Berge] im Thal [das an der Ostfeite des todten Meeres ftch südlich hinunter zieht, vielleicht das Nochmaliger Bericht von der Ueberlassung des Ostiordanlandes an die drittehalb Stämme. 41 jetzige Sara, ein wenig südlich von Calirrhois oder La a], 20. Beth-Peor, die Bäche [Abhänge] am Pisga [nach dem Nordostrande des todten Meeres zu], nnd Betlxsesimothz 21. Und alle [fonstigen] Städte auf der Ebene, Und das ganze Reich [den ganzen südlichen Theil des Reichesj Sibon, des Königs der Amoriter der zu Hesbon saß, den Mose schlug [4. Mos 21, 21], sammt den [seit seiner Vesiegung wieder frei gewordenen] Fürsten Midian [Midianiter- FürsteUL Evi, Rekem, Zur, Hur nnd Reba [4. MoL 31, 8], die Gewaltigen [vormaligen Vasallen] des Königs Sthon, die Uchon vor ihm] im Lande tvohneten [mitten unter den Moabitern und nach ihrer Befreiung mit diesen gemeinschaftliche Sache machten wider die Kinder Jsrael it, Mos 22, 4 ff.]. 22. » Dazu saußer diesen fünfMidianiterfürstenj Bileam, den Sohn Brot, den [von ihnen und dem MoabitewKönig Balak zur Verflnchung Jsraels herbeigernsenen] Weissageiy etwürgeten die Kinder· Israel mit dem Schwert, sammt den Erschlagenen [den sonst in jener Schlacht 4. Mos. 31, 3 ff. Ge- fallenen]. 23. Und die Grenze der Kinder Raben [im Norden] war der Jordan fwährend der Haupttheil ihres Stammgebietes ösilich vom todten Meere lag]. Das ist das Erbtheil der Kinder Raben unter ihren Geschlechtcrm [bestehend aus den vorhin ge- nannten] Stådien und [aus mehreren Ortschaften ohne Ringmauern Z. Mos 25, 31 oder] Börse-en. 24. Dem Stamm der Kinder Gad unter ihren Geschlechiekn gab Mose [ebenfalls ein ihrer Menge entsprechendes Gebiet] 25. Daß ihre Grenzen waren lzu ihrem Erb- theil gehörten] Jaeser, nnd alle Städte in [der siidlichen Hälfte des Landes] Gilead, und das halbe [westlich geIegeneJ Land der Kinder Ammon sdas früher diesen gehört hatte, bis es ihnen dann durch die Amoriter entrissen wurde], bis gen Aroer [mit dem Veinamen »Gad,« zum Unterschied von Aroer Raben am Arnon V. 16], welche liegt vor [östlich, oder vielmehr nordöstlich von] Rabba fRabbath Ammon]; 26. Und [alle Städte] von Hesbon bis gen Ratnath-Mizhe [oder Ramoth-Gilead 5.Mof.4,43] und Betonim, und von Mahanaim [am rechten Ufer des Jabok I. Mel« 32- 21 bis an die Grenze Debir fLodabar 2. Sam. 9, 4 f.; 17, 27., östlich von Mahanaim, seiner genaueren Lage nach aber noch unbekanntjz 27. Jm [Jordan-] Thal aber [gehörten dazu] Pay-Hieran: kdas nachmalige Liviash Beth-Nimra, Suchothi [1.Mos.33,17] und Zaphon [d. i. Norden, also jedenfalls nicht weit vom Siidostende des Sees Genezareth gelegen] die übrig war fwelche Städte den übrigen Theil bildeten] von dem Reich Sihon, des Königs zu Hesbon fwährend der andere Theil den Kindern Ruben gegeben wurde V. 2l], daß der Jordan die Grenze war sgegen Westen]; bis an’s Ende des Meeres Cinneroth kreichte Gads Stammgebiet hinauf], diesseit des Jordan gegen dem Aufgang [die Stadt Cinneroth dagegen lag jenseit des Jordan, an der Abendseite des nach ihr benannten Sees Kuh. 19, 35]. «) Alle diejenigen Karten, welche nach Robinsotks Forschungen nnd Ansichten sich richten, verzeichnen das l)icr und l. Mos. 33, 17 erwähnte Suchoth an der Stelle des heutigen säout auf der Wesiseite des Jordan, unterhab Bethseam diese Qrtslage stimmt nun allerdings sehr gut zu der Stelle 1.Kön. 7, 46. Dagegen stimmt sie gar nicht zu unsrer Stelle, wonach Suchoth durch- aus am östlichen Ufer des Jordan gesucht werden muß. Es müssen also, wie es scheint, zwei Ortschasten desselben Namens angenommen werden, wie das auch Ritter, v. Raumer u· A. thun. 28. Das ist das Grbtheil der Kinder Gad in ihren Gcschlechierm [bestehend aus den angeführten] Stadien und [den dazu gehörigen] Dbrfem 29. Dem halben Stamm der Kinder Manns s e nach ihren Geschlechtern gab Mose [gleicherweise sein Erbtheil], 30. Daß ihre Grenzen waren von Mahanaim [den: Grenzort Gad’s V. 26] an, das ganze how- lich darüber liegende] Basan, das ganze Reich Og, des Konigs zu Basan, und alle Flecken Jan, die in Vasan liegen, nämlich sechzig Städte; 31. Und das [unmittelbar an Mahanaim anstoßende, andere V. 25] halbe Gilcgky Asthatoth, Edrei, die [beiden Haupt-J Städte des Kbnigreichs Og zu Basan, gab er den Kindern Manne, des Sohns Manasse, das ist, der seinen] Hälfte der Kinder Machin nach ihren Geschlechtern kwahrend die andere Hälfte, die Nachkommen Machirs Von seinem Sohne Gilead, der ein eigenes Geschlecht begründete 4. Mos 36, 4 Anm., ihr Erbtheil diesseit des Jordan empfangen sollte]. 32. Das ist’s, das Mose ansgeiheilet hat in dem Gefilde Mond, jenseit des Jordan vor Jericho gegen dem Ausgang [4. Mofx 32, 33-—42.; 5.M. Z, 12—17]. 33. Aber dem Stamm Levi gab Mose kein Erbtheilz denn der HEry der Gott Israel, ist ihr Erbtheih wie er ihnen geredet hat [V. 14]. Das 14. Kapitel. Iion Calelfs Ekölheic lll. n.1—15. Jus hie-aus di: reitst-sung d» wen— jotdanlandes an die übrigen zkhntehalb Stämme in der vom hGrrn bereits festgestellten weise (4. Was. M) nor act) gehen soll, macht Guten, der Sohn Sephunne und Vertreter des Gefrhlechtg der tienisiterz den von Muse ihm zugesicherten( Zinsprnch auf die Stadt tjebron nnd deren Gebiet geltend, und empfängt dieselbe auch wirklich vorweg. ohne daß erst eine Entscheidung durch das kam; herbetgrfnhrt wurde, da der List: bereits entschieden hat. 42 Josua 14, 1—15. 15, l—3. l. Dies sdas in dem vorliegenden und den folgenden Kapiteln näher bezeichnete Gebiet] ist aber [dasjenige], das die Kinder Israel [zum Erbe] eingenommen haben im Lande Canaan [diesseit des Jordan], das unter sie ausgetheilet haben der [Hohe-] riester Eleasar, und Josua, der Sohn Nun, und ie obersten Väter unter den Stimmen der Kinder Israel kdie in 4.Mos.34,19 ff. naknhaft gemachte» 10 Häupter von Vaterhäufern der betheiligten 9 V, Stämme: Caleb, des Stammes Juba; Semuel, des Stammes Simeonz Elidad, des Stammes Benjaminz Pakt, des Stammes Dem; HanieL des Stammes Manassez KemueL des Stammes Ephraim; Elizaphan, des Stammes Sebulon; Paltiel, des Stammes Jfascharz Ahihud, des Stammes Asser; Pedaheh des Stammes Nat-walks. - Z. Sie theileten es aber durchs Loos unter sie, wie der HErr durch Mose geboten hatte [4. Prof. W, 52 is; 33, 54.; 34, 13], zu geben den zehnte- halb Stimmen [was einem jeden nach dem Willen des iHErrn zufallen würde]. Z. sSoviel Stämme mußten nämlich noch ihr Erbe erhalten, nicht mehr und nicht weniger. Zunächst nicht mehr.] Denn den zweien sStämmen Ruben und Gab] und dem halben Stamm [Ma- nasse] hatte Mose sgemäß ihrer eigenen Bitte, oder doch in Anerkennung ihrer besonderen Verdienste, bereits] Erbtheil gegeben jenseit des Jordan [4. Mos Kuh. 32]. Den Leviten kandrerfeitsj aber hatte er kein Erbtheil unter ihnen ldsil Kindern Israel] gegeben [zu geben verordnet]. 4. [Gleichwohl waren immer noch zehntehalb Stämme, und nicht blos neuntehalb zu berück- stchtigen.] Denn der Kinder Joseph wurden sper- möge des von Jakob über diesen feinen Sohn I. Mos 48, 5 gefprochenen Segens] zween Stamme, Manafse und Ephraimz darum [eben, damit die Zwölfzahl festgehalten werden möchte] gaben sie den Leviten kein Theil im Lande; sondern slaut der Verordnung 4. Mos 35, 1—8 nur 48] Städte sin jedem Stamme durchschnittlich vier], drinnen zu wohnen, und sdazu gehörige] Vorstcidte, für ihr Vieh und lihre soirstigeJ Habe— sjenes darauf zu weiden und diese daselbst unterzubringen] b. Wie der HErr Mose geboten hatte, so thaten die Kinder Israel [in der Weise, wie im Folgenden berichtet werden foll], und theiieten das Land [wenn auch nicht ohne eine, durch besondere Um- stände herbeigeführte Unterbrechung Kap. 17, 18 Anm., so doch schließlich in vollständiger Durchführung des göttlichen Willens Kap. 18—21]. Das Loosen geschah, wie die Rabbinen ganz richtig vermuthen, in der Weise, daß man zwei Urnen hatte— in der einen die Namen der zehn Stämme, in der an« dern die Zettel mit 10 Landestheilem und daß nun von den oben genannten Stammesfiirsten ein jeder nach der Ordnung, in welcher sein Name aus der ersten Urne her- vorging, in die andere griff und sich einen Landestheil für seinen Stamm herausloostq dieser war aber nur im Allgemeinen nach der örtlichen Lage, nicht zugleich auch nach der Größe seines Umfangs bestimmt, letztere mußte vielmehr durch die mit dem Geschäft der Austheilung betraute Kommission noch besonders festgesetzt werden, je nach der größeren oder kleineren Zahl der Personen, die zu dem betreffenden Stamm gehörten (4.N?os.26,52 ff] is. Da snoch ehe die Verloosung V. 2 ihren Anfang nahm] traten herzu die Kinder« Juda [die- jenigen von dem Stamme Juda, welche zu dem Vaterhaufe der Kenesiter« gehörten] zu Josua zu Gilgal [wohin dieser nach Beendigung des Krieges Kuh. 11, 23 mit dem Heer zurückgekehrt war, vgl. Kap. 10, 43 und wo jetzt die Vertheilung des Landes vor sich gehen sollte], und Ealcb, der Sohn Jephunutz der Kenisiter [das Oberhaupt des eben genannten Vaterhauses], sprach zu ihm: Du weißest swirst dich noch erinnerns was der HErr zu Mose, dem Mann Gottes l5.Mof.33-1], sagte von iueinet- und deinet- wegen in Kades-Barnea sdaß nämlich wir beide allein von dem ganzen damals lebenden Geschlecht der Kinder Israel in das Land Canaan kommen sollten 4. Mos 14, 30]. «) Es tst hier nicht etwa an die zu den Urbewohnern Canaans gehörende Völkerschaft der Kcnisiter (5. Mof. L, 23) zu denken, sondern es sind die Nachkommen des Kenas aus dem Geschlecht des Hezron gemeint, zu denen Caleb gehörte und deren Stammfürst er war (1.Chron.2,5·18.25.42); ebenso hieß dann auch einer von den Nachkomntett Calebs (1. Chron- 4, 15), wie denn iiberhaupt der Name in diesem Geschlechte des Hezron nicht selten war svgl die Bemerli iiber El-Kana zn I. Sam. l,1) 7. Ja) war vierzig Jahr alt, da mich Mose, der Knecht des HEtrty [in Gemeinschaft mit dir und zehn andern Männern] ausfandth das Land zu verknudschaften [4. Mos. 13, 4 ff.], und ich ihm [nach unsrer Rückkehrj wieder sagte nach meinem Gewisseu [wie es um das Land stünde 4. Mos. 13, 31]. 8. Aber meine Brüder, die mit mir hinauf gegangen waren, machten dem Volk das Herz ver- zagt [4. Peos 13, 29 f. 32 ff.]; ich aber sgleichwie auch du] folgte dem HErru, meinem Gott, treulich ifließ mich weder durch den Vorgang der übrigen Kund- chafter, noch durch das Murren und die Drohungen der aufgeregten Volksmenge in der Treue gegen den HErrn und im Vertrauen auf seine Zusagen irre inachen 4. Rief. 14, 6-——10]. 9. Da schwur Mose desselben Tages, und sprach: Das Land, darauf du mit deinen: Fuß getreten hast, soll dein und deiner Kinder Erbtheil sein ewiglich; darum szum Lohne dafür], daß du dem HErrn, meinem Gott, treulich gefolget hast. Zwar findet sich in den Büchern Mose keine un- mittelbare Zusage dieser Art, daß Caleb gerade das Stück Landes haben solle, welches er hier in Anspruch nimmt; wir lesen 4.Mos.14,24 zunächst nur, daß er überhaupt nach Canaan gelangen soll, während dir, andern außer Josua in der Wüste dahinsterben würden. Indessen ist wohl dort tiicht alles bis irss Einzelne hinein berichtet, was damals von dem HErrn und von Mose eredet wurde; dagegen wird Caleb in jener Geschichte me rmals mit besonderem Nachdruck erwähnt, während Josua mehr J in den Hintekgrund tritt (vgl. Z. Mos l, 36), woraus Caleb empfängt das ihm schon durch Mose zugesicherte Gebiet von Hebron 43 stch schließen läßt, daß er hauptsächlich den andern zehn Kundschastern entgegentrat und ihrer Furcht vor den Enakiten seinen Glaubensmuth entgegenstellte Darum wurde ihm auch die besondere Zusage gemachy eben die Gegend zu bekommen, welche die übrigen so uneinnehm- bar dargestcllt hatten, die Gegend von Hebt-on, damit er seine jetzt dargelegte Glaubenszuversicht auch dnrch die That zu bekräftigen Gelegenheit bekomme: wir haben deshalb die Stellen 4. Mos 14,,24 und 5. M. 1, 36 mit Beziehung auf diese Znsage erklärt, was kein Hinein- traåzen eines fremdartigen Gedankens, sondern nur die vo berechtigte Ergänzung einer abgekürzten Rede ist. 10. Und nun stehe, der HErr hat mich [gleich- wie auch dich, Josua] leben lassen, wie er geredet hat swährend nicht nur die übrigen zehn Kund- schafter, sondern auch alle unsere sonstigen Zeit- genossen gestorben sind Sie. 46, 10]. Es sind nun fünf nnd vierzig Jahr, daß der HErr solches [dessen ich vorhin V. 6 u. 9 erwähnte] zu Mose sagte, die Israel sgrößtentheils nämlich 38 Jahre lang] in der Wüste gewandelt hat sbis es dann endlich in das verheißene Land hereingekommen und nach einem« siebenjährigen Eroberungskriege Kap. 11, 18 in den Besitz desselben gelangt ist]. Und nun siehe, icb bin heute fünf und achtzig Jahr alt, 11. Und bin noch heutiges Tages so stark, als ich war des Tages, da mich Mose aussandtez wie meine Kraft war dazumal, also ist sie auch seht, fnoch völlig UUgeschwächtJ zu streiten swenn es sein muß] nnd ans- nnd einzugehen sallerlei Geschäfte der bürgerlichen Nahrung und Hand- thierung zu treiben, wenn auf den Streit nunmehr die Werke des Friedens folgen werden Sie. 46, 11 vgl. 5. Mos 34, 7]. 12. So gieb mir dies Gebirge [die Gebirge: gegend bei Hebron], davon der HErr geredet hat an jenem Tage sdaß sie mein und meiner Kinder Erbtheil sein solle]; denn du hast es gehöret am selben Tage [wie Mose sie mit einem Eid mir zu- gesagt hat]. Denn es wohnen die Gnatitn droben, nnd sind große und feste Städte [es gilt also, um den Besitz dieser Gegend noch ferner zu kämpfen, und wird oon dem, der sie zu seinem Erbe em- pfängt, ein mannhaftes Herz und ein streitbarer Arm erfordert, ich aber will bei der Kraft, die mir bis in mein hohes Alter so gnädig erhalten worden ist, solcher Aufgabe mich nicht entziehen]; ob der HErr mit mir sein wollte, daß ich sie [die Enakiten] vettriebe, [und ich zweifele keinen Augen: blick, das; mir das auch gelingen wird] wie der HErr [in] geredet hat [er wolle alle Cananiter, selbst die Riesen unter ihnen, in unsre Gewalt geben s. Mos. 7, 16]. 13. Da [von der Rechtmäßigkeit der Forderung Caleb’s sofort überzeugt und seinen Glaubensmuth anerkennend] segnete thn Josua [indem er ihm des HErrn Beistand zu dem schweren Werke, das er auf sich nehmen wollte, anwünschteL nnd gab also Hebron snnd die dazu. gehörigen Städte, namentlich Debir Kap. 11, 21; 15, M] Caleb, dem Sohn Jephnnny zum Erbtheit 14. Daher [in Folge dieser, der eigentlichen Verloosung vorausgehenden Verhandlung] ward Hebron Caleb’s, des Sohns Its-bannt, des Kent- siters, Erbtheih bis auf diesen Tag, darum szum Lohne dafür] daß er dem Hatten, dem Gott Israel, treulich gefolget hatte. 15. Aber Hebron ssieben Jahr früher erbauet als Zoar in Egypten 4. Mos. 13. 23 und ihren Anfängen nach schon zu Abrahams Zeiten vor- handen l. Mos. 13, 18; 23, 2 ff] hieß vorzeiteu Kirtath-Arba sStadt des Arba], der ein großer [der gewaltigsie und berühmteste] Mann war unter den Enatinn Und das Land swie bereits Kap. 11, 23 bemerkt worden] hatte aufgehöret mit kriegen. Wenn also gleich Caleb mit der Besitzcrgreisung seines Erbtheils die Aufgabe auf sich nahm, die dort nur erst vorläufig ausgerotteten Enakim noch riinds licher zu vertilgen, so war das doch keine vor chnelle Ueberlassung des bezeichneten Gebiets an ihn, sondern die Zeit zur Austheilung des Landes unter die Kinder Israel wirklich herbeigekommen Das II. Kapitel. grenzt; und Städte« des stantmes Juno. IV· d. 1—63. Indem eH jetzt toirlitich zur linetoofnag des Landes unter die Zehntehalb Stämme kommt, em- pfängt der Stamm Snda durch Gottes Fügnng fein Erb- lheil in der nämlichen Gegend, in welcher bereits dem Ctaleb das feine znerltannt worden, fo daß dieser nun mitten unter seinen Stammgenossen wohnt. Es liegt aber Judas Erbe im füdlichsten Theil Canaauz und werden znnächst dessen Grenzen nach den vier Himmel-gegend»- besrhrieben w. 1——12); darnach wird von Ealeb schon jetzt berichtet, wie ee übe: 10 Sah: später dato) Uertreibung der Enaliinc das Gebiet von tjebron in Zefitz genommen habe W. l3—19), fchließlich folgt ein dlatnensverzeikhnih der in den oeefchtedeaen Theilen des ganzen Stamm— gebietet; belegenen Städte w. 20——63). I. · Das Loos des Stammes der Kinder Juda unter ihren Geschlechtern war die Grenze Edom [siel so, daß es m Südosten bis an das Gebiet von Edom reichte und die Grenze sich dann weiter hinzogJ an der Wnste Zin, die gegen Mittag stößet se. Mosz 13, 1 Anm.], an der Ecke der Mittags- lander [tm äußersten Süden des Landes]; Z. Daß ihre [der Kinder Juda] Mittags- grenzen waren von der Ecke an dem Salzmeer [von»dem Ende des todten Meeres, s. Karte ll.], W 1st, von der Zunge, die gegen mittagwarts gehet svon der m einen Salzsumpf auslausenden Südspitze], Z. · Und kommt hinaus von dannen hinauf zu Atrabbtm [4. Mos 34, 5 Anna] nnd gehet durch Ziel« [den heutigen Wady MurrehL und gehet aber lWsttetJ hinauf von mittagwrirts gegen Kades- Barnea sam westlichen Ende der Wüste Zinj nnd gehet durch bezw-i, und gehet hinauf gen Ade: 44 Josua 15, 4—19. sdas unmittelbar bei Hezron liegt], und lenlet sich [in nordwefilicher Richtung] um Karkaa [seiuer Lage nach völlig unbekannt]; 4. Und gehet durch Azmon, nnd kommt hin- aus an den Bach Egvptens kden Wady e! Akischs das; das Ende der Grenze das sgroße oder mittel- ländischeJ Meer wird. Das sei eure Grenze gegen Mittag shatte ja der HErr schon 4. Mos. 34, 3——5 gesagtl Z. Aber die Morgengrenze ist von dem Salz- meet sim Süden] an, bis an des Jordans Ende [bis dahin, wo der Jordan in dasselbe mündet, also das todte Meer seiner ganzen Länge nach] Die Grenze gegen Mitternacht ist von der Zunge des Meeres, die am Ort des Jordan ist svon der Nordspitze des todten Meeres, der Jordan-Mün- dung an]; s. Und gebet herauf gen Bethdzagla W« Stun- den nordwestlich von der Jordan-Mündung, das jetzige Akt! Hsdschlahh und zencht sich von mittei- nachtlvärts gen Beth-Araba [nach der Nordseite von Beth-Araba, IX, St. südwestlich von Beth-Hagla], und kommt heraus zum Stein Boden, des Sohns Rttben seiner nicht näher bekannten Oertlichkeit an dem längs der Westseite des Gesildes Jericho stch hinziehenden Bergabhange]; 7. Und gehet hinauf gen Debirf vom Thal Akhor [Kap. 7, 24. 26 her], nnd von dem Mitter- nachtsorh der gegen Gilgal siehet kund richtete sich mitternachtwärts gegen Gilgal oder Geliloth Kap.18,17; Richn Z, 19]- welche [Ort- schaftJ liegt gegenüber zu Adnmim" hinaus [gegen- über dem Aufstiege Adumim], die von mittagwarts am Wasser ssüdlich vom BacheJ liegt svermuthlich in der Gegend der jetzigen Burgruine ed Derm nördlich von der Straße von Jerusalem nach Jericho]. Darnach gehet sie zu dem Wasser En- Semes [d. i. Sonnenquelle, heutzutage Apostel- brunnen, V, Stunden nordöstlich von JerusalemL und kommt hinaus zum Brunnen Regel [an der Süd: ostseite von Jerusalem, s. den Carton zu Karte 11l.]. «) Dies Debir ist nicht zu verwechseln mit dem V. 15 Inannten Ort gleichen Namens, sondern im heutigen adh Dabei— zu suchen, siidwestlich von Beth-Hagla tm Gebirge. ») Adumim, heutzutage »das rothe Feld« genannt, wo noch jetzt ein großes viereckiges, aber wüste liegendes Gebäude stch befindet, das vormals zum Schutz der Reisenden wider die in der Umgegend hausenden Räuber diente, soll die Stätte sein, wo der Samartter Barm- herzigkeit libte (Luk. 10,30). Das Erdreich ist dort roth, daher der Name: ,,rothes Feld.« 8. Darnach gehet sie herauf zum Thal [Beu Himxom d.i.] des Sohns Hinnom, an der Seite her des Jebnfiters, der von rnittagwcirts wohnet san der Mittagsseite der Stadt der Jebusiter entlangL das ist Jerusalem; und kommt heraus aus die Spige [zum Gipfel] des Berges, der vor dem ThalHinnomi liegt von abendwarts [nach Westen hin]- welcher stdßet an die Ecke des Thais Raphaim, gegen Mitternacht zu [am nördlichen Ende der Ebene Raphaim sich befindet] Die hier und 2. Stint. 5, 18.; 23, 13.; Jef. 17, 5 erwähnte Ebene (Luther: Thal, Grund) Rephaim führte ihren Namen wahrscheinlich von jenem riesigen Volksstamm der Rephaim, von dem schon zu Mosis Zeiten nur noch einige Geschlechter existirten (5. Rief. 2, 23 Anm.), aber auch noch in Davids Geschichte ihrer etliche namhaft gemacht werden (2.Sam.21, l5 sf·). Nur durch einen unbedeutenden Felsriicken vom Rande des Thales Ben Hinnom geschieden, zog sie sich J, Stunde breit und lStunde lang fiidwestlich von Jerusalem hinunter bis Max— Elias tohngefähr in der Mitte des Wegs ztvischen Jerusalem und Bethleheny und wurde im Norden von einem Bergriickeu begrenzt, der an die linke Seite der von Jerusalem nach Joppe fiihrenden Straße stößt; dieser Bergriicken ist hier. ohne Zweifel gemeint. Etwa M« Stunden nordwestlich davon, zur rcchten Seite der Joppe-Straße, befindet sich das heutige Dorf Liftah mit einer reichlichen Quelle, die einen Strich bliihender Gärten bewiissern dies ist der im folgenden Verse ewähnte Wasserbrunuen Nephthoah ——— »Die hier und in den folgenden Kapiteln so häufig vorkom- menden dunklen Veschreibungen und unbekannten Namen der Städte und Personen s— bemerkt Starke ganz richiig zu unserm Abschnitt sind, wie überhaupt in der heil. Schrift, also auch allhier insonderheit nicht so obenhin vorbeizugehen, noch weniger gänzlich hintenan zu sehen, unter dem Vorwande, als ob es bloße Namen, und weiter nichts dahinter sei; sondern man hat sich viel« mehr zu bemühen, dieselben sonderlich durch Vergleichung anderer Stellen der heil. Schrift, auch wohl anderer Schriftstelley in mehrere Deutlichkeit zu setzen und daraus zu einer vollständigeren und gewissercn Erkenntniß der heil. Geschichte und wiederum oftermal zu näherer Ein- sicht der Propheten zu gelangen, sintemal alles, was in Gottes Wort befindlich, unstreitig uützlich, und also auch deren Untersuchung nicht unfruchtbar ist. Chrhsostomus schreibt davon schon: Viel Mechanici (Künstler), wenn sie ganze Blätter von Zahlen oder Namen in der heil. Schrift antreffen, überschlagen solche und richten hin- gegen ihre Augen mit der größten Emsigkeit aus solche Stellen, darin etwa die herrlichen heiligen Gebäude he- schrieben werden, uuter dem Vorgehen, daß jenes ohne Nutzeu wäre; und schämt man sich also nicht zu sagen, daß das nicht zu wissen nöthig sei, was doch Gott selbst redet. Emsige Bergleute gehen auch diejenigen Berge, die am ödesten und unsruchtbarsten scheinen, nicht vorbei, sondern dringen vielmehr hinein und suchen die darin befindlichen Gold- und Silberadern auf: wie sollte man denn einen Ort der heil. Schrift, die durchgehends den reichsten Schatz himmlischer Wahrheiten enthält, wenn sie gleich versteckt sind, überhiu gehen?« 9. Darnach kommt sie von desselben Berges Spttze zu dem Wasserbrunn Nephthoa [Ltfta], und kommt heraus zu den Stadien des [westlich vom Terebintheuthal gelegenen] Gebirges Edition, und neiget sich snordwestlich hinüber] gen Baala, das ist KiriallPJeatim [das heutige Kureyet el Knab, 3 Stunden nordwestlich von Jerusalem]; 10. Und lenket sich snachdem sie von Jeru- salem an nordwestlich gegangen V. 8 u. 9] herum von Baala gegen Abend zum Gebirge Seit keinem südwestlich davon gelegenen, aus schroffen Fels: spitzen zusammeugesetzten Bergrückenjh tmd gehet Der Stamm Juba erhält sein Erbtheil im Süden Canaans 45 an der Seite her des Gebirges Jearim, von mitter- nachtwärls [gehet hinaus zur nördlichen Seite von Har-Jeariin], das ist Chefsalon [am Südabhange des eben erwähnten, von dem idiimäischen Seir l. Mos 32, 3 vgl. 4.Mos.20,17 Anat. wohl zu unterscheidenderi Gebirges-f, und kommt [südwestlich] herab gen Beth-Scmes [4 Stun- den nördlich von Eleutheropoliss und gehet durch Thitnna [oder Thimnath, 3X4 Stunden westlich von Beth-Semes]; U. Und bricht heraus an der Seite Elron [Kap. 13,3] her, gegen mitternachtnicirts sin nord- westlicher Richtung aufsteigetid], und zeucht sich [wesilich] gen Sichron seine sonst nicht weiter er- wähnte Ortschaft], und gehet über den Berg Baala [eine Hügelreihe zwischen Ekron und Jabne], und kommt heraus gen Jabneel koder Jabne 2. Chron 26, S» später Jamnia genannt l. Matt. 4, 15 im Gebiet der Philister], daß ihr Lehtes ist das [mittelländische] Meer. 12. Die Grenze aber gegen Abend ist das seben genannte Mittelländische oder] große Meer sin seinem südlichen Theile] Das ist dir Grenze der Kinder Juda umher [nach allen vier Seiten, nach Mittag, Morgen, Hjiitternacht nnd Abend] in ihren Geschlechteru » Die Nordgrenze (V. 5-11) kommt ihrer ersten, der östlichen Hälfte nach (V. 5—-9) später, aber in umgekehrter Richtung von Westen nach Osten, noch ein- mal vor als Südgrenze des Stammes Benjamin (Kap. 18,15—19); auf der westlichen Hälfte dagegen sielen die Städte Zarea, Beth-Semes, Thimna, Esthaol und Irorzskernachmals dem Stamme Dan zu (Kap. 19, 13. Caleb aber, der Sohn Jephunnn ward [wie in Kap. 14, 6—15 ausführlicher erzählt wor- den istJ fein Theil [noch vor Beginn der Ver- loosungl gegeben [und zwar durch göttliche Fiigitng eine Ortschafr die] unter den Kindern Juda [seinen Stammesgenossem gelegen war; sie ward ihm ge- geben], nachdem der HErr Josua befahl sentsprechend der früheren Verordnung des HErrtu die Josua mit angehört hatte und deren er sich jetzt sehr wohl eritinerte], nämlich die Kirialh [die Stadt des] Arba, des Vaters Euak Ides Stammvaters des Enakitengeschlechts], das ist sHebron. 14. Und Ealeb vertrieb shernachmals Richn l, 10 ff] von dannen [mit Hülfe der zu seinem Geschlecht gehörigen Männer von Juda] die drei Söhne Enak sdie drei Geschlechter der Enakitetn die nach dem Kriegszuge Josua’s, von dem sie schon einmal vertrieben worden waren Kuh. 11, 21 f., sich in ihrem früheren Gebiet wieder festgesetzt hatten]: Sesai, Abiman und Thalmai. geboren von Enak [alle drei benannt nach den Söhnen Enak’s, des Sohnes Arba]; 15. Und snachdem er die Enakiteti in Hebron ausgerotteq zog [er] von dannen hinauf zu den Einwohnern Debir [einer ohngefähr 5 Stunden südwestlich von Hebron gelegenen Stadt Kap. 10, 39 Blum» die ebenfalls zu seinem Erbe gehören sollte]. Debir aber hieß vorzeiten Kiriath-Sepher [d. i. Buch: oder Bücher-Stadt] Sie wurde auch Kiriath-Sanna, d. i. Stadt der Palmenziveige genannt V. 49, und war, weil hoch und frei auf einer Kuppe des Gebirges gelegen und rings von heroorstehenden Kalksteinfelsen umgeben, sehr schwer zu erobern. - 16. Und Caleb sum seine Leute zu einem tapferen und muthigen Angrisf anzufeuern, setzte auf die Eroberung der Stadt einen hohen Preis, vgl. l. Sam. 17, 25.; 1. Chron. 12, 6., und] sprach: Wer Kiriath-Sepher schlägt und gewinnen dem will ich meine Tochter Achsa [1. Chron 2, 491 zum Weibe geben. 17. Da gewann sie Athniel, der Sohn Kenas, des [jüngsten] Bruders Calebz und er gab ihm sseinem Versprechen gemäß] seine Tochter Achsa zum Weibe. , Dieser Athniel war hernach der erste Richter (Richt. 3,9); nach Luther? Auffassung der hier und in Richt.1,13 vorkommenden hebräischen Worte wäre er Caleb’s Nesse gewesen, andere Ausleger aber fassen die Worte so: ,,Athniel, der Sohn Kennst, jüngerer) Bruder des Caleb,« und allerdings war die Ehe mit des Bruders Tochter im Gesetz nicht Verboten (3.Mos.18,7—18). Auch die jiidischen Ausleger theilen diese andere Auffassung. 18. Und es begab sich, da sie [von Hebrom wo sie während der Belagerung Debirs sich auf- gehalten hatte, herbeigeholt, in Athnieks Haus] einzog [am sein Weib zu toerden], ward ihr ge- rathen [nach anderer Uebersetzung: trieb sie ihn an, nämlich ihren GemahlL einen Acker zu for- dern von ihrem Vater [als weitere Ausstattung für den neuen Hausstand, da die Gegend von Debir wegen Mangels an Wasser fast lauter un: fruchtbares Land enthielt]; und sie fiel vorn Esel sübernahm es hernach selber, diese Forderung vor ihren Vater zu bringen, da Athniel sich nicht dazu verstehen mochte, indem sie, reitend auf einem Esel, zu Caleb sich begab und bei der Ankunft in dessen Nähe eiligst vom Reitthiere sprang, um auf besondere Weise ihm ihre Ehrfurcht zu bezeigen 1. Mos 24, 64]. Da sprach Caleb zu ihr [der aus solcher Begegnung wohl verstund, das; sie eine Bitte an ihn auf dem Herzen habe]: Was ist dir [was begehrst du noch von mir]? 19. Sie sprach: Gieb mir einen Segen knoch eine fernere Gabe deiner Huld gegen mich l. Mos. 33, 11]; denn dn hast tnir szn meiner Aussteued ein Mittagsland gegeben fdas trocken und dürre ist und zum Lebensunterhalt für sich allein nicht aus- reicht] gieb mir [also] Wasserquellen snoch wasser- reiches und anbaufähiges Land hinzu, damit ich mit meinem Hause nicht Mangel leiden müsse] Da gab er sauf ihre Bitte eingehend] ihr Quellen oben nnd unten seinen Landstrich in der Umgegend 46 Josua 15, 20—-57. von Debir, der mit höher und niedriger gelegenen Quellen hinlänglich verforgt war]. Das heutige Dorf Dhoberjyeln das wir mit Knobel für die Stelle, wo Debir einst gestanden, halten, ist ge- mäß feiner, am Schluß des 15. Verses näher befchrie- benenLage in großer Entfernung von jeder Richtung aus stchiban bietet aber mit feinen herausstehenden Kalk- sieinfelfen einen rauhen und traurigen Anblick dar; es ermangelt, abgesehen von einigen Oelgärten dicht am Orte, des Baumwuchses und der Getreidefelden wenn gleich es trefsliches Weideland ist. Dieser Anblick mag die von hehren, also aus einer ganz andern Gegend kom- mende Acbsa zu ihrem Begehren veranlaßt haben; welche Quellen aber der Vater ihr gab, läßt stch nicht näher bezeichnen, da in der Nähe von Dhoberiyeh bis jetzt noch keine solchen entdeckt sind, nur in den Gründen der en en Thäler giebt es Getreidefelden — Uebrigens wird unsere Geschichte noch einmal in Nicht. l, 10—15 fast mit den nämlichen Worten erzählt, und sie steht dort an der richtigeren Stelle. W. Dies sdas in B. 1—13 näher befchriebene Gebiet sammt dem, was durch die Eroberung Calebv V. 14—19 hinzukamj ist das Grbtheil des Stammes der Kinder Juda unter [oder nachj ihren Gesehlechtern 21. Und die Städte des Stammes der Kinder Juba, von einer Ecke zu der andern [oder viel: mehr an dem äußersten Ende) an der Grenze der Edomiter gegen Mittag, waren diese: Kapzeel [2. Sam. 23, 20.; Nehem 11, 25 seiner Lage nach unbekannt], Eber, Jagur [beide nur hier genannt und ebenfalls noch nicht aufgefunden], 22. Kinn [nicht näher zu bestimmen], Dimona [wohl einerlei mit dem Nehem. 11, 25 erwähnten Dibon, nordöstlich von Arad], Ad-Ada [gänzlich unbekannt) 23. Kedes [oder Kadesäsarnea im äußersten Süden) Hazor s= Hezroty ebenfalls an der Süd: grenze V. Z) Jthnan [nicht näher zu bestimmen], 24. Siph svielleicht zwifchen Arad und Mo- lada gelegen, nicht zu verwechseln mit einem andern Siph V. 55], Telent [vermuthlich einerlei mit« Thelaim J. Sam. 15, 4., doch nicht genauer zu bezeichnen, als daß es im südöstlichen Theile des Stammgebiets ltlgJ- Vcstldld [Vealath-Beer oder Ramath des Südens Kap. 19, 8.; l· Sam. so, 27., auch einfach Baal genannt l. Chron.4,33., auf unsrer Karte nach einer Vermuthung Knobels angegeben — nicht zu verwechseln mit dem Kap. 19, 44.; I. Kön. 9, 18 er- wähnten Baalath oder Baelath, das mit dem V. 11 genannten Vaala einerlei ist) 25. Hazor-Hadata [Neu-Hazor], Kiriothk Hexen, das lst Hazor [beide Ortfchaften nahe be: einander, nordöstlich von Arad], 26. Amam [unbekannt], Sema [oder Seba Kuh. 19, 2 zwifchen Molada und Bersaba], Mo- lada [8——9 Stunden südlich von Hebron) 27. Hazar-Gadda, Hesmon Betst-Petri [alle drei nicht zu ermitteln], 28. HtIznt-Snnl [d. i. Fuchshoh auch nicht näher bekannt) Beet-Seba [1« Mel. 2l- 14 ff.; 22, 19.; 26, 23.; 29, 10.; 46, l. 5 — etwa 5 Meilen südwestlich von Hebron, der südlichste Ort Palästincks Richt. 20, 1.; 2. Sam. 17, II u. s. w.], BisjvtlxJa [unbestimmbar) 29. Baeln sBala Kap. 19, 3 oder Bilha I. Chron. 4, 49., einige Stunden südwestlich von Gaza, dicht an der Meeresküste], Jjint [nicht zu verwechfeln mit der Reisestation der Kinder Jsrael 4. Mos. 21, 11], Azem sgleich dem vorigen Ort nicht nachweisbar], 30. EkTholad [oder bloß Tholad I. Chron. 4, 29., noch nicht aufgefunden) Chefil [auch Bethul Kuh. 19, 4 oder Bethuel I. Chron.-z, 30 genannt, bin, Stunde südlich von Bersaba], Hntma [Horma, 272 Stunde südwestlich von Chesil oder Elusa 4. Mos 13, 1 Anm.], 31. Ziklag [einige Stunden östlich von Horma, von Andern IX, Stunde südlich von Eglon im heutigen Tell, d. i. Hügel e1 Hasy vermuthet], Madmanna [oder Veth-Marcaboth, d. i. Wagen: hausen Kap. 19, 5.; I. Chron. 4, 31], Sansanua [oder HazavSussa d. i. Roßhof, beide Orte ver- muthlich südwärts von Gaza], 32. Lebaoth [oder Beth-Lebaoth Kap. I9, 6 auch Beth-Birei genannt I. Chron. 4, 31., noch unentdeckt) Silhim [oder Saruhem, auch Saaraim genannt Kap. II, 6.; I. Chron. 4, 3I., etwa in der Mitte zwischen Gaza und BersabaL Atti, Ritnon [beides bald als zwei Orte aufgeführt Katz. II, 7., bald als einer behandelt Nehem. II, 29., dicht bei einander liegend, 3 Stunden nördlich von Ber- saba]. Das sind neun und zwanzig [oder vielmehr sechs und dreißig, vgl. Anm. zu 4.Mos. 3, 391 Städte nnd ihre Dörfer [im Südlande oder Negeb 4. Mos. IS, 21 Anm.]. 33. Jn den Gründen [in der an die Ebene Sephela Kap. 12, 8 Anm. grenzenden, den Ueber- gang zum Gebirge vermittelnden Hügellandschastj aber war Esthnol [3 Stunden nördlich von Gath oder Eleutheropolis], Zarea [Richt. IS, 2.; I6, 31 nordösilich von Esthaol], Asna [verfchieden von der V. 43 genannten Stadt, doch eben so wie diese unbestimmbar) 34. Sanonh [eine kleine Strecke südöstlich von Zarea], En-Gannim lgleich der folgenden Ortschaft noch nicht aufgefunden) Thapnnlh Enatn [oder Enaim I. Mos. 38, I4 auf dem Wege zwischen Adullam V. 35 und Thimna V. 57J, 35. Jarmuth [Kap.10,3.; 12, 11], Adullam [Kap. 12, 15], Socho ssüdlich von Jarmuth) Aseta söstlich von Jarmuth Kap. 10, 10], Its. Saataim [1. Sam. 17, 52 ebenfalls er- wähnt: »auf dem Wege nach Saaraim — Luther: ,, zu den Thorax« — bis gen Gath und bis gen Ekron«, also westlich von Socho und Aseka, das heutige Zakarija], Adithaim [unbekannt) Gedera, GederothaimX Das sind swenn man die Namen der Städte im Stammgebiete Juda. 47 beiden letztgenannten als Eine Ortschaft nimmt] vierzehn Städte und ihre Dörfet «) Beide Namen bezeichnen wohl ein und dieselbe Stadt, die einerlei mit dem 2, Chron.28, 18 erwähnten Gederoth zu sein scheint und Von dem andern «Gederoth« in V. 41 unsers Kapitels unterschieden werden sollte ——— sie la 4 Stunden südlich von Lvdda auf dem Wege nach Fleuthervpolis, in der Gegend von Thimnath und Saarainn 37. [Jn der eigentlichen Ebene zwischen der obigen Hügelregion V. 33 und der Meeresküste der Philister :] Zenan [oder Zaenen Micha 1, ll., etwas nördlich von EleutheropolisL Hadasa snach den Rabbinen der kleinste Ort im Stamme Juda mit nur 50 Häuserm seiner Lage nach unbekannt] MigdakGad sin der Nähe von Zenan], 38. Dilean [unbekannt], Mizpe [d. i. Warte],’« Jakthiel [wohl nördlich von Mizpe], it) Nicht zu verwechseln mit dem im Stamm Ben- jamin vorkommenden Ort gleiches Namens Kap. 18, 26., sondern auf dem, im Mittelalter durch die Burg Alba specula oder Blanche garde so berühmten Hügel nord- westlich von Eleutheropolis zu suchen. 39. Lachis sdas jetzige Um Lakis Kap. 10, 3J, Bazetath svielleicht an der Stelle von pag-sehn, südlich von Lachis], Eglvn sdas jetzige Adschlan Kap. 10, 3], 40. Chabon [2 72 Stunde östlich von Eglon], Lahmam [in derselben Gegend-J, Cithlis setwas weiter südlich], 41. Gederoth [unbetannt], Beih-Dagon,·· Naema sebenfalls unbekannt] Makeda [Kap.10,10]. Das sind sechszehn Städte, und ihre Dörfen «) Nicht zu verwechseln mit einem andern Ort dieses Namens an der Grenze des Stammes Asser Kav.19,27., doch nicht näher zu bestimmen, da Bett Dedschan aus dem Wege zwischett Lydda und Joppe, an dessen Stelle die Karten gewöhnlich den Namen Beth Dagon hin- setzen, weit über die Nordgrenze des Stammes Juda hinausreicht 42. [Jn der südlichen Hälfte jener Hügel: gegend V. 33 waren] Libna [Kap. 10, 29], Ether [wohl östlich von Gaza zu suchen], Asan [in der nämlichen Gegend], 43. Jephlhaly Asua [vgl. zu V. 33], Nezib [alle drei nicht näher zu bestimmen] 44. Keglla swesilich oder südwestlich vorn Ge- birge Hebron],’ Achsih [oder Chesib 1. Mos 38, 5 einige Stunden nordwestlich von Rimmon V. 32], Maresa ssüdwestlich von Eleutheropolis]. Das sind neun Städte nnd ihre Dörfer. V) Seine Lage ist nicht näher zu bestimmen-—wenn es auf den Karten meist an der Stelle der heutigen Ruine Kjla zwischen Eleutheropvlis und Hebron ver- zeichnet wird, so stimmt das nicht mit unsrer Stelle und mit I. Sam. 23, 5 (vgl. 22, 55), wonach David vom Walde Hareth nach Kegila hinabsteigt. 45. [Jn der Sephela oder dem philistäischen Küstenstrich selbst lagen :] Ekron [Kap. 13, Z] mit ihren Töchtern kzugehörigen Stadien] und Dörfern [oder Meiereien]. 46. sAußerdem die nicht einzeln bei Namen aufzuführenden Städte südlich der Linie] Von Ekron und atrs Meer, [also] alles, was an Asdod langeh und ihre [die zu diesen Städten gehörigen] Dörfer, 47. lFeruerj Asdod mit ihren Töchtern [Unter- städtenj nnd Ddrfern, Gasa [Kap. 13, Z] mit ihren Töchtern und Dörfern bis ssüdlich hinunter] an das Wasser Egyptens [den Wady el Aus-seh, Karte Il.]. Und das große Meer ist seine Grenze. Dem Stamme Juda sollte demnach das ganze Gebiet der Philister gehören, doch ist es bis zur babylouischen Gefangenschaft nie vollständi und für immer in den Besitz desselben gekommen. gl. Nicht. 1, 18. 48. Auf dem Gebirg-e [Juda] aber kund zwar zunächst im südlichen Theile des Gebirges] war Samir [die Lage noch nicht genau ermittelt], Jatlir sjetzt Attir], Socho [2 Stunden nördlich von Jattir], 49. Datum [vielleicht das heutige Zanuta zwifchev Jcittir und SochoL Kiriath-Sauna, das ist Debir [Kap. 10, 38], 50. Anab snordöstlich von Socho], Esthemo söstlich von Socho], Anim [vielleicht das setzige Dorf el Ghuweim nordöstlich von Jattir], 51. Gosen [eine nicht näher zu bestimmende Stadt in dem Landstrich gleiches Namens Kalt. 10, 41-; U, 16J, Orten, Gilo [beide ebenfalls noch unbekannt, vermuthlich in demselben Land- strich]. Das sind elf Städte nnd ihre Dörfet 52. sDarnach weiter nördlich, im mittleren Theile des Gebirges :] Arab [unbekannt], Drum! sjetzt Daumen ein zerstörtes Dorf südwestlich von Hebron], Esean swohl einerlei mit Cor-Asan 1.Sam.30, 30., nordwestlich von Duma], 53. Janntu [unbekanntj, Beth-Tapnah [2 Stun- den westlich von Hebron], Apheka [noch nicht auf- gefunden], 54. Humta sauch noch unbekannt], Bitte-th- Arba, das ist Hebron, Zior [noch nicht ermittelt, doch in der Nähe von Hebron zu suchen] Das sind neun Städte und ihre Dörfeu 55. [Ferner an der Ostseite des Gebirges, nach der Wüste zu:] Maon snordöstlich von Esthemo V. 50], Carmel lnordwestlich von Maon], Siph [bei der davon benannten Wüste I. Sam.23, 14ff.; 26 f., 114 Stunden südöstlich von Hebron], Juta [21z, Stunden südlich von Hebron], 56. Jcsreel [verschieden von dem gleichnamigen Ort in der Ebene Esdrelom Kap. 19, 18., aber noch unbekannth Jakdeauy Sanoah kbeide ebenfalls noch unermittelt, letzteres ist nicht zu verwechseln , mit dem V. 34 erwähnten Sanoah], 57. Kain [oder Hakkaim südösilich von Hebron], Gibea [unbesiimmbar], Thimna sebenfalls noch nicht aufgefunden, nicht zu verwechseln mit dem V. 10 u. Kap. 19, 43 genannten Ort, doch einerlei mit 48 Josua 15, 58-63. IS, l-——10. dem Thimnath in l. Mos 38, 12]. Das sind zehn Städte nnd ihre Dörfen 58. sDemnächsi auf dem nördlicheu Theil des Gebirges und an dessen Ostseite:] Halhul IV» Stunden nördlich von Hebron], Weils-Zur suppo- Wsstllch VVU H0Ih11ll, Grdot [2 Stunden nord- wesilich von Bethzur], 59. Maatath [noch nicht aufgefunden], Beth- Anoth söstlicli von Halhul, und zwar unmitelbar dabeis Elthekon [unbekannt]. Das sind sechs Städte nnd ihre Dieser. Zwischen hier und dem folgenden Abschnitt fehlen alle die Ortschaften, die weiter nördlich von Halhul bis hinauf nach Jerusalem liegen; in der Septuaginta aber find sie folgendermaßen benannt: Theko sThekoa 2. Sam. 14, 2.; Amos I, l aus einem Berge gelegen, 2 Stunden südlich von Beth- lehem], und Ephrata, das ist Bethlehem P· Stunden südlich von Jerusalem], und Phagor fiidweftlich von Bethlehem], und Aitan soder Etbam 2. Chrom 11,6 südlich von Bethlehem], und Kulon sdas jetzige Kuloniely V, Stunde nordweftlich von Jerusalem], und Tataam [unbekannt], und Sores [4 Stunden östlich von JerusalemJ, und Carem [2 Stunden westlich von Jerusalem], und Galem snoch nicht ausgefundenL und Baither ssiidroestlich von Jerusalems, und Manocho soder Manahath 1.Chron. 9,6 noch nicht aufgefunden]. Das sind elf Städte und ihre Dörfen öd. sFerner an der Nordgrenze des Stamm- gebietesq Kiriatb-Baal, das ist Kiriath-Jearim [V. I; Kap. 9, 17], Harabba [die große Rabba, ganz unbekannt]; zlvo Städte und ihre Ddkfen . til. Inder Wuste [Juda] aber svon der Nord: grenze des Stammgebietes V. 5 an, der Westkiiste des todten Meeres lang, bis zum Wady Fikreh sich hinziehend 4. Mos. 13, 25 Anm.] war BetlxAraba [B. 6J- Middith Sechacha [beide noch nicht ermittelt], 6·2. Nibsan lgleichfalls unbekannt], und die Salzftadt [im Salzthal am Südende des todten Meeres] und Engeddi [in der Mitte der Felsen: küste des todten Meeres]. Das sind sechs Städte, nnd ihre Dörfen Cz. Die Jebusiter aber wobneten fjetzt und auch nachher noch eine lange Zeit] zu Jerusalem, und dir Kinde! Juda swiewohl sie diese, an der Grenze ihres Stammgebiets gelegene Stadt nach Josucks Tode eroberten und in Brand steckten Nicht. l, 8] konnten sie nicht [völlig daraus] ver- treiben. Also blieben die Jebusiten mit den Kindern Juda fund den Kindern Beniamin Richd l, 211 zu Jerusalem bis auf diesen Tag for: dies geschrieben wird; namentlich setzten sie sich m der Oberstadt auf dem Berge Zion so fest, daß erst David, nachdem er über alle zwölf Stämme König geworden war, die Burg ihnen entreißen und sich selbst eine Residenz dort grün- den konnte Z. Sam. Z, 6 ff.]. Jerusalem (d. i. FriedensgründungL auch bloß Salem szriede 1.Mos. 14, 18.; Pf. 76, s) oder nach seinen ursprünglichen Bewohnern Jebu s (Richt. l9,10f.) genannt (ietzt el Xuds), liegt auf einer landzungew artigen Höhe, welche nach West, Süd, Ost und Nordost durch zwei tiefe, meist sehr scharf geschnittene Thäler begrenzt ist, im Nordwesten aber, und zum Theil auch im Norden, mit höher ansteigenden Bergriicken des Ge- birges Juda zusammenbringt. Zwischen jenen beiden Thälern, dem vom Bach Kidron durchströmten Thal Josaphat im Nordosten und Osten, und dem Thal Gihon, dessen Fortsetzung das Thal der Söhne Hin- nom (V. 8) bildet, im Süden und Westen, zieht sich eine andere, nicht so tiefe Einsenkung hin, dadurch die Landzunge, aus der die Stadt liegt, in zwei ziemlich gleiche Hälften getheilt wird, die sich östlich und westlich einander gegenüberliegen und von denen die öftliche im Süden spitzer ausläuft als die westliche, während diese mehr abgerundet erscheint. Die westliche Hälfte wird dann weiter durch ein Thal, das jetzt mit Schutt aus- gefiillt ist, in einen siidlicden Hügellopf und in eine nörd- liche Anhöhe getrennt; eine ähnliche Spaltung enthält die östliche Hälfte in ihrem nördlichcn Theile, so daß wir also 4 iigel zu unterscheiden haben —- den Zion im Südwe en, die Akra tiördlich darüber, Bezetha im Nordosten, und Llltoriah mit dem spitzen Auslauf Ophel im Südostew Obwohl auf einer der höchften Stellen der fudäischen Hochebene gelegen (nach Roth 2370 p. Fuß hoch), ist doch Jerusalem nicht weithin sichtbar; Reisende, die von Abend her kommen, erblicken die Stadt erst in einer Entfernung von 10 Minuten, von Osten aus wird man sie erst auf der Spitze des Oelberges gewahr, nur von Norden bekommt man sie etwas früher zu Gesicht. Sie ist nämlich rings von Bergen umgeben, welche den vorhin genannten beiden Thälern wie Festungswälle vor- gclagert sind und die Bergzunga auf welcher die Stadt liegt, überragen (Ps. 125, 2). Auf der Wesiseite, also jenseit des Thais Gihon, liegt der Berg Gihonz auf der Stidseite oder jenseit des Thais der Söhne Hinnom besindet sich der Berg des bösen Raths (s. den größeren Plan von Jerusalem in der l. Abtheilung des 1Il. Bandes), woselbst die Juden in einem Hause, dessen Ruinen noch jetzt vorhanden sind, den Beschluß gefaßt haben sollen, Jesum zu tödten (Joh. 1l, 47 ff.); auf der Ostseite erhebt sich aus dem Thal Josaphat sso benannt nach dem vierten Könige des Reiches Juda l. Köru 22, 41 ss., dessen Grabmal hier gezeigt wird, doch zu- gleich nach der Meinung der Juden dasjenige Thal, in welchem der HErr feine Gerichte hält Joel Z, 7 — »Josa- phat« heißt nämlich zu deutsch: der HErr richtet) der Oelberg, 175 Fuß höher als der höchste Punkt des Berges Zion und 300 Fuß höher als der unmittelbar im Vordergrund befindliche Tempelplatz, von welchem aus die Stadt gegen den westlichen Gihonberg zu amphi- theatralifch ansteigt Er erstreckt sich eine gute Stunde von Nord nach Süd und besteht aus 3 Kunden: die nördliche heißt der Galiläerberg weil hier die Jünger des HErrn nach seiner Himmelfahrt von den zwei Männern in weißen Kleidern als »die Männer von Galiliia« sollen angeredet worden sein (Apostelg. l, l0 f.); die mittlere ist der Sage nach der Ort der Himmelfahrt und trägt auf ihrem Gipfel die Himmeifahrtskirchq auch werden dort den Pilgern die letzten, im Boden einge- drückten Fußtapfen des Erlösers gezeigt; die südliche Spitze endlich ist der Berg des Aergernisses (Berg Mas- hith Z. Kön. 23, 13), weil dort Salomo dem Kamos, dem Götzen der Moabitey und dem Molvch, dem Greuel der Ammonitch ·eopfert habe (1. Kön. 1l, 7). Noch erwähnen wir im orden der Stadt den Hügel S copus (d.h. dieWarteY von welchem aus im letzten jiidischen Kriege Titus, als er von Norden her gegen Jerusalem anrückte, zuerst die Stadt und ihren prachtvollen Tempel erblickte. Andere wichtige Oertlichkeitem die auf dem Carton zu unsrer Karte angemerkt sind, werden wir später erläutern, je nachdem sich die geeignete Gelegenheit dazu findet. Erbtheil und Grenzstädte des Stammes Ephraim 49 Das 16. Kapitel. Hrenzstädte der Kinder: Ephraim V. n. 1-—10. Hierauf koinmen die Kinder Zinses-W, Ephraim nnd thalbmanasse an die Reihe, welche zusammen ein ge- meinschaftliche-z Eoog ziehen, um nicht non einander ge- trennt zn werden. nachdem dessen Sädgrknze beschrieben ist (itI.1——4), wird zunächst die nordgrenze Gphruim’s, der den ssidlirhen Theil deg gemeinschasttictsen Gebieto erhielt nnd also zu seiner Siidgrrnze die vorhin angege- bene hatte (d1.5), von einem mittleren ztlnnlkte ans zuerst nach Osten w. 6 u. 7), nnd dann nach wetten (d. it) genauer angegeben und zugleich bemerkt, daß Gphraim aurh etliche abgesonderte Städte im Gebiet tnanasse er- hielt (d. Eis, aber nng Geser die Cananiter nicht ver- trieb (d).10). 1. Und das Loos fiel den Kindern Joseph sEphraim und WestDJtanasse dahin, daß sie ge- meinschaftlich ein Gebiet erhielten, welches reichteJ vom Jordan gegen Jericho lvon dem der Stadt Jericho gegenüber liegenden Theile des Jordan im Osten], bis zum Wasser bei Jerieho sbis zur Quelle es Bauern, wie sie gegenwärtig heißt Kap. G, 1 Atem] von aufgangwcirts und die Wüste, die her- aufgehet von Jericho durch das Gebirge Vethel [von da ging die Grenze nordwesilich nach der Wüste Beth-Aven und weiter nach dem Gebirge bei Bethel]; 2. Und kommt von [dem südlichen Bergriicken bei] Bethel heraus gen Lus kzur Stadt Bethel selbst, die bei den Cananitern Lus hieß I. Mos 28, 19, doch so, daß die die Grenze bildende Stadt nicht mit zum Gebiet der Kinder Joseph gehörte, sondern dem Stamm Benjamin zufiel Kp. 18, 22], und gehet szuerst südwestlich nach Beeroth sich wen- dend Kap.18, 25, von da südwärts] durch die Grenze Archi-Atharoth szum Gebiet des Akchiteu oder Arachiien —- eines uns nicht näher bekannten Ge- schlechts dem Davids Freund Husai angehörte 2. Sam. 15, BE. 37; 16, 16 - nach Atharoth mit dem Veinamen Adar V. 5 n. Kap. 18, 13]; 3. Und zeucht sieh hernieder gegen abendwcirts zu der Grenze [oder dem Gebiete] Japhleti seines uns ebenfalls unbekannten Mannes oder Geschlechts], bis an die Grenze des niedern Beth-Horon -[Kap. to, 10 f. Anm.], und bis gen Gaser :: Geser Ko. 10, 33]- und das Ende ist am Meer kindem sich die Grenze Von Gaser aus nordwestlich hinaufzog und dann nördlich von Joppe, das dem Stamme Dan zusiel Kap. 19, 46., ihren Ausgang nahm] 4. Das [nördlich von dieser Grenzliiiie bele- gene Gebiet] haben zum Erbtheil genommen die Kinder Joseph, Manasse und Epbraim Z. Die [Süd-] Grenze der Kinder Evhraim [nuu], unter ihren Geskhlechteriy ihres Erbtheils von ansgangwätts [wenn man ihr Erbtheil von Osten her beschreiben will], war [die ganze V. 1 und 2 beschriebene Linie zwischen dem unteren Jor- dan und] Atharoth-Adar, bis gen obern Beth- D äch sel’ s Bibelwort. Hotvn sdas dicht bei dem niedern Bethnhoron V. 3 liegt und so gut wie einen und den-selben Ort damit bil- det, und von da die weitere Linie, wie sie nach V. 3 über Gaser sich hinzieht bis zum mittelländischen Meer]; b. Und [die Nordgrenze des Stammes] ge- bei aus gegen Abend [von Westen her] bet Mich- methath, die gegen Mitternacht [6 Stunden nord- östlich von Sichem] liegt snachKnobeldas heutige Kubatjyeh, etwas östlich von Dothan]; daselbst [von diesem, etwa in der Mitte der ganzen hier zu beschreibenden Linie gelegenen Punkte an] len- ket sie sieh [zuerst östlich hinüber nach Asser Kap. 17, 7 und dann südlich] herum gegen den Anf- gang der Stadt Thaenath-Silo sj2 d. Meilen von Sichem], und gehet da durch svorbeij von anf- gangwärts ssüdöstlicls herunter] gen Janobaz 7. Und kommt herab von Jenoha, gen Atha- roth [am ösilichen Abfall des Gebirges, seiner Lage nach aber noch unbekannt, vielleicht in der Nähe der von Herodes dem Großen erbauten Stadt Phssaelks M! WADV Fasåilj und Naaratha [oder Naeran l, Chron 8, 28 nördlich von Jericho, doch noch nicht sicher nachgewiesen], und stößt [in süd- östlicher Richtung weiterziehend] an Jericho, und gehet [mit dem östlichsten Theil der Südgrenze des Stammgebiets Joseph V. I zusammentreffend] aus am Jordan. Oestlich von dieser Linie reichte das Stammgebiet Jsaiclsans (Kap. 19, 17—23) wohl ziemlich weit den Jordan entlang nach Siiden hinunter; es hatte aber die ganze Gegend am Jordan unterhalb Veihsean bis zur Ebene Jericho keinen sonderlichen Werth und blieb ihrer großen Unfruchtbarkeit wegen fast ganz unbewohnt. 8. Von idem in V. 6 angenommenen mitt- leren Punkte auf der Wasserscheide bei Michme- thath und dem etwa l Stunde nordwestlich dar- über gelegenen Ort] Tapuab snach Knobel das jetzige Kett« lind] gehet sie [die Nordgrenze in ihrer anderen Hälfte] gegen abendwärts gen Nahal Kana [d. i. Rohrbach, vermuthlich der jetzige Abu Zabureqz und ihr Ende ist am Meer. Das ist das Erbtheit des Stammes der Kinder Ephraiui unter [uach] ihren Geschlechtern 9. Und alle Grenzstädte sammt ihren Dör- sern der Kinder Ephraim, waren gemenget unter dem Erbtheii der Kinder Manasse [Sinn: Dazu, zu dem nach diesen seinen Grenzen beschriebenen Gebiete, kamen alle die ausgesonderten Städte der Kinder Ephraim, die mitten im Erbtheil der nördlich darüber wohnenden Kinder Manasse liegen,lwie z. B. Tapuah Kap.17, 8., sammt ihren Dörfern]. 10. Und sie [die Kinder Ephraim] vertrieben die Cauaniter nicht, die zu Gaser keiner von den südlichen Grenzstädten V. 3 u. 5] wobnetett Also blieben die Cananiter unter Ephraim bis aus die- sen Tag, und wurden [von ihnen blos] ziusbar [oder zu Frohnsklaven gemacht]. . A« T. l. 2. 4 50 Josua 17, 1--1 5. Das 17. Kapitel. Rom Erbtheil der anderen Hälfte des Stammes Mantiss-z. H— v· 1—1lt. hierauf wird unter Bezugnahme auf die eine Hälfte des Stammes srlanassg die srljon jenseit des Jordan ihr Erbe erhalten hatte (d1.1), das Gebiet von W e It— sit a na sfe, zu den! 6 Gefrhlechtcr gehörten, dao eine aber, das des Hepheriden 3elaphebad, in dessen nachgelasse- nen 5 Töchtern sitt) anerkannt-erlegte, itiiher angegeben Oh. 2 bis 6). Go lag nördlich non Gplzraitiu grenzte nördlirh an Ziffer (und Sebulon iiap.19,10—-12) und östlim an Isasthar (Kap.19,1ti—22), Umfaßte aber auch etliche Ortschaften in beiden Gebieten M. 7—1l), nur daß die Mannassiien dies ihr Erbe tiirht sogleich vollständig ein- nehmen konnten, nnd nun) später die in mehreren Städien nokh vorhandenen Cananiter nur net) unterworfen, nicht aber vertrieben (b.12.13). Sie beschweren hu) nun) bei Josua über die Unzulänglichkeit ihres Grbtheils aus un- zureichenden Gründen, der sie denn mit aller Gntschiedew heii abweist und darauf hinweist, daß sie nur ihre Kraft gebraurhen dürften, um in ihrem Lande sitt) Raum genug zum wohnen nnd Jlrlierbatiireiben zu schassen titl.14--18)· 1. Und das Loos fiel dein Stamm Mauafse [doppelt], denn er ist Jofephs erster Sohn [1. OJeos 4l, 50 ff. und mußte nach dem Rechte der Erst: geburt 5. Mos. 21, 17 mit einem zwiefachen Erb- theil bedacht werden], und [zwar] fiel [es das erste Mal nochs zu Mosis Zeit 4. Mos 32, 39 ff.] auf Manne, den ersten Sohn Manasfe, den Vater Gilead, denn er war ein ftreitbarer Mann kund hatte sich bei der Eroberung des nördlichen Reichs der Amoriter besonders verdient gemacht]; darum ward ihm kienseit des Jordan] Gilead und Bafan [wie schon Kap. 13, 29 erinnert worden] 2. Den andern Kindern aber Manafse unter irrt! Geschlechiern [außer den eben genannten achiriten] fiel es [jetzt, bei der Vertheilung des Wesijordanlandetq auch, iuimlich den Kindern Abte- fer, den Kindern Heut, den Kindern Asrieh den Kindern Sechem, den Kindern Hepheu nnd den Kindern Semida [4. Most 26, 30——32.] Das sind die Kinder Manassa des Sohns Joseph, Maunsbilder unter ihren Gefchlechtern kdie sechs inärinltchen Zweige des andern halben Stammes Manassa welche im Gegensatz zu dem schon unter Mose mit einem Erbtheil bedachten Geschlechte der Machiriien das Ge- schlecht der Gileaditen bildeten 4. Mos 36, 4 Anm.]. Z. Aber Zelaphehad der Sohn Hepheu des Sohns Gilead, des Sohns Marthe, des Sohns Manasfe [der das Geschlecht der Hepheritey das fünfte unter den eben genannten, vertrat], hatte [als er in der Wiiste sammt seinen Zeitgenossen dahiustarld keine Söhne [hinterIassen], sondern s nur fünf] Töchter, und ihre Namen find diese: Ma- hela, Rock, Hagla Mitka Thirza [4. Mof ge, 33J; 4. Und [nun] traten« sdiese fünf Töchteu als die Vertheilung des Wesijordaulandes geschah und der Stamm Halbmauasfy der noch Erbtheil zu empfangen hatte, an die Reihe kam] vor den [Hohe-] Priester Eleafay und vor Josua, den Sohn Nun, und vor die Obersten fdie in Gemeinfchaft beider das Geschäft der Austheilung leiteten] und sprachen [an die Verhandlung 4. Mos. 27, 1——11 erinnernd]: Der HErr hat Muse geboten, daß er uns [als den Trägerinnen der Rechte des Geschlechts der Hevheriieu da wir keine Brüder haben, die dies Geschlecht weiter fortführen könn- ten] sollte Erbtheit geben unter unsern Brüdern [der! Geschlechtern der Abieseriter, der Helekitey der Asrieliter, der Sicbemiier und der Semiditer]« Und man [erkannte ihren Anspruch für vollkom- men berechtigt und] gab ihnen Erbtheil unter den Brüdern ihres Vaters sden hier genannten 5 Ge- fchlechierm die durch Männer vertreten waren] nach dem Befehl des HErrn. H. Es fielen aber [in Folge dessen, da mit den 5 Geschlechtshäuvterii auch die 5 Töchier Ze- laphehads bedacht werden mußten] auf Manasse zehn Schnirre fErbtheits-Raten] außer dem Lande Gilead nnd Bahn, das jeuseit des Jordan liegt [und bereits den Machiriten zuerkanni war] is. Denn die Töchter Manasse seben diese ge- nannten fünf SchwesterNJ nahmen Erbtheil unter seinen Söhnen [den Häuptern jener fünf Geschlech- ter der GileaditenL und das Land Gilead ward [wie fchon bemerkt] den andern Kindern Mattasse [den Machiriten — von uns als Ost-Manasse bezeichnet] 7. Und die [Süd-] Grenze [von West-] Ma- iiasse [der mit Ephraim zusammen Ein Loos ge- zogen hatte Kap. 16, I und also unmittelbar neben diesem Stamme sein Erbtheil empfing, nördlich von dessen Gebiet] war swenn man im Osien an- hebt sie zu beschreiben] von Asser leiner Orischaft an der Straße von Sichem nach Bethsean, 3 Meilen von der erstgenannten Stadt entfernt] alt, gen Michmethath die vor Sechem lieget [nördlich von Sichem, etwa 6 Stunden davon Kuh. 16, 6], und langet zur Rechteu [auf der SüDseiteJ an die [Bewohner] von Eu Tapuah 8. Denn das Land Tapnah [die nördlich hin: ter dieser Stadt Kap. IS, 8 liegende Landschafij ward sein Eigenthum] Manassez und ist die Grenze Manasse an die Kinder Ephraim kdenen die Stadt selber zusiel]. 9. Darnach kommt sie sdie westlich weite-r sich hinziehende Grenze] herab geil Nahal Kaita [den Rohrbach, jetzt Abu Zabura Kap. IS, 8], gegen mittagwärts zu den Bachftadien [und zwar zog sie sich an der Mittagsseite des Baches hin, den an dem Bach gelegenen Städten entlang], die Ephras im’s sind, unter den Stadien Manasse kwährend sie eigentlich dem Stamm Manasse hätten zufallen sollen]; aber von Mitternacht ist die Grenze Ma- Das Erbtheil des andern halben Stammes [West-] Manasse. 51 nasse am Bach [aber das Gebiet Manasse erstreckte sich nicht auch auf die Siidseite, sondern war nörd- lich vom BachLiund endet sich am mittelländi- schen] Meer, 10. Dem Ephraim [sollte also gehören das Land] gegen Mittag, und dem Manasse fonds] ge- gen Mitternachh und das Meer ist kwie oben ge: sagt] seine sdes Manasse] Grenze; und [was dem- nächst die übrige Grenze des manassitisctten Ge- biete, außer der« im Vorstehenden bezeichneten Südgrenze, betrifft, so] soll fdasselbes stoßen an fdas des Stammes] Asser fund weiter an das des Stammes Sebulon] von Mitternacht sim Norden] und an kdas des Stammes] Jsaschar von Morgen sim Osten]. 11. Doch war die Grenze an riefen kleiden Seiten nur eine flüssige, keine fest bestimmte; denn Nianasse er- hielt auch Städte und Distrikte in den erwähnten Ge- bieten gegen Norden und Osten] So hatte nun Bianasse [um diese jenseit seines eigentiicheii Ge- biets gelegenen Besitzungen näher zu bezeichnen] unter Jsasrhar und Asser kfolgende Bezirke] Beth- Sean sim Joroanthaq und ihre Töchter, Jeblaam fauch Bileam genannt l. Chron. 7, 70, zwischen Jesreel und En Gannim, das jetzige Jelainelq und ihre Töchter, und die zu Dor fam mittellän- dischen Meer Kap.12, 23] und ihre Töchter, Und hie zu EkpDor [1. Sam. 28, 7 an der Nordfeite des kleinen HermotiJ und ihre Töchter, und die zu Thaanach [oder Thaenach Ko. 12, 21 einige Stun- den nordwestlich von Jeblaam] und ihre Töchtey und die zu Megiddo fnordwestlich von Thaenach Kap.12,21] und ihre Töchter, und das dritte Theil Naphet [wörtlich: die Dreihügellantk schaft, d. h. die drei zuletzt genannten Städte Endor, Thaenach und Mcgiddu alle auf Anhöhen gelegen, bil- deten einen zufammengehörigen Bezirk, die ,,Dreihligel- landschast« genannt]. Es befremdet, daß Thaenach und Piegiddo hier mit unter den Städtcn aufgeführt werden, die Manasse unter Jfafchar und Afscr besessen habe, da beide Ortschaften, wenn anders wir die Angaben iiber den Umfang des manassitischen Gebiets richtig verstanden haben, von sel- ber schon zu dem letzteren gehörten; es scheint aber der Hauptsatz unsers Verse-s: »So hatte nun Manasse unter Jsaschar und Thier« nicht sowohl auf Thaenach und Me- giddo, als vielmehr nur auf die unmittelbar vorher ge- nannte Stadt Endor zu gehen, die im Stanime Jsaschar lag; neben dieser werden aber auch jene beiden Städte « angeführt, wsdil sie eben, wie ausdrücklich bemerkt wird, in Gemeinschaft mit ihr die Dreihügellandfchast bildetcn, also, wenn anch nicht nach ihrer geographischen Lage, doch nach ihrer politischen Stellung mit zu Jsaschar hätten gehören sollen, während das umgekehrte Verhält- niß eintrat «— die politische Verbindung der drei Städte bewirkte, daß, da Megiddo und Thaetiach geographiseh in Manasscks Gebiete lagen, auch Endor demselben zusieL Uebrigens ist in obigem Verse der Wechsel im Ausdruck bemerkenswerth indem zuerst die Städte selber genannt r werden, die Manasse in dem Gebiet der beiden benach· harten Stämme erhielt sBethsSean und ihre Töchten ferneren Städte, sondern die Bewohner« derselben aus- geführt werden (die zu Dor und ihre Töchter, und die zn Endor und ihre Töchter, und die zu Thaanach und ihre Töchter, und dieszu Megiddo und ihre Töch- ter). Dies hat im solgcnden Verse seinen Grund, worin erzählt wird, daß aus den drei letzteren Städten die noch darin vorhandenen cananitischen Einwohner von den ällianassiten nicht vertrieben worden konnten; darum wird schM biet IMht auf die Bewohner, als anf die Städte, Beziehung genommen· 12. Und die Kinder Manasse konnten fals sie tiun von ihrem Erbtheil Besitz ergreifen wollten] diese Städte [Beth-Sean, Jeblaam, Der, Thae-. nach, Megiddo Nicht. I, 27 und wohl auch Endor] nicht einnehmen, sondern dieICananiter snachdem sie aus ihrer Versprengung Kap. 12, 21. 23 sich wieder gesa1nmelt] fingen an [ganz nach ihrem Belieben] zu wohnen in demselbigen Lande kohne an eine Aus-Wanderung oder sonst ein Zurückwei- chen vor den Kindern Jsrael zu denken] 13. Da aber die Kinder Israel fim Laufe DE? Zeit] mächtig wurden [und die Oberhand be- kamen]; machten sie die Cananiter [nnr] zins- bar fzu Frohnknechten Kap.16, 10], und vertrie- ben sie nicht [wie sie hätten thun können und sollen]. 14. Da [als ihnen ihr Erbe in dem Ko. 16, 1——1 7, 11 beschriebenen Urnfangeiiberwiesen wurde] redeten die Kinder Joseph sEphraim und West- Manasse] mit Josua, und sprachen [unzufrieden mit dem, was ihnen zu Theil geworden]: Warum hast du mir fdem Hause Joseph’s, das ja immer noch aus anderthalb Stämmen besteht, wenn auch der halbe Stamm Manasse schon jenseit des Jordan abge- funden ist] nur Ein Loos und Eine Schnur fEinen Strich] des Erbihetls [Kap. 16,1—4] gegeben? Und ich bin doch ein groß Volk, wie mich der HErr so gesegnet hat cdaß ich schon jetzt eine so große Volksmecige zähle —- was soll aber erst werden, wenn er noch ferner in dieser Weise mich segnet]? Zu solcher Besxhwerdc hatten die Kinder Joseph kei- nen rechtmäßigen Grund Laut der zweiten Volkszähs lung 4. Mose 26, 34 u. 37 bestanden Manasse aus 52,700 und Ephraim aus 32,500 Altar-n; davon kommt der halbe Stamm Manasse in Abzug, es blieben somit 58 bis 59,000 Mann. Das war im Verhältnis? zu den anderen Stämwen (Juda 76,500—— Jsaschar-64,300-—- Sebulon 60,500 — Dan 64,40() —— 4. Mos 26, 22. 25. 272 43) iknmer nur eine verhiiltnißmäßig geringe Zahl; dazu hatte gerade der Stamm Ephraim gegen die erste Zählung (Kap.1,33: 40,50()) nicht unbedeutend abge- nommctu und iiberdem gehörte ihr Land zu den frucht- barsten Theilen Palästina’s, indem es namentlich auch die vortrefsliche Ebene Saron am mittelländischen Meer mit Umfaßte. Sie scheinen aber nicht Lust gehabt zu - haben, mit den noch vorhandenen Cananitern (V.—12) zu streiten; daher weist sie Josua mit ihrer Klage ab und verweist sie auf ihre Pflicht, sich selber Raum zu schassen in dem ihnen zugesprochenen Gebiet. 15. Da sprach Josua zu ihnen: Weil du seben wie du selber sagst] ein groß Volk bist, so Jeblaam und ihre Töchter), darnach aber nicht die s gehe hinauf it! den Wald [gemeint ist die breite 4101 52 Josua U, 16—18. 18, 1——-8. Reihe waldiger Anhöhen oder niedriger Waldhin gel, durch welche die Berge Samaricks nordwest- lich mit dem Karmel znsammenhängen s. Mos 11, 31 Anm.], und haue mn daselbst im Lande der Pherestter und Riesen fdie zur Zeit noch dort wohnen I. Mos. 13, 7; Z· M. 2, 23 Anm., die Eichen und Buchen, um dir Raum zu schaffen für Wohnsitza Aecker und WiesenL lveil dir das Ge- bitge Ephkaim [im mittleren Theile deines Ge- bietsJ zu enge ist [wie ich gern anerkennes 16. Da sprachen die Kinder Joseph: Das Gebirge [Ephraim, von dem du redest, wird in der That nicht für uns hinreichen, aber auch, was davon nordöstlich im flachen Lande gelegen ist] werden wir nicht erlangen; denn es sind eiserne Wagen [mit Eisen beschlagene Streitwageu 2. Mos 14, 7 Arm] bei allen Cananitern, die im Thale [in dem ebenen Theil] des Landes wohnen, bei welchen liegt Beth-Sean, und ihre Töchter [Unter- städte], un Jesreel [Kap. 19,18] im Thal fix; der nach dieser Stadt benannten, vom Carmel bis zum Gebirge Gilboa sich erstreckendem 8 Stunden langen und 5 Stunden breiten Ebene 5. Mos. l1, 31 Anm., wider solcheKriegsrüsiung aber vermögen wir nicht zu streiten Kap. il, 4; Richt- 1, 193 4, s; l. Sam. is, 5f.; Z. Sam. 8, 43 1.Kön.9, 19; 10, 26]. 17. Josua [auch darin keinen Grund sehend, den Veschwerdeflihrern irgendwie UachzUgebenJ sprach zum Hause Joseph, zu Ephraim nnd Manasse: Du bist [ja, wie du vorhin V. 14 von dir rührntest] ein groß Volk, und weil du so groß bist, mußt du [allerdings] nicht Ein Loos [etwa blos das Gebirge Ephraim] haben; 18. Sondern [es ist schon dafür gesorgt, daß dein gemeinschaftliches Erbe so gut sei, wie zweie, denn] das Gebirge soll sebenfallsj dein sein, da der Wald ist [V. 15]; den haue um, so wird er deines Looses Ende sein fund dies dein Loos sich bedeutend nach Nordwesten hin erweitern; es wird aber dasselbe auch nach Nordosten an Ausdehnung gewinnen], wenn du die Cananiter vertreibest, die eiserne Wagen haben nnd machtig sind [im omuchst dich, dafern du nur rechtes Vertrauen hast zu dem HErrn, deinem Gott, und die Kraft, die dir beiwohnt, ernstlich gebrauchst, vor all derlei Kriegsmacht nicht zu fürchtens Josua’s Entschiedenheih womit er die Beschwerde zurückweish zeugt um so mehr von großer Gerechtigkeit und Unparteilichkeih als er selber dem Hause Josephs angehörte; denn er war von dem Stamme Ephraim (4.Mos.13, I) und bekam hernach sein Erbe auf dem Gebirge dieses Namens (Kap. 19, 49 f.). Dre Vertheilung des Landes schreitet hier zunächst itirht weiter fort, sondern erleidet eine Unterbrechung, in- dem Josua das Lager erst von Gilgal nach Silo ver- legt und dort die Stiftshütte aufschlagen läßt. Es ist dies iedenfalls in Folge einer göttlichen Weisung gesche- hen, um vor dem völligen Auseinandergchen der Stämme in die ihnen zugewiesenen Gebiete zuvor einen regelmä- ßigen Gottesdienst an einer geeigneten Stätte, wo das Centralheiligthum seinen Sitz hätte, einzurichiem Aber warum nun, nachdem dies geschehen, die Verloosung an die übrigen sieben Stämme nicht sogleich weitergeht, vielmehr geradezu in’s Stocken geräth, läßt sich nur aus dem Zusammenhange erschließem da es nichtunmittelbar gesagt wird. Wie aus Josuas Vorwurf, den er in Ko. l8, 3 den Kindern Israel macht, hervorgeht, hatten die iibri en Stämme nicht sonderlich Lust, jeder ein bestimms tes rbe für sicb und damit feste Wohnsrtze zu empfan- gen, vielmehr war es ihnen bequemer, das Nomadisiren im Lande, an das sie von dem langen Wiistenausenti halte her gewöhnt waren, noch ferner gemeinschastlieh mit einander fortzusetzen, statt daß jeder Stamm die in dem, nur erst im Ganzen von Josua eroberten Lande noch vorhandenen Cananiter aus dem ihm zu Theil ge- wordenen Gebiete vertreiben sollte, um hinlänglich Raum darin zu haben. Wie wenig Neigung die Kinder Israel hierzu verspürtem beweist die vorhin (V. 14 ff.) erzählte Verhandlung des Hauses Joseph mit Josua. Dennoch war solche Trägheit nnd Kampfesscheu vom Uebel; es wäre geradezu wider den göttlichen Willen gewesen, wenn Josua der Vequemlichkeitsliebe des Volks nachgegeben und die weitere Ausiheilung des Landes noch länger beanstandet hätte. Um aber ähnlichen Klagen, wie die Josephiten sie bereits vorgebracht hatten, vorzubeugen, ließ er zuvor, wie wir ans dem folgenden Abschnitt er- fahren, das noch vorhandene Land sorgfältig aufnehmen und in 7 Bezirke theilen, welche Theilung dann der wei- teren Verloosung zu Grunde gelegt werden sollte. Das 18. Kapitel. grenzliädte des Stammes IZenjamin. l« di. 1—-10. Kls das igraelitisrhe Lage: von Gilgal nach Silo verpslanzl und dort die Siftghütle aufgeschlagen ist, will Josua nun) den übrigen neben stammen, denen dao ltoog noch nicht gefallen, wiewohl sie wenig Luft zur Ge- winnung fester wohnsttze bringen, ihr Erbe geben, sen— det aber zuvor 21 Manne: aus, damit diese dao nokh vorhandene Land nach seinem dltnfange genau ermitteln, nnd so eine feile Grundlage für die iortsehnng deg Ge- smäfto der Vertheilung gewonnen werde. Die Männer liehren zu ihm narh Silo zum-u, übergeben ihren Gut— warf, und die weitere lderloosung geht vor sieh. I. Und es versammelte sich die ganze Gemeine der Kinder Jstael [nachdem die Stämme Juda, Ephraim und Halb-Manasse ihr Erbe empfangen und wohl auch schon in dasselbe eingerlickt waren, zu Folge einer göttlichen Weisung, vgl. b. Mos. 12, b. l1. 14] gen Silo [2—3 Stunden nordöstlich von Gilgal, jetzt seilün genannt, mitten im Lande aus einem Berge gelegen], nnd richtete daselbst auf die Hutte des Stists lzum Zeichen, daß man nun zu der verheißenen Ruhe eingekornmen sei, wie denn anch der Name ,,Silo« d. i. Ruhe, gar tresflich sich dazu eignete, gerade hier dem Heilig: thum feine Stelle anzuweisen], nnd das Land war ihnen unterworfen. Die Gegend von Silo besonders war vor allen feind- lichen Angriffen gesichert, da nach Norden die Kinder Joseph, nach Süden die Kinder Juda in ihren Stam- meserbtheilen zu einer festen Schutzmauer dienten. Hier in Silo blieb anch die Stiftshiitte während der ganzen nachfolgenden Zeit, bis unter Eli die Bundeslade in die Hände der Philister fiel (1. Sam. 4, 3ff.) und so das heilige Zelt, seiner Seele beraubt, zum bloßen Schatten eines Heiligthutns herabsank Seitdem kam die Bun- Unzufriedenheit des Hauses Joseph mit seinem ErbtheiL Umzug Jsraeks nach Silo. 53 deslade nicht wieder in die Stiftshütte zurück; denn während diese später nach Nod, 1 Stunde nordöstlich von Jerusalem (1. Sani. 22, 1 ff.), und dann in Folge des von Saul über das Priefiergeschlecht Ahimelech und über diese Priestersiadt verhängten Blutbades (1. Sam. 22, 19) nach dem Kuh. I, Z; 18, 25 erwähnten Gibeon im Stamme Benjamin wanderte (1. Chrom 17, 39; 22, 29z l. Kön. Z, 4; 2. Chron. I, 3), sandten die Philister die Bundeslade nach sieben Monaten zuriick nach Beth- semes (1. Sam. 6, 9 ff.), an der Grenze zwischen Juda und Dan (Kap. 15,10), die Bürger von Bethsemes be· förderten sie hierauf nach Kiriath-Jearim (1. Sam. 5, I9—7, 1), von wo sie David nach der Eroberung der Burg Zion nach Jerusalem bringen und dort unter einem besonderen, nach dem Vorbilde der Stiftshütte eingerichteten Zelte unterbringen ließ (2. Sam. 6, I ff.). Unter David bestanden so zwei Cultusstätten mit regel- mäßigen: Gottesdienst —- die eine bei der Stiftshütte zu Gibeon unter dem Hohenpriester Zadok aus der Linie Eleasan die andere auf dem Berge Zion zu Jerusalem unter dem Hohenpriester Abjathar aus der Linie Jtha- mar, vertreten durch seinen Sohn Ahimelech (2. Sam. 8,17; 20,25). Salomo’s Regierung und Tempelbau machte aber dieser Getheiltheit sowohl der gottesdienst- lichen Stätten als des Hohepriefterthnrns ein Ende (1. Kön. 8, 3 f.; I. Kbm L, 26 f. vgl. 4.Mos.25,13Anm.). -—— Warum der HErr nicht eher, als jetzt, wo Juda und das Haus Joseph’s ihr Erbtheil bereits empfangen und auch schon in Besitz genommen, dem Heiligthum eine bestimmte Stelle im Lande geben ließ, erklärt sich sehr einfach: es mußte der Stamm, den der HErr erwählen würde, daß er seinen Namen daselbst wohnen lasse, sein Erbe schon empfangen haben und auch schon darin ein- gezogen seien; das war aber eben der Stamm Ephraim, einer von jenen drittehalb Stämmen, über welche das Loos bereits geworfen war. 2. Und waren noch sieben Stamme der Kin- der Israel [Benjamin, Simon, Schulen» Isa- schar, Asser, Naphthali und Dan], denen ste ihr Erbiheil nicht ausgetheilet hatten kdieie aber zeigte» gar kein Verlangen, ein solches nun ebenfalls zu erhal- ten, machten vielmehr Anstalt, nach der Weise der Erz- väter mit ihren Heerden im Lande umherzuziehen und neben den Cananitern von dessen Erzeugnissen sich zu nähren]. 3. Und Josua smit einem solchen Vorhaben sehr unzufrieden] sprach zu den Kindern Israel [indem er ihre Stammeshäupter um sich versam- melte]: Wie lange seid ihr so laß, daß ihr nicht hingehet [aus eigenem Antriebe zu mir kommt], das Land einzunehmen [euch ferner austheilen zu lasseUL das euch der HErn eurer Vater Gott, gegeben hat ssondern im Gegentheil der weiteren Vertheilung recht geslissentlich ans dem Wege geht]? 4. Schafset euch aus jeglichcm Stamm [von den noch übrigen sieben V. Z] drei Mannen daß ich sie aussendh nnd sie sich aufmachen, und durch-s Land ssoweit es noch nikht ausgetheilt ist] gehen, und beschreiben es nach ihren Erbtheileu snach der Anzahl der darin vorhandenen Städte, nach der Beschaffenheit des Bodens u. s. w., um so einen sicheren Anhalt für die Festsetzung der noch übrigen Erbtheile zu gewinnen] nnd kommen [nach voll- brachtem Geschäft wieder] zn mir. 5. Theilet [also durch die, die ihr mit solchem Auftrag betrauen werdet] das Land in sieben Theile. Juda soll bleiben auf seiner Grenze von Mittag her [in dem durch das Loos ihm bereits zuge- fprochenen Gebiet südlich von unserm jetzigen Lager- ort], und das Haus Joseph lEphraim nnd West- manassej soll bleiben aus seiner Grenze von Mit: ternacht her [in seinem nach Mitternacht gelegenen Gebiet; denn an dem, was der HErr diesen dritte- halb Stämmen bereits bestimmt hat, darf nichts mehr geändert werden]. 6. Jhr aber beschreibet [blos] das Land der sieben Theile [das Stückzwischen Juda und Ephraiim und dann, was nördlich von Manasse und ösilich von Manasse und Evhraim liegt], und bringet sie [die sieben Theile, in welche ihr den eben bezeich- neten Länderumfang nach eurem Ermessen zerlegen sollt] zu mir hieher snach Silo]; so will ich euch sden sieben Stämmen] das Loos werfen vor dem HErrn, unserm Gott [der in seinem Heiligthum mitten unter uns gegenwärtig ist]. 7. fEs sind aber nicht mehr als sieben Lan- destheile auszuwerfen] Denn die Lebiien haben kein Theil unter euch, sondern das Priesterthmn des HErrn ist ihr Erbtheil Edarnm bleiben sie außer Ansatz] Gad aber un Raben, nnd der halbe Stamm Manasse sder das Geschlecht der Machiriten umfaßt] haben ihr Theil genommen jen- seit des Jordan, gegen dem Morgen, das ihnen Mose, der Knecht des HErrn, gegeben hat [darum kommen diese drittehalb Stämme ebenfalls nicht weiter in Betracht] Bei der ersten Vertheilung (Kap. 15——17) hatte man ohne genaue Beschreibung des Landes, nur nach der, bei der Eroberung desselben und aus der Durchstreifung der verschiedenen Gegenden gewonnenen allgemeinen Kenntniß seines Umfangs und seiner einzelnen Pariieen, eine ungefähre Eintheilung in 9—10 Theile zum Be- hufe der Verloosnng gemacht, die Verloofung selber dann vorgenommen und erst nach derselben den eigent- lichen Umfang des den Stämmen Juba, Ephraim und Westmanasse zngefallenen Gebiets genauer besiimmt je nach der Anzahl der Geschlechter, die zu einem jeden dieser drittehalb Stämme gehörten. Aber die Erfahrung hatte gelehrt, daß ein solches Verfahren ferner nicht räth- lich sei; hatte doch das Haus Joseph’s, wenn auch ohne gegründete Ursache, bereits Beschwerde geführt (Kap. 17 14 ff.), und von Juda stellte sich hernach (Kap. 19, I) thatsächlich heraus, daß sein Gebiet größer war, als der Stamm für sich bedurfte. Darum schlägt Josua ietzt einen anderen Weg ein: ehe er zur weiteren Verloosung schreitet, läßt er erst das übrige Land sorgfältig ausneh- men und in sieben Distrikte theilen; diese Beschreibung legt er darnach seiner ferneren Vertheilung zu Grunde. 8. Da machten sich die seinnndzwanzigj Män- ner [welche die Stammeshäupter dazu auswähltem ans jedem der 7 Stämme drei] aus, daß sie hin- gingen; und Josua gebot ihnen, da sie hin wollten gehen, das Land [nach der Anzahl der darin vor- handenen Städte, nach der Beschaffenhlit des Bo- dens und dgl] zu beschreiben, und sprach: Gebet 54 Josua 18, 9——28. hin, und durchlvandelt das Land [um es genau kennen zu lernen], und beschreibet es sin der Weise, wie ich euch angegeben habt-J, und kommt wieder zu mir, das; ich euch [den sieben Stämmem deren Abgesandte ihr seid] hie das Loos werfe vor dem HErrn zu Sile. 9. Also gingen die Männer hin, und durch- zogen das Land, und beschrieben es auf einen Brief sbrachten die Ergebnisse ihrer Untersuchungsreise in ein schriftliches Verzeichniß, ohne daß sie gerade eine eigentliche Karte von dem Lande entworfen hätten, vielmehr kam es nur darauf an], [dasselbe] nach den Sttidten kund der Beschaffenheit der Ge- gend, in der sie lagen] in sieben Theile [zu zer- legen, und zwar so, daß kein Stamm gegen den andern zu kurz käme], und kamen [nufi wieder] zu Josua irr-s Lager gen Sile. It)- Da warf Josua [in derselben Weise wie früher] das Loos über sie sdie sieben Stämme] zu Silo Vor dem HErrn [nämlich so, daß aus der einen Urne der Landestheih um den es stch han- delte, und aus der andern der Name des Stam- mes, der ihn erhalten sollte, gezogen wurde], Und theilete daselbst das Land aus unter die Kinder Israel sunter die Stämme Simon, Dan, Raph- thali, Benjamin, Sebulon, Asser und Jsaschar], einem jeglichen sein Theil swie der HErr durch das Loos es ihm beschied] II· U. 11—-28. Var erste tljoos fällt anf den Stamm Ben- jarninz sein Gebiet fällt zwischen den Stamm Ephraim in! dlorden nnd den Stamm Juda im Süden, ohne jedoch westlich bis an das Meer zu gehen, sondern es reicht not: bis an eine Linie, die von Both-Horai: ans sich süd- östlich hinuntrrztelit bis Kiriath-IearinI. In diesem Ge- biet liegen zusammen 26 Städte mit den dazu gehörigen dürften. 11. Und das Loos des Stammes der Kinder Benjamin fiel nach ihren Gcschlechtern [entspre- chend der Anzahl der zu ihnen gehörigen Geschlech- ter], und die Grenze ihres Looses sdas durch das Loos ihnen bestimmte Gebiet] ging aus ssiel so aus, daß es lag] zwischen den Kindern Juda [im Süden] Und den Kindern Joseph sgenauerx dem Stamm Ephrairm im Norden] 12. Und ihre Grenze war an der Ecke gegen Mitternacht san der Mitternacht-Seite] von: Jor- dan [im Osten] an, und gehet herauf an der Seite Jericho von initternachtwiirts sbei der Quelle es sultsn vorbeil und kommt auf-s Gebirge gegen abendloärts [auf das westlich davon gelegene Ge- birge Quarantanias und gehet aus an der Wüste Beth-Aven; 13. Und gehet von dannen gen Las, [so daß sie, die nordwestliche Richtung einschlagendj an der Seite her an Lus gegen mittagwtirts san der Süd- seite des Rückens von Lus sich hinzog], das ist Beiheh Und kommt [über Beeroth siidwestlich sich wendend] hinab gen Atharoth-Adar [zum Gebiet 19, 1—8. des Geschlechts der Arachiten], an dem Berge, der vom Mittag liegt an dem niederen Beth-Horon san dem südlich von Nieder-Betb-Horon liegenden Berg- zuge ihr Ende erreichend: bis hierher stimmt die Nord· grenze von Bcnjainin genau init der Südgrenze des Gebiete der Kinder Joseph, wie sie Kao l6, 1—8 be- schrieben worden, zitsxiinnietnj M. Darnach neiget sie sich sdie südostliclze Richtttng eivschlagendL nnd lenket sich um zur Ecke. des Abends [um die Wesiseite des in Rede stehen: den Stammgebiets zu bilden; diese beginnt] gegen Mittag »von dem Berge, der vor Beth-Horon gegen ntittagwatts liegt [von dem vorhin genannten, südlich von NiedenBethhoron gelegenen Bergzuge], und endet sich an Kiriath-Baal, das ist Kiriath- Jearim [Kap. 9, 17], die Stadt der Kinder Jada l-K0p«15- 60J; das [diese Strecke von Nieder- BethspHoron bis Kiriath-Jearim] ist die Ecke gegen Abend [die Westgrenze Benjamiwss · 15. Aber die Ecke gegen Mittag ist von Ki- riath-Jeatim an, und gehet aus gegen Abend svon dtelskv westlkchsn Punkte] und kommt hinaus zum Wasserbrnnnen Nephthoah sjetzt Listen nordwestlich von Jerusalems; 16. Und gehet herab an des Berges [Nord-] Ende, der vor dem Thal des Sohnes Hinnom san der Westseite von Jerusalem] liegt, welches [Thal tokederum] un Grunde Raphaim gegen Mitternacht liegt; und gehet ssüdöstlichj herab durclys Thal Hinnouy an der Seite der Jebusiter am Mittag sdie Südseite der Jebusiter-Stadt, d. i. Jerusalem, mtlangL und kommt hinab zum Brunnen Rogel ssüdöstliclz von der Stadt, da, wo das Thal Josa- phat mit dem Thal des Sohnes Hinnom zusam- menstöszt]; 17. Und zeucht sich von mitternachtwcirts [eine etwas nördliche Richtung einsrhlagendjs und kommt hinaus gen En-Semes Izu dem sog. Apostelbruw neu) lind kommt hinaus zu den Haufen, die gegen Adnmim hinauf liegen szu der, gegenüber dem Anfsiiege Adumini gelegenen Ortschaft Geliloth oder Gilgal Nicht. Z, 19], und kommt herab zum Stein Rohen, des Sohnes Raben seine nicht näher zu besiimmende Oertlichkeit an dem westlich vom Gefilde Jericho gelegenen Bergabhangeh 183 Und gehet zur Seite hin neben dem Ge- filde,» das gegen Mitternacht snördlich von dieser Linie] liegt, und konmit hinab aufs Gefilde [Je- richo selbers 19. Und gehet an der Seite Beth-Hagla, die gegen Mitternacht svon der Grenze] liegt, und ist sein Ende an der Zunge des Salzmeers gegen Mitternacht san der Nordspitze des todten Meeres] an dem Ort des Jordan, gegen Mittag san der Stelle, wo der von Norden kommende Jordan südlich in den Asphalt-See oder das todte Meer Mündetl Das ist die Mittagsgreuze lzusammens Erbtheil des Stammes Beujamin Simeons Erbtheil im Stammgebiete Juda. 55 stimmend mit der Mitternachtsgrekize des Stammes Juda, wie sie Ko. 15, 5——9 in umgekehrter Ordnung, von Ost nach West, beschrieben wart-ej. 20. Aber die Ecke gegen Vlorgen soll der Jordan [in seinem untersten Laufe von dem Punkte an, der der Stadt Jericho östlich gegenüber liegt, bis dahin, wo der Fluß in das Salzmeer mün- det] enden. Das swas innerhalb der V. 12——20 genannten Grenzen liegt] ist das Erbtheil der Kin- der Benjamin in ihren Grenzen umher, unter ihren Gesehleehtern · 21. Die Städte aber des Stamms der Kinder Benjamity sind diese: szunächst im östlichen Theile des Stammgebiets] Jekicho [Kap. 6, 1 Anm.], Beth-Hagla [Kap· 15, 6], Emek-Keziz sam Wege von Jerusalem nach Jericho, nahe bei En-Semes], 22. Veth-Araba [Kap. 15, 6], Zemaraim sdas jetzige es samt-ab, am Wege von Jerusalem nach Jericho, ohngefähr Gilgal westlich gegenüber lie- gend], Reihe! sjetzt Beitin Kp.7, L; 1.Mos.28, 11], 23. Avim [unbekannt, von Knobel für gleich- bedeutend mit Ai, zur Seite von Vethel Kap. 12, 9, gehalten], Hapara [die heutige Ruinenstelle Farah an dem, auch auf unsrer Karte angegebe- nen Wady Farah], Ophra, Dieses Ophra ist verschieden von dem gleichnamigen Ort in Weställianasse (Richter 6, 11, 24; 8, 7), aber ebenso wenig wie dieses genauer anzugeben. Nach einer Angabe des Onomastikon lag es etwa 1 deutsche Meile öftlich von Bethel und ist wohl ein und derselbe Ort mit dem in Joh. 11,54 erwähnten Ephremz vermuthlich ist der Ausdruck ,,östlich« hier soviel als ,,südöstlich« und würde also die Lage in der Gegend von Bethaven zu fuchen sein. Eine andere Angabe desselben Werkes da- gegen verlegt den Ort so weit nördlich von Jerusalem, daß Robinson ihn an der Stelle des heutigen Taiyibeh zwischen Hazar und Rimon hat verzeichnen lassen; dann hätte er aber weit über die Nordgrenze von Venjamin hinaus in dem Stammgebiete Ephraims gelegen, wes- halb wir diese Ansicht nicht theilen können. 24. Eaphar-Amonai, Aphni sbeide noch nicht ermittelt) Gaba [oder Geba Kap. 21, 17 mit dem Beinamen ,,Benjamin« 1. Kön. 15, 22, hernach- mais die Nordgrenze des Reiches Juda bildend Z. Kön. 23, 8., das jetzige Dscheba, V« Stunden nordöstlich von Ra1na]. Das sind zwölf Städte und ihre Dieser. 25. [Ferner im wesilichen Theile des Stamm- gebiets:] Gideon [Kap. 9, 3], Rama [das heutige er Its-m, zwischen Gibeon und Geba], Beetoth [Kap« 9- 17]- 26. Mlzpe ldas jetzige Newy Samwjl d. h. Propbet Samuel, weil dort Samuel das» Volk richtete und Saul zum Könige wählte I. Sam. 7, 5 ff.; 10, 17], Caphira [Kap. 9, 17], Moza [un- bekannt], 27. Rekeny Jerpeeh Thareala [alle drei nicht näher zu bestimmen], 28. Zela lBegräbnißort Saul’s und seiner Familie 2.Sam.21, 14, aber sonst unbekannt], Eleph [ebenfalls unbekannt], und die sStadt der] Jebusiten das ist Jerusalem [Kap. 15, 63 Anm.], Gibeath [oder Gibea l. Sam. 10, Dis; 11, 4 das jetzige Tuleil e1 Phul, d. i. Bohnenberg, zwischen Jerusalem und Rama], Kiriath snicht zu verwech- seln mit Kiriath-Jearitn, das zum Stamm Juba gehörte V. 14, feiner Lage nach noch nicht ermit- te1t]; vierzehn Städte und ihre Dbrsen Das ist das Erbtheil der Kinder Venjamin in ihren Geschlechter-I. Das 19. Kapitel. Der übrigen sechs Stämme und Iosucks Erbtheic III« its. 1-——9. Das nächste eBook; fällt auf den Stamm Simon; derselbe erhält aber keinen in sieh abgesthloss seuen besonderen tbandegtheih sondern es werden ihm nur eine Anzahl Städte mit ihren Dörferm sowie einige Dör- fer ohne deren Städte, itu Stanungebiete der Kinder Sinn, das für diese zu groß sich erwiesen, zngetheilt 1. Darnach fiel das andere Loos knämlich das] des Stammes der Kinder Simeou, nach ihren Gesehleehternz und ihr Erbtheil war unter dem Erbtheil der Kinder Juda [indem von diesen 17 bis 18 Städte —— auf unserer Karte doppelt unterstrichem soweit sie ihrer Lage nach können nachgewiefen werden —— ihnen zugetheilt wurdens 2. Und es ward ihnen zum Grbtheil sim Negeb oder Südlande von den Kap. 15, 21—32 und 42 angeführten Städten] Beer-Sehn, Seba [oder Sema Kap. 15, 26], Moladspy 3. HazalESUal [nicht nachzuweisen], Bglg [oder Baala, füdwestlich von Gaza], Azem snicht nachweisbar], 4. El-Tl)olad sauch noch nicht aufgefunden], Bethul [oder Chesil, südlich von Bersaba], Harma [oder Horma], 5. Ziklag, Bethälltarkaboth [Kap. 15, 31 Med- manna genannt, vermuthlich südlich von Gaza, doch nicht näher nachzuweisen) HqzqkSUssq [oder Sansanna, in der nämlichen Gegend], 6. VetlxLebaolh [oder blos Lebaoth Kp. 15, 32, noch nicht ermitteln, Saruheu [oder Silhim, südlich von Gerad. Das sind 13 Städte und ihre Ddtfec [eigentlich vierzehn, es scheinen aber in dieser Zusammenzählung die beiden Ortschaften Beth-Marka- both und Hazar-Sussa, d. i. Wagenhausen und Roß- hof, nur für Eine gerechnet zu sein]. 7. sFerner etwas weiter nördlich über die vorhin genannten Städte hinauf] Atti, Rittton [Kap.15-32]- Esther, Asan [Kap.15,42 estlich von Gaza, doch nicht näher zu bestimmens Das sind vier Städte und ihre Dieser. 8. Dazu serhielten die Simeoniten] alle Dör- ser, die um diese Diejenigen] Städte liegen, sdie im östlichen Theile des NegebJ bis gen Baalatlx Beer-Rancath gegen Mittag sbis gen Baalatly Beer oder Ramath des Südens Kap. 15, 24 sich erstrecken, ohne die Städte selbe: mit zu erhalten) 56 Josua 19, 9—30. Das ist das Erbtheil des Stammes der Kinder Simeon in ihren Geschlechtern 9. Denn der Kinder Simeon Erbtheil ist unter der Schnur der Kinder Juda sin dem für die Kinder Juda abgemessenen Landstrich, so daß es kein eigenes Stammgebiet für sich bildete]. Weil das Erbtheil der Kinder Juda ihnen zu groß war [als daß sie es in seinem ganzen Umfange für ihr wirkliches Bedürsniß verwenden konnten] dat- um erbeten die Kinder Simeon unter ihrem Erb- theil [und ging so Jakobs Weissagnng über Simeon und Levi I. Mos. 49, 7 an ihnen in Erfüllung wenn auch auf andere Weise als an den Leviten, vgl. die Anat. zu dieser Stelle]. IV· its. 10—·16. Das folgende Eoog fällt auf den Stamm Sebulon; derselbe stieß mit seinem Gebiet südlich an Wesissrlanasse nnd weiterhin an Institut, im Uorden aber wurde es begrenzt von Uaphthaly ebenso im Osten, nnd im Westen von Besser. Mitten darin tagen zwölf« Städte nnd ihre Mörser. la. Das dritte Loos fiel aus die Kinder Schulen, nach ihren Geschleehternz und die Grenze ihres Erbtheils [im Süden] war sum für die weitere Beschreibung zunächst einen mittleren Punkt für diese Südgrenze sestzusetzen] bis gen Sarid ksüdtich von Nazareth, am Fuß des sog. maexs praecipitii oder Berg des Herabstiirzenn d. h. desjeni- gen Hügels, von dem hernach die Nazarethaner Jefum herabstürzen wollten Luk. 4, 29], » 11. Und gehet [von da aus] hinauf zu abend- tvarts gen Mareala swestlich von Sarid], und stoßet [noch weiter westlich] an Dabaseth, und stö- ßet [schließlich] an den Bach, der vor Jakneam fleußt san den jetzigen Wady Milheh, an dessen östlicher Seite Kaimnn = Jakneam Kap. 12, 22 gelegen ist], » 12. Und sauf der andern Seite] wendet sich [die Südgrenze] von sjenem mittleren Punkte] Sarid [aus] gegen der Sonnen Aufgang, bis an die Grenze [das Gebiet von] Kisloth-Thabor soder Chesulloth V. 18 am südlichen Fuße des östlich von Nazareth gelegenen Bergessz und kommt [in nordöstlicher Richtung aufwärts steigend] hinaus gen Dabrath [an der Westseite des Thabors indem sie von da aus weiter östlich sich hinziehend mit der V. 22 beschriebeuen Nordgrenze des Stammes Jsaschar zusammenfällt]; und sdas Gebiet von Sebulon] langet [von Dabrath aus] hinauf [über den Berg östlich von Nazareth sich nach Westen heriIberziehendJ gen Japhta sdas heutige Jasa, IX, Stunde siidwestlich von Nazareth"]. «) Aus Mangel an Raum haben wir diesen Ort auf unserer Karte nicht verzeichnen können; wer sich ge- nauer von der Lage der verschtedcnen Ortschaften unter- richten will, dem empfehlen wir van de Veldes lltlap of the h0ly inne! (8 Blatt) — Gotha, Justus Perthes — und haben wir, um vergleichen zu können, die jetzigen Namen der Ortschaften, wenigstens soweit dies nöthig schien, unsrer Erklärung beigefügt. ») Während die Grenzen der ostiordanischen Stämme sich tnit ziemlicher Gewißheit angeben lassen, weil sie durch Flüsse und Berge, die wir kennen, zum Theil durch Städte, deren Ruinen von neueren Reisenden besucht wurden, bestimmt sind, ist es äußerst schwierig, ja fast unmöglich, die Grenzen der westjordanifchen Stämme, wenigstens derer, die im Norden wohnten, mit nur eini- germaßen befriedigender Sicherheit zu verfolgen. Nicht nur sind uns noch zu viele Orte so gut tote völlig un- bekannt, sondern es ist auch die Darstellung des Buches Josua nicht überall so vollständig und klar, daß stch nun ohne Wetteres eine Karte darnach entwersen ließe; an mehreren Stellen müssen wir mit Vermuthungen und Schliissen über vorliegende Schwierigkeiten hinwegzukom- men suchen, was immer ein gewagtes Unternehmen bleibt. So scheint uns an obiger Stelle nicht sowohl eine eigent- ltche Grenzbestintmung gegeben zu sein, als vielmehr eine Namhaftmachung der wichtigsten zum Stamm Sebulon gehörigen Ortschastenz nach dieser Ansicht haben wir denn die Textworte oben und in den folgenden Versen erklärt. 13. tlnd von dannen [von Javhia] gehet sie soder genauer: das Gebiet von Sebulon] gegen den Ausgang, sund nimmt seinen weiteren Lauf] durch Czitta Hepher sGatixHepher 2. Kein. 14, 25, jetzt el Meshed, V, Stunden nordöstlich von NazakethL Jtha, Kazin [beide Namen sind zu einem Orte zn verbinden: Jth-Kazin, doch läßt sich die Lage nicht näher bestimmen) Und kontmt hinaus gen Rimon [heutzutage Rnmaneh, 272 Stunden nördlich von Nazarethh Mithoar nnd Nea sdas hebe. Wort Mithoar ist kein Name, sondern zu übersetzen: das nach Nea hin, seiner Lage nach unbekannt, mit seinem Distrikt sich ersireckt]; 14. Und lentet sieh sum Rimonj herum von Mitternacht snordwestlich hinaus] gen Nathan [oder Channathon, wahrscheinlich das in Joh. 2, I u. 21, 2 genannte Cana in Galiläa, jetzt Kann. el Dsohe1i1J, nnd endet sich im The! Jephtha-Ei [in dem bei Jephtha-El, dem nachherigen, von Josephus im letzten südischen Kriege so hartnäckig vertheidigten Jotapata, beginnenden Thal, das gegenwärtig Wabe) Abilin heißt) » 15. sAußer den hier genannten 7 Stadien: Japhia, Gath-Hepher, Jth-Kazin, Nimmt, Nea und Channathom empfing dann Sebulon auch die folgenden fünf:] Katath svielleicht einerlei mit Kitron Richt I, 30, aber noch unbekannt] Raha- lal soder Nahalvl Richt. 1- 30"]- Simeon [unbe- kannt], Jcdeala svielleicht das jetzige Jeda, einige Stunden westlich von Nazareth, nach dem Carmel zu gelegen] und Bethlehetn snordöstlich von dem eben genannten Jeda Richt. 12, 8, nicht zu ver- wechseln mit Bethlehem im Stamme Juda Kap. 15, 59 Anm.]. Das sind [zusammen] zwölf Städte und ihre Dörfer. «) Vermuthlich das jetzige Meilen, südwestlich von Nazareth und nordwestlich von Mareala sB 11), ziemlich gleich weit von beiden Orten entfernt — auf unserer Karte nicht bezeichnet. Its. Das ist das Erbtheil der Kinder Sebu- lvu in ihren Geschlechteru [dem äußeren Umfange nach klein, aber ein recht fruchtbar Land, mit der Erbtheil der Stämme Scbulon, Jsaschar und Asser. 57 herrlichen weiten Ebene Sebulon in seiner Mitte]; das [die V. 12 ff. von Japhia an bis Bethlehem genannten] sind ihre Städte und Dörfetx v« V. 17—23. Das vierte Eoos trifft den Statuen Isa- schar, welcher zwischen die Kinder Joseph in! Westen nnd den Jordan im Osten zn liegen kommt, niirdtiih an Sebulon nnd Uaphthali nnd siidtich an Bensamin grenzt. Sein Gebiet mnfakt 16 Städte nnd ihre Mörser. 17. Das vierte Loos fiel auf die Kinder Jsaschar nach ihren Gesehleehtera 18. Und ihre Grenze war sihr Gebiet er- streckte sich über] Jesteel fauf einem Berge mit prachtvoller und weiter Aussicht über» die große, nach der Stadt benannte Ebene s— gegenwärtig Zerjn, nordwestlich vom Gebirge Gilboa], Chefnl- loth [V. 12], Sunem [2 St. südlich vom Thabor"], 19. Hapharaim [nicht mit Sicherheit zu er- mitteln], Sivn sam Thabor, aber noch nicht auf: gesunden] AnckHarath sauch nicht näher nachzu- weisen] 20. Rabith [genauer: Harabith, vermuth- lich an der Südwestseite des Gilboa, nordwesilich von der Stadt gleiches Namens-J, Kifeon [oder Kision Kap. 21, 28, seiner Lage nach unbekannt] Abez febenfalls unbekannt] 2l. s Rcmeth [oder Jarmuth Kuh. 21, 29, un- bekannt] En-Gannim sdas heutige Dsehenin], En- Hada, Beth-Pazez [beide noch nicht aufgefunden, vermuthlich aber am Gilboa gelegen]; 22. Und [die Grenze, die sich westlich über einen Theil der hier genannten Ortschaften hin erstrecktI stößct an Thabot [auf dem Berge glei- ches Namens, in 1. Chiron. 7, 77 zu dem Stamme Sebulon gerechnet], Sahazima [vermuthlich in dem Bogen -zu suchen, den die Grenze Jsaschans im Norden bildet], BetlxSemes [wahrscheinlich das jetzige Dorf Besam an dem Wady Besam, durch den sich die Nordgrenze hinzog], und ihr [der Nord- grenzeJ Ende ist am Jordan. Sechszehn Städte und ihre Dieser. 23. Das ist das Erbtheil des Stammes der Kinder Jsaschar [deren Gebiet sich im Osten den Jordan entlang hinzog, bis dessen südwestliches Ende in der Gegend von Jericho mit dem östlichsten Punkte der Südgrenze des Stammes Ephraim zusammentraf Katz. 16, 7 Anm.], in ihren Ge- schlechtern, Städten und Diesem. VI— v. 24—31. Das sanfte tEoos trifft den Stamm Ziffer; er erhält sein Gebiet an der Küste des mittel- ländisehen Meeres, reicht sidliih herunter bis zum Sihor Mbnath jenseit des Carnieh nördlich hinauf in die Ge- gend des Eibanon, und grenzt ötttich an Uaphthcili nnd Schalen. In seinen: Grbtheil liegen 22 oder 23 Städte mit den zugehörigen Dörfera 24. Das fünfte Loos fiel auf den Stamm der Kinder As s er, nach ihren Gesihlechtern 25. lind ihre Grenze war [ihr Gebiet um- faßte die Ortschasten am mittelländischen Meer] Helkath [3 Strinden nordöstlich von Aeco oder Ptolemais], Halt szwischen Helkath und Aeco], Beten [l V« Meilen östlich von Aeco], Achfaph [un- bekannt Kap. 11, 1.,nicht zu verwechseln mitAchsib V. 29], 26. Alamelech svermuthlich an der Nordseite des Baches Kison zu suchen], Amead swohl auch in dieser Gegend] Mifcal [in der Nähe des Car- tnel, aber sonst nicht näher zu bestimmen«]; nnd stößt an den Carmel am Meer kwo dieser txtestlich am mittelländischen Meer endigt], nnd an Sihok- Libnath fnuem Anschein nach das Ftiißchen sridiich von Tliaphoth-Dor, an dessen oberem Laufe das westliche Ende der Siidgrenze von Scbulon, wie sie in V. 11 bestimmt wurde, mit der Südgrenze von Asser zusammenfiel; die Stadt Dor dagegen gehörte nicht zu Asser, sondern zu Westäljianasfe Kap. 17, II]- ) 27. Und wendet sich svon diesem, Punkte, wo sie mit der Grenze Sebulon’s zusammentraf] ge- gen der Sonnen Aufgang gen Beth-Dagon saube- kannt, nicht mit Beid Dedschan zwischen Joppe und Lvdda Kind« III, 41 zu vertvechseln], nnd stö- ßet M! [die Wesigrevze Von] Scbulon, nnd an das Thal Jephthah-El [den Wady»A1)i1i-1V. 14], an die Mitternacht cnsrdlich von] Betst-Ema, kund] Negiel [beide noch nicht aufgefunden]; nnd kommt hinaus zu Eabnl zur Linken [4 Stunden südöstlich von Aeco], 28. sNördlich von Aceo Umfaßte dann das Gebiet Assers die Städte] Ehren [nicht näher zu bestimmen, vielleicht einerlei mit Abdon Kap. Si, 30], Rehob lunbekannt —- weder ist dies, noch das V. 30 genannte Rehob zu verwechseln mit dem, welches in 4. Mos. 13, 22., vgl. Richt. 18, Es; 2. Sam. 1(), 6 erwähnt wird —], Hammon [vielleicht das Dorf Hammanm östlich von Verh- tns auf der Höhe des Libanon], Kann soielleicht einerlei mit der heutigen Ortschaft Ain Kanten, nördlich von Dschezzim auf dem südlichen Theil des Libanon], bis ssüdwestlich herunter] zu groß Zidon [Kap. 11, 8]; 29. Und wendet fich [vom Gebiete Sidons aus siidlichJ gen Rama sjetzt Rameh, südöstlich Do» Tyruss bis zu der festen Stadt Zor [die zu Tyrus auf dem Festlande Kap. 11, 8 Blum. 1]; und wendet sich [in südlicher Richtung weiterzie- hendj gen Hvffa s»unbekannt], und endet sich am Meer der Schnnr nach gen Achsib szur Seite des Strichs von Achsib, jetzt Zibz jenseits dieses Strichs folgte dann Acco mit den V. 25———27 genannten südlichen Ortschaften], 30. sOestlich und nördlich aber von dem V. 28. 29 angeführten Gebiet lagen die Städte] Uma [auf dem Libanon, südlich von Hammon], Aphek [am Adonis, unterhalb Byblus Katz. 13, 4], Re- hob [unbekannt, wohl noch weiter nördlich als Aphekl Zwo nnd zwanzig Städte [oder genauer: drei und zwanzig] und ihre Dörfen 58 Josua 19, 31-—51. 20, 1——5. Jn dieser Darstellung wird es recht deutlich, daß von dem Verfasser unseres Buchs nicht überall die eigeutlichen Grenzlinien der Stammgcbieta als vielmehr die haupt- sächlichsten Ortschaften, welche das eine und das andere Umfaßte, sollen beschrieben werden (V. 12 Blum. 2i; doch läßt sich daraus einigermaßen auf die Girenzett schließen. 31. Das ist das Erbtheil des Stamms der Kinder Asser m ihren Geskhleehtern Stadien und Dorfern VII« d. 32- 39. Das sethgte Lang trifft den Stamm ktaphthalh welkher östlich non Besser nnd Scbulon seine Wohnsttze empsiingt und bis an die Eaiidsasaft Ijuda jen- srit deg Seed Grtiezarelh hinüber-reicht, während er nörd— ltch bis zum Libanon sitt) erstreckt und siidlicls das Ge- biet von Jsaschar berührt. Ihm werden it) Städte und ihre Ddrfer zn Theil, von betten aber nur 16 namentltch angesdhrt werden. 32. Das sechste Loos fiel auf die Kinder Naphthali in ihren Geschlechter-n. 33. Und ihre Grenzen waren sihr Gebiet reichte] Von Heleph [unbekannt], Elon, durch Zac- uauuim fder Name Elon ist kein Eigenname, son- dern mit den folgenden Worten so zu übersetzen: von dem Eichwalde bei Zaenannim, in der Gegend von Kedes Nicht. 4 13 —- in der Nähe dieses Eichwaldes lag wohl auch das vorher ge- nannte Heleph], [über] AdamLNekeb [d.i Adami des Passes, nach Knobeld Vermuthuiig das jetzige Deir el ahmar oder rothe Kloster, 3 Stunden nordwestlich von Baalbeks Jabneel [auch in dieser Gegend] bis fhinaufj gen Lakum fdem nördlichen Theil des Libanon-Gebirges] Und endet sich stralh- dem es die in 4. Mos. 34, 9—«12 beschriebene Nordostgrenze des gelobten Landes entlang gegan- gen] am Jordan [bei der Stelle, wo der Wady Begann in denselben mündct]; 34. Und wendet sich [von da altes, an dem Wady Besum in seinem unteren Laufe sich hin- zieheUdJ zum Abend gen Asnoth Thabor fnicht ge- nauer zn bestimmen, wohl nicht allzufern von Kurn Hattin gelegetIL und kommt von dannen [nach Norden gehend] hinaus gen Httkok Isnach van de Velde’s Vermuthung das jetzige Yakuk im Nordwesten des Sees GeuezaretHJZ und ftößel ffomit das Gebiet Naphthalrsl an Sebulon gegen Mittag, und an Asser gegen Abend, und an Juba am Jordan [eine Laudschaft auf der Osifeite des Sees Genezareth 4. Mos. 32, 41 Anm.], gegen der Sonnen Aufgang; 35. Und hat feste Städte: Zidim [bei-math- lich am unteren Laufe des Wady Besum zu su- chen], Zer [wohl am siidwestlichen Ende des Sees Genezareths Hamath [oder Hamoth Dor, südlich von Tiberias], Rakath fwahrscheinlich an der Stelle, wo nachher die Stadt Tiberias vom Vierfürsten Herodes erbaut wurde], Cinnereth keine Stadt in der 20 Minuten breiten und I Stunde langen, durch Naturschönheiy Klima und Fruchtbarkeit ausgezeichneten Ebene gleiches Namens, zwischen Medfchdel oder Mag- dala im Süden und Khan Ntlniyeh im Norden] 36. Adatna fnördlich von Sased], Raum fwestlich von Sased], Hazor fnordwestlich vom See Merom Kap. 11, !], 37. Kedes snordwestlich von Hazor Kap. 12, 22j- Edkei foerschieden von der. gleichnamigen Stadt in Basan Katz. l2, 4, aber noch unbekannt], Eu- Hazor fzwischen Hukok und Ramas 38. Jereon fdas heutige Jarnn, westlich vom OJierom-See], MiigdakEl [ob das spätere Magdala am See Genezareth gemeint sei, ist darum zweifel- haft, weil man die Erwähnung dieses Orts schon in V. 35 erwarten sollte]- Darm, BetlxAnath fbeide noch nicht aufgefunden] Beth-Sqmes spek- schieden von dem gleichnamigen Ort im Stamm Jsaschar V. 22, aber unbekannt] Neunzehn Städte faufzer der. hier genannten 16 noch 3 an- dere, z. B. Karthan Kap. 21, 321 und ihre Ddrfnx 39. Das ist das Erbtheil des Stamms der Kinder Naphthalh in ihren Gefchlechtcrw Städten nnd Dörfern il«- u 40—48. das seinem: no»- mottch kaut auftei- Slamnc Bau. Es weist ihm sein Grbtheil nn in der westlichen Hälfte des zwischen Gnhrainr nnd Juba noch iilsrigen Landes. also zur Seite Benjaming (s. Eint. zu Kein. is, 1.1—28); doch werden dem Stamm auch einige Städte in den tiiirdlich sind südlich angrenzenden Gebieten von Gohrainc und Jtuda zu Theil, und außerdem erwei- terte derselbe später ans eigene Hand sein slzrsihthnm durch die Groberung von Laie, das er fortan Don nannte. 40. Das siebente Loos fiel auf den Stamm der Kinder Dan, nach ihren Gefchleehtern 41. Und die Grenze ihres Erbtheils waren fzu dem Umfange ihres Gebiets gehörten] Zatea [Kap. 15, 33], Esthaol sKcun 15, 33], Jksqmes [oder Bethsemes Kuh. 15, 10], 42. Saelabin [oder Saelbim Richt l, 35, eine kleine Strecke nordöstlich von Geser, an der Stelle des jetzigen Selbjt], Ajalon san der Süd- seite des Knie. 10, 12 erwähnten Thales, heutzu- tage Dschålo tiicht zu verwechseln mit Ajalon im Lande Sebulon Richt. 12, 12], Jethla [vermuth- lich westwärts von Ajalon], 43. Elon [in 1. Kön 4, 9 durch den Zusatz »Beth-.Hanan« von Ajalon unterschieden, wahr: scheinlich oberhalb Thimna und BetlxSemes ge- legen], Thimnatha [oder Thirnna Kap.15,10], Ekron sKapx 13, 3], 44. Eltheksed Gjbethon [beide noch nicht auf- gefunden] Baalath [wohl einerlei mit Baala, west- lich von Ekron, Kap. 15, 11], 45. Jehud fvermuthlich das heutige Iehre- dieh, östlich von Joppe, also im Stamme Ephraim gelegen] VneWatak [wohl nicht weit von Jehud], GatlFRimon siu der Gegend von Thimna, aber noch nicht aufgefunden] 46. Wie-Iowa, Rakon [beide unbekannt, doch in der Gegend von Joppe zu suchen] mit den Grenzen gegen Japho ffammt dem Gebiet von Joppe Erbtheil der Stämme Naphthali und Don. oder den Ortschaften im Umkreis dieser Stadt 2. Chron 2, 16 Anm., die hiernach nicht zum Gebiet von Dan gehört zu haben scheint, obwohl sie von Daniten bewohnt war Richt- 5, 17]. 47. Und an denselben [den eben genannten Städtetq endet sieh die Grenze sdas Gebiet] der Kinder Dan. Und dieKinder Dan sdie aus meh- reren der ihnen überwiesenen Orte die Arnoriter nicht vertreiben konnten, sondern sich vor ihnen in’s Gebirge zurückziehen mußten Nicht. 1, Sei» weshalb ihnen ihr Erbtheil zum Wohnen zu klein wurde] zogen [hernachmals, als Josua schon ver- storben war] hinauf [nach der Gegend nördlich vom See Mero1n, westlich von Banjas oder Baal Hermon Kap.13, 5], und stritten wider Lesem soder Lais —- der heutige Tell el Kady an der mitt- leren Jordanquelles und gewannen und schlugen sie mit der Schcirfe des Schtverts, und nahmen sie ein, und wohneten drinnen, und nannten sie [die bisherige Stadt Lesem oder Lais] Don, nach ihres [Stamm-] Vaters Namen. Das Nähere über diese Eroberung, wodurch der Stamm Dan über sein ursprüngliches Gebiet hinaus- ing und auchim höchsten Norden Palästinas sich fest- iietzta siehe im Buch der Richter Kap. 18. Seitdem wird Dan öfter als die nördlichste Stadt der Jsraeliten ge- nannt, gleichwie Bersaba die siidlichste war, und die Re- densart »von Dan bis gen Versaba« zur Bezeichnung des ganzen Landes oder Volkes gebraucht (Richt. 20, 1; 1. Sam. B, 20; 2. Z, l0). 48. Das ist das Erbtheil des Stamms der Kinder Don, in ihren· Geschlekhterm Stadien und Diesem. IX— N. 49—51. Uathdeni so die Zlttotheilung des Landes unter die zehntehalb Stämme zu Ende gebracht in, tm— pfängt auch Josua sein Erbe, indem man ihm zufolge einer ihm gewordenen besonderen verheißung des ijErrn die von ihm geforderte Stadt Tshimnathscrah auf dem« Gebirge Euhraim zusprirtjt von der lEandeH-Uerloosi1ng. 49. Und da sie das Land gar [vollig] ausge- theilet hatten, mit seinen Grenzen knach den oben ausführlich dargestellten Gebieten, die den verschie- denen Stämrnen geliören sollten], gaben die Kin- der Jsrael swelche die Austheilttrigs-Commission unter der Leitung des Hohenpriesters Eleasar bil- detest] Josua, dem Sohn Nun, ein Erbtheil unter ihnen snnd zwar in dem Stamme, dessen Glied er war, im Stamme Ephraitn], 50. Und gaben ihm nach dem Befehl des HErrn [der wohl schon damals, als er dem Ca- leb ein bestimmtes Gebiet in Aussicht stellte 4. Mos. 14, 24 f.; Ins. 14, I. 12., dem Josua zum Lohn für seine bewiesene Treue ebenfalls eine besondere Verheißung gegeben] die Stadt, die er forderte lfür sich i« Anspruch nahm], namlich Thimnath-Serah sauch Thimnath-Heres genannt, das heutige Tibneh, 7 Stunden nördlich von Je: rusalem und 2 Stunden wesilich von dem Kp. 8, 35 Atem. erwähnten zweiten Lagerort Gilgal], Damit srhließt der lsericht Josua erhält die Stadt Thimnath-Serah. 59 aus dem Gebirge Ephraim Da bauete er die [auf einem Hügel gelegene Stadi], Und lvohnele drinnen sbis an sein Ende, wie man denn ihn daselbst auch begraben hat Kp.24, 30; Richt. 2, 9]. 51. Das sind [um schließlich alles noch ein- mal zusammenzufassen, was von Kap. l4 an ev- zählt worden ist] die Erbtheilh die Eleasar- det ldamalige Hohes] Priester, und Josua, der Sohn Nun, nnd die Obersten der Vetter unter den Ge- schlechterm durch-s Loos den Kindern Jsrael aus: theileten sanfänglich zu Gilgal Kap. 14—17 und dann] zu Silo vor dem HErrn, vor der Thier der Hütte des Stifts [Kap. 18, 1—19, Das; und vollendeten also das Anstheilen des Landes. Das 20. Kapitel. Verordnung der 2freistädie. I— V.1-—9. Jetzt, wo das ganze Land an die Stämme Jgraels vertheilt und in festen Besitz derselben überge- gangen ist, erinnert der Hafer den Josua an die Zins· führung der durch odiosen gegebenen Verordnung über die Kngsonderung von Freistädten für nnvorscilzlirtse Todt- schliiger Minos. 35, 6.9—34; 5.tU.19,1-—13). Gg wer- den dazu Kedeo im nördlichen, Sithem im mittleren und Hebrou im sädliklsen Theile des diesseiligelt Landes liestimnct; und ist damit —- da tm jenseitigen Lande schon Muse selber drei Städte für diesen Zweite benimmt bat (5. Leids. 4, 4l—43) —- die in il. Leids. 35, 6 u. 13 be- stimmte Serhgzahl nun vollständig. 1. Und der HErr redete mit Josua sals er die Verloosung der Erbtheile der Kinder Jsrael zu Ende gebracht hatte Kap. 19, 51], und sprach szu ihm, entweder unmittelbar von der Stifts- hiitte aus oder durch den Mund des Hohenpriæ sters Eleasar]: 2. Sage den Kindern Jsrael: Gebet [be- stimmt] unter euch Freistcldta davon ich durch Mose euch gesagt h»abe;« 3. Dahin fliehen möge ein Todtschlägeu der eine» Seele werfen] unversehens und unwisseud schlagt saus Jrrthum und ohne Vorsatz erschlagen hat]- daß sie unter euch frei seien leinem derar- tigen Todtschläger zur Zuflucht dienen] vor dem [ihn verfolgenden] Blutråchet 4. Und der da fleucht zu der Städte einer, soll [wenn er daselbst angelangt ist] stehen außen vor der Stadt Thore sallwo man pflegt das Ge- richt zu halten) und vor den Aeltesten der Stadt seine Sache [wie es mit dem von ihm begange- nen Todtschlage zugegangen] ansagen [damit die daraus beurtheilen können, ob er wirklich für einen unvorscsrtzlichen Todtfchläger zu erachten sei]; so sollen sie swenn das der Fall] ihn lzur Sicher- stellung seines Lebens] zu sieh in die Stadt neh- men, und ihm Raum geben, daß er bei ihnen wohne. . Z. Und wenn der Blutriicher [der] ihm nach- sagt [ebenfalls zu der Stadt kommt], sollen sit 60 Josua 20, 6—-9. 21, 1--—21. den Todtfchläger nicht in seine Hände übergeben, weil er sehen, wie die angesiellte vorläusige Unter: suchung V. 4 ergeben] unwissend seinen Nächsten gesschlagen hat, nnd ist ihm zuvor nicht feind ge- we en. 6. So svll er szunächstj in der Stadt woh- nen, bis daß er stehe vor der Gemeine sder er an- gehört und bei welcher die That geschehen ist] vor Gericht [und hat auch die ihn für einen unvor- sätzlichen Todtschläger anerkannt und wieder nach der Freistadt zuriickgebrachh so soll er ferner darin wohnen] bis daß der Hohepriester sterbe, der zur selben Zeit sein wird [das hohepriesterliche Amt verwaltet] Alsdann swenn dieser mit Tode ab- gegangen und ein anderer Hohepriesier fiir ihn eingetreten ist] soll der Todtfchlciger wiederkommen in seine [Heimaths-] Stadt, und in sein Hans, [also] zur Stadt, davon er geflohen ist [der Blut- rächer darf sich jetzt nicht mehr an ihm vergreifen 4. Mos. 35, 25 ff.]. 7. Da sgemäß diesem, den Kindern Israel durch Josua in Erinnerung gebrachten Befehl des HErrnJ heiligten sie szu Freistädten diesseit des Jordan 4. Mos. 35, t4] Kedes [Kcip. 12, 22; is, 37] in Galilcia [in einem Distrikt der späte- ren Landschaft Galiläa], aus dem Gebirge Raph- thali; und Sechem sSichem Kaki. 17, 7], auf dem Gebirge Ephraimz und Kiriath Arba, das ist H eb- ron [Kap. to, s; 14, 151, auf dem Gebirge Juda; 8. Und jenseit des Jordan, da Jericho liegt, gegen dem Aufgang [oon Jericho aus gegen Mor- gen], gaben sie shatten sie schon früher zu gleichem Zweck bestimmt b. Mos.4, 41 ff.] Bezer in der Wüste auf der Ebene [in der Steppe der amort- tisrihen Hochebenes aus dem Stamm Raben; Und Ramoth in Gilead, aus dem Stamme Gab; und Golan in Vasan, aus dem Stamm Manasse salfo ebenfalls in dem siidlichen, mittleren und nörd- lichen Theil des Landes je eine Stadt]. I. Das waren Zusammen] die [sechs] Städte, bestimmt allen Kindern Israel, und den Fremdlin- gen, die unter ihnen wohneten, daß dahin suche, wer eine Seele unversehens schlägh daß er nicht sterbe durch den Blnträchen bis daß er vor der Gemeine sseines Orts] gestanden sei suud hernach- mals völlige Straflosigkeit und die Freiheit, in fein Haus zurückzukehren, erlange mit dem Tode des gerade im Amte befindlichen Hohenpriesters]. Das 21. Kapitel. Nersorguug der Beoiiein It. n. 1—42. o« nach 4. unsres, a z» de» strick-Indien für uuvorsälzliche Todtsctsläger noch 42 andere Städte in den verschiedenen Stammgebieten hinkutioinmen sollen, welche sammt den in 4. Mos. BE, 1——5 näher besihriebe- neu Vorstsädtrn dem-Stamme cevi einzuräumen sind, so «« veranlassen die obersten Väter dieses Studenten, daß nach der Ziugsonderung der Freistädte sofort and) die Feststel- lnug der übrigen tkevitenstädte vorgenommen wird. dlnn bestehen die tkeoiten nach 4. Alles. Rad. 3 u. 4 ans den drei Gesrhlechlern der Kahathitem Gersoniten und rtierariteiy und erstere wiederum theilen sich in die Karo- nitru oder Priester, nnd in die gewöhnlichen täahathitea In Folge der angestellten tllerloosung erhalten denn die Jiaroniten 13 Städte in den Statuts-gebieten Lettau, Simeon nnd tltcnjamim die andern ttahathiteu 10 Städte in Don, Gphraim nnd West-Monogr; die Ger- soniten 13»Stadte in Isaschatz Ziffer, Uaohthali nnd Qltrtianassez die Merariten 12 Städte in Seht-lau, Gad und Kutten. Das sind zusammen 48 Städte, wie der HGrr in 4. Mos. 35, 7 bestimmt hatte. 1. Da snach Feststellnng der Freistädte im Westjordanlande V. 7] traten herzt! die obersten Väter unter den·Leviten zu dem [Hohe-] Priester Eleasar, und Josua, dem Sohn» Nun, nnd zu den obersten Vatern unter den Stammen der Kinder Israel [welche das Geschäft der Landesvertheilung besorgten Knie. 14, 1], 2. Und redeten mit ihnen zu Silo im Lande Canaan [woselbst seit Kap. 18, I die Stiftshiitte stand und die weiteren Verhandlungen vorgenom- men wurden], und sprachen: Der HErr hat gebo- ten dnrch Muse, daß man uns Städte geben solle zu wohnen, und derselben Vorstadte sWeidetriftens zu unserm Vieh [4. Mos. 35, 1 fs.]. 3. Da gaben die Kinder Israel den Leviten von ihren Erbtheilen, nach dem Befehl des HErrn, diese [im Folgenden näher bezeichneten] Stadte Und ihre Borstadte saußer den schon im vorigen Ka- pitel genanuten 6 Freistädten noch 42 andere; nnd zwar gaben Juda und Simeon zusammen 9, Naphthali 3 und von den übrigen neun Stämmen ein jeder 4 Städte. So waren die 48 Städte an sich schon bestimmt, und mußte durch das Loos nur noch ermittelt werden, welche von diesen Städten einem jeden der verschiedeneu Ge- schlechter der Leoiten zuzutheileti seien] 4. Und das [erste] Loos fiel auf das Ge- schlecht der Kahathiier sdas vornehmste unter den dreien 4. Mos. Z, 27—32; 4, 1—20., und zwar auf den einen Zweig der Amramiten, die Linie Aaron 2 Mos. 6, 20], und wurden den Kindern Aaron, des Priesters, aus den Leviten durclys Loos dreizehn Siadte [neun] von dem Stamm Juda, fund] von dem [mtt diesem Stamm vereinigten] Stamm Simon, und svierj von dem Stamm Ben- jamin IV. 9—19]. Dies geschah nicht zufälligz sondern Gott wußte schon, in welcher Gegend des Landes er künftig seinen Tempel aufrichten würde, und versetzte schon ietzt das Priestergeschlecht in die nächste Umgebung der Stadt Jerusalem. » 5. Den andern Kindern aber Kahath, dessel- ben Geschlechts sebenfalls aus dem Stamme Levi —- nämlich von den Amramitem den Nachkom- men des Mofe, und demnächst den Jezehariten, Hebroniten und Usrelitens wurden durchs szweitej Loos zehn«Stadte, [vier] von dem Stamm Ephraind Aussonderung der Freistädte und der Levitenstädte 61 toter] von dem Stamm Drin, nnd szweij von dem halben Stamm Manasse [V. 20—-26]. s. Aber den Kindern Geisen, desselben Ge- schlrchts [4. Mos Z, 21—26; 4, 21—-78], wur- den durch-s Dritte] Loos dreizehn Städte, hier] von dem Stamme Jsalchdn [vier] von dem Stamm Asser, und [drei] von dem Stamm Naphthald nnd [zwei] von dem halben Stamm Manasse [der jen- seit des Jordan sein Erbtheil erhalten hatte] zu Vasan [V. 27——33]. 7. Den Kindern Merari, ihres Geschlechts snach ihren Geschiechtern 4. Mos B, 33——37; 4, 29—33J, wurden [durch’s vierte Loos] zwölf Städte [vier] von dem Stamm Raben, [vier] von dem Stamm Gad, und [oier] von dem Stamm Sebulon [V. 34——40]. 8. Also gaben die Kinder Israel den Leviten durchs Loos diese [13—k10—-—13—l—12=48] Städte und ihre Vorstädte, wie der HErr durch Mose geboten hatte. Diese Zahl der den Leviten zugetheilten Städte wird uns nicht zu groß erscheinen, wenn wir erwägen, daß 1) die meisten Städte Canaans, schon nach ihrer großen Anzahl in dem kleinen Lande zu schließen, nicht allzu groß sein mochten; L) die Leviten nicht alleinige Besitzer dieser Städte wurden, sondern darin nur die für ihren Bedarf erforderliche Anzahl von Wohnhäusern nebst Weidefluren für ihr Vieh im Umkreise der Städte er- hielten, die übrigen Räume aber den einzelnen Stäm- men verblieben; 3) daß die 23,000 männlichen Köpfe, welche die Leviten bei der zweiten Voltszählung (4.Mos. 26,6·2) ausmachtern aus 35 Städte vertheilt, für jede Stadt 657 männliche Personen oder gegen 1300 männ- liche und weibliche Leviten ergaben. Dagegen hat man an der Einräumnng von 13 Städten für die Priester Anstoß genommen und in der ällieinung daß Aaron zu Jo ua’s Zeit von seinen beiden, am Leben gebliebenen Söhnen kaum so viel Nachkommen haben konnte, daß dieselben zwei, geschweige denn 13 Städte hätten süllen können, das Verzeichniß für eine aus viel späterer Zeit stammende Urkunde erklärt. Aber hiebei hat man nicht nur dem Theilungsausschuß die ungeheure Kurzsichtig- keit zugetraut, daß er die Wohnstädte blos nach dem damaligen Bediirfniß der Priester, ohne Rücksicht auf deren künftige Vermehrung bestimmt haben werde, son- dern auch die Größe der Städte sehr bedeutend und die Zahl der Priester viel zu klein angenommen. Allein auf Fiillung der Städte mit Priestersaniilien war es gar nicht abgesehen; und die Kopfzahl der damals lebenden Priester ist zwar nirgends angegeben, bedenken wir aber, daß Aaron beim Auszug aus Egypten schon 83 Jahr alt war, so konnte jetzt, 47 Jahr später, seine Nachkom- menschaft bereits in das vierte Glied eintreten und die gesammte männliche Personenzahl des Priestergeschlechts über 1000 Köpfe betragen oder mindestens aus 200 Fa- milien bestehen. (.Keil.) 9. Von dem Stamm der Kinder Juba, und von dem Stamm der Kinder Simeon swelcher letzt· tere kein besonderes, in sich abgegrenztes Gebiet, sondern nur eine Anzahl Städte in dem Gebiet des ersteren erhalten hatte Kap.19,1—9], gaben sie sdie Kinder Israel] diese Stadte, die sie mit ihrem Namen nannten [nach ihren, im Folgenden näher angegebenen Namen einzeln ausführten], 10. [Und zwar gaben sie dieselben] Den K in: dern Aaron, des Geschlechts der Kahathitey aus den Kindern Lebt; denn das erste Loos war ihr [V. 4]. 11. So gaben sie ihnen nun Kiriath-Arba die [oormals] des Vaters Enak sjenes Riesengesclhlechts unter den Cananitern, gewesen] war lbis dann Caleb sie ihren Besitz-ern entriß Kuh. 15, 13 f.], das ist Hebt-on, auf dem Gebirge Juba, und Vorstädte um sie her [nach dem in 4. Moos. 35, 4 f. vorgeschriebenen Umfange]. 12. Aber den Acker der Stadt sdie jenseit der Vorstädte gelegene Feldmark] nnd ihre [die zur Stadt gehörigen] Dbrfer gaben sie Caleb, dem Sohn Jevhuiinn zu seinem Erbe sda diesem die Stadt schon zugesprochen worden war Kp. l4, 13fs.]. 13. Also [um nach der eben gemachten Zwi- schenbemerkung den Faden der Erzählung wieder aufzunehmen] gaben sie [wie schon V. 11 gesagt] den Kindern» Anton, des Priesters, die Freistadt N! Tvdklchltlget lKsp. 20, 7], Hebron und ihre Vorstädtn kfernerj Libna [Kap. 10, 29; 15, 421 und ihre Vorstädte, 14. Jalhit [Kap.15, 48] und ihre Vor: stäjdth Esthemoah [Kap. 15, 50] und ihre Vot- tä e, 15. Holvn [unbekannt, wohl in dem Land- sirich Gosen zu suchen Kap. 15, 51] und ihre Vot- stadte, Debir [Kap.10, 38; 15, is. 491 uud ihre Vorstädtn 16. Ain [oder laut 1. Chron. 7, 59 richtiger Asan, vermuthlich östlich von Gaza Kap. 15, 42 und dem Stamme Simeoii überwiesen Kap. 19, 7J- Jnta [Kp. 15- 55] nnd ihre Vorstädte,Beth- Seines lKap. 15, 101 und ihre Vorstädte: neun Städte von diesen zween Stämmen. 17. Von dem Stamm Venjamin aber gaben sie vier Städte: Gibeon [Kap. 9, Z; 18, 251und ihre Vorstädtn Geba [Kap.18,24] und ihre Vorstädte, IS. Anathoth sdas heutige Aus-tu, J; St. nördlich von Jerusalem, die Heimath des Prophe- ten Jeremia Jerem. 1, l; 11, 21 ff.] und ihre Vor- städte, Almon [oder Alamath I. Chron. 7, 60, die jetzige Ruinenstelle Almen nicht weit von Ana- thothj und ihre Vorstädte 19. Das; alle Städte der Kinder Anton, des Priesters, waren dreizehn, mit ihren Vorstädien 20. Den Gesehlechtern aber der andern Kinder Kahath, den Leviten, wurden durch ihr Loos vier Städte von dem Stamm Ephraimz 21. » Und [sie] gaben ihnen die Freistadt der Todtschlager [Kap. 20», 7], S echem Und jzke Vpkx stadte auf dem Gebirge Ephraim, Geser sodee Gase! Ksps 10- 335 18, 31 und ihre Vorstadt» 62 Josua 21, 22—45. 22, 1—-7. 22. Kibzaim [noch nicht aufgefunden, 1. Chiron. 7, 68 Jakmeam genannt, das nicht mit dem erst in V. 34 gen. Jakneam im Stamm Seba- lon Kp.19, 11 zu oerwechfeln istl nnd ihre Bor- städte, Veth-Horon [Kp.10,10; 18, 131 und ihre Vorstädtk 23. Von dem Stamm Dan vier Städte: Eltheke suubekaniits nnd ihre Vorstädth Gib- thon [ebenfalls unbekannt Kap. 19, M] nnd ihre Vorstädtq 24» Ajalon [Kap.19, 421 nnd ihre Vor- skädtc, Gqth-Rimpn swohl in der åliähe von Thimna Kap. 19, 451 Und ihre Vorstädte 25. Von dem halben Stamm Manasse sim Westjordaulandd zwo Städte: Thaenach [Kap. 12, 21; 17,11] und ihre Vorstädte, Gath-Ri- fitlvn soder vielmehr —da dieser Name nurdtirch einen Schreibfehier aus dem vorigen Verse noch einmal hierher gekommen —— Jeblaam oder Bileam Kap. 17, il; l. Chron 7, 70] und ihre Vorstädte. 26. Daß alle Städte der andern Kinder des Geschiechtd Kahath waren zehn mit ihren Vor- städtem 27. Den Kindern aber Gerson, aus den Geschlechtern der Lehnen, wurden gegeben von dem saubern] halben Stamm Manasse sjenseit desJor- dans zwo Städte: Die Freistadt für die Todt- sehläger [Kap. To, 8], Golan in Vasan und ihre Vvrftädtq Beesthra svielleicht einerlei mit Astha- roth h. Mos. l, 4; Jos.13, 12« 311 und ihre Vorstädte 28. Von dem Stamm Jsaschar vier Städte: Kision [unbekannt, Kap. 19, 20] und ihre Vor- ftädte, Dabrath sauf der Wesiseite des Thabor Kap. 19, 12] und ihre Vorstädte M. Jarmuth [uubekannt, vielleicht einerlei mit Remeth Kap. 19, 21] und ihre Vorstädth ExspGannim iKap. II, 21 oder Anam1. Chron 7, 731 und ihre Vorstädte sit. Von dem Stamm Asser vier Städte: Miseql [Kap. 19, 26 oder Mosal 1- Chron 7, 741 und ihre Vvrftädth Abdou soielleicht einerlei mit Ebron Kap. 19, 28, seiner Lage nach aber unbekannt] nnd ihre Vorftädth 31. Helkath [Kap. II, 25 oder Hukok l. Chron. 7, 751 nnd ihre Vorstädte, Rehob [Kap. 19, 281 nnd ihre Vorstädte. 32. Von dem Stamm Naphthali drei Städte: Die Freistadt Kedes für die Todtschläger in Ga- liläa [Kap. 20, 7] und ihre Vorstädte, Hammoth- Dpr soder Hamath Kap.19,35, in 1. Chron 7, 76 Hammon genannt] nnd ihre Borftådth Karthan [oder Kiriathaim I. Chron 7, 76, ver- muthlich das jetzige Katauah nordösilich von Sand] nnd ihre Vorstädtr. 33. Daß alle Städte des Geschlechts der Ger- foniter waren dreizehn, mit ihren Vorstädten. 34. Den Geschlechtern aber der Kinder Merari, den andern Lehnen, wurden gegeben von dem Stamm Sedulon vier Städte: Jakneam lK0p« 12- 32; 19- 1l] und ihre Vorstädte, Kar- tha svielleicht einerlei mit Katath Kap.19, 15 oder Kitron Nicht. l, 301 und ihre Vprstädttz 35. Dimna [ob einerlei mit Rimmono l. Chron. T, 77 oder Rimon Kap. l9, l3, muß da- hingestellt bleiben] nnd ihre Vorstädte, Nahalal sfüdwesilich von Nazareth Kap. 19, 151 und ihre Vorstädtk 36. Von dem Stamm Ruben vier Städte: Bezer [die Freistadt für die Todtschläger Kap. Fhstsj und ihre Vorstädte, Jahza und ihre Vor- ta e 37. Kedemoth und ihre Vorstädte, Me- phaath nnd ihre Vorstädte szu letzteren 3 Städten vgl. Kp. 13, l8 u. 4. Mos. 21, 23]. 38. Von dem Stamm Gab vier Städte: Die Freistadt für die Todtschläger [Kap. 20, 8], R«- moth in Gilead und ihre Vorstädte, 39. Mahanaim sKao 13, 26j und ihre Vorstädte, Hesbon [Kap. 13, 171 und ihre Vor- städte, Jaes er [Kap. II, 251 nnd ihre Vorstädte. 40. Daß aller Städte der Kinder Merart unter ihren Geschlechtern, den andern Lehnen, nach ihrem Loos, waren zwölf. 41. Alle Städte der Leviten [überhaupt, also die der Kinder Aaron V. 19, der andern Kinder des Geschlechts Kahath V. 26, der Gersoniter V. 33 und der Kinder Merari V. 40 zusammen] unter dem Erbe der Kinder Israel waren acht und vierzig mit ihren Vorstädten 42. Und eine jegliche dieser Städte hatte [dem göttlichen Befehle gemäß] ihre Vorstadt Um sich her, eine wie die andere. M« v. 43—-45. hiermit ist nicht nur die Kandel-verthei- lung, welche den Inhalt der zweiten Hälfte unsers Bnrheg bildet, zum Jibsrhluß gebrachtz sondern überhaupt alles in Erfüllung gegangen, was der Hclirr einst seinem volle: in Beziehung auf Eanaan verbeißen; Israel darf sitt) nun des ruhigen Besitzes seines Erlitheils freuen und hat oon seinen Feinden, obgleirh diese noch nicht völlig aus— gerottet und, nirhts zu des-irritiren, dafern es nur seinem Gott treu anhängi und im Bunde mit ihm verharrt. 43. Also swie von Kap.1 an bis hierher beschrieben worden] gab der HErr dem [Volk] Israel alles Land, das er [vor mehr als 400 Jahren 1. Wiss. 12,»7; 22, 16 f. u. s. w.] geschwo- ren hatte Ihren Vätern zu geben; und sie nah- wen-s ein, und wohneten drinnen. 44. Und der HErr gab ihnen sso lange sie ihm dieneten Richt 2, 6 ff] Ruhe vor allen [frü- heren LanDeSbesitzernJ umher, wie er es ihren Bä- tern geskhworen hatte [2. Mos 33, 14; 5. M. Z, . 20; 12, 9 H; und stund ihrer Feinde keiner wider Josua entläßt die Krieger der drittehalb Stämme mit Ermahnung und Segenswünschen 63 sie sdaß die Cananiter etwas hätten unternehmen dürfen, ihnen das Land wieder zu entreißen oder sie darin zu bedrängen und zu bedrucken] sondern alle ihre Feinde gab er in ihre Hunde sdaß sie, soweit sie dem göttlichen Willen Z. Mos 23, 29 f.; 5. M. 7, 22 gemäß noch nicht vertilgt waren, ganz macht- los den Kindern Jsrael gegenüber standen) 45. Und es fehlete [sonach, als Josua nun: mehr seine zwiefache Aufgabe Kuh. l, 2 h. ge- endigt] nichts an allem Guten, das der HErr dem Hause Jsrael geredet hatte. Es tam alles swar alles pünktlich und genau so gekommen) Es ist schön, wenn die Erfüllung der Verheißungen Gottes bemerkt und Gott wegen seiner Wahrheit und Treue die Ehre gegeben nsird. So merkte Jesus am Kreuz, daß die Schrift ersüllet sei, und sprach alsdann: »Es ist vollbracht;« es sehlete also nichts an alle dem Guten, das Gott durch die. Propheten von den Werken und dem Leiden des Niessias geredet hatte, es kam und geschah alles. So soll ein jeder, der in den Fußtapfen des Glaubens Abrahanrs wandelt, Achtung geben, wie die Verheißungen Gottes von seiner Vorsorge und Gnade gegen die Sünder überhaupt, und insbesondere gegen Arme, Verlassenh Traurige, gegen Wittwen und Waisen hier und da an ihm erfüllt worden sind. Eine solche Beobachtung erweckt einen Christen, des Morgens die Gnade und des Abends die Wahrheit Gottes zu ver- kündigen, und anstatt des Klagens sich im Qualen, welches in der Schrift ein köstliches Ding genannt wird, zu üben. Was wird aber erst in der seligen Ewigkeit geschehein wenn die vollendeten Gerechten aus die Wege und Gerichte Gottes, die vor und nach ihrem Tode aus Erden vorkommen, mit einem völlig erleuchteten Auge zurücks und herabseheu nnd auss Deutltchste erkennen werden, daß alles gerade nach den Sprüchen der heil. Schrift gegangen und die Schrift täglich in kleinen und großen Dingen an Frommen und Gottlosen erfüllt wor- den sei! Wenn aber ebendieselben vollendeten Gerechten er- fahren werden, daß auch im Himmel die Schrift ersiillet werde und daß von alle dem Guten, das der HErr in derselben seinem Volke geredet hat, nichts fehle, sondern alles vorhanden sei— so zwar, daß alles unendlich weit über die Begriffe der sterblichen Menschen, nicht aber über dasZeugniß der Schrift geht; so werden sie Gott über seiner Wahrheit hoch preisen. Hieraus erhellei, wie viel an dem Glauben gelegen sei. Will jemand das Gute, das Gott seinen Knechten und Kindern verspricht, genießen, so glaube er den wahren und treuen Worten Gottes, gleichwie Jsrael in der Wüste, noch ehe es in’s Land Canaan kam, hätte glauben sollen; so wird es alsdann nach der Regel Christi gehen: »Dir geschehe nach deinem Glauben!« Da hingegen ein Mensch, der durch den Unglauben Gott zum Lügner macht, von alle dem Guten, das Gott verheißen hat, nichts erfährt. (Roos·) Das 22. Kapitel. Die drittehalb Stämme richten im heimkehren einen Altar: aus. I· V.1——10. lllachdem so auch die zchntehalb Stämme zum ruhigen Besitz ihrer Erblheile genommen, entläßt Josua die thiilfokrieger der Stämme Italien, Gad und Hallpittaitasse mit lobender Anerkennung der ihren Brüdern geleisteten Dienste, mit liebreich-er Ermahnung zum treuen Festhalten an dem htlirrn und seinem Geseh und unter väterlirljen Segenswänschen in ihre tjcimath; sie brechen auf von Silo und errichten, als he die Iordanstliederung erreicht haben, noch auf der Weltteile deg Flusses einen großen, ansehnlicher! Altar, um ihre Zugehörigltett zu den dtcsseitigen Stämmen und zu dem gemeinsamen tjeiligthttnc des ganzen volles damit zu bezeugen. 1. Da snachdem alles zu Ende gebracht war, was zur Besitznahme des verheißenen Landes ge- hörte] rief Josua die Rubeniter und Gaditer, und den halben Stamm Manasse sdie 40,000 Kkiegekdiesek drittehalb Stämme, welihe den Eroberuitgskcieg im dies- seitigen Lande rnitgemacht Kuh. 4, 12 s. und auch der Austheilung des erobertcn Gebiets unter die zehntehalb Stämme als einer gemeinsamen Angelegenheit des ganzen Volks noch beigewohnt hatten], 2. Und sprach zu ihnen sals er nun ihre Obersten vor der Stiftshiitte zu Silo versammelt hatte]: Ihr· habt alles gehalten, was euch Mose, der Knecht des HErrtr geboten hat [4. Mos. 32, 20 ss.], nnd gehorchet meiner Stimme in allem, das ich euch geboten habe swie ihr mir dazumal versprochen, als in) mein Amt übernahm Kap. l, 12 fs.]. Z. Ihr habt eure Brüder svon den andern zehntehalb Stiimmetq nicht verlassen eine lange Zeit her [diese lange Zeit von etwa 8 Jahren da- her], bis auf diesen Tag; und habt gehalten an dem Gebot des HErrn- eures Gottes sdas er euch durch Mosis und meinen Mund hat kund gethan]. 4. Weil nun der HGru euer Gott, hat eure Brüder: zur Ruhe gebracht, wie er ihnen geredet hat sund damit das Ziel erreicht ist, urn dessent- willen ihr vor ihnen herziehen solltet gerüstet Kap. l, 14 f.j; so wendet euch nun snach eurer Heimath zurück], und ziehet hin in eure Hütten im Lande eures Grbtheils, das euch Mose, der Knecht des HErrtn gegeben hat, jenseit des Jordan. 5. Haltet aber nur ssammt euren Weibern und Kindern und den übrigen Angehörigen eurer Stämme, zu denen ihr jetzt zuriickkehrt] an mit Fleiß, das; ihr thut nach dem Gebot nnd Gesetz, das euch Moses, der Knecht des HErru, geboten hat [5. Wes. 8, 6.; 10, 12.; 11, 18. 22 u. s. w.], das; ihr den Hirt-Fern, euren Gott, liebet, und wandelt auf allen seinen Wegen, und seine Gebote haltet, und ihm anhanget, und ihm dienet von ganzem Herzen und von ganzer Seele. s. Also segnete sie Josua sunter Anwünschung alles Guten sür sie und die Ihrigen daheim] und ließ sie gehen [indem er ihnen wegen der Beute, die sie mit nach Hause brachten, noch eine Er: mahnung mit aus den Weg -gab B. 8], uns) sie gingen soon Silo aus zurück] zu ihren Hütten [drüben, jenseit des Jordan V. 9]. i 7. sSo ging der Stamm Manasse in zwei Hälften auseinander] Dem halben Stamm Pianasse [nämlich, wie wir wissen] hatte Muse [sein ErbtheiIJ gegeben zu Rasen, der andern Halfte Dagegen] »gut- 64 Josua 22, 8—28. Josua [Erbtheil] unter ihren Brüdern diesseit des Jordan gegen Abend [Kap.17, 1——11]. Und da er [Josua] sie [die Ost-Manassiten sammt den Rude- nitern und Gaditen, in der oben V. 2——5 beschrie- denen Weise] ließ, gehen zu ihren Hütten, und sie gesegnet hatte [V. 6], 8. Sprach er fnoch außerdem] zu ihnen: Ihr kommt wieder heim mit großemGut zu euren Hütten [das ihr in den Eroberungskriegen gleich den andern zehntehalb Stämmen von den Cana- nitern erbeutet habi], mit sehr viel Vieh, Silber, Gold, Erz, Eisen und Kleidern; so theilet nun den Raub eurer Feinde aus unter eure sdaheim gebliebenen] Brüder« [und behaltet ihn nicht für euch allein; denn das ist billig und recht, wie auch vormals, nach dem Kriege wider die Midianiten der HErr durch Mose befahl, daß nur die eine Hälfte der Beute denen gehören solle, die den Krieg mitgemacht hatten, die andere Hälfte aber der übrigen Gemeine 4. Mvf 31, 25 ff.]. 9. Also iehreten um die Rubeniien Gaditer, und der halbe Stamm Manasse, nnd gingen von den Kindern Israel fsich von ihnen verabschiedend] aus Silo, die [welche Stadt] im Lande Canaan liegt [Kap.21, 2], daß sie in’s Land Gilead [das senseit des Jordan gelegene Gebiet 4. Mos. 21, 30 Anm.] zbgeu, zum Lande ihres Erbes, das sie er- beten aus Befehl des HErrn durch Mose [4. Mos 32, 33]. 10. Und da sie kamen an die Haufen [in die Kreise oder Gegenden] am Jordan, die im Lande Canaan liegen [in die noch diefseit des Flusses, im eigentlichen Canaan gelegene Jordan-Niederung, vermnthlich an die Sielle, wo der Wady Fasail oder der Bach Crith 1. Kön. 17, 3 in den Jordan mündetjz baueteu dieselben Rubeniter, Gaditer und der halbe Stamm Manasse [in guter Nennung, von denen, von welchen sie ietzt ürtlich schieden, sich doch in gottesdienstlicher Hinsicht nicht zu scheiden V. 24 ff] daselbst am Jordan einen großen schönen Altar [wörtlich: einen für’s Sehen großen Altar, d. h. der durch seine Größe weithin in die Augen fiel, da er ja ein Denkmal sein sollte, welches emporragte und deutlich hervortrat]. II« v. ll——34· Die Kinder Israel jedoch, als sie non dem Altar hören, finden in der Errichtung desselben die Ahnen, daß ihre Brüder jeuseit des Jordan von der Einen Stätte des Gottesdienstes sich losrrißeik und also von dem ijuirru und seinemGesetz freventlich abfalleii wollen; sie beschließen deu"«vernirlstnngsbann an ihnen zu oollslrectiem senden aber zuvor den Sohn des tjohenoriesters Øleasiir mit 10 Statnmessärsien zu ihnen, die Same genauer zu itnters suchen Da ergiebt sieh denn, was die Meinung der drittehalb Stämme mit jenem Altare sei, und unter kob- oreisuug Gottes, der die Bruder nor Abfall bewahrt und das ganze volle nor verderben behütet hat, wird der beabsichtigte Kriegeszug unterlassen. 11. Da aber die Kinder Jsrael [im Wett- jordanlandej höreten sagen: Siehe, die Kinder Raben, die Kinder Gad, und der halbe Stamm Mauasse haben einen Altar gebanet gegen das Land Canaan [in der Richtung auf dasselbe zu], an den Haufen [in der Niederungsgegend] am Jordan [noch] diesseit [des Flusses, dichi an der OstgreUzeJ der [im eigentlichen Canaan wohnenden] Kinder Israel; 12. Da versammelten sie sich kentrüstet über ein solches Vornehmen, worin sie eine sirafbare Verletzung des göttlichen Gebots, daß Israel nur an der einen, von dem HErrn selbst erwählten Stätte opfern solle Z. Mos. 17, 8 f.; s. M. 12, 4 ff» erblickten] mit der ganzen Gemeine zu Silo, daß sie wider sie hinauf zdgen mit einem Heer lum nach der Vorschrift 5. Mos 13, 12 ff. mit ihnen zu verfahren] Dieser große Eifer der diesseitigen Jsraeiiten war ganz löblich und recht; denn obgleich der Altar, um den es sich hier handelte, nicht zum Opferaltar bestimmt und also dem Gesetz nicht zuwider war, so hatten doch die Erbauer desselben gerechten Anlaß zur Ereifeeung ihrer Brüder dadurch gegeben, daß sie ihr Werk ohne vor- herige Befragung des Hohenpriesters aus eigene Hand hin unternommen, niemand also um ihre eigentliche Ab- sicht wissen und die von ihnen gewählte Form eines Zettgnisses ihrer Zugehörigkeit zu dem Gottesdienst des ganzen Volks (V. 27 fs.) nicht anders als so ge- deutet werden konnte, wie sie von der Gemeine aufge- faßt wurde. »Ohne gcmeinschastlichen Rath und Be- denken soll man nicht was Großes anfangen, damit man verhüte, daß nicht jemand von uns geärgert werde. Ein Christ soll auch bösen Schein meiden (I.Thess. 5, 22); denn er erweckt nur bösen Argwohn«- (Starke.) 13. Und sandten [die Sache zuvor genau zu untersuchen, ehe sie in so strenger Weise dawider einschritten 5. Mof. 13, 14] zu ihnen iu’s Land Gilead sdenj Pinehas, den Sohn [und künftigen Amtsnachfolgerj Eleasar, des [Hohen-«] Priesters [der schon einmal für Gottes Ehre geeisert und darnach auch den Rachekrieg wider die Midianiter ausgeführt hatte 4. Mos. 25, 7 ff.; St, 6], 14. Und mit ihm zehn oberste Fürsten, [die sämmtlich Häupter waren] unter den Hiiusern ihrer Vater [einem Vaterhause 2. Mos. 6, 14 Anm. vor- standen], aus jeglichem Stamm Israel soon den zehntehalb Stämmen] eitlen. 15. Und da sie [diese Abgesandten] zu ihnen [den drittehalb Stämmen] kamen in’s Land Gilead [V. 9], redeten sie mit ihnen, und sprachen: 16. So lcißt euch sagen die ganze Gemeine des HErrn [die ihm, dem HErrn, treugeblieben ist und für seine Ehre und seine Rechte euch, den Abgefallenen gegenüber, einzustehen gedenkt]: Wie versiiudiget ihr euch also an dem Gott Israel, daß ihr [der väterlichen Ermahnung, womit Josua euch entlassen V. b, ungeachtetj euch [schon] heute kehret von dem Hirt-Fern, damit, daß ihr euch einen [beson- deren] Altar hattet [was doch in keiner andern Absicht gefchehen sein kann, als in der], daß ihr absallci von dem HErrn [und euch einen Gottes: dienst zurecht machen wollet nach eigenem Gefallenji 17. Jst-s uns znioenig an der Missethat Peor [deucht uns die Missethat noch zu wenig, die wir Die 272 Stämme errichten auf] dem Heimwege einen Altar. Verhandlung darüber. 65 vormals im Dienste Peor’s begangen haben 4.Mos. 25,1 ff.]? von welcher [Missethat] wir noch auf diesen Tag sinnerlich im Herzen] nicht [also] ge- reiniget sind sdaß uns alle Lust zu neuem Abfall von dem HErrn für immer vergangen wäre], und kam [doch dazumal] eine Plage unter die Gemeine des HErrn [die 24,000 Mann dahinraffte, so daß wirihinlänglich gewitzigt sein könnten] 18. Und ihr [gleich als wolltet ihr thatsächlich beweisen, wie wenig wir noch von jener Missethat gereinigt sind] wendet euch heute von dem HErrn weg, und seid heute abtrünuig worden von dem HErrn fwas schleehterdings die Folge haben niusz], daß er heute oder morgen über die ganze Gemeine Israel erzürne süber kurz oder lang das ganze Volk mit einem neuen Strafgericht heimsuchen wird]. 19. Dünket euch das Land eures Erbes [darnkn] unrein [weil ihr die heilige Wohnung des HErrn nicht darinnen habt, und habt ihr etwa aus dem Grunde, um auch diesem eurem Lande eine gött- liche Weihe zu geben, den Altar an eurer Grenze ausgerichtet], so sverlaßt lieber das unreine Land ganz und gar und] kommet herüber irr-s [dies- seitiSeJ Land, das der HErr fdurch feine Nieder- lafsung daselbst in Befitzj hat, da die Wohnung des HErrn steht, und ervet unter uns [wir zehnte- halb Stämme wollen euch gern ein jeder von seinem Erbe ein Theil abtreten]; nnd [thut nur das nicht, wozu ihr schon« den Anfang gemacht habt] werdet nicht abtrünnig von dem HErrn, und von uns, daß ihr eukh einen Altar bauet, außer dem Altar des HErrty unsers Gottes [der in der Stiftshütte zu Silo stehet, denn der ist allein sein rechtmäßiges Heiligthum]. s 20. sBredenket doch, welchen schweren Zorn Gottes schon der Abfall eines Einzigen über die ganze Gemeine bringen kann] Versündigte sich nicht [dazumal, als wir Jericho eingenommen Kap. 7-1 ff] Achan, der Sohn [Charmi, aus dem Ge- schIechteJ Serah, am Verbannetens und der Zorn iam über die ganze Gemeine Israel, und er ging [hernach] nicht allein unter über seiner Missethat [sondern ehe sein Verbrechen an den Tag kam, als der Bann noch auf allen lassen, fielen 36 Mann bei dem ersten Angriff auf Ai um seinetwiliens Was für eine weit schärfere Züchtigung wird nun über uns kommen, wenn ihr, die ihr euer eine so große Menge seid, den Bann auf die Gemeine ladet]? 21. Da] antworteten die Kinder Raben, und »die Kinder Gab, und der halbe Stantm Manassn nndsagten [in äußersterBestürzung, die auch in ihrer Redeweise sich deutlich zu erkennen gab] zu den Häup- ternund Fürsten Israel [die durch ihren Sprecher, den Pinehas, so ernst ihnen an’s Herz geredet]- 22. Der starke Gott, der HErly [ia] der Diichseki Bibelwecb starle Gott, der HErr sder allein der wahre Gott und ein Richter ist der Gedanken und Sinne des Herzens] weiß, fo weis; swiss e] Israel auch sdaß wir das, davon ihr redet, nicht in Verachtung des göttlichen Gebots gethan haben]; fallen wir ab, oder sündigen wir wider den HErrn, so helfe er Uns heute fund in alle Zukunft] nicht. 23. Und so wir darum den Altar gebanet haben, daß wir uns von dem HErrlt sund von der Stätte, Dasein Name wohnt] wenden wollten, kin- dem nur] Brandopser oder Speisopfer drauf unsern, oder Dankopfer draus thun dem HErrn sstatt auf dem Zwar, an den er uns gewiesen hat], so fordere er es [von uns, was wir gegen ihn sün- digen, und lasse es nicht ungestraft hingehen]. 24. Und so wir’s nicht vielmehr aus Sorge des Dinges gethan haben, und sprachen sbei der Errichtung von der Erwägung eins leiten ließen]: Heute oder morgen szu irgend einer Zeit einmal, sei’s jetzt oder künftig] möchten eure Kinder zu unsern Kindern sagen: Was gehet euch der HEru der Gott Israel, an? « r 25. Der HErr hat den Jordan zur Grenze gesetzt zwischen uns und euch Kindern Raben und Gad [V. 32]; ihr Drüben, jenseit des Flusses] habt. kein Theil am HErrn [sondern er gehört uns, die wir diesfeit wohnen und sein Heiligthum in unsrer Mitte haben, allein an]. Damit [aber] würden eure Kinder unsere Kinder von der Furcht des HErrn weisen fund zu dem Dienst anderer Götter treiben] 26. Darum [solches Unheil zu verhüten] sprachen wir sals wir an der äußergeli Grenze eures Landes angelangt und nun im « egriff waren, den Fuß hinüberzusetzen in unser Land]: Laßt uns« [hier, an den Grenzmarken beider Länder] einen Altar bauen [ganz nach dem Muster des Brandopferaltars im Vorhof der Stiftshütte V. 28L —— nicht zum [Schlacht-] Opfer, noch zum Brandopferz 27. Sondern daß er ein Zeuge sei zwischen uns und euch, und unsern [beiderseitigen] Nach- kommen, daß wir smit eben demselben Recht, wie ihr] dem HErru Dienst thun mögen vor ihm soor der Hütte des Stifts, darinnen er wohnt], mit unsern Brandovferm Dankopfern und andern Opfern; und eure Kinder heute oder morgen nicht sagen dürfen gtEunsern Kindern: Ihr habt kein Theil an dem Un. 28. Wenn sie aber [gleichwohl] also zu uns sagen würden, oder [oielmehr] zu unsern Nach- kommen heute oder morgen, so könnten sie sunsere Nachkommen, zum Nachweis ihres vollen Anrechts an den Dienst Jehova’s auf den von uns errichteten Altar hinzeigen und] sagen: Sehet das Gleichniß soder Abbild] des Altars des HErrn sder vor der Stiftshütte steht, hier in diesem Altar] den unsre Väter geutacht haben, nicht keiwa zu wirklichen: A. T. I. Z. 5 66 Josua 22, 29—34. 23, 1—8. gottesdienstlichen Gebrauch, also keineswegs] zum [Schlacht-] Opfer, noch zum Brandopser, sondern UeDigIichJ zum Zeugen zwischen uns und euch sm- dem sie durch Errichtung desselben noch aus westlicheni Gebiet zu erkennen geben wollten, daß sie mit ihren westlichen Brüder: einen und denselben Gotiesdienst und Ein gemeinschaftliches Heiligthunr hätten] W. Das fhingegen] sei ferne Von uns fwas ihr laut eurer vorherigen Rede V. 16——20 als Beweggrund zur Errichtung des Altar-s bei uns vorausfetzth daß wir fwouteiij abtriinicig werden von dem HErrn, daß wir uns heute [da wir von euch und aus eurem Lande gezogen find] wollten fzugleichj von ihm fdein HErrn] wenden, und einen fbesonderecq Altar bauen zum Brandes-set, und zum Speis-Wer, und andern Opfern, außer dem feinen rechtmäßigen] Altar des HERR, unsers Gottes, der vor seiner Wohnung stehet fvielmehr werden wir jetzt und in allen künftigen Zeiten allein zu diesem Altar im Vorhof der Stiftshütte alle unsere Opfer bringen]. Jndem die beiden Theile, in welche die zwölf Stämme Jsraels zerfielen, auseinandergingen und die drittehalb Stämme in ihr Gebiet jenseit des Jordan zuriicktehrtem während die zehntehalb Stämme im eigentlichen Canaari diefseit des Jordan ihr Erbe in Besitz nahmen, drohte von beiden Seiten eine große Gefahr, die, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und durch desto festeren Zu- famrnenschluß überwunden worden wäre, früher oder später ein Auseinanderfallen beider Theile in gottes- dienstlicher Hinsichn und damit zugleich im ganzen Volks- leben, zur Folge gehabt haben würde. Einerseits näm- lich konnten die drittehalb Stämme in ihrem reichen, weiten Lande jenseit des Jordan, das fast zwei Drittheile des Umfanges vom dtesseitigen Canaan erreichte und sie weit mehr auf Betreibung der Viehzucht, als auf Acker- bau anwies, leicht ihrer Brüder im Westen vergessen und an die benachbarten und stammverwandten östliehen Völker der Ammoniter, Moabiter und Midtaniter sich anschließen; sie konnten nur gar zu bald auf den Ge- danken kommen, sich ein eigenes Heiligthum und einen besonderen Gottesdienst zu schaffen, da das Hinaufziehen zu den Festen des HErm im dtesseitigen Lande mit mancherlei Bcschwerlichkeiten für sie verbunden war. Diese von ihrer Seite drohende Gefahr wird ihnen denn zum lebendigen Bewußtsein gebracht durch den Verdacht, der in der Rede des Pinehas und seiner Gefährten mit einer Schärfe, die sie in äußerste Bestiirzung versetzt, ihnen entgegentritt; aber das gerade ist auch das Mittel, die Gefahr bei ihnen zu überwinden. Andrerseits jedoch konnte bei den dtesseitigen Stämmen leicht der Gedanke entstehen, sie allein bildeten die rechtmäßige wahre Ge- meinde des HErrnz denn nicht nur hatten sie das Heiligthum Jehovcks in ihrer Mitte, sondern es war auch in allen Verheißungen Gottes an die Väter immer nur ihr Land, das Land dtesfeit des Jordan, als das- jenige bezeichnet worden, das der HErr seinem Volke zum Erbtheil geben wolle (4· Mos. 32, 5 Anm.). Ein solches Geltendmachen besonderer Angehörigkeit an den HErrn würde natürlich die jenfeitigen Stämme zuriicks gestoßen und dazu getrieben haben, von der Volksge- rneinschaft mit ihnen sich loszusagenz darum ist es gut, daß den zehntehalb Stämmen jener Gedanke gleich von vornherein, noch ehe die Entwickelung des israelitischen Volkslebens beginnt, durch das, was die Rubeniien und Gaditen mit ihrem Altar zu verstehen geben, abgeschnit- ten wird. Wir sehen in unsrer Geschichte auf der einen Seite menschliche Unvorsichh auf der andern Seite mensch- liche Kurzsicht —- Unvorsicht aus Seiten derer, die ohne vorangegangene Berathirug mit ihren Brüdern den Altar gebaut haben, Kurzsicht auf Seiten der andern, die bei dem Unternehmen sofort eine böse Absicht vor· aussetzen; aber wo die Herzen im innersten Grunde an Gott hangen und das Rechte und Gute ernstlich wollem wie das hier auf beiden Seiten der Fall ist, da weiß der HErr die Herzen, die menschliche Schwachheit nur gar zu leicht von einander reißt, dennoch wieder zu- sammenzufiihretn und auch das, was aus Schtvachheit For: den Seinen gefehlt wird, muß ihnen zum Besten EVEN. 30. Da aber Pinehas der Priester, nnd die Obersten der Gemeine, die fzehvl Fürsten Israel, die mit ihnen waren, höreten diese Worte, die die Kinder Raben, Gad und Manafse sagten, gefielen sie ihnen wohl. 31. Und Pinehas, der Sohn Eleasar, des Priesters, sprach zu den Kindern Raben, Gad nnd Manassm Heute erkennen wir, daß der HErr fnochj unter uns fund nicht, wie» wir befürchten niußten, solange wir die Abficht eures Unternehmens noch nicht wußten, von uns gewichen] ist [; wir erkennen es deutlich daraus-J, daß ihr euch nicht an dem HErrn versiindiget habt in dieser That. Nun habt ihr [da eurem Werke keine böse, sondern nur eine gute Absicht zu Grunde liegt] die Kinder Israel errettet ans der Hand des HErrn fdaß er eure Sünde nicht heimsuchen muß an dem ganzen Volk; denn es liegt eben eine solche nicht oor]. 32. Da zog Wuchers, der Sohn Eleasar, des Priesters, und die Obersten fdie mit ihm waren] aus dem Lande Gilead, von den Kindern Raben und Gad fund Halb-Manasse —- letztere sind hier, gleichwie schon in V. 25 und hernach wieder in V. 33 u. 34, der Kürze halber weggelassen] wieder irr-s Land Cauaau, zu den Kindern Israel, und sagten es ihnen an fwas sie über die Absicht der Errichtung des Altars ersorfcht hatten]. 33. Das gefiel Denn] den Kindern Israel febenso] wohl swie es den Gesandten gleich beider· Entdeckung wohl gefallen hatte V. 30], nnd tobten sgEeicheriveiseJ den Gott der Kinder Israel fder seine Gnadengegenwart dem Volke nicht entzogen], nnd sagten nicht nicht, daß sie hinauf ziehen wollten mit einem Heer wider sie, zu verderben das Land, da die Kinder Raben und Gad innen wohnten. 34. Und die Kinder Ruben und Gad hießen den Altar fgaben bei der Rückkehr zu ihren Lands- leuten in Beziehung auf den erbauten Altar, aus- dristcklich die Erklärung ab]: Daß er Zeuge sei zwischen uns, nnd daß der HErr Gott sei ker hat durchaus keine andere Bestimmung, als ein Zeuge zu sein zwischen uns, daß der HErr allein Gott sei und wir an seinem rechtmäßigen Dienst bei der Stiftshiitte festhalten wollen; nimmermehr aber darf er selber zu einer Opsersiätte von uns gebraucht werden] Josncks erster Landtag in Silo zur Vermahnung des Volks. 67 Das 23. Kapitel. Josua hält einen Landtag, das Volk zu net-nahmen. i— V.1-———t6. Josua, der mit der Landegoertheilicng die Aufgabe seines non dem HGrru empfangenen Berufs auch in ihrem zweiten Theile erfüllt und sich von da ab in seine Stadt Tchimnathiserali auf dem Gebirge Ephraiitc (Kap.19,t0) zurfictegezogeig fühlt beim therannahen seines Lebensendes äu) gedrungen, noch ehe er von hinnen scheidet, das Volk in seinen Vertretern in derselben Weise zur treuen Befolgung des göttlichen Gesetzes zu oermahnem wie der itjctirr ihn selbst lsei seinem Jtmtsantritt hierzu vernmhnt hatte (tliap. I, 1—9), und darnach auf ähn- liche Jlrt Slsraels tlzundesuerhältniß mit dem HErrn zu erneuern, wie Muse vor seinem Hintritt dasselbe erneuert hatte in den Gefilden inoab (5. Was. I, 6—30, Als. Er beruft also die Jlettesien und tsäitpter des Volks zu— nächst naeh Silo vor die Stiftshütte und hätt ihnen hier die in unserm Kapitel mitgetheilte erste Rede, welche mehr die äußere oder politische Seite der Zukunft Israels behandelt und zur Vorbereitung auf die zweite im nächst— folgenden Kapitel dient. Zins-gehend non seinem hohen Alter nnd nahen ttebeusende sowohl im ersten (V.2—13) als im zweiten Theil der Rede (V. 14——16), vergegeus wärtigt er dort dem Volke die Gnadenwohltlsaten des Hatten, durch die es in den Besitz des Landes ttlanaan gekommen, und warnt nor alter Verniisussrng mit den noch vorhandenen Øananiterm welche ihm zum größten Verderben gereichen wurde, und erinnert hier an den sihweren Fluch, den Israel auf sich laden werde, wenn es den Bund des hatten seines Gottes verlassen und andern Giittern dienen wollte. 1. Und nach langer Zeit [etwa 8——9 Jahre nach der Landesoertheiluiig Kap.13-——23], da der HErr hatte Israel zur Ruhe gebracht, vor allen ihren Feinden umher [so daß sie jetzt in ihren Erbtheilen ein geruhiges und ftilles Leben führen konnten], und Josua nun snoch mehr als damals, wo Gott selber an sein vorgerücktes Alter ihn er- innerte Kap. 13, l] alt nnd wohl betaget war [denn er hatte bereits das 109· Lebensjahr zurück: gelegt]; 2. Berief et sim Drange seines vom Geiste Gottes erfüllten Herzens] das ganze Israel, nnd [zwar] ihre Aeltesten, Häupter, Richter und Ann- leute sentweder nach Thimnath-Serah, wo er wohnte, oder, was noch wahrscheinlichen nach Süd, dem Ort der Stiftshütte Katz. 18, 1], und sprach zu ihnen: Jch bin alt und wohl betaget [undfuh1emia) getrieben, ehe icl) von hinnen gehe, euch nochmals an alles, was der HErr Großes an uns gethan, zu erinnern und zugleich wie ein Vater, der von feinen Kindern scheidet, euch recht herzlich zu vermahnen und zu warnen]; 3. Und [da kann ich ja in Beziehung auf den ersten Punkt mich kurz fassen :] ihr habt [selbst] gesehen eines, was der Aste, euer Gott, gethan hat an allen diesen Völkern sindem er sie] vor euch her [ausgestoßen aus dem Lande]; denn les ist so geschehen, wie Mofe vorausgesagt 5.Mos. 1, 30.; 3- 221 der HErr, euer Gott, hat selber für ench gestellten [darum habt ihr alle diese Völker be- zwingen und dem größten Theile nach völlig aus- rotten können] 4. Sehet saber weiter, wie der HErr nicht bloß das Eine gethan und in dem Erobernngs- kriege euch beigestanden, sondern auch das Land selber in seinem ganzen Umfange euch zu eigen gegeben], ich hab ench sseinein an mich ergangenen Befehle Kap. is, 1—6 geniäß, selbst] die übrigen [noch nicht überwundenenj Völker durch? Loos zugctheileh einem jeglichen Stamm sein Erbtheih vom Jordan an sbis hinüber zum großen PkeerL und saußer den noch nicht iiberwundenen natürlich auch] alle Völker, die ich sallbereitsj ausgerottet habe, nnd sda nsiederum vo1n Jordan an bis hinüber] am großen Meer gegen der Sonnen Untergang. 5. Und smit dieser Vertheilung selbst der noch nicht unterworfenen Völker sind euch noch weitere Gnadenbezeuguiigeii des HErrn verbürgh also daß ihr nicht meinen dürfet, er habe sein Wort der Verheißung nur theilweis erfüllt und nicht alles gethan, was zur völligen Besitzergreifuiig des Landes gehört; denn] der Hutte, euer Gott, wird sie sdie noch vorhandenen Cananiter Kasx13, 2———6] aus- stoßen vor euch swenn die rechte Zeit und Stunde dazu kommt], nnd von euch vertreiben, daß ihr sbei weiterem Wachsthunr eurer VolkszahU ihr Land sauch thatsächIichJ einnehmet snachdeni es jetzt schon den verschiedenen Stämmen für künftigen Besitz» zugewiesen ist]; wie euch der HErr, euer Gott, sdnrch Mosen 2, Mos. 23, 23 ff. und durch mich Kap. 13, S] gsredet hat. 6. So seid nun [in gebührender Dankbarkeit für alle solche schon empfangenen und noch zu erwar- tenden WohIthateUJ sehr getrost sstark oder wacker Kap. i, 7], daß ihr haltet nnd thut alles, was geschrieben stehet im Gesehbuch Mose sdariii euch der Wille und das Gebot eures Gottes so deutlich vorgetragen ist]- daß the nicht davor! weichen weder zur Rechten noch zur Linken, 7. [Und nehmet besonders auch die Gebote wahr, die ench alle Freundschaft und Gemeinschaft mit den Cauanitern verbieten 2. Mof. 23, 24. 32.; 34,12—16.; 5. M. C, 14.; 7, 1———5.] Auf das; ihr nicht unter diese übrigen Völker kommt, die mit ench sind sin keinerlei Beziehung zu ihnen tretet oder euch an sie anschließet]; und nicht gedeutet noch fchwöret bei dem Namen ihrer Götter kden Namen ihrer Götter überhaupt nicht in den Mund nehmt, am wenigsten aber bei ihnen fchwöret L. Mos. 23, 13], noch ihnen sihren Göttern] dienet sdurch Darbringung von Opfern], noch sie aubetct sdnrch Anrufung um Hülfe]; 8. Sondern dem HErriy eurem Gott, seinzig und einein] anhanget, wie ihr bis auf diesen Tag Bsob lange ich bei euch gewesen Nicht. L, 7] gethan it Z« 68 Josua Es, 9——16. 24, 1—13. St. sWeiin ihr denn in solcher Treue beharret und immer eifriger darinnen werdet] So wird der HEkr [auch ferner, wie er bisher gethan] vor euch her vertreiben große nnd mächtige Völker; und stvas ihr bis jetzt erfahren] niemand hat ench wider- standest bis auf diesen Tag swerdet ihr in noch weiterer Erfüllung der göttlichen Verheißung 5. Pius. 4, 38.; 7, 1.2-t.; 11, 23 ff. ciuch künftig erfahren] 10. Euer Einer wird [wie Z. Mos. 27, 8 gesagt und seither geschehen ist] tausend jagen; denn der HErr, euer Gott, streitet sitt· ench, wie er euch geredet hat [V. 3]. Nach anderer Uebersetznttg sind V. 9 u. 10 vielmehr so zu erklären: J. Darum sweil ihr seither dem HErrm eurem (s)’»ott,« angehangen habt V. 8, er] der HErr Hain-l) seinerteits Treue gehalten und m Erfüllung etnrr Licrheißungs vor euch her vertrieben hat große und mächtige Völker; und niemand hat euch widerstanden bis auf diesen Tag. 10. Euer einer jagte tausend; denn der HErn euer Gott, stritt fiir euch, wie er euch geredet hat. It. Darum sdamit ihr der göttlichen Gnade nnd Hülfe auch ferner genießet] so behüict attfs Fleißigste eure Seelen sund lasset eure Hanptsorge die seien, daß ihr den HErrn, euren Gott, lieb habet. 12. Wo ihr euch aber umwindet loon dem jetzt betreteneii guten Wege V. 8], und sstatt dem HErrii, eurem Gott] diesen übrigen Völkern an- hanget, und euch mit ihnen verheirathen daß ihr unter sie, und sie unter ench kommen; 13. So wisset, daß der HErr, euer Gott, wird nicht mehr alle diese Völker vor ench ver- treiben; sondern sie werdcn ench [wie der HErr gedrohet hat 4. Mos. 33, 55.; 5. M. 7, 16] zum Strick und Reh, und zur Geißel in euren Seiten werden, und zum Stachel in euren Augen leuch auf alle nur erdenkliche Weise Versuchung und Drangsal bereiten], bis daß er [wie er ebenfalls schon gedrohet 5. Mos. 11, 17.; 28, 20 ff.] euch umbringe von dem guten Lande, das euch der HErn euer Gott, gegeben hat. 14. Siehe, ich gehe heute sunn bald s. Mos. 9, l] dahin wie alle Welt sdes Weges, den alle Neenschen gehen müssen 1. Köln. 2, 2]; und ihr sollt wissen von ganzem Herzen, und von ganzer Seele sda drängt es mich, aus tiefster Seele vor euch zu bezeugen und in innerstem Herzen ench zu über: zeugen], daß nicht ein Wort gefehlet hat an alle dem Guten, das der HEry euer Gott, euch geredet hat; es ist alles kommen, und keines verblieben [Kap. 21, 45]. 15. Gleichwie nun alles Gute kommen ist, das der- HErr, euer Gott, ench geredet hat, also wird der HErr auch [in: Gegentheilj itber euch kommen lassen alles Böse sdas er in seinem Gesetz gedrohet hat Z. Mos. 26, 14 ff.; 5. M. 28, 15 ff.; 29- 22 ff.]- bis er szuletztj euch lage] vertilge von diesem guten Lande, das euch der HErn euer Gott, gegeben hat; 16. Wenn ihr iibertretet dcu Bund des HErrn eures Gottes, den er ench geboten hat, und hin- gehet und andern Göttern Diener, und sie aubetet [Ja, wenn ihr das thut, werdet ihr gewißlich dainit bewirken, wie schon Mose so nachdriicklich ench bezeuget hat Z. Mos. 11, 16 f.], daß der Zorn des HErrn über euch ergrimmt nnd ench bald nmbringet von dem guten ande, das er sder HErrJ ench gegeben hat. Das 24. Kapitel. Begier· Landtag Josutra sein und Ekeasaks Tod. H« d. 1-——2t3. lltnuittrlbar darnach versammelt Josua die Jleltestrn und Häupter des Volks deutniichst in sichert! W. 1) und richtet dort nor der mit an Grt und Stelle gebrachten Bisndeglade nnd auf heiligen« von der Zeit der Erzoätcr her geweihten: Boden eine zweite Rede an sie, worin er zuvor als Wortfnhrer des tjGrru alle Guadeubezcnguugein die Israel seit Jlbrahomhs Berufung big zur gegenwärtigen Stande von Gott erfahren hat, um» zu werden, wag es ist, ein aus der ganzen Masse» der iibrigen Völker auogefonderteg, mit besonderen Ver— heiß-tagen gesegnetrs und in dug ihm längst versprach-ne Land nunmehr eingeführt« Geschlecht, in’o Gedächtnis znriicltriift w. 2—13), darauf alter das Gelübde eines uaoerbräctsllchkn treuen Xesthaltrns an dem ljErrn aug tiefsten! Herzenggrnude ticrvorruft nnd damit den Bund mit dem HGrru in feierliiher weise erneuert (v.14—27), ntn dao Volk nunmehr wieder einen jeglichen in sein Erbtheil zu entlassen tut. 28). I. Josua versammelte Hierauf, um den durch die vorige Versammlung Kap. 23 schon vorbereiteten Akt der Bundesernenerung nunmehr auch in feier- licher Weise zu vollziehenj alle Stämme Israel [in ihren Vertretern] gen Sichem sztoischen den Bergen Ebal und Garizim, woselbst einst nach dem Ein: zuge in Canaan die Aufrichtung des Gesetzes statt- gefunden Kap« 8, 30 ff.], und berief [dahin] die Aeltesten von Israel, die Häupter, Richter und Amtleute [also dieselben OJlänner, mit denen er auch die vorige Verhandlung in Silo gehabt hatte Kuh. 23, 2]. Und da sie vor Gott getreten waren soor der mit dahin gebrachten Bundeslade V. 26 Anm. in gehöriger Ordnung sich anfgestellt hatten] 2. Sprach er zum ganzen Volke sdenn hatte er dasselbe auch nicht in allen seinen einzelnen Gliedern vor lich, so doch in seinen Häuptern und Vertretercqx So sagt der HErn der Gott Israel [als dessen Mund oder Prophet ich jetzt zu euch rede]: Eure [Ur-] Väter wohueten vorzeiten jenseit des Wassers [Euphrat, zuerst zu Ur in Chaldäa, darnach zu Haran in Mesopotamiens Tharah [näm- lich], Abrahams und Nahors Vater ksammt diesen zween von seinen Söhnen, von denen ihr väter- licher·- und miitterlicherseits abstammh und der übrigen FAMUTSL nnd dienten lwenigstens dem Anfang nach, Josua’s zweiter Landtag in Sichem. Erinnerung an Gottes Gnadenbezeugungetn 69 wenn auch noch nicht so völlig, wie damals schon die übrigen Geschlechter der Menschen] andern Göttern [1. Mos 11,27 ff] Z. Da nahm ich [aus lauter unverdienteu zu- vorkommender Gnade] euren seigentlichen Stamm- vater] Abtaham [aus dieser seiner, vom Götzen- dienst allbereits angesteckten Umgebung] jenseit des Wassers [heraus, verpflanzte ihn auf einen andern Boden, um ihn vor weiterem Verderben zu be- wahren 1. Mos 12, I ff.], nnd ließ ihn [unter meinem besonderen Schutz und meiner erziehendens Führung] wandern im ganzen Lande Cauaan sdas ich ihm für seine Kinder nach ihm zum Eigen- thumslande Versprochen hatte J. Mos· 12, 7.; is, 14 ss.]; nnd mehrete ihm seinen Samen [wie ich ihm ebenfalls oerheißen], Und gab ihm [auf außerordentlichem Wege] Jsaak [zum Sohne, in dem die Verheißung ihre Erfiillung finden sollte l. Mvs. 2I, 1 ff. 12]. 4. Und Jsaak gab ich [die Zwillingssöhnq Jakob und Esau [1. Mai« 25- 19 ff.], und gab Esau [von dem Samen der Verheißnng und dem Lande der Verheißung ihn ausscheidend] das Ge- birge Seir zu besitzen [1. Mos. Kap. IS] Jqkph aber und seine Kinder sin denen der Verheißungs- same sich nun schon zu einem Baum mit zwölf mächtigen Aesten entfaltet hatte] zogen [in Folge meiner besonderen göttlichen Veranstaltungen hinab] in Eghpten sdaß sie dort aus einer Familie von 70 Seelen zu einem zahlreichen Volke sich ent- wickeln sollten I. Mof. Kuh. 46]. Z. Da sals die Egypter euch zum Dienst zwangen mit Unbarmherzigkeit und euch das Leben sauer machten mit allerlei Arbeit, die sie euch auf- legten »2. Mos. 1- 13 f.] sandte ich Mose und Aaron [2. Mos. Kap. 3 u. 4], und plagte Egypten [mit vielen und schweren Strafen, weil Pharao euch nicht wollte ziehen lassen], lvie [denn ihr selbst wisset, was für Zeichen und Wunder] ich Unter ihnen gethan habe [2. Mos Kap. 5—10]. h. Darnach sithrete ich euch und eure Väter sdnrch eine starke Hand Z. Mos Kap; 11——-l3] ans Egvptetn Und da ihr an’s Meer kamet, und die Eghpter euren Vätern itachjagten mit Wagen nnd Reitetn an’s Schilfmeer swo sie keinen Aus: weg zu irgend welcher Seite hatten]: 7. Da schrieen sie sin großer Angst] zum HErrnz der [bahnte euch einen freien Weg mitten durch’s Meer und] setzte eine Finsternis zwischen , « jener Heiden in den Besitz Canaans setzte] ein Land gegeben, daran [an dessen Urbarmachung und euch und den [euch nachrückenderq Gghpterm und ftthrete sals ihr alle glücklich hinübergelangt waret ein-s jenseitige Ufer] das Meer über sie, und be- deckte sie [mit Wasser, das; sie darin uinkamen e2. Mos Kap. 14]. Und eure Augen« haben kais ihr die Egypter todt am Ufer des Meeres erblicktet S« Mvs 14, 30 f.] gesehen, was ich in can] Eghpten gethan habe. , Und ihr habet [hernachma1s] gewohnt in der Wüste eine lange Zeit lohne daß ihr an Nahrung und Kleidung Mangel hättet leiden müssen 5. Mos s, 3 f.; 29, 5 f.]. 8. Und ich habe euch lals nun die vierzig: jährige Wüstenwaiiderung zu Ende ging] gebracht iu das Land der Amoriteu die jenseit des Jordan wohnten [in Gilead und Basan]; und da sielvider euch stritten, gab ich sie in eure Hände, das; ihr ihr Land besaßet [in Besitz nehmen konntet] und vertilgete sie vor euch her [4.s.):)ios. 21, 21—-3:)]. 9. Da [nach Einnahme der beiden Amoritew Reiche] machte sich auf Balak, der Sohn Zwar, der Moabiter König, und stritt [ebenfalls] wider [euch, die Kinder] Israel szwar nicht mit dem Schwerte, wohl aber mit einer nur um so gefähr- licheren Waffe, mit der des göttlichen Fluchs], nnd sandte [um zu feinem Ziele zu kommen] hin [gen Pethvr M! Euphrats und ließ rufen Bileatty den Sohn Beet, daß er euch vetftnchete 10. Aber ich loollte ihn [dcn Bileam, der nur gar zu gern dem Balak zu Willen gewesen wäre und alles daran setzte, daß ich ihm sein Vor: haben zulassen sollte] sticht hören. Und er [durch meine göttliche Allmacht gezwungen] segnete euch [wiewohl er zu fluchen gekommen war] nnd ich errettete euch aus seinen Händen sdaß er seine bösen Absichten wider euch nicht durchführen konnte 4.Mos. Kap. 22—24]. U. Und da ihr sfpäter, nach Tljliosis Tode] itber den Jordan ginget [Jos. Kan 3 u. 4], und szUnächstJ gen Jericho fund dann auch zu den übrigen Städten Canaansj kamet, stritten wider euch lgleichwie] die Bürger von Jeticho [damit, daß sie fest in ihre Stadt sich einschlossen Kap. 6,1], [so] die Amoriten Pheresitey Cauauiter, Hethiten Girgo- sitcr, Heviter nnd Jebusiter sin offenen: Feldes aber ich gab sie in eure Hände sjKan 8——12]. 12. Und sandte smeinem Wort 2.Mos. 23,28.; 5. M. 7, 20 gemäß] Horuisseti vor euch her; die trieben sie ans vor euch her sdaß sie. auch in Klüften nnd Felslöcherii keine Zuflucht fanden], die zween Könige der Atnoriter shabe ich so durch meine selbst- eigene Haiid vor euch her ausgestoßem aber auch die andern Völker diesseit des Jordan sind durch meine Gewalt oor dir her ausgetrieben worden], nicht sendet] durch dein Schwert, uoch durch deinen Bogen sPs 44, 3 f.]. 13. Und hab euch finden: ich euch an Stelle Andern] ihr nicht gearbeitet habt, und Städte, die ihr nicht gebauet habt, daß ihr UetztJ drinnen wohnet sin dem schon angebauten Lande und den schon eingerichteten Stadien) und essct von Wein: bergen und Oelbergeiy die ihr nicht gepflauzet habt D. Prof. 10 f.]. 70 Josua 24, 14-—28. 14. So fürchtet nun sihr Kinder Israel, die ihr in den eben gemeldeten Worten des HErrm eures Gottes, erinnert worden seid, was-für große und unverdiente Wohlthaten er euch geisilich nnd leiblich erzeiget liat von Alters her bis jetzt] den HErrn, nnd dienet ihm trenlich und rechtschassem und lasseticgäcizlich nnd für immer] fahren die Götter, denen eure Väter gedienet haben, [eure Urväter] jenseit des Wassers [die es neben dem Dienst des wahren Gottes doch auch mit den Teraphim oder Hausgötteru hielten 1. Mos 11, 29 Anm.; 31, 19 Anm.], nnd [eure Vorväter] in Eghpten [die dort fich gewöhnt, den Feldteuseln oder Unholden der Wüste einen Theil ihrer Opfer- gaben darzubringen s. Rief. 17, 7 Anm.], und dienet dem HEtru [allein und ausschließlichs 15. Gefallt es euch aber nicht, daß ihr dem HErru dienet [denn ich will euch feinen Dienst nicht mit Gewalt auszwingen, auch würde ein Dienst mit widerwilligem oder getheiltem Herzen ihm nicht gefallen]; so erwåhlet euch heute snoch ehe ihr euch durch ein feierlich gegebenes Versprechen für immer und ausschließlich an feinen Dienst bindet], welchem [Gott, genauer: welchen Göttern] ihr dienen wollet;· sobl dem Gott, dem eure Vater gedienet haben Ienseit des Wassers [den Göttern, den eure Urväter noch ergeben waren drüben, jenseit des Euphrat V. 2J- oder den Göttern der Amoriter fund Cananiter], in welcher Land ihr [nunmehr] wohnet. Jch aber und mein Hans wollen [in jedem Falle, wie eure Selbstentscheidiiug auch aussallen möge] dem HErrn dienen. Das ganze Gewicht der Ermahnung Josua’s, der, nachdem er in V. 2—13 den HErrn hat reden lassen, Von V. 14 an nun selber spricht (vgl. 5. Mos 11, 14 Anm.), ruht auf den Worten V. Ist: »treulich und recht« schaffen,« d. h. ohne Heuchelei und Scheinfrömmigkeiy in Einfalt und Wahrheit des Herzens. Aeußerlich ver- ehrten ja die Kinder Israel den HOZrrn schon jetzt, grober Götzexidienst kam danials unter ihnen nicht vor; nur das Herz war noch nicht ganz und ungetheilt dem HErrn ergeben, sondern neigte sich bis zu einem gewissen Maße den fremden Göttern zu, die ihre Väter« fenseit des Euphrat und in Egyptcn verehrt hatten. der Seele jetzt noch schlummernde sJiciguug, die aber nur sit zu bald, wie Josua in Erlenchtung des Geistes ottes erkannte, anfwachen und die Kinder Israel zu dem Baalss und AstartesDienst der Cananiter hinüber« ziehen würde, will er wo möglichersticken und ertödtenz darum treibt er die Vertreter— des Volks zu einer förm- lichen Entscheidung. Die Entscheidung ist nun die: entweder dem HErrn ganz und völlig, oder gleich ietzt schon den fremden Göttern dienen; für letztere Wahl stellt er es dann in ihr Belieben, ob den Göttern der Urväter oder den Göttern der Amoritcr——ein Dienst ist so gut, oder vielmehr so schlechh wie der andere —, natür- lich aber ist seine ganze gewaltige Rede so gemeint, daß sie weder die Götter der Urväter, noch die der Amoriter sich erwählen, sondern sich mit unbedingtem Dienst für den HErrn entscheiden sollen. Darum bezeugt er ihnen auch, wie er selbst mit den Seinigen seine Entscheidung getroffen habe. —,,Das ist der höchste Triumph für den Diese in den Tiefen- Satan und die Feinde des Kreuzes Christi, wenn die- jenigen, welche sich die Miene geben, als dienten sie dem HErrn, im Stillen mit der Welt liebäugeln und ihren Lüsten sröhnen. Sie sind es, welche den Christennamen schänden, den Glauben in Verrus bringen und den HCrrn abermal kreuzigern Hinweg also mit allem halben Wesen! Gott achtet die Freiheit an jedermann; auch die Freiheit läßt cr jedem — verloren zu gehen und in die Hölle zu fahren. Wer das wählen will, der diene den Götzen dieser Welt und spare stch die vergebliche Mühe, dabei auch Gott dienen zu wollern Wer ein Kind Gottes sein will, der sei es ganz und mit der That und Wahrheit« (Bender.) 16. Da antwortete das [in seinen Häuptern nnd Vertretern vor Josua versammelte] Volk nnd sprach: Das sei ferne von uns, daß wir den HErrn verlassen [sollten], und andern Göttern dienen! 17. Denn der HEru unser Gott, hat uns nnd unsre Väter aus Eghptenland geführet, aus dem Dicnsthause [2. Mos. 20, 2.; Z. M. 5, 6], und hat vor unsern Augen solche große Zeichen gethan sderen es zu unsrer Herausführung bedurfte], und uns behütet ans dem ganzen Wege, den wir [die vierzig Jahre daher] gezogen sind, und unter allen Völkern, durch welche wir gegangen sind kals unter den Amalekiterm Edomiterm Moabitern und Midia- nitern]; 18. Und hat [als wir nun den Boden des verheiszenen Landes betreten durften] ausgeftoßen vor uns her alle Völker der Amoriter, die im Lande sjenseit und diesseit des Jordan] wohneten Darum wollen wir auch sgleichwie du mit deinem Haufe V. IS] dem HEtrn dienen; denn er ist unser Gott fund wohl Werth, daß wir ihm treulich und rechtschaffen dienen V. 14]. 19. Josua ssolcher Erklärung sich zwar von Herzen sreuend, aber auch sich bewußt, wie der Mensch im Augenblick der Rührung wohl ein gutes Versprechen abgiebt, doch hernach der Versuchung zum Bösen nicht Stand zu halten vermag, es sei denn, daß er sein Versprechen nicht bloß aus einem augenblicklich gerührten, sondern aus einem gründ- lich bekehrten und wirklich gläubig gewordenen Herzen heraus ablegt] sprach zum Volk: Ihr könnet dem HErrn nicht dienen saus bloß menschlichem Vorsatz nnd ohne ernste und entschiedene Bekehrung von allem abgöttischen Wesen]; denn et? ist ein heiliger Gott, ein eisriger Gott, der eurer Ueber- trctnng und Sünde nicht schonen wird [so daß ihr nicht meinen dürfet, mit seinemDienst einenWandel in den Lüsten des Fleisches und nach den Gedanken des eigenen Herzens verbinden zu können]. 20. Wenn ihr aber [was bei nur halber Be: kehrung und nur halbem Glauben nur zu bald gescheheii wird] den HErrn verlafset, und einem fremden Gott dienet, so wird er sich wenden seine andere Stellung, als bisher, euch gegenüber ein- nehmen], und ench plagen, und UchIießIichJ ench nmbringen, nachdem er kseitherj euch [so vieUGutes Gelübde unoerbrüchlichen Fefthaltens an dem HErrn von Seiten des Volks. 71 gethan hat swie ihr selbst von ihm geriihmet habt V. 17 f. —- Darum bedenkets noch einmal, was ihr jetzt zugesagt habt, und nehmet euer Versprechen lieber wieder zurück, wenn ihrs nicht zugleich von ganzem Herzen und aus allen Kräften zu halten entschlossen seid]. 21. Das Volk aber sprach zu Josua: Nicht also [wir nehmen unsre Erklärung, daß wir mit andern Göttern nichts zu thun haben wollen, nicht zurück], sondern wir wollen dem HErrn dienen kes ist das unsre feste, wohl erwogene Entschließutig und wissen wir recht gut, wozu wir uns damit verbindlich machen]. 22. Da sprach Josua zum Volk: Jhr seid Zeugen übel? euch swerdet bei etwaigem Abfall von dem HErrn und den daraus entsiehenden iiblen Folgen wider euch selbst zeugen müssen], daß ihr den HErrn euch erwcihlet habt, daß ihr ihm dienet [und also mit den Strafen, die ihr für euren Ab: fall zu leiden habt, euch Recht geschiehet]. Und sie sprachen: Ja [wir werden in solchem Falle die Schuld nur uns selber zuschreiben]. 23. So thut von euch lsprach Josua hierauf weiter] die fremden Götter, die unter euch find slaßt alles, was von abgöttischem Wesen euch noch cmhängd fahren]- und neiget euer Herz zu dem HErrin dem Gott Israel. Die Worte sind nicht von wirklichen Götzenbildern zu verstehen, welche die Kinder Israel damals noch heimlich bei» sich gehabt hätten, wie das bei ihren Vätern iii der Wüste der Fall war (Amos 5, 25 f.; Apostelg 7, 42f.); sonst würde Josua sich dieselben haben heraus- geben lassen, um sie zu vergraben, wie Jakob I. Mos 35, 4 thut (vgl. I. Sam. 7, 4). Vielmehr handelt es fiel) bei dem jetzigen, von grobem Götzendienft noch un- befleckten Geschlecht lediglich um die innere Lossagung von allem abgdttischen Wesen, damit die Herzen sich nz und unbedingt dem Dienste des HErrn ergeben mö en. Die Worte scheinen aber absichtlich so ewählt, wei die Stätte, woselbst Josua das Volk um ich ver- sammelt hatte, dieselbe war, an der einst der Erzvater Jakob die Reinigung seines Hauses vorgenommen hatte. »Die Ermahnung zur Treue gegen den HErrn, zur Reinigung von alleni abgöttischen Wesen mußte einen besonders tiefen Eindruck an dem Orte machen, wo der verehrte Stammoater gethan, wozu hier seine Nat-ih- kommen ermahnt wurden; das Denkmal predigte an diesem Orte lauter als an jedem andernf- (Hengstenberg.) 24. Und das Volk sprach zu Josua: Wir wollen dem HErrn, unserm Gott, dienen [wie wir hiermit zum dritten Mal V. 16 u. 21 erklären], und seiner Stimme gehorchen. 25. Also machte Josua desselben Tages einen Bund mit dem Volk serneuerte Jsraels Bundes- verhältniß mit dem HErrn], und legte ihnen Ge- fetze und Rechte vor zu Sichem kmachte sie dabei aufs Neue zu treuer Erfüllung aller ihrer Bundes- pflichten verbindlich, sicher-te ihnen aber auch aufs Neue die ptinktliche Erfüllung aller Bundesver- heißungen von Seiten Gottes zu, vgl. T. Mos 15, 25]. Tit. Und Josua schrieb dies alles swas er mit Israel dort in Sichem verhandelt hatte] in’s Gesetzbuch Gottes sin eine Urkunde, die er den: Gesetzbuch Mosis 5. Mos. 31, 9. 24 ff. beifügte], und nahm einen großen Stein» und richtete ihn auf daselbst unter einer Eiche, die bei dem Heilig- thum des HErrn war [im Bereich des Heiligihums des HErrn sich befands Es ist dies die nämliche Eiche oder Terebinthe, in deren Schatten einst Abraham sein Zelt aufgeschlagen und in deren Nähe er dann einen Altar errichtet hatte 1. Mos 12, 6 f.; die nämliche, unter welcher hernach Jakob die aus Mesopotaniien mitgebrachten Amulete seiner Familien lieber, die er dort sich ausliesern ließ, vergrub. Der izreie Platz, auf welchem sie stand, war also an sich schon eine heilige, geweihete Stätte (vgl. Annk zu l. Mos. 35,4). Indessen kann er darum doch nicht ohne Weiteres unter dem obigen Ausdruck ,,Heilig« thuni des HErrn« verstanden werden, wie von mehreren Auslegern geschiehtz dieser Ausdruck deutet vielmehr dar- aus hin, daß entweder die gan e Stiftshüttn oder doch ihr vornehmstes Geräth, die s undeslade, mit an Ort und Stelle ebracht worden und auf jenem Platze auf- gestellt gewesen sei, als Josua mit den Aeltesten und Voltshäuptern die Bundeserneuerung vornahm. Darauf deuten auch die Worte in V. I: »Und da sie vor Gott getreten waren,« sowie der Umstand hin, daß nach V. 26 Josua die von ihm niedergeschriebene Urkunde dem Gesetzbuch Mosis, das ja an der Seite der Bundes- lade aufbewahrt wurde, beifügt. Wir glauben nun nicht, daß die ganze Stiftshütte mit nach Sichem ge- sohafst worden sei, was für den Zweck einer einzelnen heiligen Handlung niemals geschah; sondern halten die Bundeslade, das Heiligthum im Heiligthum, wie wir sie in der Eint. zu 2. Mos. 25, I0 ff. nannten, für genug. 27. Und sprach zum ganzen Voll sindem er den Stein aufrichtete]: Siehe, dieser Stein soll Zeuge sein zwischen uns swid er uns, wenn wir nicht halten, was wir heute versprochen], denn er [der Stein, vgl. Hat-at. 2, 11.; Luk. II, 40] hat gehbret alle Rede des HErrn, die er mit uns ge- redet hat [V. 2 ff» und was wir ihm darauf geantwortet haben]; und soll ein Zeuge übel? euch sein sein beständiger Erinnerer an eure heute ab- gelegten Gelübde und ein fortwährender Wariier], daß ihr euren Gott nicht verleugnen 28. Also fnachdem er seinerseits alles gethan, was in seinem Vermögen stand, Israel in der Treue gegen den HErrn zu beseitigen] ließ Josua das Voll svon sichs, einen jeglichen in sein Erb- theil. Die gewisfenhafte Sorgfalt Josua’s wird hier allen, die andern vorgesetzt sind, zur Nachahmung vorgehalten- Denn gleichwie ein Familienvater nicht schon dann für vorsichtig genug gilt, wenn er auf seine Kinder blos bis an sein Lebensende Bedacht nimmt, sondern er muß seine Sorge auch weite: ausdehnen und, soviel an ihm ist, ihnen auch nach seinem Tode zu niitzen bemüht fein: so müssen gute Oberherren und Vorgesetzte Vorsorge treffen, das; sie den wohlgeordneten Zustand, den sie hinterlassen, befestigen und auf lange Zeit hin erhalten. Ja diesem Sinne schreibt Petrus ("·. Petri I, l3—15), er wolle Fleiß thun, daß, wenn er nun werde aus der Welt gegangen sein, die Gemeinde seiner Ermahnungen 72 eingedenk bleibe und Frucht davon habe. (Calvin.) Eine förmliche Niederlegung seines Amts von Seiten Josua’s fand nieht statt, weil er keinen von Gott berufenen un- mittelbaren Amtsnachfolger hatte. Nachdein Jsrael in das seinen Vätern verheißene Erbe eingeführt war, be- durfte es keines von Gott ihm zu bestellenden Führers mehr; für das Wohnen in Canaari waren vielmehr die ordentlichen Obrigteiten der Gemeinde ausreiehend, die Aeltesten als Häupter und Richter des Volks, und der .Hohepriester, welcher das Volk in seinen Beziehungen zum HErrn vertrat und die göttlichen Willensoffen-« barungen ihm durch die Weise des Lichts und Rechts vermitteln konnte. (Keil.) W· V. 29—33. Zum Schltiß des iitikheg folgen noch einigetnirze Bemerkungen: iilser Tod nnd Begriibniß Josuad (t1.29.3t)), über das Verhalten des Uollteg nach seinem Tode m. 31), über die Bestattnng der aus eigne— ten mitgebrachten Gebeine Jioseplfg W. 32), sowie über dsn Jgd des mit Instit: gleiehzeitigen tjohenpriesterg Eleasar ( - )- 2F). Und es begab sich snicht lange] nach dieser Geschichte, daß Josua, der Sohn Nun, der Knecht des HErrty starb, da er hundert und zehn Jahr alt war. [nach gewöhnlicher Rechnung 10 Jahr nach der Eroberung Canaans Katz. 11, 18 —- also im Jahr 1430 v. Chr. G] 30. Und man begrub ihn in der Grenze sdem Gebiete] seines Erbtheils, zu Thimnath-Serah, die kwelche Stadt] auf den: Gebirge Epbraim liegt lKaps 19- 50], von tnitternachttoiirts, am Berge Gans lnördlich vom Berge Gans] Bei demietzigen Tibnety welches ohne Zweifel die Stelle des alten Thimnathkheres oder Thimnath-Serah isherhebt sich ein sanftec Berg mit Ruinen und Grund- mauern einer einst großen Stadt; im Süden davon ist ein viel höherer Berg, an dessen Nordseite mehrere. Hdhleugräber sich zeigen, ähnlich den Königsgräbern zu Jerusal Der Tradition zufolge hat man übrigens dem Josua die Steinmesserimit in’s Grab gelegt, mit welchen er einst die Beschneidung an Israel vollzogen hatte (Kap. 5, 2 ff.). 31. Und Israel streu der V. 16 ff. über- nommenen Verpflichtung] diencte dem HErrth so lange Josua lebte und die Aeltestety welche lange Zeit [noch eine geraume Zeit, vgl. Rich"t. 2, 7] slebtennach Josua, die alle Werke des HErrn sans eigener Erfahrung] idußicty die er [der HErrJ an Israel gethan hatte. » 32. Die« Gebeine Joseph, welche die Kinder Israel sbei ihren: Auszuge 2.Mos. 13, 19] hatten sinkt] ans Eghptcn gebracht, begraben sie sum hier nachträglich noch zu bemerken, was der Zeit nach in diejenigen Tage fällt, wo die Kinder Ephraim ihr Erbtheil empfingen und in dasselbe einzogen Kap. 16, 5 ff» dort aber dem geschtchtlichen Bericht sich nicht wohl einreihen ließ] zu Sicheny in dem Stück Feldes, das Jakob kaufte von den Kindern Henker, des Vaters Sieheny um hundert Groschen IKesita = 350 Thtr., s. I. Prof. 33, 18 ff. u. H. M. 11, 31Anm.], und sdas hernach, indem em. Ob das »aber der Berg Gans sei, bleibt , ungewiß, wenngleich manches dafür zu sprechen scheint. Z stslls Josua 24,, 29-——33. der Ausfall des Looses das Wort Jakobs 4. Mes 48, 22 auch noch in einem besonderen Sinne er- füllte, sammt der Stadt Sichem Kap. 20,.7.; 21, 211 ward der Kinder Joseph Erbtheib 33. Eleasar, der Sohn Aaron fund Hohe: priester zur Zeit Jos11a’s], starb auch [vielleicht sogar noch früher als Josua], lind sie begraben ihn zu Gibea sder Stadt] feines Sohnes PinehatL die svon den Kindern Israel zum erblichen Besitz] ihm gegeben war auf dem Gebirge Ephraim statt) den meisten Auslegern ist unter diesem Gibea das heutige Dschibiaan nordöstlich von Gophna, nach Keil dagegen die Priesterstadt Geba im Stamme Ben- famin (Kap. 18, 24.; 21, 17) zu verstehen. Nach der ersteren Ansicht hätte man die Stadt, obwohl sie keine Priester- oder Levitenstadt war, dem Pinehas zum Lohn für feine besonderen Verdienste um die Gemeine (4. Mos 25, 7 ff) und um ihn, den fungirenden Hohenprieften dem Heiligthum in Silo näher zu haben, überlassenzg nach der andern Auffassung dagegen konnte nur eine eigentliche Priesterstadt dem Gesetze gemäß dem Pinehas in Besitz gegeben werden, und zwar dies insofern, als die Priesters und Levitenstiidte nur bis zu einem gewissen Theil (Wohnhäufer nach Bedürfniß und Vorstädte nach vorgeschriebenem Maß) den Priestern und Leviten ge- hörten, der übrige Theil aber Eigenthum des Stammes war, in dem die betreffende Stadt lag. Diesen übrigen Theil habe man denn dem Pinehas zum erblichen Besitz für sich und feine Nachkommen zum Lohn für seine Ver- dienste übergeben, fo daß er in der Priesterstadh darin er wohnte, zugleich Privatbesitzungen hatte. Gegen diese zweite Auffassung spricht nicht, daß Geba nicht im Stamme Ephraim sondern in Venjamin lag; denn, wie Keil richtig bemerkt, reichte das »Gebirge Ephraim,« auf welchem sie lag, weit in das Gebiet von Benjamin hinein. , Indem wir hier noch die drei wichtigsten Abschnitte im Leben des Josua nach der Zeitrcchnung zusammen- U. v. Chr. G. Jofucks Amtsantritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..1447 Beendigung des Eroberungskrieges . . . . . . . ..1440. Josucks Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..1430 fügen wir sogleich, um hernach, bei der Erklärung der folgenden Bücher, uns darauf beziehen zu können, eine chronologische Uebersicht der Hauptbegebenheiten vom Auszug der Kinder Jsrael aus Egypten bis auf Salo- mo’s Tempelbau, der nach 1. Kön. 6, I im 480. Jahr nach diesem Auszug, im 4. Jahr des Königreichs Sa- lomo erfolgte, hinzu, weil nur so ein klares Verständniß der im Buche der Richter und in den beiden Büchern Samuelis bis 1. Köm 6, 1., namentlich der in den Ab- fchnitten von Richn 10, 1 bis 1. Sam. l2, 25 mitge- theilten Begebenheiten möglich ist. I) 40 Jahre: Jsraels Zug durch die v« Chr— G· Wiiste . . . . . . . . . . . . . . . .1487——1447. L) 7 - Eroberung Canaans durch Josua . . . . . . . . . . . . . . . .1447-—1440. Z) 10 -" Vertheilung des Landes bis zu Josucks Tod . . . . . . ..1440——1430. 4) 13 die Zeit nachJosua bis zum . Beginn derRichterperiode (Richt. Kp. 1. 2, 17—21).1430—1417. 5) 8 Unterdrückung durch Cusan (Richt. s, s) ......... ..1417—1409. G) 40 Errettung durch Athnicl und Ruhe (R. Z, 11).. .1409—,1369. Josuas und Eleasars Tod. — Schlußbemerkungen zum Buch Josua. 73 (118 Jahre) « 7) 18 · Unterdrückung durch Eglon v« Chr— G« (Richt. Z, 14) . . . . . . . . ..1369—1351. Errettung durch Ehud, dann Ruhe (R. s, 30) . .135l—l271. Unterdrückung durch Jabin (R. 4, 2 f.) . . . . . . . . . . ..1271——.1251. Rettung durch D eb o r a u. Barak. Ruhe (R. 5, 3l).1251-—121l. Unterdrückung durch die Midianiter (R. 6, 1). . . .1211—1204. Rettung durch Gid e o n und Ruhe (R. 8, 28) . . .1204—1164. Zwischenzeit oerschiedeuen zum Theil neben einander wirkender Richter (Richt. 9-—I2) . . . . . . . . . . . . . .1l64—1130. [die Zeit Abimelech’s..1164—1l61, die Zeit Thola’s im W e st jordanlande . . . . . . .1161——-1138, die Zeit Jair’s im Ost- jordanlande . . . . . . . . . . . .1152—l130] Die Zeit der Pl)ilister- herrschaft (R. 13,1). . . . .1130 —1090. [Eli’ s 40jäbriges Hohe· priesterthum 1.Sam.4,18; in der ersten Hälfte des- selben, etwa 1140, wird Samuel geboren . . . . .1l50—11l0] S a m u e l’ s Wirksamkeit und S au l ’s Königihum (1.Satn.7,15—2.Sam. 1, 27.; Apostelg.13,20f.).1090——1050. Davids Königthum ....1050—1010. S alo m o ’s erste 3 Regie- rungsjahre . . . . . . . . . . . . .10l0——1007. 8) 80 - 9) 20 - to) 40 - in) 7 - 1-2) 40 - II) 34 - 14) 40 Besondere Schwierigkeiten bereitet Nr. 14, die« Zeit der Philisterberrschafh neben welcher nicht nur der Druck der Ammoniter im Ostjordanlaude (Richt. 10, 8—12, 14) vergeht, sondern in wclche auch die zweite Hälfte des Hohepriesterthums Elis mitiden Thaten Simsons (Richt.14, 1—16, 31) und Samueks (1. Sam. 2, 12—7, 14) fällt. Wir stellen die Begeben- heiten, soweit sie chronologisch nebeneinander hergehen, zusammen; daraus ergiebt sich, daß im Qsijordanlande Elon noch Richter war, als Samuel schon ein Jahr« lang dasselbe Amt im Westjordanlande bekleidete. I. Jm Westem L. Im Osten: a. Erste 20 Jahre des a. Achtzehnjähriger Druck Philisterdrncks bis zum der Ammoniter Raube der Bundeslade . 1130—1112. und Elfs Tode l130—1110. (Jm Anfang dieser Zeit wird Simson geboren; noch vor Ablauf dersel- c. Samuels Richterzeit ben, etwa l1l2, beginnt Samuel als Propbet that1g.) 1090———l072. . J ed h tha’s Siährigcs er seineWirksamkeit, also Richter-Amt gleichzeitig mitJephthaJ 1112——1106. . Die andern 20 Jahre s iiier ei F en· zer »« » 70 ; lzistm Jiegselsiberozdie 1110——1090- E b z « « fiZlET costs. (Simson’s Wirlsam- El» ») T« - -. . . « hrex keit Von 1l1«)—-l092, MAY-MAY· .Abdo«n 8 Jahre: 1089——108l. 480 Jahre (1. Köm s, U. v. Chr. G. 1487———1007. Schlnhbemeriiuugeu zum Wird) Josua. Das Buch Josua, so benannt von der darin ganz besonders hervortretenden und als handelnd durchgeführten Hauptpersom schließt zwar seinem Inhalte nach sich eng an die 5 Bücher Mose an, deren Geschichte es fortsetzt, indem es uns die, unter dem Beistaude des HErrn durch Josua oollbrachte Eroberung desberheißenen Landes und die, den göttlichen Anordnungen genau entsprechende Ver- theilung desselben an die zwölf Stämme nebst dem, was Josua bis zu seinem Tode zur Befestigung Jsraels in dem Bundesoerhiiltniß mit Gott gethan hat, erzählt; gleichwohl ist es niemals mit der Thora zu Einem Werke verbunden gewesen, sondern bildet ein selbstständiges in sich abgeruudetes und abgeschlossenes Ganze, dessen Zweck es ist, nachzuweisen, wie der HErr in demjenigen Zeitabschnith mit welchem dasselbe es zu thun hat, an seinem Buudesoolke sich oerherrlicht und dasjenige Werk glorreich zu Ende gebracht habe, das er unter Mose begonnen, ohne daß dieser die schließliche Durchführung noch selbst erleben durfte. Daß Josua nicht bloß die Hauptpersow sondern zugleich der Verfasser des Buches sei, läßt sich weder aus oöllig zureichenden Gründen bestreiten, noch auch mit zweifelloser Zuversicht behaupten. Wider solche Behauptung scheint nämlich zu sprechem daß Ereignisse, wie die Eroberung Hebrons durch Caleb, Debirs durch Athniel (Kap. 15, 13——19), Lesenks durch die Daniten (Kap. 19, 47) und die Bekämpfung der Jebusiter zu Jerusalem durch die Fiinder Juda (Kap. 15, 63), erst in die Zeit» nach Josua’s Tode fallen (ogl. Nicht. l, 10——15; 18,1ss.; I, 8); wie denn auch der Verfasser durch seine ganze Darstellung sich nicht bloß als einen Augenzeugem der die Begebenheiten selbst mit erlebt hat, zu erkennen giebt (Kap. b, l. 6), sondern außerdem als einen Mann, der mit seiner Lebens- erfahrung und Beobachtung noch einige Jahrzehnte weiter reichte, als Josua (Kap..4, 9;.. 5, I; 7, 26; s, 28 f; 9, 27; 13, 133 14,14; 15, 63; is, 10; 24, ZU. Man nimmt daher an, 74 Richier 1, 1——-10. daß das Buch von einem der Aeltesien geschrieben sei, die alle die großen Werke des HErrn, die er an Jsrael gethan, mit eigenen Augen gesehen hatten und· den Josua überlebten (Kap. 24, 31; Nicht. 2, 7); und zwar habederselbe das Werk gegen Ende seines Lebens, als Josua und Eleasar bereits todt waren und auch die übrigen Angenzeugen einer nach dem andern dahin starben, unter Benutzung der bei der Landesvertheilung aufgenommenen Protokolle (Kap. 18, 4——9) und der von Josua über die Geschichte der Bundeserneuerung in Sichem aufgesetzten Urkunde (Kap. 24, IS) verfertigt, um Gottes Großthaten bei dem nachlebendeii Geschlecht in lebendigem Gedächtniß zu erhalten. Jndessen fpricht auch andrerseits fiir Josuaseigene Urheberschaft einmal dies, daß Kap. 24, 1—-28 (und wohl auch Kap. 23) bestimmt ihm angehören; und dann, daß kaum ein Anderer so im Stande war, wie er, die Geschichte seiner Zeit mit all’ der Sorgfalt und Genauigkeit, die sich für ein Buch, das einen Theil des göttlichen Worts bilden follte, gebührt, niederziischreibew Wir meinen daher, Josua hat bei Weitem den meisten Jnhalt feines Buches selbst verfaßt, jedoch unter Theilnahme eines ihm be- sonders nahe stehenden und mit dem-Geiste Gottes erfiillten Aeltesten; dieser hat dann, gleichwie Er zu den Btichern Mose den Schlußtheil geliefert (Anni. zu 5. Mos. 32, 44 u. 34, 12), an sein Werk die letzte Hand angelegt und es zum Abschluß gebracht. Die heiligen Schriften konnten immer nur von solchen ausgehen, die prophetifchen Geist und göttlichen Beruf dazu hatten; doch wurden Von ihnen Helfer und Mitarbeiter herangezogen, deren Händen sie mit gutem Gewissen die Fortführung oder letzte Bearbeitung ihrer Werke anvertrauen konnten, und sind sie bei Wahl derselben ohne Zweifel ebenso vom Geiste Gottes geleitet worden, wie bei der Abfassung ihrer Schriften selbst. Dag Buch der Richter. sJudicuniJ Schafft man dieses Buch hinweg, dann entsteht eine sichtbare Lücke von einigen hundert Jahren, wo wir von dem neuen Volk in Canaan, von seinen Umständen und Vorfällen nicht das Geringste erfahren; dann fehlten von der fortwährenden besonderen Aufsicht Gottes über sein erwähltes Volk aus diesem Zeitraum giinzlich alle Spuren; es fehlten von der uneingeschränkten und nach ganz freiem Be- lieben handelnden Kraft Gottes manche merkwürdige Proben, die dieses Buch darstellt; es fehlten endlich auch die vielen sittlichen Beispiele sowohl von der guten als der schlechten Seite, und das große Sittengemälde, das die Bibel im Ganzen aufstellh verlöre dann sehr beträchtliche Züge. Ob diese Geschichten nach unserm und unsers Zeitalters Geschmack sind, darauf kommt nichts an; sie waren, die sie waren, und andere konnten niaht gemeldet werden, als die sich zugetragen — genug, wenn sie zu den Absichten der Bibel pafsend sind. Das 1. Kapitel. Der Stamm Juda siihret an Josiiiis Statt den Krieg. I« v. l—-21. Uach dein Tode Iosuas beschließen die Kinder Israel, den Krieg gegen die Gananiter fortzu- setzen und diese aus dem ihnen zum Erbe gegebenen Eande vollends auszurotten. Der Weisung gemäh die auf Besragnng des HGrrn ihnen zu Theil geworden, eröffnet der Stamm Juda in Genicinscliaft mit Simeon den Kampf, schlägt zuerst den König von Besen, erobert hierauf Jerusalem und reinigt demnächst das eigene Ge- biet von den noch vorhandenen alanaiiiteriiz nur die Be— wohner der Ebene vermag der Stamm wegen der eisernen Wagen, die sie haben, nicht 31ibemältigeii, gleichwie aiiih die Kinder Zenjamin die ihnen bestimmte Stadt Jerusalem nicht zu behaupten verniögen, vielmehr von den Sehn— sitern bald wieder ans dem Besitz derselben verdrängt werden. Wie so der Stamm Juda in Bettes-s der weiteren Groberting des Bandes dem willen Gottes nach Kräften nachkommt, soverfährt er auch hinsichtlich der gemachten Grabe-nagen in gesetzmäßig« weise, indem er nicht nur (Köppen.) das von ihm eroberte Jerusalem dem Stamme, dem es von Josua zugewiesen, überläßt, sondern auch Taleb in sein Erbe einsetzt nnd an Hobabki tlachliominen die von seinem Schwager Mose ihm gegebene Znsage erfüllt. I. Nach dem [im Jahr 1430 v. Chr. er- folgten] Tod Josua sder noch kurz vor seinem Ende den auf dem Landtag in Silo um ihn ver- sammelten Aeltesten und Häuptern des Volks die gänzliche Vertilgung der noch vorhandenen Cana- niter in sichere Aussicht gestellt hatte, wenn man nur seinem Gott treu anhangen und dem Willen desselben pünktlich nachkommen würde Jos. 23, 4fs.] fragten die Kinder Israel sder in dieser Verheißung liegenden Mahnung sich wohl bewußt und auch bereit, der letzteren Folge zu leistenj den HErrn fdurch den Hohenpriester Pinehas, der an Stelle seines ebenfalls schon verstorbenen Vaters Jos. 24, 33 damals das Amt bekleidete Kap. 20, 27 f.], und sprachen: Wer soll unter uns den Krieg führen Josua und Simeon führen Krieg gegen die Cananiten Eroberung Jerusalems. 75 wider die Cananiter swelcher von uns zwölf Stämmen foll in seinem Gebiet den Vernichtungs- krieg wider die im Lande noch vorhandenen Cana- niter eröfsnen]? 2. Der HErr sprach sentschied durch die Weise des Lichts 2. Mos. 28, 30.; 5. M. 33, 8J: Juda soll ihn [zuerst] führen [und den übrigen Stämmen mit einem guten Exempel vorangehen, wie denn dieser Stamm in dem Segen Jakobs 1. Mos. 49, 8 ff. bereits als Vorkämpfer seiner Brüder bezeichnet ist]. Siehe, ich habe das Land in seine Hand gegeben [also das; seine Kämpfe um den völligen Besitz desselben nicht nur für ihn selbst von Erfolg, sondern auch für die andern von er- wecklichem Einfluß sein werden]. 3. Da sprach Juda zu seinem sihm näher als die übrigen Stämme stehenden] Bruder Simeon [dessen Erbe ja innerhalb des seinigen lag Jof. 15-1ff«; 19,1—-9]: Zeuch mit mir hinauf in meinem Loos [in dem mir durch das Loos zuge- failenen Landestheil], und laß uns wider die Ca- naniter streiten ssie noch vollends daraus zu ver- treiben]; so will ich wider mit dir ziehen in deinem Loos [und es dir völlig in deine Gewalt bringen helfen]. Also sauf solchen Vorschlag eines gegen- seitigen Biindnisses eingehend] zog Simeon mit ihm. 4. Da nun Juda [in Gemeinschaft mit Simeon über die Nordgrenze feines Stammgebietes] hinaus zog [in die Jordan-Niederung unterhalb Bethseam woselbst sich ein Heer der Feinde unter Führung des Königs von Besek oder Basek 1.Sam. 11, 8 gesammelt hatte], gab ihm der HErr die Cananiter undPheresiter[1.Mos.13, 7.; z. M. 1, 8 Anm.] in ihre sdes Juda und Simeon] Hände, nnd schlugen sdraußen auf dem offenen Felde] zu Besek zehntausend Mann. " Nach dem Onomastjcon (Jos.10, 29 Anm.) gab es zu Eusebius und Hieronymus' Zeiten 2 einander benach- barte Ortschaften des Namens Bcsek, etwa By, deutsche Meilen zwischen Sichem und Vethsean; nach l. Sam. 11, 8 muß aber der Ort noch etwas weiter östlicih nicht weit vom rechten Ufer des Jordan, und zwar in ziemlich gleicher Richtung mit Jabes im Ostjordanlande elegen haben. Dorthin haben wir daher auch seinen siamen auf Karte IlI. gesetzt. 5. Und fanden den About-Beut [d. i. Herrn oder König von BeseFJ zu Beset [in der Stadt selbst, in welche er sich eingefchlossen hatte], nnd schlugen [auch] die [bei ihm befindlichen] Cananiter nnd Pheresiteu is. Aber Adoni-Bcsek fentkatn fiir seine Person glücklich aus der Stadt und] finde, nnd sie jagten ihm nach; und da sie ihn ergriffen, verhieben sie ihm [zu gerechter Vergeltung für das, was er selbst einst Andern gethan V. 7., und in Ausführung des gött- lichen Gebots L. Mos. 21, 24 ff.; Z. M. 24, TO] die Daumen an seinen Händen und Füßen. 7. Da sprach Adoni-Besek [seiner früheren Schandthaten ans der Zeit, wo er noch ein mäch- tiger und siegreicher König in Canaan war und die von ihm Ueberwnndenen mit Stolz und Grau- samkeit zu behandeln pflegte]: Siebcnzig Kdtti e mit verhauenen Daumen ihrer Hände und Fuge lasen [vormals, gleich als wären sie meine Hunde Matth. l5, 27., die herunter fallenden Brocken] auf unter meinem Tisch [und ich dünkte mich dabei den gewaltigsten und unüberwindlichsten Herrn im ganzen Lande, dem niemand etwas anhaben könne«] Wie ich nun [ihnen, die in meine Ge- walt gefallen waren] gethan habe, so shat mir Gott [in dessen Gewalt ich setzt selber gefallen bin und der des Hochmuths der Stolzen ein Ende macht Jes. is, 11; Drin. 4, 341 wieder vergolten". Und man brachte ihn [auf dem weiteren Kriegszuge V. 8 mit] gen Jerusalem; daselbst starb er swohl in Folge der erlittenen Verstümmelung]. «) Es fällt das ohne Zweifel in die Zeit vor An- kunft der Kinder Israel in Canaan. Diese iiberwanden dann im Ganzen 31 Könige (Jos.12, 24); in diejenige Gegend nun, wo Adoni-Beset regierte, kamen sie zwar nicht, wohl aber war von da an seine Macht gebrochen und nur auf ein kleines Gebiet eingeschränkt. «) Starke: Jm menschlichen Leben kehren sich die Sachen oft wunderbar um, und zwar nicht von unge- fähr, sondern durch Gottes besondere Leitung (l. Mos. 37, 19 f. vgl. 45, 3). — Die Heiden haben aus dem Gesetz der Natur wohl erkennen mögen, daß ein leben· diger Gott sei, der Böses mit Bösem ver elte; derhaiben sichlåeitsi VJiensch zu entschuldigt-n hat. ( öm. I, 19 ff.; 8. Aber die Kinder Juda [nach Ueberwindung der Cananiter und Pheresiter bei Besek sich wieder zurück nach ihrem Stammgebiete wendend] stritten wider [das an der Nordgrenze desselben gelegene, von Josua dem Stamm Bensamin zugetheilte, von diesem aber den Jebusitern noch nicht abge- nommene] Jerusalem [Jos. II, 63.; 18, 11 fs.], nnd gewannen sie sdic Stadt selbst, mit Ausnahme der Bergfeste auf Zion L. Sam. s, 6 ff.], und schlugen sie sdie Einwohner] mit der Schårfe des Schtverts, nnd ziindeten die Stadt an kso daß die Kinde: Ven- jamin nun hätten die Stadt behaupten können, wenn sie Fleiß angewendet hätten, die Bergfeste ebenfalls zu zerstören, was ste sedoch nicht thaten V. 2l]. St. Darnach zogen die Kinder Juba kweiter südlichJ herab zu streiten wider die Eananitey die ans dem Gebirge sJttdaL nnd gegen Mittag sim s. g. Negeb oder Mittagslande 4. Mos. 13, 21 Anm.], und in den Gründen [in der Ebene Sephela Jof. 9, 2 Anm.] wohneten [um auch diese zu ver- tilgen, da Josua ein gut Theil derselben hatte übrig lassen müssen Jof. 13, I ff.]. 10. Und [zwar] zog Juda [zunächst] hin wider die Cananiter, die fauf dem Gebirge Juba] zu Hebron wohneten -— Hebron aber hieß vor Zeiten Kiriath-Arba [1.Mos.23,2]—und schlugen sunter Anführung des Caleb,» der ausdrücklich zu dieser Unternehmung sich anheischig gemacht hatte Jof. Landstück, wo Wasserquellext sprudeln]. 76 Richter I, 11——25. 14,11f.] den Sesai nnd Abiman nnd Thalmai sjene 3 Riesengeschlechter 4.Mos. l3, 23., welche schon ein- mal von Josua überwunden worden Jos.10,36f.; 11, ·2-l., aber bald wieder in Besitz ihrer Stadt gelangt waren]. 11. Und zog von dannen ff) Stunden süd- westIichJ wider die Einwohner zu Deine. Debir aber hieß vor Zeiten KiriatlxSevher Bücher-staat, oder auch Kiriath-Sanna, d. i. Stadt der Palm- zweige, Jos. 15, 49]. 12. Und Caleb sprach [wie schon in Jos. 15, 13 ff. vorläufig von diesem Kriegszuge berichtet worden, hier aber noch einmal, dem geschichtlichen Zusammenhange gemäß, erzählt werden muß]: Wer Kiriath-Sephcr schlägt und gewinnen dem loill ich kals SiegeSpreiSJ meine Tochter Achse zum Weibe geben [denn die Stadt war sehr steil gelegen und äußerst schwierig zu erobern; es bedurfte daher einer besonderen Anfeuerung der Tapferkeit] 13. Da gewann sie Athnieb der Sohn Kanns, des Caleb jüngsten Bruders knach anderer Aus: legung: Athniel, der Kenisiter Jos.14, S» des Caleb jüngster Bruder] Und ergab ihm [seinem Neffen, oder ——sgemäß der andern Aus: legnng —— seinem Bruder] seine Tochter Achsa zum Weibe [da das Gesetz einer solchen Ehe weder bei jenem, noch bei diesem Verwandtschafts-Verhält- nisse entgegenstand]. 14. Und es begab sich, da sie einzog kvon ihrem Verlobten nach Debir abgeholt wurdesh ward ihr gerathen sstachelte sie ihn, den Athniel, an], daß sie [er] fordern sollte einen Acker sein Stück anbaufähiges Land, das nicht so, wie die nächste Umgebung von Debir, Mangel an Wasserquellen hätte] von ihrem Vater; und fiel vom Esel [sprang, weil Athniel zu dieser Forderung sich) nicht ver- stehen mochte und sie nun selbst in ehrerbietiger Weise sie an den Vater bringen wollte, beim ersten Zusammentreffen mit demselben zum Zeichen, das; see ein Anliegen aus dem Herzen habe, von ihrem Reitthier]. Da sprach Caleb fihre sllbsicht errathends zu ihr: Was ist dir swas begehrst du von mirs? 15. Sie sprach: Gieb mir einen Segen kzu dem, womit du mich und meinen Gatten ausge- stattet, noch eine besondere Segensspende hinzu, deren ich bedarf, wenn uns jene deine Ausstatttttig wirklich zu Gute kommen soll]; denn du hast mit« ein Mittagsland gegeben sdas wegen seiner Dürre und Trockeuheit wenig Aussicht auf Ertrag ge- währts giev mir sdennj auch ein wässeriges sein Da gab er ihr ein wåsseriges sdas init WasserqUelIenJ oben nnd unten [in dem höher gelegenen Theile sowohl, wie in dem niedriger gelegenen, hinlänglich ver- sorgt war]. 1-6. Und die Kinder des Keniters sdes von der Vsölkerschast der Keniter abstammenden Hobab Kap. 4, g11], Muse Schwagers [dem dieser einst, beim Aufbruch vom Singt, Antheil an alle dem Guten, das der HErr seinem Volk erzeigen würde, für den Fall versprochen hatte, wenn er Jsrael die rechten Wege durch die Wüste zeigen wollte 4. Mos l0, 29 ff.], zogen snachdem sie seit dem Uebergang der Jsraeliten iiber den Jordan in der Gegend des ersten Lagers zu Gilgal Jos. 4,19 nomadisirend sich aufgehalten und an den Krieger: zur Einnahme des gelobten Landes sich nicht weiter betheiligt hatten, jetzt, wo ihnen die Gelegenheit gekommen schien, ebenfalls feste Wohnsetze zu er- langen] herauf ans der Palmenstadt [d. i. Jericho s. Prof. 34, Jos. S, 1 Atem] mit den Kindern Juba [die eben von Debir V. 11 ff. weiter nach Süden V. 17 vorbringen wollten, sich vereinigend, begleiteten dieselben] in die Wüste Juba, die da liegt gegen Mittag der Stadt Arad [in denjenigen Theil der Wüste Juda 4. Mos. 13, 25 Anm., der südlich von der Stadt Arad 4. Mos. 21, 1 in die Steppen des Negeb sich verliert]; und gingen hin, and wohneten unter dem Volk iießmsichdoktinveu ursprüngltchen Wohnsitzen ihres olksstamms Z. Mos. Z, 23 Anm., mitten Unter den Kindern Juda nieder, diese aber gewährten ihnen in Erfüllung des dem Hobab von Mose gegebenen Versprechens freundliche Llusnahmes Die Völkerschaft der Keniten nach ihrem Stamm« vater Kain so benannt (4. Mos U, 22), war nicht canas nitischeiz sondern alt-semitischer Herkunft (5. Mos. L. 23) und ursprünglich in den nämlichen Gegenden einheimisch, in welche jetzt die zu ihnen gehörigen Nachkommen Ho- bab’s einzogenz aber durch die in verschiedenen Zügen in Palästixta eiuwanderndeii Cananiter (1. Mos 14, 18 Anm. Z) ans diesen ihre Wohnsitzen verdrängt, hatte ein Zweig derselben mit Midianitern sich vereinigt, und zwar mit deujentsp en nomadisirenden Midianiterky die an der Südspitze der Sind-Halbinsel sich niederließen(2. Mos Z. 15 Auen] während andere Zweige ebenso untergingem wie die Jos. II, 2 f. namhaft gemachten Gessuriter und Avitee Wie dann wiederum ein Geschlciht der an unsrer Stelle erwähnten Hobabitey die Wohnsitze im Nagel) verlassend, sich hoch im Norden Palästincks bei dem Eielnvalde zu Zaenannim, in der Gegend von Kedes (Jos. M, 38), augesiedelt, darüber s. Knie. 4, 11.; über den Schutz und die Freundschaft aber, deren die Keniter von Seiten Jsraels sich zu erfreuen hatten, s. l. Saat. 15, 6.; 27, 10.; 30, 29. 17. Und Juba zog [nachdem er den Kindern des Keniters die eben erwähnten Wohnsitze einge- räumts hin mit seinem Bruder« Simeon [in dessen Gebiet Jos. II, 4., um der getroffenen Verabredung V. 3 gemäß auch diesem die Cananiter vertreiben zu helfen], und [beide Stämme im Verein mit einander] schlugen die Cananiter zu Zevhath By, Stunde südwestlich von Cheftl 4. Mos. is, 1 Anm.J, und verbanneten sie [in Ausführung des 4. Mos 21, 1——-3 von den Kindern Israel gethanen Ge- lübdes, das Josua bei seinem Kriegszuge im süd- lichen Canaau noch nicht hatte vollsirecken können Jos. 12, 14], und nannten die Stadt Harma koder Horma, d. i. Verbannungs 18. Dazu gewann Juba svom Mittagslande Caleb nimmt sein Erbe ein. An Hobabs Kindern wird Moses Zusage erfüllt. 77 aus den Küstenstrich am Mittelnieer entlang nord- wärts ziehend, von den 5 Philisterstädten Jos. 13, 3 die drei:] Gaza mit ihrer Zugehbr [den zu ihr gehörigen OrtschaftenL Asklon mit ihrer Zu- gehbr, und Eiern mit ihrer Zugrhör swährend Asdod, zwischenAskalon und Etwa, und Guid, ösilich von Ekroty noch im Besitz der Philister blieben] Aber auch die 3 croberten Städte vermochte Juba nicht lange zu behaupten; in der Zeit Simsond waren sie alle wieder im Besitz ihrer früheren Herren (Kap. 14, 19.; 16, 1 ff.; 1. Sann 5, 1o). 19. Und der HErr war mit Juba, daß er [auf diesen seinen Kriegszügem gleichwie zuerst] das Gebirge [V. 10—15, so auch das Mittags- land V. 16 f. und die Kiisienebene V. 18] ein- nahm sgleichwohl löste er seine Aufgabe nicht voll- ständig, weil es auch ihm, bei aller seiner Ent- schlossenheit und Gesetzestreiiu dennoch an völligem Vertrauen auf den Beistand des HErrn und an gehöriger Ausdauer fehlte]; denn er konnte die Einwohner im Grunde sin der Ebene Sephela, die er doch ebenfalls auszurotten sich vorgenommen V. 9] nicht einnehmen, darum, daß sie eiserne [mit Eisen befchlageite Jos. 17, M] Wagen hatten fund er vor solcher Streitmacht sich fürchtete]. 20. Und sie sdie mit einander verbundenen Stämme Juda und Simon, indem sie bei den Eroberungem die sie machten, auch genau dem Willen Gottes in Betreff der Vertheilung der er: oberten Gebiete entsprechen wollten] gaben dem Caleb ldas V. 10 eingenommene] Hebtoly wie Mose gesagt hatte sdaß diese Stadt sein eigen werden solle Jos. 14, 9]; uud er vertrieb daraus die drei Söhne Enak [auch die letzten Ueberreste der ihren Hauptbestandtheilen nach schon daselbst ausgerotteten Riesengeschlechter]. 21. Aber die Kinder Benjaniiu sdenen man in gleicher Befolgung der durch das Loos getrof- fenen göttlichen Entscheidung Jos.18,16 die in V. 8 gewonnene Stadt Jerusalem übergab] ver- trieben die Jebusiter nicht, die setwa noch] zu Jerusalem wohnten [uud besonders die Bergfeste auf Zion noch inne hatteu]; sondern die Jebusiter sindem sie von da aus sich bald wieder auch der eigentlichen Stadt beniächtigteUJ wohneten bei den Kindern Benjamiu zu Jerusalem, bis auf diesen Tag sja drängten dieselben sogar soweit zurück, das; die Stadt bald wieder für ihre, der ,,Frem- den« Stadt gelten mußte Kap. 19, 11 f.]. Jn diese Zeit, d. h. in die nächsten 13 Jahre nach Josua? Tode; gehört auch die Geschichte von der sast oölligen Ausrottung des Stammes Venjamin durch die übrigen Stämme in Folge- einer von den Bürgern zu Gibea verübten Schandthah die uns im 2. Anhang unsers Bachs, Kam. 19——21, erzählt wird. II« V. 22——36. Während der mit Siineon verbundene Stamm Jnda durch das im vorigen Abschnitt beschriebene Verhalten eine-theils dem Willen des hGrra itänlnlich uachziilroinmrn samt, andcrnthkils jedoch schon einen Mangel an völliger Glaubens- und Willeuolcruft an den Tag legt, ist von den iibrigen Sliinnnen nur das Hans Joseph Mit» falls geneigt, etwas zur weiteren Jlusrottung der Cana- niter au dcr Grenze seines Erbthrilg zu thun; die andern begnügen! sich, sie zu Frohusclaorn zu machen, ja Das! läßt sich von denselben fast ganz ans seinem Gebiete ver.- drängrsu Damit til denn der ilebergaug gemacht ans; der guten Zeit unter Josua in die traurige« Verhältnisse, unter welchen Israel tm Zeitattrr der Muster seufzt. W. Desselben gleichen [wie Juda im Verein mit Simeon sich nach Josna’s Tode die Vertilgung der im Lande noch übrig gebliebenen Cananiter angelegen sein ließ] zogen auch die Kinder Joseph sEphraim und West:Manasse, s. Jos. 16, 1—4] hinanf gen Bethel [das, an der Siidgrenze ihres gemeinsamen Stammgebietes gelegen, zwar dem Stamme Benjamin zugefallen war Jos. 18, 22., aber doch zu allererst von den noch vorhandenen Ueberresten seiner cananitischeii Bevölkerung gesäu- bert werden mußte] und der HErr war mit ihnen sdaß ihr Unternehmen ihnen nicht weniger gelang, wie den Stäinmen Iuda und Simeondas ihre] 23. Und das Haus Joseph sals es mit seinen Kriegerschaaren heraUrÜckteJ verknndschaftete Betheh die vorhin Lus hieß [1. Mos 28, 19.; Jos.16, 2.; 18, 13., um zu erfahren, wie der Stadt am besten beizukommen wäre] 24. Und die szum Recognosciren oder Beob- achten von ihnen ausgestellten1 Wächter sahen einen Mann aus der Stadt gehen, [den hielten sie an] und sprachen zu ihm: Weise uns, wo wir in die Stadt kommen san welcher Stelle wir dieselbe an; greifen müssen, um sie zu erobern], so wollen tvir Barmherzigkeit an dir thun kund dich sammt den Deinigen an dem Leben verschonen Jos. L, 12 f.]. 25. Und da er ihnen sum sich und seine Fa- milie zu retten, auch wirklich] zeigte, wo sie in die Stadt kämen, schlugen sie [die von den Wächtern herbeigerufenen Krieger] die Stadt mit der Schärfe des Sehn-eins, aber den Mann und alle sein Ge- schlecht ließen sie sdem gegebenen Versprechen ge- mäß] gehen [wohin er wollte, daß er irgend wo anders sich anstedele]. « Während wir die Rahab in Beziehung auf das, was sie den Kundschaftern Josuas über ihre Volksgenossen entdeckte, von dem Vorwurfe der Verrätherei voll- kommen freisprechen durften (Jos. Z, 1 Anm. 2), ver« mögen wir dasselbe nicht zu thun bei diesem Manne. Was Starke zu dessen Gunsten ansührt, läßt sich von mehr als einer Seite bestreiten: «Hätte er dieses aus Gewinnsuchh Ehrgeiz, Rachgier u. dgl. gethan, so könnte man ihn von dem Laster der Berrätherei nicht freisprechenz da er aber ohne Zweifel gesehen, daß die Stadt sich gegen ein so mächtiges Volk nicht lange halten könnte, zum Entsasz keine Hoffnung wäre und er etwa auch den Rathschlußdes Allerhöchsteii von Vertilgung« der Cana- niter und Einnehmung des Landes vernommen, wie ehemals Rahab, und so klare Veweisthümer dieses gött- lichen Willens bereits gehört und gesehen, so hater nicht Unrecht gethan, daß er auf solche Art den Verlust, den die Jsraeliten bei einem Sturme und gewalsamer Er« 78 Richter 1, 26—-36. 2, 1—3. oberung hätten leiden können, abgewandt und sich und die Seinigen zugleich gerettet hat. Der Gehorsam gegen Gott kann einen Gib, womit man gegen Menschen ver- pflichtet ist, aufheben» Vielmehr giebt die Schrift selbst damit, »daß dieser Mann nicht unter das Volk Gottes ausgenommen wurde, wie vormals Rahab, sondern unter die cananitischen Hethiter zieht (V. 26), genugsam zu erkennen, daß seine That ganz anders zu beurtheilen ist, als die jenes Weibes: nicht nur war er nicht innerlich von seinen Volksgenossen geschieden, um auch äuszerlich seine Sache von der ihrigen zu scheiden, sondern, was noch mehr in’s Gewicht sällt, er verräth dem Feinde auch wirklich den Zugang zu seiner Vaterstadt, da hin- gegen Rahab nichts geoffenbaret hat als ihren Glauben. Von den Kindern Joseph müssen wir sagen, daß auf ihrer Seite es eben so wenig recht war, den Mann zu einem Verrath zu verleiten, als es auf dessen Seite recht war, ihn zu begehen; ihr Verhalten, das aus maugrlndem Glauben an den Beistand des HErrn her- vorgeht und blos auf menfchliche Klugheit sich gründet, straft sich denn auch dadurch, daß es bei ihnen mit diesem einen Unternehmen sein Bewenden hat, und weder Manasse (V. 27 f.) noch Ephraim (V. 29) etwas Wei- teres zu vollbringen Vermögen. Tit. Da zog derselbe Mann iu’s Land der Hethtten nnd bauete eine Stadt, nnd hieß sie snach dem» Namen seiner VaterstadtJ Las; die heißet Apfels-heutiges Tages fwo dies geschrieben wird] a! o. Da die Hethiter eine sehr weit verbreitete Völkerschaft in Canaan ausmachten — sie wohnten theils in der Gegend von Hebron (1. Mos.Kap. 23), theils auf dem Gebirge (4. Mos."13, 29), theils hoch oben im Nordosten an der: Grenze Shriens (1. Kön. 10, 29) -—, so läßt steh nicht näher bestimmen, wohin der Mann gezogen sei, zumal von diesem neuerbauten Lus sonst nichts weiter vorkommt. Hieronymus und Eusebins im Onomik sticou (Jos.10,29 Anm.) verstehen unter den »Hethi- treu« die Jnsel Cypern, die jüdischen Schriftsteller da- gegen berichten von einer Stadt Las, die aus einer Jnsel des mittelländischen Meeres an der phönizischen Küste gelegen habe, viel Purpurfärberei trieb und weder von dem Assyrer Sanherib, noch von dem Babylonier Nebucadnezar zerstört werden konnte. 27. fNach dieser Einnahme und Zerstörung Bethels ließen aber die Kinder Joseph nach in ihrem Eifer, Gottes Willen in Betreff der völligen Ausrottung der Cananiter zu vsllbtivgstdl Und Manasse vertrieb nicht sdie Einwohner zu] Bethsean mit ihren Tdchteriy noch sdie Einwohner zu] Thaenach mit ihren Dichtern, noch die Einwohner zu Dor mit ihren Tochterm noch die Einwohner zu Jebleam mit ihren To»chteru, noch die Einwohner zu Megiddo mit ihren Tochtern swelche Städte sämmtlich, nebst Endor, zu seinem Stammgebiet geschlagen worden waren Jos. 17, UJZ nnd die [unter Josua zurückgedrängteiq Eg- naniter sjener Gegenden] fingen an zu wohnen ssich ganz nach Belieben wieder auszubreiten] in dem- selben Lande. i 28. Da aber Israel leben dieser, zum Yolke Gottes gehörige Stamm West-Manasse] machtig [an Volkszahl immer größer] ward [und also Veranlassuug genug gehabt hätte, seines göttlichen Berufs sich zu erinnerns machte er die Cananiter [blos] zinsbar [iudem er sie zwang, ihm Frohn- dienste zu leisien], und vertrieb sie nicht fwie er doch nach Gottes Gebot hätte thun sollen]. 29. Deßgleichen vertrieb auch Ephraim kder andere Theil der Kinder Joseph] die Cananiter nicht, die zu Gast! san der Südgrenze seines Erb- theils Jos. 16, Z] wohneteu; sondern die Cananiter wohneten unter ihnen zu Gaser [wie schon in Jos. 1(3, 10 vorläufig erzählt worden]. 30. fGleicher Lässigkeih wie so Manasse und Ephrainn machten denn die übrigen Stämme sich schuldig] Sebulon fdessen Erbtheil in Jos. 19, 10——16 beschrieben istJ vertrieb auch nicht die Einwohner zu Kitron und Nahalol sbeides unbe- kannte Orte Jos. 19, 15]; sondern die Cananiter wohneteu unter ihnen, und waren zinsbar kbloß frohnpslichtigs Wenn hier der in Jos. 19, 17—-23 zwischcu Sebulon und Asser ausgesührte Stamm Jsaschar übergangen wird, so hat das wohl darin seinen Grund, weil in dessen Gebiet überhaupt keine Cananiter mehr vorhanden Wctkclls 31. Asser [in seinem Stammgebiet Jos. 19, 24—3·1] vertrieb die Einwohner zu Accot nicht, uoch die Einwohner zu Zidon [Jos. 11, 8], zu Ahelab snur hier erwähnt und völlig unbekannt] til Achsib lJvL 19- VI, zu Helba lebenfalls un- bekannt] zu Aphik [Jos. is, 4; 19, 30], und zu Rehob [Jos. 19, 28 u. 30]. «) Das jetzige Am, während der Kreuzziige eine sehr Tlzhende See- und Handelsstadh nachmals aber ver- ct Eil. « 32. Sondern die Asseriter wohneten unter den Cananiterm die tm Lande wohneten snach ihrer Zerstreuung durch Josua sich wieder ausbreitetenjz denn sie vertrieben sie nicht. s 33. Naphihali [in seinem Gebiet Jos. 19, 32 -—39] vertrieb die Einwohner nicht zu Beth-Semes [unbekannt, nicht zu verwechseln mitden gleichnamigen Orten in Juda und Jsaschar Jos. 15, 10; 19, 22], noch zu Beth-Anath [ebenfalls unbekannt] sondern wohnete unter den Cananitern die im Lande woh- neten. Aber die zu Beth-Semes und zu Beth- Anaih snoch vorhandenen Ueberreste derselben] wur- den zinsbar sfrohnpfiichtigs 34. Und snoch weniger wußte der Stamm Dan in dem ihm zugefalleneu Gebiet Jos. 19, 40——48 sich zu behaupten; denn] die Amoritek [welche jene Gegend inne gehabt hatten und von Josua nur theilweis vertilgt worden waren] dknngen die Kinder Dan auf das san der Ostseite ihres Erbtheils gelegenej Gebirge [Ephraim], und ließen nicht zu, daß sie herunter in den Grund kdie vom Fuße des Gebirges bis nach dem mittelländischen Meere hin sich ausbreitende Ebene] kämen sum dort, wo doch der Haupttheil ihres Gebietes lag, sich Wohnsitze zu gesunden] Nachlässigkeit der Stämme Jsraels in Ausrottungder Cauaniten Strafandrohung des HErrn 79 35. Und die Amoriter fingen an zu wohnen serdreisieten sich sogar sich fesizUfetzEUJ auf dem Ge- birge Hetes szu Har-Heres, d. i. Sonnenberg oder Jrsemes, d. i. Sonnensiadd auch Bethsemes d. i. Sonnenhaus genannt Jos. 15, 10; 19, 41»J- zu AjaIpu[Jos.10,12; 19, 42], und zu Saalbun [Jos.19, 42]. Doch ward ihnen die Hand des Hauses Joseph sder nördlich an das Stammgebiet von Dan grenzenden Stämme Ephraiin und West: Manasse] zu schwer, und wurden lwähreud die Daniten sich vor ihnen zurückzogen und ein Theil derselben im Norden Palästincks sich eine neue Heimath gründetec diesen beiden Stämmen] zinsban 36. Und [daß es soweit mit Dan kam, daß dieser Stamm so fast gar nicht seines Erbtheils mächtig werden konnte, das hat allerdings eine natürliche Ursache in der großen Macht der gerade ihm gegenüberstehenden cananitischeir Völkerschafd die die ausgebreitetsie im ganzen Lande war und daher nur bei besonderer Glaubenstreue, an der es aber eben fehlte, von jenem an sich nur schwachen Stamme hätte überwunden werden können; denn] die Grenze der Amoriter sinit denen Dan es zu thun hatte] war [zu der Zeit, in welcher Israel Besitz vom gelobten Lande nahm, unten im Süden] da man gen Airabbim hinauf gehet sder Auf- stieg Akrabbim, d. h. die scharf hervortretende Klippenreihe unterhalb des todten Meeres, die wir schon 4. Mos. 34, 4 u. Jos. 15, 3 als Mittags: grenze Palästincks haben kennen lernen], und sdann etwas weiter westlich herüber] von dem Fels [in der Wüste Zin, den Mose schlug und dadurch sich versündigte 4. Mos. 20, 7 fs.], und [von diesen beiden Punkten im Süden, dem s. g. Amoriter- gebirge an, erstreckte nun ihr Gebiet sich] vou der Höhe soder vielmehr die Höhe, d. i. nach Norden hinauf, tief in das Land Canaan hinein, s. Anm. zu Jos. 13, 4]. ·) Die näheren Umstände dieser Auswanderutig von 600 streitbarcn Männern mit ihren Familien und Vieh- heerden nach Lais oder Dank, nördlich vom Merom-See, wird uns im I. Anhang des Richterbuches, Kap. 17 u. 18, berichtet; die Geschichte gehört der Zeitfolge nach hierher an unsere Stelle, reihet sich aber dem Gedanken- gange, den die beiden ersten Kapitel verfolgen, reicht wohl ein, daher sie billig an’s Ende als Nachtrag gestellt ist. Dasselbe gilt von dem geschichtlichen Jnhalt der Kapitel 19——21, dessen wir in der Anm. zu V. 21 gedachten. Das Z. Kapitel. Der Kinder Israel Trägheit, Abfall, Strafe und Erledigung. II« h. 1—5. Jlm Schluß des im vorigen Kapitel be- srhriebenen Zeitraums, als sich uim Sara-to Gleichgültig- teeit gegen den von dem iijErrn einpfangenen Beruf und » seine Trägheit hinsichtlich der fortgesetzten Jluerottnng der Cananiter klar herauggestellt hat, kündigt der Engel des itjaitrn bei einer außerordentlichen Erscheinung an einem uicht näher bezeichneten Orte den: Volke in stra- sendem Tone an, welohe Stellung der kjairr nun auch seinerseits zu Israel einnehmez daß er nämlich von jetzt an seinen Beistand zur uertteibuug der noch vorhandenen Landegeiutvolsiier den Kindern Israel entziehen und dies« zu demjenigen Straf— und Zuchtmittel für sie gebrauchen werde, von dem er durch Most und Josua geredet habt. Das holt( weint über solche Verständigung, und der Ort, wo sie geschehen, empfängt den Namen Bochiny d. i. KlagehauV aber weiter, als bia zn diesem nnfruchibaren Instanz« bringt re« Israel in seiner Schlassheit nicht. 1. Es kam aber [um die Zeit, bis zu welcher die im vorigen Kapitel erzählten Begebenheiten reichen — nach unserer Rechnung etwa im Jahre 1417 v. Chr. G.] der [mit Gott wesensgleiche] Engel des HErrn [1. Mai. 16, 7] heraus von Gilgal sam Jordan, s. Anm. zu Jos. 9, 6 Nr. 1., wo er in der Gestalt eines geharnischten Kriegers gar bald nach dem Eintritt in das gelobte Land dem Josua erschierien war Jos. 5, 13 fs.] gen Vorhin! [an den Ort, der von dem, was dieKinder Israel nach V. 4 hier thaten, hernachmals den Namen Vorhin» d. i. Weinende, empfing —- vermnthlich nach Silo, woselbst seit Jos. 18, I die Stiftshütte stand und die ganze Gemeinde eben zur Feier eines Festes, vielleicht des Oster- festes versammelt« war], und sprach smit lauter, allem Volk vernehmbarer Stimme]: Jch hab euch smeiner Verheißung 2. Mos. Z, 7 gemäß] aus Egypten herauf gesichert, nnd in’s Land gebracht, das ich euren Vater« geschworen habe; nnd sprach sals ich am Sinai meinen Bund mit euch auf- richtete 2. Mos 19, 1—-24- 11], ich wollte Diesen] meinen Bund mit euch nicht nachlassen ewiglich [vielmehr alle meine dabei gegebenen Bundeszw sagen treulich erfüllen]; 2. [Gebot euch aber auch zugleichj Daß ihr nicht solltet einen Bund machen mit den Einivohnern dieses Landes, und cihr solltet] ihre Altare zer- brechen [2. Mos 23, 32 f.; 34,,12 ff.; 5. M. 7, 2 fs.]. Aber ihr habt meiner Stimme nicht ge- horkhet [sondern die Cananiter leben lassen und sie bloß srohnpflichtig gemacht] Warum habt ihr das gethan [uud meinen Bund übergangen]? 3. Da sals ich jenes Gebot euch gab] sprach ich auch sfür den Fall, daß ihr demselben nicht gehorchen würdet]: Jch will sie [die Cananitetz fernerhin] nicht [mehr] vertreiben vor euch her, daß sie euch zum Stricke werden, und ihre Götter zum Netze [4. Mos. 33, 55.; Jos. 23, 13.; diese damals ausgesprochene Drohungsoll denn von nun an sich an euch erfüllen] Wie das Her-aufkommen des Engels von Gilgal gen Bochim zu verstehen, hat den Auslegern viel Schwierig- keit bereitet, und haben durch den Ausdruck sich viele verleiten lassen, hier an den Hohepriester Pinehas s(so auch Luther nach Dav. Kimchi) oder an einen Propheten zu denken. Ossenbar kann aber nur an denjenigenxEngel des HErrn»gedacht»tverden, von dem Gott in 2. Mos 23, 20 redet und den er in L. M. i33, 14 fein Hlngesicht nennt, Dieser erschien dem Josua nach der Beschnei- 80 Richter 2, 4—23. duugsdes Volkes zu Gilgah als Jsrael nun wieder in das richtige Bundesverhaltuiß zum HErkn gestellt war, um ihm die Einnahme Jerichos und des anzen Landes uzusichern Nun hatte aber seit jener eit das Volk Zsrael neuerdings unteriassen, Idie noch übrig gebliebenen Cananiter auszurotten, und hatte Frieden mit ihnen gemacht; dadurch hatte es den Zorn Gottes über sieh heraufbeschworerh die helsende Hand des HErrn will sich von ihm zurückziehen und es soll jetzt denselben Völkern, die es nicht hat vertilgen mögen, zur Peinigung und Bedrückung preisgegeben werden. Das ist es, was der Enge! der Gemeinde zu verkünden hat; er, dieser Engel, in welchem der Name des HErrn ist (2.Mos. 23- 21), will fortan seine Stellung, die er vormals in Gilgal gegen sle eingenommen und die eine freundliche, seg- nende, helfende war, in die umgekehrte verwandeln, darum kommt er herauf von Gilgal und erscheint zu Bochim, dem Ort des Weinens, zum Zeichen, daß Js- rael künftig viel Ursache haben wird zu weinen und zu klagen. Das Heraufkommen geschah ohne Zweifel in ähnlicher Weise, wie damals, als die Herrlichkeit des HErrn in der Wüste erschien in der Wolke (2. Mos is, 10]: ein feuriger Lichtglanz machte sich, da eben das Vol! bei einem Feste zu Silo versammelt war, in der Gegend von Gilgal bemerklich und bewegte sich nord- wesilich herauf nach dem Ort der Versammlung; Silo, wo Israel zur Ruhe gekommen, sollte nun ein Klage- haus werden, daher es in unsrer Geschichte nicht bei seinem eigentlichen Namen, sondern Bochim, d. i. Weinenda genannt wird. Aus dem feurigen Lichtglanz heraus redete dann der HErr die oben verzeichneten Worte und leitete damit die nun folgende Richterperiode ein, damit Israel glrich mit Eintritt derselben ihre Absicht und Be- deutung verstehe. 4. Und da der Engel des HErrn solche Worte geredet hatte zu allen Kindern Israel, hub das Volk [indem es zwar sein Unrecht fühlte und die Noth, die ihm nun bevorstehen würde, bejammerte, aber doch nicht zu rechter Buße und Umkehr sich zu er- mannen vermochte 2. Cur. 7, 10] seine Stimme auf, und weineteth » - Z. Und hießen die Statte Vochim [Ort, da wir ,,;Weinende« gewesen], und opferten daselbst dctll HEktU [ihn wieder zu versöhnen, bcdachten jcdoch nicht, daß Gehorsam besser ist, denn Opfer, nnd Auf- merken besser, denn das Fett von Widdern 1.Satri.15, 224 daher ihr Weinen und Opfern so gar nichts änderte an dem einmal über sie gesiillten Urtheil, vielmehr bald darauf die achtjährige Drangsalszeit unter Cusan Risas thaim folgte Kap. Z, 8]. IV· v. 6—23. Ehe hierauf der Bericht zur Darstellung der Begebenheiten tu der dtichtcrzrit selber übergeht, wird diese Zeit, wir sie aus der Stellung, welche die Kinder Israel nach Sosncso und der Jleltestcn Tode zu den im stand: zurückgebliebenen Canauiteric einuahmem sich ent- wickelt hat, zuoördersl näher in ihrer Eigenthümlictjlteit ajaraltierislrt Sie war die Periode eine; beständiger! Weihseis von Kbgötterci nnd llnterjoctjung Israel-i durch feindlich: Völker, von Rückkehr des dtmh sollhe Unter— jochung gkzüchtigteu volles zu seinem Gott und Errettung desselben durch die von dein HGtru ihm ern-ernten Richter, nnd offenbarte sich in ihr eben so sehr die göttlich: Ge- rechtigkeit in Bestrafung der Jlbtriinutgety wir die gött- liajr Barmherzigkeit in Wieder-annahm: der øujstrtigriu s. sEs war also, wie die. vorhin mitgetheilte Erscheinung des Engels des HErru bezeugt, bereits eine andere, gegen früher verderbte Zeit in Jsrael.] Deut! als Josua [wie schon Jos. 24, 28 ff. erzählt worden] das. Volk [nach dem in Sichem abge- haltenen Landtag] von sich gelassen hatte, Ulld die Kinder Israel hingezogen waren, ein jeglicher in sein Erbtheih das Land einzunehmen sfoweit es ihm durchs Loos zugesallen war]; 7. Dienrte das Voll dem HErtn [die folgen- den 20 Jahre] so lange Josua lebte und die Aet- testeth die lange snoch eine Zeit lang] nach Josua lebten, und alle die großen Werke des HErrn gesehn hatten, die er Israel gethan hatte. 8. Da nun Josua, der Sohn Nun, [im Jahr 1430 o. Chr.] gestorben war, [er] der Knecht des HErrn sder so treulich ausrichtete, was ihm auf- getragen] als er hundert und zehn Jahr all war; 9. Begraben sie ihn in den Grenzen seines Erbtheils zu Thimnath-Heres loder Thimnath-Se- rah, dein heutigen Tityus-h, 2 Stunden wesilich von Gilgal oder Dschildschjlja Jos. 19, 50], auf dem Gebirge Ephraim, von mitternachtwcirts am Berge Gaas snördlich von diesem Berge]. Die Bedeutung der beiden Beinamen Heres oder Serah ist dieselbe, da die Buchstaben nur umgesiellt sind; das Wort ist cananitischen Ursprungs und bedeutet «Sonne« (ogl.Kap. I, 35). Man behielt den Namen, der mit dem Baals- oder Sonnendieust der Cananiter zusammeuhängh nach der Meinung der jüdischen Schrift» ausleger darum bei, weil man dem Josua ein Bild der Sonne aus sein Grab gesetzt, zur beständigen Erinnerun daran, daß er die Sonne stehend gemacht hatte Gott? 10, 12 ff.)· 10. Da sdarnach] auch alle, die zu der Zeit gelebt hatten, zu ihren Vätern versammelt worden, tam nach ihnen ein ander Geschlecht auf, das den HEttn nicht [wie jenes, aus eigener Erfahrung seiner wunderbaren Offenbarungenj kannte, noch die Werke, die er an Israel gethan hatte Uonderu von Haus aus anders zu ihm stand] 11. Da thaten die Kinder Israel kindem sie jene Werke, von denen sie nur durch den Bericht ihrer Väter wußten, für nichts achteten, je länger je mehr] ubel vor dem HErrn, und dieneien Vaalim sden fremden Göttern] » 12. Und verließen den HErrn, ihrer Väter Gott, der sie aus Egyptenland geführt-i hatte, und folgten andern Göttern nach, snamentlichj auch den Göttern der Völker, die um sie her wohneteth und beteten sie an, und erzürneten smit ihrem Abfall] den HErm 13. Denn sie verließen je und je simmer aufs Neue wieder] den Hist-tu, und dienetea Baaluod Astharoth [5. Mos 16, 21 Anm.]. Es ist hierbei nicht an ein völliges Verla en des HErrn und an ein gänzliches Aufgeben feines ienftes zu denken; wohl aber ließen sich die Kinder Israel schon frühzeitig von der falschen Toleranz der Cananitey die gegenseitig ihre besonderen Volksgötter anerkannten und mit ihrer NationabReligion leicht die Religionen anderer Völkerschasten zu vereinigen wußten (1.Mos. 34, is ff; Der HErr giebt das abtrünnige israelitische Volk in die Gewalt der Heiden. 81 46, 3 Ann1.), zu einem gleichen Verfahren, zu dem s. g« Spu- cretismus oder der Religions-Mengerei verleiten, da sie wähnetem mit und neben Jehova, ihrem Bundesgotta auch den Baalen der umwohnenden Völkerschaften dienen zu können, indem sie entweder auf den Baalsdielist die im Gesetz ihnen gebotene Weise der rcchten Gottesha- ehrung übertragen, oder umgekehrt neben dem öffentlichen zehovadienst in ihrem Familienleben auch dem heidnischen ötzensKultns huldigten. Wie bald nach dem Tode Iosua’s und dem Absterben der Aeltesien dieser Shncre- tismus einriß, zeigt die Geschichte von dem Götzendienst des Micha und dem Diebstahl der Daniten in Kap.17 u. IS» welche schon in diese frühesie Zeit fällt (ogl. Anm. zu Kap. l, 36). 14. So ergrimmete dann [wenn sie so aber: mal ihren Gott verlassen hatten] der Zorn des HErrn über Israel, und [er] gab [nun, zur Strafe für ihre Sünde] sie [dahin] in die Hand derer, die sie ranbeien sberaubeten oder ausplünderten], daß sie sie betaubeten [mit ihnen ganz nach ihrem plünderungslustigem thrannischeu Sinne verfahren durften]- Und verkaufte sie [die er ursprünglich zu seinem Eigenthum sich erworben, so daß sie keines Fremden hätten sein miissen, sondern vielmehr über Andere würden geherrscht haben, wenn sie nur ihm treu geblieben wären] in die Hände ihrer Feinde umher. Und sie konnten sweil sie eben ver- kauft und nicht mehr des HErrn waren] nicht mehr [wie unter Josua und in der ersten Zeit nach ihm] ihren Feinden widerstehen. 15. Sondern wo sie hinaus [irgend etwas wider ihre Feinde unternehmen] wollten ssich selbst zu helfen] so war des HErrn Hand leider sie zum Ungluck sdaß alles gar übel ablief], wie denn der HErr ihnen [das durch Mosen voraus-J gesagt und [daß es so kommen werde] geschworen hatte [3. Mos 26, 17.; 5. M. 28, 20. 25.; denn wenn dort der HErr auch seine Rede nicht geradezu mit einem Eid- schwur bekräftigh so sind doch seine Drohungen als Worte des wahrhaftigen und heiligen Gottes alle- mal so oiel wie ein Eid]; und wurden snun die Kinder Israel zur Erfüllung der göttlichen Drohung] hart gedriinget sgeängstigt und geplagt] is. Wenn denn der HErr snach seiner Gnade, um sie nicht zu Grunde gehen zu lassen, sondern durch Beweise seines mächtigen Beisiandes zu dank- barer Gegenliebe zu reizen und zur Umkehr zu bewegen] Richter auferweckte, die ihnen halfen aus der Rauber [der sie bedrückenden und ausplünderip den Feinde] Hand; 17. So gehorchten sie den Richter-n auch nicht [daß sie nicht wieder in den Götzendienst, dem diese gesteuert hatten, gefallen wären]; sondern hureten skurz darauf abermal] andern Göttern nach [2.Mos. 34, 16 Anm.], nnd beteten sie an, und wichen bald [auf’s Neue] von dem Wege, da ihre Väter [zu Josua’s und der Aeltesten Zeiten V. 6 f.] auf gegangen waren, des HErtn Geboten zu gehorchen, un thaten nicht wie dieselben. DächselW Bibel-Mk. 18. Wenn aber der HErr [in der Zeit neuer Bedrückung, die er wegen solchen wiederholten Ab- salls mußte über sie kommen lassen] ihnen [wieder- um] Richter erweckte, so war der HErr mit dem [jedesmaligen] Richter sdessen er sich zu seinem Werkzeug bediente] und half ihnen ans ihrer Feinde Hand, solange der Richter lebte. Denn es jammerte den HErrn ihr Wehklagen über die, so sie zwangen. 19. Wenn aber der Richter starb, so wandten sie sich [von dem rechten Gottesdienst wieder ab] und verderbeten es mehr, denn ihre Väter sunter den früheren Richtern], daß sie andern Göttern folgten, ihnen zu dienen und sie anzubeten; sie fielen nicht sließen nicht ab] von ihrem Vornehmen sbösen Thun und Treiben] noch von ihrem halsstarrigen Wesen [daß sie jemals ihren Nacken unter das Joch der göttlichen Gebote hätten beugen lassen Z. Mos. 32, 9; 23, 3]. 20. Darum sum dieses bösen Vornehmens und halsstarrigen Wesens willen, welches Gott gleich von vorn herein erkannte, noch ehe es sich in seiner ganzen Größe entwickelt hatte] ergrimmete dann [als es schon bald nach Jofucrs Tode in seinen ersten Anfängen sich zeigte Kuh. 1, 27 ff.] des HErrn Zorn über Israel, daß er sprach [den förm- lichen Beschluß bei sich faßte]: Weil dies Volk [da, das seine göitliche Berufung für nichts achtet] meinen Bund itbergangen hat, den ich ihren Vätern [zu halten] geboten habe, und gehorchen meiner Stimme nicht [da ich ihnen doch so nachdrücklich zur Pflicht gemacht, mich zu fürchten und mir treulich und rechtschaffen zu dienen Jos. 24, 14]; 21. So will ich auch smeinerfeits die ihnen gemachte Bundeszusage, daß ich vor ihnen her aus- stoßen würde die Amoriter, Cananiter, Hethiter u. s. w. 2.Mos. 34, 11; Jos. 23, 9 f., zurückziehen und] hinfort die Heiden nicht vertreiben, die Josua hat gelassen, da er starb [Jos. 13, 1—-7]; 22. Daß ich Israel an ihnen versuche sauf die Probe sielle], ob sie auf dem Wege des HErrn bleiben, daß sie drinnen wandeln, oder nicht. 23. Also [zufolge dieses, mit Beziehung auf das Verhalten Jsraels nach den Tagen Josucks gefaßten Beschlusses, dem die Absicht zu Grunde lag, die innere, dem göttlichen Gebot widersirebende Herzensgesinnung des Volks deutlich an den Tag treten zu lassen und durch schwere Strafgerichte zu brechen] ließ der HErr diese Heiden [von denen im Folgenden die Rede sein wird Kap. 3, 3 f.], daß er sie nicht bald vertrieb [wie er gethan haben würde, wenn Israel seinem Willen hätte gehorchen wollen, sondern vielmehr alle die Völker], die er nicht hatte in Josua Hand ubergeben [erst zu einer Zuchtruthe für sein Volk gebrauchte]. Die Zeit der Richter, mit der unser Buch es zu thun hat, bildet keinen neuen Abschnitt in der Ent- wickelung des Volkes Gottes —- ein solcher trat erst nach A. sc. l. 2. ti 82 Richter s, 1-—-16. derselben, mit der Errichtung des Königthums, wieder ein, —- sondern nur eine Uebergangsperiode, die Zeit der freien, mehr sich selbst überlassenen Entwickelung, in welcher Jsrael in dem von Gott ihm zum Eigenthum geschenkten Lande einwurzelm in die durch das mvsaische Gesetz, ihm verliehene thcokratische Versassung sich ein- leben und mittelst der von Gott empfangenen besonderen Gaben und Kräfte diejenige Selbstsiändigkeit und feste - Stellung in Canaan sich erringen sollte, die der HCrr durch seine Ofsenbarungen ihm vorgezeichnet und ange- bahnt hatte. Da den Stämmen zunächst nur oblag, die im Lande übrig gebliebenen Cananiter auszurotten, um nicht nur sich in den unbeschränkten Besttz und Ge- unß des Landes zu setzen und darin zu behaupten, son- dern auch der von diesen Völkerschaften ihnen drohenden Gefahr der Verführung zu Abgötterei und Sittenlosigkeit vorzubeugen, und da für solchen Kampf der HErr ihnen seinen Beistand zugesagt hatte, wenn sie nur in seinen Geboten wandeln würden; so konnten die Kinder Israel ihre Aufgabe recht wohl ohne ein gemeinsames Ober- haupt, wie sie früher an Mose und Josua gehabt, lösen. Die Aufrechthaltung der bürgerlichen Ordnung und Rechtspflege lag in den Händen der Stammes» Ge- schlechts« und Familienhäupter und der für jeden Ort in 5.Mos. 16, 18 verordneten Richter und Amtleute; und die religiösen Beziehungen der Gemeinde und ihrer einzelnen Glieder zu dem HErrn, ihrem Gotte, ver- mittelte die Priesterschaft, welche zugleich insofern eine mittlerifche Stellung einnahm, als einerseits der Hohe- priester durch die Weise des Lichts in allen, das Wohl und Wehe des ganzen Staats betreffenden Angelegen- heiten den göttlichen Willen erfragen konnte, und andrer- seits die Priester als Bewahrer des Gesetzes in zweifel- haften Fälleu die höchste »richterliche Entscheidung aus und nach dem Gesetze zu ertheilen hatten. Allein die Sehlaffheit und Trägheit Jsraels im Kampf gegen die Cananiter, die Vermengung des rechten Gottesdienstes mit abgöttischem Wesen, die Lockerung des Bandes der Einheit unter den verschiedenen Stämmen und die Drang- sale, welche der HErr zur Strafe und Ziichtigung über sein Volk verhängen mußte, machten die Erweckung be- sonderer Richter nöthig, d. i. solcher Männer, welche den Beruf hatten, Israel Recht zu schaffen, theils indem sie dasselbe aus der Gewalt seiner Feinde erlösien und ihm wieder zur Freiheit verhalsen, theils indem sie es im Volke wieder dahin brachten, daß die Gesetze und Rechte des HErrn im Schwange gingen, nachdem sie vorher tief daniedergelegen hatten und nicht mehr geachtet wurden. Die Zahl dieser Richter, die wir also anzu- sehen haben als Wtederhersteller des Rechtes Jsraels theils wider die Uebermacht der äußeren Feinde, theils wider das eingedrungene innere Ver- derben, läßt sich nicht genau bestimmen; denn nicht nur ist es ungewiß, ob Dcbora und Varak (Kap. 4 u. Z) für eins zu rechnen oder für zwei, ob zu Samuel, dem letzten Rschter (1.Sam.12, 11), auch dessen beide Söhne Joel und Abia (1. Sam. 8, 1 f) mit hinzu zu zählen seien oder nicht, sondern man kann auch über Abimelech (Richt; 9) und Eli (1. Sam. 4, 18) im Zweifel sein und über den in 1. Sam. 12, 11 erwähnten Bedau nichts Gewisscs sagen. Während einige von ihnen mit äußeren Feinden nichts zu schaffcn hatten, vielmehr das Richteramt bloß in dem oben angegebenen zweiten Sinne verwalteten und die göttliche Ordnung in Jsrael wieder- herstellten, z. B. Thola und Jair, haben dagegen andere, wie Samgar und Simson, mit der Rechtsverwaltung nichts zu thun gehabt und nur mit der Bekämpfung der Feinde Jsraels sich abgegeben. Das 3. Kapitel. dthnieL Christ, samgar und ihre, Thuten I— its. 1—11. Uach einer iibersichtlicheu Zusammensiellung derjenigen Völkerschaften in umrann, die der HGrr übrig bleiben ließ, Israel an ihnen zn oersukhem beginnt nun— mehr die Darstellung der ersten Periode der diichterzein welche bis Debota nnd Barale einschließlich reicht. Der Zorn des Hilft-m verleanft die Kindes: Israel unter die Hand des Clusan-ttisall)aim, daß sie 8 Jahr lang ihm dienen müssen; seine Gnade erweckt ihnen darnach einen Befreier in Jtthuieh dem Kenisitey und schenkt ihnen eine vierzigjährige Ruhe. 1. Dies find die [in Kap. L, 23 gemeinten] Heiden, die der HErr snach dem, in Folge der von dem Volke eingenommenenStellung zu ihm und seinem Willen gefaßten Rathschluß Kap. 2, 20 fs.] ließ [übrig] bleiben [im Lande Canaan], daß er an ihnen Israel versuchte, snämlich das Ge- schlecht derer versuchte] die [nach dem Tode Josucks und der Aeltesten an die Stelle ihrer bundesgetreuen Väter getreten waren und aus eigener Erfahrung] nicht wußten um die Kriege Canaan swelche man vormals unter Gottes allmächtigem Beistande zur Eroberung des Landes geführt hatte Kap.2,10], 2. Und sdie er also in der Absicht bleiben ließ] daß die Geschlechter der Kinder Israel wüßten und lerneten streiten [in der Kraft ihres Bundes- gottes, nachdem sie sich in Buße und Glauben zuvor wieder zu ihm gewendet, sie], die vorhin nichts drum wußten [um solches Streiten in der Treue gegen den HErrn und in der Macht seiner Stärke] 3. Nämlich swie schon in Jos. is, 1—6 au- gegeben wurde] die fünf Fürsten der Philister szu Gaza, Asdod, Asklon, Gath und Ekron], und allc Eananiter [an der Küste des mittelländischen Meeres südlich von Sidon]- Und Zidonier sdie Bewohner von Sidon selbst und der nördlich dahinter liegenden GegevdL und Ordner, die stiefer irr-s Land hin- ein] am Berge Libanon wohneten, von dem Berge BaakHermvn [dem großen Hermon bei dem jetzigen Banjas, dem ehemaligen Caesarea Phjlippjj an, bis man kommt gen Hemath sbis hinauf an das Gebiet des Reiches Hamath oberhalb Cölesyriens 4. Dieselben sdie Philister im Süden und die Phönizier im Norden] blieben, Israel an denselben zu versuchen, daß es kund würde, ob sie den Ge- boten des HErrn gehorchten, die er ihren Vätern geboten hatte durch Wesen. 5. Da nun die Kinder Israel also swie Kap. I, 21 beschrieben worden] wohneteu unter den Cananitern, Hethiteriy Amoritern, Phetesiterm Hevitern und Jebusitern sdie sie eben darum nicht vertreiben konnten, »weil dieselben an jenen beiden Hauptvölkern im Süden und Nordemdie der HErr hatte bleiben lassen, einen Stiitzpunkt fanden]z Erste Periode der Richterzeit Athniel besiegt den syrifchen König Cufan-Rifathaim. 83 6. Rahmen sie jener Töchter zu Weibern, und gaben ihre Töchter jener Söhnen, und dieneten jener Göttern; 7. Und thaten übel vor dem HErrn fder ihnen das alles so ernstlich verboten hatte Z. Mel. 34,. 15 ff.; 5. Mos 7, 3 ff.], und vergaßen des HErrn, ihres Gottes, und dieneten Vaalim nnd den Hainen sAscheren 5. Mof. 16,21 Anm.] 8. Da ergrimmete der Zorn des HErrn über Israel, und [er, der HErrJ verkaufte sie unter die Hand [des] Cufan-Risathaim, des Königs zu Mesopotamien [von dem zwischen den beiden Strö- men Euphrat und Tigris gelegenen Syrien]; nnd dieneten also die Kinder Israel dem Cusan-Risa- thaim achi Jahr snach unserer Rechnung von l417—-— 1409 v. Chr. G» s; die Zeitrechnttng zum Buch der Richter am Schluß der Anm. zu Jos. 24, 33]. Die Könige des« Euphrat- und Tigris-Landes erftrebten von jeher, wie der Kriegszug des Kedor-Laomor (l.Mof. 14) beweist, den Vesitz des Küstenstrichs am mittellän- dischen Meer. Wer nun dieser Cufan gewesen sei, läßt sich nicht näher angeben, da sonst nichts weiter von ihm berichtet ist; der Name bezeichnet ihn als einen Cuschiten oder Htachkommen des Chus (1. Mos 10, 6 ss.), und wenngleich damals Araber über Babylonien herrschtem so können Araber nicht allein Semiten aus Joktaws oder Jsmaeks Geschlecht, sondern auch Cuschiten sein, so daß also unsere Erzählung den sonstigen geschichtlichen Nachrichten keineswegs widerspricht Der Beiname Ri- sathaim (d. i. Doppelfreveh bezeichnet den Cufan als einen ålltann vieler Frevel und ist ihm wohl von den Jsraeliten mit Beziehung auf den Druck, den sie von ihm erfuhren, beigelegt. 9. Da schrieen die Kinder Israel [in ihrer Bedrängniß] zu dem HErrnz und der HErr sweil sie ihre Sünde erkannten und von ihrer Ahgötterei txt-ließen] erweckte ihnen einen Heiland sHelfer oder Erretter], der sie erlösete, snämlich denselben] Ath- niel, den Sohn [des] Kenas, Calebs jüngsten Bru- ders [der schon bei der Einnahme Debir’s noch zu Caleb’s Lebzeiten einen so tapferen Muth und starken Arm bewiesen hatte Kap. 1,11fs.; Jos. 15, 15 ff.]. 10. Und der Geist des HErrn [der da ist ein Geist der Weisheit und des Verstandes, des Raths und der Stärke, der Erkenntniß und der Furcht des HErrn Jes. 11, 2] war in ihm [wört- lich: auf ihm, d. i. war über ihn gekommen] und ward Richter in Israel see übernahm es, von diesem Geiste getrieben, dem Volke Gottes zu seinem Recht zu verhelfen] und zog aus zum Streit. Und der HErr gab den König zu Syrien [V. 8], Cufan- Risathaim, in feine Hand, daß feine Hand über ihn zu stark ward fund er, dieser Cusan, das Land räumen mußte] 11. Da ward das Land stille [frei vom Kriege und der bisherigen Unterdrückung] vierzig Jahr kvon 1409—1369 o. Chr] Und Athniel, der Sohn« Mund, stach [vermuthlich noch ehe die 40 Jahre zu Ende gingen; wohl aber wirkte so lange sein Einfluß nach, wenigstens kam es nicht früher zu einer neuen Ziichtigung von Seiten Gottes]. il. h. 12-30. Alle« nach jener, durch Jilhniel herbeige- führten vierzigjiihrigeu Stille Ilgrael wiederum vom hErrn til-fällt, stät-let er den Kloahiterltöuig Gglon wider sie, nnd dieser beherrskht das Land 18 Jahre lang von Jerieho ans; darnach erhiilt das holt: einen Heiland in Ghnd aug dem damals sehr gesehn-achten Stamme Seujamin (vgl. Rats. 19 M, der den Øglon menkhtings samt-ringt, vom Gebirge Eohraim ang zum Eandsturme anfrnft und die moabiter siimmtlich aufreibt Die Folge davon ist eine abermulige Ruhe von 80 Jahren. 12. Aber die Kinder Israel thaten fürder [ferner oder weiterhin] Uebels vor dem HErtn sdurch Rückfall in das vorige Unwesen V. 6 f.]. Da stärkte der HErr Eglon, den König der [an der Ostseite des todten Meeres wohnenden] Mon- btter [4. Mos 21, II» Anm.] wider Israel, kdaß er muthigen Sinnes den Entschluß faßte, ste an- zugreifen und seiner Herrschaft zu unterwerfen; das that aber Gott] darum, daß sie Uebels thaten vor dem HErrn fund er sich dieses Königs als eines Werkzeugs bedienen wollte, sie zu züchtigen]; 13. Und [er, EgIonJ sammelte zu ihm die [nordöstlich an fein Reich grenzenden] Kinder Ammon, und die Amalekiter sdiefe Erzfeinde Js- raels 2.Mos. «17, 8 ff» die ihren eigentlichen Wohn- sitz im peträischen Arabien bis hinauf zur»Siid- grenze Paläftincks hatten 4.Mos. 14, 45.; 1.Sam. 15, 4 ff., als räuberisches Beduinenvolk aber wohl auch östlich vom Edomitergebirge hausten, mit Ammo- nitern und Midianitern verbunden Kap. 6, Z; 7, 12],s und er zog hin saus seinem Lande, durch das Ge- biet der Stämme Raben und Gad hindurch, über den Jordan hinüber], und schlug Israel, und nahm ein die Palmenstadt [Jericho Kap. 1, 16., die seit ihrer Zerstörung durch Josua nicht wieder befestigt worden Jos. 6, 26 und also leicht zu erobern war]. 14. Und die Kinder Israel dieneten Gglon, der Moabiter König [der in Jerichv sich festgesetzt und von da aus das ganze Land sich unterworfen hatte] achtzehn Iahr svon 1369—I351 v. Chr] 15. Da schrieen sie snachdem sie erkannt, warum sie also gestraft wurden] zu dem HErrnz und der HErr erweckte ihnen einen Heiland [V. I]- Ehud, den Sohn seinen Nachkommen des] Gern, des Sohns [1. Mos 46, 21 oder Enkels I. Chron. 9, 1——5] Jemini [d. i. Benjamin], der war link sein mit der Linken statt mit der Rechten kämpfen- der ausgezeichneter Streiter, wie es deren im Stamme Benjamin viele gab Kap. 20, 16]. Und da die Kinder Israel durch denselben Geschenk [den ihnen auferlegten Tribut] sandten Egloiy der Mon- biter Könige; 16. Machte ihm [machte sichj Ehud [bevor er mit den übrigen Genossen der Gesandschaft nach Jericho abgikIgJ ein zweifchneidig Schwert, einer Ist! 84 Richter s, 17--31. Elle lang, nnd gürtete es unter sein Kleid, auf feine reihte Hüfte siveil er eben gewohnt war, die Waffen mit der linken Hand zu fiihren]; 17. Und brachte sals er so die That, die er sich vorgenommen V.«21, in kluger Weise vorbereitet] das. Geschenk dem Eglon, der Moabiter Könige snasch dem Ort seiner Residenz, der Palmenstadt V. III. Eglon aber war ein sehr setter Mann sdarum hatte Ehud sich fein Schwert so lang ge- macht, um ihn ganz durchbohren zu können]. is. Und da er das Geschenk hatte überaiitwortet [nnd schon eine Strecke Wegs von Jericho wieder weg, auf dem Heimweg begriffen war], ließ er das Volk [seine Begleiter], die das Geschenk ge- tragen hatten [von sich, daß sie den weiteren Weg sollten allein ziehen]; III. Und tchrete nm von den Götzen zn Gilgal sbei den in der Nähe von Gilgal oder Geliloth, das nach Jos. 18, 17 gegenüber dem Aufstiege Aduminy also westlich von Jericho lag, aufgestellten Götzenbildern — nach anderer Deutung des hehr. Worts Pesi1im: kehrete um bei den dort befind- lichen Steinbrüchen], und ließ sals er in dem königlichen Palast wieder angekommen war, dem Egkon durch seine Diener] anfageut habe, o König, dir was Heiinliches zu sagen [das niemand anders wissen darf und für dich von großer Wichtig- keii ist]. Er aber [Eglon, indem er dem Vorgehen des Ehud Glauben schenkte und meinen mochte, dieser habe ihm etwa eine vorhandene Verschwörung gegen ihn zu entdeckenj hieß fchweigen [gab seiner Umgebung zu erkennen, daß er allein sein wolle], und gingen ans von ihm saus dem Zimmer, darin er sich befand] alle, die um ihn stunden. M. Und Ehiid kam zii ihn; hinein. Er aber saß in« der Sommerlaiiby die sur ihn allein ward« sin das auf dem platten Dach seines Palastes an- gebrachte, dem Luftzug ausgesetzte und Kühlung gewährende Oberzimmer Ei. Mos 22, 8 Anm., wo ncich Weggang seiner Leute nun weiter niemand bei ihm war]. Und Ehud sprach [als er zu Eglon eintratjx Je) habe Gottes Wort an dich sim Auf- trage Gottes dir etwas zu verkündigen]. Da stund er sum in ehrerbietiger Stellung das göttliche Wort zu vernehmen 4. Mos. 23, is] auf vom Stuhl. «) Die Worte: »die für ihn allein way« die ausdrücklich in der Ausgabe der deutschen Bibel Luthers von 1524 dabei stehen, fehlen in den späteren Ausgaben von 1534 an——-fo auch in der alten Weimarischen Bibel —, aber wohl nur durch Vekfehen der Druckerz später hat man sie wieder hergestellt. 21. Ehiid aber [der unter dem Auftrage Gottes, den ei: auszurichten habe, das meinte, was er stch vorgenommen] reckte seine linke Hand aus, nnd nahm das Schwert von seiner rechten Hiifte [V. 15 s.], nnd ßieß es ihm [von oben nach unten] in seinen Bauch, 22. fund zwar so tief] Daß auch das Heft [der Griff des SchwertesJ der Schneide [oder Klinge] nach svollsiändig in den Leib] hinein fuhr, und das Fett sdes Leibes] das Heft sfammt der Schneide] verschloß [fo daß von vorn nichts mehr von dem Schwerte zu sehen war, als hernach die Leute des Königs ihn fanden V. 251 —- deun er sEhridj zog das Schwert nicht aus seinen: Baiich—, [und nach hinten war letzteres so weit m den sehr fetten Mann hineingestoßen] daß der Mist« von ihm ging [nach anderer Auslegung: daß es zwischen den Beinen oder am After wieder heraus: kam] «) Das im Grundtext stehende Wort kommt nur hier vor und war schon den alten Uebersetzern nicht mehr bekannt. — Wir können denjenigen Auslegern nicht beistimmem welche nachzuweisen verfuchen, daß Ehud’s That auf Antrieb des Geistes geschehen sei; im Gegentheil ist in V. 15 der von Athniel V. 10 gebrauchte Ausdruck: »Der Geist des HErrn war in ihm« gewiß nicht ohne Absicht vermieden. Wenn wir nun auch bei Beurtheilung der in Rede stehenden That, sowie der ähnlichen der Jael (Kap· 4, 17 ff.), den Geist jener Zeit in Anschlag? bringen müssen, da man jede Art, den Feind feines olkes zu vernichten, für erlaubt hielt und den Tvranneiiinord für ein roßes Verdienst um das Vaterland ansah, so daß es ch wohl erklärt, warum das Wort Gottes nicht geradezu ein Berwerfungsurtheil darüber spricht, sondern sie bis zu einem gewissen Maße »elten läßt; fo dürfen wir doch andrerfeits uns kein uster daran nehmen, und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen war gewiß in seinem Recht, als er im Oktober 1819 den Professor der Theologie Dr. de Wette zu Berlin wegen gewisser Aeußerungen über die Mordthat des Erlanger Studenten S and, die dieser im März desselbigen Jahres im Drange einer unklaren und irregeleiteten patriotifchen Vegeisterung an August von Kotzebue vollzogen und hernach auf dem Schaffot büßen mußte, aus feiner Stellung als öffenti lieber Lehrer der Theologie und der christlichen Moral entließ. In einem an die Mutter jenes Jünglinge ge- richteten Trostbriefe nämlich hatte er zwar die That ihres Sohnes als eine ungefetzliche und unsittliche dargestellt und sich gegen den Grundsatz verwahrt, als ob je das Böse durch das Böse überwunden werden könne oder der Zweck die Mittel heilige; aber glcichwohl den Irr- thum entschuldigt durch die Festigkeit und Lauterkeit der Ueberzeugung und fchließlich gesagt: »So wie die That geschehen ist durch diesen reinen frommen Jüngling, mit diesem Glauben, mit dieser Zuversicht, ist sie ein schönes Zeichen der Zeit« Allen solcheii Ausführungen gegen- über, denen wir noch die von Jean Paul über Charlotte Cordah zur Seite stellen könnten, müssen wir entschieden an dem einfachen Wortsinne des Z. Gebots festhalten: Du sollst nicht tödten, d. h. keinen Menschen ums Leben bringen —- weder dich selbst, wenn gleich du vor Jammer und Noth iiicht mehr wüßtesd wo aus und wo ein, noch einen Andern, wenn gleich fein Untergang für die Welt ein Gewinn schiene. 23. Aber« Ehud sals er sein Vorhaben aus- geführt] ging den Saal hinaus [genauer: hinaus in d en Vorsaal], nnd that die Thüre hinter ihm [dem Eglon] zu sdaß niemand so bald des Er- mordeten gewahr werden möchte], und verschloß sie. 24. Da er. nun hinaus sanch aus dem« könig- lichen Palaste hinweggegangen] war [ohne daß irgend Ehnd tödtet den Moabiterkönig Eglon. jemand wider ihn einen Verdacht geschöpft und ihn angehalten hätte] kamen seine sdes Königs] Knechte hinein [in den Vorsaal, um sich wieder zu ihrem Herrn zu begeben], Und sahen, daß die Thier der Sominerlanbe [V. 201 verschlossen war, nnd sprachen sda sie ja wußten, daß Ehud nicht mehr bei ihm sei]: Er ist vielleicht zu Stuhl gegangen in der Kammer an der Sommerlaube [wir wollen also ihn lassen, bis er selber uns aufmacht]. 25. Da sie aber so lange betreten, bis sie [ihres all zu langen WarteUsJ sich schämt-ten —- denu niemand that die Thür der Laube koon innen] auf ssie hereinzulassen, was doch gewiß endlich geschehen wäre, wenn ihre Vermuthnng V. 24 richtig gewesen] ——, nahmen sie den Schlüsse! und schlossen soon außen] auf; siehe, da lag ihr Herr auf der Erde todt. Die meist niedrigen Thüren der Häuser, mittelst Zavfen in Zapfenlöchern sich bewegend (1.Kön. 7, 50), wurden mit einem inwendig angebrachten Riegel ver- schlossen, den man mit einem Schlüssel von außen vor- oder zurückschieben konnte. 26. Ehnd aber war sinzwischen aus dem Be- reiche von Jericho] entronnen, und ging vor den Götzen [bei Gilgal oder, nach der andern Aus- legung: an den Steinbrüchen daselbst V. 19] über, und entrann bis gen Seirath seine nicht näher bekannte Oertliehkeit —- vermuthlich eine be- waldete Gegend auf dem Gebirge Ephraims 27. Und da er hinein [dahin] kam, blies er die Posaune auf dem Gebirge Ephraim [um allem Volk den Tod Eglon’s zu verkünden und es zur Versagung der Moabiter aufzurufen]. Und die Kinder Israel [die sich in großen Schaaren um ihn sammelten] zogen mit ihm vom Gebirge [in die Ebene bei Jericho hinab], und er [als Anführer] vor ibnen her, 28. Und sptnch [auf dem Zuge dahin] zu ihnen: Jaget mir nach swohin ich euch führe, und vertrauet fest meiner Leitung1z denn der H»Etr hat euch eure Feinde, die Moabiierz in eure Hande gegeben [daß es so gut iß, als wären sie schon geschlagen und zum Lande hinausgetriebens Und sie jagten ihm nach ssich ganz auf seine Anordnungen oerlassend], und gewannen die Furt am hinteren] Jordan [Jos. 2, 7] ein, die gen Moab gehet, und ließen niemand svon den MoabiternJ hinuber gehen [und in ihr Land entkommen] 29. Und [als sie so dem Feinde vor allen Dingen den Rückzug abgeschnitten hatten, griffen sie in großer Masse denselben von Osten her in Jericho an und] schlugen die Moabiter zu der Zeit ssoviel ihrer im Lande warens bei zehn tausend Mann, allzumal die besten und streitbare Männer [wenn auch nicht in einer einzigen Schlucht, so doch in mehreren Ans- fällem die sie von ihrem Standorte aus machten, nnd rieben dadurch jenefeindlichen Truppen der- gestalt crust, das nicht Einer entrann. S a m g ar schlägt die Philister. 85 so. Also wurden die Moabitet zu der Zeit unter die Hand der Kinder Israel gebürtig-set. Und das Land war stille shatte wieder Rn e] achtzig Jahr svon 1351——1271 v. Chr] III- d.31. nach Ehud tritt Januar, von dessen Lebens— verhältutssen nur berichtet wird, das er ein Sohn Knath war, als Befreier Jsraels auf; er schlägt 600 Philister mit einem Qctxsensteniem von einer weiteren rtchterltitzen Wirksamkeit desselben erfahren wir aber nimm, da diese stedeåcfalts bloß tu jener einzigen maunhasten That be· an . 3l. Darnach [einige Zeit nach diesem von Ehud erkämpften Siege, vermuthlich aber erst gegen Ende der darauf folgenden achtzigsährigen Ruhe Kap. s, 61 war Samgar, der Sohn dlnath [ein Retter und Befreier Jsraels]; der schlng sals von der Südwestseite her ein Einfall tn’s Land versucht wurde] sechs hundert Philister tnit eilten: OchsensteckeM [indem er in augenblicklich in ihm aufflammender heiliger Begeisterung, und stark in des HErrn Kraft, nach der ersten besten Waffe griff, die ihm zur Hand war, und die von einem Schrecken Gottes gescheuchten Feinde in die Flucht jagte], nnd erlbsete auch Israel. Ohne seine That, bei der es sich so recht zeigte, daß es dem HErrn nicht schwer sei, durch viel oder wenig helfen 1. Sam. 14, 6., würden wohl die Philister, die hernach dem Lande so viel zu schaffen machten Kap·18,1., sich schon früher in demselben festgesetzt haben. «) Der Ochsenstecken oder Reitel (hebr.wa1med) war ein Knüttel von ungefährs Fuß Länge und Ssoil Umfang am dicken Ende, an welchem letzteren sich eine kleine Haue oder eiserne, starke Striege befand, umdu- mit die an den Pflug sich anhängende Erde abzustoßen; am unteren, dünnen Ende dagegen war eine scharfe Stachel angebracht, womit man die Ochsen antrieb. Darauf, daß diese versuchten, dagegen auszufchlagem ohne etwas anderes damit zu bewirken, als das; sie nur sich selbst verwundetem bezieht sich das Wort Christi an Saulus Apostelg 9, 5: Es wird dir schwer wer- den, wider den Stachel löcken (richtiger: lecken, d. i. anszuschlagens Mit der That Samgars hier ist zu vergleichen, was hernach Simson that Kap.15, 15 . Das 4. Kapitel. Donat-cis, Izaraess und Iaeks Heldenmut-h. I« v. 1—t1. Jtls Israel nach den Betten Ehudv aber- mals dem hGmi untreu wird, verkauft dieser es in die Hand des Tananitevnöntgs Sabtu zu how, der denn dnreh feinen xheldhauptmanu Stssera 20 Sah: lang eine sehr driiittende Herrschaft über das volle Gottes ausübt. Gegen Ende dieser Zeit versieht eine Vroohetiiu namens Phora, das bdtihterantt unter der nun) ihr benannten Vettern-Palme zwiskhen name: und Mittel, bringt eine heitsame Bewegung im Voller hervor, das die Hin-der Israel anfangen zum HErrn zu schreien; und nun, da dir Herzen anders geworden, soll auch die äußere Lag: sich ändern. Die Prsphetin bernft tu Kraft des Geiße- Gottes, der in ihr ist, Satan, den Hohn Miasma von Reden tm Stamme xnaphthath zum Ren« Agra-ils; da er aber sieh met-Hort, ohne ihre Gegenwart in den Streit Sanais-ziehen, so sagt sie then diese your zu, serlriiudtgt ihui jeden) zugleich, das der preis des Unternehmern; 86 Richter 4, 1--14. nicht ihm, sondern einem Weibe zufallen werde. Welches Weib damit gemeint war, wird schon jetzt vorläufig durch Erwähnung ihres Gatten und seiner Eebensvrrhiiltnisse angedeutet. 1. Aber die Kinder Israel thaten fürder übel vor dem HErrn, da Ehud gestorben war sindem sie aufs Neue in die, Gemeinschaft mit den Cananitern und in deren Götzendienst sich verflechteu ließen]. 2. Und der HErr verkaufte sie szur Strafe für ihren Abfall, nach Ablauf jener 80 Jahre der Ruhe Kap. s, 30] in die Hand Jabin, der Cana- uiter Königs, der zu Hazor saß keines Nachkommen desjenigen Jabin, den Josua vor 170 Jahren ge- schlagen und seine Hauptstadt Hazor mit Feuer ver: brannt hatte Jos.11, 1—15]; nnd sein Feldhaupk mann [dessen Kriegstiichtigkeit ihm besonders zu der Uebermacht über die Kinder Israel verhalf] war Sissera, nnd er [dieser SisseraJ wohnete zu Haw- seth der Heiden. Diese im Gebiet der Völkerschaft Gosim Jos.12,23., wahrscheinlich in der jetztgen Ebene e! But-kaut; westlich vom See Genezareth gelegene Ortschafh wird außer in unserm Kapitel nicht weiter erwähnt. 3. Und die Kinder Israel snachdem die Schwere und die lange Dauer des Drucks, den sie erfahren mußten, sie endlich zur Erkenntniß ihrer Sünde gebracht hatte] schrieen zum HErrn [daß er ihnen zu Hülfe kommen wolle]; denn er sSisseraJ hatte neun hundert eiserne Wagen seine Kriegsmachu gegen die sie so gar nichts vermochten Jus. 17, 16; Nicht« I, 19J- und zwang die Kinder Israel mit Gewalt [so daß sie ihres Lebens und Eigenthums nirgend mehr sicher waren Kap. 5, 6] zwanzig Jahr [von 1271—1251 v. Chr.]. 4. Zu derselbigen Zeit war Richterin in Js- rael die Prophetin Debora [d. i. Biene» J. Mos. Bd, 8 Anm., entsprechend dem griech. Wort »Me- lissa«] ein Eheweib des Lapidoth [d. i. der Fackeln-J. «) Ein bedeutungsvoller Name! denn dies schwache und sonst nur auf Besorgung des Hauswesens uner- miidlich bedachte Geschöpf ist zugleich sehr muthig in Ver- theidigung seiner Wohnung und verwundet mit seinem Stachel den, der ihm zu nahe kommt. —- H Auch nicht ohne Bedeutung! denn sie war berufen, gleich einer Fackel als ein helles Licht in dunkler Nacht zu leuchten. 5. Und sie lvohnete fpflegte zur Ausübung ihrer richterlicheu Thätigkeit sich niederzusetzen] unter seiner Palme, die davon den Namen] der Palme Debvka lErhTeItJ- lUUDJ zwischen Rama und Bethel sim Stamme Benjamin Jus. 18, 22.25], auf dem Gebirge Ephraim [ihren Standort hatte]. Und die Kinder Israel kamen zu ihr hinauf vor Gericht Uchwierige Rechtssachen nach dem Gesetz des HErrn, dem sie nach der Zeit des Abfalls wieder Geltung verschafft hatte, von ihr entscheiden zu lassen]. Gott hatte ihr, gleichwie früher der Mirjam, der Schwester Mosis (2.Mos. 15, 20), und hernach der Hulda, dem Weibe Sallums (2. Kön 22, 14), die Gabe der Weissagung in dem zu 2.Mos.15, 20 Anm. und 4. M. 11, 25 erläuterten Sinne verliehen, die Gabe nämlich, in hohen begisterten Worten und eiudringlichem ewal- tiger Rede auf Andere einzuwirken. Damit trat e zu- nächsi dem im Volke eingedrungenen religiösen Verderben entgegen und brachte die in V. 3 erwähnte Buße und Bekehrung zuwege. Nachdem sie aber so einmal zu einer hervorragenden Stellung in Jsrael gelangt war, daß jedermann ihr zulief und großes Vertrauen zu ihr hegte (vgl.1.Sam.3,19f.), verband sich durch Gottes Leitung wie von selbst mit ihrer prophetischen Thätigkeit die richterliche, daß man in Streitsachem welche die nie- deren Gerichte nicht zu entscheiden vermochten und die nach 5. Mos 17, 8 ff. an den Oberrichter des anzen Volks gelangen sollten, ihren Ausspruch anries (vgl. 1. Sam. 7, 15 ff.). Wie sie dann auch — wenigstens mittelbar, durch Barak’s Berufung -— in die Reihe derjenigen Richter eintrat, die Israel Recht schaffen sollten wider die äußeren Feinde (Kap. 2, 23 Anm.), ersieht mark aus dem Folgenden. S. Dieselbige siudem sie in Erleuchtung des Geistes Gottes erkannte, daß nunmehr—um das Jahr 1251 v. Chr. —- die Zeit gekommen sei, da der HErr sein Volk erlösen wolle, und in der- selben Erleuchtung auch wußte, wen er zum Er- retter Jsraels sich ausersehen habe] sandte hin [in die nämliche Gegend, wo Jabin residirte], nnd ließ rufen Bann, den Sohn Abinoam, von Kedes sim Stamme] Naphthali seiner nordwesilich vom MerormSee gelegenen Frei- und Levitenstadt Jos. 12, 22; 19,37; 20, 7; 21,32], und ließ ihm sagen: Hat dir [dessen Name ,,Barak,« d. i. Blitz, schon auf deine Bestimmung, ein die Feinde rasch vernitchtender Feldherr zu werden, hindeutet] nicht der HErr, der Gott Israel gebotemt Gehe hin, und zeuch [aus deinem bergigen Norden siidlich hernieder] auf den [tiefer gelegenen] Berg ThaborA und nimm zehn tausend Mann mit dir, von den Kindern Nahhthali und Sebulon? 7. Denn ich [der HErr, der ich dir solches durch den Mund meiner Prophetin gebiete] will Sissera, den Feldhauptmann [der] Judas, zu dir [dir und deinen Schaaren nach-] ziehen an das Wasser Kison sin die vom siidwestlichen Fuße des Thabor uach dem Karmel sich hinüberziehende, von dem Bach Kison durchfchuittene Ebene Jesreel], mit seinen Wagen und mit seiner Menge kdamit es dort zu einer Schlacht zwischen dir und ihm komme], nnd will ihn in deine Hände geben sdaß du sein ganzes Heer vernichten und also Israel erlösen sollst]. «) Die Frage dient bloß zu desto lebhaftem, kräf- tigerer Aufforderung; man darf also keineswegs aus der- selben-fchlteßen, daß Barak schon selbst einen Ruf von Gott empfangen und nur aus Zaghaftigkeit demselben nicht Folge geleistet hatte, vielmehr gehört es mit zu dem tiefen, allgemeinen Druck, der damals auf Israel lastete, und zur Beschämung des männlichen Geschlechts, das aus Schlaffheit seine Pflicht, die Cananiter zu vertilgen, ver- säumt hatte, wenninunsrer Geschichte sowohl die Erweckung als die Errettung Jsraels von der prophetischen Thätigkeit eines Weibes ausgeht.—") Der Berg Th abor, der nach alter kirchlicher Ueberlieferung für den Berg der Verklärung Christi (Matth. 17, 1 ff.) gilt, jetzt Dschebel et; Tur- genannt, ist ein mächtiger, sast ganz allein stehende: und Die Prophetin Debora ruft Barak zum Retter Jsraels auf. 87 bis zu 1000Fuß Höhe sich erhebendey abgesiumpfter Kalk- steinkegel am nordöstlichen Saume der Ebene Jesreel, die oon den ältesten Zeiten an bis herein in unsre Tage ein Feld der Völkerschlachten gewesen Mos 27», 3 Anm.) und auch hier zum Kampfplatz sur die beiden Heere ausersehen wird. Die Seiten des Thabor sind gegen- wärtig mit einem Walde von Eichen und wilden Pistas zien bedeckt; fein platter Gipfel hat etwa eine halbe Stunde im Umfang. Auf ihm soll denn Varak mit L""EEFPFI,«FZ"2»FF ikkssfxsYkkkiakksi Iåssfätsiäbßrkkkiäll er - ziehen. FDEr Fisoiågiijkymlich bildzet sich »aus Fgietltlllvåcheiu d« e es aor und es weier ’ö i .e- lelgeerierii Gebirges Gilboa entskhringem durcläströmt gin d l«ch R"chi i d« i enannt bene und IglghnwiidtrtNesxrdostseilieliidesteKtiidiiieil egiitlang , e dem mittel- ländischen Meere zu« im Winter ist er oft wasserreich, im Sommer aber, glsichwie die andern Flüsse Palästinii’s, meist trocken. Vom Thabor aus, so hat» es der HErr beschlossen» soll sich der Strom des israelitischen Heeres über den vin der· Ebene mit seinen Streitwagen aufge- stelltesn Fegdrerkgikgen ziäiin EITHER. ph tfn V 6 im . a a em u e e ro ei . Allgemeinen zwar Folge leistend und sich deshalb zu) ihgr Znfcikhrelrli ·Aufenst3it7i1lt?;rft»h?3. d5 Besehen; aero i,aeinzu ia ueri,agroe Unternehmen glücklich hinauszuführen] sprach zu ihr: Wenn »du mit mir sausqzenchstsin den Streit]- Eiåvilåijltzczhitehenlkenzelixchst Zu arger HItIchtIbmitDMFJ so t l le ennaini eerieae der Weissagungz besitze, so habe ich ohne deinen Beistand weder hinlänglichen Einfluß auf meine Landsleute in Naphthali »und Sebulow sie um mich zu sammeln, noch auch die nothige Einsichh zur rechten Zeit und Stunde ooån Thaljvor aus wider Sissera und seine Wagen an- zu ürmen . 9. Sie sprach: Jch will swenn »du einmal dich allein zu schwach fühlsts niit dir ziehen, aber der glreish ifnrd weg; dßem seidii xuftdigser Rufe, die n tut sdas rö te un etze ei dieem Unternehmen, das, was» demselben »erst»die Krone aufsetzt und es zum völligen Flbschlusz bringt, nam- lich die Erlegung des seindltchen Feldherriy wird it» Dir» »Du» ssichshu Sri»?;t:;-g«i u in a ir gege erie or er er . nicht unbedingtes Vertrauen setzest, da du jawissen solltest: wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch Verstandsz sondern der HErr ipirdsum die schon angefangene Befchamung des mannlichen Ge- irr:nitnsixrisiixkxxiiis ragst-tratst U clllc c c . Dehora auf, und zog iigitd Tarni [als dieser nun w« d r eiinke rte en e e . teåheiithunsernli ssiistrauen verschließen wir oftmals Gott die Winde, daß er uns wohl mehr gabe, »wenn wir’s nur niclht ankdsers ocrursackztenzn dexiätäsjkets ist ge- i ter zu ge en, a wir zn ne me . r . Mgllk Da rief Barak sdurch die Gegenwart der Prophetin stark gemacht, die streitbaren Männer in den beiden Stämmen] Sebnlon und Naphthali FTUKJMMEFETZZ III? ikfåchgssksxiåkki III« FAEJ o g en , · zu Fuß unt zehn tausend Mann [auf den Berg Thabors Dcbora selber] zog mit ihm swie er begehrt hatte V. 8]. 11. Heber aber, der Keniter seiner von dem Volksstamm der Keniter 5. Mos. 2, 23 Anm.], war [um das gleich hier mit Beziehung auf die Art, wie hernach das Wort der Prophetin V. 9 in Erfüllung ging, im Voraus zu bemerken] von den Kenitern, von den Kindern Hobab, Moses. Schwager [die im Süden des Stammgebiets Juda ihre Wohnsitze genommen Kap. 1, 16], gezogen [nach Norden, in Naphthalis Gebiet], nnd hatte snach Art der Nomadeiu die überall da ein Unter- kommen suchen, wo sie am besten Weideplätze für ihre Viehheerden finden] seine Hütte aufgeschlagen bei den Eichen sin dem Eichwalde] Zaanaini neben Kedes [Jos. 19, 33]. ll- o.12—24. Jus samt« mit de« iaoao wann, die er aus dlaphthali und Sebulon um sich gesammelt hat, nach dem blhabor zieht, zieht auch Sisscra seine Heeres- uiucht zusammen und eilt den israelitischcn Streitrrn nach in die Ebene Dunkel; doch diese stärmen auf De« bora’s Geheiß vom Berge herab und bringen dnrkh Hülfe des HErrn das feindliihe ihrer in solche Verwirrung, daß es bis gen iharoseth zurücligrschlageii und dort vollständig aufgerieben wird. Ziffern, der gleich anfangs das Schlucht— frld verlassen, sucht Zuflucht in der Hätte Dachs, des Weibes des vorhin erwähnten nrniters heber im Giciiens n1ald neben Liedes, wird auch gaslsreiindlich von ihr auf- genommen, aber danii incuchlings im Schlafe ermorden Kts Barab auf seinem Wegs: der Verfolgung dort an- kommt, zeigt ihm Ilael den von ihr getödteten Xeldhaupis wann; dir Hand dcr Kinder Israel aber ist nun so mächtig geworden wider Jabim daß sir seiner Herrschaft für immer ein Gndr marhrii und ihn sammt seinem vollie ringt-alten. 12. Da ward Sissera [wohl durch Boten, die sein König an ihn sendete] angesagt, daß Barah der Sohn Abinoam, smit zehn tausend Mann] auf den Berg Thabor gezogen wäre sund ohne Zweifel das Land oon Jabiws Herrschaft befreien wolle] 13. Und er [dieser kriegsmuthige und rasch entschlossene Feldhauptmann] rief alle seine Wagen zusammen, neun hundert eiserne Wagen, nnd alles Volk, das mit ihm [unter seinen Oberbefehl gestellt] war, fund zog— oder vielmehr: wurde oon dem HErrn gezogen V. 7] von Haroselh der Heiden [da er seinen Sitz hatte B. 2], an das Wasser Ktson [in der Ebene Jesreel]. 14. Debora aber sprach zu Barak [noch ehe das feindliche Heer sich ordentlich gesammelt und zu einer Schlacht angeschickt hatte]: Auf fund brich los], das ist der Tag, da dir der HErr Sissera hat in deine Hand gegeben; denn der HErr wird vor dir her ausziehen kund selbst die Feinde in die Flucht schlageisy daß der Sieg dir nicht schwer werden wird] Also zog Varak [im Glauben solches Wort der Verheiszung ergreifend und dadurch eine Stelle unter den Glaubenshelden sich erwerbezid Hebn 11, 321 von dem Berge Thabor herab, nnd die zehn tausend Mann ihm nach. 88 Richter 4, 15———24. s, I. 2. An stch eine nur kleine Schaar im Vergleich mit der großen Streitmachtz die ihr gegenüber stand, aber gleich ihrem Führer denkend an den Namen des HErrm ihres Gottes (Ps. 20, 8), während Debora auf dein Berge blieb und das Unternehmen mit ihrem Gebete begleitete. 15. Aber der HErt sin Wahrheit vor dem kleinen Heere herziehend, wenn auch in unsichtbarer Weise] erschreckte svermuthlich durch ein großes Unwetter Kap. s, 20 vgl. Jos 10, 101 den Sissera, sammt allen seinen Wagen und ganzem Heer kund richtete unter den Wagen und dem übrigen Heer eine so arge Verwirrung und Schrecken an] Vor der Schcirfe des Schwertes Varak coor dem scho- nungslos mit seinen Streitern auf den Feind drein- hauenden Varak], daß Sissera von seinem Wagen sprang, und floh zu Fuß. 16. Varak aber jagte nach den [andern] Wagen nnd dem sseines Anführers nun beraubten] Heer, bis gen Haroseth der Heiden swoselbst es wohl erst zu einer eigentlichen Schlacht kam] Und alles Heer Sissera fiel [theils auf dem Wege der Flucht, theils inder bei Haroseth gelieferten Schlacht] vor der Schärfe des Sei-weils, daß nicht Einer svon der wohl gegen 100,000 Mann starken Streit- macht] überblieh 17. Sissera aber snachdeni er von feinem Wagen gesprungen V. 15] flohe zu Fuß in die Hütte ldas Frauenzelt der] Jael, des Weibes Hei-er, des Keniters [V· II, obwohl es sonst Männern nicht erlaubt war, in ein Frauenzelt einzutreten; er aber glaubte eben deshalb gerade hier am sichersten zu sein vor seinen Verfolgerm und trug auch kein Bedenken, daselbst Zuflucht zu suchen]. Denn der König Jabin zu Hazor ksein Herr) und das Haus Lieber, des Kentters, stunden mit einander im Frieden. 18. Jael aber [als sie den Flüchtling daher kommen sah] ging heraus, [ihm, dem ihr wohl "bekaiinten] Sissera entgegen, und sprach zu ihm [mit freundlicher, Vertrauen erweckender Miene Sir. 25, 18]: Weihe, mein Herr, weiche [slüchte dich nur getrost] zu mir, und simhtc dich nicht sals könnte dir hier etwas Uebles widerfahren] Und er [ihren Worten Glauben schenkend] wich zu ihr ein in ihre Hütte, und sie deckte ihn [auf dem Fußboden, auf welchem er sich niederlegte, um ein wenig zu schlafen und von seiner Ermattung sich zu erholenj zu mit einem Mantel [einem härenen Ueberwurf, damit er desto weniger der Entdeckung sich befürchten möchte] 19. Er aber sprach zu ihr [nach einer kleinen Weile, da er vor Durst nicht einschlafen konnte]: Liebcrxf gie»b mir ein wenig Wassers zu trinken, denn mich dnrstet. Da that sie ans einen Milch- topf [wörtlich: Milchschlauch"], und gab ihm ssiatt des erbetenen Wassers, um ihnrecht freund- lich und ehrenvoll zu bewirthen, Milch] zu trinken, nnd deckte ihn fdarnaeh von Neuem] zu. «) Das Wort »lieber« ist in dieser und in andern Stellen (1. Mos 12, II; 34, 8; 50, 17; Hiob 4, 7; Jerem 2, 25; 42, Z; Micha 4, 10 n. s. w.) nicht das Hauptwort ,,Lteber« = ,,mein lieber Freund« sondern ein Ausruf, eine freundliche Anrede, etwa im Sinne eines traulichen ,,bitte,« eigentlich der Komparativ (die Stei- gerungsforny zu dem Umstandswort lieb, gleichwie das Adverbium »leider« der Komparativ ist zu leid und ebenfalls als Jnterjektion gebraucht wird. «) Die Flüssigkeiten bewahrt man im Mvrgenlande gern in ledernen Säcken auf (Jos. 9, 4; Matth.9, 17). 20. Und er sprach zu ihr: Tritt in der Hütte Thür, nnd wenn jemand svon den mir nachjagen- den Kriegsleuten der Jsraeliteu] kommt und fragt, ob jemand hie sei; so sprich: Niemand [und da sie ihm das thun zu wollen zusagte, so überließ er sich wirklich ganz ohne Sorge dem Schlummer] 21. Da [als er ietzt im tiefen Schlafe lag] nahm Jael, das Weib Heber, einen Nagel von der Hütte [einen von den eisernen Pfiöckeiu womit die Seite ihres Zeltes in der Erde befestigt waren 2.M0s—27,19J- und einen Hammer in ihre Hand, und ging svon der der Hütte, an die sie sich gefreut] leise zu ihm hinein, und schlug ihm den Nagel durch seinen Schlaf, daß er zuuErde sank [richtiger: daß er, der durch das ganze Haupt getriebeiie Nagel, bis in die Erde, auf welcher Sissera lag» eindrangs Er aber entschlummertn ward ohnmachtig und starb [nach anderer Ueber- setzung: Er aber war vor großer Ermat- tung in tiefen Schlaf gefallen, als Jael sich ihm näherte, daher er von ihrer Absicht nichts merken konnte, und starb sofort, als sie ihm den Nagel so tief in den Kopf schlug]. Auch hier (vgl. Kuh. Z, 20 ff.) führen die älteren Ausleger gar vielerlei Rechtfertigungsgriinde an, um die That der Jael wider den Vorwurf der Hiuterlist und Versiellung der Verletzung der Heiligkeit des Gastrechts und des heimtückischen Meuchelmordes in Schutz zu nehmen. So z. B. sagt Wilisch in der von ihm her- ausgegebenen Frevberger Bibel (vom J. 1742): »Da Jael ohne Zweifel, auf Sissera Verlangen, in der Thür ihrer Hütten gestanden, isi sie unfehlbar von dem heil. Geiste getrieben worden, die göttliche Strafgerechtigkeit an diesem Heiden mit auszuüben und sich zu einem Werkzeug der göttlichenRache, gleich einem tapfernKriegs- helden gebrauchen zu lassen. Denn da sie und ihr Ge- schlecht, ob es gleich von den Midianitern herstammte (2. Mos 3, 1; 18, 1), dennoch zugleich durch Midian, den Ketura dem Abraham gebar (1.Mos·25, 2), von dem Samen Abraham’s, des Vaters aller Gläubigen, herkam, auch mit dem Volke Gottes schon vielen Umgaug gehabt (4. Mos 10, 29), mithin zur wahren Kirche Gottes nach dem Exempel ihres Urgroßvatcrs, des Jethro, der dem HErrn opferte (2.Mos.18,12), sich gehalten hatte; so ist kein Zweifel, daß auch die Jael mit ihrem Haufe, ob sie gleich bisher als Fremdlinge noch unter den Ca- nanitern (V. II) gelebt hatten, dennoch auch sich zu dem wahren Gott Jsraels gehalten habe, und also der Gaben des heil. Geistes, besonders seiner Leitung und Führung, desto mehr fähig gewesen sei.« Gleicherweise berufen auch andere Theologen des 18.Jahrh. stch darauf, ein· mal, daß Jael nicht schon bei Empfang des Sissera die Absicht gehabt habe, ihn meuchlings zu tödten, sie also den BaraPs Sieg. Jael ermordet Sissera, den Feldhauptmann des Cananiterkönigs Jabin. 89 Namen einer Heuchlertn durchaus nicht verdiene; und dann, daß ihreThai ihr hernachmals, als sie an derHütte Thür stand, von Gott eingegeben und befohlen worden sei, ihr also das Lob, was in dem Liede der Debora Kuh. Z, 24 ff. ihr gespendet wird, von Nechtswegen ge- bühre (Buddeus: Pacem ver-o ei; jus hospitii quod violavitz quja instjnctu motuque adeoque mandado numinjs hoc: fecitz in eo minjme pecasse dringende. est-J. Ersteres nun ist nicht bloß zweifelhaft, sondern sogar unwahrscheinlichz vielmehr glauben wir, daß der Entschluß zu dem, was sie hernach thut, sofort in Jael’s Seele aufstieg, als sie den Stssera ihrer Hütte sich nahen sah, und halten ihre freundliche Einladung sammt den beruhigenden Worten und Handlungen, womit sie den- selben sicher zu machen weiß, für eine Kriegslist, die, weil sie zur Heirntitcke wird, der christlichen Sittlichkeit nicht entspricht svgl Jos. 8, 2 Anm.). Den andern Grund- satz aber, den ältere Ansleger auch auf Erklärung der Stelle 2. Mof Z, 21 f.; 11, 2; 12, 35 f. anwenden, daß nämlich Gott ebensowenig mit seinem Willen an die Gesetze der Moral, wie mit seiner Macht an die Ge- setze der Natur gebunden sei, und also wohl etwas for- dern dürfe, was an sich oder im gewöhnlichen Leben verboten, können wir nicht theilen; wir müssen also ent- schieden bestreiten, daß die Art, wie Jael den Feind des Volkes Gottes umbringt, eine Eingebung des Höchsten gewesen. Auf Rechnung des Geistes Gottes setzen wir bloß die heilige Glaubensbegeisterung dieses Weibes, wo- mit sie von der Freundschaft, in welcher ihr Haus mit Jabin steht, sich lossagt, auf die Seite Jsraels, als der Gemeinde des HErrw tritt und nun, da der HErr sein Volk zum Kampfe wider die Cananiter aufgerufen, an dem Kampfe sich bethetligt und die Vernichtung des Sisfera, der in ihre Hände geräth, für ihre Ausgabe erkennt. Wie diese Vernichtung in völlig rechtmäßigen Gott wohlgefälliger Weise zu bewirken sei, darüber würde des HErrn weitere Führung und Erleuchtung sie nicht in Zweifel gelassen haben, wenn eben der Mensch, auch nachdem er vom Geiste Gottes schon ergriffen ist, es vermöchte, der Leitung des heil. Geistes sich ganz zu überlassen und das Ende der Wege Gottes abzuwarten, und nicht nur gar zu leicht, was er im Geiste angefangen, im Fleisch vollendete. Menfchlicher Geist des Eifers ist es denn allein, was die Jael antreibt, den Sisfera zu überlisten und im Schlafe umzubringen. Daß Gott das an ihr übersiehet und sie in sittlicher Hinsicht nicht mit demselben Maße mißt, nach welchem er die Gläubigen des neuen Bandes richtet, sondern lediglich ihren Glau- ben in Anschlag bringt, das ist ganz der Haushaltung des alten Teftaments gemäß, bei der es vor allen Dingen daraus ankam, den Glauben zu erwecken und sich des- selben zu freuen, wenn er vorhanden war, die vollkotns mene Ausgestaltung des Glaubens aber in Wort und Werk um so mehr einer zukünftigen Haushaltung vor- behalten werden mußte, als damals einestheils die Gnadengaben geringer. und anderntheils die von der Moral zu lösenden Schtvierigkeiten größer waren. ,,Alles kommt in der Beurtheilung der Richterzeit auf den Stand- punkt an, der genommen wird. Gott läßt den einzelnen Menschen wie ganze Völker sich ausleben; sein Ein· schreiten in die Bildung der Meitschheit ist nicht ein Akt der Resolution, sondern der Reformation Gcwisse Lebensrichtungen läßt er fiir’s Erste stehen und begnitgt sich, der Hauptrichtung des zu leitenden Nienscben oder Volkes Herr zu sein; und führt dann von Stufe zu Stufe. Man vergleiche die Geschichte der christlichen Kirche, selbst in der Blüthenzeit der ersten Jahrhunderte, besonders aber das Christenthum unter den germanischen Völkern im Mittelalter mit der Richterzeih und man wird manchen. aufklärenden Wink »erhalten.« (Zahn.) 22. Da aber Barak [der nach Vernichtung des feindlichen Heeres V. 16] Sisfera nachjagte [zu dem Eichenwald Zaanaim bei Kedes kam], ging ihm Jael entgegen sindem sie] heraus soor ihre Hütte tmtL und sprach zu ihm: Gehe her [komm hier herein], ich will— dir den Mann zeigen, den du findest. Und da er zu ihr herein kam, lag Slsseta todt san dem Fußboden], uud der Nagel stak in seinem Schlaf. Es hatte sich also thatsächlich erfiillt, was Debora V. 9 dem Barak vorausgefagt: »Der Preis wird nicht dein fein; sondern der HErr wird Sisfera in eines Weibes Hand übergeben« 23. Also sdurch jenen Sieg des Barak und diese That der Jan] dcimpfte Gott zu der Zeit Iabin, der Cananiter König, vor den Kindern Israel. 24. Und die Hand der Kinder Israel [nach- dem sie einmal wieder gelernt hatte zu streiten i Kalt« Z, T] fuhr fort fdas Werk des HErrn zu tr·eiben],»und ward stark wider Satan, der Cana- mter Konnt, bis sie ihn [und die Cananiter zu HazorJ ausroltetem III· Rad. s, 1—31. nach beendigtem Feldzugr führen Debora und Barali grmeinschaftlich ein vou der prouhrttu vrrfaßles Lied voll drr erhabrusten Poesie ans, das so ganz die gewaltig: Gluth der Zcgeisteruug almost, welthe durch die marhlige Erhebung Israels uiid feinen Sieg aber Sisfera tm Lande heroorgetufrn worden war. dient) einem allgemeinen Lob: des HErrn wegen des Sitgrz den er gegeben (tt. 2—-5), folgt ein tiüclstbliclc auf dir vergangen-m Zeiten der Linrchtfihaft und eine Auffor- derung zum preise dessen, der ihnen ein Ende gemacht litt. 6—11), hieraus eine rühmende Erwähnung der Stämme, die den Kampf unternommen, und eine riigtude Uamhaftmacliung derer, die sich nicht daran brtheiligt haben All. 12—18); alsdann eine Schilderung der Schlachi und der That der Sael w. 19——27), und zuletzt ein: lirdcttufsihrtttrg der Mutter Ziffern« nnd seiner Frauen mit lobprrisrndem Segengwunsttl W. Eli-ZU. Jin das Lied schließt siih dann noli) riu kurzer« Wort über die narhfolgende Brit der Ruhe. « I. Da [nach dem glücklich beendigten Kriege wider Sisfera und JEbiUJ sang Debora und Beruf, der Sohn Abnioauy zu der Zelt sum den Sieg vor allem Volk zu feiern und die Gemüther zur Dankbarkeit gegen den HErrn zu entflammen], Und sprachen [fene das Lied frei aus ihrem Herzen erzeugend, dieser ihre Worte aufnehmend und wiederholend 2. Mof. 15, 1]: Das 5. Kapitel. Dotioriks und Izarakss Triumphlied Z. Lobet den HErrn, daß Jsrael wieder frei ist worden svon dem zwanzigsährigen Druck, der auf demselben lastete Kap. 4, 2 f.], und das Volk [der Stämme Sebulon, Naphthali u.s.w. V. 12 f.] willig dazu [in den Kampf wider einen so über- legenen Feind auszuziehen Knie. 4, 10] gewesen ist.- 90 Richter b, 3——13. Im Grundtext ist zunächst die Stellung der Worte eine andere, welche noch mehr dem hohen dichterischen Schwunge des Liedes entspricht, als die i1i der Lutherischen Uebersetzung: Daß (Jsrael wieder frei ist worden), Daß wtlltg das Volk sich gestellt: Deß preiset den HErrni außerdem aber dürften die Worte des ersten Satzgliedes noch anders zu erklären sein, da offenbar der Ausdruck hlyjp in diesem Glied dem Hauptwort II; (Volk) im zweiten Glied entspricht. »Nun werden auch sonst in dem Lied (vgl. V. I) den Freiwilligen im Volk die Regenten oder Gebieter gegenüber gestellt; es ist also mehr als wahrscheinlich, daß ebenso hier unter obigem Ausdruck die Fürsten oder Anführer zu verstehen sind, wie wir auch in 5· Mos 32, 42 das dort ebenfalls vorkommende dunkle Wort also gedeutet haben. Hiernach hätten wir zu übersehen: Daß führten die Fürsten in Israel, daß wi lig das Volk sich gestellt, deß preifet den hErrni Der Vers selber versetzt uns leich zu Anfang des Liedes lebendig in die Zeit der Ri ter, da Jsrael noch keinen König hatte, der das ganze Volk zum Kampfe aufbieten konnte, vielmehr alles bei Ab- werfung des fremden Jochs auf die innere Begeisterung der Häupter, die an die Spitze einer Unternehmung sich stellten, und den freiwilligeu Entschluß derer, die sich dabei betheiligen wollten, ankam. Man hat den ersten Satz nach der Peschito — einer um die Mitte des 2. Jahrh. n. Chr» wahrscheinlich von einem Edessenischen Christen verfaßten shrischen Uebersetzun desalten Testa- ments, welche im Gegensatz. zu den a egorischen Ueber- tragiingen des Schristtertes sich die einfache, treue, dem eigentlichen Wortsinn folgende (das eben bedeutet der Ausdruck Pcsohitosnannte und bei der ganzen shrischen Kirche im Gebrauch war —- auch so gedeutet: daß in Israel Rache geschehen Can den Feinden) u. f.w.; doch erwähnen wir diese Deutung bloß um des englischen Bibelwerks und der alten Weimanschen oder s. g. Char- fürsiewBibel willeii, welche derselben folgen. » « s. Höret zu, ihr Konige [in den Landern rings um uns her, die ihr Jsraels Gott für einen ohnmächtigen Gott habt angesehen in der langen Zeit des Unglücks und der Schwäche, in die er sein Volk dahingegeben hatte], Und tnerket auf, ihr Fursten [was· ich im Folgenden singen und sagen werde, damit ihr erkennen lernet, daß dieser Gott noch immer derselbe ist, der in den vorigen Tagen so große Wunderthaten durch sein Volk an denen, die es bedrängten und bedrückten, aus- gerichtet]! Jch will [aber singen und sagen —- denn das Herz ist mir zu voll von den Großthateiy die er neuerdings wieder gethan, ich kann den inneren Drang nicht zuriickhaltenL dem HErrn will ich singen, dem HErriy dem Gott»Jsrael, will· ich spielen [zu Lob und Preis seines hochheiligen Namens]. 4. HErt [dessen Ldb ich verkündigen will],- da du [in den Tagen unserer Väter] von Seit auszogen, und einher gingest vom Felde Edom sum ihnen, die von Westen her aus Egypten kamen, in herrlich majestätischer Weise entgegenzugehen H. Mos. 33, 2 und vom Sinai herab dein Gesetz zu offenbaren L. Mos. 19 M« da erzitterte die Erde, ssunter dem Tritt deiner Füße] der Himmel troff [indem die gewaltigen Wetter, die dein Kommen begleiteten, sich entladen] und die Wollen troffen mit Wasser· [Ps. 68, 8 f.]. Z. Die Berge ergossen sich vor dem HErru [wollten gleichsam unter ihm zusammenbrechem als er sich auf dieselben wie auf seinen Thron niederließ], der Sinai [da, den ich im Geiste so deutlich vor mir sehe, als stünde ich mitten unter unsern Vätern an seinem Fuße — er, dieses ge- waltige Felsengebirge, schwankte] vor dem HErrn, dem Gott Israel [denn er wußte es gewtssermaßem was für einem Gott er zur Stätte seiner Offen- barung dienen sollte]. S. [Aber leider! was für Tage sind auf jene Zeit, da der HErr seinen Namen so herrlich gemacht und auch sein Volk so hoch erhöhet hat, hernachmals gefolgt— Tage, die wir selbst erlebt und darin die Schmach der tiefsten Erniedrigung unter fremde Völker erfahren haben, so daß wir nicht einmal unsers Lebens mehr sicher warm] Zu den Zeiten Samgar, des Sohns Anath, zuden Zeiten Jael kvou den Zeiten Samgar’s an, der 600 Philister schlug mit einem Ochsenstecken Kap. Z, 31., es aber gleichwohl nicht verhindern konnte, daß unterdessen droben im Norden die Herrschaft des Jabin sich immer mehr aus- breitete und befestigte, bis herein in diese aller: neuesie Zeit, da Jael der abermaligen Errettung Jsraels den Schlußstein zugefügt hat Kap. 4, 9. 17 ff.], waren vergangen saußer Gebrauch gekom- men] die [ordeiitlichen, geraden] Wege [im Lande, die sonst von vielen geschäftigen Menschen betreten wurden, weil man Gefahr lief, auf denselben an- gefallen und ausgeplündert zu werden]; und die da auf Pfaden gehen sollten [durch die Verhältnisse genöthigt waren eine Reise zu unternehmen] die wandelten durch krumme Wege wählte« von der öffentlichen Landstraße abliegende Neben- und Um- wege]. 7. Es gebrach sdem offenen, platten Lande M VEWVBNCTIM an Bauern [die doch zur bürger- lichen Wohlfahrt so unentbehrlich find] gebraclfs in Israel sweil die Landleute der großen Unsichew heit wegen sich alle nach den Städten flüchteten], bis daß ich Debora aufkam [der schweren Zeit ein Ende zu machen], bis ich aufkam, eine Mutter in Israel [dem ermatteten Volke wieder Lebens- geist einzuhauchen]. 8. Ein Neues hat [damit] Gott erwiihlet sdaß er so in Israel eine Mutter erweckte, statt daß er einen Mann hätte finden sollen, den er seinem Volke zum Vater Jes. 22, 21 hätte setzen mögen; doch hat er auch durch das schwächere Geschlecht erreicht, was er wollte], er hat die Thore bestritten [bis an die Thore der festen cananitischen Städte hin hat er einen Befreiungskamps auf Seiten Jsraels entbrennen lassen, der mit völligem Sieg endete — und zwar geschah das keineswegs , nach langer Vorbereitung mit einem wohlgerüsieten Debora’s und BaraPs Triumphlied 91 Heere, sondern zu einer Zeit, wo das Volk unter dem Drucke der Fremdherrschaft ganz ohnmächtig und wehrlos geworden] Es war kein Schild noch Spiel? unter vierzig tausend in Israel zu sehen [so sehr hatten seine Zwingherren für eine allgemeine Volksentwaffnung gesorgt 1. Sarn. 13, 19 ff.]. Die an die Peschito und Vulgata sich anschließende Uebersetzung Luthers in unserm Verse wird zwar von manchen Schwierigkeiten gedrückt; dasselbe gilt jedoch vokili den beiden andern Auslegungem da man entweder er ärt: Es snämlich das Volk Israel] erwählte neue Götter[Kap.»4,1], da war Krieg an den Thoren sda drangen die Feinde bis an die Thore der israelitischen Städte vor und nahmen das ganze Land ein]. Ein Schild, ob er gesehen ward, und ein Speer, unter Vierzigtausenden in Israel? sunter 40,000 Männern in Israel wagte auch nicht einer mehr zu den Waffen zu greifen] —· oder: Da [als ich, De- bora, aufstund] erwählete man [in Fole meines Aufrnfs Kap. 4, 6 s.] neue Richter [den arak und andere Heerführer Kap. 4, 10 an Stelle der früheren unthäiigen]; damals [in weiterer Entwickelung der Ereignisse Kap.4,12 ff.] war Kampf an den Thoren [der festen eanariiiischen Städte, den Israel in rascher Begeisterung unternommen, und zwar ein Kampf nicht mit einem wohlgerüsteten Heer und in geordneter Schlacht- reihe]· Schild und Lanze ward svielmehrj nicht gesehen unter Vierzigtausendcn in Israel [wäre die Zahl der Streiter auch viermal größer gewesen, als sie wirklich war, sie hätten doch keine ordentlichen Waffen gehabt, da man diese ihnen genommen; sondern man mußte sich mit Stöcken und Geräthschasten des gewöhnlichen Lebens behelfen]. Wir haben es daher vorgezogen, bei Luthers Ueber- setzung zu bleiben, gleichwie wir auch in V·7 aus andere Auslegungen des Textes nicht weiter Rücksicht genommen haben. Anders sind v. Gerlach in seinem Bibelwerk und R. Stier in der revidirten Ausgabe der deutfchen Bibel verfahren, welche ohne Weiteres eine andere Erklärung aufgenommen, ohne daß das Aufgenoinmene größere Sicherheit gewährte, als was Luther hat. I. Mein Herz ist wohl an den Regeuten Israel [fühlt sich zu ihnen, die in diesem Kriege V. 8 Fiihrer gewesen sind, hingezogen; ebenso aber auch zu denen], die sreiwillig sind swilligtzum Kampf sich dargeboten haben V. L] unter dem Volk [auf beide, die Führer sowohl wie die Willigem richten meine Gedanken sich zuerst hin, wenn ich im Kreise derer mich umschaue, die Jehova wegen seiner Großthaten zu preisen gegenwärtig so viel Ursache haben; denn die Erhebung jener und die Ve- geisterung dieser war eine Gnadengabe vom HErrns Lvbet [aber auch ihr] den HEttn, 10. lJhr Reichen und Vornehmen im Volke] Die ihr auf schonen Eselinnen reitet, kihr Richter und Amtleute 5.Mos.16, is] die ihr am Gericht Mel, und [ebenso] smget sihr zu seinem Preis], die ihr auf dem Wege gehet kmm wieder auf okdenp lichen, geraden Wegen dem Handel und Verkehr nach- gehen könnetz denn ihr alle erfreuet euch der Segnuiigen des Friedens, den die Regenten und Freiwilligen V. 9 dem Lande erstritten haben]. 11. Da [vorhin, als das Land noch in der Gewalt der! Feinde war] die Schützen schrieen [die heidnischen Krieger ihr wildes Geschrei ertönen ließen] zwischen den Schdpfern [d.i. an den Brunnen, woselbst sie ihre Zusammenkünfte zu halten pflegten] da [an diesen nämlichen Stätten] sage man [nuii- mehr, nachdem das Land von der rohen Horde befreit ist] von der Gerechtigkeit des HErrn soon den großen Thaten des HErrn, dadurch er Gericht gehalten über die Dränger], von der Gerechtigkeit seiner Bauern in Israel svon seinen großen Thaten, dadurch er seine Bundestreue an Israel verherr- licht und das Landvolk V. 7 in den Stand gesetzt hat, daß es die Herden nun wieder an die Schöpser oder Schöpfrinnen führen kann]; da sals diese Großthaten geschehen] zog des HErrn Volk herab [oon den Bergen und Schlupfwinkelm dahin es aus Furcht sich hatte ftüchten müssen V. 6 f.] zu den Thoren seiner Städte [und zu den Dörfern auf dem platten Lande, um hinfort friedlich und sicher darin zu wohnen, wie vormals]. Das Verständnis dieser Verse ist äußerst schwierig, und werden auch hier die Worte des Grundtextes sehr verschieden ausgelegt; wir glauben aber einer Anführung der verschiedenen Auslcgungen uns überheben zu können, da Luthers Uebersetzung sich sehr wohl rechtfertigen läßt und einen dem Zusammenhang angemessenen Sinn er- giebt, wenngleich er V. 11 noch etwas anders verstam den hat, als wir den Vers erklärt haben. 1.2. Wohlauf, wohlauf, Debora [die du so eben Andere zum Lobpreis aufgefordert hast, und bringe selbst zuerst deinen Lobpreis dar], wohlauß lvohlauf, serwecke die Gabe, die in dir ist] Und singe ein Liedlein ldas den Hergang im Einzelnen beschreibt, wie der HErr Großes an uns gethan hat]. Mache dich auf, Barak [so rief ich am Tage der Schlacht Kap. 4, 14., als die Stunde der Er- lösnng nun da war], und fange deine Fånger [die dich in deinem Volk bisher gefangen gehalten], du Sohn Abiuoaml Beim folgenden Verse sehen wir uns genöthigt, die Luthersche Uebersetzung: » 13. Da herrskhten die Berlasseneu über die machtigen Leute; der HErr hat geherrschet durch mich aber die Gewaltigen welche« auf rabbinischer Auffassung der Stelle (und der ihr entsprechenden masorethischen Vokalisation des An- fangswortes Ti- = II; als tut. apoa von II) treten, beherrschen) beruht und sogleich die Folge des stegreichen Kampfes in’s Auge faßt (daß nämlich die bisher ver- lassenen oder unterdrückte-n Jsraeliten nun über ihre mächtigen Oberherren herrschen, ja, in ihnen der HErr selber durch das, was er mittels der Debora ausgerichten wieder die Oberhand bekommen hat in seinem, von diesen gewaltigen Cananitern unterdrückt-en Lande), aufzugeben und dafür diejenige an die Stelle zu setzen, welche (das vorhin erwähnte Wort als Pier-f. Ka177,;punktirend) von den meisten neueren Aiislegern (do«ch nicht ohne Vorgang der bewährtesten alten Uebersetzungen) ange- nommen wird: 92 Richter b, 14-——23. 13. Da [als ich jenen Aufruf V. 12 an Barak hatte ergehen lassen] zog svom ThaborJ ein Rest Edler hinab, [ein Rest] vom Volke swährend allerdings der größere Theil desselben es vorgezogen, in träger Ruhe und selbstsüchtiger Knechtschaft zu verharren, und sich dem israe- litischen Heere nicht angeschlossen hatte V. 14 —17]; der HErr zog mir szu meiner Freude und zur Bewahrheitung meines prophetischen Worts Kap. 4, 14] hinab unter den Helden [die im Gehorsam gegen sein Wort und im Vertrauen auf seine Verheißung in den gewagten Kampf sich stürzten]. Die Dichierin versetzt sich also im Geist in den An- fang der Schlacht, in den Augenblick, der in der Z. Hälfte von Kap.4,14 mit den Worten beschrieben wird: ,,Also zog Barak von dem Berge Thabor herab, und die zehn tausend Mann ihm nach ,« und schaut, wie der HErr mitten unter dieser Schaar von edlen Ansührern und freiwilligen Streitern (V. 2 u. 9) gegenwärtig war; darnach, in den nächften Versen, zählt sie diejenigen Stämme mit Namen auf, welche in der Schaar ver- treten waren, inacht aber auch die andern zu ihrer Ve- schämung namhaft, aus denen niemand zum heiligen Kampfe sich eingefunden. Doch weicht im 14. Vers Luther’s Auffassung der Worte von der nächstliegenden ar sehr ab und bedarf demgemäß seine Uebersetzung eben- lalls dcr Berichtigung Er faßt nämlich den Sinn so auf: 14. Aus Ephraim war ihre [der Fürsten oder Anführer Jsraels] Wurzel [d. h. derjenige, der der erste unter ihnen gewesen, nämlich Josua, der] wider Amalek [zu streiten hatte 2.Mos. 17, 8 ff.], und nach dir [Ephraim], kbist du] Benjamim in deinem Volk san die Reihe gekommen, indem du in Ehud einen Richter stelltest, der die Moabiter fchlug Kap. B, 12 ff.]. Von Machir [dem halben Stamm West-Manasse] sind [gleichfalls] Regenieu kommen« und von Sebnlon sind snun neuerdings auch] Regierer worden sindem dieser Stamm in Barak ,,auch einmal einen Josua iiberkommen hat wider Sissera;« und zwar haben alle diese Fürsten oder Anführer] durch die Schreibfeder [ihr Amt zu führen gehabt, d.h.,,sie gewinnen mehr durch den Glauben an Gottes Wort, denn mit dem Schwert-«] «) Ob Luther dies auf Samgar Kap. 3, 31 bezieht, oder wie er es sonst versieht, ist nicht ersichtltch. »—- Der Zusammenhang mit den vorhergehenden und nach- folgenden Versen spricht aber unbedingt für die folgende Auffassung des 14. Verses: 14. Von Ephraim [zogen mit aus in den Streit etliche Tapfere, und zwar die], deren Wurzel in Amalek [die auf dem vormals von Amalekitern bewohnten Gebirge, westlich von Sichem Kap.12, 15., sieh festgewurzelt oder angesiedelt haben]; hinter dir [Ephraim, zog demnächstl Benjamiii saus und erschien] unter deinen Völkern [oder Schaareu, denen dieser Stamm rasch sich angeschlossen hatte, zu gleicher Zeit auf dem Kampfs-Inn] Von Machir [dem westlichen halben Stamm Manasselj zogen [gleichsalls mit Streitern] hinab [einige] Führer [die zu dem Unternehmen sich einge- funden], und von Sebulon san der Spitze ihrer Krieger] Daherzieheiide mit dem Stabe des Ordners [oder dem Führer-Stabe in der Hand] «) Nach der Bemerkung zii 4.Mos. 36, 4 hätten wir eigentlich die OstsManassiten unter Machir zu verstehen, und wirklich beziehen viele Ausleger diesen Namen auf siez es scheint aber, daß er hier im allgemeinen, nicht im besonderen Sinne verstanden werden muß, so daß er die Mauassiten überhaupt bezeichnet (Manasse hatte ja nur den einen Sohn Machir 1. Mos. 50, 23), und welcher Theil der Manassttcn nun gemeint sei, ob der ösilich oder westlich vom Jordan wohnende, ergiebt sich aus dem Folgenden, da in V. 17 die Ost-Manassiten unter dem Namen ,,Gilead« mit inbegriffen sind. 15. Und Fürsten zn Jfasihar [die diesem Stamme angehörten und mit Leuten aus dem- selben sich aufgemacht hatten] waren mit Debora sauf dem Berge Thabor, dahin ich, die Prophetitu die Fürsten und Freiwilligen zusammengerufen und selbst mich begeben hatte, um die Unternehmung zu leiten]. Und Jsaschar war sals nun der An- griff auf das feindliche Heer vom Berge aus ge- schah, eben so geschwind] wie Barak sder Haupt- held des Tages] im Grunde sin der Ebene Kison oder Jesreel], gesandt mit seinem Fußvolk [nach anderer Deutung: gesandt, d. h. gleichfam wider Willen von der unwiderstehlichen Macht der Be: geisterung herabgeschleudert oder hinabgetrieben durch seine Füße, die sich so zu sagen von selbst bewegten und dem Kampfplatz zueilten]; Ruder: sjenseit des Jordan dagegen] hielt hoch von ihm [vol1s·lchJ- UUd fotidctic Vol! uns ser faßte zwar große, hohe Entschlüssh daß er etwas Außerordentliches thun ivolle zur Befreiung des Landes; aber weiter als bis zu Entschlüssen kam es bei dem Stamme nicht, er blieb vielmehr ruhig zu Hause und schloß sich unsern Schaaren nicht an]. 16. Warum bleibest [bliebest] du sRubenj zwischen den Hitrden sin behaglicher Ruhe liegen]- zn hören das Blöken der Heerde fund an dem Klang der Schalmaien, die die Hirten blasen, dich zu ergötzem statt dem Ruf der Kriegstrommete zu folgen] und hältst groß von dir [hattest doch vor- her so große Entschlüsse], und [nun es zur Aus: führung kommen sollte] sonderst [du] dich von uns? 17. Gilead [d. i. Gad und Ost-Manasse] blieb [gleichfalls] jenseii des Jordan sbrachte es aber nicht einmal zu Entschlüssem so wenig vermochte die große Bewegung in Israel ihn zu rühren, gleich als ginge sie ihn gar nichts an]. Und warum wohneie [oder weilte] Dan [während doch so wichtige Dinge vorgingen und es die Befreiung des Vaterlandes von einem mächtigen Unterdrücker galt, nur auf Handel und Erwerb bedacht] unter den Schiffen [in der Hafenstadt Joppe 2, Chron. 2,16 an der Grenze seines Gebiets Jos. 19,46]? Asser sehen- falls durch Handelsinteressen den gemeinsamen Deborcks und Baraks Triumphlied 93 Angelegenheiten seiner Mitstämnie entfremdet] saß [theilnahmlos in seinem Küstenlande] an der An: surt des Meeres [Jos. 19, 24 ff] und blieb in seinen zerrissenen Flecken [in seinen an den Meeres- buchten gelegenen Ortschaften] 18. Sebnloirs Volk aber [hat am hochherzigsten und thatkrästigsten sich bewiesen, denn] es wagte seine Seele m den Tod [setzte sein Leben an die Befreiung des Vaterlandes]; Naphthali auch [wohn- haft] in der Höhe des Feldes sanf einem bergigen Hochlandes Die beiden Stämme bildeten den Kern des israei litischen Heeres und sind deshalb Kap. 4, 1() allein ge- nannt« wie jedoch aus unserm Liede hervorgeht, hatten auch Benjamim Ephraiiiu Westmanasse und Jsaschar Anführer und Mannschasten gestellt, während die Zkz ostjordanischen Stämme und von den westjordanischen die beiden in den Handelsverkehr mit den Phöniziern verwickelten Dan und Asser unbetheiligt geblieben waren. Nun aber fehlen noch Juba und Simeon. Warum diese gar nicht genannt werden, fällt aus; doch würde, wenn eine schon damals vorhandene innerliche Entfremdung dieser Stämme von den übrigen die Ursach ihres Aus· bleibens gewesen wäre, wie die meisten Ausleger annehmen, Debvra gewiß nicht unterlassen haben, solche Entfremi dun zu rügen. Vielmehr mag die Nücksicht theils auf die rühereii Dienste, die Juda und Simeon dem Lande geleistet (Kap. 1, 1 sf.; s, 9 ff.), theils auf die eigene bedrä te Lage beider Stämme, welche mit den Phi- listern ihre Noth hatten (Kap.3,31; 5, 6), die Dichterin bewo en haben, ihnen ihr Ausbleiben nicht weiter auf- zutü en. 19. sRichte ich jetzt meinen Blick von Jsraels Streitern, die mit solcher Begeisterung in die Ebene zum Kampfe hinabstiirmtein auf die Feinde, mit denen sie es ZU thun hatten-J Die sinit Jabin Verbündetem unter dem Oberbefehl seines Feldhauptmanns stehenden] Könige kamen und stritten skamen herangezogen zu streiten; und als es nun zur Schlacht kam], da stritten die Könige der Cananiter zu Tbaanacb am Wasser Megiddo [in der Ebene Jesreel]; aber sso sicher sie aus einen glänzenden Sieg und eine reiche Beute sich Rechnung gemachtj sie brachten keinen Gewinn davon [nahmen auch nicht Ein Stück Silber als Beute mit hinweg] 20. [Denn nicht sowohl das schwache israe- litische Heer war ihr Widerpart:] Vom Himmel [oielmehr] »ward wider sie gestritten, die Sterne in ihren Lauften stritten wider Sissera sdaß ihre große Streitmacht und ihr kriegskundiger Anführer ihnen doch nichts halfs Aus dem Erfolge des Kampfes, aus dem entschei- denden Siege ist es gewiß, daß Gott mit den Jsraeliten war und in ihrer Mitte stritt, daß er selbst das feind- liche Heer verwirrte und daß eine höhere Macht mit ge- waltiger Hand in den Gang der Schlacht eingriff Das alles schwebt dem Bewußtsein der Sängerin ganz klar und lebendig vor; überwältigt von dem Gedanken an Gottes wunderbare Hülfe nnd in kühner Begeisterung den Versuch wagend, einem so deutlich erkannten und doch so räthselhaften Wirken auf Erden und in der Mitte der Menschen einen bestimmten Ausdruck zu verschaffen, ist es ihr, als hätte der Himmel, die ewige Wohnung des heiligen Gottes, sich auf die Erde herabgeneigh als hätten die Sterne, ihre gewöhnlichen Bahnen verlassend, Segen den Sissera gekämpft. Ganz ähnlich ist es, wenn avid Pf. l8 den ihn rettenden und schützenden Gott als den darftellt, der im Gewitter sich herablassend die Hand ausstreckh um aus den Untiesen der Gefahren ihn herauszuziehen. Der bildliche Ausdruck muß als solcher aufgefaßt werden; nur dann giebt er uns ein vollgültiges Zeugniß von dem Gottesbewußtseim aus welchem er he» vorgegangen, von dem Glauben an den überweltlichen Gott, dessen wunderbar mächtiges Wirken überall em- pfunden ward in Israel, aber ntcht durch gewöhnliche Rede zu beschreiben ist, sondern selbst in dem erhabensten Ausdruck nur wie in einem Spiegel in bildlichcr Rede erscheint. (Bertheau.) Doch bietet sich auch disk Ge- danke als naheliegend dar, daß die Sterne hier für die dem HErrn dienenden Geister, die Engel stehen, welche nach seinem alles regierenden Willen die Naturgewalten in Bewegung setzten und durch ein Unwetter, das auch den Bad) über seine Ufer -treten ließ (V.21), das feind. liche Heer erschrecktem Das poetisch Erhabene unserer Stelle hätte dann eine Parallele an der uugemein schönen Stelle in Schillers Jungfrau von Orleans (1I, 10—- Johanna zum Erzherzog von Burgund): ,,Seine Engel, DU sithst sie nicht, sie fechten für den König« (Sack.) 21. [Wie in einem Nu waren daher, weil die Mächte des Himmels wider sie stritten, die Feinde geschlagen und vernichtet] Der Bach Kison sder mit· seinem Wasser gerade hoch über die Ufer ging] walzte sie sschtvemmte sie, die Leichname der vielen Tausende, die von der Schärfe des Schwer- tes Barak fielen Kap. 4, 15., nach dem Meere fDVtJ- der Vach Kedumint [d. i. der Vorzeit= der alte, berühmte Bach — oder, nach anderer Aus: legung: der Bach der Schlachten, d. i. der die Schlacht mit entschieden und an dem künftig noch manche Schlacht geschlagen werden wird H. Mos. 27, 3 Anm.], der Bach Kison —- Tritt, meine Seele, auf die Starken kdie vormals so mächtigen Feinde, die aber nun in deine, in Jsraels Hände gege- beii sind, daß du, was von ihnen noch nicht in den Wellen des Kison umgekommen, völlig vernichten darsst]. Nach anderer Auslegung bedeuten die letzten Worte: Tritt einher, meine Seele, in Kraft! und sind eine Selbstermunterung der Dichterim womit sie sich auffordert, jetzt noch nicht nachznlassen in dem Feuer der Begeisterung, das sie bei Vergegenwärtigung der Vor- Hange ergriffen hat, sondern einen neuen dichterischen uf ug zunehmen, um auch das, was noch fehlt, mit gleichen« l« Wo m« lich mit noch größerem Feuer dar- ziistellem Vgl. I. Mos. 49, 18. 22. Da [als das feindliche Heer in völliger Auflösung daoonjagtq rasselteu der Pferde Füße sstampften die Hufe der Rosse] vor dem Zagen ihrer machtigen Reiter [die in furchtbarer: Angst sie zu rasendem Lauf antrieben]. 23. Flnchct der Stadt Meross sprach der Engel des HErtn sals er die Feinde so in wilder Flucht vor ihm her trieb und ihren Anführer nach jener Gegend hin versprengt hatte Kap. 4, 15]; slnchet ihren »Burgern, daß sie nicht kamen dein HErru zu Hulse, ssondern den Sissera entwischen ließen, der so ganz in ihre Hände gegeben war, 94 Richter 5, 24—31. 6, 1———b. daß sie nichi kamen] zu Hülfe dem HErrn, [nicht] zu den Helden lsich gesellten, die das Land von feinen Drängern befreitenz denn damit haben sie ihren Gott verleugnet und schmähliche Untreue an seinem Volke begangen]. «) Vermuihlich das jetzige Kefr Musik, südlich vom Thabor, auf dem halben Wege nach Endor zu. 24. Gesegnet [dagegen] sei unter den Weibern Jael, das Weib Heber, des Kenitersz gesegnet sei sietu der Hütte unter den Weibern [richtiger: unter den Weibern, die in der Hütte oder in Zeiten wohnen, d. i. unter den Hirtens oder No- madenweibernz denn ob sie gleich nichi unmittelbar zu dem Volke Gottes gehörte, vielmehr ihr Haus mit Jabin in Freundschaft stund Kap.4,17., so hat sie doch, solche Freundschaft verleugnend, der Sache des HErrn sich an- genommen und an Sissera eingebracht, was die Bürger von Mews aus feiger Schwäche und nichtswürdiger Gleichgültigkeit versäumt hatten]. 25. sWie freuet fiel) meine Seele ihres Herzens voll Glaubens, wenn ich mir im Geiste sie vorstelle, wie sie zur Ausführung ihrer heldenmüthigen That schrittlj Milch gab sie, da er [der gastsreundlich von ihr aufgenommene Flüchtling Kap. 4, 17 ff] Wasser [zur Löschung seines brennenden Durstes] forderte, und Butter seigentlichz geronnene Milch, hier aber soviel wie Milch schlechthin oder, wenn wir für dieses schon im ersten Satzglied vorkommende Wort ein anderes brauchen wollen, Sahne, Nahm] brachte sie dar in einer herrlichen Schale [um ihn durch zuvorkommende und ehrenvolle Bewirthung erst recht sicher zu machen, als habe er keine Ge- fahr bei ihr zu fürchten] 26. Sie griff [da sie nun ihren Zweck erreicht und er in tiefen Schlaf gesunken war] mit ihrer [linken] Hand den Nagel [Zeltpf1ock], und mit ihrer Rechten den Schmiedehammer [den unter ihrem Hausgeräth befindlichen Schlägel], Und schlug Sissera durch sein Haupt, und zerquetschte czerschmettertej und durehbohrte feinen Schlaf. 27. Zu ihren Füßen krümmete er sich, fiel nieder Und legte sieh [er, der Jahre lang der SchreckenJsraels gewesen, mit Einem Schlage vernichten; er kriimmete steh, fiel nieder zu ihren Füßen; wie er sich krummen, so lag er verderbet. « Esidarf uns nicht auffallen, daß die Prophetiin ob- gleich vom Geiste Gottes ergriffen, dennoch so gar keinen Schauder vor dem Grausigen, was in dem Unternehmen der Jael liegt, zu erkennen giebt, im Gegentheil mit großer Befriedigung, mit innerer Herzensfreude den Her- gang ihren Zuhörern vor die Augen malt; ihre Befrie- digung, ihre Freude gilt eben dem Glauben an den Gott Jsraels, der die Jael zu dem Werke getrieben hat. Weiter als den siehet sie nichts, weiter will sie auch nichts preisen und segnete; und so ist ihr Lied ganz der Haus- haltung Gottes im alten Testament gemäß, bei der es vor allem auf die Erziehung zum Glauben ankam (Jos. 6, 5 Anm.), während die zu vollkommener Sittlichkeit noch der neutestamentlichen Haushaltung vorbehalten blieb (2. Mos. 21, II Aruns. Diese, die Erziehung zu vollkommener Sittlichkeiy ist eine Verklärung in das Bild Christi; so lange Christus aber noch nicht dagewesen, noch nicht das Bild eines vollkommenen Mannes in Wort und Wandel dargesiellh die Menschen mit Gott versöhnt und durch seinen Hingang zum Vater gleichsam die Schleusen des Himmels geöffnet hatte, daß der Geist sich ohne Maß über die Gläubigen ergießen konnte, so lange hat auch der HErr, der nicht schneidet, wo er nichi gefäet hat, die Zeit der Unwissenheit übersehen. Hätte er auf natürlichem Grund und Boden schon volls kommene Gerechtigkeit und Heiligkeit erzielen können, warum wäre die Menschwerdung seines Sohnes und die Auogießung seines Geistes erst nöthig gewesen? Bei aller Bewunderung der reichen Gnadengabem die er seinem Volk des alten Bandes verliehen, müssen wir doch immer festhalten, daß auch der Kleinfte im Himmel- reich größer ist denn der Größte unter allen, die von Weibern geboren sMatth 11, 11). 28. [Vergegenwärtige ich mir schließlich noch, wie es daheim, in dem Hause des umgebrachten Feldhetrn stehen mag, wenn dieser nun immer länger und länger ausbleibt, weil er zurückkehren nichi mehr kann] Die Mutter Sissera sahe [siehet] zum Fenster aus fob ihr Sohn nichi bald aus der Schlacht wieder- kommen werde, denn nach ihrer Meinung hätte er schon längst müssen wieder da sein], und heuleje [heulet, die Ursache seines Ausbleibens wohl ahnend] dnrclys Güter«: Warum verzeneht sein Wagen [auf dem er in den Streit gezogen], daß er [der Wagen] nichi kommt fund meinen Sohn mir zurückbringt]? Wie bleiben die Räder seiner Wagen so dahiuten sdaß ihr Gerassel mir nicht endlich die frohe Botschaft seiner Ankunft meldet]? «) Man hatte damals, wie meist noch jetzt im Mor- genlande, keine Glasfenster, sondern die Oefsnungem welche Licht in die Zimmer zubringen den Zweck hatten, waren mit jalousienartigen Gittern versehen, die zngleich den Vortheil gewährten, daß sie das grelle Ta esltcht milderten und erfrifchende Zugluft im Zimmer erhielten. 29. Die lveisesten ssich für besonders weise dlinkenden] unter seinen [des Sissera] Frauen [die in der Umgebung seiner Mutter sich befinden und das von bangen Ahnungen erfüllte Herz derselben zu beruhigen versuchen] antworteten [antw orten], da [während dessen] sie [die wohl fühlet, daß diese Frauen mit ihrem Zuspruch nur leidige Trösterinnen find] ihre Klageworte immer wiederholete [wieder- holet]: 30. Sollen sie [die mit deinem Sohn in den Krieg wider Jsrael ausgezogenen Streiter, nach- dem sie den Sieg davongetragen haben] denn nicht fsich noch die gehörige Zeit nehmen, zu] finden und aus- [zu-] theilen den Raub, einem jeglichen Mann eine Messe« [d. i. Dirne] oder [gar] zlvo zur Ausbeute, und Sissera sdem als Anfiihrer ja ein besonders kostbarer Antheil an dem gemachten Raube zukommt] bunte gestickte Kleider zur Aus- beute, gestickte, bunte Kleider soder TücherJ um den Hals zur AusbeuteW spann« laß dich-s kiicht bangen, wenn die Rückkehr deines Sohnes mit den: sieg- reichen Heere länger auf stch warten läßt, als deine un- geduldige Sebnsucht für nöthig hält] «) Das Wort Metze, zur Bezeichnung eines Ge- treidemaßes, kommt bei Luther nicht vor, sondern es ist. Zweite Periode der Richterzeit Die Kinder Jsrael werden von den Midianitern hart bedrängt. 95 das althochdeutsche Wahn, eine liebkosendeVerkleinerungs- form des im 14. u. 15. Jahrhundert so häusig vorkom- menden Frauennamens Madalhilt (Maihilde), daß der Name geradezu die Bedeutung von ,,Frauenzimmer« an- nahm, zunächst in noch ehrenhaftem Sinne, bis er dann zur Bezeichnung lüderlicher Frauenzimmer diente. So ebraucht Luther das Wort in Baruch G, s; hier aber eht es von kriegsgefangenen Mädchen, die,nach der Sitte jener Zeit zu Beischläferinnen gemacht wurden (5.Mos.21,10ff.). — «) Der hehr. Grundtext, welcher wörtlich übersetzt also lautet: »Miissen sie denn nicht finden und vertheilen die Beute? -— Eine Dirne oder zwo für jeden der Männer; Beute farbiger Tücher für Sissera; Beute farbiger Tiicher und bunt gewirkter Gewänder; ein farbiges Tuch, oder [wohl] zwei buntgewirkte Gewänder für den Hals Beute,« hat den Auslegern viel Schwierigkeiten bereitet, indem, wenn man zwischen die beiden Schlußworte (Hals Beute) ein »der« einschiebt (für den Hals der Beute), dies keinen passenden Sinn giebt; schiebt man aber ein »als« ein (für den Hals als Beute), so erscheint der Zusatz sehr niüssig und schleppend Deshalb wollen viele (z. B· auch v. Gerlach) das Schlußwort des Satzes (hebr. schnlal=Beuie) lieber ändern (schegal= Gemahlin) und übersetzeli die letzte Zeile: ein farbiges TUch oder zwei buntgewirkte Gewänder für den Hals der Gemahlin (des Sifseras Allerdings scheint es passend, daß Sissera zum Schmucke des Halses seiner Gemahlin einen Theil der Beute bestimmt, und daß die weisesten unter den vornehmen Frauen bei der Beute, welche sie vorläusig in Gedanken einem jeden der Männer und dem Sissera zuweilen, sich selbst nicht vergessen und auf bunte Tiicher und Gewänder sich Rechnung machen, ist ganz nach Frauenartz indessen berührt die Schwierig- keit unsre deutsche Bibel nicht, da Luther mit richtigem Takt sie umgangen hat. 31. sAber siehe, während die Frauen also schwätzen und unter den Aengsten der besorgten Matrone nur an Lnst und Putz denken, isi Sissera schon durch Iaeks Hand gefallen und Israel kein Volk mehr, das man beraubt und auspliindert.] Also swie dieser dein und deines Volkes Feind] müssen umkommen, HErn alle deine Feinde. Die ih»n sden HErrn,· unsern Gott] aber lieben, mussen sein, wie dieSonne aufgehet in ihrer Macht [und dann immer höher steigt und immer herrlicher ihr großartiges Wesen entfaltet] l—- Und das Land [nachdem es in der Kap. 4 beschrie- benen Weise wieder frei geworden von seinen Unter- drückertq war stille vierzig Jahr [von 1251-—1211 v. Chr] Das 6. Kapitel. igideon zum Richter berufen. I« V.1——10. Es folgt die zweite Periode der lnirhterzeit is. Eint. zu nah. Z, 1ff.). Da die Kinder Israel wiederum den HGrrn ihren Gott verlassen, so giebt er 7 Jahre lang sie dahin unter die Hand der rklidianitey nor denen sie denn sehr geringe werden. In ihrer gedräng- niß schreien sie endlich zum HErrn um Hülfe; bevor ihnen aber geholfen werden kann, muß ein stlrophet im Uanien Gottes ihre Sünde ihnen ausersehen, damit sie in sich gehen» nnd sitt) zur Bose wenden· 1. Und da die Kinder Israel knach der Zeit vierzigjähriger Ruhe, die Barak und Debora ihnen verschafft hatten Kap. 5, Z» abermal] Uebels thaten vor dem HErrn [durch Abfall zu den Göttern der CananiterL gab sie der HErr unter die Hand der [im Osten des moabitisch-ammonitischen Gebirges, in der großen shrischen Wüste wohnenden] Midia- niter [die seit der schweren Niederlage 4. Prof. Kap. 31 wieder zu einem bedeutenden und mäch- tigen Volke herangewachsen waren und sich jetzt noch mit andern Söhnen des Ostens, namentlich mit den Amalekitern V. Z. 33 verbunden hatten] sieben Jahr [von 1211—1204 v. Chr.]. Jn die Zeit der in Folgendem näher beschriebenen siebenjährigen Drangsal fällt vermuthlich auch die Aus- wandernng des Elimelech mit seiner Familie von Beih- lehem-Juda in’s Land der Moabiter (Ruth 1, 1. 2); in dem Zeitraum der 40 Richterjahre Gideon’s aber, welcher auf diese Drangsal folgte (1204——1164), wurde (Von 1194——1184 v. Chr) von den Griechen der Krieg gegen Troja geführt. 2. Und da der Midianiter Hand zu stark ward wider Israel [das bei seiner eigenthümlichen Verfassung allemal ein zersplittertes, wehrloses Volk war, sobald es dasjenige, wodurch allein es zu- sammengehalten und stark gemacht wurde, den Dienst seines Gottes, preisgab], machten die Kinder Israel für sich Klüfte in den Gebirgen sum darin zu wohnen und ihr Vieh unterzubringen], und Höhlen sGruben auf den Feldern, um ihre Nah- rungsmittel daselbst zu oerbergen], und Festnngen [auch befestigten sie die Gipfel der Berge, um doch einigermaßen wider die Angrifse der Feinde sich zu schützeUJ— Z. Und wenn Israel etwas sciete sgesäet hatte], so kamen [um die Zeit der Ernte] die Midianiter, nnd [mit ihnen verbunden die schon Katz. 3, 13 erwähnten] Amalekitey und die aus dem Morgenlande [noch andere ,,Söhne des Ostens« d. i. räuberische Beduinenschwärme aus jenen Ge- genden Hiob 1, 3], herauf über sie sindem sie auf der Hauptverbindungsstraße zwischen dem östlichen und westlichen Palästina den Jordan in der Gegend von Beth-Sean Jos 17, 11 überschrittenh 4. Und lagerten sich wider sie [in der Ebene Jesreel V. 33], und verderbeten [auf ihren, von da aus längs der Kiiste des mittelländischen Meeres unternommenen StreifziIgenJ das Gewächs auf dem Lande, bis ksüdlichj hinan gen Gaza kim Gebiet der PhilisierL nnd ließen nichts Uebriges von Nahrung [von den Feld- und Bodenfrüchten] in Israel [auch nichts von dem Mehl, weder Schaf, noch Ochsen, noch Esel [sondern nahmen alles mit sich hinweg]. 5. Denn sie kamen salljährlichj heraus mit ihrem Vieh und [ihren Zeiten oder] Hütten [in solch ungeheuren SchwärmenL kvie eine große Menge Heuschrecken [die, wo sie sich »nieder1assen, das ganze Land bedecken 2. Mos 10, 12 Anm,], 96 Richter S, 6——15. daß weder sie noch ihre Kanieele zu zählen waren; und fielen [von ihrem Lagerort aus nach allen Richtungen hin] in"s Land, daß sie es verderbeten snicht sowohl eroberten, als vielmehr nach der Weise der Beduinen plünderten und aussaugten]. Das Kameel ist ein im Morgeiiland weit ver- breitctes, ungemein nutzbares Thier von schlankem Körper- bau, langem Hals, kleinem Kopf und Ohren, grauer oder brauner, selten schwarzer Hautfarbe und gewöhnlich til-« Fuß Höhe. Die eine Hauptart hat 2 Höcker, die andere blos) einen. Jene sind die stärksten und größten, tragen bis zu 15 Centner Last, werden aber von der Sonnenhitze angegriffen und sind daher in den heißen Monaten unbrauchbar; diese dagegen, welche in Syrien und Palästina allein heimisch find, tragen nur bis zu 7Centner. Zu ihnen gehört das durch feinere und schöncre Körperbildung, sowie durch ungemeine Schnelligkeit im Laufen und durch lange Ansdauer ausgezeichnete Dro- medarz es läuft in einer Stunde 17, Meile und hält an 40 Stunden aus, daher heißt es Jcs.3(),16; 66,20 geradezu der Säufer. Jm Verhältniß zu seiner Größe nimmt das Kameel nur wenig Nahrung zu sich, alle 24 Stunden etwa 1 Pfund, säuft langsam und kann 16—20 Tage ohne zu trinken bestehem Sein aus zwei Zcllen bestehender Magen bildet einen Wasserbeuteh in welchem das Wasser sich lange und wohlschmeckend er- hält; daher Reisende in der Wüste, wenn sie bei an- dauerndem Wassermangel sich nicht anders zu helfen wissen, ein Kameel schlachten, um mit dessen Wasser vor dem Verschmachten sich zu retten. Das Wort Beduinen (Bedewi) bedeutet eigentlich ,,Feldleute« und bezeichnet alle diejenigen Völkerstamme, welche keine seßhafte Lebensart führen, sondern mit ihren Zelten und Heerden von einem Ort zum andern herum- schweifen, um bald hier bald da sich niederzulassen und ihre Nahrung» sich zu suchen. Zum Theil sind ste die rausamsteii ander, halten aber streng auf Gastfreund- Haft; sie stehen unter Sheils oder Emiren, die jedoch mehr ihre Rathgeber und Führer, als unuinschränkte Gebieter sind. —— Andere Zweige der Midianiter haben wir in l. Mof. 37, 25 Anm. l in Verbindung mit den Jsraeliten und Medanitern als Vermittler des Karavanens handele zwischen Syrien und Eghpten kennen gelernt. s. Also ward Israel sehr geringe [arm und bedrücke] vor den Midianitern Da schrieen die Kinder Israel zu dein HErrn san den sie nun wieder als den rechten Gott und einigen Helfer glauben lernten]. 7. Als sie aber zu dem HErrn schrieen, um der Midianiter willen, 8. Sandte der HEtt [der zwar ihrer Noth fich annehmen, zuvor jedoch zu rechter Erkennt- niß ihrer Sünde und zu aufrichtiger Buße und Umkehr sie bringen wollte, damit die Züchtigung ihre heilsame Absicht nicht verfehle] einen Pro- pheten [außerordentlich von ihm berufenen und mit feinem Geiste ausgerüsieten Boten] zu ihnen, der sprach zu ihnen svermuthlich als ihre Aeltesten vor der Sitftshütte zu Silo versammelt waren, um dort noch dringender des Volkes Elend dem HErrn an’s Herz zu legen]: So spricht der HEriz der Gott JsraelHJch habe euch sin euren Vätern] aus Eghpteu gefuhret, und aus dem Dienfthause gebracht [2. Mof. 12- 4115 9. Und hab euch errettet von der Gghpter Hand salsPharao mit seinen Rossen und Reistgen euch nachsagte 2. Mof. M, so; 18, 9 f.], und [w»ce von ihrer, so auch] von aller Hand, die euch dtaugeteti [von der Hand der Amalekiter 2.Mos. 17, 8 ff» Amoriter 4. Mof. II, 21., Midianiter 4. Mof. 31, I ff. und Eananiter Jos. 12, 7 ff.], und habe. sie [die Amoriter und Cananiter] vor euch her ausgeftoßem und ihr Land euch gegeben swie ich euch bei der Bundesschließung am Sinai versprochen hatte 2. Mof. 23, 27 ff.], 10. Und sprach zu euch snachdem ich euch zu meinem Volk und Eigenthum gemacht und zu eurer Ruhe gebracht, durch den Mund meines Knechtes Josua Jos. 23,»7; 24,’l4 f.]: Jch bin der HEr·r, euer Gott; furchtet nicht der Amoriter Gotter, in welcher Lande ihr wohnet sdaß ihr ihnen dienen und sie aubeten wolltet]. Und [aber] ihr habt meiner Stimme nicht gehorchet sdarum find nun auch die Plagen über euch gekommen, die ich durch Mosen für alle die Fälle gedrohet habe, wo ihr von mir abfallen würdet 5. Mof. 28, 33]. Du strafst uns Sünder mit Geduld und schlägst nicht allzuschy ja endlich nimmst du unsre Schuld und wirfst sie» m das Mem-Wenn unser Herze seufzt und schreit, wirst du gar leicht erweicht, und giebst uns, was uns hoch erfreut und dir zu Ehren reicht. sJch stnge dir mit Herz und re. V. 9. 10.) So lange Gottes Wort noch darf gepredigt werden, hat man noch immer Hoff« iiung, Gott werde die angedrohter; Strafgerichte nicht völlig ausbrechen lassenz wo aber Prediger schweigen und schweigen müssen, alsdann ist der Ta des gött- lichen Zorns einem Lande sehr nahe. sWilikschh H« V. 11—24. Indem der ljErr nunmehr zu helfen hu) rüstet, erscheint er in der sichtbaren Gestalt einen Engels dem Sohne Jung, dem Gideon, als dieser eben an der Kelter Weizen drisrht, nnd bernft ihn zum Grlöser Sprach. Derselbe nimmt die Berufung an, erbittet sieh aber von dem, der mit ihm redet, ein Zeichen, daß er wirklich der sei, fiir den er ihn erkennt, der Hatt-r, nnd das Zeicheii wird ihm gewährt. 11. [Als der HErr nun sahe, daß sein Wort, welches er durch den Propheten V. 8 ff. dem Volke hatte verkiindigen lassen» Eindruck gemacht, zögerte er nicht langer, auch wirklich zu helsen.] Und km Engkk des HErrn [der unerschaffene, mit Gott wesens- gleiche Engel, in dem der HErr den Erzvätern erschienen war I. Mof. 18, 1 ff. und der auch Jsrael aus Egypten geführt und nach Canaan gebracht hatte 2. Mof. 23, 20 ff.; ogl.Richt. L, 1 ss.] kam sin Gestalt eines Reisendew mit dem Stabe in der Hand V. 21., in das von den Midianitern sv schwer bedkückte Land], und setzte sich unter eine Eiche lTerebinthe 1.Mos. 35, 4 Anrn.] zu Ohhta [iu dem diesseit des Jordan gelegenen Gebiet des Stammes Manasse’«], die war sgleichwie die Stadt fslbst V. 241 Zeus, des Vaters sdamaligen Familien- hauptes 2. Mof. S, 14 Anm. des zum Stamm Manasse gehörigen Geschlechts 4. Mof. 26, 30 ff.; «Jos. 17, 21 der Weiter, und sein Sohn Gideon Der HErr erhört das Hilfegeschrei Jsraels und beruft Gideon zu dessen Erlösen 97 [V. 32] drasch [gerade, als der Wanderer unter der Eiche sich niedersetzte, in nächsier Nähe dabei mit einem Stecken] Weizen an der Kelter [in der WeinkufeT während man sonst auf freier Tenne das Getreide durch Ochsen austreten zu lassen pflegte b. Mose 25, 4 oder mit Hülfe von Dresch- fchlitten die. Körner daraus gewann Jes. 28, 27; aber theils hatte er nur einen geringen Vorrath Ruth 2, 17, theils mußte er mit seinem Wenigen sich möglichst verborgen halten], daß er flöhe vor den Midianitern [von den schon im Anzug be- findlichen Verwüstern des Landes bei seinem Ge- schäft nicht überrascht würde] i) Die Lage dieser Stadt, welche nicht zu verwech- seln ist mit dem gleichnamigen Ort südöstlieh vonBethel im Stamme Benjamin (Jos.18, 23;1.Sam. 13, 17), ist bis jetzt noch nicht stcher ermittelt. Wenn van de Beide sie in den jetzigen Trümmerhaufen Erfar südöstIich von Sichem vermuthen so paßt das nicht zu dem von uns verzeichneten Gebiet Manasse, weshalb wir dem an der angegebenen Stelle hingesetzten Namen der Stadt ein Fragezeichen beigefügt haben. «) Die Weinkelter bestand beiden Juden in einem großen steinernen Troge mit einer vergitterten Oeffnung in der Mitte des Bodens, unter welchem eine kleinere Kufe sich befand; in jenem wurden die Trauben aus- getreten (Jes. 63, 1 fs.), und in diese floß der Most durch die Oeffnnng ab· Gewöhnlich wareii solche Keltern im festen Gesteine des Bodens ausgehauen, und hat Ro- birison aus dem Wege von Sichem nach Joppe noch eine dergleichen in wohl erhaltenem Zustande aufgefun- den; oder sie wurden in die Erde gegraben und mit Steinen ausgemauert (Jes. 5, 2; Matth. 2I, 33), was beides außerhalb der Städte, am liebsten in den Wein- gärten selbst geschah (Offenb. Ist, 18 ff.). Das Anstre- ten, als eine bcschwerliche Arbeit (Jes· 63, Si, verrichte- ten meist die Sklaven (og1·. Anm. zu 2.Mose16, 24), die dabei durch Gesang nnd Musik sich aufheiterten (Jes. 16,10; Jercm. 25, 30). . sWiihrend nun Gideon unter dem Klopfen des Weizens über das Elend seines Volkes, darunter er noch besonders seufzete, vgl. Kap- 8, 18 f., und über die Mittel zur Befreiung von dem seindlichen Drnck nachsann, über dem Nachsinnen aber von einein gewissen Unmuth be- schlichen wurde, daß die göttliche Hülfe so lange auf sich warten ließe und er selbst zu wenig vermöchte, um Js- rael ein Befreier zu werden) Da etschien ihm der Engel des HErrn [auf die V. 11 beschriebene Weise) und sprach zu ihm sRuth 2, 4; Luk. 1, 28]: Der HErr [ist] nnt dir suiid will deinen Gedanken und Plänen zur Ausführung helfen], du streitbarer Held! 13. Gideon aber [dem Unmnth, der seine Seele drückte, sofort freien Lauf lassend, I. Mose 15, 121 sprach z1i»1hm: [Bitte] Mein-Herr, ssag doch das nichtl] ist der HErr mit uns [wie du eben behauptetesi], warum ist uns denn solches alles widerfahren? lmit deiner Rede steht der ge- genwärtige Stand der Dinge in schrofsem, schmei- dendem WiderspruchJ Und »lvo sind alle seine Wunder, die uns unsere Vater erzahleten, nnd sprachen: Der HErr hat uns ans Eghpten gefah- ret? sDamals allerdings ist der HErr mit uns Dächseps Bibelwerh geivesen.] Nun aber hat uns der HErr verlassen, und unter der Midianiter Hände gegeben [es scheint auch nicht, als ivolle er je wieder sich unser an- nehmen.] 14. Der HErr aber wandte sich zu ihm [schauete mit einein Blicke voll göttliiher Majestäh aus dem Gideon erkennen sollte, wer mit ihin rede, ihm in die Augen], und sprach: Gehe hin in dieser deiner Kraft sum deretivilleii ich dich vorhin einen sireitbaren Held genannt habe und der ich nun meine Kraft und mein Verniögeii beilege], du sollst Israel erlösen aus der Midia- niter Händen. Siehe, ich [der HEers habe dich gesandt sdas wirst du auch merken gleich an den ersten Erfolgen, die dein Werk begleiten werden]. 15. Er aber [aii sich wohl geneigt, die Sen- dung anzunehmen, doch von vorhin V. 12 das- Herz noch voll Bedenken, wie er das Unternehmen angreifen solle] sprach zu ihm: [Bitte] Mein Herr sHErrc wenn du mich denn sendest, so sage mir auch], womit soll ich Israel erlösen? kdenn ich selbst weiß keine Mittel und Wege dazu] Meine Freundschaft [das Geschlecht der Esriten zu dem ich gehöre] ist die geringste in Manasse [vermag also von Haus aus nicht so viel Volk aufzubrin- gen, als dazu gehört, um die Midianiter mit irgend welchem Erfolg anzugreifen], nnd ich [hin- wiederum] bin der Kleiiiste san OlnsehUJ in mei- nes Vaters Hause. [nian wlirde mir nicht einmal in meiner eigenen Familie folgen, wollte ich mich zum Heer- siihrer aufwerfen, geschweige, daß ich das ganze Geschlecht sollte znsammenbringen können, selbst wenn dies zu einein Angriss genug wäre] «) Wir haben hier den uingekehrten Fall vor uns, wie in l. Mose 19, 2. Dort hat Luther »HErr« über- setzt, während der Zusammenhang die Uebersetzung ,,ineine Herrn« fordert; hier dagegen hat er nach der Vulgata sich gerichtet, die Masora aber punktirt hier nicht wie in V.13 Adoni (mein Herr), sondern Acionai (mein HErr). Die Schriften des alten Testaments sind näinlich ursprünglich aufPergamentrollen, die aus Thierhäuteii ver« sertigt wurden, mit Dinte(4. Mose 5, 23) in dem althe- bräisch en Schriftcharakteu ohne Vocalzeicheii und Accente, sowie ohne Vers-, Kapitel- und Sinuabtheilungem ge- schrieben. Der ältere Schristcharakter nun, der seinem Ursprung nach auf das altphönizische Alphabetzuriicks weist, ging seit der babylonischen Gefangenschaft m Folge des durch Esra geweckten Eifers für das Studium der heil. Schrift allmälig, zumal der immer häufiger werdende Schriftgebrauch Vuchstabensorinen ersorderte, die dein Bedürsniß sowohl des Schnell- als des Schönschreibeiis genügten, in die Quadrat- oder assyrische Schrift über, die denn schon zu Christi Zeiten gebräuchlich war, wie aus der Stelle Matth. 5, 18 hervorgeht; denn wenn dort von dem kleinsten Buchstaben die Rede, so ist im Grundtext dieser Buehstabe (das Jod s) geradezu be: Namen genannt, unter Titel aber sind solche Hakchen und Strichlein gemeint, wodurch sich z.B.»das «) vom J, das H vom n unterscheidet Die Bezeichnung der Vokale aber, die ursprünglich sehr eiiifacl) gewesen war, so lange die genaue Kenntniß der lebenden Sprache die vollständige Schreibun der verschiedenen Selbstlaiite und ihres Tons noch ent ehrlich machte, gestaltete sich spater A, T. I. 2« 7 98 Richter 6, 16—-30. zu einem eigentlichen Vokalsystem und wurde in dem Zeitraum Vom 7——10. Jahrhundert in der Schule zu Tiberias der gcsanimten mündlichen Ueberlieferung (Ma- sora) gemäß in den Text eingetragen, so daß man von da an, wenigstens fitr den Privatgebrauch nur noch punktirte Handscheisten hatte. Von den Vers- und Ka- pitelabtheilungen ist schon Anm. zu I. Mose 32, 2 und von den Sinnabtheilungeu (Paraschen) Anm zu 2.Mose 20, 6 die Rede gewesen. 16. Der HErr aber sprach zu ihm: Jch will mit dir sein [2. Mose Z, 12; Jos. l, 5], daß du die Midianiter schlagen sollstx wie einen einzelnen Mann [d. h. mit einem einzigen Schlage sie ver- nichten sollst 4. Niofe 14, 15]. 17. Er aber smit einem solche1i Helfer wohl zufrieden, doch nun auch desto mehr der Gewiß- heit bediirsend, daß er wirklich den HErrn auf seiner Seite habe] sprach zu ihm: Lieber, habe ich Gnade vor dir fanden, so mache mir ein Zeichen [gieb mir durch ein Zeichen auf unzweifelhafte Weise zu erkennen] daß du es seiest, der mit mir redet sderjenige wirklich seiest. als welcher du mit mir redest, nämlich der HErr]. 18. Weiche Darum] nicht svon dieser Stelle] bis ich szuvor hingegangen bin in meines Vaters Haus und wieder] zu dir komme, und bringe mein Speisopfer, das ich vor dir lasse sdasz du das er- betene Zeichen daran thun könnest]. Er sprach: Ich will bleiben, bis du wiederkommest [und das Zeichen dir nicht vorenthalten] 19. Und Gideon kam snach Hause] undschlach- tete sund bereitete zu] ein Ziegenbbcklein und nnhm ein Epha [ohngefähr 6 Metzeu Blum. zu Z. Mose 16, 361 uugesäuerteii Nichts sdaraus er in der Eile Afchkuchen buk l. Mose 18, 6 ff.], und legte sdas] Fleisch in einen Korb kund dazu das Gebäck], und that die Briihe in einen Topf; und brachte es zu ihm heraus unter die Eiche, und trat sindem er es vor ihn hinsetztej herzu [um abzuwarten, was sein Gast nun thun iverde]. Gideons Gabe besteht in einer Speise, wie man sie einem Gaste, den man ehren wollte, vorzusehen pflegte; er erwartet aber nicht, daß sein Gast, den er bereits fitr oen HErrn selber erkannt hat, sie nach Menschenweise verzehren, sondern daß er sie als ein Opfer aufnehmen, mit Feuer verbrennen und sich »so als den, der er ist, handgreiflich beweisen werde, wie denn« dieser hernach V. 21 auch wirklich thut. Sein Herz ist an sich nicht mehr zweifelhaft, wen er vor sich hat (V. 1»5); er will nur noch des HErrn Siegel und Unterschrift haben zu der Ueber eugung seines Herzens, um darnach mit sieges- gewisser Zuversicht das Werk anzugreifem das ihm auf- getragen ist. »Was den åbliensclien stark macht in der Arbeit, den Kämpfen und Leiden des Lebens, was mit Gideons Heldenmnth auch das schwächste Weib »aus- rüstet, das ist wahrlich nicht der Blick auf die eigene, wie ein Rohr zusanfmenbrechende Kraft, sondern nur die Gewißheit der himmlischen Berufung, der unerschiitters liche Glaube, in des HErrn Dienst, Schutz, Aussicht und Leitung zu stehen und nicht sich selbst, sondern Gott anzugehören.« (Bender.) Vgl. Hebt. 13, 9. 20. Aber der Engel Gottes [statt Feuer vom Hiinmel fallen zu lassen 1. Kön 18, 38, wie Gi- deon erwartete] sprach zu ihm: Nimm das Fleisch und das Ungesäuerte [aus dem Korbe] und laß es sstelte es nieder] auf dem Fels, der hie szu meiner Seite] ist Eals auf einem Altar], und genß die Brühe [in dem Topfe darüber] aus. Und er that also. 21. Da reckte der Engel des HErrn den Stecken [Wanderstab] aus, den er in der Hand hatte, und rührete mit der Spitze sdesselbenj das Fleisch und das ungesciuerte Mehl an. Und das Feuer fuhr aus dem Fels, und verzehrete das Fleisch und das ungesciuerte Mehl. Und der Engel des HErrn verschwand [in demselben Augenblick, wo das geschah] aus seinen Augen. Der Engel thut hiermit» wie Gideon erwartet hat, er macht seine Gabe zu einem Opfer; doch thut er über sein Bitten und Verstehen, da das Feuer nicht vom Himmel fällt, sondern aus dem Felsen fährt, zum hand- greiflichen Beweis, daß der, der im Himmel wohnt, jetzt neben ihm auf Erden steht. Es ist das aber zugleich ein sinnbildliches Zeichen. ,,Siehe, wsollte der Enge! ihm sagen, wie ich mit meinem Stabe Feuer aus einem Felsen hervorrufe, so vermag ich auch dich, Gideon, ein wie geringes und schwaches Stäblein du auch vor dir selber sein magst, als mein Werkzeug zur Besiegung des midianitischen Heeres zu gebrauchem also daß sie von dir verzehret werden wie dein Opfer Vom Feuer-«. (E. W. Krummacherh »Auch von dem Felsen unsers Heils geht Feuer aus, das Feuer des heil. Geistes; und wer die Feuertaufe des Geistes empfangen hat, der ist angethan mit Kraft aus der Höhe und vermag alles durch den, der ihn niächtig macht, Chrtstus«. (Bender.) 22. Da nun Gideon sahe saus dem, was sich eben vor seinen Augen begeben hatte, für gewiß erkannte] das; es ein Engel des HErrn sdersenige Engel, der der HErr selber ist] war sder mit ihm geredet], sprach er [voll Furcht und Angst des Todes, dieweil er nun werde sterben müssen 2. Mose 33, 20 vgl. l. M. 16, 13 f.; 32, 30; 2. M. 20- 19]: O HEry DIE-it, habeich also einen Den] Engel des HErrn von Angesicht gesehen? [Dann wehe mir!] 23. Aber der HErr sprach zu ihm sdurch inneren Zuspruch feines Geistes]: Friede fund alles Gute] sei mit dir! Fürchte dich nicht; du wirst nicht sterben [ob du gleich mich von Angesicht ge- sehen hast] 24. Da banete Gideon [voll dankbarer Freude über die ihm hiermit zu Theil gewordene Zusiche- rung der, seine menschliche Sünde und Schwach- heit zudeckenden Gnade] daselbst-dem HErrn einen Altar snicht zu einer Opferstätte Jos. 22, 10 ff., sondern zu einem Denkmal der geschehenen Gottes: offenbarung 2. Mos. 17, 15 f.]; und hieß ihn [ge- mäß dem tröstlichen Zuspruch V. 23: Jehova schalem, das ist verdolmetfchet], der HErr des Friedens. Der stehet noch bis anf den heutigen Gideon, in seiner Zuversicht durch ein Zeichen des HErrn bestärkh zerstört den Baum-Altar. 99 Tag [wo dies geschrieben wird] zu [bei] Ophra sder Stadt JoasJ des Vaters der Esriter [V. 11]. Nicht nur hatte Gideon in jenem Wort des HErrit für seine eigene Person die Verstegelung erhalten, daß er nunmehr in Eine Reihe mit allen denen gestellt sei, denen ihre Sünde nicht schaden sollte, die vielmehr trotz derselben des unmittelbaren Verkehrs mit Gott gewür- digt worden; sondern er hatte damit zugleich die Zusage empfangen, daß der vom Frieden Gottes leeren, nur von seinem Zorn erfüllten Zeit (V.13) dieser Friede jetzt würde wiedergegeben und aller Noth ein Ende gemacht werden. Daher der bedeutsame Name, den er dem Altar giebt. III· Its. 25——32. In der auf diesen Tag folgenden diacht empfängt Gideon tdefehl von Gott, den Baute-Altar bei Gphra zu zerbrechen, an einer weithin sirhtbaren Stelle einen Jehouaslltar zu errichten nnd einen sielsenjährigeii Stier ang dem Stalle seines vaterg auf demselben zum tizrandopfer zu unsern. Grthnt das in der nächsten Nacht; als dann am andern Morgen die Ernte zu Gphra, über den versneintlicheir Frevel entrüstet, den Juno zur tier- ansgalse seines Sohnes» ausserdem, um ihn zu tödten, weiß dieser sie damit zn besrhwichtigem daß ja Haut, wenn er wirklich ein Gott sei, schon selber fiir sich strei- ten werde, nnd Gideon empfängt von dem Gage an den Ghrenuamen Ilerubbaah 25. Und in derselben Nacht [nachdem er die Erscheinnng V. 11 ff. gehabt hatte] sprach der HErt [durch innere Einsprache seines Geistes] zu ihm: Nimm einen Faun, unter den Ochsen, die deines Vaters sind, und einen andern [und zwar den, dem Alter oder der Reihenfolge im Stalle nach zw eiten] Faun, der siebcnjclhrig salso gerade so alt] ist [als der Druck der Midianiter seither gewähret hat], und sgelye mit demselben hinaus vor den Ort und] zerbrich den Altar Paul, der drittes Vaters ist fund auf welchem das von ihm regierte Geschlecht der Esriter Götzendienst treibt], und haue ab den Hain, der [meinem ausdrück- lichen Verbots. Mose 16, 21 zuwider] dabei ste- het [die dabei stehende Säule der Aschera, der weiblichen Naturgottheit der Cananiter 5. Mose 16, 21 Anm.]; 26. Und baue [an Stelle des zerbrochenen GötzeUaItareSJ dem HErrn, deinem Gott, oben auf der Höhe dieses [oberhalb der Stadt gelegenen] Felsen einen Altar [damit er den Leuten, wenn sie den vorigen Altar nicht mehr sehen, sogleich in die Augen falle V. 28, und sie dadurch erinnert werden, der rechte Gott sei erhaben über alle Götter], und rüste ihn zu [zum sosortigcn Ge- brauch]; und nimm den svorher V. 25 dir näher bezeichneten] andern Farrn [den du mit an Ort und Stelle gebracht hast], und opsere [davon] ein Btandopfer [denn nun soll Jsraels siebenjährige Sündenstrafe aufhören, und zwar verbrenne das Brandopferj mit dem Holz des Hains, den du ab- gehauen hast smit dem Holz der urngehanenen Aschera-Sänle, denn in und mit dem Opfer soll anch Jsraels Sünde der Abgötterei ein Ende nehmen]. Erst sollte Gideon das geistliche Joch des Satans zerbrechen, ehe er im Stande war, Israel von dem leib- lichen Joch der Midianiter zu befreien; darum wird ihin hier befohlen, die Abgötterei in welche das auserwählte Volk verstrickt war, abzuthun und den wahren Gottes- dienft wieder herzustellem denn noch machte das Volk selbst dazu keine Anstalt, wiewohl die Herzen dem HErrn einigermaßen sich wieder zugewendet hatten (V. 6) nnd anch die Predigt des Propheten (V.8ff.) nicht ohne Frucht geblieben war. Jn Zeiten langjährigen und all- gemeinen Abfalls von Gott und seinem lauteren Wort erwachen zwar hier und dort Seelen, die das eingedrun- gene Verderben fühlen und beklagen; aber wenn der HErr sich nicht Glaubensmänner erweckt, die da Hand anlegen, das Verderben anch abzuthun, bleibt doch alles beim Alten. Denke an die Geschichte der Reformationl 27. Da nahm Gideon zehn Männer aus sei- nen Knechten [anf die er sich am meisten verlas- sen konnte], und that, wie ihm der HErr gesagt hatte. Aber er fürchtete sich solches zu thun des Tages, vor seines Vaters Haus und den Leuten in der Stadt sweil alle noch so sehr dem Baals- dienst ergeben waren und ihm ohne Zweifel einen unbezwinglichen Widerstand würden geleistet haben, wenn er das Werk vor ihren Augen hätte unter- nehmen wollen]; und that es bei der Nacht [war- tete mit der Ausführung bis zur folgenden Nacht V. 25]. 28. Da nun die Leute des Morgens frühe [nachdem die That Nachts zuvor geschehen war] aufstunden sund hinaus nach dem Vaals-Altar gingen, um ihrer Gewohnheit gemäß den Baal anzurufen, ehe sie an ihre Geschäfte sich begaben], siehe, da war der Altar Baal zerbrochen, und der Hain foder die Aschera-Säule] dabei abgehalten; und der andere Farrn fbranutenoch als] ein Opfer auf dem Altar, der sanf der Höhe des Felsens V. 261 gebauet war. 29. Und einer sprach svoll Schrecken und Entrüstuiigj zu dem andern: Wer hat das gethan? Und da sie suchten und nachfragten, ward gesagt [entweder von einem, der um die Sache wußte, oder von den Nachforschenden selbst nach allge- meiner, sicherer Vermuthung]: Gideon, der Sohn Zeus, hat das gethan. 30. Da sprachen die Leute der Stadt zu Joas [vor dessen Haus sie sich zusammenrotteten]: Gieb deinen Sohn heraus; er muß sterben, daß er den Altar Vaal zerbrochen, und den Hain [die Aschera- Saale] dabei abgehauen hat. Die Wuth, in welche jene Götzendiener geriethen, kann uns so sehr nicht befremdenz sie tritt noch heutzu- tage auf dieselbe Weise in die Erscheinung So lange man die Götzen der Kinder dieser Welt nnangetastet läßt, bleiben diese noch ruhig und lassen sich die Pre- digt des Evangeliums gefallen. Aber versucht es nur einmal, einem selbstgerechteln pharisäisch gesinnten Manne zu sagen, mit all seiner eingebildeten Gerechtigkeit sei nichts, sie hätte keinen Werth vor Gott, sie miisse in den Tod, und solange man sie nicht aufgebe, seien die Pfor- ten des Himmels verschlossem so werdet ihr bald ge- wahr werden, wie der Mensch in Aerger und Wuth 7sk 100 Richter s, 3 1-— 40. 7, 1. 2. geräth Oder sagt einmal eineni Geizhals unter die Stirn, der Geiz sei eine von Gott verabscheute Abgot- ten-i, er sei die Wurzel alles Uebels, er sei eine Judas- sünde, ioodurch der HErr Jesus verrathen iind verkauft werde; bezeuget einem Trunkenbolde, er könne nimmer- mehr in’s Himmelreich kommen, wenn er den Wein« Bier- oder Branntiveingötzen nicht fahren lasse; setzt ein- inal die Brecheisen an die Gotzen der Clkelkelh dss Luxus, der Kletderpracht oder an die sundlichen Vergan- gungen hderb slzåeltfiigid ihre »Sablå)citshslk)anddeireietiå: Aollxea werdet i r a era ren- wie au o e, e i - meinen keine Feinde der Bibel« sindspiiber euchherfahren und sprechen werden: Was» will dieser engherzige Pietish dieser zelotische Fanatikerl sort mit ihm, wir wollen ihn nicht heim! Es ist nicht zu sagen, wie» krampfhaft per Mensch, so lange er nach dein lebendigen Gott nicht fragt, seine Götzen fesihalt und wie zartlich er sie liebt. (Krummacher.) « » · 31. Joas aber« sden die Glaubensthat seines Sohnes ebenfalls zum Glausen gebrgeht hatte an? der nun seiner Richterwiir e as ciupting . e Orts sich bediente, um nicht nur den Sohn wider die Volkswuth zu schutzen, sondern AUch »Den BUT! desto tiefer herabzusetzen, je höher, ern« sSINEV Rede ihn erhob] sprach zu allcn, die bei ihm svor seinem Hause I. Mose 19, 4 ss-J» TMUDSUT Wo« ihr um Baal haderns Wollt ihr ihin»hel·fen? [Das wäre doch wahrlich eine Schmach fur einen so großen und mächtigen.hGoftt», wbeiiii Hrstgger Hülfe solcher Leute, wie i r eid,· edur e. er um ihn hadert [den Zerstörer seines Altars noch ferner verfolgt], der soll· [als»eIUet- DFV ZU sElU Amt greift und ihm nicht einmal Zeit laßt bis zum nächsten Tage, die ihm widerfahrene Unbill selbst zu rächen, nochg dieses[ Mhhrtgens »gtletzbea; Jst er Gott sworan i r Ia» a e ni zweie - rechte er um sich selbst, das; sein Altar zerbrochen ist sbis zum nächsten Morgen werdet ihr schon sehen, was er in feiner, Sache gethan hat.»Da- mit gaben denn die Leute um ·lO mchx sich JOHN-dell- wkil des Joas ironischeRede ihnen die Augen offnete über die Richtigkeit ihres Gotzenj 32. Von dem Tage an hicsrwsm ihn ldeU Gideon] Fsdekzxsxsziall sdt i. eststjvrleiste oder Echte YOU, Un pra meine nii ie en zwei or- ten]: Vaalrechte um» sich selhsh DEBJEIU Alt« zerbrochen ist sgab aber damit thatsachlich dem Baal und seinem Dienst den Abschied und sagte sich von ihm los]. Diese Geschichte erinnert lebhaft an ein Ereigniß aus der Missionsgeschichte unsers deutschen Vaterland-es. Als de: engiischc Mönch Winfrieiz spcktee Vvntfacius (der Wohlthätey genannt, unsern heidnischen Boreltern das Evanåxzciixxm von Cgkissxo lpreFigte, dick; TM Z; ·s im esen an e an e « Zikikitseilseetle Ihn, und sogleich war sein Entschliitz gefaßt, hier ein Gideonswerk zu vollbringen und»den abgottisch verehrten Baum, den er fur die Hauptstarke des dorti- gen Heidenthuins erkannte, uinzuhauem Eine Unzahl- baie Menge Heiden hatte sich um ihn versammelt; Bo- nifaciiis that seinen Mund aus uiid predigte ihnen den lebendigen Gott, der Himmel und» Erde »geniacht- VMJU aber ergriff er die Axt und suhrte einen machtigen Streich gegen die Eiche Der Schlag drang durch den Wald, aber mehr noch durch die Herzen der athemlosen Menge, die mit gespannter Erwartung dem Augenblick entgegen- sah, wo ein Blitz vom Himmel den Frevler am Heilig- thum ihres Gottes zu Boden strecken werde. Doch der Glaubensheld hieb immer kräftiger drein, bis der gewal- tige Baum krachend zu Boden stürzte. Ein Schrei des Entsetzens entfuhr der ganzen großen Versammlung, worauf eine tiefe Stille folgte. Da aber die Rache des Donnergottes ausblieb, so war mit der Eiche zu leich der Götze in den Herzen umgestürztz viele thaten Buße und ließen sich taufen zur Vergebung ihrer Sünden, von dem Holze der zerschinelterten Eiche aber wurde eine Kapelle gebaut und fortan der Name des Hctlandes darin gepredigt. IV· v. 33--40. Jus hieraus vie rnnianiick mit irre» iocrbsindetrn abermals ins Land rinsallen und in drr Ebene Ieorecl sich lagen-» wird Gideon vom Geiste Gottes ergriffen, daß er ein tjeer aus drn nördlichen Stammes( niii sich sammelt; ehe er alter dann zum Kngriss schrei- tet, vrrsirtjert er sich nochmals des göttlichen tseiftandcg durch ein zwiefachrs Besehen, das er vom ijGrrn sich crtsittet . 33. Da nun alle Mtdiaiiitey und Amalekitey und die aus dem Morgeulande lzu der gewöhn- lichen Zeit, wo sie ihre räuberischen Einfälle zu machen pflegten V. 1—3, drüben, jenseit des Jor- dan] sich zu Haus versammelt hatten, und zogen [bei Bethsean] herdutch sherüber über den Fluß] und lagerten sich im Grunde Jesreel [um von da aus das Land nach allen Seiten hin auszusaugen]: 34. Zog der Geist des HErrn Gideon an [legte sich, indem er sich auf ihn herabsenkte und mit seiner Kraft ihn erfüllte Luk. 24, 49, wie ein Panzen wie eine das Gefühl der Unüberwindlich- keit einflößende starke Wasfenrüstung um ihn her- um 1.Chron. is, 18; 2. Chr. 24, 20]; und et ließ svoll freudigen Muthes, den Kampf zu wagen] die Posaunen blasen, und rief smit sol- chem Kriegssignal die sireitbaren Männer des Ge- schlechts] Abieser[zusammen, und diese, die in dem von Baals Rache verschont gebliebenen Baalsstrek ter V. 32 den zu großen Dingen berufenen Mann erkannt hatten, waren alsbald willig und bereit]- daß sie ihm sals Führer] folgeien 35. Und [weiter] sandte sGideonj Botschaft in ganz Manasse kdiesseit des Jordans iiud rief ihn [diesen Stamm, zu dein er selbst mit seinem Gefchlecht gehörte] an, daß sie fdie streitbaren Männer des Stainmesj ihm auch nachfolgeten [was sie denn durch Einwirkung des Geistes Gottes wirklich thaten] Er sandte [darnach, als er so schon einen ansehnlichen Heereshaufen zusam- rnengebracht] auch Botschaft zu [den drei nördlichsten Stummen] Asseu und Sebulon, nnd Naphthaliz die kamen herauf ihm [der von Süden nach der Ebene Jesreel heranzog] entgegen sso daß nun das ganze Heer 32,000 Mann, betrug KKip. 7, 3]. Zu dem Stamme Jsaschar konnte er nicht ebenfalls Boten schicken, weil in deren Gebiet die Feinde am klei- nen HermonKap. 7,I lagerten; zu Ephraim aber seu- Bei einem neuen Raubzug der Midianiter zieht ihnen Gideon mit einem Heer entgegen. dete er wohl deshalb nicht, weil dieser Stamm schon damals nach der Oberherrfchaft strebte und feiner Auf- forderung schwerlich nachgekommen fein würde· Die Ephraimiten machten ihm hernach Vorwürfe deswegen, doch wußte er in geschickter Weise sie zu beruhigen (Kap. 36. Und Gideon sdie nngeheuere Menge der Feinde, mit denen er es aufnehmen wollte, jetzt vor sich sehend und da einer neuen Stärkung sei- nes Glaubens sich bedürftig fühlend] sprach [im Gebete] zu Gott: Willst du [wirklich] Israel durch meine Hand erlösen, wie du [V. 14 u. 161 gere- det hast; 37. So will ich [dir Gelegenheit geben, durch ein recht deutliches, untrügliches Zeichen mich dieser deiner Zusage nochmals zu versichern, damit ich neuen Muth bekomme und mich die große Menge, die ich schlagen soll wie einen einzelnen Mann, nicht weiter lasse schrecken Jch werde nämlich heute Abend] ein Fell mit der Wolle [ein gescho- renes Schafsell oder Vlies; unter freien Himmel] auf die Tenne legen. Wird der Thau sder des Nachts s1ch auf die. Erde senkt] auf dem Fell allem sein [wenn ich morgen früh iiach ihm sehe], und auf der ganzen Erde [dem ganzen, das Fell rings umgebenden Erdreich es] trocken [bleiben], so will ich [an solchem Wunder, das nur deine Hand ge- wirkt haben kann] merken, daß du Israel erlösen wirst durch meine Hand, wie du geredet hast. 38. Und es geschah also [während der folgen- den Nachh wie Gideon sich ausgebeten hatte; es fiel sonst kein Thau, als allein auf das Fell, das er auf der Tenne ausgebreitet hatte] Und da er des andern Morgens früh aufstund [und nachsahh drückte er den Thau aus von dem Fell» und ful- lete eine Schale voll des Wassers [so reichlich war er auf dasselbe gefallen, während das Erdreich ringsherum trocken geblieben war] 39. Und Gideon sum alle Vernunftbedenb lichkeiten, als könne die Sache auch natürlich zu- gegangen sein, da Wolle selbst dann den Thau an sich zieht, wenn alle andern Gegenstände nur wenig davon berührt werden, ein für alle Mal niederzuschlagen, und voll der guten Zuversicht, das; der HErr auch das vermöge, was geradezu wider die Natur ist] sprach zu Gott: Dein »Zorn ergrimmt nicht wider mich, daß ich noch einmal kkde f1.Mof.18, 30.32]. Ich will-s nur noch einmal fund zwar in umgekehrter Weise] versuchen mit dem Fell sgewährst du mir auch· dieses Zei- chen, so wüßte ich nicht, was noch irgend mich zweifelhaft und bedenklich machen könnte] Es sei [wenn ich das Fell für die kommende Nacht abermals auf die Tenne lege] allcin aus dein Fell trocken, und Thau auf der ganzen Erde [m der ganzen Umgegend rings umher]. · 40. Und Gott [seineWundermacht noch ein- mal in Gideoiss Dienst stellend, um ihn recht 101 gewiß zu machen, daß er das auch bei dem be- vorsiehenden Kampfe wider die Midianiter thun werde] that also dieselbe Nacht lwie er begehrt hatte], daß [am andern Morgen] trocken war allein auf dem Fell, nnd Thau auf der ganzen Erde sallenthalben umher] Die Wunderzeichen, die Gott zur Stärkung des Glaubens thut, sind allemal zugleich von sinnbildlicher Bedeutung. So schon die dreiZeichen, mit denen Mofe ausgerüstet wird (vgl. Anm· zu 2. Mose 4, 9). Das nun, welches wir hier vor uns haben, ist ein Gleichniß des Volkes Israel. ,,Zuerst war dasselbe mit dem Wort der Gnaden, das in 5. Mose 32,12; Ps.110,3 dem Thau der Morgeuröthe verglichen wird, befeuchtet und erquickt, da indessen alle Länder der Heiden trocken gelassen wa- ren; hernachmals aber ist die jüdische Kirche von der Erkenntniß Gottes nnd seines Heils verlassen worden, während ringsherum alle Länder mit dem feligmachens den Evangelio erstillet sind« (Malth. 21, 43). Das '7. Kapitel. igideon erhält den Sieg wider die Riidianiten I— V. 1—8. Indem jetzt Gideon dem feindlicheii Heere näher rückt, wird ihm vom tjErru befohlen, von seinen Streitern diejenigen zu entlassen, die blöde nnd verzagt find; die Buhl derselben redurirt (vermlndert) sitt) hier- durch auf zehntausend Mann. Aber nochmals muß er eine Reduktion vornehmen durch Entlassung derer, die beim Trinken auf ihre Kniee gefallen sind, so daß ihm nur noch dreihundert bleiben. I. Da [durch das zwiefache Zeichen Kuh. S, 36 ff. des göttlichen Beistandes versichertJ machte sich Jerubbaah das ist Gideon [Kap. 6, 32], knoch selbigen Tages] frühe auf svon dem Orte, wo die Geschichte mit dem Vließe sich ereignet hatte] und alles Volk, das mit ihm war, und lagerten sich an den Brunnen [an die Quelle] Harodf daß er das Heer der Midianiter hatte gegen Mitternacht, hinter den Hügeln der Watte im Grunde svom Hügel More, dem sogenannten kleinen Hermon an, im Grunde, d. i. bis hinunter in die westlich davon scch ausbreitendeEbeneJesreel I. Sam. 28, 4]. «) Vermuthlich auf der nordwestlichen Anhöhe des Gebirges Gilboa gelegen, an deren Fuße die Quelle Dsehalud oder, wie sie im Mittelalter hieß, Tuba-riet entspringt (vgl. Z. Sam. 23, 25). 2. Der HErr aber sprach ldurch innere Ein: sprache seines Geistes] zu Gideon sdem sein Heer von 32,000 Mann im Vergleich zu den 135,000 Midianitern Kap. 8,10 viel zu gering vorkom- men mochte]: Des Volkes ist lmit nichten zu we- nig, sondern im Gegentheil noch viel] zu viel, das mit dir ist, daß ich sollte Midian in ihre Hände geben; Israel möchte [wenn ich durch diese Zweiunddreißigtausend das Werk ausrichten wollte] sich rühmen wider mich, nnd sagen: Meine seigenej Hand hat mich erlöset* [es kommt aber alles bei dem bevorstehenden Siege darauf an, daß solche Rede schlechterdings unmöglich sei, und Israel durchans die Hand des HErrn erkenne, dadurch es errettet wird von seinen Feinden. Pf. 44, 2——4]. 102 Richter 7, 3—15. 3. So laß nun [wie das Gesetz Mosis aus- drücklich vorschreibt b. Mos. 20, 8] ausschreien vor den Ohren des Volks, und sagen: Wer blöde und verzagt ist, der kehre um, un hebe bald sich vom Gebirge GileadHK Da [als Gideon, dem Willen des HErrn gehorsain, den Ausruf ergehen ließ] kehrete des Volkes u»m zwei nnd zwanzigtausend, daß nur zehntausend uberblteben «) Wie das meuschliche Herz verzagt ist» bei Unter- nehmung gefährlicher Dinge, ruhmsüchtig aber bei glück- lichem Ausgang derselben, also mußte Gott der Vlödig· keit durch ein dreifaches Wunder (Kap. ei, 36 ff.; 7, 9ff.] helfen, der Ruhmsucht aber durch Verminderung des Volkes vorbeugen. (Starke.) —- ’«·’«·) Von jeher hat die Erwähnung des Gebirges Gilead, das ja auf der Ost- seite des Jordan liegt, und also in den Zusammenhang unserer Stelle nicht hineinpaßh den Auslegern viel Schwierigkeit bereitet; diese zu beseitigen giebt es haupt- sächlich folgende Erklärungsverfuche I) Manche (unter ihnen besonders Joh. Clemens) nehmen einen Schreibfehler im Grundtexte an; statt IJJEJH wäre mit Veränderung bloß der beiden letzten Buchstaben yJEJH zu lesen und also nicht ,,vom Gebirge Gilead-«, sondern vom Gebirge Gilboa zu übersetzen (V. 1). Z) Andere glauben, daß ein Theil des Gebirges Gilboa ebenfalls den Namen Gilead -—nnd zwar der dem Gebiet der West-Manassiten, die ja aus den Geschlechtern Gilead 4. Mos 36, 4 Anm. bestanden, am nächsten gelegene Theil— geführt habe, gleichwie nach Jos 15, 10iin Ge- biete Juda es einen Berg Seir gab, der mit dem Ge- birge Seir in Edom nicht zu verwechselu ist. Z) Noch Andere überfetzen entweder geradezu: ,,nach dem Gebirge Gilead-«, oder doch: ,,vom Gebirge (hier, nämlich Gil- boa) nach (dem Lande) Gilead-«; darnach hätten die sich Zurückziehenden nicht nach ihrer Heimath gehen, sondern in Gilead sich aufhalten sollen, um nach erfochtenen1 Siege von dort aus die Midianiter wenigsiens mit ver- folgen zu helfen. Von diesen Erklärnngsversuchcn ist der letzte sprachlich und sachlicl) nicht zulässig; auf den ersten zurückzugreifen ist nicht nöthig, der zweite dagegen hat am meisten Wahrscheinlichkeit für sich. · « 4. Der HErr sprach [darnach weiter] zu Gi- deon: Des Volkes ist noch zu viel [es muß daher eine uochmalige Ausscheidung derer, die nicht ganz tüchtig zu dem bevorstehenden Kampfe, als der allein im unbedingten Glauben an mich Jerem.»17, 5 geführt sein will, vorgenommen werden] Fuhre sie salso, die zurückgebliebenen Zehntausendj hinab an’s Wasser [au die am Fuß der Anhöhe fließende Ouelle« V. 1, um sie dort trinken zu lassen], da- selbst will ich sie dir prüfen [die Ausscheidung sel- ber vornehmen, damit du nicht durch eigene Wahl fehlgreifsi]; und von welchem ich dir sagen werde, daß er mit dir ziehen soll, der soll mit dir ziehen; von welchem aber ich sagen werde, daß er nicht mit dir ziehen soll, der soll nicht ziehen. V) Die Quelle Dschalud enthält schon in ihrem Ur- sprnnge so viel Wasseu daß sie alsbald einen Teich von 40——50 Fuß im Durchmesser bildet; aus diesem zweigt sich dann ein nach Osten fließender Bach ab, so daß also Gideon’s Heer hinreichenden Raum dort hatte zu trinken. 5. Und er suhrete das Volk hinab ans Wasser. Und der HErr sprach zu GideonYWelcher [ietzt, wenn nun alle trinken werden] mit seiner Zunge des Wassers leitet, wie ein Hund lecket knicht erst viele Umstände macht, um recht gemächlich und sich recht satt zu trinken, sondern ein wenig Wassers mit der hohlen Hand schöpft, wieviel er eben zur höchsten Nothdurft bedarf, und davor stehend mit der Zunge leckt, zufrieden, wenn nur diese etwas wieder angefeuchtet isi], den stelle besonders; des- selben gleichen, welcher auf seine Kniee fcillt [sich ganz dazu einrichtet, recht bequem und viel] zu trinken [den stelle auch an einen besonderen Ort]. 6. Da war die Zahl [der ersteren, nämlich] derer, die [stehend und in voller Waffenriistung geleitet hatten aus der Hand zum Munde, drei hundert Mann; das andere Volk alles hatte knie- end getrunken. · »7. »Und der HErr sprach zu Gideon: Durch die dreihundert Mann, die [nur] geleelt fund sich damit als rechte, allezeit zum Kampf bereite und ihren Leib betäubende Streiter l. Cor. 9, 25 ff. bewiesen] haben, will ich euch erlösen, und die Mi- diauiter in deine Hunde geben; aber das andere Volk [die übrigen 9,700 Mann] las; alles gehen an seinen Ort [wo jeder hingehört, d. h. nach Hause] Diese Dreihundert sind die Vorbilder derer, welche die Welt nur zu ihrer Nothdurft gebrauchen und als Pilger frei und los vom Jrdischen, ihr Antlitz richten nach dem Jerusalem, das droben ist, wie esin dem Verse (Kommt, Kinder, laßt uns gehen V.5) heißt: Man muß wie Pilger wandeln, frei, bloß und wahrlich leer; viel sam- meln, halten, handeln macht unsern Gang nur schwer. Wer will, der trag’ sich todt: wir reisen abgeschieden, mit Wenigem zufrieden, und brauchen’s nur zur Noth. Sie sind Vorbilder der kleinen Heerde, welcher der himm- lische Erzhirtezuriiftx ,,Füchte dich nicht, du kleine Heerde; denn es ist des Vaters Willu dir das Reich zu beschei- den.« (Kri»inim»cicher.) —»— Die Geschichte ist ein herr- liches Vorbild fur die Kampfe der Gemeine des HErrn zu allen Zeiten. Die ächten Streiter des HErrn su- chen. ihre»Stärke nie i1i der Zahl, und schwächen ihre Reihen nicht durch Aufnahiue von vielen Halbherzigem Trägen, Verzagterr Jn Friedenszeiten mögen sie mit Vielen um der Liebe ivillen Gemeinschaft haben; soll aber gestritten werden für den HErrn, so gilt es, aller sich zu entledigen, welche das Heer nur schtväclieu können. so. Gerlach.) - 8. » Und sie [die Dreihundert] nahmen Fütte- rung fur das Volk [von dem, für die ursprüng- liche ganze Heeresinenge bestimmten Proviant so viel] mit sich [als sie zu tragen vermochten], und ihre Posaunen soder Kriegshörnen deren im gan- zen Heere ohngefähr soviel vorhanden waren, daß nun jeder einzelne Mann ein solches bekommen konnte V. 16]. »Aber» die andern Jsraeliteu ließ er alle gehen, einen jeglichen in seine Hutte; er aber starkte [versah] sich mit dreihundert Mann [mit denen er nach des HErrn Befcheid V. 7 stark genug»warf, Jsrael zu erlösen] Und das Heer der Midianiter lag unten vor ihm im Grunde [Jesreel]. Gideon vermindert auf Gottes Befehl sein Heer auf 300 Mann. 103 II— o. 9—23. Ia de: daraus folgende« nacht ließet-it der Hatte dem Gideon, in’g tlkager der Feinde hinabzu- sieigem zuvor aber, um sieh ttluth zu einem Jtngriss zu machen, tu Begleitung seines Wassenträgerg den Stand der Dinge dort zu erforschetu Gr thut das, erfährt aus dem belauskhten Gespenst) zweier auf der wache stehenden Soldaten, wie entniulhtgt die midiauiter sind, und fiihrt noch in derselbigen tllathi mit seinen 300 itlaun eine Kriegelisi aus, dadurch die Feinde dergestalt ersehreelet werden, daß sie nakn zwei Seiten hin eiligst die Flncht über den Jordan ergreifen. 9. Und der HErr sprach in derselben Nacht [die auf den Tag, an welchem Gideon jene zwei- malige Verminderung seines Heeres V. 2 ff. hatte vornehmen müssen, folgte] zu ihm: Siehe [noch in dieser Nacht] aus, und gehe [mit den Dreihun- dert] hinab zum Lager [der Midianitey um es anzugreifen]; denn ich habe es in deine Hände gegeben [du kannst also getrost das Unternehmen wagen, wenn nur dein Glaube stark genug ist]. In. Fürchtest du dich aber hinab zu gehen [weil dir eine so kleine Schaar von Streitern zur Seite steht], so [begieb dich erst einmal in eigener Person bis an die feindlichen Vorposten und] laß deinen Knaben [Wafsenträger, Adjutanten] Pnra mit dir hinabgehen zum Lager, 11. Daß du [bei solcher Verkundschaftung] hörest, was sie [unter einander] reden sund dar- aus die Verfassung und Stimmung der Feinde erkennest] Daruach [wenn du so selber dich wirst überzeugt haben, wie verzagt und muthlos ich ihr Herz gemacht und damit dem Unternehmen fchon genugsam vorgearbeitet habe] sollst du mit der [kleinen] Macht binabzieben zum Lager [ohne dich weiter zu sürchten]. Da lzufolge dieses göttlichen Befehle] ging Gideon mit seinem Knaben Pura hinab an den Ort der Schildwäehteu die im Lager Witten sbis an die, von der bewasfneten Macht der Mi- dianiten in deren Lager sich außer den Kriegern auch Weiber, Kinder und Viehheerden befanden, ansgestellten Vorposten.] 12. Und die Midianitey und Amalekitey und alle ans dem Morgenlande saus deren Vereini- gung das feindliche Heer bestand Kap. 6, 3], hat- ten sieh niedergelegt im Grunde, wie eine Menge Heuschrecken; und ihre Kameele [die sie als herum- ziehende Nomaden bei stch hatten] waren nicht zu zählen vor der Menge, wie der Sand am Ufer des Meeres [Kap. S, 5.]. 13. Da nun Gideon [in Begleitung seines WaffeUträgerSJ kam lau den Ort der Schildwäch- ter V. 11], siehe, da erzählete kebenj einer kvon den als Wache ausgestellten Kriegern] einem an- dern sfeinem Nebenmanu] einen Traum [den er vorher, ehe er zum Wachtdienst ausgesandt wor- den war, im Schlafe gehabt], und sprach: Siehe, mir hat geträumt, mich däuchte, ein geröstet [auf heißer Asche gebackenes] Gerstenbrod wälzte slch [wie ein rollendes Wagenrad von der gegenüber- liegenden Anhöhe herab bis] zum Heer der Midia- niter; und da es kam an die Gezelte [der letzte: ren], schlug es dieselbigen, und warf sie nieder, und kehrete sie um, das oberste zu unterst, daß das Gezelt sgänzlich vernichtet am Boden] lag. let. Da antwortete der andere: Das [Ger- stenbrod, von dem du geträumet hast] ist uichts anderes, denn das Schwert Gideon’s, des Sohns Saus, des Jsraeliten [der mit seiner Schaar uns gegenüber lagert]. Gott hat [wie aus dem Traum- bild deutlich hervorgeht] die Midianiter in seine Hände gegeben mit dem ganzen Heer. Die Erhebung der Jsraeliten war hiernach den Mi- dianitern kein Geheimniß geblieben und hatte durch be- sondere Einwirkung des HErrn ihre Herzen mit banger Furcht ersülltz indem nun dem einen unter ihnen das, was ihnen bevorsteht, in einem Traum sich darstellt, und der andere vermöge derselben allgemeinen Furcht, die jenem den Traum einzugehen, sogleich auf die richtige Deutung verfällh hat Gott hauptsächlich sein Absehen auf den das Zwiegespräch belauschenden Gideon gerich- tet: Dieser soll von dem siegreichen Ausgange seines Unternehmens trotz der geringen Macht, die ihm zu Ge- bote steht, eine feste Ueberzeugung erlangen. Dafür nun ist das Bild eines geröstcten Gerstenbrodes höchst bezeich- nend. Gerstenbrod ist die Nahrung der ärmeren Volksklassenz es bedeutet also dasselbe sowohl die von den Midianitern verachteten und wie Sklaven behandel- ten Jsraeliten überhaupt, als den von Haus aus ge- rin en (Kap. G, 15) und setzt nur mit wenigen Streitern versehenen (Kav.7, 7) Gideon insbesondere. Aber er ist ein geröstet Gerstenbrod: »Geröstet am Feuer der Demuth, geröstet in allerlei dunklen Wegen heißer An- fechtung und klein gemacht durch die Entziehuiig aller fleischlichen Stützen« — Wir haben auch ein Brod, das vom Himmel gekommen ist und giebt der Welt das Leben. Das ist unser HErr Jesus Christus, auch un- scheinbar wie Gideon; aber dieses Himmelsbrod, geröstet am Stamme des Kreuzes im Feuer des Zorncs und der Liebe Gottes, hat das Heerlager des Satans umgekehrt und zerstört. Und wenn wir zu denen ehören, die da sagen können: Das ist mein einiger Trosi im Leben und im Sterben, daß ich mit Leib und Seele, beides, im Leben und im Sterben, nicht mein, sondern meines ge- treuen Heilandes eigen bin, der mit seinem theuren Blute für alle meine Sünden vollkommen bezahlet hat (Hei- delberger Katech. Fr·1), dann wissen wir auch, daß un- ser Glaube der Sieg ist, der die Welt überwunden hat. Ob auch das Heer des Satans, welcher wider uns streitet, noch so groß ist, wir wissen alsdann, daß wir in Ihm weit überwinden, ja wir pflanzen dann schon hinieden im Thale des Kampfes das Siegespanier auf; denn ,,des Hauptes Sieg der Glieder ist, drum kann mit aller Macht und List der Teufel uns nicht schaden.« (Krummacher.) 15. Da Gideon den horete solchen Traum erzählen, und saus dem Munde des andern zu- gIeichJ seine Auslegung, betete er [ooll freudigen Dankes gegen den HErrm der ihn damit nicht nur einen Blick in die Muthlosigkeit der Feinde, sondern auch in deren gewisse Niederlage hatte thun lassen] an, und kam wieder in’s Heer Israel [zu den dreihundert Mann] und sprach: Machet eurh [ohne Verzug noch zu dieser Stunde] auf, l04 Richter 7, 16——25. 8, 1—-3. denn der HErr hat das Heer der Midianiter fwie er soeben durch ein neues Zeichen mir kund ge- than] in eure Hände gegeben. e Its. Und er theilete die dreihundert Mann in drei Haufen Izu je hundert], und gab einem jeg- lichen [Mann] eine Posaune in seine Hand, und sebenso allen einzelnen] ledige Kruge sin denen der von dem ganzen Heer zurückgebliebene-Mund- vorrath V. 8 verwahrt gewesen war] und Fackeln drinnen [die von den Krügen so lange ver-deckt bleiben sollten, bis man das ganze Lager der Feinde umzingelt hätte]. » 17. Und sprach zu ihnen: Sehet auf mich, und thuet auch also [wie ich jetzt, beim Anritckein thun werde, daß ihr nämlich in der rechten Hand die Posaunen und in der linken die von den Krit- gen verdeckten Fackeln haltet]; und siehe, wenn ich an den Ort des Heers komme, wie ich [dann] thue, so thut ihr auch. 18. Wenn ich die Posaunen diese, und alle, die mit mir [in derselben Abtheilung V. IS] sind, so sollt ihr [in den beiden andern AbtheilUngenJ auch die Posaunen blasen ums ganze Heer, [die Kriige zerschlagen, so daß nun die Fackeln plötzlich aufleuchten in der Nacht] und sprechen [zu eurem Kriegsgeschrei der Worte euch bedienen]: Hie HErr und Gideon! Dem Grundtexte nach lauten die Worte eigentlich: Dem HErrn und Gideon fsteht unser Schwert zu Dienst), wofür es denn V. 20 vollständig heißt: (Unser) Schwert dem HErrn und Gideon. Es soll da- mit ausgedrückt werden: ,,Der Sieg ist unser; denn wir streiten dem HErrn zu Ehren und dem Gideon, den er zu seinem Werkzeug sich erkoren, zur Nachfolge«, was auch Luther mit seiner Uebersetzung hat andeuten wollen. Gideon’s Name wird dabei absichtlich dem des HErrn beigefügt, weil die Feinde vor demselben sich allbereits fürchteten (V.13). Offenbar handelt Gideon sowohl bei der Kriegslish die er hier nun-endet, um die Elltidiæ niter über die eigentliche Stärke seines Heeres zu täu- schen, als auch bei dem Feldgeschreh das er seine Leute erheben läßt, aus Eingebung des Höchstenz daher jene List nicht ohne Weiteres mit ähnlichen Unternehmungen, wie sie uns z. B. von Hannibal, als er von Fabius äNaximits eingeschlossen war (Plut. End. Max. Cp. 6), berichtet werden, zusammengestellt werden darf, dieses Feldgeschrei aber mit vollem Recht von Gustav Adolph aufgenommen worden ist, der in der Schlacht bei Brei- tenfeld 1631 und bei Lützen 1632 seinem Heere die Lo- sung gab: »Gott mit unsitt und m dessen (von dem Ersurter Pfarrer Mich. Altenburg gedichtetenj ,,Feld- liedlein«: Verzuge nicht, du«-Häuflein klein &c. es V. 2 heißt: Er wird durch seinen Gideon, den er wohl weiß, dir helfen schon, dich und sein Wort erhalten. 19. Also kam Gideon und hundert Mann mit ihm [die er, als den ersten Haufen, selber anfüh- reteJ an den Ort des Heers sbis an das Midia- nitische Lager heran], an die ersten Wächter, die da verordnet waren, und weckien sie auf [nach rich- tiger Uebersetzung: zu Anfang der mittleren Nachtwache —- vgl Anm. zu 2.Mos.12,2 —- d. i. etwa um Mitternachh als kurz zuvor sie—- die Midianiter — an Stelle der ersten, andere Wächter aufgestellt hatten, so daß man also ganz sicher wieder der nächtlichen Ruhe pfIegte], und bliesen mit Posaunen, und zerschlugen die Kriege in den Handel! seiner an» dem Kruge des andern, wo- durch mit dem Posaunenschall zugleich ein uugeheuerer Lärm entstand und die Fackeln, ihrer bisherigen Hülle entkleiden nun in die finstere Nacht hineinleuchteten]. 20. Also sindem die beiden andern Haufen, die an zwei andern Stellen sich dem feindlichen Lager genähert hatten, dem Befehle Gideon’s V. 18 gemäß dasselbe thaten] bliesen alle drei Hau- sen mit Posaunen, nnd zerbrachen die Kruge. Sie hielten aber die Fackeln in ihrer linken Hand, und die Posaunen in ihrer rechten Hand fund schreck- ten die Feinde damit aus ihrer Ruhe auf], daß sie bliesen nnd [dazwischen] riefen: Hie Schwert des HErrn und Gideon! 21. Und ein jeglicher [von den Kindern Js- rael] stund auf seinem Ort um das Heer her [ohne einzuhauenz es war ihnen eben nur darum zu thun, die Midianiter recht in Schrecken zu setzen und sie glauben zu machen, hinter den Fackelträ- gern sei eine große Macht im Anzuge]. Da ward das ganze Heer [der Feinde] laufend, und schrieen lvvr Avgst Und Entsetzen, und frohen ksuchten ihre Familien und ihre Heerden so schnell als möglich in Sicherheit zu bringen] 22. Und indem die dreihundert Mann fein jeder unbeweglich aus seinem Ort stehend] bliesen die Posaunen, schaffte der HErr kder in diesem Kampfe allein der Streiter sein wollte V. 2], daß im ganzen Heer eines jeglichen Schwert wider den andern war fein jeder schlug den, den er ge- rade vor sich sah, nieder, weil in der allgemeinen Verwirrung und im Dunkel der Nacht die Mi- dianiter Freund und Feind nicht erst zu unter- scheiden versuchten, sondern in der Meinung, die Kinder Jsrael wären schon drinnen in ihrem Lager, nur ihres Lebens sich zu erwehren Bedacht nahmen, wodurch denn eine surchtbare Metzeleh die sie selbst unter einander anrichteten, entstand] Und das Heer floh bis gen Beth-Sitia [d. i. Akazienstadh entweder derselbe Ort mit Bethseau, oder doch nahe dabei gelegen — an dieser Stelle setzte denn auch eine Anzahl von ihnen über den Jordan Kap. 8, 4; der größte Theil dagegen flüch- tete nach] Zereraiha snach Zerera hin« und von da aus weiter] bis an die Grenze der Breite Mehola [bis nach« dem, am westlicheu Ufer des Jordan gelegenen Abel Mehola 1. Kön. 19, 16j, hei Tabalh siiber das noch etwas südlicher liegende, sonst aber nicht näher bekannte Tabath hinaus]. «) Vielleicht einerlei mitZarthan Jus. 3,16; 1.Kön. 4,12; 7, 46 oder Zareda 1. Kön. II, 26; dann müßte dies aber noch weiter nördlich, als von uns auf Karte III. angegeben worden, zwischen Bethseau und Adel-Me- hola gelegen haben, was auch v. Raumer annimmt. Die Feinde, überlistet u. in die Flucht gejagt, werden zum Theil von den Ephraimiten vernichtet. 105 23. Und die Männer Israel von Naphthaii. von Asser, [oon Sebulorq und vom ganzen Ma- uasse [die früher Kav. 6, 35 dem Aufruf Gideon’s gefolgt, hernach aber Kuh. 7, 2 ff. von ihm ent- lassen und noch auf dem Heimwege begriffen wa- ren],« schkieen stießen von Neuem sich herjtb ei- rufeu], und jagten den Midianiterii nach foamit es ihnen nicht etwa, wenn sie Von dem ersten Schreck sich erholt hätten, einfiele, wieder umzukehren] III« b. 24. ——— Lan, it, A. Die an der Westseite des Jordan nach Süden geflohenen itlidiaiiiter läßt Gideon durch die Ephraiiniteii aufheben, er selbst aber verfolgt dir, welche bei Bethsean Tiber den Jordan gesetzt sind. Jtnf diesem Wege verweigeru die Biirger zu Stiihotlj und und zu pnuel seinem erinattelen ljeere die begehrten Nahrungsmittel, wofür er ihnen eine scharfe Ziictjtigiiiig bei seiner Wiederkehr in Ztiissicht stellt; dann. trifft er mit den Gohraiiniten zusammen, die ihm Vorwürfe dar- über machen, daß er sie nicht gleich anfangs zii dem den— ternehmen hinzugezogen habe, er aber weiß ne zu be- schwichtigen; hierauf reibt er das fcindtiche Heer vollends bei iiarlcor auf, iiehrt mit zwei gefaugknen Llidianiter- fiirsten über pnuel nnd Snchath zurück. und führt an dir- sen Stiidien seine Drohung aus, gleichwie er auch naih seiner Ztntinnft in Cdphra die Hinrichtung der beiden ritt— dianiterfiirßen vollslrerlit 24. Und Gideon sandte sals die Niidianiter in der V. 22 beschriebeiien Richtuiig die Flucht ergrif- fen] Botschaft auf das ganze Gebirge Ephrainy und ließ sdenen vom Stamme Ephraim, die es am meisten in ihrer Gewalt hatten, den Flüchtigen den Uebergaiig über den Jordan abzufchneidens sagen: Kommt herab svon eurem Gebirge in die Jordans- NiedernngL den Midianitern entgegen, und ver- laufet ihnen das Wasser fbesetzt die verschiedenen Gewässer, die vom Ostrande des Gebirges ans in den Jordan sich ergießen] bis gen Beih-Bara sver- muthlich einerlei mit Bethabara Joh. I, 28, sei- ner Lage nach aber unbekannt] und den Jordan sdamit ihr sie niedermachen könnt, ehe sie den Ueber- gang über den letzteren gewinnen] Da. schrieen fließen sich rufen, kamen auf den Ruf herbei] alle, die von Ephraim waren, und vertiefen ihnen das Wasser, bis gen Beth-Bara nnd den Jordan. 25. Und fingen zween Fürsten der Midianiteia Oreb [d. i. Rai-e] nnd Seb [d. i. Volks; und erwürgeten Oreb aiif dem Fels fder dann nach ihm Fels] Oreb [genannt wurde Jef. 10, 26], und Seh in der Kelter [in welcher er sich verborgen gehalten, vgl. Anm. 2 zu Kap. S, 11., und die hinfort Kelter] Seb [hießJ; und jagten die Midia- niiet sverfolgten sie bis über den Jordan hinüber], und brachten die Häupter fder erwürgien beiden Fürsten] Oreb und Seb sals SiegeSzeicheiiJ zu Gideon sder einer andern Abtheilung der Midia- niter unter den Königen Sebah nnd Zalmuna, die unmittelbar von der Ebene Jesreel ans bei Bethsean] über den Jordan lichte, nachgeeilt und eben auf dem Zuge wider sie Kap. 8, 9 Blum. begriffen war]. Das 8. Kapitel. Die iibergebliebeiieii Jliidiaiiiter morden geschla- gen, und sehnt) und Zalmuna gefangen. l. Und die Niiinner von Ephraim kais sie so mit Gideon ienfeit des Jordan zusammentrafen] sprachen zu ihm: Warum haft du uns das gethan, daß du uns nicht febenfallsj riefest [wie die oon Manasse, Asser, Sebulon uiid Naphthali Kap. S, 35], da dn in Streit zogest wider die Midianiter? und zankten fich mit ihm heftiglich kgaoca ihm in sehr gereizten Worten ihren Unwilleu über diese Znrück- setzuug zu erkennen, die sie um so enipfindlicher berührte, als sie aiif den Primat oder ersten Rang unter den Stänimen Jsraels Anspruch machten und deshalb mein- ten, daß» ein solches nationales Unternehmen nur uiiter ihrer Mitwirkung oder noch lieber Anführung hätte aus- geführt werden dürfen] 2. Er aber [ihrer Ehrfucht desto größere Be- scheidenheit entgegenstellend] sprach zu ihnen; Was hab ich Ieht [in Beziehung auf die Erlösung Jsraelsj gethan, das eurer That fdie ihr dabei verrichtet habt] gleich sei? Jst nicht eine Rebe Cphkstim sdie Nachlefe Ephraim, d. h. die ihr. Ephraimiteii gehalten, viel] besser, denn die ganze Weinernte Abicser sals die ganze voraufge- gangene Haupternta die ich mit dem Geschlecht Abiefer ausgeführt habe]? Mit der Weinernte meint er den ersten Angriff auf das midianitifche Lager, der weiter ciichts zur Folge ge- habt habe, als daß die Feinde flüchtig geworden wären; mit der N achlefe aber den von den Ephraimiten erfoch- tenen eigentlichen Steg, der ja zwei midianitiscbe Fürsten in ihre« Hände geliefert habe. Gegen diesen Sieg sei doch sein Unternehmen für nichts zu rechnen; der Ruhm des Tages gebühre ihnen allein. » 3. Gott hat die Fiirsien der Midiaiiitey Oteb und Seh, in enre Hände gegeben. Wie hätte ich konnen das thun, das ihr gethan [eben solche herr- liche Thaten vollbringen können, wie ihr sie mit diesem eurem Siege vollbracht] habt? Da er sol- ches redete fund ihnen damit alle Ehre zuerkannte], ließ« ihr Zorn von ihm ab [ihr gekränkter Ehrgeiz gab sich zufrieden] Der von den Ephraimiten erfochtene Sieg muß in der That« sehr bedeutend gewesen sein, da er noch von Jesajas m der zu Kap. 7, 25 angeführten Stelle als ein großer Schlag des HErrn wider Midian erwähnt wird. Gideon thut also mit seiner Anerkennung der Verdienste Ephraims der Wahrheit keinen Eintrag, wohl aber benimmt er sich sehr klug. »Die Klugheit, tin Unterschied von der Weisheit, ist nicht die Herrin, son- dern die Dienerin der Sittlichkeitz giebt nicht den eigent- lichen Zweck, sondern nur die Mittel an zum Zweck der praktischen Vernunft. Die Weisheit erfaßt die Wahrheit an sich,·als ein einiges Ganze; die Klugheit dagegen erfaßt die thatfächliche Wirklichkeih um sie mit der von der Weisheit erfaßten sittlichen Jdee in Beziehung zu saßen, um für die sittliche Idee die jedesmalige Verwirk- lichnng und »die richtigen Mittel dazu zu finden. Die rechie Klugheit kanii also weder ohne Weisheit, noch die Weisheit-ohne Klugheit bestehen. Besonnenheit nnd 106 Richter 8, 4——21. Um s i ebt bezeichnen dann die in schwieriger zu beurtheilens den Fällen angewandte Klugheit, besonders insofern sie die Regungen vorschneller Gefühle abwehrt.« (Wuttke.) 4. Da nun Gideon snachdem er die Midia- niter in die Flucht getrieben und die Ephraimiten zu Hülfe gerufen Kalb. 7, 19 —·24a,] an den Jok- dan [in der Gegend von BethseaUJ kam sum die nach dieser Seite hin fliehenden Feinde Kap. 7, 22 zu verfolgen, während die andern, die sich südlich gewendet hatten, von den Ephraimiten aufgefangen wurden Kap. 7, 24 b.—25], ging er san der dort befindlichen Uebergangsstelld hinüber mit den drei- hundert Mann, die bei· ihm waren, und [sie, die dreihundert, sammt ihm, ihrem Führer] waren müde [und kraftlos vor Hungers und jagten nach [d. i. hatten über dem Verfolgen der Mi- dianiter unterlassem ihren Proviant Kap. 7, 8 mit sich zu nehmen]. 5. Und er sprach zu den Leuten zu Suchoth sauf der östlichen Seite des Jordan, Bethsean ge- genüber 1. Mos. 33, 17; Jos. 13, 27]: Lieber, gebet dem Volk, das unter mir ist, etliche Brode; denn sie sind müde fund bedürfen einer Erquickung] daß ich [mit neugestärkten Kräften] nachjage den Königen der Midianiten Sebah und Zalmuna [die sich — anders als die beiden andern Kap. 7, 25 -— auf dem Wege durch eure Stadt mit ihrem Heer davon gemacht haben]. is. Aber die Obersten zu Suehoih sprachen: Sind die Fäuste Des] Sebah und fdesj Zalmuna schon in deinen Händen shast du diese Fürsten schon in deine Gewalt bekommen und ihnen die Hände gebunden], das; wir [ohne vor ihrer Rache uns fürchten zu dürfen] deinem Heer sollen Brod geben? Jn dieser Rede spricht sich aber nicht blosssfeige Furcht, sondern auch höhnische Verachtung der geringen Streit- macht Gideon’s aus, mit der er doch nichts gegen den Feind ausrichten werde, als wollten sie sagen: »Es ist noch weit davon, was du dir einbildcstz Sebah und Zalmuna werden dir etwas anders weisen und dich mit deinen paar Mann bald zusammenhauen.« So pflegt es noch immer zu geschehen, daß Männer, welche die besten Absichten haben, bei ihren wichtigsten und heil- samsien Unternehmungen, da sie auch wohl mit Gefahr ihres Lebens die Ehre Gottes und das gemeine Beste suchen, keine Beihülfe, sondern tausend Verdruß haben. 7. Gideon sprach: Wohlan [diese abschlägliche Antwort, womit ihr zu Verräthern eures eigenen Volkes werdet, und nicht sowohl mich, als den HErrn unsern Gott verspottet, soll an euch nicht ungestraft bleiben], wenn der HErr Sebah und Zalmnna in meine Hand giebt fwas sicherlich ge- schehen wird], will ich euer Fleisch mit Dornen ans der Wüste, und mit Hecken [Stechdisteln, die ich von dort eigens für euch mit zurückbringen werde] dreschen [in empsindlicher Weise züchtigen]. . 8. Und er zog von dannen idem östlichen Ufer des Jordan entlang in südlicher Richtung] hinauf gen Pnuel [oder Pniel am Flusse Jabok l. Mos. .32, so; I. Kost. 12, 25], und redete auch also zu ihnen szu den Bürgern dieser Stadt, wie V. 5 zu denen von Snchoths Und die Leute zu Pnuel antworteten ihm, gleichwie die zu Suchoth [V. 7]. 9. Und er sprach auch zu den Leuten zu Pnuel sWorte der Drohung]: Komme ich mit Frieden sales Sieger] wieder, so will ich diesen Thurm [diese eure Burg, darauf ihr euch verlaßt, mehr ais auf den HErrUJ zerbrechen fund in einen Schutthaufen verwandeln] Es fragt sich, woher Gideon nunmehr für seine Leute etwas bekommen habe, ihren Hunger zu stillen, der jetzt bis aufs Aeußerste gestiegen war; da dürfen wir aber nur an die Ephraimiten denken, die vermuthlich unmit- telbar bei oder dicht hinter Pnuel mit ihm zusammen- trafcn Kap. 7, 25 und nach Beseitigung ihres Unwillens Fabr» 8, 1—3 sich seiner Noth ohne Zweifel angenommen a en. 10. Sebah aber und Zalmuna [die von ihm verfolgten beiden Midianiterfürsten] waren zu Kar- kor, und ihr Heer mit ihnen, bei fünfzehn tausend, die alle überblieben waren [der einzige noch übrige Rest] vom ganzen Heer derer aus Morgenland sdie vorhin Kap. 6, 83 sich 135,000 Mann stark im Grunde Jesreel gelagert hatten] Denn hun- dert und zwanzig tausend waren ctheils in der ge- genseitigen Nietzelei Kap. 7, 22, theils in den bei- den Niederlagem die die Ephraimiten ihnen beige- bracht Kap. 7, 25] gefallen, die das Schwert aus- ziehen konnten sWeiber und Kinder noch gar nicht mitgerechnet] 11. Und Gideon zog hinauf soon Pnuelj auf der Straße, da man in Hütten wohnet, gegen Morgen sdie in östlicher Richtung zu den in der Wüste hausenden Nomaden führt] gen Nobah und Jagbeha san den beiden östlichsten Grenzpunkten des Stammes Gad, Nobah und Jagbeha, vorbei], und schlug das Heer süberftel mit seinen 300 Leuten das bei Karkor lagernde Heer der Midianiters denn das Heer war sicher sversah sich hier, wo es dem eigenen Lande schon so nahe war, keines An- griffs mehr]. J. L. Burkhardt aus Basel, dem wir nächst Seetzen am meisten die Kenntniß des Ostjordanlandes und des steinigen Arabiens verdanken (-s- 1817 zu Cairo), fand auf dem Wege von Ramoth Gilead nach Rabbaih Ammon zur Linken die 3 Ruinenorte Dache-deiner, Nowakis und Kakkagheisclx Der erste ist ohne Zwei- fcl das biblische J agbcha und aus Karte .1II. an der betreffenden Stelle verzeichnen Der zweite ist wahrschein- lich das in 4. Mos 21, 30 gemeinte Nopha, das hier Nobah heißt und nicht mit einem zweiten Noba (frü- her Knath 4. Mos 32, 42) verwechselt werden darf. Der dritte Ort, etwa IV, Stunde nordwestlich von Rab- bath Ammon, dürfte wohl das V.10 erwähnteKarkor sein; denn das Castell Gar-darin, in welchem Andere unser Karkor wiederfinden wollen, liegt viel zu weit südlich, eine Tagereise von Petra im Edomitergebirge (Karte 1I.). 12. Und Sebah und Zalmuna flohen; aber er jagte ihnen nach, nnd fing die zween Könige der Midianiter, Sebah und Zalmnna, und zer- Gideon reibt den Rest der Feinde bei Karkor auf und nimmt Rache an Suchoth und Pnuel. 107 schreckte das ganze Heer sdaß ein Theil hierhin, der andere dorthin das Weite suchte]. 13. Da nun Gideon, der Sohn Joas [sicg- reich die beiden gefangenen Midianiterfürsten mit sich führend] wiederkam vom Streit snachdem er bereits seine Drohung V. 9 an Pnuel ausgeführt hatte V. 17 und sich eben der Stadt Suchoth V. 5 uäherte], ehe die Sonne [am östlichen Him- mel] herauf kommen war,* » 14. Fing er sdraußen auf freiem Felde] einen Knaben aus den Leuten zu Suchoth, und fragte ihn [nach den Namen der Aeltesten und Gemeinde- vorsteher in seiner Vaterstadt]; der schrieb ihm auf [gab ihm diese Namen auch an, so daß er genau sich anmerken konnte] die Obersten zu Suchoth, und ihre Aeltesten, sieben und siebenzig Mann. «) Die Worte des Grundtextes sind sehr schwer zu deuten; Luther hat bei seiner Uebersetzung nach der Vul- gata sich gerichtet, Andere erklären: ,,ehe dieSonne un- tergegangen war-«, wieder Andere: »von dem Bergwege Hechares her-«, ohne jedoch diese Oertlichkeit näher bestim- men zu können. 15. Und er kam zu den Leuten zu Suchoth [deren Fürsten und Aeltefte er versammelte] und sprach [z»u ihnen]: Siehe, hie ist Sebah und Zul- muna, nber welchen ihr mich spottetet sals ich, ihnen nachsetzend, euch um Brod für meine Leute hats, und sprachet [V. 6]: Jst denn Sebah und Zalmtina Faust schon »in deinen Händen, daß wir deinen Leuten, die mude sind, Brod geben sollens sNun wißt ihr wohl, was ich damals auf solche feige und verächtliche Rede euch geantwortet habe V. 7.] 16. Und er nahm die Aeltesteu der Stadt ksammt den Obersten] und [die] Dornen ans der Wüste und Hecken [Stechdifteln, die er für diese Strafausführung mitgebrachtL und ließ es die Leute zu Suchoth sfene 77 Männer, deren Namen der Knabe ihm angegeben, durch eine empsindliche Züchtigungj fuhlen [wie schmählich sie an ihm und seinem Kriegsvolke gehandelt hatten] 17. Und den Thurm [zu] Pnuel zerbrach er [auf diesem seinem Heimzuge ebenfalls, wie er ge- drohet hatte] und erwürgete die Leute der Stadt [da sie sich zur Wehr setzteu und ihn zu einer förmlicheli Belagerung zwangen; doch geschah dies noch früher, als jene Bestrafung der Aeltesten zu Suchoth, da der Rück- wgg v]on Karkor den Gideon über Pniel nach Suchoth fü rte . Wir fassen also diesen Vers als eine Nachholung dessen, was der Zeitfolge nach schon bei V. 13 hätte be- richtet werden miissen, dort aber von dem Erzählt-r einst- weilen bei Seite gelassen wurde, weil er sein Haupt- augenmerk auf den Vorfall in Suchoth gerichtet bat. Was Gidcons Verfahren betrifft, so muß man bedenken, daß »das Verbrechen dieser Leute nicht geringe gewesen und eine nachdrückliche Ahndnng verdiente. Gideon for- derte nicht viel von ihnen, sondern nur etliche Brode zur nothdürftigen Labung des abgematteten Leibes; das ver- sagten ihm die Einwohner dieser Städte nicht allein, sondern fügten auch noch bittere Spottreden hinzu. Damit bewiesen sie stch als offenbare Verräther und Feinde ihres Vaterlandes; denn sie suchten die völlige Besiegung der Feinde, soviel an ihnen war, zu verhin- dern. Dazu kam ein unverantivortlicher Unglaube. Die fürchterliche Armee der Midianiter war durch eine recht wunderbare Niederlage dergestalt geschmolzem daß die flüchtigen Könige nur 15,000 Mann zu ihrer Begleitung hatten; gleichrvohl kam es den Leuten von Suchoth und Pnuel unmöglich vor, daß Gideon diesen Ueberrest würde bezwingen können, als ob Gott gar keinen Antheil an diesem Siege hätte. Daher war es billig, daß sie als Verräther Gottes und Feinde des Vaterlandes, an- dern zum Exempel, so empfindlich bestraft wurden« (Lilienthal -f- 1782.) 18. Und er sprach zu Sebah nnd Zalmuna [als er nun mit ihnen in seinem Heimathsorte Ophra angekommen war]: Wie waren [sahen aus] die Männer, die ihr [bei einem eurer Einsälle in unser Land Kap. 6, 1—6 meuchlingsj erwürgetet zu Thabor*? Sie sprachen: Sie waren svon eben so stattlichem Aussehen] wie du, und ein jeglicher schön, wie eines Königs Kinder. 19. Er aber sprach: Es sind meine Brüder, meiner Mutter Sbhne gewesen snicht blos von demselben Vater wie ich gezeugt, sondern auch von derselben Mutter geboren] So wahr, der HErr lebet, so ihr sie hättet leben lassen fund nicht so schändlicher Weise umgebracht], wollt ich euch nicht ertvilrgrn [nun aber muß ich die Blut- rache S. Mos. 21, l4; 4. M. 35, 19 an euch vollstreckens «) Entweder in der Stadt dieses Namens, dem Grenzorte zwischen Sebulon nnd Jsaschar fJos.19,22), oder sonst an einer Stelle des Berges (Kap. 4, S. 12). Von dieser Erwürgung der leiblichen Brüder Gideons durch die beiden Midianiterfiirsten wurde oben nichts erzählt, wie denn überhaupt in der heil. Schrift die per- sönlichen Verhältnisse der Glaubenshelden zuriicktketen und überall das Reich Gottes und seine Geschichte im Vordergrund steht; hier aber wird der Umstand nach- träglich beigebrachh weil er nunmehr in den Gang der heil. Geschichte eingreift und von Bedeutung wird. z 20. Und sprach zu seinen: erstgebornen Sohn sV. 301 Jetherx Siehe auf und erwürge sie [da- mit sie, zu desto größerer Schmach für sie, durch die Hand eines Knaben sterben] Aber der Knabe zog sein Schwert nicht ans; denn er fürchtete sich sden Befehl des Vaters auszuführen] weil er noch ein Knabe war [und die Kraft zu solchem Werke sich nicht zutraute]. . 21. Sebah aber und Zalmuna sprachen kzu Gioeon]: Siehe du Herbst] auf, und mache dich an uns» suns niederzustoßenh denn darnach der Mann ist, ist auch seine Kraft [nicht dem schwachen Knaben, sondern einem Manne, dessen Kraft dazu aitsreiclzh steht solche That zu, sonst wird’s eine Metzelezi Also stund» Gideon auf [oon feinem RtchtersttzeL und ertvurgete [mit eigener Hand] Sebah nnd Zalmunaz nnd nahm die Spangen smondförmigen Zierrathen von Silber oder Gold], die an ihrer Kameele Hälsen waren [und als Beute ihm zusielen]. 108 Richter 8, 22—31. Den Hals ihrer Kaineele pflegen die Araber noch heutigen Tags mit einem Bande von Tuch oder Leder zu zieren, auf welches kleine Muschelm Kauris genannt, in Halbmondform aufgereiht oder aufgenäht sind. Die Sheiks fügen dazu noch silberne Zier-rathen, die im Kriege eine gute Beute ausmachen. Wir ersehen aus unsrer Stelle, daß die Halbmoiidform bei denjenigen Völkern, unter denen hernach der Muhamedanismiis zuerst sich aus- breitete, schon im höchsten Alterthum sehr beliebt war. IV« v. 22——27. Mart) seiiier Heiiiiliehr in die Vaterstadt wird dein Gideon von den Häuptern der nördlichen Stämme die erbliehe Königswiirde angebotem Aug mal)- rer Treue gegen den HGrin widersteht er der Versuchung, sitt) selbst nnd sein Hang groß zu niachenz wohl aber im— terli.egt er einer andern, die seine eigenen Gedanken ihm bereiten, indem er seine bisherige Stellung zu dem Heim« da Er es gewesen, dem Gott mehrmals sieh geosfenbart nnd den er zu seinem leiistzeug sich erkoren, auch fijr die Zukunft sichern zu müssen meint. Er läßt von der ge- machten Beute sich goldeneo Gesrhmeide augliefern und davon einen hohenpriesterlirtsen Eeibrork anfertigen, um mittelst desselben auch fernerhin göttliche Ofsenbarnngen in wichtigen Angelegenheiten des Volkes zu erlangen, ent- freindet aber damit Israel seinem rechtmäßigen Heilig— ihum nnd dem gesetzlichen Gottegdienh und bereitet so den Abfall der nächsten Zeit nach ihm vor. 22. Da snach so glorreich erfochtenem Sieg] sprachen zu Gideon ctliche in Israel swohl die in Kap. S, 35 genannten nördlichen Stämme des Westjordanlandes die am schwersteii unter dem mi- dianitischen Druck gelitten hatten, und jetzt, ver- muthlich auf einem Landtage, sich mit einander beriethen, wie man am besien Ruhe und »Ordnung im Lande befestigen könne]: Sei Herr uber uns, du und dein Sohn [V. 20], und deines Sohnes Sohn lwir bieten dir die erbliche Königswürde bei uns an], weil du uns von der Viidianiter Hand etlöset [und dadnrch so große Verdienste um das Vaterland dir erworben] hast. 23. Ab« Gideon san der göttlichen Ordnung, nach welcher Jehova selbst König über Israel sein wollte, mit unwandelbarer Treue festhalie1id, wider- stand den Bitten des Volkes und] sprach zu ihnen: Ich will nicht Herr sein uber euch, »und mem Sohn soll auch nicht Herr uber euch sein, sondern der HErr [der eben auf’s Neue bewiesen hat, wie wohl er euch auch ohne sichtbaren König zu versorgen und zu schützen weiß] soll snoch ferner] Herr uber euch sein. Unser Held hat auch» hier, »gleichwie schon oben Kuh. 6, 32 Anm., einen Nachfolger m der Geschichte. Jm 11. Jahrhundert n. Chr. unternahm der Herzog von Leth- ringen, Gottfried von Bouillon,« einen Kreuzzugmach dem gelobten Lande, um·die heilige Stadt den Händen der Ungläubigcn zu entreißen. Nach unfaglicheii Drang- salen erreichte er das ersehnte Ziel, überwand die Feinde und eroberte Jerusalem. Als er aber von»den mit ihm verbundenen Fürsten einstimmig zum König von Jeru- salem erwählt wurde, wies er die ihm angebotene Würde mit den Worten zurück: «Jch will keine goldene Krone tragen, wo der Heiland der Welt eine Dornen- krone trug« · 24. Gideon aber sobgleich er so sich nichi be- rücken ließ, als wäre des Volkes Stimme immer auch Gottes Stimme, 2. Mel. 2. 10 Anm. T, ließ dennoch von der Stimme des eigenen Herzens sich bethören, das ihm einredete, er müsse die prie- sterlichqsrophetische Stellnng, welche der HErr ihm verliehen, auch für die Zukunft sich sichern, und] sprach snach jener Ablehnung der Königswürde als- bald weiter] zn ihnen [den Häuptern der nördlichen Stäinme V. 22]: Eins begehre ich von euch swenn ihr darauf eingehen wollt, so fühle ich mich für das, was ich für das Land gethan, ge- nug belohntsz ein jeglicher von euch gebe mir die Stirnbändey die er gerandet soon den Midianitern erbeutet] hat sdaß ich einen hohepriesterlichen Leib- rock für mich davon machen lasse und künftig den Gottesdienst hier in unserm Stamme selber ver- richten kann. Gideon wußte aber, daß er mit dem, was er forderte, vollkommen seinen Zweck durch- führen und einen prächtigen Leibrock, ganz gleich dem des Hohenpriesters herstellen würde]; denn weil es sdiese von den Kindern Israel überwundenen und beraubten Midianiter] Jsmaeliter [Nomaden- oölker des nördlichen ArabieUJ waren [die alle sich gern mit vielen goldenen, silbernen und andern Zierrathen zu behängen pflegen], so hatten sie [unter dem übrigen Schmuck auch] güldene Stirn: bänder fund war also eine große Menge derselben erbeutet worden] Das hebt. Wort risse-m, das Luther in 1.Mos.24, 22, 47; 35, 4 durch ,,Spange«, hier aber mit ,,Stirn- bänder« übersetzt hat Uedoch beide Worte in derselben Bedeutung genommen — unter Spange versteht eben Luther einen halbkreissörmigen Schmuck, der über der Stirn, bis an die Ohren reichend, von Personen beiderlei Geschlechts getragen wurde), bezeichnet eigentlich einen bei den Morgenländern von frühester Zeit an sehr belieb- ten Schninch den goldenen Nasenring Noch heutzutage tragen die morgenländischen Frauen in der am äußersten Knorpel durchbohrten linken oder rechten Nasenwand, auch wohl in der Scheidewand der Nase, einen Ring von Elsenbeiii oder Metall, von 2——3 Zoll im Durch- messer, welcher bis über den Mund herabhängh Wie sehr die Araber in Schmucksachen Luxus treiben, davon berichtet Wellsted in seinen ,, Reisen in Arabien «: Die Weiber in Qmån verschwenden beträchtliche Summen in Ankauf von silbernen Schmucksachem und ihre Kinder sind biichstäblich damit beladen. Jch habe zuweilen 15 Ohrringe ans jeder Seite gezählt, und Kopf, Brust, Arm und Knöchel sind mit derselben Verfchwendung geziert. 25. Sie lmit seinem Vorhaben sofort einver- standen] sprachen: Die wollen wir sdir gern] geben. Und breiteten ein saus einem großen viereckigen Tuch bestehendes Ober-s Kleid s2. Mof.«12, 34 AmsnJ aus, und ein jeglicher warf die Stirnbam der drauf, die er geraubet hatte. 26. Und die giildeiicn Stirnbänden die er for- derte fund seinem Wunsche gemäß auch erhielt] machten an Gewicht tausend sieben hundert Setel lgegen 50 Pfund] Geldes, ohne die saußerdem erbeutetcm von ihm nicht begehrten] Springen und Ketten, und scharlachenen Kleider, die der Midia- niter Könige tragen, und ohne die Halsbänder Gideon schlägt die Königswürde aus, läßt sich aber einen hohenprieslerlichen Rock machen. 109 ihrer Kameele [dies alles behielten die Jsraeliten für sich und warfen es nicht mit auf das Kleid V. 25]. 27. Und Gideon machte einen Leibroct draus [verwandte das Gold zur Anfertigung eines Schul- terkleides mit dem Aintsschildlein und dem Licht und Recht darin, wie der Hohepriester es trug 2. Prof. 28, 6——30]; nnd setzte es in seine Stadt zu Ophra [bewahrte es, diesen nachgernachten hohe- priesterlichen Leibrock, in feiner Vaterstadt Ophra Kap. 6, 1l auf, um darin priesterliche Geschäfte zu verrichten nnd insbesondere auch den Willen des HErrn zu erforschen]. Und ganz Israel ver- hnrele sich daran [an dem Leibrock] daselbst lindern das Volk von dem einzigen rechtmäßigen Heilig: thum in Silo und dem Hohenpriester aus Aaron’s Geschlecht sich wegwendete, vielmehr Gideon als seinen Vermittler mit Gott betrachtete und so den Bund des HErrn brach], und gerieth [der eigen: mächtige Eingriff in die Gerechtsame des Aaroni- « tischen Priestertbnmss isöideon nnd seinem Hause zum Jllergerniß lwie das folgende Kapitel erzählen wird . Der Hohepriester jener Zeit aus der Linie Eleasar war ohne Zweifel ein ungeeigneter und seines Amtes unwür- diger Mann; das läßt sich schon daraus schließen, daß 54 Jahre später Eli das Hohepriesterthum verwaltet El. Sam. l, 3. 12), dieser aber nicht mehr derselben inie, sondern der des Jthamar angehörte, was gegen Gottes ursprüngliche Ordnung war (4. Mos 25, 13 Anm.). Außerdem aber machte der Stamm Ephraim durch sein Streben nach dem Vorrang unter allen übri- gen Stäinmen sich sehr unliebsam (V.1—3); es konnte also gerathen erscheinen, diesen Stamm, der sich wohl viel darauf zu gute that, das; das Heiligthum sich inner- halb seines Gebietes befand (Jos. l8, 1), dadurch zn deinüthigem daß man anderwärts einen Gottesdienst er- richtete. Nun hatte der HErr den Gideon einer sichtba- ren Erscheinung in seinem Engel gewiirdigh hatte dessen Gabe als ein ihm wohlgefälliges Opfer angenommen, ihn einen Altar bauen und durch ein von ihm darge- brachtes Brandopfer den rechten Gottesdienst in Israel wieder herstellen lassen, auch wiederholt seinen Willen ihm kund gethan und durch den glorreichen Sieg über die Midianiter als seinen zum Retter und Richter des Volkes erkorenen Knecht ihn feierlich bestätigt. Nach dein allen ist es wohl erklärlich, wie Gideon darauf kam, bei jenem Altar in Ophra (Kap. S, 24 ff.) einen regelmä- ßigen Gottesdienst einzurichten, selber den priesterlichen Dienst zu übernehmen und vermittels des Leibrocks die Offenbarungen des HErrn an feine Person zu binden. Gleichwohl that er damit schwere Sünde; denn, wenn etwas auch noch so gut und heilsam erscheint nach menfchlichen Gedanken, ist es dennoch nichts als Thor- heit und Vermessenheit, sobald es dem Wort und Willen Gottes zuwiderläuft. Der Fluch blieb auch nicht aus: gleichwie Israel, nachdem es einmal von dem rechtmäßi- gen Heiligthum und Cultus abgefallen war, hernach desto leichter wieder in den Baalsdienst zurücksank (V. 33 f.), so unterlag auch Gideons Familie einem tragi- schen, zwar beklagenswerthem aber mit der Sünde des Familienhauptes in engstem Zusammenhang stehenden Geschick. Denn an derselben Stelle, wo Gideon den ungesetzlichen Gottesdienst aufrichtete, wurden hernach seine Söhne durch die Hand ihres Halbbruders erwürgt (Kap. I, 5). V· its. 28—35. Stunden! jetzt Gidronb eigene Geschicht: durch dlaclsrirtsteii iiber sein frrnrreg Erben nnd seine Fa— milienoerhiiltnisse zum Abschluß gebrach! wird, wird zu— gleich die seines Hauses nnd der Kindes: Israel nach ihm vorbereitet; in dieser vollzog sieh ein mitlelbareg Gericht an ihm dafür, daß er dem HGrrn nicht völlig treu ge— wesen, aber anch ein Gericht an dem bellte, dag zwar nicht sofort wieder non auswärtigen Feinden bedrängt, wohl aber von einer tiefen inneren Jerriittuttg zur Strafe fiir seine llndaiilibarleeit gegen den ljtlirtn sowohl wie gegen Gideon heimgesucht wurde. 28. ·Also swie Katz. S, 3»3-—8, 12 erzählt ist] wurden die Midianiter gedeinuthigt vor den Kin- dern Israel, und hoben ihren Kopf nicht mehr em- por [so daß sie je wieder den Versuch gewagt hät- ten, dieselben zu überfallen und zu bedrücken]. Und das Land war stille vierzig Jahre svon 1204 bis 1164 o. Chr.], so lange Gideon lebte. 29. Und Jetubbaah der Sohn Joas s·Gideon, dieser muthige Streiter wider den Betalsdienst im Lande selbst Kap. 6, 25 H. und wider die von außen eingedrungenen Feindes, ging snach been- digtem Kriege] hin [ohne die ihm angetragene Kö- nigswiirde anzunehmen und an der Spitze des Volkes zu bleiben] nnd wohnete snach wie vor als bloßer Privatmann] in seinem Hause. 30. Und Gideon sum auf dieses sein Haus und seine Famtlienverhältnisse näher einzugehen, da das zum Verständnis; der in Kap. 9 erzählten Begebenheiten von Wichtigkeit ist] hatte siebenzig Söhne, die aus seiner Hüfte kommen sin rechtmä- ßiger Ehe von ihm gezeugt] waren; denn er hatte sindem er die im Gesetz des alten Bandes dem Manne allerdings gestattete Berechtigung, mehrere Frauen zu haben, in’s Ungemessene ausdehnte 5. Mos. l7, 17 Anm.] viele Weiber [damit schon selber den Keim des Verderbens in seine Familie hineintragends 31. Und sein Kebsweib [eine zur Nebenfrau Kap. II, l a von ihm angenommene Magd Knie. I, l8 ——nach Josephns hieß sie Dum a], das er zu Sichcm sitt: Hause ihres Vaters wohnend] hatte, gebar ihm auch einen Sohn saußer den eben an- gefiihrten 70 Söhnen der rechtmäßigen Frauen]; den nannte er swcil sie, die Mutter, ihm diesen Namen wohl allbereits beigelegt hatte] Abimelech [d. i. Königsvater l. Mos. 20, 2]. Die hebe. Worte lauten eigentlich: »dem gab er den Beinamenwtvoraus hervorzugehen scheint, daß Gideon nicht selbst auf diesen Namen gekommen, sondern nur sich ihn hat gefallen lassen. Die Namensgeberin ist ohne Zweifel die Mutter gewesen, und nun glauben wir nicht zu irren, wenn wir annehmen, daß diese, unzufrieden mit der Ablehnung der Königswiirde von Seiten Gi- deon’s V. 22 f., frühzeitig in ihrem Sohne den Gedan- ken nährte, sich einmal, wenn er berangewachsen und der Vater nicht mehr am Leben wäre, die Würde zu ver- schaffen und eine Dynastie zu gcünden Aus solche Ge- danken deutet der Name hin; doch war derselbe keines- 110 Richter 8, 32--—35. 9, 1—-9. wegs eine Vorbedeutung, sondern wurde vielmehr ein Spottname, weil der, der ihn trug, weit davon entfernt war, Vater eines Königs zu sein. Hof. 10, 13: »Ihr pflüget Böses, und erntet Uebelthat.« 32. Und Gideon, der Sohn Zeus, starb snach Ablauf jener 40 Jahre V. 281 in gutem Alter [ohne daß er das Gericht an feinem Hause Kap. 9 noch erlebt hätte], und ward begraben in seines Vaters Joas Grab, zu Ophra sder Stadt] des Vaters der Esriter [d es Abiesriters Kap.6,11]. 33. Da aber Gideon gestorben war, kehrten sich die Kinder Israel um [von dem wahren Got- tesdienst, den er bis dahin, wenn auch nicht in völlig gesetzmäßiger Weise V· 24 ff» durch sein richterliches Ansehen aufrecht zu erhalten gewußt hatte], und hurten wieder, wie sie vormals gethan, ehe er den Baalsdiensi zu Ophra ausrottete Kap. 6, 25 ss.] den Baalim nach [Kap« 2- M« nnd machten ihnen Beut-Bernh kden Götzen der Cana- niter, der besonders zu Sichem verehrt wurde Kap. 9, 4. 46] zum Gott« 34. Und die Kinder Israel gedachten idem- nach] nicht [mehr] an den HErrn, ihren Gott, der sie errettet hatte von der Hand aller ihrer Feinde umher' sgleichwie vor 40 Jahren von der Hand der Midianiter. so früher von der Hand des Cananiterköni s Jabin Kap. 4, des Moabiterkönigs Eglon Kap. Z, 12 und des Cusan Risathaim, Königs zu Mesopotamien Kap. Z, 8 ff.]. 35. Und [gleichwie sie nicht mehr nach ihrem höchsten und größten Wohlthäten dem HErrn ihrem Gott fragten, so] thaten [sie auch] nicht mehr Barm- herzigkeit an dem Hause Jernbbaal [oder] Gideon sdaß sie ihm in seinem Hause oder an seinen Nach- kommen ebenfalls Gutes erzeigt hätten]- Ibie er alles Gute an Israel gethan hatte sdurch Reini- gung des Volkes von dem eingedruiigenen inneren Verderben und durch Errettung desselben von sei- nen mächtigen äußeren Feinden; sondern ließen die Söhne ihres Wohlthäters ungehindert von deren Halbbruder Abimelech umbringen, ja unterstütz- ten sogar noch dessen Vorhaben durch Geld Kap. 9, 1 ff.]. Wenn man dem Satan einmal Raum giebt, so seiert er nicht, bis er uns aus einer Sünde in die andere, und zwar in immer größere stürzt. 2. Stirn. It, 2—27. (Starke.) Das 9. Kapitel. Der Rrudermiirder Abimelech kommt um. l. v. 1—21. Uach Gtdeotrs Tode bahnt dessen Bastard- sohn Abimelech, indem er mit Hälse der Sirheniiten seine 70 Brüder« crmfirgn sich den Weg zur Königsherrschaft über einen Theil von Israel. Einer von den 70 Brit- dern ist jedokh dem allgemeinen Blatt-ad» das auch ihm gegolten, glünilich entronnen, und hält nnn von der ljdhe des Berges Garizim herab in einer Fabel, die et erzählt, den Bürgern von Sichem eine eindringlich: Straspredigtz die in prophetischer Anwendung ihnen das Gericht Gottes dem sie mitsamnit ihrem König verfallen, vorauosagt 1. Abimelech, der Sohn Jernbbaal soder Gi- deon, den ihm sein Kebsweib zu Sichem geboren und in dessen Seele diese frühzeitig den Gedanken geweckt und genährt hatte, die von dem Vater ausgefchlagene Königswürde sich zu verschaffen Kap. 8, Bis, ging [nach des Vaters Tode im J. 1164 v. Chr] hin gen Sichem Um. Stamme Ephraim, zwischen den Bergen Ebal im Norden und Garizim im Süden gelegen Ins. 17, 7; 20, 7; 21,21; 5. Mos 11, 31 Akten] zu den Brüdern seiner Mutter [um jetzt, da ihm die rechte Stunde dazu gekommen schien, die Verwirklichung seiner längst gehegten Pläne mit ihrer Hülfe herbeizufüh- ren], und redete mit ihnen, und mit dem ganzen Geschlecht des Hauses seiner Mutter Vaters sdes Vaterhauses seiner Mutter) und sprach: 2. Lieber [Kap. 4, 19 Anm.], redet vor den Ohren aller Männer zu Sichem süberredet doch eure übrigen Mitbürger der Stadt, daßauch sie mich zum Fürsten über sich setzen, gleichwie ihr selbst dazu fchon geneigt seid; und zwar werdet ihr sie leicht überreden können, wenn ihr sprechet]: Was ist euch besser, daß siebenzig Männer, [nämlich] alle Kinder Jerubbaal fdie dieser aus rechtmäßiger Ehe hinterlassen hat Kap. 8, 30 und die nun, nach des Vaters Tode, sämmtlich austreten und der Herrschaft sich bemächtigen werden) über euch Herren seien; oder daß seine] Ein Mann über euch Herr sei? Gedenket [aber] auch dabei [indem ihr diese Frage ihnen vorleget], daß ich euer Gebein und Fleisch bin kso werdet ihr wohl wissen, we« ihr ihnen zum Könige vorschlagen sollt, wenn sie auf eure Frage, woran ja kein Zweifel, sich sofort dahin ent- scheiden werden, daß Ein Herr besser sei, als siebenzig Herren) »Was ich selber denk und ihn, trau ich Andern zu«; Abimelech setzte das Gelüsten nach Herrschaft, das ihn selber beseelte, auch bei seinen Brüdern voraus. Dabei speculirt er in listiger Weise nicht bloß darauf, daß die Leute Einen Herren lieber ertragen würden, als viele, von denen ein jeder sie auf seine Art drücken könnte; sondern er nennt auch seinen Vater absichtlich Jerubbaah den Baalsstreitey um die Bürger zu Sichem, die jetzt wieder dem Baalsdienst von anzer Seele ergeben waren, aufmerksam zu machen, daß ie von Gideon’s rechtmäßi- gen Söhnen keinen sonderlichen Schutz in diesem ihrem Gottesdienst würden zu erwarten haben. »So macherrs alle Heuchler: wenn sie die Schlüssel suchen, geben sie gcfchmeksdign süße Worte; wenn sie aber dieselben gefun- den, thun sie keinem riichts Gutes« (Cramer.) —- Nichts sindet bei der großen Menge leichter Eingang, als was ihren Lüsten schmeichelt —- «Es ist kein gewisser Kenn- zeichen, daß einer ungeschickt ist zu einem Amte, als wenn er solches allzueisrig sucht.« Sprüchw. 12, 23· »Wie Demuth und Berzagen an der eigenen Kraft die noth- wendigen Elemente wahrer, Frömmigkeit sind, so· bilden sie auch den Grundzug in dem Charakter und Leben aller von Gott erweckten und berufenen Persönlichkeitein Mit einer an Klcinmuth und Kleinglauben grenzenden Zag- haftigkeit übernahm Moses den ihm am Berge Horeb Nach Gideon’s Tode wird Abimelech durch Ermordung seiner 70 Brüder König von Sichem. 111 übergebenen Auftrag, sein Volk aus Egyoten zu führen; ebenso bedurfte Josua, um getrost das Werk Mosis fort- zusetzen, der bestimmtesten Zusicherungen göttlicher Durch- hiilse; und wie ängstlich benahm sich Gideon, als das Wort zu ihm gelangte: Gehe hin in dieser deiner Kraft, du sollst Jsrael erlösen ans der Midianiter Händen. Ganz anders ist das Verhalten derjenigen, welche ihre Berufung nicht von Oben, von Gottes Gnade empfan- gen haben, sondern von Unten her, durch der Menschen wechselnde Neigung und die stolzen Gelüste des eigenen Herzens. Hier zeigt sich nicht Demuth, sondern Ueber- muth; nicht Selbstverleugnttng sondern Selbstsucht; nicht Gehorsam, sondern Willkür und Zügellosigkeik nicht Wahrhaftigkeit, sondern Verrath und Treubruch, auch an denjenigen verübt, durch die man emporgekommen.« (Bender.) 3. Da redeten die Brüder seiner Mutter von ihm [genauer: seinetwegen, d. h. um seinen Absichten zum Ziele zu helfen] alle diese [ihneii an die Hand gegebenen] Worte, vor den Ohren aller Männer zu Sicbem [die sie zu einer Volks: versammlung hatten zusammenrufen lassen]; und ihr [der Sichemiterq Herz neigte sich Abimelech tiaeh sdaß sie wirklich sich auf seine Seite schlugen und ihn zum König machen wollten]; denn sie ge- dachten, er ist unser Bruder [StammesgenosseJs. Die Sichemiten legten darauf um so mehr Gewicht, als der Stamm Ephraim, in welchem Sichem lag, ohnedies eifersüchtig gesinnt war auf den Stamm Manasse, wel- setz! ffGideons rechtmäßige Söhne angehörten Kap. 4. Und gaben ihm sdamit er selber zusehe, wie er seiner 70 Halbbrüder sich entledigen möge, es ihm aber dazu an den nöthigen Mitteln nicht fehle] siebenzig Silberlinget ans dem Hause sdem Tempelschatze ihres Gottes] Baal-Berith [5. Mos. 16, 21 Anm.]. Und Abimelech dingete damit lose leichtfertige snichtswürdige und verwegenej Män- ner, die ihm nachfolgeten - - 6114 Tote. Z. Und er kam [in Begleitung dieses An: haeigsJ in seines Vaters Haus gen Ophra, und erlvurgete [mit Hülfe desselben] seine Bruder, die Kinder Jerubbaah siebenzig Mann san der Zahl, wenn man sie alle rechnet, auf die es von ihm abgesehen war], auf Einem Stein [dahin er sie von seiner Bande aus ihren Häusern zusammen- schleppen ließ]. Es blieb aber svon den siebenzig einer] über snämlichj Jotham, der jüngste Sohn Jerrubbaalz denn er ward versteckt khatte entweder selber Gelegenheit gefunden, sich zu retten, oder einige von den bei der Gräuelthat gegenwärtigen Sichemitem die, wie aus V. 18 und 24 hervorgeht, Augenzeugen und Helfershelfer gewesen waren, hatten aus Mitleid mit seiner Jugend ihm Gelegenheit dazu verschafft]. s. Und es versammelten sich snach diesem Vorgang] alle Männer von Sichem, und das ganze Haus Millo [die gesammte Einwohnerschaft der bei der Stadt, vermuthlich am Berge Garizim ge- legenen Burg oder Citadelle V. 4t5], gingen hin und machten Abimelech zum Könige bei der hohen Eiche, die zu Sichem stehet [nach anderer Deutung: bei der Denkmalsk Eiche zu Sichem, unter wel- cher einst Josua nach Erneuerung des Bundesver- hältnisses mit dem HErrn den großen Stein auf- gerichtet hatte Jos. 24, 26 f. und bei welcher jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach der Tempel des Vani- Berith V. 4" sich befand] «) Das hebe. Wort muzzab kann bedeuten: ,,erhöhet- gepflanzt«, so daß Luther’s Uebersetzung ganz richtig wäre; es kann die Zusammenstellung elon muzzab aber auch heißen: »Die Eiche (Terebinihe) des Aufgerichtetem Aiifgestellten«, nnd dies kann wiederum den Sinn haben: bei der ein aufgestellte·c Wachtpostem oder, da dies keinen in den Zusammenhang vassenden Sinn ergiebt, bei der ein aufgerichtetes Denkmal sich befindet. —- W Die Zu- samrnenstellung Bank-Bernh bedeutet: Bundes-Baal, und ist es sehr wahrscheinlich, daß erst die Bürger zu Sichem dem Baal, dem sie damals dienten, solchen Bei- namen gegeben haben, um sich selber zu überreden, sie dienten in diesem Göcizen niemand anders, als demselben Gott, mit dem einst Hsrael in jener Gegend einen Bund geschlossen (Jos. 24, 24 f.), sie wären also keineswegs Abtrünnigq sondern hätten nur einen andern Namen für dieselbeSachez denn »das Menschenherz ist ja so sehr geneigt, Böses gut zu heißen, aus Finsterniß Licht, und aus süß sauer zu machen, und umgekehrt (Jes. 5, 20). 7. Da das angesagt ward dem Jotham kdaß die Sichemiten den Abimelech zum König gemacht hätten] ging er hin snach einem Standort, von dem aus er zu allem Volk reden konnte, ohne doch Gefahr zu laufen, daß man ihn aufgrifse und in die Hand seines Halbbruders überliefere], und trat auf die Höhe des Berges Grisim kder im Süden der Stadt als steile Felswand gegen 800 Fuß hoch sich erhebt und also ganz geeignet war für feinen ZweckL nnd hab aus seine Stimme [sich zunächst Gehör bei den Leuten unten im Thal zu verschafsens rief und sprach zu ihnen: Höret mich, ihr Manner zu Sichem [wenn ich euch jetzt in einer Parabel oder in einem Gleichniß vorhalten werde, was ihr eigentlich gethan habt], daß [es euch leichter werde, künftig, wenn ihr die Frucht eurer Werke essen müßt, eure Sünde zu erkennen, und] euch Gott [alsdann, nachdem ihr euch in Reue und Buße ivieder zu ihm gewendet] auch here [wie ihr gegenwärtig mich gehört habt]. 8. sDas ist aber das Gleichniß, das ich euch V0Vz1kttageN» hFbe zj Die Baume gingen hin, daß sie einen Konig uber fiel) salbeten, und sprachen zum Oelbaum [auf den ihre Wahl, als auf einen edlen und nützlichen Baum, zunächst siel]: Sei unser König. 9. Aber der Oelbaum [die angetragene Würde ausschlagend] antwortete ihnen: Sollte ich Damit, daß man mich aus dem guten fruchtbaren Boden, darein ich gepslanzt bin, heraUshebtJ meine Fettig- keit lassen, die beide, Götter und Menschen [Per- sonen hohen und niederen Standes] an mir prei- sen [weil sie davon so vielfachen Nutzen und An- nehmlichkeit haben]; und hingehen, daß ich schwebe uber die Bäume [ohne Grund und Boden unter 1I2 Richter 9, 10—24. mir zu haben und noch irgend etwas nützen zu köiinen]? Andere übersetzen: »die beide, Gott und Menschem an mir preisen-«, und beziehen dies darauf, daß das Oel nicht bloß dem gemeinen alltäglichen, sondern auch dem heiligen oder gottesdienstlichen Gebrauch diente, (2.Mos. 27, 20 s.; B. M. L, 6 f.; 2. M. 30, 22 ff.); und allcr- dings kehrt der Ausdruck hernach nur noch bei dem Weinstock wieder (V. 13), dessen Gewächs bei Trank- opfern verwendet wurde, während er bei dem Feigenbaum fehlt (V· 11). 10. Da [von dem Oelbaum mit ihrem An- trage zurückgewiesen] sprachen· die Baume zum Feigenbaum [dem nunmehr» ihre Wahl zusiel]: Komm du, und sei unser König. 11. Aber der Feigenhaum sder ebenfalls von der angebotenen Würde nichts ivissen wollte] sprach zu ihnen: Soll ich meine Siißigkeit und meine gute Frucht lassen, und hingeben, daß ich uber den Baumen schreibe? » » · « 12. Da sprachen die Baumesiioch einmal ihre Wahl auf einen edlen und nutzlichen Baum wendend] zum Weinstock: Komm du, und sei unser König. 13. Aber der Weinstock seben so wenig auf ihr Ansinnen eingehend] sprach· zu ihnen: Soll ich meinen Most lassen, der Götter snacktz anderer Deutung: Gott] und» Menscheujrohlich macht, und» hingehen daß ich oder» den Bau-neu schwebe? Manche sso z. B. die siidischen Rabbineiy glauben, daß unter dem Oelbaum, Feigenbaum undWeinstOck verschiedene gefchichtliche -Persoiien, ·etwa»die Richter Athtiiel, Debora und Gideon, gemeint seien; das ist aber darum nicht richtig, weil man erst bei Gideomdars an dachte, ihn zum Könige zu machen. Die zBaumc sind vielmehr im Allgenieinen von den edlereii Geschlcchi tern und Personen zu verstehen, welche in dem ihnen angewiesenen Lebensberufe Frucht und Segen schaffen und die Wohlfahrt des Vaterlandeswahrnehmen, ohne se daran zu denken, dieses ihr geriihiges Lebenund stilles Wirken gegen die Unruhe und Nutzlosigkeit eines solchen Königthums einzutauschem das von unten stammt. Denn an sich schon ist die Obrigkeit ,,ivie ein brennend Licht, welches Andern leuchtet und in· sich sespst Vers-Ohres wird-«; wo aber ein Königthum nicht von Gott dem HErrn gegründet ist, da ist und bleibt der König »ein Baum, der ohne feste Wurzel in fruchtbarem Boden, über den Bäumen schwankt und schwebt, unvermogend, Frucht zur Ehre Gottes und zuui Heile der Ttlienschen u tragen« Diese Erkenntnis; war es, welche denKonig riedrich Wilhelm IV. von Preußen bewog, die ihm 1849 vom Fraukfurter Parlament« angebotene deutsche Kaiserkrone auszufchlagenz Diejenigen, welche oihm das zum Vorwurf machen, thaten gut, sich eiiimalzothains Gleichniß recht genau anzusehen und besonders auch den Ausdruck: ,,über den Baumen schwebenf sorgfaltig zu erwägen, zu dem Luther die Randglosse hiuzufugh »Es bestehet nicht, es ist ein SchUckEI-« 14. Da sprachen alle Baume sweil sie durch- aus einen König haben wollten und ihnen nach Ablehnung ihres Antrages von Seiten der edlen und nützlichen Bäume iiichts übrig blieb, als an das allerschlechteste Gewächs sich zu wenden] zum Doriibiisily Komm du, und sei nnser König. 15. Und der Dornbusch [auf der Stelle be- reit, die angebotene Ehre anzunehmen, aber selbst darüber verwundert, daß man gerade ihn sich er- wähle] sprach zu den Bäumen: Ists wahr [wirk- I»ich euer Ernst], daß ihr mich zum Könige salbet iiher euch, so kommt und oertrauet euch unter mei- nen Schatten sihr sollt wohl darunter geborgen sein wider die sengenden Strahlen der Sonne]; wo nicht swenn ihr nun den erwarteten Schutz und Schirm nicht bei mir finden und daher ver- suchen werdet, euch wieder von meinem Regiment los zu machen], so gehe Feuer ans dem Dornbusch und verzehre [auch die größten und herrlichsien unter euch] die Cedcrn Libanon [dem: das wenigstens kann ich euch sicher gewähren —— wenn auch keinen Schatten zu eurer Wohlfahrt, so doch ein Feuer zu eurem Verde]rbeii, sobald ich nur erst zur Herrschaft gelangt fein werde. Jn diesen Worten liegt eine tiefe Ironie, ein bitterer Hohn; die Sichemiten sollen dnrchaus sich bewußt wer- den, was für einen König sie in diesem Abimelech, der seiner Herkunft nach nur einer Magd Sohn und seinem Charakter nach ein nichtsnutziger Mensch ist, der nichts kann, als verletzen und verderben, wie er durch die an seinen Brüdern verltbte Greiielthat bereits bewiesen hat, sich erwählt und was sie von seiner Herrschaft werden zu erwarten haben. ,,Lesen wir die Geschtchte Abime- lech’s, wie er, von einer Volkspartei begünstigt, durch triigerische Vorspielungcry durch Bestechiing und Mord sich denWeg zur Herrschaft bahnt, so ist es uns, als läscn wir ein Stück aus der Revolutionsgeschichte Frank- reichs, das mit Gott auch den von Gottes Gnaden re- giereuden rechtmäßigen König verwarf und sich selbst Häupter setzte, die den Schatten der Freiheit vorhieltem aber mit Feuer iind Schwert gegen alles wüthetem das nicht unter den Dornenstab ihrer Willkürlierrschast sich blindlings beugen wolltez die dort ausgestreuete fluchs würdige Saat hat aber leider auch in unserm deutschen Vaterland empfänglichen Boden gefunden« (Bender.) »Der erste war ich, der zum Thron dir half; der letzte fühgZ ich deine Tyrannen« (Shcikspeare, Richard llI. Z, . l6. Habt ihr nun sum von meinem Gleich- niß, in dein ihr wohl selber schon ein Bild eurer selbst erkannt habt, auch die Anwendung in Be- ziehung auf das, was euch bevorsteht, zu machen] recht und redlich gethan, daß ihr Abimelech zum Könige gemacht habt? nnd habt ihr wohlgethan an Jeriihhaal [Gideon] und an seinem Hause; und habt ihm gethan, wie er um euch Damit] ver- dient hat, 1.7. Daß sei] mein Vater um cnretwillen ge- siritteii hat, nnd seine Seele dahin geworfen von sich sseiii Leben der äußersten Gefahr preis gege- ben], daß er euch etrettete von der Midianiter Hand? 18. Und ihr« [während er also an euch gethan und euch zum größten Dank verpflichtet hat] leh- uet euch auf heute szu dieser Zeit, so bald nach seinen; Tode] wider meines Baters Haus, und er- würget [indem ihr das Geld zu solchem Frevelstück hergebt und es ruhig in eurem Beisein geschehen Der dem Blutbad entronnene Jotham prophezeit den Sichemiten Gottes Strafe. 113 laßt] feine Kinder, siebenzig Mann, auf Einem Stein; nnd machet euch einen König,»Abimelech, seiner Magd Sohn, sdaß er herrscheJ uber [euch] die Männer zu Sichew, weil er euer Bruder ist? 19. Habt ihr nun [ich fchiebe euch die Sache nochmals in’s Gewissen, damit ihr recht bedeutet, was da geschehen ist, und was für Früchte ihr da- von ernten werdet] recht uud redlich gethan an Jerubbaal und an feinem Hause, an diesem Tage: [wohlan] so seid fröhlich über dem Abimelech, und er sei fröhlich über euch [ich wünsche dann, daß eure Freude über das erlangte Ziel und eure Freundschaft, die ihr mit einander eingegangen, beiderseits recht lange währe]. 20. Wo nicht swo ihr aber nicht recht und redlich gethan —- und ihr werdet wohl selbst füh- len, wie treulos und schändlich ihr gehandelt], so [treffe euch auch, was meine Fabel vom Dorn- busch euch zu verstehen giebt: es] gehe Feuer aus von Abimelech, und verzehre die Männer zu Sichem und das Haus Millo [V. 6]; und swie Er euch zur Strafe dienen möge für euren Frevel, so mö- get auch ihr wieder eine Zuchtruthe für ihn wer- den: es] gehe auch [umgekehrt] Feuer aus von den Männern zu Sichem, nnd von dem Hause Millo, und verzehre Abimelech. 21. Und Jotham flehe [nachdem er sein Gleich- niß ausgeredet und den Sichemiten ihre Sünde und den Fluch, den sie dadurch auf sich geladen, vorgehalten], und entwich svon dem Berge Gart- zim, ehe jemand käme und ihn festnähnieL und ging gen Ber sBeerJA und wohnete daselbst sum sein Leben zu sichern] vor seinem Bruder Abimelech svon dem er alles Bösen sich versehen mußte] if) Ein Flecken, nicht weit von Bethsemes im Stamme Juda — nach Andern: Beeroth, 3 Stunden nördlich von Jerusalem, im Stamme Benjamin (Jos. I, 17; 18, 25) —— nach Andern = Beerfeba (1.Mos. 21, 31). Begegnete uns fchon in dem Liede der Debora (Kap. 5), nicht nur was die Frische und Lebendigkeit der poetischen Auffassung, sondern auch was die Kunst der Darstellung betrifft, eins der erhabensten dichterischen Erzeugnisse aller Zeiten; so ist in seiner Art eben so trefflich das Gleichniß des Jothany ohne Zweifel das älteste Beispiel von Fabeldichtung, das wir haben sein anderes, ähnliches s. 2. Köln 14, 9), und zeigt, welche herrliche Anlagen und Kräfte der HErr seinem Volke verliehen hatte, die auch überall da trefflich gediehen, wo man ihm und seinem Bunde treu blieb. —- Jothams fernere Schicksale werden nicht berichtetz er steht da wie ein warnender Prophet, der die Deutung der nun fol- genden Ereignisse im Voraus giebt, zugleich als ein Zeichen, daß der HErr trotz. des furchtbaren Gerichts über sein Haus den Glauben Gideou’s nicht unbelohnt gelassen hat. (v. Gerlach.) H· V. 22-——49. blau) einer nur dreijährigen Herrschaft des Abimelech ist denn wirlilich die Zeit des göttlichen Gerichts, das Iotham vorausgesagt, schon da. Die Si— chemiten werden ihrem selbstgewählten König untreu, daß er die Stadt meiden und sich au einen andern Ort zu— riiclrziehen muß; dieser aber findet bald Gelegenheit, sich in furchtbarer Weise an ihnen zu rächen und sie alle uurs Leben zu bringen, big denn auch ihn oor dem Thurme zu Thebez, welche Stadt er ebenfalls uerwäsien will, die Strafe ereilt. Von einem Mühlstein getroffen, den ein Weib vom Thurme herab ans ihn geschleudert hat, sinnt er zusammen und läßt sich non seinenlwasfew triiger den lehten Todrssiog geben, um nicht luässeu sich tiachsagen lassen, daß ein Weib ihn umgebracht. Das; also ist der einzige Gedanke dieses Biisewichts im Augen— blieb des Todes; die innere dersioclmng geht Hand in Hand bei ihm mit dem äußeren Strafgerikht 22. Als nun Abimelech drei Jahr svon 1164 bis 1161 v. Chr.] über sdensenigen Theil von] Israel geherrfchet hatte sder ihn zum Könige ge- macht —- außer dem Stamme Ephraim etwa noch der Stamm WesLMaUasse ——, und zwar geherrfcht hatte nicht als ordentlicher Fürst, der das Beste seiner Unterthanen sich hätte angelegen sein lassen, sondern als ein eingedrungener Tyrann]; , 23. Sandte Gott szu gerechtem Strafgericht 2. Thess 2, 11 f.] einen bösen Willen [genauer: einen bösen Geisi 1»San1.16,14f.;18,10, der da Unheil stiften sollte] zwischen Abimelech und den Männern zu Sichem sund dieser wußte denn auch bald Uneinigkeit und Zwietracht unter beiden Parteien anznrichtens Denn die Männer zu Si- chem versprachen Abimelech lfingen an, verächtlich und mit« Abscheu von ihm zu reden —- Tätig. coeperunt eum detestarh vgl. Mark. 7, 2 Anm.], 24. Und zogen an smachten ihm jetzt zum Vorwurf] den Frevel, an den siebenzig Söhnen Jerubbaal begangen; und legten derselben sder er: mordeten 70 Söhne Gideon’s] Blut auf Abime- lech, ihren Bruder, der sie erwürget hatte, und auf die Männer zu Sichem, die ihm sdurch Dami- reichung von Geld V. 4 und durch Betheiligung bei Ausführung der That V. H] seine Hand dazu gestärket hatten, daß er seine Brüder erwiirget alte. h Luthers Uebersetzung stimmt sehr wohl mit der Er- fahrung, daß, wie Hugo Grotius sagt, nichts unbeftän- diger ist als die Gunst des Volkes, wenn es durch schnöde Kunstgriffe gewonnen wird, nnd daß die Menschen her- nachmals die Gottlosigkeit hassen, die früher ihnen Dienste gethan hat. Dennoch dürfte der Grundtext vielmehr so zu übersetzen und zu erklären fein: » 23 Sandte Gott einen bösen Geist zwifchen Abi- melech und die Männer zu Sichem, und die Män- nerlzcöi Sichem fielen sin Folge dessen] ab von Abi- mee · 242 sGott that aber also und sendete den bösen Geist, der Uneinigkeit und Zwietracht stiften sollte] Auf daß snunmehn da die Zeit der Vergeltung da war] zum Austrag käme der Frevel, an den sieben- zig Söhnen Jerubbaal begangen, und daß er sder HErrJ lege derselben Blut auf Abimelech, ihren Bruder, der sie erwürget hatte, und auf die Männer zu Sichem, die ihm seine Hand dazu geftärket hatten, daß er feine Brüder erwürgete Ueber die Frage, inwiefern von Gott gesagt werden könne, daß Er den bösen Geist gesendet habe, da doch nichts Böses, sondern nur Gutes von ihm ausgehen 114 Richter g, 25—36. kann, s. zu 1. Sam. 16, 14. Wohl aber wollen »wir hier, wo es Gott hauptsächlich mit der Strafe Abente- lech’s und seiner Helsershelfer zu thun hat, fein Gericht über diese aber zugleich eine Ziichtigung zur Buße fiir diejenigen werden sollte, die nur mittelbar Antheil hatten an der zu bestrafenden Siinde, auf den Unterschied zwi- schen Strafe und Züchtigung aufmerksam machen, den Wuttke in seiner ,,christlichen Sittenlehre« trefflich also erläutert: Als Ausdruck der sühnenden Gerechtig- keit ist die Strafe der göttliche Gegensatz gegen die Sünde als Schuld, als Züchtigttng ist sie der Gegen- satz gegen die Sünde als Gottentsremdungz in jenem Sinne gilt sie unbedingt, auch dem Verstockten Sünder gegenüber, als Züchtigung gilt sie nur so lange, als in dem Sünder noch die sittliche Möglichkeit einer Umkehr ist. Die vergeltende Strafe bekundet die unbedingte Giltigkcit des göttlichen Gesetzes, die Züchiigung bekun- det den Ruf Gottes an die einzelnen Seelen; jene voll- bringt sich um der verletzten göttlichen Weltordnung willen, diese um der zu rettenden Persönlichkeit willen; jene verwirklicht Gottes Ehre, diese sucht des Menschen Heil; jene ist der Ausdruck des göitlichen Zorns, diese der göttlichen Liebe. Zur Züchtigung wird dem Menschen die Strafe nur durch deren willige Hinnahme als einer verdienten; gegen die Züchtigung kann der Mensch sich verschließem die Strafe als Leiden muß er auch gegen seinen Willen empfinden. Christus hat unsere Strafe, nicht aber unsere Ziichtigung auf sich genommen. « 25. Und die Männer zu Sichem beftelleten swid er ihn, den Abimelech, der beim Ausdruck) der Mißhelligkeiten V. 23 die Stadt verlassen und stch nach Aruma V. 31 u. 4l, südöstlich von Si- chem, zurückgezogen hatte] einen Hinterhalt [der ihm auflauern und bei erster Gelegenheit, wo er es wagen würde, stch wieder ihrer Stadt zu nä- hern, ihn in ihre Gewalt überliefern follte] auf den Spitzen der Berge [Ebal und Garizim, von wo aus man die ganze Gegend überblicken konnte], Und sdie Männer dieses Hinterhalts be-] raubten [nun, da sie lose, leichtfertiae Menschen waren und müßige Zeit hatten] alle, die auf der Straße zu ihnen [an ihrem Standort vorbei] wandelten. Und es ward Abimelech sdurch seinen Obersten Se- but, den er in der Stadt mit einer, sedenfalls nur geringen Mannschaft zurückgelassen] angesagt swas man gegen ihn vornahm; daher er sich desto mehr hütete, in die Hände des Hinterhaltes zu fallen] 26. Es kam aber [von ohngefähr, als die Dinge eine Zeitlang so gestanden] Gaul, der Sohn Ebed [und Anführer einer Freibeuterschaar, mit der er im Lande umherzogL Und seine Brüder soder Anhänger mit ihm], nnd gingen zu Sichem ein sweil sie hofsten, dort, bei der inneren Zerrüt- tung, am besten ihr Wesen treiben zu können]. Und die Manner zu Sichem verließen sich auf ihn sglaubten in ihm einen Mann zu finden, der ihnen in ihrer gegenwärtigen Lage, wo sie jeden Augenblick aus einen Ueberfall von Seiten des Abimelech sich gefaßt halten mußten, auch nichts mehr begehrten, als seine Herrschaft los zu werden, gute Dienste leisten könnte] 27. Und zogen [da es gerade um die Zeit der Weinlesn nach unserm Kalender im Monat September, war und sie nach ihrer Verstärkung durch Gaal und seine Schaar gegen einen etwaigen Ueberfall sich hinlänglich gedeckt fühlten] heraus auf-s Feld svor der Stadt] nnd lasen ab ihre Weinberge, und kelterten swie das noch während der Lese selbst zu geschehen pflegte, die Trau- ben mittels der in den Weinbergen befindlichen Kufen Kap. S, 11 Blum. 2], und machten einen Tanz [stellten bei dieser Gelegenheit, dem Herkommen ge- mäß- ein Freudenfest an], nnd gingen in ihres Gottes sBaalj Haus, nnd aßen und tranken, nnd fluchten svom Weine aufgeregt] dem Abimeleeh. 28. Und Gaul, der Sohn Ebed sebenfalls beim Feste gegenwärtig und in angetrnnkenem Zustande stch dreister Rede erkühnend], sprach szu den versammelten Sichemiten]: Wer ist Abitur- lech? und was ist Sichem swas hat diese altem: würdige vornehme Stadt, deren Abkömmling zu sein er seiner Mutter wegen Kuh. 8, 31 sich ein- bildet, denn Theils an ihm], daß wir ihm dienen sseitter Herrschaft unterworfen sein] sollten? Jst er nicht Jernbbaaks seines fremden, unbedeutenden Menschen, der uns gar nichts angeht, Bastard-] Sohn, und hat ssetzt wiederum einen Fremden, je- nen] Sehnt, seinen Knecht sden sein Name —- sebul im Chaldäischen s. v. a. als Koth oder Mist, s. Matth. 10, 25 Anm. —- schon als einen Dreck-Amtmann bezeichnet] hergesetzh über [uns] die Leute [die edlen Nachkommen] Hentoy des Va- ters Sichem [der die Stadt vor alten Zeiten ge- gründet 1. Mos 34, 23 Anm.]? Warum sollten wir [also] ihm [dem bei uns eingedrungenen Em- porkömmlingj dienen? Nach einer andern Punktation des Grundiextes, als welche die Septuaginta und Vulgata vor sich gehabt und nach der auch Luther sich gerichtet hat Stil; statt ispslxlY lautet die zweite Hälfte des Verses: Jst er nicht Je« rubbaaks Sohn, und Sebul sein Vogt? dienet (doch um alles in der Welt willen nicht solchen unedlen, fremdländischen Menschem sondern den Abkömmlingen aus den ältesten und vornehmsten Geschlechtern eurer eigenen Stadt) den Männern Hemde, des Vaters Sichem. Warum sollen wir ihm (dem Fremdling und bloßen Emporkömmling) dienen (da wir doch Pa- tricier in unserer Mitte haben, denen zu gehorchen eine Ehre und keine Schande ist)? Nichtnnbegründet scheint darnach die Bermuthun eines Auslegers im englischen Bibelwerk, daß dieser Staat, über dessen Herkunst uns sonst nichts berichtet wird, aus cananitischem Geschlecht stammtez da nun auch in Sichem selbst noch Ueberreste der früheren cananitischen Bevölkerung vorhanden wa- ren, so stellt er sich mit denen, als den ältesten und vor- nehmsten Geschlechte-en, in Eine Klasse und giebt nicht undeutlich zu verstehen, daß man doch lieber Jhn zum Negenten nehmen möge. Damit stimmt denn auch das, was er im folgenden Verse sagt. Bei dem großspreches rischen Charakter seiner Rede darf man übrigens keinen Anstoß daran nehmen, daß ja Hemor mit seinem ganzen Hause durch die Söhne Jaeob’s ausgerottet worden war (1. Mos 34, 25 f.), und also keine Nachkommen desselben da sein konnten. Fr- v. Meyer, der der Aussa e des Prahlers und Glllcksriiters ein zu großes Gewi t Die Sichemiten werden ihrem selbstgewählten König Abimelech untreu. 115 beilegt, erklärt daher: Dienet (indem ihr der Herrschaft dieser beiden, des Abimelech und seines Vogts, euch un- terwerfiJ mit den Männern Demut, des Vaters Sichem (ihr seid dann eben solche Feiglinge und Thoren, wie Hemor und sein Sohn, die mit ihrem ganzen Volke sich zwei Leute, den Simeon und Levi, bezwingen 29. Wollte Gott, das Volk [dieser Stadt] wäre unter meiner Hand [es sollte mir dann gewiß nicht fehlen], daß ich den Abimelech [mit seinem Amtmann fiir immer daraus] verttiebe. Und. es ward [auf Grund dieser Rede, die zur offenen Empörung aUfsorderteJ Abimelechgesagtk Mehre [verstärke] dein Heer, und zench ans swider Sichem, damit du noch zu rechter Zeit den Aufruhr im Keim ersticken kannst] «) Luther hat zu dem hebt. Wort wajomer ( . . . sagte) als Subjekt hinzugedacht »Man« (man sagte), und nun dafür die passive Form esetztx ,,es ward ge- sagt« Esist aber besser ,,er« als ubjekthinzuzudenkem Er (Gaal, al ser die Worte ausgerufetn »Wollte Gott, das Volk wäre unter meiner Hand, daß ich den Abime- lech vertriebe«) sprach (den Abimelech, wenn auch aus der Ferne, doch mit desto größerem Uebermuth heraus- sordernd): Mehre dein Heer und zeuch aus swider uns, ich will dir schon die Wege weisen)! Dann ist jedoeh im folgenden Verse das Bindewort zu Anfang nicht mit Luther durch ,,Denn«, sondern einfach durch »Und« zu übersetzen: Und Sebul, der Oberste in der Stadt, da er die Worte Gaal, des Sohns Ebed, hörete u. s. w., so daß die Erzählung hier weiter fortgeführt wird. 30. Denn Sebul, der Oberste der Stadt, da er die Worte Gaal, des Sohnes Ebed, hörete [aus dem Bericht derer, die er zu Aufpassern auf das Fest V. 27 entsendet hatte, erfuhr], ergrim- mete er [um so mehr] in seinem Zorn [als auch von ihm in sehr verächtlicher Weise geredet wor- den war], 31. Und sandte Botschaft zu Abimelech heim- lichk nnd ließ ihm sagen: Siehe, Gaal, der Sohn Ebed, nnd seine Bruder, sind gen Sichem kom- men, und machen dir die Stadt widerwcirtig [schü- ren das Feuer des Aufruhrs und der Empörung wider dich zur hellen Flamme an]. 32. So mache dich nun [ohne Verzug] auf bei der [nächsten] Nacht, du und dein [Kriegs-] Volk, das bei dir ist, nnd mache einen Hinterhalt auf sie [den Gaal und seine Rotte draußen] im [freien] Felde [denn ich weiß", daß er für morgen stch einen Streifzug vorgenommen hat, der wo möglich zu einem Angriff auf deinen jetzigen Auf- enthalt Aruma werden soll]. Its. Und des Morgens, wenn die Sonne anf- geht, so mache dich frühe auf [aus deinem Versteck] und itbetfalle die Stadt [rücke näher wider sie heran, damit Gaal dir nicht entgehe, wenn er zu seinem Streifzuge aufbricht]. Und wo [sobald] er nnd das Voll, das bei ihm ist, zu dir [nach der Stelle zu, wo du im Hinterhalt lagerst] hinaus zeuchtz so thue mit ihm, wie es deine Hand findet swie du es je nach den Umständen für das Beste hältst, ich brauche dir für dein weiteres Verhalten keinen Rath zu geben, du wirst selber schon wissen, was zu thun ist 1. Sam. 10, 7; 25, 8]. «) Es ist zweifelhaft, ob das Wort des Grnndtertes bethokmitz das überhaupt nur einmal vorkommt, so, wie Luther nach Vorgang der Septuaginta und anderer alten Uebersetzungen und Ausleger (z. B. auch des berühmtesten unter den jüdifchen Schrifterklärerm des 1105 verstor- benen Rusehi — Babbi sohelomoh ben Izchak = Rabbi Salomo, Sohn des Jsaak -—) gethan, als ein adverbialer Begriff (hcimlich, auf listige, trügerische Weise) aufzufassen sei, oder vielmehr als Namensbezeichs nun : in Thorma (sandte Votschaft zu Abimelech, der in horma sich befand) Für letzteres entscheiden sich andere bedeutende Schristerklärer der Juden, und mit ihnen auch der durch sein Werk über die Geographie Palästina’s, das bis auf den heutigen Tag allen andern Werken über denselben Gegenstand zu Grunde liegt, so berühmt gewordene, auch sonst durch Gelehrsamkeit, Scharf· sinn und besonnenes Urtheil ausgezeichnete Professor Hadrian Reland F]- 1718 zu Utrecht); doch ist Thorma selbst kein Ort, ondern man muß, wenn man diese Ansicht annehmen will, für bethorma lesen bar-ums (in Aruma V. 31). «) Es scheint, als ob Sebul, trotz seines Zornes über die Aeußerungen des Gaal (V. 30), sich dennoch durch Verstellung in dessen Vertrauen einzuschleichen gewußt hat (vgl. V. 36). set. Abimelech [dem Rathe seines Obersten folgend] stund [brach] auf bei der Narht nnd alles Volk, das bei ihm war, und hielt anfSichem mit vier Haufen [stellte, als er bei Sichem angekom- men war, vier Heerhaufen als Hinterhalte gegen die Stadt auf]. 35. Und Gaal, der Sohn Glied, zog [wirklich, wie Sebul vermuthet hatte V. 32, in der ersten Frühe des Morgens] heraus [aus der Stadt, um zu einer Unternehmung mit seiner Schaar sich an- zuschicken], und trat vor die Thür an der Stadt Thor sdaß er vor dem Ausrücken seine Leute noch einmal mustere, während Sebul in der Absicht sich ihm zur Seite stellte, seine Schritte zu beobachten und ihn solange aufzuhalten, bis Abimelech näher heran käme]. Aber Abimelech stieß nicht lange auf sich warten, sondern] machte szu rechter Zeit] sich auf ans dem Hinterhalt sammt dem Volk, das mit ihm war [und zeigte srch eben auf den Hö- hen der um die Stadt herumliegenden Berge, als Gaal und Sebul bei einander am Stadtthor standen] 36. Da nun Gaal das Volk [die Heerhaufen des Abimelech] sahe, sprach er zu Sebul: Siehe, da kommt ein Volk von der Höhe des Gebirges hernieder swas mag das bedeuten?]. Sebul aber [der da wohl wußte, was das zu bedeuten hatte, doch den Frager täuschen wollte, damit er sich nicht vor den heranziehenden Kriegern in die Stadt zUrückzieheJ sprach zu ihm: Du siehest die Schatten der Berge sdie langen Schatten, welche die Bäume auf der Bergesspitze von der hinter ihnen aufgehenden Sonne von sich werfen] für 8O 116 Richter 9, 37-—57. Leute an [ich kann nichts von einem Volke, das von der Höhe des Gebirges hernieder käme, er- blicken] 37. Gaal redete noch mehr kbekräftigte seine Meinung damit, daß er genau die Richtung be- zeichnete, von welcher her er das Volk hernieder kommen sähe]: Siehe, ein Volk kommt hernieder aus dem Mittel des Landes, und ein Haufe kommt auf dem Wege zur Zaubereiche kein Theil derer, die heranziehen, befindet stch noch droben auf dem höchsten Punkte der Umgegend, der andere aber nähert sich fchon der Zauber- oder DenkmaIs-Eiche V. 6]. « Wovon sie ihren Namen Z aub er-Eiche (oder eigent- lich Zauber-Terebinthe) hatte, darüber s. die Anm. zu 1. Mos 35, 4 u. Jos. 24, 23. 38. Da sprach Sebul [der den Gaal nicht länger täuschen konnte] zu ihm [nun offen mit der Sprache herausrückend, was es mit den heranzie- henden Heerhaufen für eine Bewandtniß habe, und seinen Gegner zugleich bei der Ehre fassend, daß er nicht etwa sich feig zurückziehen sollte, nachdem er gestern so vermessene Worte geredet V. 28 f.]: Wo ist nun hie dein Maul, das da sagte: Wer ist Abimelekh, daß wir ihm dienen sollten? Jst das nicht das Volk, das du verachtet hast? Zeuch nun ans, nnd ftreite mit ihm [wenn dir’s ein so Ge- ringes dünkt, ihn zu oertreiben]. 39. Gaal [durch solche Herausforderung ge- nöthigt, den Kampf aufzunehmen] zog ans smit seiner Schaar] vor den Männern zu Sichem her [die von der Stadt aus ihm nachblickten], nnd stritt mit Abimelech sals er mit dessen Volk in einiger Entfernung von der Stadt zusammentraf] 40. Aber Abimelech [der stärker war] jagte ihn, daß er ftohe vor ihm [nach Sichem zurück-J; und fielen viel Erfchlagene [auf dem Wege] bis an die Thür des Thus. 41. Und Abimeleeh [für jetzt noch zu schwach sich fühlend, auch Sichem selbst zu nehmen, kchrete wieder dahin zurück, woherer gekommen war, und] blieb [die folgende Nacht] zu Arnma. Se- bul aber verjagte den Gaal und seine Vriider [so- viel ihrer auf der Flucht vor Abimelech nicht schon gefallen waren] daß sie zu Sikhem nicht mußten bleiben [sondern, von den Männern daselbst im Stich gelassen, sich anderwärts ein Unterkommen fuchen]. 42. Auf den [andern] Morgen [nach diesem Vorgang] aber ging das Volk [die Einwohnerschaft von Sichem] heraus auf dasFeld shatte man in der Stadt sich vorgenommen, seinen gewohnten ländlichen Beschäftigungen mit Pfliigen und Be- säen der Aecker, Beschneiden der Bäume und Weinberge u. dgl. nachzugehem da man nichts Schlimmes mehr befürchtete und keines Angriffs weiter sich versah] Da das Abimelekh [vermuthlich durch einen Boten, den Sebul an ihn absendetel ward angesagt [daß er jetzt gute Gelegenheit habe, an den Sichemiten Rache zu iiben], 43. Nahm er das Volk fdas bei ihm war und mit welchem er gestern. den Gaal in die Flucht getrieben batte], und theilete es in drei Hausen, und machte einen Hinterhalt auf sie im Felde sum erst abzuwarten, bis alle aus der Stadt heraus wären] Als er nun sahe, daß das Volk aus der Stadt ging saus derselben herausgegangen war und draußen auf dem» Felde seine Geschäfte vor- nahm] erhub er sieh uber sie, und schlug sie kließ er zwei von den 3 Haufen aus ihrem Hinterhalt ausbrechen, um über die auf dem Felde herzufallen und sie niederzumachen]. 44. Abimelech aber und die Haufen, die bei ihm waren [d. i. die Krieger des dritten Haufen, den er selber anfiihrte], iiberfielen sie ffuchten den draußen besindlichen Sichemiten den Rückweg ab- zuschneidenL und traten an die Thtir der Stadt Thor sfo daß, wer zur Stadt entkommen wollte, in ihre Hände fallen mußte]; und [die] zween der Haufen [welche mit der Nietzelei beauftragt worden] überflelen [jetzt, nachdem ein Entrinnen unmöglich gemacht worden war] alle, die ans dem Felde wa- ren, und schlugen sie [todt]. 45. Da [als die draußen getödtet und die beiden Haufen wieder zu ihm gestoßen waren] stritt Abimelech [mit seiner gesammten Mannschaft] wider die seines großen Theils ihrer Einwohner- schaft bereits entblößte] Stadt denselben ganzen [noch übrigen] Tag, nnd gewann sie [ohne großen Widerstand] und erwürgete [auch] das Volk, das drinnen war, und zerbrach [zerstörte] die Stadt, und säete Salz drauf kauf den Boden, wo sie ge- standen hatte, um ihn damit sinnbildlich zu einer unfruchtbaren Salzwüste zu weihen, wo nie wieder eine Stadt erbaut werden würde] Es war das natürlich ein ganz wirkungsloscn ohn- mächtiger Fluch, womit er nur seinem Rachegefühl einen Ausdruck verlieh. Dafür, daß bald hernach die Stadt wieder hergestellt wurde, kann zwar nicht die Erwähnung derselben in Katz. 21, 19 geltend gemacht werden, denn die dort erzählte Geschichte fällt in viel frühere Zeit (vgl. Aum. zu Kap. l, 21); wohl aber erscheint Sichem in 1.Köii. 12, 1 ff. wieder als eine sehr bedeutende Stadt, die dann Jerobeain zur Residenz sich einrichtete nnd efttgte. 46. Da das swas mit der Stadt geschehcUJ höreten alle Männer des Thurms zu Sichem [die, welche das Haus Millo V. 6 bewohnten oder die Besatzung des Castells in Sichem bildeten], gingen sie [ihr Leben zu retten] in die Festung sdas un- tersie Gemach] des Hauses des Gottes Betith [denn dort, an vermeintlich heiliger Stätte, hoff- ten sie Schutz zu finden wider die Verfolgungen des Abimelech]. 47. Da das Abimelech hören, daß sich alle Männer des Thurms zu Siehem sin dem eben erwähnten Temvelraumi versammelt hatten: Abimelech übt schwere Rache an den Sichemiten und kommt vor Thebez um. 117 48. Ging er san die Heiligkeit dieser Zu- sluchtstätte sich so wenig kehrend, daß er im Ge- gentheil desto entsetzlicher an den dahin Geftüchte- ten sich zu rächen beschloß] auf den fnicht weit von der Stadt gelegenen, dichtbe1valdeten] Berg Zalmon szu deutsch »Schwarzwald«], mit alle sei- nem [Kriegs-] Volk, das bei ihm war, und nahm eine Axt in seine Hand, und hieb einen sdürr ge- wordenen] Ast von [den] Bäumen [die dort stun- den], und hub ihn auf, und legte ihn auf feine Achsel, nnd sprach zu allem Volk, das mit ihm war: Was ihr gesehen habt, das ich thue swas ihr mich habt thun sehen], das thut auch ihr eilend [ganz in derselben Weise] wie ich. 49. Da hieb alles Volk ein jeglicher einen Ast ab snahmen sie ebenfalls auf ihre Achsel], und folgten Abimelech nach, und legten sie [nach seinem Vorgange] an die Festung soder das Tempel- gemachL nnd steckten sie lauf seinen Befehl] mit Feuer an, daß auch alle Männer des Thurms zu Sichem [die sich in dem Gemach verborgen hiel- ten, elendiglich] starben, bei tausend fMenschenj Mann nnd Weib. Es ist nicht recht klar, von welcherlei Art dies Tem- pelgemach gewesen sei; das im Grundtext dafür gebrauchte Wort Zarjach kommt sonst nur noch in der Stelle I. Saus. 13, 6 in Verbindung mit Höhlen, Klüftein Felsen und Gruben vor, und hat Luther es dort durch ,,Löcher« übersetzt. So scheint auch hier ein kellerartiger Raum gemeint zu sein, der wohl nicht im Baalstempcl selbst, wohl aber in der nächsten Umgebung desselben sich befand und oben mit einer hölzernen Decke unischlofsen war; denn laut des Grundtertes legten Abimeleclys Leute die Aesie auf das Zariach. Mit dieser That er- füllte sich denn Jotham’s Gleichniß von dem Dorn- strauch, von welchem Feuer ausgehen und die Männer zu Sichem und das Haus Elliillo verzehren werde (V. 20), an dem letzteren auch im buchstäblichen Sinne, und zwar vielleicht darum gerade an dem Hause Millo, weil dies aus den rohesien und frechsten Einwohnern zu Si- chem bestand und die losen, leichtfertigen Männer gelie- fert hatte, mit deren Hülfe Abimelech vor 3 Jahren seine Brüder ermordete (V. 4). 50. Abimelech aber zog fvon Sichem] gen Thebez fsetzt Thubås 4 Stunden nordöstlich auf dem Wege nach Bethsean hin gelegen] und belegte [belagerte sie mit feiner, durch die bisherigen Un: ternehmungen desto entfchlosfener und zügelloser gewordenen Mannfchaft], und gewann sie [die eigentliche Stadt, die, wie die meisten andern Städte, offen lag und keine Ringmauern und Festungswälle hatte]. 51. Es war aber fwie das noch jetzt bei der- gleichen Städten im Morgenlande der Fall ist] ein starker fin Fällen der Noth zu einer Zufluchtsstätte dienender] Thurm mitten in der Stadt, auf wel- chen [denn jetzt, wo die Noth« vorhanden] flohen alle Männer und Weiber, und alle Bürger der Stadt, und schlossen [die EingangsthtirJ hinter sieh zu, und stiegen [soviel ihrer dort Raum hatten] auf das [platte] Dach des Thurms sum von oben herab wider die Angrisse des Feindes sich zu ver: theidigen]. 52. Da kam Abimelech zum Thurm, und stritt dawider, und nahete sich zur Thür des Thnrms, daß er ihn [die Thür desselben sammt dem inneren hölzernen Ausbau und der Decke] mit Feuer derbrennete fund auch hier die Geflüch- teten eines elenden Todes sterben müßten] 53. Aber ein Weib wars ein Stück von einem Mühlstein [2. Mos 16, 24 Anm., das sie bei der Flucht mit sich genommen, von oben herab und traf damit] Abimelech aus den Kopf, und zerbrach [zerfchmetterte] ihm den Schädel ldaß er zufammensankf Die Gerechtigkeit Gottes leuchtet hieraus deutlich hervor, indem seine Strafe genau mit seiner Sünde übereinkommtz auf Einem Steine hatte er alle seine Brü- der getödtet (V. 5), und nun starb er selbst durch einen Stein. (Engl. Bibelwh 54. Da rief Abimelech eilend sehe er seine Seele von sich geben mußte] dem Knaben [Knap- pen], der seine Waffen trug, und sprach zu ihm: Zench dein Schwert aus, und tödte mich, daß man nicht von mir sage: Ein Weib hat ihn erwiirget [umgebracht; denn das wäre mir eine ewige Schande, durch die Hand eines Weibes gefallen zu sein] Da durchstach ihn sein Knabe, nnd er lctc . f Eitle Thoren halten über ihre Reputation aufs Eif- rigste; ihre Seele aber lassen sie um ein Leichtes dahin. (Joseph Hall.) — Wenn Gott die Strasruthen lange genug gebraucht hat, so zerbricht er sie (Jes. 14, 5) und wirft sie endlich in’s Feuer. (Cramer.) 55. Da aber die Jsraelitem die mit ihm wa- ren [sein Heer gebildet hatten B. 32, 43, 48], sahen, daß Abimelech todt war, ging ein jeglicher an seinen [Heimaths-] Ort [hatte es doch nun: mehr mit ihrem selbstgefchaffenen Königthum ein Ende]. « 56. Also fwie V. 53 f. erzählt worden] be- zahlte Gott Abimelech das Uebel, das er an seinem Vater gethan hatte, da er seine siebenzig Brüder [mit Ausnahme des einen, der glücklich entkam V. 5 u. 211 erwürgete , 57. Desselben gleichen alles Uebel der Män- ner [zu] Sikhem [die ihm dazu geholfen und sich nicht scheuetem einen Brudermörder zum Könige zu machenj vergalt ihnen Gott [wie V. 42 ff. erzählt ist] auf ihren Kopf, und kam über sie der Fluch Jotham, des Sohns Jerubbaal sden er am Schluß seiner Fabel V. 20 ausgesprochen] Gott straft einen bösen Buben durch den andern, daß sie endlich zu beiden Theilen aus gerechtem Gericht zu Grunde gehen. (Osiander.) Dies zu zeigen, daß Gott den Menschen nach ihren Werken vergilt und die Bösen einander zu Werkzeugen ihres Uuterganges macht, ist die Absicht des heil. Schriftstellers gewesen; nicht aber zu erzählen, wie es dein Jotham, oder dem Gaul, Sebul u. s. w. ergangen. sPatrickJ 118 Richter 10, 1——17. Das 10. Kapitel. Israel wird wegen der tibgiitterei von den Philisiern gedränget Hi. d. 1——5. Uns) Kbimelectys Untergang: richtet im Wefllande Strom, aus dem Stamme Isaschatz im Ost— lande Inst, ein Gileaditey die Kinder Israel; doch verrichten beide tieine kriegerisches! Thurm, sondern nnd nur als wiederhersteller des leerhis wider das einge- drnngene innere verderben (s. Zum. zu Kuh. D, Es) wirksam gewesen. l. Rath Abimelech [der sich unrechtmäßiger Weise sebst zum Regenten aufgeworfen] machte sich [gleich den früheren Richtern durch Gottes Geist erweckt] auf zu helfen Jsrael [durch Wiederherstel- lung des wahren Gottesdienstes und Entscheidung schwieriger Rechtsfälle nach dem Wort des HErrUJ Thola, ein Mann von Ifafchar, ein Sohn thun, des Sohnes Dodo [s. Am. 2 zu Kap. U, 1]. Und er wohnete zu Samtr, auf dem Gebirge Ephcailli also nicht in dem Jos 15, 48 erwähnten, im südlichent helle des Gebirges Juda gelegenen Samir, sondern in dem heutigen Khurbet Sammiy östlich von Aeumas Z. Und er richtete Israel [die nördlichen Stämme des Westjordanlandes] drei und zwan- zig Jahr snach unsrer Rechnung von 1161—1138], nnd starb [ohne daß er es auch mit einer Be- freiung des Landes von einem äußeren Feinde in seinem Leben zu thun gehabt hätte], und ward begraben zu Samir. Z. Nach ihm« machte fikh auf [siand, ebenfalls durch Gottes Geist erweckt, auf] Jair, ein Gilea- diter [aus Gilead, dem Lande jenseit des Jordan gebÜttigL Und richtete Jsrael sdie Stämme des Ostjordanlandes] zwei und zwanzig Jahr [von 1152——1130]; ·) Nicht wenige ChronologeMBerecbner der Zeit) be- ginnen die richterliche Thäiigkeit Jaisis erst mit Tholas Tode und beziehen sie ebenfalls auf das Westjordanland wenigstens auf dieses mit. Dazu nöthigt aber derAus- druck- »Nach ihm, dem Thola, machte sich auf Jan« keineswegs; vielmehr geht aus dem folgenden Vers deut- lich hervor, daß Jair ausschließlich dem Ostfordanlande angehörte, und obiger Ausdrnck besagt nur, daß Jair etliche Jahre nach Thola austrat. Wir glauben, daß, leichwie das Ende der Herrschaft Abimelech’s der An- augspunkt der Wirksamkeit des Thola ist, so der Anfang des achtzchnjährigen Drucks der Ammoniter im Osten der Schlußpunkt der Thätigkeit Jair’s. 4. Und [Jair] hatte dreißig Söhne auf dreißig Esklsfüllen reiten sdie alle zum Zeichen ihres vor- nehmen Standes nicht zu Fuße einhergingem son- dern auf jungen Eseln ritten"]; und hatte dreißig Städte [in der westlichen Hälfte des Ostjordam landes], die heißen sindem der alte Name 5. Mos Z, 15 Anm. wieder auflebte] Dörfer Jair, bis auf diesen Tag [da das Vuch der Richter geschrieben wordenL und lieaen in Gilead sdas Wort in feiner weitesten Bedeutung genommen, da es das ganze Ostland umfaßt]. «) Noch hatte Israel damals keine Pferde, deren man sich im Krie e oder im Frieden zur Landwirthschaft und zum Reiten hätte bedienen können (5. Mög. 17,16 Anm.); zum Reiten nahmen Reiche und Vorue me viel- mehr Esel, die im Morgenlande noch anderer Art sind als bei uns, und gelten für die edelsten derselben die weiß und roth gesprenkeltem die auch in Kap.5,10 unter den ,,schönen« Efclinnen zu verstehen sind. Z. Und Jair starb [uach zwei und zwanzig- jährigem Wirkens und ward begraben zu Kamon seiner von jenen 30 Stadien, ihrer Lage nach aber nicht näher zu bestimmen]. l« o. 6—18. as bereitet fcch hieraus di: dritten-end: der diichterzeit vor Eint. zu Rad. Z, 1 u. Kuh. 6, 1), in welcher Israel am srtswersien darniederliegt; denn zwei Feinde zugleich unterdriirlren und plagen das Land —- im Osten die Jlmmonitey im Westen die Philister. dran) achtzehnjährigem Drum von Seiten der erneren be- behrt sich Israel zu dem ljGrrn und bewegt ihn durch entschiedene nämlich: zu seinem Dienst, daß er seines vollen( sirh nun wieder annehmen will. Auf welche Weise dies geschieht, wird das folgende Kapitel zeigen; zur Einleitung tu die Geskhinste desselben werden wir aber zuvor auf den Kampfs-tat; in Gtlead geführt, wo die beiden theere der Jimmoniter and der Kinder Israel, jedes an einem bestimmten Ort, sich gelagert haben und die Jteltesiert der Kinder Israel sich eben mit einander beruhen, wen sie zu ihrem Anführer wählen sollen. 6. Aber die Kinder Israel thaten knach dem Abscheiden der beiden Richter Thola V. I f. und Jair V. Z. ff] firrder übel vor dem HErru, und dieneten [den cananitischen Gottheiteu] Baalim und Astharoth [5. Mos IS, 21 Anm.], und [den Gott- heiten der Völker, die um sie her wohneten, näm- lich] den Göttern zu Shrien [-—- welche besonderen Götzen die Syrer verehrten, wird im A. T. nir- gends erwähnt ——], und den Göttern zu Zidon sder phönicischen Astarte oder Mondgöttin 1.Kön. 11- 5. 33], Und den Göttern Moab sdem Camos Z. Mos. 18, 21 Anm.; 4. M. 21, 29j, und den Göttern der Kinder Ammon [dem Milkorn 3. Mof 18, 21 Amt« l« Kön 11- 5], und den Göttern der Philister [dem Dagon Kap. 16, 23], und ver- ließen den HErrn, und dieneteu ihm nicht. 7. Da ergrimmete der Zorn des HErrn über Israel, und verkaufte sie [einestheils, wie hernach Kuh. 13, 1 ausführlicher erzählt werden soll] unter die Hand der Philister, nnd [anderntheils, worauf wir für’s Erste unsern Blick richten wollen, unter die Hand] der Kinder Ammon ff. Anm. zu 4. Mof 21, 11]. 8. Und sie [die eben erwähnten Ammoniter, mit denen wir es zunächst zu thun haben] zerna- ten und zerschlugen die Kinder Israel, von dem Jahr an [in welchem der HErr sie unter die Hand dieser ihrer Feinde verkauft hatte, nach unserer Rechuung vom J. 1130 v. Chr. an], wohl acht- zehn Jahr [d. i. bis zum J. 1112 v« EIN, unm- ltrb alle Kinder Israel ieuseit des Jordan, im Die Richter Thola und Jair. — Z. Periode der Richterzeit Bedrückung durch die Ammoniter. 119 [Vormaligen] Lande der Atnvriter [4- MOL 21- 30 Anm.], das in Gtlead liegt salfo die drittehalb Stämme Raben, Gad und Ost-Manasse]. 9. Dazu zogen die Kinder Ammon über« den Jordan fnach dem Westlande]- nnd stritten wider [die Stämme] Juba, Venjamin, und wider das Haus Ehhraim, also, daß Jsrael sehr gecingstet ward lzumal hier, diesseit des Jordan, auch die Philister schon ihr Wesen trieben]. 10. Da [nach dem achtzehnfährigen Druck, also um das Jahr 1112 v. Chr.] schrieen die Kin- der Jsrael sdurch die Noth der Zeit zur Erkennt- niß ihrer Sünde gebracht] zu dem HErrn, Und sprachen [indem sie wieder einen gemeinsamen Got- tesdienst bei der lange vergesfenen Stiftshütte zu Silo Jos. 18, 1 veranstaltetenjx Wir haben an dir gesündiget; denn wir haben [dich, den HErrUJ unsern Gott verlassen, und Baalim sden verschie- denen Göttern der Heiden] gedient. 11. Aber der HErr [um sein Volk noch gründlicher zur Buße zu erwecken, da er nicht eher sich desselben annehmen konnte, als bis es auch mit der That und Wahrheit stch bekehrt hatte] sprach zu den Kindern Jsrael swohl durch Ver- mittelung des Hohenpriesters Eli, dem er durch die Weise des Lichts feine Antwort zu erkennen gab]: Haben euch nicht [oormals] auch gezwungen [in harte Bedrängniß versetzt] die Eghpter [2. Mos. Kap. 1—14], die Amoriter se. Moc 21, 21 ff] die Kinder Amtnott [in Verbindung mit den Mundt- tern Kein s, 12 fs.], die Philister [Kap. Z, Ziff, 12. Die Zidonier [die nördlichen Cananiter unter Jabin, die ihren Stützputtkt und Anhalt an Sidvn hatte« Kap« 4- I til« die Amalekiter [2. Mos. 17, 8 ff.; Richt. 3, 13; G, 3] Und May- niter lBewohner von Maon im Lande der Edomi- ter, s. Anm. zu 4. Mos. 21, 10 und 2. Chron 26- 7«]; und ich half euch ans ihren Händen, da ihr zu mir schrien? 13. Noch strotz dieser vielfachen Beweise von gnädiger Hülfe, die es deutlich genug zu erkennen gegeben, wie stark und untiberwindlich ihr sein könntet, wenn ihr nur mir treu bleiben wolltet] habt ihr mich verlassen und andern Göttern gedienet [und somit muthwillens um meinen Beistand euch gebracht]; darum will ich« euch sum euch nun auch zu zeigen, wie elend und ohnmächtig ihr ohne mich seid] nicht mehr helfen. 14. Gehet hin, und schreiet die Gbtter an, die ihr erwählet habt [V. 6]; lasset euch dieselben helfen zur Zeit eurer Trübsal [die nun als Strafe von mir über euch gekommen, ihr werdet ja se- hen, ob das wirkliche Götter sind, die etwas ver- mögen] «) Gleichwie in V. 6 siebenerlei Götter genannt wurden, denen die Kinder Jsrael dienten, so find auch in V. 11 u. 12 sieben Völterfchaften zufammengesiellh wider die der HErr ihnen geholfen, um darauf hinzu- weisen, daß die Treue Gottes und die Untreue feines Volkes in gleichem Maßverhältniß mit einander stehen. Unter diesen sieben Völkerfchaften fällt nun die Erwäh- nung der Maoniter auf, da von ihnen in den bisherigen Gefchichtsbüchern des Alten Testaments noch gar nicht die Rede gewesen, fte auch eine viel zu kleine Völkerfchaft bildeten, als daß von ihnen aus eine Bedrückung der Jsraeliten hätte unternommen werden können; erst ein paar Jahrhunderte später waren sie von Bedeutung. Wtll man die Lesart beibehalten, so bleibt nichts übrig, als die Maoniter gleichbedeutend mit den Edontitern überhaupt (4. Mos 20, 14 ff.) zu nehmen. Allein auch die Vulgata liest hier statt Maoniterx »die Cananiter«, und die Septuaginta hat dafür: ,,Midianiter.« Letzteres scheint denn die ursprüngliche Lesart zu fein, und hat dieselbe um so mehr für sich, als es sonst unbegreiflich bleibt, warum in dem Verzeichnis; der wunderbaren Er- rettungen Gottes der Errettung von dem furchtbaren Druck der Midianiter durch Gideon (Kap. 6, I ff) mit keiner Silbe gedacht wird. Dafür spricht auch die nach ihrer feindlichen Berührung mit dem Volke Jsrael gegebene geschichtliche Reihenfolge, in welcher diese Völker hier aufgeführt werden, wobei die zuletzt Kuh. 6, 3 erwähnten Amalekiter wegen ihrer älteren Feindschaft ge· gen Jsrael hier den Midianitern Kuh. s, 1 mit Recht vorangestellt werden. · 15. Aber die Kinder Jsrael sunter die ge: waltige Hand Gottes oöllig sich demüthigend und es frei und offen bekennend, daß die Götter, die sie sich erwählt, ihnen nichts helfen könnten] fprak chen zu dem HErrn: Wir haben gesundiget sdan wir zu folchen Göttern uns gewendet, und kehren jetzt reumüthig zu dir zurück in der gewissen Zu- verstcht, daß du uns im Ernste nicht kannst ver: lassen und für intmer deine Hand nicht von uns abzjeheuL mache es nur du mit uns, wie dir-s gefallt [hilf, wie du wcllst und wann du wtllft]; allein errette uns siiberhaupt einmal] zn dieser Zeit svon dieser gegenwärtigen Noth, wenn du auch noch eine Zeit lang uns willst darunter seufzen lafsen]. · · 16. Und ste thaten sehr-e «Utnkehr auch that: sächlich bekundend] von sich die fremden Gottey und dieueten sfortanj dem HErrn snamentlich thaten so die ösilichen Stämme, während für die wesilichen bei der tiefen Sittenlostgkeit der Söhne Eli’s und der Schwachheit ihres Vaters es erst noch einer schwereren Nothzeit und einer längeren Wirksamkeit des Propheten Samuel bedurfte, ehe auch da die Bekehrung gründlich und rechtfchaffen wurde 1. Sam. 2, 22——7, 4], Und es jammerte ihn sden HErrn], daß Jsrael so geplaget ward [und er lief; nach folchen Bewetsen aufrichtiger Reue und Buße die Hülfe nicht länger anstehen, beider es sich denn zuvörderft um die Befreiung des Ost- Jordanlandes von dem Druck der Ammoniter handelte; doch wurde die des Westlandes von» dem Philisterdruck gleichzettig fchon vorbereitet durch die setzt beginnende Wirksamkeit des Simfon Kap. 1-«—16]. · » 17. Und dte Kinder Atnmon sauf die wir demgemäß zunächst unsere Aufmerksamkeit zu rich- ten haben] schrieen [richtiger: ließen fich·zu- s ammenruf en Kap. 12, 1 A» nämlich von ihren 120 Anführern], nnd lagerten sich [zu einer neuen Un: i ternehmung] hin Gilead [in dem von ihnen besetzten Theile des Landes jenseit des Jordan stand entgegenzustehen und ihn wo möglich aus dem Lande hinaus zu treiben], und lagerten sich zu [Ramoth -] Mizpa [oder Ramoth-Gilead 5. Mos , 23; Josj 13, 2s;; 20, 8]. 18. Und das Volk der Obersten zu Gtlead sdie Stamm: und Geschlechtshäuvter der ostjors l danischen Stämme] sprachen unter einander [da ; sie noch nicht wußten, wen sie zu ihrem Anführer erwählen soltteu]: Welcher anfcihet zu streiten wider die Kinder Ammon [beherzteti Muth genug hat, einen Angriff auf die Feinde zu unternehmen], der soll das Haupt sein über alle, die in Gilead wohnen fund auch nach glücklich beendigtem Kriege . das oberste Richteramt in unserm Lande bekleiden]. Das U. Kapitel. Jephlhahks Sieg und gesunde. I· V. 1—11. Ehe hierauf weiter berichtet wird, auf wen die Wahl der Jleltestett gefallen sei, erfahren wir zuvor blciheres ijber die Lebeusverhiittnisse dieses erwählten Mannes. Es ist ein aus seinem Heimathsort eklizpct 11ertriebener, jeht außerhalb shalästittas als Führer einer Xreibeuterschaar sich aushaltender Gileaditey den man wegen seiner uneheltrtsett Geburt enterbt und verstoßen hat, mit Uatnen Jlephthah Die Zteltesten von Gilead wenden sich gerade an ihn, weil er als einen streitbaren Helden sitt) sattsam bewiesen hat, und bewegen ihn durch das Versprechen, daß er für immer Haupt und Oberster der drittehalb Stiimme sein soll, zur liiirlileelsr in seine tjeimath nnd zur blebcrnahtne der Feldherrtkstrlle in dem bevorstehenden Kampfe. 1. Jephlbah ein Gileaditer saus dem Lande Gilead, und zwar näher aus der Stadt Ramoth- Gilead Kap. 10, 17 gebürtigL war ein streitbarer Held [Kap. G, 12], aber ein Hurenttnd kmtt einer Buhldirne erzeugter Sohn] Gilealst aber ·[der Sprößling eines angesehenen Geschlechts in Mtzpaj hatte Jephthah szu der Zeit, da er noch unver- heirathet war, mit jener Buhlerin] gezenget fund ihn dann in seinem Hause groß gezogen] «) Au Gilead den Sohn Machins und Enkel Ma- uasse’s (4. Mos 26, 29), ist natürlich hier nicht zu den- ken; wohl aber begegn Name berühmter Vorfahren sich in den späteren Ge- schlechten! wiederholt. So z. B. kommen die Namen Thola und Phua (Kap,10, 1) schon unter den Söhnen Jsaschaes als Begründer von Geschlechtern dieses Stam- mes vor (1. Mos 46, 13; 4. M. 26, 23). 2. Da aber das Weib-Gilead [das er nach- Inals geheErathetJ ihm Kinder, gebar, und desselben Weibes Kinder groß wurden; stießen sie Jephihah [der nun schon selber in der Ehe lebte und Vater einer Tochter war V. 341 aus, [aus dem väter- lichtn.Hausej, und sprachen zu ihm: Du sollst nicht et es uns auch sonst, daß der» Richter 10, 18. 11, 1—13. erben in unsers Vaters Hause, denn du bist eines E andern [als des rechtmäßigen] Weibes Sohn [1. E Mos. 21, 10 ff; 25, 6]. V. 8]; aber die Kinder Israel verfammeltenl [ihrerseits] sich [ebenfalls, um dem Feinde Wider- E « Jephthah keine Anwendung, da er nicht in Blutschande Das Gesetz (5. Mos. 23, 2), daß kein Hurenkiitd in die Gemeine des HErrn kommen dürfe, litt an sich auf oder Ehebruch gezeugt war; bei ihm handelte es sich bloß darum, daß er nicht Erbrecht haben sollte mit den legitimen Söhnen des Vaters. Gleichwohl lenkt der HErr durch das Gelübde, das Jephthah thut (V. 30), es hernach also, daß das Aergeruiß seiner unreinen Ges burt abgeschnitten wurde, indem er durch Hingabe seines einzigen Kindes auf Nachkommenschaft verzichten muss. 3. Da [weil auch die Aelteften zu Mizva sich auf die Seite »seiner Brüder stellten V. 7] floh et· vor seinen Vrtidcrm und wohnete smit Weib und Kind] im Lande Tob snordösilich von Palästinm nach Syriett hin gelegen, in Z. Sam. 10, 6. 8 irrthümlich ,,Jstob« und I. Matt. 5, 13; 12, 17 ,,Tubin« genannts Und es sammelten sich zu ihm [weil man ihn für einen tapferen An- führer erkannte] lose Leute sdie, wie er, nichts Eigettes besaßen und von Freibeuterei lebten], und zogen aus mit ihm [auf Krieg und Raub in der Weise der Beduinen Kap. 6, 5 Anm]. Man hat aus dieser früheren Lebensweise des Jeph- thah auf sittliche Verkommenheit und religiöse Rohheit bei ihm geschlossen, um es zu erklären, wie er hernach darauf gekommen, seine Tochter als Opfer zu fchlachten (V. 3l. 39). Allein die Schlachtung der Tochter ist, wie wir sehen werden, eine irrthümliche Auffassung der betr. Siehe; im Gegentheil werden wir auch bei Gelegenheit seines Gelübdes, gleichwie sonst, ihn als einen frommen, gottesfürchtigen und gewissenhaften Knecht des HErrn kennen lernen, und was sein Fretbeitterleben betrifft, so darf das zu einer Zeit, wo jeder that, was ihm recht däuchte (Kap. 17, 6), und unter Jephthahs häuslichen Verhältnissen uns nicht besremden. Auch bei David fin- den wir’s hernach wieder (1. Sam. 22, 2), wie es in der allgemeinen Unordnung einen Anstrich von Rechtmäßig- keit, von politifcher Parteigängerei aa sich trägt. 4. Und über etliche Zeit hernach kais er so, aus seiner Heimath verstoßem ein abenteuerliches Leben führte] stritten die Kinder Ammon mit Israel [wie Kap. 10, 17 erzählt worden]. » Z. Da nun die Kinder Ammou also stritten mit Israel [zum Streit sich anschickten wider die Kinder Israel, die bei Mizpa ihnen gegenüber lagerten) gingen die Aettesten von Gilead kin ihrer Verlegenheih woher sie einen muthigen und that- kräftigen Anführer nehmen sollten, da keiner von ihnen selbst sich getraute, den Oberbefehl über das Heer zu übernehmen Kap. 10, 18] hin, daß sie Jephthah holeten aus dem Lande Tob [denn man erinnerte ftch seht, wo die Noth groß war, seines tapferen Muthes und starken Armes], h. Und sprachen zu ihm: Komm, und sei un- ser Hauptmaun sOberbefehlshabers daß wir strei- ten wrder die Kinder Ammon sdenn noch fehlt es uns an einem tüchtigen Feldherrm der unsre Un- ternehmungen leite]. Die Aeltesten von Gilead, dem Ostlande, wählen Jephthah zu ihrem Obersten. 121 7. Aber Jephthah sihnen aufrückend, was sie bei seiner Vertreibung aus dem Vaterlande Un- rechtes an ihm gethan, da sie seiner wider die Brüder sich nicht angenommen, sondern auf die Seite derselben sich geschlagen hatten] sprach zu den Acltesten von Gilead: Seid ihr nicht, die mich hassen, und aus meines Vaters Hause gestoßen habt? Und nun kommt ihr zu mir smich wieder zu holen], weil ihr in Trübsal seid sund euch riichr selber rathen und helfen könnt] Das; die Brüder den Jephthah nicht zu gleichen Theilen mit ihnen wollten erben lassen, war an sich kein gesetzliches Unrecht; wohl aber scheint aus der Vorhal- tung, die er hier den Aeltesten macht, hervorzugehen, daß man nicht bloß mit seiner Enterbung sich zufrieden- gab, sondern in Ausdehnung der gesetzlichen Bestimmung in 5. Mos. 23, 2 auch aus ihn (s. Anm. zu V. 2), zugleich auf seiner Verstoßung aus der israelitischen Ge- meinde bestand. Das hätten die Aeltesten nicht zugeben dürfen und war ein wirkliches Unrecht gegen ihn, nach dem Tode des Vaters begangen, der ja gewiß nicht un- terlassen hatte, durch die Beschneidung ihn der Gemein- schaft des Volkes Gottes einverleiben zu lassen. 8. Die Acltesten von Gilead sprachen zu Jephthaht Darum [eben, weil wir einsehen, daß wir früher dir Unrecht gethan] kommen wir nun wieder zu dir ldich zurückzuholenz und indem wir dich aufsorderns daß du mit uns ziehest, und hel- fest uns streiten wider die Kinder Ammon, und seiest [hernach, wenn der Kampf unter deiner Füh- rung stegreich beendigt sein wird] unser Haupt über alle, die in Gilead wohnen sehren wir dich in so hohem Maße, daß du darüber gern die vorige Schmach vergessen kannst]. 9. Jephlhah szum Vergessen jener Schmach bereit, aber zugleich sich vorsehend, daß man nicht später in ähnlicher Weise, wie damals, ihn behan- deln und von Neuem aus dem Vaterland vertrei- ben könne] sprach zu den Acltesten von Gilead: So [ich wirklich mit euch gehe, da] ihr [jetzt] mich wieder holet zu streiten wider die Kinder Ammon, und der HErr sie vor mir [in meine Gewalt] geben wird, soll les fest und gewiß dabei bleiben, daß, wie ihr mir in Aussicht sielltj ich dann euer Haupt [soll] sein? 10. Die Acltesten von Gilead [ihm die Be- dingung, auf welche hin er zur Uebernahme des Oberbefehls sich bereit erklärte, eidlich bekrästigend] sprachen zu Jephthah: Der HErr sei Zuhbrer zwi- schen uns [höre unsern gegenwärtigen Verhandlun- gen zu und strafe es hernachmals an uns], wo wir nicht thun, wie du gesagt haft sdich nicht nach gliicklich beendigtem Kriege zum Haupt und Ober- richter setzen über alle, die in Gilead wohnen]. 11. Also ging Jephthah mit den Acltesten von Gilead [aus dem Lande Tob nach seiner Hei- math zurück, indem er außer Weib und Kind auch wohl die Schaar mit sich nahm, die sich um ihn gesammelt hatte V. 3], und das Volk [von Gilead, die von seinen Aeltesten gemachten Ber- sprechungen sofort erfüllend] setzte ihn zum Haupt und Obersten uber sich szunächst für die gegen: wärtige Kriegsz aber auch für die nachfolgende Friedenszeits Und Jephthah redete solches alles vor dem HErrn zu Mizpa kwiedekholte bei der zu Mizpa abgehaltenen feierlichen Volksversammlung, da man ihn zum Haupt und Obersten setzte, seine Zusage V. 9, die Führung des Heers übernehmen und das ihm übertragene Amt in aller Treue ausrichten zu wollen, als in Gegenwart des HErrm des unsichtbaren Zeugen nnd Zuhörers der gegensettigen Verhandlung] An allen Orten, bemerkt D. Kimchi zu Knie. 20, 1, wo ganz Israel oder ein großer Theil davon zusammen- gekommen war, wohnete die göttliche Gegenwart; und das Ctlglllche Bibelto sügt hinzu: Gott war nicht allein an dem Orte gegenwärtig, wo die Stistshütte stund, sondern auch in der Versammlung der Cåötter oder Rlchter (Ps. 82, I) an allen Orten, wo das Gedächtniß seines Namens gefeiert wurde (2. Mos 20, 24) und man in seinem Namen zusammenkam, um ihn um Rath und Gunst zu ersuchen. H« V. 12—28. Iephthalk bevor er zum Schwerte greift, uersurhi in gütlirhrr Weise die Ktumoniler zum Ztbzuge aus dein Wunde Jnrarls zu bewegen. Er sendet also Botschaft an ihren König und läßt ihm Vorstellungen Tiber seinen widerreihtlichrtt Einfall in dag igraelitische Gebiet machen; ordnet, als der König ritt lliesitzrkcht an das Land Gilead daraus herleitct, daß uorzeilen einmal die Lnoabiter nud Knimoniter die Inhaber dieser Gegenden gewesen, bis sie dann durch die Jlmoriter daraus ver— trieben wurden, eine zweit: Gesandtschaft an ihn ab, die ans eine genaue Erörterung des Sanh- und Münzver- hiiltnisseg sich einlåßh doch läßt der König sich nicht be- wegen, von seinem dorhalirn abzustehen 12. Da [nachdem er so die Leitung der ös- fentlichen Angelegenheiten der ösilicheii Stämme in die Hand genommen] sandte Jephthah [der wegen des allgemeinen Gebots 5. Mos. 20, 10 f. und wegen des in Beziehung auf die Kinder Ammon den Jsraeliten noch besonders ertheilten göttlichen Befehls Mos. 2, 17 ff. es für seine Pflicht hielt, den Weg zur gütlichen Ausgleichung zu ver- suchen, um hernach, wenn die Unterhandlungen scheitern sollten, desto sicherer auf den Beistand Gottes sich verlassen zu können] Botschaft zum Könige der Kinder Ammon [der zu Rabbath Am- Mvw lüdölllich von Mizpcd residirteh und ließ ihm sagen: Was hast du mit mir [dem Volke Israel] zu schassen, daß du sin feindlicher AbsichtJ kommst zu mir, wider mein Land zu streiten [da ich doch rechtmäßtger Besitzer desselben bin und mit nichts dich beleidigt habe]? 13. Der König der Kinder Ammon antwor- tete den Boten Jephthah: Darum sziehe ich wider dlch zU FeldeL daß Israel [vormals dies] mein Land [das ich jetzt wieder zurückhaben will, wider- rechtlicher Weise] genommen hat, da sie [unter HJTOseJ aus Egyptell zogen [und durch die ganze Gegend hier, ösilich vom Jordan, hindurch kamen], von sdeem Fluß] Arnon [im Süden] an bis an [den] Jabbvk sim Norden], nnd bis an den Jok- 122 Nichte: 11, 14-—31. dan sim Westen]; so gieb mirs nun wieder mit Fkieden sohne es erst auf eine Entscheidung durch die Waffen ankommen zu lassen; so kann allerdings dein Wunsch erfüllt werden, einen Krieg mit mir zu vermei- den, daß ich aber gutwillig von meinem Vorhaben ab- stehen sollte, daran ist nicht zu denken]. Ein Theil des Ostjordanlandes, das ietzt die Kinder Jsrael inne hatten, war vordem wirklich moabitisches und ammonitisches Gebiet gewesen, wie wir zu 4.s).·lios. 2l, 30 weiter ausgeführt haben; indessen hatten nicht nur die Ammoniter von Haus aus viel weniger Recht, sich als die ursprünglichen Besitzer des ganzen, oben nach seinen Grenzen beschriebenen Landstrichs zu betrach- ten, da ihnen blos der Distrikt westlich vom oberen Jabbot ehört hatte (Jos. 13, 25); sondern es war auch sämmtli es Land aus dem Besl der Moabiter und Ammoniter in den der Amoriter it ergegangem und die- sen, nicht jenen, hatten die Kinder Jsrael es abgenom- men. Zudem war inzwischen ein Zeitraum von, genau gerechnet, 335 Jahren (von 1447——1112 v. Chr) ver- gangen, oder in runder Summe (vgl. V. 26) von 300 Jahren, und also das frühere Sachvcrhältniß so voll- ständig verfährt, daß die Forderung des Königs der Kin- der Ammon, Jsrael solle ihm das Land jetzt wieder her- ausgeben, in jeder Beziehung ungerechtfertigt und als bloßer Vorwand erscheint. Das ist es auch, was ihm Zebphthah durch eine zweite Gesandtschaft zu Gemuthe r. 14. Jephthah aber snach seiner Gewissenhaf- tigkeit in Wahrnehmung der göttlichen Gebote] sandte sso wenig auch eine Ausstcht auf Erfolg vorhanden war] noch mehr sabermals] Boten zum Könige der Kinder Ammon, 15. Die sprachen zu ihm: So spricht Jephthah sder Oberste unsers Volkesjx Israel hat kein Land genommen swie du behaupten] weder den Monm- etll, nvch Dei! Kindern AMMVU ssondern nur den Amoriternz und auch diesen erst, als ste einen friedlichen Dnrchzug durch ihr Gebiet verweigerten und sich feindlich uns entgegenstellten]. Its. Denn sum zum Beweise dessen auf die geschichtlichen Vorgänge näher einzugehen] da sie aus Gghpten zogen, wandelte Israel seine lange Zeit] durch die Wüste [und kam am Ende seiner 40 WaUDerjahreJ bis an das Schilfmeer sgen EzeDUgctbSkJ- Und kam [von dannen zum zweiten Mal] gen Kades [4. Mos 20, 1;- 33, 35 f.], 17. Und sandte kvon da aus] Boten zum Könige der Edomiten und sprach: Laß mich durch dein Land ziehen. Aber der Edomiter König er- hörete sie nicht [daß er ihnen den Durchzng be- willigt hätte] Auch sandten sie kgleichzeitigj zum Könige der Moabiter sdurch dessen Land sie der Weg weiter geführt hätte, wenn ihnen der Marsch durch Edom gestattet worden wäre], der tvollte [aber] auch nicht. Also blieb Israel in Kades [da es doch den verweigerten Durchzug stch hätte erzwingen können, wenn es sonst gewollt] 18. Und wandelte slieber, statt Gewalt zu brauchen, noch ferner] in der Wüste, und umzogen das Land der Edomiter nnd Moabiten und kamen von der Sonnen Aufaaua sberi an der Moabiter Land [d. h. an die östliche Grenze desselben bei Jjim am Gebirge Abarim], Und lagerten sich [auf ihrem weiteren Zuge zuerst am Bache Sared,und dann an einer Stelle] jenseit des Arn-in; und ka- men sdemnach] nicht in die Grenze [in das Gebiet] der Moabitetp denn der Arnon [in seinem oberen Laufe, da, wo er noch in der Wiiste fließt] ist der Moabiter Grenze [4. Mof. 20, 14——21,13]. 19. Und Jsrael sals es nun das Land der Edomiter und Djltoabiter hinter sich hatte und eben im Begriff stand, durch Ueberschreitung des Baches Arnon in der Amoriter Gebiet einzudringen, wollte auch hier, obfchon kein göttliches Verbot ihm mehr entgegenstand, nicht Gewalt anwenden, sondern] sandte Boten sgleichwie vorhin an der Edomiter und Moabiter König V. 17, so jetzt] zu Sihon, der Amoriter König zu Hesbon, und ließ ihm sa- gen: Laß uns durch dein Land ziehen bis [ich komme] an meinen Ort kich haoc keine Feindse1igkei- ten wider dich und dein Reich vor, will vielmehr nur sriedlich bei dir durchziehem um zu dem vom HErrn mir bestimmten Lande jenseit des Jordan zu gelangen] 20. Aber Sihon vertrauete Israel nicht durch seine Grenze zu ziehen kschenkte solcher Versiche- rung eines blos friedlichen Durchzuges kein Zu- traue1i], sondern versammelte saus bösem Argwohn, es wäre auf eine Eroberung seines Reiches abge- sehen] all sein Volk, und lagerte sich zu Jahza, nnd stritt mit Israel. 21. Der HErr aber, der Gott Israel, gab den Sihon mit all seinem Volk in die Hände Israel, daß sie [die Jsraeliten] sie [die Amoriter] schiugetn Also nahm Israel ein alles Land der Anioritey die [dazumal] in· demselben Lande woh- neten sMoabiter und Ammoniter aber hatten kein Theil mehr daran], 22. Und nahmen alle Grenze der Amoriter ein, von [dem Bach] Arnon sim Süden] an, bis an [den] Jabbot sim Norden], und von der Wüste [im Osten] an, bis an den Jordan [im Westen — das ganze Gebiet, das du vorhin V. 13 d ein Land genannt hast —- 4. Mos 21, 21——30]. 23. So hat nun [wie aus dieser wahrheits- getreuen Darstellnng des gefchichtlichen Sachver- halts deutlich genug hervorgeht] der HEth der Gott Israel, die Amoriter vertrieben vor seinem Volk Israel; und du willst liest] sie [die Kinder Jsrael, wiederum vertreiben vor dir und das in ihren rechtmäßigen Besitz übergegangene Land] einnehmen? 24. sBedenkest du denn dabei nicht, wider was für einen Gott du zu streiten dich unterfängst ?] Du solltest swenn du ja Lust hast, Eroberungen zu machen] die sdas Land derer«] einnehmen, die dein Gott Camos «· vertriebe [bei andern Völkern, die keinen bessern Gott haben als du, möchten deine Unternehmungen dir vielleicht gelingen; nach Jephthahs Botschaft an den Ammoniter-König. Sein Gelübde. demselben Rechte aber, mit welchem du das Land folcher, die du vernichtet hast, dir aneignen wür- dest als ein Geschenk deines Götzen, haben wir das Land hier fetzt inne], und ssolltest du also] uns lassen einnehmen alle suns ruhig im Besitz der Länder aller derer lassen]- die der HEry unser Gott, vor uns vertrieben hat. i) Die Redensarh »ein Volk einnehmen« für: ,,das Land eines Volkes einnehmen« erklärt sich einfach dar- aus, daß man, um ein Land in Besitz zu nehmen, erst das Volk in seine Gewalt bekommen muß, welches das- selbe inne hat. ") Camos ist sonst der Götze der Moabiter (3. Mos. 18, 21 Anm.; 4. M. 21, 29; Jerem 48, 7), während der der Animoniter ,,Malchon«, ,,Milchom« oder ,,Milcom« heißt (1.Kön. 11, Z. 33; Jerem. 49, 1. Z; Zeph 1, 5); aber wegen der nahen Verwandschaft bei- der Völker sowohl wie beider Gotiheiten wird hier der erstere Name fiir den andern gesetzt. 25. Meinest du, daß du besser Recht [auf den Besitz dieses Landes] habest, denn Balak, der Sohn Bilder, der Moabiter König? sWenn irgend es sich darum handeln könnte, das Land seinem ursprüng- lichen Besitzer zuriickzugebem so wäre der dama- lige Moabiterkönig derjenige gewesen, dem wir es sofort nach der Eroberung hätten zurückgeben müssen; denn Er, und nicht einer deiner Vorfah- ren, hatte vor den Amoritern es besessen.] Hat [aber] derselbe [oder einer seiner Nachfolgerj auch je gerechter nnd gestritten wider Israel [um es wieder in Besitz zu bekommen] 26. Obwohl Israel nun drei hundert Jahr singt. Anm. zu V. is] gewohnet hat in Hesbon und ihren Töchtern [den zu ihr gehörigen Ortschaften] in Aroer [mit den Veinamen ,,Gad« ——— nordöstlich von Rabbath Amon Ins. 13, 251 und ihren Töchtern, nnd [in] allen Stadien, die am Arnon liegen [Jos. 13, 1612 Warum erretietet ihrs nicht saus unsern Händen] zu derselben Zeit [da wir es einnahmen, wenn ihr wirklich einen rechtmäßigen Anspruch auf dies Land hättet? Jst nicht vielmehr euer eigenes Verhalten, da ihr so lange Zeit uns unangefochten im Besitz desselbeu gelassen, ein thatsächliches Anerkenntniß unseres Rechts)? 27. [Ja, gewiß:] Ich [das Volk Israel, dessen Führer und Vertreter ich, der mit dir un- terhandelnde Jephthah bin] habe nichls an dir ge- sündiget sdaß ich dich irgendwie um das Deine ge- bracht hätte]; und· du thust so ubel an mir, daß du wider mich streztesr Der HErr sder ein rech- ter Richter ist] falle heute ein Urtheil zwischen Israel und den Kindern Ammon kund verhelfe derjeni- gen von den beiden streitigen Parteien zu ihrem Recht, die da wirtlich Recht hat; wir müssen es, wenn du von deiner un erechten Forderung nicht gntwillig abstehsd aus eine Ent cheidung durch»di»e Waffen ankommen lassen] 28. Aber der Kontg der Kinder Ammon er- hbrete die Rede Jephthah nicht, die er zu ihm sandte stieß sich durch die Voesteauugeky weiche Jephthah durch seine Boten ihm machen ließ, nicht bewegen, auf sein Vorhaben zu verzichten, sondern wollte mit Gewalt wider Recht es durchsehen] 123 III« di. 29——40. Jeohthah zieht hierauf sein her: zu— sammea und rüstet wider die Zlmmouiter vor; da that er ein Gelübde, wenn der HCrr ihm Sieg verleihen werde, so wolle er, wer zuerst bei seiner Mimlrehr aus der Thier« seines Hauses ihm entgegenkommt, ihn dem HGrrn zu völligen: Eigenthum weihen. Der Sieg nuu bleibt nicht aus, die Jlmmouiter werden gänzlich gesehm- gen und aug dem Lande hinansgetrirbeiy wer aber zu— erst dem heimleehrenden Sieger entgegenkommt, dao iIi seine Muster, sein einziges Kind. Es erfüllt ihn mit großen: Schmerz, gerade ihrem Besitz entsagen und aller Hoffnungen seines Hauses sich begeben zu müssen; dort) die Tochter selbst ermahnt ihn, dem iijErrn Treue zu halten, und erbittet sich nur eine Frist von zwei Mona- ten, um zuvor, ehe sie in ihr itasiräai eintritt, mit den Gespielen ihrer Jugend ihre Iungfranschaft zu beweinen auf den Bergen in der Umgebung Mist-». 29. Da [als alle Versuche giitlicher Ausglei- chung fruchtlos geblieben] kam der Geist des HErrn lKap. Z, 105 S, 341 auf Jephthah [ihn zu dem fetzt unvermeidlichen Kriege mit göttlicher Kraft und Weisheit ausriistendL und [er, Jephthah, um erst noch mehr Kriegsvolk zusammenzubringem als sich bereits in Mizpa gelagert hatte Katz. 10, 17] zog durch Gilead [das Land der Stämme Raben und Gad zwischen dem Arnon und Jabbok] und sdurch das nördlich darüber liegende Staxnmgebiet von Ost-] Manasse, und [von dort wieder zurück] durch Mist-a, das in Gilead liegt swo er die dort la- gernde Streitmacht an sich zog], auf die Kinder Ammon ssdaß er in ihrem Lager auf der linken Seite des oberen Jabbok, in der Gegend von Aroer V. 26 bis Nobah und Jagbeha, sie an- i e]. 30 Und Jephthah sehe er den Angrifs wagte] gelobte dem HErrn ein Gelübde, nnd sprach: Giebst du die Kinder Ammon in meine Hand; 31. Was sfür eine Person von den Meini- gen, wer es auch sei] zu meiner Hansthitr heraus mir Zuerst] entgegengeht smich als Sieger zu be- griißen],* wenn ich mit Frieden [nach glücklich be- standevem Kampf] wiederkomme von den Kindern Stimmen, das seben diese Person, und wenn es auch mein einziges Kind wäre] soll des HErrn sEigeUthUmJ sein, und wilPs zum Brandopfer wofern« sund zwar will ich selbige Person dir völlig und unwiderruflich zum Eigenthum weihen, daß ich sie nicht mehr zu lösen vermag] «) Die Anfangsworte des 31. Verses: Der Her- ausgehende, welcher aus der Thür meines Hauses mir entgegenkommt u. s. w·, ergeben mit zweifelloser Gewißheit, daß Jephthah bei seinem Gelübde nur an eine Person, nicht aber zugleich, oder wohl gar vornehmlich an ein Thier gedacht haben kann. »Ohne Zweifel wollte er ein schweres Gelübde sich auf- legen, das konnte aber nicht irgend ein opferbares Thier fein; auch ohne Gelübde würde er nach erlangtem Siege nicht ein, sondern viele Opfer dargebracht haben« (Keil.) »Was auch wäre das, wenn ein hochstehender Fürst oder Oberfeldherr sagen wollte: Gott, wenn du mir diesen Sieg verleihst, das erste junge Rind, welches mir entge- genkommen wird, soll dein sein? Es wäre da vom 124 Richter 11, 32—38. Erhabenen bis zum Lächerlicheii nur Ein Schritt.« (Pfeisfer.) »Auch ist es nicht, noch war es jemals Ge- brauch, daß den siegreich aus dem Kriege zurückkehren- den Feldherren ihr Vieh entgegenkommt« (Augiistin.) Hiernach sind von Haus aus alle dergleichen Erklärun- grn zu verwerten, wie die, welche z. B. Starke vor- bringt und die auch, soviel wir wissen, in Händel’s Oratoriunsi vom J. 1751 übergegangen ist: »Was zu meiner Hausthür heraus mir eiitgegengeht . . . ·, das soll (entweder, wenn es eine Person ist) des HErrn (ihm geweihet und geheiligt) sein, und (oder ich) wills (wenn es ein opferbares Thier ist) zum Braiidopfer opfern.« Der Grundtext berechtigt schlechterdings nicht zu einem solchen ,,entweder, oder-«; vielmehr das »und« des Schlußsatzes (und will’s zum Brandopfer opfern) dient zur näheren Erklärung des vorangehenden Satzes (das soll des HErrn sein), so daß wir also die Worte etwa in der Weise umschreiben können: das soll des HErrn sein, und zwar so völlig und unbedingt, daß ich’s zum Brandopfer opsere. Was aber meint Jephthah damit? Jm ganzen Alterthum, bei den Kirchenvätern sowohl wie bei den Rabbinen, herrschte die einhellige, schon von Josephus und der chaldäischeii Uebersetzung des alten Teft. vorgetragene Ansicl)t, daß Jephthah ein Brandopfer im eigentlichen, buchstäblichen Sinne habe vollziehen wollen; der dann zuerst von den beiden, um die Auslegung der heil. Schrift bei den Juden hochver- dienten Brüdern Moses und David Kimchi (in der ersten Hälfte des is. Jahrh. nach Chr) vorgebrachten Mei- nung, daß es stch bloß um eine lebenslängliche Hingabe an den Dienst des Heiligthums mit Verzichtleiftung aus jemalige Rückkehr in das bürgerliche Leben handle, wider- spricht Luther in seiner Randglosse zu V. 39 und bekeiint sich wieder zu ersterer Ansichtx Man will, er habe sie (die ihm zuerst entgegengehende Tochter V. 34) nicht geopfert; aber der Text stehet da klar. Der Einfluß dieser lutherschen Glosse war so groß, daß die Volksmeiiiung in der protestantischen Kirche immer für wirkliches Opfer gewesen ist; und so finden sich mehrfache bildliche Dar- stellungen der Begebenheit in älteren Bibeln (z. B. in der Lüneburger von 1683) oder in Kirchen (z. B. in der des Dorfes Gofeck bei Naumburg a. d· S.), wo Jephthah eben das Messer schwingt, vor einem dampfendei1 Altar sein Gelübde an der beim Haar erfaßten Tochter zu vollziehen Jndessen würde man auf eine solche Aus- legung nicht ekommen sein, wenn bloß im Texte stände: »das oll des HErrn fein« und der erklärende Zusatz (der übrigens in der ganzen folgenden Erzählung uns nirgends noch einmal begegnet): »und will’s zum Brandopfer opfern« fehlte; man würde bei dem »was« (was zu meiner Hausthür heraus mir entgegengehey sofort erkannt haben, daß es sich hier nur um eme Per- son handele, und würde sich gefragt haben, in ivelcher Weise konnten denn Personen im alteii Testament zii einem Eigenthum des HErrn geweihet werden? Da hätte nun die über die freiwilligen Gelübde handelnde Stelle: 3. Mos. 27, 1—-8 gewiß den richtigen Aufschluß gegeben« Hiernach konnte jemand feine eigene Person oder die eines seiner Angehörigen dem HErrn geloben (oon weiblichen Personen konnten nur die, die sich nicht mehr in väterlicher Gewalt oder in der ihres Ehemanns befanden, ein verbindliches Gelübde dieser Art ablegen 4. Nios 30, 2 ff.«). Eine solche dem HErrn gelobte Person war dadurch ein Leibeigener des Heiligthums geworden und hatte mit dem bürgerlichen Leben eigent- lich nichts mehr zu schaffen, sondern mußte, soweit für ihn,-einen Laien, Gelegenheit dazu war, an der Hütte des Stifts dienen. Das Gesetz, gestattet jedoch in der oben angeführten Stelle in gleicher Weise, wie die menschliche Erstgeburt gelöst werden durfte (die männ- lichen Erftgeborneii sollten ja eigentlich ebenfalls dem HErr verfallen sein 2. Mos 13,2., ihre Verpflichtungen wurden aber dann auf den Stamm Levi übertragen 4. Mos. Z, 5 ff» deshalb mußten sie ohne Ausnahme bald nach ihrer Geburt gegen ein bestimmtes Lösegeld von 5 Sekel Silber von dem Dienst des Heiligthuins losgekauft werden 2.Mos. 13, 13; 4. M. 18, 16), eine Lösung durch einen von dem Priester je nach Alter und Geschlecht des zu Lösenden näher festgestellten Geldbetrag. Es gab indessen auch Fälle, wo man bei seinem Gelübde gleich von vornherein darauf verzichten, die dem HErrn gelobte Person jemals zu lösen. Ein solches gänzliches Dahingeben an Gott mit Ausschließung aller Möglich- keit, es je wieder zuriickznerhaltem heißt ein ,,Verban- neu« im Gegensatz zn dem bloßen ,,Heiligeii« oder zu demjenigen Geloben, da man das Gelobte von dem HErrn wieder zurückkauftz es verhält fich zu letzterem, wie das Brandopfer zum Dankopfer (während von dem Dankopfer der Opfernde das Fleisch zurückbekam, um damit eine Opferinahlzeit anzuftellen, wurde das Brand- opfer ganz aus dem Altar verbrannt), und geschah überall da, wo die Energie des den Gelübden überhaupt zu Grunde liegenden inneren Herzensdranges am stärksten war und nur in der vollständigen Entäußerung des zu gelobenden Gegenstandes seine Befriedigung fand (vgl. Anm. zu s. Mos 27, 28 f.). Hiernach ist ia klar, was Jephthah mit dem, seinem Gelübde: »das soll des HErrn fein« beigesügten Zusatzm »und will’s zum Brandopfer opfern« sagen will. Er verzichtet darauf, die dem HErrn gelobte Person gegen das vorschriftsmäßige Lösegeld zu- rückzukausenz sie soll ein Eigenthum Gottes bleiben und für immer dem Heiligthum dienen, ohne je wieder in’s bürgerliche Leben zurückkehren zu dürfen. Versetzen wir uns lebendig in den inneren Herzensdrang der ihn, als er nun in die Schlacht zieht und vermöge seines Glau- bens (Hebr. 11, 32 f.) gar wohl erkennt, daß nur der HErr ihm zum Siege verhelfen kann, iiicht fein tapferer Muth und sein starker Arm, zu dem Gelübde treibt; so wagen wir zu behaupten, daß er so wenig an seine Tochter nicht mitgedaeht hat, daß er im Gegentheil die- selbe vor allen andern Personen im Auge hatte. Das Liebste gerade, was er aus Erden besaß, sein höchstes Kleinod wollte er dem HErrn geben, ganz und für immer. Dies Gelübde allein entsprach in jenem feierlichem ent- scheidenden Augenblick, wo es galt, den HErrn zu fei- nem Bundesgenossen zu gewinnen, dem Bedürfniß seines Herzens, der Vrunst seiner Seele; daß es ihm hernach- mals schwer wird, als der HErr ihn beim Worte nimmt und wirklich die Tochter ihm zuerst entgegenfiihrh sein Gelübde auch zu erfüllen (V. 35), wer wollte darüber sich wundern? Aber freuen wollen wir uns feiner Treue, mit der er die Anfechtung sein Wort zu widerrufen, so- fort überwindet, sowie der kindlichen Frömmigkeit feiner Tochter, womit sie den Vater in seinein Vorsatz bestärkt (V. 36). — Wir halten es geradezu für ein schweres Unrecht, das man diesem Glaubensheldem der sich schon diirch sein Verhalten in V. 11 und V. 12 is. als einen frommen Knecht des HErrn deutlich zu erkennen giebt, anthut, wenn man noch ferner von einer buchstäblichen Opferung seiner Tochter reden will und ihn damit zu einem Scheusal herabwürdigtz denn die Menschenopfey wie Hengstenberg ganz richtig bemerkt, gehören nicht einmal dem Heidenthume überhaupt, sondern der schwär- zesten Nachtseite des Heidenthums an, sie kommen nur bei den religiös und sittlich am tiefsten gesunkenen Völ- kern vor. Wie sehr sie auch in der abgöttischen Zeit der Könige den Jsraeliten ein eiitsetzlicher Greuel waren, beweist die Geschichtex 2. Köiu 3, 26 f. Und wie will mans bei jener Auffassung erklären, daß derselbe HErr, der Menscheuopser so hart in seinem Gesetze Jephthahkehrt siegreich nach Haufe und weiht dem HErrn seine Tochten 125 verpönt (3. Mos 18, 21; Z. M. 12, 31), Jephthahs Ge- lübde angenommen und ihm seinen mächtigen Beistand zu einem glorreichen Siege verliehen hat? »Die Mäii- net, die Gott zu Trägern seiner Heilsofsenbariing, zu Vollziehern seines Willens wählte, und durch seinen Geist zu Richtern und Führern seines Volks ausrüsteta waren zwar mit mancherlei Schwächen, Fehlern und Sünden behaftet, so daß sie niitunter tief fallen konnten; aber nirgends steht gefchrieben, daß der Geist Gottes jemals über einen Molochsdiener gekommen sei und den- selben zuin Helfer und Retter Jsraels mit seiner Kraft ausgerüstet habe« · ·) sit) Jn 1. Mof. 22 versucht Gott den Abraham: »Nimm Jsaak . . . und opfere ihn zum Vraiidopfer«, es ist aber eben nur bloße Versnchung, die, als sie ihren Zweck erreicht hat, sofort hinweggenommen wird, daß es zu der wirklichen Qvferung nicht kommt; hätte aber Jephthah bei seinem Gelübde: ,,Was zu meiner Hausthür heraus mir entgegengehet . . ., das soll des HErrn sein, und will’s zum Brandopfer opfern«, an die leibliche Opserung gedacht, so hätte er, selbst wenn er zunächst ein bloßes Thier in Gedanken gehabt hätte, seinerseits Gott versuchr und das ist ein Frevel. Dar- aii also, daß Jephthah mit seinem Gelübde ein Abra- hain werden will, wie manche Ausleger behaupten, ist nicht zii denken; jeder nur einigermaßen fromme Jsraelit war sich dessen bewußt, daß Abrahams Fall einzig da- stand in der Reihe der göttlichen Führungen und nicht nachgeahmt werden durfte mit äußerem Gottesdienst. 32. Also [des göttlichen Beistandes in Folge des gethanen Gelübdes in seinem Herzen gewiß] zog Jephthah auf· die. Kinder Ammon [vgl. V. 29·], wider sie. zu streiten. Und der HErr gab sie in seine Hande [wie er gebeten hatte V. 30]. 33. Und er schlug sie von Aroer [dem heu- tigen Gaddku nordöstlich von Rabbath Ammon V. 261 an, bis man kommt gen Miiintth kbis in die Gegend von Minnith, nordöstlich von Hesbon], zwanzig Stadte [die sie hier, an der Ostseite des Stammes Gab, den Kindern Israel abgenommen hatten, von ihnen zurückeroberiidL nnd [drängte sie] bis an den Plan der Weinberge [hebr. Adel Kern-tritt» einen von vielen Weinpflanzungen um- gebenen Ort, der die Westgrenze ihres rechtmäßigen Gebietes bildete, zurück] eine sehr große Schlacht [war das, welche die Uebermacht der Feinde völlig brach] Und wurden also die Kinder Ammon ge: demuthigt vor den Kindern Israel sdie sie 18 Jahr lang schwer bedrüekt hatten Kuh. l0, 8 s.]· 34. Da nun sephthah snach glücklich been- digtem Feldzuge] kam gen Mizpa [oder Rarnoth Gilead] zu seinem Hause, siehe, »du gehet seine Tochterherans ihm entgegen, iiiit Pausen nnd Reigen [an der Spitze eines Frauenchorkh der den siegreichen Helden mit jiibelndem Spiel und fröh- lichen Reigentänzen empfangen wollte 2. Mos is, 20]; nnd sie war ein einiges Kind [nur das eine Kind ihres Vaters], und er hatte sonst saußer ihr] keinen Sohn noch Tochter. 35. Und da er sie sahe fund alsbald seines Gelübdes V. 30 f. sich erinnerte, das« in der Hitze des Streits und über der Freude des Sieges einst- weilen in den Hintergrund seiner Seele getreten war] zerriß er svor Schreck und Entsetzen I. Mos. 37- 29- 34] seine Kleider, und sprach: Ach, meine Tochter, wie beiigest du mich, und betriibest mich sdasz gerade du diejenige Person bist, die zuerst zu meiner Hausthür heraus mir entgegengehh da ich nun mit Frieden wiederkomme von den Kindern Ammon]! Denn ich habe [ehe ich in die Schlacht auszog] meinen Mund [zn einem Gelübde] auf- gethan gegen dem HErrn [daß, wer zuerst mir entgegentritt, soll sein sein, für immer seinem Dievste gswsihstL und kann-s nicht widerrnsen swas ich gelobet]. 36. Sie. aber [voll großer Ergebnng in Gottes Fiigung] sprach: Mein Vater, hast du deinen Mund anfgethaii gegen dem HErrn kwie du da scigesih »so thue mir, wie es ans deinem Munde gegangen ist; naihdeni der HErr dich gerochen hat an deinen Feinden, den Kindern Ammon [und also dir Treue gehalten, bist du auch verbunden, ihm deine Gelübde zu bezahlen] 37. Und sie sprach [weiter] zu ihrem Vater: Du wollest mir das thun snur das Eine wollest du mir gewähren] daß du mich sehe du mir thust, wie es aus deinem Munde gegangen ist] lassest zween Monden, daß ich von hinnen [dem hochgelegeneii Mizpa, in das Thal] hinab gehe [und von da wieder aufwärts] auf die Berge [auf einen der Berge der Umgegend], und [dort] meine Jungfrauschaft beweine mit meinen Gespielen [in Gemeinschaft mit meinen Jugendfreundinnem mit denen ich ausgewachsen bin und aiis deren Kreise ich nun für immer scheide, es beklage, aber auch in demü- thiger Unterweisung unter den Willen Gottes inich da- rein finde, daß ich lebenslang im ehelosen Stande bleiben und keine fröhliche Kindermutter werden soll, was ja die Bestimmung, die Ehre nnd die Freude meines Geschlechts ist Pf. 113, 9]. 38. Er [ihre Bitte gern gestattend] sprach: Gehe hin; nnd ließ sie zween Monden gehen kdaß sie nicht sofort in das Nasiräat der gottverlobten Jungfrauen und für immer ans der Welt sich zurückziehenden Weiber 2. Mos. 38, 8; I. Sinn. 2, 22z Luk· 2, 37 eintreten —- nach unsrer Weise zu reden, in das Kloster gehen mußte, sondern zuvor dem Bedürsniß ihres Herzens genug thun konnte] Da ging sie hin niit ihren Gespielen, und beweinete ihre Jungfrauschaft auf den Bergen. Soivohl die Art der Begegiiung Jephthahs mit seiner Tochter, die ein Muster von Zartheit der gegeii- seitigen Liebe sowohl wie des Glaubensgehorsams gegen den HErrn ist, als anch die Bitte der Tochter fprechen entschieden dafür, daß von einer leiblichen Schlachtung nicht die Rede fein kann, sondern nur Von einer geist- lichen Opferung »Es ist gegen alle menschliche Natur, daß ein Kind, das sterben soll, die ihm gewährte Frist benutzt, den Vater zu verlassen Eine Frist, sich des Le- bens noch 2 Monate zu freuen, bevor man sterben soll, hätte einen Sinn; aber gerade die Jungfrauschaft zu beweinen, wenn ein Opfertod bevorsteht, der das einzige Kind dem Vater entreißt, ist über alle gewöhnliche Sitte 126 Richter u, 39 . 40. 12, 1——-7. menschlicher Herzen. Da aber die Erzählung besonderen Nachdruck auf das Beweinen ihrer Jungfrauschaft legt, so muß dasselbe in einer Beziehung zu der Weile ihres Gelübdes stehen. Wenn ein Mädchen ihr jungfräuliches Wesen beweint, kann dies nur darin fich be ründen, daß es eine Knospe bleibt, die steh nicht entiyaltet —- nicht durch den Tod verhindert, sondern dnrch das Le- ben; der Beweggrund ihrer Thränen kann nicht in der ewaltsamen Vernichtun des Knospe liegen, welche der od ist —- dies ist ein Geschick, welches ihr nicht eigen- thümlich isi —, sondern in dem Leben, welches, obschon ste es fortsetzt, sie doch an der süßen Entfaltung ihres durch Gott empfangenen Wesens hindert. Was inson- derheit die Tochter Jephthahs betrifft: sie, die nach dem Siege ihres Vaters Anspruch hat auf den glänzendsten Preis unter den Töchtern Jsraels, legt ab alle Hoffnung und Blüthe; sie, die einzige Zier und Freude ihres Va- ters, welkt dahin, das Haus wird ein ab eftorbenes. Wie sittig ist dabei der Zusatz, die Töchter Jsraels seien mit ihr htnaufge ogen auf die Berge, ihre Jungsrauschast zu beweinen! enn es dem Leben galt, so konnten auch zu Haus dieselben Thränen fließen; aber es war die Klage der Ju fräulichkeit gewidmet, die konnte nicht angestimmt werden m der Stadt, in Gegenwart von Männern, die keusche Sitte erheischte für diese Klage die Einsamkeit der Berges« (Cassel.) sit. Und nach zween Monden kam sie wieder zu ihrem Vater. Und er that ihr, wie er gelohet hatte fund übergab sie dem Dienste des HErrn bei der Stiftshütte in Silo"’]; und sie war [rich- tiger: ist"] nie keines Mannes fchuldig geworden [sondern in einem ehelosen Leben geblieben bis an ihr Ende] Und fes] ward [von da an] eine Ge- wohnheit in Israel [wohl nur im Lande senseit des Jordan, in Gilead], 40. Daß die Töchter Israel jährlich kwenn die Zeit wiederkehrt, da Jephthah’s Tochter selbst ihre Jungfrauschaft einst beweint hatte] hingehen fauf die Berge der Umgegend von Mizpa], zu klagen die Tochter Jephthah, des Gileaditers snach anderer Auslegung: ste zu preisen, daß sie näm- lich um des Vaters willen fich selbst verleugnet und auf ihren weiblichen Beruf verzichtet hatte], des Jahts vier Tage. «) Es ist ein tra ischer Zug in allen drei großen Helden, um welche ch die Geschichte des Buchs der Richter lagert, um Gideon, Jephthah nnd Simson. Gideon weiht das eroberte Geld Gott zu einein Leibrock und schafft dadurch Israel einen Fallstrickz Simson trägt die Weihe Gottes auf seinem Haupte und geht in ihrer Kraft, die er vorher verscherzt, siegreich unter; Jephthah steht als der Reinstc unter ihnen, er trägt um seiner Liebe zu Gott willen seine Liebe, seine Freude, die Hoffnungen seines Hauses vor Gott. Er steht daher in Hebr. II, 32 mit Recht unter denen, welche der Apostcl nennt als Träger gläubigen Muthes und gottvertrauens der Kraft. (Cassel.) «) Wörtlich: »und sie erkannte nie einen Mann« Die Vertheidiger der blutigen Opferung, zu denen auch Luther zählt, können das natürlich nur auf die Zeit vorher beziehen (sie hatte nie einen Mann er- kannt); der Satz in seiner nahen Verbindung mit dem vorhergehenden: »und Jephthah that mit ihr, wie er gelo- bet hatte« will aber offenbar angeben, worin die Erfüllung des Gelübdes bestand, nämlich in der Weihe zu einem ehelosen Leben im Dienste des HErrn, und nimmt den Begriff, der in den Worten des Si. Verses liegt: »und will’s zum Brandopfer opfern« wieder auf. Das is. Kapitel. Niederlage der Gphraimiten V. v. 1——7. Uach gtsiclilikh beendigtem Kriege wider die Ammoniter versucht der Stamm tliphraim seinen Jittsornih auf die Qberhoheit in Israel, welchen er dadurch verletzt glaubt, daß der Krieg ohne seine Mitwirkung geführt worden, obwohl er selbst die Theilnahme versagt hat, init Gewalt der Massen wider Jephthah geltend zu machen, unterliegt aber völlig in dem mnthwillig herbeigeführten Bruderteampsa Jephthah richtet darauf sechs Saht in Israel im Frieden. 1. Und die von Ephraim swelcher Stamm schon zu Gideoirs Zeiten den Anspruch auf den Primat oder die oberste Stelle unter den übrigen Stämmen erhoben hatte, als dürfe ohne ihn und seine Oberleitung nichts im Lande unternommen werden, und damals nur durch ein Anerkenntniß seines Vorzugs sich beschwichtigen ließ Kap. 8, 1 —-8] schrieen [richtiger: thaten sich zufammen*] und gingen zu mitternachtwärts kzogen über den Jor- dan hinüber nach Zaphon" an der nordöst- lichen Grenze des Stammgebietes Gad Jos. 13, 27], und sprachen zu Jephthah: Warum bist dn in den Streit gezogen wider die Kinder Armen, und hast uns nicht gerufen, daß wir mit dir zdgeu [und, wie uns als den Vornehmsten unter den Kindern Israel gebührt, den ganzen Feldzug leiteten]? Wir wollen [zur Strafe für solche Verachtung unserer Oberherrfchaftj dein Haus sammt dir mit Feuer verbrennen. «) An unserer Stelle hat die Vnlgata den Sinn des im Grundtext stehenden Wortes (Niph. von Pxzg rufen = zusamnienberufen werden, zusammenkommen) richtig wiedergegeben (seditj0 Orte, est in Bphrajnyz Luther aber hat auch hier das Wort in derselben Bedeutung genommen, in welcher die Vnlgata anderwärts (Kap. Z, 24; l. Sam. 13, 4) es aufgefaßt hat (um Hülfe schreien = Kal oder Pje1). — «» Das hebe. Zaphonah kann allerdings bedeuten ,,nach iitternacht zu««; da wir aber aus der angeführten Stelle bei Josua einen Ort Zavhon (d. i. Norden, Mitternacht) kennen, so ist es besser, das Wort bestimmter als Eigennamen zu fassen (nach Zaphon hin). Wir haben den Ort auf unserer Karte nach Muthmaßung verzeichnet; wäre er, wie z. B. Reland will, einerlei mit Amathus, das von Josephus öfter erwähnt wird, so müßte man an die jetzige Ruinens stelle Amata auf der rechten Seite des Wadh Adsohlnu (Bach Crith? 1. Kön. 17, s) denken, welche Lage zu unserer Stelle gut passen würde. 2. Jephthah [ihren unbegründeten Vorwurf mit einem gerechteren zurückweisend] sprach zu ihnen: Ich niid mein Volk sit: Gilead] hatten eine große Sache feinen sehr schweren Streit] mit den Kindern Amnionz und ich skhrie euch [in solche: Noth] an [um euren Veistand], aber ihr halfet mir nicht aus ihren Händen. Ephraim führt ungerechten Bruderkrieg gegen Gilead und unterliegt. 127 Davon ist oben in Kap. 11 weder bei V. 11 ff. noch bei V. 29 etwas bemerkt; es ist aber das, was Jcphthah hier behauptet, jedenfalls richtig und die Anrufung der Ephraimiten dort nur darum übergangery weil sie keinen Erfolg hatte; die Ephraimiten mochten vermuthlich aus Feigheit der Noth ihrer Brüder sich nicht annehmen, so sehr sie auch sonst für ihren vermeintlichen Primat eiferten s. Da ich nun sahe, daß ihr nicht helfen wolltet, stellete ich meine Seele in meine Hand [gab ich mein Leben der äußersten Gefahr preis Kap. 9, 17], und zog smit meinem Volk allein] hin wider die Kinder stimmen, nnd der HErr gab sie [auch ohne eure Hülfe] in meine Hand. Wat- nm kommt ihr nun [da doch die Schuld eurer Nichtbetheiligung am Kampfe an euch selber liegt] zu mir herauf, wider mich zu streiten kais hätte ich etwas wider euch versehen]? 4. Und Jephthah sammelte alle Männer in Gilead [mit denen er vorher die Ammoniter ver: trieben], und stritt wider Ephraim sdas ihm Tod und Verderben drohete und von seinem bösen Vor- nehmen nicht abstehen wollte]. Und die Männer in Gilead schlugen Ephraim srichteten bei dem Zu- sammentreffen mit Ephraim eine große Niederlage unter diesem Stamme an], darum szu gerechter Züchtigung dafür], daß sie sdie von Ephraim] sagten [bei dem Streit, den sie anfingen, der ver- ächtlichen und spöttischen Rede sich bedient hatten]: Seid doch ihr Gileaditer unter Ephraim und Ma- uasse [geachtet], als die Fluchtigen zu Ephraim sals ein verlaufenes Gesindeh das sich von Ephraim, dem Hauptstamm, losgerissen hat]. Die Worte sind ziemlich dunkel, scheinen aber sich darauf zu beziehen, daß der halbe Stamm Manasse jen- seit des Jordan Wohnsitze genommen; mit diesen Ost- Manassiten werden die in gleicher Lage befindlichen Stämme Ruben und Gad in Eine Klasse und den dies- seitigen Stämmen, deren Haupt zu sein Ephraim sich vermißt, gegenübergestellt und ein verlaufenes Gesindel, mit andern Worten, der Auswurf oder Abschaum des Volkes Jsrael genannt. Es hat sich also thatsächlich verwirklicht, was die drittehalb Stämme vormals, bei der Heimkehr in ihre Wohnsitze nach der Eroberung des Westjordanlandes (Jos. 22, 29 Anm.), befürchtet hatten: die diesseitigen Stämme diinkten sich die allein wahre, rechtmäßige Gemeinde des« HErrn zu sein, und se ten die jenseitigen Stämme tief unter sich herab. Do ist es nur der hochfahrende und übermüti)ige Stamm Ephraim, der solche Sprache führt, und wird durch Leitung des HErrn, der den Hosfährtigen widerstehn, tief gedemüthigt 5. Und die Gileaditer snach solchem Siege iiber die übermüthigen Ephraimiten] nahmen ein die Furt des Jordan vor Ephraim kbesetzteu die- jenige von den oerschiedenen Uebergangsstellen über den Jordan Jus. 2, 7 Anm., welche die Flücht- linge des geschlagenen Heeres zur Heimkehr in ihr Land benutzen mußtenf und suchten ihnen so den Rückzug abzuschneidens Wenn nun sprachen die Flüchtigen Ephraim szu den dort aufgestellten Posten, die sie festhielten]: Laß mich hinüber gehen [und also sich verstelleten, als gehörten sie nicht zu dem geschlagenen Feinde, sondern wären friedliche Wan- dererjz so sprachen die Männer von Gilead zu ihm szu dem, mit dem ste es gerade zu thun hatten und von dem sie ja nicht wissen konnten, ob er wirklich ein friedlicher Wanderer sei oder nicht]: Bist du ein Ephraiter? Wenn er dann sweil er wohl wußte, daß ein Ephraimiter nicht würde frei durchkommen] antwortete: Nein sich bin vielmehr eines andern Stammes]; 6. So hießen sie ihn sum hinter die Wahr: heit oder Unwahrheit seiner Aussage zu kommen, das Wort] sprechem Schiboleth sweil das mit dem Laute seh zu sprechen war, die Ephraimiten aber diesen Laut nicht sagen konnten, sondern immer dafür s sprachen]; so sprach er swenn er nicht eines andern Stammes, sondern ein Ephraimit war] Siboleth [mit bloßem s statt set-J, und konnte es [eben wegen jener Eigenthümlichkeit der Evhrai- miten, die jedem einzelnen von diesem Stamme anhing] nicht recht reden [wie das Wort eigentlich zu sprechen ist, so daß sie auf der Stelle ihn für einen Ephraimiten erkannten"]. So griffen sie ihn, nnd schlugen ihn [mit dem Schwerte nieder] an der Furt des Jordan, das; zu der Zeit von Ephraim fielen stheils in der Schlacht selbst, theils als nach- träglich aufgegrissene Flüchtlinge] zwei und vierzig tausend [und Ephraims Uebermuthm von da an für immer gebrochen war]. «) Wenn Zaphon einerlei ist mit dein jetzigen Amata (Anm. 2 zu V. 1), so ist vielleicht die Furt Damit-h gemeint (Jos. Z, 16 Anm.2). — «) Das Wort schjboleth kommt her von 5;Y(schaba1= l) gehen, L) auf· steigen, wachsen, s) fließen, strömen), und kann nun be- deuten 1) etwas Aufgestiegenes Emporgewachsenes d. i. Aehre (1. Mos. 41, 5 ff.), 2) Strömung, Flut-h (Ps.69, 3. 16); ohne Zweifel ist es hier in der letzteren Bedeu- tung zu nehmen, da es sich um den Uebergang durch die Fluth des Jordan handelt, dadurch die Wahl gerade die- ses Wortes nahe gelegt war. Doch kommt dasselbe ausschließlich um seines Anfangslants willen in Betracht, den die Ephraimitcn ebensorvig richtig zu sprechen ver- mochten, wre z. V. die lateinische und griechische Sprache und im Deutschen der westphäiische Dialekt ihn nicht kennen. Der Ausdruck hat um unsrer Geschichte willen die Bedeutung «Erkennungs-, Wahr- oder Unterscheis dungszeichen« angenommen, und wird so häufig bei uns gebraucht, fast in gleichem Sinne mit dem griechischen Ausdruck «Symbol«, ohne daß man der ursprünglichen Bedeutung sich noch bewußt wäre. — «") Der Anspruch des Stammes Ephraim auf den Vorzug einer Ober- hoheit unter allen übrigen Stämmen gründete sich wohl darauf, daß Josua ein Ephraimit gewesen und auch in der ersten Periode der Richterzeit das Ephraimitische Stammgebiet der Ausgangspunkt wichtiger Unternehmun- gen geworden war (Richt. 3, 27; 4, 5; 5, 14). 7. Jehthah aber [nachdem er das Land von , seinen äußeren Feinden befreit] richtete Israel ldie drittehalb Stämme jenseit des Jordan] sechs Jahr kvou 1112—1106 v. Chr] Und Jephthah der Gileaditey starb, und ward begraben in den 128 Richter 12, 8——15. 13, 1-—-7. Städten zu Gtlead [in einer von den Städten Gileads]. VI« la. lt——15. Kuf Ienhthah folgen in einen! Zeitraum non 25 Jahren nach einander die drei bit-hier Gb zart, Glou nnd Juden; sie haben es, gleichwie früher Thola nnd Sair (nap.10,1—5), nicht mit äußeren Feinden zu thun, sondern iiben die Rechtspflege nach Gottes Wort nnd Geseh im Inneren des Landes, soweit ihre Thätigi iieit net) erstreckt; » 8. Nach diesem richtete Israel Ebzan von Bethleheni [im StammeSebulon Jof. 19, 1’5]. 9. Der hatte dreißig Sohne, nnd dreißig Töchter feszte et aus lsteuerte er bei ihrer Verhei- rathung, wo sie das väterliche Haus verließen, aus], und dreißig [S·chwieger-] Tbchter nahm erbot! außen seinen Sehnen; und richtete Israel sieben Jahr [von 1106——1099 v. Chr.], » 10. Und starb [nachdem er alle feine zahlrei- chen Kinder, die ihm von mehreren Frauen gebo- ren waren, noch bei Lebzeiten verheirathet hatte] nnd ward begraben zu Vethlehem sseinem Geburts- ort V. 8]. » « 11. Nach diesem richtete Israel Elon, [g·lei- cherweise wie Ebzan] ein Sebuloniterz und rich- tete Israel zehn Jahr svon 1099—1089 v. Chr] 12. Und starb, nnd ward begraben zu Afalon im Lande Sebulon kaisp nicht in dem Ist. 10, 12; 19, 423 21, 24 erwähnten Ajalon im Stamme Dan, sondern in dem fetzigen Dschalüxy 4 Stunden öftlich von Aceo oder Ptolemais]·. «» » 13. Nach diesem richtete Israel AbdonA ein Sohn Billet, ein Pireathoniter [von Pireathon oder Pirzathon 2. Sam. 23, 30 oder Perethon l. Matt· I, 50, gegen 3 Stunden westlich von Sichem im Stamme Ephraim, gebürtig] V) Nach Ewald wäre dieser Richter unter dem in I· Sam. i2, 11 erwähnten Bedan gemeint; es ist aber bei dem sonst nicht vorkommenden Namen Bedan viel· mehr an Barak zu denken. » » 14. Der hatte [gleich dem Ebzan V. 9 ein gefegneter Familienvatee und vermögender Mann] vierzig Söhne und dreißig» Neffen lKkndeskknder oder Enkel*], die [zum Zeichzn ihres vornehmen Standes Kapz 10, 4] aus fiebcenzig Efelsfullen ritten; und richtete Israel acht Iahr soon 1089 bis 1081 v. Chr.] « · ·» «) Der AusdrucUNessM kommt in der fetzt gewohn- lichen Bedeutung als Sohn des Bruders oder der Schivcftm dem das im 17. Jahrh in’s Hochdeutfche aufgcnommene »Nichts« als Femininum Ovcibliche Per- son) entfvrichh in unsrer deutschen Bibel uoch nicht vor, sondern bezeichnet 1) das Eukelkind oder Kirideskind (1. Mos 21, 23; l. Tim. 5, 4), Z) das Gcfchwisterkind oder den Vetter, Cousln (Coloss. 4, 10), Z) den Vetter überhaupt, einen entfernteren Verwandten ohne nahere Bestimmung des Verwandtfchaftsgrades (Jef. 14, 22). 15. Und [Abdon] starb, und ward begraben zu Pireathon kseinem Geburtsort V. 13], »Im Lande Ephraim, auf dem Gebirge der Amalekiter [auf dem früher von Amalekitern bewohnten Theil des Gebirges Ephraim Kap. 5, 14]. Die drei hier genannten Richter Ebzaih Elon und» Abdon haben, wie aus der unmittelbaren Verbindung, in wclchec sie mit Jephthah als dessen Nachfolger aus- geführt werden, deutlich hervorgeht, mit ihrer Wirksam- keit auch auf das Oftjordaiiland sich erstreckt; doch bezog sich diese zunächst und haiiptsächlich auf die nördliche Hälfte des Westlandes, wie sie denn theils im Stamme Sebulon, theils im Stamme Ephraim ihren Sitz hatten. Wir erkennen hieraus, wie Gott der HErr ein Ausein- andergeheu der beiden Landestheile um so mehr zu ver- hindern wußte, je größere Gefahr dafür vorhanden war. Wohl aber bahnte sich schon jetzt eine Theilung der 12 Stämme in diejenigen zwei Hälften an, welche hernach die beiden Reiche Juda und Jsrael bildeten. Denn zu derselben Zeit, wo im Ostlande der Druck der Ammoniter begann, nach achtzehnjähriger Dauer dann überwunden wurde und nun eine 31jährige Ruhezeit unter 4 Richtern eintrat, hatte der Süden des Westlandes sich durch den Druck der vierzigiährigen Philisterherrfchaft hiridurchzip kämpfen, bis Samueks prophetische Wirksamkeit zur Ruhe verhals Dieser konnte aber auch beide Hälften, wieder mit einander vereinigt, in die Pflege des Königthums übergeben (1. Sam. 8, 1—12, 25). Das 13. Kapitel. Simsows Empfängnisz und lgeliurt I» d. 1—25. Als im Weftlande der Illriicti der fllhilistey welcher 40 Jahre währen, seinen Jlufang nimmt, berei- tet sich der ejØrr schon das Werkzeug zu, durch welches er anfangen will, Israel wieder davon zu erlösen. Der Engel des Hatten erscheint dem Weibe des bilanohm eines in der Gegend non Zarea lebendeii Punkten, und vernün- digt ihr nach langer unfruchtbarer Ehe die Geburt eines Sohnes, der sein ganzes Leben hindurch dlasiräer (ein nerlobter Gottes) sein soll; läßt sich auch auf die tliitte des Mannes herbei, dem Weibe zum zweiten mal zu erscheinen, und nimmt, als diese ihren Gatten zur Stelle ruft, von letzterem ein Gufer an, das er in wunderbarer Weise anzündet und in defsen Lohe er wieder-aufführe. Das Feind dieser derlieißung ist Sinisonz als er zum Jüngling herangewachsem fängt bereits der Geist an, ihn zu treiben. Es ist das um dieselbe Zeit, wo im Gstlaiide Iephthah zum Erlöserslsraels berufen wird. l. Und die Kinder Israel [um hier den Be- richt Kap. 10, 6 f. wieder aufzunehmen, da es sich jetzt, nach Erzählung der Ereignisse im Oft- jordanlande Kap. 10, 8——12, 15, um die Ge- schichte im füdlichen Theil des Westlandes handelt] thaten [nach dem Abtreten der beiden Richter Thola und Jair Kap. 10, 1——5] fürder übel vor dem HErrnz und der HErr gab sie swie im Osilande in die Hände der Ammoniter 18«Jahr, so im Westlandej in die Hände der [um füdlicheu Küstem saum des mittelländifchen Meeres in den 5 Städten Gaza, Asklon, Gath, Asdod und Ekron herrschem den] Philister [Jos. 13, 2 f.] vierzig Iahr ivon 1l30——1090 v. Chr.]. Z. Es war aber [um eben die Zeit, da dieser Druck begann] ein Mann zu Zatea [dem jetzigen sum, einem hochgelegenen kleinen Orte an der Abdachung des Gebirges Juda in die philistäifche Niederung, 6 Stunden westlich von Jerusalem] Die Richter Ebzan, Elon u. Abdon — Bedrückung des Wesilandes durch die Philister. 129 von einem Geschlecht der Daniter san welche die Stadt von dem Stamme Juda, dem sie ursprüng- lich gehörte, war abgetreten worden Jus. 15, 33; 19, 41], mit Namen Manoahz nnd sein Weib war unfruchtbar, und gebar nichts [so daß beide Gatten die Hoffnung auf Ehesegen schon aufgegeben hat- ten; vgl. die Bemerli zu Luk. l, 7]. 3. Und der sGott wesensgleichej Engel des Hcsttru [derselbe, der sich vor 74 Jahren dem Gi- deon geofsenbaret hatte Kuh. G, 11 ff] erschien dem Weibe [in angenommener Inenschlicher Gestalt] und sprach zu ihr: Siehe, du bist unfruchtbar, und gebietest nichts; aber du wirst sdurch außer: ordentliche, deine natürliche Unfruchtbarkeit aufhe- bende Wirkung lsåottes bald nach diesem Tage, da ich mit dir rede, von deinem Manne] schwanger werden, und einen Sohn gebären. 4. So« hüte dich nun sdatnit das Kind gleich von seiner Empfängniß und Geburt an das sei, wozu es berufen ist], daß du nicht Wein noch stark Getränke triukest, und nichts Unreines swas im Gesetz Mos il verboten ist] essest ssondern beobachte du selber während dieser« ganzen Zeit streng die Lebensweise eines Aiasiräers 4. Mos S, 1 ff.]. Z. Denn du wirst [wie ich dir eben sagte] schwanger werden, nnd sztvar wirst du] einen Sohn gebären, dem ssein ganzes Leben hindurch] kein Schermefset soll auf-s Haupt kommen. Denn der Knabe wird ein sNasiräer oder] Verlobter Gottes sein, von Mutter Leibe; nnd er wird straft dieses engen Verhältnisses, in welchem er zu dem HErrn steht] ansahen Israel zu erlösen ans der Philister Hand [die jetzt das Land drücken, wenn er auch die Erlösung selber nicht zum Ziele führen wird; doch ist der, der solches thun svll, allbereits gebo- ren und dem Dienste des Heiligthums übergeben 1. Sam. 1, l—- 2, 11]. Es ist ganz der Fiihrun des HErrm seiner göttlichen Weisheit und Gnade gemä , daß zu derselben Zeit, wo der Druck der Philister eben erst begonnen hat, das eine Rüstzeug seiner Hülfe schon da und, wenigstens nach der von uns angenommenen Zeitrechnung, bereits ein zehn- jähriger Knabe ist (Samuel, um 1140 v. Chr. geboren), das andere aber eben jetzt empfangen und »eboren wird. Was nun letzteres, den Simson anbetrt t, so soll er Jsraels Erlösung nur anfangen; er ist dazu berufen, daß er dem Volke Gottes in einer Zeit, wo unter der bisherigen zwanzigjährigen Amtsvertvaltung des Hohen- priesters Eli des HCrrn Wort theuer geworden und wenig Weissagung ist in Israel (1. Sam.3,1), eine ver« s önliche oder verkörperte Predigt werde, an welche denn gar bald die prophetische Predigt Samueks (1. Sam. 7, 2—4) sich anschließn ihr «18 Jahre lang zur Seite geht, aber auch eben so viel (d. I. zwei) Jahr über sie hinaus- reicht, als sie später angefangen, um darnach durch Jsraels wirkliche Erlösung gekrönt zu werden (1. Sam. 7, 5——14). Wir werden beim weiteren Verlauf der Geschichte Sim- son’s es im Einzelnen nachzuweisen haben, wie er in seiner Person sein Volk darstellt sowohl von Seiten der großen, von keiner Weltmacht zu iiberwindenden Kräfte, Dåchserse wide-weit. Z die gemäß seiner göttlichen Bestimmung in dasselbe gelegt ; waren, als von Seiten der großen Gefahren, die ihm« e dem mitten unter die nicht völlig ausgerotteten abgöts tischen Cananiter hinein gestelltem Volke, drohten seine Kraft und Bestimmung zu vernichten, und denen es nur gar zu leicht unterlag; für ietzt haben wir es zunächst mit Simsorrs Empsänlgniß und Geburt zu thun und erkennen darin ein A bild der Wahl und Berufung Jsraels, so daß er uns schon in dieser Hinsicht als eine persönliche, verkörperte Predigt, als ein Gleichniß oder Charaktergemälde Jsraels erscheint. Nach langer un- fruchtbarer Ehe wird Simson seinen Eltern geboren: das erinnert an die Stammväter des Volks, Jsaak und Jakob, die, ebenfalls die Kinder einer langen unfrucht- baren Ehe, nicht nach dem Fleisch, sondern in Kraft der göttlichen Verheißung und der Erhörung frommer Gebete gezeugt sind. Schon der Muttekschoß, der den Simson empfängt, wird geheiligt durch Weltentsagung und Ent- haltung von allem unreinen: das erinnert an Jsraels Aufenthalt in Egyptern wo ewabgesondert von cananii itschein sowohl wie von egyptischem Wesen, aus einer Familie von 70 Seelen zu einem Volke erwuchs, um einmal, wenn seine Zeit und Stunde käme, zu Gottes Bundesvolkw dem einzigen, das es in der alten Welt gab, hmgesiellt zu werden svgi. I. Mos 46, 3 Anm.; Z. M. 4, 3 Anm., das über das zweite Wunderzeichen Gesagte) Ein Nasiräer oder Gottverlobter von Mutter- leibe an bis in seinen Tod, so tritt Simson an das Licht der Welt: das ist Jsraels cigenthümliches Wesen von da ab, wo der HErr am Sinai sich geistlich mit ihm ver· mählt hat und es von dort aus in das den Vätern ver- heißene Land einführt (2. Mos W, 6 Annnz 4. M. is, 12 Aum.). S. Da sals die himmlische Erscheinung nach solcher Erössnung wieder verschwunden war] lau: das Weib, und sagte es ihrem [bei dem außer- ordentlichen Ereigniß nicht zugegen gewesenen] Manne an, und sprach: Es lau: ein Mann Gottes [ein mit Gott in unmittelbarem Verkehr stehender Mann b. Mos 33, 1., der einen göttlichen Auf- trag an mich auszurichten hatte] zn mit, und seine Gestalt war anzusehen wie ein Engel Gottes swie die des Engels Gottes, in welchem Gott sich wie- derholt schon Andern geoffenbaret hat, z. B. der Hagar l. Mos. 16, 7 ff» dem Mose 2. M. s, 2 ff» dem Josua Jus. b, 13 ff» dem Gideon Richn S, 11 ff] fast sieht] erschrecklich sund so majestäs tischL daß tch ihn laus ehrerbietiger Scheu] nicht fragte, woher ser käme] oder wohin [er wolltejz Ztndß er sagte [auch von selbst] mir nicht, wie er te e. 7— E! spmch aber zu mir: Siehe, du wirst schwanger werden, und einen Sohn gebären. So gerschaft bis zur Entwöhnung des Kindes] keinen Wein noch stark Getränke, und iß swie du das auch sonst, jetzt aber mit der allergrößten Strenge vermeiden mußt] nichts Unreines; denn der Knabe soll ein Berlobter Gottes sein, von Mutterleibe an bis in seinen Tod [und kommt es darauf an, ihn gleich von seiner Empfängniß und Geburt an zu einem Gefäß fiir den Geist Gottes zu bereiten, der ihn treiben und leiten will] trinke nun [während der ganzen Zeit deiner Schwans l30 Richter is, 8——25. 14, I. 8. Da san der Wahrheit der Aussage seines Weibes keinen Augenblick zweifelnd, wohl aber die Verpflichtung erwägend, welche ihm» die Erziehung eines solchen, zu großen Dingen von Gott beru- fenen Kindes aUferLegeJ bat Manoah den HEtrth und sprach: Ach, HEry laß den Mann Gottes wieder zu ans kolndutcty dgl! du sschon einmal at; « mein Weib] gesan t hast as; er uns sauch noch· ; · » « · · « kehre« was wir« lhernachzskaks» »Den» ». W» heran, l was ich ihr geboten habe, soll sie halten«« mit Beziehung wächst] mit dem Knaben thun sollen, der geboren i soll werdet! sdamit wir nicht etwa aus Unwissenheit T« etwas an ihm versäumen; denn die Heranbildung desseb ? ben wird doch gewiß besondere Sorgfalt von unsrer« Seite erfordern, und die wollen wir gern anwenden, nur daß du selber uns dazu anleitests St. Und Gott erhbrete die Stimme [des] Mo: , noah sder es so treu meinte mit seinem Vaterbe- rufejz und der Engel Gottes kam wieder zum Weibe. Sie saß aber· szli der Zeit, da er aber- mais sich einstellte, vermuthlich am Nachmittag desselbigen Tages V. m, eben] auf dem Felde [mit einer ländlichen Arbeit beschäftigt oder, was noch wahrscheinlicher, ihren stillen, in Gebet liber- gehenden Betrachtnngeti unter Gottes freiem Him- mel nachhängend 1.Mos. 24, 63], und ihr Mann Manoah trat! nicht bei ihr ssonderii dies Mal, um- gekehrt wie vorhin V. 6, daheim in der Hütte] 10. Da lief sie eilend sindem sie den Engel bat, ein wenig zu warten, bis sie ihren Mann auch herbeigerufeti hätte], und sagte es ihrem Manne an, und sprach zu ihm: Siehe, der Unsinn ist mir kvon Neuem] erschienen, der heutet [Vormit- eng] zn mir kam. «) Das im Grundtext stehende Wort bajoin kann aber auch, tote Stier in» seiner revidirten Ausgabe der Lutherischen Bibclübersctzung gethan hat, durch ,,senes Tages« oder »treulich« wiedergegeben werden (Vulg. ante); dann hätten die beiden Erscheinungen an zwei verschiedenen Tagen sich zugctragerr II. Manoah machte sdenn alsbald] sich auf, nnd ging seinem Weibe nach, und kam zu dem Manne sder draußen noch h.arrete]- und sprach zu ihm: Bist da der Maine [Gottes], der mit dem Weibe [da] geredet hat svon einem Sohn, den sie gebären soll]? El? sprach: Ja sich bin der Mann]. 12. Und Manoah sprach: Wenn nun kommen wird, das du geredet hast; welches soll des Knaben Weise und Werk sein kwie soueu wir Euer« aktiver- seits uns gegen ihn verhalten, und was soll er seinerseits thun und vornehmen, damit Gottes Absichten mit ihm nicht irgendwie gehindert werdenjd 13. Der [von den Beiden noch immer nicht er- rannte] Engel des HErrn sprach zu Manoaly Er sdec Knabe] soll sich hüten vor "alletn, das ich dem Weibe gesagt habe. 14. Er soll [nach der ganzen Strenge des Nasiräatsgelübdes 4. Mos. 6, Z] nicht essen, das ans dem Weinstock kommt kweder frische noch zu Rosinen getroeknete Weinbeereitjz und soll keinen Wein noch start Getränke trinken, und nichts Un- reines essen; alles, was ich ihr sauch in Beziehung darauf, daß kein Scheerniesser auf sein Haupt. kom- men soll V. s] geboten habe, soll er hatten« spar- aus ergiebt sich schon von selbst sowohl die rechte Behandlung des Kindes ooii eurer, wie die rechte Lebensweise desselben oon seiner Seite] «) Nach dem Hebriiisiheti heißt es cigentlichz ,,alles aus das V. 4 Gesagte. Es scheint, als habe der Frage des Manoah (V. l2) eine gewisse Neugier außer der Ge- wissenhaftigkeit, die sich darin zn erkennen giebt, mit zu Grunde gelegen; er hätte gern noch etwas Nähcres ge- wußt, was der HErr fiir Pläne mit dem Knaben vor- habe, wie denn der Mensch seiner ganzen Natur nach vorwitzig ist. Auf alle stillen Fragen der Neugier aber läßt sicb der Engel des HErrn nicht ein, sondern wiederholt nur seinen vorigen Bescheid. 15. Manoah sfich hier der Art erinnernd, wie Gideon einst der ihn: zu Theil getoocdeneii Erschei- nung begegnet war nnd dadurch erfahren hatte, wer denn eigentlich mit ihm geredet Kap. S, 17 ss.] sprach zum Enge! des HErrnx Lieber [Kap. 4, 19 Blum. 1], laß dich seine kurze Zeit hier an dieser Stelle zurück-J halten, wir wollen sinztoischen nach Hause gehen und] dir szu deiner Bewirthungj ein Ziegenbiicllcin zitrichtetn Luther hatte in den älteren Ausgaben unsrer deutschen Bibel die hebe. Worte naaseli iephaneclia übersetzt: wir wollen Vor (ehe du dich von hinnen begiebstJ ein Ziegenböcklein opsern«; und allerdings können die Worte (,,neachcn vor dir-«) das wohl auch bedeuten, doch ist die gegenwärtige, noch von Luther aufgenommene Uebersetzung: »wir wollen dir (zur Speise) zurichten« richtiger, wie aus der folgenden Antwort des Engels hervor- geht, daher auch die Weimarische Bibel, obgleich sie jene ältere Uebersetzung im Tcrte giebt, doch in sparentheie nach dieser neueren erklärt. Ja. Aber der Enge! des HErrn antwortete Pianoah: Wenn du gleich mich hie hältst swenn ich gleich anf dein Bitten mich noch eine Weile hier verhalten werde, bis du aus deinem Hause wieder zurückgekehrt bisijs so esse ich doch deiner Speise nicht swenn du sie mir in der Absicht bringst- mich in nienfchlicher Weise damit zu bewirthen]. Willst du aber sin mir] dem HErrn ein Brandopfec [da- mit] thun, so magst du es opfern [ich werde dein Opfer dann annehmen, weil Er, der HEru selber es ist, der mit dir redet]. Denn Manoah wußte sbis jetzt noch] nicht swar dessen wenigstens in seiner Seele noch nicht gewiß], daß es ein [rich- tiger: der, nämlich der mit Gott wesensgleichej Engel des HErrn war [wenn er es auch schon ahnete; sonst hätte er nicht davon geredet, ihm das Ziegenböcklein zur Speise zurichten zu wollen]. 17. Und Manoah lnun deutlich merkend, wen er vor sich habe] sprach zum Engel des HErrn: Wie heißest du [1. Mos Z?- 29]? daß wir dich [bei dem Namen, den du selber dir beilegen wirst] preisen, wenn nun kommt sin Erfüllung gehn, was du geredet hast. Der HErr erscheint dem Manoah und verheißt ihm einen Sohn. Simson’s Geburt. I31 18. Aber der Engel des HErrn sprach zu ihm: Warum fragest du nach meinem Namen, der doch wundersam ist? [warum willst du das Geheimniß- volle und Wunderbare des jetzigen Vorgangs in’s Aeußerliche und Handgreifliche herabziehen, indem du einen Namen begehrst für den, der mit dir geredet hat? verstehest du nicht selber schon, wer es gewesen, und daß fein Name über alles hoch- und anbetungswürdig ist?] 19. Da nahm Manoah [in seinem Hause an- gekommen, wohin er nach Gewährung seiner Bitte V. 15 zurückgeeilt war] ein Ziegenbbcklein [das er zum Brandopser zurichtete], und [das nach 4. Mos. 15, 4 f. zu jedem Brandopfer gehörige] Speisopfer fbestehend in dem zehnten Theil eines Epha, d. i. in c. X, Metze 2.Mos. 16, 36 Anm. Semmelmehl mit Olivenöl gemenget, und einem vierten Theil vom Hin = Z Quart Wein] und opferte es auf einem Fels dem HErrn sbrachte es dem HErrn zum Opfer hinaus auf das Feld und stellte es dort auf dem, in der Nähe der Erschei- nungsstätte befindlichen Felsen als einem natür- lichen Altar nieder] Und er [der HErrJ machte es wunderbarlich smit dem dargebrachten Opfer, indem er, wie vormals bei dem Opfer Gideolrs Kap. S, 21, eine Flamme aus dem Felsen fahren ließ, die das Opfer anzündete]. Manoah aber und sein Weib sahen [mit heiliger Andacht und großer Verwunderung] zu [wie das Feuer das Fleisch und ungesäuerte Mehl nach und nach verzehrete, bis nichts davon mehr übrig war]. 20. Und da die Lohe lnachdem das Opfer vollbracht war, nicht wieder verlöschte, sondern zum sichtbaren Zeichen, woher sie gekommen] auffuhr vom Altar kdes Felsens] gen Himmel, fuhr der Engel des HErrn [zum Vorbild dessen, wie er, der Sohn Gottes, dereinst, wenn er zum Opfer für die Sünden der Welt sich selbst würde darge- bracht haben, sich setzen würde zur Rechten der Majestät in der Höhe] in der Lohe des Altars hinauf. Da das Manoah nnd sein Weib sahen, fielen sie sanbetendj zur Erde auf ihr Angesicht. 21. Und der Engel des HErrn erschien schin- fort] nicht mehr Manoah und seinem Weibe. Da [um noch einmal auf den Vorgang V, 19 u. 20 zurückzukommen] erkannte Manoah [aus jener wun- derbaren Anzündung des Opfers sowohl, wie aus dieser ahnungsreichen Auffahrt gen Himmel], daß es ein [der] Engel des HErrn war smit dem er es zu thun gehabt], 22. Und sprach zu feinem Weibe: Wir müssen des Todes sterben, daß wir Gott gesehen haben [Kap. 6, 22 f.; 2. Mos. 33, 20 Anm.]. 23. Aber sein Weib [wie denn Frauen das Richtige oft schneller erkennen, als Männer, und, wenn sie die Gottseligkeit lieb haben, auch pflegen sonderliche Gnade zu haben, Andere zu trösten I. Mos. 35, 8. Atem] antwortete ihm: Wenn der HErr Lust hätte uns zu tödten, so hätte er das Brandopfer und Speisopser nicht genommen von unsern Händen; er hätte uns auch nicht solches alles erzeiget sdaß er ein zwiefaches Wunder vor unsern Augen gethan, um sich uns als den HErrn zu erkennen zu geben], noch Uns solches hören lassen, wie jetzt geschehen ist snämlich die Verheiszung eines Sohnes, der da ansahen soll Israel zu erlösen aus der Philister Hand.]. 24. Und das Weib gebar fdreiviertel Jahr nach dieser Begebenheit] einen Sohn, den hieß sie Siuison [d. i. ein Starker, Gewaltiger]. Und der Knabe wuchs [unter sorgfältiger Erziehung seiner Eltern heran] Und der HErr segnete ihn fdaß er leiblich und geistig auch trefflich gedieh]. 25. Und der Geist des HErrn fing an kals er nun ein Jüngling von 17——18 Jahrenfwarj ihn zu treiben im Lager Don, zwischen Zarea und Eslhaol [in der zwischen Zarea und EslhaoL westlich von Kiriath-Jearim, gelegenen Gegend des Danitischen Stammgebietes, wo· einst die nach Laie auswandernden Daniten ihr Lager aufgeschlagen hatten Kap. 18, 12 und wo die Wohnung seiner Eltern sich befand, so daß er jetzt keine Ruhe mehr hatte in der stillen Zurückgezo- genheit des Vaterhauses sondern seine Zeit gekommen fühlte, den Kampf gegen die Philister, die nun schon an die l8 Jahr das Land bedriickten, zu beginnen]. Das 14. Kapitel. simfons Heide-anhat, Hochzeit und Jiäthsel. II. V. 1—20. von dem Geiste Gottes, der sich nunmehr iu seinem Herzen zu regen begonnen, getrieben, geht Strafen: hinab narh Ehimnath, stehet dort unter den Eich- tern der Philister eiit»4llädcheu, das seinen Jtugen gefällt, und bietet nach seiner Heimliehr die Eltern, sie ihm zum Weibe zu geben. blach anfäuglichem Widerstreben gehen diese endlich auf die Wahl ein nnd begleiten den Sohn zu seiner Verlobung; auf dem wegedahiu zerreißt derselbe einen brüllend ihm entgegenlrelendeii jungen Löwen, und als er später, bei dem Gange zur Hochzeit, abermals mit seinen Eltern an die Stelle kommt, findet er in dem aus— getrolimeten Jlag einen Bienenschwarm. Davon nimmt er bei der Hochzeitsfeier Gelegenheit, den dreißig ihm zu Freunden gegebenen jungen Gesellen von den Philister-n ein liäthfel zu steilen; sie erratheii en durch lderralh sei— neo Weibes, er aber weiß sich die 30 lhemden und die 30 Feierleleidelq die er als Preis der Wette zahlen muß, durch Erschlagung von 30 Philifleru in Kslilon zu ver- schaffen, verläßt tm Jorue fein Weib, ohne sich von ihr zu scheiden, und diese wird nun von ihren Eltern dem damaligen elzrautfährer zur Ehe gegeben. 1. Simson [der jetzt keine Ruhe in des Va- ters Hause mehr hatte, sondern einen Drang in sich fühlte, mit den Philisterm die sein Vaterland unter schwerem Druck hielten, irgendwie anzubin- den, um sie die Uebermacht des Gottes Jsrael in feiner Person fühlen zu lassen V. 4] ging setwa um das Jahr 1112 o. Chr» in welchem Jephthah den glorreicheu Sieg über die Ammoniler erkämpft II 132 Richter 14, 2-1 L. hatte K. 11, 32 f.] hinab gen Thitnnath [oder Thimna, dem heutigen Tit-its, fast 1 d. Pieile füdwestlich von seinem Heimathsort Zarea Jus. 15,10; 19,43], und sahe ein Weib sein junges, noch unverheirathetes Ntädchens zu Thimnath unter « den Töchtern der Philister kwelche die Stadt, nach- dem sie schon von den Amoritern dein Stamme Dan entrissen worden war Kasx 1, List; 18, l» gegenwärtig in Besitz hatten] T. Und da er herauf kam soon Thirmiath nach dem höher gelegenen Zarea zitrlickkehrteL sagte er’s an seinem Vater sManoahj und seiner sihrem Na- men nach nicht bekannten] Planet, und sprach: Ich hab ein Weib gesehen zu Thimnatlh unter den Töchtern der Philister fdie gefällt mir]; gebet tnir nun dieselbige zum Weibe. 3. Sein Vater nnd seine Mutter süber eine solche Wahl ihres Sohnes höchst befremdet] spra- chen zu ihm: Jst denn nun kein Weib unter den Töchtern deiner Brüder sder Daniten], nnd in all deinem Volk [in dem ganzen Israel, die du zur Ehe nehmen könntestL das; dn hingehest szu einem außerhalb des Bandes mit Gott sieheiideii Volks, und nimmst ein Weib bei den Pliilisterik die nn- beschnitten sind? Sitnsori sprach zn seinen! Vater: Gieb mir diese, denn sie gefällt meinen Augen [und ich kann von meinem Vorhaben, sie zu ehe- lichen, nicht abftehen]. 4. Aber sein Vater und seine Mutter sindem sie anfangs der Absicht ihres Sohnes um so ent- schiedener widerstanden als für ihn, den Verlobten Gottes, eine solche im Gesetz geradezu oerbotene Heirath 2. Mos 34, 16; b. M. 7, 3 f.; vgl. Jos.13, 3 ihrer Meinung nach sich am wenigsten schickte] wußten nicht, das; es fwas Simfon vor: hatte] von dem HErrn svon dem Geiste Gottes in ihm angeregt, und keineswegs eine blos sinnliche Liebe] wäre; denn er [Simson] suchte sauf Antrieb dieses Geistesss Ursach an die Philister [Gelegenheit, in Händel mit denselben verwickelt zu werden] Die Philister aber herrschten zu der Zeit sschon seit 18 Jahren] über Israel fund er sollte ansahen, Israel aus ihrer Hcmd zu erlösen Kuh. 13, H; daruin mußte er auch, weil jetzt seine Stunde gekommen war, irgendwie mit ihnen in Consliet gerathen]. Nach dem zu Kap. 13, 5 Bemerkten ist es nicht schwer, die göttliche Absicht bei diesem Schritte, zu dem der Geist den Simson trieb, zu erkennen. Die Verbin- dung mit einem philistäifchen Weibe soll insofern ihn zu einem Charakterbild oder zu einer Personisieatiou des Volkes Jsrael machen und desseu eigeuthiimliche Stel- lung im Lande der Verheißung zur Darstellung brin- gen, als dieses nach seinem Einzug in Canaan initten unter ein abgöttisches Geschlecht hineingestellt, aber vermöge der in dasselbe gelegten göttlichen Kräfte ar wohl im Stande war, den aus solcher Stellung iich ergebenden Bersuchungen zu widerstehen· Das Bedenken de: Eltern wider die Heirath ihres Sohnes erinnert an Josua (Jos.13, l ff.), der ebenfalls erst von dem HErrn aufgefordert werden mußte, zur Austheilung des Landes zu schreiten, obwohl desseu noch sehr viel übrig war einzunehmen; von selber würde er fiel) schwerlich dazu entschlossen haben, da er die Gefahren wohl kannte, die Israel von den Ueberresteu der Cananiter in geist- licher Hinsicht droheten. Z. Also snachdem die Eltern feinem Drängen endlich durch Leitung des Geistes Gottes nachgege- be» hatten] ging Simson hinab mit seinem Vater nnd seiner Lhlutter gen Thimnath [um förmlich um das Mädchen für ihn zu werben] Und als sie kanien an die Weinberge zu Thimnath [die draußen vor der Stadt lagen], siehe, da kam ein junger Löwe brüllend ihm [der ein Stück Wegs hinter feinen Eltern her ging] entgegen. is. Und der Geist des HErrn gerieth über ihn sdaß er sofort erkannte, was er zu thun hätte und zu thun vermöchte], und set, Simfon] zerriß ihn [den Löwen, mit so leichter Mühe] wie Man ein Böcklein zerreißct; und hatte doch gar nichts sweder einen Stock noch sonst eine Waffe] in sei- ner Hand Und sagte es nicht an seinem Vater, noch seiner Mutter fals er mit diesen wieder zu: saminentrafb was er gethan hatte. Es ist nicht sowohl das Großartigh als vielmehr - das Bedeutfanie der That, was bei derselben in Betracht kommt, und wird diese Bedeutsamkeit besonders auch in den Worten beinerklich gemacht: »und hatte doch gar nichts in seiner Hund«« Wo der Löwe auftritt, da zit- tern alle lebendigeu Wesen; sein Brüllen Verkündigt ihnen den uniiberwindlicheii Feind. Dieses geauenerregende Briillem welches die Thiere so bestürzt macht, daß siezn ieder Flucht unfähig sind, hebt die Bibel inehrnials aus· drücklicls hervor (Amos Z, 8); durchweg ist in ihr der Löwe das Bild des ge1oaltigen, unwiderftehlichem grau- samen Todfcindes, und kaum wissen die Dichter der Klagpsaltneti ihre Feinde« mit etwas anderem als Löwen zu vergleiche« (Pf. 7, Z; 10, I; 17, l2: 22, 14. 223 57,5; II, 13). Fast noch gefährlicher und bluidiirstiger als der niiimiliiise erwachsene Löwe ist die ihre Jungen schützende Löwin (1. Mos 49, I) und der junge, noch im Wachsthum befindliche und darum besonders gefräßige Löwe (Hiob 4, 10 f.; II, I; Pf. 17,12 u. s. w.). Ein solcher tritt denn auch hier dem Simson entgegen —- ein Sinnbild der im Lande zurückgebliebenen Cananiteu die nach der Eroberutig durch die Kinder Israel aller- diugs gcschioächt und zurückgedrängt waren, aber nur gar zu. bald zu treuer Macht und Stärke sich erheben konnten, tioch Gefahr drohender aber in geistlicher Hin- sicht waren. Doch Er, der Verlobte Gottes, macht stch ohne Bedenken an das gefährliche Thier und zerreißt es ohne jegliche Waffe in seiner Hand mit leichter Mühe—- ein Abbild dessen, was Israel in der Macht des HErrn vermögen würde, wenn es nur seinemGott treu bleiben wolltez ihrer einer sollte dann tausend jagen (3. Mos Les, 8; Jos. 23,10), und so wenig sollte die Gefahr der Verführung zum Götzendienst ihnen schaden, das; viel- mehr eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit aus der gliicklich iiberwundeneti Versuchung für sie hervorgehen würde (vgl. V. 8 u. It. Was die Erlegung des Löwen von Seiten Simson’s betrifft, so darf man allerdings die Größe seiner Heldenthat nicht durch den Hinweis auf die jePigen Araber abschwächem welche nach Thebe- uot’s Rei ebericht vom J. 1727 sich im Geringstcn nicht vor den Löwen fürchten: »wenn ein Araber einen Stecken in der Hand hat, wird er dem Löwen nachgehen und densel- Silnfon heirathet eine Philislertm auf dem Wege zur Hochzeit zerreißt er einen Löwen. 133 ben m Ertappung tödten-«; denn der Löwe der arabischeli Wüste ist so wenig kraft- und muthvoll, das; er vor dem Menschen flicht und ein geraubtes Schaf, wenn er vcrfol t wird, fahren läßt. Wohl aber steht diese seine That ni t einzig da, indem von David, da cr noch Hirte war, und von dem Helden Benaja uns Hlehnliches berichtet wird (1. Sam 17, 34 ff.; 2. S. W, 20). 7. Da er nun hinab kam fgen Thimnaths redete er mit dem Weibe sbet der die Eltern feine Werbung bereits angebracht hatten] und sie gefiel Simfon in seinen Augen fes fand dcu ersten Eindruck, den ervorhin V. I bei dem bloßen Sehen von ihr «. eins-fangen, bei nähcrer Bekanntschaft bestätigt, so daß er fich nun förmlich mit ihr verlobte]. 8. Und nach ctlichen Tagen kam cr fin Be: gleitung feiner Eltern] wieder, daß er sie nähme [als Ehefran heimfiihrte]; und trat sals er an den Bseinbergen vor der Stadt angelangt war, wo ihm jenes Mal der Löwe brüllend entgegenkam V. 5s aus dem Wege, daß er das Aas des Löwen fwelx I ches er nach Erlegung desselben V. 6 beiseits ge- worfen hatte] bescihe. Siehe, da war ein Bienen- schwarm in dem Aas des Löwen, und Honig fden der Schwarm dahin getragens Ob die Jsraeliten sich in ihren: Lande mit förmlicher Bienenzucht abgegeben, ist zcveifelhaft (die Stelle: Jus. 7, 18 könnte eine Hindeutung darauf enthalten, wenn das Wort «zischen« als technischer Ausdruck für das eigenthülnliche Pfeifen zu fassen ist, wodurch man Bienen an eine bestimmte Stelle lockt); da egen gab es wilde Bienen in Widrige, die in hohlen äumen, Felfcnritzert u. s. w. sich anbauten und dem Lande einen gro en Honigreichthuin bereiteten (2. SJJTof. s, 8. 17; l. Sanu 14, 25 ss.; Mark. 1, 6). Einem Leichnam oder übel- ricchenden Aafe nun nahen sie niemals; als ein folchcs haben wir aber auch den von Simfon zerrissenen Löwen nicht anzusehen, vielmehr hatte die Hitze der heißen Jah- reszeit, wie das noch jetzt in der Wüste Arabicns mit um ekommenen Elltenfcheli oder Kamceleit geschieht, das Fleisch ohne vorhergehende Verwesung so ausgetrocknet, daß der Leichnam zu eineni ausgedörrtem einer Mumie ähnlichen Cadaver geworden war, in welchem Bienen sich eben so wohl anbauen konnten, wie in einem hohlen Baumftamm I. Und er nahm? snäinlich das Honig —- fo, und nicht der Honig, schreiben die älteren Bi- belausgabenj in seine Hand, und aß davon unter- wegen; und ging zu seinem Vater nnd zu seiner Mutter [die ihm auch dies Mal wieder ein Stück Weges voraus warenj, und gab ihnen, daß sie auch aßen. Er sagte ihnen aber nicht» an, daß er den Honig [oder, wie eben bemerkt, das Honig] von des Ldwen Aas genommen hatte Beste« sie sonst den Honig als eine unreine Speise 3. of· 11 nicht würden angenommen haben; auch inochte er jetzt schon mit dem Gedanken an das hernach von ihm ausgegebene Räthsel V· 12——14 sich tragen, dessen Lösung er niemand vor der Zeit verrathen wo te]. Jn sinniger Weise deutet G. Nitsch iweiL General- superintendent des Ftirftenthultis Gothcn s— 1729) unsre Gefchichte aus: »Wenn die Vcrsuchungen zuerst ankom- men, sind sie wie der junge Löwe, welcher dem Sim- son brüllend ausstieß; wenn wir sie aber überwunden, fsio dwerden wir nachmalen einen Bienenschwarm darin n en.« l l i I i s I i i i i l i 10. Und da sein Vater fin Gemeinfchaft mit ihm und der Niutterj hinab kam [gen Thimnathj zu dcm Weibe, machte Simsou daselbst eine Hochzeit svon siebentägige-r Feier V. 12], wie die Jüngling: sbei ihrer Verheirathnngs zu thun pflegen swenn sie einigermaßen vermögend sind]. 11. Und da sie fdie Eltern oder Angehörigen der Braut] ihn sahen fund für einen streitbaren Helden erkannten, von dem sie nichts Gutes für ihr Volk, die Philister, erwarteten — die Sep- tuaginta übersetzt geradezu: »und da sie ihn fürch- teten«]- gaben sie ihm dreißig Gesellen kjunge Leute aus der Stadt] zu, die [dem Scheine nach] bei ihm fein [die Stelle der Hochzeitleute vertreten] sollten fim Grunde aber den Auftrag hatten, ihn zu bewachen und, falls er Händel anknüpfen würde, sich seiner zu bemächtigens Von Alters her wurde die ehrliche Verbindung, welche uicht in einer Copulation (Trauung) nach unsrer Weise, sondern nur in einer seierlicben Uebergabe der Braut von Seiten ihrer Eltern oder Gefreundten an den Bräuti am bestand (5. Mos 25, 5 Anm.), mit einer Hochzeitsseier begangen. Von feinen Freunden thebn Dsxtfsy griech. isloi Im? wir-passe; — Luther: »Hochzeitleute« Matth J, 15) begleitet, holte der Bräutigam in hochzeitltchem Schuruck die. ebenfalls gefchlniickte aber ver5fchleierte, von ihren Gespielinnen begleitete Braut (P. 45, 14 ff; Jes 6l, 10; Streut. L, 323 Matth 25, 1 ff; Offenlx 21, Z) aus dem Haufe ihrer Eltern ab und führte sie unter Gesang, Musik und Tanz (Jerem. 7,34; l. Matt. 9, 37. Es) —- am liebsten des Abends, bei Fackel- oder Lampenschein —- in sein oder feiner Eltern Haus, wo das Hochzeitmahl bereitet war und hernach die Hochzeit l noch inehrere Tage soft sieben l. Mos 29, 27· Tod. l1, 20·, : manchmal sogar 14 Tage Tod. 8, W) in l autester Fröh- lichkeit von zahlreich geladenen Gästen be angen wurde. Von dieser gewöhnlicher: Art der Hochzeit eier unterschei- det fich die in unserm Texte dadurch, daß sie im Hause der Braut gehalten wird (gleichwie Tod. 7, 17ff.; 8, 20ss.), eine eigentliche Heimholung der Braut also nicht statt- sindetz ebenso sind die Hochzeitleute nicht aus dem Kreise der Freunde des Bräutigams, sondern Volksgenossen der Braut. Der eine von ihnen, der Brautsührer oder Freund des Bräutigams (Joh. Z, 29), der den Verkegr des Bräutigams mit der Braut zu vermitteln hatte, e ihm ins Brautgemach zuführte und, wie es scheint, vor dclnselben dann stehen blieb, um auf den Jubel des Bräutigams zu horchen, kommt nachher (V. 20) beson- ders in Betracht. 12. Simson aber sprach fbeim Hochzeitmahlj zu ihnen sden ihm beigegebenen 30 Jünglingen]: Ich will euch fzur angenehmen Unterhaltung] ein Räthsel aufgeben. Wenn ihr mir das errathet, und trcffet ffeine Auflösung] diese sieben Tage der Hochzeit; so will ich euch fass Preis für die Lö- sung] dreißig Hemden [feine leinene oder baum- wollene, auf dem bloßen Leib zu tragende Unter- kleidet V ·19 Am. 21 geben, und dreißig Feier- kleidet· fObergewänder von kostbarer Art 1. Mof 45, 22., also einem jeden von euch ein Unter- kleid und ein Feierkleids 134 13. Kbnnt ihr’s aber nicht errathen, so sollt ihr szur Buße für die verlorene Wette] mit [ebenfo] dreißig Hemden und dreißig Fcierkleider geben. Und sie [auf den Vorschlag eingehend] sprachen zn ihm: Gieb dein Räthsel auf, laß uns hören. Die Sitte, bei Gastmählern zur Unterhaltung Räth- sel aufzugeben, kommt auch bei den alten Griechen vor pro-goldene gest-Indiens, ygkwor erinnern-cis; hier benutzt Simson dieselbe, um Jsraels geistige Ueberlegenheit den Philister-n fühlbar zu machen und zugleich Gelegenheit zu finden, daß er ihnen auch die leibliche Uebermachtz die ihm, dem Repräsentanten seines Volks, beiwohnt, zu er- fahren gehe. Geistig und leiblich überlegen, so stand das Volk Gottes von Haus aus unter der von ihm überwundenen Landesbevölkerung da; diese aber wußte, wie der weitere Verlauf unsrer Geschichte (V. 15 ff) in einem Nachbilde zeigt, Israel seine Krone, den rechten Gottesdiensh durch gegenseitige Verschwägerung (Kap. Z, 5 ff.] zu nehmen, nnd gerieth so Gottes Volk auch in die leibliche Knechtschaft der Canauiter und anderer Völker, die ihm ein Stück Landes nach dem andern wieder abnahmen. Darauf scheint uns der Vorgang tu V.,20 hinzudeuten Nun hat zwar, wie Simson’s Tha- ten in Kuh. 15, 1——16 zeigen, Israel sich immer wieder in» glorreicher Weise und genau der Verheißung in Jos. 23, 10 entsprechend an seinen Feinden rächen dürfen — wir dürfen nur der Richter Aihnieh Ehud, Barak, Gi- deon, Jephthah uns erinnern; aber es hat immer wieder seine Waffe, durch die es stärker gewesen, denn alle seine Feinde, den Glauben und Gehorsam gegen Gott, von sich geworfen (Kap. IS, 17) und liegt gerade jetzt (um das Jahr 1111 v. Chr.), wo die Philister im Lande herrschen und der Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte steht (1.Sam. 2,12 ff, 22), wo das Wort des HErrn theuer geworden (1.Sam. 3, l) und die Zeit der tiefsten Erniedrigung bevorsteht, da die Unbefchnitteneu auch das Zeichen des Wohnens Gottes unter dem Volk, die Bundeslade, hinwegnehmen werden (1. Sam. 5), wie verschmachtet am Wege (Kap.15,18). Doch der HErr kann sein Volk nicht lassen. Er wird den Felsen spalten und Wasser daraus fließen lassen, daß Israel erquickt werde und sein Geist wiederkomme (Kap. 15, 19); wenn wir werden Samueks prophetische Wirksamkeit und die Aufrichtung der Prophetenschulen (1. Saite. 7, 2-—4) zu betrachten haben, wird stch diese Weissagung aus Simsonks Leben, die dem Volke unmittelbar vor der Zeit seiner sticfften Erniedrigung s1110-—-1090 v. Chr.) in dieselbe zu einen: Troste mit hineiugegeben wird, erfüllt zeigen. 14. Er [Simson, den Honig weinend, den er tim Aase des Löwen gefunden und davon er unterwegen gegessen hatte, die Sache aber mit großem Geschick in ein feines Wortspiek und dunkles Räthsel einhüllend] sprachzn ihnen: Speise ging von dem Fresser, und Sußigkeit von dem Starken. Und sie konnten in dreien Tagen das Rathstl Ulchl cklalhctl [gaben darum die ENiihe auf, die Auflösung zu treffen, und verließen sich darauf, daß sie schon noch dahinter kommen würden, nöthigenfalls durch List nnd Gewalt] «) Das Wortspiel liegt noch bestimmter in den Wor- ten des Grundtextes: mehaochöl (von dem Fresser, dem Löwen, ging) manche! (Speise, und) meas (von dem Starken) matok (Süßes). Der Feanzose Calmet hat das in der Weise wiedergegeben: Du mangeur est sorti le mangery et du dur est; sortj le c10ux. Richter 14, "13—-20. 15, 1. 2. 15. Am siebenten Tage sprachen sie snuu wirklich zu List und Gewalt ihre Zuflucht nehmend] zu Simsoms Weibe: Ueberrede deinen Mann, daß er uns sage das Rcithsel [die Auflösung dir im Geheimen anvertrane, du aber sollst sie dann uns sagen]; oder wir werden swenn du das nicht zu- wege bringst] dich und deines Vaters Haus mit Feuer verbrennen [vgl. Kap. 15, 6]. Habt ihr [du und dein Vater] uns Dazu] hieher [auf eure Hochzeit] geladen, daß ihr uns arm machet, oder nicht? [beweise uns, indem du« unser dich annimmsi, daß ihr uns nicht in der Absicht geladen habt, durch eine verlorene Wette uns auszuplündernz sonst müssen wir diese Absicht bei euch voraussetzen und werden da- für, wie gesagt, bitterc Rache an euch nehmen] Die letzten Worte können auch so übersetzt werden, daß sie die böse Absicht ohne Weiteres voraussetzen und das Weib aus-fordern, dieselbe durch die That zu ent- kräften: Um uns arm zu machen habt ihr uns geladen, nicht wahr? Es zeigt sich darin so recht die niedere, gemeine Gesinnung der Philister, denen nichts daran gelegen, ihre Ehre zu retten, wohl aber, die Buße für die verlorene Wette nicht zahlen zu müssen; daher bezeichnet bei uns der Ausdruck ,,Philister« einen niedrig gesinniem gemeinen Menschen Ebenso ist die von Sim- son in V. 18 gebrauchte Redensart bei uns zu einem Sprüchlvort (»tnit fremdem Kalbe pflügen-«) geworden. 16. Da weinete Simsotrs Weib vor ihm kals sie mit ihm allein war, noch heftiger, als sie’s schon zuvor gethan V. 17], und sprach: Du bist mir gram, und hast mich nicht lieb. Du hast den Kin- dern meines Volks ein Rcithsel ausgegeben, und hast mirs nicht gesagt sgleich als mitßtest du dich vor mir als vor einer Verrätherin in Acht neh- men]. Er aber sprach zu ihr: Siehe, ich habe es meinem Vater und meiner Mutter nicht gesagt sszu denen ich doch gewiß alles Vertrauen haben darf], Und sollte dirs sagen [die ich erst so kurze Zeit kenne]? 17. Und sie weinete sschonj die sieben Tage vor ihm, weil sie Hochzeit hatten svon der natür- ljchen Neugierde ihres Geschlechts getrieben, ohne daß ste mit ihren Bitten und ihren Thränen ihn zu überreden vermochte], aber am siebenten Tage svon dem V. 16 die Rede war] sagte er’s ihr, denn sie trieb ihn ein ssetzte ihm, von der Angst vor der Drohung ihrer Volksgenossen V. 15 ge- peinigt, so heftig zu, daß er nicht länger wider- stehen konnte] Und sie sagte das Räthsel [die Bedeutung desselben] ihres Volks Kindern [den dreißig Gesellen]. 18. Da sprachen die Männer der Stadt seben jene Gesellen] zu ihm am siebenten Tage, ehe die Sonne unterging kkurz vor Ablauf der gestellten Frist, theils weil sie ersi an diesem Tage hinter die Auflösung gekommen waren, theils weil sie nicht sofort, nachdem sein Weib ihnen, Kunde gege- ben, mit ihrem erschlichenen Wissen hervortreten wollten, um keinen Verdacht zu erregen]: Was ist süßer, denn Honig? Was ist starker, denn der Simsons Riithsel und seines Weibes Verrätherei. Er erschlägt darauf 30 Philister. 135 Löwe? Aber er [auf der Stelle erkennend, aus welcher Quelle ihr Wissen um die Lösung stammte] sprach zu ihnen: Wenn ihr« nicht hattet mit meinem Kalbe gepfluget [meiner eigenen Hülfe oder Mit- wirkung durch Vermittelung meines Weibes euch bedient] ihr hattet mein Rathsel nicht getroffen sdiese Besehäniung kümmcrte indes; die philistäischen Jünglinge nicht weiter, waren sie doch aus der Verle- genheit heraus, dem Simson die verlorene Wette bezah- len zu müssen, und hatten dagegen ein jeder ein Unter» kleid und ein Feierkleid von ihm zu beanspruchen] 19. Und der Geist des HErrn sdcr ihn über- hanpt bei dieser ganzen Geschichte leitete] gerieth uber ihm* nnd [er] ging hinab gen Asklon kam mittelländischen Meere, einer von den 5 Fürsten: städten der Philister Jos. 13, 3], und schlug dreißig Mann unter ihnen [todt]; und nahm ihr Gewand und gab sHemden und] Feierkleiderti denen, die das Riithfel [dem äußeren formellen Rechte nach] erratben hatten. Und ergrinimete in seinem Zorn [iiber sein Weib, das zum Verräther an ihm ge- worden war], und ging [ohne sie mitzunehmen] herauf in seines Vaters Hans. «) Eigentlich: sprang auf ihn, ergriff ihn plötzlich Der Geist Gottes ging auf die damalige Weise, da man sieh selbst Hülfe schaffte und ein jeglicher that, was ihn recht deuchte, ein, ohne daß damit Simsows Verhalten zu einem Vorbild für uns hingestellt würde. Sowohl die Anknüpfung einer Verbindung mit einer Pl)ilisterin, als die jetzt daraus steh ergebende weitere Folge stand unter der Leitung Gottes nach der eigenthiimlicheii Absichh die er in Siinson mit seinem Volke vorhatte, ihm ein Un- terpfand zu geben künftiger niächtiger Erhebung über seine jetzigen unterdrücken — «) Von der gewöhnlichen alltäglichen Kleidung der Hebräer, die in einem Unter- kleid (Kethoneth) nnd einem Oberkleid ( dafür kommen verschiedene Ausdrücke vor) bestand, wurde zu Z. Mut. 12, 34 das Nöthige bemerkt. Zu dieser einfachen Klei- dung nun kommen schon frühzeitig noch mehrere zum Theil kostbare Kleidungsstiicke hinzu. Der Leibrock wurde von den Vornehmen zu einem langen, faltenreichem bis an die Ktiöchel reichenden Talare mit langen, die Hände bedeckenden Aermelu (1. Mos 37, 3) Verschönert; dazu aber kam ein seines geivebtes Hemd aus Linnen oder Baumwolle, das Ovenigstens nach Kimehfs Angabe, ob leich die Richtigkeit derselben noch nicht gesichert ist) an? dein bloßen Leibe, also unter dem Kethoneth getra- gen wurde (V. 12 f.; Jes Z, 23), und ein zweites län- geres, über dem Kethoneth getragenes Uuterkleid ohne Aermel (Mdi1), in der älteren Zeit nur den Königen, Fürsten und Vornehmen eigen, und aus Byssus verfer- tigt (1. Sam. 18, 4; 24, 5; 1.Chron. 16, 27). Noch mannigfaltiger waren die Oberkleider in Stoff, Farbe und Pracht. Erwähnt wird in 1..Kön.19, I3; 2.Kön. L, 13 s. der weite faltige, aus haarigtem Fell oder Pelz- werk bestehende Prophetcnuiatitel als Gegensatz, zu dem schreib, wie Vornehme und Begüterte ihn trugen, wel- cher aus kostbarein Stoff buutgewirkt und häufig aus Babylonieu bezogen war (Jos. 7, 21); an dessen Stelle traten noch andere Prachtgewänder aus feinem Byssus und Purpur, auch wohl mit Gold gestickt, die man bei Hochzeiteu und anderen Feierlichkeiten oft wechseln, daher Wechsels (Luthcr: »Fcier-«) Kleider genannt. Von die- sen hatten Könige und Vornehme stets eine starke Gar- derobe theils sür den eigenen Gebrauch, theils zum Ver- schenken. Auch hier dienen sie als Gegenstände des Ge- schenksz daraus aber, daß sie einen Theil des Neichthums bildeten und man ans ihre Ansammlung viel Sorgfalt Verwandte. weist die Warnung des HEcrn Maith 6, 19 s. vor Schätzem die die Motten fressen, hin. 20. Aber« Simfotks Weib sobwohl er doch die eheliche Verbindung mit ihr durch sein Weg- gehen noch uicht aufgegeben hatte] wurde [treuloser Weise von ihren Eltern] einem feiner Gesellen ge- geben [und zwar demjenigen unter ihnen], der ihm zugehörte lwörtlichx den er sich zum Freunde gewählt, d. i. der das Amt des Brautfiihrers bei seiner Hochzeit versehen hatte, s. Blum. zu V.11]. Das 15. Kapitel. Simson thut den Philistern durch die Füchse nnd den Eselstiisiiibaclieii schaden. III« it. 1———20. Die Wegnahme seines Weibes nnd ver— hcirathnng derselben mit einem Indern rächt Simson an den hhilisiern damit, daß er 300 Schaliale init ständen zwischen ihren znsammengebnndencn Schmänzeu in die Getrcidefelder entläßt, nnd groben Schaden daselbst anrich- tet. Als die Philister in Folg: dessen den Schwiegervater nnd sein Hang initfciier verbrennen, schlägt er It: hart, nnd zieht sich in die Slcintilnst zu Øtam zur-fiele. Si: ziehen mit einer heercgniacht in das Gebiet Juba ihm nach, nnd er lässt net) von den Iudäern gebunden an sie niigliefern; dort) nun, indem die Strick: von seinen hän- den ansahen, ergreift er einen Eselsltinnbaclieu nnd krbegt tausend Feinde. Da cr narh ausgerichteteni Kampfe dem iiicrschmachtcii nahe auf der Sicgegstätte daliegt, spaltet Gott auf sein Gebet eine Höhlung im Felsen und erquickt ihn mit dem dar-ans hervorqnellcndrn Wasser, daß er zu neuen Kräften kommt. Es folgt jetzt sein zwanzigjährigeg eigentliches Richteraint über Israel, zn dem die bisheri- gen Thale-i nur die Einleitung gewesen sind. I. Es begab sich aber nach etlichen Tagen ssnach Verlauf einiger Zeit —- wird von älteren Auslegern hier und Kalb. 14, 8 in dem Sinne genommen: nach Verlauf eines Jahres, es bedeu- tet jedoch immer nur: nach Verlauf einer länge- ren, nicht näher zu bestimmenden Zeit Katz. II, 4; 4. Mos. 9, 22; l. M. 4, s; 40, 4], Um die Weizenernte soon Piitte Mai bis Mitte Juni], baß Simfon fein Weib svon der er ja uicht selber sich geschieden hatte und der er setzt im Gegentheil beweisen wollte, das; er ihr das Unrecht, welches ihn so schwer« erzürnt Karl. 14, 20., inzwischen ver- geben habe] besnchte mit einem Ziegenbbcllein seinem dainals üblichen Geschenk l. Mos. 38, 17]. Und als er sin Thiinnath angekommen] gedachte, ich will zu meinem Weibe. gehen in die Kammer [da(- von ihr bewohnte FrauengeniachL tvollte ihn ihr Vater sweil sie nun eines Andern Frau war] uicht hinein lassen, 2. Und sprach: Ich nieintc [da du sie dazu- mal so im Zorn verlieszest], du wärest ihr gram worden sund wolltest sie uicht mehr haben], Und habe sie [daher] deinem Freunde idem BraUtführerJ gegeben. Sie hat aber eine jüngere Schwester, 136 die ist schöner, denn sie; die laß dein [Weib] fein für diese sich will sie dir gern zum Ersatz dafür gebe n]. Z. Da sprach Simfon zu ihnen [dem Vater und den andern Bürgern von Thimnath, die bei der Verhandlung gerade gegenwärtig waren]: Ich hab einmal sworauf ich bisher gewartet habe] eine rechte Sache wider die Philister [an sie zu kommen]; ich will euch [dafiir, daß ihr mir mein Weib ge- nommen und einem Andern gegeben habt] Schaden thun wörtlich: Diesmal bin ich fchuldlos vor den Philisterm wenn ich ihnen Böses thue, denn sie haben felbst mir gerechte Urfache dazu gegeben]. 4. Und Siinson [der das Verfahren seines Schwiegervaters gegen ihn mit Fug und Recht als einen Ausfluß der Gesinnung des philistäischen Volks überhaupt betrachtete und in seiner Person einmal in recht auffälliger Weise die Kinder Js- rael an den Philistern rächen wollte fiir alles das Unrecht, was bisher schon gefchehen] ging hin [in die Umgegend von Thimnath], nnd fing [in kurzer Zeit] drei hundert Füchse fgeiiaueri S chakale], nnd nahm Brcinde snicht bloße Strohwische, die rasch verbrennen, sondern Fackeln] nnd lehrete [indem er je 2 u. 2 Schakale zusammen band] je einen Schwanz znin andern, nnd that kbefestigtes einen Brand je zwischen zween Schwanze, Z. Und zündete die [Brände] an mit Feuer, und ließ sie sdie 150 Paar Schakale mit den Bränden zwischen ihren zusammengekoppelten Schwärmen, an verschiedenen Stellenj unter das Korn [GetreideJ der Philister, nnd zündete also an die Mandeln sschon in Mandeln arifgestellten Gar- ben] sammt dem knoch auf den Hatmenj stehenden Korn, und Weinberge, nnd Oelbiiutne Den-anm- pflanzungen —- iiberall hin liefen die geäugsteten Thiere und richteten um so größeren Schaden an, als sie nicht schnell durch Felder und Gärten hindurcheiien konnten, sondern eins das andere hin und her zerrten]. Der Schakal (ein persifches Wort: Betrag-hats, deutsch ccdoldwols enannt, fleht an Größe, Gestalt und Farbe dem Fuchse so ähnlich, daß man beide Thiere auf den ersten Anblick mit einander verwechfeltz doch hat er einen etwas anders gesamten, von dem des Schäferhundes nicht viel abweichenden .Kopf und gelbröthliches Haar, das mit dem des Wolfes ttbereinkommt Der Schwanz ist rund, geradestehend, voll Haare und an der Spitze schwarz; die Augen sind groß. Am Tage hält sich das Thier still in Wäldern und Berghöhlen verborgen, oder kommt doch blos einzeln zum Vorschein; des Nachts aber eht es in Scham-en, manchmal zu 200 Stück, auf den aub aus und nähert sich selbst den Städten. Es lebt von Federvieh und Aas, frißt aber auch Kinder, wenn es sie schutzlos findet; sein nächtltches Geheul, das weithin ertönt, hat mit dem Gewimmer eines Kindes große Aehnlichkeit. Da indessen im Grundtexte unsrer Stelle nicht das für Schakal gewöhnliche Wort Its; (vgl. die Erklärung zu Jef. 13, 223 34, Ist; Jerenn 50, 39) steht, sondern Syst-« welihes den eigentlichen Fuchs bezeichneh Richter 15, 3—15. so muß man dies als einen uugenaueii Ausdruck der Volksfprache auffasst-u, welche Fuchs und Schakal mit einander verivechselteu Die Schakalc lafscii sich leicht einsaugen, so das; es sich sehr wohl erklärt, wie Simson ihrer eine so große Menge zusammeubringen konnte. —- Die unsrer Geschichtc sehr ähnliche Erzählung bei Ovid Fast. W» 681 ff. beruht ohne Zweifel auf jener und ist durch Vermittelung der Phönizier zu den Römern gekommen; dasselbe gilt in Beziehung aus die große Verwandtschaft zwischen Simson und dein griechischen .f;·)eekules. s. Da sprachen die Philister lim ganzen Landejz Wer hat das gethan? Da sagte man kden itrhebeis des angerichteten Schadens sofort errathendk Sim- fon, der Eidam [Schwiegersohn] des Thimniters [hat es gethan]; darum, daß er fsder Thimniterf ihm sein Weib genommen, nnd seinem Freunde gegeben hat. Da zogen die Philister hinauf fwider das Weib, um deretwilten sie Sinison’s Rache hatten an sich erfahren miissen], nnd verbrannten sie sammt ihrem Vater mit Feuer sindem sie Beiden das Haus über dem Kopfe ansteckten]. Es ist das eine Roheit und Grausamkeit, welche bei den Philistern sehr gebräuchlich gewesen zu sein scheintz denn damit hatten schon die dreißig Gesellcn gedroht, wenn Simfons Weib ihnen iiicht zur Auflösung feines Räthfels verhelfen würde (Kap.14, l5). Aber eben das, wodurch sie sich vor solcher Rache zu bewahren suchte, die Verräther-ei gegen ihren Gatten, wurde nun die Ver- anlassung, daß ste doch ihrem Schicksal iiicht entgin ; hätte sie ihrem Manne Treue gehalten, wiirde dieser he wohl zu schiitzeii gewußt haben. Hallx Beide, das Gute und das Böse, sind gewisse Zahler —- einem jeden, wie er es verdient hat. Sprichworn Untreue schlägt ihren eigenen Herrn. 7. Sitnson aber fals er von dieser Schreckens- that der Philister erfuhr] sprach zu ihnen files; ihnen fagenjx Ob ihr schon das gethan san meinem Weibe iind an meinem Schwiegervater mich ge- rächetJ habt, doch will tib niich an euch selbst reichen fdenn ihr habt mir durch die Art eurer Rache neue Ursache gegeben, an euch zu kommen] und darnach [erst, wenn ich vollständig gerochen bin und ihr die Uebermacht des Gottes meines Volkes nicht blos an euren Friichteii, sondern auch an eurem Leibe erfahren habt, werde ichJ aufhören [diefen ganzen, durch meine Verbindung mit einem philisiäischen Weibe herbeigeführten Streithandel fallen lassen, weil dann erreicht ist, was derselbe bezweckte]; 8. Und schlug siesvon der Drohung sofort auch zur Ausführung schreitend] hart swer ihm ge- rade unter die Hände kam, Vornehme und Geringes beide an Schultern nnd Lenden fnach unsrer Aus: drucksweifex schlug ihnen Arm und Bein entzwei, so daß, wer mit dem Leben davon kam, doch ein Krüppel bliebs Und zog [darnach, ehe die Phi- lister zu einein förmlichen Kriege wider ihn sich zufammenthun konnten] hinab sgen Mittag in die Gegend von AiniNimmon Jof. 15, 32; 19, 7], und ivohnete in der Steinilust [in-er Felsspaltej Simson verbrennt Getreide der Philister und erschlägt 1000 Mann mit l—Eselskinnbacken. 137 zu Etam [ztvischen Rimon und Ain gelegen l. Chron. i 4, 32., nicht zu verwechseln mit dem Etham fiid- lich von Bethlehem, dem ietzigen III-aus 2 Chron. 11, u] 9. Da [nachdem sie wirklich ein Heer zu: sammengebrachh um die von Simsoii erlittene Niederlage zu rächen] zogen die Philister hinauf [heransl- Und belagerten süberfieleii das Gebiet] Juda [in welches, wie sie wußten, ihr Widersacher sich gesliichtet hatteL und ließen stch nieder zu Lehi [bei der hernach V. 17 Lebt, d. i. Kinnbackem ge- UUUUTSU Höhe — vermuthlich bei dem abgeplatteteu FelshiigeL der jetzt Toll Lekjyeh heißt, nördlich von Beersebas Die ältere kirchliche Ueberlieferuiig, ioelche auf Jo- sephus’ Angaben beruht, und der auch v. Raumcr in seiner Geographie von Palästina sich anschließh wies die , Quelle von Ramath-Lehi, von der V. 19 die Rede ist, ? in der Vorstadt von Eleutheropolis (Jos. 10, 29 AninJ nach; es ist aber diese Tradition ohne allen Werth. 10. Aber« die von Juda szu feig, um sich um den von dem HErrn ihnen erweckten Retter ihres Volks zu schaaren nnd den Einfall der Philister mit Waffengewalt zurückzuschlagen, zogen es vor, sie zu einem friedlichen Abzuge zu bewegen, und] sprachen [durch eine abgesendete Votschaft zu ihnen]: Warum seid ihr wider uns herausgezogen sda wir doch selber euch nichts zu Leide gethan haben]? Sie sdie Philisterj antworteten: Wir sind herauf kommen, Simson zu binden, daß wir ihm thun, wie er uus gethan hat swollt ihr nun ihn in unsre Hände geben, so werden wir euch nichts weiter anthun]. 11. Da zogen drei tausend Ediann von Juda hinab indie Steinkluft zu Etam [wo, wie sie wußten, der Gesuchte sich verborgen hielt], und sptachen zu Simson siudem sie ganz offen ihre knechtische Furcht an den Tag legten, die sie trieb, lieber ihren Volksgenossen zu verleugnen, als sich der Rache ihrer Unterdriicker auszusetzen]: Weißt du nicht, daß die Philister iiber uns herrschen fund wir auf alle Weise es vermeiden müssen, ihren Zorn zu reizen]? Warum hast du denn das an uns gethan sdaß du durch dein tollkiihnes Wagniß V. 8 sie uns auf den Hals geladen]? Er sprach zu ihnen: Wie sie mir gethan haben sda sie mein Weib und ihren Vater verbranntenL so hab ich szu einem Zeichen für euch, damit ihr wahrnehmen daß der HErr euch nun wieder Heil geben will] ihnen wieder gethan. 12. Sie sprachen zu ihm: Wir smiissen sehen, daß wir uns die Philister wieder« vom Halse schaffen, nnd überlassen dir, selbst znzusehem wie du in deinen Handeln mit ihnen fertig werden ivirst,] sind [des- halb] herab kommen, dich zu binden und in der Philister Hände zu geben ses wäre uns aber lieb, wenn du uns erspartest, Gewalt zu brauchen, und also dich freiwillig uns sielltests Simson sprach zu ihnen: So schwdret mir, daß ihr mir nicht wehren [nicht tiber mich herfallersl wollet smich zu tödten; dann will ich freiwillig mich euch stellen] 13. Sie antworteten ihm: Wir wollen [wie wir hiertnit eidlich dir versichernJ dir nicht wehren ssonst keine Gewalt anthunL sondern wollen dich nur binden, und in ihre [bei Philister] Hände geben, und wollen dich nicht tödten. Und sie banden ihn [da er auf diese Bedingung hin sich ihnen aus: lieferte] mit zween neuen Stricca, und führeteii ihn herauf snach der Philister Lager] vom Fels [bei Etam V. 8]. 14. Und da er kam bis gen Lehi [V. El]- jauchzeteu die Philister [voll höhnischer Freude, gewiß, daß sie nun mit ihm machen könnten, was sie wollten] zu ihm [dem Gebnndenenj zu. Aber« der Geist des HErrn gerieth [in diesem Augen: blick zum dritten Mal Kap. Ist, G. 19] über ihn, und die szween neuen und von gewöhnlicheiy auch der stärksten shiensclseiikrast tiicht zu zerreißenden] Stricke an seinen Armen wurden wie Faden, die das Feuer verscuget hat, daß die Bande an seinen Händen sgleichsamj zerschmolzeu [mit so leichter Mühe zerriß er sie angesichts seiner triumphirenden Feinde und schleuderte sie von sich] Es springt sofort in die Augen, daß der gebundene, den Philistern überantwortete Simfon ein Vorbild des HErrn Christus bei seiner Gcfangennehmung ist, und daß Simson hier nur that, was der zukünftige Heiland noch mit viel weniger YJkühe hätte thun können, wenn er gewollt, als man ihn band. Mit Beziehung hierauf heißt es in dem Liede: Frommes Lamm, durch dessen Wunden te. Du bist selber reich an Stärke, Kraft und Allmacht wohnt bei dir, aber hier in diesem Werke geht Geduld der Allmacht sitt; sonsten müßten Band und Schliugeii wie des Simson Stricke springen, ja so eilig und so leicht, wie der Zwirn, der Feuer reucht. 15. Und er fand san der Stelle, wo das ge- fchah] einen faulen snach anderer Deutung des nur noch in Jes l, 6 vorkommenden hehr. Worts: frischen] Eselskinnbacken [der also noch fest und dauerhaft, und nicht von der Sonne ausgetrocknet und miirbe gemacht worden war]; da reclte et seine Hand aus, und nahm ihn, und schlug damit [in buchstäbliclser Erfüllung des Worts Jus. 23, W] tausend Mann svon den Philisierm auf die er in der Kraft Gottes einsiürmte und die in größter Be- stürzung vor dem wunderbaren Helden die Flucht ergriffen, ohne den geringsten Widerstand zu ver- suchen]. Es scheint, Gott habe besonders die Philister durch verächtliche· Werkzeuge deinüthigen wollen, da Samgar H· hat mit einein Ochsenstecken schlagen (Kap. Z, 31), Snnson ihnen mit Fijchfen schaden, und hier sogar mit dem Knochen eines todten Esels sie züchtigen müssen. (Starke.) Es that aber eine derartige Demiithigung um so mehr noth, je tiefer nachher die Demüthiguiig Jsraels durch die Philister war, indem diese ihnen die Bundeslade raubten, damit die Gläubigen in Gottes Volk an seinen Führnngen nicht irre würden —- die Feinde waren schon gerichtet und der Verachtung preis- 138 Nichter 15, 16.—2o. is, 1—-3. gegeben, ehe sie hoch kamen und ihren größten Triumph über Jsrael feierten, gerade so wie auch unsre geistlichen Feinde gerichtet sind, noch bevor sie ihr Spiel an uns beweisen und vielleicht uns sehr tief beugen dürfen. 16. Und Sinifon [als er nach gethaner Schlacht das Schlachtfeld iiberblicktej sprach süber seinen wunderbaren Sieg selbst erstaunend]: Da liegen sie bei Haufen, durch eines Esels Kinn: backen habe ich tausend Mann geschlagen fgenauerx Mit dem Kinnbacken eines Efels einen Haufen, zwei Haufen; mit dem Kinn: backen eines Esels schlug ich tausend Mann]. Jm Hebräisclien findet sich auch hier wieder ciu Wort- spiel (Kap. 14, 14), indem dem Worte chamor (Esel) die absichtlich gewählte ungeivöhnlichere Wortforin cha- mor für ehomer Pausen) entspricht hinkt» — WJD - ·1pi·i). « 17. Und da er [dies sein TriiIrnPhliedJ ans: geredet hatte, warf er den Kiiinbackeii fals einer, der nicht einmal einer Waffe mehr bedarf, um vor seinen Feinden sicher zu sein] aus seiner Hand, nnd hieß die Stalle sdie vorher niir einfach »Na- math«, d. i. Höhe, geheißen hatte] Ramath-Lehi [Kiiinbackeii-Höhe,li um das Gedächtnis; dessen, was jetzt geschehen war, zur Ehre Gottes auch auf die nachfolgenden Geschlechter zu bringen] «) Luthcrs Deutung: »das heißt ein Hinwurf des Kiunbackeiis« beruht auf anderer Abteilung des Wortes Ramuth (voii nixi werfen); es hätte dann aber bei der Erzählung: ,,er warf den Kinnbacken aus seiner Hand« eben dies Zeitwort gebraucht werden» niiissen, und nicht ein anderes, das iuitRamath gar nicht znsainineuhiingt 18. Da ihn aber fden von der Verfolgung der Philister und dem Kampf wider sie»Ermatt·eteii] seht dürstete sdenn es war jetzt die heißeste Jahres: zeit V. 1], rief er den HErrn an, undsprachx Du hast solch groß Heil gegeben durch die Hand deines Knechtsz nun aber muß ich Durstes sterben, nnd [vielleicht gar noch lebendig] in der Unbe- schnittenen Hände fallen [vic, sovqid sie kuich in iueiucr Ermattung liegen sehen, gewiß über mich herfallen wer- den. Weder das eine noch das andere kannst dir ge- scheheii lassen; darum hilf mir wunderbar ans ineiuer Noth, wie du mir wunderbar zum Siege verholfen]. II. Da spaltete Gott einen [richtiger: den] Backcnzahn [d. i. die Höhlung oder Vertiefung] in dem [«Ramath-Lehi« V. Uoderkurzweg «Lehi«, d.ii.] Kiiitibaclen [von ihm genannten Felsen] daß Wasser heraus ging [2.Mos.17,t9’; 4.S))i.20,1l]. Und als er trank, kam sein Geist sdie gefchwundene Lebenskraft] wieder, nnd [er] ward erquicket slebte von Neuem auf]. Darum heißt er noch heutiges Tages des Anrufers Brunnen, der im Kinn acken ward [richtiger: darum heißt er, dieser vom HErrn damals geöffnete Quell, des Anrufers Brunnen, welcher Brunnen in Lehi isi bis auf diesen Tag, noch heutigen Tages, wo dies geschrieben wird, in Lehi vorhan- den, und also nicht wieder versiegt ist]. Das hebe. Wort mai-diesen, welches Luther mit Backenzahn übersetzt hat, bedeutet in der Stelle Sprüchnx 27, 22 den Mörser; gleichwie aber das latei- nische mortaxsjrim und das griechische Sinn; (Mörser) zugleich zur Bezeichnung einer mörserähnlichen oder wal- zenförinigen Vertiefung dient und daher auch die Höh« lung oder Vertiefung bedeutet, in welcher die Zähne, ins- besondere die Backenzähne liegen, so gleicherweise das entsprechende hebt. Wort. Die Vulgata hat es denn auch ohne Weiter-es in dieser abgelciteten Bedeutung (dens malen-is) genommen, und Luther mit ihr. Das ist auch an sich richtigz nur ist dabei nicht an eine wirk- liche Zahnhöhle im Eselskiiiiibacken zu denken, wie von vielen geschehen, gleich als habe Gott dem diirstendeii Simson aus einer Zahnhöhle des von ihm weggeworfeneu Eselskiiiiibackeii wunderbar einen Wasserquell hervor- strömen lassen, was mit der Beincrkung nicht stimmt, daß dieser Qucll noch ziir Zeit des Geschichtsschreibers vorhanden war. Vielmehr führt unsre Stelle die Wort- spiele, welche V. 16 u. 17 sich finden, weiter aus und nennt, itachdciii einmal die Felswand, bei welcher Sim- sou den Eselskinnbackeir von sich geworfen und die schon ihrer natürlichen Gestalt wegen mit eiueiii Kinnbackeii verglichen werden konnte, auch wirklich so genannt wor- den ist, die Höhlung oder Vertiefung in derselben, aus welcher der Wasserquell hervorfloß, bildlicher Weise ,,Zahuhöhle«. Denselben bildlichen Namen führte nacli Zeph. I, 11 eine gewisse Oertlichkeit in Jerusalem, ein Bezirk in dcinjenigcn Stadttheil, wo die Kaufleute wohn- ten. Man kann dort aber auch »Mörser« übersetzen, während Luthers Uebersetzung: ,,S.)Jtiihle« zwar nicht gerade falsch ist — im Griechifchen bezeichnet Sinn§ aller- dings einen runden Stein, eine Walze, und hat viel- leicht das die Veranlassuug zu jener Uebersctzung ge- geben -—, aber wohl schwerlich die ursprüngliche Be· zeichuuiig jenes Stadttheils, den Kaufleute bewohnten, wieder-zieht. — Auf unsre Geschichte scheint übrigens in Pf. l10, G. 7 Beziehung genoinineu zu sein, wie schon Jperder erkannt hat. 20. Und er richtete Israel zu der Philister Zeit swährend ihrer Oberherrsrhaft iiber das Land] zwanzig Jahr. Von 1112 v. Chr» mit welchem Jahre Sinison seine Wirksamkeit in der Katz. 14, 1——15, 19 beschriebenen Weise eröffnete, bis zuni Jahr 1092, wo er auf die im folgenden Kapitel erzählte Art seinen Lauf vollendeta Zwischen inne hat er weniger durch Großthaien an den sphilisteriu welche vielmehr, soviel ihrer vorher berichtct sind, nur erst einen LOsährigcii Schutz unter seinem Richteranite gegen die Tyrannei der Feinde möglich machen sollten, als durch Herstelluiig des tltechts iu seinen: Volke sich ausgezeichnet; denn diese Zwischenzeit ivar die Zeit der tiefsten Erniedrigung für Israel und des Wartens auf die zukünftige Erlösung (1. Saat· 7, 2——4). Wir haben uns bei dieser Berechnung der Richtcrzeit Siiuson’s der Hauptsache nach an die von Keil ange- schlossen, wenn wir auch im Einzelnen inehrfach von seinen Angaben abweichen Anders dage en rcchiiet Hengstenbergz er verlegt die 20jährige irksamkeit unsers Helden in die ersten 20 Jahre des Philister- drucks oder in die zweite Hälfte des Hohenpriesterthuiiis Eli, so daß sein Tod dem Einfall der Philister in’s jiidisclie Gebiet, welcher den Verlust der Bundeslade nach sich zog (1. Sam. 4), unmittelbar voranging Es hat diese Berechnung dadurch viel für sich, daß so nicht nur das Schweigen des Buchs der Richter von Glis Wirk- famkeit, der nicht im eigentlichen Sinne Richter war und nur als Hoherpriester bürgerliche Rechtspflege übte, sondern auch jener philistäifche Einfall sich leicht erklärt; Simson aus einem Felsen getränkt. Sein 20fähriges Richteramt Anfang seines Falls zu Gaza. 139 die Philister wollten eben den Untergang derer, mit denen zusammen Simson hatte sterben wollen (Kap.16, 22——31), an Jsrael rächen. Wir überlassen dem Leser, sich für diese Zählungsweisa bei welcher Simson mit dem Anfang des Hohenpriesterthums Eli (also etwa um das Jahr 1150) geboren und mit dem Anfang der Kasx 10, 7 befchriebenen Zeit zuerst aufgetreten wäre, sich zu entscheiden; inBetreff der von uns gegebenen Erklärungen dürfte sich dadurch wenig ändern. Das 16. Kapitel. Simsoirs Fall, Ende, nnd legte« Rache. U«- h. 1—21. Gegen Ende seiner richterlisheti Wirlesanii leeit begiebt sieh Siinson naeh Gaja und verkehrt dort mit einer Hure. Zwar weiß er den ihm nachstellenden Gasnern zu entgehen nnd trägt das ariggehobetie Stadt— thor auf seinen Srhnltern auf die Höhe eines, verlautb- lirh nicht weit non Gaja entfernten Berges; doch ver— sirirlit er sich bald darauf in die Netze eines philisliitscljeii Mädchens Delila in seiner Hei-nach, welche ihm das Ge- heininiß, worin er seine große Kraft hat, zu entlorlsien weiß, ihn seiner thaarslechten im Schlafe beraubt nnd in die Gewalt der Philister Fürsten überantworteb Gebunden mit zwo Ketten nnd an beiden Augen geblendet muß er nun in: Gefängniß zu Gaja als tieferniedrigter Sklave die tjandmähle drehen nnd unter Jammer nnd Herzeleid Buße sausen, die er denn auch findet. 1. Simson ging [darauf, als er Jsrael bei 20 Jahren zu der Philister Zeit gerichtet hatte Kap. 15, 20., nicht vom Geiste des HErrn ge- trieben, wie Kav 14, I» sondern im Vollgefühle seiner gewaltigen Ueberlegenheit über die Feinde seines Volkes, mit denen er abermals anbinden wollte] gen Gasa sder südlichsten von den 5 Flirstein städten der Philister Jus. 13, 3], und sahe daselbst eine Hure sJosI L, J» deren Anblick sofort die Fleischeslust in ihm erregte, da sein sherz nicht von dem Geiste Gottes erfüllt und behütet war], und lag bei ihr. Z. Da ward den Gasitern sLeuten zu Gasas gesagt [von denen, die ihn hatten sehen kommen und bei der Hure einkehrenjx Simson ist herein kommen sin unsre Stadt] Und sie umgaben ihn sdas Haus, in welchem er sich befand·s, und ließen [durch ausgestellte Wachpostenj auf ihn lauern die ganze Nacht in der Stadt Thor kdamit er, wenn vielleicht dort, beim Herausgehen aus dem Hause, doch gewiß nicht zum zweiten Mal hier, beim Durch- gehen durch das Stadtthor, ihren Händen ent- rinnen könnte], nnd [die dort sowohl wie hier ausgestellten Wächter] waren die ganze Nakht stille sergaben sich bald, als sie während der ersten Stunden der Nacht vergeblich auf ihn gevasst hatten, der sorglosen Ruhe], Und sprachen seiner zu dem andern]: Hatte, morgen, wenn es licht wird, wollen wir ihn erwiirgen lfrühen als beim Anbruch des Morgens, wird er doch nicht das Haus verlassen, und da kann er ohnedies uns nicht entgehen, da ja das Thor sest verriegelt ist]. Z. Simson aber lag [im Haus der Hure] bis zu Mitternacht Da stund er auf zu Mitter- nacht [als die Wächter bereits»in tiefen Schlaf versunkenL und ergriff beide Thuren an der Stadt Thot sbeide Flügel des Thors, indem er sie an der unteren, ein wenig vom Boden abstehenden Kante erfaßte], sammt den beiden Pfosten [an welchen sie befestigt warens nnd hnb sie [vermöge seiner übermenschlichen Stärke] ans mit den Riegeln [und zwar mit so wenig Anstrengung und Geräusch, daß niemand etwas merkte], nnd legte sie auf seine Schultern, nnd trug sie W, Stunden weit, durch den tiefen Sand des bis dahin führenden Weges hindurch] ans die Höhe des ssüdöstlich von der Stadt gelegenen] Berges vor Hebron [d. i. von dem aus man zwar nicht Hebron selbst, wohl aber das Gebirge von Hebron sehen kann] Wir haben die letzten Worte des Verses erklärt im Anschluß an eine alte Ueberlteferung welche den höchsten Punkt der ostwärts von Gaza sich hinziehenden Hügel- reihe als denjenigen Ort bezeichnet, wohin Simson das Thor getragen habe; dieser, ein zum Theil vereinzelter Berg, nach dem auf ihm besindlichen Grabmal eines muhamedanischen Heiligen jetzt Wely el Montar ge- nannt, bietet eine vortreffliche Aussicht über das ganze umliegende Land dar, und hindert nichts, jene Tradition festzuhalten, da, wie fchon Starke bemerkt, der Ausdruck »vor Hebron« in dem allgemeinen Sinne wHtbron ge- gentiber« zu nehmen, was auch bei einer Lage in be- deutendet Entfernung tHebron ist von Gaza etwa 9 Nieilen entfernt) gesagt werden kann (vgl. 5. Mos 3·2, 48; Jos 13, 25); vermuthltch aber ist die Bczeichnung des- wegen gewählt, weil Simson sich nach seiner That in jenen Mittelpunkt des Gebirges Juda zurückzog, die Thorfliigel an einer Stcllc zurücklassend, wo sie bald den Gasitern in die Augen fallen mußten. Daß dem Simson sein Riesenunternehmen gelingt, trotzdein er bei seinem Gange nach Gasa nicht aus den Wegen des HErrn wandelt, geschieht um des Berufes willen, der ihm gegeben ist, wie ja auch ietzt bei Dienern der Kirche die göttlichen Gaben und Kräfte, die geist- lichen Erfahrungen und Einsichten eine Zeit lang noch vorhalten, auch nachdem sie bereits aus der Gnade ge- fallen, so daß man die innere Wandelung ihnen nicht sogleich anmerkt; er kommt hier bloß als ein Werkzeug in Betracht, dessen Gott sich noch eine Zeit lang, bis es dann seiner Unwiirdigkcit wegen zerbrochen wird, be- dient, um den Philistern zu zeigen, daß sie so gar nichts wider Israel vermögen, wenn es aufstehen wird in des HErren Kraft. Aber gerade dadurch, das; er hier mit einer Hure sieh abgiebt und bald darauf lV. 4 ff) in die Netze eines philisiäischen Mädchens geräth, welches ihm zum Verderben gereicht, erscheint er, den wir bisher schon als Jsraels Charakter» oder Spiegelbild kennen gelernt haben, von neuer Seite in diesem Lichtz denn er spiegelt —— gleichwie schon die auf Antrieb des Geistes unternommene Verheirathung mit einem phillsiäischen Yliädchen in Kap. 14 und seine Entbundenheit von dem Gesetz, kein Aas zu berühren, die uns in Kap. 14, 8 ff. nnd in Kap. 15, 15 ff. begegnete, ein Abbild der Bun- desbrüchigkeit Jsraels war—- die geiftliche Hurerei seines Volkes ab, das immer und immer wieder während der ganzen Richierzeit übel that vor dem HErrn und frem- den Göttern dicnete, um zuletzt völli in die Knechtfchaft der Philister zu gerathen and sogar sein Heiligthritrn die Bundeslade, an dieselben zu-verlieren, gleichivre Simson 140 Richter 16, 4——14. ihnen fein Haar, das Unterpfand und Piittel seiner Ge- meinschaft mit Gott, preisgab Nachdein er dann Buße gethan und zu dem Gott seines Heils umgekehrt, in- zwischen auch das Haar seines Hauptes von Neuem ge- wachsen ist, bekommt er seine gdttlichen Kräfte wieder und wird feinen Verderbern zuin Verderben, freilich, in- dem feine Seele zugleich mit ihnen stirbt: das ver- gegenwärtigt uns die Zeit, wo David der Philisterherw schaft für immer ein Ende inachie, die Bundeslade nach Jerusalem brachte nnd den Gottesdienfh der bis dahin ges darniedeå gelegen, in neuer Weise ordnete (2.Sam. - v «· « 2 )- 4. Datnach sallem Anschein nach nur kurze Zeit nach der vorhin erzählten Begebenheit] gewann er ein Weib [noch unverheiratlietes philistäifches Mädchen Kap. 14, l] lieb sdie da wohnen] am Vache Sorek san dem zwischen Zarea nnd Esthaol, seiner Heimathsgegend Kap. is, 31 gelegenen Theil des jetzigen Natu- Rubjrp der zwischen Joppe und Jabne in’s Mittelländische Meer fich ergießt], die hieß Delila [d. h. die Zum, Schmachtendes Der stark und inuthig genug war, einen Löwen zu ersticken (Kap. 14, 6), vermag seine finnliche Liebe nicht zu ersticken; der die Bande seiner Feinde zerriß (Kap. 15, 14), zerreißt nicht das Netz seiner fleifchlichen Be- gierden; der Andcrer Ernte anziindete (Kap. 15, 4 f.), verliert selbst, von dem Feuerlein eines Weibes entzündet, die Ernte seiner vorigen Großthaten (Ainbrof’ius) 5. Zu der kamen der Philister Furfteii Man. s, Z; Jos. 13, 2 Anna] hinauf, und sprachen zu ihr: Ueberrede ihn, und befiehe lsuche durch alle nur möglichen Ueberredungskünfte von ihm heraus- zubringenL worinnen· er solche große Kraft hat, und womit wir ihn ubermbgen swie wir es anzu- fangen haben, seiner Herr zu werdens, daß wir ihn binden und zwingen; so wollen wir dir geben, ein jeglicher tausend und [wenn dir das nicht ge: nug ist, noch] hundert Silberlinge* sdariibers «) 1000 Silberlinge »: 875 Thlr. Sie meinen, Siinsons übermenschliche Kraft fttze in irgend einem äußerlichen Dinge, das er wie ein Aniulet (Zaubergehenk) bei fich trage· Das ist nun zwar heidnischer Aberglaubez indessen war bei ihm die göttliche Kraft, die er besaß, wirklich an den Besttz eines körperlichen Unterpfaudes geknüpft, das er nicht verlieren durfte, wenn er nicht zugleich Gottes Gnade und Bei- stand verlieren wollte. Dies körperliche Unterpfand war fein unbefchnittenes Haar, der für die Krone oder das Diadem ans dem Haupte eines Nafträers geltende freie Haarwiichm der ihn als unantaftbar von Menschenhand und als allein in der Gewalt des HErrn befindlich kennzeichnen. Was nun bei andern Nasträern ein bloßes Sinnbild war, war bei Simfon mehr als das; es war zugleich ein Vehikel (Gnadenmittell, das ihm übermenschliche Kräfte zur Erfüllung seines Berufes zu- führte (4. Mos. 6,5Anm.). Denn der Zufluß geistlicher Gnadengaben war von jeher, nnd ist auch noch in der Kirche des neuen Teftainents an gewisse äußere Zeichen und Mittel, die der HErr selbst geordnet hat, gebunden. Sie wirken nicht äußerlich und mechanisch, diese Zeichen und Mittel, sondern ihre Wirksamkeit ist bedingt durch die rechte Gesinnung und den rechten Gebrauch von Seiten dessen, dem sie verordnet find; wohl aber darf niemand sie geringschätzen und preisgebem sonst beraubt er sich selbst der göttlichen Gnadenzuflüsse und fetzt fich einem Gerichte Gottes aus. Wir müssen bei der nun folgenden Geschichte uns bitten, nicht in ähnliche Vor: stellungen von dem eigentlichen Sitz der übernatürlichen Stärke Simsons zu verfallen, wie die Philisterfürfteii sie hatten und auch diejenigen sich damit tragen, die fciii langes Haar fiir die natürliche Quelle seiner Stärke an- sehen. Auf natiirlichem Wege kann ja nimmer das un- beschnittene Haar einein Menschen herkiilifche Kraft ver- leihen; und hätten hernach (V.19ff.) die Philister durch eine Ucbcrliftutig Siinfon’s, an der er keine Schuld ge- habt, ihm dic sieben Locken seines Hauptes abgeschoren, seine Kraft wäre doch nicht von ihm gewichen, weil der HErr nicht von ihni gewichen gewesen wäre. Da er aber das Unterpfand feiner Gottesweihe an die Fleifches- lust verkauft, so hat er freventlich den Bund zerrissen, den der HErr init ihm eingegangen war, und Jehova zieht nun auch seinerseits feinen Geist zurück, auf dessen Mittheilring allein Simfoirs übernatürliche Stärke be- ruht, wie ausdrücklich iin 14. u. 15. Kapitel fast überall hervorgehobeii worden, wo eine Großthat von ihm be« richtet wurde (Kap. 14, 6. l9.; 15, 14 ff.). Wenn diese Hervorhebung iii Kap. 15, 4 ff. fehlt, so hat dies darin seinen Grund, daß es aus Kap. 14, 4 sich von selbst versteht, Siinfon handelte hier noch aus Antrieb des Geistes; wenn sie aber in unserm Kapitel V. 1-14 ebenfalls fehlt, so bedarf es dafür uicht erst einer Be« gründung Simfon hat jetzt zwar noch die Kraft, ivelche der Geist Gottes durch eiiic Besitzergreifung feines Geistes ihm verlieh, aber nicht mehr den Geist selbst, gleichwie es eine Zeit lang noch helle ist am Himmel, wenn die Sonne schon untergegarigein bis dann die ein- brechende Nacht auch die etzten Nachwirkungen ihrer Strahlen verschlingt. is. Und Delila sfiir das Jnteresse der Fürsten ihres Volks durch Geldversprechungen gewonnen, während das erste philistäische Weib, mit dem Simfon es zu thun hatte, durch Drohungen sich zur Verrätherei bewegen ließ Kap. 14, 15 — achte darauf, denn die Welt thut beides, sie fchreckt und sie locktks sprach zu Simfon sals er das nächste Mal wieder zu ihr kam] : Lieber [Kap. 4, 19 Arm. 1], sage mir, worinnen deink große Kraft sei, und womit man dich binden moge, daß man dich zwinge sich habe zwar nicht die Absichh deiner Kraft dich zu berauben, aber unter Liebenden follte doch keins vor dem andern ein Geheimniß haben"]. «) Liebe und Geld sind zween Hauptfchlüsfel zu den Herzen der Menschen: das Geld hat zuerst Delilas Herz, dieLi e be darnach auch Siinson’s Herz aufgefchlossen. ») Auch denen, welche uns die Getreuesten fein follen, kann man seine Geheimnifse nicht allezeit sicher offenbaren; und in seinem Amte und Berufe hat der Mann vieles, was er selbst seinem Eheweibe nicht vertrauen darf. Christus verschweigt vorläufig, was er weiß (Joh.4, l6), felbst bei seinen Jüngern, weil diese noch nicht hinläng- lich vorbereitet sind (J"oh. 16, 12. 25.; Luk. 24, 15 ff.), und verweigert bestimmte Antwort, wo die Fragenden nicht fähig find, sie zu fassen und zu würdigen (Joh. s, 19; 18, 20 f.; 19, J; Matth. 27, 12. 14). 7. Simfon [aus feiner Verlegenheit durch List sich helfend, da er der Delila weder die Wahr: heit sagen, noch durch Verweigerung jeder Auskunft sie von fich stoßen wollte] sprach zu ihr sden Aber- glauben der Philister fich zu nutze machend, welche an einen äußeren Zauber bei ihm dachten und in dergleichen Dingen auf die Zahl sieben ein Gewicht Simfon’s neuer tiefer Fall durch ein Liebesverhältiiiß mit der Philisterin Delila. 141 legten]: Wenn man niich bände mit sieben Seiten von frischem Pest, die noch nicht verdorret [nach anderer Auslegung: mit sieben Darmsaiten oder Thierfehnem die noch nicht ausgetrocknet] sind; so würde ich sim Vergleich mit ineinen ietzigen Kräften] schwach, und wäre siiicht stärker] wie ein anderer Mensch. 8. Da brachten der Philister Fürsten fwelchen die Delila von ihrer vermeintlichen Entdeckung so- gleich Nachricht gegeben hatte] zu ihr hinauf sieben Seite von frischem Post, die noch nicht verdorret waren; und sie band ihn damit kalt« ei« wieder bei ihr und in Schlaf gesunken war]. Der große Unverstand, mit welchein Josephus oft die biblifche Geschichte« behandelt, zeigt sich auch in seiner Erklärung dieser Stelle, indem er meint: Simfon wäre betrunken gewesen und in Folge dessen eingeschlafen; aber damit hätte er schon sein Nasiräat gebrochen und wäre sicherlich schon jetzt von dem HErrn verlassen wor- den. Aehnlichen Unverstand begehen die, welche z. B. Karl. U, 30 ff. annehmen, Jephthah hätte geglaubt, sein Haushund wiirde ihm zuerst entgegenkoniiiiciiz denn weder hat man im Elltorgenlaiide Hans« und Stuben- huiide nach unsere: Weise, welche vielmehr nur zur Be- ivachung der Heerden und dgl. gehalten werden und zum Theil eine lästige Plage sind (1. 14, 11 Anm.), noch hätte er überhaupt einen Hund, der ja ein un- reiiies Thier war, dein HErrn zum Opfer geloben können, ohne einen schweren Frevel zu begehen. 9. —-— Man hielt aber auf ihn bei ihr in der Kautmek shatte etliche Lauter bei ihr in einem Tllebengeinaclse untergebrachh die ihr zu Hülfe sein sollten, den Sinifoii zu zwingen, sobald sie ihn gelniiideii haben wiirde].—— Und sie sprach zu ihm fmit solchem Wort ihn aus dein Schlafe aus- schreckeiid]: Die Philister über dir, Simson isie wollen dich gefangen nehmen, stehe aufs! Er aber saus seinem Schlafe erwachendj zerriß die Seite, wie eine ftächserne Schnur zerreißen wenn sie airs Feuer« reucht [an’s Feuer gehalten tritt-d] Und ward ssoinit durch diese erste Probe] nicht kund, wo seine Kraft wäre. 10. Da sprach Delila zu Simsoin Siehe, du hast mich sdurch deine vorige Aussage V. 7J getäuscht, nnd mir gelogen; nun, so sage mir doch fivenigstens jetzt der Wahrheit geinäßL womit kann man dich binden? 11. Er antwortete ihr sindem er abermals den religiösen Aberglauben, welcher zum Lösen eines Zaubers — denn dafür hielt man seine liber- menschliche Kraft —- noch ungebrauchte Gegen: stände für erforderlich erachtete, vgl. 1. Sam 6, 7., lienutzte, sie zu tänschen]: Wenn sie mich blinden mit neuen Stricken, damit nie keine Arbeit geschehen ist; so würde ich schwach, nnd wie ein anderer Mensch. 12. Da nahm Delila fbei dem nächsten Zu- fammenseiii mit ihm] neue Stricke [die sie schon in Bereitseliaft hielt], und band ihn fwähreiid er schlief] damit, Und sprach sihii setzt aus dem Schlafe uber dir, Simson! —- man hielt aber kauch dies Mal] ans ihn in der Kammer— nnd er lsich er- hebend] zerriß sie von seinen Renten, wie einen aden. Die schon das vorige Mal aufgestellten Lauter blieben in ihrer Verborgenheit, als sich zeigte, daß es mit Sim- soirs Angabe nichts war; die Delila konnte also ihren ersten Versuch fiir einen bloßen Scherz ausgehen, wo- durch sie die Richtigkeit feiner Aussagen habe probiren wollen, und denselben mehrmals wiederholen. 13. Delila aber sprach zu ihm: Noch [iminer] hast du mich getäuscht, und mir gelogen [V. l0]. Lieber, sage mir doch sdles Ideal] womit kann man dich binden? Er sdas übermüthige Spiel mit der ihm verliehenen Gottesgabe nun schon soweit trei- beim, daß er iiicht mehr blos, was ebenfalls schon sündlich war, den religiösen Aberglauben der heid- iiifchen Philister verspotten, sondern auch sein gott- geheiligtes Haar, das znni Zeichen seines Bundes mit dem HErrn in sieben Haarflechten abgetheilt war, den Händen der lliibeschiiitteneii preis gab], antwortete»ihr: Wenn du [die] sieben Locken foder- Zöpfej nieines Hauptes sauflöstesi und] ftochtest [sie] mit einem Flechtbande swebtest die aufgelösten Haare an Stelle des Einschlagfadens in das auf deinem Webstiihl dort befindliche, noch unvolleudete Ge- webeL und heftetest sie sdann iiochJ mit einem Nagel ein fso würde ich schwach und wie ein an: derer Mensch]. Die Worte des Grundtextes enthalten einen so kurzen Bericht, daß sie um so weniger sofort verständlich Rad, als darin niehrere Kiinstausdriicke vorkommen, deren Deutung große Schwierigkeiten bereitet. Wir haben nuii die Schwierigkeiten nach der Aliffassiiiig der neiteren Erkliirer, die jedoch schon iii älteren Bibelwerken sich findet, zuiii größten Theil durih unsere Umschreibuiig des Textes schon beseitigt, um den Leser iiiclot erst mit weit- läusigen Auseiiiandersetziingeii zu beschweren; nur« der letzte Satz: »und heftetest sie niit einem Nagel ein« ist noch unerledigt geblieben, weil dieser sich ohne eine vor- ängige Erläuterung nicht tinischreibeii läßt. Das von Luther mit Nagel iibersetzte Wort Fltjtzl bedeutet allers diugs zunächst einen Pflock oder Zeltiiagel (Kap. 4, 21 f.; 2. Mos 27, 19; 35, 18), findet aber an unsrer Stelle in V. l4 seine nähere Erklärung durcl) einen von Luther irrthiiinlich als selbstständiges Satzglied ausgefaßteii Zu- fatz cisiekzsi d. i, des Webens oder der Weberei). Was nun unter diesem Webnagel zu verstehen sei, ist streitig; verninthlich ist der Spatel (griech. Essai-des) gemeint, ein breites, flaches Holz, dessen fiel) die Weber statt des jetzigen Kammes oder der Weberlade bedienten, den Ein- fchlag damit zu schlagen nnd so das Gewebe dicht zu machcn, so daß man oben umschreibeu könnte: »und fchlügeft das Gewebe mit dein Weberkamme fest« 14. Und sie [that, mährend er schlief, wie er ihr gesagt hatte, und] sprach sals sie nun mit ihrem Gewebe fertig war] zu ihm sum ihn aufzuiveckeii]: Philister über dir, Simson! »Er aber wachte auf von seinem Schlaf, nnd zog die geflochtenen Locken [die in das Gewebe ain Webstuhl eingeflochteiieir Haare] mit Nagel und Flechtband siuitsammt dem auffchreckend, wie das vorige Mal V. 9]: Philister 142 Richter is, 15-—27. Weberkainmund dem ganzen Gewebe] heraus [so daß sie Mühe hatte, ihreii Webstuhl wieder iii Ordnung zu bringen] Es ist, als ob dieser Frevel, den er mit Gottes Gnadenpfandh seinem geheiligten Haar, getrieben, ihn noch hätte zur Besinnung bringen sollen;« da es nicht efchiehh ist zuni völligen Verrath an dem HErrn nun bloß noch ein kleiner Schritt. (v. Gerlach.) — Sich den oben befchriebenen Vorgang iii feinen Einzelnheiten vor- ftellbar zu machen, hat seine besonderen Schwierigkeiteiu da hierzu auch eine genauere Kenntniß von den Ein- richtuiigeii der Webstiihle im Alterthum gehört; es ist daher zu rathen, itn Volksunterricist bei derjenigen Dar- stelluitg unsrer Geschichte zu bleiben, welche die Luther- fche Uebersetzung an die Hand giebt, ohne fich auf wissenfchastliche Erörterungen und Abweichungen vom deutschen Bibeltext einzulassen. 15. Da sprach sie zu ihm: Wie kaunstdu sagen, du habest iiiich lieb, so dein Herz doch nicht mit mir ist fes nicht »treu zu mir ineint]? Drei- mal hast du mich getausihh und mir nicht gesagt, worinnen deine große Kraft sei. Its. Da fie ihn aber swie vorhin Kap. t4, 17 die Thiinnitherinj trieb mit ihren Worten sder Klage, wegen seiner geringen Znneigung, und der Bitte, ihr doch endlich sein Geheimnis; aiiznoer- trauen] nnd zcrplagte ihn; ward seineSeele matt bis an den Tod fward er dieser täglichen Plage so iiberdrüfsig, daß er lieber sterben wollte, als noch ferner sich plagen lassen] 17. Und sagte ihr sein ganzes Herz fseiii ganzes bisher iioch im Herzen zuriickbehaltenes Geheimnis-1- Und sprach zu ihr fmit einer so be- wegten Stimme, daß Delila auf der Stelle er- kannte, er schließe ihr jetzt wirklich fein Innerstes auf]: Es ist nietein Scheermesfer auf mein Haupt kommen; denn ich bin ein Verlobter Gottes [der unter andern Satzungen ihm auch das Haar nicht darf abschneiden lassen], von Nintterleibe an. Wenn du [nun, weil auf diefein meinem Nafiräat allein meine übernatürliche Stärke beruht] mich beschdrest fund zerrissest dadurch mein Verhältnis; zu dein HErrn, meinem Gott],» so wichc meine Kraft von mir, daß ich schivach wurde, und fnicht stärker] wie alle andern eliienschem Vgl. hierzu die Warnung Matth. 7, 6: Jhr sollt das Heiligthuin nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselbigen nicht zertreten mit ihren Füßen, und sich wen- den und euch zerreißen. 18. Da nun Delila [aiis der ganzen Art, wie er dies Mal mit ihr redete] sahe, daß er ihr all sein Herz offenbaret hatte; sandte sie [nach seinem Weggange von ihr] hin, und ließ der Philister Fürsten rufen, nnd Ihnen] sagen: Koiiimt noch einmal herauf, denn er hat [wie ich gewiß weiß, dies Mal nicht von Neuem mich getäuscht, son- dern] mir all»sein Herz offenbaret. Da kamen der Philister Fursten zu ihr herauf faus ihren fünf HauptftädtenL nnd brachten das [B. 5 VersProcheneJ Geld mit sich in ihrer Hand fweii sie wiederum ihrer- seits aus der Zuverfichtlichkeit der Botschaft die gewisse Ueberzeiigung gewonnen, daß dies Mal die Unterneh- niiing gelingen würde, nnd sie die Delila ansenern wollten, an die, nur noch eine letzte Anstrengung erfor- dernde Erreichnng des Ziels alle ihre List nnd Klugheit zu setzen] » » 19. Und fle ließ ihn fals er das nächste Mal wieder bei ihr und alles gehörig vorbereitet, na- ineiitlich auch wieder eine Wache iii ihrem Neben- geniache aufgestellt war] entfchlafen auf ihrem Schooß fioobei sie wohl dies Nial fich betänbender Mittel bediente]- nnd rief einem [voii den aufge- stellten Laureriih der ihm die sieben Locken seines Hauptes fsein in sieben» Locken oder Zöpfe gefloch- tenes Haupthaar] abfchore. Und ste fing an [in- dem sie so ihn seines Haares berauben ließ] ihn zu zwingen. Da fals nun eine Flechte nach der an- dern hinweggeschnitten war] war seine. Kraft von ihm gewichen, » 20. lind sie sprach zn ihm fihn jetzt aus deni Schlafe anfweckeiid]: Philister über dir, Simfon! Da er iiun von feinem Schlaf erwachte fund meinen, man habe ihn abermals gebunden], gedachte er: Ich will ffreij ausgehen [aus den Händen der Philister] wie ich mehrmals gethan habe, ich will mich ausreißen [meine Bande von mir abschiittelnjz n1id wußte nicht [indem er fich erhob], daß [feiii Haar ihm abgeschnitten, und damit auch] der HErr voii ihm gewichen war. Siinson war stark, dieweil er Gott gewidmet war, so laiige er die Zeichen feiner Widmung beivahrt hatte. Sobald er aber solche Zeichen verlieret, so fällt er da- diirch in die alleräußcrften Schivachheiten —- Das ganze Unglück Sinisows kam daher, dieweil er sich etwas von demjenigen zueignete, was Gott durch ihn that; Gott läfset zu, daß seine Stärke konnte verftöret werden, damit er durch feine Erfahrung lerneii niöchie, wie er so gar nichts ohne den Beistand Gottes sei. Wir werden nicht besser als durch unsere Gebrechen unterrichtet. (Berleb. Bibel) Naih altgriechischen Sagen wurde Nifos, König von Megara, Sohn des Königs Pandion von Athen, durch seine Tochter Skhlla, die sich in den, Megara be- lagerndeii Minos verliebt hatte, seiner purpurnen Schick- salslocke beraubt, nach der Einnahme Megaras aber in einen Seeadler verwandelt Ovid. Metam.VIII.6fs.; Apo1t0d. IIl, 15. 8). Der Ursprung dieser Sage aus der Gefchichte Simfon’s, die auch sonst durch phönizische Vermittelung den Griechen bekannt war, ist leicht er- l · 21. Aber die Philister fwelchen die iii Delila’s Nebengemach verborgen gehaltenen Wächter ihn austieferieiij griffen ihn, nnd stachen ihm die Augen aus, und fiihreten ihn hinab gen Gasa [wo er ihnen damals V. l ff. den Schimpf angethan und ihr Thor weggetragen hatte], und banden ihn mit zwo ehernen Ketten [an den Händen oder Füßen 2.Kön« 25- 7], nnd er mußte mahlen [die Hand: miihle drehen 2. Mos. t6, 24 Anm.] in! Gefängniß. V· h. 22—31. Gottes Gnade wendet sich dem geschau- deten Enechte Gottes wieder zu nnd läßt ihin sein Haar von diencni warmen, damit noch einmal feine vorige Simson, der das Geheimniß feiner Kraft an Delila verräth, rvird gefangen und geblendet. 143 Kraft, die nun ein-un! an dies Zeichen seines tBuudeH tntt dein iJØrrn geknüpft ist, ihm gegeben werden möge. Alle« er nun zu den! Siegen— nnd Frendettsesth das die Philistersürsteu zur Ehre ihres Gottes Dagon angestellt haben, til-geführt wird, un! dort vor dein nersatnmelteii Voll: zu spielen, erfaßt er die beiden etiiitelsätilen des licenses, un! sie niederznreiheit und steh mit all den ver— samtnelleu phillsieru unter den: rinstiirzetcdeii Gebäude zu begraben; seine verwandten nnd Stammeggenossen aber holen seinen tteirhuatit ab und besinnen ihn in des Vaters: Ruhestüttn 22. Aber das Haar feines Hauptes fing sjbald von dem Llitgenblicte an] wieder zu wachsen, wo es besrhvten war [so das; er nur für« eine kurze Zeit, bis das Verhältnis; des HErrir zu ihm wieder hergestellt wäre, in die Gewalt der Philister dahin: gegeben war, während diese sich einbildeten, ihn für immer gezwungen zu habeus Die Buße zu Gott, welche Sinisoii nach seinen: tiefen Fall gethan, oerschweigt die Schrift, weil sie auf« merksama von dem heil. Geist unterrichtcte und in das E Vorstände-iß der von ihr erzählten Geschichten eingeführte Leser voraussetzt Es fragt fiel) nur, ob Sinkfons Haar erst vollständig wieder so lang wie vorher gewachsen war, ehe das Folgende sich ercignete, oder ob nur ein Wachsen des Haars überhaupt gemeint sei, gleichviel wie lang. Zu ersterem wäre wohl eine Frist von länger als einem Jahr erforderlich gewesen, und soviel später ist auf keinen Fall das Dagonsfest V. 23 ff. gefeiert worden; außer- dem aber kommt auf die Länge des Haares gar nichts an, sondern nur auf die Wiederkehr der göttlichen Gnade mit dein wachsenden Haar, dem die innere Hcrzensbußc zur Seite ging. Wir glauben also, daß zwischen der vorigen und der jetzigen Geschichte nicht viel Zeit da- zwischen gelegen. . 23. Da aber der Philister Furften [in ihrem itebermuthej sich einsammelten, ihrem Gott Dagon sznm Dank für die glückliche Gefangennehniutig Simfowsj ein grosz Opfer zu thun sbestehend in der Darbritigung von vielen Schlacht- oder Dank: opfern], und fich zu freuen sbei dieser Gelegenheit ein allgemeines Freuden- und Volksfest zu veran- « stalten], sprachen sie svoll Hohns gegen den Gott Israel, dessen früher von ihnen so gefürchteter Knecht nun ganz in ihrer Gewalt sich befand]: Unser Gott [Dagon] hat uns unsern Feind Simfon in unsere Hände gegeben fund gaben damit vor allem Volk zu erkennen, daß das angestellte Sieges- und Triumphfest eben ein Fest zu Ehren ihres Götzen fein und dessen große Macht nnd Herrlichkeit ver- kündigen solle]. 24. Desselbeu gleichen [hernach, bei dem Feste selber] als ihn das Volk sahe [da er aus seinem Gefängniß herbeigeholt wurde V. 24], tobten sie [die Leute aus dem Volk V. 27] ihren Gott; denn sie sprachen [in einem eigens für das Fest ver- faßten Siegesliede]: Unser Gott hat uns unsern Feind in untere Hände gegeben, der unser Land verderbete [Kap. 15, 5], und unser viel erschlug [Kap. 14, is; 15, 8. 15]. Die rnänirliche Hauptgottheit der Philister war der Dagon, die weibliche die Ataegatis (1.Sain.5,lss.; ! i Familien und Würdenträgern eine Opfermahlze ) l » und Saitenspiel zuhören konnte. I. Ehren. 11, 1(); 1.s)Jeakk. 10,83; 11,4; 2. Mart. 12, 26), beide ebenfalls, wie die cananitischen Götzen Baal und Astarth Vergötterungen der befruchtenden und frucht- bringendeti Naturkrafh nur daß nicht Sonne und Mond als Sinnbild» dafür genommen wurden, sondern Wasser und Fisch; denn vom Wasser geht alle Fruchtbarkeit der Erde aus, und der Fisch ist wohl das fruchtbarste Thier. Beide tout-den nun so abgebildet, daß sie in ihrem oberen Theile einen menschlichen, und zwar Dagon einen entsinn- licheiy und Atargatis einen toeiblicheii Qberkörper bis an den Nabel darstelltem der untere Theil dagegen H. Satu.5, 4 von Luther mit ,,Rumpf« übersetzy einen zxischleib oon der Mitte bis zuin Schwanze bildete. Das Haus oder der Tempel Dagon’s, von den: im Folgenden die dliede sein wird, ist nach Art der jetzigen türkifchen Kiosks als cine geräumige Halle zu denken, deren Decke auf vier Säulen ruhte, davon zwei an den Enden stan- den und zwei in der Mitte, dicht bei einander. Unter dieser Halle hielten die Fürsten der Philister mit ihkeu it, osen aber, auf der mit einer Lehne oder Vrustwehr versehenen Decke, befand sich das Volk, nur daß dies dem Simson (V. 27) nur von einzelnen Stellen aus, also nicht überall oder unmittelbar zirsehem sondern blos seinem Gesang »Man hat behauptet, es sei nicht rnöglieh, daß ein auf 2Mittelpfeilern ruhen- des Gebäude eine so große Menge Vtenschen fassen könne. Allein das ist ein Jrrthumz denn Plinius (hjst.. nat. XXXV, 15) erwähnt zwei von L. Curio aus Holz er- baute Theater, die so geräumi waren, daß sie nach seinem Ausdruck das ganze rdmische Volk fassen konnten. Sie waren zugleich so klinstlich eingerichtet, daß jedes nur auf einer einzigen Angel ruhte. Daher tadelt Pli- nius die Thorheit des Volks, welches wagte, sich zu einer Belustigung an einen Ort zu begeben, wo es einen so unsichern und gefährlichen Sitz hatte; denn wenn die Angel wich, so mußte die Niederlage größer sein als die in der Schlacht bei Cannä. Diese Bemerkung hebt jede vermeintliche Schivierigkeit über diesen Punkt der Geschichte Simsotrsxi (Rofeutniil1er.) 25. Da nun ihr Herz [im weiteren Verlauf des Festes, als man sich zur Opfermahlzeit nieder: gelassen] guter Dinge war, sprachen sie sdie in der Halle selbst versammelten Fürsten]: Lasset Sitnson holen, daß er vor uns fpiele sunter Gesang und Saitenspiel einen Tanz vor unsern Augen auf- führe 1. Sam. 18, 7; 2. S. 6, 5. 21]. Da sioleten sie Simson aus dem Gefängniß, und er spirlete vor ihnen, und sie stelleten ihn [dabei, da- mit er von allen gesehen und gehört werden könnte] zwischen zwo Säulen szwischen die beiden Mittel- fäulen des Hauses, das wohl nur für das Fest selber hergerichtet und von leichter Bauart war]. As. Simsou aber snachdem er eine Weile ihnen den Willen gethan] sprach zu dem Knaben, der ihn [den Geblendeten] bei der Hand leitete: Laß mich llvsL daß ich smit meiner Hand] die Säulen taste, auf welchen das Haus stehet, daß ich mich dran lehne [und ein wenig ausruhe]. 27. Das Haus aber [in seiner unteren Halle] war voll Männer und Weiber. Es waren auch der Philister Fürsten alle da; und auf dem Dach süber der Haar] bei drei tausend, Mann und 144 Richter 16, 28——31. 17, I. L. Weib, die [unter vielem Vergnügen] zusahen, wie Simson spielen. 28. Simfon aber [der, als er seine Hand von dem Führer V. 26 losmachte, keineswegs die Säulen betastete, um sich aii sie zu lehnen, fon- dern etwas ganz anderes im Sinne hatte] rief den HErrn an, nnd sprach: HEru HErr, gedenke mein fdaß ich dein, wenn auch nnwiirdigery doch so eng mit dir verbunden gewefener Knecht bin, daß meine Schmach auch die deine istL und stcirke mich doch, Gott, diesmal [noch], daß ich furmcine beiden Augen [die sie mir ausgestocheii haben] mich einst [f. v. a. eins oder eines = einmal, lat. same-l, Hof. Z, I; Sirach 12, 6; 26, 1; 50, 2., in welcher Bedeutung es auch in Hieb 19, 6 vor- kommt — hebt. mit einer einzigen Rache] räche an den Philisteru Die letzten Worte des Verfes sind nach der Auffassung der alten Ueberfetzungen und nach Vorgang der Vulgata (unam ultionem recjpjaxcy von Luther verdeutsclstz die jüdischeu Erklärer fassen sie jedoch von altersher in dem Sinne: ,,Daß ich (wenigstens) für eins von meinen zwei Augen mich räche an den Philistertn Die Rache für das andere dagegen bleibe der künftigen Welt vorbehalten» Den letzteren Zusatz nun können wir nicht billigen; wohl aber giebt die angegebene Ueberfetzuiig der Worte selbst einen sehr zutrefsenden Gedanken, indem sich darin Sim- sou’s bitterer Schnierz übe: den Verlust beider Augen ausdrückt, ein Verlust, dessen Schwere die furchtbare Rache, die er vorhat, nimmer aufwägen kann. Nur einen Theil des göttlichen Strafgerichts für das, was die Philister ihm gethan haben, eines Strafgerichts, das, wie er weiß, nicht ausbleiben kann nach so arger Schän- dung des Knechtes Gottes, wünscht er noch selber voll- ziehen zu dürfen. Der Verlust der beiden Augen scheint ihm dabei ein Abbild der geistlichen und leiblichen Blen- dung, die sie über ihn herbeigeführt haben; jene, da die Delila auf ihr Anstiften ihn hat verführen i11iis"en, fein Verhältniß zu dem HErrn preiszugeben, kann er a erdings nicht selber rächen, wohl aber erbittet er sich die iltache für die leibliche Schäudniig und will dabei, was er bei der geistlichen Blendung verschuldet hat, mit seinem Leben büßen. 29. Und er fassete die zwo Mittelsiiuleiu auf welchen das Haus gesetzt war, und drauf fich hielt [von denen es getragen wurde], eine in seine rechte, und die andere in seine linke Hand, 30. Und sprach: Meine Seele [4.s.))los.23-101 sterbe szu gleicher Zeit] mit deszn Philisternz und iieigeie sich kraftigllch lsiemmte sich mit aller Kraft, die in diesem Augenblick in ihrem ganzen früheren Maße von dem HErrn ihm zurückgegeben wurde, gegen beide Säulen, also daß er sie niederriß]. Da fiel das Haus auf die Fürsten, und auf alles Volk, das drinnen fsowohl unten in der Halle, als oben auf dem Dache] war, daß der Todten mehr war, die in feinem Tode starben süber 3000 Mann V. 27], denn die bei seinem Leben starben [30 Mann in Kap.14, 19 und 1000 Mann in Katz. I5, 15]. Es giebt kaum irgend eine Geschichte der Bibel, die, aus dem Ganzen heransgerisfen und für sich betrachtet s und Begebenheiten dar, wie sie gewesen sind. und so angesehen, wie man die tausend und aber tau- send Begebenheiten und Anekdoten der Weltgeschichte anzusehen pflegt, so abenteuerlich und einer Sammlung heiliger Schriften, einer göttlichen Offenbarung so fremd- artig erscheinen kann, als die Geschichte der israelitischen Richter oder Heerführer Zwar anziehend durch die Menge und Verschiedenheit, Größe und Kraft der Personen und Charaktera die darin austreten, unterhaltend in Lust und Trauer, inlschnellein Wechsel und Wandel der Umstände und Ereignisse wird sie leicht jeder finden, dem nicht gänzlicher Mangel an Geschniack alle Werke des Alter- thums ungenießbar iuachtz aber number, der das Morgen- land wie das Abendland ansieht, und das Thun und Treiben einer freierer» kräftigeren und kühneren Mensch- heit der grauen Vorwelt wie das ehrbare Handeln nnd Wandeln wohl eingeeugter und wohlerzogener Zeit« genossen, und fiik alles in dei- ganzen Weltgefchichth welches Zeitalters, welches Volkes, welches Landes und Himinelsstrichs es sein mag, nur einen Maßstab, den kleinen zierlichen Maßstab einer im 18. oder 19. Jahrh. verfertigten Moral, Politik und Schicklichkeitslehre bei der Hand hat, ärgert sich fast bei dieser Geschichte und nieint, da sei manches erzählt, das kaum in einer ehr- baren heidiiifcheii Geschichte eine Stelle hätte finden müssein Aergerlich ist da nun in der Sache selbst eigent- lich nichts. Die Bibel ist wahr und will uns durch Wahrheit belehren, darum stellt sie Menschen und Zgzeii «; re sheldcii können irren und fündigem ihre Heiligen können fehlen und fallenz aber es sind doch Helden und sind doch Heilige. Und diese Helden und Heerführer Jsraels bleiben doch bei aller Sitndlichkeit ihres Lebens, bei aller anscheinendeii oder wirklichen Uusittlichkeit und Unfchicb lichkeit ihres Benehmens, sehr tugendhafte, sehr beschei- dene, mäßige, züchtige Menschen, wenn man sie mit den meisten christlichen Helden und Heerführern des 18. und II. Jahrhunderts vergleicht. Doch das wäre soviel, als mit schnöder Verachtung von diesen herrlichen Menfchen reden. Wir wollen mit Achtun von ihnen reden, und sagen, was die Sache ist: sie sind tiefer Hochachtimg und großer Verehrung würdig, nur daß ihr Leben und Wir- ken, Streben und Dulden aus dem rechten Gesichtspunkt angeschaut werde. Wenn nur das Göttliche aus dieser Geschichte hinweggenoinnieih wenn nur der darin wal- tende und daraus hervorblickende Zusammenhang des Sichtbaren nnd Unsichtbaren vertilgt wäre, so würde über ihren Werth als Geschichte nur Eine Stimme sein, einstimmig würde sie den fchönsten und anziehendsten Gefchichten des Griecheip und Römervolks beigezählt werden. Denn wenn wir die csiefchichte aller Zeiten und Völker durchgehen, so können diese israelitischen Helden und Heerfiihrer den Muthigstem Tapferstem denen glühende Volks· und Vaterlandsliebe die freie Brust hob, die fiir des vaterländischen Volks Verfassung und Freiheit alles thaten, alles litten nnd freiwilligen Todes starben, die zur Zeit des Unglücks und tyrannischcr Zertretung es allein waren, die ihr Volk mit Muth und Leben wiederbelebend anathnietem oft ohne alle Hülfs- inittel von außen, mit Ehre an die Seite treten. Aus ihrer Geschichte aber lernen wir, was wir aus der Ge- schichte aller übrigen nicht so lernen können, daß wahr- haftiger Glaube an Gott und ewiges Leben, wenn auch an des Nienscheii Wesen und Leben nianches hastet, das dieser Glaube nicht duldet, das er wegläutern muß und wegläuteru wird, doch dieser Glaube in des Menschen Seele eine Gewißheit, einen Muth, eine Kraft legt, die nichts anders ihm also verleihen könnte, —- daß dieser Glaube zu Heldensinn und Heldenthaten erniuthigy und daß ein Volk nicht bleibend unterjocht, nicht von Tyrannei oder Gewalt größerer Nationen zertreten werden Simson zerbricht die Säulen des DagomTempels und begräbt so sich und 3000 Philisten 145 kann, worin solcher Glaube lebt, und, wenn er ausge- sprochen wird, offene Herzen findet, die ihn aufnehmen. Den schönen Wahlfpruch demüthiger und muthiger Frömmigkeit, der in allen Fahnen christlicher Heere wehen und in dem Herzen aller christlichen Wehrmänner durch wahrhaftigen Glauben leben sollte: Mit Gott wollen wir Thaten thun! und die siegende Gewißheit: Mit Gott können wir Thaten thun, ob unserer viele sind oder wenige! bestätigt und verherrlicht diese Gefchichte gläu- biger Helden und Heerführer Jsraels so schön und so mannigfaltig, wie keine andere Geschichte —— Was in- sonderheit Simson betrifft! Er, in seinem ganzen Leben voll Gefahr und Noth, voll Gedränge und Gewirre, durch den Glauben hochheldenmilthig und unbesteglich tapfer, sein Heldenleben mit dem schönen freiwilligen Heldentode, dem Aufopserungstod für Volk und Vater- land, dem Rachetod gegen die ewigen Feinde und Drän- ger Jsraels besiegelnd, ist nach des Apostels Urtheil (Hebr. 11, 32) so würdig als einer, in der Reihe derer zu glänzen, die groß waren im Glauben, in deren Leben Glaube eine göttliche Kraft war zu hohem Muth und zu großen Thaten. Zwar hing auch Schwachheit an dem Leben dieses Starken, die sein Leben entstellte, ver- wirrte und es verdarb, Schwachheit einer wilden, dem Glauben nicht unterwürfig gemachten und durch Wahr- heit nicht gebändigten und geordneten Natur, die mit Schwachheit hart gestraft wurde; aber fein Glaube ließ ihn nicht Versinken. Durch ihn kräftig geworden aus der Schwachheit war er, äußerlich gebunden, innerlich frei, und, des Lichtes dieser Welt beraubt, konnte das Auge seiner Seele doch noch im Lichte einer höheren Welt hinaufschauen zu dem Gott, der seines Lebens Kraft und Hülfe gewesen war, betend um übernatürliche Kraft zu überschwänglicher Rache, beides noch in seinem Tode behauptend, was das ganze Leben hindurch sein Herz gehegt hatte, den Glauben an den lebendigen Gott Jsraels und unversöhnlichen Haß gegen die Philister. (Menken.) Es ist früher viel über die Frage verhandelt worden, ob nicht Simson bei seiner letzten Heldenthat einen Selbstmord begangen habe; wir müssen aber viel- mehr fein Unternehmen eben »als die That eines Helden ansehen, der da siehet, daß es zur Rettung seines Volks und seiner Sache, zur Entscheidung des Stegs, den er noch erkämpfen soll, nothwendig ist, mitten in die Feinde sich zu stürzen, um dort den gewissen Tod zu finden. Daß dies der Wille des HErrn sei, mußte dem Simson um so gewisser werden, wenn er bedachte, daß er, auf welche andere siegreiche Weise er auch aus der Philister Hän- den fich hätte retten mögen, doch das Denkmal seiner Schmach in seiner Blendung für immer würde an sich getragen haben, ein Denkmal eben so sehr der Untreue des Knechtes Gottes, als des zwiefachen Triumphs der Feinde, die geistlich und leiblich ihn gefällt hatten« (v. Gerlachh 31. Da [um seinen Leib nicht unter den Leichen der gefallenen Feinde zu lassen] kamen seine Bruder kVerwandtenj hernieder [nach Gaza], und seines Vaters ganzes Hans [Ksp· 18- 8J- und haben ihn [ohne von den Philistern gehindert zu werden, die vielmehr durch den Untergang ihrer eigenen Für- sten nnd so vieler aus ihrem Volk von Furcht und Grauen vor der Allmacht des Gottes Israel erfüllt worden waren] auf [und trugen ihn hinauf nach seinem Heimathsort], und begraben ihn in feines Vaters Manoah Grab sder in der Zeit des 20jährigen Richterthums Simson’s sammt der Mutter gestvtben EVEN, zwischen Zarea und Esthaol Dächfelk Bibelwerb [Kap. 13, 25].. Er richtete aber [wiebe reits Kap 15, 20 bemerkt] Israel zwanzig Jahr. Simson war in vielen Stücken ein Vorbild Christi (Kap. II, Z; Luk. 1, 31. —- Richt IS, 5; Matth. I, 21; Joh. 19, III-Nicht. 13, 24 f.; Luk. 2, 40; Jes. 11, I f. —— Nicht. 14, 6.8; Matth. 4, 1 fs.; 1. Joh.3, 85 Röm. s, 243 Lin. 24, 46 f.; Ps.119, 1 i « Apostelg. 10, 34 f.; II, 46 f. — Nicht. 4,33f.; 11, 14 f. — Nicht. 15,13 8, 59; Luk 23, 53. —- · t. 16, Richt- 15,18; Joh. l9, 28.— R 26, 14f.;Sach.11,12.——N· r. —- Rlcht 16,30; Col. Z, 153 H «« 16, 313 Mattkx 26, 57 f.; Joh. 3 man sich bei dem allen in Acht zu nehmen, daß man die Vergleichungsstücke nicht zu hoch treibe. Das 1·7. Kapitel. Llliiaha richtet igiitzendierisi an. I— U. l——13. dlactjdem mit Simson die Geschichte des Zeitaliers der eigentlicheu Richter geschlossen, folgt in den sänf letzten Kapiteln unsers samt; ein Nachtrag zweier Begebenheiten aug drm Anfang der Richterperiodtz der eine den Ursprung deg Bilderdirtilteg der in Nord— paliifliiia sieh ausiedelndeu danitischen Eolonie Man. 17 u.18), der andere den Krieg der Stämme gegen Benjainiu wegen des non den Bewohnern Gibeav an dem Kebs- weibe eines trevitea verübten Frevelg (Kap.19 21) be- treffend. In kijiusicht auf die erstere Begebenheit nun erfahren wir zunächst in dem einleitenden Bericht unsers Kapiteln, wie ein Mann auf dem Gebirge Gphraink Micha mit Namen, von dem seiner Mutter enimendetem ihr aber dann zurämgcgebrneti Gelde auf ihren Betrieb ein Gottegbild in seinem Hause, wo er schon einen privat— gotiegdiensi sich eingerichtet hat, aufsiellt und später auch einen unstät herumschweisenden tleviteujüngling findet, den er zu seinem ljangpriester macht, weinend, daß ihm nun der Segen des ljairrn nicht fehlen könne. 1. Es war aber [um hier noch Einiges aus der Kuh. 1. beschriebenen Zeit nach Josuas Tode, von 1430——1417 v. Chr» nachzubringem was dem dort gegebenen geschichtlichen Ueberblick sich nicht wohl einfügen ließ] ein Mann auf dem Ge- birge Ephraim, mit Namen Micha sder zwar bei feinen Landsleuten in bedeutendem Ansehn stand, es aber nicht werth ist, daß hier seine Abstammung und Geburt näher angegeben werde]. 2. Der sprach zu seiner Mutter* seiner reichen, in seinem Hause wohnenden Wittwe, welcher er vorhin eine Summe Geldes von 96272 Thln entwendet, jetzt aber, nachdem sie einen Fluch aus den unbekannten Dieb gelegt hatte, dieselbe zurück- erstatten wollte, weil er siirchtete, der mütterliche Fluch möchte an ihm und seinem Hause sich erfüllen]: Die tausend und hundert Silberlinge [Kap. 16, 5], die du zu dir genommen sfür den Zweck dir zUriTckgelegtJ hast [um ein gegossenes Bild davon anfertigen zu lassen — so Luther nach der Vulgata und Septuaginta, richtiger aber: die man dir heimlich genommen odergesiohlen hat], und geschtvoren [nnd hast öfsentlich denjenigen ver- wünscht, der das Geld dir entwendet habe], nnd A. T· l. 2. 10 «? F? B . H: P« ou» i«-« I; 146 Richter I 7, 3—-12. gesagt [den Fluch auch mehrmals hören lasseuJ vor meinen Ohren: Siehe, dasselbe Geld ist bei mir [in meiner BerwahrungL ich [selber bin der Dieb gewesen, wie ich dir hiermit, damit du deine Verwünschungen zurücknehmest, eingestehe, und] hairs zu mir genommen. Da sprach seine Mutter serschreckend darüber, daß der eigene Sohn der Thäter sei und den Fluch sofort in einen Segen für ihn umwandeliidk Gesegiiet sei mein Sohn dem HEkkn sdenn er hat nicht nur seine That bekannt, sondern ist auch bereit, das Entwendete mir wiederzugeben"]. ««) Aeltere Ausleger meinen, diese Fraii sei niemand anders als die Delila gewesen; aber nicht nur war diese nach Kuh. l6, 5 eiii philistäisches Mädchen, iind keine Jüdin, sondern unsre Geschichte stillt auch, wie aus V. 6 Verglichen mit Kap. 19, l und 20, 28., aus Kap. 18, I Verglichen mit Kap. l, 34 ff» sowie aus der Be- merkung Kap. 18, 29330 deutlich hervorgeht, in eiiie frühere Zeit, indie Zeit nach Josuas Tode, als die Aeltesten, die mit ihm gelebt und die Werke des HErrn gesehen hatten, die er an Israel ·ethan, eiiier nach dem andern dahinstarben und der Absall zum Götzen- oder Bilder- dienst seinen Anfang nahm. —- ") Nach Z. Mos. 5, l kann man den Vorgang auch so auffasseiu daß die Mut- ter einen jeden im Hanfe angeschworen hatte, der uin den begangenen Diebstahl irgendwie wisse, als Zeuge aufzutreten, und dem Sohne ging der Schwur zu Her- zen; er wagte nicht, seine That länger zu verheimlichm Wie dem aber auch sei: darin, daß die Mutter so ohne Weiteres dem Sohne Verzeiht, ihren Fluch in einen Se- gen für ihn umkehrt und das zurückzuenipfangende Geld nach V. 3 zur Anfertigung eines Götzenbildes weiht, zeigt sich, wie weit der Aberglanbe und die Entfremduiig von dem Geiste des göttlichen Gesetzes schon um sich gegriffen hatte. · 3. Also gab er seiner Mutter die tausend niid hundert Silberlinge wieder sdie er ihr früher genommeu]. Und seine Mutter sum den einmal ausgesprochenen Fluch in verineintlich wirksamer Weise von dem Sohne wegzunehmen und ihm desto größeren Segen von dem HErrn dafür zu: zuwenden], sprach: Jch habe ssofort, als du deine That gestandesh in meinem Herzen] das Geld dem HErrn geheiliget von meiner Hand Ho» daß ich’s nicht wieder zurücknehinen will], fnr meinen Sohn [zu seinem und seines Hauses Besten], daß man [davon] ein Bildnis nnd Abgoit seine Abbildung Jehovcks in Form eines gegosfeneii jungen Stiers — nach Art des von Aaron verfertigteu 2. Mos. 32, 4; b. M. 9, 12 —7 iiebst einem Piedestal oder Untergestell dazu] machen soll; darum so gebe ichs dir nun wieder sdaß du anfertigen lasfest, wozu ich das Geld bestimmt habe]. Sie bedachte also gar nicht das Verbot in 5. Mos. 27, 15., und daß sie mit ihrem Gelübde nun erst recht ihren Sohn dem Fluche Gottes aussetzte, statt den vorigen Fluch von ihm zu nehmen. 4. Aber er gab seiner Mutter das Geld wieder [weigerte fich, es von ihr zurückzunehmem vielmehr sollte sie selber den angegebenen Gebrauch davon machen]. Da nahm seine Mutter zwei hundert Silberlinge sohngefähr den fünften Theil der gan- zen Snmme], nnd that sie zu dein Goldschuiiedz der machte ihr ein Bild und Abgott sStierbild mit Untergesiell Kap. 18, 17 H, has war darnach im Hause Mieha swurde daselbst aufgestellt, um als ein Gleichniß Gottes angebet und verehrt zu werden]. 5. Und der Mann Micha hatte also« ein Got- teshans seinen Privat- oder Familientempel neben seinem Hause Kuh. 18, 15 ff.], und machte sum seinen Privatgottesdienst vollstäiidig einzurichten] einen Leibrock snach Art dessen, den der Hohepriester trug Klio« Z, 27; 2. Mos 28- 6ff.] nnd Heilig: thnm s"geiiaiier: Theraphinifi Hausgötter oder PEUMEII LMvic 191- und fiillete seiner Söhne eitlem die Hand ssiveihete ihn in der Z. Mos 28, 41; 29, 24; M. 28, 27 f. angegebenen Ateifeh daß er sein [Haus-] Priester ward. V) Der Grundtext kann auch so verstanden werden, daß Micha das alles schon vorher besaß, ehe die Mutter das Stierbild mit dein Uiitergestell anfertigen ließ, so das; letzteres dem bereits bestehenden Familiengottesdienst gleichsam den Schlußstein hinzufügen, ihm die Krone aiifsetzen sollte; wörtlich iibersetzt lautet nämlich der Vers: »Den Mann Mieha anlangend, so war ihni ein Gotteshaus, nnd machte einen Leibrock und Hausgöttey und füllete seiner Söhne einem die Hand, daß er sein Priester ward«, und kann man das für einen das Vor- hergehende erläuternder! Unistandsatz ansehen, der da erklärt, wie die Miittcr darauf kam, ein solches Gelübdes zu thun, wobei denn die Worte: machte, fiillete, ivard als Pliisquaiiiperfekta zu nehmen wären: und hatte einen Leibrock gemacht und Hansgöttey und seiner Söhne einem die Hand gefiillh daß er sein Priester ge· worden. Unklar ist, warum bei der Anfertigung des Bildes und feines Zubehörs nur von 200 Silberlingen die Rede ist, die dazu verwendet worden, und wozu die iibri e größere Summe gebraucht sei. Einige meinen, die 00 Seiel wurden dein Gold- oder Silberschmied als Arbeitslohn gegeben; Andere, die iibrige größere Summe war zur Unterhaltung des Gottesdienstes be- stimmt; noch Andere endlich behaupten, von le terer Summe seien der Tempel, der Leibrock und die ilder der Hausgötter verfertigt worden. Letzteres ist ein Jer- thiim, da, wie vorhin gesagt, die in unserm Verse ge- nannten Gegenstände in Michas Hause schon vorhanden waren. — «) Theraphim deutschen wir »das Heilige oder Heiligthum«, wie zu unserer Zeit die hölzernen Hei- ligen, Todtenbeine, Todtenkleider und dergleichen Heiligen- tand gehalten ist für Goitesdienst; denn dies Wort hat unterschiedliche Bedeutung. (Luther’s Randglosseh it. ZU der Zeit war [noch] kein König [oder Regel-it] in Israel sder Ordnung und Recht im Lande aufrecht erhalten hätte], und ein jeglicher that, was ihm recht dciuchte [daher denn ein solches, dem Gesetz durchaus widerstreitendes Thun und Treiben recht wohl möglich war]. Diese, in den beiden Anhängen des Bachs uns öfter begegneiide Bemerkung (Kap. 18, 11; II, 1; 21, 25) scheint einen Tadel über die damalige Versassuug des Volkes Gottes auszusprechen, welche, wie wir ivissen, in einer Gottesherrschaft oder, nach dem zuerst von Josephus dafür ausgeprägten und hernach so gebräuchlich gewor- denen griechischen Ansdruck, in der Theokratie bestaiidz I. Nachtrag: Ursprung des Bilderdienstes der Daniten in Lais. Michirs Heirigthuue 147 inwiefern aber, trotz der Klage über die damaligen anarchischen (herrscherlosen) Zustände, welche die unab- weisliche Nothwendigkeit eines festen Königthums kund- thaten, dennoch nicht die Verfassung an sich, sondern nur dasjenige Gefchlecht angeklagt werden soll, welches sich unfähig erwies, die höchste und beste Verfassung auf die Länge der Zeit ohne Gefahr zu ertragen, geht aus fol- genden Bemerkungen hervor: ,,Jsraels eigentlicher König war der HErrz und zwar hatte sein Königthum begonnen an dem Tage, da er durch Verössentlichung des Gesetzes die Stämme Jsrael zu einem Gemeinwesen, dem ,,,,prie- sterlichen Königreichew verband (2. Mos. 19, 6; 5. M. 33, 5). Vermöge dieses theokratischen Grundsatzes ruhen alle Gewalten des israelitischen Staates in der Macht des Bundesgottesz die irdischen Träger derselben sind nur Werkzeuge Jehova’s, des eigentlichen Gesetzgebers, Richters und Königs seines Volks (Jes. 33, 22). Nun bietet aber die israelitische Theokratie die eigenthümliche Erscheinung dar, daß sie ursprünglich ein bestimmtes Amt, das Organ Jehova’s für die vollziehende Gewalt im Staate wäre, nicht kennt; denn die Stammfiirstem wenn sie auch für gewisse Dienstleistungen verwendet werden, bilden doch nicht eine theokratische Behörde. Nach Umständen greift der HErr selbst in unmittelbarer Machterweisiing ein, um seinen königlichen Willen zum Vollzug zu bringen und die Vundesordnung anfrecht zu erhalten. Jm Uebrigen wird zwar die Zuversicht aus- gesprochen (4.Mos.27, l7), daß er seine Gemeinde nicht wie eine Heerde ohne Hirten lassen, sondern ihr immer wieder Führer bestellen und durch seinen Geist ausrüsten werde, wie er an Mosis Statt den Josua und später die Richter erweckt; aber eine geregelte erecutive Behörde fehlt, wie gesagt, der mosaischen Verfassung Man hat dies höchst auffallend gesunden, daß Mose so wenig für die Ausführung seiner bis in’s Einzelne ehenden Gesetz- gebung gethan, daß er nicht eingesehen-habe, wie ohne diese Hauptgewalt überhaupt kein Staat bestehen könne; allein die theokratische Verfassutzg beruht eben nicht auf der Verechnun eines klugen eligionsstifters, sondern auf dem göttliåpen Rathe, der seiner Verwirklichung trotz der vermeintlichen Unzulänglichkeit der irdischen Jnstitu- tion Einrichtung) gewiß ist, jener Mangel des mosaischen Staats zeigt nur die Stärke des theokratischen Prineips (Oehler.) Zur Zeit der Richter lebte das israelitische Volk in einer Verfassung, die nie bei einem Volk aus Erden gewesen ist, und die nicht gut war, weil sie zu gut war, weil sie ein Volk erforderte, wie nie ein Volk gewesen ist und nie keines auf Erden sein kann, wo einer wie alle und alle wie einer Gott fürchten und aus Got- tesfurcht auch ohne äußeren Zwang ein Gesetz halten, das Gott gegeben hat. Gleichwohl bleibt Israel ein Volk, des Lobes und der Bewunderung Werth, weil es einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten hindurch in solcher Verfassung leben konnte, ohne sich selbst zu vertilgen. Was würde die Folge und Frucht solcher Verfassung sein, wenn irgend eine aufgeklärte europäische Nation der ge enwärtigen Zeit nur einige Jahrzehnte darin leben so te? Mord und Blut und Raub und Gewalt und Frevel und Greuel, daß die Guten und Frommen sich den Tod wünschen würden! Auf die Dauer konnte freilich auch dies Volk in solcher Versassung nicht bestehen; es mußte aus eigener Erfahrung lernen, daß ein Volk, wenn es sein Land, seine Ehre, sein Eigen- thum, feine Freiheit und Lebensfreude gesichert sehen will, einer bleibenden, festen und Gewalt habenden Obrigkeit und Regierung bedarf« (Menken.) 7. Es war aber ein Jüngling von Bethleheuv Juba [mit Namen Jonathan Kap. 18, 30], unter dem Geschlecht— Juba lzu denjenigen Leviten gehö- rend, welche im Stammgebiete Juda srch nieder- gelassen hatten], und er war ein Levit [aus dem Gefchlecht der Kahathiten ein Enkel oder»·Urenkel des Mose], Und war fremd daselbst [hielt sich nur zeitweilig in Bethlehem auf, ohne dort geboren oder eingebürgert zu sein]. Bethlehem-Juda, zum Unterfchicd von Bethlehem im Stamme Sebulon (Kap. 12, 8—10; Jus. 19, 15] so genannt, war keine Levitenstadt, wie denn im Stamme Juda und Simeon überhaupt keine Leviten, sondern nur Priester wohnten (Jos. 21, 9—19). Da aber bei der Eroberung des Landes nicht alle Eananiter waren ver- trieben worden, so kamen auch nicht alle Städte, die in den übrigen Stammgebieten den Leviten zugewiesen wa- ren, in den ungestörten Besitz der Jsraeliten (z. B. Geser und Ajalon Jus. 21, 21 vgl. 16, 10; 21, 24 vgl. Richt l, 35). Daher mußten viele Leviten Zuflncht in solchen Orten suchen, die nicht zu den in Jos Kap. 21 verzeichneten Levitenstädten gehörten. Aehnlich »wie hier in Bethlehem, erfcheint hernach (Kap. 19, 1) auf der nördlichen Seite des Gebirges Ephraim in der Gegend von Silo ein Levit, der seinen Aufenthalt daselbst hat. 8. Er zog aber aus der Stadt Bethlehenu Juba, zu wandern, wo er hin konnte [um sich an- derswo Unterkommen und Unterhalt zu fuchen]. Und da er auf-s Gebirge Ephraim kam, zum Hause Micha [V. 1—5], daß er seinen Weg ginge [wört- lich: seine Reise machend, d. i. weil der Weg, den er eingeschlagen, diese Gegend berührte]; 9. Fragte ihn Mich« Wo kommst du her kund wo willst du hin]? Er antwortete ihm: Jch bin ein Levit von Bethlehem-Jrcda, und wandern wo ich hin kann. 10. Micha [erfreut, daß ihm hier Gelegenheit geboten ward, einen Leviten für sein Privatgottes- haus zu gewinnen] sprach zu ihm: Bleibe bei mir, du sollst mein Vater sväterlicher Freund und geist- licher Berather 1. Mos. 45, S: 2. Kön. 6, 21; IS, 14] nnd mein [Haus-] Priester sein; ich will dir jährlich kais Gehalt] zehn Silberlinge [= 834 Rthlr.], nnd benannte [die zum Priesterdienst sowohl wie zum gemeinen Gebrauch benöthigten] Kleider, und deine Nahrung [freie Kost und Wohnung] geben. Und der Levit ging hin [zog» in Michcks Haus ein, um zuzusehen, ob es ihm da gefallen würde, was denn auch der Fall war]. 11. Der Levit trat an sentschloß sichJ zu blei- ben bei dem Mann [und ihm seinen Hausgottes- dienst zu bestellen, ohne das geringste Bedenken darin zu finden, daß er damit an dem Gesetz des HErrn sich oersündigte]; und er [Micha] hielt den Knaben fJünglingj gleichwie einen Sohn [so lieb und werth war er ihm]. 12. Und Micha fiillete dem Leviten die Hand [betrauete ihn in feierlicher Weise unter dargebrach- ten Opfern mit dem ihm zugedachten Amte], daß er [an Stelle des Sohnes, dessen er sich bis dahin bedient hatte B. 5] sein Priester ward; nnd war also [Jonathan, der Sohn oder Enkel Gersonn des Sohns Mose Kap. 18, 301 im Hause Micha lgegen 107 148 Richter 17, is. 18, 1——10. das ausdrückliche Gebot, daß weder ein Jsraelit seine besonderes Heiligthum haben, noch ein Levit das eigentliche Priesteramt ausüben sollte] 13. Und Micha [in seinem abergläubischen Vorurtheih als müßte sein selbstertvählter Grittes- dienst nun sicherlich dem HErrn gefallen, da er fortan von einer gottesdienstlichen Person verwaltet werde] sprach [bei sich, und äußerte es auch gegen Andere]: Nun weiß ich, das; mir der HErr snach dem Segenswunsche rneiner Mutter V. Z] wird tvohlthunz weil ich einen Leviten zum Priester« habe. Gbtzendiener lieben und ehren ihre Götzenpriester mehr, als Christen die wahren Knechte Gottes: 1.Kön. 18, 19. (Seb. SchmidJ O verblendeter Mensch, der in einen selbsterwählten Gottesdienst noch dazu eine Verdienstlichkeit setzet und also seine Siinde verdoppelt! (J. Lange.) Das is. Kapitel. Die Daniier gewinnen Zeus, und richte« Uiigötierei an. II« V. 1——10. von dem hause oklichabz aus dem Gebirge Ephraim liinweg werden wir jetzt in das Statnnigebiel Bau ver-seht. Dort haben die Daniter an llleberoölleerung zu leiden und ein Theil von ihnen beschließt, nach Laie oberhalb des Hieraus-Sees ansznwundrrn Es wird des— halb von der Gegend zwischen Korea und Elihaol aus eine Gesellschaft von fünf Mann zur itlerlinudsktjastiing jenes Orts anggesendetz diese nimmt auf ihrer Reise da- hin btachtquartier bei Micha, laßt non dessen xtjausuriesier Gott fragen, ob auch ihr Weg wohlgerathetk werde, und bringt günstige Botschaft älter Eais zu ihren Brüdern kürte. l. ZU der Zeit sin welcher wir mit unsrer Geschichte stehen] war [wie schon oben Kap.17, 6 bemerkt] kein König in Israel [der die oerschtede nen Stämme unter seinem Regiment vereinigt hätte und einem einzelnen, von seinen Drängern gedrückten Stamme mit der Gesammtmacht des Landes hätte zu Hülfe kommen können] Und der Stamm der Daniter [da er in dem von Josua ihm angewiesenen Gebiet Jos. 19, 40 ff. von den Amoritern aus der Niederung verdrängt und mit seinen Wohnsttzen auf einige Ortschaften an und auf dem Gebirge eingefchränkt war] suchte ihm [anderswo] ein Erbtheih da sie [zu einem Theil, wenn auch die Mehrzahl allenfalls Raum hatte] wohnen möchten; denn es war bis auf den Tag [eben der Uebermaeht der Amoriter wegen, von der Kap. 1, 34 ff. die Rede gewesen] noch kein khinlänglich großes] Erbe für sie gefallen unter den Stummen Israel [in dem sie, ohne an Ue- bervölkerung zu leiden, hätten ruhig und zufrieden leben mögen] 2. Und die Kinder Dan sandten aus ihren Geschlechtern von ihren Enden fvon der Gesammt- heit ihres Volks] fünf streitbare Männer, von Zarea und Esthaol [aus welcher Gegend die Auswande- rung B. 11 vor sich gehen sollle], das Land [Ge- biet der Stadt Lais, nördlich vom See Nieromj zu erkunden nnd zu erforschen, und sprachen zu ihnen: Ziehet hin, und erforschet das Land [ob es zu einer Ansiedeluiig Gelegenheit bietet; denn jene Ge- gend, noch von Carianitern bewohnt, hatte man für die zu gründende Colonie bereits in’s Auge gefaßt] Und sle [die fünf Kundschafted kamen [auf ihrem Wege von Zarea und Esthaol nach Laie-»] aus? Ge- birge Ephrauzh an’s Haus »M1cha sKap. 17,1ss.], und blieben uber Nacht daselbst. Man hatte dazumal noch keine ordentlichen Wirths- häuseiq sondern mußte bei irgend einem Gastfreunde sein Unterkommen suchen. Jndeß waren bei der überall im Lande bestehenden Gastfreiheih da man in jedem Privat- hause einkehreri und auf gute Aufnahme und freundliche Verpfleguag mit Zuversicht rechnen konnte (in Luk.9,52 wird sie dem HErrn nur wegen der Nationalfeindschaft der Juden und Samariter verweigert), Gasthäuser in bewohnten Gegenden den Reisenden vollständig entbehr- lich. Wollte man von dieser Gaftfreiheit keinen Gebrauch machen oder befand man sich in Wüsten und in Gegen- den, wo weit und breit niemand wohnte, so richtete man sich sein Nachtlager auf freiem Felde, unter einem auf- geschlageneit Zelle oder in einer etwa vorhandenen Höhle ein (1.Mos.28,11; 42,47; e. M. 4, 24; 1.Kön.19,9), und zehrte von dem Mnndvorrathe, den man bei sich trug. Unter der wohl schon in Jerem. 41, 17., sicher aber in Las. 10, 34 erwähnten »Herberge« ( rieth. »aus-»Frau) ist eine Art Karaoansereh wie man e im heutigen Morgenlande findet (auch Mensil oder Chan genannt), zu verstehen, welche den Reisenden und ihren Neit- oder Lastthieren unentgeltltch Obdach, und gegen ein an den Wirth zu zahleudes Stück Geld auch die nöthige Nahrung gewährt; dergleichen Karavansereien gab es aber bloß in Wüsten (rvie die von Jericho), durch welche Landstraßen führten, und waren mehr für durch- reisende Nichtjuden und Handelskaravanenen bestimmt. Die in Luk. ·2, 7 vorkommende Herberge (griech. Jenseit-onus) ist dagegen zweifelsohne das Privathaus eines Gast- sreundes (vgl. But. 22, l1), das jedoch wegen der vielen andern sihon anwesenden Fremden so überfüllt war, daß Joseph und Maria nur noch in dem dazu gehörigen Stalle, wozu vermuthlich eine nahe gelegene Höhle be- nutzt wurde, ihr Unterkommen fanden. Z. Und weil sie da bei dem Gesinde sden Hausleuteiq Micha waren, rannten sie die Stimme des Knaben, des Leviten serkannten ste aus dem Dialekt desselben, daß er kein Einheimischer jener Gegend sei, sondern wo andersher stammen müsse]; nnd sie wichen dahin swußteu es »so einzurichten, daß sie mit ihm in feiner eigenen Behausung, die er im oberen Stock des Hauses Micha hatte V. 15.», im Geheimen reden konnten] nnd sprachen zu ihm: Wer hat dich hieher gebracht? Was machst du da [an einem Orte, der doch deine Heimath nicht ist]? Und was hast du hie sfür ein Geschäft oder Amt]? 4. Er antwortete ihnen sindem er ihnen seine Geschichte Kap. 17, 7 ff. ausführlich erzählte-J: So und so hat Micha an mir gethan smir bei meiner Durchreise durch diese Gegend seine An- träge gemacht], und hat mich [da ich darauf ein- ging] gedingeh daß ich sein Priester sei. Wegen Uebervölkerung beschließt ein Theil der Daniten auszuivandern o. Sie sprachen zu ihm: Lieber, frage sdoch, da du ein Priester Gottes des Höchsten bist und im Besitz eines hohenpriesierlichen Leibrocks mit dem Licht und Recht in dem Amtsschildlein 2. Mos. 28, 6—30; 4. M. 27, 21., in der Angelegen- heit, die uns hier bei euch dnrchführt] Gott, daß wir erfahren, ob unser Weg, deii wir wandeln, auch wohl gerathen werde. s. Der Priester snachdem er wirklich das Oraket für sie befragt hatte] antwortete ihnen: Ziehet hin mit Frieden; euer Weg ist recht vor dem HErrn, den ihr ziehet fund wird wohl ge: rathen]. Hier heißts wohl recht (2. Tim. 3, 13): »Verführen und werden verführen« Wie sie ihrerseits dein falschen Priester schineicheln durch Anerkennung der widerrechtlich von ihm angeinaßten Würde, so fchmeichelt dieser ihnen nun wieder durch eine Antwort, die ganz ihren Wünschen entspricht. Daß ihr Vornehmen hernach wirklich ge- rieth und sie in Lais einen sehr bequemen Ort zu der beabsichtigten Auswanderuiig fanden, auch dort niit leich- ter Mühe die Einwohner vertrieben und sich eine Stadt bauen konnten, beweist nicht, daß ihr Weg in der That ,,recht war vor dem HErrnC wie denn überhaupt dcr glückliche Erfolg eines Unternehmens niemals an sich selber schon ein Zeichen des göttlichen Wohlgefallens und Beiftandes ist; Gott läßt manches gelingen, was wir ohne oder wider seinen Willen vornehmen, nicht zum Segen, sondern zur Strafe für uns. Seine Wege sind, wie Luther sagt, wie eine hebräische Bibel, die man von hinten lesen muß; erst ihr Ende zeigt, was er gewollt Und so zeigt auch das Ende unsrer Geschichte in V 30 u. 31, daß das Werk der Dciniter nicht aus Gott war; der rechtmäßige Hohepriester in Silo würde auf ihr Rath- fragen ohne Zweifel ihnen eine ganz andere Antwort gegeben haben, sie hätten sollen in des HErrn Kraft die Amoriter vertreiben und sich so Raum schaffen in dem ihnen einmal überwiesenen Erbe, statt dasselbe zu ver- lassen (Jos. 17, 12 ff.). Wir unsrerseits sollen aus die- sem Exempel, das sich zur Erläuterung des 2. Gebots (bei Gottes Namen zaubern — lügen oder trügen) trefflich brauchen läßt, lernen, daß wir mit Wahrsagen, Zeichendeuten und den mancherlei Künsten des Beschwö- rens oder Segensprechens nichts dürfen zu schaffeii haben, auch wenn vieles davon eintrifft oder hilft. Ein junger Soldat lag krank im Lazareth an der fallenden Sucht, und da die ärztlichen Llliittel nicht anschlagen wollten, nahm er auf den Rath seiner Bekannten seine Zuflucht zu einem Beschwören Ob nun iii Folge der ange- wandten Künste oder nicht, gleich viel — er wurde von dieser Krankheit gänzlich hergefiellh Von dem Augen- , blick an ward er trübsinnig und fing an sichtbar dahin zu stechen; so oft ihm Trost zugesprochen wurde, schüttelte er traurig das Haupt und sagte: »O hätt» ich meine fallende Sucht noch, und dabei meinen Frieden! Nun hab’ ich alles beides verloren» 7. Da seines glücklichen Erfolgs ihrer Sen- dung auf Grund des empfangenen Orakels sich versichert haltend] gingen die fünf Männer hin [vom Gebirge Ephraim], und kamen fnach einem weiteren Marsche von mehreren TagereiseUJ gen Lais [oder Lesem an der mittleren Jordanquelle Jvs 19- 47], und sahen das Volk, das drinnen war [die Stadt inne hatte], sicher wohnen [dem Handel und Gewerbe obliegen, ohne auf Krieg 149 und große Unternehmungen auszugehen], wie die Zidonier [von denen es oermuthlich eine abge- zweigte Colonie war], stille und sicher [dahin lebendjz und war niemand, der ihnen Leid thcite im Lande, oder Herr über sie wäre site« standen nicht unter der Herrschaft irgend welches Zwing- herrn, der sie hätte bedriicken können, sondern bil- deten einen kleinen Freistaat]; nnd [—ein Umstand, der zwar bisher diesen Leuten noch iiicht gefährlich geworden war, wohl aber in Zukunft fremde Hab: gier reizen konnte und schon jetzt den fünf Män- nern die Gewißheit verschaffte, daß den Absichten ihrer Stammgeiiossen sich hier keine Schwierigkeiten entgegenstellen würden, —- die Laisiten] waren ferne [ab gelegen] von den Zidoniekn [so daß letztere wider fremde Eindringlinge sie nicht zu fehützen vermochten], und hatten fauch sonst] nichts mit Leuten zu thun [standen mit den Bewohnern an- derer Städte in keinem Bundesverhältniß, so daß sie von daher hätten Beistand erwarten dürfen]. 8. Und sie [die ausgesendeten Kundschafter] kainen Isnach vollbrachtem Auftrag V. 2] zu ihren Brudern gen Zarea und Esthaoh und ihre Brüder sprachen zu ihnen fals sie so zurückkehrten]: Wie steheks mit euch [was für einen Bericht habt ihr uns über Lais zu erstatten]? 9. Sie sprachen: Auf, laßt uns [unser Vor- haben ohne weiteres Bedenken ausführen und] zu ihnen hinauf ziehen; denn wir haben das Land besehen, das ist fast [ist sehr Jos. 13, l Anna] gut. Darum eilet, und seid nicht faul fbedenkers euch nicht lange] zu ziehen, daß ihr [je früher desto besser, dahin] kommt, das Land einzunehmen. 10. Wenn ihr [daselbst an-] kommt, werdet ihr zu einem sichern sin sorgloser Sicherheit dahin lebenden] Voll kommen; und das Land ist weit und breit [daß ihr genug Raum zum Wohnen und sich Ausbreiten haben werdet], denn Gott hat es in eure Hände gegeben swie das deutlich aus der Rede des Priesters V. 6 sowohl, als aus unserm eigenen Befund der Verhältnisse V. 7 hervorgeht]; einen solchen Ort [werdet ihr dort haben] da nichts gebricht, alles [dessen], das auf Erden [im Lande, nämlich im Lande Canaan] ist [oon alle dem Guten, das der HErr im Lande Canaan zu geben verbeißen, wird nichts an jenem Orte euch fehlen]. llI. o. ii—31. nis nie-aus dienuswandkkkkiiqkix rai- aufbrechem kommen sie auf ihrer Reise ebenfalls in die Gegend, wo olktirha wohnt. Die fünf Männer unter ihnen, welche damals hier eingekehrt nnd, erzählen ihnen von Michwg Weil-roth, Gotteslitld nnd Hausrat-teuer, über· reden sie, die Gelegenheit, alles zu einem eigenen Gottes— dienst Ørforderliche soglriih mit an Ort nnd Stelle der neuen Niederlassung zu bringen, wahrzunehmen, und entwenden liieranf jene Gegenstände dem Wirtin, mit denn auch der . Eevit den Zliigwauderern sieh anskhließt Mirhwg Benin- hungen, sein Eigenthum iviederznerlangeiu siud fruihts los; die Bannen aber, in Lai- augeliomiiieiy nachdem sie 150 die Einwohner vernichtet, die Stadt verbrannt und dar- nach von dienen: aufgebaut nnd sie nach ihres Stamm— vaterg Uamen Dan genannt haben, geben den geraubten tjeiligthämern dort eine Stelle, und der Eevit dient ihnen als Priester. Lin-n Schluß eine Bemerkung, wer jener Eevit gewesen sei und wie lange dieser abgöttisthe Øultns zu Iilan besianden habe. 11. Da zogen von dannen aus den Geschlech- tern Dan, [nämlich] von [der Gegend zwischen] Zarea und Efthaoh sekhshundert Mann gerustet mit ihren Waffen zum Streit [wider Lais, um es einzunehmen, hatten aber auch ihre Weiber und Kinder, ihre Heerden und sonstige Habe bei sich V. 21]. 12. Und zogen sznvörderst in nordöstlicher Rich- rang] hinauf und lagerten sich zu seine Strecke Wegs seitwärts von] Kiriath Jearim in Jnda [3 Stunden nordwestlich von Jerusalem Jos. 15, 9. 60; daselbst sammelten sie sich und richteten sich auf den weiteren Zug ein]. Daher [weil sie eine längere Zeit daselbst Halt machten] nannten sie die Stätte das Lager Dan- [und heißt dieselbe also] bis auf den heutigen Tag [Kav. 13, 25], das hinter Kiriath-Jearim ist swelche Lagerstätte liegt westlich von Kiriath-Jearim]. Nach 1. Ehren. 2, 53; 4, 2 zogen hernachmals in die von den Daniten verlassene Gegend zwischen Zarea und Esthaol einige Geschlechter Judas von Kiriath- Jearim ein nnd hießen die Zaregathiter und Esthaoliter. Doch blieb die Gegend theilweis immer noch von Da- niten bewohnt, wie aus Simson’s Geschichte hervorgeht. 13. Und von dannen gingen sie [in nordöst- licher Richtung weiter] auf das Gebirge Ephrainy und kamen zum Hause Micha [in die Nähe seines Wohnorts]. 14. Da antworteten ssingen an zu reden] die süns Männer, die ldamals V. 2 ff] ausgegangen waren, das Land Lais zu erkunden kund daher mit den Verhältnissen in Michcks Hause, wo sie Nacht- herberge gefunden, schon bekannt waren], und spra- chen zu ihren Brüdern [den übrigen Auswanderern]: Wisset ihr auch, daß in diesen Häusern [in einem von den zu diesem Ort gehörigen HäUserUJ ein Leibroch Heiligthum, Btldniß und Abgott sind [also alles, was zu einem vollständig eingerichteten Pri- vatgottesdiensi nöthig W? Nun mbget ihr denken, Was cllch zU thllti lst smögei euch überlegen, ob es nicht rathsam sei, das alles mit hinwegzunehmen, damit wir in unsrer neuen Heimath sofort einen eigenen Cultus ausrichten können und nicht selbst erst das dazu Erfor- derliche beschaffen müssen]. Mancher Gast dankt seinem Wirthe übel; solchen aber pflegt es insgemein nicht wohl zu gehen Spruch. 17, 13; Sir. 12, 3. (Würtemb. Bild) 15. Sie [die fünf Männer, indem ihre Brü- der alsbald mit dem, wozu ste gerathen hatten, einverstanden waren] kehreten da ein [bogen von dem Wege ab nach dem Haus des Micha zu, « während dieAndern ihnen folgten], und kamen an das Haus sgingen schnurstracks auf die Amtswoh- Richter 18, 11——31. nuug] des Knaben, des Lehnen, [die] in Mikhas Hause [in dessen Oberstock V. 17 sich befand, zu], und grüßten ihn [als er ihnen auf dem Wege dahin von oben herab entgegenkam, als schon mit ihm bekannt] freundlich [nach seinem Wohlbefinden sich erknndigends Its. Aber die [übrigen von den] sechs hundert Gerusteten mit ihrem Harnisch [V. Its, die v» den Kindern Dan waren, sgingen nicht bis dahin den fünf Männern nach, sondern] stunden Vor dem Thor [und zu ihnen gesellte stch denn auch der Levit, der, nichts Arges vermuthend, die Fünf allein nach seiner Wohnung hatte weiter gehen lassen]. 17. Und die fünf Männer, die das Land zu erkunden ausgezogen waren sund im Hause guten Bescheid wußten V. 14]- gingen hinauf [in das Gemach des Knaben, woselbst sich auch alle Ge- ·räthschaften von Michcks Privatheiligthum befan- den]- und kamen dahin lohne daß jemand sie an- gehalten hätte], und nahmen [in aller Stille und GeschwinDigkeTtJ das Bild, den Leibroch das Hei- ligthum [die TheraphiMJ und [den] Abgoti [das Untergestell zu dem Jehovabilde Kap. 17, 4 f.]. Dieweil IUUterDesseUJ stund der Priester vordem Thon bei den sechs hundert Gerusteteu mit ihrem Harniskh fund unterhielt sich ganz ruhig mit ihnen über die beabsichttgte Auswanderuug, von der er ja wußte; diese aber hielten ihn absichtlich mö lichst lange auf, damit die Fünf ihren Diebstahl ungehindert ausführen könntens 18. Als nun jene in’s Haus Micha kdas Ge- mach des Priesters] kommen waren, nnd [wie vorhin berichtet] nahmen [hinweggenommen hatten] das Bild, den Leibroch das Heiligthum und [den] Ab- gott; sprach der Priester zu ihnen sals sie mit den geraubten Gegenständen sich unten bei ihren Brü- dern einfanden]: Was machet ihr [ihr nehmt mir ja das Heiligthum, zu dessen Pflege ich hier ver- ordnet bin]? 19. Sie antworteten ihm: Schweig und halte das Maul zu [wörtlich: lege deine Hand aus deinen Mund, mache nur weiter keinen Lärm und AufstandL und zeuch mit uns, daß du [hinfort] Unser [statt des Micha Kap. 17, 10] Vater Und Priester seiest. Jst dirs bessen daß du in des einigen Mannes [Micha] Hause Priester seiest, oder swirst du nicht weit mehr Ehre und Gewinn davon ha- ben, wenn du Priester bist] unter einem ganzen Stamm und Geschlecht in Israel? 20. Das gefiel dem Priester wohl sdaß er fortan in die Dienste eines ganzen Geschlechts tre- ten sollte], nnd nahm«beide, den Leibroch das Hei: ligthum und Bild saus den Händen der fünf Räu- ber in seine Verwahrung], und kam mit unter das Volk [der Auswanderer, um mit ihm nach Lais zu ziehen] 600 Daniter siedeln nach Lais über und stehlen unterwegs Michal-» Cultasgegenstände 151 Durch größere Ehre, höhere Besoldung, Gnadengeb der u. dgl. kann man Vauchdietierii am allerersten das Maul stopfen; und das sind die rechten Miethlinge Joh. 10, 12. (Cramer.) 21. Und da sie [die sämmtlichen Auswanderen den Levitenjüngling in ihrer Mitte] sich wandten sum die Straße, von der sie vorhin V. 15 abge- bogen waren, wieder zu gewinnen] und hinzogen sihres Wegs nach Lais], schickten sie die Kindlein [mit sammt den Weibern], und das Vieh, und was sie Köstliches hatten san werthvoller Habe mit sich führten] vor ihnen her [weil sie fürchteten, Micha mit feinen Leuten werde sie verfolgen und von hinten angreifen]. 22. Da fie nun ferne von Micha Haus ka- men ssich schon eine gute Strecke davon entfernt hatten] schrieen die Männer, so in den Hcinfern waren bei Micha Haufe fließen die Männer, welche mit Micha zu einer und derselben Ortschaft gehörten, von ihm zur Hülfe sich herbeirufen Kuh. 12,1], und folgten ssammt ihm und feinen Hausleuteiq den Kindern Dan nach, und riefen den Kindern Datl sals sie dieselben ein eholt hatten, hinter ihrem Riicken her zu, sie sollten stehen bleiben und Be- schtetiknlkzeben auf das, was sie mit ihnen zu verhandeln )cl ». 23. Sie aber sdie Kinder Dan] wandten [mit trotzigen Geberden] ihr Antlitz nni snach den ihnen Nacheilendens und sprachen zu Micha [und seinen Genossen, gleich als wüßten sie nicht, um was es sich handele]: Was ist dir, daß du also ein Ge- schrei machest [wörtlich: daß du, der ganze Hause, so zusammengelaufen bist hinter uns her]? 24. Er antwortete: Ihr habt meine Götter Ijdas Bild mit dem Gesiell und die TheraphiMJ genommen, die ich [mir fiir meinen Hausgottes- Dienst] gemacht hatte, und den Priester [den ich mir gedungen, ebenfalls entführt], und ziehet hin [eures Wegs, um das alles für euch zu behalten], und was habe ich nun mehr Diachdem ihr das Beste meines Hauses entwendet]? Und ihr fraget noch smeines Jammers spottend], was mir fehle? Gewiß ein höchst bejammernstvürdi er Ntenfckb dem sein Gott gestohlen worden, und gewi ein höchst elen- der Gott, der gestohlen werden kann! Jn diesem Falle befinden sich alle, die die Welt lieb haben und was in der Welt ist, Augenlust, Fleischeslust und hossährtiges Leben (l. Joh. 2, 15 f.). 25. Aber die Kinder Dan sprachen zu ihm: Laß deine Stimme nicht hören bei uns Uchreie nicht länger mit deinen Klagen uns nacht« daß nicht auf dich stoßen zornige Leute saus unsrer Gesellschaft], und deine Seele und deines Hauses Seele nicht aufgerånmt werde [und du nicht sammt deinem ganzen Hause mit dem Leben büßen müssest] 26. Also gingen die Kinder Dan ihres Weges lohne sich weiter um ihn zu kümmern] Und Micha, da er sahe, daß sie ihm zu stark waren kais daß er Gewalt hätte brauchen können] wandte er sich fheimwärtss und kam wieder zn seinem Hause [,,aber, allem Anschein nach, nicht zur Erkenntniß seiner begangenen Abgötterei«]. 27. Sie aber [die Kinder Don] nahmen [mir sich], das Micha gemacht hatte kdag Bild, de» Leibrock n. s. w. V. 17], und den Priester, den er hatte, nnd kamen [nach zurückgelegter Reise] an Lais, an ein still, sicher Volk [das keines Ueber- falls von ihnen sich versah 1.Mos. 49, 17Anm.], nnd schlugen sie [die Einwohner des Orts] mit der Schärfe des Schwerts, und verbrannten die Stadt mit Feuer; 28. Und war niemand, der sie rettete kwider solchen Ueberfall ihnen zu Hülfe kam], denn sie sdie Stadt] lag [wie V. 7 gemeldet] ferne von Zidon, und hatten falsch] mit den Leuten [ihrer Umgebung] nichts zu schaffen; und sie lag im Grunde, welcher an Beth-Rehob liegt [nach Beth- Rehob, auch Rehob« schlechthin genannt 4. Mos. is, 22., sich erstreckt]. Da bauten sie die sein- geäscherteJ Stadt [von Neuem aufJ- Und wohneten drinnen, 29. Und liennetcn sie Dan, nach dem Namen ihres [Stamm-] Vaters Dan, der von Jsrael [dem Jsrael oder Jakob von Bilha, Raheks Vtagdj geboren war U. Mos So, 1—6]. Und die Stadt hieß vor Zeiten Lais [oder Lesem]. V) Der Name bedeutet ,,Markt, Marktplatzch daher mehrere Ortschaften (Jos. 19, 28. so; vgl. Ins. 21, 31 u. Richi. 1,31) ihn führen. Unser Rehob kommt außer der angeführten Stelle in 4. Mos 13 auch noch 2· Sam. 10., 6. 8 vor, und wird von Robinson in dem jetzigen Castel! Hund, westlich von Lais, dem heutigen Tell e! Kadzy vermnthetz dort haben auch wir es verzeich- net, obgleich diese Lage eben nur eine Vermuthung bleibt. 30. Und die Kinder Dan richteten [in der neu gegründeten Stadt] sitt? sich auf das Bild [das sie dem Micha entwendet hatten]. Und ssener eben- falls aus Vtichcks Hause mitgenommene Levit] Jonathaly der Sohn Gerson, des Sohns Manasse [oder richtiger: Mo se ’2.M. 2,22;18, 3], und seine Söhne waren Priester unter dem Stamm der snach Laie übergesiedelterq Daniter, bis an diesen, da sie [vermuthlich von den Shrern zu Zoba 1. Sam. 14, 47., während das übrige Palästina unter dem Drucke der Philister litt Kuh. is, I] aus dem Lande gefangen geführt worden» 31. Und fehlen also unter sich das Bild Micha, das er gemacht hatte [und blieb dasselbe dort ein Gegenstand gottesdienstlicher Verehrung] so lange, als das srechtmäßigej Haus Gottes [die Stiftshütte] war zu Silo kaiso etwa bis zum Jahr 1110 v. Chr» in welchem die Philister die Bundeslade raubten 1.Sam.4 und die ihres heiligsten Geräthes eutblößte Stiftshütte nun wie eine Schale war ohne Kern, bis sie dann selber von Silo nach Nod, und von da nach Gibeon wanderte Jus. 18, I Anm.]. r) Der Grundtext enthält allerdings den Namen vie-In d. i. nensssshz aocc der Buchstabe : ist absichtlich 152 Richter 19, 1—--13. über die übrigen hinausgeriickt (hangende§ Nun) weil der Person nach nicht Manasse fodern Moscheh (Moses) gemeint ist, welchcn letzteren Namen auch die Vulgata liest. Aber da dieser Nachkomme (Enkel oder UrenkeO des Mofe sich seines Ahnherrn so unwürdig gemacht und durch seine Werke der Familie des nachmali en abgötti- schen Königs Manasse (2.Kön. 21) eingereiget hat, hat man lieber diesen Namen lefen wollen, um Mosis An- denken in Ehren zu erhalten. Die Schreibung mit dem hängenden Nun ist sehr alt, daher auch die Septuaginta ,,des Sohnes Manasse« übersetzt; und Merkwürdigerweise wird bereits l. Ehroti.24,16 von den Kindern Gerson nur der erstgeborne (Sebnel) genannt, während es von Eliescty Mosis anderem Sohne, ausdriicklich heißt, daß er außer seinem erstgeborenen Rehabja keinen andern hatte— «) Aus mehr als einem Grunde ist hier an die Wegführung der 10 Stämme in die assyrische Gefan- genschaft nicht zu denken, sondern zweifelsohne an ein in der heil. Schrift nicht näher berichtetes Ereigniß, da- durch Gottes Strafgericht die abgöttischen Daniten noch in besonderem Maße zu der nämlichen Zeit ereilte, wo Israel durch den Verlust der Bundeslade so tief darnie- der lag. Durch Samuels reformatorische Wirksamkeit (I. Sam.7,3f.) wurden wohl die in Lais Zurückgeblie- benen ebenfalls zur Buße erweckt (vgl. 1. Sam. Z, 20), so daß bei David’s Abholung der Bundeslade (1. Chron 14,1ff.) und bei Salomo’s Tempelweihe (1.Kön.8,65) die Daniten gewiß nicht gefehlt haben. Später freilich wurde ihre Stadt wieder die Stätte für eines der beiden goldenen Kälber, die Jerobeam im Norden und Süden seines Reichs aufftellen ließ (1. Kön. 12, 28 ff.). Das 19. Kapitel. Die zu Hibea begehen eine schiindliohe und höchst sträfliche That. I· its. 1—-30. Die zweite, aus dem Anfang der Richter— Zeit nachträglich verrichtete Begebenheit (s. Ginl.3n.tiap.17) erzählt uns, wie ein im nördlichen Theile des Geliirges Gphraiin sich aufhaltender Wenn, dem sein Kebsweib ans Bethlehemsuda untreu geworden, derselben in ihre Hei— matt) umgeht, sie wieder mit sich zu versöhnen. Jsaif der titilklireise von dort iibernachtrt er zu Gibea im — Stamme tseujamiiy findet bei einem Fremdling dieser Stadt gastliche Aufnahme, aber die Qrtseingesrssenen wollen in ähnlicher Weise sich an ihm vergreifen, wie einst die Sodomiter an den beiden Gästen des kot (1. Aus. II, 4 ss.). Da giebt er ihnen sein Kebsweib preis nnd findet sie am andern iblorgen todt vor der Thür des han- ses liegen; er nimmt den Leichnam des mißhandetten Weibes mit nach Hause, zerschneidet ihn in 12 Stücke, die er in alle Stämme Jsraels sendet, und fordert sie dnrih dies blutige Zeichen zur Rathe wider die Bewohner Gibems ans. 1. Zu der Zeit [nicht lange nach Josua’s Tode, als noch Pinehas, der Sohn Eleasar, das Hohepriesteramt verwaltete Kap. 20, 28; Jos. 24, Bd] war kein König in Israel [genaner: Und es geschah in den Tagen, da kein König in Israel war Kap. 17, s; 18, 1 — was denn mit den folgenden Worten zu verbinden ist: daß ein levitischer Mann u. s. w.]. Und ein lebt- tischer Mann war Fremdling [hielt außerhalb der Levitenstandh zu der er eigentlich gehörte, sich auf Kap. 17, 7 Anna] an der Seite des Gebirges Ephraim fin der Gegend von Silo, wo die Stifte- hütte stUUd V« 18J- nnd hatte ihm ein Kebsweib zum Weibe genommen fmit einem Mädchen niede- ren Standes eine Ehe zur linten Hand geschlossen I. Mof. l6, Z; 22, 24z 25, I. S; 30, 3 f. J; 2. M. II, 7 ff.; Richt 8, 31; dieselbe war ge: hurtig] von BethlehewJuda [Kap. 17, 7 f.]. Von den rechtmäßigen, im Genusses aller bürgerlichen Rechte stehenden Ehefraueih deren die hebräischen Män- ner mehr als eine haben durften, sind dies. g. Kebswei- b er oder Frauen zweiten Ranges zu unterscheiden, welche, wie wir gesehen, nicht gleiche Rechte mit jenen genossen, doch auch keineswegs bloße Concubinen nach unsern Begriffen waren. Sie wurden ohne weitere Förmlichkeb ten (Brautgefchenk und Hochzeitsfeier) genommen und konnten leichter wieder entlassen werden (5. Mos 2l, 10 ff.), waren entweder Mägde der Hausfrau und als solche ihr unterthan, oder waren gekaufte Mägde oder durch Kauf erworbene Frauen oder kriegsgefangene Wei- ber, ihre Kinder aber erbten nicht mit den legitimen Kindern, sondern wurden durch Geschenke abgefunden Daß auch sie das Verhältniß hätten leicht wieder auf- heben und den Mann nach eigener Willkür verlassen können, wie manche Ausleger zu Gunsten des hier in Rede stehenden Kebsweibes annehmen, ist eine unbegrün- dete Vorausfetzung; sie mußten vielmehr so gut wie die eigentlichen Frauen dem Manne die Treue bewahren, wie denn auch für sie die Gesetze über verbotene Grade (s. Mos 18) gelten (daher dort der stehende Ausdruck: »die Scham blößeii«). Doch ist soviel richtig, daß auf den Ehebruch mit einem Kebsweibe nicht Steinigung stand, sondern nach Z. Mos. t9, 20 ff. außer leiblicher Ziichtigung für den schuldigen Mann als kirchliche Buße ein Schnldopfey und nach der lleberlieferung die Geißelung (40 Schläge) für das fchuldige Weib. Es ist also nur nachsichtige Schonung von Seiten des Leoiten, wenn er hernach seinem treulos gewordenen Kebsweibe nachgeht und sie wieder zu gewinnen sucht, ähnlich wie später Joseph seines Rechtes gegen Maria sich begiebt (Matth. 1, 18 ff.). Darin, daß dieser Mann seinem Weibe die Versöhnung anbot und fich bemühen, sie seiner Liebe, ohnerachtet ihres Verbrechens, wieder zu verfuhren, giebt er ein schönes Bild des HErrn Jcsu ab, welcher den Menschen nachgehet und durch seine Boten freundlich mit ihnen reden läßt, ob sie gleich sich von ihm verlau- fen haben: 2. Corinth Z, 20; Jerem. 3,1.12. (Starte.) 2. Und da sie hatte neben ihm fwörtlichx über ihn hinaus, d. h. mit einem Andern] gehureh lief sie faus Furcht vor Strafe] von ihm zu ihres Vaters Hause gen Bethlehem-Juda, nnd war daselbst vier Monden lang. 3. Und ihr Mann [da er nach dieser Zeit endlich erfuhr, wo sie hingekommen war] machte sich auf, und zog ihr nach, daß er freundlich mit ihr redete, und sie wieder zu sich holete; und hatte einen Knaben feinen jungen Menschen als Bedien- ten] nnd ein Paar Esel mit fich [auf deren einem er selber ritt, der andere aber sollte seinem Weibe zu Gebote stehen, wenn sie mit ihm sich versöhnen wiirdes Und sie [bei seiner Ankunft in Bethlehem sich auch wirklich sofort ihm wieder zuwendendj führete ihn in ihres Vaters Haus. Da ihn aber der Dirne Vater sahe, ward er froh [über die ge- schehene AussöhnungL und empfing ihn fnahm ihn als willkommenen Gast in seinem Haufe auf]. 2. Nachtrag: Krieg der Stämme gegen Benfamin wegen der Frevelthat der Gibeitenszgwlbgii 4. Und sein Schwäher, der Dirne Vater, hielt ihn, daß er drei Tage bei ihm blieb; [wäh- rend dieser Zeit hielten sie denn ein förmliches Versöhnungsfem aßen und tranken [1.Mos.31,54], nnd [der Levit mit Weib und Knappen] blieben [die drei Tage über] des Nachts da. 5. Des vierten Tages machten sie sich des Morgens frühe ans, und er sder LevitJ stund auf sschickte in der That mit den Seinen zum Auf- bruch sich an], und wollte ziehen. Da sprach der Dirne Vater zum Eidam sden er möglichst lange bei sich zurückzuhalten gedachte]: Labe dein Herz zuvor mit einem Bissen Brods shalte erst noch bei mirein ordentliches Mittagsmahl zur Stärkung auf die Reise] darnach sollt ihr ziehen. 6. Und sie setzten sich fzn Tische, da der Levit so dringenden Bitten nicht widerstehen wollte] und aßen beide mit einander funter Theilnahme der übrigen Hausgenossen] und tranken. Da sprach der Dirne Vater sunter der Mahlzeit] zu dem Mann: Lieber, bleib [nun auch noch] über Nacht [bei mir], und laß dein Herz guter Dinge sein slaß uns noch eine Weile mit einander fröhlich sein, wer weiß, wann wir uns wiedersehen] 7. Da aber der Mann kder Lenkt, dem daran gelegen war, nun wieder nach Hause zu kommen] aufstund [vom»s.lnahlJ- nnd wollte ziehen, nbthigte ihn sein Schwaher [wiederholte dieser seine vorige Bitte in so andringender Weise], daß er ssich über- reden ließ und] über Nacht da blieb. 8. Des Morgens am fünften Tage machte er sich [wiederum, gleichwie gestern V. Z] fruh auf, nnd wollte ziehen. Da sprach» der Dirne Vater [eben so wie am Tage zuvor]: Lieber, labe dein Herz, Und laß Uns [mit dem gegenseitigen Abschied- nehmen] verziehen, bis sich der Tag neiget [die Mittagszeit vorüber ist, wo dir dann immer noch einige Stunden bleiben, um ein Stück Wegs zu- riickzulegen]. Und aßen also die beiden mit ein- ander [hielten noch ein Mittagsmahl, da der Leoit sich nochmals bereden ließ] 9. Und der Mann machte [da das LNahl vorüber war] sich auf, und wollte ziehen mit sei- nem Kebsweibe und mit seinem Knaben. Aber sein Schwäher, der Dirne Vater, sprach kwiederizm wie gestern V. 6 f.] zu ihm: Siehe, der Tag laßt ab, nnd lvill Abend werden [du wirst also doch nicht weit mehr kommeu]; bleib über Nacht. Siehe, hie ist Herberge noch diesen Tag [nach dem Grund: text beziehen sich die Worte noch auf den zu Ende eilenden Tag: Siehe da das zur Ruhe Ge- hen des Tages], bleib hie über Nacht und laß dein Herz guter Dinge sein sschlag dir den Ge- danken, heute noch aufbrechen zu wollen, aus dem Sinn und laß uns lieber hier noch länger mit einander sröhlich sein]; morgen so stehet ihr früh auf, nnd ziehet enres Wegs zu eurer Hutte [ich verspreche, euch dann nicht mehr aufhalten zu wollen] 10». Aber der Mann wollte nicht [noch ein- mal] uber Nacht bleiben sweil er befürchtete, der Schwiegervater möchte am andern Morgen aber- mals feine Ueberrednligskünsie gebrauchen], sondern machte fiel) [obwohl es schon Nachmittag war] auf, und zog [von Bethlehem in nördlicher Richtung] hin, Und kam [nach mehr als 2 Stunden Wegs] bis vor Schutt, das ist Jerusalem [Jos. 15, 63 Anm.J- und sein Paar Esel [die außer den Rei- tern auch mit dcr nöthigen Wegzehrltng V. 19] beladen keimten]- und sein Kebsweib mit ihm. · Daß der Schwiegervater den Leviten so lan e hin- hielt, mochte wohl den Zweck haben, sich von der künd- lichkeit seiner Ausföhnung mit dem Weibe desto besser zu überzeugen und ihm für das erlitteue Unrecht desto mehr Gutes zu thun. Man soll aber mit seinen Liebesbewcd sen einem Aridern auch nicht zur Last fallen. — Luther hat die niittelhochdeutschen Formen Schlväher und Schwicg er lswöhets = Schwiegervatm ewiger = Schwiegermutter) beibehalten; das mittelhochdeutsche swäger (Schwager) ist auch im ålieuhochdeutschen geblie- ben. Cbenfo gebraucht Luther für Tochtermanu oder ,,Schwiegerfohn« das mittelhochdeiitsche Wort Eidam (01d0m), das· wohl kleichen Stammes ist mit leide, alt- hVchdeUkfch SICH- gvthkfckl Edithei (Mutter) -— in Nehem. S, 18 sieht Dafür «Schwagcr« ——, und für Sohnesfrau oder «Schtoiegertoch·tee« das mittelhochdeutsche Schnur femme-J, das nicht· mit dein lateinischen nurus zusammen- bringt, sondern mit dem sanskritischen snushä Gunnusha = die, nämlich Frau, des Sohnes). Ueber die Be- ilte2utrlir4ig des Ausdrncks Neffe bei Luther s. zu Kuh. 11. Da sie nun bei Jebus kamen [neben Je: rusalem- auf der Weiifeite der Stadt, sich befan- den] stel der Tag fast dahin [vgl. die Bemerk. zu Z. Mos.»1·2, 2 über die Länge und Kürze der Tage U! Palastknas Und der Knabe sprach zu seinem Herrn: Lieber, zeuch, und laß »aus in diese Stadt Zkrbsebusitcr eiukehren nnd uber Nacht drinnen c! ZU. 12. »Aber sein Herr sprach zu ihm: Wir wollen nicht in der Fremden Stadt einkehren, die nicht sind von den Kindern Israel [Kap. 1, 8. 21]; sondern wollen snoch 2—3 Stunden weiter ziehen] hinuber gen Gibea [Jos.-18, 28]. 13. Und sprach zu seinem Knaben sals sie Jerusalem bereits eine gute Strecke hinter sich hatten, die Sonne aber nunmehr untergehen Wvlltejt Gehe fort [wohlauf, treibe die Esel zu rascherem Laufe an], daß wir hinzukommen an einen Ort »[von den beiden, die nahe vor uns liegen], nnd nber Nacht zn Gibea oder lnoch lieber, wenn’s Mögllch Istjl zu Raum lJvs 18, 251 bleiben. Nördlich von Jerusalem, bis über Bethel hinaus, Hegegnsk Uns eine Reihe von Ortschaften mit fehl« ähn- lichen Namen, uber die man um so mehr im Klaren sein muß, als be: der abwechselndeu Schreibweife eine Ver- wechfelung nur gar zu leicht möglich ist. l) Am meisten nordl»ich, noch jeuseitBethel auf »der Straße nach Sichem zu, liegt Gtbea, das jetzige Deidamia, das« die meisten I54 Richrer 19, 14—3o. Ausleger für die in Jos. 24, 33 erwähnte Stadt des Hohenpriesters Pinehas halten. L) Südlich herunter, dicht unter Michmas, liegt die Pricsterstadt Geba (J«os. 18, 24; 21, 17), ietzt Dscheba genannt, auf einer An- höhe, an deren nördlichem Fuße sich der Wady suwejnir entlang zieht. Seit der Theilung des Neichs war sie die nördliche Grenzstadt des Reichs Juda (2. Kön· 23, 8). Z) Dicht dabei, noch keine volle Stunde nach Westen, lag Rama, heutzutage ers-Rein, ein elendes Dorf mit Resten von Namen. 4) Weiter siidlich, unterhalb Geba und Rama, finden wir das an unsrer Stelle erwähnte Gib ea, Heimath und Residenz des Königs Saul, auf oder an dem Hügel Tellel Phuleil gelegen. 5) Ein an- deres, in Jos. 15, 57 erwähntes Gibea lag auf dem Gebirge Juba. Robinson vermuthet es in dem südwesb lieh von Bethlehem, etwas östlich von Damim, auf kugel- förmigem Hügel gelegenen Dsaheba (der Ort ist auf unsrer Karte nicht angegeben), die Lage paßt aber nicht zu der, an der angeführten Stelle bei Josua vorkommen- den Städtegruppe 6) Endltch westwärts von Rama und Gibea Sauks liegt Gideon, das jetzige elDschib (Jof. 9, s; 18, 25; 21, 17). 14. Und sie zogen fort, und wandelten sihre Reise möglichst beschleunigendL und die Sonne ging ihnen unter, hart [uahe] bei Gibea, die da liegt unter [im Stamm] Benjamin [also nicht zu verwechseln mit dem, in der obigen Blum. unter Nr. 5 erwähnten Ort dieses Namens im Stamme Juda]. · 15. Und sie tehreten daselbst ein sbogeri vom Wege ab], daß sie hinein kamen, und nber Nacht zu Gibea blieben [in der gewissen Voraussetzung, hier besser aufgehoben zu sein, als in der Stadt der Fremden V. 12]. Da er aber sder Levit mit seinem Weibe und seinem Knaben] hinein kam [in den Ort], setzte er sich in- der Stadt Gasse sauf dem Markt oder dem freien weiten Platz innerhalb des Stadtthors hin, abwartend, ob nicht jemand ihm gastfreundlicher Weise Kap. 18, 2 Anm. Herberge anbieten würde, doch vergeblich]; denn es war [in der verruchten und sodomitisch l. Mos 19, 1 ff. gestnnten Stadt] niemand, der sie die Nacht im Hause herbergen wollte ssich zu ihrer Aufnahme erboten hätte]. 16. Und siehe [während er noch also vergeb- lich wartete], da kam ein alter Mann von seiner Arbeit, vom Felde [der jetzt, als] am Abend [in seine Behausung zuriickkehrte]; und er lvar auch vom Gebirge Ephraim [gebiirtig, wo der Levit sei- nen Wohnort hatte], und [wohnete als] ein Fremd- ling zu Gibea sgehörte nicht zu den Einheimischen dieser Stadt, wenn er sich auch daselbst angesiedelt hatte]; aber die Leute des Orts waren Kinder Jemini [Bensaminiten, und keine Ephraimitens 17. Und da er [beim Hereintreten in die Stadt] seine Augen aufhub, und sahe den, Gast aus der Gasse [dem Markte hatten], sprach er sseiner Noth sofort sich annehmend]: Wo lvillst du hin? und wo kommst du her? 18. Er aber antwortete ihm: Wir reisen von Bethlehem-Juda, bis wir kommen an die Seite des Gebirges Ebhrainy daher ikh bin; und bin [was diese rneine Reise betrifft, in Familienange- legenheitens gen Bethlehem-Juda gezogen, und ziehe seht« snachdem ich meine Sache ausgerichtetJ zum Haus-e des HErrn [in Silo, um dort, ehe ich heim komme, mein Dankgebet vor Gott zu ver- richten] und niemand [in dieser Stadt hier] will mich ausnehmen sdaher ich mich genöthigt sehe, auf öffentlicher Straße zu übernachten 1. Mos. IV, 2]. «) Das Wort ,,jetzt« sieht nicht im Grundtertcy sondern ist von Luther nach der Vulgata mit auf enom- men: die Septuaginta dagegen übersetztx »und reife nach meinem Hause-«, indem sie wohl eine andere Lesart im Hebräischen vor sich hatte, als die setzt gebräuchlicha Wir haben den Vers nach Luther? Ausfassnng erklärt; richtiger aber ist zu übersetzen: und wandle mit (oder bei) dem Hause des HErrm d.h. ich bin ein Levit, der am Hause des HErrn dient, und gleichwohl sinde ich bei niemand Aufnahme, als wollte er, wie Seh. Schmidt sehr tressend erklärt, sagen: »Der HErr würdiget mich, daß ich ihm als ein Levit in seinem Hause diene; nie- mand aber vom Volke Gottes will mich soviel würdigen, daß er in seinem Haufe mich beherberge.« II. [Und doch bedürfen wir nichts als eine bloße Herberge, keine umständliche Bewirthung.] Wir haben Stroh und Futter fiir unsere Esel sbei uns, wie du siehests und Brod nnd Wein für mich und [diese] deine Magd [mein Weib], nnd sitt« den Knaben, der mit [rnir,] deinem Knechte ist, daß uns nichts gebricht [und also unsre Aufnahme dem, der uns herbergen wollte, keine Unkosten ver- ursachen würde] 20. Der alte Mann [von ganz anderer Ge- sinnung, als die Kinder Jemini in Gibea] sprach: Friede sei mit dir sgieb dich zufrieden und sorge dich weiter nicht]! Alles, was dir mangelt swas du für dich und die Deinen bedarfstL findest du bei mir [das herbeizuschaffen ist meine Sache, und thut’s nicht noth, daß du mit deinen eigenen Vor- räthen dich behilfstL bleibe nur über Nacht nicht aus der Gasse [denn das wäre nicht nur eine Schmach für unsern Ort, sondern könnte dir auch, wie ich die Gesinnung der hiesigen Einwohner kenne, große Gefahr bringen, s. V. 22 ff] 21. Und führete ihn [als er das gesagt, mit seinem Weibe und dem Knaben] in sein Haus, und gab den Eseln Futter, und sie wuschen ihre Füße [1. Mos 18, 4 Anm.], nnd aßen nnd tranken [darnach, was ihr freundlicher Wirth ihnen vor- setzte I. M. 19, 3]. 22. Und da ihr Herz nun guter Dinge war ssie eben an Speise und Trank sich-erquickt hatten], siehe, da kamen die Leute der Stadt, böse Buben [wörtlich: Kinder Velial 5,Mos.13, 13 Blum» die sie waren] und umgaben das Haus und poch- ten seiner um den andern] an die Thus; nnd spra- chen zu den alten Manne, dem Hauswirth sriefen von draußen ihm zu]: Bringe den Mann heraus, Die Gibeiter schänden das Kebsweib eines Leviten fo gräulich, daß sie daran stirbt. l55 der in dein Haus kommen ist, daß wir ihn erkennen [1. Mof 19, 5 Anm.]. Der Stamm Benjamin, den Jaeob in seinem Segen [1. Mos 49, 17) einen reißenden Wolf nennt, der des Mor ens auf Raub ausgeht und des Abends die Beute aust eilt, war damals der am meisten kriegerifche Stamm. Es scheinen geradezu Kriegsgenosfenfchaften sich in ihm gebildet zu haben, die an einzelnen Orten zufammen- lebten, auf das Familienleben verziehteten und im Ge- brauch der Waffen sich übtenz ein Theil von ihnen Ver- stand sich besonders auf das Kämpfen mit der linken Hand und auf die Handhabung der Schleuder (Kap.20, 15 ff.; 3, 15). Aus ihrem wi den, ehelofen Leben würde sich denn das fcheußliche Laster, dem sie ergeben waren, einigermaßen erklären, gleichwie es noch jetzt im Mor- genlande unter ähnlichen Verhältnissen gar sehr im Schwange geht. » » 23. Aber der Mann, der Hauswirth ging zu ihnen heraus, und sprach zu ihnen: Nicht, meine Brüder, thut nicht so ubel [wie ihr euch vorge- nommen]; nachdem dieser Mann in mein Haus kommen ist, thut nicht eine solche Thorheit fdaß ihr die Heiligkeit des Gastrechts durch Mißbrauch feiner Person an ihm verletzt]. 24. [Jch will euch lieber, damit ihr von ihm absteht, einen andern Vorschlag machen]. Siehe, ich habe eine Tochter, noch eine Jungfrau, und die- ser [hat] ein Kebsweib; die [beide] will ich euch herausbringen, die mdget ihr zu Schandeu machen sznr Befriedigung eures Gelüjts gebrauchen], und thut mit ihnen, was euch gefalltz aber an diesem Manne thut nicht eine solche Thorheit [1. Mos 19, 7. 8].* 25. Aber die Leute wollten ihm nicht gehor- chen [feinen Vorfchlag nicht annehmen, sondern be- stunden auf ihrer Forderung]. Da fassete der Mann [der Levit, welcher durch raschen Entschluß feinem Hauswirth draußen zu Hülfe kommen wollte, damit man sich nicht etwa noch an diesem vergreifeJ sein Kebsweib, nnd brachte sie zu ihnen hinaus. Die erkannten sie fin Befriedigung ihrer schändlichen LustL und zerarbeiteten sieh die ganze Nacht ftriebens mit ihr aufs ScheuszlichsteL bis an den Morgen; nnd da die Morgenrdthe anbrach, ließen sie sie gehen [ließen sie von ihr ab und begaben sich nach Hause] V) Das Gastrecht gilt auch diesem Manne, gleichivie dem Lot in derselben Lage, für heiliger denn die Vater- Pflicht; wir wollen nicht weiter darüber uns verbreiten, ob nicht vielmehr feine Vatervflicht ihm hätte heiliger sein follen, sondern bemerken nur mit Gregor: ,,Eine geringere Sünde begehen, damit eine größere vermieden werde, heißt Gott Opfer bringen mit einer Misscthat.« Daß die Böfewichter hernach doch von ihrer Forderung abstehen und allein mit dem Kebsweibe sich zufrieden ge- ben, obgleich sie vorher das größere Anerbieten ausge- schlagen haben -und der Gebrauch des weiblichen Ge- fchlechts eigenilich wider die Natur ihres Lasters ist, erklärt sich nicht sowohl aus der Schönheit des Weibes, wieJofephus will, als aus einer Lenkung der göttlichen Vorsehung, welche beweist, daß weder der Vorschlag des Hauswirths noch die Hülfe des Gaftes nöthig gewesen wäre, wenn beide nur mehr Vertrauen· zu dem HErrn hätten haben wollen, der gar wohl sie in Schutz nehmen konnte, zumal die Erinnerung an Lot’s Exempel so nahe lag; man nahm sich dessen Fehler zur Richtschnur, statt durch die ihm zu Theil gewordene wunderbare Hülfe sich zum Glauben erwecken zu lassen. Nun es aber einmal durch den Kleinglauben ihres Wirths und ihres Ehe- manns mit dem Weibe dahin kommt, daß sie dem Muth- ivillen derer zu Gibea preisgegeben wird, vollzieht sich an ihr ein gerechtes Gericht dafür, daß sie vormals neben ihrem Manne gehurt. Gott straft die Sünde gar oft mit Sünde! M. Da kam das Weib snachdem man sie wieder frei gelassen] hart Vor Morgens sals die Sonne» nun bald ausgehen sollte], und fiel [in Folge der Mißhandlungen todt] nieder vor der Thür am Hause des Mannes, da ihr Herr sEhemann 1,Mof. 18- 125 l» Petri Z, 5 f.] innen war, und lag [entfeelt] da, bis es licht ward. 27». Da nun ihr Herr des Morgens aufstund, nnd die Thur ansthat am Hause, und heraus ging, daß er seines Weges [mit dem Knaben] zöge fund so fchnell als möglich aus dieser ruchlofen Stadt hinwegkäme]; siehe, da lag sein Kebsweib [von der er glauben mochte, daß man sie mit nach Hause genommen] vor der Thiir des Hauses, und ihre Hande smit ausgestreckten Armen] auf der Sehwelle 28. Er aber fnoch nicht ahnend, daß sie todt sei] sprach zu ihr sindem er sie anfrütteln wollte]: Siehe auf, laß uns ziehen. Aber sie antwortete nicht fund er erkannte nunmehr, wie es mit ihr stehe]. Da nahm er sie fden entseelten Leib] auf den Esel, machte sich sschleunigst mit dem Knaben] auf, und zog an seinen Ort [an der Seite des Gebirges Ephraim V. 1]. 29. Als er nun heim kam, nahm er ein Messey nnd fassete sein Kebsweib, und stiicite [zer- legte] sie, mit Bein und mit allem [wörtlich: nach dem Maße ihrer Gebeine oder entfprechend der Gliederung ihres Körperbaues 3. Mof. 1, 6], in zwölf Stücke, und sandte sie [so zerstücktj in alle? GrellzetrJstakl [zu den Aeltesten eines jeden der 12 Stämme ein Stiick, indem er von dem Ueberbringer zugleichden gräßlichen Vorfall erzählen und um Rache wider die zu Gibea bitten ließ, vgl. zu l. Sam. 1l, 7]. 30. Wer das sdies blutige WahrzeicheUJ sahe fund die Geschichta die sich in Gibea ereignet hatte, erszfnhr], der sprach [voll Entfetzen]: Solches ist nicht geschehen noch gesehen, seit der Zeit die Kin- der Jsrael aus Eghpten gezogen sind [und damit angefangen haben, ein eigenes, selbstständiges Volk zu bildeUL bis auf diesen Tag. Nun bedeutet euch uber dem [was zur Bestrafung folchen unerhörten Frevels zu thun istL und gebet Rath, und saget an [eure Meinung] Das 20. Kapitel. Der Stamm Xieiijamin wird beinahe ganz ausgetilget H« v. 1—25. Die Gemeinde Israel versammelt sitt) hier- aus zu Mist-n, um vrgentießrasnng drr Streiten, deren 156 Richter 20, 1——19. Frevelthat sie noch einmal sitt) genau berichten läßt, Be— srhlnß zu fassen. dlon den lienjaminiteu ist niemand er- schienen, und sie leisten der Aufforderung, die Frevler angzulieserm so wenig Folge, daß sie vielmehr initGibra zum Widerstande wider die Männer von Israel sitt) der— binden. Da kommt es zum Kriege wider den ganzen Stamm unter Judas Vorgang, den des hGrrn Wort anodråklilich zum Iiihrrr ver-ist. Alter der erste nnd zweite Schlarhtlag fallen siir die Männer von Israel sehr unglücklich ans; an jenem verlieren sie 29,000, an diesem 18,000 Mann. 1. Da zogen die Kinder Israel sweil die Aet- tesien der verschiedenen Stämme eine Volksver- sammlung berufen hatten Kap. 2l, 5., um über die Frage, was zu thun sei Kap. 19, 30., gemein- sam zu verhandeln] aus [von ihren Wohnsitzen], und versammelten sich zu Hauf, wie Ein Mann, von Dan [der nördlichsten Grenzstadt Kap. 18, 28 f.] bis gen Berseba [dem südlichsteu Punkte des Landes, s. Anm. zu Jos. 19, 47], und vom Lande Gilead svon dem Lande jenseit des Jordan, mit Ausnahme der Bürger von Indes, die trotz der über die etwa Ausbleibenden verhängten Dro- hung dennoch zu Hause geblieben waren Kap. 21, 5 ff.J, zu dem HErun [vgl. die Bemerk von D. Kimchi zu Kap. II« II] gen Mlzpil sdem heutigen Nebi Samwil im westlichen Theile des Stamm ebietcs Benjauiiti Jos 18, 26]; 2. Und traten [da] zu Hanf szu einer Bera- thung zusammen] die Obersten wörtlich: die Eckpfeiler, d. h. die Häupter nnd Hausväter als Stützen] des ganzen Volks aller Stämme Israel, in der Gemeine Gottes, vierhundert tau- send Mann zu Fuß, die das Schwert auszogen [400,000 Mann bewaffnetes und kampfbereites Fußvolk]. 3. Aber die Kinder Benjamin höreten, daß die Kinder Israel [aus den übrigen 11 Stimmen] hinauf gen Mizpa gezogen waren sund über die Bestrafung derer zu Gibea sich mit einander be- rathen wollten, fanden indessen zu der allgemeinen Versammlung, die in ihrem eigenen Gebiet gehal- ten wurde, sich nicht ein, riisteten sich vielmehr, denen zu Gibea Beistand zu leiiien V. 12 ff] Und die Kinder Israel [als jetzt die Beralhung ihren Anfang nehmen sollte] sprachen: Saget, wie ist das Uebel zugegangen? sdamit ein jeder, der von den Vorgängen genaue Kunde habe, das Wort ergreifen könne] 4. Da antwortete der [in der Versammlung, mit anwesendeJ Levit, des Weibes Mann, die er- würget sin Folge der erlittenen schändlichen Miß- handlung umgekommen] war, und spracht Jch kam sauf meiner Rückreise von Bethlehem-Juda] gen Gibea in Benjamim mit meinem Kebsweibe, über Nacht da zu bleiben. 5. Da machten sich wider mich auf die Bür- ger zu Gibea, und umgaben wich im Hause [wo ich zursHesedevge wayiddsskldachtsz links« gedachten sihren Mnthwillen mit mir zu treiben und in ähn- licher Weise] mich zu erwiirgcn [wie sie’s hernach mit meinem Weibe gethan]; und haben mein Kebs- weib sdas ich aus Noth ihnen preisgab] geschiindeh daß sie gestorben ist. is. Da fassele ich mein Kebsweib snachdem ich mit ihrer Leiche zu Hause angekommen war], und zerstüctete sie, und sandte es [die 12 Stückej in alle Felder [in das ganze Gefilde oder Land] des Erbes Israel [um jedermann zur Rache wider solchen Frevel aufzurufen]; denn sie [die Gibeitenss haben einen Muthwillen und Thorheit gethan in Israel [der ihnen nicht ungestraft hingehen darf, wenn nicht das ganze Land dem Zorn Gottes ver- fallen soll b. Mos. 22, 22; is, 13 ff.; 4. M. 33 f.; 3. M. 18, 22 ss.]. 7. Siehe, da seid ihr Kinder Israel alle sdemi nicht ich allein bin beleidigt, sondern die ganze Gemeine des HErru ist geärgert, so daß meine Sache die eure ist]; schaffet [denn] eltch Rath swie das Aergerniß abgethan werden möge], nnd thut hiezu sführet euer Vornehmen auch wirklich aus und laßt es nicht etwa bei bloßen Beschliissen beweuden]. 8. Da machte sieh alles Volk auf, wie Ein Mann [erhob sich ohne lange Berathung zu dem gemeinsamen Beschluß] und sprach: Es soll nie- mand in seine Hütte gehen, noch in sein Haus [zurück-] kehren [bis dieser schwere Frevel in ge- bührender Weise bestraft ist], 9. Sondern das wollen wir jetzt thun wider Gibea: 10. Lasset uns loosen [das Loos über die verruchte Stadt werfen, d. h. sie den Cananitern gleich stellen, die nach dem Gebot des HErrn aus- gerottei werden sollten und deren Land wir dann durch das Loos unter uns vertheilt haben], und [um nun sofort den Kriegszug wider sie beginnen zu können, lasset uns] nehmen zehn Mann von hundert, und hundert von tausend, und tausend von zehntausend, aus allen Stimmen Israel, daß sie Speise nehmen sProviant herbeischaffen] für das Volk, daß sie [die übrigen, welche den Krieg zu führen haben] kommen [heranrücken wider die Stadt] und thun mit Gibea Beujamin nach all ihrer Thorheih lie sie in Israel gethan haben. Es wurde schon zu 5. Mvs 20, 9 bemerkt, daß bis zur Zeit des Königihums das israelitische Kriegsheer nicht in einer stehenden Miliz, sondern in einem Heer- bann bestand, der bei Ausdruck) eines Krieges durch Zusammenziehuug der erforderlichen Anzahl Streiter aus der gesammten wassenpflichtigem in den Musterrollen verzeichneten Mannschaft gebildet ward. sMit Berücksichs tigung der verschiedenen Waffenartem in deren Gebrauch ein jeder geübt war, theilte fiel) das Heer in Haufen von tausend, hundert und von fünfzi Mann, von denen jeder seinen Anführer erhielt; man atte nur Fußvolh dessen Vervroviantirung jedem einzelnen Stamme nach Maßgabe der Menge der von ihm gestellten Krieger Die Benjaminiten weigern sich die Frevler auszuliefern und rüsten sich zum Widerstand. l57 oblag und durch eine Anzahl von Männern aus seiner Mitte, die eine eigene Truppenabtheilung gebildet zu ha- ben scheinen, besorgt wurde. Daß die benachbartenOrts schaften für den Unterhali der im Lager stehenden Trup- pen hätten aufkommen miissen, läßt sich keineswegs, wie von manchen Archäologeii geschieht, aus 2· Sam. 17, 27 ff. folgern; denn das dort Erzählte geschah aus Liebe zu dem flüchtig gewordenen König und aus Miit- leid mit der Noth seiner treuen Anhänger. Bei den Mafsenaufgeboten und der fast unglaublich dichten Be- völkerung Palästincks darf die ungeheure numerische Stärke der israelitischen Heere (1. Sacn. 11, 8; 15, 43 2. S. 17, U; 1. Chron. 28, 1) nicht befremden. 11. Also versammelteu sich zu der Stadt [be- schlossen wider dieselbe vorzurücken] salle Männer Israel, wie Ein Mann, und verbanden sich szu ihrer Zerstörung für den mehr als wahrscheinlichen Fall. daß auch die übrigen Benjaminiten sich auf ihre Seite schlagen und die Uebelthäter in Schutz nehmen würden]. 12. Und die Stämme Israel sum trotz der voraussichtlichen Fruchtlosigkeit solcher Aufforderung dennoch dem Gesetz des HErrn 5.Mos. 20, 10 ff. vgl. Richt 11, 12 ff. in allen Punkten genug zu thun] sandten [ehe sie wirklich zu einem Angrifs auf Gibea vorgingen] Männer zu allen Geschlech- tern Benjamim und ließen ihnen sagen: Was ist das für eine Bosheit, die bei euch geschehen ist? 13. So gebet nun her [liefert freiwillig uns aus] die Männer, die bösen Buben zu Gibea, daß wir sie tödten, und das Uebel aus Israel thun swie unsre Pflicht nnd unser fester Vorsatz ists. Aber die Kinder Benjamin wollten nicht gehorchen der Stimme [der so gerechten Forderung] ihrer Brü- der, der Kinder Israel. 14. Sondern sie versammelten sich ans den Städten fund Dörfern ihres Stammgebietes] gen Gibea, auszuzieheu in den Streit wider die Kin- det Israel sdadurch sie denn die Sache der Gibeiten zu der ihrigen machten und einen Krieg der Gemeinde über den ganzen Stamm heraufbeschworem diese aber zu dem voreiligen Schwur, dessen Kap. 21, 1 gedacht wird, verleiteten]. 15. Und wurden des Tages sals nun alle Streiter der Bensaminiteu in Gibea beisammen waren] gczählet die Kinder Benjamin ans den Städten fund übrigen Ortschaften des gesammten Stammes] sechs und zwanzig tausend Mann, die das Schwert auszogen sinsgesammt zum Krieg ge- rüstet und der Waffenführuiig kundig waren], ohne die Bürger zu Gibea, derer wurden sfür sich allein] sieben hundert gezählet, sverhälttiißmäßig nur we- nig, aber alles] auserlesene Männer. Its. Und unter alle diesem Volk sder mit den 700 Gibeiten verbündeteii 26,000 Benjaminiten] waren sieben hundert Mann auserlesen, die link waren [austatt der rechten die linke Hand sehr ge- schickt gebrauchtens und konnten mit der Schlender [5. Mos. 20, 9 Anm.] ein Haar swenn sie sich’s zur Zielscheibe hätten setzen wollen] treffen, daß sie nicht fehlend. « 17. Aber derer von Israel —— ohne die vou Benjamin [welche eben nicht auf ihrer, sondern der Gibeiten Seite standen] —«wurden gezählet vier hundert tausend Mann, die das Schwert führeten, und alle streitbare Männer. 18. Die machten [nachdem ihre Abgeordneten bei den Geschlechtern Benjamin kein Gehör gefun- den V. 12 ff.] sich auf· [von Mizpa, wo die bis- herigen Verhandlungen stattgefunden hatten V. 1 ff.], und zogen hinauf zum Hause Gottes-« [richtiger: nach VetheL wohin man für die Zeit des Feld- zuges die Bundeslade unter Begleitung des Hohen- priesiers Pinehas gebracht hatte V. 27 f.], Und fragten Gott [durch die Weise des Lichts Z. Mos. 33- 8; Ps- 30J- und sprachen: Wer soll vor uns hinausgehen, den Streit anzufahen mit den Kindern Benjamin swelcher Stamm unter uns soll in diesem Kriege mit seiner Mannschaft an die Spitze des Heeres treten und die oberste Lei- tung übernehmenjks Der HErr sprach Ebenso, wie in dem Kap. I, 1 f. erwähnten Falle]: Juda soll ansehen. it) Allerdings läßt das Wort des Grundiertesx dein-et sich hier und V. 26 durch ,,Hans Gottes« übersetzen (vgl. 1. Mos. 28, 19), wie die Vulgata gethan, die denn zur Erklärung noch hinzufügtx ,,nämlich in Silo«. Aber wegen der weiten Entfernung Silo’s vom Kriegsfchaits platze und bei der bis aus David gebräuchlichen Sitte, nicht ohne die heil. Lade, das Sinnbild der Gegenwart Gottes bei dem Heer, in den Krieg zu ziehen (4. Mos. 10, 35), ist jedenfalls die schon in der Septuaginta sich findende Auffassung des Worts als Eigenname (Bethel) vorzuziehem 19. Also [nach so empfangener Antwort, und indem der Stamm Juda wirklich an die Spitze des Heers sich stellte] machten sich die Kinder Israel des saubern] Morgens fwiederj auf svon Bethel], und lagerten sieh [nach einem Marsch von einigen Stunden] Vor Gtbetd Gleichivie ältere Ausleger (J. Lange, Wilisch, Starke u. A.) in früheren Fällen (Kap. 1, 23 ff.; 3, 19 sf.; 4, 17 ff.) etwas rechtfertigten, was nicht zu rechtfertigen war, so siellen sie hier das Verfahren der Kinder Israel in einem sehr ungünstigen Lichte dar, als hätten diese von unbilliger Rachbcgierz Uebereilung und Ungerechtigs keit sich leiten lassen, um daraus die nachherige zweima- lige Niederlage derselben (V. 20 is) zu erklären. Allein der rechtmäßige Vorwurf, der sie bei ihrem ganzen Ver- halten trifft, ist einzig und allein der, daß sie, auf die Gerechtigkeit ihrer Sache und ihre numerische Stärke sich verlassend, an dem glücklichen Erfolge des Unternehmens keinen Augenblick zweifeln, gleich als könne ihnen der Beistand des HErrn gar nicht fehlen, sondern müsse, auch ohne daß sie dessen sich zuvor versicherm ihnen zur Seite stehen. (Luther: »Sie bitten den Sieg nicht von Gott, sondern verlassen sich auf ihre Macht und gerechte Sache, weil es die Benjaminiter so arg gemacht hatten.«) Gerade deshalb, weil sie für die Ehre des HErrn und sein Gesetz eiferten, hätten sie nun auch ohne Einmi- schung fleischlichenEifers sich sollen allein in dessen Dienst stelleu und von seinem Geiste leiten lassen; ihr Verhalten 158 Richter 2o, 20—.32. wäre dann, abgesehen von dem voreiligen Schwur in Kap. 21, 1 und von dem schonungslosen Verfahren in V. 48 unsers Kapitels, hinsichtlich seiner äußeren Gestalt ganz dasselbe gewesen, wie nun —- man hat keinen zu- treffenden Grund, es von dieser Seite zu verdammen und z. B. den Kindern Israel das zum Vorwurf zu machen, daß sie nicht schon vorher den HErrn gefragt, ob sie den Krieg überhaupt anfangen sollten, da dies ja nach dem unzweideutigen Wort des göttlichen Gesetzes ihre heil. Pslicht war — wohl aber wäre das innere Wesen ein ganz anderes gewesen, gleichwie wenn ein gebildeter Mann unsrer Zeit, der von Hiimanitätsgrunw sähen, und sein lebendiger Jünger Christi, der von dem Wort und Geist seines HErrn geleitet wird, beide in ein und derselben Lage dasselbe thun, und es doch dasselbe nicht ist. Darauf, daß die Kinder Jsrael nicht innerlich als Bundesgemeine des HErrn handeln, sondern nur das Kleid derselben geliehen haben, ohne ihren Geist zu besttzen, weist der Ausdruck in V. 18 hin: «sie fragten Gott« (nicht: »den HErrn«); und V. 22 läßt deut- lich merken, daß sie im Vollgefühl ihrer Ueber-macht dor- gehen und auf die äußere Gerechtigkeit ihrer Sache ver- trauen, für die Rechte ihres Bundesgottes aber und unter seiner Fahne noch nicht zu streiten verstehen, bis sie es dann durch eine nochmalige Niederlage lernen. 20. Und ein jeder Mann sdie gesammte Mann: schaft] Von Israel ging heraus saus dem aufge- schlagenen Lager V. 19] zu streiten mit Ben1amm, Und schickten sich fstellten sich draußen vor dem La- ger in Schlachtordnung auf] zu streiten wider Gibea [genauer: wider sie, die Bensaminitem zu streiten bei Gibea; denn der Krieg galt nun nicht mehr bloß den Gibeiten, sondern dem ganzen Stamme]. 21. Da fielen die Kinder Benjamin heraus [machten einen Ausfall] aus Gibea [noch ehe die von Israel zu einem Angrisf auf die Stadt vor- rücken konnten], und schlugen des Tages unter Israel zwei und zwanzig tausend zu Boden. 22.» Aber das Volk, der Mann sdie gesammte SMaimschaftJ von Israel, ermannte sich, und riisteten sich [am andern Tage, trotz der schweren Niederlage] noch weiter zu streiten» am selben Ort, da sie sich des vorigen Tages gerustct hatten lum die Scharte auszuwetzen und ihre gekränkte Ehre wieder her- zustellen]. 23. Und die Kinder Israel sehe sie an die- sem andern Tage einen erneuerten Angriff auf Gibea wagten] zogen [zuvor] hinauf [nach Bethel V. 18], und weineten vor dem sbei seinem Heilig: thum gegenwärtigen] HErrn bis an den Abend swegen des Ungliicks, das sie betrosfen], nnd frag- ten sdanns den HEtrn [durch den Hohenpr·iefter], und sprachen: Sollen wir mehr snoch einmal] nahen zu streiten mit den Kindern Ven1amin, un- sern Brüdern. [oder bedeutet die gestern erlittene Niederlage, daß wir den Kampf aufgeben follen]? Der HErt sprach [liesz durch die Weise des Lichts ihnen antworten]: Ziehet hinauf zu ihnen sder von euch unternommene Kampf ist an sich gerecht und gut]. Man darf Von der Gerechtigkeit einer Sache nicht nach dem Ausgange urtheilen; denn in zeitlichen Dingen widerfährt den Gerechten und Gottlosen einerlei, sa zu- weilen sind die Goitloseti bei ihren Sünden so glücklich, daß sie die Gerechten und Gottesfiirchtigem deren Sache doch viel besser ist, unterdrücken. Obschon aber Gottes Kinder in Ansehung der Feinde unschuldig leiden, so sind sie doch nicht unschuldig in Ansehung seiner, indem er ihnen eine verdiente Strafe auferlegt oder wenigstens durch väterliche Züchtigung sie zur Bekehrung bringen oder von Sünden zurückhalten will, worein sie sonst fallen würden. Auf der andern Seite läßt er die Gott- losen eine Zeit lang glücklich auf ihren bösen Wegen wandeln, damit ihr Verderben endlich um so Viel größer sei, wie hernach diese Benjarniniten empfunden haben. (Ausspruch der ,,Gesellschaft der Gottesgelehrs ten-«, gestiftet in England zur Widerlegung der Angriffe der Deisten auf die Bibel) Wie die Geschichte in Kap. 19 große Aehnlichkeit« hat mit der in l. Mos. 19, 1——I1, so nun der hier erzählte Vorgang mit dem in Jos. 7, 6 ff., und auch die nachher V. 29 ff. von den Männern Jsisael angcwendete Kriegslist erinnert lebhaft an Jos. Kap. 8. Es liegt auf Israel bei aller Gerechtigkeit der Sache, für die sie kämpfen, dennoch ein heimlicher Bann, das ist ihr starkes Selbstgefühl und der sieischliche Eifer, den sie der S Errn beimischenz wären sie rein von göttlichem Eifer er ullt gewesen, so hätten sie jetzt nicht sowohl über das erlittene Unglück geweint, als vielmehr nach Klagel. s, 39 f. gethan und würden dann nicht blos im Gefühl der eigenen Ohnmacht und Sünd- haftigkeit, sondern auch des Schmerzes über das tiefe sittliche Verderben des Bruderstammes, den sie bekriegten, den Kampf wieder aufgenommen haben. So aber bleibt ihnen die rechte Erkenntniß noch verschlossen, und der HErr in seiner Antwort bestätigt zwar die Gerechtigkeit ihres Kampfes an sich, giebt aber noch keine Verheißung des Sieges. Darauf achten sie denn weiter nicht, neh- men vielmehr die Antwort für eine Zusage göttlichen Beistandes und gehen so mit Vermessenheit abermals in den Streit; da darf es uns nicht wundern, wenn sie eine zweite, fast eben so große Niederlage erleiden. Tit. »Und da die Kinder Israel sieh machten an die Kinder Benjamin des andern Tages snach dem Tage, an welchem sie so vor dem HErrn geweint und ihn gefragt hatten V. 23.-, d. i. am dritten Tage nach jenem ersten Schlachttage V. 20 f.]; . -.25. Fielen die Benjaminiter kabermalsj her- aus aus Gibea ihnen entgegen desselben lzweiten Schlacht-] Tages, und fchlngen von den Kindern Israel noch achtzehn tausend zn Boden, die alle das Schwert fuhreten. Es versteht sich von selbst, daß auch die Benjaminis ten einigen Verlust an beiden Schlachttagen erlitten ha- ben; nur wird das hier nicht besonders erwähnt, wohl aber geht aus V. 35 u. 47, wo angegeben wird, daß am dritten Schlachttage 25,100 Mann von Benjamin getödtet wurden und nur 600 übrig blieben, mittelbar der Betrag des Verlustes zu l000 Mann hervor, da nach V. 15 die gesammte Streitmacht der Benjaminiten ursprünglich aus 26,700 bestand. Mit der Angabe in V. 35 scheint aber die in V. 44—46 nicht zu stimmen; denn letzterer zufolge fielen in der Hauptfchlacht 18,000, zur Nachlese 5000 und bei der weiteren Verfolgung noch 2000, das sind zusammen 25,000. Bei dieser Berech- nung» sind aber 100 Mann außer Ansatz geblieben und nur die vollen Tausende genannt. Sonach hat man Die Stämme, unter Judas Anfiihrerschafh erleiden anfangs schwere Niederlagen. keine Ursach, in V. 15 siatt 26,000 die Zahl 25,000 zu lesen, wie die Septuaginta nnd Vulgata thun. III· to. Dis-sitt. dlarh der znietnialigcit schweren nieder— lage, darin nian ein Zeichen des Hornes Gottes, eine Strafe fiir das bisherige Selbstvertranem womit man den Krieg geführt hat, ohne deni iijGrrn allein die Ehre zn geben und von seiner Gnadenhiilfc einen gliiclilictjen Er— folg sich zu erbittert, erlieniit, deiiifctljigt sich die Genieine in llieihel vor der dort aufgestellten Bundeslade und hält einen Fast— und Opfertag llachdein sie dann innerlich geheiligt sind, ltann der HGrr sie brauchen, sein Straf« geriiht an Gilien nnd ganzttleicjatiiin zu vollstrerliem nnd verheißt ihnen den Sieg. In Folge einer angewandten Kriegslist liomint es auch wirklich anr dritten Srhlaihttage zu einer fast völligen dernichtuug der lseujnniinitisiheii iklnunsrhafh von der nur sechghnnderl nach dein Fels Riiunioic sirh retten; alter die siegreichen Männer von Israel, mit der Sache des ihGrrn ihre eigene vermen- gend und wegen der zioeiinaligeii lliederlage sich riictiend, lassen rs mit solcher dernirhticug nicht genug sein, sondern schlagen auch alle sonstigen itienschen im Stamme Benin- niin nieder und verderben das ganze Gebiet. 26. Da zogen alle Kinder Israel [durch die zweimalige Niederlage, welche ihnen den zehnten Theil des Heeres gekostet hatte —- 22,000—i—18,000 =40,000, vergl. V. 17 —»— in ihrem Selbstgefühl gebrochen und an aller eigenen Kraft verzagend] hinauf Und [mit der kriegführenden Mannschaft zugleich] alles Volk [was von nicht waffenfähigeii Leuten, von Weibern, Greifen u. s. w. im Lager bei Gibea anwesend war], und kamen zum Hause Gottes snach Bethel, s. V. 18] und wetneten silber ihr UnglückL und blieben daselbst vor dem HErrn sum sich gründlich vor ihm zu demiithigen], und fastctcn den Tag bis zu Abend [wie am großen Versöhnungstage zu geschehen pflegte 3. Mos. 16, 29], nnd opferten sam Abend, als der Fasttag zu Ende war] Brandopfer und Dankopfer vor dem HErrn [jene, um ihre Schuld versöhnen zu lassen und sich ganz und ungetheilt an den HErrn ihren Gott hinzugeben Z. Mos 1, 1—9., diese, um des göttlichen Beistandes sich zu versichern und vermit- tels der davon angestellten Opferrnahlzeiten in der Gemeinschast des HErrn sich zu stärken Z. M. Z, Z. 17 Anm]. 27. Und die Kinder Israel fragten sdarnach auf’s Neue V· 23] den HErrn s—- es war aber [wie hier nachträglich zum Verständniß des in V. 18. 23 u. 26 Berichteten bemerkt werden soll] daselbst [in Bethel, dem nördlichen Grenzorte Ben- jamin’s Jos. 18, 13., der durch die dem Erzvater Jakob hier zu Theil gewordenen Offenbarnngen I. Mos. 28, 10 ff.; 35, 6 ff. sich besonders zu einer Stätte für Aufsiellung des Heiligthums eig- nete] die Lade des Bandes Gottes zu dersclbigen Zeit [solange der Krieg dauern würde] 28. Und Pinehas der Sohn Eleasaiz Aaroirs Sohn [Enkel], stund vor ihm [dem HErrnl zu der- selbigen Zeit sdas Hohepriesteramt bekleidend Ios 24-331——,und sprachen: Sollen wir mehr knoch 159 einmal] ausziehen zu streiten mit den Kindern Ben- jamin, unsern Brüdern, oder soll ich sdein Volk, das du nach deinem Namen genannt hast] erblassen? sJch bin dazu bereit, ganz deinem Willeu mich zu unterwerfen, und denke nicht mehr daran, die Schatte wegen der ziveimaligen Niederlage miisse ausgewetzt werden V. 22.] Der HErrsprach sihnen jetzt nicht mehr blos die Gerechtigkeit ihrer Sache bestätigend, sondern auch eine gnädige Ver- heißung des Sieges ertheilend]: Ziehet hinauf, morgen will ich sie [die Kinder Benjamixq in eure Hände geben. ,Jch, spricht Gott, ivillJs thun, bisher habt ihrs thun wollen; aber es heißt Ich, nicht Ihr. (Ltiiher’s Randglosseh 29. Und die Kinder Israel [wohl in Erin- nerung des göttlichen Vefehls, den Josua damals, als die von Ai ihm nunmehr in seine Hände gegeben werden sollten, empfangen hatte Jos. 8, 1 ff., und daraus für sich die gleiche Verbaltungs- regel ableitendss bestelleten einen Hinterhalt soon 10,0O0 Mann V. 34] aus Gibea umher kwelche hinter dem Rücken der Benjaminitem wenn diese wiederum einen Aussall gemacht haben ivürdeih die Stadt in Brand stecken sollten]. 30. Und zogen also [nach so getroffenen Vor- sichtsnIaßregeIIIJ die Kinder Israel hinaus [oon BetheIJ des dritten [Schlacht-] Tages [V:19—21 der erste Schlachttag V. 24 u. 25 der zweite -— zwischen dem I. u. 2. liegt der Tag V. 22 u. 23, zwischen dem 2. u. Z. der Buß- und Bettag V. 26——28 dazcoischerq an die Kinder Benjaniin und rüsteten sich srückten in Schlachtordnung vor] an Gibea, wie zuvor zweimal. 31. Da fuhren die Kinder Benjamin sehen- falls, wie zuvor zweimal V. 21 u. 251 heraus, dem Volk entgegen, nnd rissen sich [wie nachher V. 36 näher beschrieben werden wird] von der Stadt [los], and fingen an zu schlagen und zu verwunden lzu erlegen] vom Volk kder Kinder Israel, die »zum Schein die Flncht vor ihnen ergrcssenL wie zuvor zweimal, im [freien] Felde [draußen, nördlich und östlich von der Stadt, und zwar] ans zwo Straßen [an einer Stelle, wo zwei Straßen sich von einander schieden], deren eine [nordwärts] gen Betheh die andere söstlich herüber] gen Gibea [in’s Feld vor der Stadt] gehet, bei dreißig Mann in Israel stheils bei diesem ersten, theils bei dem nachherigen zweiten Rückzug V. 32f. tödtend]. · 32. Da gedachten die Kinder Benjamin sals Ihr Ausfall auch diesmal anfänglich einen so glück- lichen Erfolg hatte]: Sie sind geschlagen vor uns, wie vorhin [und wagten sich immer weitres. Aber die. Kinder Israel [ihre schon bisher gebrauchte Kr1egslist, sich scheinbar schlagen zu lassen, noch weiter ausfiihrend] sprachen: Laßt uns fliehen 160 Richter 20, 33—48. snoch mehr zurückweichenL daß wir sie lnoch ein Stück weiter] von der Stadt [ab-] reißen auf die Straße [den nach Bethel führenden Theil der Doppelstraße V. 31]. 33. Da sin Ausführung solchen Beschlusses] machten sich auf alle Männer von Israel, von ihrem-Ort [verließen ihre Stellung an dem Schei- depunkte der beiden Straßeu], und rüsteten sich sstellteii sich weiter rückwärts in Schlachtordnuiig] zn Vaal-Thamar [d. i. Palmenort, einer kleinen Ortschaft jenseit Gibea’s, vermuthlich nach Rama zu gelegen, später Bethamar genannt]. Und der Hinterhalt [V. 291 brach [in diesem Augenblick des weiteren Rückzugsj hervor an seinem Ort [aus seinem Versteck] von der Höhle Gaba snach anderer Auslegung: von der Pläne Geba her«], sit. Und kamen gen Gibea [in die von Strei- tern völlig entblößte Stadt] zehn tausend Mann [eben die, so in dem Hinterhalt gelegen hatten] auserlesen aus ganzem Israel, kmachteii in der Stadt alles nieder, was ihnen vorkam, steckten sie in Brand und gaben damit dem Hauptheen zu dem sie gehörten, das verabredete Zeichen, nun: mehr zum Angriff überzugehen, so] daß sfür die von der Stadt weit abgezogenen Benfaniinitem indem jetzt die bisher von ihnen verfolgten Kinder Israel sich gegen sie wandten] der Streit hart ward [und sie nordöstlich hinüber nach der, von Jericho nach dem Gebirge von Vethel aufsteigenden Wüste sich retiriren mußten, auf diesem Wege aber fast völlig aufgerieben wurden V. 36 fs.]; sie wußten aber nicht, daß sie das Unglück Endlich] treffen wiirde fsondern schlugen, durch ihren früheren zweifachen Sieg sicher gemacht, so tapfer auf die Kinder Israel los, daß sie gar nichts davon ahnten, was inzwischen hinter ihnen, in der verlassenen Stadt, sich begeben könnte, bis die aufsteigenden Ranchsäiilen es ihnen kund- c( cU . h «) jDie Worte des Grundtextes mimmaarebcsaba hat zuerst die Peschito idie shrische, um die Mitte des 2. Jahrh. von einem Christen verfaßte Uebersetzung des A. T.) in der Art gedeutet, wie Luther, indem sie III; gleichbedeutend nahm mit FIJYD Höhle (1. Mos 19, 303 Jof. 13, 4); aber nach V. 29 war der Hinterhalt nicht in eine Höhle bei Gibea Gabe. ist das sonst nicht mehr gcbräuchliche Stammwort von Geba sowohl, wie von Gjbea., d. i. Höhe, Hügel, und konnten die 3 Formen leicht mit einander vertauscht werden, wie z. B. Ios. 22, 33 Gibea fiir Geba steht), sondern rings um die Stadt her gelegt. Die Septuaginta hat das sonst nir- end vorkommende Wort nicht verstanden und es unüber- etzt gelassen (Moczsiioiyapå)z die Vulgata dagegen liest statt dessen III-i; (Ort, wo die Sonne untergehn Occi- dent Pf. 75, 7 ; 103, 12 u. s. w.) und übersetzt: ab Occi- clentali urbis parte (von der Westseite der Stadt her). Am richtigsien versieht man wohl mit D. Kimchi und andern iiidischen Schrifterklärern das Wort in der Be- deutung: ,,nackter, unbewaldeter Platz, Pläne« (abge- leitet von HJY nackend -sein); von einer solchen Pläne, die vermuthlich westlich oder südwestlich von Gibea zu denken ist, kamen die in den Hinterhalt gelegten Solda- ten her, ohne daß damit gesagt werden soll, daß sie dort im Hiiiterhalt gelegen hätten. 35. Also lindern er die angewandte Kriegslist gelingen ließ] schlug der HErrt sseiiier Zusage V. 28 gemäß] Venjamin vor den Kindern Israel, daß die Kinder Israel auf den Tag verderbeten fünf und zwanzig tausend und hundert Mann in Benjamim die alle das Schwert fiihreten fund nur noch 600 übrig blieben, da von der ursprünglichen Heeresstärke von 26,700 Mann V. 15 etwa 1000 schon an den beiden erstenSchlachttagen umgekom- men waren, s. Anm. zu V. 25]. «) Der HErr schlug sie, nicht Israel; denn es heißt: Ehre sei Gott in der Höhe! (Luther.) 36. [Um aber den Verlauf und das Ergebniß die- ses s. Schlachttages noch genauer darzulegen, als in den vorhergehenden Versen geschehen, nehmen wir hier den An- fang des Kampfes in V. 31 noch einmal auf und erzählen dann ausfühciicher weiter. Dort aber hieß es: Da fuh- ren die Kinder Veujamin heraus, dem Volk entgegen, und rissen sich von der Stadt] Dem! [so sagen wir nun weiter] da die Kinder Benjamin sahen, daß sie geschlagen waren, gaben ihnen die Männer Israel Raum [richtiger: Denn die Kinder Beniamin sahen (bildeten sich ein), daß sie (die Männer Israel, von ihnen ebenso, wie an den beiden früheren Schlachttagen) ge- schlagen wären, gaben ihnen doch (diefe, nämlich) die Männer Israel (durch ihr sich Zurückziehen zuerst auf den Scheidepunkt der bei- den Straßen V. 31, und dann auf dem nach Bethel nordwärts führenden Wege bis Bad-Tha- mar V. Eis) Raum — das aber thaten letztere in wohl überlegter Absicht]; denn sie verließen sich auf den Hinterhalh den sie bei Gibea beftellet hatten sderselbe werde schon im rechten Augenblick aus seinem Versteck hervorbrechen und dem Kampfe eine solche Wen- dung geben, daß sie von ihrem Rückzuge zu desto hefti- gerem Angriffe würden übergehen können] 37. Und der Hinterhalt eilcte auch [als die Beujaminiten sich weit genug von der Stadt los- gerissen hatten], und brach hervor zu Gibea zu, und zog sich hinan sbreitete sich darin aus], und schlug die ganze Stadt lwas von Weibern, Kin- dern u. f. w. darin war] mit der Schärfe des Schwerts 38. Sie hatten aber eine Losung [Verabredung] mit einander, die Männer von Israel [die sich zum Scheiu von den Benjaminiten wollten schlagen las- fen], und der Hinterhalt [der von seinem Versteck aus in die Stadt cinbrechen sollte], mit dein Schlverti über sie [die sie verfolgenden Benjaniinitenj zu fallen, wenn der Rauch von der Stadt sich erhübe. «) Jm Texte steht III» (imperat. hiph. von HYJV und ist der Satz, bei dem man das Sussixum an dem folgenden Worte DIJTEILITH nicht weiter zu berücksichtigen hat, da es wohl auf einer Vermischung zweier Construc- tionen beruht, zu iibersetzein Mache viel aussteigen zu lassen Raucherhebiing aus der Stadt, d. h. Der Stamm Benjamin wird von den übrigen laß eine große Rauchwolie von dort aufsteigen. Luther aber liest statt dessen mit einigen Handschriften und ältern Ausgaben III, verbindet das mit dem fol- genden Worte (mit dem Schwert über ste zu fallen) und überletzt den Schlußsatz: ,,Erhebung des Rauches von der Stadt« in ertlärender Weise (wenn der Rauch von der Stadt fiel) erhübe). Dergleichen Bemerkungen fügen wir im Interesse derjenigen Leser unserer Auslegung hinzu, die bei ihren: Bibellesen gewohnt sind, den Grund- text zu vergleicheu und ohne eine Menge von Hülfsniib telii nicht im Stande sein würden, das Verhältniß der Liitherschen Uebersetzung zu dem jetzt gebräucblichen Text im Hebräischen sich klar zu machen; bei der Auslegung selber aber halten wir uns iin Jnteresse der Lehrer und Hausväter möglichst an unsre deutsche Bibel und ver- lassen sie nur in einigen wenigen Fällen, wo es zum Verständnis des Zusammenhangs und der eigentlichen Meinung des heil. Schriftstellers unbedingt noth- wendig scheint. » 39. Da nun die Mauner von Israel sich wandten im Streit sin der V. 32 f. angegebenen Weise sich stelleten, als wenn sie Höhen] nnd Ben- fainin anfing setliche unter ihnen] zu schlagen, und verwundeteii [erlegten] in Jsrael bei dreißig Mann lV· 31]- undgcdachten [bei lich]- sie sind vor uns geschlagen, wie im vorigen Streit; 40. Da fing an sich zu erheben von der Stadt ein Rauch, stracks über sich seine hoch in die Luft aufsteigende Rauchsäule]. Und Benjamin [dieselbe gewahr werdend] wandte sieh hinter sieh, nnd siehe, da ging die Stadt ganz sin Feuer] auf [das] gen Himmel semporlodertes 41. Und die Männer von Israel sdie bisher sieh zurückgezogen hatten] wandten sich auch Un! sum nunmehr zu»m Angriss überzugehen], und erschreclten die Manner Benjamiu sdie jetzt allen Muth sinken ließen, während sie kurz vorher noch so siegestrunken gewesen V. 39]; denn sie sahen, das; sie das Uugluck treffen wollte sV. 34]; 42. Und wandten sich vor den Männern Israel sdie hinter ihnen drein kamen], anf den Weg zur Wnste snordostwärts hinüber nach der Wüste Be- thaven Jvs l6, 1]. Aber der Streit folgte ihnen nach sdie Männer von Jsrael ereilten sie auf die- sem ihrem Fluchtwege], dazu saußer den eigent- lichen Bewohnern von Gibea diejenigen] die von den Stadien sund übrigen Ortschaften des Stammes BeUjaniinJ hinein kommen waren snach Gibea, um den Gibeiten zu helfen V. 14 ff.], die verderbeten sie sdie Männer von Israel] drinnen swörtlich: in seiner Mitte, d. h. mitten auf dem Wege nach der Wüsie, ehe sie dieselbe erreichten]. Die letzten Worte des Verses find sebr schwierig, da es zweifelhaft ist, ob das »die« in der ersten Hälfte Nominativ oder Accusativ ist, und was das »in seiner Mitte« in der zweiten Hälfte bedeuten soll. Wir wollen die verschiedenen Ansichten darüber nicht einzeln anfüh- ren, haben vielmehr oben der Lutherschen Uebersetzung leich diejenige Erklärung beigefügt, welche am meisten site sich hat, obwohl dieser Uebersetzung eigentlich eine andere Aufsassung zu Grunde liegt. Dächfeps Bibelwerl Stämmen besiegt und fast gänzlich vernichtet. 16l 43. Und sum noch genauer, als vorher ge- schehen, den Hergang zu beschreiben :] sie sdie Män- ner von Israel] umringten Benjamim und jagten ihm narh bis gen Menuab sbis an den Ruhe: o r t, d. h. ließen ihnen nirgends Ruhe und Erholung, sondern verfolgten sie von einem Ort zum andern], und zertraten sie bis vor Gibea, gegen der Sonnen Aufgang sbis an eine Stelle, die Gibea östlich gegenüber lag]. » 44. Und es fielen sbei dieser Hauptverfolgung] von Benjauiin achtzehn tausend Mann, die alle streitbare Männer waren. . 45. Da wandten sie sich sdie bis dahin noch mit dem Leben davon gekommen waren], nnd flohen [nördlich hinauf] zu der Wüste sjenseit Mich: mas], an den Fels Rimnlon san den kegelförmigen Kalkberg, anf welchem die noch jetzt vorhandene Ortschaft gamma» iiegtjz aber auf derselben Straße schlugen sie sdie Männer oon Jsrael, welche auch jetzt noch die Verfolgung fortsetzten, gleichsam zur Nachlese noch] fünf« tausend Mann, nnd folgten ihnen sdie nicht nach jenem Fels hat- ten entkommen können] hinten nach bis gen Gi- deomA und schlugen ihrer sdortJ zwei tausend. «) Ein nicht näher bekannter Ort, wohl links oder rechts von dem Wege zwischen Michnias und Rimmon zu suchen. 46. Und also fielen des Tags von Beujamiu [18,000 —-— 5000 —i— 2000 -] fünf und zwanzig tausend Mann, die das Schwert siihreten, und alle sireitbare Männer« waren [etwa einhundert, die ebenfalls umkamen, nicht mitgerechnet, s. Anm. zu V. 25]. 47. Nur sechshundert Mann wandten sich snach der Niederlage östlich von Gibea V. 43 f.], und flohen zur Wüste zum Fels Riuimon sohne auf diesem Wege mit den meisten übrigen eben- falls aufgerieben zu werden V. 45], nnd blieben im Fels Rimmou vier Monden sbis zu dem Kapk 21, 13 ff. erzählten Ereigniß] « 48. Und die Männer Israel kamen wieder skehreten um von der Verfolgung der benjamini- tischen Krieger, nachdem sie dieselben bis auf den kleinen, nicht mehr zu erreichenden Ueberresi V. 47 völlig vernichtet hatten] zu den Kindern Benjauiin szu der übrigen unbewaffneten nnd wehrlofen Be- völkerung des benjaminitilchen Stammgebietes], und schlugen sin niedriger RacheJ mit der Schärfe des Schwerts die in der Stadt soder auf dem Lande angetroffen wurden], beide, Leute nnd Vieh, nnd alles, was man fand; und alle Städte, die man fand sdie es überhaupt im Lande gab] ver- brannte man lnit Feuer sund vollsireckte so den Vernichtungsbann an diesem Stamme in ganzer Strenge]. Bei diesem letzteren Schritt in V. 48 waltete un- leugbar das Gefühl persönlicher Rache für die beiden Niederlagem welche die Männer von Jsrael früher erlitten, A. T. l. 2. 11 162 Richter 21, 1-—11. vor; es ivar das nicht mehr Eifer für die Sache des HErrm sondern für die eigene Ehre, was die Gemeinde gar bald hernach auch selber erkannte und schmerzlich ereute, wie wir im folgenden Kapitel hören werden. Das 21. Kapitel. Wie der Stamm Izenjamin wieder erbauet morden. W— V. l—25. tlach der im Zorne rasch vollbrachten That beklagt vie Gemeine unter Rennen, daß es soweit genommen und eines Stammes von Israel weniger ge- worden sei. Sie denlit auf Mittel, die noch übrigen Sechghiindert mit Frauen zu versorgen, damit der Stamm wieder gebaut werden niöge. Da sie aber beim Jlusbruch des» Krieges eidlich gelobt haben, daß niemand seine Tochter einem uenjamiiiiten zum Weibe geben wolle, be- srhließen sie, an den Bürgern von Jahre, welche dem Kufgebot zum Eandsturm nicht Folge gegeben nnd damit schwere Strafe verwirlit haben, den bernichtunggbann zu vollziehen, die noch unoerheiratheten Mädchen aber zu schonen und diese jenem lleberrefie der Brnjaininiten zu überlassen. Als jedoch auf solihe Weise nur vierhundert zu Weibern kommen, werden in Folge einer neuen Be— rathnng der übrigen Gemeine, zu wetcher die Männer von Silo nicht zugezogen werden, die noch nnversorgten Zweihiiudert veranlaßt, bei der Feier eines der drei gro- ßen Iahreefeste in Sile, wo die Töchter der Stadt draußen vor derselben dteigentänze auszuführen pflegen, ßch die noch fehlende Zahl von Jungfrauen selber zu rauben; was denn auch geschieht, ohne daß die bitter und Brüder der Gcraubten Rathe dafür nehmen, indem sie von der übrigen Gemeinkbelchwictsligt werden. Die Manuer aber Israel [um hier eine Bemerkung vorauszuschickem die zum Verständniß der im Folgenden erzählten Begebenheit durchaus nöthig istJ hatten [bei ihrer Berathung] zu Mizpa [Kap. 20, 1 ff» als die Benjaminiten die Aus- lieferung der schuldigen Gibeiten verweigerten und sogar mit denselben gemeinschaftliche Sache mach- ten wider die Gemeine des HErrnj gefchworem nnd gesagt: Niemand [unter uns] soll feine Tochter den Benjaminitern zum Weibe geben [sie sollen viel- mehr den Cananitern gleich geachtet sein, mit denen wir uns nicht verschwägern dürfen 2. Nios 34, 15 f.; 5. M. 7, 3 f.]. » Starke mit andern älteren Auslegern urtheilt ge- wiß auch hier zu hart, wenn er sa t: ,,dieser Eidschwur ist eine der größesten Sünden gewesen, welche das jüdis sche Volk jemals begangen hat; sie waren auch im Ge- ringsten nicht verbunden, ihren unrechtmäßigen Eid zu halten«» Es ist vielmehr ihr Schwur ebenso lediglich eine Sünde der Uebereilung, wie die von Seiten der Obersten» der Gemeine den Gibeoniten gegebene eidliche Zusage in Jos- 9, 15; einer Uebereilung, die zwar her- vorgegangen ist aus der an sich gerechten sittlichen Em- pörung des Volkes über die in Israel unerhörte Schand- that der Gibeiten und die Parteinahme des ganzen Stammes Benjamin für die Frevler, die aber, weil bei diesem Eifern »Um das Haus des HErrn (Ps. 69, 10; Seh. L, 17) nicht der·Geist Gottes, sondern das Fleisch die Oberhand hat, die Bruderliebe verleugnet und die Grenzen des. Rechts überschreitet· Niemand, wer da weiß, wie schwer und gefährlich die Bekämpfung des Bösen durch thatsächliche Vernichtung desselben einem Menschen dadurch wird, daß die nämlichen ,,Befestigun- gen«, die er verstören soll (1. Corinth. 10, 4), in seinem eigenen Herzen vorhanden sind, wird die Männer von Israel im vorliegenden Falle über Gebühr schelten, son- dern lieber ringen und flehen, daß er die hohe christliche Weisheit erlan e, die zu jener Bekämpfung so noth- thut, und allen fkteischlichen Eifer und selbstgefälligen Hoch« muth, diese Quellen des Fanatismus überwinden lerne. Denn »zerstören darf nur, wer selbst befestiget ist auf dem Grunde, der nicht zerstört werden kann; recht zer- stören kann nur, wer sich selbst wahrhaft erkannt hat in seiner Sünde und in seinem Gnadenstanda und erkannt hat den göttlichen Willen und das Wesen und Ziel des öttlichen Reiches; gerecht zerstören kann nur, wer das echt auch in dem sündlich Eritarteten erkennen und anzuerkennen vermag, und ebenso die Aufgabe und die Schranken des eigenen Berufs in der sittlichen Geselli schaftz christlich zerstören kann nur, wer selbst der sündlich entarteten Wirklichkeit gegenüber das sittliche Schonen in weiser Liebe auszuüben vermag, wer da nicht den Weizen mit dem Unkraut auszurotten eneigt ist. Gottes Langmuth gegen die Sünder ist orbild für die Christeii.« (Wuttke.) 2. Und das Volk kam snach Beendigung des Krieges wider Benjamin Kuh. 20, 48] zu dem Hause Gottrs [nach Bethel, s. Kap. 20,"18. 26], Und blieb da seinen ganzen Tag] bis zu Abend vor Gott, nnd hoben auf ihre Stimme, und wei- neten sehr [über den so betrübten Ausgang der von ihnen verfochtenen Sache], 3. Und sprachen: O HGry Gott von Israel, warum ist das geschehen in Israel, daß heute sann- mehrJ eines Stammes von Israel weniger worden ist? sDa es aber nun einmal so gekommen, so gieb uns Mittel und Wege an, den völligen Untergang dieses Stammes abzuwenden und ihn aus den übrig geblie- benen Sechshundert wieder zu erbauen, da wir durch unsern Eid V. I verhindert sind, selbst unsre Töchter dazu herzugeben.] 4. Des andern Morgens [nach diesem Buß- und Bettage, an welchem es ihnen, nachdem der namentlich bei der Ausrottung auch der übrigen Bevölkerung in Kap. 20, 48 hervorgetretene fleisch- liche Eifer verraucht war, und der Geist Gottes wieder die Oberhand in ihren Herzen erlangt hatte, zum Bewußtsein kam, daß sie zu weit gegangen waren in ihren Maßnahmen wider Benjamin] machte sich das Volk frühe auf snach der Stätte, wo die Bundeslade stand], Und bauete da [an Stelle dessen, auf welchem sie vor einigen Tagen ihre Opfer dargebracht Kap· 20, 261 einen [an- deren, größeren] Altar, und opferten [noch weit mehr, als damals] Brandopfer und Dankopfer sihr Unrecht zu sühnen und die Gnade und den Bei- stand Gottes zur Ausführung ihres jetzigen Vor- habens zu suchen]. Z. Und die Kinde! Israel [durch gemeinsame Berathung, von der hernach V. 6 f. weiter die Rede sein wird, auf einen Gedanken gekommen, wie sie den übrig gebliebenen Benjaminiten zu Frauen verhelfen könnten, ohne ihren Eid V. l» zu brechen] sprachen: Wer ist irgend von den Stam- Die ungehorsamen Jabesiten werden getödtet, ihre Töchter aber nach Silo gefangen geführt. 163 men [Geschlechtern] Israel, der svor Beginn des Krieges, als wir uns zu gemeinsamen Be- schlüssen über denselben zu Mizpa versammelten Kap. 20- l ff.] nicht mit der Gemeine ist herauf kommen zum HErtn szu dessen Ehre unsre Unter- nehmung gemeint war und vor dessen Angesicht unsre Beschlüsse gefaßt wurden]? Denn es war [bei Berufung jener Gemeindeversammlung] ein großer Eid geschehen [wie man auch sonst bei Ver- sammlungen in wichtigen, das Wohl des ganzen Volks betreffenden Angelegenheiten eine derartige Drohung zu erlassen pflegte], daß, wer« nicht hin- auf kame zum HErrn gen Mizpm der sollte szur Strafe für seinen ungehorsam, vgl. 5. Mos.17, 12] des Todes sterben [die Ausführung dieser Drohung wollte man denn jetzt als ein Mittel für den oben an- gegebenen Zweck benagen] Dieser gewaltige Eifer und enge Verband, den wir hier noch an der israelitischen Gemeinde wahrnehmen, ist ein Zeichen, daß unsre Geschichte bald in die Zeit nach Josua’s Tode, also in den Anfang der Richter- Periode fällt; schon zu Debora’s Zeiten finden wir es anders (Kap. 5, 15—17). Ein gleiches Zeichen ist die Erwähnung des Hohenpriesters Pinehas in Kap.20,28, sowie die Antwort des HErrn in Kap. 20, 18: ,,Juda soll ansahen-«; später versuchte, wie wir Knie. s, 1 ff. und Kap. 12, 11 ff. gesehen, der Stamm Ephraim den Primat (die Führerschafy an sich zu reißen. is. [Gehen wir aber jetzt näher auf die, die- sem Tage vorausgegangene Berathung ein]. Und es reuete [wie wir aus den Klageworten V. 3 vernommen haben] die Kinder Israel über Ven- jamin, ihre Brüder, und sprachen: Heute ist ein Stamm von Israel abgebrochen. 7. [Nachdem sie nun an dem darauf folgen- den Versammlungstage V. 4 ihre Opfer gebracht und ihre Psiicht von Neuem erkannt hatten, für Fortbestand des abgebrochenen Stammes Fürsorge zu treffen, beriethen sie sich weiter:] Wie wollen wir ihnen thun, daß die Uebrigen Weiber kriegen? Denn wir haben geschworen bei dem HErrn, daß wir ihnen von unsern Töchtern nicht swollenj Weiber geben. s. Und sprachen [indem ihnen durch Erinne- rung an ihren ersten, V. 5 erwähnten Eid ein Gedanke kam, wie der Conflikt oder Widerstreit der beiden Pflichten, einestheils jenen andern Schwur in V. 1 aufrecht zu erhalten und doch andrerseits den Rest der Benjaminiten mit Weibern zu ver- sorgen, in befriedigender Weise gelöst werden könne]: Wer ist irgend von den Stimmen Israel, die nicht hinaus kommen sind zum HErrn gen Musen? sDenn gegen die haben wir das Recht und die Pflicht, mit sammt ihren Weibern und Söhnen sie aus- zurotten, und bekommen so Gelegenheit, ihre heirathsfähigen Töchter für unsern Zweck zu ver- wenden.] Und siehe [als solche Nachfrage geschah und nun genau zurückgedacht wurde an die dama- lige Versammlung Kap. 20, 1 ff.], da war nie- mand gewesen im Lager der Gemeine von Jabes in Gilead. I. [Sie ließen aber an dieser, möglicherweise irr- thümlichen Wahrnehmung stch nicht genügen, sondern faßten den Beschluß, die von Jabes zu verbannen, erst dann, als sie noch auf andere Art von dem strafbaren ungehorsam der Genannten sich überzeugt hatten.] Denn sie ziihleten [setzt auf der Stelle, bei ihrer diesmaligen Versammlung in Bethel V. 2 u. 4] das [anwesende] Volk, nnd siehe, da war [aber- mais] kein Burger da von Jabes in Gilead [ossen- bar fragte also die Stadt nichts nach der übrigen Gemeinde des HErrn, sondern hatte sich von der- selben losgerissen und auf sich selbst gestellt]. Das hier zum ersten Mal, und dann später in der Geschichte Saul’s und Davids (1. Sam. 11, 1 ff.; 31, 11 ff.; 2. S. 2, 4 ff.; 21, 12 ff) öfter erwähnte Jabes war nach Josephus die Metropolis (Hauptstadt) vom Ostjordanlande Ihre Lage ist noch nicht genau ermittelt; Robinson glaubt sie in den, aus einem Hügel gelegenen Ruinen von ed Deik entdeckt zu haben, von denen er auf der Südseite des Wabe) Jabes hörte. Das stimmt mit den Angaben des Onomasiicory nach welchem sie 6 römische Meilen (5 röm. M. = 1 deutsche M] von Pella aus einem Berge nach Gerafa zu lag; Pella aber, wohin die Christen bei der Belagerung Jerusalems durch die Römer sich slüchteten (Luk. 21, 20 f.), ist den neuesten, freilich noch etwas zu eilig vorgenommenen Untersuchungen gemäß die auf einem, etwa 600 Fuß über den Jordan sich erhebenden Hügelplatcary gegenüber von Vethsean gelegene jetzige Ruinenstätte Tubakåt Fabel. Am südlichen Fuße des Hügels sieht man aus einer Schlucht eine Quelle entspringen, die ein so schönes und reichliches Wasserbecken bildet, daß man sogleich den be- rühmten Brunnen in ihm erkennt, dessen die alten Be« schreiber Pella’s erwähnen. 10. Da sandte die sjetzt noch zu Bethel ver- sammelte] Gemeine [in Ausführung ihres Be- schlusses V. 5 und in Nachahmung dessen, was Mose einst wider die Midianiter gethan 4. Mos 31, 1 ff.] zwölf tausend Mann dahin von streit- baren Männern, und geboten ihnen, und sprachen: Gehet hin [nach dem Lande senseit des Jordan], und schlaget mit der Scharse des Schwerte snach dem Rechte des Vernichtungsbannes Z. Mos. 27, 29; b. M. 13, 12 ff. —- vgl. die folgende Anm. zu V. 11] die Bürger zu Jabes in Gilead, mit Weib und Kind. » 11. Doch lsollt ihr nicht durchgängig alle Einwohner des Orts niedermachem sondern] also sollt ihr thun: Alles, was mannlikh ist, und alle Weiber, die beim Mann gelegen sind, verbannet swas aber noch ledige Jungfrauen sind, erkennbar an gewissen Abzeichen ihrer Kleidung, die lasset leben uud bringet sie zu uns nach Silo, wohin wir inzwischen das Lager verlegen werden V. 12]. Sie hätten bei ihrer Berathung in V. 7 u. 8 besser gethan, sagt Buddeus, wenn sie in Erkenntniß ihrer Schuld in Betreff des vorfchnellen Eidschwurs V. l die Vergebung dafür bei Gott nachgesucht und den Benjas miniten frei gegeben hätten, sich mit ihren, der Männer von Israel, eigenen Töchtern zu verheirathen; so wäre nicht nöthig gewesen, die Einwohner von Jabes durch U« 164 Richter 21, 12-—25. eine eben so übertriebene Strenge, wie die gegen den gesanimten Stamm Benjamin (Kap. 20, 48.,) zu vertil- gen. Wir können dem vollkommen beistimmen. Denn erkannten sie das, wozu sie durch ihren Schwur sich verpflichtet hatten, für offenbare Sünde, so durften sie’s nach den Ausführungen zu Jos 9, 21 nicht zur Aus- führung bringen; dazu aber, daß sie die gesammte Ein- wohnerschaft zu Jabes ausrotten wollten, hatten sie in den zu V· 10 angeführten Gesetzesstellen kein Recht, sie hätten nur an den wirklich Schuldigem die gegen die Gemeine als Obrigkeit sich aufgelehnh also an den kriegs- und stimmfähigen Männern, die in 5.Mos.17,12f. ge- drohete Strafe vollstrecken dürfen. Und wiederum, wäre die Vollstreckung des Vernichtungsbannes ini vorliegen- den Falle zu rechtfertigen gewesen, so hatten die Männer von Israel wenigstens kein Recht, von der Vorschrift in 5. Mos is, 12 ff. eine willkürliche Ausnahme mit den noch unverheiratheten Mädchen zu Gunsten ihres Vor- habens V. 7 zu machen. Das ganze Verhalten geht daraus hervor, daß man in verkehrtem Sinn den Eid- schwur dem Buchstaben nach ausrecht erhalten will, wäh- rend man doch in der That und Wahrheit denselben für unausführbar erkennt, wenn man sich nicht einer neuen Sünde schuldig machen will; solche Auswege helfen nie- mals, sondern stürzen dennoch von einer andern Seite her in neue Sünde. Die gleiche Verkehrtheit wie- derholt sich hernach bei dem Rathe, den man den noch nicht mit Frauen versorgten letzten Zsweihundert in V. l5 ff. giebt. Hätten die Männer von Israel sich aber gleichwohl in ihrem Gewissen gebunden gefühlt, den Schwur in V.1 aufrecht zu erhalten und sich nicht von demselben los zu sagen (und allerdings war es keine so offenbare und handgreifliche Sünde, wozu sie sich ver- pflichtet hatten, daß die Ausführung des Eides geradezu ein Frevel gewesen wäre, wie in dem zu Jos 9, 21 bespro- chenen Fall des Herodes); so mußten sie, ohne selber irgend etwas zu thun, die Sache der Entscheidung Got- tes überlassen, der sie gewiß nicht ohne Rath und Hülfe würde gelassen haben, wenn sie im Gebet sich zu ihm gewendet, der Weise des Lichts sich bedient und das Ende feiner Wege in Geduld abgewartet hätten. 12. Und sie [die zur Vollsireckung des Ban- nes ausgesandten zwölftausend Mann] fanden bei den Burgern von Jabes in Gilead [als sie alle mit der Schärfe des Schwerts niederschlugen] vier hundert Dirnen, die Jungfrauen nnd bei feinem Mann gelegen waren. Die brachten sie irr-s Lager gen Sile, die da swelche Stadt] lieget im Lande Canaan [diesseit des Jordan]. Jn Silo war jetzt die Gemeine bei der Stiftshütte versammelt zu weiteren Gottesdienstem die man bis nach Austra der ganzen Angelegenheit fortsetzen wollte, um eines g iicklichen und Gott wohlgefälligen Ausgangs sich zu versicherm nur daß man leider dabei übersah, daß der HErr mehr Lust hat am Gehorsam aus seine Stimme, glls aånssOpfer und Brandopfer (1. Sam. 1-5, 22; Ps- , 1 .). 13. Da sandte die ganze Gemeine [Boten] hin [nach dem einige Meilen südlich von Silo gelegenen Versteck der nach Katz. 20., 48 übrig gebliebenen 600 Mann], und, ließ» reifen« mit den Kindern Benfamiiybie ini Fels Rimiiioii waren, nnd tiefen ihnen friedlich sboten ihnen Frieden an, daß ihnen kein Leid geschehen solle, man vielmehr sur Frauen gesorgt habe, aus denen sie ihren Stamm wieder erbauen möchten] 14. Also kamen die Kinder Beiijamin [indem sie den angebotenen Frieden gern und ohne Beden- ken annahinenj wieder zu derselbigen Zeit [kehrten zu ihrem verödeten und entvölkerten Stainmgebiete zurückjz nnd sie [die Männer von Israel] gaben ihnen die [vierhundert] Weiber [noch unverheircu theteii Mädchen mit], die sie hatten sbeim Leben] erhalten von den lzugleich mit ihren Männern und übrigen Kindern niedergemachteid Weibern zu Jabes in Gilead; nnd fanden keine inehr also fdaß sie die von den 600 Mann noch übrigen zweihundert ebenfalls init erbeuteten Jungfrauen hätten ausstatten können — nach anderer auf denselben Sinn hinauslaufender Ueber- setzung: aber nicht reichten’ sie, die erbeuteten Jungfrauen, ihnen, den 600 Mann, also d. h. in dem Bestände von vierhundert] V) Jn 4.Mos.11,22 hat Luther ebenfalls das hebt. regt; (sinden, erreichen) in der Bedeutung: ,,hinreichen, genug sein« genommen. 15. Da [indem sie so den Rest der Benin- miniten in ihr Stamnigebiet entlieszeii] renele es das Volk inoch einmal] iiver Benjamim daß der HErr einen Riß gemacht hatte in den Stciinnien Israel [u,nd den einen Stamm abgebrochen, wie es schon V. 6 sie gerettet hatte]- Waren auch zwei Drittel der Uebriggebliebenen des Stammes Benfamin bereits wieder mit Weibern ver- sorgt, so wollten sie doch das letzte Drittel mit gleicher Fürsorge, wie vorher das Ganze, umfassen, da es über- all, wo man nur wenig hat, um so mehr auch aiif Erhaltung des einzelnen ankommt. Its. Und die Aeliesten der Gemeine sals sie später an einem andern Ort zu gemeinsamer Be- rathung zusammengekommen waren, ohne die von Silo ebenfalls dazu eingeladen zu haben] sprachen [gerade so, wie damals zu Bethel V. 7]: Was wollen wir thun, daß die Uebrigen auch Weiber kriegen? Denn die Weiber in Benjaniin find ver- tilget [so daß sie aus ihrem Stamme selber nicht heirathen können] 17. Und sprachen: Die Uebrigen. von Benin- niin niiiffen ja ihr Erbe behalten sindem sie es auf Kinder und Kindeskinder fortpsianzen], daß nicht ein Stamm ansgetilget werde von Israel [verheirathet also müssen sie auf irgend eine Weise werden] 18. Und wir können ihnen unsere [eigenen] Töchter nicht zu Weibern geben; denn die Kinder Israel haben gtfcktlvoren und gesagt [V. 1]: Ver- flncht sei, der den Venjaiiiiiiiterii [von feinen Töch- tern] ein Weib giebt! 19. Und sie sbereits auf einen Gedanken ge- kommen, wie sie in diesem Conflikt sich helfen könnten] sprachen: Siehe, es ist ein Jahresfest des HEtkn zu Sile ses kehrt nun bald die Feier eines von den drei großen Jahressesien des HErrn zu: rückf da giebt-s Gelegenheit, daßjene Zweihundert sich» selber Mädchen rauben; und— zwar eignet sich Sito]-, die zu initternachtwärts liegt gegen Beutel, 400 gerettete Benjaminiten erhalten Jabesiterinnen zu Frauen, 200 rauben sich Mädchen von Silo. 165 gegen der Sonnen Aufgang, auf Dstlich von] der Straße, da man hinauf gebet, von Bethel gen Sichem, und von mittagwarts liegt sie gegen Libona sgar trefflich zur Ausführung eines solchen Werks, indem die Benjaminiten auf jener Straße zwischen Bethel und Sichem mit den geraubten Mädchen leicht in ihre Hei- math entkommen können, ehe die Bürger von Silo Zeit gewinnen, ihnen nachzusetzen und sie einzuholen] «) Vermuthlich ist das siebentägige Osterfest gemeint, wo die Töchter von Silo Reigentänze im Freien, draußen vor der Stadt, auszuführen pflegten in Nachahmung jenes Tanzes der israelitischen Frauen am rothen Meer, der einst nach dem Durchzug durch’s rothe Meer unter Anführung der Mirjam geschehen war (2. Mos 15, 20). « 20. Und sie geboten den Kindern Venjamin [gaben durch Boten, die sie an dieselben absehick- ten, ihnen den Rath], und sprachen: Gehet [bei dem bevorstehenden JahresfesteJ hin snach Silo]; und lauert [draußen vor der Stadt] in den Weinbergen U. Wenn ihr dann sehet, daß die Töchter Silo heraus mit Reigen zum Tanz gehen, so fah- ret hervor ans den Weinbergem und nehme ein jeglicher ihm ein Weib von den Töchtern Silo, nnd gehet [mit dem gemachten Raube eiligst] hin in’s Land Benjamin 22. Wenn aber ihre Väter oder Brüder kom- men, mit uns zu rechten [euch bei uns zu verkla- gen und uns aufzufordern, daß wir mit ihnen wider euch zur Strafe für das, was ihr gethan, in den Krieg ziehen sollen], wollen wir fschon ihren Zorn beschwichtigen und] zu ihnen sagen: Seid ihnen [am unsertwillen, die wir sie dazu veranlaßt haben] gnädig, denn wir haben sie nichkgenouimen mit Stteitfdenn nicht haben wir in dem Streite wider Jabes V. 10 ff. für jeden Mann sein Weib genommen, d. h. soviel Mädchen erbeutet, daß ein jeder von den 600 Mann ein Weib für sich hätte bekommen können]; sondern ihr wolltet siezihnen nicht geben, die Schuld ist jetzt euer [so habt ihr sie ihnen nicht freiwillig gegeben, in diesem Falle wäre die Schuld allerdings euer, indem ihr eines Eidbkllchs cUch schuldig gemacht, mm aber eure Töch- ter euch vielmehr mit Gewalt genommen sind, könnt ihr ja euer Gewissen beruhigen und euch im Gegenthcil freuen, daß sie wohl versorgt worden sind] 23. Die Kinder Venjamin thaten also [wie die Aeltesten der Gemeine ihnen gerathen hatten], und nahmenWeiher nach ihrer Zahl [zweihundert], von den Reigen [am Jahressest zu Silo] die sie raubten, und zogen hin, und wohneten in ihrem Grbtheil [ohne daß sie von den Vätern und Brüdern der Geraubten wären angefochten wor- den], und baueten Stadte, und ivohneien drinnen fund vermehreten sich im Laufe der Zeit also, daß sie nach 300 Jahren wieder einen vollstiindi en Stamm, wenn auch immer noch den kleinsten in ZsraeL aus- machten l. Sara. 9, 21; Pf. 68, 28]. Die ähnliche Gefchiehte vom Raub der Sabine- rinnen, wodurch Romulus die größtentheils noch un· beweibten Bewohner der von ihm im Jahr 754 v. Chr. gegründeten Stadt Rom gewaltsam mit Frauen verforgte, da die benachbarten Völker fiel) weigerten, den aus zu- sammengelaufenem Gesindel bestehenden Römervolk ihre Töchter zur Ehe zu geben, hängt mit der unsrigen wei- ter nichi zusammen, ist vielmehr eine rein selbsiständige Geschichte, und das zwceimalige Vorkommen einer solchen Begebenheit in der Weltgeschichte bei dem ganzen Geiste des frühesten Alterthunis ieicht erklärlich. U. Auch die Kinder Israel« machten sich von dannen kvon Silo] zn der Zeit [wo der Raub jener Mädchen geschehen war]- ein jeglicher zu seinem Stamm, und zu seinem Geschlecht [die einen sich freuend, daß ihr Rath V. 19 ff. so wohl ge- lungen und Benjamin nun vollständig mit Frauen versorgt war, so daß sie wegen des Vernichtungik kriegs Kap. 20 sich keine Gewissensbeschwer mehr machen durften, die andern V. 22 über den Raub ihrer Töchter beruhigtL und zogen von dannen aus, ein jeglicher zu seinem ErbtheiL 25. Zu der Zeit war kein König in Israel, ein jeglicher fwie schon Kap. 17, s; 18, 1; m, 1 bemerkt] that, tvas ihm recht dånchte [während, wenn ein König Recht und Gerechtigkeit im Lande ge- handhabt hätte, solche Dinge, wie sie in den vor- angehenden Kapiteln erzählt find, nicht hätten ge- schehen können]. Einen dritten, jedoch selbfiständigem von einem andern Verfasser herrührenden und in der hebräischen Bibel zu den Hagiographeii (5. Mos 18, 22 AnmJ zählenden Nachtrag zu dem Richterbuch giebt das Büch- lein Rath, dessen Erklärung wir zuvor erledigen, um darnach mit den Schlußbemerkungen über das Buch der Richter die über das Buch Rath zu verbinden. Das Buch Rath. Das Büchlein Ruth steht zwischen den Büchern, welche von Kriegs- und andern großen Sachen handeln, als eine gar feine und unvergleichliche Abschilderung der Redlichkeih Wohlanständigkein Klugheit und Gerechtigkeit, wie sie sich an einzelnen Personen im Hausstande beweisen soll. Diese liebliche Geschichte, die ein Bild aller Tugenden in sich faßt, die das häusliche und gesellschaftliche Leben der Menschen erfordert, sieht demjenigen Buch, welches die Menschen zur Seligkeit unterweisen soll, wohl an. 166 Rath 1, 1—-11. Es gereicht dem Gotte Jsrael zum ewigen Lob, daß es bei der Freiheit, worin sein Volk damals lebte, doch —— wenigstens bei vielen rechtschaffenen Leuten — so züchtig, gerecht, liebreich und billig herging. Was waren Naemi, Boas und Rath? wer waren die Leute, die dem Boas zu seiner Heirath und der Naemi zu ihrem Enkel gratulirtent Es waren Bauersleute. Wie trefflich war aber die Gerechtigkeit dieser Bauern in Israel (Richt. 5, 11)! Wie lieblich ihre Wohlredenheiü wie holdselig ihre Freundlichkeit, wie fein ihre Sitten! waren das! Welche weise und verständige Leute (5. Mos. 4, 6 fs.) (M. Fr. Roos.) Das 1. Kapitel. Ratt) reiset mit Tliaemi nach Zlzethlehem I« V. 1—22. In Folge einer Thenernng, die zur Zeit der itichter in tllanaan ausgebrochen, wandert ein Mann von tzethlehem-S1tda, Glimelech mit Namen, mit seinem Weibe Uaemi und seinen beiden Söhnen Mahlen nnd Chiljon nath der iiioabiter Eande ans» Hier stirbt der Mann. Die beiden Sühne verheirathen sitt) mit 2 Woa- biterinnem Jlrpa und Rath, sterben aber einer nach dem andern ebenfalls dahin, und zwar ohne Kinder zu hinter- lassen. Da ntatht sieh dlaemi nach zehnjährigen! Aufent- halt im Monbiterlande wieder nach ihrer ttjeimath auf, zumal sie hört, daß der HErr seinem ibollie sieh in Gna- den zugewendet und dem Eande wieder Brod gegeben habe. von den beiden, ne begleitenden Schwiegertörlitern ltehrt ans ihr Zureden die Krpa wieder zart-m, ituth aber läßt durrh lteine Gegenuorsiellungen sieh bewegen, die Schwiegermtitter zu verlassen und den Gott Israel-« für deu Götzen Moaba eiazntausrhem Beide, in tzethles hetn angelangt, erregen die Knstnerltsamlteit der dortigen Frauenwelh und dlaemi klagt derselben dao bittere Leid, dag sie während der Zeit ihrer Abwesenheit hat erfahren müssen. 1. Zu der Zeit, da [in Israel neben den ordentlichen nnd gewöhnlichen Richtern, welche in Gemeinschaft mit den Amtleuten 5. Mos. 16, 18 die Rechtspflege innerhalb ihres Bezirks zu üben hatten] die [für außerordentliche Fälle noch beson- ders von Gott berufenen] Richter regierten [und zwar vermuthlich in den sieben Jahren schwerer Drangsal von 1211—1204 v. Chr., welche die beständigen Raub- und Verheerungszüge der Mi- dianiter verursachten Richt. 6, 1 f.], ward eine Theuerung im Lande. Und ein Mann von Beth- lehem [im Stamme] Jnda [Richt. 19, 1 ff» zu nnterscheiden von dem gleichnamigen Ort im Stamme Sebulon Jos. 19, 15] zog wallen ssich eine Zeit lang, bis die Zeit der Noth vorüber sein würde, anderwärts als Fremdling aufzuhalten] in der Moabiter Land sjenseit des todten Meeres zwischen dem Arnon und dem Weidenbach gelegen 4. Mos. 21, 11 Anm.], mit seinem Weibe, nnd [seinen] zween sschon erwachsenen, aber noch un- verheiratheteUJ Söhnen. s « Z. Der hieß Elimelech, und sein Weib Narrn, und seine zween Söhne, Mahlen und Chiljom die waren falle mit einander] Ephrater [nicht Ephrai- miter, von: Stamme Ephraim Richt. 12, 5], [sondern] von [Ephrat oder] BethlehemaJUda [ge- bürtig, denn so hatte die Stadt früher geheißen 1.Mos. 35, 193 Micha 5, 1]. Und da sie [von ihrem Wohnort nordöstlich reisend und nach Ueber- schreitung des Jordan bei der Furt Helu Jos. 2, 7 Blum. sich südlich wendend, durch das Gebiet des Stammes Ruben 4. Mos. 32, 33 ff; Jos. 13,15 ff.] kamen in’s Land der Moabiten blieben sie daselbst [an einem nicht näher zu bestimmenden Orte]. 3. Und Elimelech, der Naemi Mann, starb [wohl kurze Zeit nach der UebersiedelungL Und sie blieb übrig mit ihren zween Söhnen. 4. Die nahmen moabitische Weiber swas nach dem Gesetz zwar nicht verboten war, doch immer- hin etwas Bedenkliches hatte, da die Moabiter Götzendiener waren 3. Mos. 18, 21 Anm.; I. Kön. 11, 7]. Eine [die Frau des jüngeren Sohnes Chiljon] hieß Art-a, die andere [die seines Bru- ders Mahlon, der zugleich Erbe des väterlichen Gutes in Bethlehern war Kap. 4, 10] Rath. Und da sie daselbst [im Lande der Moabiter] gewohnet hatten bei zehn Jahren [seit ihrer Auswanderung V. l f., also keineswegs nach Herstellung des Frie- dens im Lande Canaan durch— Gideon Richt. 8, 28 wieder dahin zurückgekehrt waren], 5. Starben sie alle beide, Mahlen und Chiljon [ohne Kinder aus ihren beiderseitigen Ehen zu hin- terlassen]- daß das Weib [die Naemij überblieb beiden Söhnen nnd ihrem sschon früher verstor- benen] Manne lsie alle drei überlebte]. Die Geschichte der Naemi ist unsre Geschichta we- nigstens bis dahin: wollte Gott, sie wäre es auch in dem Folgenden! Wir sehen an diesem Vorgang, der sich vor 3000 Jahren ereignete, etwas abgebildet, was sich noch täglich in der Christenheit ereignet, was sich leider auch mit uns ereignete, nämlich unsern Rückfallaus der Taufgnade, unser Verlassen Canaans. — Auch ich war in Beihlehem geboren nnd meine Heimath war das liebe Canaan Die heil. Taufe hat mich etngegrüns det in den Gnadenbnnd und hineingepflanzt in Gottes ErbtheiL Der Bund mit Christo, dem für mich gestor- benen und auferstandenen Lebensfürstem der ist mein Bethlehem, mein ,,Brodhaus«, meine Heimath, und dort seid auch ihr zu Hause, m. L» nicht durch Natur» son- dern durch geistliches Gnadeureehn Ach, daß wir diese Behausung nie verlassen hätten! Und was hatten wir in diesem Bethlehem für gute Namen! Der Name Elimelech und feiner Hausgenossen soll uns daran erin- nern. Elimeleeh heißt ,,mein Gott ist Königs« So war auch über uns gesprochen worden in der heil. Taufe: Dein Gott ist König, und du bist eines großen Königs Kind und Erbe. Naemi heißt die ,,Lusiige, Fröhliche«; Elimelech wandert mit Familie nach Moab aus und stirbt daselbst, darnach auch seine Söhne. 167 und lustig, fröhlich dürfen auch wir sein als Glieder am Leibe des HErrm als Erwählte in seiner Gemeinschaft. Im Städtchen Bethlehem gilt etwas der Name Mah- Ivth ZU VOUkfch »Sänger«; da heißt es: Singet und spielet dem HErrn in euren Herzen. Da zeigt der Name Chiljon, d. i. ,,vollkommett«, den Beruf der Kin- der Gottes, vollkommen zu werden. wie Der ist, der sie berufen hat. Wer wird so thöricht fein, diese geistliche Heimath zu verlassen? — Und doch hat Elimelech mit Weib und Kind Bethlehem verlassen und ist nach Moab gewandert. Die Theuerung trieb ihn in die Fremde. Ach ja, die Theuerung ist für so viele Seelen der Trei- ber aus dem Gnadenstande heraus, hinein in die arge Welt; sie wiederholen an sich die Auszugsgeschichte des ver- lorenen Sohnes, im Vaterhause ist es ihnen zu einför- mig, die christliche Zucht behagt ihnen nicht. Da sollen sie nicht in Saus und Braus leben, nicht fluchen, sau- sen, tollen dürfen; ihr Streben, ihre Begierde zielt auf Mond, und es ist leider wahr, uns allen, die wir in Sünden empfan en und geboren sind, ist eine natürliche, mächtige ReiseluE nach Moab ungeboren. Jn Moab mochte noch mancher von Lot und seinem Glauben (1. Mos. 19, 36 ff.) erzählen, mochte noch manche fromme Erinnerung im Munde des Volkes leben. Aber die Moabiter waren eben Heiden, Gö endiener geworden, dazu Jsraels abgesagte Feinde (4. of. 22, 2——-25, 2); und das war für E imelech und die Seinen keine gute Umgebung. Auch die Welt hat eine gewisse fromme Außenseite. Fromme Ueberliefernngen werden nicht ganz verachtet, man muß nur nicht gar zu fromm sein wollen. Gute Sprüche und Lieder werden auch noch geschätzh sie dürfen nur nichtTgzar zu Viel von Jesu handeln; und bei Leibe nennt den eltkindern nicht den Teufel, das können fie und das kann der Fürst dieser Welt nicht ausstehen. Gute Werke, Ehrbarkeit und öffentliche Wohlthätigkeit, sogar Feindesliebe haben auch in der Welt einen guten Klang; man muß nur von der menschlichen Verderbthcit und Sünde, von der völligen Verdienstlosigkeit unsrerfeits und dem rein wafchenden Blute Christi schweigen. Gründlich besehen ist jedoch die Welt ihrem innersten Wesen nach Finsterniß, Jesu feindlich, trotz aller täuschen- den Außenseitem und die Götter, denen Weihrauch ge- streut wird, sind der Mammon, die Fleischeslust, die Flzre Jger Bauch, und der oberste aller Götter ist das te e . Wir gedenken der Zeit, da wir Welt waren: was hatten wir nun dazumal für Frucht? deren wir uns jetzt schämelz denn das Ende unsers Weltlebens ist der Tod. Es geht immer weiter vom Heilande weg; das Herz gewinnt die Dinge dieser Welt lieb und läßt sich immer tiefer mit der Welt ein, gleichwie die beiden Söhne Elimelechss heidnische Weiber nahmen. Die eine hieß Arp a, d. h. die ,,Hartnäckige«, die andre Rath, d. i. die »Vlöde«. Solcher Art find die Ehehälften der Welt- kinder, die aus der Taufgnade gefallen; hartnäckiges Wi- derstreben den Mahnungen des verklagenden Gewissens, blöde Geistesaugem welche von der Herrlichkeit des Gna- denstandes nichts mehr sehen, das sind die Kennzeichen der Gottentfremdeten Elimelech stirbt: ach, im Welt- leben hört das königliche Regiment meines Gottes über mein Herz auf; ich wähne frei zu sein in meinem Sün- dendienst, die Gnade geht verloren, das geistliche Leben versiegt. Mahlon stirbt: der fröhliche Gesang und Preis der Erbarmung verstummt, andre Lieder seht er- klingen. Chiljon stirbt: mit dem Nachjagen der Voll- kommenheit hat es ein Ende. Die Freude der Welt endet in Jammer und wirket den Tod. O daß sie es alle erkennetenl daß sie gleich dem verlorenen Sohn ihr Elend empfändenl daß wir wie Naemi unsre Verluste betrauerten und Heimweh fühlten — Heimweh aus der Welt heraus, in das heil. Land, in den verlorenen Gnadenstandl (Siöckicht.) S. Da [als so keine Bande sie mehr festhiel- ten an dem bisherigen Aufenthalt] machte fie sich auf mit ihren zwo Schnüren [Schwiegertöchtern, s. Nicht. 19, 10 Anm., die bisher sich zu ihr ge- halten und auch ferner bei ihr zu bleiben gedach- ten], und zog wieder ans der Moabiter Lande; denn sie hatte erfahren im Moabiter-Lande, daß der HErr snun wohl schon seit 6-7 Jahren] sein Volk hatte heimgesucht und ihnen [nach glücklicher Errettung von der Midianiter Druck] Brod [und ein geruhiges und stilles Leben] gegeben fes war also auch keine Ursach mehr vorhanden, noch ferner von der Heimath weg zu bleiben]. 7. Und ging ans von dem Ort sder Stadt oder dem Dorf], da sie gewesen war, und ihre beiden Schnirre mit ihr. Und da sie ging auf dem Wege [auf demselben Wege wieder heimwärts, den sie früher her gekommen war V. 2Jl, daß fie wie- der kcime ins Land Juda kgen Bethleherkqz 8. Sprach fie [an einer Grenzscheide ange- langt — entweder schon am Arnon, dem nörd- lichen Grenzfluß des Moabiterlandes, oder aber am Jordan, bei der Furt Helu] zu ihren beiden Schnüren: Gehet hin und kehret um, eine jegliche zu ihrer Mutter Haus sund suchet euch dort eine Zufluchtsstätte für die Zeit eurer Wittwenschafth der HErr [der Gott Israel] thue an euch Barm- herzigkeit, wie ihr an den Todten smeinen beiden Söhnen] und an mir gethan habt sda ihr jenen gute Ehefrauen und mir treue Schwiegertöchter gewesen seid]; it. Der HErr gebe euch, daß ihr sbald, statt der einstweiligen Zufluchtsstätte bei euren Mütterm durch anderweite Verheirathung] Ruhe [eine feste, bleibende Wohnstätte] findet, eine jegliche in ihres Mannes Hause; und kitssete sie [bei diesen Worten, um Abschied von ihnen zu nehmen]· Da buben sie ihre Stimme auf, und weineten sieht, daß sre von ihr, die sie so lieb gewonnen hatten, sich trennen sollten], 10. Und sprachen zu ihr: Wir wollen snicht umkehren, eine jegliche zu ihrer Mutter Haus, sondern] mit dir zu deinem Volke gehen. 11. Aber Naemi sum von solchem Vorsatz sie abzubringen, der, wenn er nicht einen tieferen Grund als die augenblickliche Weichheit ihrer Ge- müthsstimmung hatte, ihnen wohl nur zu bald würde leid geworden sein] sprach: Kebret um, meine Töchter; warum wollt ihr mit mir [in ein euch fremdes Land] gehen [wo ihr außer mir nie- mand habt, der für euch sorgen könnte, und selber ich, was soll ich noch für euch thun]? Wie kann ich seine Wittwe] fürder Kinder in meinem Leibe haben, die [wenn sie nun herangewachsen, nach der Pslicht der Lebiratsehe b. Mos 25, 5 f. Anat. 168 Rath I, 12—22. euch zu Weibern nehmen müßten und] eure Män- ner sein möchten? 12. Kehret um, meiiie Töchter, nnd gehet hin [ich muß euch wieder und immer wieder darum bitten, weil ich’s mit euch wohlmeine und ihr bei mir nur einer hoffnungslosen Zukunft entge- gengehqz denn ich bin nun zu alt, daß ich [noch einmal] einen Mann nehme fund Söhne zur Welt bringe, auf die ihr eure Hoffnung setzen könntet]. Und wenn [es auch besser um mich stünde, wenn] ich» sstatt auf mein hoffnungsloses Alter euch hin- weisen zu müssen, euch Aussichten zu eröffnen ver- möchte, indem ich] spräche: Es ist zu hoffen sdaß ich noch einmal einen Mann erhalte, ja wenn die Hoffnung bereits zur Wirklichkeit geworden und es schon so weit wäre], daß ich diese Nacht einen Mann nehme, Und ssnun mein neuer Ehestand, was ja an sich so gar unwahrscheinlich und so gut wie unmöglich ist, auch so gesegnet sein sollte, daß ich sofort empfinge und in möglichst kurzer Zeit nach einander] Kinder gehöre: II. Wie könnt ihr doch harren, bis sie groß würden [da bis dahin, wo sie euch ehelichen könn- ten, erst eine lange Reihe von Jahren vergehen müßteJZ Wie wollt ihr verziehen [und warum, selbst wenn ihr zu solchem Harren bereit wäret, wolltet ihr euch selber dazu verurtheilen], daß ihr nicht [schon früher, solange euch bei eurer Jugend noch manche Gelegenheit dazu offen steht] Männer solltet nehmen? Nicht, meine Töchter sbindet euer Geschick nicht also an das meine]; denn mich jam- mert euer sehr [daß ihr bisher schon unter dem, was über mich verhängt worden, habt leiden müssen, und möchte um keinen Preis euch ferner in mein Unglück verwickelt sehen], denn des HErrn Hand ist über mich ausgegangen [mich hart zu züchtigen und alles meines Lebensglücks durch den Tod meines Mannes und meiner beiden Söhne, zu berauben] la. Da haben sie [beiderseits] ihre Stimme auf, und weineten noch mehr sals vorhin V. 9]. Und Arpa küfsete ihre Schwieger sindem sie zur Umkehr sich bestimmen ließjz Rath aber blieb bei ihr [der Nimmt, und war fest entschlossen, Vater, Mutter und Vaterland zu verlassen Kap. 2, 11 und mit hinüber zu gehen nach Canaan]. 15. Sie aber [die Schwiegermutten die das noch nicht zugeben wollte] sprach: Siehe, deine Schtvclgerin ist umgewandt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott [Camos 4. Mos. 21, 29; Jerem. 48, 7]; kehre du auch um, deiner Schwagerin nach. Es erhebt sich hierbei die Frage: Hat Naemi hier blos so gesprochen, um die Herzensstellung der Ruth genauer zu prüfen, ob sie ,,mit Hintansetzung alles Zeit- ichen nnd Aufgebung aller irdischen Hoffnung dem Gotte Jsraels und ihrer Person beharrlich anhangen werde oder nicht« (Seb. Schmidths Oder hatte die Schwie- germutter eben nur die irdi che Wohlfahrt ihrer Schwie- gertöchter im Auge und war durch die von ihr gemach- ten bitteren Lebenserfahrungen irre geworden an ihrem Gott, so daß ihr Rath ernstlich gemeint und nach ihrer Ansicht ,,wenig daran gelegen war, ob die beiden Schwie- gertöchter zur väterlichen Religion, der sie von Kind aus angehört, oder zu der des Volkes Jsrael übergehen wollten, wofern sie nur Hoffnung auf abermalige Ver- heirathung und eine bessere Zukunft haben könnten« (Carvzov)? Wir überlassen die Antwort darauf der eigenen Entscheidung des Lesers, bemerken aber, daß im letzteren Falle der nachher sich offenbarende Glaube der Ruth an den Gott Jsraels um so herrlicher erscheint und den Klein- oder Zweifelglauben der Naemi gar sehr beschämt. 16. Rnth svoll feierlichen Ernstes und in er- habenen fast dichterischer Rede] antwortete: Rede mir nicht darein, daß ich dich verlassen sollte, nnd von dir umkehren Wo du hingehest, da will ich auch hingehenz wo du bleibest, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, nnd dein Gott ist mein Gott. 17. Wo du stirbst, da sterbe ich auch; da will ich auch begraben werden. Der HErr thue mir dies niid das [ich betheure dir hochL der Tod muß mich und dich scheiden [sonst aber soll nichts in der Welt mich von dir trennen] Offenbar war es bei ihr nicht blos starke Herzensliebe und Anhänglichkeih wodurch sie sich zu ihrer Schwieger- mutter so hingezogen fühlte, daß sie mit derselben leben und sterben wollte, sondern zugleich ein, ihr vielleicht noch nicht zu klarem Bewußtsein gekommener Zug des Herzens zu dem Gotte Jsraels und zu seinen Sitten und Rech- ten, den sie in ihrer Ehe und im Umgange mit ihren israelitischen Verwandten gewonnen hatte« so das; sie sich Von diesem Volke und seinem Gotte nicht mehr trennen wollte. (Keil.) 18. Als sie sdie Naemi] nun sahe [aus den eben gemeldeten Worten deutlich erkannte], daß sie kdie Rath] fest im Sinne war, mit ihr zu gehen; ließ sie ab, mit ihr davon zu reden sdaß sie doch auch unikehren niöchte, wie ihre Schwägerin es bereits gethan] Jede Bekehrung eines Sünders in der Christenheit ist eine Heimkehh eine Riickkehr aus der Weltliebe zum Bundesgoth ein Zurückgehen auf den Anfang des Christenlebens, zur Taufgnade Das Zustandekommen der Bekehrung nun ist so verschieden, wie die Lebens- Umstände, die Lebensführungen und der Charakter der Menschen. Aber doch hat jede Bekehrung ihre bestimmte Zeit, ihr «da«. Als Naemi unter schweren Gottesges richten ihren Mann und ihre Söhne verloren hatte, und nun eine alte, verwaiste Wittwe war, da zog sie wieder aus der Moabiter Lande. Als der verlorene Sohn in dem Gleichniß des HErrn all sein Gut durchgebracht hatte mit Prassen und man ihm kaum die Träber gönnte, da sprach er zu sich selber: »ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.« Das ist das ,,da«, die gesegnete Stunde: Noth und Trübsal bezeichnen die Ziffer, die göttliche Zucht ist der Siundenzeigeu Das Bewegendc zur Rückkehr der Naemi war indessen nicht ihre Wittwentrübsal allein; es kam ein Zweites hinzu, was den Entschluß zu Reife brachte, das war die Kunde, die nach Moab gelangt war, daß der HErr sein Volk hatte heimgesucht und ihnen Brod gegeben. So wirket auch in der vorlaufenden Gnade, im Zug des Vaters zum Sohne von außen her das Wort mit, Gottes Naemi kehrt nach Vethlehem zurück, von der Rath, ihrer Schwiegertochtey begleitet. 169 Wort, welches erst der Seele offenbar macht, wie sie elend, verloren in der Welt ist; welches dem gebeu ten Herzen Muth macht und mit Vcrhcißungen es tröstet; welches den Gnadenstand so lieblich, so herrlich darstellt und Sehnsucht erweckt, auch begnadigt zu werden. Wie Naemi nicht allein nach Moab gekommen war, so sollte sie nach Bethlehem auch nlcht allein zurückkehs ten; sie fand Begleitung, und das war der alten Pil- gerin etwas Werth. Auch auf dem Bekehrungswege gehen zwei mit uns und verschaffen uns Unterhaltung: siehe, Arpa, die Hartnäckigh und Ruth, die Blöde, gehen in deinen Gedanken mit dir. Naemi schickt ihre Begleite· rinnen wieder heim; sie stellt ganz schroff einander egens über, was ihre Schwiegertöchter in Moab für Aus chten haben und was in Jsrael ihrer wartet, und giebt die Beweggründe ihrer Reise nach Bethlehem ihrer ernstlichen Erwägung anheim — wollen sie nur ihr- zu Gesallen mitgeben, siehe, an ihr, der bejahrten, armen, kinder- losen Wittwe haben sie doch gar nichts. Gleicherweise scheint das Wort Gottes durch so manche harte Rede die erweckten Seelen wieder zuriickzusioßenz es hält uns die Entbehrungen im Gnadenstandh die ungünstige Stel- lung der Welt gegenüber vor, während der Arge es versteht, in grellen Phantasiebildern auszumalen, wie reizend schön das ungöttliche Weltlebeii sei; es giebt uns zu bedenken, daß folchen, die um äußerer Vortheile willen oder Menschen zu gefallen in das Reich Gottes eingehen wollen, es nicht gelingen werde: ein Stück Wegs gehen sie wohl mit, weinen auch vielleicht etliche Thränern daß sie nicht weiter können, zuletzt aber gehen sie wieder nach Moab zuriick. Arpa nun, das ist der alte Mensch, der fleischliche, der tveltverwandte Sinn in uns. Ruth da- gegen, das ist der in dem blöden, demüthigen, an sich selbst verzagenden Herzen wnrzelnde lebendi e Glaube. Es gilt dann, welcher von beiden, ob der a te oder der neue Mensch in uns die Oberhand bekommt; je nachdem kehren wir entweder wieder um wie ArpaÆ oder wir ge- brauchen Gewalt und reißen das Himmelreich an uns wie Ruth. (Stöckicht.) « Nach Vertheau läßt sich der Name deuten: »die den ücken Wendende, die Weggehende« (Partjc. fein. eines von IF;- Riicken oder Nacken abgeleiteten Kerl, ob leich die Berechtigung zu solcher Erklärung zweifel- hasst bleibt. 19. Also gingen die beiden mit einander kund setzten ihre Reise unermildet fort], bis sie gen Vethlehetu kamen. Und da sie zu Bethlehem ein- kamen, regte sich [in Neugier und Verwunderung] die ganze Stadt fbesonders der weibliche Theil der Bevölkerung] über ihnen, und sprach: Jst das die Raemi [die vormals hier bei uns wohnete nnd ietzt in so kläglicher Lage wieder heimkehrt]? 20. Sie aber sprach zu ihnen: Heißet mich nicht five-hie] Naemi [die Huldreichh Olnmuthigu an der man seine Lust steht], sondern Mara [die Bittere, d. h. die Bitteres erfahren hat«]; denn der Allmcichiige hat mich sehr betrübt. «) Luther: Naemi heißt »meine Lust«, Mara heißt ,,bitter oder betrübt« 21. Voll freich im Besisze eines Mannes und zweier Söhne und das Herz voll Hoffnungsgedam ken für die Zukunft] zog ich sdamals V. l f. von Bethlehemj aus, aber leer [alles meines Reichthums und meiner Hoffnungen beraubt] hat mich der DE« sieht] wieder kzu euchj heimgebracht. Warum heißet ihr mich denn Naemiz so» mich doch der HErr gedemuthigeh und der Allmarhtige be- trübet hat fund also nichts mehr von Anmuth und Lust an mir zu sehen ist]? Sie wußte indessen nicht, was sie redete; denn gerade ietzt war sie erst recht reich geworden im Besitz derjenigen, die sie mit sich brachte und die nach des HErrn Rath die Stammmntter eines großen Königs — nicht blos des David, sondern noch vielmehr des Messias —- werden sollte. Auch wir wissen oft nicht, wie reich wir sind, wenn wir uns sehr arm vorkommen. Gottes Wege wollen eben nach ihrem Ende oder Ausgangu nicht nach dem Anfang oder der Mitte beurtheilt sein. 22. Es war aber um die Zeit, daß die Ger- stenernte anging fetwa um die Mitte unsers jetzi- gen April 3. Mos. Es, 17 Anm.], da Naemi nnd ihre Schnur, die Moabitin [Ruth], wiederkamen vom MoabttewLande gen Bethlehem Das Städtchen Bethlehem (d. i. Haus des Bro- des), früher Ephrata (die Fruchtbare) je t Beitlahm (Fleischhaus) genannt, bereitet sich hier s on vor, die Geburtssiätte großer Ereignisse im Reiche Gottes zu werden; daher wir es an der Zeit achten, den Leser ge- nauer mit dem Ort bekannt zu machen. Vom westlichen Thore Jerusalems, dem jetzigen Jafsathore (aus dem Carton zu Karte III. unter Nr. I als Thalthor bezeich- net), führt der 2 Stunden weite Weg nach Bethleheni durch das Thal Gihon auf einer Anhöha zu deren Lin· ken der Berg des bösen Raths (s. den Plan von dem neutestamentlichen Jerusalem in Band 1l1. Abth. I) sich befindet, nach der Bergebene Rephaiml(2.Sam.5,18; 23, 13; Jes 17, 5), und von da, an einer östlich von der Straße gelegenen Wasserleitung vorbei, weiter nach dem Kloster Max» Elias (Jos. 15, 8 Anm.), an welcher Stelle der auf der Flucht vor Ahab nacb dem .t»·)oreb besindliche Propbet Elias (1. Kön. 19, 1 ff.) auf einem Steine ausgeruht haben soll, der noch jetzt dem Reisen- den zur Sitzbauk dient. Das Kloster führt aber viel- mehr nach dem im J. 518 verstorbenen Jerusalem« Patriarchen Elias, seinem angeblichen Gründer, den Namen und ist die Mitte des anzen Wegs; kurz zuvor, ehe man dasselbe erreicht, stökht man aus die Cifterne der 3 Könige, die den Stern in Erinnerung bringen soll, der hier den Weisen aus dem Morgenlande wieder er- schien (Matth. 2, 9)· »Man genießt an diesem Punkte eines der merkwürdigsien Panoramen der Erde; denn der Blick schweift gleichmäßig über den Ort, wo die Krippe Jesu gestanden, wie iiber die Stadt Jerusalem und den Oelberg, die Stätte seiner Kreuzi ung und Auffahrt. Dort spielt die Jdylle, hier das Epos und Drama der Heilandsgeschichte.« Das Feld in der näch- sten Umgebung des Klosters heißt der Erbsenacker und wird als die Stelle bezeichnet, wo der ProphetHabaknk mit seinem Gericht von dem Engel beim Schopf erfaßt und nach Babel zu Daniel in der Löwengrube versetzt worden sei sVom Drachen zu Babel V. 32 ff) Auch soll dies die Gegend sein, wo der Engel des HErrn 185,000 Mann des Sanherib schlug (2. Kön l9, 35 f.). Ohngefähr XX, Stunde von Itlar Elias weiter nach Süden erreichen wir das Grabmal Raheks (1. Mos 85,19f.). Etwa V, Stunde südwestlich davon liegt ein christliches Dorf Beit Deckt-Als, welches nach der Aus- sage der Leute die merkwürdige Eigenschaft hat, daß kein Muhamedaner hier über 2 Jahr leben bleibt; manche halten es für den Ort Zeig, wo Sauks und Jonathans Gebeine begraben wurden (Jos. IS, 28; 2.Sam.21,14), was aber mit der dort angegebenen Lage im Gebiete Beniamin nicht stimmt. Indem wir nicht nach diesem, 170 Ruth 2, 1——3. von unserm Wege sabgelegenenen Dorfe ziehen, sondern auf geradem Wege uns weiter herunter nach Süden wenden, erblicken wir nach einem Marsche von IX, Stunde Vethlehem vor uns, malerisch auf zwei mäßigen Hügelm die durch eine kurze Sattelhöhc verbunden sind, sich aus- von der wir zu Las. 2, 7 eine Abbildung in der Rich- tung von Osten nach Westen geben, mißt etwa 37 Fuß Länge, 12 Fuß Breite und 9 Fuß Höhe. Un- mittelbar unter dem Altar an der östlichen Wand wird eine mit Marmor ausgelegte Nische als die Stelle breitend, zum größten Theil auf eben diesem Sattel gele- gen. Auf der im Bilde hier dargestellten ösilichen Höhe sehen wir eine Menge festungsartiger Klosterbautem um- geben von einem Kranze freundlicher Gärten, den Hügel sich hinanziehenz hinter ihnen liegt die Stadt selbst nach Westen hin. Hier ist die Stelle, wo der Heiland der Welt geboren wurde; sie ward, wie man· sagt, schon frühzeitig dadurch bezeichneh daß Kaiser Hadrian (regierte von 117—I38 n. Chr.), der den· Aiifstand der Juden unterBareochba dämpfte, den Christen zum-Hohn daselbst einen dem Adonis, dem Liebling der Göttin Venns, ge- weihten Tempel errichten ließ. Als später die römischen Kaiser das Christenthum annahmem räumte Helena, die Mutter Constantiu des Großen (v. 323—337 n. Chr.) — nach Andern Eudoxia, die Gemahlin des Theodosius (v. 379—395) — den Tempel hinweg und iiberbaute die Felsengrotte (Luk. 2, 7) mit einer Kirche, die durch Pracht und Schönheit alle Kirchen in Jerusalem über-« traf, wie sie denn noch heute ihres gleichen m der Welt, sucht. Sie ist unter den übrigen Bauwerken jenes öst- lichen Hügels (einem Franciskaner-, einem griechischen und einem armenischen Kloster) sogleich an ihrem« schra- gen Dach erkenntlich und der Maria, mit dem Beinameii ,,zur Krippe«, geweiht (Maria.e de praesepiox Die Kirche ist in Kreuzsorm erbaut, von West gegeiiOst ge- richtet; das Schiff ruht aus 48 Säulen brannlichgelben Marmors, dient aber jetzt nur als unbenutzte Vorhalle, welche durch eineMauer von dem oberenTheile des Kreuzes, dem Chor, geschieden wird. In diesem besindet sich der Hochaltar, zur Seite rechts ein Altar für die Armenie»r. An jeder Seite des Allerheiligsten führt· eine Treppe in die Grotte unter dem Hochaltare hinab. Letztere, der Geburt Christi bezeichnet; ein silberner Stern am Boden trägt die Jnschrifh Hio de sit-ging Maria. Jesus Christus natur; est (hier ist von der Jungfrau Maria Jesus Christus geboren) Wenige Schritte davon ist eine zweite Nische mit der in den Fels gehauenen Krippe, in welche Maria das Christkindlein legte; auch sie ist jetzt mit Marmor ausgelegt. Die Grotte ist mit rothen, in Gold strahlenden Seidenstosfen ausgeschagen und wird von 32 Lampen erleuchtet. Am Ende derselben, der Stätte der Geburt Jesu gegenüber, führt ein aus dem Fels gehauener unterirdischer Gang, der den Franeisi kanern gehört, während der Haupttheil der Kirche mit der Grotte im Besitz der Griechen ist, in eine tiefer lie- gende Grotte; dies soll die Zelle sein, welche vormals Hieronymus, unter dessen Curatie die Kirche stand, be- wohnt (vgl· zu Luk. 2, 20) und darin die Bibel in’s Lateinische übersetzt hat (Vulgata). Unmittelbar daran befindet sich sein Grab; doch sind seine Gebeine später nach Maria. Maggiore in Rom gefchafst worden. Eine Treppe führt von da aus zu der Kapelle der Franciskas net, und von ihr aus weiter auf die große Terrasse des lateinischen Klosters. Von hier aus erblicken wir gegen SüdosL etwa V, Stunde von der Stadt, das Feld, auf welchem die Hirten sollen gewesen sein, als die Klarheit des HErrn sie umleuchtete und der Engel ihnen die Weih- nachtsbotschast verkündete [Luk. L, 8 ff.). Es ist ein in freundlichen Feldern und Wiesen Ptangendes Thal, mit reichlichcm Schatten stattlicher Terebinthen, von Hügeln weißer Kalkfelsen umfchlossem Wir eben hier eine Ab- bildung von Betlpsahüiz dem T al der Hirten, weil dies vielleicht dieselbe Gegend ist, wo Rath, die Aehrenleserin (Kap· 2), dem Boas begegnete und Rath, die Moabitiw lieset auf Boas’ Felde Aehren auf. 171 David noch als Hilter der Schase seines Vaters dem s HErrn seine Lieder singen lernte, der ihn selber weidete auf grüner Aue, sparen aber die weiteren Bemerkungen über Bethlehems Umgegend im Süden zu 1.Sam. 9, 5 uns auf. Kap. s, 12]- mit Namen Was, ein weidlicher sstattlicher und vermögenderj Martin. Der hebe. Ausdruck bezeichnetsz einen starkcn, wacke- ren Krieger (Luther: sireitbarer Held Nicht. 6, 123 II, 1), Das 2. Kapitel. Ratt) sie-set auf Tizoas sfetde Ughi-en aus. II· v. 1—-23. Die für den Unterhalt ihrer Schwiegev inutter treu besorgte lilnth geht, da es eben die Bett der Gerstenernte ist, ans aufs Held, nm nach dem Rechte der Armen und Xremdlinge Jleliren zu lesen. Durch Zufall, hinter dem aber die Leitung Gottes sieht, liommt sie auf des Boas Feld, eines verwandten des Geschlechtg ihres verstorbenen Gatten, der in Anerkennung ihrer Treue ans’s Xreuudlichsie sich ihrer annimmt, so daß sie am Abend mit einem reiihen Ertrag ihrer these zur Uaeuii heimttehrt Als sie dieser von ihren tzegegnissen erzählt, macht dieselbe sie mit dem ltserivandlsetiaftgoerliältuik in welchem der Mann zu Elimeleafs Hause steht, bekannt. Zeus ihren Rath hiitt sie fortan sijr die ganze Zeit der Gersteni nnd Weizenernte sich zu des tsoas Leuten, wozu der letztere ihr nicht nur Erlaubniß gegeben, sondern auch allen Unbilden. die ihr etwa widerfahren könnten, aus’s Sorgsältigste vorgebeugt hat. 1. Es war auch sum den Leser hier, wo unsre Geschichte dem eigentlichen Ziel ihrer Ab: wickeliing näher rückt, gleich von vornherein noch mit einer andern Pcrsönlichkeit bekannt zu machen, um welche sie von nun an als ihren Mittelpunkt sich bewegt] ein Mann [in Bethlehem-Juda], der Naemi [verstorbenen] Mannes leheuialigerj Freund, Ungleich] von dem Geschlecht Elimelech ssein naher Verwandter, wenn auch nicht sein allernächster der deutsche dagegen einen kräftigen, stattlichen Waid- niann« dem Zusammenhange nach liegt darin zugleich der Begriff des Wohlstandes oder Vermögens (1. Sam. 9, 1). 2. Und Rath, die Moabitin sals sie, wie Kap. 1,19 erzählt ist, in Gesellschaft ihrer Schwie- germutter mit Beginn der Gerstenernte in Beth- lehem anlangte und wohl schon am andern Tage daran dachte, wie sie diesen Umstand recht sorg- fältig wahrnehmen wollte, den kleinen Hausstand bei Zeiten mit dem nöthigen Unterhalt zu versor- gen, da sie, mit Gottes Ordnungen in seinem Lande schon bekannt, sich des Gesetzes Z. Mos 19, 9; 23, 22z 5. M. 24, 19 erinnerte, das den Armen und Fremdlingen das Recht der Nachlese auf den abgeernteten Feldern vorbehielt], sprach zu Nimmt: Laß mich aufs Feld gehen und Aehreu lesen, dem nach, vor dem ich Gnade finde [auf dem Acker irgend welchen Eigenthümersh der im Ge- horsam gegen das göttliche Gesetz. und in freund- licher Gesinnung gegen die Armen mir die Nach: lese gestatten wird V. 8 f.]. Sie aber shiermft einverstanden] sprach zu ihr: Gehe hin, meine Tochter. 3. Sie ging [denn] hin [und zwar auf den ersten besten Acker, wo sie glaubte, ihr Glück ver- suchen zu dürfen] kam und las auf, den Die-Gar- ben zusammenbindenden] Schtiittern nach lnachdeni 172 sie von dem, über die letzteren bestellten Aufseher V. 5 ff· sich die Erlaubniß dazu erbeten und auch erhalten hatte]. Und es begab fiel) eben [von ohn- gefähr oder zufälliger Weisec ohne daß sie um den Besitzer des Ackers und um dessen Verwandtschafts verhältniß zur Familie ihres verstorbenen Mannes gewußt und also absichtlich gerade hierher ihre Schritte gelenkt hätte], daß dasselbe Feld [auf wel- chern sie so las] war des Boas, der von dem Ge- schlecht Elimelech war. » V) Man kann nicht behaupten, daß die heil. Schrtst den Begriff, den wir im Deutschen mit dem Worte Zufall verbinden, nicht kenne; wörtlich übcrse t lautet vielmehr unsre Stelle: und es traf znfä lig ihr Zufall ein Feldstück, welches dem Boas ge- hörte, was sogar jenen Begriff recht nachdrücklieh her- vorhebt, um den Leser desto mehr auf die öttliche Fü- gung, die die Schritte der Ruth leitete, aufmerksam zu machen. Allerdings, von einem Zufalle im Sinne des Casualismus oder derjenigen Weltanschauung, die das Leben mit seinen Creignissen als eine Zusammensetzung von blinden, unter keiner Vorsehung stehenden Geschicken betrachtet, weiß die Schrift nichts; im sGegentheil wirkt nach ihrer Lehre bei allem, was auf Erden sich zuträgt, der lebendige Gott mit, auch bei jedem einzelnen, selbst dem scheinbar geringsügigsten Umstande (Matth.10,29; Luk. 21, l8). Wohl aber kennt sie den Zufall in dem Sinn, da er den Gegensatz zu solchen Vvrsällen bezeichi net, die menschliche Absicht herbeigeführt oder menschliche » Berechnung vorausgesehem und in diesem Sinn meint auch der Sprarhgebrauch das Wort, der recht wohl sich bewußt ist, daß hinter allen Zufälligkeiten dennoch ein persönlicher bewußter Wille, der des die Welt regieren- den Gottes steht, daher der eigenthümliche Ausdruck: der Zufall hat gewollt, daß u. f. w. Vgl. I. Kön 12, 15 Anm. 4. Und siehe, Voas kam eben sda sie vom frühen Morgen an schon eine geraume Zeit mit rastlosem Eifer gelesen] von Betblebem [feinem Wohnort, hinaus auf den Acker, um nach seinen Arbeitsleuten zu sehen], Und fprach zu den Schnit- tern sbei seiner Ankunft mit dem Segenswunsche eines frommen, gläubigen Jsraeliten sie begrüßend]: Der HErr Hei] mit euch [R1cht. s, 12; Luk. 1,-28j. Sie antworteten sseinen Gruß mit dem entsprechen: den Gegengruß erwidernd]: Der HErr segne dich. Aus der patriarchalischen Zeit stammt als Begrü- ßungsweise beim Begegnen des Andern oder beim Ein- treten in sein Haus der Friedens1vunsch: Friede (oder Heil) sei mit di: (Richt. 19, 20; 1. Chrokk 13, 18), womit sich wohl eine nähere, ziemlich umständliche und weitläusige Erkundigung nach dem Wohlbesinden verband (daher der Ausdruck DiEtYH = nach dem Wohl· befinden sich eriundigen s. v. a. grüßen 2.Mos.18,7; Nicht. 18, 15). Daneben ward, vermuthlich aus Grund des Aaronitischen Segens (4. Mos. 6, 24 ff.«), die oben erwähnte Begrüßungsart üblich (daher das Wort IF; - segnen f. v. a. grüßen 2. Kön 4, 29). Beide For- meln sind in den Gottesdienst der christlichen Kirche über- glcgangem jene hat ihre Stelle bei der Feier des heil. ) « bendmahls nach der Consecration (Weihung) der Elemente des Brodes und Weines (»Der Friede des HErrn sei mit euch allen«); diese dage en smit Veränderung des Gegengrußesx »Der HErr flegne dich« m den neu- Ruth 2, 4--—9. testamentlichem »Der HErr Jesus Christus sei mit deinem Geist«, 2. Timoth 4, 22) kommt zu Anfang des zweiten und zu Anfang des dritten Theils der Linie- gie vor, und steht da in besonderer Bedeutung, über die wir uns hier etwas näher aussprechen wollen, da sie nicht immer recht gewürdiget wird. Der Hauptgottes- dienst in seinem ganzen Verlauf ist nämlich nichts an- deres als eine thatsächliche Verwirklichung des apostoli- schen Worts (Jak. 4, 8): ,,Nahet euch zu Gott, so nahet er ch zu euch« Nachdem die Gemeinde im ersten Theil des Gottesdienstes die in diesem Wort liegende Mahnung erfüllt, sich dem HErrn genahet hat mit Preis und Anbetung (Eingangslied), dabei der von ihm sie trennenden Scheidewand ihrer Sünden sich bewußt ge- worden, sie durch Bekenntniß der Sünden und Anrufung der göttlichen Barmherzigkeit abgethan, auch die Gua- denversicherung empfangen und nun auf Grund des engelischeii Lobgesangs (Luk. 2, 14·), der sie aus den Tiefen des Sündenelends aus die Höhen des Heiles in Christo Jesu gerufen, zu Preis und Anbetung zurückgekehrt ist (Allein Gott in der Höh sei Ehr 2c.); so erfüllt der HErr nun auch seinerseits die in jenem Wort liegende Verh eißung und nahet sichfeiner Gemeinde zuerst mit der Gabe seines Worts, das da ist der Träger seines Geistes, so- dann mit der Gabe seines Leibes und Blutes im Altar-Sa- crament. Der zweite Theil der Liturgie wird daher, eben um dieses Nahens des HErrn willen, vom Geist- ltchen mit der Begrüßungx Der HErr sei mit euch, ein- geleitet; er empfängt den Gegengruß: Und mit deinem Geiste, sammelt hierauf die Gemeinde zu einem kurzen, alle Anlie en und Seufzer in einen Hauptgedanken zu- fammenfa enden Gebet (Collekte), und nun ist der Augen- blick da, wo der HErr mit seinem Worte kommt, zu- nächst mit dem Worte seiner Apostel in der Epistel, da jedoch nur erst noch aus einiger Ferne, durch Mittels- personen, bis er dann auch sein eigenstes Wort giebt in dem Evangelio Dieser Unterschied zwischen dem Ver- mittelungsi und dem eigensten Wort des HErrn wird so streng in der Liturgie durchgeführt und der Fortschritt vom Niederen zum Höheren so entschieden festgehalten, daß z. B. zu Pfingsten die Festgeschichte nicht zum Evan- gelio, sondern zur Eipiftel dient, weil sie eben apostoli- sches Wort ist; man greift für das Evangelium auch hier auf Christi rinmittelbares Wort zurück. Wie nun die Gemeinde das Gnadenmittel des Worts ausnimmt im Glauben und stch näher aneignet durch die Predigt, wie sie darnach, nun von Neuem mit dem, der das Haupt seiner Kirche ist, geeint, Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung thut fiir alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, in dem allgemeinen Kirchengebeh ergiebt sich aus dem weiteren Verlauf der Liturgie von selbst. Löhe vergleicht denselben mit einem zweigipfeligcn Berge, dessen einer Gipfel, wie etwa bei Horeb und Sinai (2. Mos. 19, 2 Anm.), niedriger ist als der an- dere; man ist beim Hauptgottesdienst immer im Steigen begriffen, bis man bei dem Tisch des HErrn angelangt ist, wo man nichts Höheres mehr über sich hat als den Himmel. Daher ist es nur ein Uebelstand, keineswegs aber die richtige Ordnung, wenn die Abendmahlsfeier vor Beginn oder nach dem Abschluß des Gottesdienstes nur in Gegenwart der Communikantem nicht in unmit- telbarer Verbindung mit demselben im Beisein der gan- zen Gemeinde stattfindet Ueber ihre Form und die Be- deutung der einzelnen Stücke sprechen wir uns später bei der Geschichte von der Einsetzung des AltariSacramens tes aus; hier haben wir es nur mit dem ersten Stücke, der s. g. Präfation (Vorrede oder Einleitung) und dem Sanctus Cdreimal Heilig) zu thun, welche also lautet: Der HErr sei mit euch: und mit deinem Geist. Boas nimmt sich der armen und fremden, aber treuen Ruth freundlichst an. 173 Erhebet zum Himmel eure Herzen: wir haben sie erhoben zu dem HErrn· Lasset uns danksagen dem HErrn, unserm Gott: das ist würdig und recht. Wahrhast würdig und recht, billig und heilsam ist es, daß wir Dir, o HErr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, alle eit und allenthalben danksagen durch Christum, unsern H ern; um welches willen Du uns verschonest, vergiebst uns unsre Sünde und verheißesi fest die ewige Wohlfahrt» Darum mit allen Engeln und Erzengelm mit den Thronen und Herrschaften, und mit der ganzen Menge der himmlischen Heerschaaren singen wir Dir und Deiner unendlichen Herrlichkeit Einen Lobgesang. Heilig, heilig, heilig ist der HErr Zebaothl Alle Lande sind seiner Ehre voll! —Hosianna in der öhel Gelobt sei, der da kommt itn Namen des H ern! Hosianna in der Höhe! Daß der HErr im heil. Abendmahl in der vollkom- mensten und herrlichsten Weise, wie es während ihres Leids und Streits hier auf Erden überhaupt nur mög- lich ist, zu seiner Gemeinde kommt und sich mit ihr ver- einigt, dessen wird diese unmittelbar vor der Con- secration der Elemente stch bewußt in dem Hosianna, womit sie ihm entgegenjauchztz daß sie aber eben dadurch einer weit höheren und seligeren Vereinigung mit ihm entgegengeführt wird, um mit allen Engeln und Erz« engeln zu jauehzen und zu singen, ja über sie alle erhöhet zu werden, dessen versichert sie sich, indem sie in den Lob- gesang der Seraphim einstimmn Der Gottesdienst ist da bereits weit höher hinauf, dem Ziele unsrer hin1m- lischen Berufung entgegen geriickt, als im ersten Theil der Liturgie, an dessen Schluß das ,,Ehre sei Gott in der Höhe tc.« gesungen wurde; dort mußten die Engel noch zu uns hernieder kommen, hier erheben wir uns zu ihnen empor und sind im Geiste schon bei ihnen. Das, was dem Sanetus vorausgeht, die Präfatiom ist leicht zu erkennen für eine Nachahmung dessen, was der HErr that, indem er sein Abendmahl einsetzte: er dankete; daß nun aber die Präfation selber wieder durch Gruß und Gegengruß eingeleitet wird, das hat eben seinen Grund in dem Kommen des HErrn zu seiner Gemeinde. Der Boas von Bethlehem, mit dem wir es an unsrer Stelle zu thun haben, dieser Ahnherr Jesu Christi (Matth. l, 5 ff.), ist durch die Art, wie er seinen Schnit- tern aus dem Felde begegnete, ein Vorbild geworden für die Art, wie der HErr noch jetzt seine Gemeinde auf Erden besucht, wenn er kommt mit der Gabe seines Worts und mit der Gabe seines Sacrainents Z. Und Boas lindem er die Aehrenleserin erblickte und wohl alsbald vermuthete, wer sie sei, da ihre Geschichte, wenn auch noch nicht ihre Per- son, ihm bereits bekannt war V. 11] sprach zu seinem Knaben sBurschen oder Diener l. Mos 22, Z; Nicht. 19, 3], der über die Schnttter szum Aufseher und Ordner] gestellet war: Weß ist die Dirne [die den Schnittern nachgehet und so fleißig Aehren liest]? s. Der Knabe, der iiber die Schnttter gestellet war, antwortete nnd sprach: Es ist die Dirne, die Moabitin ses ist das jene moabitische Dirne], die kjüngstl mit Naemj wiederkommen ist von der Mbllhdtec Lande [und weil ich weiß, daß du niemand die Nachlese auf deinen Feldern vermehrst, wie andere hart- herzige Eigenthümer thun, hab« ich’s ihr gern gestatteh stch zu deinen Schnittern zu halten] 7. Denn ste [kam heraus aus der Stadt hierher auf deinen Acker und] sprach [zu mir]: Lieber, laß mich attflesen und sammeln unter den Garben [was an Halmen beim Binden liegen ge- blieben] den Schnittern nachz und ist also kom- men [hat von meiner Erlaubniß auch Gebrauch gEmOchtL und da gestanden vom Morgen an bis her [daß jedermann ihrer Rührigkeit und ihres Fleißes sich freuen muß], und bletbet wenig daheim [,,ist nicht der Metzen Richt. 5, 30 Anml eine, die daheim aus dem Polster sitzen und faullenzen«]. 8. Da sprach Boas zu Ruth [zu der er nach empfangener Kunde von seinem Knaben, nachdem er diesem noch Befehl gethan, die Aehrenleserin ja von niemand antasten zu lassen, hingegangen war, um nicht nur ihr alle Furcht zu benehmen, als sehe er ihr Lesen auf seinem Acker nicht gern, sondern ihr auch fein besonderes Wohlwollen und seine Anerkennung ihres ihm wohlbekannten Ber- haltens zu erkennen zu geben, in gar freundlichem Ton, wie ein väterlicher Freund]: Höltest du es, meine Tochter [du merkest doch wohl auf das, was ich dir jetzt sage, und wirst dich darnach richten]? Du sollst nicht gehen auf einen andern Acker zu lesen [da du nicht weißt, ob du da auch gelitten werden würdest, ich will schon Sorge tragen, daß es dir hier bei mir niemals fehlt V. 15 f.1; uud gehe auch sbei der ferneren Ernte, wenn nun der Weizen geschnitten wird V. 21. 23] nicht vpu hin- nen, sondern halte dich zu meinen Dirnen [welche hinter den Schnittern drein das Gefchnittene auf den Armen zusammentragen und in Garben binden]. 9. Und flehe [gieb genau Achtung], lvo sie schneiden tm Felde, da gehe sohne Säumen] ihnen [den den Schnittern auf dem Fuße folgenden Mägden] nach [und fürchte dich nicht, als könnte dir eine Unbill begegnen, wenn du so den mähen- den Knechten gar nahe kommst]. Ich habe [so eben V. 8] meinem Knaben geboten, daß dich niemand [von dem unter seiner Aufsicht stehenden Gesinde] antaste. Und so dich dürstet, so gehe [um nicht erst Zeit damit zu verlieren, daß du selber für dein Bedürfnis; sorgstJ bit! zu dem Gefäß [den Krügen], und trinke, da meine Knaben [Knechte, für sich und die Mägde] schöpfen. Unter den Getränken stand zwar das Wasser oben an; zur bessern Stillung des Durstes trank man jedoch auch ein saures Getränk oder tunkte bei der Mahlzeit die Brodstücke hinein, in V. 14 Essig genannt, aus saurem Wein oder Weinessig bereitet, den man mit etwas Oel vermischte nnd der noch ietzt im Morgenlande als außerordentlich erfrischendes Getränk sehr beliebt ist. Der in Matth. 27, 34; Mark· 15, 23 erwähnte Trank, den man Jesu bei seiner Kreuzigung reichte, war saurer, aus Träbern bereiteter Wein, mit Myrrhe und. anderem vegetabilischen Bitterstofs (bei Matth. ,,Galle.« genannt) vermischt, der eine betäubende Kraft hatte. Man reichte ihn den Missethätern vor Vollstreckung ihres Todes- 174 Ruth 2, 10-—20. urtheils, um sie gegen die Schmerzen abzustumpsen (Sprüchw. 31, 6); aber Jesus wollte mit vollem Be- wußtsein sterben, darum nahm er den Trank nicht an. Dagegen ist der nachher ihm gereichte Essig (Matth. 27, 483 Mark. 15, 36; Joh.19, 29) bloßer Essig, ohne jene betäubenden Zuthatem wie die Soldaten selber ihn tranken (lateinisch posca); den nahm der HErr ohne Bedenken und stillete noch einmal vor dem Verscheideii seinen brennenden Durst. Ueber das Anbieten eines Trunks in Luk. 23,26 vgl. das Nähere zur Stelle selbst. 10, Da fiel sie [von Boas Wohlwollen gegen sie, dessen sie in ihrer Demuth sich nicht werth ach- tete, auf’s Tiefste ergriffen] auf ihr Angesicht, Und betete an zur Erde [1. Mos. 33, 3 Anm.], und sprach zu ihm: Womit habe ich die Gnade fanden vor deinen Augen, daß du mirh erkennest sin so überaus freundlicher Weise beachtest und deiner für: sorgenden Theilnahme wiirdigst], die ich doch fremd [aus fremdem Lande hierher gekommen und nicht deines Volkes] bin? 11. Voas antwortete, und sprach zu ihr: Es ist mir angesagt alles, was du gethan hast an dei- ner Schwieger [der Naemis nach deines Mannes Tode, daß du sin ähnlicher Weise, wie einst Abra- ham auf Befehl des HErrn gethan 1. Mos. 12, 1 fs.] verlassen hast deinen Vater und deine Mut- ter, und dein Vaterland; und bist zu einem Volk gezogen, das du [aus eigener Erfahrung] zuvor nicht kanntest [um dessen Sitten und Rechte sammt seinem Glauben und Gottesdienst einzutauschen gegen die deines Volks] 12. Der HErr [unser Gott] vergelte dir deine That [die du an einem Gliede seines Volks gethan hast]; und müsse dein Lohu Dafür, daß du so willig Vaterhaus und Vaterland darangegeben, um zur Gemeinschaft des rechten Glaubens und des wah- ren Gottesdienstes zu gelangen] vollkommeu sein bei dem HErcm dem Gott Israel, zu welchem du kommen bist, daß du unter seinen Flügeln Zuver- stcht Zuflucht] hättest swas aber ich an dir thue, das nimm als einckleines Angeld hin von diesem reichen, vollkommenen Lohn, der gewiß nicht ausbleiben wird] 13. Sie sin ihrer anspruchslosen, aufrichtigen Demuth schon dessen sich nicht werth achtend, was Boas bisher an ihr gethan, geschweige, daß sie noch auf größeren Lohn von dem HErrn für ihre Treue und ihren Glauben hätte rechnen mögen] sprach: Laß mich sauch ferner solche] Gnade vor deinen Augen finden, mein Herr swie du sie bisher mir erwiesen, so bin ich schon überschwänglich be- lohnt]; denn du hast mich getröstet [in meinem betrübten Zustande kräftig aufgerichtet], und deine Magd freundlich ausgesprochen, so ich sdie ich einem fremden, heidnischen Volke angehöre] doch nicht bin als deiner Mägde eine sund also noch viel zu viel Ehre mir damit herausnehme, wenn ich deine Magd mich nenne]. 14. Voas sprach zu ihr: Wenn Essens Zeit ist, so mache dich hie herzu sbesser scheint die Ver- bindung des Vordersatzes mit den Anfangsworten des Versesr Boas, der in seiner Freundlichkeit gegen Ruth immer weiter ging, je mehr ihr be- scheidenes, kindlich einfältiges Wesen sein Herz ge- wann, sprach zu ihr zur Essenszeit, als er jetzt mit seinen Leuten sich niederlassen wollte, die Mahlzeit zu halten: Mache dich hieher, setze dich mit her zu uns], und iß des Brodes [davon wir essen], und tunke deinen Bissen seben so wie wir] in den Essig sden wir zur Labung bei uns haben, s. Anna. zu B. 9 u.Math." 26, 23]. Und sie [der Einladung folgend] setzte sich zur Seite der Schuitten Er aber legte ihr szu dem Brot-e, das man ihr gab, auch] Sangen [diese so beliebte Speise zur Zeit der Ernte 3. Mos. 2, 14 Anm.] vor sum sie auf alle nur mögliche Weise zu ehren und seinen Hausgenossen gleich zu stellen Jos. 10, 29 Anm.]; und sie aß, und ward satt, nnd ließ über [so reichlich war sie versorgt worden] Diesen Ueberfluß an Speise verwahrte Rnth in einem Tuche und brachte ihn hernach der Schwiegermutter mit nach Hause (V. 18). 15. Und da sie sich [als man nach Beendi- gung des Mahls wieder an die Arbeit ging, eben- fallsj aufmachte zu lesen, gebot Voas seinen Kna- ben [Knechten und Mägden], und sprach: Lasset sie snicht allein hinter, sondern] auch zwischen den Gar- ben lesen [was sonst niemand gestattet zu werden PflEgkL Und beschamet sie nicht [denn sie ist es Werth, daß ihr besondere Vergünstigungen zu Theil werden]; 16. Auch von den Haufen [bereits zusammen- gebundenen Garben, wenn ihr sie in Haufen oder Mandeln zusammensetzt] lasset überbleiben sziehet dasjenige von Aehren oder Halmen heraus, was sich der Ordnung nicht gut einfügt], und lasset [es] liegen [statt es mit zu den Mandeln zu thun], daß sie es auflese; und niemand schelte sie drum sals ob sie zu weit griffe]. 17. Also las sie auf dem Felde sdes Boas] bis zu Abend, und schlug es smit einem Steckern wie die Armen mit ihrem verhältnißmäßig nur geringen Ertrag zu thun pflegten Nichn S, 11., UOch auf freiem Felde] aus, was sie anfgeleseu hatte; nnd es war swas sie so ausdrosch] bei einem Epha [6 Metzen 2. Mos. IS, 36 Anm.] Gerste. l8. Und sie hub es auf [um es in ihrem Mantel Kap. Z, the; 2. Mos. 12, 34 Anm. nach Hause zu tragen], und ·kam in die Stadt [gen Bethlehem]; und ihre Schwieger sahe es, was sal- les] sie san einem einzigen Tage] gelesen hatte sum) wunderte sich der großen Menge]. Da zog sie szu noch größerer Verwunderung der Naenii] hervor [aus einer Falte oder Tasche ihres Gewandes], was ihr übrig geblieben war [von der Speise V. 14], davon sie satt war worden [und noch ein gut Theil hatte aufheben können] Ruth erfährt von Naemi das nahe Verwandtschaftsverhältniß des Boas zu ihrem Hause. 175 Its. Da sprach ihre Schwieger zu ihr saus beiden Umständen sofort erkennend, daß ein guti- ger Wohlthäter sich ihrer müsse angenommen ha- ben]: Wo hast du heute gelesen, und wo hast du gearbeitet? Gesegnet sei, der dich erkannt kso freundlich für dich gesorgt V. 10] hat. Sie aber sagte es ihrer Schwieger, bei wem sie gearbeitet hätte [denn sie hatte seinen Namen von dem Aufseher über die Schnitter sich sagen lassen], und sprach: Der Mann, bei dem ich heute gearbeitet habe, heißt Boas 20. Nacmi aber sdie auf der Stelle der Ver- wandtschaft des Genannten mit ihrem verstorbenen Gatten V. 1 sich erinnerte und die göttliche Füh- rung, welche die Ruth gleich bei ihrem ersten Aus- gang mit diesem Manne zusammengeführt, als Zeichen besonderer Absichten des HErrm die er vor- habe, betrachtetej sprach zu ihrer Schnur: Gesegnet sei er sdieser dein WoHIthäterJ dem HErrn, denn er kder HErrJ hat [wie ich deutlich daraus erkenne, daß er gerade auf dessen Acker deine Schritte gelenkt] seine Barmherzigkeit nicht gelassen, beide, an [uns] den Lebendigen und den Todten sEtimelech und meinen Söhnen, die er noch im Grabe damit ehrt, daß er für ihre Wittwen sorgt]. Und Naemi [um der Ruth den Beweggrund zu ihrem lob- preisenden Ausruf zu erklären] sprach zu ihr: Der Mann [bei dem du gearbeitet] gehoret Uns zu fist ein naher Anverwandter unsres Hauses], und ist svermöge solcher nahen Verwandtschast] unser Erbe [genauer: Lös er, der gewiß seine Verpflichtungem die er nach Gesetz nnd Herkommen gegen uns hat, treulich nachkommen wird]. Zum Verständniß der Gedanken, die hier das Herz der Naemi bewegen, und des ferneren Verlaufs unsrer Geschichta wie er durch ihre klugen Maßnahmen· herber- geführt wird, müssen wir zuerst der Gesetzesbestimniuw gen in Z. Mos. 25, 23-—28 uns erinnern. Darnach war kein Jsraelit unbedingter Herr des Grund und Bodens, den er besaß, sondern trug ihn nur zu Lehen von dem HErrn, dem das Land gehörte und der es seinem Volke zum Erbe gegeben; er durfte daher seine Besitzungen auch nicht verkaufen im eigentlichen Sinne (1. Kön. 21, 2 f.), sondern nur, wenn er nicht selber mehr irn Stande war, sie zu bewtrthsehaftem an einen Andern zur Nutznießung bis zum nächsten Halls oder Erlaßjahr (3. Mos 25, 9 Auen) gegen eine bestimmte Geldsumme überlassen, die sich nach der Zahl-der Jahre, die bis dahin noch verlaufen mußte, berechnete (3.«Mos. 25, 15. 16), in diesem Jahre aber, dem je fünfzigstem fielen sie unentgeltlich an ihn zurück und kam er wieder in ungehinderten Besitz« derselben. Indessen stand es dem Berkäuser oder vielmehr Verpächter auch frei, seinen Acker jederzeit, wo er dazu in den Stand gesetzt war, wieder ziirückzukaufen durch Erstattung desjenigen Theils der Kaufss oder Miethssummh welcher -— diese letztere auf so viel Jahre, als zwischen dem Termia des Verkaiifs und dem des Riickfalls an den Besitzer zwischen inne lagen, gleichmäßig repartirt — auf ihn fiel, indem» die seit dem Verkauf bereits verflossenen Jahre dem Kauser in Abzug gebracht wurden; oder wenn der rechtmaßige Eigenthümer selber den Rückkauf nicht ermöglichen konnte, durfte sein nächster Verwandte-r, ein leiblicher Bruder, Vatersbruder u. s. w. von ihm, für ihn eintreten und den Acker oder Weinberg einlösen. Dieser nächste Ver- wandte heißt um solches seines Lösungsrechts willen, das auch noch andere Befugnisse und ihnen entsprechende Verpflichtungen in sich schloß (3. Mos. 25, 35—49; 4. M. 35, 12 Anm.), der Löser (hebr. Seel, Luther: Erbe). Jn unserm Falle nun hatte Elimelech, der Gatte der Naemi, bei seiner Auswanderung aus Bethlehem (Kap. I, 1 f.) oder vielleicht, durch die Zeit der Noth gedrängt, schon früher, seinen Grundbesitz an einen an- dern Bethlehemiten verkauft; weder er selbst, noch einer seiner beiden Söhne hatte ihn wieder einlösen können, er war vielmehr nach länger als 10 Jahren, als die Naemi nach Bethlehem zurückkehrte (Kap. 1,4.19), noch im Besitz des Käiifers Nun kam es auf die Naemi. die einstweilige Erbin ihres Mannes nach dem Tode ihrer beiden Söhne, an, wann sie diesem ihrem einsiweiligen Erbrecht entsagen und das Erbgut in den Besitz, des uächsten Anverwandten ihres Gatten wollte übergehen lassen, ob schon jetzt oder erst nach ihrem eigenen Tode (v l. Anm. zu 4. Mos 36, 9), Geschah dies schon jetzt, so mußte der betreffende Anverwandte, da die Zeit des Erlaßjahres noch nicht da war, das Erbgut aus den Händen des Käufers erst einlösen, was er indessen gern thun konnte; und wirklich sehen wir den nächsten Verwandten, von dem Boas in Kuh. Z, 12 redet, hernach sehr bereit dazu, solange er noch nicht weiß, welche Verpflichtung er zugleich damit auf sich nehmen soll, eine Verpflichtung, durch deren Erfüllung er das Opfer nicht in seinem, sondern in eines Andern Interesse würde ebracht haben (Kap.4,1ff.). Welches ist nun diese Verp ichtungs Wir müssen hier zweitens auf die Bestimmungen des Gesetzes über die s. g. Levi- rats- oder Schwagerehe in I. Mos. 25, 5-—10 zuriicks kommen. Nicht unmittelbar war ja Naemi in das Erb- recht ihres Gatten eingetreten, sondern nach dessen Tode waren noch 2 Söhne vorhanden, von denen einer nach dem andern der rechtmäßige Erbe war; sie ist also eigentlich blos die Fortführerin des Erbrechts ihrer Kin- der, und zwar, da auch der zweite gestorben, des ältesten unter ihnen, des Mahlorn Nach jenen Bestimmungen nun hatte allerdings blos der Bruder eines kinderlos verstorbenen Ehemannes die Pflicht, die naihgelassene Wittwe desselben zu ehelichen und den ersten Sohn sol- cher Ehe in das Geschlechtsregifter und die Besitzrechte des Verstorbenen eintragen zu lassen; das Herkommen jedoch, wie wir schon zu 5. Mos 25, 10 bemerkten, ging darüber hinaus und machte überhaupt denjenigen Ver- wandten, der als Löser des sonst an eine Seitenlinie fallenden Grundstücks austreten und dasselbe der Familie erhalten wollte, verbindlich zur Schwagerehe, um das Grundstück nicht blos der nächsten Verwandtschaft über- haupt, sondern speziell den Söhnen und Enkeln des ursprünglichen Besitzers zu erhalten. Und jenes Herkom- men war so mächtig, wie wir aus Kuh. 4, I ff. sehen, daß so ar der nähere Verwandte in seinem Rechte als Löser hinter: dem entferntereii Verwandten zurückstehen mußte, wenn dieser der Schwagerehe sich unterziehen wollte, während er selber sieh derselben weigerte; eine solche Weigerung aber lag darum sehr nahe, weil eines- theils diejenigen Beschimpfungen nicht damit verbunden waren, von denen Mose für den Fall redet, wenn der eigene Bruder eines kinderlos verstorbenen Ehemanns sich weigern wollte, dessen Wittwe zu heirathen und sei- nem Bruder Samen zu erwecken, und anderntheils der Löser bei der Schwagerehe nicht für sich und seine eigene Familie das Lösegeld entrichtete, sondern zu Gun- sten desjenigen erstgeborenen Sohnes, den er in dieser Ehe zeugen würde und in die Geschleehtsregister des Ver- storbenen mußte eintragen lassen. 1 76 Rath 2, 21-—23. Z, I-—7. 21. Ruth, die Moabiiin [die außer den be- reits erfahrenen Gunftbezeigungen des Boas noch Versprechuugen desselben fiir die Zukunft zu be- richten hatte] sprach szu ihrer hocherfreuten Schwie- germutter]: Er sprach auch das zu mir: Du sollst dich [wie heute, so auch ferner] zu meinen Knaben [Diensileuten] halten, bis sie mir alles snäclsst der Gerste auch Linsen, Wissen, Weizen und Spelt] eingeerntet haben. 22. Naemi sprach zur Rath, ihrer Schnur: Es ist besser, meine Tochter, daß du mit seinen Dirnen ausgehest [als daß du auf den Acker eines andern Eigenthümers, dessen Gesiunungen gegen Arme und Fremdlinge du noch nicht kennst, dich wagst], auf— daß nicht jemand dir drein rede fiii harter und beleidigender Weise das Lesen dir ver- wehreJ auf einem andern Acker. 23. Also hielt sie [dem Rathe der Schwie- germntter folgend] sich zu den Dirnen [des] Boas, daß sie [auf desseu Feldern] las, bis daß die Ger- steuernte und [die etwa 3 Wochen später fallende] Weizenernte ans war; und kam sjeden Abend, wenn die Arbeit des Tags zu Ende] wieder zu ihrer Schwieger sbci der sie wohnete und für die ste treulich« sorgte, bis hernachmals ihre La e eine andere Wendung bekam und sie die Naenii zu fis in ihr Haus nehmen und dort versorgen konnte Kalb. 4, 13 ff] Das Z. Kapitel. Rath« bekommt wegen künftiger Heirath guten Bescheid. Hi— V. 1——1ti. Nach Beendigung der Ernte, alg seht die Drtschzeit da ist, verlangt dir für das Wohl ihrer Schwirgerloctsler treu besorgte blaemi von ihr, daß ßc wohlbereitet nnd schöngepuht in der tlacht die Tenne des Bocca uussuihe und ßch ihm, wenn er dort auf seinem Wage: ringeschlnsen sei, zu Füßen lege, damit er, ihrer gewahr werdend, nach seiner Eöserpslictit sie zur Ehe nehme. Rath unterwirst sich gehotsain dieser veranstal- tungz als nun tlioas ihre Anwesenheit inne wird, ver— spricht er, ihr verlangen zu erfüllen, erst aber muß cin ihm bekannter näherer verwandter des Hauses aus ihren Beut; verzichten. Er selber will schon am nächsten Tage die Such: erledigen; beim ersten Grauen dcs Morgens entläßt er sie mit aller Vorsicht nnd reich beschenkt zur dlaemh welche denn aus dem Gerichte, den die Schwieger- tochter von ihren Begegnissen ihr erstattet, gute Hoffnung schöpft siir das Gelingen ihrer Absichten. · I. Und Naemi, ihre fder Rath] Schwieger [nachdem dieselbe in der Kuh. 2 beschriebenen Weise auf des Boas Felde gelesen und die Gunst des Mannes, wie die Achtung der ganzen Stadt V. 11 durch ihr demiithiges, anspruchsloses Wesen und durch ihren eingezogenen, stillen Wandel immer mehr sich erworben hatte], sprach zu ihr [nach geendigter Ernte, als jetzt die Dreschzeit ihren An- fang nahm, d. i. nach paläsiiuensischen Verhält- nissen gleich nach PsmgstenL Meine Tochter, ich will dir sindem ich dir zu einem Manne und bei ihm zu einer gesicherten Lebenssiellung verhelfeJ Ruhe schaffen, daß dir’s szum Lohn für deine treue kindliche Liebe] wohl gehe [Ephes. o, 2. 3]. 2. Nun [aber ist das der Plan, den ich zur Erreichung meiner Absicht gefaßt habet] der Boas, unser Freund soder nächster Anverwandten wie du weißt Kap. 2, 2()]. bei deß Dirnen du swährend der EriitezeEtJ gewesen bist, worfelt diese Nacht Gerste auf seiner Tenne fdeiiußeii aus freiem Felde 5. Mos 25, 4 Anm., da sollst du denn die Gelegenheit benutzen, dich ihm zur Ehe anzutragen; und i·ch habe gute Zuversicht zu seiner wohlwolleuden Gesinnung, die er so deutlich gegen dich zu erkennen gegeben, er wird gern auf den Antrag eingehen und dich zur Frau nehmen] Z. So bade dich [denii], nnd salbe dich smit Oel], und lege dein [Feier-] Kleid an, und gehe [so geschmückt, daß er Lust an deiner Schöne habe] hinab svon der hochgelegenen Stadt] auf die Tenne [dort aber halte dich so lange in einem Schlupf- winket verborgenL daß dich niemand [weder er, noch sonst einer von denen, die bei ihm find] kenne fbeiihertkes bis man [er] ganz gegessen und getrun- cli it. 4. Wenn er sich dann fznr Ruhe] legct, so merke den Ort, da er [in der Nähe seiner Tenne iibernachtend] sich hiulegtz und komme [nuu, sobald du glaubst, daß er eingefchlafen sei, aus deinem Versteck hervor], und decie auf zu seinen Füßen [das, was er als Decke zu seinen Füßen liegen hat], und lege dich [daselbst, ihm zu Füßen, eben- falls schlafen]; so wird er swann er erwacht und deiner gewahr wird] dir wohl sagen, was du thun sollst [entweder zum Weibe dich annehmen oder dich wieder ziehen lassen; ich bin aber gewiß, daß er dich nicht verstoßen wird] Das Dreschen selbst geschah am Tage; mit dem ein- brccheuden Abend, wenn nun der Wind sich erhob (1. Mof 3, 8), fand das Worfeln stait, dazu man eben den Wind brauchte, damit er die Spreu hinwegtreibm Nach been- digter Arbeit nahm man dann die Mahlzeit ein, und nun legten sich die Landwirthe in unmittelbarer Nähe der Tenne zur Bewachung derselben schlafen, wie das noch fetzt im Morgcnlande geschieht 5. Sie [in kindlichem Gehorsam gegen die Schwiegermutter und in dankbar-er Gesinnung ge- gen Boas, den sie um so mehr schätzen gelernt hatte, als ihre eigene Frömmigkeit sie zu der sei- nigen hinzog, bereit, sich dem schon bejahrten Mann V. 10 zur Ehe anzubieten] sprach: Alles, was du mir sagest, will ich thun. . Man muß hier lebendig in den Geist und die Sitte jener Zeit sich versetzen und alle Ansichten von Anstand und Schicklichkeih wie wir gegenwärtig sie haben, durch- aus aus der Seele verbanuen; sonst thut man den drei in unsrer Geschichte handelnden Personen, der Ntaemi und der Ruth einer· und dem Boas andrerseits, großes Unrecht und wird zu allerlei albernem Urtheil verleitet, sdessen z. B. das englische Bibelwerk an unsrer Stelle stch schuldig macht. Der Sachverhalt ist aber folgender. Naemi hält den Boas für den nächsten Verwandten Ruth begiebt, bräutlich geschmückh auf Naemts Anbringen sich zu Boas’ Tenne 177 ihres verstorbenen Mannes, für den Löser des von letzterem hinterlassenen Grundstücks (Kap. Z, 20); davon, daß 1ioch ein näherer Verwandter da sei (Kap. 3, 12), weiß sie nicht. Nun wird dem Löser künftig einmal, wenn sie selber gestorben sein wird, das Grundstück, das jetzt noch in den Händen desjenigen Käufers, an ivel- chen Eliinelech bei der Auswanderung aus Bethlehem (Kav. l, l) es veräußert l)at, nach den zu Kap. 2, 20 auseinandergesetzteii Rechtsverhältnisseii erb- und eigen- thümlich zufallen, daß er’s entweder sofort für sich ein- lösen kann oder bei Wiederkehr des Erlaßjiihres unent- geltlich von dem Käufer zurückerhalten muß. Sie, die Naenii, kann aber dem Nießbrauchsrecht an den Acker, das sie zwar bei ihrer Armuth nicht zu verwerthen ver- mag, das sie aber gleichivohl besitzt und das, solange sie es behalten will, den Löser verhindert, das Besitzrecht anzutretem schon jetzt freiwillig entsagen; und sie ist dazu entschlossen, sie beut, wie es in Kap. 4, 3 heißt, feil das Stück Feld, das des Elimelech war, weil sie auf diese Weise ihrer Schiviegertochter zu einem Mann und zu einer ruhigen und gesicherten Lebensstellung verhelfen will. Da nämlich nach Elinieleclys Tode zunächst Mah- lon, der Ehegatte der Rath, in das Erbe des väterlichen Grundstücks getreten war sob nach des letzteren Tode auch Edition, der jüngere Sohn, Vermögen wir nicht zu sagen, da durch nichts angedeutet ist, ob derselbe früher oder später als sein älterer Bruder starb —- im ersteren Falle wäre er nicht ebenfalls Erbe geworden, und wir halten diesen Fall für den wahrscheinlichen); so liegt nach dem Herkommen dem Löser, wenn sie ihr Nießbrauchs- recht an ihn abtritt, zugleich die Pflicht ob, die Wittwe des Mahlon, als des vormaligen Erben, zu ehelichen. Da nun Boas so wohlwollende Gesinnungeii gegen die Ruth und um ihretwillen auch gegen sie, die Schwieger- inuttey an den Tag gelegt hat, so setzt sie mit Bestimmt- heit voraus, er werde, sobald er erfährt, in welchem Verhältniß er zur Familie steht, daß er der nächste Ver- wandte und also der Löfer eines noch vorhandenen Grundstücks derselben sei — es ist das aber eine irrige Voraussetzung von ihr, daß Boas um diese Verhältnisse nicht wisse (V. 9); er weiß sogar besser, als sie, wie es darum steht, daß nämlich noch ein näherer Verwandter, als er, da und der wirkliche Löser sei (V. 12) —— sofort bereit sein, die junge Wittwe, deren Wesen und Verhal- ten ihm so wohl gefallen und mit der er noch Kinder zu zeugen hoffen darf, was ihm, dem schon bejahrten und kinderlosen Wittwey gewiß willkommen sein wird, zum Eheweib zu nehmen, zumal diese nicht mit leeren Hän- den zu ihm kommt, sondern das Erlzxexht an jenes Grundsiück ihm zubriugt Freilich wird dies nicht sein wirkliches Eigenthum werden; es wird dem ältesten Sohn, der aus der Ehe hervorgeht, als Erbe gelassen werden müssen, nnd derselbe muß auf den Namen des verstorbcnen Mahlon in die Geschlechtsregister eingetra- gen werden, daß er für dessen Sohn gilt. Aber die nachgeborenen Söhne und Töchter sind sein, des Boas, und werden sein Geschlecht fortsühren. Sie ist in diesen ihren Gedankenkreisen der Zustimmung des Boas zu den Absichten, die sie hegt, sich so gewiß, daß sie die Ruth ohne Weiteres für die Verlobte des Mannes ansieht und gar kein Bedenken trägt, sie ihm, zubereitet als eine ge- fchmückte Braut ihrem Manne, in die Kammer zuzu- führen, daß er das Beilager mit ihr halte. Darin be- stand ja, wie wir wissen, zur Zeit des alten Testaments, zumal in diesen früheren Zeiten, die eigentliche Ehefchlie- ßun . Es gab da noch keine Trauung, keine feierliche Ein egnung der Ehe, deren Folge erst, wie bei uns, das Recht der ehelichen Veiwohnung gewesen wäre, sondern die gegenseitige Einwilligung der beiden betreffenden Per- sonen war, falls diese überhaupt nach dem Gesetz sich Däehsepi Bis-litten. mit einander verbinden durften, zur Giltigkeit der Ehe schon genug, und die Beiwohnung konnte auch ohne vorausgegangene Hochzeitsfeierlichkeiten geschehen; die Hochzeit war überhaupt blos die Veröffentlichung des Verhältnisses bei der es sich gleich blieb, ob sie voraus- ging oder nachfolgte. Sonach brauchen wir uns gar nicht vor einer solchen Auffassung des Schrittes, zu dem Naemi ihre Schwiegertochter veranlaßt, zu scheuen, daß sie dem Boas zur ehelichen Verbindung im eigentlichen Sinne des Worts sich stellen, daß sie sein Jawort sich holen soll in der idealsten, thatsächlichsten Weise; eine Gefahr, daß er sie berühren und dann doch verstoßen werde, ist bei seinen Gesinnungen und unter den obwals tenden Verhältnissen in keiner Weise zu befürchten. Aber wie, so müssen wir dabei immer noch fragen, kommt Naemi dazu, ohne vorausgegangene Verhandlung mit Boas der Ruth zuzumuthen, stch ihm zum Eheweib zu stellen? ist dies nicht auch unter den Rechts» und Sit- tenoerhältnissen jener Zeit dennoch über Gebühr? Wir wollen nicht darauf verweisen, daß des Boas Verhalten gegen Ruth mit vollem Recht von der Schwiegermutter als ein Eheantrag gedeutet werden konnte, den der Mann sich nur nicht auszusprechen getrauete, weil er, schoii dein Greisenalter nahe, der jungen und allein Anschein nach durch Schönheit ausgezeichneten Wittwe, die stch aus viel jüngere Männer Hoffnung machen konnte (V.10), nicht wollte zumuthen, in eine Verbindung mit ihm zu treten; daß also das Entgegenkommen der Ruth ein desto freu- digeres und entschiedeneres Jawort aus die verschwiegenh aber doch deutlich erkennbare Frage sein sollte, je mehr Zartgefühl und Schonung der Verschweigung der Frage zu Grunde lag. Durchgreisender als das ist vielmehr der Umstand, daß überall da, wo es um eine Pflichtehe sich handelte, dem Weibe geradezu die Berechtigung zu· stand, die Ehe zu fordern und, wo sie verweigert wurde, den Weigerer zu beschimvfen. Für letzteres oerweiseii wir auf 5. Mos. 25, 7—10, für ersteres erinnern wir an l. Mos. 38, 12 ff» wo die Thamar sogar von dem Schwiegervater die Pflichtehe fordert (das nachherige Gesetz Mosis hat in dieser Hinsicht das hergebracbte Recht in seine nothwendige Schranken zurüetgewiesen) und ihre Forderung durch Anwendung einer List durch- zusetzen weiß. Hiermit glauben wir die in Betracht kommenden Punkte in ebenso eingehender, als zutreffen- der Weise erörtert zu haben; ivas bisher von den Aus- legern gesagt worden, läßt noch manches zu einem klaren und befriedigenden Verständniß zu wünschen übrig, wenn auch hier und da demselben schon vorgearbeitet ist. 6. Sie [die Rath] ging [mit Einbruch des Abend, nachdem sie hochzeitlich sich zubereitet V. Z, von Bethlehem] hinab zur Tenne [auf Boas Felde], nnd that alles, wie ihre Schivieger geboten hatte [begab sich unbemerkt an eine Stelle, wo sie die Vor- gänge bei der Teiine mit ansehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden, und gab nun genau auf alles Acbt]. 7. Und da Boas [nach Beendigung des Wor- felnsj gegessen und getrunken hatte, ward sein Herz guter Dinge lin eine heitere, freiere Stimmung versetzt, bei der ihm die Versuchung sehr nahe gelegen hätte, sich gehen zu lassen und seiner Nei- gung sich hinzugeben, wenn nicht seine strenge Rechtlichkeit und willenskräftigeMannhaftigkeit auch eine solche Stimmung im Zügel gehalten hätte], und kam [während seine Arbeiter sich anderswo zur Ruhe begaben] und legte sich hinter eine Mini- del [am unteren Ende eines noch ungedroschenen A. F. I. 2. 12 178 Ruth Z, Garbenhaufens auf das dort für ihii zurechtge- machte Nachtlager nieder]; und sie sdie Rath, als sie noch eine Weile gewartet und jetzt überzeugt fein konnte, daß er fest eingeschlafen sei] kam saus ihrem Versteck hervor und] leise [zu seinem Lager heran], und deckte auf zu seinen Füßen, nnd legte iich lzu ihml fromme und sittsame Schwiegertochter in diese Lage ge- bracht hatte, weil nach ihren Voraussetzungen durchaus keine Gefahr für die Rnth und für die Pläne, die sie mit ihr hegte, zu befürchten stand, so konnte dennoch die Sache in Eine: Hinsicht gar sehr zum Uebeln gerathen. Zwar nicht insofern, als ob Boas die Ruth würde an ihr-Dr Ehre verletzt, sie nach dem Umgange wieder ver- stoßen haben; auf jeden Fall wäre eine Berührung von seiner Seite auch eine Vollziehung der Ehe für immer - gewesen, er hätte sie in sein Haus genommen und sie wäre sein Weib geblieben. Aber da noch ein näherer Verwandten als er, vorhanden war, so wäre das Grundstück des Elimelech für Naemi und ihre Enkel- kinder verloren gewesen, der nähere Verwandte hätte es seiner Zeit für sich und seine Kinder beerbt, und Ruths Kinder konnten nur von Boas’ Seite erben; der Name Elimelech und Mahlon war dann ausgestorben unter den Geschlechtern Juda und Perez Darauf aber, daß dies nicht geschehn daß der Name der Ihrigen erhalten würde und ihren Nachkommen das Grundstück bewahrt, kam ja der Naenii soviel an; und daß auch Ruth auf die Fort- pflanzung des Geschlechts ihres verstorbenen Gatten Be- dacht nahm und deshalb nicht daran dachte, einen jün- geren Mann aus eiiiein anderen Geschlecht zu ehelichen, das riihmt hernach (V. 10) Boas als eine fast noch rößere Tu end der Selbstverleuguung an ihr, als daß sie zuvor i r Vaterland um der ferneren Zugehörigkeit zu Mahlon’s Hause willen verlassen habe. Da nun macht unsere Geschichte mit den Worten: ,,sein Herz ward guter Dinge« auf diese von beiden Frauen nicht geahnte große Gefahr, in die sie bei allem ihrem Wohl- meinen sich begeben hatten, zum Voraus aufmerksam, um hernach, wenn sie von Boas Verhalten erzählen wird, dessen Edelinuth und Treue in desto hellerem Lichte erkennen zu lassen. Wie lag es ihm, dein durch die ge- haltene Mahlzeit in eine freiere, ungebundene Stimmung versetzten Manne doch mehr als nahe, das liebenswür- dige und ihni schon so lieb gewordene Weib an sich zu nehmen, sich mit ihr zu vereinigen und sein Geschlecht aus ihr zu bauen, unbekümmert darum, daß Eliineleiifs und Mahlons Geschlecht dadurch für immer ausgetilgt wurden aus ihrem Volke. Er that es aber nicht; e: ordnet seine persönlichen Wünsche der Sitte und dem Herkommen unter, und nur, wenn diese ihm gestatten, die Ruth zu heirathen, ist er dazu bereit. Damit thut Er seinerseits eine größere Barmherzigkeit hernach, denn die er vorhin (Kap. 2, 8 ff.) an der Moabitin gethan. Es ist ein heiliger Wetteifer bei diesen frommen und gläu- bigen Personen, da keine hinter der andern zurückbleiben will an Gerechtigkeit und Tugend. Ueberall, wo ein solcher ftattsindet unter denen, die das Leben mit einan- der zusainmensühry da stärkt sich eins an dem andern und hat eins an dein andern einen Schutz wider die nachtheiligen Folgen seiner Fehltritte und Fehlgriffe — Kommt, Kinder, laßt uns wandern, wir gehen Hand in Hand; eins freuet stch am andern in dieseni wilden Land. Kommt, laßt uns kindlich sein, uns auf dem Weg nicht streiten: die Engel uns eleiten als unsre Brüderleim —— Sollt wo ein Schivaiger fallen, so greif der Stärtre zu; man trag, man helfe allen, man pflanze 8--18. Ftied und Ruh. Kommt, bindet fester an: ein jeder sei der kleinste, doch auch wohl gern der reinste auf unsrer Pilgerbahn (Kouimt Kinder, laßt uns gehen. V. 14. 15.) 8. Da es nnn Mitternacht ward, erschrak der sdurch irgend einen Umstand aus seinem Schlaf aiifgeWeckteJ Mann [weil er merkte, daß jemand T; zu leide» Füße« liegeL und erschütterte iwohl rich- Etigerz beugte oder neigte sich, nämlich vorn So unbedenklich und sorglos die Naeini auch ihre über ob» zur Seite» um zu fühlen, w» da Kegel; und siehe, ein Weib lag zu seinen Füßen. I. Und er sprach: Wer bist du kdie di: da zu meinen Füßen liegst? und was machst du hiersr Sie antwortete: Ja) bin Rath, deine Magd. Breite deinen Flügel sden Zipfel deiner Bettdecke 5. Moos. . 22, 301 über deine Magd sund nimm sie als Ehe: weit) zu dir ein], denn du bist der Erbe [vder Löser des von meinem verstorbenen Gatten hin: terlasseuen Grundstücks und als solcher verbunden, mich zu ehelichen Kap. Z, 20 Anm.]. 10. Er aber sdie Selbstverleugiiuiig weisend, womit sie, die noch junge Wittwe, sich ihm, dem schon bejahrten Manne, zum Weibe erbot] sprach smit um so größerem Hochgefühh je mehr die Nei- gung seines Herzens ihr entgegenschluglx Gesegnct seiest du dem HErrm meine Tochterz du hast smit solchem deinem ErbieteUJ eine bessere Barmherzig- keit san der Familie deines verstorbenen Ehegat- ten] hernach sin dem jetzigen späteren FaUeJ ge- than, denn vorhin [in dem früheren ersteren Falle, da du jenem Geschlecht zu Liebe Vater und Mutter und Vaterland verlassen hast und deiner Schwies germutter herüber· in unser Land gefolgt bist Kap. 2,11; es ist viel, sehr viel von dir], daß du uicht siii der Weise gewöhnlicher Frauenspersonen deines Alters] bist den Jünglingen nachgegangen, weder reich, Uvch CUU sum mit einem deinen eigenen Wün- schen entsprechenden Gatten dich zu vermählen, sondern hast um des Interesses der Faniilie willen, ihr Gut und ihren Namen ihr zu erhalten, dich rufe, dem in Jahren schon vorgerückten Manne, anvertraut) 11. Und nun, meine Tochter, fürchte dich uicht sals könnte ich dich verschmähen]. Alles, was du sagst, will ich dir thun [das Grundstück einlösen und dich zum Weibe uehmen]; denn die ganze Stadt meines Volks weiß, daß du ein tngendsamt Weib bist fund kann es also mir nur zur Ehre gereichen, wenn ich mit dir inich verbinde. Doch gestatten die bestehenden Rechtsverhältnisse uicht, daß ich jetzt schon dich zu mir nehme]. Hebräisch: »Ein Weib der Stärke, Tüchtigkeit,« von Luther trefflich durch ,,tugendsam Weib« (vgl. Sprüchw 31, 10) übersetzt; denn auch das deutsche Wort bezeichnet etwas, das da taugt, etwas Tiichti es. Es ist unuöthige Aengstlichkeih wenn man um des Wiß- brauchs willen, der mit manchen Worten getrieben wird, sie ganz aus der Sprache verbannen und als unbiblisch verwerfen will. So haben wir zu Kap. 2, 3 gesehen, daß der Begriff ,,Zufall« oder Ohngefähr keineswe s unbiblisch ist, nur muß er richtig gefaßt werden; eben o verhält es sich mit dem Begriffe ,,Tugend«, der im Rath bekommt wegen künftiger Heirath von Boas guten Bescheid. Zeitalter des Rattonalismus (Vernunftglaubens) eine so große Rolle gespielt hat. Wir müssen jedoch bemerken, daß, wenn das Wort im neuen Testament vorkommt (Philissp. 4, s; I. Petri L, 9; Z. P. 1, 3. 5), es mehr das sittlich Gute an sich bezeichnet, nicht das zum wirk- lichen Eigenthum des Christen, zu einem Vestandtheil seines inneren Wesens gewordene sittlich Gute, was wir jetzt gemeiniglich unter Tugend verstehen; für letzteren Begriff werden in der Schrift mehr die Ausdrücke: Ge- rechtigkeit (Luk. 1, 75; Röm. Z, Its; Ephes 4, 24 u. s. w.s, Heiligkeit (1. These s, 13), Gütigkeit Mem. 15, 14) gebraucht. Die christliche Tugend icn Unterschied von der natiirlichen knüpft in allen ihren Erscheinungen un- mittelbar und ausdrücklich an Christum an, als den Anfänger und Vollender des »Glaubenslebens, nnd hat immer ein Drcisaches im Auge: Christum, den sie läubig liebt, das sittlichc Gebot, dem sie mit freudiger ZBilligkeit gehorcht, und die Sünde, die ste an sich und an Andern verabschcut nnd bekämpft. 12. Nun, es ist wahr, daß ich der Erbe smit Elimelech und Mahloii verwandt] bin [und ver- möge solcher Verwandtschaft ebenso verpflichtet als berechtigh das von ihnen nachgelassene Grundstück einznlösen];»aber es ist einer soon Vethlehems Bürgern] näher, denn ich [von dem muß ich erst er- fahren, wie er gesonnen ist, ob er nicht blos seines Erb- rechts an dem Grundstück sich bedienen, sondern auch feiner Goelspflicht gegen die Wittwe des Erblassers nach- kommen nnd dich »zum Weibe nehmen will]. 13. Bleib uber Nacht [bei mir, ohne daß du befürchten dürftest, ich werde den Wegen Gottes mit dir vorgreifen*«]. Morgen fwill ich ihn, jenen näheren Verwandten, um seine Willensmeinung befragen], so et dich nimmt, wohl [s«o mag er dich nehmen, ich muß dann in seinen Willen mich fügen]; gelusteks ihn aber nicht, dich zu nehmen, so will ich dich nehmen, so wahr der HErr lebt« Schlaf [an deinem Orte] bis morgen [denn setzt, mitten in der Nacht, kannst du ja doch nicht zur Stadt zurückkehren] «) Diese in den wenigen Worten: ,,Bleib über Nacht« mittelbar liegende, aus Zartheit nicht näher ausgedrückte Zusicherung haben die Ordner des hebräis schen Grundtextes dadurch bemerklich zu machen gesucht, daß sie das Wort hini (übernachte) mit einem großen Anfangsbuchstaben geschrieben. — IV) Anrufungen Got- tes als Zeugen der Wahrheit und Rächer der Unwahr- heit kommen, zumal in den Büchern des alten Testamcnts sehr häufig vor; sie sind in dem bei weitem meisten Fäl- len nur eine lebhaste Bctheuerung durch Vergleichung der eigenen Gewißheit über die Wahrheit mit der Ge- wißheit andercr unzweifelhaft» Wahrheiten (,,so wahr der HErr lebt-·) oder mit dem unzweifelhaften Wunsche der Erhaltung des eigenen oder eines andern, dem Schwörenden theuren Daseins und Wohles (« Gott thue mir dies und das«, »so wahr deine Seele lebt«). Der Christ wird in der Regel auch solcher, an sich nicht sünd- lichen Betheuerungcn sich enthalten, weil er aus der Wahrheit ist und die Salbung, die bei ihm ist, von selber schon auf jeden, mit dem er verkehrt, den Eindruck macht, daß alles, was er oersichert, er vor dem allwissen- den und gerechten Gott bezeugt, es also nicht erst eines ausdrücklichen Bekenntnisses zu ihm und einer Anrusung seines Namens bedarf; im alten Testament standen die Sachen noch anders, da war die Berufung auf Gott sein Kennzeichen der wahren Verehrer Jehoocrsk 179 14. Und sie schlief [der Weisung folgend] bis morgen zu seinen Faden. Und sie stund [in der ersten Frühe des darauf folgenden Tags] auf, ehe denn einer den andern kennen mochte; und er gedachte [bei stch, indem er sie absichtlich so früh: zeitig» entließl daß nur niemand inne werde, daß ein [das] Weib in die Tenne kommen sei sdamit es unserm beiderseitigen guten Rufe nicht schade]. 15. Und sprach [als sie sich von ihm verab- schiedete]: Lange her den Mantel [2.Mos. 12, 34 Anm.]- und halt ihn zu [wohl richtiger: halt ihn auseinander, daß ich noch eine Mitgabe auf den Heimweg kann einschütten]. Und sie hielt ihn zu sauseinanders Und er maß sechs Mafk Gerste, und legte es auf sie. Und er kam sals er sie so entlassen, eine Weile nach ihr] in die Stadt [um noch an diesem Tage auszurichten, wozu er V. 13 sich anheischig gemacht hatte] «) Die Rabbinen verstehen darunter sechs Seah = 12 preuß- Metzen (2. Mos 16,36 Anm.). Das ist aber eine so schwere Last, daß sie hinzusehen, der Geist Gottes wäre über sie gekommen und hätte ste befähigt, solche Last zu tragen. Richtiger denkt man wohl an den Go- mor = Z, Wehe, in welchem Falle die Gabe ziemlich nahe kommt (33z, Wesen) dem Ausdrusch der ersten Lese, die sie auf Boas Acker gehalten whngesähr 6 Messen Kap 2, 17). 16. Sie aber katn sohne von jemand bei ihrer Heirnkehr bemerkt worden zu sein] zn ihre! Schwieger, die sprach: Wie stehet es mit dir, meine Tochter shast du erreicht, was wir beabsich- tigten]? Und sie sagte ihr alles, was ihr der Mann gethan swie er sie aufgenommen und was er ihr versprochen] hatte. 17. Und fprach sfiigte dann ihrem Berichte hinzujx Diese» sechs Maß Geiste gab et mir kmit auf den Wegs denn er sprach: Du sollst nicht leer zu deiner Schwieger kommen. 18. Sie aber sprach: Sei stille leigentlich: setze dich, bleib für jetzt ruhig zu Hause] meine Tochter [ohne weiter etwas in der Sache zu thun], bis du erfährest, wo es hinaus will [ob der nä- here Verwandte oder Boas selber dir die Pfiichtehe gewähren wird, und das wird bald genug sich herausstellen]; denn der Mann [bei seinem ent- schiedenen Willem sich deiner anzunehmen] wird nicht ruhen, er bringe es denn heute hoch] zu Ende swas er ihm vorgenommen] Das 4. Kapitel. Die Heirath Baues mit Rath wird vollzogen und gesegnet. IV« b. 1—-17. Uoch am morgen narh jener nacht, to« die Rath bei Boag auf der Tenne gewesen nnd dieser ihrer Sache sikh anzunehmen versprochen: hat, begiebt soc-s sich unter das Thor der Stadt Bethlrhrm verhau- delt hier in Gegenwart des anwesenden dollars and vor zehn herbrigrrnfenrn Kettchen mit dem Böse: nnd us 180 Rath 4, 1——-1 2. erwirbt, da dieser von seinem Erbremt auf dag nachge- tassene Grandstiictt der» Gtimelech zurücktritt, nm die Wittwe des dilahlon nicht ehrlichen kn müssen, sowohl dies (l5rnud- hücli als auch dlc iiiitls zum Weide, daiuit er mit ihr ihrem verstorbenen iilanue einen ttachtioiiimen Zeuge and ilamen and Geschlecht des; ersteren erhalte in Israel. Vie Ehe wird denn auch ntit einem Sohne gesegnet, iiber dessen Geburt die Weiber zu tsethletjetn die ilaeini gliirtp lich preisen und der den Ilsai zn seinem tiachlioinitiect hat, den Vater Davids. 1. Vvas sals er in der Stadt angekommen Kap. Z, 151 ging hinauf in’s Thor sda man öfsentliche Angelegenheiteti zu verhandeln pflegte 1. Rief. 19, 1 Anm.], und sehtc sich daselbst sum abzuwarten, bis er desjenigen Niannes von dem er Katz. Z, 12 f. mit der Rath gesprochen, wilrde habhaft werdens Und siehe, da fee] der Erbe soder Löserj vornher ging, redete Boasmit ihm, und sprach: Komm und sehe dich etwa hie oder da her [,,wo du hin willst« k ich habe etwas mit dir abzumacheiih Und er sder Aussorderuiig will- fahrend] kam uud sctzte sich sneben Boas unter das That. «) So erklärt Luther, indem er seiner Randglosse zugleich hinzusiigtt »das hebräischeplonj almoni ist· ein Name eines ungcivissen Orts-«. Es bedeutet aber dieser Ausdruck (in Dan.8,13 in palxnonj zusammengezogen) vielmehr irgend einen, dessen Namen man nicht weiß oder nicht nennen will, einen geiotssen jemand, wie wie zu sagen pflegen N. N. (griech. d, h Jedoch; in 1. Sam. l, Z; 2. Kön. 6, 8 bekommt er die von Luther ange- gebene Bedeutung nur dadurch, daß das Wort makom (Ort) ausdrücklich dabeistehn Boas hat ohne Zweifel den Mann bei seinem Namen gerufen; der heil. Schrift- steller aber hielt es nicht für nöthig, den Namen mitzu- theilen, wie er denn überhaupt über die Verwandtschaftss verhältnisse der beiden mit einander· verhandelnden Neun« ner zu Elimelech’s Hause nichts Näheres angiebt. Wenn die jüdische Tradition behauptet, Nahesson habe 4 Söhne gehabt: l) den Elimelcch, Z) den hier durch plonj almoni bezeichneten Löfen 3) den Salma, Vater des Vogt-Z, 4) den Vater der Naemiz so beruht» das aus leeren Vermuthuiis gen und hat nicht einnial die Wahrscheinltchkeit sur sich. 2. Und er [Boas] nahm [rief aus dem Kreise der gerade anwesenden Bürger VI; herbei! zehn Männer von den Aeltesten der Stadt szu Zeugen dessen, was jetzt zwischen ihm und dem Löler ver: handelt werden witrde], und sprach: Setzct euch her lzu uns]. Und sie setzten sich. 3. Da sprach er zudem istrben Ioder samt: Naentt, die vom Lande der»Moabiterwiederkom- men ist, bent feil das Stuck Feld, das unsers Bruders war, sdes sammt seinen beiden Söhnen verstorbenen] Elimelech [verzichtet auf ihr· N·ieß- brauchsrecht des Feldstücks und will es demjenigen von den beiden noch vorhandenen Anverwandten des Erblassers zu beerben geben, der es von dem Käufer Kap. 2, 20; S, 5 Anm. einlösen ivird]. 4. Darum gedachte ich-s kwas die Absicht der Naemi istJ vor deine Ohren zu bringen, nnd sum deine Willensmeinung zu hören, zu dir] zu sagen: Willst du es beerben sin das Erb- und Besisrecht des Grundstücks eintreten) so kaufc es sdurch Ek- legung der an den gegenwärtigen Inhaber zurück: zuzahtenden Kaufsnnimd vor· den Bürgern [die hier bei eins gegenwärtig sind]- und vor deu [rie- ben uns sitzendeiij Aeltestcii meines Volks san; Zeugnis; ivillst du es aber nicht beerben, so sage wird, das; ich’s wisse fund meine Entschließung nächst dir treffeii kanns; denn es ist kein Erbe sder auf das Fcldsiiick ein Anrecht hätte], ohne szuniichstl du, nnd sdaunj ich nach dir. Er sder Löserss sprach: Ich lviikts beerben [denn es gefiel ihm wohl, daß ihm hier Gelegenheit geboten wurde, wie er rneinte, den Grundbesitz seines eigenen Hauses zu erweitern, und wollte er gern die verhältnismäßig nur geringe Einlö- sungssunime dafür zahlens 5. Bvas sprach: sEs ist wohl gut, daß· du so bereitwillig zur Einlösung bist; aber wisse zugleich :] Welches Tages du das Feld kaufst von der Hand Naemi lindern du die Einlösungssumme an ihrer Stelle entrichteft und so in das Erbrecht eintrittst], so mußt du auch siiach Sitte und Herkommen] Rath, die Moabitim des Verstorbenen sdes Righ- lon, der nach dem Tode seines Vaters der eigent- liche Erbe war und also ebensalls als Erblasser in Betracht koinmts Weib, nehmen, daß du dem Verstorbenen einen Namen erwectest auf sein Erbtheit 6. Da sals er hörte, daß das Grundsiiick nicht sein Eigenthum werden sollte, sondern bei Elime- lechd Hause verbleiben niüszte, wenn er’s auch ein- töstej sprach er: Ich mag es nicht beerben [ver- mag« nicht, sehe mich außer Stande es zu beer- ben], daß ich nicht vielleieht sindem ich für einen andern, der mich nichts angeht, Geld zahle, davon ich keinen eigeneii Gewinn habe] iueiii Etbtheil verderbe siu seinem Werthe verringere"]. Beerbe du sals zweiter Verwandten weint du Lust dazu hast]- was ich sals nächster] beerben soll; denn ich mag stand] es nicht beerben. «) Wenn auch dem Sinne nach der Ausdruck: »ich niag nicht« hier allerdings in der Bedeutung steht, in der wir gegenwärtig ihn fassen = ich bin nicht geneigt, ich habe keine Lust; so ist er doch so von Luther nicht gemeint, sondern gemäß dem Grundtext in der Bedeutung: ich vermag nicht, kann nicht. Nur in dieser Bedeutung kommt das Wort in unsrer deutschen Bibel vor. Wie viele Leser, sagt Vtönckcberg mögen wohl richtig verste- hen die Bedeutung des ,,graben mag ich nicht» in Luk. 16, 3 (nach dem Grundtext: zu graben habe ich nicht die Kraft» oder Matth 5,14: es mag die Stadt nicht verbor en sein, oder Jos.3,9: wie mag solches zugehen? oder k bin. 8, 31: wer mag wider uns sein? Noch setzt ist unser »möglich« soviel als, ivas geschehen kann. — «) Die Lösung kostete Geld, indem die Jahreserträge des Feldes bis zum Jubeljahre bezahlt werden mußten. Erwarv er nun dasselbe durch «die Lösung zu feinem bleibenden Eigenthum, so hatte er seinen Grundbesitz um dieses Feldsiück vermehrt; sollte er dagegen die Ruth ehe- lieben, so gehörte der gelöste Acker dem Sohne, den er mit derselben zeugen Winde, er hatte das aus seinen Mitteln fiir die Lösung ezahlte Geld für diesen Sohn verausgabt und dadurch seinem Besisze ein Kapital Boas erlangt das Erbrecht auf Elimelechs Grundstück und heirathet die Rath. 181 entzogen, dazu hatte er denn bei seiner bercchncndeiiGe- sinnuug keine Lust. 7. Es war aber [um hier zum Verständniß der weiteren Erzählung eine Zwischenbemerkring zu machen] von Alters her eine solche Gewohnheit in Israel [die später außer Gebrauch gekommen]: Wenn einer ein Gut nicht beerben noch erkaufen wollte [seinem Besitz: oder Erbrechte an ein Grund- stück, welches einzulösen oder einzutauschen er die Befugniß hatte, entfagte nnd auf einen andern übertrugL auf daß allerlei Sache bestünde [die Sache auch rechtskräftig würde], so zog er [zum sinnbildlichen Zeichen der Entsagung seinerseits und der Uebertragung auf den andern] feinen Schuh ans und gab ihn den: Andern; das war das Zeug- niß in Israel [die damals in Israel giltige Form, seinen Willeii zu bezeugen, ihn feierlich und öffent- » lich zu erklären, s. 5. Mos 25, 10 Anm.]. s. Und der Erbe swie vorhin V. 6 gemeldet] sprach zu Voas: Kaufe slösej du es kdae Stück Feld, das die Naerni feil beutfz und sdem eben V. 7 erwähnten Herkommen gemäß] zog [er bei diesen Worten zugleich] feinen Schuh aus fund gab ihn dem Boas hin, seine Rechte damit voll- ständig aus ihn übertragend]. 9. Und Boas [indem er den Schuh nahm] sprach zu den [oon ihm V. 2 herbeigerufenen] Aeltesten und zu allem ssonst noch bei der Ver: handlung gegenwärtigen] Volk: Ihr seid heute [in diesem Augenblick oder bei dem jetzigen Verhand- lungsterminj Zeugen, das; ich [da mir unser Bru- der N. N. seine Rechte in unbeschränkter Weise abgetreten hat] alles gekauft [zur Einldsung alles dessen mich verpflichtet] habe, was [vormals Eigen- thum des] Elimelech gewesen ist, Und [also zugleich zur Einldsung] alles [dessen], was Chiljots und Mahlon [war, von ihnen aber wegen ihres früh- zeitigen Ablebens niemals in wirklichen Besitz ge- nommen worden], von der Hand Naemi sder einst- weiligen Nießbraucherim die es zur Einlösung frei giebt]; 10. Dazu auch Rath, die Moabitim Mahlon-s snachgelasseness Weib, nehme ich zum Weibe, daß ich [fo der HErr mir Ehesegen verleiht] dem Ver- storbenen einen Namen erwecke auf sein Erbtheil [da er selbst kinderlos geblieben ist]- und sein biame nicht ausgerotiet werde unter seinen Brüdern kden Kindern Israel) nnd aus dem Thor seines Orts [aus dem Geschlecht derer von Bethlehem, welchem er zugehörtejz Zeugen seid ihr deß sdieser zwie- Bachen Leistung, zu der ich mich anheischig mache] rate. 11. Und alles Volk, das im Thor war, sammt den lzur Verhandlung noch näher hinzugezogenen] Aeltesten, sprachen: Wir sind Zeugen [und nehmen insbesondere auch deine zweite Erklärung wegen Ehelichung der Ruth mit großer Befriedigung aufJ. Der HErr [segne dich für diesen deinen LiebesdiensL den du dem versiorbenen Mahlon er- zeigst- und] mache das Weib, das in dein sdes kinderlosen WittwersJ Hans kommt, [fo fruchtbars wie Rahel und Lea, die beide saus sich und ihren beiden Mägden] das Haus Israel fdessen Stamm: mütter sie sind] gebauet haben; und wachse sehr sbreite auch dein eigenes Geschlecht weit aus] in Evhrata [1.Mos. 35, 16. 19J, und werde gkpkkk set [erlange durch tüchtige Söhne, die nächst dem, den du als Erben Mahlon? zeugen wirst V. 10, dir selber geboren werden, einen berühmten Namen] in Beihlehem » 12. Und dein Haus werde [fo zahlreich an Nachtommenschaft und so bedeutend an Ansehen] wie das Haus Perez, den Thamar sals den vor— ziiglicheren von ihren beiden Zwillingssöhnem dem] Juda gebar [1. Mos 38, 27 M, von dem Sa- men sdurch Vermittelung alles des SamensL den dir der HErt geben wird von dieser Dirne kvdn diesem noch so jungen Weibe] ,,Boas ist der Mann, der Aufopferung des eigenen Vermögens nicht scheut, wo es sich darum handelt, alte Sitte und Herkommen in Israel aufrecht zu erhalten; nicht für sich löst er den Acker, sondern für den mit der Ruth zu erzeugenden Sohn. Freilich ist Ruth eine Per- son, von der die ganze Stadt weiß, daß sie ein tugend- sam Weib ist (Kap·. Z, 11), und sie zur Frau zu erhal- ten, mochte ihm sehr erwünscht sein; aber Sitte und Herkommen stellte er höher als seine persönlichen Wünsche (Kap. Z, 7 Anm.), und erst als der Löser aus Rath verzichtet hatte, erklärte er, daß er sie heirathen wolle« Diese Uneigennützigkeit und Großmuth des Mannes, wenn man sie auch, da man den Vorgang in Kuh. Z, 6 ff. nicht kannte, in ihrem ganzen Umfange nicht zu ermessen vermochte, ist es denn, was die Aeltesten und das Volk zu den überschwänglichen Segenswünschen be« wegt. Wir wissen nun nicht, ob denselben die bei unsrer Erklärung vorausgesetzte Meinung wirklich zu Grunde liegt, Boas möge aus der Ruth nicht blos Elimelech’s, sondern auch sein eigenes Geschlecht erbauen, oder ob dabei nur an eben den Sohn gedacht ist, durch den er dem Verstorbenen einen Namen erwecken wollte auf sein Erbtheil; jedenfalls hat, wie das Folgende zeigt, die Er- füllung nur in Beziehung auf das Letztere stattgefunden —- es ist im Folgenden nur von Obed die Rede, in welchem Boas das Gefchlecht Elimelechs sortpflan te. Aber nierkivürdig ist es, daß nicht nur in diesem Sohne der Segenswunsch seine vollste, iiber Bitten und Versic- hen hinausgehende Erfüllung gefunden, sondern derselbe auch in den Geschlechtsregistern nicht für Elimelech’s, sondern für Boas Sohn gilt. Wie es zuvor eine gött- liche Fügung gewesen, daß Mahloirs Ehe mit eben der Ruth, die doch hernach als keineswegs unfruchtbar sich bewies, kinderlos geblieben, so war es auch eine Fügung göttlich» Vorsehung, daß nur der eine Sohn dem Boas geboren wurde. Derselbe Sohn, der dem Verstorbenen auf sein Erbtheil erweckt wurde, blieb dadurch ein Sohn seines Erzeugers Bund, in dessen Erbe er ebenfalls ein· trat; er vereinigte in seinem Besitz die Güter beider Väter, und da die des Boas jedenfalls ansehnlicher waren als die des Mahlon, so galt er um so mehr» für des ersteren Sohn, als dessen Name um seiner edlen Gesinnung willen der berühmte» geworden war in 182 Ephratm Von den Auslegern ist, soviel wir sehen, dies Sachverhältniß bisher noch nicht erörtert worden. 13. Also [nach Erledigung der damals Kuh. s, 12 seinem guten Willen noch entgegenstehenden rechtlichen Hindernissq nahm Voas die Rath, daß sie sein Weib ward. Und da er bei ihr lag, gab ihr der HErr sgleich zu Anfang ihres Ehestandes], daß sie schwanger ward [Ps. 127, 3J, und hie] gebar [seiner Zeit] einen Sohn. 14. Da sprachen die Weiber [in BethIehemJ zu Naemi [über die ste einst, bei ihrer Rückkehr aus dem Lande der Moabiteu verwundert ausge- rufen: Jst das die Nacken? Kuh. l, 19 ff.]: Ge- lobet sei der DER, der dir nicht hat lassen abgehen einen Erben [noch] zu dieser Zeit fda es schon nahe daran war, daß Name und Besitz deines Gatten und deiner Söhne verlöschen sollten im Volke; die- sem Unglück ist nun vorgebeugt und dafür gesorgt], daß sein sdes dir gebotenen Erben oder Lösers, dem das Gut bereits wieder zugefallen] Name in Israel bliebe fund mit seinem Namen auch der deines verstorbenen Gatten]. 15. Der wird dich erquicken [nach deinen frü- heren bitteren Lebenserfahrungen Kap. 1, 20 f. dein Herz wieder mit Freude erfüllen], und dein Alter versorgen sdaß du ferner nicht— mehr darfst nach der Weise der Armen und Fremdliuge deinen Unterhalt dir verschaffen Kuh. 2, 2 ff. Und zwar wird er desto mehr dir ein Gegenstand der Freude sein, wenn du an die Erlebnisse zurückdenkst, die zwischen der Zeit deiner Rückkunft aus Moab und der jetzigen lichten Zeit dazwischen liegen]. Denn deine Schnur, die dich geliebet hat sso daß sie Va- terhaus und Vaterland um deinetwillen verließ und allen Aussichten ihrer Jugend um deinetwillen ent- sagte Kap. 3, 10J, hat ihn geboren, welche dir besser ist, denn siebenSöhne seine Schwiegertochter, deren Besitz schon an sich dich zu einer glücklicheren Mutter macht, als die ist, welche einer ganzen Reihe von Söhnen sich rühmen darf]. la. Und Naemi nahm das Kind [das Ruth gebar V. 13 und um deffentwillen die Weiber von Bethlehem sie so glücklich priesen], Und legte es auf ihren Schoß szum Zeichen, daß sie es als ihr eigen Kind, als ihren Erben oder Löser ansehe], nnd ward seine Wcirterin sdie aufs Veste für seine leibliche und geistige Pflege sorgte]. 17. Und ihre Nachbarinnen sals sie am achten Tage nach der Geburt der Beschneidung des Kna- ben beiwohnten] gaben ihm [nach dem damaligen Recht der Gefreundteti und Nachbarn, den Namen mitzubestimmen Luk. 1, 59] einen Namen [in wel- chem sich diejenigen Gefühle ausdrücken sollten, die bei der Geburt des Kindes ihr Herz bewegt hat- ten V. 15], und sprachen: Naemi ist ein Kind geboten sdas ganz und gar für sie da ist, ihr zur Freude und zur Versorgung dienen wirdsz und Rath 4, i13—22. hießen ihn seben deswegen] Obed [d. i. Diener], der ist swie hernach V.18 ff. näher nachgewiesen werden sollj der Vater Jfai, welcher [Jsai] ist David-s Vater. Eine Nachbildung der biblischen Sitte, daß die Nachs barn und Gefreundtem die der Beschneidung bewohnten, dem Kinde den Namen gaben, ist die Bestimmung der älteren Kirchenordnuitgety wonach der taufende Geistliche vor der Kreuzesbezeichnung des zu tausenden Kindes die Pathen fragt: Wie soll das Kind heißen? Die Fried- berger Agende vor. 1700 läßt über das Verhältniß der Pathen zu dem Kirde sich also vernehmen: ,,Neben den Zeugen in der heil. hochwürdigen Taufe, von denen 1. Joh Z, 7 f· redet, hat die christliche Kirche geordnet christliche Gevattem Derselben Amt und Beruf ist, erstlich, daß sie mit ihrem Gebet das gegenwärtige Kindlein dem lieben Gott sollen helfen vortragen, daß es durch das Wort und den heil. Geist zum Kinde Gottes und Erben der ewigen Seligkeit möge wiederge- boren werden. Zum andern, daß sie demselben seinen christlichen Namen geben, bei welchem Taufnamen ein jeder Christ die Zeit seines Lebens sich des, in der heil. Taufe mit dem lieben Gott aufgcrichteten Gnadenbundes trösten und freuen soll. Zum dritten, daß sie anstatt des Kindleins allhicr öffentlich absagen dem Teufel und allen seinen Werken und Wesen, und Vekenntniß des christlichen Glaubens thun zu Gott dem Vater, dem Sohn und dem heil. Geist. Zum vierten, daß sie nicht allein Zeugen seien der Taufe, sondern auch ein fleißiges Auge haben auf dasselbige Kind, daß es, wenn es bei Leben bleibt, zu dem reinen lauteren Wort Got- tes und unverfälschten Sacratncnt und in aller Zucht und Vermahnung zu dem HErrn kecht christlich und gottselig möge auferzogen werden» Diese Namengebuug bei der Taufhandlung von Seiten der Pathem die jeden- falls viel würdiger ist als die Ablesung der Namen von einem Zeddel, schließt natürlich rcicht aus, daß die Eltern zuvor den Namen bestimmt haben. v« V.18——2L. Das saüchlcin schließt mit diesem, von here; big auf David fortgefiihrten Ge[chlechtgregister, welches die eigentliche Absicht desselben zu ernennen giebt, nng in die Geskijictjte org Hauses; David» nor David ein— zuführen und auf die inertkwiirdigen Mhrnngetc aufmerk- sam zu unreifen, die diesen! Hause schon vor der Zeit sei- nes größten Sprößlingg zu Theil geworden. 18. Dies ist das sdie erste Stelle unter den drei Geschlechtern des Stammes Juda 4. Mos 26, 19 f. einnehmendej Geschlecht Perez [wel- chem Elimelech und Boas angehörten]: Petez sJudä älterer Zwillingssohn von der Thamar 1. Mos 38, 29., der nach dem Recht der Le- viratsehe in Gers Stelle eintrat und für den Erstgeborenen des Stammvaters galt] zeugete Hezron [1. Mos 4()', 12]; 19. Hezron zengete faußer zwei andern Söh- nen 1. Chron. Z, 9., auf die es aber hier nicht ankommt, als den zweiten von den dreien] Rom; Ram zeugtte Amiuinadab smit dessen Tochter Eli- seba sich Aaron verheirathete L. Mos S, 23]; 20. Amminadab zengete Nahesson kden Stamm: fürsten und Führer des Hauses Juda unter Mose 4. Mos I, 7; 2, Z; 7, 12]: Nahesson zeagete Salma sder die vormalige Buhldirxie Rahab von Jericho zum Weibe nahm, nachdem sie zu Gott sich Ruth gebiert Obed, den Stammvater Davids. 183 bekehrt hatte und siein die Gemeine Israel aufgenom- men worden war Jos. s, 25 Anm.; Matth 1, 5]; 2l.. Salma [im Grundtext steht hier die an: dere Namensform Salmonj zeugele [mittel- barer Weise« durch einen seiner Nachkommenj Boas (Kap. 2, 1]; Boas zeugele smit der Rath, wie vorhin B. 13 u. 17 erzählt wurde] Obedz 22. Obed zeugete sswohl ebenfalls nicht selben« sondern durch seinen, dem Namen nach nicht näher bekannten Sohn] Jsaiz Jsai zeugete sals den jüng- sten von seinen 7 Söhnen] David« [1. Sam. 16, 10 Anm.]. «) Nehmen wir an, die Eroberung Jcrichos habe etwa im J. 1446 v. Chr. stattgefundem Boas dagegen die Ruth um das Jahr 1197 v. Chr. geheirathet (von 1211—1204 währte nach unsrer Berechnung der Richter« zeit der Midianitische Druck, fsühestetis 1207 wanderte Elimelech aus Bethlehem aus und etwa 10 Jahr später kehrte Naemi dahin zuriicklz so ist das ein Zwischenraum von 249 Jahren, es müssen also zwischen Salina und Boas einige Glieder der Geschlechtsreihe ausgefallen sein, wie denn auch sonst in den Geschleehtsregistern univichtk gere Namen bei Seite gelassen werden (ogl. l. Chiron. 4, l mit 2, 50; Esra 7, 3 mit 1. Chron. 7, 7—10; Malth I, 8 mit 2. Köth 8, 243 U, 23 l4, 2l). —- Wj Auch zwischen Obed setwa 1196 v. Chr. geboren) und Jsai (ohngefähr um 1130 geb.) ist der Zwischenraum zu groß, als daß man hier nicht gleichsalls den Ausfall eines Gliedes annehmen sollte. —- WN Wie schon von den ältesten Zeiten her der Stamm Juda eine ausge- zeichnete Stellung unter« den übrigen Stämmen Jsraels einnahm (1. Mos. 49, s ff; 4. M. 2, s; Nicht. I, L; 20, 18); so ragt von Anfang an die Familie, der Jsai angehörte, vor den übrigen Familien Judas her- vor. Aus den alten, diese Familie betreffenden Geschichtss Überlieferungen tritt es als eigcnthüinlich hervor, daß dreimal ausgezeichnete Heidiiitien (Thaniar, Rahab, Rath) in dieselbe eintreten und die Stamnimütter der Haupt- linie werden; in ihr bethätigte sich also der durch das grundlegende Segensivort in l. Mos 12, 3 dem Samen Abrahams eingepflanzte Trieb nach Vereinigung mit dem Heidenthunh der sonst meist eine grundverkehrte Richtung nahm, in regelrechter und ächt theokratischer Weise. Und wie in ihr vor allen andern, selbst in den so vielsach heruntergekommenen Zeiten der Richter, theo- kratische Frömmigkeit in edelster und lieblichster Weise erhalten und gepflegt wurde, zeigt die Geschichte der Ruih und des Boasz dieser ein Urbild theokratischer Rechtschassenheih jene eine wahrhaft eweihete Blüthe des Heidentbunis, die ihren Kelch segnsuchtsvoll dem Lichte der göttlichen Offenbarung in Israel entgegen· streckt. (Kurtz.) Schlitßbenierleiiiigeii zum Uiehterbnch nnd zum Piichlein Rath. Mit Rücksicht auf die Zeit, in welcher die im Büchlein Ruth uns mitgetheilte Geschichte sällt, läßt fiel) dies Büchlein füglich als ein dritter Nachtrag zu dem Richterbuch, dessen fünf letzte Kapitel schon zwei solche Nachträge enthielten, ansehen, wie wir zu Nicht. 21, 24 bemerkten. Mit Rücksicht auf den Zweck dagegen, den es verfolgt, ist es vielmehr als eine Ergänzung oder, wenn «man lieber will, als eine Einleitung zu den beiden Büchern Samuelis zu betrachten; denn es läßt uns einen Einblick thun in den Geist und Charakter der Vorfahren derjenigen Familie, aus welcher David, Jsraels frömmster und größter König, der zugleich die Berheißung hatte, daß von seinem Samen der Messias sollte nach dem Fleisch geboren werden, abstaminte So ist es ganz zweckmäßig, wenn das Büchlein in unsrer deutschen Bibel zwischen dem Buch der Richter und den zwei Büchern Samuelis mitten inne steht. Die ursprüngliche Stellung aber ist dassnicht, die hebräische Bibel zählt dasselbe zu den Chethubini oder Hagiographem deren Reihenfolge in den deutschen Handschriften des hebräischen Oodex bereits zu s. Mos. 18, 22 angemerkt wurde. Daß diese Zählungsweise nicht die eigentlich ursprüngliche, sondern erst die Einrichtung einer späteren Zeit sei, während anfänglich das Büchlein mit dem Richterbuche Ein Ganzes ausgemacht habe, ist eine falsche Vermuthnng, die auf Josephus’ willkürliches Verfahren mit den Büchern der heil. Schrift alten Testaments (er rechnet ihrer insgesammt 22) sich stützt und also einen sehr unzuverlässigen Untergrund hat. Jm Gegentheil giebt solche Versetzung unter die Hagiographeti uns einen Fingerzeig über den Verfasser des Buches: es gehört weder dem des Richterbuches an, noch dem der beiden Bücher Samuelis hat überhaupt keinen eigentlichen Propheten, der unmittelbar den Beruf gehabt hätte, in die Geschichtsschreibung der Theokratie einzugreifen, zu seinem Urheber, sondern nur einen, gemäß dem Geiste schreibenden Mann, dem der Geist des HErrn hütend und wachend zur Seite stand. Wer nun aber das gewesen sei, läßt sich mit nur einiger Sicherheit nicht bestimmeuz vermuthlich einer, der dem David und der Familientradition seines Hauses näher stand und in den letzteii Jahren der Regierung desselben, als er längst schon seine hohe theokratifche Bedeutung für Israel erlangt und die göttliche Zusage empfangen hatte, daß sein Stuhl ewiglich bestehen solle (2, Sam. 7), sein Geschlechts: register (Kap. 4, 18——22) aufsetzte, diesem aber die Geschichte der Ruth und des Boas (Kap. I, 1—4, U) vorausschickte, welche ,,gleichsam die Jnnenseite, den geistig-sittlichen Hintergrund der im israelitischen Alterthum eine so bedeutsame Rolle spielenden Genealogie enthält. Rath, die moabitische Urgrofzmutter Davids, sehnt sich mit der ganzen tiefen Jnnigkeit ihres Wesens nach Jsraels Gott und Volk, und 184 Schlußbemerkungen zum Richterbuch und zum Büchlein Rath. schließt sich ihnen mit voller Kraft der Liebe an, Boas aber ist ein rechter Jsraelit ohne Falsch, voll heiliger Scheu vor jeder göttlichen und menschlichen Ordnung, voll wohlwollender Liebe und Freund- lichkeit gegen das arme heidnische Weib: von solchen Ahnen stammte Der, in welchem das ganze Wesen Jsraels seine königliche Zusammenfassung, seinen vollendeten Ausdruck sinden sollte.« (Auberlen.) Merkwürdigl während das Büchlein Ruth nachweist, aus welchem ächt israelitisclyfrotninen Geschlecht der Hauptkönig Jsraels herstammt, weisen die letzten Kapitel des Buchs der Richter immer und immer wieder (Kap. l7, 6; 18, 1; II, 1; 21, 25) darauf hin, wie nöthig ein König dem Volke Jsrael bereits geworden war. Dies ist ein sprechendes Zeugnis» wie sehr der Geist Gottes bei der Entstehung der heil. Schriften über den Männern gewaltet, durch die sie entstanden, und sie, ungeachtet ihrer verschiedenen Berufung und Begabung, zu einer· großartigen Einheit znsammengeschlossen hat; es ist das aber auch ein unverkennbares Merkzeichem welchem Mann wir diese fünf letzten Kapitel des Richterbuches verdanken und in welcher Zeit seines Lebens er sie geschrieben hat. Wir werden später (1. Sam. 8, 6 ff.) sehen, wie schwer es dem Samuel anfänglich wurde, in den Willen des Volkes sich zu fügen und ihm einen König zu setzen, wie alle Heiden ihn hatten; erst Gottes ausdrücklicher Befehl und eine damit verbundene göttliche Zusage vermochte sein Widerstreben zu überwinden und ihn dem Verlangen Jsraels geneigt zu machen Darnach könnte es scheinen, als wäre Samuel gewiß am wenigsten der, der jene Kapitel geschrieben hat, er träte damit gradezu in Widerspruch mit sich selbst, wenn er dasselbe Königthutn als eine Wohlthat für sein Volk preisen wollte, das er früherhin mit solcher Entschiedenheit hat von ihm abwenden wollen als den llntergang der von Gott ihm zugedachten Freiheit, da es nicht ein Unterthanenvolk menschlicher Könige sein sollte, sondern ein priesterliches Königreich unter dem Regiment des HErrn aller Herren. Aber gerade der in Rede stehende Umstand ist ein Beweis dafür, daß die Angabe des Talmud, Samuel sei der Verfasser des Richterbuches, auf zuverlässtger Wahrheit beruht. Er, dieser Anfänger des eigentlichen Prophetenthums in Israel, dessen Lebensbild kein selbstsüchtiges Streben, keine unlautere Schwäche trübt, das vielmehr uns den kindlichsteti Gehorsam gegen das Wort des HErrn aufzeigt und die unbedingte Hingabe des» ganzen, ungetheilten Herzens an den Geist Gottes, er hatte, als er sein Richteramt niederlegte und dem neuen König gegenüber in das Privatleben zurücktrat (1. Sam. l2), dem über das Unrecht, das in der Forderung eines Königs lag, erfchrockenen Volk die bernhigende Zusicherung gegeben: ,,Fürchtet euch nicht, ihr habt zwar das Uebel alles gethan; doch weichet nicht hinter dem HErrn ab, sondern dienet dem HErrn von ganzem Herzen. Der HErr verlässet fein Volk nicht. Es sei aber auch ferne von mir, mich also an dem HErrn zu versündigen, daß ich sollte ablassen für euch zu beten und euch zu lehren den guten und richtigen Weg« Wie mag der greife Mann, der bei der Beschaffenheit des Volks, wie es nun einmal war, immer mehr erkannte, wie sehr dasselbe der Gefahr ausgesetzt gewesen sein würde, in die vorige Zerrissenheit, Unwissenheit und Abgötterei, aus der er es durch feine prophetisch-richterliche Wirksamkeit herausgezogen, zurückzusinkem wenn Gott nicht seine Entwickelung bereits in eine neue Bahn, in die eines sesten, königlichen Regiments hineingelenkt hätte, sich gefreut haben, als er den Segen des königlichen Regiments in derjenigen Zeit sich entfalten sah, wo Saul nicht nur so tapfer wider die Feinde Jsraels stritt und es errettete von der Hand aller, die sie zwackten (1.Sam.14, 47 f.), sondern auch das Ansehen des göttlichen Gesetzes überall im Lande herzustellen bemüht war und die Wahrsager und Zeichendeuter aus demselben ausrottete (1. Sam. 28, 9)! War es gleich schon dazumal schon gewiß, das Sauks Reich nicht bestehen würde, so wußte doch Samuel, daß der HErr ihm einen Mann ersucht nach seinem Herzen, dem er geboten, Fürst zu sein über sein Volk (1, Sam. IS, 14); die gegenwärtigen Segnungen des königlichen Regiments waren also nur das Angeld und Unterpfand künftiger noch größerer. Und aus solcher Einsicht heraus sind die Worte: ,,Zu der Zeit war kein König in Jsrael, und ein jeglicher that, was ihm recht däuchte« niedergeschrieben als ein Merkzeichen, daß derselbe Mann, der Israel hindurch- geholfen durch den Untergang einer vergehenden Zeit und es hinübergehoben in die neue Zeit, auch für feine Person mit der neuen Zeit zufrieden geworden war im Vergleich mit der vergangenen und dem HErrn die Ehre geben wollte, daß, wie er damals (1. Sam. 12, 20 ff) geglaubt und nun thatsächlich verwirklicht sah, er, der HErr, sein Volk und sein Werk an demselben nicht verlassen könne. Haben wir so die Ueberzeugung gewonnen, daß die fünf letzten Kapitel des Richterbuchs sicherlich niemand anders, als den Samuel, zum Verfasser haben; so versteht es sich so gut wie von selber, daß der vordere Theil des Buchs (Kap. I——16) ihm ebenfalls angehört. Wer auch wäre wohl sonst im Stande gewesen, die fortgehende Geschichte des Reiches Gottes seit den Tagen Josua’s bis herein in die Tage des Mannes, mit defsen prophetischem Wirken die ganze Richterperiode ihr Ende nehmen sollte, in einer dem Geiste der heil· Schrift entsvrecheiiden Weise niederzuschreiben und auf die Nachwelt zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit fortzupflanzem als eben der Das erste Buch Samuelis Katz. l, V. I. 185 Mann, der Gottes Führung nun iibersah und die Gedanken, die er mit seinem Volke gehaht, oerstehen konnte! Vor ihm konnte wohl Einzelnes arifgezeichneh aber kein Ganzes geschaffen werden; und nach ihm wäre einer, der es unternommen hätte, die Geschichte der Richterzeit zu beschreiben, derselben schon zu fern geriickt gewesen und, weil eine neue, wesentlich andere Zeit an die Stelle getreten war, nicht mehr im Stande, ihren Charakter treu und unverfälscht wiederzugeben. Es giebt aber auch im Buche selber Anzeichen genug, daß Samuel sein Urheber sein muß. Es führt die Geschichte der Richterperiode bis zu ihrem Abschliisz bis zu Simson’s Untergange fort, kann also nicht vor ihm geschrieben sein; nach ihm aber kann es aus folgenden, von Starke angegebenen Gründen ebenfalls nicht geschrieben sein: ,,1) hatten die Jebusiter damals noch die Burg Zion zu Jerusalem inne (Kap. I, 21), woraus sie doch David gleich zn Anfang seiner Regierung vertrieb (2. Sam. b, 6 f.); 2) werden in den Büchern Samuelis (l. S. 12, 9 ff.; Z. S. 11,2l) verschiedene Geschichten aus dem Buch der Richter angeführt, folglich muß dies eher geschrieben sein, als jene; Z) kommen in den Psalmen Davids (Ps. 68, 8 f.; 97, 5; 92, 10) hin und wieder Redensarten vor, welche aus diesem Buche (ogl. Kap. b, 4 f. u. Kap. 5, 31) entlehnt sind.« Wir haben dem dritten Punkte nur noch die unverkennbare Beziehung von Pf. 110, 6. 7 auf Nicht. 15, 15 ff. hinzuzufügen, und schließen unsre Auslassungen mit den Worten Hävernick’s: ,,Es ist auffallend, daß das Werk mit der Geschichte Simson’s abbricht; damit steht der mit einer gehörigen Einleitung versehene Anfang des Buchs in einem seltsamen Widersireit Sehr schwer läßt sich einsehen, warum hier nicht die beiden Richter des l. Buchs Samuelis, Eli und Samuel, mit erwähnt wurden, wenn nicht die Geschichte dieser Männer noch in frischem Andenken oder gar Geschichte der Gegenwart war, da es dann nur darauf ankam, die älteren denkwürdigen Begebenheiten der Vergessenheit zu entreißen« -J’"»—C -— -—-· Dag erste tBuch Samuelis. Die Bücher Samuelis nehmen den Faden der Geschichte da auf, wo ihn das Buch der Richter· fallen ließ, und knüpfen die Geschichte des Volkes Gottes an die Geschichte der merkwürdigen geistlichen und weltlichen Lenker desselben an, wie das Buch der Richter an die Thaten der Richter· Die Geschichte des Reiches Gottes zieht sich in den Büchern Samuelis an der Geschichte von zwei Haupt- personen und von zwei Nebenpersonen fort, an Eli und Samuel, an Saul und David. Das erste Buch umfaßt die Geschichte Samueks und Saul’s und die Vorgeschichte Davids, das zweite das weitere Leben Davids Das Reich Gottes tritt jetzt nach innen und außen in allmäliger Entwickelung in eine neue Periode ein. Die Vermittelung zwischen dem HErrn und dem Volke wird eine ausgebildete und bleibende durch Einführung des Königthums; doch wird die unmittelbare Einwirkung des HErrn auf das Volk aus göttlicher Barmherzigkeit fortgesetzt durch weitere Ausbildung und häusigere Anwendung des Prophetenthums. Beides ist ein Beweis, daß das Volk skch weiter vom HErrn entfernt hat, während es äußerlich durch kräftige Reichswerkzeuge gehoben wird; der Gottessiaat tritt in denselben Prozeß ein, wie der Mensch, welcher durch Pflege und reichliche Nahrung immer größer wåchsh aber durch das Wachsen immer festere und allmälig steife und starre Knochen bekommt. (Staudt·) » - l. Es war szu der Zeit, da Eli aus der D« I« Kapitel« Priesteriiuie Jthamar 4. Mos 25, 13; Nicht· s, sgqmgk mirs) gghgkgkk 27 Anm. das Hohepriesteramt bekleidete, Thola und Oair aber Os l · tt · « s - l. d. l—18. Jlnf wunderbar liebliche Weise bereitet der s dzesesszm Osikansse RFMPPOI Hsetleeävåmuräs G d« E i d M d I « . gut? ditee gokietsthliietlttxlsilirfjs Veifftcltlstsftiigvzlxrnekgk lithaticifjtige Jahr 1140 V« Chr« Es] em Man« laus dem Le- derhersielleii und die okntwiktielitng seines Reiches weiter » Vlkenseichlechk V» Kahakhkkes L Chwkls 7- I« V— fuhren soll; denn er laßt die Mutter: desselben erst durch ; 28. 33——38] von Ramathiiim Zvphim [oder ku - VI die Schule lakiger Cntbehrung und bitteren Beides hin— s weg Ramqth V. 19; Z, ll oder Rama Jos. 18, gegessen,;z;»«:«,«t;:z«::«;,tstssetkrxkxgggitgsiirsx 25 gsiiiikisisi do« Gebirg« Eppigiiii »das is» iiisss eigenen Lust an dem Kinde in danliisarer Liebe wieder- das Geh« Des STCUIWEJ EPhWIm HMAUS M das zugeben, wag sie von ihm sieh erbeten hat. des Stammes Bensamin hineinreichte und bis 186 1. Samuelis l, 2——12. Rama hin sich erstreckte Richt. 4, 5], der hieß [wie ; mehrere von seinen Vorfahren I, Ehren. 7, 22 ff» » « Hophni und Pinehas die zween Sohne ides dama- die mit Beziehung auf die Bestimmung des Stam- mes Levi 4. Mos. B, 12. 45.; 18, 6. TO· diesen Namen führten] Elkana ld. i. Gott hat ihn sich erworben] ein Sohn· Jerohanh des Sohns Elthu sauch Elijab oder Eliel I, Chron 7, 27. 34 ge- schrieben, s. Blum. zu 1. Mos. 46, 13]·, des Sohns Thohu [oder Thoah, auch Nahath 1. Chron g, 34. 26 genannt], des Sohns Zuph svdek Zvph l« LHUW 7- VII, Welcher Voll Ephtath War [von Haus aus in einer der 4 Levitenstädte des Stammes· Ephraim Jus. Pl, 20—-«2·2 seinen Wohnsitz hatte, aber in der Un- ruhe jener Zeit Nicht. 17, 7 Anm. nach Rama iibersie- delte und diesem Ort nach dein Geschlecht, dein er aiigez hörte, den Namen Ramathaim-Zophim, d. i. die zwei Hohen der Zophitem »verschafste Kap. 9, E; Anin.]. Wir haben zu Richt. 19, 13 Anm. einige der Ort- schaften im Norden von Jerusalem, so weit sie dort in Betracht kamen. schon namhaft gemacht und darunter auch Rama genannt. Es ist zuiiachst dies Rama (der Name bedeutet »Höhc«, und erklart stch daraus die hausige Wiederkehr desselbeii sehr leicht), das ZStUiiden nördlich von Jerusalem im Stamnigebiete Benjamim auf einem kegelsormegen Berge gelegen und 1etzt·8r- Räm heißt, nicht« zu verivechselii mit l) RcgiiathOljiizpa oder RauiathsGilead im Ostiordanlande («5os. 13,» 2·6; 20, 8; Nicht. 10, 17; U, 34); Z) RaniatlpLehi im ioestlichen Theil des »Stamines »Juda (Rich«t. 15, 17); Z) Ramath des Sudens im ostlichen Theil desselben Stammgebietes (Jos.15, 24z 19, 8); 4)·Rama im Stamme Naphthali (Jos. 19,»E7-6); 5) Raina im Stamme Asser (Jos. 19, 29). Demnachstoaber ist in Betreff des Rama im Stamme Benjainin (»5os.18,25; Richt.»4,5z 19, 13) Streittgkeit unter den Gelehrten, ob es einerlei sei mit dem Rama Samuels, welches wir» an unsrer Stelle vor uns haben, oder ein davon verschiedener Ort. Diejenigen, welche sur die letztere Ansicht sich entscheiden, halten das Rama Samuels, wo er geboren wurde, wohnte und starb. (1». Sam. 1,·19 f.; »7, 17; 19, is; 25, l; 28, 8z, meist fur das heutige Dorszs·s0ba, «2—3 Stunden we lich von Jerusalem, (s. dasKiirtchen beiKap. 9,·5) weil ihnewder Beinanie ,,;·3ophim« verwandt mit ,,Soba« erscheint. Wir nun stimmen der ersteren Annahme (Rama Sainuets = Rama Beniamin oder ers-Bärin) bei, die nähere Beschreibung der ganzen Ge- gend nördlich von Jerusalem bis hinauf zu dem Orte Michmas zii Kuh. 9, 5 uns vorbehaltend, bemerken aber hier noch, daß der vollere Name ,,Ramathaim« hernach in dem, l. Mark. 11,·34 erwahnteii Namathm welches mit dein neutestamentlichen Ar irnathia (Matth. 27, 57;·Luk. P, 50 f.) gleichbcdeutend ist» wieder· auf- zeebtezl Eies Meånugg fdililkäegentd·daxi«ckllrimathia das jetzige ame ei, i je ena irr umi ). 2. Und er hatte [nach der damals noch be- stehenden Sitteder Polhgainie 2. Hliosz 21, II Anm.] zwei Weiber; eine hieß Hattna [d. i. Gnade, Anmuth], die andere Peiiinna [d. i. Koralles Peniiiiia aber hatte Kinder, nnd Hanna hatte keine Kinder. 3. Und derselbe Mann [Elkana] ging [die 6 Stunden Wegs nördlichj hinauf Von seiner Stadt, zii seiner Zeit» lalljahrtich 2. Mos II, 10·], daß er snach Vorschrift des Gesetzes 2. Mos. 34, 2.-3; 5. M. 16, 161 aiibetete and opferte dem HErrn Zebaotht zu Silo [wo seit Jos. 18, l die Stistshiitte sich befand] Daselbst waren aber Priester des HErrii, ligen Hohenpriestersq Eli soon denen hernach Kap. 2, 12 ff. 22 sf.; Z, 11 ff. des Weiteren die Rede sein wird]. «) Zum ersten Mal begegnet uns hier der Von nun an immer häufiger vorkommende Ausdruck HErr Ze- b aoth, der eigentlich vollständig ,-HErr,Gott Zebaoth« lautet und den HErrn als dcn Gott der himmlischen Heerschaarem als den Herrscher über die sichtbaren und unsichtbaren Mächte des Himmels bezeichnet; und ist es gewiß nicht ohne Bedeutung, daß diese Gottesbenennung gerade in unserm Buche zuerst vorkommt, da dieses nun bald von der Gründung eines irdischen Königthums iii Israel zu erzählen haben wird. Ehe dies in die wirk- liche Erscheinung tritt, muß zuvor das Königthum Je- hova’s in seiner, die ganze Welt umspannenden Macht und Herrlichkeit zu gebührender Anerkennung gelangt und in einem bestimmten Ausdruck sicher gestellt sein, um so aller Verdunkelung desselbeii durch das äußere, sicht- bare Königthum in dem Bewußtsein der Kinder Jsrael vorzubeugen. 4. Da es nun eines Tages kam [genauer: wenn nun —— bei diesem alljährlichen Hinauf- ziehen nach Silo — der Tag kam], da Elkana opferte [sein Dankopfer darbrachte, da ja die Kin- der Jsrael an ihren Festen nicht leer vor dem HErrn erscheinen sollten 2. Mos 23, 15; 5. M. 16, 16], gab er [bei Gelegenheit der von dem Fleisch des Dankopfers angerichteten Mahlzeit Z. M. z, 17; 2. M. 29, 34 Arm] seinem Weibe Pe- ninna, und allen ihren Söhnen iind Töchtern Ho: Viel] Stücke soder Portioneih als die Zahl ihrer Personen betrug] 5. Aber Hanna [welche bei ihrer Kinderlosig- keit nur Eine Person aUsmachteJ gab er [eben deswegen blos] Ein Stück [und zwar] traurig« [darüber, daß er ihr nicht mehr geben konnte]; denn er hatte Haniia lieb kund hätte sie gern vor der Peniniia ausgezeichnets aber der HErr hatte ihren Leib verschlossen. «) Die Worte des Grundtextes welche Luther nach dem Vorgang der Vulgata mit: »Ein Stück traurig« übersetzt hat, sind sehr schwierig zu deuten, indem sie eigentlich bedeuten: Ein Stück der beiden Ange- sichte. Neuere Schristerklärer verstehen dies meist so: »Ein Stück zweier Personen« d. i. eine doppelte Portion, iim die Hanna zu ehren und ihr siiinbildlich zu verstehen zu geben, du bist mir so lieb, als hättest du ein Kind mir geboren. Jedeiifalls entspricht Liithens Uebersetzung sehr gut dein Zusammenhang, obgleich in sprachlicher Hiiisicht ihr inanches Bedenken entgegensteht. 6. Und ihre Widerwartige [Nebenbuhlerin, nämlich die Peninna] betrübte sie, nnd troszte ihr sehr« [suchte sie durch übermüthiges Gebahren I. Mos. 16, 4 eben so sehr darüber zu kränken] daß der HErr ihren Leib verschlossen hatte cals Elkana durch mitleidige Theilnahme sie darob zu trösten suchtes » 7. Also ging-s alle Jahr, wenn sie kmit ihrem Manne] hinaus zog zu des HEtrn Haus sdaß jener, Hannih Elkancks Weib, bittet den HErrn um einen Sohn. 187 Elkana, ihr seine theilnehmende Liebe zu erkennen gab, diese, die Peninna, aber ihr Uebergewicht sie fühlen ließJ- und betriibte sie also; so wcinete sie dann, und aß nichts. 8. Elkana aber, ihr Mann, sprach [einst, als sie wieder in solcher Weise gekränkt worden war und deswegen weinete und nichts essen wolltej zu ihr: Haare, warum weinest du, und warum issesi du nichts? Und warum gehabt sich dein Herz so übel? Bin ich dir nicht besser, denn zehn Sohnes [Ob du gleich keine Kinder hast, so hast dudoch an mir einen Mann, dcr dich so innig und zärtlich liebt, wie alle Kinder, und wenn du ihrer noch so viel hättest, nicht inniger dich lieben können; und so sollte ich dir ja ein hinlänglicher Ersatz, sein für das, was du entbehrfts Freilich war Elkancks Liebe ein reicher Ersatz, für Peninnas Lästerzungn und seine Freundlichkeit, mit der er ihr das Qpferstück reicht und sie fragt: ,,Haiina, war- um weinest du?« u. s. w. —- o, sie war gewiß ein be- ruhigender Balsam für ihr betrübtes Herz; ja, wäre »die Kinderlosigkeit allein ihres Kummers Grund gewesen, Elkana’s Wort würde sie aufgerichtet haben. Aber wenn eine Seele um ihren Gott betrübt ist und nach ihrem Heiland schreit, wenn »das freundliche Gottesaiige ihr verdunkelt ist, und die einzige Hülfe in der Noth sich ihr verstellt hat zu einem Grausamen; dann geniigts nicht mehr, wenn der Mann oder nächststehende Freund fragt: ,,was weinest du?« sondern dann muß der mit der Seele reden, der die Wittwe zu Nain nach ihren Thrä- nen fragte, um sie gründlich zu trocknenz Eine Frage aus seinem Munde, sein ,,Friede sei mit drei« in’s Herz hineingesprocheiy wiegt allen Spott der Lästernden auf, und die vorhin betrübte Seele antwortet auf dieses Mannes Frage: Ja, HEry du Gabe aller Gaben, bist mehr als Gold und Schätzel -—» Ach mein HErr Jesu, dein Nahesein bringt großen Frieden inss Herz hinein, und dein Gnadenanblick macht uns so selig, daß auch’s Gebeine darüber fröhlich und dankbar wird: V.18. (W. HermannJ « 9. Da stund Haniia auf, nachdem sie [richti- ger: man] gegessen hatte zu Silo und getrunken [während sie selbst an dieser Mahlzeit nicht Theil genommen, und wandte ihre Schritte nach dem Heiligthum; denn ihr war der Gedanke gekommen, ob nicht Bitte und Gebet von dem HErrn zu er: langen vermöge, was die Natur ihr versagt hatte I. Mos 25,21; ZU, 22]». —— schadet, der [Hohe-] Priester, saß sgerade, wie er haufig zu thun pflegte, da er schon bei Jahren war und ein schwerer Mann Kap. 4, 18] auf einem Stuhl an der Weste« des Tempels [wörtlich: des Palastes oder der königlichen Wohnung] des HErrn [d. h. der Stifts- hätte, als Hanna iin Vorhof derselben sich ein- fand und dort, ohne die Gegenwart des Hohen- priesiers zu bemerken, dem Heiligthum gegenüber auf die Erde sich niederwarfs —- ") Unter dieser Pfostc ist vermuthlich ein Portal zu verstehen, welches, seit die Stiftshiitte bleibend zu Silo aufgerichtet war, vor dem, den Eingang in das Heilige bildenden Vorhange angebracht worden war (s.zu Kap. 3, 2.) 10. Und sie war» von Herzen betrübt, und betete zum Mein, nnd weinen, 11. Und gelobte ein Gelübde [3. Mos 27, 8 stunk]- und ihrem: HErr Zebaoth, wirst du deiner Magd Elend ansehen, und an mich gedenken, nnd deiner Magd nicht vcrgessem und wirst deiner Magd einen Sohn geben; so will ich ihn dem HErtn ge- ben sein Leben lang [3. Mos. 27, 29 Anm.], und soll kein Scheermesser ans sein Haupt kommen [4. Mos S, 4z h, 12 Anm. Richt. is, 5]. »Wenn auch Samuel ein Levit, und also schon seiner Geburt nach zum Dienste am Heiligthum bestimmt war, so war doch zweierlei, was darüber hinausliegt, in die- sem Gelübde enthalten: einmal wurde er gänzlich, als beständiger Diener, dem Heiligthuni übergeben. sollte von seinen Eltern fort und für immer dorthin ziehen, wäh- rend die Leviten sonst niir vom 25. Jahre an, und dann eine Zeitlang jährlich, sich an den Ort des Heiligthunis begaben, darnach aber an ihren Wohnsitz zurückkehrten und an demselben vorzugsweise lebten (4. Mos 8, 24 ff.); sodann sollte er in einem beständigen Nasiräat leben, durch welches letztere Verhältniß er in einen, dem prie- sterlichen ähnlichen Stand eintrat« Von diesen, sonst ganz zutreffenden Bemerkungen v. Gerlaclfs inüssen wir aber das, was folgt, für unrichtig erklären: ,,Daher (aus dieser priesterlichen Stellung, die Samuel in Folge seines lebenslänglichen Nasiräats annahm) ist es auch zu erklären, wenn er später, nachdem die außerordentliche prophetische Berufung und das Richteramt hinzugekom- men war, auch priesterltche Geschäfte verrichtete;« dazu gab ihm weder« das Nasiräat noch das Richteramt die Befugniß, sondern allein seine prophetische Berufung, durch wclche der HErr in einer Zeit ihn an die Sbitze des Volkes stellte, da über den Priesterstand sowohl wie über das Heiligthum ein Gericht Gottes ergangen war (Kap. 4). »Für Jsrael war eine der Zeiten eingetreten, wie sie in der Geschichte des Reiches Gottes je und je vorkommen, daß nämlich nienschlicherweise keine Hoffnung des Fortbestaudes mehr ist und die natürliche Berechnung nichts anderes erwarten läßt, als einen absterbenden Untergang. Dann ist aber auch die Zeit gekommen, wo der HErr ein Neues schafft, selber eiugreift, die Hülfe bringt, die kein Piensch zu reichen vermöchte, und nicht etwa nur das Alte herstellt, sondern wo er dann um eine bedeutende Stufe sein Volk höher hebt uiid ihm neue Kräfte verleiht. In den Tagen, von denen wir reden, war das Heiligthuni entheiligtz es sollte aber nicht eine neue Offenbarung Gottes über der Bundeslade oder durch die Wolken- und Feuersäute stattfinden, sondern nun war es Zeit, daß dein Volke Gottes klar gemacht werde, wie der lebeiidige Gott, der in der Mitte seines Volkes wohnt, nicht auf die mit Händen gemachte Bun- deslade sich beschränkh sondern seine Wohnung nimmt in lebendigen Trägern und Zeugen seines Worts; es war die Stunde gekommen, zu zeigen, daß der äußerliche Gottcsdienst an der Stistshiitte nur sinnbildlich sei, und daß die lebendige Gemeinschast der Gläubigen mit ihrem Gott beruhe auf der Mitiheilung und Offenbarung seines Geistes. Die Bundeslade fiel in die Hände der Feinde und fand erst nach längerer Zeit ihre Stätte auf dem Berge Zion und dann im salomonischen Tempel; die hel- fende und segnende Offenbarung Gottes aber geschah fortan durch das Prophetenthum das von nun an und fortlaufend als eine geistige Macht hervortritt. (S. PreisiverkJ 12. Und da sie lange betete vor dem HErrn, hatte Eli Acht ans ihren Mund swas es wohl mit diesem Weibe für eine Bewandtniß haben möge] 188 1. Samueiis 1, 13—28. g, 1-—sz3. 13. Denn Hanua redete in ihrem Herzen; allein ihre Lippen regten sich, und ihre Stimme hdrete man nicht sso daß allerdings ihre ganze Erscheinuug dem Hohenpriester verwunderlich und seltsam vorkommen mußte] Da meinete Eli, sie wäre trunken; 14. Und sprach zu ihr saus seiner Verbor- genheit hervortretend]: Wie lange willst du trun- ken sein sdich hier, an heiliger Stätte, in deinem trunkenen Zustande herumtreibenp Laß den Wein von dir kommen, den du bei dir hast sgeh nach Hause und schlaf dort deinen Rausch aus Kuh. es, 37]. t5. Hanna aber antwortete, uud sprach: Nein, mein Herr, ich bin ein betrübt Weib. Wein und stark Getränke s3.Mos.10,11; 4.M.6,4An1n.] habe ich nicht getrunken, sondern habe mein Herz giån Ist-et] vor dem HErrn ansgesehuttet [Ps. 42, z; 16. Du wollest deine Magd nicht achten, wie ein loses snichtswiirdiges oder liiderlichesj Weib ; denn ich hab’ aus meinem großen Kummer und Traurigkeit geredet bisher [so lange und anhaltendf 17. Eli [aus ihrer vernünftigen und gelassenen Rede seinen Jrrthum erkennend und ihr, da sie mit ihrem ganzen Wesen einen tiefen Eindruck auf ihn machte, seine herzliche Theilnahme zuwendend] ant- wortete und sprach [auch ohne zu wissen, um was es sich handele]: Gehe hin mit Frieden; der Gott Israel sder da thut, was die Gottesfürchtigeii be- gehren, und hörei ihr Schreien und hilft ihnen Pf. 145, 9] wird dir geben deine Bitte, die du von ihm gebeten hast. 18. Sie sprach: Laß deine Magd Gnade sin- deu vor deinen Augen sund würdige mich auch fer- ner deiner Theilnahme und Fiirbitth damit deine priesierliche Verheißung in Ersüllung gehe]. Also ging das Weib hin ihres Weges sin ihrem Herzen durch Einsprache des heil. Geistes versichert, daß des Hohenpriesters Wort nicht blos ein frommer Wunsch sein werde], und aß snahm nunmehr Speise und Trank zu sich V. 7 ff] Und sahe nicht mehr so traurig swie bisher] » Das ist derjenige Abschnitt der heil. Schrift, der unserem Luther sogleich und zuerst in die Augen fiel, »als ihm auf der Biichersaminlung zu Erfurt Cwahrend seiner Studienzeit von 1501—1505 n. Chr. G.) zum ersten Mal die ganze Bibel in lateinischer Sprache vorkam. Noch in späteren Jahren gedenkt er des Emdrucks, wel- then das Lesen gerade dieser Geschichte auf ihn gemacht hatte; und es war gewiß mehr als Zusall, daß der ·Re- formator der Kirche sein Bibelstudium mit der Geschichte von der Mutter des Mannes beginnen mußte, welcher zum Wiederhersteller des alttestamentlichen Gottessiaats berufen war. H. v. 19— Kuh. L, II. Vom Heiligthnru in Sile nun) laamath zurückgekehrt, wird tjanna Mutter: eines Knaben, den sie, weil er die leibhaftige Grhörung ihrer Gebete ist, Samuel nennt. Sie behält ihn unter ihrer mutterlirheu Pflege, bis er eutwiihut ist; dann aber bringt ße ihn icarh Sile zu dem tjohenpriester Eli, unt ihn lebenslang deui Dienste deg HGrrn zu weihen. Bei dieser tlebergabe erwerlit der Geist Gottes ihr Her; zu einem Lobgesang, der mit dein Jtngdruiii des in Freude weit gewordenen Herzens beginnt, darauf den tjGrrn als den Heiligen preist, welcher die Stolzenzn beugen und die Gedemüthig ten zu erheben weiß, und mit einem proplietischen Blieb in die suciieste Zukunft schliesih wo das mächtig-getraue Walten Lachen» sich in einem Getitht aber die ganze Erde durrh seinen König nnd Gesalbten offenbaren wird. 19. Und des Morgens sriihe sam andern Tage nach diesem Vorfall V. 9 is] machten sie [Elkana mit seinen beiden Weibern] sich ans sfchickten sich, da die Tage des Festes nun zu Ende waren, zur Heimreise an], und da sie angebetet hatten vor den: HErtn [dem täglichen Viorgenopfer 4. Mos 28, 8 Atem· noch beigewohnt und Elkana ein Gelübde gethan V. 21], kehrten sie wieder um, nnd kamen heim gen Ramath IV. 1]. Und Elkana erkannte sein Weib Hanna, und der HErr gedachte an sie sgab ihr thatfächlich zu erkennen, daß er ihr Gebet V. 11 erhört habe, indem er dies Mal mit Mut- terhossnung sie segnete l. Mos 30, 22]. 20. Und da etliche Tage um waren, ward sie schwanger, und gebar einen Sohn [richtiger: Und da die Tage der Zeit ihrer Schwang»- schaft um waren, gebar sie einen Sohn], und hieß ihn Samuel [»Gott erhört«]; denn sfprach sie, iiber die Wahl gerade dieses Namens gegen die bei der Geburt anwesenden Frauen Ruth 4, 14 f. sich näher erklärendj ich hab ihn von dem HErrn gebeten. 21. Und da der Mann Elkana sdas nächste Mal nach der Geburt des Kindes wiederum] hin- auf zog mit seinem ganzen Hause [auch Silo auf das OsterfesiL daß er dem HErrn opferte das Opfer zur Zeit gewöhnlich sdas er alljährtich nach Vorschrift des Gesetzes darzubringen pflegte V. 3], Und saußerdem für dies Mal auch] sein Gelübde [- Opfer, welches er voriges Mal für den Fall dem HErrn gelobt hatte, daß seiner geliebten Hanna auf ihr Gebet ein Sohn geschenkt werden würde V. l9]; 22. Zog Hauna nicht [wie sonsi immer] mit hinaus, sondern sprach zu ihrem Mann: Bis der Knabe entwbhnet werde swill ich nicht mir hinauf ziehen, weder dies Jahr noch das künftige; ist er aber entwöhnt 1. Mel. 21, 8 und soweit herange- wachsen, um hinfort außer dem Hause erzogen wer- den zu können] so will ich ihn [nach dem Heilig: thun: in Silo] bringen, daß er vor dem HErrn erscheine sihm von mir dargesiellt und zu seinem Eigenthum übergeben werde] und lztvar mit der Piaßgaba daß er] bleibe daselbst ewiglich sfür sein ganzes Leben von frühester Jugend an V. 11 Anm.]. 23. Gliana, ihr Mann smit diesem Vorsatz seines Weibes vollkommen einverstanden] sprach Der Hanna Gebet wird erhörtz sie gebiert den Samuel. 189 zu ihr: So thue, wie dir’s gefällt, bleibe smit ihm daheim] bis du ihn eutnsbhuesk der E HErr bestätige aber, was er sdurch den Mund des l HoheUPriestersJ geredet hat [da er nicht blos der Ge- währung deiner Bitte, sondern auch seiner beson- . deren Absichten mit diesem Kinde dich hat ver- ; Also blieb das Weib sdies sichern lassen V. 17]. Mal, und auch beim nächsijährigeti Osterfest, zu Hause] und siiugete ihren Sohn, bis daß sie ihn [iu der Zeit vom 2.—3. Lebensjahre] entwbhnetez U. Und brachte ihn fals nun abermals ein Osierfest da war] mit ihr hinauf, nachdem sie ihn entwöhnet hatte, mit drei Farren lvon denen zwei zum jährlichen Brand: und Dankopfer dienen foll- ten, der dritte aber zum Weiheopfer fiir den Kna- ben bestimmt warL Mit einem Epha Mehl« sals zugehörigem Speisopfer zu dem dreisachen Opfer], und einer s1 72 Hin oder acht, Beil. Quart; enthaltenden] Flasche Weins lzum Trantopfer 4- Mvs 15- 9 f- 12]: und brachte ihn in das Haus des HErrn zu Sile. Der Knabe war aber noch jung. 25. Und sie schlachteten einen svon den drei] Farren lder zum Weiheopfer bestimmt war, nnd)- ten ihn, indem der Priester nach der Weise der Brandopfer damit verfuhr, zu einem sinnbildlichen Ausdruck dessen, was Samuel in seinem Verhält- niß zu dem HErrn fein follte, nämlich ein geist- liches Opfer zu lebenslänglichem Dienst im Heilig: thum Nicht. 11, 31], und brachten den Knaben zu Eli [daß ihn dieser fortan von den Weibern, die da dieneten vor der Thür der Hütte des Stifts Kap. 2,22, « erziehen lasse und das Kind schon mit dem ersten Erwa- « chen seiner Gcistesanlagen die Eindrücke der heil. Nähe Gottes in sich aufnehme] 26. Und sie sprach sals sie so den Knaben dem Hohenpriester übergab]: Ach, mein Herr, so wahr deine Seele lebet, mein Herr, ich bin das Weib, das [vor 3 Jahren V. 9 ff.] hie bei dir stund, und bat den HErrn smein Gebet vor den HErrn brachte], 27. Da ich um diesen Knaben bat kund eben dieser Knabe, der inzwischen geboren und sonieit herangewachsen ist, der Gegenstand meiner Bitte war] Nun hat der HErr sstvie du damals mich vertröstetestJ meine Bitte gegeben, die ich von ihm bat. 28. Darum gebe ich ihn dem HEren wieder sein Lebelang, weil er von dem HErrn erbeten ist [wörtlich: Darum mache auch ich meiner- seits ihn zu einem dem HErrn Erbe- tenen alle Tage seines Lebens, als wel- cher dem HErrn erbeten ist, d. h. ich lasse mir ihn ebenso vom HErrn wieder abbitten oder abverlangen, wie ich ihn von dem HErrn erbeten oder verlangt habe] Und sie lElkana sowohl wie Hanna] beteten daselbst den HErrn an. 1 « Das 2. Kapitcr Heinrich« Lobgesang. Unferziehnng 8nmnel’8. Bosheit der Söhne Eis. 1. Und Hanna süber welche bei dieser Anbe- tung der Geist Gottes kam, der denn ihr Herz in hohem Maße begeisierte und ihr Auge in prophe- tischer Weise erleuchtete] betete, und sprach [in er: habener, dichterischer Rede]: Mein Herz ist fröhlich m dem HErrn [wegen der von ihm empfangenen großen Gnade] mein Horn ist erhöhct in dem HErru lnnd in solcher geistlichen Freude, die mein Herz er- füllet, hebe ich, wie ein seiner Vollkraft sich bewußter s Stier sein Horn erhebt, mein Haupt hoch em- por, während ich sonst mit niedergeschlagenen Angesicht einhergehen rnußte]. Mein Mund [der vormals der Aiidersacherin gegenüber Kap. 1, 6 verstummen mußte] hat sich weit aufgethan iiber meine Feinde fund rühmet laut vor ihnen meinen Gnadenstand bei dem HErrm den sie mir streitig machenavolltenjz denn ich freue mich [HErr] dei- nes Heils sdas du mir erwiesen und dadurch « gustänieiner tiefen Verachtung mich herausgerisseti , a . 2. Es ist niemand heilig, wie der HErr sder die Seinen wunderbar, und doch so selig führt], außer dir IHErrJ ist [überhaupt] keiner [der da Gott heißen dürfte und göttliche Werke zu voll- bringe« versaöchtelx nnd is: Darum] kein Hort, wie unser Gott ist sauf ihn allein kann man sich fest verlassen, wie ich ja erfahren habe]. Z. Lasset euer groß Rühmeu und Trofzen [die ihr euch aus euch selbst und eure eigene Kraft ver- IaßtL lasset aus eurem Munde das Alte [die trotzi- gen, übermiithigen Reden, womit ihr die Frommen und Gerechten immerfort beleidigt]; denn der HErr ist ein Gott, der es merket swas den Seinen Uebles Ottgethati wirdjl, und laßt solch Vornehmen nicht gelingen ssondern macht euch mit eurem Uebermuth zu Schandens 4. lJn der ganzen Art, wie er die Welt re- giert, offenbart sich ein Wunderbarer Wechsel der Lebensverhältnisse auf Seiten der übermüthigeti Gottlofen sowohl, wie auf Seiten der von ihnen unterdrückten Frommen] Der Bogen der Starken ist sauf einmal] zerbrochen sehe sie’s meinen] und die lvormalsj Schwache» kdie schon so gut wie gefällt und für immer überwunden schienen] sind san ihrer Statt] uncgiirtet mit Stärke. Z. Die da satt waren svordem in allem Ueber- fluß lebten] sind mirs Brod verkauft worden sso arm geworden, daß sie fiel) um’s Brod verdiugen müssen LUE 15- 14 H, und die Hunger litten, hungert nicht mehr [fondern sind nun im Wohl: siaud]; bis daß sschließlich hat sich wohl das i 190 1. Samnelis Z, 6--19. Verhältniß also umgekehrt, daß] die Unfruchtbare sieben gebar sdie ganze Vollzahl Des göttlichen Kindersegens Ruth 4, II) erreichte] und die [ehede1n] viel Kinder hatte, abnahm [indem eins nach dem andern ihr dahinstarb Jerem. 15, 9]. C. sSolcher Wechsel in den ganzen Lebensverhälp nissen der Menschety da die übermüthigeiiGottlosen von ihrer Höhe herunter, und die unterdrückten Frommen aus ihrer Tiefe hinauf kommen, ist eine Wirkung des Gottes, der mit seiner allmächtigen Hand in Weisheit und Ge- rechtigkeit die Welt regiert] Der HErr tödtet, Und machet lebendig, führet in die Hölle sin Todes: noth und Todesgefahr hineiti], nnd wieder heraus [5. Mof. 32, J; Hiob s, is; Pf. 30, 4; 71, 20]. 7. Der HErr machet arm, und niachet reiihz er erniedrigen und erhöhet [Ps. 75, 8]. 8. Er hebet auf den Dürftigen ans dem Staub, und erhöhet den Armen aus dem Koth, daß er ihn sehe unter die Fürsten, und den Stuhl der Ehren erben lasse [Ps. 113, 7. 8. Das aues kann der HErr thun, und thut es, vermöge seiner unbeschränkten Gewalt und seines unbedingt freien Verfügungsrechts die als Schöpfer und Regierer der Welt ihm zustehen] Denn der Welt Ende [wörtlich: die Säulen der Erde] find des HEmn nnd er hat den Erdboden darauf sanf eben diese Säulen] gefetzet 9. sDa dem aber also ist, so haben die From- men nur Gutes von ihm zu erwarten, die Gott- losen dagegen seine Gerichte zu fiirchten]. Er wird behüten die Füße seiner Heiligen kdaß sie nicht straucheln noch fallen], aber die Goltlofen müssen zu nlchte werden fund umkommen] im Fin- sterniß soder Uuglück]; denn viel Vermögen kdas einer anfangs besttztJ hilft doch niemand [er kann sich damit gegen die Schläge des Allmächtigen nicht aufrecht erhalten]. la. Die mit dem HErrn hadern [und wider ihn zu trotzen wagen], müssen zu Grunde gehen; über ihnen wird er donnern im Himmel sdaß sie aus Angst seiner Gerichte, deren Nahen er sie merken läßt, sich vor ihm verkriechen werden und doch ihm nicht entrinnen können] Der HErt wird [aber gewiß einmal kommen zum Gericht und] rich- ten der Welt Ende [die Erde bis an ihre äußer- sten Grenzen oder die ganze Welt], und [das wird zugleich die Zeit fein, wo er seinem Reiche zum Siege oerhilst über alle Widerstrebenden Mächte und es seiner Vollendung entgegenfiihrtz da] wird [er] Macht geben seinem Könige [dem er das Re- giment in seinem Reiche übertragen hat], nnd er- höhen das Horn seines Gesalbten sdaß ihm noch die ganze Welt zum Schemel seiner Füße liegen muß] Unser Psalm ist eine reife Frucht des Geistes Gottes. Das fromme Weib, das mit der ganzen Jnnigkeit der z Sehnsucht eines Mutterherzens sich von dem HErrn, dem Gotte Jsraels, einen Sohn erbetet hat, um den- selben lebenslänglich dem Dienste des HErrn zu weihen, erschaut in ihrem persönlicher: Erlebnis; die allgemeinen Gesctze der göttlichen Haushaltung und ahnt die Bedeu- tung desselbeu für den ganzen Gang des Reiches Gottes. Die Erfahrung von dem gnädigen Walten des allwissens den und heiligen Bundesgoties welche sie, die Gebeugtc und Gedrückta gemacht hat, ist ihr ein Unterpfand von der göttlichen Gnadenleititng ihres Volks; ein Zeichen, an dem sie erkennt, wie Gott nicht nur immerdar die Armen und Cleriden, die auf ihn vertrauen, aus ihrer Noth und Bedrängrtiß errettet und aufrichtet, sondern auch sein ganzes, damals tief gebeugtes und von feinen Feinden unterdrücktes Volk erhöhen und verherrlichen werde. Mit der Bestimmung Jsraels zum Königthuni aus den schon den Patriarchen gewordenen göttlichen Verheißungen (1« Mof. 36, Si; 5. M. 17, 14 Anm.) bekannt, schaut sie kraft göttlicher Erleuchtung im Geiste den König, welchen der HErr seinem Volke geben und durch den er dasselbe zu Macht und Herrschast erhöhen werde. (Keil.) Eine Lerche, die in der Morgenfrühe auf- steigt, um ihrem Gott ihr Loblied zu singen, hören wir in dem vorliegenden Abschnitt; und wir möchten fragen: ist das die Hanna, die so betrübt in Silo stund, dieselbe Hanna, von der wir hörten: ,,also gings alle Jahr, wenn sie hinaufzog zu des HErrn Hause, daß sie also betrübt war und weiuete und aß nichts?« Wo ists denn geblieben, das Herz mit dem schweren Sorgcnsteitu wo hat sie ihn hingelegt, ihren Sorgenbrash daß sie jetzt aussahren kann mit Flügeln wie die Adler? —- Es muß erbeten sein! — Seit ste in Silo vor dem HErrn ihr Herz ausgeschütteh und der HErr sie gnädig angeblickt und ihr in ihrem Samuel das Unterpfand seiner Freund- lichkeit gegeben hat; seitdem ist Hanna, die Betrübta worden zu einer in ihrem Gott seligen und vergnü ten Seele, mit dem Bekenntniß aufdcn Lippen: »Mein erz ist fröhlich in dem HErrm mein Horn ist erhöhct in dem HErrn·« Der kindliche Gehorsam, die völlige Hingabe an den HErrn macht Hanna zu einem außerordentlichen Gefäß des heil. Geistes; sie sieht in ihrer Führung ver- herrlicht das Gesetz des HErrn, nach dem die Stolzen gedernüthigt und die Gedemüthigten aufgerichtet wer- den; darum wird ihr Lied zur Weissagung Jhr Sa- muel ist ihr das lebendige Zeugniß, daß der HErr im Regtmente sitzt und erquicket das Herz der Gedemüthigs ten und den Geist der Zerschlagenen Prophetisch sieht sie ihren Sohn, wie er Jsraels Führer sein werde und falben solle den König, deß Reich bestätigt werden soll ewigiich. — Was Hanna hier singt, das wiederholen im neutesiamentlichen Klange Maria und Zacharias (Luk.1, 46 ff.; 68 ff.), und die 3 Lobgesänge zusammen feiern die Majestät des großen Gottes, der, wie fein Volk, so die einzelne Seele aus der Enge in’s Gerauine, aus dem Dunkel zum Lichte führt. Wenn der Geist Gottes ein Herz dankbar und fröhlich macht, dann mag der Anfang des Lobgesanges die Stillung des eigenen Wehes fein, Fortgang und Ende ist aber die Verherrlichung Gottes und die Gnadenführiing seines Reichs. (Hermann.) 11. Elkana aber ging [nach geschehener An- betung mit Hanna und den übrigen Gliedern fei- ner FamilieJ hin gen Ramath [Kap. I, 1. 19] in fein Hans, nnd der Knabe [den Hanna beim Heiligthum zuriickgelassen hatte] war sals er nun, von den daselbst stch aufhaltenden Weibern gepflegt und versorgt, heranwuchs] des HEtkrn Diener vor dem Priester Eli [der ihn zu solchem Dienst an- leitete]. Hanncks Lobgesang. Anferziehung Samuels Des Hohenpriesters Eli ungerathene Söhne. 191 lll- o. 12——26. Ja: sit» beim Heitigthum wird der junge Samuel inmitten einer Umgebung erzogen, die von dem oerderblichsten Einfluß hätte für ihn werden können; denn Elbe« zwei Söhne, tjophni nnd silinehagq find böse Buben, die nach dem ttjGrrn nicl1t fragen nnd die Eercte das Speizopfer des« ijairrn lüstern machen, dazn leben sie mit den Weibern, die da dienen nor der Thiir der Hütte des Säfte, in dlnzncht Aber die fromme Haaren, welche Gottes Gnade noch weiter in ihrem Eheslande segnet nnd dadurch im Glauben und in der Gottseliglieit gründet nnd oottbereitet, unterhält den Umgang mit ihrem dem tjGrrn geweihten Sohne; auch ist der greife Eli, so schwach er gegen seine Söhne sich erweist, dennoch für seine person ein gottegfürctstiger Mann. Das sind Ge- genwitlenngeu gegen jenen verderblichen Einfluß, die bei Samuel’o, dem Geiste Gottes geiiffneten Herzen vielmehr den Erfolg haben, daß er von Jugend ans einen tiefen ttilioe thut in das verderben seiner Zeit, den hGrrn erleenuen nnd snchen lernt, der allein die Erneuerung Jgraele schaffen kann, nnd in seiner Gemeinschaft heran— machst zu seinem Wohlgefallen. 12. Aber die Söhne Eli sHophni und Pine- has, die als gewöhnliche Priester ihrem Vater, dem Hohenpriestey zur Seite standen und den Opfer- dienst bei der Stiftshütte versahen Kap. l, Z] waren böse Buben lwörtlichr Kinder Belial 5. Mos. 13, 13 Anm.]; die fragten nicht nach dem HErrn [lebten dahin, als ob kein Gott wäre, der auf die Sünde achtet und ste straft] 13. Noch nach dem Recht der Priester an das Volk Hümmerten sich auch gar nicht um die Be- stimmungen des Gesetzes, wieviel die Priester nach Z. Mos. 7, 30--34 von den dargebrachten Opfern des Volks als ihr Theil zu fordern hatten, son- dern hatten ein rein willkürliches und gewaltsames Verfahren an die Stclle des göttlichen Rechts ge- setzt]. Wenn [nämlich] jemand svon dem Volk] etwas opseru fein Dankopfer von Groß- oder Kleinvieh Z. Mos. 3 vorbringen] wollte fund das Opfer auch schon geschehen war, so daß der Opfernde nunmehr die Mahlzeit von dem ihm zurückgege- benen Opferfleisch veranstaltete 2. M. 29, 34 Anm.], so kam des Priesters Knabe lBursche oder Diener, im Auftrag seines Herrn], weil [während’«] das Fleisch kochte, und hatte eine Kerne» sgroße Ga- bei] mit drei Zacken Bienen] in seiner Hand, 14. Und stieß in den TiegeL oder Kesseh oder Pfanne, oder Topf sdarin das Fleisch) sich befand]; und was er mit dem Kreucl hervor zog, das nahm der Priester davon sobwohl er gar kein Recht hatte, es in Beschlag zu nehmen, denn den Priestern ge- hörten blos die Weberbrust und die Hebeschulter 3. Mos 10, 14 f.]. Also thaten sie dem ganzen Israel [nicht allein in diesem oder jenem einzelnen Falle, sondern bei alleu], die daselbst hinkamen [zu opfern] zu Sile. «) Das Wort während war Lutheun noch unbe- kannt; es scheint erst in den letzten Jahrhunderten aus- gekommen und dem sranzösischen durann pendant nach- gebildet zu sein. — «) Das Wort stammt her von kreuen oder kreueln = kratzen, und bezeichnet eine Ga- bel zum Zurechtlegen oder Ordnen der Fleischstücke auf dem Altar Z. Mof 27, Z; 4. M. 4, 14; 1. Ehren. W, 17. 15. Desselben gleichen sversündigten sie sich noch auf andere greuliche Weise, ja, begingen einen eigentlichen Gottesrattb aus folgende Art] ehedenn sie das Fett [die für den Altarbrand bestimmten Fett: theile 3. Mos Z, 3——5 Anm. von dem geschlachs teten Dankopferthier absonderten und] auzüttdeletk [zum süßen Geruch dem HEern, wie er ver- ordnet hatte], kam des Priesters Knabe, und sprach zu dem, der das Opfer brachte: Gieb mir das fStückJ Fleisch kdas ich haben will], dem Priester fes] zu braten; denn er will nicht [schon] gekocht Fleisch von dir nehmen swenn du hernach die Dankopfermahlzeit hältst] sondern swünscht es noch] roh [zu haben, ehe das Fett davon hinweggenom- men ist] 16. Wetm dann jemand loon denen, an welche ein derartiges Verlangen gesiellt wurde, im richtis gen Gefühl des schweren Frevels, der damit der Opsergabe angethan wurde] zu ihm sdem beauf- tragten Knaben oder Blirschen] sagte: Laß [zuvor] das Fett anzünden, wie sichs heute gebührt swie es sich gebührt« und auch bei dem gegenwärtigen Opfer geschehen muß], und nimm darnach, was dein Herz begehrt; so sprach er zu ihm: Du sollst mir-s seht sgleichs geben; wo nicht, so will ichs mit Gewalt nehmen. 17. Darum war die Sünde der Knaben [der beiden Priester Hophni und Pinehas, die solcher Dinge beim Gottesdienst sich unterfingen] sehr groß vor dem HErrnz denn die Leute [die so kein ordent- liches Opfer mehr darzubringen im Stande waren, sondern sahen, wie die Priester schändlich damit umgingenj lästcrten das Speisopfer des HErrn slerntelt das Darbringen von Opfern überhaupt sür eine verächtliche Sache ansehen und eutwöhnten sich ganz dem Gottesdienst]. 18. Samuel aber war ein Diener vor dem HErrn lwuchs zu einem solchen, unbefteckt von dem wüsten Treiben seiner Umgebung, heran] und der Knabe war [zum Zeichen seiner Weihe für den lebenslänglichen Dienst Gottes, nach Art der Prie- ster Kap. 22, 18., über dem gewöhnlichen Rocke, den er tritgs umgürtet mit einem leinenen Letbrock [mit einem, in Schnitt und Form dem hohenpriesterlichen Ephod 2.Mos. 28, 6ff. nachgebildetcn Schulterkleid von leineneny einsach gecvebtem Weißzeug 2. M. 28, 42 Anm.]. II. Dazu machte ihm seine Mutter einen kleinen Rock feinen dem hoheupriesterlichen Meü 2. Mos. 28, 31 ff. nachgebildeten, seiner Größe entsprechendem aber ebensalls aus einsachem Stoff bestehenden und nicht mit dem Gehänge am unte- ren Saum versehenen Seideurock, den er unter dem Schulterkleid tragen sollte], und brachte ihn ihm hinauf lnach SiloL zu seiner Zeit [alljähr- hohl, wenn sie mit ihrem Mann hinaus ging zu opfern die Opfer zu seiner Zeit [um ihn so immer 192 1. Samuelis 2, 20——30. mehr mit seinem heil. Berufe zu befreunden, daß er ganz darin lebe und webe]. Kleinliche Geschichtenl ruft der Unglaube aus; ob das einer weis, daß Samuel einen kleinen Rock gehabt hat, oder nicht! — Nun, die heil. Schrift ist iiicht für die Klagen, sondern für Kinderseelen geschrieben, und eine kindliche Seele zweifelt nicht daran, daß auch der kleine Rock seine Geschichte hat, den die Hanna ihrem Samuel fertigte. Denk ich mir, daß Hanna jedes Jahr diesen Rock nähete, wann sie zu Hause in Ramath war, so weiß ich auch, daß bei den verschiedenen Stichen auch wohl eben so viele Gebete für ihren Samuel zum Thron des HErrn hinaufgestiegen sind. Auch das Kleidungss stück ist heilig, wenn es geheiligt wird durch Gottes Wort und Gebet. Ja, noch mehr birgt der kleine Rock in seiner Geschichte! Es mochte doch der Hanna wohl manchmal schwer werden, daß sie den längst erbetenen Sohn nun fern von sich hatte, und ihr Ptutterherz hat ihr wohl öfter zugeflüstertt »Wie lieblich wär’s doch. wenn dein Samuel hier im Haufe wäre, heranreifte zu einer Stütze eures Alters, uns ersreuete durch seine Liebe und Kindlichkeit!« Aber siehe, alle diese Klagen Intissen leich stille sein; denn der Rock, den sie nährte, erinnerte He, daß sie ihren Samuel dem HErrn gegeben; und war der Rock fertig, und brachte sie ihn nach Silo, dann übergab sie mit dem Rock auch jedesmal auf’s Neue den Samuel ihrem Gott und sprach: »Ich gebe ihn dem HErrn wieder sein Lebenlang, weil er vom HErrn erbeten ist.« 20. Und Eli [der HohepriesierJ segnete Elkana und sein Weib [sowohl damals, als sie den Sa- muel ihm übergaben Kap. 1, 25., als auch jedes- mal, wenn sie in der oben befchriebenen Weise ihn mit Kleidern versorgten nnd in seinem Dienste bestärktenL nnd sprach [zu dem ersieren]: Der HErr gebe dir Samen sandere Kinder] von diesem Weibe, um die Bitte, die sie vom HErrn gebeten sanstatt dieses Erbetenen, den fie vom HErrn sich erbeten, ihm aber zu seinem Eigenthum zurück: gegeben] hat [Kinder, die ihr bei euch behalten und an denen ihr Elternsreude genießen möget, da ihr auf den Erstgeborenen habt verzichten müssen] Und sie gingen swiederholentlich in solcher Weise gesegnet] an ihren Ort [gen Ramath]. 21. Und der HEtr [das Segenswort seines Hohenpriesters verwirklichend] suchte Hanna heim [machte sie durch auszerordentliche Wirkung seiner Gnade fernerhin sruchtbar l. Mos 21, 1], daß sie smehrmals nach einander] schwanger ward, nnd gebar drei Sohne und zwo Tochter. Aber Sa- muel, det Knabe, nahm swährend so seiner Eltern Haus daheim sich mehrete, immer mehr] zu be! dem HEttn sin der Nähe des HErrn beim Heilig: thum und unter göttlichem Beistand und Segen]. Wenn unser treuer Gott von uns armseligen Ge- schöpfen ein Opfer der Liebe annimmt, so nimmt er’s nur, um fünffacly hundertfach und tausendfach es wie- der zu geben; aus seiner Fiille nehmen wir Gnade um Gnade. Ists schon große, wunderbare Gnade, wenn der HErr ein stolzes Menschenherz willig macht, ihn zu lieben und für ihn ein Kleines zu thun, so ists um so größere Gnade, daß er der. geringsten Liebesdienst, den Trunk Wasser, den wir ihm gereicht haben, weil er Jesus ist, mit nichts Geringerem lohnen will, als mit dem einigen Leben. Doch diese zurückströtnende Gnade — sie fängt in diesem Leben schon an. Sehen wir unsre Hanna an! Gnade wars, daß der HErr sie beten lehrte um den Samuel; Gnade, daß er ihr die Verheißung gab, Gnade, daß er sie willig machte, den Samuel ihm zu weihen. Aber was sollen wir dazu sagen, daß der HErr ihr statt des einen Kindleins, das er sich hatte geben lassen, fünf Kinder. drei Knaben und zwo Töchter gab? Hallelufal Gott ist gut! wer isi freundlich so wie Er? Unser HErr ist wahrlich gut. Wenn wir in seinem Dienste nur das Allergeringste aus Liebe zu ihm thun, Io ist’s nicht genug, daß er in die That selbst schon solche Seligkeit hineinlegt, sondern uns bewußt oder unbewußt krönt er solche That mit reichem Gnadensegcn, und diese Gnade vollendet sich, wenn er uns segnet mit aller Segen größtem, mit dem ewigen Leben. 22. Eli aber war sehr alt, und erfuhr szu seinem großen Leidwesen] alles, was seine Söhne snach dem in V. 12—17 Erzähltens thaten dem ganzen Israel, und daß sie silbernes, das Heilig- thum sogar zu ihren Wollüsteii mißbrauchend] schliefen bei den Weibern, die da dieneten vor der Thür der Hütte des Stists [2. Mos 38- 8 Anm.]. 23. Und er sfür seine Person zwar gottes- fürchtig, aber zu schwach an Willens- und That- kraft, um dem Unwesen zu steuern und Gottes Rechte zu handhaben, wie sichs gebührte] sprach zu ihnen: Warum thut ihr solches? Denn ich höre euer böses Wesen swie arg und schlimm ihrs treibt] von diesem ganzen Volk sdas zum Gottes: dienst hierher kommt; die üblen Gerüchte, die über euch in Umlauf sind, müssen also wohl begründet sein]. 24. Nicht, meine Kinder [thut nicht ferner also], das ist nicht ein gut Geschrei, das ich höre. Ihr sversiindigt euch damit nicht nur selber, sondern] machet [auch] des HErrn Volk übertreten [indem es das Speisopfer des HErrn lästert V. 17 und durch euer ärgerliches Exempel V. 22 sich zur Unzucht reizen läßt] 25. Wenn jemand wider einen Menschen simdiget, so kann-s der Richter schlichten kais Schiedsmann zwischen ihm und dem Beleidigten vermitteln, daß die verdiente Strafe erträglich werde] Wenn aber jemand wider den HErru sündiget sund unmittelbar ihn selber beleidigt, wie ihr thut], wer kann für ihn bitten [da niemand über Gott sieht, der sich könnte dreinschlagen und die Sache Mitteln, daß Gnade für Recht ergehe]? Aber sie sbei ihrer schon zu weit vorgeschrittenen Bosheit, als daß weichherzige Ermahnungen etwas über sie vermocht hätten] gehorchten ihres Vaters Stimme nicht ssetzten sich vielmehr leichtfertig daüber hinweg und trieben ihr gottloses und freches Wesen nach wie vor], denn der HErr hatte Willen sie zu tödten [hatte sie bereits in das Gericht der Ver- stockung dahin gegeben, bei welchem keine Umkehr mehr möglich ist, sondern der Mensch in Sünden fortlebt, um in seiner Sünde endlich unterzugehen 2. Mof. 4, 21 Anin.]. Ankündigung des göttlichen Gerichts über Eli und sein Haus. 193 26. Aber der Knabe Samuel [ob er gleich von lauter Aergernisfen beim Heiligthum umgeben war] ging nnd nahm zu sentwickelte sich leiblich zum Jünglinge und Manne, wuchs jedoch gleichzeitig an Weisheit und Erkenntniß, an Frömmigkeit und GottesfurchtL und war [als ein Vorbild Christi Luk 2»52j angenehm bei dem HErrn, und bei den Menschen. , Zweimal lesen wir in unsern: Abschnitt: »Aber Sa- muel, der Knabe, nahm zu bei dem HErrn« (V. 21), und wiederum: »Aber Samuel ging und nahm zu, und war angenehm bei dem HErrn und bei den Menschen«« Gerade dem düfteren Nachtbild der Söhne Eise, ihrem immer tolleren, wilderen Treiben gegenüber leuchtet Hannas Sohn in einem so lieblichen Friedensglanz daß jedem wohl wird, der mit ihm in Berührung kommt. O, das ist ein köstlich Ding, wenn von einer jungen Seele gesagtwerden kann, sie nimmt zu bei dem HErrnl Jn diesem Zunehmein in diesem Angenehmseiii bei dem HErrn liegt alles eingeschlossein was wir uns nur wün- schen können, und einem Elternpaar, das von seinem Kinde sagen kann, es niinmtzu bei dem HErrm möchte man zurufen: was willst du tue-Ihr? Aber woher doch dieses herrliche Zeugnis; über den Knaben Samuel? War seine Erziehung so vortrefflich? Von Menschen ist er sicherlich nicht erzogen worden. Eli ist schwach und elend, und seine Hand hat wohl das junge Bäumlein weder gepflanzt noch gepfropst Elss Söhne? «—- Verführt hätten sie ihn gern, verlästert und verspottet werden sie ihn haben; aber Erziehung ·— o wehe! Erzogen hat ihn eine andere Hand, die Hand des treuen Gottes, die über ihm war. Und was band den HErrn an den Kna- ben Samuel? Etwa der Knabe selbst? — Samuel war Sünde von Sünde, Fluch vom Fluche, wie alle Kinder, und dem Zorn Gottes verfallen. —- Oder Hanna? —- Hccnna war auch nicht mehr und nicht weniger als ein sündiges Weib, und wenn sie beten konnte, so war das auch nur eine Gnadengabe des HErrn mitten in ihr Nichts und ihre Armuth hinein. —- Noch einmal: was band den HErrn an Samuel? Nichts anderes als die Treue, die sich selbst nicht leugnen kann. Das Wort, seiner Mutter gegeben: ,,Gehe hin mit Frieden-«, das bindet den HErrn so, daß er den Samuel segnen muß; und daß Samuel frühe schon anfängt, selbst zu beten und den HErrn zu suchen, es fließt wiederum nur aus der Treue Gottes, die sich an ihre Worte bindet. (Her- Mann) Unsre Geschichte ist durchgeheiids ein starker, fester Trost für Elternherzen — für solche, die ein liebes Kind dem HErrn im Tode wiedergeben müssen, das er bei der Geburt ihnen gegeben, denn er kann sie ander- weit erfreuen und segnen (V. 20 f.) —; aber auch für solche, die ihre Söhne und Töchter müssen hinausgehen lassen in die arge, von bösen Exempeln und verderblichen Einflüssen angefüllte Welt, auf Unterrichtsanstaltem zum Militair u. s· w., denn der HErr kann auch da ihre Kinder behüten und bewahren, und im Glauben und in der Gottseligkeit vorwärts bringen (V. 21 u. 26). W« b. 27—36. Indem seht die Zeit hrcannahn wo der tjairr zum Gerichte schreitet über Gli und sein tjaus von wegen all’ der Frevel, die seine Söhne begangen nnd denen er nur mit weiihherzigrn und srnchtlosen Erniah nungen versucht hat zu heitern, ioird dem greifen Manne dieses Gericht durch einen Mann Gottes zum voraus an— gebändigt. Zwar soll die atrwiihlang Ztarons nnd seines Hauses zum illrieltetthnm bestehen bleiben; aber sie, dir den stjGrrn verachtet haben, Eli sammt seinen Söhnen, sollen aufs Tiefste erniedrigt, alle Kraft des Hauses Deichsel-r Bibeiwekr. gebrochen nnd alte Glieder desselben einein friihzeitigeu Tod: übergeben werden. Dafür werde sich der Hist: einen treuen Priester: erwerben und vor seinem Gesalbten ein— hergehen lassen, von dem die Uebrigen des Hauses Eli ihr Brod werden betteln müssen. 27. Es kam abersgegen Ende seines vierzig- jährigen Hohepriesterthums.—— also um das Jahr 1110, als nun Samuel bereits zum Mannesalter herangereift und gegen 30 Jahr alt war, Simson aber durch seine ersten Thaten Richth Kuh. 14 U. 15 sich den Wegszii seiner richterlichen Wirksamkeit gebahnt hatte —] ein Mann Gottes [5. Mos. 33, I; Richt M, S] zu Eli· sim Auftrage des HErrnL nnd sprach zu ihm: So spricht der HErr [der mich zu dir gesendet hat]: Ich habe mich ossexibaret deines [Stamm-] Vaters fAaronJ Hause, da sie sAaron mit seinen 4 Söhnen 2. Mos s, 23] noch in Eghpten waren in Pharaos Hause sunter dessen Dienstherrschaft stehend, indem ich ihn, deinen Stammoater, schon damals zum Sprecher Mosis vor Pharao berief und zugleich mit seinem Bru- der zum Werkzeug der Erlösung Jsraels gebrauchte L. Mos 4, l4 ff.; 12, l. 43]; 28. Und hab ihn daselbst svorbereitender Weise] mir ertvcihtet vor allen Stimmen Jsraels zum Prie- sterthuui sbis ich dann diese Erwählung auch that- sächlich durch förmliche Berufung verwirklichte Z. Mos 28], daß er opfern sollte auf meinem Altar, nnd Råuchlvctk sbeim täglichen Vtorgem und Abend- gottesdienstj aiiziindea und den Leibrock [mit den beidenSteiiien auf den Schultern und dem Amt- schildlein auf der Brust] vor mit? tragen [zu einem Gedächtnis für mein Volkjz nnd habe deines Va- ters Hause gegeben alle Feuer der Kinder Israel [alle Opfergaben, soweit sie nicht beim Opfer selbst verbrannt werden, zum Unterhalt 4. Mos. 18]. 29. Warum sda ich dein Geschlecht, dem du angehörst, von Anfang an also ausgezeichnet und so wohl ver-sorgt habe] löckest dn denn sschlägest du aus Nicht. s, 31 Auen] wider meine Opfer nnd Speisopfeu die ich geboten habe [mir darzubringen] in der Wohnung sder Hütte des Stifts, indem du es, ohne von deiner Seite mit aller Schärfe da- gegen einzuschreiten, es geschehen läßt, daß deine beiden Söhne Hophni und Pinehas sich freventlich an diesen Opfern vergreifen]? Und du ehrest [durch solche ungebührliche Nachfichtj deine Söhne mehr, denn mich [dessen Ehre dir doch über alles gehen sollte, und bist in und mit denselben nur darauf bedacht], daß tht euch mästet Von den! Besten aller Speisopser meines Volks Israel sdas ja von rechtswegen mir gehört, vgl. V. 15 f.]. 30. Datum sweildu deinen Söhnen bei ihrer Frechheit und ihrem Muthwillen so durch die Fin- ger siehest] spricht der HEry der Gott Israel [weiter]: Ich habe szwar damals, als ich Aaron und sein Geschlecht in das Priesterthum einsetzte 2. Mos 29, 91 geredet sdie Zusage gegeben], dein A. T. I. 2. 13 194 1. Samuelis 2, 31-—36. Z, l. Haus nnd deines Vaters Haus sollten sals Prie- ster] vor mir wandeln ewiglich. Aber nun spricht der HErr salles falsche Vertrauen auf solche Zu- sage abschneidend, als dürfe ein Priester aus Aa- ron’s Geschlecht sich nun alles erlauben, die Er- wählung dieses Geschlechts stehe unerschütterlich fest, es sei nie eine Verwerfung desselben von meiner Seite zu befiirchten]: Es sei ferne von mir sdasz ich die Erwählung sollte in dem Sinne gemeint haben], sondern [wenn ich sie auch nicht zu- rückziehe, werde ich doch streng den Grundsatz, da- bei aufrecht zu erhalten wissen :] wer mich ehrei, den will ich auch ehren; wer aber mich verachtet,dersollwiederberachtetwerden. 31. Siehe [denn, weil di: in deinen Söh- nen mich verachtet hast, soll auch meinerseits die .Verachtung über dich und deine Nachkommen uicht ausbleiben) es wird die Zeit iommeiydaß ich will entzwei brechen wörtlich: abhauenj deinen Arm [und in deinem Arm] den Arm deines Ba- ters Hauses [d. i. die Kraft oder den Vollwuchs des Geschlechtes Jthamar, dem du angehörsL ver- nichten, nnd zwar soll solche Vernichtung darin bestehen) daß kein Alter [Greis] sei in deinem Hause [und niemand aus deinem Hause künftig wieder, wie du, das Hohepriesterthum erlange wegen seines reiferen Alters und seiner größern Tüchtigkeits Wir bekommen hier einigen Aufschluß, warum an die Stelle der eigentlich zum Hohepriesterthum bestimm- ten Linie Eleasar (4. Mwse 25, is) in Eli die Linie Jthamar zu dieser Würde gelangt war: offenbar, weil die Linie Eleasar keinen geeigneten Mann dafür zu stel- len hatte, vielmehr der letzte Hohepriester aus dieser Linie selber schon in seiner Auitsführung sich als un- tüchtig erwies, wie aus Richter s, 27 hervorzugehen scheint (vgl. die Blum. zu dieser Stelle) Nachdem der- selbe gestorben, mag von den Eleasariten wieder keiner vorhanden gewesen sein, der alt und tüchtig genug er- schien, die oberste Leitung der Gemeinde in so schwerer Zeit, wie damals war, zu übernehmen, so daß Eli an die Spitze als Hoherpriester trat. Das soll nun nicht wieder der Fall sein, daß Jthamaus Geschlecht mit einem gereiften Manne auszuhelfen vermöchte; es soll dies Geschlecht es nicht wieder zu solchen Männern brin- gen, sondern Gott will, wenn die Zeit mird gekommen sein, daß die hohepriesterliche Wiirde wieder bei Elen- sar’s Geschlecht sein wird, bei letzterem Geschlecht die- selbe auch verbleiben lassen, um so zugleich die dem Eleasar einst gegebene Zusage (4.Mose 25,13) zu ver- wirklichein Blicken wir nun in die fernere Geschichte des israelitischcii Hohepriesterthunis hinein, so sinden wins bei Elis Hause noch bis auf die Zeit des Königs Saloino. Der Stiftshlitte zu Silo, die mit dem Ver- luste der Bundeslade (Kp. 4, 10 f.) aufhörte, die Stätte der göttlichen Gnadengegenivart zu sein, hat nach Elis Tode im J. 1110 v. Chr« (Kp. 4, 12 ff) vermuthlicbsein Enkel Ahitoly ein Sohn des Pinehas, vorgestanden, nach ihm Pinehark andrer Sohn Ahia in der ersten Hälfte der Regierung Sauls (Kp. 14, Z. 18); dieser ist entweder ein und dieselbe Person mit dem Priester Ahimelech, welcher zu Ruhe, wohin unterdessen die Stistshütte versetzt worden war, dem flüchtigen David die Schaubrode zu essen gab und dafür von Saul mit allen dort besindlichen Priestern ermordet wurde (Kap. 21, 1ff.; 22, 6ff.), oder, was wahrscheiiilicher, letzterer ist ein Bruder des ersteren und bekleidete nach dessen Tode das Amt, weil Ahitob keine Söhne hinterlassen hatte. Jhm folgte sein allein dem Blutbade entronne- ner Sohn Abjathar, der zu David flüchtete (Kp. 22, 20 ff.) und unter ihm eine bedeutende Rolle spielte während dessen Zadok, aus der Linie Eleasau bei der Stiftshütte zu Gideon als Hohepriester sungirte, bis dann Abjathar von Salomo seines Amtes entsetzt wurde, so daß Zadok nunmehr alleiniger Hoherpriester war (Kp. 23, 6 ff; so, 7fk.; 2. Sara. 2, 1; 8, 17; 15,24- 17, 15; 19, 11 fs.; 20, 25; I. Kost. 1, 32 g; 2, 26 f.). Nach dieser Zeit hat dann keiner aus Jthamars Linie mehr das hohepriesterliche Amt verwaltet; aber auch während derselben war es eigentlich nur ein Schatten- Hohepriesterthum dem Elis Nachkommen dienten, so daß die nachfolgende Geschichte in Wahrheit erfüllt hat, was hier dem Eli gedroht wird. Aus dies klägliche Wesen des hohepriesterlichen Standes auf ·so lange, als Elis Nachkommen demselben noch angehbrtem wird denn auch im folgenden Verse hingcdeutet 32. Und wirst [so lange deine Nachkommen noch im Besitz der hohepriesterlichen Wurde sindj sehen deinen Widerwartigen in der Wohnung [richtiger: Widerwärtigkeit oder Vedrangniß der Wohnung, nämlich der Stiftshutte, welche ihres Kleinods, der Bundeslade, beraubt werden Kap. 4, 11 und erst nach langer Zeit wieder in ein vollständiges Heiligthum übergehen wird Kön. Kap. 5 ff., vgl. Jof 18, 1·. AIMZ·«J- M allerlei Gut, das Israel geschehen wird swahrend inzwischen Israel selbst viel Gutes durch meine Gnade geschehen wird, denn ich werde meinem Volke von seinem tiefen Falle wieder aufhelfen und es mit einem König nach meinem Herzen versorgen]; und wird [wie schon vorhin gesagt] kein Alter sein in deines Vaters Hause ewiglich [da du mir in deinem Alter so schlechte Ehre und Treue erwieseii]. · · · · Abjathar muß nach Berechnungemdie wir hier nicht bis in’s Einzelne verfolgen wollen, bei der Ermordung seines Vaters Ahimeleih (Kap.23, 6 ff) schon 30 Jahr alt gewesen sein; er hat also, da er dem David schonzii Sauls Zeit und hernach während seiner ganzen vier- zigiährigen Regierung zur Seite gestanden, ein Alter von nahe80 Jahren erreicht Dennoch widerspricht dieser Umstand der hier wiederholten Drohung nicht; denn eben in diesein Abjathar hörte Jthamars Linie auf, die ho- hepriesterliche Würde zu bekleideu·(1 Kön 2, 26 f.). · 33. Doch will ich aus dir niemand von mei- nem Aliar ausrotieli sgenauew Und· absichtlich will ich dir nicht jeden von deinen Nach: kommen von meinem Altar weg ausrottem wie ich wohl könnte, sondern gerade ste bei·dem- selben während der kommenden Drangsalszeit des Heiligthums dienen lassen], auf daß deine Augen verschmachten und deine Seele sich grame sauf daß eben du, der du in deinen Söhnen den tie- fen Verfall des Heiligthums verschuldet hast, auch in deinen Nachkommen allen Jammer und Be: trübniß, der für den priesterlichen Stand aus diesem Verfall sich ergiebt, selber durchmachest und Ankiindigung des göttlichen Gerichts über Eli und sein Haus. erst, wenn wieder bessere Zeiten werden da sein, das andre Priestergeschlecht an der Stelle des dei- nigen das Hohepriesterthum überkomme]; nnd alle Menge [aller Anwuchsj deines Hauses solleu sterben, wenn sie Männer worden sind sin der Blüthe des Mannesalters damit kein Alter oder Greis in demselbigen sei V. 32 u. 33]. 34. Und das soll dir ein Zeichen sein, das [zum Zeugniß dessen, wie pünktlich und genau alle die hier dir angekündigten Strafgerichte an deinem Hause in Ersüllung gehen werden, noch] über deine zween Söhne, Hophni und Pinehas, kommen wird: auf Einen Tag werden sie beide sterben [Kap. 4, 11.]. 35. Ich aber will fauf daß mit dem Verfall deines Priesterthums doch das Priesterthum selbst nicht verfalle] mit [wenn auch du wirst dahinge- sahren sein, nachdem du noch den Untergang deiner Söhne erlebt hast Ko. 4, 12——18] einen treuen Priester szunächst in Samuel, darnach in Zadok und seinen Nachfolgern] erwecken, der soll thun [sein Amt verwalten], wie es meinem Her- zen und meiner Seele gefällt; dem will ich [im Gegensatz zu deinem, dem Untergang preisgege- benen Hause] ein beständig Haus bauen, daß er vor meinem Gesalbten [den ich meinem Volke geben werde] wandele immerdar. 36. Und wer übrig ist von deinem Hause, der wild [in der Bedrängniß, die zur Strafe da- für, daß deine Söhne sich nicht haben genügen lassen an ihrem rechtniäszigen Einkommen, sondern sich mästen wollten von dem Besten aller Speis- opfer meines Volkes Israel V. 29., über dein Haus kommen wird, da sie nicht einmal ihre Nothdnrft haben werden] kommen Und vor jenem [dem treuen Priester, den ich mir erwecken werde] niederfallen, um einen silbernen Pfennig [wahr- scheinlich ist das Gera, die kleinste von den he- bräischen Münzen, gemeint = Eh» Sgr. 2 Mos. 30, 13 Anm., also etwa nach unserer Redeweise: um einen Groschen]und Stück Brods [d. i. bet- telnd um den geringsten Lohn und nothdürftigsten Unterhalts und wird sagen: Lieber, laß mich zu einem Priestertheilz daß ich einen Bissen Brod esse sich weiß sonst vor Noth nicht, wo aus und wo ein.] Die Weissagung in den beiden letzten Versen ist in der nächsifolgcnden Geschichte Jsraels nur theilweish und daher nicht in allen Punkten zutresfend erfüllt wor- den; Samuels Stellung, der allerdings ,.wie als Pro- phet, so auch als Priester dastand vor dem HErrn und dem Volke, und das wichtige heilige Geschäft hatte, vor dem Gesalbten, dem Könige, den Israel nun erhalten sollte, einherzugehentt deckt sich gleichwohl nicht mit der- jenigen, welche V. 35 dem treuen Priester, den sich der HErr erwecken will, zugetheili wird, denn sein Priester- thnm hatte mit seiner Person auch wieder ein Ende. Und auch wenn man Zadok und seine Nachfolger hin- znnimmt, bleibt dennoch ein großer Mangel in dem Verhältniß zwischen Weissagung und Erfüllung. Das- 195 selbe gilt in Beziehung ans das, was von Elis Hause gesagt wird; obgleich das aaronitische Priesterthum auf längere Zeit in große Verachtung fiel, daß es ,,Ehre und Unterhalt sich erbetteln mußte,« war das alles doch nur annäherungsweise eine Verwirklichung dessen, was ihm hier gedrohet wird. Wir haben also un wei- selhaft eine messianische Weissagung vor uns: i,rem eigentlichen Zielpunkte nach redet sie von dem treuen Priester Jesu Christo, der wird in Wahrheit thun, wie es dem Herzen und der Seele des HErrn gefälltz dem hat der HErr ein beständig Haus gebauet in seinen Gläubigem die er zu Priestern vor Gott und seinem Vater gemacht hat. Er, dieser Priester, wandelt vor dem Gesalbten des HErrm der er selber ist als König des Reiches Gottes, insofern, als er erst sein hohepriestew liches Amt vollbracht haben mußte, ehe er fein Reich einnehmen und sich setzen konnte zur Rechten der Ma- jestät in der Höhe; nun er aber das gethan, wandeln die von ihm zu Priestern gemachten Gläubigen des neuen Bandes immerdar vor ihm, das aaronitische PriesterthUm hat sich in das christliche umgesetzt Jsraels Priester aber aus Aaroifs Geschlecht haben kein Heilig- thun» keinen Gottesdienst, kein rechtes geistliches Leben mehr; ihr Stand sammt dem des von ihnen vertretenen Volks ist ein kläglichey elenden sie können in geistlicher Hinsicht nur leben von dem geistlichen Almosen der chrlstlichen Kirche, bis sie zu ihr sich werden zurücksmdem die sich ursprünglich aus Jsrael erbauet hat, um Jsraels Unglauben willen aber sich hat zn den Heiden wenden müssen. Blicken wir von dieser Auffassung aus zurück aus die Grundlage, auf welcher die ganze Weissagung beruht, so erscheint uns die Entwethung des Heiligthums durch Eli’s Söhne als ein Symbol und Typus, als Sinn- und Vorbild der Verschuldung Jsraels und sei- ner Priesterschaft gegen Christum und seine Kirche; denn sie haben die Leute das Speisopfer des HErrn lästern ge- macht und waren ein ehebrecherisches Geschlecht. Inwiefern aber das von Elts Hause und dem treuen Priester Gesagte auch seine Anwendung leidet auf das Verhältniß der katho- lischen Kirche zur evangclischen, wollen wir hier nicht näher ausführen. Das 3. Kapitel. Samuel wird berufen und ansehnlich gemacht. V. di. 1——21. Indem der iljGrr hierauf zur Vollziehung seines, dem Eli gedrohtcn Gerichts sitt) rüstet, trifft er znvörderst Anstatt, einen treuen Priester sieh zu erwerben, wie er gesagt hat Uhu. L, 35 f.). Dies ist Samuel, des Hohepriesters Eli Diener. Zllg dieser einst, wie gen-ähn- lich, in der Uiihe seines Herrn beim tjeiligthum schläft, wird er von einer aug dem Jlllerheilignen erskhallenden Stimme gegen Ende der Mehl, noth ehe die Dichter: auf dem goldnen Eenrhter erloschen find, bei seinem Uamen gerufen. Er hält die Stimme für einen Ruf des Eli, erfährt aber, als er zu diesem eilt, daß derselbe ihn nicht gerufen habe. Das gesrhieht zu dreien Malen; da merlit denn Eli, von wem der Ruf gekommen sei, er— theilt dem Samuel Anweisung, wie er bei einer noch— maligen Wiederholung sirh verhalten solle, und nun er· scheint der tjErr beim vierten male dem von ihm er— wählten Propheten persönlich und vertisindigt ihm das jeht zur Ausführung leommende Gericht an Eli und sei- nem Hause. Samuel fürrhtet sich am andern Morgen, das Gesicht dem Eli anzusagen; doch dieser dringt in ihn, ihm alles zu offenbaren. Damit ist der Jlnfang ge— macht zur prophetischen Laufbahn des Samuel. I. Und da Samuel, der Knabe kKnappe oder Bnrsche] dem HErrn dieuete [an der Hütte des B« 196 1. Samuelis 3, 2——15. Stifts] unter Eli [dem er allerlei Handreichung zn thun hatte in äußeren Dingen V. 15], war des HErrn Wort theuer sseltens geworden zu der- selbigen Zeit, und war wenig Weissagung fes kam in dieser Zeit des tiefen Verfalles zu keiner neuen, fort- schreitenderr Offenbarung von Seiten Gottes und fehlte so gut wie ganz an Männern, die im engern persönlichen Verkehr mit dem HErrn gestanden und Mittheilungen an fein Volk von ihm empfangen hätten; doch zeigte schon das Auftreten des Mannes Gottes in Kp. 2, 27 ff» daß es jetzt anders werden und eine neue Zeit in Israel beginnen sollte]. Z. Und es begab sich swohl bald nach dem Auftreten dieses Mannes] zu derselben Zeit lag [einst] Eli lwie gewöhnlich, schlafenj an feinem Ort [in einem zu den Vorhöfen der Stiftshütte gehörenden und zum Nachtquartier für den Ho: hepriefter bestimmten GebäudeL Und feine Augen singen an dunkel zu werden [da er sch on 98 Jahr alt war Kap. 4, 15], daß er nicht sehen konnte fund immer jemand zu seiner Dienstleistung bei sich haben mußte]. Seitdem die Stiftshüttc nicht mehr mit dem Volke von Ort zu Ort wanderte, sondern einen festen Stand- ort in Silo gefunden (Jos. IS, 1), wurden mehrerebauliche Veränderungen, die als nothwendig sich herausstellten, mit ihr vorgenommen (vgl. zu Kap 1,9); namentlich auch traten an die Stelle der Zelte, in, welchen früher die Priester und Leviten rings um das Haus Gottes herum lagerten, feste Wohnungen knitsellen für die dienstthuens den Priester und Leviten und verschiedene, zur Aufbe- wahrung der dem Heiligthum dargebrachten Gaben die- nende Gebäude, welche vermuthlich die ursprüngliche zeltmäßige Umzäunung des Borhofs ersetztetu so daß nun auch die Eingangsvorhänge wegsiclen und an deren Stelle ein Thor mit Flügeln kam. Diese wurden, wie wir aus V. l5 sehen, am Abend geschlossen und am Morgen geöffnet. Dergleichen Veränderungen vermittel- ten den Uebergang des Zeltes der Zusammenkunft Gottes mit seinem Volk in ein solides Haus, einen ei- gentlichen Tempel, auf den die Stiftshütte selber schon durch die Einrichtung ihres Brettergerüstes hinwies (2. Mofe 26, 15 Anm.). 3. Und Samuel sum seinem Herrn jederzeit zur Hand zu sein] halte fich [ebenfalls] geleget im Tempel des HErrn, da die Lade Gottes war, snicht etwa im Allerheiligften —- dahin durfte selbst der Hohepriester nur einmal des Jahres mit dem großen Versöhnopfer gehen 3 Mof 16, 1 ff» geschweige, daß dort, oder überhaupt im Tempel: rann» jemand fein Nachtlager hätte aufschlagen dürfen ——, sondern in unmittelbarer Nähe des Tempels bei dem Ort, wo Eli lag, so daß, als hernach die Stimme V. 4 ff. ihn rief, er, aus seinem Schlafe erwachend, nicht genau unterscheb den konnte, von welcher Seite sie gekommen war, ob von der Lade des Bandes her, auf welcher der HErr über den Cherubim thronte 2. Mof 25, 22., oder von der Stelle her, wo das Nacht: lager des Hohepriesters sich befand; und es war noch sehr frühe] ehe denn die Lampe Gottes sdas Licht auf dem stebenarmigen Leuchter im Heiligen, das die ganze Nacht hindurch brannte Z. Mos 24 1 ff.] verlofch [also noch vor Anbruch des Mor- gens, zur Zeit der letzten Nachtwache]. Noch war es Nachy als die Offenbarung geschah, aber schon nahte der Tag: ein Sinnbild der damaligen Zustände im Volke Israel! 4. Und der HErr rief Saume! svon dem Gnadenstuhl über der Bundeslade herab, indem eine Stimme sich hören ließ: Samuel!]. Er aber [die Stimme vernehmend und sie für einen Ruf seines irdischen Herrn, des Hohepriesters hal- read] antwortete: Siehe, hie bin ich sich werde fogleich bei dir sein, zu hören, was du von mir willst] d. Und lief zu Eli, und sprach: Siehe, hie bin ich, du hast mir gerufen. Er aber [ob er gleich allem Vermuthen nach munter gewesen war, denn alte Leute schlafen nur wenig, doch von der rufenden Stimme nichts gehört hatte] sprach lzu Samuel, von dem er glauben mochte, er habe ge- träumt]: Jch habe dir nicht gerufen, gehe wieder hin san deinen Ort], und lege dich schlafen. Und er sSarnuelj ging hin, nnd legte sich schlafen. B. Der HErr rief skurz darauf, ehe Sa- muel wieder eiUgeschlafeUJ abermal: Samuel! Und Samuel [wie vorhin den Ruf für einen Ruf seines irdischen Herrn haltend] stund auf, und ging zu Eli, und sprach: Siehe, hie bin ich, du hast mir gerufen. Er aber sprach: Ich habe dir nicht ge- rufen, mein Sohn; gehe wieder hin, und lege dich schlafeta 7. Aber Samuel kannte den HErru szwar schon in der Weise, wie jeder Fromme und Gläu- bige ihn kennt, der im Gebete mit ihm umgeht, feine segnende Gnade täglich an sich erfährt und mit dem gefchriebenen Wort immer vertrauter sich macht, doch] noch nicht sin der Weise der Pro- pheten, denen er sich unmittelbar zu erkennen giebt und mit denen er persönlich verkehrtL und des HErrn Wort war ihm noch nicht offenbart [es war ihm bis dahin noch kein Offenbarungswort zu Theil geworden, wie das von nun an der Fall sein sollte; daher eben ihm der Gedanke so fern lag, der HErr selber rufe ihn, und nicht der Hohepriester]. 8. Und der HErr rief Samuel aber wieder, also nun schon] zum drittenmal. Und er stund [unverdrossen, wie er war, auch dies Mal wieder behende] auf, und ging zu Eli, und sprach: Siehe, hie bin ich, du hast mir gerufen. Da merkte Eli, daß funmöglich hier eine Sinnestäuschuitg seitens des jungen Mannes obwalte, sondern] daß der HErr dem Knaben rief [und sich ihm offen- baren wollte]; 9. Und sprach zu ihm: Gehe wieder hin san deinen Ort] nnd lege dich schlafen; und so dir snoch einmal] gerufen wird, so [wisse, der HErr ist’s, der dir ruft, du aber erkläre ihm deine Be: reitwilligkeih seine Offenbarung entgegenzunehmem Gott beruft Samuel und Verkündigt ihm die bevorstehenden Gerichte. 197 und] sprich: Rede, HErrz denn dein Knecht hören Samuel ging [denn] hin, und legte sich an sei- nen Ort. 10. Da kam der HErr [der jetzt nicht wieder vom Gnadenstrthl über der Bundeslade her dem Samuel rufen, sondern ihm sichtbar erschei- nen wollte], nnd trat dahin [wo er lag], und rief wie vormals [doch diesmal seinen Ruf verdoppelnd, damit der Angeredete mit voller Klarheit des jetzigen Vorganges fich bewußt werde und mit gespannter Aufmerksamkeit der zu empfangenden Offenbarung zuhöre]: Samuel, Samuel! Und Samuel [der schon das Herannahen des HErrn aus dem Rauschen seiner Füße 1. Mose 3, 8 deutlich wahrgenommen, ihn jetzt in geist-leiblicher Wirklichkeit I. M. 32, 24 sich gegenüber sah und ihn zweimal hintereinander seinen Namen aus- sprechen hörte 1. Mofc 22, U] spkqch [der Au- Zveisung Elrs gemäß]: Rede, denn dein Knecht drei. Diese Worte, mit welchen Samuel in jener Nacht zum erstenmal dem stch ihm offenbarenden Gotte nahte, bildeten hinfort den Hauptinhalt seiner Gebete, ja die Seele seines ganzen Lebens. Auf Gottes Willen zu lauschen, ihn mit unwandelbarer Treue zu erfüllen, er- kannte er als seinen Beruf; der Gehorsam gegen Gott war die Quelle, aus welcher alle seine Handlungen flos- sen; mit demüthiger Selbfioerleugnung beugte er stets den eigenen Willen unter den ihm geosfenbarten Got- teswilleth sobald er diesen erkannt hatte, war er. unter den schwierigsten Verhältnissen seiner Sache gewiß und keinen Augenblick zweifelhaft, welche Entscheidung er zu treffen habe. (Bender.) Samuel vergaß, als ihm der HErr gar sichtbar erschien, das Wort ,,HErr«; den HErrn selbst hatte er jedoch im Herzen. (Richter.) Eli hatte dagegen dies Wort mitgenannt, dennoch stand er dem HErrm trotz seiner Gottesfurcht im Allgemeinen, so fern, daß unter seiner Amtsfiihrung des HErrn Wort iheuer war und wenig Weissagung. 11. Und der HEtr snun offenbarend, was er vorhabe] sprach zu Samuel: Siehe, ich thue smit dem, was in nächster Zeit geschehen soll, mit der entsetzlichen Niederlage, welche die Kinder Israel von den Philistern erleiden und bei der sie sogar ihr Heiligthum, das Unterpfand meines Wohnens unter ihnen, an die Unbeschnittenen ver- lieren werden Kuh. 4] ein Ding in Israel, daß, wer das hören wird, dem werden seine beiden Ohren gellen [von der surchtbaren Kunde, denn Schrecken und Entsetzen ist das erste, was über den in seiner Siinde sicher gewordenen Menschen kommen muß, damit er lerne Buße thun und sich bekehren. Darum laß dich das schwere Unglück, das da bevorsteht, nicht irre machen; es ist das Mittel, eine Erneue- rung möglich zu machen, zu der ich dich als mein Werkzeug gebranchen werde]. 12. An dem Tage will ich [zugleich] erwecken [kommen lassen] über Eli, was ich [durch den Mund des Mannes Gottes Kp. 2, 27 ff.] wider sein Hans geredet habe; ich wills ansahen nnd sim Laufe der Zeit auch] vollenden sdaß nichts» davon unausgeführt bleiben soll]. 13. Denn ich hab’s ihm angesagt fund nun; als der wahrhaftige Gott, der, was er Denker, auch thut 4. Mos. 23, 19; Jef. 46, 10 f» es auch zur That und Wahrheit machen, nämlich] daß ich Richter sein will über sein Haus ewiglich sohne daß das Gericht jemals wieder soll weggenommen oder aufgehoben werden], um der Missethat willen, daß er srecht wohl] wußte, wie seine Kinder sichschclnd- lich hielten, und hätte nicht einmal sauer dazu gesehen fhat sie nicht hart darüber angelassen nnd ihnen mit Nachdruck gesteuert, da er doch hätte bedenken sollen, daß er nicht allein ihr Vater, sondern auch ihr Richter und Hohepriester ist]. 14. Darum hab ich dem Hause Eli geschwo- ren, daß diese Missethat des Hauses Eli soll nicht vcrsöhnet fdas Strafurtheil von wegen derselben wahrlich nicht riickgängig gemacht] werden [durch keinerlei Art von Opser], weder mit [Schlacht-] Opfer, noch mit Speisopser ewiglich. Gewaltiges Gericht des HEkrn über einen Menschen, der des HErrn Wege kannte, seine Gebote wußte, und sie nicht gehalten hat! Doch legt Eli’s hohepriesterliche Stellung in die Wagschale seiner Sünde das schwerste Gewicht. (Hermann.) 15. Und Samuel [nachdem der HErr wieder von ihm gegangen] lag bis an den Morgen sauf seinem Lager, mit Furcht und Zittern demjenigen nachdenkend, was ihm begegnet nnd verkündigt worden war] und that [als er darnach aufgestan- den] die Thür auf am Hause des HErrn [Anm. zu V. Z; denn das gehörte zu feinen täglichen Verrichtungen beim Heiligthumf Samuel aber siirchtete sieh, das Gesichl fdas er gehabt, oder die Erscheinung deren er gewürdigt worden war] Eli anzusagen [ging also nicht zu ihm, da er seinen Dienst ausgerichtet, suchte vielmehr eine Begeg- nung mit ihm zu vermeiden] Diese Furcht war sicher zum Theil in der Achtung Santueks gegen Eli, in dem Mitleid mit seinem großen Unglück und in dem Gefühle menschlicher Schonung be« gründet, das einem Gelnütha wie Samuel-Z, nicht fehlen konnte. Indes, das war es nicht allein und hauptsäch- lich. Wenn des HErrn Stimme zu uns geschieht und die äußere Stimme eine innere wird, so entsteht immer eine heilige Scheu auszusagem was man erfahren. Es ist zu innerlich, zu wichtig, zu heilig; es will nicht auf die Zunge; tief ist es in die Seele gedrungen, aber wir fühlen, es muß noch tiefer hineindringen. Eine innere Gewißheit sagt uns, es ist noch nicht tief genug gedrun- gen, das Wort hat noch nicht alles ausgerichted was es ausrichten soll, und sprechen wir es zu friihe aus, so verlieren wir feinen Segen. Aus diese Weise geht es allen im Anfang, die wahrhaft Gottes Wort an sich ek- fahren haben; und wer dagegen, was er soeben erfahren hat, flugs der Welt preisgiebh sehe wohl zu, ob er auch wirklich Göttliches erfahren habe. ,,Soll denn gar nicht davon gezeugt werden?« tragt ihr. Allerdmgsl aber zu seiner Zeit. Dann, wenn nach der Aeußerung eines unserer theuren Reformatoren Gottes Wort und euer Herz Ein Ding geworden ist. »Ihr wißt nicht, wann 198 das geschieht?« —- Nun, so wartet, bis es geschieht, und dann werdet ihr es wissen. Wollt ihr aber ein äußeres Kennzeichen, so blickt in Samuels Geschichte. Dann ist es gefchehen, wenn ihr, wie Samuel, von dem HErrn durch die Umstände —— denn auch diese ordnet der HErr — den Beruf bekommt, von dem zu zeugen, was ihr aus seinem Wort erkennt. (Strauß.) 16. Da rief ihm Eli [der da ahnete, daß die dem Samuel zu Theil gewordene Offenbarung jedenfalls ihn, den Eli, betroffen habe], und sprach: Samuel, mein Sohn! Er antwortete: Siehe, hie bin ich swas willst du, mein Vaters-J. 17. Er sprach: Was ist das Wort, das dir [von dem HErrn heute in der ersten Frühe des Tages] gesagt ist? Verschweige mir nichts [wenn es auch noch so schwer ist, was du mir zu sagen hast; ich bin nach dem, was mir selber schon ver- kündigt worden Kp. 2, 27 ff., gefaßt, alles zu hören] Gott thue dir dies nnd das sstrafe dich hart darum], wo du mir etwas verschweigest, das dir gesagt ist [denn es ist sein heiliger Wille, daß ich alles wissen soll]. 18. Da sagte es ihm Samuel sdem Willen Gottes unbedingt sich unterwerfend und seine eige- nen Gefühle verleugnend] alles an, und verschwieg ihm nichts. Er aber [Eli, als er vernommen, was Gott über ihn und sein Haus beschlossen habe] sprach: Es ist der HErr [der» es also be- schlossen]; er thue, was ihm wohlgefallt [ich beuge mich seinem Rathschluß]. Jst das demüthige Unterwerfung gläubige Ergebung in den Willen Gottes? oder ein Ruf dumpfer Verzweif- lung? Ersteres läßt sich nicht ganz ausschließen, letzs teres nicht allein geltend machen. Er fühlt, daß die Gerichte des HErrn gerecht sind; aber er hat nicht den Muth wie David, mit dem Geschrei um Gnade dem ausgereckten Arm des HErrn sich entgegenzuwerfen Es erinnert Elis Wort an so manche Aeußerung, die man von sterbenden Lippen vernimmt: ,,man muß sich schicken» Ja, daß für den Tod kein Kraut gewachsen ist, das fühlt man, und am Ende bleibt dem frechsten Sünder nichts iibrig,als sich zu schicken; aber schrecklich ists, wenn ein solcher Sünder mit dem gottlosen, leicht- sinnigen ,,man muß sich schicken« in die ewige Verdamm- niß hiniibergehd und nicht einmal so viel thut, die Gnade zu umklammern, die auch blutrothe Sünden weiß wäscht. (Hermann.) Dem Eli fehlte, bei aller Gottessurcht im Allgemeinen und bei seiner äußeren Sorgfalt in Abwur- tung des Gottesdienstes, eben so sehr die natürliche Ent- schiedenheit des Charakters, wie der Geist der Weissagung und des Gebets (Kap. 1, 13; Z, 1). II. Samuel aber snachdem er so zum Pro- pheten berufen worden war und dem Eli gegen- über gezeigt hatte, daß er umseines Berufes willen sich verleugnen könne und Muth und Kraft besitze, das Wort des HErrn ohne Menschenfurcht zu verkündigen] nahm zu [an prophetischer Be- gabungL und der HErr war mit ihm kwie wir aus seiner nachmaligen Wirksamkeit Kp. 7, 2 ff. ersehen werden] und fiel keines unter allen seinen Wor- ten sdie der HErr durch feinen Geist ihm eingab] auf die Erde ses kam alles so, wie er voraussagte]. I. Samnelis Z, 16—21. 4, 1—4, 20. Und ganz Jsrael, von Dan sim hochsten Norden] an bis gen Bersaba [im äußersten Sü- den Richt. 20, 1], erkannte [aus diesem Eintreffen seiner VoraussagungenL daß Samuel ein treuer Propbet [gewiß und wahrhaftig eiUProphetJ des HErrn war [dessen Wort es nicht für Menschem wort ansehen dürfe, sondern als Gottes Wort aufnehmen müsse]. 21. Und der HErr erschien snicht blos das eine Mal V. 4 ff» sondern auch] hinfort zn Silo [so lange die Bundeslade sich daselbst im Heilig: thum befand, was freilich nur noch kurze Zeit der Fall war]; denn der HErr war Samuel of- fenbart worden zu Silo, durch das Wort des HErrn [durch die prophetische Kundgebung in dem V. 11 ff. ihm zu Theil gewordenen Wort, und dadurch war die vorher von Weissagung entblößte Stätte V. 1 wieder geweihet zu einer solchen, an der der HErr seinem Volke sich gegenwärtig beweisen konnte]. I. Kur. IV,1—11. Auf Saume« Aufforderung unternimmt Jsrael einen Kriegszug wider die dar: trand bedrucken- den Illhilisterz aber der Zug liiufl unglücklich ab, 4000 Mann aus Israel fallen in der Schlucht. Da läßt man die Bundeslade von Sile herbeischaffen und empfängt sie im Lager: mit großem Frendengeschreh man meint, nun müsse der Sieg auf Slgraele Seite sein, und selbst die Philister, als sie das Freudeugeschrei hören und die Lin— lkunfl der grade erfahren, fangen an litt) tu fürchten. Dort) sie schlagen die Furcht nieder und ermuthigeu net) gegenseitig zn tapferem Streit, und der zweite Kampf fällt, da Israel vom Halten dahingegelien ist in die Ge- walt sciner Feinde, noch unglärlkliiher aus, ale der erste. Jhophuiuud sllinehum die Begleiter der Bundeslade, kom- men in der Schlacht um, und die Ende selbst wird eine Beute der Feinde. Kur. 4, v. l. Und Samuel [von dem wir eben hörten, daß der HErr sich ihm auch ferner zu Sllo offenbarte] fing an zu predigen dem gan- zen Jsrael [überbrachte im Auftrage Gottes dem gan- zen Jsrael einen Befehl, nämlich auszuziehen wieder die Philister, die dazumal, um das Jahr 1110 v. Chr» das Land beherrschten]. Wörtlich übersetzt lautet der Grundtext: Und es geschah das Wort SamuePs an das ganze Jsrael. Welchen Sinn dies hat, haben wir der Lu- therischen Uebersetzung iu der Erklärung beigefügt: auf Befehl des HErrn regte Samuel das Volk zu demjeni- gen Kriegszuge an, der hernach einen so unglücklichen Ausgang nahm. Wie dies möglich war, daß der HErr aus der einen Seite den Krieg verlangte und doch auf der andern Seite den Sieg versagte, ja es zu einer Niederlage» kommen ließ, bei der sogar die Bundeslade verloren ging (Kap. 4, 10 f) und von der Jsrael fich erst nach 20 Jahren erholte (Kap. 7, 2 ff.), scheint den alten Uebersetzern unerklärlich gewesen zu sein; daher fassen schon Septuagtnta und Vulgata obige Worte in dem Sinne, den Luther durch feine Uebersetzung: »Und Samuel sing an zu predigen dem ganzen Jsrael« wie- dergegeben hat, d. i., wie die Weimarsche Bibel es aus- legt, ,,er nahm Mosca vor sich, erklärte denselben mit Worten und Exempeln nnd offenbarte dem Volk Gottes Rath und Willen.« Wegen dieser Aussassnng zog man den Satz zum Vorhergehenden und rechnete ihn zum Z. Kapitel. Es bekommt aber dadurch das fol nde: »Jsrael aber zog aus, den Philistern entgegen in den Unglücklicher Kriegszug Jsraels wider die Philister. i Herbeiholung der Bundeslade. Streit« etwas Abgerissenes Unzusammenhängendesz man erfährt nicht, wodurch der Auszug veranlaßt worden sei-««- Wir inüsfeii daher die ursprüngliche Zusammengehörigkeit beider Sätze wieder herstellenz daß aber der HErr den Kriegszug besiehlt, ohne den Sieg zu verleihen, verliert alles Besremdliche, wenn wir als das schließliche Ende desselben nicht Kap. 4, l0 f. ansehen, sondern Kap. 7, 5—14. Zu dem an letzterer Stelle mitgetheilten großen Siege konnte der HErr bei der Beschaffcnheit des Vol- kes es nicht jetzt schon kommen lassen; er mußte Israel erst demüthigen und zu ihm zurückführen, die Niederlage in Kur. 4,10 f. ist bloßer Durchgangspunkt, ist Mittel zum Zweck. Gleicherweise begegnet ja auch sonst uns in der Geschichte des Reiches Gottes die befremdliche Er- fahrung, daß etwas, was aufBesehl Gottes, auf An- trieb seines Geistes unternommen wird, gänzlich fehl- schlägt und noch tiefere Noth herbeiführt, statt aus der- selben herauszuhelfem aber die Hilfe kommt zuletzt doch, und dann allemal gründlicher und herrlichen als sie frü- her hätte geschehen können. Wir erinnern hier beispiels- weise an die Wirksamkeit des Joh. Huld, der, wenn auch die Aeußerung bei seiner Hinrichtung: «Jetzt verbrennt ihr eine Gans (das Wort ,,.Hus« bedeutet im Böhmischen ,,die,Gans«), aber aus meiner Asche wird ein Schwan hervorgehen, den ihr nicht werdet braten können« auf bloßer Ueberlieserung beruht, dennoch von dem dereinstis gen sichern Sieg des noch heller hervorleuchtenden Evan- geliums nach seinem unterliegen vollständig überzeugt war. »Weil die Gans» schreibt er in einem seiner Briese an seine Prager Gemeinde, »ein zahmes Thier, das sich mit seinem Fluge nicht hoch erheben kann, ihre Schlingen durchbrochen hat, so werden nach mir Falken und Adler kommen, welche durch das Wort Gottes und heiliges Leben sich höher im Fluge hinaufschwingen und viele zu dem HErrn Christo fortreißen werdens« «) Die Andeutung in der 2. Hälfte der Bemerkun- gen zu Richt 15, 20., das; Jsraels Krieg mit den Phi- listern an unsrer Stelle im Zusammenhange stehen dürfte mit Simson’s Rache in Richt. 16, 23 ff., müssen wir hier um so mehr als irreleitend zuriicknehmen, als es nach Richt. 13, l ff. durchaus nicht angeht, Simson’s Wirksamkeit in die erste Hälfte des Philisterdruckch d. i. in die zweite Hälfte des Hohcpriesterthuiiis Eli, zu verlegen. Das 4. Kapitel. Jsraeks Niederlage. Entführung der Runde-s- lade. Todesfall Elfs und seiner Söhne. Israel aber [der Aufforderung Samuefs Folge leiste-w] zog aus, den Philistern entgegen in den Streit; und lagerten fich bei sder Stätte, welche hernach von dem 20 Jahre später dort erfochtenen Siege] Eben-Cz« [genannt wurde, zwischen Mizpa und Sen, im Stammgebiete Ben- jamin Kap. 7, 12]. Die Philister aber [als sie nun herausgezogen waren] hatten sich [südwestlich davon] gelagert zu Aphet 2. Und riifteten fich gegen Jsrael sihm in offner Feldschlacht zu begegnen]. Und der Streit theilete fich weit sbreitete sich weit aus], nnd Jsrael ward von den Philistern geschla en, und [diese] schlugen [von jenen] in der» Or nuiig im Felde [während des Kampfes auf dem Schlachtfelde selbst] bei viertausend Mann kohae daß es jedoch schon zu 199 einer eigentlichen Fluchtder Geschlagenen gekommen wäre, letzteåe zogen vielmehr in ziemlicher Ordnung in ihr La- ger ch zurück, um den Kampf später noch einmal auf- zunehmen V. 3 ff.]. Es kommen mehrereOrtschaften des Namens Aphek vor: 1) eine Stadt im nördlichen Theile des Stammes Asser, die derselbe aber niemals einnahm (Jos. 19, so; Zieht. 1,(131)S; 2) Zgnszötwa deineCJtunix wesklichlvon unem . am. , in er « ene »esree e- Bär )heu3tzutage e1-OFuhleIs1tk(Kap. AS, 1; III-N. .- , . · ) ein im noma ion erivä nter rt u dein Hochlande ösilich vom See Genezareth, an der Lilit- litarstraåe zlwischen DamaskusK und2ospci2lgftiijcna, welchen einige us eger in dem . ön. , . enannten Aphek wiederfinden»ivollen, heutzutage Fei1»:·;g4) das in Joj. 12, 18 aufgefiihrte Aphek ist ohnstreitig das an unserer Stelle geineinte, das wir nicht mit Robinfon iür gnerlkei haltenlmit demDnösdlijckzliåon Dclimim auf hoher erg uppe ge egenen - ore i ek (etzteres ist nach van der Ve1de«s Ansicht das biblische Aseka Jos. 10, 10; J. 15, 35), es muß vielmehr nordöstlich da- von, näher nach Mizpa zu,·gelegen haben; 5) ein fünf- Ls Aphek lag aus dem mittleren Theil cdes Gebirges «suda, ist aber nicht mehr nachzuweisen (Jos. 15, 53), 3. Und da das Volk [vor den Philistern fich zurückziehend] iirs Lager kam, sprachen die Ae!- testen Israel lindern sie einen Kriegsrath hielten]: Warum hat unsszder HErr sauf dessen Befehl durch Samuel wir fa den Kampf unternommen haben] heute schlagen lassen vor den Philistern? sWir ·müssen«s wohl damit versehen haben, daß wir die Bundeslade nicht mitgenommen; darum] Laßt uns [wenn wir nun abermals ausziehen werden in den Streit] zu uns nehmen die Lade dest Bungesk des HErdriiß its-Zu Sislnh kifnd vlaßtdsie UU cc UU VMMcU c! c UU c c VU ck Hang uizserer Fefinlgr. F f sll A ie ätten au ire rage ich o en zur ntwort geben: Darum, weil wir den HErrn verlassen haben, hat er uns ebenfalls verlassen! und nun in Buße und Reue fich wieder zu ihm kehren sollen. Statt dessen ver- fallen sie, wie unbußferiige Leute bei ihrem todten Glau- ben in der Regel thun, auf den verkehrten Wahn, als konnten sie den lieben Gott fich zu Diensten zwin- gen, wenn sie nur das von ihm verordnete Gnaden- mittgl in Anwengung brächhtenz Ehe; eher; umGsolcheii Wa nes willen i at es not , da i nen as naden- ähittfel entfziojogen Zxrdiz Faigt tsie lernsten in der rechten ei e an en rrn i r er rauen etzen. s 4. Ras Ezolkd sin rasgkr älulsführgiiiznlsz eines e u es ei em es ni er en i- len Gottes erforschen ließ, da es keinen Augenblick zweifelte, daß man das Rechte getroffen habe] sandte gen Silo [gegen 7—8 Meilen nördlich von Mizpa], nnd ließ von dannen faus der StiftShütteJ holen» die Lade des Bundes des HErrn Zebaoth, der uber den Cheiiubimusiket [2. MZL 2230 ff; 4. M. 10 35 f. . n waren a [er ienen ebenfalls tin Lager] die zween Söhne Eli mit der Lade des Bandes Gottes, Hophni und Pinehas [deren Beruf es mit fich brachte, dieselbe zu hüten, 4. Mos 4, 1 ff» deren Missethat aber, dadurch sie das Hei- ligthum geschändet, Kuh. Z, 13 f., wiederum den Fluch Gottes in das Lager der Kinder Israel hereinbrachte, 200 I. Samuelis 4, 5——22. 5, I. so daß man schon jetzt sich hätte voraussagen können, welchen Erfolg die getroffene Maßregel haben werde] Z. Und da die Lade des Bandes des HErrn in das Lager kam, janchzete das ganze Israel [vor Freude über ihre Ankunft] mit einem großen Jauchzen, daß die Erde erschallete serdröhntes is. Da aber die Philister [von ihrem Lager aus] höreten das Geschrei lGetösj solches Jauch- zeus, sprachen sie: Was ist lwas hat zu bedeu- ten] das Geschrei solches großen Jauchzens in der Edrtiet Lager? sEs muß etwas Besonderes drü- ben vorgehenj Und da sie erfuhren, das; die Lade des HErrn ins Lager kommen wäre; 7. Fätchteteti sie sich und sprachen: sDerj Gott [der EbräerJ ist szugleich mit der Lade] 1n’s Lager [derselben] kommen; und sprachen weiter: Wehe uns! denn es ist vorhin nicht also gestanden [vorhin, da wir die Ebräer schlugemhatten sieihreu Gott nicht mitten unter sich; nun aber wird’s gewiß anders gehen und wir werden den Küzeren ziehen] 8. fgsehe »aus, wer will uns erretten von der Hand dieser machtigen Götter kdie ihnen Beistand lesstescjs Das sind die knämrichenj Götter, die sdas Land] Eghpten schlugen mit allerlei Plage in der Wuste Wie alle Heiden die Macht der Götter anderer Völ- ker in gewissem Grade fürchteten, so hier die Philister die Macht des Gottes Israel, von dessen großen Tha- ten m Eghpieri vor Zeiten das Gerücht zu ihren Ohren gedrungen (2. Mos. 15, 14 f.) und durch Josuas ge- waltrge Siegeund Sirnsorss wunderbare Stärke stch tu le- bendcgelnAndenkenbeiihnenerhaltenhat AlsächteHeiden numwelchevon EinemGott sich keinen Begriff machen kön- nen, sondern nur von vielen Göttern wissen, löst sich ihnen der Gott Jsracls sogleich ebeufalls in eine Mehr- heit von Göttern auf; wenn sie dabei von dem Schla- gen Egyptens mit allerlei Plage »in der Wüste« reden, o ist das daraus zu erklären, daß zwischen ihnen und dem Lande Egypteii die große arabische Wüste (2. Mos l3, 20 Anm.) lag, mit der sie Eghpten zu einer Eins— heit zusammensasserh das letzte Wunder aber, welches den Pharao mit seinen Reisigcti im rothen Meer er- fünfte, in der eigentlichen Wüste geschehen war. —«— Mit dem tiefen Respect, welchen die Philister hier vor dem Gotte Jsracls bezeigery und mit der Furcht vor seiner an die Bundeslade geknüpsten Gegenwart scheint im Widerspruch zu stehen, daß Gott hernach eben diese Bundeslade in ihre Hände fallen läßt und so seine Ehre vor ihnen zu Schanden macht; wir werden jedoch in Kap. 5 und 6 sehen, wie er seine Ehre vor ihnen rettet und sie zwingt, sein Heiligthuni wieder herauszugeben. S. So seid nuu getrost [nehmt alle eure Kraft zusammen] und [beweiset euch desto mehr als tapferej Männer, ihk Philister, sje mehr es jetzt gilt, den Sieg auch wider den starken Gott Jsraels zu »behaupten], daß ihr nicht dienen mus- set»den Ebtaerm wie sie euch gedienet haben. Seid Mannes) Und streitet shaltet euch als gute Streiter] 10. Da snachdem sie so zu tapferem Kampfe sich ermuthigt hatten] stritten die Philister, und Israel ward geschlagen; und ein jeglicher [von Israel] floh snach Hause] in seine Hutte; Und es war eine sehr große Schlacht, daß aus Israel fie- len dreißigtausend Mann Fußvolks kdenu Kriegs- wagen und Reiterei hatte man damals noch nicht 5. Mos. 17, 16 Anm.]. II. Und die Lade Gottes ward genommen ssiel in die Händedes Feindes] und die zween Sohne Eli, Hophni und Pinehas swelche die Lade begleiteten] starben [wurden bei Wegnahme der- selben niedergemacht]. Ebenso geht es auch, wenn man nur einen historisehen Christus außer uns zum Erlöser annimmt. Jn uns muß er durch seinen heil. Geist seine Hilfe am meisten zur Erlösung aus der Philister Hand beweisen, dabei aber außer uns zu unserer Rechtfertigung nichtzuriickgesetzt werden. Wenn wir Christum nicht hätten, so könnten wir nimmer bestehen: denn es ist keine Hilfe im Him- mel und auf Erden außer ihm. Wenn wir ihn aber nicht anders als nur außer uns und unter uns haben, von ihm predigen, lehren, hören, lesen, reden, discuriren und disputiren, seinen Namen im Munde führen, ihn aber nicht in uns wirken und seine Kraft beweisen lassen wollen, so wird er sich unser nicht annehmen, so wenig als die Lade de: Jsraelitetn (Berleb. Bibel.) H« V. 12——22. Als ein Traurrbote die dlaehricht von Sgraelg Unglück: nach Silo überbringh fällt der 98 Jahr alte, am Staat erblindele Eli vom Stuhl uud bricht den Hals; so furchtbar erschättcrt ihn dir Kunde vom Verlust der Bundeslade. dlnd tllinehaek Weib, die gerade im Ja— stande hoher Srhwangerschaft sitt) befindet, wird von Ge- burtgwehen überfallen, da sie das Gerücht von der Weg— nahm: der Ende und von dem Tode ihres Schwiegervaterg und ihres Gatten erfährt. Der Sohn, den sie gebtert, ist ihr kein Gegenstand der Freude, nein Trost in ihrer dlolhz sie ist nur des einen Gefühls fähig, daß die Herr« lichter-it dahin ist von Israel, und giebt ihrem tiefen Schmerze Ausdruck in dem dlamen Jrabod den sie im Augenblicke: ihres liersrheideno den! Knaben dringt. 12. Da [bei der allgemeinen Flucht B. 10] lies einer von [dem Stamme] Benjamin aus dem Heer, und kam gen Silo snochj desselben Tages [so eilig hatte er den weiten Weg V. 4 zurückge- legt, um so schnell als möglich die Unglücksbok schaft an den Ort der Stiftshütte zu überbringen] und hatte [zum Zeichen, daß er als Trauerbote komme, 5. Mose 14, 2 Anna] seine Kleider zer- rissen, und hatte Erde auf sein Haupt gestrent. 13. Und siehe, als er hinein kam sin die Stadt] saß Eli auf dem Stuhl sden er hinaus unter das Thor, an dessen eine Seite, sich hatte tragen lassen], daß er auf den snach der Gegend des Kampfplatzes führendenj Weg sähe [und je- den um Auskunft angehen könnte, der von dort- her kam, wie es im Lager stünde]; denn sein Herz war zaghaft über der Lade Gottes kdaß es mit ihr kein gutes Ende nehmen würde, da man sie ohne Befragung Gottes mit in’s Feld genom- men, weshalb er auch nur mit Widerstreben in ihre Abholung V. 4 gewilligt hatte]. Und da der Mann« in die Stadt kam sohne den im Eingang des Thores seitwärts sitzenden Hohenpriester bei seiner hastigen Eile bemerkt zu haben], sagte ek’s lsofort jedweden» der ihm begegnete] an [was Abermalige Niederlage der Jsraeliten und Wegnahme der Bundeslade. Eli’s Tod. 201 bei Mizpa vorgefallen sei], nnd die ganze Stadt [in der sich die Kunde schnell verbreitete] schrie [vor Schreck und Entsetzen] «) Nach der Meinung der Juden soll es Saul (Kp. 9, 2) gewesen sein, was jedoch nicht möglich ist, da der- selbe damals erst- 12 Jahr alt war ff. zu Kp.13, 1 s.). 14. Und da Eli das laute Schreien hütete, fragte er [in das Volk hinein, welchcs zusammen- lief]: Was ist das für ein laut Getümmel? Da [während er so fragend hin und her sich wendete, ohne daß jemand auf ihn geachtet und ihm Rede und Antwort gegeben hätte] kam der Mann [der den Hohepriester bei der Stiftshütte aufgesucht und dort nicht gefunden hatte] eilend, und sagte es Eli an [erstattete ihm Bericht] 15. Eli aber war achtundneunzig Jahr alt, nnd seineAugen waren [in Folge des hohen Alters] dunkel [wdrtlich: standen oder starrten, litten am schwar- zen Staar], daß er nicht sehen konnte U. Kön. 14, 4, daher er nicht aus dem Aufzuge des Bo- ten selber schon sich abnehmen konnte, was für eine Post er zu bringen hätte]. Its. Der Mann aber sprach zu Eli: Ja) komme, und bin heute aus dem Heer gefloheu sum dir Nachricht über den Ausgang des Krieges mit den Philistern zu bringen]. Er aber [mit einem Ton seiner Stimme, in dem bange Befürchtnng sich ausdrückte] sprach: Wie gehet es sbeim Heere] zu, mein Sohn? » » 17. Da antwortete der Berkuudiger [der keine gute Botfchaft zu melden hatte], und sprach: Js- rael ist geftohen vor den Philisternz und ist eine große Schlacht fNiederlagej im Volke geschehen, und deine zween Söhne, Hovhni nnd Pinehas, find gestorben [ebenfalls umgekommen]; dazu die Lade Gottes ist [oon den Feinden] genommen. 18. Da er aber der Lade Gottes gedachte [dies letzie Wort von dem Verlust der Bundes- lade vernahm], fiel er [denn das war ihm das Schrecklichste von allem, fchrecklicher als Jsraels Niederlage und schrecklicher noch als der Tod bei- der Söhne] zurück vom Stuhl am Thor, und brach seinen Hals entzwei, und starb; denn er koar alt und ein schwerer Mann sdaher die heftige Gemüths- nnd Leibes-Erschwerung ihm sogleich tödtlich wurde] Er richtete aber Israel [ hatte bis zu dieser Stunde seines Todes Jsrael gerich- tet] vierzig Jahr. 19. Seine Schnur lSchwkegettvchterl abst- sfeines zweiten Sohnes] Pinehas Weib, war [da- mais gerade hoch] schwanger, undsollte schier ge- liegen [war der Stunde ihrer Entbindung schon ganz nahe]. Da sie [nun] das Geritcht höret»e, daß die Lade Gottes genommen, und ihr Schwa- her [E1i] und Uhr] Mann sPinehasj todt ware; »lrümmete sie sich [sank sie in die Kniee], und ge- bar, dcnn es lau: sie ihre Wehe an. 20. Und da sie jetzt starb [in Folge der ge- waltsamen Niederkunft ihren Geist aufgeben sollte], spracheit die Weiber, die neben ihr stunden sum ihr Muth einzusprechen und ihre dahinschwinden- den Lebenskräfte von Neuem anzuregen 1.Mof. 35- l7]: Fürchte dich nicht, du hast einen jun- gen Sohn [ein Kind von besonderem Werthe]. Aber sie antwortete nichts, nnd uahms auch nicht zu Herzen [die Freudenbotschaft machte gar keinen Eindruck auf ihr, von dem Jammer über die Weg- nahme der Bundeslade so tief gebeugtes Gemüth]. 21. Und sie hieß den Knaben Jcabod ld. i. Nicht-Herrlichkeit], Und sprach [gab, was sie mit diesem Namen sagen wollte, durch den Klageruf zu erkennen]: Die Herrlichkeit ist dahin von Js- raelz salfo aber klagte sie] weil die Lade Gottes sJsraels herrlichstes Kleinod] genommen war, nnd ihr Schwäher, und ihr Mann sJsraels Priester, umgekommen waren]. 22. Und sprach abermal fverschied mit einer nochmaligen Wiederholung ihrer Klage]: DieHeM lichkeit ist dahin von Israel; denn die Lade Got- tes ist genommen. So vorherrschend war in Israel der Sinn für die Herrlichkeit Gottes, welche auf das Volk wiederstrahlta so tief eingepflanzt das theokratische Eliationalbewusztseim daß eine Gebärerin ihre Schmerzen, eine Sterbende die Schrecken des Todes vergaß, eine Mutter sich ihres neu- geborenen Sohnes nicht getröstete und der Jammer über das verlorene Kleinod der Nation noch den über den Tod des Vaters und des Gatten überwog, und das in einer Familie und in einer Zeit, welche zu den herabge- kommenen gezählt werden muß! (Wunderlich.) Das 5. Kapitel. Plage der Philister wegen der entführien Jzrinde8lade. llI- v. 1—12. nie heilige: neue» vie eiserne-lade, die· sie von den Kindern Israel in der Sthlacht erbeuteh in dem thanfe ihres Götzen Dagon zu Ztsdod auf; aber siehe, am folgenden Morgen finden sie den Gott liegend auf feinem Jtngesikht an der Erde vor der Lade. Sie setzen ihn wieder an seine Stelle; doch am nächsten Tag: früh, als sie in das Hans; liotiitnen, liegt fein Rumpf abermals ans der Erde, während Kopf und Hände abgefkhlagen flnd nnd auf der Thärfrhwrlle liegen. Zu gleicher Brit werden die Bürger von Ksdod mit einer Witwe-Plage, die ihre Felder verwaltet, und mit einer Krankheit an heitnlichen Orten heimgesucht. Man schafft unn die Bundeslade nun) einer andern von den 5 Philister-haupt- fliidten, naih Euch, indessen auch hier lcehrt dieselbe Plage ein; ebenso in Guten, wohin man die Ende weiter trägt. Da dringen die Glironitety welche am fchmetfien zu leiden lieben, darauf, daß das verderben dringende tjeiligthum dem Gotte Lilgraels zurütngefiellt werde. I. Die Philister aber nahmen [voller Freuden über ihren, in der Zeit vom Oktober bis zum November Kap. 6, 13 wider ihr Erwarten Ko. 4, 6 ff. erkämpften Sieg] die Lade Gottes, nnd brachten sie von Eben-Cz» [wo sie dieselbe er- heutet] gen Asdod [einer ihrer vornehmsten Städte Jos. II, 2 f. Anm.], 202 1. Samuelis 5, 2«-—12. S, 1——4. 2. Jn das Hans sihres Götzen Nicht. 16, 23 f. Anm.] Dagon sdem sie damit zu Dank für den gewährten Beistand ein Weihegeschenk machen woll- ten], nnd stelleten sie neben Dagon kznrSeite der, aus einem menschlichen Oberkörper und der untern Hälfte eines Fischleibes bestehenden Bildsäule des Götzen]. 3. Und da die [Bürger] von Asdod des an- dern Morgens frühe ausstunden [wohl um zu Ehren ihres Gottes, der ihrer Meinung nach sich viel stärker und mächtiger erwiesen hatte, als der Gott Jsraels, ein Freudenfest zu veranstalten], fan- den sie sbeim Eintritt in den GötzentempeU Da- gon sseitwärtsj auf seinem Antlih liegen auf der Erde vor der Lade des HErrn fgleich als bete er den HErrn an]. Aber sie [es nicht wahrnehmend, was Gott der HErr durch das umgestürzte Götzen- bild sie lehren wollte] nahmen den Dagon nnd setzten ihn wieder an feinen Ort [indem sie das Umfallen desselben einem rein zufälligen Umstande zuschrieben, obwohl es doch auf natürliche Weise nicht konnte geschehen sein]. 4. Da sie aber des andern Morgens [eben- falls] frühe aufstttnden [das gestern unterbliebene Fest nun heute zu halten], fanden sie Dagon aber- mal [nach Art eines Anbetendenj auf feinem Antlitz liegen auf der Erde vor der Lade des HErrn, aber sein Haupt nnd seine beiden Hände [lagen, als ob ste jemand] abgehauen fund bei Seite geworfen hätte] auf der Schwelle [der Ein- gangsthür zu der Kapelle, in welcher das Götzem bild stand], daß der Rumpf allein drauf lag [auf der Erde vor der Lade des HErrn]. Haupt und Hände waren nicht etwa in Folge des Umfturzes der Bildsäule natürlicherweise abgebrochen, wie theils aus dem dafür gebrauchten Ausdruck, theils aus der Lage dieser Stücke — vorn an der Schwelle— im Gegensatz zu dem seitwärts liegenden Rumpfe her- vorgeht, sondern wunderbar abgehauenz und zwar wollte der HErr den Philistern sinnbildlich damit zu verstehen geben, daß ihr Götze weder Verstand noch Macht be- sitze, ihnen zu helfen, sie also in etwas ganz anderem den Grund ihres Sieaes zu suchen hätten, als in dem Beistande Dagon’s. Was Luther mit ,,Rumpf« übersetzt hat, ist der Fischleib des Bildes (hebräisch: Dcgowz doch hat Luther nicht,,Rumpf« geschrieben, sondern trumpf. Dies Wort bedeutet eigentlich etwas Abgeschnittenes, Abgestumpftes und wird in diesem Sinne noch von dem Kleidungsstück der Füße gebraucht, da ehemals die Be- kleidung der Schenkel und der Füße aus Einem Stück bestand, wovon der sog. Strumpf der untere Theil war (vgl. das französtsche has de chausses oder einfach has) Auch in Z. Mof. 8. 20 u. Jesc 19, 15 ist mit den ältern Bibelausgaben statt des jetzt gebräuchlichen ,,Stumpf« richtiger ,,Strumpf« zu lesen. Z. Darum [weil Kopf und Hände des Got- tes einst an dieser Stelle gelegen] treten die Prie- ster Dagows nnd alle, die in Dagons Hans ge- hen, nicht auf die Sehwelle Dagons zu Asdod, bis auf diesen Tag sum die nach ihrer Meinung dadurch geweihte Stelle nicht durch das Betreten ihrer Füße wieder zu entweihens So thun die Menschen eher einen Aberglauben zu degi andern, als daß sie der Wahrheit sollten Raum ge en. s. Aber die Hand des HErrn ward fchwer über die von Asdod szüchtigte sie, da sie durch das, was mit Dagou vorgegangen war, von der. Ohn- macht ihres Götzen und von der Gewalt des Got- tes Jsrael sich nicht wollten überzeugen lassen, auf andere Weise hart], nnd verdetbete sie selitzog ihnen ihre Lebensmittel durch eine Mäuseplage Kap. 6, 4 f., welche die Felder verwüsteteL und fchlug [die Stadt] Asdod und alle ihre Grenze [die gesammte zu ihrem Gebiet gehörende Einwohner- schaft] an heimlichen Orten [indem er die Krankheit der Feigwarzen oder feigenähnlichen Geschwüre am After 5. Mose 28, 27 unter sie kommen ließ]. 7. Da aber. die Leute zu Asdod sahen, daß es so zuging [s1e von zwei Seiten zugleich geplagt wurden, theils durch die Mäuse auf den Feldern, theils durch die Krankheit an heimlichen Orten, an der ihrer etliche auch starben 1, 10f.], sprachen sie: Laßt die Lade des Gottes Jsrael nicht bei uns bleiben; denn seine Hand ist zu hart über uns nnd unsern Gott Dagotn Wie es scheint, betrachteten die Philister den Dagon als einen Beschützer rade gegen diejenige Krankheit, um die es sieh hier hande te, sowie als Geber des Getreides. Wir erkennen daraus, warum der HErr eben die Fei - warzen und die Feldmäuse zur Plage für sie wählte, sie sollten eben seine Herrlichkeit erkennen; doch sttäubten sie sich lange, ihm die Ehre zu geben, die seinem Namen gebührt· Statt daß sie ihn für den allein wahren Gott sogleich hätten erkennen sollen, betrachteten sie ihn nur als einen Nationalgott von derselben Art wie den ihrigen, außer daß er etwas mächtiger sei als dieser, bis ihnen dann seine Allmacht zum Bewußtsein kam, aber erst, nachdem sie durch Schaden klug geworden waren. 8. Und sandten hin sin die übrigen Städte], und versammelten alle Fürsten der Philister zu sich, und sprachen: Was sollen wir mit der Lade des Gottes Jsrael machen? [denn wir können sie nicht länger bei uns behalten] Da antworteten sie sgaben die Fürsten in der Meinung, dem Gotte Jsraels möge die Stadt Asdod nicht gefallen, oder er habe nur über sie und ihren Gott die Macht zu verderben, daher eine Veränderung im Ort auch eine Veränderung in der Sache zur Folge haben werde, den Bescheid]: Lasset die [Bürger] von Gath [Jos. 13, 2; 10, 29 Anm.] die Lade des Gottes Jsrael nmhertrngen lzu sich nehmen, indem ihr sie hinüberschafsts I. Und sie trugen die Lade des Gottes Jsrael umher knach Gath hinübers Da sie aber dieselbe nmhertrngen kdorthin brachten], ward durch die Hand des HErrn [in Folge dessen, was daselbst geschah] in der Stadt ein sehr großer Rumor [Schrecken oder Bestürzungs nnd [zwar] fchlug [sie, die Hand des HErmJ die Leute in der Stadt, beide klein nnd groß, nnd kriegten heimliehe Plage Gott schickt wegen der entführten Bundeslade arge Plagen unter die Philisteu 203 [eben solche Hämorrhvidalknotem wie die zu As- dod] an heimlichen Orten [dem After] 10. Da sandten sie die Lade des HErrn [auch von dort weiter] gen Elron [die nördlichsie von den 5 Philisterstädten]. Da aber die Lade Gottes gen Etron kam, schrieen die von Ekron [ooll Ent- setzen über ihre Ankunft, denn sie wußten wohl, was in Asdod und Gath vorgefallen war]: Sie haben die Lade Gottes umher [herüber] getragen zn mir, daß sie mich tödte und mein Volk sund so geschah’s denn auch, ja die Stadt wurde noch schwerer heimgesncht, als die beiden andern]. Je länger die Philister sich stränbten, in den über sie verhängten Plagen die züchtigende Hand des leben- digen Gottes anzuerkennen, desto härter mußten sie ge- straft werden, damit sie endlich einsehen lernten, daß der Gott Jsraels, dessen Heiligthum sie als ein Denkmal ihres Sieges über dies Volk behalten wollten, der all- mächtige Gott sei, der seine Feinde vernichten könne. 1l. Da sandten sie [die Bürger von Ekron, welche das Verderben bringende Heiligthum durch- aus nicht länger bei sich dulden wollten] hin [in die übrigen Städte] und versanimelten alle Für: steo der Philister, und sprachen: Sendet die Lade des Gottes Israel wieder an ihren Ort kdahin sie gehört, in’s Land der Ebräer znrück], daß sie mich und mein Volk nicht tbdte. Denn die Hand Gottes machte einen sehr großen Rumor mit Wür- gen in der ganzen Stadt fes herrschte daselbst all- getneine Bestürzung von wegen der vielen plötz- lichen Todesfälle, welche die ziichtigende Hand des HErrn dort angerichtet hatte]. 12. Und welche Lente nicht starben, die wur- den geschlagen an heimlichen Orten swurden we- nigstens von der lästigen und schmerzlichen Plage, von der vorhin die Rede war, heimgesucht], daß das Geschrei der Stadt [der Sterbenden und der Kranken] auf gen Himmel ging. Was aus Gott ist, kann so wenig in Teufels Hand bleiben, daß selbst der Satan bitten muß, hinwegzuneh- men, ivas seinem Reiche unerträglich ist. Die Hölle, sagt ein gottseliger Mann, müßte eher darüber bersten, ehe sie ein wahres Gotteskind in ihrem Gewahrsam hal- ten könnte. (.Hermann.) Das 6. Kapitel. Die Bundeslade wird den Israeliten mieder zagt-stellt. U« v.1· s—- Eau 7, 1· dlarhdtm die Bundeslade sieben Monate im Lande der Philister gewesen, wird sie non diesen nach dem Rathe ihrer Priester nnd Weissager ans einem neuen, von jungen siingenden Kühen gezogenen Wagen nakh israelitischem Gebiet zurniiigeschiktitz von Siihnegeschenlren begleitet, wahrend die Philister-stießen, den Wagen abßihtliets den Kühen itberlassend, um die Mach: des Gottes Israel zu erproben, in einiger Ent- fernung narhgehem Don) dlt Ruhe; Wkkwshk sik III! Verlangen narh den hinter ihnen zurüitibehaltenen Tal— been dnrth beständiges tzldlieu zu ernennen geben, finden sicher den reihten Weg, ohne rekhts nnd liulis abzuirretn nnd bringen den Wagen bis zu einem großen Stein an der Grenze der Stadt Zethseines Dort sind die Ernte gerade niit der weizenernte besihäfligh und freuen sich sehr, als sie die Ende des tjairrn ihres Gottes wieder erblichen. Die Eeviten heben sie von dein Wagen herab und sehen sie niitsamint dem Fäßlein, das die goldenen Eleinodien der Philister enthält, ans dem Steine nieder; dann wird das Holz oon dein Wagen zu einem Brand— ooser verwendet, das inan non den Kühen veranstaltet, und diesem Opfer folgen nokh andere. Zlber die Inn— deslade bringt nochmals anch den Zethsrmitern Verderben, da viele von ihnen dnrih norwihiges, mit der Heiligkeit des wohnsihes Gottes unter seinem Voll: unnerträgliches Jingasfen sieh versündigenz deßhalb werden die Bürger von Mriathätearini ersucht, das Heiligihum zu siih in ihre Stadt zu holen und ans der Höhe derselben unter- zubringen, was diese denn anih thun. I. Also [wie im vorigen Kapitel erzählt wor- den] war die Lade des HErrn sieben Monde im Lande der Philister [bis man endlich, nachdem sie allen Städten, dahin sie geschafft wurde, Verder- ben gebracht hatte, sich entschloß, sie in das Land Israel zurückzusenden]. L. Und die Philister [indem sie zur Ausfüh- rung ihres Vorhabens schreiten wollten] riefen ihren Priestern und Weissagern sum bei der Sache nichts zu versehen], nnd sprachen: Was sollen wir mit der Lade des HEtrn machen [wenn wir sie jetzt seinem Volke wieder ziistellen werden]? Lehret uns [als die in religiösen Dingen erfahre- nen Lente], womit [auf welche Art und mit was für Gebrauchen] sollen wir sie an ihren Ort senden? Den Da on hätten sie ans ihren Grenzen hinaus- werfen und ingegen den mächtigen Gott Jsraels, den Jehova, zu ihrem Schutz erwählen sollen; sie entschlie- ßen sich aber statt dessen, die Lade auszustoßen und den Dagon zu behalten. So machen’s gottlose Menschem sie sind nur darauf bedacht, wie sie Gottes und seiner geheimen Plagen los werden und sich seiner Zucht ent- reißen, die Sünde aber hegen und behalten mögen. (Starke.) Z. Sie sprachen: Wollt ihr die Lade des Gottes Israel senden [und allerdings können wir euch in diesem eurem Vorhaben nur bestärken] so sendet sie nicht leer, sondern [ihr] sollt ihr [richtiger ihm, nämlich dem Gotte Jsraels, an dem ihr euch durch Wegnahme seines Heiligthums vergriffen habt] vergelten ein Schuldopfer szur Tilgung der damit begangenen Schuldjz so wer- det ihr swie wir glauben] gesund werden, und wird euch [wenn ihr wirklich gesund werdet] kund wer- den, warum seine Hand sfo lange] nicht von euch läßt [als ihr dieLade noch nicht wiedergegeben habt — mit andern Worten: werdet ihr, wenn ihr gethan habt, wozu wir euch rathen, in der That gesund, so habt ihr daran ein gewisses Merkzeichen, daß das Un- lück, das euch betroffen hat, kein zusälliges Begegniß, sdndern ein Werk seiner Hände ist, um euch zu strafen für die bisherige Zurückhaltung seines Heiligthumss 4. Sie aber [denen der Rath ihrer Priester und Weissager sofort einleuchtete] sprachetu Wel- ches ist [denn] das Schnldopfer, das wir ihm [dem Gotte Jsraels] geben sollen. Sie antworteten: 204 1. Samuelis 6, 5—18. Fitnf güldeue Aetsei fin Gold nachgebildete After mit Feigwarzem als derjenigen Plage, damit ihr an eurem Leibe heimgesucht wordenL nnd slms gnldene Mäuse [Abbilder der andern Plage, da- durch die Felder verderbt worden sind" V. 6, und zwar 5], nach der Zahl der snnf Fursten der Phi- lister» [Jos. 13, 3]; denn es ist einerlei Plage gewe- sen uber euch»alle fFeigwarzen sowohl wie Feld- mäuse], nnd uber eure Fursten sdarum muß auch das Schuldopfer dasselbe sein und das ganze Land mitsammt seinen Fürsten sich daran betheiligen]. «) Wir haben das spracblich rohe Wort noch roher und breiter gemacht durch Wandlung des rs in rsohz Luther schrie noch arg, erste, das alle neuern Ausgaben hätten unangerührt lassen follen. (Grimm.) —- Es war eine im heidnischen Alterthum weit verbreitete Sitte, daß diejenigen, welche von einer Plage geheilt werden wollten oder fchon heil geworden waren, als ein Schnlip oder Dankopfer eine kostbare Abbildung des geplagten Gliedes oder plagenden Gegenstandes dem Gotte weihten, von dem ste die Heilung erwarteten oder erhalten zu haben glaubten. Die aus einem Schissbruch Geretteten hingen eine Abbildung davon, oder ihre vom Wasser durchnäßien Kleider, die Kämpfer ihr Schweri, die Frei- gelassenen eine Kette in den Tempeln auf. Vom 4.und 5. Jahrhundert nach Chr. an wurden Augen, Hände u. dgl., wenn sie geheilt worden, von Christen in ihren Kirchen und an Wallfahrtsorten aufgehängt. Wallfah- rer in Indien, welche von einem Uebel befreit zu wer- den wiinscheiy nehmen auf ihrer Reise zu der Pagode eine Abbildung des leidenden Theiles in Gold, Silber oder Kupfer mit. Der Sinn dieser Art der Entfchädis gung oder Schuldiilgung liegt wohl darin: indem sie erade das, wodnrch sie gezüchtigt worden, Gott als Ge- sgchenk brin en, bekennen sie, daß Er selbst sie gestraft habe, und hnldigen seiner Macht, hoffen also um so mehr, durch Tilgung ihrer Schuld frei zu werden und zu blei- ben. (v. Gerlach.) — «) Die Feldmäuse sind bei ihrer ungeheuren Vermehrung und großen Gefräßigkeit den Feldern schon oft so schädlich geworden, daß binnen kur- zer Zeit anze Ernten vernichtetwarem (Aristot.anim. V1., 373 dtrabo III, p. 165;P1jn. hist. n. X. 65; Bochart hie-we. ll., p- 429 ed. Rosenmd Z. So müsset ihr nun feben weil es einerlei Plage gewesen isi über euch alle und über eure FürsteUJ »maehen gleiche Gestalt euren Aersen und euren Mansety die euer Land verderbet haben, daß ihr [durch Erstattung solchen SchUIdopfersJ dem Gott Israel die Ehre gebet [die doppelte Plage komme von ihm und könne anch nur von ihm wieder weggenommen werden]; vielleicht [ja wir glauben vielmehr, daß es gewiß gefchehen werde] wird seine kstrafendej Hand leichter werden über eneh [die er am Leibe plagt] nnd uber euren Gott [Dagon,» den er seine Uebermacht hat»fuhlen lassen], Und uber euer Land [dessen Gewachs er Verdirbt]. s. Warum vetstoclet ihr euer Herz fwarum wolltet ihr’s erst aufs äußerste ankommen lassen], lvie fehedemj die »Ggppter nnd [unter ihnen be·- sondersj Pharao ihr Herz Verstockten [und mit aller Macht dem Willen des Gottes Jsraels sich widersetztenje Jst-s nicht also, da er sich an ihnen fdurch immer größere und schrecklichere Plagen als denjenigen] betveisete fdein auf die Dauer doch niemand zu widerstehen vermag], ließen sie [die EgypterJ sie [die Kinder« Israel] fahren, daß sie hingingen faus Egypten zogen 2. Mose 12, 31]? Dies ist die Art gottloser Lehrer, daß sie zwar dies und jenes Gute erkennen, aber sie bleiben doch dabei ver- kehrt. (Starke.) 7. So nehmet nun [damit ihr euch recht fest davon überzeugt, daß bei der Noth, die euch ge- troffen hat, die Hand des Gottes Jsraels im Spiel istJ und machet einen neuen Wagen [denn ein schon gebrauchter würde sich zu einer religiösen Hand- lung nicht fchicken Nicht. IS, 11), und zwo junge säugende Kühe, auf die nie kein Joch kommen ist is. Moie 21- 3], nnd spannet sie an den Wagen, und lasset ihre Kälber hinter ihnen daheim kim Stalle] bleiben; 8. Und nehmet die Lade des HErrn, und legt [stellt] sie auf den Wagen; nnd die güldenen Kleinode, die ihr ihut fdem HErrUJ zum Schuld: opfer gebt [V. 4], thut in ein Kastlein fund setzt das Kästlein] neben ihre [der Lade] Sei- ten, und sendet sie [die Lade] hin, und lasset sie gehen fhinzieheiy ohne daß ihr die Kühe antreibt und lenkt]. 9. Und sehet ihr faus der Ferne] zn [was mit derselben gefchehen wird]. Gebet sie [indem die Kühe auch ohne Treiber den Wagen ziehen und ohne Lenker die rechte Richtung treffen] hin auf den: Wege ihrer Grenze [auf dem, zu dem Lande, dahin sie gehört, führenden Wege] gen Beth-Semes feiner zwei Meilen von Ekron süd- östlich gelegenen israelitischen Priesterftadt Jos. 15, l0; 2l, IS, die damals zugleich die Grenze ge- gen das Gebiet der Philister hin bildete], so hat er [der Gott Jsraels] Uns [sicherlich] alle das große Uebel gethan fdenn ein solches Ereigniß, daß junge fäugende Kühe nicht nur von selber anziehen und den rechten Weg finden, sondern fo- gar ihre Kälber hinter sich lassen, ohne zu ihnen zuriickzulausen, ist so ganz wider die Natur dieser Thiere, daß nur die Macht des Gottes, dem die Lade gehört, solch Wunder gewirkt haben kann]. Wo fdas alles aber] tiicht [geschiehet], so werden wir wissen, daß seine Hand uns nicht ge- rührt hat [alle das große Uebel nicht im urfäch- lichen Zusammenhange mit der Wegnahme der Bundeslade steht], sondern es ist uns ohngefähr wi- derfahren fist ein blos zufälliges Unglück, das keine besonderen Ursachen hat]. 10. Die Leute thaten also swie die Priester und Weissager ihnen vorschlugen, die Macht des Gottes Israel zu erproben], und nahmen zlvo« junge säugende Kühe, nnd spanneten sie an einen [neuen, noch ungebrauchten] Wagen nnd behielten ihre Kälber daheim, Die Philister senden die Bundeslade nebst Sühnegeschenken dem HErrn zurück. 205 U. Und legten die Lade des HErrn auf den Wagen, nnd das Kästlein mit den güldenen Mäu- fen nnd mit den Bildern ihrer Aerse [V. 17 u.18]. «) Zu Luthers Zeiten unterschied man bei der Mehr- heit des Zahlwortes zwei noch stren zwischen dem männlichen, weiblichen und sächlichen Gesgchlechk zween, zwo, zwei (s. Z. Mos. 39, 15 ff« zween Ringe, zwo Ecken, zwei Enden), bis dann die Form ,,zwei« allniä- lig für alle 3 Geschlechter üblich wurde. Eine Ableitung davon ist das Zahladverb zwier = zweimal (Luk. 18, 12), daher der «Zwirn,« d. i. das aus 2 Fäden Zu- sammengesponnene 12. Und die Kühe gingen fwirklich, wie die Philister es kaum für möglich hielten, ohne Trei- ber und Führer] stracks Weges zu Beth-Semcs zu, auf Einer Straße [ohne daß etwa die eine hierhin und die andere dorthin gezogen hätte], nnd gingen, nnd blöketen fblöketen wohl viel beim Gehen, weil sie zu ihren Kälbern zuriickwolltem schritten aber gleichwohl unaufhaltsam vorwärts, von einer unsichtbaren Macht getrieben], und wichen nicht, weder zur Rechten, noch zur Linken; und die Fürsten der Philister gingen ssie genau zu be- obachtmJ ihnen nach, bis an die Grenze Beth- Semes. 13. Die Beth-Scmitcr aber schnitteu eben in der Weizenernte svon Mitte Mai bis Mitte Juni Richt 15, I] im Grunde [in dem westlich von ihrer Stadt gelegenen Thale, als die Kühe mit dem Wagen bei derselben ankamen], und huben sdnrch das Blöken aufmerksam gemacht] ihre Augen ans, nnd frcneteu sich, dieselbe zu sehen swar sie doch das Kleinod und der Ruhm ihres Vol- kes, dessen Israel nun schon 7 Monate beraubt gewesen war]. 14. Der Wagen aber kam [die] auf den Acker [eines gewissen, sonst nicht näher bekannten] Josua, des Vcth-Semiters, und stund sdurch gött- liche Lenkung, welche die Kühe jetzt Halt machen ließ] daselbst stille. Und war ein großer Stein daselbst [eben an der Stelle, wo die Kühe anbiet- ten]. Und sie [da Priester mitten unter ihnen wohneten, welche den Opferdiensi versehen konnten] fpalteten sin richtiger Erkenntniß, was sie mit dem Wagen und den Kühen zu thun hätten, die der HErr sich geheiligt und die deshalb nicht in ge- meinen Gebrauch übergehen durften] das Holz vom Wagen [um es bei dem jetzr folgenden Opfer zu verwenden] nnd opfcrtcu die Kühe dem HErru zum Brandopfer. 15. Die Leviten aber [dic zu den Bürgern der Stadt gehörten und sammt den Priesiern her- beigernfen worden waren] hnbcn [zuvor, ehe man den Wagen zerspaltete, gemäß ihrem Berufe 4. M. 4, 1 ff.]die Lade des HErrn herab, nnd [ebenso] das Käftleim das neben dran war [V. 8], darin- nen die güldencn Kleinode waren, nnd setzten sie anf den großen Stein fdei welchem die Kühe ste- hen geblieben waren, worauf dann das Opfer V. 14 auf einem vor der Lade sofort aufgerichteten Altar« dargebracht wurde]. Aber die Leute zu Veth-Scmcs opfertcn dem HErrn faußer jenem Brandopfer] desselben Tages snoch besondere] Brand- opfer nnd andere [d. i. Schlachn oder Dank-] Opfer [theils ihre Schuld hinwegnehmen zu lassen, theils von Neuem sich gänzlich an Gott hinzu- geben und seiner Gemeinschaft sich wiederum zu freuen]. - V) Dies war kein Verstoß gegen das Verbot in 5. Mof· 12, 4 ff» dem HErrn nur an der Stätte seines Heiligthums zu opfern; denn die Bundeslade war ja der Thron der gdttlichen Gnaden-Gegenwart, vor dem eigentlich auch bei der Stiftshütte geopfert wurde· Dazu war Silo als Ort seiner Wohnung von Gott verworfen, dagegen diese Stätte hier durch die außerordentliche Os- fenbarung, die in dem geschehenen großen Wunder vor- lag, geheiligt 16. Da aber die fünf Fürsten der Philister sden bisherigen Vorgängen aus einiger Entfernugj zugesehen [und von der Wundermacht des Gottes Jsraels einen tiefen Eindruck empfangen] hatten, zogen sie wiederum gen Ekron kvon wo sie die Bundeslade aus gesendet] desselben Tages fund die Plagen Gottes über sie hörten auf]. 17. Dies find aber die güldencu Aerse [V. 4]- die die Philister dem HErrn zum Schnldopfcr gaben [als sie die Lade ihm wieder znstellten]: Asdod [gab] einen, Gafa einen, Asklon einen, Gatb einen, nnd Etron einen. 18. Und [ebenso gaben sie zum SchUIdopferJ giildene Mäuse [aber nicht blos fünf, wie ihre Priester ihnen gerathen, sondern viel mehr, da ja die Plage der Mäuse sich über das ganze Land verbreitet hanc]- nach der Zahl aller Städte [und Ortschaften] der Philister, [die] unter den fünf Fürsten [standen], beide der gemancttcn [mit Mauern umgebenen oder befestigten] Städte nnd [der offen stehenden] Dbrfer [auf dem platten Lande 5. Mose Z, 5.], nnd fzwar aller Städte und OrtschaftenJ bis an das große Abcl kbis an den großen, von dem Leide, das die Kinder Israel bei demselben trugen V. 19, hernachmals Abel, d. i. Trauer oder Klage, genannten Stein ’«], dar- auf fie die Lade des HErrn ließen fund der gerade die Grenzmarke bildete zwischen dem israelitifchen und philistäischen Gebiet, welcher Stein als ein Zeuge dessen, was bei ihm geschehen, noch da- liegt] bis auf diesen Tag, auf dem Acker Josua, des Beth-Semiters. «) Jm Hebräischen find die Worte sit-s! oder viel- mehr abeh die Klage (auch in l. Mos. 50, 11 spielt das Wort 5323 der Mag, die Aue, auf das vorangehende die Trauer, Klage, an), und eben, der Stein, den Lautzeichen nach um so mehr mit einander verwandt« als ja die Selbsilaute ursprünglich nicht geschrieben wur- den (Z:ii«c —- JN); der Uebergang des einen in das andere ist ein nnreiches Wortfpieh wie denn dergleichen 206 Wortspiele uns sehr oft im alten Testament be egnen, namenilich bei Orts« und Personen-Namen (2. ose 2, 223 Richt 14, 14; 15, 16 u. a.). 19. Und etliche zu Beth-Semes wurden [in den Tagen nachher, als nun die Bundeslade so draußen im Freien an einem öffentlichen Platze dastand, von Gott] geschlagen [durch einen plötz- lichen Tod dahingerafft], darum, daß sie die Lade des HEttu gesehen [aus Vorwitz sich ihr genähert] hatten [um sie in Mißachtniig des göttlichen Ver- bots 4. Mose 4, 20 sich zu besehen]. Und ei! [der HErrJ schlug [nach und nach, da die Leute sich durch das Exempel derer, welche seinem Ge- richt bereits erlegen waren, sich noch immer nicht warnen ließen, daß sie künftig in ehrerbietiger Scheu dem Heiligthum fern geblieben wären] des Volkes fünfzig tausend undt siebenzig Mann. Da trug das Volk [als es endlich die Ursache der vielen Sterbefälle in seinem strasbaren Leichtsinn erkannte, durch Veranstaltung einer Geineindever- sammlung bei der Stätte, da die Lade stand Nicht. 21, 2 ff.] Leide, daß der HErr so eine große Schlacht im Volke gethan [eine solche Niederlage unter demselben angerichtet] hatte. «) Es ist kaum zu denken, daß so viele um ekommen sein sollten, da die Einwohnerschaft von Bet sSemes überhaupt sich höchstens auf 50,000 Seelen belief, sie also so gut wie völlig müßte aufgerieben worden sein, was dem folgenden Verse widerspricht Nun ist aber auch im hebräischenText selber diese Zahlenangabe welche wörtlich lautet: siebenzig Mann, fünfzigtausend Mann, sehr auffällig, da nicht nur die Voraufstellung der kleineren Zahl vor der größern ganz ungewöhnlich ist, sondern auch die Verbindung zwischen beiden Zahlen durch »und« fehlt, die keinenfalls hätte wegbleiben dür- fen, wenn man die Worte in dem Sinne verstehen soll: ,,fünfzigtausend und siebenzig Mann« Zwar steht die zweite Hälfte der Angabe: ,,fünfzigtausend Mann« in einigen hebräischen Handfchriften gar nicht, nnd Josephns an seiner Erzählung des Ereignisses Mut. VI. 1, 4) redet blos von 70 Getödteten; deshalb könnte man wohl innehmen, die Worte ,,50,000 Mann« seien nur durch ein Verfehen in den Text gekommen nnd geradezu zu tilgen. Jndessen ist die Lesart zu alt und zu weit ver- breitet, als daß man sie ohne Weiteres beseitigen dürfte; es lie t daher näher, also zu deuten: «siebenzig Mann von sziinfzigtausend Mann« (so hoch belief sich die See- lenzahl von Beth-Semes). Bochart in seinem Hiero- zoicon (P. I» 1jb. 2 up. 36 pag. 370) deutet dagegen: ,,siebenzig Mann, fünfzig von tausend Mann-«, so daß der 20. Theil der gesammten Einwohnerschaft ge- fallen wäre nnd diese« nur 1400 Seelen betragen hätte. 20. Und die Leute zn Beth-Semes kals sie bei jener Gemeinde-Versammlung nach ihrer Klage sich mit einander beriethen, wie sie weitere Got- tesgerichte Von sich abwenden möchten] sprachein Wer kann stehen vor dem HErrm solchem heiligen Gott? [wir wagen es nicht länger, ihn in seinem Heiligthnm bei uns zu behalten] und [da fragt es sich denn] zu wem soll er von uns ziehen? 21. Und sie sandten Boten zu den Bürgern [von] Kiriath-Jcatim szu deutsch: «Waldstadt,« l. Samuelis s, 19—21. 7, I. 2. dem heutigen Kureyet el Knab, d. i. »Stadt der Weintrauben-« etwas über 3 Stunden nord- westlich von Jerusalem Jos. 15, 9], und ließen ihnen sagen: Die Philister haben die Lade des HErrn lviedergebracht [und bei uns abgefetzt, wir aber können sie ohne Gefahr nicht länger bei uns be- halten, da wir sie vor der Ziidringlichkeit der Neugierigen nicht zu schützen oermögen]; kommt herab, und holet sie zu euch hinauf [denn bei eurer Stadt befindet sich eine bedeutende Anhöhe, so daß der Zugang zu ihr leicht verhindert werden kann]. Das '7. Kapitel. Die bußsertigen Jsraeliten siegen aus Samneks gebet wider die Philister. 1. Also sder an sie ergangenen Aufforderung gemäß] kamen die Leute von Kiriath-Jeariin, und holeten die Lade des HErrn sdie 4—5 Stunden Wegs von dem südwestlich von ihnen gelegenen Beth-Semes in ihre Stadt] hinauf, nnd brachten sie in’s Haus seines als Fremdling bei ihnen sich anfhaltenden Leviten Nicht. 17, 7 Anm.] Abkun- dab zu Gibea sder auf der Anhöhe von Ki- riath-Jearim seinen Wohnort hatte], und seinen Sohn Eleasat heiligten sie sweiheten ihn durch besondere gottesdienstliche Gebräuche], daß er der Lade des HErrn hutete [und niemand in ihre Nähe kommen ließe]. Hier blieb die Lade 60——70 Jahre lang, bis David sie nach Jerusalem abholte und sie dort unter einem besonderen, nach dem Vorbilde der Stiftshütte eingerich- teten Zelle unterbringen ließ (2. Sam. 6, Iff·). War- um inan ste nicht schon jetzt, statt nach Kiriath-Jearim, lieber nach Silo, dem Sitz der Stiftshütta schaffte, hat ohne Zweifel darin seinen Grund, daß man in der Weg- nahme derselben durch die Philister ein Gottesgericht über das durch das rnchlose Treiben der Söhne Elis entweihte Heiligthuni der Stistshütte erblickte, und dar- uni die Lade nach ihrer Wiedererlangung nicht ohne ausdrückliche göttliche Weisung dahin zurückbringen wollte. Darin that inan denn auch ganz recht und handelte den Absichten Gottes gemäß; nicht äußerlich sollte fürs Erste die alte Ordnung der Dinge wieder hergestellt werden, sondern das Volk war zuvor innerlich zu reinigen und für die Zeit auch der äußeren Hersteb lung vorzubereiten, welche freilich erst unter David ihren Anfang nahm, bis sie dann unter Salomo’s friedlicher Regierung zur vollen Wirklichkeit wurde. -—- Die Stadt KiriathsJearim trägt auf einem benachbarten eilen Gebirgs-Vorsprung ein Kloster, das durch einen nier- irdischen Gang mit den Ruineii einer schönen, ziemlich gut erhaltenen Kirche in Verbindung steht; dies ist viel- leicht die Stelle, wo man die Bundeslade unterbrachte Der Ort selber liegt in einem größern Thalkesseh ist aber zu unserer Zeit nur iioch ein Dörsieiw Manche (z. B. auch Strauß: Die Länder und Stätten der heiligen Schrift re. S. II) halten ihn fiir das nentestamentliche Emmaus welche Anslcht wir jedoch nicht theilen, obgleich die Entfernung von Jerusalem mit der Angabe in Lnk. 24, »13 »(60 Feldwegs oder Stadien = P, d. Meile) so ziemlich iibereinstimmn Vgl. Anm. zu ap. I, 5. Die Bundeslade wird nach Kiriath-Jearim gebracht. Samueks p r op h e tisch e Wirksamkeit. 207 V« V. 2—l7. Im Verlauf der nächsten 20.Jahre nach der Wegnahme der Bundeslade iiiid ihrer, auch nach der dtiictisendniig von Seiten der stlliilisier bestehenden Tren- nung von der Hüfte-hätte, liriiigt Snnisiel durch seine pro— phetische Wirksamkeit eine griiudliche Bekehrung in Israel zuwege, deren Frucht die Entfernung der Götzen- bitder ans deni ganzen tknnde ist. Jetzt, als der Driicii der Pliilisier bereits 40 Jahre bestanden nnd die Zeit gekommen ist, da der HGrr seiiieni illolli wieder helfen kann, beriift er die Kinder Israel nach Anna, iini ziiiii Kampfe wider ihre Feinde sie geistlich zii bereiten; aber die Philister, welche von der Gemeinde-Versammlung in stlizoa gehört haben, warten einen Eingriff Jeraetg nicht ab, sondern lioiiiinen mit einem solchen zuvor. Ida ver— hilft die Fürbitte deo Propheten zii eiiieui herrlichen Siege bei Eben-Este, in Folge dessen das ikand non seinen tin- terdriictiern frei wird. Damit beginnt denn die Zeit auch der richterlichen Thätiglieit Samuels Z. Und von dem Tage an, da die Lade des HErrn zu Kiriatlpsearim sanlangte V. 1 und daselbst bis auf Davids Veranstaltungen zu ihrer anderweitigen Unterbringung] blieb [d. i. vom Jahr 1110 oder 1109 v. Chr. G. an], verzog sich die Zeit so lange, bis zwanzig Jahr wurden [also etwa bis zum J. 1090 v. Chr.]; und das ganze Hans Israel [durch Samnel’s prophetische Thätigkeit zur Erkenntniß seines tiefen Abfalls von Gott gebracht] weinete swährend dieser ganzen Zeit] vor demHErrn kwizktiichx hinter d e m HEkkn her, sing an, slch ihm wieder zuzuwenden und von ihm Hilfe wider den Druck der Philister, die seit jenem Siege Kap. 4, 10 das Land unter ihrer Botmäßigkeit hielten, zu bitten, ohne daß er jedoch» ietzt schon ein Zeichen gab, er wolle seines Volks sich wieder annehmen, »denn noch war die Buße nicht gründlich genug, und kein entschei- dender Wendepunkt in der Bekehrung eingetreten]. Bei den schlimmen Zuständen, welche die Wirksamkeit Samueks vorfaud, erklärt es sich von selbst, warum erst so geraume Zeit vergehen mußte, ehe diese Wirksamkeit es anch zueiner Entscheidungbeidem Volke brachte. Man fühlte wohl das Elend der Zeit, erkannte auch die Ur- sache in dem Abfall von Gott und versuchte, seine Gnade wieder zu erlangen; aber doch ist eine Reforinatiom die Erneuerung eines arg versunkenen Volks an sich selber schon niemals das Werk einiger wenigen Jahre, außer- deni aber war der auf das Heiligthum durch die Weg- führung der Bundeslade und den Tod »der hohcpriesters lichen Familie gefallene Schlag für die Kinder Israel eine zu schwere Versuchung, desto mehr a·n denrDicnst der Baalim und Astharoth sestzuhaltem se wenige: sie Gelegenheit hatten, ihegottesdieiistliches Bedurfniß in gesetzlicher Weise zu befriedigen. Wir haben Fs hier zu- nächst mit Sainueks prophctischer Thatigkcit zu thun, welche feine richterliche und priesterliii)e, auf die wir bei V. 17 zu sprechen kommen, vorbercitete; da aber in ihni und mit ihiii ein eigentliches ftändiges Prophe- te1ithum erst in’s Leben getreten — was früher davon vorgekommen, waren nur vorübergehende Anfäiigc und vereinzelte Erscheinuiigen —, so inüsscn wir zuvor über das Wesen des Prophetismus und über die Stellung des Prophctcnstandes im großen Ganzen der Theokratie uns klar zu werden suchen. · Nachdem durch das Gesctz die Grundlage des alt- testamenilichen Reiches Gottes gelegt und dasjenige Ver- hältniß durch esührt worden war, welches zwischen dem HErrn und sracl bestehen ollte, bedurfte es noch einer besondern Erziehnngsanftalt ür eine neue höhere Stufe. der göttlichen Heilsökonomiez denn das Ziel, welchem der alte Bund entgegenstrebt, ist die Verwirklichung des Rathschlusses der Erlösung durch Christum, und die noth- wendigen Vorbereitungen und Voranstalten für die neue Zeit müssen in der alten selber schon niedergelegt sein, damit sie ihres Ziels nicht verfehle. Das Gesetz in seinen Einrichtungen und Geboten ist zwar kein todter Formalisinus, sondern für sich selber schon eine innige, sür alle einzelnen Lebensverhältnisse durchgeführte Ver- bindung des Jnnern mit dem Acußern. Gleichwohl ist es immer nur erst die einstweilige Hlille, hinter welche slch die reine volle Wahrheit birgt, das zur Handhabung und Aufrechterhaltung dieses bedeutungsvollen Formalis- mus berufenePriesterthiim aber ist seinerAufgabe nachwe- zugsweise handclnd, darstellend, und gehörtselbst zur heili- gen Symbolik des Cultiis sVersiniibildliehung des Got- tesdienstes) mit; es ist die durch alle Zeiten der Theokratie hindurchgchenda in einen ein für allemal feftbestimmten Rahmen gefaßte Lehre durch die That, neben welcher die Lehre durch das Wort in zweiter Linie steht. Darum muß zu ihm die Lehre durch das Wort, als etwas Eigenes, Selbftftändiges , das die Auslegung des Gesetzes iii feiner tiefen, iveissagenden Bedeutung und die Anwendung dessel- ben auf das Leben des Volkes nach allen Richtungen hin zu feiner eigentlichen Aufgabe hat, noch hinzukommen, da- mit das Gesetz nicht Gefahr laufe, in starrer Aeußerlichs keit und Abgeschlofsenheit gehandhabt zu werden, viel- mehr seiner Bestimmung gemäß in die Herzen eindringen und den ganzen Gemeingeift neu gestaltend durchdringen könne. Hiermit haben wir sowohl die innere Nothwen- digkeit des Prophetismus nachgeiviesem als auch das charakteristische Wesen desselben gckennzeichnet; er ist die Verlebendigung und weitere Entfaltung dessen, was das Gesetz in stch enthält, die höhere, seinem Geist ent- fprechende Anwendung desselbeu auf die Geschichte und das Leben des Volkes. Das Prophetenthuim sei es reforinatorifch thäti , oder trete es in gewaltigen Drohungen und herrli en Verheißuugen auf, überall ist es »ein Messen der Zeit nach dem höheren, unwandel- baren göttlichen Willen und ein Durchführen dieses gött- lichen Willens durch die Gefihichte des Volks; es steht nicht sowohl über dem Gesetz, als vielmehr inmitten des Gesetzes, voll tiefer Einsicht in den reichen Schatz seiner Bestimmungen, voll inniger Liebe zu der Fülle seiner Segnungen, mit einem Herzen, entbrannt für den Willen Gottes« Nach dieser seiner Stellung zum Ge- setz kann das Prophetenthum niemals in Widerftreit ge- rathen mit dem Inhalt desselben; es kann nur als Fort- setzung des Werkes Mosis austreten, wo es aber ver- sucheii wollte. von letzterem abzufiihrem da würde es so- fort als ein falfches sich zu erkennen geben, das nicht zn dulden ist. Ebenso können seine Träger nur Glieder des auserwählten Volkes, nur Brüder derer sein, für welche sie bestimmt find; innerhalb des auserwählten Volkes aber ist das prophetische Amt nicht, wie das priesterlichm an ein bestimmtes Geschlecht gebunden. Der HErr erweckt selber sich seine Propheten und setzt sle unmittelbar in ihr Amt ein, während das Heidenthuni seine Orakel und seine Mantik eng an die priefterlichc Funktion, an die Auctorität eines gesctzlichen Herkom- mens knüpfte. Zu bedeutend und gewichtig tritt in der alttestamciit- lichen Geschichte die mosaifche Zeit hervor, als daß wir i1i ihr nicht prophetischeii Geist, wenigstens den An- fängen nach, zu erwarten berechtigt wären; uiid in der That bestätigt sowohbMirjaiws prophetischc Bess- bung (·2. M. 15), als die Begebenheit, welche in 4. . 11 erzählt wird, unsere Erwartung. Wenn darnach in der folgenden Richterperiode sich auch einzelne prophe- tische Stimmen vernehmen lassen sRicht 4, 4 ss.; S, 7 208 l. Samuelis 7, 3—l0. ff.; 1. Sam. 2, 27 ff.), so finden wir doch den eigent- « lich prophetischen Geist in sichtbarer Abnahme, des HErrn Wort ist theuer zu derselbigen Zeit und war wenig Weissagung (1.Sam.3,1); aus dem ursprüng- lich nothwendigen Bedürfniß der Thätigkeit nach außen, der Besitznahme Canaans, hatte sich ein äußerlicher Sinn entwickelt, der dem nach innen gewandten prophetischen Leben keinen Grund und Boden darbot, an die Stelle der Propheten traten hier Richter, welche die Theokratie vornehmlich nach außen hin zu schützen hatten. Ein neuer Abschnitt in der Entwickelung des Prophetenthums beginnt dagegen mit Samuel. ,,Je schwieriger und unheilvoller die Zeit war, in welcher der HErr zu sei- nem Propheten ihn berief, desto großartiger und be- wundernswürdiger erscheint sein Auftreten und Handeln. Jn Verfall war Heiligthum und Cultus gerathen, in unrechtmäßiger Hand (4. Mose 25, 13 An1n.) lag das Hohepriesterthum in Feindes Gewalt siel das Herz des Heiligthums, die Bundeslade, und die heilige Stätte in Silo war ein entweihter, von Jehovah verworfeuer Plazgeworden Aus diesem Zustande des Verderbens riß amueks begeisiertes Wort und hohe Thatkrast das Volk. Erneuerung des alten Bandes, Belebung eines neuen Geistes und Sinnes war seine Aufgabe; nicht von äußerlichen Einrichtungen aus konnte die Umwan- delung des Volkes edeihen, ein neuer Cultus, eine neue Priefterschaft entstehen, die Ausgabe Samueks war viel- mehr, von innen ansangend nach außen hin das Volk umzubilden,« Wie tressiich er diese Aufgabe im Verlauf der 20 Jahre gelöst, ersehen wir aus dem, was im Fol- genden erzählt wird; wir haben da ein Volk vor uns, das sich mit ganzem Herzen zu dem HErrn bekehrt und die fremden Götter von sich thut. Aus welchem Wege aber er das zu Stande gebracht, ergiebt sich aus den zu seiner Zeit entstandenen Prophetenschulen Daß er überall im Lande umherzog und feine prophe- tische Stimme, die auf Gottes Gesetz und auf die Tha- ten des HErrn in den Tagen der Väter zuritckwies die Herzen zur Buße und zur Umkehr vermahnte und die Hoffnung auf neue Hilfe von Oben erweckte, bei dem besser gesinnten Theile des Volkes einen lebendigen An- klang fand, darauf sind wir schon zum Voraus in Kap- 3, 19 f. hingewiesen worden. Der HErr bekannte sich aber noch in besonderer Weise zu seiner Predigt, indem eine bedeutende Anzahl von Männern und Jünglingen sich näher an den Mann Gottes anschloß, sich in seine unmittelbare Nähe nach Rama und Gibea begab und sich hier ihm zu Gehilfen stellte in seinem Dienst am Wort. Auch sie wurden mit dem Geiste Gottes erfüllt und in ähnlicher Weise mit der Gabe der Weissagung begnadigt, wie einst die dem Mose zur Seite estellten 70 Aeltesten (4.Mose l1). Das Weissagen is jedoch bei ihnen nicht in dem Sinne zu verstehen, daß sie be- stimmte gdttliche Offenbarungen empfangen und diese an das Volk mitzutheilen gehabt hätten; außer dieser pro- phetischen Weissagung im engeren Sinne des Worts, wo der Prophet vom HErrn neue Mittheilungen erhält und Gedanken Gottes vernimmt, die er als Wort Gottes weiter verkündigen soll, finden wir vielmehr in der hei- ligen Schrift auch ein Weissa en im weitern Sinne er- wähnt, wo der Mensch ergri en wird von dem Geiste Gottes und in solcher Ergriffenheit redet, was der Geist ihn treibt auszusprechen, in Worten des Lobes oder der Ermahnung und des Troste-El. Wir werden von diesem Gegenstande weiter zu reden haben bei Kap. 10, 10; inzwischen genügt es hier noch zu bemerken, daß, da das Weissagen mit einer mächtigen Erregung und Stei- gerung des Gefühlslebens zusammenhängt, eine starke Gefühlsaufre ung dem ptpphetischen Zustande voraus- geht und diee als Vorbereitung für denselben absichtlich hervorgerufen werden kann (2. Kön Z, 15), Musik und Gesang, als welche die Einsiüsse der Außenwelt zurücki drängen, damit der Geist in sich esacnmelt auf das Gotteswort lausche, nebst der heil. Zdichtkunst in den Propheienschulen besonders gepflegt wurden (K. 10, 5). Man hat sie häusig für alttestamentliche Mönehsorden gehalten, und allerdings wohnten ihre Mitglieder in Cö- nobien oder gemeinschaftlichen Gebäuden ( hebt. Nafoth Kap. 19, l8; 20, l) bei einander, so daß also, wenn esin Gibea auch eine solche Propbetenschule gab, was freilich mit Gewißheit sich nicht behaupten läßt (Kp.10,5.10)- an die Stelle der früheren dorii en Kriegsgenossetischaft (Richt. II, 22) ietzt eine geistli e Brüderschaft getreten wäre. Gleichwohl besteht ein großer Unterschied zwischen den Mönchsorden des Mittelalters und den Propheten- schulen des alten Testamentsz denn diese wollten sich nicht, wie jene, aus dem Geräusch der Welt in die Etu- famkeit zurückziehen, um da ein beschauliches Leben zu führen, sondern ihre Vereine waren- vielmehr Ver- bindungen zu geistiger und geistlicher Vorbereitung für ein kräftiges Einwirken auf die Zeitgenossen, um die Abtrünnigen zum Gesetz und Zeugntß zurückzuführen. Außer Poesie, Musik und Gesang wurde da vor allen Dingen auch eine gründliche Kenntniß des Gesetzes und der früheren göttL Qfsenbarungen oder das Studium des bereits vorhandenen Wortes Gottes getrieben; daher von Samueks Zeiten an die heil. Geschichtschreibung einen wesentlichen Bestandtheil der prophetischen Wirk- samkeit bildet, wic denn aus seiner eigenen Hand nach den Schlußbemerkungen zum Richterbuch das Buch her- vorgegangen. An geistlichen Uebungen hat es dane- ben natürlich nicht gefehlt, da das Weissagen sich weder lehren noch erlernen ließ, sondern eine Gabe war, welche der Geist Gottes nach seinem freien Walten nur solchen ertheilen konnte, welche die Empfänglichkeit dafür bei sich erhielten und beförderten. ,,Es war ein wahrhaft Gott geweihtes Leben. Wie angeregt und erzeugt durch den prophetisehen Geist Samuel’s, so wurden die Pro- phetenvereine auch wiederum eine Stütze für den schwe- ren Beruf des Propheten, Gehilfen in seinem Amte, wie solche Verhältnisse sich unter ähnlichen Umständen zwischen Aposteln und Apostelgehilfen bildeten.« Z. Samuel aber [als nach zwanzigjähriger Wirksamkeit die Herzen des Volkes nun soweit vorbereitet waren, daß er sie zu einer offenen und bestimmten Entscheidung treiben konnte] sprach zu dem ganzen Israel [bei Gelegenheit einer Ge- meinde-Versammlung, da die Aeltesten und Häup- ter über die traurige Lage des Landes sich be- riethen und wohl auch mit der Frage an ihn herantraten, ob denn Gott sein Volk für immer verstoßen habe]: So ihr euch mit ganzem Herzen belehret zu dem HErrn, so thut von euch die frem- den Götter [die Baalim], nnd Astharoth sdenen ihr bisher neben dem HErrn, eurem Gott, wider fein ausdriiekliches Verbot L· Mose 20, 3 f. ge- dienet habt Nicht Z, 13 Anm.], und dienel ihm Meist; so wird er euch erretten ans der Philister Hau . it. Da thaten die Kinder Israel [der Auf- forderung mit willigem Herzen entgegenkommend, wie einst das Haus Jakob’s der des Patriarchen LMOse 35- 2 ss.] von sich Baalim nnd Astharoth « [5. M. is, 21 Anm.], und dieneten dem HErru Sieg über die Philister bei Eben-Essen 209 allein [gaben damit thatsächlich zu erkennen, das; sie hinfort nichts mehr mit irgendwelcheln abgöt- tischeli Wesen wvllten zu schaffen haben Jus. Ist, 21 ff] 5. Saume! aber« snach solcher entschiedetten Bekehrung des Volkes» in seinem, von dem Geiste Gottes getragenen Herzen gewiß, daß die Stunde der glittlichen Hilfe nun da sei] sprach sztt den Aeltesten und Häuptern, indem er vermuthlich Bo- ten an sie abordnetesx Versamntelt das ganze Israel sdie gesamrnte Streitmacht des Landes] gen Mizpat san der Südwestgrenze des Stammes Benjantin Kuh. I, 5 Anm.; Richter 21, 1 ss.], daß ich für euch bitte zum HErrtt sum Segen für den Feldzug gegen die Philister; denn jetztwpn len wir den Kampf wider dieselben, der frühe: so un- glücklich ablaufen mußte, weil Israel nicht mehr des HErrn Volk war Kap. 4, l ff» wieder aufnehmen] «) Auch hier sind mehrere·Orte desselben Namens wohl zu unterscheiden: l) miser Niizpa im Stamme Benjamin Jos. 18, 26; L) ein anderes im Stamme Juba, nordtvestlich von Eleutheropolis J. 15, 38; Z) ein drittes am Berge Hermon Jus. 11,3; 4-) ein vier- tes (= Ramoth Gilead) im Stamme Gad Nicht. 10. 17; s) ein fünstes im Lande der N?oabiter1.Sam.22, Z. Der Name bedeutet ,,Warte«, d. i. eine Berghöhe mit weiter Aussicht Unser Mizpa im Terte hier liegt noch höher als der Oelberg bei Jerusalem, daher l. Matt. S, 46 der Ausdruck »gegen Jerusalem iiber.« C. Und sie ssdie Kinder Israel mit ihrer ge- fammten wasfenfähigen Yiannschaftj kamen zusam- men gen Mizpa, und sthopftcn Wasser, und gossen es aus vor dem HErrn weicht. n, 11 Arm, .. .,d.«» »»» « zum sinnbdduchen Zelchell aß O« OR« M s aus Samueld Gebet] donnern einen großen Don- Schmerz und Wehe über die traurige Lage des Landes seien wie ausgegossetie Wasser Pf. 22, 15], nnd fasteten denselben Tag [Richt. 20, 26], und sprachen daselbst sgaben es auch mit ossenem Ge- ständniß zu erkennen, was sie mit dem Fasten be: zeugen wollten]: Wir haben dem HErrn gesun- digei sdarum ist alle dies Elend über uns ge: rommens Also richtete Samuel die Kinder Israel ztl Mizpa [stellte durch den Bußs und Betrag, den er dort mit ihnen hielt, das rechte Verhältnis? zu Gott wieder her, damit dieser stch ihrer von Neuem ans nehme und ihnen Recht schasse wider ihre Untekdrückey die Philister Nicht. 2, 23 Aruns. 7. Da aber die Philister hörten, daß die Kin- der Jsrael zusamtnentommen waren gen Mizpa [und recht wohl verstanden, daß diese die Absicht hatten, das knechtische Joch, das so lange Jahre aus ihnen gelastet, jetzt abzuschüttelnL zogen die Fürsten der Philister hinauf wider Israel [zogen ihre Heere zusammen, ltm alle Versuche Jsraels, von ihrer Botmäßigkeit sich zu befreien, gleich von vornherein niederzuhaltenl Da das die Kinde! Israel höreten sdaß sie es mit einem so kriegs- bereiten, rasch entschlossenen Feinde zu thun hät- ten, dem sie um so weniger stch gewachsen fühl- ten, als sie größtentheils nur mit sehr schlechten Waf- DächsePs Bibelwetb sen ausgerüstet waren, vergl. Kuh. 13, 19 ff.], fürchteten sie sich vor den Philistern, 8. Und sprachen sin richtiger Erkenntnis» von wem allein ihre Hilfe kommen könne Pf. 3, I; 121, 2., wiihretid sie vormals ihr Vertrauen aus die Bundeslade gesetzt hatten statt. 4, 3 ff.] zu Samuel: Las; nicht ab, für uns zu schreieu zu dem Hist-en, unser-u Gott, daß er uns helfe ans der Philister Hand. I. Saume! ssolcheni Verlangen mit um so größerer Freudigkeit nachkotnmenu je bereitwilliger bei der friihern Gemeinde-Versammlung V. 3 f. die Kinder Israel seiner damaligen Aufforderung entsprochen hatten] nahm ein Piilchltimmlein [ein noch bei seiner Piutter säugendes wenn auch schon 7 Tage altes Z. Mose 22, 27 Lamm, als Abbild des durch seine Bekehrung zum HErrn zu neuem Leben erwachten, gleichsam neu gebotenen Volks 1- Petri T« Si, und opferte Davon] dem HErrn ein ganz Braut-opfre, und schrie sauf Grund der damit ans-gedrückten oölligen Selbsthingabe des Volks an den HErrn, ihren Gott, mit starker Stimme nnd großer Inbrunst] zum HEttn für Israel; und der HErr erhbrete ihn [wie sogleich thatsächlich sich zeigte] 10. Und indem kals nämlich] Samuel das Brandopser opferte snoch ehe es völlig verbrannt war und er eben sein Gebet beendigt hatte], la- men die Philister herzu [tn die Nähe von Mizoa, wo die Gemeinde versammelt war], zu streiten wider Israel. Aber der Hist: ließ szur Antwort ncr über die Philister desselben Tages, und schreckte sie sdurch die gewaltigen Schläge Jos. m, los, das; sie vor Israel geschlagen wurden sgnr nicht erst einen Angriff wagten, sondern, als wären sie schon geschlagen, eiligst die Flucht ergriffen] It. Da zogen die Männer Israel ans von Nlizpm und jagten die Philister, und schlngen sie bis Utlict Bklhcak seiner bis ietzt noch nicht aufgefun- denen Orticbast westlich von älltizpw wohl schon im Ge- biet der Philister gelegen oder doch unntittelbar an des- sen Grenzen] l2. Da [als die Männer Jsrael von der Verfolgung zUrlickkehrteUJ nahm Samuel [der ihnen eine Strecke Wegs entgegengegangen war] einen Stein, und setzte ihn [zu einem DenkstemJ ztvischen Mizpcl Ulld Scll lvdct schen, d. i. Zahn, Vet- muthlich eine hervorragende Felsspitze jener Ge- gend, deren Lage sich aber nicht näher angeben läßtL und hieß ihn Eben-Cz» [hebr. ehen-hsesek, Stein der Hilfe], und sprach süber die Wahl ge: rade dieses Namens sich näher erklärend]: Bis hieher hat uns der HErr geholfen snachdem er vor 20 Jahren gerade hier Kap. 4, 1 ff. am tiefsten uns gedemüthigt, und wird nun ohne Zweifel auch weiter helfen]. U« T« I. 2. 14 210 I. Samuelis 7, 13——17. 8, 1——3. Fa meine ich, diese That sei die erfolgreichste von allen hateu, die Samuel je in seinem Leben gethan; wenigstens, wenn ich darauf sehe, wie vielen Seelen die- ser Samuelsstein schon zu einem Stein der Hilfe und des Dankes geworden, wie oft einer Seele das ,,bis hier- her« so recht aus dem Herzen gesprochen ist. Was ist doch unser Leben im Grunde anders, als die Reise von einem Eben-Cz» zuin andern! Am Morgen beginnen wir niit EbensEzer ,,bis dahin hat der HErr geholfen,« und am Abend schließen wir im Rückblick aus erkannte nnd anerkannte Gefahren, an denen der HErr uns vor- beigeführt: ,,bis dahin hat der HErr geholfen« Und so reisen wir Von einem Stein der Hilfe zum andern, bis wir den letzteii Jordan überschritten haben und im ewigen Jerusalem das letzte Eben-Cz» setzen dürfen nnd mit allen vollendeten Gerechten jauchzenx »Ja, bis da- hin, bis dahin hat der HErr geholfcu!« (Hermanu.) Bis hieher hat inich Gott gebracht durch seine große Güte, bis hieher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüthe; bis hieher hat er mich geleit’, bis hieher hat er mich erfreut, bis hieher mir geholfen. —- Hab Lob, hab Ehr, hab Preis und Dank fiir die bisherge Treue, die du, o Gott, mir lebenslang bewiesen täglich neue! Jn mein Gedächtnis; schreib ich an: Der HErr hat Grosss an mir gethan, bis hieher mir geholfen. — Hilf fernerweit, mein treiister Hort, hilf mir zu allen Stunden, hilf mir an all und jedem Ort, hilf mir durch Jesu Wunden, damitich sag bis in den Tod: Durch Christi Blut hilft mir mein Gott; er hilft, wie er geholfen. (Aemilie Juliane, Gräsiii zu SchivarzburzkRudolstadt). 13. Also [durch diesen mit Gottes wunder- barer Hilfe erstritteueii Sieg] wurden die Philister fdie vorher so lange und so drückend über Israel geherrscht hatten] gedampfeh und kamen nicht mehr smit dem Erfolge] in die Grenze Israel sdaß sie daselbst zu Herren des Landes für die Dauer sich hätten machen können, wenn sie auch den Versuch dazu immer wieder erneuerten]; und die Hand des HErrn war wider die Philister, so lange Samuel lebte [so daß seinem Gebet auch alle die Siege zuzu- schreiben sind, die hernachmals Saul. wider jene Ein- dringlinge erfocht, nachdem es wenigstens theilweis ihnen gelungen war, den alten Zustand wieder herzustellen ap. I3· 14. 17 u. f. w.]. 14. Also [weil die Macht der Feinde für’s Erste jetzt gebrochen war und sie nicht mehr die Grenzen ihres Landes zu überschreiten ivagten] wurden Israel die Städte wieder, die die Philister ihnen [an der Wesiseite ihres Gebiets] genommen hatten, von Ekron [im Norden] an bis gen Gath [der am östlichsten gelegenen Philisterstadts sammt ihren Grenzen sauch das zu den wieder erlangten Städten gehörige Gebiet fiel an die Jsraeliten zurück]; die [alle jene Städte von Ekron an bis gen Gath sammt ihrem Gebiet] errettcte Israel von der Hand der Philister; denn Israel hatte Friede mit den Amoritern kden im Lande wohnenden cananitischen Völkerschaften — diese wagteu iiach dem Siege über die Philister ebenfalls nicht mehr, feindlich fijiocgdexusiagsj Volk Gottes aufzutretem sondern verhielten 15. Samuel aber [der mit der Berufung des Volkes nach Mizpa und dem durch sein Gebet er- wirkten Siege bei Eben-Cz» die Oberleitung der öffentlichen Angelegenheiten bereits in die Hand genommen] richtetc Israel fein Lebclang [denn auch nach der Errichtung des Köuigthums griff er doch immer wieder von Zeit zu Zeit wirksam ein, wenn es noththat, vergl. Kuh. 15, 1 ff; 1(3, i fs.]. its. Und zog svou Raina, seinein Wohnorte aus] jährlich umher [die Rechtspflege zu ordnen, wichtige Sachen selber zu entscheiden und die Rechte des HErrn im Lande wieder zu Ansehn und Gel- tung zu bringen] zu Bethei [2 Stunden nordösii. von Raina Jos. 18, 22], nnd Gilgal s4 Stun- den nordwesilich von Bethel s. Anm. zu Jos. 9, 6 Nr. 2]- nnd Mizpa [7 Stunden südlich von Gil- gal, vgl. V. 5]. Und wenn er Israel an alle diesen Orten gerichtet hatte sindeni die Leute aus den verschiedenen Stämnien dorthin zu ihm kamen] 17. Kani er wieder gen Ramath [oder Raum] denn Ia war sein Hans, und richtete Israel da- selbst [für gewöhnlichh und banetedem HErrn daselbst einen Altar sdie Weise des Gottesdieustes in der Zeit der Erzväter 1. Mose 12, 7 f.; 13, 18; II, 33 erneuernd, da das Heiligthuiii in Silo noch ininier der Bundeslade beraubt war V. 2]. Samuels rich terliclie Wirksamkeit beginnt also erst mit dem zwar nur vorläufigen, aber doch verheißungs- reichen Siege bei EliemEzerz bis dahin, wenn auch nicht ganz bis zu diesem Zeitpunkte, sondern nur bis . zu den letzten beiden, demselben vorausgehenden Jahren, hatte Sinisoii, wie wir gesehen (Richt. 15, 20 Anm.), das Richteraiiit bekleidet, nnd Sainuels Sache war ans- schließlich die Erneuerung Jsraels durch Prophetische Verkündigung des göttlichen Worts. Diese prophetische Tbätigkeit leitete aber bei ihm ganz ungesucht und von selber zu der richterlichen über; denn als er den Höhe- puult der ersteren bei der Versammlung in Niizpa er- reichte, indem er durch den dort veranstalteten Buß- und Bettag Jsraels Verhältnis« zu deni HErru wieder her- stellte, war dies in sich selber schon ein Richten Jsraels in dem zu V. 6 angegebenen Sinne, zu ivelchein sofort auch das Richten als ein Rechtsehaffen dein Volke Got- tes wider seine äußeren Feinde mit der Waffe der Für- bitte und des Gebets hinzukann Das Schwert hat Samuel nie gezogen, außer das eiiie Mal, wo der da- zu berufene König seine Pflicht versäumt hatte, und er an dessen Stelle den Bann vollsirecken mußte an dein Amalekiterkönig Agag (Kap. 15, 32 f-)? er nimmt in dieser Beziehung eiiie ähnliche Stellung ein, wie Mose (2. M. 17, 95 32, 25 ff.; 4. M. Si, I ff.)- mit dem er dann auch insofern auf gleicher Linie steht, als er mit der Würde eines Propheten und Riehters zugleieh die priesterliche in seiner Person vereinigt. Sie ivar bei ihm ebenfalls ein Ausfluß seines ProphetenthiinicL Da er in Mizpa von dein Volk selber um seine Mittler- schaft ersiicl)t, für Israel ein Milchlämmlein zum Opfer brachte und während des Opfers zum HErrii schrie, war der Propbet zu eineni Priester geworden; da er nach glücklicher Befreiung des Landes von der Fremd- herrschaft zu Rama, wohin er sich wohl schon in Folge der in Kap. 4 erzählten Ereignisse zuriickgezogen hatte, einen Altar baiiete, behielt er für die nächste Zeit das Priesierthuin bei, aber lediglich, um während des Noth- standes, indem Ahitob, des Pinehas ältester nachgelasse- ner Sohn, noch zu jung zum Amte war, eine Lücke Samueks richterliche Thätigkeit anszuflillen Er opferte dann auch an andern Orten, ja richtete sich ebenso, wie zu jährlichen Riindreisen in Angelegenheiten seines Richteramtes, zu Opserumgängen im Lande ein (Kap. 9, 12; 10, 8; U, 15; 13, 8 ff; 16, 2 ff.), weil es eine gemeinsame Stätte der Aitbetung vor der Hand nicht mehr gab und doch der öffentliche Gottcsdienst dem Volke zurückgegeben werden mußte, wenn dies nicht von Neuem dem Dienst der Baalim und Astharoth verfallen sollte. Wie er aber damit nichts anderes hat thun wollen, als Jsraels Waisenstandes bis auf künftige befserere Zeiten sich annehmen, erkennen wir aus Kuh. 14, 3., wo wir noch in der ersten Zeit Saubs Ahia, den Sohn Ahitob’s und Eli’s Urenkeh als Prie- ster in Silo finden, während Samuel von da an, ab- gesehen von, dem» außerordentlichen Fall in Kap. 16, 2 ff., nur noch die priestcrlielse Funktion des Gebets und der Fürbitte übt (Kap. I2, 16 ff; 15, 11. 35). ,,Ueberblicken wir das Ganze der Erscheinung Samuel’s, so ergiebt sich klar» daß er eine wichtige Uebergangsstellnng mit bedeutsamen reforinatorischeii Aufgaben einnimmt. Er ist der letzte Richter und vermittelt von dieser Stellung aus die Neubegründung der Theokratie durch Gründung des königlichen und prophetischen Amts, welche beide wiederum ""auf die Gestaltung des priesterlichen Amts von rößiem Einfluß sein mußten« (Nägelsbach.) Jn der ichterperiode war prophetische und richterliche Thä- tigkeit fast durchgängig (mit alleiniger Ausnahme der De- boraRicht.4,4ff.) geschieden, jene in diese so gut wie auf- gegangen; beides vereinigt wieder Samuel in feiner Per- son, dadurch bezeugend, wie die äußerliche Leitung des Bundesvolks wesentlich nur auf einer inneren, der reli- giöekgesetzlichen Grundlage ruhen könne und dürfe. Wie er so Begründer des Königthums in seiner ächten theo- kratischen Gestalt ist, so ist seine priesterliche Thätigkeit auch die Vorbereitung des Blüthezustandes welchen der Cultus in der Davidisch-Saloinonischen Periode erreichte; es mußte mit dem gesetzwidrige-n Priesterthum Elis und feines Geschlechts gebrochen werden, damit die Herstellung eines wahren Priesterthums, wie es unter David und Salomo neugestaltct wurde, möglich wurde« (Hävernick.) Das 8. Kapitel. Israel begehrt einen König. Dessen Recht wird angezeigt-i. I« v. 1—22. Alls nach etwa aehtzehujiihriger ltirhierthii iiglieit (von 1090—1072 v. Chr. GJ Samuel in die hö- heren ikebensjahre eintritt, wo die tBast seineg dreifoehen Junles ihm zn schwer werden will, läßt er von seinen zween Söhnen in der Ausübung der dtechtspsiege sich nn- tersintjem diese aber wandeln nicht auf seinem Wege, sondern lassen dnrrh Geschenke sieh beslerhen nnd beugen das Neun. Indem die Jleltesleii des volles steh dnriiber bei Samuel beschweren, steilen fle dag verlangen an ihn, einen König ihnen zu sehen, und lassen von ihrem Wil- len siih aus) nicht abbringen, als der Zilrophet ans Be— fehl des HGrtn ihnen zur Warnung dasjenige Recht vor— hält, welcher« ein König nach der Weise anderer viilliee sieh nehmen würde. So ertrolzen sie sich das iiönigthnnn dessen künftige Ginsehung in Israel allerdings schon von Gott vorgesehen, für welches aber seine Bett nnd Stunde jetzt noch nicht gekommen war; nnd Samuel, ihnen nach göttliche: Weisung die Erfüllung ihres Wunsches zu— sagend, entläßt ne bis anf weiteres, einen jeglichen in seine Stadt. 1. Da aber Samuel alt ward [in die Jahre -eintrat, wo er die Abnahme feiner Kräfte zu füh- Unwürdige Amtsführuug seiner Söhne. 211 len begann -— nach unserer Rechnung stand er jetzt im 67. oder 68. Jahr seines Alters], setzte et sum sich die Schwere feines Amts eini- germaßen zu erleichtern, ohne daß dieses darunter zu leiden hätte] feine [beiden] Söhne zu Richiern Uhct Jskücl [dabei er denn zugleich die Absicht hatte, sie bei Zeiten zu guten Leitern der öffentlichen Angele- genhciten heranziibildem damit sie nach seinem Tode dem Lande mit Nutzen vorstehen könnten]. 2. Sein erstgeborner Sohn hieß Seel, und der andere Abia legt. 1. Ehren. 7, 28. 33], und waren Richter zu Berseba san der Südgrenze des Landes Jus. 19, 47 Anm ]. Z. Aber seine Söhne [die wohl daheim, un- ter den Augen des Vaters, sich gut gehalten hat- ten, doch hier, in der Ferne, ihrer wahren Natur freien Lauf ließen] wandelten nicht in seinem Wege sder Gottesfiircht und Gerechtigkeit], sondern nei- geten sich zum Geiz swörtltchx neigten sich nach dem Gewinne hin], und nahmen swider das ausdrückliche Verbot 2. Mose, 23, 8; 5. M. 16, 19] Geschenk, nnd beugeten das Recht. Kann’s iiberhanpt für gläubige Eltern kaum ein schwereres Kreuz geben, als wenn die Kinder Von den Wegen des HErrn abiveichen und sein heiliges Gesetz entehren, so mußte es für Samuel nach seiner ganz be- sondern Stellung ein zehnfacher Druck sein« je mehr der Vater als Oberhaupt Jsraels ein helles icht war in dem HErrn, um so mehr mußte seiner Kinder Wandel den Namen Gottes lästern machen vor der Welt, und Samuel fühlte wohl, welche Schuld seine Söhne durch ihr Sündenleben auf sich luden. Zudem war Er’s ge- rade gewesen, der dem Eli das Gericht hatte ankündtgen müssen, weil cr seine Söhne mehr ehrte, denn Gott; er hat die volle Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes leuch- ten sehen über einem Hause, in dein der Nacken der Söhne nicht durch des Vaters Ernst ebeugt war, und nun muß er in seinen alten Tagen erfahren, daß trotz allen Ernstes, trotz aller Ermahnungen, trotz vieler Ge- bete seiiie eigenen Söhne wandeln in den Wegen der Söhne Eli’s. Wie zeigt sich doch auch hier, einmal, daß der HErr seine Heiligen wunderlich führt, und so- dann, daß kein Gläubiger im alten und neuen Bunde ohne Kreuz und Dornen ist in«s Reich Gottes eingegangen. Wenn einer, so hat gewiß Samuel, der treue Knecht Gottes, seine Kinder betend auf dein Herzen getragen und es an Ernst und Strenge nicht fehlen lassen — und siehe da, die Gebete scheinen unerhört zu bleiben, der HErr scheint den Samuel in diesem Punkte nicht ange- sehen zu haben. Ferner: bis an den Schluß seines Le- bens scheint Samuel ohne besonderes Kreuz einhergei gangcn zu sein, wenigstens lesen wir nirgend, daß der HErr ihn: in seinem Hause fchwere Stunden beschieden hätte: und jetzt, am Abend seines Lebens, muß ein so bitterer Wermuthstropfen in den segensvollen Becher seines Lebens gossen werden, damit auch an ihm wahr würde: alle, die in Salem wohnen, zeigen ihre Dornen- kronen. Wie tritt aber auch hier der gewaltige Unter· schied hervor zwischen einem ausrichti en, lauteren Kinde Gottes nnd einem, wnn auch noch fIo aufrichtig schei- Mttdekd Aber innetlich dein Hctjrrn entfremdeten und ab- efallenen Gemüthl Eli und Samuel — für den er- en Anblick ist das Verhältniß ganz dasselbe« Eli, ein Richter in Israel, hat Söhne, die in den Wegen des Teufels wandeln; Samuel, auch ein Richter, hat Söhne, 14 «« 212 1. Samuelis 8, 4——21· die sich zum Geiz neigen nnd das Recht hellsten. den einen bricht Gotteo Gericht furchtbar« herein, so das« das ganze Elische Esaus zerfchknettcrt totrd von den! Blitz der Gerechtigkeit tksjotteoz til-er den andern beifzto (Ebr. 12, 7): So Ihr die Ziichti,;-.in.; erdnldeh fo er- bietet sich euch Gott crlö KIND-ern; denn wo lft ein Sohn, den der Vater sticht züchtigt-r? Lsklso ganzes« Lmuö wird vernichtet, so daß kein Sprokk rnishr in Israel gefunden wird (f.Art1n. zu sind. 2,31); Saxnnelo Enkel dagegen sind Hcmau und Ethan (? s. Illnuk z.1 Kinn 4, :)"l), von denen der eine zu Daoidspsz Zeit der« College LlfsaplKc-, ein wackerer Pfalmsiilttjfisr lockt, cmd der andere den Trin- Ueber I pelreigen anftlhrtcy wenn es galt, das Vol» des Gotte-I J Jsrael zu s3erbcrrtlchen. (-8"Je:«n!a:s.n.) 4. Da loon ists-sen llmftcirtderk Veranlassung nehmend, ein Verlangen, das schon länger im Volke sich regte, nunmehr« zur lkielturrg zu brin- gen] versammtltctt sjcb alle Aeltkeflcn is: Israel, und kamen get: oramath lKao 7, 17l zu Samuel, Z. Und sprachen zu then: Sieht, tu bis: alt worden, und deine Sohne» wandeln [ fazvn bei deinem Leben] nicht in deinen TLcgcti laws) wird Dann vollends nach deinen: Tode gefchehenjx so srtzc Um! [da fes! der im Gefetz des« HErrn Mille 17, 14 vorgesehene Fall eingetreten ist, daß sich einmal das Bedürfnis; einer treu-In Staatsverfas- fnng herausstellen werde] einen König ltbet uns, der« Alls fbefferz als deine Söhne] richte, wir« Un] alle Heiden falls: Völker um unt? her, Könige] habet: fund unter deren Reginiettt zu größerer: Einheit als wir verbunden find, so Taf; wir ihnen nicht gewachfen find, wenn fie feindlich. gegen uns austreten] Den äußeren Anlaß zu diesen: Begehren bot nach Kuh. I2, 12 die stricgsrüfluxtg des: AmmonitersKöttigs Nahaes der hcrnachtnalo and; xoirkliclk Jabes m Csilcctd belagcrte blind. It, l). Indessen war ins-on friil)rr(Nich-t. W, ti—11.33f gerade ibid-c: die Amntotrttrr ihnen nach- driicklich gssholfcn wordnz fo daß sie gar keine Urfach trauen, uin lk.)r«:r disk« s· «-"·s. Staatovcrfczjfs -g willen sich zu schwach gczrcn di; zu stählen. Dies: gilt) ferner: hin Ttnbraucåxbar as! the-Zu, bot and) di(- Elttartxitrg de: Söhne Saturn-N l« «« gerechter: Grund; denn »der- glcäxhen ålnaereoktiakcitetk konnten fich eben fotvohl unter einer kötxigliscltert Regierung zittragitn als unter den Stich« tun. Sie bättfn den Saxnucl um Lseftcafting feiner Söhne oder um einen andern redlichen Jjltann nach fel- ncnt Tode bitter: sollen; das wäre besser gewehrt, als daß sic einen fo hoch verdienten Diann noch bei feinen: Leben abdanktetk Aber die wahre Urfach itkreo Verlan- gens war Niisjnrauen gegen Gott und das Vertrauen anf flcifcblichcn Arm, gleich alo wenn ein irdischer Kö- nig sie besser würde schijtzen können, als der HEXE« b. Das gefiel Samuel Insel, das; sie sagten: Gieb uns einen König, dct uns richte [nicht, als hätte er’o nicht leiden wollen, daß sie seine Söhne ver-klagten; wohl aber empfand er theils die bittere Kränkung, die in ihrem Undank gegen ihn und seine Verdienste lag, theils und vornehmlich lchnkerztc es ihn aufs Tiefste, daß sie ihren Vorzug vor allen Völkern, den HErrn selbst zum König zu haben, so wenig zu würdigen verstanden und lie- ber den Heiden gleichzstehen wollten] Und— Samuel betete vordem HErru fkkug die Sache ihm im Ge- bete bot, da sie an sich nicht geradezu wider das Gesetz. war Nicht. l7, 6 Anat» wohl aber um die Frage es sich handelte, ob unter den Umständen, unter welchen die Aeltestetr ihre Forderung geltend machten, es zuläfsig sei, derselben nachzugehen oder nicht]. 7. Der HErr aber sprach zu Samuel [ent- weder« durch innerliche Eingebung feines Geistes oder, was wahrfcheinlicheh durch eine äußerliche Stimme, wie Kp- 4 ff.]: Gehorche der Stimme dcs Volkes in allcm, das sie zu dir gesagt haben fund laß das Unrecht, das sie mit ihren rücksichtsk lofen Aeußerungekt dir anthun, dich nicht weiter anfechten]; denn sie haben lirn Grunde] uicht dich, sondern nuch verworfen, daß ich nicht foll König übel« fic sein [wären sie mit meinem Königthum zufrieden, würden sie ja allein darauf Bedacht nehmen, wie die Llllängel der gegenwärtigen Re- gierung abgestellt werden könnten, nicht aber diese Regiernngsweife felbst beseitigen wolleny diese ist vielmehr nur ein Vormund, um ihr aus fleisch- lidher Gesinnung heroorgegangenes Verlangen mit einem Schein des Rechten zu fchrnücken]. 8. Sie thun dir, wie sie lmeinen treuen Knecbtexq immer gethan haben von dem Tage an, da ich fie aus» Egypteu führete bis auf diesen Tag fsie haben allezeit an meinen Knechten die- jenige Unzufriedenheit ausgelassery die sie wider mich und meine Führungen in ihren widerfpänstb gen Herzen empfanden], und haben [oon jeher] mich verlassen, und andern Göttern gedienet [vie- fer ihrer Neigung zur Abgötterei aber würde doch nicht gewehrt werden durch Versagung ihres ge- genwärtigen Begehrens, sie würde im Gegentheil in anderer Weise aufs Neue zum Vorfchein kom- men; vielmehr gedenke ich, das von ihnen gefor- derte irdifche Königthum in den Dienst meiner Rathfchlüfse, die auf die innerliche Heilung ihrer Herzen von dem Ungehorfatn abzielen, hineinzu- ziehen] 9. So gehorche nun ihrer Stitnmc kindem du auf ihre Forderung eingehst]. Doch bezeuge ihnen [zuvor, wie sehr sie sich felber im Lichte stehen mit der Verwerfung meines Königthums und mit ihrem eigensintrigen Dringt-n auf eine andere Regierungsoerfasfungj mtb Verkündigt ihnen [für diesen Zweckl das Recht [die Gerechtsame und Befugnisse] des Königs, der [kür1ftig, wenn sie durchaus auf ihrem Willen bestehen, nach der Weise der heidnifcheti Könige] über slc herrschen wird [f. V. 11——17]. Nachdem durch Samuelo prophetifche Thätigkeit (K. 7, 2 Anm.) das Prophetenthum zu einer stehenden, feft begründeten Einrichtung geworden war, lag kein Grund mehr vor, dem Auskommen deo Königthunts in Israel unter jeder Bedingung stch zu widerfctzetr Frühe: wäre die Gründung desselben allerdings vom Uebel und ge· tadezu wider Gottes Willen gewesen, z. B. damals, als die nördlichen Stämme dem Gideon die erbliche Königs« Israel begehrt einen König, und der HErr bewilligt das Verlangen. 213 würde anboten (Richt. 8, 22 f."); denn ein israelittseher König konnte nicht als Selbstberrfcher regieren, sondern durfte nur im Statuen und nach dem Cjesetze des HErrn sein Regiment führen, er mußte sicb ganz den Grund: sätzen der Theokratie unterwerfen, da diese Jsraels Vor- zug vor allen Völkern der Erde bildete nnd das Mittel zur Verwirklichung der göttlichen Heilsrathschliissa In dem Prophetenthum aber. das sehr bezeichnend »das Ge- wissen des Staats« genannt worden ist, war dem Kö- nigthiim eine. YJtacht zur Seite gestellt, die init dem Schwerte des Geistes tu der Hand, welches ist das Wort Gottes, über dasselbe wachen, es zureebtweifeii und jeden Mißbrauch strafen sollte. Dagegen ist nnd bleibt das an Samuel gerichtete Verlangen der Aelteften ein Vor- sprung, der Gottes Zeit und Stunde nicht abwarten der, den der HErr zum ersten König gesetzt haben würde, wenn ihn sein Vol? so zu sagen ilicht gedrängt hätte, war ohne Zweifel David, der Ahuherr des V?et·sias. Dessen Königtbum als das eigentlich öttliche konnte setzt noch nicht geschaffen werden, es Miste einstweilen ein meufchliches die Lticke ausfiilleiiz aber eben in dieser seiner Menfchlichteit lag für Sauls Königthum schon der Keim des Verderber-s, der dann auch frühzeitig ge- nug sich enttvickelte und— zum Untergang führte. Vgl. zu Kap. 10, 27. 10. Und Samuel. sagte alle sfo even V. 7——9 gemeldeten] Worte des HErrn dem Volk, das sdurch den Mund seiner Aeltesten V. 4J von ihm einen Kdnig forderte, 11. [Und führte dabei, dem ihm zu Theil ge: wordenen Auftrage V. 9 gemäß, weiter aus-s Das wird des Königs Recht sein, der itber euch herr- schen [und nach der Weise der Fürsten und Ge- waltigen gar bald mit einem bedeutenden Hofstaat sich umgeben und auf die Bestreitung der Bedürfnisse seiner Hofhaltltng Bedacht nehmen] wird: Ente Söhne wird er nehmen zu seinem Wagen koarauf er fährt l. Mose 41, 43., daß sie denfelbigen len- keUL Und [zu] Reife-tu fund zu Läufern s. Kp. 22, 17 Anm.], die vor seinem Wagen hertrabenz 12. Und zu Hauptleuten über tausend, und über fünfzig [Maun seiner Leibwache], und zu Acker-leisten, die ihm seinen sden königlichen Do- meinten-J Acker bauen, und zu Schnitteru in sei- ner Ernte, und daß sie seinen Haruisch sund übrige Kriegsrüstungs nnd was san Geschirr und Geräth] zu seinem Wagen gehütet, machen. 13. Eure Tbchter aber wird et« nehmen, daß sie Apothekerinnen [Salbenbereiterinnen], Köchitn nen und Backe-rinnen san seinem Hoflagers seien. Ist. Eure besten Aerter nnd Weinberge nnd Oelgcirten wird er nehmen, und seinen Kuechten [den Beamten seines Hofsiaatsj geben. 15. Dazu von eurer Saat und senken] Wein- bergen wird er den Zehnten nehmen, nnd seinen Ktimmerern und Kneehten geben [sie damit zu be: solden]. 16. Und eure Knechte und Ebtcigda nnd eure feinsten l lchövstein kräftigstetq Jünglingec und eure Esel wird er nehmen, und seine Geschcifte damit ansrichten so. h. ihr werdet mit eurem Gesinde, mit eurem Zug: und Lasivieh ihm Hofedienste ver: richten utilfsens tl Dies; Wort paßt nicht in den Zusammenhang, die Jünglinge siud vielmehr schon in den V. 1l und 12 ge- nannten Söhnen enthalten. Die Sevtiiagilita liest da- her siatt Dtzsfzirhx (eure Jiiilglingyr DJIJPF (eurc Nin- d ers; möglich, das; unsre jetzige Leoart auf einem alten Schreibfehlrr beruht. 17. Von- enren sSclsaH Heerden sahn] wird er Ebenso, wie von den Saaten und Weinbergen V. 15j den Zehnten nehmen, nnd ihr müsset Dein- nach·. wenn ihr nun einmal einen. König haben rvollt, wie alle Heiden, auch eurer ietzigen Frei- heit entsagen und mit Leib und Leben, mit Hab und Gut] seine tinechtc sein. is. Wenn ihr dann schreien« werdet zu det Zeit fwo ihr ans Erfahrung irre-et, was es heißt, unter dem thranniseheii Iiegiinent eines mensch- lichen Gewalthabcrs siehe-a] über euren Kdtiigh den ihr end) sftatt de: feinsten und leichten Herrschaft des— HErrn eures Gottes; erwählt-i habt sagt. l. Kötr 12, 4J; so wird euch der HErr suieil ihr setzt eure Ohren vor gutem Ratt) verstopfcts zu dersrtbigett Zeit nicht erhören stets-dein euch unter dem Joche, das ihr selber euch aufgeladen, auch bleiben laffen]. II. Aber das Vol! faller dieser Gegenwe- siellungeu ungeachtet] weigerte sich zu gehorchen der Stimme Samuels und sprachen: Mit nich- ten swir lassen von unserm Vorhaben uns schlech- terdings nicht abbringens sondern es soll ein Kö- nig über nns sein, 20. Daß wir seien auch wie alle andere Hei: den [Völker], das; uns unser König richte nnd vor uns her anszieha wenn wir unsre Kriege führen. Wenn der alte Adam seinen Kopf ansieht, so helfen keine Vorstellungen. (Starke.) Mauchen hat der HErr wunderbar erhalten, so lange er in der Siiedrigkeit lebte und für jeden Tag das nothlvendige Brot für sich und die Seinen von dem reichen Guadentische seines Gottes erbitten inußtez der HErr schickte ihm entweder die Ra- ben mit Fleisch iu’s Haus, oder segnete fein tägliches Sammeln so, daß er für jeden Tag so viel hatte, als er brauchte. Als man aber anfing, zusammeuzulegen und am Ende ein Stimmchen steh erspart hatte, da machte man diese Thaler zu seinem goldenen, silbernen oder papiernen König, und statt auf den HErrn allein sein Vertrauen zu setzen und unmittelbar von feiner Hand zu leben, hing sich das Herz an diesen sichtbaren König und verlor darüber den Kindesglaubett mit dem »HErr, wenn ich nur dich habe« —- Das ,,gieb uns einen Kö- nig, wie alle Heiden haben-« oder ,,gieb mir ein Cahi- iälrheu, wie’s mein weltlichersiachbar hat, daßich nichtims mer nur um’s tägliche Brot bitten muß« — o, es steckt so tief in dem Herzen inanclses Gotteskitidesz und man ahnt nicht, daß es doch etwas Herrliches sei, jeden Tag das Manna aufs Neue aus der Hand Gottes un- mittelbar sammeln zu dürfen. (Hermauu·) 2.1. Da gehorehte Samuel alle dem, das das Volk sagte shörete es an, was das Volk auf die im Auftrage Gottes ihm gemachten Borstellnngen für einen Bescheid gab], und sagte es vor den 214 I. Samuelis 8, 22. O, 1-—5. Ohren des HErrn sum über fein weiteres Ver- halten stch unterrichten zu lassen]. 22. Der HErr aber sprach zu Samuel: Ge- horehe ihrer Stimme, nnd mache ihnen einen Kö- nig [ich aber werde den Mann, den ich dazu aus- ersehen habe, dir seiner Zeit schon zuführen, ohne daß du selber dich um ihn bemühen darfst]. lind Samuel sals er so des göttlichen Willens versichert war] sprach zu den Mannern Jsrael szu den Aet- testen V. 4, die zu ihm gen Ramath gekommen waren und im Namen des Volks mit ihm ver- handelt hatten]: Gehet sfiir jetzt] hin, ein jeglicher in feine Stadt [bis ich euch zum HErrn berufen werde, damit ich nach seiner Wahl einen König über euch setzen möge, wie ihr begehret habt, s. Kap. 10, 17 ff.]. Das Recht des Königs, welches Samuel in V. 11 ff. dem Volke erzählt, ist nicht das in 5. Mofe17,14ff. erlassene Königsgesetzz es ist darunter vielmehr nur das- jenige Recht zu verstehen, wie es ein König in dem Sinne, in welchem das Volk ihn verlangt hatte, näm- lich ein König, wie alle Heiden ihn haben, ausüben würde. Dagegen die Ausführung des Königsgesetzes ist zunächst seine, des Samuel, Sache, bis er’s dann auch dem neugewählten König, sowie dem Volke zur treuen Be- folgung anheimgiebt (Kap, 10, 25). Laut dieses Gese es ist die königliche Würde in Jsrael zwar an israelitiFche Abkunft, sonst aber nicht, wie das Priesterthum, an den Vorzug einer bestimmten Geburt gebunden; ebenso wenig aber wird sie durch freie Wahl des Volkes verliehen, wie z. B. die Edomiter ein solches Wahlkönigthnm hatten (1. Mose 36, 31 ff.), sondern der HErr selber ist es, der seinem Volke einen König erwählt. Darum entläßt Samuel für jetzt die Aeltesten, um sie zu der Zeit wie- der zu versammeln, wo Gott über die von ihm getrof- fene Wahl entschieden haben wird. Wenn er da gleich- wohl noch eine Wahl durch das Loos vornimmt (Kap. 10, 19 ss.), so sollte durch diese Handlung Saul nicht nur vor allem Volke als der im Stillen von dem HErrn Erkorene öffentlich dargestellt, sondern auch für seine Person in der Gewißheit seiner göttlichen Erwählung desto mehr bestärkt werden. Das 9. Kapitel. sank, der ernannte Iiösiig in Israel, isi samuecs Hast. II« V.1—25. der HErr läßt den Samuel nicht lange auf denjenigen Mann warten, den er zum Könige für Israel ausersehen hat. Während er ihm die Weisung giebt, daß an einem behimmten Tage und zu einer be— stimmten Stunde ein Mann ans dem Stamme Benjaiitin ihm werde zugeführt werden, lenlet er die Schritte Saale, des Sohnes Eis, der mit einem Knechte ausgezogen, die verlorenen Esrlinnen seines Vaters zu sausen, nnd sshon weit und breit in der Umgegend seiner tjeimath uniheri gestreift ist, ohne sie zn finden, naih dem Lande Zur-h, in weichem der pronhet eben sich aufhält, eine Qpferfeier zu halten, und giebt dem Knechte es ein, daß Saul zu dem Mann: Gottes sich begiebt, dessen Rath in seiner pertegenheit einzuholen. Samuel nun erteennet in dem, der zu ihm Kommt, sofort den Grwiihltett des Hatten, beruhigt ihn wegen der verlorenen Gseltunen nnd deutet ihm an, wozu rr berufen sei; darauf zieht er ihn zur Gpfermahlzeit hinzu nnd nimmt ihn mit sich in seine her— borgt, wo er nor dem Schlafengehen eine längere He— spreehung mit ihm vornimmt. 1. Es war aber szn eben der Zeit, da es sich für Jsrael um einen von dem HErrn zu er- wählenden König handelte und Samuel noch dar- auf wartete, wer ihm werde als der Erwählte bezeichnet werden] ein Mann von [dem vor 350 Jahren fast völlig aufgeriebenen Richt Kap. 19 — 21., seitdem aber wieder herangewachsenen Stamme] Benjamin, mit Namen Kis, ein Sohn Abtei [Kap. 14, 51 ; 1. Chr. g, 33 Anm.], des Sohnes Zeror, des Sohnes Bechorath des Sohnes Apiah, des Sohnes eines [seinem Namen nach nicht nä- her bekannten] Mannes [vom Stamme] Jemiui [d. i. Benjamin ——- aus Gibea, dem heutigen Tulejl el Phul, Richh 19, 13 Anm.], ein tveidlicher [stattlicher und vermögender Ruth 2, I] Mann. 2. Der hatte einen sbereits in gereiftem Man- nesalter stehenden, vielleicht schon 50 Jahr alten Kap. is, 2 Anm.] Sohn mit Namen Saul [d. i. der Geforderte, Erbetenejz der war [wenn auch schon so weit in Jahren vorgerückt, daß er selbst wieder Vater eines streitbaren Sohnes war, doch verhältnis-mäßig noch] ein junger [in der vollen Blüthe des Mannesalters stehender] feiner [kör- perlich wohIgestalteterJ Mann, und war kein fet- nerer [ansehnlicherer] unter den Kindern Israel, eines Hauptes swörtlich: von seiner Schulter an aufwärts] länger, denn alles Volk sdazu eines gar bescheidenen, kindlichen und frommen Sinnes]. Der Name Saul war auch sonst gewöhnlich (1. Mose sei, 375 4. M. 26, 12 f.), gehörte aber hier mit zu den Ersordernissen für den ersten König Jsraels, da- mit das Volk eine bleibende Erinnerung erhalte, aus welche Weise es zu einem König gekommen sei (Kap. 8, 5 ff., 19 f.). Die übrigen Eigenfchaften aber, kör- perliche Kraft und Schönheih sowie Demuth und Got- tesfurcht machten ihn angenehm vor Gott und Men- schen; denn die morgenländischen Völker sehen bei ihren Königen gar sehr auch auf das Arles-cre- 3. Es hatte aber Kis, der Vater Saul, [scheinbar zusällig, in Wirklichkeit aber aus gött- licher Vorsehung Ruth 2, 3 Anm.] seine Eselin- nen sals sie draußen im Freien ohne besondere Aussicht weideten] verloren, nnd er sprach zuseinem Sohne Saul [der noch keine eigene Wirthschaft führte, sondern noch zu seinem Hausstande gehörte]: Nimm der Knaben [Knechte] einen mit dir, mache dich ans, gehe hin [in die Umgegend], nnd suche die Eselinnen 4. Und er [der Aufforderung des Vaters so- fort Folge lsistetldj ging [von Gibea aus hinauf über Ramah, Beeroth und seitwärts Gophna] durch das [nördlich darüber gelegene] Gebirge Ephtaim, nnd [von da aus westlich herüber] durch das Land Salifa [in der Gegend von ThimnavHeres Jus. Saul, der Sohn Kis, sucht seines Vaters Eselinnen 19,50, regt. 2. Kön 4, 421- und fanden sie nichtz sie gingen sjetzt die Richtung nach Osten einschla- gend, und dann sich südlich wendend] durch das Land Saalim sbis in die Gegend von Taiyibeh und RinkmonL und sie waren nicht da; sie gin- gen sin der Richtung von Nordost nach Siidwest quer] dntch’ö Land Jemitti [Stainingebiet Bettstr- min, das sie bei ihrem Ausgange von Gibea nicht näher durchforscht hatten, weil sie die Eseliiineii auf dem Gebirge Ephraiin vernintheten], und fau- den sie lauch das nicht. Z. Da sic aber [die Grenze Venjaiiiiiis iiii Südivesten iiberschreitend und siidösilich sich herüber wendend bis unterhalb Bethlchem] kamen in? Land Sirt-h, sprach Saul zu dem Knaben, der mit ihm war: Komm, laß uns wieder heimgehen; mein Vater möchte sda wir nun schon so lange von Hause weg find] von den Eselinnen lassen, und für uns sorgen sdaß uns könnte »ein Unfall be- t 215 sich aus dnrch schöne Gesichtsbildung soivie durcl) seltene Betriebsamkeit nnd daraus hervorgehenden Wohlstand. Außer der Vieh- nnd Bienenzuchh dem Lands, Oel-»und Weinbau treiben sie besonders auch Handel mit Rosen- kränzen und Perleiiinuschelty von welchen sie eine große Niengz letztere mit verschiedenen Darstelliuigen ans der biblischen Geschichte in erhabener Arbeit geschmückt, all- jährlich an die Pilger absetzen. Ihren ökonomischen Be- schäftigungen ist der frnchtbare Boden und das Klima, das viel niilder als iii Jerusalem ist, so daß noch zur Weih- nachtszeit es Futtcrkräuter genug für die Heerden giebt und oft das schönste Wetter herrscht (Luk. 2, 8), beson- ders günstig; dazu ist die Umgebung der Stadt vorzüg- lich gut gegen andere Gegenden Palästiiicks bewässert, und war das Wasser dort von jeher ein sehr geschiitztes. Etwa eine Viertelstunde vor der Nordseite der Stadt, nach Osten zu, liegt ein Brunnen, den die Ueberlieferung als denjenigen bezeichnet, aus welchem die drei Helden L. Sam. 23, 13 ff. Wasser· für David holten, Cisterne David’s genannt; er ist sehr gut gebaut, 17——21 Fuß tief und enthält reichliches, klares und kiihles Wasser, zu dem 3 Qeffnuiigeii von oben führen. — Verlassen wir jetzt Bethlehcm nnd wenden uns weiter nach Süden, so «« F ,- r VII» T. ’ ’ « Ha· »« - . » H· X, - «· « s«s«" ,«-« -- ». IV »» « - « «, « s· « « E= »Motive» -«-»«««" n , «« «» w, d! II III« Z; « F( MS » »Z-zz-»,» NOWQ » X »Es Jzygsnsxks k- — «« » H» HGB site» MAY; «» z; Wsitlttttsg FHWJJ its-»auf· F« tin-« « »? ».- TTS «« -.- H» Jln es· »Mir-mis- , « »: M« M,,- »-. «« M «« «« M neu« « «« « -3-«««««tsL-if-«ZHHEIE" s« «« s «- - M ««.-.-«s;---."—S» - V H , , «. IX »Ja » t it« »W- - us» , -s « z« OYXFIZHHZÄFHJZQ «? VI« s « I« , Hut-giesst« «« — « »— TO« e »Es-use; Hex-Cz» »F» -.-» u W) z» «» a - ,s- » , W( » litterar-ins » »Es! its. «» di« « i ( Fixsterne-instit is· «, " Ko» «« mai-z »Ist n hinaus; km XJYØYWXY «« i« s xitI"""åftå""««"""« Ytiitiiftiitlxdk zxzxt guuitltiJtttittiittiik Minozjssgzzzginszsiii,z . ttfs iitHjzskiksrirrtnEau Ä "l’bsj7eeskl","t.tss-—« Werks» . — ·"«"ttttll«-«.tt"«L«n«ä«k"««rt as e) - E «« "·"««.««illilbtitlsirux«s««" «» sYidirsciiu nah« gegnet sein, wenn wir von einem Tage zum an- dern iiicht wieder kommen]. Zu Ruth 1, 22 hatten wir die Gegend fiidlieh von Jerusalem bis hin nach Bethlehem beschrieben; indem wir dazu, wie überhaupt zur ganzen Umgebung von Jerusalem, eine aussührliche Karte hier geben, erwähnen wir von Bethlehem noch, daß die Pewohner der eigent- lichen Stadt, etwa 4000 Seelen zahlend, bis aus einige hundertMuhamedaner lauter Christen sind, darunter auch eine evangelische Gemeinde stch befindet. Sie zeiehnen » - - «· - « ckl ««’- — a·- s - II. Eise» sag-»Ihr K« IF, , c« IF— »« «— - « , ,-- » »« « « · » sinke-mirs« » , » . ? YLE - YTTØXYTM sks i THE« s? . Argen i seine« wen« sent- i T, Z di - net-E L Ei» wssssinsinwrs «"s"«n«hsiä-.ie;ssks s- «: W stunk-n s« . H l » » « sxzniilxlik X«"’««««·« "KF"Z’st.Un-»SHVZ s « »; «« I » Z- u« S - - - « ist-stand« « N Xüddeiise « », XNRis-»» "«iGI-DZ IF; —«-x »·- « Es» kzk - s.2"»»» Un« .- — M» s s « Ue« !- ? «« « erreichen wir nach einer Stunde Wegs das jetzige Orts-s, worin wir das in L. Chron. 11, 6 und in dem Zusatz der Septuaginta zu Jos. 15, 59 crivährte Etham (nieht zu verwechseln mit dem zweiten Lagerplatz der Kinder Israel bei ihrem Auszug aus Egvpten L. Mose II, 20 und der Steinkluft zu Etam Rrcht 15, 8; I. Chroir 4, 32) wieder erkennen. Es liegt in einein tiefen Wady, der mit dem Wady Khurejtnn sich vereinigt und nach vierstündigem Laufe in südsdstlicher Richtung dem todten Meere zufließt. Jm lieblichen Thal dieses Wady liegen die berühmten Gärten Salomo’s, deren Preis. »Sal. 216 2, 4--6 u. HoheL 4, l2. 16 Erwähnung geschieht und denen noch jetzt ihre alte Fruchtbarkeit geblieben ist, so daß europäisehe Coionistcm die sich dort anbauten, in Einem Jahr sieben Kartoffelernten erzielten. Ost am frühen Morgen, auf hohem Wagen sitzend und von den Trabanten seiner Leibschaar umgeben, fuhr Salomo von Jerusalem dahin, und beschreibt er uns die Wortne des anbrechenden Frühlings, die er bei diesen Ausflügcn eu1pfand, in den Worten des Hohenliedes Kuh. L, 11ss. Südöstlich davon treffen wir auf das Dorf Kinn-stinkt, bei welchem eine ringt-heute, etwa 1000 Fuß lange, na- türltche Höhle mit vielen Verzweigungen liegt, die man irrthümlich für die Höhle Adullatn1.Satn.22,1 gehalten hat. Nordöstlich von dem, eben genannten Ort befindet ftch der Frankenberg Oschsbei Furejdis d. i· kleines Paradies), so genannt, weil ihn die Franken noch 40 Jahre nach dem Verluste Jerusalems (i. J. 1244 nach Chr) behauptet haben sollen; er ist ohne Zweifel einer- iei mit der »Warte Beth-Cherekn« in Jerenn 6, 1, fo- wie mit dem Castell, welches Hcrodes der Große an der Stätte seines über die Juden ersochtenen Sieges sich erbaute Gar-Odium) und in welchem er bernachtnals begraben wurde. Von Etham aus siidwestlich hinüber treffen wir cbensalls ein altes zerfallencs Castelh das die Araber ei Birrak nennen. Dicht dabei liegen die Teich e S alomo’s. Es find drei ungeheure künstliche Wasser- heb-älter, von viereckigen Onaderit trefflich erbaut, welche in dem setzt ganz einsamen, fast geheimnifsvolleu Thal von Osten gegen Westen so über einander liegen, daß der Boden des einen höher ist, als der des andern; an ihrer Wcstseiic führt die Straße von Hebron nach Je« rufalern vorüber, ihren Waffervorrath aber erhalten sie ans einer versunkenen Quelle, zu der man im Nordwefreti des Castells ei Buraic 12 Fuß tief hinabsteigt Sie setzen durch eine Wasserleituitg, die rneist an der Ober« fiäche des Bodens sich bitt-steht. an mehreren Stellen jedoch in einiger Tiefe unter der Erde liegt und theils ans einein steinernen Kanah theils aus irdenen Nöhren besteht, ibr Wasser an Jerusalem ab; stach Josephus bat Pontius Pilatus diese Wasserleitung angelegt, in- dem er die Mittel dazu aus dem Tempelschatz entnahm, was die Juden im höchsten Piaßc erbitterte und cnit zu seiner Anklage beim Kaiser Veranlassung gab, in Folge deren er tritgesetzt wurde nnd sich selbst entleibtin Wir konimen noch einmal aus jene versunkenc Quelle zurück, von der die Teiche ihr Wasser erhalten. Sie ist etwa 270 Sehritt von dem obersten Teiche entfernt; nachdetn man durch die mit schweren Decksteineii verschlossene Mündung eines Gewölbes eingetreten und über Stein- getrümmer bis zum Boden hinabgeklettert ist, gelangt man zu einer dunkeln viereckigen Wölbung von 25 Fuß osiwesilicher Lituge und it) Fuß Breite mit einer Fels- bank zur Seite; eine Rnndbogenthiire fiihrt abendtvärts in eine Felsenkammer, die bei 8 Schritt in die Länge und Brette. mißt, und von da eine andere Felsthiire in eine kleine finstere Brusmenstubu an deren Wefiwaiid das Wasser aus den Felsspaiten rieselt und, nachdem es stch zu einem 2 Ellen breiten Strome gesammelt hat, rauschend riach Osten dringt, nm zuvörderst ein Vasstn zu stillen nnd von da aus in 2 Arme srch zu theilen; der eine verliert sich in den Teichen, der andere geht der Wasserleitung zu Dies ist lias ei Alt« oder Ain Sälen, die versrhlosseneQitellty der oersiegelte Born, von dein Hohes 4, 12 die Rede ist· Gehen wir westlich vor: den Teichen Salomod auf der von Hebron nach Jerusalem führenden Straße wie· der nordwärts zurück, so haben wir zunächst denjenigen Landftrich im Südweften von Bethlehem vor uns, der ohne Zweifel unter dem, im vorliegenden Abschnitte er- wähnten Lande Zuph gemeint; dorthin, so scheint es, I. Samuelis 9, 6——13. hatte sich ein Theil des, ursprünglich zum Stamme Ephramt gehörenden Levitengefchlechtes Zuph bei seiner Auswandettrng gewendet und dem Landftriche den Na- men gegeben, gteichwie der andere Theil, von welchem Clkana abstammte, sich in iltamath niederließ und dem Orte den Namen Ramathaim Zophirn (Kap. l, l) ver- schaffta Die Stadt, bei welcher Saul eben mit seinem Knechte sich befand, als dieser ihm die im folgenden Verse berichtete Antwort auf seine Aufforderung gab, läßt sich nicht näher bestimmen; sie war aber nicht Sa- muels eigentiicher Wohnort, wie die meisten Ausleger annehmen, die deshalb sowohl Rama wo ganz anders suchen, als im heutigen er Hain, als auch das Grab Rahels lKap. 10, L) an eine ganz andere Stelle ver- legen, als die Ueberlieferung ihm anweist. Vielmehr war dieselbe ebenso wie ·Mizpa, Gilgah Bethlehem (Kap. 7, 5 ff; 10, S; 16, 2»f.) u. a. ein von dem Propheten von Zeit zu Zeit befuchter Ort, wo er Opfsrfeiern ver- austaltete uud ihm eine Wohnung zu Gebote stand, wie wir das Gleiche in der Geschichte des Elisa sinden (2. Kön. 4, 8 fs.). Aus dem Lande Zuph gelangen wir weiter zu dem schon bei Ruth I, 22 erwähnten Bett. Dschåiaz wenden uns nordwestlich herüber und stoßen hier jenfeit des Wady Bjttir auf den Philippusi B runnen, dessen Wasser dasjenige sein soll, in welchem siach neuerer Tradition Philippus den Kämmerer aus Mohrenland taufte (Apostg· 8, 26 ff.); die ältere dage- gen verlegt den Vorgang nach dem IV« Stunden nörd- ltch von Debron gelegenen Bethzur (Jos. 15, 58), bei dem eine Quelle Ajn ed Dirweii sieh befindet. Dies stimmt besser zu dem biblifchen Bericht, da dem Philip- pus ausdrücklich die Straße gegen Mittag als die· jenige bezeichnet wird, auf die er sich begeben soll, und Hieronymus in der Lebensgeschichte der Paula bezeugt, da» von Alters her ein Weg von Jerusalem nach Gaza wirklich über Hebron ging; sie führte jenfeit Bethlehem durch die Wüstc Thema, daher der Zusatz: »die da wüste itt.« — Nordöfilich vom Philippnsbrunnen liegt Ain Korsar, das St. Johannesklosten am siidlichen Rande des großen Wadh Bett Ghanina oder des Therebinthens Thales (Eichgruudcs). Letzteres wird von der klösters lichen Ucberlicferuiig irrthümlich für den Schauplatz des Kampfes zwischen David und Goltath ausgegeben, die- ser liegt vielmehr in der Nähe von Socho im Wadh diusuy also links von der GazcpStkaßk (.K«p, 17, 1ss,); ebenso irrig wird Ain Kur-im, eines der schötisten und größten Klöstcr um Jerusalem, als der Geburtss und Aufenthaltsort Johannis des Täufers bezeichnet (Luk. l, 7 Llntn.). Von hier wenden wir uns nordöftlich hin- über nach ei Kubejbely welches von vielen für das neu- testamentliche Emmaus gehalten wird (andere verstehen darunter das jetzige Amt-Eis, das friihere Nieopolis, was. aber jedenfalls irrig ist; andere Kiriat ei Engl) Katz. 7, 1 Atem; andere Kulönielp s. Luk. 24, 13 Anm.). Nordöstlich davon haben wir Gibeon lJof. J, 3 sf.), 4 Stunden von Gideon nordwestlich herüber liegtObers und Unter-Bethoron (Jos. 10, 9 sf.), eine halbe Stunde südlich aber von ersierem Ort Vtizpm Ein hoher Bergriickety Namens Neby Saum-ji, der zur höch- sten Bergspitze in der ganzen Gegend, 600 Fuß über die Ebene, emporsieigh zieht sich von Südweft nach Nord- OstJ Auf dem Itvkdösklicbctt Gipfel desselben erblickt man ein kleines armseliges Dorf und in dessen Mitte eine ver- sallene Moschee, welche von Juden, Christen, Muhamei DMCM sit! das Grab Samueks gehalten wird, was aber mit Kap- 25, i; 28, 3 nicht stimmt. Die. Ausstcht vom Dache der Mofcbee ist nach jeder Richtung hin sehr utnsassend, und wird dadurch der Ort auf seiner make- stätischen Höhe wirtlich zu einem Mtzpa, d. h· zu einer — Watte. Von ihm aus beträgt der Weg nach Gibea Auf seinem Wege kommt Saul durch Gottes Leitung zu Samuel. 217 südöstlich hinüber l7, Stunde. Nördlich davon liegt Rama, Samuelv Geburts- und Wohnstadtz doch be« stehen über das Rama Saniueks ebenso, wie über das neutestatnentliche Emmaus die verschiedensten Ansichterr ? fandere suchen es in Sohn, wesilich von Jerusalem, an- bere in Ramleh bei Joppe, noch andere am Franken- berge, wieder andere in dem jetzigen Rameh, IX, Stun- den nördlich von Hebron und 74 Stunde südlich von Halhulx Etwa Es« Stunden von Rama nordöstlich tref- fen wir auf Gibea, demMichmas, durch den Wahr) Suweinit geschieden, nordöstliih gegenüber liegt. Diese Gegend werden wir zu Kap. 13, 5 näher kennen ler- nen; bis dahin reicht das hier Gesagte zum Verstätidtiiß der nächstfolgenden Geschichten aus» is. Er aber sder Knechtj sprach: Siehe, es ist [wie ich in Erfahrung gebracht habe] ein be- rnhmter Mann Gottes [gerade jetzt] in dieser svor uns auf einem Hügel gelegenen] Stadt sum da- selbst eine Opferfeier zu veranstalten V. 12]; alles, was er saget, das geschiehet. Nun laß uns dahin gehen [ob es gleich nur eine Privatsache betrifft, darüber wir ihn zu Rathe ziehen wollen, so dür- fen wir’s doch wohl wagen]; vielleicht sagt er uns den Weg, den wir gehen soffenbart uns vermöge seiner prophetischen Erleuchtung, welchen Weg wir einschlagen müssen, um zum Ziele zu kommen und die Eselinnen noch ausfindig zu machen]. 7. Sau! aber sda es Sitte war, einen an- M 'cl « " - « gesehen« am« m « ohne M Zelchen d« V« - weil das Volk heute zu opfern hat kzu einem Opfer- ehrung durch ein mitgebrachtes Geschenk anzusprechen l. Mose 43, 11; 1.Kön. 14, Z; 2. K. 4, 42] sprach zu seinem Knaben: Wenn wir schon trin- gehen, was bringen wir dem Mann? Denn das Brot ist [in Folge der größeren Ausdehung unse- rer Reise] dahin aus unserm Sack [fo das; wir da- von kein Geschenk machen können]; so haben wir sonst keine Gabe san Geld oder andern werthvollen SachenL die wir dem Manne Gottes bringen. Was haben wir sweißt du vielleicht etwas, das sich noch in unserm Vorrath besäude]? 8. Der Knabe antwortete wieder, und sprach: Siehe, ich habe ein Viertheil eines silbernen Sekels s= Z Beka" 2. Mose so, 13 Anm.] bei mir; den wollen wir dem Mann Gottes ge- ben, daß [wir es wagen können, ihn anzusprecheiy und] er uns unsern Weg sage. «) = ca. 672 Sgn I. sWir müssen aber, ehe wir in unserer Erzählung fortfahren, eine für das Verständniß des Folgenden — vergl. V. 11 — riöthige Bemerkung vorausfchickemj Votzciten in Israel [und auch noch zu der Zeit, in welcher wir mit unserer Geschichte stehen], wenn man ging, Gott zu fragen fvon Gott bei einem Pro- pheten sich Raths zu erholen], sprach man: Kommt, laßt uns gehen zu dem Seher. Denn die man jetzt [wo dies von Samuel geschrieben wird] Pro- pheten heißt, die hieß man vorzeiten swegexi der Gesichte, durch die der HErr sich ihnen zu offen- baren pflegte 4. Mose 12, 6] Seher sdieser Name war dazumal beim Volk gebräuchlichey als jener l. Chron. l0, 22, obwohl der letztere keineswegs « noch völlig unbekannt war] 10. Saul sum nach dieser Zwischenbernerkung i in linserser Erzählung fortzufahrensl sprach zu sei- nem Knaben: Du hast wohl geredett sda es so steht, das; wir nicht mit leeren Händen kommen müssen, lasse ich mir deinen Vorschlag gefallen]; komm, las: uns sjzu dem Seher] gehen. Und da sie hingingen zu der Stadt, da der Mann Gottes war sgegenlvärtig sich aushielt im Dienste seines Priesteramts, das er verwaltete Frau. 7, l7, Anm.], 11. Und zur Stadt sdie auf einer Anhöhe lag] hinauf kamen, fanden sie Dirnen, die heraus- gingen, Wasser [im Brunnen vor der Stadt] zu schöpfen s1. Mose 24, 11.]. Zu denselben sprachen sie: Jst der Seher snoch] hie [in eurer Stadt, der zu euch kommen wollte, oder ist er vielleicht schon wieder fort]? F) Hebräiscln Dein Wort ist gut. Der Knecht war durch eine geheime Eingebung des Geistes Gottes zu seinem Rathe bewogen worden, damit dasjenige, was der HErr beschlossen hatte, geschehen möchte. (Engl. Bi- belwerk.) 12. Sie antworteten ihnen, uud sprachen: Ja, siehe da [in dem Hause, das dort vor euch liegt] ist er; eile sdamit ihr ihn noch antresft, ehe er ausgehtL denn er ist heute in die Stadt kommen, mahl von ihm geladen ist, das] ans der Höhe sveranstaltet werden soll]. 13. Wenn ihr in die Stadt kommt seuch be- eilet, hinein zu kommen] so werdet ihr ihn [noch] finden, ehe denn er hinauf gehet auf die Höhe zu essen [die Opfermahlzeit mit den geladenen Häup- tern der Stadt zu halten] Denn das Volk wird nicht essen snicht eher von der Speise etwas an- srlihren], bis er komme; sintemal er segnet das T Opfer sszallemal das Segensgebet beim Opfer- ; mahl spricht]; darnach sent] essen die, so geladen « sind. Darum so gehet frecht schnell] hinauf, denn :[es ist die höchste Zeit, da man schon mit der « Niahlzeit auf ihn wartet] jetzt [aber] werdet ihr ihn eben antreffen swir toisseki gewiß, daß er noch nicht ausgegangen ists. Es ist liicht sowohl der ganze vollständige Opfer- Gottcesdiensn den Samuel in das Land hinaus verpflanzte, seit das tgeiligthum in Silo einstweilen aufgehört hatte, die einzig rechtmäßige 2Opferstätte zu sein, als vielmehr nur das Dank oder Schlachtopfen Dies hatte seinen vornehmsten Zweck in der Pflege der Gemeinschaft mit den: HErrn und der Glieder des Volkes Gottes unter : einander (3. Mose Z, 17 Anm.); darum konnte es um I» so weniger völlig unterbleiben, als eigentlich alle Schlach- « tungen in Form von Dann-Opfern geschehen sollten is. Niose 1, L; 5. M. l8, 5 Anxn.), konnte aber auch desto ; eher in dar! Land hinaus rerpflanzt und auf Opferhö- J« hen, bald bei dieser, bald bei jener Stadt, veranstaltet - werden, ohne das Gesetz in 5. Mose 12 zu verletzen, als es von Haus nicht so im urtmittelbaren Anfchlirß an das Heiligthum gestanden, wie die übrigen Opfer. Samuel erschien dabei als Hauspriester und stand der 218 1. Samuelis I, 14——27. 10,L davon angestellten Mahlzeit als Hausvatcr vor; zu Gästen aber waren von ihm in der Regel die Aeltesieli und Häup- ter jeder Stadt geladen. Aus den Worten des 12. Ver« ses erkennt man recht deutlich daß die Stadt, welche in unserer Geschichte gemeint, nicht sein Wohnort Ramath ist, sondern die bcdeutendste, viclleicht auch die einzige Provinzialstadt in dem Landstriche Zins-h, nur daß ihr Name uns nicht näher angegeben wird. 14. Und da sie hinauf zur Stadt kamen, und mitten in der Stadt waren sdurchs Thor V. 18 niitten in sie eintraten]; siehe, da ging Samuel heraus, ihnen entgegen, nnd wollte sehen] auf die sOpfersj Höhe gehen [von der die Dirnen geredet hatten V. 12 f.]. 15. Aber der HErr hatte Samuel feinen Ohren [den Ohren Samuel’s, der seit der Wei- sung Kap. 8, 22 auf weitere göttliche Mittheilung wartete, wen er den Kindern Israel zum König machen solle, durch Einsprache seines Geistes] os- feubaret einen Tag zuvor, ehe denn Saul kam, und gesagt: 16. Morgen um diese Zeit will ich einen Mann zu dir senden ans dem Lande Benjamiuz den sollst du zum Fürsten salben über mein Volk Israel, daß er mein Volk erlöse von der Philister Hand [die nach der Niederlage Katz. 7, 10 ff. wieder angefangen haben, es zu bedrängen und zu bedrückens Denn ich habe mein Volk angese- hen, nnd sein Geschrei ist vor mich kommen [2. Mose Z, 7. 9.]. l7. Da nun Samuel [den ihm entgegenkom- menden] Saul ausahe [und in seinem Herzen die Frage an Gott richtete, ob wohl dieser es wäre, den er ihm habe zuschicken wollen], antwortete ihm der HErr: Siehe, das ist der Mann, davon ich dirgesagt habe, daß er über mein Volk herrsche sdas Scevter zu führen von mir berufen sei]. 18. Da [in demselben Augenblick, wo Sa- muel solche Antwort empfing] trat Saul zu Sa- muel unter das Thor swohl schon ahnend, daß er den Seher, den er suche, vor sich habe; doch wollte er stch dessen erst noch besser versichern, daher er nicht sofort als solchen ihn anredete, sondern nur mit einer allgemeinen Frage sich an ihn wendete], und sprach: Sage mir, wo ist hie des Sehers Hans [in welchem er seine Herberge hat Apostg. 10, 17 He II. Samuel antwortete Saul, nnd sprach: Jeh [selbst] bin der Seher snach dem du mich fragst1; gehe vor mir hinaufr auf die Hohe [der- hin ich eben im Begriff bin mich zu begeben], denn ihr [beide, du sammt dem Knaben, der mit dir ist] sollt heute mit mir essen sbei der Opfer- Mahlzeit, die dort gehalten wird, meine Gäste sein]; morgen will ich sdannj dich lassen gehen, und alles, was in deinem Herzen ist sworüber du irgend mich zu Rathe ziehen willst], will ich dir sagen. r) Damit giebt Samuel gleich von vornherein seine Ehrerbietung gegen den künftigen König Jsraels zu er- kennen, daß cr ihn vorangehen heißt. 20. Und sum dir in der Sache, die zunächst dich zu mir führt, Aufschluß zu geben, so kann ich dir sagcn:] um die Eseliiinem die du vor dreien Tagen verloren hast, bekiimmere dich jetzt nicht [wei- ter]; sie sind gefunden. Und [nun, da diese Sorge von dir genommen ist, so richte dein Herz auf et: was weit Höheres hin, das der HErr mit dir vor- hat; denn] weß wird sein alles, was das Beste ist in Israel sdas Größte und Herrlichste, was in diesen Tagen so manches Herz und Hans in Israel für sich begehrt]? Wirds nicht dein nnd deines Vaters ganzen Hauses sein? 2l. Saul [der recht wohl verstand, daß der Seher von der Ehre des Königreichs rede-denn sie war es ja, welche gegenwärtig aller Herzen und Gedanke-n beschäftigte—, für sein Theil aber am allerwenigsten daran gedacht hatte, daß sie ihm und seinem Hansezufallen könnte] antwortete: Bin ich nicht ein Sohn von Jemini, nnd lalsvl von den ge- ringsten Stimmen Israel [vgl. Nicht. To, 26 ss.], und sisi nicht üverdemj mein Geschlecht das kleinste unter allen Geschleehtern der Stamme«- sdes Stam- mes] Benjauiiu? Warum sagst dn denn mir sol- ches sdaß alles, was das Beste ist in Israel, mein und meines Vaters ganzen Hauses sein soll"]. «) Schon im Grundtext steht der Plural »Stäntlne;« das ist aber ohneZweifel ein Schreibfehleu wie denn auch alle alten Uebersetzungen den Singular ,,Stamm« haben. «) Die Demnth ist die edelste Tugend an einem Mcnseheln als wodurch alle übrigen Tugenden gleichsam geadelt werden. Wäre diese nicht bei Saul gewesen, so hätte er denken, wo nicht gar sagen können: er sei so nahe dazu, als ein anderer; und da ihm Gott schon von der Geburt her, der Natur und Gestalt nach, einen so großen Vorzug vor allen andern Jsraeliten gegeben habe, so sei er auch nicht unbillig für den Würdigsten zur kö- niglichcn Krone anzusehn· Aber dies läßt rr ferne von sich sein und giebt damit ein guten Kennzeicheli der Demuth daß er auf seine ihm wirklich bcilvohnenden Vorzüge nicht siehct. Wenn Saul immer so niedrig und klein in seinen Augen geblieben wäre und hätte sich seiner niedrigen Abkunft beständig erinnert (Kav. l5, 17), so wiirde es mit ihm hernach nicht so übel abgelaufen sein. (J. Lange) 22. Samuel aber [in herzlicher Freude über solche Aeuszerungen aufrichtiger Demuth, die ihm eine Bestätigung waren der göttlichen Erwählung gerade dieses Mannes] nahm Saul und seinen Knaben [mit sich nach der Höhe] und fiihrete sie [dort] in die Eßlaube [die siir die angeseheneren Bürger hergerichtet worden war, während das übrige Volk sich im Freien gelagert hatie], und scszte sie sauch den Knecht, als der ebenfalls sein Gast war und um SauPs willen gleicher Ehre mit diesem theilhaftig sein sollte] oben an unter die, so geladen waren, deren war bei dreißig Mann. 23. Und Samuel snachdem er zu der, von einem wohl schon am Morgen dieses Tages dar- Saul ist Samuebs Gast und wird von ihm zum Könige gefalbt. 219 gebrachten Dankopfer jetzt zu veranstaltenden Mahl- zeit das Segeusgebet gesprochen V. 13] sprach zu dem Koch: Gieb her das Stuck, das ich dir sheute Vormittag] gab und befahl, du solltest es bei dir behalten [als Ehrenportion für einen zu erwarten: den Gast zurücklegen] Samuel wußte ja aus der gestern empfangenen Of- fenbarung, daß der HErr heute um diese Zeit den er- wählter! König Jsraels ihm zuführen werde (V. 15); er hatte sich also auf dessen Bewirthuttg einrichten können. 24. Da trug der Koch eine Schulter fzum Essen zubereitetete Vorderkeule Z. Mose 29, 22 f. Anmut. 2] auf, und das daran hing fsammt dem Fett am Fleische]. Und er [Samuel] legte fdas ganze ungetheilte Stück, zu desto größerer Auszeichnung 1. Mose 18, 6»; 43, sit] Saul vor, nnd sprach: Siehe, das ist uberbliebeu sein Stück, auf welches niemand von den Anwesenden An- spruch hat]; lege vor dich [lange davon zu], und iß; denn es ist [da mir der HErr deine Ankunft, ja auch Zeit und Stunde derselben kund gethan, also daß ich mit der Opfermahlzeit mich habe darnach einrichten können] auf dich behalten, eben auf diese Stunde, da ich das Voll lud. Also aß Saul mit Samuel des Tages. 25. Und da sie [nach beendigter Mahlzeit] hinabgingen von der Höhe zur Stadt [und in das Haus kamen, wo Samuel seine Herberge hatte], redete er mit Saul sunter vier Augen] auf dem Dache« soder Söller 5. Mose 22, 8 Anm. Daruach entfernte er sich von ihm, und Saul blieb allein in der stillen Dachkammer des Prophetenhauses zurück 2. Kön. 4, 9 f.; sie werden aber wenig geschlafen und viel ge- betet haben," die beiden früher einander unbekannten, jetzt so eng mit einander verbundenen Männer] «) Die Schrift sagt uns nichts von dem Inhalt die- ser Unterredung; es kann uns jedoch nicht schwer fallen, uns in dieselbe hineinzudenken. Für das Voll? Israel soll nun ein neuer Abschnitt seiner Geschichte beginnen, es soll seinen ersten König empfangen: wie tief bewegt mußte damals das Herz Samueks sein! Von was anderem konnte er wohl reden, als von der hohen Be« siimmuug seines Volks und dessen tiefern Verfall, als von der Ursach feines großen Elends und dem alleini- gen Weg seiner Errettung, als von dem dringenden Be- diirfniß einer wahrhaftigen Bekehrung und von dem ho- hen Beruf des Königs, als Mann nach dem Herzen Gottes seinem Volk voranzuleuchtem und seinem unab- wendbaren Verderben, sobald er nicht mit völliger Selbst- verlengnuttg Gott ebe, was Gottes ist, sondern zu Thaten des Ungehor ams und der Willkür sich fortreißen lasse? — IV) Hast du auch schon eine solche Gebetsnacht gehabt? oder doch Gebetsstuudem wo in der Finsterniß der Welt des HErrn Licht in deine Seele fiel und er selbst in dir ausging als heller Morgenstern? Hast du mit Gottes Wort und Gebet deine hele geheiligt, ehe du die Weihe emhsingst zu deinem Christenberuf, oder bist du leichtsinnig spielend und tändelnd in den Wir- kungskreis eingetreten, den dir Gottes Gnade übergeben hat? (Bender.) III— to. AS. —- uau la, 16. Jtm andern Morgen giebt Samuel dem Saul das Geleit bis an das Ende der Stadt; hier läßt e: ihn still sehen, salbt ihn zum Fürsten über das Voll: Gottes und entläßt ihn dann mit der Anleitu- digung dreier Zeichen, denn Eiutresfen ihm die glitt- liche Grwiihlutig zum Königthuttr bestätigen soll, aber auch mit der Weisung, bei feiner Unternehmung wider die Philister dort in Gilgah woselbst er das Heer um sich sammeln werde, so lange auf ihn nnd das Opfer, das er zur Weihe des Unternehmens sich vorgenommen, zu warten, bis er ihm den Willen des HGrrn kund thun about, und müßte er auch sieben Gage harren. Juden: jetzt Saul von xsasnuel sthridet und mit seinem Knechte heimwärts zieht, erfüllen sich die drei Jesuiten; bei dem letzten derselben, bei dem jtttsamlttetctresfen mit dem von der Höhe bei Gibra herableotiiitieuden prophetenhausem wird Sau! selber von dem Geiste Gottes ergriffen, daß er zur allgemeinen Verwunderung der Gibeiten, seiner iiiitbürgctz unter den Propheten weissagt. In dem Hauf: des Vaters dann attgeliomntem giebt er dem Qheiui auf die an ihn gerichteten Fragen zwar im Allgemeinen Be— fchcid, verfchweigt aber, was Samuel von dem Königthunt ihm gesagt hat. 26. Und stunden [weil sie eben wenig in die- ser Nacht schlafen konnten V. 25., jeder an sei- nem Ort] frühe aufz und da die Morgenrdthe ausging, tief Samuel fvon unten im Hause] dem Saul auf dem Dache fwo dieser die Nacht zuge- bracht hatte] und sprach: Auf! daß ich dich ge- hen lasse [ich will dich, wie ich dir gestern ver- sprochen habe V. 19, nicht länger bei mir auf- halten] Und Saul machte sich auf, und die bet- deu gingen mit einander [aus dem Hause] hinaus [auf die Straße] er sSaul mit feinem Knechte] und Santuel sder ihm noch ein Stück Wegs das Geleit geben wollte]. 27. Und da sie kamen hinab an der Stadt Ende, sprach Samuel zu Saul: Sage dem Kna- ben, daß er vor uns hingehe [denu ich habe noch etwas mit dir zu verhandeln, wobei er nicht Augen- und Ohrenzenge fein soll] —— und et: [der Knabe] ging vorhin [wie sein Herr ihm be- fahl] ——; du aber [fuhr Samuel fort] stehe jeht stille, daß ich dir kund thue sthatfächlich an dir vollziehe], was Gott gesagt [in Beziehung auf dich für einen Auftrag mir gegeben] hat. Das 10. Kapitel. sank zum Jiöttige gesalbet und dargestellt-l. 1. Da nahm Samuel ein [zu dem Ende mit zur Stelle gebrachtesJ Oelglas, und goß saus dem- selben Oel] auf sein sdes vor ihm niederknieenden Saul] Haupt, und küssete ihn [gab ihm nach voll- zogener Salbung einen Kuß der Huldigung und Ehrfurchtsbezeigungs und sprach: Stehest du ser- kennest du aus dem, was jetzt mit dir geschehen, nicht deutlich und gewiß] daß dich der HErr zum Fursten über sein Erbtheil süber das Volk seines Erbtheils oder Eigenthums] gesalbet hat? Bis dahin war im Volke Gottes keine andere Sal- bung, als die der Priester und des Heiligthums vorge- kommen (2. Mose 30, 23 ff.; Z. M. 8, l0 ff.). Wenn 220 I. Samuelis 10, 2———10. also hier Saul durch Salbung zum Könige geweihet It stehen haben. im Siid- und Mitteldeutschem fächlichen Geschlechts "(l. wird, so wird dadurch das Königihuni neben dein Prip , sterthiun ala eine göttliche Ordnung eingesetzt, durch welche der— HErr fortan seinem Volke gleichfalls Gaben seines Geistes zufließen lassen wollte zum Ausbau seines J: Reiches. Wie die Priester durch die Salbung zu Ver- mittlern der sittlichen Heilsgiiter der göttlichen Gnade siir Israel geweiht wurden, so wurde der Klinig durch die Salbung zum Träger und Vermittler aller Gnaden- giiter geweiht, welche der HErr als Gotttöiiig seinen: Volke durch das bürgerliche Negiment zuwenden wollte. (Keil.) Nach Angabe der Rabbinen wurde einein Kö- nig bei seiner Sitlbung ein Kreis, zur Bezeichnung der königlichen Krone, auf dem Haupte gezogen. Vgl. Anm. zu s. Mose 8, 13. 2. lDamit du aber deiner göttlichen Beru- fung zum Königthuni desto gewisser werdest, gebe ich dir noch drei Zeichen an.] Wenn du jetzt von mit? snach Hause] siehest, so wirst du snach einer Wegsirecke von etwa M» Stunden] zween Männer finden bei dem Grabe. Rahel sjenseit dieser Stätte J. Ptose 35, 20 Aruns, in der Grenze Benjamin [da, wo du nun schon dein Gebiete deines Stam- mes, dessen Sitdgreiize sich an der Südseite von Jerusalem hiuzieht Jos. 18, 16, ganz nahe ge- kommen bist], zu Zelzah seiner nicht näher bekann- ten Oertlichkeitsz die werden zu dir sagen: Die Eselinuen sind sbereits, wenn auch erst neuerdings] gesunden, die dn zu sttchen bist gegangen; und siehe, dein Vater hat die Esel sschou vorher, noch ehe sie gesunden waren] aus der Acht gelassen und sorget um ench, und spricht: Was soll ich um meinen Sohn thun sdaß ich den wiedersiiide oder doch ersahre, was ihm mag begegnet sein, weil er so gar nicht zurticktehrtTs Z. Und wenn du dich von dannen fürbaßt sweiter nach Norden hinaus, nach deinem Hei: mathsorte zu] wenden, so wirst du kommen zu der Eiche Tabot swoiil senseit Jerusalem, im eigent- lichen Stammgebiet von Beniamin zu suchen]; daselbst werden dich antreffen drei Männer, die hinauf gehen zu Gott gen Bcthel [zu der Linde: tungs- und Opfer-Stätte bei Betheh um daselbst ihre Andacht zu verrichten, und die nun nach dem Gebot L. Mose 23, 15; 34, 20 jeder eine Opfer- gabe bei sich haben] Einer tragt drei Bdcklcin [zum Dankopfer] der· attdere drei Stitcle [Laib"] Btots szum Speisopfer], der dritte eine Flasche mit Wein lzuin Trantopfer]. V) Luther unterschied, wie die alte Sprache überhaupt, noch sehr sorgfältig zwischen dem Umstandsivort baß (1. Mose 12, « ; 19, I; I. Saat. 29, 4; Dan. 1,15; Sie. Bis, 233 Apostg. 23, is) unddem Eigenschaftds wort besser, während ietzt beide Worte mit einander zu dem einen ,,bcsser« vermengt sind. Die Form für- baß nun ist eine Zusammensetzung aus den: Umstandes- wort (uicht Vorwort) ,,fiir,« d. i. vorwärts sdaher »für- der«-borne aus, weiter, ferner« I. Mose 29, so; Luk.24, 28) und dem eben erwähnten andern Umstands1oort,,baß,« i und bedeutet,,besser oder weiter fort« — «) Laib ist denn nach morgenländtscher Backweise Kuchen zu ver- i i Bei Luther ist das Wort, wie noch jetzt Chron. 17, 3), während man gegenwärtig meist »der« Laib schreibt. 4. Und sie werden dich steundlich grüßen swörtlichx nach deinem Wohlbefinden sich erkundigen kltuth «2, 4 Anm.], und saus einer von Gott in ihnen gewirkten Hochachtung und Liebe] dir snnd deinem Knechte, als die ihr von der, Reise so ermattet seid] zwei Bkode [von den dreien] geben, die sollst du [ohne Bedenken, ob- wohl es eigentlich für den Altar Gottes bestimmte Gaben and] von ihren Händen nehmen sund dich sammt deinem Knecht damit erquicken] 5. Darnach wirst du kommen auf den Hügel "Gottes [nach Gibea Gottesst deinem Hei: i mathsort], da der Philister Lager sein vorgescho- bener Nkilitärposten der Philister] ist; und wenn du daselbst in die Stadt kommst, wird dir begegnen ein Haufe Propheten litt fskEVIicheM AUfzUgeJ von der ]Opfer-] Hohe sbei der Stadt] herabtommend und bot ihnen her ein Psalm, und Partien, und Pfeife-u, und Harsen lSpielleute mit citherähnlichen Saiteninstrumentem wie sie zur Begleitung des Psalmengesanges gebraucht wurden, mit Handpam ten, Flöten und Guitarren 4. Mose 10, 2 Anm.], und sie sdie hinterdrein folgenden Propheten] weissagend sihre gvttbegeisterten Gefühle in über- schwenglichen Reden unter lebhaften Geberdety welche von der gewaltigen Erregung des Herzens zengen, zu erkennen gebend]. «) Gibea, nach dem Stammgebiet, dazu es ge· hörte, Gibea Benjamin (Kap. 13, 2), davon aber, daß hernach Saul seine Residenz hier hatte, Gibea Saul (Kap. 15, 34) genannt, heißt hier Gibea Gottes we- gen der in oder bei der Stadt befindlichen Qpferhöhh die vielleicht als Sitz eines Prophetenvereins vor andern Opferhöhen besonders berühmt war; doch läßt sich dies, daß eine Prophetenschule daselbst gewesen sei, nicht mit völliger Sicherheit behaupten, da jene Höhe möglicher- iveise auch eine bloße Wallfahrtsstätte war, dahin die Prophetcnschüler von Rama von Zeit zu Zeit in feier- lichen Auszügen sich begaben, und ebenso von dort wie- der heiintehrten oder nach andern Gegenden weiter reisten. Diese Wallfahrten hatten den Zweck, reli iöses Leben im Volke zu wecken und zu nähren, da das eissagen auch andere in die gottbegeisterte Stimmung hineinzog ,,Ek- statische Zustände (Zustände der Entzückung) haben et- was Ansteckendes; die Begeisterung pflanzt sich, ähnlich wie bei den ainerikanischen Revivals und der schwedischen Predigerkrankheih unwillkürlich auch auf solche fort, welche ihrer Gestnnung nach solchen Zuständen fremd sinds« (Tholuck.) » » 6. Und der Geist des Hist-tu wird kbei Ge- legenheit dieser Begegnung] eilte-r· dich gerathen, daß du mit ihnen weissagest km ihren ekstatischen Zustand hineingezogen und von derselben geistigen Erregitng ergriffen werden wirst]; da wirst du ein anderer Mann werden [deine ganze geistige Rich- tung, da du bisher mit deinem Denken und Sin- ein in bestimmter Form gebackenes Brot, darunter wir i Ue« UUV in einem Uniekseordneten irdischen Le- bensberuse dich bewegt hast, wird diejenige Saul kehrt heim, nachdem ihm Samuel noch 3 Zeichen Verkündigt und ein Gebot gegeben. 221 Veränderung erleiden, die ziir Ausrichtung deines nunmehrigen Berufs nöthig ist, denn der HErr wird dir ein königlich gesinntes Herz und könig- liche Gedanken für den Dienst an seinem Volke und in feinem Reiche geben] 7. Wenn dir niin diese [drei] Zeichen koni- men [sich alles also wirklich begiebt, wie ich dir jetzt vorausgesagt habe], so lerkeiine daraus, das; die Berufung und Salbung zum Fürsten über des HErrn Eigenthumsvolk, die du durch mich empfangen, eine Berufung und Salbung von Gott selber ist und daß der Beistand des HErrn bei allem, was du als König Jsraels unternimmt, dir nicht fehlen wird, und] thue snun von da an, wo du als König dem ganzen Volke aiich vorge- stellt seit! wisst B« 17 M« was dir unter Han- den kommt swas du je nach den Umständen für das Beste erkennest Nicht. I, 33]; denn Gott ist mit dir [und wird dir ein tveifes Herz, heilsame Rathschläge, einen tapfern Muth, starken Arm und gerechte Werke geben, du darfst dich auf feine äußere und innere Leitung mit großer Freudig: keit verlassen]. 8. Du sollst aber [nachdem du das erste kö- nigliche Werk unter des HErrn Leitung glücklich vollbracht und dein Königsamt vollständig über- nommen hast Kaix 11 u. IS, und nun im Be- griff stehst, ein zweites Werk, das dir unter Han- den kommt, die Bekriegung der Philister Kap.13, 1-—3, in Angriff zu nehmen] bot mir bittab ge- hen gen Gilgal [das Heer daselbst um dich zu versammeln Kap. 13, 4]; siehe, da will ich zu dir hinabkoinmen zu opfern Brandopfer und Dank- obfer [und damit vermöge meines prophetisch-prie- sterlichen Amtes die Weihe an diesem Werke zu vollziehens Sieben Tage [wenn ich verhindert sein sollte, früher zu erscheinen] sollst du Iauf je- den Fall] harren, bis ich zu dir komme und dir sje nach dem, was der HErr mir an dich austra- gen wird] kund thue, was du thun sollst kund soust keinenfallsschon vor meinem Erscheinen irgend etwas unternehmen] Die drei Zeichen, aus deren genauem Eiutreffen Saul die Gewißheit seiner göttlichen Berufung und die Versicherung des göttlichen Beistandes zu den Werken seines königlichen Amts sich abnehmen soll, sind nicht willkürlich gewählt und dem Bereiche zufälliger Begegs nisse entnommen; sie stehen vielmehr in bestiniiiiter Be- ziehung zu ihm, zu dein Berufe, den er itberkommn und zu der Art, wie er denselben ausrichten foll, gleichwie auch die drei dem Mose gegebenen Zeichen fymbolischcr Natur waren (2. Mose 4, 9 Anm.). Das erste Zei- chen, die Begegnung der beiden Männer bei dem Grabe Rahel’s, in der Grenze Beniamim die ihm die Botschaft bringen, daß die von ihm gesuchten Cselinnen seines Vaters inzwischen gefunden seien, foll ihn seiner bis- herigen Sorge um die ordiiiären Dinge des alltäglichen Lebens überheben und seine Gedanken auf die höhere Bestimmung richten, die ihm zu Theil geworden; zu leich aber soll er aus dem Vorfall, da ihm jetzt von selbstzus fällt, was« er mit allem Fleiß und aller Treue, mit al- lem Jageu unziAReiitzleii night hat erreicheiilköiineiy ler- nen, wis in s . 12 , 1. «. geschrieben ste)t, und die StätteJda die diacbricht ihni gute-rinnt, soll ihn erinnern, das; in» ihm Jiahels Schmerzriisfohii wirklich zu einem Gliiclssohii (1. Mose 35, 18), der kleinste iiiitcr allen Stäimiien Jauaelo zu dein bevdrzngtesieii (Kap». 9, St) f] geworden sei. zOas zweite Zeichen, der freundliche Gruß und iav sreiwillige Chr-schritt der drei, die beider EicheThas bvr dem Saul begegnen, soll »deniselbeii ein Unterpfand seiii,»daß seiner« Zeit noch· alles Volk ihm huldigeit und sein ttfönigthuin in freierEntschliefziiiig anerkennen wird, er also es sich nicht braucht anfechtrii zu lassen, wenn vor der Fand etliche loskseizte senkt; fpottciriixiz ihm kein Gesfcheiik ringen werden .«-7. vg. i«ap.11,l .)«eiiiUnterp and, das; der HErr ihn mit allein versorgen wird, was für den neuen» Stand, »der ihin zugefallen, ei· bedarf, um ihn ivurdig auszufiilleiy ihn, den Konig Jsraels, ebenso von seinem Tische versorgen wird, wie er »die Priester bei-sorgt, die dochkeiii Erbtheil haben unter ihren Bruderih denn dein Priesterthuiii tritt nun das Königthitin als eine neue Saale, die das Gebäude der Theoiratie tragen soll, hinzuJDas dritte Zeicheii endlich, das Zusammen- treffen initdeii Prophetenschiilerii in Gibea, bis wohin der zur Zeit Mächtigste und gefährltchste Feind des Vol- kes Gottes feine Posten bot-geschoben hat, und das Kont- men des »Geister; Gottes über Saul gerade bei dieser Gelegenheit, foll fiir ihn eine Hinweisung darauf sein, das; ebenso wenig, wie gegen das Priesterthum er in Bidekrftreit sich stdellen dogrf gegen Finesndere Säulechiier · co ratie, die er H ·rr in die en agen aufgeri tet hat, gegen das Propheteuthiiujiz vielmehr foll er im eng« sten Anschluß an« den Prophetenftaiid sein Amt führen, der ihm die Geisteagaben vernittteln sonst· wird er dieser Gaben verlustig gehen nnd einein bosen Geist vom HErrn versallen. Andernfalls aber wird er iii Kraft des Gei- stes, der gerade da uber ihn gekommen, wo die fchweren DrangerJsgaiksls get) schon wieder fästgesetzth haben, stark genug sein iee ränger aus dsm »ande inauszutred den; wird«an derselben Stätte setinc königliche Residenz ixiilkkkigeäxzktilkksåwzxkI3ik-233"Ik»2å« sitt? Ikiispliiki Stande fein, ihn von seiner Höhe herabzustürzen. ·9. Und da et· [nach Ernpfaiig solchen Be- fchs1ds- Tals filles Zeig, dåiii Heimijdtege ghißn begeg- nen wer e eine s» »u er wan e a er von Santuel ging fund da er nun den 4,—5 Stunden weiten· Weg bis Gibea zuriigelegtjz gab ihm Gott [am Ziele feiner RitckreiseJ ein ander smit dem Geiste der Weisheit nnd der Kraft ausgeriiftetesj Herz [so day er im vollen Sinne des Worts als ein Gefalbter des HErrii heimkehrte] nnd kamen san den drei Stationeu V. L, Z, b] alle Zeichen likikkexi exssituisgisi sit dirs-i«- TO« » ei »in· « ·a e a e egegne en Um ie zween Männer, die ihm aiisagten,» daß die Efeliniieii seines Vaters. gefunden wären; bei der Ciihe Thabor grüßten dte·drei,·welche nach Bethel gingen, ihn freundlich und ähoeeiktsexixrxlziåilvxitij den Opfergabein die sie mit sich trugen, 10. Und [was das wichtigsie »und entschei- densie Begegiiiß von allen war] »du sie [Saul und fein Knecht] kamen an den Hugcl [auf wel- chent die Stadt Gibea oder die zu ihr ge- höklgc Optstståtts Akt» siehe, da kam ihm ein Pro- pheienhaiife fvon Spielleuten angeführt und in 222 1. Samuelis 10, 11—19. hochbegeisterter Rede die Ehre Gottes verkündigend] entgegen; und der Geist Gottes gerieth sals er mit dem Haufen zusammentraf] über ihn, daß er sdemselben sich anschloß und] unter ihnen sebeufallsj weissagetr. Daß dem prophettschen Zustande eine mächtige Er- regun nnd Steigerung des Gesiihlslebens vorausging, ja da diese häufig zur Vorbereitung für jenen absicht- lich herbeigeführt wurde, erkannten wir schon früher (K. 7, Z. Annc.). Es fragt sich nun, ob der prophetische Zustand ein solcher war, bei welchem das verständige Bewußtsein völlig zurücktrat und das ganze geistige Selbstleben des Propheten, durch die übermächtige Wir- kung des göttlichen Geistes niedergehaltem in rein lei- dentlichem Verhalten unterging. Eine solche Steigerung der Ekstase, bei der das Selbstbewußtsein geschwunden · scheint allerdings in dieser älteren Zeit des Prophe- tenthums stattgefunden zu haben: ,,kommt es doch über- haupt nicht selten vor, daß neue religiöse Entwickelun- gen anfangs auf eine gewaltsam erschütternde Weise in das Leben des Geistes eingreifen, wie auch die älteste christliche Kirche, natnentlich in der korinthischen Gemeinde, ähnliche außerordentliche Erscheinungen darbieten« Be- sonders tritt dergleichen hervor, wenn hernach (Kap. 19, 18 ff.) Saul, da er in der Prophetenschule zu Rama Von dem prophetischen Geiste ergriffen wird, nun auch, also wie die Propheten, seine Kleider auszieht und weis- sagend nackt daliegt den ganzen Täg und die ganze Nacht. Indessen dürfen wir doch auf der andern Seite auch nicht außer Acht lassen, daß der prophetische Zu- stand von gewissen seelischen Erscheinungen, mit welchen er auf den ersten Blick große Verwandtschaft zu haben scheint, von dem Somnambulismus und der Ekstase der heidnischen Wahrsager und Propheten (1. Kön. 18, 29), sich wesentlich unterscheidet. Die Somnambule hat, wenn der magnetische Schlaf vorüber, kein Bewußtsein mehr über das, was während desselben mit ihr vorge- gangen; und eben so wenig hat der Schamane, wenn er aus der Verzückung erwacht ist, irgend eine Erinne- rung an die Ferngesichte u. dgl., die er in jenem Zu- stande verkündiget hat. Dagegen ist die Gewalt, die der Prophet von dem Geiste Gottes, der über ihn ge- kommen, erleidet, nicht eine völlige Unterdrückung seines eigenen Jch, bei welcher sein Selbstleben aufhörte; viel- mehr geht von solchen geweiheten Momenten eine mäch- tige Erhebung seines innern Menschen aus, es ist ihm, wie hier dem Saul, als ob er ein neues Herz bekom- men, einen neuen Menschen angezogen hätte. Und selbst hernach, als Saul in feindseliger Absicht nach Rama kommt (Kap.»19, 22 f.) und dort in Verzückung geräth, wirkt diese eine Zeit lang als göttliches Zuchimiitel fort, das ihm nicht gestattet, seine Absichten weiter zu verfolgen. 11. Da ihn aber sahen alle, die ihn vorhin gekannt hatten [die dem Aufzug der Propheten zuschauenden Bürger von Gibea, die ihn, den Saul, doch genau kannten und wußten, daß er dem Prophetenvereine nicht angehörte, auch sonst keine Gemeinschaft mit demselben bisher unterhal- ten hatte, ihn auf einmal mitten im Haufen er- blickten und wahruahmen], daß er mit den Pro- pheten weissagete, sprachen sie alle untereinander: Was ist dem Sohne Kis geschehen swelche Ver- änderung ist mit ihm gegen früher vorgegangen]? Jst Saul auch unter den Propheten shat er sich ebenfalls in ihren Orden aufnehmen lassen, daß er so ganz in ihrer Weise redet und sich geberdet]? 12. Und einer daselbst [dem Gottes Geist es eingab, die Leute von weiterem Nachforschen der einstweilen noch heimlich zu haltenden Ursache der Veränderung bei Saul abzuhalten und ihre Ge- danken vielmehr darauf hinzurichten, daß der pro: phetische Geist an keinen äußern Vorzug der Geburt, des Standes u. dgl. gebunden, sondern fürjedermann im Volke bestimmt sei 4. Mose 11, 29] antwor- tete, und sprach: Wer ist ihr [der Propheten] Va- ter [haben sie etwa, wie die Söhne Aaron’s auf das Priesterthum, ein Geburtsprivilegium darauf, daß ihnen allein, und sonst niemand in Israel, die Prophetengabe zu Theil werden soll]? Daher [weil die Gibeiten damals jene Frage aufwarfen] ist das Sprichwort kommen [das sich dann durch den ähnlichen Vorgang mit Saul in Kap. 19, 23 f. noch mehr befestigte]: Jst Saul aneh Unter den Propheten? sals womit man seine Verwunde- rung ausdrückt, wenn jemand auf einmal in einem Lebens- oder Berusskreise auftritt, der bisher ihm völlig fremd gewesen]. 13. Und da er aus geweisfagt hatte [der Zu- stand prophetisclyer Begeisterung bei ihm wieder nachließ und er in seine gewöhnliche Gemüthsvew sassung zurückgetreten war], kam er ans die Höhe [die Opferstätte bei Gibea, auf welcher auch das Wohnhaus seines Vaters und seiner nächsten Ver- wandten nebst andern Häusern sich befand] 14,. Es sprach aber Saurs Vetter [Vaters- bruder, vielleicht der im Kap. 14, 51 erwähnte Ner, Abner’s Vater, der zwar von dem Vorfall Kap. 9, 3 hinlänglich unterrichtet war, doch aber Gelegenheit suchte, hinter die Reise-Erlebnisse des Saul zu kommen, um die Ursach der Vorgänge in V. 10 sich erklären zu können] zu ihm und zn seinem Knaben [als er in dessen Begleitung nach Hause zurückkehrte]: Wo seid ihr hingegangen [was hat eueh veranlaßt, von hier fortzugehn und so lange außen zu bleiben]? Sie antworteten: Die Eselinnen zu suchen [sind wir ausgegangen, wie du weißt]; und da wir sahen, daß sie [an alle den Orten, wohin wir kamen Kap. 9, 4 f.] nicht da waren, kamen wir [von dem letzten Orte aus, als wir schon im Begriff standen, unverrich- teter Sache wieder heimzukehren] zn Samuel [dem Propheten des HErrn]. 15. Da sprach der Vetter Saul-s kder bei diesem Bescheid auf die naheliegende Vermuthung kam, daß zwischen seinem Neffen und dem Pro- pheten wichtige Verhandlungen müßten stattgefun- den haben]: Sage mir, was sagte euch Samuel? 16. Saul antwortete seinem Vetter sganz der Wahrheit gemäß Kap. 9, 20]: Er sagte uns, daß die Eselinneu gefunden wären. Aber ldas Wort] von dem Königreich sagte er ihm nicht,was Samuelgesagthatte knicht blos, speir dies siik jetzt noch verborgen bleiben mußte, sondern zunächst und Der Geist des HErrn kommt über Saul, daß er weissaget. 223 vornehmlich, weil er in seiner anspruchslofen Demuth Kuh. 9, 2lz 10, 21 f. mit dei- ihin zugedachten Ehre um so weniger sich brüsten wollte, je größer diese ivar]. Au schweigen hat seine Zeit und seine Verpflich- tung ( priichw. 29, 11; Pred Z, 7). l· Bei denen, welche die ihnen mit Ernst verkündigte chriftliche Wahr- heit schnöde zuriickiveiseii oder überhaupt nicht in der Stimmung sind, der Walnheit irgendwie Gehör zu ge- ben, hat der Christ die Pflicht, das Heilige vor Ent- weihung zu bewahren; niid zivar nicht das Wort der Warnung und Mahnung, wohl aber die genauere Mit- theilun der nur den ernsteren Seelen zugänglichen hö- heren Lltahrheiten zurückzuhalten. 2. Auch in andern als rein geistlichen Dingen erfordert es oft die Liebe und die Klugheit, unser Wissen davon zu verschweigen, also Cjeheiiniiisse zii bewahren. a) In Beziehung auf unser Wissen von den Sünden des Nächsten fordert die christ- liche Aiächstenliebe ein Schweigen vor andern, um diesen iiicht Veranlassung zur Läsierrede, zur Schadenfreiide und zn liebloseiii Urtheil zu geben, wenn nicht etwa der Beruf, die sittliche Ordnung der Gesellschaft und der sittliche Zweck der Besserung das Reden sittlich nothwen- dig iuachen (Matth. l, l9). b) Dem geistig und sitt- lich Unnitiudigen gegenüber fordert die christliche Erzie- huugsweisheit oft ein Verschweigen der eigenen, vor Gott bekannten und bercuteii Sünden, um ihnen nicht ein verführendes Beispiel, also Aergeriiiß zu geben. Jede offene Sünde der Erzieher ist ein Argniachea der zu Er- ziehendem ein Versuchenz und es wäre eine sehr unzei- tige Offenheit, wenn Eltern ihren Kindern alle ihre Sünden kundmachtein Ja, da jeder Christ auf jeden andern einen sittlich fördernden Einfluß ausüben foll, so gilt solche vorsichtige Zurückhaltung nicht blos den Kindern, sondern auch andern Menscheii gegenüber. Wer jedem, der ihm eben in die Hand kommt, seine Sünden beichten wollte, würde sich air sich und an dem andern versündigem o) Oft sind wir verpflichtet, unsere nnd anderer Gedanken, Absichtem Handlungen und Verhält- iiisse vor unbefugten Ohren zu verbergen, wenn wir bei andern nicht die Einsicht und das Wohlwollen voraus- sehen, die zu einem richtigen Auffassen der Sache gehö- ren, oder wenn wir eben deshalb und wegen sündlicher »Abstchteii und Vegierden anderer fürchten miisseii, daß eine Kunde von dem uns Bewußten von ihnen thöricht oder sündlich geinißbrauclit werde. Solches Schiveigen ist also eine Pflicht gegen uns selbst, um uns gegen Un- recht und Gefährdung zu schützen, eine Pflicht gegen die, die ftch uns anvertraut haben, oder gegen den Beruf, der uns anvertraut ist (Aintsgeheimnisse),und eine Pflicht gegen die andern, die wir dadurch vor thörichtein oder sündlicliem Beginnen bewahren, sei es zunächst auch nur vor der Gefahr, diirch Weitertragen des Anvertrauten Unheil zu stiften. Verschließen wir unser Haus und Eigenthum vor unberufenen Eindringlingen, so gilt gleiches Recht auch von iinserin Innern. (Wnttke.) IV— to. l7—27. Januari, der nunmehr weiß, wen er nach dem Willen des ttjairrii zuin Fürsten iiber sein itirlstheil sehen soll, lsernft das Voll: gcii jttizpa iiiid läßt dort, naehdein er Israel seine Sünde, die in der Forderung eines Königs liege, norgehalten, durch das iBoos ent- scheiden, wer üiiiiig sein soll; denn daß das Moos anders entscheiden werde, als der ljGrr allbereits entschieden hat, ist nicht möglich, wohl aber liann die unmittelbar: Entscheidung des xtjairrn deiii volle: nnr nahegebractjt werden durch die mittelliare des Moses. Da uiin Saul, der Sohn Eis, getroffen wird, ist er unter den Anwesen- den nicht zu sinden nnd innß erst non dem steifem-roth, darunter er sich versteckt hat, herbeigeholt werden; wor- seineni Könige znianajzt Daß etliche lose Ernte den Sau! oeractneii und geringschätzig von ihm reden, brach« trt er nicht; dagegen sinden sich andere, deren her; Gott riihreh nnd die ihn! das Øhrrngeleit nach Gilica geben. 17» Samuel aber [in Erfülliing seiner Zu: sage, womit er die Aeltestem die nach Ramath zu ihm gekommen waren uiid die Eiiisetzuiig eines Königs gefordert hatten, damals entließ Kuh. 8, 221 berief das Volk zum HErrn szu einer feier- licheiu in Gottes Gegenwart abzuhaltenden Ver: sammlung Nicht. l1, 11 Anm.] gen Viizpa salso an denselben Ort, ivo er vor 18 Jahren Israel zum Kampf wider die Philister geweihet und ihm einen so herrlichen Sieg ersieht hatte Kuh. 7, 5ff.], 18. Und sprach zu den Kindern Israel sden Stammeshäupterih ihnen znnächst noch einmal die Versündigiiug die in ihrem eigentnächtigen Begeh- ren lag, vorhalteiid und damit zii versteheii ge- bend, wie gefährlich der Weg sei, den sie jetzt gingen, und wie bitter sie vielleicht bereuen wür- den, was sie so uiigesiitm gefordert]: So sagt der HErr, der Gott Israel: Jch habe Israel ans Eghpten gesichtet, und euch von der Eghpter Hand errettet, und von der Hand aller Kiiiiigreichtz die euch zwangen sbedriingten und bedriicktein nnd damit von der Zeit an, da ihr ein Volk geworden seid, bis herein in die jüngste Vergangenheit mich stark und mächtig genug erwiesen, auch ohne einen sichtbareii König euch zu helfen und den Sieg über alle eure Feinde zu verleihen]. 19. Und ihr [habt gleichwohl nicht erkennen wollen, wie gut ihr’s unter meinem Regimente habt und wie sicher ihr unter meinem Schntze wohnt, sondern] habt heute [da ihr vor Kurzem zu mir gen Nama kamet Kap. 8, 4 ff. und bis auf diesen Tag bei eurer damaligen Forderung beharretetJ euren Gott [das Königthum eures Gottes] verworfen, der euch aus alle eurem Un- glück und Trübsal geholfen hat, und sprechet zu ihm: Sitze. einen König über uns [deim ob ihr gleich diese Forderung znnächst an mich richtet, so ist sie doch im Grunde nichts anderes, als eine Forderung an ihn, den HErrn felber]. Woblan sweil ihr’s denn durchaus so haben ivollt, das; an Stelle des Gott-Königs ein meufchlicher König über euch gesetzt werde], so tretet nnii vor den HEtrn [vor den hier vor euch aufgerichteten Al- tar] nach euren Stiimmen und Frenndschafteii so«- mit das Loos nach göttlicher Füguu entscheida aus welchem von den 12 Stänimen der önig genommen werden soll, aus welchem Geschlecht des getroffencn Stammes, ans ivelchem Vaterhanse des bezeichneten Geschlechtch und endlich, wer von den Männern dieses Vaterhauses der König sein sol1]. Warum Samuel überhaupt es erst noch aus eine Entscheidung durch das Loos ankommen läßt, da ihin doch der Erwählte des HErrn bereits bekannt ist, so daß er ihn sofort dem Volke hätte vorstellen können, darüber aus denn Samuel ihn dem Volke darstellt, und dieses » s. die Beinen. zu Kur. 8, 22. Es handelt sich nun 224 l. Samuelis 10, 20——27. 11, 1-—-3. bei dieser Herausloosuiig eben so uin die 4 natürlichen Ordnungen , in welche das Volk' Israel getheilt war, (Stäinme, Geschlechter. Vaterhiiusey Männer oder Haus: oäter), wie in Jos. 7, 16 ff. Juden: dadurch eiii Stamm nach dem andern, ein Geschlecht nach deni andern u. s. s. dem HCrrn vor-geführt wurde, sollte das ganze Volk sich als von ihm gemuftert ansehen; jeder einzelne von alle denen, die nicht getroffen wurden, hatte nun das " Zeugnis; aus Gottes eigenem Munde, daß eben er der Erwählte nicht sei, und somit die Pflicht, etwaige bis f dahin gehegte Wünsche und Hoffnungen (Kap. 9, ZU) von Stund an fallen zu lassen und seinHerz dem wirk- lich Crwählten ohne Scheelsucht nnd in gehorsanier Selbst- verleugnung zuzuwenden, während wiederum dieser in dem Bewußtsein seiner göttlichen Erwählung mächtig gestärkt wurde. Aehnlich konnnt es ja anch bei uns vor, daß ihrer viele um ein Arm, eine Stelle, eine Würde sicb bewerbem hat der HErn wenn auch nicht durch das Loos, so doch durch die Umstände und den Entschluß derer, in deren Hände ei« die Plain, darüber zu verfü- gen, gelegt hat, eutschieden, so miß, wen: seine Wüiische nicht erfüllt wurden, diese nun vergessen und alle Bit- terkeit getäuschter Erwartung, selbst in dem Falle, das; es bei der Entscheidung sehr menschlich, vielleicht sogar siindlich zugegangen, darch Deniiithigung unter Gottes Zulassiing überwinden, gegen den aber, dein das, um was es sich handelte, zugesalleiu in ein solches Verhält- niß stch stellen, wie es in dem Gebetsverse dargelegt wird (Die güldiie Sonne ie. V. 6): Las; inich mit Freuden, ohn alles Nciden, sehen den Segen, den du wirst legei1 in meines Bruders und Nähesten Haus. Geiziges Bren- nen, unchristliches Rennen nach Gut mit Sünde, das tilge geschwinde von ineineni Herzen nnd wirs es hin- aus. — Wo der HErr uns versagt, was wir für »das Beste« gehalten haben, hat er allemal etwas noch Bes- seres uns ausbehalteiy um das wir durch murrendeAuf- lehnung wider seine Führung und durch feindseligeGe- sinnung gegen irgend einen unserer Brüder uns bringen würden. 20. Da nun Samuel alle Stämme Israel herzt: brachte szu dem Altar V. l9, das Geschäst des Herauslooseiis vorzunehmenL ward getroffen der Stamm Benjamin 21. Und da er den Stamm Vcnjamtn herzu: brachte mit seinen Geschlechteriu ward getroffen das Geschlecht Matri, und [im Verlauf des weitern Loosens, da hierauf die Vaterhäufer des Ge- schlechts Matri, daruach die Hauswirthe des betreffenden Vaterhaufes herzugebracht wurden] ward lfchließlich] getroffen Saul, der Sohn Kis. Und sie [die bei dem Geschäft des Looseiis thätig waren] suchten ihn sum ihn sogleich dem ver: fammelten Volke durch Samuel vorstellen zu las- sen], aber sie fanden ihn iticht funter den Anwe- senden]. 22. Da fragten sie fverniittels des Lichtes und Rechtes,——den1i auch der Hohepriester war bei der so wichtigen Verhandlung gegenwärtig —] füt- der den HErrn: Wird er auch noch lierkoinmeM soder sollen wir hinschicken nach Gibea und ihn holen lasseu]? Der Hcrr antwortete: Siehe [er ist allbereits da], er hat sich [aber aus De: niuth und Vescheidenheit"] unter die Fässer lust- ter das Reisegepäck, welches das nach Nlizpa zu: l s i s- - l il sainmengekommene Volk an dem dazu bestimmten Orte abgelegt hat] versteckt. » «) Nach anderer, wohl richtigerer UeberseFung: »Jst noch jemand (aus;er denen, die anwesend sub) hier- her gekommen (so daß er, der Gesuchte, wohl da.ist in 9J2izpa, jedoch bei unserer Versammlung fich nicht ein- siesuiideii hat)? Die Antwort des HErrn hat dann den Sinn: Siehe, ei« fist allerdings zugegen) hat sich (sedoch) unter das Geräthe versteckt.—") Cher soll man fliehen und sich dazu treiben lassen. (Lnther.) Wenn Starke das Verhalten Sauls nicht blos aus Deniiith, sondern auch aus Furcht erklärt: »weil er sich zu einer so inißlielsen nnd gefährlichen Zeit, da ein unvermeidlicher ltsprieg mit den Philistern vor der Thür war, nicht gern wollte an das Ruder setzen lassen,« so widerspricht das den Worten in V. O: »Gott gab ihm ein ander Herz-« sowie dem nachherigen Auftreten Sauls in Kap. 11 u. Kap- 13, da er einen gar tapfern Muth an den Tag legt. Einzig richtig ist vielmehr, was Seh. Schmidt sagt: Dainites nichtschiene, als irachte er nach derKöuigss würde und mache sich Rechnung darauf, wollte er lieber dem Vorgang des Loosens fern bleiben. 23. Da liefen sie hin, und holeteu ihn von dannen. Und da ei· unter das Volk trat [indem Samuel ihn deinselben vorstellte], war et« eines Hauptes langer, denn alles Volk [Kap. 9, 2]. 24. Und Samuel [auf diese körperliche Ge- stalt des von dem Loos Getrossenen hinweisend] sprach zu allem Volk: Da seht ihr, welchen der ipErr crwahlet hat seinen Mann, wie ihr ihn nicht ansehnlicher und siattlicher euch wünschen könnt]. »denn ihm ist keiner gleich in allem Volk. Da Jauchzte alles Volk [mit der Wahl, die der HErr getroffen, gar sehr zufrieden], und sprach: Glurk ; zu dem Komgel 25. Samuel aber sagte knach jener Vorstel- lung des neuen Königs von seiner , und nach die- ser demselben dargebrachten Huldigung von des Volkes Seite] dem Volke alle Rechte des König- reichs swelche Stellung ein König Jsraels in dem Gottesstaate nach b. Mose 17, 15 ff. einnehme und welches die hieraus sich ergebenden beidersei- tigen Rechte und Pflichten seien, die des Königs sowohl, wie die der Unterthanen) und schrielfs swas ihm bei dieser Gelegenheit der Geist Gottes eingab auszusprechen] in ein Buch, und legte es vor den HErrn [legte die aufgenommene Urkunde nachher in der Stiftshütte zu Silo neben der Thora oder dem Gesetzbuch Mosis 5. M. Si, 24 ff. nieder] Und Samuel ließ [als er mit Auf- nahme der Urkunde den Akt der Königswahl be- endigt] alles Voll gehen, einen jeglichen in sein Paris. 26. Und Saul ging auch heim gen Gibea lssitlem H8kt11sIths0tkJ; und ging mit ihm des Hee- res [der streitbaren Vlänneiy die bei der Huldi- «gung V. 24 gegenwärtig gewesen waren] ein Theil, welche: Herz Gott ruhrete fschon jetzt mit Liebe und Ergebenheit dem neuen König zuwenden, so daß sie ihn nicht ohne Ehrengeleit nnd ohne sichtbareti Ausdrnck ihrer Bereitwilligkeit, ihm zu dienen, nach Hause entlassen wollten]. Saul wird vor allem Volk. durchs Loos zum Könige Jsraels bestimmt. 225 27. Aber etliche lose smchtswürdigej Leute sprachen sbec der Heimkehr von Mizpajx Was follte uns dieser [eiu gemeiner Mann von gerin- gem Stande und Geschlecht] helfen? Und ber- achteten ihn, und brachten ihm sals hernach alle Gutgestnnten im Lande sich beeilten, dem neuen König in herkömmlicher Weise 2. Chron. 17, 5 ihre Ehrerbietung und Unterwürfigkeit zu bewei- sen] kein Geschenk. Aber er that, als horete er’s nicht [was seine Widersacher Beleidigendes über ihn äußerteu]. Gott gab seinem Volke einen König in seinem Zorn (.Hos. 13, ils, denn sie hatten Ihn verworfen, daß er nicht Kann; ab» a« sein tout« citat-· s, 7). Dennoch war cs ein gar treiflicher König, ein demüthigen hochherziger, thatkrästiger Ntatim so gut, daß damals kein besserer hätte gesunden werden mögen; den noch besseren (Kap. 13, 14) aber ihnen zu geben, hatte Israel dem HErrn nicht Zeit gelassen. ergriff Saul nicht sofort die Zügel der Regierung. begab sich vielmehr nach wie vor an seine ländlichen Beschäf- tigungen. Das that er ebenso sehr aus Demuth und Anspruchslosigkeih wie aus richtiger Beurtheilung der Lage der Dinge. Erst wollte er den Erwartungen, die man von einem König sich machte (Kap. 8, 6. 20), ent- sprechen, dann würde die Anerkennung sich von selbst finden; und da ihn der HErr obne sein Zuthun zum Fürsten über sein Volk gesetzt hatte, so wollte er dem HErrn nicht vorgreifen, sondern in Geduld und Stille abwarten, bis ihm zum Handeln Geleenheit gegeben würde· ,,Manch eben angezündetes Li tlein deckt der HErr erst weise zu, damit es ordentlich attbrenne.« Das 11. Kapitel. sauks erster Sieg wider die Atnmoniter. V« di. 1———15. Die Gelegenheit site Saal, den Erwartun- gen Israels, die man von einem König sich gemacht hat, zu entsprechen, findet sieh bald. Der Ztmnioniterttäuig dicchao belagert dieStadt J! abes in Gilead und bedrängt diesseits— get aufsstenßeraez sie senden tltoten in alle Gren3enJsrael, damit man ihnen helfe, und diese kommen, wie es scheint, dureh göttliche Leitung zuerst nakh Gibea, wo der neu— gewählte König noeh seinen läudlichen tzesmäfliguugen nachgeht und auf dem Felde atmet. Als er von da htimltehrtz findet er die Bürger seiner Vaterstadt weinend und jammernd aber die dioth der Sabesiten und den sltebermuth der 2tmmoniter, ohne daß irgend jemand dar— an dachte, den Brüdern zu helfen; da zerslükttt er sclue Rinde: und läßt unter iiersendung der Stiieiie in alte Stämme Israels einen Aufruf zu allgemeine: Erhebung deo voltis ergehen, der denn auch den besten Erfolg hat; bei der Auftetnng in Basel: ergiebt sich eine Streitmacht von 330,000 Mann. itiit dieser bricht Saul von drei Seiten in dav izetageruugsheer der Jtmtnoniter ein and vertreibt es in kurzer Zeit. Jetzt sind alle Herzen so file ihn begeistert, daß man die Bestrafung derer, die den König veeashtet und verspottet haben, fordert; Saul weist gkoßmfithlgen Herzens diese Forderung streuen, Samuel aber benutzt die günaige Stimmung des volles, mit ihm nach Gilgal zu gehen nnd dort das Königreich zu er— neuern. l. Es zog aber skurze Zeit nach der Königs- Wahk Kaps 10, 17 ff] herauf saus seinem Lande Dlichfeps Lisette-eck- Nach der Rückkehr von Gibea nun östlich vom Gebiet des Stammes Gab] Rahab, der lKöntg der] Ammviiiler fder schon lange Ge- legenheit suchte, die Ansprüche seines Vorgängers auf einen Theil des Ostlandes Richt. 11, 13 zu erneuern Kap. 12, 12, doch erst jetzt dazu kam, diese Absicht auch auszufübrens und betagerte Ja- bes» in Gilead sRichc 21, 9 Anm.]. Und alle Manner zu Jabes sstch zu schwach fühlend, die Belagerung auszuhalten und den Feind hinweg- zutreiben] sprachen [indem sie ihre Aeltesien in dass feindliche Lager absendeten, um Unterhandlungen an- tukttüpfen V« 3] zu Rahab: Mache einen Bund mit uns [stelle uns Bedingungen, die wir anneh- men könnenL so wollen wir dir dienen sunsere Stadt dir übergeben und deiner Herrschaft uns unterwerfens Z, Aber Wahns, der Ammoniteu antwortete ihnen [voll höhnischen Uebermuthsjx Darin will ich einen Bund mit euch machen, daß ich euch allen das rechte Auge aussteche und mache euch zu Schanden unter dem ganzen Israel. Einige haben in dieser Forderung des Nahas ein doppelter; Bild erblickt: l) Ein Bild des Teufels; denn Nachasch heißt eine Schlange Der sich dem »Sa- tan zum Dienst ergiebt, dem sticht er sein rechtes Auge aus; er beraubt ihn seines Verstandes in geistlichen Din- gen, ob er ihm gleich das linke Auge, die Geschicklichkeit in irdischen Dingen, läßt. L) Ein Bild der Anschläge, die auf die Vereinigung widriger Religionen abzielen und also nothwendi mit Verlust der Wahrheit verknüpft sein miisseit Der apst hat oft den Protestani ten Friede anbieten lassen, wenn sie sich gleichsam ihr rechtes Auge wollten ausstechen lassen, d. i. wenn sie die erkannte Wahrheit verleugnen und einen blinden Gehor- sam versprechen wollten. (Starke.) s. Da sprachen zu ihm die Aeltesten zu Ja- bes fnacbdem sie jene Antwort ihren Mitbürgern hinterbracht und mit ihnen über das, was weiter zu thun sei, sich versiändigt hatten]: Gieb uns sieben Tage [Frist], daß wir Boten senden in alle Grenzen Israel [ob vielleicht unsre Brüder drüben, jenseit des Jordan, uns Beistand gewähren möch- ten]; ist dann niemand, der uns errette, so wollen wir zu. dir hinausgehen inne dir aus Gnade und un· gnade ergeben. Nabas aber, weil er einerseits bei dem damali en innern Versalle Jsraels ein solches Hilfe« suchen für rein vergeblich hielt nnd andrerseits nicht im Stande war, die Stadt sofort mit Sturm einzunehmen, gestand diese Frist von 7 Tagen zu]. Die schmachvolle Verhöhnung V. 2 ging über das Maß dessen hinaus, was die Bürger von Jabes tragen konnten. Es eewachte in ihnen ein Funke von dem Be· wußtseim daß sie auch zum erwählten Volke Gottes ge- hörten; sie erinnerten sich der Zusammengehdrigkeit mit der ganzen Gemeinde Israel: es kam ihnen ein Ahnen, daß auch für sie in den wetten Grenzen des heil. Lan- des noch ein Retter möchte gefunden werden. Aehnliches ist oft geschehen. Denket nur an den verlorenen Sohn: wer weiß, wenn seine Schmach nicht so über alle Maße groß geworden wäre, wenn die Sünde seiner ein wenig geschont hätte, ob jemals ein Gedanke an das Vater- hans in ihm erwacht wäre! Wär die Sünde nur et- was säuberlicher mit manchem Getauften verfahren, er A. te. l. 2. 15 226 l. Samuelis 11, 4—-15. 12, l. Z. hätte wohl auch einen aiiständigen Bund mit ihr ge- macht, und hätte iii Sicherheit und Ruhe das Joch die- ses Bundes getragen, bis es zu spät war; aber als dscr alte Feind in seiner wahren Gestalh in seinem unver- sdhrilichen Haß fich zeigte, um ganz und gar ihn zu Schandcn zu machen, da fuhr ihm ein Ahnen durch die Seele, wer er sei, wessen Gepräge ei· trage, zu welchem Volk er gehöre. Er sahe verlangend fich um nach einem Retter und sandte die Seufzer nach Hilfe aus seiner Schmach in alle Grenzen. (Disselhoff.)· » a. Da kamen die Boten [auf ihrer beabsich- tigten Rundreise durch das Westlaud, in Folge besonderer Leitung Gottes, der sie sogleich an die rechte Stelle führte] gen Gibea, salfoj zu [dem Ort, wo] Saul [wohnete, ohne jedoch voii feinem Königthum, das ja noch ganz die Kuechtsgestalt aii sich trug und selbst von denen nicht weiter be: achtet wurde, die vorher so hartnäckig einen Kö- nig begehrt, schon etwas zu wissen], Und redeten solches [wie schlimm es um ihre Vaterstadt stiinde und wie dringend sie der Hilfe bediirfe] vor den Ohren des Volks. Da hub alles Volk seine Stimme aus, und weinetc sjammekte übe: die oioth de: Beine: und chalt über den Stolz des Heiden; doch keiner hatte ein ort ihätigeii Mitleids, nicht einmal ein Wort der Ermuthigung und des Trostes]. Z. Und siehe, da swährend alles Volk sich so ; «. in mäßigen Klagen erging] kam Saul vom Felde, E Wen« Landstum aufgeboten hatte« hinter den Rindern [mit welchen er draußen in der Wirthschaft gearbeitet hatte] her, nnd sprach: Was ist dem Volk, daß es meiner? Da erzähle- ten sie ihm die Sache der Männer von Jabes. is. Da gerieth der Geist Gottes sder da ist ein Geist der Weisheit und des Verstandes, des Rciths und der Stärke sc. Jes. 11, Z] über ihn, als er solche Worte stören, und sein Zorn ergrim- uiete sehr süber den Schiinpf, den der Ammoni- ter dem Volke des HErrn anthun wollte] 7. Und nahm ein Paar Ochsen [dieselben, mir welchen er soeben vom Felde kam] und zerstückte sie« [vor den Augen des ihn umgebeiideu Volks], und sandte kdie Stücke Nicht. 19, 291 in alle Grenzen Jsraci durch die Boten Isoer Jabesitetu die er nunmehr« zu den übrigen Stämmen ent- 1ieß], und ließ sagen: Wer nicht smitJ auszcucht fin den Streit wider die Ammoniter], Saul [dem berufenen König Jsraelsj nnd Samuel [dem Pro- pheten des HErrnJ nach, deß Rindern soll man [zur Strafe für seine Theilnahmlosigkeit und zur Schmach unter dem ganzen Volke] also thun swie ich diesen meinen Rindern gethan habe]. Da fiel die Furcht des HErrn ans das Voll, daß sie sehen: falls von dem Geiste Gottes ergriffen, der infol- chem entschiedenen Auftreten seines Gesalbten sich merken1ieß"] auszogen, gleich als ein einiger Mann. «) Auch bei den Sei-then war es Sitte, daß, wer sich selbst siir ein erlittenes Unrecht nicht Genugthiiung ver— chassen konnte, einen Ochsen in Stiicke zertheilte und herumscindte, worauf alle, die sich des ihm zugefligten Unrechts annehmen wollten. ein Stück nahmen und schwureu, ihm nach Kräften beizustehen. —— ») Ein fei- ger, miirrischcn leidensselieuer Streiter Christi macht leicht hundert seige, denn Feigheit steckt an; aber Einer, dem nicht das unruhigc Feuer von Fleisch und Blut, sondern das heilige, stille Feuer vom Altar Gottes im Herzen brennt und aus den Augen leuchtet, der reißt auch Tau- sende mit sich fort, wie verheißen ist (Jes, 60, 22): »Aus dem Kleinsten sollen Tausend werden, und aus dem Ge- ringsten ein mächtig Volk« Eine Furcht des HErrn fällt von einein solchen Manne auf die Feinde, wie auf die Freunde: die Feinde bringt sie zum Zittern —- »Ein Gebet dieses Menschcn ist mir schrecklicher, als eiiieArmce von zehntausend Kriegern,« rief die katholische Marie v. Guise bon dem Gottesniannc Knox —, die Freunde bringt sie zu einem Jauchzein das sie wieder stark iuacht, neuen Glaubensmiith iii ihnen weckt und ihre Hand streiten lehrt mit dein Schwert des Geistcs 8. Und set, Saul] machte dieOrdnuug khielt eine Ptusteruiig über das zusammengekomnieiie KriegsVolkJ zu Basek soder Befek, noch auf der Westseite des Jordan, im Stamme Jsaschar Nicht. i, 4 Auui.]; und der Kinder Israel waren drei- hundert mal tausend Mann, und der Kinder Juda dreißigtausend [Kp. 15, 4; 17, 52j. Diese Zahlen werden nicht zu groß erscheinen, wenn man bedenkt, daß nicht von einem regelmäßigen Kriegs- heer die Rede ist, sondern Saul das ganze Volk zu In der Souderung der Kinder Juda von den Kindern Israel zeigt fich schon eine Spur von der später zur förmlichen Spaltung füh- reuden Trennung Juda’s von den übrigen Stämmen. 9. Und sie sagten den Boten, die sinit der Bitte um Hilfe in das diesseitige Land herüber] kommen fund so lange dageblieben] waren sbis es sich herausgestellh was Saul’s Aufruf V. 7 für einen Erfolg haben würde-J: Also sagt den Man- uern zii Jabes in Gilead sdie euch in ihrer gro- ßen Bedrängiiiß zu uns entsendet haben V. 4]: Morgen soll euch Hilfe geschehen kund zwar um die MittagszeitL wenn die Sonne beginnt heiß zu scheint-UT Da» die Boten snach ihrer Heimathj kamen, uiid verkuiidigten das den Männern zu Jabes, wurden sie froh. «) Daß sie so bestimmt die Stunde angeben, wann den Bürgern zu Jabes würde geholfen sein, beruht wohl auf einem prophetisclieii Ausspruch des Samuel, der das Heer bis nach Bafek begleitet hatte (V. 7 und 12.) — »Wenn Christus, die Sonne der Gerechtigkeit (Mal. 4, 21 in der Seele aufgeht und dieselbe erwärmt, da ist Sieg und .L)ilse; da werden die Feinde geschlagen, die in der Nacht des gefe lichen Standes unüberwiiidliäi erschieuen.« fRaiubachsp 10. Und die Manner [zu] Jabes Ischickten zu den sie belagernden Ammonitern und] sprachen: Morgen lvollen wir [unferm Versprechen V. 3 ge- mäß, da die ausbedungenen sieben Tage mit dem heutigen zu Ende sind] zu euch hinausgehen, daß ihr uns thut alles, was euch gefcillt kste werte« aber damit blos der Feinde spotten, meinten das hinausge- hen vielmehr in dem Sinne, daß sie morgen würden einen Ausfall niachen und selber mit ihren Belagerern thun, was ihnen gefiele; das zweideutige Wort ioar zu- gleich eine Kriegslish die Ammoniter sicher zu machen] Sauks erster Sieg und Edelmuth gegen die Widersacher. Im Kriege wird es oft die Pflicht gegen das Vater- land fordern, den Feind durch List irre zu führen und seine Pläne dadurch zu vereiteln; wo dagegen im Kriege der Feind uns persönlich gegenüber tritt und es sich nicht sowohl um das Vaterland und dessen Vertreter, sondern um uns selbst handelt, da ist es nicht christlich, den Feind als außer aller sittlicher Gemeinschaft mit uns zu betrach- ; ten, da ist eine wirkliche Unwahrheit eine Verletzung der « sittlichen Würde des Feindes wie unsrer eigenen. Jm Alten Testament werden Kriegslisten und heimliche Ueber- fälle öfters erwähnt; freilich oft (z. B. Nicht. Z, 16 ff.; 4, 17 ff; 9, 49 ff. u. s. w.) in einer der christlichen Sitt- lichkeit nicht entsprechenden Weise: christliche Völker dür- fen Kriegslist nicht zur Heimtücke machen. (Wuttke.) 11. Und des andern Morgens stellete Saul das Volk in drei Haufen, und kamen in’s Lager [brachen so von drei Seiten zugleich in’s feind- liche Lager ein] um die Morgenwache [um die Zeit von 3—6 Uhr Morgens] und schlugen die Am- moniter [welche keines Ueberfalles sich versahen], bis der Tag heiß ward [da hatten sie dieselben völlig überwunden]; welche aber überblieben [in dem Handgemenge nicht niedergemacht wurden], wurden also zerstreuet, daß ihrer nicht zween bei einander blieben. 12. Da sprach das Volk zu Samuel sals es siegreich aus dem Kampfe zurückkehrend mit ihm in Basek V. 9 Anm. wieder zusammentraf, voll hoher Begeisierung für seinen König, der sich so trefflich als einen Helfer nnd Retter bewiesen]: Wer sind sie, die da sagten [Kap. 10, 27]: Sollte Saul über uns herrschen? Gebet sie her, die [losen] Männer, daß wir sie [zur Strafe für ihre FreveIredeJ tödten. 13. Saul aber [der das hörte] sprach [voll großmüthigen und frommen Sinnes]: Es soll auf diesen Tag niemand sterben, denn der HErr hat heute Heil gegeben in Israel sund dadurch diesen Tag zu einem geweihten gemacht, den wir nicht durch ein Blutbad entweihen dürfen]. Er will sagen: Jst Gott so barmherzig heute gegen uns gewesen, daß er die Sünden Jsraels nicht ange- sehen, sondern uns einen so herrlichen Sieg geschenket hat, so ist’s billig, daß wir nach seinem Exempel unsers Nächsten Sünde auch vergeben und nicht mit Lebensstrafe rächen· (Seb. Schmidt.) Die beiden edelsten Zierden eines rechten Goticsknechts vereinigen sich in dieser er· sten Königsthat Saul’s: l) der brennende heilige Eifer in der Sache des HErrn und der Brüder; Z) die stets gleiche Sanftmuih und Verleugnung seiner selbst in der eigenen Sache. — Einen H eldenmuth, der da Gut und Blut gern um deinetwillen lasse und des Fleisches Lüste hasse, gieb mir, höchstes Gut, durch dein theures Blut. Deiner Sanftmuth Schild, deiner Demuth Bild, mir anlege, in mich präge, daß kein Zorn noch Stolz fich rege; vor dir sonst nichts gilt, als dein eigen Bild. (Wer ist wohl wie du re. V. 13 u. 8.) 14. Samuel sdie jetzige Begeisterung für Saul, die dnrch seinen Edelmuth nur noch erhöht wor- den war, benutzend, um allen Widerspruch gegen dessen Königthum für immer zum Schweigen zu bringen] sprach zum Voll: Kommt, laßt uns gen 227 Gilgal [Dschildschilia, südwesilich Von Silo Kap. z7, 16] gehen, und das Königreich daselbst erneuern sden vom HErrn uns gegebenen und mit einem so her- lichen Sieg gesegneten König in seiner Würde bestätigen, indem wir durch abermalige Huldigung uns zur Unter· thänigkeit gegen ihn verpflichten] 15. Da ging sder Aufforderung mit willigem Herzen entsprechend] alles Volk gen Gilgal, und machten daselbst Saul zum Könige vor dem HErrn zu Gilgal sdnrch feierliche Anerkennung der schon zu Mizpa Katz. 10, 17 ff. vollzogenen Wahl] und vpfetten [nach geschehener Huldigungj Dankopfer vor dem HErrn s auf dem daselbst besindlichen Al- tar] Und Saul sammt allen Männern Israel freuten steh daselbst sbei der auf das Opfer sol- jgenden Mahlzeit 2· Mose 29, 34 Anm.] fast [gar] ehe. Das 12. Kapitel. Wie ansehnlich Samuel sein Rictjteramt übergeben. VI. v. 1—25. tlachdem die Erneuerung des Königreich- geschehen und die Herzen des volles bei dem angestellten Qpfermahl mit dem Herzen ihres Königs sich verbunden haben, beschließt Samuel die ganze verhandlnug mit einer ausführlichen Rede, worin er zunächst von alten Blume— senden sitt) Zeugnis geben läßt über die Genauigkeit und Tadellofigleeit seiner Amt-verwaltung als Richter. Wenn denn schon in dieser terin begründeter Anlaß lag zu der Forderung eines Königs, so überhaupt nicht in der ganzen bisherigen Art, wie der Hatt: sein volle seit den Tagen Øgyptens bis herein in die jiingste vergan- genheit geführt hat; Israel hat also mit jener Forde- rung sehr übel gethan, und Samuel läßt dessen den hErrn selber vom Himmel herab Jteuguiß geben durch Donner und Regen, um dcu er ihn bitter, jetzt, da es die Zeit der Weizruernte und dergleichen etwas unerhörtes ist. klar— über erscheinst denn das ganze volle aufs Tiefste und geht den Samuel um seine Fiirbitte an, daß der HEre sie nicht ausreibe in seinem Zorn; er redet den erschrocke- nen Seelen, bei denen er erreicht hat, was er wollte, die Erkenntnis ihrer Sünden, freundlich zu, ermahnt sie zu besserer Treue gegen ihren Hundes-galt. nud ver— spricht, ihre Wohlfahrt ferner als prophet ans seinem Herzen tragen zu wollen, ob er gleich von seinem stich- teramte nun für immer zurücktritt. I. Da sals die Opfermahlzeit zu Ende, das Volk aber, das seinem von Gott ihm gesehten König vom Neuen sich unterworfen hatte, noch in Gilgal beisammen war] sprach Samuel zum gan- zen Israel: Siehe, ich hab [nach des HErrn Weisung Katz. s, 7. 221 eurer Stimme gehorchet in allem, das ihr Damals, als ihr zu mir nach Ramath kamet Kap. 8, 4 sf.] mir gesagt habt, und hab [unter göttlicher Leitung Kuh. 9 u. 101 einen König itber euch gemacht. Z. Und nun siehe, da [in der Person des hier gegenwärtigen Saul] zeucht euer König [als An- führer im Krieg und als Richter in Friedens- 157 228 I. Samuelis 12, 3—-—23. Zeiten] vor euch her [wie ihr das so haben woll- tet, und es auch in dem eben beendigten Kampfe wider die Ammoniter bereits geschehen ist] Ich aber bin alt und grau worden [daß ich das Rich- teramt nicht mehr verwalten kann, sondern es gern und willig in andere Hände lege], und meine Sbhne sdie ich vordem zu Gehilfen mir genom- men] sind bei euch [leben nun wieder unter euch als Euresgleichen, so daß ihr nicht mehr an ihrem Verhalten Aergerniß zu nehmen braucht Kuh. 8, 1s—3], Und ich bin [was dagegen meine eigene Amtsführung betrifft, so bin ich] vor euch herge- gaugen von meiner Jugend auf, bis auf diesen Tag [ihr wisset also selbst, wie dieselbe bestellt ge- w esen]. 3. Siehe, hie bin ich [bereit, von dieser mei- ner Amtsführung Rechenschaft zu geben] antwor- iet [dem1] wider mich [so ihr etwas dagegen ein- zuwenden habt] vor dem HErru und seinem Ge- salbten [dem König, in dessen Hände das Nichten amt nun übergegangenL ob ich jemandes Ochsen oder Esel genommen habe? ob ich jemand habe Gewalt oder Uurecht gethan? ob ich von jeman- des Hand ein Geschenk genommen habe, und mir die Augen [dadurch] blenden lassen seinen Schul- digeu freizusprechen oder einen Uuschuldigeu zu verdammen]? so will ich’s euch wiedergeben seinem jeden, von dem ich etwas genommen, es zurück- ersiatteu, und an jedem, dem ich Unrecht gethan, es wieder gut machen]. 4. Sie sprachen: Du haft uns keine Gewalt uoch Unrecht gethan, nnd von niemandes Hand et- was genommen. Z. Er sprach zu ihnen: Der HErr sei Zeuge wider euch, und sein Gesalbter heutiges Tages [oor den Ohren beider hab ich euch gefragt, und vor den Ohren beider habt ihr mir bezeugt] daß ihr nichts skein uxirecht Gut] in meiner Hand fun- den habt. Sie sprachen: Ja, Zeugen sollen sie sein [wie wissen, daß du in Gegenwart des HErrn so- wohl wie seines Gesalbten uns gefragt, und wir in ihrer Gegenwart dir auch geantwortet haben, und bestätigen nochmals unsere Rede; es soll dabei bleiben Hebt. s, leis. S. Und Saume! san diese Aussage seine wei- teren Vorhaltungen ankniipfendl sptach zum Volk: Ja, lZeuge sei] der HErn der Mose und Aarou gemacht szu ihrem Amte berufen] hat, nnd [der dann große Dinge durch ste ausgerichtet und] eure Väter aus Eghptenland geführet hat sihn nehme ich darum zum Zeugen, weil er auch mich in mein Richteramt gesetzet und auch durch mich viel Gutes euch erzeiget hat]. 7. So tretet nun her, daß ich mit euch rechte vor dem HErrn, über aller Woblthat des Akten, die er an euch und euren Vätern gethan hat [sie euch. vorhalte und dabei eurer Undaukbarkeit ge- gen ihn euch überfiihre]. 8. Als Jakob [mit seinem ganzen Hause] in Egvpten kommen kommen war [und nachmale ein neuer König daselbst aufkam, der nichts von Jo- seph wußte, sondern das Volk mit schweren Dien- sten drückte] schrieen eure Väter zu dem HErrn, und er serhörete sie und] sandte Mose und Anton, daß sie eure Väter aus Eghpteu führeteu, und sie an diesem Ort [im Lande Cannaan, das ihr nun längst schon inne habt und dessen Segungen ihr in reichem Maße genießt] wohnen ließen [2. Mose 1, 1——3, 20; Jos. 24, 1—25.] 9. Aber da sie des HErrty ihres Gottes, vergaßen, verkaufte er sie [nachdem sie schon vor- her mancherlei Noth hatten erleiden tuüssen Nicht. Z, 10 ff.] unter die Gewalt Sissera, des Haupt: manns sHeeresobersien des eauanitischen Königs Jabinj zu Hazor [Richt. 4, 1 ff.], und sspäterj unter die Gewalt der Philister [Richt. is, 1 ff.], und [früher] unter die Gewalt des Königs der Moabiter [Richt- s, 12 ff.], die stritten wider sie. 10. Und schrieen [weuu sie so recht in der Noth waren] aber simmer und immer wieder] zum HErrn, und sprachen: Wir haben gesimdigh daß wir den HErrn verlassen und Baalim und stlstha- roth [den Göttern der Canauiter Richt 2, II; 10, s. 10; b. Mose 16, 21 Anm.] gedieuet ha- ben; nun aber errette uns von der Hand unserer Feinde, so wollen wir dir shinfüro treuer] dienen. 11. Da sandte der HErr saußer andern] Inab- baal [oder Gideon Nicht. 6, I I ff.], Bedan [d. i. Ba- rak« Richh 4, 6 ff.], Jephthah [Richt. 11] und sschließlichj Samuel« 11. Sam. 7], und errettete euch von eurer Feinde Händen umher, und ließ euch [uach Vertreibung der Unterdrücker immer von Neuem wieder] sicher wohnen. «) Andere denken an Simson Up- = III; der Danite), oder nach 1. Ehren. 8, 17 an Jair (Richt.10, 13) oder an Abdon (Richt. 12, 13); es ist aber am wahrscheinlichstem daß TII ein alter Schreibfehler ist fiir P’D (Bedan für Baraks — «) Es ist auffällig, daß Samuel von sich in’ der dritten Person redet, sich bei Namen nennt, statt einfach zu sagen ,,mich«; deßhalb haben die syrische und arabische Uebersetzung dafür ,,Sim- son« gesetzt. Jndessen kommt es dem Redner darauf an, sich den übrigen von Gott gesandten Richtern bei- zugesellen, um dem Volke recht schlagend darzuthum daß es keine Ursach hatte, bei dem Einfall der Ammoniter mit dem Verlangen nach einem König hervorzutreten P. 12Y; es hatte ja seinen Richter, durch den der HErr chon einmal geholfen (Kap. 7) und durch den er auch weiter würde geholfen haben. » 12. Da ihr aber fahrt, daß Nat-as, der Kö- nig der Kiudet Ammon, wider euch kam sAnstalt traf, denselben Anfpruch auf das Land Gilead gel- tend zu machen, den einer seiner Vorgänger vor- mals erhoben hatte Richt.11, 12 ff.]; sprachet ihr [aller Gnadenhilfen, die ihr während der Richtev izeit von eurem unsichtbaren König, dem HErrty so reichlich erfahren, vergessend und Fleisch für Samuel legt feierlich sein Richteramt nieder nnd ermahnt ziir Treue gegen den HErrn. 229 euren Arm haltend Jerem. 17, 5». 7] zu mir: Nicht du, sondern ein König soll uber uns herr- schen [Kap. §,«7. 19]; so doch der HErr, euer Gott, euer Kontg war [ihr habt also mit solchem Be- gehr nicht mich, ondcrn den HErrn selbst verworfen, daß er nicht mehr König sein sollte über euch, — diese Sünde großen Undanks muß ich euch setzt, da die Zeit der Richter abschließt, mit allem Nachdruck vorhalten, da- mit ihr fühlet, nicht die Verfassung war untauglich für euch, sondern ihr tau tct nicht für die Verfassulig, und einsehen lernt, wenn ihr nicht selber anders werdet, wird auch die anders gewordene Verfassung euch nichts helfen] 13. Nun, da habt ihr euren König, den ihr erwahlet und gebeten [ivie ihr euch ihn ge- wünscht und ausdrücklich ihn gefordert] habt; denn siehe, der HErr fauf euer Begehren eingehend und selbst die Wahl in seine Hand nehmend] hat einen König uber euch gesehen » 14. Werde! ihr nun den HErrn suchten, und ihm dienen, und seiner Stimme gehorchen, und dem Munde [den deutlich ausgesprochenen Befehlen b. Mose l, 261 des HGrrn nicht unge- horsam sein; so werdet beide ihr und euer König, der fjetzt oder künftig] nber euch herrschet, dem HERR, eUkcM Gott, fvlgeli [feiner Leitung und sei- nes Schutzes genießen; denn er wird in folchein Falle nicht aufhören, als euren eigentlichen und obersten Kö- nig sich zu beweisen, hinter dem ihr hergehen dürfet, wie die Heerde hinter ihrem Hirten] is. Werdet ihr aber des HErrn Stimme nicht gehorchen, sondern seinem Munde [dem, was er durch Mosen geredet hat und durch die Pro- pheten künftig noch reden wird] ungehotfaln sein; so wird die Hand des HErrn wider euch und szwar in ebenso strafendcr und demüthigeuder Weise, wie vormals] wider eure Väter sein kdixrch die Errichtung des Königthums habt ihr keineswegs einen Schutz wider göttliche Strafgerichte erlangt, so daß ihr nun ungestraft sündigen und eures Her ens Gelüsten nachwandeln rönntet — Glück und Wohliahrh Segen und Gedeihen hängt nach wie vor von dem treuen Ge- horsam gegen den HErrti im Himmel ab]. 16. Auch tretet nnn her [bleibet noch einen Augenblick mit mir vor Gott, dem gerechten Rich- ter, der mitten unter uns gegenwärtig ist, stehen], nnd sehet [merket auf] das große Ding, das der HErr vor euren Augen than fund die Wahrheit des von mir Gesagten, da ich euch der Sünde des Undanks wegen der Forderung eines Königs beschuldigte, damit bestätigen] wird. 17. Jst nicht jejzt die Weizenernte [Mitte Mai bis Mitte Juni Richt. 15, l» da Gewitter und Regen sonst etwas Unerhörtes sind in unserm Lande Sprüchw. 26, 1 vgl. Z. Mose 26, 5Anm.]? Jch will aber den HErrn unreifen, daß er [eben jetzt, wo es nach dem natürlichen Lauf der Dinge nimmer geschehen würde] soll donnern nnd reg- nen lassen, daß ihr [iudem sofort geschiehet, was ich von ihm bitte] innen werdet [der HErr beken- net sich zu meinen Worten] und [ihr also] sehen «sollt das große Uebel, das ihr vor des HErrn Augen Damit] gethan habt, daß ihr euch einen König gebeten habt. 18. Und da Samuel [nach dieser Ankündi- gitng auf der Stelle] den HErrn anrief fdaß er feinen Zorn durch ein Unwetter zu erkennen ge- ben möchte], ließ der HErr donnern und regnen desselben Tages. Da fürchtete das Voll sehr den HErrn nnd Samuel [erkannte, wie schwer es ge- gen beide sich versündigt habe mit seinem Undank nnd seiner Verachtung] II. Und sprachen alle zu Saume!- Bitte für deine Knechte den HErrn, deinen Gott [den wir nicht selber zu bitten und auch unsern Gott zu nennen wagen], daß wir nicht sterben Iser in sei- nem Zorn uns nicht vernichte, wie wir wohlver- dienet hätten Z. Mose 20, 19]; denn über alle unsere Sünde [die Israel je und je mit seinem ungehorsam und seiner Halssiarrigkeit begangen] haben wir anch das Uebel gethan, das; wir uns einen König gebeten haben. 20. Samuel aber [dem es nur darauf an- kam, seine Zuhörer mit einem heilsamen Schrecken zu erfüllen, um ihre Herzen desto eindringlicher zur Treue gegen den HErrn ermahnen zu können, und der diese Absicht in jenen Worten V. 19 volls kommen erreicht sah] sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht [als wäre es nun um euch geschehen, als wollte der HErr euch anffressen in seinem Zorn 2. Mose 32, 10], ihr habt zwar des Uebel alles gethan [dessen ich euch bezüchtigt habe V. 6 ff.]; doch [wird Gott gleichwohl seine Gnade euch nicht entziehen, wenn ihr nur künftig euch besser zu ihm halten wollet] weichet [daruin] nicht hinter dem HErrn ab fdaß ihr abermals ihn verachten wolltet], sondern dienet [fortan] dem HErrn von ganzem Herzen, 21. Und weichet nicht dem Eiteln [den eiteln, nichtigen Götzen b. Mose II, 21; Jes. 41, 29] nach; denn es [ein Götze] niitzet nicht, und kann nicht erretten, weil es [er] ein eitel Ding fruch- tiges Wesen] ist [1. Corinth. 8, 4]. 22. Aber [dagegen ist] der HErr [ein mäch- tiger Helfer und ein treuer Gott, er] berlässet sein Volk nicht, um seines großen Namens willen [um den großen Namen, den er sich durch die bisherige wunderbare Führung Jsraels vor allen Völkern erworben hat, vor Verkennnng und Ver- lästerung zu schützen Jos. 7, II; denn der HErr « hat angefangen fes hat in seiner freien Gnade ihm gefallen] euch ihm selbst zum Volk zu machen [darum kann er sich selbst nicht leugnen 2. Tim. 2, 13]. 23. Es sei aber auch [obwohl ihr mit dem HErrn zugleich mich verworfen habt, daß ich nicht weiter euer Richter sein sollte] ferne von mit, mich also an dem HErtn [der zu seinem Knechte mich 230 berufen und eure Wohlfahrt mir auf die Seele gelegt hat] zu vetsündigeth daß ich [aus gekränk- tem Ehrgefiihl mein priesterlickkprophetisches Amt von mir werfen] sollte [und hinfort] ablassen für euch zu beten, nnd euch zu lehren den guten und richtigen Weg. 24. Fürehtet nur [darum bitte ich um eurer selbst willen euch nochmals] den HErrn, Und die- net ihm treulich von ganzem Herzen; denn ihr habt gesehen, wie große Dinge er mit euch thut sda er—- trotz des Uebels, das ihr gethan, dennoch euch nicht verwirft, sondern einen König nach eurem Ver- langen euch gegeben, durch den er euch segnen will]. 25. Werdet ihr aber übel handeln kmit Ab- fallen von dem HErrn und Verlassen seiner Wege], so werdet beide ihr uub euer König verloren sein. Drei Aeeorde lassen sich in Samueks Schwanenges sang deutlich untcrscheiden: I) der Ruhm eines unbe- fleckten Gewissens, mit dem er sich vor dem Volke ver- antwortetz Z) das brennende Verlangen seines Herzens, Gottes Wohlthaten an seinem Volke zu ver-herrlichen, Z) die Zuversicht eines Knechtes Gottes, der sein Volk geborgen weiß in Gottes Erbarmen. (Hermann.) Mit dieser Rede legte Samuel sein Richteramt nieder, ohne jedoch damit auszuhörem als Prophet das Volk und die Rechte Gottes e enliber dem Könige zu vertreten. In dieser Ei ensehasgt fkdhr er fort, den König mit seinem Rathe zu unter lesen, bis er genöthigt wurde, demselben wegen wiederholter Auflehnung gegen die Befehle des HErrn seine Verwersung anzuiitudi en und David zu seinem Nachfolger zu salben. Reif; Das 13. Kapitel. Sauf-s Misztrauesr im Zuge wider die Philister. l« d. 1——l5. tlaeh einer klorbemerlmug siber das Lebens— alter Laufs, in welchen: er König übel: Israel ward, sowie über die Zeit, wie lange er regiert hat w. 1), beginnt hierauf die Gesehichte seiner Regierung. von Gilgal (Dschitdschjlia) in: Stamme Ephraim, wo er zum König bestätigt worden war, begiebt er sitt) mit 3000 Mann, die er von denen, welche den Xeldzug gegen dir Jlmmoniter mitgemalht haben, zurüklibehcilh nun) seiner Heimath, um dort, wie sein Beruf es mit sich bringt Man. s, 16), das Voll: des tjGrrn zu erlösen von der Philister Hand; denn gerade hier, wo er zu Hause ist, haben die Philister sieh wieder zu Herren des Landes ge- macht und ihre Herrssherzelclzen aufgepslanzt inne. 10, -3). Er nimmt nun mit zwei Vritteln seiner Lllannsrhaft Stellung zwischen Ikiichmas nnd Bethel, während sein s Sohn Jauathan wit den übrigen tausend Mann zu Ei— Saul nach dem Siege über die Ammonitex in Gilgal bea lagert; zwischen beiden tjeercsabtheilisugeu in der Mitte befindet bei Geba sitt) ein Posten der Philister. Jlls Jouathan in kühner That diesen Posten anfhebt, wird die Siegegnochricht duckt) Jllarmslgnale im ganzen Lande nerltiindigh damit Israel anfslehe wider seine Feinde und um seinen König sich zu Gilgal im Iordanthaly dein Mittelpunkt des von der ireindherrschaft nun) freigeblie- betten Landes, schaute, während die Philister ihrerseits, die Summa) der Niederlage ihres Postens zu rächen, mit einem sehr starben tjeere heranziehen. Ehr jeden) Saul etwas wider sie unternehmen kann, muß er der von Sa- muel in san. l0,8 empfangenen Weisung gemäß nöthigen- l l 1. Samuelis 12, 24· 25. 13, 1——3. falls sieben Tage warten, damit der praphet mit einem Opfer das Wert: heilige und dem Könige non Gott Eint— wart bringe, was er zu thun habe. Saul wartet and) bis zum siebenten Tage, obgleich non seinen Kriegern einer nach dem andern das Her) verliert uud alt) davon- machtz da aber auch jetzt Samuel net) non) nicht einfin- det und die Gefahr, alles zu verlieren, zu drohen stheint, äbertritt er das Gebot nnd schreitet zur Darbringuug der Opfer. Da, mitten in der Handlung, stellt Samuel sitt) ein; Saul entschuldigt net) bei il)m wegen seines ver— haltens, muß jedoch aus seinem Munde das sltlrtheil hö- ren, daß sein Rein) nicht bestehen werde. Hierauf zieht der König mit der ihm treu gebliebenen Kriegerschaotz die aber nur 600 Mann zählt, unter Saumeks Vorgang nach der Gegend des Kriegsschauplahes zurück. 1. Saul war ein Jahr König gewesen sals er nach dem in Katz. 11 und 12 Erzählten die Ammoniter schlug und die Bestätigung zu Gilgal empsing]; und da er zwei Jahr über Israel regie- kel hellle- cgalso zu jenem ersten Jahr feines Köni reichs, das er no als Privatmann in ländlicher Beschäiztigung Kuh. 11, 5 zubrachte, ein zweites hinzugekommen war, in welchem er in dem nun wirklich erlangten königlichen Ansehen sich befestigte], 2. Erwählete er ihm dreitausend Mann aus Israel sum den Kampf wider die Philistey die in den 18 Jahren seit ihrer Niederlage bei Eben-Cz« Kp. 7, 3——14 in’s Land wieder eingedrungen waren, ihre Borposten zuerst bis Gibea Kap. 10, 5 und neuerdings Its, Stunde weiter nordöstlich bis Geba V. 3 vorgeschoben hatten, damit zu beginnen, daß er an noch weiterem Vordringen sie verbindet-e. Er theilete aber diese Schaar auserlesener Streiter in zwei Abtheilungen, die er theils vor, theils hinter dem feindlichen Vorposten aufstellte]. Zwei tausend waren mit Saul zu Michmas [Geba, wo die Philister lagen, gerade gegenüber, durch einen tiefen Paß, den jetzigen Wady suweinitz davon getrennt] und [von dort nach Art einer Vedette oder Späherwache in der Ausdehnung von andert- halb Stunden nordwestlich sich hinüberziehend] auf dem Gebirge Bethel [auf einer von den Anhöhen, welche die Stadt Bethel umgeben], und ein tau- send mit Jonathan [seinem ältesten Sohne Kuh. 14, 49] zu Gibea Benjamin [dem heutigen "l’u- 1ei1 21 Phut Nicht. 19, 13 Anm.]; das andere Volk aber ließ er gehen, einen jeglichen in feine fette. De: letzte Satz, unseres Verses schließt unsere Geschichte unmittelbar an die in Kuh, 11 erzählte Begebenheit an· Als zum Könige Jsraels bestätigt worden und die gesammie Kricgsmannschaft, die er wider Nahas zum Landsturm anfigeboten hatte, noch um ihn versammelt war, erwählte er ch die 3000 Mann, die er theils zwischen Michmas und Bethel aufftellte, theils in seinen Heimathsort Gi- bea verlegte, während er die gesammie übrige Kriegs- mannschast nach Hause entließ. Er hatte nach dem er- sten lücklichen Erfolge seiner Thätigkeit sofort den Ent- schlußg gefaßt, den Kampf gegen die Philister aufzuneh- men, deren Uebermacht seit den letzten Jahren der Rich- terzeit Samuels von 1090-—1072 v. Chr. wieder schwer ans dem Lande lastete, V. 19 ff» fühlte sich aber noch Saul rüstet wider die Philister. nicht stark genug, einen allgemeinen Krieg wider diese Feinde, bei deren Heere ein Theil seines eigenen Volkes stand (Kap. 14, 21), anzufangen; darum richtete er fein Absehen für’s Erste nur dahin, einem weitern Vordrins gen der Philister wirksam entgegenzutreten. Aus dieser Darstellung der Verhältnisse er iebt sichs daß die Angabe des ersteii Verses nicht richtig is, wonach die vorliegende Unternehmung Saul’s von feiner ersten gegen die Am- moiiiter diirch deuZeitraiiin eines ganzenJahres geschieden wäre. Aber auch die vorhergehende Angabe, daß zwischen der Königswahl in Katz. l0, 17 ff. und dem Zuge wi- der Nahas in Kap.11, 1 ff. ebenfalls ein Jahr da· zwischen liege, kann nicht richtig sein, denn die Forderun eines Königs von Seiten der Aeltesten Jsraels hatte na Kap. 12, 12 ihre äußere Veranlassung in den Absichten eben dieses Nahas, der sich bereits zum Kriege wider Jsrael riistete. Der S acl)e nach hat es dabei· viel mehr für sich, wenn die Septuaginta das It. Kapitel also an- hebt: »Und es geschah ohngefähr einen Monat hernach sals Saul in Mizpa zum Fiöiiiixe gemacht worden war Kap. l0, 17 ff.), daß Nahas, der Annnoiiiten herauf- zog und belagerte Jabes in Gilead,« obwohl diese Ueber- etzun aus einer irrthümlichen Auffassung der beiden letz- ten Lsorte in Kuh. 10, 273 izisjljpp III) beruht (aber er — Saul — war wie taubseiend, d. i. that, als hö- reie er’s nicht), wofür die Septuaginta liest: TJJHPD III-J (und es gefchah etwa einen Monat hernach vgl. lsMose 38, 24) und« die Worte zuii1 folgenden Kapitel zieht. Aber, so fragt sich, wie kann die heil. Schrift falsche, dem Zusammenhange ihrer Erzählung so durchaus wi- dersprechende Angaben enthalten? Darauf ist zu ant- worten: Die Uebersetzung, wie wir bei Luther sie vor uns haben, ist nur eine Ausdeutung der im Grundtext vor- liegenden, sehr schwierigen und unvollständigen Worte, keine unmittelbare Uebersetziing derselben. Die wörtlich genaue Uebersetzung nämlich ergiebt keinen ausreichenden Sinn; sie lautet: l. Sohn Von Jahren (d. i. Jahr alt 1 Mose 5, 32) war Saul, da er König ward (2. Sam. 2, 10; 5, 4 u. f. w.), und regierte zwei Jahre über Israel (1. Kön. 14, 21; 22, 42 u. a.). 2. Und Saul erwählete ihm drei tausend Mann aus Israel u. s. w. An den mit bezeichneten beiden Stellen sind ohne Zweifel Zahlen ausgefallen; denn wenn die Vulgata ohne Weiteres iibersetzti »Ein Jahr alt war Saul, da er zu regieren angefangen, er re ierte aber zwei Jahr über Jsrael,« so kommt hierbei Lschwerlich jemand auf den Gedanken, den der Chaldäer darin findet: Saul war wie ein unschuldiges Kind, als er König ward. Welches nun die ausgefallenen Zahlen sein mögen, dar« über lassen sich nur Vermnthungen ausstellen, weshalb eben ein Uebersetzey der sehlechthin an den Wortlaut e- bunden ist und keine eigene Ergänzung der Lücke Fa) erlauben darf, bei unserer Stelle in große Verlegenheit geräth und kaum anders sich helfen kann, als Luther ge- than hat. Wir haben seine Uebersetzung im Text un· berührt gelassen und den Sinn, auf den sie führt, in Parenthese beigefügt, wenngleich derselbe dem geschieht- lichen Zusammeiihan e ividersprichh undg auch da- durch als unhaltbar steh deutlich genug herausstellt, daß, um ihn auszudrückem der Anfang des L. Berses mit dem l. Verse zu Einem Verse verbunden werden muß, was schon darum nicht angeht, weil der Vers durch nochmalige Nennung des Namens ,,Saul« die Erzäh- lung von Neuem anhebt. Wir geben jedoih nunmehr 231 diejenige Anficht der Gelehrten, die am meisten für sieh hat. Nägelsbach vermntheh daß an der ersten Stelle die Zahl 50 zu ergänzen sei; das Wort H, d. i. Sohn, nach welchem die Zahl folgen müßte, schließt nämlich mit dem Buchstaben Nun, dieser aber ist ugleieh Zahl- zeichen für funfzig, so daß ein noehmaliges un ursprüng- lich dagestanden hätte, von dem Abschreiber aber über- sehen worden wäre· Diese Vermuthung hat viel für sich, da Saul in Jonathan schon jetzt einen Sohn hat, der ein streitbarer tapferer Held istz 40 Jahre also mußte er dazumal mindestens alt fein, bei 50 Jahren aber war er noch immer ein Mann im kräftigstem blühendsten Alter (Kap. 9, 2), wenigstens nach den damaligen Ver- hältnissen. An der zweiten Stelle ergänzt Keil zu der Zahl «zwei«»noch die Zahl ,,zwanzig,« wonach die ge« sammte Regierungszeit Sauls sieh auf 22 Jahr belau- fen würde. Dagegen scheint die Angabe in Apostelg is, 21 zu sprechen: »Von da an baten sie um einen König; und Gott gab ihnen Saul, den Sohn Kis, einen Mann aus dem Geschlechte Benjamim vierzig Jahr lang;« allein diese Angabe gründet sich lediglich auf die zur Zeit der Apostel übliche Rechnungsweise der Juden, welche die Regierungszeit Sauks zu 40 Jahren annahmetn entweder weil David und Salomo so lange regiert ha- ben (1. Kön. 2, 11; 11, 42) und man die nämliche Zahl auch aus Saul übertrug, oder weil nach 2. Sam. 2,.10 Jsboseth in einem Alter von 40 Jahren an Stelle feines Vaters Saul dieRegieruiig über diejenigen Stämme übernahm, die es nach dessen Tode noch nicht mit Da- vid hielten; da nun in 1. Sam. 14, 49 Jsboseth noch nicht unter Saul’s Söhnen genannt wird, so schien fiel) zu ergeben, daß er erst nach dem Regierungsantritt seines Vaters geboren sei, dieser also 40 Jahre regiert haben müsse. Jndessen sind an letzterer Stelle nur die- jenigen Söhne genannt, die schon damals streitbare Männer» waren und hernach mit Saul in der Schlacht gegen die Philister fielen (Kap. 31, 2 —- Jswi = Ahi. nadab), der jüngste dagegen, Jsboseth, oder, wie er in 1. Ehren. 9,33; 10, 39 heißt, Esbaah wird nocb außer Betracht gelassen· Aus mehrerlei Umständen, die wir hier nicht einzeln erörtern wollen, ergiebt sieh viel· mehr, daß Saul überhaupt nur 21-—22 Jahre regiert haben kann; Paulus läßt in jener Stelle der Apostel- geschichte die herkbmmliche Tradition bestehen, weil es bei seiner Rede ihm nicht auf wissenfchaftliche Eröktekukp gen ankommen konnte, iin Gegentheil eine Correctur der einmal iiblich gewordenen Rechnungsweise einen Wi- derspru hervorgerufen haben würde, der seine eigent- liche Ab cht ganz vereitelt hätte; überdies aber hatte die Zahl 40 insofern ihre Richtigkeit, als die richterliche Wirksamket Samueks (18 Jahre) füglich mit der könig- lichen Thätigkeit SauPs (22 Jahr) als Ein Ganzes sich betrackzten läßt. s. gsonathan aber [ein glaubensmuthiger und tapferer Jüngling, der nicht lange müßig in seiner Stellung verharren konnte] schlug die Philister iu ihrem Lager, das zu Gibea war ioie Aufstellung der Philister, die zu Geba war, d. h. den schon Kalt. 10, 5 erwähnten Kriegerpostem der seitdem von Gibea weiter nordöstlich bis Geba« dem heu- tigen Dschebei Nicht. 19, 13 Anm- Nr. 2, vor- gernckt war]; das lau! bot die Philister [die Für: sten derselben, die bis jetzt noch in ihren 5 Haupt: städten Gaza, Asdod, Ascalom Gnth und Ekron sich aufhielten, weil sie auch von da aus das jü- disehe Land in ihrer Botmäßigkeit erhalten zu kön- nen meinten, nunmehr aber, als sie sahen, daß 232 1. Samuelis 13, 4—9. die Kinder Jsrael den Versuch machten, das knech- tische Joch abzuschüttelm ihre Kriegsheere zusam- menzogen]. Und Saul [die Heldenthat seines Sohnes benutzend, um das Volk aufzufordern, daß auch sie zum Kampfe sich rüsten sollten] ließ die Posaune sAlarm] blasen im ganzen Lande, und sagen [durch öffentliche Ausrufer veriündigen]: Das lasset die Ebrcler hören böser, inne; Jonaihan ethan hat, Ebräey und fasset uthx dieser glückliche Erfolg meines Sohnes sei euch ein Wahrzeichem daß ihr getrost mit euren Feinden es aufnehmen und sie zum Lande hinausjagen könnt] 4. Und ganz Israel höretc sagen süberallhiii drang die Kunde]: Saul hat sdurch die Hand seines tavsern Sohnes] der Philister Lager sihren am weitesten in das Land hereingefchobenen Vor- postenJ geschlagen [und wie das die Herzen auf der einen Seite mit Freude erfüllte, so auch auf der andern Seite mit einer gewissen Besorgniß, daß es jetzt zu einem entscheidenden Kriege kom- men werde]; denn Israel stank vor den Philisterti swar durch den kühnen Angriff auf den Vorposten der Feinde bei diesen in iiblen Gernch gekommen, nnd war mit Sicherheit zu erwarten, daß dieselben heranziehen würden, der Herausforderung zum Kampfe mit einer starken Kriegsmacht zu begeg- nen]. Und alles Volk [der Kinder Israel, da ihnen unter solchen Umständen nichts übrig blieb, als auf einen feindlichen Ueberfall sich vorzusehen] schrie Saul nach sließ sich hinter ihm her zusammenrufen Richt 12, 1 Aiim. l] nach [dem in der Jordanaue, 4——5 Meilen östlich vom Kriegsschauplatz gelegenen] Gilgal [Jos. 9, 6 Anm. Nr. I, um dort zu einem kampfbereiten Heere sich zu organisiren]. Z. Da [als die ihrem Posten bei Geba bei- gebrachte Niederlage vor sie gekommen war V. Z] verfammelten sich [auch ihrerseits] die Philister zu streiten mit Israel Isund jene Niederlage zu rächen]- dreißigtausend [?«] Wagen, sechstausend Reiter, nnd sonst Volk sd. i. Fußvolks soviel wie Sand am Rande des Meers [ in zahlloser Menge Jos. 11, 4; Richt 7,12], und zogen herauf, und la- gerten sich zu Michmas snördltch von Geba], ge- gen Morgen [von Michmas] vor Bethaven ssauf der vorderen Seite, d. i. westlich von der Stadt Bethaven Jos. 7, 2]. · «) Eine folche ungemeine Zahl von Kriegswagen kommt sonst nirgend in der Geschichte vor, auch nicht bei Völkern, dieviel mächtiger waren als die Philister; überdies steht dieZabl in keinem Verhältniß zu der an- gegebenen Zahl der Reiter, indem die Zahl der Kriegs- tvagen stets kleiner ist als die der Reiter (2. Sam. 10, IS; l. Köin 10, 263 L. Chr-on. 12, 3). Gleichlvie wir nun in V. 1 angenommen haben, daß durch Weglassung eines zweiten Nun nach dem Worte z; ein Schreibfehler in den Text gekommen, so nehmen wir» hier den umgekehr- ten« Fall an; nach den Worten ZFJOJYJUJY ist aus Ver- fehen noch ein zweites Dame-d, dasZahlzeichen für 30, i hinzugekommen, das dann »ein späterer Abschreiber in die entsprechende Zahl Du;- ZJ aufgelöst hat. Dürf- ten wir also letzteres Wort weglassen, so bekommen wir blos l000 Kriegswagem was zu den oben berührten Verhältnissen gut stimmt. is; Da das sahen die Männer Israel [die zu Hause zurückgebliebenen Greise nebst den Wei- bern und Kindern], daß sie in Nöthen waren — denn dem Volk war bange kes hatte von dem ins Land eingerückten Heere, das von Michmas aus Schaaren von Streifzüglern nach drei Seiten hin ausfendete V. 17 f., viel Bedrückung und Gewalt- that zu erleiden] —- verkrochen sie siih [wo sie nur irgend eine Zuflucht sinden konnten] in die Höhlen, nnd Klüfte, und Felsen, und Löcher, und Gruben [die es überall im Lande gab, oder die man eigens sich herrichtete Nicht. 6, 2]. 7. Die Ebtäet aber [diejenigen, welche dem Jordanufer entlang wohnten und bald über den Fluß gelangen konnten] gingen über den Jordan, tin-s Land Gad Und Gilead [und suchten dort ihre Sichetheitl Saul aber war noch zu Gilgal [wo- hin er nach dem Aufrufe V. 3 aus seiner frü- heren Stellung zwischen Michmas und Bethel V. 2 sich zurückgezogen hatte], nnd alles Voll sdas sich dort um ihn gesammelt hatte V. 4] ward hinter ihm zag sfchlich sich aus Verzagtheit einer nach dem andern hinter seinem Rücken hinweg und lief davon] 8. Da haftete er [trotz der bedrängten Lage, in der er sich befand, da es ihm darauf ankom- men mußte, möglichst bald wider die Feinde vor- rücken zu können, ehe seine Kriegerschaar stch hin- ter ihm immer mehr zerstreute, dennoch] sieben Tage, auf die Zeit von Samuel bestimmt [dem: solange hatte ihm Samuel am Tage feiner Sal- bung zum Könige zu harren befohlen Kap. 10, 8, bis— er, der Prophet, käme, durch Darbriiigung von Opfern seine Unternehmung gegen die Phi- lister zu weihen und ihm im Auftrage Gottes zu verkündigem was er zu thun hätte]. Und da Sa- muel [auch am siebenten Tage, als dieser schon seinem Ende sich zuneigte] nicht kam gen Gilgal [wie er doch versprochen hatte], zerstrenete sich das Volk [welches bei seiner eigenen Verzagtheit mei- nete- Samuel sei selber zaghaft geworden und wolle absichtlich nicht kommen, in immer größeren Schaaren] von ihm [dem Saul]. S. Da sprach Saul [dem da bange ward, das Volk möchte bei noch längerem Zögern allen Muth verlieren und sich vollends von ihm ver: laufen, die Philister aber könnten über ihn kom- men und mit seinen wenigen Leuten ihn aufrei- ben]: Vringet mir her Brandopfer nnd Dank- opfer [da Samuel sich nicht einfinden bin ich ge- nöthigt, das Opfer auch ohne ihn zu vollziehen]. Und et opferte Braudopfer stieß von den Priestern, Saul wartet in Gilgal Samueks Ankunft nicht ab. die er bei sich hatte, mit dem Brandopser den Anfang machen]. Jn der Regel suchen die Ausleger die Versündiguiig Saul’s darin, daß er selber das Opfer verrichtet und damit in fremdes Amt gegriffen habe; oder man giebt ihm schuld, er habe gern feines eigenen Willens leben wollen, wie die Könige der Heiden, darum habe es ihn heimlich verdrossen, daß ihm ein Prophet in seine Re- gierung darein reden sollte. Es sind das alles aber schiefe Auffassungen, deren Folge dann wiederum die ist, daß man den Samuel in einem ganz falschen Lichte be- urtheiltund ihn (wie z. B. auch Schiller: Neue Tha- lia IV» 94 ff. thut) als einen stolzen, herrschfüchtigen Hierarchen ansieht, der den König in steter Vormund- schaft erhalten wollte. Davon nun, daß Saul mit eige- ner Hand das Opfer dargebracht habe, steht gar nichts im Texte (vgl. Anm. Kap.14, 3); auch Samuel ließ, wie es scheint, die aaronitisehen Priester in ihren Funk- tionen und führte bei den Opsermahlzeitem die er hier und da im Lande veranstaltete, nur den Vorsitz als Hausvater (Kap. 9, 13), ohne selbst das Opfergeschäft zu besorgen. Was aber den andern Vorwurf betrifft, Saul habe sich nicht wollen von Samuel bevormunden lassen, so ist von einer solchen Feindschaft gegen die in den Propheten verkörperte Oberherrschaft Gottes als des eigentlichen Königs in Israel damals noch keine Spur bei diesem Manne, den wir bisher nur als einen demü- thigen, frommen und hochberzigen Charakter haben ken- nen gelernt. Worin denn seine setzige Verständigung eigentlich bestanden habe, ergiebt« sich aus der folgenden Ausführung Disselhofssz später freilich (Kap.15) wer- den wir allerdings an Saul die Sünde schon viel aus- gebildeter finden, der giftige Wurm ist so zu sagen aus- gekrochen, während wir ihn hier noch als Puppe vor uns haben. — »Den Jammer seines Volks zu enden, das, von den Unbeschnittenen immer mehr geschändet, sich auch immer feiger, widerstandsloser unter die un« heiligen Füße zertreten ließ, behält Saul 3000 Mann auserlesener Streiter bei sich; tausend giebt er unter die Hand seines Sohnes Jonatham mit zweitausend zieht er nach Michmas, das andere Volk ließ er vorerst gehen, denn mit seinem Gott und den Dreitausend hofft er Israel zu erlösen aus der Philister Hand (Kap. 9, l6). Als nun Jonathan zu der Zeit einen Wachtposten der Philister glücklich versagt hatte, ließ Saul die Posaunen blasen im ganzen Lande und sagen: ,,Das lasset die Ebräer hören!« Dieser siegreiche Anfang soll, meint er, sie aufriitteln aus ihrem feigen Schlaf und daran den- ken lassen, wer sie sind. Auch jetzt, wie bei dem Streit gegen den Ammoniter Nah-is, fiel eine Furcht iiber das Volk. Sie regten sich, aber unsreiwillig; sie folgten, seine Krieger, nach Gilgal, aber murrend, daß er den faulen Frieden gestört und einen Ruinor gegen die Phi- lister gemacht hatte. Doch in diesen anstiirmenden Wel- len bleibt Saul fest und unbewegt; keine Ahnung von Furcht, nur die sichere Hoffnung, daß er auch mit einem solchen Volke sein Werk ausrichten werde. »Da ver- sammelten stch die Philister, zu streiten mit Israel, 30,000 Wa en, 6000 Reiter und sonst Volk, soviel wie Sand am ande des Meers, und zogen heraufund la- erten sich zu Michmas Da das sahen die Männer Israel, daß sie in Nöthen waren (denn dem Volk war bange), verkrochen sie sich in die Höhlen und Kliifte und Felsen und Löcher und Graben« Andere, Hebräer, Kin- der Abraham’s, des Vaters der Glänbigem flohen in die Länder jenseit des Jordan und ließen Saul im Stich. Noch andere liefen über zu den Philistern und dienten im fremden Heere egen ihre Brüder (Kap. 14, 2l). Aber immer noch ogne Beben stand Saul zu Gilgal, auf dem heiligen Boden der Denkstätte der Wundermacht 233 Gottes, in der Mitte jener Zweitausend, die keine Waf- sen hatten (V. 19 fs.), stand da auf der Hut Gottes, still, fröhlich und getrost, und sein ganzes Wesen rief laut: ,,Wer glaubt, der sleucht nicht» Auf die Zwei- tausend war etwas von seinem Muth, seiner Hoffnung, seiner Ruhe übergeströinh aber als sie die Macht der Philister sahen, ward auch dies Volk zag hinter ihm. Man weiß, wie die Furcht nnd Feigheit ansteckt; ver- derblicher denn die schädlichste Pestilenz, rafft sie, im Finstern schleichend, einen Mann nach dem andern da- hin. Man weiß auch, daß ein Heer, welches von Feig- heit und Furcht zersressen ist, noch niemals über seinen Feind gesiegt hat. Was wird Saul nun thun? Wird er nicht sofort losstiircrren auf den Feind, ehe die Zag- heit weiter »Um sich frißt? Fordert das nicht gebieterisch die Klugheit? Mags die menschliche Klugheit fordern, was fragt ein Saul nach Klugheit! Er fragt, was Gott und der Gehorsam fordert. Und diese Forderung? Du sollst, heißt sie (Kap. 10, 8), vor mir hinabgehen gen Gilgal; stehe, da will ich zu dir hinabkommem zu opsern Brandopfer und Dankopfer. Sieben Tage ollst du harren, bis ich zu dir komme und dir kund ne, was du thun sollst. Er hält fest am Glauben, daß der, welcher ihn von den Eselinnen geholt und zum König gesalbt hat, auch mit dieser Forderung nur Segen im Sinne habe. In Kraft dieses Glaubens harrete er in lsNeV Vskzweiflutigsvollen Lage 7 Tage auf die Zeit, von Samuel bestimmt. Sieben Tage! das war wohl eine Woche, wie du und ich sie nimmer noch erlebt haben. Die Ebräer in den Löchern verkrochen, die andern über den Jordan geflohen, noch andere selbst bei den Phili- stern, im ganzen Lande Murren und Anklagen, seine letzten Zweitausend auch zag, vor sich die stolzen, sieges- prangenden Philister — so harrt er von Tag zu Tag, unerschtitterliclz ein Fels im Meer. »Endlich muß doch kommen der siebente Morgen und mit ihm die Hilfe von den· Bergen der Ewigkeit. Muth noch und Glau- ben, mein Herz und mein Volk, bis dahin!« — Der siebente Morgen graut, die Sonne steigt höher; kein Hofsnungssternl Samuel bleibt aus! Das sehnende Auge sucht die hohe Gestalt — nirgend eine Spur! ,,Da zerstreute sich das Volk von ihm.« Einer nach dem andern von den Zweitausend ergreift die Flucht: und Samuel? Wer weiß, was ihm begegnet ist! — Saul, lassest du auch die letzten sich zerstreuen. dann ist alles verloren, keine Rettung dann, keine Hilfe mehr; Jsraelgeht zu Grunde, die Philister erhalten auf ewig den Sieg, Gott und sein heiliger Name wird geschän- dct! Und du harrst hier in Ruhe und Unthätigkeih auf, noch einen Augenblick Zeit, der letzte! Da iibertrat er des HErrn Gebot und läßt zu ihm bringen Brand- opfer und Dankopfer, um darnach in eigener Wahl den Kampf zu beginnen. Da siehest du hinein, klar und tief, in den innersten Quell, aus dem Sauls Uebertretung geslossen ist. Es ist nicht die grobe Sünde des Eigennutzes, des Stolzes, der Augenlust, der Fleischeslust, nicht der hosfährtige Ge- danke: ·Jch bedarf Gottes nicht, ich bin allein stark ge· nugl nicht die alle Ehre geizend an sich reißende Ruhm- gierx es ist der tief verborgene linglaub e, der da, wo die Noth und Prusung aufs höchsie steigt, wo alle Got- teshilfe aus scheinh plöglich hervorbricht und den König zum Wanken bringt. atte er Glauben gehalten, wo vor Eilienscheiiaugen alles aus war, und damit gehofft aus H»osfnung wider Hoffnung, hätte er sich einfach auf das gottlutie Wort gesteiftz den festen Anker der unwan- delbarcn Verheißung ergriffen und sich’s laut zugerusem »Bei den Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich l« er wär der unerschütterliche Fels ge- blieben, der er war, und wären die Berge gleich mitten 234 I. Samuelis l3, 10—22. in’s Meer gesunken, und hätte das Meer gleich tausend- mal mehr gewüthet und gewallet, daß von seinem Unge- stüm die Berge eingesallen wären. Aber nun kam in der Noth, wo kein Ausweg zu sehen war, ein Senfkörns lein Unglaiiben, und mit und aus dem Unglauben sofort Furcht vor den Philistcrn und vor der Flucht des Volks, und mit der Furcht. Ung eduld und quälende Unruhe, und mit der Unruhe ein hastiges Ergreifen der voin eigenen blinden Verstande eingegebenen Mittel, und mit diesem Ergreifen ein Vertrauen auf Fleisch und Blut, und durch das alles der offene ungehor- sam, die thatsächliche Uebertretung göttlichew Gebots Also wird der oerborgene Unglaube im Herzen der Knechte des HErrn zn jener bittern Wurzel, die, wenn sie ausschießh Galle und Wermuth trägt und alle bösen und faulen Friichtn Der Glaube ist der Schwerpunkt im Menschen: so lange er auf dem ruht, steht er fest. Der Unglaude entreißt dem Menschen seinen Schwerpunkt; dann kann ihn, und wär er ein Fels, ein Strohhalm zum Wanken bringen. Jsks nicht auch der Unglaube, der selbst Musen, den Mann Gottes, beschlich am Ha- derwasfer, also daß er ungehorsam ward dem HErrm seinem Gott, und nicht konnte hineinziehen in’s gelobte Land? Und Jakob? — war er nicht ein frommer Mann, wie die Schrift (1. Mose 25, 27) sagt? Was hat ihn denn zum Jakob, zu jenem hinterlistigen, käute- vollen, verschlagenen Manne gemacht? und Rebekka da- zu, die gottselige Matrone, zur Lügnerin, Betrügerin und Versührerin? Jsks nicht wiederum der Unglaube? Der trieb sie, um ihrem jüngsten Sohne den Segen und die Verheißung zuzuwenden, zu jenen eignen fleischlichen Mitteln und riß Jakob mit fort in die Schuld. Wer glaubt, der jleurht nicht; wer aber nicht glaubt, der fleucht zu seiner Klugheit, seiner Kraft und Stärke, der hält sich berufen, mit seinem Kopf den verwickelten Knoten zu lösen, den Gott geschützt hat.« 10. Als er aber das Brandopfer vollendet hatte [und soeben die Dankopfer an die Reihe kommen sollten], da kam Samuel [der selber von dem HErrn so lange mit dem Auffchluß über·das, was er dem Saul verkündigen sollte, war hinge- halten worden, daß er nicht früher sich hatte ein- sinden können] Da ging Saul lspbald e? del! Propheten erblickt hatte] hinaus [aus dem Kreise derer, mit denen er bei dem Opfer gegenwärtig war] ihm entgegen, ihn zu segnen szu begrüßen] 11. Samuel aber svoll Einsehen, daß das Gebot Kur» 10, 8 von Sanl nicht gehalten wor- den war] sprach: Was hast du gemacht sdaß du die bestimmte Zeit nicht vollstäiidig abgewartet]? Saul antwortete: Jch sahe, daß das Volk sich simmer mehr] von mir zerstreuete [ie länger ich zögerte] nnd du kamest nicht zu bestimmter Zeit sobwohl schon ein Theil des siebenten Tages ver- flossen war], und die Philister waren sso ganz nahe von hier] versammelt zu Michiiiasz 12. Da sprach ich sgedachte bei mir]: werden die· Philister zu mir herab kvmmen gen Gilgal sniich anzugreifenL und ichhabe das An- gesicht des HErrn nicht erbeten smich noch so gar nicht durch Opfer und Gebet des göttlichen Bei: standes versicherb iim ihrem Angriff getrost ent- gegenzugehen]; da [in solcher meiner außersten Noth und Vedrängniß] wagte tch’s swie schwer Nun es mir auch angekommen ist, das Gebot zu über- treten], und opferte Btandopfer [ließ wenigstens das Braudopfer darbringen, da inzwischen du ja noch bis zum Dankopfer zurechtkommen konntest, um es selber zu verrichtens 13. Samuel aber sprach: Du hast thöricht gethan [daß du nicht oollends meine Ankunft ab- gewartet], und [mit deinem vorschnellen Opfer] nicht gehalten des HErru, deines Gottes, Gebot, das er dir sdurch meinen Mund] geboten hat; denn et hätte swenn du mit standhaftem Glauben alle Versuchung überwunden und treulich gethan hättest, was dir klar und bestimmt gesagt worden war, zum Lohn solcher Treue gegen sein Wort, wie sie einem Fürsten über sein Erbtheil zukommt] dein Reich bestätiget über Israel fnr und fnr sdaß kein anderes Gefchlecht als das deine jemals auf den Thron gelangt sein würde]. z 14. Aber nun wird dein Reich sin dieser un- vergänglichen Dauer] nicht bestehen. Der HErr hat [vielmehr von diesem Augenblick deines Unge- horsams an] ihm einen Mann ersucht nach seinem Herzen swenn ich auch zur Zeit selbst noch nicht weiß, wer es sein wird Kap. 16, 1 f.], dem hat der HErr geboten, Fürst zu seiiruber sein Volk; denn du hast des HErrn Gebot nicht gehalten [und dich damit als einen Vlann bewiesen, der nicht nach seinem Herzen ist]. Je einflußreicher das in Israel entstandene König- thum für alle Folgezeit sein mußte, um so nothwendiger war es, daß es von vornherein in einer Weise sich ent- wickelte, welche der Bestimmun des Volkes Gottes an- gemessen war. Während die inder Israel verkehrten Sinnes einen König verlangten, wie alle Heiden hatten, mußte derselbe als das gerade Gegentheil von allen heid- nischen Königen erscheinen und diesen egenüber dieselbe einzige Sonderstellung behaupten, weise dem Volke, das er beherrschte, unter den Nationen der Erde angewiesen war. Die Aufgabe eines israelitischen Königs konnte keine andere sein, als die eines Stellvertreters Gottes, der iii unbedingtem Gehorsam den Willen des höchsten Königs vollzieht und fern von aller Willkür und allem Eigenwillen in deinüthiger Beugung unter das göttliche Gesetz seinem Volke voranleuchtet. Jsraels erster König insbesondere war nicht dazu berufen, eine das allgemeine Wohl stchernde Verfassung» zu geben: er fand sie bereits» vor, und zwar als eine göttliche, von Jehova durch Musen festgesetzte und alle Verhältnisse des Lebens re· gelnde Ordnung, und es kam nur daraus an, daß er, der König, vor allen stch selbst in die Schranken dieser heiligen Ordnung fügte und mit um so festcrer Hand und um so größerer Treue sein Volk in die Bahn des göttlichen Gesetzcs zurückführta je größer der Abfall war, dessen es sich schuldig gemacht hatte. (Bender.) Die dem Saul gesetzte Frist von 7 Tagen und die Verzögerung der Ankunft Samuel’s, die nicht von diesem absichtlich herbeigeführt wurde, sondern in der Zögerung des HErrn lag, der ihm nicht früher seine Austrage an den König ertheilte, war eine dem besondern Beruf und der eigen- thümlichcn Stellung Sauks eben so genau entsprechende Glaubenspriifung, wie Gottes Ge ot an Abraham: »Nimm Jsaak, deinen einigen Sohn, den du lieb hast, und gehe hin in das Land Morija, und opsere ihn da- t selbstzum Brandopser aus einem Berge, den ich dir Samuel kündigt Saul an, daß sein Reich nicht bestehen werde. 235 sagen werde,« dem Beruf und der Stellun dieses Va- ters der Glättbigem burch dessen Samen a e Völker auf Erden gesegnet werden sollten, genau entsprach. Da nun Saul bie Prüfung nicht besteht, so ist die ihm an- gekündigte göttliche Strafe mit nichten zu hart, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte, sie ist vielmehr die natürlichm stch von selbst verstehende Folge. Er kann nicht der Begründer eines für immer auf dem Throne Jsraels sitzenden Gefchlechtes sein, es muß ein anderes Geschlecht an die Stelle des seinen treten; denn die Idee des Reiches Gottes und des Fürsten über das Volk des HErrn kann nicht dem Privatiuteresse eines Men- schen zum Opfer gebracht werden, sie muß irgendwann sich verwirklichen durch einen König der Zukunft, da er, der gegenwartige König, sie nicht verwirklicht hat. Da- bei ist jedoch dem Saul noch Zeit gelassen, sich zu Gott zuriickzusindem auch seinem Geschlecht wenigstens eine Zeitlang die Königskrone zu erhalten, weiingleich nicht für immer; erst seine nachfolgende eigentliche Verwersung (Kap. 15) bringt ihn auch um diese Vergünstigung doch äxkizliitcheergfizxnjfeeine Person König bis an sein, leider so 15. Und Samuel machte snach diesem Vor: fall, ohne daß es erst, wie es scheint, auch noch zur Darbringung der Dankopfer gekommen wäre] sieh auf [mi»t Sauls und ging von Gilgal gen Gibea Bensamm sdetin von dort aus sollten die Unternehmungen gegen die Philister geschehen]. Aber Saul [indem er dem Propheten folgte, wo- hin dieser ihm voratiging] zählete das Volk, das bei ihm war, sdie Zahl seiner Streiter ergab in- dessen nur] bei sechshundert Mann [er hatte also mit seinem vorzeitigen Opfern seinen Zweck, der Zerstreuung des Volkes vorzubeugen, doch nicht erreicht]. II. v. Its-W. Ehe hierauf von derjenigen heldeuthat Iouathans die Rede ist, welrhe den Jsraeliteu einen glan- zenden Sieg iiber ihre Feinde zuwege brachte Man. t4), erfahren wir zuvor dläheres über die Stellung der bei— den tjeere zu einander, til-er die Unternehmungen der Philister, wodurch fle Saul? nnd seines Sohnes Mann— skhast ans ihrer festen Position heraugziilortirn suchten, sowie iiber die iiukerst inangelhaste Bewafsnung aus Sei— ten der lehnten, wodurch es wiederuin dieser nnuiöglich gemacht war, sowohl den philistiiiseheti Streisziigcii ein Hindernis in den weg zu legen, als auch einen llngrisf auf das seindliche Hauptlager bei iilirhinas zu iinterneh- men. Indem schließlich noch des Wachpostens Erwähnung geschieht, den die Philister ihren! Lager nach der Seite non Geba hin nergesrtjoben hatten, um einen: heinilicheu Eingriff ans dasselbe vorzubeugen, ist der iletiergctng ge- inaait zu dem oben erwähnten tjaiidslreieiie Joiiathan’s, wodurch er der inißlietzeii Enge seine-s illotlies aus ciii- mal eine ganz andere weudnng gab. 16. Saul aber, und sein Sohn Jonathan, Und das [Kriegs-]Volk svou 600 Mann V. 15 vgl. Kap. 14, 2], das bei ihm war, blieben auf dem Hügel Benjamin [hatten Stellung ge- noininen zu Gibea Benjamin, also an dem: selben Ort, ans welchem Jonathan durch seinen ersten Handsireich V. 3 den PhilistenPosten ver: trieb; bis dahin reichte die vorderste Spitze einer Vedettenietth welche die Jsraeliten von ihrem Hauptlager aus anfgestellt hatten, um den Feind gehörig beobachten zii können, während das Haupt- lager selbst eine Stunde weiter südivestlich auf der Nordseite von Gibea sich befand V. 15 vgl. Kap. 14, 2]. Die Philister aber hatten sich [wie schon V. 5 erwähnt] gelagert zu Michmas sösilich von dieser Stadt, nach der Gegend von Bethaven zu]. 17. Und ans dem Lager der Philister zogen drei Haufen fnach verschiedenen Richtungen hin], das Land zu Verheeren. Einer wandte sieh [nord- östlich] auf der Straße gen Obhrat seine deutsche Meile östlich von Bethel], iirs Land Sual so. i. Fuchsland, vielleicht einerlei mit dem Kuh. 9, 4 er- wähnten Lande Saalim]; I) Nach Robinsows Vermnthung an der Stelle des heutigen Taiybeltz allem Anschein nach aber weiter her- unter nach Süden zu gelegen, nicht iveit von Michmas und Bethaven (Jos. 18, 23 Anm.). 18. Der andere wandte sieh [westwärts] aus die Straße [nach] Beth-Horon [Jos. 10-10AUM.1; der dritte wandte sich ssüdöstlichj auf die Straße, die da langet an das Thal Zeboim [Nehem. 11, 34, vermUthlich in der Gegend von Jericho gele- gen], an der Wüste [nach der Wüste Juda hin]. 19. sDiese Verheerungszüge sollten denn, ab cse- hen davon, daß die Philister das Land auf diese Tgelse brandschatzteiy die israelitische Mannschaft zwischen Geba und Gibea aus ihrer Stellung herauslockenz und Saul würde wohl auch ihren Abtheilungen seine Streit— niacht entgegengeschickt haben, wenn diese theils stärker gewesen wäre, theils besser bewaffnet, als es in der That der Fall war]. Es Ward aller [seit der Zeit, wo die Philister wieder mächtig geworden waren] kein Schmied im ganzen Lande Israel erfunden; denn die Philister gedachten, die Ebrcier möchten sweim wir ihnen ihre Schmiede lassen] Schwert Und Spieß machen sum den Kampf mit uns aufzu- nehmen, darum hatten sie die Schmiede ans dem Lande weggeführt]. 20. Und mußte [also] ganz Israel hinab zie- hen zu den Philistern [und sich dort die eisernen Acker: und Hausgeräthe anfertigen und repariren lassen]- wenn jeinand hatte eine Pflugsehan Haue, Beil oder Sense zu scharfen. 21. Und die Schneiden soder Spitzen] an den Sensen und Hauen und Gabeln und Betten waren abgearbeiteh und die Stacheln stumpf worden [in Folge dieses Mangels an Schmieden im eigenen Lande, da man so nothdürftig als möglich sich be- half, um nicht zu den Philistern hinabziehen zu niüssen]. 22. Da nun der Streittag kam ldae Volk in Folge von Sattks Aufruf V. 3 f. fiel) zum Kampfe wider die Philister um ihn schaarte], lvard ietii Schwert noch Spieß sunden in des ganzen Volkes Hand, das mit Saul und Jonathan war; ohne Saul und sein Sohn hatten Waffen sit-te übri- gen dagegen waren mit Bellen, Sensen u. dg. ausge- rüstet; es konnte also, zumal die Zahl der Streiter so klein war, nichts Ordcntliches weder wider-die Streif— 236 l. Samuelis 13, 23. 14, 1——-14. züge, noch wider das Hauptheer der Philister unternom- men werden, sondern Saul mußte eine zuwartende Stel- lung mit sein» Schaar einnehmen und sich aus bloße Beobachtung des Feindes beschräntens · Dieser Nachricht scheint der Kriegszug in Kuh. 11 zu widersprechen: allein schon dort mag die Ausrüstung des Heeres nur eine sehr maugelhaste gewesen sein, und überdies handelt es sich hier vornehmlich um denjenigen Theil des Landes, in welchem die Philister am driickeudi sten ihre Herrschaft fehlen, während andere Theile weni- ger darunter zu leiden hatten. 23. Und der Philister Lager fein Posten der Philister] zog heraus [aus dem Hauptquar- ticrs vor Michmas über san den Uebergangs- ort oder Paß von Michmas, um diesen Punkt gegen einen beimliehen Ueberfall von« Seiten des israelitischen Heeres zu decken]. Zwischen Geba und Michmas zieht sich der aus der Gegend von Bethel und Veeroth herkommende große nnd tiefe Wadh suweinit in der Richtung von Nordwest nach Südost dem Jordanthale zu und durchbrichi den Landriickem auf welchem beide Orte liegen, indem er nach Südosten immer enger und wilder wird. Dieser Dnrchbruclh dessen beide Seiten abschüfsige Felsen bilden, ist denn hier unter dem Uebergangsort oder Paß von Michmas gemeint. Robinson beschreibt den Weg zwischen Geba und Miehmas als so jäh und die Felsenstufen so hoch, daß er mit seinen Begleitern absteigen mußte und die Packthiere nur mit großer Schwiertgkeit weiter kom- men konnten. Links von dem Wege liegen im Thal zwei Hiigel von einer kegeli oder vielmehr kugelförmigen Gestalt (o. Schubert nennt sie zuckerhutförmig) mit stei- len Felsenseitenz dies sind die in Kuh. 14, 4 f. erwähn- ten beiden Felsen, über welche hinweg Jonathan sein Wagstück ausführte Der eine (Bozez) liegt an der Seite nach Geba zu und schaut nordöstlich hinüber nach Michmas, der andere (Senne) auf der Seite von Michi mas und blickt siidwestlieh herüber nach Geba. Das 14. Kapiter Heldenlhat Iouaihan’8. Saul siiirzt ihn durch unzeiiigeu Eifer iu Le6en8gesahr. III· v. 1—23. Jouathairg Ljaadftrrirh den er im Glau- ben an Gottes Beistand nnd augensktjeinlich getrieben vom Geist: Gottes unternimmt, besteht darin, daß er in er— gleitnng seines wasfenträgers von feiner Stellung bei Geba ans iiber die beiden Felsen Zozez und Srnue sich hinüber-begiebt nun) dem äußersten borposteu drr Philister, hier 20 Mann auf derStelle uiedermarhtiind durrh gött- liche Einwirkung riueu Schrrrtien im Eager der Feinde verbreitet, durch den das ganze Heer in große Verwirrung grräth Sankt; Wächter bemerken die Verwirrung und geben ihm Nachricht davon; anfangs ist er unfehliissig, was er thun soll, und will eben durch den tjolsrvrirsier Gottes Antwort einholen, als das immer größer werdende Getümmel bei den phtlistern drüben ihm keinen Zweifel mehr läßt, daß er nichts anders zu thun hat, als mit seiner Ulannfthaft sieh aufzuatmen, den alizieheudrn Feind zu verfolgen und ihn womöglius anfzuteiben Bei dieser Verfolgung taufen dran alle Jota-Ilion, die bisher bei den phitistrrn gedient, zu ihm über; ebenso schließen sieh diejenigen feinem Heer: an, die vorhin aus Furcht ßrh verbrochen hatten, so daß das volle, das bei ihm ist, flch außerordentlich wehrt. So hat der HErr bewiesen, daß, wie Ionathan von ihm bekannt, es ihm nicht schwer ist, durch viel oder wenig helfen. 1. Es begab fiel) eines Tages [während das Heer der Philister bei Michmas lagerte V. 16 und einen Posten bis an den dortigen Paß vor- geschoben hatte V. 23], daß Jouathau, der Sohn Saul [der die vordere Spitze der israelitischen Vedet- tenkette bei Geba befehligte und der es nicht länger ertragen mochte, daß er dem Feinde blos beobach- tend gegenüberliegeii sollte], sprgch zu seinem Kug- beu [Diener], der sein Waffeniräger war: Komm, laß uns hinüber gehen zu der Philister Lager, das da drüben ist [vielleicht wird der HErr etwas durch uns ausrichten V. 6]. Und sagte es seinem fet- wa eine Stunde hinter ihm lagernden] Vater nicht an [was er verhalte, weil dieser das allzu geivagte Unternehmen, von dem er aber sich bewußt war, daß der Trieb dazu nicht von Fleisch und Blut, sondern vom Febistel des HErrn kam, keiuenfalls würde zugegeben a en . 2. Saul aber blieb [hatte, wie in V. 15 er- wähnt wurde, sein Hauptlager] zu Gibea am Ende [am äußersten nördlichen Ende der Stadt] unter einem Grauatenbaum, der in der Vorstadt [wört- lich: zu Migron, einer nicht näher bekannten Oertlichkeit jener Gegendfs war; uud des Volks, das bei ihm war, war [einschließlich derer, welche die bis nach Geba hin aufgestellte BedettemKette bildetens bei sechshnndert Mann. «) Jn Jes t0, 28 kommt ein Ort Migroii vor, der aber muß jenseit Michmas gelegen haben. Auf welcher Deutung des Wortes Luther’s Uebersetzung ,,Vorstadt« beruht, vermögen wir nicht zu sagen; sie ist aber besser als die wörtliche Uebersetzung, weil es sich eben nicht um jenen Ort desselben Namens handelt« 3. Und Ahia, der Sohn Ahitob, Jcabods Bruder sälteren B r u d e r s], Pinehair Sohn [S o h- nes], des Sohns Eli, war Priester des HErru zu Silo [welcher, nämlich Eli, Priester des Herrn zu Silo gewesen wars befand sich ebenfalls im Lager bei Saul V. 18 f. u. 36 ff.], und trug den fhohepriesterlichenj Leibroel an smit dem Amtschildlein und dem Licht und Recht dariu]. Das Volk wußte aurh nicht sebenso wenig wie Saul V. 1], daß Jonathan war hingegangen [die Absicht hatte, hinüber zu gehen zu der Philister Lager] «) Das genealogische Verhältnis das aus Luther’s, unserm jetzigen Sprachgebrauch nicht entsprechender Ueber- setzung (Brndc»r· für Bruders, Sohn fiir Sohns) sieh nicht erkennen laßt, cst folgendes (vgl. Kuh. L, 31Anm.): Eli Pinehas Hophni Ahitob Jcabod Ahija Ahimelech (Kap. 21, 1). «War dieser Ahija, wie sehr tvahrscheinlich, schon in Gilgal bei Saul gewesen, mit ihm von dort nach Gibea gezogen, und hatte Saul die dortigen Opfer durch ihn dargebracht, so wird es noch deutlicher, daß jenes Opfern Sauks nicht der Grund von Samuels Uuwillen sein konnte« (Thenius.) Jonathans heldenmüthiger Angriss auf den Posten der Philister bei Michmas 237 it. Es waren aber an dem Wege smitten in dem Passe zwischen Geba und Michnias], da Jo- nathan suchte hinüberzngehen zu der Philister La- ger, zween spitze Felsen Uugelförinige Felszackem s. Anm. zu Kap. 13, 23]- einer diesseit sauf der Seite von Geba], der andere jenseit [auf der Seite von Michmas]; der eine hieß Bozez, der andere Senne. Z. Und einer [Bozez] sahe von Mitternacht snordöstlich hinüber] gegen Michmas, und der a·n- dere [Senne] von Mittag [südwestlich herüber] gegen Gaba soder Geba]. is. Und Jonathan [um nach diesen Zivischem betnerkungen über den Stand der Dinge auf sein oben V. 1 erwähntes Vorhaben zurückkommen] sprach zu seinem Waffenträgen Komm, laß uns hinüber gehen zu dem Lager dieser Unbeschnittenen [die keinen Theil an Gott nnd seiner Hilfe haben, sondern nur auf ihre eigene Stärke und Klugheit angewiesen sind], vielleicht wird der HErr [der seinem Bundesvolke überall da nahe ist, wo es im rechten Verhältnis; zu ihm steht und sein ganzes Vertrauen auf ihn setzt] etwas durch uns ausrich- ten [wenn wir gleich nur ihrer zwei sind]; denn es ist dem HErrn nicht schwer, durch viel oder wenig helfen [er kann ohne Hindernis; eben so gut durch wenige, wie durch viele, Heil geben 2. Chron. 14, il; 1. Makk. Z, 18 f., vgl; Nicht. 7, 7]. J. Da antwortete ihm sein Wassenträger [des- sen Herz Gott rührete, daß der Glaubensmuth seines Herrn in ihm einen Widerhall fand]: Thue alles, was in deinem Herzen ist; fahre hin, siehe, ich bin mit dir, wie dein Herz will [und fürchte mich nicht, mein Leben für das von dir beabsich- tigte Unternehmen einzusehen] 8. Jonathan [der bei aller Glaubenszuversicht dennoch sich wohl hütete, Gott zu versuchen, und deshalb es erst auf ein Wahrzeichen vom HErrn wollte ankommen lassen, ob er das Unternehmen werde gelingen lassen oder nicht] sprach [weiter zu dem Knaben]: Wohlan, wenn wir hinüber kom- men zu den Leuten [die jenseit des Felsen Senne lagern] und ihnen in’s Gesicht kommen svon ihnen, indem wir den Felsen hinan klettern, bemerkt werden]; O. Werden sie dann swie es einer tapferm ihren Posten in der rechten Weise wahrnehmenden Mannschaft zukommt] sagen: Stehei stille, bis wir an euch gelangen; so wollen wir sin diesem ihrem Wort Gottes eigene Stimme erkennen] an unserm Ort [an der Stelle, wo der Zuruf: Zu: rückl keinen Schritt weiter! uns entgegenschallt] stehen bleiben, und nicht zu ihnen hinausgehen» 10. Werden sie aber [als eine träge, lässige Schaar, die in ihrem Uebermuthe sich sicher ge- nug diiniet und es nicht der Mühe für werth hält, uns sofort zuriickzntreibem sondern unserer nur spottet] sagen: Kommet svollendsj zu uns heraus [und besucht uns nur einmal in unserm Lager, wenn ihr Lust dazu habt und sehen wollt, wie euch das bekommt]; so wollen wir [der Auf: forderung wirklich folgen und] zu ihnen hinaus steigen; so hat sie uns der HErr [dessen Stimme wir auch in diesem Falle in ihrem Wort erken- neu wollen] in unsere Hände gegeben. Und das sdieses Verhalten der Feinde, je nachdem sie bei jenem unserm Unternehmer: uns entweder zurück- schrecken oder uns aufmuntern] soll uns zum Zei- chen sein [ob wir nach Gottes Willen entweder davon abstehen oder es zur wirklichen Ausführung bringen sollen] 11. Da sie nun [voii Geba und dem Felsen Bozez aus hinüberkletternd nach dem Felsen Senne] der Philister Lager [dem bis nach dem letzteren Fel- sen hin vorgeschobenen Posten] beide in’s Gesicht kamen, sprachen die sdort die Wache habenden] Philister [vol1 Uebermuths einer zu dem anderm] Siehe, die Ebräcr sind aus den Ldchern gegangen, darin sie sich saus Furcht vor uns] verkrochen hatten [Kav« 13, 6 und scheinen sich ein Herz ge- faßt zu haben, mit uns anziibinden]. ·12. Und die Männer im Lager leben diese Spötter, die ihren Uebermuth nun auch gegen die beiden kühnen Helden laut werden ließen] antworteten Jonathan und seinem Wasfenträger [von der Höhe, darauf sie standen, berab], Und sprachen: Kommt herauf zu uns, so wollen wir-s euch wohl lehren [wir wollen euch eure Lektion hier oben geben, wenn ihr da seid, wir brauchen uns gar nicht erst bis hin zu euch zu bemühen, euren Angriff zu- rückzuschlagen*]. Da sprach Jonathan zu seinem Wasfenirtiger [der göttlichen Zulassung seines Unter- nehmens nunmehr gewiß]: Steige mir icachz der HErr bat sie [diese übermüthigen Feinde, die unseres Glaubens V. 6 nur spotten und in ihrer Sicher- heit so vollständig sich unserm Ucberfall ausseßen] gegeben in die Hände Israel. «) Nach anderer Auslegung: »Komntt herauf zu uns, wir wollen euch auch, wenn ihrs soweit bringt, etwas Wichtiges niittheilen«, was natiirlich ebenfalls eine spöt- tisehe Rede ist und in der Hauptsache auf denselben Sinn hinausliiusn 13. Und Jonathan kletterte mit Händen nnd mit Füßen [den steilen Felsen getrost] hinauf, lind sein Wasfenträger ihm nach. Da sals beide oben angelangt waren] fielen sie [die dort als Wache aufgestellten Philister] vor Jonathan [der sofort mit aller Macht auf sie einhieb, todt] darnieder, und sein Wasfenträger würgete ihm immer nach; 14. Also; daß die erste Sthlacht, die Sona- than nnd sein Wassenträger [hier, unter dem äußer- sten VorpostenJ that, war bei zwaiizig Mann; bei- nahe eine halbe Hufe Vaters, die ein Joch treibet [beiiiahe einen halben Morgen Landes, wie man 238 1. Samuelis 14, 15—24. ihn mit einem Jvch Ochsen in einem Tage pslügt, betrug der Raum, auf welchem die Schlacht ge- schah, seiner Längen-Ausdehnung nach]. 15. Und es kam ein Schrekien in’s Lager auf dem Felde [in das östlich von Michmas stehende Hauptlager der Philister], und im ganzen Volk des Lagers [iinter der ganzen Mannschaft des Vorpostens verbreitete sich Schrecken], und die [drei] streifen- den Rollen [von denen Kap. 13, 17 f. die Rede gewesen] erschraclen auch, also daß das Land er- debete [die Erde erdröhnte von dem Lärm nnd Getümmel, das die erschrockenem die schleunigste Flucht ergreifenden Philister verursachten]; denn es war ein Schrecken von Gott [der sie erfaßt hatte, sonsi wären sie wohl bald inne geworden, daß sie nur von zwei Männern angegriffen waren, und hätten nicht von denen unter ihnen noch weiter V. 14 iviirgen nnd tödten lassen, sondern sie auf der Stelle niedergehauen]. Its. Und die Wächter Saul zu Gibea Ben- jamin sdie bis nach Geba hin in einzelnen Posten sich ausdehnten] sahen [oon Geba aus], daß der Haufe [der Philister drüben, auf der Höhe bei Michmasj zerrann, und oerliefsieh, und ward zer- sehmissen sdaß die Reiterei und die Streitwagen in Unordnung kamen und das Fnßvolk einander stieß und den Weg versperrte, weil jeder bei der allgeneinen Flucht der erste sein wollte]. 17. Saul [der auf diese Weise Nachricht be- kam, was im feindlichen Lager vorgehe, und bald auf die Vermuthung gerieth, daß von seinen Leuten müsse ein Handstreich unternommen wor- den sein, ohne daß man ihm etwas davon ange- sagt hatte] sprach zu den: Volk, das bei ihm war: Zåhlet [Mann für Mann auf unserer Seite] und besehet [gebt genau Acht], wer von uns sei weg- gegangen. Uud da sie [seine Hauptleute, die vor- handene Mannschaft] ztihletety siehe, da war Jo- nathau und sein Wassenträger uicht da sman wußte also nun, wer den Handstreich hatte ausgeführt]. 18. Da sprach Saul [im Augenblick unschlüs- stg, was er thun sollte, ob mit dem Heer seinem Sohne nachrücken und dessen Sieg weiter verfol- gen oder noch abwarten, wie sich die Sache weiter entwickeln werde] zu Ahia [Eli’s Urenkel nnd zur Zeit fungirenden Hohepriestey den er im Lager bei sich hatte V. 3]: Bringe herzu die Lade Got- tes [nach der jedenfalls richtigeren Lesart der Sep- tuaginta: den Leibrock mit dem Amtschildleim und frage Gott durch die Weise des Lichts, was zu thun sei] — denn die Lade Gottes war zu der Zeit bei den Kindern Israel [denn er, Ahia, trug zu der Zeit, wie V. 3 bemerkt, den Leibrocl vor Jsrael]. Daß die Lesart, wie wir gegenwärtig im hebräischen Texte sie vor uns haben, nicht richtig sei, seht ans mehr als einem Grunde hervor: I. stand die undeslade zu Kiriathisearirn (Kap. 7, 2), von wo sie schwerlich in’s Lager bei Gibea cholt worden ist; 2. konnte Saul von ihr nicht sagen: ringe sie her, auch war ihre Gegen- wart zur Erfragung des göttlichen Willens durch den Hohepriesier nicht nöthig, wie wir hernach Kap. 23, 2 ss. u. a. sehen; Z. geben die Schlußworte des jetzigen Textes III-J THE-i keinenfalls einen Sinn: denn die Lade Gottes war zn der Zeit und die Kinder Israel, woraus sich schließen läßt, daß mit der Stelle überhaupt ein Versehen vor egangen ist. Es fragt sich, wenn die heil. Schrift an ich selber von dem Geiste Gottes ein- gegeben und von heiligen Männern geschrieben ist,woher es doch komme, daß ihr Text nicht iiberall mit völliger Richtigkeit uns erhalten, sondern hier und da ein Fehler beim Abschreiben iintergelaufen ist? warum Gott es nicht vielmehr gefügt, daß wir die biblischen Bücher noch in ihrer Urgestalh in demjenigen Exemplar, welches der je- desmalige heilige Schriftsteller selbst verfaßt, besitzen, statt daß wir sie jctzt nur noch in Abfchriften haben? warum er wenigstens die Abschreiber nicht ebenso vor allen Ir- rungen bewahrt hat, wie die Schriftsteller selber, da ja die Schrift die Richtschnur unseres Glaubens und die Regel unseres Lebens ist, wir also fest uns daraus müs- sen verlassen können: so, wie es geschrieben steht, ist es Gottes unmittelbares, selbsteigenes Wort, und unser Glaube ist nicht aus Schrauben gestellt? Auf diese Fragen können wir eingehend erst antworten, wenn von der Inspiration oder Eingebung der heiligen Schrist die Rede sein wird (1.Tim. Z, 16 f. Anm.); für jetzt nur soviel, daß ebenso, wie unser HErr und Heiland selbst die Knechtsgestalt ans Erden an sich trug, iiberall aber durch dies Kleid seine göttliche Majestät und Herrlichkeit hindurchleuchten auch die Schrift, die von ihm zeuget, eine Art Knechtsgestalt an sich tragen muß und mensch- liche Schwachheit von ihr nicht ausgeschlossen sein darf, und daß das Suchen und Forschen nach ihrem Wort: laut und Versiändniß zu dem Mengen des Sauerteigs unter die drei Scheffel Mehl gehört, von dem Christus in Matth· 13, 33 redet; es entsteht dadurch allerdings Gährung, anders aber kann der Teig nicht gar durch- säuert werden. II. Und da Saul noch redete mit dem Prie- ster [und dieser eben Anstalt machte, den hohe- priesterlicheu Leibrock herbeizuholen und Gottes Willen zu ertragen) da ward das Getümmel und das Laufen in der Philister Lager soon dem die Wächter schon vorhin V. 16 Nachricht gegeben] größer. Und Saul [der nun nicht mehr unschlüs- sig war, was er machen sollte] sprach zum Prie- ster: Zeuch deine Hand ab slaß die Besragung Gottes jetzt sein; ich weiß von selber schon, was ich zu thun habe]. 20. Und Saul rief, und alles Volk, das mit ihm lvar ser sammt seiner Mannschaft ließ sich durch das zunehmende Getümmel im feindlicheit Lager herbeirufen zum Kampfe Nicht. 12, 1 Anm-], und [ste] kamen zum Streit lstellten auf der Wahlstatt, wo der Streit vor sich ging, sich ein]; und siehe, da ging [in der allgemeinen Ver- wirrung, welche in Folge des von Gott gewirkten Schreckens unter die Philister gerathen war Nicht. 7, 221 eines jeglichen Schwert wider den andern, und war ein sehr groß»Getummel. 21. Auch die Ebraet [wie sie von den Phi- listern genannt wurden V. 11], die vorhin bei den Philistern gewesen waren, und mit ihnen iin Lager hinausgezogen waren umher [oon ihnen mit Saul in fleifchlichem Eifer verbietet feinem Heer, vor Abend etwas zu genießen. 239 Gewalt ihrem Heere einverleibt und unter die verschiedenen Heeresabtheilungen vertheilt worden waren], thaten sich zu Israel [dem Volke Gottes, zu dem sie von Rechtswegen gehörten, also zu den Streiter-in, die mit Saul und Jonathan waren. 22. Und alle Männer von Israel, die sich siiach V. 6] auf dem Gebirge Ephraiin verkrochen hatten, da sie höreten, daß die Philister flohen, sbekanien sie Muth, aus ihren Schlupfwinkeln heroorzukommen, schlossen sich Saul’s Heere an und] strichen hintet ihnen sden Feinden, als es zu deren Verfolgung in der hernach V. 24 ff. näher zu beschreibenden Weise kain] her im Streit. 23. Also half der HErr sdurch die im Glau- den an seinen Namen unternommene Heldenthat eines Jünglings] zu der Zeit sseinem Volke] Js- rael. Und der Streit kais Saul mit seinen 600 Mann in der Philister Lager einbrach V. 20] lvahtete bis Vethaden szog sich von der Ostseite von Michnias aus nordöstlich bis über Bethaven hinüber; dort ergriffen die Philister nach Westen hin die Flucht, die Kinder Israel aber jagten sie südlich weiter bis Aja- lon V. 31]. Saul hatte durch Unglauben gesündigt: wenn seine Krieger, meinte er, sich von ihm vertiefen, sei alles ver- loren (Kap. 13, 14 Anm.). Dagegen nun wollte der Allerhöchste ihm und allen, die sehen wollen, zeigen, daß, wo nur Glauben ist, auch er selbst, der Allmächtigiy sei, und daß, wo er einem Manne zur Rechten steht, die Hilfe nicht fern bleibt, ob auch alle menschlichen Helfer ftch abwenden. Darum erweckte er Jonatham den Sohn Saul’s. Sein ,,vielleicht,« das er gegen den Waffen- träger ausspricht (V. 6), ist nicht der Geist des Zwei« felns —- setzt er doch sofort jenes Wort hinzu, das nun seit Jahrtausenden das fröhliche Schiboleth (Richt. 12, 6 Anni.) wahrhaftigen Glaubens und Vertrauens ist: Es ist dem HErrn nicht schwer, durch viel oder wenig helfen. Das also stand bei Jonathan fest, daß des HErrn Arm nicht verkürzt ist, daß er durch Einen ge- brechlichem sündigen Menschen soviel ausrichten könne, als durch Legionen seiner Engel. Aber er wußte nicht, ob Gott gerade durch ihn seine wunderliche Macht be- weisen wollte. Darum sucht er dessen gewiß zu werden, ob Gott ihn, den Schwachen, der sieh im Gewissen ge- trieben fühlte, für sein Volk etwas zu thun, als Rüst- zeug gebrauchen ioollte; darum machte er sich, wie Eli- eser und Gideon (1. Mose 24, 12 ff.; Nicht. 6, 36 ff.), ein Zeichen. «Also half der HErr zu der Zeit Jsrael.« Also half er: merke darauf! Diese Art der Hilfe war noch ganz unerhört. Durch Gideon hatte Gott auch wohl geholfen; aber mit Gideon waren doch dreihun- dert, da u war er noch offenbarlich zur Hilfe berufen. Durch imson, den Einen, hatte er wohl einmal auch schon die Philister zerschmettert, aber Simson war der von Mutterleibe an Ausgesonderte, der Mann, über den längst der Geist Gottes gekommen war, bekannt in Js- rael als der gotterwählte Retter. Hier kommt die Hilfe durch einen Knaben, kaum erwachsen nur; durch einen, an den niemand gedacht, der kaum einen Namen hatte unter dem Volk. Er hatte einmal einen Wächt- posten der Philister glücklich verjagt, halte ein Schwert (Kap. 13, s. 2·2); das aber war auch bei seiner Jugend sein ganzer Ruhm. Außerdem hatte er nichts, als einen Knaben, seinen Waffenträger. und — Glauben! Konnte Gott eine Weise der Hilfe wählen, die lauter, augenscheinlicher als diese zeugt« alle Dinge sind mög- lich dem, der da glaubt? Das sage mir! Und auch das sage mir: um wcß willen hat er gerade also hohen? il— v. 24-—-35. Jn nngcdiiiiiigck Hast nnd neischiicheni Eifer will Saul die gesihlagenen Philister ohne Aufent- halt verfolgen, um sie gänzlich zu vernichten; darum sprirht er einen Fluch iiber denjenigen ans, der vor dem sitt-end etwas genießen würde. Abt: damit lähmt er nicht nur die Kraft des Volkes, daß das Ziel nicht er— reicht werden liann und die Verfolgung der Feind: nur blo Jtjalon inöglikh ist; sondern bringt auch den tapfecn Iouatham dem doch der Sieg zu verdanken war, in die Gefahr, dem Fluche zum Opfer zu verfallen, indem der- selbe, weil er von dein Verbote seiner« Vaters nichtg weiß, ein wenig von dem im Walde fließenden Honig kostet. Aud noch nnih einer andern Seite hin ist Saukg Milde— sonnenheit von großem Vachtheilz denn an: Eil-end fällt das Volli heißhuugrtg til-er Rinde: und Schafe her und will dag gcsihlaihtetc Fleisch zur Speise bereiten, ohne das Verbot des Zliitessens zu brachten. 24. Und da die Männer Israel sals man die Philister bis Vethaven V. 23 zurückgeschlagen hatte] matt waren desselben Tages [iii Folge der schwe- ren Anstrengung, die sie an diesem Tage gehabt hatten], beschwor Saul [in falschem, fleischlichem Eifer] das Volk [statt ihm erst eine kurze Rast und die so nöthige Erquickung an den Mundvor- rathen, die der Feind hatte zurücklassen müssen, zu gönnen, ehe man denselben weiter verfolgte] und sprach: Verflucht sei jedermann, wer etwas isset bis zu Abend, sbiss daß ich mich an meinen Feinden rciche [erst miissen diese völlig aufgerieben sein, dann, wenn nun die Arbeit des Tages zu Ende ist, könnt ihr esseii]. Da aß das ganze Voll nichts [indem es auch über sein Vermögen dem Gebot des Königs nachkain, sondern setzte die Verfolgung der Philister über Bethaven hinaus ohne Aufenthalt weiter fort, füdwestlich hinüber bis nach Ajalon V. 31]. Als Saul die Wundertreue Gottes, den er verlassem mit Augen sah, mit Ohren hörte, mit seinen Händen betastete, hat er da nicht schamroth seine Augen nieder- geschlagen, im Sack und in der Asche Buße gethan und mit einem, von der überschwänglichen Gnade zerschmet- tertenHerzen gerufen: »Ich unglaubigetzThorl Jch zitterte, daß sich alle verlaufen würden, und meinte, dann sei Jsracl dahin, und ward darum ungehorsam, ein Ueber- treter des göttlichen Gebots; nun muß ich’s mit Augen sehen, mein Gott — und es brennt mir in die Seele hinein, — wie du dem Glauben hilfst. Ja, fürwahr, du kannst viel tausend We e finden, wo die Vernunft nicht Einen sieht; darum schäme ich mich, und scheue mich, meine Augen aufzuheben zu dir, mein Gott.« Aber in Sauls Herzen herrscht jene Vermengung von Wahr— heit und Lüge, die wir schon in Kap. 13, 10—12 an ihm bemerkten; darum sehen wir selbst nach solcher Hilfe keine Spur der Beschämung bei ihm, keinen Gedanken an seine Schuld, keine Demüthiguiig um seines Unglaubens willen, auch nicht eine oberflächlicha Vielmehr ergreift ihn fleisihliclyer und darum verblendeter Eifer: er scheut nicht Ntühe und Arbeit im Kampf gegen die Feinde, im Sturm sollen sie ganz und gar vernichtet werden. Die Unruhe, die doch in ihm nagt, wirft sich mit Unge- stüni nach außen hin, in die Zerstreuung hastig-r, rast- loser Arbeit· Das ist der Zustand eines Dieners Christi 240 l. Samuelis 14, 25—35. in der Zeit nach dem ersten Strauchelu, wenn er, den Geist der Wahrheit und Lauterkeit von sich stoßend, im Strauchelu verharrt. Gott begegnet mit seiner wunder- baren Treue seinen ungläubigen Knechtem er stellts ihnen recht greifbar unter die Augen, daß sein Geist nie hängt an inenschlichen Gesetzen, so die Vernunft und gute Meinung stellt, daß aber der Glaube immerdar der Sieg ist, der die Welt überwunden hat; stellt’s noch dazu einem jeden in so besonderer Gestalt vor Augen, daß sie wie ausgewählt erscheint, die besondere Gestalt, die der Un- glaube bei ihm angenommen, gründlich zu beschämen. Was will er durch solche Güte? — Buße, gründliche Buße: wer Buße thut, ist gerettet vom Strauchelu. Aber wozu —laßt uns ehrlich sein! —- ist das Herz am meisten geneigt? Die Sünde des Unglaubens mit allem, was dar- aus geflossen ist, rund und rein zu bekennen? Ach, es fährt viel leichter und lieber auf im fleischlichen Eifer; es thut ein Gelübde, leise oder laut: ,,Jch will tüchtiger, treuer arbeiten und keine Mühe scheuen, durch unermüdeten Eifer den vorigen Fehltritt wieder gut machen.« — Was Eifer, was gut machen! Buße sollst du thun, deinen Fehler einfach erkennen. All jener Eifer ist fieischlich: wie mag der Sünde zudecken? Wie mag der vom Strauchelu aufrichten? Mein Freund, nierkst du an dir solch unruhiges Zerstreuen in der Mühe und Arbeit für Gottund deinen Nächstem wie du hier an Saul es siehst: frage dich ernst, ob es nicht die Zeit nach dem Straucheln ist, wo du vor der Buße dich scheust. (Disselhofs.) 25. Und das ganze Land [alles Volk des Landes, das sich um Saul und seine 600 Krie- ger geschaart hatte V. 21 f., sammt diesen selber] kam [auf dem eben beschriebenen Verfolgungswege] in den Wald [in eine Waldgegend, wo Feld: und Wiesenstrecken mit Baumwuchs abwechselten]. Es war aber [auf einer dieser unbewaldeten Partien] Honig [von wilden Bienen Nicht. 14, 8 Anm.] im Felde. · » · 26. Und da das Volk hineinkam m den Wald san die betreffende Stelle jener WaldgegendL siehe, da floß der Honig [in reichen Strömen aus den angrenzenden Bäumen und den m dem Feldstuck vorhandenen Felsklüften hervor; der HErr gab also zum zweiten Mal Gelegenheit, daß sich das Volk erquicke]. Aber niemand [nahm auch das geringste von dem Honig und] that denselben mit der Hand zu seinem Munde [obgleich dadurch nur ein kur- zer Verzug entstanden wäre, den man mit neu- gestärkten Kräften vollständig würde wieder einge- bracht haben]; denn das Volk fiirchtete sich vor dem Eide smit welchein Saul sie beschworen hatte]. 27. Jonathan aber hatte nicht gehoret, daß sein Vater das Volk beschworen hatte, und rectte [in der Eile, womit man dem Feinde nachsetzte, um nicht hinter den andern zurückzubleiben] seinen Stab aus, den er sals Zeichen seiner Feldherrm würde] in seiner Hand· hatte, und tunkte mit der Spitze in den Honigseim-«· ·[den aus den Bienen- zellen herabfließenden HomgL und tpaltdteseine Hand zu seinem Munde [demselben die Speise zu- zuführenk da wurden seine Augen wacker sman sah es ihm sofort an den heller leuchtenden Augen an, daß seine Kraft neu gestärkt worden war]. «) Das angelsächsische seim und englische seam be- deutet Schmalz, Schivcinefettz das deutsche ,,Seim« be- deutet nach Adelung eine dicke, nach andern eine durch- geseihte Flüssigkeih Luther braucht das einfache Wort in Hohel. 5, l, sonst aber das zusammengesetzte »Ho- nigseim« von dem reinsten, frisch aus den Waben flie- ßenden Honikd wofür man in einigen Gegenden Deutschs lands den Ausdruck ,,Jungfernhonig« hat. 28. Da antwortete einer des Volks [der das bemerkte, auf diese mittelbare Aufforderung, ein Gleiches zu thun], und sprach: Dein Vater hat das Volk [auf das schärfsteJ beschworen, und ge- sagt: Verflucht »sei jedermann, der heute ·[ehe der Abend und damit der folgende Tag herbetkommt] etwas isset. Und das Volk war matt worden sdiese Worte gehören wohl noch zur Rede des Mannes in dem Sinne: Darum isi auch das Volk so matt geworden, daß es nicht mehr weiter kann] 29. Da sprach Jonathan [den in solcher Rede liegenden Vorwurf gegen Saul für gerecht erken- nendjx Mein Vater hat das Land [das Volk des Landes, das sich ihm angeschlossen hat V. 25] geirret sdurch fein unzeitiges Verbot in großen Nachtheil gebracht]; sehet, wie wakker sind meine Augen worden, daß ich ein wenig dieses Honigs gekostet habe. 30. [Wie Großes hätte doch an diesem Tage kön- nen ausgerichtet und der Feind oöllig vernichtet werden, wenn die Verfolgung desselben mit allem Nachdruck könnte fortgesetzt und nicht wegen zu großer Mattigkeit unserer Leute schon jetzt müßte abgebrochen werden] Weil aber das Voll heute nicht hat essen müssen sdürfen ——— in derselben Bedeutung braucht Luther das Wort iu 2. Sara. is, 33; 1.Kön. 2, 27; Z. Chron. 11, 14; Esth L, 14; 4, L; 8, 8] von der Beute seiner Feinde [die es bei der Er: oberung des Lagers jenseit Michmas vorgefunden] so hat nun auch die Schlacht nicht größer werden können wider die Philister. 31. Sie [die Kinder Jsrael] schlugen aber die Philister des Tages von Michmas bis gen Ase- lon [Jos. 19, 42., in gerader Richtung 7 bis 8 Stunden westlich von Michmass Und das Voll ward [auf dem Verfolgungswege bis dahin, da es die ganze Zeit über nichts genossen hatte] sehr att 32. Und das Volk richtete sda es inzwischen Abend geworden war und Saurs Verbot V. 24 nun nicht mehr hinderte, den Hunger zu stillen] die Ausbeute zu ssiel heißhungrig über dieselbe her], und nahmen Schafe, und Minder, nnd Käl- ber, uud schlachtetens auf der Erde [ohne das Blut ordentlich auslaufen zu lassen und die Fleisch- stücke gehörig davon zu reinigen], und aßeW so blutig swollten es, nicht beachtend, was Gott der HErr in Z. Mofe 19, 26 gesagt hatte, zugleich mit dem Blute kochen oder braten, um es dann zu genießen; denn ein jeder eilete, so schnell als möglich seinen Hunger zu stillen]. Das hungrige Volk fällt über die Beute her, ohne das Verbot des Blutessens zu beachten. 241 II. Da vertiindigte man [dem] Saul: Siehe, das Voll verfündiget sich an dem HErrn, daß es Blut isset [was doch so hart im Gesetz verboten ift]. Er sprach: Jhr habt ubel gethan kdaß ihr das zugelassen], lvalzet herzu mir jetzt [gleich] einen großen Stein [ich will verhindern, daß es ferner geschehe], M. Und Sau! sprach weiter [als man den Stein herangewälzt]: Zerftreuet euch unter das Volk, iind faget ihnen, daß ein jeglicher seinen Ochsen und feine Schafe [fein Rind oder Schaf, das er schlachten will] zu mir bringe; und fchlachtet es allhie [auf dem Stein, wo das Thier ordent- lich ausbliiten und die Befleckung des Fleifches mit Blut vermieden werden kann], daß ihr’s [das Fleifch, in gesetzlicher Weise, d. h. rein von allem Blut] effet, und euch nicht verfiindiget an dem HErru mit dem Bluteffem Da brachte alles Volk ein jeglicher seinen Ochsen [sein Rind oder SchafJ mit feiner Hand herzu des Nachts fbis in die späte Nacht, weil einer auf den andern war- ten mußte], und fchlachteten es daselbst [womit denn aller weitern Unordnung vorgebeugt, aber auch ein weit größerer Zeitverlust herbeigeführt war, als wenn das Volk zur rechten Zeit hätte etwas genießen dürfens 35. Und Saul bauete [an der Stätte bei Ajalon, bis wohin die Philister geschlagen worden waren V. 31, ehe er die Stätte verließ, um die Verfolgung noch in derselben Nacht weiter fort- zusetzen V. 361 dem HErru [zum Denkmal seiner herrlichen Hilfe] einen Altar. Das ist der erste Altar, den er dem HGrrn bauete fohne daß es jedoch noch zur Aufrichtung eines andern bei ihm gekommen wäre, vielmehr ward im Laufe der Zeit seine Entfrem- dung von Gott immer größer 1. Chron. 14, 3]. Wir sehen, Saul hat stch noch keineswegs ganz von Gott losgerisfem daß er mit keinem Faden mehr mit dem Allmächtigen habe zusammenhängen wollen, daßihm der stolze, selbst enügfame Gedanke gekommen wäre, ich kann auch ohne zjott sein, ohne ihn siegen; so leicht kommt einer, der einmal mit dem HErrn verbunden war, nicht von ihm los. Vielmehr fühlt er tief, daß Gott im Re- gimente sttzt und ein Mensch Gott geben muß, was Gottes ist; ja, er war in dem Stücke sogar noch eifri- er geworden, als früher. Er will in die, freilich von ziott schon gewonnene Schlacht nicht eilen, er ruft vor- erst den Priester Al)ia, daß der den Willen des HErrn erforsche (V. 18); er hält mit großem Ernst darauf, daß die Heiligkeit Gottes von seinen Kriegern nicht ange- tastet werde, straft mit Unwillen die Sünder und ver- hindert mit Weisheit weitere Sünde (V. 33f.); er bauet dem HErrn den ersten Altar zum Dank für den verlie- henen Sieg (V. 35), erkennt hernach (V. 36sf.) in dem Schweigen Gottes, daß eine unbekannte Sünde, ein Bann auf Israel ruhen müsse, und er hätte, als es nun durch das Loos an den Tag kam, daß Jonathan gegen des Vaters Schwur unwissend etwas vom Honig ge- kostet, im Grimm gegen die Sünde auch den ei enen Sohn mit dem Tode bestraft, wenn Gott dur des Volkes Hand nicht ins Mittel getreten wäre. Aus alle dem erkennen wir, welche Macht die gewaltige Hand Dächselks Bibelwert Gottes noch über Saul hatte, wie der strauchelnde Kö- nig in allerlei Weise sich abmühte, wieder in das alte nahe Freundschaftsverhiiltniß zu feinem Gott zu kommen. Aber all sein Mühen und Nin en ist ganz und gar v«- geblich —· warum? weil er mt feinem äußern Gottes. dienst, mit seinem Bau des Altars, mit seinem verzeh- renden Grimm gegen die Sünder fich der Einkehr in das eigene Herz, der Erkenntniß seines Unglaubens als der Quelle alles Uebels, der gründlichen Buße überheben will. Ueberall sucht er die Schuld, nur nicht in sich« alle Mittel, Gott zu versöhnen, wendet er an, nur das« eine nicht, das allein versöhnen kann. Jn diesen Zu. stand kann eine ganze Zeit und Gemeinde gerathen, wie wir an Ephefus (Offenb. 2,»1——7) sehen. Si« w» von der ersten Liebe gefallen, die aus der Vergebung der Sünden kommt; Selbsterkenntniß, Buße waren ihr unliebe Wörter geworden. Desto mehr mühte ste sich ab mit gottesdiensilichen Werken, arbeitete, ohne müde zu werden, nicht sur stch, sondern siir ihren HEkkkH konnte auch, ebensowenig wie Saul, die Bösen tragen, versuchte die falscher: Apostel, harte die Nieolaiten mit großem Haß, Aber alles das war vor dem HErrn der Gemeinde nicht angenehm; er ruft in das geschäftigq ernste, gottesdienstliche Treiben hinein: »Thue Buße, UND thslc die ekstejl Werke« -— jene Werke, welche die begnadigte Sünderin that, da sie zu Jefu Füße« stch hMWClTf, Mit ihren Thränen sie nefzte und mit den au- ren ihres Hauptes sie trocknete. Buße also will ott, Buße, ungeheuchelte Erkenntnis des ersten Fehltritts, durch den ich »von ihm abgekommen bin. Aber was sträubt und windet, was müht und zerarbeitet stch der alte Mensch, um der Buße überhoben zu sein. um vor d»em»einen Wörtlein vorüber zu kommen: Jch habe ge- sundigtl Das »Gewiisen· läßt ihm keine Ruhe; er fühlt noch das Bediirfniß wieder zu Gott zukommen; et reimt und lauft, wird un außekiichen Gottesdienst destp Messer« klammert sich außerltch fester an die Bundes- lade Gyttelb Da« sich gewissenhaft zu einem Tempel; M! qMlIEUdeS, gefetzltches Wesen ergreit ihn, er baut Altar uni Altar, bringt Opfer um Opfer, fastet,l betet UND ksstelek sichzsk sieht die Sünden- anderer mit schar- sen» Augen, predtget andern, straft sie, eifert gegen die Missethaten des Volks, zeigt großen Ernst gegen allen heimlichen Bann: —- alles vergeblich! Die Seele kommt DER! UIIMEP Mehl! Mk! Gott ab, die innerliche Entfrems dung wird immer größer, der Fall rückt immer näher. Ich Welß Ukchh Womit» ich diesen Zustand besser verglei- chen sollte, als mit einem Schisfbriichigem der die eine Hand aus» dem Wasser emporstreckt und ruft: ,,Rette mich l« wahrenuer mit der andern und mit den Füßen dazu nur tiefer in den Wirbel hineinschwimmtz oder mit einem Manne, der vor einem schönen verschlossenen G»- ten sieht, mit der einen Hand das Schloß aufschließend, mit der andern Riegel auf Rie el vorstoßend Was foll das Vekgebljchn thörichte Quäen? Hast du gesündigt, so stecke deinesphand in deinen Busen und ziehe den Aussatz an’s Licht, der drin stecktz verschweige nicht! Wohl dem Menschen, sagt-David, in deß Geistkein Falsch ist. Dem! da ich es wollte verschwei en, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich eulen. (Ps. 32, 2 ff) Rufeiiicht die Bundeslade, baue nicht Altäre: es ist entsetzlich leicht, Altäre bauen und Opfer bringen, wenn dadurch der alte Mensch sein Leben sristen und das tödtende Schwert wahrhafti er Reue in den Win- kel fetzen kann. Strafe auch ni t und richte nicht; pre- dtge Mcht andern, du·wirst doch verwerflich; fort mit gllen Arzeneien, du wrrst doch nicht heil! Bekenne- ich kenne kein ander Wort, was dich retten kann. li- tt. zip-is. zis- Snsi dient-nat hat, in: nor; ihn— gen Theil der nacht zur weitern verfolgt-as der Feind: «« c« l« 20 242 zu verwenden, nnd deshalb Gottes Willen durch den Ho— hepriesler befragt, wird ilnu lieiue Jintwort zu Theil. Er erltennt ganz richtig, daß Gottes Zorn aus dem Heere lauen müsse, und läßt das koog entscheiden, an wem die Siinde sei, die solchen Zorn l1erbeigefuhrt. So leomtnt Jonathatre Uebertretung des Verbots seines Vaters zu Tage, die er nnwissentlich begangen, nnd soll sie mit dem Tode büßen; dort) das voll: setzt net) dawider, daß der getödtet werde, durch den der HGrr an diesem Tage heil gegeben in Israel. 36. Und Saul [nachdem er den Altar errich- tet und das Volk durch Speise und Trankstch erquickt hatte] fprach [zu seinen Hauptleuten und dem in seiner Umgebung besindlichen Hohepriester Ahia V. 3 u. 18]: Laßt uns sweiter von hier-Aju- lon V. 31 —- gen Mittag] hinabziehew den Phi- listern nach, snoch jetzt] bei der Nacht [da sie ge- wiß irgendwo auf ihrem Fluchtwege Halt gemacht haben, sich auszuruhenL Und sie [in ihrem Lager] berauben, bis daß lichtMorgen wird [denn dann wird ihre weitere Verfolgung wegen des großen Vor- sprungs, den sie gewonnen haben, nicht mehr mög- lich sein], daß wir sehe sie in ihr Land entkom- men, ste völlig aufreiben und] niemand von ihnen über: sübrigs lassen. Sie ldie HEJIPTTEUEEJ TM!- worteten: Thue alles, was dir gesallt [wir pflich- ten vollkommen dem bei, was du da sagst; es ist das gewiß das Beste, das wir thun können]. Aber der Priester [den Saul’s nnbesonnener Eifer in V. 24 bedenklich machte, ob er hier nicht abermals zu weit ginge] sprach: Laßt uns hieher san den aufgerichteten Altar] zu Gott nahen sdaß ich nach Anrufung seines Namens ihn durch die Weise des Lichts zuvor um seinen Willen befrage und wir das Werk nicht nach eigenem Gutdünken unter- nehmen] » 37. Uud Saul [diesen Vorschlag des Ahia für recht erkennend] fragte sdurch des Hoheprie- sters Vermittelung] Gott: Soll ich hinabziehen, den Philistern nach? nnd willst du sie geben in Israels Hände? Aber er sder HErrJ antwor- tete ihn! zu der Zeit nicht [es erfolgte gar keine Antwort, weder Ja noch Nein]. 38. Da sprach Saul sweil das göttliche Schweigen ein sicheres Zeichen war, daß der HErr um irgend einer Sündenschuld willen sein Angesicht von dem Volke abgewandt und ihm sei- nen Beistand entzogen habe]: Laßt herzutreten [zu dem Altar] alle Haufen lkkchktskks Obekststh Häupter —— im Grundtext steht dasselbe Wort wie Nicht, 2o, 2] des Volkes, und erfahret und sehet sindem wir das Loos werfen Katz. 10, 20 f.; Jos. 7, 16 sf.], an welchem die Sande sei sum welcher willen Gott] zu dieser Zeit [mit uns zür- net, auf daß wir durch Bestrafung des Schuld!- geu ste können von uns abthun]; II. Denn so wahr der HErr lebet, der Hei- land Israel sdessen Freundschaft und Gemeinschaft l. Samuelis I4, 36—-—46. wir um jeden Preis müssen wieder zu gewinnen suchen] und ob sie sdie Sünde] gleich an meinem seigenen] Sohn Jonathan wäre [den ich mit euch so hoch schätze] so soll er [denuoch] sterben [trotz- dem daß er der Thronerbe und ein tapferer Strei- ter ist]. Und niemand antwortete ihm aus dem ganzen Vol! kanf dieses West, so seh: ckfiitxte es» we. gen. der Vermessenheit, welche bei allee unpaeteiischen Gerechtigkeit, die der König damit zu erkennen geben fvolltf darin lag, alle Herzen mit Grausen und Ent- c Cl! . tzWie es scheint, hatte Saul bereits einigen Verdacht auf Jonatham der schon zweimal (Kap.13,3; 14, 1ss.) auf eigene Hand hin etwas Besonderes unternommen hatte. Es läßt sich aber auch eine geheime Mißgunst des Königs auf seinen Sohn, der ihm durch beide Hei· denthatcn den Preis des Sieges weggenommen, in sei- ner strengen Rede nicht verkennen, wenngleich ihm selber dieser Antheih den die gereizte Stimmung an seinem Schwurwort hatte, verborgen sein mochte, er vielmehr meinte, stch dadurch als einen recht Unparteiischen und streng rechtlichen Fürsten zu erkennen zu geben, der die Gefühle seines Vaterherzens und die Jnteressen seiner Familie weit hintenan sctze der Wohlfahrt des Landes. Wir sehen hier recht, wie wahr der Liederdiclster von dem menschlichen Herzen sagt (Mache dich, mein Geist, be- reit —— V. 6): es ist voller Lisi und kann sich bald hencheln und in Hoffahrt schmeicheltn 40. Und er sum zu zeigen, wie streng er’s mit seinem eben ausgesprochenen Schwurwort meine und wie er sich selbst mit seinem Sohne keineswegs von dem Urtheil, das über den Schul- dtgen ergehen müsse, ausnehme] sprach zu dem ganzen Israel: Seid ihr kandern alle, die ihr das Volk ausmachtj aus jener Seite, ich nnd mein Sohn Jouathau wollen sein ans dieser Seite sund nun mag das Loos zunächst im Großen und Gan- zen entscheiden, auf welcher von beiden Parteien die Schuld haftet]· Das Volk smit solcher Thei- lung einverstanden] sprach zu Saul: Thue, was dir gefclllt 41. Und Sau! [als jetzt der Hohepriester zur Vornahme des Loosens schrittJ sprach [in feier- licher Anrufung] zu dem HErru, dem Gott Israel [wie er ihn nannte]: Schaffe Recht sregiere das Loos also, daß es den wirklich Schuldigen offen- bar mache, damit die Unschuldigen frei ausgehen] Da ward sbei dem ersten, ans die zwei Parteien sich beziehenden Wurf oder vielmehr Griff Jus. 7, 16 Anm.] Jonathan nnd Saul sdie auf der einen Seite standen] getroffen; aber das sauf der an- dern Seite stehende] Voll ging frei ans sunter ihm also war der Schuldige nicht, sondern er konnte nur einer von den beiden sein, entweder Saul selbst oder sein Sohn Jonathan]. 42. Saul sprach: Werset über mich nnd meinen Sohn Jonathan sdas Loos, an wem von uns die Sünde sei, um die es sich handelt]. Da ward Jonatban getroffen. 43. Und Saul sprach zu Jonatham Sage rate, was hast da gethan? Ionathan sagte es ihm, Jonathan wird von seines Vaters Verurtheilung zum Tode durch das Volk errettet. 243 und sprach: Jch habe sweil ich von deinem Ver- bot V. 24 nichts wußte] ein wenig Honig gekostet mit dem Stabe, den ich in meiner Hand hatte [V. 2715 und stehe, ich muß darum sterben [bin bereit, auch um der an sich so geringfügigen Sache willen zu sterben, da du einmal einen Fluch auf denjenigen gelegt, der etwas essen würde bis zu Abend]. 44. Da sprach Saul: Gott thue mir dies nnd das, Jonathau, du mußt des Todes sterben [denn ich kann unmöglich meinen Eid darum, weil du mein Sohn bist, brechen]. 45. Aber das Volk [unter dem es theilweis bekannt war, daß Jonathan unwissentlich das Ver- bot übertreten, und das, wenn es auch nicht in allen seinen Gliedern um diese Unschnld wußte, an sich schon ein Grauen davor empfand, daß ge- rade der mit dem Leben büßen sollte, welchen der HErr zum Werkzeug seiner Hilfe ausersehen hatte, und zwar für eine Sache, die nur durch den un- besonnenen Schwur des Königs zur Sünde ge- macht worden war] sprach zu Saul: Sollte Jo- nathan sterben, der ein solch groß Heil in Israel gethan fund mit seinem heldenmüthigen Unterneh- men V. 1 ff. das Land von seinen Unterdrückern befreit] hat? Das fei ferne! fes wäre ja das ge- radezu ein frevelhaftes Beginnen] So wahr der HErr lebet, es soll kein Haar von seinem Haupte auf die Erde fallen; denn Gott hars heute durch ihn gethan [genauer: mit Gott hat er heute dies gethan, was von so segensreichen Folgen für uns gewesen ist, darum dürfen wir ihn, ·zu dessen Werke der HErr sich so augenscheinlich be- kannt hat, nimmer antasten]. Also [indem es sich der Ausführung des von Saul gesprochenen Todesurtheils so nachdrücklich widersetzte] erlösete das Volk Jonathau, daß er nicht sterben mußte. Hatte gleich Jonathan unwissentlich gehandelt, so hatte er doch immerhin den Schwur seines Vaters ver- letzt nnd nach den Auseinandersetzungen in Anm. 2zn Jos 7,1 eine Schuld auf die Gefammtheit des Volkes gebracht; das ist der Grund, warum der HErr in V. ·7 sein Angesicht von Jsrael abwendet und dem Saul auf seine Frage keine Antwort giebt. Da aber die Ueber- tretung nicht blos aus Unwissenheit geschehen, sondern auch in einer Sache bestand, die an und für sich gar nichts Unrechtes war, und nur dadurch zu einem Un- recht wurde, daß der König sie verboten, und zwar in blindem fieischlichem Eifer mit einem Eidfchwur verboten hatte; so war auch die Schuld gehoben mit dem Offen- barwerden dessen, was geschehen war. Dies Offenbar- werden nun hätte den Saul zur Besinnung bringen sol- len, daß er fich für den eigentlichen Schuldner erkannt und vor dem ganzen Volke auch bekannt hätte. Er hätte seine Voreiligkeit eingesiehen und es sich und den andern sagen sollcn, daß er zu jenem Verbot und dem beigefü ten Schwur kein Recht gehabt· um Ver ebung für dielze Sünde bitten, und nach dein, was zu of. I, 21; Nicht. 21, 11 gesagt worden, von einer Dnrchfühi rung seiner Verkebrtheit abstehen sollen, statt daß er in vermeintlicher Selbsiverleugnung sich konsequent bleibt auch dem eigenen Sohne gegenüber. Da er aber in seiner Verkchrtheit entschlossen ist, dem äußern formellen Recht einen oöllig Schuldlosem und noch dazu den, dem das ganze Volk die Hilfe, die es an diesem Tage von Gott erfahren, verdankt, zu opsern, so bedient der HErr des Volkes sich als Mittel, den Jonathnn aus der Hand seines ungerechten Vaters zu erretten. 46. Da zog Saul [im Gefühle seiner Schuld, die er nicht eingestehen und bekennen wollte, und darum auch an dem göttlichen Beistande zu wei- teren Unternehmungen zweifelnd] herauf vott den Phillstern [ohne die Verfolgung derselben, wie er sich anfangs V. 36 vorgenommen, fortzusetzen] und die Philister zogen sdaher unangefochten] an ihren Ort [in ihr Land zurück, während sie völ- lig und für immer hätten vernichtet werden kön- nen, wenn Saul anders zu dem HErrn gestanden hätte, als er bei seiner Unbußfertigkeit zu ihm stand]. Jn den beiden ersten Versen des folgenden Abschnitts werden wir sehen, wie Saul, ob er wohl mit feinem Herzen von Gott gewichen und von der Wahrheit, den· noch immer größer, mächtiger wird, und seine Thaten immer bedeutender. Dadurch dürfen wir uns nicht täu- schcn lassen; gerade dieses sein Glück bringt ihn dem wirklichen Falle in Kap. 15 immer näher, weil er von seinem Straucheln in Kuh. 13 sich nicht durch gründ- liche Buße wieder aufrichtet. »Die gnadenreiche Hilfe Gottes war noch mit Saul, es gelan ihm alles, sein Werk oollführte er in Herrlichkeit, sein stame wurde weit gepriesen; aber das gerade machte ihn stcher. Der glücks liche Erfolg seiner Arbeiten für Gott trieb die letzte Er· innerung an die verborgene, noch unbekannte, viel weni- er gebüßte Schuld aus seinem Gedächtniß Er hielt Hei) wegen der Hilfe, die er in allen seinen Unternehmun- gen von oben erfuhr, wieder für einen Freund Gottes, und er« war doch sein Feind. Er wähnte die Kluft aus- gefüllt, weil sie durch eine glückliche Regierun überdeckt wurde, aber innerlich riß sie immer weiter. ie hernach Babel (Jes. 47, l sie, lebte er in Wohilust und saß so stcher und sprach in einem Herzen: Jch bin ein König ewiglich; aber auch er hatte, wie Pudel, bisher noch nicht zu Herzen gefaßt noch daran gedacht, wie es mit ihm hernach werden sollte. Er stand da wie ein Eichs baum, der im Mark längst von der Fäulniß angefressen ist, wiewohl man außen kein Gebrechen wahrnehmen mag und den grünen, mächtigen Baum ansiaunt.« tDisselhossJ —- Auf Grund des hier nnd zu V. 24 u. 85 Gesagten ergiebt sich auf die für das innere Leben so wichtige Frage: Was richtet uns wieder auf, wenn wir estrauchelt sind? die dreifache Antwort: 1)nicht fleiklchlicher Eifer, sondern Buße; Z; nicht änßerlicher Gottesdienst, sondern abermals ußez Z) nicht glücklicher Erfolg, sondern zum dritten Mal Buße. Und ganz ähnlich lautet auf Grund des Eoangelii am 8. Sonnt. nach Trinit Matth 7, 15 ff. auf die andere, nicht minder wichtige Frage: Welches ist die Probe des echten, wahren Christens thumss die Antwort: l) nicht vieles Wissen, son- dern Glaube; 2) nicht fchönklingende Worte, sondern abermals Glaube; 3)nicht glänzendeWerke, sondern zum dritten Mai Glaube. VI— V. 47——52. Es folgt zum Schluß der vorhin mitge- theilteu Begebenheit, die dem Sau! für immer zu könig- lithem Ansehen beim voller verhält, eine biet-ersieht über seine weitern krieg: und Siege; sie haben keine beson- dere Bedeutung für die Geschictjte des Ueieheo Gottes, is· 244 I. Samuelis 14, 47—52. 15, 1——3. daher sie eben nitht im Einzelnen erzählt, sondern nur im Allgemeinen aufgezählt werden. daran schließt ssich dann eine trutze Eittheitnng über seine Familieuverhäld trifft, sowie über seine militäriskijen Einrlmtuugein 47. Aber da Saul das Reich über Jsrael eingenommen sin Folge des Sieges über die Phi- lister V. 1-—46 die königliche Macht wirklich er- langt] hatte [die ihm nach dem Siege über die Ammoniter Kap. 11 von Seiten aller Stämme Jsraels zuerkannt worden war], stritt er [im Laufe der ersten Jahre seines Königreichs da er in demselben sich zu befestigen suchte, etwa von 1072 —1062 v. Chr] wider alle seine Feinde um- her [damit den Beruf eines israelitischen Königs erfüllend 4.· Mose 24, 7 ff. 17 ff.J, wider die Moabiter [gegen Morgen], wider die Kinder Am- mou Inachs derselben Gegend hin Kap. 11]- wider die Edomiter sgegen MittagL wider die Könige [von] Zoba leiner Landschaft nordöstlich von Da- maskus, zwischen dem Orontes und Euphrat ge- legen T, Sam. s, 3], wider die Philister kgegeu Abend Kap. 14]; und wo er steh hinwandte, da übte er [mit Gottes Hilfe, der um feines Beru- ses willen ihm seine Unternehmungen gelingen ließ] Strafe [für alles Uebel, was diese Völker je und je an Jsrael begangen hatten]. 48. Und machte ein Heer [wörtlich: fchaffte Macht, gelangte immer mehr zu Macht und Ge- walt, vgl. 4. Mose 24, 18., wo derselbe Ausdruck vorkommt — Luther: Jsrael wird Sieg haben], und schlug swie hernach in K. 15 ausführlicher erzählt werden wird] die Amalekiter [so daß er der Weissagung 4. Mose 24, 7 gemäß in der That höher ward, denn deren König AgckgL und erret- tete salsoj Jsrael von der Hand aller, die sie zlvackteu [beraubteu oder ausplünderten]. In dieser Zeit seiner siegreichen Thätigkeit nach außen hat er allem Anschein nach auch im Innern seines Reichs viel Gutes gethan, so namentlich die Wahrsager und Zeichendeuter ausgerottet vom Lande (Kap. 28, 9). 49. Saul aber [um hier die wichtigsten Nach- richten über seine Familienverhältnisse nachzubriw gen, die schon bei Kap. is, 1 ihre Stelle hätten sinden können, dort aber absichtlich einstweilen bei Seite gelassen wurden, um den Zusammenhang des Nachsolgenden mit dem Vorhergehenden nicht zu sehr zu unterbrechen] hatte [im Ganzen vier] Söhne ivon denen aber jetzt nur diejenigen drei Erwähnung finden mögen, die hernach zugleich mit ihm endeten Kap. Si, 2. 6]: Jouathan lden wir bereits als einen streitbaren Helden haben kennen lernen], J swi [oder wie er mit seinem gewöhnlichen Namen hieß: Abinadabi Kap. 31, L; 1.Chron. S, 33; 10, 39], Malchisua [der vierte dagegen: Esbaal l. Chron. 9, 33; 10, 39 oder Jsboseth" wird später besonders in Be- tracht kommen, da er der einzige war, der den Vater überlebte Z. Sam. 2, 8 ff.]. Und seine zlvo Töchter [auf die in Kap. 18, 17 ff. die Rede kommen wird] hießen also: die erstgeborene Me- rob, und die jungste Michal. V) Manche Ausleger nehmen an, das Wort VIII» sei verschrieben für date-·« (der zweite) und davor der Name ,,Abinadab« ausgesallen. «) Die Juden haben, wie zu Kap. 13, 2 bemerkt wurde, aus der Nichterwähnung Jsboseths an dieser Stelle geschlossem daß derselbe beim Regierungsantritt Sauls noch nicht geboren war; da nun nach 2. Sam. L, 10 Jsboseth beim Tode seines Vaters 40 Jahr alt war, so müßte darnach Saul 40 J. regiert haben, eine Auffassung, die Paulus in seiner Rede Apostg II, 21 unangefochten läßt, ohne jedoch da- mit sie als richtig zu bestätigen. 50. Und das Weib Sauks smit welcher er diese 5—6 Kinder zeugete] hieß Ahinoatiy eine Tochter Ahimaaz [neben ihr hatte er aber auch ein Kebsweib, Rizpa mit Namen, die ihm zwei Söhne gebar, Armoni nnd Mephiboseth 2. Sam. Z, 7; 12- 8; 21- 8]- Und sein Feldhauptmann kober- ster Feldherr, der seinem Heere vorstand] hieß Ab- uer, ein Sohn Mr, Sauks Vetters [Vaterbru- ders — er war also Cousin oder Geschwisterkind des Königs]. 51. Kis aber swie bereits Kap. I, 1 f. er- wähnt] war Saul-s Vater; Ner aber, Abners Vater, war kebenso wie KisJ ein Sohn Abtei [vgl. das Geschleehtsregister in I. Chiron. 9, 29 ss.; 10, 35 ff] 52. Es lvar aber [wie wir aus der weitern Geschichte von Kap. 17 an sehen werden] ein har- ter Streit wider die Philister, so lange Saul lebte [da er durch sein unbesonnenes Verhalten in V. 24 es verhindert hatte, daß sie damals nicht mit einem Schlage oernichtet werden konnten] Und [daher kam es auch, daß ietzt schon der An- fang zu einer stehenden Miliz in Jsrael gemacht wurde, während bis dahin nur eine Art Heerbann oder Landfturm bestanden hatte, zu dem die streit- baren Männer erst bei Ausbruch eines Krieges aufgeboten wurden, um nach Beendigung desselben sofort wieder zu ihrer Handthierung zurückzukehrein Schon gleich nach dem Kriege wider die Ammo- niter behielt der neugewählte und bestätigte König 3000 Mann bei sich, die den Kern seines Heeres bildeten Kap. IS, 2; und auch in der Folgezeit] wo Saul sahe einen starken und rüstigen ksich be- sonders zum Kriegsdienst eignenden] Mann, den nahm er zu sich. Unter den beiden folgenden Königen bildete sich diese Einrichtung noch weiter aus. David hatte außer seiner Leibwache nicht nur eine, aus den 600 Kriegsmännerm die in seinen Kämpfen mit Saul stch zu ihm gesammelt hatten (Kp. 22, 2 vgl. 23, is; 25,13u.2. Sam.15,18), gebildete Garde (in 2. Sam. 16, 6 und 20, 7 «Gewal- rege« oder »Starke« genannt), aus der seine bedeutend« sten Feldherru hervorgingen (2. Sam. 23, 8 fs.), sondern organifirte auch aus dem Volke ein Nationalheer in 12 Dwisionem von welchen je eine zu 24,000 Mann einen Monat des Jahres im Dienste siand (l. Ehren. 28); Sauls Stellung zu dem HErrn wird auf eine entscheidende Probe gestellt. nnd Salomo verstärkte die Heeresmacht des Reichs durch Einführung von Reiterei und Kriegswagem die er in seste Städte, besonders an den Grenzen des Landes, ver- legte (1. Kön. 4, 26; I, l9; 10, 26). Diese Einrich- tungen wurden dann von den folgenden Königen beibe- halten; nicht wenige unter ihnen verstärkten die Heeres- maeht an Fußvolk und Reiterei (1. Kön. 16, I; 2. K. 8, 213 13, 7; Jes. 2,7; Micha 5, 9), manche nahmen auch fremde Truhpen als Hilfscorps in Sold (2. Chr. 25, 6 ss.). Doch war auch diese Kriegsmacht ei entlich nur Landmiliz nicht in fortwährendem Dienst, ondern in Friedenszeiten wohl den größten Theil des Jahres hindurch bei ihrer ländlichen Beschäftigung und unbesol- det; selbst im Kriege bestand ihr Sold wahrscheinlich nur in Naturalien und einem bestimmten Antheil an der Kriegsbeutn Das 15. Kapitel. Sau( wegen seines Tlngehorsams verworfen. l. v. 1—9. dlaihdem die in Lan-13, 13 f. gegen Saul ans- gesvrothrue Drohung, daß sein Königrelch lieinen dauern- den tiesland haben werde, mehr eine Warnung, als ein schon feststehender, Unabänderliche: beschluß gewesen, wird sein Gehorsam gegen Gottes Wort nnd Gebot nunmehr auf eine entsiheidendgprobe gesellt. Im Jlnftrage des lJErrn besiehlt ihm namlikh Samuel, wider Jimaleltz das Original oder Urbild der gottfeindlichen Weltmacht (2. Mose 17, 8 if.), an de en Ieliaiuvfnng einst Mose noch link; vor seinem Ende as voll: Gottes erinnert (5. on. 25,17 sf.) nnd von dessen vernikhtnng durch Israel-i König die vierte nnd letzte Rede sileamk schon langsi geweissagt (4. sit. 24, 20), einen Krieg-Zug zn unter- nehmen und den Zaun an ihm im ganzen vollen lim- fange zu vollslrekliem Sau! nun vollzieht anih den se— fehl insoweit, als er den Kampf wider die Zlmaleliiter aufnimmt und, nachdem er sie gesazlagein den sann bis zu einem gewissen Grade zur Jlussnhrnng bringt; aber nicht nur läßt er seiner eigenen prathtliebe zu Gefallen den König am Leben, nni mit einem liönigliihen Sklaven vrnnlien zn können, sondern giebt atra) der Habsucht sei- ner kriegslente nach, weiche das beste Vieh verschonen, um es ffir sich zu behalten. I. Samuel aber sprach [aUf«"AUT·8g1·1Ug des Geistes Gottes] zu Saul sals dieser die m Kap. 14, 47 erwähnten Kriege siegreich zu Ende ge- bracht, nach unserer Rechnung etwa im Jahre 1062 o. EIN: Der HErr hat Damals, als das Volk einen König begehrte» Kap. 8—10]·mich ge- sandt, daß ich dich zum Kouige salbete uber sein Voll Israel; so höre nun die Stimme der Worte des HGrrn kdie in dem Auftrags, de« ich di: jetzt zu eröffnen habe, an dich ergeht, und erfiille den Auftrag mit aller Treue und Gewissenhaftigkeit, auf daß du, wie du vormals Gott erzürnet haft mit deinem Unglauben Kap. 13, 8 f., so nun für die in jener Stunde deiner Salbung Kap. 10, l so tief· empfundene Gnade dich dankbar erzeigest durch pünktlichen Gehorsam.]. Wir haben gesehen, wie Saul in dem anzen Ab· srhnitt Kap. 14, 24—46 nichts als verkehrte ege ging, weil er seine Sünde in Kap. 13, 8 s. nicht erkennen und bekennen, sondern die Buße umgehen wollte; gleich- wohl lag seinem fleisehlichen Eifer und seinem äußerlichen Gottesdienst immer noch ein gewisses Verlangen zu Grunde, wieder mit Gott Eins werden; verworfen hatte ihn der HErr noch nicht, ob ihm gleich schon gesagt war, daß sein Reich nicht bestehen würde. Die in Kap. 245 ist, 47 erwähnten Kriege nun sammt dem, was er nach Kap. W, 9 zur Ausrottung der Wahrsager und Zeichen· deutet im Inneren feines Reiches that, waren auf der einen Seite ebenfalls eine Kiuidgebung jenes Verlangens. Wie aber auf der andern Seite dies Bestrebem durch Werke eigener Gerechti keit Gott zu versöhnen und die Buße dahinten zu la en, ein grundverkehrtes war, so stand nun auch Saul in großer Seelengefahn als der HErr zu seinen Unternehmungen Glück und Segen ver- lieh; er nahm dies, wie wir das uns ebenfalls schon ver- egenivärtigt haben, für ein Zeichen, als habe er wirklich ein Ziel erreicht und sein Unrecht wieder gut gemacht, als wäre Gott wieder sein Freund und sein Verhältniß zu ihm das rechte. Darum siellt ihn der HErr durch das, was er in unserm Abschnitt durch Samuels Mund ihm gebietet, aus die Probe; es soll nun klar und offen- bar werden, was im innersten Grunde seines Herzens ist, und, da der Herzenskündiger das schon weiß und ihn für unlauter und elbstsüchtig erkennt, Gelegenheit ge- nommen werden, das Urtheil iiber ihn zu sprechen und mit seinem KönFthum abzuschließern Wenn er darnach auch noch eine eit lang in seiner königlichen Stellung verbleibt, so vegetirt oder figurirt er doch nur noch als König: der eigentliche König Jsraeks ist schon der, dem der HErr geboten bat Fiirst zu sein über sein Volk. Jn dieser Be iehun sieht unsre Geschichte auf leicher Linie mit der ersu ung Abraham’s in l. Moe Kap. 22., nur daß bei Abraham das geradeumgekehrte Verhältniß statt findet: bei ihm soll der lautete, dem HErrn ganz und gar das eigene Leben opfernde Glaube offen zu Tage treten, bei ihm soll der Abschluß mit feinem Pa- triarchenleben damit gemacht werden, daß er für immer zum Erben der göttlichen Verheißung nnd zum Segens- Vermittler für alle Welt hingestellt wird. Gleichwie nun aber bei Abraham sehr wohl die Möglichkeit vorhanden war, dem Gebote Gottes ungehorsam zu werden, so war es für Saul gar wohl möglich, daß er den Befehl, der durch Samuel an ihn erging, in aller Treue und Gewissenhaftigkeit aussührtez die Probe, auf die er ge- setzt wurde, sollte nach Gottes gnädigen Absichten so zu sagen eine Handhabe sein, ihn auf den rechten Weg zu- rückzubringen; denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fiille habe. Jn dieser Hinsicht steht Saul’s Probe aus gleicher Linie mit der, welche der HErr mit Pharao macht (2. Mose Z, 18 Anm. 2). T. So snämlichj spricht der HErr Zebaoth [Kap. I, 3 Anm.]: Jch habe bedacht [meinen Blick darauf gerichtetJ, Was Amalek sdas Volk der von Esau abstammenden Amalekiter l. Mose 36, 121 Israel that, und wie er [Amalek] ihm [Jsrael] den Weg verlegte» da»er aus Egypten zog [2. Mose 17, 8 ff» und will seht, da die zuvor bestimmte Zeit 4. Mose 24, 20 nun herbeigetommem auch Amalek durch das, was— er neuerdings gethan V. 33., das Maß seiner Sünden vollgemacht hat, dieselben an ihm heimsuchen]. Z. So zeuch nun [du, Saul, der du als Fürst über mein Erbtheil den Beruf hast, das Gericht zu vollstreckenj hin snach der Südgrenze des Landes) und fchlage die fjenseit dieser Grenze im steinigten Arabien wohnenden] Amalelltetz und verbaiiue sie mit allem, das sie haben is. Mose 27, 29 Anm. 2. Hälfte) Schone seiner kdes Amalek] nicht, sondern iödte beide Mann und Weib, Kinde: und Saugliugy Ochsen und Schafe, Ka- 246 l. Samuelis 15, 4—15. meele nnd Esel [wie es das Gesetz vom Bemüh- tungsbannh wenn er in feiner ganzen Strenge zur Ausführung kommen soll, vorschreibt]. 4. Saul ließ solches vor das Volk kommen [was ihm von Gott befohlen worden, und rief ganz Jsrael zum Kampfe wider Amalek auf]; nnd er zählete sie [die streitbaren Männer, die in Folge seines Aufrufs sich um ihn sammelten] zu Telaim [oder Telem im östlichen Theile des Siid- - landes Jos. 15, 24., seiner Lage nach nicht näher zu bestimmen] zwei hundert tausend Fußvolis, nnd zehn tausend Mann aus Jnda [Kap. 11, 8]. 5. Und da Saul [mit diesem Heer von 210,000 Mann] kam zu der Anialekiter Stadt [in welcher ihr König residirte], machte er einen Hinterhalt am Bach sin dem bei der Stadt ge- legenen Bachthal, um dieselbe von da aus zu erstürmen]. 6. Und ließ [ehe er zu einem Sturmangriff schritt] dem lVolk der] Keniter [die von ihrer Niederlassung im Siiden des Stammgebietes Juda aus Richu 1, 16 stch inzwischen weiter nach Mit- tag zu ausgebreitet hatten und jetzt theilweis mitten unter Amalek wohnten] sagen: Gehet hin [ziehet euch nach einer andern Gegend zurück] weiehet kvon hier] und ziehet herab von den Amaleliteru [4. Mose 24, 21], daß ich ench [in der Hitze des Streits, wo zwischen Freund und Feind sich kein Unterschied machen läßt] nicht mit ihnen auf- könnte; denn ihr thalet [in eurem Ahnherrn Hobab, dem Schwager Mosis, der auf dessen Bitte den Zug durch die Wüste vom Sinai aus als Führer mitmachte 4. Mose to, 29 ff] Barmherzigkeit an alleu Kindern Israel, da sie aus Eghhien zogen [und um deß willen soll euer geschont werden]. Also machten sich die Keniter von den Amalelitcrn lund zogen sich weiter nördlich hinauf nach dem Lande Juda]. 7. Da schlug Saul die Amalekiter [indem er den Vernichtungsbann an ihnen vollstreckte] von Hedila [im Südosten des von ihnen bewohn- ten Landstrichs 1. Mose10, 29] an bis gen Sur [der Wüste el Dsehifar l. Mose 16, 7], die Vor Eghpten liegt. 8. Und griff Agags den Amalekiter König lebendig smachte ihn zu seinem Gefangenen], und alles Volk sdas in seine Hände fiel] verban- nete er mit des Schwertes Schärfe swährend ein gut Theil entrann Kap. 27, s; so, I; 2. Saat. 8, 12., bis auch dieser Ueberrest später von den Simeoniten unter König Hiskia ausgerottet wurde J. Chron. 4, 41]. «) Es ist dies kein Eigenname, sondern der gemein- same Amtstitel aller Könige der Amalekiter (das Wort bedeutet ,,der Feurige«), gleichwie die Könige von Endp- ten Pharao, die der Philister Abtmelech (l. Mose 26,1 Anm.; Kuh. 2l, 10 vgl. Pf. 34, 1) genannt werden. 9. Aber Saul und das Voll schonte kwider Gottes ausdrücklichen Befehl V. Z] des Agag [daß man ihn nicht ebenfalls mit des Schwertes Schärfe verbannetes und was gute Schafe und Rinder und gemaftet [nach anderer Auslegung: von der zweiten Geburt] war, und der [Weide-] Läm- mer und [überhaupt] alles, was gut war, nnd wolltens nicht verbannenz was aber schnöde und untiichiig [geringschätziges und verkommenes Vieh] war, das verbanneteu sie. Die Verschonung des Agag lag im Jnteresse Saale, der mit einem königlichen Sklaven prunken und also seiner Eitelkeit dienen wollte; die Verschonung des guten Biehs dagegen fällt mehr dem Eigennutz des Volkes zur Last. Beide Parteien sahen sich eine der andern ihr Unrecht nach, nach dem Grundsatz: ,,lebeu und leben lassen«, und vergriffen sich an dem Verbanneteii — eine Sünde, die einst to schwer an Achan bestraft worden war (Jos. 7 und 8). II. V. 10—-35. lieber Sankt; ilngehorsam erhärtet, ver— liündigt der hErr dem Samuel des dlacijts in einer an ihn ergehenden Offenbarung das Gericht der Verwertung über den treuloseu König, und Samuel, ob er gleich die ganze dlacht zu Gott schreiet um Abwendung dieses Ge- richts, muß znteht dennoch eg als unwiderruflich erkennen. daran! begiebt er sich am anderer-morgen auf den Weg, dem Sau! zu begegnen; da derselbe aber den Uürlimeg aus dem Lande der Jtmalrliiter über Taktart, wo er sich ein Siegegdeultmal errichtet, bereite so weithinter sich hat, daß er eben nach Gilgnl hinab genommen, geht der prophet ihm dahin entgegen und hält ihm, der mit henchlerischer Miene, als habe er des HErru Wort er— stiller, ihm entgegentritt, sofort seinen llitgrhorsaiu vor. Saul nun versucht sein Thau auf alle nur mögliche weise zu beschouigesn doch Samuel macht alle seine Jlugstfckhte zu Srhandeu nnd sagt ihm an, was der Hatt: die ver— gangeue sllakht mit ihm geredet. Mit wiederholten Bitten dringt der König in den Propheten, ihn uiiht jetzt schon zu verlassen, wie er im Begriff sieht, sondern ihn zu dem beabsichtigten Opfer zu begleiten, damit er vor dem volle: nicht btoßgcsiellt werde. Samuel geht aurh endlich darauf ein. Nachdem aber die gottesdiensiliche Handlung ge- schehen und Samuel den gefangen-tu Jlmaleleitevseiinig noch an der Statt: des Gesetz; hingerichtet hat, scheidet er sich für immer von dem, von dem Halten verworseneu Saul, ohne jedoch ihn aus seinem Herzen zu lassen. 10. Da [während Saul und das Volk im Lande der Amalekiter also verfuhren, wie V. 9 ge- sagt worden, und darauf über Carmel nach Gil- gal zurück-kehrten V. 121 geschah des HErtn Wort [bei der Nacht V. 16] zu Samuel [in Rama], und sprach: 11. Es reuet nicht, daß ich Saul zum Kö- nige gemacht habe; deuu er hat sich sda er doch anfangs mir nachfolgte und meine Wege wandelte] hinter mir abgewandt fum seine eigenen Wege zu gehet]- und meine Worte nicht erfüllen Deß [diefes Ungehorfams von Seiten Saul’s, von dem der Prophet durch Gottes Offenbarung Kunde be- kam, und der dadurch herbeigeführten Vereitelung seiner Berufung zum König] ward Samuel zornig, nnd schrie zu dem HErrn die ganze Nacht sum, wo Der HErr offenbart Samuel die Verwerfung Saul’s, des ungehorsanien Königs. es möglich wäre, dem» ungeho»rsamen Sohne noch ein- mal Vergebung zu erwirken, gleichwie Mose für das Volk Israel bat 2. Mose 32,30 ff; 4. M· I4, 13 ff.; doch erkannte ei tintet seinem Gebet gar wohl, das er von solcher Fürbitte abstehen müsse und »dage»gen hingehen und den König zur Verantwortung ziehen J. » s) Wenn die Schrift, die nirgends mit Worten spielt- oon Gott sprich: (1« Mose s, 6 i; l— Sem- 15- U, 35; Jon. 4, Z; Joel 2,13; Jerem.»4, 283 IS, 8.10; Hesek. 24, 14;»Ps. 106, 45),· es habe ihn» etwas gereuetz sp ist auf eine für uns saßltchn menschliche Weise aus- gedrückt, daß Gott bei verandertem Sinne der Menschen auch sein Verfahren ändere. Er zeigt sich eben auch darin als den lebendigen Gott-»der Eltlpsindltng UUV Gefühl hat, dem etwas wirklich leid thun kann, als den peksönlichen Gott, der nicht nur ein starres, »schlecht- hikxiges Gesetz ist, sondern über der Nothwendigkeit seines eigenen Wesens mit Freiheit waltet, so daß er ein Drohwort zurücknehmen kann ,· sobald es seinen Zweck erreicht hat, oder» ein Verheißungswort, sobald es seinen Zweck nicht erreichen kann am Menschenherzerr. Gereute es ihn, MenlchSU sklchasssn YUV SEUI ZUM Kö- xki gemacht zu haben, »so ist das nicht, als ob er ein- gefiehen hatte, er habe einewFehlek gemachh lIZUVOTU Es ist die Trauer seines vaterlichen Herzens darüber- daß seine Liebesabstcht an diesen» Menschem di« Ihtet tstlcht werth sein wollten, nicht erreichbar war. »Wenn es Zizicn menschlichen Vater reuet, seinen Sohn mit Gaben u er- schüttet zu haben, so kann er in Wahrheit unweise, un- pädagogisch gehandelt haben, und muß ubcr stch lelbst leid tragen, wie über den mißrathcneii und Undankbaren Sphxp Nicht also ist es bei Gott; denn alles, was er thut, ist recht. Reuet ihn aber umgekehrt» bald derStr»afe, die er über den Bösen verhängt, namlich sobald Viele! sich zu ihm bekehrt; so ist es eben der Vater, welcher gnädig ist, barmherzig, geduldig »und v»on großer Gute, dessen väterliches Herz Mitleid tragt mit dem» blutenden Kinde nnd es tief bedauert, daß cis also staunen oder doch bedrohen mußte. So »gieb·t d·er Ausdruck ,,Reue, gereuen« einen kostbaren »Einblick in das Herz unseres Geizes« (Mekz.) —- ") Die Wege des Volks »und feiner Leiter nach ihrer Angemessenheit an das gottliche Gesetz zu prüfen (Jerem. S, 27), überall» auf die Anerkennung der Majestät und Alleiiiherrlichkeit Jehova s mit uner- biitlichem Ernste zu dringen, wider jede« Abfall VVU ihm, wider jede Untreue gegen seine Ordnungen vor Hohen und Niederen, namentlich aber vor theokratisäien Akntstkageckn rückhaltlos zu zeugein den gegen das gott- liche Wort sich Verstockenden das Gericht zu verkündigem nach Umständen selbstthätig zur Vollstreckung desselben einzugreifen, auf der andern Seite, wenn inenschliche Hoffnung geschwunden ist, Rettung und Heil zu ver- beißen, überhaupt immer den Blick auf den HErrw von dem Israel alles zu hoffen und alles» zu furchten hat, und auf seine heiligen Reichswege gerichtet z»u erhalten, das ist es, was man unter der politifch en Wirksamkeit der Propheten zu verstehen hat —» »eines Wirksamkeit, die demnach weder mit der von Ministern und Geheim- räthen, noch mit der von Demagogen (VolksfUhk·ekN), womit der Unverstand so ·ost die Propheten vergleichen wollte, irgend etwas gemein hat. (Oehler.) 12. Und Samuel machte sich sdieser Elserpflickx tung feines Prophetenarntes gemäß] ftuhc »auf svon Rama], daß er [dem aus dem Kriege heim: kehrenden] Saul am Morgen begegnete» snoch gletch am Morgen dieses Tags entgegengingeL Und ihm ward [da er schon auf der Reise sich befand, unterwegs von jemand, den er traf] augesagh daß 247 Saul [von dem Lande der Amalekiter nach dem Lande Juda heraufziehend] gen Carmcl [etwa 2 Meilen südöstlich von Hebron Jos. 15, 551 kom- men ioäre, und hätte ihm sdaselbsi in der Hossahrt seines Herzens] ein Siegeszeikhen sein Denkmal zur Verkündigung des Von ihm über die Amale- kiter davongetragenen Sieges] aufgerichtet, und wäre herum gezogen shätte sich von da in nord- ösilicher Richtung weiter gewendet], Und swäre in der Absicht, nun auch dem HErrn Brandopfer und Dankopfer darzubringen, nachdem er zuerst für die eigene Ehre gesorgt] gen Gilgal [in der Jordanaue Kap. 13, it] hinab kommen, 13. Als nun Samuel [der in Folge solcher Nachricht seine Schritte sofort westlich hinüber lenkte nach Gilgalj zu Saul kam, sprach Saul [mit verstellter Freundlichkeit dem Propheten ent- gegengehend] zu ihm: Geseguct seiest du dem HErtu sdaß du zu uns kommst, an unserm Opfer Theil zu nehmen]! Ich habe des HErrn Wort [das durch dich an mich ergangen ist V. 2 und Z, genau] erfüllet [das; du mit meinem pünktlichen Gehorsam, dazu du mich ermahnt V. 1., wohl zufrieden sein wirst] 14. Und Samuel [die Heuchelei, die hierin lag, ohne Weiteres zu entlarvenj antwortete [dem König mit einer Frage, die ihm zeigen sollte, daß er durch Erleuchtung des Geistes Gottes um alles wisse, wie es stände, und nicht getäuscht werden könnte durch Verstellungskünste und Lügen]: Was ist denn das fiir ein Blicken der Schafe in meinen Ohren, und ein Vrullen der Minder, die ich höre gwo kommen denn die Schafe und Rindcr her, die ihr ei euch führt, wenn du wirklich des HErrn Wort er« füllet und getödtet hast beide Mann und Weib, Kinder iårisdMSäuglinge, Ochsen und Schafe, Karnecle und e 15. Saul [ohne durch die Frage sonderlich in Berlegeiiheit gebracht zu werden, da er es fchon gut verstand, zu heucheln und zu lügen] sprach: Von den Amalekitern haben sie [die Kinder Israel] sie smit hierher] gebracht; denn das Volk ver- schoneie [aus einer Absicht, die ich nur billigen konnte] der besten Schafe und Rinden [nämlich] um des Opfers willcn des HErrn, deines Gottes [das ihm nach glücklich erfochtenem Siege sollte davon dargebracht werden, und da nun das Opfer deinem Gotte gilt, für desseu Ehre du eiserst, wirst du ja an der Verschonung der dazu benöthigten Schafe und Rinde: nichts auszusetzen sindenjz das andere [was wir zum Opfer nicht brauchen konnten, weil es einen Fehl hatte] haben wir vetbannet kund also pünktlich des HErrn Wort erfüllet, wie ich vorhin V. 13 sagte]. Die Unwahrheit und Heuchelei dieser Ausrede liegt auf der Hand. Wenn auch wirklich ein Theil des ver- schonten Viehes dem HErrn geopfert werden sollte, so war das doch nicht die eigentliche Absicht; sondern das meiste 248 I. Samuelis IS, 16-—-31. wollte man für sich selbst behalten, und was man opferte, damit wollte man mit Gott stch nur absinden, das; er so zu sagen schweige zu dem Gottesraub, der begangen worden war. Aber auch in dem Falle, wenn man nichts hätte für sich behalten, sondern von Haus aus alles dem HErrn opfern wollen, wäre die Verschonting doch eben- salls Sünde gewesen; denn was dem HErrn gebannet war, konnte ihm nicht als Opfer dargebracht werden, weil es als hochheilig ihm schon gehörte (3. Mose 27, 29) und nach 5. M. is, 16 getödtet werden mußte. 16. Samuel antwortete Saul: Laß [ab, dich mit nichtigen Vorwänden herauszuredew und laß dagegen] dir sagen, tvas der HErr mit mir ge- redet hat diese Nacht. Er sprach: Sage her. 17. Samuel sehe er Gottes Urtheil V. 11 ihm verkündigte, zuvor seinen Abfall von dem HErrn und feine schwere Sünde wider das gött- liche Gebot ihm vorhaltend] sprach: Jfks tiicht also, da du klein tvarest vor deinen Augen sund in der Demuth deines Herzens dich solcher hohen Ehre nicht werth achtetest Kap. 9, 21], wukdest du das Haupt unter den Stimmen Israel, und der HGrr sder auf das Niedrige siehet und dem De- müthigen Gnade giebt] salbte dich stieß durch mich dichsa1ben] zum Könige über Israel sKap. 10, 112 18. Und der HErr sum dir Gelegenheit zu geben, für solche seine unverdiente Gnade dich dank- bar zu beweisen durch rechte Treue in seinem Dienst] sandte dich auf den Weg shieß dich einen Gang für ihn gehen], und sprach: Zench hin [mit dem Kriegsheer] und verbanne die Sünder, die Filiria-flirrt, und streite wider sie, bis du sie ver- ge . le. Warum hast du [nun] nicht gehorchet des HErrn Stimme sdasz du wirklich den Bann voll- streckt hättest] sondern hast zum Raube dich ge- wandt [bifi über die Beute voll Raubgietz her- gefallen], nnd shast damit] ubel gehandelt vor den Augen des HErrnZ 20. Saul antwortete Samuel: sWie kannst du denn solche Vorwürfe mir machen?] Hab ich doch der Stimme des HErrn gehorchet, und bin hingezogen des Weges, den mich der HErr sandte; und habe Agag, der Amalekiter König, sgefangen] gebracht, und die Amalekiter verbannt; 21. Aber swas den Raub betrifft, den du mir Schuld giebst, so habe ich ja keinen began- gen, sondern] das Voll hat des Ranbes [der Beute] genommen, Schafe und Rinden das Beste unter em Verbauntem saber auch nicht, um es ohne Weiteres für sich zu behalten, vielmehr] dem HErrm deinem Gott, seinen Theil davon] zu opfern [hier] in Gilgal san der geheiligten Opferstättes 22. Samuel aber sohne sich erst auf eine Er- örterung über die Bedeutung des Bannes V. 15 Anm. einzulassem da Saul mit dieser Wendung der Sache nur fein Unrecht beschönigen wollte und es darauf ankam, alle weiteren Ausflüchte mit einem gewaltigen Wort, dem er nicht widersprechen konnte, ihm abzuschneiden] sprach: Meiucsi du, daß der HErr Lust sein größer Gefallen] habe am Schlachtopfer nnd Brandopfey als am Gehorsam der Stimme des HErrns Siehe, sein aufrichtiger und gewissenhafter] Ge- horsam tst besser, denn Opfer, und Auf- tnerken sauf das Wort und die Stimme Gottes, um in allen Stücken darnach zu thun] besser, denn das Fett von Widdern s3. Mose s, ges; denn an und für stch ist ja dem HErrn an diesem Fett gar nichts gelegen Pf. 50, 10 ff» nur als Ausdruck und Sinnbild der in aufrichtiger Frömmi keit und in treuem Gehorsam ihm ergebenen Herzensge nnung find Opfer ihm angenehm]. Jn den Opfern wird nur fremd Fleisch der unver- nünftigen Thiere geopfert, im Gehorsam aber der eigene Wille, welches ist der vernünftige oder geistliche Gottes- dienst: Röm. 12, 8. (Berleb. Bib.) 23. sGeradezu ein Greuel aber find ihm die Opfer derer, die seiner Stimme nicht gehorchen wollen: Jes. 1, 11 ff.; Irr. 6, 20]. Denn Un- gehorsam ist eine Zaubereisundei und Widerstreben sdem deutlich geoffenbarten Willen Gottes] ist Ab- gdtterei und Göszendienst sda bei solchem Wider- streben das eigene Jch mit seinem Willen an die Stelle des wahren Gottes gesetzt wird; so wenig also Zauberei undAbgötterei durch nebenher laufenden Gottesdienst gutgemacht oder getilgt wird, so wenig auch Ungehorsam und Widerstreben] Weil du nun fund hiermit verkündige ich dir, was der HErr mit mir geredet hat diese Nacht V. 16] des HEtru Wort verworfen hast sindem du nicht gethan, wie dir befohlen war], hat er dich auch verworfen, daß du uicht smehr] König seiest [über fein Volk, son- dern f. Z. einem andern den Platz räumen müssest]. «) Gott gleich sein zu wollen, wissen und thun zu kön- nen, was Gott seiner Allwissenheit und Macht vorbehal- ten hat, dies Gelüste liegt seit dem ersten ungehorsam (1. Mofe Z, 5) in unfrem Herzen. Zauberei und Wahr· fagerei sind eben darin eins, daß der abgefallene Mensch in denselben auf einem von Gott verschlossenen und ver- botenen Wege flch über die dem sündigen Menfchen ge- setzten Schranken des natürlichen geoffenbarten Wissens, des natürlichen und des durch Gnade erhöhten mensch- licheu Wirkens hinüberzuschwingen sucht; sie sindsigleichs fam verwegene nächtliche Einbrüchu die sich der ensch über den verzäunten Weg zum Baum des Lebens und der Erkenntniß erlaubt, um zu rauben und zu steh- lenk was ihm verboten ist. umgekehrt heißt daher auch der ungehorsam, als ein Ueberfchreiten der von Gott ge- setztenSchranketiZaubereisündez er führt auch, wie wir besonders an Sanl sehen (Kap. 28), sehr häufig zur Zauberei im eigentlichen Sinne. sDas Wort Zaube- rei kommt wahrscheinlich her von zauwaxn Verftärkungss form von taujartz d. i. thun; es bedeutet also ein geschick- tes, kunfiferti es Thau, indem der Mensch, um außer- ordentliche iriungen hervorzubringen, Mächte und Kräfte in seinen Dienst zu zwingen sucht, die über das gen G)ott dem Menschen verliehene Maß hinausgehen: eurer. 24. Da spraeh Sanl serschrocken darüber, daß das Königreich nun wirklich und unwiderruflich von ihm genommen sein follte] zu Samuel soon dem er wohl wußte, daß er ein treuer Samuel verkündigt dem Saul Gottes Gericht über ihn. 249 Prophet des HErrn war, und daß unter allen seinen Worten keines je auf die Erde gefallen, Kap. Z, 19 f., und der schon im Begriff stand, die Opferstätte in Gilgal zu verlassen]: Jkh habe efündigeh daß ich des HErrn Befehl nnd deine Horte ubetgaugen habe [doch darfst du mir meine Sünde auch nicht allzufehr anrechnen, ist sie doch nur eine Schwachheitsfiindeh denn ich fürchtete das Volk [das die Verfchonung der besten Schafe und Rinder mit Ungestüm von mir verlangte], und ge- horchte ihrer Stimme [um nicht ihren Unwillen zu reizen]. » « 25. Und nun vergieb mir die Suude finden: du das über mich ausgesprochene Verwerfungsuw theil bei dem HErrn, deinem Gott, rückgängig machstL und kehre mit mir um lzu dem Altar, auf dem das Opfer dargebracht werden foll], daß ich den HEktu anhete fnicht ohne deine Gegenwart das Opfer verrichten müsse, was eine große Schande für mich fein würde vor dem ganzen Volke]. 26. Samuel sprach zu Saul: Ich will nicht mit dir nmlehren fhabe überhaupt keine« Gemein- fchaft mehr mit dir und deinem Königreichjz denn du hast [wie sehr du auch deine Sünde befchönigen magst] des HErrn Wort verworfen, und der HErr hat dich [demgemäß] auch verworfen, daß du nicht König seiest über Israel [wo aber der HErr ist, da muß sein Diener auch fein Joh. 12, 26]. 27. Und als sich Samuel snach diesen Wor- ten] nmwandte, daß er wegging, ergriff er lSaull ihn bei einem Zipfel feines Rockes [Obergewandes], und er [der Zipfel] zerriß fwegen der Hast und Heftigkeiy womit der König ihn erfaßt hatte]. 28. Da sprach Samuel [der dem Vorgang fogleich eine geistliche, finnbildliche Deutung zu geben wußte] zu ihm: Der HErr hat das Konigreich Israel heute von dir gerissen und deinem Nachften gegeben, der besser ist, denn du swenn ich auch selber noch nicht weiß, wer dein Nächster fein wird Kap. 16, 1 ff.]. 29. Auch [wird der HErr in diesem Stücke feinen Rathfchluß nicht ändern, sondern alles dei- nes Widerstrebens ungeachtet dennoch hinausführen, was er mit dir und deinem Nachfolgervorhatz denn es] leugt der Held in Israel swörtlichz die Zuversicht Jsraels, d. h. der starke, unver- änderliche Gott, auf den fein Bundesvolk all sein Vertrauen nnd Hoffnung seht] nicht, nnd gerettet ihn nicht [wie ein Mensch sich etwas gereuen laßt, was er in Uebereilnng angefangen und wovon er hernach einsieht, daß er es nicht durchführen kann]; denn er ist nicht ein Mensch, daß ihn »etwas ge: reuen sollte [ihm sind vielmehr alle feine Werke bewußt von der Welt her Apostg. 15, IS; vgl. 4. Muse 23, 19]. Dies Wort widerspricht nicht Gottes eigener Aussage von sich in V. U; denn dort redet Gott von sich, wie Elerikus mit einem griechifchen Worte es ausdrückt, ert-i99w7ro-sor-sa3g, d. h. so, daß er menschliche Gefühle und Empfindungen fich beilegt, weil er eben kein todten sondern ein lebendiger, prrfönlicher Gott ist. Hier da- gegen spricht Samuel von ihm brausen-IF, d. h. seinem eigentlichem über alles Menschliche erhabenen göttlichen Wesen cntsprechend sit. Er aber [Saul, der, wenn er auch erkannte, daß er in das Gericht der Verwerfnng von Seiten Gottes sich fügen müsse, gleichwohl um jeden Preis es vermeiden wollte, daß das Volk von feiner Ver- werfung etwas merke] sprach: Jih habe gesüudi- get fund will wegen meines Verhaltens mich nicht weiter entfchuldigen]; aber ehre mich doch [wenig- neue] jeßt vor den Aelteften meines Volks nnd vor [dem übrigen, hier versammelten] Israel; nnd kehre mit mir um, daß ich den HErrm deinen Gott, sin deiner Gegenwart durch Darbringung des ein- mal veranstalteten OpfersJ anbete fund nicht ein allgemeines Aufsehen über deine Entfernung ent- stehels II. Also sdurch dies wiederholte Bitten, dem er nunmehr, nachdem er sein Amt mit allem Ernste wahrgenommen, nicht länger widerstehen wollte, bewogen] kehrete Samuel nui und folgte Saul nach, daß Saul den HErru anbetete. Wäre die irdische Königskrone auf feinem Haupte nicht wankend geworden und von Gott in den Staub geworfen, um der Krone willen des ewigen Lebens hätte sich Saul niemals bekennend und bittend vor Gott und Samuel in den Staub gebeugt; nicht die Stadt mit den Perlenthoren und den güldenen Gassen und dem Sitz vor dem Throne des Ewigen zerbrach sein starkes Herz, es war vielmehr die Lust und Begierde, ferner sie prangend in feine arme, vergängliche Hauptstadt ein- zie en und auf dem Throne von Staub noch einige Tage prangen zu können. Laßt mich’s in Ein Wort zusam- menfassen: um in seiner Sünde, seiner Selbstsucht, seiner irdifch gewordenen Gesinnung ungestört weiter leben zu können, darum bequemte er fich zu dem widerwärtigen Wort: ,,Jch habe gefünbigt,« und beugte feine Kniee zum Gebet. — Noth thut wehe, Trübsal drückt, Angst treibt und drängt; da bricht denn wohl ein Gebet auch bei dem durch, bei dem in leichteren Tagen es nimmer durchgebrochen wäre. Jst nun jedes Gebet, das in der Noth seine Geburtsstunde hat, und in dem man um Abwendung derselben bittet, ein Saale-Gebet? Das sei ferne! mancher hat durch die Noth recht und erhörlich beten gelernt: gedenket nur des Schächers am Kreuz. Das erst ist ein SanlsiGebey durch welches ich allein von dem befreit fein will, was mir unbequem, wider« wärtig, drückend ist, was meine Selbstsucht und deren un- bändigen Flug einengt, damit ich wieder Luft kriege und also ungestört, wie weiland Pharao und der andere Schächeu da er lästernd flehte: «hilf dir und einst« in meinem Jrrwege fortwandeln könne. Wenn ich nach der Ordnung des Vaterunfers zuerst bitte um Vergebung der Sündenfchuld, und darnach um Vewahrung vor neuer Sünde, und dann endlich um Erlösung vom Uebel, von allerlei Folgen der Sünde, das ist ein recht Gebet; wenn aber die fünfte und sechste Bitte mich gerin dünkt und ich mit der siebenten anfange, d. i. wenn i Erlösung von den Folgen der Sünde, nicht von der Schuld der Sünde und der Sünde selbst begehre, das iß ein Saale-Gebet. (Disselhoss.) . , 250 I. Samuelis 15, 32—35. IS, 1—-5. 32. Samuel aber [als nun Saul sein Opfer dargebracht und den HErrn angebetet hatte] sprach: Laßt her zu mir bringen Agag, der Amalekiter Kö- nig, [dessen ihr geschonet habt V. 9]. Und Agag [da er zu dem Propheten geführt ward] ging zu ihm getrost [in vergnügten lustiger Stimmung, gar nicht wie einer, der den Tvdesstreich erleiden sollte], und sprach: Also muß man des Todes Bitterkeit vertreiben [wörtlich: fürwahr, die Bitterkeit des Todes ist gewichen — man muß nur mit heroischem Gleichmuth sich über fein Schickfal hinwegsetzen, so hat es nichts Vitteres mehr, ster- ben zu müssen]. Andere fetssen diese Worte so, als habe Agag, weil er zu einem Propheten und alten Manne geführt wor- den, sich der Hoffnung hingegeben, er werde nun nicht sterben dürfen, wie er vorher befürchtet, solange er noch in Sauks Gewalt war; allein die richtige Auffassung ist ohne Zweifel die, die Luthers Ubersetzung an die Hand giebt.—«Außerhalb des chrisilichen Bewußtseins kann die Todesfnrcht zwar durch künstliche Selbstbezwinguag durch Selbsttäuschung gedämpft, aber nie wahrhaft über- wunden werden; für den unbekehrten Menschen ist die Todessnrcht eine sittliche Notwendigkeit, und den Tod, diesen König des Schreckens (Hiob 18, 14; Pf. 18, 5), fürchten, hat eine höhere Wahrheit als ihn gleichgiltig betrachten« (Wuttke.) 33. Samuel sprach: Wie dein Schwert [in den Kriegen, die du geführt, mit entsetzlicher Grau.- samkeit und Mord1ust] Weiber ihrer Kinder be- ruubet hat, also soll auch [nach dem Rechte der Vergeltung] deine Mutter ihrer Kinder beraubet sein Unter den Weibern [genauer: mehr als alle andern Weiber ——— sie soll es am tiefsten em- pfinden, was es heißt, einer Mutter ihre Kinder erwürgen, indem setzt du ihr genommen wirst, der du ihr ganzer Stolz, der König« ihres Volkes ge- wesen bist]. Also zerhieb Samuel [indem er den Bann mit eigener Hand vollstreckte, dessen Voll- ziehung Saul aus eitler Prachtliebe unterlassen hatte] den Agag zu Stücken vor dem HErrn in Gilgul fvor dem dort besindlichen Altare des HErrn]. 34. Und Saul ging [hierauf] hin gen Ra- math [wo er für gewöhnlich sich aufzuhalten pflegte];, Saul aber zog [seinerfeits] hinauf zu seinem Hause zu Gibea swelche Stadt, weil er seine Residenz dort hatte, Gibea-] Saul [genannt wurde]. II. Und Samuel sahe Saul fürder nicht mehr, bis an den Tag seines Todes [denn die Vegegnung in Kap. 19, 24 war ganz anderer Art, als wenn er früher als Freund und Rathgeber ihn aussnchte und die Unternehmungen des Königs mit seiner Fürbitte begleitete] Aber doch [obwohl so fortan eine weite Kluft zwischen beiden befestigt war] trug Samuel Leide um Saul, daß den HErrn gereuet hatte, daß er Saul zum Könige über Jsrael ge- macht hatte. Die ganze nun folgende Geschichte Sauks ist die eines Mannes, der sieh seinem Untergange immermehr nähert, um einem andern herrlich aufgehenden Gestirne Platz zu machen, der aber dieses Schicksal nicht mit Er- gebung erträgt, sondern mit ingrimmiger Wuth und mit dem Bestreben, den Verhaßten Nebenbuhler aus dem Wege zu schaffeiy sich dagegen auflehnt. (Nägelsbach.) Gut hat er angefangen; dann kam ein rauher Wind, der die Blume brach, bis sie endlich gar dahinwelkte (Schlier.) Das Merkwürdigste von allem in dieser Gesehichtn was uns in das Wesen der Gottesherschaft in Jsrael hin- ein Verse t, ist, daß Sauks Verwerfung nicht seine äußer- liche Absetzung in sich schließt, sondern nur nach seinem Tode die seines Hauses. Aber sie wirkt wie ein lang- sames Gift; aus rein innerliehem Wege leitete der HCrr alle Fäden der Schicksale des Volkes so, daß je länger, se mehr die Unmöglichkeit offenbar wurde, mit einer solchen Gesinnung, wie die Saul’s, über Jsrael zu herrschen. (v. GerlachJ Wie leicht wäre es Samuel bei dem hohen Ansehn, das er allgemcin genoß, gewesen, den König zu stürzen, wenn er gewollt hätte und Herrschsucht die Trieb- feder seines Thuns gewesen wäre, wie diejenigen vorge- ben, die seine Handlungsweise gegen den König mit dem Thun mancher Päpste im Mittelalter auf gleiche Stufe stellen, welche über Kaiser und Könige den Vannfluch geschleudert, deren Völker zum Un ehorsam gereizt, sc: geradezu des Gehorfams entbunden haben; es wäre ihm dies weit eher gelungen, als denen, die man ihöriehters weise mit ihm zusammenzuftellen sich unterfangen hat. Die beste Rechtfertigung des Propheten liegt in dem Zeugnis der Schrift, das sie in V. 35 ihm ausstellt (Bender.) Nachdem Samuel dann noch durch die Sal- bung Davids (Kap. 16, 1 sf.) zu der Gewißheit ge- kommen, daß nun der König nach dem Herzen Gottes gesunden und damit der erste Grund zum Ausbau des Reiches Jsrael gelegt sei, zieht er sich ganz in die Stille des Prioatlebens zurück. Nur einmal noch Vor seinem Tode sehen wir ihn aus dem Dunkel dieses Stilllebens hervortreten, als es gilt, den Gesalbten des HErrn gegen den vom HErrn Verworfenen in Schuh zu nehmen (Kap. II, 18 sf.). Da erscheint Samuel an der Spitze seiner Propheten, was uns zugleich ein deutliches Zeichen ist, daß wohl diesem Wirkungskreise seine Thätigkeit in der letzten Zeit seines Lebens vorzugsweise zugewendet war. Vielleicht hat er auch in dieser Zeit seiner Muße die schriftlichen Auszeichnungen gemacht, die in 1. Chkom so, 29 als «Geschichten Samuel, des Sehers« erwähnt wer- den. (Nägelsbach.) Das 16. Kapitel. Davids Beruf und erste salbung zum Könige. III· U. 1———13. Den über Sau« Vermerfnng in tiefes Herzeleid versunkenen Samuel wem: der Hafer aus feinem Leide ans und befiehlt ihm, einen Opfergang nurh Beth- lehem zu unternehmen und bei dieser Gelegenheit einen von Jsako Söhnen, der ihm näher werde bezeichnet wer« den, zum künftigen König Ssraklg zu satbeu. Juden: Samuel den Auftrag uns-führt, läßt er uorh vor Beginn des Opfermahlg fah von Ssui seine Sühne der Reihe nach Vorfahren; aber von ihnen allen ist keiner der Grmählie des EIN-rn- Du mus- Jsui auch den jüngsten, den er gar nicht rrfl hat vorstellen Meigen, von den Zehnten, die er hütet, herbeirufen; der ist es denn, über welchen! der Beseht des rjErru an Samuel ergeht: Zins, und salbe ihn! und über David leommt uarh seiner Salbnng sofort der Grill Gottes, und bleibt amh fernerhin bei ihm. I. Und der HErr sprach [durch innere Offen- barung seines Geistes, einige Zeit nach der Ge- schichte des vorigen Kapitelsj zu Samuel fals die- Saul tödtet den Amalekiterköntg und trennt sich von Samuel. ser, nach Aussprechung des Verwerfungsurtheils über Saul gen Rama zurückgekehrt, dort Leide trug um den Verworsenen und in Gottes verbor- gene Wege sich nicht zu sinden wußte Kap.15, 34 f.]: Wie lange trägst du Leide unt Saul, den ich ver- worfen habe, daß er nicht König sei über Israel? [Du hast dem natürlichen Gefühl deines Herzens nun genug gethan; wohlaii, ermanne dich, in- dem du in meinen Willen dich ergiebst und der Weisheit meiner weiteren Führungen zum Heile des Volks vertraust, und hilf mir Fürsorge treffen, daß Israel wieder zu einem König komme, und zwar zu einem, der besser ist denn dieser Kap. 15, 28]. Fülle [also] dein Horn [merke wohl: nicht wieder das Oelglas, aus dem du vormals den Saul gesalbet hast Kap. 10, 1., sondern ein an- deres, dauerhafteres Gefäß, zum sinnbildlichen Zeichen, daß ich dem neuen König sein Königreich auf immer bestätigen will 2. Sam. 7, 12 f.] mit Oel, nnd gehe bin [wohin ich dich jetzt senden werde-J; iih ivill dich snämlichj senden zu dem Beth- lehemiter Jsai szu dem Heerdenbesitzer Jsai in Bethlehem, dem Sohne oder Enkel Obed aus dem Stamme Juda, Ruth I, 22 Anmerk 4, 13 ff.]; denn unter seinen [sieben] Söhnen [V. 101 habe ich mir einen [den ich kenne als einen Mann nach meinem Herzen Kap. 13, 14., zum] König er- sehen. Gott ist ein eifriger Gott, der einmal keine Abgötterei leiden kann, auch keine Abgötterei des Mitleids und der Theilnahme. Der Mensch soll sich nicht zu sehr an Men- schen hängen; er geräth dadurch in Gefahr, seine übri- gen Pflichten zu vernachlässigen und der Liebe Gottes, die ihm doch über alles gehen soll, in den Weg zu tre- ten. (Fr. Arndt.) Auf, auf, gieb deineni Schmcrze und Sorgen gute Nacht; laß fahren, was das Herze betrübt und traurig Macht«-Auch der Siindenschinerz hat seine Grenzen, wir sollen uns nicht quälen mit sclbsteigener Pein; auch in unsern Fehlern und Gebrechem an dem Gefühl unsrer Unwürdigkeit und Ohnmacht sollen wir nicht hängen bleiben. Wir müssen iiber uns selbst hin- aus, empor zu unserm Gott und Heiland, welcher ge- niacht hat die Reinigung unsrer Sünden durch sich selbst (Hebr. 1, 3)- Wo die Sünde mächtig geworden, da ist doch die Gnade viel mächtiger (Röm. 5, 20). Buße thut noth, sie ist unerläßlich; sie ist die enge Pforte, durch die jeder hindurch muß, der schinale Weg, den jeder wandeln muß, wenn er zum ivahren Leben kommen will. Aber die Buße ist auch nicht mehr als Pforte nnd Weg. Das Ziel ist die Seligkeit des Glaubens, Gerechtigkeit aus Gnaden, vollkommene Heiligkeit durch den Geist von Oben. (Bender.) Z. Samuel aber sprach: Wie solltet) hin- gehen swie soll ich’s anfangen, daß ich sicher und ohne Gefahr hin gelangest? Saul [den seit seiner Verwerfung der Geist des Viißtrauens und Arg- wohns in Besitz genommen V. 14] wird’s [durch seine Laurer und Zuträgey von denen er umgeben ist] erfahren [was ich dort vornehme], nnd mich [weil er’s bei seinem tiefen Verfall für Hochvew rath ansehen wird] erwürgen Der HErr sprach: 251 [du sollst auch nicht ausdrücklich und allein in dieser Angelegenheit hingeben, sondern einen von deinen gewöhnlichen Umgängen im Lande, da du bald hier, bald da zu opfern und die Aeltesten eines jeden Orts zur Opfermahlzeit zu versammeln pflegst Knie. 9, 6 ff., als Gelegenheit benutzem um meinen Auftrag auszurichten] Nimm [daher] ein Kalb von den Rindern zn dir, und sprich swenn du nach Bethlehem kommst, damit kein Aufsehen unter den Leuten über deine Ankunft entstehe, als müßtest du etwas Außerordentliches Vorhaben, und man nun solchem deinem Vorhaben nicht weiter nachspüre]: Ich bin kommen, dem HErrn zu opfern. 3. Und sollst [unter den Aeltesten der Stadt auch] Jsai zum Opfer laden [und ihn mit dem Zweck deiner Sendung im Stillen bekannt inachen, indem von ihm kein Verrath zu fürchten steht]; da ewill ich dir [dann] weisen, was du [weiter] thun sollst, daß du mir salbest sdenjenigen von seinen Söhnen], welchen ich dir sagen sals den rechten bezeichnen] werde. Wenn wir in den Ausführungen zu Jos. 2, 6 auf der einen Seite entschieden daran festhalten mußten, daß der Christ verbunden sei, in allen Fällen die Wahrheit zu sagen, von einer Erlaubniß zur sogenannten Noth- oder Diensilüge also nimmer die Rede sein könne; so haben wir doch auf der anderen Seite auch zugegeben, daß es Lagen und Verhältnisse giebt, wo man nicht verbun- den ist, die ganze, volle Wahrheit zu sagen, sondern da- mit zurückhalten, sie verschweigen und verbergen darf. Zur Bestätigung dessen dient außer dem zu Knie. 10, 16 Bemerkten auch das, was Gott hier dem Samuel sagt; mit der Taubcneinfalt soll er auch die Schlangenklugheit ver- binden, damit er theils sein eigenes Leben nicht gefährdh theils die öffentliche Ruhe nicht störe. «Freilich ist das Maß und der Wendepunkt dieser Verbindung nicht selten schwer zu treffen; die trennenden Linien sind so zart und fein gezogen, und man kann leicht hiniiberschweisen in das eine oder andere Gebiet des Verbotenen Aber haben wir Pfingsten gefeiert und die Salbung des Geistes Gottes empfangen aus der Höhe, so lehrt diese, die Salt-trug, uns alles (1. Joh. 2, 27).«· » 4. Samuel that, wie ihm der HErr gesagt hatte, [nahm das zum Schlachtopfer bestimmte Kalb zu sich] nnd kam snach einem Marsche von 4—5 Stunden südwärts] gen Beihlehenn Da entseszten sich die Aeltesten der Stadt kais seine unerwartete Ankunft ihnen gemeldet ward, weil sie meinten, er komme, um irgend ein Unrecht ihnen vorzuhalten, wie das so seine Gewohnheit war, unvermuthet hier oder dort einzusprechen nnd vorgekommene Sünden wider Gottes Gesetz zu rügend und gingen ihm sbis hinaus vor den Ort] entgegen, und sprachen [durch den Mund eines aus ihrer Mitte —— im Hebräischen sieht: und sprach]: Ists Friede [hat’s etwas Gutes zu bedeuten oder UIchkJ- Daß du [zu uns] kommst? Z» Er sprach: Ja [es hat Gutes zu bedeu- ten], ich bin kommen, sdies Mal in eurer Stadt] dein HErrn zn opfern [eine Opfermahlzeit zu ver- 252 anstalten]; heiliget euch [also durch Waschen des Leibes und Anlegen festlicher Kleider, aber auch durch innerliche Bereitung, 1. Mose 35, 2; L. M. 19, 10; Jus. 3, 5 auf morgeu], Und kommet mit mir zum Opfer. Und er heiligtc den Jsai nnd seine Söhne [nahm bei ihm, zu dessen Hause er einkehrte und den er in vertraulicher Weise mit seinen noch weitergehenden Abstchten bekannt machte, selber die Vorbereitung seiner Familie vor], nnd lud sie [die Söhne sammt dem Vater] zum Opfer [ohne daß auch jene erfahren hätten, um was es sich eigentlich handele, vielmehr mochten diese in der Meinung stehen, Samuel wolle einen von ihnen in seine Prophetenschule Kp. 7, 2 Anm. anfnehmen]. C. Da sie nun [am Tage des Opfers, ehe das Mahl seinen Anfang nahm V. IS, von ihrem Vater einer nach dem andern dem Samuel vor- geführt] herein kamen [in den Saal oder das Gemach in Jsars Hause, wo die Opfermahlzeit gehalten werden sollte, und zwar zunächst der älteste Kap. 17, is. 28], sahe er sSamuelj den Eliab an [wie er so in voller Blüthe des männlichen Alters stand und durch seine schdne und imponirende Gestalt den Eindruck erweckte, daß er ganz der schwie- rigen Ausgabe der Zeit gewachsen sein möchte], und gedachte [im Stillen bei fich], ob der vor dem HErrn sei sein Gesalbier lgewiß ist Er es, den der HErr zu seinem Gesalbten erkoren hat.] Die Philister waren zwar schon mehrmals zurückge- schlagen worden; aber in immer neuen Anläufen suchten sie das Volk Gottes unter ihre Füße zu treten. Eben jetzt, wie wir aus dem folgenden Kapitel ersehen, berei- tete sich ein abermaliger Kriegszug derselben vor, und es ist nun das menschliche Meinen und Denken, was zu· nächst hier in Samueks Herzen sich geltend macht; Eliab schien so ganz das zu ersehen, was Saul, den verwor- seiien König, auszeichnete (Kap. s, 2; l0, 23). 7. Aber der HErr sprach zu Samuel sdessen ganze Seelenstimmung war, von allen eigenen Ge- danken sofort hinweg: und hinauf zu blicken zu Gott und den Ossenbarungen zu lauschen, die er em- pfangen würde]: Siehe nicht an seine sschöne und edle] Gestalt, noch seine große Person; ich habe ihn verworfen [zu meinem Gesalbten nicht erwählt, wie du denkst] Denn es geht nicht, wie ein Mensch siehet [denn nicht, was der Mensch ansiehet und wodurch er sein Urtheil bestimmen läßt, sehe ich, der HErr, ebenfalls an]. Ein Mensch siehet, was bot Augen ist [und felbst ein solcher, wie du, der in meinen Wegen schon Erfahrungen hat, blickt noch zu sehr auf die äußeren Anlagen, die natür- lichen Gaben und Kräfte des Leibes und des Geistes, und läßt sich dadurch bestechen]- der HErr aber siehet das Herz [das Allerinwendigste eines Men- schen, daraus sein Leben gehet Sprüchw 4, 231 an ob das in der rechten Stellung zu ihm, dem HErrih eht und die vorhandenen Gaben und Kräfte auch m der rechten Weise zu gebrauchen versteht, und da ist eine scheinbar weniger be abte Natur in der Re el weit besser für seinen Dien geeignet als eine reich egabtes I. Samuelis le, 6—13. 8. Da rief Jsai [nachdem Samuel ihm einen Wink über Eliab’s Verwerfung gegeben] dem [zweiten von seinen Söhnen Kap. 17, is] Abma- dab, nnd ließ ihn vor Samuel übergehen. Und er [Samuel, der jetzt keine eigenen Gedanken mehr bei sich aufkommen, sondern allein von dem Geiste Gottes bei der fortschreitenden Prüfung sich be- rathen ließ] sprach: Diesen hat der HErr auch nicht ermahnt. · I. Da ließ Jsai vorubergeheu [den dritten Katz. 17, 13] Samma sin 1. Chron. 2, 13 ff. Simea genannt] Er aber [Sam»uel] sprach: Diesen hat der HErr auch nicht erwahlet. 10. Da ließ Jsai [der» Reihe nach alle] seine sieben Söhne vor Samuel ubergeheu snächst jenen dreien auch den Nethanael, Raddai und Ozem I. Chron. 2, 14 f., denn seinen Gedanken nach hatte er nur diese sechs, da er den siebenten, Kuh. 17, 14., als für die Königswürde nicht geeignet, gar nicht rechnete]. Aber Samuel [als er auch die drei andern gesehen] sprach: Der HErr hat derer keinen erwahlet. Nach den hier und da vorkommenden Andeutungen der Schrift waren die Familienverhältnisse des Hauses David folgende: Jsai hatte sein, dem Namen nach nicht näher bekanntes Weib als Wittwe geheiratheh die ihm 2 Töchter von ihrem früheren Gatten Nahas zubrachte Die eine davon war Zeruja, deren drei Söhne hießen: Abisai, Joab und Asahel; die an- dere aber, Abigail, hatte von dem Jsmaelitcr Jether einen außerehelichen Sohn Amas a (1. Chron. 2, 16 f.; 2. Sam. 17, 25). Den Namen dieser vier StiessNessen Davids werden wir später in seiner Geschtchte häufig begegnen und sie als tiichtige Kriegshelden kennen lernen, die in der Schule der Trübsal, die sie mit ihm durch· machten (Kap. 22, I ss.), herangereist waren. —— Jn seiner ei enen Ehe mit der Wittwe des Nahas nun zeugte J ai die in 1. Chron. 2, 13 ff· angeführten sieben Söhne. Daß einer zwischen Ozem, dem sechsten, und Da- vid, dem achten, übergangen sei - nach der Ansicht einiger, weil er ein natürlicheh mit einem Kebsweibe erzeugte-r Sohn Jsars gewesen; nach der Meinung an- derer, weil er frühzeitig und ohne Kinder verstorben und daher im GeschlechtssRegister iiicht weiter in Ve- tracht kam; nach einer dritten Vermuthung, weil er blos ein Adoptivsohn war, von Jsai an Kindes Statt ange- nommen —ist nicht anzunehmen. Vielmehr ist die Zahl sieben an unsrer Stelle (1. Sam. l6, 10) nicht im buchstäblichen Sinne zu nehmen, sondern nur als runde Zahl, so daß eigentlich sechs Söhne gemeint, sieben aber genannt stnd, »weil Jsai ihrer sieben hatte, bei denen er jedoch den jüngsten gar nicht berücksichti te. Zu vergleichen ist damit Nicht. 9,, Z. 18, wovon i- deon’s 70 Söhnen gesagt wird, daß sie auf Einem Stein von Abimelech erwürgt worden seien, obgleich zs nur 69 waren, da der jüiigste entrann. Wenn nun in Ko. 17, 12 gleichivohl von acht Söhnen die Rede ist, so ist in dieser Zahl ebenso der Vater mitgerechnet, wie in I. Mose 46, I5 und 1. Chron. Z, 22 der Vater tnitgezählt wird. 11. Und Samuel [aus dem bisherigen Er: folg seiner Prüfung vor dem Angesicht des HErrn, der ihn doch gewiß nicht umsonst nach Bethlehem, und zwar gerade in dies Haus, gesendet haben konnte, einen Mann ,,nach seinem Herzen« dort David wird von Samuel zum künftigen König über Israel gesalbt. 253 ausfindig zu machen, sofort erkennend, der Vater müsse aus Unverstand oder Absicht die Krone sei- ner Söhne, das Kleinod feiner Familie, bisher noch zurückbehalten haben] sprach zu Jfai: Sind das die Knaben alles Er aber sprach: »Es ist noch ubtig der kleinste [den ich dir gar nicht erst vorgeführt habe, weil ich bei ihm gleich von vorn- herein darauf verzichtet habe, daß der der Grwählte des HErru sein könne]; nnd siehe, er hntet der Schafe fdraußen auf dem Felde, und muß ich aus- drücklich nach ihm senden, wenn du auch ihn zu sehen verlangsts D·a sprach Samuel zn Jsaix Sende hin, und laß ihn holen; denn wir werden uns nicht seher zur Opfermahlzeitj setzen, bis er hieher komme [und dem HErrn dargestellt wor- den ist.] Wie sollte der— so denkt Jsai hier noch immer beisich — der Crivählte des HErrn sein, wenn die andern, die er als Vater doch kannte und für weit tüchtiger befunden hatte, als den kleinsten, die Probe nicht bestanden haben? An ihm erfüllt sich da so ruht: Ein Mensch siehet, was vor Augen ist; was sich nicht als bedeutsam her- vorthut, als glänzend und wichtig in die Augen sällt, das sind wir nur zu eneigt zu übersehen. Gehen wir näher aus David’s escnseigenthiimlichkeit ein, wie sie aus seiner späteren Geschichte und seinen Psalmen sich darle t, so war er keineswegs ohne große, reiche Anlagen des eiftes und ohne besondere Vorzüge in seiner leib- lichen Erscheinung, daß wir uns wundern müssen, war- um der eigene Vater sie so außer Betracht lassen konnte. Das kommt aber daher, weil die eigentliche Angel oder Achse seines Wesens war der kindlich gläubige, an den HErrn sich hingebende Sinn, der das innerste Leben den göttlichen Gnadenwirkungen aufschließy die an dem klei- nen, alltäglichen Berufskreise sich genügen lassende Treue, die nicht nach hohen Dingen trachtet, und die stille schweig- same Demuth, die sich nir ens hervordrängt, sondern wartet, bis der HErr sie hervorgeht. Hinsichtlich des ersten Punktes berufen wir uns auf Psalm 71, 5 f. 17; hinsichtlich des zweiten aus die Worte in unserm Verse: ,,er hütet der Schafe;« hinsichtlich des dritten aus die in Kap. 17, 34 ff. erwähnte Heldenthah von der er dem Vater nichts erzählt hat, sonst hätte der ihn mit ganz anderen Augen angesehen. Alle diese Eigenschaften nun sind eine vor den Augen anderer, selbst der allernächsten verborgen bleibende Herrlichkeitz ja, was ein Mensch solcher Art vornimmt, wird in der Regel schief beurtheilt und verkehrt ausgelegt, er erscheint als ein Sonderling oder Schwärmer (vgl. die Bemerkung zu V. 18). IT. Da sandte er [Jsai] hin, und ließ ihn [den David] holen. Und er war bräunlicht [oon roth- brauner Farbe des Haupthaarsjs mit schönen Augen und [von] guter Gestalt [so daß er auch in dieser Hinsicht für die Stelle, die er künftig im Volke Gottes einnehmen sollte, wohl geeignet war Kap. 9, 2 Anm.]. Und der HErt sprach szu Sa- muel, sobald er den David erblickte]: Auf, Und salbe ihn; denn der ist’s [den ich erwählet habe]. 13. Da nahm Samuel sein Oelhorn, und salbete ihn mitten unter seinen Brüdern [ohne diesen von der Bedeutung der Handlung etwas mitzutheilenz darnach aber nahm die Opfermahb zeit ihren Anfangs Und der Geist des HErrn gerieth [in Folge der Salbung] iiber David» von em Tage an nnd fürder [fernerhin]"«. Samuel aber snachdem das Mahl unter Theilnahme der Altesten des Orts gehalten war] machte sich auf lVOU VsthlehemL und ging gen Raina swoher er gekommen]. «) Diese Farbe ist im Morgenlande sehr selten, da dort das Haar in der Regel schwarz ist, und gilt für eine besondere Schönheii. Durch sie zeichneten sich auch die alten Deiitschen aus, und die vornehmen Römerinnen ließen sich’s viel Geld kosten, den deutschen Frauen ihr bräunliches Haar abzukaufen und sich damit zii schniückem —-— «) David (hebr. II! nach späterer Orthographie Ins; d. i. Liebe = der Geliebte) war bei seiner Thron- besteigung 30 Jahr alt (2. Sam. 5, 4)- somit wäre er nach unserer» Rechnung im Jahre 1080 v. Chr. geboren (nach Petavtus im J. 1085 v. Chr.). Da er nun bei seiner Salbung, gemäß der Geschichte in Kp. 17, 34 ss., dvch gcwlß lchoii 18 Jahr zählte, so können wir das Jahr der Salbung aus 1062 v. Chr. ansetzen. Nach derselben hat er unsrer Meinung nach noch einige Zeit in der Stille sich verhalten, ehe er an Saul’s Hof ge· zogen wurde V. 14 ff, nach wie vor der Schafe hüiend, obwohl Samuel gewiß Gelegenheit genommen, ihn mit der Bedeutung der an ihm vorgenommenen Handlung bckaklnk ·zU UMchUL — «) Die Salbung ist ebenso wen! eine bloße Cerimonie (äußerer Gebrauch ohne thatsachliche Wirkung» als eine Magie (ein zaitberisch wirkender Gebrauch ohne Rücksicht aus die Gesinnung dessen» an dem ervollzogen wird), sondern das Zeichen eines inneren geisttgen Vorgänge. Sowie das Oel durch seine seine eindringende Kraft den Leib des Morgenläns ders erfrischt nnd belebt, so will der göttliche Geist den ganzen meiischliclyen Organismus des Gesalbten neu be- eben, um ihn fiir das ihm übertragene Amt zu befähi- gen. » Jst sie aber einmal empfangen, diese Geistesweiha o will sie auch bewahrt»und» behütet werden. Saul hatte den erneuernden Geist bei der Salbung gleichfalls Mpfatlgskl iKa»p. 10, 6. ; aber er betrübte ihn durch seinen Eigenwillem und an die Stelle des freudi en Geistes kam ein böser und sinsterer Geist (B. l4) ü er ihn. (Baumgarten.) David war ein gebotener Musiker und· Dichter; schon als bethlehmitischer Hirt trieb er das Saitenspiel und vereinigte mit seiner natürlichen Bega- bung ein Herz v·oll tiefer, den Augen des HErrn offen· barer Frömmigkeit. Aber Psalmen Davids des noch Un- esalbten enthält der Psalter so wenig, als das neue estament Schriften der Apostel aus der Zeit vor Psings sten; erst von»da·an, wo mit seiner Salbung zum Könige Jsraeks der» Geist Jehovass ihn überkam und ihn aus die Höhe seines heilsgeschichtlichen Berufs stellte, sang er Psalmen, welche Vestandtheile des Kanons eworden sind. Sie sind die Frucht nicht allein einer tie begabten nnd vom Geiste Gottes getragenen Persönlichkeit, son- dern auch seiner eigenthümlichen Führungen und der dar- ein verflochienen Führungen seines Volks. Davids Weg von »seiner Salbung an führte durch Leiden zur Hei-k- lichkeitz das Lied aber ist, wie ein indisches Sprichwort sagt, aus dem Leid entsprossen, die sloka aus solt-i. (Delitzsch-) »Wo kämen David’s Psalmen her, wenn er nicht auch versuchet wär’?« iJe größer Kreuz —— V. 5.) Im Ganzen sind dieser Psalmen achtzig Psalm 1——41; 51—71; 1o1»—1o3;» 10·8—iio; i22; 1 4;«131; 133; «138—45); diggefchlchtliche Veranlassung, auf der ein jeder beruht, last stch nicht immer nachweisen, wo dies aber der Fall ist, werden wir bei der folgenden Dar- stellung des Lebens Davids darauf aufmerksam machen. Er ist so sehr das Vorbild aller übrigen Psalmensänger 254 l. Samuelis IS, 14-—17. geworden, daß er im gewissen Sinne als Urheber sämmt- liche: Psalmen betrachtet werden kann; daher mit gutem gstrßiiiide das ganze Pfalmbueh der »Ps«alter Davids« ei t. W. V. 14——23. Einige Zeit nach seiner Salt-any zum künftigen Fürsten kiber Israel wird David durch göttliche ji«-gnug an den Hof des dermalen noch regierenden üöiiigs gezogen, nin hier, aus seinen liigherigen stillen verhält— ulssen in andere Kreife versehn die pflichten und Gefah- ren seines künftigen Berufs trennen zu lernen, in jenen net) theilweie schon zu üben, wider diese aber durch Lin— fechtung von linken nnd Jnnen am inneren Menschen zu erstarliein Da nämlich Saat, von dem der Geist Gottes mit seiner verwerfung gewichen, von einem bösen Geist beunruhigt und geiingsligt wird, geben seine tjofbeaiiiten ihm den Rath, durch einen geschicliten Saitenspiel« den ihn csiiälendeu Geist sieh oerbannen zu lassen; er wird auf Ssakg jiiiigsten Sohn David aufmerksam gemacht, und läßt diesen auch sogleich zu seinem Dienst herbeiholem 14. Der Geist aber des HErrn [der sich nun- mehr auf David herabgelassen V. is] wich von Sau! [dem jetzt zwar noch einige Zeit in seinem Regiinent belassenen, aber doch bereits unwider- ruflich von Gott verworfenen Königs, lind ein böser Geist szur gerechten Strafe für seinen Uiigehow sum] vom HEttn [über ihn verhängt] machte ihn sehr Utltllhig [daß er nicht blos in seiner gegenwärtigen Trennung von Gott und dessen treuem Propheten, dein Samuel Kuh. 15, 35., fortwährend eine um so größere innere Leere und Zerrissenheit fühlte, je mehr er vormals schon geschmecket hatte die himmlische Gabe und theilhafiig geworden war des heiligen Geistes Kap- 10, 9 f.; U, 6., sondern auch von Zeit zu Zeit in eigentlichen Jn rimm wider den Allerhöchsten und in eine Melancho te oder Schwermuth versank, die für Augenblicke fich sogar zu Ausbrüchen des Wahnsinns steigeries Auch in Richt 9, 23 hieß es, daß Gott einen bösen Geist (Luther: »Willen«) zwischeii Abimelech und den Männern zu Sichem gesendet habe, der da Unheil stif- ten sollte. Die dort einstweilen noch offen gelafsenc Frage, inwiefern von Gott gesagt werden könne, daß Er den bösen Geist gesendet, da doch ntchts Böses, sondern nur Gutes von ihm ausgeht, würde keine besonderen Schwie- rigkeiten bereiten, wenn wie uns die Sache so denken könnten, daß Gott den Abimelcch und die Siehemiten sich selbst überließ und in die Entwickelung ihres eigenen bösen Willens, der schon böse Werke gezeitigt hatte, der- gestalt dahingab, daß derselbe nun auch böse Folgen für beide Theile hervorbringen mußte. Indessen ist dort, wie hier, nicht sowohl von dem im eigenen Herzen der Menschen vorhandenen Bösen die Rede, sondern von einer übernatürlichen geistigen Macht, von einem per- sönlichen bösen Wesen oder Dämon. Währeiid nun dort der verderbende Einfluß dieser geistigen bösen Macht ein geistig-sittlicher ist, tritt er hier, bei Saul, zunächst als ein leiblich-seelisch« auf, der erst hernach, als Saul fein Herz verstockh in den geistigssittlichen um- schlägt. So viel wir sehen, ist die fo wichtige Sache bisher von den Auslegcrn noch wenig einer eingehenden Erörterung unterzogen worden; wir wollen daher ver- fuchen, uns näher darauf einzulassen. Und da ziehen wir denn, weil Sauks gegenwärtiger Zustand eine e- wisse Verwandtschaft hat mit den Dämonisehen oder Je« fessenem deren in den Evangelien häufig Erwähnung ge- ehieht, vorerst diese in Betracht, indem wir benutzen, was darüber von anderen, namentlich von Dr. Ebrard, schon Zutreffendes gesagt worden ist. Unter »Dämoiien« versteht die heilige Schrift die bösen Geister, die im Dienste Satans stehen und mit ihm zusammen das Rcich der Finsierniß, desseii Fürst er ist, bilden. Daß nun von Seiten derselben ein Herein- gtcifen auch in das leiblich-seelische Leben des Menschen möglich ist, lehren die Ausdrücke: Vesessene (ivörtlich: Dämonisirte Ntatth 4, As, von iinsaiiberii Geistern Umgetriebene (i«uk. 6, ist, vom Satan Gebundene (Luk. 13, l6), einen Wahrsagergeist haben (Aposielg, is, t6), sowie die von der Aufhebung oder Aiifgebung dieses Ntachtverhältnisscs gebrauchtein austreiben —- ausfahreii (Matth, 12, 24 ff; Apoftelg. 8, 7) deutlich. Die Seele eines Besessenen befindet sich nicht mehr im Besi ihres Leibes; ein fremder; Etwas hat sieh zwischen e und ihren Leib gedrängt und wirkt störend und hemmend auf die leiblichen Organe. Nicht in der Seele selbst hat der Dämon seinen Wohnsitz aufgeschlagen (der Ausdruck ,,Besessener« ist daher nicht ganz entsprechend), nicht diese oder das Jch des Menschen hat er in Be- sitz genommen Diejenigen, bei denen er das gethan, wie Judas Joh. 13, 27., sind nicht Beseffene oder Dämoni- freie, sondern verstockte und zum Gericht behalteiie Sün- der); vielmehr wirkt er nur mittelbar auf das Ge- müth ein, indem er das Yiervcnlebeii in seine Gewalt genommen und da dieselben Erscheinungen hervoruft, welche auch durch anderweitige störende und zerstörende Einflüfse in den leiblichen Organen des feelischen Lebens bewirkt zii werden pflegen. Dergleichen Erscheinungen sind: eine gewisse Art von clairvoyunce (.Hellsehen, Luk. 4, 343 8, As; Apostelg 16, 16),v oder Tobfucht (Matth. 8, 283 Luk. 8, 283 I, 39), Epilepsie lfallende Sucht, Luk. 9, 39; Mark. 9, is; ilJtatth.17, 15)- Stummheit, sMatth. 9, 32; 12, 22), Lahmheit (Luk.13, 11), Blind- heit (Maith. 12, 22), Mondfueht (Matth. t7, 15) und Abzehrnng (Mark. 9, 18). Svwohl bei dem Kranken selbst, als bei seiner Umgebung, findet sich dabei überall das bestiiiimie Bewußtsein, das; ein fremder dämonigcber Einfluß den Zustand verursacht habe. Wie schon iers aus hervorgeht, daß eben nur das leiblich-seelische Leben des Besessenen gestört und gebunden, nicht aber die Seele oder gar das Jch von dein bösen Geiste verdrängt und in Besitz genommen ist, die Substanz oder das Wesen der Seele im Ge entheil sich in gesundem, nur leiden« dem Zustande befindet; so wird dies auch dadurch be- stätigt, daß selbst Thiere von Dämonen bescssen werden können (Mark. 5, 11 ff.), denn das Thier hat das Ner- veiileben mit dem Menschen gemcin. Nach dem einhel- ligen Ergebniß der neueren Forschungen sind überhaupt diesogenannten Geisteskrantheiteii nicht Krankheiten der Seele, sondern niir der feineren leiblichen Organe der Seele. Der geheilte Jrrc ist wieder derselbe Mensch, der er vor seiner Erkrankung gewesen, und weiß wieder, was er zuvor gewußt, während der Krankheit aber ver- gessen hatte; ja, es kann sogar während des leidenden Zustandes die Seele zu Gott bekehrt und zur Erkennt- niß der Wahrheit gebracht werden, wie wir an Nebu- kadnezars Beispiele (Dan.4, 26 ff.) sehen. Das kommt daher, weil die Substanz der Seele tiefer liegt als das trdische Bewußtsein. Wenn nuii Reizungen auf das Nervensystem nicht blos auf körperlichsmateriellem Wege, als durch Druck auf das Gehirn, Blutvergiftuiig und dergleichen stattfinden können, sondern auch durch Ein- wirkung eines Seelenlebens auf das andere, vermittels des sogenannten thierischen Magnetismus nämlich (eiiie unkeusche Regung in der Seele des ålltagnctiseurs ver· mag sofort bei dcr Magnetisirten fchmerzliche Krämpfe bis zu den fürchterliehsten Convulsioiien hervvrzurusem und wie durch Ntagnetismus ein Mensch in den Zustand Saul, von dem der Geist Gottes gewichen, wird von einem bösen Geiste beunruhigt 255 des Hellfehens versetzt und sein irdischsivaches Bewußt- sein geradezu aufgehobeii werden kann, ist ja betannt): warumsollte nicht dasselbe Nervenlebcii eines Menschen, das für die Einwirkungen einer fremden inenschlichen Seele und ihrer Nervenströmungen so empfänglich ist, auch für Einsirömungen empfänglich sein, we che von einem nicht-menschlichen Wesen, einem gefallenen Engel ausgehen? umal wenn wir uns die Dämonen, wie die Engel überhaupt, nicht fchlechtweg als Geister (spi1-itus werd, sondern als init einer, nur anders, als die mensch- liche, gearteten feineren Leiblichkeit begabt denken dürften, was freilich noch dahingestellt bleiben muß. Den letzten Grund der Möglichkeit einer Einwirkung der Dämonen auf das leiblichsseelische Leben darf man nun zwar keines- wegs in einer stttlicheii Verschulduiig dessen, der dieselbe erfährt, sucheu; die Besessenheit erscheint vielmehr fast durchweg in der heiligen Schrift als reines Unglück, als ein Theil des allgemeinen Sündenfluches, sie ist ein grauenvolles, zerstörendes Eindringen finsierer Gewalt in das, der Hölle gegenüber ohnmächtiga weil unter dem allgemeinen Banne der Sünde liegende Seelenleben des Menschen. Dennoch, obwohl wir so dämonisches Lei- d en iind dämonisches Thau, Besessene einerseits und ruchlose Sünder andererseits stren auseinanderhaltem läßt sich natürlich nicht in Abrede ellen, daß, ivas sonst gewöhnlich in weiser und gnädiger Absicht von Gott zu- gelassen wird, um den ZNenfcheii zu züchtigen, in einzelnen bestimmten Fällen von ihm verhängt werden kann, um denjenigen, den er in die Macht der Finster- niß dahin giebt, zu strafen» Ein solcher Fall liegt zweifelsohne bei Saul uns vor. Der HErr hat feinen Geist von ihm genommen, weil er denselben betriibet hat. Sein Gemüth ist von dem Bewußtsein der Un- gnade Gottes und des Zwiespaltes mit ihm niedergedrückt und innerlich zerrissen, weil er nicht Buße gethan und seine Ntissethat nur beschönigt hat, statt ste reumüthig zu erkennen und unter das göttliche Strafurtheil sich zu beugen. Da ist denii nun durch jenen Umstand die Thus: offen geworden, durch welche die bösen Geister so zu sagen bei ihm cinschlüpfen können; ur erechten Ver« eltung für seine Unbußfertigkeit aber, für sein heuchleri- ches Verdrehen der Wahrheit und sein Hadern und Murren wider Gott wird er von diesem geradezu über- antwortet an einen bösen Dämon, der dann sich bei ihm einlagert und sein Nervenleben von Zeit zu Zeit derart bearbeitet, daß er bald in tiefe Schwermuih und Melancholie versinkt, bald in Tobsucht und Raserei ge- räih. Er erscheint da für jetzt noch ebenso als ein armer Leideuder und Gequälter, dessen Zustand herzliches Mit: leid und Theilnahme erweckt, wie etwa die Tochter des kananäischen Weibes (Matth. 15, 22) und der Besessene in der Gegend der Gergesener (Matth. Z, 28 vgl. Mark. 5,2f.; Luk. 8, 29). Auch ist, wenn aiich vielleicht nicht völlige Heilung, so doch zeitweilige Erleichterung für ihn möglich; und der HErr selber führt ihm hernach den- jenigen zu, desscn Saitenspiel ihn erquicken soll nnd der mit dem ihm innewohnenden Freuden« und Friedensgeist in seine uinnachtete Seele einen Lichtstrahl von oben hin- einleuchten läßt. Dem David wird Macht gegeben, den bösen Geist von Saul zu verscheuchen und sein Gemüth wieder zu erheitern, daß es besser mit ihm werde (V. 23). Nachdem es aber wirklich besser mit ihm geworden, kommt eine neue Prüfung für Saul in Katz. t7. Davids glaubensmuthige Freudigkeit, womit er sich zum Kanipf wider den Philister Goliath stellt, riist bei Saul Erinne- rungen wach andie Seligkeit des Glaubenslebens, die er von früher her aus eigener Erfahrung kennt; sein Herz wird gezogen, den Jüngling zu lieben. Hätte er es nun vermocht, die Liebe zu diesem Jünglin festzu- halten und in ihm, dem zum künftigen König srael’s Erkorenem ebenso des HErrn Rathschliiß u ehren und unter die gewaltigeHand Gottes stch zu demüthigem wie sein Sohn Jonathan dies that im höchsten und bewunderns- würdigen Maße, wir zweifeln keinen Augenblick, seine Seele war gerettet, wenn auch das Königreich für ihn und sein Haus verloren blieb. Aber diese Prüfung be- steht er eben so wenig, wie die beiden früheren in Kap. lsz und 15. Jm Gegentheil ergrimmt er sehr, als die Weiber fingen: ,,Saul hat tausend geschlagen, aber David zehntausend«, und fängt an, dem zukünftigen Fürsten uber das Erbtheil Gottes heimlich und offen nach dem Leben zu trachten (Kap. 18). Eine Mahnung Gottes tritt· an ihn heran in dem, was sein Sohn Jo- nathcm zu Ihn: sprich: (Kap.· II, 4 ss.), und die Prah- nung sindet fur den Augeiiblick geneigtes Gehör bei ihm. Als er» aber dann von Neuem den Mordgedanken sich uberlaßt(»Kap. 19, 8 ff.), kommt auch der böse Geist von Neuem uber Saul, und dieser wirft« wuthentbrannt feinen Spieß nach David, ihn zu durchbohren. Der Vorgang zu Najoth bei Rama, da Saul unter die Pro- Phtztev gerath und wieder, ivie schon früher, unter ihnen weissagt (Kap. 19, »1»1 ff.), bringt, weil er auch hierdurch sich UZYE bekehren laßt, es zu derjenigen Wendung, daß der böse Geist· nnn ilsttacht hat, ihn nicht mehr blos leiblich zu quälen, sondern vielmehr ihn sittlich zu ver- derben, ihn aus einem Dämonisirten zu einem Judas zu machen. Hier also ist das dämonische Leiden entfchieden iii dämonisches Thun umgeskhlagrn I5— D« spkachen die Knechte Saul [seine Hof- beamten oder Dienstmannen] zu ihm snqchdem sein Zustand schon mehrmals über ihn gekommen war, und er neuerdings wieder einen Anfall ge- habt hattet: Siehe,·ein boser Geist von Gott macht dich sehr unruhig; 16. Unser Herr sage [doch uns] seinen Knech- tett,· die vor ihm flehen [zur Ausführung seines königlichen Befehls sofort bereitJ, daß sie eines« Mann suchen, der auf der Harfe* wohl spixtcu koiinez auf daß, »wenn der bose Geist Gottes uber dich kommt, er uutseuier Hand« [vor dir] spare, daß [es] besser mit dir werde. «) Man hat »die» hebräisrhe Harfe (I(innor) nicht nach Art unsrer setzigen Harfe, sondern mehr nach dek Art der Guitarre oder arabifchen Cither sich zu denken« die Saiten (nach Abbildungen auf makkabäischen MüuJ zen acht oder noch weniger) waren bei ihr über einen schildfrotenartig gewölbten Schallboden gespannt« Jn Verbindung damit erscheint öfters der Pf alter (hebr. Nebel) der wohl dein noch fetzt in Egypten und Am. bien sehr gebrauchlicheii Kussik entsprach. Ei« war Von Cynressens oder rothemSandelholz und hatte, wie Augustin angiebt, den Resonanzkasten oben. «) Daß große Gemiithm kkavkhelh selbst Wahnsinn, ja Raserei, durch Harmonien des Tonspiels und des Gesangs, den Klopstock »die Seele de! START« UFUIID gesänftigt werden, das haben Er- fahkungsn bewahrt— tStolbergd Asc1epiades, ein berühmter Arzt des griechischen Altcrthums, pflegte Irr. sinnige. wenn sie»in Raserei ausbrachen, durch Musik zur Vernunft zuruckzubringenz und von Karl lx. ist bekannt w» « nach der Pariser Biuthochzeit m: de: Nacht vom 24. zum August 1572) die Musik als Zkxkttgtegegen seine naehtlichen Beunruhigungen ge. · 17. Da sprach Saul [dem es selber Bedürf- Utß War, bei seinem schweren Leiden etwas zu haben, das ihn erquicken und stärken möchte] zu 256 I. Saninelis IS, 18—23. 17, 1-—7. seinen Knechtem [Thut, wie ihr gesagt und] Se- het nach einem Manne, der es wohl lann ans Sai- tenspiel, nnd bringet ihn zu mir. 18. Da [wohl noch bei derselben Verhand- lung, als die Großen des Reichs jenen Rath er- theilten und der König darauf einging] antwor- tete der Knaben sniederen Hofbeamtenj einer, nnd sprach: Siehe, ich habe gesehen sich renne] einen Sohn Jsai, des Vethlehemiten smitNaznen David-J, der lann wohl ans Saitenspiel, ein rastl- ger smuthiger nnd tapferer] Mann, nnd ftreitbar [als der schon mehrfache Proben seiner Helden: kraft abgelegt hat Kap. 17, 34 f.], nnd verstan- dig in Sachen [geschickt, wichtige Dinge auszu- richten], nnd [dabei] schön [und von guter Gestalt V« 12]- nnd der HErr ist mit ihm lsv daß, was er anfängt, ihm wohlgeräth, auch seinem Saiten- spiel eine besondere Kraft innewohnt]. Auf eine ungewöhliche Mischung geistiger und kör- perlicher Vorzüge, welche eine reiche und umfassende An- lage verräth, werden wir durch diese Schilderung von vornherein aufmerksam gemacht. Aber man bemerkte sie mehr außerhalb, als innerhalb des Hauses; mehr in einer gewissen Ferne, als in unmittelbarer Nähe, er- kannte man diese Vorzüge David’s (ogl.V.11). Zwar konnte es nicht fehlen, daß man auch im Hause einen Eindruck von der ungewöhnlichen Geistesart David’s er- hielt; aber uns ist ein charakteriftischer Zug des Fami- lienurtheils über ihn berichtet, welcher beweist, daß man seine ungewöhnliche Geistesart ganz falsch deutete. Eliab, ein ältester Bruder, fährt ihn zornig an, als David sich im israelitifcheu Feldlager umsieht und nach den Um- ständen des Heeres genau erkundigt (Kap· 17, 28). Man wußte also zu Hause recht wohl, daß der Geist Davids hinter den Schasheerden auf etwas Höheres ge- richtet war; aber man hielt dieses Trachten für schrani kenlosen Uebermuth und fiir eine verkehrte Herzensrich- mag, man hatte keinen Sinn dafür, daß das, worauf Davids hohewGeist gerichtet war, nicht sein eigenwillis es Belieben und Vornehmen war, sondern seine innerste atur und sein göttliches Recht. David weiß auch be- reits, daß er gegen den Unverstand seines Hauses mit Worten nichts ausrichten kann; mit kur er Entgegnung weist er seinen Bruder ab und wendet ch weg von ihm (Kap.17, 29 f.). Er gehört zu den tiefen, inhaltsreichen Naturen, die in ihrer engen Umgebung immer mit den schwersten Mißverständnissen zu kämpfen haben, die aber eben deshalb berufen sind, den weiten Raum zu suchen, um zu entfalten, was in ihnen ist, damit durch Thaten verständlich werde, was sich durch Worte nicht deutlith machen läßt. Eliab, sein ältester Bruder, nannte sein Herz ein böses; lange nach Davids Tode gilt in dem Davidischeii Königshause die Reinheit und Recht· s chassenheit des Davidischen Herzens als das höchste Vorbild: l· Kön. 15, Z. (Baumgarten.) 19. Da sandte Saul swelcher den ihm an- gepriesenen jungen Mann sofort für denjenigen er- kannte, der, wenn irgend einer, feinen Zustand ihm erleichtern könnte] Boten zu Jsai, nnd ließ ihm sagen: Sende deinen Sohn David zu mir, der bei den Sthafen ist [er soll in meine Dienste tre- ten und mit seinem Saitenspiel mich erquicken]. 20. Da nahm Jsai [nach der Sitte, nicht ohne Geschenke einem hochstehenden Manne sich zu näher« Kep« 9- 7J einen Esel mit Brod [beladen], nnd ein Legel Wein so. i. ein Faß Wein, nach dem Hebräifchem einen Schlauch ——-denn im Morgenlande pflegte man den Wein nicht auf Ge- fäße, sondern in Schläuche zu füllen Jos. s, s; Matth. 9, 27 — auf einem zweiten Esel], nnd ein Ziegenbdcllein sdas zusammen war bei der Einfachheit jener Zeit schon ein sehr ansehnliches Präsents nnd sandte es Saul durch seinen Sohn David sdamit dieser sich dem Könige oorstelle]. 21.· Also kam David [durch Gottes wunder- bare Leitung, der ihn zu seinem künftigen Berufe zubereitet! wollte] zu Saal, nnd et dienete vor ihm [mit seinem Saitenspiel], nnd er [Saui] ge- wann ihn [wegen der guten Wirkung, die Davids Spiel auf sein Getnüth ausübte] seht lieb, nnd er ward [zum Zeichen, wie sehr der König mit ihm zufrieden sei] sein Wasfentråget [nach unserer Ausdrucksweisex sein Adjutant, ohne daß jedoch damit Kriegsdienste hätten verbunden sein sollen Kan 17, 33. 38 f.]. 22. Und Sanl sandte zn Jsai, nnd ließ ihm sagen: Laß David vor mir bleiben [und fordere ihn für jetzt nicht wieder in dein Haus zurück], denn er hat Gnade snnden vor meinen Augen sum) kann ich seiner nicht mehr entbehren]. 2»3. Wenn nun der sbosej Geist Gottes [V. 161 nber Saul kam, so nahm David die Harfe, nnd spielete mit seiner Hand; so erquickte sieh Saal [es ward ihm leichter um's Herz, indem er den THNEII 1OUschteJ- nnd ward besser mit ihm, nnd der bose Geist with von ihm idem: noch hatte der HErr. obwohl Saul in dem Stiicke verworfen war, daß sein Reich nicht bestehen sollte, Gedanken des Friedens mit ihm und wollte seine Seele retten; darum eben brachte er den David zu ihm, in dessen Seele der freudige Geist« herrschte, und dieser Freudew und Friedensgeist war es, der die mächtige Wirkung auf des trübsinnigen Königs Gemüth hervorbrachtes «) »Der freudi e Geist enthalte mich« betet später David bei der gro en Buße, die er that (Ps. Hi, 14). Dabei edenkt er wohl im Stillen des Saul und der sgrteeckli en Zustände, in die der böse Geist diesen ver- Das H. Kapitel. Davids Streit mit dem Riesen goliath I« d. 1—11. Der erste Aufenthalt Davids an Sankt; Hofe, diese ,,tingestisrte idyllische Gnisvde seines Bedenk« wie man denselben genannt hat, bricht nath der tinrzeti Dauer von nach nicht einem Jahre vldtzlith ab, nnd dae lieb- liche Jdyll verwandelt sich unversehens in eine kriege- rische Breite. Die phitiner ziehen wider Israel herauf ustd lagern sieh bei ttivheesDamimz David wird da nach thanse entlassen, während Sau! mit seinem tjeere dem Feinde bis in den Gichgrnnd entgegenrärtit Eine Zeit lang liegen die beiden Parteien sitt) nnthätig gegenüber; da aber tritt ans den Reihen der Philister der Riese Goliath hervor nnd fordert unter den Kindern Israel denjenigen zum Zweikampf mit ihm heraus, der den Muth habe, sitt) mit ihm einzulassen. David wird an den königlichen Hof berufen. Die Philister dringen in’s Land ein. 257 l. Die Philister swelche von der Niederlage Kap. 14, 20 ff. sich längst wieder erholt und un- ter Sauks Regierung immer neue Versuche mach: ten, Jsrael unter ihre Botmäßigkeit zu bringen] sanlmelien [etwa um das Jahr 1062 v. Chr.] ihre Heere zum Streit, und lauten zusammen zu Socho in [der Niederung des Stammgebietes] Juda [3V.z Meilen südwestlich von Jerusalem -—— nicht zu verwechseln mit demin Jos. l5,48 erwähnten Socho auf dem Gebirge Juda], nnd lagerten sich zwischen Socho und sdem nordöstlich davon gelegenen] Aseta [Anm. zu Kap. 4, 1f.], am Ende Damim [indem der Ort EphesHDamim das Centrum ihres Lagers bildete]. «) Allerdings bedeutet das hehr. Wort ephes das Ende, die äußerste Grenze; es gehört aber hier ohne Zweifel noch mit zum Namen des Orts, der in 1. Chr. 12, 13 in abgekürzter Form »Pas-Damim« (Vulgata: P1xes-domim) genannt wird. An letzterer Stelle hat Luther nicht nach dem Grundtext übersetzh sondern statt: ,.Dieser war mit David zu Pakt-Damm, da die Philister sich daselbst versammelt hatten zum Streit,« aus Z. Sam. 23, 9 den Satz ausgenommen: »Da siste Hohn sprachen (den Philistern), und die Phi- l ck ?c.« 2. Aber Saul und die Männer Israel [seine Kriegsleutq kamen kihrerseits ebenfalls] zusammen, und lagerten sich im Eirhgrunde sim Terebinthetn that] nnd rüsteten sieh zum Streit gegen die Philister. » «) Jm heutigen Wadv Magus, der sich von Damim aus nach der Gegend von Bethlehem hinziehh s. die Karte zu Kap. 9, 5. 3. Und die Philister stunden auf einem Berge jenseit [nach Westen und Südwesten zu], und die Jsraeliten anf einem Berge diesseit [nach Osten und Nordosten hin], daß ein Thal sdas tiefere Bach- thal jener Ebene Musur] zwischen ihnen war [in welches denn keine von beiden Parteien hinabzie- hen wollte, um nicht ihre vortheilhafte Stellung gegen eine ungünstige dem Feinde preiszugeben] 4. Da trat hervor aus den Lagern der Phi- lister ein Riese [eigentlich: Mittelsma nn«, der sich erbot, den Streit beider Heere mit irgend- wem, der aus dem Heere der Jsraeliten sich ihm stellen wollte, durch Zweikampf auszufechten], mit Namen Goliath, von [der Philisterstadt Jos. 13, 3 Anm.] Galh [wo Enakim noch vorhanden wa- ten Jos. U, 22]- sechs Ellen nnd einer Hand breit hoch [d. i. 674 Elle hehr. Maß = 9 Fuß 5 Zoll, s. Anm. zu 2. Mose 25, 10 u. 5. M. 3 11 « · « «) ]D’ie Uebersetzung Luthers beruht aus der der Septuagintm welche hier dir-Ha sur-artig (starter Mann) hat, in V. 23 jedoch den Sinn genauer wiedergiebt (ein-securus, verschrieben für H) um«-errors) Wenn dage- en die Vulgata übersetzh vjr spurjus (ein außer der Ehe erzeugte: Mann oder Bastard), so beruht das aus verkehrter rabbinischer Deutung des hebt. Ausdrucks im Grundtext. Dächselks Bibelwerb Z. Und hatte einen ehernen Heim ans seinem Haupt, und einen schuppichten [aus kleinen, über- einander liegenden Erzplattem die an einem Hemd von Filz befestigt waren, schuppenartig gearbeite- ten] Panzer [der nicht blos Rücken und Brust, sondern zugleich den Unterkörper deckteJ an, und das Gewicht seines Panzers war fünftausend Se- kel [1 Ctr. 4673 Pfd. preuß. Z. Mose 19, 37 Anm.«]. «) Für einen Mann wie Goliath keine zu schwere Last; wiegt doch der im Dresdener bistorischen Museum aus- bewahrte bloße Küraß König August des Starken (von l694—1733 nach ChrJ nicht weniger als 55 dresd. Pfd· s. Und hatte eherne Beinharnische [Beinschte- neu] an seinen Srhentelm und einen ehernen [klei- nern V. 7] Schild snach anderer Auslegung: einen ehernen kleineren Spieß oder eine Lanze] auf sci- nen Schultern. 7. Und der Schaft seines Spießes war wie ein Weberbaumk und das Eisen [die eiserne Spitze] seines Spießes hatte sechshnndert Sekel [17 Pfd. 18Lth.] Eisens, und sein Schildträget [den größern Schild tragend] ging vor ihm her. «) Der Webstuhl der Hebräer war im Wesentlichen der im ganzen Alterthum gewöhnliche, nämlich hochschäf- z- « mal-neunten« stellten. lluilti Ilnicllllulcmlllllllniillnuuti tig, so daß der Webende davor stehen mußte. Wir ge- ben hier eine Abbildung desselben, die schon zu Nicht. 16, 13. 14 gebracht werden sollte, aber nicht zur rechten A« T— I. 2. 17 258 1. Samuelis 17, 8—24. Zeit im Holzsehnitt fertig wurde. Der Weberbauni nun ist das runde starte Hoz ab, das oben am Kopfe des Webstuhls von der einen Seitenrvaud bis zur andern sich durchziehtz auf demselben wurde der auf Spulen ein- oder mehrfach gezwirnte Faden gezogen. Die auf- gezogenen Fäden heißen der Aufzug (Luther: »Werft« It. Mofe 13, 47 f.); darein wurde iuit dem Weberschiff- lein c (Liither: ,,Weberspule« Hiob 7, C) der· Einschlag tsutherx ,,Eintracht«) eingewoben oder« eingetragen, was stehend eschal), und sodann mit dem Spatel d (Richt. 16, 13 nm.) festgeschlagen Außerdem kommt in Jef. 38,12 noch vor der »Trumm« des Gewebes (»er schnei- det mich ab vom Trnmm,« — Luther: »er sauget inich dürre aus«); darunter sind die Ueberreste der Aufzugtk sädeii oben am Weberbaiiin zu verstehen, welche zurück- blieben, nachdein das fertige Gewebe abgefchiiiiten wor- den war; an diese wurden die Aufzugsfädeii eines neuen Gewebes einfach angedrehh Inn sich Mühe zu ersparen. Der Sinn jener Stelle ist also: Mein Leben wird wie ein fertiges Gewebe vom Webstuhl abgerollt; er, der Weber, schneidet mich ab von den herabhangendem zu- riickbleibenden Fäden· 8. Und er stund ssstellte sich Angesichts der Kinder Jsrael in berausforderndeiy oerächtlicher Weise hin], und rief zu dem Zeuge [der Kriegs- schaar oder Arniecs Israel, nnd sprach zu ihnen: Was seid ihr sdenn ersts ausgezogen, euch zu titsten [einzulassen] in eitlen Streit smit uns, wenn ihr nicht den Muth und die Kraft habt, uns auch zu überwindenp Bin ich nicht ein fge: nauer: der] Philister [d. i. ein rechter Repräsen- tant rneines Volkes, an dem ihr sehen könnt, was für starke und gewaltige Leute wir Philister sinds, nnd ihr Sankt? Kliechte fnieht Werth, ein Volk zu heißen, sondern nur gezwungener Weise in den Kampf ausgezogen]? Erwiihlet swenn ihr wirk- 1ich Muth und Kraft habt, mit uns anzubindenj einen unter euch sden Stärtsten und Tapferstein den ihr unter ench habt] der zu mir herabtomme fund im Zweikampf mit mir unsere und eure Sache ausmache]. it. Vermag er wider mich zu streiten, nnd schlägt mich, so wollen wir sdie Philister] eure sder Kinder Israel] Knechte fein; vermag ich aber wider ihn und schlage ihn, so follet ihr unsere Knechtc fein, daß ihr uns dienen 10. Und der Philister sprach [fuhr nach die- ser iibermüthigen und spöttischen Rede mit feiner Herausforderung weiter fortjt Jch habe heutiges Tages [mit meinem eben gefprochenen Wort, da ich euch Knechte Sauks genannt] dem Zeuge Israel Hohn gesprochen; gebt mir [denn, wenn der Schimpf nicht auf euch soll sitzen bleiben] einen saus euren Reihen zum Gegenmann] nnd laßt uns mit einander streiten sich weiß aber schon, daß ihr niemand sindet, der sich dazu her-giebt; darum sireckt doch lieber gleich die Waffen und unterwerst euch unserer Herrschaft] 11. Da Saul und ganz Israel diese Rede des Philifters höreten, entfatzten sie sich süber die Verhöhnung ihres Volkes], und fürchteten sich sehr [es wagte gleichwohl nicht ein einziger, den Kampf mit einem solchen Riesen aufzunehmen] Es geschah im Alterthum nicht selten, daß zwei feind- lich einander ge eniiber liegende Kriegsheere den Streit durch Zweiiämp er, die von beiden Seiten gestellt wur- den, entscheiden ließen. Denselben Vorschlag macht spä- ter (2. Sau» 2, 14 ff) Abner dein Joab, um den ei· gentlichen Viirgerkrieg zu vermeiden; von den Römern aber wird erzählt, daß sie, als sicunter ihrem König Tullus Hostilius (v. 672——64t) v. Chr.)- den von Meitus Fus- fetius angeführten Albaneru lange gegenüberstanden ohne daß eins von beiden Heeren den Angriss gewagt, hätte, von ihren Feinden ein gleiches Anerbieten annah- 1nen, wie hier Goliath den Kindern Jsraels macht: das- jenige Volk, dessen Kämpfer den Sieg davontragen würde, sollte künftig iiber das andere herrschen. Von ungefähr nun traf es sieh, das; in beiden Heeren Drillinge sich befanden, an Jahren und Kräften einander leich- stehcnd, auf Seiten der Römer die Horatiey au Sei- ten der Albaner die Curiatien Anfangs blieb der Sieg zweifelhaft, bis es den Curiatiern glückte, zwei von den Horatierri zu tödten; da iedoch die drei Curiatier schon verwundet waren, so stellte sich der noch übrig ge- bliebene eine, völlig unverletzte Horatien als ob er sliehe nnd die drei folgten ihm, durch ihre Wunden aufgehal- ten, nicht zusammen, sondern in Zivisehenrännieiy ge- trennt von einander. So gelang es thut, auf seiner ver- stellten Flucht sich rasch nnnvendend, einen nach dein an- dern niederzustoßekiz und der Sieg blieb den Römern, welche denn auch bald darauf ihre Mutterstadt Alba Longa gänzlich zerstörten. II« d. 12—40. Jilg Goliath schon nahe an 6 Wochen seine Herausforderung täglich wiederholt, unter alten Streiter-n Jgraets aber deiner sich gefunden hat, der eo wagen wollte, sitt) ihnt zu stellen, obwohl Saul aus die Brsiegnng desselben einen isoliert preis ausgesetzt, belaust David ins Kitftrag seines Vaters» in das igraclitische Fcldlagrr und erfährt den Stand der Dinge. der so schwer auf allen Herzen leistet. Sofort giebt er voll feurigen Glaubens— Iunthes feinen Entschluß, den Kampf aufzunehmen, zu er· tituliert, wird zum Könige geführt und erlangt endlich non diesen! die Erlaubniß, das Unternehmen zu wagen. Kber in der iirieggrtlslrcng die Saul ihn! anlegen läßt, liersuag er nicht zu gehen; darum greift er wieder zu seiner Ljirtenlitridung und rüstet sieh rnit einer Schlruder und fünf glatten Steinen anr- dern Rath· 12. David aber [der in dem nun folgenden weitern Verlauf der Geschichte als der eigentliche Held derselben in den Vordergrund tritt, dessen Familienverhältniffe und damalige Lebensstellung wir uns daher zuvörderst noch einmal Vergegen- wärtigen müssenss war eines ephtatifchen [nicht: ephraimitischein sondern von Ephrat gebürti- geu] Mannes Sohn, [also] von Bethlehem Juda sdie mit ihrem früheren Namen Ephrat hieß I. EViose 35, 16. 19], der hieß Jfai, der hatte acht Söhne s·Kap. 16, 10 Anm.], und war ein alter« Mann zu Sattks Zeiten fals dieser König war über Js- rael], und war betagt unter den Männern shatte bereits das öd. Lebensjahr überschritten, wo er keine Kriegsdienste mehr zu thun brauchte]. 13. Und die drei größesten Söhne Jfai wa- ren mit Saul in Streit gezogen sda er wider die Philister nach dem Eichgrunde mit seinem Heere David, zu den Heerden zurückgekehry wird von ausbrach V. 2]- und hießen mit Namen: Eliab, der erstgeborne, Abinadab, der andere, nnd Summa, der dritte. 14. David aber war [von den noch übrigen, die zu Hause beim Vater geblieben waren] der jüngste [und, streng genommen, auch nicht mehr zu Hause, da ihn Saul Kap. 16, 19 ff. an seinen Hof gezogen] Da aber die drei ältesten [beim Ausbruch der Feindseligkeiten mit den Philistern B. 1] mit Saul in den Krieg zogen, 15. Ging David wiederum von Saul kfür die Zeit des Kriegs von ihm nach seiner Heimath entlassen], daß er der Schafe seines Vaters hü- tete [wie vordem, ehe er an den königlichen Hof geführt wurde Kap. 16, 11. 19]. 16. Aber der Philister [von dem V. 4 ff. erzählt wurde] trat [um hier des bessern Zu- sammenhanges wegen die Geschichte noeh einmal aufzunehmen, in seiner hohnsprecherischem heraus- fordernden Weise] herzu [in die Nähe des isreae- litischen Lagers] früh Morgens und Abends, und stellete sieh dar vierzig Tage [trieb schon schon seit 40 Tagen, also nahe an 6 Wochen, sein Wesen, und Saul fetzte demjenigen einen hohen Preis aus, der den gefürchteten Mann überwinden würde V. 25 . 17. Jsai aber [in dessen Haus wir uns nach dieser wiederholenden Zwischenbemerkung noch ein- mal versetzen] sprach zu seinem Sohn David: Nimm [als Zehrung] für deine Brüder [denen wohl der von Hause mitgenonimene Mundvorrath bald zu Ende gehen wird Richt. TO, 10 Anm.] diese Epha [6 Metzen 2. Mose 16, 36 Anm.; Rath 2, 17] Sangen [s. Neose 2, 14 Anm.] und diese zehn Probe, nnd lauf in das Heerlzn deinen Brüdern fes ihnen zu bringen] 18. Und [nimm] diese zehn frischen Käse [die ich schon bereit gelegt habe], Irnd bringe sie den: Hauptmann [als ein Ehrengeschenk für ihn], und besuche deine Brüder, ob’s ihnen wohlgehe, und nimm, was sie dir befehlen [eutweder: bring mir ein Pfand von ihnen zurück, daß sie noch leben und wohl auf sind; oder: nimm eiit- gegen ihre Wünscheh forsche, was sie sonst noch gern hätten]. «) Das schwierige Wort n:;-szi:z; läßt sich nicht blos, wie gewöhnlich geschieht, von II; (mischen, tauschen, Bürgschaft leisten, verpsänden) ableiten, sondern auch von JJY (süß, angenehm sein). l9. Saul aber [um der Deutlichkeit wegen die ganze Situation nochmals zu beschreiben], und sie [die drei Brüder David’s], und alle [für den Krieg ausgehobeneiq Männer Israel waren im Eiihgrunde IV. 2], und stritten wider die Philister. Nach andern Auslegern gehört dieser Vers noch zur Rede des Jsai, der damit dem David die Oertlichkeit beschreibt, wohin cr sich zu wenden habe; dann ist aber seinem Vater in’s israelitische Lager geschickt 259 nkfcht ,,waren,« ,,stritten« zu übersctzem sondern: ,,sind,« ,, .reiten·« 20. Da machte sieh David [dem Befehl sei- nes Vaters V. 17 f. nachkommend] des Morgens frühe lmehrere Stunden vor Tagesanbruch, von VethleheniJ auf, nnd [über-] ließ die Schafe dem Hüter seinem Knechte, dem er die Aufsicht über dieselben für die Zeit seiner Abwesenheit anver- traute], und trug [was er überbringen sollte], und ging hin snach dem bei 4 Stunden südwestlich von Bethleheni gelegenen Kriegsschaiiplatzeh wie ihm Jsai geboten hatte, und kam sfrüh bei Zeiten] zur Wagenbttrg [entweder: an die Umwallnng des Lagers an der hintern, nach Bethlehem zu gele- genenen Seite desselbeiy oder: an die dort befind- lichen Lagerzelte Kuh. 26, b. 7]. Und das Heer war ausgezogen saus dem Lager], und hatte sich gerüstet [iii Schlachtordnung aufgestelln um einem etwaigen Angriff der Philister begegnen zu können] und [die Krieger] schrieen im Streit serhoben zum Zeichen ihrer Kampfbereitschaft ein Kriegsgeschrei] 21. Denn Israel hatte sich gerüstet, so wa- ren die Philister wider ihren Zeug [der Armee der Kinder Jsrael gegenüber] auch gerüstet [in Schlacht- ordnung aufgesiellt]. 22. Da ließ David das Gefäß, das er trug [die Geräthe mit den Lebensmitteln, die er ge- bracht hatte], unter dem Hüter der Gefäße sder die Wache beim Gepäck des Heeres hatte], und lief zu dem Zeuge [der aufgestellten israelitischen Ar- inee], und ging hinein [in die Reihen der Solda- ten, was ihm nach damaliger niilitärischer Ord- nung unverwehrt war], und grüßte seine Brüder. Gekommen war David in’s Lager, ledigltch uin die Aufträge seines Vaters auszuführen, ohne zu ahnen, was sich da zugetragen; und doch hing von diesen: einen Gange so außerordentlich viel ab. Die Wendung welche sein Leben von da an bekam, die Kette von Glück und Unglück, welche Jahre lang sich fortschlang, das stehende Hosleben und Sauls Neid und Eifersucht, Jonaiyairs Freundschafn Michals Heirath, die Flucht vor dem Kö- nige —- das alles war gebunden an diesen einen Gang! So sind es oft Kleinigkeiten ini Leben, die Großes ent- scheiden: ein Gang Josephs zu seinen Brüdern auf dem Felde bei Dothan, welche Reihenfolge von Begebenhei- ten von seinem Verkaufe an die midianitiscihen Kaufleute bis zur Erhöhung in Aegyptem die er herbeiführte! (Fr. Arndi.l 23. Und da er noch mit ihnen redete, siehe, da trat snach seiner täglichen Gewohnheit V. 16] der Riese [s. zu V. 4], mit Namen Goliath, der Philister von Gath, aus der Philister Zeug Wiege» heer], und redete wie vorhin [V. 8——10]; und Da- Vid hdtkic cs [und hörte, was den übrigen in seinem Volk wohl weniger anffalleii mochte, in dem Hohn des Philisters gegen Israel einen Hohn gegen den lebendi- gen Gott V. 263 das fraß ihm sein Herz ab] 24. Aber jedermann in Israel, wenn er den Mann sahe, ftohe er vor ihm shane er nicht das Herz, ihm zu nahen und sich mit ihm einzulassen], nnd fürchtete sich sehr. 17" 260 1. Samuelis 17, 25——40. 25. Und jedermann in Jsrael sso wenig ein jeder auch für seine Person Lust hatte, mit dem allgemein gefürchteten Riesen anzubinden, hätte doch gern gesehen, irgend wer anders entfchlösse sich, die Herausforderung anzunehmen und die Schmach, die täglich dem Volke angethan wurde, von dem- selben abzuwälzem und] sprach smit gespannter Erwartung, ob nicht endlich einer sich dazu willig würde finden lassen]: Habt ihr den Mann gese- hen herauf treten szu Israel-s Lagers? Denn er ist herauf getreten, Israel Hohn zu sprechen sdas muß gerochen werdens. Und wer ihn schlägh den will der König sehr reich machen sdurch Geschenke und BelohnungenL und ihm seine Tochter geben [Jos. to, 15 ff.], und will seines Vaters Hans [von den Abgaben und Leistungen an die könig- liche Hofhaltung Kuh. 8, 1l ff; l. .Kön. 4, 7j frei utachen in Israel. Es ist auffällig, daß auch Jonatham der doch in Ko. 14, 6 ff· sich so sehr als einen gläubigen und beherzten Jüng- ling bewiesen hatte, sich gegenwärtig nicht regte, sondern ebenfalls die allgenieine Furcht theilte. Daraus stehet man, sagt Starke, daß die Helden und Heiligen ohne Gottes Trieb uud Kraft riichts vermögen. Es entzog Gott dem Jonathan den Helden1nuth(Ps.76, l3), weil er den David groß machen wollte. AS. Da sprach David sals er von solchem Preis, der auf die Besiegung des Goliath gesetzt war, hörte und sich desto mehr verwunderte, daß niemand sich getraute, wider den Philister auszu- ziehen] zu den Männern, die bei ihm stunden: Was wird man dem thun, der diesen Philister schlägt, und die Schande von Israel wendet? sJch sollte meinen, da müßte doch einer dem andern sich vordrängen, statt daß einer hinter den andern sich zurückziehts Denn wer ist der Philister, die- ser Unbeschnittene saußerhalb des Bandes mit Je- hova stehende MenschL der den Zeug sdas Strei- terheerJ des lebendigen Gottes höhnet? sEr muß wissen, daß er es mit Gott, und nicht mit Ptenschen zu thun hat; mit dem Gott, welcher lebet, wird er es zu thun haben, und nicht mit einem Götzen: Berleb. Bibel] 27. Da [aus Davids zuversichtlicher Rede sich abnehmend, daß er wohl selber Lust haben niöchte, dem Philister sich zu stellen] sagte ihm das Voll, wie vorhin swiederholte ihm die dem Sieger ge- gebenen Verheißungen V. 25 noch einmal und fügte schließlich, ihn in seinem Vorsatz zu bestärken, hinzusx So wird man thun dem, der ihn sden Goliath] schlägt. 28. Und Glied, sein größester Bruder, hdrete ihn reden mit den Männern, und ergrimmete mit Zorn wider David [daß er sich herausnehmen wollte, was keiner im ganzen Heere sich getraute], nnd sprach sMatth 7, 1 ss.]: Warum bist du siiberhaupt von Bethlehem] herablommen [hierher nach dem KriesschauplatzL und warum hast du die toenigeii Schase [die der Vater besitzt, so daß schon der Verlust eines einzigen eine große Einbuße für « Eh« isiJ dort in der Wüste saus der Weidetriftj verlassen? fsCss wäre viel besser gewesen, du wä- rest zu Hause und bei deinem Berufe geblieben; aber] Ja) kenne deine Vermessenheit wohl, nnd deines Herzens Bosheit sdaß du mit dem, was du zu verrichten hast, nicht zufrieden bist, sondern höher hinauf willsts Denn du bist saus keiner andern JUDsIchtJ herabtomniem salsj daß du den Streit sehest san dem rauhen Kriegshaiidtverk und dem Blutvergießen dich ergötzesis 29. David lsolcheii ungerechteiy von Neid und Ntißguitst eingegebeireti Vorwiirfen mit Sauftmuth und Beschcidenheit begegneUdJ antwortete: Was hab ich denn nun gethan sdas dich berechtigte, mir Vermessenheit und Bosheit vorzuiverfeiisi Jst mirs nicht befohlen [oom Vater, daß ich herab- kommen bin]? Sehet da, wie David die rechte gottgefällige Mitte zu halten weiß zwischen dem Wort: »Was deines Amts nicht ist, da laß deinen Vor1vitz,« und dem an- dern: »Wer da weiß Gutes zu thun und thut es nicht, dem ist es Sünde-»F· tote er still und demüthig harret, bis er gesendet wird, dann aber auch nicht träge ist, was er thnn soll, sondern brünstig im Geist seine Hand an’s Werk legt. So ists nach dem Herzen Gottes! Wenn wir uns in diesem Spiegel betrachten, niüssen wir mit Tersteegen bekennen: »Bald folgt man Gott nicht nach, bald läuft man vor zu heftig; der eine ist zu träg, der andre zu geschäftig« Aber, setzen wir auch betend hinzu: «HEtr, wär’ ich dir nur so, wie mir ist meine Hand, so dünkt mich, hätt’ ich wohl den rechten NiittelstandN Wie die Hand nicht selbst die Arbeit wählt, aber wenn der Wille sie ihr anweist, frisch und fröhlich zugreift; so soll auch ein Knecht Gottes sich nicht gelüsten lassen, nach eigenem Wunsch und eigener Wahl sein Werk und sein Arnt sich auszusuchetn sondern er soll demüthig aus den Wink und Willen seines HErrn ach- ten, von ihm sich senden lassen, und dann getrost und rüsti und mit freiwilligem Herzen ausrichten, was ihm befohlen ist. (J. Disselhoff.) 30. Und wandte sieh» sals er so den Bruder zum Schweigen gebrachtj von ihm gegen einen andern svon den in seiner Nähe stehenden Kriegs- männern], und sprach, wie et vorhin sV. 261 ge- sagt hatte [ließ sich noch einmal das, was der König oersprochen, genau erzählen]. Da antwor- tete ihm das Voll wie vorhin. sV. 27j. Nach unserer Anstcht (s. Arm. 2 zu Kap. 16, 12f.) wußte David von seiner Berufung zum Königsthron; indem er denn jetzt den Beruf in sich fühlte, den Kampf mit Goliath zu bestehen und prophetisch dem Volke Gottes zu werden, was er einst auch thatsächlich ihm sein sollte, sein Schutzherr und Rächer den übermiithi en Feinden gegenüber, mochte wohl der Gedanke in i m aufsteigen, daß eben dieser Kampf ein Mittel in Gottes Händen werden solle, ihn dem Königshause näher zu bringen; daraus würde es sich erklären, warum er wie- derholt nach dem von Saul ausgesetzten Preis sich cr- kundigt, denn zu diesem Preis gehörte auch die Hand der Königstochter Daß David hernach nicht weiter aus den in Aussicht gestellten Lohn Anpruch inacht, hat sei« nen Grund in der Geduld, womit er der Führung Got- tes das Weitere überläßt; daß er aber bei Sauks An- trägen in Kap.18, 17 H. sich so zurückhaltend benimmt, David riisiet sich zum Kampfe wider den Riesen Goliath. 261 ist eine Wirkung des Geistes Gottes, der das einfältige Herz des jungen Mannes vor den Anschlägen des arg- listigen Königs zu behüten weiß. 31. Und da sie die Worte höreten, die Da- vid sagte [und in denen er einen so beherzten Muth zu erkennen gab], verkündigten sie es bor Saul fes habe sich einer gefunden, der Lust be: zeige, den Kampf mit dem Riesen aufzunehmen] und er ließ ihn szu sich] holen sihn selbst zu ver- hören]. 32. Und David sprach zu Saul [als er nun vor dem Könige stand und dieser seine Verwun- derung zu erkennen gab, daß er, der etwa achtzehm jährige Jüngling, unternehmen wolle, was kei- ner von den tapfersten und ftärksten Männern sich getraue]: Es entfalle keinem Menschen das Herz um deßwillen [daß der höhnende, großprahlende Philister ein so gewaltiger Riese ist, als wäre der auch mit Gottes Hilfe nicht zu besiegen]; dein Knecht soll [wird] hingeben, und [getrost] mit dem Philister streiten [gieb du ihm nur die Erlaubniß dazu] 33. Saul aber [der von der Sache nach der bloßen Vernunft, und nicht nach dem Glauben— Kap. 14, 6 urtheilte] sprach zn David: Du kannst nicht hingehen wider diesen Philister, mit ihm zu streiten; denn du bist ein [in Kriegssachen noch völlig unerfahrener] Knabe [der bisher nichts getrieben, als das Schäferhandwerk], dieser aber ist ein Kriegsmann von seiner Jugend auf [und noch dazu ein so gewaltiger, daß jedermann, fchon wenn er ihn siehet, vor ihm fiiehet V. 24]. 34. David aber sprach zu Saul: Dein Knecht hütete der Schafe seines Vaters, und es kam swie das in der Wüste nicht selten geschieht, das eine Mal] ein Löwe, und [ein ander Mal] ein Bär, und [der eine wie der andere] trug ein Schaf weg von der Heerde. 35. Und ich lief ihm [das eine Mal dem Löwen, und das. andere Mal dem Bären] nach, und schlug ihn [mit meinem Hirtensiecken Nicht. 14, 6 Anm.], und errettete es sdas geraubte Schaf] aus seinem Maul [daß er’s wieder fahren ließ]. Und da er sich über machte, ergriff ich ihn smit der einen Hand] bei seinem Bart [bärtigen Kinn*], und schlug ihn smit der bewaffneten andern Hand] und tödtete ihn. «) Obwohl weder Löwe noch Bär einen eigentlichen Bart haben, so redet doch auch der griechische Dichter Homer (ll. XV, 275) von dem «starkbärtigen« Löwen (vergl. Martin! X, 9). Man braucht also nicht, wie v. Gerlach will, auf die andere Lcsart der Septuaginta sijhzz statt itzt-z) zurückzugchem ,, an seiner Gurgel« 36. Also hat dein Knecht [unter Gottes mäch- tigem BeistaUdJ geschlagen beide, den Löwen und den Bären. So soll nun dieser Philister, der Un- beschniitene [der keine andere Stärke hat als sein Gebein, darauf er sich steift, als könne er nimmer gewvtfev werdet! Pl— 147,10J- sein gleichwie deren einer [ihm ebenso der Garaus geniacht werden]; denn er hat geschiindet den Zeug des lebendigen Gottes [und damit Gottes Gericht über sich ver-wirkt] 37. Und David sals Saul mit seinen Augen ihn musterte und, wie-sehr er auch von Hochgefühl durch die ihm hiermit eröffnete Aussicht ergriffen schien, daß Jsraels Schmach gerächt werden solle, doch der Bangigkeit sich nicht zu erwehren ver- mochte, der heldenmüthige Jüngling würde gewiß feinem Muthe zum Opfer fallen, wenn er ihm das Unternehmen zuließe] sprach lweiter zu dem König]: Der HEm der mich von dem Löwen nnd Bären errettet hat [daß ich ihnen nicht zur Beute geworden] der wird mich auch von diesem Philister erretten. 38. Und Saul [indem ihm wohl setzt eine Erinnerung einkam an seine eigene frühere Zeit, da er noch in Gottes Gemeinschaft stand und durch die Kraft aus der Höhe thun durfte, was ihm unter Hunden kam, denn der HErr war mit ihm Katz. 10, 7; u, u] sprach zu David: Gehe hin, der HErr sei mit dir. Und Saul zog David seine Kleider an [ließ ihm einen eben folchen Waf- fenrock anziehen, wie er selbst unter seiner Rüstung ihn trug] nnd sehte ihm einen ehernen Heim auf sein Haupt, und legte ihm einen Panzer an. 39. Und David gürtete fein [das zu seinem Gebrauch ihm dargereichte] Schlvert über seine Kleider [über den ihm angezogenen Waffenrock], nnd fing an zu gehen [um zu probiren, ob er darin fortkommen könne] denn er hatte es nie versucht [noch nie eine solche vollständige Waffenriistung angehabt; er erkannte aber gleich bei dem ersten Versuch, daß er sich nicht frei damit bewegen konnte]. Da sprach David zu Saul: Jch kann nicht also gehen, denn ich bin’s nicht gewohnt Dvozu auch das? Der HErr ist meine Stärke und mein Schild, auf ihn hoffet mein Herz, und mir ist geholfen Pf. 28, 7]: und legte es [die Rüstung, wieder] von sich, 40. Und nahm ssiatt der Waffen] seinen sge- wöhnlichen Hirten-]Stab fmit dem er auch den Löwen und Bären erschlagen V. 351 in seine Hand, und erwählete sünf glatte Steine aus dem Bach [den er vor sich hatte, dem Wady Alaska-J, und that sie in die Hirtentaschr. die er hatte, und in denSaclfin dasHirtengeräth, das er bei sich hatte, d. i.infeineHirtentasche], und nahm die Schlender in seine Hand [denn in deren Gebrauch hatte er bei feinem Hirtenleben sich so geübt, daß er gleich jenen Benjaminiten Richt. 20, 16 auf's Haar treffen konnte], und machte sich an den Phi- lister [während er aber so dahinging, erkundigte sich Saul bei Abner näher nach seinen Familien: verhältnissen, ohne daß jedoch dieser dem König Auffchluß geben konnte V. 55 f.]. III· V. 41—54. Dem znm Kampf: wider ihn ansziehendeu Da· vid tritt Galiath mit hiihnisaieu und prahlerischen Worten 262 1. Samuelis 17, 41—-55. entgegeiiz David aber, dem Hohn und ilehermnth sein znnersichlttches vertrauen auf den Gott Israel-i entgegen- slellcnd, der sein nirht spoiten lasse, lioinnit dem Eingriff des xtieindrg rasch mit einein Wurf seiner Schleuder zu— nor, trifft ihn so geschittit an seine Stirn, daß er betäubt zur Erde naht, nnd haut ihm darnach mit seinem eigenen Schwert den Kopf als. Die Philister, da ihr Stiirlrster nun todt ist, ergreifen die Flucht, nnd die Kinder Israel jagen ihnen nach bis zn den Thoren ihrer Städte Gath und Ebro-i, nni darnach das von ihnen znriirligelassene ikager zn bekunden; David aber bringt das dem Goliath alsgcsehlagriie Haupt nach Jerusalem, und die ihni ausge- zogene tiriegsrnsinng in seine Hütte zu Bethleheun 4l. Und der Philister sjener Goliath, als er sah, daß jetzt wirklich einer von Seiten der Kin- der Israel sich ihm zum Zweikampfe stellen wolle] ging auch einher, und machte sich zu David [da er schon längst auf die Gelegenheit gewartet, seine Stärke zu beweisen] und sein Schildtrciger vor ihm her [V. 7]. » · 42. Da niin der Philister sahe [wen er eigent- lich sich gegenüber habe], Und schanete David an, verachtete er ihn sund schämete sich fast, sich über- haust mit ihm einzulassen]. Denn »er war ein Knabe snoch ganz junger Mensch] brannlicht nnd schon [Kap. 16, IS» und so gar nicht ivie ein rauher, bärtiger Krieger gestaltet, dazu ohne alle Wehr und Waffen eines solchen]. 43. Und der Philister sliber eine derartige Begegiiuvgin hohem Maße entrüstet] sprach zn David: Bin ich denn ein Hund [den man mit einem Stock fort-jagt] das; du mit Stecken [deinem Hirtensiöcklein da] zu mir kommst? Und [da er wohl verstand, in welchem Vertrauen sein Gegner es wagte, ihni so entgegenzutreten] flnchte [er] dem David del seinem Gott siudem er etwa sagte: Komme nur mit deinem Gott, mit dem werde ich schon fertig wcrdeit; oder meinst du wirklich, daß der dich wider meine starke Faust und inein gutes Schwert werde schützen können? Nein, Knäblein, glaube tritt, du bist trotz dei- ncs Gottes unrettbar verloren] Die Scptuaginta fchiebt nach den Worten: »Bin ich denn ein Hund, daß du mit einem Stecken (und mit Stei- nen) zu mir kommst?« eine Gegenrede Davids ein: ,,8Jiein, noch schlechter als ein Hund?« Das stimmt wenig zu Davids Sinn und Art. Außerdem aber beziehtdie Septuagiiita die letzten Worte: »Und der Philister flnchte dem David bei seinem Gott» auf seinen, des Philisters Gott, d. i. den Dagonz ebenso die Vnlgaia (ei male- dixit Pliilistaeus David in diis guts) Und viele Aus— lcgety z. B. Starke: ,,er wünschte ihm mit frccheii Ge- beiden alles Ungliick von feinem Gott Dagon.« Nach dein Wortlaut des Grnndtextes läßt diese Auffassung sich tsollioinmen rechtfertigen; indessen ziehen wir doch die andere, da es ein Fluchen bei dem Gotte Davids oder Jsraels gewesen, vor. 44. Und sprach zn David [nach der Weise großspreclserisclser Helden, die mit dergleichen Dro- hungen einander zu verhöhnen pflegten Horn. ll. X·IlI, 331 ff«»]: Komm [denn] her zu mir, ich will dein Fleisch geben den Vögeln unter dem Himmel, und den Thieren auf dem Felde. 45. David aber [voll Geistes und Glaubens] sprach zu dem Philister: Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß nnd Schild sund hältst dich in solcher Rüstung für unangreifbar nnd unüber- windlichjz ich aber komme zu dir im Namen des HEttn Zebaoth sdem alles Heer im Himmel nnd aus Erden zu Diensten steht, wenn er Rache üben will, im Namen] des Gottes des Zenges [der Stteitetschaarj Israel, die« [beide, den Gott so- wohl, wie deu Zeug Israel] di: gehöhnet hast smit deinen Lästerwortens V) Die jetzigen Btbelausgabeii lesen »den«, so daß Goliaths Hohn sich allein auf Gott bezöge. 46. Hentiges Tages wird dich [der du im Vertrauen auf deine Stärke den Sieg schon meinst in Händen zu haben] der HErt leben darum, weil du ihn gehöhnetj in meine seines gegen dich so schwacheu Vianiiesj Hand åberantwortem daß ich dich schlage, und nehme dein Haupt von dir [ob ich gleich nicht einmal ein Schwert bei mir führe] nnd gebe [nicht allein deinen, sondern] den Leich- nam des [ganzeii] Heers der Philister heute den Vögeln unter dem Himmel und dem Wild aus Erden lHeset 29- 5], daß alles Land [alle Weit der Heiden] innen werde, daßIsrael einen Gott hat [dem keiner— gleich ist unter den Göttern I. Mose 15, 11., d. i. einen wahren, wirklichen Gott], 47. Und daß alle diese Gemeine [der Kinder Jsrael, die bisher so verzagt gewesen, weil sie den rechten, lebendigen Glauben nicht hatte, son- dern nur sahe auf das Sichtbare und Fleisch für ihrenArm hielt Jerem, 17, 5] innen werde, daß der HErr nicht durch Schwert noch Spieß hilft sdaß ich aber so siegesgewiß dir entgegentrete, hat nicht, wie deine Siegeszuversichh in menschlichem Ueberninth, sondern im Glauben seinen Grund]; denn der Streit ist des HErrn [er allein hat Krieg und Sieg in seiner Gewalt], nnd wird [das weiß ich voraus] euch gehen in iinsere Hände sweil er seines Namens Ehre wider euren Hohn und Spott aufrecht halten muß] Aus diesem Ausspruche Davids ist der 144. Psalm erwachsen, der zwar den David nicht selbst zum Ver« fasser hat, sondern einen späteren Mann Gottes, ver- muthlich einen König ans David’sHause, der, wie Hiskia, in Psalmendichtung sich versuchte; gleichwohl drückt der Psalm ganz die Gefühle ans, mit welchen David in den Zweikampf mit Goliath ging, weshalb die Sepiuagiiita der Ueberschrift den Zusatz beifügt: ,,gegen den Goliath.« 48. Da sieh nun der Philister anfinachte, ging daher [in dem stolzen Bewußtsein, es koste ihm nur einen Schwertschlag, seinen Gegner niederzu- haueii], nnd nahete sich gegen David [den Schlag auszuführen, ohne jedoch das Schwert schon aus der Scheidc zu ziehen V. 51]; eilete David [ihm durch Behendigkeit zuvorzukommens und lief von: Zeuge [der Stelle, wo Israel in Schlachtordnung David besiegt und tödtet den Goliath aufgestellt war, hinwcg«] gegen den Philister [bis er nahe genug an ihn heran war] V) Nach anderer Uebersetzung: lief auf die Schlachtreihe (der Philister) zu; der Sinn bleibt de rselbe. 49. Und David that seine Hand in die Tasche, und nahm einen Stein daraus, und schleuderte, nnd traf den Philister sder das Visir an seinem Heim V. 5 zuriickgeschlageii hatte] an seine Stirn, daß der sscharfe nnd spitze] Stein [mit aller Wucht] in seine Stirn fuhr, nnd er svon dem, die Hirn- schale verletzenden Wurf betäubt] zur Erde fiel auf sein Angesicht. » » Die S chieuder bestand aus einem Strick oder Ge- flecht von Sehnen oder Haaren, woran sich in der Niittc zur Aufnahme des Stcins eine breiterer Lederriemen be« , fand (die Pfanne Kp. 25, 29). Beim Gebrauche faßte man die beiden Enden des Stricks zusammen, schwang die Schleuder ein- oder einige Mal uni den Kopf und warf dann den Stein, der sein Ziel bis ans600 Schritt traf. 50. Also sum hier gleich den Erfolg des Kampfes in ein paar kurze Worte zusammenzu- fassen, ehe wir den weitern Verlauf in V. 51 ge- nauer beschreibens iiberwand David den Philister mit der Schlendey und mit dem Stein, nnd schlug ihn szu Boden]- und tödtete ihn sdarnach auch, ohnedaßs er von Haus aus ein Schwert bei sich ge- habt hätte] Und da David [wie eben bemerkt] kein Schwert in seiner Hand hatte sdessen aber nunmehr, nachdem der Feind gefällt war, aller- dings bedurfte, um ihn vollends umzubringen] Eil. Lief er, und trat zu dem Philister sdessen Waffenträger sich auf und davon gemacht hatte], und nahm sein Schwert, und zog es aus der Scheide, und tbdete ihn, nnd hieb ihm den Kopf damit ab [um diesen sammt den Waffen des Riesen als ein Siegeszeichen von der Wahistatt mit hinwegzuneh- nehmen V. 54]. Da aber die Philister sahen, daß ihr Stcirister todt war, flohen sie svon einem Schrecken Gottes ergriffen] 52. Und die Männer Israel und Juba [Kap. 15, 4] machten sich auf und tiefen Izerhoben ein Siegsgeschreih und jagten den Philistern nach, bis man kommt in’s Thal sbis gegen ein Thal« hin]- und bis an die Thore [der Philistetstsdt Jos. II, 3J Etwa. Und die Philister fielen erschlagen ans deni Wege zu den Thoren srichtigew auf dem Wege nach Saaraimsps einer Stadt in der Niederung Judas, dem heutigen Zakarijkh westlich von Ephes-Damim Jos. 15, 36], bis gen Gath und gen Etwa. «) Die Septuaginta liest fiir Njg den Namen Fig: bis gen Gath hin; dies scheint in der That die ur- spriingliche und richtige Lcsart zu sein, da nach dem fol- genden die Philister ziierst westlich hinüber flohen nach Saarim, und dann theils südlich hinunter iiach Guid, theils nordweftlich hinauf nach Eiron —- ") Das hebt. Wort sohnaraim bedeutet allerdiiigs »zwci Thore,« ist aber hier ohne Zweifel als Eigenname der, außer in der angeführten Stelle bei Josua auch in 1. Thron. 4, 31 Die Philister fliehen. 263 erwähnten Stadt zu fassen, wie aus dem Grundtext deutlich hervorgeht. 53. Und die Kinder Israel iehrcten sals so die Feinde gänzlich aus dem Lande hinausgeschlm gen waren] um von dem Nachjagen der Philister, nnd beratibten snnninehrj ihr Lager [bei Ephes- Damim V. 1., woselbst sie bei der eiligen Flucht viel Beute zurückgelassen] 54. David aber nahm des Philistets Haupt [das er mit seinem eigenen Schwert ihm abge- hauen V. 51], und brachte es [heriiachmals, als er nach der Vorstelluiig bei Saul V. 55 ff. nach Hause zurückkehrte, auf dein Wege dahin] gen Je- rusalem [Jos. 15, 93 Anna] seine Waffen aber legte er in seine Hutte [zu Bethleheuy bis er sie dann in die Stiftshiitte zu Nobe abfiihrte und dort als ein Weihegeschenk für den HErrn nieder: legte Kap. 2l, 9]. Dem feurigen, thcokratischsgläubigen Jünglinge wa- ren die Iebusitee in der Burg Jerusalems ein Dorn im Auge; sie wünschte er vor allem aus dem Herzendes Landes hinweg; ihnen sollte durch das Haupt Goliath’s prophe- tisch gezeigt werden, was ihrer von David warte, der sie ja auch endlich überwand (2. Sam Kuh. 5), Viel- leicht wollte und sollte David fchon damals, als er mit Goliaths Haupt nach Jerusalem ging, dem Saul ein Zeichen geben, er möge doch diese Jebusiter vertilgen. Ueberdies inüsseii die Jebusitcr mit den Philifiern in einer näheren Gemeinschaft gegen Israel gestanden habeii.- Die alte Macht der Philister gegen Jsraei war erst dann site immer gebrochen, sobald die. feste Oberstadt Jerusalems erobert war und die Jebufiter ihnen nicht mehr zum Schntz gereichtcm Von da an verschwinden die Philister als unbedeutend ans der Geschichte, und es blieb ihnen blos die Verheißung des Evan eliniiis: Psalm 87, 4. (Richtcr.) Wie David dem Go iath, so hat sein Ge en- bild, Christus, uiiser HErn dein starken Gewappneten( uk. 11, 2l) oder Riesen (Jes.49, 24) seine Rüstung genom- men (Col. Z, 15), und diirch Jhii siegen wir nun. II« n. Eis-usw. in, an: dann nat de: Sieg sit-e: Gollalh zunächst dir Folge, daß Saul, auf ihn aufmerk- sam geworden uud seine besonderen Gaben erkennend, tn seinen lsesläsidlgen Dleiin ihn aufnimmt, fo daß er drin Throne ein gut Stiikli näher rückt. Da aber hinter dir- ser uiirhsicn Folgt rlue andere verborgen liegt, die erwachcnde Eifersucht in dem Herzen des jetzt non) regie- rendesi Kdiiigg gegen den, drr zn feiurni Nachfolger be— rufen isi und dein die Herzen des volles schon anfangen sich zuzuwenden —- eine Giferfartzy die Sau! hernachmals treibt, seines tlrbculiuhierg zuerst iuii heliuitrher List, nnd danu uiit osseuer Versolgiiiig sich entledigen zu wollen: so fiihrt der tjErr in derselben Stunde, wo David nor dein strittige steht und auf seine Fragen Bescheid giebt, in desfeii edlem Sohne Jounthaii ihni einen Freund zu, der uikht nur alle lienorslclzeuden Zinfeindungcn ihm solt tragen lielfecu sondern auch sein Herz in einer Weise an den verfolgnngsffietjiigea König binden, daß er fähig werde, mit der Gesinnung nnerschsitterlicher Treue demfeibrn gnzuhangcn nnd seinen Feind bis aufs Jleiißerhe zu le en. 55. Da aber sum hier wieder anzukniipfen an das, was V. 40 erzählt worden, und den Zu: samtnenhang mit einer Begebenheit, die ebenfalls bei Gelegenheit jenes Sieges über Goiiath sich zu- 264 I. Samuelis 17, 56--—58. l8, 1-—8. trug und jetzt nachträglich ausführlicher mitge- theilt werden soll, herzustellen] Saul [den] David sahe ausgehen wider den Philister, sprach er zu Abner, seinem Feldhauptmanin Weß Sohn ist der Knabe? [nicht als habe er ihn überhaupt nicht mehr gekannt, da ja noch unlängst David vor dem König hatte spielen müssen und die Stelle eines Waffenträgers bei ihm bekleidete; wohl aber lag diesem jetzt daran, genauer mit dem Herkommen und den Familien-Verhältnissen des heldenmüthigen Jünglings bekannt zu werden, dem er die Befie- gung des Philifters recht wohl zutraute und mit dem er dann, wegen des dem Sieger ausgesetzten Preises V. 25, in nähere Beziehung treten mußtes Abner aber [der, mehr für das Kriegshandwerk sich interessirend als für das Leben am königlichen Hofe, noch weniger von David wußte, als Saul selber] sprach: So wahr deine Seele lebet, König, ich weiß nicht. 56. Der König sprach: So frage darnach, weß Sohn der Jüngling sei fund bringe mir recht genaue nnd ausführliche Knndes 57. Da nun David wiederkam von der Schlacht sErlegungs des Philisters nahm ihn Abner [welcher als Oberfeldherr des israelitischen Heeres ihm ein Stück Wegs entgegengegangen war, um wegen seines Sieges ihn zu beglückwiinschen], nnd brachte ihn vor Saul sdamit dieser ans seinem eigenen Munde die ihm erwünschten Nachrichten einziehen könne]; undd er hatte des Philisters Haupt in seiner litt . H Dieser Vorgang hat sofort nach dem, was V. 51 erzählt wurde, sich creignet, noch bevor die Philister die Flucht ergriffen und die Kinder Israel ihnen nachiagteii (V. 52); denn in Kap.18, 5 sehen wir den David mit ausziehen. Als dann die Beraubung des Lagers ge- schah (V. 53), hat er wohl unterdessen den Weg über Jerusalem nach Bethlehem (V. 54) gemacht, um zngleich seinem Vater zu melden, was Saul zu ihm gesagt (Kav. 18, 2), und stch von ihm zn vcrabschicdein Die Be- gebenheiten in diesem und dem folgenden Abschnitt sind mehr nach sachlichen Rücksichten als nach der Zettfolge geordnet, und macht deshalb die Einsicht in den gefchichts lieben Zusammenhang keine geringe Schwierigkeit . Und Saul sprach zu ihm: Wes? Sohn bist du, Knabe? David fprach: Jch hinein Sohn deines Knechts Jsai, des Bethtehemiten [an welche einleitende Frage dann der König noch eine län- gere Unterreduiig mit David anknüpftes Das 18. Kapitel. Davids Loh, Lebensgesatjr und Heirath. 1. Und da er hatte ausgeredet mit Saul [und auf dessen weitere Erkundigungen ebenso offenher- zigen als ehrerbietigen Bescheid gegeben], verband sich [innerlich] das Herz Jonathan [der den Jüng- ling schon vorhin wegen seines Glaubensmuthes bewundert und jetzt, wo bei der Unterredung mit dem König der ganze Reichthum seiner zarten, so fest in Gott gegründeten Seele sich offen darlegte, sich mächtig zu ihm hingezogen fühlte] mit dem Herzen David, nnd Jonathan gewann ihn lieb, wie sein eigen Herz Hand ex doch in ihm stch sewst wieder nnd das Ziel seiner Sehnsucht verwirklicht; doch äußerte er noch nichts von dem, was er fühlte, sondern wartete, bis er hernach V. 3 mit David unter vier Augen reden konnte]. 2. Und Saul [der auch seinerseits die reichen, großen Gaben, die in David lagen, erkannte] nahm ihn des Tages [beschloß, ihn fortan ganz und für immer in seinen Dienst zu nehmen und noch zu andern Dingen zu verwenden, als wozu er bisher ihn gebrauchth und ließ ihn nicht wieder zu seines Vaters Haus kommen kkündigte ihm demgemäß an, daß er nun gänzlich von Hause weg und an sei- nen königlichen Hof ziehen solle]. Z. Und Jonathan und David [als jener den, den er so lieb gewonnen, nach beendigter Ver- handlung beiseite nehmen und ihm sein ganzes Herz offenbaren konnte, dieser aber mit der ganzen Kraft seines gotiinnigen Gemüths die ihm ent- gegengebrachte Liebe erwiederteJ machten einen Bund [der FreUUdfchaftJ mit einander; denn er sJonathanj hatte ihn [den David] lieb wie sein eigen Herz fund bot daher alles auf, sich mit ihm auf’s Engste zu verbindens 4. Und Jonathan [nach der Sitte jener Zeit, da kriegcrische Freunde mit einander die Waffen zu wechseln pflegten Horn. 1l. VI, 230] aus seinen Rock sOberrock oder Niantels den er an- hatte, nnd gab ihn Dem] David, dazu seinen Mantel sWaffenroek Kap. 17, 39], sein Schtverh seinen Bogen und seinen Gürtel [welcher letztere die vornehmste Zierde der Kriegsleute ausmachtes Wenn wir die ganze Geschichte der heiligen Schrift durchgehen, so finden wir nur eine Freundschafh wie die zwischen David und Jonathan An Liebe und Haß, an treuer Anhänglichkeit und boshafter Anfeindniieg an den riihrendsten Beweisen der Milde nnd Huld und an den abschreckendsten Beispielen des schrecklichsten Verfolgungss gcistes reich ist die heilige Geschichte; aber es scheint, sie wollte nur Ein Exempel von solcher Freundschaft aus- stellen, wie sie zwischen David und Jonathan bestand. Sie hat es so dargestellt, daß es fiir alle Zeiten genug ist und in allen ähnlichen Verbindungen ein gesegnctes Muster abgiebt. (Strauß.) Aus dieser Darstellung ler- nen wir, worauf die wahre Freundschaft sich grün- det nnd wie sie sich offenbart. Sie gründet sich so- wohl auf einen göttlichen als einen menschlichen Grund. Jede-Freundschaft die nicht in Gott gegründet ist, die mit gottentfreindeten wenn auch noch so liebenswürdigen und achtuugswerthen Mcnschen gcschlofsen wird, trägt den Keim ihres Untergangs in sich selber; Eins nur bindet auf ewig Menschenseelen an einander, das ist das Ewige. Jndcß das Einsscin in dem HErrn hat die echte Freund- schaft gemein mit der Gemeinschaft der Heiligen über- shaupt, die ja wesentlich darin besteht, daß man in dem andern den HErrn liebt, ihn darum liebt, weil man in ihm das Werk des heiligen Geistes wahrnimmt und in ihm einen Erlöseten Jesu Christi, einen Bruder in dem HErrn erkennt. Aber darum ist diese Gemeinschast der Freundschaftsbund Davids mit Jonathaiu dem Sohne Saul’s. David als Kriegsheld gefeiert. 265 Heiligen, diese brüderliche Liebe der Christen unter einan- der noch keine Freundschaft; es muß nothwendig noch etwas hinzukommen, damit dieses engere Seelenverhält- niß entstehen und wurzeln könne, und das ist die Ueber- einstimmnng der menschlichen Gemiithsricip rang, der Einklang der Herzen, die Verwandtschaft der Seelen. Ein doppeltes Feuer hat hernach die Freundschaft Jonathan’s zu bestehen — das Feuer der Trübsal und das noch zerstörendere Feuer der Selbstsucht; aber sie bestand herrlich die doppelte Feuerprobe. (Fr. Arndt.) Jonathan’s Freundschaft war mehr hingebe-nd und rückftchtslos aufopfernd, die des David mehr em- pfangend und anerkennend David’s Freundschaft ist eben so aufrichtig, aber weniger glühend, als Jonathan’s. Sein Geist lief; sich nicht so von einer einzelnen Leiden- schaft beherrschen, er hatte nicht für sie allein, sondern auch für Weiteres und Größeres Raum in feinem Her- zen; Jonathan hingegen fühlt sich von jetzt an blos in David und lebt gleichsam nur fiir ihn. (Köfter.) 5. Und David [nachdem ihm vom Könige angekündigt worden war, daß er fortan für im- mer an seinem Hofe bleiben solle V. D] zog [als nunmehr zum aktiven Militairdienst angenommen, während er früher Kap. 16, 21 nur den Titel eines königlichen Adjutanten geführt hatte] aus, wohin ihn Saul sandte fund nahm so fürs Erste an der Verfolgung der Philister in Kap. 17, 5«2 TheilL nnd hielt sich klüglich [bewies sich kraft seiner Salbung mit dem Geiste Gottes als einen ebenso geschickten wie glücklichen Streiter] Und Saul [der ihm jetzt noch wohl wollte] setzte ihn fin Anerkennung dessen, was er bei dieser fei- ner ersten Kriegsthat leistete] über die Kriegslcute [stellte eine, wohl nur erst kleinere Abtheilungdes Heeres unter seinen BefehIJZ und er· gefiel wohl allem Volk [den gemeinen Soldaten], auch den Knechten Sauks fden hochgestellten Beamten nnd Ofsizieren des Königs — noch wurde er von die- sen ebenso geschätzt und geliebt, wie von jenen, bis dann später Neid und Ntißgunst bei ihnen sich regte] V· V. 6—16. Uach Beendigung des ieldzngg gegen die Philister zieht Saul im Trittmphe mit den! Heere heim und wird non Chören der Weiber in den Stiidten Israelg unter Iubelgesaitg nnd Freudentanz empfangen. Aber das Wort, das ihm da entgegenschaut: »Hm-l hat tau- send geschlagen, aber David zehntausend« dringt wie ein giftiger Stachel in seine Brust nnd entzündet eine Eifer— sucht, die schon am andern Tage, als der biise Geist wie- der tiber ihn kommt, ihn zu einem iuorducrstich auf Da— vid’z Leben fortreißt David weicht zwar seinem Versuch zweimal aus, wird aber von dein König, der als eine unheimliche Macht ihn fürchtet, aus seiner unmittelbaren blähe entfernt. s. Es begab sich aber, da ersDaoidj wieder- kommen war von des Philisters Schlacht [mit dem siegreich aus dem Feldznge heimkehrenden Heere ebenfalls aus dem Kriege, in welchem er den Goliath geschlagen, in das Land zurückkehrte]- daß die Weiber aus allcn Stadien Israel sdurch welche das Heer seinen Weg nahm] waren gegangen mit Gesang nnd Reigen fum durch Gesang und Rei- gentänze den Sieg zu feiern 2. Mose 15, 20; Richt 11, 34], dem Könige Saul sder an der Spitze des Triumphzttges stand] entgegen, mit [Hand-] Pausen, mit Freuden, nnd mit Geigen fTriangelnx mit Frendengesängem die von Wechselchören unter Begleitung von Handpauken und Triangelti ausgeführt wurden] 7. Und die fin zwei Wechselchöre getheilten] Weiber sangen gegen einander [so daß der eine Chor die erste, der andere die zweite Strophe aus: führte] und spielten [machten während des Ge- sanges allerlei mimische Bewegungen, wie sie bei dergleichen Ausführungen Sitte waren 2. Mose 15, 20 Aum.], und sprachen [also lauteten die beiden Hauptstrophett ihres Gesanges]: Saul hat tausend geschlagen, s— aber David zehn tausend [Saui«s Sieg ist groß und herrlich, aber des David That, da er den Philister schlug und dadurch überhaupt erst jenen Sieg möglich machte, ist doch noch zehn- mal größer und herrlicher] 8. Da ergrimmete Saul sehr, und gesiel ihm das Wort fdas die Weiber in ihrer Unbefangen- heit nnd sArglosigkeit, die Sache nehmend, wie sie thatfächlich vorlag, und ohne die Folgen ihrer un- verhohlenen Aussvxache zu bedenken, in den Mund zu nehmen wagten] übel, und sprach: Sie haben David zehn tausend gegeben, und mir [der ich ja der König bin und am höchsten geehrt werden sollte, nur] tausend; das Königreich will noch sein werden [giebt man ihm jetzt schon die Ehre, die dem König gebührt, so wird’s nicht lange währen, daß auch das Königreich selber ihm zufällt]. Das Wort der Weiber, hervorgegangen aus Einfalt und dem reinen, durch keine Nebenrücksichten getrübten Wohlgefallen an dem Guten, enthält volle Wahrheit und besteht durchaus mit der Gerechtigkeit: »wenn der Kö- nig von Jsrael in so entscheidender Zeit kraftlos den Unterjochern feines Volkes gegenübersteht und ein Hirten: knabe kommt und entscheidet den Sieg« wie hätte dies deutliche Merkzeichen von Sauks Verwersung nicht irgend- wie im Bewußtsein des Volkes fich geltend machen sollen? Nunift allerdings die Einfalt nicht reineArglosigkeit in dem Sinne, daß sie ein blindes Vertrauen auf alle Menschen setztz das wäre eitel Thorheit und eine gefährliche Schwäche; vielmehr ist die rechte Einfalt sehr wohlver- einbar mit wahrer Klugheit (Matth. l0, 16). Dennoch meinen wir nicht, den Weibern einen Vorwurf ans ihrem Wort machen zu dürfen, daß fte unweise gehandelt und durch Unvorsicht und Mangel an Ueberlegung alle die bösen Folgen verschuldet hätten, die aus ihrem Wort sich entwickelten; letzteres erscheink uns im Gegentheil als ein mittelbares Gottesworr Der HErr, der seinem Volke nicht durch dessen gegenwärtigen, sondern durch den zukünftigen König geholfen, wollte, daß sein Volk auch diesen seinen künftigen König allmälig erkennen und die Herzen ihm zuwenden, der gegenwärtige König aber merken sollte, daß, obwohl jetzt noch im Regiment belassen, dennoch das Wort von seiner Verwerfung kein kraft- und ersolgloses sei· Für beide nun, für Saul so- wohl wie für David, war, was die Weiber fangen, eine Prüfung. Dem Saul diente es leider zu immer tieferem Fall und zur Beschlennigung des letzten Gertchts über ihn; während, wenn die dabei in ihm aufsteigende 266 I. Samuelis 18, 9—2l. Ahnung: ,,das Königreich will iioch sein (des David) werden,« ihn getrieben hätte, daß er, unter Gottes ge- waltige Hand fiel) demüthigend, Gnade gesucht und Vergebung seiner Sünde, das Wort ihm hätte dienen können zu seinem Aiiferstehn. Dein David dagegen hätte es dienen können zu roßer Versuchung, wenn er, vom Volke mit Liebe und hohem» Vertrauen geehrt, sich dar- auf etwas eingebildet und seiner That sieh überhoben hätte; aber er weiß der Versuchung zu widerstehen, bleibt demüthig und gottergeben. Und damit nun ihm, der da hat, auch gegeben werde, daß er die Fülle habe, dazu muß eben das zum Mittel werden, was aus jenem Wort für ihn sich entwickelt, die Schule der· Leiden. I. Und Saul sahe David sauer an svlickte mit scheelen oder neidischen Augen auf ihn] von dem Tage, und fortan. 10. Des andern Tages siiun nach dem Vor- gange V. 7] gerieth der böse Geist von Gott [Kcip. 16, 141 über Saul, und set] weisfagete [raseie«] daheim im Hause; David aber sder jetzt, nach Beendigung der kriegerischen Unternehmiin- gen, zu seiner frühern Dieiistleistung bei dem Kö- nig zurückgekehrt war] spielte auf den Saiten mit seiner Hand, wie er taglich pflegte. Und Saul hatte snach alierthiimlicher Sitte statt des Scep- ters] einen Spieß in der Hand [Kap. 22, S]- 11. Und schoß ihn [holte zweimal mit dem- selben aus], nnd gedachte [in feinem Herzen, als er das than: Jch will David an die Wand spie- ßen [daß ich seiner mich entledige; denn der böse Geist redete ihm ein, David trachte ihm nach der Krone und wohl gar nach feinem Leben] David aber wandte sieh zweimal von ihm swußte beide Mal dem drohenden Geschoß durch eine geschickte Wendung auszuweichen"]. «) Von dem Singen eines Liedes, zu welchem Da- vid habe spielen müssen, wie Michaelis ivill, oder von einem Nachäfseii der Propheten in Geberden und Re- den, wie Starke erklärt, ist nicht die Rede; der von den ekstatischen Aeußerungem in ivelchen sich die übernatür- liche Einwirkung des Geistes Gottes bei den Propheten kundgab (Kap. 10, 10 Anm.), hergenommene Ausdruck ist vielmehr hier auf die wirkliche Raserei, in welche der böse Geist den Saul versetzte, übertragen. — «) Daß David nach dieser Verfolgung nicht sogleichszentflieht und Saul verläßt, ist ein Zeichen seiner, in der folgenden Geschichte stets sich bewährenden großartig edlen und zu- gleich glaubensfreudigeii Gesinnung. Nicht eher zieht er sich von dem Könige zurück, als bis er sieht, daß nicht blos in einzelnen Anfällen des schwermüthigeii Wahnsinns, gegen welche er auf Gottes Schutz vertraut, sondern mit ruhiger Ueberleguiig Saul ihm nach dem Leben stellt (Kap. 19, l f.); da bietet ihm denn ein neuer Mord- oersuch den Anlaß dar, wodurch er sich zur Flucht be- rechtigt hält. (v. Gerlachq » 12. Und Saul furchtete sieh vor David sem- pfand vor ihm ein eben solches geheimes Grauen, wie einst die Egypter vor den Kindern Israel es empfunden hatten, als in der, alle Erwartung übersteigenden Vermehrung derselben eine höhere, ihnen unheimliche Macht sich offenbarte L. Mose l, 12]; denn der HErr war mit ihm [wie deut- lich auch aus dem Vorfall in V. 11 sich erken- nen ließ1- und war von Saul gewichen [wie er sel- ber nach dem Attentat, als das ruhige Bewußt- sein bei ihm zurückkehrte, sich sagen niußte]. 13. Da that ihn Saiil sebeu weil seine Nähe ihm unhcimlich geworden war] von sich, Und setzte ihn sindeni ei« ihn in eine höhere OfsizieriStelle aufriicken ließ, als die er bisher bekleidet hatte V. s] zum Fürsten [Befehlshaber] über tausend Mann; und er zog ans iuid ein vor dem Volk Eführte in dieser· neuen Stellung, da »ee nichi unthtitig eine Zeit verbringen wollte, allerlei kriegerische Unterneh- mungen wider die Philister aus, mit denen ja Israel FiLiciEZIIarten Stand hatte, so lange Saul lebte Katz. 14. Und David hielt [dabei, von dem Geiste Gottes geleitet] sich klüglich in alle seinem Thun, und der HEir war mit ihm sdaß seine Unterneh- mungen auch gliicklicheu Erfolg hatten] 15. Da iiuii Saul sahe, daß er sich so klüg- lich hielt, fcheueie er sich simmer mehr] vor ibm [weil er immer mehr erkannte, daß der HErr init David war, von ihm selbst aber gewichen sei V. 12]. 16. Aber ganz Israel und Juba hatte David lieb [gewaun ihn immer lieber als einen klugen und glücklichen Heerführersz denn er zog ans nnd ein vor ihnen her. An dem Ort, wo die höchste irdische Gewalt ihre Stätte hat, aus dem königlichen Stuhl, steigern sich die Sünden in raschem Fortschritt, besonders aber auf dem israelitischen Throne, der, weil er recht eigentlich auf die Einheit des göttlichen und menschlichen Willens gegrün- det war, den widergöttlichen Willen zur vollen Reise bringen mußte· Daraus erklärt es sich, daß, während Saul sonst keinen bösartigen Charakter zeigt, er gegen David eine eben so tief gewurzelte als rafsinirte (ver- schmitzte) Bosheit zeigt. Es verdient aber diese Feind- schaft Sauks gegen David ein eigenes Studium; denn sie weist in die untersten Tiefen der Menschheitsgeschichte und verklärt die Leiden Davids als die höchste und heil- samste Leistung, zu welcher der Mensch überhaupt fähig ist. —- Saul hat im eigenen Gewissen einen bestimmten Eiiidruck, daß er seine königliche Aufgabe nicht erfiillt habe, und durch Samuels heiligen Ernst erschüttert, be- kennt er sogar seine Sünde; aber es ist ihm bei diesem Bekenntniß offenbar nicht sowohl um Tilgung seiner Sünde zu thun, als vielmehr um Abwendung der iiblen Folgen, welche er von seiner Sünde fürchtet, denn es liegt ihm alles daran, daß Samuel ihn vor dem Volke wieder zu Ehren bringe. Samuel, obwohl er ihm mit Widerstreben nachgiebt, hält sein Bußbekenntniß nichtfiir aufrichtig, und hat deswegen den König Saul von je- nem Tage an nicht wiedergesehen (Kap. I5, 24 sf.). Aus dem Vorgange dieses Tages entstand der Wurm, der an dein innern Leben Sauls nagte. Was fiir ihn Sa- muels scharfes Wort gewesen, das wurde Davids Person und Erscheinung, sobald das Volk Davids Ruhm über den Sauls erhoben hatte. David hat dem Saul niemals eine Bußpredigt gehalten, hat ihm über- haupt niemals etwas vor die Füße gelegåz sein kiinftiges Königthum hatDavid in eine so tiefe escheidenheit ge- htillt, daß das gegenwärtige Königthum Sauls auf keine Weise durch diese Zukunft gestört wird. Auch die Rücksicht auf seine Kinder konnte Saul keine Feindschaft gegen David einflößen; denn Jonathan war Davids Saul, voll Neid und Haß gegen David, trachtet darnach ihn zu tödten. 267 brüderlicher Freund, und Michal wurde hernach (V. 20 ff.) fein Weib aus eigener freier Wahl. Aber nicht blos konnte Saul sein gegenwärtiges Königthum, so lange er lebte, ohne alle Störung von Seiten Davids besitzen und genießen: die Gegenwart Davids ist ihm auf alle Weifeförderlich,Davidistin des Königs Diensten der treueste und geschickteste, Saul muß es selbst erkennen, daß Je— hova mit David ist in allem, was er in des Königs Angelegenheiten unternimmt; ja täglich konnte Saul er« fahren, daß David fein guter Genius (Schutzgeist) war, denn dieser allein war im Stande, seinen schlimmsten und unentfliehbaren Feind, den unruhigeii und bösen Geist, zu bannen. Und trotz alledem war Saul der Feind Davids sein Leben lang; alle WohlthatDavids an Saul ist nicht im Stande, ihm feine Existenz sDas sein) erträglich zu machcin Nicht dies oder jenes haßt er an David, sondern feine Existenz haßt er; denn sein Gewissen fürchtet diese Existenz, und um so mehr, da er sich nicht verbergen kann, daß Jehovah mit David ist. Das ist die eigentliche und wahre Gestalt der menschli- chen Bosheit, die eigentliche böse Wurzel aller Sünde, nämlich das, was die Schrift die Feindschaft wider Gott nennt (Röm. 8, 7). Das gemeine Auge und Urtheil vermag in den Erscheinungen der menschlichen Sünde diesen verborgensten Grund nie zu entdecken, und darum ist es lehrreich, daß derselbe hier so recht bloßgelegt er- scheint; obwohl auch hier nicht zu übersehen ist, daß die Bosheit des widergöttlichen Willens auch in Saul noch immer mit allerlei löblicheii Gaben und Vorzügen um- geben bleibt. (Baumgarten.) VI« V. 17—30. Bei der immer mehr sich steigerudeu Dir— neigung des Dollieg zu David sieht Saul sich genöthigt, das dem öesieger Goliatlfg gegebene versprechen Mast. 17, As) an ihm zu erfüllen iind ihni seine Tochter zum Weibe zu geben. Obgleich er nun die älteste, Merob mit Namen, ihiii wirklich in Jlussccht stellt und ihn dadurch anreizen will, recht eifrig im Kampfe wider die Philister sich zu erweisen, da er hofft, David werde in solihcni Kampf: uurg Erben kommen; so giebt er doch bald die Merob einein reichen Meholattiiien Er liiirt darnach, daß seine andere Tochter. itiictsah drin David sehr geneigt sei; diesen Umstand nimmt er sofort aiif, den von ihui ge- ffirctsteten Widersacher in noch grössere lkebeiisgefahr zn verwies-in, denn er fordert als Morgengabe 100 Vor— hiinte der Philister. Indessen bringt David das Gesot- dcrte in doppelter Anzahl, so daß ihm die miichat zu Theil werden muß; doch ist nun Sankt; Furcht und Feind— schaft aiif’g Höchste gestiegen, und dainit die Zeit herbei- getioniiiiem wo David den königlichen Hof verlassen nnd sich ins Elend begeben muß. 17. Und Saul sprach zu David sals dieser in alle seinem Thun sich so klüglich hielt und alle Herzen für sich gewann V. 13 ss.]: Siehe, meine größeste sältesiej Tochter Merob will ich dir [wie ich demjenigen, der den Philister schlagen würde, versprochen habe] zum Weibe geben; sei nur freudig [beweise dich nur ferner fo klug und tapfer, wie bisher] nnd führe srnit der Scham, die unter deinem Befehle sieht] des HErtn Kriege [indem du fortfährst mit deinen Unternehmungen wider die Philister, diesen Hauptfeind des Volkes Gottes. — Es war das aber weiter nichts, als eine heuchlerische, fromm klingende Redensarh hin- ter der der König seines Herzens Arglist versteckte]. Denn Sau! [weil er vor David sich scheuete V. is] gedachte: Meine Hand soll nicht an ihm sein [daß ich selbst ihn um’s Leben bringen wollte], sondern die Hand del? Philister smag das Werkzeug sein, wenn er nun in einem der Gefechte mit ihnen feinem Muthc zum Opfer fallen wird; und gewiß wird die Aussicht auf die Hand der Königstochter ihn reizen, immer kühner und verwegener gegen die Philtster vor- zudringeiis 18. David aber [der von des Königs Arg: list nichts ahnete, sich vielmehr in seiner Demuth der hohen Gunst und Auszeichnung, die ihm zu Theil werden sollte, nicht werth achtete] sprach zu Saul: Wer bin ich? und was ist mein Leben [die Lebensstellung, die ich einnehme] und [das] Geschlecht meines Vaters smeine gesammte Ver- wandtschaft] in Israel, daß ich des Königs Eidam werdet! soll? sdoch wollte er mit dieser Hinweisung aus die Niedrigkeit feiner Person, seiner Lebensstellung nnd feiner Herkuuft die ihui angebotene Ehre keineswegs von fich weisen, sondern that wirkiich, wie Saul erwartet hatte, und ließ die Bekämpfung der Philister sich desto angelegener fein]· 19. Da aber die [vom König festgesetzte] Zeit kam, das- Merob, die Tochter Saul, sollte David gegeben werden, ward sie svon ihrem Vater, der ja mit feiner Zufage V. 17 eine ganz andere Ab: ficht als die, den David zu ehren, hatte erreichen wollen] Adriel, dem Meholathiter seinem von Abel Mehola, im Stamme Jsafchar —- etwa in der Mitte zwifchen dem See Genezareth und dem todten Meer Nicht. 7, 22; 1. Köln 4, 12; 19, 16 -—— gebiirtigem sonst aber nicht näher bekann- -ten Manne, Sohn des BarsillaiJ zum Weihe ge- geben [dem sie im Laufe der Zeit 5 Söhne gebar 2. Sam. 21, 8]. 20. Adel« Michal, SauPs landete] Tochter, hatte David lieb fund gab bei dieser Gelegenheit ihre Zuneignng, s. Anm. zu Kap. 25, 44, auch öffentlich durch mehrfache Aeußerungen zn erken- nen]. Da das Saul fvon seinen Hofbeamtem die sein treuloses Verhalten in ihrem Herzen nicht billigten und ihm Gelegenheit geben wollten, es wieder auszugleichen] angesagt ward, sprach er [bei sich]: Das ist recht [kommt mir ganz gelegen]. 21. Jch will sie ihm geben, daß sie ihm zum Falls- strick] gerathe, nnd der Philister Hände über ihn kommen [indem ich durch die Aussicht auf ihre Hand ihn reize, sich aufs Neue in Kämpfe mit den Philistern einzulassen und sein Leben der Gefahr auszusetzens Und sprach [feine arglistigen Pläne abermals hinter die Maske des Wohlwol- lens und des Eifers für Gottes Sache verbergend] zu David: Du sollst heute [nächstens, binnen kur- ze! ZeitJ tdit der andern mein Eidam werden sindessen erwiederte David nichts auf diesen Antrag, weil er des Königs Worten nicht traute und nicht zum zwei- ten Mal einer solchen Schmach, wie er bereits sie cr- fahrkm sich aussehen wollte, wenn er das Versprechen annahme]. 268 I. Samuelis 18, 22—30. 19, 1—(3. 22» Und Sau! sda er so seinen heimlicheu « Bosheit gegen David, mißbraucht erzugteich den Namen Plänen und ihrer Verwirklichung nicht näher tre- ten konnte] geboi seinen Knechten [Hofbeamteii]: Redet mit David heimlich slaßt es euch nicht nier- ken, daß ich euch zu dem, was ihr ihm sagen sollt, Auftrag gegeben, sondern thut, als redetet ihr mit ihm ans eigenem Antriebe und eigener Beobach- tung], nnd sprcchet: Siehe, der König hat Lust zu dir, und alle seine Knechte lieben dich; so sei nun des Königs Eidam [nimm getrost sein Aner- bieten, das er dir V. 21 gemacht hat, an, und fürchte nicht, du wiirdest abermals von ihm ge- täuscht werden]. 23. Und die Knechte Sanks redeten solche Worte vor den Ohren Davids. David aber sder hierdurch in große Verlcgenheit gerieth, weil er bei seiner Lebensstellung dem Könige kein so gro- ßes Heirathsgut zu bieten vermochte, wie Adriel B.19 für die Merobes gegeben hatte] sprach: Dün- ket euch das ein Geringes sein, des Königs Eidam zu sein? [Um das zu werden, muß man eine Morgengabe L. Mose 22, 17 Anun bieten kön- nen, wie sie für eine Königstochter sich gebührt] Ich aber bin ein armer, geringer Mann. 24. Und die Knechte SauPs sagten ihm wie- der [was David auf ihr Zureden für ein Beden- ken geäußert) und sprachen: Solche Worte [wie V. 23 gemeldet] hat David geredet. 25. Saul sprach: So saget zu David: Der König begehret [von dir] keine Morgengabe [tvei- ter], ohne hundert Borhäute von den Philistern [zum Unterpfand, daß du ihrer so viele erschlagen hast; denn es kommt ihm bei deiner Werbuug um seine Tochter gar nicht darauf an, für sich etwas zu gewinnen, sondern es ist ihm alles dar- an gelegen], daß man sich reiche an des Königs Feinden [daß der Kampf wider die Philister, diese Unbefchnittenen, die des Volkes Gottes Hauptfeinde sind, recht eifrig betrieben werde. Er stellte aber hinterlistiger Weise eine solche, mit vieler Lebens: gefahr verbundene Forderung] Denn Saul trach- tete David zu siillen durch der Philister Hand [wie damals, als er ihm seine ältesie Tochter zum Weibe versprach V· 17, nur daß er dies Mal ihm noch gefährlichere Schlingen legte]. Völker, welche auf die Beschneiduii hielten und sich ihrer als eines Vorzugs vor den Unbeschiiittenen rühni- ten, pflegten auch sonst als Siegeszeichen über ihre Feinde nicht deren Köpfe, sondern eine Anzahl Vorhäute vom Kampfplatz mit hinwegzunehniem namentlich wird dies von einem äthiopischen Volksstanim den Gallianern, er- zählt. Gleicherweise fordert Saul hier, statt 100 Köpfe von erschlagcnen Philistern, 100 Vorhäute unter dem Vorgehen, als gälte es die Ausrottung dieser Unbeschnit- tenen (Kap. l7, 26) oder die Ehre Gottes und seines Volks; in Wahrheit aber will er den David nöthigen, sein Leben bis aufs Aeußerste auf’s Spiel zu setzen, da es viel gefährlicher war, diesen Siegespreis sich zu ho- len, als 100 Köpfe von Erschlagenen vom Wahlplatze mit hinwegzunehmen. Abgesehen von seiner arglistigen Gottes (,,liigen und trügen bei Gottes Namen-h. 26. Da sagten seine Knechte David an solche Worte sdie Saul ihnen eingegeben], nnd danchte David die Sache gut sein [er nahm die ihm ge- stellte Forderung bereitwillig an], daß er des Kö- nigs Eidam würde sdenn das war ja ein Schritt näher zii dem von Gott ihm bestimmten Throne, und den Kampf mit den Philistern erkannte er ohnedies für seinen Beruf, seit der HErr selber ihn in diesen Kampf hineingeführt hatte]. Und die Zeit war noch nicht ans [die Frist zur Ablie- ferung der ausbediingenen Morgengabe noch lange nicht verstrichen]. 27. Da [dieser Satz schließt sich unmittelbar an den letztcii Satz des vorigen Verses an] machie stch David [der im Vertrauen auf Gottes Bei- stand Muth genug zu diesem kühnen Unternehmen hatte] auf, und zog hin mit seinen illicinnern sden unter seinem Befehl stehenden Kriegern] und schlug unter den Philistern zweihundert Mann. Und David brachte ihre Vorhiinte [als Siegeszeichen mit heim] und vergniigtet dem Könige die Zahl [lieferte ihm eine Zahl ab, die mehr als genug war], daß er des Königs Eidam würde swaren doch die 200 Vorhänte gerade das Doppelte von dem, was Saul gefordert hatte] Da gab ihm Saul seine Tochter Michal zum Weibe. V) Das Wort bedeutet nicht, wie im jetzigen Sprach- gebrauchx «ersreuen, ergötzegi,« sondern ist soviel als ver- genügen, d. i. er machte genug. Ebenso ist ja z. B. verdüstert so viel als diister gemacht. 28. Und Saul sahe und merkte kvon Neuem, und zwar dies Mal in noch weit augenfälligerer Weise als seither]- daß der HErr mit David war [und ihn wunderbar behütete, wie einen Augapfel im Auge] Und Michah SauPs Tochter, hatte ihn ldetl David] lieb swurde ihm also so wenig ein Mittel zum Verderben, wie ihr Vater beabstchtigt hatte, daß sie ihn vielmehr, der bereits das Herz des Königs- sohns Jonathan und die Zuneigung des Volkes besaß, dem Throne einen Schritt näher brachte; denn zu alle dem ward ihm nun auch Herz und Hand der Königs- tochier zu Theil].» » 29. Da furchtete sich Saul noch mehr vor David sals vor einer unheimlichen Macht, deren er sichmicht zu erwehren vermochte] und ward sein Feind sein Leben lang [wenn auch hin und wieder einmal eine bessere Regung sich bei ihm zeigte Kap. 19, 6; 24, 17 ff.; 26, 17 ff.], 30s UUD d« lfv Oft] die Philister-Fürsten auszogen [zum Streit wider Jsrael], handelte Da- vid sdessen Geschick und Erfahrung im Kriegfüh- ren immer mehr sich ausbildete] klüglichety denn alle Knechte Saul-s, wenn sie auszogen [und ver- richtete weit größere Thaten, als sie alle, also], daß sein Name hoch gepreiset ward [und es ihm wenig gekostet hätte, wenn er mit Gewalt des Thrones sich hätte bemächtigen wollen]. David kehrt wiederum als Sieger heim und erhält Michal, Sauks Tochter, zum Weibe. 269 Zunächst den Kriegsdiensi sollte der Hirtensohn lernen: tvas wäre er einmal ais König gewesen, wenn er nicht hätte die Waffen fiihren und Heere befehligen gelernt? Am Hofe sollte er das alles lernen, und nir- gends besser konnte er es lernen. Wie Pharao den Moses, so mußte Saul den David zum Fürsten erziehen helfen; der königliche Hof sollte seine Schule sein, in der er für seine Zukunft vorbereitet würde. Eine Schule nun war jetzt vollendet: bald sollte eine zweite folgen, zwar härter, aber nicht Ininder heilsam —— die Schule der Trübsal. Wie einst Joseph in Egypten zuerst in die Tiefe hinabsteigen mußte, ehe er zur Herrlichkeit em- porkanu wie später Mose, obgleich in aller Weisheit der Egypter nnterwiesen, doch noch, ehe der HErr ihn brau- chen konnte, vierzig Jahre hinaus mußte in die Stille der Wüste, um dortDetnuth zu lernen, so sollte es aucl) mit David gehen, der ja selber von sich sagt (Ps. 18, 36): Wenn du mich den1üthigest- so machest du mich groß. (Schlier.) Die Zeit der Verfolgung Davids durch Saul berechnet Luther auf 10 Jahre; dem stim- men wir bei, so das; nach der von uns aufgestellten Chro- r!ologie die Ereignisse Kuh. 15—18 in die Jahre 1062 bis 1060 v. Chr. fallen würden, die Begebenheiten Kp. 19—3l aber in die Jahre 1060-l05«. Das M. Kapitel. David begiebt sich, das Lieben zu erhalten, in’8 Elend. I« V. 1—-7. Bereits ist Sau! in seinem ljasse gegen Da— vid soweit vorgefchritteth daß er offen vor seiner Umge- bung nnd seinem Sohne Ionathatt die Absicht zu erkennen giebt, den ihn! verhaßten Urbenbnhler zu tödten; Jena— than aber giebt David von dem Vorhaben seines Vaters« nitht nnr dlactfrictik sondern weiß sinkt) mit letzterem ein Znfntnmentressen draußen i!n Freien herbeizuführen nnd sein Gemüll) derart um;!!slinin!est, das; er schwört, von seinem Vorhaben ab;nstehen, nnd David wieder wie zuvor an! ltöttiglichett Hofe erscheinen! nnd seinen Dienst verrishten kann. 1. Saul aber [der mit allen bisherigen Anfchlägen David nicht hatte aus dem Wege räumen können und gar wohl erkannte, daß derselbe durch die Vermählnng mit seiner Tochter dem Throne bedeutend nähergerückt sei] redete lin- dem er jetzt von heimlicher Arglist zu ossenbarer Feindschaft übergings mit seinem Sohn Jonathan nnd mit allen seinen Knechten, daß sie David sollten tödten fgenauerx daß er selbst, Saul, die Absicht habe, David zu tödten, sie aber sollten ihm dabei behilflich oder doch in feinem Vorhaben nicht hinderlich sein; bei einigen seiner Hosbeamten fand er denn auch geneigtes Gehör, ja diese schürten hernach durch ihreOhrenblaserei den Haß des Königs immer mehr]. Aber Jonathaw Sauts Sohn, hatte Da- vid seht? lieb [so daß die Aufreizrtngen seines Vaters wider David, dieser sei ein gefährlicher siebenbuhler für ihn nnd müsse auf die Seite geschafft werden, sonst wäre es um seinen Nachfolge in der königlichen Würde ge- schehen, gar nichts bei ihm fruchtete, er im Gegentheil beschloß, sich des Vcrlassenen anzunehmens 2. Und vertündigte es ibm swelche Gefahren seinem Leben am königlichen Hofe droheten], und sprach: Mein Vater Saul trachtet darnach, daß er dich tödte. Nun, so bewahre dich [bis] morgen sdaß er dich nicht ergreife, ehe ich mit ihm gere- det hat-es, nnd bleibe verbergen, nnd verstecte dich sitt der Nähe der Gegend auf dem Felde, wo er seine Morgenspaziergänge zu machen pflegt]. Z. Jch aber tvill [morgen, da er ohnehin schon wieder in besserer Gemüthsstimmung sein wird] heransgchett [aus der Stadt], und neben meinem Vater stehen auf dem Felde, da du snahe dabei in deinen! Versteck] bist, und von dir mit meinem Vater reden; und was ich sehe san ihm für Ge- sinnnngen und Absichten gegen dich wahrnehme], will ich dir kund thun [damit du weißt, ob du dich ihm roieder nähern darfst, oder dich vor seinen Nachstellungett flüchten mnßt]. So nahe, daß er das Gespräch selbst hätte mit an- . hören können, hielt sich David natürlich nicht versteckt; denn eine Entdeckung von Seiten Sauls hätte ohne Zweifel beiden Freunden das Leben gekostet (Kap. 20, 30 ss.). Wohl aber wollte Jonathan den David in eintgeeNähe haben, um ihm das Ergebniß der Unter- redung tnttthetlen zu können, ohne ihn erst mühsam auf- suchen zu müssen und dadurch das gegenseitige Einver- ständniß zu verrathen. Unsere Geschichte lästt sich treff- ltch bei Erklärung des 8. Gebots vcrwerthem auf der einen Seite die Höflinge des Königs, die bösen Leumund machen; auf der andern Seite der Königssohn Jonatham Te; tda entschuldigeh Gutes redet nnd alles zum Besten c l« . 4. Und Jonathan redete [am andern Morgen, indem er dem König nachging nnd ein Zusam- mentreffen mit ihm draußen im Freien herbei- führte] das Beste von David mit seinem Vater Saul, und sprach zu ihm sunter Bezugnahme auf die Aeußerungen,» die er am Tage zuvor gethan V. 1]: Es versundige sich der König nicht an seinem Knechte David sdurch Ausführung der Ab- sichten, die du» wider· dessen Leben gefaßt hast]; denn er hat keine Sunde wider dich gethan, nnd sein Thau sin Kriegs- und Friedenszeiten] ist dir sehr nahe, 5. Und er hat sbesonders damals, als er den Zweikampf mit Goliath annahm, was sonst keiner tm ganzen Heere s!ch getraute Kap. l7·] seiu Lebe« tn seine Hattd gescht sin die höchste Lebensgefahr sichbcgebeti Nicht. H, is; 9, 17], Und schsug den Philister, Und der HEtr that [mit der Niederlage dieses gefürchtetett Mannes und mit demgroßen Siege über die Philister, der sich an jene Nieder- lage knüpfte] ein groß Heil dem ganzen Israel. Das hast du gesehen, und dich deß gefreuet [Kap. 173 55-»—«18, 5]. Warum willft du dich denn an nntchuldtgem Blut versnndtgeth daß du David ohne Ursach todtest? 6. Da gehotchte Sau! der Stimme Jonathans sdessen Rede einen tiefen Eindruck auf sein, der Wahrheit noch nicht oöllig verschlossencs Herz ge- rade seht, wo er einen sittlich lichten Augenblick 270 I. Samuelis is, 7—23. hatte, hervorbrachte], und schwur: So wahr der HErr lebet, er soll nicht sterben. 7. Da rief Jouathau [den] David [als der König wieder nach Hause gegangen war], und sagte ihm alle diese Worte [die sein Vater geredet hatte], und brachte ihn [bei seiner eigenen Heim: kehr nach der Stadt] zu Saul, daß er swieder eine kurze Zeit] vor ihm war, wie vorhin ssich der Gunst des Königs erfreuete und seine Dienste am königlichen Hof verrichtete] Das war eine doppelt gute That des seligen Friede- machers (Richter.) Daß indessen die Frucht dieser That nicht lange vol-hielt, sondern Sauls Herz so bald wieder mit neuem Haß egen David erfüllt wurde, dazu trug eine Partei von Yieidern und Verleumderm die am Hofe wider David stch gebildet hatte (V. 1), das Nieiste bei. Sie wars denn auch, welche später den König immer wieder ausreizte und alle besseren Regungen seines Herzens unterdrückte (Ps. 7, 59). II· its. 8—17. Ein neuer Sieg, den David an der Spihe der königlichen Trupoen ülser die Philister daoonträgn reizt von dienen: Sanks Eifersucht in solchem Maße, daß er in einem Jlnsall vonisaserei abermals seinenSpteß narh David schleudert nnd dieser nur durch Gottes tliewahrnng nnd eine rasche wendung dem tiidtlirheic Geschoß entgeht. Ietzt ist siic letzteren seines Bleibens nicht mehr am Hofe des Königs. jilit Hilfe der Michal entleommt er auch ans seinem eige- nen tjause, wohin Sau! seine Boten ihm naihsenden um während der dlaitht ihn zn bewachen; der Verantwortung aber, die Michal durch ihre List, womit sie dem Gatten zur Flucht behisiich gewesen, vor dem Vater sich zugezogen, begegnet sie mit einem vorn-and, der ihr bei ihren leichtfer- tigen Grundsätzen nicht schwer wird. 8. Es erhub sich aber [da, wie in Kap. 14, 52 bemerkt, Saul mit den Philisiern seine Noth hatte,- so lange er lebte] wieder ein Streit [oon Seiten dieser Feiude]; und David [den der König mit der Fiihrerschaft seiner Kriegsschaaren betraute, wenn er selbst nicht mit ihnen ausziehen konnte] zog aus, und stritt wider die Philister, und that eine große Schlacht, daß sie vor ihm flohen. 9. Aber der böse Geist vom HErrn [Kap. 16, 14] kam [in Folge dieses Sieges, der die ganze frühere Scheelsucht Kap. 18, 6 ff. um so mächtiger im Herzen des Königs aufregte, als die Neider nnd Verleumder des David alles versuchtem denselben zu verkleinern und zu verdächtigem von Neuem in solchem Maße] über Saul ldaß er wieder rasete], nnd er saß in seinem Hause und hatte snach seiner Gewohnheit] einen Spieß in seiner Hand; David aber spielete auf den Saiten mit der Hand [um den bösen Geist zu bannen Kuh. is, 23]. 10. Und Saul trachtete swie schon früher bei einem ähnlichen Wuthanfall Kap. 18, U] David mit dem Spieß an die Wand zu spießcn Er aber sdie ihm drohende Gefahr zeitig genug be- merkend] riß sich von Saul [sprang rasch beiseite], und der Spieß fuhr in die Wand sdenn dies Mal holte der König nicht blos mit dem Spieße aus, « sondern schlenderte ihn wirklich mit ganzer Wucht von sich]. David aber« [weil es ein Gott-Versuchen gewesen wäre, wenn er hätte länger in der Um- gebung des mordsüchtigen Königs aushalten wollen KAP· 18, 11 AUMJ floh snach seinem Hause] und entrann dieselbige Nacht [wollte dort für die kommende Nacht, da es schon zu spät am Tage war, um noch weiter zu entrinnen, sich verborgen halten]. il. Saul sandte aber [da die Erfolglosigkeit seines Mordversuchs ihn nicht zur Besinnung brachte, sondern dies Mal ihn nur desto wüthender machte] Boten zu Davids Haus, daß sie [die Nacht über] ihn bewahreteu [nicht ans seinem Hause entwischen ließen], und tödteten am Morgen [wo es ihnen nicht schwer fallen konnte, ihm auch in den ver- borgensten Schlupfwinkeln nachzuspüren] Das vertnndigte dem David sein Weib Michal sdaß Wächter das Haus umzingelt hielten], und sprach: Wirst du nicht diese Nacht [wo ein Entkommen allenfalls Mk) möglich ist] deine Seele erretten, so mußt du morgen sterben. 12. Da ließ ihn Michal [an einer Seite des Hauses, wo ihr Vornehmen von den Wächtern in der Dunkelheit der Nacht nicht bemerkt wurde] durchs Fenster san einem Seil oder in einem Korbe Jos L, to; Apostg 9, 25] hernieder, daß er hinging, entfloh und entrann [vgl. V. 18]. So mußte die Tochter Saale, die dieser ihm zu seinem Fall gegeben hatte, ihm zur Erhaltung dienen: Röm.8, 28.» Auf die Lage, in welcher David sich damals befand, bezieht er sich im 59. Psalm. 13. Und Michal [um es möglichst lange zu verbergen, das; David entfiohen sei, damit er in: zwischen an einen sicheren Ort gelangen könne] nahm ein Bild [den Teraphim oder das hölzerne Bild ihres Haus: und Schutzgötzen 1. Mos. St, 19 Anat» das ganz die Statur eines Mannes hatte], und legte es iirs Bett sgleich als läge David noch darin) und legte ein Ziegeufell sein Geflecht von Ziegenhaaren, dergleichen man beim Schlafen über Kopf und Gesicht zu breiten pflegte] zu seinen Haupten nnd deckte es sdas menschenähnlichc Bild] mit Kleidern fmit einem Oberkleid L. Mose 12, 34 Anm.] zu. 14. Da sandte Saul [der vermuthlich sich anders besonnen hatte und seinen Widersacher noch m derselbigen Nacht ivollte aufheben lassen] Boten, daß sie David szu ihm] beteten. Sie aber sprach: Er ist krank fund kann also nicht vor dem Könige erscheinen) 15. Saul aber [weil ihm das verdächtig vor- kam] sandte szum zweiten Mal] Boten, David zu besehen [ob sichs auch so verhielte, wie Michal ihm hatte sagen lassen], und sprach [gab ihnen für den Fall, daß David wirklich krank wäre, den Befehl mit]: Bringet ihn herauf zu wir mit dem Bette, daß er lhier vor meinen Augen] getödtet David flieht vor Saul, dieser verfolgt ihn bis Rama und weissagt daselbst vor Samuel. 27l werde sdeun er wollte seiner Sache ganz sicher gehen und stch von niemand täuschen lassen] Its. Da nun die Boten sbis vor Davids Bette kamen, um von seinem Zustand sich zu überzeugen] siehe, da lag das Bild sstatt eines lebenden Men- schen, den sic zu finden vermeint hatten] im Bette und ein Ziegenfell zu seinen Haupten sund mußten unverrichteter Sache zu dem König zurückkehren] 17. Da sprach Saul zu Michal ldie er sofort hatte zu sich kommen lassen]: Warum hast du utich betrogen, und meinen Feind gelassen, daß er ent- tinnc? Michal saus ihrer Verlegeuheit ohne alles Bedenken mit einer Nothlüge Jvs. 2, 6 Anm. sich helfend] sprach zu Saul: Er [David] sprach zu mit« sals deine Boten V 11 das Haus umstell- ten und er nun sich aus und davon machen wollte, ich aber versuchte, an der Flucht ihn zu verhin- dern]: Laß mich gehen, oder ich tödte dich sda mußte ich’s denn nothgedruugen geschehen lassen, daß er entsprang] Man gebe hier auf die Art der Sünde des Liigens Achtung: wenn man derselben einmal einen Platz. ein- räumet, so nimmt stc beständig zu; die eine Lüge zieht die andere nach sich, aus der kleinen folgt die größere. Piichal brachte erst eine ihr dienlich scheinende Lüge vor, um ihren Mann zu retten (V. 13 f.), und hernach ver- siel sie auf eine schändliche Unwahrheit (V.17), um sich selbst in Sicherheit zu se en. Sie hätte vielmehr ihrem Bruder (V. 1 ff.) nach olgen und zur Berkheidiguug ihres Mannes sreimüthig mit ihrem Vater reden sollen. (Gesellsch. der Gottesgcl.) Da denn Gott ihr schon Schutz würde gehalten haben» gleichwie er auch noch nachher gethan hat, da Saul mit ihrer Antwort, ob er sie gleichwohl selbst für ungegründet gehalten, ist zufrie- den gewesen. (Starke.) « III· di. III-U. David hat sich zu Saum! in dessen pro— phetenschule bei Raum gestimmt. Als nun Sau! seinen Aufenthalt erfährt, sendet er tliotrn dahin, den Bill-ht- liug sestznnclstucm allein die Boten, die in dka ilajotlj bei diama ans Zllronhetructjöre treffen, während sie gerade weissageitz werden selbst non der rlisiatisctskit iitgristetutig ergriffen, gleichwie auch die zweiten und dritten Boten, die Saul ihnen uachsendet Ida macht snh der häutig selbst aus den Weg; dort) auch ihm widerfiihrt dag Gleiche: schon ans der lehteu Streiter seines Weges getath cr durth den Geist Gottes, der übe: ihn kommt, außer sich nnd weissagt dann in Wirth, mit abgeworsrnrtn Obrrlttcid auf der Erde dalirgrnd, den gaitzett Tag und dir ganze Name· 18. David aber [während das eben Erzählte sich zu Gibea in seinem Hause zutrugj entfloh, und entrann [V. 12], und kam zu Saume! gen Rama fdas nur eine kleine Stunde tiördlich davon lag], und sagte ihm an alle6, was ihm Saul gethan hatte [damit der Prophet des HErrn ihm einst: weilen Zuftucht gewähre, ihn aber auch wegen seines weiteren Verhaltens berathe nnd für die bevorstehende Trübsalszeit mit seinem Zuspruch stärke]. Und et ging hin mit Samuel lvor das Thor der Stadt], und blieben zu Najoth [in den dort belegenen Wohnhäusern der Propheten- schiiler Kuh. 7, 2 Anm.] 19. Und es ward Saul svou seinen Laurern, die er überall hin aussandte, den Aufenthalt des Fliichtlings auszuspäheuj angesagk Siehe, David ist zu Najoth in soder bei] Raum. 20. Da sandte Saul Boten Dorthin] daß sie David holeten. Und sie sahen sals sie daselbst ankamen] zween Ebdre Propheten weissagen [s. Anat. ZU Kap« 7, 2 und 10, IOL nnd Samuel war ihr Aufseher sstand da und leitete ihre geistlichen Uebun- gen, wie er auch sonst zu thun pflegte, wenn seine Schüler im Zustande prvphetischer Begeisteruug sich befanden] Da kam der Geist Gottes sder die Herzen der Nieuschen in seiner Gewalt hat und auch widerstrebeude Gemüther nach seinem Willen lenken kann, wie er einst an Vileam bewiesen 4· Mvfe 22, 23. 33 AUNLJ aufdieBotett Saul’s, daß sie auch tveifsagten sKap. 10, 5 Anm., und nun natürlich nicht mehr daran dachten, den Da- vid zu verhaften] 21. Da das Saul [der das Ausbleiben seiner Boten sich nicht erklären konnte nnd sofort Nach- forschungen anstellen ließ, wo sie geblieben wären] ward angesagt [: Siehe, deine Boten weissagen mit den ProphetenL sandte er andere Boten, die weis- fagten auch swurden ebenfalls, als sie der Ver- sammlung der Propheten sich näherten, von der prvphetischen Begeisterung ergrifsen]. Da sandte er [nachdem er Nachricht davon erhalten] die dritten Boten, die weissagten auch. 22. Da ging er sim Trotz seines boshaftigen Herzens vermeinend, er werde besser als seine Boten im Stande sein, sich nicht von jener Begeifterung ansiecken zu lassen] selbst gen Ramch Und da er kam zum großen Brunnen, der zu Sein ist seiner in der Nähe der Stadt gelegenen Wassergrube], fragte er [die Leute dort, um sich erst zu ver- stchern, daß nicht etwa der, den er suchte, inzwischen mitsammt seinem Beschützer weiter entronnea sei], und sprach: Wo ist Samuel und David? Da ward Ihm gesagt: Siehe, zu Najoth in Rama swokauser denn merken konnte, daß Samuel und David, weil sie unter dem Schirm des Höchsten sich wußten Pf. 9l, 1 f., auch vor ihm, dem Könige, sich nicht zu sürchten brauchtens 23. Und kt ging [wohl schon mit etwas nie- dergeschlagenent Muth —- denn die Gottlosen fan- gen an vor den Gerechten sich zu fürchten, wenn diese ihnen mit Furchtlostgkeit begegnen] daselbst hin gen Najoth in Rama [nahm seinen Weg dar- auf zu] Und der Geist Gottes kam auch auf ihn [noch ehe er die Stätte völlig erreicht hatte], und ging einher, nnd weissagtc lsmg schon unter- wegs an, außer sich zu gerathen und unter eben solchen lebhaften Geberdeu und Bewegungen ein- herzugeheru wie sie an den Propheten sich zeigten, wenn ste in ekstatischem Zustande sich befandenJ, bis er kam gen Najoth in Rama kund hier mitten unter die Prophetenchöre sich gesellte]. 272 1. Samuelis l9, 24. 20, 1—8. 24. Und et zog auch sgleich den Propheten] seine Kleider [das Obertleid oder den Mantel, den er anhatteJ aus, und weissagte auch [spracl) ebenso, wie sie, die Gefühle, die mit aller Macht sein Herz bewegten, in hochbegeisterter Rede aus] vor Samuel [dem Leiter und Aufseher des Pro- phetenchores V. 20J- und fiel [sogar, indem der Geist Gottes noch gewaltiger ihii ergriff, als alle andern] blos; fmit abgeworfenem Oberkleid 2. Mose 12, 34 Anm.] nieder [und blieb in diesem Zu- stande äußerer Bewußtlosigkeih indem sein ganzes Selbstleben von der Macht des göttlichen Geistes unterdrückt und zu einem leidendlichen Ver- halten gebracht war] deti ganzen [noch ubrigen] Tag und die ganze fdarauf folgende] Nacht* [wäh- rend doch sonst bei den Propheten der ekstatische Zustand niemals so lange anhielt]. Daher fprichi man [in Folge dieses Vorganges mit Saul in der Prophetenschule bei Rama ernenerte und befestigte sich das schon früher Kap. 10, 12 aufgekommeue Sprichworqx Jst Saul auch unter den Propheten? «) Der HErr wollte gerade den Saul am stärksten seine Gewalt fühlen lassen, weil er am stärkstcn dem Zuge der göttlichen Gnade sich widersetzte, um wo mög- lich sein hartes Herz zu brechen und unter die Ntacht der Gnade zu beugen. Und »wie manche Erinnerungen ans alter Zeit mochten hier beim Könige erwacht sein; wie hat Samuels Erscheinung noch einmal an seinem Herzen angeklopfh ob er nicht in sich gehe.« Als Saul nach diesem Ereigniß dennoch in feiner Auflehnung wider Gott beharrte, verfiel er dem Gericht der Verstociuiig und das dämonische Leiden, dem er bisher unterworfen gewesen Kuh. IS, 14 Anm., schlug fortan bei ihm um in ein dämonifches Thau, das nur in sehr vorüber- gehender Weise 2 Mal Kap. 24, 17 ff; 26, 17 ff. von einem sittlich lichten Augenblicke unterbrochen wurde. — Die Möglichkeit eines Rlickfalls aus dem neuen geistlichen Leben in das Sündenlebem eines ,,Schiffbruci)leideris am Glaubens« wird in der heil. Schrift überall vorausge- se t und ausdrücklich anerkannt. Obgleich nun auch für so chen Abfall, für solche Untreue noch eine Umkehr, also eine Rettung mö lich ist (Röm. l1, 23), so ist doch, wenn Menschem o sie entflohen sind dem Unflath der Welt durch die Erkenntniß des HErrn und Heilands Jesu Christi, werden aber wiederum darein geflochten und überwunden, mit ihnen das letzte ärger geworden denn das erste (2. Petri 2, 20 f.), und die Umkehr ist für sie überaus schwer; denn solcher Abfall ist eine be- wußte Feindschaft gegen das schon erfahrene Heil und drängt fast nothwendig hin zu der Sünde zum Tode, die keine Vergebung findet, zu der Lästerung gegen den heil. Geist (1.Joh.5, is; Matth 12, 31 f.; Hebt. 6, 4 ff.). Das 20. Kapitel. ckreundschafi Jonathniks und Davids. IV· v. l—11. Während Laubs andaucrnder Verzückung flicht David non Uajoth nach Gibea und sucht daselbst den Ionathaii auf; indem er nor diesem sein brwegteg Hetz umschattet, bittct er ihn, die Stimmung seines Va- terg bci dem an den beiden folgenden Tagen stattfinden— den Uenmondadeste zu erforsiisen und ihm gewisse Rund: davon uiitzutheilra Jonathau verspricht ihm nicht nur alles, sondern begiebt sich auch mit ihm hinaus aufs; Feld, wo dann die beiden Frriindrzuniichst ihren gegenscliigknlsund erneuern, daraus aber ein Zeichen mit einander verabre- dcu, durch welcher Ionaihiim ohne Verdacht zu erregen, dein Freunde zu erkennen geben will, wir seine Sache beim liiinig steht. 1. David aber flohe [auf den Rath Samiiel’s, der da erkannte, daß sein Schützling auch bei ihm auf die Länge vor Saubs Nachstelliiiigeii nicht sicher sei] von Najolh zu Rama fwähreiid der stö- nig noch in seinem Zustande ans der Erde dalag Kuh. l9, 24], und kam ssgen Gibea, wohin er sich eben wegen der andanernden Verzückung Sauls für den Augenblick noch wagen konute], und re- dete vor Joiiaihan sdeu er» sogleich daselbst aufge- sucht hatte]: Was hab ich gethan? Was hab ich mißgchandelt? Was hab ich gcsundlgt vor dei- nem Vater, daß er nach meinem Leben stehet? 2. Er aber [da er von den Vorfälleii Kap. l9, 9 ff., die während seiner Abwesenheit vom Hofe sich zugetragein nichts wußte und sich so fest auf das Eideswort seines Vaters in Kap. l9, 6 verließ, meinte, David ängstige sich ohne Noth, und] sprach zu ihm: Das sei ferne, du sollst nicht sterben. Siehe, mein Vater thut nichts, weder Großes noch Kleines fauch nicht das Geringste 4. Mose 22, 18], das er nicht meinen Ohren offenbare fund hat selbst damals, als er wirklich die Ab- sicht hatte, dich zu tödten, mich darum wissen lassen Kap- W« U; warum sollte denn mein Va- ter dies fdaß er jetzt wieder mit dergleichen Plä- nen umgeht] vor mir verbergen [wenn es sich so verhielte]? Es wird [gewiß] nicht so fein fwie du dir denkst] 3. Da schtvur David weiter [bekräftigte es mit einem Eide, was ihm gestern und heute wi- derfahren leis, und sprach: Dein Vater weiß wohl, daß ich Gnade vor deinen Augen fanden habe [daß du inich deiner besondern Freundschaft ge- würdiger hast], darum wird er denken, Jonathan foll solches [daß ich fest bei mir befchlosseti habe, David umzubringen] nicht wissen, es itidchie ihn bekünimerii [obgleich du daher nichts davon weißt, was dein Vater wider mich vorhat, steht es doch so schlimm, wie ich dir sage]. Wahriich, so wahr der HErr lebet, und so wahr deine Seele lebet sRath z, 13 Anm. ·2], es ist nur ein Schritt zwischen mir nnd demTode [ich muß mich auf Schritt und Tritt des Todes von deinem Vater versehen]. 4. Jonaihan sprach zu David: kWeiin es so steht, dann ist es freilich hohe Zeit, daß du dein Leben in Sicherheit bringstl aber sage mir nur, was du zu thun gedenkst und wie ich bei deinem Vornehmen dir behilflich sein kann.] Jch will an dir thun, was dein Herz begehrt. Z. David fdem daran lag, ehe er sich zu einer förmlichen Flucht entschlösse, zuvor in’s Klare zu David in Gibea bittet Jonathau um Beistand in seiner Bedrängniß kommen, ob Saul den neuen Anfall auf sein Le- ben nur im Zustande der Raserei gemacht, oder ob er auch noch jetzt mit Mordgedanken gegen ihn erfüllt sei, nachdem er wieder zur Vernunft ge- kommen, und der daher es erst auf eine Probe wollte ankommen lassen, wie der König sich über ihn äußern würde] sprach zn ihm fdem zu allen Freundschaftsdiensten sich erbietendeii Jonathaii]: Siehe, morgen ist der Neumond, da [wie du weißt, dein Vater zwei Tage nach einander seinen Hof: beamten ein Feftmahl auszurichten pflegt, und auch] ich mit dem Konig zu Tische sitzen sollte«; so laß mich [gieb für beide Tage mir Urlaub], daß ich [von der königlichen Tafel fern bleibend, einstwei- len] mich auf dem Felde [draußen im Freien] verberge, bis an den Abend des dritten Tages sbis übermorgen Abend, da die Festlichkeit zu Ende ist; während dieser Zeit wird sich’s dann schon zeigen, wie meine Sachen bei dem Könige stehen, wenn du niir thun willst, wie ich dir jetzt sage] 6. Wird dein Vater nach mir fragen [wo ich sei und warum ich mich nicht bei Tafel eingestellt habe s— und gewiß wird er das thun, sobald er mich vermißt"J, so sprich: David bat [da er, um dich« nicht zu stören, nicht bei dir selber Urlaub einho- len wollte] mich [um die Erlaubniß, wegbleiben zU dUkfeUL daß er gen Bethlehem, zii seiner sVa- ter-]Siadt, laufen mochte; denn es ist [an diesem Neumondsfestq ein jahrlich Opfer daselbst den: ganzen Geschlechte kdek Pekeziteu 4. Mose 26, 20., zu dem er gehört, Ruth 4, 18 ff., und sein ältester Bruder Eliab, der an der Spitze der Familie steht und das Opfer veranstaltet, hat ihn noch besonders dazu entboten V. 29, so daß er nicht wohl zurückbleiben konnte""]. «) Nach dem Gesetz wurden die Neumondstage oder Monatsanfänge durch ein besonderes Opfer, bei dessen Darbringung die Priester in die silberneii Trompeten stießen, geheilt t (4. Mose 28, 15 Anm.). An unserer Stelle nun erfahren wir, daß da am Hofe des Königs große Tafel war nnd hier die Feier auch noch am fol- endeii Tage sich fortsetzte (vgl. Anm. zu V. 19); eben- o aber verlegten einzelne Familien oder Geschlechter ihr Jahresdankopfer gern auf einen Neumondstag, nur daß man damals, bei dem Verfall des CentralheiliZthums, dies nicht am Orte der Stistshütte (5. M. 1 , 4 ff.) thun konnte, sondern an den verschiedenen Orten des Landes, wo, wie zu Beihlehem, ein Altar sich befand (Kap. 16, 2 ff.]. — «) Es scheint befremdlich, daß nach den Vorgängen in Kap. 19, 9—24 David noch die Ver- pflichtung anerkennt, an der königlichen Tafel wie sonst sich einzusindem und er auch von Saul erwartet, daß derselbe nach ihm fragen werde, gleich als wäre nichts vorgefallen. Jn ersterer Hinsicht nun erinnern wir an die Bemerkung zu Kap. 18, 10 f.; was aber den Saul betrifft, so hatte ja, gleichwie in Kap. 19, 1-7 Jona- than, so neuerdings der HErr selbst sich in’s Mittel ge- schlagen, das-Gemüth des Königs zu beschwichtigen und ihn mit David auszusöhnen Da kam es nun darauf an, zu erforschen, welchen Eindruck das Ereigniß Kuh. 19, 23 f. im Herzen des Saul zurückgelassem Daß der- selbe nach David fragen würde, stand in jedem Fall» zu erwarten. War er jetzt wieder versöhnt, so war es ihi»n gewiß Bedürsniß dem David die Wiederkehr seiner gnas digen Gesinnung zu erkennen zu geben; war er dagegen Dächseks Bibelwert 273 noch» mit den vorigen Mordgedaiiken erfüllt, so suihte er gswlß GEIEgMhEIt- den David in feine Nähe zu bekom- men, und rechnete mit Bestimmtheit auf diese Gelegen- heit· gerade bei dem Neumondsfesd wo die Pflicht als königlicher Beamter den David nöthigte, an seiner Ta- fel tu erscheivesi —- "«) Es verhielt sich oyue Zweifel ivie David hier angiebt, daß sein Gcschlecht ei» Jahres. daiikopfer an dem in Rede stehenden Tage beging- daß er aber hieraii Theil nehmeii möchte und, wie Joiiyciihaii V. 29 hinziisetzh diirch eine besondere Einladuii seines Bruders genöthigt, daran Theil nehmen mils c und auch wirklich wolle, ist eine Nothlügn denn David ivill ja auf dem Felde sich verbergen und keineswegs nach Bethlehem gehen. »Warum begehrte David die Lüge von Jonathan? Wiißte er nicht, daß Jonathan Muth geiiiig·hatte, uiii des Freundes willen offen und ehrlich mit seinem Bat« ZU lPMHeiiZ Und warum ivilligte Joiiathan in die Lüge? »Halte er nicht selbst erfahren, daß feine offenesz und freiniüthige Sprache den Grimm seinesVaters iiberwiiiidenks Dei« HErr ist gnädig, ex— ließ die Lüge nicht gelingen, sie vielmehr wie einen zer- malinenden Stein auf das Haupt des Freundes znrijck- fallen. Denn als Jonathaii mit der Lüge zu seinem Vater trat, durchschaute dieser sie leicht und schnell Jo- nathan gab seine lügeiihafte Rolle auf niid reden) iuit demLfriiheren Freimuthe zu seinem Vater. Aber diirch die üge einmal gereizt, verm clt d «« « Widerspruch der Wahrheit nichot trlirkieiisfhezisosslkgg SpWßJIAch dem eigenen Sohne und schnaiibte niit drei- mal siarketem Zorne« denn vorher, gegen David (V.27 ff.). Solche Noth ziehen die uber ihr Haupt, die einen Bund im HErrn und vor dein HErrn gemacht haben, nnd dennoch aus dein HErrn und seiner Gemeinschaft sich verirren und mit loseii Stricken der Unwahrheit stch zufatnmenkoppeliisz Unsere Vorfahren erzählten sich, daß der Teufel es bei keiner Mahlzeit aushalten könnte, bei der Salz auf dem Tische stiinde: so kann der Versucher keine Gemeinschaft aiinagen und verderben, wenn das Salz d» Walltheit und Wahrhaftigkeit unter ihren Glie- dern herrscht; davor flieht er.« (Disselhoff») » 7. Wird er sdein Vater, nun] sagen: Es ist gut [und also die Entschuldigung gelten lasfeii]; so stehet es wohl um« deinen Knecht sso ist das ein Zeichen, daß er keine Mordgedaiiken mehr ge- gen mich hat, Jondern mir wieder freundlich ge: timit 1si]. Wirt-»« aber ergrimmen, so wirst du merken, daß Voses bei ihm beschlossen [wört- lich: daß das Bose bei ihm vollkommen ge- worden» und keine Gnade mehr für mich zu hoffen] ist. 8. So thue nun Barmherzigkeit an deinem Knechte fund erforsche nicht nur auf die ebeii au- gegebeiie Weise die Gesinnung deines Vaters ge- geU MIch- sondern laß «mi·ch auch wissen, wie er sich SECUHEFF hat, damit ich fliehen könne, weiin Böses he! Ihm bslchlvssen istjz denn du hast mit mir, deinem Knechttz einen Bund im HErrn ge- macht [daß du meiner Sache dich annehmen woll- test, als wäre es deine eigene Kuh. 18, 3 f.]. Jst aber eine Missethat in mir sdaß auch du mich des Todes für werth halten müßtest], so tddte [lieber] du kselbcrj mich; denn warum wolltest du mich seist] zu deinem Vater bringen sdaß der mich uni- briiige]? A. T. 1, 2« 18 274 l. Samuelis 20, 9——22. Hiermit will David iiur seine Unschuld nachdriicklich bezeugen, welche dem Jonathan genugsam bekannt sei; so gewiß dieser es iticht wagen würde, ihn umzubringen, weil das alles nicht wahr ei, was sein Vater von ihm argwöhnte, so gewiß sei es eben nicht wahr. 9. [daß ich dich tödten oder meinem Vater anslieferii sollte; ja, wenn ich wollte unsern Bund im HErrn dergestalt verleugnen], daß icli sollte merken, »daß Böses bei meinem Vater beschlossen ware uber dich zu bringen, nnd sollte dir’s nicht ansagcu sso thue der HErr mir dies und das]. «) Jm Grundtext steht: Das sei ferne von dir (wie auch die setzigen Bibelausgaben schreiben); dies läßt sich nur auf Davids letztes Wort tin vorigen Verse beziehen und in der oben angegebenen Weise erklären; der sol- ende Saß ist dann eine abgekürzte Rede, zu der die chiviirformel zu ergänzen. v » 10. David aber sprach: Wer will mirs an- sagen, so dir dein Vater etwas Hactes antwortetZ [denn in diesem Falle wird er, da er wohl weiß, daß du mein Freund und mit mir im Einverständnis) bist, «. sicherlich Maßregeln treffen, die dich verhindern, selber s mir Nachricht zu bringen] 11. Jonathan sprach zu David: nns hinaus svor die Stadt] aufs Feld gehen sdaß ich dir dort an Ort und Stelle zeige, wie ich es machen will, um auf eine, für meinen Va- ter ganz unverdächtige Weise von seiner Stim- mung gegen dich dir Kunde zu verschassens Und [sie] gingen beide hinaus aufs Feld. 12. Und Jonalhan sals sie nun draußen an- gelangt waren und sich beide ganz allein wußten vor dem Angesichte des HErrUJ sprach zu David [zunächst den erbetenenFreundschaftsdienst ihm noch: mals eidlich zusichernd, indem er aufblickte gen Himmel, darnach aber alsbald dem sich zuwenden, zu dem er redete]: DER, Gott Israel, wenn ich erforsche an meinem Vater, morgen nnd am drit- ten Tage svon heute an gerechnet, d. i. übermor- gen], daß es wohl stehet mit David, und nicht hin- senbe zu dir idem Davids und vor deinen Ohren [es] offenbare; is. So lhne der HEtk [zur Strafe für solche Untreue] Jonathan dies nnd jenes [was« ihm, dem gerechten Richter, gefällt —- ich gebe mich ganz seiner strafenden Gerechtigkeit für diesen Fall preis, daß er mit mir thue, wie ich verdient habe) Wenn aber das Böse meinem Vater gefcillt wider dich fund er trachtet, dich umzubringenh so will ich-s auch vor deinen Ohren offenbaren straft des- selben Eides, den ich eben gethan], nnd dich las- sen, daß du mit Frieden weggehest [dein Leben in Sicherheit bringest, wo du irgend eine Zu: flucht weißt]. Und der HErr sei mit dir, wie et mit meinem Vater gewesen ist kda ei ihn zum Für· sten setzte über sein Volk; denn daß er mit dir vorhat, dich dereinst zum König zu machen an meines Vaters Statt, das erkenne ich wohl und verzichte meines Theils willig auf die Nachsolge im Königreich, da der HErr sie mir nicht bestimmt hat]. Komm, laß ; Jonathan sptach: Das sei ferne von mir« i i · rungen hinaus wollten. Daß David von seiner Salbung durch Samuel ihm erzählt, ja deren volle Bedeutung selbst gekannt habe, wird nicht erwähnt; daher anzunehmen ist, daß Joiiai than aus den Zeichen der Zeit erkannte, wo Gottes Füh- (v. Gerlach.) 14· Thu ich’s nicht swas ich dir eben zuge- sagt], so thue sauch du, wenn du nun König sein wirsts keine Barmherzigkeit desHErrn [keine Barm- herzigkeit, wie der HErr den Gliedern seines Vol: kes an dem Nächsten zu erzeigen geboten bat] an mir, weil ich lebe; auch nicht, so ich sterbe [so laß es nicht allein mich, sondern auch meine Nachkom- men entgelteiis l5. Und sda nun das gewiß nicht geschehen wird, daß ich dir nicht halten würde, was ich dir geschivoreii habe, so gehet im Gegentheil meine Bitte an dich dahin :] wenn der HErr die Feinde David-s ausrotteii wird, einen jeglichen aus dein Lande snnd namentlich an meinein unglücklicheiu verblendeten Vater und dessen Hause sein Gericht hinausfiiheen ivirds so reiße du deine Barmher- zigkeit nicht boii meinem Hause ewiglich siaß es we- der mich noch mein Haus jemals entgelten, was mein Vater Böses an dir gethan hat, indem du meine Nachkommen ebenfalls in jenes Gericht hineinziehen und aus dein Lande ausrotten wolltesi]. Die Worte des hebräischcii Grnndtextes in der Les« art, wie sie V. 14 und 15 uns vorliegen, bieten slir eine klare und versiändliche Uebersetzung fast uniiberwinds liche Schwierigkeitem die Gelehrten haben daher viel sich damit abgemiiht und theilweise Aenderung der Lesart vorgeschlagem ohne daß ev iedoch bis ietzt gelungen wäre, eine völlig befriedigende Erklärung zu gewinnen. Wir bleiben also einfach bei Luthers Deutung stehen, die an die Auslegung der Rabbinen sich anschließtz nur daß es dem Wortlaut des Grundtcxtes sowohl, wie dem in den Worten enthaltenen Gedanken besser entsprechen würde, wenn die beiden Sätze des 15. Vcrses lieber umgestellt wären: Und reiße du deine Barmherzigkeit nicht von meinem Hause ewiglich, wenn der HErr die Feinde David’s ausrotten wörtlich: ausreißen) wird, einen jeglichen aus dein Lande. its. Also machte Jonathan eineii Bund mit dem Haufe David siudem er sich von diesem für die Barmherzigkeit, die er ihm erzeigen wollte, auch wiederum Barmherzigkeit zusagen ließ für sein Geschlecht], und sprach« sgab bei dieser Ge- legenheit seine innige Theilnahme für den Freund in dem Wunsche zu erkennen]: Der HErr for- dere es von der Hand der Feinde David-s [was sie ihm jetzt Böses anthuns «) Das Wort fprach steht nicht im Grundtextez man kann daher den Schlußsatz des Verses auch als eine Bemerkung des Erzählers airssassem und gefor- dert hat es (wie Jonathan bei der Gelegenheit voraus- gesagt V. l5) der HErr (zu seiner Zeit wirklich) von der Hand der Feinde David’s swas sie ihm Bd- ses anthateni 17. Und Jonathan fuhr weiter Hort] und schwur David [schwur ihn an oder beschwor ihn bei dem lebendigen Gott, daß auch er ihm treu blei- ben sollte], so lieb hatte er ihn fund konnte sich Erneuerung des Freundfchaftsbundes zwischen David und Jonathan. 275 im Drange seiner Liebe nur mit der Versicherung gleich starker und inniger Gegenliebe zufrieden ge- ben]; denn er hatte ihn so lieb als seine Seele [Kap. l8, 1. 3.]. 18. Und Jonathan [nachdem er Davids Schwur empfangen, nunmehr auf dessen gegen- wärtige Lage näher eingehend] sprach zu ihm: Morgen ist Iwie du vorhin V. s) ganz richtig be- merkt] dct Neumond [da mein Vater zwei Tage nach einander große Tafel hat, und ich bin ganz damit einverstanden, daß du da nicht am könig- lichen Hofe erscheinst, sondern dich inzwifchen auf dem Felde verbirgst] so wird man sallerdings bei Hofe] nach dir fragen; denn man wird dein vettmssen [an dem Platze] da du zusetzen pflegest [wenn derselbe an beiden Tagen leer bleibt. Jch werde darum dein Ausbleiben mit der Opferfeier deines Ge- schlechts in Bethlehem, zu der dein Bruder dich entbos ten, bei meinem Vater entfchuldigen und aus der Art, wie er sich dabei verhält, seine gegenwärtige Stimmung gegen dich erkennen V. 6f.]. 19. Des dritten Tages aber sübermorgen Abend, wenn das Hoffest zu Ende und ich dir nun bestimmte Nachricht über den Stand deiner Sache geben kann] komm bald hernieder [von dem Ort, wo du bis dahin dich verborgen gehalten] nnd gehe an einen Ort, da du dich verbergest am Wer: keltage [an den Ort hier, der ganz geeignet ist, dich daselbst an diesem dritten Tage, der ein ge- wöhnlicher Werkeltag ist, wo die Leute nach der Ruhe der Festzeit wieder ihren Gefchästen nach- gehen und auch draußen im Freien ihre Hand: thierung betreiben, zu verbergen], nnd sesze dich bei den Stein Ase-l [halte dich in der Nähe jenes Steines dort auf] »Hier giebt es viel Unbegreifiiches,« sagt ein Aus- leger zu unserer Stelle; und so findet denn in den bis· herigen Erklärungen sich im Ganzen nur wenig Befrie- gendes. Wir glauben aber, daß Luther auch hier das richtige Verftändniß schon hinlänglich angebahnt hat, nur hätte er beiden Worten: »und gehe an einen Ort«nicht den unbestimmten Artikel für den bestimmten setzen sollen. Eigentliche Fcsttage mit Sabbathsruhe und heiliger Ver- sammlung waren, wie wir zu 4. Mofe 28, 15 gesehen, die Neumondstage nicht; doch werden sie ost genug von den Propheten neben dem Sabbath als Feiertage cr- wähnt, an welchen Handel und Wandel ruhete und man dem Gottesdienst und der Erbauung oblag (vgl. außer unserer Stelle 2. Kön. 4, 23). Nun begegnet uns hier sogar eine zweitägige Feier des Neumondss tagesz dies veranlaßt uns, an den Neumondstag des 7. Monats (Tisri) oder an den Trommetentag «u denken, für welchen das Gesetz (4. Mose 29, 1——6; z. M. 23, 23 ff.) eine Verdoppelung des gewöhnlichen Ncumondsopfers und statt des sonst an den Neumonden üblichen Blaseno mit den silbernen Trompeten ein lau- tes, starkes Schmettern mit denselben vorschreibt Die- ser Tag hatte ganz nnd gar Sabbathscharakten und es liegt die Annahme sehr nahe, daß man auch am folgen- den Tage der Dienstarbctt oder der Werkgeschäfte der bürgerlichen Handthierun und des zeitlichen Berufs («2. M. St, 15 Anm.) ch enthielt. Während beider Tage konnte David auch an andern Orten sich verber- gen; er hatte eben wegen der Feierzeih da die Leute zu Hause, und die Felder draußen frei von Arbeitern waren, eine Entdeckung so leicht nicht zu befiirchten. Mit dem dritten Tage aber begannen wieder die Werkeltage fdcr Ausdruck Hizzzzfoj Dis sieht auch in Heseh 46, 1 für Werkcltag im Gegensatz zum Sabbathsi und Neumondss tag); da war größere Vorsicht und ein besonders verbor- gener Schlupfwinkel für David nöthig, den ihm Jonas than hier in der Nähe des Steines ,,Asel« anweist, da- mit er wisse, wo er ihn zu suchcn habe, um ihm Nach· richt zu bringen. Was es mit diesem Stein für eine Bewandtniß hat, läßt stch nicht sicher mehr bestimmen. Die Septuaginta haben daraus Ergab oder Arg-d (= Argob ,d. i· Steinhaufen 5. Mos Z, 4) gemacht und sich darunter eine natürliche große Sieinmasse gedacht, in der sich viclleicht eine Höhle befand; gewöhnlich aber leitet man den Namen her vom hehr. asal = weg e- ben, und nimmt an, daß der Stein erst hernach diesen Namen empfangen, weil hier Jonathan und David sich von einander trennten (V. 43), so daß also der Aus- druck zu deuten wäre: Trennungs- oder Abschied-Meist. 20. So will ich [an dem bezeichneten Steine mich ebenfalls bei Zeiten einsinden in Gemeinschaft mit einem Knaben oder Burschen zu meiner Be- dienung, und will] zu seiner Seite [nach der Vorderfläche des Steines hin, von einem ihr ge- genüber eingenommenen Standpunkte aus] drei Pfeile schießen, [gleich] als [ob] ich [auf freiem Felde im Pfeilschießen mich üben wollte, und] zum Sichetmac schbsse [den Stein mir zur Zielscheibe genommen hätte] 21. Und stehe, ich tvill [bevor ich die Pfeile vom Bogen abDrückeJ den Knaben senden: Gehe hin, suche die Pfeile [und mich nun beim Ab: schießen derselben genau so einrichten, daß du aus meinem weiteren Befehl an den Knaben dir ab- nehmen kannst, wie deine Sache bei meinem Va- ter steht und was du nach Lage der Dinge zu thut! hast]. Werde ich [die Pfeile erst abdrücken, nachdem der Knabe schon eine gute Strecke von mir entfernt ist, so daß sie hinter seinem Rticken niederfallen, und ich nun] znm Knaben sagen [kann]: Siehe, die Pfeile liegen hinterwärts hinter dir, skomm wieder ein Stück Wegs zurück und] hole sie; so komm [du, David, getrost aus deinem Ver- steck hervor und gehe mit mir an den königlichen Hof zurück, daß ich dich wieder zu meinem Vater brrnge,·wie damals Kuh, 19, 7], denn es ist lwevv tch so mich einrichte] Friede und hat keine Fahr [du hast von dem Könige nichts zu befürch- ten]- so wahr der HErr lebet. 22. Sage ich aber zum Jünglinge sweil ich absichtlich über ihn hingeschossen habe V. 36]: Siehe, die Pfeile liegen dortwcirts vor dir; so gehe [du, David, weil auch in diesem Falle mein Wort an den Knaben ein Fingerzeig für dich sein soll] hin [nach einem sicheren Zufluchtsort], denn dek HErr hat dich lassen gehen sheißt dich fliehen, weil die Umstände für jetzt also sind, daß du dich nicht mehr rn der Nähe meines Vaters darfst sehen lassen]. is· 276 l. Samuelis 20, 23—-43. 21, l. 23. Was aber du und ich [hier] mit einander geredet haben, da est der HErrlZeugc und RichterJ zwischen mir und dir ewiglich swir wollen? beide als ein unverbriichliches Geheimniß bewah- ren, was wir mit einander verabredet, aber auch treulich halten, was wir einer dem andern geschrvoren haben, um des HErrn willen, der bei uns gegenwärtig gewe- sen und alle Treulosigkeit schtver strafen würde] V— U. 24—4Z. Jlu dem ersten Tage des Ueuntondgfeftem als David bei der königlichen Tafel vermißt wird, Tiber— geht Saul die Saihe mit Stillschweigen, indem er fett) selbst eine Erklärung dafür giebt; als aber am zweiten Tage David abermals fehlt und Jonalhast der Uactsfrage seines Vaters mit dem ihta aufgctragenen vornsaude be— gegnet, durehschaut dieser sofort fein Giuverliändniß mit dem Freunde und fchlendert in heftiger Muth seinen Suieß gegen den eigenen Sohn, weil derselbe tinnmehr offen der Sache Davids steh annimmt. Ionathatt verläßt die Ta- fel, ohne an dem Tage einen Bissen zu genießen; am andern giebt er dann David Uachricht durch das verab- redete Zeichen, ja, die beiden Freunde sind im Augen— bliat so ßcher nor Untern, daß sie noch einmal sich einer dem andern an’g Her; legen, ehe fee von einander schei- den, da für David nunmehr die Zeit des jahrelangem flüchtigen blmherirreus im ltaude beginnt. U. David verbarg sich [hierauf, während Jonaihan nach Gibea zurück ging] im Felde. Und da [am andern Tage] der Neumond kam fund die übliche Stunde der Mahlzeit da lvar], fehle sich der König zu Tische zu essen sdenn bei Tische zu liegen, ward später erst Sitte Amos S, 4 Anm.]. 25. Da sieh aber der König gesetzt hatte an feinen Ort, wie er vorhin gewohnt war sden er gewöhnlich einzunehmen pftegteL an der Wand [gleichwie noch bei den heutigen Morgenländerti für den obersten Platz der in der Ecke des Eß-" zimmers gilt]; stund Jonathan [der mit seinem Vater zugleich eingetreten war und zu dessen rech- ten Seite Platz genommen hatte, unmittelbar dar- nach wieder] auf [um lieber einen niedrigeren Plan, dem König gerade gegenüber V. 33, einzunehmen] Abner aber [des Königs Feldhauptmann Kap. 14, so; 17, 55 ff.] seszte sieh Nunmehr] an die Seite Saul’s. Und man vermißte David-s an seinem Ort [sein Platz, an dem er sonst zu sitzen psiegte, blieb leer] «) Warum Jonathan aufstund und seinen Platz wechseltecs Wir glauben, es kam ihm in den Sinn, daß er nicht der Thronerbe sein werde nach Gottes Rath und Willen, sondern ein anderer V. 13, und er wollte vor dem Angesicht des HErrn stnnbildlich seine Bereit- willigkeit zur Verzichtleistung ans die Krone zu erkennen geben. Was Bedeutsames muß es jedensalls gewesen sein, sonst hätte die Schrift die Sache nicht erwähnt. Dann, daß Jonathan dem Abner den Ehrenplatz beim König hätte iiberlassen wollen, wie manche Ausleger an- nehmen, ist keinenfalls zu denken: was kümmerte er bei seiner Gemiithsstimmung sieh um Ahnen? 26. Und Saul redete des Tages san diesem ersten Tage des Festes] nichts [in Beziehung auf David, warum er nicht erschieuen sei]; denn er gedachte fbei sich]: Es ist ihm lgewißj etwas wi- derfahren [eine Pollution begegnet Z. Mose 15, 16 f.; 5. M. 23, 10 f.], daß er nicht rein ist [bis zum Abend und sich fiir heute unserer Tisch: gesellschaft fern halten muß Z. M. 7, 20 ff.]. 27. Des andern Tages des Neumondety da man Davids sauer-mais] vermissete an feinem Ort, sprach Saul [dem dies nochmalige Ausbleiben um so mehr auffiel, als nun der von ihm angenommene Umstand auch gestern nicht die Ursache desselben gewesen sein konnte] zu seinem Sohn Jonatham Warum ist der Sohn Jfai nicht zu Tische kommen, weder gestern noch heute? 28. Jonaihan [der Verabredung mit David V. s gemäß] antwortete Saul: Erbat mich [um Erlaubniß] daß er gen Bethlehem ginge, 29. Und sprach: Laß mich gehen, denn unser Geschlecht hat [nach einer bei demselben herkömm- lichen Sitte an diesem Neumondstage] zu opfern fbei dem Altar] in der Stadt, und mein Bruder [Eliab] hat tnir’s selbst geboten smieh noch aus- driicklich zur Theilnahme daran entboten, daß ich nicht füglich wegbleiben kann]; habe ich nun Gnade vor deinen Augen fanden, so will ich hinweg fvon hier] und meine Brüder sehen san: ter solchen Umständen habe ich den erbetenen Ur- laub ihm nicht versagen können] Darum ist er nicht kommen zu des Königs Tisch. 30. Da ergrimutete der Zorn Saul-s wider Jonathan, und fee] sprach zu ihm: Du ungehor- samer Bösewicht [wörtlich: du Sohn eines ver- kehrten und widerspenstigen Weibess der die Verkehrtheit und Widerspenstigkeit mit der Muttermilch eingesogen hat], ich weiß wohl, daß du den Sohn Jsai [zu deinem Freund und Bun- desgenossen] auserkoten hast [ihn in seinen Absich- ten auf das Köuigthum zu unterstiitzeu], dir und deiner unartigen Mutter zu Schanden kgleich als wärest du nicht der in reehtmäßiger Ehe erzeugte Thronerbe, sondern ein Bastard]. «) Durch die Mitbeschimpfung der Mutter wird die Beschimpfung für den Sohn desto größer und verletzender. 31. fJch muß also selbst deiner Ehre und deines Rechtes mich annehmen, da du so wenig darauf giebst, und den Kronräuber bei Seite schaf- fen]. Denn, so lange der Sohn Jfai lebet auf Erden, wirft du, dazu auch dein Königreich, nicht bestehen. So fende nun [auf der Stelle] hin snaeh Bethlehem], und laß ihn herholen zu mir; denn er muß sterben. 32. Jonathan antwortete seinem Vater Saul, Und sprach zu ihm [indem er nochmals versuchte, ihm, wie früher Kap. 19, 4 f., ins Gewissen zu reden]: Warum soll er sterben? Was hat er ge- tban fdas mit dem Tode gestraft werden müsfe]? 33. Da schoß fschwang Kap. 18, n] Sqqc [den die Fiirsprache dies Mal nur zu desto größe- rer Wuth reizteJ den Spieß nach ihm, daß er ihn Jonathans Verhandlung mit Saul. Seine Zusammenkunft mit David beim Stein Asel. 277 spießete [holte jedoch blos damit aus, ohne ihn wirklich abzuschleuderry weil doch noch ein Vater: gefiihl seine Hand lähmte]. Da merkte Jonathan, daß bei feinem Vater gänzlich beschlossen war, Da- vid zu tödten sund alle weiteren Begiitigungen nichts helfen würden] 34. Und stund auf vom Tische mit grimmi- gem Zorn [in tiefster Erschütterung seiner Seele], nnd aß desselben andern Tages des Neumonden kein Brod; denn er war bekümmert um David, daß ihn sein Vater also vcrdammete [wörtlich: schmähete, d. h. für einen des Todes würdigen Kronräuber erklärte] 35. Des Morgens [darnach, oder an dem verabredeten dritten Tage V. 19 früh beizeiten] ging [dann] Jonathan hinaus aufs Feld [an den Ort] dahin er David bestimmet hatte smitKöcher und Bogen angethan, als wolle er eine Schieß- übung anstellen, vergl. die Bemerkung zu Kap. 16, 2 f.], nnd ein kleiner Knabe [von dessen Arg- losigkeit er sich größere Sicherheit versprach, als wenn er einen schon älteren Burschen hätte zu seinem Begleiter wählen wollen] mit ihm [denn sein Herz drängte ihn, David nicht blos das verabredete Zeichen zu geben, sondern womöglich ihn noch ein- mal zu fprechen], sit. Und sprach zu dem Knaben [als er drau- ßen bei dem Stein Afel angekommen war und sich demselben gegenüber aufgesiellt hatte]: Lauf und suche mir die Pfeile, die ich schieße. Da aber der Knabe lief, schoß er einen Pfeil [nach dem andern] über ihn hin sso daß die Pfeile eine ziemliche Strecke vor dem Knaben niederfallen mußten] 37. Und als der Knabe kam an den Ort, dahin Jouathan den Pfeil [die Einzahl steht hier nnd im Folgenden in unbestimmter Allgemeinheit fiir die Mehrzahl] geschossen hatte, rief ihm Jo- nathan sbevor er die Stelle noch völlig erreicht harte] nach, und sprach: Der Pfeil liegt dortwcirts vor dir sdainit der in der Nähe sich verborgen haltende David daraus sich abnehmen könnte: die Sachen stehen so, daß du vorwärts gehen, d. h. die Flucht ergreifen mußt] 38. Und rief sum dem David zugleich zu erkennen zu geben: du mußt eiligst fliehen, denn es steht sehr schlimm um dich] abermal ihm [dem Knaben] nach: Eile rischr srasch], nnd stehe nicht stille. Da las der Knabe Jonathams die Pfeile ans, nnd brachte sie zu seinem Herrn. 39. Und der Knabe wußte nichts drum fwas dieser ganze Vorgang zu bedeuten hatte]; allein Ionathan nnd David wußten um die Sache. «) Unser jetziges ,,rasch« ist erst eine Ablautsform von dem mittelhochdcutfchen risch, welches letztere noch jetzt in der Volkssprache vorkommt, bisweilen auch bei (Wieland: Risch schwingt er sich auf Hüons 40. Da gab Jonathan seine Waffe Becher, Pfeil und Bogen] seinem Knaben, nnd sprach zu ihm: Gehe hin, nnd trag-s in die Stadt [dem: da er deutlich erkannte, daß der Knabe so gar nichts davon ahnete, um was es fich eigentlich handelte, auch sonst von keiner Seite her eine Entdeckung zu befürchten stand, wollte er nach dem Drange seines Herzens noch einen Augenblick mit David reden und feierlich von ihm Ab- schied nehmen] » 41. Da der Knabe hinein kam lschon eine gute Strecke hinweg war auf dem Wege nach Gibea zu], stund David auf vom Ort gegen Mit: tag [von seinem, südlich vom Standpunkte Jena: than’s gelegenen Verstecke], und fiel lals er in die Nähe des Freundes kam] auf sein Antlitz znr Erde, und betete dreimal an [1. Mofe 33, 3. Anm., um mit dieser tiefen Ehrfurchtsbezeigung ihm für sei- nen treuen Dienst zu danken], nnd küsseten [darauf beide] sich mit einander, nnd tveineten [da sie vor großer Herzeusbewegung nicht viel zu reden ver- mochtenJ mit einander, David aber [eben weil er die Treue, die ihm Jonathan erzeigt hatte, so tief empfand] am allermeisten. 42. Und Jonathan sprach zu David: Gehe hin mit Frieden [wohin Gottes Leitung dich füh- ren wird]. Was lvir beide [einander] geschtvoren haben im Namen des Dis-ern, und gesagt: Der HErr sei fseuge des] zwischen mir nnd dir, zwi- schen meinem Samen und deinem Samen [aufge- richteten Bundes]; das bleibe ewiglich. 43. Und Jouathan machte sich auf kwährend David den Weg nach Mittag zu einschlug Kap. 21, 11, und kam in die Stadt [Gibea]. Das 21. Kapitel. David hungert, fliehst und uerstellet sich. I— V. 1—9. Zunächst nimmt David seine Zuflucht zum Hohepriefler Jlhinielem in Ruhe; da aber dieser mit großem Grftarmen ihm entgegentritt, warum er, der Eidam des Königs, so allein reife, verbirgt er die eigent- liche Sachlage hinter dem Vormund, daß er einen gehet- meu Auftrag des Saul auszuführen und sein-Begleiter ab- ßihtliclj draußen vor der Stadt zuräctkgelassen habe. hierauf weiß er den Jthitnelech zu bereden, daß dieser ihn: von den abgenommenen Schanbroden fünf, und das beim hei- ligthnm aufbewahrte Schwert Goltatlfg mit auf den Weg giebt. 1. David aber [nachdem er sich von Jona- that! getrennt Kap- TO, 431 kam gen Nobe [oder Nob 2. Sam. 21, 16; Jes. 10, 32; Nehem. 11, 32, wo damals die Stiftshüttm aber ohne die Bundeslade, stand Jos 18, 1 Anm., etwas über 1 Stunde südöstlich von Gibea, s. zu Kap. 22, 19], zum sHoheqPriegter Ahimeleclsi [wvhl um für die erste Zeit bei i mZuflucht zu suchen und sich von ihm über seine weitere Flucht durch die Weise des Lichts berathen zu lassen]. Und Ahime- lech entfehte sich, da er David [daher kommen sah Und ihm sofort] entgegen ging sum ihn zu be- 278 1. Samuelis 21, 2—-11. grüßen; denn er fürchiete, dieser unvermuthete Be- snch des königlichen Eidams in hastiger Eile und ohne alle Begleiter inöchte nichts Gutes zu bedeuten haben] und sprach zu ihm: Warum kommst du allein, und ist kein Mann bei dir? «) Nach der gewöhnlichen Annahme ist dieser Ahimelech ein und dieselbe Person mit dem in Kap. 14, 3 erwähn- ten Ahia, so daß der Name Ahimelech, d. i. Bruder oder Freund des sunstchtbaren Gott-) Königs, nur eine andere Form wäre fiir Ahija, d. i. Bruder oder Freund Jehovas Wir glauben indessen, daß Ahia zu der Zeit, in welcher wir mit unserer Geschichte stchen, bereits ver« storben und sein Bruder Ahimelech an seine Stelle als Hohepriester getreten war (Kap. 2, 31Anm.); denn zwischen der Begebenheit in Kap. 14 und der in unserm Kap. liegt ein Zeitraum von 10—-12 Jahren. 2. David sden diese Frage des Schrecks und Entsetzens außer Fassung brachte, weil sie ihm den Eindruck machte, daß er bei dem ängstlich um seine eigene Sicherheit besorgten Manne schwerlich Unterstützung finden würde, wenn er sich ihm als einen Flüchtling vor dem Zorne des Königs zu erkennen gäbe, nahm abermals Kap. 20, 5 ff. zu einer Nothlüge seine Zuflucht und] sprach zu Ahi- melech, dem Priester: Der König hat mir eine Sache befohlen [die ich ganz im Geheimen, ohne daß jemand weder von dem Anlaß noch von dem Jnhalt meines Auftrages etwas erfährt, für ihn ausrichten soll], und sprach zu mir: Laß niemand wissen, warum ich dich gesandt habe, nnd was ich dir befohlen habe [darum komme ich so eilig und so ohne alles Gedränge] Denn ich hab auch meine Knaben [die zu meiner Begleitung mir mitgege- benen Burschenj etwa hie oder daher beschieden san einem bestimmten Ort, den ich dir nicht nen- nen darf Rnth 4, 1 Anm., zurückgelassen, um alles Aufsehen zn vermeiden]. Z. Hast du nun [da ich in der Eile mich und meine Begleiter nicht gehörig mit Lebensmit- teln auf den Weg versorgt habe und doch bei an- dern Lenten nicht wohl darum ansprechen kann, ohne ihre Neugier zu erregen] was unter deiner Hand [womit du mir aus der Verlegenheit helfen kannst], ein Brod oder fünf [vielleicht fünf Probe, denn soviel brauche ich, weil ich auch meine Begleiter zu beköstigeii habe*J, die gieb mir in meine Hand, oder fwenn du die nicht has] was du [sonst in deinem Vorrath] findest [ich will zur Noth auch mit weniger zufrieden sein]. «) In Wahrheit aber wollte David nur sich selbst gleich auf mehrere Tage versorgen, da er nicht wußte, wann er wieder Gelegenheit haben würde, in Besitz von Lebensmitteln zu kommen. Doch ist es auch inöglich, daß er wieklich von etlicheii Burschen begleitet war, die er draußen vor Nobc zurückgelassen hatte; wenigstens wird die Geschichte so in Matth. 12, 3 f.; Mark. Z, 25 f. dargestellt. — »Der Ausgang der Geschichte(Kap. 22, 6 ff) zeigt das höchst Verderbliche dieser Nothliige, wie denn im A. T. so viele heilige Männer eine solche sich erlaubten (1. Mose 12, 11 ff. u. s. w.); aber fast jedes- mal, wie auch noch jetzt in der Erfahrung, wird sie durch den Ausgang gerichtet« 4. Der Priester antworteteDavid, und sprach: Jch habe kein gemein Brod sdas ich dir und dei- nen Leuten ohne Weiteres geben könnte] unter meiner Hand, sondern kwas ich habe, ist] heilig [von dem Schaubrodtisch abgenommenes] Brod sdas nur den Priestern, nnd zwar an hei- liger Stätte, zu essen erlaubt ist Z. Mose 24, 5 ss.J; wenn sich nur die Knaben [gleichwie auch du, seit gestern Abend] von Weibern enthalten hatten [und also nicht irgendwie levitisch unrein wären Z. M. 15, l8, wollte ich wohl in diesem Nothfalle, um euch in eurer hilflosen Lage nicht zu verlassen, eine Ausnahme von der gesetzlichen Vorschrist machen]. Z. David [der in dieser Beziehung, wenig- stens was ihn selber betraf — und Begleiter hatte er sa muthmaßlich gar nicht bei sich ——, eine zu- verläßige Versicherung geben konnnte, da er schon seit 3—4 Tagen sich auf der Flncht befand Kap. 19, 18 ff.] antwortete dem Priester, und sprach zu ihm: Es find die Weiber drei Tage uns ver- sperret gewesen, da ich auszog, und er Knaben Zeug [ihre Kleider und alles, was sie um und bei sich haben] war sschon bei dem Auszug selber, eben weil seit länger keine Berührung mit den Weibern stattgefunden, vgl: 3. Mose 15, 17] hei- lig; ist aber dieser Weg [den ich mit mei- nen Leuten gehe] nnheilig [hat er gleich an sich selbst keinen heiligen, gottesdienstlicheii Zweck, son- dern geschieht nur für bürgerliche Angelegenheiten], so wird er heute geheiliget werden an dem Zeuge« [dnrch die Person dessen, der ihn gehet, insofern ich nämlich ein Abgesandter bin des Gesalbten des HErrn]. «) Das hebräische Wort IHO (Werkzeug), gleichwie das griech. one-Zog, wird nicht selten von menschlichen Personen gebraucht: Jes. 13, 5; Jerem. 50, 25; 1. Petri Z, 7. David bedient sich hier des Ausdrucks,. um ein Wortsviel mit dem, was er vorher gesagt, anzubringen, wie denn dergleichen Wortspiele dem Morgenländer sehr geläufig sind (Richt. 14, 14; 15, 16 ff,). Wie Ahimn lech sein Wort verstehen soll, haben wir in der Erklä- rung angedeutet; im Sinne aber hat er den Gedanken: der Weg, den er gehe, ob er gleich ein unheiliger insofern sei, als er ihn außerhalb des heiligen Landes, zu den Un- beschnitienen V. 10 führe, werde dennoch vor Gott da- durch geheiligh daß er als sein erwählter Knecht nnd nach seinem göttlichen Rathe ihn gehen miisse. s. Da gab ihm der Priester [ohne weitere Bedenken] des heiligen [fünf von den abgenom- menen Schaubroden], weil sehen, wie V. 4 ge- sagt] kein ander Brod da war, denn die Schau: brode, die man vor dem HErrn aushub [oon dem Angesicht des HErrn, wo sie 7 Tage lang aus- gelegenN am Morgen des letztvergangenen Sab- baths von dem Schaubrodtisch hinweggethaii haite], daß man anderjrisch snoch warmes] Brod [nach der Verordnung: s. Mose 24, 8] auflegen spllte des»Tages, da et [der fungirende PriesterJ die weggenommen hattet-«. «) Eigentlich lagen die Schaubrode vor dem beider David bei dem Hohepriester Ahimelech in Nobe- 279 Bundeslade gegenwärtigen, über ihr thronenden HErrn aus (2. Mose 5,30); die Bundeslade befand sich aber damals nicht in der Stiftshiitte, sondern noch zu Ki- riath-Jearim (Kap. 7, 1 Anni.). Indessen dauerte doch, trotz des zeitweiligen Verfalles des Heiligthiimch ein re- gelmäßiger Gottesdiensh wie er im Gesetz verordnet war, noch fort, wie auch der im folgenden Verse berichtete Vorgang beweist. «) Aus dieser und andern Geschichteii (2. Sam. Z, 27 u. 20, 10; is, 13; 14,11) sieht man, daß die Kö- nige, Priester und Obersten haben oft frisch in das Ge- sey gegriffen, wo es der Glaube und die Liebe haben er ordert; daß also der Glaube und die Liebe solle aller Gesetze Meisterin sein und sie alle in ihrer Macht ha- ben· Denn sintemal alle Gesetze auf den Glauben und Liebe treiben, soll keines nicht mehr gelten, noch ein Ge- setz sein, wo es dein Glauben oder der Liebe will zu- wider gerathen. (Luther.) 7. Es war aber [wie hier mit Beziehung auf das, was in Kap. 22, 6 ff. erzählt werden wird, beiläufig zu bemerken sit] des Tages [wo Ahime- lech in der vorhin beschriebenen Weise mit David im Vorhof der Stiftshütte verhandelte] ein Mann drinnen [in den zum Heiligthum gehörigen Räum- lichkeiten Kap. Z, 2 Anm.] versperret vor dein HEttn svermuthlich, weil er des Aussatz-es verdäch- tig schien" s. Mose 13, 4 ss., einer] ans den Kneihten [Hofbeamten] Saul’s, mit Namen Doeg, svon Geburt] ein Edoniiten der machtigste unter den Hirten Sanks fder Vorsteher seiner Viehhirten I. Mos 47, S. Dieser hörte denn von seinem Versteck aus alles mit an, was da verhandelt wurde, und machte hernachmals bei seinem Herrn den Verräther]- «) Daß Doeg ein Profelht gewesen und behufs seiner Aufnahme in Jsraels Volksgemeiiischaft wegen der mit ihm vorzunehmenden Gebräuche beim Heiligthum ver- schlossen war, wie viele Ausleger annehmen, ist nach der Verordnung in 5. Mose As, 7 u. 8 nicht wahrseheinlich 8. Und David sweil er außer der Wegzehrung auch Wassen zur Fortsetzung seiner Flucht bedurfte] sprach snach Empfang der 5 Brode]»zn Ahitnelekly Jst nicht hie unter deiner Hand ein Spieß oder Schwert [das du mir mitgeben könntest] ? Jch habe fnämlich auch] mein Schwert nnd sübrigej Waf- fen nicht mit inir genommen, denn die Sache des Königs war eilend. it. Der Priester sprach: DasSchwert des Philisters Goliath, den du sehlugest im Eichgriinde shast du früher hierher zum Heiligthum gebracht als ein Weihegeschenk für den HErrn Kap. 17, 54], das ist [noch] hie, gewickelt in einen Mantel [in ein Tuch, und sorgfältig in der Kammer, wo die heiligen Kleider des Hohe-Priesters hängen, aus- bewahrt] hinter dem Leibtock [2. Mose 28, 6 ff.]. Willst du dasselbiga so nimm-s hin, denn es ist hie [bei der StiftshütteJ lein anderes, denn das. David sprach: Es ist seines gleichen nicht skein anderes hat für mich so großen» Werth und so hohe Bedeutung, als gerade dies], gieb miks [worauf denn Ahimelech es ihm auslieferte]. Jst es nicht, als wenn Gott der HErr seinem, in die Jrrivege des Zweifelmuthes gerathenen Knecht un- sichtbar nachwandclth um gnadenreich ihn wieder zurecht« zubringen? Was war denn mehr geeignet, David dar- an zu erinnern, wovon er gefallen, und ihn zur Umkehr, zum kindlichen; zweifellofen Glauben wach zu rufen, als gerade das Schwert des Philistersi als die Worte Ahi- melech"s: den du schlugest im Etchgrundei Lebte denn der Gott nicht mehr, der seinen Geliebten aus dem Rachen des Löwen und Bären und aus der Hand des Riesen errettet hatte? Aber statt zur Rückkehiy rieth dem David sein Her; beiin Anblick des Schwertes, das so furchtbar laut von der Nichtigkeit aller fieischlichen Hilf· predigte, zu den Philistern (V. l0 ff.), zu den Feinden Gottes und seines Volks, feine Zuflucht zu nehmen. Wir sehen, der Unglaube wächst rasch- darum rasch aucb die Lüge: V. 13. (Disselhoff.) II· v. 10—15. non ttob ana sticht David siidwestlich hinüber nach der 6 Meilen entfernten philistersladt Guid; dort aber wird cr bald von den ijoslenten des Königs; Acht; als Igrnrlg grseiertsirr Held nnd der Philister ge— fiilirticiister Feind erkannt und vor den Fürsten gebracht. In seiner vcrzweisetteii Lage versucht er sich dadnrrti zu retten, daß er sieh wahnsinnig stellt; nnd wirklich gelingt ihm der tinnstgcisß denn ziehn; täsit den verineiuttieh Rasenden ans seinen Singen hinweg nnd über die Grenze seines Landes hinüber schaffen. 10. Und David [mit Brod und dem Schwerte Goliaths versehen] machte sieh ans svon Nobe], nnd flohe vor Sanl swider dessen Nachstellungen eine einstweilige Zuflucht ihm zu gewähren ei: nicht gewagt hatte den Ahimelech zu bitten, da dieser gleich bei der ersten Begrüßung so großes Ent- setzen zu erkennen gab V. 1], nnd kam [in der Bestürzuiig seines Herzens nicht wissend, wo ei: sich hinwenden solle, weil es ihm nicht möglich ge- worden, denHErrn. wenn auch über den Ausgang Kap. 22,10.15, doch nicht über das nächste Ziel seines Flnchtweges zu befragen] zu·Achis, dein Kö- nige zu Gath [Jos. 13, 3 Anm., in dessen Gebiet, hoffend, hier, außerhalb des Herrschaftsbereiches seines Verfolgers, noch am ehesten Sicherheit zu finden] Zu Achis selber alfo begab David sich nicht, sondern flüchtete stth nur in sein Reich, indem er darauf rechnete, daß die Philister beständig auf Kriegsfuß mit Saul standen, diese also ihm, einem von Saul verfolgten Fliichtling nichts anhaben würden. Daß man ihn für den Besieger Goliatlys erkennen würde und für den, der den Philistern noch manche andere Niederlage bet- gebracht, daran dachte er in feiner An st und Bestürznn eben so wenig, wie daran, daß Gath ja die Heimath des Goliath ivar (Kap. 17, 4) und er das Schwert des Riesen an seiner Seite trug; von Person war er den Philistern nicht bekannt, und seit dem Zweikampf im Eichgrunde war wohl mehr als ein Jahr schon ver- flossen, darauf mochte er sich verlassen. 11. Aber die Knechte [Hofteute, des] Achis [der, wie alle Könige der Philister, auch den Ehrennamen Abimelech, d. i. Königsvateh führte Pf. 34, 1 vgl. I. Mos. 26, I Anm., erkannten den Flüchtling und] sptachen [als sie ihrem König Meldung machten und sich von ihm wollten Volls macht ertheilen lassen, den David festzunehmem damit er getödtet würde] zu ihn! [dem Achis]: Das ist der David, des Landes König sder im Lande der Kinder Jsrael eben so viel, und wohl 280 l. Samnelis noch mehr gilt, als der König selber], von dem sie sangen am Reigen [bei Gelegenheit des zur Feier ihres Sieges über uns ausgeführten Tanzes Kap. 18, 6 f.], und sprachen: Saul schliig tan- send, David aber zehn tausend. 12. Und David nahm die Rede zu Herzen sses fiel ihm schwer auf das Herz, als die Knechte des Königs ihn nun ergriffen, daß man ihn also- gleich erkannt hatte für den, der er war], und fiirchtete sich sehr vor Aulis, dem Könige zu Gath [zu dem er eben abgeführt werden solltez denn was da seiner warte, ließ sich leicht voraussehen]. Jn der Angst seiner Seele, die er auf dem Wege der Abführung zu Achis ausgestanden, nahm David seine Zuflucht zum Gebet und wurde so feiner Angst Meister. Zeugniß dessen ist der 56. Psalm, der aus seine damalige Lage sich zurückbezieht, und am Schluß sowohl der ersten als der dritten Strophe V. 5 und 12) das Bekenntniß enthält: Auf Gott will i hoffen, und mich nicht fürchten; was können mir Menschen thun? aber auch die Hilfe Gottes so zuversichtlich voraus sieht, daß dem HErrn schon der Dank gelobt wird für seine Errettung, noch ehe diese da ist (V. 13 und 14). 13. Und [in der Noth, worin er schwebte, auf einen klugen Gedanken verfalleud, wie er die Philister veranlassen könnte, ihn wieder frei zu geben] vetsielleie [er] seine Gcberde ss einen Ver- standj vor ihnen [stellte er sich wahnsinnig],» und kollerte kwie ein VerrückterJ unter ihren Handen [so daß sie ihn kaum zu halten vermochten], und stieß sieh [kritzelte allerlei närrische Figuren — nach der Vulgata: vaukte oder schlug mit Fäusten] an die Thiir am Thor [an die Flügel des Thore, zu dem er hereingebracht wurde], und sein Geifer floß ihn! in den Bari [als er nun vor dem König dastand, so recht das Bild eines Rasenden]. , Das Mittel, dessen David hier zu seiner Rettung sich bediente, ist eine abermalige Nothlüge, zu der dann in Kap. 27, 10 ff. eine neue hinzukommt. Wenn nun aber der HErr gleichwohl das Mittel segnete und den Kunstgriss gelingen ließ, so war das dieselbe ,,wundersam gerechte Gnade Gottes, der da rechnet nach dem, was jeglichem gegeben ist, und gedenkt, was fiir ein Gemächte wir sind«, von welcher wir zu Ins. Z, 6 geredet haben. Ein Vorbild zur Nachsolge wird ein erleuchteter Christ nimmer aus diesem Verhalten Davids sich entnehmen wollen; man darf nur in einer Bilder-Bibel, wie die vom Evang Bücher-Verein in Berlin herausgegebene, die Darstellung unserer Geschichte mit der von Davids Kampf mit Goliath vergleichen, um sofort zu erkennen, was der Mensch ist, wenn er zu eigenen menschlichen Mitteln greift, und was er dagegen ist, wenn er etwas thut im Namen des HErrn Zebaoth Zu jener Dar- siellung ließe sich etwa als Unterschrift setzen: »So muß man nicht spielen mit seiner Vernunft, in keiner Lage seines Lebens; Gott könnte solche Vcrmessenheit furcht- bar strasen und wirklich eintreten lassen, was man nach- ahmt und damit sein anerschafsenes göttliches Wesen verleugnen« sV l. zur Stelle Sie. de oft. 3, 26.) 14. ·Da sprach Achis zu seinen Rechten: Siehe, ihr siehet, daß der Mann unsinnig ist; warum habt ihr ihn [erst] zu mir gebracht sstatt daß ihr ihn sogleich über die Grenze meines Lan: des hättet schaffen sollen]? 21, 12——15. 22, 1—5. 15. Hab ich der Unsinnigen zu wenig khier in meinem Lande], daß ihr diesen herbrtikhteh daß et neben mit? taseie [daß ihr diesen habt darum zu mir bringen wollen, damit ich einmal Gelegen- heit hätte, das Gebahren eines Rasenden mit an- zusehenp Sollte der in mein Haus kommen? sschafst ihn gleich aus meinen Augen hinweg.] Wie wenig David feine Rettung aus dieser Gefahr seinem eigenen Kunstgriff, sondern nur der Gnadenhilfe des HErrn zuschrieb, ja, wie er gerade durch die Gottes- hilfe, die er erfuhr, hernachmals jenen Kunstgrisf für ein unlautcres Mittel der Selbsthilfe erkennen lernte, beweist der 34. Psalm, mit welchem er den in Pf. 56, 13 f. gelobten Dank seinem Gott bezahlt. Das 22. Kapitel. sank läßt durch den Verräther Daeg fünf und aohtzig Priester tödten. III« v. l—5. von Kchis ans seinem Gebiet hinwegge- wiesen, rrttet net) David nach der Höhle Adullam, wohin anch seine Familie zn ihm flüchtet sammt einer Schau: dedräugter nnd mit den öffentlichen Zuständen zerfallener Leute, deren Zahl gar bald ans 400 Mann steigt. Uach löugerem Aufenthalt daselbfl zieht et dann weiter nach mizpn in der Moabiter Lande nnd bringt bei dem Könige der inoabiler seine Eltern in Sicherheit; durch den Propheten Gad aber ergeht an ihn die Auffor- derung, niiht außer Landes zu bleiben, sondern wieder herüber nach Juda zu kommen, wag er denn anch thut, indem er nach der Waldgegend lhareth sich begiebt. I. David [aus dem Gebiet der Philisterstadt Gath hinweggewiesen Kap. P, 14 f.] ging vpu dannen, und entrann in die Hohle Adullam [in eine, bei der Stadt Adullam oder Odollam 1. Mose 38, 1; Jus. 12, 15; 15, 35« am Ostrande des Gebirges Juda, gelegene Höhle) Da das seine Bruder [Eliab, Abinadab, Samma, Nethaneel, Raddai und Ozem Kap. 16, 10. Anm.] hörten [daß er dort eine sichere Zufluchtsstätte gefunden], und das ganze Haus seines Vaters [alle, die zur Familie seines Vaters Jsai gehörten], kamen sie [weil sie in Bethlehem ebenfalls den Naehstellum gen Saul’s ausgesetzt waren] zu ihm hinab dg- selbst hin. «) Adullam, die jetzige Ortschast Deir-Dubbån, liegt 2 Stunden nördlich von Eleutheropolis, der ehemaligen Philisterstadt Gath (Jos.- 10, 29; is, Z. Anm.) Jn der Nähe find große Höhlen, die von der Natur im weißen Kalkselsen gebildet sind und bei denen Menschelk hand nur nachgeholfen hat; anderwärts ist am Fuße des Gebirges Juda keine andere Grotte bekannt, die so geeignet wäre, eine größere Anzahl Flüchtlinge zu bergen, daher wir nicht zweifeln, dies DeipDnbbän sei das bi- blische Adullam (2. Chron. 11, 7; Z. Makk. 12. 38). Die kirchliche Ueberlieferung dagegen versetzt die Höhle von Adullam in die Gegend des Dorfes Khurejtütktz 2 Stunden siidlich von Bethlehein (Kap. J, 5. Anm.); dort befindet sich inmitten einer Felswand eine unge- heure natürliche Höhle, von den Franken das Labyrinth enannt. Der Eingang, zu dem man nur auf einem schmalen, schwindligen Pfade an den Klippen gelangt, führt durch einen langen, gekrümmtem en en Gang mit natürlichen Bogen, von wo aus eine Menge, 4 Fuß Davids Verstellung vor dem Philisterkönig Achis. Flucht nach der Höhle Adullam &c. 281 hoher und 3 Fuß breiter Gänge nach allen Richtungen hinlaufen uud einander durchkreuzenz unterhalb dieser Höhle, etwas tiefer am Abhange des Felsen, ist eine kleinere, aus der Wasser hervorquillt Letztere bezeichnet die Tradition als diejenige, in welcher David sich ver- barg; allerdings scheint damit 2. Sam. 23, l3 f. zu stimmen, doch widerspricht Jos. 15f, 35. · ·» Z. Und es vcrsammelten sieh zu ihm swahrend seines dortigen längeren Aufenthalts] allerlei Manuer, die in Noth nnd Schuld und betrubtes Herzens waren [die in irgend welcher äußeren Be- drängniß sich befanden, von ihren Gläubigern be- driickt wurden oder sonst von den öffentlichen Zuständen unter Saul’s Regierung zu leiden hatten]; nnd er war ihr Oberster sbildete sich aus ihnen eine Freibeuterschaan mit der er wider die umwohnenden Völkerschaften auf Beute auszog« Nicht. 11, 3.Anm. und deren Zahl immer mehr wuchs], daß [zuletzt] bei vierhundert Mann bei ihm waren [ja im weiteren Verlauf feines unstäten Lebens stieg die Zahl sogar auf 600 Mann" Kap. 23, 135 27, 2 f.]. «) Daß er nicht auch wider die Glieder des Volkes Gottes Freibeuterei geübt, beweist sein Wahlspruch, der gerade in der Zeit der nun beginnenden Verfolgungem wo er auch in Höhlen, dahin nicht Sonne und Mond mit ihren Strahlen dringen, die also so recht das Sinn- bild eines sinsteren, traurigen Zustandes sind (Hebr· 11, 38), seine Zuflucht suchen mußte, den Jnhalt seiner Ge- bete ausmachte, aber auch ihm selber zur Richtschnur feines Verhaltens gegen den Verfolg« diente: Verd erb e nicht (vgl. das zu H. Prof. 5, 9 hierüber Gesagte). Wir empfehlen unsern Lesern um so mehr, den 5 7. Psalm gerade hier sich zu vergegenwärtigem als der unmittel- bar vorhergehende Psalm aus die Gefahr bei Achis, dem Könige der Philister (Kap. 21, 10 ff.), sich bezieht und beide Psalmen sich einander sehr nahe berühren, außer- dem aber fiir David’s Aufenthalt in der Höhle auf den Alpenhöhen von Eugedi (Kap. 24, 1 ff.), mit welchem inanche Ausleger den Psalm 57 in Beziehung setzen, noch ein anderer Psalm (142) in Betracht kommt. «) Jn dieser Schaar befanden sich viele tapfere und verwegene Männer, die dann während der langen Ber- folgungszeit Davids sich zu Helden ausbildeten und später als» Feldherren in feiner Reichsarmee dienten; ein Verzeichniß derselben findet sich in I. Chron. l3., wo- mit zu vergleichen ist 2. Sam. 23, 13 ff. und 1.Chron. 12 15 3. Und David ging von dannen [wohl aus Rücksicht fiir seine Familie, der er den Aufenthalt in einer Höhle und unter lauter wilden Kriegern nicht zumuthen wollte] gen Mizpa [Kap. 7, 5 Anm.], in der Moabiter Laut-«, und sprach zu der Mvabiter König [da er bei ihm, eben weil die Moabiter mit Saul auf Kriegsfuße standen, Schutz für die Seinigen hoffen durfte]: Laß meinen Vater und meine Mutter bei euch aus: und ein- gehen sihren Aufenthalt haben], bis ich erfahre, was Gott mit mir thun wird kbis diese Nach: stellungen Saul’s, der aus Haß gegen mich auch alle die Meinigen verfolgt, durch Gdttes Hilfe ein Ende haben werden]. «) Eine Vergfeste, vermuthlich in dem, an das Ge- filde Moab grenzenden und an der Nordostseite des todten Meeres sich hinziehendeii Hoehlande des Abarim- oder PisgasGebtrges Z. Mos. 34, I, das eigentlich zum Stammgebicte Ruben gehörte, damals aber, wo auch die Moabiter das Land Jsrael bedrängten Kap. 14, 47, von diesen besetzt gehalten wurde· » 4. Und er ließ sie vor dem Konige der Moabiter [der ihm seine Bitte gern gewährte], daß sie bei ihm blieben, so lange David in der Burg [auf jener Berghöhe oder Bergfeste bei Mizpa V. 3] war. Nach 2. Sam. l0, 2 hat auch Nahas, der König der Ammoniten dem David während der Zeit seiner Flucht vor Saul Barmherzigkeit erzeigt; dieser Nahas dürfte wohl mit dem hier erwähnten König der Mon- biter ein und dieselbe Person sein, wie S. Schmidt an- nimmt, da es nicht wahrscheinlich ist, daß David noch einmal, außer hier, in fremdem Lande Zuflucht gesucht (vgl. V. 5), die Vermischung der beiden Völkerfchaften aber, der Moabiter und Ammoniter, bei ihrer nahen Verwandtschaft mit einander, auch sonst vorkommt (vgl. Nicht. 11, 24. Anm. 2). Wäre aber wirklich an einen eigenen Moabiterkönig und nicht an den Ammoniter Nahas zu denken, so kommt zu dem in der Erklärung des Z. Verses angeführten Grunde, weshalb David bei ihm Schutz für die Seinen hoffen durfte, noch der hin- zu, daß er durch seine Urgroßmutter Ruth mit dem Volke der Moabiter verwandt war (Ruth 4, 18 fs.). Z. Aber der Prophet Gadd [vermuthlich einer der Prophetenschüler Samueks und von letzterem, der von seiner Wohnstätte in Ramath aus Kap. 15, 34 die Schritte Davids beobachtete und, wo sie nicht dem Willen des HErrn entsprachen, auf den rechten Weg leitete, an denselben abgesendet] sprach zu David: Bleibe nicht in der Burg [der Bergfesie, da du jetzt dich aufhältst], sondern gehe hin svon wo du dich dorthin gefiüchtet hast] nnd iomm [zurück] ins Land Juda**. Da ging David hin [der Aufforderung des Propheten, die er für einen Ruf des HErrn erkannte, sofort ge- horchend], und kam in den Wald HatethM spek- muthlich in der Gegend des Landstriches Gosen Jo.10, 41; 11, 16, wo es nach Robinson lll, S. 862 in der Nähe von lltlurran und Mirsim noch ein Earatein giebt]. H) Es ist dies derselbe Propbet G ad, der in 2. Sam- 24, 11 der Seher Davids heißt und außer dieser Stelle (vgl. I Ehron. 22, 9 ff.) noch öfter erwähnt wird: I. Chron 30, 29; 2. Eh. 29, 25. Ob er schon ietzt bei David blieb und die Verbindung zwischen ihm und Samuel vermittelte, oder zu letzterem zurückkehrtn läßt sich aus Mangel an weiteren Nachrichten nicht be- stimmen. — «) David sollte nach göttlichem Rathe nicht außer Landes Zuflucht suchen, nicht blos um feinem Vaterlande und dem Volke Israel nicht entfremdet zu werden, was mit seiner Bestimmung zu dessen König im Widerspruch gewesen wäre, sondern auch um ganz auf den HErrn als seine alleinige Zuflucht und feste Burg vertrauen zu lernen. (Keil.) Der künftige König Jsraels sollte theils unter seinem Volke sein Licht leuchten lassen, damit dieses seine Weisheit, seine Unschuld, seine Geduld und seinen Glauben kennen lernte, theils den Verdacht von sich ablehnen, als ob er um einer Uebel- that willen geflohen wäre und sich zu Jsraels Feinden geschlagen hätte. (Fr. Arndt.) —- "·’) Weder in diese Zeit des Lebens David, wie Starke meint, noch in die Zeit»Kap. 23, 1·4, wie das Citat zu Pf. 63,1 in unsern gewohnlichen Bibelausgaben angiebt, fällt die Entstehung 282 l. Sauzuelis 22, 6——19. des eben genannten 63. Psalm; vielmehr wird daselbst in V. 12 von David als wirklichem König geredet, wir sind also allein aus die Zeit seiner Flucht vor Absaloin angewiesen (s. 2. Sam. 17, 14). W· V. 6—23. Saal, der davon gehört, daß David wieder im Lande Inda sieh habe sehen lassen, wendet sich bei Gelegenheit einer seierlirhea Versammlung, die er unter der Tainariotie aus der Juhöhe bei Gibea aliha1t, an seine Dteufliiiauiien und fordert sie iii einer beweg- lichen Rede ans, ihm dort) zu der Kunde zu verhelfen, wo gegenwärtig sein Widersacher, der ihm narn iirone nnd Lebe-n stehe, sich aushaltr. Da uerriith Doeg, der Edoniitey der die Verhandlung der» tjolseoricsters Ditti- aieleih mit David in der Stistshatie zu nobe belaascht hat, dem argiuiihaischea Ewig, wag dort iiorgefatten sei, nnd Saul last sämmtliche Priester oou daher nor sich bringen. Trotz der ivahrheitsgeiiiiißen Darstellung der illerhältnlhg womit Jihiaieleclj sein Verhalten rechtfertigt, spricht der König ihm and seinen Mitprieslern das Todes— nrtheil, das denn Doeg, da die Trabanten oor der voll— slreciinng desselben sieh eatsetzein ohne Bedenken aussähe« aber auch die Stadt llobe selbst wird von Saul mit dem Banne belegt nnd aller ihrer Einwohner beraubt. Un: Ein Priester ist dein allgemeinen Blnibad entronnen, Ab— teilhat, der SohaAhimeleci)’g; der findet bei David freund- schaftliche Jtiisnahme und sirhere Just-mit. 6. · Und es kam vor Saal, daß David »und die Mannen die bei ihm waren [V. 2], waren hervor kommen swörtlichx bekannt, d. i. auf ihren Streifzügen gesehen worden, ohne daß man jedoch um ihren eigentlichen Aufenthaltsort wußte] Als nun Saul seine Versammlung der Obersten seines Reiches hielt, um über öffentliche Angelegenheiten sich mit ihnen zu berathen, und] wohnete [richtiger: in der Versammlung da saß] zu Gibea Ueiner Residenz] unter einem Hain in Roma [unter der Tamariske oder Eiche aus der Aahöhe bei der Stadt, wo er gewöhnlich seine Rathsversammlung abzuhalten pflegte], hatte er seinen Spiel? sdas Zeichen der königlichen Würde I. Mose sitz, 10 Am. 21 in der Hand, und alle seine Knechte stunden neben ihm. 7. Da sprach Saul zu seinen Kaechtea, die neben ihm stunden [zu eben diesen um ihn ver: ; sammelten Großen seines Reichs, die er zumeist aus seinem Stamm Benjainin sich erwählt und mit Gütern und Ehren reich ausgestattet hatte Kind. 8, 11 fs.]: Hör-et, ihr Kinder Jemini [die ihr erst durch mich zu vornehmen und begüterteii Leuten geworden seidJ, wird auch der Sohn Jfai sdieser David. der mir nach der Krone trachtet, wenn er wirklich zur Königsherrschaft kommen sollte] euch allen Aecler nnd Weinberge geben [wie ich’s gethan habe], nnd euch alle über tausend und über hundert zu Obersten machen [wird er nicht vielmehr die vom Stamm Juda mit dergleichen Auszeichiiungen bedenken]? 8. sWie kommt es denn] Daß ihr strotz solcher schlechten Aussichten, die ihr von einem Regie- rungswechsel zu erwarten habt] euch alle verbun- den habt wider mich sum mich zu stürzen? Denn l l habe ich nicht ein Recht dazu, solches von euch zu glauben, da ihr nicht alles aufbietet, das; jener, mein Widersacher, nicht zum Throne gelange], und ist niemand simter euch]- dir es meinen Ohren offenbarte [wo er jetzt weilt, daher ich denn außer Stande bin, mich seiner zu entledigen] weil auch mein Sohn einen Bund gemacht hat mit dem Sohn Jsai [ihm wider mich zu helsen]? Jst [deiiii] niemand unter euch, den es kränke meinet- halben sdaß ich so von dem eigenen Sohne im Stich gelassen werde] und sder nun aus Theil: nahme an meinem schweren Schicksal es] meinen Ohren offenbare swo und wie ich des David hab- haft werdeu kann]? Denn swie gesagt] mein Sohn hat meinen Knecht seben diesen David] wider mich auferweckt, daß cr mirnachstellet kund wollen beide im Verein mit einander mich stürzen] wie es am Tage ist swenn darum nicht jemand unter euch mir zu Hilfe kommt, so ist es um mich und mein Regiment geschehen] So wollen die Gottloseii bei aller ihrer Bosheit noch Recht übri haben. (Starke.) Ein salsches Herz, wao es Gutes Feder, deutet es auss Aergste, und das Allerbeste schändet es aufs Höchste; kann auch die Sache drehen, wie es will: Sir. 19, 22. (Cramer.) 9. Da antwortete Doeg, der Edomiter [.Kap. 21, 7], der neben den Knechten SauPs stund« [und ais Vorsteher der Hirten des Königs eine bedeutende Stelle unter dessen Dienstmannen ein- nahm], nnd sprach swährend die andern schwiegen oder ihr Nichtwissen zu entschiildigeii wußten Kap· 23, 22 Aum.]: Ich sahe den Sohn Jsai, daß er gen Nobe kam zu Ahimelech, dem Sohn Ahitob [Kap. 21, t fs.].. 10. Der fragte den HErrn siir ihn« sdurch die Weise des Lichts A. Mose 28, 15 ff.; 4. M. 27- 21]- und gab ihm Speise sWegzehrungj und das Schwert Goliatb, des Philisters [vgl. die Bemerkung zu Katz. 10, 16 und die Stelle Sprüchw 11, 13]. «) Andere übersetzen: Der über die Knechte SauPs gese t war; darnach würde Doeg die Stelle eines Hosmars alls oder Hausminisiers des Königs be- kleidet haben, was indessen, da er ein Edomiter war, wenig Wahrscheinlichkeit hat. —— «’"«) Davon wurde in Kap. 21 nichts erzählt; daß es jedocb keine Erdichtung von Seiten Doegs ist, sondern sich wirklich so verhielt, bestätigt Ahimeleclfs Verantwortung in V. 15. 11. Da sandte der König ssoforts hin snach dem ohngefähr IX; Stunden von Gibea entfern- ten Nobe], und ließ rufen Ahimeleclh den Priester, den Sohn Ahitob, und seines Vaters ganzes Haus falle, die mit ihm zu einem und demselben Vater- hause 2. Mose-6, 14 Anat. gehörten], die Prie- ster, die zu Nobe waren. Und sie kamen alle saußer Ahimelech noch 85 andere Priesterj zum Könige. 12. Und Saul [mit unverhaltenem Jn- grimm zunächst an Ahimelech fich wendend] sprach: Saul läßt in Folge von Doeg’s Verrath das Priestergeschlecht Ahimelech tödten. Höre, du Sohn Ahitob sich habe ein strenges Wort mit dir zu reden ]. Er spracht Hie bin ich, mein Herr [in aller Unterthänigkeit deines Befehls gewärtig]. 13. Und Saul sprach zn ihm: Warum habt ihr einen Bund wider mich gemacht, du und der Sohn Jsai, daß du ihm Brod nnd Schwert gege- ben, und Gott fiir ihn gefraget hast, daß du ihn erweckest [durch solche Hilfleistung in seinem bösen Vorhaben bestärkestL daß er mir nachftellh wie es [in] am Tage ist [daß er mir nach der Krone steht, und du auch gewiß um feine Absichten weißtje 14. Ahimelech [in: volleii Bewußtsein seiner Unschuld] antwortete dem König [eben so ruhig als würdigL nnd sprach: Und wer ist unter allrn deinen Knechien [dem größeres Vertrauen von meiner Seite gebührt hätte], als David, der ge- treu [in feiner Zuderläßigkeit schon genugsam be- währt] ist, und des Königs Eidam [Schwieger- sohn Kap. 18, 17 ff.], und gehet in deinem Ge- horsam [gehört zu deinen vertrautesten Rathgebern], nnd ist herrlich gehalten in deinem Hause swie hätte ich also feine Bitte um Brod und um ein Schwert ihm abschlagen können]? 15. [Und was deinen andern Vorwurf be- trifft, daß ich Gott für ihn gefragt habe:] Hab ich denn heute [in dem Falle, um den es sich hier handelt] erst angefangen, Gott fiir ihn zu fragen [habe ich -nicht vielmehr oftmals fchon über wichtige Unternehmungen, die er in deinem Auftrag ans- zuführen hatte, die göttliche Entscheidung einholen inüssenjs Das fei ferne von mir sdaß ich sollte mit David einen Bund wider dich gemacht und ihm darum Brod und Schwert gegeben, auch Gott für ihn gefragt haben, daß ich ihn erwecke, daß er dir nachstelle V. 13]. Der König lege solches [was ich in guter Meinung gethan] seinem Knechte nicht sals Verbrechen] auf in meines Ba- iets ganzem Hause snoch meinem gesammten Vater- hause]; denn dein Knecht hat von alle diesem [daß, wie du sagst, David jetzt dein Widersacher fei] nichts gewußt, weder Kleines noch Großes sauch nicht das Geringste] Its. Aber der König [bei dem auch die glaub- würdigste Rechtfertigung doch nichts fruchtete, weil sein Herz nun einmal voll bösen Argwohns war] sprach: Ahimelech, du mußt des Todes sterben, du und deines Vaters ganzes Haus kdenn es bleibt dabei, ihr feid Verschwörer und Hochverräther wider euren König]. 17. Und der König [in seiner an Wahnsinii grenzenden Muth] sprach zu seinen Trabantenk die neben ihm stunden: Wendet euch stretet mit diesen Männern beiseit, «damit ich die an ihnen zu vollstreckende Execution nicht vor Augen sehe], und tödtet [sie, ob sie gleich] des HErru Priester 283 [sind; ja, gerade um ihres Standes willen haben sie nur um so mehr den·Tod verdient]; denn ihre Hand ist auch mit David [ihm Vorschub zu leisten] und» da ne» wußten, daß er flehe, haben sie nur-s nicht eroffnet. Aber die Knechte des Königs fdie Trabanten] wollten [voll Grauen vor der Ausführung eines vso entsetzlichen BefehIsJ ihre Hande nicht an die Priester des HErrn legen, sie zu erschlagen «) Das hebe. Wort bedeutet zunächst «Läuser«, wie Luther es auch in 2. Chron so, 6 u. Esth s, 13. 15 also übersetzt hat: es sind darunter Eilboten zu verste- hen, die mit in den Dienststand orientalischer Regenten gehörten, sich beständig in ihrer Nähe befanden, neben ihrem Wagen her trabten (Kap. 8, It) oder bei ihrem Ausreiten sie umgaben, um sofortige Befehle derselben an Ort und Stelle zu bringen. Auch die hebräifchen Könige hatten solche Läusen welche einen Theil ihrer Garde ausinachten, wie aus der Zusammenfiellung der Crethi und Plethi (2. Sain. 8,18;15, l8;20, 7 u. s. iv.) sich ergiebt. Darunter sind nämlich nicht, wie manche Ausleger angenommen haben, Creter und Philister gieneo der all emeine, dieses der besondere Name, da die P tlister ans reta in Palästina eingewandem zu verstehen, welche David zu königlichen« Leibwächtern gemacht habe, weil er glaubte, die Bewachnng seiner Person besser Ausländerm als den eigenen Volksgenossen anvertrauen zu können, ähnlich wie später die Bont- bonen Schweizer in solchen Dienst nahmen und die Chalifen mit einer ttirkischen Leibwache sich umgaben; sondern die Crethi sind die Scharfrichtey welche die königlichen Todesbefehle zu vollstrecken hatten (von II; niederhauem durchbohren), und die Plethi die Läufer (von DE? fliehen, eilen). Dies geht bestimmt daraus hervor, daß in 2·Kön. 11,4. 19 von den Kriegs- obersten der Cari (eine andereForm fiir Crethi)und derLäus fer(stattPlethi) die Rede ist(Luthcr: »Die Obersten iiber hundert mit den Hauptleutem und die Traban- ten«); auch ist es es von vorn herein durchaus un- wahrscheinlich, daß der »so ganz patriotisch gesinnte nnd der Verehrung des allcinigen Gottes so treu anhangende David sich iiiit einer ausländischen nnd heidnischen Wache umgeben haben sollte.« An unserer Stelle nun sind die späteren Crethi und Plethi noch eine einzige Klasse; den Dienst der Läufer hatten auch die Scharf- richter zu versehen, und umgekehrt, daher Luther ganz richtig ,,Trabanten« übersetzt, welches Wort zunächst die ,,Läufer« bezeichnet (von traben = eilig laufen), dann aber die allgemeinere Bedeutung «König1iche Leibwächter« angenommen hat. 18. Da [weil die Trabanten sich scheuten, seinen Befehl zu vollziehen] sprach der König zu Ding: Wende du dich, und erschlage die Priester. Doeg, der Edomiter ffofort bereit, die blutige That auszuführen] wandte sich, und erschlug die Priester seinen nach dem andern]- daß»des Tages starben funf und achtzig Mann, die leinene Leibröcke sals Zeichen ihres priesterlichen Standes Kap. L, 18] trugen fso wenig fürchteten sich weder Saul noch sein Helfershelfer vor dem HErrn, daß sie seine ge- heiligten Dienertohne Ursach niedermachten]. 19. Und die Stadt der Priester, Rede, schlug er sSaul, der mit jener Rachethat noch nicht zu- frieden war, sondern in seiner Verblendung das 284 l. Samuelis 22, 20-—23. 23, 1—-—-11. vermeintliche Verbrechen gegen feine Person mit einer Verständigung an Jehova’s, des Gottkönigs Masestät auf gleiche Linie stelltej mit der Schärfe des Schwerts beide, Mann und Weib, Kinder nnd Sauglingn Ochsen nnd Esel und Schafe fden Vernichiungsbann in seiner ganzen Strenge an ihr vollstreckend 5. Mose 13, 12 ff] Die Stistshittte Kapitel 21, I hatte er vorher hinweg« und hinüber nach Gideon, J; Stunden nord- westlich von seiner Refidenzstadt Gibea, schafsen lassen I.Kön. s, 4; 2.Chrolt. 1, Z» und rottete nun daselbst die Ueberreste der vormaligen cananitifchen Bewohner Jos. 9 in vermeintlichem Eifer für das Volk des HErrn aus (2. Sam. 2l, 1). Schon unter David muß aber Nobe, was sonst mit verbannten Orten nicht geschehen durfte, wieder aufgebaut worden sein; wir finden sie dann von Neuem erwähnt in 2, Sam. 21, 16; Jes.10, 32; Nehem.11, 32. Zu Hieronymus Zeit dagegen war keine Spur mehr davon vorhanden, und bis auf den heutigen Tag ist die Ortslage nicht mehr stcher nach- zuweisen. Wahrscheinlich aber befindet sich dieselbe an der Stelle des heutigen Dörschens el Isawijeln ohnge- fähr 1 Stunde nördlich von Jerusalem, sehr lieblich ge« legen, mit Aussicht auf das todte Meer. Der Name bedeutet Esaus- oder Edomsdorf, was allem Anschein nach auf Doeg, den Edomitey zurückiveiftz auch findet sich dafelbst viel Alterthiimliches vor, weshalb es gar nicht zweifelhaft ist, daß hier ein biblischer Ort gestan- den at. Nur das Eine will nicht rccht stimmen, daß nach jiidischer Ueberlieferung man von Nobe aus Jeru- zsåtlflmstsehen konnte, was bei jenem Dörfchen nicht der ka I · W. Es entrann aber sdem unter den Prie- stern angerichteten Blutbad V. 18] Ein Sohn Ahimelech des Sohns Ahitob, der hieß Abjathar [vermuthlich weil er während der Abwesenheit des Vaters des Heiligthums wahrzunehmen hatte und also nicht mit nach Gibea V. 11 gekommen war —— nach unserer Rechnung war er damals wohl schon 30 Jahr alt Kap. L, 32 Anm.], Und floh fnoch ehe Saul auch über Nobe feine Rache aus- dehnte V. 19] David nach [indem er zugleich den hohepriesterlichen Leibrock sammt dem Amtschildlein mit sich nahm. Er traf dann mit David zusammen, als dieser eben daran dachte, den Streifzug gegen die, die Einwohner von Kegila bedrängenden Philister zu unter- nehmen Kap. 23, 1 ff.]. 21. Und [Abjathar] verkündigte ihm, daß Saul die Priester des HErrn ecwürget hatte. 22. David aber [als er das hörte] sprach zu Abjathakx Jrh wußte es wohl [sorgte mich gleich] an dem Tage, da sich die Schaubrode und das Schwert Goliaths von deinem Vater empfing und hernachmals hörte, daß] der Edomiter Doeg da war, daß er’s würde Saul ansagen [denn er war mir von meinem Aufenthalt am königlichen Hofe her schon sattsam als ein Ohrenbläfey der gern redet alles, was zum Verderben anderer dient, bekannt]: ich bin sthuldig an allen Seelen deines Vaters Hauses [die da umgekommen sind, weil ich zu so fchrecklicher Mordthat die Veranlassung gegeben]. 23. Bleibt bei mir, nnd fiirchte dich nicht [als könnte dir auch bei mir etwas Uebles be- gegnen]; wer nach meinem Leben stehet, der soll auch nath deinem Leben stehen kmemand sonst wird dich hier antasten, als der es auch auf meinen Tod abgefehen], nnd sollst mit mir behalten werden saber so gewiß der HErr mein Leben wird zu behiiten wissen und mir endlich aushelfen von allen diesen Nach· stellungen Saul’s, so gewiß wird dieser auch dir nichts anhaben können]. Noch genauer, als hier, hat David den Eindruck, den die Nachricht von Doegs Verrätherei und der grau- sigen That des Saul damals auf ihn machte, nieder- gelegt in den Worten des 52. Pfalms Das 23. Kapitel. David mikd non neuem verrathen, verfolgt, und wunderbarlich errettet. I« la. 1-l4. David hört, daß eine Srhaar Philister die Stadt Kegila in der dliederung Indern überfallen habe und die Grauen, anf welchen das ahgecrniete Getreide zmn dreschen ausgelegten, brennt-e. dlartjdem er sirh der Zustimmung des Hairrn vermittels des hohem-fester- lichen Eichtg nnd Rechts versichert hat, bricht er mit feinen Männern dahin auf, errettet die Stadt und seht sirh nan darin fest. Sobald Sau! von der Unternehmung hört, beschließt er den David in Kegila zu belagern; dieser jedem, da das hohevtiestertictje Grabe! ihn( dir Gewißheit verschafft, daß die von Kegila ihn au feinen Widerfachrr ansliefern wiirdettz wenn es zur Belagerung käme, komm! einer soikhen zuvor, indem er flkh auf die kierghöhen der Wüste Juda zur-umzieht, nnd zwar in der dliihe der Stadt Sinn. I. Und es ward David [da er mit seinen Männern sich noch im Walde Hareth Kap. 22, 5 aushielt] angesagtx Siehe, die Philister [we1che mit einem Streifcorps in das Gebiet des Stammes Juda eingefallen sind] streiten seben jetzt, nach eingebrachter Ernte] wider Kegila [in der judäi- schen Niederung, feiner Lage nach aber nicht näher nachzuweisen Jos. 15, 44 Anm.], und berauben die Tennen [der dort behufs des Ausdrufches auf- gespeicherten Garben h. Mose 25, 4. Anm.]. 2. Da fragte David [der wegen seiner Sal- bung zum künftigen König Jsraels sich berufen fühlte, der Landesnoth sich anzunehmen, sich auch bereits auf den Weg machte, die bedrängte Stadt von ihren Feinden zu befreien] den HEttn ldentl gerade zu der Zeit, wo er den Kriegszug vorneh- men wollte, traf der vor Saul sliichtende Abjathar Kap. 22, 20 mit ihm zusammen V. 6], nnd sprach: Soll ich hingehen, und diese Philister schlagen? Und der HErr sprach zu David [durch den Mund des nunmehrigen Hohepriesters, der durch die Weise des Lichts seine göttliche Entscheidung in dieser Sache eingeholt hatte]: Gehe hin, du wirst die Philister schlagen, nnd Kegila erretten. 3. Aber die Männer bei David [deren Ober- ster er war Kap. 22, 21 sprachen zu ihm: Siehe, David befreit mit feinen Leuten die Stadt Kegila von den Philisterin 285 wir fürchten uns hie in Juda smüssen uns hier iu dem Lande Juda jeden Augenblick auf einen Ueberfall von Seiten Saul’s gefaßt halten], nnd wollen [in solcher bedrohlicheii Lage] hingeben gen Kegila, zu der Philister Zeug [Streifcokps, um uns diesen Feind auch noch auf den Hals zu laden. Brin- gen wir uns da nicht muthwillens in eine noch viel ge- fährliclsere Lage, indem wir nun es vorne mit den Phi- listern und hinter· uns mit Saul werden zu thun haben]? 4. Da fragte David sum seiner furchtsanien Schaar durch eine Bekräftigung der göttlichen Zu: sage Muth einzufiößen] wieder den HErrn sauf dieselbe Weise, wie vorhin V. 2]; und der HErr antwortete ihm, und sprach: Auf [und laß durch die Bedenklichkeiten deiner Leute in deinein Vor- haben dich nicht irre machen], zeuch hinab gen Kebgilaz denn ich will die Philister in deine Hand cll Es giebt keinen andern Weg, sicher und fest aufzu- treten im Leben und treu zu beharren bei den gefaßten guten Vorsätzem als die feste Ueberzeugung: wir han- deln nach Gottes Gebot, es ist sein heiliger Wille, daß wir diesen Gang gehen, und sonst weder zur Rechten noch zur Linken. Treten anch nicht gerade immer Men- schen von außen her abrathend gegen uns aufs: in unserer eigenen Brust ruhet der ärgste Feind alles Guten. Da sitzt die Trägheit und Bequemlichktiy die sich nicht gern rühren mag und Opfer und Mühe scheut; da sitzt der Eigennutz, der da fragt, was wird mir dafür? und sich beklagt, daß er etwas thun folle um nichts und wieder nichts; da wohnt der Ehrgeiz und der Stolz, der, wo er keine Nahrung findet für eigene selbstsüchtige Zwecke, sich zurückzteht und die Hände in den Schooß legt; da waltet die Ungeduld, die nicht warten kann, bis der HErr seine Verheißung ersüllt, und der Unglaube, der immer sehen will, wo er glauben sollte und sich halten an das, was er nicht stehet, als sähe er’s, und die Ver- zagthein die nur zii bereit steht, auszugeben und zu verzweifeln, wenn’s nicht in alleni gleich nach ihrem Willen geht. Wie wollen wir bei irgend einem Wert, das wir treiben und das uns aufgetragen ist, durch— kommen bei all’ diesen Mächten und Gewalten der Finsternis die uns in den We treten, wenn es eben nicht geschieht durch die Gewißheit: der HErr ist mit uns? (Fr. Arndt.) 5. Also [des Beistandes Gottes und des Ge- lingens seiner Unternehmung gewiß] zog David sammt seinen Mannern [die nun ebenfalls sich keine Bedenken mehr machten] gen Kegila, nnd stritt wider die [die Stadt bedrängenden] Philister, Und trieb ihnen ihr Vieh [das sie bei sich hatten] weg, und that» eine große Schlacht an ihnen. Also errettete David die zu Kegila kund legte damit eine Probe seiner Fürsorge für seine künftigen Unterthanen ab, ob er gleich selbst noch in großer Gefahr und Un« ruhe lebte]. S. sEr that es aber mit ausdrücklicher Zustim- inung Gottes, dessen Willen er überhaupt von nun an anch bei feinem ferneren Vornehmen jedesmal zuvor erforschen konnte vermittels des hohepriesterlichen Ora- kein] Denn da Avjathan der Sohn Ahmielech floh zu David kwie in Kap. 22- 20 erzählt wurde, und ihn erreichte, als derselbe bei der Nachricht von dem Einfall des philistäischen Streifcorps V. 1 schou den Plan gefaßt hatte, hinab zu ziehen] gen Kegila, trug er den Leibrock smit dem Amtschild- lein 2. Mose 28, 6 —30] mit steh hinab. »Darnit war denn, gleichwie früher der Geist des HCrrn, der von Saul gewichen, sich auf David herab- ließ (Kap. 16, 13 s.), anch der Segen des hohepriesters lichen Lichtes und Rechts von Saul liiniveggenommeii und dem David gegeben. 7. Da [als David in Folge zweimaliger Berathung durch den Hohepriesier wirklich den beabsichtigten Kriegszug unternahm V. s] ward Saul [durch Spione, die ihm zu Diensten standen] angesagt, daß David gen Kegila kommen wäre, nnd ser- indem er das hörte] sprach [gedachte bei sich]: Gott hat ihn sdieseu meinen Widersacher, dem ich nun schou so lange vergebens nachge- spürt Kap. 22, 6 ff., verworfen und] in meine Hände übergeben sdaß ich ihn nun werde ergreifen können; denn jetzt ist es ja so weit], daß ek ver- schlossen [ihm ein Entrinnen nicht mehr möglichj ist, nun er in eine Stadt kommen ist, mit Thoren und Riegeln verwahre! swider ihn, daß er nicht herauskanm nicht aber wider mich, der ich sie leicht zu nehmen vermag, da mir eine hinlänglich große Kriegsmacht zu Gebote steht]. Hierzu macht Josephus die ganz zutresfende Be· merkun : Gottlose setzen Gott aus den Augen, und bilden Hei) doch dabei sest ein, er werde ihnen in ihrem heillosen Vorhaben behilflich sein. 8. Und Saul ließ alles [Kriegs-] Vol! rufen zum Streit, hinnieder gen Kegila, daß sie David nnd seine Manner belegten sin der Stadt belager- ten und sie zwängem sich zu ergeben] 9. Da aber David [der nach der Vertreibung der Philister V. 5 mit seiner Mannschaft nicht nach dem Walde Hareth zurückgegangen war, sou- dern in dem besestigten Kegila sich festgesetzt hatte] merkte, daß Saul Böses über ihn gedachte [denn das Aufgebot alles Kriegsvolkes von Seiten des Königs V. 8 mußte ja bald zu seiner Kenntniß kommen], sprach er zu dem Priester Abjathan Lange den Leibroel her [du sollst den HErrn für mich fragen Kap. 14, 18; 30, 7]. 10. Und David sprach [als jetzt der Hohe: priester in seiner Amtskleidung vor ihm stand, bereit, ihm ein göttliches Orakel zu vermitteln]: HEM Gott Israel [der du verheißen hast, dein Volk allezeit wohl zu berathen, und mich, den du zum Fürsten über dies dein Erbtheil hast salben lassen, unmöglich kannst verworfen und in die Hände meines »Verfolgers übergeben haben], dein Knecht hat geboiet, daß Saul darnach trachte, daß er gen Kegila komme, die Stadt zu verderben um meinetwillen [damit er meiner Person habhaft werde]. 11. [So laß denn durch den Mund deines Dieuers, des Hohepriesters mich wissen:] Wer: den mich auch die Bürger zu Kegila [wenn es zu einer Belagerung durch Saul kommen sollte] 286 1. Samuelis 23, 12—18. übetaiitworten in feine Hände [trotzdem. daß ich sie mit deiner Hilfe habe erretten dürfen und sie also mir zu Dank verpftichtet sind]? Und [da es ja noch nicht gewiß ist, ob es wirklich zu einer Belagerung der Stadt kommen wird, so laß fer- ner mich wissen :] wird[aber] auch Saul [überhaupt] herab kommen, wie dein Knecht gehört hat soder ist das nur ein bloßes Gerücht]? Das verkün- dige [beides], HEry Gott Israel [zn dem ich mein Vertrauen hab], deinem Knechte. Und der HErr [der durch die Weise des Lichts immer nur auf Eine Frage zu antworten pflegte, nicht auf zwei zugleich an ihn gerichtete Fragen auf ein Mal, gab zunächst auf die zweite, zuerst zu erledigende «· Frage Bescheid und] sprach: Er wird herab kommen. 12. David shierdurch genöthigt, seine zuerst gethane Frage noch einmal an den HErrn zu richten] sprach: Werden aber [auch wenn ich mit deiner Hilfe es recht wohl vermöchte, die Stadt wider eine Belagerung zu vertheidigen] die Bürger zu Kegila mich nnd meine Männer iiberantworten in die Hände Seins? Der HErr sprach: Ja sste werden dich übercintwortens Es weiß der allwissende Gott nicht nur dasjenige, was sowohl nach der von ihm gemachten Ordnung der Natur, als auch nach dem freien Willen der Menschen geschieht, geschehen ist und künftig geschehen wird Gcientia dej naturalis et; ljbers.); sondern seine Allwissenheit erstreckt sich auch auf folche Dinge, welche niemals wirklich geschehen, sondern nur unter gewissen Umständen hätten geschehen können [so. medic) 13. Da machte sich David auf, sammt feinen Männern, deren [nunmehr, weil immer mehrere im Lauf der Zeit sich um ihn gesammelt hatten, i· Kate- 22, 21 bei sechshnndcrt waren, und zogen aus von Kegila, nnd wandelten, wo sie hin konn- ten [1vo sie hinziehen konnten, ohne sich neuen Gefahren auszusetzem nämlich in die Wüste Juda zwischen dem Gebirge Juda und dem todten Meere 4. Mose 13, 25 Anm.] Da nun Saul angesagt ward, daß David von Kegila entronnen war, ließ er sein Ausziehen anstehen [und das V. 8 zusammengerufene Kriegsvolk wieder aus- einandergehen]. 14. David aber blieb in der Wüste sdahin er V. 13 sich zurückgezogen hatte], in der Burg [auf den dort besindlichen BerghöhenL und [zwar, um seinen Aufenthalt näher zu bezeichnen] blieb ser fürs Erste] auf dem Berge, in der Wüste Siph [auf dem zur Wüste Siph gehörigen Ge- birge]. Saul aber suchte ihn [so lange er sich hier und an anderen Versteckungsorten aushielt] fein Lebenlang [wie in den folgenden Kapiteln ausführlichen berichtet tvird]; aber Gott gab ihn szum thatfächlichen Beweis, daß er ihn keineswegs verworfen, wie Saul sich einbildete V. 7, viel- mehr behütete wie einen »Augapfel im Auge Pf. 17, s] nicht in seine Handr. Der ganze Abfall zwischen dein Gebirge Juda und dem todten Meere läßt nach seiner natürlichen Beschaffen- heit drei verschiedene Abtheilungen von ungefähr gleicher Weite erkennen. Zunächst auf das Gebirge folgt wel- lenförmiges Land, welches noch fruchtbar ist und den Hauptweidegrund der Beduinen bildet; wir kommen noch an einigen Cisiernen vorüber, doch erhält die Ge- gend immer mehr das Ansehen der Wüste. Nach 4 Stunden ist man niitten in Wiisteneien auf Kalk- steinboden, der mit Kreidelagern und Kiefeln wechselt; auf allen Seiten steigen kegelförmige Berge von 2—400 Fuß Höhe empor, anfangs uoch mit Gebüsch bewachsen, das aber bald aufhört und dürftigen Grasungen weicht. Jetzt erreicht man unmittelbar den Seerand, einen sehr rauhen felsigen Streifen Landes, der von vielen Klüften der Wadvs durchschnitten ist. Wir steigen eine 200 Fuß hohe Steilivand hinab, auf welche nach V, Stunde eine zweite Terasse gleicher Art folgt. Dann klettern wir in die 100 Fuß tiefe Felskluft des Wady el Ghör über Klippen hinab, wo Schakale und Steinböcke hausen und von allen Seiten Höhlen und Schlupfivinkel sich zeigen. Hier sind wir in der Wüste Engedi, von der in Kap. 24, 1 die Rede ist. Sie hat ihren Namen von der Stadt Engeddi (Jos. 15, 62), dem heutigen Ain Dschjdzg d. i. Bocksquelle, früher HazezomThamar (1. Mose 14, 7; L. Chron 20, Z) genannt, d. i. Pal- inenort, ohngefähr in der Mitte des westlichen Ufers des todten Meeres gelegen. Robinson kam durch die Wüste Juda über den in L. Chron. 20, 16 erwähnten schrecks tichen Zickzack-Paß, dem man etwa den GemmisPaß in der Schweiz vergleichen könnte, nur daß in Pa- lästina die Kunst viel weniger dem Pfade nachgehol- fen hat als hier, über Felsen und Trümmer von röth- lichem glatten Kalkstein hinabsteigend, zu jener schönen Quelle, die auf einem Gebirgsabsatze von mehr als 400 Fuß über dem Meeresspiegel plötzliclj in einein herr- lichen, reichen, klaren Strom süßen, kalkhaltigem lau- warmen Wassers hervorsprudeln Der Bach raufcht dann steil hinab und verbirgt seinen untern Lauf im Dickicht von Bäumen und Sträuchern, die ganz dem südlichen Klima angehören. Schon hier bei der Quelle liegen Reste alter Gebäude, die Hauptstelle der Stadt Engedi aber war weiter unten. Nach einem halbsiüns digen Herabklettern durch das Walddickicht des Bachs gelangt man auf eine schöne, reiche Ebene, die eine Viertelstunde lang sehr allmtilig nach dein Ufer abfällt; über sie schlängett sich der Bach hin, der jedoch in der heißen Jahreszeit im Sande sich verliert, bevor er das Meer erreicht. Diese Ebene ist ziemlich viereckig gestaltet, rings von Klippen, Klüften und dem Meere eingeschlossen, und hat einen ungemein fruchtbaren ,des schönsten Anbaus fähigen Boden; einst berühmt durch Salomo’s Wein· berge und Balsamgärten (Hohel.1, 14), werden jetzt in Folge der Trägheit und Sorglosigkeit der Bewohner nur noch Gurken und etwas Gerste dort erbauet. Jn ziem- lich grader Linie von Engedi nach Westen herüber, M· Stunden südöstlich von Hebron, liegt der jetzige Teil (d. i. Hügel) Zif, eine runde, in der Ebene gelegene An- höhe, etwas über 100 Fuß hoch; etwas nördlich davon, durch einen kleinen Atady getrennt, trifft man auf die Ruinen des alten Siph (Jos. 15, 55, nicht zu ver- wechseln mit dem andern Ort desselben Namens, in der Südgegend des Stammgebietes Juda Jos· 15, 24), be- stehend in zerbrochenen Mauern und Grundwerken von massivem Ansehn und über eine beträchtliche Strecke ver. breitet; mitten in den Ruinen ist ein schmaler abfälliger Gang in die Felsen gehauen, welcher zu einer Thür führt, mit einer unterirdischen Kammer dahinter. Der in der Umgegend dieser Stadt befindliche Theil der ju- däischen Wüste ist die an unserer Stelle gemeinte Wüste David, in Kegila nicht mehr sicher, entflieht in die Wüste Sivh und wird von Jonathan besucht. 287 Siph. Südlieh davon dehnt sich eine fchöne beckenari tige Hochebenu wohl 12—-1400 Fuß über dem Spiegel des mittelländischen Meeres liegend, aus, deren Gewäfi ser theils nach dem todten Meere, theils nach dem ·Wadv essseba sbei Bersaba) abfließen Ihre Oberfläche tst wellenförmig und fast frei von Felsen, weshalb auch mit reichem Getreidebaiiz in derselben finden wir den in Katz. 15, 12; 25, 2 erwähnten Ort Carmei. Gegen» 25 Minuten weiter südlich liegt auf einem kegelförmigen Berge, der sich allmälig 2—300 Fuß über die Lage von Carmel erhebt und auf seinem Gipfel eine schöne »Aus- stcht gewährt, die Stadt Mann, jetzt Markt; hier scheint die Hochebene anfzuhören, das Terrain fällt nach Süd- often je länger desto mehr zu einem tiefer gelegenen Ta- felland ab. Dies tst das im V. 24 genannte »Gesilde zur Rechten der Wüste« H« d. 15——28. ilarh der Wüste Siph liomuit Jonathaii zu David, stärkt ihu durch seinen zusprach für die wei- ter ihiu bevorstehenden Leiden und erneuert seinen Freund— schaftrsbund mit ihm. diene Verfolgungen lassen denn auch nicht lange anf frrh warten. Die Siphiter nämlich haben nicht sobald idem-rein, daß David in ihrer dliihe sitt) aufhält, als sie auch dem König Tlaäirlajt uou feinen! Aufenthalt geben. Er giebt ihnen Bescheid, daß fte noch nctjerer die Schluofwinlkel Davids erforfasen sollen, nnd riiclrt diesem in die Wüste Meere, wohin er unterdessen gegangen, mit feiner iiiannschaft nach. tjier ist es schon so weit, daß David, auf eintritt Felsen von seinen Verfol- gern umringt, denselben in die tjiinde fallen muß, als plötzlich Botschaft kommt, die Philister seien in’s Land eingefallen, und Sau! nun von der weiteren Verfolgung absieht. 15. Und David sahe [erfuhr, entweder durch ausgeschickte Kundschafter oder auch durch Boten, die ihm Jonatham welcher um feinen Aufenthalt wußte, heimlich zugesandt], daß Saul snachdem er von dem Kriegszuge wider Kegila abgelassen, mit seiner Schaar, die er fiir gewöhnlich um sich hatte] ausgezogen war, sein Leben zu suchen sihn umzubringenk aber David war [wie V. 15 be- merkt] in der Wüste Siph, sund zwar] in der Haide sin einem daselbst befindlichen Walddib kicht, darin er sich einstweilen geborgen wußte] Von diesem Walde ist keine Spur rnehr vorhanden, das Land hat seit Jahrhunderten durch die oerwüstende Hand des Menschen seinen Baumfchmuck verloren. (Van de Beide) Its. Da machte sich Jonathan auf, der Sohn Sankt, nnd ging svon GibeaJ hin zu David in die Haide [in jene Waldgegends und stcirkie seine [des David] Hand in Gott soerstcherte ihn in Be- ziehung auf die Verfolgungem die er jetzt erleiden müßte, der göttlichen Hilfe und Bewahrrings 17. Und sprach zu ihm: Fürchtedich nicht; meines Vaters Saul Hand wird dich nicht fin- den, nnd du wirst swie mir immer mehr zur ge- wissen Ueberzeugung geworden Kap. 20, 13 ff.] König werden über Israel, so will ich sder ich willig mich darein begebe, daß das Königreich nicht bei meines Vaters Hause bleiben wird] der nächste am dich sein ldenn gewiß wird deine Freund: schaft gegen mich auch dann nicht erkalten, wenn l du nun auf dem Throne sitzest]; auch weiß sol- ches [daß der HErr das Königreich von ihm ge- nommen und dir gegeben hat] mein Vatkr wohl [und darum eben verfolgt er dich mit so grimmi- ger Wuth. Vgl. Sie. 6, 14—16]. 18. lind sie machten beide einen Bund mit einander vor dem HEttn serneuerten den bereits geschlossenen Freundschaftsbund Kap. 20, 16 f. 42 durch wiederholten feierlichen Schwur]; und Da- bid blieb in der Haide sdetn Walde] aber Jena: than zog wieder heim knach Gibea, wo sein Va- ter refidirtes Durch Davids glorreichen Sieg (Kap. 17) trat Jo- nathan, der früher als Ueberwinder vom Volke hochge- priesen war, ganz in den Schattenz er verlor sogar durch David seine Hoffnung auf die Königskrouez dennoch schaute er mit freudevollem Auge die Thaten Davids und seinen steigenden Ruhm. Wenn auch er selbst nicht zum Retter seines Volkes berufen war, war es ihm doch genug, daß seinem Volke Erlösung zu Theil werden sollte. Müssen wir vor solcher Mitfreude nicht scham- roth werden? muß der HErr nicht auch uns oftmals schelten: ,,Siehst du dartun scheel, daß ich so gütig bin?« Denn wenn wir auch die Ausbreitung des Nei- ches Gottes lieben, wurmt es uns doch, daß der HErr andere Knechte uns Verzicht. (Jul. Disselhoffd — Das Liebesverhältniß zwischen Jonathan und David ist in Wahrheit eine Freundschaft ohne Gleichen, welcher keine von den gerühmten Freundschaften des griechi- schen Alterthums von ferne gleichkommt. Jonathan’s Anrecht auf die Krone Jsraels ruht aus seiner Geburt, und durch seine Tapferkeit hat er sich längst die Liebe des ganzen Volkes erworben (Kap. 14, 45). David, der Emporkömmling ist weit mehr der natürliche Ne- benbuhler des Thronerbem als des Thronbesitzersz denn in dem ganzen Benehmen Davids liegt nicht das Ge- ringste, was auf einen gewaltsamen Thronwechsel von seiner Seite gedeutet werden konnte. Welch ein unge- wöhnlicher Grad von Selbstverleugnung war schon er- forderiich, wenn Jonathan diesen, seine ganze Zukunft ·efährdenden und durchkreuzenden Mann nur dulden sollte! und er gewann ihn lieb, wie sein eigenes Herz, und diese Liebe bewahrte er ihm, als David tn’s Elend Istohen wurde, obwohl stch Jonathau eben während der erfolgung, die über David kam, immer mehr überzeugte, eben dieser David, und kein anderer, sei der zukünftige König Jsraels, und obwohl Jonathan den Zorn feines leidenschaftlicheii Vaters um der Freundfchaft David? willen auf srch ladet und sogar sein Leben in Gefahr bringt sKap. 20, 30 fs.), sucht er David auf in der Wüste und hängt weinend an seinem Halse. Ju der That, eine solche Freundschaft kann nur wachsen und gedeihen auf einem Boden, auf dem die natürliche Selbstsucht ganz und gar ertödtet ist, der von einer übernatürlichen Kraft besruchtet wird. Die Erzählung giebt auch dar- über genügendeAustunftz sie bezeichnet den Bund zwischen Jonathan und David als einen Bund in dem HErrn und vor dem Hüften, und weist mit diesem Namen hin auf einen Lebensquelh der vom Himmel fließt und alles Menschliche heiligt und reinigt. Es ist gewiß, Jonathan strahlt hier in dem Selbftlicht von unvergänglichem Glanze einer Liebe, wie sie an Königsböfen nicht leicht zum zweiten Mal gefunden wird; aber eben so wenig würde ein anderer, als David, eine solche Liebe erweckl und befriedigt haben· Wir wundern uns, daß Jonas than’s Liebe seine ganze Gegenwart als die des natür- lichen Thronerben zum Schweigen bringt: sollen wir uns 288 weniger wundern, daß David seine gottverbiirgte Zukunft, welche ihre Strahlen bereits in die Gegenwart hinein- leuchten läßt, dermaßen vergißt, daß er trotz der Freund- schaft Jonathaws sich ihm willig unterordnet (Kap. 20, 7 f.)? Es ist dies nicht eine künstlichc Vescheidenheih in welche sich David einstweilen einkleidet, so lange ihm noch keine Gewalt zu Diensten steht, sondern es ist die- jenige Demuih, ivelche die Kehrseite seines unbedingten Verirauens ist, daß Jehovah selber, der ihn von den Schasheerden zum Thron berufen hat, ihn durch offen- kundigc Thatsachen in den Besitz seiner Würde einsetzen werde, ohne daß er nöthig habe, irgend etwas als einen Raub an sich zu nehmen, was ihm dermalen nach den bestehenden Verhältnissen noch nicht zukam. (Baumgar- ten.) Es war dies das letzte Mal, daß sie sicb sahen; und sie ahnten es wohl beide nicht. (Fr. Arndt.) 19. Aber [aus diese Glaubensstärkuiig folgte bald ein neuer Sturm der Anfechtung; denn] die Siphiter fBiirger der Stadt Siph, im grellen Gegensatz zu Jonathan’s Benehmen gegen David] zogen hinaus zu Saul gen Gibea, und sprachen: Jst nicht David bei uns verborgen in der Burg [auf den in unserer Gegend befindlichen Berg- höhen],» in der Haide [dem Waldgebüschsb auf dem Hagel Hachila, der zur Rechten liegt an der Wnste lsüdlich von dem wüsten Westrande des todten Meeres l. Mose 13, 9. Anm.]? W. So komme nun der König hernieder [zu uns] nach alle seines Herzens Begehr [wie wir denn wissen, daß derselbe schon lange darnach trachtet, dieses David habhaft zu werden]»; so wollen wir ihn uberantworten in des Konigs Hände. Wie u V. 14 bemerkt wurde, ist der Tell Zif ein allein stehender ab eplatteter Hügel von etwa 100 Fuß Höhe« von seinem ipfel aus, der ein wahres Panorama gewährt, hatten die Siphiter einen vortrefflichen Ueber- lick über die Kreuz« und Querzüge David’s in der Wüste und konnten recht gut wahrnehmen, wie er in der Ferne sich auf dein Hügel Hachila an der Südseite ihrer Stadt zeigte; sie schicken denn schleunigst zu Saul und verrathen ihm den Bergun sort seines Feindes, in- dem sie ihn ausfordern: Komm erab, und an uns ist es (so lauten die Worte genauer iibersetzt, d. h. wir sind im Stande nnd erkennen es für unsere Pslicht als deine getreuen Unterthanen), ihn auszuliefern in die Hand des Königs. Später, als David sich abermal in derselben Ge end aushielt, begingen die Siphiter noch einmal eine ixolche Verrätherei (Kap. 26, 1 ff.); wie da David, als er so sich wie verrathen und verkauft sah mitten unter denen, die seine Stammesgenosfen waren und feine künftigen Unterthanen, feine Zuflucht zu dem HErrn genommen, zeigt er in dem 54. Psalm. 21. Da sprach Saul sin seinem verkehrten Wahne den Namen Gottes in schnöder Weise mißbrauchend]: Gesegnet seid ihr dem HErrn [Kap. 15, 13; Nicht. 17, 2], daß ihr euch mein er- batmet habt [und mir wider diesen David, der meinen und meiner Familie Untergang sucht, helfen wollet]· 22. So gehet nun hin [nach eurer Stadt zurück], nnd werdet es noch gewisser [gebet ferner auf ihn Acht], daß ihr wisset und sehn» an welchem Ort seine Fuße gewesen sind [er seinen l. Samuelis 23, 19—-28. 24, 1——5. gewöhnlichen Aufenthalt hat] und wer ihn daselbst gesehen habe sauf daß ihr euch nicht durch un- sichere oder falsche Gerüchte täufchen laßt und ich, wenn ich nun hinkonime, seiner doch nicht hab- haft werde]; denn niir ist gesagt, daß er [gar] listig ist fund seine Aufpasser irre zu führen weiß] Letzteres hatte vielleicht einer von den Hofbeamteii bei Gelegenheit der Nachfrage Saul’s in Kap. 22, 6ff. geäußert, um sein und der Andern Nichtwissen vor ihm zu entschuldigt-it. 23. Besehet und erkundet [a1so] alte Okkjkk [S»chlupfwink·el], da er sich verkreuchh und kommt wieder zu mir, wenn ihrs gewiß seid [wo ich ihu finden kann]; so will ich sdann] mit euch ziehen. Jst er im Lande, so will ich nach ihm forschen unter allen Tausenden [Geschlechtern] in Jud« fer soll mir sicherlich nicht entgehen] 24. Da machten sie sich auf, und gingen [oon Gibea wieder heimwärts] gen Siph, vor Saul hin sum in der von ihm angegebenen Weise ihm alles zu einer Verfolgung Davids fertig zu machen] David aber und seine [sechshundert] Männer waren [inzwifcheii, wohl weil sie dort sich nicht mehr sicher fühlten, von dem Hügel Hachila fortgezogen und hielten sich jetzt 2 Stunden weiter südwärtsj in der Wüste Maon [auf], auf dem Gefilde ltv Dei? Steppe] zur Rechten [d. i· im Süden I. Mose 13, 9 Anm.] der Wüste [in dem zu V. 14 beschriebenen Tafellande]. 25. Da nun Saul [von den Siphitern hier- über beUachrichtigtJ hinzog mit seinen Männern zu suchen [wie er V. 23 versprochen], ward es David angesagt fdaß der König ihm auf der Spur teil; und er machte sieh hinab in den Fels swörtlichz stieg den Fels hinab, d. i. den kegelförmigen Berg, auf welchem die Stadt Maon lag], und blieb in der Wüste Maon [weil er hier sich sicherer glaubte, als in der Steppe zur Rech- ten der Wüste] Da das Saul hörete [indem die Siphiter, die von ihrem Hügel aus bis nach Maon herüber sehen konnten, dem Könige von der veränderten Stellung seines Feindes so- fort Nachricht gaben], jagte er David nach in der Wuste Maon snach der er nunmehr sich wendete, statt nach jener Steppe V. 24]. 26. Und Saul mit seinen Männern ging an einer Seite des [eben erwähnten] Berges, David mit seinen Männern [dagegen] an der andern Seite des Berges. Da David aber [in großer AngstJ eilen, dem Saul zu entgehen kund sich deshalb auf den Gipfel des Berges flüchtete, wo er hoffen durfte, sich nöthigenfalls vertheidigen zu könnenjz da nmriugete Saul, sammt seinen Män- nern, David nnd seine Männer, daß er sie grisfe [und hätte er sie recht gut dnrch Hunger zwingen können, sich zu ergeben] 27. Aber es kam [nach einer wunderbaren Vorsorge Gottes, den David iii seiner Noth an- David, von Saul hart bedrängt, entgeht durch Gottes Dazwischentreten der Lebensgefahr. 289 tief Pl. 541 ein Bote zu Saul, und sprach: Eile, nnd komm; denn die Philister find in’s Land gefallen. 28. Da kehrete sich Saul von dem Nach- jagen Davids [gab die weitere Verfolgung dessel- ben für jetzt auf], und zog hin, den Philistern entgegen; daher heißt man den Ort [wo Saul und David durch Gottes Dazwischentreten von einander getrennt wurden, daß jener diesem nichts anhaben konnte] Sela Maheltoth [d. h. Scheide- oder Trennungsfelsen -—- nach anderer Auslegung: Fels der Entschlüpfung oder des Entkommenss lll— eins. et, 1—23. wahr-an Sau! mit de« nimmer» streitet, zieht David mit seinen Leuten auf die Berg— hölien von Eagedi sich zurück; anch dorthin verfolgt ihn der König, der es einmal auf seinen Untergang abge- sehen hat, nachdem er wieder freie Hand benommen, aber dies Mai geröth er selbst in die Gewalt des Verfolg— ten. Zins seinem Ziege in jene Gegenden nämlich tritt Saal von dem Wege ab, um in einer seitwärts gelegenen Höhle ein Zedürfniß zu befriedigen; das ist denn die nämliche Höhle, in deren Hintergrunde David mit seinen Sechshitudert sieh aufhält. Diese nun reizen ihn, den günstigen Jlngenblitti zn ergreifen und seines Widersacher-i sich zu entledigen; er aber weist solche Jnmuthung ent- slhieden von sich, indem er sieh damit beguügh non dem beiseilg liegenden Rocke Sankg einen Zipfel abznschiied den. Mit diesem Zipfel in der Hand geht er dann dem Könige, als dieser die ejölsle wieder verlassen, narh und redet ihm so beweglich nnd siberzeugungatirciftig an’g Herz, daß derselbe ln Tisräiien neigt-einst, sein Unrecht einge- steht nud, nachdem er den, der einst König sein werde an seiner Statt, um versehonimg seines Geschlechts gebe— ten, alle weiteren verfolguugen aufgiebt David indessen, der da weiß, daß die Stunde seiner Erlösung noch nicht gekommen, bleibt in der wüste zursiiii und heilt sieh auf fernere Drangsal gefaßt. Kuh. 24, V. 1. Und David sdie gefahrvolle Stellung auf dem Felsen in der Wüste Maon nach Sauls Abzuge verlassend] zog hinauf von dannen [6——7 Stunden nordöstlich hinüber nach dem Westrande des todten Meeres) und blieb in der Burg [auf den Berghöhen von] Engedi [Anm. zu Kap. 23, 14]. An allen Seiten ist die dortige Gegend voll Von Höhlen, die David mit seinen Leuten zu Schlupfwinkeln wider Sauls fernere Versolgungem wenn cr aus dein Streit mit den Philistern zu ihm zurückkehren würde, benutzen wollte. Aber es ist auch ein großes und fchauers lichco Gebirge, auf welchem jetzt nur einige wenige Hirten wohnen, die keine Häuser haben, sondern sich mit ihrem Vieh in den Höhlen der Felsen aufhalten; vielleicht also rechnete er darauf, daß Saul wenig Luft haben würde, ihm auch bis hieher nachzusetzem in diese besehweriichen und gefahrvollen Passe, wo man das Meer 1500 Fuß tief unter sich hat und der Pfad nicht selten unter den steilsten Winkeln an senkrechten Wänden sich hinzieht Doch darin irrete er sehr. Das 24. Kapitel. David sohonet des Saul in der Höhle. 2. Da nun Saul wiederkam von den Phi- listetn, ward ihm sdurch seine Kundschafter, die er bei dem Abzuge von Maon Kap. 23, 28 zu- Dächscks Bibelwert rückgelassem Davids weitere Unternehmungen genau zu beobachten] gesagt: Siehe, David ist [jetzt] m der Wnftc Engedi. 3. Und Saul [dem die Beschwerden nnd Gefahren der dortigen Pfade wohl bekannt waren] nahm drei tausend junger sauserleseners Mann- schaft aus» ganz Israel, und zog hin, David sammt seinen Mannern zu suchen, auf den Felsen der Gemfen [wo nurGemsen und Steinböcke hausen—- so wenig fürchtete er sich in seiner Verfolgungs- wnth auch vor den unwegsamsien nnd schauer- lichsten Gegenden]. Bei dein Herannahen seines Vcrfolgcrs fiüchtete sich David, wie aus dem folgenden Verse hervorgeht, mit seinen 600 Mann in eine große tiefe Höhle; wie sehr ihm dort das Herz geb-singt, wenn sein Versteck dem Saul kund werden sollte, zeigt der 142. Psalm. Aber siehe, nicht wieder eine äußere große Gefahr war es, die ihm diesmal drohete, sondern eine innere, weit größere, nämlich die Versuchung, an dem Gesalbten des HErrn sich zu vergreifen, um mit Einem Schlage seinem ganzen ietzigen Elend ein Ende zu machen! Doch der um Hilfe zu Gott geschrieen wider die, die ihm Stricke legten auf dem Wege, darauf er ging CPII l42, 4), der war nun auch behüteh daß er nicht in die Netze des höllischeii Jägers gerieth. 4. Und da er sSaulj kam zu den Schaf- hiitden am Wege [zu den seitwärts von der Straße, die sein Weg ihn führte, aufgerichteten Schafhürden 4. Mose 32, 19 Anm.], war daselbst eine sgroße und geräUrnigeJ Hehle· [mit Seiten: gängen, ähnlich wie die bei Kliureitiin Kuh. 22, 1 Anm.], und Saul ging hinein, seine Fuße zn decken [seine Nothdurft zu verrichten« Nicht. Z, 24 —- die Morgenländer pflegen dabei ihre Füße mit dem langen Obergewande zu bedecken]. David aber nnd seine Manner saßen hinten in sdem finstern Theile] dck Hvhlc [denn durch Gottes Fü- gung mußte Saul gerade in der nämlichen Höhle ab- treten, wohin David mit seinen Leuten sich gefliichtet hatte, und also wehrlos in dessen Hände gerathen, da niemand von seinen Begleitern bei ihm war]. «) Die andere Auslegung, da man den Ausdruck in dem Sinne nimmt: ,,sich schlafen zu legen«, mag in Kirchen und Schulen, wo es Anstoß erregen könnte, wenn man das, was eigentlich gemeint ist, näher erör- tern wollte, beibehalten werden, läßt sich aber wissen- schaftlich nicht rechtfertigen. Z. Da spracheu die Männer Davids [teise] zii ihm [als sie ihren und ihres Anfiihrers Ver- folger so ganz in ihre Gewalt gegeben sahen]: Siehe, das ist der Tag, davon der HErr zu dir gesagt hat: Siebe, ich will deinen Feind in deine Hände geben, daß du mit» ihm thust, was dir ge- fälliX Und David [der zwar in der Weise, wie seine Männer ihm riethen, durchaus nicht daran dachte, an seinen Verfolger sich zu machen, aber doch ein Zeichen, wie völlig dieser in seiner Ge- walt gewesen, davon tragen wollte] stund auf [schlich sich an die Stelle, wo der König seinen Meil oder Mantel Kap. 18, 4 bei Seite gelegt g. c. I. 2. 19 290 l. Samuelis 24 6——21. hatte], und schnitt leise einen Zipfel vom Rocke Saul’s. «) Es ist wohl möglich, daß der HCcr durch einen Propheten, etwa den Gad (Kap. 22, 5), dem David ge- wisse Verkündigungen von seiner endlichen Erlösung und Sauks schließlichem Untergange hatte zu Theil werden lassen; aber dann haben sie gewiß nicht so gelantet, wie die Männer sie hier wiedergeben, sondern diese verdrehen und verkehren sie nach ihrem Sinne, wie ja das die Art ist des Versuchers, daß er Gottes Wort mystisicirh d. h. ihm eine ganz andere Meinung unterschiebt, als in der es gesagt ist (1, Mose Z, l; Matth. 4, 6). Jn- dessen ist es viel wahrscheinlicher, daß die Redenden die göttliche Fiigung selber, durch welche Saul in die Ge- walt Davids gerathen war, als einen göttlichen Wink für letzteren deuten, die Gelegenheit zum Umbringen seines Todfeindes zu draußen, als wvllten sie sagen: Siehe, das ist der Tag, an welchem der HErr dcutlich und ver- ständlich genug zu dir spricht: Siehe, ich habe deinen Feind in deine Hände gegeben, daß du mit ihm ihuest, was dir gefällt » s. Aber darnach schlug ihm sdem David] sein Herz, daß er den Zipfel [dem] Saul hatte abgeschnitten [sein Gewissen machte schon das ihm zum Vorwurfe, so daß er auch darin« eine theilweise Verletzung der geheiligten Majesiät seines Königs und den Anfang zu einem iachgeben gegen das, wozu das ncitürliche Herz und die vrrführerische Stimme der Welt riethen, nämlich die günstige Gelegenheit, an seinem Widersacher sich zu rächen, nicht unbenutzt vorbei gehen zu lassen, erkannte, und nur desto entschiedener alle Versuchung von innen und von außen von sich abwies], 7. Und sprach [daher] zu seinen Männern [als er mit dem abgeschnittenen Zipfel in der Hand zu ihnen zurückkehrte]: Das lasse der HErr ferne von mir sein, daß ich das thun sollte swozu ihr mich reizen wollt], nnd meine Hand legen an meinen Herrn [und KönigL den Gesalbten des HErrnz denn er ist [und bleibt doch] der Ge- salbte des HErrn swenn er auch noch so sehr mit Drohen und Morden wider uns schnaubt]. Die Alten pflegten zu sagen: David hat hier, indem er des Saul verschönte, einen herrlicheren Triumph gehalten, als da er den Goliath überwand; denn dort besiegt er den Zorn eines andern, hier aber seinen eige- nen, obwohl derselbe von 600Personen angefeuert wurde. 8. Und David weisete seine Männer von sich mit Worten [fuhr sie hart mit Worten an, da sie jetzt selber ausführen wollten, wozu sie vorhin ihm gerathen], und ließ sie nicht wider Saul sich auflehnett Da aber Saul [nach beendigtem Ge- schäft, ohne daß er etwas inne geworden wäre von dem, was in einiger Entfernung von ihm leise zwischen David und seinen Leuten verhandelt wurde] sich iusmachte aus der Höhle, und ging ans dem Wege [seinen Weg weiter ging]; s. Machte sich darnach David auch auf, und ging aus der Höhle, und rief Saul [noch ehe dieser mit seiner Mannschaft V. 3 wieder zu: sammengetrossen war] hinten nach, und sprach sum zunächst sich Gehör bei ihm zu verschaffen]: Mein Herr König! Saul [als er so sich gerufen hörte] sahe hinter sich. Und David [seinem Herrn und König alle Ehrerbietung nach der Weise des Morgenlandes bezeigend i. Mose 33, 3 Aum.] neigte sein Antlitz zur Erde, und betete an finden: er geradezu sich vor ihm niederwarf], 10. Und svrach zu Saul lnachdem er sich Ilsiedet erhoben hattejx Warum gehorchest du Men- schen Wort lhöresi du auf die verleumderischeu Reden der Menschen], die da sagen: David suchet dein Unglück sstehet dir nach Krone und Leben]? 11. Siehe, heutiges Tages sehen deine Augen san diesem Zeichen, das ich da in meiner Hand halte], daß dich der HErr heute hat shattej in meine Hand gegeben in der Höhle [mir dir zu thun, was mir gesiele], nnd es ward soon denen, die bei mir waren] gesagt [mir mit sehr verführe- rischen Worten angerathen], daß ich dich sollte er- würgen Aber es ward dein sdurch mein Da- zivischentreteiiJ verschontf denn ich sprach: Jch will meine Hand nicht an meinen Herrn legen, denn er ist der Gesalbte des HErrn. «) Llsörtlicip Aber es (nämlich mein Auge, s. 5. Mose13,8)verschonete dein. 12. Mein Vater [so nenne ich dich mit kind- licher Ehrerbietung, da du ja mein König und Herr bist], siehe [, ach siehe] doch den Zipfel von deinem Rocke in meiner Hand, daß ich dich nicht erwiirgen wollie, da ich den Zipfel von deinem Rock schnitt. Erkenne und siehe, daß nichts Böses in meiner Hand ist, noch keine Uebertretung sdicser Satz ist mit dem vorhergehenden zu verbinden: denn daß ich blos den Zipfel von deinem Rocke schnitt, und dich nicht erwiirgete, obwohl ich dies eben so leicht gekonnt hätte, als jenes, daran erkenne und siehe, das; nichts Böses in meiner Hand ist, noch keine Uebertretung, d. h. daß ich nicht mit Unheil und Verbrechen umgehe, wie meine Verläumder V. 10 mir nachreden]. Jch habe auch [sonsi] an dir nicht gesündiget [in irgend welcher Weise]; Und du jagest meine Seele, daß du sie weguehmest [wegrafsest]. 13. Der HErr wird Richter sein zwischeu mir Und dir [durch den schließlichen Ausgang der jetzigen Verfolgungem die ich von dir erleiden muß, beweisen, wer von uns Recht und wer Un- recht gehabt hat], nnd [wird, deß bin ich voll guter Zuversichh seiner Zeit] mich an dir rächen; aber meine Hand soll nicht über dir sein. 14. [Jch würde ja, wollte ich selbst mich an dir vergreifen, handeln in der Weise] Wie man sagt nach dem alten Sprichwort: Von Gottlosen kommt Untngettdii [nnr goitlose Leute smd es, die sich selber rächen und wider ihren Fürsten sich auf- lehnen]. Aber [unter denen werde ich mich nicht finden lassen: wie gesagt] meine Hand soll nicht über dir sein. «) Die Griechen haben dafür: stumm? neigen-or,- non-ö- Saul, auf's Neue David verfolgend, geräth in dessen Gewalt, wird aber von ihm verschoun 291 Its» »(von einem bösen Raben ist das Ei wieder ein es» 15. sllnd wenn du solcher meiner Versicherung, trotz des thatsächlichcn Beweises, wie aufrichtig ich es damit meine, dennoch keinen Glauben schenken willst, so überlege dir doch:] Wem zeuchst du [denn in meiner Person eigeutlich] nach, [da] Konig von Israel? Wem jagest du [mit Aufbietuug von so viel Mühe und Pracht] nach? Einem todten Hunde, einem einigen Floh [mußt du dir bei ruhiger Ueberlegung riicht selber sagen, daß ich dir, dem Könige Jsraels gegenüber eben so machtlos bin, einen wirklichen Schaden zu thun, wie jedem Menschen gegenüber ein todter Hund, ein einziger Floh es ist, bei denen man’s doch wahrlich unter feiner Würde hält, sie bis auf’s Aeußerste zu ver· folgen Kuh. 26, 203 Z. Sam. 9, 8; 16, 9]? Mit dem letzten Satz giebtDavid die Antwort selbst auf seine vorangegangene Frage; es sollte also nach die- sem Satze nicht ebenfalls ein Fragezeichen gesetzt sein 16. Der HErr saberj sei Richter [wenn du meiner beweglichen und demüthigen Bitte unge- achtet noch länger mich so ungerechter und thö- richter Weise verfolgen solltest], und tichte zwischen mir und dir, und sehe drein, nnd führe meine Sache aus, und rette mich von deiner Hand. 17. Als nun David solche Worte zu Saul hatte ausgeredet, sprach Saul soon David-s Ver- halten gegen ihn und der Wahrheit seiner Rede in innerster Seele ergriffen]: Jst das nicht deine Stimme, mein Sohn David? Und Saul [der vor tiefer Rührung im Augenblick nicht weiter reden konnte] hub auf seine Stimme, und weinete. 18. Und sprach [darnach, als er seiner Ge- fühle einigermaßen wieder Herr geworden war, weiter] zu David: Du bist gerechter, denn ich. Du hast mit sallezeit nur] Gutes beweiseh ith aber habe dir [so lange Zeit daher so viel] Bö- ses beweiset. II. Und du hast mir heute angezeiget [den unwidersprechlichen Beweis geliefert], wie uGutes an mir gethan hast [da es dahin mit mir ge- kommen war] daß mich der HErr hatte in deine Hände beschlossen [mit mir zu» thun, wie du woll- test], und mich doch nicht erwurget hast. 20. sWelcher andere in deiner Lage hätte wohl ebenso gehandelt, wie du? denn] Wie sollte jemand feinen Feind [der bis auf den Tod ihn verfolgt] finden [so daß er alle Gelegenheit hat, sich an ihm zu rächen und ihn für sich un- schädlich zu machen], und ihn sgleichwohlj lassen einen guten Weg gehen findem er nicht das Ge- ringste ihm zu Leide thut]? Der HEtt vergelte dir Gutes sur diesen Tag, das du au mir gethan [für das, was du an diesem Tage mir Gutes gethan] hast. Davids That erscheint allerdings einzig in ihrer Art, wenn man bedenkt, welcher großen Gefahr er sich selbst und seine Leute damit aussetztg daß er den Saul unangetastet fortließ: wie leicht hätte dieser, wenn er die Anwesenheit des von ihm Versolgten in der Höhle bemerkte, seine Mannschaft herbeirufen, die Höhle besetzen und die, welche stch darin befanden, mit Einem Schlage vernichten oder wohl gar durch Hunger verderben kön- nen. Luther sagt: »Es hat der liebe David viel müssen leiden, Saul hat ihn wohl zehn ganzer Jahre eplagtz er aber hat geglaubt, das Ftdnigreich stände i m zu, darauf ist er beständig eblieben Jch zwar wäre davon« gelaufen und hätte ge agt: HEriy du lügst, soll ich König sein und gemartertwerden?« An David bewährt es sich aber auch so recht, was die Schri1tspricht(Hebr. 10, 35]: »Werset euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat« Denn nicht nur wurde Saul überzeugt, daß David kein feindseliges Gemüth gegen ihn trage, und, so lange er lebe, die Hände nach seiner Krone nicht ausstrecken würde, was immerhin ein großer Ge- winn für seine Sache war, wenn gleich die gegenwär- tige freundliche Stimmung des Königs bald wieder in den vorigen Haß gegen ihn umschlug; sondern es wurde auch sein Recht zum Throne, das Gott ihm durch Sa- muel’s Salbung verliehen, von Saul selber, wie wir im Folgenden lesen, vor vielen Zeugen anerkannt. Dabei aber dürfen wir vor allem den weit größeren Gewinn- sür seinen inneren Menschen nicht vergessen. Der erste Sieg über uns selbst ist immer der schwerste, der weite wird schon leichter. Als daher Saul später den avid noch einmal in der Wüste Siph in ähnliche Versuchung hineinbrachte (Kav. 26) wurde es David nicht mehr schwer, ihn wieder zu verschonen. ——- ,,Wer diese Ge- schichte sich in's Herz schreibt, der wird die selige Kunst lernen, alle Nöthe nach dem Herzen Gottes zu über« winden. Woher kommen unsere meisten Bekümmernissa die meisten schweren Stunden, Tage und Wochen? Nicht von den Feinden! von denen vielmehr, die uns die Nächsten sind« und unsere Freunde. Die zusammen ar- beiten und streiten und siegen und ihres HErrn sich freuen follten, die bereiten sich gegenseitig geheime und öfsentliche Plagen und laden sich einander unerträgliche Lasten auf, der Bruder dem Bruder, die Schwester der Schwester, die Kinder den Eltern, der Vater dem Sohne, der Mann dem Weibe uud das Weib dem Manne. Die Fälle, wo der eine unschuldig ist wie David, sind die seltenen; zu allermeist tragen beide die Schuld. Soll das unter uns so fortgehen? giebfs gegen solche Trüb- sal kein Mittel? Mein Freund! giebt Gott dir Gele- genheit, deinem Unwillen, deinerGereizthcit, deiner Scha- densreude gegen den Nächsten Luft zu machen, ihm in spitzer scharfer Rede einen Hieb, oder wenigstens einen Seiteuhieb zu versehen, so überwinde, solltest du gleich von falschen Freunden zur Rache gelockt werden, die na- türlichen, aber sündlichen Gefühle der Bitterkeit durch schonende Sanftmuth. Giebst du jenen auch nur leise nach, so wirst du’s mit Schmerz erfahren, daß du dein Herz, statt von der Last es zu entladen, nur zur quä- lenden Unruhe und dein Gewissen zum Schlagen bringst. Aber, fragst du, wie vermag ich’s, für Bitterkeit meinem Nächsten Lindigkeit zu beweisen? Hast du nicht gehört, was David sagt: Jch will meine Hand nicht an ihn legen, denn er ist der Gesalbte des HErrn? Er- kenne nur in deinem Nächsten den Gesalbten Gottes, den auf den Namen des dreieinigen Gottes Getauften, den, um dessentwillen Christus gestorben ist. Du wirst dich zu derselben schonenden Liebe durchkämpfem die so wunderbar aus dem Worte spauli(Röm. 14, IS) redet: Lieber, verderbe den nicht mit deiner Speise —- aber auch nicht mit deinem Worte ——, um welches willen Christus gestorben ist.« (Disselhoss.) 21. Nun ich weiß [da du unverkennbar der Mann nach dem Herzen Gottes bist, von dem Samuel mir geredet Kuh. 13, 14; 15, 28],» daß du knach mir] Komg werden wirst, uud das Kratz- II· 292 1. Samuelis 24, 22. 23. 25, 1—-10. reich süberj Jsrael stehet in deiner Hand [wird in deiner Hand Bestand haben, während es für mein Geschlecht schon mit mir ein Ende hat]. 22. So sthwbre mir nun bei dem HErrn, daß du nicht ausrottest meinen Samen naeh mir swie es sonst die Weise eines neu aufkommenden Fürstengeschlechts ist, daß es das vorangegangene Geschlecht bis auf den letzten Sproß ausrottet, um der Herrschaft stch zu vergewisfern I. Kön. 15- 28 ff» IS- 11 fi.; 2. K. 10], und meinen Namen nicht austilgest von meines Vaters Haus [sondern vielmehr noch meinen Kindern und Kin- deskindern Gutes erzeigest, gleichwie du mir ge- than]. 23. Und David schtvnt Saul sdaß er also thun werde, wie er’s denn hernach auch treulich gehalten — denn bei dem, was in 2. Saat. 21, I ff. geschah, stand es nicht in seiner Macht, das Gericht von Saul’s Hause abzuwenden]. Da snaehdem er so mit David sich versöhnt] zog Saul heim [mit seiner Mannschaft nach Gibea]; David aber [der des Königs Wankelmuth aus Erfahrung kannte Kap. 19, 6 ff» mochte nicht ebenfalls nach Hause gehen, sondern er] mit seinen Männern [die ja keine ordentliche Heimathsstätte hatten Kap. 22, 21 machten sieh hinauf auf die Burg [auf das Gebirgsterrain der Wüste Juda]. Das 25. Kapitel. Snmueks Tod. Tliabuks Thorheit Forsichtixp liest Uliigoika Davids Merbung um sie. I· v. t--13. Uaeh einer lturzeu Zwischenbemerteung über Samnelfg Tod nnd Zegräbniß, der gerade in der Zeit, bei welcher wir angelangt End, starb, schließt sehr bedeut- satn an die Gesrhichte von Davids Edetniuth gegen Saul eine andere sikh an, die uns zeigt, wie jener Gdelmnth von Seiten Davids nicht beruhte aus einem gntmicthig weichen llatnrgrundtz vielmehr eine Frucht deg Geistes Gottes war, der sein von dlatnr teideiischastliityhrstigeg Temperament beherrsrhte und heiligte. Kuf seinen-Streif- ziigen durch den südliehen Theil von paläsiina ntimliih erfährt David eines Tages, daß ein in Mann ansäsriger reirher heerdenbentjey mit dem Zeinamru ital-at, zn Turmes, wo er seine Wirthschast hat, bei Gelegenheit der Sthasschur fesllime Gelage hält. Kller Lebengbedürsiitsse für sitt) nnd die Seinen damals gerade entblößt, sendet er etliihe Kanonen an den Mann, um ihn zu beginnt· wünschen und sieh mit Berufung ans den Satt-h, den dessen Heerden bei ihm genossen haben, eine freundliche seisiener anoznbitten Jlber der hartherzige und geiztge tlabal fertigt die Boten mit dem skhnödesten Hohn ab; da entbrenntliavidv Leidens-haft zur stammenden Muth, das er mit 400 Mann ausbricht, um blutige Rache zu ne men. l. Und Samuel starb sum dieselbe Zeit, wo David mit seinen Männern auf den Berghöhen der Wüste Juda umherirrte, etwa um das Jahr 1052 v. Chr. G., nach unserer Rechnung also in einem Alter von 88 Jahren], und das ganze Israel [in feinen Aeltesten und Häuptern] Vet- samutelte fich san dem Wohn- und Sterbeortdes großen Propheten, dem das Volk seine Rettung und Wiederherstellung verdankte], und trugen Leide Um ihn [in der Weise, wie ihre Väter früher um Aaron und Piose Leide getragen hatten 4. Mose 20, 293 s. M. 34, 8], und begraben ihni in seinem Hause zu Rama [in der für ihn auf dem Hofraum seines Wohnhauses hergerichteten Gruftspsps David aber sder gewiß, wenn er nicht damals als ein Flüchtliitg sich noch fern hätte halten müssen, bei der Trauerfeier würde gegenwärtig gewesen sein, fand an seinem bisherigen Aufenthalt nicht einmal mehr ausreichende Lebensmittel; deshalb] ntachte [er] sich auf sum noch weiter hinunter nach den Mittagsgegenden des Landes sich zu ftüch- tenL nnd zog hinab in die Wüste Paran Dahin, wo der nördlichste Theil dieser Wüste 4. M. 13, 1 Amt. mit dem Gebirge Iuda sich berührt] «) Ein großer Mann war gestorben, groß und stark im Glauben, groß und stark in Demuth und Selbst- verleugnung, ein Mann voll Liebe zu König und Vater- land, voll Trauer unt den gefallenen König und seines Reiches Jammer, ein Held Gottes, eine Mauer um sein Volk her. Das war der Mann, den sie zu Grabe trugen: in Rama, wo er das Licht dieser Welt erblickt, dort ruht auch sein sterbliches Gebein. Seine Seele aber mußte auf Gottes Geheiß selbst nach dem Tode noch einmal erscheinen, um furchtbar-ernste Worte dem tiefgefallenen Saul zu vertündigen (Kap. As, 16 ff.). Der Prophetenmund, der so gewaltig im Leben gezeugt, sollte selbst auch im Tode nicht schweigen. (Schiier.) Von einem Grabmal, in Stein und Erz gehauen, lesen wir nichts· Hatten wir ihm aber einen Denkstein zu setzen, so müßte auf der Vorderseite stehen ein beteudes Weib im Tempel, und zu ihren Füßen das Wort: »Gehe hin mit Frieden, der Gott Jsraels wird dir geben deine Bitte, die du von ihm gebeten hast!« auf die Kehrseite aber setzte ich ein Eben-Ezer, darüber das Wort: »Der HErr verläßt sein Volk nicht um seines großen Namens willen«, und darunter: »Vis hieher hat derHErr gehol- fen!« (.Hermann.) «) Gräber legte. man sonst außerhalb der Städte im Freien an; nur Könige und Propheten durften in den Städte-n beigesetzt werden. Gewöhnlich waren die Grä- ber Höhlen odrr Grotten, am liebsten in schattigen Um- gebungen unter Bäumen und in Gärten, entweder na- türliche, deren es in Palästtna viele giebt, oder häufiger künstliche, für diesen Zweck ausgegrabene oder in« Felsen gehauenez auch senkrecht im Boden angebrachte Gräber gab es, und zuweilen legte man solche auch auf Bergen an, Für die Aermeren waren gemeinsame Bcgräbniß- plätze bestimmt; hauptsächlich wegen der fleischgierigen Schakals verschloß man die Gräber mit Thüren oder großen Steinen, im Monat Adar (März) aber, nach der Rcgenzeih wurden sie in der nachexilischen Periode von außen neu übertünchtz um die in großer Menge zum Passa vorüberziehenden Fremden vor der Berüh- rung, welcheverunreinigte (4. Mose, 19, 16), zu ivarnen (Matth. 23, 27), Die Gräber der Propheten und an- derer heiliger Personen suchte man im nachexilischen Zeit- alter geflissentlich auf, stellte die verfallenen her und schmückte sie (Mattb. 23, 29), ein Tribut der Hochach- tung und Dankbarkeit, der auch im griechischen Alter- Samueks Tod. David sendet Boten an Nabal mit der Bitte um einige-Lebensmittel. thum nicht unbekannt war und noch jetzt im Morgen- land üblich ist. (Winer.) Z. lind es war eiii Mann zu Maon [an der Westseite der Wüste Juda Kap. 23, 14 Auen] nnd sein Wesen [Anwesen oder ViehwirthfchaftJ zu Carmel [kaum V, Stunde nordwesilich davon]; und der Mann war fast [=fehr Jos. is, 1 Auen] großen Vermögens, und hatte drei tausend Schafe, und tausend Ziegen sHiob I, 31, Und [es] begab sich eben fzu der Zeit, wo David aus Mangel an Lebensmitteln die Wüste Juda hatte verlassen müssen und sich nach der Wüste Paran wenden], daß er seine Schafe beschor zu Carmel [bei welcher Gelegenheit immer große Schmausereien veraii- staltet wurden, ähnlich wie bei uns an Ernte- oder Kirchweihfesten 1. Mose 31, 19; 38, 12]. 3. Und er hiest snichi mit seinem eigentlichen, sondern mit einem, vom Volke ihm beigelegten Spottnameu] Nabal [d. i. Thor oder Narr V. 25], sein Weib aber hieß Abigail siiicht zu ver- wechseln mit Davids Halbschwester desselben Na- mens Kuh. II, 10 Anm.], und war ein Weib guter Vernunft foder Einsichh also das gerade Gegentheil von ihrem thörichten Manne], und schön von Angesicht [ganz ähnlich der Rebekka, bei der auch die Vorzüge der Schönheit und Klugheit sich mit einander vereinigten]; der Mann aber war hart und boshaftig in seinem Thau« [verstand es besser, andere zu drücken und zu quälen, als ihnen Gutes zu thun], und war einer von Calebir fstammte von dem Geschlecht jenes Caleb her, der mit unter den israelitischen Kundschaftern gewesen war und fein Crbtheil in und bei Hebron empsing 4. Mdse 13, 2 ff.; Jos. l4, 6 ss.]. , V) Gott giebt oft einem gottlosen Menschen große Reichthümer, und einem thörichteii Manne ein verstän- diges Weib. (S. Schmidt.) — «) Das Wort im Grundtext kann a1ich anders punktirt werden und wird von der Septuaginta gedeutet: »ein hündischer Menfch«, von andern: »ein Mensch nach seinem Herzen-«, d. i. ein eigensinniger, nur nach seiner Willkür und Leiden- schast handelnder Mensch. » 4. Da nun David in der Wuste [Paran, wo er dazumal sich befand V. 1]hörete, daß Nabal seine Schafe beschorz Z. Sandte er [die, wie ihm schien, günstige Gelegenheit benutzend, um auf ehrliche Weise in den Besitz von Lebensmitteln zu kommen] aus zehn Jünglinge [von seinen Leuten], nnd sprach zu ihnen: Gehet hinauf gen Carmel; und wenn ihr zu Nabal kommt, so grüßet ihn von meinet- wegen freundlich, » f 6. Und sprechet [also]: Gliick zu, Friede sei mit dir, nnd deinem Hause, und mit allem, das du hast! 7. Ich habe geh-irrt, daß du Schafscheerer hast [und das bei solcher Gelegenheit übliche Freu- densest veranstaltest, wo du allen, die in deiner Wirthschaft dir förderlich nnd dienstlich gewesen sind, etwas zu gute thustf Nun, deine Hirten, 293 die du hast, sind [da sie deine Heerden in der Wüste Maon und bei Carmel weideten] mit uns [in einem freundschaftlichen Verhältnißj gewesen, wir haben sie nicht verhöhnet [ihnen kein Leid zugefügt, daß wir selber ihnen von deinem Vieh etwas geraubt hätten], und hat ihnen [auch nach anderer Seite hin] nichts gefehlet an der Zahl, so lange sie zu Carmel gewesen sind dem: wir haben die Heerden zugleich gegen die räuberis en Araber in der südlich angrenzenden Wüste beschützh daß diese nicht plündern durften] 8. Frage deine Jünglinge sdeine eigenen Hirten] darum [ob sich’s nicht also verhält], die werden dirs sagen [noch besser als ich bezeugen können, daß wir ihnen allezeit gute Freundfchaft gehalten und treue Dienste geleistet haben]; nnd [so] laß [denn, zu Dank für solche Freundschaft und GefäLligEeitJ dte Jünglinge [die ich zu deiner Beglückwiinschung zu dir entsendet habe V. 5 f.] Gnade finden vor deinen Augen snimm sie mit Wohlwollen bei dir auf], denn wir stud auf einen guten Tag kommen [nahen. uns zu dir an einem Tage, da du fröhlich und guter Dinge bist, des Segens deines Gottes dich freuest und also ge- wiß bereit sein wirst, solchen, die in Noth und Verlegenheit sich befinden, von deinem Uebersluß etwas mitzutheilen]. Gieb [daher, das ist meine Bitte, bei der ich eines geneigteu Gehör’s mich bei dir verseheJ deinen Knechten [von denen ich etliche hier dir vorstelle] und [mir] deinem Sohn David- Was deine Hand findet fwas du zu geben vermagst; du wirft ja selber wissen, wie weit du in deiner Freigebigkeit und Gutwilligkeit gegen uns gehen kannst] »Bei solch einer festlichen Veranlassung, bemerkt No· binson, nahe bei einer Stadt oder einem Dorfe, würde selbst in unsrer jetzigen Zeit ein arabischer Scheik aus der benachbarten Wüste kaum unterlassen, entweder in eigener Person oder durch Boten sich in Erinnerung zu bringen, und seine Botschaft würde der Form und dem Wesen nach nur ein Echo von der des David sein«« Es liegt also in dem Schritte, den David hier thut, durch- aus nichts Anftößiges. Er benutzt nur, weil er mit feinen Leuten Man el leidet, eine günstige Gelegenheit, wo nach der Volk-Hätte es eben Gebrauch war, um eine Gabe anzufprechew wie in unserm Volke betKirchwethen, Erntefesten, Hausfchlachtungeiu Hochzeiteucndglz Noth- leidende und Arme aber auch da abzuweisen, war eine Härte, die eines jeden Gefühl empörte. Le teres dient wenigstens einigermaßen zu Davids Entichuldigun , wenn er hernach (V.13) an Nabal Rache nehmen wiä fochglekch es natürlich sein Verhalten keineswegs recht« ig. 9. Und da die Jünglinge Davids hinlainen [nach Carmel], und von Davids wegen alle diese Worte mit Nabal geredet hatten, hörten sie auf ffagten sie weiter nichts, gaben also keineswegs durch eigene Zusätze, die sie etwa ihrem Aiiftrage zugefügt und womit sie den Zorn Nabals gerei thätten, Veranlassung zu der groben Behandlung, die sie erfahren mußten] 10. Aber Nabal antwortete den Knechten Davids [mit schnöden, verächtlichen Worten, hin- ter denen sich Geiz und Uebermuth barg]: Wer 294 I. Samuells 25, 11—25. ist der David [der mir durch euch seinen Gruß entbieten läßt]? und wer ist der Sohn Jsai? [ich kenne den Menschen nicht und weiß nicht, was für Dank ich ihm sosl schuldig sein]. Es werden jetzt der Knechte viel, die fich von ihren Herren reißen sihren Herren davon laufen und sich als Land- streicher umhertreiben]. Hiermit spielt Nabal auf Davids Flucht vor Saul und auf den Stand derjenigen Männer an, die stch zu ihm gesellt hatten (Kap. DE, 1). Ueber den Charakter, den er damit offenbart s. Sie. 20, 213 21, 28. 11. Sollt ich mein Brod, Wasser« und Fleisch nehmen, das ich für meine Scheerer ge- schlachtet habe, und den Leuten geben, die tch nicht kenne, wo sie her find? «) Man erinnere stch hierbei, wie hoch gutes, trink- bares Wasser im Morgenlande, wo man daran großen Mangel hatte, geschätzt ward (Ruth 2, 9 Anm.). 12. Da kehreteu sich die [zehn] Jünglinge Davids snachdem sie in so grober Weise einen abschläglichen Bescheid empfangen, ohne irgend et- was darauf zu erwiedern] wieder auf ihren Weg lnach der Wüste Person]- und da sie wieder zu ihm sdem David] kamen, sagten sie ihm solches alles swas Nabal auf ihre Bitte für eine Ant- wort gegeben]. 13. Da sprach David [dessen Zorn im höch- stM Maße entbrannte] zu seinen lsechshundert Kap. 23- 13] Mannerm Gürte ein jeglicher sein Schwert ntn sich [daß wir an Nabal für den Schimpf, den er uns«angethan, empsindliche Rache nehmen V. 21 f.] Und ein jeglicher gürtete fein Schwert um sich, und David gürtete sein Schwert auch um sich [ohne daß ihm in der Hitze seiner Leidenichaft auch nur Ein Gedanke daran beige- kommen wäre, wie unwürdig seiner hohen Stel- lung im Reiche Gottes er durch sein Vorhaben sich machen würdeL und zogen ihm nach snach der Gegend von CarmelJ hinauf bei vier hundert Mann, aber zwei hundert blieben [in der Wüste zurückj bei» dem Gekathr. O Gott, möchte man hier rufen, was ist das Men- schenherz? Derselbe, dem das Gewissen schlug, als er vom Rock seines Feindes nur einen Zipfel geschnitten hatte, der, von seinen drängcnden Freunden zu Zorn und Rache gereizt, in seiner Ruhe und Sanstmuth nicht zu erschüttern war, der durch sein bloßes Wort und seine Gegnwart 600 beißblütige Männer so im Zaum ge- halten, daß sie auch nicht ein in der Wüste herumlau- fendes fremdes Schaf für fiel) zu nehmen wagten (V. 7 und 15): derselbe läßt plötzlich, als ein thörichter Mann seine Bitte nicht gewährt, seinen Zorn in so maßloser Weise hervorbrechen. daß er alle Herrschaft über sich ver- liert, daß er, das Schwert in der Hand, an der Spitze von 400 Bewaffneten ein ganzes unschuldiges Haus ausrotten will, weil einer aus demselben mit einem Worte ihn verletzt bat. O was ist das Menschenherz! wie sollen wir uns einen solchen Jähzorn bei einem Manne erklären, der in der Höhle zu Engedi eben so große Sclbstüberivindung als Zartheit ge eigt hat? Die heil- same Antwort ist nicht schwer zu finden. Von Saul wußte David seit langer Zeit, daß er sein Todfcind war, wußte, daß er von ihm nichts zu erwarten hatte, als Haß und Versolgun und Böses für Gutes, wußte zu gleicher Zeit, daß ein Pciniger der unantastbare Ge- salbte des HErrn war; darum trug er ihm egenüber seine Seele in seiner Hand, war voller Vorlicht und Wachsamkeit und war auf alles gefaßt, auf alles vorbe- reitet. Das ist Nabal gegenüber alles anders· Er rechnete fest auf einen guten Erfolg seiner Bitte, erwar- tete nichts anderes als Dienst für Dienst, Freundlichkeit für Freundlichteitz er war ganz sicher, wachte nicht, ahnete nicht, daß eine Versuchung aufihn lauern könnte. Da plötzlich kam die unerwartete, in der That überaus höhnische und heraussordernde Antwort, und David’s Herz, weil es sicher und sorglos und nicht wie mit Thor und Riegel verschlossen war, ließ sein altes Wesen wie in einem offenen, furchtbaren Strome hervorbrechen, und das um so mehr, je mehr und länger vorher die alte Lust durch mächtige Dämme zurückgehalten war. Rasen solche Beispiele uns nicht in’s Ohr: Vehütc dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus gehet das Leben (Sprüchw. 4, 23)! Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachetl (Mark· 13, 37.) U« v. 14——38. Jibignik durch einen der Burschen ihres inannes von dem vorgefallenen unterrichtet, macht mit reichen Geschenken für David sich auf den Weg, durch rasches begütigendes Einschreiten dessen Zorn zn besänf- tigen; sie trissl mit ihm in einem hohlwege zusammen nnd weiß nun in so meisierhafter Weise ihm zu Herzen zu reden, daß er in ihrem Entgrgrnleommrn des ijGrrn gnädtge Zewahrung vor einer schweren Schuld erkennt und sofort von seinen! vorhalten unt-ißt. Zins die nach— ticht von dem, welche Gefahr ihm gedrohet nnd zu wel- chem Schriti sein Weib sich habe genöthigt gesehen, wird dlabat vom Schlag· getroffen, nnd 10 Tage darnach noch einmal, daß er stirbt. 14. Aber der Abigatl, Nabaks Weibe [V. 3, die bei der Verhandlung V. 9 ff. nicht gegen- wärtig gewescn], sagte an der [in ihres Mannes Diensten stehenden] Jünglinge einer [weil er er: kannte, daß die grobe Behandlung der Boten Da- vid’s sehr nachtheilige Folgen für das ganze Hans herbeiführen werde], und sprach: Siehe, David hat Boten gesandt ans der Wüste, unsern Herrn zu segneu [ihm Glück zur Schaffchur zu wünschen und, wie das bei solchen Gelegenheiten Sitte ist, sich eine Gabe von ihm auszubitten]; er aber« schnanbete sie an [und wies sie mit ehrenrührigen Worten von sich, ohne das Geringste zu be- willigeiis 15. Und sie sind uns doch sehr nütze Leute gewesen, und haben uns nicht verhbhnet [beleidiget], und hat uns nichts gefehlet an der Zahl sunferer Schafe und Ziegen], so lange wir bei ihnen ge- wandelt [in ihrer Nähe uns aufgehalten] haben, wenn wir smit den Heerden] aus dein Felde waren swo doch gewiß alle andern Freibeuter dieser Art uns nicht würden unberaubt gelassen haben]; 16. [Nicht allein aber, daß sie selber uns keinen Schaden zugefügt] Sondern [sie] sind unsere Mauern lSchutzwehrj gewesen [gegen die in der Wüste hausenden Beduinenj Tag Und Nach! [daß auch die uns« nichts anhaben durften], so lange Nabaks Härte und seines Weibes Abigail Klugheit. 295 wir der Schafe bei ihnen gehütet haben ses wäre also ganz recht und billig gewesen, daß unser Herr ihre Bitte ihnen gewährt hätte, statt sie noch oben- drein zu beschimpfen] 17. So merke nun, und stehe süberlege als ein versiändiges Weib, dafür du bei uns bekannt bist]- was du thuft [um das Unrecht wieder gut zu machen und den Zorn David’s und seiner Leute zu beschwichtigen]; denn es ist gewiß ein Unglück vorhanden über unsern Herrn, und über fein ganzes Haus [da die Beleidigten keinenfalls den ihnen angethanen Schimpf werden ungerochen hingeben lassen]; und er [Nabal] ist ein heilloser Mann, dem niemand etwas sagen darf [darum habe ich lieber mit dir wollen reden, als mit ihm]. 18. Da eilete Abigail sweil Gefahr im Ver- zuge war], und nahm zwei hundert Brode, und zwei Lege! sFässer oder Schläuche Kap. 16, 201 Weins, nnd fünf gekochte szum Essen zubereitete oder geschlachtetej Schafe, nnd fünf Scheffel [wört- lich: Seah s« 2 preuß. Metzen 2. Mose 16, 36 Anm.] Mehl [genauer: Sangen oder geröstete Körner s. Mos. L, 14 Anm.], und hundert Stück Rosinen [nicht einzelne Rosinem sondern Ro- sinentraubenL Und zweihundert Stück Feigen lFeigenkuchetsiL und lud es auf Esel; ') Auch Datteln pflegte man in feste kuchenartige Massen zusammenzuknetem gleichwie Feigen und getrock- nete Weintrauben (2. Saat. 16, l; Amos 8, 1 f.); solche Obstkrtchen dienten dann auf der Reise durch die Wüste zu einer erquickenden Nahrung. 19. Und sAbigailj sprach zu ihren Jünglin- gen [den Knechten, welche die beladenen Esel füh- ren sollten]: Gehet vor mir hin; siehe, ich will [auf einem Esel reitend] kommen hernach [das vor mir hergehende Geschenk aber soll mir den Weg zu Davids Herzen bereiten, daß meine begütigen- den Worte eine gute Statt bei ihm sinden 1. Mose 32, 13 ff.]. Und sie sagte ihrem Manne Nabal nichts davon sweil dieser eben ein heilloser Mann war, mit dem sich nicht reden ließ] 20. Und als fie [hinter ihren Knechten her] auf dem Esel ritt [Richt.10, 4 Anm.], und sehen] hinabzog im Dunkel des Berges san einer verdeckten Stelle des Berges, d. h. an der süd- lichen Seite eines Bergabhanges dem, durch eine Vertiefung von ihm getrennt, ein anderer Berg gegenüber lag]; stehe, da begegnete ihr David nnd seine [vierhundert] Männer san dem gegenüber: liegenden Berge]«hinab[-kommend], daß fie auf sie [den David und seine Männer] stieß [in der Vertiefung zwischen den beiden Bergen mit den- selben zusammentraf]. 21. David aber hatte sals ihm seine Jüng- linge die harte Antwort Nabaks hinterbrachten und er in Folge derselben seinen Leuten gebot, ihre Schwerter um sich zu gürten V. 12 f.] ge- redet: Wohlam icb habe umsonst behütet alles, was dieser lbeillose Nabal] hat in der Wüste, daß nichts gefehlet hat an allem, was er hat [das nun, daß er meine Erwartung, er werde für die ihm geleisteten Dienste sich erkenntlich beweisen, ge- täuscht hat, könnte ihm ungestraft hingehen]; nnd er bezahlet mir Gutes mit Bösem sdaß er aber zum Lohn für diese Dienste mich noch beschimpft, das muß auf’s Streugste geahndet werden]. 22. Gott thue dies [was ich im Sinn habe] nnd noch mehr den Feinden Davids* wo ich die- fem [Nabal] bis licht Morgen [bis zum Licht des nächsten Morgens] überlasse Einen, der an die Wand pisset," aus allem, das er hat svon seinen: Hause nicht alle bis auf den letzten Mann ver- til e . T; Man erwartet eigentlich: Gott thue mir dies u· s. w. Es kommt jedoch auch die Schwurweife vor; Gott thue dir dies und das (Kap. Z, 17); da aber David den, den er mit einem Fluch belegt, sich nicht egeniiber hat, so redet er von ihm in der dritten Per- son: den Feinden David’s, wobei er denn feine Sache mit der Sache Gottes auf gleiche Linie stellt und Nabals Feindschaft gegen ihn für eine Feindschaft wider den HErrn erklärt. Doch ist es fleischlichey und nicht Ziöttlicher Eifer, der hier aus ihm redet. —— «) Diese edensart (1. Kön. 14, 10; 16, 1l; , ; 2. K. 9, 8) bezcichnet entweder überhaupt jede männliche-Per- son, oder — da der Morgenländer sehr schamhaft und reinlich ist, und nur kleine ungezogene Buben oder ge- meine, rohe Menschen das thun, wovon hier die Rede ist — auch den Geringsten und Kleinsten in einem Hause. 23. Da nun Abigail David sahe, stieg fie eilend vom Esel, und fiel vor David auf ihr Ant- litz, und betete an zur Erde sRuth 2, 10], 24. Und fiel zu seinen Füßen, und sprach: sich, mein Herr, mein sei diese Missethat [siehe, wodurch du so beleidigt worden bist, an, als hätte Jch’s dir angethan], und laß deine Magd reden vor deinen Ohren [was ich zur Entschuldigung des gefchehenen Unrechts beibringen kann], nnd höre die Worte deiner Magd sdamit ich dein er- hitztes Gemüth besänftigen will]. Auf sich nimmt sie die Schuld, weil sie hofft, daß an ihr David sich nicht rächen werde. (Keil). Wie wußte ste mit dem, was sie hernach vorbrin t, David an’s Herz zu reden! wie stand i re ganze ede ihrem weiblichen Stande so wohl an! Jch weiß kein Exempel einer Beredsamkeih welches dieses überträsr. (Roos.) Der griißeste Redner wird schwerlich einen Beweggrund, dessen sie sich nicht bedient hätte, beibringen, oder den- selben auf eine vortheilhaftere Art oder mit einnehmen- deren Worten, als sie es gethan, vortragen können. cEngt Bis-eine) 25. Mein Herr sehe sein Herz nicht wider diesen Nabah den heillosen Mann slege kein so großes Gewicht darauf, was er gethan hat]; denn er ist ein Narr, wie sein Name heißt sbesagt V. 3], und Narrheit ist bei ihm sseiner ganzen Natur nach kann er nicht anders, als thöricht sich beneb- men, so daß ein Weiser es ihm zu gute halten muß, wenn diese seine Thorheit auch gegen ihn 296 I. Samuelis 25, 26——39. sieh richtet]. Jeh aber, deine Magd, habe die Jnnglinge meines Herrn nicht gesehen, die du ge- sandt hast [V. 5 fs., sonst wären sie mit einem besseren Bescheid versehen worden] 26. Nun aber, mein Herr, so wahr der HErr lebet, und so wahr deine Seele lebet [Kap. 20, 3], der HErr sder über dich als seinen Auser- wählten tvacht und vor schweren Jrrwegen dich bewahren will, dadurch du deinen erhabenen Be: ruf zu Schanden niachen würdest] hat [indem er noch zur rechten Zeit mich dir entgegengeführt] dich verhindert, daß du nicht kamest wider das Mut [es zu vergießen ——— nach anderer Ueber- setzung: nicht kämest in Blut, nicht in Blut- schuld geriethests und hat dir deine Hand erlöset svor dem Frevel, den sie ausführen wollte, be- wahrt —— richtiger nach dem Grundtext: und daß deine Hand dir nicht hülfe, nicht Selbstrache oder Faustrecht übte, sondern vielmehr Er dich rächete, der da svricht 5. Mose 32, 35: Die Rache ist mein, ich will vergelten]. So müssen nun [da der HErr die Strafe für das dir angethane Unrecht dir aus der Hand genommen, um sie selbst zu vollstrecken, was er gewiß auch in solcher Weise thun wird, daß dir, als seinem Ge- salbten, alle Genugthuung zu Theil werden wird] werden wie Nabal [dessen Untergang ich so be- stimmt voraussehe, als wäre er schon geschehen] deine [übrigen] Feinde swie Saul und seine Ohren- blaues, nnd die meinem Herrn übel wollen. 27. lWcio cilsier das deinen Leuten angethane Un- recht betrifft, denen siir die geleisteten Dienste der schul- dige Dank oerlligt worden ist, so kann ich ja das wieder gut nmcbens sHie sin dem, was die beladenen Esel, die ich vorausgeschickh mit sich tragen] ist der Segen [1. Mose 33- 11], den deine Magd mei- nem Herrn hergebracht hat; den gieb den Jüng- lingen, die unter meinem Herrn wandeln sdaß auch sie zufrieden gestellt werden]. 28. Bergieb Denn] deiner Magd die Ueber- treiung smeines thörichten Mannes, dessen Schuld ich auf mich genommen habe V. 24]. Denn der HErr wird meinem Herrn sden er sich zum Für: sten über sein Erbiheil erwählet hat] ein beständig Hans machen [2. Seien. 7, 8 fs.], denn dn führest des HEtrn Kriege [und da nun Gott dich zum Werkzeug wider seine Feinde gebraucht, so wirst du ja deine gute Sache nicht mit eigener Rache beflecken]; Und laß [wie du bisher dich dessen ent- halten, auch ferner] kein Böses an dir gefunden werden dein Lebeniang 29. Und wenn sieh ein Mensch erheben wird, dich zu verfolgen, .und nach deiner Seele stehet [wie Saul das jetzt thut]; so wird die Seele meines Herrn eingebunden sein tin Bündlein der Lebendigen bei dem HErrn, deinem Gott* cdich des Schutzes und der Bewahrung aller derer seiner- seits genießen lassen, die er als seine Auserwähl- ten wider alle Anfechtung sich wohl zu bewahren weißsz aber die Seele deiner Feinde wird geschleu- dert werden mit der Sehleuder ssie wird er als etwas Nichtswürdiges das man von sich wirft, eine Zeitlang in der Pfanne oder Höhlung der Schleuder Kap. 17, 49 Anm. herumdrehen, bis er sie endlich hinwegschleudert"]. V) Diese Gleichnißrede ist hergenommen von werth- vollen Sachen, die man in Bündel einband, damit sie nicht beschädigt würden. Die Worte beziehen sich zwar zunächst nicht auf das ewige Leben bei Gott im Himmel, sondern nur aus die sichere Bewahrun der Frommen auf dieser Erde in der Gnade und emeinschaft des HErrm aber wer schon in diesem Leben in der Gnaden- gemrinschaft des HErrn so geborgen ist, daß kein Feind ihm schaden oder sein Leben schädigen kann, den wird der HErr auch beim zeitlichen Tode nicht untergehen lassen, sondern in das ewige Leben aufnehmen. (Keil.) Da der Berus Davids vorbildlich ein ewiger Beruf ist und in seinem Sohne nach dem Fleisch uns unmittel- bar beriihrt, so ist dieser Ausspruch der Abigail mit Recht ein allgemein angewendeter christlicher Spruch geworden. Ungemein naiv und nnr all u charakteristisch für unsere modernen Literatoren (Schriststeller der Gegenwart) war es, das; einst Gervinus die Anwendung dieses Spruchs in des V. Herberger Liede (Valet will icli dir geben te. V. 5): »Und bind mein Seel sein feste in’s schöne Blin- delein der’r, die im Himmel grünen«- sür eine zwar höchst treuherzige, aber auch höchst geschmacklose Erfin- dung Herbergers hielt. sVilniarJ —- ") Wie. das erste (eingebnnden sein im Biindlein der Lebendigen bei dem HErrrU das Bild völliger Ruhe und Sicherheit ist,zso das zweite (gescl)leudert werden mit der Schleuderl ein Bild der äußersten Unruhe und Gefahr: jeden Augen- blick stehe alles für sie aus dem Spiele. so. Gerlaeh.) 30. Wenn denn der HErr alle das Gutemeiiiem Herrn thun wird, das er sdurch seinen Propheten] dir geredet hat, und gebieten [seine Verheißung besonders in der Hinsicht erfiilleti wird], daß dU ein Herzog seiest über Israel [2. Sam. 5- 215 . So wird’s dem Herzen meines» Herrn nicht ein Stoß sAnsioßj noch Aergertiiß sem [da wirst keinen nagenden Wurm im Gewissen, son- dern große Freude darüber habettL daß dtt nicht Blut vergessen« hast ohne Ursarh, nnd dir selber geholfen; so wird der HErr lebe« deshalb, weil du vor einer so schweren Besleckung deines Ge- wissens dich bewahrt, auch seinerseits desto mehr] meinem Herrn wohlihun sin deinem Regiment dich segnen], nnd wirst an deine Magd gedenken sihre jetzige Mahnung, dadurch sie dich von der Aus- führung dieses Vorhabens abgehalten, ihr Dank wissen] Wie lieb muß der JJJErr seinen Knecht David ge- habt haben, daß er solchcn Strafer ihm aus seinem Sündenivege entgegenstclltn so voll Weisheit, Lindigkeih Demuth, Ernst, Wahrheit, Liebe! Wir lernen hier das Wort (Hiob 5, 17) riachsprechem ,,Siehe, selig isi der Menlch, den Gott straft.« Sollen wir im Bewußtsein unserer Versuchbarkeit nicht Tag fiir Tag inbrünsti zu Gott emporrnfem Laß mich nicht hingehn im Jrrt um meiner Wege; sende mir deinen Strafer ent gen gk — und, o HErn wenn es möglich ist, solchen Strafer, wie Abigail bekchwichtigt durch reiche Geschenke und kluge Worte Davids Zorn. Nabal’s Tod. 297 deinem Knecht David! Aber wenn ich in der ganzen Bibel keine zweite Geschichte zu nennen weiß, in der uns so klar und lieblich, wie in den Worten Abigail’s, gelehrt wird, in rechter Weisheit, Wahrheit und Liebe zu strafen, so sweiß ich auch keine zweite, die, wie Da- vid's nachheriges Verhalten (V. 32 ff.), uns zeigt, in welcher Weise wir die Strafe aus Menschenmund sollen hinnehmen. Das erste Wort, in das der Gestrafte aus- brach, war ein inniges, dankbares Lob der Gnade des HErrm die gerade in der Strafe so glorreich stch ihm offenbart hatte; das zweite ein freudiger Segen über das inenschliche Werkzeug der göttlichen Züchtigiing Er wartete hernach nicht mehr, bis die Strafe über ihn käme; weil er beides, ihre Nothwendigkeit und ihre Heil- kraft, erlebt hatte, that er später seinen Sohn Salomo unter die Hand Rathaus, der scharfeii Ruthe in der Hand Gottes, und bat für sich selbst um Strafe in dem schönen, von seinem Fittichen Leben laut zeugenden Worte (Ps. 141, 5): ,, er Gerechte schlage mich freund- lich nnd strase mich; das wird mir so wohl thun, wie ein Balsam auf meinem Hauptes« Die Art und Weise, wie jemand die Strafe annimmt, of- fenbart es, inwieweit er ein Mann nach dem Herzen Gottes ist. (Disselhoff) Abigail ihrerseits bekundet eine Förderung der Reife des Glaubenslebens, die sie nur aus dem Umgange niit Propheten gewonnen haben konnte. Von dem Wirken des Elia und Elisa wird ausdrücklich bezeugt, daß die Frommen zu bestimm- ten Zeiten sich um die Propheten sammeltem was hin- dert aus, ein Gleiches bei Samuel anzunehmen? Das Fehlen bestimmter Zeugnisse daflir wird hinreichend er- setzt durch die kurzen, meist nur gelegentlichen Angaben über den Einfluß, den Samuel auf ganz Jsrael aus- geübt hat. (Keil.) 32. Da sprach David zu Abigail: Gelobet sei der HEry der Gott Israel, der [in oäterlicher Fürsoge gegen mich] dich sdurch den Trieb seines guten Geistes] heutiges Tages hat mir entgegen: gesandt [dem Uebel vorzubeugens 33. Und gesegnet sei deine Rede kwomit du in so verständiger Weise mir zu Herzen gesprochen], und gesegnet seiest du, daß du inir heute erwehret hast, daß ich nicht wider Blut kommen soder: in Vlutschuld gerathen V. 26] bin, und mich mit eigener Hand erlöset smir selber Genugthung verschafft] habe. 34. Wahrlich, so wahr der HErn der Gott Israel, lebet, der mich [nunmehr] verhindert hat, daß ich nicht ubet an dir thate [und auch dich, die du so gar keine Schuld an der Missethat deines Mannes hast, umbr»ächte]: wärest du nicht eilend mir begegnet, so tvate swie ich schon durch einen Eid mich dazu verbindlich gemacht hatte V. 221 dem Nabal nicht überblieben auf diesen lichten Morgen Einer, der an die Wand pisset. Ein Erd in einer unrechtmäßigeii Sache hat keine Verbiiidltchkeih vielmehr sündigt der Mensch doppelt, wenn er ihm riachlebetx der Eid muß in solchem Falle Gott abgebeten und die That unterlassen werden. (Starke.) Vgl. zu Jos. 9, 21. Bd. Also sindem er nicht blos sich beschwich- tigen ließ, sondern auch die Abigail für ihre Ver- hinderung seines Vorhabens segnete] nahm David vou ihrer Hand, was sie ihm gebracht hatte, und sprach zu ihr: Zettel) mit Frieden hinauf in dein Hans, siehe, ich habe deiner Stimme gehorchen und deine Person angesehen [deine Bitte dir ge- währt 1. Mose II, 21]. - Bis. Da aber Abigail [bei ihrer Heimkehr nach Carmelj zu Nabal kam, siehe, da hatte er [wäh- rend ihrer Abwesenheit, nach der Weise der Schwel- ge! 2- SEND 13- 231 ein Mahl zugerichtet in seinem Hause lso herrlich und in solchem Ueberfluß der Speisen und Getränke] wie eines Königs Mahl [und »niemand geladen, noch den Armen etwas mitgetheiltw s. Luk. 16, 19J, und sein Herz war guter Dinge bei ihm selbst, under war sehr trun- ken. Sie aber [auch hier als ein Weib ,,guter Vernunft« V. 3 sich bewährend] sagte ihm nichls [oon dem, was sie wahrgenommen hatte], weder Kleines noch Großes [Kap. 20, 2], bis an den lichten Morgen [da mit ihm in solchem Zustande sich ja nicht reden ließ Sie. 21, 22]. 37. Da es aber Morgen ward, und der Wein von Nabal kommen war ser den Rausch ausge- schlafev hatte K0p. 1- 14], sagte ihm sein Weib solches [stellte ihm seine Unbesonnenheit V. 10 f. und die große Gefahr, in welcher er mit seinem Hause geschwebt hatte V. 21 f., beiveglich vor]. Da erstarb sein Herz in seinem Leibe, daß er ward wie eilt Stett! [sowohl der Schreck über die Gefahr, in der er sich befunden und die er noch nicht vorüber glaubte, als der Aerger, daß er in seiner Frau sich so hatte deinüthigen niiissen, erschütterten ihn dermaßen, daß er auf der Stelle vom Schlage gerührt wurde und kein Glied bewegen konnte.]. So sind Weltkiiider geartet: ivenn’s ihnen wohlgeht, so wollen sie jedermann pochen und niit Füßen. treten, stößet ihnen aber eine Widerwärtigkeit zu Handery so sind sie furchtsam und verzagt: Jerem. 17, 9. (Osian- der). Vielmal ist das Gericht auf der Schwelle, wenn Trunkenheit und Schwelgerei auf den Lippen ist. (Hall.) 38. Und über zehn Tage swährend welcher er besinnungslos dagelegen] schlug ihn der HErh daß er starb smachte seinem Leben durch einen wiederholten Schlaganfall ein Ende] Ist. d. 39——44. Als David ital-are Tod erfährt, preist er den ijGrrm der seine Schmaus an diesem Manne ge— rochen nnd ihii von Selliltrache znriiriigehalten hat, sthlrlit darauf Boten zur Abigail, die fiir ihn um ihre Hand werden, nnd nimmt sie zum Weide. Friiher schon hat er die Zihinoain von Jegrket geehtltchh dagegen hat ihm Saul bald nach seiner Flucht die Michal, sein erstes Weib, genommen und einein andern gegeben. 39. Da das David hörete, daß Nabal todt war, sprach er [in seinem Herzen, und äußerte es wohl auch laut vor seinen Männern]: Gelobei sei der HErn der meine Schmach gerochen hat an dem Nabal, und [mich] seinen Knecht enthalten szurückgehaltenj hat vor dem Uebel [der Selbst- rache und des unschuldigen BlutvergießensL und der HErr ssiatt solche verbotene Selbsthilfe mir zuzulassen] bat snach seiner großen Gnade, vor 298 1. Samuelis 25, 40——44. ge, 1—5. Anstoß und Aergerniß mich zu bewahren V. El] dem Nadal [in viel besserer Weise, als ich es zu thun gedachte] das Uebel auf seinen Kopf vergol- ten. Und David sandte hin, und ließ mit Abi- gail sals die Trauerzeit um ihren Mann für sie vorüber war] reden, daß er sie zum Weibe nahme [damit er allezeit eine solche Warnerim als sein zweites Gewissen, um sich hätte]. · 40. Und da die Knechte Davids ldie er als seine Brautwerber abgesendet] zu Abigiiil kamen gen Carmel, redeten sie mit ihr, nnd sprachen: David sder von dem Tode deines Biannes gehört] hat uns zu dir gesandt, daß er dich sdie du ihm mit deiner Mahnung einen so großen Dienst er- zeiget hast] zum Weibe nehme. » 41. Sie sohne alle Bedenken sofort ans den Antrag eingehend, da sie in dieser überschwenglp then Erfüllung ihres eigenen Worts an David V. Si: »Du wirst an deine Magd gedenken« eins: besondere Fügung des HErrn erkannte] stund auf, und betete an [vor den Boten des Werbers, gleich als stünde in denselben er selber vor ihr] zur Erde, und sprach: Siehe, hie ist deine Magd [be- reit, deine Dienerin zu werdens, daß sie diene den Knechten meines Herrn, nnd sihnens ihre Fuße wasche [l. Mos. 18, 4 Anm.]. » Es ist das zwar zunächst nach deiHWeife der Morgenländer geredet, die bei Höslichkeitsbezeigungen sich sehr unterwtirfiger Ausdriicke bedienen; doch liegt m ihren Worten mehr als bloße Höslichkeih denn sie achtet sich nicht werth, eines so großen Helden und besinnt- tigen Königs Jsraels Gemahlin zu werden, »und ist be- reit, mit ihm in’s Elend zu gehen, dem er sur Ietzt noch unterworfen sein muß. » 42. Und Abigail eilete, nnd niachte sieh auf [oon Carmel], nnd ritt auf einem Esel, nnd funs Dirnen, die unter ihr waren ssie aus ihrer Reise als Gefolge begleiteten] und zog den Boten Da: vid’s nach, Und ward sals sie nun in der Wiiste Paran bei ihm ankam] sein Weib [5— Mvse 25, 5. Anm.]. 43. Auch nahm David [hatte schon vorher während der Zeit, da er aufder Flucht vor Saul in der Wüste Stroh, Ko. 23, 14 ff« sich befand, geehr- lichtJ Ahinoam von Jesreel sim Gebirge Jud« Jos. is, 56]; und waren beide seine Weiber [über seine Kinder von diesen beiden Frauen, so- wie über seine übrigen Weiber s. Sam. 3, 2 ff; l. Clown. Z, l ss.]. · » 44. Saul aber gab ·M1chal, seine Tochter, David-s Weit: iKau 18, 20 ff.; II, 22 ff» als dieser nach dem in Kap. 20, 24 ff. Erzählten vor ihm geflohen war, um ihm allen Anspruch auf den Königsthron abzuschneidens Phalti svder Spanien, dem Sohn Lais, von Galliui keinekOrischasi zwischen Gibea und Jerusalem Jes. 10, 30; doch hat David nach seiner Thronbesteigung sie von Jsbosetlv Sauks Sohne, sich zurückgeben lassen 2. Sam. s, 14 ff.]. Die heil Schrift enthält eine so reiche Fülle weib- licher Charakters und zwar so bestimmt und scharf ge- zeichiieter Charakters daß das gesammte Heidcnthuin die- ser Fülle nicht einmal hinsichtlich der Zahl hervorragen- der Frauen, geschweige denn hinsichtlich der Bedeute1id- heil der Persönlichkeiten und der vorbildlichen Charakte- ristik derselben, in Vergleich init der heil. Schrift gestellt werden kann. Es giebt keiiie Richtung, keinen Zustand, kein Verhältnis im weiblichen Leben, welches nicht durch irgend eine weibliche Persönlichkeit der heil. Geschichte urbildlich dargestellt würde. Nicht eins der geringsten dieser Urbilder stellt uns das Verhältnis der drei ersten Weiber Davids zu ihm, ihrem Gatten, vor Augen. YJZichaPs Heirath beruht einerseits auf menschlicher Bosheit (voii Seiten Saul’s), andererseits auf rücksichtss loser natiirlicher Liebe (von Seiten der Michah Nicht daß hiermit die natürliche Liebe verurtheilt werden solltez aber die Riicksichtslosi keit derselben, welche unbekümmert um alles andere, nur ich, nur die Erreichung ihres stets, nur die Befriedigung ihrer Wünsche im Auge hat, macht sie verwerflich Aeichal durfte an dein Hasse ihres Va- ters gegen David nicht achtlos vorüber ehen, viel we- niger, wie es scheint, diesen Haß zur Erreichung ihrer Absichten benutzen; nur unter der einzigen Bedingung hätte sie an jenem Hasfe vorbeigehen dürfen, daß bei ihr Anerkennung der geistigen Bedeutung Davids, Ver- ständniß für seinen Beruf vorhanden gewesen wäre, daß sie es vermocht hätte, auf Davids Beruf einzugehen. Davon aber war bei ihr nichts vorhanden, sie bildet viel- mehr im ajoause Sauks den geraden Ge eiisatz egen Jonathan und liebt in David nur den s önen ann und den tapferii und gefeierten Krieger, aber nicht den Gotteshelden. Dieser Unterschied zwischen Jonathan und Michal tritt erkennbar hervor in Kap. 19: Jona- than tritt der inordgrimmigen Gesinnung Saul’s mit der miithigeii Entschiedenheit entgegen, welche aus der An- erkennung der Bedeutung Davids, aus öttlicher Liebe hervorgeht; Michal rettet allerdings avid aus dringender Lebensgefahiy aber anstatt durch muthiges Verfechteii der Unschuld ihres Gatten, rettet sie ihn da- durch, daß sie ihn zur Flucbt bestimmt, und rettet dann sich selbst durch eine zwiefache Nothliigg und zwar oben- drein so, daß sie durch die zweite ihren Gatten geradezu in unwahrer Weise bloßstellt So handelt nur die blos natürliche Liebe, welche allezeit wesentlich eigenstichtig ist. Michal greift nach etwas Höherm, erhascht das höhere, eignet sich dasselbe äußerlich zu, ohne es sich innerlich aneignen zu wollen. Diesen unechten Grund der Ent- stehung und Fortführung der Ehe straft nun Gott da- durch, daß sie einem andern zum Weibe gegeben wird. Dieser Mann stand ihr gleich und bei ihm fand sie wirk- liche Gegenliebe, wie die Erzählung 2. Sam. 3, l3——16 beiveist, die man gerade in ihrer epischen (heldengedicht- lichem, fast starren Unmittelbarkeit nicht ohne bewegtes Mitgesühl lesen kann. Nachdem sie aber diesem Gatten nach Saul’s Tode von Abner zwangsiveise wieder ab- genommen und an David zurückge eben ist, tritt der volle Saulscharakter in ihr unverhü t hervor; sie ver- höhnt David um seines Gottesdieustes willen (2. Sam. 6, 16. 20) und nimmt Aergerniß an dem Berufe Da- oidss, sie wird seine Feindin um seines Berufs willeii, gleich ihrem Vater, und damit auch Feindin Gottes. Als rechte Tochter Sauls war es ihr nur um natür- liche Neigung und äußere Ehre zu thun, und der leben- dige Gott und HErr war ihr nur eben gut genug, jene Neigung zu befriedigen und zu jener Ehre zu verhelfen. —— Von »Ahinoam wird uns eben nichts erzählt, so wenig wie von so vielen andern Frauen des alten Testa- ments; gerade aber der Umstand, daß von ihr nichts berichtet wird, dient dazu, das Verhältniß der Michal zu David bestimmte: zu beleuchten. Sie ist eine Per- David ehelicht die Abigail, Nabaks Wittwe, und zieht wieder in die Wüste Siph. 299 sbnlichkeit untergeordneter Natur, welche in ihrer Untergeordnetheit verharren welche — um eine Platte Formel zu gebrauchen - den David nicht nehmen will, sondern von ihm genommen wird, und eben nichts weiter ist und sein will, als ein Weib. Sie greift nicht nach Höherm, wie Michal, und bleibt deshalb auch vor der salschen Stellung und deren Versuchungen und Nach- theilen bewahrt, denen Michal unterlag. Jst es erlaubt, aus ihrem Namen: ,,ihr Bruder ist der Noam« sd. i. Anmuth), und mehr noch aus dem Namen ihres Soh- neo Amnon eine Fol erung zu ziehen, so ist sie eine an- muthtge, anspruchslo e, aber einfache, zuverläszige, treue weibliche Persönlichkeit gewesen im Gegensatz gegen die eigensüchtige, leidenschastliche, nnwahre und zulctzt feind- selige Michal. — Wieder anders Abigail, die geistig ebenbürti e Gattin Davids, deren Verständniß fiir feinen Berus sich am bestimmtesten in dem Worte V. 29 ausprägt. Sie bildet durchweg den geraden Gegen- fatz zu Michal. Bei Michal Gleichgiltigkeit gegen den Beruf des ersirebten Mannes mit dem Anspruch oder der Voransfetzung ihm gleichzustehen bei der offenbar- sten Ungleichheit; bei Abigail Anerkennung des Berufs des nicht erstrebten Mannes, an dessen Erlangung viel- mehr kein Gedanke ist, und dann trotz jener Anerken- nung, also trotz der vorhandenen geistigen Ebenbürtig- keit, das Bewußtsein, doch ihm gegeniiber nur eine Die- nerin sein zu können (V. 41). «—- Die Nachbilder zu diesen Urbildern sind auch für ein minder fcharfes Auge nicht schwierig aufzufinden; schwieriger aber scheint es, die Verhältnisse des Weibes zum Manne nach den Maß- stäben zu bemessen, welche diese Urbilder an die Hand geben. Weib, gehe mit dem geistig bedeutenden Manne, den du liebst, auch innerlich, gehe mit ihm unbedingt, oder, wenn du das nicht kannst, so verharre auf deinem niedern Boden und bleib weg von einem, zumal im Reiche Gottes bedeutenden Manne; sonst läufst du Ge- fahr, unterzugehen als eine Lügnerin und Heuchlerin oder gar als eine Widersacherin. Eine Ahinoam paßt siir jeden Mann, auch den eistig noch so hoch stehens den; solche unter eordnete ersönlichkeiten haben, auch wenn sie die eisige Stellung des Ehemannes wirk- lich nicht begreisem eben in ihrer anspruehslosen Unter- eordnetheit gleichsalls ihre Bedeutung. Wohl dem Weibe, welches eine Abigail ist, und wohl dem Manne von geistlichem, christlichem Reichthum, welcher eine Abi- gail sindetl (Vilmar.) Vgl. Paul Gerhardks Lied: Voller Wunder, voller Kunst re» V. S: Davids bald gewandter Will holt die klug’ Abigail. Das 26. Kapitel. David nimmt saufs spiesz und Wasserbeohen I. v. 1—12. wohl unmittelbar nun) seiner dermählung mit Jlbigaih weil er derselben nicht zumuthen wollte, den Aufenthalt in der fernen, lteinen ausreichenden Lebens— bedarf darbietenden wüste Mai-un mit ihm zu theilen, zog sin) David wieder in die Wüste SiphlKp.23,1-t) mit seinen Leuten znriinn wo er jetzt sicherer gegen einen ltierrath der dortigen Einwohner zu sein hoffte, als seither than. 23,19 sf.), weil nunmehr non) ein zweites Weib ans jener Gegend in seiner Gemeinskhaft sich befand. Indes— srn hatte er un) getäuscht; die Siphiter ltomtnen auch jetzt zu Saul nun) Gibea nnd entdecken ihm den Aufent- halt deo von ihm verfolgten Flüchtling-· Jllo nun Saul mit 3000 auserlelener Manns-haft seitwärts von dem, an der inittagosrite der wüste gelegenen Hügel tjachila act) gelagrrt hat, schleinn sich David während der einen Uatht mit einem seiner Helden, seinem Schwestersohn Libi- sai, in dag feindliche Lager und holt von dort Sank- Soieß und wassrrbemer als ein Wuhrzeichem wie sehr der König in seiner Gewalt gewesen, ohne daß er die Gele- genheit benuht nnd seines widrrsanjerg sitt) entledigt habe. 1. Die aber von Siph sais sie merkten, daß David mit seinen 600 Mann wieder in ihrer Nähe sich aufhalte, wie vormals] kamen zu Saul gen Gibea [seiner Residenz], und sprachen [weil sie ihm durchaus bei dem Vorhaben, David in seine Gewalt zu bekommen, behilslich sein wollten]: Jst nicht David [abermal] verborgen aus dem Hügel Hachila sder da liegt gegen LNittagJ vor der Wüste? [So komme nun der König hernieder, nach alle seines Herzens Begehr; so wollen wir ihn fiijberantworten in des Königs Hände Kap. 23, 19 .. 2. Da machte sich Saul [dessen, was er bei der letzten Verfolgung gesagt Kap. 24, 17 ff., gänzkich Vstgessendj auf, und zog herab zur Wüste Stph, nnd mit ihm dreitansend junger [auserlese- net] Manusrhaft iu Israel [dte eine Art Leibgarde bildete, welche er für die kleinern Kriege aus dem ganzen waffenfähigen Volk für sich ausgehoben hatte Kap. 13- 2; 24- 2J- daß er David suchte in der Wüste Siphz 3. Und lagerte sich aus dem Hügel Hachila lzttr Seite des Hügelss der vor der Wüste liegt [und ihm eine sehr geeignete Oertlichkeit bot, von dem Gipfel des Hügels aus die ganze Umgegend zu beobachten Kap. 23, 20. Anm.], am Wege sum zugleich die Heerstraße zu beherrschen, daß ihm Da- vid nicht nach Mittag zu entwischen könnte]. Da- vid aber lsobald er inne geworden, daß die Si- phiter zum König nach Gibea gegangen waren V. I, hatte seinen bisherigen Standort auf jenem Hügel verlassen, damit er nicht wieder, wie vor- mals auf der Höhe von Maon Kap. 23, 24 ff., von allen Seiten eingeschlossen würde, wenn Saul wirklich wider ihn herabkommen sollte, und] blieb in der [nördlich an den Hügel anstoßenden] Wüste [wo ihm ein leichteres Ausweichen möglich war]. Und da er sahe sdurch das Gerücht davon hörte], daß Saul kam ihm nach in die Wüste, 4. Saudte er [weil er wegen der unter Thrä- nen ihm gegebenen Versprechungen des Königs Kap. 24, 17 ff. dem Gerücht nicht ohne Weiteres Glauben schenken wollte] Knndschaftet aus, und erfuhr kdurch dieses, daß Saul gewißlich kommen ware [und bei dem Hügel Hachila sein Lager auf- geschlagen hätte V. 3]. Z. Und David machte [in einer mondhellen Nacht, um in eigener Person das Lager seines Berfolgers auszukundschaftem mit 2 Begleitern] sich aus, und kam an den Ort swagte sich bis an den Hügel Hachila heran], da Saul seit! Lager hielt, und sahe [wohl von dem Gipfel des Hügels aus] die Stalle, da Saul [in tiefem Schlafe] lag 300 I. Samuelis 26, 6—20. mit seinem sebenfalls schlafenden] Feldhanptmann Ahnen dem Sohn Ner [Kap. 14, so; 17, 55]. Denn Saul lag in der Wagenbnrg [Kap. 17, 20], und das Heervoll [von Abner befehligt] nm ihn her [er hielt also sich für ganz sicher gegen einen heimlichen Uebersall, und hatte um so mehr sich ruhig dem Schlafe überlassen, als doch gewiß die 3000 Mann, die mit ihrem Feldhauutmann an der Spitze um die Wagenburg her- gtm lagerten, niemand bis zu ihm würden vorbringen en. is. Da antwortete David sin Beziehung auf den Gedanken, der ihm beikam, vollends bis zu Saul sich zu wagen, um abermals ein Zeichen, wie sehr der König in seiner Gewalt gewesen, fich zu holen], und sprach zu [seinen beiden Begleitern, zu] Ahtmelech, dem Hethiten nnd zu Abifai, dem Sohne sseiner StEefschwesterJ Zeruja, dem Bruder Joab [Kap. 16, 10 Anm.]: Wer will mit mir hinab zu Saul in’s Lager? Abisai [nacb seinem feurigen, hitzigen Temperament alsbald zu dem küh- nen Wagstück bereit] sprach: Jch Will mit dir inab. h Es werden hier zum ersten Mal einige Persönlich- keiten von denjenigen Männern, die sich zu David hiel- ten (Kap. 22, 3; 23, 13), uns bei Namen genannt. Von den beiden kommt Ah imelech sonst nir- gend weiter vor, daher stch nichts Genaueres von ihm sagen läßt; ein Hethiter heißt er ohne Zweifel in dem- selben Sinne wie Urias (2. Sam. U, 3). Abisai war Davids Schwesterfohw und Bruder nicht blos des Joab, sondern auch des Asahel (1. Chron. 2, 16); in Gemeinschaft mit Joab erwürgete er später (2. Sam. Z, 26 ff) den Abner aus Rache dafür, daß dieser ihren Bruder· Asahel erstochen hatte (2. Sam. 2, 18 ff.). Un- ter den Helden David’s (2. Sam. 23, 8 ff.) gehörte er mit Benaja zur zweiten Ordnung. Von feinen Helden« thaten werden wir aus der Zeit der Regierung Davids noch öfter zu hören bekommen (2. Sam. 10, l0 ff.; is, l ff.; 20, 6 ff.; 21, 6 ff; 1. China. II, 12 f.); sein« Name bedeutet ,,Willenskrästiger,« doch war er eben- so gewaltthätig und rachsüchtig (2. Sam. IS, 9), als beherzt und tapfer, daher dem David ebenso, wie sein Bruder Joab, eine Last (2. Sam. B, 39). 7. Also [indem beide das Wagstück auch wirk- lich ausfüshrten] kam David nnd Abisai [mit Zu: rücklassung des Ahimelech auf dem Berge V. 13] zum Volk [zu den um Saul außerhalb der ihn um- gebenden Wagenburg lagernden 3000 Mann V. 5] des Nachts Und siehe [wie sie schon von ihrem Späherort V. 5 aus bemerkt hatten], Saul lag nnd schlief in der Marienburg, nnd sein Spieß [den er jederzeit bei sich hatte Kap. 22, 6 und den er schon etliche Mal nach David geschleudert Kap. 18, II; 19- IOJ steckte fzum Zeichen, daß hier der König sich befinde] in der Erde zn sei- neu Hiinpten [und dicht dabei stand sein Becher oder Wasserkrug, aus dem er zu trinken pflegte V. 1i f.], Abner aber und das [von ihm befehligteJ Volk lag svor der Wagenburg] um ihn her leben- falls in tiefen Schlaf versunken, statt ihren König zu bewachen V. 15]. 8. Da sprach Abisai [der da meinete, nicht was göttlich, sondern was menschlich ist Matth. IS»- 231 zu David: Gott hat deinen Feind heute in deine Hand beschlossen [Kap. 24, 5]; so will ich ihn nun swenn du Bedenken trägst, selber die HCUJD AU ihn zu legen] mit dem [mit meinem] Spieß stechen in die Erde [iind zwar gleich auf] einmal sso tief nnd tödilich], daß er es nicht mehr bedarf ssondern sofort seinen Geist aufgeben muß]. 9. David aber [durch das, was Abigail ihm vorgehalten Kap. 25, 24 ff. nur desto fester in seinem Herzen geworden Hebt. 13, 9, mit Selbst- verleugnung auf des HErrn Zeit und Stunde zu warten] sprach zn Abisai: Berderbe ihn nicht Kap. 22, L; b. Mose 9, 29 Anm.]; denn wer will die Hand an den Gesalbten des HErrn legen, und ungestraft bleiben? 10. Weiter sprach David: So wahr der HErr lebet, wo der HErr nicht ihn schlägt sdurch einen plötzlichen und gewaltsamen Tod hinwegraffh wie den Nabal Kap. 25, 37 ff.], oder seine Zeit kommt, daß er seines gewöhnlichen und natürli- chen Todes] stirbt, oder [er] in einen Streit ziehe, und komme sdarinj um lKap. at, 1 ff]- 11. So lasse der HErr ferne von mir sein, daß ich meine Hand sollte an den Gesalbten des HErrn legen sum mir früher, als Er es thut, selber Hilfe und Erlösung zu verschaffen] So nimm nnn den Spieß zu seinen Hciuptem und den Wasserbechey nnd laß uns [dann wieder] gehen [denn weiter, als dieses Wahrzeichens, daß wir da ge- wesen und was ivir hätten thun können, wenn wir sizliiggchAbsichten hätten, wie man uns beschuldigt, bedarf is O wie viele gekrönte Häupter haben fallen müssen um weit geringerer und schlechterer Gründe willen! und dennoch galt das Werk als wohlgethan Darnach aber wolle man bemessen den hohen und heiligen Sinn des- 1eniaen, welcher bestimmt war, den himmlischen Glanz des Könkgthums so hell und fleckenlos leuchten zu lassen, als es überhaupt durch einen Erdgeborenen möglich ist. (Baumgarten.) 12. Also nahm David sließ von Abisai sich herbeih»olen] den Spieß und den Wasserbecher zu den Haupten Saul-s, und ging [mit seinem Be- gleiter wieder] hin [woher er gekommen] und war niemand [von den Leuten Saul’s], der es sahe, iioch merkte, noch erwachte, sondern sic schliefen alle. Denn· es war ein tiefer Schlaf vom HEtrn DE! absichilich Davids Vornehmen wollte gelin- gen lassen, um ihm zum zweiten Mal Gelegenheit zu geben, daß er dem Saul seine wahre Herzens- gesinnung thatsächlich bezeugen und wider dessen Argwohn und die Verläumdung seiner Ohrenblä- fer sich rechtfertigen könnte] auf sie gefallen [1. Mose S, 21; 15, 12]. il« U. 13——-2h. lloii dem gegenüber-liegenden Berg: ans ruft David jeht nach Sankt; Enge: hinüber, weclit den Feidhanptmanu Tit-net mit seinem Schreien ans dem Schlast nnd verhandelt mit ihm wegen seiner Uarhläßigi Saul geräth abermals in Davids Gewalt, der anch diesmal seiner schont. 301 nett, womit er den Herrn, seinen König, so schlecht be- wakht habe, daß jemand bis zu diesem habe vorbringen können· Saal, ebenfalls ang dem Smlase erwachend und die Verhandlung mit anhdrend, erkennt die Stimme Da— vid’g, iß gerührt von dessen Gdelmnth, da er nun zum zweiten Male seines Lebens verschont hat, und ladet ihn ein, wieder zu ihm zu kommen. Don) David weiß, was er von dem König zn halten hat, redet ihm scharf in’s Gewissen nnd ziehet dann seine Straße weiter, während Saul nach Gibea sieh znriiniwenden 13. Da nun David hinüber auf jenseit kom- men war, trat er auf des Berges Spitze svon wo aus er vorhin Saul’s Lager reeognoscirt hatte V. 51 von ferne, daß ein weiter Raum svielleicht ein BachtHalJ war zwischen ihnen kvenn ekdakfkeictzk nicht so, wie früher Kuh. 24, 9 f·, in unmittelbarer Nähe mit Saul verhandeln, weil dieser dies Mal alle seine Dienstmannen um sich hatte und auf eine versöhnliche Gesinnung bei il)m nicht zu rechnen 1var]; 14. Und schrie [von dem sichern Standort aus] das [Kriegs-]Bolk an, and Abaer, den Sohn Ner sum sie zunächst aus ihrem Schlafe aufzu- wecken], nnd sprach: Hörestdu nicht, Adam? Und Abner laufwachend und nicht wissend, wer da riefeJ antwortete, und sprach: Wer bist du, das; du so schreiest gegen dem Könige sdurch dein Schreien den König beläsiigst und in seiner Ruhe störstjis 15. lind David sprach zu Abner: Bist du nicht ein Mann [ein tapferer und erfahrener Kriegs- mann]«t und wer ist dein gleich in Israel? War- um hast du denn nicht behütet deinen Herrn, den König [sondern ihn in die größte Lebensgefahr ge- rathen lassen]? Denn es ist des Volks svon mei- nen KriegsleUteUJ einer hinein kommen sin euer Lager], deinen Herrn, den König, zu verderben [der hätte ihn, wenn ich es nicht verwehrt hätte, mit leichter Mühe umbringen könneu]. Its. Es ist aber nicht fein, das dn gethan [nämlich deinen Posten so schlecht wahrgenommen] hast. So wahr der HErr lebet, ihr seid Kinder des Todes [hättet alle mit einander von Rechts- wegen den Tod verdient], das; ihr euren Herrn, den Gesalbten des HErrn, nicht behütet habt. Nun siehe, hie ist der Spieß des Königs und der Was- serbecher, die zu seinen Häupter! waren [genauer: Siehe doch, damit du dich iiberzeUglL wie fchlecht ihr gewacht habt, wo ist der Spieß des Kö- nigs? und siehe nach dem Wasferbecher zu feinen Häupten, ob derselbe noch da ist]. Die dem Abner gemachten Vorwürfe sollten dem Saul, der sie, nach dem Aufruf V. l4 ebenfalls aus seinem Schlaf erwachend, jedenfalls hören mußte, zu Gemiithe führen, daß David ein treuerer Beschühter seines Lebens sei, als selbst seine ihm am nächsten ei)enden und am eifrigften ergebenen Diener; diesen Erfolg hat- ten sie denn auch wirklich. 17. Da sehe Abner etwas auf die ihm ge- machten Vorwürfe zu erwidern wußte und in die Sachlage sich zu finden vermochte] erkannte Saul die Stimme Davids [den er jetzt, noch in der Nacht oder doch erst während der Morgendäm- merung, nicht sehen konnte], nnd [ergriffen von dessen Edelmuth, gleichwie früher V. 24, 17] sprach see]- Jst das nicht deine Stimme, mein Sohn David? David sprach: [Ja] Es ist meine Stimme, mein Herr König. 18. Und sprach weiter: Warum verfolget mein Herr also seinen Kuecht? Was hab« ich ge- than, und was llebcls ist in uieiner Hand sdaß es so durchaus auf meinen Untergang abgesehen ins? ist. So höre doch nun mein Herr, der Kö- nig, die Worte seines Knechts: Reizet dich der HErr fnach seinem wunderbaren und unbegreif- lichen Gericht, damit er die OJtenschen heimsucht [2. Sam. 24, 1 Anm.] wider mich sdaß du mich also verfolgesi], so lasse man [ihn, den HErrn] ein Speisopser riechen [so bringe ein ihm wohl- gefälliges Opfer dar, damit sein Zorn wider dich versöhnet werde 1. Mose 8, 21 und der böse Geist, an den er dich hingegeben hat, von dir weiche]; thun es aber Menschenkinder sdie durch falsche Verdächtignng immer wieder Unkraut fäen zwischen den Weizen, nachdem du schon von mei- ner Unschuld dich überzeugt hattestL so seien sie verflucht vor dem HErrn, daß sie mich heute ver- stoßen, daß ich nicht hafte in des HErrn Erbtheih und sprechen: Gehe hin, diene andern Göttern [so seien sie verflucht von wegen ihrer Bosheit, dadurch sie es nun soweit gebracht haben, daß ich nicht länger hier im Lande, unter dem Volke Gottes, das seinen Namen kennt, bleiben kann, sondern fortan zu einem heidnischen Volke mich wenden muß, wo mir die Mittel und Wege abgeschnitten sind, dem HErrn zu dienen in der von ihm veeordnetetr Weise]. 20. So verfalle nun mein Blut nicht auf die Erde von dem Angesichte des HErrn [so bringe denn es nicht dahin, daß ich in fremdem Lande, fern von der Stätte, da der HErr sein Gnaden- angesicht offenbart, noch umkommen muß]. Denn der König Jsraels ist ausgezogen, zu suchen einen Floh, [oder] wie man ein Rebhuhn jagt auf den Bergen [es ist ja deiner Würde als König Jsraels so wenig entsprechend, daß du mich auf den Tod verfolgfd wie wenn einer mit einem einzelnen Floh sein Lebtage sich abjagen Kuh. 24, 15 oder ein Jäger ein auf die. Berge geflüchtetes einzelnes Rebhuhn mit aller Gewalt einsaugen wollte]. Der Wald Haret (Kap. 22, 5), ein Berg in der Wüste und dem Dickicht von Siph (23, 14f.), der Hü- gel Haehila (23, 19), die Wüste Maon (23, 24 f.), der Scheidefels (23, 28), die Wüste Engedl («)4, 2), der Steinbockfelfen (24, 3), vielleicht sogar die erne Wüste Paran (’25, 1): das sind die wilden Residenzety wo der künftige König Joraels Hof halten muß. David nun ist nicht verweichlichh und die mit solchem unstäten Le- ben verbundenen äußern Strapazen konnten ihm an sich nicht viel bedeuten; freilich hat er bei all seinem löwenmw ihigen Sinn ein sehr gefiihlvolles, weiches Herz, ihm ist we« der rohe und stumpfe Unempsindlichkeih noch slatterhafty 302 I. Samuelis W, 21—--25. 27, 1-—-7. abenteuernde Leichtfertigkeit eigen, so daß alle diese äußere Bedrängniß und Fährlichkeit überall nicht in ihn hätte eindringen können. Je weniger aber das blos Aeußers liche dieser Entbehrungen und Fährlichkeiten an fich den hohen Muth Davids erreichen konnte, desto tiefer wurde seine Seele von dem in denselben verborgenen Stachel verwundet. Dieser Stachel war die menschliche Bosheit und Falschheit, welche die Seele der über ihn hereinge- brochenen Verfolgung war· Der heilige Zorn und der tiefe Schmerz über diese Offenbarung nienschlicher Ver- derbtheit ergreift David so heftig und gewaltig, daß sein ganzes Gemüthsleben in vollen Aufruhr gebracht und nur durch die höchste Kraft, nämlich die Religion, gesiillt werden konnte. Seine Psalmen enthüllen uns fein Jn- neres, welches wir ohne diese dichterischen Selbstbekennt- nisse niemals völlig durchschauen würden; denn es ist wohl die Frage, ob das Wort Lefstng’s: »das Leben eines Dichters sind feine Gedicht« noch sonst irgendwo eine so genaue Anwendung findet, wie bei den Psalmen Davids, weil nicht leicht sonst das Lied ein so unmit- telbares Erzeugniß des Lebens ist, als die Psalmen, die so zu sagen mit den Wurzeln in dem geistlichen und leibllchen Boden ihres Ursprungs festgewachfen sind. (Baumgarten.) Der unmittelbarste Ausdruck derjenigen Gefühle, welche David das Herz bewegten bei »dem, was er an unserer Stelle aussprichh ist der 7. Psalm, des- sen Entstehung auf die ietzige Periode seines Lebens zurückkveistz ob in der Ucberschkift dieses Psalms unter dein ,,Mohren,« dem Jeminitcn, Saul selbst wegen sei- nes schwarzen, unverbesserlichen Charakters zu verstehen sei, wie Luther meint, müssen wir allerdings, weil der Würde Davids, der in seinem Verfolger fortwährend den Köni Jsraels und den Gesalbten des HErrn zu ehren wu te, ein svlcher Schimpfname für den unglücks lichen König nicht angemessen erscheint, dahingeftellt blei- ben lassen 21. Und Saul [der eines tiefen Eindruckes von diesen Worten David’s sich nicht erwehren konnte] sprach: Ich habe gesiindigh komm wieder, mein Sohn David fzu mir an meinen Hof, wo du mir vormals von großem Nutzen gewesen bist]; ich will dir kein Leid fürder thun, darum, daß meine Seele [mein Leben] heutiges Tages theuer gewesen ist in deinen Augen [da du mich um: bringen konntest, und es doch nicht gethan hast]. Siehe, ich habe thdrlich nnd sehr unweislich ge- than sdaß ich dich, als wärest du mein größter Widersacher und für Krone und Leben mir ge- fährlich, von mir verstoßen habe]· Es ist kein Sünder so oerstockt, Gott schickt ihm dann und wann einigen Blitz der Erleuchtung zu, wel- cher ihm allen feinen Jrrthum anzeiget. Aber ach! wenn sie durch solche göttliche Rührungen erwecket wer- den, so ift es doch nur für einige Augenblicke; und eine solche Bewegung ist kaum vorbei, fo gerathen sie gleich wieder in ihr voriges Leben und vergessen alles wieder, was sie oerheißen hatten. (Berleb. Bibel) 22. David [der da wohl wußte, wie wenig er den Verficherungen Saul’s trauen konnte, und sich schon darein geschickt hatte, bis an dessen Ende in der Verbannuug leben zu müssen] antwortete nnd sprach: Siehe, hie ist der Spieß des Königs ssammt dem Wasscrbechedz es gehe der Jünglinge [von deinen Leuten] einer herüber fzu mirL und hole ihn. 23. Der HErr aber wird einem jeglicheui vergelten nach seiner Gerechtigkeit und Glauben [der Gerechtigkeit geübt nnd Treue gehalten hat; nnd daß ich das in Wahrheit gethan, darf ich mit gutem Gewissen von mir bezeugen] Denn der HErr hat dich heut in uieine Hand gegeben, ich aber wollte meine Hand nicht an den Gesalb- ten des HErrn legen. Zu. Und wie heute deine Seele in meinen Au: gen ist groß geachtet gewesen, so werde meine Seele groß gcachiet vor den Augen des HErrm und fee] errette mich szu »seiner Zeit] von aller smeiner ge- genwärtigen] Trnbfal [mit der Zuversichn daß er gewißlich das thun wird, scheide ich von dir]. 25. Saul sprach zu David: Gesegnet seist du, mein Sohn David [dafür, daß meine Seele heutein deinen Augen ist groß geachtet gewesen]; du wirst es thun und hinansfiihreu [da wirst, was du unternommen, auch hinausführen und zum Königreich uach mir gelangen, denn der HErr ist mit di» Kalt 24, 21J. David aber fnachdem ex mit den Worten in V. 23 f. von Saul sich ver- abfchiedetj ging feine Straße [zu den 600 Mann zurück, von denen er V. 5 sich entfernt hatte], nnd Saul [der mit der, durch die neue Erfahrung von Davids Edelmuth ihm abgedrungenen An- erkennung der Gerechtigkeit seiner Sache von ihm Abschied genommen] kehrte wieder an feinen Ort snach Gibea V. 2]. Gleichwie David und Jonathan nach der Begegnung Kap. Es, l6 ff. einander nicht wiedergesehen haben, so war dies »Zusammentreffen Davids mit Saul das letzte; Saul erfullte von nun an immer rascher sein Gefchich und schon nach einein Jahr und vier Monaten (Kap. 27, 7) war die Zeit herbeigekommen, da er David den Platz raumen mußte. Das 27. Kapitel. Douiirs Wohnung in Ziklog Ins» di. l--7. dlm nicht Sau! doch zuletzt noch in die tjande fallen zu müssen, wie er meint. verläßt David mit seinem Anhang: »das Vaterland und begiebt sich hinüber zu dem philisierlionig Keine; von Gath; von diesem erhält er aus sein Bitten eine eigene Stadt zu seinen( Wohnort angewiesen, das ist Zilelag im Süden Judith, und ver— weilt nun 1 Jahr 4 Monate im Phtlisterlandr. I. David aber sobwohl er für den Augenblick von den Nachstellungen seines Verfolgers wieder frei geworden war Kap. 26, 25] gedachte in ski- nem Herzen [da er den Wankelmuth des Königs und den bösen Einfluß, den die Ohrenbläser auf ihn ausübten, wohl kannte]: Jch werde de: Tage einen ldoch doch] Sau! in die Hände fallen [wenn ich länger hier. im Lande bleibe]; es ift mir nichts besser, denn daß ich entrinne tu der Philister Land, daß Saul von mir ablasse, mich furder zu suchen in allen Grenzen Israel; so werde ich seinen Händen entrinnen sdenn mit den Phi- Davids Flucht zum Philisterköiiig Achis und Wohnung in Ziklag. listern steht er auf gespannteiii Fuße, die werden also mich ihm nicht ausliefern]. 2. Und machte sich [ohne zuvor Gott durch den Hohepriester oder einen Propheten Kuh. 22, 5 um Rath zu fragen, sondern sofort zur Aiis- führung seines Gedankens schreitend] auf saus der Wiiste Juda], und ging hinüber, sammt den sechs: hundert Mann, zu Akt-is, dem Sohii tlllaoch soder Maecha 1. Kaki. g, 39], Könige zu Gath frem- selben, zu dem er schon einmal seine Zuflucht genommen Kcip.·21, 10; denn seit jener Zeit waren inzwischen über 8 Jahre verflossen, und Achis wäre schon damals ge- nei t gewesen, ihn bei sich zu behalten, hätten nicht seine Hoibeamten sich dazwischeii gelegt) Es war nichts anders als Krcuzesslucht, was David zu diesem Schritt trieb: er war des, Tag und Nacht rastlos fortgesetzten Uinherstreifens müde, und sehnte sich nach rubigeren und stillereu Tagen. Und diese Kreu- zcsflucht wiederum entstand aus Mangel an Vertrauen auf den HErrn und aus Kleinglauben; sein Glaube war kein heller Tagesglaiiz, sondern nur dein Morgen- lichte vergleichbar, das ja noch immer mit einiger Fin- fterniß vermischt ist. Und wie, hat nicht David in die- ser Kreuzesflucht und Kreuzesschau an uns allen treue Nachfolger? Es ist jedem Menschen angeboren ein Sträuben gegen Kreuz und Leiden; er will nur allezeit genießen, sich freuen, vollauf haben und glücklich sein, und meint, das allein könne man ,,leben« heißen. Kom- men dann die Tage, die seinem Fleisch und Blut nicht gesallen, so sucht er ihre Last abzuschütteln und ihre Ge- walt zu bekämpfen, oder wenn das nicht geht, wenigstens zu fliehen. Thörichter Mensch! das Kreuz ist eine Gnade Gottes, und du ivirfst Gottes Gabe ihm vor die Füße und magst sie nicht? Das Kreuz kommt vom Himmel und führt zum Himmel, und du willst lieber mit dei- nem Sinnen und Beginnen aus der Erde bleiben? Das Kreuz weiß dich überall zu finden, es kommt dir nach, allwohin du gehst, auch über Berge nnd Flüsse und Meere, kein Ort ist so fern, das; es dich nicht erreichen sollte: und du bildest dir ein, demselben entfliehen zu können? O, siiehe nicht, stehe dem HErrn still; du flie- hest nur aus kleinerem Leiden in größeres, und aus äusse- rer Noth in innere Versuchung (Fr· Amor) Z. Also blieb David bei Aehis [der ihn gast- freuridlich in seine Hauptstadt aufnahmszu Gallh mit seinen Mannern, ein jeglicher mit seinen: Hause [den Angehörigen seiner Familie]; David auch mit seineii zweien Weibern [Kap· 25, 42 f.]- Ahinoaun der Jesrcelitiw und Abigaih des Na- baPs Weibe, der Carmelitiir 4. Und da Saul angesagt ward, daß David gen Gath gestehen wäre, suchte er ihn [so sehr auch der böse Geist bald wieder Macht über ihn bekommen hatte, seine vorigen Verfolgungen wie- der anzufangen, dennoch] nicht mehr Dem: ihn ek- füllte in dieser letzten Zeit seiner Regierung bange Furcht vor den Philisterm es möchten diese das Werkzeug in der Hand Gottes für ihn werden, sein Geschick zu cr- füllen Kap. 28, 5]. » » 5. Und David snachdetn er eiiie Zeit lang mit seinen Leuten zu Gath sich aufgehalten, dort aber mehr und mehr sich beengt und bedrücke fühlte, theils wohl und zunieist, weil er seinen Gottesdienst nicht ungestört ausüben konnte Kap. » wie uns in I. Chron. Kap. 13 erzählt wird. 303 l 26, 19, theils aber auch, weil des Achis Mitsür- ften mit mißtrauischen Augen ihn ansahen Kap. 29, 3 ff.] sprach zu Achis sum mit guter Manier aus seiner unmittelbaren Nähe hinwegzukominenL Hab ich Gnade vor deinen Augen fanden, so laß mir geben einen Raum in der Städte einer auf dem Lande [in einer der kleineren oder Provinzial- Städtcsdaß ich drinnen wohne; was soll dein Knecht in der tbniglicheii Stadt bei dir wohnen? see- will sich für mich, der ich dein Knecht bin, nicht schicken, daß ich wie ein zweiter König neben dir residire]. 6. Da gab ihm Achis [der vielleicht einen Abbruch für sein königliches Ansehen befilrchtete, wenn David länger mit seinem großen Gefolge und dessen gesamnitem Hausstande bei ihm woh- nete] des Tages [da er sein Anliegeii vorbrachte] Ziklag [im westlichen Theile des Südlandes, der genaueren Lage nach aber nicht sicher mehr nach- zuweisen Jos. is, 31 —— eine ursprünglich dem Stamme Simeon zugehörige Stadt Jus. 19, 5., diesem aber neuerdings von den Philistern abge- nommen und seitdein von Einwohnern verlassen — nicht blos zu einstweiligem Wohnort, sondern zu bleibendem Besitz, weil er den streitbaren Helden für immer an seinen Dienst binden wollte]. Da- her [in Folge dieser förmlichen Schenkuiigs ist Ziklag sein Hausbesitz oder KrongUtJ der Könige Jnda bis auf diesen Tag [da dies geschrieben wirdj. 7. Die Zeit aber, da David in der Philister Lande wohneie [bis er dann nach Saul’s Tode nach Hebron übersiedelte und dort das Königreich über Juda überkam 2. Saul. 2, 1·fs.], ist ein Jahr und vier Monden. Während dieser Zeit traten immer mehr tapfere und angesehene Männer aus den verschiedencn Stämmen Jsraels, ja sclbst von SauPs Verwandten, zu ihm ge» em Heer wurde da je mehr und mehr zu dem eigentlichen Streiterheer Gottes (1. Chron. 13, 22); was ivirklich israelitische Gesinnung und gesundes Wesen in sich trug, das löste sich ab von dem unter Saul immer kränke: gewordenen Staatskörper nnd suchte Zuflucht bei Da· old, der, während das ganze Volksthum Jsraels sich aufzulösen drohte durch äußere und innere Feinde, die Kraft des nationalen Gefammtbeioußtseins in solcher Stärke und Reinheit in sich trug und ausbildete, daß man ihm zutrauen durfte, er werde von sich, als einem unerschüts terlicheii und lebendigen Mittelpunkt aus, das in sich zer- fallene Volksganze wieder herstellen und zu einer neuen Stufe der Größe und Herrlichkeit erheben. H« v. 8-——12. Von Jililag ans unternimmt David mit seinen illiinnerii nerschiedeiie Sirrifiiige gegen dir, seinem Volke fciiidtiui gesiiinten dolligstiiniiiie an der Siidgrknie Ganuauo nnd macht reiche Beute; gegen Kctiiø aber stellt er lich so, als strrite tr wider seine eigenen Stamme« genossen iiud deren Schutzoetwqndttz um im Vertrauen und in der Gunst des lüiiiiigg sich zu erhaltcitz nnd tödtet nun, damit dieser nicht durch Flüchtlinge hinter den wah- ren Sactinerhalt komme, Litlijnncr und Weiher unter den beliriegtrn Viillicrsttiaftem einen jeden, der ihm in die Händ: fällt. 304 I. Samuelis 27, 8-——12. 28, i. 2. 8. David aber zog [von ZiFlagJ hinauf sammt seinen Männern [nach der im Süden an Palä- stina grenzenden Wüste], und fiel in’s Land der Gessuriter t[Jos. 13, 2., nicht zu verwechseln mit den Gessnri im Nordosten von Palästina 5.Mos. Z, 14; J0s- IT, 55 13, 11. 13]- und Girsiter svielleicht einerlei mit den in 2. Malt. 13, 24 erwähnten Gerrenern, Bewohnern der StadtGerra zwischen Rhinoeolura und Pelusiuny s. Karte11.], und Amalekiter [der bei der Veriiichtung Amaleks durch Saul Kap. 15, 7 versprengten Ueberreste dieses alten Erbfeindes Jsraels]; denn diese waren die Einwohner von Alters her dieses Landes, als man kommt gen Suy bis an Egyptenland sdieses an der Straße nach Sur bis an Egypten grenzenden Landstriches und hatten verniuthlich nach ihrem heute- lustigen und pliinderungssüchtigen Volkscharakier kürz- lich einen Einfall in das dem David Untergebene Gebiet gemachts » · D. Da aber David das Land schlng, ließ er [in kluger Absicht V. 11 f. von denen, die in seine Hände fielen] weder Mann noch Weib leben, und nahm [von den Viehheerdeii dieser Beduineiis stimme] Schafe, Rinden Esel, Kanieele und [von ihrer fonstigen Habe] Kleider sals Beute vom Kampfplatz mit hinwegL und kehrete wieder [in das Land der. Philister zurück], und kam zu Achis [um dem Königespehe derselbe aus andere Weise etwas von seiner Unternehmung erfiihre, selbst darüber Bericht zu erstatten nnd der Sache eine Deutung zu geben, die den Achis in der Meinung bestärken sollte, als wäre er, der aus dem Lande Jsrael verbannte Flüchtling, ein Feind seines Volkes geworden und helfe den Philisiern dasselbe bekriegen und schädigen; denn es kam ihm dar- auf an, die Gunst nnd das Vertrauen des Achis sich recht lange zu erhalten, damit dieser ihn nicht eines Ta- ges wieder aus seinem Lande hinaustriebe, und er so von Neuem genöthigt wäre, den Verfolgungen Saul’s sich auszufegen] 10. sDergleichcn Streifziige unternahm er denn weiterhin noch« mehrere und legte allemal, wenn er heim- kehrte, dem Philisterkönig Recheiischast darüber ab, be- dachte ihn auch mit Geschenken von der gemachten Beute] Wenn dann Achis sder es so ordentlich gewohnt worden war, aus Davids Munde, so oft derselbe zu ihm kam, Bericht über eine abermalige Un- ternehmung zu hören] sprach [mit der Frage ihm entgegenkam]: Seid ihr heute nicht [irgendwo] eingefallen sund habt Beute gemacht]? so sprach David [regelmäßig, gleichivie fchon nach jenem ersten Streifzuge V. 8 f.]: [Ja] Gegen den Mittag [in das Mittagssland des Stammes] Juda [Jos. l5, 21—32, vgl. 19, 1—9], und gegen den Mittag sdes zu diesem Stamme gehörigen und in derselben Gegend ansäßigen Geschlechts] der Jetahmeelitet sder Nachkommen des Jerahmeeh des erstgeborenen Sohnes des Hezron 1. Chron. 2, 9. 25 ff. vgl. Anm. zu 2.Sam. 7, 2], und gegen den Mittag der Keniter ldet Schutzvev wandten des Stammes Juda Kuh. 15, 6]. 11. David aber ließ [bei seinen Streifzügen wider die V. 8 genannten Völkerschaften, wie fchon »in V. 9 beinerkt] weder Mann noch Weib lebendig gen Gath kommen ssondern brachte alle, die« in seine Hände fielen, um], und szwar darum, weil er in seinem Herzen] gedachte, sie inöchten wider uns reden und schwatzen [es dem Philister- könig hinterbriiigem daß wir wider sie Krieg ge- führt haben und nicht wider die vom Stamme Juda und ihre Schutzverioandteiis Also that David sz[dasz— er so dem Achis gegenüber die Maske annahm, als stünde er auf Seiten der Philister und bekämpfe seine eigenen Volks: und Stam- mesgenossem während er im Gegentheil die letz- teren begünsiigte Kuh. 30, 26 ff. auf Unkosten der Schutzoerwandten der Philister V. 8], Und das tvar·seiiie Weise, so lange er wohnete in der Philister Lande. l2. Darum [durch Davids schlaues Verhal- ten·über die wahre Sachlage getäuschtj glaubte Achis Dem] David, und gedachte: Ei· hat sich saus iiiiiiierj stinkend soerhaßtj gcmacht Vol« seinem Voll Israel [daiiiit, das; er demselben so oiel Schaden thiit], darum soll er sals der nie wieder in sein Vaterland zurückkehren kann, man würde ihn ja auf der Stelle unibringen, wenn ev sich dort blicken ließe] ininier inein Knecht [Vasall] sein [desseii Kriegsgeschick mir zu nutze kommt]. Wie sehr David durch seine Flucht in der Philister Land aus kleinerem Leiden in größeres, aus äußerer Noth in innere Versuchung gerieth (Aniii. zu V. 2), legt sich hier offen dar; er mußte dem Achis gegenüber eine falsche Rolle spielen, um in seiner Gunst sich zu ek- halten. «Wäre er in Juda geblieben (nach der Weisung des prophetischeii Gottesworts in Kuh. 22, 5), das alles wäre nicht vorgekommen; weil er aus Furcht und Kreu- zesscheu eigene Wege erwählte und dein HErrn aus der Schule laufen wollte, kam er unter den Erbfeinden sei- nes Volkes in das größte Gedränge und wußte sich nicht anders zu rathen und zu helfen, als durch zweideuiige Antworten, durch Verstellung und Unaufrichtigkeit der " Gesinnung: hatte er niin nicht sein Uebel ärger gemachrs Jn Juda hatte er nur einen Feind, den Saul, im Volk aber lauter Freunde; hier ist er auf seine nächsien Uin- gebungen beschränkt, sonst dagegen von lauter Feinden beobachtet. In Juda war er nur in Gefahr, es mit einem zu Verderben; hier dagegen konnte er, o wie leicht, dahin kommen, alle fiel) zu Feinden zu machen. Jn Juda behielt er sein Gewissen rein und seinen Glauben frei; zu Zitlag dagegen schwebte er in beständigen Ver- suchungen und Kämpfen zwischen der Liebe zu seinem Volk nnd der Dankbarkeit gegen Achis, welcher retteiid und schützend ihn aufgenommen. Und ivas sollte end- lich werden, wenn ein neuer Krieg ausbrach zwischeii Israel und den Philisterm wie dies so leicht möglich nnd bei dein Haß beider Nationen gegen einander sehe wahrscheinlich war?« Nun, ivas da werden konnte, daß er näinlich mit in’s Feld ziehen mußte gegen sein eigenes Vaterland, das er so liebte, und gegen ein Heer, in ivelchem Jonathan, sein innigster Freund, sich befand, wird uns der weitere Verlauf unserer Geschichte in Kap. 28, 1 f. zeigen. Allein Kap. 29 wird uns auch zeigen, wie wahr und trefflich P. Gerhardt in dem Liede: Du bist ein Mensch V. 11 u. 12 sagt: »Wie oft bist di: in große Noth durch eigiien Willen kommen, da dein ver- David unternimmt Kriegsziige wider seindliche Volksftäninih und täuscht den Philifierkdnig 305 blendter Sinn den Tod fi’u«’s Leben angenommen; und hätte Gott dein Werk und That ergehen lassen nach dem Rath, in dem du's angefangen, du wärst zu Grunde gangen. — Der aber, der uns ewig liebt, macht gut, was wir verwirren, erfreut, wo wir uns selbst betrübt, und führt uns, wo wir irren. Und dazu treibt ihn sein Gemüth nnd die so reine Vatergiih in der uns arme Sünder er trägt als seine Kinder.« (Vgl. Anm. zu l. Mofe 12, 16). Diese wunderbar gnädigen Führungen des· HErrn, seines Gottes, haben denn Davids Herz nicht sicher gemacht und in seiner Sünde verhärtet, gleich- wie Saul durch die gliicklichen Erfolge, die der HErr ihm schenkm sicher gemacht wurde (Kap. 14, 46 Anm.); sondern im Gcgentheih gerade dnrch das Erbarmen sei· ues Gottes, der in seiner Schwachheit ihn trug mit vie- lem Verfchonem ließ er sich ziichtigen in der Gerechtig- keitz es hat dies Erbarmen und dies Verfchoitety jenen Haß gegen die Lüge, jene Sehnsucht nach Wahrheit in ihm geboren, die wir hernach so oft aus seinem Munde hören iPs 32, 23 51, 8; 63, 12;139, 23 f,; 1. Chron. 30, 17). Darum konnte nun auch die Zeit herbeikom- men, wo seines Leidens ein Ende wurde und er in wirk- lichen Besitz der ihm bestimmten Königskrone gelangte. Da wir hier an der Schwelle dieser Ereignisse stehen, lassen wir den Unterschied der beiden ersten Könige Js- raels an unserm Auge vorübergehen, um zu sehen, was für ein Unterschied sei zwischen dem Gerechten und Gott- tosen, und zwischen dem, der Gott dienet, und dem, der ihm nicht dienet tMal s, 18). «Zwar gut hat Saul angefangen, und es stand in seiner Hand, seinen Beruf und Erwählung fest zu machen; aber Saul hat es nicht gethan, seine Regierung gleicht einer Blume, die bald aufbiüht und, vom Frost getroffen, anfängt dahinzuwel- ten, bis sie endlich gar dahinstirbt Gieichwie aber sein Name (der GeforDerteJ seine ganze Gefchichte enthält — nicht geschenkt war dieser König dem Volke durch Got- tes Gnade, das Volk selber hatte ihn begehrt und mit eigenwilligem Thun sich ertrotzt —, so ist es auch bei Da- vid der Fallt sein Name heißt der Geliebte, denn er ist der Mann nach dem Herzen Gottes, der König von Gottes Gnaden, den der HErr sich erst erzogen und durch eine lange Schule zum Regenten sich gebildet hatte.« Wenn so Sauls Königthum von Haus aus auf rnenschlicher Ungeduld und Selbsthilfe beruht, ähn- iich wie die Geburt Jsmaels aus nienschlicher Schwach- heit hervorgegangen war (1. Mofe 16), und diesen sei- nen Ursprung nicht zu überwinden vermocht, sondern seine unreine Natur immer mehr entfaltet hat, bis es endlich ausgestoßen wurde, während das Königthum Da- vid’s das der Verheiszung ist und Jsaak gleicht, dem Sohne der Freien il. Mofe 2l); fo dürfen wir uns nicht wundern, baß David nun auch von Saul verfolgt worden ist, gleichwie seiner Zeit der, der nach dem Fleische geboren war, verfolgte den, der nach dem Geiste gebo- ten war (Gal. 4,21ff.). Es giebt eben Dinge in der Geschichte des Reiches Gottes, die immer und immer wieder sich wiederholen und wiederholen müssen. Das 28. Kapitel. Saul suoht Ratt) bei einem Zauberin-give, und wird vom rgesponst erschreckt. l. v. ln.2. Gegen Ende der 16 Monate seines Aufent- halts im stand: der Philister wird David die Gefahr, in welche er durch seine Flucht zu den Erbfeinden seines Volks und norh mehr durch die Verstellung gegen Lichts flch gestürzt hat, fühlbar. Juden! niitnlirtf die Phttiner jetzt wieder einen Krieg gegen Israel vornehmen wollen, DächsePs Vibelwerh fordert der philistertednig ihn auf, mit seinen Männern dem Heere der Philister sitt) anzuschließen; David ltanu da nur durch eine unbestimmte Rede aus seiner verlegen— heit sich helfen, Krisis aber faßt dieselbe als Knsdrnktt besonderer Dienstleistungen, durch die sein Sehüizling flch attgzeithnen wolle, und stellt ihm noli) größeres vertrauen in Aussicht, 1. Und es begab sieh zu derselben Zeit foou der in Katz. 27, 7 die Rede war, d. i. um das Jahr 1050 o. Chr.], daß die Philister ihr kaus den verschiedenen Heeresabtheilungem welche ein jeder von ihren 5 Fürsten zu dem gemeinsamen Unternehmen zu stellen hatte, bestehendes] Heer verfammelten, in Streit zu ziehen wider Israel swie sie denn nie geruht haben, das Volk Gottes zu bekämpfen, bis ihre Macht endlich gebrochen war 2. Sam. 2I, 15 ff.; 1. Chron. 19, 1]. Und Achis sals er auch seinerseits rüstete] sprach zu David [den er als seinen Vafallen ansah, von dem er aber auch nach seinem bisherigen Verhal- ten erwartete, es werde ihm eine solche Betheiligung an dem Kampfe wider die, die ihn aus seinem Vaterlande vertrieben hatten, ganz willkommen seinjx Du follst wissen, daß du und deine Männer sollt mit mir ausziehen in’s Heer. Z. David [in seiner Verlegenheit, entweder wider sein eigenes Volk, zu dessen König er be- rufen war, ausziehen zu miissen, oder aber, wenn er dessen sich weigern wollte, feinen Gastfreund zu beleidigen und von ihm verjagt zu werden, gab eine zweideutige Antwort, die so oder so gemeint sein konnte, und] sprach zu Achist Weithin, du fvllst swenn es nun soweit ist, daß es gilt zu handeln] erfahren, was dein Knecht thun wird. Achis [diese Antwort sich so deutend, als läge darin die Zufage unbedingier Treue und Ergeben- heit, als freue sich David schon auf die Gelegen- heit, seinem königlichen Wohlthäter sich dankbar und als einen recht brauchbaren Knecht zu bewei- sen] sptach zu David: Datum [weil du mir fo er- geben bist und ich mein volles Vertrauen in dich setze] will ich dich [wenn der jetzige Feldzug been- digt sein wird nnd du mein Vertrauen, woran ich gar nicht zweisle, durch die That wirst gerecht- fertige haben] zum Hinter meines Haupts kzuln Obersten meiner Leibgarde] sehen mein Leben- lan . gOavid in seiner Rathlostgkeit wird auf Gott sich ver- lassen und ohne Zweifel denselben ernstlich angerufen haben, ihn auf irgend eine Weise aus dieser verwirrten Lage zu befreien; er wurde hierin auch erhört, indem ihn Achis hernach, wegen des Mißtrauetis der übrigen Philisterfürstem aus dem Lager hinwegschicktm Kap.«29. tGesellsch der Gottesgels II« v. 3—25. Wie der bevorstehende Krieggfng der phi- lisier wider Israel eine petnliche Enge fiir David mit net) führt, so treibt et den König Saal, als dieser nun vom Gebirge Gilboa ang das Heer der phlilister vor sich hebt, geradezu zur verzweifelnngy denn in der Angst, welche ihn ergreift, weiß er sieh nicht anders zn A« T· I. 2. 20 306 1. Samuelis 28, 3--11. helfen, als daß er zu eineni früher von ihm selbst aufs ßreiigue verbotenen Erlittel greift, um den Ausgang des Kampfes im voraus zu erfahren. Er wendet, von Gott and seinem Wort gänzlich verlassen, sikh an ein Zauber— weib in Endo: und will data) sie den Samuel aus dem Todtenreich heraufbesrliwiirea lassen. Während aber diese ihre seschwörnngoliiiufte beginnt, erfcheiut darch Gottes llazwiseheutreten Samneks Geist in Wirlilichlieit nnd ver- liündigt dem nerivorfcuen tiöuig fein Schicksal, das ihn am andern Tage ereilen werde. vor Schrerli nnd kör- perlicher Ermattung fcillt Saul wie ohuuiiirljtig zur Erde und liißt erst durch vieles Zureden sitt) bewegen, von dem Weibe eine schnell hergerikhtete lliost anzunehmen, worauf er dniin mit seinen Zegleiteru zu dem Lage: Ssraelg sieh zuriieiibegiebr 3. Samuel aber [so muß hier zum Verständ- niß der im Folgenden erzählten Vorgänge noch einmal bemerkt werden] war [etwa 2 Jahre vor der Zeit, in welcher wir mit unserer Geschichte stehen, s. Kaki. 25, 1 f.] gestorben, und ganz Israel hatte Leide um ihn getragen, und ihn begraben tu seiner Stadt Raum. So hatte Saul [wie früher zwar noch nicht erwähnt wurde, hier aber zum Ver- ständniß des Folgenden ebenfalls angeführt wer- den muß, in den Jahren seiner glücklichen Erfolge Kap. 14, 48 Anm.] aus dem Lande vertrieben die Wahrsager und Zeichendeuter sum sich, gemäß seiner damaligen Herzensstellung Kap. 14, 46 durch Aus- führung des Gebots 2. Mose 22, 18; 3. M. 20, 27; s. M. 18, 9 ff. recht eifrig in dem Dienste Gottes zu beweisen] 4· Da nun die Philister sich versammelten fihre Heere zu dem beabsichtigteii Kriegszuge wi- der Israel zusammengezogen hatten V. 1 f.], und kamen und lagerten sich zu Suneiu [im Stamme JsascharJos.19,18], versammelte Saul kuun 72 J. alt Kap. is, If. Anna] anch das ganze Israel, und [diese, die Kinder Israel] lagerten sich zu Gilboa sauf dem, vom Nordostrande der Ebene Jes- reel iiach dem Jordanufer füdöstlich sich hinüberziehew den Gebirge dieses Namens Z. Mos 11, 313 27, 3 Anm.]. Z. Da aber Saul svou der Höhe des Ge- birges aus] der Philister Heer [das in einer Ent- fernung von kaum 2 Stunden in seiner ganzen Ausdehnung ihm gegenüber lagertej sahe, fürchtete er sich, und sein Herz verzagte sehr kweil fein Gewissen ihm sagte, daß nun sein Sündenmaß voll wäre und das Gericht Gottes ihn ereilen würde] b. Und er [in der Avgsb wie er möchte aus seiner bedrohlichen Lage herauskommen] rathfragte den HEktu [durch die Vermittelung des bei der Stiftshütte zu Gideon Kuh. 22, 19 fungirenden Hohepriesters 2. Sam. 8, 17; J. Chroa 17, 39 f., den er bei sich im Lager hatte vgl. Kap. 14, Z. 18 f. 36 f.]; aber der HErr sder ihn nun völlig verworfen] antwortete ihm lüberhauptj nicht [mehr durch irgend eins von denjenigen Mitteln, durch welche er seinem Volke seinen Willen zu offenbaren pflegte], weder durch Traume, noch durch-s Licht, noch dnrch Propheten [er erhielt also auch im jetzigen Falle keine Antwort durch das hohepriesterliche Orakel Spriichm l, 24 ff.]. 7. Da sprach Saul zu» seinen KueihtenR Sucher mir ein Weib, die einen Wahrsagergeist hat [die es versteht, einen Abgeschiedenen aus der Unterwelt heraufzubeschwören, und nachdem die Seele des Todten in sie gefahren, Aufschluß über die Zukunft zu geben], daß tih zu ihr gehe, nnd sie frage« Seine Kuechte sprachen zu ihm: Siehe, zu Endor san der Nordseite des kleinen Hermoii Jvs 17- 11] ist ein Weib, die hat einen Wahr: sagergeist. · , «) Es war eben, als wenn er m der Verzweiflung spräche: Will Gott nicht helfen, so helfe der Teufel. (Starke«) »Der Aberglaube ist des Unglaubens natür- licher Sohn« nnd die Beispiele sind zu tausenden vor· banden, wo leichtsinriige und freche Spötter zitterten im Dunkeln, bei Gräbern, an einem Sarge, und in Zeiten, da sie höhern Trostes bedurften, sich in die Arme des diimmsien Aberglaubens warfen. Der Franzose Vol« taire gerieth allemal in Angst, wenn er einen Raben zu feiner Linken aiifflicgeu fah, und der aus der Geschichie der französischen Revolution bekannte Herzog von Or· leans (Egalit6) ließ sich seine Zukunft von einem al- ten Weibe aus dein Kaffeesatz weissagem Wir erinnern auch an das sogenannte Tifchriickem womit keineswegs ein bloßer Scherz etrieben wurde. —- ") Ueber Wort und SachbegrifF der Zauberei s. zu Kap. 15, 23; über den Unterschied zwischen Wahrfagerei (divina- torische Male) und Zauberei im engeren Sinne (operative agie) s. zu 2.Mose 7, s. Es lie taus der Hand, daß nicht weniger der einen schweren « revel begeht, der durch den Gebrauch heiliger Zeichen und Worte himuilifche Kräfte sich dienstbar zu niachen sucht, wie beim Kreuzschlageu und Segensprecheu ge- schieht, als der, welcher durch geheimnißvolle Formeln und Gebrauche sich geradezu mit satanischen Mächte« in Verbindung setzt. Denn wer ersieres thut, will ·a Gott zwingen, daß er so zu sagen feine höhern Kräflte heransgiebt und die von ihin dem menschlichen Wissen und Können gesetzten Schranken selber durchbricht und aufhebt, dem Eigenwillen deß, der jene Zeicheu und Worte gebraucht, zu Dienst; da nun aber Gott sich nimmermehr zwingen läßt und heilige Zeichen und Worte wohl Gnadenmittel von ihm, aber keineswegs Zwangs- mittel gegen ihn sind, so kommt, was auf diese Weise in einzelnen Fälleu wirklich erreicht wird, nicht von oben herab, von dem Vater des Lichts, sondern es stammt von unten, aus dem Abgrund der Hölle, in tvelchem unzählige Mächte der Finsterniß lauern und nur gar zu gern in den Dienst eines solchen sich stellen, der durch lästerliche Verfpottung des Namens Gottes ihrem Ein- fluß sich preisgiebt. Dereigentliche Zweck der Zauberei ist ja dieser, mit Umgebung der Buße und des nur in der Buße wurzelnden Gebets des Glaubens ein von Gott heilsam verhängtes Uebel und auferlegtes Kreuz los zu werden, oder ein von Gott heilsam versagtcs Gut sich zu verschaffen. Dem natürlichen Menschen leuchtet Zaudern viel besser ein, als Buße thun und im Glau- ben beten und dulden; und Satan, sofern er den Men- fcheu durch seine Hilfe in der Unbußfertigkeit festhalten kann und soweit ihui noch aiich nach feinem Fall vom Hint- mel (Offetib.11,7ff.) Wiriungskraft aufErden und in den Elementen der Welt gelassen ist (2. Mose 8, 18), läßt sich von den Kindern des Unglaubeus, welche die LiebezurWahti Neuer Kriegszug der Philister. Saul sucht in seiner Angst Rath bei einer Zauberin. 307 heit nicht haben angenommen (2. Thess. 2,9 ff.), brau- chen, denn durch solche Kreuzabnahme und solches An« geld einiger Scbeingüter zieht er Gewinn für sein Reich (Apostg. II, 8). Aber auch da, wo die Zauberei be- wußter Weise mit Hilfe sataiiischer Mächte geschieht, ist das Bannen des Teufels nur scheinbar ein Zwang, den man mit geheimnißvollen Formeln und Gebräuchen über ihn ausübt; denn »der Teufel gehorcht frei und seiner innersten Natur gemäß, angezogen durch die Wahlverwandtschafh die zwischen seiner und der mensch- lichen Bosheit obwaltet,« nicht der Mensch hat ihn in seiner Gewalt, sondern Er den Menschen, und er weiß sein Recht und seine Gewalt auch allemal schließlich gel- tend zu machen. — Was insonderheit die divinato- riscbe Magie oder Wahrsagerei betrifft, so läßt sich unterscheiden zwifchen Wahrsagerei durch das Wort und Wahrsagerei durch Zeichen, zwischen denen die Traum- deuterei und die Orakel mitten inne stehen. Von der Wahrsagerei durch’s Wort kommt hier die Nekromantie oder das Todtenfragery die Todtenbeschwörung in Betracht. Der liebe. Ausdruck baalath ob (Besiszerin eines abgeschiedenen Geistes — Luther: die einen Wahr- sagergeist hat) deutet auf die Vorstellung hin, daß die ; Seele des Abgeschiedenem die herausbeschworen worden, in den Todtenbefchwörer fahre und nun als Wahrsager- geist aus ihm rede. Vorzngsiveise scheinen Weiber die Nekromantie getrieben zu haben. Die Beschwörung der Abgeschiedenen geschah durch Zaubersprüche, gewöhnlich, wenn auch nichi immer, auf den Gräbern derer, die man citiren wollte (Jef. 65, 4);«die vorgeblichen Aussprüclie derselben kamen flüsternd nnd murmelnd oder seufzend wie aus der Erde hervor (Jes. 29, 4), daher man ver- muthen die Todtenbeschwörer seien nichts anderes als bauchrcdende Betrüger gewesen, wie denn auch bei den Griechen besonders Frauen die Bauchrednerei betrieben. Es läßt sich nichts Begriindendes dagegen einwenden, wenn man auch an unserer Stelle an eine svlche bauchres dende Betrügerin denkt, die mit ihren Beschwörungss sormeln sich den Anschein zu geben wußte, als könne sie irgend welche abgefchiedene Seele aus dem Tddtenreich herausbringen, und nun mit Hilfe ihrer Ku1ist ihre Ora- kelsprüche so ertheilte, als kämen sie aus der Erde her- vor; nur muß manbei solcher Auffassung festhalten, welch ein Greuel vor dem HErrn sowohl die Todtenbeschwös rerin selbst war mit ihrem Wesen, als auch der, der ste rathfragen kam, und wie beide damit Teufelsdienst trieben. 8. Und Saul [weil er doch im Grund sei- ner Seele des Schrittes, den er vorhatte, sich schämen] wechselte seine Kleider, und zog andere an [machte sich unkenntlich, indem er andere Klei- der anzog], und ging hin [die 3——4 Stunden Wegs bis Endor], nnd zween andere kwörtlichx zween Männer] mit ihm, und kamen bei der Nacht zum Weibe, und [er] sprach szu ihr]: Lie- ber [Richt. 4, 19 Anm.j, weissage mir durch den Wahtsagergeist sda ich von dir höre, daß du das kannstL Und bringe mir fdurch deine Beschwörungek künsie denjenigen aus dem Todtenreich] herauf, den ich dir sage sauf daß er mir aus dir heraus auf meine Fragen antworte]. 9. Das Weib [den Saul nicht erkennend V. 12, da er sich verkleidet hatte, in ihm vielmehr einen Kundschafter oder Spion des Königs ver- muthend, der sie diesem wegen ihres bei Lebens- strafe verbotenen Gewerbes zur Anzeige bringen wolltes sprach zu ihm: Siehe, du weißest wohl, was Saul gethan hat, wie er die Wahrsager und Zeichendeuter ansgetottet hat vom Lande [V. 3]; warum willst du denn [dadurch, daß du erst zur Wahrsagerei mich zu verleiten suchsi, um dann wegen derselben beim König mich zu verklagenj meine Seele in das Neß fuhren, daß ich ertbdtet werde? 10. Sau! aber lohne sich ihr zu erkennen zu geben, daß er selber der König sei] schlvur ihr bei dem HErrn, und sprach: So wahr der HErr lebet, es soll dir dies nicht zur Misse- that gerathen sich werde es niemand verrathen, wenn du mir diesen Dienst erzeigst, und dich nicht in Ungelegenheit bringens 11. Da sprach das Weib snach solcher eid- lichen Zusichernng zur Dienstleistung bereit]: Wen soll ich dir denn herauf bringen? Er sprach: Bringe» mir Saume! herauf. kDacauf traf sie ihre Vorbereitungen zur Beschwörung, wozu nach der her« tömmlichen Weise ihrer Zunft vor allen Dingen gehörte, daß sie in den Zustand dämonischer Begeisterung sich versetztes aber siehe, noch ehe sie die Beschwörung selber vornehmen« konnte, trat der HErr wirksam in’s Mittel und ließ durch ein Wunder seiner Allmacht die abgeschiedene Seele Samueks wirklich erscheinen, zwar nicht smnlich wahrnehmbar, sondern nur geisterhaft-ge· spenstisch, daher auch Saul die Erscheinung nicht be- merkte; wohl aber in einer, der ehemaligen Leibliehkeit cntsprechenden irdischen Hülle"’. «) Die Veschwörer trugen allezeit bei Ausübung ihrer Kunst einen Zustand von Vesessenheit zur Schau, in- dem ste in krampfhafte Verzuckungen versielen und durch Schwitzen und Haarsträuben die heftigste und aufrei- bendste Anstrengung zu erkennen gaben, der sie sich unterwerfen müßten, um ihr Werk zu vollbringem Die· sen Zustand mögen sie vielfach in planvoller Absicht er- heuehelt und zunftmäßig herbeigeführt haben; wie aber aus dem eigenen Vekenntniß solcher Zaubcren die spä- ter zu Christo bekehrt wurden, hervorgeht, ist derselbe nicht selten auch als ein wirklicher, ungekünstelter über sie gekommen, hervorgerusem wie Roon in seiner Völ- kerkunde sagt, durch das Ringen angstvoller Abwehr ge- gen das Gefühl der inneren peinvollen Bedrängniß und der äußern Abhängigkeit von übermächtigen und feind- lichen Gewalten. Aehnlich haben wir uns hier den Vorgang mit dem Weibe zu denken, welche dadurch zur Hellseherin wurde (V. 12). — «) Luther« theilt die Auffassung der Kirchenoäter. welche die Erscheinung Sa- mueiss ais dukch damonische Kunst bewirkt ansahen und für ein Gespenst des Teufels erklärten; dies blieb auch die Meinung der älteren protestantischen Theologem daher die Ueberschrift zu unserm Kapitel: »Saul wird vom Gespenst erschreckt.« Nachdem aber schon Theodoret sBischof von Cyrus in Syrien,·-s- ·457 n. Chr G».) sich dafiir erklärt, daß der abgeschredene Propbet wirklich, jedoch nicht durch die Künste der Zauberin herausbe- schworen, sondern in Folge eines Wunders der göttlichen Allmacht erschienen sei und dem Saul seinen Untergang angekiindigt habe, und der in der ersten Hälfte des vo- rigen Jahrhunderts lebende Pfarrer Dachs el zu Tech- nig bei Döbeln in Sachsen sein Vorfahr des Heraus« ge ers dieses Bibelwerks) solche Auffassung ausführlich in seiner Biblia hehre-ico- sccenrusta in sehr umsichti- ger Weise entwickelt und vertheidigt hat, ist sie einhellig von den neueren bibelgläubigen Schriftforschern ange- nommen worden, wie sie denn auch allein dem einfachen M« 308 l. Sainuelis 28, 12—-25. Wortsinn unseres Textes entspricht und ebensowohl die der Septuaginta (nach dem Zusatz zu 1. Chr-on. It, 13: ,,ihm antwortete der Prophet Samuel-J, als die des Verfassers des Buches J. Sirach (Kap. 46, 23) ist. Wir haben also hier ein ähnliches Eingreifen Gottes in die Vornahmen der Zauberin vor uns, wie der HErr in 4. Muse As, 4. 16 dem Bileam begegnet, ihm sein Vorhaben verwehrt und ihn zwingt, so zu reden, wie Er, der HEriy will. Das Weib wiirde ohne Zweifel in ihrer ewöhnlichen Weise den Saul getäuscht und ihm dies o er das aus seine Fragen geantwortet haben, wenn ihr Wille ihr gelassen worden wäre; Gott aber will, daß Saul nicht getäuscht werde, sondern eine runde, tlare Antwort erfahre, wie es ihm ergehen werde; er will, daß derselbe Propbet, der ihm im Leben sein Urtheil verkün- di t hat, auch nach dem Tode es ihm bestätigte, darum läßt er ihn aus dem Jenseits ins Diesseits hereingreifem gleichwie für einen andern Zweck und in anderer Weise dasselbe mit Mofe und Elias (Maith. 17, 1 fs.) und mit den Heiligen, die nach Christi Auferstehung aus den Gräbern gingen und vielen erschieiien (Matth. 27, 52 s·), der Fall st. Wenn Luther zur Vertheidigung seiner Ansicht (in der Schrift vom Mißbrauch der Messe vorn J. 1522) geltend macht, I) daß die Schrift daselbst an- zei i, daß es ein Weib gethan, welches voller Teufel ge- we en sgerade als sollte man glauben, daß die Seelen der Gläubi en, die doch in der Hand Gottes und in dem Schone Abrahä stnd, unter der Gewalt des Teu- fels und böser Menschen wären), und 2) daß Saul und das Weib öffentlich wider das göttliche Gebot gethan, denen aber, welche von den Todten forschen, der heil. Geist nimmer helfen werde; so ist der letztere Einwand durch die Hinweisung auf Bilcams Exempel schon wi- derlegt, der erstere aber damit zuriickgewiesem daß eben nicht die Zauberin den Samuel herausbeschwörh sondern Gott der HErr selbst ihn herausbringt, wie denn Gott bei Des. 14, 4 ff. spricht: Welcher Mensch vom Hause Israel mit dem Herzen an seinen Götzen hängt und von mir weichet und kommt zum Propheten, dem will Jch, der HEry selbst antworten. Davon, daß das Weib die Erscheinung bewirkt habe, weshalb diese nur könne des Teufels Gespenst gewesen sein, ist im Text nirgends die Rede; im Gcgentheil, wie Dachsel richtig bemerkt, hebt der heil. Schriststeller ausdriicklich hervor, daß Sa- muel, nicht aber der Teufel, nicht ein Gespenst, nicht das Weib, mit Saul geredet, und der Jnhalt der Rede ist anch so voll göttlichen Inhalts, daß nimmermehr des Teufels Gespenst also würde gesprochen haben; man würde um dieses gewaltigen und ganz im Geiste des Propheten verfaßten Inhalts willen doch wieder anneh- men müssen, der HErr habe des Teufels Gespenst ge- nöthigt, die Wahrheit zu sagen, und also um die An- erkennung eines Eingreifens Gottes immer nicht herum- kommen. «— «) Es kommen hier die so schwierigen Fragen sowohl über den Anfenthaltorh als über den Zwischenzustand der abgzeschiedenen Seelen bis zur Auf- stehung des Leibes in s etracht. Darüber nun können wir uns erst bei Behandlung der wichtigsten neutesta- menilichen Stellen näher erklären; für jetzt nur soviel, einmal, daß in den ältesten Büchern der heil. Schrift der Scheol (Luiber: die Grube l. Mose 37, 35 oder die Hölle Pf. 16, W) noch das Todtenreich im All- gemeinen umfaßt und von einem gemeinsamen Sam- melort aller Verstorbenen, sowohl der Frommen, als der Gottlosen, die Rede ist, das Jenseits also zunächst nur in seinemGegensatz zu dem diefseitigen Leben ü berh aupt dargestellt wird, ohne daß zwischen dem Ort der Selig- seit und der Verdamniniß bestimmt unterschieden würde, daher auch in V. 19 Samuel zu Saul sagt: »Mot- gen wirst du und deine Söhne mit Inir sein« —— und dann, daß nicht wenige Theologen die Seelen in dem- Zwtschenzustande zwischen Tod und Auferstehuu nicht als ein leib- und äußerungsloses nacktes Sein ch den- ten, sondern eine Zwifchenleiblichteih die so . primi- stola annehmen von dem feinsten materiellen Stoff, wie schon Origenes sagt: »Die Seele wird nach dem Tode mit einem Leibe üderkleideh welcher ihrem vorherigen ir- dischen Leibe ähnlich ist, und behält diesen bis zur Auf« erstehungst Wir wagen über die Zuläßigkeit oder Un- zuläßigteit dieser Borstellun noch nichts zu entscheiden, ebensowenig wie über die rage, ob wir uns die Engel mit einer gewissen Leiblichkeit begabt denken sollen oder nicht (Kap. 16, 14 Anm.), lassen uns vielmehr unser Urtheil von der Schrift selbst beim weitern Fortschreiten in ihrer Betrachtung an die Hand geben; die vorliegende Stelle aber scheint eine derartige Vorstellung zu begün- fiigen (V. 14), oder man muß annehmen, daß Samuels Seele die zu ihrer Versichtbarung erforderliche Hülle ebenso in blos vorübergehender Weise angelegt habe wie die Engel, die dem Abraham, Gideon, Manoah u. A. erschienen, ihre menschliche Gestalt und Kleidung nur geliehen hatten. IT. Da nun das Weib sin ihrem Zustande des Hellsehens] Samuel sahe, schrie sie laut [denn daß dieser in Wirklichkeit erscheinen würde, hatte sie so wenig erwartet, daß sie sofort Gottes Fin- ger in der Erscheinung merkte], und svermöge des ihr geöffneten helleren Blicks zugleich auch den- jenigen erkennend, der zu ihr gekommen war und zu ihren Beschwörungskünsien seine Zuflucht ge- nommen hatte] sprach [sie] zu Saul: Warum hast du [mit deiner verstellten Kleidung] mich be- trogen [daß ich nicht wissen sollte, wer du seiest]? Du bist Saul fund hast es gewiß mit deiner gan- zen Vefragung nur auf mein Verderben abgese- hen V. 9]. 13. Und der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht [daß du se werdest zur Strafe gezogen werden für den mir geleisteten Dienst, sondern diene mir nur aus allen deinen Kräften], was stehest du? Das Weib sprach tu Saul: Jch sehe Göt- ter sein überirdisches, geisterhaftes Wesen] herauf steigen aus der Erde. 14. Er sprach: Wie ift er [der da herauf- sieigtJ gestaltet? Sie sprach: Es kommt ein alter Mann herauf, und ist bekleidet mit einem Seiden- tock lProphetewTalar Kap. 15, 27]. Da ver- nahm kerkanntej Saul, daß es Samuel war sder da erschieuen sei, wiewohl er die Erscheinung selbst nicht sahe) und neigte sich mit seinem Autlih [in tiefer Ehrerbietung] zur Erde, und betete an sum in knieender Stellung zu vernehmen, was der Prophet des HErrn ihm verkündigen werde]. 15. Samuel aber sdenn er war es wirklich, der auf Gottes besondere Veranstaltung sich ein- gestellh ,,wie ein treuer Diener, den fein Herr um Mitternacht weckt, einen muthwillig verspäteten nnd an die Thür klopfenden Hausgenossen einzu- lassen«] sprach zu Saul: Warum hast du mich unruhig gemacht [iu meiner seligen Tvdesruhe Jes. 57, 2 gestern, daß du mich herausbringen lässest fdurch dein siürmisches Klopfen an die Pforten Samueks Geist erscheint dem Saul und Verkündigt ihm seinen nahen Untergang. der Unterwelt die Veranlassnng wirst, daß ich noch einmal in der Erdenwelt erscheinen und mein Amt an dir wahrnehmen muß, da du doch bei meinen Lebzeiten Gelegenheit genug gehabt, mich zu sprechenjl Saul sprach: Jch bin sehr geang- stet,diePhilifterstreiten widermich, und Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht, weder durch Propheten, noch durch Träume [V. 5 f.]; darum hab ich dich lassen rufen, daß du mir weisest, was ich thun svlle [um ans meiner Bedrängniß herauszukommen]. « Da die lebenden Propheten nicht antworteten, meinte er, er müsse einen verstorbenen rufen lassen, gleich als ob ein verstorbener weniger von Gott abhinge, als die lebenden, oder wider Gottes Willen etwas antworten könnte in Kraft der Beschwörung eines Wahrsagerweis bes. Wenn er aber merkte, daß Gott sein Feind geworden, hätte er vielmehr sich fürchten sollen, ihn nicht noch mehr zu erzürnen durch Frevel an seinen Geboten; al- lein die Angst und der Aberglaube stellt keine vernünf- tige Ueberlegung an. (Clerikus.) la. Samuel sprach: Was willst du mich fragen [wie du aus deiner Noth herauskommestL weil der HErr von dir gewichen, und dein Feind worden ist? [da hiittest du ja von selber dir sagen können, daß kein Entrinnen seinen Gerichten mög- lich ist]. 17. [Die Stunde des Gerichts ist denn in der That nun für dich da.] Der HErr wird dir thun, wie er durch mich geredet hat [Kap. 15, 28], und wird das Reich von deiner Hand reißen, nnd David, deinem Nächsten, geben [denn der ists, den ich dir damals noch nicht bei Namen nennen konnte]; 1.8. Darum, daß du der Stimme des HErru nicht gehorchet, und den Grimm seines Zornes nicht ausgerichtet hast wider Amalek [Kap. 15, 18. 19]; darum hat dir der HErr solches jeßt gethan [in der Philister Hände dich dahin gegebens Jn der That war jene Uebertretung des göttlichen Befehle von Seiten Sauks eine offene Auflehnung nnd Empörung gegen Gottes Königthum in Israel, die der HEry wenn er noch ferner König Jsraels sein wollte, mit der Verwerfnng des Empörers strafen mußte. iKeil.) Nun hatte zwar Saul sich nicht hierdurch allein versündigtz aber ,,lvie in Adam’s Sünde alle andern Sünden als im Samenkorne lagen, so auch in diesem ersten Abfall Sankt? die furchtbaren Sünden gegen Da- vid nnd gegen die Priester zu Nob.« (v. Gerlachh 19. Dazu wird der HErr Israel sdas du durch deine Ungerechtigkeit mit in’s Unglück ge- stürzt hast] mit dir auch geben in der Philister Hände. Morgen wirst du und deine Söhne mit mir [in demselben Todtenreiche, da ich bin] sein. Auch wird der HErr sdas Elend des von dir ver- derbten Volkes zu vollendenj das Heer [Lager] Israel in der Philister Hande geben [um gänzlich ausgeplündert zu werden Kap. 31]. 20. Da fiel Saul [während die Erscheinung nach diesen Worten wieder verschwand, von der Wucht der letzteren wie vernichtet] zur Erde, so 309 lang er war [nachdem er bis dahin nur an der Erde geknieet hatte V. 14], und erschrak sehr vor den Worten Samuel-s, daß keine Kraft mehr in ihm war; denn er hatte sbei seiner heftigen Ge- müthsbewegung und inneren Aufregung V. b] nichts gegessen den ganzen [voraufgegangenen] Tag und die ganze sjetzigej Nacht. 2l. Und das Weib ging hinein zu Saul [trat an ihn heran, da sie seither ein wenig von ferne gestanden hatte], und sahe, daß er seht et- schroclen war, und sprach zu ihm: Siehe, deine Magd hat deiner Stimme. gehorchet, nnd habe meine Seele in meine Hand geseßt smich bei dem strengen Verbot wider die Wahrsager und Zeichen: deuter in große Lebensgefahr begeben Kuh. II, 5], daß ich deinen Worten gehorcht« die du zu mir sagtest [da du mich zu dem Beschwörungs- werk überredetest V. 8 ff.1. 22. So gehorche auch nun du deiner Magd Stimme [in dem, was ich dir setzt rathe]. Jch will dir einen Bissen Brods vorsehen, daß du essest, daß du serst wieder] zu Kräften kommesh und [dann] deine Straße gehest [denn ungegessen kann ich dich nicht von hier fortlassen, du würdest sonst auf dem Wege verschmachten]. 23. Er aber [in der ganzen Trostlosigkeih die über ihn gekommen war] weigerte sich, und sprach: Jch will nicht essen. Da uöthigten ihu seine [bei- den] Knechte sdie er bei sich hatte V. 8] und das Weib, daß er ihrer Stimme ehorchte sihrem Drin- gen nachgab]. Und er stun ans von der Erde, und seHte sich aus’d Bette [anf den mit Polstern belegten Austritt, der rings an den Wänden des Zimmers sich hinzog]. » 24. Das Weib aber hatte daheim ein ge- mastet Kalb; da eilete sie [in natürlichem Mitleid mit dem unglücklichen König] und schlachtete es, und nahm Mehl, und knetete es, und but es un- gesäuert [1. Mose 18, 6 f.], · 25. Und brachte es herzu vor Saul, nnd vor seine Knechte. Und da sie gegessen hatten, stun- den sie auf, und gingen die Nacht kbis sie wieder nach Gilboa kamen]. Keine Buße, kein Schmerz über seine Sünde, kein Jammer iiber seiner Söhne und feines Volkes Schick- sal, kein Flehen unt Erbarmen, weni siens für diese, kam mehr über Sauks Lippen; in dump er Verzweiflung ging er in sein Verderben hinein, das schon am andern Tage (Kap. Si) ihn ereilen sollte. »Die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebietet sie den Tod» (Jak. 1, l5.) Das W. Kapitel. David mird non den Philister-n zuriioßgesohicät III— d. t——11. Indem mir jetzt wieder an den Anfang des krieggznges versetzt werden, in die Zeit, wo die philißerfurüen von ihrem sammelt-nistet aus weiter hinauf nun) dem Kriegsschaar-tat; zu marschiert: im Begriff ne· hin, begegnet uns David unter ihnen, der mit seinen 310 I. Samuelis 29, Männern die Uaehhnt bildet hinter dem Contingente (tjeerbaun) deo Kehle. Durst; Gottes gnädige Leitung aber. der ans der Gefahr, wider sein eigen Voll: flreiten zu müssen, ihn erretten will, geschieht es, daß die übri- gen Fürsten, non inißtrauen gegen ltauid erfüllt, ans dessen Entfernung bei Jltttig dringen, worauf er denn von diesem nun) Jiielag znrüttigeschiaet wird. I. Die Philister aber [um nach der, dem ge- schichtlichen Verlauf der Ereignisse vorgreifenden Erzählung in Kav. 28, 3—25 wieder auf das zurückzukommen, was zu Anfang des vorigen Ko» V. 1 u. 2 berichtet wurde] versammelten alle ihre saus den Contingenten der 5 Fürsten bestehenden] Heere zu Aphek [dem jetzigen e1PnIeh, etwas wesilich von Sunem, nicht zu verwechseln mit andern Orten dieses Namens 1.Sam. 4, 2 Anm.]; und Israel [die gesammte von Saul zusammen- gezogene Kriegsmacht des Landes V. 4] lagerte sich zu Ain [d. i. bei einer Quelle] in Jesreel [bei dem heutigen Ajn Dschalüclt Nicht. 7, 1. 4 Anm.]. ·) Der Name bedeutet «Goliaths-Quelle,« wahr- scheinlicli so genannt, weil man den Kampf Davids mit Goliath Kuh. 17 irribümlicli in diese Gegend verlegte. s. Und die Fürsten der Philister sals sie so nach Aphek heraUfzogeiIJ gingen daher mit Hun- derten und mit Tausenden [geordnet in Zügen von Hunderten und Tausendenjz David aber nnd seine Männer [deren Zahl nun schon weit über 600 betrug Kap. 27, 7 Auen] gingen hinten nach bei Achis [bildeten hinter Achis her, der zuletzt zog, die Nachhnts Z. Da sprachen swährend des Marlchesj die sitt-eigen] Fürsten der Philister szu Achis]: Was sollen diese Ebriier [die du mit dir genommen hast und aus deren Treue gegen uns wir uns ja nicht verlassen können]? Achis sprach zu ihnen: Jst nicht das David, der Knecht Saul, des Königs Israel, der nun bei mir gewesen ist sschonj Jahr und Tag [Kap. 27, 7], nnd habe nichts an ihm gefunden [das ihn verdächtig machen könnte, viel: mehr hat er seine Treue gegen uns schon durch mehrfache Proben bewiesen Kap. 27, 8 ff.], seit der Zeit er abgefallen [von seinem vormaligen Herrn zu uns übergetreten] ist, bis her? 4. Aber die Fürsten der Philister wurden zornig auf ihn [daß er so arglos und leichtgläw big wäre] und sprachen zu ihm: Laß den Mann einrichten, nnd an seinem Ort bleiben, da du ihn hin bestellet hast [d. i. in Ziklag], daß er nicht mit uns snach der Ebene JesrcelJ hiuabziche znm Streit, nnd unser Widersachcr [hebr. Satan, s. Hivb l, S] werde itu Streit [nicht, wenn der Kampf nun angeht, statt mit und für uns zu streiten, die Waffen wider uns kehre]. Denn woran könnte er seinem Herrn [dem König Saul] baß [besser 1. Sam. 10, 3 Anxn.] Gefallen thun, denn an den Köpfen dieser Manner kais-mit hatte e: des. 1—11. 30, 1—6. set Gelegenheit, sich wieder bei Ungnade er gefallen, Gunst zu durch spieltZJ o. snnd gewiß wird er die günstige G! «] sicb nicht entgehen »lassen, da er doch nur iiothgecelieiziihgdii jetzt aus unsrer Seite steht, während er früher unser ge- fährlichster Widersacher war] Jst er nicht der Da- vid, von dem sie sangen ani Reigen [Kap. l8, 6 H! SUUI bit! ttlultud geschlagen, David aber zehn tausend? J« dem kriegerisches: Slaalenvunde de» die Phili- ster« unter ihren Fürsten bildeten (Jos· 13, 2 Anm.), schetvkz Rast) d« Reihenfolge zn schließen, in welcher die o Stadte in Jvs 13, 3 aufgeführt werden, seit der Zeit des Einzugs der Kinder Jsrael in Canaan bis zu Sim- svtks Tode der Fiirst von G aza den Vorrang behaup- tet zu haben (Richt. is, I. 21 ff.); zu Samueks Zeiten dagegen hatte durch irgend einen Umstand, vielleicht in Folge des Unheils, welches Simson bei seinem freiwilli- gen Tode unter den Philister-n in jener Stadt anrich- tete sticht. 16, 23 fs.), Asdod die Oberhand bekommen (1.. am. 5, I; S, 17). Jetzt nun, während der Re- gierung Saul’s, spielt noch Gath unter den 5 Städten eine so bedeutende Rolle, daß sein Fürst den Köni stitel führte, bis es dann, von David erobert und in ein Vasgallens verhältnis zu Israel gestellt (1. Chron. II, 1; 2. Sam. is, 18 ff.; Chrom 1l, 8), »aus der Reihe des philis siaischenStadtebundes verschwindet (Amos 1,6 fs.). Der Weitstreit um den Vorrang sindet von da an zwischen Gaza und Askalowstatt (Jerem. 25, 20; Zcplz 2, Hi; Such. 9, 5 sf.). Die letzte Stelle dagegen hat wohl immer Ekron eingenommen. ·6. Da rief Achis [den Vorstellungen seiner Mxtfürstev UOchgEbEUdJ David, und sprach zu ihm: So wahr der HErrjdein Gott] lebet, ich meines- theils] halte dich sur redlich. und dein Ausgang und Eingang mit mir im Heer [die ganze Art, wtedu dich gegen mich und das Jnteresse der Philister verhalten hatt] gcfallt mir wohl, undhabc nichts Arges ldas deine Treue mir verdächtig machen könnte] an dir gespüret, seit der Zeit du zu nur konimen bist, bis her; aber du gefällst den [ubr1gen] Fursten smeines Volkes] nicht ssoudekn sie sind mit Mißtrauen gegen dich erfüllt und ivollen durchaus dich nicht mit in den Streit ziehen lassen]. 7. So lehre nun um, und gehe hin san dei- nen Ort, den ich dir zur Wohnung überwiesen habe Knie. 27, S] mit Frieden, auf daß du nicht nbcl thust vor den Augen der Philister sihkeu n»- willen noch mehr reizest, wenn du weiter mit uns ziehen wolltest]. 8. David aber [obwohl in seinem Herzen froh darüber, daß er auf so bequeme Weise seiner Dienst- pflicht gegen Achis von diesem selbst entbunden und damit aus der mißiichen Lage befreit wurde, wider fein eigenes Volk streiten zu müssen, wollte dennoch aus menschlicher Klugheit seine wahre Gesinnung sich nicht merken lassen und] sprach zn Achisx Was hab ich gethan, nnd was hast du ge- seinem Herrn, in dessen » » verschaffen, als wenn er Verratherei unsere Leute ihm in die Hände ? spiiret an deinem Knechte, seit der Zeit iih vor Durch Gottes Gnade entgeht David der Gefahr, wider sein eigenes Volk streiten zu müssen. 311 dir gewesen bin, bis her; daß ich nicht sollte kom- men und streiten wider die Feinde meines Herrn, des Königs? Auch diese le ten Worte sind ztveideutig (vgl·Kp.28, 2), da unter dem hing, den David seinen Herrn nennt, eben sowohl der König Saul isiehe Vers 3), als der König Achis verstanden werden kann. Ach, wenn der· Mensch erst einmal abgewichen ist vom Wege der Wahrheit nnd Ausrichtigkeih es hält gar zu schwer, ehe er wieder vollständig dahin zuriickkehrt; denn ,,das eben ift der Fluch der bösen That, daß sie sortzeugend immer neues Böse muß gebären-« (Schiller.) 9. Achis [in seiner Arglosigkeit und Gut: iniithigkeit in jenen Worten eine Versicherung der Treue gegen ihn erblickend] antwortete, und sprach: Jch weiß wohl [daß du nichts gethan hast, was dich uns, den Philisterrn oerdächtig machen könnte, im Gegentheil setze ich in dich unbedingtes Ver: trauenjz denn du gessillst meinen Augen als ein Enge! Gottes [ich schätze dich so hoch, als wärest du mir vom Himmel zu einem Freund und Die- ner zugeschickh und erkenne in dir ein so nirge- wöhnliches Maß von Weisheit, daß ich deinem Rathe ohne Bedenken folgen würde, wie dem Aus- spruch eines Engels 2. Sam. 14, 17. 20; 19, 27]. Aber der Philister Fürsten haben gesagt: Laß ihn nicht mit uns hinauf in Streit ziehen sund da sehe ich mich außer Stande, dich länger bei mir zu behalten] 10. So mache dich nun [da es heute schon zu spät ist, um den Weg noch antreten zu können] morgen frühe aus, und knimm mit dir] die Knechte deines Herrn, die mit dir kommen sind [die Män- ner, die du anführst und unter denen gewiß viele sind, die ihrem und deinem ehemaligen Herrn Saul anhängen und sich leicht auf dessen Seite schlagen könnten]; und wenn ihr euch morgen frühe aufgemacht habt, daß licht ist [und ihr den Tag vor euch habt], so gehet hin. II. Also machten sich David nnd seine Män- ner frühe anf, daß sie des Morgens hingingen nnd wieder in der Philister Land [nach ZiklagJ kamen. Die Philister aber zogen hinauf gen Jesreel snach der Ebene dieses Namens 5. Mose 27, 3 Anm., und lagerten sich bei Aphek V.l und Sunem Kap.28, 4., worauf dann einige Zeit nachher es zu der in Kap- 31 erzählten Schlacht kam; in der Nacht zuvor aber Zirägj Saul zu dem Zanberweibe in Endor Kap. 28. Das 30. Kapitel. David siegt wider die tI-nacekiter, und theilet den Raub aus. IV· v. 1—3l. nach einem dreitägigen Mars-he in Jiblag anieommend, findet David den tvrt nieder-gebrannt nnd die Weiber und Kinder nebst aller Habe non dort weggefährtz denn während feiner nnd feiner Ernte Abwesenheit haben die Jlmaleliiter einen Einfall gethan nnd für das, ma- panid früher ihnen zugefügt, Rache genommen. Da ge— råth er denn in große sedränguih denn fein Voll! mißt ihn: die Schuld alles dlngliirlig bei nnd will ihn strittigen; er aber stärlet sich in dem nostra, feinen: Gott, und, der göttlichen nillignng feines Uorhabens dnrch den Hohe— urießer sitt) verführend, setzt er den Zlmnleleitern nach, erlenndrt ihren Aufenthalt dato) einen ohnmächtig am Wege vorgefundenen, oon denselben liranli znrärligelasfenen Knecht, und schlägt die Feinde dergenalt, daß er mit vieler Beute wieder heimkehren kann. Davon bedeutet er die Keltcslen derjenigen Qrtsrhaften in Juda, bei denen er während der Zeit seiner Verfolgung durch Saul Unter— ßiihnng gefunden, mit freiwilligen Geschenlien l. Da nun David des dritten Tages [nach- dem Achis ihn nach Hause entlassen Kav. 29, It] kam gen Ziklag, mit seinen Männern, waren [in- zwischen] die Atnaletiter swelche die Zeit seiner Abwesenheit benutzt hatten, um sich für das, was er ihnen angethan Kuh. 27, 8 ss., zu rächen] herein gefallen zum Mittag [oon der Mittagsseite des jüdischen Landes her, an der sie wohnten] und zu Ziklag [auf welche Stadt sie es besonders abgesehen], nnd hatten Zitlag geschlagen smit leichter Mühe eingenommen, da es von Männern entblößt war] nnd mit Feuer verbrannt, 2. Und hatten die Weiber [sammt den Kin- dern] draus weggefübrt [und was sie sonst noch an menschlichen Personen vorsanden], beide klein Und groß; sie hatten aber sda ihnen keine Gegen- wehr entgegengesetzt wurde] niemand getödtet, son- dern [alle nur als Gefangene, um sie zu Leib- eigenen oder Geißeln zu machen] weggettieben, und waren dahin ihres Weges. Je auffälliger dies ist, daß sie niemand getödtet, da ja David früher bei ihnen weder Mann noch Weib leben ließ (Kap. 27, 9. l1), desto mehr muß man hier- bei Gottes besondere Vorsehung preisen, der ihrer Rache Grenzen setztez er wollte David wegen seiner Thorheih da er sich zu Achis gewendet, statt im Lande Juda zu bleiben, zwar züchtigen, aber ihn dem Tode nicht eben (Ps. 118, 18; 1. Cor. 10, t3). Du strasst uns üni der mit Geduld und schlägt? nicht allzusehr, ja endlich nimmst du unsre Schuld und wirfst sie in das Meer. (Jch singe dir mit Herz und Mund —- V. 9.) 3. Da nun David sdes dritten Tages V. l] sammt seinen Männern zur Stadt kam, und sahe, daß sie mit Feuer verbrannt war, nnd ihre Wei- ber, Söhne und Töchter gefausn waren; 4. Hub David und das olk, das bei ihm war, ihre Stimme auf, und weineten, bis sie nicht mehr weinen konnten. Z. Denn Davids zwei Weiber [die er mit sich in der Philister Land genommen Kuh. 27, 3] waren auch gefangen, Ahinoam, die Jesreelitim nnd Abigaih Nabaks Weib, die Earmeliiin [Kap. 25, 42 f.] s. Und David war sehr gecingstet sgerieth außer dem Herzeleid, das er wegen dieses Ber- lustes empfinden mußte, noch in besondere Noth und Bedrängniß]; denn das Volk [seine Mann- schaft, die er befehligte] wollte ihn strittigen, denn des ganzen Volkes Seele war unwillig sauf ihn, dem man die Schuld an dem Unglücke zuschrieb], 312 ein jeglicher iiber seine Söhne und Töchter [wie ja der Mensch wenn er in Noth nnd Verlegen- heit kommt, nur gar zu gern eine Befriedigung darin sucht, irgend jemand alles zur Last zu legen, ihm Vorwürfe zu machen und seinen Mißmuth an ihm auszulassen«]. David aber ftärkte sich in dem HERR, feinen! Gott sverantwortete sich weiter nicht gegen die un erechten Beschuldigungem sondern suchte Trost und Auirichtung im Gebet und gläubigem Vertrauen auf Gott]. «) »Hättest du d as gethan, jenes unterlassem hättest du so und so gehandelt-«, sagt dann mancher hinterher, dem es vorher eben so wenig eingefallen war, daß man das hätte thun und jenes unterlassen sollen. 7. Und sprach [nachdem er sich so einen tap- zu Abjathar, dem Priester, Ahimeleclys Sohn [der seit Sauks Priestermord Kap. 22 bei ihm war »und ihn schon mehrmals durch die Weise des Lichts berathen hatte Katz. 23, 1 ff.]: Bringe mir her den Leibrock [lege den hohepriesterlichen Leib- rock an und tritt her zu mir, du sollst des HErrn Antwort auf die Frage, die ich an ihn richten will, einholen]. Und da Abjathar den Lcibrock zu « » Ihinab fuhren zu diesen Kriegsleuten kmir den David gebracht hatte, 8. Fragte David den HErrn, und sprach: Soll ich den Kriegsleuten [amalekitischen Streif- horden] nachjagen, und werde ich sie ergreifen? Er [der HErrJ sprach [durch den Mund Abfa- thar’s]: Jage ihnen nach, du wirst sie ergreifen, und Rettung thun [V. 18 f.]. I. Da zog David hin [nach der im Süden von Palästina gelegenen Wiiste], und die scchs hundert Mann, die bei ihm waren; nnd da sie kamen an den Bach Besor [5. Mos s, 10 Anmjs blieben etliche fwörtlichx die übrigen, d. h. die 200 Mann, die nicht mit hinüberzogen V. 10] stehen. · « » 10. David aber und die vier hundert Mann jagten nach; die zwei hundert Mann aber, die stehen blieben, waren sin Folge des angestrengten Niarsches der drei Tage V. 1] zu müde, über den Bach Besor zu gehen. «) Die gewöhnliche Annahme, daß der Bach Besor der jetzige Wabe) Scherjah sei, läßt sich aber nur fest- halten, wenn man Ziklag in die Gegend des Tell el Hasy, Es, Stunde südl von Eglon, verlegtz da wirdagegen letzteren Ort im südlichsten Theil von Palästina ange- nommen haben, so dürfte der Vesor vielleicht ein Elle-ben- zweig des W. el Arisch oder des Bachs Egyptens fein. 11. Und fie [die vierhundert Mann, die mit weiteren Zuge durch die WÜsteJ einen eghptifchen Mann auf dem Felde [1iegen], den führeten sie zu tränkten ihn mit Wasser, 12. Und gaben ihm ein Stück Feigen [eine Schnitte von einem Feigenkuchen Kap. 25, 18], und zwei Stück Rosinenktraubens Und da er i V I. Samuelis 30, 7—27. gegessen hatte, kam sein Geist wieder zu ihm [kehrten die Lebensgeisier bei ihm zurück]; denn er s hatte in dreien Tagen und dreien Nächten nichts gegessen, und kein Wasser getrunken sund war daher ganz von Kräften gekommen]. 13. David fprach zu ihm fda er ihn feiner Kleidung nach sogleich für einen Knecht erkanntejx Weß bist du srvelchem Herrn gehörst du an]? nnd woher bist du? Er sprach: Jch bin ein eghpti- scher Knabe sJünglingh eines Amalekiteis Knecht; und mein Herr hat mich verlassen lbier in der Wüste zurückgelasfenh denn ich ward krank vor »» dreien Tagen sals die Amalekiter auf ihrem Streif: i zuge durch diese Gegend kamen] feren Muth und ein entschlossenes Herz erbetet] s? ; hereiiigefallen zum Mittag Crethi [der südwestlich 1«1-. Wir find [nämlich aus unserm Gebiet] wohnenden Philisiersiäinrne Jos. 13, 2 Anm.], Und auf Juba [in das Mittagsland des Stammes Juda], und zum Mittag Caleb [dem sitdliclien Theil der Wohnsisze des Geschlechtes Caleb bei Debir Jos. 15, 15 ff.], und haben [auf dem Rückwegej Ziklag mit Feuer verbrannt. 15. David sprach zu ihm: Willst du mich Weg zeigen zu der Stelle, ivo diese Streifhorden sich jetzt aufhalten]? Er sprach: Schtvöre mir bei Gott, daß du mich nicht tödtesks noch in mei- nes [grausamen] Herrn Hand iiberaniworteftz so will ich dich hinabfiihren zu diesen Kriege-lenken. «) Es geschah das in der Regel, daß man Kund- schafter und Wegführer, wenn man sich ihrer bedient hatte, hernach bei Seite schaffte, um nicht von ihnen in Ausdruck) genommen oder verrathen zu werden. 16. Und er» fnachdem David beides ihm eid- lich zugesagt] fnhrete sie hinab. Und siehe, sie kdie AmaIekiterJ hatten sieh zerstreuet auf der gan- zen Erde idem ganzen Umfange der Stelle, wo sie Halt geM0chtJ, aßen und tranken und feierten [keines Ueberfalles sich ver-sehend] über alle dem großen Raub, den sie genommen hatten aus der Philister sCrethi V. 14] und Juda Lande. 17. Und David schlug sie [weil sie sich tüchtig zur Wehr setzten, auch der Zahl nach seiner, über- dies oon dem angestrengten Marsche ermüdeten Mannschaft überlegen waren] von dem Morgen [der Morgendänimerungj an bis an den Abend, gegen den andern Tag smit welchem Abend der folgende Tag seinen Anfang nahm 1. Mos l, 5 z Anm.],» daß ihrer keiner entrann, ohne vier hun- dert Jnnglinge [Knechte, welche die Amalekiter David den Feind verfolgten] fanden [bei ihrem l bei sich führten]; die fielen [warfen sichJ auf die Kameele [Dromedare Nicht. 6, 5 Anm.], nnd » - flohen. David, und gaben ihm Brod, daß er aß, und : 18. Also errettete David lgemäß der ihm I« von Gott gegebenen Verheißung V. 8] alles, was j die Amalekiter genommen hatten, nnd sbesonders auch] feine zwei Weiber [Ahinoam und Abigail 5J, David besiegt die Amalekiter und theilt den Raub an seine Freunde in Juda aus. 313 II. Undjehlete an keinem, weder klein noch groß, noch Sohne noch Tochter, noch Raub, noch alles, das sie genommen hatten; David brachte es alles wieder. Diese Worte erinnern uns an das, was unser HErr Christus flir uns gethan hat: Lasset fahr’n, o lieben Brüder, was euch quält, was euch fehlt, ich brin alles wieder. (Frdhlich soll mein Herze —- V. 7.) — u der nämlichen Zeit aber, wo David so alles wieder brachie, verlor Saul alles in der blutigen Schlacht auf dem Gebirge Gilboa (2. Sara. l, 1 ff.); damit war Da- vid’s Verfolgungsleiden ein Ende gemacht. Heil allen, die von David lernen, stille sein und hoffen und in De- muth tragen; ihr Leiden wird zuletzt in felige Freude verwandelt werden. Es giebt drei Stufen in der Ertragung des Kreuzes: die unterste ist die, wo man das Kreuz gezwungen auf sich nimmt, wie Simon von Eurem, und es mit Seufzen und Thränen dem HErrn nachträgt, je eher je lieber aber davon erlöst und ver- schont fein möchte; höher stehen die, welche es willig übernehmen und geduldi tragen, auch Gott anheim- stellen, wann und wie er He befreien will, aber mit Fleisch und Blut doch noch immer zu streiten haben; am höchsten aber stehen die, welche nicht nur willig ihr Kreuz übernehmen und geduldig tragen, sondern es auch lieb haben als eine Gnade Gottes, als ein Kennzeichen ihrer Jüngerfchaft, als eine Ehre, einen Schatz und Ruhm der Kinder Gottes. Die ersten stehen noch unter dem Kreuz, die zweiten kämpfen mit dem Kreu , die dritten siegen über dasselbe. Die letzten sind osienbar die besten Christen; denn die fröhlichen Dulder hat, wie die fröhlichen Gebet, Gott lieb! (Fr. Arndt.) l. Jch nehme, was du mir bestimmst, ich lasse fahren, was du nimmst; wohin du führst, wtll ich auch ziehen, was du verbeutst, das will ich fliehen: maih’s, wie du willsi, ich bin’s zufrieden, nur das; wir bleiben ungeschieden 2. Jch wär ein Thor, wenn ich auf mich vertrauen wollte, nicht auf dich. Jch hab mich hundertfach belo en, verführt, verrathen und betrogen; ich hab auf selbsterwählten Wegen noch nie gefunden Heiland Segen. s. Doch du, HErn hast mich wohlbedachh hast alles recht und gut gemacht. Wie oft bist du mir ungebeten in den ver- kehrten Weg getreten; hättst du dich mein nicht ange- nommen, ich wäre nie zu dir gekommen. 20. Und David nahm falle] die Schafe und Rtnder [welche er den Amalekitern theils wieder abgenommen, theils von ihnen erbeutet hatte]- und [man] trieb [als er heimkehrte] das Vieh seben diese Schafe und Rinderj vor ihm* her, und sie [diejenigen von seinen Leuten, die das Vieh trieben] sprachen [um den Ruhm feiner herrlichen Rettung, die er gethan, zu verklindigen]: Das ist David-s Raub. «) Bei dieser Deutung des schwierigen Verses, die Luther aus der Vulgata sich angeei net, muß man spzgs lesen. Nach der Texteslesart TO· aber ist die Er- klärung vielmehr diese: Und David nahm alle Schafe und Rinder (die er den Amalekitern von ihrem Besitz- thum geraubt) und man trieb sie vor jenem Vieh sdas er von ihnen zurückerobert V. 19) her, und sie pkachen (in Beziehung auf diese Schafe nnd Rinden: Das ist Davids Raub (das hat er zu dem Znriickers oberten dazu erbentets »21. Und da David» zu den zwei hundert Mannern laut, die zu niude gewesen, David nach: zusetzen, nnd aut Bach Besor geblieben waren [V. 9 f.], gingen sie heraus saus ihrem Lager] David entgegen und dem Volk, das mit ihm war sum ihm wegen seines Sieges Glück zu wünschen] Und David trat zum Volk [zu den zweihundert] und grüßte sie freundlich serkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden Ruth Z, 4 Anm.]. 22. Da antworteten, was böse nnd lose Leute waren nnter denen, die mit David gezogen waren, Und sprachen [in Beziehung auf die Vertheilung der Beute, um die es sich jetzt handeln wllrde]: Weil sie nicht mit uns gezogen sind, soll man ihnen nichts geben von dem Raube, den wir er- rettet [wörtlich: entrissen, den Amalekitern ab- genommen] haben; sondern ein jeglicher [von den zweihundert] führe [nehme] fein Weib nnd seine Kinder, und gehe hin szufrieden, daß ihm wenig- stens die Seinen wieder zu Theil geworden]. 23. Da sprach David fsolcher lieblosen Rede mit Freundlichkeit, aber auch entschieden entgegen: tretend]: Jhr sollt nicht so thun, meine Brüder, mit dem, das uns der HErr gegeben kund niche unsre eigene Hand uns verschafft] hat, und hat uns behtitet fdafz keiner von uns um’s Leben ge- kommen], und diese Kriegsleute lRäuberhordens die wider uns kommen waren, in unsere Hände gegeben. 24. Wer sollte euch darinnen sin dem, was ihr haben wollt V. 221 gehorchen [ohne undank- bar gegen des HErrn gnädige Hilfe und Bewah- rung zu werden]? Wie das Theil derjenigen, die in [den] Streit hinab gezogen sind, so [viel- mehr] soll [wie es schon von unsern Vätern bei Vertheilung der Midianiter-Beute gehalten worden ist 4« MOse 31- 25 ff-] auch sein das Theil der- jenigen, die bei dem Geriithe geblieben sind, und soll gleich getheilet werden. 25. Das ist seit der Zeit und forthin [unter David’s Regierung] eine Sitte Und Recht worden, bis tIUf dieses! Tag [die Beute zu gleichen Hälften zu vertheilen unter die, welche in der Schlacht gekämpst hkztketh »und die im Lager zur Bewachung desselben zu« ruckgebliebenen Krieger] « 26. Und da David gen Zillag laut, sandte er des Raubes [der ihm selbst als sein Antheil zu- gefallen war] den Aeltesten in Juba, seinen Freunden fdenfenigen unter ihnen, die während seiner Ver: folgung durch Saul an ihm Freundschaft bewie- sen und ihn und seine Leute auf irgend eine Weise Untekstützk hCkteUL und sprach sließ ihnen bei Ueber- bringung der Gabe sagen]: Siehe, da habt ihr den Segen seine Segensspende] ans den! Raub der Feinde des HErtn [von der Beute, die wir den Feinden des HErrn und seines Volkes abge- nommen haben]; 27. [Solche Geschente sandte er] Nämlich denen zu Beide! [d. i. Bethnl oder Bethuel im Stamme Simeon Jos. II, 4; 1. Chron. 4, Hof, 314 denen zu Ramoth am Mittag sRamoth des Südens oder Baalath-Beer Jos. 15, 24z 19, 8], denen zu Jathir [im südlichen Theile des Gebirges Juda Jos. 15, 48], 28. Denen zu Aroer [ohngefähr 3 Stunden iüdöstlich M! VetspbaL denen zu Siphamoth stei- ner Lage nach unbekannt, vielleicht einerlei mit Siphim 1. Chron. 28, 27., aber nicht mit Se- dhem 4. Mos. 34, 10 f.], denen zu Esthemoa [im südlichen Theile des Gebirges Juda Jos. 15, 50], 29. Denen zu Rachal [nur hier erwähnt und völlig unbekannt], denen in Stlidten der Jerah- meeliter [im Mittagslandes denen in Stcidten der Kenner [Kap. 27, los, 30. Denen zu Harma sHorma over Zephat Jvss IS, 14], denen zn Bot- lnach dem Hebt. Cor-] Asan [Jos. 15, 52], denen zn Athach [nur hier erwähnt und völlig unbekannt— viel- leicht verfchrieben für Ether Jos. 15, 42z 19, 7], 31. Denen zu Hebron [Jvf. 10, Si, und [den Aeltesien an] allen [andern] Orten, da Da- vid [in der Zeit von Kap. 22—26] gewandelt hatte mit seinen Männern. Das 31. Kapitel. Soucs letzter Krieg mider die Philister, darinnen er sioh selbst erstanden. V« v. 1—-13. Von David und seinen Aegegnissen leehrt die Erzählung zu den philiflern und zu Saul zurück. Jene, von den Kindern Israel in ihrem ltager bei Su- nem am Morgen nach der hinein, in welcher Saul bei dem Zauberweibe gewesen, angegriffen, skhlagen diese in die Flucht nnd richten eine große ltiederlage bei ihnen an. Sau! mit seinen drei Söhnen kommt selbst in große liedräugniß auf dem Gebirge Gilboa, seine Söhne fallen, er weiß nicht mehr, mo ans nnd ein; da, in der ihre— Meinung, verlangt er von seinem wassenträgetz daß dieser ihn erneute, nnd lhnt es selbst, weil derselbe der That sitt) weigeri. Zlm andern Tage finden die Philister seine nnd seiner Söhne Leichen beim Jluspländern der Ersthlagenem hauen den Leichen die Udnfe ab und ziehen ihnen die Waisen ans, die ße dann in ihrem Lande als Siegeszeielsen nmherschirteen und daraus in ihren Göizentemueln als weihegesnsenlie uiederlegen Die an die Stadtmauer von Bethsean angeuagellen Weichen wer- den hernarhmals von den Jabesitea weggeholt nnd narh Hantnud Fleisch verbrannt, die Gebeine aber unter einer Terebtnthe bei ihrer Stadt begraben. vgl. l. Thron. l1. l. Die Philister aber [von denen wir in Kuh. 28, I f. sahen, wie sie ihre Heere sammel- ten, in Kap. 29, 1 ff» wie sie gen Aphek in der Ebene Jesreel heranzogem in Kap. 28, 3 ff» wie Saul ihr Lager in Sunem vom Gilboa aus erblickie und sich sehr fürchtete] stritten swährend David von Ziklag aus den in Kap. 30 berichteten Kriegszug ausführte] wider Israel [in jener Ebene, wo sie sieh gelagert hatten]; nnd die Männer Jsraels flohen vor den Philister« und fielen er- 1. Samllelis 30, 28—31". 31, 1—-13. schlagen ses sielen viel Erschlagene von ihnen] anf dem Gebirge Gilboa [wohin sie nach verlorner Schlacht sich flüchteten]. 2. Und die Philister hingen sieh an Saul nnd seine Söhne [drangen hauptsächlich auf diese ein, um ihrer habhaft zu werden], Und schlngen letlegtev auch witklichl Jouathan nnd Abinadab und Malchisna, die Söhne Saul-s kdie mit dem Vater in den Kampf gezogen, während der vierte Sohn, Esbaal oder Jsboseth, entweder zu Hause geblieben war, oder sich zu dem Feldhauptmann Abner hielt und mit diesem über den Jordan entkam]. Von 2 anderen Söhnen Saul’s, Armoni und Mephiboseth, die ihm sein Kebsweib Rigpa (2. Sam. 3, 7ff.) geboren, ist weder hier, noch in Kap.14, 49 die Rede, sondern erst in 2. Saum 2l, 8 ss·; wahr- fcheinlich waren diese damals noch sehr jung. 3. Und der Streit ward hart wider Saul sden die Philister durchaus in ihre Gewalt be- kommen wollten], nnd die Slhilhen trafen auf ihn mit Bogen [wörtlich: die Pfeilschützem die Männer mit Bogen, trafen auf ihn oder erreichten ihn], nnd ward sehr verwundet* von den Sehützen srichtigerx und er erschrak sehr vor den Schützen, indem er nicht mehr wußte, wie er denselben entrinnen sollte]. «) Luther übersetzt nach Vulgata nnd Septuagintm welche die hebe. Form BUT; von Essig (verwunden) ab« leiten; sie kommt aber vielmehr von Si« (erzittern, er- schrecken) her. it. Da sprach Saul zn seinem Waffentrcigen Zench dein Schwert ans, nnd erstich mich damit, daß nicht diese Unbesehnittenen sdie Philister Kap. 17- 261 kommen, nnd mich ersten-en, nnd treiben einen Spott aus mir [ihren Uebermnlh noch an meiner Leiche auslassen Richt s, 54 Anm]. Aber sein Wasfentrciger wollte nicht; denn er fürchtete sich sehr san seinen Herrn, den Gesalbten des HErrn, seine Hand zu legen Kuh. 24, 7. II; ge, s. 23; 2. Sam. i, 14]. Da nahm Saul das Schwerh nnd fiel sstürzte sich selbstJ drein. » 5. Da nun sein Waffentrciger sahe, daß Saul todt war, fiel er auch in sein Schwert, und starb [in mißverstandener Treue gegen seinen König und Herrn] mit ihm. Der Agag’s verschont hatte, gegen Gottes Gebot, verschonte jetzt sein selbst nicht, auch gegen Gottes Ge- bot; er war gleichsam verkauft, Böses zu thun. (Fr. Arndts Der Selbsimord führt aus der Verzweiflun erst in die wahre volle Verzweiflung; denn diese ist ers da, wo der Mensch zu dem Bewußtsein kommt, daß er auch durch die Selbstmordung die gehoffte Vernichtung seines persönlichen Daseins nicht erreicht, daß er eine unfterblichc Seele hat, und diese von Gott getrennt ist. Die meisten Sittenlehrer fassen zwar den Selbsimord als wesentlich gegen den Leib gerichtet; der Selbstmörder will aber nicht blos aus dem irdischen Elend sich be- freien, er will vielmehr sein Dasein selbst als schlechthin werthlos vernichten. — Der Christ kann nie in den Fall kommen, durch Selbsimord einem schweren Leiden oder einer schweren Versuchung zu entfliehen. Wenn in den Verfolgungszeiten der alten Kirche einige Fälle vor Saul, von den Philiftern geschlagen, tödtet sich selbst. Jonathan fällt im Kampfe. 315 kamen, daß christliche Frauen und Jungfrauen, um der gewaltsamen Schändung zu entgehen, sich selbst tödteten, und dies von den Zeitgenossen gebilligt wurde, so war das, lcichwie der in 2. Matt. l4, 41 ff. erzählte Fall, eine ttliche Verirrung und wurde von Augustinus ent- schieden geniißbilligh weil die Keuschheit nicht in dem Leibe, sondern in dem Herzen ruhe, und das Herz auch bei erduldeter Gewalt rein bleiben könne (5. Mose 22, 26). Die Fra e, ob jemand einer unheilbaren Krank- heit, etwa der cher zu erwartenden Wasserschem durch Selbstmord entgehen dürfe, ist für den Christen un- zweifelhaft zu verneinen. Der Christ erduldct in demüthi- ger Unteriversung, was Gott ihm sendet, sei es zur Strafe, sei es zur Bewährung, in dem vollen Vertrauen, daß es ihm zu seinem wahren Heile diene; was er nicht abwenden kann durch rechtmäßige Mittel, das erkennt er an als Gottes Willem iind er kann sich die Befreiung von irdischen Leiden nicht erkausen ivollen durch freveln- den Eingriff in Gottes Führung, denn den Tod zu be· stimmen, bat Gott stch vorbehalten. (Wuttke..) d. Also starb Saul und feine drei Söhne, nnd sein Waffeiiträgeh und alle seine Männer [alle, die zu seiner Familie gehörten und an der Schlacht Theil genommen hatten] zngleich anf diesen Tag. 7. Da aber die Männer Israel, die jenseit des Grundes sjwestlich von der Ebene JesreelJ nnd jensett des Jordan sauf der Westseite des Jordan, d. i. zwischen dem Gebirge Gilboa und dem westlichen Jordanufey wohnhaftJ waren, sahen, daß die Männer Israel [di«e israelitischen Truppen] geflohen waren, nnd szugleich vernahmen] daß Saul und seine Söhne todt waren; verließen sie die Städte fdieses ganzen, um den Kampfplatz herum liegenden Gebiets], nnd flohen auch svvn Haus und Hof, von Stadt und Landjz so kamen die Philister und wohneten drinnen kso daß der ganze nördliche Theil des Landes in ihre Hände fiel, und nur noch Judäa und Peräa oder das Land jenseit des Jordan den Jsraeltten gehörten] 8. Des andern Tages snach der Schlachtj kamen die Philister, die Erschlagenen anszuziehen sauszupliinderns Und fanden [bei diesem ihrem Suchen nach Beute auf dem Schlachtfelde] Sanl und feine drei Söhne liegen ans dem Gebirge Gilboa sdoch hatte ein Amalekiter schon vorher die Leiche des Königs gefunden und ihr die Krone und das Armgeschmeide abgenommen 2.Sam. I, 10]; s. Und hieben ihm sein Haupt ab ssowie auch den Leichen feiner 3 Söhne] und zogen ihn! seine Waffen ab [ebenso dem Jonathan, Abina- dab nnd Malchisua die ihrigen], und sandten sie [die abgeschlagenen Häupter und die ausgezogenen Waffen] in der Philister Land fals Siegesw- phäeiiJ umher, zu vertiindigen im Hause ihrer Götzen nnd unter dem Volk sivelchen herrlichen Sieg über Jsraels König und dessen ganzes Haus sie davongetragen hätten]; 10. Und legten [nach diesem TriUmphzUgeJ seinen [und seiner Söhne] Harnisch [sammt den übrigen Waffen] in das Haus Astharoth [in den Tempeln ihrer Göttin Astarte oder Atargatis b. Mose I6, 21; Nicht. I6, 24 Anm. als Weihe- geschenke 1. Sam. 17, 54; 21, 9 nieder, wäh- rend sie ihrem Götzen Dagon die Schädel der Erschlagenen weiheten und sie an dessen Tempel anhefteteii 1. Chron 11, 10], aber seinen Leich- nam [und die übrigen Leichen mit abgeschlagenein Kopf] hingen sie [zu Schimpf und Schande] ans die Mauern znBethsaii sschlugen sie an der Stadt- mauer von Bethsean an]. Bethsean (d. i. Haus der Ruhe), gegenwärtig Zeiss-n genannt, liegt am Ausgang der Ebene Jesreel nach dem Jordan zu, von diesem etwa 2 Stunden ent- fernt; obwohl so im Stammgebiet von Jsaschar gele en, wurde es dennoch dem Stamm Manasse zugeteilt (Jof- 17, 11. 16), von diesem aber nicht in Besitz ge- nonimen Nicht. 1, 27)· Nach dein Erile erhielt der Ort den amen Scythopolis, d. i. Scythensiady weil zu den Zeiten des Königs Josia (2. Kön 22 und 23) Schthem welche durch Palästiiia gen Eghpten zogen, sich daselbst niederließen (2.2lJiakk.12, 29 ff.); daher auch in Kot. Z, 11 neben Griechen und Juden die Scythen besonders hervorgehoben werden, weil eben Nachkömms linge derselben in Palästina selber wohnten. Noch im 4. und 5. Iahrh n. Chr. war Bethsean eine prächtige Stadt und Sitz eines christlicheii Bischofs, wie denn auch Basilides und Cyrillus dort geboren sind; ietzt aber ist es nur noch ein Dorf von 70———80 Häusernz die etwa 200 Einwohner werden als ein armseliges, fanatisches und räubertsches Volk brschrieben 11. Da [nun] die [Biirger] zu Jabes in Gilead [in ziemlich gleicher Richtung mit Beth- sean auf der Ostseite des Jordan gelegen, ohnge- fähr 1 Meile von diesem entfernt] höreten, was die Philister Saul gethan hatten [wie sie nämlich seinen und seiner Söhne versiümmelten Leichnam an die Stadtmauer jenes Orts genagelt]; 12. Machten sie sich [in dankbarer Erinnerung der Hilfe, die ihnen vormals durch Saul geivor- dsU W« Ksp- ·1l] auf, was streitbare Männer waren, nnd gingen die ganze Nacht [die 3—4 Meilen Weges], nnd nahmen [noch während der Nacht, um »von den das Land besetzt haltenden Philistern nicht gehindert zu werden] die Leich- naiue stieg] Saul nnd seiner« Söhne von der Mauer Beihsan, nnd brachten sie gen Jedes, nnd verbrannten sie daselbst [weil wegen der Ver- sttimmelung eine ordentliche Bestattung nicht mehr möglich war] Sonst war es nicht Sitte in Israel, die Leichen zu verbrennen, wie Tacin hist. V, 5 irrthümlicher Weise berichtet, es geschah dies vielmehr nur bei schweren Ver- brechern (3. Mose 20, 14; 2I, 9); hier aber, gleichwie auch Amvs S, U, geschah es im Fall der Noth· 13. Und nahmen ihre Gebetne [die man nicht mit verbrannt hatte] und begruben sie unter dem Bann! seiner noch zu der Zeit, da dies geschrieben wird, vorhandenen großen Tamariskej zu Indes, nnd fasteten [in großem Herzeleid über das schmach- Eiillee Ende ihres Königs und Wohlthätersj sieben ag . hernachmals ließ David die Gebeine von dort holen und mit denen anderer Familien lieder des Hauses Saul zuZela im StammeBenjamin beisctzen(2. Sam.21, 11 ff.). 316 2. Samuelis I, 1—I8. Das andere such Samuelien Das l. Kapitel. Davids Trauerlied über den Tod sanft; und JoI1athan’s. H— V. 1—l6· Jlm dritten Tage narh seiner ltitkttltehr nach Jilklag empfängt David dort die Nachricht von der iliederlage des israelittschen iseereg nnd von dem Tode Sank- and seiuer Söhne durch einen 2tmalettiter, der ihm zugleich das Diadem deo Königs und sein Jlrmges srhmeide öberbriugt Dieser, in der Erwartung reichlich dafür belohnt zu werden, stellt den tjergang also dar, als habe er selbst den König auf seine Bitte getödtet; allein bei David hat er sich mit seiner. Aussicht aus Ge- winn verrechnen David läßt ihn zur Strafe sur das, was er angeblich gethan hat, niederhaueu, und hält dann mit seinen Männern wegen Sanks nnd Ionathnrfg Tod nnd Israrlg sdiiederlnge einen Fasitag bis zu Abend. 1. Nach dem [in l. Sam. 31, 4 ff. berich- teten] Tode Saul-s, da David von der Amaleiiter Schlacht [1. Sam. so] wiederkommen, und zween Tage zn Ziklag geblieben war; 2. Siehe, da kam am dritten Tage sseines Aufenthalts daselbst, als er wohl damit umging, den zerstörten Ort wieder aufzuhalten] ein Mann ans dem Heer von Saul wörtlich: von bei Saul, d. h. der während der Schlacht in SauPs Nähe sich befunden] mit zerrissenen Kleidern nnd Erde aus seinem Haupt szum Zeichen großer Trauer l. Sam. 4, 12]. Und da er zu David kam, fiel er zur Erde, und betete an cihm als nun- mehrigen König huldigend]. Z. David aber [der zwar schon ahnete, was der Mann für eine Nachricht zu bringen hatte, doch ihm Veranlassung geben wollte, dieselbe vor- zubringen] sprach zu ihm: Wo kommst du her? Er sprach zu ihm: Aus dem Heer Jsrael bin ich entronnen. 4. David sprach zu ihm: Sage mir, wie geht es zu [wie verhält es sich damit, daß du sagst, ich bin entronnen? Da muß doch eine große Niederlage im Heer geschehen sein]? Er sprach: Das [Kriegs-] Volk ist ssammt und sondersj ge- stoheu vom Streit, nnd ist viel Volks gefallen; dazu ist auch Saul todt, und sei»u Sohn Jouathan Z. David sprach zu dem Juugliug [dem jun- gen Krieger] der ihm solches sagte· [und dessen Aussage ihm insofern verdächtig vorkam, als er so geftissentlich den Tod des Königs Saul und des nächstberechtigten Thronerben Jonathan her- vorhob]: Woher wetßest du, daß Saul nnd sein Sohn Jouathan todt sind? s. Der Jüngling, der ihm solches sagte [und allerdings in Sauks Nähe gewesen war, als die- ser von seinem Wafsenträger sich wollte erstechen lassen I. Sam. 31, 3 ff» aber absichtlich den Vorgang in derjenigen Weise entstellte, die er sich alsbald nach Sauls und seines Waffenträgers Tode ausgedacht hatte, als er die Leiche des erstereu beraubete, um bei David eine gute Be- lohnung stch zu sichern] sprach: Ich kam ohnge- fähr [von den übrigen, die mit mir aus dem Streit in der Ebene Jesreel entronnen waren, verspreUgtJ aufs Gebirge Gilboa; uud siehe, Saul sdessen ich dort ansichtig wurde] lehuetesich [wie einer, der nicht mehr weiter kann] auf seinen Spieß, und die sfeindlichen Kriegssj Wagen und Reiter jagten hinter ihm her. 7. Und er wandte sich sda ich ihm näher kam] um, und sahe mich, und tief mit. Und ich sprach: Hie bin ich swas willst du von mir?]. 8. Und er sprach zu mir: Wer bist du? Jch sprach zu ihm: Ich bin svon Geburt] ein Amte- iiter [der im israelitischen Heere dient]. J. Und er sprach zu mir: Tritt zu mir, und tödte mich, denn ich bin bedrängct umher snach rabbinischer Deutung des nur hier vorkommenden hebräischen Worts: der Krampf hat mich er- griffen, daß ich nicht mehr weiter kann], uud mein Leben ist noch ganz in mir knoch ist volles Leben in mir, ich muß also lebendi in die Hände der Philister sallen, wenn nicht jemands nell mich umbringst, und dadurch verhindert, daß sie einen Spott aus mir treiben] 10. Da trat ich zu ihm, und tödtete ihn lohne Bedenken] denn ich wußte wohl, daß er nicht leben konnte nach seinem Fall [nachdem er eine so gänzliche Niederlage erlitten, mußte er ent- weder in die Gewalt der Feinde gerathen-und durch diese umkommen, oder ich mußte ihm thun nach seinem Willen, es blieb kein anderer Aus- weg mehr übrig]; und sich] nahm [nachdem ich ihm den Todesstoß versetzt hatte] die Krone von seinem Haupte [das goldene königliche Abzeichem das er am Heime trug], und das Armgeschmeide von seinem Arm, und habe es [beides] hergebracht zu dir, meinem Herrn [dem nunmehr das König- reich zufällt]. Das rechtmäßige Verhalten gegen den Nächsten wird nicht durch dessen Willen bestimmt sder Sah: volenti non tjt injuria — dem thut man kein Unrecht, dem man anthut, was er selber will — ist auf sittlichem Standpunkte durchaus verwerflichx sondern durch den Willen des göttlichen Gebotsz wenn der Nächste in Thorheit oder Verzweiflung von uns etwas Sündliches begehrt, so giebt uns solches Begehren kein Notbrechh und David straft hernach mit Recht diesen Amaleiiteiy der angeblich Sauls selbstmörderischeu Willen unter- stützt hatte. Die Frage, ob es das Nothrecht einem Davids Verhalten gegen den Amalekitey der vergeblich den Sanl getödtet hatte. 317 Arzte gestatte, einem unheilbaren qualvollen Leiden des Kranken mit dessen Einwilligung durch schuellcr herbei- geführten Tod ein Ende zu machen, ist zweifellos zu verneinen, weil dies eben einfach ein Mord oder die Unterstützung beabsichtigten Selbstmordes (vgl. Anm. zu l. Sam. 3l, S) wäre und dem Willen Gottes, der dem Menschen eben ein längeres Leben zu dessen eigenen! Heil bestimmt hat, eigenwillig entgegentritt. (Wuttke.) 1l. Da fassete David sweil er beim Anblick der königlichen Krone und des Armgeschmeides nicht mehr an der. Richtigkeit der Aussage des Jünglinge zweifeln konnte] seine Kleider, nnd zer- riß sie, nnd sgleicherweise thaten dasszsalle Männer, die bei ihm waren [5. Vtose 14, 2 Aum.], 12. Und trugen Leide, und weineien, nnd fasteten bis an den Abend über Saul und Jena: than, seinen Sohn, und über das Voll des HErrn [als ihre Glaubensverwandten], nnd über das Hans Israel [als ihre Volksgenossens daß sie durchs Schwert gefallen waren. Die einzige tiefe Trauer, außer von den Jabesiteii (1. Sam. 31, 11), wird dem Saul von dem zu Theil, den er so lange Jahre bis auf den Tod gehaßt und verfolgt hatte; wie Davids Nachkomme (Luk. 19, 41) über Jerusalems Fall weinte, die ihn felbst im Begriff stand umzubringen. (v. GerlachJ 13. Und David [nachdem er mit seinen Män- nern durch Zerreißen der Kleider und heftiges Weinen den Tod Saul’s und Jonathan’s und der Glaubens: und Volksgenossen betrauert hatte] sptach zu dem Jüngling, der es ihm ansagte [wie es angeblich mit dem Ende Saul’s zugegangen wäre]: Wo bist du her? Er sprach: Ich bin eines Fremdlings eines Amaleiitcrs Sohn seines Amalekiters, der in Israel als Fremdling sich nie- dergelassen]. Nach der Meinung der Juden wäre es der Sohn des Edomiters Doeg (1. Sam. St, 7; 22, 9 ff) ge- wesen, der die königlichen Reichskleinodien in seiner Ver- wahrung gehabt und seinen Sohn mit denselben unter einem Vorgehen an David abgeschickt hätte, das diesen ihm günstig stimmen sollte, um der befürchteten Strafe für seinen Verrath zu entgehen. Nun stammten aller- dings die Amalekiter von Edom ab (1. Mose 36, 12), so daß die Bezeichnung Doegs als eines Edomiiers im weiteren Sinn zu nehmen wäre, streng genommen war er ein Amalekiterz indessen sind dergleichen Muthmaßuw gen der jüdifchen Ausleger über Personen, welche die Schrift selber nicht näher bezeichnet, in der Regel sehr haltlos und blos aus der Luft gegriffen (vgL l. Sam. 4, 13 Anm.), daher wir bei aller scheinbaren Möglichkeit, daß sie an unserer Stelle Recht haben, kein Gewicht darauf legen können. 14. »David sprach zu ihm: Wie, daß du dich nicht gefürchtet hast, deine Hand zu legen an den Gesalbten des HErrn, ihn zu verderben! II. Und David sprach zu seiner Jünglinge einem: herzu, nnd schlag ihn [nieder]. Und er [der zur Strafexecntion befohlene KnapPeJ schlug ihn [den Amalekiters daß er starb. 16. Da [indem er den Befehl gab, noch ehe derselbe vollstreckt wurde] sprach David zu ihm [der wohl um Gnade und Verschonung seines, Lebens bat und vermuthlich jetzt, wo die falschen Angaben in V. 6 ff. einen, seiner Erwartung so ganz entgegengesetzten Erfolg hatten, diese Anga- ben zurücknehmen wollte]: Dein Blut sei über deinem Kopf; denn dein Mund hat wider dich selbst geredet und gesprochen: Ich habe den Ge- salbten des HErrn getödtet l»aus deinem Munde wirsi du gerichtet Luk. 19, 22, du tnagst’s nun gethan haben oder nicht Hast du es nicht ge- than, so wirf die Schuld auf dein lügenhaftes Zeugnis; und nimm oorlieb mit dem Lohn eines bösen Schmeichlers«]. David sahe wohl, daß dieser Mensch kein boshaster Mörder war; er wollte aber doch dadurch ein Exempel geben, daß man den Schmeichlern kein Gehör geben müsse, die sich bei den Großen dergleichen Sünden riihi men. (Berleb. Bib.) HI- iL 17—27.- allein) in der ersten Zeit narh Empfang der Uarhricht von Sankg und Jouathanr Tode dichtet David ans beide ein Ktageiied, das er später in den gemeinen Gebrauch seines iiiolleeg übergehen ließ nnd das nng hier ans Jgraels slationalliedeebnch mitgetheilt wird. Der erste Theil desselben (v. l9—24) umfaßt alles, was zum preise der gefalleueu Helden zu sagen war, den tiefsten Sihmerz über ihren Tod, das Lob ihrer Tapferkeit, ihrer unzerttennlichen Dieb: zu einander nnd insbesondere auch der kiegenteutugenden Saale, der sei- nem llollee zu Sieg und Wohlstand verhelfen; der zweite (v. 25 u. Dis) seiert das Frenudschastooerhältniß Davids zu Ionatham das ihm tkdsiticher gewesen als selbst das innigsle unter allen menschlichen Verhältnissen, »das zwischen Ghegattem der dritte endlich (v. N) enthält einen hur- zen Uachhall der Klage, in welchen das Lied anotönt 17. Und David svermöge der hohen dichte- rischen Begabung, die ihm eignete I. Sam. IS, 13 Anm. Z] klagte diese Klage über Saul, nnd JvUalhaU, seinen Sohn sergoß seinen tiefen Schmerz über Sauls und seiner Söhne Untergang, den er so ausrichtig und lauter sofort nach der durch den Amales titer empfangenen Trauerkunde an den Ta gelegt hatte V. 11 s., auch in einem besonderen Klage iede oder ele- gischen, wehinüthigen Gesange) 18. Und befahl [als er nun König über das Haus Juba· geworden war Kap. D, 1 fs.J, m« folltc die Kinder Jnda den Bogen lehren sibnen eben dies Lied, das nach einem darin vorkommen- den Ausdruck V. 22 die Bezeichunng »der Bogen« empsingc sorgfältig einprägem damit es an einem seierlichen Gedenktage, den er zum Ehrengedächv niß der Verstorbenen veranstalten wollte, von dem Volke gesungen werden könnte, auch sonst in den Mund des Volkes, namentlich der Krieger im Feldlagen überginge und so zu einem eigentlichen Volksliede würde] Siebe, es stehet [da es auch wirklich in den gemeinen Gebrauch des Volkes übergegangen ist] geschrieben im Buche der Red- lichen soder des Frommen, dem israelitischen Na- tional-Liederbuche Jos. 10, 13 Anm.", und lautet daselbst alfo]: «) Aehnlich wird die Stelle 2. Mose 3 und 4 in Mart. 1·2, 26 »der Busch« genannt. xBei niorgenländis 318 L. Samuells I, 19—27. schen Dichtern ist das Herausheben einer Einzelnheit zur Bezeichnung eines ganzen Schriststückes etwas sehr Gewöhnliches; so z. B. heißt die zweite Sure des muha- medanischen Koran »die Kuh-«, weil darin die rothe Kuh erwähnt wird. «« «) Das Lied, obwohl eines der schönsten des alten Testaments zu allen Zeiten und von allen Seiten bewundert, voll des erhabensten Schwun- ges und der heiligsten Gesinnung, ist dennoch kein eigentlich heiliges Lied, kein Psalm, zum gottesdienst- lichen Gebrauch bestimmt, sondern unterscheidet sich von den Psalmen in ähnlicher Weise, wie etwa die Lieder Theodor Körneks von unsern Kirchenliedern sich unter- scheiden; zum Volks- oder Vaterlandsliede dagegen war es trefslich geeignet. Darum fand es auch seine Stelle nicht, wie David’s in Kur. 22 initgetheiltes Dank-lieb, in dem Psalter (vgl· Ps.18), wohl aber in dem Buche der Redlichen oder des Frommen. Es scheiiit, als ob das Buch mit diesem Klageliede, in welchem der viel- geprüste und srühgereifte David gleichsam Abschied nimmt von seinem Privatlebeiy nm den ihn von Gott bestimmten Thron einzunehmen und das Königthum der Verheißung in Israel zu verwirklichen, seinen Abschluß gefunden habe; die lyrischeVolkspoesie ward fortan von der geistlichen Dichtung, die durch David einen so mäch- tigen Aufschwung nahm und zur höchsten Blüthe ge- langte, immer mehr in den Hintergrund gedrängt, so daß sie keine nationale Bedeutung mehr hatte und nur noch dem Privatvergnügen diente (Ps. 65, 14), auch Salomo’s Versuch, die weltliche Kunstpoesie in Jsrael ein- zubürgern (1. Kön. 4, 32 f.), von keinem nachhaltigen Erfolg begleitet war. 19. Die Edelsten in Israel [Saul und sein vortrefslicher Sohn Jonathan] sind auf dei- nen Höhen [o Israel, auf den Bergen zu Gil- boa V.21] erschlagen. Wie sind die Helden gefallen [und haben das ganze Volk durch ihren Untergang in tiefe Trauer versenkt]! l 20. Saget es nicht an zu Gath [was uns, das Volk Gottes, in dem Verluste unserer Edelsten Schweres betroffen hat], verkündet es nicht auf der Gasse zu Asklon ssondern ver- bergt die Trauerkunde vor unsern schadenfrohen Feinden], das; sich nicht freuen die Töchter der Philister swenn sie davon hören], das; nicht frohlocken die Tochter der Unbeschnittenen [indem sie zur Feier des Triumphes ihres Volks einen Reigentanz ausführen 1. Sam. 18, 6]. Man darf nicht Anstoß daran nehmen, daß die Kunde, die David im Sinne hat, unmöglich den Phi- listern verborgen bleiben konnte, ja, bereits in ihrem ganzen Lande verlautbart worden war« (1. Sain. 31, s.). ,,Ab esehen vom dichterischen Scbmerzgefühln das nicht a wä t und eigentlich nur das sagt: o daß es könnte den einden verborgen bleiben! erinnern wir, daß David zu der Zeit, wo er das Lied verfaßte, sich noch mitten im Philisierlande befand und zunächst zu der Schaar seiner Männer redete, die er verhindern möchte, wenigstens nicht selbst das Tranrige den Fein- den kund werden zu lassen.« (Sack.) 21. Ihr Berge zu Gilboa, es müsse sdamit ihr bleibende Denkmäler seiet von dem auf euch vorgefallenen entsetzlichen Ereigniß, künf- tig] weder smehrj thauen noch regnen auf euch, noch ssruchtbares Aecker [wie bisher, an euren Abhängeiij sein, da Hebopfer von kom- men [vielmehr müsset ihr, mit Israel trauernd, für beständige Zeiten brach»liegen]; denn daselbst ist den Helden ihr Schild abgeschlagen [aus der Hand entglitten, als sie todt niedersanken], der Schild [isi dort] Saul [entglitten], als wäre er nicht gesalbet mit Oel. Die letzten Worte des Verses, welche eigentlich lau- ten: nicht gesalbt mit Oel, hat Luther nach der Vulgata gedeutet und ein: als wäre er eingeschoben, uin das Versiändniß zu erleichtern. Die großen höl- zernen, mit Leder überzogenen Schilde wurden mit O»el getränkt, um sie geschmeidiger und undurchdring- licher zu inachen »Nun·hat aber der Dichter weniger den Schild selbst im Sinne, als vielmehr den, der ihn trug, den Gcsalbteii des hErrnz es ist ihm so schmerzlich als unerklarlich daß er, der König Jsraels, über dem doch Gottes Gnadenhand im Besonderen wal- tete, hat umkommen müssen wie ein gemeiner Krieger, und eben deshalb soll der HErr von diesen Bergen, wo so etwas unerhörtes geschehen konnte, künftig seinen Segen zurückhalteir 22. [Solche Schniach ividersuhr auf dem Gilboa denen, die stets so tapfer und siegreich strittenls Der Bogen Jonathan hat nie ge- fehlet sso oft die Hand dieses streitbaren Helden im Kriege wider die Feinde des Volkes Gottes ihn führte], und das Schwert Saul ist nie leer wiederkommen von dem Blut der Er- schlagenen, und vom Fett der Helden kes hatte allemal, wenn es wieder in die Scheide gesteckt wurde, große Niederlagen angerichtet, war mit dem Blute der erschlagenen Feinde gezeichnet und mit dem Fett der Eingeweide der Helden, denen er’s tief in den Leib hin- ein estoßen]. » a »die Poesie oder Dichtkunst das Gemüth über die Xwöhnliche prosaische Darsiellung der Gedanken und mpsindungen erhebt, so muß ihre Sprache nothwendig auch lebendiger, überwallender und reicher sein, als die Rede des alltäglichen Lebens; ja, ihre Sprache wird oft kithn und erhebt sich weit über das Maß des Wirklichen, sie gesallt sich in Bildern und Vergleichungen und schmiickt sich mit Redesigurem die mehr der idealen, als der realen Welt angehören. Dies ist bei dem Lesen eines solchen Schriftstiicks, wie wir hier eins vor uns haben, wohl zu beachten; denn das Wort Gottes hebt die Entfaltung de! it! bit» Utcnfchlichc Natur gelegten Kräfte und Be- dürfnisse, nicht auf, sondern hält sie nur in den richti en Schranken und richtet ste aus ihr höchstes und er a- bensies Ziel. 23. Saul und Jonatham holdselig [einer gegen den andern] und lieblich [mit einander verkehrend] in ihrem Leben, sind auch im Tode nicht geschieden; hie, die da waren] leich- - ter, denn die Adler [welche mit rascheni Flug und großer Behendigkeit in die höchsten Lüfte sich zinerheben verniögen], und stärker, denn die Löwen swelche vor keinem Feinde zurückschrecken Kap. 17, 10]. Hier giebt sich die ganze Zartheit und Reinheit der Empfindung Davids zu erkennen, daß er nicht nur sich von jeder s itterkeit gegen Saul, von jeder, auch der leisesten Anspielung auf das von ihm Erduldete fern hält, sondern auch seine Freude hat an der ge enseitigen Liebe der beiden, wie denn wirklich mehrere tellen in ihtet Geschlchte (l. Sam. 19, G; 20, L) dafür sprechen, Davids Klagelied über Sauks und Jonathan’s Tod. 319 daß Vater- und Sohnesliebe sie mit einander verband, ungeachtet dessen, daß der sinstere Zornmuth des Königs in kurzen Momenten (1.Sain. 20, 30 ff.) die gute Em- pfindung zerstören zu wollen schien. (Sack.) Doch hat David bei der Schilderung ihrer gegenseitigen Liebe lmuptfächlich die des Jouathan zu Saul vor Augen, der den Vater nicht verließ, obwohl dessen grimmiger Haß gegen den wie seine Seele von ihm geliebten Freund die Anhänglichkeit an denselben wohl bei ihm zu unter- graben im Stande gewesen wäre. · 24. Ihr Töchter Israel, weinet über Saul, der [so oft er siegreich aus seinen Schlach- ten zurückkehrte, von der dein Feinde abgenom- menen Beute] euch kleidete mit Rosinfarbe säuberlich smit prächtigen Gewändern von schar- lachrother PurpurfarbeL und schmückte euch mit giildenen Kleinoden [die er euch überließ, daß ihr sie] an euren Kleidern stragen solltet]. Wie schvn die åjtebeneinanderstelliing Sauls und Jonathaws beweist, wird hier von dem finstern Schat- ten, der durch Saul’s Königthuin hindnrchgehh ganz und gar abgesehen; gefeiert wird er hier als tapferer Kriegsheld, der im Vergleich mit der voraufgeheiideii Zeit Jsraeks Wohlstand gehoben hat. Und so singt nicht ein Günstling oder Schineichler am Hofe Saiil’s, sondern —— man übersehe es nicht —— so singt David, der Flüchtling, der von Saul auf den Tod gehaßte und verfolgte Mann; so singt nicht einer, der mit Saul’s Ende den besten Theil seines Glücks verliert, sondern es ist die Klage David’s, für den der Tod Sauls die geöffnete Pforte ist für den Anfang der ihm längst ver- heißenen Macht und Ehre. Jn der That spricht David in diesem Liede so, als wenn Sauks Name für feine Vergangenheit keinerlei Bitterkeit und für seine Zukunft keine Hoffnung in sich schlösse; so selbstlos, so völlig in den gegenwärtigen Moment versenkt, läßt er seine Klage ertönen. Das vermag keiner, als wer sein individuelles (persönliches) Bewußtsein und Leben ganz rein in das allgemeine Bewußtsein und Leben aufgelöst, mit andern Worten, der die wahrhaft königliche Gesinnung in sich ausgebildet und vollendet hat. Und eben diese Macht einer solchen reinen und heiligen Selbstlosigkeit ist der Strom, welcher alle bitterii Tropfen in den Seelen der Männer David’s getilgt und verschlungen hat, so daß das trauernde Lager Davids in Ziklag sich nicht anders ausnimmt, als die andere Abtheilung des auf dem Ge- birge Gilboa geschlagenen Heeresz denn nicht ihre Feinde und Verfolger sehen sie in den Erschlagenen, sondern das Volk Jehova’s, das Heer Jsraels: V. l2. Ja, diese kleine ausgestoßene verbannte Schaar der Sechshunderh dieses von dem Gesammtleibe abgehauene Glied im Lande der Philister ist das wahre Lager Gottes (f. l. Chron. 13, 22); denn hier webt und waltet der Geist und die Kraft des Gesammtvewußtseins die die schroff- sten Gegensätze zur Einheit und Gesammtheit verbindet. Der Klaggesang Davids um Saul und Jonathan in dem trauernden Lager zu Ziklag ist die Weihe der Boll- endung, welche sich über die Bewährung seiner könig- lichen Gesinnung ergießt» (Baumgarteii.) » 25. Wie sind die Helden so gefallen im Streit! Jonathan ist auf deinen Höhen er- schla en [V.»19].· » · » 2 . Es ist mir leid um dich, mein Bru- der Jonathan [daß ich deiner Freundschaft nun entbehren muß]; ich habe große sreude und Wonne an dir gehabt [solange ich deines Um- gangs genießen durfte]; deine Liebe ist mir sonderlicher [mehr iverthJ gewesen, srauenliebe ist. 27. Wie sind die Helden gefallem und die Streitbaren [wörtlich: die Rüstzeuge des Streits, die, durch welche der Streit ge- führt wurde] umkommen! Wir nehmen hier, wo es sich weniger um ein eigentlich geiftliches, als uiu ein menschlich schönes Lied handelt, Ge- legenheit, zunächst von dein Wesen und der Form derhebräis schen Poesie etwas ausfiihrlicher zu handeln, und dann das Lied, in seine verschiedenen Verse und Strophen ab- etheilt, dem Leser noch einmal vorzuführem uin dem- sgelben einen Eindruck von der eigenthümlichen Schön- heit eines solchen Erzeugnisses hebräischer Dichtkunst zu verschaffen. Die Poesie überhaupt als Ausdruck begeisterter Stiminung erhebt sich über den gewöhnlichen Ton und Gang der einfachen ruhigen Rede und bedient sich der Sprache des erregten Gefühls, der gesteigerten Empfindung, die sich in bemerkbarem Wechsel der Stimme und bedeut- samer Betonung der Worte aussvricht nnd die Rede nicht nur lebendiger, bewegten iiberströmender macht, sondern ihr auch eine, der wechselnden Stimmung des Gefühls entsprechende, gemessene, in harmonifchem Rhyth- mus fortschreitende Bewegung giebt. Dieser Rhythmus sebenmäßige WohIlZIaiigJ kann mehr natürlicher Aus- druck unmittelbarer Begeisterung oder mehr Erzeugniß ausgebildeter Kunst sein, kann sich mehr auf ein rhyth- misches Ebenmaß der Gedanken befchränken, oder bis zum Ebenmaß der Worte und Sylben fortschreiten und zum ausgebildeten Metrum (Si)lbenmaß) eniwickelm Die hebräische Dichtung in welcher nach der geistigen Eigenthünilichkeit dieses Volks der Gedanke das Ueber- gewicht über die Form behauptet, hat sich nicht zum inetrif ch en Rhythmus, zur Shlbenmessung und zum Reime erhoben, sondern mit dem Gedankenrhythmus begnügt, welcher in dem Gesetze des Ebenmaßes der Redeglieder und Gedaukenreihem in dem Parallelismus der Glieder und der Strophenbildung seinen Ausdruck findet. Das Ebenmaß der Rede lieder tritt haupt- sächlich im Versbau oder Versrhyt mus hervor. Einen Vers nennen wir die harmonisch geregelte Verknüpfung der für den Ausdruck der Gefühle, Vorstellungen und Gedanken von der Sprache gebotenen Worte zu einer in sich abgerundeten Gedankeneinheit Nach dem Gesetze des Parallelismus nun oder des Ebenmaßes der Rede- Yieder bildet sich der Vers so, daß der dem bewegten Jnnern cntströmende Gedanke nicht in Einem Satze, Einer ununterbrochen fortlaufenden Reihe von Worten zuin vollftändig erschöpfenden Ausdruck gelangt, sondern sich in mehrere, einander entsprechende, ebenmäßi e Glie- der zerlegt, die einander so gegenüber treten, das in dem einen die Rede fich hebt, in dem andern sich senkt. Hin- sichtlich des Gedankeninhalts kann dieses sieh Ent- fprecheii der parallelen Glieder entweder in Aehnlichkeit und Gleichheit, oder in Entgegenfeszung oder endlich in einem Fortschritt der Gedanken besteheii (synonymer, antithetischer und synthetischer Parallelisinusk hinsicht- lich der Form hingegen können die Versglieder einen vollkommenen, in gleicher Wortzahl bestehenden (Pf. , 8 — 10), oder einen unvollkoinmenem auf die gleiche Zahl der Worte verzichtenden Parallelismus bil- den. Die einfachste daher auch häustgste Form des rhhthmischeii Versbaues ist die Bildun des Verses aus zwei Gliedern; sehr selten dagegen sind eingliedrige Verse, die iiur am Anfang des Liedes, wo sich die Kraft und Bewegung kaum erst regt und versucht (Ps.18, 2), oder in der Piitte zu besonderem Eliachdruck (Ps. 29, 7), oder zwischen zwei Strophen (Ps.92,9), oder am Ende, denn 320 L. Samuelis L, 1. 2." wo die Bewegung sich erschöpft und verliert (2· Mose is, 18), vorkommen. Drei- und mehrgliedrige Verse werden theils durch Erweiterung der Glieder, theils durch Zusammensetzung von ein-, zwei- und dreigliedrigen Ver- sengebildeh Das Ebenmaß der Gedankenreihen zeigt sich im Liederbau oder der Strophcnbildung, d. h. in der symmetrischen Vertheilung und Verkniipfuiig der Gedankenreihem der zufolge die Ruhepunkte der Rede und die Wendungen in der Gedankenentwickelung nach den Gesetzen des Wohllauts und der Harmonie derge- stalt geordnet sind, daß in ihrer Aufeinanderfolge ein bestimmtes Ebenmaß hervortritt und die Versgruppen in ein ähnliches Verhältniß zu einander treten, wie inner- halb des Verses die einzelnen Glieder desselben. Dieser Strophenbaw der ebenfalls in einer Gleichstellung oder in einer Entgegenstellttng oder auch in einer Fortfüh- rung der Gedanken sich bewegt, zeigt sich am dentlichften in denjenigen Liedern, in welchen die Strophen durch gleichen Anfang oder gleichen Schluß, durch Refraius oder Kehrverse bezeichnet sind, findet sich aber auch in vielen Dichtungem welche dieser äußerlichen Kennzeichen ermangeln; er ist ganz regelmäßig, wenn die Strophen nicht nur gleiche Berszahh sondern auch die Verse wieder gleiche Zahl von Gliedern haben, meistens aber zeigen die Strophen verschiedene Länge und eine Mannigfaltig- keit rhythmischer Gliederung auf. Nehmen wir nunmehr, nach diesen Vorbemerkungein unser Lied noch einmal vor, so erkennen wir sofort, daß es aus 3 Stroph en von sehr ungleicher Länge besteht (V. 19—24; V. 25 u. 263 V. 27) eine jede anhebend mit dem schmerzlichcn Ausrufex Wie sind die Hel- den gefallen! Die zu den einzelnen Strophen ge- hörigen Verse, deren die erste sechs, die zweite zwei, die dritte nur einen enthält, indem die Klage an Kraft und Umfang stufenweis abnimmt und der anfangs mit gan- zer Hestigkeit hervorbrechende Schmerz allmälig stch lin- dert und zuletzt verhallt, sind bald zwei-, bald drei-, bald vier-, fünf- oder. sechsgliedrig, wie aus folgender Abthei- lung sich ergiebt: I. 19. Die Edelsten in Israel sind auf deinen Höhen erschlagen. Wie sind die Helden gefallen! 20. Saget es nicht an zu Gan)- verkündet es nicht auf der Gasse zu Asklon, daß sich nicht freuen die Töchter der Philister, daß nicht srohlocken die Töchter der Unbeschnit- tenen. 21. Jbr Berge zu Gilboa, es müsse weder thauen noch regnen auf euch, noch Aecker sein, da Hebopfer von kommen; denn daselbst ist den Helden ihr Schild abge- schlagen, als wäre er nicht gesalbet mit Oel. 22. Der Bogen Jonathan hat nie gefehlet, und das Schwert Saul ist nie leer wieder kommen von dem Blut der Erschlagenen, und vom Fett der Helden. 23. Saul und Jonatham holdselig und lieblich in ihrem Leben, sind auch im Tode nicht geschieden; leichter denn die Adler, und stärker denn die Löwen. 24. Jhr Töchter Jsrael, weinet über Saul, der euch kleidete mit Rosinfarbe säuberlich, und schmückte euch mit güldenen Kleinoden an euren Kleidern. II. 25. Wie sind die Helden so gefallen im Streit! Jonathan ist auf deinen Höhen erschlagen. 26. Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan; ich habebgroße Freude und Wonne an dir ge- t- deine Lieb; ist mir sonderlicher gciveseiy denn Franenliebe ist. III. 27. Wie find die Helden gefallen, und die Streitbaren umkommen! Was synonymer Parallelismus sei, erkennt man am besten an V. 20, wo das zweite Glied dem ersten, und das vierte dem dritten entsprichtz als Beispiel von synthetischem Parallelismus diene V. 26, in welchem das zweite Glied den Gedanken des ersten Gliedes be- gründet, das dritte Glied aber den des zweiten fort- siihrt und ergänzt. Hierzu vergleiche man Psalm 18, 28: Denn du hilfst dem elenden Volk, und die hohen Augen niedrigest du oder Psalm 22, 18; 27, 10, um das Wesen des anti- thetischen Parallelismus bei welchem in der Regel das zweite Glied das Gegentheil des ersten aussagt, zu ver« stehen; doch sind zuweilen auch, wie in Pf. 18, 42x Sie rufen, aber da ist kein Helfer; zum HErrin aber er antroortet ihnen nicht, Satz und Gegensatz auf die beiden Glieder vertheilt. Das L. Kapitel. Sakbung Daoitks zum Könige. Istiosetfs Aufruhr. II V. 1—7. David erkennt wohl, daß er jetzt gelte, die bisherige Verbindung mit den phittstern auszugeben nnd in’g Vaterland zurückzukehren. Da er aber zugleich Iwane-sieht, wie die Anhänger Sankt; sich nicht dazn ver- stehen würden, ihn als König anzuerkennen, will er nicht durrh irgend welche eigenmächtig-e Schritte die Gefahr eines Bürger-Krieges herausforderin sondern fragt zuvor den sitzt-en, ob er in der Städte Snda eine, wo er noch am chesteu Aufnahme zn finden hassen darf, ziehen soll, nnd in meinst? Es wird ihm Hebron genannt; dahin begiebt er sich denn mit seinem Hause nnd mit seinem Jlnhangtz wird hier vou den Jlettesten Jnda zum König über diesen Stamm gesatlit, und sendet Roten an dir Bürger: von Jahrg in Mund, sich bei ihnen für das, wag sie an der Leiche Saul-Z gethan, zn lsedanlien nnd ihnen sein: Thronbesieigntig anzuzeigen 1. Nach dieser Iim vorigen Kapitel erzählten] Geschichte sals Sauls und Jonathans Tod an dem vorgeblichen Mörder gerächt und in einem tiefinnigen Klageliede betrauert worden war] fragte David [durch die Weise des Lichts, da er ja den Hohepriester Abjathar bei sich im Lager hatte l. Sam. 22, 20 ff; 23, 6] den HErrn: Soll ich [vielleicht] hinauf in det Städte [meines Stam- wes] Juba [wo ich viele Freunde habe 1. Sam. 30, 26 ff] eine ziehen? sMenschlicher Meinung nach ist das unter den obwaltenden Umständen für mich das Gerathenste; doch will ich nichts nach meinem eigenen Ermessen anfangen, vielmehr sollst du, o HErr, die rechten Wege mir weisen]. Und der HErr sprach zu ihm sdurch den Mund des Hohepriestersjx Zeuch hinauf [deine Absicht David zieht auf des HErrn Geheiß gen Hebrorn stimmt ganz mit meinen Gedanken und Wegen überein 1. Mofe 21, 12]. David sprach [ließ zum zweiten Mal für sich rathfragen 1. Sam. W, 9 fs.]: Wohin [in welche von den Städten Judaje Er kder HErrJ sprach: Gen Hebt-m. Zu I. Sam. I, 5 hatten wir die Umgegend von Bethleheny südlich bis zum Frankenberg und dem Dorfe Khureituu im Osten und bis zu den Teichen Salomo’s mit dem Castell el Burak im Westen verfolgt. Von Khureitun aus würde der Weg nach Süden in ziemlich era- derNichtung uns zunächst narhTh ek o a, dem Heimat sort des Propheten Amos (Am. I, 1), führen; es liegt auf einem breiten Bergrückem von dem die Aussicht auf die Umgegend ungemein schön ist. Wir treffen aber auf die- ser Straße nach Hebron fast keinen biblisch wichiigen Ort weiter, als das in Jof. 15, 59 genannte Beth- 321 Rolle pielie (1. Mark. 4, 29; 2. M. 11, Z; II, s. 22). ir haben daher-zu 1. Sam. 9, 5 kein Beden- ken getragen, uns für die ältere Tradition zu entscheiden, wonach Aju ed Djkweh die Stelle ist, wo Philippus den Kämmerer aus Mohrenland taufte· Wollten wir von diesem Brunnen aus uns etwas südöstlich halten, so kämen wir nach etwa 20 Minuten nach Halhul (Jos. 15, 58), das auf unsrer Karte ein wenig zu weit nach Westen gerückt ist. Wiederum 20 Minuten dahinter, in gerader Richtung nach Hebron zu, liegen die Ruinen von Rameh, welche die jüdische Ueberlieferung für Abra- ham’s Haus ausgiebt, ohne dabei zu bedenken, daß Abraham keine feste Wohnung in Canaan hatte, sondern nur ein Zeltleben daselbst führte; aber auch für das Rama Samuels wie Wolcot und van de Velde wol- len, können wir diese Ruinen nicht halten (s. zu 1. Sam. s, 5). Wir haben von hier aus nur wenige Minuten, um auf die Straße nach Hebron, das nur in einer Ent- Anoth, nur eine kurze Strecke südöstlich von Halhul gelegen fauf Karte 1II. nicht angegeben). Deshalb be- geben wir uns lieber auf die eigentliche Hebronstraße die dicht an der Westseite von el Burak vorübersührt zurück. Nach Pf, Stunden Weges gelangen wir bei einer Cisterne mit einem Betpla e, Bir el hadsch ro— mecian iBrunnen für den augen ranken Pilger) an den- jenigen Punkt, welchem östlich gegenüber Bekeikur oder Barsch-h liegt, nach der Ansicht einiger jenes Lobethah in welchem Josaphat seinen Sieg über die Ammontter und Moabiter feierte (2. Chrom 20, 26). Zwei Stun- den darauf liegt unmittelbar am Wege, nach links zu, der Brunnen Aju ed Dir-weh, und eine kleine Strecke weiter, nach rechts zu, das alte Bethssur (Jos. 15, 58); durchdiesen Ort muß die von Jerusalem über Thekoa nach Gaza führende Straße, die in Apostg 8, 26 als die Straße gegen Mittag, die da wüste ist, erwähnt wird, gegangen fein -— er deckte den Zugang zur Hauptstadt, weshalb er von Rehabeam befestigt wurde (2. Chron 11, 7) und auch in den Zeiten der Makkabäer eine große sldbfeps Bibelwort. fernung von If« Stunden vor uns liegt, zurück zu gelan- gen, begeben uns aber, ehe wir diese Straße von Neuem betreten, in siidwestlicher Richtung hinüber und gelangen nach einer guten halben Stunde an eine riesenhafte Eiche, die Bulue cis-seht«- heißt und noch eine von den Eichen des Hain Mamre (1. Mose B, 18) sein soll. Das nun, sagt van de Beide, der sie sich angesehen, glaube ich zwar nicht, daß es Eichen von dieser Art (nämlich der in dichten Biischeln herabhängenden Eiche mit kleinem dornigem Blatt) giebt, die auf ein so hohes Alterthum zurückgehen; aber daß dieser schöne und ma- jestätische Baum ein Abkömmling der Gruppe ist, unter welcher Abraham den HErrn am Eingange seines Zel- tes empfing (1. Mose 18, 1 ff.),» ist mir wahrscheinlich. Hiernach hätte der Hain eine kleine halbe Stunde nord- wesilich von Hebron sieh befunden. Wenden wir uns von hier geradeswegs üstltch hinüber, bis wir wieder auf die Straße kommen, so sind wir in Au: Este-eh, eine Viertelstunde vor der Stadt; das Wasser dieser Quelle wird von den Einwohnern für das beste in der ganzen VI. L2- 21 322 Welt erklärt, und das Thal, in welchem sie fließt, für den Bach Eskol, in welchem die 12 Kundschafter einen Reben mit einer Weintraube von ganz ungewöhnlicher Größe abschnitten (4.Mofe 13,24f.) Es ist nun aber Zeit, daß wir dem Leser die Patriarchensiadt Hebron, welche zu den lieblichsten und schönften Anblicken ehört, die man im gelobten Lande trifft, im Bilde voräihrem das freilich nur die beiden südlicheren Quartiere e! Ha— kam und el Ittlusarika darstelltz die beiden nördlichem das Scheichsquartier im Osten und das Klostcrquartier im Westen, sind davon durch eine Feldstrecke von acht Minuten geschieden, wie das Bild auch andeutet. (S. vorstehend) Unser Blick fällt vornehmlich auf das große, festungsartige Gebäude am Südabhange des öst- ltchen Hügels, Haram (d. i. unzu änglich) genannt. Dies bezeichnet, wie schon zu l. Mofe 23, 20 bemerkt, die Stätte, wo in. der zwiefachen Höhle Makpcla die Gebeine der Erzväter und ihrer Frauen ruhen, und ist in Form eines länglichen Bierecks errichtet, dessen Längen- seiten von Süden nach Norden 200 Fuß messen, wäh- rend die Breite nur 115 Fuß, die Höhe aber 50 bis 60 Fuß beträgt; von den 4 Thürmem mit welchen die Ecken ursprünglich bewehrt waren, stehen jetzt nur zwei voll- kommen aufrecht und dienen mit ihren Gallerien zu Mi- narets (darunter versteht man die Rundthürme an mu- hamedanischen Bethäusern), der dritte ist stumpf und der vierte völlig demolirt. Die Grabstätte selbst ist mit einer Moschee überbaut, die, wie die Ringmauer, ein längliches Viereck bildet. »Alle Gräber der Patriarchen«, schreibt der Spanier Bereits, der im J. 1807 unter dem Namen Ali Bei) sich in das Jnnere stahl, dcssen sonstige Be- schreibung aber kein deutliches Bild von der innern Ein- richtung giebt, «stnd mit reichen Teppichen von grüner, prächtig mit Gold gestickter Seide bedeckt, die ihrer Frauen sind roth und in gleicher Weise estickt; die Sul- tane von Confiantinopel liefern» diese entziehe, welche von Zeit zu Zeit erneuert werden. Jch zählte auf Abra- ham’s Grabe neun, einen über dem andern. Auch die Räume, welche die Gräber einschließen, sind mit Teppi- chen belegt« Jndessen sind die Särge ohne Zweifel blos hingestellt, um die eigentlichen Gräber in einer tie- feren Nebengruft nicht errathen zu lasseir. Ein wenig nördlich vom Haram liegt das Castell e! Katz, nicht hoch, aber mit starken massiven Mauern, die theilweis in Trümmern liegen; dies ist angeblich die alte Königsburg in der David 7 Jahre zu Hebron herrfchte (Kap. Z, 4 f.). In diesem Theile der Stadt findet sich auch ein Teich, der 85 Fuß Länge, 55 Fuß Breite und über 18·X, Fuß Tiefe mißt und für den Ba- deteich derSarah gilt; ein größerer Teich, der Davids- teich enannt -— vielleicht derselbe, an welchem David die örder des Jsboseth aufhängen ließ (Kap. 4, l2) — liegt nach dem südlichen Theile der Stadt zu, da, wo sich der Boden stärker zu senken beginnt. Außerdem werden vou Merkwürdigkeiten in Hebron noch das Grab Abner’s und Jsboseth’s(Kap. s, 31 ss.; 4, 12) und das des Jsai, des Vaters Davids, ge eigt. Die Bevölkerung der Stadt be- steht aus 6—7000 uhamedanern, die hier fanatischer und christenfeindlicher sind, als irgendwo anders im Lande, und aus 280 bis 300Juden; bei Robinsows Besuche war blos ein einziger Christ, Elias von Damaskus, daselbstwohnhaft. Ehe wir von Hebron und seinen umgebungen scheiden, machen wir von der Nordseite der Stadt aus noch einen Gang östlich hinüber nach dem anderthalb Stunden ent- fernten Berlin-arm, in welchem Robinson das alte, von Hieronymus erwähnte Oapharbsrueha (Segensdorf) ver- muthet« das wäre denn die Stelle, bis zu welcher die Sage Äbraham den HErru begleiten läßt und von wo aus er am andern Tage den Rauch von Sodoms Brande aufsteigen sah (1. Mose is, 22 fs.; 19, 27 fs.). S. Samuelis 2, 2——I3. 2. Also snach erhaltener göttlicher Zustim- mung zu seinem Plane] zog David [vou Zitlag 1. Sam. 27, 1 ff.] dahin mit seinen zweien Wei- bern, Ahiuoam, der Jesreelitim und mit Abigaih Nabel-s, des Earmeliieiy Weib [1, Sam. 25, 42 f.]. s. Dazu die Männer, die bei ihm waren [1. Sam. 23- 13J- fithrete David smit sich] hin- auf, einen jeglichen mit seinem Hause; und [sie] lvohneten [sammt ihren Familien] in den Städten Hedron [in den zu Hebron, das als Priesterstadt nicht Raum genug für sie bot, gehörigen Ortschaften] 4. Und die Männer Juda [die schon immer einen eigenen König zu haben gewünscht hatten und die Nothwendigkeit erkannten, wider das im: mer weitere Vordringen der Philister 1. Sam. Si, 7 unter den Schutz eines tüchtigen und kriegsge- übten Führers sich zu stellens kamen, und salbeten daselbst David zum Könige über das Hans Juda süber die zu dem Stamme gehörigen Geschlechter, wohl zugleich in der Erwartung, daß künftig auch die übrigen Stämme ihn zu ihrem König anneh- men würden, was denn später auch geschah Kuh. 5, 1 ff.]. — Und da es David [der nach dem Antritt seiner Regierung seine erste Sorge sein ließ, wo die Leiche seines Vorgängers möge hin- gekommen sein] ward angesagt, daß die [Bürger] von Jabes in Gitead Saul begraben hatten [1. Sam. 31, 11 ff.]; Z. Sandie er Boten zu ihnen, und ließ ihnen sagen: Gesegnet seid ihr dem HErrn sRuth 2, 20]- daß ihr solche Barmherzigkeit an eurem Herrn [und König] Saul gethan, nnd ihn begraben habt. is. So thue nun szur Vergeltung für solches euer Werk der Liebe und Treue] an euch der HErr wiederum] Barmherzigkeit und Treue; und ich [als Sauks Nachfolger und Schuldner alles dessen, was ihm noch im Tode Gutes geschehen] will euch auch Gutes thun [dafür], daß ihr solches gethan habt. 7. So seien nun eure Hände getrost, und seid freudig [beweist euch ferner als tapfere, muthige Männer, die ihrem König treu zur Seite stehen]; denn euer sbisherigerj Herr Saul ist todt, so hat mich das Hans Juba zum Könige gesalbet uber sich seuch aber werden jedenfalls besondere Schwierigkeiten, euch zu mir zu halten, in den Weg treten, da das Heer Sauls unter Abners Führung sich in eure Gegenden zurückgezogen hat und von dort aus wohl einen Krieg wieder mich eröffnen wird V. 8 ff.]. Konnte David edler, zarter, theilnehmender handeln? und — da immer die edeste That zugleich die klügste ist und am scbnellsten zum Ziele führt -— konnte er klüger handeln? Mußte nicht dieser Schritt gleich von vornher- ein den besten Eindruck aufs Volk machen und ihm die Liebe desselben gewinnen? Konnte er seine Regierung glän- ender beginnen als mit dieser Thal? — Wahrlich, er Bat gut begonnen! Ein Regent, der die Verdienste eines Vorgängers dankbar anerkennt und ihn noch im Grabe ehrt, ist fähig und würdig, dessen Nachfolger zu werden. Und dieser eine Zu, den wir aus Davids Thronbesteigung wissen, reicht hin, uns von Neuem für David zum Könige über Juba gesalbt. Jsboseth, Saurs Sohn, als Gegenkdnig aufgestellt. 323 ihn u gewinnen; er läßt alles Gute, ja das Beste für die Zukunft erwarten. Aber so das Gute iiberall aus- fuchen, mit Wärme es lieben, mit unparteiische: Gerechs tigkeit es belohnen, selbst wenn es seinen Feinden erwie- sen wird, kann nur ein Mann nach dem Herzen Gottes. Der natürliche Mensch empfindet Schadenfreuda wenn es seinem Feinde übel geht; thut er auch selbst ihin nichts Böses, so freut er sich doch im Stillery wenns von an- dern ihm erwiesen wird, und ärgert sich, wenn er An- erkennung und Ehrenrettung findet. (Fr. ArndtJ H. v. 8—32. Im Verlauf der uächüen By, Jahre naeh Sauks Tode nnteruiirft Kbner dessen einzig noch übrig gebliebenem Sohne Jsboseth, den er nach der unglück- lichen Schlacht auf dem Gebirge Gilboa in das jenseitige Land nach isiahanaim gebracht hat, dao ganze Israel, mit Ausnahme des Stammes Juba, und macht ihn in seinem 40. Jahre zum König. Jetzt eröffnet er den Krieg wider Snda, um auch diefen Stamm an Isboseth zu brin- gen, nnd David lxchiait ihm sein Heer unter Joalks An— führnng nach Gi eon entgegen. Indem die beiden par— teien dort bei einem Teiche gegenüber tagern, foll auf Jibners Vorschlag ein Zweikampf von 12 Jünglingen ans jedem Heere den Streit ausmachen; da derselbe aber lieine Entscheidung bringt, lrommt es zu einer allgemei- nen, sehr heftigen Schlachtz in welcher Jlbnrr in die Flucht geschlagen wird, auf dem Wege aber den ihn hef- tig ver-folgenden Rahel, Joab’s Bruder, ersinnt. Auf's Jtrußersle mit seinen Leuten von dem narhselzenden Feinde bedrängt, bewegt er am Jtbeud des Tages den Joab zum Abzug; während er dann über den Jordan nach Mahanaim sich znrüinziehn bestatten Davids Krieger den vom Schlachtfelde mit fortgenommenen Leichnam Ksahers in seines Vaters Grab zu Bethlehein und langen mit Tagesanbruch in Hebran an. 8. Abner aber, der Sohn Ver, der Saul-s Feldhauptmann war [1, Sam. 14, 50J, nahm Js- boseth, Sauks fjüngstenj Sohn [von seinem Weibe Ahimaazc der entweder an der Schlacht 1. Sara. 31, 1 ff. gar nicht Theil genommen, oder sich zu ihm, dem Abner, gehalten hatte und so dem Ver- derben, das seine 3 Brüder sammt dem Vater ereilete, entronnen war], nnd führete ihn [nach Verlust jener Schlacht in das Ostland hinüber] gen Mahanaim [am Fluß Jabok 1. Mose 32, 2; Jos. 13, 26; 21, 38 f., um zunächst ihn und die Trümmer des gefchlagenen Heeres daselbst in Sicherheit zu bringen], «9. Und machte ihn [als es durch jahrelang fortgeführte Kämpfe wider die im Westlande zur Herrschaft gekommenen Philister 1. Sam. 31, 7 ihm endlich gelungen war, dieselben wieder von dort zu vertreiben, um das Jahr 1045 v. Chr.] znm Könige über Gilead [die drei ostjordanifchen Stämme Rüben, Gad und Ost-Manasse], Asfutiii [die Stämme Asser, Sebulon und Naphthali], Jes- reel [West-Manasse], Evhraim, Benjaniin nnd über ganz Israel faußer Juda und Simeon, also auch über die Stämme Dan und Jfaschar]. «) Jn I. Chron. O, 33; 10, 39 wird Jsboseth mit dem Namen Esbaal, d. i. Feuer oder Vertilger Baal’s«, bezeichnet; ebenso heißt Jonathans Sohn in 1- Chron. 9., M; 10, 40 Meribaah d. i. Vaalssireiter. Gleich« wie nämlich der Name des Gottes Baal selbst in den Namen Boschet (d. i. Schande) umgewandelt wurde (Jerem. 3, 24; 11, II; Hof. 9, 10), so auch die damit zusammengesetzten Cigennamenz daher wir in Kuh. 11, 21 für Jerubbaal (Gideon: Ruhr. S, 32) lesen: Jerrubs boschet. Manche Gelehrte sinden in dieser Umdeutung der Namen von Saul’s Nachkommen eine Anspielung auf die Schande, in der Sauls Haus gemäß den Gebeten Davids (Pf. 35, 26; 132, is) untergzilnk «) So hat die« chaldäischeliebersetzung des .- estas rnenis den befremdlichen Ausdruck aufgefaßt. Andere (z. B. auch die Vulgata) wollen dafür lesen: Gessuri, darunter denn der nördlichfte Theil des Landes vom Berge Hermon an bis zum See Genezareth zu verste- hen wäre (5. Mofe 3, 143 Jof. 12, 5; 13, is; 1. Chr. 2, 23); dann muß man aber die Stämme Assen Sebus lon und Naphthali unter dem »ganzen Israel« mit begreifen. · 10. Und Jsboseth», Saul-s Sohn, war vier- zig Jahr alt, da er Konig ward uber Israel; und regiereie fbis zu seiner im Jahre 1043 v. Chr. erfolgten Ermordung Kap. 4] zwei Jahr. Aber das Haus Jnda hielt es [auch während dieser Zeit nicht mit ihm, sondern] mit Dahin 11. Die Zeit aber, die David Konig war zu Hebron über das Haus Juba [von dessen Aeltesten er bald nach Saurs Tode, also schon« im Jahre 1050 v. Chr., zu ihrem Fürsten gesalbt wurde V. 4], war sieben Jahr und sechs Monden. Nach Jsbofeths Ermordung erkannten auch die übri- gen Stämme David als König an, und er verlegte seit dieser Zeit seine Residenz von Hebron nach Jerusalem (Kap. Z, 1-—9). 12. Und Arme, der Sohn Ner fals er im J. 1045 das ganze übrige Reich unter die Bot- mäßigkeit Jsbofeths gebracht hatte B. 9], zog aus sammt den Knechten lKVkegSkOUteUJ Alles-Ill- des Sohns Saul, aus dem Heer [richtiger: aus MahanaimJ gen Gibeon [im Stamm Benjamim 2 bis 3 Stunden nordivestliclz von Jerusalem, um von dort aus den Krieg wider den Stamm Juda zu eröffnen und aiich Davids Reich an Jsbofeth zu bringen]. «) Das hehr. Wort Mahanaim bedeutet allerdings: Heer, Lager, oder vielmehr: doppeltes Heerlager (1.Mos. 32, 2); es darf aber offenbar hier gar nicht überfetzt wer- den, wie Luther nach Vorgang der Viilgata gethan, son- dern inuß mit der Septuaginta als Eigenname gefaßt werden. is. Und Joab, der Sohn Zeruja [1. Sam. 16, 10 Anmerk., ein Oberster unter den Helden Davids« und sein nachheriger Feldhauptmann 1. Ehren. IS, 6], zog [auch seinerseits] ans, sammt den Kncchten [Kriegsleuten] David [das Vermin- gen des feindlichen Heeres in das Gebiet seines Herrn abznwehreii]; und stießen fbeide Heere] auf einander am Teich zu Gibeou", nnd legten Hager- tenJ sich diese auf dieser Seite des Teiches, jene auf jener Seite. «) Von Joab’s Bruder Abisai war bereits in 1·Sam. 26, 6 ff. die Rede; ohne Zweifel aber gehörte Joab eben· falls zu Davids Freibeuterschaaiy solange dieser ·von Saul verfolgt wurde, und war vermuthlich schon damals der nächste nach David, da er ein großes Feldherrntas lent besaß. — «) Zu Gibeon befand sich seit Nobes Einäscheruitg durch Saul (1. Sam. 22, 19) die Stifte- 217 324 2. Samuelis 2, 14—-32. 3, 1—.7. hütte (1. Chrotn 17, 39 f.; 22, 29z 2. Eh. 1, 3). Gideon, das jetzige Dorf el Dschjb, liegt auf dem Gipfel eines vereinzelten Bergriickens Etwa 100 Schritte vom Dorfe, gerade unter dem Grat des Rückens nach Norden zu, ist eine schöne Wasserquelle in einem ausgehöhlten Keller; nichtweit darunter liegen die Ueber- resie eines andern offenen Wasserbehälters, etwa 120 F. lang und 100 F. breit. Auch in Jerem. 41, 12 wird ein großes Wasser bei Gideon erwähnt· 14. Und Abner sprach zu Joab: Laß suns die Sache, damit es nicht zu einem förmlichen Bürgerkrieg komme, durch einen Zweikampf ent- scheiden I. Sam. 17, 11 Anmerk., und] sich die Knaben ausmachen, nnd vor uns spielen [stelle du von deiner Seite eine Anzahl junger Krieger, in deren Hand du die Entscheidung legen willst, und ich werde eine gleiche Anzahl von meiner Seite stellen, die hier vor unsern Augen den Kampf mit ihnen aufnehmen sollen]. 15. Da [indem Joab den Vorschlag annahm und die Zahl der Krieger auf 12 bestimmte] mach- ten sich auf und gingen hin an der Zahl zwölf aus Benjamim auf Jsboseih Saul-s Sohns, Theil; und zwölf von den Kuechten David snach dem für den Zweikampf ausersehenen Plane] IS. Und ldie zwei mal zwölf Jünglinge gin- gen mit großer Erbitterung auf einander los, und] ein öeglicher ergriff den andern sseinen Gegner] bei ern Kopf, und stieß ihm sein Schwert in seine Seite, nnd fielen sin Folge solches erbitter- ten Zweikampfes alle vierundzwanzig] mit einem- der. Daher der Ort genannt wird: Heliath Ha- zurint [d. i. Acker der Schneiden oder der scharfen Schwerter], der zu Gideon ist. 17. Und es erhub sich [da jener Zweikampf keine Entscheidung gebracht hatte] ein sehr hattet Streit des Tages [zwischen den beiderseitigen Heeren selber] Abner aber nnd die Männer Js- rael [die für Jsboseth’s Sache fochten] wurden geschlagen [und ergriffen die FIUchtJ vor den Knech- ten David. 18. Es waren aber drei Söhne Zeruja [der Halbschwester David’s I, Sam. 16, 10 Anmerk.] daselbst -[in dem Heere dieses ihres Onkels]: Joab [der Oberanflihrer], Abisai [1. Sam. 26, 6 Anm.] und Asche! lKap. 23, 241. Asche! aber we: von leichten Füßen, wie ein Reh feine Gazelle d. Mose 14, 5 Auen] auf dem Felde; 19. Und jagte [dem mit seinem ganzen Heere fliichtig gewordenen] Abner nach sum durch dessen Erlesgung den Krieg mit einem Schlage zu been- den]- uud wich nicht, weder zur Rechten noch zur Linken [weil -er feiner durchaus habhaft werden wollte]. M. Da wandte sich Abner um szu dem, der ihn so heftig verfoIgtCL Und sprach: Bist du [es] Afahel? Er sprach: Ja. 21. Olbner sprach zu ihm: Heb dich entwe- der zur Rechten, oder zur Linken, nnd nimm für dich der Knaben [der gemeinen Soldaten aus mei- nem Heere] einen [auf den du dein Absehen rich- ten magstL nnd nimm ihm seinen Harnisch swenn du so sehr darnach begierig bist, mit einer Sieges- beute aus der Schlacht heimzukehren; aber von mir stehe ab, denn wider mich soll dir dein Vor- nehmen nicht gelingen] Aber Afahel wollte nicht von ihm ablassen [sondern um jeden Preis den Abner mit seiner Hand erlegen.] 22. Da sprach Abner weiter zu Afahel sden er sofort hätte niederstoßen können, dessen Leben er aber um seines Bruders Joab willen schonen wollte, da er mit letzterem früher in Freundschaft gestanden]: Heb dich Von mir [ich fordere noch einmal dich dazu aufJ. Warum willst du, daß ich dich zu Boden schlage? und wie dürfte ich [wenn du dazu durch weitere Verfolgung meiner Person mich zwängeiij mein Antlitz aufheben vor deinem Bkndes Joab? [der würde mir das niemals ver- ge en. 23. Aber er sAsahelj weigerte sich zu weichen. Da stach ihn Abner hinter sich mit einem Spieß [mit dem Hintertheil, dem untern Ende des Spießestj in seinen Wanst [Unterleib], daß der Spieß hinten ausging; und er sie! daselbst, nnd starb vor ihm [blieb auf der Stelle todt liegen] Und wer [von den, den geschlagenen Feind ver- folgenden Kriegern des davidischen HeeresJ an den Ort kam, da Afahel todt lag, der stund stille [und beklagte den Fall des jungen Helden Kap. 20, 12 «) Das untere Ende des Spießes war, wie es scheint, mit einer metalIenen Spitze versehen, um den Spieß in die Erde zu stoßen, wenn man ihn aus der Hand legte (1. Sam. 26, 7); daraus erklärt es sich auch, daß der Speer dem Afahel durch den ganzen Unterleib drang und hinten wieder zum Vorschein kam. 24. Aber Joab nnd Abifai [die von diesem Zwischenvorfall nichts wußten] jagten Abner fund seinen Leuten] nach, bis die Sonne nntetging Und da sie kamen auf den Hügel Amma, der vor Giah lieget, auf dem Wege czur Wüste Gibeou seine nicht näher bekannte Oertli )keit, vielleicht in der Gegend von Atharoth, s. die Karte zu 1. Sam. 9, 5]; 25. Bersammelteus sich die Kinder Venjamin [aus ihrer bisherigen Zerstreuung auf dem Flucht- wegejx hinter Abuer her, nnd wurden Ein Häuf- lein [wie wir zu sagen pflegen: bildeten um ihn ein gefchlossenes Quart-H, nnd traten auf eines Hügels Spitze sum sich daselbst wider ihre Ver: folger bis auf’s äußerste zu vertheidigen]. 26. Und Abner rief [von dem Hügel herab] zu Joab, und sprach sihn von der fernern Ver- folgung abmahnend]: Soll denn das Schwert ohne Ende fresseu? Weißest du nicht, daß hernach möchte mehr Jammers werden sbedenkst du nicht, daß du uns zu einer verzweifelten Gegenwehr zwingst, die noch viel Blut kosten wird]? Wie Davids Feldhauptmann Joab siegt über Abner, den Heerführer Jsboseth’s. 325 lange willst du dem Volke [deinem KriegsvolkeJ nicht sagen, daß es ablasse von [uns] seinen Brüdern? · 27. Joab sprach: So wahr Gott lebet, bat- test du heute morgen so gesagt sum Waffenstill- stand gebeten], das Volk hätte [schon da] ein jeg- licher von feinem Bruder abgelasseu snach dem Grundtext: hättest du nicht geredet, d. i. zum Zweikampf herausgefordert V. 14, ja, dann wäre schon seit heute morgen das Volk weggeführh ein jeder von seinem Bruder, und es wäre gar nicht erst zu diesem blutigen Bruderkampfe gekommen]. 28. Und Joab [der Verfolgung auf Seiten seiner Leute Einhalt gebietend] blies die Posaune, und alles Voll stund stille, nnd jagten nicht mehr Israel nach, und stritten auch nicht mehr. 29. Abner abxr und seine Männer gingen die- selbe ganze Nacht uber das Blachfeld [durch die Jor- dan-Niederung1, und gingen uber den Fluß, und wandelten [jenseit des Flusses] durch das ganze Bithron seine Bergschlucht zur Seite des Jabok] nnd kamen iu’s Lager [gen Mahanaim, vgl. Anm. zu V. 12]. sit. Joab aber [nachdem er hatte zum Rück- zug blasenlassen V. 28] wandte sich von Abner sohne ihm weiter nachzusetzen], nnd versammelte das ganze Vol! [das unter seinem Oberbefehle stand]; und es fehleten [als er nun eine Zählnng seiner Leute vornahm] an den Knechten Davids neunzehn Mann, nnd [außerdem] Asahel stiber des- sen Schicksal V. 23 Joab wohl erst jetzt Kunde erhielt]. . 31. Aber die Knechte David-s» hatten geschla- gen unter Benjaniin und den Mannern Adam-s, daß dreihundert und sechzig Mann waren todt ge- blieben [so daß Israel deutlich genug erkennen konnte, wie Gott mit David sei und Jsboseth? Königreich nicht von Bestand sein werde]. 32. Und sie hnben Asabel [von der Stelle, wo er gefallen war] auf, nnd begrnben ihn fauf dem Heimwege] tu seines [dem» Namen nach nicht näher bekannten] Vaters Grabe zu Vethle- hem. Und Joab mit seinen Männern gingen [nach vollbrachtem Werke] die ganze Nacht [weiter nach Mittag zu], daß ihnen das Licht anbrach zu Hebron [sie mit Anbruch des Tages in Hebron ankamen.] Das Z. Kapitel. Ahnen: non Joab umgebracht. III« v. 1—21. Die ganzen zwei Jahre, während weliher Jsboseth dem David als Gegenliönig gegenübersteht, zeigt sich immer mehr ans der einen Seite die innere Catria« glieit Ssboseth’s, auf der andern Seite die innere Stärke avid’s; als ein in die Zeugen sallender Beweis, wie der tjtccr mit den! Köuigthum des letzteren war, wird das Uaclzsthum seines hausen durch die sechs Sohne, die ihm zn Hebron geboren wurden, an dieser Stelle der Er· zählnng eiugefloihten Schliehlinj entzweit dann Jlbner selbst sich mit dem bisher von ihm getragenen Sohne Sankt; nnd knüpft Unterhandlungen mit David an, wie er ganz Israel ihm zuwenden wolle; iu Folge derselben erhält Iiaoid seine erste Gemahlin Michal znriitti und entläßt Ahnen der mit zwanzig Mann zu ihm gen lie- bton genommen, nach ehrenvollet Zewirthuug mit Frie- den, damit er das Werte, dazu er sich erboten, vollends hinanssühru 1. Und es war ein langer Streit zwischen dem Hause Saul und dem Hause David [die feind- selige Stellung der beiden Häuser zu einander sehte sich die beiden folgenden Jahre nach jenem Kampfe bei Gibeon Kap. 2, 12 ff. fort; wenn es auch zu einem eigentlichen Kriege zwischen ihnen nicht wieder kam, so wurde doch weder David von Js- bofeth, noch dieser von jenem als König anerkannt]. David aber ging und nahm swährend dieser Zeit] zu; und das Hans Saul ging und nahm ab [wnrde je länger desto schwächer]. Sauls Reich kann an esehen werden als ein Bild der Sünden in dem Men chen, daß es heiße: das Reich Gottes nimmt zu, das Reich des Satans nimmt ab, bis daß es endlich ganz aufhöret. (Osiander.) 2. Und es wurden [in dem Zeitraum von 1o50—1043 v. Chr] David Kinder geboren zu Hebrou [vgl. 1. Chiron. 3, 1—4]: Sein erstge- boreuer Sohn Atnuon [s. Kap. 13], von Ahi- noam, der Jesreelitin [die David bei seiner Thron- besteigung mit nach Hebron gebracht hatte Kuh. 2, 2., vgl. 1. Sam. 25, 23; 27, 3]; Z. Der andere, Chileab sanch Daniel genannt]- von Abigaih Nababs [vormaligem] Weib, des Carmeliten [1. Sam. 25]; de: dritte, Absalon! lKc1p.13--—s18], der Sohn sder] Maacha, der Tochter Thalmah des Königs zu Gesur seinem kleinen Reiche im Norden von Basan Z. Muse, Z, 14]; 4. Der vierte, Adonia [1.Ksn. I, H; 2, 13 ffiL der Sohn [der] Hazith; der fünfte, Se- phatja, der Sohn [der] Abital; 5. Der sechste, Jethreany von Egla, dem Weibe David’s [die er ebenso wie die Maacha, die Hagith und die Abital erst zu Hebron -geehe- licht hatte]. Diese ssechs Söhne] sind David ge- boren zu Hebron. Von seinen Weibern, die er später in Jerusalem hin- zunjibhmlätud den dort ihm gebotenen Söhnen s. Kuh. 5, . d. Als nun [wie V. I berichtet worden] der Streit war zwischen dein Hause Saul und dem Hause David, starlte Abner das Haus Saul ser war die hauptsächlichste Stütze dieses Hauses, wäh- rend Jsboseth selber eine schwachtz unbedeutende Persön- lichkeit war und nichts für sich zu thun vermochte] J. lsDiefer seiner Bedeutung war aber Abner sich auch vo kommen bewußt, sah sich für den eigentlichen Trä er der Ansprüche des Hauses Saul auf die Königs« wiir e an und dachte im Laufe der Zeit um so mehr daran, fich selber den Weg zum Throne zu bahnen, je 326 2. Samnelis Z, 8——21. deutlicher er die gänzliche Unfähigkeit Jsboseths zum Regieren erkannte] Und Sau! hatte ein Kebsweib [hinterlaffen], die hieß Rizpa, eine Tochter Aja [Kap. 21, 8; an sie machte er sich denn jetzt, damit den ersten Schritt thuend zur Verwirklichung seines Planes, vgl. Anin. zu Kap. 12, 8]. Und Jsboseth [der recht wohl verstand, was diese An- eignung der Rizpa von Seiten seines Feldhaupt- manns besagen wollte] sprach zu Abner: Warum schlcifst du bei meines Vaters Kebsweib [gleich als wärest du sein Thronerbe]? 8. Da ward Abner sindem er seine Verlegen- heit über die Entdeckung seiner Absichten hinter desto hestigere Entrüstung darüber verbarg, daß ihm, der vornehmsiem ja einzigen Stütze des Hau- ses Saul, nicht einmal freistehen solle, Umgang mit dem Kebsweibe des versiorbeneii Königs» zu halten] sehr zornig nber diese Worte Jsbofeth, und sprach: Bin ich denn ein Hundskopf sein gemeiner, verächtlicher Mensch] der ich [doch im Gegentheil den gerechten Anspruch auf die höchste Auszeichnung von deiner Seite habe, smtemal ich bis zu dieser Stunde] wider [das Haus] Ju- da [das den David zum König erhoben hat Kap. 2, 4] an dem Hause Saul, deines Vaters, und an seinen Brüdern nnd Freunden» [in deiner Per- son] Barmherzigkeit thue, und habe dich nicht in David’s Hände gegeben ssich deiner zu entledigen]? Und du reihuest mir heute eine Misfethat zu um ejnsWkketibtg "b t ld" f W t lkuekc MclUWV ice Okct ccU sein)e Bcktiisdeer unsdtzFreiindep Abner weistgdgnn daraus hin, daß selbst von Sauls Verwandten ihrer etliche zu David übergegangen wären (1. Chron. 13, 1 ff.) und wohl auch die andern schon längst ihrem Beispiel efolgt sein würden, wenn er nicht bis jetzt Jsboseths ache gehalten hätte. Um solcher Verdienste willen e- bühre ihm doch wohl, daß er dem Königshause Ich näher stelle, als sonst einer es wagen dürfe, ja als ein Glied desselben sich ansehe. 9. Gott thue Abner dies nnd das, wenn ich [dafern du sortsährst, in solcher geringschätzigen Weise mich zu behandeln] uiiht thue, wie der HErr David geschworen hat [hinfort nicht alles aufbiete, um den göttlichen Rathschlnß in Beziehung auf David verwirklichen zu helsen], 10. Daß fnämlichj das Königreich vom Hause Saul genommen werde, und der Stuhl David auf- Zerilhtet werde über [beide Theile des Reichs, über] me! und»Juda, von Dan [im äußersten Norden] bis Berseba [im äußersten Süden, Jos. 19, 47 Anm.]. 11. Da konnte er fJsbofethj fürder ihm [dem Abner] kein Wort mehr antworten, so fürchtete kk bot? ihn! [denn er wußte wohl, daß er an ihm seine einzige Stütze hatte und seiner Dienste nicht ent- hehren konnte, wenn er sich noch ferner dem David gegenüber in seinem Königreich behaupten wollte]. 12. Und Abner sdem es bei dieser Gelegenheit klar geworden, daß das Kbnigthnm des Hauses Saul überhaupt nicht mehr haltbar« sei, und dem es nun das Gerathenste erschien, sich bei Zeiten eine einflußreiche Stellung unter David’s Regie- rung zu sichern, solange der Weg dazu ihm noch offen stündej sandte Boten zu David für fich fdie an seiner Statt mit David unterhandeln sollten], nnd ließ ihm sagen: Weß ist das Land? [wem anders als dir muß es zufallen? Zu dieser Ein- sicht bin ich immer mehr gekommen] Und sprach [ließ ferner ihm sagen]: Mache deinen Bund mit mir sdaß du mein bisheriges Verhalten gegen dich mir nicht willst entgelten lassen, sondern viel- mehr eine ehreuvolle Stellung an deinem Hofe mir gewähren]; siehe, meine Hand soll lunter die- ser Zusicherung von deiner Seite] mit dir fein, daß ich zu dir kehre das ganze Israel. 13. Er sDavidj sprach: Wohl, ich will einen Bund mit dir machen [und sage dir hiermit zu, was du begehen] Aber eins bitte ich von dir [mache ich dir noch zur ausdrücklichen Bedingung] daß du [nämlich] mein Angesicht nicht sehest, du bringest denn zuvor zu inir Michal, SauPs Tochter [meiu rechtmäßig mir zukommendes Eheweib, daß du sie bringest], wenn du koiiimst, mein Angesicht zusehen; 14. Auch sandte David [da diese Sache nicht hinter dem Rücken des Königs mit Abner allein abgemacht werden durfte, wenn sie den Zweck errcichen sollte, den David damit verband««] zu Jsboseth, dein Sohn Saul, und ließ ihm sagen: Gieb mir mein Weib Michal [zurück], die ich mir verirauet srechtniäßig zum Weibe erworben] habe mit fmehr als] hundert Vorhänten der Philister [1. Sam. 18, 27, und die man dann wider- rechtlich mir entrissen und einem Andern gegeben hat, 1. Sam. 25, 44]. «) Hatte Saul ihm die Michal genommen, um seine Verbindung mit dem Königshause zu zerreißen und ihm allen Anspruch auf die Thronfolge abzuschneidem so war die Rückgabe dieses seines ersten rechtmäßigen Weibes um so mehr eine Wiederherstellung seiner politischen Ehre und räumte allen Anstoß in den Augen derer, die bisher ihn noch nicht anerkannten, auf die Seite, wenn sie durch Sauks eigenen Sohn seierlich und rechtskräftig vor dem ganzen Volk geschah. — Michal, die sich David so theuer erkauste und der er keinen Scheidebrief gegeben hatte, ist übrigens ein Bild der Juden, die der wahre David endlich wieder zurücksordert (Nichter.) 15- Jsbofeth [der David’s Begehren nicht ab- ziischlagen wagte, da Abner auf Ersüllung dessel- ben bei ihm drang] sandte [ihn, den Abner] hin [nach Gallim, einer Ortschaft zwischen Gibea und Jerusalem] und ließ sie nehmen von dem Manne Mittel, dein Sohne Lais [dessen Weib sie inzwischen gewesen war]. 16. Und ihr Mann [der von Herzen ihr zu- gethan war, I. Sam. 25, 44 Anm.] ging mit ihr, und weinete hinter ihr her bis gen Bahnrim kauf dein Wege von Jerusalem nach Gilgal gele- gen, Kaki« 16, Z; 17, 18 —- s. Karte llI.)· Dg Abner knüpft mit David Unterhandlungen an und führt ihm die Michal wieder zu. 327 sprach Abner zu ihiu sweil man hier an der Grenze des Reiches David’s angelangt war]: Kehre um, und gehe hin snach deiner Heimaths Und er kehrte um. 17. Und Abner hatte sehe er die Michal von Gallim abholte B. 151 eine Rede mit den Artik- sten in Israel [der nördlichen Stämme außer Benjamin, Kalb. I, 19], nnd sprach: Jht habt swie ich wohl weiß] vorhin längst» nach David ge- trachtet, daß er König wäre aber euch [vgl. 1. Chron 13]. 18. So thut es nun [und nehmt ihn auch wirklich zu eurem König an! Jch selbsi, der ich bisher euch davon abgehalten, um euch bei dem Hause Sanl’s zu erhalten, muß das jetzt als das Beste für euch erkennens denn der HErr hat von David gesagt-«: Jth will mein Voll Israel erret- ten durch die Hand David, meines Rechts, »von der Philister Hand nnd von aller ihrer Feinde Hand [bei ihm werdet ihr also finden, was unter Jsboseths Regierung ench nimmer zu Theil werden wird, Ruhe vor euren Feinden umher]. «) Ein Wort dieser Art sindet sich zwar nirgend ausdrücklich vor; aber Abner wendet ganz richtig das von Saul in 1. Sam. 9, 16 Gesagte ans David an, als in dem jene Verheißung Gottes sich vollkommen nnd dauernd erfüllen werde, nachdem sie in Saul nur theilweis und vorübergehend ihre Erfüllung gefunden und dann neue Noth und Bedrangniß darauf ge- folgt war. 19. Aueh redete Abner [noch auf besondere Weise] vor den Ohren Benjamin sum auch diesen Stamm zu gewinnen, der manchen Vortheil davon gehabt hatte, daß das bisherige Königshaus ihm angehörte, l. Sam 22, 7]; und ging [nun, der im V. 13 gestellten Bedingung gemäß, die Michal von Bahurim aus V. 16 weiter mit sich neh- mend] auch hin zu reden vor den Ohren David zu Hebron alles, was Jsrael sV. 18 s] und dem ganzen Hause Benjamiu [V. 1931 wohl gefiel [daß nämlich David auch über diese Stämme, die bisher ihn nicht anerkannt hatten, König sein möge]. 20. Da nun Abner gen Hebrou zu David kam, und mit ihm zwanzig Mann sals Ehtevbegletter der Michal» zugleich aber auch als Vertreter der Stämme, deren Antrag dem David eröffnet wer- den sollte], machte ihnen David sum sie in recht ehrenvoller Weise zu empfangen] ein Mahl. 21. Und Abner sprach [nach Beendigung des Mahls, als er sich mit seinen Begleitern wieder nach Hause begeben wollte] zu David: Jeh lvill mich aufmachen und hingeben, daß iih das» ganze Israel [soweit es nicht schon gewonnen ist] zu meinem Herrn, dem König, sammle, und daß sie einen Bund mit dir machen, auf daß du König seiest [in einer Weise], wie es deine Seele begeh- ret snämlich über das ganze Land]. »Also ließ David Abner von sieh, daß er hinginge unt Frieden. «David hatte auch, ganz abgesehen von seiner per- sönlichen Milde, gar keinen Grund, Abner jetzt noch feindlich zu behandeln, nachdem derselbe seine Wider- setzlichkeit gegen Davids Königthum aufge eben und anz Israel ihm zugeführt hatte. Abncus irken für Fsboseth und sein Kampf gegen David war zwar sünd- liches Widerstreben gegen den ihm nicht unbekannten Wtllen des HErrm welcher David durch Samuel zum Könige über sein Volk berufen und gesalbt hatte; aber doch keine irdisch strafbare Emvörung gegen Davids Person und Thronrechh weil weder der HErr durch Sa- muel oder einen anderen Propheten David dem Volke als König hatte einsetzen lassen, noch David nach dem Tode Sauls das ihm vom HErrn verhetßene und durch seine Salbung verbürgte Königthum über ganz Israel als ein Recht, dem das Volk Folge zu leisten hätte, gel- tend gemacht hatte, sondern als ein wahrer Knecht Got- tes in Geduld wartete, bis der HErr ihm das Könilgi tbum über sein ganzes Volk verleihen würde. (Kei ·) Durch die Erwägung, daß das von Abner gegründete und bisher aufrecht erhaltene Königthum Jsboseths nur auf sündlichem und eigenwilligcm Widerstreben gegen Gottes Rathschluß beruhte, und sein jetzi er Entschluß, sich und das übrige Israel dem Königt ume David’s uzuwenden, aus richtiger Einsicht hervorgin , zu der er Freilich erst nach dem Mißlingeii verkehrter esirebungen gelangt war, erledi i sich kurz die Frage, ob Abner als ein Verräther anzu ehen sei, wenn er hier dem David sich erbietet, ganz Israel zu ihm zu sammeln, und ob dieser recht gehandelt habe, daß er auf Unterhandlun en sich einließ. Jsboseth muß bei dieser Frage ganz an er Betracht gelassen werden, fein ganzes Königthnm war nur eine Usurpation oder widerrechtliche Zueignung, und es tst ganz in der Ordnung, daß derjenige, der ihn in diese Stellung hineingetrieben hat, ihn auchdaraus wieder befreit; er verliert nichts weiter, als was er nie hätte besitzen sollen, denn daß ihm von Seiten Davids eine Lebensgefahn Gefängniß oder dergleichen drohe, daran ist bei dcssen vielfach bewährter Gesinnung nicht zu denken. Dagegen war es in Beziehung auf die irre- geleiteten Stämme, welche Abner bisher aufgehalten, dem innersten Zuge ihres Herzens zu folgen und den Willen Gottes zu verstehen, geradezu seine Pflicht, auch ihnen zu der besseren Einsicht u verhelfen, zu der er selbst gelangt war. Jn Beireff avtd’s aber, der Gottes Wege ruhig abgewartet hat, ohne sich selber die Aner- kennung derjenigen Stämme erzwingen zu wollen, die sich zu Jsboseth hielten, bewahrheitet sich auf’s Neue, was Sprüchw.16, 7 geschrieben steht: »Wenn jemandes Wege dem HErrn wohlgefallen, so macht er auch seine Feinde mit ihm zufrieden« W. v. 22——39. Jlto Abner von David weggegangen, liommt Ioab mit seinen Kriegern eben von einem Streif- zuge zurück, entbrennt tu Eifersucht wider Abner, von dessen Jiuasöhnnng mit David er hört und von welche: er dlachtheit fürchtet für seine eigene Stellung beim König, nnd versucht nun den Uebenbuhler bei diesem zu verdächtigenz weil jedoch seine Worte nicht recht versan- gen, läßt er nach feiner Entfernung von David den Abner zurüctirnfem gleich als habe der König ihm noch etwas zu sagen, nimmt ihn in Gemeinxctjaft mit seinem Bruder Ztbisai unter dem Thore von he rou in Empfang und sticht ihn dort meuchtiugs nieder. Jtls David die Sajandthat er a·hrt, spricht er sich und sein Königreich in feierlicher etse rein von aller milschiild an solchem Frevel, zwingt den Soab vor der ceithe des Ermordeten bei der Zenattnng derselben im Traneraufziige herzngehesy und verhält sich überhaupt beim Begräbnis so, daß dag ganze voll: von seiner itusthuld an den: Mord völlig überzeugt wird; den Mörder selber aber in gebührender 328 Weise zu bestrafen, sieht er flu) bei feiner nach nnlvesesiig ten Stellung im Königreich außer Stande, nnd brgnügt sich, den Fluch iibrr dessen That ausgesprochen zu halten, die Rache dem heim: auhrimstellend 22. Und siehe, die Knechte [Dienstmannen] David-s und Joab san ihrer Spitze] kamen von den Ktiegslenten [von einem Streifznge, den sie gegen eine der an Juda südlich angrenzenden Völkerschaften ausgeführt hatten, l. Sam. 27, 8 ff.], nnd brachten mit sich einen großen Raub. Abner aber war [wie in V. 21 gemeldet] nun nicht [mehr] bei David zu Hebrou, sondern er hatte ihn von sich gelasseu, daß er mit Frieden weg- gegangen war. 23. Da aber Joab und das ganze Heer mit ihm war kommen ssetzt eben, unmittelbar nach Abner’s Weggange, zu Hebron ankamJ, ward ihm angesagt, daß Abner, der Sohn Stier, zum Könige kommen war, und er fder König] hatte ihn von sich gelassen, daß er mit Frieden war weggegangen. 24. Da ging Joab [dessen Herz bei dieser Nachricht von niedriger Eifersucht erfüllt wurde, indem er sürchtete, Abner werde ihn um sein An- sehen und seine Stellung bei David bringen, wenn die im Werk begrissene Aussöhnung beider zu Stande käme] zum Könige hinein [in sein Haus]- und sprach: Was haft du gethan? Siehe, Abner ist zu dir kommen; warum hast du ihn von dir gelassen, daß er ist weggegangen! 25. Keunest du Abner, den Sohn Stier, nicht [was für ein verschlagener und hinterlistiger Mann er ist]? Denn er ist kommen, dich zu überreden [durch die Vorspiegelung, als ob er’s mit dir hielte und deinen Wünschen zum Ziel verhelfen wolle, offenherzig zu machen], daß er etkennete dei- nen Ausgang nnd Eingang [alle deine Unter- nehmungen], nnd erführe alles, was du thust [vorhast, um darnach deine Pläne durchkreuzen und dir desto nachdrücklicher entgegenwirken zu können] 26. Und da Joab von David ausging lohne daß er mit seiner Verdächtigung sonderlich Glauben bei ihm gefunden hätte], sandte er [heimtückischer Weise] Boten Dem] Abner nach, daß sie ihn funter dem Vorwande, der König wolle ihn noch einmal sprechen] wiederum holeten von ldem Orte, bis wohin er bereits gelangt war, nämlich von] Bor- hasira [der Cisterne Sira, nach Josephus 20 Stadien oder V, Meile von Hebron], und David lvußte nithts darum [die ganze Sache war viel- mehr nur eine Hinterlist Joab’s, der den Abner in seine Gewalt bekommen wollte, um ihn aus dem Wege zu räumen]. 27. Als nun Abner [in der Meinung, de! König selber habe ihn zurückrufen lassen] wieder gen Debrou laut, fllhrete ihn Joab sder in Be- 2. Samuelis Z, 22—37. gleitung feines Bruders Abifai bis vor die Stadt ihm entgegengegangen war] mitten nutek das Thor [1.Mose 19, 1 Anm., wo zu dieser Tages- zeit gerade kein Zusammenfluß von Menschen war], daß er heimlich mit ihm redete [gleich als habe er im Auftrage des Königs etwas Heimliches mit ihmzu reden]; und stach ihn daselbst sals er ihn beiselts in einen Winkel geführt, mit seinem Schwert] in den Wanst [unterleib], daß er starb, um seines Bruders Asahel Bluts willen lmit sol- cher That sich zugleich fiir die Tödtung seines Bruders Asahel, Kap. S, 28, an ihm rächend]. 28. Da das David hernach erfuhr, sprach er: Ich bin unschuldig, und mein Königreich, vor dem HErrn ewiglich an dem Blut Abner, des Sohnes Nil? [der HErr wird diesen Meuchelinord weder an meiner Person noch an meinem Königreich strasen, da ich so gar keinen Antheil daran, sondern nur Gutes gegen Abner im Sinn gehabt habe]; 29. Es sdas Blut AbnerJ falle aber auf den Kopf Joab, und aus seines Vaters ganzes Hans sauf sein ganzes nachlebendes Geschlechtjz nnd musse [zur» gerechten Vergeltung für solchen Frevel] nicht aufhoreu im Hause Joab, der einen Eiterfluß [Samen- oder Schleimfluß, Z. Mose I5, 2 f. Atem] nnd Aussatz [3. M. 13, 1—46] habe, nnd am Stabe gehe [gelähmt oder gebrechlichsei], und durch das Schwert salle, und an Brod mau- gele [Gott der HErr nehme selbst die Bestrafung dieser Greuelthat in seine Hand und suche sie an Joab’s Ge- schlechte heim mit schrecklichen Krankheiten, gewaltsamen Tode und bitterer Armuth, die fort und fort darin wü- then mögen]. Von dem Fluchen im eigcntlichety sündlichen Sinne ist wohl zuunterscheideu der nicht auf die, der Erlösung noch fähige Person, sondern aus den Frevel selbst sich beziehende heilige Flnch, welcher zunächst bei Gott selbst, dann aber auch bei denen, die in seinem Namen reden, seine volle sittliche Geltung hat. Das siindliclse Flucheu nimmt nicht den sittlichen Willen des Menschen in den Dicnst des heil. Gottes, sondern ver- sucht, den Willen des heil. Gottes in den Dienst des slindlichen Willens, des hassenden Jngrimms zu nehmen; nicht die göltliche Gerechtigkcit soll erfüllt werden, on· dern nur der leidenschaftliche Haß des sündlichen en- schen durch Vernichtung des Wohles dessen, den man haßt; jeder solche Fluch ist darum eine Gotteslästerun . Wo Christus sagt: ,,Vater, vergieb ihnen-«, da flu t der sündliche Mensch; wo aber Christus und die Heiligen des HErrn den Sündern die göttliche Gerechtt keit be- zeugen, da ist jener gleichgiltig oder freut sich ’ber die Sünde. Ein solches Bezeugen der göttlichen Gerechti - keit nun, eine warnende Androhung der göttlichen Stra e für den verstockt bleibenden Sünder, ein Anrufen Gottes um die Bollbringnng seiner Gerechtigkeit, sowohl um des Wohles der Gemeinde, als um der durch Ziichtigung zu bewirkenden Bekehrung des Verirrten selbst willen, das ist feinem innersten Wesen nach das heilige Fluchen; die Fluchstimmung ist dabei keine andere, als die des Gebetes 30. Also erwürgeten Joab und sein Bruder Abisai fsener als Rädelsführer und Thätetz dieser als Mitwisser und HeIfershelfcHrJ Abnerz darum, das er ihren Bruder Asahel getodtet hatte im Streit Abner wird von Joab meuchlerisch getödtet und von David ehrenvoll bestattet. zu Gideon [dies vermeintliche Recht der Blutrache war es, warum a·uch Abisai bei der Sache sich betheiligte, die Hanpttriebfeder auf Seiten Joab’s aber war seine Eifersucht, die auch später zu einem zweiten fkihnlichen Meuchelmorde ihn verleitete, Kuh. o, 8 .J. 31. David aber [um seinen tiefen Schmerz über Abner’s Ende und sein großes Mißfallen iiber die an ihm begangene Bosheit öffentlich zu bezeugen] sprach zu Joab nnd allem Volk, das mit ihm sdem David] war [also sowohl zu seinen übrigen Hofbeam- ten, als zu den mit Joab von dem Streifzug heim- gekehrten Kriegern] : Zerteißet eure Kleider [5. Mose 14, 2 Anm.], nnd giirtet Säcke um euch [1. Mos. 37, 34 A.], und traget Leide um Abner kgehet in solchem Traueraufzuge vor seiner Leiche her] Und der König ging [als die Leiche nun zu Grabe getragen wurde] dein Sarge nach. Ueber die Art, wie die alten Hebräer ihre Todten iim Begräbnis! zubereiteten und darnach wirklich be- staunen, ergiebt sich aus den gelegentlichen Andeutungen der Schrift Fol cndes: Gleich nach dem Berscheiden war es Liebesp icht der Angehörigen, dem Todten die Augen zuzudrückem und kindliihe Pietäh ihn zu küssen (»1. Mose 46, 7; 50, 1); hierauf wurden die Let- cheirmit warmem Wasser abgewaschen (Apostg. 9, 37), in ein großes leinenes Tuch ewickelt (Matth. 27, 59), oder an den einzelnen Glie ern mit Leinwandstreifcn umwunden (Joh. l1, 44), zwischen welche man beiVori nehmen Myrrhem Aloä und andre wohlriechende Spe- zereien legte oderstrich (Jos. l2, 7; 19, 39 f.), in den Sarg gelegt und aus den Söller oder das Obergemach gebracht(2. Kön. 4, 21; Apost .9, 37 ff.). DerSarg war bei Königen und Vornc men ein reich verziertes Bett (2. Chrvn 16, 14), bei ärmeren Leuten eine offene Bahre, worauf der Todte, lcicht zugedeckh lag (Luk. 7, 14). Da nach dem Gesetz 4.Mose19, 1l ff. alles, was mit einer Leiche in Berührung kommt, unrein wird, so pflegte man so schnell als möglich, meist am nämlichen Tage, den Todten zu besinnen, was auch das heiße Klima räthlich machte, wiewohl es in früheren Zeiten nicht so gehalten wurde (1. Mose23, 2 ff.). Die Leiche wurde dabei in ihrem Sarge auf einer Bahre hinaus- etragen, unter lautem Weinen und Wehklagen der ihr olgenden Verwandten und Freunde, gleichwie schon im Trauerhause selbst Klagelieder zur Trauersiöte angestimmt wurden (Matth. 9, 23); man dingte dazu besondere Klageweiber (Jerem. 9, 17), welche das Wehklageu mehrere Tage lang fortsetzten Unter eben solchen Weh· klagen der Leiihenbegleitung, zu der sich dieBegegnenden gesellten und die bei Angesehenen sehr zahlreich war (1. Sam. 25, 1), wurde dann der Sarg in die Gruft esenkt (1. Kön 13, 30). Nachher versammelte sich die Begleitung zu einem Leich«enschmaus, den ursprüng- lich die Freunde der Leidtragenden ausrichtetem um diese in ihrer Betriibniß zu trösten (5. Mose 26, 14; Jerem. 16, 7; Heset 24, 17; Tob.4, 18), während später um- gekehrt der Leidtragende seinen Freunden eine, oft sehr luxuriöse Trauermahlzeit ausrichtete« die Theilnahme an diesem »Brod der Betrübten« (Hos. I, 4) machte auf sieben Tage —- so lange dauerte auch für gewöhnlich die Trauerzeit —-— unrein (4. Mose 19, 14). Its. Und da sie Abner begraben zu Hebrou, hub der König seine Stimme auf, nnd weiuete saus aufrichtigem Herzeleidj bei dem Grabe Abner, 329 nnd kgleichwie er] weiuete auch alles Voll [die ge- sammte Leichenbegleitung]. 33. Und der König klagte Abner [in einem eigens auf seinen Tod verfaßten Trauerspruche], Und sprach [derselbe lautete also]: Abner ist nicht gestorben, wie ein Thor sMissethäterj stirbtt kekhaite iiichts verbrochen, daß er erechter Weie hätte sterben miissenz denn daß er den Aiyahel getödtet, hat er in ossed nerFeldschlacht gethan, nachdem er ihn mehrmals gewarnt]. «) Nach anderer Uebersetzung: Ach, sollte Ab ner (dieser tapferc Held, so» fchmählich) »sterben, wie ein Thor (Missethater)» stirbt [der sein Leben mit seinen Schcändthagn verigrktdhatäl d b d b i . 4. eine äu e n nicht ge un en eue Füße sind nich; in Fesseln gesezn kweeexi nicht gebuäden kund, in åkessskeln Besiegt, altsh Zu, Z1bner, in ie ewa eine ein e gerie e , . i. man hatte dich nicht etwa als einen sirafbaren Mörder ins— Fsirgsrn Frsssspchssssnexkkm kkiisgiiis er ie er, a ie er nun ein ge dich umzubringenjz du bist gefallen, wie man voi böser; Bkicgen åälzt saizfs eiåieb heimtiäckiscckkk trneächtek mrerie rum een gera oe. Da stsvon sokfcher schmerzlichen Flage David; augs Tief e ergri en und die Wahr eit seines pru s anerkennend] belveinete ihn ssden Abner] alles Volk Uv Uic c. re) Nckch anderer Auslegung: Deine Hände waren [alsiuanuberdichhersiel]nichtgebunden,deine Füße ikisstkixui Iksstisziixkkt Bitte? sähst-Hättst? neu, wenn du eine Ahnung der Bosheit, die dich ver- derben wollte, gehabt hättest; aber dazu warst du zu arglogen cgemüths V k L ch Z. anun alles ol snach beeiidigter ei en- Ssöiergd hinein sank szum König in sein Haus],] indit av zu essen ihn zum Essen zu vermögen a es noch hoch Tag war kund er doch nicht, Zhne irr« r« kzsssiitssrsiigsssssi Hi« r« Vier; eien onne nr a ,nu ra: o thue tnkirfdieshiridik dSas, wo ich Bhrod oderbssonstj etwas ote, ee e ouue unterge et [und ezeugte damit, daß er über seinen Kummer sich noch nicht trösten wolle, vielmehr um Abner Leid trage, wie um einen seiner nächsten Angehörigen und Freunde] 36. Und alles Volk erkannte es kwie tief und aufrichtig sein Schmerz fei], Und gefiel ihnen auch wohl alles Gute, was derntonig that vor· den Augen des ganzen Volks [die ganze Art, wie er bei dem Frguerllfall Eichkbenahm]. 37. n a es ol [das bei der Leichenseier gegenwärtig war] nnd ganz Israel [das aus deren Munde von David’s Verhalten Mittheilung erhielt] merkten des Tages, daß nicht vom Könige Irgend- wie veranlaßt worden] war, daß Abner, der Sohn Ver, geiodlet lvat [ivie anfangs manche glauben moch- ten, da nicht nur Joab als in Davids Auftrage den Abner hatte zurückrusen lassen, V. 26, sondern es auch an sich iii Davids Intere e zu liegen schien, in Abner seinen laingjährigen Wider acher los zu werden]. 330 2. Samuelis Z, 38. 39. it, 1—12. 5, 1. 38. Und der König sprach [noch am Tage des BegräbUissesJ zn seinen Knechten svertrauteren Dienern]: Wisset ihr nicht [ihr erkennt und fühlt doch gewiß mit mir], daß ans diesen Tag ein Fürst und Großer gesallen ist in Israel kein aus: gezeichneter und vortrefflicher Mann, dessen Tüch- tigkeit meinem Reiche noch hätte von großem Nutzen werden können]? 39. [Darum wäre es ganz in der Ordnung, daß seine Mörder in verdienten Weise abgestraft und wegen ihrer Schandthat hingerichtet würden.] Jkh aber bin noch zart nnd [noch zu» kurze Zeit] ein gesalbter König fund kann unter solchen Um- ständen die Bestrafung nicht selbst in meine Hand nehmen] Aber die Männer, die Kinder Zernja [Joab sammt seinem Bruder Abisai], sind mir Verdrießlich [mit ihrem gewaltthätigen Wesen eine schwere Last, die ich tragen muß, solange mein Königthum ihrer Kriegstüchtigkeit zu seiner Be- festigung bedarf]. Der HErk vetgelie dem, der Böses thut, nach seiner Bosheit ses wird aber des HErrn Zeit und Stunde schon noch kommen- da er ihnen ihre Bosheit auf den Kopf bezahlen wird, 1. Kön. 2, 5 f» 28 ff.]. David ist ein geschworener Feind aller Falschheit und Lüge: »Die Lügner gedeihen nicht bei mir-«, ist sein Wahlsprnch (Ps. 10l, 7); daß aber die Listen und Un- wahrheiten, die er da, wo seine Feinde ihn in Verle en- heit und Noth bringen, sich erlaubt, nichts anderes nd, als der leichte Staub- der bei seinem schweeen Gange durch die Wüsten des Lebens seinen Füßen sich anhängt, das zeigt sich ganz deutlich dann, wenn, wie im vor- liegenden Falle, es ihm vollständig gelingt, bei seinem Volke auch die letzte Spur eines nahe liegenden Ver- dachtes zu vertilgen. Sein Volk weiß stets, wie es mit ihm daran ist; denn zwischen ihm und seinem Volke gilt keine Diplomatie und keine Politik skeine weltliche Staats- klugheit), sondern die ehrliche Sprache des treuen Her« zens und des wahrhasten Mannes. (Baumgarten.) Das 4. Kapitel. Jsboseth wird ermordet und von David gerochen. v« V. 1—12. Uathdem Jsboseth in Kbner die Stütze seinen bisherigen Rönigthums verloren, wird er seinerseits ganz muthlos und verzagt; zwei von den tjanptleuten seiner Lriegerschaareu dagegen, obwohl sie mit ihm von einem nnd demselben Stamme sind, wollen ihrerseits die gän- siige Gelegenheit sich nicht entgehen lassen, bei David, wie sie meinen, sieh einen guten Namen zu tauchen. Sie bringen also ihren König heiuitükteischer Weise un« Erben und treten mit dessen Haupt vor David in lichten, auf seine Anerkennung der ihm geleisteten Dienste etwa-nd; doch David lohnt ihnen, wie sie es verdient, und läßt das Todesurtheit in geschärfter Weise an ihnen vollstretlien 1. Da aber [Jsboseth] der Sohn Saul [wel- eher noch zu Mahanaim über die östlichen und nördlichen Stämme regierte] hören, daß Abnet zu Hebron todt wäre [daselbst seinen Tod gesun- den hätte], wurden seine Hände laß kließ er allen Muth, sich ferner in seinem Königreich behaupten zu können, sinken] nnd ganz Israel erschrak [denn sie fürchteten sich vor Daoid’s Rache, welcher, wie sie meinten, bereits Abner zum Opfer gesallen sei]. 2. Es waren aber [um hier, ehe der weitere Verlauf der Begebenheiten mitgetheilt wird, zwei Bemerkungen vorauszuschicken, aus denen hervor- geht, wie jetzt das Haus Sauks theils von den eigenen Stammgenossen im Stich gelassen wurde, theils mit Jsboseth’s Beseitigung schon in sich selber nicht mehr im Stande war, noch ferner einen Anspruch auf die Königswürde zu erheben] zween Männer, Hauptleute über d·i»e Krieger, unter ent Sohn Saul; einer hieß Bat-un, der andere Rechob, Söhne keines gewissen] Nimm, des Be- rothiters seines Bürgers der Stadt Beeroth, Jos. 9, 17], ans den Kindern Benjamin Denn Betoth ward [nach Jos.18, 251 auch unter Beu- jamin gerechnet [hart an der Westgrenze dieses Stammes gelegen]. s. Und die Berothiter waren svermuthlich zu der Zeit, als nach Sauks Niederlage die Philister der Städte Jsraels sich bemächtigtem 1. Sam.31, 7] geflohen nach Gethaim seiner, allem Anschein nach, mehr südlich oder östlich gelegenen Ortschaft im Stamme Bensamim Nehem. 11, 33], und daselbst Fremdlinge worden [wie sie denn noch immer als solche daselbst wohnen] bis auf den heutigen Tag [da dies geschrieben wird]. 4. Auch hatte [dies die andere vorläufige Be- merkung] Jouathaiy der Sohn Saul, einen Sohn [hinterlassen], der war [zu der Zeit, in welcher wir mit unserer Geschichte stehen] lahm an [beiden] Füßen [und also ganz ungeeignet, nach Jsboseth die Regierung über die dem Hause Saul anhän- genden Stämme zu übernehmen], nnd [zwar] war ser dazumal] fünf Jahr alt, da das Geschrei von Saul und Jonathan sdaß beide, sammt den beiden andern Söhnen Saul’s, in der Schlacht gegen die Philister gesallen seien, 1.Sam. 31, 1-—6] aus Jesreel [der Gegend, wo die Schlacht vorsiel, nach Gibea Beniamins laut, und seine Amme [Wärterin] ihn anfhnb [um ihn vor den Philistern in Sicherheit zu bringen] nnd flohe; nnd indem sie eilete, nnd flehe, fiel et· [ihr, die vor Schreck und Entsetzen ganz außer sich war und ihn nicht mit der gehörigen Behutsamkeit behandelte, aus den Armen] und ward [in Folge des heftigen Sturzes] hinlendz Und et hieß Mephiboseth [oder eigentlich Meribaal, 1.Chron. s, 34; 10, 40; vgl. Anm. zu Kalb. 2, 8]. 5. So gingen nun [um nach diesen Zwischen: bemerkungen in V. 2——4 aus unsere Geschichte V. 1 zurückzukommen] hin die Söhne Nimm, des Berothitets, Rechob und Vaena fvon Gethaim nach Mahanaim], und kamen [in der Absicht, ihren König um’s Leben zu bringen, weil sie hofften, von David eine große Belohnung dafür zu erhal- Jsbofeth wird von zweien seiner Kriegsobersten ermordet und von David gerochen. 331 ten] zum Hause [des] Jsboseth, da der Tag am heißesten war sum die Mittagsstunde, wo Vor- nehme Mittagsruhe — mit einem fremden Wort Siesia genannt— zu halten pflegten, Kap. 11, 2]; und er lag [wirklich, wie sie erwartet hatten] auf seinem Lager im Mittag. b. Und sie kamen ins Hans, Weizen zu holen [hatten sich den Zugang bis zu dem Jnnern des königlichen Hauses dadurch zu verschaffen gewußt, daß fee vorgaben, sie wollten von dort Weizen holen als Proviant für ihre Kriegerschaar], und flachen ihn sindem sie ihn während feines Schla- fes meuchlings überfielen] in den Wanst [Unter- leib]- und entrannen snachdem sie die Schandthat vollbracht, ohne daß jemand im Hause etwas da- von inne wurde]. 7. Denn da sie in’s Haus kamen, lag er auf seinem Bette in seiner Schlaskautmer sin dem kühlsten Gemach seines Hauses, das für die Siesta bestimmt war]; und stachen ihn [wie schon bemerkt] todt, und hieben ihm den Kopf ab, und nahmen feinen Kopf [den sie sorgfältig verbargen], und gingen hin snach dem südwestlich gelegenen Stamm- gebiet Juda], des Weges auf dem Blachselde fdurch die Araba oder die Niederung am Jordan, Jes. Z, 1 Anm.], die ganze Nacht. 8. Und brachten das Haupt Des] Jsboseth zu David gen hehren, und sprachen zum Könige: Siehe, da ist das Haupt Jsboseth Sauls Sohnes, deines Feindes, der snämlich Saul] nach deiner Seele stund sdich um’s Leben zu bringen, daß du nicht König werden solltest]; der HErr hat heute meinen Herrn, den König [dich, David, den er zum König Jsraels berufen], gerochen an Saul und feinem Samen kund wirst du nun nicht ver- gessen, diejenigen, durch die er es gethan, in ge- bührender Weise zu belohnen]. Sie wollen den Namen Gottes nnd seine Vorsehung als einen Mantel und Decke über ihr Bubeuftück breiten, wie es die bösen Buben zu machen pflegen. (Beeleb. Bibel) I. Da antwortete David: So wahr der HErr lebt, der [allerdings] meine Seele aus aller Trüb- sal sdie Saul ihr bereitet] erldfet hat [aber nicht durch die Hand gottloser Menschen, wie ihr euch einbildet, sondern durch Gerechtigkeit und Gericht, Pf« 89- 15J- 10. Ich griff sweil ich mit Frevel und Schand- that unverworren bleiben und nur durch Recht erlöfet sein will, Jes. l, 27] den, der mir ver- kündigte und sprach: Saul ist todt, und meinte, er wäre ein guter Bote; und erwürgete ihn zu Zillag, dem ich sollte Botenlohn geben [obwohl er ebenfalls in der Meinung stand, ich sollte ihm eine gute Belohnung für seine angebliche Hilfs- leistung zu Theil werden lassen, Kap. 1, 1-—16]. 11. Und diese gottlosen Leute haben snoch viel Schlimmeres gethan, als jener steh blos rüh- mete gethan zu haben; sie haben] einen gerechten Mann [der weder ihnen, noch mir jemals etwas zu Leide gethan] in feinem Hause ans seinem La- ger [da er fiel) dessen im Geringsten nicht versah] erwürget Ja, sollt ich das [so heimtückischer Weise vergossene] Blut nicht [mit noch weit grö- ßerem Zorn] fordern von euren Händen, und euch von der Erde thun? 12. Und David gebot seinen Jünglingen [den Richterspruch, den er eben gefällt, in geschärftem Maße an ihnen zu vollstrecken]; die erwitrgeten sie, und hieben ihnen Hände und Füße ab Diese, weil sie gelaufen waren zum Bösen und schnell gewesen, unschuldig Blut zu vergießen, Jes. 59, 7, jene, weil sie das verruchte Werk ausgeführt], und hingen sie [die also verstümmelten Leichnam, damit andere stch ein Beispiel nähmen] auf am Teiche zu Hebron sbis zum Abend, 5. Mos 21, 22 f.]. Aber das Haupt Jsboseth nahmen sie und begraben es in Abneus Grabe zu Hebrou [Kap. Z, 32]. Sieben Jahre und sechs Monate hat David in He- bron gewohnt, sich mit der Herrschaft über Juda begnü- gend und Saul’s Haus mit Schonung und Langmuth tragend. Inzwischen ist nun die Ueberzeugung von fei- nem göttlicheu Anrecht an Jsraels Königstrone in dem ganzen Volk von Dan bis Berfaba zur vollen Reife und Kraft gediehen; und nicht so bald ist Jsbofeth da- hin, da macht sich diese Ueberzeugnng mit solcher ursprüng- tichen Gewalt und Reinheit geltend, daß niemals und nirgends eine Königswahl gewesen ist, wie die zweite Erwählung Davids zu Hebron durch alle Männer Jsraels, von der wir im folgenden Kapitel hören werden. Das Z. Kapitel. Davids andere 8al6nng, glücklicher Zustand und zweifactjer Sieg. I· U. 1—16. Rath Sgbosettfo Tode wird David von atleu Stummen Jsraels, deren Jlelteste zu ihm nach hebt-ou kommen und ihren Entschluß, feinem Regiment sieh zu unterwerfen, ihm tmnd thun,znm Könige über dao ganze kund gefalbt W. 1—5). Er zieht sodann, nachdem er zweimal mit des HGrrn Hilfe die Philister überwunden W. 17 bis 25), mit einer augerlefeneu Malmfrhaft gegen die Iebnsitek in Jerusalem, erobert die von diesen befelzte feste Burg auf den: Berge Zion und erhebt die Stadt zur Hauptstadt feines neuen Reichs, indem er sie noch mehr befestigt und mit Hirn-ers, des Königs; von Turm, hilf: sich einen Palast daselbst erbaut Au. 6—12), rithtet aber zugleich sich einen Hofstaat nach der Weis: der morgen- liindischen Könige durch ciu zahtreiches tjarcm ein; die Zahl der Söhne, die ihm dort geboren werden, beträgt, ungeteehnet die zwei, die frühzeitig wieder versiarbrty elf. W. 13—16). vgl. 1. Thron. IS, 1—9; is, 1—7. 1. Und es kamen [bald nach der im vorigen Kapitel berichteten Ermordung Jsbofeth’s, da der einzig noch übrige, erst 12——13 Jahre alte Spröß- ling des Hauses Saul für immer zur Regierung unfähig war Kap. 4, 4., und Abner’s Bemühun- gen Kap. Z, 17 ff. die Herzen für einen folchen Schritt, wie er nunmehr zur Ausführung gebracht wurde, bereits gewonnen hatten] alle Stiimmessracl 332 2. Samuelis 5, 2—9. [in ihren Vertretern, den Aeltesten V. Z, und diese wiederum begleitet von den Hauptleuten und Kriegern eines jeden Stammes, 1. Chron. 13, 23 ff.] zu David gen Hebron, und sprachen sindem sie ihn baten, auch über sie hinfort König zu sein, gleichwie er es bisher über den Stamm Juda gewesen]: Siehe, wir sind deines Gebeins und deines Fleisches sgehören durch die Abstammung von denselben Erzvätern dir so nahe an, als wenn wir deine Blutsverwandten wären; darum darf zwischen uns und deinen Stammesgenossen hinfort keine Trennung mehr bestlfhejm daß jede Partei ihren eigenen König haben Wo e · 2. Dazu auch»vorhin, da Saul snochj iiber uns König war, fuhrtest du Israel aus und ein sleitetest an dessen Stelle unsere kriegerischen Unter- nehmungen, I. Sam. 18, 13—16]. So hat sum auch noch einen dritten Beweggrund zu nen- nen, der uns zu dir treibt, und dessen Gewicht wir jetzt um so tiefer fühlen, je mehr wir bis daher gegen die rechte Erkenntniß des Willens Gottes uns verschlossen hatten] det HErr dir ge- "ci»gt [vgl. Kap. s, 18]: Du sollst meines Volkes xiuten sals ihr Hirte], uud sollsi ein Herzog sein iber Israel [der« im Streit wider ihre Feinde vor ihnen her zieht und sie zum Siege führt, I. Sam. 25, 30; Pf. 78, 70 ff.]. s. Und es kamen [wie V. 1 gesagt] alle Ae!- iesteu in Jsrael zum Könige gen hehren. Und der König machte mit ihnen [wörtlich: ihnen] einen Bund zu Hebron vor dem HErrnd snahm ihre Huldigung und das Gelübde ihres Gehor- sams in feierlicher Volksversammlung, Nicht. 11, 11 Blum» entgegen, gleichwie er auch seinerseits ge- lobte, sie dem göttlichen Gesetze gemäß zu regieren, 2. Kön. 11, 17], und sie salbeten David swohl durch den Hohepriester AbjatharJ zum Könige Uöer Israel« [worauf ein großes dreitägiges Festrnahl veranstaltet wurde, 1. Chron. 13, 39 f.]. «) Dieser Bund war nicht ein Vertrag zwischen dem Könige und den Stammhäuptern oder Aeltesten als Vertretern des Volkes, nicht eine Constitution im Jigen Sinne, sondern von Seiten des Königs das I erliche Gelöbniß, das Volk nach dem göttlichen Gesetze, dessen Abschrift ihm hiebei wohl eingehändigt wurde (2. Kön. 11, 12), zu regieren, und von Seiten des Volks die ausgesprochene Verpflichtung, dem Könige, als dem von Gott eingesetzten Herrscher, unterthan zu sein. Die von Jehova über sein Volk gesetzten Könige waren keine constitutionellen Fürsten, mit welchen die Volks- Vertreter eine »Wahlkapitulatioii« abzuschließeii«hatten, sondern vom Volke unabhängig, und wenn die Volks- äupter sie anzuerkennen zögerten oder sich weigerten, Po machten sie sich einer sündlicheu Auflehnung gegen die Herrschaft des Gottkönigs schuldig, wofür die gött- liche Strafe nicht ausblieln Die Könige waren allein von Jehova abhängt , für ihre Regierung nicht nur ganz an das mosaiscge Gesctz gebunden, sondern auch verpflichtet, den durch Propheten ihnen verkündigten Willen des HErrn zu befol en, widrigensalls sie verwor- fen oder mit andern Stra en gezüchtigt wurden. Nicht irgendwelche Volksvertretung, sondern allein das gott- geordnete Prophetenthum war die theokratische Macht, welche die Willkür der Könige in Schranken hielt und durch Wort und That die Oberherrschaft des Gottkönigs bezeugte. (Keil.) —- ") Außer in 1. Sam. 10, 1; is, 1 ; Z. S. 2, 4 und an unserer Stelle wird die könig- lich e Salb ung noch erwähnt bei Absalom (Kap. 19, 11), bei Salomo (1. Kön. l, 39), Joas (2. Kön. 11, 12), Joahas (2. Kön. 23, 30), und im Zehnsiämmereich bei dem durch das Prophetenthnm auf den Thron erhabenen Jehu (2. Kön. 9, 3). Sonst ist nirgends von der Sal- bung eines Königs die Rede, und hierauf stützt sich die rabbinische Ansichh daß die königliche Salbung nur ent- weder bei der Begründun einer neuen DynastiegKönigss geschleiht), oder wenn ei der Thronfolge irgend ein Ausnahmefall stattgefunden hatte, ertheilt, bei regelmäßi- ger Thronfolge aber nicht wiederholt worden sei. Diese Ansicht stimmt gut zu der alttestamentlichen Anschauung von dem Zusammenhang der Dynastie mit ihrem Be- ründer. Da die Salbung bei reslmäßiger Erbfolge izortwirkend gedacht wurde, so ist » esalbter Jehova’s« die ganz allgemeine Bezeichnung des theokraiischen Kö- nigs (Ps. 20, 7; 28, 8; 84, 10; 89, 39. 52 u. A·). Was die aus dem alten Testament nicht sicher zu beant- wortende Fra e betrifft, ob zu der königlichen Salbiing das priesterli e Salböl oder gewöhnliches Oel verwen- det wurde, so sind der ersteren Ansicht die Siellen I. Kön. 1, 39 und Pf. 89, 21 günstig; zu beachten ist ugleich, daß der von der hohepriesterlichen Salbung ehende Ansdruck (Pg;) eiii paarmal auch von der könig- lichen Salbung steht (1. Sam. 10, 1; 2. Kön. 9, 3). Die Salbung ist theils Sinnbild der göttlichen Weihe überhaupt, theils im Besonderen der Ausriistung mit dem göttlichem Geiste (1. Sam. 10, 1· 9 f.; 16, 13), durch dessen Gaben, da alle Regierungsordnung nur Ausfluß der göttlichen Weisheit ist (Sdrüchw. 8, 15 f.), die Führung eines weisen, gerechten und kräftigen Regiments bedingt wird· Durch die Salbung wird der König hei- lig und uuantastbar (1. Sam. 24, 7; 26, 93 . S. 19, 22); mit ihr scheinen aber noch andere Ceremonieu (Gebräucl)e) verbunden worden zu sein, namentlich die Aufsetzung des Kron-Diadems (2. Kön. 11, 12) als des Abzeichens der königlichen Würde. (Oehler.) 4. Dreißig Jahr war David alt, da er snach Sauks Tode im Jahre 1050 v. Chr] König ward szuerst über den Stamm Juda allein, Kap. 2, 4., bis dann auch die übrigen Stämme in der eben beschriebeneu Weise ihn als König anerkann- ten], uud regierte [im Ganzen] vierzig Jahr sbis zu seinem, im J. 1010 v. Chr. erfolgten Tode] 5. Zu Hebxon regierte er sieben Jahr und sechs Monden uber Juda; aber zu Jerusalem [wohin er einige Zeit nach feiner Erwählung zum König über alle 12 Stämme seine Residenz verlegte, V. 6 ff] regierte er drei uud dreißig sgenauen zwei und dreißig und ein halb] Jahr uber ganz Israel und Juda [1. Kön. 2, 11; I. Chron. so, 27]. is. Und der König [als er die Huldigung des ganzen Volkes empfangen und nach dem zwei- fachen Siege über die Philister, V. 17-—25, der ihm zu großem Ansehen in den Augen seiner neuen Unterthanen, insbesondere auch der Benin- miniten, verhalf, für nöthig erkannt, seinen könig- liehen Sitz nach einer, dem Mittelpunkt des Lan- David, zum König über ganz Israel gesalbt, erobert und erweitert die Burg Zion. 333 des näher gelegenen Stadt zu verlegen] zog hin tnii seinen Männern sseiner bisherigen Leibgarde und wohl auch einer auserlesenen Mannschaft aus dem ganzen Israel] zu Jerusalem wider die Je- busiter, die im Lande wohneten szu den ursprüng- lichen Bewohnern des Landes Kanaan gehörten und bis jetzt im Besitz der Feste von Jerusalem, der Burg Zion, sich behauptet hatten, Jos. 15, As. Anm.; Nicht. 19, 11 f.; l, Sam. 17, 54 Anm.]. Sie aber [auf die ungemein natürliche Festigkeii ihrer Stadt überhaupt, die von drei Seiten von einem tiefen Thal umgeben und nur von der Nordseite aus zugänglich war, und der Burg Zion insonderheit, die noch besonders ver- theidigt werden konnte, in übermüthiger Sicher- heit pochend] sprachen zu David [als er mit sei- nem Heere heranrückte]: Dn wirst nicht hie herein- iommen, sondern Blinde und Lahme werden dich abtreiben [diese unsere Götzenbilder, die wir hier auf den Mauern ausgestellt, ob sie gleich, wie ihr saget, keine Augen haben zu sehen und keine Füße zu gehen, werden schon von selber stark genug sein, deine Angriffe abzuwehren; wir brauchen uns gar nicht erst gegen dich zu vertheidigen]. Das [was sie da von Blinden und Lahmen redeten] meinten sie aber, daß David nicht würde da hinein kommen. Luther: Diese Blinden und Lahmen sind ihre Götzen gewesen, welche sie zu Trotz wider David auf die Mauern setzten als ihre Patron« die sie schützen sollten, wie man jetzt auch mit den Heiligenbildern thut; als wollten sie sa en: Du kriegest nicht mit uns, son- dern mit unsern öitern, heiß dich mit ihnen, sie wer- den dir wohl wehren· Nicht daß sie selber sie Blinde oder Lahme geheißen haben, sondern der Geist Gottes in denen, so hernach diese Historie beschrieben haben, heißet sie also (Ps. 115, 4 ff.). — Das Einzige, was gegen die Auffassung Luther’s, die durch den Inhalt des .Verses geradezu geboten erscheint, sich vorbringen läßt, ist der allerdings befremdliche Umstand, daß die Jebu- siter von ihren Götzen so verächtlich sollten geredet und sie als Blinde und Lahme bezeichnet haben; allein man bedenke, daß eben diese Darstellung ihrer Götter, bei der die Jebusiter der Meinung der Kinder Jsrael sieh anbequemen, zu desto größerer Verspottung der letzteren und ihres Gottes dient. Die andere Auffassung dage- en, da man die Worte ,,Blinde und Lahme« im eigent- ichen Sinne versteht und nun den obigen Satz also deutet: ,,es sind zur Vertheidigung unsrer Feste nicht einmal gesunde und starke Krieger nöthig, sondern Blinde und Lahme reichen schon hin, deine Angriffe abzuschlagen,« würde zwar in unserm Verse vollkommen befriedigen; allein, was im 8. Verse folgt, läßt sich dabei nur in einer Weise erklären, durch welche die Worte einen sehr matten und abgeschwächten Sinn erhalten. 7. Aber David [stark durch den Beistand des HErrm der nach seinem vorbedachten Rath diesen Ort längst zu seiner Wohnung sich ausersehen, 1. Mose 22, S. 13; 2. M. 15, 17] gewann die Burg strotz aller ihrer natürlichen Fesiigkeiy Kap. 22, 30], das ist [wie sie hernachmals zu Ehren dessen, der hier seine Residenz sich gründete, ge- nannt wurde, V. 9] Davids Stadt. l 8. Da sum hier wieder auf das, was im V. 6 erzählt wurde, zurückzukommen] sprach David des- selben Tages [wo die Jebusiter ihn also verhöh- neten, z»u seinen Kriegsobersten]: Wer die Jebusi- ter schlagt und erlanget die Daehtinnen sder an der Mauer stehenden Häuser— nach anderer Er- klärung: die Rinne oder Wasserleitung, welche die Burg der Jebusiter mit Wasser versorgt -—-, also daß er von da hinabstürzt die dort aufgestellten Gstzenbilders die Lahmen und Blinden, denen die SeeleDavid feind ist. . O« sder soll ein Haupt und Oberster sein1.Chron.12,6.,zurBeloh- nung für solche Heldenthat den Oberbefehl über das gesammte Heer erhalten«] Daher spricht man [aus dieser Rede Davids ist hernach das Sprichwort entstanden, womit man seinen Abscheu vor den Götzen und dem Götzendienst für gewöhn- lich auszudrücken pflegte]: Laß keinen Blinden nnd Lahmen in’s Hans kommen ssetze keine Götzen als Schutzpatrone dir in’s Haus, denn sie können dir so wenig wie den Jebusitern helfen, Pf. 115, 8. 9]. . «) Diese Redesiguy da man in lebhafter Rede, zumal bei Betheuerungen, Versprechungeiy oder Drohungen, den Nachsatz verschweigh und es dem Hörer oder Leser überläßt, sich ihn selber zu ergänzen (Aposiopesis), ist in jeder Sprache nichts Seltenes. — «) Nach l. Chron. 2, 6 erstieg am ersten Joab, der Sohn Zeruja, die Mauer und ward Davids Feldhauptmann Dieser hatte solche Stelliing zwar bis daher schon eingenommen (Kap. 2, 13), doch mehr nur, wenn David ihn als seinen Stellvertreter mit der Führung eines Kriegs be- traute; denn bis dahin war David nicht blos der oberste Kriegshern sondern auch der oberste Anführer, nur wider das Haus Saul wollte er aus Pietät nicht selbst den Oberbefehl führen· Nunmehr aber, da er über ganz Israel König geworden, bedurfte er eines ei entlichen Feldhauptmanns, und er setzt diesen Ehrenpo en dem- jenigen als Preis aus, der in dem Kriege wider die Jebusiter durch Heldenmnth sich hervorthun würde. Viel- leicht hatte er gehosft, ein anderer würde sich den Preis erringen, da Joab’s gewaltthätiger Sinn ihm zuwider war (Kap. 3, 39); doch er konnte ihm, als dieser die That wirklich vollbrachte, auch die versprochene Ehre nicht versagen. s. Also [indem er die Jebusiter von dort ver- trieb] wohnete David auf der Burg serwählte sie zu seiner Residenz], nnd hieß sie David’s Stadt. Und David banete umher von Millo kführte eine Ring- und Befestigungsmauer um den Zion, die von Millo herauf, der Hauptbastion der vormali- gen Jebusiter-Burg, ausging und dahin wieder zurücklief], Und inwendig [und besetzte zugleich inner- halb dieser Mauer den Berg mit Häuserm so daß auch der fortan von den Kindern Israel bewohnt wurde, wäh- rend diese bisher nur in der Unterstadt, nnd auch da nur mitten unter Jebusiterm gewohnt hatten, Richn 1, 2l; 19, 11 .s]. Zion, der südwestliche von den vier Hü eln, auf welchen das alte Jerusalem lag, auf der hier olgenden, die Stadt (das heutige Jerusalem) von der Südseite darstellenden Abbildung durch dunklere Beleuchtung einigermaßen kenntlich gemachh ist nach v. Schubert an verschiedenen Stellen zwischen 2381 und 2530 spat. 334 2. Samuelis b, 10. 11. Fuß hoch und überragt die andern Berge, auf welchen die Stadt lag, wird jedoch von dem, auf unserem Bilde rechts nur in seinen Anfängen sichtbaren Oelberge an Höhe übertroffen. Der Ver war auf allen vier Seiten von Thälern umgeben: im esten und Süden vom obe- ren und unteren Gihonthal sletzteres Thal Hinnom ge- nannt), im Norden und Osten vom Thropöon oder Käsemacherthal Dieses Thal, welches jetzt fast ganz verschüttet ist, lief vom jetzigen Jaffathor an der Nord— westseite des Hügels durch die Stadt von West nach Ost und trennte den Zion mit der oberen Stadt vom Aha-Hügel, auf welchem die« Unterstadt lag, bog dann am Tempelberg (Moria) gegen Süden um, schied hier den Zion im Osten vom Tempelberg und mündete in den Thalgruud aus, der bei dem Zusammenstoß des Hinnomthals mit dem Kidronthah das sich zwischen dem Tempelberg und dem Oelberg von Osten nach Norden hinzieht, sich bildet. So war der Berg von Natur schon zu einer fast uneinnehmbaren Festung ge- macht und darum zu einer Burg wie geschaffen. An der nordwesilichen Ecke desselben nun, da, wo sein, einem feindlichen Angriffe noch am ehesten ausgesetzt» Punkt ist, befindet noch heutiges Tages sich ein Kastell, ellcalah (Citadelle) oder PisanersKastell genannt, weil während der Kreuzzüge die Pisauer vor allen dazu halfen, daß die heil. Stadt sich wieder aus ihren Trümmern erhob; war doch ihr Erzbischof Dagobert zum Patriarchen von Jerusalem erhoben worden. Es bildet mit seinen 5 festen Thürmen ein unregelmäßiges Viereck, von einem haus- tiefen, wasserlosen Graben umzogen, der durch eine, die Brüstung nach der Straße zu bildende Mauer abgeschlossen ist· Der Hartptthurm heißt noch immer der Davids- thurm; er enthält ein unzngängliches Heiligthum, das für die Kammer Davids gilt, wo er gebeut, seine Psal- men gesungen und von wo aus er den jenseits der Davidsstraße Fgielegenen Teich der Bathfeba im Auge gehabt habe. obinson hält ihn für den Thurm Hippikush den Herodes der Große nebst zwei andern erbaute, und gleichwie letztere nach seinem Bruder und seiner Gattin, Phasael und Mariamne, so ihn nach dem Namen seines Freundes benannte. Unter ihm haben wir ohne Zweifel das an unserer Stelle und 1. K"ön. 9, 15. 243 1l, 27; 2.Kön.12, 203 L. Chron.32, 5 erwähnte »Millo«,d.i. Fülluug = Burg, Citadelle, Thurm (Richt.9, S. 20.46 ff.) zu verstehen; David fand das Kastell, von den Jebu- sitern angelegt, bereits vor und stcllte es nur wieder her, bis es dann von Salomo und Hiskia noch verstärkt und erweitert wurde. Die jetzige Citadelle ist von römischer Bauart, aber ihre Fundamente weisen auf viel ältere Zeit zurück und bezeichnen die unstreitig ältesten Bau- werke der Welt. 10. Und David ging und nahm zu snahm fort und fort an Macht und Ansehen zu], und der HEry der Gott Zebaoth, war mit ihm kwie sich das schon bald nach seiner Salbung zum König über alle zwölf Stämme in den beiden Feldziigen wider die Philister, V. 17—25, und jetzt von Neuem in dem sieg- reichen Kampfe wider die Jebusiter gezeigt hatte; daher es nicht fehlen konnte, daß die zu ihm übergetretenen zehn Stämme immer mehr auch ihre Herzen ihm zu- wendeten und unter seinem Regiment sich wohl fühlten]. 11. Und Hiram, der König zu Tyrns [an der phörrizischeri Küste des mittelländischen Meeres, Jos. 1l, 8 AUIIL 1J- sandte sbei seinem Regierungs: antritt, etwa um das J. 1040 v. Chr.] Boten zu David sum ihm, dem mächtigen und angese- henen Nachbar, von seiner Thronbesteigung An- zeige zu machen und sich in ern freundschaftliches Verhältnis; zu ihm zu stellen], und lfpäter auf dessen Bitte] Cedernbäuute zur Wand, und Zim- merleute, und Steiumeszen [genauer nach dem David läßt sich von König Hiram’s Leuten einen Palast auf Zion bauen. 335 Grundtext: Cedernbäumh und Zimmer: teure, und Wand -Steinmetzen], daß sie David eitt Hans [einen königlichen Palast auf dem Berge Zion] betreten. Phöniziem d. i. Palmenland, so genannt von den vielen Palmen, die einst dort wuchsen, ist der schmale, kaum 3 Meilen breite und 30 Meilen lange Küstenstrcif zwischen dem mittelländifchen Meer und dem Libanon, von dem Fluß Eleutherus beider Stadt Aradus (s. Karte IV.) im Norden an bis nach Akko oder Ptolemais im Süden. Das Land war eine fruchtbare, mit Städten und Wohn- plätzen dicht bcsetzte hügelige Ebene, welche, wohlbewässert durch die Abfliisse des Libanon, noch fetzt zu den ergie- bigften Ländern Vvrderasiens gehört; doch fehlte es ih1n an Gctrcide (Aposig. 12, 20). Als phönizifchc Städte werden in der Bibel genannt: Aradus oder Arvad sHeseL 27, 8), Tripolis, d. i. Dreistadt, aus 3 Theilen mit Anstedlern aus Aradus, Sidon und Tvrus bestehend, welche eine Strecke von einander entfernt wohnten und zu einander im Bundesverhältniß standen (2. Matt. 14, 1), Gebal, griech. Byblos (Jos. II, s; 1. Kön. 5, 18), Berotha oder Berythus, das jetzigeBeirut (Hefek.47, 16, doch ist es zweifelhaft, ob diese Stadt und nicht vielmehr das in 2. Sam. 8, 8 erwähnte Berothai hier gemeint sei), Zidon(Jos. 11, 8), Sarepta oderZarpath(1.Kön.17,9s.; Luk.4, 26)- TvrusoderZor(Jof.19,29; 2. Sam.24,7), und Meara (Jos. 13, 4); wegen der wichtigsten Flüsse, vgl. zu 5. Moses, 10: Nr. 11, 12 u. 13. Die Ein- wohner, ein kananitischer Stamm (1. Mos 10, 15), wußten die vortheilhaste Lage und die Ergiebigkeit ihres Küsienlandes ut zu benutzen. Der Libanon gab ihnen Holz zum Schiffbau im Ueberfluß, bei Sarepta waren Eisen- und Kupsergruben, an der Küste sischte man Pnrpurfchneckem und aus der Kieselerde am Strande und in einigen Flüssen versertigte man Glas; alles ver- einigte sich, um die Phöniziey wie zu einem gewerb- fleißigen, so zu dem bedeutendsten Handelsvolke der Vor- zeit zu machen. Jm Orient, auf den griechischen Inseln, in Italien, Sizilien, Spanien, auf der Nordkiiste von Asrika u. s. w. hatten sie Handelsniederlagen und Kolo- nien, und vertrieben theils ei ene Produkte, besonders Purpurgewänder, feine Metallzfachen und Glaswaarem theils die Erzeugnisse der genannten Länder, sowie Eghptensz selbst aus dem Norden Europas holten sie Bernsteim ans Britannien Sinn; aus dem rothen Meer schifften sie zu Salomcks Zeit nach Ophir in Süd- arabien (1.Kön. I, 27 f.; 10, 22) und vertrieben auch palästinenflsche Fabrikate (Sprüchw. 31, 13 sf.). Sonst waren die Phönizier auch als Bau- und bildende Künstler von Alters her berühmt, und dieser Ruhm pflanzte flch bis in die römische Zeit fort. Ihre Städte, welche meist von der ältesten Niederlassung Sidon aus ge ründet waren, hatten eine gemäßigte monarchifche Verisaffung und waren früher von einander unabhängig, später aber übte Thrus die Oberherrschaft über die übrigen aus. Ihre Religion war ein sittenloser Gesticndienst sBaal nnd Astaroth), bei dem auch Menschenopfer vorkamenz ihr Handelsleben verleitete sie zu Schwelgerei und Ucppigi keit, und ihrer Gewinnsucht galt jedes Nlittelfür erlaubt, so daß phönizifche Treulosigkeit zum Sprichwort geworden. Was die älteste Geschichte der Phönizier betrifft, so besitzen wir darüber Nachrichten theils von dem einhei- mifchen Schriftsteller S anch uniathon, dessen Werk He- rennius Philo aus Biblos um das Jahr 100 v. Chr. in griechischer Sprache bearbeitet hat, theils von dem Cphesler Mena nder und einem andern Griechen Dius, deren Mittheilungcii Josephus als Quelle benutzt hat, ohne jedoch das Zeitalter beider anzugeben. Indem die meisten Ausleger sich an Jofephus halten, gerathen sie theilweis in Widerspruch mit den biblischen Angaben; dagegen stimmt mit diesen trefflich überein, was wir aus Sanehuniathon wissen. Darnach brachte Bartophas, ein Emporkömmling der während des ersten Jahrzehnts der Regierungszeit Davids (von 1046—1040 v. Chr.) 6 Jahre lang auf dem Throne saß, bis er in Folge einer erhaltenen Augenverletzung starb, die Oberherr- fchaft über die phönizischen Städte von Sidon an Tyrusz doch gelang es erst seinem, in sehr jungen Jah- ren zur Regierung gekommenen Sohne Joram, der an unsrer Stelle Hiram und in 2. Chron 2, 3 fs.; 4, 11 Huram genannt wird, auch die Kolonien sich zu unter· werfen und die ganze ehemalige Macht der Sidonier in sich zu vereinigen. Er regierte 57 Jahre; daher wir uns nicht wundern dürfen, daß Salomo nicht nur eben- falls, wie David, seines Beistandes zu den beiden von ihm ausgeführten großen Bauten sich bediente (1. Kön. Kap. 5—7), sondern auch noch 20 Jahre nach Beginn jener Bauten mit ihm in Verbindung steht (1. Kön. O, 10 ff. 26 ff.), während die denAngaben des Josephus folgenden Ausleger, wornach Hirani nur 34 Jahre regiert habe, zu der Annahme genöthigt sind, daß entweder an unsrer Stelle nicht Hiracn selbst, sondern dessen Vater, den Menander Abibal nennt, gemeint sei, oder daß Hiram’s Verkehr mit David erst in die letzien Jahre der Regierung des letzteren falle. Allein jene Vermu- thung wird durch l. Kön. 5, 1 und Z. Chroin 2, 3 ausgeschlossem in welchen beiden Stellen ausdrücklich bezeugt wird, daß der König von Torus, mit welchem David, und der, mit welchem Salomo zu thun hatte, ein und dieselbe Person gewesen sei; und die andere Vermuthung fcheitert an den beiden Stellen: 2. Sam. 7, 2. 12 und Kap. l2, 24 f., wornach der Palastbau Davids nicht später, als in die erste Hälfte des zweiten Jahrzehnts seiner Regierung angefetzt werden kann. Als Hiram nach 57jähri er Regierung (30 Jahre mit David und 27 Jahre mit Salomo gleichzeitig, also von 1040 bis 983 v. Chr) mit Tode abging, regierte fein Sohn Svdhk 32 Jahre lang als Großkönig don Thrus Mit diesem König schließt Sanchuniathoms Geschichte ab; es ist aber mehr als wahrscheinlich, daß unter jenem Sydylä d. i. der Gerechte, Fromm, derselbe Jthbaal oder Ethbaal zu verstehen ist, dessen Tochter Jfebel der stebente König des Zehnstämmereicheeh Ahab, zum Weibe nahm (1.Kön. 16, 3l), so daß Sanchuniathon zwischen ihm und dein Hiram einige Regenten übergangen hat. Dafür spricht einmal der Umstand, daß nach des Jo- sephus’ Bericht Jthbaal ebenfalls 32 Jahre regiert hat, und dann der Ruf großer Frömmigkeit, in welchem dieser Jthbaal. früher Obcrpriester der Astarte, bei den Tyriern stand, so daß Sanchuniathon ihn nicht nach feinem wirklichen, sondern nur nach feinem Beinamen bezeichnet hätte. Leicht erklärlich aber wird es, warum unser Ge- währsmann die Zwtschenkönige weggelassen, wenn wir die geschichtlichen Verhältnisse näher erwägen. Nach Menander folgte nämlich auf Hiram dessen Sohn Baleazar (nach anderer Lesartz Baleastartus) 7 Jahre (von 983—976). Dieser hinterließ 4 Söhne, von wel- chen zunächst der zweitgeborene, Abdastartus, zur Re- gierung kani (von 976—967), aber nach 9Jahren von den amköni licheriHofelebenden Söhnen seiner-Amme, denen er großen Einfluß gestattet, erschlagen wurde. Der älteste von ihnen, dessen Namen die thrifchen Geichichtsclireiber aus Ab- scheu vor der Greuelthat nicht anführen (vgl.He1-od. Il., 128), schwang fiel) auf den Thron, regierte 12 Jahre lang (von967 bis955) und veranlaßte viele Geschlechter, die solcher Skla- ven- und Schreckensherrfchaft entgehen wollten, zur Aus« Wanderung in die Kolonien; darnach aber bemächtigte sich Astartiis, der ältere Bruder des ermordeten Königs, der Herrschaft (von 955—943). Nach feinem Tode wurde mit 336 2. Samuelis Z, 12-25. Uebergehung seiner Söhne Asiarvmus König (von 943-—934); ihn erschlug sein Bruder Pheles, der wiederum nach einer nur acht Monate langen Regie- rung von der Hand Jthobals des jüngsten Soh- nes des Valeazar, siel. Die 82jährige Herrschaft des leßteren würde also auf die Zeit von 933—901 v. Chr. treffen, was mit 1. Kön. Its, 31 wohl stimmt, da nach der bisher von uns befolgten Rechnungsweise (vgl. jedoch Anm· zu l. Kön. L, U) König Ahab von 913 bis 892 regierte; wenn aber Ethbaal in der angeführten Stelle als König zu Zidon bezeichnet wird, da er doch König von Tyrus war, so ist der Name nicht von der Stadt, sondern im ethnographischen Sinne von dem Lande der Phönizter überhaupt zu verstehen (Jos. 13,6; Nicht. Z, Z; vgl. I. Mose 10, 15). Die weitere Ge- schichte der phönizischen Könige s. zu 2. Kön. 10, 36. Schwieri ist die Frage, auf welcher Stelle des Ver- es Zion sich David seinen Palast erbauen ließ. Die radition nimmt diese Stelle unmittelbar bei oder in der Citadelle an, und verweist den Teich der Vathfeba (Kav· 11, 2) an einen nordweftlieh gegenüberliegenden Punkt ljenseit der Wasserleitung des Hiskiax andere da- gegen uchen sie an der Südostseite des Berges, etwa dem Punkte gegenüber, wo wir auf dem Carton zu Karte Ill· unter Nr. 2 das Mtstthor verzeichnet haben (vgl. Nehmt. 12, 37), und noch etwas weiter nach Süd- osten das Haus der Helden Davids (Nehem. 3, 16). Wir versparen uns die Beantwortung dieser Frage auf spätere Erörterungen. Auf die Einweihung des neuerbauten Palastes beziehen einige Ausleger den 30. Psalm, indem sie annehmen, daß David an sofor- tiger Beziehung desselben durch eine schwere, aber mit Gottes Hilfe hernach glücklich überstandene Krankheit verhindert worden sei; wir können diese Ansicht nicht theilen, fchließen uns vielmehr denjenigen an, die den Psalm mit der Geschichte Kap. 24, 25 in Verbin- dung schen. 12. Und David merkte serkannte aus dem glücklichen Fortgang auch dieser Unternehmung, dabei ein ausländifcher König so willig mit sei- nen Gaben und Kräften ihm diente], daß ihn der DEtr zum Könige nbeuJsrael bestanget hatte, nnd sein Königreich erhohet, nm seines Volkes Israel willen sdas er zu seinem Eigenthum erwählt und groß und herrlich zu machen ver- heißen hatte]. is. Und David nahm [nach der bei den morgen- ländischen Königen herrschenden Sitte, zu deren Hofstaat ein großes Harem gehörte] noch mehr Weiber nnd Kebstveiber [als die er bis dahin schon hatte, Kap. Z, 2—5J zu Jerusalem, nachdem er von Debron kommen [in die neue Residenz über- gesiedeltJ war [weil er auch äußerlich als einen mächtigen und reichen Fürsten sich darstellen wollte, der es mit denen der umliegenden Länder wohl aufnehmen könnte, ohne dabei zu bedenken, was der HErr in 5.Mose 17, 17 gesagt hatte]; Und wurden ihm [daselbst] noch mehr Söhne nnd Töchter geboren [als die in der angeführten Stelle des 2. Kap. namhaft gemachten]. 14. Und das sind die Namen derer, die ihm zn Jerusalem geboren find szusammen elf Söhne, abgesehen von den beiden, in früher Jugend ver- storbenen, Eliphalet und Noga, 1.Ch1con.3, 6 f., I5, 5 f.]: Sammua [oder Simea], Schale, Nathan, Salotno sdiese vier, jedoch ihrem Alter nach in anderer Reihenfolge, von der Bathseba, I. Chron. 3, 5], 15. Jebehar, China, Nepheg, Japhia sauch Japia geschrieben, I. Chron. 3, 7], 16. Elisama, Eliada [oder mit anderer Namens- form’«: Baeljada, I. Chron. I5, 7], Etiphqtktrstx «) Erz; statt Eis· — ») Gemeint ist hier Exiphalet n. Schon ein früher geborener Sohn Davids hieß also; da er aber noch als Kind starb, erhielt ein später ge- borener Sohn denselben Namen, wie das auch bei uns wohl vorkommt. a« V« 17—25· Utlkbdemim vorigen Abschnitt die beiden Geschichten von der Satt-Hing Daoid’- zum Könige über alle zwolf Stamm: under-im der dadurch bedingten der— legnug seiner Residenz von hebe-on nach Jerusalem im nnunterbrochenen Zusammenhange erzählt worden, wird nunmehr eine der Zeit nach zwischen beide Begebenheiten fallende Geschichte nachtraglictz erzahlte da- ist David? zwiefacher Sieg wider die philister. Diese, die flch noch immer, wie zu Zeiten Sankt; nnd seinen Sohnes, als Herren des ieraelitischen Gebiets betrachteten, haben uirht so bald von» der» Vereinigung» der sämmtlichen Stämme unter Davids nonigthnm geboiet, als sie auch zwei Mal iinez nach einander herausziehen, den David in ihre Ge- walt zu bringen nnd seiner tjerrschast ein nde zu machen; aber der Heim: ift beide Male mit s uem Ge- glbtän tlmd verleiht ihm den Sieg. dgl· l. Thron. 17. Und da die Philister swelche seit der für Israel so unglücklichen Schlacht 1. Sarg. 31 noch immer eine gewisse Obmacht über das Land besahen, wenn auch Abner einen Theil des von ihnen besetzten Gebiets hernachmals wieder zurück- erobert und dem Jsboseth zugewendet hatte, Kap. Z, 8 f.] höreten, daß man David zum Könige nber Israel» gesalbet hatte [V. 1—-5J; zagen sie [noch ehe dieser von Hebron aus feinen Kriegszug wider die Jebusiter in Jerusalem unternahm, V. 6 ff.] alle herauf saus ihren, in der Niede- rung am mittelländischen Meer gelegenen Städten], David zu snchen lsich der Person des ihnen in seiner Thatkraft und Geschicklichkeit hinlänglich be- kannt gewordenen Mannes zu bemächtigen; denn mit gutem Grunde fürchteten sie von dessen Re- gierung, da er nun über die gesammten israeliti- schen Streitkräfte verfügen konnte, für ihre eigene Macht und Herrschaft große Gefahr, s. Kap. 8, 1]. Da das David erfuhr, zog er sweil er mit seinem bisherigen Heer, solange er noch nicht wagen durfte, es dnrch die kriegsfähige Mannschaft der übrigen Stämme zu verstärken, sich dem ver- einigten Philisterheer nicht gewachsen fühlte und es vor allen Dingen darauf ankam, feine Person vor ihnen in Sicherheit zu bringen, von Hebronj hinab in eine Burg so. h. in die Höhle Adullam bei dem jetzigen Deir-Dubbsn, Kap. 23, 13 ff., vgl. 1. Sam. 22, 1J. 18. Aber die Philister [von dieser seiner Zu- sluchtsstätte nichts ahnend, ihn vielmehr noch Davids zwiefacher Sieg über die Philister. immer in oder bei Hebron vermutbtnd] kamen und ließen sich nieder im Grunde Rephaim fdek von der Südwestfeite Jerusalems an, nur durch einen schmalen Landriicketi vom Thale Hinnom getrennt, sich V, Stunde breit und 1 Stunde lang bis Mar Elias hinunterziehh Jos. 15, 8 An:n., um hier mit ihrem Lager einen Stittzpunkt zu haben an den Jebusitern in Jerusalem, auf die sie sich verlassen konnten, l. Saul. 17, 54 Anm.]. Ein Posten der Philister war sogar bis unter das Thor von Vethlehem vorgeschobem wie aus Kap. W, 13 ff. hervorgeht, und fällt allem Anschein nach die dort berich- tete That der 3 Helden in dieselbe Zeit, von welcher hier die Rede ist. 19. Und David fragte svermittels des hohe- vriesterlichen Orakels, wie er das in schwierigen Lagen zu thun pflegte, 1. Sam. 23, 2 ff.; so, 7 f.; 2. Sam. 2, I] den HErrn nnd sprach: Soll ich hinanfziehen wider die Philister [sie anzugreifenTs Und willst du sie in meine Hand geben? Der HErr sprach zu David [ließ durch den Hohepriester ihm antwortenjt Zcnch hinauf, ich will die Philister in deine Hände geben. 20. Und David kam fmit seinen Streitern] gen Baaläprazim seine dicht bei der Ebene Re- phaim gelegene, sonst aber nicht näher bekannte Oertlichkeiy die von dem, was hier geschah, nach- mals diesen Namen empsing, Jes. 28, 21], und schiug sie daselbst, und sprach [dem die Ehre seines Sieges gebend, dem alle Ehre gebührt, Pf. 115, 1]: Der HErr hat meine Feinde vor mir von einander gerissen, wie die Wasser reißen [ihre Macht vor mir so gebrochen und ihre Heere auseinander- gerissety wie ein Wasserstrom alles ihm Entgegen- stehende durchbricht und mit sich fortreißt]. Daher [zusolge dieses Davids-Worts] hieß man denselben Ort [da die siegreiche Schlacht stattgefunden] Vani- Ptazim [d. i. Bruchhausen oder Brechendorfs 21. Und sie [die Philister] ließen [als sie nach ihrer Niederlage schleunigst die Flucht ergriffen] ihre Götzen [die sie, wie einst die Kinder Israel die Bundeslade 1. Sam. 4, 3 ff., als Schutz- macht mit in den Krieg genommen] daselbst [im Lager zurück] David aber nnd seine Männer huben sie auf [nahmen sie als Beute von dem Schlachtfelde mit hinweg, um sie dem Gebote in 5. Mose 7, 5. 25 gemäß mit Feuer zu ver- brennen]. Durch diesen Sieg tilgte David die alte Schmach Jsraels, welche seit ClPs Tagen auf dem Volke ruhte. Wie damals Israel seine Bundeslade verlor (1. Sam. 4, 1l), so sieleu umgekehrt nun die Heiligthtimer der Philister in die Hände der Jsraeliten (Bertheau.) 22. Die Philister aber swelche nach der ersten Niederlage die Hoffnung nicht aufgaben, sich des David bemächtigen zu können, und deshalb sofort ein neues Heer zusammenbrachten] zogen abermal heraus, und ließen sich [gleichwie das vorige Mal, ebenfalls] nieder im Grunde Rephaim sweic ihnen diese Ebene nun einmal am geeignetsten schien für ihre DächsePs Bibelwerh 337 Unternehmungen; denn von hier aus vermochten ste eine Vereinigung Davids mit denjenigen Stämmen, die erst kürzlich stch ihm unterworfen hatten, zu verhindern, um ihn, auf die Sireitkräftc des Stammes Juba beschränkt, desto leichter zu vernichtens 23. Und David fragte den HErrn [in derselben Weise, wie bei dem vorigen Angriff der Philister V. 19]; der sprach [gab diesmal einen anders lautenden Beicheid]: Du sollst nicht hinauf ziehen [den Feinden von vorn entgegenrückenL sondern komm von hinten zu ihnen swende dich herum in ihren Rückzug, daß du an sie kommest gegen den Maulbeerbaumen [nach anderer Erklärung: gegen: über den Baca’«- Sträuchern] «) Baca ist im Arabischen der Name eines um Mekka wachsenden, der Valsamstaude ähnlichen Strau- ches, nur mit längeren Blättern und größeren und run- deren Früchten, aus dem, wenn man ein Blatt abbricht, ein weißer, scharfer Saft herausfließh Da es dieser Sträucher in Palästiita wohl nur sehr wenige gab, o war dem David damit der Platz genau enug bezei - net, an welchem er Halt machen und aus das angege- bene Zeichen warten sollte; um desto deutlicher dasselbe vernehmen zu können, mußte er den Sträuchern gerade gegenüber sich aufstelletu Lutheus Uebersetzung des nur hier und in l. Chron 15, 15 vorkommenden Worts beruht auf der Deutung der Rabbinem während die Septuaginta und Vulgata auf »Birnbäume« gera- then haben. 24. Und wenn du hören wirst das» Rauschen auf den Winseln der Maulbeerbanme emhergehen [ein Rauschen m den Wtpfeln der Sträucher sich erheben, wie wenn ein Kriegsheer daher sehritte], so zaue lspute beeilsi drch lsei frisch — sohat Luther in den früheren Ausgaben seiner Bibel- überfetzutig geschrieben —-, den Feind anzugreifen]; denn der HErr ist dann [mit seinem unsichtbaren Streiterheer I. Mose 32, 1 f.; 2. Kön. 6, 17] ausgegangen vor dir her, zu schlagen das Heer der Philister. 25. David that, wie der HErr ihm geboten hatte [wendete sich um die Aufstellung des Fein- des herum, daß er in dessen Rücken zu stehen kam, griff ihn, als das Rauschen in den Wipfeln der Bäume sich vernehmen ließ, an], und schlug die Philister von Geba s? —- nach 1. Chron 15, 16 von Gibeonij an, bis man kommt gen Gafer fbis in die Gegend von Gaser, nordwest- lich von Aialvn Jos. 10, 33; IS, 10., hiu]. «) Welches von beiden die richti e Lesart sei, läßt sich nicht mehr entscheiden. Zu Ri )t. 19, 13 haben wir eine Zusammenstellung der verschiedenem einen ähn- lichen Namen führenden Ortschaften gegeben: das hier genannte Geba ist dort unter Nr. 2, das in der Chro- nika aufgesührte Gibeon aber unter Nr. 6 er- wähnt. Fassen wir densulammenhang der Geschtchte richtig auf, so sollte David abstchtlich initten im Stamme Benjamin an einem ausgezeichneten Platze mit seiner Mannschaft sich aufstellen, und der HErr wollte die Phi- lister durch seine unsichtbaren Heere schrecken und auf David zu in die Flucht treiben, damit die, die bisher am meisten an Saul und seinem Hause gehangen, weil sie Eines Stammes mit ihm waren (Kap. 3, 19), in A. T. I. 2. 22 338 recht angenfälliger Weise erkenueten, lvie sehr Gottes Gnade und Beistand mit David, den: Manne seiner Wahl, sei und sich ihm, der nun auch ihr König gewor- den war, ohne jeglicheliRückhalt im Herzen zuwendeteiu Für diesen Zweck bleibt es sich ganz gleich, ob wir Geba oder Gibeon für die richtige Lesart halten; da jedoch Gideon leichter init dem allgemeineren Namen Gehn, als umgekehrt Geba init dem besonderen ållanien Gibeon bezeichnet werden konnte, so möchten wir den Bericht der Chronika für genauer halten, als den an unsrer Stelle; ein Widerspruch besteht aber zwischen beiden Verichten nicht, sondern es ist an beiden Stellen jeden- falls dieselbe Oertlichkeitgclneinh nur daß sie mit anderer Naniensfortii bezeichnet wird. Das it. Kapitel. Davids kfreudentanz bei äbholnng der Bundeslade. I« V. 1—11. dlachdrm David die Sarg Zion nnd mit ihr die Stadt Jerusalem zur ijaiiptstadt seines Reiches ge— macht, rithtel cr nunmehr seine Sorge auf die Hebung des gesehniäßigrn Grmeinde-Gottesdteiisles, der seit Glis Tode, in Folge der Trennung der Bundeslade von der Stiftshiitttz sehr in Verfall gerathen war. Zu drin Ende beschließt er fürs Erste, die Bundeslade als den Mittel— pnulit de- mosaischru thriligthunio ans ihrer verborgen— heit hervorzuholen 1ind in einem für ne, bci seinem san— lasie errichteten Bette eine Stätte herzustellen, in weliher geregeller Gotteedienst nath den vorschriften des Gesetzes gepflegt werden könnte. Gr bietet nun) ganzslgraclanß um in feierlicher Prozession die Lade von tliiriathsscariln einzuholen. Ell-er das Unternehmen war nicht iii einer dem Willen Gottes entsprechenden Weise angefangen; darum skhlägt es fehl, nnd die Bundeslade wird, nansdeiit ne nur eine linrze Streiter deg Wegs bis Jerusalem zukäm- gelegt hat, unterwegs in dem Hause added-Odems, rineg Matten, untrrgelsractzt vgl. 1. Thron. l4, 1——14. 1. Und David [als er dem ganzen Reiche einen politischen Mittelpunkt in der neuen Resi- denz geschaffen Kap. b, 6 ff. und vom Geiste Gottes sich getrieben fühlte, seinem Volke nun auch einen gottesdienstlichen Niittelpuiikt zu geben, damit der Zustand der Unordnung, der bis daher geherrscht, endlich einmal aufhöre und der Vor- schrift des Gesetzes d. Mose 12, 1 ff. Genüge geschähe] sammelte [etwa um das Jahr 1035 v. Chr.] abermal alle junge Manusehaft in Israel, dreißig iatlscttd ser ließ zuvörderst die Jjauptlcute und Aeltestea ans dem ganzen Lande wieder zu sich nach Jerusalem kommen, gleichwie diefe früher von selber zu ihm nach Hchron sich versammelt hatten, um ihn zum Könige über alle 12 Stämme zu machen 1. Ehren. 13, 23 ff» beredete mit ihnen sein Vorhaben, die Bundes- lade. die seit ihrer Ausliesernn von Seiten der Philister noch in KiriathsJeariia stch be and 1. Sam. 6, 1—7, t., von dort heriiber zu holen nach dem Berge Zion, und beschied dann, als die ganze Versammlung sich mit ihm einverstanden erklärt hatte, das ganze Volk von der äußersten Süds bis zur äußersten Nordgrenze des Landes nach dem Lande Juda- wo er eine Auswahl von 30,000 Mann zn feiner Begleitung bestimmte, während die übrigen zu KiriathsJeariln sel er auf seine Ankunft warten und bei der Abholuug der Bundeslade von dort dem Festziige slch alischließeli sollten]. 2. Samuelis 6, 1-—9. Z. Und machte snachdem er so seine Vorberei- tuiigen»getrvffen"] sich auf [von Jerusalem], mtd ging hin mit allem Volk, das bei ihn; war smit eben jenen 30,000 Mann] aus den Burgern Juda srichtigerx von Baala-Juda", das ist Kiriath- Jearim Jos. 15, 9—60], daß er die Lade Gottes von dannen herauf betete, welcher Name heißt sderen erhabenes Wesen und segensreiche Bestim- mung darin liegt, daß von ihr, der göttlichen Ver- heißung in 2. Mose 25, 22 gemäß, gesagt wer- den kan»n]: Der Name des HErru Zcbaoth wohnet darauf uber den Cherubim ssie ist die Stätte der Gegenwart und Offenbarung Gottes, der von dort aus, zwischen den Cherubim thronend, seinem Volke stch bezeugt 4. Mose 7, 89]. «) Zu diesen Vorbereitungen gehörte auch die Her- richtring eines heil. Zeltes zur Aufnahme für die Bundes- lade, welches David auf dem Berge Zion nach dem Piuster der Stiftshütte erbauen ließ (V. 17). Warum nicht lieber diese, die Sliftshütte selber, von Gideon, wohin sie unter Saul von Nobe aus gebracht worden war (l. Sam- 22, 19 Anm.), nach Jerusalem geschafft und so die seit etwa 75 Jahren bestehende Trennung beider Heiligthliiner wieder aufgehoben wurde, ergiebt sich theilweis aus dem zu l. Sam. 7, I Bemerkten; David wollte cbenfalls in diesem Stücke nicht ohne eine ausdriickliclye göttliche Weisung handeln, deren er um so mehr sich bedürftig fühlte, als durch die Vereinigung der beiden Heiligthümer mit einander die Entfernung eines der beiden Hohenpriesteiy die bisher fnngirt hatten, der eine, Zadok, aus der Linie Eleaser, bei der Stifte- hütte zu Gideon, der andere, Abjathar, in des Königs unmittelbarer Umgebung (Kap. 8, 17), unbedingt gebo- ten und doch die Enlscheidung, welcher von ihnen auf das Amt zu vcrzichten hätte, sehr schwierig gewesen wäre· Außerdem aber wollte ja David, wie wir aus dem folgenden Kapitel ersehen, die Stistshütte überhaupt nicht wiederherstelleru sondern trug sich wohl jetzt schon aiit dem Gedanken, ein festes Gotteshaus an ihre Stelle zu fetzen und so dem regelmäßigen Gottesdienst noch eine sestere Grundlage zu geben; da konnte er, bei dem blos vorlänsigen Charakter seiner Maßnahmen, recht wohl jene Angelegenheit einstweilen auf sich beruhen lassen, bis der HErr zur völligen Erreichung des an- gestrebten Ziels die Wege bahnen würde. -— «) Man erwartet statt dieser Worte dea Grundtextee vielmehr den Ausdruck: ,,uaeh Baala-Juda«, daher schon die allen Uebersetzungen die Worte sich nicht zu deuten ge- wußt haben und sie so wiedergeben, wie auch Luther thut, indem sie den Eigennamen«Baala« als Gattungw naiven, Herrn oder Bürger, aufsassen. Aus dem folgen- den »von dannen« geht nun bestimmt hervor, daß wir hierbeinur an einen Ortsnanien zu denken haben; daß aber für: »nach Baum« gesagt ist: »von Baala«, be- ruht darauf, daß zwei Sätze in einen zusammengezogen sind: »und ging hin« nach Baum-Juba, nnd ging »von Baum-Juba« wieder her u. s. w. » Z. Und sie ließen die Lade Gottes fuhren auf einem neuen Wagen [hatten zur Fortschaffung der Lade, nicht sowohl die göttliche Vorschrift in 4. Mose Kap. 4, als vielmehr das Verfahren der Philister in 1. Sam. 6 sich zur Richts nur nehmend, einen neuen Wagen mitgebracht], mtd holeleu sie aus dem Hause Abtnadab seines Leviten], der zu Gibea [auf der Anhöhe bei Kiriath- Abholung der Bundeslade von Kiriath-Jearim. JearimJ tvohnete [1. Sam. 7, 1]. Usa aber nnd Wie, die Söhne svermuthlich hier so viel als Enkel, oder gar Urenkel, f. l. Sam. 7, l] Abinadab, trieben den neuen Wagen. a. Und da sie ihn mit »der Lade Gottes ans dem Haufe Des] Abinadab snhreten, der zu Gibea [auf der Anhöhe bei der Stadt] tvohnete, und Ahio vor der Lade her ging [dieRinder zu lenken, während sein Bruder Usa zur Seite der Lade fchritt]; 5. Sptelie [tanzte 2· Mofe 15, 20 Anm.] David und das ganze Haus Israel vor dem kunter einem ftchtbaren Zeichen, der Lade, gegenwärtigen] HErrn her mit allerlei Saitenspiel von Tannen- hvlz [mit allerlei aus Cypresfenholz verfertigten Saiten-Instrumenten -—— die richtige Lesart ist wohl: aus ganzer Macht, mit Liedern oder unter der Absingung von geistlichen, lieblichen Liedernj wie in l, Chron. 14, 8 steht], mit Hak- fen, nnd Mauern, und Bauten, und Schulen, nnd Chtubeln [welcher Gesang denn von allerlei must: kalischen Instrumenten« begleitet wurde]. «) Allem Anschein nach hat David für diese Festlichi lett, die Abholung der Bundeslade von KiriathiJeartm und ihreFortfiihriing nach dem Berge Zion, den 15.Psalm verfaßt, welcher sehr iiarhdrücklich die bloße äußere Gottes- dienstlichkeit bekämpft und unter besonderer Hervorhebung der Gebote der zweiten Tafel auf praktische Betbätigung der Gottesfurcht in einem, dem Gesetz des HErrn ent- sprechenden Wandel dringt; damit wollte David den Berlrrungem wie sie an die Wiederherstellung eines regelmäßigen Gottesdienftes so leicht ftch anfchließen konn- ten, als sei es mit dem Befitz und der Pflege desselben sehon genug zur Erlangung des göttlichen Wohlgesallens (vgl. Jak. 1, 22—27), gleich an der Schwelle begegnen. Der seinem Inhalt nach damit Verwandte, aber mehr für den Moment der Einbringung der Lade in die Thore der alten Jebusitcrburg bestimmte 24. Psalm kam dies Mal, weil, wie wir aus dem Folgenden ersehen, die Feier eine Unterbrechung erlitt, um in besserer Weise nach drei Monaten wieder aufgenommen zu werden, nicht ebenfalls zur Ausführung, sondern erst später (V. 15); er ist wohl überhaupt erst fiir diese Wiederaufnahme der Feier eigens von David gedichtet, woraus sich die Wieder- aufnahme des Inhalts von Pf. 15 in Pf. 24, 3——6 gar leicht erklärt. —— «) Von den zu 4.Mofe10, 2 nament- lieh aufgeftihrten mufikalifch en Instrumenten wur- den die 1) unter den Schlag« und Bewegungs- Jnsirumenten zuerst genannte P auke oder Handtronimel zu 2. Mofe 15 , 20, der 2) zu den Saiten-Instru- menten gehörende Kinnor (.Harfe) sammt dem Nebel (Pfalter) zu 1. Sam. 16, 16 näher erläutert. An Schlags und Bewegungs-Jnstrumenten kommen nun an unserer Stelle noch hinzu die Sistren oder Schellew und die Cymbeln oder Becken. Jene sind zwei, an einem Ende in halbrundem Bogen oder in geradwiiiklis gen Ecken mit einander verbundene Eisenstangem die mit lockeren Ringen behängt waren und, wenn sie ge« schüttelt wurden, ein Geklingel machten; diese dagegen sind zwei größere oder kleinere metallene Bccken, die ver- mittels der Handhaben auf der erhabenen Seite in bei- den Händen gehalten und an einander geschlagen wurden; sie gaben den Takt an, wie die griechifchen Chorführer dies thaten durch Zusammenfchla en von Mufcheln oder Stampfen mit eisenbeschlagenen schen. Jn l. Chron. Ufa’s plötzlicher Tod beim Anrühren der Lade. 339 14, 8 stnd dann noch die Trompeten von gerader, nicht gekrümmter Form (Luther: Posaunen) erwähnt, während die »Schellen« übergangen sind. Eine Abbil- dung dieser und anderer Instrumente, soweit sie uns zugängltch gewesen, s. zu l. Chron. Katz. Dis. s. Und da sie kamen zur Tenne Nachen [an eine Stelle des Weges zwifchen KiriathsJearim und Jerusalem, wo in der Nähe eine Drefchtenne sich befand, die zum Gedächtniß dessen, was hier sich ereignete V. 7, den Namen ,,Tenne des Schlagens«, oder ,,Platz des Verderbens« I. Chron. 14, 9 erhielt], griff [der zur Seite des Wagens Eivherlchrettendq Usa zu, nnd hielt die Lade Gottes fdaß sie nicht umstürze oder herabfalle], denn die Rinder traten [wegen des fchlechten oder steilen Weges an dieser Stelle] betseit aus [und ver- urfachten damit, daß die Lade fchwankte]. 7. Da ergrimmete des HErrn Zorn [der ja in feinem Gesetz 4. Mofe 4, 15. 20; 18, 3 den Leviten und allen Kindern Israel so streng ver- pönt hatte, die Lade irgendwie zu berühren oder sonstwie ihr zu nahezu kommen] kalter Usa sdaß er an solches Verbot, wenn auch in menschlich guter Meinung, so wenig ftch kehrte], Und schlttg ihn daselbst um seines Frevels tvilleu, daß er daselbst seines plötzlichen Todes] starb bei der Lade Gottes [vgl. 1. Sam. S, 19]. Wahrscheinlich hatte Usa durch den langen Aufent- halt der Lade des HErrn im Hause feines Vaters (Groß- vaters oder Urgroßvaters ?) die Achtung und Ehrerbietung vor derselben verloren, welche jeder Jsraelit im Herzen tragen sollte, nnd in sträflichem Leichtsinn sich eingebildet, Gott nehme es mit der Erfüllung feiner Gebote nicht so genau. Die Strafe war also gerecht und wohl- verdientz und wir lernen daraus deutlich, daß es ein ftrafbarer Wahn ist, das Göttliche durch menschliche Kraft halten oder stützen zu wollen —- ein Wahn, der auch heut zu Tage noch oft und rell genug hervortritt. (Fr. Arndt.) Was geschrieben ste)t, daran rüttelt nicht und mäkelt nicht, auch nicht in guter Meinung, um den HErrn zu ehren oder fein Heiligthum zu retten! Thut nichts hinzu, im Wahne, mit euren Händen, Meinun- gen, Ordnungen, Saszungen die schwankende Kirche fest- zuhalten. Sagt mir, die ihr an Gott glaubet, war’s denn ein Ohngefähr, daß die Rinder an der Tenne Nachen beifeit traten und die heilige Lade in Gefahr brachten? oder war es nicht der lebendige Gott selber, der solches wollte, derselbe Gott, der später seinem Knechte Amos (Kav.J,8) I) im Tempel gebot: »Schlage an den Knauf, daß die Pfosten beben?« »(Difselhofs.) 8. Da ward David betrubt swörtlichx er- grimmte, d. i. ward in große Aufregung ge- bracht], daß der HErr einen solchen Riß an Usa that [ihn so plötzlich aus dem Leben hinwegriß]; und hieß dieselbige Stätte Wem-Usa kRiß des Usa] bis aus diesen Tag kso heißt sie auch noch zu jetziger Zeit, da dies geschrieben wird, indem der Name, den David ihr gab, den andern, den das Volk ihr bei- legte V. S; I. Chron 14, 9., immer mehr ver- drängt hat]. 9. Und David fürchtete sich vor dem HEtrn [der mit folchem verzehrenden Feuereifer alle die vernichtet, die feinem Heiltgthum zu nahe treten] 227 340 2. Sainuelis S, 10-—20. des Tages [an welchem jener Unfall fich ereignete], und sprach lwähreiid allgemeine Bestiirzung unter dem Festzuge herrschte und man nicht wußte, was nun zu thun wäre, ob man das angefangene Werk auch ausführen sollte oder nicht]: Wie soll die Lade des HErrn zu mir kommen? fich darf es nicht wagen, sie vollends bis auf den Berg Zion, in meine unmittelbare Nähe zu versetzen; es könnte auch für niich Unheil und Verderben von ihr aus: gehen.] · · 10. Und wollte sie nicht lassen zu sich bringen in die Stadt David [Kap. 5, 9.]; sondern ließ sie bringen in das [nicht weit von der Tenne Nachon entfernte] Haus feines dem Geschlecht der Kahathiter 4. Mos. Z, 14 ff. angehörigen Levitenj Obed-Edom [1. Chron. 16, 18. 24.], des Gathiiers [der von der Leoitenstadt Gath-Rimmoii im Stamme Dan Jos. 19, 45; 21, 24 dorthin iibergesiedelt war]. Es pfleget manchen Seelen also zu ergehen, daß sie— ini Stande der Anfechtung aus dem Gefühl ihrer Un- würdigkeit gar nicht beten, fich auch wohl des heiligen Abendmahls enthalten, da sie fich doch durch solchen ihren Zustand vielmehr dazu noch mehr sollten antreiben lassen, fintemal die gefühlte Univürdigkcit doch keine Un- fähigkeit mit sich bringt. (J. Lange) 11. Und da die Lade des HErrn [von da an, bis sie später wirklich nach Jerusalem versetzt wurde V. 12 ff] drei Monden blieb im Haufe Obed- Edony des Gathiters, segnete ihn der HErn und seit! ganzes Haus sin recht augeufälliger Weise zu einem Zeichen, daß sein Heiligthnni nur Verderben bringe dein, der es nicht mit der gebührenden Ehrerbietung behan- delt, hingegen Glück und Segen einem jeden, der auf- richtig frommen Herzens ist und das mit Wort und That zu erkennen giebt] U« V. 12-—23. Durch den Segen, ivelchen Ovid-Etwa und sein Hang von dem Tags: an erfahren hat, wo die Lade des HGrru bei ihin rtngcieelirt ist, wird in David der Entschluß uon tletieiic rege gemacht, dag bjeitiglhum iibcrzitführeii nach der für dasselbe bereiteten Stätte und also das früher inißglnrtite ilnteriiehtnkn wieder aufzu- nehmen. Er thut es mit um so freudigem Zuversicht eines gliiclilichrii Jluggangz als er dir Ursache dcg da- mals rrlittenrn ilnfallz in der iilißachtutig des göttlichen Worin, welches die Behandlung der Lade bei ihrem Transport so genau bestimmt hatte, erkannt und bereits Vorsorge getroffen hat, daß dies illa! allrg gcnan naih dem Willen Gottes nnd znr Vermehrung seines Ruhms geschehen artige. So gelingt denn- aiich das Vorhaben vollständig; nnd David ist so not! Freude bei drin Fest— Fuge, dasi er singend und tanzend sich dabei brtheilign ioofiir aber Eilikhal alg eine achte Sanlstachter mit spötti- seheui Hohn ihm begegnet. vgl. 1. Thron. 16, 1- 17, 43. 12. Und es ward dem Könige David sdrei Monate nach dem im vorigen Abschnitt erzählten Unfall, der die Unterlassung des angefangenen Werkes zur Folge hatte] angesagt, daß der HEtt das Haus Obed-Edom segnete, und alles, was er hatte, um der Lade Gottes willen [die in seinem Hause untergebracht worden war; und erkannte also der König deutlich, daß nicht die Lade an sich, sondern nur die dem Willen Gottes widersprechende Behandlung derselben jenen Unfall herbeigeführt hatte, sie im Gegentheil ein göttliches Gnadenmittel sei, dem Volke Heil und Segen zu bringen] Da ging et [nachdem er andere Veranstaltungen zur Abholun etro en als das vorige Mal, indem · s g · - · · er 1etzt genau die Vorschriften des Gesetzes in Be- treff der Fortschaffung derselben beobachtete und die Leviten damit beauftragte 1.Chron. 16, 2 ff] hin fnaeh der Stätte bei Perez-Usa oder der Tenne Nachon , und zwar iviederum wie damals, in Ve- leitun des gan en Jsrael],« nnd olie die Lade s S Z » · Gottes aus ddem Hause Obed-Edom herauf in die Stadt Davi swas denn] mit Fteu en [in feier- licher Yrozeistbxp gesch.xhj. · · Davkdckerkagjiitf niit ilargn Auge iii der NichtaSchttihg des götti )en «. eetzes den uell, woraus unter au’ Regiment alles Verderben für die Einzelnen, wie sitt! das ganze Volk entsprungen war. Um die verzweielt bösen S·chädeii deSs Vlolkes zu hheilen unfifi sein Herz ßvor dem tie eii Falle au ’s zu be üten, gri er mit gro em Ernst nach dem einzigen Heilmittel, der Offenbarung Gottes. Die Lade des HErrn, welche das ewige un- antaftbar heilige Gäsetz einschloß, die Biber zitggleislä über den Fliigen der erubim den gna enrei eii s amen Pesb HErriiJZeFaoth ·trug, wollte er a·lle·zeit·vor Yigxhn )a en; dies ä edcs ebendigcn Gottes o te einen a , feine Reden und seine Werke regieren« er begehrte sein anzes Wesen und Leben unter die Dotipelinacht des Ge- Fetzcs und der Gnade zu stellen (V.1 u. L; vgl. I, Chron. 14, 1—6). Wo nun Gott Einen sieh? der file? unter den Schutz, feines Wortes flü iten wi , den erzieht er also, daß er fich unbedingt dar- unter beugcii lernt, nicht Gottes Wort und Men- fchcn Wort erner initeiiiarider vermischt und vermengt. Und David lernte, durch die Erfahrun en in V. 3——11 geivitzigt, stch unbedingt uiiter den ev enbarten Willen Gottes beugen und scheute fich hin ort, aus menschlich guter Absicht auch nur einen Buchstaben desselben auf- zulösen. »Die Lade Gottes, sprach er·nun (1. Chron. 16, 2 ff.), foll niemand tragen ohne die Leoitenz denn diefelbigcii hat der HErr erwählen daß sie die Lade des HErrn tragen sollen und ihm dienen eiviglich.« Und sprach tvheiter zuggi Leviteii:G,,Vorhin, z? ihr nicht da waret, t at der rr, unser oti, einen iß unter uns dartun, daß wir ihn nicht Dichten, wie stch’s gebührt«- Man brachte jetzt die Lade in ihre Hütte nach dem Wort des HErrn (1. Ehrou.·16, 15), nicht mehr nach eigenem klugen, guten Ermessen. Dazu opferte-n sie Brandopser und Dankopfer, daß der HErr nicht ansähe ihre Unreinigkeit David war voller Freude, well er spürte, das; die gänzliche Beugung des Herzens unter Gottes Osseiibarung rccht frei nnd selig macht. Er konnte feine heilige Wonne nicht fassen. Vcgürtet mit eiiiein leincnen Leibrock, ivie die Priester Gottes, tanzte cr init aller Macht vor dem HErrii her und mit hellem Jauchzen, nnd sie spielten und fangen laut mit Freuden. Als die Lade in ihrer Hütte stand, brach er, im An« schauen der herrlicher) Qffenliarungen Gottes· unter sei« nein Volke Israel, ui jenes lebendige, feuri e Loblied (1. Chron. 17, 8 ff) ans, das mit seligster - reude be- giniit zund segigsihk Freude schließt. (5·Oi·s·selhoss·.) 1 . n a e sdie Leviienj euer gngen mit der Lade des HErrn sechs Gänge [oder Schritte, und also der Zug sich ordentlich in Bewegung ge- setzt hatte], opferte man einen Ochsen nnd ein fett Schaf [ein Rind und ein Maftkalb, um den David tanzt vor Freuden bei Einführung der Bundeslade und wird von Michal verspottet. 341 Segen des HErrn zu einem glücklichen Gelingen für sich zu erslehen, welcher Segen denn auch nicht ausblieb, so daß man am Ende des Wegs ein zweites Opfer von 7 Farren und 7 Widdern zum Preise Gottes darbringen konnte, 1. Chron. 16, 26]. 14. Und David sin der überaus großen geist- lichen Freude, die fein Herz bei dieser gottesdiensb lichen Feier erfüllte] tanzte [was sonst nur von Frauenchören bei religiösen Dankfesten oder fröhlichen Siegesfeiern geschah 2. Mos 15, 20 Anm., vgl. Richt.11, 34; 21,19; 1. Sam. IS, s] mit aller Macht vor dem HErrn her, und war süber dem Oberkleide von Byssns, das er gleich den andern, bei »der Feier Betheiligten trug I. Chron. 16, 27] begurtet mit einem leinenen Leibrocl sSchulterkleid 2. Mos. 28, 42 Anm.]. Ein solcher leinener Leibrock sollte den priesterltcheii Charakter dcssen kennzeichnem der ihn trug (1. Sam. Z, l8; 22, 18); David trug ihn hier in seiner Eigen- schast als Haupt des priesterlichen Volkes zur Ehre des HErrn, ohne damit den Gerechtsamen der Priester zu nahe zu treten. · II. Und David sammt dem ganzen Israel fnhketen soon der Nordwestseite her dem Berge Zion sich nähernd] die Lade des HErrn herauf sauf den Berg] mit Jauchzen und Posaunen sunter Jubelgesängem die von allerlei musikalischen Jn- strumenten begleitet waren, und unter Posaunen- schall der Priester]. Wie zu V. 5 unter Anm. I schon angedeutet worden, haben wir das bei der Herausführung gesungene Lied in dem 24. Psalm vor uns. Der erste Theil desselben, V.1——6, bildet den AufgangsJPsalm und wurde noch unten am Zionsberge in der Art ausgeführt, daß der Chor des Fesizuges die Worte in V. l u.2 an- stimmte, darauf eine Stimme den 3. Vers sang, wo· nach eine andere Stimme mit dem 4. Vers einfiel, nnd nun der ganze Chor mit V. 5 u. 6 fortfuhr. Der zweite Theil dagegen, V. 7—10, bildet den Ein- gangs-Psalm, oben vor der Zionsbnrg gesungen. Und zwar beginnt hier wieder der Chor des Festzugs, indem er die Aufforderung in B. 7 an die innerhalb der Thore der Burg unter der Leitung der beiden Thor- wärter Berechja nnd Elkana 1. Chron. 16, 23) ausge- stellten Leviten ergehen läßt. ine Stimme von den Thoren her, d. h. der Chor der, von Obed-Edom und Jehiel (1. Chron. 16, 18. 2l. 24) angeführten Sänger, begleite: von dem achtsaitigen Kinnor ihrer Anführer, ertebt in V. 8 die Frage, wer es denn sei, der da Ein« la? begehrt, worauf der Chor des Festzugs noch in demselben Verse die Antwort giebt und im folgenden Verse seine vorige Aufforderung noch einmal und drin- genver erschallen läßt. Die Stimme von den Tho- ren her erhebt abermal ihre Frage in der ersten Strophe des 10. Verses, nnd empfängt abermal von dem Chor des Festzuges die vorige Antwort in den beiden andern Strophen des letzten Versen Wahrlich, eine großartige und ergreifende Feier, unter welcher die Lade in die Thore der alten Jebusiterburg eingeführt wurde! its. Und da die Lade des HErrn snachdem sie durch die Thore der Burg eingebracht worden war, auf ihrem weiteren Zuge] in die Stadt Davids kam san dem königlichen Palaste vorbei], tuate Michal, die Tochter Saul, durchs Fenster [Richt. 5, 28 Anm.], und sahe den König David [dessen Sinn sie so wenig verstand, daß sie nicht verdient, hier als sein Weib bezeichnet zu werden 1. Sam. 25, 44 Anm.] springen und tanzen vor dem HErrn, und verachtete ihn in ihrem Herzen [weil er, wie sie meinte, durch eine solche Art der Betheiligung an der Festfeier sich unter seine Würde als König erniedrigte]. 17. Da sie aber die Lade des HEtrn hinein- brachten [vollends in die Stadt Davids hinein- gebracht hatten], stelleten sie die an ihren Ort [nämlich] mitten in der Hütte sin dem zum Aller- heiligsien bestimmten Raum der Hütte], die David sin der Nähe seines PaIastesJ für sie hatte auf- geschlagen [1. Chron. 16, 1]. Und David opferte [zur Einweihung des neuen Gotteshauses] Brand- opfer nnd Dankopfer vor dem HErrn sauf dem im Vorhofe aufgerichteten Brandopfer:Altar]. 18. Und da David hatte ansgeopfert [dieBrand- opfer und Dankopfer, sie alle nacheinander darge- bracht, die er sich vorgenommenL segnete er das Volk in dem Namen des HErrn Zeöaoth snicht mit dem hohePriesterlichen Segen 4. Mos. s, 22 ff. denn das stand ihm nicht zu, sondern mit einem Lob- und Bittgebet I. Kön. 8, 55 ff·]; 19. Und theilete ans allem Volk fdas an der Feier Theil genommenL nnd der Menge Israel sdie nun auch an der Freude der Opfermahlzeit theilnehmen sollte], beide Mann nnd Weib, einem jeglichen einen Brodkuchen, nnd ein Stück Fleisch, und ein Nößel sMaßj Wein. Da [als dann auch die Opfermahlzeit gehalten worden und damit das Fest ganz zu Ende war] kehrete sich alles Volk hin swoher es gekommen], ein jeglicher in sein Hans. Ueber die Einrichtungen, die David von der Zeit an mit dem Gottesdienst in musikalischer oder liturgischer Hinsicht traf nnd die für das Verständnis der Psalmen gfozn lbefssnderer Wichtigkeit sind, s. I. Chron. I7, 4 ff., 20. Da aber David snach Beendigung der Feier in allen ihren Theilen, wozu auch die in V. 19 erwähnte Opfermahlzeit gehörte] wieder- kam [in den königlichen Palast zurückkehrteL sein Haus zu segnen lthm den Segen Gottes anzu- wünschen, wie er es vorher dem Volke gethan V. 18], ging Michal, die Tochter Saul-s, heraus ihm entgegen, nnd sprach smachte ihm, dessen Herz so voll war der Freude an seinem Gott und der Segenswünsche für die Seinen, wie für sein ganzes Volk, mit bitterer Jronie das spöttische Compli- ment]: Wie herrlich ist heute der König von Israel gewesen, der sich vor den Mägden seiner Knechte entblößet hat, wie sich die losen Leute entblößen! sindem sie die kurze Tracht des priesierlichen Schulter- kleides, in welcher David dem Festzuge beiwohnte und an dem Gesang und Freudenreigen stch betheiligt hatte, zu einer mit Gewalt herbeigezo enen Beschnldigun be- nutzte, als habe er nicht nur kseiner königlichen ürde sich ganz entäußert und mit den geringsten Leuten seines 342 Volkes gemein gemacht, sondern auch den sittlicheu An- stand verleugnet und das Schamgesühl aller Gutgesinns ten verletzt]. 21. David aber sauf die völlig grundlose und nur von ihrer eigenen Hoffahrt ihr einge- gebene Verdächtigung seines Verhaltens sich nicht weiter einlasfend und nur den anderen Vorwurf, daß er mit dem Volke sich gemein gemacht und seine königliche Hoheit für nichts geachtet habe, einer Erwiderung für werth haltend] sprach zu Michal: Ich will vor dem HErrn spielen sdas lasse ich nimmer mir von dir nehmen, was ich heute gethan, daß ich nämlich ges cherzt, meine Freude ,,mit jauchzenvollem Springen« geäußert habe vor dem HErrnL der mich erlvählet hat bot deinem Vater nnd vor alle seinem Hause, daß er inir befohlen hat ein Fiirst zn sein über das Volk des HErrn, über Israel kdarauf also, daß, wie du mit deinem Vorwurf mir andeutest, dein Vater besser als ich verstanden habe, die köiiigliche Würde zu wahren, branchst du dir nicht so viel zu gute zu thun; denn gerade um seines hochfahrei1den Wesens willen ist er mit seinem ganzen Hause von Gott verworfen worden, daß F? nileåitssiizehr König sein sollte iiber Israel. 1. Sam. 22. Und [ich] will noch geringer werden, denn also snoch tiefer, wenn es zur Ehre des HErrn geschehen kann, mich erniedrigen, als ich’s heute gethan], und will niedrig sein in meinen Augen [Ps. 131, 1], Und [werde auf solchem Wege der Demuth, deß bin ich mit fesier Zuoersicht mir ge- wiß] mit den Magden, davon du geredet hast sgleich als sei es eine Schande, unter ihrem Chor den HErrn zu preisen und zu verherrlichenL zu Ehren werden sMatth 23, 12J. Wer mit solcher Demuth vor Gott und Menschen wandelt, dessen Auge wird nicht geblendet vom Sonnen- schein guter Tage, sein Herz und Haupt wird nicht schwindlig auf der Höhe des Ciliicksz er steht fest, ob ihn Gott in’s dunkle Thal, oder eine Stufe höher oder auf den Gipfel führt. Aber solche Demuth wird iiur aus der unbedingten Beugung unter Gottes Gesetz und Zeug- niß geboren. Willst du, um fest zu stehen, wie David lernen niedrig zu sein ii1 deinen Augen und immer ge- ringer zu werden, je höher du etwa steigen solltest, so mußt du fort und fort jenes lebendige nnd kräftige Wort als eine Macht über dir und in dir fühlen, welches, schärfer denn kein ziveischiieidiges Schwert, durchdringen bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, als ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens, welches wie ein Hammer Felsen zerschmeißh aber auch die Albernen weise und die Narren klug und die Blinden sehend nnd die Trunkenen niichtern und die Schwachen stark und die Fleischlichen geistlich macht. —- Was dem Einzelnen gilt, gilt auch unserer ganzen Zeit. Sie ist ja sehr hoch gekommen ii1 Glanz und Herrlichkeit und Kraft, fast, wenn man ihr eigenes Zeugniß annehmen will, bis an die Sterne hocht Demuth thut ihr noch, wahrhaftige Demuth, sonst ioird sie u Boden geschwei- tert wie Babels Thurm· Wo aber oll ihr die Demuth herkommen? Allein aus der unbedingten Beugung unter den geofsenbarten Willen Gottes, unter sein Gesetz und seine Gnade. »O Land, Land, Land, höre des HErrn Wort« Gram. 22, 29.) 2. Samuelis s, 21——23. 7, 1——10. 23. Aber Michal, Saul-s Tochter, hatte sei-äh- rend David auf dem Wege der Demuth wirklich zu Ehren geworden, zur Strafe für ihre Hoffahrh dadurch sie in den Wegen ihres Vaters fortwaii- delte] kein Kind [gleichwie bis fest, obwohl sie in mehrfacher Ehe gestanden I. Sam. 18, 27;. 25, 44; 2. Sam. 3, 13 ff., so auch ferner] bis an den Tag ihres Todes. Das 7. Kapitel. David bekommt die lierheiszung des Illessias als er Willens ist, einen Tempel zu bauen. I« d. 1-—16. In innerem Zusammenhange, wenn auch nicht in unmittelbarer chroiiologisclser verbindnugU sieht mit der, im vorigen Kapitel erzählten Geschicht: von der dleberfiihrung der Bundeslade narh dem Berge Zion die Absicht Davids, dem HErrn ein sehen steinernes than- anstatt der nur von Zeltteppichen gebildeten hätt: zu bauen. Der HGrr aber erklärt ihm durch eine Offen- barung an den provheicni bialhaiu daß er, David, hierzu niajt berufen sei, sondern erst sein Sohn nach ihm, nnd giebt ihm bei dieser Gelegenheit die derheißung eines Sohnes, der oon seinem Leibe kommen und ein ewiges Königreich besitzen soll. dgl. l. Thron. 18, 1——14. «) Der chronologifchen Ordnun nach dürfte vielleicht Kap- 7 erst nach Kuh. 8 zu lesen ein. I. Da nun der König in seinem Hause sin dem Cedernpalaste, den er sich auf dem Berge Zion hatte bauen lassen Kap. s, 11J ssiß [wohnte], und der HErr [nach Beendigung der Kriege wider die Philister Kap. 5, 17——25 und noch anderer, von denen in Kap. 8 u. 10 die Rede sein wird] ihm Ruhe gegeben hatte von allen seinen Feinden umher [so daß nicht zu befürchten stand, daß in der nächsten Zeit wieder etwas von ihnen würde unternommen werden]; Z. Sprach er zu dem Propheten Nathan [dessen Rathes er sich in allen wichtigen Angelegen- heiten, zumal die den Gottesdienst betrafen, zu bedieneii pflegte Kap..12, 25; I. Kön. 1, 5 ff.; 2. Chron. 29, 25]: Siehe, ich wohne sherrlich und bequem] in einein Eederiihausn und die Lade Gottes [dagegen, dieser Thronsitz des HErrn Zebaoth unter seinem Volke] ivohuet [noch immer] unter den Tep- pichen [unter einein bloßen Zelte Kap. 6, 17; diesen Mißstand kann ich nicht länger ruhig mit ansehen. »Ich will nicht in die Hütte meines Hauses gehen, noch mich aufs Lager meines Bettes legen, ich will meine Augen nicht schlafen lassen, noch meine Augenlider schlummern, bis ich eine Stätte finde fiir den HErrn, zur Wohnung dem Mächtigen Jakobs« Pf. 132, 3—5, vgl. Aposig. 7, 46 . Voli Rathaus Abstammung ist nichts Näheres bekannt. Jst er der in I. C ron. 2, 36 erwähnte Nathan — was sich daraus vermut en läßt, daß von letzterem ein Sohn ,,Sabad« angeführt wird und in I. Kön.4, 5 ein gewisser »Sabud« als Salomos Geheimrathsoder Davids Plan, einen Tempel zu bauen, wird vom HErrn nicht gebilligt. Vertrauter vorkommt, der des Propheten Nathan (nicht, wie andere annehmen, des gleichnamigen Sohnes Davids 2. Sam. 5, 14) Sohn war —, so war sciu Großvater ein egyptischer Sklave, Jarha mit Namen, den sein Herr, der Judäer Sesan, an seine Tochter Ahelai (1. Chron- 2, Si) verheirathete nnd in sein Geschlecht aufnahm. Darnach wäre Rathaus Geschlechtsregister folgendes: J u d a Scla P erez Scrah Hezron Hamul Jerahmeel Ram Chalubai (Caleb) Onam Amminadab Samai Nahesson Nadab Salma Seled — Jesei Boas Sesan Obed Ahelai = Jarha — Athai Jsai Nathan D a v i d Sabad Salomo Mit Recht sieht man ihn als den Erben der Stellung Samuel’s und als das Vorbild eines iichten Ober-Hof- vredigers (Kap. 12) an. »Wir können nicht umhin, hier im Vorbeigehen darauf zu achten, wie David mit einem eben so schönen als seltenen Beispiel unter den Großen der Erde dadurch hervorleuchteh daß er einen solchen Mann neben sich hatte, der ihm als wahrhaft treuer Rathgeber dienen, ihm auch —— wenn es nöthig war —- surchtbare Wahrheiten sagen konnte. David vermochte dies offenbar nur dadurch, daß er in diesem Manne sei- nes Vertrauens eben nicht blos den treuen Unterthan und Freund, sondern den Vermittler des Wortes des HErrn erkannte; und für einen auf so gefährlichen Bo- den gestellteu Mann war andererseits die Bewahrung seiner Selbstständigkeit gegenüber dem rnächtigen Geiste Davids und die Vermeidung von Menschenfnrcht oder gar Schmeichelei nur in dem Bewußtsein möglich, daß er im Auftrage einer höheren Majesiät daftehe und zu reden habe.« sPreiswerkJ Die Tradition weist das Grab des Propheten in dem Orte Halhuh IV, Stunde nördlich von Hebron (Jos. 15, 58), nach. Z. Nathan [- nach seinem eigenen menschli- chen Dafürhalten — denn die Propheten standen nicht allezeit und beständig unter besonderer Einwirkung des Geistes Gottes J. Sam. 16, s; 2. Kön. 4, 27., sondern redeten wohl auch aus ihrem eigenen Geiste heraus, gleichwie die Apostel 1. Corinth 7, 25. 40., und konnten daher in ihrem Urtheil bisweilen fehl- greifen] sprach zudem Könige: Gehe hin [wohlan!], alles, was du m deinem Herzen hast, das thue; denn der HErr ift mit dir [und wird gewiß auch dies Werk dir gelingen lassen]. 4. Des Nachts aber [nachdem am Tage zu- vor der Prophet diese Unterredung mit dem Kö- nige gehabt hatte] iam das Wort des HErru fals eine höhere, unmittelbar eingreifende Macht — nach dem Grundtext: geschah das Wort des ists-Brit] zu Nathan [im Gesicht V. 17], uud pkii : s. Gehe hin, und sage zu meinem Knechte David: So spricht der HErrx Sollteft du mir 343 ein Haus bauen, daß ich drinnen wohne [der du ja mit der ganzen Entwickelung deines Königthums noch nicht so weit gediehen bist, auch bei deinem eigenen Leben nie soweit damit kommen wirst, als zuvor geschehen muß, wenn dieses, an sich mir wohlgefällige Werk auch ein zeitgemiißes sein soll]! s. lDarüber aber, daß ich, der Mächtige Jakobs, mit meiner Wohnung in Israel noch nicht zur Ruhe gekommen, mache dir weiter keine Sorge, als müßtest du nun eilen nachzuholen, was frühere Geschlechter versäumt hätten; eine solche feste Wohnung für mich ist kein so dringendes Be- dürfniß, daß es ohne Rücksicht auf andere Um- stände so schleunig als möglich befriedigt werden müßte] Hab ich doch in keinem [festen, steiner- neu] Hause gewohnet, seit dem Tage, da ich die Kinder Israel aus Egypteu führen, bis auf diesen Tag; sondern ich habe gewandelt in der Hütte und Wohnung [iu der, auf meinen Befehl von Mose errichteten bloßen Hütte als meiner Wohnung, und kann also recht wohl noch ferner darin wandeln]. 7. sAuch haben die vor dir lebenden Geschlechter nichts versäumt, wenn ihrer keines daran gedacht, mit einem festem Hause mich zu versorgen, wie du selbst erkennen wirst, wenn du auf die Stimme meiner Offenbarungen zur Zeit der Richter merkest.] Wo ich mit allen Kindern Israel sseit ihrer Ein- führung in das gelobte Land] hinwandeltn hab ich auch je geredet mit irgend der Stämme Israel einem, denen ich [darnit, daß ich Richter aus ihrer Mitte erweckte] befohlen habe, mein Volk Israel zn weiden [für dessen leibliche und geistige Wohl- fahrt zu sorgen]: Warum baut ihr mit? nicht ein CcdertvHans seinen Palast aus kostbarem Material zur würdigen Wohnung für mich]? 8. So sollst du nun [ferner] so sagen meinem Knechte David [nm ihm Aufschluß zu geben, was zuvor an und mit ihm selber geschehen muß, ehe es zu einem solchen Hausbau für mich, wie er ihn in guter Meinung vorhat, kommen kann]: So spricht der HErr Zebaoth [1. Sam. 1, 3 Anm.]: Ich habe dich genommen von den Schashükdeu koon der Weidetrift hinter der Schafheerde weg], daß du sein solltest ein Fürst über mein Volk Israel [1. Sam. 16, 11 ff.]; I. Und bin svon da an ohne Unterlaß] mit dir gewesen, und habe neither] alle deine Feinde vor dir ausgerotteh und habe dir einen großen Namen gemacht, wie der Name der Großen auf Erden [so groß, wie der Name irgend eines der mächtigsteu Könige auf Erden Kap. 5, 10 ff; 8, 9 ff» 13]. 10. Und [habe in deinem bisherigen Regi- ment zur Ausführung gebracht, was ich bei mir beschlossen, da ich gedachte:] ich will meinem Vol! Israel einen lgewissenj Ort sehen kvaß es nicht mehr, wie vordem, von einer Stätte zur andern 344 2. Samuelis 7, 11——25. ziehen muß], und will es pflanzen, daß es daselbst wohne san dem ihm bestimmtere Orte seine blei- bende Heimath habe], Und es nicht mehr in der Irre gehe, und es die Kinder der Bosheit kdie auf seinen Untergang es abgesehen haben] nicht mehr drängen, wie vorhin [da es noch in Egypten lebte], 11. Und seit der Zeit [und während der ganzen Zeit, da] ich Richter über mein Volk Israel verordnet habe swelche immer neue Erweckungen von Richtern aber eben ein Zeichen der noch fort- dauernden Bedrängniß waren. So ist allerdings in und mit dir bereits der Anfang gemacht mit dem rechten, meinen Gnadenabstchten über Jsrael entsprechenden Königthum; dennoch ist dies dein Königthum selbst noch kein hinlänglich befestigtes und für alle Zeiten begründetes. Darum muß ich, ehe ich den beabsichtigten Tempelbau zulassen kann, erst noch für solche Befestigung und Begrün- dung das Meinige thun]; und will sfür diesen Zweck auch] dir [selbst, wie bis daher durch dich meinem Volke ich sie geschafft habe] Ruhe geben von allen deinen Feinden umher sdaß ihrer keiner mehr deine Herrschaft irgendwie in Frage stellen soll Kap. 10-—20]. Und der HErr verkündiget dir [in Beziehung auf die Dauer deines König: thums], daß der HErr [statt daß du vorhattest, ihm ein Haus zu bauen V. 5, umgekehrt] dir ein Hans machen will [und zwar ein solches, das alle Zeiten überdauert]. Weshalb David nicht selbst den Tempel bauen sollte, erfahren wir bestimmter als hier erst in 1. Chron. 29, 3., wo David zu den versammelten Volks- häuptern spricht: »Gott ließ mir sagen: Du sollst mei- nem Namen nicht ein Haus bauen; denn du bist ein Kriegsmann und hast Blut vergossen.« Darin liegt aber kein Tadel gegen David ausgesprochen, daß ihm die Er- laubniß zum Tempelbau wegen pcrsönlicher Unwiirdigkeit versagt worden wäre; denn David stand in einem inni- geren Verhältniß zum HErrn als Solomo, und die Kriege, die er führte, waren Kriege des HErrn (l· Sam. 25, 28), zur Erhaltung und Befestigung des Reiches Gottes. Jnsofern sie jedoch nothwendig und unvermeid- lich waren, waren sie selbst die thatsächlichen Belege dafür, daß Davids Reich und Königtbunt noch nicht be· festigt, also die Zeit für den Tempelbau noch nicht ge- kommen war. Der Tempel als Abbild des Reiches Gottes sollte auch der Natur dieses Reiches entsprechen, den Frieden in demselben abschattenz aus diese-n Grunde sollte nicht David, der Mann des Krieges, sondern erst Salomo, der Mann des Friedens, den Tempel bauen (vgl. Jes. 9, 5). 12. Wenn nun swas die Verwirklichung dieser eben ausgesprochenen Verheißung betrifft] deine Zeit hin ist, daß du mit deinen Vei- teru schlafen liegest, will ich deinen Sa- men nach dir erwecken, der von deinem Leibe kommen soll seinen leiblichen Sohn von dir, in dem also dein Geschlecht fortgeht, zur könig- lichen Würde erheben], dem will ich sein Reich bestätigen sdaß es währen soll auf ewig] 13. Der soll meinem Namen sder sichn baren Erscheinung meiner Gegenwart unter mei- nem Volke, d. h. der Lade, auf welcher ich throne zwischen den Cherubim und von daher mich offen: bareJ ein Haus bauen, und ich will kwie ich nochmals und noch bestimmter hiermit bezeuge] den Stuhl seines Kbuigreiches bestätigen ewiglich [nicht blos auf lange Dauer, sondern geradezu bis an das Ende der Tage, ja, über alle Zeit hinaus, bis in die ewigen Ewigkeiten Pf. 89, 30. 37 f.]. 14. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein [ich will mich in das Verhältniß der innigsten Liebe zu ihm stellen, wie es zwischen einem Vater und seinem Sohne besteht]· Wenn er eine Missethat thut sdadurch er sich wider mich vergeht], will ich ihn [zwar zu seiner Züchtigung und Bekehrung] mit MenschemRuthen Und mit der Menschenkinder Schlägen strafen smit Schlägem wie auch das Verhältnis eines Vaters zu seinem Sohne sie gestattet, ohne daß dieses dadurch auf- gehoben würde, und wie alle Menschenkinder sie erfahren, die sich vergangen haben]; 15. Aber meine Barmherzigkeit soll nicht von ihm entwandt werden; wie ich sie entwandt habe von Saul, den ich vor dir habe weggenommen [daß er ferner nicht König sein sollte über mein Volk Israel 1. Sam. 15, 23. IS. 28]. Its. Aber sso, wie dem Saul und seinem Hause, soll es dir und deinem Samen nach dir, wie gesagt, nicht ergehen; sondern] dein Hans nnd dein Königreich soll beständig sein ewiglich vor dir sso daß du, auch nachdem du längst entschlafen bist, ohne Aufhören einen, der deines Geschlechts ist, auf dem Stuhl deines Königreiches sitzen siehest], nnd dein Stuhl [in eben diesem deinem Sohne, dem ich sein Reich bestätigen will] ewiglich bestehen. Davids hocbherziger Entschluß, Jehova ein Haus zu bauen, der sich auf das noch unerfüllte Offenbarungss wort von einein festen Wohnsitz und Heiligthum Jehovcss unter Israel (2. Mos 15, I7; Z. M. 12, Z) stützte und durch die Zeitumstände, besonders den herrschenden Frie- den, nahe gelegt war, eriviedert der HErr durch den Propheten Nathan mit der Verheißung, daß Er dem David ein Haus bauen wolle, daß der Same Davids ekblieher Inhaber des königlichen Thrones sein solle auf ewig, und daß zwar nicht David selbst, aber sein Same, zu Jehova in dem unzertrennlichen Verhältnis des Sohnes zum Vater stehend, dem HErrn ein Haus bauen werde. Diese Verheißung gab der inessianifchen Hoffnung und Verkündigung eine neue Wendungx denn zwar hatte die bisherige Weissagung auf einen König aus dem Stamme Juda gelautei (»4. Mos 24, 17; l. Sam. Z, 10. 35), aber ob David der seit Bileam geweissagte König sei, und wenn nicht, ob er aus dem Geschlechte Davids oder einem andern zu erwarten sei, das war die Frage, welchc diese Verheißung zur Lösung brachte, indem sie alle Hoffnungen und Wünsche der Gläubigen aus den ,,Samen Davids« concentrirtr. Der Same Davids ist aber keine bestimmte Einzelperson ausschließlich; die Wcissagung lautet auf eine schrantenlose Zukunft und hat David bekommt die Verheißung des Messtas und ist darüber voll Lobes und Dankes. 345 sich erfüllt in allen, welche aus Davids Geschlecht David’s Thron inne hatten, in dem damals noch nicht geborenen Salomo sowohl als in Jesu, dem «Sohne Davids« Jedoch hat fiel) die Erfüllung in Salomo nicht erschöpft; denn der Tempel, den Salomo baute, ist zerstört worden, das Reich gespalten, Zedekia und mit ihm die salomonische Linie entthront Es mußte daher im Verlauf der Geschichte klar werden, daß die Ver- heißung, die nicht unerfüllt bleiben könne, sich in einem Nachkommen Davids crfüllen müsse, der, ein Sohn Gottes, einen unzerstörbaren Tempel Jebova’s bauen und den Thron auf ewig, ohne solche Wechsclfällh inne haben werde. Diesen Nachkommen David’s, in welchem, gleich- wie unsre Stelle, so auch Jes 4, 2 (Jerem. 28, 5; 33, 15f.) und Pf. 110 sich erfüllen, Verkündigt Sacharja (6, 12 f.); er ist erschienen in Jesu, dessen Geburt der Engel in Luk. 1, 32 f. mit den Worten ansagt: Gott der HErr wird ihm den Stuhl seines Vaters David geben, und er wird ein König sein über das Haus Jakob ewiglich, und seines Königreichs wird kein Ende sein. (Delitzsch.) ll. v. l7——29. Ueber die eint-fangen: berheisznng ist David so sröhlirlj in seinem Herzen und so sicher ihrer skhließlirhen Erfüllung sich gewiß, daß er sofort nach dlalhanbz Weggange oou ihm nach dem ljeiligtlsntne neben seinem Palast. sich begiebt und dort sein über-volles her; in einem feurigen froh— und Dankgebet w. til-U) und in einem brünstiger: Ziltgebet um gnädige Erfüllung der lggtllksen Zusagen (b.25—-29) angsmiittet vgl. l. Thron. , . 17. Da Nathan alle diese Worte und alle dies Gesichte [alle diese, in einem nächtlichen Ge- stcht von Seiten des HErrn an ihn ergangenen Worte] David gesagt hatte; 18. Kam David, der König, sin das auf Zion errichtete HeiligthumL und blieb vor dem HErrn sum seinen Dank für die empfangene gnädige Verheißung und seine Bitte um deren Erfüllung in einem brünstigen Gebete auszudrücken] und sprach szunächst seine Unwürdigkeit alles des Guten, das früher an ihm geschehen und nun durch diese überaus herrliche Verheißung bis in’s Außerordeut- liche vermehrt worden sei, bekennend]: Wer bin ich, Wirt, HErr, und was ist mein Haus, daß du mich bis hieher gebracht hast [1. Mos 32, 10; Pf. 8, s; 144, 312 19. Dazu hast du das salles, was du Gutes bisher schon an mir gethan, ob es gleich in mei- nen Augen so groß ist, daß ich dessen mich ganz unwerth halten muß, DeinerseitsJ zu wenig geach- let, DER, HErr sum es dabei bewenden zu lassen] sondern hast dem Hause deines Knechts noch von fernem Znkünftigen svon Dingen, die auf die weiteste Zukunft hinzielen] geredet snämlich, daß du dieses mein Haus für ewige Zeiten im Besitz des Königreichs über dein Volk bestätigen willst]. Das ist eine Weise eines Menschen, der Gott der HErr ist«« l»Du tedest mit mir von solchem ewigem Ncich, da niemand kann König sein, er muß Gott und Mensch sein, weil er mein Sohn sein, und doch für und für soll König sein, welches alleiu Gott gehört-«: Luthers Randghls «) Würmer» Und das ist das Gesetz eines Mensch en sein solches Gesetz stellcst du einem Menschen, daß du seinem Hause und seinem Königreich eine ewige Dauer verheißestL HErr Jehova swie soll ich die Tiefe deiner gnädigen Herablassung und die Weisheit deiner Gedanken, die du mit mir vorbast- fassen]l ,,David ahnet hier etwas von der Flcischwerdung Gottes; es erscheint ihm unbegreiflich, wie Gott dem vergän lichen Nkenschen solch ein Gesetz siellen kann, und er löst eh hernach dies Räthsel dadurch, daß Davids Sohn auch Davids HEkr fei.« (Ps. I10, 1.) 20. Und was soll David [noch] mehr reden mit dir sum seine dankbare Bewunderung dir zu erkennen zu geben]? Du erkennest deinen Knecht, HErr, HErr sund weißt, was für Gefühle und Empfindungen sein Herz bewegen; darum bedarf es nicht vieler Worte] 21. Um deines Wortes willen sum alle deine früheren, den Vätern gegebenen Verheißungen zu erfüllenj und nach deinem Herzen sund um deines Herzens Rath, die Absichten deiner Gnade zu ver- wirklichen, nicht aber um meiner Würdigkeit willen, davon ja keine Rede sein kann] hast dn solche große Dinge alle gethan szu thun dir vorgenommen, und nun zugleich auch darauf Bedacht genommen], daß du sie deinem Knechte kund thätest sdamit er darum wisse] 22. Darum bist du auch groß geachtet, HErr Gott szunächst von mir, den du zum Träger deiner Offenbarung gemacht hast, doch werde ich allen Fleiß thun, daß auch andere, dein ganzes Volk Israel, dich immer mehr groß achten und in der Größe deiner Gnade erkennen, wie es ja billig und recht ist]; denn es ist keiner wie du, und ist kein Gott, denn du [2. Mose 15, 11; z. M. Z, 24; 4, 35], nach allem, das wir mit unsern Ohren gehbret haben swie aus alle den Großthaten und herrlichen Wunderwerken hervorgeht, die aus den Tagen unserer Väter uns verkündigt worden] 23. Denn wo ist sum weiter mit Mosis Wor- ten zu reden, 5. M. 4, 7. 341 ein Volk auf Erden, wie dein Volk Israel, um welches willen Gott ist hingegangen sin Feindes Land]- ihm ein Voll zu erlösen sdas er zu dem Volke seines Eigenthums machen könnte] und san demselben] ihm [d. i. sich] einen Namen zu machen, nnd solch große nnd schreck- liche Dinge zu tbnu [als da geschehen find] auf deinem Lande [Canaan, es in Besitz zu nehmen] vor deinem Voll, welches du dir erlöset hast von Gibt-ten, von den Heiden und ihren Göttern? 24. Und du hast sdurch das, was du damals gethan, und gethan hast bis herab auf diese gegen- wärtige Zeit] dein Volk Israel zubereitet, dir zum Volk in Ewigkeit sin welches zuletzt alle anderen Völker ausgehen sollen]; und dn, HEW bisi ihr Gott worden sum dich ihnen in alle Zukunft als solchen zu bezeigen]. 25. So bekrciflige nun, HErr Gott sdamit Jsrael immer mehr als seinen Gott dich erkenne und crfahre], das Wort in Ewigkeit, das du svor- hin V. 12 ff.1 über mich] deinen Knecht, und über 346 Z. Samuelis 7, 26—-29. 8, 1——6. sein Haus geredet hast; und thue [so], wie du geredet hast: » 26. So wird dem Name groß werden in Ewig- teil, daß man wird sagen: Der HErr Zebaoth ist der Gott nber Israel; und das Haus deines Knechtes wird [dessen bin ich um eben dieses Wortes willen, um dessen Bekräftigung ich bitte, mir gewiß] bestehen vor dir. 27. sJch habe aber gar freudigen Muth in mir zu solcher Bitte.] Denn du, HErr Zebaoth, du· Gott Israel, hast das Ohr deines Knechtes geossnet [ihm zu wissen gethan, was er nimmer von fich selber hätte wissen können], nnd gesagt: Ich will »die ein Haus bauen. Darum hat dein Knecht sein Herz fanden lsich innerlich getrieben und ermuthigt gesühlt], daß er dies Gebet [das jetzt über seine Lippen gekommen] zu dir betet. 28. Nun HErr, HErr, du bist Gott sder Treue und Wahrhaftige], und deine Worte werden [deinem göttlichen Wesen entsprechend] Wahrheit sein ssich als solche ausweisen]. 29. So hebe nun an [mit der Erfüllung deiner Zusagen] nnd segue das Haus deines Kneehts, daß es ewiglich vor dir sei; denn du HGrr, HErr, hasrs geredet sdaß es das sein soll], und mit deinem Segen wird fes das auch sein, und also] deines Kuechtes Haus gesegnet werden ewiglich. Von hier an gewann David’s Leben und die Fortent- wickelung des Reiches Gottes auf Erden eine ganz neue Gestalt; die Weissagungen über den Heiland, die bisher nur kurz und leise andcutend gewesen waren, breiteten sich je t aus zu ausführlichen Schilderungen. David selbst atte einen neuen Gegenstand gesunden, dem er die heiligsien Augenblicke seiner Dichtkiinst und seines Harfenspiels widmen konnte. Während er früher nur den Allmächtigen im großen Tempel der Natur befun- gen und bei den ewigen Lobgesängen aller Werke Gottes, bei dem Jubel der Ströme, der Meere, der Stürme, der Ungewitter, beim Blick in die zahllosen Welten hinauf in demüthikzeBewunderung ausgebrochen war; während nach Abho ung der Bundeslade der äußere Gottesdienst Jsraels den Stoff seiner Lieder gebildet hatte, kehrten steh nun seine Psalmen immer tiefer in die innere Ge- fchichte des Reiches Gottes hinein und vor allein dem entgegen, über den ein Geistesblick nach dem andern, und einer immer erhabener als der andere, ihm eröffnet wurde. Der Sohn Gottes in feiner Person und in seinem Werke wurde nun der Ruhm seines Lebens; ihm dichtete, ihm sang, ihm lebte, ihm starb er. Bald war es die Herrlichkeit seiner Person, die ewige Gottheit sei- nes Wesens und seine Herrschaft über die Welt, die ihm nahe rückte (Ps. 2); bald war es der Messias als Hohepriester der höchsten Ordnung, und er nannte ihn seinen HgErrn, obgleich er sein Sohn sein follte (Ps. 110); bald wieder oergegenwärtigte sich seinem Geistes- blick das schwere, namenlofe Leiden des Sohnes Gottes aus Erden zur Erlösung der Menschheit, er sahe ihn dulden, bluten, sterben am Kreuze, sahe jeden einzelnen Umstand feiner zentnerschweren Martern und sang im Namen des leidenden, aber durch Leiden zum Sieg durchbrechenden Sohnes (Ps. 22). Alle früheren Ber- heißun en des alten Tesiaments liefen in David, wie in einen FJiittelpunkt, zusammen, und gingen m neuer Ge- stalt wieder von ihm aus. Der Kern der Weissagungen aller Propheten war von da an inimer der große, einst zu erwartende Davidssohn, der herrschen wiirde bis an der Welt Ende. Ja, so sehr wurde David der Wende- punkt der alten Zeit und ihres ganzen prophetischcn Charakters, daß er selber in feiner Geschichte ein augen- fiilliges Vorbild der Erscheinung Christi wurde und es bald keinen merkwürdigen Umstand in seinem Leben mehr gab, der nicht von den Propheten auf den Messias an- gewandt wurde. So bedeutend wurde von dem Tage an, wo David der Tempelbau abgeschlagen wurde, aber Gott ihm einen höheren geistigen Tempel baute, seine Geschichte; und es giebt keinen Menschen im alten Bunde, der so sehr Träger der großartigsten Verheißungem die je die Welt erlebt hat, gewesen ist, wie David. Und wir wollten nun noch murren, wenn uns Gott einen Wunsch versagt? wir wollten nicht lieber alles entbehren, mit Christo hungern und darben, wenn wir dafür der göttlichen Gnade und des ewigen Lebens gewiß werden? Was ist die Erde gegen den Himmel? Was ist die Zeit gegen die Ewigkeit? Mag immerhin das Aeußere fallen: Christus bleibt uns gewiß, auf den Trümmern der Sichtbarkeit nur um so gewisser, und bei ihm haben wir keinen Mangel, sondern liebliches Wesen zu seiner Rechten immer und ewiglich. (Fr. ArndtJ Das 8. Kapitel. David siegst, und bestellt-i die, somit-r. l« v.1——14. Titus dem zweiten Sahrzehent der Re- gierungszeit Davids wird uns seht in übersinnlicher Zins— Zahlung eine Reihe von Krirgrn namhaft gemacht, dnreh die er Ssraels Herrschaft iiber alle seine Feind: ringsher- brgriindete nnd das heilige Land in derjenigen Ausdeh- nung, die Gottes illerheißungen bestimmt hatten, zu einem Eigenthum des Sameng Ztbrahauro machte. von diesen kriegen wider die Philister W. D, skloablter W. 2), Snrer W. 3—11), Jtuiiuoniteiz Kmaleleiter w. 12) und Gdomtter w. 13. 14) wird der wider die Jtinaleletter nur gelegenilich erwähnt, der wider die Jtmmoniter aber schon jetzt in das Verzeichnis mit aufgenommen, obglelch derselbe erst später unstet, gegen Ende des oben br- Bichiieteiilsdeitraumeg Gan. 10—l2). vgl. 1. Thron. , «- « 1. Und es begab sieh darnach sdie folgenden Jahre nachher — von welchem Zeitpunkt an zu rechnen sei, bleibt unbestimmt, daher unsere Geschichte recht wohl früher angesetzt werden kann, als das in Kap. 7 berichtete Ereigniß], daß David die Philister sdie er bisher schon mehrfash bestritten Kap. 5, 17 ss., gFinzlichJ schlug, und schwachte sie sbraeh ihre Macht fur immer, so daß sie ferner nur noch vergebliche Versuche machten, den alten Kampf wieder auf- zunehmen Kap. 21, 15 ff.], und nahm den Dienst- zaum von der Philister Hand [den sie seither den Kindern Israel angelegt hatten, dadurch denn diese endlich völlig frei wurden von der philistäischen Oberherrschaft]. Der hebe. -Ausdruck: metheg heil-umwob, den die Vuigata frenum tributi (Luthek: Dienstzaum) überseszt hat, läßt sich aber auch »Zdum der Mutter« deuten, wobei denn Mutter in dem Sinne von «Hauptstadt« stände, wie ja umgekehrt die von einer Hauptstadt ab- hängigen Städte häufig deren ,,Töchter« heißen (4.E1Iiose 21, 25. 32; Jos. 15, 45. 47). Nun war die damalige Hauptstadt im Philisterlande, welche den Zaum oder David siegt über die Philister, Moabiter und Shreu 347 Zügel über das ganze Land in ihrer Hand hielt, dieselbe Stadt Gath, bei deren König (Achis) David einst Zu- flucht gefunden (1. Sam. 29, 5 Anm.); diese nahm er jetzt den Philistern weg uud bekam damit auch die übri- en Philisterstädte in seine Gewalt. Wenn wir die Worte o verstehen, so ergiebt sich derselbe Sinn, wie wenn in 1. Chron. 19, l ohne bildliche Redeweise gesagt wird: David nahm Gath und ihre Töchter aus der Philister Hand. Vgl. über Gath Anm. zu Jos.13, 2 nnd 10, 29. 2. Er schlug auch die Moabiter [bei denen er in der Zeit seiner Flucht vor Saul ebenfalls gastliche Aufnahme gefunden, wie bei den Phili- stern 1. Sam. 22, 3 f., die aber hernachmals gleicherweise, wie diese, als Feinde seines Reichs anftraten] also zu Boden, daß [die gesammte wassenfähige Mannschaft sieh ihm auf Gnade und Ungnade ergeben mußte und er ein strenges Ge- richt an ihr üben konnte, indem] er zwei Theile zum Tode brachte und [nur] ein Theil beim Leben ließ» Also wurden die Moabiter David unter- thanig, daß sie ihm Geschenke zntrugen [von da an Tribut zahlten]. Nach dem Wortlaut des Grundterteck Er schlug Mond, und maß sie mit der Meßschnun indem er sie zur Erde niederlegen ließ, und maß zwei Meßschnüre (= zwei Theile) ab zum Tödten, und eine Meßschnur voll zum Lebenlassen, mußten die kriegsgefangenen Moabiter auf Davids Be- fehl in Reihe und Glied sich auf die Erde niederlegeiy worauf die Reihe abgemessen wurde, um zwei Drittel zu tödten und ein Drittel leben zu lasseu. Es ist dies ein Decimiren im größten Maßstabe, welches wohl darin seinen Grund hat, daß David nach dem Grundsatz der strengenWiedervergeltung, den das Gesetz aufstellt (2. Mose 21, l4. 24 f. Anni·), an den Moabitern dasselbe zu thun sich bewogen fühlte, was sie mit ihren Feinden zu thun pflegten. Aehnliche Fälle von grausamer Uebung des Kriegsrecbts s. Nicht. 1, 6 f.; 2.Sam.12, 313 2. Ehren. 25, 12; 2 Kön. 15, l6. Z. David schlug auch Hadadeser [d. i. dessen Hilfe Hadad —- der Sonnengott der Syrer — ist], den Sohn Rehob smit weleheru letzteren einst Saul gestritten hatte 1. Sain. 14, 47], König znZoba seine Landschaft nordöstlich von Damas- kus —- Karte IV.]; da er [David] hinzog [nach jener Gegends seine Macht wiederzuholen an dem Wasser Phrath [die Grenze seines Reichs wieder bis dahin auszubreiteih bis wohin sie nach Gottes Verhei- ßung an Abraham l. Mose 15, 18, vgl. 5. M. l, 7; 11, 243 Jos. l, 4 reichen sollte und unter Saul wirk- lich eine Zeit lang gereicht hatte, nämlich bis an den Euphrats Andere verstehen unter demjenigen, der da hinzog, den Hadadesey und beziehen unsern Vers auf die Geschichie in Kuh. 10, 6——l3: nach der durch Joab erlittenen Niederlage im ainmonitischisyrischen Kriege hätte Hadad- eser nach dem« Euphrat sich zurückgezogeiy um mit neuen Streitkrästen sich auszuriistem so daß nicht einsyrischs edornitiscber Krieg in unserm Kapitel und ein ammonii tischssvrischer tm Kuh. 10 ff. zu unterscheiden wäre, son- dern nur vor einein einzigen, aber gegen drei Feinde zu- gleich gerichteten Kriege die Rede sein könne, einem ammonitischishrischædomitischenz Vieles» scheint »für diese Ansicht zu spreihenz andereshsedoch begünstigt die erstere Auffassung, so daß sieh keine endgiltige Entscheidung treffen läßt. 4. Und David fing ans ihnen tausend nnd siebenhundert Reiter [nach der ohne Zweifel rich- tigereu Angabe in I. Chron. 19, 4: tausend Wagen und siebentausend Reiter’««],·nnd zwanzigtausend [Mann] Fnßvolis, uud verlahmte [in Gehorsam gegen das göttliche Gesetz s. Mose 17, IS] alle Wagen [sowohl die Wagen- als Reitpferde auf dieselbe Weise, wie schon Josua gethan hatte Jos. 11, 6. 9], nnd behielt [nur] nbrig hundert Wagen [als ein Denkzeichen seines Siegess «) Die Verschiedenheit der Angaben an unserer Stelle und der Parallelen in l. Ehren. 19 erklärt stch daraus, daß an unserer Stelle nach dem hebt. Wort (tausend) das Wort IPJ (Wagen) ausgefallen ist; denn daß dies ursprünglich im Texte gestanden hat, beweist die Erwäh- nung der Wagen im Verse selbst. Wir bekommen also als richtigen Text: tausend Wagen und sieben- hundert Reiter. Dies stimmt nun allerdings noch nicht mit der Chronika, welche vielmehr siebentausend Reiter angiebt; aber zu 20,000 Mann Fußvolk stehen 7000 Reiter in den Ebenen Syriens offenbar in einem richtigeren Verhältnis; als 700, so daß wir der An abe der Chronika den Vorzug geben miissein An un erer Stelle ist vermuthlich nach dem Ausfallen des Wortes «Wagen«, das Zahlzeichen für tausend mit dem für hun- dert vertauscht worden. Die Größe der in Gefan en- schaft gerathenen Kriegsmacht erklärt sich aus der n- nahme, daß die ganze feindliche Armee von David ab- geschnitten und zur Uebergabe genöthigt wurde. 5. Es kamen aber die »Shrer von Damastns zu helfen Hadadesey dem Konige zu Zoba sihrem Bundesgenossen]; und David [nachdem er Hadad- eser’s Heeresmacht vernichtet hatte, wandte sich auch gegen diesen zweiten Feind und] schlug det Shtek zwei uud zwanzig tausend Mann, 6. Und legte Volk seine Befatzung] gen Da- maskus in Speien. Also ward Speien ssowohl das Gebiet vo»n Zoba, als das von Damaskusj David nnterthanig, daß sie ihm Geschenke zutrngen [Tribut zahlen mußten]. Denn der HEtt half David, wo er hinzog [V. 14]. Der Name Syrien (im Hebräisclyen Aram, zur Be· zeichnung der von Sem’s fünstem Sohne, l.Mose10, 21 f., abstammenden VölFerschafteUJ umfaßt in seiner weitesten Bedeutung das ganze Ländergebiet zwischen dem Tauruss und Amanus-Gebirge im Norden, der arabischen Wüste und der Grenze Egyptens im Süden, dein mittelländi- schen Meer im Westen und dem» Euphrat im Osten, so daß auch Phönizien und Palästina dazu erechnet wer- den (Luk. L, 25 Apostg. El, 3); ja selbst ie Niederuw gen zwischen dem Euphrat und Tigris heißen im hebt. Grundtext nicht selten das Flachland oder die Ebene Aranss (1.Mose 25, 203 Hof. 1«2, is) und Atem: de: beiden Ströme (1. Mose 24, 10; Pf. 60, 2)· Was aber gewöhnlich unter Syrien verstanden wird und wovon wir hier allein zu reden haben, ist das Land diesseit des Euphrat bis zum Mittelmeery sltdlich bis zum Libanon und Antilibanon reichend, von Phönizien (s. zu» Katz. 5, U) durch den Eleutherus getrennt, und iiötdlich bis zu dem Meerbusen von Jssus —- Nördlich 348 2. Samuelis 8, 7—--16. vom Libanon (s. Karte 17,) steigt ein nach Norden strei- chender Bergrückem der fetzt sogenannte Dschebel Nossak jrieh an, der im Westen gegen das Küstenland abfällt, im Osten aber in eine große Ebene gegen den Euphrat sich verläuft und nördlich vom Orontes unterbrochen wird; jenseit dieses Flusses beginnt ein anderes Berg- svstem, nämlich die Vorberge des Taurus mit Aus- läufern in verschiedener Richtung Das Binnenland ist durch den Orontes im Nordwesten bewäffertz er ent- springt in der Gegend des Antilibanon, vereinigt sich bei Baalbek oder Heliopolis mit kleineren Zuslüssciy nimmt einen nordöstlichen Lauf, indem er schon nach wenigen Stunden von seiner Quelle eine mächtige Wafserfülle entwickelt, geht zwischen hoehgrasigen und schilfreichen Ufern an der Stadt Riblath (2. Kön. 23, 33; 25, 6) und weiterhin an Emes a, was vielleicht einerlei ist mit Helam (Kap. 10, 17), vorbei, bis er von Epiphania, dem biblischen Hamath (4. Mose 13, 22) aus, sich nordwestlich wendet, zwischen der von Selcukus Nicator gegründeten und nach seinem Vater benannten Stadt Antioehia (1. Malt l, 1l Anm.) und dem ihr gegen- überliegenden Daphne (2. Matt. 4, II) hindurchströmt und nicht weit von Seleucia, ebenfalls von Seleukus Nicator erbaut, der auch dort begraben wurde, in’s Meer fällt (1. Matt. 11, 8). Oestlieh von Seleueia und An- iioehia, nach dem Euphrat zu, liegt das alte Berrhöa, das heutige berühmte Haleb oder Aleppo, in desscn Um- ge end ein trefflicher, von den altpersischen Königen sehr ge chätzter Wein wuchs; es könnte dies der in Hesel 27, 18 erwähnte Ort Helbort (Wein von Helborn Luther: ,,starken Wein-«) sein, doch hat Robinson dessen Lage auf seiner zweiten Reife vielmehr in einem Dorfe glei- ehes Namens im Nordwesten von Damaskus nachge- wiesen, das ebenfalls viel Wein erzeugt. Jni Südosten dagegen ist das Land theilweis vom Chrhsorrhoas bewässcrh der am Ostabhange des Antilibanon entsprin- end, einem engen, nach Damaskns ziehenden Thalgebiete Zehen und Vegetation giebt, während der übrige Ost· abbang als vorherrsehend unbebautcr und unbewohnter Wüstenstrich bei den Eingeborenen den an Afrika erin- nernden Namen der sahst-a trägt. Dieser Fluß ist ohne Zweifel das in 2.Kön. Z, 12 erwähnte Wasser Am ana; sein Wasser ist schön, klar und durchsichtig, wogegen das des Jordan (Jos. 3, I Anm.) trübe und von einer thonhaltigen Farbe ist, daher Naäman bcgreiflicber Weise seinen heimathlichen Fluß für besser halten konnte, als den im Lande Israel. Der Chryforrhoas strdmt durch Damaskus hindurch und ergießt sich 4—5 Stunden bstlich von der Stadt in zwei Armen in zwei kleine Seen. Der in der angeführten Stelle zugleich mit ihm enannte Pharphar ist wahrscheinlich der einzige andere elbstständige Strom von Bedeutung, der Ave-kreisen, der aus der Vereinigung mehrerer Bäche entsteht und süd- lich von Damaskus ebenfalls in den See abfließt. sAuf unsern Karten III· und IV. sind alle drei Seen wegen Kleinheit des Raums zu einem einzigen vereinigt dar- gestellt) Die Straße von Damaskus in nordöstlicher Richtung nach dem Euphrat zu führt uns zunächst nach der in einer, einst ungemein fruchtbaren, reichlich mit Wasser versehenen, jetzt aber sehr oerödeten Oase gelege- nen, so berühmten Handelsstadt Thadmoiy oder, wie sie bei Griechen und Römern heißt, Palmvra (1. Kön- 9, 18). Von da zieht sich die Straße nach dem 3——4 Tagereisen entfernten Euphrat nach Tiphfah oder Thapsakus hinauf, dem nordöstlichsten Grenzpunlte des Salomonischen Reiches (1. Kön 4, 24), Landungss und Einschissungsplatz für die aus dem Euphrat von Baby- lon kommenden oder dorthin zu versendenden Waaren; der gerade östliche Weg aber bringt uns hinüber nach Hena (2. Kön.18, 34), ehemals auf einer vom Euphrat gebildeten Insel, jetzt an beiden Ufern des Flusses gele- gen. Gehen wir von Hcna an dem östlichen Ufer strom- aufwärts, so kommen wir zuerst nach der Landfchaft Ava oder Jwa (2. Köin 17, 24; 18, 34), sodann weiter, da, wo der Chaboras in den Euphrat mündet, nach Karchemisch oder Circesium (Jerem. 46, 2). Von hier würde der gerade Weg nach Thadmor hinüber uns über Thelassar (2. Kön 19, 12) führen; wir verfolgen aber den Stromlauf weiter bis Thapsakus, setzen hier überden Fluß und gelan en auf der nach Hamath sührenden Straße nach ungeähr einer Tage- reife bis Rezeph (2. Kön 19, 12·) Jndem wir nach weiteren zwei Tagereisen die Straße verlassen und die Richtung aus Emefa zu einschlagen, treffen wir aus Arphad (2. Kön. 18, 34; 19, 13); weiter von dort, etwa in der Mitte zwifchen Emefa und Thadmoy haben wir ohne Zweifel die Landschaft Zoba zu suchen. —- Syrien ist im Ganzen ein sehr fruchtbares Land, zur Viehzucht geeignet (namentlich waren die fettscbwänzigen Schafe Shriens berühmt) und von mildem Klima, doch häufig von Erdbeben nnd Heuschrcckcnsehwärmen heim- gesucht. Durch dasselbe nahm der Handel aus Oftasien nach Abendläriderm nach Arabien und Egypteri seinen Waarenzug und Damaskus war stets ein Hauptstapels Platz, an dem auch Jsrael zuweilen durch Faktoreien und Bazars, die es daselbst zu errichten das Recht bekam (1. Stdn. 20, 34), Theil hatte. Den Namen ,,Sbrien«, den das Land bei den grieehischen und römischen Schrift- stellern führt und der in Luthers Uebersetzung überall an Stelle des hebe. »Aram« steht, hat es vermuthlirh von dem Lande Kir (Jes· 22, 6), von wo nach Amos 9, 7 die Aramäer nach Syrien eingewandert sind und wohin nach 2. Kön. 16, 9 der König Thiglath Pilesser von Assyrien in Erfiillung der Weissagung Amos l, 3—5 die Einwohner von Damaskus wegführta Die Gelehr- ten sind streitig, wo dies Kir gelegen: einige verstehen darunter eine Gegend am Flusse Cyrus, der in Arme- nien entspringend, in seinem unteren Laufe sich mit dem Araxes vereinigt und in’s kaspifche Meer fließt (1.Mose 2, 11); andere denken an die Landschast Karina, an der Stelle gelegen, wo Medien mit Susiana (Elam) und Assyrien zusammentraf. Dort wohnten die nach den medischeu Keilinschrifterr ssur genannten Semiten assyrischeri Stammes, und von da ging der Name Syrien auf das Land zwifchen dem Euphrat und Mittelmeer über. 7. Und David nahm die giildeneu Schilde, die Hadadeseks Knechten [die von seinen Vafallen und Dienstmannen in der Schlacht erbeutet worden] waren, und brachte sie [bei seiner siegreichen Heim: sehr] gen Jerusalem. 8. Aber von Beiha [oder TibehathJ und Be- tvthai [oder Chun 1. Ehren. II, 8], den Sttidteu Hadadeseks [ihrer Lage nach nicht sicher mehr nachzuweifenL nahm der König fast viel Erz [Kupfer, davon Salomo später das eherne Meer, die ehernen Säulen und Tempelgeräthe anfertigen ließ 1. Chron. 19, 8., vgl. 1. Kön. 7, 15 fs.; 2. K. 25, 14J. I. Da aber Thvi soder Thogu I. Chron. 19, I]- der König zu Hemath [am Orontes], hdtete, daß David alle Macht des Hadadeser geschlagen; 10. Sandte er Jotam loderhadoram l. Chron. 193 9]- fcineu Sohn, zu David, ihn freundlich zu grußeu uud ihu zu segneu fzu beglückwünfchenx David besiegt die Amalekiter und Edomiter. 349 daß er wider Hadadeser gestellten und ihn geschla- gen hatte —- denn FThol hatte einen Streit mit Hadadeser lKrieg mit ihm geführt, weil derselbe auch sein Reich an sich reißen wollte, welche Ge- fahr nun glücklich abgewendet war, wenn der neue Nachbar Friede und Freundschaft mit ihm hielt, was er eben durch die Gesandtfchaft bewirken wollte] —,»nnd et [Thoi’s Sohn] hatte mit sieh silberne, giildene nnd cherne Kleinodieii sdie er dem David zum Geschenk machen sollte], 11, Welche der König David auch dem HErrn heillgte sin den Schatz des Heiligthuiiis that, um ebenso, wie die güldenen Schilde und das erbeu- tete Erz, für den künftigen Tempelbau verwendet zu werden], sammt dem Silber und Golde-· das er (deni HErru) heiligte von allen Heiden, die er unter sich gebracht hatte: 12. Bot: Syriensvon Edom1.Chron.19, 11], von Mond, von den Kindern Ammou, von den Philistetm von Amalek, vom Raube Hadadesers [von der im Kriege mit ihm gemachten Beute], des Sohnes Rehob, Konigs zu Sohn. 13. Auch machte ihm David einen Namen, da er wiederkam und die Shrer schlng im Salzthal [richtiger: da er wiederkam vom Schlagen der Syrer V. 3—8., im Salzthah am Siidende des todten Meeres 1. Mose 19, 29., indem er nunmehr durch seine beiden Feldherren Abisai und Joab die Edomiter schlug« 1. Chron 19, 12; l. Kön. 11, 15; Pf. 60, 2], achtzehn tausend snach geringerer Schätzung zwölftauseiidM Pf. 60 2s. i) Luther’s Uebersetzung ist, wenii man die Worte nimmt, wie sie im Grundtext lauten, die allein rnöglichn aus den angeführten Parallelstellen aber ergiebt sich, daß der Sinn, der so herauskommt, der Geschichte wider- spricht, denn nicht die Syrey sondern die Edoiniter hat David durch seine Feldherrn im Salzthal geschlagen. Jedenfalls sind ini jetzigcn hebräischen Text« wie die Masorethen ihn festgestellt haben, ein Paar Worte aus- gesallen, so daß man vor den Worten: ,,im Salzthal« zu ergänzen hat: »und er schlug die EdokniterC Der gesehichtliche Hergang ist nämlich allem Anscheiii nach folgender: Während David hoch oben im Norden die Shrer in ihrem eigenen Gebiete bekriegte, benutzten die Edomiter bei ihrer seindseligen Gesinnung gegen Israel den günstigen Zeitpunkt, von Süden her in Palästina einzufallen, richteten in dem von Truppen entblöfzten Lande ein großes Blutbad an und waren schon im Be- griff, bis gen Jerusalem vorzudringen nnd alle von Da: vid bisher errungenen Erfolge in Frage zu stellen. Auf diese äußerst bedrängte Lage des Volkes Gottes beziehen sich Psalm 44 nnd Psalm 60, jener ein Psalm der Kinder Korah, von ihnen iiiinitteii des Elends gesungen, während der König noch in Syrien abwesend war, dieser von David selbst verfaßt, als der Anfang der Hilfe be- reits eingetreten. Zunächst nämlich wurde Abisai mit einer Heeresabtheilung von Shrien aus, wo der dortige Krieg noch nicht völlig beendigt war, den Edomitern entgegengeschickt, die er denn auch bis nach dem Süd- ende des todten Meeres zurückdränglez dann aber rückte das Hauptheer unter Joab nach. Dieser ließ die in der allgcnieinen Verwirrung unbegraben liegen gebliebenen Erschlagenen ordentlich bestatteii (l. Kiste. 11, 15), traf mit seinem Bruder Abisai im Salzthal zusammen, als derselbe soeben den Edoniitern eine große Niederlage bei- gebracht hatte, und rottete bei seinem sechsnionatlichen Aufenthalte in Edom alle waffenfähige Mannschast da- selbst aus, die ihm in die Hände fiel. —- ««) Man darf an der verschiedenen Bereehnungsweise der in der Schlacht gesallenen Feinde keinen Anstoß nehmen. Auch im sieben· jährigen Kriege wurden nach der Schlacht bei Lissa am ersten Tage nur 8-—12,000 Mann Gefangene gezählt; bei der Zahlung der folgenden Tage aber ergaben sich 22,000 Mann. 14. lind er [David] legte Volk seine starke Besatzung] in Edomäa [4. Mose 20, 17 Anm.], und ganz Edom war soon da an] David unter- worfen; denn der HErr half David sallenthalbenh wo er hinzog [vgl. die Ergüsse feines dankbaren Herzens in Kuh. 7, 18 fs.]. U« o. 15—-1n. Gleichwie i« dem Jersey-un 1. sum. te, 47—52 mit der Jtufzlihlung der liriegerischcu Unterneh- mungen Saul’s, dadurch er anfing, den Beruf drs igrari litischen itiiuigtlfunis zu erfüllen, eine lcurze Darstellung feiner Xciinilieiivcrhältuisse nnd seiner militärifclien Ein— richtungeti verbunden wird, so folgt auih hier auf die faminarischc Zusammenstellung drrtsriege nnd SiegeVavid’s, daduraj er die von Sau! unvollendet gelassene Aufgabe seines Berufs zum Ziele führte, eine Uauihaftniachuug feiner Reichsbeamten, während feine Familienverhätb nisfe zum Theil schen benannt, zum Theil aber in die fernere Geschichte seiner Regierung so eng verflochten find, daß die weiteren Mittheiliingen darüber lirsser dort ihre Stelle finden werden. 15. Also ward David König nber ganz Israel, und et schaffte sdurch seine, ebenso im rechten Geist gefiihrte, als von dem HErrn gesegiiete Re- gierung] Recht nnd Gerechtigkeit allem Volk. Jn welchem Geiste David sein Regiment zu führen sich vorgesetzt hatte, spricht er tm 101. Psalm aus, dcsscn Lesung gerade hier, wo wir in den folgenden Versen von seinen Beamten hören werden, an sich schon sehr wichtig ist. Aber· der Psalm, obwohl einige Aus- leger wegen der wehmüihigen und sehnsüchtigen Frage in Vers 2: Wann wirst du kommen zu mir? (Luther zieht die Worte zum vorhergehenden Satze und übersetzt: ,,bei denen, die mir zugehören«) seine Ent- stehung in die Zeit verlegen, wo David von seinem Vor- haben, die Bundeslade von Kiriath-Jearim nach Jeru- salem zu versehen, absiehen zu miissen glaubte (Kap.6, 9 fs.), weist auch seinem ganzen Inhalt nach in diejenige Periode der Regierung Davids herein, in welcher wir mit dem vorliegenden Abschnitt uns befinden. Denn nicht nur wird Jerusalem in V. 8 ohne Weiteres als »die Stadt des HErrn« bezeichnet« woraus hervorgeht, daß die Bundeslade bereits in Jerusalem Kap. 6, 1l fs.) und dies schon entschieden der religiöse s ittclpunkt des Vol- kes geworden war; sondern der Psalm hat auch die durch Nathan an David ergangene Vcrheißung (Kap. 7, 4 sf.) und die dadurch ihm gewordene Gewißheit, daß er — anders als Saul —- in seinem Stamme fort- rcgieren werde, durchweg zu seiner Voraussetzung nnd Grundlage. 16. Joab, der Sohn [der] Zetnja sderhalbschwester Davids 1. Sam. 16, 10], tvar [der höchste »Borge- setztej aber das Heer [Kap. 2, 13 ff.z 1. Chroku 12, 6]; Josaphat aber, der Sohn Ahilud ssonst nicht näher 350 S. Samuelis 8, 17, 18. 9, 1-—13. bekannt], war Kanzler [der altes, wag um den König vorging, aufzuzeichnem ihm von allem, was im Reiche vorsicl, Nachricht zu geben und alle königlichen Befehle mit einer Gegenzeichnung zu versehen hatte]. 17. Zadok, der Sohn Ahiiob saus der Linie Eleasar 1. Chron. 7, 50——53], und Ahimelech, der Sohn sjenesj Abjathak [der allein von den durch Saul ermordeten Priestern zu Nobe entrann I. Sam. 22, 20 fs.], waren [der eine bei der Stiftshütte zu Gibeon 1. Sam. 22, 19 Anm., der andere bei der Bundeslade auf Zion Kap. s, 17] Priester [die die hohepriesterlichen Geschäfte verrichteten 4. Mos. 25, is; 1. Sam. 2, 31 Anm.]; Seraja foder Seja Kap. 20, 25., auch Sausa 1. Chron. 19, 16., oder Sisa genannt 1. Kön. 4, B] wat Schteiber snach unserer Aus: drucksweisn StaatssecretärJ ; «) Es fällt auf, daß nicht Abjathar selbst genannt ist, und haben manche Ausleger deshalb die beiden Na- men umstellen wollen: Abjathar, der Sohn Ahi- melech Jndessen hieß nicht blos der Vater Abjathars Ahimelech, sondern auch sein ältester Sohn (1. Ehren. 25, S» sein jüngercr Sohn war Jonathan (Kap. 15, 275 17, 17, 20; l. Kön. 1, 42 f.). Abiathar war in der Zeit, von welcher unser Abschnitt redet, schon nahe an 50 Jahr (1. Sam. 2, 32 Anm.); er konnte also sehr wohl einen Sohn von 25 Jahren haben, und da er vielleicht kränk- lich war, trat dieser, sein Sohn, in die hohepriesterlichen Funktionen ein, obwohl er selbst die hohepriesterliche Würde bis zu seiner Absetzung (1. Klio. Z, 26 s.), bei welcher er gegen 80 Jahr alt war, beibehtelt. 18. Benaja der Sohn Jojada sein sehr tapfe- rer Held von Kabzeel, einer Stadt des südlichen Juda Kalt. 23, 20 sf.]- war [Oberster] über die Krethi und Plethi [die Scharfrichter und Läufer, d. i. die königliche Leibwache I. Sam. 22, 17 Anm.]; und die Söhne David [Kap. 3, 2 ff] waren Priester« kkichtigeex G e h eim ka eh e des Königs, welche unmittelbaren Zutritt zu seiner Person halten und andern den Zutritt zu ihm vermittelten, nach l. Chron 19, 17 die Ersten zur Hand oder Seite des Königs] «) Das dem hebe. skjid zu Grunde liegende Zeitwort bedeutet: Zutritt zu einer Person haben, die sonst für jedermann unzugätiglich ist, und andern den Zutritt zu ihr vermitteln· Im Verhältniss zu Gott nun gilt das von dem Priester (2. Mose 28, 1 Anm.), im Verhältniß u dem König aber, der, zumal im Morgenlandh eine sür gewöhnlich unzugängliche Person ist, von dem Ge- heimrathe oder Vertrautcn (Luther: ,,Freunde«) desselben, womit in 1. Kön. 4, 5 der Titel cohen zu einer Zeit, wo er schon zu veralten anfing, erläutert wird. Das 9. Kapitel. gutthiitiglieit Davids gegen MepHiHosetlZn III· V. 1—l3. Jetzt, wo er ans dem Höhepunkt seiner königlichen Macht nnd Herrlichkeit angelangt ist, gedenkt David seiner, dem Jonathan und Sau! einst gegebenen Worte« (1. Sam. 20, 13 sf.z U, 21 sf.) nnd forscht, ob nicht noch jemand von Sankt; Hause übrig sei, an dem er Gottes Barmherzigkeit thun könne. Es wird ihm tdlephibosetlk Ioaathairo mit beiden Füßen hinkender Sohn genannt, der mit seiner Familie jenseit des Jordan in dem Hause eines gewissen Mochi: lebt. Er läßt ihn alsobald herbeiholen nnd giebt ihm Sauko liegende Gitter zurück, die dessen ehemaliger wirthschaflgführer Jtiba für ihn bearbeiten muß; ihn selbst aber nimmt er an seinen Jhos nnd liißl ihn an der königlichen Tafel speisen. 1. Und David lals er so seinem Reiche nach außen hin die im vorigen Kapitel beschriebene Aus- dehnung gegeben und zugleich nach innen die Ein: richtungen zu einem geordneten und glücklichen Regiment getroffen hatte] sprach [zu seinen Knech- ten oder Hofbeamten]: Jst auch noch jemand über- blieben von dem Hause SaUlZ sden helfet mir doch ausfindig machen] daß ich Barmherzigkeit an ihm thue, um Jonathan kmeines Freundes] willen. 2. Es war aber svermuthlich zu Gibea, der Residenz des früheren Königs] ein Knecht vom Hause Saul [der diesem vormals seine Aecker be- wirthschaftet hatte]- der hieß Stdn, den riefen sie [David’s Hofbeamtem damit er Auskunft gebe] zu David. Und der König sprach zu ihm: Bist du Ziba [der ehedem in Saul’s, meines Vorgän- gers, Diensten gestanden]? Er sprach: Ja [ich bin Ziba], dein Knecht sbereit nun dir zu dienen, je nachdem du meine Dienste begehrst]. Z. Der König sprach: Jst noch jemand sübrigj vom Hause Saul, daß ich Gottes Barmherzigkeit [d. i. Barmherzigkeit, wie Gott sie erzeigt und auch unter Menschen sie von einem gegen den andern erzeigt wissen will 1. Sam. 20, 14.,] an ihm thue? [Denn nur in dieser Absicht frage ich dich nach den noch übrigen Nachkommen deines vormaligen Herrn, nicht aber, weil ich etwa vor- hätte, sie vollends auszurottenlJ Ziöa sprach zum König: Es ift noch da ein Sohn Jonathan, lahm an Füßen [Kap. 4, 4., nun gegen 25 Jahr alt« und selbst wieder Vater eines kleinen Sohnes V. 12]. ·) Jn den morgeniändischeii Reichen herrschte die gransame Sitte, daß die Anfänger einer neuen Dynastie alle Nachkommen ihrer Vorgänger vernichteten, damit diese keine Versuche machen könnten, die Herrschaft wie- der an sich zu reißen (1. Sam.24, 22). Deshalb hatte auch Sanks Enkel, um den es sich in unserer Geschichte handelt, nach Jsboseths Ermordung (Kap. 4) bisher in tiefer Verborgenheit gelebt; David aber, der anderen Sinnes war, als die gewöhnlichen morgenlätidischen Herrscher, hatte in der ersten Hälfte seiner Regierung zu viel mit den auswärtigen Feinden zu thun, als daß er früher schon hätte daran denken können, sein dem Jona- than gegebenes Wort einzulösen. Erst seht, wo er nun wirklich König Jsraels ist im vollen Sinne des Worts, da er dies und das bei sich bedenkt, was ihm wohl ob- liege zu thun, kommt ihm auch seineVekpflichtung gegen das Haus seines Freundes ein, dem er gefchworen hatte, Barmherzigkeit zu thun noch in seinen Nachkommen· ") Da es sich nur um das eigentliche Haus des Saul, d. h. um dessen rechtmäßige und vollblirtige Söhne oder Enkel handelt, so übergeht Ziba die beiden Söhne Sauls von seinem Kebsweibe Rizpa, von welchen der eine ebenfalls Mephiboseth hieß, sowie die 5 Söhne von Sauls ältester Tochter Merob (vgl. Kav. 21, 8); David’s Reichsbeamte. Seine Gutthätigkeit gegen Mephibofeth, den Sohn Jonathans 351 an diesen erfüllt sich vielmehr Gottes Gericht tiber Saul auch in seinen Nachkommen (Kap. 21, 1—l4). 4. Der König» sprach zu ihm: Wo ist er? Ziba sprach zum Könige: Siehe er ist zu Lodebar [oder Debir im Lande fenseit des Jordan, östlich von Mahanaim Jos.13, 26], im Hause seines gewissen] Manne, des Sohnes Ammiel lder ihm nach Jsboseths Ermordung eine Zufluchtsstätte bei sich gewährt bat]. d. Da sandte der König David [sofort] hin, und tießihn [den von Ziba ihm namhaft gemach: ten noch übrig gebliebenen Sohn Jouathansj holen von Lodebar, ans dem Hause Machiy des Sohnes Antntiel [der dann in Folge solcher Gutthat ein treuer Anhänger Davids wurde Kap.17, 27]. it. Da nun.Mevhiboseth, der Sohn Jonathan, des Sohnes Saul, zu David kam, fiel er auf sein Angesicht, und betete an sdem Könige seine tiefe Ehrfnrcht bezeigend und zugleich der Gnade dessel- ben sich befehlend, da er noch nicht wußte, was mit ihm gefchehen follte, ob Gutes oder Böses] David aber sprach: Mephtbosethi Er sprach: Hie bin ich, dein Knecht. » 7. David sprach zu ihm: Fnrchte dich nicht [als hätte ich dich zu mir rufen lassen, dir Uebles zu thun, fasse vielmehr Vertrauen zu mir]; denn ich will Barmherzigkeit an dir thun um Jonathan, deines Vaters lUUV meines Freundes] willen, und will dir allen Acker deines Vaters Saul sallen Grundbesitz, der einst deinem Großvater Saul an- gehört hat und seit Jsboseths Niederlage meiner Krone zugefallen ist] wiedergeben; du aber sals königlicher PrinzJ follst [außerdem auch königliche Ehre genießen und] täglich aus meinem Tisch das Brod essen [an meiner Tafel speisen] 8. Er aber betete an [neigte sich zu Dank für solche Gunst und Auszeichnung abermals vor dem König tief zur Erde], und sprach: Wer bin ich, dein Knecht, daß du dich wendest zu einem todten Hunde [zu einem für dich so nntzlofen und verächtlichen Menfchen], wie ich bin? 9. Da rief der König Stdn, dem Knaben [vor- maligen Wirthschafts-Verwalter des] Saul, und sprach zu ihm: Alles, was san liegenden Gründen] Saul-s gewesen ist und seines ganzen Hauses, hab ich dein Sohn [Enkel eben dieses deines früheren] Herrn [zu bleibendem Besitz für feine Lebenszeit] gegeben. 10. So arbeite ihm nun seinen Acker, du, nnd deine Kinder nnd Knechte, und bringe es ein sin die Scheuern, was darauf an Früchten und Getreide wächst], daß es sder Ertrag diefer Güter] deines Herrn Sohnes Brod set, daß er sich nahre sihm den Lebensunterhalt für feine Familie und seine Dienerschaft gewähre]; aber [er selbst] Mephi- boseth, deines Herrn Sohn, koder vielmehr Enkel]- soll [für feine Person] täglich das Brod essen aus meinem Tisch [und ganz als königlicher Prinz» ge- halten werden] Ziba aber hatte fünfzehn Sohne und zwanzig Knechte fdarum eben übertrug ihm der König die Bewirthschaftuiig der Aecker Saul’s zu Gun- sten des Mcphiboscth, ohne daß letzterer« sich selbst darum zu bekümmern brauchte, so: niglichen Hofe zu Jerusalem leben konnte; es lag aber auch in diesem Uinfiande eine große Versuchung zur Un- treue für Ziba, der er späterhin unterlag Kap. 16, 1—4; vgi.19, 24—30]. 11. Und Ziba sprach zum Könige: Alles, wie mein Herr, der König, smirj seinem Knechte, ge- boten hat, so soll sein Knecht thun [ich werde mit meinen Kindern und Knechten pünktlich dem Be: fehle meines Herrn und Königs nachkomrnen und die Aecker sorgfältig bewirthschaften]. Und [David bestätigte nochmals, was er bereits gesagt, und sprach:] Mephtboseth esse auf meinem Tisch, wie der Kö- nigsalkinder eins sworauf er ihn von dem Tage an bei sich behielt an seinem Hofe, während die Familie desselben anderwärts in Jerusalem unter- gebracht wurde] 12. Und Mephibofeth hatte einen kleinen Sohn, der hieß Micha [welcher hernachmals, als er heran- wuchs, vier Söhne zeugte und Sauls Geschlecht bis in die nachexilische Zeit fortpfianzte l. Chron. I, 34 ff·; 10, 40 ff.]. Aber alles, was im Hause Ziba wohuete sfeine 15 Söhne und 20 Knechte], das dienete Mephibofeth szu Gibea, wo die Güter Saurs sich befanden] 13. Mephiöoseth aber swie gesagt] wohuete zu Jerusalem, denn er aß täglich auf des Königs Tisch, und swurde von David wie der Königs- Kinder eins gehalten, obwohl er] hinite mit seinen beiden Füßen [und also dem Hofe weder zur Zierde gereichte, noch dem König irgend welchen Dienst versehen konnte] Israel führt Jehovcks Kriege, Israel singt Jehovwsi Ruhm und Preis, Israel lebt unter dem Schutz und Schirin des für alle leiehgcivogenen Rechts, und die Könige der Heiden be ennen fich zu Jehova’s Namen und ehren feinen Gesalbten: das ist es, was König David nicht durch Zufall oder durch Gunst der Umstände, sondern durch die Kraft seiner Gesinnung, durch die Wirkung seiner Tugenden erreicht hat. Jst das reicht die biblifchc Verwirklichung des himmlischen Königthums Jehova’s? ift damit nicht derjenige thaisächlich erwiesen, der den Willen Jehovas zu dem seinigen gemacht und die höchste Gewalt auf Erden zur Vollbringung der gött- lichen Gedanken und Rathschliisse über Israel und die Völker verwendet, der die königliche Machtvollkonunens heit zur Erfüllung der göttlichen Verheißung für die Menschheit gebraucht? ist da nicht das göttliche Recht ein menschliches geworden und hat sich nicht der hinun- lische Thron aus den Berg Zion herntedergelafsens Allerdings ist das der tiefste Sinn von jedem König· thum unter den Völkern; denn überall, wo das Köni - thum irgend naturgemäß entsteht und besteht, da beruht es auf dem Q5cwußtsein, daß das Vol! in sich selber nicht mehr das Vermögen besitzt, die zu feiner Existenz noth- wendige Viachteinhcit hervorzubringen und fiir das jedes- tnalige Vedürfniß herzustellem in welchem Bewußtsein sodann das Weitere gegeben ist, daß nur ein solcher dies tdern ganz forgenlos am kös- 352 2. Sauiuelis 10, 1——9. Bediirsniß zu befriedigen im Stande sein wird, in· wel- chem die ihrer selbst nicht mehr mächtige Volkseinheit auf eine ursprüngliche, also göttliche Weise gesetzt ist. Man steht leicht, daß diefe»Vorstelluiig auf da§ hochste deutet, dessen überhaupt die menschliche Persönlichkeit fähig iß. Wir werden deshalb bei der menschlicheii Un- vollkonimenheit von vornherein darauf gefaßt sein iiiiissen, daß wir uns mit vielen mangelhafieii Verwirklichungen dieser höchsten Jdee zu begnügen haben; Ia auch das wird uns nicht unerwartet sein tönnemdaß »niihts so sehr entstellt und gemißbraucht wird, wie diese gotilicheNatur des Köuigthiims Ebendeshalb ist aber dieses biblische Ideal des Daoidischen Königthiims sur alle Zeiten zur Norm Richtschnur) und zum Correctiv (Besseriingsvor- bild) aufgestelln Wenn im» Morgenlaride zu Dabei, Ninioe, Siisan und Peisepolis, wenn spater iin Abend- lande zu Rom die höchste Herischerniacht als Jiicariiation (Fleischwerdung) der höchsten Cåottheitgedaist uiid ver- ehrt wurde, so ist dies das Zerrbild Jener Idee; denn das göttliche Attribiit (Beizeichen·oder ZlJierkmal) der Herrschaft ruht hier nicht auf Heiligkeit· der Gesiniiiing aiif Einheit des menschlichen Willeiis mildem göttlichen, sondern auf dem Bcsttz der Gewalt. Die gottliche »Ho- heit wird nicht gewonnen und errungen durch tiefste Selbstentiiußerung und schwersten Kampf des Geistes; sondern weggenommen und festgehalten wird«sie als ein Raub mit dem Arm des Fleiches Auf diesem Wege wird an dem höchften Orte der Weltmadit die Statte bereitet, wo sich die letzte Bosheit der Weltgeschichte»voll- enden muß und wird (2. Thessal Kap. 2f. Jn diesem Lichte der Geschichte des Weltreiches wird uns das Da« vidische Köni thum erst völlig verständlich. Der Weg, auf· welchem aoid’s Königthum begründet und befestigt wird, ist ein so lichter, daß nicht blos Israel, welches David auf diesem Wege mit seinen Aiigen begleitete, sondern alle nachfolgenden Zeiten und Völker die in jedem menschlichen Gewissen verzeichiieteki Fußstapfen des reinen und heiligen Wandels die unverfälschbaren und vimtrugs licheii Spuren der Gerechtigkeiy der Wahrheit, der Liebe und Treue, die ächten und wahren Kennzeichen der nach Gottes Bilde geschaffeneneu Sjjienschheit wieder erkennen können. Wir werden uns daher, sobald wir diesem leuchtenden Gange der Geschichte aufmerksam» folgen, leicht überzeugen, daß in diesem Davidischeii Konigthum die- jenige Stätte bereitet wird, an welcher die gottliclfe Gnade und Wahrheit ihr Werk für die Menschheit ausführen will. Das Volk Israel hat eine Bestimmung für alle Völker und alle Zeiten; denn von den Juden komiiit das Heil und die Rettung (Joh. 4, 22), nur durch Israel kann der durch die Sünde verloren gegangene Segen Gottes der Menschheit wieder zugewendet werden. Israel konnte aber, in sich selber zerrissen nnd zerklüfteh seine Bestimmung nicht erfüllen, es bedurftedesfKoiiilgthums als des zur Wiederherstellung seiner Einheit» not wendis gen Organs (Werkze»uges). Dieses Organ ist nunmehr gefunden und aufgerichtet »Da niin Israel »nur· durch dieses heilige Organ des Königthums zur eiiiheitlichen Thäiigkeit znfammeiigefaßt werden kamt- sO Mxiß auch das Königthuin wahren, so lange Jsraels Bestimmung noch nicht erfüllt ist, das Königthiim muß die Zeiten Jsraels begleiten· iind da die Zeiten Jsraels kein Ende nehmen (Sir. 3 , 2»8), so muß Davids Königthuni eben so ewig sein, wie Jsraels Dasein. (Baiimgarten.) Das 10. Kapitel. Die Liuimoniter verhöhnen Davids Iineohte, und werden geschlagen. l. v. 1—14· David, der um die Mitte feiner Regierungs- zeit auf dem tjöhiiuiiilit feiner Herrschaft angelangt ist, wie die beiden vorigen Kapitel uns gezeigt haben, wird durch die verhöhiiiing, die friuru Gesandten von Seiten des neuen Jliiinioiiiterliöiiigs ijanou ioiderfährh in den auiinonitifitpfyrifclien Krieg verioiklieln der zwar gleich anfangs eine siegreiche Weiiduug nimmt, wir alle sein: Kriege bisher, tin weitern Verlauf: jedoith wie die beiden folgenden Kapitel uuo zeigen werden, durch den iii die Geschichte dieses kriegt; verfloihtenen Sändenfall Davids: lo verliiiiigiiißooll für ihii geworden ist, daß mit der zweileutjälfte feiner Regierung eine Reihe sitjwerer Gericht: sit-er ihn und ftiii Hang hereinbriafh dir eiurii tiefen Schatten auf die tjerrlirhlieit seines Königthiims werfen. Erft nachdem dasselbe diirih die Zeit der Erniedrigung im dritten Ijahrzeheiit hindurchgegangen, geht es wieder mit ihm aufwärts. was den fpecielleu Inhalt unsers Jtbfchiiittg betrifft, so ist er dieser: David sendet beim Jldlebeii des ihm befrrundeteu Jlinnioniterliiiiiigs dlahas Boten aii dessen Sohn nnd Nachfolger Mann, um ihm fein seileid zu be— zeigen und zum Regierungsantritt Glück zu ioüiifchen; dort) Saum, durch die von feinen Färfleii ausgehenden verdåclitiguugeii der eigentlichen Kbfioztiiaoidri irregrleitey fihiindet die Boten aufs Zienßrrsie und rüstet fiai zum Kriege wider Israel, indem er von den Syreru ein starlieo tjilfrshoer für Geld diagn. Ioab nun, voii David wider die vereinigten Jlininoniter und Syrer iii’s Feld gefiiiiititz schlägt zuerst die Sijrer bei itledaba und zwingt dadurch die Jiminoniteiz hinter die iUauerii ihrer iijauptliadt dtabba sieh 3nriicli3iiziehen. (tl1gl. 1. China. W, 1—15.) I. Und es begab sich darnach [eiwa um das Jahr 1032 v. Chr. G.], daß der König der Kin- der Ammon lNahas mit Namen, vielleicht derselbe, den eiust Saul bei Jabes in Gilead geschlagen hatte l. Sam. 11, 1 ff. —- dann müßte er aber über 42 Jahr regiert haben --, oder wahrschein- licher dessen gleichuamiger Nachfolger] starb, mtd sein Sohn Haiioii ward König an feine Statt. 2. Da sprach David [gedachte bei sich]: Jch will Barmherzigkeit thun aii Davon, dem Sohn Nahas sinich gegen ihn freundschaftlich und nach- barltch bezeigeuL wie fein Vater an mit? Barm- herzigkeit gethan hatk Und sandte Ueine Absicht sofort auch zur Ausführung bringendj hin, und ließ ihn trösten durch seine Knechte uber seinen Vater [ihm nach einer gewöhnlichen Sitte der Höf- lichkeit wegen des Hintritts seines Vaters sein Bei- leid aussprecheiis Da ttlm die Knechte David iirs Land der Aniuioiiiter kamen [nach der Haupt- siadt desselben, Rabba oder Rabbath-Ammon Kap.11, l; 5. Mos. Z, 11], 3. Sprachen die Gewaltigen der Kinder Ainiiion sdie Magnaten oder Großen des ReichsJ zu ihrem Herrn [dem nunmehr zur Regierung gekommenen Königs Hauen: Meineft du, daß David [wirklich, wie er vorgiebq deinen Vater ehre vor deinen Augen [darum], daß et Tröster zu dir gesandt hat? Meiticst du uicht linerkest du nicht vielmehr], daß et darum hat seine Knechte zii dir gesandt, daß er [bei dieser Gelegenheit] die Stadt erforsche Und erkmtde sausfpioniren lasse] nnd umkehrt« [um zu erfahren, wie er am leichtesten sie erobern und zerstören könne]? Der Amrnoniierkönig schändet Davids Knechte und rüstet fich zum Kriege gegen ihn. «) Die zu l. Sam. 22, 4 mitgetheilte Ansicht S. Schmidt’s, daß der Ammoniierlönig Nahas mit dem dort erwähnten Moabiterlönig ein und dieselbe Person sein dürfte, läßt sich bei genauer Erwägung der Sache nicht rechtfertigen. Da vielmehr David in derselben Weise Barmherzigkeit thun will an Hanon, dem Sohne des Nahas, wie dessen Vater an ihm Barmherzi keit ge- thanhabe, so ergiebtsich als das Nächstliegenda da Nahas dem David entweder bei dem Tode seines Vaters Jsai hatte fein Beileid bezeigen oder ihm zu seiner eigenen Thronbesteigung Gliick wünschen lassen (vgl.1.Kön.5, 1); es liegt gar kein irgendwie nöthigendcr Grund vor, mit den Ansle ern an Wohlthaten zu deuten, die David während skiiner Verfolgung durch Saul von Nahas empfangen hätte, im Gegentheil spricht der ganze Zu« sammenhang dessen, was das l. Buch Samuelis aus der Geschichte dieser Verfolgung erzählt, entschieden gegen eine solche Annahme. «) Diesem Verdachte liegt der alte Nationalhaß der Ammoniter gegen Jsrael zu Grunde (Rtcht. 10, 6 ff.; 1- Sam. 11., l ff«), der wohl durch Davids Verfahren gegen die den Ammonitern verwandten und benachbar- ten Mvabiter (Kap. 8, 2) von neuem aufgeregt worden war. Daraus, daß David in wirklich freundschaftlichcr Absicht feine Gesandten an Hanon abgeschickt hatte und keineswegs, wie die Ma naten argwöhntem Eroberungss gelüste hegte, ergiebt si , daß er bis dahin noch keinen Krieg mit den Ammonitern gehabt hatte und also die Er« wähnung dieser Völkerschaft in Kap. 8, 12 dem zeitge- schichtlichen Verlauf der Begebenheiten vergreift. 4. Da nahm Hanon [der von den Einflüstw rungen seiner Großen sich berücken ließ] die Knechte Davids, und beschor ihnen [am in ihnen ihren König für seine vermeintlichen Absichten auf’s Aeußerste zu beschimpfen] den Bari halb [auf der einen Seite des GesichtöL und schnitt ihnen die [lan- gen, den Leib verhüllenden] Kleider halb ab [von unten auf] bis an den Gürtel [wörtlich: bis an das Gefäß, vgl. 1. Ehren. 20, 4], und ließ sie [in einem Zustande, in welchem sie anständiger Weise vor niemand sich konnten sehen lassen] gehen· Jemand den Bart abscheeren, wird bei den Arabrrn für eben so beschimpfend gehalten, als bei uns der Staub- besen und das Brandmarkem Viele würden lieber ster- ben, als sich den Bart abscheercn lassen. (Arvieux.) —- Der zweite Schimpf war um so größer, da bekanntlich nur die Priester Beinkleider trugen und der Morgen- länder auf die den ganzen Körper würdevoll bedeckende Kleidung einen so hohen Werth legt, daß unsere Fracks u. dgl. auch den heutigen Söhnen des Orients ein Greuel sind. (Thenius.) d. Da das David sdurch Boten, die seine Gesandten auf ihrem Heimwege von Jericho aus an ihn abschicktenJ ward angesetzt, sandte er ihnen [den Befehl] entgegen [sie sollten für fetztnicht bis zu ihm zurückkehren, damit er die ihnen zugefügte Schmach nicht selbst mit ansehen müsse]; denn die Manner waren sehr geschaut-et. Und der Konig ließ ihnen sagen: Bleibet zu Jericho [s. Anat. zu Jos s, I. u. 26], bis euer Bart gewachsen, so lotntnt dann wieder. s. Da aber die Kinder Arn-non sahen, daß sie vor David stiulend waren worden lsich bei ihm durch solche Behandlung seiner Gesandten in einem Dächfeki Bibel-irrt. 353 Maße verhaßt gemacht hatten, daß er ohne Zweifel Rache nehmen würde], sandten sie hin [in das nördlich über Palästina gelegene Land Shrien Kap. 8, e Anm.], und diugeten [um den Preis von 1000 Centner oder Talente Silbers l. Chron. 20, s] die Shrer des Hauses Rehob [desjenigen Reiches, dessen Hauptstadt Rehob oder Rehoboth am Euphrat I. Mos. 36, 37 war] «, und die Svrer zu Zoba [die David sich zinspflichtig gemacht hatte Kuh. 8, 3 ff., und die jetzt gern die Gelegenheit ergriffen, sich von ihm wieder unabhängig zu ma- chen], zwanzig tausend Mann Fußvolls [mitgerechnet die dazu gehörigen Wagen und Reiter], und von dem König [zu] Maacha [am Südwesiabhange des großen Hermon 4. Mos. 32, 41 Anm.] tausend Mann, und von Jstob [richtiger: und von den Leuten zu Tod, Nicht. 11, 3"] zwölf tausend Mann. «) Nahe an der Einmtindung des Chaboras in den Euphrat oder bei der anderen Stadt Circesiunn Wenn andere Ausleger hier an das in 4. Mos. II, 22 und Nicht. l8, 22 erwähnte Rehob, westlich von Dan oder Laie, denken, so ist diese Auffassung darum nicht annehm- bar, weil dann die ,,Shrer des Hauses Nehob« ein fhris sches Gebiet innerhalb des Landes Jsrael bezeichnen würden, zur Zeit Davids aber, der die Svrer in» ihrem eigenem Lande schlug, diese schwerlich auf israelrtkschem Grund und Boden einen besonderen Staat für stch bil- deren. Dagegen weist uns der Ausdruck in I. Chron. 20, s: ,,Mesopotamia« auf das Richtige hin; wir denken also an die Gegend am Euphrat, deren Mittelpunkt das, in der oben erwähnten Stelle genannte Rehoboth war. «) Andere suchen das in I. Chron 20, 6 nicht mit aufgeführte Land Tob im Süden von Salcha und Bozra oder vom hauransGebirge (s. Karte lIl.), so daß es un- mittelbar an das Gebiet der Ammoniter gegrenzt hätte. 7. Da das David hdrete sdaß die Ammoniter sich zum Krieg wider ihn gerüstet und auch die Shrer zur Hilfe gerufen hatten], sandte er [seinen Feldhauptmanm Kap. 8, IS] Joab mit dem ganzen Heer der Kriegslente sum der Macht des Feindes mit einer ausreichenden Gegenmacht zu begegnen] 8. Und die Kinder Ammon zogen aus sau- ihrer Hauptstadt, wo sie sich gesammelt hatten], und riisieten sich zum Streit vor der Thier des Thors Jstellten sich in Schlachtordnung auf vor dem Thor von Rabba oder Rabbath-Ammon]. Die Syrer aber von Sol-a, von Siebold, von Jstob nnd von Maarha [V. s] waren smit ihren 33,000 Hilfstruppetq allrtti im Felde [hatten eine von den Ammonitern abgesonderte Stellungmanf der weiten baum- losen Hochebene bei Medaba, 4 eilen südwestlich von Rabba, eingenommen, um das Heer David’s, wenn es auf die ammonitische Hauptstadt heranzöge, im Rücken anzugreifens V. Da Joab [bei seinem Vorrücken wider RabbaJ nun sahe, daß der Streit auf ihn gestellet lvar an zwei Seiten], vornen nnd hinten [vornen die mmoniter, und hinten die Syrer —- denn diese solIten ja im rechten Augenblick aus ihrer abgesonderten Stellung von Südwesten her wider Ist« 1. Z. 23 354 S. Samuclis 10, 10—-—l9. 1l, 1-—3. ihn vorrücken und von hinten ihn übersallen], et- wahlete er [für sich ein Corpsj aus aller jungen Mannschaft in Israel saus den besten und tüchtig- sten Kriegern], nnd rüstete sich [stellte dies Corps in Schlachtordnung auf] wider die [den Haupttheil der seindlichen Streitmackyt bildendenj Shrer sin der Richtung nach Medaba hin]. In. Und -das übrige Volk that er unter die Hand [den OberbefehU seines Bruders Abisai [Kap. 2, 17 sil- daß er sieh riistcte wider die Kinder Ammon [die vor Rabba in Schlaehtordnuiig aufgestellt waren]; 11. Und sprach sehe er vorrückte]: Werden mir die Shrer überlegen sein, so tomm mir zu Hilfe; werden aber die Kinder Ammon dir über- legen sein, so will icb dir zu Hilfe kommen. Der Angriss sollte zwar nicht gleichzeitig gegen beide feindliche Heere gemacht werden, sondern Joab wollte zunächst die Syker angerufen, während Abisai filr’s Erste die Aminoniter nur in Schach halten sollte; es war ja aber nur gar zu leicht möglich, daß die feiudlichen Heeres- abtheilungen ihrerseits zu gleicher Zeit vorriickten, und auf diese Möglichkeit nimmt Joab bei seiner Anordnung Betracht. Dabei zeigte er sieh denn als einen gläubig- frommen Jsraeliten (vgl. übrigens Kap.1l, 15 Anm.), der stch bewußt ist, daß er nicht blos für seinen irdischen König streitet, sondern mehr noch ftir den himmlischen Eigenthnnisherrn seines Vateelandefn Denn er ermahnte seinen Bruder zuglcich also: 12. Sei getrost shabe in Anbetracht der Ge- rechtigkeit unserer Sache, für die wir streiten, guten MnthL und laß uns stark sein für unser Volk, und für die Städte unsers Gottes [damit jenes nicht den Heiden unterliege und diese, die des HErrn Eigenthum sind, nicht fremder Gewalt preis- gegeben werdens; der HErr aber thue, was ihm gestillt ser lasse das Unternehmen einen Ausgang ge- winnen, wie es ihm selber gesällh und das kann, da es um die Ehre seines Namens sich handelt, kein anderer fein, als ein glorreicher Sieg) « Wir haben hier wohl die kürzeste, aber inhaltreichsie kriegerische Ermahnungsreda (Thenius.) 13. Und Joab macht-e [uachdem er so sich und seinen Bruder in Gott gestärkt hatte] sich herzu mit dem Volk, das bei ihm war, zu streiten wider die Speer; und sie flohen vor ihm sder mit aller Macht aus sie losstürmtes la. Und da die Kinder Amtuon sahen, daß die Shrer flohen [denn ihr Fluchtweg führte sie bei Rabba vorüber], stoben sie auch vor Abisai [nvch ehe dieser einen eigentlichen Angriss unter- nommen hatte], und zogen ssichj in die Stadt szu- rück, weil sie natürlich nicht den Muth hatten, den Krieg mit der gesammten Heeresmacht Jsraels allein fortzuführen; doch war die Jahreszeit schon zu weit vorgerückt, als daß auch die Kinder Jsrael ihrerseits noch eine Belagerung Rabbas hätten vornehmen können]. Also kehrete Joab um von den Kindern Annnon sindem er die Belagerung ihrer Hauptstadt bis zum nächsten Frühjahr der: lchvb Kind. II, II« und kam gen Jerusalem [doch mußte, wie wir im folgenden Abschnitt sehen wer- den, das Heer noch einmal, ehe der Winter herein- brach, in’s Feld rücken]. It« u. i5—19. Just die vol: Juni« vki nieder« n: ne Fluch! gesnjtugenen Snrer in ihrer tieimath ankommen, bringt tjadadrsky drr König non lieber, drr alles auf— bietet, von Davids Botmäßigkeit tin) wieder frei zu machen, ein neues ijrrr unter seinem Feidhanptinann Sol-ach 3ufatnu1en; gegen dieses rsirltt David selbst heran mit der gesammten tgkaelitifchrn Krieg-Mannschaft, schlägt dasselbe völlig aufs Haupt nnd bringt Syrlrn für immer unter feine Qbrthrrtsrhaftz so daß von daher die Kinde: Jlmmon tieine Hilfe mehr zu erwarten haben. vergl. l. Thron. W, l6—19. 15. Und da die Shrer [bei der Rückkehr der von ihnen den Ammonitern zu Hilfe gesandten Puppen] sahen, daß sie geschlagen waren vor Israel [und fürchten mußten, daß David jetzt gegen sie seine Heere anssenden werde], kamen sie zn Hans [und berathschlagten, wie sie neue Streit- kräfte zur Fortsetzung des Kriegs zusarnmenbringen könnten]. 16. Und Hadadeser [der mächtigste und ent- schlossenste unter ihren Königen, dem zugleich alles daran gelegen war, das von David ihni auferlegte Joch Kap.«8, 3 ff. abzuschütteln] sandte hin [zu den von ihm abhängigen sVasallensllrstenL nnd brachte heraus die Shrer jenseit des Wassers sdes EuphratL und fuhrete herein ihre Machsiz und Sobach, der Feldhauhtmann Hadadesens [den er dorthin entsendet hatte], zog vor ihnen [den zu- sammengebrachten neuen Truppenj her. «) Die Worte des Grundtextes können übcrsetzt wer- den: und es kamen ihre Heere (Lnth"er hat nach der Vulgata sich gerichtet: et actduxit eorum exercitumx man kann aber auch das letzte Wort Ost-III sihre Heere) als abgekürzte Sehreibart für DNEIJ snach Helam V. 17) ansehen und deingemäß übersetzen: nnd sie (die aus Mesopotamien herbeigerusenen Spur) kamen nach Helam Diese Auffassung empfiehlt sich besonders da- durch, daß nach V. 17 auch David nach Helam zieht, um dort die Shrer anzugreifenz wo aber dieser Ort, der sonst nicht weiter vorkommt, gelegen hat, läßt sich nicht mehr nachweisen - vermuthlich nordöstlich von Damaskus, in der Gegend von Thadmor. 17. Da das David ward angesagt, sammelte er zu Hans das ganze Israel [bot er die gesammte waffenfähige Mannschaft seines Reiches auf, den Feind mit Einem Schlage zu vernichten], nnd zog über den» Jordan, und kam gen Heim. Und die Shrer rusteien sich wider David, mit ihm zu streiten. 18. Aber die Shrer [ihrem Gegner schou der Zahl nach nicht gewachsen] flohen vor Israel; nnd David erwurgete der Shrer sieben hundert snach I. Chron. 20, 18 siebentausendl Wagen, nnd vierzig tausend Reiter snach L. Chiron. 20, 18 vierzig: tausend Mann zu Fußkh dazu— Schuh, den Feld- hanptmaun [Hadadeser’s], schlug er, daß er sbald Niederlage der vereinigten Ammoniter und Syren Belagerung Rabbas darauf in Folge der erhaltenen Wunden] daselbst snoch auf dem Schlachtfelde] starb. «) Die verschiedene Angabe gleicht sich dadurch aus, daß diese 40,000 Gefallenen theils Reiter, theils Fußvolk waren, der eine Bericht aber jene, der andere diese Trup- pengattung ausschließlich in’s Auge gefaßt hat. Aiich die erste Differenz (700 und 7000 Wagen) läßt sich be- heben, wenn man mit Starke annimmt, daß auf jedem Kriegswa en 10 Mann standen; dann wären 700 Wa- gen mit 000 Kriegern zu verstehen. IV. Da aber die Könige, die unter Hadad- eser waren. [als Vasallen unter seiner Oberbeu- fchaft standen], sahen, daß sie geschlagen waren vor Israel, machten sie [gleichwie auch Hadadefer selbst] Friede mit Israel und wurden ihm unter- than lebenfalls zinspflichtig, wie ihr Oberhaupt es schon vorher gewesen war]. Und die Shter fiirchteteu sich [oon da ans, den Kindern Auiuion mehr zu helfen [so daß David bei dem Feldzug des folgenden Jahres, Kuh. 11 u. 12, es mit den Ammonitern allein zu thun hatte]. Das 11. Kapitel. Davids Ehebrueh und Todtschlass III« V. l—13. Jni Frühjahr des folgenden Jahres nimmt Joab den Frldzug wider dir Jtinuionilcr von lleiieni auf nnd rüctit mit seinem Heere zur Belagerung ihrer haupt- stsidt btabba ans, während David in Jerusalem zurückli- bleibt Hier sieht der König eines Abends, als er anf dem Dache seines Hauses in der Kbendliühle sich ergeht, in dem tjofc eines in der llriterstadt befindlichen Hauses rin Weib voii großer Stilidtheit sich-baden und rnlbrennt sofort gegen sie in böser Lust. Obwohl er erfährt, daß sie nicht ledig ist, sondern eines Mannes Ehren-ein, nnd zwar dasdes Arm, des Heihiterz der seiner treaeslen Kriegs- obersteu einer ist nnd als proselht eine besondere Rüitißrlsts nahnie verdient, läßt er ße donnert) zu sitt) holen und be- schläft sie. Kls nun Bathseba —- dcnn so heißt das zur Untrene gegen ihren Gatten verführte Weib —- dem König Jliizeige macht, sie sei schwanger worden, läßt dieser den llrias nach Jerusalem kommen, nni dir folgen seiner öllissrthat mit dein ehrbaren Srhleier des Ghebetis zukommen; doch alle seine List wird zu schanden an der Frömmigkeit nnd strengen Srlbsibehrrrschung, womit drr treue Knriht oon seinen! Weibe sieh fern hält und ein kachtiager sich aussucht beiden ceiliwiictsteru seines Kriegs- errn. 1. Und da das Jahr umlam smit dem näch- steir Frühjahr nach den im vorigen Kapitel er- zählten Kriegsereignissen ein neues Jahr feinen Anfang nahm, 2. Bibl. 12- l f.], znt Zeit, wenn die Könige pflegen ausznzieheu snach der Ruhe des Winters die Feldzüga in welche sie verwickelt sind, wieder aufzunehmenjz sandte David [seinen Feld- hauptmann] Joab und seine Knechte. [Hauptleute] mit ihm, und das ganze Israel fdie gesammte Kriegsmannschast seines ReichesL daß sie die Kin- der Ammon swelche im vergangenen Jahre nur vorläufig« besiegt, aber nicht völlig vernichtet worden waren Kap. 10, 141 verderbeteiy und belegten sihre Hauptstadt 4. Mos. 21, 30 Auen] Rabba 355 [um sie zu erobern und zu zerstören, Kap. 12, 2ts ff] David aber lzog dies Mal nicht mit aus, wie er bei dem Feldzug gegen dieSyrer gethan Kuh. 10, 17., sondern] blieb zu Jerusalem. » Wäre er mit in’s Lager gegangen »und hätte wider seine Feinde gestellten, so wäre er mit dem Pfeil der bösen Begierde nicht geschossen worden. V.2 ff. (Buddeus.) Abgesehen von jenem ersten Zuge Joab’s wider Ammon Rad. 10, 7 ff.), voii dem ein gewisses Schicklichkeitsgefühl ihn persönlich fern hält, nnd von den früheren, zwischen Israel und Juda entbrannten Bruderläinpfeii (Kap. 2, 12 ss.), bleibt David zum ersten Male, so lange er König gewesen, während die Kriegsdrommete ertönt, feiernd in Jerusalem zuriick. Sein Feiern ist aber nicht das Feiern der aufgehobenen Mofishände beim Kampfe Jsraels ivider Amalek (2· Mof 17, 8 ff.), unter Gottcsgedanken und Reichsgedanken des Glaubens, an den der Sieg geleitet, sondern das Piüßiggehen den eigenen Gedanken nach, die an dem Lichtglanze irdischer Herrlichkeit sich sonnen wollen und an der Rache ilber die Verhöhner derselben, bei dem gar nicht erst beziveifelten Siege so mächtiger Heercsspitzem sich im Voraus erfättigem (Roffhack.) · · Z. Und es begab sich, daß David [indem er so während der Belagerung Rabba’s in Jerusalem weilte] um den Abend [da der Tag kühle worden war 1.Mos. s, 8] aufstund von seinem Lager [wo- selbst er Mittagsruhe gehalten) nnd ging auf dem [platten] Dach [oder Altan] des Königshaitses [Kap. 5, 11 Anm., um frische Luft zu schöpfen], nnd sahe von! Dach [in dem unbedeckten Hofe eines in der Unterstadt, nicht weit vom königlichen Palast gelegenen Hauses] ein Weib sich waschen [in dem Baffin des Hofes sich badeii], und das Weib war sehr schöner Gestalt. · Z. Und David sdurch diesen Anblick zu böser Lust gereizt] sandte hin, und ließ nach dem Weibe fragen [wer sie sei], und sagen frichtigerx und man sagte, der zurückkehrende Bote brachte die Auskunft zurück]: Jst das nicht Bath-Seba, die Tochter Eliam, das Weib Uria, des HethitersZ Die Fragcformx Jst das nicht ——? dient im Hebräi- schcn öfters zu einer nachdrücklichen Versicherung; der Ausdruck hat also hier den Sinn: Das ist ja Bathseba u. s. w. —- Fiir Bathseba sTochter des Eides) steht l. Chron- 3, 5 B ath-Sua (Luther hätte hier das erste Wort, das allerdings Tochter bedeutet, beibehalten uiid nicht ,,Tochter Sua« übersetzen sollcn); jenes ist aber die ursprüngliche Form, und diefe durch Erweiehung des mittleren Buchstabens s: zu i) aus jener entstanden. Ebenso sind Eliam an unserer Stelle und Ammiel in l. Chroir s, 5 dieselben Namen, nur daß die beiden Bestandthcile des Wortes in ähnlicher Weise umgesiellt sind, wie man für den Namen Theodora auch die Form Dorothea hat. —— Urias wird der Hethiier genannt, weil er von Geburt dieser cananitifchen Völkerfehaft (5. Mos. I, 8 Aiim.) angehörte; doch war er hernach- mals -— wir wissen nicht, wann? —- zu Jsraels Volks- gemeinschaft übergeireten nnd zählte unter den Helden Davids zur dritten Klasse (Kap. 23, 39). Wenn Jsracl von« Anfang an eine priefterliche Stellung unter den Weltvölkern entnahm und dazu berufen war, die Heiden aus der Weltfetne wiederum zur Gottesgemeinschaft zu- rückzuführen (2.Mos.19, 6 «Anm»«), so hat David auch diesen Beruf feines Volkes zu erfassen verstanden; wir R« 356 2. Samuelis 11, 4—8. sinden, abgesehen von den beiden Köni en Hiram von Thrus (Kap.5, 11) und Thoi von Hamat (Kap. 8, 9 f.), deren Anschluß wohl nur auf der Anerkennun der Macht- verhältnisse beruhte, ohne mit Jehovcks Bere rung etwas gemein zu haben, andere Heiden in Verbindung init Jsraels König, die ihr Heidenthum aufgegeben und sich ganz mit dem Volke Gottes vereinigt haben. Außer den beiden Hethitern Ahimclech (1. Sam. 26, S) und Urias wird in dem Heldenverzeiehniß Kap. 23, 37; I. Chron. 12, 39. 46 auch ein Ammoniter Zelek und ein Moabiter Jethma aufgeführt; die beiden inerkwitrdigsten Fälle heidnischer Bekehrung bezeichnen aber die Namen Jthai, der Gethiter (Kap.15, 17 ff.), und Arafna, der Jebusiter (Kap. 24, 18 ff.). it. Und David sandte Boten hin, iiiid ließ sie szu sich, in feinen königlichen Palasts holen [ver- muthlich unter dem Borwand, er habe ihres Mannes wegen oder sonst etwas mit ihr zu .reden]. Und da sie zu ihm hineinkam, [beredete er sie, und da sie seinem Ansinnen keinen Widerstand entgegen- feste] schlief er bei ihr. Sie aber reinigte sich von ihrer Unreinigteit sdie sie nach dem Gesetz Z. Mos 15, 18 sich zugezogen, indem sie sich mit Wasser badete], mtd iehteie [darnach — so ruhig in ihrem Herzen, als wäre nichts vorgefallen] wieder zii ihrem Hause. David sucht die Versuchung nicht auf, wie die Kinder dieser Welt, die gleich den Miicken das Licht un1siattern, über der Fixirung der nackten Gestalten in den Gemäldes Gallerien oder über dem Lesen schlüpfriger Romane oder dem Rasen durch den Tanzsaal und dem Lorgneitiren aus der Theaterloge, über dem Anschauen des Weines, wie er so schön im Glase steht, und dem Taumel eines BelsazeriGelages (Dan. 5) ihre Sinnlichkeit in fieber- hafte Gluth sehend, bis sie von der Gluth verzehrt. Ganz arglos und harmlos, blos nach der Tagesschwüle in der Abendluft auszuathmem begiebt er sicd von seinem Lager auf das Platte, morgenländische Dach hinauf. Aber indem er, nicht jetzt zum- Gebete gesammelt, son- dern mit den Bildern des Kriegs gegen Ammon erfüllt, seine Blicke so müßig hiniiberschweifen läßt gen Rabbath- Ammon, die Joab's Heer zerbrechen soll, siehe da -— dicht am Fuße des nur sanft sich neigeiiden Hügels ein ganz entgegen esesztes Bild, wie vor ihn hingezaubert, und aus demselben eine Versuchung, nicht in Kriegs- rüsinng bis an die Zähne gewasfnet, sondern wie in lauter Unschuld, Anmuth und Liebreiz gekleidet, zu ihm aufblickend: im Innern ihres Gehöfts oder Parks ein Weib sich waschcnd, und das Weib sehr schöner Gestaltl Und der Zauber —- er sähet alsbald, entzündend die Lust, von der gereizet und gelocket David hinsendet, nach dem Weibe zu fra en. Der zuriickiehrende Bote bringt die Antwort: «J das nicht Bath·Seba, die Tochter Eliam, das Weib Uria, des Hethiters?« Man sollie denken, der bloße Klang dieses Worts: Deines Knech- tes, des Kriegsobersten Uria Weib, tausendsach verstärkt von dem Wiederhall des Donners vom Sinai her: Du sollst nicht ehebrechenl werde alsbald das Lustbild wie eine Lufispiegelung vor David zerfließen und seine Seele zum Wachen und Beten nüchtern machen; aber schon von der Versuchung umgarnt, läßt der Un- glückliche sich mit dem Versucher noch in’s Unterhandeln ein. Wo nichts retten kann, als Erschrecken vor dem Abgrund. an dessen schmalsten Rand er gerathen, und sich betend flüchten in die Burg der göttlichen Barm- herzigkeit und dann auch äußerlich fliehen, ja fliehen, augcnblicklich abreisen von Jerusalem ins Feldlager und mit gedemüthigtem Herzen aus dem Vertilgungszu e(?) egen Ammon einen ehrlichen Krie szug machen, stendet David Boten hin, das Weib zu olen. Daß er nicht heimlich handelt, sondern durch öffentliche Boten sie zu Hofe läßt laden, bezeugt, daß noch durchaus kein böser Vorsatz in seinem Herzen war. Er will nicht Sünde thun, aber mit der Sünde spielen, will der Lust in’s Angesicht sehn, ob sie denn wirklich auch von Nahem so reizend und so schön. O wehe! da ist er schon ihr Ueber- wucidener. Mit ein paar nackten Worten geht die Ge- schichte über seinen Fall hinweg. —- Es giebt zärtliche Ohren, die sich übel berührt finden, daß die Schrift so garsgs nackt von solchen Sachen redet. Aber das ist die ahrheit und Keuschheit des göttlichen Worts, und darin unterscheidet sich eben die heilige Geschichtsschreb bung von der menschlichen Dichtung und Nomanschreibereh daß, während die letztere über den scheußlichen Ausgang der Lust den Schleier wirft und dagegen den verführeri- schen Pfad der Lust mit allen ihren, die Sinne berau- schenden und das Herz beihörenden Täuschungen bis in die spannendsten Situationen der Leidenschaft hinein verfolgt, beschreibt und ausmalt, und somit dem Leser Gelegenheit verschafft, von dem süßen Giftbecher sich mit berauschen und bethören zu lassen, die Schrift dagegen über den Weg der Lust den Schleier wirft und blos das Ende derselben mit dem nackten Namen nennt, der so- leich den Schrecken und Widerstand des sittlichen Ge- iyühls erwecki. Laß es dich aber nicht irren, ob sie selbst dabei mit keinem Ausdruck des Abscheus den Teufel an die Wand malt und die osfene Hölle zeigt; sie registrirt nur eben die Thaten der Menschen, böse und gute, wie sie nach allen Umständen und Beweg riinden in den Büchern des Weltgerichts verzeichnet ste en, es dem Aus- thun dieser Bücher überlassend, dieselben in jenes Licht zu stellen, worüber die Blitze und die Donner und die Stimmen von dem Stuhle Gottes ergehn. Nur mit einem einzigen Zuge, der doch auch ein rein thatsächlicher ist, gestattet uns der vorliegende Text einen Einblick in die Seelengcstalt des armen Weibes. Es enthüllt sich unssdarin, wie weit Himmel und Hölle für jetzt noch außerhalb ihres Gesichtskreises lie en. »Sie aber— so lesen wir -— reinigte sich von i rer Unreinigkeih und kehrete wieder zu ihrem Hauses« Also nach der That kein urpld liches Erschreckem sondern jene täuschende Ruhe und icherheid zu welcher der Betrug der Fleisches- lust auf eine fast unglaubliche Weise die Augen verblen- den kann. Der folgende Morgen zeigt uns keine ver- weinten Au en, kein zerrauftes Haar; ebenso wenig aber denkt Batheeba daran, die Reue, die ihr aufgendthigh nun selbstständig durch neue Auftritte fortzuspie en Die he Achtung, welche sie späterhin als Königin und Königin-Mutter bei deii Besten im Lande genießt, läßt keine Verdächtigung ihres Charakters nach dieser Seite hin aufkommen. Sie ist kein ränkesüchtiges, buhlerisches Weib, die den König mit den Ne en ihrer Reize um- garnt hat und nun darin festzuha ten sucht, iim nach der Krone zu fischen: in der riickhaltlosem begetsterten Liebe, in welcher sie sammt dem anzen Volke an dem Heldenkönig hängt, hat sie der Botschaft, die sie vor sein Angesicht bescheidet, mit höher schlagendem Herzen Folge geleistet, und berauscht von den uldigungen des größten Mannes in der Welt, sich demse ben als unumschränktem Gebieter über Leib und Leben hin egeben. Das Ganze, so absichtslos, so unversehens über e gekommen, erscheint ihr fast nur wie ein Traumgesicht; und was Bei-unrei- nigendes daran, das kann sie leicht wie mit einer leviiis schen Reinigungstaufe von sich thun, nach einer Satzung des Gesetzes, worüber sie als äußerlich fromme Jsraelitin hält, obwohl diese Satzung doch nur auf an sich un- siindlicheVetunreintgung gemeint. Um den Frieden ihrer Davids Ehebruch mit Bathsebm dem Weibe Uria’s. 357 Seele betrogen, ohne es noch zu wissen, daß sie darum betrogen ist, ein Schlachtschas mit der Herzwunde, an der es sich verbluten muß, wenn nicht ein allmächti er Arzt die Wunde schließt, kehrt sie zu ihrem Hause zur ck, hochgeehrt und beglückt hinaufgezogen zu der stolzen Zionsburg entehrt, doch ohne Vorwurf, ohne Klage, die Pforte derselben hinter sich schließen hörend. Aber nur um so furchtbarer tritt uns Davids Sünde in’s Licht, in welche: er, mit dem Versucher sich in’s Zwiegespräch einlassend, selbst zum VersuchungsiEn el geworden und also ein verblendetes Schlachtopfcr mit si in feinen Sturz bis um Tode und um Abgrund verwickelt und fortgerissen»- enken wir auf ihn, den König, unsern Blick zurück, so ist es ein Gedanke znnächst- der asi versucherisch ei diesem Sturz eines Mannes nach dem Herzen Gottes uns er- greifen und erschüttern will. Er führt uns auf das Ge- iet der göttlichen Zulassung, ein dunkles Machtgebien am dunkelsten und schreckendsten dann, wenn Gott seine Auserwählten, die er so sehr liebt, in Sünde und Schande dahingiebt und somit fein eigen Werk und Bild gleich« sam mit einem Hammerschlage auf die edlen Züge zer- stört. Ach, möchte man weinend fragen, darf ein einzi- ger unbewachter Augenblick so viel Leid gebären und die Frucht von jahrelanger Treue zu nichte machen? Breiten keine Gnadenhände sich unter, den Strauchelnden aus- zuhalteni wacht denn der Hüter Israel hier nicht? isi er nicht mehr für seine Auserwählten der Schatten über ihrer rechten Hand, daß sie des Tages die Sonne nicht sieche, noch der Mond des Nachts? — Er ist es, aber nur für die, die in seiner Furcht auf seinen Wegen gehn. Auf göttliche Bewährung sich verlassen und mit der Sünde spielen, das verträgt sich wie Feuer und Wasser zusammen. ,,Beim Sünd’gen scheint die Gnad’ gering; dem Glauben ist’s ein Wunderding« (Aus Gnaden soll ich selig werden — V. 7). Wer arm und klein an der Gnade hängt, den birgt der Gott der Gnade heimlich bei sich in seinem .Gezelt, und der Arge soll ihn nicht antasien« sobald du dagegen dich selbst erhebst und aus feinen Wegen schreitest, dann wird dir Gott widerstehen, und wenn du ein Apostel wie Petrus, und wie David ein Mann nach seinem Herzen wärest. Gottes eiser- süchtige Liebe schenkt es auch ihren Lieblingen nicht, wenn sie die Zucht des Geistes von sich streifen und in Selbst- cfälligkeit und Eigendünkel auf das Gebiet des Feindes sich hinauswagenz der Heilige in Israel wird ihnen nie dazu behilflich ein, blos den äußeren Anstand aufrecht u erhalten. eicht ja hätte der HErr beim Hinauf- eigen Davids auf das Dach seinen leiblichen Fuß können gleiten machen und durch einen Beinbruch oder hundert andere Mittel ihn der Versuchun überheben; aber was wäre damit seinem inneren Men chen gerathen gewesen? Der hinimlische Arzt läßt nur auf eine Kur von innen heraus sich ein, und ollte er dazu, wo Feuer und Eisen nicht hilft, im sehär lieu Gericht Sünde mit Sünde iirafen müssen, ja den Vermessenen den Satan über den als schicken, sie von ihrer Höhe herunter zii stoßen. as sollst du an David lernen, und vor jedem vermessenen Gedanken und jedem Abweichen von Gottes Wegen dich fürchten lernen, daß dir die Haut schaudert. (Rosfhack.) s. Und das Weib ward sin Folge ihres um- gangs mit David] schwanger, nnd sandte kda sie ihren veränderten Zustand merkte] hin, nnd ließ David [durch einen verschlossenen Brief, den sie dem Boten mitgab] verlnndigen, nnd sagen: Ich bin schwanger worden [da schaffe denn Rath, wie die Schande möge zugedeckt und ich von der Todes: sirafe, die nach dem Gesetz Z. Mos. 20, 10 auf Ehebruch sieht, errettet werden]. s. David aber [statt in solcher Verlegenheit sich bußfertig zu Gott zu wenden und alle schlim- men Folgen seiner Sünde willig auf fiel) zu nehmen«, griff zu dem gewöhnlichen Auskunftsmittel der noch unbekchrten Sünder, mit Lug und Trug das, was geschehen, von den eigenen Schultern abzuwälzen, und suchte, ganz nach Adain’s Art« I. Mos. Z, 7., nach Feigenblätterm die Schande seiner Blöße da- mit zu verdecken; er] sandte [also einen Boten] zu Joab [dem Oberanführer des Heeres, mit wel- chem Uria vor Rabba lag, und ließ ihm sagen]: Sende zu mir Uria, den Hethiier sich habe etwas Wiehtiges mit ihm zu verhandeln]. Und Joab sandte Uria zii David snach Jerusalems «) Nach dem Gesetz traf beide, die in Ehebruch mit einander gelebt, die Strafe der Steinigung. Nun wür- den wohl, obsehon das Gesetz als solches kein Ansehn der Person kennt, keine Hände in Jsrael gewagt haben, wider den König sich aufzuheben; auch st es bei dem Charakter der Bathseba mehr als wahrscheinlich, daß ste heldenmüthig euug gewesen wäre, den Tod der Ehe- brecherin zu er eiden, ohne den Namen ihrer Berführers zu nennen. Aber auf das letztere es ankommen zu lassen, dazu war auch David seinerseits zu edelmüthig; und wenn er gleich um seiner hohen Stellung willen, und um seinetwillen vielleicht auch die Bathseba, vor dem Tod der Missethäter sicher war, so brauchte die Geschichte in Israel nur kund zu werden, dann stand der Thäten zu dem bisher Große und Kleine nicht anders, als zu einem Engel Gottes aufgesehn, mit einem Male »als vor einer unerbittlich heiligen Vehme« in seiner Sündenschande gerichtet und vernichtet da. —- ") Ja wohl, Adams Art dies, aus welche das kleinsie Kind in Adams Hause sich schon-versteht: Sünde zndeckent Wäre es doch blos die Scham, die dies thätez die Scham, die einem ge- sallenen Geschöpfe so wohl ansieht; aber es liegt wohl eher ein sich Wehren gegen die Scham zum Grunde, nämlich der Stolz der Natur, die ungeschändet sein will. Zugedeckte Sünde beißt nicht mehr und macht nicht mehr err then, darum flicht »Man sich Fei enblätter in allerlei Weise. Doch es ist mit dem Zude en der Sünde alle- zeit eine ebenso gefährliche, als vergebliche Sache. Die ngedeckie Sünde behauptet sich nicht nur in ihrer Herr- fchafy sie breitet sich auch unter dem Zudecken zu immer neuen Berschuldungen aus. Was kostet es für Sorge und Mühe, alles nach allen Seiten hin zu erwägen und abzumessen, daß die Decke nicht reiße oder zu kurz sei, und wie muß man dabei zu Mitteln greifen, die oft noch häßlicher und stinkender sind, als die Wunde, der man da- mit zu rathen meint! Ach, wenn David jetzt gleich zu der Barmherzigkeit Gottes seine Zuflucht genommen, wieviel Seorpionenstiche und Geißelschläge bis aufs Blut hätte er jich erspart! Welchen Seelenmartern setzi ersieh aus, deren eine gründliche Demüihigung vor Gott ihn über- heben könnte! sRoffhackJ 7. Und da Uria zn ihm kam, fragte David [unter dem Schein, als habe er dieser Nachfrage wegen ihn zu sich entbotenL ob es mit Joab, nnd mit dem [Kriegs-1 Volk, nnd mit dem Streit wohl ziistitnde fund leßterer einen guten Fortgang nähmeji 8. Und David sprach zn Uria snachdem der- selbe ihm über alles Bericht erstattetjx Gehe hinab in dein Hans, nnd wasche deine Füße kmache dirs daselbst bequem, iß und trink und laß dir’s bei 358 « Z. Samuelis 11, 9-—17. deinem Weibe wohl fein, damit du morgen mit neugestärkten Kräften in’s Feldlager zurückkehren kannsi]. Und da Uria zu des Königs Haus hinaus iug, folgte ihm nach des Königs Geschenk keine abe von der königlichen Tafel mit feinen und guten Weinen Esth. 2, 18., damit er sich’s wirklich in seinem Hause wohl sein ließe und die Nacht darauf in den Armen seines Weibes zubräclitez denn darauf kam es dem David bei dieser ganzen Verhandlung eigentlich an].· D. Und Uria finden: er zu des KönigsspHaus hinausgiugs legte sieh fchlafen vor der Thur des Kbnigshauses, da alle Knechte seines Herrn lagen [in einer Wachtsittbe im Borgebäude des könig- lichen Palastes, wo die Hofbedientem insbesondere die Leibwächter, die Nacht zubrachten], und ging nicht hinab in sein Hans [denn er war »ein Kriegs- mann wie aus Erz und Eisen geformt; in echt israelitischem Heldengeiste so ganz mit feinem Heere verwachsen und der ernsten Kriegsarbeit gleich als einem Gotiesdienste auf Tod nnd Leben geweiht, daß es ihm als eine Treuverletznng erschien, stchs bequem zu machen, während das Heer im Felde lag, und für etwas anderes noch, wären es gleich die trautesten Gefühle, die an Weib und Haus ihn leiten, in feinem Herzen Raum zu haben«, V 1 Es geschah dies durch eine geheime Regierung der weisen und unwiderstehlichen Vorsehung Gottes, welcher die Sünde Davids nicht im Verborgenen lassen, sondern an das Licht bringen wollte. (Engl. BibelwJ 10. Da man aber [am andern Morgen] David ansagte: Uria ist nicht hinab in fein Hans gegan- gen [sondern hat die Nacht hier, in dem Vor- gebäude des Königshauses, zugebracht]; sprach David zu ihm [indem er ihn vor seiner Abreise noch einmal zu sich beschied]: Bist du nicht über Feld [lvohl an die dreißig Meilen weit aus dem FeIdIagerJ herkommen [nnd bedarfst doch gewißæiner Erholung und ErquickungTs warum bist du [deun] nicht hinab in dein Haus gegangen sdich dort aus- zuruhen und mit deinem Weibe, die du in so langer Zeit nicht gesehen, zu ergötzen]? 11. Uria aber sprach zu David: Die Lade [des Bnndes des HErrn 4. Mose 31, 6 Anm.; 5. M. 23, 14], und Israel, nnd Juba bleiben in Zellen [solange es noch Kriegszeit.istJ- und Joab, mein Herr, und meines Herrn Knechte liegen zn Felde sdraußen vor Rabbasz und ich sollt in mein Hans gehen, daß ich äße und tränke, und bei meinem Weibe lage? So wahr du lebefi nnd deine Seele lebet lRuth s, 13 Auen. 2], ich thue solches nicht. 12. David [der unter andern Umständen solcher Heldenart und solcher Treue im Jnuersteli steh gefreut haben würde, dessen Absichten aber dieselbe jetzt sehr im Wege stand, daher er versuchte, den Mann hinzuhalten und durch Verzug und Lange- weile in seinem Vorsatz wankend-zu machen] sprach zu Uria: So bleib heute auch hie, morgen will ich dich lassen gehen. So blieb Uria zu Jerusalem des Tages san welchem der König in dieser Weise ihn hinhielt], und des andern [oder des dritten seit seiner Ankunft] dazu. 13.« Und David lud ihn [an diesem dritten Tage, für welchen er ihm gestern seine Entlassung in’s Lager in Aussicht gestellt hatte], daß et vor ihm aß nnd trank [mit ihm an der königlichen Tafel speisen sollte]; und machte ihn trunken [fuchte durch reichlichen Genuß von Wein ihn in eine Stimmung zu versehen, bei welcher der Geist kaum noch Macht hat über das Fleischs Und des Abends ging er aus [aus des Königs Haufe) daß er sauch dies Mal] sich schlafen legte auf sein Lager [da er die beiden vorigen Nächte zugebracht], mit sei- nes Herrn Knechtenz nnd ging nicht hinab in fein Haus. Plutarch sLehrer der Philosophie zu Rom im«1. und Z. Jahrh v. Chr» aus Chäronea in Böotien ge- bürtig), ein» Heide, bemerkt, daß wackere Leute, auch wenn sie einmal zu viel etrunkeu haben, dennoch ein gesetztes und gesittetes Wefen beibehalten, gleichwie gute Pferde ordentlich fortgehen, ob man sie schon nicht straff im Zügel hält. Eine gleiche willenskräftige Mannhaftig- teil, »die auch eine heitere, freiere Stimmung im Zügel zu halten weiß, erkannten wir schon an Boas (Rut-h 3,«7 ff.); sie foll hier ein Mittel werden in Gottes Hand, alle Ränke Davids zu nichte zu machen und dessen unerkannte Sünde in das Licht zu stellen vor seinem An- gesicht. ,,Lerne aus unsrer Geschichte, wie Gott gerade mit seinen Freunden, weil er ste nicht sparen will aus die Verdammung des ewigen Gerichts, schon in diesem Leben Abrethnnng hält. Es ist wohl schwer für den Stolz der Natur, solcher inneren Abrechnung stille zn halten; doch stirbt Inan noch nicht davon, im Gegentheil wird da zum neuen Leben Raum gemacht. Die erkannte und mit Beugung bekannte Sünde hat schon ihre Abgrundsnatur und ihre beherrschende Kraft verloren: was offenbar wird, wird licht« Jndessen, soweit ist David noch lange nicht, daß er bereit wäre, eine Sünde zum Gericht herauszugeben: vielmehr, wenn uther sagt: »Die Welt ist eine Herberge, wo der Wirth ein Schalk- wirth ist, dessen Hans das Schild über der Thiir führt: Zum Mord und zur Lüge-«, so wohnt er, der vor- mals unter Saul als ein armer bedrängter Gast in dieser Herberge leben mußte, jetzt als Kind im Hause und liegt mit dem Wirth unter· Einer Decke. IV« d.14—27. Da alle listigen Jlnläufe wider den Arius, ein elf-liche- Jufammenliommen zwischen ihm und feinem Weibe herbeizuführen, vergeblich gewesen, fo entschließt David sich zn einem Saume, durch den er ganz ans der Gnade fällt nnd auf Eine Stuf: mit den Kindern dieser Welt herabsinlit Gr schreibt an feinen Feldhanpimauu Sonb einen Brief, worin er diesen beordert, den tjtthitcr beim nannten Eingriff auf Uabba dem gewissen Tode ans.- znfehely nnd macht den ilttao felbfl zum sichert-ringt: des vcrrätherifclfen Stufe. Jloab fährt den Befehl in einer Weise ans, bei der eine Menge Krieg-voll: nimm; geopfert wird; der König jedoch weiß nch und ihn g« trösten, weil er froh ist, den mit feiner strengen Calboli— famlicit ihm lcintg gewordenen Mann nun los» zu sein, nnd fsigt nach der übliehcu Tranetzcit die Zalhfeba der Zahl feiner bisherigen Weiber main, die ihm alte-Frucht feiner Sünde einen Sohn Vehikel. Davids Versuche, seine Sünde zu verdecken. Der verrätherische Brief au Joab. 359 14. Des Morgens snach dieser, von Seiten des Hethiters abermals in Selbstbeherrschung und Entsagung, von Seiten des Königs dagegen im Brüten über sinsteren Plänen hingebrachten Nacht] schrieb David [der sonst von sich sagen durfte Pf. 63, 7: »Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich; wenn ich erwaehe, so rede ich von dir-«, aber jetzt ganz ein Knecht der Sünde und verkauft war, nur Uebels zu thun vor dem HErrUJ einen Brief zu Joab, nnd sandte ihn durch [die Hand] Uria. is. Er schrieb aber also in den Brief: Stellet Uria an den Streit, da er am stärksten ist, nnd wendet euch swenn ihr weit genug in die Feinde vorgedrungen] hinter ihm ab, daß er erschlagen werde nnd sterbe. Von diesem Briese Davids, dem ersten Brief, der in der Gefchichte erwähnt wird, heißt seitdem ein Verräthe- riseher Brief ein »Uriasbrief«. (Wunderlich.) Ob denn David gar nichts von dem Unrecht fühlte, das er beging, als er den Brief niederschrieb? Ob denn die Hand ihm nicht zitterte, als er seinen Namen nnterzeichnetss Ob denn das Gewissen ihm nicht schlug, als er ihn dem Urias aushändigtei Wohl mochte es ihm schla en; aber die Stimme des inneren Richters wurde iibert ubt und nnterdrücky und der Verstand mußte Seheingründe fin- den, und er fand sie, weil er sie suchte. (Fr. Arndt.) Glaub es endlich, meine Seele: ,,Wer Sünde thut, der ist der Sünde Knecht« Er ist ihrer Macht anheim- gefallen, an ihren thrannischen Willeu verkauft. Er ist in einem Zauberireis sestxbaunh aus dem er sich nicht erlösen kann und will. ein Herz ist wie ein Fahrzeug, das, vom Sturm in einen Strudel geschleudert, von diesem immer rascher und unaufhaltsamer dem Ab runde zugetrieben wird. Verstehst du nun, was die christ sagt: »Dein Schaden ist verzweifelt böses« oder das alte, eiufache, längst gelernte Sprüchleim »Erzittere vor dem ersten Tritte! mit ihm sind auch die andern Schritte zu jedem nächsten Fall gethan?« — Wie der gistige Same, in den Srhooß der Erde gelegt, aufgeht und gundertfäitige Frucht trägt, wie die eine Wurzel sieh in undert neue verzweigh den anzen Acker durchwuchert und aller Orten die wilden Sehößltnge emvortreibh nicht anders ist es mit der Sünde, die ein Mensch in seinem Herzen birgt: nach innen schlägt sie ihre Wnr ein tie- fer, breiter, mächti er, nach außen bringt sie il erreich- liche Frucht. (Di elhosf.) David, um zu seinem Zweck zu gelangen, muß auch die Gefährdung eines zweiten Mordes, eines Seelenmordes, auf sein Gewissen neh- men. Das Werk eng, das er sich zum Henterdiensi sitt« Uria ersehen, ist oab, seiner Schwester Zeruja So n, von früher her an Davids Gesehick geleitet, da er noch als Flüchtling auf den Bergen irrte; ein tapferer Hau- degen, ein nmsichtiger Feldhery aber ein hattet, gewalt- thatiger Mann, nicht davor erzitternd, Kriegsbiut im Frieden zu vergießen und Kriegsblnt an feinen Gürtel um seine Lenden zu thun und an die Schuhe seiner Füße (1. Kön. 2, 5). Mit Leib und Seele dem König ergeben, dessen Ueberle enheit in allen Stücken er an· erkennen muß, hat Joa , obwohl seibst vom Frommsein keine Profession machend, zu der Frömmigkeit Davids bisher mit jenem Respekt hinan gesehen, den ein beharr- lich tadelloser, lichter Wandel in der Ge enwart Gottes auch wohl solchen abnötht t, die für sieh elber den Weit- sahnen slch zngesehworerr s ist ein masestätisches Etwas, nämlich die Furcht des HErrn, das ihn von dem An« gesteht des Königs augeblickt und seinen bösen Muth in Schranken gehalten; und auch noch tiefere Regun en zum Glauben hin sind seiner Seele nicht fremd geblie en (vgi. Kuh. 10, 12). Aber nun —— was wird ersür Augen machcn über dem Lesen des Brief» Was über dem Lesen in Joab’s Seele vorgeht, das mag dem Ueber- bringet des Briess kein Zucken der Muskeln auf des eisernen Mannes Angesicht verrathen; ihm selber dagegen ist es angenblicklich gewiß, daß dieser so heimlich gehal- tenen Heimiichieit eine lichtscheue, wunde Stelle in Davids Herzen und Leben zum Grunde liegt, die nun mit einem Verbrechen gesühnt werden soll, und seine Treue egen den Köniä reicht nicht so weit, auch nur die leisefiten Ge envorste ungeu zu machen. Jm Gegen- theil, statt des Fntsetzens über den Inhalt des königlichen Schreibens taucht etwas in ihm auf von jener hölltschen Schadenfreitdh die ein weitlich Gemüth bei der Ent- deckung von schwnrzen Sündenflccken an dem Bilde derer empfindet, von denen es sich bisher hat sagen müssent sie sind nicht wie du, sie sind nicht von dieser Welt. Wie hoch auch Joab sonst mit Leib und Seele dem König verbunden, Eins stand doch bisher als Scheidw wand zwischen ihm und David -—- Davids Frommsein und sein eigenes Gottlosseim und Eins hat er dem König noch nicht vergessen können — nämlich, daß die- ser nach Abnens meuchlerischer Ermordung ihn, den Mörder, genöthigt, mit zerrissenen Kleidern, in einen Sack gehüllt, hinter der Bahre Abners herzugehem ja, daß der König an Abner’s Grabe sich soweit vergessen durfte, in Gegenwart des ganzen Volkes ausznrufen: »Abuer ist nicht gestorben, wie ein Thor stirbt; deine Hände sind nicht gebunden, deine Füße sind nicht in Fesseln gesetzt; du bist gefallen, wie man vor bösen Buben stillt« (Kap. 3.) Jetzt bietet sich ihm eine Ge- legenheit, Blut mit Blut abzuwaschen und den Mund des Königs als eines Mitschuidigen über alte und neue Gewaltthat zum Berstummen zu bringen auf immer. Und er ist entschlossen, diese Gelegenheit im weitesten Maße auszudeuten. — Bei dem Wege, den David vor- esehlagen, war es nur aus die Opferun eines einzelnen enschenlebens abgesehen. Aber dieser ZLeg einer Flucht des Heerhaufens hinter dem voranstürmenden Uria weg erscheint dem Feldherrn an Ort und Stelle theils zu ungewiß, theils ais mit der militärischen Ehre nicht ver- ein ar und von wegen der Demoralisirung des Heeres verwerslichz er weiß ein durchschlagenderes Mittel zum Zweck, nur daß dabei mehr Blut fließen muß, viel Blut. Doch was kümmerks ihn —- es kommt aus Davids Reehnung, und das ist ihm gerade recht, die Blutschuld ans dessen Rechnung groß zu machen. 16. Als nun Joab um die Stadt sRabba oder Rabbath-Ammon] lag [und einen Sturm- angrifs auf dieselbe unterliahm], stellete er Uria fund mit ihm noch etliche andere von des Königs Knechten oder den Kriegsobersten des HeeresJ tm den Ort, da er wußte, das; [drüben, auf Seiten des Feindes] streitbare Manner waren smit welchen es eilten heißen Kampf geben würde]. 17. Und da die Manner der Stadt heraus- fielen [einen Ausfall machten, den Sturmangriss abzuschiagenx nnd stritten wider Joab, fielen etlirhe des Volks sdarunter auch mehrere] von den Kurs)- teti Davids [von den höheren Ofsizieren, weil man beim Zurücktreiben der Feinde sieh bis unter die Mauern der Stadt wagte nnd damit den Gesthossen derer, die von der Mauer herab 360 2, Sainuelis II, 18--—27. 12, 1-—4. kämpften, sich aussetzte], und Uria, der Hethitey starb auch. Ob der gewaltthätige Mann den Dienst, welchen er dem König in Entledigung desselben von dem Hethiter leistet, benutzen will, stch auch seinerseits etlicher miß- liebige: Personlichkeiten unter den Kriegsobersten zu ent- ledigen, lassen wir dahingestellh nur soviel ist gewiß, daß Joab außer Uria noch mehrere andere von des ,,Königs Knechten« an die Spitze der kleinen, dem Tode geweihten Sthaar stellt, welcher das Loos zugefallen, die tapfersten unter den Feinden bei ihrem Ausfall nicht blos zurtickzuwerfem sondern bis dicht vor die Thore der Stadt, wo die Mauerschützen ste en, zu verfolgen. Wie wohl überle i diese feine Anor nung ist und recht eigentlich darauFberechtiet, statt der einfachen eine zehn- und hundert- fache Blutschuld auf Davids Gewissen zu legen, das erhellt aus dem Schlachtberichh den der Feldherr seinem König erstatten läßt. » 18. Da sandte Joab hm snach Jerusalem]- und ließ David ansagen allen Handel des Streits [was für einen Angrifs man auf die Stadt ge- macht und welche Berluste man dabei erlitten]. II. Und gebot dem sabzusendendenj Boten, und sprach: Wenn du allen Handel des Streits hast ausgeredet mit dem Könige [ihm den Hergang und Erfolg des Kampfes ausführlich dargelegt], 20. Und siehest, daß der König [wegen der großen Unvorsichh die wir mit einem solchen toll- kühnen Unternehmen uns haben zu Schulden kommen IassenJ erzurnet, und zu dir spricht: Warum habt ihr euch so nahe zur Stadt gemacht mit dem Streit? wisset ihr nicht, wie man [auf Seiten einer belagerten Stadt] pflegt [auch]- von der Markt! ZU fchießett [und denen, die unter dem Thor kämpfen, zu Hilfe zu kommen wider die Belagerey so daß also diese niemals zu weit vorbringen dürfen, wenn sie nicht der größten Gefahr sicb aussetzen wollenst 21. Wer [zum Beispiel, um nur einen Fall aus der früheren Kriegsgeschichte, der euch hätte zur Warnung dienen können, anzuführen] schiug Abi- melech, den Sohn Jernbbeseth [= Jerubbaal oder Gideon, Kap. 2, ; Nicht. 6, 32]?» wars nicht ein Weib ein Stucl von einer Mahle seinem Mühlstein] auf ihn [der zu weit bis an den Thurm sich gewagt hatte] von der Mauer, daß er starb zu Thcbez [Nicht. g, 50 ff.]? Warum habt Denn] ihr snicht Borsicht gebraucht, sondern] euth fo nahe zur Mauer gemacht sund damit des Blutes derer, die gefallen sind, euch schuldig gemachtjs so sollst dn sa- gen: Dein Knecht, der Hethiter. ist auch todt kdiese Botschaft wird sosortdenZorn des Königs befänstigen]. Das ist der Talisman (das Zauberwori), womit der Bote den Zorn des Königs beschwichtigen soll, wenn er über die nu lose Opferung von Leuten, die ihm an’s Herz gewach en, außer sich, mit diesen Leuten den nen- nen hört, der ihm nicht an’s Herz gewachsen und dessen Tod ihn mit all den andern Toden versöhnt. Schlägt dies Befchwichtigungsmittel nicht fehl, wie es kaum fehl- schlagen kann, dann hat er selber, Joab, daran das un- trüglithste Merkzeichen, wie lichtscheu David in dem Handel mit Uria steht und wie hoch er sich den König durch die Ermordung des letzteren verpflichtet hat und für immer zu seinem Knechte gemacht. O sehet da, was für Verlaß ist auf Weltfreundh ob sie mit Leib und Seele zur Treue sich verschworen, wenn sie mit gebroches ner Treue gegen Gott die Rechte seiner Gerechtigkeit hinter sich werfen! »Der beste unter ihnen, ein Dorn, der redlichste eine Decke-«: es wachsen für den Bethörtem der Trauben davon sucht, Beeren daran, an denen sich seine Seele würgt. 22. Der Bote [in solcher Weise gehörig instruirt] ging hin, und kam, nnd sagte David an alles, darum ihn Joab gesandt hatte. 23. Und der Bote sprach [in Einem AthemJ zu David [indem er’s gar nicht erstsdazu kommen ließ, daß der König sich erzürnete, vielmehr seinem Bericht sofort das Wort hinzusügte, was allen Vorwürfen begegnen sollte]: Die Männer svon Rabbaj nahmen überhand wider uns und fielen zu uns heraus aufs Feld [vor der Stadt, von wo aus wir einen Angrisf auf dieselbe unternahmen]; wir aber waren an ihnen kmachten uns an sie und schlugen ste zurück] bis vor die Thür des Thors; 24. Und die [feindlichen] Schützen schossen von der Mauer auf deine Knechte, und tödteten etliche von des Königs Knechtenz dazu ist Uria, dein Knecht, der Hethiten auch todt. 25. David [der bei der Spannung, womit er dem hastigen Bericht zugehört, für den sonstigen Verlust an Leuten und Helden kaum ein Ohr hatte, jetzt aber, da der ersehnte Klang vor ihm laut wurde: ,,Uria, der Hethiter, ist auch todt-«, seine Brust erleichtert und über alles andere hin- weggehoben fühlte] sprach zum Boten: So sollst- du zu Joab sagen: Laß dir das nicht übel gefallen smache dir über den bei der Unternehmung erlit- teuen Verlust weiter keinen Kummer]; denn das Schwert frißt jeszt diesen, jetzt jenen [es geht im Kriege nun einmal nicht anders, als daß bald diese, bald jene dem Schwert zum Opfer fallen]. Haltet [nur getrost] an tnit dem Streit, daß du lJvabJ sie zetbtcchest lichließlich Uvch zerstörestL Und seid getrost [bei rechter Ausdauey an der ihr es sicherlich nicht werdet fehlen lassen, wird die Eroberung auch gelingen]. Jn einer solchen, fast srivolen (leichtferiigen) Weise kann der Mann, der einst jede Gemeinschaft an Abner’s, seines Widersachers, Ermordung so feierlich von sich ab· elehnt (Kap. Z, 28 f.), kann mit einem fatalisiischen rostspruch (wie etwa ein Anhänger der Lehre von einem blinden, unvermeidlichen Schicksa ihn im Munde führt) diesem Mörder jetzt die Absolution ertheilen und, mit ihm gemeinscbaftliche Sache machend, einen mehr als zehnfachen Todtschlag aus sein Gewissen nehmen. Dort)- wundern wir uns deß nicht allzusehrx denn David ist seit jener unglückseligen Nacht auf dem Dache seines Königshauses nicht mehr Er selber, und daß ihn die Welt auch an seiner Rede so ganz als einen von den Jhren erkennen muß, daß er den Namen Gottes auch nicht einmal in den Mund nimmt, sondern so ächt beid- nlsclysich herausläßy das ist uns nach der einen Seite hin ordentlich ein Labsal in diesem Leid. Aber nur um so furchtbarer muß uns aus der andern Seite die Wandlung erscheinen, die in Zeit von wenig Wochen mit dem Manne nach dem Herzen Gottes vorgegangen. (Rosshack.) Joab meldet dem König die Ausführung seines Mordbefehls Dieser ehelicht die Bathseba. 361 26. Und da Uria’s Weib hütete, daß ihr Mann Utia todt lvat [wohl ohne zu ahnen, in welchem schrecklichen Zusammenhange dieser Todesfall mit ihrer und Davids Sünde itand], trug sie Leide um ihren Hanswirth ssolange die gewöhnliche Trauerzeit währte, d. i. sieben Tage lang, 1. Mose 50, 10; I. Sam. St, 13., und hat gewiß dabei dem treuen Herzen, das, auf dem Felde der Ehre gebrochen, nun nicht mehr schreckend für sie war, manche Thräne aufrichtigen Schmerzes nachgeweinh die gebrochene Treue im.Geiste ihm abbittend]. 27. Da sie aber ansgetrauert hatte, sandte David hin, nnd ließ sie in sein Hans holen, und sie ward sein Weib, und gebar ihm sals Frucht jenes ehebrecherischen Umgangs V. 4] einen Sohn. Aber die [zwiefache, mit vielen andern Sünden- verknupfte böse] That gefiel dem HEtrn übel, die Dttdld thut [so sehr dieser auch die ganze Zeit hindurch, bis hernach Kuh. 12, 1 ff. Nathan zu ihm kam und das Bekenntniß: »Ich habe gesiindiget wider den HErrn«, ihm abrang, sich abmühete, seine Schuld zu beschönigen åråidsdie Anklagen seines Gewissens niederzuhaltem Pf. , . Gleichwie Mosis’ und Samueks Charakter (4. Mose Si, 12; 1. Sam. 13, 9 Anm.), so ist auch der des Da« vid von den Weisen und Klagen dieser Welt in schnöder Weise verunglimpst worden; sie schreien Zetermordio über feinen Brief an Joab nnd schlagen die Hände über den Kopf zusammen, daß es unter den Frommen solche Böse- wichter giebt, bedenken aber dabei nicht, daß David setzt eben nicht als ein Frommer, sondern recht eigcntlich als einer Jhresgleichem als einer von den Kindern dieser Welt hande , und bedenken nicht, daß sie von David’s Frevelthaten überhaupt nichts wüßten, wenn nicht die heil. Schrist selber so ohne Schonung und Rückhalt davon berichtete und damit die gewisscste Bürgschaft ihrer Wahrhaftigkeit und Heiligkeit in sich trüge. Nierkwürdigi Derselbe Voltaire (berühmter französischer Dichter und Schriftstelley von dem König Friedrich dem Großen von Preußen mit Ehren- und Gunstbezeugungen überhäuft, gest. 1776), der sich Zug! Sittenrichter über den Mann nach dem Herzen Gottes erhob, er konnte, als er einst den 51. Psalm travestiren (in ein Spottlied umgestaltenl wollte und bis zum l2. Verse: ,,Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz tc.«, gekommen war, nicht weiter, die Feder siel ihm aus den Händen; denn das ist die wundersamste und heiligste aller Bitten, die je über Menschenlippen gekommen. An der wird der Spott der gottlosen Weltkinder zu Schanden; der Heilige vom Himmel ruft selber ihnen ein ,,Zucück!« entgegen und läßt in dies Heiitgthtrm sie nicht hinein mit ihrem te-usli· schen Witz. Wir dagegen, die wir von Her ensgrund sprechen: »HErr, dein Wort, die edle Gabe, diesen Schatz erhalte mir; denn ich zieh es aller Habe und dem rößs ten Reichthum für 2c.«, wir wollen aus der einen Seite Gott im Staube Dank sagen, daß er uns den Ehebruch und Todtschlag seines geliebten Knechts in so nackter, erschtitternder Wahrheit hat erzählen lassen, damit wir uns fürchten lernen vor der Tücke unsers Herzens und vor der bethörenden und verkehreuden Macht der Sünde; wollen aber aus der andern Seite uns auch freuen, daß aus jenes erste Blatt aus Davids Leben noch ein zwei- tes folgt, das uns von seiner Bekehrung zu Gott und der Wandelung seines Herzens erzählt. ,,Je mehr uns der Fall Davids demüthi?t, desto crgreisender und lehr- reicher wird uns der Anbl ck seiner Buße und Bekehrung. Königlich hat David gesündigt (die Lust in eines Königs Herz ist die gesährlichste Feuersbrunst, denn niemand sa t zum Könige: was thnst du? Pred. 8, 4) und die a - gemein menschliche Gebrechlichkeit und Verderbtheit in einem unoecgeßlichen Beispiel für alle Zeiten offenbar gemacht; aber ebenso königlich ist auch seine Buße, welche er zu einem unvergänglichen Denkmal und all emein giltigen Vorbilde für Hohe und Niedrige, wie e von ihren Sünden frei werden sollen und können, ausgestclit hat. Wenn in densündigen Momenten Davids alles göttliche Lichh welches seinen bishert en Weg so wunder- bar erleuchtet, erloschen scheint, so strahlt in seiner Be- kehrung dieses Licht in einem ganz neuen Glanze; und dieser neue Strahl leuchtet um so milder und kräftiger, als der Sündenfall Davids jeden Menschen, der im Fleische wohnt, »in die Gleichheit mit diesem König Jsraels hinemzuzrchen geeignet ist.« (Baumgarten.) Das 12. Kapitel. Iliathaws Izuszpredigt V« Do. 1—15-. Jetzt, wo Davids Sünde völlig zur Zins— Iläkkrthgeliåammen ist? selig-litt Gott elln, um ilämhtter keine et at eh aus ern nne zu sch agru un o ne tue und lzelieuuiniß um dieselbe herumzullommeu sucht, zu retten, damit er nicht ans Sankt; wegen (1. Sam. san. 13 u.—14) sortgehe und mit diesem an demselben punlite aulangn Er sendet also den Propheten Uathau zudem tüonig,»der und) einem nerblätutrn Eingangsgrnß ihm unnerblumt seine Sande vorhalt und Gottes Strasurthril ver-bündig« aber nach sofort, alg David unumwunden seine Sthuld brleeunh ihm die Jlltsolntiou ertheilt. 1. Und der HErt [der alles fein zu seiner Zeit thut] sandte setwa neun oder zehn Monate nach dem begangenen Ehebruch, den Propheten Kuh. 7, 2] Nathan zu David sum ihn als ein verirret und verloren Schaf wieder zu suchen, Pf. Its, 176]. Da der zu ihm kam, sprach er zu ihm sdurch ein Gleichniß, nicht daß er den Stachel der Wahrheit umhülle, sondern ihn nur desto tiefer in des Königs Seele bohre]: Es waren zween Männer in einer Stadt, einer reich, der andere arm. 2. Der Reiche hatte sehr viel Schafe und Rinder srnehr als sonst ein Heerdenbesitzer weit und breit]; Z. Aber der Arme hatte nichts, denn ein eini- ges kleines Schäflein, das er gekauft sfür einen, im Verhältniß zu seiner Armuth theuren Preis sich erworben] hatte; nnd et nähte-te es [zog mit vieler Sorgfalt es auf]- daß es groß lvatd bei ihm und bei seinen Kindern zugleich; es aß von seinem Bissen, nnd trank von seinem Becher, und schlief in seinem Schooß, nnd er hielt’s wie eine Tochter. 4. Da aber dem reichen Mann [unoermuthet] ein Gast kam, schonete er keins] zu nehmen von seinen Schafen und Rindern [deren er doch so viele hatte], daß er dem Gast etwas zurichten, der zu ihm kommen war, und nahm [in gewalt- thätiger Weise, um des großen Ansehens willen, das er als der reichste Mann der ganzen Stadt genoß, sich alles erlaubend, was ihm zu thun 362 2. Samuelis 12, 5—13. gefiel] das Schaf des armen Mannes, und richtete es u dem Manne, der zu ihm kommen war. avid wäre verloren ewcsen und immer elender geworden, wenn ihn Gott ätte in seinem Zustand noch weiter fortgehen lassen. Aber der ihn hatte —- uns und aller Welt zur Warnung — sallen lassen, der erbarmte sich auch seiner wieder, als er darnieder lag, damit an ihm alle Gefallenen ein Beispiel hätten von der Gnade, die mächtiger ist als alle Sünde. Er suchte nun zuerst ihn zur Erkenntniß und zum Bekenntniß seiner Schuld zu führen, und sandte zu ihm den Propheten Nathan, jenen Mann, der David überall wie ein Schutzengcl umgab, in Widerwärtågkeiten tröstete, im Glück demü- thigte, im Alter gegen mpörungen in Schutz nahm und sein königliches Ansehen aufrecht zu erhalten suchte. Wenn irgend einer geeignet war, auf Davids Herz Eindruck zu machen, so war es Nathan, Er gehörte zu jenen wenigen eraden Menschen, denen die Gnade ihres Gottes höher siegt, als allesGunst der Mächtigsten aus Erden, und es war nicht seine Art, dem König Schlummerlieder vorzustngem die ihn noch sicherer machten; er sah es vielmehr klar ein, daß die gegenwärtige Zeit ein Wende- punkt in David’s Leben sein würde, und daß viel auf dem« Spiel stände, wenn er nicht auf die rechte Art ge- leitet würde, daß David ebenso gut ein Tyrann werden könnte, dem kein Gesetz mehr heilig blieb, als ein guter, durch Schaden noch weiser und besser gewordener König. Nathan, der David’s leises und leicht anfzuregendes Ge- fiihl für Recht und Gerechtigkeit und seine Ehrfurcht vor dem Gesetz kannte, führte sein Werk mit großer Weis- heit aus. Er wußte, daß, wenn er geradezu dem Kö- nige seine schwere Sünde vorhalten wollte, das ihn leicht würde erbittert und zurückgestoßen haben; so suchte er denn David aus sich selbst heraus zu führen und ihm ein Gemälde vorzuhalten, als ob ein anderer das gethan hätte, was Er gethan, damit er richtig sehen und urthei- len könnte. Er erzählte ihm ein Gleichniß (Fr. Arndt·) Nathan? Weisheit ist von dieser Geschichte her selbst bei der Welt sprichwörtlich geworden; aber, o ein anderer Mann, als jener Afterweise (in Lessings Drama: Nathan der Weise), welcher, von ihm den Namen entlehnend, mit der Taschenspielerei von drei Ringen alle positive (geoffenbarte) Religion ungewiß zu machen meint! nicht ein Mährchendichteh sondern ein wahrhaftiger Propbet des HErrn (Roffhack.) Ein Gleichniß ist ein Lehr- stück oder eine Erzählung, wo unter einem aus der Na- tnr oder aus dem menschlichen Leben hergenommenen Bilde eine Wahrheit der Religion, eine Seite des Rei- ches Gottes dargesiellt wird. (Heubner.) «Der» riechii sehe Ausdruck dafür, Parabel, heißt wörtlich: eben· wurf; denn »die iibersinnliche Wahrheit findet ihren bild- lichen Entwurf in der neben sie gestellten, mit ihr parallel laufenden sinnfiilligen Geschichte-«, jene ist das Haupt- bild, diese das Gegenbild Während nun die Fabel, die mehr den Zweck verfolgt, Lehren der irdis ch en Weis- heit und Klugheit zu geben, und deshalb in der heil. Schrift kaum eine Stelle hat (Richt. I, 7 ff; 2. Kön. 14, 9). weil der Schrift die Richtung des Menschen auf das himmlische ihr eigentliches Augenmerk ist und sie nur innerhalb der göttlich geordneten Verhältnisse sich bewegt, die Tugenden, u denen sie ermahnen, oder die Thorheitem vor denen sie warnen will, in Handlungen und Reden derThierwelt ausspricht, bei welchen dieser Bewußtsein und Ueberlegung geliehen wird, die sie niemals hat, erdichtet sich das Gleichniß seine Geschichte nicht, sondern entnimmt sie aus dem Bereich der wirklichen Vorgänge im Natur- und Menschenleben und bezweckt beides zumal, fowohl die Verhüllung als die Enthüllung der himm- ischen Wahrheit, die es im Au e hat — die Ver- hüllung für die, welche MseWa rhcit einstweilen noch nicht tragen oder fassen können, die Enthüllung für die Glaubenswilligcn und Empsänglichcm denen damit gegeben wird, daß sie die Fülle haben. Auch unser Gleichniß hat es mit einem wirklichen Borfall aus dem Leben zu thun, der genau so, wie er hier erzählt wird, sich alle Tage ereignen konnte; denn noch ietzt smdct sich bei den Arabern die Sitte, Lieblingsschafh Thima ge- nannt, im Hause zuhalten, wie bei uns Schooßhiindchen gehalten werden. Z. Da ergrimmete David [der ietzt noch weit davon entfernt war, in der Erzählung des Pro- pheten wie in einem klaren Spiegel seine eigenen Züge zu erkennen, vielmehr meinte, es sei ihm damit ein Rechtsfall zur Entscheidung vorgelegt worden] mit großem Zorn wider den [gewaltthä- tigen reichen] Mann, und sprach zu Nathan: So wahr der HErr lebt, der Mann ist ein Kind des Todes [foll am Leben gestraft werden], der das gclhitll hat [denn sein gewaltsamer Raub ist, eben weil der Arme nur dies OF; Schäflein hatte und es hielt wie eine Tochter, einem enschendiebstahl gleich zu rech- nen 2 Mose 2ls, 163 5 M. 24, 7]; is. Dazu soll er snach der in Z. Mose 22, 1 auf gewöhnlichen Viehdiebstahl gesetzten Strafe] das Schaf viersciltig bezahlen [es soll aber sein Verbrechen nach den beiden Seiten, von welchen es sich betrachten läßt, geahndet werden], darum, daß er solches gethan snnter so besonders erschwe- renden Umständen das Schaf geraubet], und nicht geschonet hat. 7. Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann sder solcher Sünde und nach deinem eigenen Ausspruch des Todes schuldig ist, ja der noch eine weit schwerere Strafe als jener verdient hat-«, so viel schändlicher es ist, jemand sein einiges Eheweib zu nehmen und ihn selber Umzubtivgens So spricht der HEry der Gott Israel [in dessen Namen ich zu dir kommeJ: Ich habe dich feinst durch Samuel 1. Sam. I6, 13 f.] zum Könige gesalbet über Israel, und habe dich errettet aus der Hand Saul [dessen Nachstellungen du nimmer würdest entgangen sein, wenn ich nicht meine Flügel über dich gebreitet hätte], 8. Und habe dir deines Herrn Hans [eben dieses vormaligen Versolgers Königreich sammt allen Gütern, die er besessen] gegeben, dazu seine Weiber in deinen Schooßtis und habe dir das Haus Israel nnd Jnda gegeben [so daß du aus allen Töchtern rneines Volks dir hättest Jung- frauen zu Weibern nehmen können nach deinem Gefsllsvmlz und ist das zu wenig, will ich noch dies nnd das dazu thun [hätte dir ja zu deiner vollen Befriedigung noch etwas gefehlt, so wußtest du wohl, daß ich noch weit mehr Gnadenwohlthaten für dich im Sinne hatte und du alles, was du mit einigem Recht begehren durftest, von mir nur zu» bitten brauchtest, um es auch wirklich zu ernpfangens 9. Warum hast dn denn das Wort des HErru Nathan hält dem Könige seine schwere Sünde vor und verklindigt ihm Gottes Strafgerichte. 363 [im 5. und s. Gebot] verachtet, daß du solches sgroße und schwereJ Uebel vor seinen Augen tha- test? Uriam, den Hethiten hast du erschlagen mit dem Schwert; fein Weib hast du dir zum Weibe genommen, ihn aber hast du erwurget unt dem Schwert der Kinder Ammon-s. «) Jn der That hat David hernach vierfältig bezah- len müssen mit Verlust seines Sohnes von der Bath- Seba (V. 18) und der drei andern Söhne: des Amnon (Kap. 13), Absalom (Kap. 18) nnd Adouia (1. Kön· 2, 13). —- ") Nach der herrschenden Sitte des Morgen- landes siel dem Könige bei feiner Thronbesteigitng der Harem seines Vorgängers zu; ja, die Besttzergreifung desselben war geradezu eine politische Handlung (Kap. Z, 7; l. Kön. 2, 13 ss.), die unter Umständen sogar öffentlich vor dem Volk vollzogen wurde (Kap. 16, 21 f.). Nun hatte Saul nur Eine rechtmäßige Frau, in der David seine Schwiegermutter ehren mußte (l.Sam.14, 49 f.; 18, 20 ff.); das Kebsweib desselben aber hatte bereits Abner sich angeezgnet (Kap. 3, 7 ff.). Es ist also hier nur davon die ede, was unter andern Verhältnissen dem David würde freigestanden habemsum seine Sünde auf ihre Wurzel, die Unersättlichkeit der Begierde, zurück- zuführen und sie durch den Hinweis auf das, was zur Befriedigung der Lust ihm alles gegeben war, in desto Zrelleres Licht zu setzeu, da seine vor andern bevoråggte age ihn doch nicht abhielt, dem Uria sein einiges eib zu nehmen. — M) Hiermit soll keineswegs die Sitte der Vielweiberei, dte von den Königen in’s Ungeheure ausgebeutet wurde, gutgeheißen werden; im Gegentheil verbietet das Gesetz 5. Mose 17, 17 einem israelischen König ausdrticklich, viel Weiber zu nehmen. Aber Gott läßt sieh hier so ganz herab zu der Schwachheit des Fleisches und würde mit David, wenn er aus Schwach· heit sich noch mehr Weiber genommen, als die er bereits besaß, nicht so scharf gerechtet haben; das Vergehen mit der Bathfeba dagegen war recht eigentlich eine Bosheits- Sünde. »Die göttliche Strafrede entfpricht aufs Ge- naueste dem Seelenzustande des noch in tiefer Nacht wandelnden Königs. Im Vordergrunde die lichteu Gut- thaten, die Gott ans sein Haupt gehäuft; doch schweigend der geistlichen Gnaden und Gaben, die dem Gefallenen entschwunden sind, wie ein Traumgesichh hebt das Gottts- wort an ihm nur die geschiehtlich und tbatsächlich greif- baren Segen hervor, welche den von Stufe zu Stufe mit allen königlichen Ehren, Gütern und Schätzen Ge- schmiicktem der Armuth eines einfachen Kriegsmanns gegenüber, so recht eigentlich zum reichen, fa überreichen Manne gemacht haben. Und nun im schärfsten Gegenfatz gegen diese Gutthaten des Gottes,-der bereit gewesen wäre, ihm, dem Gesegneten und Geliebten, jeden streite- ren erzenswunsckh um den er nur bitten möchte, zu gewä ern, die schwarze Uebelthat voll Undank und Ver- achtung des Wortes des HErrn, in welcher David grau- lieher als jener Reiche mit Uria verfahren, dem armen Kriegsmann nicht nur sein Schäfleim sondern, um des letzteren habhaft zu werden, auch sein Leben raubend. Gottes Fürst, der Gesalbte Jsraels, zum Ehebrecher und Mörder worden, weil eine schnöde Lust bei ihm zu Gaste eingesprochenM —- f) Nicht nur wird dem David auf den Kopf Schuld gegeben, daß er den Ehegatten der Bathseba mit dem Schwert erschlagcn habe, obwohl er’s nicht mit eigener, sondern mit fremder Hand gethan; es wird auch die ganze Abscheulichkein die in diesem Um- bringen durch fremde Hand lag, an’s Licht- gezogen, denn statt «erschlagen« heißt es jetzt ,,erwürgen«, und das Schwert »der Kinder Ammon« war das der Feinde des Volkes Gottes. 10. Nun so soll izur gerechten Wiedervergelitmg für diese deine zweite Sünde] von deinem Haufe das Schwert nicht lassen ewiglich Iso daß es noch nach deinem Tode sein Opfer fordern wird I, Kön. 2, 13 ff» nachdem es schon bei deinen Lebzeiten darin gewüthet V. 18; Kap. 13, 28 f.;» 18, 14]; darum, daß du mich verachtet hast, und das Weib Uria, des Hethiters, genommen hast, daß sie dein Weib sei. II. So [aber] spricht der DE« [in Beziehung auf jene deine erste Sünde, dadurch du die Ord- nung des Hauses zerrüttet und die Heiligkeit der Ehe angetastet]: Siehe, ich lvill Unglück übel? dich erwecken ans deinem eigenen Hause, und will deine Weiber nehmen vor deinen Augen, und will sie deinem Nächsten sder noch bei deinem Leben deines Thrones für einige Zeit sich bemächtigen wird] geben«, daß er bei« deinen Weibern schlafen soll an der lichteu Sonne« [Kap. is, 21 f.]. 12. Denn du hast-s heimlich gethan. sund aus alle Weise dich bemüht, deine Schande mit dem Schleier des Ehebettes zuzudecken Kap. 11, 571313 ich aber will dies thun vor dem ganzen Israel, und an der Sonne [damit jedermann erkenne, daß ich ein gerechter Gott bin, vor dem kein Ansehn der Person gilt]. «)·Etne sündliche Handlung kann auf zweierlei Weise betrachtet werden: Einmal, sofern sie eine Sünde, eine Abweichung vom Gesetz und eine Beleidigung— Gottes ist; sofern kann Gott an solcher Handlung, vermöge seiner unendlichen Gerechtigkeit und Heili lett, keineswegs Theil nehmen. Demnäehsi aber auch, ofern dergleichen Handlungen von Gott zugrlassen und mit der Zulassung derselben gewisse Absichten verbunden werden, dergleichen hier war, den David zu ziichtigenz sofern redet die Schrift also, wie wir im Terte finden. (Dietelmeir im engl; BibelwJ —- ") Wie Davids Sünde mit Ehebruch be- gann nnd im Todtschlag sich vollendete, so zeigte sich bei der Strafe das Gefetz der gerechten Wiedervergeltung auch darin, daß die Gerichte, welche iiberifein Haus hereinbrachem mit der Blntschande Anrnows ihren An- fang nahmen, die Enxpörung Absalom’s in der öffent- lichen Schändung der Kebsweiber seines Vaters ipfelte und selvst Adonia erst durch das Begehren der bifag von Sunem, die am Busen Davids gelegen, um den Altersschwachen zu erwärmen, fein Leben verwirkte. (Keil.) Uebrigens hing das Unheil« in Davids Familie mit seiner Sünde atrs’s engste zusammen: Amnon dachte, hat der Vater sich das erlaubt ——; Abfalom fußie aus dem Groll des Volkes ob der wiefachen Unthat; Adonia fiel, weil er den Vorzug seiner Geburt gegen den mit der Bathfeba Gezeugten geltend machen wollte. 13. Da sprach David [dem es unter diefem Sündenvorhalt des Propheten wie Schuppen von den Augen fiel, daß er seine Misfethat erkannte und der Bann, der bisher auf seinem Herzen ge- legen, von ihm wich] zu Nathan: Jch habe gessen- diget wider den HERR. Nathan [wohl erkennend, daß dies Bekenntniß aus einem wahrhaft buß- fertigen Herzen kam] sprach zu David: So hat auch der HErr sschou jetzt, da du demüthig dich schuldig giebst seines Zornes und Gerichts] deine Sande weggenommen« wörtlich: vorübergehn: 364 2.Samuelis 12, 14—-20. las sen, d. i. vergebens, du lvitst [wie du eigenilich als Ehebrecher und Todtfchläger verdient hättest] uicht sterben [sondern sollst fahren zu deinen Vätern mit Frieden und in gutem Alter begraben werden I. Kön. 2, 10]. 14. Aber weil du die Feinde des HErrn kderen er so viele auch in seinem eigenen Volke hat«] haft durch diese Geschichte lastern gemacht fdaß sie aus- rufen: da, da! das sehen wir gerne!], wird der Sohn, der dir [von der Bathseba Kap. 11, 271 geboren ist, des Todes sterben [und damit der An- fang gemacht werden zu dem Strafgericht, das zu deiner Züchtigung über dein Haus hereinbrechen WITH. «) S. Pf. 12. 14. 36 U. 37. David entgegnetdem Nathan nichts als das kurzeWort: ,,gesündiget hab ich an Jehova.« Freilich hat auch Saul seine Sünde bekannt, sogar unter Thränen, und doch ist er auf seinem Sündenwege fortgegangen. Wie viele Tausende bekennen jedesmal in der Beichte ihre Sünde, und niemals erfol i eine Bekehrung, sondern die letzte Beichte ist gerade kfo fruchtlos wie die erste; das Aus- sprechen des Siindenbekenntnisses thut es also noch nicht, und auch die Thränen sind noch keine Früchte der Buße. Und doch legt Nathan aus das kurze Wort Davids ein solches Gewicht, daß er ihm sofort erklärt: ,,auch Jehova bat deine Sünde vorübergehen lassen, du sollst nicht sterben.« Nathan hat nämlich gemerkt, daß das Wort Davids in seinem Munde volle Wahrheit ist, weil es aus dem Herzen kommt. Und Nathan hat recht gesehn, davon hat fich sofort das Haus Davids überzeugt, dem- nächst das ganze Volk Israel, ja allen Zeiten und Völ- kern ist es auf unzweifelhafte Weise kund geworden. Die Sünde David’s tritt auf in nakter Naturwahrheitz aber ebenso ächt und unverfälscht ist die Gestalt und Farbe seiner Buße. Das heil. Wort Buße ist in jüng- fter Zeit so verzerrt und verkehrt worden, daß es fast einen verächtlichen Beigefchmack erhalten. Es ist für unsere durch und durch ungefunde Zeit eine sehr heilfame Medizin, die Buße des Königs David anzuschauen. Es ist ein erlauchtes und feltenes Beispiel der Geschichte, daß Kaiser Theodosius sich wegen seiner Rachethat an Thessalonich der ernsten Zucht des mailändischen Bischofs unterwirst·; wir erfahren aber in diesem Falle nur, was Theodosius gethan und gelassen"hat, doch die Empfin- dungen und Gefühle feines Herzens liegen nichi vor. Anders ist es mit König David, er selber hat dafür ge- sorgt, daß wir in den Grund seines bußferti en Herzens ineinschauen können (Ps. 51); denn wenn w r es bisher noch nichtwiißtem so müßten wir esjetzt merken, dieserKönig isi recht besiissem vor seinem Volke kein Geheimniß zu haben. Was verbirgt sich mehr den eigenen Augen, als die Sünde, und was wird sorgfältiger, ja mit einem an- geborenen Instinkt der Schlauheit und Verstellung vor den Augen anderer verdeckt, als die eigene Sünde? Hat nun jemand eine ervorra ende Siellung, ist er vielleicht sogar ein Monat , wie eigert sich diese Versiellungss kunst, wie sehr weiß sie sich zu rechtfertigen und zu schmücken als psiichtmäßige Weisheit und nvthwendige Tugend, welche als fchirmende Schutzwehr die unentbehrliche Autorität der amtlichen Würde behüten und erhalten müsse. Nichts von alle diesem bei David, sondern das Gegentheil von diesem allen! Sobald er seine Sünde erkannt hat, ist ihm alles in der Welt leichgiltig, er hat nur ein einziges Bedürfnis, dieses eißt Gnade und Vergebung bei Jchova; so lange ihm feine Sünde vor Augen schwebt, ist ihm seine königliche Würde und Auto- rität zeebrochem sie legt ihm keine Rücksicht auf, er weiß, daß alles verloren ist und alles nur wiederhergestelltwev den kann, nicht durch menschliches Thun und Lassen, son- dern allein durch Jehovcks Gnade und Treue. Das ist der Charakter von Davids Buße. (Baumgarten.) · «) Der Kaiser (reg. 379—395 n. Chr.s hatte über die aufrührerische Stadt ein furchtbares Blutbad verhän- gen lassen (im J· 389); binnen Z Stunden wurden 7000 Menschen ohne Unterschied und Verhör niedergemacht Der Bischof Ambrosius von Mailand schrieb dem Kaiser einen ernsten Brief und erinnerte ihn an das Wort Hesek. 3, is; zugleich versagte er ihm den Zutritt in die Kirche von Mailand. Theodokius berief sich zu feiner Entschuldigung auf Davids Blu schuld; Ambrosius aber erwiedertet »Hast du Davids Sünde gethan, so thue auch Dadids Buße!« und forderte öffentliche Kir- chenbußr. Der Kaiser unterwarf sich der Buße, zog vor der Kirche von Mailand feinen kaiserlichen Mantel aus, warf sich mit dem Angesicht auf die Erde und betete: ,,Meine Seele liegt im Staube, erquicke mich nach dei- nem Wort« (Pf. 119, 25.) Das Volk weinete und betete mit, und wie bei David, so wirkte bei Theodosius die göttliche Traurigkeit eine Reue zur Seligkeit. 15. Und Nathan ging heim [und überließ den König der weiteren Arbeit des Geistes Gottes an seinem Herzens Jn diese Zeit des Lebens Davids fällt die Entstehung des 51. Pfalms, worin der bußferti eKönig in feinem Kämmerlein ringt nach Wiederherste un der Gemein- schasi mit Gott; als er dann der göttli en Gnade und Gemeinschaft in seinem Herzen gewiß und froh gewor- den, verfaßte er den 32. Psalm. Unsere Geschichte, in Verbindung mit den beiden Psalmen, läßt sich gut ge- brauchen, um den Kindern in der Schule die Worte in Lutheds Erklärung zum Z. Artikel: ,,mit seinen Gaben erleuchtet« klar zu machen. Die Erleuchtung ist ja diejenige Handlung des heil.Geifies, da er ein göttlich Licht in unserm finstern Verstande an ündet und aus dem Ge- fetz unsre Sünde und Gottes orn über die Sünde, aus dem Ev an gelio aber Gottes Gnade und unsre Erlösung durch Christum uns erkennen läßt. Dies geschieht hier durch Rathaus Siindenvorhalt (Gesetz) und die darnach gefproehene Abfolution (Evangelium). Die Gabe nun, die der heil. Geist mit der Erleuchtung aus dem Gesetz schenkt, ist die Buße: ich empfinde Reue und Leid über die Sünde und möchte gern von ihrer Schuld und von Gottes Zorn frei werden (Pf. 51)· Die Gabe aber, die der heil. Geist mit der Erleuchtung aus dem Evangelio schenkt, ist der Glaube: ich ergreife die Gnade Gottes, die sich uns anbietet, und sehe au Christi Verdienst all mein Vertrauen und Hoffnung ( s. 32). H· V.155-—25. Jllo biathan nach hause gegangen, tritt Gottes Strafe ungesäumt ein: das im Ehebrnch mit ttathseba erzeugte Knäblein wird in Folge einer aufer- ordeutlith von Gott verhängten Plage todllktantn dluu ersucht zwar David mit seien nnd Fuße» den HErrn um das Leben des Kindes; aber es stirbt dennoch am siebenten Tage, wag, abgesehen von der heilsamen stich- tignng für David nnd saihseba seinen Grund, in dem walte! hat, der an dee Kindes Erzeugung haftet (f. Blum. zu 4. Was. 5, 31u,lticht.l1, 2). David, so sehr er vor- hin geirauerk ist seht, zu großer Verwunderung seiner Kettchen, fröhlich in seinem Gott, unter dessen willen er sieh beugt. Seine Ehe mit sathseba wird darauf mit einem zweiten Sohne gesegnet, den er Salomo nennt und unter die tjand dlathaise thut; der bezeichnet ihu als den Xiebliug des hinten, denn dafiir hat er ihu ani Erlenchtuug des Geistes erstaunt, und der Knabe soll früh— zeitig um feine göttliche serufaug wissen. David bekennt seine Sünde und erhält die Absolution. Das Kind der Vathseba stirbt. 365 (15.) Und der HErr sdas Wort seines Pro- pheten V. 14 sofort erfüllend, als dieser von dem König wieder hinweggegangen war] schlug das Kind, das Urias Weib [ihrem nunmehrigen Eheherrnj David geboren hatte [Kap. 11, 27]- daß es todtkrant ward. 16. Und David [als die Gefahr des Todes immer höher und höher stieg, während er inzwi- schen seines Gnadenstandes nach der Zeit der schwe- ren Verirrung und großen Gottentfremdung wieder gewiß geworden war V. 15 Anm.,] ersnchte Gott mn das Knablein sdaß er es wieder gesund machen und beim Leben erhalten möchteL nnd sastete, nnd ging hinein [in die verborgenste Kammer seines Hauses) nnd lag nberRacht auf der Erde [Jos. 7, 6]. Gott schlägt das Kind und trifft die Eltern. (J. Lange.) So ist es denn, möchte jemand sagen, auch bei David doch zuletzt nicht blos die Sünde, sondern die bittere Folge der Sünde, deren er in seiner Buße sich zu ent- ledigen sucht! Du würdest nicht so sagen, wenn du näher zusehen wolltest, was David zu seiner Bitte treibt· Ach, mit dieses Knäbleins Leben, um das er bittet, hat es eine gar andere Bewandniß als mit dem Leben eines geliebten Wesens, das, s einer Eltern Lust und Wonne, mit jedem Aufschlagen seiner Aeuglein und jedem Lallen seines Mundes nur Dank im Blick auf die Vergangen- heit und für die Zukunft die lieblichsten Hosfnun en in ihnen wach ruft. Von dem Angesichte dieses indes sällt ein schwarzer Schatten auf die zurück, welche ihm auf Erden die nächsten sind. An seinem Dasein hastet der Makel eines verbrecherischen Umgangs, und es knüpfen lich für David die herbsten Erinnerungen seines Lebens daran. Wäre nun das Leben der Eigenliebe nicht völlig in ihm zermalmt gewesen, wäre von der Selbstsucht, von dem Kainsgeiste, der ihm den Brief an Joab dictirt hat, auch nur noch eine Spur in seinem Herzen zurückgeblies den, dann mußte ihm des Kindes Erkranken sein, wie die Befreiung von einem bösen Alp, und ihn mit heim- lirhem Frohlocken ersüllen; er konnte dann nur wünschen, daß es je eher je lieber von dem Schauplatz verschwinde, den es nie hätte betreten sollen, und mit ihm die letzte Erinnerung an seine Schande in die Erde begraben werde. Hat nicht die bloße Furcht vor dieser Schande, alle natürlichen Gefühle zurückdrän end, sogar schon manche Mutterhand mit dem Mordstahl wider den Sohn ihres Leibes bewaffnet? Und David braucht seine eigne Hand ntcht darum zu regen; er darf nur stille sein und zusehn, gar mit dem Scheine einer musterhaften Ergebung, wie Gottes Hand das Kind zum Tode bezeichnet. Aber siehe da, wie so ganz das Selbstgesuch der Eigenliebe und der Ehre bei den Menschen in David’s Brust er- tödtet istl Er siehet in dem Kinde nicht einen verhaßten Vertlägey sondern nur sein Kind, sein armes, unglücklis ches Kind; und das Unrecht, welches er ihm sür·s Leben zugefügt, macht es ihm desto schwerer, ihm keine andere Liebe erweisen zu sollen, als das Todtenkränzlein ans sein Haupt zu seyen. Das kleine Wesen krümmt sieh und wirnmert unter den Schwertstreichem die seinen ver- schuldeten Vater hätten treffen sollen; nnd der Vater, der um den Weg zum Gnadenthron weiß und für sich selber die Absolution gesunden, sollte müßig dabei stehen, statt betende Hände aufzuheben, das Todesurthetl wo möglich noch von ihm abzuwenden? Nein, David ersucht Gott um das Knäblein; und er thut’s mit ganzem Ernst· 17. Da stunden auf die Aeltesten seines Hauses [die ältesten und vertrautesien Diener, die sich schon etwas gegen ihn herausnehmen durften, gingen hinein in das verborgene Gemach, wohin sie ihn hatten sich zurückziehen sehen, ohne daß er wieder zum Vorschein gekommen iväre], und wollten [als sie ihn so daliegen sahen] ihn ansrichten von der Erde [indem sie in guter Meinung zu ihm sprachen: O König, thue dir nicht so übel, schone dein selbst um des ganzen Hauses Jsrael und Juda willen; stehe auf und setze dich mit uns zu Tische, und fasse guten Muth]; er wollte aber nicht, nnd aß anih nicht mit ihnen [sondern blieb bis an den Morgen in seinem Kämmerlein]. « 18. Arn sdaranf folgenden Morgen, als am] siebenten Tage [nach Beginn der Krankheit V. 151 aber starb das Kind [denn »der liebe Gott geht seine eigenen Wege, oft getadelt von der Vernunft und von dem Herzen als zu hart verklagt, doch alle- zeit soviel höher denn unsere Wege, als der Himmel höher denn die Erde ist« Jef. 55, 8 s.]. Und die Knechte David-s fürchteten sich ihn: anzusagen, daß das Kind todt wäre. Denn sie gedachten kbei sich, und sprachen auch ihre Meinung mit leiser Stimme einer gegen den andern aus]: Siehe, da das Kind noch lebendig war, redeten wir init ihn! [er solle gutes Muthes sein und sein selbst schonen], und er gehorchte unserer Stimme nichtz wie viel mehr wird es ihm wehe thun, so wir sagen: Das Kind ist todt. 19. Da aber David [von seiner Kammer aus, in deren Nähe sich die Aeltesten aufhielten] sahe, daß seine Knechte leise suntereinanderss redeten, und Daraus] merkte, daß das Kind todt wäre kman aber aus Schonung gegen ihn die Sache noch geheim halten wolle], sprach er zu seinen Knechteiu Jst das Kind todt? Sie sprachen: Ja [und er- warteten nun nach dieser, nur mit Mühe hervor- gebrachten Antwort nichts anders als die Ausbrüche des hestigsten, bittersten Schmerzes an ihm zu sehen]. 20. Da [jedoch] stund David auf von der Erde, nnd wusch sich, nnd salbete sich, und that andere Kleider an [zum Zeichen, daß seine vorige Traurigkeit, darüber er das Waschen und Salben unterlassen hatte und in schlechten Kleidern einher- gegangen war, nun gänzlich von ihm genommen sei], und ging in das Hans des HErrn [in das heilige Zelt, das er neben seinem Hause für die Bundeslade hatte errichten lassen Kap. S, 17], nnd betete an [dankte Gott für die gnädige Aus- lösung des Kindes und rief ihn an, auch in allen künftigen Züchtigungen ihm beizustehn und sie ihm ZUM Beste« dieses! ZU IAssOUL Und da er wieder heim kam, hieß er ihm Brod anfingen, und aß [als einer, der nun wieder fröhlich geworden]. O wie so gar nicht ist doch ein Herz das unter der Zucht der Gnade steht, nach natürlichem Maße zu be- messen! Es kann bitterlich weinen und der tiefsten Em- pfindun des Schmerzes sich hingeben, ohne darum in dem Såymerze unterzugehn und die Herrschaft über sich 366 2. Samuelis 12, 2I——31. selbst zu verlieren. Durch das Gewölk der Trauer bricht die Heiterkeit des Geistes immer wieder und oft plö lich hindurch — sei es, daß man das eigene Leid den us- gaben der Liebe, andere zu beglücken, unterordnet und in die Tiefe der Brust verschließt, sei es, daß man iii dem Leide sichtbar und greifbar deii Rath und die Hand dessen erkennt, der uns durch Leiden zu Kindern und Erben feines ewigen Reichs erzieht Vor dem Schlage, so lange noch eine Möglichkeit fich zeigt, denselben ab- zuwenden, Zuflucht zu dem Gnadenthrom als wollte man ihn erstiirmeiix nach dem Schlage augenblickliche unbedingte Unterweisung und Gelassenheit in Gott. — David’s Gang iii das Haus des HErrn ist sein erster rechterKirchgang nach mehr als neunmonatlicher Ent- fremdung von deni Angesicht des HErrnz und obwohl er als ein Schiffbriichiger sich einstellen muß, ein mit dem bloßen nackten Leben aus dem Untergange aller eige- nen Gerechtigkeit und Schöne Geretteter, er« thut den Gang nicht mit Sauersehiy sondern mit gesalbtem An- eficht, in ausnehmender Freude an seinem Reiter und zrlöfer. Was über dem Bußgebete des 51. Psalm in seiner Seele aufgegangen, dem drückt der festliche Anf- zug, worin er vor feinem Gott erscheint, nun auch vor de: Welt — sie verstehe es, oder versiehe es nicht! — das Siegel auf. (Roffhack.») · 21. Da sprachen feine Knechte zu ihm: Was ist das sur ein Ding, das »du thust sfiir eine selt- same Art, wie du dich benimmst]? Da das Kind snochj lebte, fafteteft du, und weinetest [gleich als wäre es fchon für dich verloren]; nun es aber ge- storben fund also- wirklich verloren] ist, siehest du auf und isfeft [uud zeigst guten Muth, da du doch nun erst recht Ursache hättest, dich zu betrübenTs 22. Er sprach: Um das Kind fastete its, iiiid weinen, da es lebte; denn »ich gedachte; Wer weiß, ob sniir der HErr gnadig wird ses ist Ia recht wohl möglich, der HErr ändert auf mein demüthiges Bitten seinen Nathfchluß und geht ein auf mein Begehren] daß das Kind lebendig bleibe. Tät. Nun es aber todt ist sund ich also that- sächlich erkenne, daß Gottes Rath unwiderruflich gewefen], was soll ich fasten fund einer Traurig- keit mich hingeben, die ja doch mchts nutzen kann]? Kann ich es smit solcher Betrübnis] auch wiederum holen [von dein Ort, da feine Seele sich nunmehr besiUdetJT Ich werde [feiner Zeit, wenn auch meine Sterbestunde kommt] wohl zu ihm fahren, es kommt aber nicht wieder zu mir sum) vie zu dieser Wiedervereinigung mit meinem vorangegangenen Kinde lasse ich mir an Gottes Gnade genügen, deren ich in meinem Herzen so gewiß geworden bin, daß auch die seheinbaie Nichterhörung meines Gebets mich darin nicht irre machen kann] · · » » Gewöhnlich sagt man, es sei dem David bei seiner Bitte darum u thun gewesen, in der Erhaltung des Kindes einen nadenbeweis von Gott nach der Wieder- herstellung seiner Gemeinschaft mit ihm» zu erhalten; daß das aber nicht der Fall war, daß vielmehr David die Abfolutiom die er durch Nathan empfangen, sich bereits also angeeignet hatte, daß der äußeren Gottcsstimme eine innere in seinem Herzen antwortete und das ver- klagende Gewissen bei ihm zum Schweigen gebracht war durch die Versicherung der göttlichen Gnade, das erkennen wir deutlich aus diesem lfeinem Verhalten nach des Kindes Tode. Jm Vollbesitz so eher Gnade konnte er dann, wie wir oben erkannten, um Erhaltung des Kindes, dieses Zeugen feiner Schande, bitten; denn er wußte: Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigeni Gott ist hie, der da gerecht macht. Jm Vsollbesitz solcher Gnade konnte er aber auch jetzt, nachdem Gott in Beziehung auf sein Anliegen ein entschiedenes Nein! gesprochen hatte, ein fröhliches und dankbares Ja! zur Antwort geben und gerade in dem Sterben des Kindes ein Zeichen der göttlichen Gnade erkennen; denn »durch die Vergebung steht vor ihm offen der Weg zu den wefenhaften himm- lischen Dingen, und fein von der Erde entbundenerGetst — ach, die Welt ist ihm über der Sünde so gallenbitter geworden! — eilet dorthin, wo es kein Scheiden mehr giebt und kein Weinen um Tod -und Sünde« 24. Und da David sein Weib Bath-Seba« [über den Verlust des Kindes] gettbsiet fund eben- falls zu einer herzlichen Buße angeleitet Pf. 51, 15] hattek ging er snuiimehriii Ehren] zii ihr hinein, und schlief bei ihr. Und sie gebar [hernachmals, als der Krieg gegen die Ammoniter beendigt war V. 26 ff» etwa im J. 1030 o. Chrktj einen Sohn, den hieß er Salomo [d. i. Friedreich oder Friedrich, Mann des Friedens 1, Chron. 23, 9]. Und der HErr liebte ihn [erkor ihn zu seinem Liebling unter Davids Söhnen und bezeichnete ihn als. denjenigen, auf welchen die Verheißung Kap. 7, 12 ff. gehe, vgl. I. Chron. 23, i7 ff.«"] «) David konnte sie jetzt trösten mit dem wahren, himmlischen und bleibenden Troste; denn er hatte ihn iiberschweiiglich gefunden in der Vergebung feiner Sün- den. Und o ivie werden seine Lippen von diesen Tröstuni gen übergeslossen fein! wie wird er Bathfeba hingewiesen haben auf den HErrn, bei dem so viel Vergebungzu finden ist! wie wird er mit ihr und für sie gebetet haben, daß Gott fte doch auch zu ihm ziehen und ihre unsterb- liche Seele für die Ewigkeit bekehren möchte! Es ist mehr als wahrscheinlich, daß das Werk seiner Liebe und seines Gebets gelang und daß Bathseba aus dem Stande der Sünde in den Stand der Gnade übergetreten und ein wahres Kind Gottes geworden ist. Wenigstensi war sie von nun an Davids liebste Gemahlin, auch wird ihrer in der heil. Schrift immer nur mit Ehren gedacht, und herrlich ist die Ermahnung, die sie später ihrem Sohne Salomo gab und die uns ansdriicklich in Sprüchiv. 31, 1 ff. ist aufbewahrt worden. ·(Fr. Arndt.) —- ") Bei feiner Thronbestetgung im J. 1010 v. Chr. muß Salomo mindestens 20 Jahre alt gewesen fein, da er bereits an Rehabeam einen einjährigen Sohn besaß (vgl. l. Kön. U, 42 mit Kap- 14, 21); dies führt uns auf das oben bezeichnete Jahr feiner Geburt. —- ·«'"·) Daß unter den vielen Söhnen Davids ein Sohn der Bathseba durch die freie Gnade, nicht nach menschlicher Ordnung, er- wählt wurde, sein Nachfolger und das Vorbild des ewi- gen Königs zu sein, darin liegt ein merkwürdiges Zeugniß von der völligen Vergebung, mit welcher der HErr die Sünde Davids bedeckt hat. (Wunderlich.) Von der angekündigten Strafe erliFß der HErr dem David nichts, sie sollte als heilsame vaterliche Züchtigung auch nach erfolgter Vergebung noch schmerzhigt süh bar bleiben; aber darüber hinaus wollte der H rr mit seinem, ge- demüthigten Knechte nicht gehen, und die Gebeine sollten wieder fröhlich werden , die Er zerschlagen· hatte. (v. Gerlach.) · 25. Und er [David] that ihn [den Salomo, als er niineinigermaßen herangewachfenwarJiItiterdieHaUd Nathan, des Propheten sdaß dieser ihn erziehe und Bathseba, ietzt Davids rechtmäßiges Eheweib, gebiert ihm den S alo m o. gEroberung Rabba’s. 367 in der Furcht des HErrn unterweise]; der hieß ihn sfiir seine Person, so lange er ihn unter seiner Leistung und Erziehung hatte] Jedidja [d. i. dem HErrn lieb = Liebling des HErrnL um des HErrn willen [eben weil er aus göttlicher Offen- barung wußte, was der HErr mit dem Knaben vorhabe«]. » «) Nach dem Wortlaut des hebräischett Textes lautet dieser Vers eigentlich: Und er sder HErr) sandte (Bot- schast) durch die Hand Nathan, des Propheten; der (Nathan) hieß ihn Jedidja, um des HErrn willen sweil er ein Vorbild des ewigen Sohnes der Liebe sein sollte). Es läßt aber Luther’s, an die Bulgata sich anschlteßende Uebersetzung, die einen passenderen Sinn giebt, auch sprachlich stch rcchtsertigen VII· v. Eis-It. nachdem es mit David zum Jensslchen von seinem stimmten, in die Geschichte der Belagerung Rat-links verslothtenen Fall gekommen und sein verhättniß zu Gott völlig miederhergesieilt ist, hat nnn auch jene Belagerung einen glücklichen. Fortgang. Joab nimmt die eigentliche, die sogenannte Wasser-Stadt ein und läßt seinen königlichen Herrn ausserdem, die Ehre des Siegen fiir strh selbst dadurch in sent; zn nehmen, daß er mit einein« srisrhen Streiterheere heranziehe und noch die Burg oder Citadelte von titabbathsdlmtnou reader-e; David thut dies, setzt sich die ammonitische üiinigglteone aufs Haupt und kehrt nun) schwerer Küchtigttng der Jimmoniter mit seinem siegreiche-i Heere trinmphirend nach Jerusalem zurück. Vgl. 1.Chron.21, t—3. AS. So stritt nnn sum hier auf den Aus- gangspunkt unserer Geschichte in Kap. II, 1 zurück- zukommen] Joab wider Rabba [die Hauptstadt] der Kinder Antmon, und gewann [end»lich, nach etwa anderthalbiähriger Belagerung] die konigliche Stadt die eigentliche, am linken und rechten Ufer des oberen abok in einem schmalen, höchstens 200 Schritt breiten Thale zwischen nackten Hiigelreihen sich hinziehendc, in V. 27 »die Wasserstadt« genannte Residenzstadt des Königs, so daß ihm nur noch die Eroberung der im Nordwesien gelegenen Aksropolis, der zltr Stadt gehörigen Burg oder Festung, übrig blieb], W. Und sandte Boten zn David, und ließ ihn! sagen: Ich habe sdeinem königlichen Befehle gemäß] gestritten wider Ratt-a, und hab« ankh ge- wonnen die Wasserstadt 28. So nimm nun zu Hauf das übrige sbis jetzt noch in der Heimath zurückgebliebene Kriegs-] Vol! [da das andere, welches mit mir vor Rabba liegt- schon seh! geschwächt Stil, und belagere die Stadt sdie noch einzunehmende Akropolis], auf daß ich fte nicht [ebenfalls, gleichwie die Wasser: stadt] gewinn« und ich den Namen davon habe [der Ruhm der Eroberung nicht mir, deinem Knechte, sondern, wie fich’s gebührt, dir, dem Könige, zu- falle]. Vgl. eine ganz ähnliche Stelle bei Gurt. R. do rebus Alex-codes M. VI, S: ille (craterus), omnibus pras- pukutjtk regjs (Alexunc1ri) axspeetabat ach-entom, ca« tao ukbjs sArtarcanae Malo, sicut par erst, cedens Cis-knieend, nachdem er a es vorbereitet, wartete die An- kunft Aleranders ab, ihm, wie es sich gebührte, die Ehre, die Stadt eingenommen zu haben, überlassen» 29. Also nahm David alles lKkksgsd Vvlk sdas bis jetzt noch nicht an dem Feldzug sich be- theiligt hatte] zu Hauf, und zog hin, und stritt wider Rabba, und gewann sie seroberte zu der von Joab bereits eingenommenen Wasserstadt auch noch die feste Burg hinzu, so daß nun der Sieg ein vollständiger war], 30. lind nahm die Krone ihres [bei der Er- oberung gefallenen oder gefangenen] Königs sHanon Kap.10, l] von seinem Haupt, die an Gewicht einen Centner sein Talent = 87 Pfd. 20 Loth 872 O. 3. Mos. 19, 37 Anm.] Goldes hatte nnd san welcher viele] Edelgestctne ssich befanden] und sste] ward David [zum Zeichen, daß nunmehr Er der König des Ammoniterlandes sei] auf fein Haupt gesetzt; und set] führete ans der Stadt sehr viel Rsaubs seine große Menge erbeuteter Werthsachens Die Möglichkeih daß einträfti er Mann eine Krone von dieser Schwere eine kurze eit, nur bei den feierlichsten Gelegenheiten, auf dem Haupte tragen könne, läßt sich nicht ableugnenzund überdies würde die Ans- iunft, daß die Krone am Thronsessel über dem Haupte befestigt gewesen, mit den Worten des Textes keineswegs streiten. sTheniusJ II. Aber das Volk drinnen sdie bei Ein: nahme der Stadt gefangene Kriegsmannschafq führete er heraus svor die Stadt], und legte sie unter eiserne Sagen, nnd Zacken [mit eisernen Zacken versehene Ackerwerkzeuge, wie die Dresch- schlitten der Alten und die Eggen und Ktümmer der jetzigen Zeit], nnd eiserne Keile [Schneide- werkzeuge], und verbrannte sie in Ziegelösetu So that er allen Städten der Kinder Ammon sauch bei der Besitznahme der übrigen ammonitischen Städte ließ er ein gleiches hartes Strafgericht über das gefangene Kriegsvolk ergehen] Da snachdem die Unterwerfung des feindlichen Landes beendigt war] iehrete David und alles Volk wieder gen Jerusalem. Die Art der Vollziehung dieser Strafen läßt sich im Einzelnen nicht ganz deutlich machen; nach l. Ehren. 21,3 hatte das Legen unter die eisernen Sägeu u. s. w. den Zweck, die Gefangenen auf recht grausame Weise zu zer- reißen (vgl. Hebt. 11, 37 und Saaten. Oali . 27: me— djos serra dissecuit—— er schnitt sie mit der äge mitten von einander), und nacb einer anderen Lesart in unserem Texte wären unter den Ziegelöfen, in welchen David die Atnmoniter verbrennen ließ, die Molochs-Statuen, in welchen sie» selbst dem Götzen ihre Kinder zu opsern pflegten (3. Mos. 18, 21 Anm.), zu verstehexu Man hat nun diese furchtbare Grausamkeit von Seiten Davids stch nicht erklären können und deshalb die Worte so edeutet, als wäre hier nur an eine Verurtheilun der Ge- ixangenen zu schweren Frohni und Stlavendien en beim Sagen, Dreschem Ziegelbrennen u. s. w. zu denken; in· desscn ist dies eine Wortverdrehung und keine Erklärung der Sache. Darum nehmen andere an, die Eroberung Rabbcks salle in die Zeit nach David’s ztviefachey tn Katz. Il erzählter Sünde, ehe Nathan zu ihm kam und sein Herz zur Buße erweckte; umseine Gewissensunruhtz die er fühlte, einigermaßen sich zu vertreiben, habe er den Feldzug selbst übernommen, und um das Gericht über seine eigene Sünde sich zu ersparen, habe er desto 368 2. Samuelis IS, 1—13. schärfer Gerirht gehalten über fremde Missethat (1. Sant- 14, 35 Anm.). Allein es ist mehr als wahrscheinlich, daß, ehe David wider Rabba auszo , er zuvor den Bei« stand des HErrn von der Gemeine Israel in der Weise, wie der 20. Psalm dies näher darlegt, sich erstehen ließ; er muß also damals mit dem HErrn schon wieder ver- söhnt und von der Ueberzeu ung erfüllt gewesen sein, daß er für Gott und seine Ehre streite; sonst hätte er sein Volk nicht können also für sich flehen und bitten lassen. Mit gleicher Wahrscheinlichkeit ist der El. Psalm zuerst bei der seierlichen Gelegenheit gebraucht worden- als der Krieg nun glücklich beendigt war und David die ammonitische Königskrone sich auss Haupt setzte; eine Eitelkeit, hinter welcher sich ein geschla enes Gewissen und ein von Gott entfremdeter Seelenzu and verberge, ver- mögen wir daher auch in dieser Handlung Davids nicht zu erblicken. Endlich ist für die Siegesfeiey bei welcher die mit im Felde gewesene Bundeslade (Kap. 11, 11) in feierlicher Prozession nach dem Zion zurückgebracht wurde, der 68. P altn bestimmt; wir haben darin ein neues Zeichen, da David damals nicht mehr der noch uubekehrte Sünder war, sondern seinem Gott wieder fröhlichen und siegesfrohen Herzens Lieder singen konnte, wie es denn überhaupt ganz der göttlichen Führungss und Erziehungsweise entspricht, daß, ehe David in die schwere Schule der Trübsal, die zu seiner Ziichtigung ihm beschieden war (Kap.13-20), hineinging, der HErr ihm ein doppeltes Unterpfand von der Wiederkehr seiner Gnade theils in der Geburt Salomo’s, des von ihm Geliebten (V.24 f.), theils in dem glänzenden Siege über Rabba gab. Was nun jene harte Behandlung der überwundenen Ammoniter betrifft, so übte David damit zunächst das Recht der strengen Wiedervergeltung an ihnen, das ja als Grundgesetz der Strasgerechtigkeit durch Nsas ganze alte Testament hindurchgeht (s. Anm. zu 2. of. 2l, 14 u. 24); denn nach Amos l, Z. 13 haben ihre Verbündetem die Shrer. Gilead mit eisernen Zacken edroschen und sie selbst, die Ammonitey die schwangeren rauen daselbst zerrissen, und in 1. Sam.11, 1 drohte der König Nahas allen Einwohnern von Jabes das rechte Auge auszustechem Weiter aber, so will uns be- dünken, ist David’s Verhalten eine vorbildliche Handlung. Wie wir zu Pf. 2, 3 näher auseinandersetzen werden, ist eben dieser, der L. Psalm, zu der Zeit entstanden, wo Joab die miteinander verbundenen Shrer und Am- moniter zersprengt nnd David die Syrer wieder unter seine Botmäßigkeit gebracht hatte (Kap. I0); was er nun dort, in V. 10—12 des genannten Psalms, im Geiste den Feinden des Reiches Christi mahuend und warnend zurust, das ist der geschichtliehen Grundlage nach zugleich eine Warnung an die Ammoniter, den Kampf ge en ihn, den von ihnen verhöhnten David, nicht bis aukss Aeußerste fortzusetzen, sondern sich lieber mit ihm u versöhnen. Da es aber den Ammonitern nicht ein- el, um Frieden und Schonung zu bitten, sondern sie es durch ihre beharrliche Feindseligkeit auf die Belagerung ihrer Hauptstadt im Feld ug des nächsten Jahres (Kap. 11, I) ankommen ließen, o handelte David nach Rabbas Eroberung mit seinen Widersachern nach der ganzen Strenge, die dereinst sein großer Sohn, der auf seinem Stuhle sihen sollte, nach des HErrn Willen an seinen hartnäckigen Verächtern in Anwendung bringen würde (Ps. 2, 9), um es so thatsächlich zur Anschauung zu brin- gen, daß das kein leeres Wort sei, über dessen abschreckens den Ernst man letchtsinnig und un liiubig sich hinweg- setzen könne, womit der Z. Psalm chließtx »Küsset den Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommet aus dem Wege; denn sein Zorn wird bald anbrennen« Vgl. Luk.19, 27. Das IF. Kapitel. Der Iölutsohänder ämnon wird non dhsalonks Dienern ermordet. I· V.1——22. »Hier gehet nun das Unglück an iiber Davids Hans, wie ilathau droben (Bap.12, U) verleitet· diget hatte« Jimnou, Davids ältester Sohn, entltreuut iu unkäcistiger Begierde zu seiner schönen tjalbschweßen der Thamay weiß durch eine, von seinem Vetter Jouadab ihm an die Ijand gegebene Biß sie in seine Uähe zu bringen und schwäkht sie in gewaltsam« Weise, woraus, da seht seine vorige Brnnst in desto größeren Haß gegen ße umgeschlageu ist, er in schmählicher Weise fle verstößt. Gutehrt und tnit verzweifeliem Immer; kommt Thamar zu ihrem Bruder Absalon« der einstweilen sie beruhigt, die Rache sär den an ihr verübteu Frevel ans gelegeue Jeit sich aussoareud 1. Und es begab sich darnach keinige Zeit nach Beendigung des Krieges wider die Ammoniter Kap.12, 26 ff» etwa im Jahr 1030 v. Ehe]- daß Absalom, der Dritte] Sohn David [den ihm Maacha, des Königs Thalmai zu Gesur Tochter, geboren hatte, als er noch in THebron residirte Kap. s, 3], hatte eine schöne Schwester, die hieß Thamarz und Amor, der sältestej Sohn David [von der Jsreelitin Ahinoam Kap. Z, 2], gewann sie [diese seine Halbschwesterj lieb. Z. Und Amnon stellete sich krank sgrämte oder härmte s ich ganz ab], um Theater, seiner Schwe- ster, willen. Denn sie war eine Jungfrau sdie als solche verschlossen und eingezogen am königlichen Hofe gehalten wurde, s. Anm. zu V. 7], uud däuchte Amnon schwer sein, daß er ihr etwas sollte thun [er sah um deswillen keine Möglichkeit, ihr beizu- kommen und seine Lust an ihr zu stillen]. Z. Amuon aber hatte einen Freund, der hieß Jouadab, ein Sohn Simea soder Summa i, Saat. 16, 19], Davids Bruders; und derselbe Jonadab tvar ein sehr weiser Mann [doch war seine Weis- heit nur von der in Jak. Z, 15 beschriebenen Art]. 4. Der sprach zu ihm [als er sein abgehärm- tes Wesen bemerkte]: Warum wirst du so mager, du Kdnigssohn [dem es ja an nichts fehlt, was das Herz lustig und guter Dinge macht], von Tage zu Tage [wörtlich: von Morgen zu Mor- gen, so daß man an jedem Morgen, wie bei einem, der eine schlaslose Nacht gehabt, dein elendes Aussehen bemerken muß]? Magst du miks nicht ausagen [was dein Herz bekümmertTs Da sprach Amnon zu ihm: Ich habe Thamau meines Bruders Absalom Schwester, lieb gewonnen sund weiß nicht, wie ich an sie kommen soll]. Z. Jouadab [der bei seiner Verschmitzheit so- gleich mit einem listigen Anschlag bei der Hand war, statt, wenn er ein rechter Freund hätte sein wollen, zu männlichem Kampfe wider die Gelüste des Fleisches zu ermahnenj sprach zu ihm: Lege dich auf dein Bette, und mache sstellej dich traut Amnon, David’s ältester Sohn, entbrennt in Begierde zu seiner Halbschwesier Thaman 369 swas bei deinem elenden Aussehen dir jedermann auch glauben wird]. Wenn dann dein Vater kommt, dich· zu besehen »[nachzusehen», wie es dir geht] so sprich zu ihm: Lieber, laßgneine Schwester Thamar kommen, daß sie mich ajze smtt Speise erquicke], und mache vor mir ein Essen, daß ich znsehe, und [wenn ich von dem lieblichen Geruch gereizt, einigen Appetit bekommen habe] von ihrer Hand esse sda sie das Gericht, wonach mich gelüstet, besonders gut zu bereiten versteht] Der Rathschlag den Jonadab hier dem Amnon giebt, beruht aus kluger Berechnung; bei den oft wunderlichen, ttamentlich in Bezug auf Speisen schwer zu befriedigen- den Wünschen kranker Personen konnte das auffälligc Verlangen, das Amnon an seinen Vater stellen sollte, diesen nicht gerade besremden, und bei der weichen, nach- giebigen Stimmung, die das leidende Aussehen des Soh- nes im Herzen des zärtlich liebenden Vaters hervorrufen würde, ließ stch aus sofortige Gewährung der Bitte mit Bestimmtheit rechnen. S. Also [den schändlichen Rathschlag ohne alle Bedenken zur Ausführung dringend, s. Sir. 23, 22 fs.] legte sich» Amnon [auf sein Bette]·, und machte [stellte] sieh krank. Da nun der» Konig kam, ihn zu besehen, sprach Amnon zum Konige: Lieber, laß meine Schwester Thamar kommen, daß sie vor mir ein Gemnse oder zwei [nach anderer Auslegung: ein Paar HerzkuchenH mache, und ich von ihrer Hand esse. «) D. i. entweder herzförmige oder herzstärkende Kuchen, vielleicht auch beides zugleich; nach V.9 scheinen sie in Butter gebacken worden zu sein, also eine Art Psannkuchen Luther hat den Ausdruck des Grund- textes DIE-IF) nach der Vulgata (sokbitiuncu1a) von einer Brühe, Suppe oder einem Gemtise verstanden, und weil das Wort ,,bereiten, machen« im Hebräischen durch ein von jenem Ausdruck hergeleitetes Zeitwort (J;·5) wiedergegeben ist (ähitlich wie wir etwa sagen: einen Kampf kämpfen), den Sinn herausgcbrachh »ein Ge- müsc oder zwei« 7. Da sandte David [der in solchem Begeh- ren nichts Arges ahnte, sondern es ganz so auf- nahm, wie Jonadab berechnet hatte] nach Thamar in’s Hans [nach demjenigen Theil des königlichen Palastes, wo die Frauen mit. ihren Töchtern wohn- ten], und ließ ihr sagen: Gehe hin in das Haus deines Bruders Amnonk und mache ihm [wie er sich wünschtj eine Speise. «) Die königlichen Prinzen hatten, ivie aus B. 20 hervorgeht, jeder eine besondere Wohnung, während das Serail (Aufentbaltsort der Frauen) in dcm innersten Theil des Königspalastes selber sich befand. s. Thatnar sin der Einfalt ihres Herzens dem Befehle des Vaters ohne irgend welches Bedenken gehorcheniq ging hin iics Haus ihres Bruders Amnon, er aber lag lin seinem gewohnlichen Wohn- zimmer] zu Bette [auf dem mit Polstern belegten Austritt, der rings an den Wänden des Zimmers stch hinzog I, Saat. 28, 23]. Und sie nahm einen Teig, und kuetete, und sott es vor seinen Augen, DiichsePs Bibelivert und kochte ihm ein Geniüse snach genauerer Ueber- setzung: und sie nahm den Teig, und kne- tete, und bereitete Herzkuchen vor seinen Augen, und buk sie in der Pfanne oderdem Tiegel]. D. Und sie nahm das Gericht snach anderer Deutung des nur an dieser Stelle Vorkommen- den hebräischen Worts: die Pfanne oder den TiegelL nnd schüttete es sdas darin ZUbereiteteJ vor ihm aus; aber er [die Rolle eines launen- haften Patienten, der selber nicht weiß, was er eigentlich,will, in kluger Berechnung weiter spielend] weigerte sich zu essen. Und Amnon sgleich als ärgere ihn die Anwesenheit der im Zimmer an- wesenden Diener und verderbe ihm den Appetit] sprach: Laßt jedermann von niir hinausgehen. Und es ging jedermann [in der Meinung, es handle stch hier nur um eine wunderliche Laune, und ohne von der dahinter verborgenen Absicht etwas zu ahnen] Von ihm hinaus. 10. Da sprach Amnon [indem er jetzt von dem Ruhepolster stch erhob und in den an das Zimmer anstoßenden Alkoven oder in die Kammer stch zurückzogj zu Thamar: Bringe das Essen [zu mir] in die Kammer, daß ich von deiner Hand esse [denn ich habe nun wieder Appetit bekommen) Da nahm Thamar [noch immer keines Argen stch versehend, sondern den Einfällen des Kranken in aller Selbstverleugnung zu dienen bereit] das Ge- müse, das sie gemacht [die Herzkuchem die sie bereitet] hatte, und· brachte es zu Amnon, ihrem Bruder, in die Kammer. 11. Und da sie es zu ihm brachte, daß er ciße, ergriff er sie, und sprach zu ihr: Komm her, meine Schwester, schlaf bei mir [1.Mos.39, 12]· 12. Sie aber sprach zu ihm: Nicht, mein Bruder, schwache mich nicht, denn so thut man nicht in Israel [dem heiligen Bundesvolke Gottes, das andere Sitten und Nechte hat als die Heiden, die von Gott nichts wissen]; thn nicht eine solche Thorheit fdadurch der Charakter der Heiligkeit unsers Volks so schmählich verletzt werden würde 1. Mos 34, 7; 5. M. 22, 21; Jos. 7, 15]. 13. Wo will ich mit meiner Schande hin? Und du wirst sein wie die Thoren in Israel sntcht allein mich würde allenthalben Schmach und Ver- achtung treffen, sondern auch du würdest von jeder- mann für einen liederlichen und ehrvergessenen Gesellen geachtet werden]. Rede aber mit dem Könige [daß er mich dir ordentlich zur Ehe gebe], der wird mich dir nicht versagen. Die letzten Worte stehen zwar mit den Bestimmun- gen des Gesetzes, welches Ehen unter Stiefgeschwistern unbedingt verbietet (3.Mos. 18, 9. 11; 20, 17), im Wider- spruch; aber gewiß, wie aus V. 16 hervorgeht, meinte Thaman der Ehe Abraham’s mit seitierHalbschwester Sara (1. Mos.20, I2) stch erinnetnd, daß der Köni von dem ge- setzlichen Ehehinderniß dispensirenkönna und tir den Augen· blickkam ihr allesdaraus an, Amnon’s Umarmungen zu ent- AsTs I. 2. 24 370 2, Samuelis 13, 14—29. gehen und eine Gewaltthat dadurch von sich abzuwenden, daß sie mit der Hoffnung ihn hinhielt, ans ordentlichem Wege in ihren Besis zu gelangen. Gegen eine Gewalt nun hätte sie äußer en Falls durch Schreien sich wehren sollen (5. Mos 22, 23 fs.); wenn sie indessen das her- nach nicht thut, so hat sie wohl den ärgerlichen Austritt, der damit in einem königlichen Hause herbeigeführt worden wäre, vermeiden wollen, abgesehen davon, daß ihr die Entfernung der Dienerfehaft in V. 9 als eine verabredete Sache erscheinen mußte, die der Gewaltthat hilflos sie Preisgab. 14. Aber et lganz ein Knecht seiner schänd- iichen BrUnstJ wollte ihr nicht gehorchen, nnd über- wclltigte sie, und sehivclchte sie, nnd schlief bei ihr. 15. Und Amnon [von Stund an, da er das Gelüst Um! befriedigt] ward ihr überaus gram, daß der Haß sjetztj größer war, denn vorhin die Liebe war. Und Amnon sprach zu ihr: Mache dich auf, und hebe dich [weg von mir]. Dieser schauderhafte, aber aus dem Innersten dieser Sünde hervorgehende Zu beweist recht deutlich, welch ein Mißbrauch der Spra e es ist, wenn die Wollust sich Liebe nennt, da selbst die sinnliche Lust nach vollbrachter That in ihr Gegentheil umschlägt Wie in dem erlaub- ten Umgange der Geschlechter aus der Zerstörung einer lieblichen Schöpfung Gottes (des jungsräulichen Standes) ein neues Leben zu neuerer und größerer Verherrlichung Gottes hervorgehen soll; so ist die Wollust dagegen, welche von jener Bestimmung nichts wissen mag, reine Zersiörungs- oder Mordlust, daher wesentlich eins mit der Grausamkeit« nach vollbrachter That ist das hinge- mordete Leben i r ein widerlicher Spiegel, der nur ihr gräuelhaftes Antlitz ihr zeigt. (v. Gerlach.) is. Sie aber sprach zn ihm: Das Uebel kdas du jetzt an mir thust] ist größer, denn das andere, das du [vorhin] an mir gethan hast, sdenn dadurch] daß du mich ausftbßest [statt mich wenigstens nach- träglich vom Könige zur Ehe zu begehren 5. Mos. 22, 29., giebst du mich völlig der Schande preis]. Aber er gehorchte ihrer Stimme nicht, 17. Sondern tief seinem Knaben [Burschen], der sein [Kammer-] Diener war, und sprach: Treib diese von mir hinaus, und schließe die Thür hinter ihr zu [daß sie nicht wieder herein komme] 18. Und sie hatte einen bunten Rock [nach anderer Erklärung: ein langes Aermelkleid I. Mel. 37, Z] an; denn solche Röcke trugen des Königs Töchter [über dem einfachen oder gewöhn- lichen Unterkleid Richt 14, 19 Auen. 2], weil sie Jungfrauen waren [um durch besondere Züchtigkeit in ihrer Tracht vor andern, gemeinen Jungfrauen sich auszuzeichnen. Aber trotz der schon durch die Kleidung bezeichneten Jungfrauen- und Fürstin: würde der Thamar ließ Amnon sie behandeln wie eine liederliche Dirne, gleich als habe sie sich ihm aufgedrängt und wolle er ihrer Zumuthungen sich erwehren 1. Mos 39, 13 ff] Und da sie sein Diener hinausgetriebem nnd die Thür hinter ihr zugeschlossen hatte, 19. Wurf Thamar [ draußen, während sie nicht wieder zu ihrer Mutter zurück, sondern zu ihrem Bruder Absalom in dessen Haus sich begab] Asche ans ihr Haupt, und zerriß [zum Zeichen ihrer tiessten Trauer] den bunten Rock, den fie anhatte, nnd legte ihre Hand auf das Haupt [als eine, auf der Gottes Hand schwer laste Jerem. 2, 37], und ging daher, und schrie. 20. Und ihr Bruder Absalom [der, als sie in solchem Aufzuge und unter solchen Geberden des an Verzweiflung grenzenden Schmerzes zu ihm kam, das Vorgefallene sogleich erriethJ sprach zn ihr: Jst dein Bruder Amnon bei dir gewesen? Nun, meine Schwester, sehweig stille [daß durch dein lautes Klagen die Sache, die nun einmal nicht mehr zu ändern ist, nicht überall ruchbar werde], es ist dein Bruder [an dem man nicht füglich aus dem ordentlichen Wege des Gerichts Rache nehmen kann], und nimm die Sache nicht so zu Herzen [zu seiner Zeit soll dir schon hinlängliche Ge- nugthuung dafür werdens Also blieb Thaumr ledig [wörtlich: verwüsieh als eine, deren Lebensglück zerstört war«], in Absalon, ihres Bruders, Hause. ') Randglosse Luthersx Das ist, sie hielt sich innen, ging nicht mehr wie eine Jungfrau mit dem Kranz unter die Leute. — Eine Schwangcrfchaft scheint hiernach nicht erfolgt zu sein. Vgl. die ähnliche Geschichte der Dina 1· Mof 34, 31 Anm. - 21. Und da der König David solches alles hören, ward er sehr zornig lüber Amnon, ohne jedoch wegen feiner Schandthat ihn zur Rechen- schaft zu ziehen, wie es nach dem Gesetz, das auf Blutfchande die Strafe der Ausrottung setzt 3.Mos. 20, 17., seine Pslicht gewesen wäre]. Aber Ah- salom redete nicht mit Amnon, weder Böses noch Gutes [d. h. kein Wort 1. Mof. 24, 50]. 22. Aber [nach dem Grundtext richtiger: Denn] Absalon: ward Amnon gram, darum, daß er seine Schwester Thamar geschwächt hatte [und wartete auf geeignete Gelegenheit, sich dafür furcht- bar an ihm zu rächen] Ueberhaupt war David zu gelinde gegen seine Kinder. Vor dieser bösen That trauete er ihnen zu viel, daß Thamar ihren Bruder bedienen sollte; nach der That aber bewies er nicht Ernst genug. (Starke.) Letzteres hatte seinen Grund zum Theil in dem eigenen Schuld— bewußtfein Davids, da er ja selbst durch Ehebruch sich versiindigt hatte. (Keil.) Weil nun David, der durch den Fall mit Bathseba das Schwert aus der Hand ge- geben hatte, den Amnon nicht felbst bestraste, ließ Gott dein Absalom die Zügel feiner Bosheit schießen, dessen lang vcrhaltener Groll endlich desto schärfer hervorbrach Wahrscheinlich trachtete er dabei zugleich nach der Krone, die dem Amnon (als dem Erstgeborenem zuzukommen schien. (Richter.) Jn Beziehung auf den Antheil, den Gott, der HErr, an Ainnon’s Frevel nnd Absalom’s Rachethat genommen, und der auf Grund des Wortes in Kap. 12, U: ,,Siche, ich will Ungliick über dich er- wecken aus deinem eigenen Hause« von englischen Aus- legern eradezu zu einer Veranlassung und Beförderung des Böfzen gemacht wird, ist zu beachten, was P ro c opius v o n G aza, der unter Justin I. (von 518——527 n.Chr.G.) u Constantinopel lebte und die Reihe der sog. Catenens fchreiber unter den Griechen eröffnete, bemerkt: »Weder die unfläthige Vermischung Amnon’s, noch AbsalomB Brudermord rührte aus einer göttlichen Wirkung her; Absalom rächt an Amnon die Schiindung seiner Schwester Thamar durch dessen Ermordung. 371 sondern das Haus Davids, da es der göttlichen Auf- sicht beraubet war, glich einem Schifse, das ohne Steuer- mann ist, und wurde durch einen Sturm der Unglücks- sälle herumgestoßen.« II« di. 23—39. dlach zwei Jahren, als Ilbsalom auf seinem tlöandgut tu ezaalqhazor dag Fest der Schafschur begeht, erachtet er’g an der Zeit, seiner bis dahin ver- haltenen Rache freien lrauf zu lassen. Er ladet also die königlichen prinzen zur Theilnahme an der Festfeietz läßt seine Knechte während der Tafel über Jlmnon her- fallen nnd ihn erschlagen, und entflieht zu seinen! Groß— vater, dem König Thalmai von Gessun idag zuerst zu David dringende Gerücht von diesem Vorgange lautet in übertriebe- ner Weise auf eine Ermordung der sämmtlichen Königs— Kinder, bis diese, die beim tlleberfall der Knechte Absalon« sich eiligst auf ihre ttiaulthiere begeben und die Flucht ergriffen haben, in Jerusalem ankommen und Ionadabn derniuthnng, der den Sachverhalt und Zusammenhang der ganzen Begebenheit gleich anfangs richtig beurtheilt hat, bestätigen. illon einer Verfolgung des tsrudermörders sieht David ab; wenn er auch fort nnd fort um Zltiiuon Weide trägt, wird doch sein Schmerz nach und nach liuder. 23. Ueber zwei Jahr [später] aber salso etwa 1028 v. Chr.] hatte Absalom Schafsrheerer zu Baut- Hazor, die unter Ephraim liegt sfeierte Absalom auf feinem Landgute zu BaabHazor an der Grenze des Stammgebiets von Ephraiml das Fest der Schaf: schur 1. Mos.31, 19; 38, 12; I. Sam. 25, 2]; und Absalom lud alle Kinder des Königs szu dem Feste — darauf, daß diese dabei wären, kam es ihm eigentlich an], «) Von Ortschaften des Namens Hazor (d. i. Hof, Gehöfte) werden im alten Testamcnte folgende sechs er- wähnt: 1. die Hauptstadt des cananiiischeli Königs Jabin, nordwestlich vom See Merom (Jos.l1, 1; 10 ff; 19, Bis; Nicht. 4, 2); 2. diesüdlichq auch Hezron genannte Grenzstadt des Stammgebietes Juda in der Nähe von Kades-Barnea (Ios. 15, 23); 3. Hazor-Hadata oder NeusHazor (Jos. 15, 25) im Süden des Stammes Juda; 4. das auch Kiriath-Hezron genannte Hazor nordöstlieh von Arad (Jos.15, 25); 5. das zuvBenjamin gehörige Hazor (Nehem. II, 33), von Robinsou im heutigen Teil Asiir vermuthet, 1 d. Meile nordöstlich von Bethelz 6) das an unserer Stelle erwähnte Baal-Hazor, welches von den meisten Auslegern für einerlei mit dem vorher genannten Ort gehalten wird. 24. Und sAbsalomj kam zum Könige und sprach sum keinen Verdacht zu erregen, auch ihn selbst, den König, mit einladend]: Siehe, dein Knecht hat Schafscheeretz der König wolle sammt seinen Knechten sden königlichen Prinzen] mit seinem Knechte gehen szu dem von mir bereiteten Gast: mahl kommen] 25. Der König aber sprach zu Absalom: Nicht, mein Sohn, laß uns tiicht alle gehen, daß wir dich nicht [indem wir ihrer so viele kommen] beschwerew Und da er ihn nöthtgte sAbsalom seine Einladung in dringender Weise wiederholte], wollte er [der König] doch nicht gehen, sondern segnete ihn swünschte ihm viel Freude und alles Gute zu dem Feste 1.Sam.25, 14]. 26. Absalom sprach: Soll denn [da mein Herr, der König, nicht kommen will] nicht [wenig- stensJ mein Bruder Amnon [der als künftiger Thronfolger der nächste ist nach dir] mit uns gehen? Der König [den die ausdrückliche Erwäh- nung Amnoirs befremdete, da ihm das seit zwei Jahren zwischen beiden Brüdern bestehende gespannte Verhältniß B. 21 nicht unbekannt war] sprach: Warum soll er mit dir gehen sstehst du doch mit ihm in keinem guten Vernehmen und könntest bei dem Fest leicht mit ihm zusammengerathenp 27. Da nöthigte ihn Absalom, daß er [der König, in der Hoffnung, es könnte bei der Gele- genheit auch wohl im Gegentheil zu einer gegen: seitigen Aussöhnung zwischen den beiden kommen] mit ihm sdem Absalonij ließ Amnon und alle Kinder des Königs [die übrigen Prinzen des könig- lichen Hauses-J. 28. Absalon! aber sals nun das Festmahl seinen Anfang nehmen sollte] gebot seinen Knaben [den Hirtenknechtem die er auf dem Landgut hatte] nnd sprach: Sehet drauf, wenn Amnon guter Dinge wird von dem Wein» und ich zu euch spreche: Schlaget Aninon und todtet ihn, daß ihr euch nicht fürchtet [besser verbindet man die Worte so: Schlaget Amnon! so tödtet ihn, und fürch- tet euch uicht], denn ich habs euch geheißen [und werde schon dafür sorgen, daß euch niemand darum zur Rechenschaft ziehen wird]; seid getrost Und frisch daran sdamit er euch nicht entkomme]. 29. Also thaten [auch hernach] die Knaben Absalom dem Amnon, wie ihnen Absalon: geboten hatte [mitten unter dem Gastmahl rotteten sie auf ein von ihrem Herrn ihnen gegebenes Zeichen sich wider Amnon zusammen und schlugen ihn todt]. Da sals die Knechte eben in den Saal, wo die Gasterei vor sich ging, mit den Mordwerkzeugen auf den Prinzen eindrangen] stunden alle Kinder des Königs swelche nicht anders meineten, als daß es auf sie alle abgesehen sei] auf, und ein jeglicher saß auf sein Maul [warf sich in größter Eile auf sein Maulthier], nnd flohen. Wie in Maulbeere das Wort ,,Maul« von dem lateinischen morus (dunkelfarbtg, schwarz -— daher pomum worum, die Maulbeere oder BroinbeereJ herkommt, so ist Maul smittelhochdeutsch mal, früher der ——, später das tust) eine Ableitung von dem lateinischen mulus und bezeichnet bei Luther und seinen Zeitgenossen sowohl das Maulthier (Bastard von Esel und Pferdestuteh als den Ntaiilesel Bastard von Pferd und Eselin). Ebenso, um auch dies hier gelegentlich zu bemerken, heißt der Maul- wurf im Mittelhochdeutschen moltwert’, d. h. der die lockere Erde (niederdeutsch wolle) Aufwerfende, und hat hier das Wort ,,9)?aul« gleichfalls nichts mit Maul, der unedleren Bezeichnung für ,,Miind« (Sir. 21, 28), zu thun. —- Zwar verbot das Gesetz ausdrücklich die Ek- zeugung von Bastard-Arten (3. Mos.19, 19); weil aber nicht zugleich verboten war, solche Thiere zu halten, sing man in der Zeit des häusiger werdenden Verkehrs mit dem Auslande an, sie als einen Luxusartikel von dort zu beziehen. Daher erscheinen Maulthiere zuerst an dem Hofe Davids statt der früher üblichen Esel (Richt.10, 4 Anm.) beim Reiten im Gebrauch (vgl. außer 24O 372 2. Samnelis 13, 30—39. 14, l——3. unsrer Stelle altch 1. Kön. 1, 33;- Pf. 3·2, 9), Und he- diente man sich ihrer auch im Kriege (Kap. 18, 9), sowie zum Transport von Muudvorrath (1. Chrotu 13, 40l. Dem Salomo wurden Ntaulthiere als Geschenk oder Tri- but gebracht (1. Kön 10, 25); später wurde ihr Ge- brauch immer allgemeiner (1. Köln 18, 5), und in dcr Zeit nach dem Exil wird ihrer ein große Jllienge nam- haft gemacht fEsra Z, 66). Am gewöhnlichften waren wohl die Baftarde von Eselhengsten und Pferdestuteiu die eigentlichen Maulthicre (mu1us —- dcr Ptaulesel dagegen heißt im Lateiuifchen hinnus), die stärker als die Esel sind und dauerhafter und sicherer als die Pferde Efth. 8, 10, 14); die Niiirkte von Tyrns erhielten il)re ufuhr an diesen Thieren aus der Landschaft Thogarma in Armenieu (Hesck. 27, 14), doch war auch Kleiuasicri durch seine Maulthierziicht beriihtnt 30. Und da sie [die dem allgemeinen Blutbade, das sie befürchten entfliehenden königlichen PrinzenJ noch auf dem Wege [nach Jerusalem] waren, tam [durch deren Diener, die ihre Herren im Stich gelassen und sich noch eiliger, als diese, ans und davon gemacht hatten — daher sie um den eigent- lichen Stand der Dinge nicht wußten, sondern ihn so darstellten, wie sie es sich einbildeten] das Ge- rücht vor David, daß Absalom hätte alle Kinder des Königs erschlagen, daß nicht Einer von ihnen iibrig wäre. 31. Da stund der König auf svon seinem Sitze, auf welchem er die Schreckensboschaft entgegen- genommen], und zerriß [im heftigsten Schmerz H. Mose 14, 2 Anm.] seine Kleider, und legte sich auf die Erde; und alle seine Knechte sHofleute], die um ihn her stunden, zerrisscnihreKleidersgenauer: und alle seineKnechte standen mit zer.rif- senen Kleidern unbeweglich um ihn her] 32. Da antwortete Jonadab, der Sohn Simea, des Bruders David Derselbe, dcr mit seinen Rath- schlägen dem Amnon zu seiner Schandthat behilf- lich gewesen war V. 3 ff. und jetzt vermöge seiner natürlichen Klugheit den wirklichen Sachverhalt sofort durchschaueteL nnd sprach: Mein Herr denke nicht, daß alle Knaben, die Kinder des Königs, todt sind [das ist auf alle Fälle ein falsches, auf bloßer Uebertreibung beruhendes Geriicht]; sondern Amnon ist allein todt. Denn Abfalom hat es bei sich behalten sjetzt zur Ausführung gebracht, was er bei sich beschlossen und gefchickt zu verbergen gewußt hat«] von dem Tage an, da er [Amnou] seine ldes Absalomj Schwester Thauxar fehlt-stellte. «) Eine solche tiefe, lang verhaltene Rache, die dann aber, wenn die gelegene Zeit herbeigetontmen ist, desto fchonungsloser über ihr Opfer herfälln ist ganz im Geiste des Morgenliinders begründet. Indessen lauten die Worte nach dem Grundtext eigentlich so: aus den Mund Absalom’s war es hingelegt, man konnte es ihm, was er wider Amnon vorhatte, am Munde an- sehen, aus seinen Geberdcm und wohl auch aus feinen gelegentlichen Aeußernngem herauslesen gleich von dem Tage an, da jener seine Schwester geschtvächt hatte. 33. So nehme nun mein Herr, der König, solches nicht zu Herzen sstelle sich die Sache nicht so schlimm vor, wie sie gemacht wird], daß alle Kinder des Königs todt isten; sondern fes verhält sich gewiß nur so, wie ich gesagt habe] Amnon ist allein todt. 34. Absalom aber swährend das von der zwei- ten Hälfte des 29. Verses bis hierher Erzählte auf dem Wege nach Jerusalem und in der Stadt selbst vor stch ging, und die große Beftiirzting der ersten Augenblicke niemand daran denken ließ, sich seiner zu bemächtigen] slohe [in gerade entgegengesetzter Rich- tung hinauf nach Nordosten und gewann somit hin: längliche Zeit, sich in Sicherheit zu bringen] Und sum hier wieder auf die Vorgänge im königlichen Palaste zurückzukommen] der Knabe auf der Watte [der den Posten eines Wächters oder Spähers auf dem Thurme der Zionsbitrg hatte] hnb sweil er von seinem hohen Standort aus etwas in der Ferne bemerkte] seine Augen ans, und sahe sgenau hin, was es wäre] Und siehe eilt groß Volk sein Trupp MeUscheIIJ kam auf dem Wege nach ein- ander snach dem Hebräischem hinter ihm, d. i. tm Westen I. Mos. l3, 9 Anm., oder, da der Hebräer nur die vier hauptsächlichsten Himmels: richtuugeip nicht auch die besonderen bezeichnet 2. Mos. 14, 21 Anm., im NordtvesietiL an der Seite des Berges sdas meldete er denn sofort bei dem König] 35. Da sprach Jonadab [der auf der Stelle errieth, wer dieser Haufe Menfcheu sei] zum Könige: Siehe, die Kinder des Königs kommen; wie dein Knecht gesagt hat [V. 32 f.], so isrs ergangen sAmnon allein ist von Abfalom umgebracht, die andern alle haben tinverletzt sich aus und davon gemacht] 36. Und da er skaum diese Worte] hatte aus- geredet, sieht, da kamen szum thatsächlicheti Beweis der Richtigkeit feiner Vermuthung] die Kinder des Königs [bei ihren: Vater an], und hnbeu [indem sie das Vorgefallene erzählten] ihre Stimme auf, und wcineten Der König kann] und alle seine Knechte weineten auch fast sehr. 37. Abfalom aber swic schon im V. 34 be- merkt] floh, und zog zu Thaltnai, dem Sohn Autmihud, dem Könige zu Gesur sseineru Groß- vater von miitterlicher Seite Kuh. Z, 3]. Er sder König] aber trug Leide iiber seinen Sohn [Amnon] alle Tage. 38. Da aber Absalom floh, und gen Gesur zog, war er daselbst sbis Joab seine Begnadigung bei dem Vater und die Erlaubniß zur Rückkehr in die Heimath auswirkte Kuh. 14, 1—24] drei Jahre [von 1028—1025 v. Chr.]. 39. Und der König hörete auf sstand je län- gs! je mehr DCVON ab] auszuziehen loidcr Absalon: [um seiner habhaft zu werden und wegen seines Brudermords ihn zu bestrafen];. denn er hatte sich getröstet über Amnon, daß er todt war [abgesehen davon, daß es ihm schwer ward, den eigenen Absalom flieht zu seineni Großvater Thalmai, König von Gesur Schwiegervater mit Gewalt zur Auslieferung des Uebelthäters zu nöthigen, milderte die Zeit seinen Schmerz iiber den erlittenen Verlust) Jn zwiefacher Hinsicht wird in der Gescbichte unsers Kapitels Daiiid wieder vcrgoltein wie er gethan hat: it! der Schändung der« Thaniar vollzieht fiel) das Gericht über seinen Ehebruch mit Bathsebin in der Erinordung Amnon’s aber das Gericht über seine hinterliftige Töd- tung Urian, des Hethiters ,,Also war nun Thamar gefchiindeh Aiunoin der Blutschänden erschlagen; Absalom ein blutgierigen flüchtiger Mörder geworden; das ganze Haus Davids mit Sünden, göttlichen Gerichten und mit Traurigkeit erfüllen und ganz Jsrael durch dasselbe auf vielerlei Weise geärgert.« Doch war hiermit das Ende der göttlichen Ziichtigungen noli) lange nicht herbei- gekommen, vielmehr entwickelte siih gerade hieraus eine Reihe von Demüthiguiigen für den, von der Schuld feiner Missethat zwar bereits losgesprochenen, aber der Demüthignng und Ziichtiguug um so nicht: bediirftigen König, als ersbereits i1n höheren Niannesalter stand und, damit er ein Vorbild wiirde des ihm verheißeneii großen Sohnes (.Hebr. 5, 8 f.), durch Leiden volleiidet werden mußte. Das ·l4. Kapitel. Ubsalom findet aus kfürbitte des Weibes non Thekoa Hunde. llls v. 1——24. drei sah» lang let-i not-um vci seinem Großvater in der Vertraun-tagt, ohne daß es dem, beim Königs: sich für ihn oerwendenden Feldhauptmaiiu Iloab gelingen will, ihnc die Erlaubniß zur litüititichr in das Vaterland unsznwirlmu Da nimmt dieser, der seine Gründe hat, warum er den, zur Thronsolge am ncicljltru brrerhtiglen liönigssohii sirh verbindlich machen will, zu einem üuiisigriss seine Zuflucht, indem er ein leluges Weib non Titel-on an David entsendet, dic durch den bewegli- chen Vortrag eines erdichteten hierhtssalles in ihrer eige- nen Familig sit: den sie den Sonn; des Königs narhsnchh ihm das Wort zur Begnadigung für Zitisaloni abtoclien muß. David durchschaut tm Verlauf seiner Verhandlung mit dem Weibe. Joab’s listigen Anschlag, jedoch gewährt er ihm sein Knliegeii und geßatlct ihm, den Zibsalom von Gesur zurücttzuholem nur darf dieser föns Erste das Angesicht seines Vaters nikht wiedersehen, sondern ninß sich eingezogen in seinem Hause halten. 1. Joab aber, der Sohn [der] Zeruja [David’s Feldhsuptmanii Kuh. s, 16J- merkte, daß des Kö- nigs Herz sobivohl derselbe über Amnon’s Tod sich getröstet hatte Kuh. 13, 39., doch immer noch] Wut wjdct Absalon! sdenn so oft er es dem König auch nahe legte, seinen Sohn aus der Verbannung zurücks zurusen, bezeigte dieser doch so gar keine Neigun dazu, sondern beharrte dabei, daß Abfalom sein Angesicht nicht sehen solle], Z. Und sandte snun, um den Absichtem die er zu Gunsten des verbanuten Königssohns hegte, durch eine List zum Ziele zu verhelfen] hin gen Thekoa seiner zwei Stunden südlich von Bethles hem gelegenen Ortschaft Kap. 2, 1 Anm.], und ließ holen von dannen ein kluges Weib svon der er überzeugt sein konnte, daß sie die Rolle, die er ihr zugedacht, in geschickter Weise würde durch- zuführen wissenL und sprach zu ihr: Trage Leide sversielle dich zu einer Leidtragenden], und zeuch 373 ssür diesen Zsiieckj Leidekleider an, und falbe dich nicht mit Oel, sondern stelle dich [in deiner ganzen äußeren Erscheinung] wie ein Weib, das eine lange Zeit Leide getragen hat über einen Todten; Z. Und sollst zum Könige hinein gehen sin seinen PalastL und mit ihm reden, so nnd so snach den Worten, die ich dir jetzt sagen werde]. Und Joab gab ihr ein, was sie reden sollte. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Davids anderer Sohn Chileab, den Abigail ihn: geboren (Kap. Z, 3), damals bereits verstorben war; so hatte denn Absalom, nachdem auch Amnon dahin war, seinem Alter nach den nächsten Anspruch auf die Thronfolga Gleichwie nun dieser Um- stand einerseits erklärt, warnm David so beharrlich gegen Absalom sein Herz verschloß — denn er wollte einen Brudermörder nicht nach ihm auf seinem Throne fitzen lassen und etwaige Hoffnungen, die er sich machte, um so mehr für immer ihm abschneidem als diese vielleicht neben der Befriedigung der Rache ein zweiter Beweg- grund zu der an Amnon verübt-en Frevelthat bei ihm gewesen waren (vgl. 1. Mose 49, 5 ff.): so giebt er andererseits auch Aufschluß, weshalb Joab alles aufbot, den König wieder giinstig für Absalom zu stimmen und letzterem den Weg zum Throne offen zu erhalten. Joab nämlich hatte Ursacl)e, von Davids Nachfolger eine Be- strafun fiir feinen, an Abner begangenen Meuchelmord zu für ten, da David seiner nur geschont hatte wegen der großen Dienste, die er ihm geleistet (Kap. 3, 22 ff.; I. Kön. 2, 5 s., 28 ff.); dieser Bestrafung nun glaubte er am besten dadurch zu entgehen und seinen bisheri en Einfluß bei dein König auch bei dessen Nachsol er ch zu ftchern, wenn er den Nachfolger zu eben tfolchem Danke sich verpflichten könnte, wie er David selber dazu sich verpflichtet hatte. Inwieweit etwas Wahres in den Familienoerhältnissen des Weibes, die Joab zur Aus- Führung seiner Pläne sich ausersehen, der ihr aufgetra- genen Rolle zu Grunde lag, namentlich ob ste wirklich Wittwe war und zwei Söhne hatte, deren gegenseitige Beziehungen nicht die besten waren; oder ob nicht viel- mehr die ganze Angabe des thekoitifcben Weibes, womit sie bei dem Könige erscheint, seine Hilfe für stch in An· spruch zu nehmen, auf leerer Ersindung beruhte, vermögen wir, da die Schrift selber keine Andeutungen darüber giebt, nicht zu beurtheilen. Wir möchten für das letztere uns entscheideiu da David hernach, als er die List durch- schaut hat, die Sache des Weibes fallen läßt und sich nicht weiter um sie kümmert (V. 18 fs.). Wenn nun die von der Thekoitin dem Könige vorgetragene Geschichte wesentlich von dein Falle, um den es sich in Beziehung auf Abfalom handelt, verfchieden ist, insofern dieser keinen Todtschlag in der Hi e des Streits mit feinem Bruder begangen, auch kein luträcher seinen Tod forderte und er nicht der letzte Sproß seines Hauses war; so dient diese Verschiedenheit zu einer vorläufigen Hülle, damit David die dahinter liegende Absicht nicht alsbald merke, sondern aus Mitleid mit der angeblich so hart bedrän - ten Wittwe eine Entscheidung fälle, bei der David fe - gehalten werden könnte, um ihn zu einem gleichen Ver- halten gegen den eilgenen Sohn zu bewegen. Nachdem aber die Hülle gefa en und dem Scharfblick des Königs offenbar geworden, daß es bei dem gan en Vorgehen sich lediglich um Absalom handele, war ihm durch die Geschichte ein Spiegel vorgehalten, in welchem er den Fall mit feinem Sohne anders sollte ansehen lernen, als er bisher gethan. Denn gleichwie dort die Hitze des Streits in Anschlag gebracht worden war, um den, der seinen Bruder erschlagen, von dem Vorwurf einer vor- sätzltcheu Tödtung frei zu sprechen, so ließ sich zu Absa- 374 lom’s Entsehuldtgun die von Amnon an seiner Schwester begangene Schandthat geltend machen; gleichwie dort David nicht zugeben wollte, daß die ganze Freundschaft wider den Brudermörder sich erhob, um den letzten Fun- ken, der dem Weibe noch übrig war, auszulöschem so sollie er hier den in der Verbannung lebenden Sohn für feinen Thronerben erkennen, dessen Leben er schonen müßte, wenn ihm gleich dahinter noch Söhne genug übrig wären. Der weitere Verlauf unsrer Geschichte wird zei en, daß David auf die erste Vorhaltuug ein- ging, das er Absaloms Brudermord insoweit entschuldigte, als er zu entschuldigen war, und den Verbannteri des- halb zurückholen ließ. Dagegen auf die andere Vor- haltung wollte und konnte er nicht eingehen; er wollte und konnte in Absalom den Erben seines Thrones nicht erkennen, und um ihn das gleich von Haus aus wissen zu lassen, hielt er von allem Verkehr mit dem nach Jerusalem Zurückgeholten sich fern. Man hat das für eine halbe und unkluge Maßregel von Seiten Davids ausgegeben, die ihre bitteren Früchte hätte tragen miissenz wider folchen Vorwurf aber müssen wir David in Schutz nehmen, nachdem wir die Erwägungen, die ihn dabei leiteten, im Vorsiehenden uns klar gernacht haben. Daß Absalom, statt in sich zu gehen, seine Unwürdigkeit zur Thronfolge zu erkennen, willig darauf zu verzichten und so auf rechtmäßigem Wege die völlige Begnadigung bei dem Vater sich zu erringen, die letztere nachmalo sich ertrotzt (V. 28 ff.) und darnach hingeht, um das Herz der Männer Jsrael seinem Vater abwendig zu machen und noch bei dessen Lebzeiten den Thron an sich zu rei- ßen (Kap. 15, I ff.), das fällt ebensowenig dem David und seinem unklugen Verhalten zur Last, als es nicht die Schuld des Evan eliums ist, wenn es ihrer etlichen wird ein Geruch des odes zum Tode (2. Cor. 2, 16). Wir nehmen hierbei Gelegenheit, den David auch in der Beziehung ge en die zu schweren Vorwürfe derer in Schutz zu nehmen, die ihm Schuld geben«, daß er mit seinem eigenen Ehebruch und mit der Erwürgung des Uria geradezu des Amnon Blutschande und des Absalom Brudermord herausgefordert habe. Auf eine, fast einzig in der Geschichte dastehende Weise hat David die Spu- ren seiner Sünde innerhalb des Bereichs seines persön- lichen Lebens durch die Wahrheit und den Ernst seiner Buße getilgt, und in der Art, wie er es gethan und dabei sein inncrstes Herz vor dem ganzen Volke aus- gefchüttet, lag Mahnung und Abwehr genug, daß seine Söhne nicht dieselbe Bahn, auf welcher er in so tiefes Verderben gerathen, betreten, sondern ihres erhabenen Berufs eingedenk bleiben follten. Wenn sie nun nicht den Ernst seiner Buße, durch den er niemand einen Zweifel übrig gelasscn, als ob noch irgend etwas, das an der Sünde und der verderblichen Lust des Fleisches Gefallen hat, in seinem Herzen hinterstellig geblieben wäre, auf sich einwirken lassen, vielmehr die Sünde, die da gesehen und geschehen ist, zu einem zündenden Funken bei ihnen wird, der einen, fast das ganze Haus Davids verzehrenden Brand entzündet; so kommt dies nur daher, weil der Zunder der Sünde in ihrer alten, noch ungeheiligten Natur lag. Wir lernen daraus, wie es in keines Menschen Macht steht, daß das Vorbild seiner Buße eben so kräftig wirke, als die Verfiibrung feiner Sünde, und sollen vor der furchtbaren Macht der Sünde einen neuen heilsamen Schreck bekommen; lernen aber auch, daß kein bekehrter und zu Gnaden angenommener Sünder für die Seelen derer verantwor- llch zu machen ist, die, obwohl sie seine Buße nnd Be- kehrung gesehen, diese für einen Spott achten und unge- scheut aus) seine Sündcnwege zurücklaufen, gleich als hätte er t öricht gehandelt, daß er dieselbigen verlassen und zu Gott sich zurückgewendet L. Samuelis 14, 4—-17. 4. Und da das Weib von Thekoa [in dem Aufzuge, den ihr Joab anbefohlen, und nach den Worten, die er ihr eingegeben] mit dem Könige reden wollte, fiel sie [bei ihrem Eintritt in das königliche Audienzzimmerj auf ihr Antlitz zur Erde, und betete an [1. Mofe 33, 3 Anm.], und sprach sgleich anfangs als ein hart bedrängtes Weib sich geberdend]: Hilf mir, König! 5. Der König [der da gewohnt war, allen feinen Unterthanen Gehör zu schenken und nament- lich der Elenden und Verlassenen sich anzunehmen Knie— s, 151 sprach zu ihr: Was ist dir? Sie sprach: Jch bin [wie mein Anzug dir zeigt] eine Wittwe, ein Weib, das Leide trägt, und mein Mann ist gestorben; s. Und deine Magd hatte zween Söhne, die zankteu mit einander auf dem Felde, und, da kein Retter war [kein Mittelsmann bei der Hand war, der sie hätte aus einander bringen können], schlug [in der augenblicklichen Hitze seiner Leidenschaft] einer den andern, und tödtete ihn. 7. Und siehe, nun stehet auf die ganze Freund- fehaft wider deine Magd, und sagen: Gieb her den, der seinen Bruder erschlagen hat, daß wir [nach dem Recht der Blutrache 4. Mose 35, 12 Anm.] ihn tödten für die Seele seines Bruders, den er erwiirget hat, und auch den Erben vertil- gen [ihn, ob er gleich dein einzig noch lebender Sohn ist, auf dem der Fortbestand des Hauses beruht, ausrotten aus dem Lande]; und wollen [also rücksichtlos und ohne Erbarmen] meinen Fun- ken auslöschew der noch übrig ist [die letzte Kohle meines Hauses, mit der das bereits erloschene Feuer wieder in Brand gebracht werden könnte, erstickens daß meinem Manne ieiu Name und nichts übrig bleibe auf Erden [fondern sein Geschlecht für immer untergehe]. Vgl. hierzu die Bemerkungen über die, der Sitte der LeviratssEhe zu Grunde liegenden Anschaunngen zu 5. Mofe 25, 6. s. Der König sden ihm vorgetragenen Rechts: fall als einen wirklich vorhandenen auffassend und noch nichts davon ahnend, daß derselbe nur Mittel zu einem bestimmten Zweck sein sollte] sprach zum Weibe: Gehe heim, ich will für dich gebieten [daß die Freundschaft von ihrer Herausforderung deines Sohnes ablasse und den Todtschläger, der es ja ohne Vorsatz, wie ich sehe, gethan, nicht weiter verfolge]. I. Und das Weib von Thekoa [an diese Ent- fcheidung, die ihren Sohn für unschuldig des vor- sätzlichen Todtschlags erklärte, anknüpfend] sprach zum Könige: Mein Herr König, die Missethat sei auf mir nnd auf meines Vaters Hause [wenn irgend ein Unrecht darin liegen sollte, daß diese Blutschuld deinem Befehle gemäß nicht gesühnt werden solljz der König aber und fein Stuhl sei Joab sendet, behufs Fürbitte für Absalom, ein Weib aus Thekoa zum Könige. unschuldig saus solcher meiner Betheuerung magst du denn entnehmen, wie dein eben gefällter Urtheils- fpruch ganz gerecht und der Lage der Sache ent- sprechend ist] 10. Der König [um alle weitere Besorg- niß ihr zu benehmen und zugleich seine eigene Ueberzeugung, daß hier nur ein unvorsätzlicher Todtschlag vorliege, auszudrücken, wiederholte die erlassene Entscheidung und] sprach: Wer wider dich redet [deinen Sohn noch ferner dir abfordern sollte V. 7], den bringe zu mir; so soll er nicht mehr dich antasten [sondern fortan in Ruhe lassen]. 11. Sie [aber, mit der bloßen nochmaligen Zusage noch nicht zufrieden, da es ihr um der Sache willen, der sie diente, daraus ankam, den König zu einer eidlichen Bekräftigung seines Worts zu veranlassen] sprarhx Der König gedenke an den HERR, deinen Gott [sehe doch diese Zusicherung seines Schutzes an, als in Gottes Gegenwart ge- geben, und halte sie ausrecht wider einen jeden, der durch irgend welche Gegenrede die Straflosig- keit meines Sohnes anfechten wollte], daß der Blnträcher nicht zu viel werden, zu verderben snach anderer Uebersetzung: die Bluträcher des Ver- derbens nicht noch mehr machen, als durch den Todtschlag selber schon geschehen istL nnd meinen Sohn nicht vertilgen [mir nicht auch den andern Sohn noch mitbringen, nachdem ich leider den ersten habe einbüßen müssen 1. Mose 27, 45]. Er [sein Wort wirklich ihr eidlich bekräftigend] sprach: So wahr der HErr lebt, es soll kein Haar von deinem Sohne auf die Erde fallen [1. Seins. 14, 25J. 12. Und das Weib [nachdem sie nun soweit gekommen, daß sie den Vorhang ein wenig lüften konnte und den König merken lassen, auf wessen Sicherstellung sie es eigentlich mit der ganzen Ge- schichte von ihrem Sohne abgesehen] sprach: Laß deine Magd meinem Herrn Könige etwas sagen [das sie noch weiter auf dem Herzen hat] Er [in seiner großen Güte, womit er nicht müde wurde, das geschwätzige Weib auch ferner anzu- hören, obwohl die Sache, um deretwillen sie ge- kommen, schon völlig abgemacht war] sprach: Sage her. 13. Das Weib [in wohl berechneter Rede scch gar gewunden und gekünstelt ausdrückend, um auf der Stelle wieder abbrechen zu können, wenn der König von dem, was sie auf dem Herzen hatte, etwa unangenehm berührt werden sollte] sprach: Warum hast du [da du doch so geneigt dich zeigst, meinem Sohne die Straflosigkeit wegen seines Todtschlags zuzusichern] solches gedacht wider Gottes Volk [gegen einen andern Mann, der ebenfalls dem Volke Gottes angehört, einen ganz anders lautenden Beschluß gefaßt], daß der König solches geredet hat, daß er sich verschnldige seinen Be- 375 schluß, durch dessen beharrliche Durchführung der König geradezu sich versündigen würde, nachdem er in jenem ersten Falle so gelinde geurtheilt hat], und seinen Verstoßeneu nicht wiederholen lasset sich meine den Beschluß, daß der, den der König ver- stoßen hat, nicht wieder zu ihm zurückkehren soll]? 14. Denn wir sterben [ohnedies alle einmal] des Todes, nnd [sind] wie das Wasser [das, wenn es ausgegossen wird] in die Erde versihleifet lsich nach und nach in die Erde verliert], das man nicht aufhält [ohne daß jemand vermöchte, es wie- der in das Gefäß zn sammeln, daraus es gegossen ward. Darum ist es Pflicht, ein Menschenleben zu erhalten und zu schonen]; nnd [auch] Gott [dessen Thun ja in allen Stücken unsers Verhal- tens Richtschnur sein soll, ist ein Liebhaber des Lebens Pf. 30, s; Weish 11, 27 und] tvili nicht das Leben wegnehmen, sondern bedeutet sich khegt lauter Gedanken der Barmherzigkeit und Gnade bei sichL daß nicht das Verstoßeue auch von ihm verstoßen werde [oder: daß nicht das Ver- stoßene von ihm auf immer verstoßen sei und bleibe]. 15. So bin ich nun [fuhr das Weib, auf ihre eigene vorgegebene Angelegenheit wieder einlenkend, fort, um die eben, wegen Absaloms gemachten Bemerkungen nur als gelegentliche Aeußerungen erscheineu zu lassen] kommen, mit meinem Herrn Könige solches [wie vorhin in Beziehung auf mei- nen Sohn, geschehen V. 5—11] zn reden; denn das Volk machte Idurch seine Forderung, ich sollte den Sohn an den Bluträcher ausliefern] ntit bange [daß ich hierher mich auf den Weg machte]. Denn deine Magd gedachte [bei sichjx Jch will mit dem Könige reden; vielleicht wird er thun, was seine Magd sagt [und mir und meinem Sohne Schutz angedeihen lassen]. Its. Denn er wird seine Magd erhören, daß er mich errette von der Hand aller, die mich sammt meinem Sohne vertilgen wollen vom Erbe sdem Land und Volke] Gottes. 17. Und deine Magd gedachte: Meines Herrn, des Königs, Wort [das er nach seiner Weisheit, Güte und Gerechtigkeit mir zum Bescheid auf meine Bitte geben wird] soll mir ein Trost sein [zur Beruhigung dienen wider die, die mich be- drängen, und daß ich einen meiner Sache gün- stigen Bescheid, und keine abschlägige Antwort erhalten würde, das wußte ich im Voraus]; denn mein Herr, der König, ist wie ein Engel Gottes [wie der Engel des Bundes, dessen Gott zum Ver- mittler seiner Gnaden an Jsrael sich bedient 2. Mose 23- 20 ff·J- daß er Gutes nnd Böses hören kann sjede gerechte Klage feiner Unterthanen anhörend und den Vedrängten Hilfe gewährenlx Und wie ich erwartet, so ist es auch geschehen; du hast mir einen günstigen, beruhigenden Bescheid 376 2. Samuelis 14, gegebent Darum wird der HErn dein Gott, mit dir sein [und dir noch lange eine glückliche und gefegnete Regierung verleihen]. 18. Der König [der nicht nur verstandery worauf es das Weib mit ihrer ganzen Sache eigentlich abgesehen, sondern dem auch die fein berechnete Geschwätzigkeit und klug angelegte Art auffiel, womit sie ihre Absicht im rechten Augen- blick merken ließ und doch auch wieder, nachdem sie ihr Geschoß abgedrückt, hinter den ursprüng- lichen Vortoand, wie hinter eine schützende Mauer sich zurückzog, und dem es darum immer mehr zur Gewißheit wurde, daß hier ein anderer seine Hand im Spiel habe und nicht das Weib von sich selber auf das, was sie redete und vorbrachte, gekommen sei] antwortete, und sprach zum Weibe: Lengne mir nicht, was ich dich frage. Das Weib sprach: Mein Herr, der König, rede [ich werde auf seine Frage ohne allen Hehl Bescheid geben]. 19. Der König sprach: Jst nicht die Hand Joab mit dir in diesem allen shat nicht Er dir alles an die Hand gegeben, was du da mit mir verhandelt hast]? Das Weib antwortete, nnd sprach: So wahr deine Seele lebt, mein Herr König, es ist niemand« anders [er o erhält si ch in keinem Stücke anders], weder zur Rechten noch zur Linken, denn wie mein Herr, der König, ge- redet hat [er hat auch hier, gleichwie bei allem, was er redet, sogleich das Rechte getroffen]. Denn dein Knecht Joab hat mirs geboten, und er hat solches alles deiner Magd eingegeben. E) Luthers Uebersetzung beruht auf der Verwcchselung des Mk« mit Ave; das Wort ist vielmehr als weichere Aussprache für txt; zu nehmen, wie Micha 6, 10. 20. Daß ich diese Sache also wenden sauf eine feine Weise einkleidenj svllte, das hat dein Knecht Joab gemacht. Aber mein Herr ist weise, wie die Weisheit eines Engels Gottes, daß er tnerket alles auf Erden [und man auch durch noch so geschickte Wendungen ihm nichts verheimlichen kann] 21. Da sprach der König zu Joab [den er herbeirufen ließ]: Siehe, ich habe folches gethan [die Bitte, die du durch das Weib an mich ge- bracht hast, gewährt]; so gehe hin und bringe den Knaben [jungen Mann, Prinzenj Absalom wieder. 22. Da fiel Joab auf sein Antliß zur Erde, nndbetete an, und dankte dem Könige ssegnete ihn für solche GnadenbewilligungL Und sprach: Heute meriet dein Knecht, daß ich Gnade funden habe vor deinen Augen, mein Herr König; kich erkenne ja das deutlich daraus] daß der König thut, was sein Knecht saget [im vorliegenden Falle gethan hat, warum dieser in aller Unterthänigkeit hat nachfuchen lassen]. W. Also [vom König dazu bevollmächtigt] 18——-33. 15, 1. machte sich Joab auf, und zog gen Gesur szu Thalmai, dem Fürsten jenes Landes Kap. 13, 37 f.], und brachte Absalom [von dannen zurückj gen Jerusalem. 24. Aber der König sprach sals Joab den Prinzen zu ihm hineinbringen wollte, um den- selben ihm oorzusiellen]: Laß ihn wieder in sein Hans gehen lohne Weiteres nach seinem Hause sich vegeben1, und mein Angesicht nicht sehen. Also kam Absalom wieder in sein Haus, und sahe des Königs Angesicht tllcht [ohne daß jedoch diese Demü- ihigung, wie wir im Fol enden ersehen werden, einen heilsamen Eindruck auf ihn gemacht und er auf dem Wege der Buße und Bitte um die volle Begnadigung sich bemüht hätte, vielmehr diente sie nur dazu, sein Herz gegen den Vater zu verbittern] IV· b. 25 —33. dlach einigen vorbemertcungetr über Ab— salamhz person und Xaucilienverhälinissr berichtet unser Abschnitt, auf welche Weise es nach zwei Jahren zu einer votlständigen Jlugsöhtiung Davids; mit seinem Sohne durch Saal« Vermittelung gekommen sei. Ida dieser anfangs die Hand dazu nicht bieten will, weiß Absalom durch Gewaltthat seinen Dienst sich zu erzwingen, wie denn auth die Art, ans welche er den Unter für steh umstiinmen läßt, nicht non einem gebrochen-en und buß- fertigen Herzen, sondern nur von Troß und ilugeßüm zeugt. 25. Es war aber [um dies, ehe wir mit der weiteren Geschichtserzählung fortfahren, im Voraus zu bemerken] in ganz Israel kein Mann so schön als Absalom, und hatte dieses Lob vor allen sward wegen solcher seiner Schönheit von allen gar sehr gepriesen]; von seiner Fnßsohle an bis auf seine Scheitel war nicht ein Fehl an ihm. 26. Und wenn man sein Haupt beschor —- das geschah gemeiniglich alle Jahr, denn es war wegen seiner Fülle und Länge Kap. 18, 9] ihm zu schwer, daß man’s abscheeren mußte ——, so wog sein Haupthaar zweihundert Sekel, nach dem könig- lichen Gewicht. Nach dein heiligen Sekel gerechnet, betrüge dies Ge- Wicht (vgl. 3. Mofe 19, 37 Anm.) 5 Pfd. 25 Lth. Nun ist uns zwar das Verhältniß des königlichen zu dem heiligen Sekel völlig unbekannt; allein wenn wir auch jenen nur halb so schwer als den letztcren annehmen wollten, würde die Angabe immer noch viel zu groß fein, da ein ansehnlicher? Haupthaar beim Menschen nur etwa 10 Loth wiegt. Man vcrmuthet daher einen Fehler im Texte, der freilich sehr früh stch eingeschlichen haben müßte, da alle alten Uebersetzungeii dieselbe Zahl angeben. Viel- leicht (man erinnere sich, daß die Zahlen mit Buchstaben geschrieben wurden, I. Sam. 13, 1 f. Anm.) stand statt d» (200) ursprünglich ein I (20), so daß wir nur l7Loth 5 Qutchn bekämen; dies wäre auf der einen Seite immer ein sehr starkey auf der attdern jedoch kein geradezu unglaublicher Haarwuchs 27. Und Absalom wurden drei Söhne geboren [welche jedoch in früher Jugend Verstarben Kap. 18, 18., daher die Erwähnung ihrer Namen weiter von keinem Belang ist]- nnd eine Tochter, die hieß snach dem Namen jener, von Amnon ge- schändeten Schwester ihres Vaters, an der dieser Absalom erzwingt Joab’s Vermittelung zu feiner völligen Aussöhnung mit dem Könige. 377 mit großer Liebe hing Kap. 13, I; 20, 3·2] Thamar, und war ein Weib schön von Gestalt sspäter Ehewcib eines gewissen Uriel von Gibea 2. Chron is, 2 und Mutter der S)Jtaärha, der bevorzugten Ge- mahlin des Rehabeam 2. Chron 11, 20 ff.; l. Kökn 15, 2]. 28. Also [nach seiner, durch Joab bewirkten Zurückführung V. 1——24] blieb Absalom zwei Jahr svon 1025—1023 o. Chr] zu Jerusalem [und zwar, wie am Schluß des vorigen Abschnitts bemerkt wurde, in der zu seiner Strafe über ihn verhängten Absonderung], daß er des Königs An- gesicht nicht sahe. 29. Und Absalom sdem diese seine Lage immer unerträglicher ward, ohne daß er jedoch Lust ge- habt hätte, in der rechten Weise zur völligen Aus: söhnung mit dem Vater zu gelangen] sandte nach Joab [iu der Absrcht], daß er ihn zum Könige sendete [und sich seiner als Mittelsmann bediente, damit der König ihn endlich vor sich lasse], und er [Joab, der die Absicht solcher Vorladung wohl verstand, jedoch es für bedenklich hielt, sich noch- mals für den geächteten Prinzen zu verwenden] wollte nicht zu ihm kommen. Er aber sAbsaloms sandte zum andern Mal, noch wollte er [Joab] nicht kommen. 30. Da sprach er [der dadurch nur desto trotzi- ger gemachte Prinz] zu seinen Knechtem Sehet das Stück Ackers Joabfs neben meinem sdem mir gehörigen FeldstückL nnd er hat Gerste darauf; so gehet sann] hin, und stecket es mit Feuer an [denn er berechnete bei sich, daß Joab eine der- artige Beschädigung seines Eigenthums nicht ruhig hinnehmen, sondern sich darüber beklagen und also nothgedrungen zu ihm kommen würde, da er gut- willig nicht kommen wollte]. Da steckten die Knechte Absalom das Stück mit Feuer an. 31. Da machte sich Joab auf, und kam zu Absalon! in’s Hans [wie dieser erwartet hatte], und sprach zu ihm: Warum haben deine Knechte mein Stück mit Feuer angesteckt? [denn das ist doch gewiß mit deinem Vorwissen oder gar auf deinen Befehl geschehen.] 32. Absalom [indem er letzteres gar nicht in Abrede stellte] sprach zu Joab: Siehe, ich sandte nach dir, und ließ dir sagen: Komm her, daß ich dich zum Könige sende, und sihcn durch dich] sagen lasse: Warum bin ich von Gesur kommen swarum hast du mich erst von dort zurückholen lassen, wenn du kein anderes Loos, als das, unter dessen Druck ich nun schon zwei Jahre lang seufzen muß, mir zugedacht]? es wäre mir besser, daß ich noch da wäre [denn diese halbe Begnadigung ist schlimmer als gar keine]. So laß mich nun das Angesicht des Königs sehen; ist aber eine Missethat an mir smeinst du aber, das; ich wegen meiner Uebelthat niemals die volle und unbedingte Vergebung sin- den dürfe], so tödte mich fso verfahre lieber mit mir nach der ganzen Strenge des Rechts, statt daß du mich so hinhältst und als einen Geächteten an deinem Hofe leben lässest] »Ja diesem ganzen Verhalten legt fiel) Absalom’s gcivaltthätiger und trotziger Sinn so recht an den Tag: wie er der schönste Mann in Israel von außen war, so war er inncrlich der häsilichfie und ärgste Bube« 33. Und Joab sweil er dem hochfahrenden und unbändigen Manne keinen Widerstand ent- gegenzustellen wagte, zumal er befürchten mußte, daß dieser noch weiter sich an ihm rächen würde] ging hinein zum Könige, und sagte es ihm an fwas Absalom ihm aufgetragen, und erlangte wirklich die völlige Begnadigung des Prinzen]. Und er rief dem Absalom, daß er hinein zum Kö- nige kam, und er [Abfalom, als er in das Audienz- zimmer trat] betete an auf sein Antlitz zur Erde [nach der gewöhnlichen Weise, wie im Morgen- lande ein Unterthan vor seinem Könige erschien, ohne daß er damit auch innerlich sich gedemüthigt nnd ein Bekenntniß seines schweren Unrechts ge- than hätte]; und der König [nachdem er einmal zu völliger Vergebung sich entschlossen, wollte nun seinerseits keine Zurückhaltung mehr beobachten und] küssete Absalom [zum Zeichen, daß er seine Gnade ihm ungetheilt wieder zugewendet) Das 15. Kapitel. David sliohet nor seinem ausriihrerischen Sohne dbsalom l· v. 1—16. Aanm ist Jtbsalom wieder völlig von seinem Vater zu Gnaden angenommen, so benutzt er die freiere Stellung, die ihm dadurch zu Theil geworden, nm diesem nakh der Krone zu greifen. Ztlg er dann nach etwa» zweijährigen Umtrieben soweit zu sein glaubt, um den ilronraub aneh wirklich zu vollbringen, erbittet er sich unter einem trügertsrtien vorn-and von dem König die Erlaubniß, nach Hebt-on sich begeben zu dürfen, nnd führt hier fein frevelhafteg Beginnen any, indem er den Giloi niten Ahitophel, Davids innigsten, aber zum Verräther an seinem Herrn gewordenen liath·ebre, zu sich entbietet Bei der dlacljricht von dem zn tebrou anegebrochencu Jtufstande beschließt der König, ieeinen widerstand zu versuchen, sondern den Ausgang der Führung des HGrrn zn überlassen, flieht mit seiner Familie nnd den ihm treu— gebliebenen Beamten ang Jerusalem und tcißtnnr zehn Llebgweiber in seinem Palaste zurück. 1. Und es begab sich darnach sunmittelbar darauf, als David seinem Sohne völlige Begna- digung hatte zu Theil werden lassen Kap. 14, 28 ff.], daß Absasom [indem er damit umging, das König- thum noch bei Lebzeiten des Vaters, ehe derselbe einen von seinen übrigen Söhnen zum Nachfolger bestimmen könnte, an sich zu reißen, und als ersten Schritt auf dem Wege zu diesem Ziel ftir nöthig erachtete, die Augen desVolkes in recht auffälliger Weise auf seine Person zu lenken] ließ ihm machen Wagen und Rosse feinen mit Rossen bespannten fürstlicheti Staatswagen], und [in seinen Dienst nahm] fünfzig Mann, die seine Trabanten waren 378 2. Samuelis 15, 2——9. sals Läufer, wenn er aussieht, neben dem Wagen her- trabten, wie das so bei den Königen der benachbarten Völker, und wohl auch bei seinem Großvater Thalmai zu Gesur Gebrauch war l· Sa1n.8, U; 22,17 Anm., vgl. I. Kön l, 5]. Das Mittel, die Volksgunst iich zu erwerben, war in Verbindun mit dem in den folgenden Versen erwähn- ten sehr wol) gewählt, indem das Volk in dem Glanze seiner gütigen Fürsten sich selbst geehrt steht und die äußere Pracht ein herablassendes Wesen unisomehr her- vorhebt. (Thenius·) T. Und Absalom machte fich also sindem er zu dem ersten Schritt sofort einen zweiten in dem- selben Sinne that und darauf Bedacht nahm, die Gunst des Volks sich zu erschIeichenJ des Morgens frühe auf, und trat an den Weg bei dem Thor san die Seite des Wegs, der zum Thor der könig- lichen Hofburg führte]. Und wenn jemand einen« Handel seine StreLtsacheJ hatte, daß er zum Könige vor Gericht kommen solltesrichtigerx gehen wollte, um sein Recht zu suchen], rief ihn Absalom zu sich [heran], und sprach: Aus welcher Stadt bist du? Wenn dann der [den er gerade vor sich hatte] sprach: Dein Knecht ist aus der Stämme Israel einem [aus der und der Stadt, in dem oder jenem Stamme]: Z. So sprach Absalom [nachdem er stch den Rechtshandel ausführlicher hatte erzählen lassen] zu ihm: Siehe, deine Sache ist recht nnd schlecht [gut und recht Jes. 40, 4 Anm.]; aber du hast keinen Verhörer vom Könige kunter den Beamten des Königs, welche die Klageführenden zu verneh- men und ihm dann Vortrag zu halten haben, um seine Entscheidung einzuholen, keinen, der zu deinem Rechte dir verhelfen wird]. 4. Und Absalon! [wenn er so die jetzige Re- gierungsweise im Lande als eine ungerechte und willkürliche verdächtigt und in schlauer Berechnung, da die Leute denjenigen ihre Gunst zuwenden, von denen sie gelobt werden und die ihnen in ihren Ansichten und Meinungen ohne Weiteres Recht geben, mit seinem erheuchelten Eifer für bessere Handhabung der Gerechtigkeit ftch den Weg zu den Herzen geöffnet hatte] sprach: O, wersetzet mich zum Richter im Lande, daß jedermann zu mir käme, der eine Sache und Gericht [eine vor Gericht anzubringende RechtssacheJ hat, daß ich ihm zum Rechten hulfe! « Ohne Zweifel wird er auch denen, die die aller- schlimmste Sache gehabt, also geredet haben, um durch solche Schmeichelei seinen Vater verhaßt und sich beliebt zu machen. (Starke.) Er suchet König zu werden, und wird doch ein Sklave der verachtetsten und liederlichsteii Menschem (Martin.) Z. Und wenn jemand [von denen, mit welchen er also verhandelte] sich zu ihm that [ihm nahete], daß er ihn wollie anbeten [nach morgenländischer Art ihm, als einem königlichen Prinzen, seine Ehr- erbietung bezeigen]; so teckte et seine Hand ans, nnd ergriff ihn [ließ ihm solchen ehrerbietigen Fuß- fall nicht zu], und kussete ihn [statt dessen, zum Zeichen, daß er ihn für einen Freund und Bruder ansehe, der mit ihm auf gleicher Stufe siehe] s. Auf die seben beschriebeUeJ Weise that Ab- falom dem ganzen Israel, wenn sie kamen vor Gericht zum Könige, und stahl also sdurch allerlei Kunstgriffej das Herz der Männer Israel [machte ihre Liebe und ihr Vertrauen seinem Vater, dem rechtmäßigen König, abweudig und gewann es heimlich für sichz denn was er an ihrer etlichen ge- than, davon verbreitete sich die Kunde ar bald im gan- zen Lande, so daß noch viele andere i r Herz ihm zu- neigten und er allgemein für einen ebenso schönen und edlen, als gerechten und herablassenden Fürstensohn galt, von dessen Regierung, wenn er König würde, man sich Pracht nnd Herrlichkeit nach außen und Wohlsein und Befriedigung aller Wünlche im Innern versprach]- Man hat es dem David für Charakterfchwäche und Unentfchlossenheit im Handeln ausgelegh daß er dem Treiben Abfaloms so lange Zeit (vgl. Anm. zu V. 7) ruhig zusah, statt einer Empörung desselben vorzubeugen oder sie im Keime zu ersticken; ebenso will man das Gelingen und rasche Umsichgreifen des Aufruhrs daraus erklären, daß die Unvollkommenheiten und Mängel der inneren Verwaltung des Reichs, nachdem die Zeit der glänzenden Siege vorüber war, dem Volke immer fühl- barer wurden und Anlaß zur Unzufriedenheit gaben, die dann Absalom in schlauer Weise für sich auszudeuten verstanden habe. Diese Auffassung können wir weder nach der einen, noch nach der andern Seite hin theilen. Nach dem, was in Kap. 8, 15 von Davids Regerungss weise gesagt worden ist, und nach der ganzen rt, wie er in Kuh. 14 mit dem Weibe von Thekoa verhandelt, aber auch nach der in unserm Abschnitt egebenen Dar- stellung der auf die ordinaireu Leidenfchasten des großen Haufens spekulirenden Berführungsversuche des Absalom scheint die Schrift selber bestimmt andeuten zu wollen, daß ein irgendwie berechtigter Anlaß zur Unzufriedenheit in keinerlei Weise vorlag. Allerdings hat Absalom es verstanden, eine vorübergehende Unzufriedenheit aufzu- stachelnz der ihr zu Grunde liegende Anstoß war aber gewiß kein anderer, als gerade umgekehrt die strenge und allseitige Gerechtigkeih welche David handhabte und die das in früheren Zeiten an große Zuchtlosigkeit gewöhnte Volk nicht ertragen mochte. Ganz zutreffend bemerkt Baum arten: ,,GIeichwie David von Jehova abfällt, um si desto fester und inniger mit ihm zu verbinden (Kap. 11 u. 12), so ist auch Israel von David ab- gefallen, um sich, wie sich namentlich am Schlusse unsrer Geschichte ergeben wird (vgl.Kap.19 u. 20), desto hin- gehender mit feinem Könige zusammenzuschließen.« Da· gegen den ersten Punkt anlangend, die dem David schuld- gegebene Nachlässigkeit und Schwäche in Unterdrückung des Aufruhrs, so legen wir auf das, was Ewald bei- bringt, David habe noch keine Polizei gekannt, denjenigen gegenüber einiges Gewicht, die mit ihrem Vorwurf der »Uns’ccherheit in allen seinen' Entschlüssen« von David zu verlangen scheinen, er hätte den Absalom gehörig be- wachen und die von demselben angezettelten Verhandlun- gen unter dem Thor verhindern sollenz für unsere eigene Auffassung des Sachverhalts aber sind uns maßgebend die beiden auf die Zeit, mit welcher wir es hier zu thun haben, sich beziehenden Psalmen 41 und 55. Daraus erkennen wir deutlich, wie sehr dem David diese Zeit eine Zeit steigender Beforgniß und Bekümmerniß war, nnd erfahren zugleich, was ihn, der ja keineswegs, wie wir aus dem Verhalten gegen Absalom in Katz. 14, 1——28 gesehen haben, ein allzu nachsichtiger Vater Absalom, nach der Krone trachtend, macht seinem Vater die Herzen des Volkes abwendig 379 egen seine Kinder war, abhielt, wider die Umtriebe des zmpörers und seiner Anhänger kräftig einzuschreiten. Zunächst war er damals leiblich krank, ja so krank, daß man schon auf sein Ende rechnete und er selbst dessen gewärtig sein mußte (Ps. 41, 4 fs.; 55, 5). Gleichs wie nun dieser Umstand die Widersacher in ihrem Frevel- muth bestärkte und sie ihn als einen, um seiner früheren Sünde willen dem Gerichte Gottes schon Verfalleneii bei dem Volke ausschrieem indem sie das Gerücht von diesen Sünden recht absichtlich unter die Leute brachten, wobei wohl der in V. 12 und V. 31 ff. erwähnte Ahitophel besonders geschästig sich erwies; so glaubte auch David um eben der Wehrlosigkeit willen, die der HErr durch seine Krankheit über ihn verhängt hatte, und gelähmt durch das Bewußtsein seiner ruchbar gewordenen Schand- und Blutthah sich verpflichteh die unter seinen Augen reifende Verschwörung dem göttlichen Erbarmen anheim- stellen zu müssen, und wollte keine andere Waffe dagegen kehren als die des Gebets. Ein König, wie er, der sich bewußt sein durfte, Grund und Macht seiner Krone in Gott dem HErrn selbst zu haben, kann den wider ihn anstürmenden Wogen der Empörung, wenn es nach Gottes Schickung unter besonderen Umständen so sein muß, auch einmal den Willen lassen, daß sie sich aus- toben; und David in seiner Lage konnte in Wahrheit nichts besseres thun, als das am Leibe seines Volkes hervorbrechende Geschwür reif werden zu lassen, bis des HErrn Hand es heile, denn er selbst war nicht der Mann dazu. Er hatte Aergerniß gegeben und die Feinde des HErrn lästern emacht (Kap. 12, 14), so daß alle, welchen die fromme Ri tung seines Negiments ein Dorn im Auge war, einen Anhalt in Händen hatten, der Frommen und Gerechten als Heuchler zu spottenz wenn er nun gleich für seine Person wieder Gnade gefunden, so war doch damit — gerade darum, weil er kein bloßer Privat- mann, sondern der Gesalbte des HErrn und das Haupt des Volkes Gottes war — nicht aller Schade wieder gut gemacht, den er angerichtet, und er mußte daher der erste sein, der an die göttliche Cur mit demüthiger Unter- wersung, willenloser Ergebung und vertrauensvoller Hoff- nnn sich hingab. Er thut das, indem er in den Psalmen Ei. 8. 86 und 143 nochmals in Buße wegen seiner Siinde vor Gott sich gedemüthigt, seiner Güte und Füh- rung sich übergeben und so den Muth gewonnen hat, alles über sich ergehen zu lassen, was der HErr mit ihm beschlossen hatte. Uebrigens gehören der Zeit, mit der wir’s zu thun haben, wohl auch Psalm Z. 11 u. 64 an. 7. Nach vierzig Jahren sseit David-s erstmali- ger Salbung« 1. Sam. 16, 13 Anm., d. i. im J. 1022 v. Chr.] sprach Absalom [nachdem er alles hinlänglich vorbereitet hatte, um sein böses Vorhaben jetzt in’s Werk zu setzen und sich offen des Königreichs zu bemächtigen, unter einem falschen Vorwands zum Könige: Jrh will hingeben, und mein Gelubde zu Hebrou [allwo ich geboren bin Kap. 3, 2 f.] ausrichtem das ich dem HErtn ge- lobt habe. · » » 8. Denn dem Knecht that ein Gelubde, da ich [noch] zu Gesur in Shrien wohnete [Kap. 13, 37 ff.], und sprach: Wenn mich der HErr wieder gen Jerusalem bringet [und also meiner Verban- nung ein Ende macht], so will ich dem HErrn einen Gottesdienst thun sein Opfer darbringenz nun ist mein Gebet erhört, so will ich auch mit Be- zahlung der gelobten Pflicht nicht länger im Rück: stande bleiben 4. Mos. 30, Z; b. M. 23, 21 ff.]. S. Der König [ob er gleich vielleicht merkte, daß hinter diesem Vorgeben eine ganz andere Ab- sicht verborgen lag, so sah er sich doch genöthigt, Absalom’s Worte zu nehmen, wie sie geredet wurden, und] sprach zu ihm: Gehe hin mit Frieden. Und er [Absalom] machte sich auf, und ging hin genHebroutk «) Diese 40 Jahre darf man weder von Absalom’s Geburtsjahr, noch von David’s Salbung zu Hebron (Kap. L, 4) an zählen, da David überhaupt nur 40 Jahr regiert hat (Kap. 5, 4) und also die Empörung Absalom’s in die letzte Zeit seiner Regierung fallen würde, was der weiteren Geschichtsdarstelliing in unserm Buche vdllig widersprichn Es bleibt also nur übrig, für Luther? Auffassung sich zu entscheiden: »Diese 40 Jahre rechnen wir von der ersten Salbung David’s (zn Bethleheni).« Allerdings weist der Ausdruck des Grundtextes: »Und es geschah am Ende von vierzig Jahren, daß Absalom sprach zum Könige« auf ein vorher erwähntes Ereigniß im Leben Absalom’s zurückz es müßte, wenn man nach der Meinung des Erzählers von einem Ereigniß im Leben Davids an rechnen sollte, dies irgendwie ange- deutet sein. Da nun das vorher erwähnte Ereigniß im Leben Absalom’s kein anderes sein kann, als das seiner Aussöhnung mit David, und zwar, wie wir mit Ent- schiedenheit behaupten müssen, das seiner ersten Aus« söhnung, da ihn Joab wieder nach Jerusalem brachte (Kap. 14, 23), nicht, wie manche Ausleger glauben, das zwei Jahr später erfolgte seiner völligen Begnadigun (Kap. 14, 33), indem ja Absalom selber in unserm Ver e aus seine Rückkehr von Gesur sich bezieht; so kann die Zahl ,,vierzig« unmöglich richtig sein, man muß viel- mehr annehmen, daß ursprünglich die Zahl ,,vier« im Texte gestanden und diese nur durch ein Versehen in ,,vierzig« umgewandelt worden ist. Jndessen würde die Lesart: ,,Nach vier Jahren« nach unserer Rechnung auf das Jahr 1021 v. Chr. führen, also im Wesentlichen auf dieselbe Zeit, mit welcher vierzig Jahre seit Davids Salbung zu Bethlehem verflossen waren, da bei der Rechnungsweise der Bibel, die immer nur volle Jahre zählt und auch bloße Theile eines Jahres für ein volles Jahr ansetzt (vgl. Anm. zu 1. Kön. 2, 11 am Schluß» die eigentliche Jahreszahl sich niemals ganz genau an- geben läßt. Wir behalten deshalb die Terteslesart nach der von Luther angegebenen Auslegung ohne Bedenken bei, wenn wir auch sprachlich die Abänderung in »vier« für die ursprüngliche und allein richtige Lesart halten, und erkennen in der Angabe von ,,vierzig« Jahren einen bedeutsamen Wink, der uns zum Nachdenken auffordcrt. Mit seiner Salbung zu Bethlehem war nämlich David der eigentliche, und Saul nur noch der einstweilen geduldete König Jsraels, wie das die Schrift auch mehr- fach zu verstehen giebt (Kap. 5, 2); da ihm nun nach Gottes Rath eine 40iährzige Regierung bestimmt war (man erinnere sich, welche edeutsamkeit die Zahl vierzig in der heil. Schrift hat und wie sie deshalb sehr oft in der Entwtckelungsgeschichte des Reiches Gottes uns ent- gegeniriit), so war mit dem Jahr 1022 oder 1021 v· Chr. seine Zeit eigentlich zu Ende, nnd wir begreifen, warum Gott die Empörung wider ihn so weit gediehen ließ, daß er einige Zeit wie abgethan, wie weggerissen aus dem Lande der Lebendigen erscheint Aber er trägt, in- dem er das erleidet, in gewissem Sinne fremde Sünde, wie hernach zu V. 16 näher dargelegt werden wird; darum muß für ihn, der in seinem Gange über den Bach Kidron (V, 231 ein Vorbild des Messias ist, auf sein Leiden so zu sagen eine Auferstehung folgen, eine Wiedereinsetzung in sein Königreich, und was er darnach noch zu regieren hat, muß soviel Zeit betragen, daß, von seinem wirk- lichen Tode zurlickgerechnet bis auf den Anfang seiner 380 2. Samnelis 15, 10—17. wirklichen Llicgierung, cliciiscitls 40 Jahre sieranskoiw wen, er n1uß genau ebensoviel Zeit tohngefähr 12 Jahr) als der wiedererstandene König Jsraels regieren, als er ehemals unter Saul nur erst der vorbestiuimte und verhüllte Kiinig gewesen ist (von 1062—1050 v. Chr.). Wir sind, indem wir das behaupten, uns bewußt, daß wir keine Spielerei treiben, sondern nur den Versuch wagen, Gottes Gedanken und Wegen nachzugehen, in dessen Regierung, beide, im Reiche der Natur wie im Reiche der Gnade, nichts willkürlich und zufälli , son- dern alles wohl berechnet und fein angelegt ist. erselbe Geist, der die heil. Schrift eingegeben und die heibEchristi steller vor Jrrthiiirierii bewahrt hat, hat unsers Vedün- kens auch da gcivalteh wo etwa ans menschlicher Schwach- heit ein Versehen oder ein Fehler« in den Schrifttert sich eingeschlichem und selbst in den Fehler eine Gabe gött- licher Weisheit hineingelegt: wären wir nicht sowohl Richter der Schrift, die sie meistern und alles in die menschliche Tltattirlichkeit hineinziehen, als vielmehr ein- fältige Kinder und lernbegierige Schiilew wir würden gar bald der Wunder Gottes immer mehr sehen oder, wo wir sie noch nichi zu sehen Vermögen, wenigstens ahnen. — «) Nicht ohne schlaue Absicht hatte Absalom, da er nicht in Jerusalem selbst als Thronräuber seines Vaters austreten konnte, gerade Hebron zurn Ausgangs- punkt seiner Empörung sich ausersehen: dort hatte auch der Vater zuerst seinen Regierungssitz gehabt und dort gab es gewiß viel Mißvergnügtn die es dem David nicht vergessen konnten, daß er ihre Stadt verlassen und an deren Stclle Jerusalem zu seiner Residenz erhoben atte. h 10. Absalom aber hatte sbevor er aus Jeru- salem sich entfernte] Kundschafter ausgesaudt in alle Stämme Israel, nnd [überall da, wo die Kund: schafter eine für ihn günstige Stimmung vorfan- den] lassen sagen: Wenn ihr der Posaunen Schall hören werdet, so sprechen Absalon ist König worden zu Hebron [denn gleichzeitig waren von ihm Signa- listen durch das ganze Land auf Bergen und An- höhen ausgestellt worden, die im rechten Augen: bltck in das Horn stoßen sollten]. 11. Es gingen aber mit Absalom zweihundert Mann, von Jerusalem berufen szur Theilnahme an dem vorgeblichen Opferfest von ihm geladen]; aber sie gingen in ihrer Einfalt [in der Meinung, daß sie wirklich nur Theilnehmer des Opferfestes nnd des königlichen Prinzen Ehrengeleit sein sollten] und wußten nichts um die Sache sbis ihnen her- nach dieselbe offenbar wurde und sie nun keine Wahl mehr hatten, für wen sie sich entfcheiden sollten]. 12. Absalom aber sandte auch [als er in Hebron angekommen war] nach Ahitophel, dem Gilonitey David-s Rath [V. 31 Anm.], aus seiner Stadt Gilo [daß er nunmehr ans dieser seiner, ver- muthlich im Landstrich Gosen, einige Stunden süd- westlich von Hebron gelegenen Stadt Jos. 15, 51., dahin er sich unter irgend einem Vorwand aus Davids Umgebung zurückgezogen hatte, um in der Gegend, wo der Ausstand zum Ausbruch kommen sollte, noch besonders die Vorkehrungen treffen zu können, herbeieilen möchte]. Da er [Absalom] nun dte Opfer that [die er bei seinem Vater vorgewendet nnd damit die Erlaubniß für seinen Gang nach Hebron sich von diesem erschlicheii hatte V. 7 ff.], ward der Bund [der Verräther, zu dessen Weihe und Abschluß die Opfer in frevelhafter Weise ge- mißbraucht wurden] stark, und das Volk sdas ja hinlänglich bearbeitet worden war] lief zu, und mehrere sich mit Absalom sso daß er in kurzer Zeit etliche Tausende um sich hatte, die für ihn Partei nahmen] 13. Da kam einer, der sagte es David an swas zu Hebron vorginge], und sprach: Das Herz jedermanns in Israel folget Absalom nach [daß er soll König sein und das Reich besitzen] 14. David sprach aber [auf solches Ereigniß in seinem Herzen schon vorbereitet und wissend, wie er sich verhalten sollte] zu allen seinen Knech- ten, die bei ihm waren zu Jerusalem: Auf, laßt uns fliehen, denn hte wird strotz der Festigkeit der Stadt] kein Entrtnnen sein vor Absaloin [den der HErr nun einmal zu einer Zuchtruthe für mich und sein Volk zu brauchen beschlossen hat]; eilest, daß wir gehen, daß er uns nicht übereile, und er- greife uns, und treibe ein Unglück auf uns, und schlage die Stadt mit der Schärfe des Schwerts 15. Da sprachen die Knechte des Königs sein jeglicher für sein Theil und dann alle im vollen Einverständniß mit einander] zu ihm: Was, mein Herr, der König, erwählen siehe, hie sind deine Knechte [bereit, dir in die Verbannung zu folgen, obwohl wir eben so bereit würden gewesen sein, die Stadt bis auf den letzten Mann zu vertheidi- gen, wenn du nicht für besser erkannt hättest, dar- aus zu entsliehen]. Its. Und der König ging zu Fuße [V. 18 Anm.] hinaus [aus dem königlichen Palaste und dem innern Theile der Stadt] mit seinem ganzen Hause [seinen Weibern und Kindern und den ihm treugebliebenen Hofbeamten]. Er ließ aber zehn Kebsweibet [in dem Palaste zurück], das Hans zn bewahren sindem er meinte, daß an ihnen sich niemand vergreifen würde, und also nicht bedachte, was Nathan in Kap. 12, 11 gedrohet hatte; und so mußte eben solche Unbedachtsamkeit hernach die Gelegen- heit bieten, daß die göttliche Vorheroerküiidigung sich er- fiille Kap. Its, 20 f.]. Daß der König dem Aufruhr gegenüber auch nicht den Versuch machte, sich mit Gewalt zu widerse en und Jerusalem zu behaupten, geschah nicht aus Besürzung und Muthlosigkeih sondern aus Unterwerfung unter Gottes gerechtes Gericht. Denselben Weg zur Ver- söhnung Gottes durch bußferttges Erdulden seiner Zuch- tigeiiigem welchen David innerlich für seine Person durchgemacht, den machte er nun auch äußerlich um des Volkes willenz es stand nicht ihm zu, die Schuld des Abfalls an den Feinden geltend zu machen, sondern es galt für ihn vielmehr, all das geschehenc Uebel, als »Um seiner Sünde willen geschehen, als seine Schuld auf sich zu nehmen. So floh er aus Jerusalem, damit ihn, und nicht die Stadt das Unheil treffe; so ging er barfuß über den Kidron, den Oelberg hinan (V. 23 ff.); so ließ er Simeis Lästerung über steh ergehen: »denn der Absalom geht nach Hebrou und läßt sich zum Könige ausrufen. David flieht aus Jerusalem. 381 HErr hat es ihn geheißen« (Kap. 16, 5 ff.); so zerriß ihm Absalom’s furchtbares Ende das Herz und er wünschte, daß er doch hätte für jenen sterben können (Kap.18, 33); so nahm er die Schuld des gegen ihn empörten Volkes als die seinige auf sein Haupt, damit an ihn: alles Volk sehe, wie die Sünde unter Gottes Gerechtigkeit gestraft, aber eben damit auch durch sein ergebenes Dulden ge- sühiit werde. — Und dennoch war er, wie er es selber wohl wußte, in anderer Hinsiclit ein ganz unschuldig Leidenden Denn das war nicht die Ursach, um deren willen seine Feinde ihn haßten und verfolgten, daß er einen sittlichen Fall gethan hatte; ini GegentheiL das hätten sie ihm lange zu gute gehalten, wenn sie bei ihm in den Strahlen weltlicher Macht und irdischen Genusses sich hätten sonnen können. Aber eben sein Ernst, seine Frömmigkeit, sein ausgesprochenes und mit der That ausgeführtes Bestreben, ein König im Geiste und nach dem Herzen Gottes zu sein: das war der wirkliche Ve- iveggrnnd ihres Wideiwillens gegen ihn. Von dieser Seite betrachtet, litt er schreiendes Unrecht, duldete er unschuldig recht eigentlich darum, weil er der Gesalbte des HErrn war und sein wollte, so daß er vor Gott zwar bekannte: »Gott, du weißt nin meine Thorheit, und meine Schulden sind dir nicht verborgen« (Ps. 69, 6), aber zugleich mit voller Wahrheit und Kraft betete: ,,Die mich ohne Ursach hassen, deren ist mehr, denn ich Haare auf ineincni Haupte habe, die mir unbillig feind sind und mich verderben, sind inächtig; ich muß erstatten, was ich nicht geraubet habe« (Pf.69, 5). Hier sehen wir denn David in einer nietkiviirdigeii Stellung: innerlich weiß er sich mit Gott versöhnt und gecinigt, und dennoch, ja gerade in Kraft dieser inneren Weihe unterzieht er sich als ein schuldiges Haupt dein Gerichte Gottes. Vor Gott seine Schuld anerkennend und in tiefem, schwerem Leide siihnend, leidet er doch eigentlich nicht um feiner Person, sondern um seines Volkes ioillcn, und seinen Fein- den gegenüber als ein völlig Unfchuldigerz und nachdem die Feinde allen Haß und Grimm an ihm ausgetobt haben, ist seine Schuld gesühiit und damit die Lljiacht der Feindschaft erschöpft und entwaffnet, so daß sie sein Leben lang ihr Haupt nie mehr erheben durfte. Er hat sie — ein unerhörter Sieg! —- durch Dulden überwun- den, und sein Gebet ist in Erfiilluiig gegangen: »Es müssen sich schämen und zu Schanden werden alle, die sich meines Ungliicks freuen; es miissen mit Schande und Schain gekleidet werden, die fiel) wieder mich brüsten« (Pf. 35, 26). Es ist hier weder inöglich noch nöthig, alle die Züge einzeln hervorzuheben, in welchen David als der thpifche (vorbildliche) Vorlänfer des Elltcssias er- scheint, dessen Thun und Leiden eine thatfächliche Weis- sagung bildet auf den leidenden Erlöserz ebenso liegt es auf der Hand, wie die Psaluiworte des leideiiden David aus dieser Zeit in dein Leiden und zuni Theil in dein Munde des Erlösers selbst ihre Erfüllung gefunden haben. Aber darauf iiiiisseii wir noch achten, wie auch hier, und hier anz besonders, David nicht etwa blos ein nun-ill- kiirli es Vorbild. sondern iii prophetischeiii Geiste seiner mefsianischen Stcllung sich wohl bewußt war. (Preiswerk.) Eben dieser Uiiistand, das; David dieser seiner iiiefsiaiiii schen Stellung sich bewußt sein mußte in den Leiden der uns vorliegenden Zeit, wenn man ihn nicht für ein rein mechcltiisches willsnlvsesl Werkzeug des prophetischen Geistes erklären will, bestimmt uns, eine ganze Reihe von Psalmen, die bestimmte inessiaiiische Beziehungen enthalten und von den Auslegern meist in die Verfol- gungszeit unter Saul versetzt werden, erst für die gegen- wärtige Periode in Anspruch zu nehmen. Es ist ganz natürlich, daß Davids Lage in der jetzigen Zeit, wenn sein Leiden von der Seite betrachtet wird, daß er es unschuldig und von den Feinden Gottes darum erdulden iiiußte, weil er dessen Gesalbter war, vielfache Aehnlich- keit hat mit jener früheren Periode seines Lebens, so daß man bei den in Rede stehenden Psalmen —— tvir meinen nämlich, abgesehen von anderen, denen wir noch eine be- stimmtere Stelle im Verlauf der Geschichte anzuweisen gedenken, Psalm 35, 69 und 109 — auf den ersten Anblick in Zweifel sein kann, ob sie der Saulischeii oder der Abfaloinifclieii Fluchtzeit angehören; denn jene war das Vorspiel von dieser, und in dieser sind die Verhältnisse nur gereist und zu völliger Ausbildung gediehen, die unter Saul sich erst aus ihren Keimen cntioickeltem Gjleicliwie ivir indessen in Anm. 3 zu I. Sam. 16, 12 s. liehauptet haben, daß von Psalmen Davids vor seiner Salbung niit dein Geiste Gottes die Rede nicht sein kann, so iiiiisseii wir hierorts behaupten, daß es keine niessianifchen Psalmen Davids giebt vor der in K«ap.7 ihm ertheilten Verheißung, daß aus seinem Hause der künftige Christus hervorgehen solle. Erst von da an schaute er in sich nicht mehr den Gesalbten des HCrrn überhaupt, ioie er früher seinen Verfolger Saul als sol- clien geehrt hatte, sondern schaute in sich den Ahnherrn Christi; erst von da an war ihiu seine Person nicht mehr blos in demselben Maße unverletzltch, wie er selber die des Saul für unverletzlich gehalten, sondern weil jetzt Christus in ihm, wie die Frucht in dem Keime, verbor- gen lag, konnte nunmehr auch die Verfolgung seiner Feinde ihm als eine Verfündiguiig an dem Christus in ihm erscheinen, fo daß, tveiin er seinen Feinden zitrnt und ihnen Verderben und Untergang wünscht (Pf. 35. 69. 109 bilden in dieser Hinsicht eine furchtbare Stufen- leiter), er damit nur die Feinde Christi verwünscht Nicht nur hat Gott feine Heilsgedanken dem Menschengeiste mitgeiheilt und da zum Wort prophetischer Verkündigung ioerden lassen, sondern er hat auch die Geschichte feines Volks und einzelner hervorragender Männer in demsel- ben zu vorbildlicher Darstellung des Heiles gestaltet. Er hat das an einzelnen Männern, wie z. V. an Joseph, gethan, ohne daß sie darum wußten; aber an einem David, der zugleich den Beruf hatte, prophetisch auf Christum hinzuweisen und in seiner Lage aus Christi Lage heraus zu reden, konnte er es nicht thun, bevor derselbe wußte, daß im Schooße der Gegenwart, die ei- durchlebte, eine Zukunft keime, die an Höhe und Tiefe weit über die Schranken seiner Persönlichkeit hinausreiche H« U.17—37. Bei den: äußersten Haufe von Jerusalem in dcr Richtung nach dem Orlbrrge hinüber macht der flüchtig gewordene König init denen, die ihm und seiner Familie sitt) angeschlossen Wien, Halt, uin erst nach förm- lich georduetem Zuge seinen Weg nach dem Iordanlhale bei Jetirho weiter fortzusetzen. Die mit der Bundeslade und den Ecoiten ihm uachgeciltkn beiden ijohenpriester Zadolt und Jtbjatliar sendet ei: fainmt der Ende und ihren beiden Söhnen naih der Stadt zurück; Ithai aber, der Gcthiteiz den er nitt den Seinen ebenfalls zur Um— iiehr bewegen will, wrigcrt sich dessen nnd wird in Kn- rrlicnnung seiner treuen Ztuhiinglichlicit iii den Zug mit aufgenommen. Jetzt überschreitet David den Bart) Kidtoiy geht hierauf iutt feinen: Gefolge unter den Zeichen tief— sicr Trauer den Qclberg hinan, auf dessen tiiilie sein Freund ijiifai, der Ztrachitey ihm begegnet. Auch ihn bewegt er, gleichwie die Priester. iii Jerusalem zu bleiben, dort dem neneu König zu Dicnßrii ßch anzubieten und so Gelegenheit zu suchen, wie er seinem rechtmäßigen König dcn verderblichen Rathfchliigcn Khitophelbs gegenüber möge niilje werden. 17. Uiid da der König und allcs Volk sdas ihn begleitete, insbesondere seine Familie und seine DieUerschaftJ zu Fuße hinaus kamen saus der Stadt], 382 S. Samuelis 15, 18-—29. traten sie ferne von Hause [machten sie Halt bei dem Hause der Ferne, d. i. dem äußersten Hause von Jerusalem auf dem Wege nach dem Oel- berge zu, um die Nachkommendem namentlich die mili- tärischc Bedeckung, welche etwas später ausgerückt war, zu erwarten und fortan in geordnetem Zuge zu marschi- ren, was bisher, bei der Eile der Flucht, noch nicht ge- schehen war]. 18. Und alle seine Knechte shofbeamten und Diener] gingen [als David nun den Zug geordnet hatte] neben ihm her; dazu alle Crethi und Plethi [die sämmtlichen Leibwächter 1.Sam.22-, 17 Anm.], nnd alle Geihiier [wie sie im Munde des Volks genannt wurdenL sechs hundert Mann, die von Gath zu Fuße* kommen waren kiene 600 Mann nämlich, die einst Davids Wassengefährten gewesen, als er zu dem Könige Achis von Gath vor Sauks Nachstellungen sich flüchtete 1. Sam. 27, I ff., und hernachmals mit ihm nach Hebron Kap. 2, 3 und später nach Jerusalem Kap. 5, 9 gekommen waren, um eine Art Veteranen-Corps, das er zu den schwierigsten Unternehmungen verwenden konnte, bei ihm zu bildeu"], gingen vor dem Könige her. «) Dieser Ausdruck, der uns schon in V. 16 und"17 begegnete, bedeutet vielmehr: »in seinem (des Köni s) Gefolge-«; wir haben ihn dort, um die Lutheriche Uebersetzung nicht völlig abändern zu miissen, einstweilen beibehalten, zumal er der Sache nach zutrifft, hier aber ist das ,,zu Fuße« ohne Bedeutung, sondern die 600 Mann sollen eben als seine ältesten Wasfengefährtcm gleichsam als dte Garde David’s bezeichnet werden, die mit ihren Leibern ihn zu decken bereit waren. — «) Es werden freilich in den 28 Jahren, die seit David’s Regierungsantritt bis jetzt versiossen, inzwischen manche mit Tode abge- gangen sein; an ihrer Stelle aber traten wohl andere in das Corps ein, um es immer vollzählig zu erhalten 19. Und der König sprach zu Jthai, dem Geihiter [einem von Gath, der Philisiersiadh vor kurzem mit seiner ganzen Familie und einem Theil seiner Schaar in Jerusalem eiugewanderten Heer: führer, als er denselben ebenfalls unter den 600 Mann, denen er sich angeschlossen, bemerkte]: Warum gehest du auch mit uns? Kehre um, und bleibe bei dem Könige [bei dem, der jetzt die königliche Macht in Händen hat]; denn du bist fremd [keiu geborener Jsraelih sondern nur ein Judengenosse], und von deinem Orte gezogen hieher kdu hast also keine Ver- pslichtung bei ietziger Zeit, wo· es noch so unentschieden ist, wer m Zukunft Jsraels König sein wird, Partei zu ergreifen,-darfst vielmehr ohne Verletzung deines Ge- wissens den Ausgang der Dinge erst abwarten]. 20. Gestirn [vor kurzem] bist du kommen, und heute wagest du dich mit uns zu gehen. Ich aber will gehen, wo ich hin kann gehen [dieser Satz ist unmittelbar mit dem vorhergehenden zu ver- binden: da ich doch gehe, wohin ich eben gehe, nicht wissend, wohin mein Weg mich führen wird]. Kehre um, und deinen Brüdern mit dir widerfahre [zum Lohn für die mir bewiesene An- hänglichXeitJ Barmherzigkeit und Treue [von Gott]. 21. Jthai [aber, der Umkehr entschieden sich weigernd] antwortete und sprach: So wahr der HErr [der Gott Jsraels, an den ich gläubig» ge- worden bin] lebt, und so wahr mein Herr Konig [dessen Unterthan ich sein will — vgl. die Bemerk. zu Kur» 11, Z] lebt, an welchem Ort mein Herr, der König, sein wird, es gerathe zum Tod oder zum Leben, da wird dein Knecht auch sein. 22. David [der einer, so zu allem entschlosse- neu Treue und Anhänglichkeit ferner keinen Wider- stand entgegenstellen mochte] sprach zu Jthai: So komm, und gehe mit. Also ging Jthai, der Gethiteiz und alle seine Mannen nnd der ganze Haufe Kin- der, die mit ihm waren [mit David den weiteren Weg] Mein Christ, will Jthai um Davids willen Leib und Leben, ja alles wagen, o so achte auch du dein Leben um Christi willen nicht zu theuer, sondern wage um ihn alles: er wird dirs wohl belohnen, Apostelg 20, 24. (Starke.) 23. Und das ganze Land [alles Volk des Landes, das sonst noch bis zu dem äußersten Hause der Stadt mitgegangen war, um seinem flüchtigen König ein Siück Wegs das Geleit zu geben] weinete mit lauter Stimme, und alles Volk ging mit [rich- tiger: da der Zug sich nun weiter vorwärts bewegte]. Und der König ging über den [an der Ostseite von Jerusalem sich hinziehenden] Bach Kidron lvgL Joh. 18, 11, und alles Volk [der ganze Zug] ging vor [nach Ueberschreituug des Baches sich zuerst südlich und »dann östlich wendend] aus dem Wege, der zur Wuste kdurch den nördlichen Theil der Wüste Juda 4. Mos. 13, 25 Anm. nach der Stadt Jericho und dem Jordan] gehet. Das Kidronthal ist das bedeutendste Thal im nördlichen Theile der Wüste Juda; es nimmt seinen Ursprun an der Nordseite der Stadt Jerusalem auf der groFen Wasserscheide zwischen dem Mittelmeer und dem todten Meere in einer Höhe von etwa 2,500 Fuß über dem Meer, umzieht die Nord- und Ostseite der Stadt nnd wendet sich dann beim Brunnen Rogel (s. den Carton zu Karte III.) in scharfem Winkel gen Südost dem todten Meere zu (vgl. das Kärtchen bei l. Sam. 9, 5). Anfangs nur eine flache, muldeuförmige Ver- tiefung bildend, gräbt es sich immer tiefer ein und wird von da an, wo es sich gegen Südost wendet, zur wilden, engen Felsschluch t, die sich im Süden des Riis es Feschkhah zum todten Meere öffnet. Kein Wanderer hat es nach seiner ganzen Thalbahn noch durchwandertz nur in der Mitte seiner Erstreckuiig zwischen Jerusalem und dem todten Meer ist ein vielbesuchter Punkt, das Kloster visit— sahn. Jn der Bibel wird übrigens nur der Theil des Thales erwähnt, der in der Nähe von Jerusalem aufwärts vom Brunnen Rogel liegt und auch den Namen Thal Josaphat (Jos. 15, 63 Anm.) trägt. Jn der Rich- iung von Süd nach Nord begegnet uns da, nächst dem eben genannten Brunnen, zunächst der an der Mündung des Tyropöon oder Käsemacherthals gelegene und vom Teich Siloah bewässerte Kö nigsgarten s2. Kön.25, 4), sodann etwas weiter hinauf am westlichen Abhange des Oelbergs das Dorf Siloah (s. den ausstihrlichen Plan von Jerusalem im 3. Band), von welchem weiter nörd- lich hin die Gräber der emeinen Leute (2,Kön. 23, 6), ein Begräbnißplazsür solche, die keine eigenen Gräber hatten, liegen. aran reihen sich vier mit- David bestimmt Husai und die Hohenpriester in Jerusalem zu bleiben. Jthai begleitet den König. 383 einander zusammenhängende Denkmälery die sogenannten Gräber des Zacharias, des Jakobus, des Absalom und des Josaphat, von welchen die des Jakobus und des Josaphat wirkliche Grabhöhlem die beiden andern aber nur pyramidalisch zugespitzte Felsmonumente sind; wir kommen aus sie später (Kap. 18, 18; l.Kön. 22, 51; 2. Chron 24, 22) zurück. Noch weiter nordwärts stoßen wir auf Gethsemane (Matth. 26, 36 An1n.); dahinter führt eine Brückc über den Kidron, jenseit welcher, ebensalls am Westabhange des Oelbergs, die Kirche der heil. Jungfrau (Joh.19, 27 Anm.). Die eben genannte Brücke ist wohl auch die Stelle, wo David den Kidron überschrith wiewohl der Bach 9 Monate im Jahr ohne Wasser ist; nur während der starken Regen: Bisse im Winter stürzt das Wasser von den benachbarten ergcn darin herab. 24. Und siehe [wir müssen hier noch einmal auf den Haltepunkt am äußersten Hause der Stadt, bei welchem der Zug sich ordnete V. 17, zurück- kommen und einen weiteren Vorgang, der dort sich ereignete, aber vorhin noch nicht erzählt worden ist, Uachh0IeUJ, Zadvk [der eine von den beiden damals fungireuden Hohenpriesterm der den Dienst bei der Stiftshütte in Gibeon hatte Kap. s, 17] war auch bat, und alle Levitery die bei ihm waren [genauer: und alle Leviten mit ihm], und trugen die Lade des Bandes Gottes, und stelleten sie dahin sum sich mit derselben, wenn die Reihe an sie käme, der Ordnung des Zuges einzufiigens Und Abjaihar [der andere, bei der Bundeslade aus dem Berge Zion amtirende Hohepriesterj trat empor [auf eine höher gelegene Stelle, von wo aus er nach dem Thor von Jerusalem zurückschauen konnte], bis daß alles Volk sdas dem fliehenden König sich anschließen würde] zur Stadt aus kam. «) Vermuthlich war Zadok zusällig in Jerusalem gerade anwesend, als Absaloms Empörun ausbrach und der König zur schleunigen Flucht sich entschloß Da er es nun mit David, und nicht mit dem Empörer hie auch in seinem Herzen überzeugt war, daß des HErrn Gnade bei dem flüchtigen König sei trotz der Züchtigung die er jetzt über denselben hatte kommen lassen, veran- laßte er seinen Amtsgenossen nnd die Leviten, mit der Bundeslade sich David anzuschließen und ihm so das äußere Zeichen der göttlichen Gnadengegenwart mit auf den Weg zu geben; denn daß Abjathay ungeachtet er bei der Bundeslade dienete, zuerst die Veranlassung hierzu zegeben habe, ist, nach dessen Verhalten bei Adonias mpörung im Gegensatz, zu dem des Zadok (1.Kön. l, 7 f.) zu schließen, weniger glaublich. Diese größere Treue Zadoks gegen den rechtmäßigen theokratischen König ist ohne Zweifel auch die Ursach, warum er, gleich- wie hier, auch anderwärts (Kap. 8, l7; 20, 25) vo r Abjathar genannt wird. 25. Aber der König sprach zu Zadok lals er dann den Zug sich ordnen ließ V. 18]: Bringe die Lade Gottes wieder in die Stadt [nach der für sie auf dem Zion bereiteten Hütte Kap. 6, 17"]. Werde ich Gnade finden vor dem HErrn, so wird er mich szu seiner Zeit und Stunde] wieder holen lnach JerusalemL und wird mich sie Mauer: ihn, den bei seinem Heiligthume gegenwärtigen HEreuj sehen lassen nnd sein Haus sdie zu seiner Wohnung bestimmte Hüttes 26. Spricht er aber also: Jrh habe nicht Lust zu dir [sondern du sollsi für immer verworfen und als König meines Volkes abgethan sein]; siehe, hie bin ich [Thron und Kron in seine Hände, aus denen ich sie empfangen, zurückzugeben bereit], et mache es mit mir, wie es ihm wohlgefcillet ) So sprach der Mann, der auf Erden nichts Theu- reres und Lieberes hatte, als das Haus des HErrn, der sein ganzes Leben, der die Früchte seiner Siege, die Segnungen des Friedens dazu angewandt hatte, ie An- stalten zum Bau des Tempels zu treffen, der in heiliger Stunde sang: »HC·rr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses, und den Ort, da deine Ehre wohnt« (Ps. 26, 8), einen Tag in Gottes Vorhösen für besser hielt, denn sonst tausend (Ps. 84, 11), und den Tag als den seligsten seines Lebens pries, wo Gott ihn würdigte, die Bundes- lade nach Jerusalem zu begleiten (Kap. 6, 14)! Aber Er, der sich weder aus die Kraft seines Arms, noch aus die Beredsainkeit seines Mundes, noch auf seine väterliche und königliche Auctorität verließ, wollte sich auch nicht auf Menschen verlassen, selbst nicht auf das Zeichen des HErrn, sondern allein auf den HErrn selbst. Er wußte, die heilige Lade konnte ihn nicht beschützem wenn Gott ihn seinen Feinden pretsgeben wollte; hatte sie doch früher unter Eli, Hophni nnd Pinehas auch nicht Jsrael geschützt wider die Philister (1. Sam. 4, 3 ff.). -— Wenn dein Herz nur mit uns ist, fehlt’s an keinem Segen, und wir gehn mit dir, HErr Christ, Fried und Freud entgegen. 27. Und der König sprach [weiter] zu dem Priester Zadvk sihm mit seinem Amtsgenossen in Jerusalem selbst einen Platz anweisend, wo er unter den gegenwärtigen Zeitverhältnissen seinem König noch besser dienen könne, als wenn er diesen aus seiner Flucht begleiten und die Wohnung der gött- lichen Herrlichkeit mit in all das Elend verflechten würde, das seiner wartete]: O du Seher [der du als Inhaber des Amtsschildleins mit dem Licht und Recht einem Propheten gleich stehst und dem der HErr gewiß helle Augen geben wird, überall das Rechte zu sehen], kehre um wieder in die Stadt mit Frieden, nnd mit erlch ldir und Abjathar, mögen zugleich umkehren] eure beiden [beiderseitigen] Söhne, Ahimaaz, dein Sohn, und Jonathan, der Sohn Abjathar [vgl. Kap. 8, 17 mit 1. Kön. 1, 42 fs.]. 28. Siehe, ich will verziehen keinstweilen mich verborgen halten] aus dem blachen Felde in der Wüste [in den Steppen der Wüste bei Jericho, an den über den Jordan ftihrenden Furten Jos. 2, 7 Anm.], bis daß Botschaft von euch lomuie nnd sage mir an swie die Dinge in der Stadt sich weiter gestalten werden, um darnach zu ermessen, was ich weiter zu thun habe]. 29. Also [der Weisung des Königs ge- horchendj brachte Zadok nnd Abjaihar die Lade Gottes wieder gen Jerusalem, und blieben daselbst [bis dann Absalom seinen Einzug dort hielt Kap. 16, 15 ff.] Dahin ziehen sahe David die Männer, die ihm treu geblieben waren, die Priester des HErrm die so oft ihre Hände auf ihn gelegt hatten, ihn zu segnen, die Bundes- lade, um die er gekämpft, vor der er angebetet hatte, 384 2. Samueiis 15, 30—37. 16, 1-——3. die das größte sdleinod feines Lebens war; und mit trockenen Augen und unbewegtein Herzen hat er sie gewiß nicht hinwegziehen sehen. Aber seine Loofung war und blieb: ,,Der HErr inache es init mir, wie es ihm wohl- gefällt!« Daruin konnte er es ertragen und die große Aufgabe lösen. Jn dem ersten Augenblicke der Noth, zumal wenn sie leicht und nur iiußerlich ist, kann auch der schwache Glaube von Hingebung sprechen; aber wenn die Noth anhält, wenn die erste kbegeifteruiig vorüber ist und das Schiiierzgefiihl sich geltend macht, wenn man nicht mehr weiß, ivie man durchkoinineii soll, und die Glaubenssonne sich verdunkelt, dann gehört ein großer Glaube, ein Glaube, der so recht eigentlich Gabe der Gnade ist, dazu, um bei der Gewißheit zu bleiben: »Der HErr mache es mit mir, wie es ihm wohlgefätlt!« Das Ende kommt gewiß, der Segen bleibt nicht aus, die Stunde kommt zuletzt, wo der HErr Boten sendet mit der åliachriclstx ,,es ist genug, dein Leiden hört nun aUf!« Möge uns der HErr allen helfen zu folcher festen, thatfächlicheii Hiiigebiing: sie ist grösser und tandem, als der Gehorsam, und in ihr zeigt sich deutlich, daß der HErr von seinen Kindern mehr fordert, als die Welt von sich selbst und ihnen fordert, aber daß er ihnen auch allezeit giebt, was er von ihnen fordert, wenn sie nur recht kindlich sich an ihn wenden. (Fr. Arndt.) 30. David aber [nachdem er, wie in V. 19 bis 23 erzählt ward, den Jthai in sein Gefolge aufgenommen und nach Ueberschreitung des Baches Kidron auf den Weg zur Wüste sich gewandt hatte] ging den Oelberg [Jos. 15, 63 Anm.] hinan, »und weinete, und fein Haupt war kzum Zeichen seines großen Schmerzes und seiner tiefen Trauer Esth. 6, IS; Hesek 24, 17 vgl. 5.Mof. 14, 2 Anm.] vethiilletz und er ging barfußz Dazu alles Volk, das »bei ihm war, hatte ein jeglicher »sein Haupt verhiillet, und gingen sin gleicher Weise trauernd mit ihm] hinan, und weineten. 31. Und da es David [während dieses Ganges durch einen herbeieilenden, vielleicht von Zadok ihtn nachgefendeten Boten] angesagt ward, »daß ssem Rath und ehemaliger Freund] Ahitophel im Bunde mit Absalom war [V. 12], sprach er sweil er um der außerordentlichen Begabung dieses Mannes willen Kap. 16, 23 für seine Sache auf einen sehr schlimmen Stand sich gefaßt machen mußte]: HEtn mache den Rathschlag Ahitophel-s »[den er meinem aufrührerifchen Sohne geben wird] zur Natrhei»»t»» sdaß er kein Gehör damit finde, f. Kap. 17 l .1 «Wäre der in Kap. 23, 34 genannte Sohn Ahitopheks Eliam, der mit zu den JJJcldeii Davids zählte, ein u1id dieselbe Person mit Eliam, dein Vater» der Bathseba (Kap.11, 3), was uns sehr wahrscheinlich dünkt, so kam Ahitophel in die hohe, begiinftigte Stellung, die er bei David einnahm und die er durch seine Klugheit und Verschlagenheit fiel) zu sichern wußte, bis er»felbe·r treu- los seinen» Wohlthäter verließ und zur Partei Abfalonis übertrat, m Folge der Erhebung der Vathfeba zur konig- lichen Geniahlin (Kap. 11, 27). Aus diesen: Zusammen- hange Ahitophels mit der Bathfeba, deren Großvater er war, würde sich dann erklären, wie die gegen David Verfchworenem als sie ihr Unternehmen vorbereiteten (V. l—6s, die Kunde von dessen früherer Schand« und Frevelthat geflissentlieh unter dein Volke» auszubreiten vermochten; ste hatten eben einen Mitwisser um das, was lieinilich geschehen war, in ihrer Mitte. Es würde sich aber daraus auch erklären, warum dem David diese schmerzliche Erfahrung, voii dem ani ineisten mit Gunst und Auszeichiiung iiberhäiifteii Geheimrathe so schmählich verrathen zu werden, iiicht erspart werden konnte; es stand ja die Gewinnung dieses Mannes im Zusammen- hange mit feinen früheren Sündenivegem um derer willen er setzt gezüchtigt wurde. Dein sei nun aber, wie ihm wolle, jedenfalls habeii wir in den Psalmen 4l. 55. 69. 109 bei dem verrätherisiheii Freunde uud ungerechten Feinde, über den sich David beklagt und ihm ein schliins mes Ende wünscht, an niemand anders, als an Ahitophel zu denken. Wenn nun in Joh. l3, l8 u. Apostelg.1, 20 die drei Psalniftelleii Pf. 4l, 10; 69, 26; 109, 8 aus- driicklich auf Judas, den Verräther, bezogen werden, so haben ivir in 82lhitophel, dein Giloniteih das alttestaiiienti liche Vorbild für den neutestainentlichen Judas, den Mann von Karioth (Jscharioth) — inerkiviirdiger Weise liegen Gilon (Jof. 15, 5l) und Karioth (Jos.15,25) nicht iveit von einander, jenes am West» dieses am Ostabhange des Gebirges Juba, und abgesehen von dem gleichen Ende beider Männer (Kap. 17, 233 Pkatth 27, 5) ging Davids Wort in Pf. 69, 26; 109, 8 ebensowohl, wie an Judas (Apostelg. 1, 20), auch an Ahitophel iii Er- füllung, indem der Name seines Sohnes in dem Ver- zeichniß .der Helden Davids in I. Chron. 12, 10 ff· fehlt —, und es kommt in dein vorbildlicben Leiden Davids auf diesem feinen Fluchtwege nach dein Gange über den Kidron ein zweiter hervorstechender Punkt durch die Nach- ruht, die er einpsing, hinzu. »An der Verfolgung Davids durch Saul hat der Widerstand fein Vorbild, welchen Jesus von Seiten der verstockten Obrigkeit seines Volkes erfuhr, an dem Verrathe Davids durch Ahitophel der Verrath Jesu durch feinen abtrünnigen Apostel. Auch das Verhältnis; der Strafe zu dein Frevel an dem Ge- salbten Gotte entfpricht fiel) in beiden Fällen: die Strafe des Hohenraths bestand gleich der des Saul in seiner und feines Regiinents Verwerfung die des Judas gleich der des Ahitophel in Verzweiflung. Ahitophel geht nach vollbrachtem Verrath heim und erhängt sich, ebenso Judas Jschariothz beiden gehen die Augen auf, aber zu ihrem ewigen Verderben; beider Plan schlägt in’s Gegentheil um, denn der Weg des ersten wie des andern David geht durch die Tiefe in die Höhe, Davids Thron ist ewig« (Delitzfch.) 32. Und da David auf die Höhe [den Gipfel des Oelberges] kam, da man Gott pflegte anzubeten fwoselbst eine Anbetungsstätte, wie es solche an verschiedenen Orten des Landes gab 1. Kön. 3, 2., sich befand]; siehe, da begegnete ihm [wie von Gott zuin Werkzeug der Erhörung feiner soeben ausge- fprochenen Bitte ihm zugefendet, fein Freund oder geheimer Rath V. 37; 16, 16; I. Chron. 28, 33] Hiisai, der Arachiter [vom Geschlecht der Arachiten, die ihren Sitz an der Südgrenze des Stammes Ephraim zwischen Bethel und Atharoth hatten Jos 16, 21, mit zerrtffcnem Rock, und Erde auf feinen! Haupt [deiin auch er, der von Jerusalem gerade abivesend gewesen, als die Einpöritng ausgebrochen war, hatte Kunde davon erhalten und eilte jetzt im Zustande der tiefsten Trauer zurück, um treu zu seinem König zu stehen in böser Zeitf 33. Und David fprach zu ihm [weil er schon hochbesahrt und zur Ertragung der Beschwerden der Verbannung nicht stark genug mehr war, da- gegen viel Klugheit und Lebenserfahrung befaß]: Ahitophel im Bunde mit Absalom. Ziba’s Verleumdung des Mephiboseth 385 Wenn du mit mir gehen, wirst du mir sals ein alter Mann, dem man nicht viel zumuthen kann] eine Last sein; 34. Wenn du aber wieder in die Stadt gin- gest, und sprclchest zu Absalom ssobald er wird dort eingezogen sein, gleich als wolltest du eben- falls zu seiner Partei übergehen, wie Ahitophel es gethan hat]: Ich bin [forta·n] dein Knecht, ich will [dein, als] des [nunmehrigen] Kbliigs sein, der ich deines Vaters Knecht war zu der Zeit sdiese Zeit daher], will nun dein Knecht sein; so wiirdest du [ohne Zweifel Gelegenheit finden] mir zu gut den Rathschlag Ahitopheks sden er Absalom auf die eine oder andere Weise geben wird, durch schlau berechneteGegenrathschlägeJ zu nichte [zu] machen. 35. So ist Dort] Zadok nnd Abjathar, die [beiden Hohe-J Priester [die ich gleichfalls zurück- gesandt habe V. 24 ff.], mit dir. Alles [nun], was du [vermöge der vertrauten Stellung zu Absalom, in die durch die eben angedeutete List dich einzufiihrYn suchen sollst] hbretest aus des Kö- nigs Hause, s gest du [heimlich] an den Priestern Zadok und Abjathan Bis. Siehe, es sind bei ihnen [auch] ihre zween Söhne: Ahimaaz, Zadok’s, und Jonathan, Abjathans Sohn. Durch dieselbigen kannst du mir sda ihre Väter wissen, wo sie sich verborgen halten Kap. 17, 17] entbieten, was du hören wirst. Jn Betress des urtheilen das; David ,,anch in seinen größten Bedrängnisseii von seinen Stceichen nicht ab- gelassen und, wenn die Löwenart nicht helfen wollte, eine Fuchsart ansiclj genommen« (Grotius), vgl.zu Kap.17, I4. 37. Also [der ihm gegebenen Weisung folgend] kam Husai, der Freund David-s, in die Stadt; und Absalotn kam ssasi zu derselben Zeit, wo er daselbst anlangte] gen Jerusalem. 17 er dann bei diesem sieh verhalten, darüber s. Kap. , . Das 16. Kapitel. Ziöeks Verleumdunss simeks Liisierunxs Jiilutfctjande iklbsalomni m« v. 1— t4. Beim Hei-absteigen auf der andern Seite des Qelbergs begegnet David dem mit einem paar gesal- telter Esel und oersihiedeiieiii Junndnorratls daher nom- menden Kinn, welcher die Frage des Königs, was er da- mit vorhabe, in sehlatter Weise benutzt, sieh bei demselben in Geinst zu sehen; und auf die weitere Frage, wo Me- phiboseth sei, sein Herr, diesen aufs Sehniiihltehste ver— leumdet. Leider schenkt David, der wohl non selbst schon einen Argwohn gegen jrleuhiboseth gefaßt hatte, dem Jiiba ohne weiteres Glauben nnd betehnt ihn geradezu mit den Gütern des ersteren, worauf er weiter zieht bis gen Zahne-im. Hier einpsiingi ihn ein Verwandter des shauses Saul, Siniei mit Namen, mit so argen Schmäh reden, daß Jlbisai sich reinem, hinzugehen und dem Eri- sterer den tliopf abzusihtagein Ztber David nimmt den Schimpf hin als aus der Hand des Heim( nnd will sich nicht rächen. Bis zum Abend trifft er mit seiner Beglei- tung am Ziele seines Weges ein nnd hätt in der Wüste am Jordan sein erstes dlachtquattieic Deichsel-s Bin-time. 1. Und da David sniit seinem Gefolge] ein wenig von der Höhe gegangen süber den Gipfel des Oelberges Kap. 15, 32 hinausgekoinineid war· snnd also den östlichen Fuß desselben hinabzog], siehe, da begegnete ihm svielleiclst in der Gegend, wo das nentestamentliche Bethanien lag] Stdn, der Knabe [Knecht] Mephiboseth [den er, David, zum Verwalter der Güter seines Herrn verordnet hatte Kap. 9, l) f.], mit einem Paar· Esel gcsat·telt smit einem Paar gesattelter Eseljz daraus saus den bei- den, zum Reiten zugerichteteii Thieren] waren [zu- gleich als Last geladen] zweihundert Brode und hun- dert Stück Rosiucn [-Traubeii], und hundert Strick Feigen [- oder Dattel-Kuchen 1. Sam. 25, 18 Aum.], und ein Legel [Schlaueh] Weins sdainit war Ziba aus Befehl Mephiboseths der dem Kö- nig aus seiner Flucht sich anschließen und ihm in dankbarer Liebe dienen wollte, von GibecnBensaniiu herbeigekommen Kap. 19, 26]. » 2. Da sprach der König sindem er den Zu- sammenhang der Sache nicht durchschaute, vielmehr von einem bösen Argwohn- befallen wurde, Mephi- boseth möchte etwa auch zu den Anhängern Ab- salom’s gehören und sich mit diesen Gaben bei« demselben eiuschmeicheln wollen] zu Zibax Was willst du damit machen? Ziba [den Verdacht des Königs sofort erkennend, weil Geberde und Stimme ihn deutlich genug verriethen, benutzte ohne alles Gewissensbedenken die ihm günstig scheinende Ge- legenheit, in den Besitz der Güter seines Herrn zu gelangen, gab sich den Anschein, als sei er aus freiem Antriebe mit den Eseln und ihrer Ladung zur Unterstiitziing Davids auf seiner Flucht nach der Wüste herbeigeeilt, und] sprach: Die Esel sollen für das Gesinde [die Faniiliej des Königs, sum abwechseIndJ darauf zu reiten, nnd die Brode und Feigen [-Kuchen sammt den Rosinentrauben] für die Knaben [die königliche DienerschaftL zu essen, und der Wein zu trinken, wenn sie müde werden in der Wüste [für die, welche auf dem beschwerlichen Marsche durch die Wüste Kap. 15, 23 vor Ermattung nicht weiter können] 3. Der König [in der Meinung, eine solche Unterstützung in der Noth, wie hier der Diener sie anbot, würde gewiß von dessen Herrn ihm ent- gegeugebracl)t worden sein, wenn nicht eben dieser, wie er vermuthete, mit zu den Verschworenen ge- hörte] sprach [um von der Richtigkeit seiner Ver- muthung sich zu überzeugen]: Wo ist der Sohn deines [vorinaligen] Herrn [Saul Kap. 9, 2. 9., jener Mephiboseth, bei dem ich dich als Guts- Verwalter angestellt habe]? Ziba [in arger Ber- leumdung Kap. 19, 27] sprach zum Könige: Siehe, er blieb sbeim Ausbruch der Empöruiig] zu Je- rusalem swo mein Herr, der König, ihm seine Wohnung angewiesen hat Kap. 9, 7. 10. 13]; denn er sprach lgedachte bei sich]: Heute wird niit A. T. I. Z« 25 386 S. Samuelis 16, 4—14. das Haus Jsrael meines Vaters Reich kdas König- thum, das, wenn mein Vater Jonathan noch lebte, nach Sauks Tode auf diesen übergegangen sein würde] wieder geben. Daß Ziba mit dieser Aussage seinen Herrn, Mephi- boseth, verleumdete, um die säubere-ten, die er fiir den- selben verwaltete, an stch zu bringen, das liegt, ganz ab- gesehen von Kap- 19, 25 ff., auf der Hand: der an beiden Füßen gelähmte Mephiboscth, der früher gar keinen Anspruch auf das Königthum erhoben hatte, konnte jetzt unmöglich auf den Gedanken kommen, das; das Voll Israel, welches soeben Absalom zum Könige ausgeru- fen, ihm, dem Krüppel, das Königthum SauPs geben werde. (K · .) 4. Der König [in dem einmal gegen Mephi- boseth gefaßten Argwohn desto leichtgläubiger gegen dessen Verleumder Sir. 19, 4. 13 f» 19 f; 28, 21 f.] sprach zu Zibax Siehe, es soll szuni Lohn für deine treuen Dienste, die du mir crzeigest] dein sein ones, was Mephiboseth hat. Ziba ffür solche Zusage sich höflichst bedankend, da er nun erreicht hatte, was er wollte] sprach: Jch bete an [lege mich dir zu Füßen als ein unterwürftger Knecht], laß mich Gnade finden vor dir sei-halte mir nur auch ferner diese deine Huld und Gnade], meinHekr König. z. Da aber der König David [von dannen eine ziemliche Strecke weiter] bis gen Bahnritn lKan Z, 161 kam, flehe, da ging ein Mann da- selbst [von dort] heraus, vom Geschlecht des Hau- ses Saul sein entfernter Verwandter dieses Hau- ses], der hieß Simei, der Sohn Gern, der ging [seinem Ingrimm gegen David, von dem er meinte, daß es mit seinem Königthum für immer ein Ende habe, Luft zu machen] heraus, und fluchte fin greulicher Mißachtung des göttlichen Verbots Z. Mose 22, 28]. s. Und warf David mit Steinen, nnd alle Knechte des Königs David sdie Glieder der könig- lichen Familie und die in der nächften Umgebung des Königs besindlichen Hofbeamtens Denn [ob- gteichJ alles Volk und alle Gewaltigen [die Leib- wächter sammt den 600 Gethitern Kuh. 15, 18] waren zu seiner Rechten nnd zur Linken fkehue e: sich doch in seiner Bermessenheit nicht an die Gefahr, der er fcch aussetzt« noch an diesen thatsächlichen Beweis, wie wenig es mit Davids Königtlium schon ans sei, sondern war wie vom Geist der Raserei bescssen]. 7. So sprach aber Statut, da er fluchte [indem er David ungerechter Weise den Untergang der letzten Sprößlinge des Hauses Saul Kap. 4, 5 ff.; 21, 1 ff. Schuld gab und ihn als einen schändlichen Thron- räuber und gewaltthätigen Tyrannen darstellte]: Heraus [mit dir aus deiner KönigsburgL heraus [mit dir aus deinem KönigreichL du Bluthund, du loser Mann [du, Mann der Nichtswürdigkeit 5. Mose 13, 13]! 8. Der HErr hat dir vergelten allcs Blut des Hauses Saul [das du damit auf dich geladen], das; du an seiner Statt bist König worden. Nun hat der HErr das Reich kdas du vorhin dem Saul geraubt] gegeben in die Hand deines Sohns Absalom [der zur gerechten Vergeltung hat müssen an dir zum Thronräuber werden]; und siehe, nun steckst du in deinem wohlverdienten] Unglück, denn du bist ein Bluthund. 9. Aber Abisai, der Sohn [der] Zeruja fwie auch sein Bruder Joab, über eine solche Beschimpfung seines königlichen Herrn aufs Aeußersie aufgebracht) sprach zu dem Könige: Sollte dieser todte Hund fdieser verächtliche und ohnmächtige Mensch l. Sam. 24- 15; 2. S. 9, 8] meinem Herrn, dem Könige, fluchen? Jch will hingehen fwenn du die Erlaub- Uiß mir dazu giebsil und ihm den Kopf abreißen [es wird mich das nur einen einzigen Hieb kosten]. 10. Der König fso gerecht Abifaks Unwille war, konnte doch sein Vorhaben nur für ein fleisch- liches Beginnen erachten, das dem Willen Gottes schnurstracks zuwiderlaufe, und] sprach [auch in diesem Stück zu einer Vorausdarstellung auf Chri- stum werdend Las. 9, 52 ff.; 22, 49 ff.]: Jhr Kinder Zeruja, was hab ich mit euch zu schaffen fwie sollte das, was ihr wollet, auch mein Sinn sein]? Laßt ihn fluchen [ohne auch nur ein Wort ihm entgegenzusetzenh denn der HErr hat es ihn geheißen [2. Sam. 24, 1 Anm.]: Fluche David. Wer kann nun sagen: Warum thust du also? [Jede Auflehnung gegen ihn würde ja eine Auf- lehnung fein widerden HErrn selbst und dessen Willen.] 11. Und David [der, abgesehen von diesem höheren Gesichtspunktz von dem aus er die Sache ansah, auch für die menschliche Bosheit, die von Seiten Simers sich dabei zu erkennen gab, einen Entschuldigungs- und Milderungsgrund in seinem gottergebenen, versöhnlichen Herzen trug] sprach [ferner] zu Abisai, und zu allen seinen Knechte« Siehe, mein Sohn, der von meinem Leibe kommen ist, stehet mir nach meinem Leben, warum nicht auch jetzt der Sohn Jemini [der von Haus aus dem mir feindlich gesiunten Stamme Venjamin angehört]? Laßt ihn drunten* [d. i. frei und ungehindert gewähren], daß er slnchez denn der HEkr swie ich aus innerster Ueberzeugung hiermit nochmals erkläre] hat es ihn geheißen. «) Die Schreibweise unsrer gewöhnlichen Bibel- alte-gaben: bezähmem s. v. a. zahm machen, in der Wildheit bändigen, ist irre führend; Luther hat beze- men geschrieben, d. i. jemand thun lassen, was ihm ,, e- ziemend« oder anständig erscheint, wie er denn z. auch sagt: »Aber den Löseschliiffel kennet er tder heil. Geist) riicht, da lässet er den Pabst allein mit beze1nen« wachen, was er Lust hat). Grimm bemerkt zu seinen Auseinandersetziriigeii iibcr das Wort: ,,Schade ist, daß wie dieses gcfligcir Ansdrncks heute entrathen.« 12. Bielleieht wird der HErr [wenn er meiner Sünden wegen, um deretwillen ich in solche Lage gekommen, daß ein jeder seinen Muthwillen an mir auslassen kann, so arg er immer will, genug- sam mich gedemtithigt hat] mein Elend [genauer: meine Siindenschnld] ansehen sdaß er sie von Simei beschimpft in Bahurim den flüchtigen König. Dieser erreicht die Wüste am Jordan. 387 mir nimmt], und mit mit Güte vergelten sein [des Simei] heutiges Fluchen. Man sieht aus diesen Aeußerungen ganz deutlich, daß es keineswegs das äußere Leiden allein ist, was David niederbengt: er erkennt in dem äußeren Geschick, das ihm von seinem Sohne bereitet wird, die gewaltige Hand seines heiligen Gottes. Und wie es iiberall seine Weise ist, daß er vor seinem Volk kein Hehl hat mit seinen innerften Gedanken, so auch hier; er muthet es seinen Getreuen zu, daß sie nicht blos mit ihm seine äußere Lage, sondern auch seines verwundeten Gewissens Schmerzen theilen sollen. Freilich ist dies sehr das Ge- gentheil von der gewöhnlichen Vorsicht und Klugheit königlicher Herren; aber der Wahrheitssinn David’s er- heischt von ihm diese riickhaltslofe Offenheit, und dann muß jeder andere Gedanke schwinden, zwischen ihm und seinem Volk muß volle Wahrheit und Aufrichtigkeit wal- ten, dieser Punkt ist für David so zart, wie das Auge, das kein Stäubchen verträgt. Dadurch eben erreicht es nun auch David, daß die ganze ihn begleitende Schaar in die volle Mitempfindung seiner gesammten äußeren und inneren Lage hineingezogen wird. (Baumgarten.) II. Also ging David [mit einem Gott ergebenen und gelassenen Herzen, das da nicht widerstrebet dem uebei Mater» s, 39 ff] mit seines: Leute» des Weges [unten im Thal das an Bahurim vorüberführtjz aber Simei ging an des Berges Seite [Lehne]· neben ihm her, nnd fluchte, und warf mit Steinen zu» ihm sauf ihn herab], und sprengete mit Erdenkloßen Nirgends gleicht David dem heiligen Davidsfohne so sehr, nirgends ist er so sehr sein weissagendes Vorbild, als da, wo er, den Oelberg hinangehend, so unbedingt unter des Vaters Willen sich beugt und den Fluch des Feindes mit vergebender Liebe hinnimmt, mit tragender Sanftmuth überwindet. (Disselhoff.) Wenn unsre Stelle in Luthens deutscher Bibel der Ueberschrift des 7. Psalms beigesetzt wird, so beruht dies daraus, daß Luther bei dem ,,Mohren, dem Jeminiten« an Simei (nicht, wie zu 1· Sam. 26, 20 irrthümlich von uns angegeben worden, an Saul) dachte und die Entstehung des Psalms, wie sich aus der Uebersetzung in V. 7 f. ergiebt, in die Zeit der absalomischen Em- pörung verlegte. Letzteres nun können wir nicht für zutreffend erkennen; wohl aber könnte es sein, daß Siinei schon zur Zeit des Saul ein heftiger Widersacher und arger Berleumder des David gewesen ist. 14. Und der König snachdem er den 9 bis 10 Stunden weiten Weg von Jerusalem bis zur Wüstensteppe am Jordan, wo er einstweilen sich verborgen halten wollte Kap. 15, 28., zurück- gelegt] kam hinein [in diese WüstenfteppU Kap. 17, Its] mit allem Volk, das bei ihm war, müde-«, nnd erquickte sich daselbst [erholte sich leibIich von den Beschwerden der Reise und stärkte stch geistlich durch Gebet und Erinnerung an die göttliche Gnade und Verheißungms «) Meistentheils ergänzt man hier ,,Bahurim«, als habe David an diesem Orte Halt gemacht und sein erstes Nachtlager gehalten; allein dies widerspricht dem ganzen Zusammenhange, insbesondere aber dem weiteren Bericht von Davids Ergehen tu Kap. 17, 15—-22. — «) Das Wort des Grundtextes läßt fich auch als Eigenname fassen, so daß man übersehen könnte: ,,kam hinein nach Ajephim«, und empfiehlt sich diese Fassung besonders dadurch, daß das ,,dafelbst« im folgenden Satz auf eine vorhin namhaft geinachteOertliihkeit zurückzuweisen scheint. Ein Ort dieses Namens wird nun zwar sonst nirgends weitererwähntz iiidessen kommt auch inanche andere Ort- schaft nur einmal vor, so daß das kein Grund gegen die Zulässigkeit einer solchen Auslegung fein würde. — "«) Das Abendgebet, womit er am Schlufse dieses drangsali und sorgeuvollen Tages stch zur Ruhe nieder- legte, haben wir in Psalm 3 vor uns; das Gebet da— gegen, womit er am darauf folgenden Morgen noch eine ziemliche Zeit vor Tagesanbruch erivachte, und die Nachricht von dem Rathe, den Ahitophel dem Abfalom gegeben, durch die Söhne der beiden Hohepriester empfing (Kap.17, 21), findet sich in Psalm 63. Es ist jedoch, wenn wir so ans die Entstehungszeit eines Pfalins hin« weisen, festzuhalten, daß in alle dergleichen Fällen die Empfängniß des Liedes und feine eigentliche Geburt als zwei verschiedene Zeitpunkte wohl auseinandergehalten werden müssen; nur die Substanz oder der innerste Kern desselben gehört derjenigen Lage an, welcher es seine Entstehung verdankt, die ausgebildete Form da- gegen ist das Erzeugniß einer späteren, ruhigeren Zeit, wo David das unter gefahrvollcn und schwierigen Ver- hältnissen ihm von Gott geschenkte Gold des Trostes und der Zuversicht fiir die Gemeinde auszumiinzen fich vom Geiste getrieben fühlte. Daher kommt es auch, daß die Beziehungen auf die einem Psalm zu Grunde lie- genden geschichtlichen und perfönlichen Verhältnisse in der Rege sehr allgemein gehalten sind und ost so wenig ein scharfes Gepräge verrathen, daß ein sehr geübtes Auge dazu gehört, sie deutlich heraus zu erkennen. Ebenso sind iiicht selten Umstände, die der Zeit nach auseinander liegen, dicht aneinander gerückt, und die Gefühle und Empfindungen, die das Herz des Sängers bei verschie- denen Vorfällen seines Lebens bewegt haben, zu einem Ganzen verwebt, wenn anders sie in innerer Verwandt- schaft mit einander stehen. Was Luther zum 3. Psalm bemerkt: David hat diesen Psalm längst hernach gemacht, da er in ruhiger Betrachtung ewesen ist, »und nun ver- standen hat die Geheimnisse seines Lebens und seiner Geschichte, die ftch mit ihm in mancherlei Weise begeben haben-«, bezeichnet den richtigen Gesichtspunkt, von dem auch jeder andere zeitgeschichtitche Psalm betrachtet sein will; aber gerade jene, damit zusammenhängende Eigen- thümlichkeit der Psalmen, daß in ihnen das Jndividuelle oder das, was auf Person und Geschichte des Dichters sich bezieht, immer nur auf dem Grunde des Allgemeinen mit einigen schwachen Strichen angedeutet ist, hat allein zu allgemeinem, kirchlichem Gebrauch sie geschickt gemacht, weil nun die Gemeinde im Ganzen sowohl, ivie jedes einzelne Glied derselben, in den Psalmworten einen Aus- druck für die eigenen Empfindungen und Erfahrungen zu finden vermag. IV« d. 15—23. sinkt) an demselben Tage, ou welchem David aus Jerusalem gestehen, hält Jtbsnlom niit seinen Jluliaiigern seinen Eiuziig daselbst. sofort begiebt sich der Jirarhite Halm, Davidis»Fi-euud, zu ihm und weiß sein vertrauen in so» unbeschriiuletem Hiiaße zu gewinnen, daß er unter die Rathe des neuen Jliouigg ausgenommen wird. He; der Zerathuug nun, die letzterer mit seinen Großen halt, wie er wohl am besten die Herrschaft sieh siihern staune, macht Zihitophel ihm den Vorschlag, die von seine-n vatee zuruitigelassenea zehn Lieben-einer vor den Jiiigendeg ganzen Israel siih anzueignem weil das seinen Zinhaugern Muth machen wurde, wenn sie ein so entschiedenes vorgehen auf seiner Seite sahen; Zlbsalom geht auf den Vorschlag ein und laßt zur Ausführung desselben Jtnnalt treffen. 25k 388 S. Samuelis IS, 15—-23. 17, 1-—5. 15. Aber Absalom [auf den wir im Anlcliluß an das in Kap. is, 7—12 Erzählte jetzt wieder zurückkommeii müssen, nachdem wir in dem da- zwischen liegenden Abschnitt Kap. 15, 13 —— 16, 14 David auf seiner Flucht vor ihm von Jerusalem « bis nach der Wüste begleitet habenL und alles Volk der Männer Israel [die sich in Hebron auf seine Seite geschlagen] kamen [bald nach Davids Abzug aus der Stadt] gen Jerusalem, ttud Ahi- tophel [war] mit ihm. 16. Da aber Hasen, der Araebiter, Davids Freund sund geheimer Rath, den dieser aus seiner Umgebung entlassen und nach der Stadt zurück- gesandt hatte, damit er dort durch seine Klugheit die listigen Anschläge Ahitophels seinem Herrn zu gut zu nichte mache Kap. 15, 32], zu Absalom hinein kam, sprach er zu Abfalom sgteich als sei auch er zu dessen Partei übergetreten und komme, ihm als dem nunmehrigen König zu hnldigenjz Glück zu, Er König! Glück zu, Er König! swörtlich: Es lebe der König! Es lebe der Königl]. 17. Absalon: aber sim hohen Maße verwundert, daß auch dieser Mann zu ihm übergehen wolle] sprach zu Hnsai [mit einem gewissen Spott, hinter welchem er einestheils noch vorhandenen Zweifel an der Aufrichtigkeit dessen, was derselbe vorgab, anderntheils ein Gefühl stolzer Befriedigung für den Fall verbarg, wenn wirklich die Huldigung iollte aufrichtig gemeint sein]: Jst das deine Barm- herzigkeit soder Treue, die du] an deinem Freunde [David in der Stunde, da ihn nun alle Welt verläßt, erzeigesqe Warum bist du nicht swie es einem treuen Anhänger gebührt hätte] mit deinem Freunde gezogen? l8. Husai aber [die Rolle listiger Verstellung, die er einmal übernommen, in so geschickter Weise durchfiihreiid, daß Absalom allen Zweifel an seiner J Aufrichtigkeit fahren ließ] sprach zu [ihm, dem] Absalom: Nicht also [davon, daß ich hätte mit« David ziehen sollen, kann ja keine Rede sein], son- dern welchen der HErr szueu König] erwählt, und « dies smit dir in Jerusalem eingezogene] Volk, und alle Männer in Israel [die ganze übrige Nation im Landejz deß will ich sein Und bleiben sda es nicht mir und meinem Urtheil zukommt zu ent- scheiden, wer König in Jsrael sein soll]. 19. Zum andern [nachdem die Entscheidung darüber sowohl von Seiten Gottes, als von Seiten des Volkes nun einmal, wie der Stand der Dinge zeigt, zu Gunsten eines andern, als des David, ausgefallen], wem sollt ieh [lieber] dienen [als dir, in dessen Person ja das Königreich bei Davids Hause verbteibqr Sollt ich nicht vor seinem Sohne dienen [mit dessen Dienst sich die Anhänglichkeit und Treue gegen ihn so gut verträgt]? Wie ich vor deinem Vater gedienet habe, so smit derselben Treue und Ergebenheit, das ist mein ernst gemeinter und wohl iiberlegter Vorsatz] will ich auch vor dir sein swenii anders du meine Dienste brauchen kanusi]. 20. Und Absalom [indem er schweigend den Husai unter seine Rathgeber aufnahm] sprach zu Ahitophel sund den andern, die bei ihm in dem königlichen Palaste versammelt waren, doch an jenen zunächst sich wendend]: Rathet zu, was sollen wir thun [um in dem von uns angetretenen Königreich uns auch zu befestigen und dem ganzen Jsrael zu zeigen, daß, was wir angefangen haben, wir auch mit allem Nachdruck durchzuführen ent- schlossen sind]? 21. Ahitophel sbrach zu Absalom: Vcschlaf die Kebstoeiber deines Vaters, die er gelassen hat, das Hans zn bewahren [Kap. 15, 16]; so wird das ganze Israel swenn es von dieser That, dadurch du dich vollständig in den Besitz des Thrones und der Herrschaft setzest Kap. 12, 8 Anm., Kunde empfängt] hören, daß du deinen Vater haft ftintend gemacht [richtiger: bei deinem Vater dich hast stinkend gemacht, d. i. dir, weil du damit zu- gleich den Vater auf’s Empsindlichste beleidigst 1. Mose 49, 4., für immer den Weg zu einer künftigen Aussöhnung mit ihm abgeschnitten]« und wird aller [derer] Hand, die bei dir nnd, desto kühner werden [weil auch hinter ihnen nun die Brücke zur Umkehr zerstört ist und sie auf dem betretenen Wege vorwärts gehen müssen, wenn sie nicht der Rache deines Vaters anheimfallen wollen]. So lange der Bruch Absalom’s mit David noch nicht unheilbar geworden, uuißte Ahitophel für sich und seines· gleichen Schiimmes bcfiirchtemwcnki es einmal zwischen beiden zu einer Ausföhnting käme; daher giebt er diesen sa)eußlichen, das ausdriickliclie Verbot des Gesetzes, wie das natürliche Schamgesiihl gleichinäßig verhöhneuden Rathschlag, durch dessen Ausführung von Seiten Ab- falonrs sich Nathand Drohung gegen David (Kap. 12, n) erfreute. 22. Da machten sie Absalom sder Ahitophel-s Rath für gut befand] eine Hütte auf dem Dache [des königlichen Palastes, also an derselben Stelle, an welcher einst David seine unkeuschen Blicke auf die Bathseba geworfen Kap. 11, 2], und Absalom beschlief [an diesem und den folgenden Tagen] die Kebsweiber seines Vaters vor den Augen des gan- zcn Israel sdenn es war absichtlich darauf au- gelegt, daß das Volk von der Stadt aus sehen sollte, wie er zu einer nach der andern in das Gezelt einging]. 23. Zu der Zeit, wenn Ahitophel einen Rath gab, das war, als wenn man Gott [durch den Hohepriester oder einen Propheten] nm etwas hätte gefragt; also svon so hohem Ansehen und unbe- dingter Geltung] waren alle Rathschläge Ahito- vhel’s, beide, bei David [ehedem] nnd bei Ab- salom Nunmehr, nur daß sie nunmehr ebenso Absalom in Jerusalem bemächtigt sich auf Ahitophebs Anstiften der Kebsweiber seines Vaters. entschieden aufs Böse gerichtet waren, wie ehedem aufs Gute]. Wie lange Absalon: in Jerusalem blieb, ehe er, dem Rathe Husais (Kap. 17, 7——14) folgend, ein Kriegs- heer aus dem ganzen Lande zusammengezogen hatte und damit über den Jordan setzte, um in Gilead seine wei- teren Unternehmungen wider den nach Mahanaim ge- flüchteten Vater zu beginnen (Kap. 17, 24—26), läßt sich bei dem Mangel an näheren Angaben nicht ermessen. Obwohl nun das jedenfalls ein verhältnismäßig nur kurzer Zeitraum von einigen Wochen gewesen, so ver- danken doch der Lage, in welcher David sich während derselben befand — er selbst im Elend der Verbannung, nur Von Wohlthatem die niitleidige Herzen ihm spen- deten (Kap. 17, 27 sf.), sein Leben fristeiid, während sein Sohn mit dem gottlosen Anhange in dem Genuß seiner Güter schwelgte ——, die Psalmen 25—28. 37. 39 und 62 ihre Entstehung; unter diesen empfehlen wir namentlich den 37. Psalm der sorgfältigen Beach- tung, in welchem David den Satz, daß Ruhe der sichere Weg zuin Siege sei und daß, wer nur seine Sache Gott befiehlt, sicher einen glücklicheii Ausgang derselben und die Bestrafung der Bösen erleben werde, der Anfechtung gegenüber, die dem Frommen aus dem Gliicke der Gott- losen erwächst, als ein Mann von gereifter Erfahrung aussprichh Er hatte mehr als eine Veranlassung zu dieser Anfechtung gehabt: er hat den gottlosen Saul, den thörichteii Nabal, die verderbie Partei Absaloms im Schooße des Glückes si en sehen, während er selbst im Elend schmachten. Frü er hat ihn Gott wohl auch be- wahrt, daß er der Anfechiung nicht unterlag, sondern noch zu rechter Zeit sich ausraffte So, als er den Rocks zipsel des Saul abschnitt und in Gefahr war, des Wor- tes: ,,erzürne dich nicht über die Bösen« uneingedeiik zu werden; denn ihm schlug sein Gewissem daß er nicht vom Rocke weiter sortschritt bis zum Herzen. So als Nabals höhnischer Spott ihn reizte, daß er ausbrach, ihn und sein ganzes Haus zu Verderben; denn die kluge Abigail kam ihm entgegen und weckte mit ihrer herz- gewinnenden Stimme sein besseres Selbst aus dem Schlafe auf. Allein hier sehen wir ihn als den, der der Anfechtung Nieister und ihr gleich anfangs gewachfen ist, daß sie nichts mehr über ihn vermag; und aus sol- chem Munde hat die Abmahnung von aller eigenmiichs tigen Hilfe und seibstsiichtigen Rache einen besonderen Nachdruck Der Ltedersclsatz der christlichen Kirche giebt uns dieselbe Abmahnung mit den Worten: Denk nicht in deiner Drangsalshitzh daß du von Gott verlassen seist und daß Gott der im Schooße sitze, der sich mit stetem Glücke speist; die Folgezeit verändert viel und setzet jgezglirslsejkii sein Ziel. (Wer nur den lieben Gott -— . ·) Das 17. Kapitel. Ahitopheks niehtiger Rath und verzweifelte-s Ende. v« V.1·23. Im weiteren Verlauf der Zerathuiig er— bietet siih Ahitophel, niit einer itlannschaft von 12000 anserteseueu Kriegern noch heute dem David umzusetzen, ihn, den von der Reise akrnifideteiy zu überfallen und, nachdem er seine Ernte auscinandergesureiigt habe, ihn fetbst, den eiueu Mann, auf welchen alles ankommt, um- zubringen, weil nunmehr altes Uotli sich genöthigt sehen würde, der cherrfiizaft Jibfatoins sich zu unterwerfen. So sehr Khsatoiii nnd seinen Kclteflen die Zweckmäßigkeit dieser Maßregel rinleiichteh tioiuiut er dort) durch Gottes keuteuag auf den Gedanken, erst noch den ijufai nach feiner Meinung zu befragen; tjnsai aber weiß in fo klug 389 berechueter Weise deu Ratt) Zlliitoplieks als bedentelich dar-zustellen und dagegen einen andern Weg als viel sicherer zum Ziele führend zu empfehlen, daß Jlbsalom nitt feiner ganzen Umgebung fich dafür entscheidet, erst ein großes ihrer anzusammeln und mit diesem David und seinen Anhang zu unterdrücken. Während nun xhiisai durch die beiden priefterfiihne dem David von dein Stand der Dinge in Jerusalem Nachricht giebt und ihn ver· anlaßh ohne Verzug iiber den Jordan zu setzen, geht Ahitophel, der naeh veruiersung feines Rathsctzlagg nor— aussieht, welchen Ausgang die Sache Zlbsatomk nehmen werde, hin nach seinem tjeiuiathgort und entleibt sich. 1. Und Ahitophel sprach [weiter] zu Absaloin snachdem er ihm bei Gelegenheit jener Berathung, die derselbe am Tage seines Einzugs in Jerusalem mit seinen Anhängern abhielt, den abscheulichen Rath gegeben, die Kebsweiber seines Vaters zu beschlafen Kap. 16, 20 f.]: Jch will zwölf tausend Mann [der besten und erfahrensien Leute] auslesen, und smit ihnen] mich ausmachen, und David nach- jagen bei det Nacht [noch diese Nacht, ehe er Ver- stärkung an sich ziehen und zur Gegenwehr Anstalt machen kann]. 2. Und will ihn übersallen, weil er snach den Aengsten und Anstrengungen des heutigen Tages sammt seinen Begleitern] matt Und laß ist. Wenn ich ihn dann erinnerte, daß alles Volk, so bei ihm ist, [aus Furcht vor unsrer Uebermacht] flcucht [ohne erst eine Gegenwehr zu versuchen], will ich den König allein schlagen [ihn, von den Seinen im Stich gelassen, mit leichter Mühe niederhauen], Z. Und alles Volk fdas sich ihm angeschlossen hat, statt sich dir, dem nunmehrigen König, zu- zuwenden] zu dir bringen sdenn es bleibt ihnen so nichts übrig, als deinem Scepter sich zu unter- werfen] Wenn dann jedermann zu dir gebracht ist, wie du begehtest, so bleibet alles Voll mit Frieden sso hat aller weiterer Krieg ein Ende und du kannsi deine Herrschaft als gesichert ansehen]. Der zweite Satz des Verses kann auch so aufgefaßt wer- den: Wie als ob alle zuriickkehrtem ist der Mann, den du begehrest (näinltch David, d. i. hast du ihn, den einen Mann, auf den es ankommt, unschädlich geniacht, so kann es nicht fehlen, sie werden alle sich dir unter- werfen); das ganze Volk wird dann Friede fein (Ruhe halten und keinen Widerstand mehr versuchen). 4. Das lwas Ahitophel hiermit rieth] dåuchte Absalom gut sein, und alle Aeltesten in Israel [die bei ihm versammelt waren; sie erkannten, daß man auf diesem Wege am schnellsten und sichersten zum Ziele komme] Z. Aber Absalon! [nach einer geheimen Re- gierung Gottes, der die Herzen auch der Gott- losen in seiner Gewalt hat und an David thun wollte, wie er gebeten Kap. 15, 31., folgte nicht sofort dem listigen Rathschlag, sondern] sprach: Lieber, lasset Hain, den Arachiten [der sich auf unsere Seite geschlagen Kuh. 16, 16 ff. und eben- falls ein kluger und erfahrener Mann istL auch rufen, und hören, was er dazu sagt. 390 L. Samuelis 17, 6-—18. s. Und da Hufai hinein zu Abfalom kam, sprach Absalom zu ihm [indem er Ahitopheks Worte V. 1—3 ihm wiederholte] Solches hat Ahitophel geredet; sage du [deine Meinung] sollen wir-s thun oder nicht? 7. Da sprach Husai [der gar wohl erkannte, wie gut der Vorschlag für Abfalom’s Sache sei und in welche Gefahr David gerathen würde, wenn der Vorfchlag zur Ausführung käme, aber eben darum auch feine ganze Klugheit und Beredfamkeit aufbot, um die Ausführung zu htntertreiben, in verstellter Freundfchafq zu Absalom: Es ist nicht ein guter Rath, den Ahitophel [obwohl er doch fonst immer das Richtige zu treffen weiß] auf dies Mal gegeben hat. s. Und Hnsai [diefe feine Aeußerung näher begründend, wobei er denn gar klüglich sowohl die Furcht als die Eitelkeit in Absalom rege machte] sprach weiter: Du kennest deinen Vater wohl, und seine Leute, daß sie stark [tüchtige Kriegshelden] sind und zorniges Gemüths, wie ein Bär, dem dic Jun- gen auf einem Felde gerandet sind kwie ein seiner Jungen beraubter Bär auf dem Felde] der in sei- nem Grimm alles niederreißet, wasihm vorkommt Sprüchw. 17, IS; Hof. 13, 8]; dazu [bei diesem seinem unwiderftehlichen MUtheJ ist dein Vater saber auch andererseits] ein flistiger und erfahrener] Kriegsmann, und wird sich nicht säumen mit dem Volk [nicht bei dem Volke draußen im Freien über Nacht bleiben, wie Ahitophel vorausfetzh weil er selbst sich berechnen kann, wie leicht er da über- rumpelt und erschlagen werden könnte]. I. Siehe, er hat sich jeßt vielleicht verkrochen irgend in einer Grube, oder sonst an einem Ort [da es an geheimen Schlnpfwinkeln für ihn nicht fehlt; und würde er gewiß, wenn du deine Leute wider ihn ausfchicktest, plötzlieh aus seinem Versteck hervorbrechen und über ste herfallen]. Wenn es dann geschähe, daß das erste Mal übel geriethe [gleich die erste Unternehmung wider ihn mit dem Verlust etlicher Mannfchaft abliefe], Und käme ein Ge- schrei [es entstünde nun ein übertriebenes Gerücht von der kleinen Niederlage, wie das ja zumeist der Fall ist, daß der Mund der Leute alles viel fchlim- mer darstellt],und [man] sprächer Es ist eineSchlacht geschehen in dem Voll, das Abfalom nachfolgetz 10. So würde jedermann [indem er das hört] verzagt werden, der auch sonst ein Krieger ist, und ein Herz hat wie ein Löwe. Denn es weiß ganz Israel, daß dein Vater stark sein Held] ist, und fdaß diejenigen] Krieger [sind], die bei ihm sind [es werden also dergleichen Gerüchte nur gar zu leicht sich bilden und nur gar zu geschwind geglaubt werden]. 11. Aber das rathe ich, daß dn sfür setzt noch wartest und erst] zu dir verfamtnleft ganz Israel, von Dan an bis gen Bersaba [Jof.19, 47 Arm-1- fo viel, als der Sand am Meer [Richt. 20, 10 Anm.]; und deine Person ziehe unter ihnen [da- mit der Erfolg der glücklichen Unternehmung dir selbst und nicht, wie das bei Ahitopheks Plan der Fall sein würde, einem andern zu Theil werde]. 12. So wollen wir ihn swenn unser Heer so stark geworden sein wird, wie eben gesagt] über- fallen, an welchem Ort wir ihn finden, nnd wollen über ihn kommen, wie der Thau auf die Erde fällt fund alles Land bedeckt, ohne irgendwo ein trockenes Plätzchen zu lassen] daß wir an ihm nnd allen feinen Männern nicht Einen übrig lassen [denn wider eine solche Uebermacht wird alle seine und feiner Leute Klugheit und Tapferkeit nichts vermögen] 13. Wird er sieh aber fmit feinem Anhange] in eine Stadt versammeln, so soll das ganze Israel Stricke an dieselbe Stadt werfen, und sie in den [am Fuße der Anhöhe, auf welchem sie gelegen ist, befind- lichen] Bach reißen, daß man nicht ein Kiefelein dran finde [daß auch nicht ein Steinchen mehr an der Stelle, wo sie gestanden, gefunden werde] Jn dieser abfichtlich übeririebenen Darstellungsweife des Husai muß man an der Uuausführbarkeit des Vor- fchlags keinen Anstoß nehmen; es ist mehr bildlich als eigentlich gemeint, da damit nur gesagt werden foll: Wir werden Nianws genug fein, um, wenn’s sein müßte, eine große, mächtige Schlinge um die Stadt zu legen und sie nach dem näcbstgelegenen Bache mit Einem Zuge Stlteisbchleifem so daß auch kein Steinchen von ihr zurücks 14. Da sprach Abfalom und jedermann in Israel [von folchen prahlerischen Reden ganz be- stochen, zumal ein Mißlingen des vorgefchlagenen Unternehmens gar nicht möglich und auf keinen Fall eine Gefahr dabei zu befürchten fchien]: Der Rath Hnfai, des Arachiten, ist besser, denn Ahitophers Rath. Aber der HErr schickte es also sverhängte eine solche Verblendung der Sinne über Abfalom und die Aeltesten, dabei sie gar nicht daran dachten, wie es auch könnte anders kommen, als Husai hier in Aussicht gestelltT in der ebenso gnädigen als ge- rechten Absicht], daß der gute [der Sache Abfalom’s durchaus förderliche] Rath AhitophelJs verhindert würde, auf daß der HErr Ungluck uber Absalom brachte fund ihm bezahlete, wie er es verdient"] «) Was Husai über Davids und seiner Anhänger krtegerifche Tapferkeit und Heldenmuthgesagt hatte, war ganz begründet; die Täuschung lag in der Voraussetzung, daß das ganze Volk von Dan bis Bcrfaba stch wie ein Mann um Abfalom fchaaren werde, während doch voraus- zusehen war, daß nach eintretender Crnüchterung von dem ersten Raufch der Revolution ein großer Theil des Volkes und des Hecrs sich um David sammeln würde. Aber diese Möglichkeit kam Absalom nicht in den Sinn; darin la, das göttliche Verhängniß, aus welches hier htngewie en wird. (Keil.) — Es? Es fällt aus, daß hiermit Husaks Schlangenklugheit o unbedingte Billigung findet, obgleich ihr doch das ,,ohne Falsch wie die Tauben« (Matth.10,16) so gänzlich abzugeben scheint· Jndessen ist Folgendes zu bedenken: ,,Hat der Nächfte nur als sittliche Persönlichkeit ein volles Recht an die Wahrheit, fo hdrt Ahitopheks kluger Rath zur Vernichtung David’s wird von Husai zur Narrheit gemacht. 391 dieses Recht und die ihm auf unserer Seite entsprechende Pflicht da auf, wo der Nächste nicht im Besitz; der sittlich« vernünftigen Persönlichkeit ist, oder wo er sich als wirklicher Verhrecher außer allen Zusammenhang der sittlichen Ge- meinschaft stellt. unzweifelhaft tritt dieser Fall ein, wenn wir es mit einem wahn nnigen oder einem in wahnsinnss gleicher Trunkenheit oder Wuth besindlichem Menschen zu thun haben; mit solchen giebt es keine vernünftige Gemeinschaft, sondern nur die Pflicht, sie selbst in jeder Weise, sei es dureh Zwang, sei es durch Verbergen der Wahrheit, von wahnsinnigen Handlungen zurückzuhalten. Ebenso hat der Verbrecher kein Recht an unsere volle Selbstosfenbariing und indem er durch sein Verbreche- risches Thun das Recht voller Nothwehr hervorruft, be—- rechtigt er, wo kein anderes Mittel übrig bleibt, auch zur Anwendung von List, um sein Verbrechen zu verhüten oder ihn der Obrigkeit zu überliefernz doch wird es auch hier in den meisten Fällen bei Weitem rathsamer sein, durch bloßes Verschweigen der Wahrheit die Rettung zu versuchen.« (Wuttke.) 15. Und Hnsai [als er von Absalom wieder entlassen war] sprach zu Zadok und Abjathar, den [beiden Hohe-J Priestern [an die David ihn ge- wiesen hatte Kap. 15, 35 f. und zu denen er jetzt schleunigst sich begab]: So nnd so [vgl. V. 1—3] hat Ahitophel Absalom und den Aeltesten in Israel gerathen; ich aber habe so und so [s. V. 7——13] gerathen sist nun gleich mein Rath für den Augen- blick durchgedrungen, so kann man doch immer nicht wissen, ob nicht Absalom sich wieder anders besinnt und zur Ausführung bringt, was Ahitophel ihm an die Hand gegeben]. 16. So sendet nun eilend teure beide« Söhne] hin [nach der Jordan-Niederung Kap. 15, 28], und lasset David ansagen und sprechen Vleibe nicht über Nacht [an deinem jetzigen Aufenthalts- ort Kap. us, 141 auf dem blachcn Felde der Wnste [in der Wüstensieppe am Jordan], sondern mache dich hinüber süber den FlußL daß der König swenn Absalom etwa seinen jetzigen Entschluß plötzlich än- dern und eine auserlesene Mannschaft ihm nach- schicken sollte] nicht verschlungen werde, und alles Volk, das bei ihm ist. 17. Jonathan aber und Ahimaaz [die Söhne der beiden Priester] stunden [hielten sich auf] bei dem Brunnen Rogel [an der Südostecke von Jeru- salem Kap. 15, 13 Anm., eines Auftrags an David schon gewärtig Kap.15, 36], und eine svon ihren Vätern an sie abgeschickte] Magd ging [uuter dem Schein, als wolle sie Wasser daselbst holen] hin, und sagte es ihnen an swas Husai dem David zu melden hatte V.16]. Sie aber gingen [wie her- nach V. 18 ff. ausführlicher berichtet werden soll, von dem Rogelbrunnen aus] hin süber Bahurim nach der Jordan-Niederung] nnd sagtenB dem Könige David an; [sie stunden aber bei dem Brun- nen Rogel, wie vorhin erwähnt, um dort auf ihre Sendung sich bereit zu halten] denn sie durften sich nicht sehen lassen, daß sie in die Stadt kämen [weil Absalom über die Gesinnung ihrer Väter nach den in Kap.15, 24 ff. mitgetheilten Vorgängen nicht in Zweifel sein konnte und sie sofort als Verräther würden ergriffen worden fein, hätten sie von Jerusalem aus sich zu David begeben ivollen]. Von Quellen oder Ansammlungen lebendigen Waf- fers bei Jerusalem sind uns drei bekannt. I. Jm siidöstlii chcn Thalgrunde, beim Zusammenstoß des Thais Ben- Hinnom mit dem Thal Josaphat, liegt der Brunnen Rogel (d. i. Kundschiiftery nach andern: Walker-Brun- nen), der 125 Fuß tief ist und einen Wasserstand von 50 Fuß Höhe hat, zur Regenzeit sogar zum Ueberlaufen kommt. Er heißt auch der dteh»e»mia-Bruniien, weil er derselbe sein soll, in welchem der Sa e nach (2. Makk. 1, 19 fsJ das heil. Tempelfeuer (3. Hof. 6, 13 Anm.) während der Zeit der babylonischen Gefangenschaft ver- borgen gehalten wurde, bis dann nach der Rückkehr Nehemia es von dort wollte wieder holen lassen. Warum er ferner der Hiobs-Brunnen heißt, ist nicht wohl zu erklären; manche vermuthen eine Namensverwechselung mit Joab und leiten die Bezeichnung davon her, daß Joab an diesem Brunnen den Ausstand des Adonia wollte in’s Werk setzen helfen (1. Kön 1, 9 ff.). Den in der eben angeführten Stelle erwähnten Stein oder Felsen Soheleth, der zur Seite des Brunnens liegt, ver- muthet man in der schroffen, schattengebenden Felsecke des südlichen Abhangs des Thais Hinnom, da diese Gegend (Wady ei Rubäb genannt) noch heute ein Er- lustigungsplatz für die Bewohner Jerusalems ist. Ueber dem Brunnen befindet sich gegenwärtig ein kleines rohes Gebäude mit einigen steinernen Wassertrögen zum Tränken des Viehesz neben ihm gegen Mittag steht eine alte, in Verfall gerathene Btoschee Gehen wir von da nord- wärts, so durchschreiteii wir die kleine fruchtbare Ebene, in welcher die Königsgärten lagen, und lenken nun nord- westlich in den unteren Theil des Thropöon oder Käse- macherthals ein. » Hier treffen wir L) auf die Quelle Siloah lJos 8, 6 ff·; Nehem. 3, 15; Joh. s, 7), ein Wasserbecken am südwestlichen Fuß des Ophel-Berges, das in den massiven Fels eingehauen ist und zu dem einige Stufen hinabführem Schon der Name ,,Siloah« (d.i. gesandt Joh. 9, 7) bezeichnet die Quelle als eine nicht an Ort und Stelle aus der Erdtiefe hervorbrechende, sondern als eine hergeleitete, als den Ausgang einer Wassew leitung. Die nächfteHerleitung derselben isijetzt außer allem Zweifel, seit Robinson und Tobler von dem in Rede stehenden Quellbecken aus durch den, unter dem Ophel durch den Fels hindurch in nordmordöstlicher Rich- tung 1750 Fuß lang in Krümmungen fortlaufenden Tunnel gekrochen und 3) bei der Quelle der Jung- frau Maria (so genannt, weil nach der Legende in diesem Quell die Jungfrau Maria die Windeln gewa- schen hat, aus dem Carton zu Karte Ill. mit Beziehung auf Nehem 2, 14 als ,,Königsteich« bezeichnet) wieder heraus gekommen sind. Das Gefälle zwischen dieser nnd der vorigen Quelle ist sehr gering, daher der Aus- fluß bei der letzteren sanft und schwach (Jos. 8, 6). Es fragt sich nun aber, woher die Mariaquelle ihr Wasser hat, das die auffällige Erscheinung bietet, daß es zeit- weise sehr sparsam, zuweilen gar nicht fließt, dann aber wieder so mächtig aufsprudelt, daß es binnen 5 Minuten um einen Fuß im Becken steigt. Auf diese Frage werden wir später (vgl. zu Joh. 5, 4) näher eingehen. 18. Es sahe sie aber sals die Magd mit ihnen redete] ein Knabe, und sagte es Absalom an [so daß dieser sofort Anstalten traf, sie verfolgen zu lassen]. Aber die. beiden sdie auch ihrerseits den Burschen bemerkt hatten und dessen Berrätherei wohl ahneteu] gingen eilend hin [über den Oel- berg], und kamen in eines Mannes Hans zu 392 2. Samuelis 17, 19-—29. Bghurim [Kap.16, 5., von dem sie wußten, daß er dem David treu ergeben sei, um sich bei ihm oor Abfalom’s Nachstellungen zu oerbergen]; der hatte einen Brunnen [eine zur Zeit wafserleere Cisierne 1. Prof. 37, 241 in seinem Hofe, dahinein stiegen sie. 19. Und das Weib sdes Mannes] nahm, und breitete sauf untergelegten StatigeUJ eine Decke über des Brunnens Loch, und breitete Grüße drüber sals ob die zum Trocknen an der Sonne da aus- läge], daß man es nicht merkte [daß darunter eine leere Cistertie fiel) befände]. 20. Da nun die Knechte Absalom fdie dieser zu ihrer Verfolgung ihnen nachgefendet hatte] zum sslseibe in-s Haus kamen, sprachen sie: Wo ist Llhiutaaz und Jonathan sdie bei dir, wie wir wisseu, eingekehrt sind]? Das Weib sprach zu ihnen: Sie gingen über das [unten am Ort Kap.16, 13 fließende] Wcisserlein seilet ihnen nur nach, ihr werdet sie noch ergreifen Jof. 2, 6 Anm.]. Und da sie [durch solche Weisung irregeleitet] suchten und [natürltch] nicht fanden, gingen sie fohne fonst noch Nachforfchungen anzusiellen] wieder gen Jeru- aleua f An demselben Orte, wo Simei dem David fluchte und dieser um Gottes willen dem Uebel nicht wider- streben, lviderfährt nun auch ihm Treue von Seiten der Djsenichen und Gottes Schutz über denen, die seiner Sache dienen. 21. Und da sie sAbfaloms KnechteJ weg waren, stiegen sie sAhimaaz und Jonathan] aus dem Brun- nen, und gingen hin [nach der Wüstensteppe am Jordan], und sagten’s David, dem Könige, an swas Husai ihren Vätern hatte melden lassen V.15f.] und sprachen zu David: Machet euch aus fnoch jetzt bei der Nacht], und ziehet eilend über das Wasser [den Jordan]; denn so und so hat Ahitophel wider euch Rath gegeben fand könnte Absalom wohl darnach feine Maßregeln noch ergreifen, wenn er auch fiir den Augenblick zu etwas anderem von Hufai sich hat überreden lassen]. 22. Da niachte stch David ans, und alles Volk, das bei ihm war, und gingen über den Jordan, bis licht Morgen ward, und fehlete fals man nun beim Anbruch des Tages drüben anlangte] nicht an Einem, der nicht über den Jordan gegangen wäre. Für keine Lage im Leben Davids, so nieinen wir, eignet fiel) so sehr der 40. Psalm, als für diese, wo der hyErr ihm eben eine so herrliche Errettung hatte zu Theil werden lassen, er aber noch immer von großen Leiden und Gefahren umgeben war und also Ursach ge- nug hatte, den HErru zu bitten, aus dein zahllosen Un- glück, das in Folge seiner Sünden ihn betroffen, ihm weiter zu helfen und seine Feinde zu beschämen. Der zweite Theil des Psalms ist dann in Psalm 70 zu einem selbstftändigeu Psaltn gemacht für solche, die nicht gerade kürzlich eine ausgezeichnete Crweisung der göttli- chen Gnade erhalten, wohl aber Veranlassung haben, um Hilfe aus gegenwärtiger Bedrängniß zu Gott zu rufen. 23. Als aber [um hier wieder auf das, was in V. 14 erzählt wurde, zurückzukommen] Ahitophel sahe, daß sein Rath nicht fortgegangen [bei Abfalom durchgedrungen] war, sattelte er [weil er voraus- sah, daß die Sache, der er gedient, schlecht ablaufen müßte und es dann auch um ihn geschehen fein würde] seinen Esel, machte sich auf und zog heim in seine Stadt [Gilo Kap. 15, 12j, und beschickte sein Hans sindem er noch seine letzten Anordnungen traf], und hing sich, und starb, und ward [von den Seinen] begraben in seines Vaters Grab. U. v. 24—29. Uathdem er mit seiner ganzen Beglei- tung gtütnlich das jeufeitige Ufer des Jordan erreicht hat, zieht David ntirdlich hinauf nach der festen Stadt tilahauaitn am Inhalt, also an denselben Ort, bei welchem einst deuc Grzvaier Jakob auf feinem Flnchtwege ans Jilesopotatuirm da er nun frineni rachefthnattbenden Bruder Gfact entgegeugehrn sollte, di: Heere Gottes begegnet waren (1. Was. 32, 1 f.). Ein bedeutsamer Vorzeichen, welthcn Jtttggaug die Sache drg gezüchligtem aber doch nicht erlödtelen Königs nehmen werdet Bald gesellen ßth auch andere Unterpfand-er, daß der HErr seinen grdemüthigi ten Knecht nicht gar verlassen habe, hinzu; denn treue Seelen im Oftjordanlande nehmen sith der dlothdurft ihres vertriebencn Königs an und versorgen ihn und die Seinen mit allerlei Bedarf, darunter besonders der achtzigjiihrige Barsillai von ltoglim ftch auszeichnet. dlach einiges: Zeit hat dann Jlbfalom feine Rüslungen beendet und an die Spitze feinen zahlreichen Herres seinen Vetter Ztmafa ge· setzt, fo daß kr nun nach dem Wand: Gilead jenfelt des Jordan til-erseht, um, dem Rathe tjufaro gemäß, drn Vater durch feine tlebertuattjt zu erdrürtkem Doch auch dessen Strriterhrcr ist durch Zulauf solcher, die wieder nüchtern geworden aus des Teufels Strick, inzwischen ansehnlich gewachsen. 24. Und David kam soom Jordan aus V. 22 nach einem Marsche von etwa 8 Meilen in nörd- licher Richtung] gen Mahanaim seiner damals wahrscheinlich befestigten Stadt am rechten Ufer des Jabok Kap. Z, 8; Jos. 13, 26z 1. Mos. 32, 2., woselbst sich seine Anhänger in ganzen Schaaren um ihn sammelten, so daß zuletzt eine ansehnliche Streiterfchaar Kap. 18, 1 ff. zu seiner Verfügung stand]. Und Absalom zog setliche Wochen darauf, als er ein Heer aus dem ganzen Lande zusammen: gebracht Kap. 16, 23 Blum» ebenfallsj über den Jordan, nnd alle Männer Israel [alle von ihm aufgebotenen Krieger] mit ihm [um den Vater mit seinen Anhängern nach dem Rathe Hufats Kap. 17, 11 ff. aufzureiben]. 25. Und Absalom hatte Amasa an Joab’s Statt [der dem David treu geblieben und mit ihm nach Mahanaim gegangen war, zum Feldhauptmannj gesetzt über das Heer. Es war aber Amasa eines Mannes Sohn, der hieß Jethra foder Jether], ein Jsraeliter snach der wohl richtigeren Lesart in I. Chron.2, 17: ein JsmaeliterL welcher lag [in außerehelichem Umgange gelegen hatte] bei Abigaih der Tochter Urahns, der Schwester Brenta, Joab’s Mutter [1. Sam. 16, 10 Aum., und mit ihr diesen natürlichen Sohn zeugte]. Ahitophel erhängt sich. Treue Anhänger David’s im Ostjordanlande versorgen ihren König. 393 26. Israel aber [das unter Amascks Führung gestellte Heer der Aufständischen] und Absalom [der an den Unternehmungen wider feinen Vater persön- lich Antheil nehmen wollte] lagerten sich in Gilead [dem Lande aiif der Südseite des Jabok]. In die Zeit, wo so das feindliche Heer dem David gegenüber sich lagerte und bei vielen unter seinen Treuen Muthlosigkeit und Verzagtheit auszubrechen drohte, M- mal es ihnen an den nöthigen Lebensmitteln mangelte, während der Feind reichlich damit verforgt war, verlegen wir theils das dein Abendlied in Psalm 3 entsprechende Abendgebet Psalm 4; denn auch dies scheint gleich am Schluß des ersten Tages (vgl. die Bemerkung 3 zu Kap.16), also desjenigen, an welchem Absalom mit seinen Schaaren berangeriickt war, von David gesprochen worden zu sein. Theils ietzen wir in diese Zeit, soweit er auf dem Grunde des persönlichen Lebens Davids beruht und aus den Empfindungen seines eigenen Herzens ertvachsen ist, den 22. Psalm; er mag von David empfangen worden sein am Vorabend jener im Walde Ephraicn erfolgten Schlacht (Kap.18), in welcher Absalotns Empörung niedergeworsen und dieser von Joab mitgebracht wurde. Wir können uns wohl denken, durch welche sorgeuvollen und bangen Gedanken slch David mit Gebet hindurchs zuarbeiten hatte, ehe er die fröhliche Zuversicht eines sieg- reichen Ausganges gewinnen konnte; es handelte sich jetzt bei ihm um Sein oder Nichtseinx ließ der HErr dies Mal mit seiner Hilfe ihn im Stich, so war es aus mit ihm und er überhaupt kein Gegenstand göttlicher Hilfe mehr, sein Gott hatte ihn dann wirklich verlassen, wie das die bangen Gedanken schon jetzt, am Vorabend der Schlacht, ihm einreden ivolltcn. Aber freilich geht David in diesem Psalm so sehr über den Thatbestand seiner persönlichen Empfindungen und Erfahrungen hinaus, er steigt mit seinen Klagen in eine Tiefe hinab, die so- weit jenseit der Tiefe seines Leidens liegt, und steigt mit feinen Hoffnungen in eine Höhe hinauf, die so hoch die Höhe seines Leidensloses überragt, daß hier gar nicht mehr er selbst redet, sondern Christus redet durch seinen Geist aus ihm und weissagt sein eigenes zukiinftiges Leiden; der Psalm wird so zu sagen zu einem Programm oder übersichtlichen Grundriß des Leidens Christi, er hört fast auf, Weissaguiig zu sein und scheint zur Geschictite der Gegenwart zu werden, so daß die alten Ausleger ganz richtig von ihm bemerken, er sei buchftäblich und eigentlich, vollstätidig und ganz auf Christum allein zu beziehen. Wir sehen hier so recht, wie wunderbar die göltliche Weisheit es verstanden hat, den Rathschluß unsrer Erlösung in die Gcschichte ihrer Auserwählten im alten Bunde hineinzuwirkem ohne« daß diese dadurch aufhörten, freie Wesen zu sein, und besonders mit Davids Psalmen die speziellstcn Züge der im Schoße der Gegenwart kei- menden Zukunft zn verweben. 27. Da [um nach dieser Zwifchenbemerkung über Absalom und die Ausstellung seines Heeres wieder auf den ftiichtigen König zurückzukommen] David swie in V. 24 erzählt worden] gen Viehe- naim kommen War, da brachtcn [in liebender Für: sorge für ihren König und dessen Begleitung] Sobi, der Sohn seines gewissen] Nahash von Rabbath [der vormaligen Hauptstadt] der Kinder Ammon [am unteren Lauf des Jabok], und Machir, der Sohn Ammleh von Lodabar [der einst nach Sauks und Jonathans Tode den lahmen Sohn des letz- teren in fein Haus ausgenommen hatte Kuh. 9, 4], l und Barsillai, ein Gileaditer von Roglini keinem nicht näher bekannten Ort jener Gegend Kap. 19, 31 ff.], 28. Beiwerk, Becken [Felvkessel], irden Gefäß, Weizen, Geiste, Mehl, Sangen [3. Mos. 2, 14 Anm«], Bohnen, Linsen, Grüße, 29. Honig, Butter sdicke Milch 1.Mos.18,8], Schafe und Rinden [oder Kuh-J Käse« zu David und zu dem Voll, das bei ihm war, zu essen. Denn sie gedachten sals sie David’s eilige Flucht aus Jerusalem und seine Ankunft in Mahanaim er- fti·hren], das Volk wird hungrig, müde nnd durstig fein [nach dem zweitägigeu beschwerlichen MarscheJ in der Wüste [und gar sehr der Unterstützuug be- dürfen"«]. » J) TlJtanche denken hier an den vormaligen Ammoniteri konig (Kap.10, 1 f.), dessen anderem Sohne, Sobi, einem Bruder· des besiegten Hanon, David bei der Er- oberung Rabbas (Kap. l2«, 26 ff) habe Gnade und Verschonung zu Theil werden lassen, so daß er, fein jetziger Unterthan, sieh ihm zu Dank verpflichtet fühlte· Jndessen war der Name »Nahas« auch bei den Jsraeliten Iticht ungewöhnlich, wie aus V. 25 hervorgeht. Aus dein bloßen Namen läßt sich also nicht viel schließen; ebensowenig aus dem Beisatz »von Rabbath der Kinder Ammon«, denn dieses war fetzt dem israelitisichen Reiche einverleibt und bis auf einen geringen Rest der Ammo- niter von Jsraeliteii bewohnt. «) Die Vulgata hat hier nach andererLesartx ,,gemästete Kälber«, was allerdings an die vorhererwähn- ten Schafe sich besser anschließt, aber ebendeshalb wohl auf bloßer Vermnthung beruht. IN) Es war dies für David das erste thatsächiiche Zeichety daß die Liebe zu ihm noch nicht ganz im Volke erloschen sei und bald wieder zum Durchbruch kommen werde; und wirklich niuß im Laufe der nächsten Wochen, bevor Absalom mit seinem Heere in Gilead sich lagerte (V. 24—26), eine ansehnliche Streitmacht um den flüch- tigen König sich gesammelt haben, wie aus dem sol en- den Kapitel hervorgeht. Welchen Eindruck die emplans gene Unterstützung auf Davids Herz machte, der ja alles, was von Menschen ihm angethan wurde, sei es Gutes oder Böses, auf den HErrn zurückzttführeii gewohnt war, bekiindet der 23. Psalm, der wie eine weitere Ausfüh- rung des in Ps.3, 7; 4, 8 berührten Themas und nach Delitzschs Auslassnng »ein tnailich frisches, tiefgründig zartes Lied« ist. Wenn aber in diesem Psalm zugleich die Hoffnung ans einstige Rückkehr zum Hause des HErrn und lebenslänglicher) Bleibet: darin wie ein heiliges Heimweh in Davids Herzen sich zn erkennen giebt (vgl. Pf. 26. 55 u. 63), so ift solches Heimweh zum eigent- lichen Thema gemacht in den drei korahitischcn Psalmen 42. 43. 84, von einein der Kinder ..ttorah verfaßt, der sich icn Ciesolge Davids befand, und ans der Seele des vertriebenen Königs herausgesungenz denn ,,es ist nichts natürliiher, als daß dem David, der so oft in fremdes Leid liebend sich versenkt nnd ihm Trost gespendet hatte, nun auch von einein aus der Gemeinde derselbe Dienst erwiesen wurde, tiieiits natürliche» als daß neben der Liebe, die sich bceiserte, David leibliche Erquickung zu bereiten (V. 27 sf.), auch die Liebe damals geschäftig war, welche den Hungrigen das Brod des Lebens bricht. Es war eine Zeit, wo die Liebe der Getreuen eben so lebendig sich erwies, als der Haß der Empörer.« (Hengstenberg.) 394 Das 18. Kapitel. Absalon! wird an einer Eiche hnngend durchstochen. litt. d. 1—18. Indem es jetzt zur Schlacht liommen soll zwilchen ihm nnd dem nnsrührerisctzen Sohne, ordnet David sein kleines, aber für die Sache der Gerechtigkeit slreilendes ljeer und stellt es in drei Jtbtheilnngen unter die Führung Ionb’s, Jlbisais und Jthuis Er selbst in anfangs willens, den Oberbefehl zu übernehmen, bleibt aber auf eigenes Jtndriugeu seiner Krieger in inahaunim zumute, den mit ihren Schaaren ausrficlieuden Jlnführern non) die behutsamsle Schonung des Lebens Jlbsalom’s, wenn dieser in ihre Gewalt geriethe, zur Pflicht machend. Im Walde Guhrnim leommt es zur entstheidenden Entsinnst, das laebellenheer wird gänzlich geschlagen und zerstreut; Jlbsatom aber, der auf seiner Flucht unter das dichte Grüne einer ungeheuren Eiche geteilt» bleibt mit seinem Eoclrenhnnr darin hängen nnd wird mit seinem Haupt in das Geäste eingelclemmg während das rnaulthietq auf dem er reitet, unter ihm hinwegeilt In dieser lkage erblicltt ihn ein gemeiner Krieger von Janus Carus und maeht seinem Genera! Meldung; Ioab begegnet ihm mit Vorn-freien, daß er die Gelegenheit nicht benutzt und den von Gott Jlufgehängten nicht zur Erde niedergesuzlagen habe, nnd macht sieh— dann, obwohl durch den Mund des treuen Mannes nochmals an das Gebot seines Königs erinnert, mit drei Sprießen, die er am Wege aufreisst, nach der Stätte, da Kbsnlom hängt, in hasliger Eile auf. Er stößt sie dem noch lebend vorgefundenen in’s her; und läßt seine Wnffenträger ihn vollends todtschlagen; daraus bläst er die Posaune zum Zeichen, daß Davids skente von der Verfolgung des übernmndenen Feindes ab- lassen sollen, Ztbsaloms lBeiche aber wird im Walde in eine tiefe Grube geworfen nnd mit einem großen Stein— hausen bedenkt. I. Und David sals nun Absalom mit seinen Schaaren steh Mahanaim gegenüber in Gilead ge- lagert hatte Kuh. 17, 24—26 und der Tag her- beigekommen war, an welchem eine entscheidende Schlacht zwischen beiden Parteien geliefert werden sollte] orduete [am Morgen dieses Tages] das Kriege-J Volk, das bei ihm war, und fehle über sie Hauplleute, setlichej uber tausend und setIicheJ uber hundert. · A. Und sandte aus dessVolks einen dritten Theil Unter sdem Commaudo des] Joab [seines ehemaligen Feldhauptmannsh nnd einen dritten Theil unter Abisai, dem lzweiten noch lebenden] Sohn [der] Zeruja, Juno-s Bruder [Kap. IS, 9 sj.]; und einen dritten Theil unter Jlhai, dem Gelhtter [der seine Zuverlässigkeit so unzweideutig zu erken- nen gegeben Kap. 15, 19 ff.]. Und der König sprach zum Volk [indem er den Oberbefehl über diese 3 Armee-Corps selbst zu übernehmen gedachte]: Jch will aueh mit euch ausziehen. Z. Aber das Volk [das bei derartigen Bürger- kriegen eine größere Freiheit als sonst, seine Stimme geltend zu machen, hatte] sprach: Du sollst nicht smit uns] ausziehen [und dadurch deine Person, an deren Erhaltung so viel gelegen ist, der Gefahr des Krieges preisgeben]; denn ob wir gleich fliehen 2. Samuelis 18, 1—14. [müßten] oder die Hälfte sterben [in der Schlacht umkommen sollteu], so werden sie fikh unser nicht annehmen [so würde mit unserer Niederlage weder von deiner Seite alles verloren, noch von Seiten des Feindes alles gewonnen sein. Anders verhält es sich dagegen mit dir, dessen Vernichtung das Ziel dieses ganzen Krieges»isl]; denn du bist, als wenn unser zehntausend waren swörtlichx du bist wie unsrer zehntausend —- bekommen die Feinde dich in die Gewalt, oder gelingt es ihnen, dich zu erschlagen, so ist es so gut, als hätten sie uns zehntausend alle mit einander umgebrachtc daher auch auf deine Person der heftigste Angriff wird gerichtet werden]; so ist-s nun besser, daß du sin Niahanaim mit der Reserve oder Nachhut zu- rückbleibend] uns [wenn wir gegen die feindliche Uebermacht uns nicht zu halten vermögen und etwa zum Weicheu gebracht werden] aus der Stadt helfen szu Hilfe eilen] Mögest. i) Aus diesen Worten scheint hervorzugehen, daß das Hanptheer Davids aus etwa 10,000 Mann bestand; der kleinere übrige Theil seiner Krieger war als Besatzung der Feste Mahanaim nicht mit ausgezogen. 4. Der König [die Wahrheit dessen, was sie sagten, anerkenuend] sprach zu ihnen: Was euch gefällt, das will ich thun. Und der König trat an’s Thor [zur Seite des Thors von Mahanaim], und alles Voll zog san ihm vorbei] aus be1Hnn- derten nnd bei Tausenden sin Abtheilungen zu hundert und tausend Mann, von den Hauptleuten V. l geführt]. « 5. Und der König gebot [den drei Evens- Commandanten V. Z] Joab und Abisai und Jthau Fahret mir sauberltch mit dem Knaben [1. Mos. 44, 321 Absalont [daß, wenn ihr ihn solltet in eure Hände bekommen, ihr seines Lebens verschonet]. Und alles Volk hörete es, da der König gebot allen Hauptleulen um Absalom [denn so oft ein neuer Trupp unter seinem Anführer an ihm vorüber zog, wiederholte er diese seine, den Oberbefehlshabern noch besonders eiugeschärften Worte] Durch diese Bemerkung will der heil. Schriststeller den David ebenso wider allen Verdacht einer heimlichen Bethetligung an dem, was Joab hcruach that (V. 9——15), im Voraus in Schutz nehmen, wie er in Kap.3, 28 ff. seine Unschuld an Abners Ermordung mehrmals betont hat. -— Jn Psalm Cl, so scheint uns, spricht David die Gefühle aus, die ihm das Herz bewegten, als er seine, tm Verhältnis zu der Menge der Feinde nur kleine Schaar (vgl. V. 7 f. mit der Bemerkung zu V. Z) aus den Thoren Mahanaims entlassen, um in der dortigen Festung während der erttschcidenden Schlacht sein Leben zu bergen, wie seine Krieger selbst das so gewollt hatten. Aber nicht diese Festung soll ein starker Thurm ihm sein vor seinen Feinden, sondern der HErr ist seine Zuversicht; zu dem ruft er denn von der Erde Ende, denn aus dem Lande des HErrn im engeren Sinne ist er hinausgeschlendert in das Land jenseit des Jordan und kommt sich dort, fern »von dem An estchte Gottes, weil fern von der sichtbaren Stätte seiner segen- warh vor, wie ein an den äußersten Winkel der Erde Ver- bannter. Aber obwohl er so noch immer in großer Noth Das Rebellenheer wird besiegt Absalom bleibt mit seinem Haupt an einer Eiche hängen. 395 sich befindet, ist das sinstere Gewölk der Gegenwart sei- nem Glaubensauge doch schon einigermaßen durchbrechen und gestattet ihm den Blick in eine dahinter liegende lichteZukunft, weil er, durch das Verheißungswort Von dem ewt en Königthum seines Hauses (Kap. 7, 12 ff) er- gri en, auf Grund desselben erkennt, daß die gegen- wärtige Empörung ,,fein Leben nicht geendet, sondern nur halbirt hat.« Sein ganzes, weiteres Leben soll dann aber auch eine Bezahlung der Gelübde sein, die er jetzt in der Stunde der Noth vor Gott abgelegt hat. Wie also seine Leute ihm die Aufgabe gcstellt haben, mit der Reserve im Fall der Noth ihnen aus der Stadt zu Hilfe zu eilen, so hilft er ihnen in der That zum Siege mit seinem Gebet. s. Und da das Volk sDavitrs Armee] hinaus kam aufs» Feld, Israel [dem zu Absalom halten- den Heer der AUfftäUdischenJ entgegen, erhub sich der Streit im Walde Ephraim Wo dieser Wald zu suchen sei, ist streiii unter den Auslegerw Da nach Jus. 17, 15 f. das åtammland von Ephraim reich war an Waldung, so denken die meisten an eben diese Gegend, etwa an die waldigen Anhöhen bei Samaria. Allein unser Bericht deutet mit keiner Silbe an, daß Absaloln aus dem Lande Gilead mit seinen Schaaren über den Jordan nach dem Stamm- gebiete von Csphraim sich zurückgezogen habe; wäre dies geschehen, so hätte David, der sich offenbar nur verthei- digt, gewiß einen erneuten Einfall in sein jetziges Ge- biet abgemattet; überdies setzen die Worte in V. Z: »so istks nun besser, daß du uns aus der Stadt helfen mögest,« voraus, daß die Schlacht in der Nähe von Mahanaim vorfiel. Wir tragen daher kein Bedenken, uns der An- ficht derer anzuschließen, welche den »Wald Ephraim« in das Land Gilead, also auf die Qsiseite des Jordan verlegen und die Benennung aus der, nach Richt.12, 1 ff. einst von den Ephraimiten in jener Gegend erlitte- nen Niederlage erklären. Auf Karte lIl. würde etwa die Stelle, wo das Gebirge Gilead angegeben ist, die Oerti lichkeit bezeichnen. 7. Und das Volk Israel ward daselbst geschla- gen von den Knechten David-s, daß desselben Tages eine große Schlacht geschah, [in welcher] zwanzig tausend Mann [sielen]. · 8. Und war daselbst der Streit zerstreuet auf allem Lande sdas Gefecht breitete sich über die ganze dortige Gegend ans]; und der Wald fraß [um der Abgründe, Schluchten und Moräste wtllen, in welche die Flüchtigen hineingeriethen und darin umkameiq mehr Volks des Tages, denn das Schwert [der Sieger, die ja nur eine verhältnißmäßig kleine Zahl bildeten und ohne Gottes besondere Beihilfe nicht im Stande gewesen wären, die so starke feind- licht Armee mit Einem Schlage zu vernichten]. V. Und Absalom [indem er ans der Schlacht entfliehen wollte] begegnete den Knechten Davids, und ritt auf einem Maul [-thier Kap.13, 29 Anm.]. Und da das Maul [im hastigen Laufe der Flucht] unter eine große dicke [vichtästige] Eiche kam, behing sein Haupt an der Eiche fverwickelte sein Haupt wegen der langen Haare Kap. 14, 26 sich in die Zweige und Aeste des Baumes und ward zwischen dieselben eingeklemmt], Und schwebte [er in Folge dessen als einer, den Gottes Gericht unmittelbar an’s Holz gehänget hat 4. Mos. 25, 4; 5. M. 21, 22 f.] zwischen Himmel und Erde, aber sein Maul [-thier] lief unter ihm weg. 10. Da das ein Mann [oon Davids Leuten] sahe [während von den andern die Sache unbe- merkt geblieben war], sagte et’s Joab sdeni General des Armee-Corps, zu dem er gehörte] an, und sprach: Siehe, ich sahe Absalom an einer Eiche a en ng . 1l. Und Joab fbei seinem blutdürstigem ge- waltthätigen Sinn das Gebot des Königs V. 5 für nichts achtend, zumal ihm, nachdem von Ab- salom nichts mehr zu hoffen war Kap. 14, 1 ff. Anm., nur noch daran lag, Rache an ihm zu neh- men wegen der von ihm erfahrenen Tücke Kap. 14, 30] sprach zu dem Manne, der es ihm hatte augesagt: Siehe, sahest du das fund ließest ruhig ihn hängen]? warum schliigest du ihn nicht daselbst zur Erde? so wollte ich dir von meinetwegen [der ich mich dir dafür zu Dank verpflichtet gefühlt hätte] zehn Silberlinge« und einen Gürtel» szur Belohnung] ge eben haben. «) = 834 T lr. «) bezeichnet hier einen Theil des kriegerischen Schmuckes 12. Der Mann sprach zu Joab: Wenn du mir tausend Silberlinge in meine Hand gewogen hättest fauch wenn ich eine hundertmal so große Belohnung, als von der du da redest, von dir zu erwarten gehabt hätte], so wollte ich dennoch meine Hand nicht an des Königs Sohn gelegt haben. Denn der König gebot dir, und Abisai und Jthat, vor unsern Ohren, und sprach: Hiiiet euch, daß nicht jemand dem Knaben Absalom —-*! «) Luther: Vernimm sergänze), Leid thue! — Diese Ergänzung ist aber nicht erst nöthig, sondern kann sofort dem deutschen Texte beigeschrieben werden. Luther hat die hebräischen Worte in der Bedeutung genommen: Hütet euch, das; nicht wer dem Knaben Abfaloni (ein Leid thue), während man sie bequemer also übersetzen kann: Nehmet in Acht, wer es auch sei, den Kna- ben Absalom! so daß sie also für sich schon einen voll- ständigen Sinn ergeben. 13. Oder wenn ich etwas Falsches gethan hätte auf meiner Seele Fahr* [aus eigenem An- trieb die That vollbracht hätte in der Meinung, dieselbe hernachmals verheimlichen zu können], weil fwährend doch] dem Könige nichts verholen wird sihm in Wahrheit nichts verborgen bleiben kann]; würdest du kgewißj selbst wider mich gestanden kund der erste gewesen] sein [der mich des Todes schuldig erklärt hätte]. «) Luther hat hier mit der Vulgata nach dem Iceri oder der Randlesart (,,m eine Seele«) übersetzt; nach dem Chethibh oder der Texteslesart (»seine Seele«) wäre zu übersetzen: ,,Oder wenn ich etwas Falsches ge- than hätte an seinem Leben (ihn wider des Königs aus- drückliches Verbot heimlich umgebracht hätte in der Mei- nung, es werde verschwiegen bleiben)« u. s. w· 14. Joab fptachx Ja) kann nitht so lange bei dir verziehen smich auf einen langen Dispüt 396 darüber mit dir einlassen]. Da nahm Joab drei Spieße [wörtlich: Stäbe oder spitze Stecken, die er hastig auf dem Wege nach der Eiche sich zu- sammensUchteJ in seine Hand, und stieß sie Absalom in’s Herz, da er noch lebte an der Eiche lUNd also leicht wäre zu retten gewesen, wenn eben Joab es nicht hätte darauf abgesehen gehabt, ihn zu verderben] 15. [Judessen hatten auch die drei Stöße nach dem Herzen ihn noch nicht zu tödten vermocht.] Und zehn Knaben, Joab-s Wasfentrciger [die ihrem Herrn nachgeeilt waren, als sie bemerkten, was er vorhatte], machten sich umher und schlngen ihn [den Absalom, vollends] zu Tode. Für jeden Absalom giebt es einen Joab, der ihin Ver- gilt, was er verdient hat. (Fr. Arndt.) 16. Da blies Joab die Posaune stieß, weil mit der Erlegung des Hauptes des Verschwörung der ganze Aufruhr selbst zu Boden geschlagen war, die Posaune blasen], und brachte das Volk [David’s StreiterheerJ wieder, daß es nicht weiter Israel nachjagte; denn Joab wollte des Volks sdes besieg- ten Heeres der Aufständischenj verschonen sdaß nicht des Bruderbluts mehr vergossen würde, als nöthig war]. 17. Und sie nahmen Absalon, und warfen ihn in den Wald in eine große Grube, nnd legten kzum Denkmal seiner Schande, wie einst mit Achan und dem König von Ai geschehen war Ins. 7, 26; 8, 29] einen sehr großen Haufen Steine aus ihn. lknddctlschganze sssraclHsdtcks ihm angehangen] floh, en segt er m eine n e. 18. Absalom aber hatte ihm eine Säule aus- gerichtet, da er noch lebte, die stehet im Königs- gtunde [in dem Kidronthale östlich von Jerusalem, das diesen Namen führte von der in 1. Mos. 14, 17 erzählten Begebenheit, später aber auch das Thal Josaphat genannt wurde Jos. 15- 63 Anm.]. Denn er sprach [gedachte bei sich, als er das zu thun sich vornahm, naxckkjdetn ihm seine drcih Söhne Kap. 14, 27 bald na einander — wa rschein- lich während der zwei Jahre, wo er die Verschwö- rnng wider seinen Vater anzettelte Kap. 15, 1 ff. —- gestorben waren]: Ich habe keinen Sohn [mehr, und wofhl agich ferner kegxen weites; zduckerwgrkenh darum oll ies meines amens e ä stni ein; und hieß die Sänle nach seinem Namen, und heißt auch [so] bis ans diesen Tag, knämliclsj Absaloms Raum wörtlich: Hand, d. i. Denkmal]. Die Erwähnung dieser Deukstiule ist hier ganz am rechten Orte; denn im Walde Cphraim hatte man ihm auch ein Denkmal errichtet, wie er’s freilich sich nicht ewünscht hatte. (Thcuius.) Aber auch das von Ihm be« rsschtxsskkexesgxis ex. suinxrsxgkxxxxl esse: n r ; nSo3atj1etzet, fwenn sieg an dem in der Blum. zu Kuh. 15, 23 erwähnten AbsalomebThurme vorbeigehen, Steine auf dies Denkmal und sprechem ,,Verflueht Absalom, ver- flucht ewig, die gegen Eltern wüthenl« Uebrigens ist S. Samnelis 18, 15—-33. dieses Denkmal griechiscl)en, und nicht altisraelitischen Ursprungs, und dürfte höchstens die Unterlage für einen Ueberrest der ursprünglichen Siiule angesehen werden kön- nen; es gleicht einem Pavillon oder Thurme mit run- dem Aufsatz« der wiederum einen Aufsatz in Form eines unigekehrten Kelchglases trägt und oben in einer Blume endet. Will« n. 19—33. nur) grausam, beendigt« Schcqcht ek- btetct sich Jthimcrak der Sohn des ijoheprieslero Juden, dem König Meldung zu machen; Joab will ihn zukäm- hallen, weil er um desscntwillen, wag von Jtbsalom zu melden sei, bei David tteiu willliotnmener Bote sein wurde, und beauftragt lieber den tllhttsi mit der Meldung für den König. Doch Khimaaz läßt sitt) nicht bedeuten, er— taugt endlich Joabh Erlaubniß, ebenfalls zu David zu eilen, und leonimt bei diesen( früher an, alg Christ, ohne jedoch in Beziehung ans Ilbsatom schon zu sagen, wag vor-gefallen sei. Das erfährt David erst von dem, bald nach Jlhimaaz eintressknden Chusi und wird nun von so gewaltigem schmerzt über den Tod seines Sohnes er— griffen, daß er weinend und wehhlagend in die Stille steh zurültizieht und auf dem Wege ein Mal ums andere in lauten Ausrufen seinem von Jammer zerrissenen Herzen Lust macht. 19. Ahimaaz, der Sohn [des Hohepriestersj Zadok sder in Gemeinschaft mit Jonathan, dem Sohn des andern Hohepriesters Abjathar, stch eben- falls bei Davids Heere befand Kap. 17, 15 ff.], sprach [als die Schlacht nun entschieden war und Joab eben zum Rückzug blasen ließ B. 16, zu diesem]: Lieber, laß mich laufen und dem Könige verkünden, daß der HErr ihm Recht verschafft [und geholfen hat] von seiner Feinde Händen. 20. Joab aber [weil er wußte, wie sehr bei David der Schmerz über Absalom’s Tod, wenn er ihn erführe, alle Freude über den errungenen Sieg zuriickdrängen würde, wollte dem Ahimaaz etwaige Zornesausbrüche von Seiten des Königs ersparen und] sprach zu ihm: Du btingcst heute keine gute Botschaft [wenn du laufen würdest und dem Könige verkündigen; darum will ich lieber einen andern, auf den ich weiter keine Rücksicht zu nehmen brauche, an deiner Statt senden]. Einen andern Tag [wenn es nur Gutes zu melden giebt] sollst du Botschaft bringen, und so. i. nur] heute nicht, denn des Königs Sohn ist todt. 21. Aber zu Chnsi [vermuthlich einem äthiopi- schen Sklaven] sprach Joab [weil er diesen eben eher, als den Sohn des Hohepriesters den befürch- teten Zornesiittßerungen David’s aussehen konnte]: Gehe hin und sage dem Könige an, was du ge- sehen hast fwie die Schlacht zwar gewonnen, Absalom aber dabei um’s Leben gekommen ist] Und Chust betete Joab an lneigte sich, zum Zeichen seines unterwürsigen Gehorsams, tief vor ihm zur Erde], und lief svom Walde Ephraim ans nach Maha- naim zu]. 22. Ahimaaz aber, der Sohn Zadol sdem es leid that, daß er nicht der Ueberbringer der Sieges- botschaft sein sollte, und dem es darauf ankommen Joab ersticht den Absalom. David’s tiefer Jammer, als er von dem Tode seines Sohnes hört. 397 mochte, den König in geeigneter Weise auf den Tod seines Sohnes vorzubereiten] sprach abermal zu Joab: Wie wenn ich auch tiefe dem Chusi nach? [tvörtlich: es gescheh', was mag, d. i. es laufe ab, wie es wolle, ich will doch auch laufen, dem Chusi nach] Joab sprach: Was willst du [bei dieser Sache] laufen, mein Sohn? Kontm her [bleibe hier], du wirst tticht eine gttte Botschaft bringen [genauer: für dich ist keine treffetide Botschaft, dii wirst vom Ueberbiitigen der Bot- schaft nicht den Gewinn haben, den du dir einbildest]. 23. sAber Ahimaaz ließ sich nicht irre machen, sondern setzte dem Joab noch einmal mit der Bitte um Erlaubniß zu:] Wie, wenn ich tiefe? Er [Joab, indem er endlich nachgab] sprach zu ihm: So laufe doch swenn du durchaus dir nicht willst abreden lasseii]. Also lief Ahimaaz stracks Wegs [die Thalebene am östlichen Ufer des Jordan eiit- latig, wo er, wenn auch eine größere Strecke zu- rückzulegen, doch mit keinen Hindernissen zu kämpfen hatte] und kam Chusi vor [detin der wurde durch Gesträuch, durch Berg und Thal u. dgl» aufgehal- ten; zudem war Ahimaaz wohl ein besserer Läufer als dieser V. 27]. 24. David aber fzu Mahanaim] saß [erwar- tungsvoll auf eine Nachricht über den Ausgang des Kampfes harrend] zwischen zweien Thoren sin dem Hofraum, der zwischen dem äußeren und inne- ren Stadtthor sich befaiid]. Und der Wächter [dessen der König sich bediente, um von der Höhe auszuschauem ob nicht irgend etwas in der Ferne sich zeige, das auf den Stand der Dinge auf dem Kampfplatz schließen ließe 1. Sam. 4, 131 ging aufs Dach des Thors an der Mauer kdes äußeren Thors in der Stadtmauer]- nnd hub seine Augen auf, nnd sahe einen Mann laufen allein sohne daß noch sonst jemand bei ihm gewesen wäre]. 25. Und rief [von oben herab], und sagte es dem Könige an. Der König aber sprach: Jst er alleine, so ist eine gute Votschaft in seinem Munde sdenii wären der Läufer mehrere, so müßte man auf Flüchtlinge schließen, die aus einer un- glücklich abgelaufenen Schlacht entronnen, ein ein- zelner Läufer aber kann nur ein zu meiner Beruhi- gung an mich abgesendeter Bote sein]. Und da der- selbige [von dem der Wächter geredet hatte] ging, nnd herzu kam [der Stadt immer mehr sich tiäherte], 26. Sahe der Wächtet [voti seinem Stand- ort V. 24 aus] einen andern Mann laufen, und rief [ebenfalls von oben herab] in das Thor [tiach dem inneren Thore hin, unter welchetn David sich jetzt atifgestellt hatte, um den Wächter besser sehen und mit ihm verhandeln zu können] und sprachx Siehe, ein Mann [zeigt sich wiederum in der Ferne und] läuft [ebenfalls] alleine [wie der vorige]. Der. König aber sprach: Der ist auch citi guter Bote [da er ja gleichfalls allein kommt]. 27. Der Wächter sttrach: Jch sehe des ersten Lauf, als den Lauf Ahimaaz, des Sohnes Zadot [erkenne an der Geschwindigkeit, womit der erste läuft, daß dies Ahimaaz sein muß, der Sohn Zuvor-s] Und der König sprach: Es ist ein guter Braut» und bringet eine gute Botschaft [ist es Ahiniaaz, so kann er nur gute Botschaft bringen; denn ihn wiirde Joab gewiß nicht zum Ueberbrin- ger einer schlimmen Nachricht ausersehen haben]. 28. Ahitnaaz aber [als et« nun zum Stadt- thor herein kam] rief, und sprach zum Könige: Friede fGliick und Heiljl Und betkte [in tiefster EHrfiirchtJ an vor dein Könige auf sein Antlitz zur Erde [l. Mos. 33, 3 Anm.], und sprach: Gelobct sei der HErr, dein Gott, der die Leute, die ihre Hand wider meinen Herrn, den König, auf- huvtn, übergeben sitt deine Gewalt gegeben] hat. 29. Der König aber [der sich dem Gefühl der Freude nicht hingeben mochte, so lange er nicht wußte, wie es um seinen Sohn stand, ob dieser mit dem Leben davongekotnmen sei oder nicht] sprach: Gehet es attch wohl dein Knaben Absalom? Ahitttaaz [sein Wissen um die Sache hinter un- bestimmte Atideutungen verbergend, die jedoch den König auf die von dem zweiten Boten-zu erhal- tetide Nachricht einigermaßen schon vorbereiten sollten] sprach: Jch sahe ein groß Getümmel, da des Königs Knecht Joab mich, deinen Knecht, sandte [richtiger: daJoabzuerstdenKnechtdesKönigs,Chusi, und dann mich, deinen Knecht, aussandte], und weiß nicht, was cs war swas etwa mag vor- gefallen sein, weil meine ganze Aufmerksamkeit durch die Botschaft, die ich zu überbringen hatte, in Anspruch genommen wurde]. 30. Der König sprach: Gehe herum, und tritt da her [daß ich bereit sei, auch den andern Boten zu hören]. Und er ging herum [auf die Seite des Königs] nnd stund allda. 31. Siehe, da kaut Gönn, und sprach: Hie gute Botschaft, mein Herr König! Der HErr hat dir heute Recht verschafft [und dir geholfen] von der Hand aller, die sich wider dich auflehnten. 32. Der König aber [dem es vor allem auf eine Nachricht über seinen Sohn ankam] sprach zu Chustx Gehet es dein Knaben Absalom auch wohl? Chusi sprach: Es nit"tsse allen Feinden meines Herrn Königs gehen, -wie es dem Knaben gehet, und allen, die sich wider dich auflehnen, iibel zu thun [und gab mit solchen Worten deutlich genug zu ver- stehen , daß Absalom eiti schlimmcs Ende genommen] 33. Da ward der Köiiig traurig, und ging hin auf den Saal im Thor [itt das Gemach, das über dem Thoreingange erbauet war], und weinen, und im Gehen sprach er also: Mein Sohn Absalom, mein Sohn. mein Sohti Absalom! Wollte Gott, ich müßte für dich sterben shiitte an deiner Stelle sterben dürfen] ! O Absalom, meiti Sohn, mein Sohn! 398 2. Samuelis 19, 1——I3. Diese Klage Davids, sowie sein früheres Verhalten gegen den ruchlosew empörerischen Sohn erscheint aller- dings auffallend, ist aber durchaus nicht als charakters lofe Schwäche zu deuten: damit wäre der strenge, richterliche Ernst, mit welchem er ihn 5 Jahre lang aus seinem Angesicht verbannt hatte, unverträgliclx Absaloms Sünde und Schande hatte eine doppelte Seite. Ein- mal ist dabei wirksam der Fluch, der durch Davids Sünde über Davids Haus gekommen ist (Kap.12, 10), und die Missethat der Väter, die heimgesucht wird an den Kindern (·2. Mos Yo, 5); dann aber auch freilich nicht minder Absalonrs eigene Verworfenheit und Ruch- lostgkeih die gerade ihn zum Träger des Facnilienfluches machte. Nicht von dieser, sondern von jener Seite steht aber David Absaloms That an, denn seine eigene Schuld ist so groß in seinen Augen, daß er Absaloms Schuld darüber gering erachtet; daher erklärt sich das tiefe und grenzenlose Erbarmen mit dem mißrathenen Sohne. sKurßJ Das 19. Kapitel. David wird wieder in’s Königreich eingesetzt. IX· V. l—-14. Jlns dem Siege des Tages ist fsir das ganze, ans der Sthlacht zurörlklrehrende Heer ein Tag tie- fer Niedergeschlagenheit geworden; der König will nichts von jemand anders wissen, er hat nur Sinn nnd Erden— lten für seinen Gram til-er den nmgeltommetren Sohn, so daß die Krieger sieh nur in die Stadt zu skhleirhen wa- gen, wie solklje, die flüchtig und mit Schande liedeeltt ans dem Streite wiederkommen. Da setzt Sand, für welchen Davids Verhalten und die trübe Stimmung, die auf dem vollre leistet, zum unerträglichen Vorwurf wird, ersierem in slfirmisrtjer weise zu nnd bewegt ihn dnreh seine vor· Zeitungen, sich dein Heere zu zeigen. Nachdem nun dieses zufrieden gestellt ist, handelt es sieh um Davids Zurück— führnng in sein Königreich. Das voll: in den übrigen stammen Ssraels ist jetzt, wo Ztlssalom todt und die Gr- inneruug an Davids gesegnetes liegiment wieder leben- dig geworden, allerdings dazu geneigt; aber niemand will den Anfang machen, besonders aber verhält sieh der Stamm Linde, dem es dort) am nächsten gelegen hätte, den andern mit gutem Exempel ooranzugehen, zurück— haltend nnd abwarten-d. Da sendet der König, der von dem Stande der Dinge tiartsrirtjt erhalten, die Priester Zadolt nnd Jlbjathar an die Zieltesien in Inda nnd läßt ihnen Vorstellungen machen; ebenso eröffnet er seinem dlesken Jlmasa Inmitten, an Ioalns Stelle Izeldhanpb maun zu werden, nnd bringt es so zn Wege, daß man die Aufforderung znr Wiederkehr an ihn ergehen läßt. I. Und es ward [wohl durch die rückkehrenden beiden Boten Ahimaaz und Chusi] Jdab angesagt: Siehe, der König weinet nnd tragt Leide um Absalom. · 2. Und ward sm Folge dessen] aus dem Siege des Tages ein Leid unter dem ganzen Volk sdas für David gekämpft und ihm den Sieg erfochten hatte, daß man nicht wagte, im Triumph und unter Freudengeschrei vom Schlachtfelde nach Ma- hanaim zurückzukehren]; denn das Volk hatte ge- höret des» Tages, daß sich der Komg um« seinen Sohn bckummertc [und wollte seinerseits den Schmerz desselben ehren durch Enthaltung von allem lau- ten Jubel]. Z. Und das Volk versteht« fiel) weg an dem Tage [ging siill und verstohlener Weise aus- einander], daß es nicht [unter freudigem Jauchzen und in hellen Haufen] in die Stadt kam [fondern sich einzeln hierhin und dahin verlief, als es nach Mahanaim zurückkehrteL wie sich ein Volk ver- stiehlet saus Schaam sich heimlich davonschleicht], das zu Schanden worden ist smit Schande sich be- deckt hatL wenn-s im Streit geflohen ist. «) Luther brancht die Vorstlbe ver vielfach anders, als wir’s im neueren Deutsch zu thun pflegen, z. V. Vergnügen (1. Satn.18, 27], verfafsen = um- fassen, einschließen; Verhalten = zurückhaltem vor- enthalten, versaufen = ersaufen, versehen = aus- ersehen; dagegen läßt er sie oft weg, wo wir sie brauchen, z. B. letzen für verletzen (Jes. 11, V, erben für ver« erben (Svrüchw. 13, 22z II, 14), fahren für verfahren (2.Mose5, 15; 2.Sam.18,5), ringern für verringern (3. Mose 25, IS) u. s. w. 4. Der König aber hatte szum Zeichen seines großen Leids] sein Angesicht vethnllei, nnd schrie laut [so daß jedermann, als er von dem Ober- gemach über dem Thoreingange Kap. 18, 33 nach seiner Behausung in Mahanaim V. 5 frch zurück- zog, seine Klagerufe hören konnte]: Ach mein Sohn Absalon-i, Absalom, mein Sohn, mein Sohn! Wir sehen hier wieder aufs Neue, David ist immer zuerst Mensch, dann König; seine reine und volle Menfchheit ist die Grundlage und das Werkzeug feines Königthnms, diejenige politische Theorie und Praxis aber, welcher jede beliebige Verklimmerung der menschlichen Persönlichkeit um des Königihums willen wenig oder nichts bedeutet, ist ihm vollständig fremd. Es kann nicht fehlen, daß er durch ein solches Verhalten zuweilen auf kurze Zeit sein Volk irre macht; schließlich aber erreicht er doch durch ein so rein menschliches Bezeigen, welches zuletzt doch immer jedem Gemiith und Gewissen ver- ständlich werden muß, daß er fiel) zu seinem Volk eines Verhältnisses erfreut, wie es kein König weder vor ihm, noch nach ihm aufzuweisen hat. sBaunigartenJ Z. Jvab aber snach seinem heftigen, stürmischen Wesen, zumal ihm, dem Mörder des Absalom, viel darauf ankam, daß David seine natürlichen Gefühle bemeistere und über den Tod seines Soh- nes sich hiUwegsetzeJ kam zum Könige ins Hans sdarin er während seines Aufenthalts in Mahanaim wohnte], nnd sprach [in sehr rücksichtsloser und herrischer Weife]: Du hast heute schamroth gemacht alle deine Knechte, die heute deine, deiner Söhne, deiner Töchter, deiner Weiber und deiner Kebs- weiber Seelen errettet haben [indem du sie in ihrer gerechten Erwartung getäuscht hast, du wüt- dest des von ihnen errungenen Sieges dich frenen]; 6. [Mit deinem Benehmen zeigst du vielmehr] Daß dn lieb habest, die dich hassen, nnd Dagegen] hassen, die dich lieb haben. Denn du lasfeft dich heute merken, daß dir nichts gelegen ist an den Hanptlcuten Und Knechten [an den Heerführern und gemeinen Kriegern, die ihr Leben für dich ein- gesetzt haben, ob die wohlbehalten und glücklich davongekommen sind oder nicht]. Denn ich merke heute wohl san deinen nnaufhörlichen und unge- Joab bewegt den König seinem Heere sich zu zeigen. Unterhandlungen mit dem Stamme Juba. 399 stünien Klagen] wenn dir nur Absalom lebte, und wir heute alle todt wären, das dcinchte dich recht sein. 7. So mache dich nun auf und gehe heraus, nnd rede mit deinen Kneehten freundlich sdaß sie merken, wie wohl du mit ihren, dir geleisteten Diensten zufrieden bist] Denn ich schwöre dir bei dem HErrn: Wirst du nicht heraus gehen kund in der Weise, wie ich dir gesagt habe, deine Leute zufriedenstellenL es wird kein Mann an dir blei- ben diese Nacht über ssondern du hast für immer dir aller Herzen entfremdet]. Das wird dir ärger fein, denn alles Uebel, das über dich kommen ist von deiner Jugend aus [da du von Saul verfolgt wurdesij bis hieher [da der eigene Sohn dich vom Throne gestoßen hat]. 8. Da machte sich der König auf kweil er das Wahre, was in Joab’s Vorstellungen lag, an- erkannte und, jedes berechtigte Wort, auch wenn es von einem Manne kam, dessen Sinn so ganz anders war als der seinige, bei ihm ein offenes Ohr und einen bereiten Willen fand], nnd setzte sich in’s Thon Und man sagte es allem Volk: Siehe, der König sttzet im Thor [und Joab ver- anstaltete noch nachträglich in aller Eile einen Vorbeimarsch des Heeres in geordneten Zügen] Da kaln alles Volk vor den König szog an ihm vorüber und begrüßte ihn in üblicher militairischer Weise, während er mit Worten und Blicken seine Anerkennung ihrer Tapferkeit ihnen kund that]. Aber Israel [derjenige Theil des Volks, der dem Absalom angehangen hatte] war [wie schon oben Kap. 18, 17 bemerkt] gestehen, ein jeglicher in seine Hütte. it. Und es zankte sich swährend der nachst- folgenden Tage und Wochen, als die Aufregung im Lande einer ruhigeren Stimmung wich und man fich bewußt wurde, welch schweres Unrecht dem David durch die Empörung unter Absalom geschehen war] alles Volk in allen Stimmen Js- rael, nnd sprachen [machten sich einer dem andern Vorwürfe, indem sie sprachen]: Der König hat uns errettet von der Hand unserer«Feinde, und erlösete uns von der Philister Hand, und hat müssen [wegen des schnöden Undanks, damit Js- rael aller seiner Gutthaten vergessen und seinem aufrührerischen Sohne sich zugewendet hat] aus dem Lande fliehen vor Absalom. Wie das Ostjordaniakid von dem Namen ,,Land Canaan« tn strenger Fassung schon in 4. Mosc 32, 29 f. ausgeschlossen ist, so galt es in iiidischer Anschauung, obgleich von dritthalb Stämmen bewohnt, von jeher doch gewissermaßen als Ausland (ogl. Pf. 6l, 3), so daß nicht allein von Mose gesagt wird, daß er im Auslande gestorben, sondern auch von Saul, daß er icn Auslande egraben set. 10. So ist Absalom gestorben im Streit, den tvir itber uns gesalbet szum König eingesetzt] hatten kund also deutlich genug uns von Gott zu ver- stehen gegeben, wer unser rechtmäßiger König sei] Warum seid ihr nun so stille, daß ihr den König nicht wieder holet? II. Der König aber [zu eben der Zeit, als diese ihm günstige Stimmung im Volk immer mehr sich Geltung VerschassteJ sandte svertraute Boten nach Jerusalem] zu Zadok Und Abjathah den [beiden Hohe-J Priestern [die- er" bei seiner Flucht wieder nach der Stadt hatte gehen lassen Knie. 15, 24 ff.], und ließ ihnen sagen: Redet mit den Aeltesten in Juba, und spreche« Warum wollt ihr die Leisten sein, den König wieder zu holen in sein Haus [den königlichen Palast auf Zion]? Denn die Rede des ganzen Israel sdaß man damit umginge, ihn in seine Herrschaft wie- der einzusetzen] war vor den König kommen in sein Haus sdarin er zu Mahanaim wohnte V. 5]. 12. Ihr seid meine Brüder, mein Bein nnd mein Fleischz warum wollt ihr denn die Lehren sein, den König wieder zu holen? David mußte wünschen, daß der Stamm Juda, dem er selber angehörte und der sein ursprüngliches König- reich gebildet hatte (Kap. 5, 4 s.), sich nicht bei Aus- führung jenes Vorhabens von den übrigen Stänimen überholen ließe; aber gerade dieser Stamm wagte am wenigsten, sich ihm wieder zu nähern, weil von ihm die Empörutig Abfalonrs ihren Ausgangspunkt genommen hatte (Kap. 15, 7 ff.). Darum knüpfte David seiner- seits die Verbindung init dem Stamme an und ließ den Aeltesieli desselben sein verwandtschaftliches Verhältniß zu ihm noch besonders in Erinnerung bringen. 13. Und zu Amasa [den Absalom an Joab’s Statt zum Feldhauptmann über das Heer gesetzt hat] sprechet [so beauftragte David weiter die beiden Hohepriester Zadok und Abjathar V. 11]: Bist du nicht sals Sohn meiner Halbschwester Abkgakl Kot» 17- 251 mein Bein und mein Fleisch [ebenso gut mein naher Verwandter, wie Joab, der Sohn meiner andern Halbschwester Zeruja]? Gott thue mir dies nnd das, wo du nicht sollst sein Feldhanptmann vor mir dein Lebenlang an Joab’s Statt sin der Würde, die dir Absalom ver- liehen hat, von mir bestätigt werden; du brauchst also kein Bedenken zu tragen, zu mir überzutreten und deinen Einfluß beim Heer zu meinen Gunsten zu verwenden] Des ewaltthätigen und heimtückischen Joab hätte David sich« schon früher gern entlediget, wenn er es bei seinem noch unbefesiigteii Königthum hätte wagen dür- fen (Kap. 3, 38 f.); jetzt benutzt er um so lieber die Gelegenheit, in Amasa einen offeneren nnd nicht inindcr tapfcren Mann (l. Kön. 2, 32) an seine Stelle zu ge- winnen, als Joab nicht nur durch Mißachtung seines Gebots in Kuh. 18, 5 und durch das rücksichtslose Ver- halten in V. 5 ff. sieh ihm noch unerträglicher gemacht hatte, sondern auch das willige Werkzeug bei seinem, an Uria, dem Hethiter, verübten Frevel (Kap. 11, 14 ff.) gewesen war. Die meisten Ausleger wollen darin eine ebenso unrveise, als ungcrechte Maßregel von Seiten Davids erkennen. Unweise nennen sie dieselbe um der Folgen willen, die sie nach sich zog, denn sie erregte 400 2. Samuelis 19, 14—28. Joab’s Eifersucht von Neuem und veranlaßte ihn zu einem abermaligen Meuchelriiord (.Kap. 2(), 4 ff.); als Ungerechiigkeit aber wird sie von ihnen bezeichnet, weil Amasa sich zu dein Ausrührer Absalon: gehalten, with- rend Joab dem David treu geblieben war und ihm den Sieg wider seinen Sohn erfoebteri hatte· Wir iöiinen indessen dies Urtheil nicht ohne Weiteres theilen, da einer: seits man ftch darum vor: etwas nicht darf abhalten lassen, weil es bei den Bösen böses Blut erregt, wenn anders es gut und recht gethan ist vor Gott, und da cindrerseits Joalfs fcheinirare Treue mehr ein Ergebnis? kluger :Bcrechruing, eine natürliche Folge der Umstände oder eine Frucht seiner Lkiilziverirriix mit Absalon: (Kap. 14, 29 fi.t gewesen sein kann, als wirkliche Treue l1.Kön. 1, 7), Llriraskrs scheinbarer «?Lerratl) darzegeii niehr eine, aus dem Frcundschastsverhäliiitß, in welchem er friiher zu Abfaloin gestanden, hcroorgegaugene Verirrung, als ein ofsenbarcr Treubruch gegen David. Offeubar hat letzterer ihn ebenso für einen gradereu und ehrlirheren Charakter gehalten, als den heimtlickisihen Joab, wie er auch den Abner höher schätzte als diesen, trotz der lang- jährigen Verirrung, mit welcher er das Davidifclse König- thum beiiimpfte - 14. Und er [David] neigete fdurch diese Vor- stellungen, die er durch Zadok und Abjathar sei- nem Stamme machen ließ V. 11 ff.] das Herz aller Männer Juba, wie Eines Mannes fdaß sie unter einander einig wurden, ihn aus Mahanaim nach Jerusalem zurüekzuholen und stch darin nicht die übrigen Stämme zuvorkomnieii zu lassen]. Und sie sandten hin zum Könige fund ließen ihm sagen]: Komm wieder, du und alle deine Knechte. X« V. 15—39. Uarhdem der König von iiiahanaim auf- gebrochen nnd mit allen, die daselbst bei ihm gewesen, bis an die tlebergangsstelle aui Slordaii gekommen ist, empfängt ihn dort eine Deputation von Seiten des Stam- mes Judm Es hat sich aber auch drr Bcnjaiuinitsitnei von Bahnrim mit tausend Mann von seinem Stamme eingefunden, um für: seine früheren Lästerungen sich Davids Verzeihung zu crbittrn; desgleichen Kinn, Eile— phibosclhs tinecht, um in dem Besitz der durch Eis! an siih gebrachten Güter seines Herrn sich zu erhalten. Itlii der Xlevutation aus Jerusalem ist jcdorh zugleich sites-lit- bosrth iu deinselbrn Traucraufznxk in welchen: er seit Davids Flucht aus seiner Hauptstadt rinhcrgcgangrm er— schienen. Dem Simti nun läßt David in hoihherzigrr Weis: Gnade zu Theil werden; den: Jilephibosetli dagegen gewährt rr nilht volle Gerechtigkeit gegen seinen treiilosen Knecht. In dem ganzen Gdelmuth seines Herzens zeigt er sirh crst wieder dem Barsillai gegenüber, der während der Ucberfahrt iibrr den Jordan ihn begleitet; er liann ihn nicht bestimmen, mit ihm nach Jerusalem zu kommen, wohl aber nimmt er dessen Sohn Chimehani uiit dahin, und verabschiedet sieh von dein Vater, als dir Uebrrfaljrt beendet ist, auf das Iiirtlicljstk 15. Also kam der König wieder. Und da er an den Jordan kam, waren die Manner [Stain·mes- ältesten von] Juda gen Gilgal lJos, 4, 195 O, 9] kommen, sbis an das jenseitige Ufer des Flusses] hinabziiziehen deui Könige entgegen, daß sie den Konig uber den Jordan snhreten sihm bei der Ueberfahrt über den Jordan feierlich das Geleit gäben]. 16. Und Simei, der Sohn Geta, des Sohnes Jeininih der zu Vahnrim wohnete [und wegen feiner früheren Lästerung Kap. 16, 5 ff. Davids Rache füTchtMJ- eilen» nnd zog mit den Männern Juda sals sie durch seinen Wohnort durchiamem ebenfalls] hinab, dem König David entgegen sum ihm durch desto zuvorkominenderes Verhalten sich wieder günstig zu stimmen] «) Die abgekürzte Form Jemini für ,,Benjaniiii« ist ursprünglich gewählt» weil unser deutsches ,,Sohn« iru Hebräitclielt ben heifzt und die nochmalige Wider- holung dieses Worts durch eine Zusammenstellung mit der vollen Form Bciijamiii oermieden weiden sollte; her- nach ist aber die abgekürzte Form überhaupt üblich ge- worden zur Bezeichnung des Stammes, so daß sie auch da vorkommt, wo ein anderes Wort, ais den, mit ihr zusammengestellt wird (1. Saun 9, l. 4). 17. lind waren tausend Mann mit ihm von fseiiiein Stamme] Bctifamiit [die er überredet hatte, sich ihm anznschließens dazu auch fder schlaue] Zion, der Knabe fKiiechtj ans dem Hause Saul fder die durch Verleumdung erfchlichenen Güter feines Herrn Kur. 16, 1 ff. sich sichern wollteL mit feinen fünfzehn Söhnen nnd zwanzig Knechten [Kap« 9- 10], und fertigtcn sich durch den Jordan findem sie eine Furt desselben durchwatetenj bot dem Könige her sum zu ihm hinüber zu gelangen an das jenseitige Ufer]. 18. Und machten die Furt sgleichzeitig hatten sie eine Fähre hinübergehen laffen], daß sie das Gesinde des Königs hinüber [an das diefseitige oder westliche Ufer] fåhtefkth Uttd theilen, was) ihm gefiele fsich ihm zur Verfügung stellten, welcher Dienste er sonst noch von ihnen bedürfen würde] Simei aber, der Sohn Gern, fiel vor dem Könige nieder, da er lder König] über den Jordan fuhr [im Begriff stand über den Jordan zu sehen, also noch drüben, am östlicheii Ufer, bevor es zur Ueber- fahrt kam], 19. Und sprach zum Könige: Mein Herr rechne mir tiicht zu die. Misselhat sdie ich an dir began- gen habe] nnd gedenke nicht, daß dein Knecht dich beleidigte des Tages, da mein Herr König ans Jerusalem ging [Kap. 16, 5 ff.], nnd der König nehme es nicht zu Herzen sum es nachträglich an mir und meinem Gefchlecht zu rächen]; 20. Denn dein Knecht erwartet, daß ich ge- siiiidiget habe. Und siehe, ich bin sum solche meine Reue und willige Unteriverfuiig unter dich öffent- lich zu bezeugen] heute der Erste kommen, unter dem ganzen Hause Joseph, daß ich meinem Herrn Könige entgegen herab zögc snach der Niederung des Jordan; darum beweise auch an mir vor die- sem ganzen Volk, das sich sämmtlich versündigt hat, deine erste Gnade]. 21. Aber Abisai, der Sohn Zeruja sder schon damals Kap. 16, 9 ff. David zur Selbstrache auf- reizen wollte] antwortete nnd sprach: Und Simei solltc darum fdaß er jetzt sich demüthigt und zuerst dem Könige entgegenkommt] nicht sterben, so et Davids Rückkehr von Mahanaim nach Jerusalem. doch kvorhinj dem Gesalbten des HErrn ge- fliicht hat? » · » 22. David aber sprachzWas hab ich mit euch zu schaffen, ihr Kinder Zeruia [Kap. 16, 10]-»daß ihr mir heute wollt zum Satan werden Izu Wider: sachern, die mich zu bösem Thun verleiten] ? Sollte heute [als an einem Tage, an welchem der HErr seinem Gesalbten Heil gegeben 1. Sam. 11, 13] jemand sterben in Israel? Meinest du, ikh wisse sbedächtej nicht, daß ich heute ein König bin wor- den über Israel [noch einmal meinen Regierungs- antritt feiere, da das Königreich auf immer für mich verloren gewesen wäre, wenn Gott nicht aus Gnaden mir wieder dazu verholfen hätte]? 23. Und der König sprach zu Simei: Du sollst nicht sterben. Und der König schwur ihm sbekräftigte ihm solche Zusage der Begnadigung mit einem Eide]. Aus dem Auftrage, den David aus seinem Sterbe- bett in Beziehung auf Simei dem Salomo ertheilt (1. Kön. 2, 8 f.), darf man nicht rückwärts schließen, daß er dein Lästerer hier in unserer Geschichte« nur mit halbem, nicht von ganzem Herzen verziehen habe, und in seinem Verhalten ein abermaliges Zeichen seiner Schiväche erblicken wollen, wie von manchen geschieht. An unsrer Stelle redet David ganz aufrichtig aus sei- nem arglosen und versöhnlichen Herzen, und was er sagt, ist »ein schönes Zeugnis; von dem Geiste, der in ihm war und ihn zu einem Vorläufer des Heiligen des neuen Bundes niachte.« Wie wenig aber Simei der widerfahrenen Vegnadigung würdig war, wie sehr er nur durch erheuchelte Reue sie sich erschlicheii hatte, das erkannte David erst später aus dessen weiterem Verhal- ten; sollte die Ueberschrift zu Psalm? auf ihn zu be- ziehen sein sAnnn zu Kap. 16, 13), so wäre die Be- zeichnung «Mohr« in dein Sinne, wie Luther sie ge- deutet hat (»er heißt ihn einen Mohren seiner unver- schämten Sitten halber, als an dem nichts Gutes und Rechtschaffenes war, wie wir denn gemeiniglich einen Bösewicht und falschen Menschen schwarz nennen-O, ein geschichtliches Zeugnis; von dieser nachmals dem David aus Erfahrung gewordenen Erkenntniß Die einmal ausgesprochene Begnadigung nun widerrufen konnte er um so weniger, als er diirch einen Eid dem Simei Ver- schonung zugesagt hatte; wohl aber sah er voraus, daß seinem Sohn nnd Nachfolger durch Gottes Fiigung der diejenigen, die sich nicht bekehren wollen, zuletzt zu fin- den weiß (Ps. 7, 12 ff.), eine geeignete Gelegenheit in die Hände kommen würde, dem ,,alten Hochverräther« den verdienten Lohn zu geben. Und die Gelegenheit ist auch gekommen in jenem verhängnisivollen Vergessen des ihm auferlegten Stadtbannes (1. 2, 36 ff.), das den gottverlassenen und seiner Leidenschaft blindlings folgenden Mann besiel und auch den letzten von denen, die einst gegen David sich schwer vergangen hatten, der Strafgerechtigkeit preisgab. 24. Mephiboseth der Sohn [Enkel] Saul sdem David einst um seines Vaters Jonathan willen besondere Gunst erzeigt Kap. s, 1 ff., den Ziba aber neuerdings so arg bei ihm verleumdet hatte Kap. 16, I ff.], kam auch» svon Jerusalem nach dem Jordan] herab dem Konige entgegen. Und er hatte [zum deutlichen Beweis seiner tiefen Trauer über David’s, seines Wohlthäters, Unglück] seine Fuße, DächfePs Bibelwerh Simers Begnadigung 401 noch seinen Bart nicht gereiniget kwörtlichx nicht gemacht oder in die richtige Verfassung gebracht, d. h. die Füße nicht gereinigt und den Bart nicht geordnet] und seine Kleider nicht gewaschen [5. Mose 14, 2 Auen] von dem Tage an, da der König [beim Ausdruck) der Ernpörung] weggegangen war [von Jerusalem Kap. 15, 13 ff.], bis an den Tag [von dem hier die Rede istL da er mttFrie- den lwieder dahin zurück] kam [und zeigte sich jetzt absichtlich noch in seinem Traueraufzuge, um die Verleumdung seines treulosen Knechts thatsächlich zu widerlegeii]. 25. Da er nun gen Jerusalem kam swohl rich- tiger: Da nun Jerusalem, d. h. eine Depu- tation der Hauptstadt, herbeikam], dem Könige zu begegnen [und ihm noch jenseit des Jordan zu seiner Rückkehr in ihre Mauern Glück zu wünschen] sprach der König sseinem einmal gefaßten und durch Ziba noch versiärkten Argwohn gemäß] zu ihm [dem Mephiboseth, der sich der Deputation angeschlossen hatte]: Warum bist du Damals, als ich die Stadt verließ] nicht mit mit gezogen, Me- phiboseth [wie das alle die gethan haben, die treu zu mir hielten]? 26. Und er sprach: Mein Herr König, mein Knecht [Ziba] hat mich betrogen [treulos im Stich gelassen] Denn dein Knecht gedachte san dem Tage, da du von Jerusalem weggingstL ich will sinke] einen Esel satteln, und darauf reiten, und zum Könige ziehen [daß ich auf seinem Wege ihn begleite. Nun aber hat jener mein Knecht die beiden Esel mit dem Mundvorrath mir nicht ge- bracht, wie ich ihm befohlen hatte, und es niir dadurch unmöglich gemacht, mein Vorhaben aus- zuführen]; denn dein Knecht ist [ja an beiden Fü- ßen] lahm [Kap. 4, 4; 9, 3 und konnte zu Fuß dir nicht folgen]. 27. Dazu hat er [wie ich wohl erfahren habe, mich] deinen Knecht angegeben vor [dir] meinem Herrn Könige [als ob ich nach der Krone getrach- tet hätte und deshalb in Jerusalem zurückgeblieben wäre, und durch solche erlogene Angaben dich be- wogen, daß du ihm meine Güter zu eigen gege- be« Kap. 16- 1 ff«J— Aber mein Herr König ist wie ein Engel Gottes smit so hoher Weisheit be- gabt Kap. 14, 17., daß er Wahres und Falsches leicht unterscheiden und keine Ungerechtigkeit be- gehen kann, daher mir nicht gebührt, gegen das über mich gefprochene Urtheil irgend einen Ein- sprach erheben zu wollen]; thue [also], was dir wohl gefcillt sich füge mich ganz in deinen Willen, da ich von Haus aus gar keinen Rechtsanspruch an irgend eine Gnadenwohlthat zu machen habe]. 28. Denn alle meines Vaters Haus ist nichts gewesen, denn Leute des Todes, vor meinem Herrn Könige [du hättest uns, die wir dem Hause Saul angehören, alle können bei deinem Regierungs- aus. 1. 2. 26 402 2. Samuelis 19, 29——43. 20, i. 2. antritt tödten lassen]; so hast du snicht allein das nicht gethan, was an sich selbst schon eine große Gnade von dir ist, sondern hast sogar den letzten Sprößling jenes Hauses, InichJ deinen Knecht ge- setzt unter die, so auf deinem Tisch essen swillst du denn diese Gnade Kap. s, 7. II. 13 auch ferner mir gewähren, so geschieht mir ja Außer- ordentlichee]. Was hab ich weiter Gerechtigkeit, oder weiter zu schreien an den König sdaß ich auch die Wiedereinsetzung in den Besitz der bereits einem Andern zugesprochenen Güter von ihm verlangen sollte]«t 29. Der König [der seine Uebereiluiig, die er damals begangen, als er dem Ziba so ohne Wei- teres Glauben schenkte und ihn mit den Gütern seines Herrn belehnte, wohl fühlte, jedoch sich nicht die Blöße geben wollte, den einmal gefüllten Urtheilsspruch wieder rückgängig zu machen] sprach [mit einem gewissen Unwillen, weil die Sache ihm peinlich war] zn ihm: Was redest du noch weiter von deinem Dinge? Ich habe es gesagt sgieiche meinen ersten und meinen zweiten Ausspruch, Kuh. 9, 7 ff. und 16, 4., jetzt dadurch aus, daß ich bestimme]: Du und Ziba iheilet den Acker mit einander lindern ein jeder von euch zur Hälfte ihn in Besitz nimmt] 30. Mephiboseth [weil ihm nicht sowohl daran lag, wieder zu seinem Besitzthum zu gelangen, als vielmehr David von seiner Unschuld zu überzeugen und dessen fernere Gnade sich zu sichern] sprach zum Könige: Er lsibaj nehme es auch gar dahin [ich bin auch ohne Acker ganz zufriedengestelli], nachdem mein Herr König mit Frieden swiederj heim kommen ist sin sein Haus und Königreich] Das sind edle Gciniithciy die Verleumdiingen nnd einen unrechtmäßigeii Raub der zeitlichen Lsjütcr mit Ge- lassenheit ertragen können. (Starke.) Unterthanen sollen die Unbilligkeit, die ihnen von ihrer Obrigkeit zugefügt wird, demüthig und geduldig ertragen. (Osiander.) It. Und Barsillah der Gileaditer, kam herab von Roglim swar von diesem seinem Wohnort im Osijordaiilande ebenfalls herabgekommen nach der Jordan-Niederut1gl- nnd fiihrete den König über den Jordan [saß bei ihm während der Ueberfahrt über den Jordan], daß er ihn im Jordan geleitete [ihm das Stück Wegs bis an das jenseitige Ufer des Flusses das Geleit gäbe, dann aber wollte er wieder in seine Heimatb zurückkehren] 32. Und Varsillai war fast alt, wohl achtzig Jahr; der hatte den König smit Beiwerk, Lebens: mitteln und andern Bedürfnisseii Kuh. 17, 27 ff] dersorget, weil während] er zu Mahanaim war, denn er war ein sehr trefflicher sreicher oder wohl- siehender] Mann. 33. Und der König spktlch swährend der Ueber- fahrt] zu Varsillai: Du sollst mit mir hiuüberziehen snach meiner Hauptstadt], ich will dich versorgen bei mir zu Jerusalem. sit. Aber Barsillai sprach zum Könige: Was ist’s noch, daß ich zu leben habe, daß ich mit dem Könige sollte hinauf gen Jerusalem ziehen? 35. Ich bin heute sieht] achtzig Jahr alt. Wie sollt ich kennen, nias gut oder böse ist sfiir die Freuden und Annehmlichkeiten des Hoflebens noch einen Sinn haben], oder schmecken, was ich esse oder trinke, oder hören, was die Sänger oder Sängerinnen singen? Warum sollte dein Knecht meinen Herrn König fürder beschweren? sJch habe nichts von den Genüssen der Tafel und den Ergötzlichkeiten der Mußt, wohl aber würde der König mit mir altem Manne viel Last und Ve- schwerde haben] 36. Dein Knecht solt ein wenig gehen mit dem Könige über den Jordan snur auf kurze Zeit würde dein Knecht mit dem Könige über den Jordan gehen, wenn er zu ihm nach Jerusalem ühersiedeln wollte, da ja sein Tod ihm nahe genug bevorsteht] Warum sauch] tvill mir der König lfür die geringen Dienste, die ich ihm habe leisten dürfen] eine solche Vergeltung thun? sSie sind mir eine Ehre und Freude gewesen und einer so großen Belohnung gar nicht erst werth.] 37. Laß deinen Knecht swenn ich dir bis über den Jordan hinüber das Geleit gegeben habe] einrichten, daß ich sterbe in uieiiter Stadt, fund] bei meines Vaters und meiner ElJiutter Grab smeine letzte Rithesiätte Ende] Siehe, da ist dein Knecht smein Sohn l. Kön. Z, 71 Cbinieham, den laß mit meinem Herrn Könige hinüberziehem und thue ihm, was dir wohl grfcilli swenn es denn durch- aus so sein muß, daß du meinem Hause Gutes erzeigen] 38. Der König sprach: sEs sei so, wie du ge- sagt hati!] Chtmehain soll san deiner Statt] mit mir htniiberzieheii suacti Jerusalem], und ich will ihm thun, was dir wohl gefiillt swooon ich irgend denken kann, daß es dir lieb und eine Freude sein möchte]; auch alles, was du an mir erwählest Ue in den Fall korninen solliest, für dich selbst von mir zu begehren] will ich dir thun. so. Und da alles Volk über den Jordan war gegangen sübergesetztL und der? König auch, küssete der König szum Lihschied Ruth 1, I] den Bak- fillai, und [er, BarsilIaiJ segnete ihn sden Königjz und er kehrte wieder au seinen Ort sgen Roglim]. Soll ich auf dieser Welt irein Lieben höher bringen, durch manchen sauern Tritt hindurch iii’e Alter dringen, so gieb Geduld; vor Siind lind Sihiinden niicb bewahr, das; ich init Ehren trag all nteine grauen Haar. —- Lafz mich an ineinem End ans Christi Tod cibscheiden; die Seele nimm zu dir hinauf zu deinen Freuden, dem Leib ein Rituinlein gönn bei seiner Eltern Grab, auf daß er seine Ruh an ihrer Seite hab. (O Gott, du frommer Gott — V. S· 7.) XI« V. »so-than. Eh, Z. In Gtlgah am westlichen hist: des Jordan, wo inzwifchrit auch Abgesandte der übrigen Stämme sitt) eingefunden haben, liouiuit es zwisrhen diesen Mephiboseths Begegnung mit David. Barsillaks Geleit. Streit Judcks mit den 10 Stimmen. 403 und den Deputirten der« Stammes Juba zu einem heftigen Wortweehfrldarübey daß lehtere, ohne die andern Stämme von ihrem Vorhaben zu benachrichtigen und sie zur Theil— nahm: einzuladen, die Znriiuilsoluctg des Ibiöctigo allein zur Ausführung gebracht und so diesen gleichsam gestohlen haben. Juba, statt auf gebsihrendc Jlrt den Streit bei- zulegen, wird immer verletzender in seinen Zlcußeruiigenz und so traun ein uichtgwiirdiger Mensch vom Stamme tsenjamim ein gewisser Sehn, der Sohn Lichts, es wagen, öffentlich zum Abfall von: Haufe Davids aufzufordern, ohne daß die Männer Israel ihn: wehren, vielmehr fallen diese wirklich von David ab und lassen die Männer Zluda allein mit ihrem König, der bei seiner Rückkehr nach Jerusalem zuerst hehr angelegen sein läßt, das von Ab— falom rnit den zehn Kebgweibern augerirhtete Zlergerniß zu befestigen. 40. Und der König zog [oom westlichen Ufer des Jordan aus] hinüber gen Gilgal [V. 15], und Ehimeham sBarsillaits Sohn V. 37 f.] zog mit ihm. Und alles Volk Juda svertreten durch seine StammeSältestenJ hatte den König hjnnber gefuhret [auf der Ueberfahrt begleitet]- bber des Volks Israel [de»s Volks von den übrigen Stämmen] war nur die Halfte da sanßer den 1000 Mann von Venjamim die Simei mit sich gebracht V. 16 f., noch einige andere Vertreter der in der Nähe woh- nenden Stämme]. 41. Und stehe, da sals er in Gilgal anlangte] kamen alle Männer Israel [die Vertreter auch der übrigen Stämme, welche sich erst nach jenen ein- gefunden hatten] zum Könige, und sprachen zu ihm: Warum haben dich unsere Bruder, die Manner JUda, gestohlen luns kein Wort davon gesagt, daß sie dich abholen wollten], und haben den König und sein Hans sheimlicih ohne unser Vorwissen] uber den Jordan gekobert, und alle Manner David-s mit ihm [die bei ihm in Mahanaim gewesen, da es sich doch gebührt hätte, uns ebenfalls zur Theil: nahme an dieser feierlichen Einholung aufzufordern, damit wir uns zur rechten Zeit hätten einfinden können]? 42. Da antworteten die sMännerJ von Juda denen von Israel: Der Komg gehoret uns nahe zu [steht zu uns in einem besonders nahen Ver- h»äItniß, da er» aus unserm Stamme ist], was zuruet ihr [also] darum sdaß wir uns beeilt haben, ihn wieder zu uns ingseine Hauptstadt zu holen]? Meinet ihr, das; wir sei; aus gemeinem Eigennutz gethan, weil wir] von dem Könige Nahrung oder Geschenke empfangen haben sebetiso von unsrer Sturmv- verwandtschaft mit ihm einen Vortheil zögen, wie einst, als Saul noch König war, die Beitialniniten besonderer Vortheile von ihrer Stammvertvandischaft mit diesem sich zu erfreuen hatten 1. Sam. 22, 7]? 43. So antworteten dann die von Israel denen von Jnda sdurch deren Rede: »Der König» gehöret uns nahe zu« gereizt], und sprachen: Wir haben sinsofern wir zehn Stämme ausmachen] zehnmal mehr bei dem Könige, dazu auch bei David, denn ihr [die ihr nur Ein Stamm seid oder höchstens zwei, wenn Simeon mitgezählt wird]. Warum hast du [Juda] mich [die andern Stämme] denn so gering gerichtet, daß das Unsere nicht das erste gelvesen ist [ihr so gar keine Rücksicht daraus ge- nommen habt, wie ja von uns die erste Anregung dazu ausgegangen ist V. 9 f.], unsern König zu holen? Aber die von Juba stießen das alles nicht gelten, sondern] redeten härter, denn die von Js- rael swurden in ihrer Gegenrede immer ausfälliger gegen die andern Stämme] Das 20. Kapitel. sehn, der Uufrühreez kriegt seinen Lohn. 1. Und es war daselbst sbei denen- die sich von Seiten der zehn Stämme in Gilgal eigesunden hatten, den König daselbst in Empfang zu nehmen und nach Jerusalem zurück zu geleiten Kap. 19, 41., o o n o h n g e f ä h r] ein (bertihmter") heilloser Mann E1«S(IM« Es, 17» 25]- der hieß Seba, ein Sohn Bichri, eines Mannes von Jemini sein Benja- minit, und also von Haus aus ein Anhänger des Saukschen Hauses und Feind des Davidischen Königthums]; der blies sals die Männer von Juda immer heftiger wurden in ihren Ausfällen gegen die übrigen Stämme Kap. 19, 431 die Posaune, und sprach: Wir haben kein Theil an David, noch Erbe am Sohne Jsai shaben mit die- sem Königs-hause ferner tiichts mehr zu schaffens Ein jeglicher hebe sich zu feiner Hütte, o Israel sbegebe sich, um dem Streit mit Juda für immer ein Ende zu machen, nach Hause, daß wir dort einen eigenen König uns erwählen]! «) Luther hat, abweichend von der Vulgata und Scptuagintm das hehr. OF; als Njplx von NJE (rusen) aufgefaßt und so die Bedeutung »berühmt« heraus- gebracht, indem er dann über den Sinn dieser Bezeich- nung des Seba sich in der Randglosse also erklärt: »Einer von den großen Hausen, vom hohen Adel, der großen Anhang im Volk und ein Ansehen oder Namen hatte, wie Catilina zu Rom-« Das Wort ist aber viel- mehr von II; = HJH (begeguen, betreffen) herzuleiten nndznübersetzem es warzufälligwon ohngefähr (Kap. 1,6)· Z. Da fiel von David [dem Aufrufe zur Los- reißung von dessen Königthum williges Gehör schenkend] jedermann in Israel, nnd folgten Seba, dem Sohn Bichri shinauf aufs Gebirge Ephraim, wohin dieser von Gilgal aus sich wendete] Aber die Männer Juda hingen an ihrem Könige kund gaben ihm weiter das Geleit], Vom Jordan an bis gen Jerusalem. Ueber schlangenartige, heimtückische und verleumderische Widersacher, die sich zum Kriege gegen ihn rüsten und die er znletzt in ofsener Feldschlacht wird bekämpfen müssen, klagt David im 140. Psalm; wir zweifeln nicht, daß derselbe derjenigen Zeit, da Sebcrs Aufruhr das Davi- discheKönigthum von Neuem in Frage fiellte, seineEnt- stehung verdankt. 267 404 2. Samuelis 20, 3—-19. s. Da aber der König David heim kam gen Jerusalem [und wieder seinen Palast auf dem Berge Zion bezog] nahm er die zehn Kebswcibeh die er sbei seiner Flucht Kap. 15, 16] hatte ge- lassen, das Haus zu bewahren sund die dann Absalom auf Anrathen Ahitophel? hatte befchlafen vor den Augen des ganzen Jsrael Kap. 16, 20 ff.], und that sie [um ebenso alles Aergerniß Z. Mose 18, 15 öffentlich abzuschneiden, wie sein Sohn öffentlich Aergerniß angerichtet hatte Z. Mose 18, 8] in ein Verwahrsam, und versorgte sie smit dem nöthigen, ihrem Stande gemäßen Unterhalt], aber er beschlief sie nicht. Und sie waren also ver- sehlossen bis an ihren Tod, und lebten als Witwen. XII— U. 4——22. Hierauf schreitet Idanid dazu, die von Seba angezettelte nimpörung zu dumpfen. Er beauf- tragt damit den Jlmasa, um ihm die gegebene Zusage zu erfüllen, muß aber, da dieser nichts zu Stande bringt, mittelbar wieder zu Joab seine linftucht nehmen, indem er an dessen Bruder Iibisai sich wendet. Es kommt jetzt wirklich zu einem Auszug deg stehenden Heeres und der königlichen Eeibwache wider den Ziufriihren Da stellt denn nach, als die Sehaar bis nach Gibeoii vorgeriirlet ist, Zimasa mit denen, die er hat zusammenbringen leiins nen, net) ein; Joab jedoeh,.der gemaltthätigu heimtiicliischz eifersiiciilige Mann, sticht ihn menchliiigs nieder und stellt sieh an die Spitze des Herren. Mit diesem dnrklizieht er die nördlichen Stämme nnd erreicht endlich die Stadt 2tbel-geth-utiaaeha, in welche Seba mit seinen: Anhang sieh geworfen hat. Gin tkluges Weib daselbst weiß die nirsliirmnng der Stadt, für welche schon alles fertig ge— macht ist, abzuwenden, indem sie ihre jilitbürger über- redet, den ubgeschlagenen Kopf des Jiufrsihrers iiber die Mauer zu Joab zu werfen, worauf dieser mit Frieden abzieht. 4. Und der König sindem er nach diesem ersten Schritt seiner neuen Regierung sofort darauf Be- dacht nahm, die von Seba angestiftete Empörung der zehn Stämme V. 1 f. zu unterdrücken] sprach zu Amasa [dem er ja die Zusage gemachy ihn an Stelle des Joab an die Spitze feines Kriegsheeres zu setzen Kuh. 19, 13]: Berufe mir alle sit-kege- tiichtigenj Männer in Iuda auf den dritten Tag sdaß sie da bereit seien, von Jerusalem aus in den Streit zu ziehen wider die Aufriihrer]; und du sollst san diesem Tage] anch hie stehen sum meine Aufträge in Empfang zu nehmen]. Z. Und Amasa ging hin, Juda zu berufen; aber er verzog die Zeit, die er sder König] ihm bestimmt hatte [oermuthlich weil die Männer in Juda ihn nicht als Feldhauptmann anerkannten und seinem Rufe nicht Folge leisieten]. S. Da sprach David [der nicht unmittelbar zu Joab selbstseine Zuflucht nehmen wollte] zu sdessen Bruder] Abisai swomit er aber im Grunde doch den Joab wieder in seine Dienste zog]: Nun wird uns Seba, der Sohn Bichri, mehr Leides [Scha- den] thun denn Absalon: swerm wir noch länger zögern wollten, wider ihn einzuschreiten]. Nimm du die Knechte deines Herrn [mein stehendes Heer sammt der königlichen Leibwache], nnd jage ihm nach, daß er nicht etwa für sieh feste Städte finde [in welchen er mit seinen Anhängern sich festsetzen kann], und entrinne aus unsern Augen ses uns so unmöglich rnache, daß wir seiner uns be- mächtigen] 7. Da zogen aus, ihm [dem AbisaEJ nach, die Männer Joab sdas von Joab befehligte Corps], dazu die Crethi und Plethi [die Schaar der könig- lichen Leibwächters und alle Starken [die 600 Veteraiien Katz. 15, 18 Auen] Sie zogen aber aus von Jerusalem, nachzujagen Seba, dem Sohn Viehe-i. 8. Da sie aber [jenseit Jerusalem nordwestlich sich hinüber wendend nach dem Gebirge Ephraim] bei dem großen Stein waren zu Gibeou [Richt. 19, 13 Auen. Nr. 6], kam Amasa [mit dem Kriegsoolh das er, da er in Juda nichts aus- gerichtet V. 5., im Nachbarstämme Bensamin zu- sammengebracht hatte] vor ihnen her [ihnen ent- gegen; denn er war eben auf dem Marsche nach Jerusalem begriffen, um dem Befehle David’s V. 4 nachzukommens Joab aber war gegiirtet iiber seinem Kleide, das er anhatte strug über seinem Kleide noch einen besonderen Waffenrock 1 Sam. 17,» 38; 18, 4], und hatte darüber ein Schwert gegnrtet, das hing an seiner Hufte in der Scheide, das ging gerne fmit leichter Mühe] ails Und eilt« sdaher Joab, als er vortrah anscheinend um den Amasa zu bewillkommnem es durch eine un- bemerkte Handbeivekzuiig eine Strecke vor sich hin aus der Scheide schleudern konnte, als wäre es ihm untiersehens daraus entfallen]. V) Die Worte des Grundtextes können das nicht be« deuten, was hier Luther im Anschlusz an die Vulgata geschrieben hat; sondern sie besagen das, was wir in dem Erklärungssatz weiter ausgeführt haben: und da er (Joab) l)ervortrat, ging es (das Schwert, wie zufällig) heraus sans der an dem Wehrgehäng befestig- ten Scheide). Dennoch können wir Luthers Worte unangefochten stehen lassen, da sie dazu dienen, die vom Grundtext so kurz zusammengefaßten einzelnen Umstände näher zu erläutern. 9. Und Joab sprach zu Amasa sals er ihm jetzt dicht gegenüber stand]: Friede mit dir [ge- nauer: Es gehet dir doch wohl?], mein Bruder! Und Joab fassete swie das noch jetzt im Morgenlande bei gegenseitigen freundschaftlichen Begrüßiiiigen der Männer Sitte ist] mit seiner rechten Hand Amasa bei dem Bart, daß er ihn kiissete snachdern er eben mit der linken Hand das am Boden liegende Schwert aufgehoben hatte]. 10. Und Amasa [in seiner Arglosigkeit die freundschaftliche Begrüßung erwiedernd] hatte nicht Acht auf das Schwert in der stinken] Hand Joab-s; und er [der heimtiickische Joab] statt) ihn sden Amasa, der sich dessen so gar nicht versah] damit in den Wanst [Unterleib], daß [indem er nieder- sank] seia Eingeweide sich auf die Erde schritten, Seba’s Aufruhr. Amasa, von David zum Feldhauptmann bestimmt, wird von Joab ermorden 405 und [Joab] gab ihm keinen Stich mehr lso tödtlich hatte er gleich seinen ersten Stoß geführt 1. Sam. 26, 8], Und er [Amasa] starb [blieb auf der Stelle todt liegen.] Joab aber und sein Bruder Abisai [ohne sich weiter um den Ermordeten zu bekiimmern] jagten nach Seba, dem Sohn Bichrt 11. Und es trat einer von den Knaben [Knap- pen oder Wassenträgern] Joab neben ihn, und sprach: Trog, und mache sich einer an Joab, und thue sich bei David nach Joab [versuch es einer, sich mit Joab in einen Rangstreit einzulassen und der Nächste sein zu wollen bei David, welche Stelle allein dem Joab gebührt, dem wird’s ergehen wie diesem Amafa]! Die meisten Erklärer fassen mit Josephus und der Septuaginta diese Worte als eine Aufforderung an die mit Amasa herbeigekonimencii Heerhaufem stch, wenn sie es mit der Sache des Königs gut meinten, an Joab anzuschließen, indem sie übersetzen: Wer ist, der zu Joab Lust hat (nicht lieber Ihn, als einen so treulosen Verräther, wie diesen Amasa, der vormals selbst auf Seiten der Rebellen gestanden Kaki. 17, 25., zum Oberfeldherrn bätte)? und wer, der für David ist (im Ernste will, daß Davids Sache wider Seba’s Auf- ruhr den Sieg davontragefs Der ziehe hinter Joab her (denn der allein ist im Stande, zum Siege zu füh- ren). Man nehme nun die Worte, wie man wolle, in beiden Fällen zeigen sie an, wie Joab sich selber bei dem Kriegsvolke zum Fcldobersten wieder aufdrängt und nach- her durch seine dem David geleisteten Dienste auch diesen nöthigt, ihn als solchen beizubehalten. 12. Amasa aber lag in Blut gewälzeh mitten auf der Straße. Da aber einer kgenauerx der Mann, d. i. jener Knappe Joab’s, der neben die Leiche getreten war V. il] sahe, daß alles Volk da stehen blieb [das blutige Schauspiel sich zu be- trachten] wendete er Amasa von der Straße strit- wärtsj auf den Acker, und warf Kleider auf ihn, weil er sahe, daß, wer an ihn kam, stehen blieb [und dadurch die Verfolgung Seba’s in’s Stocken gerieth]. 13. Da er nun aus der Straße gethan war, folgte jedermann sauch das von Amasa selbst her- beigestthrte Kriegsvolk V. 8] Joab nach, Seba, dem Sohn Vichri, nachzujagen 14. Und er [Joab] zog durch alle Stämme Israel sdurch Ephraim, LNanasse und Jsaschar, Sebulon, Naphthali, tiördlich hinauf], gen Abel [nordwestlich vom Merom-See, in 2. Chron. 16, 4 Abel-Maini genannt], und Beth-Maacha [dicht- neben Abel gelegen —- daher beide Orte auch oft zu Einem verbunden werden unter dem Namen Abel-Beth-Maiåcha 1. Köln. 15, 20; 2. K. 15, 29], und ganz Habetim [eine nicht näher bekannte Land- fchaft jener Gegend]; Und sie [die kriegsfähigen Männer der verschiedenen Stämme, durch deren Gebiet er zog] versammelten sich, und folgten ihm sbis gen Abel und Beth-Maacha, wohin Seba mit seinen Anhängern sich geworfen hatte] nach, 15. Und kamen, und belegten ihn sbelagerten ihn, den Seba] zu Abel und Beth-Maacha, und schütteten einen Schutt swarfen einen Wall auf] um die Stadt, nnd traten an die Mauer sfülleten damit den um die Stadtmauer sich herumziehen- den Festungsgraben aus, so daß sie nun dicht unter der Mauer standen], nnd alles Volk, das mit Joab war, siürmete und wollte die Mauer nieder- werfen sum dann in die Stadt einzudringen] Der Name Abel bedeutet: Aue, Grasplatz, und kommt derselbe in den Biichern des alten Testaments vor: l) von dem hier genannten Abel-Beth-Maacha; 2) von Abel-Mehola, in der Jordawdiiederung zwei deutsche Meilen füdlich von Bethfean gelegen, Heimath des Propheten Elisa (1. Kötn 19, 16), in Nicht. 7, 22 von Luther: «Breite«-Ntehola, und in 1.Kdn.4, 12: »Plan« -Mehola übersetztz 3)von AbelsSittim (d. i. Akaziens Aue, Luther: »Breite« Sittiin), im Gesilde Moab, der letzten Station der Kinder Israel aus ihrem Zuge aus Egypten (4. Mos. 33, 49); 4) von AbelsKeramim (Plan der Weinberge Nicht. 11, II) an der Westgrenze des Animoniterlandes; 5) von AbelJMizraim (Luther: »Der Egbpter Klage« 1· Mos. 50, 11), bei der Tenne Atad am östlichen Ufer des Jordan. Wenn in letzterer Stelle die Bezeichnung Abel (Ane, Platz) anspielt auf das damit ziemlich gleichklingende Wort Ebel (Trauer, Klage) so findet sich in 1. Sam. 6, 18 eine ähnliche Anspielung zwischen Eben (der Stein) und Ebel oder Abel sdie Traum; doch ist hier kein eigentlicher Ort, sondern nur eine Stätte bei Veihsernes gemeint. 16. Da sim Augenblick der höchsten Gefahr für die belagerten Einwohner von Abel] rief eine weise Frau aus der Stadt [die sich noch zur rechten Zeit in’s Mittel schlug, von der Mauer herab]: Horn, horet! Sprechet zti Joab, daß er hie san die Mauer] herzu komme; ich will mit ihm reden. 17. Und da er zu ihr kam, sprach die Frau [die ihn von Person nicht kannte]: Bist du Joab? Er sprachz Ja. Sie sprach zu ihm: Höre die Rede deiner Magd sdenn ich habe dir etwas Wich- tiges vorzutragen] Er sprach: Jch höre [sage nur an, was du von mir willst]. 18.. Sie sprach: Vorzeiteu sprach man lgab es im ganzen Lande in Beziehung auf unsre Stadt, die durch die Weisheit ihrer Bewohner allgemein bekannt war, ein Sprichwort]: Wer fragen will sguten Rath in einer schwierigen Lebenslage braucht] der frage zu Abel [dort wird ihm schon der rechte Bescheid gegeben werdenjz und so ging’s wohl aus [wer dem ihm gegebenen Rathe folgte, der crreichte auch, was ei: wollte. Darum hättest du, Joab, gut gehandelt, du hättest auch bei uns erst ungefragt, ob du zur Be- lagerung unsrer Stadt schreiten solltest oder nicht, statt das Werk ohne Weiteres zu unternehmen, zumal das Gesetz 5. Mos. 20, 10 ff. ein solches Verfahren ausdrück- lich vorschreibt]. 19. [Bei dieser unserer Stadt aber wäre es ganz besonders am Orte gewesen, dies Verfahren einzuhalten] Jeh [Abel-Beth-Maacha] bin eine von den sriedsanien und treuen Städten in Israel [als die ich nie mit Empörern und Unruhstiftern zu schassen gehabt habe]; und du willst die Stadt 406 tödten [vernichten], und fzwar eine solche] die feine] Mutter in Israel [eine von den bedeutenden Städten im Lande ist]? Warum willst du das Erbiheil des HErrn verschlingen feinen Ort zu Grunde richten, der mit zum Erbtheil Gottes gehört, zu dem Lande, das der HErr zu seinem Eigenthum sich erwählt hats? 20. Joab antwortete, nndfprach: Das sei ferne von mir, daß ich verschlingen und verderben sollte smein Absehen darauf gerichtet hätte, eure Stadt unter allen Umständen zu oerderben]! Es hat fieh nicht also [wie du mir schuld giebst]. 21. Sondern ein Mann vom Gebirge Ephraim [aus demjenigen Theile des Stammgebietes Ben- jamin V. 1., bis zu welchem das Gebirge Ephraim ftch erstteckt l. Saat. 1- 1], mit Namen Sehn, der Sohn Viel-ei, hat sich empöret wider den König David fund seiner mich zu bemächtigen, das ist’s, worauf es mir ankommts Gebet denfelbigen her allein [liefert ihn mir aus, weiter verlange ich nichts], so will ich von der Stadt ziehen sohne sie irgendwie anzutafteiis Die Frau sprach zu Joab: Siehe, sein Haupt soll zu dir über die Mauer geworfen werden. 22. Und die Frau kam hinein zu allem Volk mit ihrer Weisheit fwußte die Bürgerschaft ihrer Stadt mit eben solcher Klugheit und Beredsamkeit zur Auslieferung des Empörers zu bereden, mit welcher sie vorher mit Joab unterhandelt hatte]. Und sie hieben Seba, dem Sohn Bichri, den Kopf ab, und warfen ihn süber die Mauer] zu Saat. Da blies er fzum Zeichen für seine Leute, daß sie von weiteren Unternehmungen gegen Abel abstehen sollten] die Posaune, und sie sdie sich auf dem Zuge durch die Stämme Ephrainn Nianafse u. f. w. im angefchlossen hatten V. 141 zerstreneten sich von der Stadt, ein jeglicher in feine Hütte. Joab aber kam [mit dem eigentlichen Kriegsvolk V. 7] wieder gen Jerusalem zum Könige lund erstattete ihm Be- richt von der gliicklichen Bewältigung des Auf: standes]. XII. U. 23-26. seht, wo Davids slliöuigthuiii nach dem schwerer: Stoß, den es gegen Ende des dritten vier— tcls seines Bestehens erlitten, von treuen: aufgerichtet und so zu sagen aus den: Grabe wieder erstanden ist, folgt in Wiederaufnahme des am Schlusfe der ersten Hälfte seine: iiegierungszeit in Kuh. Z, 16 ff. mitgetheilte-n Ver· zeichnisses der obersten Reime-brauten« die ihm bluteten, ein anderes. Es ist in der Hanplsaihe mit dem ersten übereinstimmend, nur daß es nach der einen Seite hiu ein neues Jimt beibringt, das früher noch nicht vorhan- den war, das eines Oberaussehees über die königlichen Frohnarbeiler W. Als, während es auf der andern Seite für ein schon bestehendes Jlmt eine andere person nam- haft macht an Stelle derer, die früher dasselbe bekleideten, in den Greignissen der letzten Zeit aber ihren Tod ge— gefunden hatten w. 26). 23. Joab aber war swährend der ferneren Regierungszeit Davids wieder, wie vormals Kuh. 8, 2. Samuelis 20, 20——26. 21, 1-—5. 16 ff] über das ganze Heer Israel [da es David nicht hatte gelingen wollen, ihn feiner Stelle zu entsetzens Bergen, der Sohn Jojada, war über die Creihi und Pleihi [Anführer der königlichen Leibwächters 24. Adoram foder Adoniram, auch Hadoram genannt, Sohn des Abda I. Kön. 4, S; 12, 18; 2. Chron l0, 18] war Rentmeister [Oberaufseher über die königlichen Frohnarbeiter I. Kön. s, 13 f. Anna» ein Amt, das früher noch nichibestanden hatte]. Josaphat, der Sohn Ahiluiy war Kanzler sder alles, was um den König vorging, aufzuzeiehnery ihm von allen Vorfällen im Reiche Bericht zu geben und feine Befehle mit zu unterzeichnen hatte]. 25. Sei« lodsr Strafe] war Schreiber fis-Staats- secretärs Zadok und Abjathar waren Priester sder eine das Amt bei der Stiftshütte zu Gibeon ver- waltend, der andere den Dienst bei der Bundes- lade auf Zion verfehend]. 26. Dazu war Im, der Jairiter ssonst un- bekannt], Davids Priester sgeheimer Rath, da die ältesten Söhne des Königs, welche früher diese Stelle eingenommen hatten Kuh. 8, 18, nicht mehr am Leben waren]. Das 21. Kapitel. David mehret der Theurungz erhält Siege wider die Philister. Ii d. 1——14. Ghe die drei Setzluhttapitel unsers Bachs than. 22—24) mit der Geschichte der letzten 12 Regie- rungsjalire Davids sich beschiifligeitz holt das vorliegende El. Kapitel iu seinen beiden Llbsihnitteirzwei Begebenheiten aus einer früheren Zeit traut, non welrheu die eine All. 1——14) dazu diente, das Land Israel von einer alten Blittschtiid zn reinigen, die noch von Saul her anf dem- selben lastete, die andere aber Ob. l5—22) in einigen Vorfiillen aus den verschiedenen, mit den Philisiern ge- führten yliriegen besteht und als lhalsäcljlicljer Beweis von der gnijdigeti Errettung Davids aus der Hand aller seiner Feinde den Uebergang bildet zu dem Danltliede im folgenden Kapitel. Was nun das erstere Ereigniß betrifft, so hat Saul durch seinen an den Gibeonilcn neräbteli Frevel, dessen erst hier gclcgenlliche Erwähnung geschieht, eine Seliuld auf ganz Israel gebracht, um welcher willen das stand mit einer dreijähriger: Theurutig heitngesunjl wird; nur dadurch vermag David die tlolh wieder abzuwenden, daß rr den Gtbeoniten sieben Angehörige des Hauses Sau! preis-giebt, damit sie selber das Gericht an ihnen voll— streuten. 1. Es war auch eine Thenrnng zu David-s Zeiten lbald nach den in Kuh. 10———12 erzählten Kriegsereignisfen, also etwa gleichzeitig mit dem, was in Kuh. 13 erzählt Wirt-«] drei Jahre an snachj einander; und David [um die Urfach dieser offenbaren Züchtigung womit das Land heimgesucht wurde, zu erforschen] suchte das Angesicht des HErrn [indem er znnächst mit Gebet an den HErrn sieh wendete, ihm doch den Grund seines Zorns Seba erhält seinen Lohn. Theurung wegen einer noch ungesühnteu Blutschuld Saul’s. 407 zu entdecken, darnach aber des hohepriesterlichen Orakels sich bediente, um nun auch die göttliche Antwort zu vernehmen] Und der HEcr sprach: Um Sauks willen strisst das Land diese Plage] uud um des Vluthauses willcu snämlich wegen der auf seinem Hause noch tastenden Blutschuld], daß er die Gibeoniter geiodtet [und damit den zu «Jofua’s Zeit ihnen geschworeiien Eid der Kinder Israel Jos. 9, 15. 18 ff. gebrochenl bat« is. I. Sam. 22, 19 Anm.]. «) Die Begebenheit ist darum vor die Zeit der Flucht Davids aus Jerusalem (Kap.15, 13 ff.) zu setzen, weil allem Anschein nacl) Sinici bei seiner Schmähung des Kö- nigs: »du Bluthund« (Kap.16, 7) auf dasjenige Rücksicht nimmt, was nach V. 7 ff. unsers Kapitels David zur Sühnung der Blutschuld des Hauses Saul thun mußte; wiederum aber muß sie erst nach der in Kap. 9 erzahl- ten Geschichte vorgefallen fein, weil in unserm Kapitel David um Jonathatrs nachgclasscnen Sohn, Mephi- boseth- schon weiß (V. 7), während cr in Kap.h9, 3 mit dessen Vorhandensein noch unbekannt ist. Was uns nun veranlaßt, bei der weiteren Frage, ob die Begeben- heit vor oder hinter die Kricgsereignisse in Kap.10 bis 12 zu setzen sei, für das letztere uns zu entscheiden, darüber vgl. die Aum. zu V. 14. —— «) Viele Jahre, ja Jahrzehnte waren seitdem vergangen, Saul war längst gestorben, David schon 30 Jahre König, kein Menfch dachte mehr an die Blntthan sie war im Volke vergessen: da bringt sie Gott au’s Tageslicht. Der Sünder war todt, aber seine Sünde lebte noch fort und das Land seufzete darunter. So kommt endlich alles Böse, was einer thut, an den Tag; es können Jahre darüber hingeben, es können ganze Geschlechter iuzwifchen geboren werden und ausstcrbem es kann dichtes Gras wachscn über die Misse- that, aber endlich schlägt doch die Stunde, wo die Sünde reif wird. —- Jn Vctreff der Versündignng die sich Saul damals hatte zu Schulden kommen lassen, ist, abgesehen von dem Cidbruch, auch auf seine Heuchelei zu achten, insofern er gern für einen König gelten wollte, der sireng auf den wahren Glauben hatte. Er, der sich kein Gewissen gemacht, die Amalekiter gegen Gottes Be- fehl zu verschonen, den armen David unschnldig zu ver- folgen und die Priester hinzuriclitem machte sich ein Ge- wissen daraus, die Gibeoniter leben zu lassen; gerade, wie die Pharisäer kein Bedenken hatten, Jesurn zum Tode zu verurtheilen, wohl aber in’s Richthaus des Land- sloålegsgs zu gehen, um sich nicht zu verunreinigen (Joh. Z. Da ließ der König die Gibeoniter ssoviel ihrer dem Blutbade entronnen waren] rufen, und sprach zu ihnen [das, was im folgenden V. näher berichtet werden wird] Die Gibeoniter aber sum erst diese Bemerkung zum besseren Verständniß des ganzen Zusammenhangs unsrer Begebenheit voraus- zuschickens waren nicht von den Kindern Israel, sondern ubrig von den Amoritern [den cananitischsn Stämmem die vor den Kindern Israel das Land bewohnten]; aber die Kinder Israel hatten swie in Jof. 9 erzählt wird] ihnen geschwoteu fdaß sie sollten leben bleiben], und Saul [hernachmals] suchte sie zu schlagen [gänzlich auszurotten, obwohl ihm das nicht völlig gelang] in seinem [falschen, fleischlichenj Eifer fur die Kinder Israel und Juda sals ob er gemäß dem Gesetz 5. Mos. 7, 2 keine Cananiter unter ihnen dulden dürfe, zumal an dem Ort, wohin er die Stiftshütte gebracht hatte]. 3. So sprach nun David zu den Gibeoniterm Was soll ich euch thun [um euch wegen der Un- gerechtigkeih die an euch begangen worden ist, zu- frieden zu stellen]? Und womit soll ich [diefelbige] suhnen, daß ihr ssortan nicht mehr wider Israel] das Erbtheil des HErrn [seufzet, sondern vielmehr, wie vormals, wiederum uns] segnet ssalles Gute von Gott auf uns herabwünschetTZ Aus dieser Frage erkennen wir einen zweiten Grund, warum die Landplage über Israel gekommen war: es war nicht blos die Sünde Saul’s, die er vielleicht vor 40 Jahren begangen, sondern es waren auch die Seufzer der Gibeouitcn vor Gott über Jsrael, es war auch die Lästerung des Namens Gottes, die seitdem unaufhörlich von Seiten dieser Heiden gegen das Volk des HErrn ttgefunden hatte. Solche Seufzer der Letdendeu gegen ihre Unterdriicker spielen eine bedeutende Rolle in der Weltregierung Gottes; sie find geheime Fläche, die sich fortpflanzen ganze Geschlechter und Familien hindurch, bis sie gesühnt sind; sie sind Engel der Rache, die den Zorn Gottes offenbaren gegen alle, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten. Die heilige Schrift legt einen ganz besonderen Werth auf diese ftillen, verborgenen Seufzer und warnt vor ihnen mit einer Mark und Bein durchdringenden Gewalt (Hebr. 13, 17; Ins. s, 4. 9). O darum hütet euch vor diesen Seufzern anderer gegen euch, so sie anders begründet sind. Es seufzen wohl Menschen über andere in der Thorheit ihres Herzens, in Verdien- dung und eingebildetem Wahn, als sei ihnen zu viel geschehen: diese Seufzer stnd Sündenseufzer, die in den Lüften verhallen und auf das Haupt dessen zurückfallem von dem sie unbegründeter Weise ausgegangen sind. Es seufzen Menschen über andere aus Wehmuth und Liebe, über ihren Unglauben und ihre Halsstarrigkeih daß sie nicht hören und selig werden wollenx solche Seufzer sind eigentlich Gebete, für die Unglücklichen zu Gott empor- geschickt. Aber es giebt auch gegründete Seufzer wider uns, die durch unser Betragen veranlaßt werden; und wehe, wehe, wo sie ertönen und als geheime, furchtbare Ankläger vor Gottes Richterthron gegen uns austreten! Wie die Fürbitten der Gläubiger: uns segnen, so fluchen uns ihre Seufzer und bereiten uns einen Bann, der nicht eher weicht, bis er gesühnt ist. (Fr. Atudt.) 4.» Die Gibeoniter sprachen zu ihm: Es ist uns nicht um Gold noch Silber zu thun an Saul und seinem Hause [wir verlangen keine Geldent- schädigung von Seiten der Nachkommen Saul’s für das von ihm unter uns vergossene Blut, wie denn auch nach eurem Gesetz eine solche gar nicht zitlässig sein würde 4. Mos P, 31], und ist uns nicht zu thun um jemand zu todten in Israel sauch sieht uns nicht zu, eigenmächtig und nach Willkür an irgend jemand aus dem Volke die Blutrache für die Tödtung der Unsrigen zu vollstrecken ohne Rücksicht, wer es auch sei, den wir in unsre Hände bekommen] Er sprach zu ihnen: Was sprechet ihr denn, daß ich euch thun soll serklärt euch doch näher, was für eine Genugthuung ihr fordertJZ 5. Sie sprachen zum Könige: Den Mann, der uns verderbet und zu nichte gemacht [und gänzlich auszurotten versucht] hat, sollen wir snach dem 408 Gesetz 4. Mos. 35, 33: ,,Das Land kann vom Blute nicht versöhnet werden, das drinnen vergossen ist, ohne durch das Blut deß, der es Vergossen hat,« in feinen Nachkommen] vertilgen, das; ihm nichts bleibe in allen Grenzen Jsraelt fund so ihm wieder geschehe, wie er uns hat thun wollen]. h. Gebet uns [also] sieben Männer« aus seinem Hause, daß wir sie aufhängen sgenauerx kreuzigen 4. Mos. 25, 4 f. Anm.] dem HErrn sum dessen Zorn von dem Lande abzuwenden] zu Gibea [der vormaligen Residenz] Saul’s, des Er: wählten des HErrn [der aber mit seinem Thun der göttlichen Erwählung so wenig entfprochen hat]. Der König [die Gerechtigkeit ihrer Forderung erkennend] sprach: Ich will sie geben. «) Nach dem Grundtext kann dieser Vers anch mit dem folgenden verbunden werden: Den Mann (au- langend), der uns aufrieb und der wider uns vorhatte, daß wir veruichtet würden, um nicht Fmehy zu bestehen im ganzen» Gebiete Israel, o gebe man uns sieben Manner von seinen Söhnen re. «) Sieben Söhne fordern sie, weil es sich um ein gottesdieustliches Werk, um Vollsireckung eines Strafgerichts zu Ehren des HErrn handelt. Jn diesem Strafgericht vollzieht sich dann auch Gottes Rache an Saul für die Ermordung seiner Priester in 1. Sam. 22. 7. Aber der König [als es sich nun um eine Aus- wahl der sieben Männer aus Sauks Nachkommen handelte] verschonete Mephiboseth des Sohns Jo- nathan, des Sohns Saul [Kap. 4, 4; 9, 3 ff.], um des Eidcs willen des HErrm der zwischen ihnen war, nämlich zwischen David und Jonatham dem Sohn SUCH« [er verschonete des ålliephiboseth um des einst mit seinem Vater Jonathan eidlich geschlossenen Freundschaftsbundes roillen, da er ihm zugeschworen, an seinem Hause sich nicht zu vergreifen, wenn es nun dazu kommen würde, daß Sauls Nachkoinmen ausgerottet werden sollten aus dem Lande 1. Sam. 18, 15 s.]. 8. Aber die zween Söhne [der] Rizpm der Tochter Aste, die sie Saul [dessen Kebsweib sie war Katz. Z, 7] geboren hatte, Armoni nnd Mephi- boseth; dazu die fünf Söhne [der] tlliichal [richii- ger: Pierob*’«], der [ältesien] Tochter Saul [1. Sam. 14- 491 - die sie dem Adriel geboren hatte, dem Sohn Barfillai, des Piahalothiters [1. Sam. 18, 19], nahm der König, 9. Und gab sie [wenn auch mit schwerem Herzensps doch in gehorfamer Unterweisung unter den Willen Gottes] in die Hand der Gibeoniterz die hingen sie auf dem Berge sbei Gibea] vor dem HErrn sum durch Darstellung der vollzogenen Strafe seinen Zorn zu versöhnen] Also fielen diese sieben auf einmal, und starben zur Zeit der ersten Ernte setwa um die Mitte unsers jetzigen April 3.Mos. 23, 17 Anm.], wenn die Gerstenernte [für gewöhnlich] angehet snur daß es damals, we- gen der noch auf dem Lande herrschenden Dürre, nichts zu ernten gab] «) Wir sehen hier, wie Gott bei Ausführung seiner Drohung (2. Wes. 20, 5): »Ich bin ein eifriger Gott, 2, Samuelis 21, 6——17. der da heimsuchet der Väter Missethat an den Kindern, bis in das dritte und vierte Glied, die niich hassen,« die Gerechtigkeit gegen diejenigen, die nicht im Haß ihrer Väter wandeln, sondern seine Wege erwählen, wohl zu wahren weiß. Von den 2 Söhnen der Rizpa nnd den 5 Söhnen der Merob hören wir zwar nicht, daß sie per- sönlich sich verschuldet hatten; es steht aber auch nirgends etwas vermerkt, daß sie von Saul’s Wegen sich entfchies den losgesagt hätten, wie Jonathan es that. — «) Auch im Grundtext lesen wir ,,Michal«; das ist aber vermuth- lich ein bloßer Schreibfehler fsdspnp statt EIN, da nach Kap. s, 23 Michal keine Kinder hatte· Gewöhnlich aber nimmt man an, Michal habe aus eben diesem Grunde die Söhne ihrer Schwester nach deren Tode an Kindes Statt angenommen und auferzogen; daher sie hier als ihre Söhne bezeichnet würden. So schon die chal- däische Uebersetzung. Wäre das richtig (?), so hätten wir hier einen Umstand mehr, warum die Maßregel für David selbst mit großer Selbstverleugnung verbunden war. — ’") Es war ihm schrecklich, Blut durch Blut sühnen zu sollen; auch mußte er zugleich den leicht möglichen Mißoerstand fürchten, wenn er Sanl’s Nachkommen tödtete, daß seine Feinde ihn beschuldigen würden, wie dies die neueren Gegner wirklich gethan, als habe er bei der Gelegenheit und unter solchem Vorwand eine Rache an Sanls Familie ausüben und durch den Tod seiner äliachkönimlinge seinen Thron befestigen wollen. (Fr. Arndt.) Vgl. Kuh. 16, 7. 10. Da nahm Ruhe, die Tochter Aja sdie Mutter der beiden Mithingerichteten, Armoni und Mephibofeth, in großer felbstverleugneiider Liebe zu ihren Kindern, die nebst den fünf andern so lange an den Kreuzespfählen sollten hängen bleiben, bis wieder Regen eintrat, zum Zeichen, daß die auf dem Lande lastende Plage der Dürre vor dem HErrn gesühnt sei], einen Sack seinen groben, härenen Linken, wie er von Trauernden umgehängt wurde], und breitete ihn ssich zum Lager] auf den Fels am Anfang der Ernte svon dem Tage der Hinrichtung an], bis das Wasser vom Himmel [der Regen] über sie [die GekreUzigteUJ troff [und ihre Leichname nun abgenommen und beerdigt werden konntenc blieb also — vorausgesetzt, daß der Früh- regen auch dies Mal zur gewöhnlichen Zeit, unmittel- bar nach derHerbst-Tagundnachtgleiche, eintrat, was nach Kap. 24, 13 Anm. am wahrscheinlichsien ist ——- fünf volle Monate unter freiem Himmel liegen]; und ließ des Tages die Vögel des Himmels nicht auf ihnen rnhen ssich auf sie niederlassen, ihr Fleisch zu fressen], noch des Nachts die Thiere des Feldes sdenn das galt für die größte Schmach für einen Verstorbenen, wenn sein Leib eine Beute der Raub- , thiere wurde Z. Köiia I, 30 ff.]. «) Nach 5. Mose 21, 22 f. sollten die Gehängten nicht über Nacht am Pfahle bleiben, sondern noch vor Abend begraben werden; aber dies Gesetz litt auf den vorliegenden Fall keine Anwendung, wo es sich uin Süh- nung einer auf dem Lande haftenden Schuld handelte und also die Sühnopfer solange vor Jehova ausgestellt bleiben mußten, bis das Aufhören der Plage zeigte, daß fein Zorn versöhnt sei. Was inzwischen aus den Leich- namen geworden, s. Blum. zu Kap. 14, s. e Abwendung der Plage durch Preisgebung von sieben Nachkommen Saul’s. 409 11. Und es ward David angesagt, was Rizpa, die Tochter Aja, Saul-s Kebsweib, [in riihrender Sorge für ihre Todten] gethan hatte. 12. Und David [der sich hierdurch umso mehr zu gleicher Sorge für eine ehrenvolle Besiattung bewegen ließ, als er ja die Gehängten nicht aus Feindseligkeit gegen das Haus Saul’s den Gibeo- nitern preisgegeben hatte] ging hin sin das Land jenseit des JordanL und nahm die Gebeine Saul-s und die Gebeine Jonathan’s, seines Sohns, von den Bürgern zu Jabes in Gilead, die sie von der Gasse [von dem beim Stadithor befindlichen Markt- platz 2. Chron. 32, 6 Drum. zu] Beth-San gestohlen [heimlich weggetragen] hatten, dahin sie die Philister gehänget hatten zu der Zeit, als die Philister Saul schlugen auf dem Berge Gilboa sund die dann von ihnen unter einer Tamariske bei ihrer eigenen Stadt besiattet worden waren 1. Sam. 3J, 8 ss.]; 13. Und brachte sie von dannen herauf, und [seine, mit Abnahme der Leichname bei Gibea be- auftragten Diener] sammelten sie [Saul’s und Jonathairs Gebeine] zu Hausen mit den Gebeinen der Gehenkten; 14. Und begruben die Gebeine Saul-s und seines Sohns Jonathan [sammt denen der Gehenk- ten], im Lande Venjamin, zu Zela [einer nicht näher bekannten kleinen Ortschaft Ruth I, 22» Anm.], im Grabe seines Vaters Kisz und thaten alles, wie der Konig geboten hatte. Also ward Gott nach diesem snachdetn die Gerechtigkeit in jeder Weise geübt worden war, sowohl durch Süh- nung der Schuld in Gemäßheit des Gesetzes 4. Mos 35, 33., als durch würdiges Verhalten von Seiten David’s gegen das Haus seines Vorgängers] dem Lande wieder versöhnet sdaß auf die 3—4jährige Theurung wieder Regen und fruchtbare Zeiten folgten] Für diese Zeit, wo nach Erhörung der Gebete Jsraels und nach erlangter Vergebung der auf dem Lande lasten- den Schuld, Gottes Brünnlein nun wieder Wasser gab und mit dem nächsten Frühjahr die Anger sich mit Heer- den bekleideten und die Auen in Korn sich hüllten, ist Psalm 65 berechnet, ein Loblied der um das Heiligthum auf dem Zion geschaarten Gemeinde, die damit ihre in den drei Jahren der Theurnng dargebrachten Gelübde dem HErrn bezahlt. Er hat ihr aus die Frage Davids nach der Ursach seines Zorns »Furchtbares in Gerechtig- keit« zur Antwort gegeben (Luther: ,,Erhöre uns nach der wunderlichen Gerechtigkeit«), insofern die entsetzliche Rache an Sanls Hause genommen werden mußte, da- mit er dem Lande wieder versöhnt würde; aber eben darum kann ihr Lob nur ein Lob in der Stille, ein ,,Schweige-Lob« sein, das alles rauschende Getön ver- meidet. Da in dem Psalm auch vom Brausen des Meeres, dem Toben der Völker die Rede ist, das Gott beschwichtigt habe, so können wir daraus den Rückschluß machen, daß die drei Jahre der Theurung vielleicht un- mittelbar, oder doch bald, aus die in Kap.10——12 erzähl- ten Kriegsereignisse gefolgt sind und um so drückender waren, als der Krieg ohnedies schon während seiner zweijährigen Dauer mancherlei Lasten herbeigeführt hatte. Es ist uns dies auch von anderer Seite her wahrschein- lich; weil nämlich nunmehr auch Davids eigene Sünde an ihm heimgesucht werden sollte in den von Kap.13——20 mitgetheilten Ereignissem mußte zuvor die über dem Lande noch schwebende alte Schuld Sauls gesühnt werden. Dem 65. Psalm enlspticht Psalm 673 wie jener den noch auf den Fluren stehenden Erntesegen im Auge hat, so betrachtet dieser den schon eingebrachten Segen in heilsgeschichtlichenr Lichte und ist Jsraels Danklied nach vollbrachter Ernte. H— V. 15—22. Illie an dao im vorigen Jlbsrhnitt erzählte Ereigniß sieh ansrhließende summarische Erzählung einiger ioorfälle aus den von David mit den Philisiern geführten Kämpfen berirhtet zunächst von einer Errettung desselben aus großer tkebenggesaljr durch seinen Sihwestersohn Jlbisah verbindet aber damit die Gesehichie von drei andern ruhm- vollen Thaten seiner Krieger, die sein eigener Heldengeisi zu gleichen, wider die dtiesen der Philister siegreirhen Helden, wie er selbst von Jugend auf ein solcher war (1.Zam.817, 26 ss.), umgewandelt hatte. Vgl. 1. Chroir. 15. Es erhub sich aber [nach dem, was in Kap. 5, 17 ff. von den Kriegen der Philister mit David erzählt worden ist] wieder ein Krieg von den Philistern wider Israel [der sammt den, in den folgenden Versen zu berichtenden weiteren Kriegen in Kap. 8, 1 nur im Allgemeinen, nach seinem schließlichen Ausgange erwähnt wurde]; und David zog hinab snach der Niederung auf der Westseite des Gebirges Juda, wo die Philister mit ihrem Heere lagen] und seine Knechte [Kriegshelden] mit ihm, und stritten wider die Philister. Und David ward müde [von dem lange anhaltenden heißen Kampfe, an welchem er in den vordersten Reihen seiner Krieger sich betheiligte]. 16. Und Jesbi zu Nob [die Worte des Grund- textes sind mit der Vulgata als ein einziger Name zu fassen: Jesbi-Benob’«], welcher war der Kinder Rapha einer szu dem alten Niesengeschlechte der Rephaiten gehörte 5. Mos. 2, 23 Auen» vgl. Jus. 11, 22] — und [wie hier gelegentlich bemerkt sein mag, damit man sich einen Begriff mache von seiner riesigen Körpergesialt und von der Ge- fahr, in welcher David ihm gegenüber schwebte]- das Gewicht seines Speeres [d. i. die Spitze an seinem Speer] war drei hundert Gewicht [Sekel I. Sam. 17, 7,] Erz [Kupser], und [er] hatte neue Waffen —, der gedachte David kais er dessen Mattigkeit bemerkte] zu schlagen [niederzuhauen]. 300 Sekel = 875 Psd ’"·) Man erkläre auch bei Luther’s, an die Septuas ginta sich anschließenden Uebersetzung: der auf der Höhe oder einer schwer zugänglichcn Burg seine Wohnung hatte, nicht aber: der zu Nov, der ehemaligen, von Saul zerstörten Priesterstadt (1. Sam. 22, 19), wohnete. 17. Aber Abisai, der Sohn Zeruja [der die Gefahr in der sein König sich befand, gewahr wurde und sofort herbeieilte], half ihm, und schlug den Philister» todt. Da sehwuren ihm sbeschworen ihn] die Männer David [seine Kriegsheldem die diesen Vorfall sich zur Warnung dienen ließen, den König nicht wieder einer ähnlichen Gefahr 410 2. Samuelis 21, 18—22. 22, 1———3. auszusetzenL ttnd sprachen: Du sollst nicht mehr s mit uns spersönlichj ausziehen in den Streit, daß nicht die Leuchte in Israel verlösche sderjenige ein: mal umkomme, auf dessen Leben Jsraels Glanz und Wohlfahrt beruhi]. 18. Darnach aber erhub sich noch ein Krieg zu Not) [nach jetziger Lesart des Grundtextesx zu Gob, einer dicht bei Gosen I. Chron. II, 4 ge- legenen und mit dieser Stadt Ein Ganzes aus- maehenden kleinen OrtschaftJ mit den Philisterm Da schlug Sibechah der Husathiter [einer von Davids Helden, aus Husa gebürtig 1. Chron.4, 4; 11, 29], den Saph [oder Sipei], welcher auch der Kinder Rapha einer war. 19. Und es erhub sich noch ein Krieg zu Gob [V. 18] mit den Philistern Da schlug Elhanaiy der Sohn Jaere-Orgim«, ein Bethlehemitertk den Gollath, den GathiIerHV seinen riesigen Philister von Gath], welcher [wie weiland sein Bruder I. Sam. 17, 7] hatte einen Strich, deß Stange war wie ein Weberbaun r) In 1. Chiron. 21,»5 sieht dafür der auch sonst vorkommende Name »Jair«. Verniuthlich hat dieser Huld) ursprünglich auch hier gestanden; es ist aber durch Versehen eines Abschreibers, dessen Auge auf die folgende Zeile abirrte, das Schlußwort des Verses orgiin tWeber in ,,Weberbaum«, oder eigentlich «Baum der Weber«) hinzugetreten und später hat man, um dem Namen JaiciOrgiin eine Deutung zu geben, dafür geschrieben JaeresOrgim tWälder der Weber) «— «) Ein Bethles hemiter des Namens »Elhanan« kommt in Kuh. 23, 24 u. 1. Chiron. 12, 26 unter David’s Helden vor, wird aber in beiden Stellen als ein Sohn Dodo’s bezeichnet, so daß wir hier ohne Zweifel an einen andern Mann desselben Namens zu denken haben. —- WJ Jn I. Chron. 2l, 5 ist dafür gesagt: »den Lahemi, den Bruder Goliath, den Gathiter.« Schreiben wir an unserer Stelle im hebt. Grundtext statt IDUEJ II; (den Beth- lehemtter), welche Worte schwerlich richtig sind, da, wie in voriger Anmerkung angegeben, hier von einem andern Manne, als von dem «Bethlehen1iteis.« Elhanan die Rede ist: stplstkjspnts (den Lahemi), und statt des folgenden DJHY Dis( (den Goliath): 17,-»Es stjizs (den Bruder Goliath), so stimmen beide Texte vollkommen überein; und sehen wir zu dieser Aenderung um so mehr uns genöthigt, als die Annahme, Goliatlys Bruder habe ebenfalls Goliath geheißen, da er doch in der Chronikstelle ausdrücklich an- ders heißt, ziemlich gezwungen, die andere aber, da man die Worte: »den Goliath« in dem Sinne nehmen will: »den Bruder des Goliath« geradezu sprachwidrig ist. Erstere ließe sich höchstens aufrecht halten, wenn man eine zweite damit verbindet, daß nämlich Goliaths Bru- der Lahemi hernachmals vom Volke ebeusalls Goliath genannt worden sei, um das Andenken an jenen einst von David gesällten Riesen sortzuerhaltein zumal er, wie die Beschreibung seines Spießes zeigt, von gleicher Riesen- größe war. Uebrigens beweist die Erwähnung dieses Bruders von Goliath, daß unsre Geschichte nicht erst nach dem ammonitisch-shrischen Kriegejn Kav.·10——12 vorgesallen sein kann; denn zwischen diesem Kriege und Goliaths einstiger Niederlage durch David liegen etwa 32 Jahr dazwischen. i t « l i i 20. Und es erhub sich noch ein Krieg smit den Philisterm und zwar dies Mal] zu Gall) [Jos. 13, 3 Anna. 2]. Da war ein langer Mann [auf Seiten der PhilisterL der hatte sechs Finger au seinen Händen nnd sechs Zehen an seinen Füßen, das ist vier nnd zwanzig Dieser Glieder] an der Zahl kstatt zwanzigh und er war auch geboren Von Rapha sein Abkömmling der RephaitenL Menschen mit 6 Fingern und 6 Fußzeheii kommen auch sonst vor, wie z. B. Plinius (l1. nat. x1., 43) einige sechssiiigerige (sedigitj) Römer erwähnt. Jm Deutschen werden sie ,,Biilsinger« genannt, d. i. Höhew oder Hügel- smgey weil der sechste Finger ein Auswuchs ist. 21. Und da et Israel [in ähnlicher Weise, wie ehedern Goliath 1. Sam. 17, 8 ff] Hohn sprach, schliig ihn Jonathan, der Sohn Simea koder Samma I. Sam. 16, 9], des Bruders David. 22. Diese vier [Jesbi-Benob V. 16, Savh V. is, Goliath’s Bruder Lahemi V. 19 und der Bülsinger V. 20] waren geboren dem Rapha [Ab- kömmlinge des RephaitewGeschlechtsj zu Gath [der Stadt der Philisten denn in deren Städten hatte Josua einst Riesen übrig gelassen Jos. 11, 22], und fielen durch die Hand David und seiner Knechte [Kriegshelden, so daß eigentlich nunmehr erst die Eroberung des Landes vollendet war]. Ein Siegesdanklied Jsraels nach glücklicher Been- digung aller Kriege mit den Pbilistern (Kap.8, U, die ja vorzugsweise unter dem Ausdrucke »Heiden« zu ver- stehen sind, ist der 9. Psalm. Mit ihm hängt in mehr· facher Hinsicht, namentlich durch Fortführung der Buch- staben des Alphabets im hebräischen Grundtext, der 10.Psalm zusammen, bat aber zu seiner Grundlage nicht die von dein HErrn ersahrene Hilfe wider aus- ivärtige Feinde, sondern vielmehr den traurigem ein gött- « liebes Einschreiten laut herausfordernden Zustand der Dinge im Volke Gottes selbst, das Sittenverderben seiner Zeit, das David auch in Psalm 12. 14 (vgl. Pf. 53) und 36. zum Gegenstand seiner Klage macht. Denn wie- wohl Davids Zeit die nnvergleichlich beste der Geschichte Jsraels war, so war sie doch, im Lichte des Geistes der Heiligkeit betrachtet, auch andererseits eine grundverderbte, und die Gemeinde Jehova’s damals ebensowohl, wie zu allen andern Zeiten, eine unterdrückte, die gar sehr nach der Zukunft des HErrn seufzen mußte. Das 22. Kapitel. Lobgesang Davids fiir die Errettung non seinen Feinden. III« v. 1—51. itachdem der Erzähler darin seinen Bericht. von Davids Grrrtmng aus höchster Eebenggefatir nnd von etlichen andern Heldentliatcu seiner nornebmnen Krie- ger aus den Zeiten der pbilisterliiimpse sich den Weg gebahnt hat, geht ei: nun über zu dem Ibanlipsalnn in welchem David dcn Hidrrn preist als seinen Grrctter aus allen Gefahren, die während seines vielbewcgtra Lebens im Kampfe mit dcn Feinden ihn bedrohet haben, besonders in der Saulischtn Verfolgunggzrit (td.1.) Der Sänger prötudirt da (bcginnt sein Lied) mit gchäiifieu Ghrcnnanien Gottes, in denen er die Ergebnisse langer und viele: Erfahrungen zusammenfuhr tu. 2 u. 3), und Etliches aus den Kriegen mit den Philisterm spricht hieraus ans, was zu thun er sich allezeit verbun- den fühle nnd was auf diesem Wege auch ferner an ihm geschehen werde sitt. 4). Gr schildert jeht die ihm wider- fahrene wunderbare Errettung aus allen, namentlich in der Sanlischeu Versolguugszeit erlebte-n Drangsaleli unter dem Bilde einer außerordentlichen Gottesrrsctjrinung W. 5——20), entwirtielt den Grund dieser seiner Errettung w. 21-—28), nimmt von da Veranlassung, die giittlichrn Wohlthalen und Jhilsen darzulegen, die ihm gegen aus— wiirtige Feinde, die Gegner seines Königthums, theils schon gewährt worden sind, theils ltrast der ilerheißnng auch künftig werden gewährt werden w. 29——46), und schließt mit einem wiederholten preise Gottes für die ganze Fälle seiner Großthateti (V. 47—-51). I. Und David sder ja die Gabe der Psalmen- dichtung in so hohem Maße besaß, wie kaum ein anderer vor ihm und nach ihm, und mit dem ihm anvertrauten Pfunde so reichlich gewuchert hat im Dienste seinesGottesj redete vor dem HErtn die Worte dieses Liedes [das auch unter den von ihm verfaßten Psalmen eine Stelle hat«] zur Zeit, da ihn der HEer errettet hatte von der Hand aller seiner Feinde [die sowohl sein eigenes, von Gott gegründetes Königthum, als den Bestand des von ihm regierten Volkes Israel hedrohten], und sfrüher schoUJ von der Hand Sauliiify und sprach-M «) Jm Pfalter sindet dies Lied sich als Psalm 18. wieder, jedoch mit mehrsachen Abweichungem über die wir bei der nachfolgenden Erklärung das Nöthige bemer- ken werden. Ein ähnliches Lobi und Danklied Davids, seines Hauses und seiner Gemeinde, das nach überstan- denem Leiden die alles Lehendige umfassende Güte Gottes preist, haben wir in Psalm 145 vor uns. »Ja dem Reiche Davids folgt stets aus das: Aus tiefer Noth schrci ich zu dir, das: HErr Gott, dich loben wir, und: Nun daniet alle Gott» — «) Die Errettung Davids aus der Hand Sauls war zu bedeutend, als daß ihr nicht in der Ueberschrift und im Liede selbst eine beson- dere Stelle hätte angewiesen werden sollen. Sie war unter allen die erste: an dem, was er in diesen Be- drängnissen erfuhr, entwickelte sich zuerst fein Glaube an Gottes väterliche Fürsorge, und in allen späteren Be- drängnissen ging sein Geulüth immer auf diese Erfah- rungen zurück, welche die Grundlage feines inneren Lebens bildeten. Die Gefahr war ferner hier unter allen für David die größte: später stand er als König Königen oder feinem empörten Volke gegenüber, hier dagegen als Privatmann, ohne Macht und Hilfsquellcm dem Könige, der alle seine Macht aufboh ihn zu verfolgen; nie später war er so ganz allein und unmittelbar, wie hier, auf Gott hingewiesen. An grober Schrift mußte er zuerst lesen lernen, damit auch die seine fiir ihn leserlich wäre. Endlich, bei keiner späteren Errettung bildete die Höhe, zu der David erhoben wurde, einen solchen Contrast (Gegenfatz) zu der Tiefe, in die er versenkt gewesen war; bei keiner späteren Katastrophe (Wcndung in seinem Leben) anch fand in Bezug auf die Feinde ein solcher Contraft der Tiefe gegen die frühere Höhe statt. Er, vom Hirten der Läntmer erhoben zum Hirten der Völker, aus dem tiefsten Elende zur königlichen Macht und Herrlichkeit — Saul vcrzweifelnd und schmählichetn Tode hingege- ben, seine Familie in die Niedrigkeit hinabgestoßm (Hengsteuberg.) — «) Jn Psalm 18, 2 folgt auf diese Formel, mit welcher das Lied eingeführt wird, erst noch der eingliedrige Vers (Kap. 1, 27 Anm.): Herzlich lieb habe ich dich» HErr, meine Stärke; dafür erhalten die Aussagen von Gott, die wir hier in V. 2 Daviiks Dankpfalnn 411 u. Z, dort in V. 3 lesen, nach den Worten: mein Schutz einen Zusatz: und meine Zuflucht,n1einHeiland, der du mir hilfst vom Frevel. Dergleichen Variationen oder Abweichungen des Textes sind zu be- nrtheilen nach dont, zu L. Mof. 20, 6 Gesagten: ,,Jn der heil. Schrift pflegt die Hcrübernahme schon dagewe- sener Worte in eine spätere Stelle nie eine starre, an den Buchstaben gebundenen sondern noch eben so sehr ein Ausfluß des lebendig schaffenden Geistes, wie das Original selber zu sciu.« 2. Der HErr ist mein Fels, und meine Burg [Ps. 31, 4; 71, 31, und mein Erretter sgenauerx mein Erretter mir, d. i. mein, ja mein Erretters 3. Gott ist mein Hort swörtlichx mein Fels 5. Mos 32, 4], auf den ich traue, mein Schild [1.Mos. 15, 1], und Horn meines Heils [das für meine Ohnmacht eintretende und mir ; Heil fchaffende Horn 1.Sam.2, I; 5.Mos.33, 17], mein Schutz [mein hoher Ort oder meine Feste, wo ich gegen feindliche Angriffe sicher bin Pf. 9, 10] und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vom Frevel [von Gewaltthat mich besreiest]. Diese Hänsang von Benennuugen Gottes bezeichnet ihn etnestheils als Schützer und Retter in Verfolgung, anderntheils als Vertheidiger und Siegverleiher im Kampfe. Was nun die beiden ersten Ausdrücke Fels und Burg betrifft, so sind sie von der uatürlichen Be- schaffenheit Palästincks entlehnt, wo die jähen, von Ab- gründen umgebenen Felsen den Flüchtigen Schntz gewäh- ren, und fcheinen ihren Ursprung in den Zeiten der Saulifchen Verfolgung zu haben, da David oftmals auf Felsen seine Zuflucht» gesucht und gefunden. Es war ihm diese hiloliche Bezeichnung Gottes besonders lieb geworden, daher sie auch in dem Ausdruck: mein Schutz oder hoher Ort, meine Feste, wieder anklingt; dagegen kommt bei dem Ausdruck: mein Hort oder Berg, auf den ich traue, nicht sowohl die Höhe und Unzugänglich fett, als vielmehr die Unbeweglichkcit und unwandelbare Festigkeit in Betracht, indem damit auf Gottes Unver- änderliclskeit und unverbrüchliche Treue soll hingewiesen werden. Die dritte Bezeichnung: mein Erretten dient den beiden voraus-gehenden zur sachlichen Erklärung und giebt zu verstehen, daß David seine Sicherheit nicht auf die natürliche Unzugänglichkeit der Felsen, die ihm Zu· flucht gewährt hatten, gründete, sondern daß sein Ge- müll) von dem leibltchen zu dem geistlichen Felsen sieh erhob, den er im Bilde des ersteren schauete. Schild hatte sich der HErr schon dem Abraham gegenüber ge- nannt, er deckt gegen feindliche Angrissez H o rn d es H eils aber ist ein von den Thieren entlehntcs Bild, die mit ihren Hörnern sich verthetdigen und in ihnen den Sitz ihrer Kraft haben, und bezeichnet Gott als die Truh- macht seiner Glänbigem weil seine Kraft für sie, die Ohnmächtigcm eintritt und ihnen ebenso Rettung und Sieg verschafft, wie ein Stier oder der noch gewaltigere Büssel mit feinen Hörnern sich selbst zu helfen weiß. Der letzteSatz, welcher in dem Worte: meine Zuflucht die beiden ersten Ausdrücke: »Mein Fels und meine Burg« dem Sinne nach noch einmal aufnimmt, entspricht in den Worten: mein Heiland, der du mir hilfst vom Frevel, der ans jene beiden Ausdrücke folgenden Erklä- rung: ,,mein Erretter«, und fügt sich also dieser, an unsrer Stelle für den weggelassenen Eingan in Pf. 18, 2 gegebene Zusatz (s. unter «« zu V. l) se r wohl dem Zusammenhange ein und rundet die in V. 2 u. 3 gehäuften 412 2. Samuelis 22, 4—- 16. Bezeichnungen Gottes zu einem vollendeten Ganzen ab. Im folgenden Verse faßt dann David den Jnhalt seines Dankliedes in einen allgemeinen Erfahrungssatz zusam- men, den man das Thema des Psalms nennen kann; denn er enthält das Ergebniß des hinter ihm liegenden Lebens voll Gefahren und Rettungem 4. ch will [zu aller Zeit meines Lebens, jetzt und bis an mein Ende] den HErrn loben und anrufen, so werde ich [auch in Zukunft, gleichwie es geschehen ist in der Vergangenheit] von meinen Feinden erlöset werden. Gewöhnlich übersetzt man diesen Vers: Den Ge- priefenen rufe ich an, den HErrm und von meinen Feinden werde ich errettet, so daß also David den, welchen er anrufen will, zuvor nach derjeni- glen Eigenschaft bezeichnet, in welcher er ihm bei seiner nrnfung vor der Seele steht, als der Preiswitrdi c, der da helfen kann und helfen will; denn zu einer egens- reichen Anrufung in der Noth reicht nicht hin das ein- fa ch e Schreien znmHErrm sondern es muß ein zweifels- freies Schreien sein, das die volle Erkenntniß der gött- lichen Hilfe und den fröhlichein zuversichtlichen Glauben an seine Macht und Gnade zur Voraussetzung hat (Jak. 1», 6 ss.). Indessen hat Luther bei seiner Uebersetzung, die soviel besagt als: ich rufe den HErrn an, nachdem ich zuvor ihn gepriesen habe, denselben Gedanken aus- drücken wollen· ,,Es giebt Leute, schreibt er, die schreien zum HErrm und werden nicht erhört (V. 42): warum das? Weil sie, wenn sie zumHErrn geschrien, ihn nicht (zuvor) gelobet haben, sondern auf ihn unwillig gewesen sind; sie haben sich nicht den HErrn vorgeftellh wie süß er ist- ldndern nur auf ihre Bitterkeit gesehen. Niemand aber wird vom Bösen befreit dadurch, wenn er nur auf seine Uebel siehet und vor denselben erschrickt, sondern dadurch, wenn er sie überwindet und an dem HErrn hanget und auf dessen Güte siehet. O gewiß ein schwes rer Rath, und das ist was Seltsames, mitten im Un- glück sich Gott süß und liebenswürdig einzubilden und ihn, wenn er sich von uns entfernt hat und unbegreiflich ist, stärker ansehen, als unser gegenwärtiges Unglück, das uns abhält ihn anzusehen. Aber es versuche es nur einer nnd greife zum Lobe Gottes, wenn ihm nicht wohl zu Muthe, er wird alsbald eine Erleichterung einpsins den; denn aller anderer Trost nittzct entweder gar nicht, oder er nützt auf eine betrügliche Weise, das ist, er ist höchst schädlich.« Lehrer und Geistliche wollen das hier Gesagte recht festhalten, jene, um ihren Kindern das zweite Gebot wohl auszulegen, daß sie erkennen, warum es heißt: den Namen Gottes in allen Nöthen anzuru- fen (nicht blos: ihn, den HErrn, unsern Gott), diese, um die Leidenden und Kranken in ihrer Gemeinde aus erfolgreiche Weise zu trösten und zu stärken; ein jeder aber für sich, also auch ein Laie, lebe sich hier in Paul Gerhardbs Herzensstininiung hinein: Mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein, ist voller Freud und Singen, sieht lauter Sonnenschein. Die Sonne, die mir lachet, ist mein HErr Jesus Christz das, was mich singend machet, ist, was im Himmel ist. (Jst Gott für mich — V. 15.) 5. Denn« es hatten mich [gar ost in mei- nem Leben, sowohl während der Versolgungszeit unter Saul und Absalom, als auch in den ein- zelnen Kriegen, die ich führen mußte Kuh. 21, 15 ff.] umfangen die Schmerzen« fwörtlichx Bran- dungen] des Todes [wo der Tod gewaltige Wasserwogen, die durchaus zu feiner Beute mich machen sollten, zu mir heranwälzte], und die Bäche Belial [d. i. Bäche der Nichtswiirdigkeit oder Bos- heit 5. Mose 13, 13 Blum» Drangfalsnöthe, welche die Bosheit der Menfchen mir bereitete] erschreck- ten mich [dergestalt, daß ich meinte, nun unrett- bar verloren zu sein]. s. Der Hölle Bande [womit sie, die Welt der Todten, in ihr sinsteres, unheimliches Bereich mich hinabzuziehen drohte] umfingen mich, und des TodesiWi Stricke [dieses Jägers, der ohne Unterlaß Jagd macht und es ganz besonders auf meine Seele abgesehen hatte] iiberwältigten [überfielen] mich swaren alle schon über mich hergeworfen, daß kein Entrinnen für mich mehr möglich schien]. «) Luther: David hatte im Vorhergehenden gelehrt, man müsse den Namen des HErrn mit Lob und Liebe anrufen, wenn man von seinen Feinden wolle errettet werden; nunmehr erzählt er, daß er dies gethan habe, nnd erzählt seine eigene Geschichte zum Exempel der Lehre, die er gegeben hatte. — «) Die Septuaginta und Vulgata übersetzen hier: Aufreibung en spwkpiunot —- contritionesx was allerdings auch: ,,Kummer, Schiners zen« bedeuten kann; doch haben es jene Ueberfetzungen wohl mehr in dem Stirne von »Schläge, Stöße« ge- meint, was dem Ausdrücke des Grundtextes: ,,Bran- dun» en, Wogen« näher kommt, als «Schmerzen«. Jn Psa m 18, 5 steht im Hebräischen derselbe Ausdruck, der in V. 6 hier wie dort auch von der Hölle gebraucht ist: ,,Bande«; die Septuaginta hat ihn durch »Schmerzen« Gäste-es) wiedergegeben, was sprachlich sich wohl recht· fertigenläßt(aufreibende, zusammenschnürende Schmerzen), wenngleich jene andere Uebersetzung besser dem Zusammen· hange entspricht. Aus dieser Deutung beruht die An- führung der Stelle im neuen Testament Apostg 2, 24. «— W) Tod, Belial, Hölle sind gleichbedeutende Be- zeichnungen der unheimlichew dämonifchen Mächte, welche sich der Verfolger Davids als ihrer Werkzeuge bedien· ten; denn obwohl der Dichter hier in Bildern redet, so gestalten sich diese Bilder doch nach dem iin Geiste. ge- schauten letzten Hintergrunde der gefahrvollen Lage in ihrer äußeren Erscheinung. (Delitzsch.) 7. Wenn mir angst ist [genauer: Als ich so in Noth war*], so rufe [da rief] ich den HErrn an und schreie [fchrie] zu meinem Gott«-«; so erhöret [e r h ö r te] er meine Stimme von seinem Tempel [dem Himmel« aus, wo- selbst er, angebetet von den himmlischen Geistern, in ewiger Herrlichkeit thront Pf. 11, 4], und mein Fgschrei kommt [kam] vor ihn-f— zu seinen Ven- ") Wir geben diese genauere Uebersetzung nur an, um den Leser den Zusammenhang besser erkennen zu lassen; der Sache nach können Luthers Worte ganz wohl beibehalten werden, denn »der Glaube kennt keine Vergangenheit und keine Zukunft, was Gott gethan hat und thun wird, ist ihm beständige Gegenwart« —- ") Jndem er Gott seinen Gott nennt, unterscheidet er sich von den groben Verächtern Gottes und von den Heuchlern, welche zwar nothgedrungen die himmlische Gottheit verwirrt anrufen, aber weder vertraulich, noch mit einem Herzen sich Gott nahen, das von seiner väter- lichen Güte etwas weiß. (Calvin.) — W) So müssen wir den Ausdruck schon deshalb verstehen, weil in V. 8 ff. geschildert wird, wie Gott vom Himmel herabstei t, um seinem Knccht zu helfen; wir erhalten aber bei dieser David’s Dankpsalm. Erklärung einen trefflichen Gegensa : der Knecht tief unten auf der Erde schreit, und der Err hoch oben im Himmel hört, und je höher er thront, desto besser hört, desto leichter hilft er. — -s-) Die Worte »kommt vor ihn« hat Luther aus Pf. 18,7 herübergenommm während im Grundtext die Worte an unsrer Stelle fehlen und dafür in nachdrucksvoller Kürze blos gesagt wird: mein Ge- schrei (war) in seinen Ohren. Jene Worte geben aber der Aussage eine malerische Anschaulichkeitz man sieht gleichsam vor Augen, wie das Gebet mit Windes- eile den weiten Weg von der Erde zum Himmel zurück- legt nnd vor Gottes Thron und in sein Ohr kommt. 8. Die Erde bebete [indem der HErr aus seiner heiligen Höhe stch aufmachte, mich zu retten] und ward bewegt« [die innere Erregtheit dessen, der auf sie herabfahren wollte, sein Gericht zu halten, mit en1pfindend], die Grundfesten des Himmels [sogar] regten sich, und bebeten, da er [der HErrJ zornig war [und sie nun von banger Erwartung ergriffen wurden der Dinge, die da kommen sollten]. 9. Dampf [als äußeres Anzeichen des in ihm entbrannten ZornesfeUersJ ging auf von seiner Nase, und verzehrend Jener [das alles, was es erfaßt, oernichtet] von seinem Munde, daß es davon blitzte« [ein Wetterleuchten als Vor- bote des heranziehenden Gewitters sich zeigte] V) Hat dich nun dein Gott erhört (V. 7), o du be- drängter König, so berichte uns auch, wie es damit und mit deinem Geschrei und Gebet um Erlösung abgelau- sen ist. (Berleb. Bibel.) Dieser Bericht, der von V.8 an folgt, beschreibtuns eine, der Stelle 2.Mose 19, 16 ff. nachgebildete Gotteserscheinungz wie einst am Sinai, zur Schließung feines Bundes mit Israel, der HErr vom Himmel herab kam unter furchtbaren Naturerschei- nungcn, so auch hier, um seinen Knecht zu retten, unter Erscheinungen, die den Ausbruch eines gewaltigen Ge- witters verkiindigten Jn der Wirtlichkeit nun waren die Rettungen Davids zwar nicht von solchen außer- ordentlichen Naturerscheinungen begleitet; aber die ret- tende Hand Gottes vom Himmel gab sich gleichwohl so augenscheinlich zu erkennen, daß seine Erlösung recht gut als ein wunderbares Einschreiten Gottes geschildert wer- den konnte, wie es denn ein Beweis von der Leben- digkeit unsers Glaubens ist, wenn wir in Gericht und Hilfe nicht eine bloße Wirkung des entfernt bleibenden Gottes, sondern ihn selbst in leibhastiger Erscheinung erblicken. — «) Davids Hilferuf war aus der tiefsten Tiefe zur höchsten Höhe gedrungen und hatte in Gott einen gewaltigen Zorn gewirkt gegen die, welche seinen Knecht bedrängten. »Wenn nun Gott ziirnh lo entzün- det sich nach biblischer Vorstellung die in ihm vorhan- dene Macbt des Zornes und lodert enipor und bricht hervor. Das Zornschiiauben kann deshalb auch Rauch (Luther: Dampf) des Zornfeuers heißen; das Rauchen ist wie Ausathmen des Feuers, und der heftige heiße Athem, der durch die Nase des Ziirnenden eins und aus- zieht, ist wie Rauch, der von dem inwendigen Zornseuer emporwalln Das Zornfeuer selbst frißt aus dem Munde, d. h- flammt, alles, was es ergreift, verzehrend, aus dem Munde heraus, bei dem Menschen in Zoruwortem bei Gott in feurigen, seinem Zorn gleichartigen und dienstbaren Htaturgewaltem besonders im Feuer des Blitzes. Hier ist aber zunächstnur erst das Wetterleuchten gemeint, welches dem Ausathmen glühender Kohlen verglichen wird (der Schluß des 9.Berses lautet wörtlich: Gluth- 413 tohlen loderten von ihm aus). Der Zornstoff ist wie ein Kohlenlager in Jehova; dieses geräth in Gluih, und ehe es sein Feuer ganz entlädh kündigt es sich Wetter- lichtartig an.« (Delitzsch.) 10. Er neigte [hierauf, indem es nach solchen Vorzeichen seines Zorns nunmehr zur wirklichen Offenbarung desselben kam] den Himmel [um von da aus in die irdische Welt hinabsteigen zu können] und fuhr herab, und Dunkel [schwe- rer Gewitterwolkeiq war fbei solchem HerabfahreUJ unter seinen süßen. Die sinnliche Unterlage siir diese Schilderung bildet die Anschauung, daß bei einem schweren Gewitter der Himmel mit seinen sinsteren Wolken sich aus die Erde herabzusenken scheint. (Ketl.) Wenn es helle am Him- mel ist, so ist das Gewölk hoch; wenn aber ein Wetter ist, so diinket einem, es stoße an das Dach. (Luther.) . 11. Und er fuhr auf dem Cherub sals auf seinem lebendigen Thronwagen], und flog daher svon dessen Fittigen getragen], und er schwebete [genauer: zeigte sichJ auf den sit- tigen des Windes sdenn der geistähnliche Wind Joh. Z, 8 ist ebensowohl die wahrnehmbare Aeußerung der in dem Cherub vereinigten unsichtbaren Himmels- kräfte, als ein Zeichen des herannahenden Gottes] 12. Sein Gezelt um ihn her war sinster [genauer: Er machte Finsternis; um ihn her zu seinem Gezelt, verbarg seine Person dem Anblick der Menfchen hinter die das Gewitter be- gleitende Finsternißs und schwarze, dicke Wol- ken [machten ihn, den Lenker des himmlischen Thronwagens V. 11, unsichtbar]. 13. Von dem Glanz vor ihm brannte es mit Blitzen [wörtlich: aus dem Glanze vor ihm brannten Feuerkohlen — der so von dichten, schwarzen Wolken eingehüllte Lichtglanz seines Wesens V. 12 brach aber durch die Hülle hindurch in den, in Feuerbiischcln aus den Wolken hervorschießetis den und den Himmel in ein Feuermeer verwandelnden Blitzen] 14. Der HErr donnerte [während dieses Blitzens V. 13] vom Himmel, und der Höchste ließ seinen Donner aus [nach dem Grundtext: gab seine Stimme, gab in dem dumpfen Ge- murmel seines Mundes, dem Donner, zu erkennen, wie sehr er zürnte Hiob 37, 2]. 15. Er schoß [als ein gewaltiger Kriegsmann, der für mich wider meine Feinde stritt] seine fPfeile in den Wetter-J Strahlen, und zer- streuete sie [die Feinde, die mich bis auf den Tod bedrängten V. 5 u. 6]; er ließ blitzen, und schreckte [verwirrte] sie [daß sie von mir ablassen mußten und selbst der Vernichtung anheimfielen L. Mose 14, 24; 23, 27]. 16. Da sahe man [wurden tichtbar]Wasser- güsse [genauer: die Betten des Meeres, in welche ich, der zu Rettende, versunken war V. 5], und des Erdbodens Grund [in welchen ich, der von der Hölle Banden Umfangene V. S, hinabgeschleudert war] ward aufgedeckt von 414 Z. Samuelis 22, 17—33. dem Schelten des HErrn sdas in dem Erbeben der Erde sich zu erkennen gab V. 8], von dem Odem und Schnauben seiner Nase fdem ge- waltigen Sturmwind, der das Unwetter begleitete V. 11]. Jn V. 12—16 begegnen uns melirfache Abkürzungen des Textes in Vergleich mit den entsprechenden Worten in Pf. 18, 12——-16., wodurch die Schilderung vereinfacht wird und die Rede einen erhabencreii Charakter erhält; einige Ausdrücke sind an unsrer Stelle, andere im Psalm stärker und kräftiger, wo aber hier oder dort der Vorzug der Lebhaftigkeit preisgegeben wird, tritt mehr der der Gleichmäßigkeit hervor. Es läßt sich ltinver entscheiden, welcher Text der urfpriinglichere sei; und den einen dem andern vorziehen zu wollen, nsiire geradezu verkehrt, da jeder seine eigenthümlicheti Schönheiten enthält. 17. Er schickte aus slangte mit seiner Hand Pf. 144, 7] von der Höhe snach den tiefen, durch das Dräuen seines Zorns geöffneten Ab- gründen V. 16, in denen versunken ich dalag und nun für ihn zugänglich geworden war], und holte [erfaßte] mich, und zog mich seinen zweiten Mose aus mir machend] aus großen Wassern saus den Brandungen des Todes und Bächen Beliah in welche die Feinde mich gestürzt hatten V. 5, gleichwie er Mofe zog aus den Wafsern des Nil, in denen er sonst umgekommen wäre]. Die Beziehung auf 2.Mose 2, 10., auf welche schon Luther aufmerksam gemacht hat, ist um so unverkenn- barer, als das hebe. Zeitwort wasche-h, von welchem der Name «Mose« herkommt, außer an jener Stelle nur noch an der unsrigen und in der ensprechenden Pf. 18, 17 vorkommt. Mose ist ja der Typus oder das Vorbild des israelitischen Volks, die Wasser stehendes Bild der feindlichen Unterdrückung, und die Geschichte seiner Errettung wird zu einer Weissagung, die sich unter Umständen stets von Neuem verwirklicht. »Jede biblische Geschichte, sagt Harnann s4. Mose31, 2 Htnm.), ist eine Weissagung, die durch alle Jahrhunderte und in der Seele jedes sJJienscheu erfüllt wird« —— Mit unserm Verse hat übrigens der Lobgesang den Gipfel der epifchen (nach Art eines Hcldengedichtes eingerichteteiy Schilderung erreicht, von welchem er sich nun in immer mehr lhrlsciyem (den Ausdruck der inneren Einpfindung wiedergebenden) Tone abwärts bewegt; nach Erschöpfung des großen Bildes geht die Rede ruhiger in die einfachere Schilde- rung iiber und erörtert mit eigentlicheu Worten die erfahrene Rettung nach ihrem Ergebniß und ihrem Grunde ausfiihrlicheu 18. Er erretete mich von meinen starken Feinden, von meinen Hasseriy die mir zu mächtig waren [als daß ich selbst mir gegen sie hätte helfen können], II. Die mich iiberwitltigten sliber mich, als einen wehrlos ihnen Preisgegebenem herfielen] zurzeit meines Unfalls [da ich als ein armer, heimathloser Flüchtling in der Wiiste umherirren mußte], und der HErr [der nach seinem Erbar- men der Elenden und Verlasseneii sich annimmt] ward meine Zuversicht wörtlich: m ein e Stii tz e, die mich aufrecht hielt] 20. Er führete mich aus fheraus aus der Enge und dem Gedränge] in den Raum [auf einen weiten Raum, da ich mich frei bewegen konnte]; er riß mich heraus [aus dem Kerker der Drangsal], denn er hatte Lust zu mir saus Gnaden zu seinem Geliebten mich erwählt, den er nicht wollte verderben und umkommen lassen] 21. Der HErr findem er so znnächst um meiner Ohnmacht und Hilflosigkeit willen von der Hand der iibermitthigeri und übermächtigeii Feinde mich errettet hat] thut [damit zugleich] wohl an mir nach meiner: Gerechtigkeit [erzeiget mir das, was nach meiner Gerechtigkeit mir zukam], er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände [die nicht mit Frevel sich befleckt hatten]. 22. Denn ich halte die Wege des HErrn sum welche die Gottlosen sich nicht kümmern, son- dern thun, was ihr böser Wille ihnen eingiebt], und bin nicht gottlos wider meinen Gott sdaß ich mich von ihm, dem Hiiter meines Lebens, in fchnödem Undank abwenden sollte]. 23. Denn [im Gegentheil] alle seine Rechte habe ich sals Regel und Richtschnur meines Ver- haltens] vor Augen, und seine Gebote werfe ich nicht von mir [wörtlich: nicht weiche ich davoii]; 24. Sondern ich bin ohne Wandel vor ihm sgebe mich ungetheilten Herzens an ihn hin 1. Mose 17, 1], und hüte mich vor Sünden fgenauen vor meiner Missethat, d. i. vor derMifses that, in die ich als schwacher, sündiger Piensch so leicht verfallen könnte, wenn ich nicht beständig wachen und kämpfen wollte]. Niit diesem Selbstzeugniß Davids vergleiche das Gotteszeugnißx l. Kön. 14, 8 und das Geschichtss zeitgiiißx 1.Kön.15, 5 über ihn. Der Grund, weshalb David hier seine Gerechtigkeit so hervorhcbt ist nicht eitle Sclbstbespiegelung (ogl. das zu 4. Mose 12, 3 Gefagte); wir wissen von ihm, daß Demuth vor Gott und Wien· schen, die Frucht eines tiefen Schuldbewiißtseins, einer der hervorsiechendsteii Züge seines durch den Geist Gottes erneuerten Wesens gewesen ist. Wohl aber mußte Da- vid, nachdeni er in V. 20 von Gott gesagt: »Er riß mich heraus, denn er hatte Lust zu mir«, jeden Schatten einer Willkür oder parteiischen Begünstigung von Seiten Gottes fern halten, das, was an ihm geschehen war, als in den ewigen Gesetzen der göttlichen Wcltregierung begründet darstellem mußte nachweisen, daß das, was nach Gottes Wort (5. Mose 28, 1——14) die itnerläßliche Bedingung jeder göttlichen Hilfe bildet, bei ihm vor- handen gewesen. Die Gerechtigkeit und Reinheit seiner Hände nun, die er stch zuschreibt, ist keine vollkommene Gerechtigkeit oder Heiligkeit vor Gott, sondern nur die Unsträflichkeit seines Thuns gegenüber der Ungerechtigkeit nnd Bosheit seiner Widersacherz wie er sie auf der einen Seite allein seinem treuen und innigen sich Anschließen an Gott verdankte, der seinen Knecht vor Freveln be- wahrte, so bestand sie andrerseits hanptfächlich in dem ernsten und aufrichtigen Streben, auf Gottes Wegen zu wandeln und die göttlichen Gebote zu vollbringem es ist also nicht Er selbst, dem er die Ehre giebt, sondern der HErh und es ist nicht Tugendstolz, was aus ihm redet, sondern nur das Bewußtsein um das Ziel des Weges, den er betreten hat, und der gottselige Entschliiß, diesem Ziel init aller Anstrengung feiner Kräfte nach- zujageir. Nicht ohne Bedeutung ist, daß seine Rede, vor- Davids Dankpsaltn 415 bereitend schon in V. 21 n. 22, bestimmter aber von V. 23 an, aus der Erzählung dessen, was der Vergan- genheit angehört, zur Darlegung seines fortgchenden und immer weiter dringenden slttlichen Verhaltens über- geht. Jedem er also blos den Anfang, nicht schon die Vollendung der Gerechtigkeit sich beilegt, zu dieser viel- mehr sich selbst vermahnt und antreibt, bekommt sein Selbstzeugniß einen durchaus lchrhaften und Vermah- nenden Charakter; er will auf Grund feiner Lebens- erfahrungen zeigen, daß mit Gerechtigkeit ein jeder der Hilfe und Rettung Gottes gewiß sein kann, ohne Ge- rechtigkeit niemand derselben sich getrösten darf, und will den Eifer in der Erfüllung des göttlichen Gesetzes bei sich und bei andern erweckem 25. Darum sjweil, wie oben in V. 22——24 nachgewiesen, Gerechtigteit in der That bei mir vorhanden ist] vergilt mir der HErr [auch] nach meiner Gerechtigkeit, sund erzeigt mir, wie schon in V. 21 gesagt, Gutes] nach meiner Reinigkeit vor seinen Augen snach meiner ihm vor Augen stehenden, ihm wohlbekannten Hände: Reinheit] W. [So, wie gegen mich, verfährst du immer, mein HErr und Gott, und stellst dich zu einem jeden in dasselbe Verhältnis, in wclches er sich selber zu dir setzt 1. Sau« 2, so; 15, 23; Z. Wisse ge, 23 f.1 Bei den Heiligen bist du heilig [die innige Liebe des Frommen zu dir erwiderst du mit traulicher Liebe gegen ihn], bei den Frommen bist du fromm [die lautere Hingebung des Redlicheii dergiltst du mit rückhaltloser und unoerkürzter Mittheilung deiner Gnade], 27. Bei den Reinen bist du rein sdas Stre- ben nach Reinheit lohnst du mit immer hellerer Offenbarung deiner selbsi], und bei den Verkehr- ten btst du verkehrt [die Selbstverkehrung deiner Widersacher dagegen strafst du mit immer ärgererDahins gabe in verkehrtes Thun, nnd führst sse seltsame Wege, um sie fcblteßlich in dein Gericht zu stürzen Röm. 1, 28; Ja: 29, 14j. Jm vraktischen Gebrauch bedient man stch häusig dieser Worte, um damit auszudriickem daß die Vor- stellung, die sich ein Mensch von Gott macht, nur ein Spiegelbild seines eigenen Inneren ist, und allerdings ist das eine vollkommen begründete Wahrheit; hier aber wird möglichst scharf der Gedanke ausgesprochen, daß Gottes Stellung zu dem Ntenschen sich genau uach der Stellung des Menschen gegen ihr. richtet. Was nament- lich den letztenSatz betrifft: ,,bei den Verkehrteii bist du verkehrt«, so bezieht er sich darauf, daß dem Sünder, dem es an Erkenntnis; der Sünde und ihrer Verdamm- lichkeit fehlt, das, was ihm von Seiten Gottes wider« fährt, als lieblos, unrein, verkehrt erscheint und Gott in seinem Thun ihm verkommtjwie ein grausamer, tieidisci)er, tückischer Torann (1. Mose Z, 4 f.). An sich betrach- tet würde es auch lieblos, unrein und verkehrt sein, wenn er, indem er »der Gottesosrrgessenen Tritte kehrt mit starker Hand zurück«, es also einrichtet, daß sic »nur machen verkehrte Schritte und fallen selbst in ihren Strick-«; da es aber eben nur Neun-Ratte, d. i. eine Zurücktehrung ihrer, der Gottesvergesseneii Tritte ist, ist es wie ein Ausfluß seiner Heiligkeit, so auch allein das Rechte und Gottes würdig, daher er auch darin als der Preiswlirdige erscheint. Vgl. 5. Mose 32, 15 ff. 28. Denn sdas ist insonderheit deine Stellttng und Verfahrungsweise gegen die beiden Klassen von Plenfchew die es auch in Israel, deiner Ge- meinde, giebt:] du hilfst dem elenden Volk [allen denen, die um Gerechtigkeit willen gedrückt und verfolgt werden], und mit deinen Augen niedrigst du die Hohen swörtlichx und deine Augen sind wider die Hohen, die niedri- gest du I. Petri 5, 5]. 29. sAuf diese deine Hilfe, die du dem elenden Volke erzeigst, verlasse ich mich denn mit meinem ganzen nach- lebenden Geschlecht für alle Zukunft, die mir und mei- nem Hause Kao 7, 12 ff. bevorstcht]. Dem! du, HEXE, bist meine Leuchte sGrund und Ursache, das; ich aus dem Zustande tiefer Niedrigkeit zur höch- sten Ehrenstellung gelangt und die Leuchte in Js- rael Kap.21, 17 geworden bin]. Der HErr machet meine Finsternis; lichte [er wird nicht zugeben, daß diese Leuchte je wieder oerlösche, son- dern alles Dunkel, das etwa über mich und mein Haus künftig hereinbrechen sollte, immer wieder lichten] 30. Denn [du, HErr, bist mit deiner Kraft in mir, dem Schwachen, mächtig:] mit dir kann ich Kriegsvolk Hei-schmeißen sdas sich wider mich lagert, mein Königthum zu vernichten], und mit meinem Gott iiber die Mauern springen sdie in meinem Siegeslaufe mich aufhalten wollen]. Jrn Vertrauen auf dich erschrecke ich vor keines Au- sall, streite wider alle Arten der Feinde, übersteige die Mauer und was mir sonst entgegengesetzt ist; d. i. der ich in mir scbwach bin, werde in dir unüberwindlich sein: Philipp. 4, 13. (Ltrther.) 3l. Gottes Wege sdas habe ich ja in mei- nem bisherigen Leben schon genugsam erfahren] sind ohne Wandel, des HErrn Reden [inson- derheit auch seine Verheißungenj stnd durch- läutert snicht schlackichtes Erz, sondern entschlacktes gediegenes Silber Pf. 12, 7]; er ist ein Schild swider die Anläufe der Feinde] allen, die ihm vertrauen. 32. [Was ich da zu seiner Ehre gesagt habe, gilt von ihm allein, von ihm aber auch im höch- sten, unerschöpflichen Maße] Denn wo. ist ein Gott [wo giebt es sonst noch einen Gott, der in Wahrheit diesen Namen oerdiente], ohne den Httkrrnsl Und wo ist ein Hort sein Fels V. Z, auf den man so mit unerschütterlichem Vertrauen sich gründen könnte], ohne unser [der Kinder Abraham’s und JsaaPs und Jakobs] Gott«! 33. [Jsraels] Gott sbewährt stch denn auch an mir als den allein wahren Gott und untrüg- lichen Hort; er] stcirket mich mit Kraft snach dem Grundtextex ist meine starke Feste], und weiser mir einen Weg ohne Wandel sund den Unsträflichen führt er seinen Weg, ist fein Leiter und Führer aus demselben]. 416 2. Samuelis 22, 34-—50. Luther, tm Anschluß an die Septuaginta und Vul- gata, hat hier durchweg nach dem andern Text in Pf. 18, 33 übersetzt, dessen Verständnis; leichter scheint. 34. Er machet meine süße gleich den Hirschen fgleich den Füßen der Hindinnem so daß ich im schnellen und unaufhaltsamen Lauf die Feinde habe verfolgen und eine Eroberung nach der andern machen können], und stellet mich auf meine Hshen [auf die Höhen des heiligen Lan- des, über welches zu herrschen er mich berufen hat und von denen aus er nunmehr ein sicheres und unantast- bares Regiment mich führen läßt]. Die Hindin oder Hirschkuh (mchr noch, als der männ- liche Hirsch oder die 1nännliche Gazelle) gilt im alten Testament als ein Ausbund der Schnelligkeit und An- muth (Kap. Z, 18; 1. Chrou. 18,, s; Hohest 2, 93 4, 5). Wenn es nun heißt: »er macht meine Füße gleich den Hindinnen«, so bleibt nach hebräischenz Sprach- gebrauch es dem Leser überlassen, den in Betracht kom- menden Bergleichungspnrikt selbst dem Bilde zu entneh- men; wenn aber im Grundtext eigentlich steht: ,,er macht seine Füße gleich den Hindinnen«, so erklärt ftch das daraus, das; David in der zweiten Hälfte des vorigen Berses von sich als dem Unsträflichen in der dritten Per- son geredet hatte. 35. Er lehret meine Hände streiten [Ps. 144, 1], und lehret meinen Arm den eher- nen Bogen spannen swas nur einer vermag, der Heldenkraft besitzt 5. Mose TO, 9 Anm.]. 36. Und giebst mir [da mein Streiten und Bogenspannew auch wenn es in deiner Kraft ge- schiehh dennoch ohne deine unmittelbare Hilfe mich nicht retten und mir den Sieg verschassen könnte] den Schild deines Heils [reichst mir dein Heil oder deine rettende Gnade zu einem Schilde für mich dar, an welchem alle feindlichen Anläufe zu Schanden werden müssen]. Und wenn du mich demüthigest, machft du mich groß fwörtlicht und dein Erhörenc nämlich meiner demüthigen Bitte um deinen Beistand, macht mich groß]. «) Die Vulgata, nach welcher Luther in seiner Auf- fassung der Stelle sich gerichtet, hat nicht beachtet, daß im Grundtext hier ein anderes Wort steht als in Pf. 18, 36 sxsijjz statt JOHN. Aber wenn das Wort auch, wie einige Llusleger behaupten, bedeutet: könnte: »Dein Niedrigsein«, würde dies immer noch nicht soviel sein wie: ,,dein Niedrigmachen (Demüthigen) machet mich groß-«, sondern es wäre dann auch hier, ebenso wie in Pf. l8., von der Demuth Gottes die Rede, vermöge welcher seine Augen unter sich auf das Niedrige sehen und die Armen und Tiefbekümmerten seine liebste Wohnung sind (Ps. 113, 6; Jes. 57, IS; 66, 1 f.), von jener Herab- lassung Gottes, welche schon im Leben Davids von sei- ner Salbung an bis auf sein Sterbebett stch bekundeta indem sie in ihm einen Hirtenknaben zum Könige erkor und ihn, auch als er in Sünde siel und seine Schwä- chen offenbar wurden, nicht von sich stieß, und welche dann zum Aeußersten gedieh, als das Wort, das im Anfang war (Joh. l, 1 ff.), sich in Fletsch und Blut des Hauses David versenite Dennoch hatLuthers sprachlich unzuläsftge Uebersetzung: wenn du mich demüthigesL machst du mich groß, schon soviel Segen gewirkt und ist den einfältigen Bibellesern um des tiefen Gedankens willen, der darin liegt und als vollgiltige Wahrheit zur Gottseligkeit sich erweist, so lieb und werth geworden, daß wir eine Beseitigung dieser Uebersetzung, wie z. B. v. Gerlach sie versucht hat (Ps. 18, 36: deine Demuth macht mich groß), für durchaus ungerechtfertigt halten. Wie über den Versehen der Abschreiber (vgl. Antn zu Kap.15, 7 Anm.), so hat auch über den etwaigen Uebersetzungsfehlern des großen Resormators der Kirche der Geist Gottes in einer Weise gewaltet, die uns zwar aus wissenschastlichem Gebiet das Forschen und Weiter- dringexrvollkommen frei erhält, aber der Kirche erhalten wissen will, was ihr einmal, auch auf dem Wege mensch- licher Schwachheih geschenkt worden ist. Uebrigens scheint Luther, als er die Vulgata und Sevtuaginta bei seiner Uebersetzung sich zur Richtschnur riahm, von deniselben Grundsatz, geleitet worden zu sein; denn, wie aus seiner nachfolgenden Bemerkung hervorgeht, war ihm die dem Sprachgebrauch entsprechende Bedeutung des Worts gar wohl bekannt. »Wer sind wir denn-«, schreibt er, »daß wir uns entweder einbilden und vornehmen wollten, die Wahrheit zu beschützen und die Feinde zu überwinden, oder, wenn wir es dahin nicht bringen können, daß wir darüber wollen zornig werden? Es kommt auf göttliche Sanftmuth (Demuth) und Gnade an, wenn wir er- halten und vermehret werden, nicht auf unser Vornehmen undbEinbildungz damit Gott der Ruhm allein stehen blei e.« 37. Du machst unter mir Raum zu ge- hen [räumst alle Anstöße und Hindernisse mir aus dem Wege], daß meine Knöchel nicht gleiten sso daß ich feste und gewisse Tritte thun kann mit meinen Füßen]. Jn Pf. 18, 36 sieht zwischen den beiden Sätzen: »du giebst mir den Schild deines Heils« und: ,,deine Demuth machet mich groß« noch ein anderer in der Mitte: ,,deine Rechte siärket knich«; es ist also die Gedankenfolga die im vorigen und unserm Verse enthalten ist, diese: 1. Je- hovas Heil deckte David wie ein Schild, an dem jeder Feindeshieb abprallte; 2. Jehovas Rechte siützte ihn, daß seine Hände im Streite nicht ermatteten; Z. Je· hova’s Eingehen in seine Schwachheit und Niedrigkeit wurde seine Größe; 4. Jehova räumte die Hindernisse seiner Laufbahn hinweg und stählte seine Knöchel, so daß er kämpfend Stand halten konnte und im Sieges- lause nicht wankte. Der Sänger blickt zunächst aus die Vergangenheit seines Lebens zurück; aber, wie schon frü- her bemerkt, für den Glauben giebt es keine Vergangen- heit und Zukunft, sondern es ist alles lebendige Ge- genwart 38. Jch will [also stark in dem HErrn und in der Macht seiner Stärke] meinen Feinden nach1agen, und sie vertilgen; und will nicht umkehren »[da»ß ich je aufhören wollte, sie zu ver- Eolgenh bis ich sie umgebracht [aufger1eben] )a e. 39. Ich will sie nmbringen und zer- schmeißem und sollen mir nicht widerstehen [genauer: und sie sollen nicht wieder auf- stehen]; sie mufsen unter meine süße fallen. David redet hier nicht blos von seiner persönlichen Machtstellung sondern aus Grund der empfangenen gött- lichen Verheißung von der Machtentsaltung des König- thums seines Hauses und verkündet im Geiste die end- liche Bestcgung aller Feinde des Reiches Gottes; seine Worte werden also zu einer messianischen Weissagun , die noch stärker am Schluß seines Lobgesangs (V.47 .) Davids Dankpfalm. 417 hervortritt. —- Und dieses swas hier David von sich sagt) ist geschehen und geschieht noch bei allen Siegen des Volkes Gottes, da im Anfang des Streits die Feinde schienen überlegen und uniiberwindlich zu sein; aber so- bald der Angriff einmal geschehen, so wird es gestärkt, die Feinde nehmen die Flucht uiid werden erlegt. Daraus unterläßt die Kirche nicht, die gewonnene Schlacht und den erhaltenen Sieg selbst zu verfolgen, bis sie alle Feinde ausreibe. (Luther.) 40. D»u kannst mich rüsten mit Stärke zum Streit fund thust es auch» wirklich]; du kannst unter mich werfen, die sich wider mich setzen. » » » » » » 41. Du giebst mir meine Feinde in die slucht [wie du deinem Volke verheißen 2. Mose 23, 27], daß ich verstöre [ausrotte], die mich hassen. 42. Sie lieben sich zu« [nach dem Grund- text: sie schauen aus nach jemand, der ihnen beistehen könnte], aber da ist kein Helfer; [schauen aus, vielleicht sogar] zum HErrnkk [dem einigen, rechten HelferL Eber er antwortet ihnen nicht. «) Randglosse: »Das sind diejenigen, die sich mit vielen Goitesdiensten um Gott wollen verdienen, mei- nen’s herzlich und thun’s mit Ernst, aber ohne Gottes Wort, aus eigen erwähltein Vornehmen, wie unsereMönche und alle Abgöttische thun« Hiernach scheiiit Luther den befremdlichen Ausdruck in dem Sinne geineint zu haben: Sie geben sich JJiühe, Gott ihre Liebe zu beweisen, um ihn zur Hilfe zu bewegen; es ist aber nur eine gemachte, nicht wirklich im Herzen vorhandene Liebe, daher auch all ihr Mühen keinen Erfolg hat. —- ") Das »zum HErrn« fügt zum Allgemeinen das Besondere, was noch am ersten Aussicht auf Hilfe gewährte, und soll daiiiit gesagt werden, sie schreien vergeblich selbst dann, wenn ihr Geschrei nicht zu den Götzen, sondern zu Jehova gerichtet ist (an den sich auch Heiden in der äußersten Noth wohl wenden mochteu); aber die einzelne Bitte hat keine Berechtigung in ihrem allgemeinen Verhältnisse zu Gott, sie stehen außerhalb des Bundes und der Ver- heißung und smd Gottes Feinde, die zu ihm nicht im wahren Glauben, sondern nur einmal versuchsweise beten können. Gerade das, was den Grund der Erhörlichkeit von Davids Bitte bildet, schließt bei ihnen eine solche Erhörlichkeit aus. Der Gedanke ist wichtig für solche Fälle, wo zwei feindlich einander gegenüberstehende Kriegs- heere beiderseits zu Gott um Hilfe und Verleihung des Sieges rufen und dabei auf die Gerechtigkeit ihrer Sache sich berufen· Der Unglaube pflegt da wohl die spöttische Frage auszuwerfen: wem soll denn nun der liebe Gott den Willen thun? Aber die Antwort ist einfach: dem- jenigeii Theile, der nicht blos sich Gott zu-liebt, sondern ihn liebt in der That und Wahrheit, der im thatfäch- liih richtigen Verhältnis; zu ihm sieht, nicht blos in einem eingebildeten. Der Theil, bei welchem das der Fall ist, weiß das auch, so gewiß der heil. Geist Zeug- niß giebt unserm Geist, daß wir Gottes Kinder stnd. 43. Ich will »sie zerstoßen [mit so leichter Mühe zerreiben], wie Staub auf der Erde, wie Koth auf der Gasse [den man hinaus geworfen hat, damit» er zertreten werde Jes. 10, 6; Sach. 10, 5] will ich sie verstauben und zerstreuen [zerstampsen]». » » » 44. Du hilfest mir von dem zankischen Dåchseks Blbelwert Volk [wörtlich: aus den Anfeindungen mei- nes Volks, also von denen, die in meinem eigenen Volk mit mir hadern und mich bekämpfen, wie in Beziehung auf Sauks Verfolgung, Jsbo- seth’s Königthum, Absalom’s und Seba’s Aufruhr mir geschehen ist], und behiitest mich [erhebest mich dadurch, trotz aller Gegenanstrengungen meiner einheimischen Widersacher gegen den durch deine Verheißung mir zugesicherten Beruf zur Welt- herrfchaft] zum Haupt unter den Heiden; ein Volk, das ich nicht kannte fzu dem ich von Haus aus in keiner näheren Beziehung stand, wie z. B. das der Syrer zu Hamath unter ihrem Könige Thoi Kap. 8, 10], dienet mir fund darin sehe ich ein Vorspiel dessen, daß dereinst noch alle Heiden dem Scepter meines Hauses sich unter: werfen werden]. its. Den fremden Kindern [die alles auf- boten, meiner Herrschaft sich zu entziehen] hat es [der Verheißung in Z. Mose 33, 29 gemäß] wider mich gefehlet [so daß sie kommen mußten, in schmeichlerischer Weise meine Freundschaft nach- zufuchen Kap— 10, 19], und gehorchen mir [nun] mit gehorsamen Ohren [wörtlich: nach Ohres-Hören, d. i. auf das bloße Gerücht von meinen großen Siegen hin]. 46. Die fremden Kinder sind verschmach- tet [welkten, von meiner Siegesmacht wie von einem Gluthwind getroffen, dahin], und zappeln in ihren Banden [genauer: zittern aus ihren Schlössern heraus, kommen zitternd daraus hervor, sich mir auf Gnade und Ungnade zu er- geben]. 47. Der HErr lebet sdas ist das lob- preisende Bekenntniß seiner Herrlichkeih das nach solchen Erfahrungen sich von selber mir auf die Lippen legt], und [dies Bekenntniß erweckt in meinem Herzen den Jnbelruf:] gelobet sei mein Hort [Fels], und Gott, der Hort meines Heils, müsse erhoben [erhöhet] werden. 48. Der Gott fmiisse erhoben werden], der mir die Rache iebt [V. 5—20], und wirft [zwingt] die Vö ker unter mich [V. 29——46 und der damit zu einem thatfächlichen Beweis seines Lebens und seiner Preiswürdigkeit mich macht]. 49, Er hilft mir aus von meinen Fein- den. Du erhöhest mich aus denen, die sich wider mich setzen [so daß ich, statt ihnen unter- liegen zu müssen, wie sie gemeint hatten, obsiegend über ihnen schwebe]; du hilfst mir von den Freveln [frevelhaften Menfchen]. 50. Darum [weil deine Gnade gegen mich so überschwenglich groß istJ will ich dir danken, HErr, [nicht blos innerhalb der engen Grenzen der Gemeinde Israel, sondern weit darüber hin: aus] unter den Heiden [zu denen mit der Herr: A. T. 1. 2. 27 418 2. Samnelis 22, 51. 23 , 1—7. schaft meines Hauses ja auch die Erkenntniß deines Namens dringt], und [diesem] deinem Namen lObsingenV [damit auch sie in deinen Preis ein- stimmen], « 51. fWill danken dem HErrUJ Dei: seinem [von ihm eingesetzten und zum Haupt unter den Heiden berufenen] Könige groß Heil beweiset, und [der ihm gegebenenVerheißung Kap.·7,12——16 gemäß] wohl thut fGnade erzeigt] seinen: Ge- salbten Dav Eis, und seinem Samen ewiglich. «) In Röm. 15, 9 führt Paulus unter den alttesta- rnentlichen Belcgen, daß das Heil auch für die Heiden bestimmt sei, auch unsere Stelle an, in Verbindung mit den ähnlichen 5. Mofe 32, 43 u. Pf. 117, 1. Diese Stellen stnd ganz geeignet, zu beweisen, ivas sie beweisen sollen: sind die Heiden betheiligt bei dem, was der HErr unter Israel thut, gehören sie mit zu dem Zuhörerkreis dem seine großen Thaten Verkündigt werden sollen, so kann Gott nicht blos der Juden, er muß auch der Hei- den Gott sein und sich dereinst als folchen durch die Darbietung seines Heils kund geben. — «) Auch sonst hat David feinen Namen in seine Lieder und Gebete verwebt (Kap. 7, 20. 263 23, 1); aber dieser Lobpreis Iehova’s, des Gottes David’s, feines Gesalbten, ist seinem schließlichen Inhalte nach nichts anders als Lob- preis des Vaters Jefu Christi. Das 23. Kapitel. Daviifs setzte Reden und Hesdenliucis IV« V. 1——7. Mit dem Danleespsalm im vorigen Abschnitt werden sofort die letzten Worte Davidm verbunden, obwohl sie gesihichtlich erst den letzten tkebengsiuiiden deg großeu Könige angehören; aber gleichwie in dem Dante— psalm des vorigen Kapiteln er dem Hoirrn ein Halleluja siugt für alle in seinem Erben erfahreneu Gnaden, so tritt er hier als Propbet auf, der da »versict1ert iß non dem otlessia des Gottes Jakob« und dessen Tage in Ge- rechtigkeit und Gericht schon von serue schaut. Darum gehören, wem: iuan von der geskhichtlichen Zeitfolge ab- sieht, beide Eiedey jenes Lob— nnd dies Schwanen-sl«ied, aufs oingste zusammen nnd lioniiten von dem heiligen Schriststeller fiiglich mit einander verbunden werden. 1. Dies fwas nunmehr folgt] sind die letzten Worte Davids [gleichsam sein prophetisches Testa- ment, in welchem er die heilsgefchichtliche Bedeu- tung seines Königthums für die Zukunft nieder- gelegt hat]: Gs sprach David, der Sohn Jsaih es sprach der Mann, der versichert ist von dem Messia des Gottes Jakob fnach anderer Uebersetzung: der hochgestellet ist, der Gesalbte des Got- tes Jakob"], lieblich mit Psalmen Jsracl [den Gott gewürdigt hat, liebliche Gesänge zum Preis seiner Gnade und Herrlichkeit in und für Jsracl zu stngen"’]. · V) Dieser Eingang gehört nicht mehr zu der Ueber- schrift: ,,Dics find die letzten Worte Davids-«, sondern ist felbst schon ein Theil dieser Worte. Der greife König, wohl schon auf feinem Sterbelager liegend, hat eben feinem Nachfolger Salomo seine letzten Anordnungen ertheilt (1.Kön. 2, 1—9), da ergreift ihn, wie einst den Erzvater Jakob (l. Mos. 49, 1 ff.), noch einmal der prophetische Geist, daß er den ,,gerechten Herrscher in Gottesfurcht« schaut, unter welchem Segen und Heil fprießt den Frommen, alle Bösen aber überwunden wer- den. Ergriffen von diesem Geiste und wissend, daß das, was er redet, nicht aus ihm selber stammt, sondern ein ,,Gottesfpruch« ist, eine unmittelbar von Gott empfan- gene Ossenbaruiig, spricht er dies Bewußtsein mit ähn- lichen Worten aus, wie einst Bileann der Sohn Beor, das gleiche Bewußtsein feinen beiden letzten Aussprüchen an die Spitze stellte (4. Mof 24, s. 15). Das nun ist von beachtenswerther Bedeutung; deiin Davids prophe- tifcher Spruch ist in der That eine weitere Entfaltung der Weissagung Bileams von dem Sterne aus Jakob und dem Scepter aus Israel (Kap. 7, 16 Anm.). Auf der andern Seite aber unterscheidet fich David bestimmt von Bileam, dem Manne verfchlossenen Auges, dem erst ein Gesicht des Allmächtigen die Augen geöffnet hat: er, David, ist hochgeftellt einerseits als Gefalbter des Gottes Jakob, andrerseits als der Liebliche in Lobgesängen Jsraels; es ist also nicht eine bloße äußere Gottesgewalt, die sei- nen Mund zur Weissagiing öffnet, sondern es ist die göttliche Entfefselung von den Banden menschliche: Schwachheit und die ungehinderte Einfprache des Geistes Gottes, vermöge deren er seht, in den letzten Augenblicken feines irdischen Lebens, die hellsten Blicke thut iii die Zukunft seines Hauses und seines Reiches und fein von dem Odem aus Gott durchwehetes Innere in einem ge- waltigen Strome der Rede ergießt. — «) Nach dieser anderen Uebersetzung würde David sich als einen solchen bezeichnen, den Gott aus der Niedrigkeit zum Herrfcher seines Volkes, ja zum Haupte der Völker (Kap.22, 44) erhoben hat. Luthers Uebersetzung dagegen, die der Vulgata folgt soui constitutum est de Christo dei Jacob), dürfte sich in sprachlicher Hinsicht nur schwer rechtfertigen lassen. — W) Also will David seine Psalmen Jsraels Psalmen, d. i. der Kirche Psalmen heißen, welche denselben Geist hat, der sie durch David gemacht, und dieselben immerfort singet auch nach Davids Tode. Er hat gefiihlet im Geist, daß seine Psalmen für und für bleiben würden, so lange Israel oder Gottes Volk bleiben würde, das ist bis an der Welt Ende. (Luther.) » » Z. Der Geist des HErrn hat durch mich [ge- nauer: in mich hinein] geredet [und mir das angegeben, was ich jetzt ausspreche], und seine Rede ist durch meine Zunge geschehen frichtigerx und fein Wort ist bei dem, was ich sage, auf meiner Zunge] 3. Es hat [aber] der Gott Jsracl zu mir gesprochen, der Hort Israel hat geredet smir dies zu sagen eingegebem Siehe, es kommt, der da kommen soll], der gerechte Herrscher unter den Menschen, der Herrscher in der Furcht Gottes. In räthselhafter Kürze, wie sie der prophetiscyen Be- geifterung des Sängers entspricht, wird in der zweiten Hälfte unseres Verses der eigentliche Kernpiinkt der em- pfangenen Offenbarung der längeren Ankündigung der- selben sofort angeschlossen. Unsre deutsche Bibel macht das Verftändniß kaum möglich, indem sie die so wichti- gen Worte als eine bloße Beifügung zu den vorhergehen- den Ausdrücken »Gott (Hort) Israel« betrachtetz der Leser würde aber sofort auf den richtigen Gedanken koni- men, wenn man folgendermaßen schriebe: Es hat der Gott Israel zu mir gesprochen, der Hort Israel hcit geredet: Ein gerechter Herrscher unter den Menschen, ein Herrscher in der Furcht Gottes! Luther hat die Stelle so verstanden, als ob in den beiden ersten Sätzen des Verses: Es hat der Gott Israel zu mir gesprochen, der Hort Jsracl hat Davids letzte Worte. 419 geredet« zunächst als Gott der Vater, und dann als Gott der Sohn bezeichnet würde, und letzteren Gott der Sohn, nun näher dargeftellt werden sollte nach deni, was er als Herrscher und König unter den Menschen thut: er schenkt feinen Reichsgenosfen die Gerechtigkeih und wirkt in ihnen durch sein Wort und seinen Geist die wahre Gottesfurcht Jndem nun schon im vorigen Verse vom Geiste des HErrn die Rede war, betrachtet er die Stelle als eine Grundlage für die Lehre von der heil. Dreieinigkeit, auf die er denn auch in seiner, drei Jahre vor feinem Tode, im J. 1543 geschriebenen Abhandlung von den letzten Worten David’s (Erl.Ausg. Bd. 37, S. 1 ff.) sehr ausführlich eingeht. 4. Und [die Erscheinung oder das Auftreten dieses Herrschers wird sein] wie das Licht des Mor- gens, wenn die Sonne des Morgens ohne Wolken ausgehen da vom Glanz [von dem warmen und be- fruchtenden Sonnenstrahl] nach dem Regen [der während der voraufgehenden Nacht das Land zuvor getränket hat] das Gras aus der Erde wächst [und alles nun fröhlich grünet und blühet —- gleicher Segnungen im Geistlichen werden die Menschen in der messianischen Zeit sich zu erfreuen haben Jes. 44, 3 f.; 45, 8]. Z. Denn mein Haus ist nicht also bei Gott« [richtiger: Jst nicht mein Haus also bei Gott? — o gewiß steht es in einem solchen Verhältniß zu Gott, daß aus ihm jener gerechte Herrscher mit all den eben gerühmten Segnungen seines Reichs hervorgehen wird]; denn er [der HErr] hat [der- möge der Verheißung, die er mir geschenket [Kap. 7, 12 ff] mir einen Bund gesehn der ewig, und [bei dem] alles wohl geordnet [ist, indem auch der Fall dabei vorgesehen, daß die künftigen Träger desselben von Gott abfallen] nnd [der nun selbst bei solchem Abfall meiner Nachkommen sicherJ ge- halten wird [von Seiten dessen, dessen Treue die menschliche Untreue nicht aufheben soll]. Denn alle mein Heil und Thun ist, daß nichts wächst« [richtiger: denn all mein Heil, das er mir und meinem Hause verbeißen, und alles Wohl- g es allen, alle seinen Gnadenrath, den er in jenem Bunde mir hat zu erkennen gegeben, sollte er, der Treue und Wahrhaftige, es denn nicht sprossen, es zu seiner Zeit auch wirklich kommen lass en?]. «) Das D am Anfang des Verses, sonst allerdings soviel als »denn-«, führt offenbar hier eine Frage ein, die eine bejahende Antwort in sich schließt. Luther da- gegen hat sich— den Sinn des Satzes so erklärt: Was ist mein Haus gegen Gott? Es ist ja nicht ein solch Haus, das bei Gott solcher unausfprechlichen Ehren würdig sei, von welchem Messia, der Hort Israel, Gottes Sohn, der gerechte Herrscher unter den Menschen, soll geboren werden. —- ") Auch hier verhält es sich mit dem Verständniß des Grundtexies, wie zu Anfang des Verses, das D vor dem Verneiiiungswort diEs (nicht) führt eine Frage ein, die den Zweck desto stärkerer Ver- sicherung hat. Luthers Erklärung aber setzt an Stelle derselben einen dem Zusammenhange wenig entsprechen- den Gedanken: »Aber solch mein Reich, vielmehr aller Könige auf Erden Reich, gegen diese Herrschaftmeines Sohnes sJJiessia, des Hortes Jsrael, ist nichts denn ein dürrer Zweig, der nie einmal gewachsen oder gegcüneh zu rechnen« « 6. Aber Belial [die nichtswürdigen und gott- losen Leute, haben im Reiche dieses gerechten Herr- schers keine Duldung zu erwarten, sondern sie] sind allesamint wie die ausgeworfenen szu nichts brauchbaren, nur zur Ausrottung bestimmten] Dtstelu [genauer: Dornen], die man nicht mit Handen fassen kann [ohne sich an ihnen zu verwunden]; 7. Sondern wer sie angreifen soll [um sie auszurotten], muß Eisen nnd Spießstangen seinen an langer Stange befestigten eisernen Haken] in der Hand haben, und werden mit Feuer verbrannt werden in der Wohnung [an dem Orte ihres Woh- nens oder auf dem Acker, auf dem sie gewachsen sind Matth 13, 303 Joh 15, S; Hebt. 6, 8]. Jn beiden Testamenten berühren sich also allemal die ernstlichsten Verkündigungen des göttlichen Gerichts mit den gnadenvollsten Verheißungen —- Mit Beziehung darauf, daß wir an unsrer Stelle Dr. Luthers Ueber- setzung mehrmals haben verlassen müssen, fügen wir hier noch feine Auslassungen bei, in denen er selbst zu erkennen giebt, daß seine Erklärung wohl noch einer Besserung bedarf: Hiemit will ich die letzten Worte Davids verdeutscht und ausgelegt haben, nach meinem eigenen Sinn. Gott gebe, daß unsre Theologen getrost Hebräisch studiren und die Bibel uns wieder heimholen von den muthwilligen Dieben, auch alles besser machen, denn ich’s gemacht habe, das ist, daß sie den Rabbinen sich nicht gefangen geben in ihre gemarterte grammatica und salsche Auslegung, damit wir den lieben HErrn und Heiland hell und klar in der Schrift finden und erkennen. Dem sei Lob und Ehre sammt dem Vater und heiligen Geist in Ewigkeit! Amen. It! den Psalmen 101—103, die ein dreigetheiltes Ganze bilden, spricht David die Gedanken aus: Wenn die Meinigen nur in den Wegen des HErrn bleiben, so dürfen sie in allem Leiden ihn zuversiehtlich anrusen, und das Ende vom Liede wird stets ein: «Lobe denHErrii, meine Seele-«, sein. Jn Psalm 110 haben wir dann »den rechten hohen Hauptpsalm von unserm lieben HErrn Jesu Christo« vor uns, in welchem David, nicht zufrie- den mit der ihm zu Theil gewordenen Herrschafh mit weltnmfaffenden Ansprüchen und Erwartungen auftritt, zugleich aber erkennt, daß auf dem gewöhnlichen Wege diesen Hoffnungen keine Erfüllung werdeii kann. Er wird indessen nicht irre an seinen Hoffnungen, sondern weil er von Gott die feste Verheißung von der Ewigkeit der Herrschaft in seinem Stamme empfangen hat, wird ihm, als er einst in einem heiligen Augenblick mit Bitte und Gebet vor den HErrn tritt, im Geiste offenbar, daß jene Verheißung in dem Messias gipselt und daß in diesem seinem Sohne, der zugleich sein HErr ist, alle Schwie- rigkeiten, die der Verwirklichung seiner Hoffnungen ent- egenstehen, ein Ende finden werden; denn derselbe wird sitzen zur Rechten der Allmacht und Priester fein in Ewigkeit, dadurch aber wird er im Stande sein, nicht nur die den Fortschritten des Reiches Gottes entgegen- stehende feindliche Weltmacht vollständi niederzuwerfen, sondern auch aus seinem Volke ein so ches zu machen, das da geeignet ist, den heiligen Krieg gegen die Welt mit durchgreifendeni Erfolge zu führen. Auch in Psalm 138 beschäftigt fiel) David mit der ihm zu Theil ewors denen großen Verheißungz er preist den HErrn sür die Huld, die er ihm damit bewiesen, und versieht sich zu 27« 420 2. Samuelis 23, 8-—-18. seiner Wahrheit der gewissen Erfüllung, nach welcher auch alle Könige der Erde ihm danken würden. Damit steht in Verbindung der 139. Psalm, in welchem David nicht blos aus seiner eigenen Person redet, sondern aus der seines ganzen Stammes, und seine Nachfolger auf dem Thron mittelbar ermahnt, die Huld des HErrn, die da ewig währet, nicht zu verfcherzen und Gottes Verheißung nicht unkrästig zu machea V. v. 8—39. Gleis-wie der aekikyt you David-s re— rettung aus großer ilsebenggesahr durch einen seiner Helden nnd die damit verbundene Erwähnung einiger andern Eroßthaten feiner vornehmsten Krieger in san. 21,15 ff. einen sathgemäßen Zttilmiipsunggpunlit bot, um daraus in Lan. 22 die Mittheilung seines Danlwsalmg fitr Eotteg Errettung ans allen diiiihem die ihn je betroffen, folgen zu lassen, dieser Danlepsalm aber wiederum zur ilnittheb lung der lehren Worte Davids in Karl. Es, 1——7 ver— aulassung gab: so wird nunmehr jene Erwähnung von Heldenthaten der vornehmsten tärieger braust, den Eeser näher damit bekannt zu niachen, wie es mit diesen und andern von den bedeutendsten Kriegern des grossen Königs sich verhielt, um damit die ganze Krieggperiode seiner diegierungszeit zum Abschluß zu bringen. Unser Abschnitt bringt nämlich eine särnilirhe tbiste der Helden Ibavid’g oder seiner Kdjutantem wie wir sie nach den Verhältnissen unsrer Zeit bezeichnen können, nach den drei Klassen, in welche sie zersieleu dgl. I. Ehren. 12, 10—47. 8. Dies sind die Namen der Helden David [der bedeutendsten Männer unter den 600 alten Wafsengefährten des Königs, die in Kap. 15, 18 unter der Bezeichnung ,,Hethiter« uns begegnetenz sie, die bedeutendsten aus diesem Veteranen-Corps, bildeten wiederum ein besonderes Corps für stch, das Corps seiner Adjutanten oder Ritter, das in drei Klassen getheilt war, deren Ntitglieder mit ihren Anführern im Folgenden eben näher ange- geben werden sollen]: Jafabeam, der Sohn Hachmonit sein Abkömmling des Geschlechts Hach- mon, Sohn des Sabdiel 1. Chron. 28, Z. 32], der Vornehmfte unter dreien [der Vornehmste der ersten Klasse oder der Großkreuze]; er hub [am Tage der Schlacht, in welcher er so sehr·sich aus- zeichnete, daß David in die Schaar seiner Ritter ihn aufnahm und ihm die erste Stelle in dersel- ben zuertannte] seinen Spießii auf, und schlug acht hundert [Mann] auf einmal [hub in dieser Schlacht seine Lanze immer von Neuen: gegen die Feinde in die Höhe und ruhete nicht, bis achthundert derselben erschlagen waren, vgl. Jof. 8, 18. 26]. «) Statt dieser Worte, die Luther aus l, Ehren. t2, 11 herübergenommem steht im Grundtext: Joscheh Base- beth Tathmoni. Die beiden ersten Worte (joschet) hasche-dem) würden, wenn sie wirklich im ursprünglichen Text gestanden haben, bedeuten: »der auf dem Stuhl Sitzende« (Vulgata: sedens in cathedrax was v. Meyer und Stier in ihrer ,,berichtigten« Bibel-Ueber- setznng Luthees durch: der Vorsitzer wiedergeben. Man faßt diesen Ausdruck als eine Bezeichnung für unser ,,Stuhlherr« oder »Großmeister«, und meint nun, die Helden Davids hätten einen förmlichen Ritterorden in der Weise des Mittelalters gebildet, in welchen: die erste Klasse die Großkreuze, die zweite Klasse die Com- thure, und die dritte Klasse die gewöhnlichen Ritter ausmachta Diese Aussassung erscheint uns durchaus zu- treffend, da erst bei ihr ein klares Verständniß des uns vorliegenden schwierigen Abschnitts möglich wird; wir hätten dann das dritte Wort (tachm0nj) als Eigen- namen «Tachmoni« zu fassen (nicht, wie die Vulgata gethan, als Eigenschaftsworh sapjentjssimukn der wei- feste). Jndessen kommen wir hierbei in Widerftreit mit I. Chr-on. 12, 11., wo statt der Worte in unserm Texte: VDPDU DER« steht: nimmst-f; DYFZHH Es kommen nun in beiden Stcllen, wie sie dem Auge des Lesers hier vorgeführt sind, zu viel gleiche Buch- staben vor, als daß wir nicht auf die Vermuthung ge- führt werden sollten, es liege hier ein Fehler der Ab- schreiber vor. Der zweite Theil sder Hebräer liest von der Rechtcn zur Linken) stimmt bis auf den Anfang (n statt D) genau mit einander überein; denn die defective Schreibweise im oberen Wort, sowie die etwas andere Vocalisirutig des n darf uns nicht stören. Aber auch die erste Hälfte läßt sich in vollen Einklang bringen; in- dem nämlich ein Abschreiber beim Schreiben des Namens DJDtW bereits die drei ersten Buchstaben IV« geschrieben, verirrte er mit dem Auge sich in die darüber stehende Zeile und schrieb statt der beiden Schlußbuchstaben Dy das Schlußwort des 7. Verses mir-I («in der Wohnung-O, so daß wir also hier einen ähnlichen Fall haben zu dem bei Kap. 21, 9 bemerkten, wo irrthümlicher Weise das Wort orgim aus der unten stehenden Zeile dem Namen beigefügt worden ist. Auch Luther erkennt hier, wie im ganzen Verse, an, daß der ursprüngliche Text durch Schreibfehler entstellt worden sei: »Wir achten, der Text sei durch einen Schreiber verderbet, etwa aus einem Buch unkenntlicher Schrift und von bösen Buchstaben,« und hat deshalb mehrfach anders übersetzh als die hebräischen Worte lauten. Indem aber gleichwohl der verderbte Text einen Sinn giebt, und zwar, wie wir vorhin aus- einander gesetzt haben, einen solchen, der zum Verständniß des ganzen Abschnittes hilft, bestätigt sich das am Schluß der Bemerkung über die Zahl ,,vierzig« in Kaki. 15, 7 Gesagte. -—« is) Der Grundtext hat hier völlig unverständliche Worte, welche die Vulgata übersetzt: er ist gleichsam der zarteste Holzwurm (jpse est quasi tenerrjmus ljgnei vermiculuss Luther hat den Text nach I. Chron.12, 11 corrigirt; »denn —- sagt er — die Hebräer wohl wissen, wie man in böser Handschrift kann I für A, t für J, Pl für n lesen, und umgekehrt« 9. Nach ihm sals der zweite] war Eleasatz der Sohn Dodo [oder Dodai»1. Ehren. 28, 4], des Sohns Ahvhi seines Abkömmlings des Gefchlechts der Ahohiten], unter den dreien Helden mit David [unter den drei Helden, welche nach V. 19 den ersten Rang bei David einnahmen, oder unter den ,,Großkreuzen« seines Ritterordensz und ist seine ausgezeichnete That, die ihm zu solcher Ehren- stellung verhalf, folgendes Da sie [die Kinder Israel, zur Vergeltung des Hohns, den einst die Philister bei Ephes- oder Pas-Dammim durch ihren Mittelsmann Goliath ihnen angethan 1. Sam. 1«7, 1 ff.] Hohn sprachen den Philifterty und [letztere] daselbst sbei Pas-Dammim I. Ehren. 12, 13., also in der nämlichen Gegend, wo jene Geschichte sich ereignet hatte] versammelt waren zum Streit, und die Männer Israel [statt tapfer auf den Feind loszugehen, eben im Begriff standen, das Schlacht- feld zu verlassen, und] hinaufzogen [nach dem öst- Die vornehmsten Helden Davids und ihre berühmtesten Thaten lich gelegenen Gebirge bei Bethlehem, siehe das, Kärtchen zu 1. Sam. 9, 5]; 10. Da stund er [erhnb er, der genannte Eleasar, sich in gewaltiger Kraft] und sthlug die Philister, bis daß seine Hand müde sin Folge der iibermäßigen Anstrengung vom Krampf erfaßt] am Schwert erstarrete. Und der HErr gab Idurch ihn] ein groß Heil zu der Zeit, daß das [schon fiüchtig gewordene Kriegs-] Volk [wieder] Umwandte ihm nach, saber nur noch Gelegenheit hatte] zu rauben sdenn der Sieg war bereits durch ihn allein entschieden]. 11. Nach ihm [als der dritte dieser Klasse] war Samma, der Sohn Aga, des Harariters [der ebenfalls durch einen großen Sieg über die Philister sich berühmt gemacht hatte]. Da [nämlich] die Philister sich versammelten in eine Rotte sum das Land Jsrael zu brandschatzen, wie einst bei Kegila 1. Sam. 23, 1 ff.], nnd war daselbst kwo sie sich gelagert hartem] ein Stück Ackers voll Linsen, und das Volk sdie israelitische Streiterschaar, schon] slohe vor den Philirternz 12. Da trat er mit en auf das Stück, und errettete es [aus den Händen der Feinde], und schlug die Philister, Und Gott gab sdurch diese seine Heldenthatj ein groß Heil. i) Der Ort wird nicht genannt, daher manche Ausle- ger vorher statt III) (in eine Rotte) lesen: III? (nach Lechi hin); wir hätten dann denselben Ort vor uns, wo Simson die Philister mit dem Eselskinnbacken schlug (Richt. 15, 9 ff.). 13. Und diese drei Vornehmsten unter Dreißi- geu [genauer: Und drei von den dreißig Vor- nehmsten oder Helden, Ritternij kamen hinab in der Ernte szur Zeit der Ernte, d. i. in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten Z. Mos. 23, 17 Blum] zu David, in der Höhle [richtiger: nach der Höhle] Adullam [woselbst er sich aushielt I. Sam. 22, 1 Anm.], und die Rotte seine Schaar] der Philister lag im Grunde Rephaim [der von Jeru- salems Südwestseite an mittagwärts sich hinunter erstreckt bis halbwegs Bethlehem Jos. 15, 8 Anm.] 14. David aber war dazumal in der Burg [aus der Bergfestung über dem Felsen, in welchem die Höhle von Adullam sich befand]; aber der Philister Volk [ein vorgeschobener Posten der Phili- ster] lag zu Bethlehem sunter dem nördlichen Thore der Stadt]. «) Der Grundtext besagt also keineswegs mit bestimm- ten Worten, daß hier von den im Vorigen genannten Drei, Jasabeam, Eleasar und Samma, die Rede sei; es könnten auch drei andere aus der Zahl der in V. 24 ff. angeführten Helden gemeint sein. Jndessen dürfte doch der Zusammenhang darauf führen, daß Luthers Ueber- setzung, wenn auch nicht den Worten, doch dem Sach- verhältniß entspricht. Nachdem vorher von einer beson- deren Heldenthat eines jeden der Drei berichtet worden, soll nun auch ein heldenmüthiges Werk, das sie in Ge- meinschaft mit einander ausgeführt haben, erzählt werden. 421 Dabei fcheint jedoch dieZeit auseinander gehalten werden zu milssen, in welcher das in V. 8—.—12 und das in V. 13-—17 Mitgetheilte verfiel. Was in dem uns vor- liegenden zweiten Abschnitt (V. 13——17) erzählt wird, fällt allem Anschein nach in die Zeit der ersten Kämpfe Davids mit den Philistern (Kap.5, 17 ff.); dagegen haben wir’s in dem vorangehenden Abschnitt (V. 8—12) vermuthlich mit Ereignissen aus späteren Kämpfen zu thun, die in Kap. 8, 1 nur summarischs nach ihrem schließlichen Ausgange, erwähnt worden sind. 15. Und David ward lüstern [nach einem Trunk guten Wassers, das er auf seiner Bergfestung V. 14 nicht haben konnte], und sprach [zu den Männern, die er bei sich hatte]: Wer will mir zu trinken holen des Wassers aus dem Brunnen zu Bethlehem, [der] unter dem Thor [der Stadt sich befindet und so vorzügliches Wasser enthält 1. Sam. 9, 5 Anm.]? Its. Da rissen die drei Helden sindem sie ihr Leben wagten, um dem König seinen Wunsch zu erfüllenj in’s Lager der Philister kbrachen durch den vorgeschobenen Posten der Philister, der den Raum vor dem Stadtthor besetzt hielt], und schöpf- ten des Wassers ans dem Brunnen zu Bethlehem unter dem Thon und trugen-s chinüber nach dem südwestlich von Bethlehem gelegenen Adullam], uud brachtews David. Aber er wollte es nicht trinken [weil er erkannte, daß er Unrecht gethan, indem er durch die Aeußerung seines Vegehrens die drei Helden veranlaßte, um einer solchen Sache willen ihr Leben für ihn zu wagen], sondern goß es [aus als ein Trankopferj dem HErrn [zum Dank dafür, daß dieser das Leben der Männer bewahrt und dadurch eine schwere Schuld, die er andernfalls sich würde aufgeladen haben, von ihm abgewendet hatte]- 17. Und sprach: Das lasse der HErr ferne von mir sein, daß ich das thue snämlich von die- sem Wasser trinke]l Jsks nicht [so gut wie] das Blut der Männer, die ihr Leben gewagt haben kes mir zu holen] und salso mit Aufopferung ihrer selbstj dahin gegangen sind? Und wollte es swie gesagt, aus Scheu seines erwachten Gewissens Kap. 24- 10; I. Sam. 24, s] nicht trinken. Das thaten die drei Helden sgewiß eine von großem Muth und rafcher Entschlossenheit zeugende That] Die Geschichte läßt stch bei Erläuterun des 5. Ge- bots verwerthenx gleichwie man den Näch en in seiner Noth nicht soll verderben lassen (Luk. 10, 30——3«2), so ist es auch Sünde, wenn man ihn durch Lüste (Jes. 5, 22) und Waygstücke (wie"hier), oder durch allzu schwere Ar- beit (2. of. I, 13 f.) fiel) selbst zu Grunde richten läßt. Zur Befriedigun seiner Schaulust den halsbrecherischen Kunststücken der eiltänzer beiwohnen ist ein dem lüsternes: Begehren David’s ganz ähnliches Vergehen, vor welchem die Kinder in der Schule rechtzeitig zu warnen sind; die Entschuldigung, daß man ja dergleichen Leute nicht ver- anlasse,»ihr Leben zu wagen, sondern nur ihren Vroderwerb unterstütze, kann nichts gelten, denn dergleichen Broderwerb verträgt sich nicht mit dem Worte Gottes, nnd wir sollen uns nicht fremder Sünden theilhaftig machen. 18. Abisai, Joabs Bruder, der Sohn [der] Zeruja [1. Sam. 16, 10 Anm., von dem schon 422 Z. Samuelis 23, 19—39. öfter die Rede gewesen Kap. 2, 24 fs.; 3, 30; 10, 9 fs.; 1. Ehren. 19, 12 f.; 2. Sam. 16, 9 fs.; 18, 2 ff.; 19, 21; 20, 6; 21, 16 f.; vgl. 1.S. W« 5 sssL war auch sgleichwie der in V. 9 ge- nannte Jasabeam] ein Vornehmster unter dreien* [einer eigenen Klasse der Helden David’s, nämlich der Vornehmste der zweiten Klasse, der Com- thure]. Ei! hub [bei Gelegenheit derjenigen krie- gerischen That, die ihm zu solcher Ehrenstelle ver- half] seinen Spieß aus, nnd schlug dreihundert [so daß an ihm gleichfalls, wie an Jasabeam, Eleaser und Summa V. 9 fs., die göttliche Verheißung Z. Mose 26, 7 f. sich bewährte]; und war auch beruhmt unter dreien sward in Folge dessen von David in eine besondere Klasse seiner Ritter auf- genommen], 19. Und der Herrlichste unter dreien kward von ihm zum Erten in dieser Klasse ernannt], nnd war ihr Ober-irr; aber er kam nicht bis an die drei [Jasabeam, Eleasar und Samnia, sondern stand dem Range nach eine Stufe unter ihnen]. «) Besondere Schwierigkeiten für das Verständniß unsers Abschnitts bereiten die Ausdrücke ,,drei« und ,,drei- ßig«, welche bald als wirkliche Zahlwörten bald zur Be- zeichnung einer militairischen Charge (Ehrenftelle) ge- raucht werden. Man glaubt, daß das hehr. Sohalisch ursprünglich soviel sei als Wagenkämpsm weil in der Regel drei aus einem Kriegswagen standen, wovon der eine kämpfte, der andere ihn mit dem Schilde deckte und der dritte die Pferde lenkte. Wie dem aber auch sei, jedenfalls bezeichnet das Wort (im Plural schaljsclxiw eine Klasse von vornehmen, ausgezeichneten Kriegern oder das, was wir ,,alte Garde« nennen (2. Mose 14, 7; 15, 4 — Luther: »Hauptlente«). Davids alte Garde nun, wie wir zu Kap. 15, 18 sehen, waren die 600 Kriegs- männer, die in der Zeit seiner Verfolgung durch Saul stch um ihn gesammelt hatten und die öfter als seine Gewaltigen oder Starken (Kap. is, S; 20, 7) bezeich- net werden. Eine Elite oder Auswahl aus denselben vertrat die Stelle feiner Adiutanten oder Ritter. Unter diesen, wenn wir unsern Abschnitt recht verstehen, gab es drei Stufen oder Klassen, von denen die beiden ersten je drei Mann zählten sdaher im Grundtext sehe· lage-hab, d. i. Trias oder Dreiheit, genannt), die dritte aber in runder Summe dreißig Mann, ohne daß jedoch diese, wie jene Zahl eine fest bestimmte gewesen wäre; Vielmehr war sie. mehr ein technischer (ein für alle Mal eingesührtey Ausdruck, so das; wir hier in der zweiten Klasse nur von zwei Helden hören, hernach aber an Helden der dritten Klasse zusammen 32 zählen. Jn den Büchern der Könige hat Luther das Wort] schalisch ganz zuirefsend mit »Riiter« übersetzt (l. Kön. 9, 223 2. K. 7, 2 fs.; 9, 25; 10, 25; 15, 25). W. Und [serner gehörte zu dieser zweiten Klasse oder Trias] Benaja, »der Sohn [des Priesters I. Chroir 28, s] Jo1ada, des Sohns Jshail [wohl richtiger: des Sohns eines tapferen Mannes, so daß man die Worte des Grundtextes isclpohail nicht als Eigennamen faßt, sondern sie, wie auch die Septuaginta und Vulgata gethan, mit übersetzt] von großen That-en, kgebüriigj von Kabzeel [einer Stadt im Süden des Stammes Jndci Jos. 15 21 — früher genannt als Ober- ster über die Krethi und Plethi Kap. 8, 18; 20, 23]. Der schlug svermuthlich in dem Kriege Davids mit den Moabitern, von dem in Kap. 8, 2 die Rede war] zween Löwen [die beiden Ariel oder die beiden berühmtesten Helden’«] der Mita- biier, und [zeichnete noch durch eine andere That siFh aus; denn er] ging hinab und schlug einen Lowen im Brunnen zur Schneezeit kznk Winterszeit, als einmal mehr Schnee als gewöhnlich gefallen war, hatte ein Löwe, weil er anderwärts keine Nahrung sinden konnte, den menschlichen Wohnungen sich genähert, war hier in eine Cisterne oder eigens dazu gemachte Grube gefallen, und ward nun von Benaja, der in die Cisterne oder Grube hinabstieg, in derselben erschlagens it) Ariel, d. i. Löwe Gottes, heißt bei den Arabern und Persern ein sehr tapferer Mann. 21. Und schlug auch einen egyptischen geäu- lichen sentsetzlich großen] Mann [von 5 Ellen Länge 1·Ch1«vn- 12- 231- der hatte einen Spieß in seiner Hand swie ein Weberbaum]. Er aber [Benaja] ging zu ihm hinab [blos] mit einem Stecken [Stocke, bewassnet], Und riß dem Eghptet den Spieß aus der Hand, und erwiirgete [tödtete] ihn mit seinem eigenen Strich. 22. Das that Benaja, der Sohn Jojada, und war berühmt unter den dreien Helden sihm ward zum Lohne dafür ein Name oder eine Stelle in einer Trias der Helden], 23. Und [er ward] herrlicher, denn die dreißig [die zur dritten Klasse V. 24 ff. gehörten]; aber er kam sgleichwie Abisai V. 18 f.] nicht bis an die drei [sondern ward nur der zweiten Klasse, den Comthuren, zugetheilt].. Und David machte ihn [außerdem, weil er mit großer Tapferkeit zu- gleich viel Einsicht und Ueberlegung verband] zum heimlichen Rathl [zu einem Mitglied seines gehei- men Raths I. Sam. 22, 14]. V) Jn Jes 1l, 14 hat das hebt. Wort hjztgisiy offenbar die Bedeutung ,,Gehorsam«: Die Kinder Am- mon werden in ihrem Gehorsam (ihnen unterworfen) sein. Hiernach hat Luther in l. Sam. 22, 14 überse t: »und gehet in deinem Gehorsam« Will man diese e- deutung auch hier geltend machen, so müßte man über- sehen: »Und David setzte ihn über seinen Gehorsam« und unter letzterem Ausdriick die dem Befehle des Kö- nigs unmittelbar unterworfene, stets zu seinem Dienste bereit stehende Leibwache der Krethi und Plethi verstehen, so daß der Sinn unsrer Stelle wäre: er machte ihn zum Obersten seiner Leibwachn Man könnte also in 1. Sam. 22, 14 Luther’s Uebersetzung auch beibehalten: und gehet in deinem Gehorsam = steht mit zu deinem unmittelbaren Befehl, gehört zu deinen Leib- wächtern, denen du dein Leben anverirauest Jndessen kann man unter dem ,,Gehorsam« des Königs auch dessen geheimere Audienz oder diejenigen vornehmeren Beamten verstehen, die unmittelbaren Zutritt zu ihm hatten, zu seinen geheimen Räthcn gehörten; in dieser Bedeutung hat es Luther mit den alten Uebersetzungen an unsrer Stelle genommen. Es fällt auf, daß für die zweite Klasse, die Trias der Comthura nur zwei Namen genannt sind; man hat daher gemeint, daß Joab als der dritte zu ergänzen sei, dessen Heldenthaten bereits in Namen nnd Thaten der übrigen Helden Davids. 423 den früheren Kapiteln ausführlicher beschrieben worden sind. Es ist dies um so wahrscheinlichm als das fol- gende Verzeichniß der Helden der dritten Klasse mit Joab’s Bruder Asahel beginnt, er selbst aber mehr in seiner Eigenschaft als Feldhauptmann Davids als nach seiner Stellung in dessen Ritterorden in Vetracht kommt. 24. Asahel, der Bruder Joab [der aber noch während der Regierungszeit David’s in Hebron im Kampfe wider Abner umkam Kap. 2, 17 ff.], ist unter den dreißigen sgehört zu den Helden der dritten Klasse, den eigentlichen Rittern. Außer ihm dann noch folgende, hier bei Namen genannte Männers Elhanan, der Sohn Dodo, zu [von] Belhlehem snicht zu verwechseln mit einem andern Hel- den dieses Namens, der auch ein Bethlehemiter war, aber ein Sohn Jair Kap. 21, 19]. 25. Samma [auch Samoth 1. Chron. 12, 27 oder Samehuth 1. Chron 28, 8 genannt], der Haraditer saus Harod am nördlichen Fuß des Gilboa Richt. 7, 1 gebürtig]. Elika, der Harn- diler [also ein Landsmann von jenem]. 26. Helez, der Paloniter saus Beth-Palet im Süden Juda’s Jos. 15, 27 stammend 1. Chron. 28- 10J« Its, der Sohn Des] Jkes, des The- koiters [aus Thekoa in der Wüste Juda Kap. 2, 1 Anm., vgl. 1. Chron. 28, 9]. 27. Abtes er, der Anthotiter caus Anathot im Stamme Beniamin Jos. 21, 18., vgl. l. Chron. 28, 12]. Mebunai [richtiger: Sibechai Kap. 21, 18], der Husathiter [vgl. 1. Chrorr 28, 11]. 28. Zalmon, der Ahohiter kein Abkömmling des benjaminitischen Geschlechts Ahoha]. Mathem, der Netophathiter saus Netopha, südwestlich von Bethlehem Esra 2, 22; Reh. 7, 26., von dem judäischen Geschlecht der Serahiter l. Chron. 28, 13]. 29. Heleb [richtiger Heled oder Heldai l. Christi— 12, 305 28, 15]- der Sohn Baencn der Netophathiter [also ein Landsmann des Mache- rai]. Jthai, der Sohn Ribai, von Gibea der Kinder Benjamin [Richt. 19, 13 Am. Nr. 4 — nicht zu verwechseln mit Jthai, dem Gethiter Kap.15, 19]. 30. Benaja, der Pirgathoniter kaus Pirea- thon im Stamme Ephraim Richr 12, 13]. Oft-at, von den Bächen Gaas [aus der Thalgegend des Berges Gaas im Stamme Ephraim Jos. 24, 30]. 31. Abialbon [in 1. Chroik 12, 31 Abial genannt], der Arbathlter saus Betharaba, östlich von Bahurim, Jos. 15, S. 61]. Asmaveth, der Barhumiter [aus Bahurim, östlich von Jerusalem Kap. 16, 5]. 32. Elj ah eb a, der Saalboniter kaus Saelabim nordöstlich von Gaser Jos. 19, 42]. Die Kinder Jasen und Jonathank 33. Summa, der Harariter [dieser Satz in Verbindung mit der zweiten Hälfte des vorigen Verses ist allem Anschein nach so zu lesen: Hasem, der Gisoniter. Jonathan, der Sohn Sage, der Harariter 1. Chron. 12, 34]. Ahiany der Sohn Sarar koder Sachar], der Hammer. «) Wie das Wort ,,Kinder« hier hereingekommem s. zu 1.Chron.12,34. Aber auch, wenn man es wollte gelten lassen, würde der Satz keinen Sinn geben, da im Grundtext sieht: »die Kinder Jasen Jonathan«, und das Bindewort »und« zwischen den beiden Namen erst von Luther eingeschoben ist, um den Worten einen Sinn abzngewinnem Man muß vielmehr statt fu«-·; (Jasen) lesen: Dis-J (Hasem) und annehmen, daß dahinter Ists-It (der Gifoniter) ausgesallen ist. Mit VIII; (Jonathan) beginnt dann ein zweiter Name, zu welchem das folgende, was zu Anfang des 33. Verses steht, als Beifügung ge- hört. Hier ist statt rings· (Samma) zu lesen: Ihrs-s; (Sohn des Sage) zu lesen, indem allem Vermnthen nach ein Abschreiber diese Worte mit den ganz ähnlichen degdssg (Sohn des Aga) in V. 1I verwechseli und aus jenem Verse dafür HEFT (Samma) geschrieben hat. 34. Glis-delet- der Sohn Ahasbah des Sohns Maechaii sauch diese Worte scheinen auf einem Versehen zu beruhen und dürfte dafür zu lesen sein«: Eliphelet, der Sohn Ur. Hei-her, der Maachathiter 1, Chr.12, 35 f.]. Eliatty der Sohn Ahitophel, des Giloniters [Kap.15, 31 Anm.]. «) Hebkäisckx sxyxzpkr sure-s; nkzkgsizzz stattdek Worte: sjyxzpisspsx sgprjtzefsy die im Texte ste- hen undleicht aus jenen sich bilden konnten; dieTextesworte fallen aber dadurch auf, daß eines Theils sonst bei kei- anderm Helden in diesem Verzeichniß auch der Großvater angegeben wird, und daß nicht wohl gesagt werden kann »der Sohn NiaachathiE da letzteres Wort nicht ein Personnama sondern Bezeichnung der Abstammung aus einem Volke ist. 35. Hezrai snach der Lesart am Rande und nach 1. Chron 12, 37: Hezro]- der Cartneliter saus Carmel auf dem Gebirge Juda 1. Sam. 25, 2]. Paerai [in J. Chron. 12, 37 Naerai genannt], der Arbiter [aus Arab auf dem Ge- birge Juda, sonst aber unbekannt Jos. 15, 52]. 36. Jegeah der Sohn Nathan [eines Syrersj von Zoba [der in Folge des Sieges David’s über Hadadeser Kap. 8, 3 fs.; 10, 15 ff. in das israelitifche Heer gekommen war]. Bank, der Ga- diter [aus dem Stamme Gad]. 37. Brief, der Ammoniter sein aus dem Heere der überwundenen Ammoniter Kap. 12, 26 ff. zu David übergetretener Krieger]. Naharah der Beerothiter saus Beeroth an der Westgrenze des Stammes Benjamin Kap. 4, 21, der Waffenttägek Joab, des Sohns [der] Zernja 38. Jra, der Jethriter kaus einem Gefchlecht der Stadt Kiriath-Jearim, nordwestlich von Jeru- salem, abstammend, wohl verschieden von dem in Kap. 20, 26 genannten Jra]. Gesteh, der Je- thriter sein Landsmann des vorigen, vgl. I. Ehren. 2, 53]. 39. Uria, der Hethiter [den David umbringen ließ Kap. 11, 3 fs.]. Deter [die im vorliegenden Abschnitt genannt sind] ist allesammt sieben nnd dreißig sdrei aus der ersten Klasse V. 8-12; 424 zwei aus der zweiten Klasse V. 18——23; zwei und dreißig« aus der dritten Klasse V. 24 —39]. «) Bei der dritten Klasse sie! zwar in V. 32 u. 33 ein Name dadurch aus, daß wir nicht mit dem vorliegenden Text außer Jasen (Hafem) und Jonathan auch Samma zählen durften, sondern nur 2 Helden: Ha- sem und Jonathan Dafür aber haben wir in V.34 durch Herstellung der vermutlich richtigen Lesart statt des allein genannten Eliphelet zwei Namen gewonnen: Eliphelet und Hephee Jn l. Ehren. 12, 41—47 sind noch die Namen von 16 Helden hinzugefügt, woraus hervorgeht, daß das Corps der Ritter des Königs keine ein für alle Mal fefistehende Zahl bildete, sondern in den vielen Kriegen Davids nach und nach stch immer mehr tapfere Männer hervorthaten und in das bereits vorhandeneCorps aufgenommen wurden. Nach l. Ehren. 28, l ff. wurden zwölf von den in unserm Verzeichniß ausgeführten Helden (die fünf der beiden ersten Klassen und sieben von der dritten Klasse) von David bei der Eintheilung seines Heeres in zwölf Abtheiliin·en, deren jede einen Monat im Jahr den Dienst zu verse en hatte, zu Anführern dieser verschiedenen Divisionen ernannt. Das 24. Kapitel. Daoiifs Ehrgeiz in Zähsung des Volks wird mit der Pesiilenz bestraft. VI« V. 1—10. Grst jetzt folgt dasjenige geschichtlikhe Ereigniß, welches dem letzten oder vierten Jahrzehnt der Regierung-seit Davids angehört und seiner könig- lichen Ghätiglieiy die in« großer Gefahr stand, eine ver- liehrte Bahn einzitseijlagem die reihte Richtung gab. David, nunmehr errettet von der Hand aller seiner Feinde (Kap.22,1), geräth in die Versuchung, ans dem Berufe eines theoliratisehen Königs in die Rolle eines auloliratisehen Königs zu verfallen, d. h. eines solchen, der die ihm verliehene Makht nicht mehr im Dienste Gottes, sondern im Dienste der Selbstsucht verwendet. Da er nämlich dnrrh seine bisherigen Kriege nun soweit vor- gedrungen, wie eg seine Ausgabe nnd seines llollieg Be— slimniung ist, deulit er daran, den theoliratischen Heils— staat in einen erobernden Weltstaat umzngestaltem und veranstaltet deshalb eine Zählung der lirieggfiihigeii Jliannschcift Jst-nein, um das Maß der Kräfte, die fiir diesen Insect; ihm zu Gebote stehen, zu übersehen. Gli- schon selbst der soiiß so gewaltthätige Zloab an dieser Maßregel Anstoß nimmt, läßt der König dennokh sie durchführen; aber in demselben Augenblick, wo David das seinen Absichten so ganz entsprerhende Grgebniß der Zählnng vorgelegt wird, schlägt ihm das Herz, daß er seine Verirrung erliennt nnd renniüthig zu dem tljGrrn znriitliliehrt tilgt. l. Ehren. M, 1—8. 1. Und der Zorn des HErrn sder fchon früher einmal während der Regierungszeit David-s über Jsrael sich entladen hatte, um der Blutschuld willen, die Saul dem Lande aufgeladen Kap. 21, 1 ff] ergrimmete abermal wider Israel kund zwar dies Mal wegen des Volkes eigener schwerer Sünde, die es durch seine Betheiligung an Absalom’s und Seba’s Empörung Kap. 15——20 sich hatte lassen zu Schulden kommen) und [er, der HErr, in seinem gerechten Zorn wider das Volk] reizte- David unter ihnen, daß er sprach sindem er dem Satan zuließ, daß dieser ihn aufstachelte]: Gehe L. Samuelis 24, 1—6. hin, zahle Israel nnd Jnda kdamit du wissen, wie stark und mächtig du bist und wie leicht es dir sein würde, weit über die Grenzen deines jetzigen Reichs hinaus zu herrschen und viele Völker unter dich zu zwingens Um diesem und ähnlichen Ausspriichen der Schrift (1. Sam. 26, 19; 2. S. 16, 10 ff.), sowie den That- sachen der Erfahrung ihr Recht angedeihen zu lassen, müssen wir die so natürliche Scheu, irgend eine Mit- wirkung Gottes bei der Sünde der Menschen anzuerkennen, aufgeben und ohne Rückhalt eingeftehern daß jede einzelne Wirkung, Veränderung oder Handlung in der Welt, auch eine böse, nur unter dem Einfluß Gottes zu Stande kommt. Anders allerdings wirkt Gott bei den guten, anders bei den bösen Handlungen der Menschen, und es gehört zu den schwierigsten Aufgaben der christlichen Glaubens- und Sittenlehre, die Art und Weise der gött- lichen Mitwirkung bei den letzteren richtig zu bestimmen, so daß die Schuld des Bösen nicht irgendwie zugleich auf Gott zurlickgesührt wird; nichtsdesioweniger ist solche Mitwirkung keineswegs eine blos mittelbare, insofern Gott die Kraft zum Handeln, auch zum bösen, dem Menschen erhält, sondern zugleich eine unmittelbare. »Die Sünde gehört zwar dem Menschen an, er kann in jedem Augenblicke durch die Buße von ihr frei werden; geschieht dies aber nicht, so stehen die Formen, in denen sie fiel) kund giebt, nicht ferner tu seiner Gewalt, sondern diese stehen unter Gottes Disposition (Verfügung), und Gott bestimmt sie so, wie es ihm gefällt, wie es in den Plan seiner Weltregierung paßt, zu seiner Ehre und zugleich zum Heile des Sünders dient, solange dieser noch nicht völlig verworfen ist. Er versetzt den Sünder in sagen, in denen gerade diese oder jene Versuchung ihm besonders nahe tritt, er lenkt die Gedanken auf be- stimmte Gegenstände des sündigen Verlangens und be- wirkt, daß sie an diesen haften bleiben nnd nicht auf andere überspringem Daß z. B. in der Geschichte Kap.11 David, durch seine Schnld von sündi em Geliiste erfüllt, gerade Bathseba sehen mußte, daß ie schwanger ward, daß Urias den Absichten Davids nicht entsprach — wer, der überhaupt eine Vorsehung glaubt, könnte darin eine göttliche Mitwirkung verkennen? Ebenso wird hier ein verborgener Einfluß Gottes auf David behauptet, indem er die in diesem vorhandene böse Neigung auf einen bestimmten Gegenstand hinlenkt.« (Hengstenberg.) Hier- nach bleibt das Wort Jak 1, 13 f. in voller Geltung: Gott ist nicht ein Versucher zum Bösen; er versuchet niemand, sondern ein jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizet und gelocket wird. Aber wenn die böse Lust einmal da ist im Menschen und dieser, statt sie zu verabscheuen und wider sie zu kämpfen, sie hegt und pflegt und Gefallen an ihr hat, so steht das Ziel, worauf sie sich richten soll, und die Art, wie sie zur Ausführung kommt, nicht in des Menfchcn eige- nem Belieben, sondern unter göttlicher Leitung; denn Gott würde aufhören, der Weltregent zu sein, wenn er der menschlichen Freiheit unbeschränkten Spielraum ließe und nicht vielmehr alles so lenkte und einrichten, wie es den Absichten seiner Weisheit, Güte und Gerechtigkeit entfprichi. Jm vorliegenden Falle sah Gott in David’s Herzen das böse Gelüst, aus den Schranken feines theo- kratischen Berufs heraustreten und sich zum Welteroberer machen zu wollen; er wehrte dem nicht, sondern gab ihn dahin in des Satans Willen, der den Gedanken zur Reife und den Vorsatz zur Ausführung bei ihm brachte. Das that er um David’s selber willen, denn der Mensch ist nur gar zu geneigt, mit der Sünde zu spielen, und in solchem Falle gemeiniglich erst fähig, vor ihr zu erschrecken und sich gründlich von ihr loszusagem wenn sie zur That geworden; aber auch um des Volkes willen, David, von Gott gereizt, veranstaltet eine Zählung seiner streitbaren Mannschaft. 425 denn Gott hatte an diesem noch zu strafen den Frevel seines Abfalls von dem Daoidischen Königthuny das er aus hoher reicher Gnade ihm gesetz? hatte. »Gott ließ die Versuchung Satans zu und schaffte, daß die That- sünde, deren Quell in David wie im Satan zu suchen ist, eine solche Gestalt annahm, daß er durch die Strafe desselben zugleich das ganze Volk strafen konnte, auf dem von den Zeiten der Empörer Abfalom und Seba her noch ungesühnte Schuld lag-« (Disselhoff.) 2. Und der König [so dahin gegeben in seinen verkehrten Willen zu thun, was nicht taugte] sprach zu Joab, seinem Feldhauptmann kim Grundtext steht noch dabei: der bei ihm war, den er sammt den Hauptleuten des Heeres V. 4 hatte zu sich entbieten lassen, um seine Gedanken und Anschläge ihm und den Heeresobersten zu offen- baren]: Gehe umher in allen Stimmen Israel von Dan an bis gen Bersaba [Jos. 19, 47 Amte]- und zähle das Volk [nach seiner kriegsfähigen Mannschafts daß ich wisse, wie viel sein ist. Es ist zwar schwer, demüthig werden, aber viel schwerer, demüthig bleiben; darum auch St. Petrus (1. P. b, 5) sagt: Haltet fest an der Demuth! Als David zermalmt vor dem HErrn lag und den 51. Psalm betete, als er barfuß und mit verhüllte1n Antlitz, unbedingt unter den Willen seines Gottes sich beugend, über den Jordan floh und die Steinwürfe des fluchenden Simei schweigend duldete, da schien er zur vollen Demuth hindurchgedrungen und jede Faser des Hochmuths aus seinem Herzen aus- geräutet. Aber wie der von Pslugschar und Egge oft und viel durchfurchte und gereinigte Acker, auch wenn er an der Oberfläche keine Spur von Unkraut mehr zeigt, doch in seinem Schooße verborgen stets neu auf- schießenden Samen desselben trägt, so birgt auch das Von wahrhaftiger Buße zerrissene und gereinigte Herz immerdar in seinen Tiefen die Keime der Hoffahrt, die stark und schnell sich entwickeln. Derselbe David, welcher nach seiner Begnadigung und nach der Vollendung vieler und großer Thaten bekannt hatte: Wenn du mich demtithigest, machst du mich groß (Kap. 22, 36), der wurde bald darauf von kaum begreiflicher Selbstüber- hebung aufgebläht. Aber der treue, wachsame Gärtner läßt das stolze Unkraut in dem Acker, der ihm gehört, nicht ungestört wachsen und wachem; unser Abschnitt offenbart uns, wie Gott der Vermessenheit seiner Begnadigten begegnet. Er kommt über sie mit der Schärfe des Schwerts; sein Schwert soll nicht tödten, sondern die Ketten der Hoffahrt lösen; wo das Schwert sein Werk ausgerichteh da baut er seinen Friedenstempel (Disselhoff.) Wäre es die Aufgabe der Theokratie ge wesen, eine politische Weltherrschast zu begründen, so war jetzt der geeignete und einzige Zeitpunkt dazu. Die Ge- schichte aller Welteroberer zeigt, daß, wenn sie einmal im Siegeslaufe begriffen sind, keine Macht der Erde sie aufzuhalten vermag, bis ihnen von der Hand, die die Fäden der Weltgeschichte lenkt, ein Riegel vorgeschoben wird. David aber war in einem solchen unaushaltsamen Siegeslaufe begriffen; auch ihn würde auf dieser Bahn fchwerlich eine der damaligen Weltmächte aufzuhalten vermocht haben; er hätte ein Alexander, Jerusalem ein welteroberndes Rom werden können, dazu waren alle Bedingungen und Mittel vorhanden. Die Versuchung dazu lag dem menschlichen Ehrgeize nahe, und David, meinen wir, unterlag ihr, er wollte den iheokratifchen Heilsftaat in einen erobernden Weltstaat utngestalten Das war ohne Zweifel der Beweggrund der angeord- neten Zählung, und der Ernst der göttlichen Strafe ent- sprach dem Gewichte solcher ungöttlichett Berkehrtheitz David aber ließ sich weisen und ziichtigem und kehrte in die Schranken seiner Bestimmung zurück. (Kurtz.) 3. Joab [dem trotz seines gewaltthätigen und unbändigew Sinnes dennoch religiöse Gefühle und Anschauungen nicht fremd waren Kap. 10, 12 und der bei seinem gesunden praktischen Verstande sofort erkannte, daß Davids Vorhaben nichts als ein gottversuchendes Unterfangen sei, das einen schlimmen Ausgang nehmen müsse] sprach zu dem Könige: Der HErr, dein Gott, thue zu diesem Volk, wie es jetzt ist, noch [einmal, ja] hundert mal so viel [und zwar noch bei deinen Lebzeiten] daß mein Herr, der König, seiner Augen Lust dran sehe [wenn darauf es ihm ankommt, sich des Wohlstands und Wachsthums seines Volkes zu freuen]; aber was hat mein Herr König zu dieser Sache Lust [daß er die Zahl so genau wissen will und mit Plänen umgeht, wie sie einem Könige Jsraels nicht ziemen]? Die Demuth will nicht wissen, was sie ist und was sie besitzt und gethan hat; sobald das Menschenherz die Früchte zählen will, die es gebracht hat, feine Sieges- zeichen und seine Beute, die Zeugen seines Glaubens und seines Eifers vor sich aufschichtet und mit Wohl- gefallen betrachtet, ist dieDemuth entflohn, die Hoffahrt eingezogen. (Disselhoff.) Die wahreDemuth weiß nicht, daß sie demüthig ist. Wie das Auge alles siehet, nur sich selbst nicht, so weiß auch die Demuth"1iimmer, daß ste demüthig ist; wüßte sie es, so möchte sie hochmiithig werden beim Anblick dieser schönen Tugend. Sie weiß nur um das, was ihr fehlt; nicht um das, was sie hat. (Fr. Arndt.) 4. Aber des Königs Wort ging vor sblieb fest] wider Joab und die Hauptleute des Heeres Also zog Joab fdem Willen Davids sich fügeUdJ aus und die Hauptlente des Heeres von dem Könige, das; sie das Volk Israel zähleten 5. Und gingen soon Jerusalem zunächst in nordöstlicher Richtung hinüber] über den Jordan, und lagerten sich sauf freiem Felde] zu Aroer [und zwar] zur Rechten der Stadt [aber nicht bei Aroer an der Südgrenze des Stammes Raben 4. Mose 32, 34., sondern bei der Stadt gleiches Namens], die im Bach Gad sdem jetzigen Nahr Ammäm nordöstlich von Rabbath Ammon] liegt, nnd zn Jaeser snach der Stadt Jaäser hin Jos. 13, 25]; S. Und kamen [nachdem sie-in jener Gegend die Zählung beendigt hatten] gen Gilead [in die Berglandschaft zu beiden Seiten des Jabok], und [von da weiter] in’s Niederland Hadsi [dieser Aus- druck ist dunkel, wahrscheinlich wird damit die Ge- gend östlich vom See Genezareth bezeichnet]; nnd kamen [ferner] gen Dein-Jana [der äußersten Nord- ostgrenze des Reichs, südwestlich von Damaskus*], Und [von da in das Westjordanland, wo sie ihr Lager] um Zidon her [aufschlugen, also im äußersten Nordwesten]; 426 2. Samuelis 24, 7—17. 7. Und kamen [an der Meeresküste südlich herunter] zu der festen Stadt Tyrus szu Tyrus auf dem Festlande Jos. II, 8 Anm. 1], und [von hier aus zu] allen Städten der Heviter und Cananiter [zu den in den Stammgebieten Naphthali, Sebulon, West-Manasse, Jsaschan Ephraim und Dan gele- genen Städten, in welchen die cananitischen Ur- bewohner zum Theil nicht ausgerottet, sondern nur frohnpflichtig gemacht worden waren Richt. l, 27 ff.], und kamen sschließlich nach Durchziehung des Stammgebietes Juba] an den Mittag Juba [in das Mittagsland dieses Stammes] gen Ber- faba [an der äußersten Südgrenze]; « 8. Und zogen [so] das ganze Land um [fo daß ihnen außer Levi, welcher Stamm bei einer Mu- sterung zur Aufnahme der waffenfähigen Mann- schaft überhaupt nicht mitgezählt werden durfte, nur noch der Stamm Benjamin übrig blieb« I« Ehren« 22- Cl, und kamen nach neun Monden und zwanzig Tagen gen Jerusalem soon wo fie ausgegangen waren]. «) Nicht wenige Ausleger halten den OrtDamJaan für einerlei mitDawLais (Jof.19, 47; Nicht. 18, 28 f.), während andere ihn davon unterscheiden; letzterer Ansicht haben auch wir bei Erklärung der Stellen 1.Mose14,14; 5. M. 34, 1 uns angeschlossen An welcher Stelle nun aber dies Dan gelegen habe, läßt sich nicht genauer, als oben vermuthungsweise geschehen, nachweisen. Schultz, der als preuß. Consul in Jerusalem von dort aus in den J. 1845—47 mehrere Aussliige gemacht hat, hält die Ruine Danjan auf dem Vorgebirge en Nakura oder der Tyrifchen Leiter (Jos. 11, 8 Auen. 2) für Dan- Jaan, welche Ansicht aber uns in eine ganz andere Ge- gend versetzt, als die zu den drei Stellen, in welchen von dem Ort die Rede ist, paßt. —«) Daß dieser Stamm nicht ebenfalls schon jetzt mit gemustert wurde, sondern einstweilen noch aufgespart blieb, hatte nach l. Chron. 22, 6 in Joab’s Unlust zu dem ganzen Unternehmen seinen Grund; dieser überbrachte, weil er eben nach Jerusalem zurück ekehrt war, dem Könige das in V. 9 gemeldete vorläu ge Ergebniß der Zählung, damit noch einen Ver uch machend, David von der Sache abzubringen, ehe die ählungscommission von Jerusalem aus auch noch in Beiamins Gebiet übcrginge; und wirklich gelang dies Mal der Versuch (V. 10), der König ließ das Werk liegen, obgleich es nicht völlig beendigt war. 9. Und Joab gab dem Könige die Summe des Volkes, das gezahlet war. Und es war in Israel acht» hundert mal tausend [800,000] starker Mannen die das Schwert auszogen; und in Juda funf hundert mal tausend [500,000] Mann [nach 1. Ehren. 22, 5: 1,100,000 Jsraeliten und 470,000 Judäer]. Die Zahlen sind, weil nur nach Tausenden gerechnet, blos ungefähre Angaben in runden Summen, und die Verschiedeiiheit in beiden Texten rührt hauptsächlich wohl daher, weil die Angaben sich nur aus mündliche Ueber- lieserung geändert, da nach 1. Chron. 28, 24 das Er- gebniß dieser Zählung nicht in die Reichsjahrbücher auf- genommen worden war. Für übertricben oder viel zu hoch gegriffen wird man sie aber nicht erklären dürfen, wenn man erwägt, daß, da die Gesammtbevölkerung eines Landes ungefähr das Bierfache seiner streitbaren Mannschaft beträgt, 1,300,000 waffenfähige Männer nur eine Bevölkerung von etwas iiber fünf Millionen Seelen ergeben würden, welche Palästina bei seiner, durch ganz unverdächtige Nachrichten bezeugten ungemeinen Fruchtbarkeit recht wohl ernähren konnte. Nochweniger darf man dagegen geltend niachein daß nach I. Chron 28, 1 ff. David nur ein Heer von 288,000 Mann hatte; denn es ist ia eine allbekannie Sache, daß die Armee oder das Kriegsheer in allen Ländern viel kleiner als die Gesammtzahl der waffenfähigen Männer zu sein pflegt. (Keil.) « » »10. Und das Herz»[Gew:ssen] schlug David, nachdem das Volk gezahlt war [vgl. 1. Sam. 24, 6]. Und David sprach zum HErrn [in Reue und Buße vor ihm sich demüthigend1x Ich habe schwerlich fin schwerer Weise] gesundiget, daß ieh das gethan habe; und nun, HEru nimm weg die Misfethat deines Knechtsz denn ich habe sehr thor- lich gethan. W» o.11—25. mit David-g keumnihigem net-antun seiner Verirrung ist es jedoih nicht genug; er muß auch die Strafe für seine Sünde tragen in einer über das tkand verhängten Pest, die in kurzer Zeit 70,000 Men- schen hinwegrafft nnd eben auch über Jerusalem herein- brerhen will, als des HGrrn verschonende Gnade nnd des Königs priesterliclie Fürbttte sich einander begegnen nnd der Plage Einhalt thun. Das Uebel, das bereits in Js- rael angerichtet, ist Gottes Strafgericht an dem Volk: für dessen Abfall von seinem tiiinig in der Gmpdrung Kbsalomw und Schau; von diesem Gesichtspunlite aus hat der heil. Gesehichtsschreiber an unsrer Stelle den Vor- fall aufgefaßt und schließt darum mit demselben seit: Buch ab, ohne die friedsame ssfruiht der Gerechtigkeit, die et zur Folge hatte, weiter in’s Auge zu fassen. Vi- eigenthümliiticn Umstände bei dem Aufhören der Plage dagegen, namentlich der Ort, wo sie siitlgestaadrig und die Art, wie ihr gewehrt worden, sind ganz dazu ange- than, Davids Gedanken auf ein anderes Werte, das ihm fiir die letzte, Zeit feiner Regierung obliegt, hinzulenken, auf die Vorbereitungen fiir den künftigen Gempelbam Voii diesem andern Gesichtspunkte ans faßt das 1. Buch der Ghronilim das von der Geschichte der Gmpiirang Ali— salom’s nichts berichtet hat, den Vorfall auf nnd geht dann auch näher auf jene Vorbereitungen ein. Vgl. 1. Thron. W, 9 — 23, 1. 11. Und da David des Morgens aufstund snach der auf jenen Tag V. 9 u. 10 folgenden Nacht, während welcher er sein Bette geschwemmt und sein Lager genetzt hatte mit Thranen Pf. 6, 7], kam des HErrn Wort zu Gab, dem Propheten, Davids Seher [1. Sam. 22, 5], und sprach: 12. Gehe hin, und rede mit David: So spricht der HErr:» Dreierlei bringe ich dir [lege ich dir vor]; erwahle dir der eines, das ich dir lzur Strafe für deine Sünde] thue. Wunderbare Weisheit Gottes! Nach dem Ehebruch und Todtscl»)lag, nach langer Berstocktheit, aufgeriittelt erst vom HErrn selbst, ruft David: Ich habe gesündigtl und sofort wird ihm die frohe Botschafh So hat der HErr auch deine Sünde von dir genommen! (Kap. 12, 13.) Hier haben wir keinen so tiefen Fall, keinen schmutzigen Frevel, hier wacht von selbst das Gewissen auf, hier liegt der Sünder eine Nacht im Vekenntniß und Flehen, und ain Morgen sendet ihm Gott— Strafe, und dazu keinen Laut von Gnade und Vergebung; die einzige Gnade scheint die, daß er von drei Stücken eins David erkennt und bereut seine Verirrung. Der Prophet Gad Verkündigt ihm Gottes Strafe. 427 wählen kann. Wir merken’s mit Zittern: dem tief und lange verlorenen Kinde läuft der Vater mit offnen Ar- men ent egen und drückt es an sein Herz; doch wenn g der Begiiadigtn der die Kräfte der Versöhnung geschmeckt hat, sich verliert, wenn er aus der Güte Gottes einen Gegenstand des Stolzes und der Verinessenheit macht, dann kommt der HErr »uber den Reuigen mit der Scharse des Schwerts Das ist so»d1e Weise Gottes, daß er die Fehltritte der Seinen, die» menschlicher Verstandoft die kleinen nennen mbchte, niit der ganzen Fiille seiner heiligEn Påajefstät heimsucht, riåähråkidf größere Fgrkel Idee von i m ntremdeten oder er n änger im au en mit großem Verschonen getragen werden: 1· Petri 4, 17; Jerem. 25, 29z Hcsek 9, G. (Disselhofs.) » 13. Gad kam zu David, und sagte es ihm an swas der HErr ihm aufgetragen], nnd sprach zu ihm [indem er die drei zur Wahl ihm bestimmten Strafmittel näher bestimmte]: Willst du daß sieben snach 1. Chron 22, 12: breit] Jahi Thenrung in dein Land komme? oder, daß du drei Monden vor deinen Widersachern fliehen mussest swie zur Zeit der Empörung Absalom’s], Und sie dich ver- folgen? oder, daß drei Tage Pestilenz [5. Mose 28, 21 Auen] in deinem Lande sei? So merke nuii nnd siehe »[überlege], was ich wieder sagen soll dem, der mich gesandt hat. » » 14. David sprach zu Gad; Es ist· mir fast angst [an sich vor einer von diesen drei Strafen so bange, wie vor der andern]; aber swenn denn einmal gewählt sein muß, so] laß uns in die Hand des HErrn fallen suns diejenige Plage erwäh- ten, welche unmittelbar aus der Hand des HErrn kommt, ohne daß irgendwie Menschen dabei mit- wirken], denn seine Barmherzigkeit ist groß sso daß er nur· mit Maße züchtigt Jerem. 30, »11]; ich will nicht in der Menschen Hande fallen [die, wenn sie drein schlagen dürfen, es thun mit boshaft ge- ballter Faust« Jes. 58, 43 vgl. Sir. 2, 21 «) Die Lesart der Chronik empsiehlt sich durchgrm ßere Ebenmäßigkeit: ,,Drei Uebel zur Wahl, und iedes drei Zeitabschnitte hindurchxt Jndessen ist diese Eben- mäßigkeit nicht der Grund, weshalb die Chronik also geschrieben hat, so daß sie die an sich richtigere Lesart an unsrer Stelle geradezu verfälscht hätte, wie manche Ausleger ihr ausbiirdenz vielmehr hat sie von der in 2. Sam. 21, I ff. erwähnten Theurung, welche drei Jahr nach einander dauerte und sieh auch in’s vierte Jahr hineinerstreckte, nichts gemeldet, und konnte daher in unsrer Stelle nur drei Jahr ansetzen, weil es bei dieser abermaligen Theuruiig sich blos »Um soviel Jahre handelte. Dagegen der vorliegende Bericht, welcher in V. 1 ausdrücklich auf sene Zeit des göttlichen Zorns Be- ziehung genommen und die jetzige als eine Forsetzung oder Wiederaufnahme derselben behandelt, rechnet die erst- malige Theurung mit der nunmehr zur Wahl gestellten als ein zusammenhängendes Ganze und redet daher von sieben Jahren der Theurung. — «) Zunächst hat Da« vid hierbei die drei Monat Flucht vor den Widersachern auf der einen, und die drei Tage Pesiilenz auf der andern Seite im Auge; in ihnen prägt »sich der Gegensatz ,,Menschen-Hande« und »Gotte»s-Hande« am scharssien aus. Die Theurung dagegen sallt unter beide Gesichts- Punkte; sie ist ebenfalls eine unmittelbare Schickung Gottes versetzt jedoch durch die Noth, die sie mit sich führt, mehr oder weniger in die Abhängigkeit von Men- schen. Diese Plage, als eine gemischte, wird also durch Davids Grundsatz, den er ausstellt, gewissermaßen von der Wahlliste gestrichen; dagegen verbittet er sich die zweite Plage, um sich die dritte zu erbitten. 15. Also ließ der HErr Pestileiiz in Israel kommen, von Morgen an [d. i. unmittelbar, nach- dem der Prophet Gad beim König gewesen war] bis zur bestimmten Zeit [wörtlich: bis zur Zeit der Versammlung oder des täglichen Abend- opsersc Nachmittags 3 Uhr], daß des Volks [im ganzen übrigen Lande außer Jerusalem] starb, von Dan bis gen Bersaba, siebenzig tausend Manard. «) Auch Hieronymus, an dessen Uebersetzung in der Vulgata Uempus con8titutum) Luther arlfchließth hat die Worte des Grundtextes nicht von dem Ablauf der drei Tage, von welchen in V. 13 die Rede, ver- standen, sondern von der Zeit, da das tägliche Abend- opfer dargebracht wurde (Apostg. Z, 1); denn daß die Plage nicht solange dauerte, als ursprünglich bestimmt war, vielmehr ihr gewehrt wurde, als nun die Reihe aii Jerusalem kommen sollte, geht deutlich aus V· 16 hervor. Uebrigens ist die Zeit »von Morgen an bis zur Stunde des Abendopsers« bedeutsamx das ist auch die Zeit, während welcher hernach der Heiland der Welt am Kreuze hing, bis er sprach: Es ist vollbraehtl nnd ver- schied. — «) Worin David gesündigt hatte, damit wird er gestraft: er wollte an der großen Zahl seiner Unter« tbanen sich ergötzen und damit groß thun; darum läßt Gott geschwinde einen großen Theil derselben aufreiben. (Starke.) Da die Pest nicht einen vollen Tag gewüthet hat, so übersteigt die Zahl der Dahingerassten bedeutend die Wirkungen selbst der allerheftigsten Pestseucha obgleich auch diese nicht selten Hunderttausende in kurzer Zeit hin- wegrafft; aber die Pest sollte ja in diesem Falle in über- natürlicher Stärke und Heftigkeit austreten, damit sie als ein unmittelbares Strafgericht Gottes erkannt würde. (Keil.) 16. Und da der Engel [des HErrn, der das Strafgericht vollzog] seine Hand smit dem SchwertJ ausstreckte über Jerusalem, daß er sie [die Stadt mit ihrer Einwohnerschash in derselben Weise, wie er das schon mit dem Volk im übri- gen Lande gethan] verderbetez reuete es den HErrn über dem Uebel III— Saft« 15, 11 Anm. I]- und sprach zu dem Engel, zu dem Verderber im Volk: Es ist genug [des bereits angerichteten Ver- derbens], laß nun deine Hand ab. Der Enge! aber des HErrn szwischen Himmel und Erde stehend in sichtbarer Erscheinung 1. Chron 22, 16] war [in diesem Augenblick, wo Gott ihm Einhalt gebot] bei der [außerhalb der Stadt Davids, eine kurze Strecke nordöstlich von ihr, auf dem Hügel Morija Kap. S, 9 Blum. gelegenen] Teune [5. Mose 25, 4 Anm.] Arafnak des Jebnsiters [Kap. 11, 3 Anm.; 1. Chron. 12, 8 Anm.]. «) Nach dem Grundtext: Arg-sama, was jedoch keine hebräische Bildung ist, sondern der jebusitische Name zu sein scheint; in 1. Chron. 22 heißt er Armut, worin wir eine hebräische Umbildung des ursprünglichen Na- mens vor uns haben. 17. David aber [der nach Weggang des Pro- pheten Gad V. 13 f. ohne Zweifel im Gebet vor Gott, vermuthlich auf dem Altan des Königs- 428 2. Samuelis 24, 18—25. haufes Kap. 11, 2., verharrete], da er den Engel sahe, der das Volk schlug [begab er sich mit den Aeltesten des Volks, in Trauerkleider gehüllt, nach dem Zelte, welches er neben seinem Palaste für die Bundeslade hatte aufrichten lassen Kap. S, 15 ff., und indem er dort mit ihnen auf das Angesicht niederfiel I. Chron 22, 16], sprach er zum HErrn: Siehe, Jch [auf dies Wort ist der Nachdruck zu legen] habe gesündigh Ich [der Hirte deines Volks Kap. b, 21 habe die Missethat gethan sum wel- cher willen du zürnestslz was saberj haben diese Schafe smeine Unterthanen, die Kinder Israel] gethan [daß du an ihnen das Strafgericht voll- streckst]? Laß deine Hand wider Mich, und meines Vaters Haus sein. Es liegt ganz in der Natur eines wahrhaft buß- fertigen Gebets, daß der Bctende die Schuld allein aus sich nimmt, ohne an die Mitschuld der andern zu den- km; man darf daher aus diesem Bekenntniß Davids nicht schließen, daß das Volk habe unschuldig nur für ein Vergehen seines Königs büßen müssen, vielmehr, wie V. 1 besagt, war die Schuld des Volks die ursprüng- liche Veranlassung des Zornes Gottes, und dieser dann weiter die Ursach, daß David in Satans Versuchung dahingegeben wurde, welcher er unterlag, ob er gleich derselben hätte widerstehen können und nach Gottes Willen sie auch hätte überwinden sollen, wie deutlich daraus hervorgeht, daß der HErr ihm an Joab einen Warner zur Seite stellte. 18. Und Gad [in Folge eines weiteren gött- lichen Auftrages nach jenem ersten V. 11 f., der aber dies Mal durch den Mund des Engels an ihn erging 1. Chron. 22, 18] kam zu David zur selben Zeit [wo er so fürbittend und flehend vor dem HErrn dalag], und sprach zu ihm: Gehe hinauf snach dem Hügel Morija, über welchem du den Engel, den Verderber im Volk, hast stehen sehen] und richte dem HErrn einen Altar auf in der Tenue Arafua, des Jebusiters [auf daß du daselbst Brandopfer und Dankopfer darbringest und den HErrn dem Lande verföhnest]. 19. Also ging David hinaus snach der bezeich- neten Stelle] wie Gad gesagt, und der HErr [durch diesen seinen Propheten ihm] geboten hatte. 20. Und da Arafna [welcher zu der Zeit, da der Engel mit dem Schwert über seiner Tenne sich zeigte V. 16, mit seinen vier Söhnen gerade Weizen drosch und sammt denselbigen aus Furcht vor der himmlischen Erscheinung sich versteckt hatte 1. Chron. 22, 20] sich wandte [aus seinem Ver- steck hervorblickte, weil er Leute kommen hörte], sahe er den König mit seinen Knechten [in feier- lichem Zuge] zu ihmgehen skam aus seinem Versteck hervor], und betete [in tiefer Ehrerbietung 1. Mose. 33, 3 Anna] an auf sein Angesicht zur Erde, 21. Und sprach [voll hoher Verwunderung über diesen Besuch, zumal unter so außerordent- lichen Zeichen und Wundern vom Himmel]: Warum kommt mein Herr, der König, zu seinem Knechte? David sprach: Zu kaufen von dir die Team, und zu bauen dem HErru einen Altar [auf dem Platz derselbigen], daß die Plage [die über Israel herein- gebrochen ist] vom Volk aufhöre [denn des HErrn Befehl hat mich ausdrücklich an diesen Ort ge- wiesen]. 22. Aber Arasna sprach zu David: Mein Herr, der König, nehme lohne Bezahlung den Platz für sich in Befchlag, einen Altar darauf zu errich- ten] und opfere, wie es ihm gefällt; hebe, da ist ein Riud sdas Rinderpaar, dessen ich mich beim Dreschen bedienen wollte b. Mose 25, 4 Anm.] zum Brandohfeh nnd Siehleifen [der dazu gehörige DteschschlittenL und Geschirr vom Ochsen sdie hölzernen Joche der beiden Ochsen] zu Holz [so daß das Opfer ohne weitere Umstände dargebracht werden kann] 23. Alles gab Arasna, der König, dem Könige [richtiger: Alles giebt Arafna, o König, dem Könige, es gereicht mir, dem Arafna, zur großen Freude, dir, o König, der du auch mein König bist, alles, was ich habe, zu Diensten stellen zu können, und bitte ich, daß du es sammt dem Platze annehmest und nicht weiter von kaufen und bezahlen redest]. Und Arafna [nach einer kurzen Pause] sprach sweiterj zum Könige: Der HEry dein Gott, lasse dich ihm angenehm sein kmit dem Opfer, das du vorhast, und lasse dir’s gelingen, daß die Plage vom Volke abgewendet werde]. 24. Aber der König [das Anerbieten entschieden ablehnend] sprach zu Arafna: Nicht also, sondern ich will dir’s [die Tenne, auf welcher der Altar errichtet werden soll] ablaufen Um sein Geld [wie viel sie werth ist, und auch dein Rinderpaar mit Geschirr und Dreschschlitten kann ich nicht als Ge- schenk von dir annehmenjz denn ich will dem HErrn, meinem Gott, nicht Brandopfer thun smit etwas]- das ilh umsonst habe sweil zum Wesen eines Opfers gehört, daß der Darbringende es von seinem eigenen, und nicht von fremdem Gut gebe, vgl. die Bemerkungen zu 3.Mose Kap. 1]. Also [indem Arafna die Richtigkeit dessen, was der König seinem Anerbieten entgegenhielt, an- erkennen mußte] kaufte David [von ihm] die Tenne nnd das Rind [das Rinderpaar mit »Geschirr und der Schleife] utn fünfzig Sekel Silbers [nach 1. Chron. 22, 25 umsGold, sechs hundert Sekel] Der Preis von 50 Sekel (= 4334 Thlr.) erscheint allerdings viel zu gering, wenn wir denjenigen dagegen halten, welchen Abraham für den, dem Hethiter Ephron zu einem Erbbegräbniß für seine Familie abgekauften Acker erlegte (1. Mose 23, 15 ff. ·— 400 Sekel), und müssen wir darnach dem Bericht der Chronik (600 Se- kel = 525 Thlr.) den Vorzug geben. Zur Ausgleichung der beiden verschiedenen Angaben böte sich der Ausweg dar, an unsrer Stelle die 50 Sekel von soviel Gold- sekeln zu verstehen, welche den zwölffachen Werth, also 600 Silbersekel ausmachen würden, wenn nicht aus- Der HErr verschont Jerusalem mit der Pest. David baut auf der Tenne Arafna einen Altar. 429 drücklich dastündex um fünfzig Sekel Silbers, während umgekehrt in Ehren. 22, 25 von Gold die Rede ist. Letzteres nun könnte man zwar immerhin so verstehen, daß in Wirklichteit 600 Silbersekel gemeint seien, diese aber Gold genannt würden, weil sie in Goldmiinze be- zahlt wurden; indessen, wie steht es dann mit der An- gabe an unsrer Stelle? Die Rabbinen legen sich dies so zurecht, daß auf jeden der 12 Stänime 50 Silber- Sekel gerechnet worden seien Und man also bei den Worten: ,,um fünfzig Sekel Silbers« hinzudenken müsse: für je einen der zwölf Stämme. Eine andere Auskunft hat Josephus: fürdie Tenne und die Rinder mit dem Geschirr hätte David 50 Sekel bezahlt, für den ganzen Berg Morija, den er hernach dazu kaufte, 600 SekeL 25. Und [David] banete daselbst einen- Altar [den er schnell von Rasen und Steinen aufwerfen ließ], und opferte Brandopfer und Dankopfer [die der HErr auf sein Gebet mit Feuer vom Himmel anziindete zum Zeichen, daß dies die Stätte sei, die er fortan erwählet habe, daß sein Name da- selbst wohne Z. Mose 12, 5 ff.]. Und der HErr ward dem Lande versobnet, und die Plage hbrcte auf von dem Volke Israel. David pflegte von da an nur auf der Tenne Arafncks zu opfern und bestimmte dieselbe zuni Platz für den künftigen Tempel (1. Chron 22, 26 —- 23, 1), für dessen Bau er denn auch während seiner folgenden Regierungs- zeit alle Vorbereitungen traf (1. Chron- 23, 2 — 28, 34). David’s Dankgebet nach erlangter Abwendung der Plage haben wir in Psalm 30 vor uns, dessen Zweck zugleich der ist, die für den künftigen Tempel bestimmte Stätte, die schon vorläufig zu ,,David’s Haus«, zu sei- nem nunmehrigen Qpferort geworden war, einzuweihen und das Gedächtniß der Veranlassung, bei welcher sie diese ihre Bestimmung erlangte, im Volke lebendig zu erhalten. Wie sehr aber von jetzt an es Davids Be- streben war, nicht blos äußerlich den Tempelbau vor- zubereiten, sondern auch Jsraels Herz und Neigung immer mehr auf Jerusalem, als kirchlicheii Mittelpunkt des noch ungetheilten Reichs, hinzuwenden und dem Volke die Bitte um Zeiten des Friedens und um den König des Friedens, der das Werk, das er nicht selbst ausführen durfte, »zum Vollzug bringen würde, recht dringend auf die Lippen zu legen, beweist zunächst das Lied km höheren Chor Psalm 122, dessen Entstehung wir in das letzte Regierungs-Jahrzehnt des David ver- legen. Daß die zu erbittende Zeit des Friedens gewißlich kommen werde, ja daß sie im Grunde schon angebrochen sei, diese Erkenntniß will der 124. Psalm erwecken durch Erinnerung an die Gefahren, die dnrch Da- vid’s bisheriges Regiment mit Gottes Hilfe überwunden sind, und durch Vergegenwärtigntig des jetzigen Zustaudes der Freiheit von allem äußeren Druck. Damit er aber im vollkommenen Maße erreicht und dauernd erhalten werde, m1iß das Volk des HErrn sich frei halten von allen hochfliegenden Gedanken und hochfahrenden Ent- würfen und in kindlicher Demuth sein Heil nur von Ihm, dem HErrm erwarten: so ist es geborgen. David braucht hier nur, wie er es in Psalm 131 thut, sein eigenes Innere, wie es durch Gottes Erziehung schließ- lich geworden, auch durch die, welche die Gesrhichte unsers Kapitels darlegt, aufzudeckem um Israel zu zei- gen, von welcher Beschaffenheit es sein soll. Auf diesem Wege der Demutb und der kindlichen Hingabe an Gott, da er sieh nicht hervor-drängte, sondern aus der Ver- borgenheit sich hervor-ziehen ließ, da er den ihm be- stimmten Thron nicht sturmisch in Befitz nahm, sondern willig und geduldig die langen dornenvollen Umwege tiefer Erniedrigung ging, bis er aus GottesHand empfing, was Gottes Verheißung ihm zugesprochen, hat David dein Volke die Herrltchkeit der lange entbehrten Gemein- schaft der Heiligen zuwege gebracht, deren Herstellung mit der Aufstellung der Lade in Zion begonnen und die durch die gottesdienstliche Vereinigung aller Landestheile an der Einen Stätte des Heiligthums wenn nun dieses aufgerichtet sein wird, noch segensreicher sich entfalten soll. Diese Gemeinschaft der Heiligen, so mahnt David im 133. Psalm, soll Israel sich erhalten und durch Gottes Heilsanstalten bei sich pflegen und befestigen lassen Das erste idnkh von den Kommen. (1. Begann) Das zweite Buch Samuelis schließt das Leben Davids nicht ganz ab; das thut erst das erste Buch der Könige und fügt das Leben Salomos in das des David ein. David und Salomo gehören auch so sehr als gegenseitige Ergänzungen zusammen, wie Abraham nnd Melchisedek, Mose und Josua. Und als Ergänzung zu dem Königthum, besonders wenn es in Zerfall kommt, gehört das Propheten- thum; daher treten in den Büchern von den Königen die Propheten noch stärker hervor, als in den Büchern Samuelis. Schließlich sollte dann das Volk, das in I. Sam. 8, 19 f. erklärt hat: »Es soll ein König über uns sein, daß wir auch seien wie alle andern Heiden«, unter heidnischen Königen, in der assyrischen und babhlonischen Gefangenschaft erfahren, welch ein Vorzug es ist, unter der unmittelbaren Herrschaft Gottes, nicht wie die Heiden, leben zu dürfen. (Staudt.) .-.-H—sr «H.-— Das I, Kapitel. geschafft, die mit ihrer frischen tsebenswärme seine fkhmarljen lkeliensgeister noch einige Zeit aufrecht hätt. salomo zum Könige gesalbet und eingemeihet I· v. 1—37. Als David in seinem Alter srhon so srhwarh »und leben-malt geworden, daß man mit Eleiderdeueen ihn nicht mehr erwärmen kann, wird auf den Ratt) seiner Jlerzte eine lebenskräftige Jungfrau für ihn herbei— Diese Umstände, welche einerseits zeigten, daß der iidnig die Regierung nicht länger mehr fortführen könne, nnd andererseits erwarten ließen, daß er zu einem unmittelbaren Einschreiten zu unvermiigend sei, verleiten den Stdn-um, den nnnmehrigen ältesten prinzen drs lidniglichen Hauses, an Stelle der; zu Davids Nachfolger 430 1. Könige I, 1—9. verordneten Salomo seine eigene person auf den Thron bringen zn wallen; nnd schon hat dieser im Verein mit dem tjohepriester Jllijathar und dem aketdhauptmann Ioab alle Zinstalt getroffen, sieh zum König ausrufen zu lassen, als des Propheten Uathan Waihsamlteit den ganzen Man schnell durchkreuzt und mit gathsebws Hilfe bei David zuwege bringt, daß dieser sofort den Befehl ertheilt, Satomo inc Thale Gihon zum Könige zu salben und ihn darnach feierlich nach dem königlichen Palast znrürle zu geleiten, damit er daselbst seine Thronbesicigung halte. 1. Und da der König David alt war und wohl betagt [denn er hatte nun schon ein Alter von beinahe 70 Jahren erreicht, vgl. Kap. Z, 11 Mit Z« Sam- 5- 4 f.], konnte er swenn er des Nachts sich schlafen legte] nicht warm werden, ob man ihn gleich mit Kleidern [mit großen Tüchern oder Teppichen] zndeelte [ein Marasmus oder ab- gestorbener Zustand des Leibes, der in Folge der Leiden und Beschwerden, die David in seinem viel- bewegten Leben zu ertragen gehabt, so frühzeitig bei ihm eintrat b. Mos. 34, 7 Anm. und ihn nöthigte, vielmals auch am Tage das Bett zu hüten V. 47]. David, indem er dasjenige Alter erreicht, welches nach dem Liede Mosis dem Menschenleben für gewöhn- lich gesetzt ist (Ps. 90, l0), macht die Erfahrung, daß des Lebens Kraft und Wärme zu Ende ist; er gehört aber nicht zu den Unglücklichen, welche, je mehr sie merken, daß das Leben ihnen entrinnt, es desto leidenschaftlicher umklammern. Zweimal wird sein Alter als ein Gesättigt- sein bezeichnet (1. Ehren. 24- 1; so, 28). Sättigung jedoch ist etwas anderes als Ueberdrußz satt zwar ist David vom Leben, aber von jenem Ueberdruß, der, nach- dem er sich am Leben übernommen, es widerwillig ver- achtet und schmäht, weiß er nichts. Den kalten und welken LeibsDavids beseelt ein Feuer des Geistes, bei welchem er, wie er bereits in den Tagen der Jugend die ewigen Güter des Lebens sieh erwählte, nicht minder in den Tagen des Greisenalters das, was in der Welt das Vleibende ist, mit der ganzen Gluth einer ewigen Liebe utnfaßt Ein schönes Denkmal dieses nicht alternden und ermattenden Geistes unsers Königs ist das kleine Lied, welches wir unter der Bezeichnung ,,letzte Worte Davids« in Z. Sam. 23, 1——7 vor uns gehabt haben. Als Saitenspieler trat uns der bethlehemitsche Hirten- jüngling zuerst entgegen (1. Sam.16, l8): als der ge- feierte Sänger Jsraels verabschiedet er sich von uns in diesem Liede (2. Sam. 23, 1). Welch ein wildes, schaner- liebes, prachtvolles Hochgebirge liegt zwischen diesen bei- den weit getrennten, ftillen Endpunktenl und doch fpricht das Feuer der Jugend, und doch schwingt sich der Flügel- schlag der lebendigsten Phantasie, und doch pulsirt die volle Lebenskraft des Gedankens in dem Schwanengesang des greifen Königs! Jst das die Kunst und Kraft feiner dichterischen NatUrgabeZ —- Als Goethe alt geworden und das Leben um ihn her rauh und unbehaglich war, da flüchtete er sich in den Liebesgarten des fernen H afisst Nicht also David: Gegenstand seines letzten Liedes ist das Nächsie und Unmittelbare, das wirkliche volle Leben, sein eigener nun vollendeter Beruf. Das ist nicht mehr die bloße Natur, sondern die Gabe der Natur, verklärt durch die Kraft des ewigen Geistes. (Baumgarten.) -— Das hier Gesagte findet seine volle Bestätigung auch an den letzten Liedern Davids im Psalter. Da haben wir zunächst in Psalm 8 ein Nachtlied des hochbetagten Königs vor uns, das die Schöpfungsgeschichte, wie sie in 1.Mos. 1 mitgetheilt wird, in ein Gebet faßt; ihm entspricht Psalm 19., gedichtet beim Anblicke des Tag- himmels, gleichwie jener Psalm beim Anblicke des Nacht- himinels Es ist Morgen, der des anbrechenden Lichts sich freuende Sänger stellt sich für das bevorstehende Tage- werk in das Licht des göttlichen Gesetzes; denn die Himmel, so sehr sie die Ehre Gottes verkündigen, offenbaren doch nicht den Willen Gottes, und nach diesem sein Werk zu treiben und durch denselben geheiligt zu werden, das ifi Davids innigstes Verlangen. Wie nun Psalm 19 neben den Gott der Naturoffeiibarung den Gott der Heils- Offenbarung stellt nnd in dieser feiner zweiten Hälfte sieben- mal den Namen Jehova braucht, so bleibt Psalm 29, der an einem gewaltig aufsteigenden und furchtbar stch entladenden Gewitter feinen äußeren Anlaß hat, bei dieser majestätischen Naturerscheinung nicht stehen, sondern ver- nimmt darin eine Selbstbezeugung Jehova’s, des heils- geschichtlichen Gottes, der nicht blos im Himmel. sondern auch Quf Erden eine Gemeinde hat; diese, ein Gegenbild der Arche zur Zeit der Sündfluth, ist eine Stätte des Friedens und kein Gegenstand der göttlichen Zorness gerichte, während es draußen donnert und blitzt. Mit einem Aufruf zu Gottes Lobe an die himmlische Ge- meinde beginnt der oben genannte Psalm, also mit einem Aufruf an die höheren Geister, die den Thron Gottes umringen und unmittelbar an der Stätte sich befinden, von wo die Donner wie göttliche Machtworte erschallen und wo alle göttlichen Entscheidungen vorbereitet werden, so daß sie des HErrn Werke gleich in ihrem Ursprunge sehen und nach ihrem letzten Zwecke verstehen; dagegen mit einem gleichen Aufrufe an die irdische Gemeinde, an das Geschlecht der Gerechten und Frommen beginnt der 33. Psalm. Sie, die irdifche Gemeinde, hat ihren Stand im Reiche der Gnade; an dem, was der HErr da ge- than, an der Offenbarung in feinem Wort entzündet sich ihr Preis Gottes, und erst von da aus ist sie fähig, seine Herrlichkeit zu preisen auch im Reiche der Natur und seine Gedanken und Gerichte zu verstehen im Bereiche der Weltgeschichte Doch nicht allein die Herrlichkeit des HErrn an sich ist es, die sie treiben und bewegen muß zu feinem Lobe: sie ist ja sein Volk, das Volk deß, unter dessen allerbesondersten Vorsehung alles auf Erdeii siehet, und hat an ihm einen stärkeren Schutz, als die größte weltliche Macht sein würde. Sie ist sein Augenmerk und das Endziel aller seiner Wege, und da- her unter seiner Regierung so sicher geborgen, daß keine Todesgefahr sie fchrecken mag; sie darf nur zu ihm, als zu ihrer Hilfe und ihrem Schild fiel) bekennen, um an ihm auch ihren Freudenquell zu haben, ihr Glaube und seine Gnade kommen einander entgegen. «) Hafis, einer der berühmtesten persifchen Dichter, dessen Gesänge, glühend von Liebe, Blumen und Wein, auf den Proteus im Menfchen, das Gemüth, berechiiet sind und dasselbe in mystifch-reli"giöser, aber auch sinnlich-erotischer Weise anregen. Er war geboren zu Schiras in Persien im 14. Jahrhundert und Ansleger des Koran, den er ganz im Kopfe hatte; die von einem seiner Schüler gesammelten Lieder führen den Namen ,,Divan«, und Goethe ahmte sie in seinem ,,westöstlicheu Divan« nach. 2. Da sprachen seine Knechte sdie königlichen Leibärzte dnrch den Mund eines aus ihrer Mitte] zu ihm: Laßt sie [Las s e man] meinem Herrn Könige eine Dirne, eine Jungfrau, suchen, die vor dem Könige stehe skhn bediene], und sein Pflege, und schlafe in seinen Armen, und warme kvermöge ihrer jugendlichen Lebenskraft] meinen Herrn, den König. Dieser Rath der Aerzte Davids beruht auf der, auch von anderen Aerzten des Alterthums (z. B. von Adonia strebt nach der Krone des altersschwach gewordenen Königs David. 43l Galeniis, gest. 200 n. Chr.) beobachteten Erfahrung, daß durch Zusaminenliegen einer jugendlich frischen Person mit einer alten die schwindende Lebenskraft der letzteren sich erhält und stärkt; man nennt dies Mittel der Lebens- Verlängerung, auf welches auch Hufeland in seiner Ma- krobiotik oder K«nlist, das menschliche Leben zu Verlängern, Beziehung nimmt, die Geroeomih ein Mittel, das un- bewußter und unabsichtlich-er Weise nicht selten in Familien angewendet wird, wenn Kinder bei dem Großvater oder der Großmutter schlafen, das aber den Kindern eben so viel Schaden bringt, als es für die Alten seinen Nntzen hat. An etwas Anderes, als an die Auffrischung der schwindenden Lebenskraft vermittelst Einströcnung der gesunden nnd kräftigen Atmosphäre, die von dem jugend- lichen Körper ausgeht, ist in unserm Falle nicht zu denken (s. V. 4). Daß hernach eine unbefleckte Jungfrau und eine so fchötie Dirne, als sie nur irgend in allen Grenzen Israel zu finden ist, für den König ausgesucht wird, hat allein darin seinen Grund, weil es so der Würde des Königs angemessen war; das Bedenkliche aber, das die Maß- regel auf neutestamenilichein Standpunkte hat, schwindet sofort, wenn man sich auf alttestamentlichen Standpunkt versetzt, wo die Polhganiie noch unter göttlicher Geduld stand (2. Mos. 21, 11 Anm.). Z. Und sie [die abgesendeten Diener des Königs] suchten eine schöne Dirne in allen Grenzen Israel, und fanden [eine, die vor allen andern sich zu eignen schien, in] Abifag von Sunem san der Westgrenze des Stammes Jsaschar, nicht weit vom kleinen Hermvn Jvs 19- 18], und brachten sie dem Könige. 4. Und sie war eine sehr schöne Dirne, und pflegte des Königs, und dienete ihm [auch damit, daß sie in seinen Armen schlief, ihn zu wärmen] Aber der König— erkannte sie nicht U» daß sie sei« Ehes oder Kebsweib geworden wäre 5. Mos 25, 5 Anm., daher auch Bathseba später kein Bedenken trug, sie von Salomo zur Gemahlin für Adonia zu erbitien, weil dieselbe dessen eigentliche Absichten, die er hinter solcher Werbung verbarg, in ihrer Arglosigkeit nicht durchschaute Kap L, 13 ff.]. Wenn auch unter Davids Frauen eine jüngere sich befunden hätte, was nicht der Fall gewesen zu sein scheint, da er nach Bathseba wohl keine Frau mehr nahm und diese leicht schon über 40 Jahre alt sein konnte, so hätte ihm eine solche doch wegen der ihr zustehenden Würde diejetzt erforderlichen Dienste nichtleisteti könnenrTheniiish 5. Adonta aber, der Sohn Hagtth [gegenwärtig, nach Amnon’s und Abfalom’s Untergange und Chileabs frühzeitigem Tode 2. Sam. 3, 2 ff.; 13, 29; 14, 3 Auen; 18, 14 f., der älteste Prinz des königlichen Hauses] erhub sich sdieAltersschtväche Davids benutzend, um noch bei dessen Lebzeiten die Thronfolge sich zu erzwingen, weil er wohl wußte, daß diese bereits dem Salomo zugedacht war L» Ehren. 23, 5 Anm.]- Und sprach: Jch will König werden; und machte sgerade so, wie eins( Absalom es gethan hatte, da er als Kron- prätendent austrat 2. Sam. 15, l] ihm Wagen und Reiter seinen sürsilichen Staatswagen nebst einer Pegleitung von Reitern, wenn er ausfuhr], und funfzig Mann zu Trabanten [Läufern] vor ihm her. 6. Und sein Vater sweil er von der göttlichen Erwählung Salomo’s zum Königreich so fest über: zeugt war, daß er an ein Gelingen aller Gegen- versuche, diese Erwählung riickgängig zu machen, nicht glaubte] wollte ihn [den Adonia] nicht be- kümmern bei seiner Zeit, daß er hätte gesagt: Warum thust du also?t Und er war auch swie ehemals Absalom 2. Sam. 14, 251 ein sehr schöner Mann, und er [David] hatte ihn gezeuget nächst nach Absalom. Nach dem Grundtext lautet der erste Satz des Verses vielmehr also: Und sein Vater hatte ihn nie be- trübt in seinem Leben (dieenglisliie Vibeliibersetzung: had not displeased him in any time), sprechend: warum hastdu dies gethan? Damitwird als nächster Grund der Veranlassung zu Adonia’s Versuchen eine gewisse Nachsicht des Vaters spezicll gegen diesen Sohn bezeichnet, ohne daß weiter ein Erklärungsgrund dafür angegeben würde. Was Adonia’s Schönheit betrifft, um deretivillen er sichfür den geeignetsten Prinzen zur Nachi folge im Königreich hielt, so ist zu vergleichen l. Sam. I, Z; 10, 23; seinen Altersvorzug dagegen machte er um der gesetzlichen Bestimmung in 5. Mos 21, 15 ff. willen geltend, ohne die anders lautende Bestimmung des Königsgesetzes 5. Mos 17, 14 f. zu bedenken. 7. Und hatte sum über die weiteren Schritte, die er zur Erreichung seines Ziels zu thun hatte, in’s Klare zu kommen] seinen Rath mit Joab, dem Sohne [der] Zeruja [und Feldhauptmann David’s], und mit Abjathau dem Priester sbei der Bundes- lade auf Zion]; die halfen Adonia sschlossen sich seiner Partei an, jener aus demselben Grunde, aus wel- chem er schon früher für Absalom sich verwendet hatte 2. Sam. 14, 3 Anm., zuinal seine Furcht vor künftiger Bestrafung seiner Vergehen jetzt noch größer war, seit er auch den Absalom und den Amasa umgebracht hatte 2.Sam.18, 14 f.; 20, 8 ff., dieser wohl aus Eifersucht gegen Zadok, den andern Hohenpriester, hinter welchen er unter Salomo noch mehr zuriickgesetzt zu werden fürchtete, als dies schon unter David der Fall war 2.Sam. 15,24 Anm.]. 8. Aber Zadok, der [andere Hohe-J Priester sder das Amt bei der Stiftshütte zu Gibeon ver- waltete 2. Sam. 8, 17; 20, 25], und Benajiu der Sohn Jojada [der Oberste über die Krethi und Plethi 2,Sam. s, 18; 20, 23], und Nathan, der Prophet [2. Sam. 7, 2 ff.; 12, 1 ff. und Erzieher Salomos 2. Sam. 12, 25], und Simei [vermuth- lich derselbe, der in Kap. 4, 18 unter Salomo’s 12 Amtleuten als der über den Stamm Benjaniin verordnete Haupt-Steuereinnehmer genannt wird], und Rel ssonst nicht näher bekanntL Und die Helden David [von denen in 2. Sam. 23, 8 ff. die Rede gewesens waren nicht mit Adonia [und wußten nicht einmal etwas um seine Absichtens 9. Und da Adonia sauch darin die Empörung Absaloin’s sich zum Muster nehmend, daß er sein Werk mit einem feierlichen Opfermahle beginnen und bei dieser Gelegenheit sich zuin König wollte ausrufen lassen 2. Sam. 15, 7 ff.] Schafe und Rinder und gemcistet Vieh opferte bei dem Stein Soheleth, der neben dem Brunnen Regel liegt s [2. Sam. 17, 17 Anmjz lud er alle scineBrüder, 432 des Königs Söhne [Sephatja, Jethream, Sammua, Sobab, Nathan, Jebehar, Elifua, Nepheg, Iaphia, Elisama, Eliada und Eliphalet Z. Sam. Z, 4 f.; 5, 14——16], und alle Männer Juba, des Königs Knechte [alle im Dienst bei Hofe stehenden Judäer als seine Stammesgenossen]. 10. Aber den Propheten Nathan, und Venaja, nnd die Helden, und Salomo, seinen Bruder, lud cc Uicht [denn sein Vorhaben zielte ja darauf, diesen zu verdrängen, und wie Nathan und die andern zu sol- chem Unterfangen sich würden gestellt haben, war ihm gar wohl bekannt] 11. Da sprach Nathan [der bei der Heimlich- keit, womit Adonia seine Vorbereitungen betrieben hatte, erst jetzt, im Augenblicke der Ausführung, Kunde davon erhielt] zu Bath-Seba, Salomo? Mutter ssie von dem Vorgefallenen in Kenntniß zu setzen und mit Hilfe derselben seine Gegenmaß- regeln zu trefsen]: Hast du nicht geh-Irrt, daß Adonia, der Sohn Hagith, ist [schou so gut wie] König worden, und unser Herr, David, weiß nichts drum? 12. So komm nun, ich will dir einen Rath geben, daß du deine und deines Sohnes Salomo Seele errettest sdenn erreicht Adonia seinen Zweck, so wird er ohne Zweifel euer beider durch Mord sich zu entledigen suchen]. 13. Hin, nnd gehe IschIeUkiigstJ zum Könige David hinein sit: sein GemachL und sprich zu ihm: Hast du nicht, mein Herr König slängst schon Z. Sam. 12, 24 f. mir] deiner Magd geschworen und geredet: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Stuhl Wen? Warum ist denn Adonia König worden? sDas geschieht doch gewiß gegen dein Vorwissen und deinen Willen.] 14. Siehe, weil swährendj du noch da bist und mit dem Könige redest, will ich dir nach hinein sebenfalls in des Königs Gemach] kommen, nnd vollends dein Wort ausreden les durch gleiche Aus- sage bestätigen, damit der König sich veranlaßt sehe, seine Zusage sofort anch thatsäihlich zu verwirklichem und so allen weiteren Unternehmungen Adoniws ein Riegel vor- geschoben werde]. 15. Und Bath-Seba [dem Rathe des Pro- pheten folgend] ging hinein zum Köntge in die Kammer. Und der König war sehr alt [oon Ve- schwerden des Alters heimgesucht und fortwähren- der Dienstleistung bedürftig, daher er nur in sehr seltenen Fällen dies sein besonderes Zimmer noch verließL und Abisag von Sunem lihrem Berufe gemäß] dienete ihm. Its. Und Bath-Seba [als sie nun eintrat] neigete sich, und betete den König an ssiel vor ihm nieder, zum Zeichen, daß sie ein ganz besonderes Anliegen auf dem Herzen habe]. Der König aber sprach: Was ist dir? 17. Sie sprach zu ihm: Mein Herr, du hast deiner Magd geschworen bei dem HErrn, deinem LKönige 1, 10—36. Gott: Dein Sohn Salomo soll König sein nach mir, und auf meinem Stuhl sitzen. 18. Nun aber siehe, Adonia ist König worden [es ist schon so weit gediehen, daß Adonia zum Könige ausgerufen werde]; nnd, mein Herr König, du weißt nichts drum lsondern man hat die Schwäche deines Alters benutzt, deinen Willen zu hintertreibens 19. Er hat Ochsen und gemästet Vieh, und Viel Schafe [bei dem Stein Soheleth neben dem Brunnen Regel] geopfert, und hat [znm Opfer- mahl] geladen alle Söhne des Königs, dazu Ab- jathar, den Priester, und Joab, den Feldhauptmannz aber deinen Knecht Salomo hat er nicht geladen [und damit deutlich genug merken lassen, was er im Schilde fiihrt]. 20. Du bist aber mein Herr König kin dessen Hand die Entscheidung liegt, und noch hat Adonia seine Sache nicht so weit, daß schon alles Volk ihm anhinge]; die Augen des ganzen Israel sehen [vielmehr] auf dich, daß du ihnen anzeigest,.wer auf dem Stuhl meines Herrn Königs nach ihm sttzen soll [darum eile, meinen Sohn Salomo in das Königreich einzusetzen] 21. Wenn les] aber [erst dahin kommt, daß] mein Herr König mit seinen Vätern entschlafen ist [und also nicht mehr seinen Willen öffentlich vor allem Volke bezeugen kann], so [hat Adonia das Spiel gewonnen, und es] werden ich nnd mein Sohn Salomo müssen Sünder sein swir beide wer- den von ihm wie Niajestäisverbrecher behandelt werden]. 22. Weil sie aber noch redete mit dem Könige, kam der Prophet Nathan [in den Vosrgemächern des königlichen Palastes an]. 23. Und sie sdie Diener] sagten es dem Könige an: Siehe, da ist der Propbet Nathan [worauf David befahl, ihn einzulassen, Bathseba aber aus Schicklichkeit von selber abtrat««]. Und als et [Nathan] hinein vor den König kam, betete er an den König auf sein Angesicht zur Erde. «) Bei Audienzeiy die ein König ertheilte, durfte, wie noch jetzt, ein Dritter nicht zugegen sein, es sei denn, daß der König ausdriicklich seine Anwesenheit verlangte. 24. Und sNathanj sprach: Mein Herr König, hast du gesagt [solltest du wohl gesagt haben]: Adonia soll nach mir König sein und auf meinem Stuhl Wen? sFast möchte man annehmen, daß eine solche Willenserklärung von dir ausgegangen sei, wenn man Adonicks Vornehmen betrachtet.] 25. Denn er ist heute hinab gegangen [nach dem Brunnen Rogel], und hat geopfert Ochsen und Mastvieh und viel Schafe, und hat alle Söhne des Königs geladen, und die Hauptleute sdie Männer Juda V. 9], dazu den Priester Abjathar. Und siehe, sie essen und trinken vor ihm, und sagen: Glück zu dem Könige Adonia! David läßt in Folge von Adonicks Umtrieben Salomo zum Könige an seine Statt salben. 433 26. Aber mich, deinen Knecht, und Zadok, den [andern] Priester, nnd Benaja, den Sohn Jojada, und deinen Knecht Salomo hat er nicht geladen. 27. Jst das sein so auffälliges Umgehen gerade derer, die am meisten dein Vertrauen besitzenJ von meinem Herrn Könige befohlen, und hast Daselbst] es deine [eben genannten] Knechte nicht [wollen] wissen lassen, wer auf dem Stuhl meines Herrn Königs nach ihm fitzen soll? lDas kam» unmizgrich der Fall sein; darum ist gewiß das ganze Unternehmen nichts als ein Hochverrath gegen dich, und thut noth, Tiachchäm es mit schneller Entschlossenheit zu Schanden 28. Der König David [indem er auch sofort fich entschloß, seinen Willen wider Adonias Um- triebe durchzusetzen und letzteren durch schnelles Handeln ein Ende zu machen] antwortete, und sprach: Rufet mit! Baih-Seba [wieder herein]! Und sie kam hinein vor den König swährend Nathan einstweilen abtrat V. 23]. Und da sie vor dem Könige stund, 29. Schwur der König [um sie ihrer Sorge V. 21 zu überhevenJ und sprach: So wahr der HErr lebt, der meine Seele erlöset hat aus aller Noth [und mir zum Königreich verholfen 2. Sam. 4- 9J- 30. Jch will heute thun, wie ich dir geschworen habe bei dem HErru, dem Gott Israel, und ge- redet, daß Salomo, dein Sohn, soll nach mir König sein; und er soll auf meinem Stuhl sitzen für mich [noch heutiges Tags, wie gesagt, soll das geschehn] 31. Da neigte sich Bath-Seba szum Ausdruck des innigsten Dankes] mit ihrem Antlitz zur Erde, und betete den König an, und sprach sindem sie von demselben sich verabschiedete]: Glück meinem Herrn Könige David ewiglich! 32. Und der König David sprach snach Weg- gang der Bathseba zu seinen Dienern]: Rufet mir den Priester Indes, und den Propheten Nathan, und Venaja, den Sohn Jojada Und da sie sdie eben genannten Männer] hinein kamen vor den König, 33. Sprach der König zu ihnen: Nehmet mit euch eures Herrn Knechte [die Krethi und Plethi V. 38], und seßet meinen Sohn Salomo auf mein Maul [-thier, zum sinnbildlichen Zeichen vor dem Volk, daß derselbe hinfort an meiner Statt König sein soll], und führet ihn hinab gen Gihon sin das Thal zwischen dem oberen und unteren Gihon-Teich an der Westseite des Berges Zion«]. 34. Und der Priester Zadoh sammt dem Pro- pheten Nathan, salbe ihn daselbst zum Könige über Israel. Und blaset [nach geschehener Salbung] mit den Posaunen, nnd sprechet: Glück zu dem Könige Salomo! 35. Und ziehet sunter solcher feierlichen Aus- rufung des neuen Königs] ihm nach [wieder] herauf snach dem Zion], und kommt szu mir in den könig- Daniel-s Bis-etwas. lkchen Patast]; so soll er sitzen auf meinem Stuhl [auch den Thron besteigen], und König fkm sur mich; und ich will ihm gebieten, daß er Furst sei uber Israel nnd Juda sdie Regierung über beide Theile des Reichs, die ich unter meinem Scepter vereinigt habe, noch bei meinen Lebzeiten übernehme] «) Der Name Gihon (d. i. der Hervorbrechendes bezeichnet in der heil. Schrift 1. den einen von den vier Paradieses-Strömen (l. Mos 2, 13), L. eine Thalquelle auf der Westseite von Jerusalem, ohngefähr 2,100 Fuß vom Jasfathore entfernt, welche in der ältesten Zeit zwei Wasserbassins oder Teiche streifte. Jener, in 2. Chron. 32, 30 der obere Ausfluß des Wassers Gihon (Luther: »die hohe Wasserquelle in Gihon«) und in 2. Kön. 18, 17; Jes 7, 13; 36, 2 der obere Teich genannt, eristirt noch jetzt als ein großes, mit behauenen Steinen aus- gecnauertes, nur etwas versalleues Wasserbehältuiß das bei den Eingeboreneii den Namen Birket el Mamilla (von einer nahe gelegenen, längst zerstörten Kirche St. Mamilla) führt; dieser, der untere Teich, wie er in Jes. 22, 9 genannt wird, ohne daß über seine Lage etwas Näheres bestimmt würde, ist wahrscheinlich der je ige Birket es Sultån (nach Sultan Suleiman Ben Seim, von 1520—1526, benannt, der ihn restaurirte). Jm neueren Sprachgebrauch versteht man unter Gihon auch den die Stadt etwas überragenden kahlen Vergrücken im Westen von Jerusalem, und zwar diesen Bergrücken in seiner ganzen Ausdehnung von Nordwest bis Südwest, wo er in die Hochebene Rephaim übergeht. Das dar- nach benannte Thal Gihon beginnt mit einer größeren Einsenkung in der Mitte des Vergrückens, wendet sich zuerst ostsitdöstlich nach dem Jaffathore zu, biegt hier gegen Süden ab, an der südwestlichen Ecke des Zion aber wieder gegen Osten, bis es mit dem Kidronthal bei dem Brunnen Rogel sich vereinigt. Es ist eine» immer tiefer, steiler und enger werdende Felsschlucht ohne regel- mäßigen Wasserlaus nur mit Winterströmungz der obere Theil zwischen den beiden Tcichen heißt im besonderen Sinne das Thal (S)’»i»hon, und ist dies ohne Zweifel die Stelle, wo Salomo gesalbt wurde, der untere Theil dagegen führt in der Bibel den Namen Thal Hinnom (oder vollständigen Thal BewHinnom Jos 15, 83 18, 6). Da, wo dieses Thal zur Lliiederung des Kidronthales absälln ehe es, mit letzterem vereinigt, nach Südosten sich wendet Und dic Gegend des Rogelbruiiiicns mit dem westlich dahinter liegenden Stein Soheleth (V. 9) bildet, befindet sich ein höchst anmuthiges, fruchtbares Thal, T h o p h et ge- nannt, d. i. Gegenstand des Anspeiens oder des Abscheues. Es war in den Zeiten, wo die Juden dem Molochsdienst sich ergaben (2. Köcr 16, Z; 21, 6) zur Stätte dieses schmiß- lichen Götzendienstes gemißbraucht worden, weswegen der fromme König Josta sie verunreinigen ließ (2. Kön. 23,»10; Iirem.7, II; 19, 6 fs.); auch nach dem Exil wurden Leichname von Verbrechern und gefallene Thiere hierher geworfen und unterhielt man, um sie zu verbren- nen, ein fortwährendes Feuer. Weil zum Thal Hinnom (hebräisch DITI Es, chaldäisch ins-Itzt) gehörig, erhielt der Ort im Griechischen den Namen Gehenna wessen-sey, und wurde dieser Name, ein volksthümliclzer Ausdruck für ,,Hölle«, im Unterschiede von Hades sey-Zug) nur da ge- braucht, wo von der Hölle im eigentlichen Sinne oder von dem Ort der Qual die Rede ist (Matth. 5, 29 f.; 10, 28; Mark. I, 43, f.; Jak. 3, 6). 36. Da antwortete Venaja, der Sohn Jojada, [zugleich im Namen der übrigen] dem Könige, und sprach: Amen [wahrlich, gewiß» so geschehe»es]l es sage der HErr, der Gott memes Herrn Konigs A— T« I. Z. 28 434 attch alfv [genauer: Amen, so sage der HErh der Gott meines Herrn Königs! d· i. möge das Wort des Königs ein Wort Jehova’s, seines Gottes, werden, welcher erfiillh was er zusagt Jerem. 28, 6]. R. Wie der HErr mit meinem Herrn Könige gewesen ist, so sei er auch mit Salomo, daß sein [des Salomo] Stuhl größer [an Macht, Ehre und Reichthum noch herrlicher] werde, denn der Stuhl meines Herrn Königs David klagt. Kap. s, 11 ff.]. II· V. 3tt——53. Der Beseht Davids wird ohne Zögern in vollzug gesetzt, nnd alg nun der im Thale Gihon zum König gesalbte Salomo zur Königs-barg auf Zion zurück— geführt wird, erhebt das begleitende voll: ein Freuden— gelehnt, dessen Schall hinäberdringl nach der Gegend an der Siidoftseite der Stadt, wo Jldonia mit seinem Zin- hauge eben das angestellte Gpsertnahl beendigt hat. Bald darauf bringt Jtbjathano Sohn, Ionathan, Meldung von den dlorgäugen in Jerusalem, nnd die ganze Gesellschaft flieht auseinander; Ztdonia aber, der sich nach dem Heilig— thun! flüchtet und von dort aus die rtegnadigung von Seiten des neuen Königs nakhsuchen läßt, erhält dieselbe unter strenger Verwarnung, fsir die Julntnst alles Unruh- flistens sieh zu enthalten. 38. Da gingen [dem Befehle des Königs ohne Zögern nachkommend, vom Berge Zion nach dem westlich davon gelegenen Thale] hinab der [Hohe-] Priester Zadok, und der Prophet Nathan, und Benaja, der Sohn Jojada, nnd [im Gefolge des letzteren die] Krethi nnd Plethi, nnd setzten Salomo auf das Maul [-thier] des Königs David, nnd fnhreten ihn gen Gihonk sitt. Und der Priester Zadol nahm sals man dort angekommen war] das Oelhorn [das aus Horn gefertigte Gefäß mit Oel von der in 2. Mos. Ja, 22 ff. vorgeschriebenen Art, das er] ans der Hutte [aus dem für die Bundeslade aus dem Zion errichteten heiligen Zelt 2. Sam. S, 17 mit sich genommen"J- Und salbete [den damals etwa 20 Jahr alten] Salomo» Und sie bliesen [nach vollbrachter Handlung] mit der Posaune nnd alles Volk swas von königlichen Hofbeamten und sonst von den Bürgern Jerusalems dem Zuge sich angeschlossen hatte] sprach: Glück dem Könige Salomo! O) Wenn man vom Zion nach Gihon gen Westen geht, so steigt man zuerst einen Abhang hinunter und dann eine allmälige Erhöhung hinauf; dieser Abhang war wahrscheinlich in alten Zeiten bedeutender. (Robinsou.) «) Obwohl bei der Bundeslade auf Zion nichtZadok, sondern Abjathar fungirte, so standen doch die beiden Hohepriester einander nicht so gespannt gegenüber, daß nicht der erstere in Abwesenheit des letzteren Zugang zu dem heiligen Zelte gehabt hätte. Auch in 2. Sam. 15, 24 erscheint Zadok von mitbcstiinmeudem Einfluß auf das unter Abjathars Aufsicht stehende Heiligthum IN) Von einer nochmaligen, vor der ganzen Ge- meinde Jsrael vollzogenen Salbung Salomos wird in I. Ehren. 30, 22 berichtet. Vgl. die Bemert zu V· 53. 40. Und alles Volk zog ihm [dem neuen König] nach herauf [als der Zug wieder heim- wärts nach der Stadt Davids sich bewegte], und das Voll pfiff mit Pfeisen lspielte auf Flöten I. Könige l, 37—53. 4.Mos. 10, 2 Am. Nr. 3, 6], nnd war sehr fröhlich, daß die Erde von ihrem Geschrei erscholl [erdröhnte]. 41. Und Adonia [der ja am südöstlichen Fuße des Zionsberges bei dem Rogelbrunnen sich befand] hörete es sdas Frendengeschrei, das unter musikalb schen Klängen aus dem Gihonthale herüber erschallte], und alle, die er geladen halte, die bei ihm waren, ses mit ihm hielten, d. i. alle seine Anhänger, die er zu dem Opfermahl geladen hatte]; und fie hatten schon gegessen [eben ihr Mahl beendigt] Und da Joab der Posaunen Schall hörete cdenn der war ihm, dem Manne des Kriegs, das Auf- fälltgsie], sprach er shinter diesem Schall nichts Gutes ahuend für Adonia’s Pläne]: Was will das Geschrei nnd Getümmel der Stadt? 42. Da er aber noch redete, siehe, da kam Jonatham der Sohn Abjathatz des Priesters saus der Stadt herbeigeeilt, »Um seinem Vater Kunde zu bringen von den Vorgängen in Jerusalem] Und Adonia [ihn zuerst gewahr werdend, rief ihm entgegen und] sprakh [indem er seine Besorgnisse hinter desto größere Zuversichtlichkeit zu verbergen suchte]: Komm herein, denn du bist ein redlicher Mann sder zu unsrer Partei sich hält] und brin- gest sohne Zweifel] gute Botschaft. 43. Jonathan antwortete uud sprach zu Adonia: Ja swie gern brächte ich gute Botschaft, wenn ich’s nur im Stande wäre! es sieht aber leider gar übel], unser Herr, der König David ,- hat Salomo zum Könige gemacht; « 44. Und hat mit ihm gesandt den [Hohe-] Priester Zadok, und den Propheten Nathan, nnd Benaja, den Sohn Jojada, und [die] Krethi und Plethi; und sie haben ihn auf des Königs Man! [-thier] gesetzt. 45. Und Zadok, der Priester, sammt dem Priester Nathan [unter dessen »Assistenz oder Bei- standL bat ihn gesalhet zum Kouige zu Gihon sin dem Thale Gihon], nnd find snach vollbrachtem Werk] von dannen [wieder] herauf gezogen mit Freuden, daß die Stadt tutnmelt [noch setzt in freu- diger Aufregung begriffen ist] Das tft das Ge- schrei, das ihr gehört habt. 46. Dazu stßt Salomo auf dem königlichen Stuhl [den er nach der Rückkehr in den königli- chen Palast bestiegen hat]. 47. Und die Knechte des Königs sind hinein- gegangen [in das Gemach, wo der altersschwache David zu Bett liegt], zu segnen unsern Herrn, den König David szur Thronbesteigung seines Soh- nes ihm Glück zu wiinschenL und haben gesagt: Dein Gott mache Salomo einen [noch] besseren Namemdenn dein sschon so gepriesenerj Name ist, nnd mache seinen Stuhl [noch] größer, denn deinen sschon so gesegneten Stuhl] Und der König hat [bei diesen Glückwünschen der Großen seines Reichs] Adonia, der an den Altar geflüchteh wird vom neuen Könige begnadign angebetet auf dem Lager [wie einst der Erzvater Jakob nach Bestellung seines letzten Willens 1,Mos. 47, 31]. 48. Auch hat der König [nachdem er zuerst siill für ftch angebetet, darnach vor allen] also gesagt: Gelobet sei der HErr, der Gott Israel, der heute hat lassen einen sitzen auf meinem Stuhl, daß meine Augen fes] gesehen haben kmich den Tag nach hat erleben lassen, da der zu meinem Nachfolger bestimmte Sohn meinen Thron nun einnimmt, und damit die Er- füllung seiner Verheißung Z. Sam. 7, 12 ff. mir sichtbar vor Augen zeigt] 49. Da [als sie solche Meldung dessen, was in Jerusalem sich zugetragen, aus Jonatharrs Viunde vernahmen] erschraken und machten sich auf alle, die bei Adonia geladen fals seine GästeJ waren, und gingen hin, ein jeglicher seinen Weg [ihn seinem weiteren Geschick iiberlassend]. ä0. Aber Adonia fitrchtete sich vor Salomo sder nunmehr mit der Fülle der königlichen Macht bekleidet war und ihn wegen des versuchten Auf- standes ohne Weiteres am Leben strafen konnte], nnd machte sich auf, ging hin snach dem Zelte bei der Bundeslade auf Zion], und fassete [unter den Schutz, Gottes sich stellend 2. Mos. 27, 2 Anm.] die Hörner des Alters. 51. Und es ward Salomo svon solchen, die der Noth des geängstigten Prinzen sich erbarmten] angesagt: Siehe, Adonia fürchtet den König Sa- lomo [schwebt vor ihm in banger Furcht], und siehe, er fasset die Hörner des Alters [um Gottes willen um Schonung seines Lebens bittend, obwohl er weiß, daß er dasselbe eigentlich verwirkt hat] nnd spricht: Der König schwöre mir heute, daß er feinen Knecht nicht tödte mit dem Schwert sdamit ich ohne Gefahr heim gehen kann in mein Haus] 52. Salomo [der gerade heute, am Tage sei- ner Thronbesteigung l. Sam. 11, 13; 2. S. 19, 22 am meisten stch getrieben fühlte, dem strafällb gen Bruder Gnade und Verschonung widerfahren zu IassenJ sprach: Wird er redlich sein ssich künf- tig rechtfchaffen und friedsam bezeigerIJ , so soll kein Haar von ihm aus die Erde fallen kihm nicht das geringste Leid von mir geschehen 1. Sam. 14, 45; s. S. 14, us; wird aber Böses an ihm ge- suttdett werden sdaß er aufs Neue Unruhe anstif- tet], so soll er [der verdienten Strafe nicht zum zweiten Mal entgehen, sondern] sterben. 53. Und der König Salomo sandte [Boten] hin [nach dem HeiligthumL nnd ließ ihn herab vom Altar holen sdurch Verkündigung seiner Begnadi- gung ihn bewegen, seine Zufluchtsstätte, deren er nun nich: mehr bedurfte, zu verlassen]. Und da er [hinein] kam [in den königlichen Palast, um aus des Königs eigenem Munde seine Amnestirung sich bestätigen zu lassen], betete er den König Salomo an [ihm damit als dem rechtmäßigen Könige huldigend und ein ruhiges, stilles Verhalten ge- 435 lobend]. Salomo aber sprach zu ihm: Gehe in dein Haus [es soll meinerseits alles vergeben und vergessen sein, wenn nur du von deiner Seite keine Veranlassung giebst, daß dein Vergehen nachträglich noch gerächt werden muß Kap. 2, 13 ff.]. Gleichwie wir hier einen thatsächlichen Beweis haben, daß David, obwohl er in der letzten Zeit seines Lebens unter den Beschwerden des Alters zu leiden hatte, dennoch sein Königthuin mit voller Kraft verwaltete und also an seiner eigenen Person bewahrheitetq was er in dem, dem ganzen Psalter als eine Art von Einleitung vorange- stellten 1. Psalm von dem Frommen und Gerechten sagt: »Er ist wie ein Baum, gepflanzet an den Wasser- bächem der seine Frucht bringet zu seiner Zeit, und seine Blätter verivelken nicht, und was er macht, das» geräth wohll« so sehen wir ihn bei dem letzten Reichstaga den er nach 1. Chiron. 29, 1——30, 25 einige Zeit nach Sa- lomo’s Erhebung auf den Königsthron veranstaltete, auch das in Z. Mos·17, 20 einem Könige Jsraels ge- stellte Gesetz: ,,er soll sein Herz nicht erheben über feine Brüder« im vollen Maße erfüllen. Während er unter der großen Bewegung, die Adonias Usurpationsversuch verursachte und Salomo’s Thronbefteigung einleitetex auf seinem Bette lag (V. 47), raffte er zu dieser letzten Neichsversammlung alle seine Lebenskraft zusammen; ntcht sitzend auf dem Thron. sondern auf gleichctn Erdboden mit denen, zu welchen er redet, will er seine Ansprache halten, und er redet sie an: «Höret mir zu, meine Brüder und mein Volk« (l. Chron. W, 2). Sowie er seine Wafsengenossen als Brüder anredete,- als sein König- thum noch verborgen war (1. Sam. 30, 23), so ist auch jetzt, nachdem sein Königthum vor ganz Jsrael und vor den Heiden offenbar geworden und zur Vollendung ge· langt ist, seine Sprache die gleiche geblieben. Wenn nun schon Friedrich Barbarossas kaiserliche Persönlichkeit sich dem deutschen Gedächtniß so tief eingeprägt hat, daß bei jeder verhängnißvolleii Wendung der deutschen Geschichte dieses Bild der Vergangenheit toach gerufen wird: wie viel mehr mußte es dem israelitischen Volke mit seinem König David so ergehen? Ein König, welcher so unter und mit seinem Volke gelebt hat, wie David, dessen Tage nach manchen Stürmen so rein und wolkenlos unter- gegangen sind, wie die des David, ein solcher König kann dem Gedächtniß und Herzen feines Volks niemals wieder enischwindm Als das Volk von Samuel einen König bat, folgte es nur einem dunkeln Drange, wir möchten fast sagen, einem blinden Jnstinkh David hat seinem Volke durch die That ein für alle Mal deutlich gemacht, was das Königthum Jsraels ist; er hat als König dem Volke einen neuen Geist eingeflößt und Israel auf eine höhere Stufe des Daseins erhoben, er ist das ge- heiligte Vorbild geworden, nach welchem alle späteren Könige Jsraers beurtheilt und abgeschiitzt werden. Gleich- wohl weiß und erkennt David selbst am besien, welch ein schwaches und inangelhastes Vorbild er sei, und er hat die letzte Ursach aller seiner Mangelhaftigkeit in dem Naturgrunde seiner Geburt gefunden (Ps.51, 7); das aber ist ein Keim des Verderbens, der allen feinen Nach- folgern in gleicher Weise anhaftet, ja der keinen unter ihnen auch nur dahin kommen läßt, wohin es durch Gottes besondere Gnade mit ihm gekommen. Darum erkennt er voll propheiischen Geistes, daß in Beziehung auf den künftigen Gesalbten, von dem der HErr in 2. Sam. 7, 12 ff. ihm geredet hat, das Wort: »Jch will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein,« noch in einem weit volleren Sinne gelten müsse, als dies bei Salomo oder irgend einem andern seiner Nachkommen der Fall war, und führt in Pf. Z, 7 denselben also redend ein: »Jch will von einer solchen Weise predigen, daß W« 436 der HErr zu mir gesagt hat: »Du bist mein Sohn; heute habe ich dich gezeugetM Und gleichwie ihm da- mais, als er seine Sünde am tiefsten erfuhr, die Er- kenntniß aufgegangen war, daß der Keim seiner Verderbt- heil zuriickgehe bis zu seiner Geburt: so verstand er auch damals, als er von Gott sich berufen sah, fremdeSünde zu tragen (2. Sam. 15, 16 Aum.), daß er nicht im vollen Sinne schuldlos leide und darum auch nicht wahr- haft eine priesterliche Versöhnung bringen könne· Dies ist der innere Anknüpfungspunkt für den weiteren prophe- tischen Blick, den er in Psalm 110 kund thut; denn hier schaut er den künftigen Gesalbten in seiner herrlichen Vereinigung mit Gott als den priesierlichen König, der seines Reiches Genossen zum Ziele der Vollendung führt, daß sie die geheiligte, über alles Böse siegreiche, wahr- haft priesterliche Gemeinde bilden. Das 2. Kapitel. Davids letzter Mille und Abschied. salomcks rfolge und ernstliche Regierung. m« v. 1—11. Indem David sein tltebensende nahe fühlt, bescheidet er den in das Königreich bereits eingesehteu Salomo zu sich und ertheilt ihm, wie seine lehten Ermah- nnugen, so seine letzten Aufträge; jene beziehen siih auf den Geist und Sinn, in welchem Salomo seine Regierung führen soll, damit diese eine gesegnete sei und der Jhtltrr seine toerheißnng an dem hause Davids erfüllen könne, diese aber betreffen die Bestrafung der Frevel Joab s, die Vergeltung der Treue Barflllafs an seinen Kindern nnd die scharfe Eeobachiung des Eästerers Simon damit auch dieser noch erfuhr-e, was er verdient hat. Darauf wird Davids hintriit mit kurzen Worten berichtet unter Zin- gabe der Stätte, wo er begraben wurde, nnd der Zeit, wie lange er regiert hat. l. Als nun die [oon Gott bestimmteJ Zeit herbei kam, daß David sterben sollte [und er selbst auch fithlte, wie sein Ende heran nahe]; gebot et seinem Sohne Salomo [nachdem er schon bei dem Reichstage in 1. Chron. 29, 1———30, 25 denselben in gar eindringlicher Weise ermahnt hatte], und brach: f 2. Ich gehe hin den Weg aller Welt [den Weg, den alle Menschen gehen müssen, den Weg des Todes Jos 28, 14]; so sei getrost, und sei ein Mann ssei männlich nnd stakk im Glauben, fiiehe die Lüste der Jugend und halte dich in deinem Leben und Regimenh wie es einem Gliede des Volkes Gottes und einem Fürsten über das Erbtheil des HErrn gebührt] 3. Und warte auf die Hut des HErrty deines Gottes [nimm den Dienst, den du ihm schuldig bist, wohl in Acht], daß du wandelst in seinen Wegen, und hattest seine Sitten, Gebote, Rechte, Zeugnisse [1.Mos. 26, 5; 5. M. 8, 11]- wie ge- schrieben stehet im Gesetz Mose sdaß ein König Jsraels diese Sitten, Gebote und Rechte beständig vor Augen und davon nicht weichen soll weder zur Rechten noch zur Linken 5. Mos. 17, 18 ff.], auf daß du klug seiest in allem, das du thust, und wo du dich hiutvendest [Jos. 1, 7 f.; 1. Chron II, 1313 4. Auf daß [aber auch, in weiterer Entfaltung des göttlichen Segens, der auf dem Wandel in I. Könige 2, 1———10. Gottes Wegen ruht] der HErr sein Wort erwecle [iu thatsächliche Erfüllung bringe], das er über mich geredet hat, und gesagt [2. Sam. 7, 12 ss.]: Werden deine Kinder ihre Wege lehnten, daß sie vor mit treulich und von ganzem Herzen und von ganzer Seele wandeln; so soll von dir nimmer ge- brechen ein Mann auf dem Stuhl Israel ssondern dein Geschlecht das königliche in Israel bleiben, bis der aus ihm hervorgeht, dessen Reich ein ewiges ist]. Lies hier noch einmal: L. Sam. 23, 1——7. Z. Auch weißt du wohl, was mir [iu greuli- cher Verachtung meines königlichen Ansehens, ohne zu bedenken, wie sehr er mich damit einem falscheu Verdacht bei dem Volke aussetzte und welchen schwe- ren Kummer er meinem Herzen bereitete] gethan hat Joab, der Sohn sderj Zerujm was er [nämlich, um von seiner That an Absalom 2. Sam. 18, 10 ff., die doch wenigstens in offener Feldschlacht geschehen ist, wenn auch wider mein ausdrückliches Verbot, nicht weiter zu reden] that den zweien Feldhaupk männern Israel, Abner, dem Sohn Ner s2. Sam. 3, 22 ff.], und Amasa, dem Sohn Jether [2. Sam. TO, 8 ff.], die er erwürget sauf hinterlistige und heimtückische Weise umgebracht] hat, und vetgoß Kriegsblut [Blut, das nur im Kriege fließen darf] tin Frieden, und that [indem er beide Männerin unmittelbarster Nähe tödtete, seine Brust an die ihre irgend, als wäre er ein Freund und nicht ein Feind] Kriegsblut an seinen Gürtel, der um seine Lenden war, und an seine Schuhe, die an seinen Führt! Witten [da solches ein ehrlich vergosfenes doch nur dann ist, wenn es tm Kampfe oerspritzt wird und den cigentlichen Kriegswassen anhaftet, er aber hat Friede und Freundschaft damit befleckt]. is. Thue [du, da ich in beiden Fällen durch die Lage der Verhältnisse verhindert gewesen bin, seinen Frevel nach Gebühr zu strafen] nach deiner Weisheit [und benutze die erste, sich dir darbietende Gelegenheit, wo du es ohne Nachtheil für dein königliches Ansehn zu thun vermagstL daß du seine grauen Haare [ihn, den altersgrauen Sünder, der seinen Sinn und Wandel noch in nichts geändert hat] nicht mit Frieden hinunter zur Hdlle bringest snicht eines natürlichen Todes sterben lassest, da- mit er nicht ungestraft aus dieser Welt gehe]. 7. Auch lsollst du umgekehrt, gleichwie an Joab die Pflicht der Gerechtigkeih so die Pflicht der Dankbarkeit üben an denen, die mir Gutes erzeigt haben; insonderheit] den Kindern Barftllah des Gileaditers sollst du Barmherzigkeit erzeigen, daß sie auf deinem Tische [bei dir an der könig- lichen Tafel] essen. Denn also thaten sie sich zu mir [diesen Liebesdienst, daß sie mich speiseten und versorgten, erwiesen sie mir in Gemeinschaft mit ihrem Vater, der nun nicht mehr unter den Leben- den ist], da ich vor Absalom, deinem Bruder, floh [2.Sam.17, 27 ff., ich aber habe damit, daß ich den Chimeham an meiner Tafel habe essen lassen 2. Sam. 19 Davids letzte Ermahnungen und Aufträge an Salomo. Sein Tod. 437 31 ff., noch nicht den Dank bezahlt, den ich der Familie schuldig bin]. Auf Grund der Stelle Jcrem.41,17., wo von einer Herberge oder Karavanserei Chimeham’s in der Gegend von Bethlehem die Rede ist, läßt sich vermuthen, daß Salomo den Nachkommert Varsillais auch noch andere Wohlthaten und Vergünstigungen habe zu Theil werden lassen, und wiederum diese um die Wohlfahrt des Landes sich verdient machten durch Anlage von Karavansereien oder Herbergen fiir Wanderer (Richt. 18, 2 Anm.) und so des Vaters Gedächtniß in Ehren hielten. 8. Und siehe, du hast [um besser, als ich es habe thun können, Recht und Gerechtigkeit zu hand- haben, ferner] bei dir Simei, den Sohn Gern, des Sohns Jemini sden Benjaminiten] von Ba- hurim, der mir schandlich fluchte zur Zeit, da ich gen Mahanaim ging [2.Sam.16,5 ff«]. Er aber kam [hernachmals, als ich von dort in mein Reich zurückkehrte] mir entgegen am Jordan [und bat unter fußfälligem Flehen um Verschonung seines Lebens] Da schwur ich ihm bei dem HErrn, und sprach: Jeh will dlch nicht tödten mit dem Schwert [1. Sam. 19, 16 ff.]. 9. Du aber laß ihn nicht unschuldig sein [daß auch du seine Missethat ihm wolltest ungestraft hin- gehen lassen,» wie ich es habe thun müssen, um den Schein einer bloßen Prioatrache zu vermeiden und den Vorwurf der Härte gegen einen Wider- suchet, der mich um Verzeihung gebeten, nicht auf mich zu laden]; denn du bist ein weiser Mann, und wirst wohl wissen, was du ihm thun [wie du bei einer geeigneten Gelegenheit, die alle Befugniß des strengen Rechts dir in die Hände giebt, ihm benommen] follst, daß du seine grauen Haare [ebenfo wie die des Joab V. 6] mit Blut hinunter in die Hölle brlugest sihn des Todes der Hinrichtung sterben lassesi]. · · Es mag bedenklich erscheinen, wenn David noch auf seinem Sterbebett seinem Sohne die Bestrafung Joab’s und Simei’s als letzten Willen hinterläßt neben der lieblichen Fürsorge für die Söhne Barsillai’s; es find das dieselben Züge, die wir auch in seinen Psalmen an- treffen, da er die Rache Gottes über seine Feinde herabrust Vorerst nun ist das ganz unbesteeitbaiy daß David nicht wie Jesus für seine Feinde betete, er konnte es auch nicht, denn er konnte nicht hohepriefterlich für sie sterb en; fein Glaube führte ihn nur so weit, daß er egen sie beten konnte, aber beten im Glauben, nicht in achsuchi Er hatte in seinem Leben an sich und andern in über- retchem Maße Gewalt und Unrecht erlebt und sah der- gleichen noch täglich vor seinen Augen, als den Laus der Welt; zudem wußte er, daß die erlittene Feindschaft nicht ihm, noch seiner zufälligen Persönlichkeit, sondern ihm als dem Gesalbten, mithin im Grunde dem HErrn selber gelte. Da hätte er ja den Glauben an Gott ver- leugnen müssen, wenn er es nicht hätte festhalten tollen: es muß endlich den Elenden ihr Recht, den Frevleru ihre Vergeltung werden, und der Heilige in Jsrael kann nicht ohne Ende sich lästern und sein spotten lassen. Gott ist ja nicht ein »guter« schwacher Priester Eli; David hatte seine strenge Gerechtigkeit an sich selber zuerst fchars enug erfahren. Und wenn Jesus seine erschütternden eherufe über Chorazity Bethsaida, Capernanm und über die Pharisäer erhebt, wenn er von dem nicht ster- benden Wurm und dem nicht löschenden Feuer der Ge- richteten redet, wenn er über Judas das furchtbare Wort spricht: besser nicht geboren —- ist das Rache? Jst es aber milder, als was David über seine gottfeindlichen Verfolgeu über einen heuchlerischen Verräther Doeg oder Ahitophel weissagt? Ihm war eben Gott von jeher ein wirklicher, lebendiger und naher Gott, mit dem er heili- gen Ernst machte; und das kann uns nicht wundern, daß seine Worte fchars und kantig lauten und mit einer, auf seiner Stufe ja gewiß vorhandenen Einseitigkeit das rächende Gericht ausprägen Jn Bezug aber auf Joab und Simei insbesondere war es für ihn lebenslang ein demüthigender Druck gewesen, daß er, der in Gottes Stelle und Namen sollte König sein, den Frevelmuth und die Mordthaten des einen, die Lästerungen des an- dern wider den Gesalbten Gottes mußte stehen lassen, weil er selbst befleckt gewesen; da war es eine That seines Glaubens, daß er selber demüthig das beschämende Acr- gerniß ungestraft duldete, aber fcheidend sich dessen ge- tröftete, es stehe nach ihm ein besserer Gesalbter auf, ein Sohn Darid’s, der mit reinen Händen ein reines Ge- richt verwalten könne. Wir sind an das Sterbebett des königlichen Propheten getreten. Wie schaut er wohl auf den nahenden Tod, und schaut er über das Grab hinaus, hinüber? — Wir finden fchon in dem, wohl bereits in früheren Jahren (etwa auf Grund der Geschichte l. Sam. 23, 26 ff.) gedichteten 17. Psalm ein merkwürdig ahnungreiches und helles Schlußworh ,,Jch aber will fchauen dein Antlitz in Gerechtigkeit; ich will satt werden, wenn ich erwache nach deinem Bilde.« Und im 16. Psalm, der wohl der Abglanz des inneren Lichtes seines Alters ist, weht durch das ganze Lied der große, von oben gegebene Friede und Glaube eines Mannes Gottes, für welchen der Tod nicht der Abschluß alles künfti en Lebens, das Todtenreich nicht die letzte Wohnstätte ür die Ewigkeit ist, sondern der im Geiste darüber hinausschaut in ein fernes, aber helles Leben mit Gott. Jn lichtem Abend- roth, tn welchem sein Geist den künftigen Morgen eines ewigen Tages ahnen und von ferne grüßen durfte, geht David die Sonne seines Lebens unter, und es gilt gewiß auch von ihm, was Jesus von Abraham gesagt (Jos.8, 56): Er ward froh, daß er meinen Tag sehen sollte; und er sahe ihn und sreuete sich. (S. PreiswerkJ 10. Also entfchliej David [im 70. Jahr seines Alters] mit seinen Vatern [zu welchen seine Seele nach ihrem Abscheiden versammelt wurde 1.Mose 25, 8; 35- 293 49- 33]- und ward [dem Leibe nach] begraben in der Stadt Davids [auf dem Berge Zion 2. Sam. 5, 9]. Nach Apostg. 2, 29 war das Grab Davids, dessen Stelle man bei der Rückkehr aus. der babhlonischen Ge- fangenschaft wohl kannte (Nehem. 3, 16), noch vorhanden; es leidet kaum einen Zweifel, daß es da sieh befunden hat, wo es noch gegenwärtig nachgewiesen wird, auf dem südlichen Theile des Berges Zion (s. den Carton zu Karte I11.), nur daß es außerhalb der jetzigen Südmauer der Stadt, mittagwärts vom Zionsthor, gelegen ist. ursprünglich stand hier eine christliche Kirche (eeclesja sion), die aber später in eine muhamedanische Moschee verwandelt wurde. Der obere Raum ist nach der chrift- lichen Legende dasjenige Haus, in welchem der HErr das heil. Abendmahl eingesetzt habe (daher coenaculutm d. i. Speisesaal, genannt); er besteht in einem großen, steinernen, öden Saal von 50-—60 Fuß Länge und einigen 30 Fuß Breite, der auch den Aposteln zum Versammlungs- saal gedient haben soll, als die Ausgießung des heil. Geistes erfolgte. Jn dem untern Raume dagegen befindet 438 1. Könige 2, 11——21. steh das Grabmal, von den Arabern en Neby Daüd (des Propheten David) genannt. Es ist eine zwanzig Schritt lange und 14 Schriti breite Wölbung oder ge· kuppelte Mofchee, welche ganz mit Teppichen belegt ist. Links befindet sich das katafalkähnliche Monument von doppelter Mannshöhe ein Riesensarg von weiß und blau geaderiem Marmor gemauert Fünf reiche goldverbrämte Tepptche, Gefchenke Von Sultancm bedecken ihn zur Stunde; grüner golddrirchwirkter und ezwickelter Damast init gelbseidenen Schnüren unihüllt i n, die Mitte deckt ein Viereck von schwarzem Sammet ein, worauf Jn- fchriften aus dem Koran in Gold gestickt find. Ein Atlas-Baldachin mit rothen, blauen, grünen und gelben Streifen hängt von der gewölbten Decke über das Grab- mal herab; eine zweite schwarze Sammet-Tapete, verziert mit Silber, bedeckt im Hintergrunde der Kammer eine Thier, die, wie es heißt, noch in eine untere Gruft führt. Zwei hohe silberne Leuchter stehen davor, und in einer Fensternische hängt eine Lampe daneben, welche fort- während brennend erhalten wird. Die Mauern sind mit blauem Porzellan belegt nnd verziert mit Blumen- bildern. Lange Zeit haben die Miihamedaiier den Zu- tritt zu dieser Stätte allen ,,Ungläubigen« sdenen die nicht dem falschen Propheten glauben, also auch den Christen) mit größter Strenge verwehrt, ja auch ihren eigenen Glaubensgenossen ihn nur selten gestattet; doch haben neuerdings Frankl iind Tischendorf denselben er- langt und Beschreibungen von dem Ort gegeben. Uebri- geuo wurden hernach auch die Könige Salomo, Reha- beam, Abia, Assa, Josaphat, Ahasja, Aniazia, Jotham und Josia auf dem Zion begraben, so daß hier eine königliche Familicngruft entstand, welche bald allgemein »die Gräber der Könige-«, bald »die Gräber der Söhne Davids-«, oder »die Gräber Davids« genannt wird und worin wohl jeder der Könige feine eigene Grabkammer hatte; von andern Königen dagegen wird es als beson- dere Strafe hervorgehobekh daß sie nicht in dem könig- lichen ErbbegräbiiifL sondern auf dem daran stoßendeu Acker beerdigt wurden, ja der götzendienerische Ahas wurde nicht einmal in der Oberftadt, sondern in der noch nicht nmfchloffeiieii Vorstadt beftattet (2. Chron 16, 14; 21, 20; 26, 23; 28, 27; Diesem. s, 16). Für Hiiskia scheint es keinen Raum mehr in dem königlichen Erbbegräbiiifz in welchem auch der Priester Jojada seiner befonderenVerdienstewegenbeigesetztwordenwarfzChiron. 24, 16), gegeben zu haben; daher er an dem Wege, dcr hinaufführt zu den Gräbern der Kinder David (Luther: »Über die Gräber der Kinder David« 2. Chron 32,33) begraben wurde. Thenius in seiner Untersuchung über die Lage der Gräber der Könige von Juda hat nach- gewiefenpdaß sich der Eingang zu denselben am östlicherh in das Thal Thropöon fiel) hinabserrkeirden Abhange des Berges Zion, der Quelle Siloah schräg gegenüber, be- funden habe; vielleicht ist dort auch der eben erwähnte Aufgang zu den Gräbern der Kinder David, bei welchem Hiskia seine Ruhestätte erhielt, zu suchen. »11. Die Zeit aber, die David König gewesen ist uber Israel, ist vierzig Jahr fvon 1050 bis 1010 v. Chr. G.«i]. Sieben [genauer 7721 Jahr war er König zu Hebron fiiber den Stamm Juda allein], und dreiunddreißig kgenauer 32721 Jahr zu Jerusalem fiiber das ganze Jsrael 2. Sam. 5, 4 f.]. «) Diese Zeitbestimmung geht über die gewöhnliche, auf des Erzbischofs von Armagh und Primas von Jr- land Jakob Uss her (begleitete im J. 1641 den Grafen Strafford als Beichtvater auf’s Schaffoh nachdem er unter den, von Karl I. befragten Bischöfen der einzige gewesen, welcher dem Könige die Unterzeichnung des Todesurtheils dieses seines treuesten Dieners widerrieth) großes chrono- logisches Werk Annales vetekis ei; novi tesizamentj sich gründende Berechnung um 5 Jahr hinaus; denn hier wird Davids Regierungszeit auf die Jahre 1055——1015 v. Chr» und der Bau des Salomonischen Tempels aus das J. 10l2» angesetzt. Wir hatten diese Abweichung von der gewohnlichen Berechnnng versucht, um für das Jahr der Weltschöpfung die runde Zahl 4000 V.·Chr. (1. Mose ·1, 3) festhalten» zu kennen, sehen uns jedoch gegenwärtig veranlaßt, diesen Versuch aufzugebenz und gzrzvar aus folgenden Grundem Be: der chronologischen erechnung der» Geschichtven des alten Testaments han- delt es fich zunachst um eine feste Bestimmung des Jahrs des Auszugs der Kinder Jsrael aus Egypteim Dies Jahr gewinnen wir, wenn wir die Anzahl der- jemgen Lebensjahre, welche die vor- und nachsündflutly lichen Urväter (1. Mose 5, 3 ff.; 11, 10 ff.), sowie die beiden ersten Erzbäter (1. Mose 2l, 5; 25, 26) zu der Zeit erreicht hatten, wo sie den die Geschlechtsreihe fort- fithrenden cSohn zeugten, zusammenrechnen und hierzu das Alter Jakob s bei seiner Uebersiedeluug nach Egyps ten (1. Mose 47, 9) sammt den Jahren des Aufenthalts der Kinder Israel in diesem Lande (2. Mose 12, 40 Anm.) addiren; aus der bei dieser Rechnung M) erge- benden Sumrnc von 2513 Jahren hatten wir den einen Anhalt» für die »Chronologie des alten Testamcnts erlangt, daß namlich die Kinder Israel aus Egypten zogen im J· 2513 nach Erschasfuug der Welt. Nun geschah nach Kuh. 6, 1 unsers Birchs der Anfang des Tempclbaues 480 Jahr nach dem Auszug; dazumal hatte Salomo 3 Jahr regiert, so daß von seiner 40fährigen Regierung noch 37 Jahr hinzukommen, die in den Büchern der Könige angegebene Regierungszeit seiner Nachfolger aber bis zum 4. Jahr Jojakini’s, mit ivelchem nach Jerem. 25, l das babylonische Exil begann, beträgt in Summa 369 Jahr· Hieraus ergiebt fiel) dernndere Anhalt: der Anfang des babylonifchen Exilsfallt in das Jahr 3399·nach Erschaffung der Welt. Es fragt sich je i, ob nicht irgendwie ein sicherer Anhalt aufzufinden ei, um die Jahre der Welt »auf Jahre vor Christi Ge- burt nach der eiumahublich gewordenengertreclznung Here« D1onys1ana) zuruckzufuhren Nun ist iin funften Jahre Nabopolassar’s, des Vaters von Nebucadnezaiz eine m Almagcst ausgezeichnete Mondsinsterniß beobachtet worden, welche nach der Berechnung von Jdeler (vom J. 1814) sich zugetragen hat am 22. April des J. 621 v. Chr. Fnnfzehn Jahr später fiel die Schlacht bei Carcbemisch ((ss-ircesiitm) am Euphrat vor, tn welcher Nebucadnezar den Pharao Nacho besiegte »und gen Je- rusalem vorruckte (Jerem.46,1). Dies ware das Jahr 606 v· Chr.; da nun letzteres, als das 4· Jahr Jojakim’s, gach der vorhin angestellten Berechnung gleich vist dem Jahr 3399 nach Erschaffung der Welt, so ergiebt sich als das Jahr der Weltfchöpfung das Jahr 4000 v. Chr» und wir hätten bei Z. Mose 34, 12 und Jof. 24, 33 überall 5 Jahre mehr zählen sollen, als dort angegeben ist. Also: Mosis Geburt 1572; Flucht nach Midian lzsszpAuszug aus Egypten 1492; Mosis Tod 1452; die zzeit Jofua’s l452-—1435 u. s. w. bis Salomos Regierung 1015—975. Wir bitten den Leser, diese und einige andere, zu Jof. 24, 33 über· die gleichzeitigen Richter gemachten Angaben zu berichtigen; von jetzt ab aber· werden· die fchronologrschen Berechnuugen gleich unmittelbar in berichtigter Weise gemacht werden. IV· v.12-—35. Bald nach Dnvidd Tode bekommt Salomo Gelegenheit, nicht nur fein Königreich gegen Jtdonia zu befestigen, der von llrurm den Versuch macht, sitt) der Krone zn bemächtigen, sondern auch den Auftrag seine« Adonia versucht aufs Neue sich der Krone zu bemächtigen. Vaters in Beziehung auf Saal! zu vollziehen. Jldonia uämlich versucht durch die Vermittelung der Königin· Mutter Kathseisa die Jtlsisag von Sunem zum Weil-e zu erlangen; allein Salomo, wohl erkennend, welche Jtbsichs ten er dahinter verbirgt, läßt ihn als Hochverräther hin- riniteir. Indem er zngleich den Hohepriesier Jtlijathay der es mit Jidouia gehalten, feines Jtmtes entsetzt, flüch- tet sich Ioab aus Furcht, daß auch ihn die Rath: des Königs ereilen werde, in das tjeiligthnmz doch Salomo hat lceinen Grund, sein Erben um deswillen zu schauen, und laßt ihn dort am Altar niederhaueiu 12. Und Salomo saß auf dem Stuhl seines Vaters David [regierte nach seines Vaters David Tode cm dessen Statt] und sein Königreich ward seht beständig sind« alles Volk mit seinen Obersten ihn ohne Widerspruch als rechtmäßigeii König anerkannte 1. Chroiu 30, 23 fs.]. 13. Aber Ade-in, der Sohn Hrgirh kdrr de» Thron, welchen an sich zu reißen er schon einmal versucht hatte Kap. 1, 5 ff» noch immer nicht verschmerzen konnte] kam hinein zu Bath-Seba, der Mutter Salomo [um mit ihrer Hilfe den Kö- nig zu vermögen, das; ihm die Abisag von Sunem Kuh. I, 1 ff. zum Weibe gegeben würde; denn da nach den Sitten und Rechten des alten Morgen: landes derjenige einen Anspruch auf .den Thron erlangte, der des Harems des vorigen Königs sich zu bemächtigen wußte 2. Sam. 12, 8 Anm., so hoffte er durch die Ehelichung der Pflegerin Da- vid’s, die in den Augen des Volks zugleich für dessen Kebsweib galt, einen Anhalt zu gewinnen, wie er bei gelegener Zeit sein vermeintliches Recht auf die Nachfolge im Königreich vom Neuen gel- tend machen könne]. Und sie [die Bathseba, die nach dem früheren« Verhalten Adonia’s nicht eben Gutes sich zu ihm versah, jedoch auch um der ihm zugesicherten Begnadigung willen ihm den Zutritt zu ihr nicht gerade verweigern wollte] sprach [bei seinem Eintreten]: Kommst du auch mit Frie- den [in friedlicher Absicht 1. Sam. 16, 4]? Er [in heuchlerischer Rede] sprach: Ja. 14. Und sprach [fuhr darauf weiter fort]: Jch habe [etwas, das mir auf dem Herzen liegt und wofür ich deine Fürsprache bei dem König mir erbittert möchte] mit dir zu reden. Sie sprach: Sage her [denn zur Erfüllung einer zulässigen Bitte war fie bei ihrer menschenfreundlichen Ge- sinnung gern bereit] 15. Er [um zuvor, ehe er sein Anliegen zu erkennen gab, ihr allen Verdacht zu benehmen, als trachte er noch immer, wie vordem, nach der Krone] sprach: Du weißen, daß das Königreich [um des Rechts der Erstgeburt willen] mein war [eigentlich mir zugekommen wäre], nnd ganz Israel hatte [bereits, eben weil ich nach dem Ableben dreier älterer Prinzen des königlichen Hauses unter David’s Söhnen der älteste war] sich auf mich ge- richtet, daß ich cnach ihm] König sein sollte; aber nun ist das Königreich gewandt nnd meines Bru- 439 ders worden, sdoch habe ich in solchem Verlust mich ergeben, denn] von dem HErrn ist-s ihm fdem Salomo] geworden [und weil der HErr es ihm zugewendet, so will ich’s ihm ruhig überlassen und keinen Versuch mehr machen, es an mich zu bringeu]. 1»6. Nun bitte ich sdamit doch etwas zur Ent- schädigung mir zu Theil werde nnd ich desto leich- ter über meinen Verlust mich trösten könne] eine VII« VVU Dir, kund] du wollest mein Angesicht uieht sdurch eine abschlägige Antwort] bestimmen. Sie sprach zu ihm: Sage her kwas du von mir be- gehrst; ich will, wenn ich’s vermag, dir gerne dienen]. 17. Er sprach: Rede mit den: Könige Salomo, deuu er· wird dein Angesicht nicht öeschamen [dich, seine leibliche Mutter, am wenigsten eine Fehlbitte be! thM thun lasseUJ- daß er mir gebe Aöisag von Sunem zum Weibe [die von David nicht erkannt worden ist Kuh. l, 4 und zu der ich eine herz- liche Zuneigung empfinde] 18. Bath-Seba [die in ihrer Arglosigkeit Adonicks Rede aufnahm, wie sie lautete, ohne die dahinter verborgene böse Absicht zu merken] sprach: Wohl, ich will mit dem Könige deiuethalöeu reden [denn nicht nur hielt sie das Anliegen des Königssohus sur zulasstg- obwohl es im Grunde doch dem Gesetz 3. ·M»ose 18, s wldersprach, sondern ste wollte auch in weiblichem Mitleid mit Adonia diesem um so lieber zu Wtlleu sein, als ste hoffte, ihn so aus immer mit Salomo zu versöhnen]- 19. Und Both-Sehn kam hinein zum Könige Salomo, mit ihm zu reden, Adouia’s halben. Und der König stund [bei ihrem Eintreten] auf [von seinem Sitz]- und ging ihr [die nicht blos seine Mutter, sondern auch die Königin-Wittwe war, und also mit besonderer Auszeichnung behandelt werden UmßteJ entgegen, und betete sie an sihr seine Ehrerbietung beweisend], und setzte sich [da:- uach wieder] ans seinen Stuhl [in seiner Eigen- schaft als König ihr Anliegen entgegenzunehmen]. Und es ward des Königs Mutter [wie es ihrem hohen Stande zukam] ein Stuhl sThronsesselj ge- setzt, daß sie sich setzte zu seiner Rechten [den Ehrenplatz neben ihm einnähme Pf. 110, 1]. 20. Und sie sprach [in weiblicher Einfalt]: Ich bitte eine kleine [nur geringfügige] Bitte vpu dir, du wollest mein Angesicht nicht beschämen smich nicht unerhört wieder von dir weggehen lassen]. Der Kouig sprach zu ihr: Bitte, meine Mutter [gieb dein»Anliegen zu erkennen, wenn es auch ein großes ware], ich will dein Angesicht nicht be- schamen [da du jedenfalls nur etwas bitten wirst, was zu gewähren überhaupt in meinem Ver- mögen steht]. 21. Sie sprach: Laß Aöisag von Sunem dei- nem Bruder Adonia zum Weibe geben [als warum er durch meinem Mund dich bittet]. 440 I. Könige 2, 22——40. 22. Da antwortete der König Salomo [der vermöge seiner Regentenweisheit die Absicht des Adonia sogleich durchschauete], und sprach zu seiner Mutter: Warum bittest du Abisag von Sunem dem Adonia smerkest du nicht, was er dahinter sucht]? Bitte ihm das Königreich auch cindem du das für ihn erbittest, bittest du mich zugleich um Abtretung des Königreichs an ihn]; denn er ist mein größter Bruder [trachtet offenbar als ältester Prinz des königlichen Hauses von Neuem nach der Krone, wie er es schon einmal gethan], und hat den Priester Abjathan und Joab, den Sohn [der] Zeruja [auf seiner Seite. Denen würde sicherlich ein großer Dienst geschehen, wenn ich auf deinen Willen ein- ginge; denn sie würden sofort die Sache für ihre Pläne zu benutzen wissen, wie sie denn ohne Zweifel ihre Hand dabei im Spiele haben]. 23. Und der König Salomo schwur bei dem HErrn [so sehr war er dessen sich gewiß, was er eben ausgesprochew und so fest war er entschlosfem seine göttliche Erwählung zum Könige Jsraeks nicht länger den arglistigen und treulosen Umtriebeu Adonicks preiszugeben] nnd sprach [um durch sol- chen Eidschwur zugleich die Bathfeba zu verhindern, daß sie nicht etwa aus weiblichem Mitleid für das Leben des Hochverräthers Fürbitte einlege]: Gott thue mir dies und das, Adonia soll das wider sein Leben geredet haben fdies Mal soll er der verdienten Strafe der Hinrichtung nicht entgehen]. 24. Und nun, so wahr der HErr lebt, der mich bestätiget [trotz des früheren Versuches dieses Widersachers, meine Erwählung mir streitig zu machen, zum König erhoben] hat, und sitzen lassen auf dem Stuhl meines Vaters David, und der sbereits damit, daß er in dem 1 Jahr alten Re- habeam — vgl. Kap. 14, 21 mit Kap. 11, 42 —- einen Sohn mir gegeben] mir ein Haus ge- macht [als denjenigen mich bezeichnet] hat fin wel- chem die dem David geschenkte Verheißung L. Sam. 7, 12 ff. sich erfüllen soll], wie er [denn] zu ihm geredet hats: »Wenn nun deine Zeit hin ist, daß du mit deinen Vätern schlafen liegst, will ich dei- nen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leibe kommen soll, dem will ich sein Reich bestä- tigen«]; heute snochj soll Adonia [als der nicht wider mich, sondern wider Gott selbst streitet] sterben. 25. Und der König Salomo sandte [alsbald nach Bathseba’s Entlassung] hin [daß das aus- gefprochene Todesurtheil vollstreckt werden solle] durch Benaja, den Sohn Jojada [den Obersten der Krethi und Plethi 2. Sam. 8, 18; 1. S. 22, 17 Anm.]; der schlug ihn [hieb ihn mit dem Schwerte nieder], daß er starb. 26. Und zu dem [Hohe-] Priester Abjathar [Adonia’s Anhänger, der wohl auch nach dem mißlnngenen Versuche in Kap. 1 fortwährend ein geheimes Einverständniß mit demselben unterhalten hatte] sprach der König: Gehe hin gen Anathoth [der Priesterstadt, zu welcher du gehörst Ins. 21, 18] zu deinem Acker [und bewirthschafte diesen, statt ferner des Hohepriesteramtes zu pflegen]; denn du bist des Todes [hast mit deinem hochverräthe- rifchen Thun und Treiben der jiingsten Zeit den Tod verwirkt]. Aber ich will dich heute [für dies Mal] nicht tödten; denn du hast die Lade des HErrn HErrn vor meinem Vater David getragen [den Transport derselben geleitet und überwachh sowohl bei ihrer feierlichen Ueberfiihrung nach Je- rusalem 1. Chron 16, 11 ff., als bei ihrer Mit- nahme auf Davids Fluchtweg 2,Sam.15, 24], und hast mit gelitten, wo mein Vater gelitten hat [indem du dessen Schicksal bei seiner Verfolgung durch Saul 1. Sam. 22, 20 ff; 23, 2 ff. und zur Zeit der Empörung Absaloms 2. Sam. 17, 15 ff. getheilt hast, und jene deine geheiligte Würde, wie diese deine vor« malige Treue, soll dir in Anrechnung gebracht werden]. 27. Also verstieß Salomo den Abjathay daß er [fortan] nicht mußte kdurftej Priester des HErrn fein, auf daß erfnllet würde des HErrn Wort [in I. Sam. 2, 30 ff.], das er über das Haus Eli geredet hatte zu Silo. Ueber das weitere Schicksal des Abjathar wird nichts berichtet, weil der Tod eines seines Amtes ent- setzten Hohepriesters keine Bedeutung hatte für die Ge- schichte des Reiches Gottes; doch wird er seine Absetzung nicht lange überlebt haben, da er damals wohl schon gegen 80 Jahr alt war (l. Sam. L, 32 Anm.). Uebrigens geht aus Kap. 4, 4 hervor, daß dem Abjathar nur das Priesteramh nicht auch die Priesterwürde entzogen wurde; denn er wird dort noch ferner neben Zadok als Hohepriesier ausgeführt. 28. Und dies Gerücht [daß Adonia hingerichtet, Abjathar aber seines Amtes von Salomo entsetzt worden sei] kam vor Joab fund fürchtete er nun auch für sein Leben]; denn Joab hatte [wie wir Kap. l, 7 ff. gesehen haben] an Adonia gehangen, wiewohl nicht an Absalom fwider dessen Empörung er vielmehr dem David aus allen Kräften bei- gestanden T. Sam. 18, 1 — 20, 22]. Da floh Joab [seine Person in Sicherheit zu bringen] in die Hütte des HErrn [auf dem Berge Zion, wo auch Adonia vormals Zuflucht gesucht hatte Kap. I, 50 ff.]- und fassete die Hörner des Altars fweil er hoffte, Salomo werde aus religiöser Scheu ihn nicht an heiliger Stätte tödten lassen, sondern ihn ebenfalls begnadigen, wie dazumal den Adonia]. 29. Und es ward dem Könige Salomo an- ge»sagt, daß ·Joab zur Hutte des HErrn geslohen Ware; und stehe lfügte der, der dem Könige die Meldung machte, feinem Berichte htnzu], er stehet am Altar. Da sandte Salomo hin Venaja, den Sohn Jojada [V. 251- nnd sprach: Gehe, fchlage ihn [denn für einen eigentlichen Mörder follte nach 2. Mofe 21, 13 f. auch die heilige Stätte keine Freistatt sein]. 30. Und da Venaja zur Hütte des HErrn kam, sprach er zu ihm [weil er sieh scheute, das Todes- Salomo läßt Adonia und dessen Anhänger Joab tödten und verbannt den Abjathar. 441 urtheil am Altar des HErrn zu vollftrecken]: So sagt der König, gehe heraus [im Namen des Kö- nigs befehle ich dir, diesen Ort sogleich zu ver- lassen] Er [Joab] sprach: Nein [ich gehe nicht heraus] hie will ich sterben [hast du Befehl, mich niederzuhauem so thue es hier; so wird ganz Js- rael erkennen, was für ein blutdürsiigery grausamer Thrann König Salomo ist, gegen den felbst der heiligste Ort nicht zu schützen vermag]. Und Be- naja [weil er nicht wußte, wie er in solcher Lage sich verhalten sollte] sagte solches dem Könige wie- der, und sprach: So hat Joab geredet, und so hat et mir geantwortet [was soll ich nun thun, um den Befehl meines Herrn, des Königs, zu vollstrecken und doch ihm nicht an seinem Ansehen bei demVolk und seinem guten Namen zu schaden ?]. 31. Da sprach der König zu ihm: Thue [Joab], wie er geredet hat, und schlage ihn san heiliger Stätte, ohne zu fürchten, daß du damit einen Frevel begehen, denn wir haben Gottes ausdrück- liches Wort für uns] und begrabe ihn sdarnach in gewöhnlicher, ehrenvoller Weise, ohne ihn weiter als einen Hingerichteten zu behandeln, um so nach dem Tode ihm noch eine Anerkennung der meinem Vater geleisteten Dienste zu Theil werden zu lassen; solange er aber noch im Leben ist, gilt nur die eine RücksichtL daß du das Blut, das Joab um- sonst [ohne gerechte Ursach] bcrgossen hat, Von mir thust und von meines Vaters Hause; 32. Und der HErr ihm bezahle sein Blut auf feinen Kopf, daß er zween Männer geschlagen hat, die gerechter und besser waren, denn er [2. Sam. 19, 13 Anm.], und hat sie erwürget mit dem Schwert, daß mein Vater nichts drum wußte, näm- lich Abner, den Sohn Ver, den Feldhauptmann über Israel, und Amafa, den Sohn Jether, den Feldhauptmann über Juda [V. 5]; 33. Daß [gemäß dem von meinem Vater aus- gesprochenen Fluch 2. Sam. 3, 28 f.] ihr Blut bezahlet werde auf den Kopf Joab, und seines Samens ewiglich; aber David nnd sein Same, sein Haus und sein Stuhl sgemäß der ihm gegebenen Segensverheißung 2. Sam. 7, 12 ff] Frieden habe ewiglich von dem HErrn. « 34. Und Benaja, der Sohn Jojada, ging snach solcher Weisung von der Wohnung des Königs] hinaus [nach der etwas höher gelegenen Hütte des HErrn], und schlug ihn [den Joab], und tödtete ihn sob er gleich die Hörner des Altars umfaßt hielt]. Und er ward [darauf] begraben in seinem Hause [in der, bei seinem Hause hergerichteten Gruft 1.Sam. 25, I] in der Wüste [Juda, nicht weit von Bethlehem, von wannen er gebürtig war]. 35. Und der König seßte Benaja, den Sohn Jojada sund bisherigen Anführer der Krethi und Plethi], an seine Statt über das Heer [Kap. 4, 4]; und Zadok, den Priester [bei der Stiftshütte zu Gideon] setzte der König an die Statt sdes aus dem Amte entlasseneUJ Abjathar [so daß derselbe hin- fort alleiniger Hohepriester war und auch an der Bundes- lade auf Zion den Dienst versah, wenngleich dem Ab- jathar Name nnd Würde eines Hohepriesters verblieb]. V— b. 36—46. Un! den Simei, in Beziehung auf welchen er ebenfalls Aufträge von seinem Vater empfangen hat, aus der blähe schärfer beobachten zu können« läßt Sa- lomo ihn nach Jerusalem übersiedeln und gebietet ihm unter Androhung des Todes, das Weichbild der Stadt niemals zu verlassen. Aber schon nach 3 Jahren erfüllt sich Simefs Geschirr: als ihm etliche Knechte nach Gath im Lande der Philister entlaufen, vergißt er gänzlich den ihm» auferlegten Stadtbann und eilt ihnen nach, dieselben zurnclezuholensp Damit hat er sein Leben been-tritt, und es trifft ihn jetzt die mit seiner früheren sräsierung Da— vid’s, des Gesalbten des nostra, wohl verdiente Strafe. 36. Und der König [in weiterer Ausführung der letzten Aufträge seines Vaters V. 5 ff.] sandte hin [gen Bahurim, östlich Von Jerusalem 2. Sam. Z, 16; 16, 513 und ließ Simeiszu sich] rufen, und sprach zu ihm: Baue dir ein Haus zu Je- rusalem, und wohne daselbst [auf daß ich dich hier besser unter Augen habe, als an deinem Heimaths- ort]; und gehe von dannen saus dem Weichbild der Stadt] nicht heraus, weder hie- noch daher. 37. Welches Tages du wirst hinaus gehen süber die Grenze deiner Haft] und szum Beispiel] uber den Bach Kidron [nach Vahurimj gehen sdenn auch dahin darfst du unter keinem Borwande je wieder ztkrückL so wisse, daß du des Todes sterben mußt; dein Blut sei auf deinem Kopf smiß dank: die Schuld deiner Hinrichtung niemand anders als dir selber zu, denn wenn du den dir auferlegten Stadtbann hältst, soll dir auch gehalten werden, was mein Vater, der K9öniå3]David, dir eidlich vcrsprochen hat 2. Sam. « 38.· Simei [der bei seiner Berufung zu Sa- lomo wohl befürchtet hatte, es werde ihm gehen, wie Adonia und Joab, und jetzt froh war, daß er mit dem Leben davon kommen sollte] sprach zum Könige: Das ist eine gute Meinung sein gnädiges und gelindes Urtheil, das du mich hören lassestlz wie mein Herr, der König, geredet hat, so soll dein Knecht thun fund gelobte hierauf eidlich, die Stadt nach keiner Seite hin jemals verlassen ZU WDUEY V. 43]. » Also wohnete Simei [von da an] zu Jerusalem sin dem Hause, das er daselbst sich bauen] lange Zeit. » 39. Es begab sich aber uber drei Jahre snach Verlauf von etwa drei Jahren] daß zween Knechte dem Simei entliefen zu Lichts, dem Sohne Maiikha [oder MaochL dem Könige zu Gath [demselben, bei welchem emst David Zuflucht gesucht und gefunden hatte 1. Sam. 21, 11 ff; 27, 2 ff» der also gegen bO Jahre regiert haben muß]. Und es ward Simei angefagt: Siehe, deine Knechte sind zu Gath 40. IDa machte sich Simei kin Folge eines göttlichen Verhängnisses, das um seiner Missethat 442 1. Könige 2, 41——46. 3, l. an David willen ihn traf 2. Sam. 19- 23 Am«- den ihm auferlegten Stadtbann völlig vergessend und nur seiner blinden Leidenschaft folgend] auf, und sattelte seinen Esel, und zog hin gen Gath zu Lichts, daß er seine Knechte fbei demselben] suchte [denn da das Philisierland seit Davids Siegen 2. Sam. 8, 1 unter israelitischer Ober- hoheit stand, konnte ihm die Auslieferung der bei- den Sklaven nicht verweigert werden]. Und da er hin kam [und bald ausfindig machte, die er suchte] brachte et [bei der Rückkehr nach Jerusalem] seine Knechte von Gath. 41. Und es ward Salomo angesagt, daß Si-" tnei hingezogen wäre von Jerusalem sdas er nicht verlassen dürfte] gen Gath, und szwarj wieder- kommen ldaß aber damit nichts desto weniger der ihm auferlegte Eid von ihm gebrochen sei]. 42. Da sandte der König hin [in sein Haus], und ließ Simei rufen, und sprach zu ihm: Hab ich dir nicht geschworen bei dem HErrn, und dir bezeuget und gesagt, welches Tages du würdest ausziehen, und hie oder dahin gehen, daß du wissen solltest, du mußtest des Todes sterben? Und du sprachst zu mir: Jch habe eine gute Meinung ge- höret [und verpftichtetest dich mit einem Eidschwuy die Stadt nicht zu vcrlassen]. its. Warum hast du denn nicht dich gehalten nach dem Eide des HErtn snach dem bei des HErrn Namen von dir geschworenen Eide], und [nach] dem Gebot, das ich dir geboten habe? 44. Und der König sprach [ferner] zu Simei [ihn an seine Misseihat erinnernd, um welcher willen ihn Gott jetzt dahin gegeben habe in sein Gericht und es habe geschehen lassen, daß er durch eine bloße Unbedachtsamkeit stch in eine Lage ge- bracht, die ihm nun znm Verderben gereiche]: Du weißt alle die Bosheit, der dir dein Herz be- wußt ist [dein eigenes Gewissen dir Zeugniß giebt, daß es eigentlich keiner besonderen Erinnerung daran von meiner Seite bedarf], die du meinem Vater David [auf seinem Fluchtwege an-] gethan hast [2. Sam. 16, 5 ff.]; der HErr hat deine Bosheit bezahlet auf deinen Kopf sdenn nicht so- wohl dein jetziges Vergehen ist es, was dir das Leben kostet, als vielmehr jene deine vorige Frevelthat]. 45. Und der König Salomo ist gesegnet sdaß der HErr es also hat kommen lassen und selber mir das Schwert wider dich. in die Hand giebt, ist ein Zeichen, daß er in meinem Regimente mich segnet], Und [ein Zeichen, daß] der Stuhl David wird beständig sein vor dem HErrn ewiglich swas du vormals nicht hast glauben wollen, sondern hast meinen Vater gelästerh als wäre er ein von dem HErrn Verworfener]. Hätte Simei nicht unter gbttlichem Verhängniß ge- standen, sondern wäre ein wahrhaft bekehrtes und zu Gnaden angenommenes Herz gewesen, so hätte er bei dem Unfalh der mit dem Entlaufen seiner Sklaven ihn betroffen, seines Eides sich wohl erinnert und von dem König sich Hilfe erbeten, um wieder in Besitz seines Eigenthums zu kommen, statt daß er so ohne alles Ge- denken an den ihm auferlegten Stadtbann selber sich zu helfen suchte. Die Geschichte ist ein Beweis, wie Gott die unbußfertigen Sünder seiner Zeit zu finden weiß ins. 7, 12 in. » · 46. Und der Konig gebot Verm, dem Sohn Jvjada [das Todesurtheil an ihm zu vollstreckensz der ging smit ihm] hinaus sansdem Bereich des königlichen Palastes, dahin, wo derartige Executiv- nen vorgenommen zu werden pflegten] und schiug ihn, daß er starb. Und das Konigthum war sdurch die von V. 13 an berichteten Vorgänge] bestätiget durch Salomo-s Hand sdemx dekHEkk ließ es ihm gelingen, gleich im Anfang seiner Regierung alles Böse abzuthum was von Davids Zeiten her noch ungestraft zurückgeblieben war, und durch Handhabung strenger Gerechtigkeit Spriichm 16, 123 25, 5 den Weg zu einem ruhigen und friedlichen Regiment stch zu bahnen] Das Z. Kapitel. Salomcks Ehe, gebet und Urtheil· I« v.1——15. So im Königreich befestigt und mit Erfüllung der letzten Aufträge seines Vaters an demjenigen Punkte angelangt, wo nun die eigentlithe Geschichte seiner Re- gierung beginnt, verehcliait sith Salomo mit einer egyp- tisthen prinzefsin Indem er aber schon früher nath Gideon sitt) begeben, um seinen Regierungsantritt durch ein gro- ßes feierlithes Opfer zu begehen, erscheint ihm der Hain: in der dlatht uath dem ttdofertage im Traum und giebt ihm Erlaubniß, zu bitten von ihm, was er wolle. Sa- lomo, im Preis der großen, seinem Vater erwiesenen göttlichen Gnaden und im Zebenniniß feines llnnetmdgens zur rethten Verwaltung des auf ihm ruhenden König— thnms über Gottes volle, erbittet sich ein gehorsames Herz; nnd den: tjttirtn gefällt die Sitte so wohl, daß er ihm nicht nur ein weiseg und einscthtsvolles Herz schenkt, wie er siafs erbeten, sondern über seine Bitte hinaus ihm auch Rciththnm und Ehre nnd bedingungsweise ein langes Erben verheißt. dgl. L. Ehren. 1, 1——13. 1. Und Salomo [nach dem er so dnrch strenge Handhabung des Rechts und der Gerechtigkeit an den vornehmsten Aufrührern seiner Zeit im König: reich sich befestigt hatte Kap. 2, 46] befreuudete sverfchtvägertej sich mit Phataty dem König in Eghhtem und nahm sdesj Pharao [Psusennes, wie der damalige egyptische König hieß] Tochter [mit Namen Tachpanhes, als zweite Frau zu der, die er bereits besaß, der Ammonitin Naema Kap. 14, 21., hinzu] und brachte sie in die Stadt Da- vid’s [nicht in den königlichen Palast auf Zion, den sein Vater sich erbaut hatte L. Sam. Z, 11 und den er selbst zur Zeit noch bewohnte, denn dieser war ihm heilig um des bei demselben fiir die Bundeslade aufgerichtetenZeltes willen 2. Chrom 8, 11., sondern in eins von den königlichen Häu- sern, die sonst noch auf dem Zion sich befanden], bis er ausbauete sein Haus sseinen eigenen pracht- Der Lästerer Simei erhält feinen Lohn. Salomo ehelicht eine egyptische Königstochter 443 vollen Palast Kur« 7- 1—12]- und das Haus des HGrrn [den Tempel auf Morna Katz. 6, 1 ss.; 7- 13 M, nnd die Mauern um Jerusalem her [Kap. 11, 27., und nach Vollendung aller dieser Bauten die Tochter Pharaos nun herüber bringen konnte in das eigens für sie errichtete Harem Kuh. 9, 24]. Die friiheste Geschichte Egyptens bis auf Psammetich im 7. Jahrh. v. Chr., mit welchem erst die beglaubigte Geschichte einer egyptischen Monarchie ihren Anfang nimmt, ist, wie wir zu 1. Mose l2, 10 bemerk- ten, sagenhaft und nur in einzelnen Bruchstücken uns aufbewahrt; was wir davon wissen, verdanken wir haupt- sächlich dem Geschichtswerke, welches der heliopolitanische Oberpriester Manethös auf Befehl des Ptolemäus Phi- ladelphus (reg. 284—246 v. Chr.) in griechischer Sprache verfaßte, indem er die Annalen der Tcmpelarchive be- nutzte Nach ihm lassen bis auf Psammetich sieh 25 Dynastieen oder Königsgeschlechter unterscheiden, über die wir das für das Berftändniß der Bibel Nothweudige in der Kürze hier mittheilen, das Weitere von der letzteir oder 26. Dynastie an bis zu 2. Kön. 23, 29 uns auf- sparend. Uebereiiistimmeiid führen alle Quellen der alt- egyptischen Geschichte den Menes aus der Stadt This als ersten König über Eghpten auf; der ab dem Nil- der früher dicht an der libyscheu Bergkeite infloß, durch Abdämmung eine andere Wenduiig und legte auf dem dadurch frei gewordenen Raume die neue Hauptstadt seines Reiches an, die den Namen Meinphis bekam. Von dem vierten König dieser, der thinistischen Dyuastie, dem Memphis, wird berichtet, das er mehrere Pyra- miden gebaut habe; der Dynastie überhaupt gehören 60 folche Königsgräber an. Jn der Z. Dynastie wird Sesortosis I. als Gründer der Hcilkuiide gepriesen; er hat wahrscheinlich auch das Kastenwesen (1. Mose 41, 46 Anm.) gesetzlich geordnet. Von den beiden berühmtesten Königen der vierten Dynastie, Cheops und Ch ephren, rühren die zwei größten Pyramiden her unter denen, die wir kennen. Die Glanzpcriode Egypteiis trat aber erst mit der 12. Dynastie ein; aus ihr erwähnen wir na- mentlich den, von Herodot Sesostris genannten ge- waltigen Herrscher, auf dessen Namen alles gehäuft wurde, was Großes und Nierkwürdiges von verschiedenen Königen dieser langen und blühenden Periode ausgeführt wurde. Er theilte das ganze Land in 12 Tempelbezirke nnd jeden Bezirk in 3 Statthaltereien, und bestinimte nach den 3 Jahreseintheilungen des« Thierkrcises (wie denn überhaupt die politische Verfassung des Landes ein Nachbild des Gesiirnhimmels sein sollte) drei Haupt· städte: Theben in Oberegyptem Memphis in Mittel« egypten und Heliopolis in Unteregypten Zugleich wer- den von ihm viele Kriegszüge und bedeutende Eroberum gen erzählt. Der letzte König dieser Dhnastie war Amenemha Il1., der Erbauer des Labyrinths und der dabei besindlichen Pyramide. Unter dem letzten König der folgenden 13. Dynastie, Amentima mit Namen, als das eghptische Reich seit Menes schon mehrere Jahr« hunderte hiudurch bestanden hatte, brach von Nordosten her ein Völkerschwarm in’s Land ein, welchem man da- selbst den Namen Hykfos gab (Anm. zu 1.Mose40,11); dieser Nation gehörten die Herrscher der 14.—16. Dr)- nastie an. Sie hatten Memphis zu ihrem Königssitz (1.Mose41,1432lnm.), wurden aber nach einer 500fährigen Herrschast, wie man gewöhnlich annimmt, welche Zahl jedoch ohne Zweifel viel zu hoch gegriffen und etwa auf 300 Jahre herabzusetzen ist, von dem thebaischen König Amenophis II» noch entfchiedener von dessen Nachs folger Thutmes W. aus der 17. Dynaftie, wieder aus Egypten verdrängt. Der letztgenannta mit welchem ein neues Reich, das der 18.Dynastte, seinen Anfang nahm, ist vermuthlich der in 2. Mose 1, 8 gemeinte neue Kö- nig, und stillt seine Zeit etwa in die Jahre1575——1550 v. Chr. G. (nach Lepsius beginnt diese Königsreihe mit dem J. 1550 v. Chr.). Jn der 19. Dynastie folgte auf Sethos I. (um 1450 v. Chr.) der Sohn desselben Ramses 1l·, ein großer und berühmter König, dessen Beiname Sessthis den Griechen wahrscheinlich Anlaß gab, ihn ebenfalls Sesostris zu nennen, zumal seine glänzenden Thaten denen des früheren Sesostris aus der 12. Dynastie glichen. Mit dessen Sohne Me n ep h th a, den Lepstus irrthiimlich für denjenigen Pharao hält, unter welchem Israel auszog ider Anfang seiner Regierung fällt etwa in das Jahr 1322 v. Chr., der Auszug der Kinder Israel aber in das Jahr 1492), beginnt eine neue Periode. Die von da an folgenden Könige der 20. Dynastie führen alle den Namen Ramsesz aber Egyptens Glanz und Macht sing bereits an zu sinken. Jndem wir demnächst die früheren Könige der 21. oder tauitischen Dynastie hier übergehen, erwähnen wir nur den vorletzten derselben, Psinaches, an den wir bei dem, was in Kuh. 11, 18 ff. erzählt wird, zu denken haben, sowie den letzten König dieses Hauses, welcher 35 Jahre regiert hat und den Namen Psusennes führt. Er ist derjenige, mit welchem Salomo steh ver- fchwägerte, und ist es wahrscheinlicher, daß die Anregung zu dieser Verbindung von Seiten des egyptischen Kö- niges ausging, als umgekehrt; denn Jsrael war durch David zu einer gefürchteten Macht erhoben worden, während Egypten damals in Luxus und Unthäti keit versunken war. Der erste König der 22. oder bubatitii schen Dynastih Sesonchis, ist sicherlich der in Kap. 14, 25 f. erwähnte Sisak, der im 5. Jahre Rehabeams (970 v. Chr.) das Reich Juda mit Krieg überzog und Jerusalem eroberte. Von da an kommt die Geschichte der egyptischen Könige nicht eher wieder in Betrachh als bis wir bereits bei der 25. Dvnastie angelangt sind. Mit ihr, die nach dem J. 750 v. Chr. zur Herrschaft kam, erhielten äthiopische Könige die Oberhand. Jhr erster Herrscher war Sabakoz sein Nachfolger wird von Manetho S evich o s genannt. Nach dem jetzigen Stande der egyptologisclfen Forschungen läßt sich nicht entscheiden, ob unter dem in 2. Kön. 17, 4 namhaft gemachten eghptischen Könige So jener oder dieser Herrscher zu verstehen sei. Der dritte nnd letzte der äthiopischen Kö- nige hieß Carlos, und ist dies der in 2. Könige 19, 9 erwähnte Thirhakcy König der Mohren (Aethiopen), dessen Regierung 28 Jahr dauerte; er wird von dem griechi- sehen Schriftsteller Strabo als ein großer Eroberer ge- priesen, die Zeit seiner Regierung läßt sich aber chrono- logiseh nicht sicher bestimmen. Zur Abschüttelung des äthiopischen Fremdenjochs bildete sich hierauf die von Sais in Untercgypten ausgehende sogenannte Dude- karchie oder vereinigte Herrschaft von 12 Königen, die sich als Häupter von eben so vielen Tempeldistriiten ge- meinschaftlich in die Königsmacht theilten. Bald jedoch geriethen diese 12 Herrscher in Uneinigkeit (Jes. II, 2), und nachdem in dem daraus entstehenden Bürgerkriege der dritte König Necho I. gefallen war, gelang es sei- nem Sohne Psammetich mit Hilfe griechischer Söldner um das J. 656 v. Chr. sich zum Alleinherrscher in Eghpten auszuwerfen, durch die von ihm gestiftete Mi- litairherrschaft der eigentlichen Priesterherrschast ein Ende zu machen nnd eine ganz neue Periode der egyptischen Geschichte zu begründen. Mit ihm und seinen Nachs folgern, die wir als 26. Dynastie bezeichnen, blühte das Land noch einmal zu hohem Wohlstande auf. Um hier- nach noch einmal auf den an unsrer Stelle in Betracht zu ziehenden König Psusennes zurückzukommen, so war Salomo’s Vermählung mit dessen Tochter keine Ueber- tretung des Gesetzes, das ja nur die Ehen mit Cananites 444 1. Könige Z, 2—15. rinnen ausdriicklich verbietet (2. Mof 34, 16; Z» M. ·7, 3), sonst aber gestattet, selbst kriegsgefaiigene Auslanderinnen zu heirathen (5. Mo] U, 10 ff.). Doch entsprachen solche Ehen dem Geiste des Gesetzes nur dann, wenn die fremden Weiber dem Götzendicnft entsagtemund sich zum Glauben an Jehova bekannten. Dies durfen wir auch von der Tochter Pharaos voraussetzeiy da diese in Kap. 11, I ausdrücklich von den fremden Weibern unterfchieden wird und Salomo in den ersten Jahren seiner Regierung dem HErru so treu anhing, daß er keinenfalls einen Götzendiensi in seiner Umgebung gedul- det haben wird. 2. Aber [obwohl so von Salomo gleich in den ersten drei Jahren seiner Regierung das König- reich nach außen hin bestätigt wurde Kap. 2, 46 und der König eines auswärtigen großen Reiches die Verbindung mit ihm herbeizuführen suchte Kap. Z, 1., so fehlte doch noch der rechte Ausbau nach innen, und] das Volk opferte noch auf den Höhen; denn es war noch kein Haus gebauet dem Namen des HErrn, bis auf die Zeit [so daß der vom Gesetz vorgeschriebene Gottesdienft nur an der einen, von dem HErrn erivählten Stätte 3. Most 17, 1 ff.; 5. M· 12, 1 ff. dazumal allerdings noch nicht möglich war . ilnter diesen Höhen haben wir Opfer- nnd An- betungsstätten auf Anhöhen oder Hügeln zu verstehen, wie sie seit Aufhebung des Heiligihums in Silo unter Samuel üblich geworden waren (l. Sam. 4, 3 ff.; 9, 12 ff) und für die Zeit des auf dem Lande laftenden Nothstandes eine gewisse Berechtigung hatten. Zum Theil bestanden sie nur aus einem Altar; häufig aber mögen diese Altäre nach Art der katholischen Feldkapellen überbaut gewesen sein, oder es war ein Heiligthum da- neben errichtet, daher in Kap. 13, 323 2. Kön 17, 29. 32; W, 19 von ,,Häusern« der Höhen die Rede ist. Später, nach Errichtung des Centralheiligthums, war das Opfern auf Höhen eine offenbare Uebertretung des götilichen Gesetzes, welches fromme Könige, wie Hiskia und Josia (2. Kön. 18, 43 W, 8. l9), abschafftem während im Reiche Jsrael dieser unlevitische und sepa- ratistische Höhen-Cultiis förmlich organistrt wurde (Kap. 12, 31), was um so leichter das Volk zu dem cananitis schen Götzendicnst verführte, als es auch dem Baal ge- weihte Höhen bei den Ueberresten der früheren Landes- bewohner gab, ja der Baals- und Astartedienst rechi eigentlich in Höhendienst bestand. Z. Salomo aber [wie jetzt noch von ihm be- zeugt werden kann, bis dann aus der letzten Zeit seiner Regierung ein anderes Urtheil wird über ihn gefällt werden müssen Kap. 11, 4] hatte »den HErrn lieb, und wandelte nach den Sitten seines Vaters David fnach dessen Satzungen oder An: weisungen, der ihn noch vor seinem Ende so ein- dringlich vermahnt hatte, die Gebote und Rechte des HErrn zu halten Kuh. 2, 2 ff.], ohne daß [anch] er [gleichwie» das übrige Volk] auf den Höhen opferte und raucherte kwahkend sein Vater in dieser Beziehung sich strenger nach dem Gesctz richtete und seineOpfer nur aufdem Brandopferaltar beider Stistshiitte zu Gibeon darbrachte; erst von da an, wo der HErr selbst ihm eine neue Opferstätte angewiesen hatte, pflegte er forthin auf der Tcnne Arafna zu opfern 1. Chron. 22, 28 ff.], » 4. Und der König sder um die Zeit, wo er seine Regierung angetreten, Kap. L, 12——38, also noch im J. 1015 v. Chr» das Bedürfnis; fühlte, dem HErin öffentlich vor allem Volk zu danken und ihn um seinen Veistand zu einem glücklichen und gesegneten Regiment anzurufen] ging sbegleitet von den Fürsten des Volks und den Vertre- tern der Gemeinde, die er eigens zur Theil: nahme an der feierlichen Handlung eingeladen hatte 2. Chron.1, 2 ff.] hin gen Gibeon fanden- halb Meilen nordwestlich von Jerusalem Jos.9, 3], daselbst zu opfern; denn das [der bei dieser Stadt gelegene Hügel] war eine herrliche Höhe [damals, um der dort befindlichen Stiftshütte willen I. Sam. 22, 19 Anm., die vornehmste unter den üblichen Höhen, auf welchen man opferte]. Und Salomo opferte tausend Brandopfer auf demselben Altar fauf dem alten, noch aus Mosis Zeit herrühren- den Brandopferaltar der Stiftshütte]. Z. Und der HErt sder niemand vergeblich feinen Namen läßt anrufen, wo es im Glauben geschieht Pf. 145, 18 f.] erschien Salomo zu Gi- beon im Traum [in einem Traumgesicht] des Nachts [während der auf den Opfertag folgenden Nacht] und Gott [mit Beziehung ans die, vermittels des Opfers nur im Allgemeinen ausgesprochenen Bitte um ein glückliches und gefegnetes Regimentj sprach: Bitte, was ich dir geben sollt« ssprich es nur näher und bestimmter aus, was du unter einem glückli- chen und gesegneten Regiment verstehst und was für Gaben meiner Gnade du dazu von mir be- gehrsti ») Man glaubt die Worte in Pf. 2, 8 hier anklingen zu hören; denn in der That war ja Salomo das Vor- bild dessen, an welchen jenes Wort Gottes gerichtet ist. Ei. Salvmo [seiner Antwort ein Bekenntniß der großen Gnade vorausschickend, die der HErr seinem Vater erzeigt, und damit in Gott wohl- gefälliger Weise sich den Weg bahnend zu der Bitte um gleiche Gnade Pf. 50, 231 sprach: Du hast an meinem Vater David, deinem Knechte, [wäh- rend seiner ganzen RegierUUgszeitJ große Barm- herzigkeit sim Leiblichen und Geistlichen] gethan; wie er denn vor dir gewandelt hat sdeß hast du durch solche Gnadenerweisungen selbst ihm that- fächlich Zeugniß gegeben] in Wahrheit und Gereih- tigkeit, und mit rirhtigem Herzen vor dir; und hast [infonderheit] ihm diese große Barmherzigkeit sdie du in deiner Verheißung 2. Sam. 7, 12 ff. ihm zugesagt] gehalten, und» ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Stuhl faße, wie es denn jetzt gehet [so daß bereits der Anfang gemacht ist zu dem ewigen Königreich, davon du ihm geredet]. 7. Nun HErr, mein Gott, du haft [mich] deinen Knecht zum Könige gemacht an meines Vaters David Statt [uiid damit zum Erben und Träger aller ihm geschenkten Verheißnngenz darum kommt es ja darauf an, daß ich im rechten Geist mein Salomo bittet Gott um ein weises Herz. Der HErr gibt ihm dies nnd noch anderes dazu. 445 Regiment führe, daß die Erfüllung der Verheißung durch mich ihren guten Fortgang habe und nicht etwa durch meine Thorheit und Abweichung von der rich- tigen Bahn vereitelt werde] So bin ich ein kleiner Knabe [ich bin sedoch ein noch ganz junger Mann, kaum 20 Jahr alt 2. Sam. 12, 24 Anm. 2], weiß nicht weder meinen Ausgang noch Eingang kweiß um so weniger von mir selbst, wie ich als König mich verhalten soll, ji unerfahrener ich noch bin]. Die Redensart ausgehen und eingehen in dem Sinne von ,,thätig, wirksam sein« (Jos. 14, II; Pf. 121, 8) hängt damit zusammen, daß der Morgenländer fast nur außer dem Hause thäiig ist, daheim aber sich gern der Ruhe überläßt. 8. Und [noch größer wird die Schwierigkeit eines rechten Regiments für mich dadurch, daß] dein Knecht ist unter dem Volk, das du erwcihlet hast szum König berufen ist deines erwählten Volkes Israel, dessen Regierung eine nicht blos mensch- liche, sondern göttliche Weisheit erfordert und das in Erfüllung der den Erzvätern gegebenen Zusagen 1. Mos 13, 16; 2. M. 32, 13 schon so außer- ordentlich zahlreich geworden ist], so groß, daß es niemand zahlen, noch beschreiben kann, vor der Menge [Kap. 4, 20, vgl. 2. Sam. 24, 9]. 9. So wollesi du [denn, wegen meiner großen Bedürftigkeit und deiner gnadenreichen Absichten mit mir und deinem Volke] deinem Knechte geben [was ich am ersten und nothwendigsten brauche] ein gehorsam sauf deine Rechte und Gebote achten- des] Herz, daß er dein Volk richten möge [wie sichs gebührt]- und zu verstehen, was gut nnd böse ist [beim Gericht Recht und Unrecht wohl von einander unterscheiden könne]. Denn wer vermag dies dein mächtig Volk zu richten lwenn du ihm nicht Einsicht und Verstand dazu verleihstTs 10. Das gefiel dem HErrn wohl, daß Salomo um ein solches bat snämlich --nicht um ein flüchtig Gut der Zeit, sondern um seinen Geist-«] 11. Und Gott sprach zu ihm: Weil du solches biiiest, nnd biitest nicht swie so viele andere an deiner Stelle es würden gethan haben] um langes Leben, noch um Reichthnm noch um deiner Feinde Seele [daß ich dir große Siege über dieselben ver- leihen soll]- sondern um Verstand, Gericht zu hören [streitige Parteien anzuhören und darnach ein ge- rechtes Urtheil zwischen ihnen zu fällen]; 12. Siehe, so habe ich gethan nach deinen Worten [und deine Bitte allbereits erfüllt]. Siehe, ich habe dir ein weiscs und verständiges [einsichts- volles] Herz gegeben fund zwar in so reichem und überschwänglichem Maße], daß [unter allen Men- schen auf Erden Kuh. 4, 29 ff] deines gleichen vor dir nicht gewesen ist, noch nach dir aufkommen wird. II. Dazu, das du nicht gebeten hast, hab ich dir auch gegeben [Matth. e, 33; Weise» 7, 7 ff.], nämlich Rcichihnm und Ehre, daß deines gleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten snoch nach dir werden soll, der alles in solchem Maße in seiner Person vereinigte, Weisheit, Reichthnm, Macht und Ehre]. 14. Und so du wirst in meinen Wegen wan- deln, daß du hältst meine Sitten nnd Gebote, wie dein Vater David gewandelt hat; so will ich dir szu dem allen hinzu] geben ein langes Leben. Weil Salomo diese Bedingung nicht gänzlich crftillt hat, sondern später von den Wegen des HErrn abwich (Kap.11, 1 ff·), so ist auch die letzte Verheißung nicht in vollem Umfange an ihm erfüllt worden; denn er er« reichte nur ein Alter von etwa 60 Jahren (Kap. 11, 42 f.). l5. Und da Salomo [unmittelbar darauf, nach- dem er diese Offenbarung empfangen], erwachte, siehe, da war es ein Traum snicht ein natüelichen gewöhnlicher Traum, wie er im Geiste des Men- schen ans dem, was ihm das Herz bewegt, von selber aufsteigt, sondern ein von Gott gewirktes Traumgesicht 4. Mos. 12, 6., das ganz einer Ent- zückung im wachen Zustande glich; die niederen Seelenkräfte in ihm hatten geschlummert, die hö- heren aber waren desto mächtiger gestärkt worden, um wirklich mit Gott zu verkehren, wie er denn auch an einer innerlich mit ihm vorgegangenen Veränderung merken konnte, daß der HErr an ihm gethan, wie er versprochen]. Und [er] kam snach Beendigung der Feier in Gibeon] gen Jerusalem, und trat vor die Lade des Bundes des HErrn [die in der, von David auf dem Berge Zion errichteten Hütte Kap. I, 50 ff; 2, 28 ff. fiel) befand], nnd opferte [dort, um dem HErrn für die ihm zu Theil gewordene Offenbarung zu danken und sich selbst mit allem, was er hatte, ihm zum Eigenthum zu geloben, ebenfalls, wie vorher in Gibeon] Brand- opscr und Dankopfer, nnd machte [von dem Fleisch der Dankopfer, die außer den Fetttheilen nicht in den Altarbrand kamen, sondern, soweit sie nicht den Priestern zufielen, zu Opfermahlzeiten verwen- det wurden 3. Mos. 3, 17 Anm.] ein groß Mahl allen seinen Knechten [Hofbeamten, weil es ihm Bedürsniß war, sich mit ihnen zu einem Gott wohl- gefälligen Regiment aufs Engste zu verbinden] H· h.16—28. Die Gelegenheit, wo ihm und andern die Erfahrung non der ihm nerlicheneu Richterweisheit kommt, bietet ein Vorfall, bei dem der König Salomo so recht seine uugemeine Einsicht bekundet. Zwei huren nämlich die in einem nnd demselben Hause allein zusammen wohnen, haben nur; nach einander eine jede einen Knaben zur Welt geboren. Indem die eine davon des nachts ihr Kind im Schlafe erdriinen schiebt sie, als sie dessen gewahr wird, ihr todtes Söhnlein der uorh suslafenden Uaihbarin unter und eignet sich deren lebcndes Knäblein an. Die betrogene Mutter bringt ihren litechtshaiidrl vor Salomo, der aber weiß den sihwierigen dtcihtsfalh für den es tceine Zeugen giebt und bei dem Behauptung gegen Behauptung steht, uiit solcher Sicherheit in Jiitftciårung des Thau-e- siandes zu eittsuseiden, daß jedermann einen tiefen . Øindrntli empfängt von der Weisheit, die in ihm ist. 446 1.Könige Z, 16—28. 4, I. Z. Its. Zu der Zeit [bald nach der im vorigen Abschnitt erzählten Begebenheit] kamen [nicht ohne eine besondere Fiigung Gottes, der dem Salomo Gelegenheit geben wollte, zu erwecken die Gabe, die er in Erfüllung seiner Zusage V. 12 ihm bei- gelegt hatte 2. Tini. I, 16., und dadurch eben dieser Erfullung thatszichlich sich bewußt zu werden] zwo Hurenij zum Konige, und traten vor ihn« [um den Rechtsstreit, den sie miteinander hatten, durch ihn entscheiden zu lassen]. «) Zwar war im Gesetz (3. Mos 19, 29) das Ge- werbe der Buhldirnen dcn Jsraelitinnen um so strenger verboten, als dasselbe nach damaligen Verhältnissen im engsten Zusammenhange stand mit dem heidiiiichen Götzen- dienst (5.Mos.23,17); dessen ungeachtet gab es, abge- sehen von den einzelnen Fällen außerehelicher fleischlicher Vermischnn (Richt. II, 1), zu allen Zeiten unter den Hebräern öåentliche Hurein die, wie noch jetzt in Arabien und Persiem zugleich Tanz- und Saitenspiel trieben (Jes. 23, 16; Sie. 9, 4), wohlgeputzt und an ihrer Kleidung erkennbar (Sprüchw. 7, 6; Bar. 6, 8) auf den Straßen einhergingem oder mit versührerischen Ge- berden die Vorübergehenden an sich lockend, an den Wegen und unter dem Schatten der Bäume sich niederließen (1. Mos 38, 14 ff.; Bat. S, 433 Sprüchin 5, 3 fs.; 23, 27 f.; Jerem Z, 2). Meist waren es wohl auslän- disehe Frauenzimmer (Richt. 16, I), wie z. B. in der römischen Kaiserzeit syrischeHuren mmbubakae genannt, von dem shrischen anbulz das ein mnsikalisches Instru- ment bezeichnet Horai. seit. I, 2. 1) die Stadt Rom als Harfenspielerinnen durchzogem und gehörten zu der Klasse derHierodulen tin Ostindien Bahaderen gcnannt), die sich zu Ehren einer Gottheit preisgaben (Kap. 14, 243 22, 38). Ob auch hier an solche zu denken, oder nicht vielmehr an Jsraelitinnem die das schändliche Gewerbe auf eigene Hand hin trieben, läßt sich nicht sicher ent- scheiden; doch ist das letztere wahrscheinlichen — VI) Nach 5. Mos l6, 18 ff. sollten die an jedem Ort vorhandenen Richter und Aintleute solche Sachen, die ihnen zu schwer waren, als daß sie darüber nach dem Maße hrrr Gesetzes- kenntniß zu cntscheiden sich getrauen durften, dem Ober- gericht am Ort des Heiligthums überweisen; gleichwie aber im Zeitalier der Richter, wo es noch keine festge- regelien Orts erichte gab, die Richter ohne Uiiterschied jede Rechtssa e, die an sie gebracht wurde, schlichteten (Richt. 4, 5), und Samuel ambulatorisch, d. h. im Lande von Ort zu Ort umher-ziehend, die Rechtspflege verwaltcte (1. Sam. 7, 15 ff.)- so entschieden auch die ersten Könige, obgleich unter David und Salonio gewiß schon Lokal- gerichte bestanden, aus königlicher Machtoollkommenheit alles, was an sie gebracht wurde, und waren in der Pforte ihres Palastes (der Gerichtshalle Kap. 7, 7) jedem Unterthan, der sein Recht bei ihnen suchte, zugänglich (2.Sam.14, 4 sf.; 15, 2. S; 1.Chron.19, 14). 17. Und das eine Weib [das mit ihren An- gaben auch vollkommen Recht hatte, wie Salomo sofort erkannte] sprach: Ach, mein Herr, ich nnd dies Weib sdas hier neben mir sieht] ivohneten in Einem Hause; »und ich gelagt bei ihr im Hause skam in dem Zimmer, wo ich mit ihr zufammen- wohnte, nieder] «) Geliegen ist das versiärkte liegen = niederliegen, zu liegen kommen, und hat im Mittelhochdeutschen und älteren Ncuhochdeutsch die jetzt erloschene Bedeutung: niederkommem gebären (1. Sam. 4,»19; Hohes 8, 5). »Ltegcn wird, genau betrachteh von einem gesagt, der jeden Augenblick wieder aufstehen kann, geliegen (nie- derliegen), wenn er so bald nicht oder gar ntcht wieder aufkommt, daher Inittelhoclideutfch kindesgelac von einer Wöchnerin.« (Grimm.) Aehnlich verhält es sich mit ge· reden, das ein oerstärktes Reden initBeziehung aus eine Person bezeichiiet und soviel ist als: versprechery versichern, zusagen. (2. Ehren. 32, 24; Spriichnn 25, 14; 2. Matt. 7, Jst; hierher gehören auch die Stellen I. Mos 2l, 23 24, 7; 28, 15 u; a. m.). 18. Und uber drei Tage, da ich geboren hatte, gebar sie auch. Und wir waren [beide alleinj bei einander, daß kein Fremder [keine dritte Person] mit uns war im Hause, ohne wir beide sund also niemand dem Einhalt thun konnte, was vorgegan- gen ist] 19. Und dieses Weibes Sohn [wie sich klar aus allen einzelnen Umständen ergiebt] starb in der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlafe erdrückt. 20. Und sie stund sals sie den durch ihre Un- vorsichtigkeit herbeigeführten Tod ihres Kindes wahr- nahm] in der Nacht auf, nnd nahm meinen Sohn von meiner Seite, da [ich] deine Magd snochj schlief, und legte ihn an ihren Arm [in ihren Schooß, gleich als wäre es der ihrige], nnd ihren todten Sohn legte sie an meinen Arm sgleich als hätte Jch mein Kind im Schlafe erdrückt]. 21. Und da ich des Morgens swährend es noch finster war] aufstund, meinen Sohn zu singen; siehe, da war er sder in meinen Armen liegende Knabe, den ich für meinen Sohn halten mußte, so lange ich den wirklichen Thatbestand noch nicht zu erkennen vermochte] todt. Aber am Morgen [als es nun hell geworden war], sah ich ihn eben [recht aufmerksam] an, und siehe, es war nicht mein Sohn, den ich geboten hatte [und durchfchaute ich alsbald, was für einen Betrug meine Nachbarin mir ge- spielt]. 22. Das andere Weib sprach [zu der Ver- klägerin]: Nicht also sverhält sichs, wie du da behauptestL mein Sohn [vielmehr] lebt [ist das noch lebende Kind], und dein Sohn ist todt. Jene aber sprach: Nicht also, [sondern] dein Sohn ist todt [ist der todte Knabe], nnd mein Sohn lebt. Und redeten also [beide, sich hin und her streitend] vor dem Könige. Es fällt aus, warum die, welche den Betrug gespielt, so begierig ist, das noch lebende Kind fiir sich in An- spruch zu nehmen, da man in einem solchen Falle, wo es sich um eine außerehcliche Geburt handelt, eher das Gegentheil erwartet, natürliche Mutterliebe aber, die auch bei derartigen Geburten in hohem Maße vorhanden sein kann, offenbar nicht der Beweggrund bei ihr gewesen ist; denn in diesem Falle würde nur an dem Kinde, das wirklich ihres eigenen Leibes Frucht war, ihr gelegen ge- wesen sein, und iiberdem oerleugnet sie hernach (V. 26) alles mütterliche Gefühl in grauenhaster Weise. Da läßt denn nichts anderes sich annehmen, als daß ste das Kind, wenn es her-angewachsen, zu ihrem Vortheil zu gebrauchen dachte, indem sie es entweder als leibei enen Knecht verkaufte, oder von ihm durch seiner Hände s rbeit sich ernähren ließ. Fiir dergleichen Pläne, namentlich was den Verkauf betrisstz mußte es ihr sogar noch lieber Salomo’s Weisheit in Ausübung seines Richteramts 447 sein, ein fremdes Kind zu erziehen, weil sie das am wenig- sten zu schonen brauchte. R. Und der König [der, wie gesagt, als rich- tigen Sachverhalt alsobald dasjenige erkannte, was das erste Weib behauptet hatte, aber auch vermöge der göttlichen Weisheit, die der HErr ihm ver- liehen, ohne langes Besinnen auf einen Ausweg versiel, die Wahrheit hier, wo alles menschliche Zeugniß fehlte, in recht schlagender Weise an’s Licht zu bringen] sprach: Diese spricht: Mein Sohn lebt, nnd dein Sohn ist todt; jene spricht: Nicht also, dein Sohn ist todt, und mein Sohn lebt swas ist da zu thun, um den Streit in gerechter Weise zu fchlichten? Doch ich weiß wohl, was ich thun werde] 24. Und der König sprach [zu feinen Dienern, die um ihn standen]: Holet mir ein Schwert her. Und da das Schwert vor den König gebracht ward, 25. Sprach der König [zu denen, die es ihm brachten]: Theilet das lebendige Kind [auf welches beide Anspruch machen] in zwei Theile, Und gebet dieser die Hälfte, und jener die Hälfte. 26. Da sprach das Weib, deß Sohn lebete [die erste von beiden, die wirklich, wie sie behaup- tete, die Mutter des noch lebenden Knaben war] zum Könige — denn ihr mütterlich Herz entbrannte über ihren Sohn [daß sie ihn lieber ihrer Gegnerin iiberlassen wollte, als dem Schwert des Wiirgers preisgeben]: Ach, mein Herr, gebt ihr das Kind lebendig, nnd tödtet es nicht. Jene aber [deren Herz durch keine natürliche Mutterliebe an das Kind gebunden war, bei der vielmehr Schadenfreude und Blutdurst alle menfchlichen Gefühle geradezu er- sticktenL sprach: Es sei weder mein noch dein, laßt es theilen. 27. Da antwortete der König [der den mit seinem Befehl beabsichtigten Zweck erreicht und durch das vollgiltige Zeugniß ihrer eigenen Herzen an’s Licht gebracht hatte, welche von den beiden Weibern die Mutter des streitigen Kindes sei und welche nicht], und sprach: Gebt dieser [die lieber ihrem Besitzrecht an das Kind entsagen will, als daß sie es sollte Vor ihren Augen schlachten sehen] das Kind lebendig nnd tödtet es nicht; die ist seine Mutter. 28. Und das Urtheil erscholl vor dem ganzen Israel, das der König [in einem anscheinend so schwierigen, und doch hiermit so leicht und so sicher entschiedenen Rechtsfallj gefcillet halte, nnd fürch- teten sich vor dem Könige [bekamen von ihm den Eindrnck, daß eine übermenschliche göttliche Kraft ihm beiwohne Luk. 4, 36; s, 25]; dem; sie sahen [erkannten aus dieser und ähnlichen Rechtsentscheb dungen], daß die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten keine de: göttliche» sich neiheknde Weisheit, die nicht nach dem Augenfchein urtheilt, son- dern das Herz ansiehet und dessen verborgenen Grund in unwiderfprechlicher Weise aufdeckt]. Das Einfachste und Leichteste ist in der Regel am schwerften aufzufinden, wenn schon, nachdeme es gesunden ist, Tausende glauben, sie hätten das auch gekonnt (Heß.) Hier thut sich Salomo’s ausgezeichnete Geiftesgegenwart kund. Verwandt damit ist jene Geschichte von Ariopharnes, König der Thrazier, die uns Diodor von Sicilien (ein Geschichtsschreiber aus der Zeit kurz dor Christi Geburt) erzählt. Es fanden sich nämlich drei zugleich, die sich für den Sohn des verstorbenen Königs der Cimmerier ausgabenz da befahl ihnen Ariopharnes, daß ein jeder mit einem Wurfspieß nach dem königlichen Leichnam schießen sollte, und erklärte denjenigen für den rechtmäßi- gen Sohn, der dessen sich weigerte. (Grotius.) Wie der Befehl Salomo’s, das streitige Kind mit dem Schwert in zwei Theile zu theilen, nicht im Ernst gecneinh son- dern nur ein Prüfstein ist, damit das Mutterherz Gele- genheit habe, sich unzweideutig zu offenbaren und im hellsten Glanze durch alles Gewölk der Lüge und des Betrugs hindnrchzubrechenz ähnlich verhielt es stch ehe- dem mit Gottes Befehl an Abraham (1. Mos 2«2, I ff.): »Nimm Jsaak, deinen einigen Sohn, den du lieb hast, und gehe hin in das Land Morija, und opfere ihn da- selbst zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde« Auch hier sollte Abraham’s Liebe zu dem HErrn, die größer war als die Liebe zu dem einigen, auf dem Wege so vieler wunderbaren Führungen ihm geschenkten Sohne, vor aller Welt in einer Weise offen- bar werden, daß ein jeder dieselbe anerkennen und die Gerechtigkeit der Gabe, die der HErr mit seinem eigenen eingeborenen Sohne für Abrahatnd Samen im Sinne hatte, verstehen müsse; daher jener Befehl, dessen Aus- führung auf der Stelle verhindert wurde, als sein Zweck erreicht war. Das 4. Kapitel. salomifs Limtceute, Herrlichkeit? und Weisheit. Hi« to. 1-—20. Juden! der sericht hierauf von Entom« obersten Staatsbeamten nnd der Art, wie er für diese und seinen zahlreichen ganzen Hofstaat den Lebens— untethalt bezog, handelt, faßt er nicht blos die ersie Zeit seiner Regierung, sondern aukh die ganzen folgenden Jahr— zehnte in’g Zeuge. Uächst der Uamhaftmachuug jener Reichsbeamten giebt er daher auch eine Eine der durch das ganze tkand vertheitteu 12 2tmtleute, die den König und seinen Hof, jeder non ihen einen Monat lang im Jahr, zu versorgen hatten. 1. Also war Salomo König über ganz Israel fohne daß nach der göttlichen Besiegelung seiner Er- wählung, wie sie aus dem, im vorigen Abfchnitt erzähl- ten Vorfall allem Volke sich kund that Kuh. Z, 28., noch ferner jemand versucht hätte, ihm nach der Krone zu trachten] 2. Und dies waren fwährend dieser und der folgenden Zeit seiner Regierung] seine Fürsten [Großwürdenträger oder oberste Reichsbeamten]: Asarja, der Sohn [des Hohepriestersj Zadot svon dem wir früher schon einen.Sohn unter dem Namen Ahimaaz kennen gelernt haben S. Sam. 15, 27; 17, 17 ff.; 18, 19 ff» der hernach die hoheprie- sterliche Linie fortfiihrte 1. Chrou 7, 8 ss.], des Priesters* [richtiger: war Geheimrath 2. Sam. 8, 18 Aum., und zwar im höchsten Sinne des Worts, indem er das Amt eines Reichsverwesers bekleidete, der den König dem Volke gegenüber vertrat], 448 i. Könige 4, 3-20. «) Luther hat nach dem Vorgang der Vulgata den Ausdruck oohen im Sinne von »Hohepriester« genom- men und ihn, da im Hebräischen das Zeitwort ,,war« wegfällt und für den zweiten Fall (Genitiv) dieselbe Form gilt, wie für den ersten (Nominativ), als Beifügung zu dem Namen Zadok auf efaßt. Dem steht aber die Accentuation nicht nur, sondern auch der Umstand ent- gegen, daß bei dem ersten Namen des folgenden Verfes (Elihoreph) das Bindewort »und« fehlt, was durchaus davor stehen müßte, wenn von Afarja gesagt werden sollte, daß er mit Elihoreph und Ahiia dasselbe Amt bekleidet hätte. Es ist allerdings richtig, daß Asarja ein Sohn Zadok ,,des Priesters« war, aber es kommt hier auf die Bezeichnung des besonderen Amtes, das ihm im Unterschied von den beiden folgenden Männern vertraut war, an; und da bezeichnet das Wort gehen, welchem im Hebräischen der Artikel oder das Geschlechtswort bei- gefügt ist, ihn als Geheimraih im höchsten Sinne, wäh- rend der in V. 5 genannte Sabud nur cohen im ge- wöhnlichen Sinne tdas Wort sieht hier ohne Artikel) oder, wie sogleich erklärend hinzugesetzt wird, Vertrauter des Königs »war. » · » » Z. Eltboreph nnd Ah11a, die Sohne neues] Sisa [oder Seraja, welcher Davids Staatsseeretär gewesen L. Sam. 8, 175 20, 25J, waren Schreiber [Staatssecretäre]. Josaphat, der Sohn Ahilud, war [gleichwie schon zu Davids Zeit 2, Sam. s, 16; 20, 241 Kanzler. 4. Benaja, der Sohn Jojada sunter David Oberster über die Krethi und Plethi 2. Sam. s, 18; 20, 23], war sseit Joab’s Hinrichtung Kap.2, 34f. an dessen Statt] Feldbauptmannk Zadok und Ab- jathat waren Priester sletzterer jedoch nur der Würde oder dem Titel nach, während die Amtsverwaltung ihm Von Salomo entzogen war Kap. 2, 26 f. 35]. «) Jn den beiden Verzeichnissen der Reichsbeamten Davids (2. Sam. 8, 15 ff.; 20, 23 ff) wird der Ober- feldherr immer zuerst genannt; Salomds Herrschast aber ist eine friedliche, daher hier die den Werken des Friedens dienenden Beamten theils voranstehem theils nachfolgem und der Feldhauptiiiann nur zwischen diese in die Mtitte tritt. 5. Maria, der Sohn [d»es Propheten] Nathan 12, Sam. 7, 2 Anm.], war uber die [zwölf] Amt- leute [von welchen V. 7 ff. ausfithrlicher die Rede sein wird] Sabad soder Sabad 1. Chron. 2, 36], der Sohn [desselben] Nathan [von dem Salomo erzogen worden war 2. Sam. 12, 25., dessen Söhne er daher zu hohen Aemtern befördern] des Priesters, war des Königs Freund sdiese Worte sind wohl richtiger so zu übersetzen: war Coh en, d. i. des Königs Vertrauter 2. Sam. 8,18 Anm.]. · » is. Ahifar war Hofuietster sSchloßhauptmann oder Minister des kömgltchen Hauses Kap. 16, 9; 2. Kön. 18, 18]. Adomram [oder Adoram], der Sohn Abda, war [wie schon unter David 2. Sam. 20, 241 Rctltmcistct sAuffeher über die königlichett Frohnarbeiter Kur. 5, 14., welches Amt er auch noch beim Regierungsantritt Rehabeams bekleidete Kap. 12, 18]. 7. Und Salomo hatte zwolf Amtleute soder Hauptstettereinnehmeq uber ganz Israel, die [durch Einnahme der an ihn abzuliefernden Landeserzeug- nisfe, in welchen nach den Verhältnissen jener Zeit die Steuern zuweist bestanden I, Sam. s, 15. 17] den König und sein Hans versorgten kihm die Lebensmittel für seine Person und seinen Hofstaat Verschaffteus Einer [ein jeder von ihnen] hatte des Jahrs einen Monden lang [den königlichen Hof] zu versorgen [daher ihrer eben zusammen zwölf waren]. 8. Und hießen [nach der Reihenfolge der Mo- nate. in welcher sie nacheinander ihre Leistungen zu entrichten hatten] also: Der Sohn Hur [rich- tiger ist wohl hier und im Folgenden das hebt. Wort ben = Sohn als zum Eigennamen gehö- rig aufzufassen, also Benhur], auf dem Gebirge [dem Gebirgslande] Ephraim [angestellt, einem der guchtädarsten Landsiriche Palästincks Jos. 17, 14 - um. . 9. Der Sohn Deker lBendekerj zu Malaz seine Stadt im Stamme Dan, sonst nirgends er- wähnt und ihrer Lage nach unbekannt] und zu Saalbim [dem heutigen Selbst, IX, Stunde östlich von Gaser, in Jos. 19, 42 Saelabin genannt], und zu Beth-Semes sjetzt Ain Shems, etwa 3 Meilen südwestlich von Jerusalem], und zu Elon und Beth- HaUaU [die letzteren beiden Namen sind nach dem Grund- text miteinander zu verbinden und bezeichnen einen und denselbenOrtzundzuElon-Bethhanan,wahrschein- lich oberhalb Thimna und Bethsemes im Stamme Dan gelegen Jos. 19, 43]; 10. Der Sohn Hesed [Benhesed] zu Arubod [sonst nirgends weiter genannt, vermuthlich auf dem Gebirge Juda zu sucheu], und hatte dazu szu diesem seinem Bezirke] Socho [in der an die Ebene Sephela grenzenden Hügellandschaft Jos. 15- 35]- nnd das ganze Land Hepher kein Gebiet der nämlichen Gegend Jos. 12, I7]. 11. Der Sohn Abinadab [Ben-Abinadab, vielleicht ein Sohn von Davids zweitältestem Bru- der Abinadab l. Sam. 16, s; 17, 13], die ganz: Herrschaft zu Dor [hatte den Küstenstrich am mittel- ländischen Meer unterhalb des Vorgebirges Carmeh in welchem die Stadt Dor Jos. It, 2 lag, zu verwalten], und hatte Taphath [d. i. Tropfen, tat. GuttEtJ- Salomds Tochter [von der Ammonitin Naema Kap. 14, 21], zum Weibe; 12. Vaena, der Sohn Ahilud [wohl ein Bru- der des Kanzlers Josaphat V. 3], zu Thaeugch und zu Megiddo [am westlichen Rande der Ebene Jesreel Jos. 12, 21], und über ganz Beitr-Sau [am südöstlichen Ende jener Ebene], welches [Ge- biet] liegt [lag] neben Zarthaua Uüdwestlich von Bethsean, am östlichen Abhange des Gebirges Gilboa Jos. Z, 17*] unter [der hoch gelegenen Stadt] Jesreekk [Jvf.19- 18], von Beth-Sean [1. Sam. 31, 10 Anm.] bis an den Plan Mehola [Ab el- Mehola 2. Sam. 20, 15 Anm. sich erstreckend] bis jenseit Jakuteamw [1. Chron. 7, 68., in Jos. 21, 22 Kibzaim genanntjz Salomo’s oberste Staatsbeamte. 449 «) Diese geographische Bestimmung, wenn wir ihr einen Sinn abgewinnen wollen, nöthigt uns, die jetzt gangbare Ansicht von der Lage der Stadt Zarthan an der Stelle des Kam Sartabeh, der wir bei Ins. Z, 16 gefolgt sind, zu Verlassen und die in der Anm. zu Nicht. 7, 22 angedeutete andere, welche den Ort weiter nörd- lich hinauf nach Bethsean verlegt, aufzunehmen. Jn der Erklärung von Ins. Z, 16 ändert sich dadurch nichts, als die Angabe der Entfernung von der Uebergangs- stelle, welche nun etwa 9 Meilen betragen würde. —- ") Die von CäiaremPalästina nach Bethsean führende Straße, die als Straße von und zu dem Meere gewiß schon in den ältesten Zeiten vorhanden war, senkte sich von der auf der Hochebene Jesreel gelegenen Stadt gleiches Namens nach der Jordans-Aue herab. —- "’·) Was diese nähere Bestimmung bedeuten soll, läßt sich nicht mit Sicherheit angeben, da uns die Lage der Levitenftadt Jakmeam nicht bekannt ist. Die Vulgata nimmt die Worte in dem Sinne: gegenüber von Jakmeamz darnach dürfte die Stadt in südiveftlicher Richtung von AbelsMehola auf dem über der Jordans-Aue sich schroff erhebenden Gebirge, ungefähr der Mündung des Jabok gegenüber, zu suchen fein. 13 Der Sohn Gebet [Bengeber, residirteJ zu Ramoth in Gilead smitten im Stammgebiete Gad’s, jenseit des Jordan b. V?os. 4, 43], und hatte die Flecken Jan, des Sohns Manasfe, in Gilead [4. Wes. 32, 40 f.; 5. M. 3, 4 f. 13 f. unter seiner VerwaltungL Und hatte die Gegend Arg-III, die in Basan liegt [eben die vorher ge- nannten Ortschaften Havoth-Jair zu besorgen], sechzig große Stadte, vermauert und mit ehernen Riegeln 15. Mos. Z, 5 Anm.]. s) Unter den 6 hier genannten Akntleuten finden sich nicht weniger als fünf, die nur nach den Namen ihrer Väter bezeichnet sind; es scheint, daß es damals üblich war, neue Eigennamen dadurch zu bilden, daß man dem Namen des Vaters das Wort den (Sohn) vorsetzte, ein Gebrauch, der uns überhaupt häufig bei den Hebräern begegnet. 14. Ahinadab, der Sohn Jddo, swar Amt- mann oder HaUptsteUereinUehmerJ zu Mahanaim snach unsrer Annahme am rechten Ufer des Jabok 2. Sam. 2, 8; 17, 24]; 15. Ahimaaz svielleicht des Hohepriesters Zadok älterer Sohn V. 2.’«, verwaltete dasselbe Amt] in Naphthali[Jof.19, 32—39], nnd der nahm auch sgleichwie BewAbinadab V. U] Salomtfs Tochter, [nämlich] Vasmath [d. i. die WohlriechendeL zum Weibe« V) Wenn diese Vermuthung richtig ist, so scheint der ältere Bruder seiner Würde nach hinter dem jüngeren zuriickgestanden zu haben. Jndessen war derselbe nicht blos dadurch besonders geehrt, daß er eine Tochter des Königs zum Weibe hatte, sondern vielleicht waren diese Amtleute zugleich Statthalter in den ihnen zugetheilten Bezirken, wenigstens faßt Josephus ihre Stellung so auf. Da ein orientalischer Untertham der eine lönigliche Prin- zessin zur Frau hatte, kein Serail haben durfte, so ent- sprach diese Ehe des Ahimaaz ganz dem Geiste des Ge- setzes, das dem Hohepriesier auch hinsichtlich seines ehe- lichen Lebens die Pflicht höherer Reinheit und Makel- losigteit auferlegte (3. Mos. 21, 13 fs.). 16. Padua, der Sohn Husai [wohl Husah des Arachiteih jenes treuen Freundes und weisen Dächfeks BibelwerL Rathgebers des David 2. Sam. 15, 32 ff.; 16, 16 ff; 17, 5 ff.], in Asscr [Jos. 19, 24 ff] uud zn Alvth sunbekannt — vielleicht ist mit der Vulgata zu übersetzen: und in Bealoth, und an eine Land- fchaft zu denken, etwa an den nördlichen Theil des Stam- mes Sebulon, der keinen eigenen Statthalter hatie]; 17. Josaphat, der Sohn Peruah, in Jsafchar [Jos. 19, 17 ff. und wohl auch im südlichen Theile des Stammes Sebulon Jos. 19, 10 ff.]; 18, Simei sdessen in Kap. 1, 8 Erwähnung geschahs der Sohn Ein, in Benjauiin [Jof. 18, 11 ff.]; 19. Gebet, der Sohn litt, swar Amtmann] im Lande Gilead, kdas ist] im Lande fin den ehe- maligen beiden ReicheUJ Sihon, des Königs der Amoriter [4, Terms. 21, 21 ff.; Jos. 13, 13 ff.], und Og, des Königs in Bafan [4. Mos. 21, 31 ff; Jos. 13, 29 ff.]; Ein Amtmann knurj war sabgefehen von denjenigen Distriktem welche dem Bengeber zu Ramoth in Gilead V. 13 und dem Ahinadab zu Mahanaim V. 14 zugetheilt worden] in demselben [sonst so weiten und ausgedehnten] Lande sdas aber verhältnißmäßig nur wenig be- völkert war 4· Mos 32, 42 Anm.]. 20. Juda aber und Israel, deß war sin Er- fiillung der göttlichen Verheißung I. Mos. 13, IS; 22, 17; 32, 12 unter Salomo’s Herrschaftj viel, wie der Sand am Meer [Kap. Z, 8], nnd aßen nnd tranken, und waren fröhlich kführten unter seinem Friedensregiment, auf welches schon sein Name Z. Sam. 12, 24 hindeutete, ein sicheres und wohlhäbiges Leben, wie der HErr es ihnen versprochen hatte 3. Mos 26, 3 ff.]. Mit diesem Verse schließt in der hcbräischen Bibel das 4. Kapitel und mit dem folgenden Abschnitt beginnt ein neues Kapitel. So lange es noch keine Kapitel- und Verseintheilung für die biblischen Bücher des alten Testameuts gab, pflegte man die Abschnitte nach der ohn- gefähren Angabe ihres Inhalts, oft in sehr unbestimmter Weise, anzuführen (Mark. Z, 25; 12, 265 Röm. 11, Z; Hebr- 3, 8; 4, 4). Die Vers-Eintheilung nun, wie wir jetzt sie haben, beruht theilweis auf der rhythmischen Satzs und logischen Perioden-Abtheilung, die schon bei den Juden zum Behuf des leichtercu Vorlesens in den Synagogen sich Eingang verschafst hatte und anfangs nur durch mündliche Ueberlieferung fortgepflanzt wurde, bis sie dann, und zwar nach Ablauf der talmudischen Periode (2—6. Jahrh n. Chr.), aber noch vor der ma- sorethischen Punctation des Textes, auch eine äußerliche Bezeichnung erhielt. Mit Zahlen am Stande bezeichnete Verse finden fiel) jedoch erst in einer Ausgabe der Vul- gata vom Jahr 1558, die der gelehrte Pariser Buch-» drucker Robert Stephanus, zweiter Sohn des durch seine literarische Betriebsamkeit berühmten Henrh Estienne, be- sorgt hat; nach Aussage seines eigenen Sohnes Heinrich hat er die Eintheilung auf einer Reise von Paris nach Lvon im J. 1551, und zwar während· er auf dem Pferde saß, gemacht. Bei Luther sindet eine Versabtheilung doch ohne Zahlangabe, nur in den Psalmen und Sprüch- wörtern statt, dagegen find die Kapitel in mehrere Unter- abtheilungen zerlegt; durch Theodor Beza, Calvins Nachfolger, ist dann (seit1565) die Absetznng des Textes nach Versen üblich geworden. Die jetzige Kapitel- Eintheilung dagegen ist christlichen Ursprungs und um A. St. I. 2. 29 450 die Mitte des 13. Jahrh durch die Scholastiker zu einer Zeit aufgelomineiy als der Cardinal Hugo de sancto caro (so benannt von seinem Geburtsort St. Eber, einer Vorstadt von Vienue im Dauphinis s]- 1263 zu Orviesto) behufs einer alphabeiischexr Zusammenstellung aller in der Vulgata vorkommenden Wörter der heiligen Schrift mit Angabe der Stellen, wo sie stehen (Concordanz), einer solchen Eintheilung dringend bedurfte. Aus der Vulgaia ist sie später (um das J. 1440) auch in die hebräischen Bibelausgaben übergegangen. Luther wich bei seiner Bibelübersetzung, des bessereu Zusammen- hangs wegen, bisweilen von dieser Eintheilung ab; namentlich hat er das 4. Kap. des 1. Buches der Chronika in 2 Kapitel zerlegt, so daß das Buch nun 30Kapiiel zählt, jedoch hat man unterlassen, die Zählung der Verse davach einzurichtem so daß das jetzige H. Katz. stch gar nicht cittren läßt. Auch bei dem nunmehrigen 7., sonst 6. Kapitel, herrscht ziemliche Verwirrung; denn das ursprüngliche 5.Kapite1 reicht bis Kap. 7 tsonst O, V. . Wie unangemessen aber theilweis auch die Verse abgetheilt sind, haben wir bei den bisher behandelten biblischen Büchern schon mehrfach wahrgenommen, und werden es iiinfti noch öfter zu bepbachten Gelegenheit haben; es läßt ssch nur in dergleichen Dingen das ein- mal beftehende Herkommen schwer abänderm IV« V. 21-—34. An das Verzeichnis von Beamten im vorigen Kbschuitt set-liebt siih eine Uebersnht über Salomaa tuinigtirtse Prasht und Herrlichteeit an, als worin Gottes Oerisrißuag von den: ihm über seine Sitte hinaus gewähr- ten Beiththum sieh thaisächtich erfüllte. Ebenso über— s nein-glitt) zing aber auch die verheißung der ihm be- L iedxlixn Säfte in Øtsåtlungz denn Salomo- Weisheit tttundete sirh in eint; Weise, daß alle Welt auf ihn auf- merksam wurde und die Fürsten der übrigen Völker: als zu einer wunderbaren Größe nach ihm aussehen-ten. A. Also findem der HErr jetzt alle seine, dem Volke Israel gegebenen Verheißungen erfüllte, außer den in V. 20 angedeuteten auch die in 1. Mos. 15, 18; 5. M. I, 8 Auen] war Salomo fabgesehen von dem in V. 7 ff. ausgeführten Länder- gebiet des eigentlichen Canaakn das er durch seine Amtleute verwalten ließ] ein Herr über alle König- reiche Ivon denen in jener Verheißung die Rede wen-»J- ltvtt Bett: Wasser [dem Euphrat im Nord- often] an [zugleich] in der Philister Lande sim Süd: westen], bis an die Grenze Egyptens sin 2. Chiron. 9, 26 heißt es dafür deutlicher: Und er war ein Herr über alle Könige vom Wasser Euphrat an, bis an der Philister Land, dies eingeschlossen, und bis an die Grenze EgyptensL die ihm Geschenke sTribut Z. Sam. 8, 2 ff] zubrachteiy und dieneten ihm sein Leben- ti tt . g22. Und Salomo [indem er einen, dieser sei- ner Machtstellung entsprechenden Hofstaat sich ein- richtete] mußte szur Unterhaltung desselben, da an morgeuläudisehen Höfen nur Naturalbesolduugen an die Beamten und ihre Familien verabreicht zu werden pflegten] täglich zur Speisung haben dreißig Cot Inder Homor = 110 preuß Scheffel L. Mos. 16, 36 Blum] Semmelmehl [feines, gebeuteltes Mehl , und sechzi Cor s= 220 Scheffel] ander kgew hulicheV Mc l; I. Könige 4, 21——31. 23. Zehn gemästete Rinden und zwanzig Weide- riuder, und hundert Schafe; ausgenommen [außer- dem kamen aber auch noch ein »für die königlicheTafel] Hirsche und Rehe [Gazellen], und Gemsen [Dam- hiVschtJ - Und gemästct Vieh [Geflügel —- naeh eini- gen: Kapaunen, uach andern: Gänse] Nach ungefährer Berechnung ergiebt dies einen Hof- staat von 14,000 Personen. Es werden die Angaben uns nicht befremden, wenn wir hören, daß die Könige von Persien täglich 1000 Ochsen brauchten und für den Hof des Sultans noch ietzt täglich gegen 500 Schafe, Lämmer und Böcke geschlachtet werden. 24. fSoviel konnte Salomo aber auch täglich für seinen Hofstaat aufwenden.] Denn er herk- schete im ganzen Lande diesseit des Wassers sdes EUPHWM von Tiphsah fThapsakus 2. Sam. s, 6 Anm.] bis gen Gast! [im Philister-Lande Jos. 13, 3 Anm.], über alle Könige [der Syrer und Philister] dtessett des Wassers [die von seinem Vater David unterworfen worden waren 2. Sam. 8, I ff.], und hatte Friede von allen seinen Unterhauen swohl richtiger: von allen seinen Seitend d. i. von allen ihm benachbarten Völkern] umher; «) Es ist wohl, wie in Jerem. 49, 32 zu lesen: VJYJZJZYtY nicht: 1sJ;x»l-·5DTD, da letzteres svon allen seinen Knechten oder Unterthanen) in den Zusammenhang nicht recht passen will, man müßte denn den Ausdruck ,,Knechte« von den durch David unterworfenen Völkern verstehen, die nicht versuchten, ihm den Gehorsam zu verweigerm 25. Daß Juda und Jsrael sicher wohnetein ein jeglicher unter seinem Weinstock, und unter seinem Feigenbaum lungestört der köstlichen Erzeug- nisse des Landes genießen konnten 2. Kön 18, 313 Micha 4, 4; Sach. Z, 10], von Dan bis gen klzlktrsaba [Jos. 19, 47 Anm.], so lange Satomo c c. 26. Und Salomo lwenn auch die tributpftichtigen Könige V. 24 hätten versuchen wollen, sich wider ihn zu empören, würde doch im Stande gewesen sein, jeden solchen Versuch auf der Stelle zu unter- drücken; denn er] hatte vierzig fnach Z. Chiron. 9, 25: vier«] tausend Wageupferde lzu den 1400 Kriegswagem die ihm zu Gebote standen Kap. 10,· 26], und zwölf tausend Reisigett westlich: Reitpferde für eben so viel Mann Reiter, in em seine Verbindung mit Eghpten Kap. Z, 1 ihm Gelegenheit bot, mit Rossen sieh zu versorgen Kap. 10, 28 f.; 5. Mos. 17, 16 Anm.]. «) Daß diese Angabe die unzweifelhaft richtigere ist, ergiebt sich daraus, daß 40,000 Wagenpferde (genauer 4·2,000) eine Anzahl von 14,000 Kriegswagen ergeben würden (zu jedem Kriegswagen gehörten in der Regel 3 Pferde, zwei zur Bespannung und eins zur Ressesrvex was nicht nur der angeführten Stelle in Kuh. 10 wider· spricht, sondern auch in keinem Verhältnis sieht zu der Anzahl der Reiter. Wir müssen also hier, ebenso wie in Z. Sam. 15, 7., einen Schreibfehler annehmen: DIZZZTTZZ (40) für HYYY (vier)· Uebrigens steht im Grundtext: »vierzig sit) tausend Raufen von Rossen-«, was aber Luther ganz richtig durch ,,Wagenpferde«Verdeutscht hat; Von der Pracht nnd Herrlichkeit des Salomonischeii Köuicfthunis 451 irki Alterlhunr hatte nämlich jedes Pferd seine besondere Krippe im Stall. — its-«) Das Wort reifen, welches setzt bedeutet: eine Reise n1achen, sich von Hause weg- beivegem hat ursprünglich den Sinn: sich erheben, sich kuistnachen (4. Mose l, 51); dann: sich zu einem Kriegs- znge ausmachen, in das Feld ziehen (l. Corinth. 9, 7 hat Luther geschrieben: Wer reiset jemals auf feinen eigenen Sold? wofür unsere jetzigen Bibel-Ausgaben haben: Welcher ziehet jemals in den Krieg auf fei- nen eigenen Sold?); daher steht in Nicht. 4, 9 Reise file Kciegszum und noch jetzt gebraucht rnan wohl den Ausdruck: Rcisner oder Reislätifer für Soldat oder .l?riegsknecht, gleichwie auch die Redensart vorkommt: zu Reis und Daheim, d. i. im Kriege rind im Frieden. Das von ,,Reise« in diesem Sinne abgeleitete Eigen- scitaftsivort reifig, zu Kriegsziigeii gerüstet oder dienend, steht bei ikiither öfter in Verbindung mit dem Haupt- wert ,,Zectg«, d. i. Kriegsheer (.Hohel. l, 9; l. Matt. I-),1l; Offenb.9, 16), um ein aus ilieiterei bestehendes Kriegsheer oder die prachtvoll geschirrtcn Gespanne zu bezeichnenz das aber wiedernin davon gebildete Haupt- wort Reisige, welches auch bei ietzigen deutscher: Dich- mii H. B. in dem Liede: Heil dir iin Siegerkrxiiizs in dem Sinne von ,,Soldaten« vorkommt, bedeutet in der Schrift s. v. a. Reiter, Berittene (l. Eljtakk 4, 1). 27. Und die szwölf zu diesem Behuf angestellten] szlgntleute IV. 7 ff.] verforgten den König Salomo nnd alles, was zum Tisch des Königs gehörte [alle zum Hofstaat gehörigen, von der königlichen Tafel zu speisenden Personen], ein jeglicher in seinem Monden, und ließen nichts fehlen. 28. Auch Gerste sstait des Hafer-s, der in Egypten und Palästina nicht vorkommt 2. Mofe 9- 32 AIINLJ und Stroh für die Rosse kder Ar- mee V. 26] und lfür die] Länser sznr Ueber- bringung der königlichen Botfchaften in die ver- fchiedenen Landescheile bestimmten Rennpferde von besonders edler Art] brachten sie an den Ort, da er [der König gerade] war« [indem derselbe, je nach Lust oder Bedürfnis, seinen Aufenthalt mehr- mals im Jahre wechfelte Kap. 9, 19 Anm.], ein jeglicher nach seinem Befehl lie nach dem Monat, in welchem, und nach der slJienge, wieviel er zu liefern hatte]. »F) Andere übersetzen: an den Ort, da selbige (die Rosse und Lauter) waren, da diese natürlich nicht blos in Jerusalem untergebracht werden konnten, sondern in verschiedenen Gegenden des Landes, natur-ni- lich in den Kap. I, 19; 10, 26 erwähnten Stadien, ihr Standquartier hatten. Wieder andere übersetzen: wo es (Gcrfte und Stroh) fein, je nach Vertheilung der Rosse durchs ganze Land hinkommen sollte, was den- selben Sinn ergiebt. 29. Und Gott gab Salomo sfeiner Berheißung in Kap. Z, 12 gemäß, wie fchon in dem Ab- fchnitte Kap. Z, 16—28 angedeutet wurde] sehr große Weisheit und Verstand, und getrost [wört- lich: ein weites] Herzk wie Sand, der am Ufer des Meeres liegt [in reicher unerfchöpflicher Fülle I. Mose 41, 49; Jof. II, 4]; 30. Daß die Weisheit Salomo größer war, denn [die] aller Kinder gegen Morgen fdee im Nordosten, Osten und Südosteti von Paläftitia s wohnenden, durch ihre Weisheit in Sinnsprüchen, in der Sterntuude und andern Wisfenfchaften sich auszeichnenden Chaldäer, Araber oder Sabäer, nnd Jdnmäer oder Themaniter Kap. 10, 1; 4. Mose 21, 10 Anm.], und aller Egypter WeisheiHk s) Weisheit bczeichuet die mehr praktische Lebens- Weisheit, die Fähigkeit, im Thun nnd Handeln das Zweck- niäsiige zu wählen; Verstand die scharfe Uctheilskraft zur richtigen Erkenntnis? schwieriger und verwickelter Ver- hält-risse; Weite des Herzens (so wörtlich) ist die hohe Geistestrafh welche die verschiedensten Gebiete des Wissens umfaßt. «) Die Weisheit der Eghpter war fast sprichwörtlicls geworden und erstreckte fich auf die verschiedensten Zweige metifchlichcn Wissens, als Ranmlehra Rechenkunsh Stern- unt) Ellatnrkiinde n. s. w. (J"es. 19, 13 Anms 31. Und war weiser denn alle Menschert [sei- uer Zeit]; auch weiser, denn die Dichter Ethcnu der Esrahjteu Hintan- Chalcol und Darda«[«genauer: auch weiser denn Ethan, der Esrahiter, und Heu-can, und Chalcol und Darda, die Söhne Machol]; und war berühmt unter allen Heiden Völkern] umher. s) Diese vier loeeden auch in 1 Chrorn Z, 6 neben einander arisgesührh nur daß ihrer Reihe ein fünfter Name ,,Simri« voransteht und der letzte von ihnen, Darda, dort ,,Dara« geschrieben wird, was aber keine Schwierigkeit inacht, da der Bnchstabe «: (d) nach dem voraufzgehendcty so ähnlichen A (r) wohl nur durch ein Versehen ansgesalclen ist. Sie werden dort »Kindcr Serah« genannt und damit dem Geschlechte Serah’s, des Sohnes Judas (4. Piose 26, 13. 20), zugerechnetz das; sie aber dieseni Geschlecht nicht durch lsjebiirt an- gehörteriu sondern nur als Fremdlinge nnd Beisaffen ihm bürgerlich einverleibt waren (Richt. 17, 7 Anm.), geht aus I. Ehren. 7, 33—38. 44——47; 16, l7 hervor, wo- nach Hemam der Enkel SamnePs (vgl. 1. Sam. 8, 3 Anm.), dem LevitetpGefchlecht der Kahathiten und Ethan, der Sohn Kusi oder Kusaja, dem Geschlechte der Meta- riter entftammte Dieser ihrer bürgerlichen Zugehörigkeit zum JudäewGeschlecht Seralys wegen heißen sie an un- srer Stelle ,,Esrahiter«, welches Wort sich nicht blos auf Ethan, sondern auch auf Henxam Chalcol und Darda bezieht. Die letzteren beiden koinmen sonst nir- gends weiter vor; daher wir nicht sagen können, ob der Ausdruck »die Söhne Machol« sie nach ihrem Vater be- zeichnet, oder ob das Wort Machol in dem Sinne von ,,Reigen, Reigentanz« (Ps. 30, 12; 149, Z; 150, 4) zu riehmen und also zu übersetzeii ist: »die Söhne des steigend-«, d. i. Chorfüdrer der heil. Reigentänza Luther hat, anders als die Scpiuagixita und Vulgatm welche die erstere Auffassung haben, für die zweite fich entfchiederu aber, indem er den Ausdruck den Namen der vier Männer voranstellt, ihm eine andere Deutung gegeben, denn er überfetzt »Dichter«. Wenn auch nicht sprachlich, so hat er doch fachlich darin vollkommen Recht, und nehmen wir davon Veranlassung, ans den Cha- rakter nnd die Arten der hebrtlischen Poesie oder Dichtkrinst hier näher einzugehen, gleichwie wir zu 2. Sam. I, 27 von der Form derselben gehandelt haben. Die hebräifche Poesie ist eine Fruchi der Religion; ihr Ur- sprung ist nicht in irgend welchen äußerlichen Ver- anlaffungetu etwa in kriegerischen Ereignifsen u. dgl. zu suchen, sondern, wie das ganze Leben der Jsraeliten von den Zeugnissem Verheißnngen nnd Heilsthatcn des HErrn getragen und beseelt war nnd durch das geoffenbarte W« 452 I. Könige 4, 82——84. 5, 1———3. Gefetz auf die höherenWahrheiteii der Religion als Ziel geistigen Strebens hingeleitet wurde, so waren es auch die durch die glorreicheii Bezeugungen der göttlichen Gerechtigkeit und Gnade gewectteii heiligen Gefühle und Stimmungeii, welche das Gemüth frommer Jsraeliten erfüllten und zu Liedern, Lobgesängen und heiligen Dich- tuiigen begeisterten, und ganz naturgemäß waren daher auch die Zeiten der lebendigften religiösen Erregtheit die fruchtbarsten Zeiten für die Pflege und Ausbildung der Poesie. Was nun die verschiedenen Arten der Dichtung betrifft, so blieben das Epos (Heldengedicht) und Drama (Schaufpiel) den alten Hebräern fremd. Zur Ausbildung des Epos fehlte nicht allein der hierzu erforderliche Stoff- indem die göttliche Offenbarung keine Mythologig keine Götter- und Heldensagen kennt, sondern auch die für die epische Behandlung der großen Thaten Gottes unbedingt nothwendige freie, der Einbildungskraft des Dichters be- liebigen Spielraum geivährende Stellnng zur Religion, indem der heilige und sittliche Ernst des göttlichen Ge- setzcs jede Umbildung der Offenbaruiigs-Thatsachen zu epischsdichterischen Ziveckeii Von vornherein ausschloß Gleicherweise fehlten dem Volke Gottes die für die dramatische Dichtung unentbehrlichen Grundlagen, das Vorwiegcn ästhetischen, auf das Erhabene und Schöne gerichteten Kunftinteresscs, das Vorwalten der weltlichen Denkweise und eine gewisse Vertiefung in natürliche Eigenthümlichkeitem Bedingungen, die durch den ganzen Charakter der altteftamentlichen Offenbarung eher ge- hemmt und beschränkt, als gefördert wurden. Dagegen hat, ihrem Urfprunge gemäß, die hebiäische Poesie nach zwei Seiten eine besondere Ausbildung gefunden, das sind die lyrischen und die didattischen Dichtungs- arieii, je nachdem die Dichter den Eindruck, welchen die göttlichen OffenbarnngsEhatsachen und die Wahrheiten aufHerz und Gemüth machten, entweder in der lvrifchen Form religiöser Gefühle und Stimmungen aussprachem oder ihn zum Gegenstande der Unterweisung machten und zur Verbreitung religiöser Erkenntniß und zur Erweckung heiliger Entschlüsse in die Form von Sinn- fprüchen eintleideten Jn die Klasse der ersteren Dichtungss art, in die des Liedes (hebr. Ins-«« = Sohns) gehören außer den, in die geschichtlicheii und prophetischen Bücher eingefchalteteii und verwebten Liedern die sämmtlichen Psalmen, ferner das Hohelied und die-Klagelieder; in die Klasse der didaktischen (lehrhaften) Dichtungss art oder der Spruchdichtung (hebr. IF; = til-isoliert) dagegen die Sprüche Salomo, das Buch Hieb und der Prediger Salomo. Während nun die heilige Lyrik der Jsraeliten zu ihrer liöaisten Blüthe durch Da- vid elangte (1. Sam. 16, 13 Anm.)- führte Salomo die heilige Spruchdichtung die eine Frucht der sinnenden Bctrachtung über die, in dem Gesetze Mosis gegebene und in der cigenthüinliilnn Führung Jsraels bewährte göttliche Offenbarung und ein Erzeugnis; derjenigen Weis- heit FHYU = Ch0kn1a) ist, welche die Lehren der geoffenbarten Wahrheit in das Selbstbewußtsein anf- genommen und sie ebensowolil zum Gegenstand des Denkens und Erkennens, wie zum Beweggrund des Wollens und Handelns gemacht hat, zur höchsten Voll- endung. Was er selbst von derartigen Gnomen oder Sinnsprüchen geredet (V. 82) oder von anderii Weisen sich angeeignet hat, ist theilweis niedergelegt in den fei- nen Namen tragenden Sprüchen Salomo; dagegen giebt der Verfasser des Prediger Salomo, der zur Zeit eines Zltehemia oder Maleachh als der Druck der Fremd- herrschaft und andere traurige Verhältnisse das Leben verdüsterten und eine fast an Verzweiflung grenzende Stimmung erzeugten, solcher Verzweifelung zu wehren sucht, deutlich genug zu verstehen, daß nicht Salomo selbst das Buch gemacht habe, sondern nur Er, der als diepersonisieirte Weisheit galt, in demselben als redend auf- trete, wie er feine Gedanken über die Räthsel dieses Le- bens in einer Versammlung vorträgt, was uin so leichter geschchen konnte, da vieles in dein Buche aus den Sprüch- wörteru und der Gnomendichtung der salomonifchen Zeit entnommen ist. Verhält es sich wirklich so, wie von manchen Auslegern angenommen wird, daß derselbe Heman, den der 88. Psalm als Verfasser nennt, auch das Buch Hieb gemacht habe (und allerdings findet nicht nur eine auffallende Verwandtschaft der Sprache zwischeii jenem Psalm und diesem Buche statt, sondern es ist auch der Leidenszustand innerlich wie äußerlich an beiden Stelleii die nämliche Anfechtung); so erkennen wir daraus, daß die in unserm Verse ge- nannten Männer eine förmliche chokirizkGenossenschaft an Salomos Hofe bildeten, welche die Pflege der Gnomen- oder Spruch-Weisheit zu ihrer Aufgabe hatte. Nicht immer geht diese Weisheit in die Tiefe, wie das beim Buche Hiob der Fall ist, vielmehr erstreckte sie sich zu- meist auf die Weite und Breite des Lebens und suchte die biirgerlichen und häuslichen Verhältnisse mit dem Geist der Gottesfurcht und Tugend zu durchdringen; wie sehr aber solche göttliche Weisheit in der Form ein- facher, sinnreicher Sprüche, von den Weisen jener Zeit dem Volke in Herz und Mund gelegt nnd schon frühzeitig dem Gedächtniß der Jugend eingeprägt, geeignet war, die religiöse wie intellektuelle (die Herzens- wie die Verstandes-) Bildung zu fördern, das zeigt sich noch jetzt in Schott- land, wo man die Sprüche Salomo’s in großer Zahl von den Kindern auswendig lernen läßt und wo in Folge dessen ein reicher, schlagender und zugleich geheiligter Mutterwitz bei dein Volke zu Hause ist. 32. Und er redete dreitausend Sprüche [von welchen die gediegeusten 5—600 in dem Buche der ,,Sprüche Salomo« aufbewahrt sind], und feiner Lieder [die er überhaupt gemacht hat] waren tausend und fünf [doch sind davon nur vier erhalten in den Psalmen 72, 127, 132 und in dem Hohenliedes Eine sehr deutliche Anspielung auf Salomos per- sönliche Verhältnisse, der nach L. Sara. 12, 25 den Na- men Jedidja erhielt und dem der HErr im Traum er- sihien (Kap· Z, 5 ff.; 9, 2 ff.), enthält Psalm 127 in den Worten des 2. Verses: »seineu Freunden giebt er’s schlafend.« Der Pfalin hält sich ganz auf dem Gebiet deshänslichsbürgerlichen Lebens uiid behandelt das Thema: »An Gottes Segen ist alles gelegen« Der 72. Psalm ist vielleicht von Salomo bald nach seinem Regierungs- antritt, so zu sagen als ein Kirchengebet der Gemeinde für den neu regierenden König, verfaßt, und gehen die Fürbitten und Segenswünfche des Volks dahin, daß sich in Salomo die dem Samen Davids gegebenen Ver· heißungen mehr und mehr verwirklichen mögen; doch konnte die Verwirklichung in Salomo nur vorbildlich sein, und der Psalm wird um so inebr ein mess·ianiseher, je mehr auch Salomos Regierung hinter der Idee des Reiches Gottes, der Gerechtigkeit seiner Bürger und sei- ner Ausdehnung über die ganze Erde zuriickblieb. Das Hohelied endlich fshildert in drainatisclplyrischen Wechsel- gesängen unter dem Sinnbild der bräutlicheti Liebe Sa- lomo’s und der Snlaniith die Liebesgemeinschaft zwischen dem spskiErrn und seiner Gemeinde nach ihrer aus der Erwähluiig Jsraels zum Eigenthumsvolke Gottes sich ergebenden idealen Natur, nach welcher jede aus Jsraels Untreue siießende Trübung dieser Gemeinschaft durch Rückkehr zum treuen Bundesgott und durch dessen un- Salonios Weisheit. 453 wandelbarc Liebe zu iinmer festerer Säuießiing des Liebes- bundes führt. Wegen Pf. 132 s. zu Kap. 8, S. 33. Und er knaturwisfenschaftliche Unterfuchungen und Beobachtungen iiber die Pflanzen-s und Thier- welt anstellends redete von Bannen, von der Eeder an zu Libanon fdiesem herrlichsten und er- habensten» Baum] bis an den Most, der aus del« Wand wachft sein geringfügiges und unscheinbares Gewächs 2. Mose 12, 22 Anm.]. Auch redete er [in Schriften, die untergegangeii find] von Vieh, von Vögeln, von Gelt-arme, von Fischen kden vier Klassen, in welche das ganze Thierreich nach der Art der Bewegung eingetheilt zu werden pflegte I. Mose l, 26 ff.]. 34. Und es kamen [Personen] aus allen Völ- kern, zn hören die Weisheit Salomo [wie die Ge- schichte der Königin von Saba Kap. 10, 1 ff. beweist], von allen Königen auf Erden, die von feiner Weisheit gehöret hatten [Abgesandte, um ihren Fiirsten nähere Kunde davon zu bringen]. Das vermuthlich aus dein letzten Jahrhundert der Ptolemäer oder derjenigen 14 Könige, welche nach Qlleranders des Großen Eroberung von 323—80 v. Chr. über Egypten herrschten, stammendn von einem eghptis schen Juden, der in seiner Jugend palästincnsische Lehrer gehört hatte, verfaßte apokryphisrhe Buch: die Weis- heitSalomonis an die Tyrannen führt zwar den Salomo als redeiid ein, aber nur, um den darin mit- geiheilten Weisheilslehren größeren Nachdruck zu geben, nicht weil es ein Schriftwerk Salonios selber sein wollte. Wie sehr man den rechtmäßigen Ruf von Salomos Weisheit hernachmals in’s Ungeheure erhoben hat, zeigt schon Josephus, der ihn sogar zum Verfasser von Zauber- büchern wundersamen Inhalts macht; und als zu der- selben Zeit, wo der Heiland auf Erden erschien, das Volk der Juden an der Spitze stand im Treiben aller vom HErrn ihm verbotenen Greuel der Wahrsagerei und Zauberei, da suchten sie ihr Handwerk zu legitimi- ren, indem sie den Salomo zum Meister aller Zauberei machten. Darum kann man sich nicht wundern, wenn der Koran ihm das Verständnis; nicht allein aller Spra- chen der Menschen und Dämonen, sondern auch der Vögel und Ameisen znschreibt. Wichtiger als dergleichen Thorheiten ist uns die Vergleichung der Persönlichkeit Salomos mit der seines Vaters David. »Wie Sa- lomo’s äußeres Leben, das meist in ungetrübtem Glück hinfloß, einen auffallcnden Gegensatz bildet gegen das stnrmbewegte Leben seines Vaters, so ist auch die geistige Eigenthüinlichkeitbeider wesentlich von einander verschieden. David hatte ein sehr zartes Gewissen, ein aufrichtiges, demiithiges Herz, das sich besonders in der lebhaften Er- kenntnis? von Sünde und Gnade ausspricht; Salomo dagegen faßt in seinen Schriften die Wahrheit mehr vom allgemeinen Standpunkte aus und spricht in Grund« sätzen und Sprichwörtern aus, was sein Vater als per- sönliche Empfindung, als sein eigensies Gefühl darstellt. Deswegen giebt sich Davids Buße als eine plötzlicha das innerste Mark des Lebens erschütternde göttliche Traurigkeit in lautem Weinen und Thränen kund, wäh- rend bei Saloino, der zwar feiner, aber tiefer gefallen (Kap. II, l ff.) und länger in seinen Jrrwegen fort- gewandelt ist, seine Umkehr mehr als eine allmälige Rück- kehr von der Verirrung zur Wahrheit, von der Eitelkeit zum Wesen erscheint. Durch die weichereGrundstimmung seines Herzens fühlte sich David inniger zu» der Gemein- schaft der Glänbigcn hingezogen; daher seine Psalmen, I l für den Gebrauch des öffentlichen Goltcsdienstes geeignet, das fromme Gemeindebewusitfeiii arisfpreclicti und sich viele Ankläiige an sriihcrc Erzeugnisse der heil. Dichtkunst finden, während Salomo von seiner geistigen Höhe aus mit einer gewissen Unabhängigkeit auf das ganze Ge- biet der Natur und der Menschenwelt herabschaut und daher seine Schriften von den ineisteii andern Schriften des alten Testamenis in Inhalt und Ausdruck sich wesent- lich unterscheiden. Davids geistige Richtung geht mehr auf das Eine, was noththutz Salomws Weisheit hat zwar die Furcht und Liebe Gottes zum Mittelpunkt, aber entfaltet sich in den verschiedensten Richtungen ans die umfasscndste Weisen« sWunderlichh Das 5. Kapitel. Salomcks Bund mit Gram, bei llorliereiiiing zum Tempelhain V· 1—-18. blau) den ditiithetliingrn des vorigen Kapi- tels, wrlrhr schon auf dir ganze narhfolgende Regierungs— Zeit Saloniag sich bezogen, führt uns der heil. Schriftstellrr jrht wieder an den Zliifang Haku-it. Die Gelegenheit, da der König hie-am von Thrug zu seinem Regierungsantritt ihm Gliirli wünscht, bciinlzt Salomo, um seinerseits aurh eine Gcsandtsitiaft an diesen alten Freund seines Vaters alszusehicticii und mit ihm in Verhandlung zu treten wegen der ölnterstötjiinxk die er zu dem beabsiititigten Ttmpclbau bedarf. hirain gewährt ihm bereitwilligst nicht nur das bcicijthigte Bauuiuterial an Holz nnd Steinen von dem Libanon-Gebirge, sondern stellt ihm auch eine Anzahl phiiiiizisclser tziiulesite zu Diensten, die als Werlunrisier die igraelitisrtjrttFrohnarbeiter und die Frohnsclaveu aus den Faiiaiiiltärn unter ihre Leitung nehmen. dgl. L. Thron. i 1. Und Hiram, der König zn Thrus [2. Sam. 5, 11 Anm.], sandte fwohl schon im J. 1015 v. Chr] seine Knechte seine Anzahl seiner vornehm- sten Hofbeamtenj zu Salomo [um ihm, wie das unter befreundeten Nachbar-Königen Sitte war -2. Sam. 10, I f., zu seinem Regierungsantritt Glück zu wünscheiijz denn er hatte gehöret, daß sie sdie Kinder Israel 1. Chron. 30, 22J ihn zum Könige gesalbet hatten an seines sinzwischen ver- storbenen I. Chron 30, 28] Vaters Statt. Denn Hiram liebte David sein Lebenlang sstand in guter Freundschaft mit ihm, so lange er gleichzeitig neben demselben regierte, und wollte nun diese Freund- schaft auch auf dessen Sohn übertragen]. 2. Und Salomo [als er nach Befestigung seiner Herrschaft Kap. 2, 46., doch nicht erst nach Simeis Hinrichtung im J. 1012 v. Chr., sondern bald nach Beseitigung Adonicks und seiner Anhänger Kap. Z, 13—35., nun daran gehen wollte, den ihm zur Aufgabe gestellten Tempelbau 1. Chron. 29, 10 ff. in Angrifs zu nehmen] sandte zu Hiram finden: er die freundfchaftliche Annäherung dessel- ben V. 1 für seine Zwecke benutzte], und ließ ihm en: Z. Du weißt lans den Berathnngem die mein Vater noch bei seinen Lebzeiten mit dir gepflogen) daß mein Vater David nicht konnte [wie er sich l. 454 vorgenommen] bauen ein Haus dein Namen des HERR, seines Gottes ssondern nur mit den Vor: bereitungen dazu sich begnügen mußte l. Chiron. 23- 4], uui des Krieges willen, der um ihn her war [womit seine auswärtigen Feinde bestäiidig ihn bedrängtenL bis sie der HErr unter seine Fuftsohleii gab ssie einen nach dem andern ihm unterwarfs 4. Nun aber hat mir der HEry mein Gott, Ruhe gegeben umher, daß kein åkbidersaeher svon außen] noch böses Hindernis; svon innen, als Auf: ruhr, Theiirung Pest u. dgl] iiiehr ist. 5. Siehe, so hab ich gedacht, ein Haus zu bauen dem Namen des HErriu meines Gottes, tote der HErr geredet hat zu nieiiiein Vater« David, nnd gesagt: Dein Sohn, den ich an deine Statt sehen werde auf dritten Stuhl, der sotl nieineui Namen ein Haus bauen [2. Sam. 7, 12 f.]. 6. So besteht nun, das; man mir Cedern [uiid CVPWsseU V. 10] aus Libanon [von dem unter deiner Herrschaft stehenden Theil dieses Gebirges, das an dergleichen Holzarten reich ist 4. Mof 24, 6 Auen] hanc, und daß dritte Knechte mit meinen Knechten seien sfie anzuweisen, wie sie beim Aus: wählen und Fällen der Biiuine sich zu verhalten haben] Und den Lohn deiner Knechte sden sie für ihre Mühe zu fordern haben] will ich dir geben; . alles, wie du sagst sgenau dem entsprechend, wie " du selbst ihn mir bezeichnen wirst, abgesehen von dem, was ich dir fiir das gelieferteBaiiholz selber werde zu entrichten haben V. 11]. Denn du weißt, daß bei uns niemand ist, der Holz zu hauen sin Hinficht auf das regelrechte Fällen desselben es zu be: I handeln] wisse, wie die siti diesen Dingen erfahre- uen] Zidottier [2. Stirn. 5, 11 Anna] Selbst in dieser Zeit seiner höclistcxi Blüthe stand das Volk Gottes zirrtick in irdischer Eintritt, Betricbsaiukeit und Gefchicklichkeit hinter den benachbarten Caniitiitern und Phöuiziernz aber auch die Kiiidcr dieser Welt helfen iii dieser Zeit mit, es zu verherrlirhery die Vorthcile ihres weit ausgebreitcteti Handels und ihres Kunstfleißes fallen Salomo zu, dessen Macht zu Lande weit größer war als die von Stdou und Tyrue — zum Vorbilde der Zeit, wo alles Irdische im Dienste des Reiches Gottes stehen wird. (v. GerlachJ 7. Da Hiram aber hbrete die Worte Saiomo sdie dieser ihm mit dem eben gemeldeten Antrag und mit dem, was seine Gesandten sonst noch in seinem Auftrag vorbrachten 2. Chroip L, 3—10., sAgeI11kEs3i- freuete er sieh hoch [deim es lag ihm viel daran, mit einem König in gutem Eli-verriet)- men zu bleiben, dessen Land eine Kornkainriier fiir das seinige und mit nielchein eine Verbindung von großem Vortheil fiir seine Handelsinteressen war], und sprach: Gelobet sei der HEisr sder Gott Israel] heute szu dieser Zeits der David einen weisen Sohn gegeben hat über dies große Volk ldas er zu seinem Eigenthum sich erkoren] Eine iioch größere Anerkennung Jehovas spricht Hiram in L. Chroir. Z, 12 aus, wo er ihn den Schöpfer l. Könige s, 4.--—18. fl G, l. des Himmels und der Erde nennt; doch erklärt sich dieo ans dem Eingehen des thrischeii Königs auf die religiösen Vorstellungen Jsraels und schließt nicht nothwendig sei- nrii persönlichen Cålciuben ein, daß Jehovci der allein wahre Gott sei, wie ei· denn auch ein Heide, Lilie-b. s. Und Hiram sandte sBotschaft durch ein Schreiben, das er den Gesandten V. 2 mitgab v. Cbroa 2, 11] zu Salomu und ließ ihm sagen: Ich habe gekirrt-i, was du zu mir gesandt [oiirch deine Gesandten von mir verlangt] hast. Jth lvilt thun nach alle deinem Vegehr, mit Gebetn- und Tannen: [Cypressen-] Holz [1.Mos. o, 14]. Das hebe. Berosch (tz-«i’-:) ist ein hoher, auf dem Libanon wachsender und zu dessen Zterdcn gehörenden« Baum, der daher öfter mit der Ceder verbunden erscheint (Jes. M, s; 37, 243 55, is; 60, Ist) und dessen Holz, ioie das der Seiner, zu Prachtgebäudem Lanzenschiifteiy ninsikalischeti Instrumenten und Seeschifseii svratiiiit wurde (Kap.6, 15. 343 Nah. Z, 4;» 2. Samz is, H; Hof. 27, 5). Hiernach ist nicht wahrscheinlich, das; die Taiiiie gemeint sei, auch hat diese Deutung unter den alten sitts- legcrii wenig fiir sieh; viel annehmbarer erscheint die Deutung der Septiiagintm welche die Cypresse darunter versteht. Diese gehört unter die Nadelbäuina hat einen schlankem pliraiiiidaleii Wuchs, ähnlich unsrer spat-bei, duukelgetineNadeliy welches ernste Lltioseheti sie seit alten Zeiten zum Cächiiiiick der Ciräber machte, und ein sehr iriol)lriecheudes, festes, dauerhaftes und leichtes Holz. Sie ist im Niorgciilande einheimtscln kommt jedoch auih in den siidliclien Ltindern Europas als Zierde der tåtiirteii und Parke vor. El. Meine Knechte sollen sie [dieBau:tistiint1ne, unter Veihülfe deiner Knechte] von Libanon hinab bringen an’s [mittelländische] Meer; und will sie Dort] in ist-tosen legen sum) also sortschasseiq lassen aus dem Meer, bis an den»Oet, den du uiir wirft ansageii lassen-«, und will sie daselbst abbindetikdie Flöfze wieder auseinandernehineti Iassen], nnd di; sollst es sdas Holz, von dannen weiter bis gen Jetuialsxvj holen lassen. Aber du sollst szuui Ent- gelt dafür] auch mein Vegehr thun, und saiißer dem. von dir schon angebotenen Lohn für meine Knechte V. 6 als Preis für das dir abzulasseiide BaUmaterEalJ Speise geben meinem Gesinde kmicii und inciuen Hofstacit eine Zeit lang mit jährlicheu treideliefeistingeu versorgen, da es meinem Lande sehr an Getreide fehlt Apostg l2, TO; Ldesek 27, 17]. «) In 2. Chroei L, 16 wird Japho (das neutefta- niciiiliiiie Joppc Qlpostg I, Bis» jetzt Jassa genannt) als Ort bezeichtich bis wohin die Flößc geschafft wurden. Lluf dem etwa 130 Fuß hohen Vorsprung eines Hügel- riickciis gelegen Ldaher eben le; d. i. Lliihöhex am Süd- ende der blumetireisyeii Ebene Saaroiu besaß die Stadt, deren Ilrspruiig itrs höchste Ylltcrthuni hiiiaiifreicl)t, daher auch uiaurlie Sage, z. die von Andromedrk sieh an sie tiiiiiiste, einen vielbes"uel)teii, aber stets als gefährlich bekannten Hafen; von Jerusalem ist sie etwa 12 tsktiitideii entfernt nnd bildete zu allen Zeiten die Ver- bindung dieser Hauptstadt des Landes mit dein Vierte. Lltifiings von Llrigeliörigen des Stammes Dau bewohnt (Richt« 5, 17), dessen Greuzort sie bildete (Jof. 19, 46), beniäclitigteii sich doch bald die Phönizier derselben (ogl. Juli. I, Z; Esra Z, 7); erst die Makkabäerfiirfteti Jouas Salomas Vertrag mit König Hiram von Tyrus wegen des Teinpelbaiies. 455 than und Simon entrissen sie den Syrern und machten eine Festung daraus (1. Matt. 10, 74 ff.; 12, 33 ff.; is, H; 14, 5. 34). Später schlug Pompejus sie zur Provinz Syrien. Cäsar gab sie an Hhrkan zurück, bis sie dann schließlich wieder zu Syrien kam. Jm jüdischen Kriege wurde sie von Cestius zerstört; doch bald nisteten sich jüdische Seeräuber hier an, so daß sie Vespasianus noch einmal und gründlichcr zerstörte, zugleich aber ein Castell hier erbauen ließ, um welches bald wieder eine neue Stadt sich erhob. Trotz, Sturm und Mord, sagt Tobler, scheint sie ein unvertilgbares Leben zu haben. Gegenwärtig zählt sie über 5000 Einwohner, aber so unansehnlich sie ist, so lieblich ist ihre Lage, so reizend ihre fruchtbare Umgebung; daher alljährlich eine Unzahl von Touristen und Pilgern hier an’s Land steigt, deren Ziel die heil. Stadt (Jerusalcin-) ist. 10. Also gab Hirani Salomo Cedern- und Tanzme- sCypreffenq Holz, nach alle seinem Be- gehr sdaß er sich vom Libanon Baumstäinme konnte holen lassen, soviel ihrer er bedurfte]« 11. Salomo aber gab Hiram kais Entgelt für das gelieferte Holz] zwanzig tausend Cor f= 73,333IX3 Muß. Scheffel Z. Mof. 16, 36 Anm.] Weizen zu essen fiir sein Gesinde, und zwanzig Cor koder 200 Bath = 3,520 Beet. Quart s. Mos. 29, 40 Auen] gestoßen Oel [2. M. 27, 21 Anm.]. Solches gab Salomo [abgesehen von der nach bedeutenderen Lieferung, die er den sidonischen Arbeitern machen mußte 2. Chron 2, 10] jährlich [so lange das Fällen des Holzes währte, also etwa 3 Jahr hindurch V. 18] dem Hitann 12. Und der HErr gab Salomo Weisheit, wie er [in Kap. Z, 121 ihm geredet hatte fdaß er in vorbeschriebener Weise Mittel und Wege sich zu verfchaffen wußte, um das für sein großes Werk benöthigte Material und geschickte Arbeiter zur Ans- fiihrung desselben zu gewinnen; wie denn auf seine Bitte ihm Hiram auch einen besonders geschickten Werkmeister in Hiram von Thrus Kap. 7, 13 f.; 2.Chron. 2, 7. 13 f. zuwiess Und war Friede zwischen Hiram [dem Könige] und Salomo, und sie machten beide einen Bund sVertragj miteinan- der [worin sie sich über ihre gegenseitigen Leistun- gen verständigtens 13. Und Salomo findem er nunmehr auch darauf Bedacht nahm, die erforderlichen Holz: und Steinhauer V. 6 nach dem Libanon absenden zu können] legte eine Anzahl svon Frvhvarbeitktkll auf das ganze Israel, und der Anzahl war dreißig laufend Mann [welche er jedochkeineswegs wie Sklaven hielt Kap. 9, 22., sondern sie hatten nur die niinder schwere Vorarbeit des Holzfällens in Gemeinschaft mit und unter Anweisung von den Giblitern B. 18 zu ver- richten, und wohl nicht einmal das ganz unentgeltlichs 14. Und sandte sie auf den Libanon, 1e einen Monden zehn tausend, daß sie einen Monden auf dem Libanon waren, nnd [nachdem sie den Monat hindurch dort gearbeitet, wieder] zween Monden daheim sum ihre eigene Wirthschast zu besorgen]. Und Adoniram sden schon David zum Obersten über die ans den Kindern Israel ausgehobenen Jrohnarbeiter gesetzt hatte 2. Saum 20, 24] war uber solche Anzahl. 15. Und Salomo hatte saußer jenen 30,000 israelitischen Frohnarbeiterm auch] sieltenzig tausend [aus den Ueberresten der Cananiter entnommene Frohnsclaveii Kap. 9, 20 f.], die Last trugen kdie schwerere Arbeit beim Holzfällen zu verrichten hatten], und achtzig tausend, die da ziminerten seiach anderer Auslegung: Steine bracheUJ auf dein Berge. IS. Ohne die obersten Amilente sgenanen Ungerechnet die Obersten, d. i. die Auf- seher] Salomo, die iiber das Wer! gesetzt waren [das Werk des Baumfällens und Steinbrechens beaufsichtigen sollten]», nämlich drei tausend nnd drei hundert, welche uber das Volk herrscheteiy das da am Werk arbeitete. 17. Und der König gebot, daß sie große nnd kdsiliche Steine anstreichen, ncimlith gehaneae Steine zum Grund des Hauses [genauer: nin das Haus zu griinden mit behauenen Steinen, also folche Steine, die zu großen Quadern für den Grund des Tempels und der dazu gehörigen Ge- bäude zu brauchen wären, s. Kap. II. 18. Und die Bauleute Salomo, und die«Baii- leute Hiram, und [zwar] die Gibliin [aus der Stadt Gebal oder Vyblos Jos. 13, b; 2. Sam. b, 11 Anm. von Hiram entfendete Bauleute, welche dem Cedernwald Bscherreh 4. Mos. 24, 6 am nächsten wohnten und am meisten zur Anleitung der Bau- leute Salomo’s sich eigneten] hieben ans nnd be- reiteten zu Holz und Steine, zu bauen das Haus [des HErrn in Jerusalem, und brachten damit gegen 3 Jahre zu, s. Kap. 6, 1]. Das s. Kapitel. Der Tempel Sacomcks wird in sieben Jahren ausgehauen. il. n.1—13. Im 4. Jahr der dtegierimg Latonas, d. i. im Ilahr 480 nach-dem Jiugzag der Kinde: Israel ans Ggyiiteiy beginnt der Bau des Tempels, nnd zwar zunächst deg äußeren Tempeiliaiifesy Its-a Umfang nnd Anlage näher angegeben wird. Zeig de: san soweit gediehen, empfängt Salomo durch nronhetifnie fetiiiitteliiiig ein Wort des hinten, das itjni die dein David- geworden: tberheißniig von dem ewigen Königen-m feines Hauses bestätigt nnd Gottes wohnen unter Israel, als welches durch den begonnenen Tempel eine nene dauernde ver— ivirlilichnng erhalten, für alle Zukunft verspricht. Vgl. zu diesem nnd den Abschnitten III alt: E. Thron. Z, L-—17. 1. Im vierhundert und achtzigsten Jahr nach dem sim J. 1492 v. Chr. erfolgten] Ausgang der Kinder Israel aus Egyptem im vierten Jahre des [mit dem J. 1015 v. Chr. beginnenden] Königteichs Salomo iiber Israel« lallt) Uach Ablauf des Jahres 1012 v. Chr.], iui Monden Sif [d. i. Glanz, Pracht, von der in diesem Monat sich entwickeln- 456 den Blumenpracht benannt, entsprechend unserm Maydem Wonnemonath das ist der andere Mond [2. Mos. 12, 2 Anm.], ward das Haus dem HErrii gebauet" [der Anfang mit dem Bau desselben ge- macht]. «) Die Erbauung des Tempels bildete einen bedeut- samen Wendepunkt in der Geschichte des alttestamentliclseii Gottesreichs, indem damit dem bisherigen Zustand des Volkes Israel im Lande Canaan ein Ende gemacht und ihm für den dauernden Besitz seines Erbtheils ein that- sächliches Unterpfand gegeben ward; darum wird die Zeit der Erbauung angegeben, und zwar nicht blos nach dein Regierungsjahre Salomo’s, in welchen: der Bau begann, sondern zngleich nach der Zahl der Jahre, die seit der denkwürdigsten Periode in der Geschichte Jsraels, dem Auszuge aus Egyptem bis dahin verflosse1i waren. IV) Der Ort, wo der Tempel erbaut wurde, war nach 2. Chroin B, l der Berg Morija, wie das der HErr selbst beiGelegenheit der, um der Volkszählung in 2. Sam. Kap. 24 willen über das Land hereingcbrocheiien Pest bestimmt (1. Chron Es, I) und schon durch die dem Abraham anhefohlena aber hernach verhinderte Opserung seines einigen Sohnes Jsaak im Voraus angedeutet hatte (1. Mos. 22, 2· 13 s.). Dies ist der siidöstliclie von den vier Hügelm auf welchen die Stadt Jerusalem liegt (s. Blum. zu Jos.15,63), an sich weit niedriger, als alle anderen Berge Jerusalems, in geistlicher Hinsicht aber von dem HErrn erhoben iiber alle Berge der Erde; denn Gott hatte Lust auf diesem Berge zu wohnen (Ps. 68, "l7). Jetzt fahrt der ganze alte Tempelplatz, der: ein ungleich- l. Könige 6, 2. Licht erhält; die Wände sind hier weiß übertüncht, an jeder derselben sieht man drei Säulen von 20 Fuß Höhe, und 16 Säulen tragen die innere Kuppel Zwischen ihnen läuft ein eisernes Gitter um. den Niittelraiim der Moschee oder, das Schiff, und gerade unter der Kuppel liegt ein Kalksteinfels, von dem die Mossihee ihren Namen: Kubbeli esspsalclireily d. i. Klippe! des Felsen, hat. Er ist mit rothem Atlas bcdeckt und bezeichnet das eigent- liche Heiligthiiin der Muhainedanen Denn dieser Stein, so lautet die Sage, siel vom Himmel, als die Prophe- zeiiing zu Jerusalem begann; auf ihm beteten die Pro- pheten. Als diese nun flohen, wollte der Stein auch fort, der Engel Gabriel aber, dessen Fingerspuren noch jetzt an dem Steine wahrzunehmen sind, hielt ihn und beseitigte ihn an den Felsen, bis åNuhamed kam und den Stein an diesem heiligen Orte unbeweglich machte, hernach- mais aber Omar die QJtoschee um ihn erbaute. Es ist der- selbe ein 17 Fuß über die Plattform des Haräm heraustre- tender natiirlicher Fels, welcher sich voii der OJtosihee bis zum nordwcstlichen Theil jener Plattforni erstreckt. Die Kuppel derMoschee ist 90Fuß hoch, ihrDurchmesser beträgt 40 Fuß; sie ist mit bunten Ziegeln gedeckt, iind hat man auf ihr eine schöne Anssiclit aufJerusalenn Während Kubbet es saklirah ungefähr die Mitte einnimmt zwischen der Nord- Und Sitdmauer des Harämplatzes jedoch bedeu- tend näher der Wests als der Ostmauer liegt und viel· leicht genau die Stelle bezeichnet, wo der alte Tempel gestanden, liegt eine andere Moschee, welche aus einem Compler oder Jnbegrisf von mehreren Moscheen besteht, am stidlichen Ende des Platzes, jedoch ebensalls mehr westlich als in der Mitte; sie heißt el Alma, (d. i. die seitiges Viereck bildet (im Westen 1617, im Osten 1520 Fuß lang, im Norden 1020 und im Süden 927 Fuß breit) den Namen Haräm esch Seher-if, das edle Heilig- thum, und schließt derselbe eine ganze Reihe von heiligen Gebäuden in sich. Das bedeutendste darunter ist die von dem Chalifen Omar im J. 637 n. Chr. erbaute Moschee sakhrahz sie steht auf einer 15——16 Fuß hohen, mit bläulich -weißerii Marmor gepflasterten Plattform und bildet ein Achteck, von dem jede Seite 60 Fuß mißt. Vier Thüren führen in das Innere, das durch 52 Fenster äußerste, weil sie, von den Muhamedanern mit der Sakhrah als Ein Ganzes betrachtet, von den drei heiligsten Mo- scheen zu Medina, Mekka und Jerusalem von Arabien aus die nördlichste ist) und ist nach Nobinson ursprüng- Iich eine, von Kaiser Justinian um das Jahr 530 n. Chr. erbaute, der Maria geiveihte Kirche, die aber Omar in eine Moschee umgewandelt hat. Der übrige, nicht von Gebäuden besetzte Raum des Haråm ist mit Gärten und Springbrunnen bedeckt und von srischen Rasenplätzem Oliven-, Orangen- und Cypressenbäumen umgeben. Anfang des Tempelbaues auf Morijah: Das äußere Tempelhaus 457 Unter der el Aksa befinden sich großartige Gewölbe, s« unter dem Einfluß des Geistes Gottes stand. Es fragt deren ursprüngliche Bestimmung keine andere gewesen sein if lann als die, zur Stütznng der Platzebene zu dienen; denn da die Fläche des sflltorija auf der Nordivestseite am höchsten ist, nach Südosten aber abfälly ruußte man, um eine wagcreclne Ebene zu gewinnen, dort den Felsen erniedrigen, hier dagegen ihn erhöhen. Stlußcrdcgri aber war die Fläche auch zu verbreitern Diese Vorberei- tungen zum Tempelbau wurden wohl theilweis schon von David ausgeführt (1. Chrom 23, 2—5), ihre Voll« endung zog dann die Beendigung des ganzen Baues bis zum 20. Jahr der Regierung Salomos hin (s. Amn. WWW W MW W»- Z zu V. 38). Wir geben hier zunächst eine perspcctivi- sche Ansicht von dem Tempelgebäude, ehe wir auf die Erklärung der folgenden Verse eingehen. Z. Das Haus aber, das der König Salomo dem HErrn bauete [nämlich das Hauptgebäude oder eigentliche TempelhausL war [nach dem frü- heren, vor dem Exil gebräuchlichem Maße — die Elle = 1872 rhein. Zoll L. Mos 25, 10 Anm.] fechzig Ellen lang und zwanzig Ellen breit, und dreißig Ellen hoch [Länge und Breite also noch einmal so groß als die des Vretterhauses der Stifts- hätte, die Höhe dagegen dreimal so groß Z. Mof 26, 35 Anm.]. Daß die Maße im Allgeineinen das Doppelte von denen der Stiftshütte betrugen, erklärt sich von selbst: der Tempel sollte ja, gleichwie eine feste und bleibende, also auch eine erweiterte Wohnung des HErrn sein, ein steincrner Palast an Stelle des bloßen Wander- zeltes, und stimmte diese Erweiterung des ursprünglichen Raumes sicherlich mit dem Willen des HErrn überein, da der ganze Entwurf zum Bau und zu seiner inneren Einrichtung dem David angehört, von dem in I. Chroxu 29, 11 ff. ausdrücklich bezeugt wird, daß er mit seinen Gedanken nach Gottes Offenbarung sich richtete und l lich aber, warum die Höhe nicht bei dem doppelten Maß« stabe bleibt, sondern zu dem dreisachen iich ver-steigt. Da wir nun in 2. Chrom s, 9 vgl. l. Chr. 29, 11 von «Sälen«, wie Luther übersetzt hat, d. i. von Ober- geinächern hören, so liegt die Annahme nahe, daß die 10 obersten Ellen von dieser Höhe für jene Obcrgemächer bestimmt waren; und wirklich wird in V. 20 gesagt, daß der Raum des Allerheiligsten, gleichwie 20 Ellen lang und breit, so auch nur 20 Ellen hoch gewesen sei und also die synibolisäi bedeutsame KubussForm (2. åNos. AS, 35 Aum.) gehabt habe. Nur das könnte noch zweifel- - haft sein, ob dergleichen Obergemächer sich auch über dem, 40 Ellen langen und 20 Ellen breiten Raume des Heiligen (V.17) befunden haben, so daß dieser eben- falls nur 20 Ellen hoch gewesen sei, oder ob dessen Höhe die ganzen 30 E. ausfülltez wir entscheiden uns, wie der uiustehende Längendurchschnitt erkennen läßt, nach reiflicher Erwägung für die letztere Ansicht, indem wir die Beantwortung der Frage, wie man zu diesen, nur über dem Raum des Allerheiligsten angebrachten Ober- gemächern gelangt sein möge, uns bis dahin versparen, wo von dem Seitenanbau des Tempelgebäudes die Rede gewesen sein wird s. zu V. 8). Das Gebäude hatte idie Elle zu 1872 Zo gerechnet, s. V. L) 94 Fuß 2 Zoll Länge, 34 Fuß 82X3 Zoll Breite und 47 Fuß l Zoll Höhe, nahm also nur den Raum einer mäßigen Dorf- kirche ein, was zu den Worten Salomos in Z. Chron 2, 5 nicht zu passen scheintx »Das Haus, das ich bauen will, soll groß sein; denn unser Gott ist größer, denn alle Göttern« Indessen sind auch die heidnifchen Tempel in der Regel nur klein gewesen, nur Gehäuse für die Götter-bildete, nicht Versammlungsorte für die Gemeinde, wie z. B. bei den Aegyptern das eigentliche Heiligthum oder Sanctuarium verschwindend klein erscheint gegen die kolossalen, zu priesterlichen Umzügen bestimmten Säulen- bauten; schon von diesem Gesichtspunkte aus war Sa- lomo’s Haus, das er dem HErrn bauete, ein großes zu nennen, hauptsächlich aber hatte er bei jenen Worten die 458 1. Könige 6, 3-—10. X "Z«" J- llllllll lllllll z, F: , Il ll I l « l l« « lxlllli i ,-.----7-- ! » . Jli llsllllll großartige innere Pracht, womit er das Haus ausstatten wollte, im Auge. 3. Und banete eine Halle [einen Vor: oder Eingangsäliaumj vor dem Tempel [an dessen öst- licher Breiten-Seite entlang sich hinziehend], zwan- zig Ellen [s. V. 2] lang snach unserer Ausdrucks: weise: breit], nach der Breite des Hauses, nnd zehn Ellen breit [oder, wie wir im Deutschen zu sagen pflegen: tief] vor dem Hause her [mit dessen beiden LängemSeiten Eine Flucht bildend]. Die Höhe dieser Halle wird in Z. Ehren. Z, 4 auf 120 Ellen angegeben; das kann aber unmöglich richtig sein, sondern hier muß ein Schreibfehler zu Grunde liegen. Denn l) hätte eine Baulichkeit dieser Art nicht als »Halle« bezeichnet werden können, sie wäre vielmehr eiii Thurm gewesen; Z) aber auch ein Thurm von fol- cher Höhe und Anlage ist, zumal nach den Maßvcrhält- nissen des Hauptgebäudes ein reines Unding Am Dome zu Rouen in Frankreich würde das Verhältniß des Thur- mcs zur Kirche, wenn jener bis zur Spitze ausgebaut wäre, allerdings auch wie 4 zu 1 sein; doch ist hierbei zu erwägen, daß dergleichen gothische Thürnie in schlanke Spitzen auslaufen, während bei der angegebenen Höhe der Salomonischen Tenipelhalle ein platt abgestnmpfter Thurm angenommen werden müßte, wodurch eben ein übles Mißverhältniß einsieht. Zudem könnte ein solcher cssenartigcr Bau auf einer Grundfläche von nur 10 Ellen Tiefe sich gar nicht halten. Die Höhe der Halle wird sich uns hernach (Kap. 7, 15 ff) bei Betrachtung der zu derselben gehörigen beiden Säulen ergeben. Sie, die Halle, deren beide Vreitenseiten auf der Perspectivzeich- nung offen gelassen sind, um die Eingangsthiir zum Heiligen, von welcher hernach mehrfach die Rede sein wird, nicht zu verdecken, hatte den Zweck, das eigentliche Tcmpelhaus zu einem von der Außenwelt geschiedenely stillen, geheimuißvollem in inwendiger Herrlichkeit strah- leiiden Heiligthiiin zu machen; denn wie wir V. 5 ff. hören, war es an den übrigen drei Seiten von einem sjtcbenbait (C) umschlossen, der nur den Oberiheil von der Höhe des Gebäudes für die Außenwelt frei ließ· 4. Und er machte an das Haus kdas Haupt: gebäude A] Fenster svon verschlossenem Gebälh die nicht auf- und zugemacht werden konnten: n, n u. s. w.]; inwendig snach der inneren Seite zu] weit, answendig enge. Die hebräischeii Worte Dsyps Dsgijpizk werden von - « « s » —- l - z. - --- -z c ---, HEXEN- XX XXXXZ ZJX JXXXXJ XX« --«X- », ls l l l ll F? l l ETHS l l den neueren Auslegern so gedeutet, wie wir in der Er- klärung beigefügt haben: von verschlossenem Gebälk (Hcsek. 40, 16; 4t, 26). Während iläinlicll bei den Wohnhäusern die Fenster in salousienartigen Gittern be- standen, die beliebig auf und zugemacht werden konnten (Richt. 5, 28; 2. Köln 13, 17), bestanden die hier ge- meinten Fenster aus starken Querleisten oder festgeinaehten Jalousiem da sie nicht die Bestimmung hatten, das Tageslicht in das Heiligthum hereinzulassem welches vielmehr sein Licht von den goldenen slebenarmigen Leuch- tern (Kap. 7, 49) empfing, sondern nur frische Luft zu- gehen und den Rauch abgehen zu lassen. Auf unsrer Zeichnung sind nur für die, das Heilige umfassende Lang- seite derartige Fenster sihrer acht nach willkürlicher An« nahme) angegeben; fiir den Raum des Allerheiligstcm oder vielmehr für die darüber befindlichen Obergemächety sind sie von gewöhnliche: Beschaffenheit; denn die aus- drückliehe Erwähnung dieser Fenster, die auf das innere Heiligihum sich bezogen, schließt keineswegs aus, daß die übrigen Räume ebenfalls ihre Fenster hatten, nur waren das gewöhnliche Fenster· init dem Zweck der Be- leuchtung, und brauchten daher nicht besonders hervor, gehoben zu werden. — Luthers Uebersetzung der oben angeführten Worte (,,inwendig weit, auswendig enge«) die wir, gleichwie die an sich ebenfalls nicht wört- liche in 2. Sara. 20, 8: »das ging gerne aus und ein,« recht wohl können stehen lassen, beruht aus der Deutung des chaldäischen Uebersetzers und ist, wenn auch nicht sprachlich, doch sachlich ganz richtig; bei der Stärke der Mauern verhielt es stch gewiß so, daß die Oeffnung der Fenster nach innen weiter, als die nach außen war. Luther macht zu dem Verse die Randglossu »Die Fenster, so inwendig weit und auswcndig enge sind, da kann man nicht wohl noch viel hineinseheiy aber sehr wohl und viel aussehen; solches reimet sich fein mit dem Ge- heimniß l. Corinth 2, 15: Ein geistlicher Mensch kcnnct alles nnd siehet wohl aus; aber niemand kennet ihn. Das if: meines Erachiens, daß der Text spricht, die Fenster am Hause waren offen nnd zu, mir hinnen sind sie offen, dir draußen sind sie zu.« Hiernach stimmt es trefflich mit der christlichen Shmbolih wenn an Kirchen die Fenster nach außen klein und schuial sind. 5. Und er bauete einen Umgang [Seitenbau: C] an der Wand des Hauses rings umher san den beiden Längenieiten und der hinteren oder west- » lichen Breitenseite des TempelhausesL daß et? [dieser ; Umgang oder Seitenbau] beide um den Tempel ssden Theil der nördlichen und siidlichen Ringen: Die Vorhalle und der Seitenanbaia seite, der das Heilige umschloß] und Chor [und um den übrigen Theil dieser Längenseitem der das Allerheiligste hinter sich barg, sowie um die ganze ivestliche Breitenseite] herging; nnd inachte seine iiußere Wand frichtigerx und machte Seiten: gemächer in drei Stockwerkeiix a, b, e] umher sin diesen rings um das Tempelgebäude laufenden Unigang oder Anbauf b. Der unterfte Gang [oder das unterste Stock- wert der Seitengemächen a] war« fünf Ellen [s. V. L] weit [tief], und der mittelste fdas mittelste Stockwerk: d] sechs Ellen weit, nnd der dritte sdas dritte oder oberste Stockwerk: e] sieben Ellen weit; denn er legte Trahmeii sbraclhte Absätze an] am Haufe umher, daß sie sdie Trahmew oder Balken- köpse der drei Stockwerkej nicht an der Wand des Hauses sich hielten [nicht in dieselbe eingrisfen]. Zum Verständnis des vorliegenden Verses ver- weisen wir aus den, bei V. 2 gegebenen Längendurcly schnitt. Die Tempelmauer ist hier in ihren! untersten Theile (biei"a«) 5 Ellen stark (also ebenso stark, als der Anbau von innen Tiefe l)at), wird aber bei b X; E. schwächer, ebenso bei c V, E» und bei d V, E. Eine gleiche Abnahine der Mauerstärke und dein entsprechende Zunahme des Ziinmerriiuins, findet auf der gegenüber liegenden Außeninaiier des Seitenbaucs bei e, f, g u. h statt. Auf diesen sjjlauerabsätzen nun ruhten die drei, über den verschiedenen Stockwerken lagernden Decken. Eine symbolische Bedeutung hatten die Absätze nur bei der Tempelmauen die Stockwerke sollten eben als das, was sie waren, als ein Seltenbau erscheinen und dem Tempel seine Jntegrttät (Selbstäiidigkeit) bewahren; da- gegen bei der Uinfassungsrnaucr des Anbaues hat die dreimalige Abnahme der Stärke. ihren Grund nur in den Regeln der Qlrihitelktur oder Bank-Just. 7. Und da. das Haus fmit seinen Nebenge- bäudeu V. 5 f.] gesetzt ward, waren die Steine sentweder gleich im Steinbruche auf dem Libanon oder, was wahrscheinlicher, an einer besonderen Stelle bei Jerusalem, von den Steinmetzen] zuvor ganz zugeriehtet sum sogleich ohne weitere Bear- beitung, verwendet werden zu können], daß man keinen Hammer, noih Beil, noch irgend ein Eisen: zeug im Bauen hörete [sondern es ganz still her- ging an der geweiheten Stätte] Dies ist ein Vorbild der lebendigen Steine, die zum geistliclseii Hause sich bauen sollen (I. Spetri Z, 5); von ihnen muß jeder zuvor bereitet sein, gefchaffeu in Christo Iefu zu guten Werken, bevor er iseine Stclle in der Kirche einnehmen kann. 8. Eine Thlir aber war zur rechten [d. i. auf der siidlichen 1. Nios.13, 9 Anna] Seite mitten ani Hause [s. d ans der PerspectivzeichnungL daß nie-n fnachdem man durch dieselbe in das untere Stockwerk a« eingetreten war, von da] durch Wen: delfieine saus einer Wendeltreppe in den Räumen hinter« du. e angebracht] hinauf ging auf den Biittelgang [b], nnd vom Mittelgang ans den dritten [Gang, den oberen Stock: ej. Um von dem oberen Stockwerk des Seitenaxzbriiies auch in die Säle oder Qbergemächer über dem Allerheiligsten (s. Blum. zu V. 2) zu gelangen, niuß es einen Zugang 459 gegeben haben, der aus nseitern Wcndelstiifeii an der Hinterwaiid des Tempelgebäudes, also von Abend her (von c nach d des Längendiirchschnitteh aus dem dritten Stockwerk nach dem platten Dach des Anbaues sikh hinaufzog und von da auf wenigen Stufen (s. i) durch eine von außen sichtbare Thiir hineiniührte Jn diesen Qbergeinäehern über dem sllllerlxiligsten wurde allem Qlnfcheiiie nach die rnosaische Stiftshiitte mit ihrem Ge- räth als heilige Reliquie aufbewahrt (Kap. 8, 4). I. Also bauete er das Hans sdas Hauptge- bäude oder eigenilicheTempelharis, von dem V. 2—4 die Rede war], nnd vollendete es, und spündete das Hans [innerlich] mit Cederu lmit cedernen Brettern] beide oben san der Decke] und an fden vier Seiten-] Wunden. Luthers Uebersetzung in der zweiten Hälfte des Verscs beruht auf der Verbindung des Zeitwvrtes sODIx (uud er bekleidete es, das Haus) mit dem Hauptwort am Schluh III-IF (init Ccdern),. bei welcher die dazwischen stehenden Worte: MAY-i Dis-z; als die zu bekleidenden Ge- genstände genommen werden nilisseiix die Decke und die Sei- ten = beide oben und an Wänden) Indessen ist von dieser inneren Bckleidung des Hauses erst in V 14 ff. die Rede; wir miisfen daher detHSatz um so nichr von der äußeren Bedachung verstehen, als es sich in «. unserem Abschnitt noch um den äußeren Ausbau han- delt und von einer Eindachung des Gebäudes sonst nir- gend etwas gemeldet würde. Daher ist wohl folgende Uebersetzung vorzuziehenx und deckte das Haus mit Balken und Brettern von Cedern, also in der Weise, daß Cederntafeln reihenweise zwischen die ccder- neu Deckbalken eingeschoben, darnach oben sammt den Balken mit einem festen Eftricht belegt, und schließlich die vier Seiten der Decke gemäß der gesetzlicheu Vor- fchrist in 5. Mof 22, 8 mit einer Lehne oder Brnstwehr versehen wiirdeii (s. die. Persvectivzeichnuiigx Das von Luther gebrauchte Wort ,,spiindeu« ist sehr bezeichnend für das reiheuiveise Aneinaiidersügeii der Cederntafelnz denn natürlich war jedes Brett auf der einen Seite mit einem Spunde oder Sausen, auf der andern aber mit einer Kehle oder Höhlung versehen, und nun griff, be- hufs des dichteren Aneinanderschliefzeus der Bretter, der Zapfen des einen in die Kehle des andern. Nach dem Verständniß des 9. Wertes, wie wir eben es dargelegt haben, sind wir getiöthigh im folgenden Vers von Luther-s Uebersetztingx 10. Er bauete auch einen Gang oben auf dem ganzen Hause herum seine Art Söller über dem eigentlichen Tempelhause: A], funf Ellen hoch svon einer so hohen Brustwehr eingeschlossen]; und deckte das Hans mit Cedernholz ganz abzusehen, da«dicselbe, wenn auch der Sache nach ganz richtig, doch sprachlich schon dadurch als irrig sich erweist, das; das Wort THIS; (ini Keri stets DE; geschrie- beu), das Luther unbestimmt durch ,,einen Gang« wie- dergiebh tin Hebräischen den bestimmten Artikel bei sich hat, so das; wir hier aus den in V.5 erwähnten Seiten- bau zuriickgeiviesen werden. Wir übersetzen die Stelle so: 10. Und er bauete den sin V. 5 erwähnten] Seiten: bau sc] um das ganze Haus [A] herum smit Ausnahme natürlich der vorderen oder ösrlichen Brei- tenseite, an welcher« die Halle B sich befand V. 3.], fünf Ellen hoch fein jedes einzelne von den 3 Stock- Werken V. 6]; Und er sdieser Seitenbau] hielt am 460 1. Könige 6, 11——-24. Haufe mit Cedernbalken swerche auf den 3 Absätzen V. 6 ruhten, er war also nicht mit dem Tempel- hause aus dem Ganzen gebaut, sondern nur demselben angehängt, wenn auch in einer· äußeren Verbindung mit ihm, die dem Baue Halt: und Fettigkeit gab] Der Grund, warum dieses schon angedeuteten Um- standes nochnials gedacht wird, ist die Wichtigkeit dessel- ben. Der ganze Scitenbau follte recht deutlich als ein bloßer Nebenbau hervortreten, der in keiner inneren, un- mittelbaren Beziehung zum Heiligthum stünde, darum wurde er nur an die Tenipelmauer angelchiitz wäre er dagegen in sie eingefügt worden, fo hätte man die Jntegrität, das vollkonmieiie Fiirsichbefieherl des eigent- lichen Gotteshaufes verletzt. Gleichwohl aber war er bestimmt, die dem HErrn geheiligten Kleider, Waffen (2. Köln 11, 10), Gefäße (Kap. 7, 50), Schätze — (Kap. 14, 26) und wohl auch die heil. Archive zu be- herbergen, gehörte also mittelbar zum Hciligthiimz darum mußte er fest an dasselbe fiel) anschließen. Da nun die Höhe jedes einzelnen Stockwerks zu 5 Ellen angegeben wird, die Decke über dem ersten und zweiten aber doch gewiß auch 1 Elle, und die des dritten Stocks wohl 3 Ellen betrug, so erhalten wir als Gefammthöhe des Seitenbaues 3 »( 5 -l- 2 -l— 3 = 20 Ellen, so dafz also, da die Höhe des Tempelgebäudes bis zur Bedachung des Allerheiligsten ebenfalls 20 Ellen betrug (s. Blum. zu V. 2), die obere Seite der Bedachiing des Seiienbaues in gleicher Linie lag mit der unteren Seite der Vedachung des Allerheiligsten, was ganz den Verhältnissen entspricht Die durch die drei Stoctwerke des Anbau’s gewonnenen Räume wurden vielleicht durch Verfchläge in einzelne Ge- mächer abgetheilt, und standen diese durch Zwischcnthiiren mit einander in Verbindung. Von dem Eingange in der Mitte der südlichen Längenseite (V. 8) ging man rechts in eine Reihe von Gemächer, die bis vorn an die Oftfeite des Gebäudes reichten, links aber in eine noch weit größere Reihe; denn die hier liegenden Gemächer fetzteu sich an dem Weftende des Gebäudes durch die- jenigen fort, welche an der hinteren Breitenfeite lagen, und wiederum die hier liegenden Gernächer setzten sich fort in denjenigen, welche die uördliche Längenfeite in ihrer ganzen Ausdehnung bis zur Vorderfront umfchlossen. Das gleiihe Verhältniß fand statt, wenn man auf der Wendeltreppe im Eingange (V. 8) in’s zweite Stockwerk kam; ebenso wenn man von da aus weiter in das dritte Stockwerk gelangte. Die Tiefe der Gemächer war nach V· 6 im unteren Stock 5, im mitt- leren 6 und im oberen 7 Ellen; wie aber stand es wohl mit der Breite? Wir haben auf unsrer Perspectivzeichs nnng 3 Fenster zur Rechten und 3 zur Linken des Treppen« haufes angegeben und damit 6 Gemächer auf der süd- lichen Längenseite fiir jedes Stockwerk angenommen. Das ist aber natürlich nur eine beliebige Annahme. Josephus dagegen redet von 30 Gemächern für jedes Stockwerk; um dies anschaulich zu machen, ist auf dem Grundriß zu V. 16 der Raum des Seitenbaues in 30 Zcllen abgetl)eilt. 11. Und cs geschah des HErrn Wort stier- muthlich durch den Mund des Propheten Nathan 2. Sam. 7, 1 ff] zu Salomo [als er jetzt mit dem Außenbau des Tempels, abgesehen von den beiden Säulen Kap. 7, 15 f., fertig war], und sprach: 12. Das set das Haus, das du bauest sae- nauer: Was das Haus betrifft, in dessen Bau du begriffen bist, so ist es also mir wohlgefällig, daß ich folgende Verheißung daran knüpfes Wirst du in meinen Geboten wandeln, und nach meinen Rechten thun, und alle meine Ge- bote halten, drinnen zu wandeln [Kap. 2, 2 f.]; so will ich mein Wort mit dirbestätigeiy wie ich deinem Vater David geredet habe fdas ihm gegebene Wort der Verheißung von dem ewigen Königthum seines Hauses 2. Sam. 7, 12 ff. auf dich und deine Nachkommen übertragenjz 13. Und will fvermittels dieses Hauses] woh- nenunter den Kindern Israel, und will mein Volk Israel nicht verlassen sdaß ich je meine Bundesgnade von demselben zurückziehen sollte Z. Mofe 26, 11 f.]. H!- V. 14—38. dlarh Vollendung des Zlnßenbaueg nimmt Salomo nunmehr den inn ere n Ali: ob a n des Tempels vor, indem er die Wände desselben vom Fußboden bis an die Dem: mit Gedern spünden, den Fußboden selber aber mit Tafeln von tllypreffenholz iiberlilciden läßt, in diesem hol; bedentfance Figuren anbringt und ro dann mit dünnen Goldplatten übersieht, auf denen die Figuren sich angprägeir. Hierauf theilt rr den Raum in zwei Theile, in dag Jtllerheiligste und in das Heilige, scheidet jenes durch eine Graun-Wand mit einer Thür von Oclbaum hol; ab und richtet es durrh Aufstellung von zwei großen Eherubsiguren zur Stätte der Bundeslade ein; ebrnfo versieht er dag Heilige mit einer Einganggthür von Clypreffcnhvlz nnd umgiebt das Tempelgebäude mit dcm inneren Vorhof, der für die priefter bestimmt nnd aus drei llagen künstlich behauener Stein: mit darauf stehenden gehobeltrn Gedernbrettrrii gebildet wird. dlakh W, Jahren ist er mit diesen Arbeiten, die hier und im vorigen Abschnitt beschrieben sind, fertig. 14. Also [um hier die, in V. 9 f. abgebrochene Rede wieder aufzunehmen] bauele Salomo das Haus, und vollendete es. 15. Und baactc [bekleidete] die llius steinernen Quadern aUfgerichteteUJ Wände des Hauses in- wendig snach ihren inneren, dem Raume des Hei: ligen und Allerheiligsten zugewendeten Seiten, f. den unten folgenden Grundriß: a—b, b——d, d—e, c—a] an den Seiten srichtigen mit Brettern] von Gebein, von des Hauses Boden an bis an die. Decke [diese, die durch aufgelegte Cedernbalken gebildet wurde, mit eingefchlosseiqz und fplmdeie es [das Haus] mit [Cedern-] Holz inwendig [s. Anat. zu V. 9], und täfelte den [Fuß-] Boden des Hauses mit landerem Holz« nämlich mit] lanlletlen Brettern [mit Brettern aus Cypreffenholz Kap. b, 8 Anm.]. 16. Und er bauete hinten im Hause soon der hintersten Seite des Hauses a——b an gerechnet] zwanzig Ellen lang [in einer Entfernung von 20 hehr. Ellen, ist-e und b—f1 eine cederue Wand [i——k]- von des Hauses Boden bis an die Decke [also 30 Ellen hoch, s. Blum. zu V. 2]; und baucle daselbst inwendig [richtete in dem, jen- seit dieser Wand gelegenen Raum a——b, b——f, f—e, e—a ein] den Chor [A], und [richtiger: nämlichJ das Allerheiligfta Das hehr. Debjr wird von einigen erklärt: Sprachs ort (von IT] reden, eig. das Geredete, dann der Ort, Die Verheißung von Davids ewigem Königthum wird dem Salomo vom HErrn bestätigt wo geredet wird), weil das Allerheiligsie die Stätte war, wo der HErr von dem, die Bundeslade deckenden Gnaden- stuhl herab seinem Volke sich gegenwärtig erzeigen und mit ihm reden wollte (2. Mose 25, 22); andere erklären es nach dem Arabischen: das HiniertheiL der Hinter- raunn Letzteren Sinn ergiebt auch Luthers Ueber- setznngt der Chor, welches Wort seiner Grundbedeutung nach einen mit Gesang verbundenen feierlichen Tanz oder die Versammlung der Singcndeti und Tanzenden il. Sam. 19, 20) bezeichnet, dann aber auf den Ort übertragen wird, wo die Sängerchöre in den christlichen Kirchen zu stehen pflegten, d. i. auf den hinteren er- höheten Theil der Kirche (s. Anm. zu Pf. 120, U. Abend s . sszsesiiigsgsåstsgssisox »le- L O O s3aI2a128f27s25s25sseien; so« Las-o I» Svinzrs e! F E Mitternacht E o- Morgen F « 17. Aber das Haus des Tempels vor dem Chor [d. i. das Heilige: B] war vierzig Ellen U.V.2] lang [g——c, h—d1. 18. Jnwendig war das ganze Haus ssowohl der Raum des Heiligen, wie der des Allerheiligsten] eitel Cederu [mit Tafeln aus diesem Holz über- 461 kleidet V. 15], mit gedrehten Knoten und Blumen- Werk [mit Bildwerk von eiförmigen Coloquiuten 2. Kön. 4, 39 Blum. und aufgebrochenen Blumen- knospen in halberhabener Arbeit verziert], daß man keinen Stein sahe. 19. Aber den Chor [oder das Alierheiligsid bereitete er swie V. 16 gesagt] inwendig im Hause [im hintersten Raum des Hauses, und zwar für den Zweck], daß man sseiner Zeit Kap. 8, 3 f.] die Lade des Bundes des HErrn sdie bis jetzt sich noch in dem, aus dem Berge Zion für sie errich- teten einstweiligen Zelte Z. Sara. G, 17 befand] daselbst hin that [1]. 20. Und vor dem Chor, der zwanzig Ellen lang, zwanzig Ellen weit und zwanzig Ellen hoch war [entsprechend den Maßoerhältnissen des Allerheiligsten in der Stiftshiitte 2. Mose 26, 35 Anm.], und [auf den mit Schnitzwerk verzierten Cederntafeln V. 18] überzogen mit lauterm Golde, spündeie er san der Abendseite des Heiligen g——h] den sin unmittelbarer Beziehung zum Allerheiligsten stehen: den 2. Mose 30, 6 Rauch-J Altar [0] mit Cedern. 21. Und Salomo überzog das Haus sdenjenigen Theil des Hauses, in welchem der Räuchaltar stand, nämlich das Heilige] inwendig süber den, mit Schnitzwerk verzierten Cederntafeln V. 18] mit lauterm Golde, nnd zog güldene Riegel [genauer: Ketten] vor dem Chor her, den er snach V. So] mit Golde überzogen hatte kso daß also die im Ein« gang des Allerheiligsten befindlichen, außer am Ver- söhnungstage sonst immer verschlossenen Thüren V.31 f. noch besonders durch diese, über die ganze Breite der Thüren gespannten Ketten verriegelt waren]; 22. Also, daß das ganze Haus kgleichwie das Allerheiligste, so auch das Heilige] gar mit Golde überzogen war, dazu auch swas vorhin bei V. 20 noch nicht ausdriicklich bemerkt worden ist, sich aber eigentlich von selbst versteht] den ganzen Altar vor dem Chor überzog er mit Golde. Das Ueberziehen mit Golde ist hier, wie oben, von einem Austreiben von Goldblech auf den mit Holz- schnitzereien versehenen Cederntaseln zu verstehen, so daß die Figuren auf dem Goldüberzuge sich ausprägtem 23. Er machte auch im Chor sfür den Raum des Allerheiligstem der, weil er beim Tempel dop- pelt so groß war als früher bei der Stiftshütte, nun auch in zweckmäßiger Weise ausgefüllt werden mußte] zween Cherubim sznr Verstärkung des, in den beiden Cherubim über der Bundeslade L. Mose 25, 18 ff. sich ausprägenden Gedankens, s. m u. n], zehn Ellen hoch seinen jeden], von Oelbaumholz [aus Holz von dem wilden Oelbaum oder Oleastey s. Arm. zu 31, nach »der Bildner Kunst-«: L. Chrorn Z, 10., d. i. nach einer besonderen Art von Bildhauer- Arbeit, die sich aber für uns nicht mehr näher be- stimmen läßt]. « 24· Fünf Ellen hatte ein Flügel eines jeglichen Cherub [z. B. desjenigen, der nach der Mittags- 462 1. Könige 6, 25-—86. seite zu stand: m], daß zehn Ellen waren von dem Ende seines einen Flügels zum Ende seines andern Flügeln. 25. Also hatte der andere Cherub sder nach der Mitternachtsseite zu stand: n] auch zehn Ellen, nnd war einerlei Maß [in der Höhe] und einerlei Raum [nach der Breite] beider sauft-echt auf ihren Füßen stehenden und mit ihren Gesichterti nach Morgen oder nach dem Heiligen zu gewendeten 2. Chron Z, 13] Cherubim; W. Daß also swie in V. 23 schon gesagt] ein jeglicher Cherub zehn Ellen hoch war. 27. Und er that die Cherubim inwendig in’s Hans sin den Hinterraum des Tempels oder in das Allerheiligste, um hernach die Bundeslade —-1- zwischen sie zu siellen Kap. 8, 6 ff.]. Und die Cherubim breiteten ihre sin gerader Linie aus- gestreckten] Flügel aus, daß eines [z. B. des nach der Mittagsseite zu stehenden: m] Flügel rühreie an diese [die südlicheJ Wand [a——e] und des an- « dern [nach der Mitternachtsseite zu stehenden] Che- rub [n] Fliigel rührete an die andere snörpliches Wand [b——f"]; aber mitten im Hause [bei I] ruhrete ein Flügel an den andern sder linke Flügel des südlichen Cherub an den rechten Flügel des nörd- li en]. ch 28. Und er überzog die Cherubim mit Golde. 29. Und an allen Wänden des Hauses um und um ließ er sum hier den Bericht in V. 18 zu vervollständigen] Schnitzwerk machen von ausgehöhl- ten [eingeschnittenen] Cherubim, Palmen und [wie schon gesagt, von gedrehten Knoten und] Blumen- werk [d. i. von eiförmigen Coloqninteti nnd auf- gebrochenen Blumenknospem nur daß die letzteren Verzierungen halberhabene Arbeit waren], inwendig und auswendig [sowohl im Raume des Aller- heiligsten, wie in dem des Heiligen] 30. Auch überzog er den smit Cypressenbrettern gctäfelten V. 15] Boden des Hauses mit güldenen [etwa eine Linie starken] Wirthen, inwendig sim Allerheiligsten] und auslvendig [im Heiligen]- Evcnso wurde nach Z· Ehren. Z, 4 die Vorhalle sc) inwendig mit Cedernbrettcrn getäfelt und mit lauterem Golde übel-zogen. 31. Und im Eingange des Chors [p——g] machte er zlro Thüren von Oelbanmholzs mit funfeckigen Pfosten« [deren Seitenpfosten und Oberschwelle fiinfeckig behauen waren und die nach Kap. 7, 50 in goldenen Angeln sich bewegten] 32. Und ließ [ebenso, wie an allen Wän- den des Hauses um und um V. 29] Schnitz- wert darauf machen von Cherubini, Palmen und Blumenlverk sdas mit gedrehten Knoten oder Co- loquinten in geradliniger Aneinanderreihungw abgetheilt war]; und überzog sie mit güldenen Blechensu «) Von dem edlen Oelbaum (olea sativaz 2. Mose 27, 21 Auen) unterscheidet siih der wilde Neugier) durch strauchartigen Wuchs, dornige Zlvcigu kürzere und breitete Blätter und größere, obgleich weniger nutzbare Früchte; seine Zweige benutzie man gern zu den Lauh- hütten iålieheriu 8, 15), weil er so häufig wuchs (Jes. 41, 19). Auch pfropfte man, wie erzählt wird, Reiscr vonihln aus den edlen Oelbaiiitd wenn des letzteren Zweige zu verdorren anfingen, und brachte diesem dauiit neues Leben bei; auf diesen Eiebralich nimmt, wie man glaubt, Paulus in Röln.l1, 17 ff. Veziehurig, wenn er denjenigen Christen, der vormals ein Heide war, mit den: Reis von einem wilden Oelbalim vergleicht, das auf den zahmen Oelbanlii gepfropft worden. Das Holz des Oelbalirns ist fest, geadcrt, wohlriechend, von gelb- lieher Farbe nnd liirumt eine gute Politur an; es ist welcher« als das Bnxbariniholz, mit dem es sonst viel Aehnlichkeit hat, und widersiehet dem Wurmfrah Der Baum erreicht ein sehr hohes Alter (etwa 200 Jahre), und aus dem in der Erde zurückbleibenden Stu1npf oder aus dem bis auf die Wurzel vom Feuer verzehrten Stock wächst immer wieder ein neuer Baum hervor; daher ist der Oelbaum ein Bild der unvcrwüstlichcii Verjüngungs- kraft, gleichwie wegen seiner immer grünen Blätter ein Bild fröhlichen Gedeihens sPs 52, 10; 128, 3). Um- gekehrt aber kann er auch zum Bilde des friihzeitigen Untergangs der Gottloseli dienen (Hiob 15, 33), weil der Baum ebensowenig den Frost, wie starke Hitze ver- tragen kann usid leicht seine Blüthen abwirft. —- ’«i) Die " Worte des Grundtertes sind hier schwer zu verstehen und werden verschieden gedeutet. Einige übersetzen so: der Vorsprung von den Thiirpfosteli war ein Fünftheih und erklären nun dies dahin: die Eiugangs- ihiiren mit Entschluß der dazu gehörigen Pfosten mach- ten Eil! Fiinftel der 20 Ellen langen Wand, von der in V. 16 die Rede gewesen, aus, waren also 4 Ellen breit. Rechnen wir nun den Thürvorsprung auf jeder Seite X, Elle breit, so ergiebt dies 3 Ellen breite Thüren, jeder Flügel derselben also Hi, Elle breit. Die Bundes- lade (i), die hinter der Thiir in’s Allerheiligste zu stehen kam, und zwar mit ihrer Länge von Nord nach Süd gerichtet, war nach 2. åljiose 25, 10 dritthalb Ellen lang; dieses Verhältnis ist für die Berechnung der Länge ihrer Tragstangen bei Kap. s, 8 von Bedeutung. —- "«i) Nach dieser Auffassung hätten wir an eine, dem Cierstabe unserer jetzigeii Architektur oder Baukunst iihnliche Ver- zierungsweise zu denken. s) Nicht erwähnt ist hier der in 2. Chron s, 14 beschriebene Vorhang vor den: 1Allerheiligsteu,· der der gesetzlichen Vorschrift 2. Mose 26, 31 gemäsz aus dreifarbigcm Purpur und weißem Bhssus mit eingewobenen Cherubsbildern gefertigt war. Man hat ihn zwar auch im 21. Verse unsers Karl. in den Text eintragen wollen und die zweite Hälfte dieses Verses so verstanden: und er führte vorüber sden Vorhang] mit goldenen Kettchen vor dem Chor, den er mit Golde überzogen hatte, so daß der Vorhang vor der Eingangsthür zum Allerheiligsten ver- mittels goldener, je mit einem Schlußriiige verseheucr Kettchen an einer runden Stange, über welche diese Ringe geschobcn waren, in der Art angebracht gewesen wäre, das; er vor- und zurückgezogen werden konnte. Indessen beruht dies doch auf rein willkiirlicher Aenderung des Textes, und läßt jener Vers auch ohne dieselbe sich wohl verstehen; wir niiissen also annehmen, daß die Nicht- erwähnung der Parochet (2. Mose 26, 33), obwohl letztere wegen ihrer tief symbolischeli Bedeutung (Matth. 27, 51 s) ein wesentlicher Bestandttheil auch des Tem- pels war, auf Unvollständigkeit unseres Berichts beruht. Sie scheint, da die Etngangsthüren für gewöhnlich ver- schlossen und in der bei V. 21 angedeuteten Weise noch besonders verriegelt waren, noch eine weitere Verhiillung innerhalb der Thiiren nach Art linsrer heutigen Portieren Der innere Ausbau des Ten1pels. 463 gebildet zu haben, so daß auch am großen Verföhnunggn tage, wenn der Hohepriester in das Allerheiligste ging, den im Heiligen dienslthuenden Priestern der Einblick in dasselbe verwehrt war. » 33. Also machte er auch im Eingang des Tempels [vor dem Raum des Heiligen: r—s] viereckige Pfosten von Oelbaumholz knach anderer Uebersetzungx Pfosten von Oelbaumholz von einem Viertheile, d. i. ein Thiirgesimse, welches ein Viertheil der Wandbreite wegnahm oder 5 Ellen breit war, s. Auen. 2 zu V.»3l], 34. Und zwo Thuren von Tannen- [Cypressen-] Holz [das leichter ist, als das bei der Eingange;- thür zum Allerheiligsten verwendete Oelbaumholz V. 31, mi»t Rücksicht nämlich darauf], daß eine jegliche Thnr [ein jeder von den beiden Thür- slügeln] zwei Blatt hatte sein oberes und ein un- teres] an einander hangen in ihren Angeln Met- lich: drehbar, das für sich allein, ohne das andere, auf- und zugemacht werden konnte, daher eine zu große Schwere der Thürfliigel vermieden werden mußte]. . Auch dieser Vers ist sehr verschieden gedeutet worden: einige verstehen Doppelthiiren hinter einander, die eine an dem vorderen, die andere an dem hinteren Ende der Mauerdickez andere verstehen die zwei Blatt jedes Thür- fliigels so, daß dieser nicht in der Mitte, wie wir bei unsrer Erklärung angenommen haben, getheiltwan son- dern der Länge nach, und somit zwei schmale Blätter entstanden. Allein ein solches Blatt würde, da wir von der 5-Ellen-Breite des Eingangs 1 Elle auf die Pfosten abrechnen urteilen, nur 1 Elle breit gewesen sein, was kaum den erforderlichen Raum für bequemes Durchgehen gestattet haben würde. Dagegen hatten die beiden Thür- flügel bei ihrer Gesammtbreite von 4 Ellen gewiß eine Höhe von 8 Ellen, und konnten also füglich in ein oberes und ein unteres Blatt getheilt werden, ohne daß dadurch eine Aehnlichkeit mit den Thüren an Bauer- häusern, welche häufig eine derartige Einrichtung haben, entstandz denn bei dieser beträgt die ganze Thürhöhe überhaupt nur etwa 4 Ellen. 35. Und machte sgleichwie an der Eingangs- thür des Allerheiligsten V. 32] Schniszwerk darauf von Cherubim, Palmen nnd Blumenwerkz und überzog sie mit Golde sdünnen Goldtafeln], recht wie es befohlen war kkichtigeex geschlichtet übe: dem Eingegrabenem d. i. so sorgfältig über das darunter befindliche Bildwerk vermittels goldener Stifte 2. Chron 3, 9 befestigt, daß sie genau den Figuren desselben sich anschmiegtem s. V. 22·Anm.]. » 36. Und er bauete auch einen Hof drinnen [einen inneren, unmittelbar um das Tempel- gebäude sich herumziehendem für die Priester be- stimmten Vorhof —— nach den Maßverhältnissen des Vorhofs bei der Stiftshütte L. Niofe 27, 9 ff» die unstreitig ebenfalls doppelt genommen wurden, zu urtheilen: 200 Ellen lang und 100 E. breit] von dreien Riegen sNeihen oder Lagert] gehauener Steine, und von einer Riege gehöfelter smit dem Hobel bearbeiteterj Cedern sdie vermuthlich der Länge nach aufgerichtet waren und nicht dicht, sondern, nach oben abgefchrägd stacketartig neben einander standen, da- mit das Volk in dem äußeren Vorhof 2. Chron. 4, 9r die Priester bei ihren Verrichtungen schen konnte]. «) Auch dieses äußeren Vorhoss geschieht in unserm Kap. keine Erwähnung, gleichwie oben bei V. 32 des Vorhaugs vor dem Allerheiligsten nicht gedacht wurde Ohne Zweifel war er noch einmal so groß als der in- nere Vorhof, also 400 Ellen lang in der Richtung von Westen nach Osten und 200 Ellen breit von Nord nach Süd, so daß der ganze TempelplatF eine Fläche Von 80,000 DE. Umfaßte. Wie der hier olgende Grundriß des Tempelgebäudes (A) mit den beiden, dasselbe umgcbenden Vorhöfem dem inneren (B) und dem äußeren (C), deut- lich zu niachen sucht, betrug der östliche Raum des g I fl I« K Abend To E. A Tempel. «; 80 E. H? «« :- Z ·«T—T-—""· T e- rs) O » H «. - es. Z· «» « - g — s- B L« - ? - — Es; »Es: TO- ? Es: · S 100 E ««- · J »« zip« «« —·—-—«——»-q F «—j——·; ed D c «« v« »: e» J» c» C — T «» r: g: «.- s O) OF «» 150 E. J B OF S« O G ; T? Morgen D l i äußeren Vorhofs vor dem innern 150 Ellen; dann fol- gen 100 Ellen innerer Vorhof bis zum Tempel; dieser befchließt seiner ganzen Längenausdehnung nach, die Vorhalle mit dem hinteren Umbau eingerechneh etwa 80 E. in sich, und es bleiben somit 70 E. für die bei- den hinteren Räume, die theils hinter dem Tempel im inneren Vorhof, theils hinter dem letzieren im äußeren Vorhof bis zur Westseite lagen. Beide Vorhöfe waren gepflastert; doch lag der äußere tiefer als der innere (Jeren1.36, 10), und wiederum in diesem erhob sich das Tempelgebäude auf einem steinernen, vermuthlich terrasseni förmig artfsteigenden Sockel, der zugleich die Stufen bil- dete zum Eintritt in die Vorhalle, Das Hauptthor 464 1. Könige S, 37. 38. 7, 1—5. befand sich auf der Ostseite (D); die Thüren desselben, sowie die der andern Thore, waren mit Erz überzogen (2. Chron. 4, 9). Außer ihm wird das »hohe Thor« erwähnt (2.Kön. 15, 35), das wir allem Anschein nach auf der Nordseite (E) zu suchen haben; daß aber auch auf der Siidseite ein Thor (l) sich befunden habe, geht daraus hervor, daß hier, außerhalb des Borhofs, die Nethinim und Krämer ihre Wohnungen hatten (Ne«hem. 3, 26. 3l). Zwischen diesen drei Thorcn des äußeren Vorhoss, der von starken Mauern gebildet ward, wäh- rend die Bauart des inneren anders beschaffen war (Kap. 7, 12), befanden sich verschiedene Gebäude mit Zellen, Gallerien und Säulenhallem von denen manche wohl erst später hinzukamem Gleiche Anzahl von Thorem denen des äußeren Vorhofs gegenüber, hatte auch der innere Vorhof (F, G, H); daher in 2. Köin 25, 18 voii drei Thorhiitern die Rede ist. Wegen des Thores Schulleket (I() neben Parvarina (L) s. zu Z. Kön. 23, II. 37. Im vierten Jahr sdes Kvaigreichs Sa- lomo], im Monden Sif [V. 1], ward der Grund gelegt am Haufe des HErrn. · 38. Und iui elfteu Jahr, im Monden But— das ist der andere Mond [2. Mofe 12, 2 Anat«- entsprechend etwa unserm November] —- ward das Haus [nebst dem Priestervorhof V. Bis] bereitet, wie es sein sollte; daß sie sieben Jahr [genauer: 772 Jahr] dran baiieten. Damit war aber der Tempel noch nicht fertig und konnte daher auch noch nicht eingeweiht werden, was erst 13 Jahr nachher geschah (Kap. 9,»10); es fehlte namentlich wohl auch noch der Raum sur den äußeren Vorhof, dessen Zurichtung ungeheure Substructionen (Unterbaiiten) wegen der, in der Arm; zu V. 1 erbr- terteii Terrainbeschafsenheit des MorixasHugels erfordern. Josephus schreibt davon: »Es war ein feliiger, steiler Hügel, gegen die östlichenTheile der Stadt hin allmalig sich erhebend bis zum höchsten Gipfel. Diesen Hiigel hat Salomo durch große Werke oben nach feiner Spitze mit einer Mauer umzogen und ihn von unten an der Wurzel, die eine tiefe Schlucht iimgicbd anfangend und bis zur Höhe fortschreiteiid mit Steinen, die durch» Blei mit einander verbunden waren, uininauerh so daß die Größe und Höhe des im Quadrat ausgeführten Baues ungeheuer war.« Wenn derselbe dann die »aus diese Weise gewonnene Flache zu V« Llldeile iin Unisange an- giebt, so hat er allerdings den spateren Herodiaiiisihen Tempel, der außer dem inneren Vorhof fur die Priester und dem äußeren für das Volk noch einen dritten Vor- hof für dieHeiden hatte, im Auge; indessen ist es nur allzu wahrscheinlich, daß schon Salomo deii Teinpelplatz in diesem Uinfange angelegt hat, da weder seine· Nach- folger- dereii Macht durch die Theilung desFheichs ge- brochen war- noch die aus dem Exil zuruckgetehrten Juden so großartige und lkostbare Bauten ausziisuhren Vgkmochtexp auch die Arbeiten des Herodes selber allein Anschein nach fiih aus das Gebäude des Tempels und die um den Hof liegenden Säulenhallen beschränkten· Und in der That weisen die noch vorhandenen Ueberreste jener Substructionen durch die Größe der Steine und die Art ihrer Bearbeitung auf altisraelitischen Ursprung zurück. Das 7. Kapitel. Fersertigung der königlichen Häuser und der igesäße des Tempels. IV. v. 1—12. dlaih Vollendung des Ttenipelliaiirin with— read die Arbeiter: zur Herstellung den äußeren Vorhof» fortgehen, läßt Salomo im Verlauf der folgenden dreizehn Slahrc firh selbst einen prachtvollen läöiiigspalaft auf der Uordostfeite des Zion erbauen, der aus mehreren ein- zelnen Gebäuden nnd zhallen bracht; diese, in ihrer Auf— rinaiiderfolge von vorn nach hinten oder non Ost nach West sitt) also ordiieiid: dao Haus vom Walde Libanon W. 2—5), die Sänlenhalle mit ihrer Vorhalle Bd. 6), die Thron— nnd Gerirhtghallc (t1.7), der Palast des Königs( und der der Kö- nigin Ob. 8), waren noii zwei tllorhöfeiy einein vorderen und eiiicin hinteren, eingefrtedigt und aus ebenso kostbaren: als sorgfältig bearlseitctcin Material aufgeführt. l. Aber an seinem Hause [dessen Herstelluiig er hieraus, nach Ablauf der im Kap. G, 38 er- wähnten 7 Jahre, in Angriff nahm] bauete Sa- lomo [weil er damit nicht so sehr eilete, auch nicht eine so große Menge von Arbeitern dazu ver- wendete] dreizehn Jahr, daß ers ganz ausbauete [mit allen dazu gehörigen Gebäuden]. 2. Nämlich er bauete szunächst als Vorder- gebäude, s. A auf dem dritten der nach V. 5 fol- genden Grundrisse] ein Haus vom Walde Libanon sein Haus, das auf lauter Cedernsäulen vom Walde Libanon ruhete und dem in dasselbe Ein- tretenden einen waldähiilichen Anblick darbot], hun- dert Ellen lang, fünfzig Ellen weit und dreißig Ellen hoch [also bedeutend länger und breiter, aber nur eben so hoch als das Tempelgebäude Kap. S, 2]. Auf dasselbige Gevierte [auf diesen Unter- bau, der ein Peristyl oder eine vierfache Reihe von nebeneiiiander stehenden Säulen mit einer starken Umfassuiigsmauer aus behauenen Quaders steinen nach außen und einem Hofraum im Jn- nereii darstellte, s. den unten folgenden ersten Grundriß] legte ei« den Boden sstir die darauf zu errichtenden Stockwerkej von eedernen Brettern [Cedernbalkeu], auf eederiien Säulen, nach den Rtegelt httl svon denen die untersten in paralleler Rich- tung mit der Umfassungsniaiier über die eedernen Säu- len der Länge nach hingelegt waren, die oberen aber als Querbalken über die vierfache Reihe hinweggingen und mit ihren Enden in die Umscissungsmauer eingrifsen], 3. Und oben drauf [auf diese doppelte Balken- lage, bauete er] ein Geziminer [eine Reihe von Gemächeruj von Cedern auf dieselben Säulen [deo Unterbaues, von welchen sie vermöge jener Balken- lage getragen»wurden], welcher [G»emächer] waren Zusammen] snuf und vierzig, je fiinfzehn in einer Riege [oder Reihe, doch sind diese drei Reihen nicht neben, sondern über einander oder als Stockwerke zu denken, s. den zweiten Grundrißs 4. Und waren Fenster [große, eine weite Aus: sicht gewährende Fensteröffiiungeid gegen die drei Riegen [in alle drei Stockwerkem aber nicht nach außen, auf die Straße, sondern, mit Ausnahme der vier Eckzimmer 1, T, 9, 15, nach innen, auf den Hofraiim gehend], gegen einander über salso so angebracht, daß die Fensteröffuungen der einen Breitenseite k denen der andern Breitenseite k gerade gegenüber lagen, ebenso die der einen Längen- Bau des Königspalastes auf Zion. feite I—p denen der andern Längenseite 1——p], drei gegen drei [und wiederholte dies Verhältniß sich dreimal, da es je drei Stockwerke waren, von denen jedes seine Fenster in der beschriebenen Weise hatte]. Z. Und waren sdiese Fenster sowohl, wie die Thüren der verschiedenen GerrtächerJ in ihren Pfo- sten [ihrem Obergebälk] viereckig [nicht, wie es dergleichen Fenster und Thüren damals auch schon gab, gewölbt oder bogenförmig]. Es kann uns nicht darauf ankommen, die Littherische Uebcrsetzung dem Wortlaut des Urtextes gemäß um- zugestalten, denn damit kämen wir bei der Kürze der Darstellung immer noch nicht zu einem klaren Verständ- niß der Sache; vielmehr haben wir versucht, die aus dem Wortlaut des Grundtextes sich ergebende Meinung des heil. Sehriststellers der Uebersetzung Luthers ein- zufügen, wenngleich diese noch aus einer andern Vor- stellung von dem Sachverhältniß zu beruhen scheint, als die wir uns davon · ebildet haben. Erläutern wir denn das in V. 2 ff. Gesjagte durch einen Grundriß, welcher der Schrift von Themas: Das vorexilische Jerusalem re» entlehnt ist, so stellt sich der Unterbau mit seinen Säulen und seiner Umfassungsmauer folgendermaßen dar: d c: ENXJXHXMXJZJHM» k I) . :UE Jg ·.·) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ...-. e....JIIIIIIJJIJTIITIIJIIIIIIIIIII Allerdings läßt bei dieser Auffassuugsweise sich geltend machen, daß bei einer Weite (d—e) von 50 Ellen, von welcher doch gewiß 30 E. für die Weite des inneren Hosraumes (f—g) in Abzug zu bringen sind, die etwa 1 Elle starken Säulen nicht weiter als IV, E., oder 2774 rhein. Zoll nach unserm Maße, von einander ent- fernt gestanden haben, was kaum einen bequemen Durchs gang gestattet hat; allein es ist sehr die Frage, ob wir diese Durchgänge als deambulacreh wie die Vulgata übersetzt hat, oder als Orte zum Spazierengehen be- trachten dürfen, vielmehr scheint dieser ganze untere Raum des Gebäudes eine gleiche Bestimmung gehabt zu haben, wie der auf der nämlichen Sielle befindliche spätere Xhsius, der zu Volksversammlungen diente, und ward vielleicht von Salomo mit den 500 goldenen Schilden seiner Leib- wäehter (Kap. 10, 16 f.) ausgeschmückt, die er an den Jnnenseiten der Umfassungsmauern in der Höhe auf- hängen ließ und ste damit dem Volke zur Schau stellte. Zu beiden Seiten des Eingangs (h) führten (nach The- nius) Wendeltreppen (i, i) hinauf nach dem Oberbau, der aus 3 Stockwerken mit je 15 Zimmeru bestand von welchen se eins, das über dem Eingang gelegen (h), den Vorsaal bildete z» der genannte Gelehrte giebt uns davon nachstchende Zeichnung, sauf die wir schon bei obiger Erklärung des Abschnitte; uns bezogen haben. Seiner Vermuthung nach diente das Zimmer 8 des untersten Stockwerts zur Loge für den König und sein Gefolge, wenn er die Vertreter des Volks um steh ver- sammelte; er rechnet die Säulen 8 Ellen hoch, giebt Dächselks Blbelwerh c l n « « n « « Er HHZJL4JLZJLT1IZ fp==o—·n«"«m—"1—-— zk s« kh I --s --N l-PT"T"T"TI" 9 15 T: u mit« ii12kI13sI1411 I dem untersten Stockwerk 7, dem mittelsten 6 und dem obersten 5 Ellen Höhe, so daß noch 4 Ellen für die Zwischendecken bleiben. Jene Zimmer der verschiedenen Stockwerke wurden mit kostbarem Geräthe geziert und zum Aufenthalt im Kühlen gebraucht, da sie mit ihren Fensteröffnungen nach dem Hofe zugekehrt waren (aus- genommen die vier Eckzimmer 1, 7, 9, 15 in allen drei Stocktverkety deren Fenster nach außen gingen) und dieser, wenn es nöthig war, gegen die Sonnenhitze mit einem großen Zelttnche überspannt werden konnte. Zum besseren Verständniß der folgenden Verse geben wir hier noch einen dritten Grundriß, der den Zusammen- hang der weiteren Palastbauten unter einander, sowie mit dem Tempelplatze auf Morifah (vgl. die beiden Grundrisse zu Kap. 6) im theilweisen Anschluß an The- nius darstelltx UOIZ "··lBl·· FIF l--I:s UR ——P IT TIVLLIOM P Erz-T l HI indem wir zur Erläuterung bemerken, daß auf dem Grundrisse des nordöstlich gelegenen Tempelplatzes der Buchstabe a das Thvr schallekety b die Parwarirry c das Tempelgebäude, d den Priestervorhos e den Vor- hof des Volks und f den äußeren Tempelbezirk bezeichnet. Einen Vorhof der Heiden gab es erst beim Herodianischen Tempel; es ist aber unter f der uugefähre Raum fiir denselben gegeben. Der Zusammenhang des Palast- platzes mit dem Tempelplatze wurde durch eine Briicke (11) über das Thropäon oder Käsemacherthal bewirkt, von welcher nach Robinsons Untersuchungen noch setzt Reste vorhanden sind, und wird sowohl das Thor des Palast- A. T. l. 2. 30 466 1. Könige 7, 6—20. hofes (i) als das Eingangsthor zum Tempelplatz (g) später in Betracht kommen. is. Er bauele auch [in einiger Entfernung von dem Haus vom Walde Libanon V. Z] eine Halle von Säulen seinen Portikus oder von Säulen ge- bildeten, oben bedeckten, nach den Seiten hin aber offenen Gang: 1], fünfzig Ellen lang und dreißig Ellen breit; »und noch eine Halle [m] vor diese, mit [zwei] Sauleu [die ihr Dach vorn am östlichen Eingang trugen] und dicken Balken seiner schwellen- artigen Vorlage, die den Perron oder Austritt zum Ein- gange bildete, da die Säulenhalle init ihrer Vorhalle höher lag als das Cedernhaus]. 7. Und bauete auch [noch weiter nach Abend hin, von den bisher beschriebenen Gebäuden aus gerechnet, doch unmittelbar an die Säulenhalle V. 6 sich anschließendj eine Halle zum Richtstuhh darin man Gericht hielt [eine zur Aufstellung des Thrones oder Nichtsiuhls bestimmte Halle, in der er Gericht halten und Audienzen ertheilen wollte, —— s. B]; Und« tiifelte beide Boden [die ganze Halle vom Fußboden bis an die Decke] mit Cederu [so daß sie also keine offene Säulenhalle, sondern ein mit getäfelter Wandung versehener Saal war, zu welchein die Säulenhalle mit ihrer Vorhalle den Zugang bildete]. Jn dieser Thron- und Gcrichttihalle wurde hernach der in Kuh. 10, 18 ff. geschilderte kostbare Thron aus- gestellt; in den Thorcn oder Pforten ihrer Paläste aber pflegen die inorgenläiidischen Fürsten noch heutzutage Gericht zu halten oder Audienzen zu ertheilen, daher der Ausdruck »die hohe Pforte« 8. Dazu [noch weiter nach Abend zu, bauete er] sein Haus, darinnen er wohnete sseinen Residenz- PaiastL im Hinterhof [G], hinten an der [Thron- oder Gerichtsq Haue, gemacht wie die andern sahn: lich der Thronhalle gebaut und gleich ihr mit Cederiihvlz Verklsidsllz und niachte auch [in eben diesem Hinterhof] ein [zweites] Haus, wie die Halle, kzur Residenz] der Tochter Pharao, die Salomo swie in Kuh. 3, 1 erzählt worden] zum Weibe genommen hatte. Nach Thenius hatte das Ganze aller dieser Palast- bauten seinen gewöhnlichen Ausgang an der nördlichen Langseite (k), und wäre dieser Ausgang unter dem Thore Sur (d. i. Thor des Abweichens oder Seitenausgangs- thors in Köm 11, 6 zu verstehen; an der südlichen Langseite dagegen (in dem Bezirke n) befanden sich nach der Ansicht desselben Gelehrten der in Nehmt. Z, 25 (vgl, Jerenn 32, 2) erwähnte Kern-r- oder Gefäugnißhos und der köuigliche LNarstalL I. Solches alles salle die V. 2——8 beschrie- benen BaiiwerkeJ waren köstliche Steine, nach dem Winkeleisen gehauen, mit Sagen geschnitten auf allen Seiten ssowohl nach der Jnnen- als nach der Außenseite der Gebäude zu, obwohl die Innen- seite noch mit Holz verkleidet wurde und man darum weniger sorgfältig mit ihr hätte verfahren können, wenn es eben Salomo nicht auf einen durchaus edlen Bau angekommen wäre], vom Grund bis an das Dach, dazu auch außen der große Hof [genauer: und vom äußeren bis zum großen Hofe, d. i. eben so sorgfältig und künstlich waren die beiden, die sämmtlichen Gebäude einschließenden Höfe gebaut, der äußere, der das Cedernhaus und die ver- schiedenen Hallen V. 2——7 umgab, und der hintere, in welchem die Paläste V. 8 sich besanden]. 10. Die Grundfeste ssänimtlicher Gebäude] aber waren auch köstliche nnd große Steine, zehn und acht Ellen sder Länge nach] groß sbei ver- hältnißmäßiger Breite und Höhe], 11. Und darauf sfür die sichtbaren Mauern] köstliche gehauene Steine nach dem Wiakeleisem und szur Wandbekleidung nach innen und Ein- deckung nach oben] Cederit 1«2, Aber der große Hof umher svon dem in V· 8 die Rede war] hatte drei süber einander liegende] Riegen gehaltene Steine, und sDarüberJ eine Riege von cedernen saufrecht neben einander stehenden und ein Stacket bildenden] Brettern, also [war] auch [gebaut] der Hof am Hause des HErrn inwendig [der innere, zunächst um den Tempel her liegende Vorhof Kap. s, 36], und die Halle am Hause [des HErrn nach ihren beiden Breiten- seiten Kap. S, 3]. Von großem Interesse für die biblischen Alterthumss sorscher sind die ungeheuer großen Steine, aus welchen zum« Theil noch jetzt die Mauern Jerusalems, nament- lich in der Uingebung des Tempelberges, zusammengefügt sind und welche sichtlich in das höchste Alterthum zurück- weisen. Sie messen 17—19 Fuß in der Länge, bei 3 oder 4 Fuß Höhe; ja der Eckstein an der Westfeite des Hat-im, jetzt gleich iiber der Oberfläche des Bodens, hat eine Länge von 30 Fuß 10 Zoll und eine Breite von 672 Fuß, verschiedene andere Steine wechseln zwischen 2072 und 2472 Fuß Länge bei 5 Fuß Dicke. »Es ist jedoch nicht der große Umfang dieser Steine allein, wel- eher die Aufmerksamkeit des Beschauers fesselt; sondern die Art und Weise, wie sie gehauen sind, giebt ihnen auch noch einen eigenthiiniliiixeii Charakter. Jm techni- schen Ausdrucke wird diese Weise Fugenränderung « genannt. Nachdeni nämlich die ganze Oberfläche zuerst gehauen und viereckig gemacht worden, ist längs den trauten ein fchmaler Streifen IX« oder If, Zoll niedriger als» die ilbrige Oberfläche cingeschnittetr. Wenn diese geranderten Steine in einer Mauer zusammengefugt wer- Jena socgildedn sigi åiakiirliclå Lisiäieriitkder veKrtiefte Streifen, ve )e en ur te e au ge )n enen an en. ei i)rei« Flneinandexzfügung cntstehcsiz wogt-weg) die Hghe der ver- uedenen agen wie au die rö e der teine aus denen sie bestehen, deutlicher bezeichnet wird. Die ganze ålliaiter hat auf diese Weise eine Art geiäfelten Ansehens-« giolcikxttilxon.i) Dåßlübrigeiis Föilotgo noch Cvjiele andere oo « «· t d Pd(ikeii,auvdtr1i« Laltjidatyijeiisernniii Biheclriäend 91,1n5 Anm.) und an den kühlen Abhängeii des Libanon, aus- gegen, is» Hecken« sngzsgigesxgs Z« »Es . « · e ur an - gedkhnte Pcisåeeileixungen in Jerusalem, worauf wir pa er zu pre en ommen. V· V.13——51. Der Beriihh drr unter den Mittheilnngrn iin vorigen Abschnitt über Salomvd palafthaii den Tempel— liau nicht ans dem Auge verloren hat Au. 12), kehrt jcht zu lehierrm zuriitle und beschreibt die Tcniprlgerätlje näher, die Salomo durch Hiram von Turm; alg Wrrtnneifter ausführen ließ: zunächst ang Er; die beiden Säulen für dir Gempelhaltc (in. 1-3——22), das gegosseuc Meer Anfertigung der beiden Säulen der Tempelhalle 467 zum Wasserliehiilter w. 23—26), die zehn Gestfihle mit l elien so viel liiesseln W. 27—39) und die kleinern: Ge- räthe des sbriestervorhofs W. 40); sodann aus Gold den Riiucheraltay die zehn Schaubrodtischg die zehn E en ehter, die kleineren Geriithe des Heiligen nnd die Lin— « geln an der Eliür des Allerheiligsten und an der des Heiligen. Damit hatte denn der Gempetdaii im Verlauf von 20 Stah- ren seit seinem Beginn sein Gnde erkennt; was von dem, was König David an Silber und Gold und an Geräth geheiligt hatte, nicht verbraucht worden war, wurde in die Sitiatzkainmer des Tempels niedergelegt. dergl. L. Ehren. 4, 1——5, 1. 13. Uiid der König Salomo kais er nach Be- endigung des eigentlichen Tempelbaues Kap. s, 37 f· nun auch die Ausführung der metallenen Tempel- geräthe in Angriff nehmen wollte] sandte hin nnd ließ holen Hiram [oder Hamen] von Tyrus [den ihm Hiram, der König von Cyrus, zur Verfügung gestellt hatte Z. Ehren. L, 13 f.], 14. Einer Wittwe Sohn aus dem Stamme Naphthali, und seiii Vater war ein Mann von Thrns gewesen [den sie nach dem Tode ihres ersten MannesgeheirathetL der war ein Meister im Erz, voll Weisheit, Verstand und Kunst, zu arbeiten allerlei Erzwerk [wie er denn auch auf Holz: und Steinarbeit, sowie auf Kunstweberei sich trefflich verstand] Da der zum Könige Saloino kam, machte er [als oberster Werführer] alle seine Werke [die er in Erz und anderen Metallen wollte ausführen lassen]. Wenn die Mutter dieses Hiram in 2. Ehren. 2, 14 ein Weib aus den Töchtern Dan genannt wird, so er- ledigt sich der scheinbarc Widerspruch einfach dadurch, daß sie von Geburt eine Danitin war, in den Stamm Naphthali heirathete, als Wittwe aus diesem Stamme aber das Weib eines tyrifchen Mannes wurde, der niit ihr diesen Sohn zeugte. Die Rabbineiy um den Anstoß zii beseitigen, den die tyrische Abstammung des Verferti- gers der heiligen Geräthe den Juden in späteren Zeiten gab- erklären das Sachverhältiiiß also: die ihrer Ab- stammung nach zu Dan gehörige Niutter habe in den Stamm Naphthali geheirathct und ihrem Manne den Hiram geboren, als sie dann Wittwe wurde, verehelichte sie sich allerdings zum zweiten Male mit einem Tyrier, brachte ihm aber den Sohn schon zu; oder so: der zum Stamme Naphihali gehörige Vater des Hiram sei mit sei- nem, aus Dan gebürtigcn Weibe nach Tyrus gezogen, dort eine Zeit lang als Künstler thätig gewesen, bis er dann starb und Weib und Kind daselbst zurückließ, daher er ein Tyrier genannt werde, ob er gleich ein Jsraelit war. Beide Deutungen widersprechen aber dem Wortlaut der Schrift. Wenn nun ferner Hiram iu 2. Chron. 2, 13 Hiiram Abif genannt wird, so ist lctzteres feigentliclx Abt, d. i. ,,mein Vater« —- Luther bemerkt dazu: »Ei- 1iche Bücher haben Huram Abi«, scheint also in seinem Codex OF: statt Dis gelesen zu haben) ein ehrenvoller Beiname in dein Sinne: »Mein Mcistcr, Raihgebcr« (vgl. I. Mos 45, 8); dagegen kommt die Namcnsform Huram für Hiram ebenso in Beziehung auf den König von Tyrus im Buche der Chronita Vor. Der Künstler Hiram nun wird seiner Kunstfertigkeit nach fast ebenso beschrieben, wie in Z. Mof. 31, 3 ff. Bezaleeh der Werk- meister Mosis beim Bau der Stiftshüttez nur wird des letzteren Kunstfertigkeit von einer Erftillung mit dem Geiste Gottes abgeleitet und damit als iibernaiürliche Gabe dargestellt, während die des Hiram an unsrer Stelle mehr als natürliche Begabung erscheint. Die Freimaureiz deren Ursprung bis auf die Steininetzeik Brüderschaft im Mittelalter zuriickgchh die damals eine eigene Zunft oder Gilde bildete und ihre Werkstätten oder Bauhütten (im Englischen ,,Logen« genannt) ineift an den großen Domen hatte, in welchen wir nocb jetzt ihre Schöpsungen bewundern, tragen sich mit der Sage, Hiram sei beim Bau des Tempels von seinen aufrühre- rischen Gesellen erschlagen worden, und es gehört zu den Geheiinnissen ihres Ordens, das Grab desselben zu suchen; mit dem Wiederauffiiiden des lctztercn oder init der Erscheinung des wahren Großineisters wird dann, ihrer Meinung nach, die Periode der Aufklärung sich vollenden. » 15. Und [er, Hiram] machte zivo eherne Saaten [die vor dem Tempelhausa am Eingang der Halle Kap. 6, 3 aufgeftellt werden sollten] eine jegliche achtzehn Ellen hochii und ein Faden von zivolf Ellen sLäiigeJ war das Maß um jegliche Saale her«- swas einen Durchmesser von 4 Ellen ergiebt] «) Jn 2. Chron Z, 15 wird die Länge zu 35 Ellen angegeben; damit ist wohl die Länge, die beide Säulen zusammen ausmachtem gemeint, so dass eine jede 1772 lang war. slechneti wir nun, daß jede Sänle oben (bei a auf unsrer Zeichnung, s. zu V. 18) V, E. tief in den Knauf eingelassen war, worauf der Chrouist weiter keine Rücksicht genommen hat, so wäredaiiiit der an- scheinende Widerspruch gehoben. — «) Nach Irr-ein. 52, 21 waren die beiden, im Jordantlyal gegosseneii Silnleii (V. 46) eine jede 4 Finger breit stark und inwendig hohl. 16. Und machte zween Kncinfe [Kapitäle] von Erz gegossen, oben auf die. Saaten zu sehen, und ein jeglicher Knauf war funf Ellen hoch. 17. Und es waren an jeglichem Knauf Idee] oben auf der Sciule ksteheki sollte] sieben geflochtene- Reife, wie Ketten [b]. · · 18. Uiid [er] machte an jegliehen Knauf zwo Riegen [Reihen: c u. d] Granatabfel umher an einem Reife, damit der Knauf bedeckt ward fso das; also die eine Reihe das in V. 17 erwähnte Ge- flecht oben, die andere unten überklcidetes 19. Und die Knäufe waren wie die Rosen bor der Halle [oben bei e mit eben solchem Lilien- werk verziert, wie die Halle am Frontispice oder an den drei Giebelseiten m], vier Ellen groß fwaren sie, d. i. maßen sie im Durchmesser, gleichwie die Säulen selbst V. 15]. Andere Auslegcr verstehen diese lctzteren Worte von der Höhe der Lilienverzierung ans dem oberen Theile der Kapitäle; dann würde die vorhin beschriebene Ver- zierung der sieben geflochtenen Reisen mit den zwei Reihen Granatäpfcl darüber« nur einen Raum von 1 Elle ein- genommen haben und die Zeichnung, wie sie unisiehciid folgt, noch anders zu gestalten sein. 20. Und der Granatäpfel in den Weiden] Riegeii umher fvon denen in V. 18 die Rede gewesen] -waren zwei hundert, [hunderi] oben und [hundert] unten an dem Reife, der um den Bauch des Knanfs herging, an jeglichem Knauf [also] auf beiden Seiten [ziisammen zweihundert, wie vorhin gesagt] Nach Jerem. 52, 23 waren der Granatäpfel sechs- iindneunzig, und aller Granatäpfel waren hundert an 307 468 einem Reife rings um- her. Dies ist so zu ver- stehen, daß z«- B. an der oberen Riege jFDe einzelne von den vier, um das Capitäl herum laufenden, die Riege ausinachendenSchniireii (man vergl. c——k) im Ganzen 24 Granat- äpsel enthielt (der Klein- hcit der Zeichnung we- gen ließ sich auf der- selben die genaue Zahl nicht darstelleu), alle vier Schnüre zusammen also 96 Gcanatäpfel zählten; zur Befestiguiig der Schnüre an dem Knaufe aber befanden sich an den vier, die Himmels- gegenden bezeichnenden Punkten c, f, g (h ist auf der hinteren Seite des Capiläls hinzuzu- denkeii) vier einzelne Granatäpfeh nurgrößer und stärker. Von selbst erklärt. sich, wenn in V. 42 und in 2, Chron. 4, 13 in Summa 400 Granatäpfel gerechnet werden; da ist eben von beiden Säulen zusam- men die Rede. 21. Und er richtete die Saulen auf vor der Halle des Tempels [so daß sie zu beiden Seiten des Portals zu stehen kamen, s. die Abbildungen zu Kap. e, 2]. Und die er zur rechten Hand svon dem in die Halle Eintretenden aus gerechnet, also auf der nördlichen Seite] fehle lgL hieß er Jachin [d. i. Er gründeqz und die er zur linken Hand Endlich: h] setzte, hieß et Boas [d. i. in Jhm ist Krast]. Die Ansichten der Gelehrten über den Standort der beiden Säulen gehen in zwei verschiedene Rich- tungen auseinander. Nach der Meinung der einen kamen die Säulen frei vor die Halle zu stehen, ohne zu ihr eine nähere Beziehung zu haben, vielmehr bezog ihre Bedeutung sich auf das Heiligthum überhaupt nach seinem ganzen Umfang« nach der gegentheiligen Mei- nung dagegen wären sie innerhalb der Halle aufgestellt worden und hätten zu Trägern ihres Daches gedient. Allerdings nun findet die Stelle Ainos 9, l: »Schlage an den Knauf, daß die Pfosten beben, und zerscheitere sie (die Pfosten) auf ihr aller Haupt (Luther: denn ihr Geiz soll ihnen auf ihren Kopf kommen)« eine befriedi- gende Erklärung auch dann, wenn man uiiter den Pfosten die Unterschwellen des Tempelhauses versteht; es wäre dann ein Schlag gemeint, der den Tempel in allen feinen Fugen erschüttert, und damit der Gedanke ausgedrückt, daß das ganze Tempelgebäude vom Höchsten bis zum Letzten, gleichsam vom Haupte bis zur Ferse, zertrümmert werden soll. Jndessen wird das prophetische Gotieswort doch noch viel bezeichnenden wenn man unter den Pfosten die Oberschwellen versteht, d. h die Balken, welche das Hallendach bildeten und auf den Knäufeii der beiden Säulen anfingen. Diese wurden dann von dem Schlage I. Könige 7, 21—24. unmittelbar berührt und konnten durch denselben so zer- scheitert werden, daß sie wirklich auf den Kopf derer fielen, die durch die Halle in dem Tempel aus- und eingingem der Priester zunächst, aber in ihnen zugleich auf den Kopf des von ihnen repräsentirten und verführten Volkes. Das war denn. eine von Gott verhäiigte Aufhebung der sinnbildlichem durch die Namen Jachin und Boas aus- gedrlickten Bedeutung der beiden Säulen: »Er gründet« uiid »in Jhm ist Kraft«. Dies sollte allerdings zunächst auf den sein Volk und sein Heiligthum tragenden Jehooa fiel) beziehen; aber gleichwie die solchen Namen führen- den Säulen durch ihre Siellung sieh selbst als tragende und stützende Pfeiler des Heiligthums darstellten und die Namen mittelbar auch auf sie bezogen werden konnten (bemerke, daß das im Grundtext gebrauchte Wort für Säule usw) männlichen Geschlechts ist), so war ein Schlagen an dieselben, wodurch die Pfosten erbebten und dem zerscheiterten Deckengerüst gleichsam der ganze Tempel nachstiirzta ein prophetisches Zeichen von Gott, daß er sein Volk und Heiligthum mit seiner tragenden und schützenden Macht Verlassen und dem Untergange preisgegeben habe. Hiernach entscheiden wir uns fiir die zweite unter den obigen beiden Auffassungen und stellen uns den Bau der Halle so vor, daß ihre Decken- balken hinten auf einem Gesimse oder auf Kragsteinen des Tempelhauses auflagen, vorn aber auf dem, von den Säulen getragenen Archiirave oder der Oberschwelle Sie hatte nach vorn zu keine Eingangsthürem sondern war ein offenes Portalz die beiden Seitenwände im Norden und Süden aber, die zehn Ellen breit waren, bestanden, wie aus V. 12 unsers Kapitels hervorgeht, unten aus drei Reihen übereinander gelegter behauener Steine und darüber aus einer Reihe senkrecht neben einander stehender, jedoch nicht ein Stacket bilden· der, sondern dicht geschlossener Cedernbretter, die nach 2. Chron Z, 4 inwendig mit lauterem Golde überzogeii waren. Auf unsrer Perspectivzeichnung zu Kap. 6, 2 mußten wir, wie schon früher bemerkt, die beiden Seiten- wände unausgefüllt lassen, um die Eingangstlyür zum Heiligen, in 2. Chron 29, 7 die Thüren der Halle ge- nannt, nicht zu verdecken. Nunmehr sind wir aber auch im Stande, die in Kap. 6, 3 unbestimmt gelassene und in Z. Chron Z, 4 fehlerhaft angegebene Höhe der Halle näher zu bestimmen. Die Höhe der Säulen (ab- gerechnet die V, E. Einlaß in die Knäufe) betrug ein- schließlich ihrer Kapltäle 17V, -s— 5 = 22«X, E.; darauf lag ein» etwa 27, E. starkes Dach, so daß also die Ge- sammthöhe, abgesehen von der Brüstung, 25 Ellen betrug. 22. Und es stund also sum hier nochmals auf den in V. 19 erwähnten Schmuck zurückzn- kommen] oben auf den Säulen wie Rosen [Lilien]. Also ward vollendet das [seiner ganzen Bestimmung nach so bedeutsame] Werk der Saaten. Die Lilie als die Blume der Heiligkeit, der Granai- apfel als Symbol des göttlichen Worts (2. Mos 28, 35 Anin.), das netzförtnige Kettenwerk wohl als Sinnbild des göttlichen Bandes, das Erz und die ganze Massigkeit der Säulen, welche zunächst der Vorhalle Stärke und Haltbarkeit gaben, dann überhaupt ein Wahrzeichen der Fesiigkeit und Dauer des ganzen Hauses gewährten, in welchem der HErr seine feste und bleibende Wohnung in Israel, gegenüber dem bisherigen Wanderzelte der Stiftshiitte, haben wolltet das alles giebt ein so schönes, als zweck- und bedeutungsvolles Kunstwerk. (Merz.) 23. Und er machte sum hier des ehernen, zwan- zig Ellen langen und breiten und zehn Ellen hohen VrandopfewAltarsi 2. Chron. 4, 1., bei dessen Verfertiguiig, da er nicht gegossene, sondern ge- Der BrandopfewAltar und das gegossene Meer. 469 fchlagene Arbeit war, Hiram eben so wenig wie bei den ehernen Thüren des äußeren Vorhofs 2. Chron. 4, 9 stch betheiligte, nicht weiter zu geden- ken] ein Meer fgroßes Wasserbecken"], gegossen, zehn Ellen weit, von einem Rand zum andern, rund umher [oder ringsum, also von gerundeter Form], und fünf Ellen hoch, und eine Schnur dreißig Ellen lang war das Maaß ringsumtit fwelches Meer denn an die Stelle des ehernen Handfasses der Stiftshiitte treten sollte 2. Mos. 30, 17 ff.]. «) Vermnthlich war derselbe nach dem Vorbild des mosaischeu BrandopfersAltars (2. Mos 27, 1 ff) aus gefchlagenen und zusamn1engenieteten Erzplatten gebil- det und wurde hernach bei seiner Aufstellung inwendig mit Erde und unbehauenen Steinen ausgefiillt Um « -—.-——-— ----·· s» W uns eine Vorstellung von diesem Altar zu machen, müssen wir zunächst unten am Fuß uns ein stark, allem An- schein nach um 2 Ellen auf beiden Seiten hervorspriw gendes Gesims (a—a) denken; von diesem Gesims gilt die Angabe von 20 Ellen Länge und Breite. Hierauf folgte ein erster Absatz, (b—b), welcher nur 16 E. lang und breit war; dann ein zweiter (c—c), bei welchem die Länge und Breite wieder um je 1 E. abnahm, so daß er nur l4 E. maß; demnächst ein dritter ((1——d), wie- derum auf jeder Seite um 1 E. kürzer. Auf diese Weise bleibt für den obersten Theil, auf dem der Feuerheerd (e—e) sich befand, ein Gevierte von 12 Ellen, was mit Hefet 43, 16 (Ariel d. i. Heerd Gottes) stimmt. Der oberste Absatz (d-—-d) diente jedenfalls zum Umgang für die Priester bei ihren Verrichtungen auf dem Altar; man gelangte zu demselben auf Stufen (g), die in - -o--- H» «» . « Hefet 43, 17 auch ausdriicklich erwähnt werden, obgleich wir die ganze, hier angeführte Stelle beim Propheten nur in einzelnen Punkten als maßgebend betrachten dürfen, da Hesekiel mit einem idealen, nicht mit dem Salomonischen Tempel es zu thun hat, wie denn z. B. bei letzterem anders, als bei jenem Gesichts-Tempel, die Stufen gegen Mittag gerichtet waren. Zur Seite dieser Stufen haben wir eins von den in V· 27 ff. beschriebe- nen Gestühle (A) mit dem Wasserkefsel (B) angebracht. Tliatiirlich fehlten auch dem Altar die Hörner (f) an seinen vier Ecken nicht (2. Mos 27, 2 Anm.). . «) Die Römer nennen folche Gefäße: »Seen« (lacus). «") Das Verhältniß des Durchmcssers zum Umkreis (Peripherie) ist in ganzen, dem mathematischen Verhält- nisse (wie 7 : 22 oder wie 113 : 355) nahe kommenden Zahlen ausgedrückt (vgl. V. 15 u. l9). Wir geben zum leichteren Verständniß der folgenden Verse gleich hier eine Abbildung des Meeres. YMPOH 24. Und um dasselbe Meer, das [oben an seiner Oeffnung, von einem Rande a bis zum andern b] zehn Ellen weit war [V. 23], gingen Knoten fcoloquintenförmige Verziernngewi an sei- nem Rande fgenauert unter seinem Rande] rings ums Meer her; der Knoten aber waren zwo Riegen feine oben e——d, die andere unten e—f, doch beide Reihen nicht weit von einander entfernt] gegossen [gleich beim Guß auf dem Gefäße mit angebracht, nicht wie die Granatäpfel-Reihen auf den beiden Säulenknäufen V. 18, erst nachträglich angelöthet]. DieWortedesGrundtextcslafsensichaucbalsoüberfetzem Und Knoten gingen unter seinem Rande rings 470 1. Könige 7, 25——35. um dasselbe her, zehn auf die Elle, das Meer rings umgebend in zwei Reihen; die Knoten aber waren gegossen in seinem Guß. Indem hiernach 10 Knoten auf dem Raum einer Elle sich be- fanden, enthielt jede Reihe 300 solcher Verzierungem ein Knoten aber war beinahe 2 Zoll breit. Jn Z. Ehren. 4, 3 steht statt der Knoten Osystzxhc Gebilde von Ochsen OITPTH RJDTP und auch im weiteren Verlauf des Verses ist von zwei Reihen ,,Ocl)sen«(1s:-7:7U) die Rede. Daß an letz- terer Stelle ein Schreibfehler zu Grunde liegen müsse, hat schon Luther erkannt, indem er nicht nach dieser Lesart, sondern nach der tinziveifelhaft richtigcn OITZEV über- setzt: zwo Riegen ,,.K«noteii«; aber auch im Anfang des Verfes sind die »Deinen« sbekaxsiin statt pekaim) nur durch falfches Hören oder Sehen in den Text gekommen nnd die «Gebilde« erst hinterdrein hinzugefetzt worden, um die unpassende Bezeichnung «Ochsen« für ,,Ochsen- köpfe« zu verdeutlichen. Luther ließ die Texteslesart zu Olnsang des Verses stehen, weil er hier schon an die Ochsen in V. 4 dachte; am Schluß aber erkannte er die Unmöglichkeit, den Schreibfehler aufrecht zu erhalten. Wir haben das hehr. pelcaim mit den meisten Auslegern für ,,Coloquinten« erklärt (Kap. 6, 18); dagegen nun wird von anderen geltend gemacht, daß diese bittere, giftige Todesfrucht (2. Kön. 4, 89) unmöglich eine passende Verzierung für den Tcnipel nnd seine Geräthe abgegeben habe, und deuten das Wort auf Blumenknospem die dem Aufplatzen nahe sind (von JJEY platzen), so daß Lutherks Ausdruck: »Knoteii« ganz zutreffend wäre. 25. Und es [dieses große, bauchig gesormte WassergesäßJ stund aus zwölf sebenfalls aus Erz gegossenen 2. Kön. 16, 17., gegen 5 Ellen hohen] Rindcm welcher drei [mit ihren Gesichtern] gegen Mitternacht gewandt waren, drei gegen Abend, drei gegen lbtittag, nnd drei gegen Morgen ff. y auf dem Grundriß zu Kap. 6,] und das Meer sbefand sich über den Rindergebilden unmittelbar] oben drauf fohne daß zwischen beiden noch ein Unter- satz u. dgl. angebracht gewesen wäre; wie aber eben bemerkt, gingen die Vordertheile der Rinder nach vorn], daß alle ihr Hintertheil inwendig [nach innen gekehrt] war [den mittleren Stützpunkt des Gefäßes bildend] 26. Seine Dicke aber war [wie die der beiden Säulen, s. zu V. IS] eine Hand breit [»= 379 theilt. Zoll Z. Mos 19, 37 Anm.], Und sein Rand war [etwas auswärts gebogen] wie eines Bechrrs Rand, wie eine atrfgegangene Rose swie die noch nicht völlig erschlossene Blüthe einer Lilie, s. e—a u. f—b]; und ging drein seine Wassermenge von] zwei tausend Bath sdas Bath = 1773 Berl. Quart L. Mos 29, 40 Anm., also zusammen 65 Fuder u. 17, Eimer]. Die Bestimmung des Gefäßes ist in 2. Ehren. 4,· 6 ausdrücklich dahin angegeben, das; die Priesier vor Be- ginn ihrer anttlichen Funktionen daraus Hände und Füße waschen sollten (2. Altes. 30, 18); daher hatte es auch seinen Platz seitwärts zwischen dem Tempel und Brand« opfre-Altar, und die Lilienform des oberen Randes er- innerte die Priester an die Heiligkeit ihres Standes, die sie auch durch jene Waschungeii äußerlich darstellten. Die 12 Rinder dagegen erinnerten an die »12 Stämme Jsrael und charakterisirten das ganze Volk als ein prie- sterliches ('2. Mos 19, 6), das hier in seinen Priestern sich reinigte, um rein und heilig vor dem HErrn zu er- scheinen, gleichwie die zwölf Löwen am Thron Salomo’s, (Kap. l0, 20) es als ein königlichcs kennzeichneten Es entsteht nun aber die doppelte Frage, einmal, auf welche Weise man das Gefäß mit Wasser füllte, und dann, auf welchem Wege man das zum Waschen henöthigte Wasser aus demselben abließ In crsterer Hinsicht ist bei der Höhe des ganzen Geräths (5 E. die Rinder und 5 E. das Wasserbecken hoch = 10 E. oder Wiss« Fuß rh.) an ein Etntragcn des Wassers kaum zu denken; es cr- scheint daher ganz glaublich, wenn die jüdische Tradition behauptet, der Wasservorrath sei dem ehernen Meer zu- geführt worden mittels eines durch die Füße der Rindec in dasselbe aufwärts führenden Röhrengangs Nun be- richtet der griechisehe Geograph Strabo sum das J. 19 v. Chr) die eigenthitmlicha durch alle Belagerungskricge gegen Jerusalem bestätigte Erscheinung, daß die Stadt in ihrem Inneren mit Wasser wohl versorgt war, wäh- rend die ganze Umgegend durchaus trocken, dadurch denn die Belagerer immer in großem Nachtheil gegen die Be- lagerten sich befanden. Sehen wir für jetzt ab von den Wasserleitungem welche die durchaus auf Felsenboden gelegene Stadt mit Wasser von außen versorgten, also von der durch Hiskia angelegten Wasserleitung (2. Kön. 20, 20) und von einer andern, noch ietzt vorhandenen, die von Bethlehem her aus den Teichen Salomos kommend (1. Sam. 9, 5 Anm.) den Zion südlich um- kreist, nordöstlieh von demselben auf einem Damme in den Tenipelberg hineingeht und Salomos Namen führt; so redet Tacitus seiner der vorzüglichsten Redner nnd Geschichtsschreiber der Römer, geb. um das J. 60 n.Chr.), indem er auf den Tempel zu Jerusalem zu sprechen kommt, von einer Quelle lebendigen Wassers, die sich dort befunden, und von unterirdischen Gängen unter dem Berge (Hist. V, 12). So haben denn Robinsons weitere Nachforschungem der, wie wir zu Z. Sam. 17, 17 er- wähnten, entdeckt hatte, wie der Quelle Siloah das Wasser vom Mariabrunttett durch einen unterirdischen Kanal zufließe, zu dem Ergebnis; geführt, daß es im Herzen des Felsen in einer Tiefe von einigen 80 Fuß unter dem Haram eine künstliche Quelle gebe, deren Wasser dieselben Eigenschaften hat, wie das, welches aus den künstlichen Aushöhlungen durch Siloah und den Mariabrunnen in das Thal unten ausfließn Neh- men wir dann ferner hinzu, was Aristeas (Ofs1zier der Leibwache des Königs Ptolemäus Philadelphus von Eghpten) in einem von Josephns mitgetheilten Auszuge seiner Geschichte der 72 (70) Dolmetscher berichtet, daß am Fuße des Brandopferaltars verborgene Oeffnungen sich befanden, aus welchen zur erforderlichen Reinigung des Vorhossplatzes vom Opferblute zu Zeiten Wasser emporsprang; so können wir nicht in Zweifel sein, der Tempelberg barg in seinem Inneren alle Ein- richtungem welche zur Versorgung des Heiligthunis mit frischem und lebendigem Wasser erforderlich waren. Darauf scheinen auch die Stellen Pf. 46, 5; Hesek 47, I ff; Sach.13, I; 14, 8 anzuspielenz und da diese Einrichtungen sicberlich den Salomo zu ihrem Urheber haben, weshalb auch der Tempelbau, ehe er ganz been- digt war, sich 20 Jahre hinzog». so bekommen auch die Worte in Jes 8, 6., wo das Wasser zu Siloah, das stille gehet, als Bild der geringen Macht des Hauses David im Gegensatz, steht zu den starken Wassern des Euphrat, als Bild der Macht und Herrlichkeit des asso- rischen Königs, ihre volle Bedeutung. Nach dem his- herigen Stande der wissenschaftlichen Forschungen werden freilich noch viele Fragen aus diesem Gebiet unerledigt Die zehn Gesiiihle und die darauf zu stellenden Kessel. 471 bleiben, bis einmal eine andere als die türkische Regie- rung den desfallsigen Untersuchungen die gehörige Frei- heit gestattet. Was dann ferner die Ablassung des Wassers aus dem großen Behälter betrifft, so haben wir kein Bedenken getragen, die Meinung uns anzueignem daß von demselben Röhren nach den Niäulern der Rinder gingen und aus diesen das Wasser lief, entweder wenn man den zum Verschließen angebrachteri Spund öffnete, oder, was uns wahrscheinlicher vorkommt, ohne alle Unterbrechung, indem der Behälter sammt den Rindcrn von einem großen, viereckigen Wasserbassin aus Stein unigcben war, aus welchem dann wieder Abzugskanäle nach unten oder nach außen gingen. Dies Bassm konnte vermuthlich 1()00 Bath Wasser halten, und darauf mag in 2. Ehren. 4, 5 Riicksicht genommen sein, wenn es dort, anders als an unsrer Stelle, heißt, das eherne SJJZeer habe 3000 Bath gefaßt; es ist eben der Wasser- gehalt des Beckeus und dcr des Bassms in Eins ge- rechnet, so daß man nicht einen Schreibfehler U = 3 für I = L) anzunehmen braucht. 27. Und er machte auch zehn eherne Gestnhle sviereckige Kasten zu Gestellen fiir die darauf zu setzenden Kessel oder Becken, in welchen die Priester das Opfersieisch spülen könnten, ehe sie es in den Altarbrand brächten 2. Chron 4, 6], ein jegliches vier Ellen lang und breit, und drei Ellen hoch [die Elle u lässt, Zoll rh.]. S. die Seitcnsigur an den Stufen des Brandopsers Altars bei V. 23. » 28. Es war aber das Gestuhle also gemacht, daß es Seiten sFüllungen oder Felder h——h] hatte zwischen den [vier] Leisten [welche das Gerüst des Gesiiihles bildetem i—i]. 29. lind an den Seiten zwischen den Leisten waren sals bedeutsame Verzierungen] Löwen,Ochse-n, sPalmeubäume V. 36] und Cherubim [in Relief oder erhabener Arbeit angebracht] Und die Seiten, daran die Lowen und Ochsen waren, hatten Leisten oben und unten, nnd Fußlein dran. kNach anderer Uebersetzung: Und über den Leisten stund oben ein Untersatz (fiir die darauf zu stellenden Kessel: k); und unter den Löwen und Ochsen ldamit auch dieser Unterlaß, gleichwie das Gctäsel des Gestelles, verziert war V. Es) waren herabhängende Kränze] Die zweite Hälfte des Ver-fes ist sehr schwer zu ver- stehen; auf welcher Vorstellung von der Einrichtung der Gestelle Luthers Uebersetzung beruht, haben wir nicht erfahren können und uns deshalb ohne Weiteres an neuere Ausleger gehalten. Jn Betress unserer, der Keil- scl)en nachgebildeteii Zeichnung bemerken wir, daß wegen Kleinheit der Zeichnung auf dem Untergestell k die Re- lief-Verzierung, von denen V. 36 redet, sich nicht wohl anbringen ließ; der Leser wird sie aber leicht nach der auf dein Felde zwischen den Leisten (h-h) befindlichen sich hinzudenken können. Auf diesem sind dann die Festons oder Blumengeivinde so angebracht, daß sie, wenn man sie nur ein wenig hinaus- und hinunterriickt bis auf die Ober- und Unicrleista auch zu einer anderen Uebersetzung der zweiten Vershälfte passen: Und auf den Eckieistem ebenso oberhalb als unterhalb der Löwen und Rinder, befanden sich herab- hängende Kränze. 30. Und ein jeglikh Gcstühle hatte suuten an seinem Boden] vier cherne Räder [1———1], mit eher- nem Gestell snach Art eines Wagens, damit es leicht von einer Stelle zur andern geschafst werden könnte] Und auf den vier Ecken waren Achseln gegossen snach unten zu gabelförmig getheilte Füße m-—-m, die den in ihrer Gabel sich bewegenden Rädern mit ihren beiden Gabelenden zu Achseln oder Haltern dienten] eine jegliche sAchsel m] gegen der andern [m] über, unten an den Kessel gelehnt [also nicht erst unten am Rande des Gestiihis bei n an- gebracht, sondern schon oben am Untersaß des Kessels bei o; von da aus zog sich der Guß dieser Achseifiißc die Ecklcisten i entlang in den inneren Winkeln derselben fort, bis er unten bei n zum Vorschein kam, vgl. V. 34]. 31. Aber der Hals mitten auf dem Gestirhle sk] war einer Elle hoch, und rund, anderthalb Ellen weit; Und waren Pocleln serhabene Zierrathent p——-p oben] an dem Hals, in Feldern, die viereckig waren und nicht rund [mit diesen letzten Worten beginnt vielmehr ein neuer Satz, der zu dem Fol- genden überleiten Und ihre, der in V. 27-—29 beschriebenen Gesiiihle, Füllungen waren vier- eckig und nicht rund. Da würde» nun die vier Räder, von denen in V. 30 die Rede war, die Schil- dereien an diesen Fiillurigen oder Feldern theilwcis ver- deckt haben, wenn sie in gewöhnlicher Weise, unmittel- bar unter dem Gesiühl, angebracht gewesen wären und also bis zu einem gewissen Maße iibcr den Boden des Gestiihls heraufgereiclit hätten] 32. Die vier Räder aber [wie schon aus dem, in der zweiten Hälfte des 30. Verses Gesagten sich ergiebt, waren nicht in gewöhnlicher Weise ange- bracht, sondern] stunden unten an den Seiten sin ziemlicher Entfernung von den Feldern], nnd die Achsen der Räder siene gabelförmig getheilten Füße, in denen sie sich bewegten und die ihnen zu Achseln oder Haltern dienten] waren am Gestühl sund be- wirkten die nöthige Entfernung der Räder vom Gestühh daß dessen Fiillnngeti tnit ihrer Verzierung auch nicht in den Ecken verdeckt wurden]. Ein jeglieh Rad war [seiner ganzen Höhe nach] anderthalb Ellen hoch sworaus man sich die Höhe der Gabeln, indenen dieRäder gingen, vonselbst berechnen kann] 33. Und waren [die] Räder [ihrer foustigeu Construction nach ganz] wie Wagenrtidrr san Kriegs- oder Staatswagen]. Und snur der eine Unter- schied etwa ist dabei zu beachten:] ihre Achsen, Na- ben, Speichen und Folgen Das] war alles gegossen [nicht aus Holz gearbeitet] 34. Und die vier Achseln, auf den vier Ecken eines jeglichen Gestühles [die nach V. 30 an diesen Ecken entlang in den inneren Winkeln derselben sich hinaufzogen und bis an den Untersatz des Kessels bei o hinaufreichten] waren auch am Gestithle sgingen noch über dasselbe hinaus, erhoben sich hier mit entsprechender Biegung nach dem Halse I; zu bis unter den äußeren Rand des Kessels und bildeten dessen Stützen: q—q]. 35. Und am Hals oben auf dem Gestühla einer halben Elle hoch, rund umher sder auf einer, eine halbe Elle hohen Wölbung r——r sich erhob] waren sin Folge dessen, daß die Fortsetzungen der 472 vier Achseln hier zu Haltern oder Stützen sich ge- stalteten V. 34, hervortretende] Leisten und Seiten am Gestilhle [wörtlich: Füllungen aus ihm, nämlich aus dem Obertheile des Gesiühls, d. h. durch die vier Halter entstanden nun auch ähnliche Füllungen oder Felder am Obertheile des Gesiiihls (k), wie solche am Untertheile sich befanden V. 28, nur daß sie mit den Haltern aus Einem Gusse waren, während die am Un- theile besmdlichen Felder selbständige Tafeln bildeten, die mittels Zapfen in die Fugen der Seitenleisten eingelassen wurden und daher auch wieder ausgebrochen werden konnten 2.Kön.16, 17]. 36. Und er [Salomo] ließ auf die Fläche derselben Seiten und Leisten graben [eingraviren] Cherubim, Löwen, [Ochsen] und Paluienbänme sahn- lich den Verzierungen der Felder im Untertheile der Gestühle V. 29, nur daß diese Relief-Arbeit und nicht gravirt waren]; ein jegliches am andern [richtiger: nach eines jeden Raume, der bei den Leisten natürlich viel kleiner war als bei den Fül- ungen], rings umher dran [richtiger: und Kränze umher, vgl. V. 29]. 37. Auf die Weise machte er zehn Gestühle [V. 27], gegossen, einerlei Maß und Raum war an allen [alle waren gleich groß und gleich gestaltet]. 38. Und ermachtezehn eherneKessel [oder Becken: B] , daß vierzig Bath se« 17 IX« Beil. Quart= 1Fu- der und 2376 Eimer] in einen Kessel gingen, und war [jeder Kessel] vier Ellen groß fim Durchmesser], nnd auf jeglichem Gestühle war ein Kessel. 39. Und setzte fünf Gestühle an die rechte fsiidliche 1. Mof 13, 9 Anm.] Ecke des Hauses [s. den Grundriß zu Kap. 6, 16: v], Und die an- dern fünf in die linke [nördliche] Ecke [w]; aber das [eherne] Meer [von dem in V. 23 ff. die Rede war] sehte er zur rechten ssüdlichen Ecke des Tempelgebäudes wie die erste Reihe der Ge- stühle v, doch] vorn an setwas weiter vor, nach dem Brandopfer-Altar zu, nur nicht mit diesem in gleicher Linie, sondern in einiger Entfernung davon] gegen Mittag [y]. Durch diese Gestühle mit ihren Kesseln sollte auf die leichtesie Weise das zum Opferdienste erforderliche Wasser bis an die Stufen des Altars gebracht und zugleich auf die würdigste Art, in finnreich emporgehaltenen Becken, den das Amt verwaltenden Priestern zum bequemen Gebrauch dargeboten werden; wir haben, um dem Leser eine solche Bestiminung noch näher zu führen, auf unsrer Zeichnung ein derartiges Gesiühl an die Seite der Altar- stufen gestellt. Daß aber die Becken aus dem ehernen Meere gefüllt worden seien, wie Thenius, dessen Aus· einanderfetznngen wir fonst mehrfach benutzen konnten, annimmt, möchten wir bezweifeln; vielmehr verweisen wir auf das, zwischen den beiden Moscheen es sakrah u.e1 Aksa (Kap. s, 1 Anm.) noch heute vorhandene große Marmorbeckem das auch in den Zeiten der Kreuzziige erwähnt wird und dessen Fontaine (Springquelle) wohl ebenfalls zu Salomo’s Werken gehört. Seine Stelle dürfte ganz die nämliche fein, wo die südlichen fünf Ge- stühle standen. Diese, die Gesiühle, mußten darum in so großer Anzahl beschafft werden, weil oft eine bedeu- tende Menge von Opfern auf einmal für den Altar zu- 1. Könige 7, 36——51. s, 1—3. zubereiten war; das gebrauchte Wasser konnte bei der Fahrbarkeit der Gestühie sofort wieder bei Seite geschafft und durch anderes erfetzt werden. Die Verzierungen aber auf den Gestühlen habet: dieselbe Bedeutung, wie die Cherubim, Palmen und Blumengewinde an den Wänden des Heiligihums und wie die Riuder unter dem ehernen Meer und die Löwen am Throne Salomo’s: jene beziehen sich auf die Herrlichkeit des HErrn und das grünende und blühende Leben in seiner Gemeinschaft, diese auf den priesterliclyiköniglicheii Charakter des hier seinem Gotte dienenden Volkes. 40. Und Hiram machte auch Töpfe szum Weg: tragen der AfcheL Schaufeln fzum Abräumen der- selben vom AltarL Becken [zum Auffangen des Bluts beim Schlachten der Opferthiere 4. Mos. 27, 3]; und vollendete also alle Werke, die der König Salomo am Hause des HErrn saus Guß: arbeitJ machet! ließ [wozu der eherne BrandopfevAltar und die ehernen Thüren des äußeren Vorhofs 2. Chron. 4, l. 9 nicht gehörten, denn das war geschlagene Arbeit] 41. Nämlich [um alle diese Gußarbeiten hier noch einmal einzeln aufzuzählen] die zwo Säulen lJachin und Boas V. 15]- und die ieulichen Hex-rann- lichen oder kugelförmigen*] Knäufe oben auf den zwo Säulen [V. 16J- und die zween geflochtenen Reife, zu bedecken die zween keulichen Kniiufe auf den Säu- len [V. 17]; ») Die Worte Kugel (mhd. inne) und Keule (kju1e) sind miteinander verwandt; letzteres bezeichnet zunächst das obere, dicke, kugelförmige Ende der Keule. 42. Und die vierhundert Granatiipfel an den zween geflochtenen Reisen, je zwo Riegen Granat- äpfel an einem Reife [an dem je einen Reife jeder Säule]- zu bedecken die zween keulichen Knäufe auf den Säulen [V. 18]; 43. Dazu die zehn Gestöhn, und [die] zehn Kessel oben drauf W. 27 ff.]; 44. Und das Meer, und [die] zwölf Rinder unter dem Meer [V. 23 ss.]; 45. Und die Töpfe, Schaufel« und Becken [V. 40]. Und alle diese Gefäße, die Hiram dem Könige Salomo machte zum Hause des HErrn, waren von lauterm [nach dem Gusse noch sorgfältig polirtem] Erz. 46. Ja der Gegend am Jordan sauf dessen Westseite, wo allein eine Niederung sich befindet, während auf der Ostseite das Terrain bergig ist] ließ sie der König gießen, in dicker Erde sin For: men, die aus Feststampfen des thonhaltigen Erd- reichs gebildet worden waren], zwischen Suchoth und Zartham Wir haben die Lage von Zarthan in Jos Z, 16 Arm. 3 an die Stelle des heutigen Kur-n sartabeh verlegtz dar- nach müßte es, wenn die Ortsbestimmung an unserer Stelle: ,, wischen Suchoth und Zartharw einen Sinn haben soll, noch ein anderes Suchoth, als das in 1. Mof 33, 17; Jos. is, 27; Nicht. 8, 5. 13 ff. er- wähnte, auf der Ostseite des Jordan, gegeben haben, das auf der Wcsiseite lag, und in der That haben mehrere biblifche Geographen zu dieser Annahme sich verstanden, indem ste hier unter Suchoth das jetzige sacüt verstehen wollten (Jos. II, 27 Anm.). Jndefsen läßt sich die Lage Die Tempelgeräthe Salomo beruft die Aeltesten des Volks zur Tempelweihe 473 von Zarthan auch in die Gegend südwestlich von Beth- fean an den östlichen Abhang des Gebirges Gilboa ver- legen (vgl. Kur. 4, 12); dann ist die Annahme eines doppelten Suchoth nicht nöthig, und die Bestimmung der Qrtslage der Gießstäite nach zwei Ortschaften, von denen die eine (Suchoth) an dem östlicherk die andere (Zarthan) am westlichen Jordanufer lag, hat darin ihren Grund, daß beide Orte aligenfällig, nämlich von der Höhe aus gesehen, einander gegenüber lagen. 47. Und Salomo ließ alle [die eben erwähn- ten] Gefaße uugewogern vor der sehr großen Menge des Etzes ldas dazu aus der Beute, die David einst dem Hadadefer abgenommen hatte l. Chron. 19, 8., ver- wendet wurde, daher anch ihr Gewicht hier nicht näher angegeben werden kann]. 48. Auch machte Salomo allen Gezeug [Ge- räthebestand], der zum Htlufe des HErrn [dem eigent- lichen Heiligthum Kap. 6, 2 ff.] gehdret [und zwar theils aus feinem, theils aus gewöhnlichem Golde], nämlich einen güldenen [mit Goldblech iiberzogenen Räuch-] Altar [Kap. 6, 20 vgl. 2. Mof. 30, 1——5], einen güldcnen [mit Goldblech überzogenen] Tisch, darauf die Srhaubrode liegen [2. Prof. 25, 23 ff» s. den Grundriß zu Kap. 6, 15: i; außerdem aber noch neun andere dergleichen Tische zur Vermehrung der Pracht des Heiligthums, nur daß diese für gewöhnlich nicht in Gebrauch kamen 2. Chron. 4, 19; 29, 18]; 49. Fünf Lenchler [nach dem Vorbild des Mosaifchen 2. Mof. 25, 31 ff. gearbeitet] zur rechten Hand, und fünf zur linken [f. Grundriß zu Kuh. 6, 15: u], vor dem Chor sHinterraum oder Allerheiligsten] Von lauterm [feinstem] Golde, mit güldenen Blumen fdem in L. Mof. 25, 33 beschrie- benen Vliithenwerk als Zierraths Lampen [2. Mof. 25, 37] und Schnäuzen [2. Mof. 25, 38]; 50. Dazu Schalen, Schüsseln frichtigerx Mes- ser], Becken soder Kannen für den Wein, hundert an der Zahl 2. Chron. 4, 8], Löffel [kleine, flache Schalen, um darin den Weihrauch nach dem Altar zu bringen] und Pfannen [genauer: Löfchnäpfe 2. Mof. 25, 38 Arm] von lauterm Golde. Auch waren die Angeln an der Thier am Hause inwendig im Allerheiligsten lKatx S« 31 f·J- und an der Thier des Hauses des Tempels [Kap. 6, 33 ff] giilden [doch nur von gewöhnlichem Golde]. 51. Also ward vollendet alles Werk, das der König Salomo machte am Haufe des HErrn. Und Salomo brachte hinein [in das Heiligthum, in die Kammern der Nebengebäitde Kap. 6, 5 ff.], was fein Vater David geheiliget fdem HErrn geweihetJ hatte, von Silber und Gold und Gefcißen [1. Chron. 23, 14 ff; 30, 2 ff., und man beim Bau des Tempels selber nicht verbraucht hatte]; und legte es in den Schuh des Hauses des HErrn. Das 8. Kapitel. Der Tempel Salomcks wird eingemeihet W— U.1—21. Im zwanzigsten Zlahr nach Beginn des Tempelbaury als derselbe nun völlig beendigt ist, ver— sammelt Salomo die Jlkltestea nnd Stancmhäunter des volles nach Jerusalem nnd laßt die Bundeslade von den Priestern aus dem Zelle, das David fiir sie auf dem Berg: Zion errichtet hatte, hinauf narh dem Trmprlberge sonnen, während die ehemalige Stlftghiitte mit ihrem Geräth: zur Kufbrwahrung in den Obrrgemüchern des Tcnipcls von den Eeuiten getragen wird. Alls der Fest· zug im Priester-Vorhof angekommen, wird sie dort, vor der halte des Tempels, einstweilen nieder-gesetzt und tin großes, feierlicher Opfer auf dem Btandopfkrsnltar dar- gebracht; hieranf stellen di: sbriester di: read: an dem für sie bestimmten Orte unter den Flügeln der beiden großen Chrrubgestallcn im Jlllerheilignen auf. Ein: Wollte, in welcher die Herrlichkeit des sinken, erfüllt di: Stätte, als di: Priester wieder hinwcggegairgrn sind und draußen im Vorhof von den Erviten eine Tcniuelmsssilk aufgeführt wird; Salomo aber, über diese wunderbare Gnadenb:zeiignng, dadurch der von ihm gebaut: Tempel von dem ktjilirrn zu seiner Wohnung nnn behängt worden, hocherfreut, giebt solrhe sein: Freud: auch zn erkennen, wendet sich hierauf zu der im Vorhof versammelteu Gr- meind:, sie mit einem Segenswnnskhe begrüßend, nnd preist vor ihr deu HGrtn dafür, daß er mit feiner thand jetzt erfüllt hat, wag er einst mit seinem Mund: zu David geredet. vgl. L. Thron. s, 2—6, 1l. 1. Da versammelte der König Salomo sin derselben Weise, wie ehemals sein Vater gethan, als er die Bundeslade nach dem Zion schaffen wollte 2. Sam. 6, 12 ff.; 1. Chron IS, 3 ff] zu sich die Aelteften in Israel, alle Obersten der Stämme und sdiej Fürsten der Väter [Vaterhäuser] Unter den Kindern Israel [als Repräsentanten des ganzen Volkes, das natürlich nicht in allen einzelnen Gliedern feines Bestandes an der Feier theilnehmen konnte] gen Jerusalem, die Lade des Bandes des HErrn herauf zu bringen aus der Stadt David-s, das ist Zion [wo sie seit der vor- hin erwähnten Geschichte 2. Sam. 6, 12 ff. in einem einstrveiligen Zelle neben dem königlichen Palaste sich befunden hatte]. 2. Und es versammelteu sich [der an sie er- gangenen Aufforderung folgend] zum Könige Sa- lomo alle Männer in Israel sdie zu den Aeltesten und zu den Stammes- und Geschlechtshärtptern gehörten] im Monden Ethanim sdes J. 991 v. Chr] am Fest sder Laubhiittem d. h. acht Tage vor Be- ginn dieses Festes, das vom 15.———2l. Tage des erwähnten, später Tisri genannten Monats ge- feiert wurde 3. Mof. 23, 33 ff., um dasselbe fo- fort nach Beendigung der Tempelweihe begehen zu können V. 65 f.], das [dieser Monat Ethanim oder der fließenden Bäche, mit welchem die Regen- zeit ihren Anfang nahm] ist der siebente Mond fdes kirchlichen Jahres, entfprechend unserm Oktober« 2. Mof. 12, 2 Anm.]. Nach Z. Kön 25, 8 ff.; Jerem. 52, 12 ff. wurde der Salomonische Tempel am 7. Tage des S. Monats (Ab, entsprechend etwa unserm Augusi) im 19. Jahr Nebueads nezar’s oder im J.588 v. Chr. G. zerstört; er hat also im Ganzen 403 Jahr gestanden (nach des Jofephus irrthümlicher Angabe 470 Jahr) 3. Und da alle Aelieften Jsrael ssammt den Stammes- und Geschlechtshäupternj kamen [auf 474 dem Zion sich eingefunden und dort vor dem Zelte der Bundeslade in der gehörigen Ordnung fich aufgestellt hatten], huben die Priester fdie in das Zekt selber hineingehen durften] die Lade des HErtn tlll , 4. Und brachten sie hinauf [nach dem Tempel- berge, der zwar an sich tiefer gelegen war als der Zion; aber erst mußte man ja den Zion herab- und dann wieder den Morija hinansteigen], dazu die Hütte des Stists [die bisher ihren Platz zu Gibeon gehabt hatte Kap. Z, 4], und alles Ge- räthe des Heiligthumsh das in der Hütte war knls der Räuchaltay der güldene Leuchter, der Schau: brodtifch, sammt den Geräthen des Borhofs, dem Brandopferaltar und dem ehernen Handfaß, wurde von den Leviten getragen, um in den Obergemächern über dem Allerheiligstem soweit dort Raum vor- handen war, als heilige Reliquie aufbewahrt zu werden Kap. S, 8 Atem» vgl. Z. Makk. 2, 4 f.]. Das thaten die Priester und Leviten kweit so das Gefetz es vorfchrieb 4.8))?of.3,31; 4, 4 ff. und eine an- dere Weise der Fortfchafsung nach der fchon einmal ge- machten Erfahrung L. Saln 6, l ff. ohne Zweifel den Zorneseifer des HErrn erregt haben wiirde]. Z. Und der König Salomo und die ganze Gemeine Israel, die svertreten durch ihre Aelteften und Stammeshäupter] zu ihm sieh versammelt hatte, gingen mit ihm vor der Lade her, und opferten Schafe und Rinder [genauer: op ferten mit ihm vor der Lade Schafe und Rinder, d. i. brach- ten mit ihm, als nun der Festzug im Vorhof an- gekommen und die Lade einstweilen vor der Tempel- halle niedergesetzt worden war, auf dem Brand- opfer-Altar ihre Opfer dar], so viel, daß man’s nicht zählen noch rechnen konnte fdaher auch über die Menge dieser Opfer hier nichts Näheres ange- geben werden kann]. is. Also snach vollbrachtem Opfer, während jetzt die auf der Ostseite des Brandopferaltars auf- gestellten Priester und Leviten Psalmgesangt unter Musikbegleitung und Trompetengefchmetter aus- führten 2. Chron. 5, 12 f.] brachten die saubern, mit Besorgung des Heiligthums beauftragten] Prie- ster [V. 3 f.] die Lade des Vnndes des HErrn an ihren Ort, in den Chor [Hinterraum] des Hauses, in das Allerheiligstg unter die Flügel der fbeidenj Cherubim [oon denen in Kap. 6, 32 die Rede ge- wesen]. 7. Denn die Cherubim breiteren die Flügel aus an dem Ort, da die Lade stund [in der Rich- tung von Mitternacht nach Mittag, f. Grundriß zu Kap. S, 15: 1], uud bedeekten die Lade und ihre [Trag-] Stangeu von oben her. «) Der Psalm, der nach unsrer Ansicht bei dieser Gelegenheit gesungen wurde, ist noch im 132. Psalm vorhanden; jedenfalls ist derselbe von Salomo felbst ver- faßt, wie er denn eine gewisse Verwandtschaft mit dem Salomonischen Psalm 72 hat und in 2. Chr-on. 6, 4l f. dem Einweihungsgebet Salomos ein Schluß gegeben 1. Könige 8, 4—16. wird, der nichts anders ist als eine Wiederholung der Worte in Pf. 13·2, 8—10. Damit soll nach unserer Meinung keineswegs gesagt werden, daß Salomo wirk- lich erst hier, am Schlusse seines Gebete, jene Worte gesprochen habe; denn was er hier bat: »Mache dich auf, HErr Gott, zu deiner Ruhe, du und die Lade dei- ner Machtbt hatte ja der HErr bereits gethan (2. Ehren. 5, 1l fs.). Wohl aber wird damit dies Gebet aus Pf. 132 als ein ebenfalls bei der Weihe des Tempels gesprochenes, und zwar von Salomo gefprochenes be- zeugt; daher wir eben den Psalm hierher verlegen und ihn dem Salo1no als Verfasser zueigncm Was nun die Anlage des in Rede stehenden Psalms betrifft, so ist sie ganz ähnlich der des 24. Psalm, der für die Feier der Heraufführung der Bundeslade nach dem Berge Zion von David gedicdtet worden (2. Saul. S, 15 Anm.): V.1—5 gehört dem ersten Chor der levitifclien Sänger an, V. 6 u. 7 einem zweiten, die Stelle der Gemeinde vertretenden Chor; in V. 8—10 läßt dann wieder der erste, und in V. 11 u. 12 der zweite Chor sich ver- nehmen, in V. 13—18 fingen dann beide Chöre zu- sammen, und hier fallen zugleich die 120 Priester mit ihrem Blasen der Trommeten ein (2. Chrorn 5, 12 s.s. Neh- men wir hinzu, daß drr Gesang der Verse 8—10 mit dem Augenblickc zusammentrifft, wo die Lade in das Heilig- thum nun eingeführt und von den Priestern an ihrem Ort untergcbraiht wurde, während dieses Gefchäfts aber der Gesang von V. 11 u. 12 und der von V.13—-l8 fortging, so wird uns nicht blos der in V. 6 ff. unsers Fiapitels geschilderte Vorgang, gleichwie der Jnhalt des Pfalms selber anfchanlicher und lebendiger; sondern der folgende 10. Vers von der Wolke, die das Haus des HErrn erfüllt, erfcheint nun auch recht als Gottes that- säcbliches Amen auf die Bitte Jsraels und seines Königs, und wir verstehen Salomod Freude über dies Zeichen der göttlichen Gnade, die er in V. 12 ff. zu erkennen giebt, und den Drang seines Herzens, womit er in V. triff- dieTGemeinde segnet und den HErrn, den Gott Israel, prei . 8. Und die Statigen kan der Lade] waren so lang, daß ihre Knanfe sdie Knöpfe an ihren Enden] gesehen wurden in dem Heiligthum vor dem Chor [im Raum des Heiligen, wenn man unmittelbar vor der offenen Thür des Allerheiligsten stand und den Vorhang zurückfchlUgL aber außen fweiter nach vorn, dem Eingang des Heiligen zu] wurden sie [nach den Gesetzen der Perspective oder der Lehre vom Fernschein] nicht gesehetflz und waren daselbst bis aus diesen Tag [da dies geschrieben wird, bis dann mit der Zerstörung des Tempels, s. Anm. zu V. L, alles verloren ging 2. Kön. 25, 17 Anm.]. «) Diese Bemerkung hat den Zweck zu zeigen, wie genau man die Bestimmungen des Gesetzes Z. Mof 25, 15, wonach die Tragftaugen der Lade an derselben soll- ten stecken bleiben, bei ihrer Aufftellttng im Tempel in Acht nahm. Man hat aus den Angaben unsers Verfes berechnet, daß die Tragftangen 7 Cllen snach Merz 10 Ellen) lang gewesen seien, also 2Z Elle an jeder Lang- seite über die Lade, die 272 Elle lang war, hinausgereicht tten. . 9. Und war nichts in der Lade, denn nur die zwei steinernen [Gesetzes-] Tafeln Moses, die er daselbst lief; saufbewahrt oder niedergelegt hatte 2. Mose 40, 20] in Horeb [noch während Jsraels Aufenthalt am Berge Sinai 2. Mos. 33, 6 Anm.], Nach Aufstellung der Bundeslade erfüllt die Herrlichkeit des HErrn den Tempel. 475 da der HErr mit den Kindern Israel einen Bund machte, da sie ans Eghptenland gezogen waren. «) Auch diese Benierkung will zeigen, daß man dem Gesesze treulich nachkam, welches die Lade nur zur Auf- bewahrung der beiden Gesetzestaseln bestimmte (2. Mos 25, 16). Wenn der Apostel in Hebt I, 4 schreibt, daß in der Lade auch das Oxliantiakriiglein und der Stab Aarons sich befunden habe, so schließt er, der an Juden schrieb, der bei denselben nun einmal gang und gäbe ge- wordenen Auffassung der beiden Stellen 2. Mos 16, 88 f.; 4. M. 17, l0 f., wonach jene beiden Gegenstände innerhalb der Lade bei dem Zeugniß oder den Gesetzes- tafeln aufbewahrt worden seien, unbedenklich sich an, ohne auf eine Berichtigung dieser irrthiimlichen Auffassung fiel) einzulassen, weil er damit nur Widerspruch hervor- gerufen und den Zugang zu den Herzen derer sich ver- scblossen hätte, mit welchen er redet. Es ist dies das nämliche Verfahren, das auch Paulus in Apostg. 13,21 beobachtet (s. Anm. zu l. Sam. 13, 2), und dient uns zum Fingerzeig, daß ein Geistlicher in seinen Predigten und Kinder-lehren nicht viel mit Berichtigungen der lutheei- schen Bibeliibersetzung oder wisserischaftlicheti Erörterungen des Grundtextes sich abgeben soll, da auch in der Form, wie wir Gottes Wort nun einmal in unsrer deutschen Bibel haben, es seine Krasdund Wahrheit behält. 10. Da aber die Priester aus dem Heiligthum gingen [als eben die Leviten mit den bei ihnen stehenden Trompetenbläsern den Psalmgesang be- endigt hatten], erfullete eine Wolke [dieselbe, welche schon bei Einweihung der Stiftshütte 2. Mos 40, 34 f. von dem Allerheiligsten Besttz genommen hatte] das Haus des HErra, 11. Daß die Priester fwelche im Begriff stan- den, sich mit Räucherwerk zu versehen und ein Räuchopfer auf dem giildenen Altar des Heiligen anzuzunden] nichi konnten stehen und Amts pflegen sdiesen ihren Priesterdienst ausrichten], vor· der Wolke. Denn die Herrlichieit des HErrn erfullete svermittels derselben] das Haus des HErrn [und durften daher die Priester nicht wagen, das Heilig: thum schon jetzt zu betreten, sondern konnten ihren Dienst erst später ausrichten]. 12. Da sprach Salomo kder die Bedeutung dieser Erscheinung sogleich richtig erkannte]: Der HErr hat geredet san mehr als einem Orte sich dahin erklärts er wolle im Dunkeln wohnen« Hei» Wohnen unter Jsrael durch das Erscheinen einer dichten, dunklen Wolke zu erkennen geben 2. YJiol".19, s; 20, 21; Z. M. 16, Z; 5. M. 4, 1l; 5, 22 f.; da also dies Zeichen seiner Gnadengegentvart jetzt hier erscheint, ist es geloiß, das; er unser Gebet Pf. 132, 8 erhörtund in diesem Augen- blick von der Stätte seines Wohnens zwischen den Che- rubim wieder Besitz genommen hat, wie einst unter Mose, da die Stiftshütte eingeweiht ward] «) Jm Grundtext steht hier schachern, wovon das Hauptwoet Schechinkk die Einwohnung, gebildet ist. So heißt bei den Rabbineir die Wolke, genauer der, aus der ihn umhiillenden Wolke hervorstrahlende feuerähnliche Lichtglanz der göttlichen Majestät, in dessen Erscheinung die Gegenwart Jehova’s oder vielmehr die Gegenwart des, den HErrn repräsentirenden und seine Offenbarung vermittelnden Engels des HErrn sich zu erkennen gab und verkörperte (2. Mvs 16, 10 ff; B. M. 9, 23; 4. M. H, 10; 16, l9). Nach der einhelligen Ansicht der Rab- binen und der älteren christlichen Theologen schwebte diese Schechinawolke mit ihrem Lichtglanz im Allerheilig- sten der Stistshütte und des Salomoniscben Tempels beständig über der Cappareth sdem Gnadenstuhl), nahm aber ein Ende mit der Zerstörung des Tempels und fehlte im zweiten Ten1pel, dem Serubabesschem nach der Meinung neuerer Theologen dagegen verkörperte sich die, an sich selbst Unsichtbare Gegenwart Gottes nur in außerordentlichen Fällen, gleichwie beim Zuge durch die Wüste, so hernachmals bei dem Eingange des Hohe- priesters in’s Allerheiligste am großen Versöhnungss tage· Sie ist das Vorbild des ireuiestaitientlicheii Woh- nens Gottes unter seinem Volke, also sowohl von dem Wort, das im Anfang bei Gott war und in der Er- füllung der Zeit Fleisch witrd (vielleicht ist der in Joh. l, 14; Qsfenh 21, 3 fiir ,,wohnen« gebrauchte Ausdruck einen-odi- zugleieh eine Anspielung ausdas Wortschechinax als von dem Geist der Herrlichkeit, der auf den Gläu- bigen ruht (1. Petri 4, 14); daher im Talmud von ihr ganz Aehnliches ausgesagt wird, als was im treuen Testa- ment von Christo (»Wo zwei vereint sind und sich mit der Thora beschäftigen, da ist die Schechina mitten unter ihnen«, vgl. Matth. l8, 20) und dem heiligen Geiste (,,die Schechina weicht von den Tranrigen nnd ruht auf den Fröhlichen und Mnthigen«, vgl. V. 6 des Liedes »Zeuch ein zu deinen Thoren«: Du bist ein Geist der Freuden, vom Trauern hältst du nicht) geschrieben steht. 13. [Daraus, an den HErrn selbst sich wen- «» dend und ihn gleichsam in seinem Hause willkom- men heißend, fuhr Salomo fort:] Ich habe zwar« [d. i. fürwahr, gewiß] ein Hans gebanet [das sei- nen Ztveck erreicht hat und dazu dient, wozu es bestimmt ist, nämlich] dir zur Wohnung, einen Sitz, daß du ewiglich da Wvhllkst [so lange die Hans« haltung des alten Testaments währen bis sie durch eine vollkommenere Haushaltung abgelöst werden und dann dein Wohnen unter deinem Volk noch ein vollkommeneres und wirklich in alle Einigkeit dauerndes sein wird] Si) Das Wort zwar (im Miitelhochdeutsclzen ze usw-e) bedeutet ursprünglich: in Wahrheit, wirklich, gewiß; so kommt es fast immer bei Luther vor Luk.11, 48; Röm. Z, L; Apostg. 17, 27; Luk. 23, 4l., geht aber in der letztgenannteii Stelle bereits in die jetzige Bedeutung über, wo das Wort ein Vindewort ist, das eine Ein- räumung ausdrückt und immer ein »aber, doch« im Nachsatz zur Folge hat. 14. Und der König snachdem er dies, dem Allerheiligsten zugekehrt, gesprochen hatte] wandte sein Angesicht snach dem hinter ihm und zu seiner Rechten und Linken aufgestellteit Volke hin], nnd segnete sbegriißte mit einem Segenswunsch] die ganze Gemeine Israel; und die ganze Gemeine Israel [vertreten durch die Aeltesten und die Stam- meshäupter, sowie durch diejenigen, die sich frei- willig zum Fest eingefunden hatten] stund sin Ehrer- bietung vor dem HErrn theils morgenwärts von dem Brandopferaltay theils zu beiden Seiten im Vorhof] 15. Und er sprach suach diesem Segensgruße übergehend zu einer Lobpreisung Gottes]: Gelobet sei der HErr, der Gott Israel, der durch seinen Mund meinem Vater David geredet [2. Sam. 7, 4 ff.], Und snunmehr auch] durch feine Hand er- füllet hat, [was er damals versprochen] Und gesagt: 16. Von dem Tage an, da ich mein Volk 476 1.Könige 8, 17--37. Israel aus Eghpteu führete, hab ich swähreiid der ganzen nachfolgenden Zeit] mir keine Stadt er- wählet unter irgend einem Stamme Israel, daß mir ein Haus [in ihr] gebauet würde, daß mein Name da wäre; David aber habe ich erwählet, daß er über mein Volk Israel [König] sein sollte [und mit dem in ihm beginnenden Königthum meiner Wahl, dem ich eine unvergängliche Dauer zuge- dacht, war nun auch die Zeit da, ein bleibendes Haus zu gründen und eine besondere Stadt dafiir zu erwählen]. 17. Und mein Vater David [in richtiger Er- kenntniß, daß das bisherige bloße Wanderzelt der Stiftshütte nunmehr einem festen und steinernen Gebäude weichen müsse] hatte es zwar im Sinn, daß er ein Haus banete dem Namen des HErru, des Gottes Israel. 18. Aber der HEtt [dessen Gedanken dennoch allezeit höher find, als auch die besten nnd höchsten Gedanken der Menschen] sprach zu meinem Vater David sdurch den Propheten Nathan]: Daß du im Sinn hast, meinem Namen ein Hans zu bauen, hast du sallerdiiigsj wohl gethan, daß du solches bornahmest; 19. Doch du [in eigener Person] sollst nicht das Hans bauen, sondern dein Sohn, der ans dei- nen Lenden kommen sund nach dir auf deinem Stuhl sitzen] wird, der soll meinem Namen ein Haus bauen. 20. Und der HErr hat [dies] sein Wort be- stätiget, das er [dazumai] geredet hat. Denn ich bin aufkommen an meines Vaters David Statt, und sitze auf dem Stuhl Israel, wie der HErr ge- redet hat; und habe gebauet ein Haus dem Namen des HErru, des Gottes Israel. 21. Und habe daselbst [in dem Chor oder Hinterraum dieses Hauses] eine Stätte zugertchtet der Lade, darin der lauf den beiden Gefetzestafeln verzeichnetej Bund des HErrn ist, den er gemacht Fa; uttit unsern Vätern, da er sie aus Egvptenland u re e. VII· v. 22—53. lhierauf betritt Salomo die teanzelariig, eigene für diesen Zweit: var dem Zraudopferaltar errich- tete eherne Bühne, still! hier anf seine Kniee nieder und spricht mit gen Himmel auggebreiteien ständen das w eihe- gebet, worin er, anlsrbend mit dem preise Gottes, der Bund und Treue seinen Knechten bewahrt und seinem Diener David die deinselbrn gegebene verheißung bisher erfüllt hat, den Heim: ans-ruft, diese seine Verheißung noch weiter zu erfüllen, seine Augen beständig über den Tempel ossen halten, die Gebete seines ibolieg erhiiren und den, den Sündern gedroheien stinkt) des Gesetzes von allen, die in diesem Tkntpel sich bußfertig und gläubig zu ih1Z2ltehren, abwenden zu wollen. vgl. L. Ehren. is, IS— ». 22. Und Salomo trat vor den Altar des HErrn [auf die östlich vor demselben — s. den Grundriß zu Kap. 6, 16: z -— errichtete eherne Kanzel 2. Chron 6, 13., siel hier auf seine Kniee nieder] gegen der ganzen Gemeine Israel sihr den Rücken zukehrend, indem er sich mit dem Gesicht wieder, wie bei den Worten in V. 12 f., dem Tempel zuwandte], und breitete seine Hände aus gen Himmel. Diese Kanzel blieb hernach der besondere Standort für den König, wenn er von seinem Palaste auf Zion aus vermittels des Aufgange. der von da nach dem Tempel führte (Kap. 10, 5), den letzteren besuchte (2. Kön- 11, 14; 23, 3), und war vcrinnthlich mit einem Schutz« dach gegen Sonne und Wetter versehen (2. Kön 16, l8). Wenn ihre Höhe in 2 Chroxn S, 13 zu drei Ellen und ihre Länge und Breite zu fünf E. angegeben wird, so ist das, da Salomo darauf knieen wollte, wohl so zu verstehen, daß die eigentliche, kanzelartig gesiallete Bühne nur IV, E. hoch, aber mit einem Austritt versehen war. der ebenfalls IV, E. in der Höhe maß und eine vier« eckige Gestalt von der angegebenen Länge und Breite hatte. 23. Und [Salomo] sprach: HErr, Gott Is- rael, es ist kein Gott, weder droben im Himmel, noeh unten auf Erden, dir gleich sso daß er eben- falls, wie du, in Wahrheit Gott genannt werden dürfte 2. Mose 15, 11; 5. M. 4, 39; L. Sam. 7, 223 22, 32; Pf. 86, 8], der du hältst den Bund und Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen [5. Mose 7, 9]; 24. Der du hast gehalten deinem Knechte, meinem Vater David, was du ihm geredet hast [V. 20 f.]. Mit deinem Munde hast du es ge- redet, und mit deiner Hand hast du es swas in jener deiner Verheißung, die ich hierbei im Sinne habe 2. Sam. 7, 4 ff» auf den Bau des Tem- pels sich bezieht] erfitllet, wie es stehet an die- sem Tage. 25. Nun HErr, Gott Israel, halte deinem Knechte, meinem Vater David, [auch das Andere] was du ihm geredet hast, nnd gesagt: Es soll dir nicht gebrechen an einem Manne vor mir, der da sitze auf dem Stuhl Israel, so doch sjedoch unter der ausdrücklichen BedingungL daß deine Kinder ihren Weg bewahren, daß sie vor mir wandeln, wie duf vor mir gewandelt hast [Kap. 2, it; 6, 12 .]. 26. Nun, Gott Israel, laß [überhaupt] deine Worte wahr werden, die du ldort und anderwärts, in Beziehung auf sein Geschlecht und in Beziehung auf das von demselben zu regierende Volk] dei- nem Knechte, meinem Vater David, geredet hast. 27. Denn sich weiß zwar, daß du nicht in derselben Weise in diesem Tempel wohuest, wie der Mensch in feinem Hause, so daß deine Gegen- wart auf die Räume desselben beschränkt wäre; oder] meinest du auch [sollte wirklich ein Mensch das sich einbildeu können], daß Gott [in so be- schränkter Art] auf Erden wohne? [Das sei fernelj Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel [die Himmel in ihrem weitesten Umfange b. Mose 10, 14 Anm.] mögen dich [nach deinem unend- Salomcks Lobpreifung Gottes und Weihegeber 477 lichen und über alles Weltliche erhabenen Wesen] nicht versorgen [in sich fassen] Wie follt es denn dies Haus thun, das ich gebauet habe. 28. Wende dich aber [da ich auf der andern Seite mir auch gewiß bin, daß du nach deiner herablassenden Gnade Jes. 66, 1 f. Verheißungs- weise dich an diese Stätte mit deiner Gegenwart gebunden hast] zum Gebet deines Kuechts und zu feinem Flehen, HErr, mein Gott, auf daß du hörest das Lob und Gebet, das dein Knecht heute vor dir thut; 29. Daß deine Augen [mit gnädiger Hut und Fürsorge] offen stehen über dies Haus, Tag und Nacht, [als] über die Stätte, davon du [mittel- barer Weise, indem du sie als ein, ,,deine1n Na- men« erbautes Haus bezeichnetest L. Sam. 7, 131 gesagt hast: Mein Name soll da sein [und welche du also nun auch als einen Ort deiner besonderen Gegenwart wirst erweisen müssen 2. Mose 20, 243 b. M. 12, b. 11]. Du wollest [denn, um solche deine Gegenwart thatsächlich zu erweisen] hören das Gebet, das dein Knecht [jetzt] an dieser Stätte thut; 30. Und wollest erhören das Flehen deines Knechts und deines Bolks Israel, daß sie fkünftigj thun werden an dieser Stätte deiner Wohnung, [wollest es erhören droben] im Himmel [da du thrvnstL und wenn du es hörest fdie Erhörung auch herabkommen lassen, da sie wohnen, und deinem Volke] gntidig sein [indem du ihnen ihre Sünden vergiebsi und alles Gute, darum sie dich gebeten haben, zuwendest]. 31. Wenn [demnach, um auf die einzelnen Fälle noch im Besonderen einzugehen, in welchen künftig Gebete werden hier vor dich gebracht wer- den] jemand wider seinen Nächsten fündiget [in: Verdachte steht, sich an anvertrautem Gut ver- griffen oder fonst seinen Nächsten übervortheilt zu haben L. Mofe 22, 7 ff.], und nimmt deß einen Eid auf sich, damit er sich verpflichtet [oon dem Verdachte sich reinigen will], Und der Eid kommt vor deinen Altar in diesem Haufe swird nun wirklich hier, an heiliger Stätte, vor deinem Al- tar geleistet, oder doch mit einem nach der Ge- gend, wo dies dein Haus sieht, zugewandten An- gesichtb 32. So wollest dn [indem ja dabei dein Name, als des allwissenden und gerechten Gottes, an- gerufen wird] hören im Himmel, und Recht schaffen deinen Knechten [die mit einander in Proceß lie- gen], den Gottlosen zu verdammen [der entweder das Unrecht gethan und doch von dem Verdacht durch einen falschen Eid sich hat frei machen wollen, oder der ohne triftigen Grund seinen Niichsten in Verdacht gebracht und leichtsinniger Weise ihn zu einem Schwur genöthigt hat], und seinen Weg auf seinen Kopf bringen sihn die ver- diente Strafe treffen lassen]; und [dagegen] den Gerechten recht zu sprechen, ihm zu geben nach seiner Gerechtigkeit [indem du feine Unschnld durch besondere göttliche Wohlthaten an den Tag bringst]. 33. Wenn dein Volk Israel fwie du ihm für solche Zeiten, wo es von dir abfallen würde, hast androhen lassen 3. Mose 26, 14 ff.; 5. M. 28, 251 vor seinen Feinden gefchlagen wird, weil sie an dir gefündiget haben, nnd bekehren sich [in Er- kenntniß ihrer Sünde, um deretwillen sie solches Unglück getroffen hat] zu dir, nnd bekennen deinen Namen [nachdem sie denselben vorhin im Dienst der fremden Götter verleugnet hatten], und beten [um Vergebung ihrer Niissethaq und flehen zu dir [um Hilfe und Erbarmen] in diesem Hause; 34. So wolleft du hören im Himmel und der Sünde deines Volkes gnädig sein, nnd sie fdie von den Feinden als Kriegsgefangene hinweg- geführt worden in fremdes Land] wieder bringen in’s Land, das du ihren Vätern gegeben hast szu denen, die darin zurückgeblieben sind und für ihre Errettung in deinem Tempel gebetet haben]. 55. Wenn [in Erfüllung einer andern Strafe, die du dem Abfall von dir gedrohet hast Z. Mose ge, 19; 5. M. 11, 17; 28, 231 der Himmel verschlossen wird, daß les] nicht regnet [und nun Hungersnoth und Theuruug entsteht], weil sie an dir gefündiget haben, und werden beten an diesem Ort, und deinen Namen bekennen, nnd sich von ihren Sünden sdes Abfalls] bekehren, weil du sie drängest sum sie durch Zlichtigung wieder zu dir zurückzuführen]; Bis. So wollest du hören im Himmel, und gnädig sein der Sünde deiner Knechte [der Ko- nigej und deines Volks Israel [der Unterthanen], daß frichtigerx weil’«] du ihnen den guten Weg weisest, darinnen sie wandeln [follen], und lafsest regnen [wollest regnen lassen] aus das Land, das du deinem Volk zum Erbe gegeben hast. «) Weil Gott sein Volk lehrt und es bei sticht· befolgung seiner Gebote durch Züchtigutigen ans den guten Weg zurückzusiihren sucht, so muß er auch ver- geben, wenn dasselbe, die Strafe als göttlicheZlichtigung erkennend, reumiithig zu ihm fleht. 37. Wenn [oon den sonst noch im Gesetz ge- drohten Landplagen Z. Mose 26, 16 ff.; b. M. 28, 22 ff.] eine Theurnng [in Folge von Miß- wachs], oder Pesiilenz [PestJ- oder Dürre [Korn- brand], oder Brand sVergilbung des Getreides in Folge heißer Winde], oder Heuschrecken, oder Raupen [wörtlich: Abfresfer, darunter eine noch schlimmere als die gewöhnliche Art von Heu- schrecken zu verstehen ist] im Lande sein werden, oder fein Feind im Lande fJsraers bis tief ins Land eingedrungener Feind] seine Thore belagert, oder irgend eine Plage oder Krankheit sdas Volk heimsucht]; 478 I. Könige s, 38——55. 38. Wer dann bittet und fleht, es seien sonst Menschen sals einzelne PersonenL oder dein Volk Israel sals Gesammtheit], die da gewahr werden ihter Plage [sie als eine von dir verhäugte Ziich- tigung zur Strafe für die Sünde erkennen], ein jeglicher in feinem Herzen, und breitet seine Hände aus zu diesem Hause; 39. So wollest du hören im Himmel, in dem Sih, da du wohnest, und gnädig sein, und schaffen, daß du gebesl einem jeglichen, wie er gewandelt hat sgenauerz nach all’ feinem Wandel, d. i. wie er es nach seiner wirklichen Gesinnung, je nachdem er von aufrichtiger Reue und Buße er- süllt ist oder nicht, verdient] wie du fein Herz erkennest; denn du allein kennest das Herz aller Kinder der Menschen sum einem jeglichen nach seinem Thau, nach den Friichten seiner Werke geben zu können Jerem. 17, 10]; 40. Auf daß sie [durch die überstandene Noth vor dem Fluch der Sünde gewarnt und durch die erlangte Gebetserhörung zu neuem Dank dir ver- pflichtetJ dich sürchten allezeit, solange sie auf dem Lande leben, das du unsern Vätern gegeben hast. 41. Wenn auch ein Fremder, der nicht deines Volkes Israel [sondern ein Heide] ist, kommt aus fernem Lande um deines Namens willen svon dessen Herrlichkeit er gehört und dem er nun Ehre und Dienst zu erzeigen sich getrieben fühlt] 42. —- Denn sie sdie Heiden in fernen Lan- den] werden [wie es bisher schon mehrfach ge- schehen ist Z. Mose 15, 14; 18, 1; 4. M. 22, 6 Anm.] hören von deinem großen Namen, nnd von deiner mächtigen Hand, und von deinem aus- gereckten Arm [von den wunderbaren Erweisungen göttlicher Allmacht, womit du an deinem Volke Israel dich verherrlichsi als den allein wahren und lebendigen Gott, vgl. Z. Kön. 5, 1 sf.] — [wenn denn ein solcher aus seiner Heimath sich aufmacht] nnd kommt [gen Jerusalem] daß et? bete vor die- sem Hause; 43. So wollest du hören im Himmel, im Siß deiner Wohnung, und thun alles, darum der Fremde dich anruft; auf daß alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen [wenn sie so thatsächlich an sich selbst erfahren, daß in ihm allein Hilfe zu finden isi]- daß sie auch dich firrchten, wie dein Volk Js- rael sindem sie ihren falschen Göttern den Ab- schied geben]- und daß sie inne werden, wie dies Haus nach deinem Namen genannt ist [du dein göttliches Walten und Wirken in diesem Hause offenbar werden lässesi], das ich gebauet habe. Geschichtliehe Fälle, daß schon im Salomonifchen Tempel Ausländer angebetet hätten, sind nicht bekannt; wohl aber erfüllte sich das hier ausgesprochene Gebet in der Zeit nach dem Exil, indem Josephus von Alexander dem Großen (336—323 v. Chr) und Ptolemäus Phi- ladelphus (284-—246 v. Chr.), das L· Buch der Makka- bäer (Kap. Z, 1 ff) aber von Seleukns Philopator (186-—175 v. Chr.) erzählt, wie sie den Tempel zu Je· rnsalem besuchten oder beschenktetm Zur Zeit des neuen Testaments geschah es dann sehr häufig, daß gottes- siirchtige Heiden siir ihr religiöses Bedürfnis; im Heilig- thum des HErrn Befriedigung suchten (Matth. L, l ff.; ital, 7, 2 ff; Aposig. 8, 27 ff.), wie denn auch der Herodianifche Tempel einen eigenen Vorhof für die Hei- den hatte. Uebrigens ward Salomos religiöser Uni- versalisrnus (Streben nach Vcrallgenteitierung der ge- osfenbarten Religion), der ietzt noch der rechte und in Gottes Wort begründete (Jos. 56, 7) war, später ein anderer (Kap. 11, 8 Anm.). 44. Wenn dein Volk auszeucht in Streit wider seine Feinde des Weges, den du sie senden wirst [in einem auf dein Geheiß oder doch mit deiner Gutheißung unternommenen Feldzttges und werden sdraußen im Feldlager] beten zum HErrn gegen den Weg zur Stadt smit ihrem Angesicht hingekehrt zur Stadt], die du erwählet hast, und zum Haufe, das ich deinem Namen gebauet habe; 45. So wollest du sweil du an diese Stadt und dieses Haus deine Gnadengegenwart gebunden hast, um da erfaßtzu werden im Glauben] ihr Gebet und Flehen hören im Himmel, nnd Recht schassen [der gerechten Sache, fiir die sie kämpfen, und ihnen zum Siege verhelfen]. 46. Wenn sie an dir fitndigen werden [so daß sie das im Gesetz 3. Mose 26, 33 ff.; 5 M. 28, 49 ff. gedrohte Strafgericht treffen muß, und gewiß wird es dahin einmal kommen] —- denn es ist kein Mensckn der nicht sündiget [Pred. 7, 21 und wegen dieser allgemeinen Siindhaftigkeit des» menschlichen Gefchlechts beziehen jene Drohungen des Gesetzes stch ohne Zweifel auf einen nicht blos angenommenen, sondern mit Sicherheit voraus: gesehenen Fall] —, und du erzürnest snun wider sie], und giebst sie vor ihren Feinden sbeini Zu- sammentreffeti mit den Feinden in deren Gewalt], daß sie sie gefangen führen in der Feinde Land, fern oder nahe; 47. Und sie [darnach, wie das ebenfalls bei jenen Drohungen schon vorausgesehen ist 3.Mose 26, 41; 5 M. so, 1 ff] in ihr Herz schlagen im Lande, da sie gefangen find, nnd bekehren sieh, und flehen dir im Lande ihres Gefängnisses, und sprechen [ogl. Pf. 106, 6; Dan. 9, 5]: Wir haben gesündiget fsind von der rechten Bahn ab- gewichen] nnd missclhan shaben deine Sitten und Rechte verkehrt]- nnd sind gottlos gewesen fhaben uns geradezu wider dich aufgelehnt und empört]; 48. Und bekehren sich also zu dir von ganzem Herzen und von ganzer Seele in ihrer Feinde Lande, die sie weggefiihret haben, und beten zu dir gegen den Weg sin der Richtung hin] zu ihrem Lande, das du ihren Vätern gegeben hast, zur Stadt, die du erwählet haft, und zum Hause, das ich deinem Namen gebauet habe [Dan. s, 10]. 49. So wollest du ihr Gebet nnd Flehen hören im Himmel vom Sitz deiner Wohnung, und Salomo? Gebet bei der Ternpelweihe Recht schaffen sihnen zu ihrem Recht helfen 2. Chron. - ; 3 Ist? Ugnx sdkånes göttligzsn gerhgißtånjg zzernäß . oe , .;o. . ,· . einen! Volk gnädig fein, das an dir gesiindiget hat, und agent ihrenh kebertregiiiligem Jdåizrnit hsie nkiditkr izieh u er re en a en, un i nen arm erzig ei ge en vor denen, die sie gefangen halten, und dich ihrer erbarmew [richtiger: daß sie, die sie gefangen halten, sich ihrer erbarmen und sie wieder frei lassen]. 51. Denn sie sind dein Volk und dein Erbe, die du svormalsj aus Eghptew ans dem eisernen [Schinelz-] Ofen [darin sie so schwere Drangsals- takes-gehen mußten 5. Mofe 4, 10], ge- U cc il « 52. kcåoeu darum aber, weit du das gethan Bin; deånsVolk råndgErbefåimmer verlaissen kanzi5st, a e i, o gro e uoer1 t du werde mein e- bet in diesem und in allen andern Stücken er- hören] Daß [wie ich vorhin V. 29 f. gesagt] deine Augen ossen seien aus das Flehen deines Knechts und deines Volks Israel, daß du sie hörest in allem, darum sie dich anrufen. 53. Denn [um nochmals auf diesen Beweg- grulnd deiner Erhörnng, denhiP als Tönig J;- raes dir immer wieder vor aten mu , zurü - zukommen] du hast sie dir abgesondert zum Erben aus allen Völkern aus Erden, wie dii geredet hast durch Mosen, deinen Knecht [2. Mose II, 5 f.], gaEduf unsere Vater aus Egypteu suhretest, HEry It. In guterbReihenfoclge redet Salomo zuersttåVi 31l—40) von den Ge eten der Hsraeliten am Ort des ei igt)un1s, sodann (V. 41——43) von den Gebeten der Fremden an diesem Ort, endlich (B. 44-—z50)» von den Gebeten der Jsraelitew welche, weil sie nicht»m Jerusalem sich auf- Butter? sichl kkamit begätttigeinmussetiy ähkffsåtesichå wart; cm Jmpe )m zu r: en; m gu er i) an) m gerade sieben Fälle von ihm namhaft gemacht, in wel- chensBitteg an demt Ort des Hezsligthuiigs oder nach dem elben in gerich et vor den HLrrn ge racht werden, weil die Sieben als heilige Bundeszahl sicl) besser als jede andeg für die Zusammenfassung aller an Gott ge- richteten itten eignen. Die Bedeutung des Tempels im Allgemeinen ist oben ausgesprochen in V. 13. 27 u. 29x es sollte ein Haus sein, dem HErrn zur Wohnung erbauet, ein Sitz, da er ewiglicsli bliebhlkalso bleibendesRegdeiiz Jehovcks inmitten eines Vo s. i )t daß die es aus den HErrn räumlirh fassen könnte; aber sein Name soll Pallselbg sseeijn aäf erkngszjjternd lsleisne AuågnssuniäizselilnnHeriz o en a na ezci. i a einem i en, ie un Vermögen soll er sich da finden lassen als ein Gott, der knckGiiade m? Gelrechtigkeit nah? ist Zeugen, diestihii n )-n« der empe oll die reae O en arungs äte Gottes, und die reale Erhörtingsstätte des Volks sein. Pier wke nirgendshaus bErden soll fiifr Israel Gott zu nden ein« wer ier etet und op ert, ja wer aus weiter sklexite Zskeinedjhände aufsbreites z? diesem Hause, oder we )er rem ing von erne ier er kommt der soll von Gott im Himmel, im eigentlichemSitz seiner Wohnung, gehört werden. Hier allein war 479 denn die Pforte des Himmels, der Verkehrsort zwischen Gott und Mensch, der lebendige Rapport zwischen oben und unten, die Correspondenz zwischen Himmel und Erde, das sichtbare Centrum der altteftamentliclien Gottes- ofsenbarung, Gottesvorsehucig, Gottesregierung Gottes- anbetung und Gottesverehrurig Zur Bestätigung dcß zog die Herrlichkeit des HErrn bei der Einweihung in den Tempel und nahm ihn völlig in Besitz, wie einst die Stistshüttn Dieser, der Stiftshiitte, als dein Wander- zelte gegenüber hat aber das Haus im Besonderer! uoch die Bedeutung des Firirten und Fixircudem nunmehr können alle Blicke der Gläubiger! im ganzen Lande und in aller Welt hierher sich neigen. alle Hände und Füße können sich zu dem genieinsamen Centralhciligthniii ohne Frage und Umwege hinbewegeiy während die. Zelt- wohnung stets den Ort wechseln. War schon die letz- tere ein Unterpfand des ewigen Bundes, vermöge dessen Gott unter seinem Volke wohnen, seine Gegenwart an das Heiligthurn binden und von da aus sich ihm offen- baren wollte, um es zn heiligen und zu verherrlichenz so war der Tempel noch ein sesteres Unterpfand und herrlicheres Denkmal der göttlichen Treue, denn er erinnerte an die nun durch Davids gliickliche Eroberuns gen völlig erfüllten Verheißungen und war ein Beweis, daß Jehova, indem er diese Behausung in Besitz nahm, zugleich die Stadt und das Land, darin es lag, dem Bundesvolke zum dauernden Besitz gewährleistete, solange es den Bund hielt. Der Tempel war dann ein großes nationales Symbol; er war ein Zeicheih das; Israel nun sein bleibendes Erbe in Canaan erlangt und das Reich Gottes ans Erden in seiner Mitte festen Bestand habe. (Mcrz.) THE· U. 54—66. dtach Beendigung deg Gebete erhebt steh Salomo von seinen Kutten, tritt nn die Gemeinde, welche, da der tjErr Feuer: vorn Himmel fallen läßt und dir Opfer auf dem Brandopferaliar anzündeh in tiefer Jttibetung nirdrrgesnnlirn ist, näher heran nnd segnet ne unter ttolipreisung des thGrrn und fürbitteadem Gebet für dir Zukunft, und bringt nun 7 Tage lang reiche Opfer dar, worauf das siebentägige Eattlshiitlrnfest mit seiner Schlnßfeier am» achten Tage gehalten wird. Dar- nach entläßt er die Gemeinde, und jedermann begiebt Ihchlfrölilliclicn Miithes wieder nach Hause. vgl. L. Thron. 54. Und da Salomo alle dies Gebet und Flehen [wie es im vorigen Abschnitt wörtlich angeführt worden ist] hatte vor dem HErrn ausgebetet [und in demselben Augenblick, wo er damit zu Ende war, Feuer vom Himmel fiel und die auf dem Brandopseraltar zurecht gemachten Opfer verzehrte 2. Chron. 7, 1 ff. vgl. 3. Ntose 9, 24], stund er sfröblichen Herzens, weil ihm damit ein that- sächliches Zeugniß gegeben war, daß seine Gebete Erhörung gefunden] aus von dem Altar des HErrn [genauer: von vor dem Altar des HErrn, d. i. von seinem Stande vor dem Altar, vgl. zu V. 22], und ließ ab vom Knieen und Hände: Ausbreiten gen Himmel. 55. Und trat dahin [näher zu der versammelten Gemeine heran, welche jetzt ihrerseits, als das Feuer vom Himmel fiel und die Opfer anziindete, auf ihre Kniee gefallen war mit dem Antlitz zur Erde], und segnete die ganzeGemeine Israel mit lauter Stimme, und sprach: 480 I. Könige 8, Eis— -66. 9, 1——11. bis. Gelobet sei der HErr, der seinem Volk Israel Ruhe gegeben hat, wie er geredet szugesagt Kap. 3, 17 Anm.] hat [s. Mose 12, 9 f.]. Es ist nicht Eins verfallen [ausgesallen oder unerfiillt geblieben] aus allen seinen guten Worten, die er geredet hat durch seinen Knecht Mose sJos 21, 44 f.; 23, 14 . 57. Der HErr, unser Gott, sei sdenn auch ferner] mit uns, wie er gewesen ist mit unsern Vätern. Er verlasse uns nicht, und ziehe die Hand nicht ab von uns [wie er verheißen hat: b. Mose 31, e. 8; Ins. 1, 5]; 58. Zu neigen unser Herz zu ihm, daß wir wandeln in allen seinen Wegen, und halten seine Gebote, Sitten und Rechte, die er unsern Vätern geboten hat [und wir so dem Eintreffen des von Mose geweissagten bösen Wortes Z. Mose 26, 14 ff; 5. M. 28, 15 ff. entgehen mögen] 59. Und diese Worte, die ich vor dem HErrn geflehet habe [V. 25 ff.], mirssen nahe kommen [besser: nahe sein oder bleiben] dem HEtrn, unserm Gott, Tag und Nacht, daß er Recht schaffe seinem Knecht [dem König] nnd seinem Volk Js- rael, ein jegliches zu seiner Zeit [wörtlich: wie es jeder Tag erfordert, nach jedesmaligem BediirfnißL 60. Auf daß alle Völker [indem sie so an Israel das Exempel eines in Haupt und Gliedern wahrhaft gesegneten Volkes vor sich sehen] erkennen, daß der HErr Gott ist, und keiner mehr [vgl. V. 43]. 61. Und euer Herz set rechtschaffen mit dem HErrty unserm Gott [ganz und ungetheilt an ihn hingegeben] zu wandeln irr seinen Sitten, und zu halten seine Gebote, wie es heute gehet sheute der Fall ist, wo ihr so mächtig euch zu ihm hin- gezogen fühlt]. 62. Und der König, sammt dem ganzen Israel, opfetten [hierauf, nachdem auch die Segnung der Gemeine zu Ende war, unter Musik und Gesang von Seiten der Priester und Leviten, die nach ihren verschiedenen Abtheilungen aufgestellt waren 2. Chron 7- s] vor dem HErrn Opfer. Eis. Und Salomo opferte san diesem ersten und den sechs folgenden Tagen des Festes, also vom 8.—14. des Monats Ethanim V. 2] Dank- opfer, die er sfür sich und das Volk] dem HErrn opferte, zwei und zwanzig tausend Ochsen, und hundert und zwanzig tausend Schafe stäglich über 3000 Rinder und über 17,000 Schafe] Also weiheten sie das Haus des HErrn ein, der König und alle Kinder Israel. 64. Desselbigen Tages weihete der König den Mittelhof, der vor dem Hause des HErrn war [den ganzen inneren, vor dem Tempelhanse gele- genen Theil des Priestervorhofs zu einer Opfersiätte außer dem Brandopseraltar], damit, daß er Brand- opfre, Speisopfer, und das Fett der Dankopfer [auf verschiedenen] daselbst [errichteten Hilssaltärenj ansriehtete Denn der eherne Altar, der vor dem HErrn stund [s. Grundriß zu Kap. 6, 16: y], war [obwohl er 12 Ellen in’s Gevierte maß und also eine bedeutende Quantität Opferfleisch auf einmal fassen konnte, dennoch] zu klein zu dem Brandopfer, Speisopfer, und zum Fetten der Dankopfer [die man alle im Laufe des sieben- tägigen Festes dem HErrn darbrachte]. 65. Und Salomo machte zu der Zeit ein Fest sfererte dazumal das in diese Zeit fallende Laub- hüttenfesiL und alles Israel mit ihm, eine große Versammlung, von der [alleräußersten] Grenze sdes Reiches im Norden, nämlich dem Gebiete der Stadt] Heutatb [am Orontes 4. Mose 34, s; 2. Sam. 8, 6 Anm.] an bis an den Bach Capp- tens sden jetzigen Wady el Arjsch im äußersten Süden 4. Mose 34, 5]- Vor dem HErrn, unserm Gott, sieben Tage [vom 8.-——14. des Monats] und aber sieben Tage [vom 15.—21. desselben Monats Ethanim]; das waren zusammen vierzehn Tage sderen erste Hälfte auf das Fest der Tempel- weihe, und deren andere Hälfte auf das eigent- liche Laubhiittenfest fiel]. litt. Und ließ das Volk des achten Tages snach Beendigung der auf den achten Tag des Laub- hiittenfestes fallenden Schlußfeier Z. Mose 23, 33 ff.] gehen [so daß sie dann am 23. Tage des Monats wieder nach Hause zuriickkehren konnten 2. Ehren. 7, 10]. Und sie segneten den König sverabschiedeten sich von ihm am 22. Tage jenes Monats, als am Tage der Schlußfeier, unter Segenswlinschens Und gingen sam andern Morgen] hin zu ihren Hütten sröhlich nnd gutes Muths irber alle dem Guten, das der HErr an David, seinem Knechh nnd an seinem Volk Israel [durch die glückliche Vollendung des Tempelbaues] ge- than hatte. Das 9. Kapitel. Der HErr ersah-eint Salomo zum andern Mal. kfeste Städte. 8chissfahrt. IX· V. 1——9. Sln der nächsten diacht nach der Einweihung deo Tempels erscheint der HGrr ebenso, wie er eg vor- mals bald nach Salomobz Regierungsantritt gethan, diesem tm Traum, sagt ihm die Grhörnng aller von ihm gethunen Bitten und Gebete zu, weist ihn aber auch auf das Gericht der Zerstörung des Tempels hin, das Israel treffen wird, wenn es nicht auf dem Wege der göttlichen Gebote verharrt, sondern sieh dem Dienst der fremden Götter zuwendet. dsgl. D. Thron. 7, 11—22. 1. Und da Salomo [wie in Kap. 6 u. 7 er- zählt worden ist] hatte ausgebauet des HErrn Hans [auf dem Berge ENorijaL und des Königs Haus [auf dem Berge ZionL Und alles, was er [in Beziehung auf diese seine beiden Hauptbautenj begehrte und Lust hatte zu machen; Salomo ermahnt das Volk zur Treue gegen den HErrn. Dieser erscheint dem Salomo abermals. 481 Z. Etschien ihm det HErr [entweder in der auf den ersten Tag der Einweihung Kap. 8, 1--64, oder in der auf den Schlußtag der vierzehntägigen Feier Kap. 8, 65 f. folgenden Nacht] zum andern Mal [im Traum], wie er [das erste Mal Kap. Z, 4 ff] ihm erschienen war zu Gideon. 3. Und der HErr sprach zum ihm: Ich habe dein Gebet nnd Flehen gehütet, das du vor mir geftehet hast, und habe sdeiner Bitte in Kuh. 8, 27——29 gemäß] dies Haus gehciliget, das du gebauet haft, daß ich [wie die Erfüllung des Hau- ses mit der, meine Gegenwart versiehtbarenden Wolke Kap. 8, 10 f. zu erkennen giebt] meinen Namen daselbst hinsehe ewiglich; und meine Augen Und [was noch mehr ist als das Ephes Z, 20., auch] weil: Herz sollen da sein allewege lio daß ich, deiner weiteren Bitte in Kap. 8, 30 ff. ent- sprechend, meine Ohren neigen werde zu allem Gebet, das an dieser Stätte vor mich gebracht wird, vgl. 2. Chron. 7, 13——15]. 4. Und du [was deine, in Beziehung auf dei- nes Vaters Haus ausgesprochene Bitte Kap. 8, 25 f. betrifft] so du vor mir wandelst, wie dein Vater David gewandelt hat, mit reehtschaffeuem Herzen nnd aufrichtig, daß du thust alles, was tch dir geboten habe, und meine Gebote und meine Rechte hältst; 5. So will ich bestätigen den Stuhl deines Königretehs itber Jsrael ewiglich, wie ich deinem Vater David [in 2. Sam. 7, 121 geredet habe, und gesagt: Es soll dir nicht gebrechen an einem Manne vom Stuhl Jsrael [es soll zu keiner Zeit dir an einem Nachkommen fehlen, der über Jsrael Herr sei]. 6. Werdei ihr euch aber von mir hinten ab- wenden, ihr und eure Kinder, und nicht halten meine Gebote und Rechie, die ich sdurch Mose] euch vorgelegt habe, und [wird es einmal dahin kommen, wie ich denn allerdings diesen Fall schon in dir selber und deinem Wankelmuth sich vor-» bereiten sehe, daß ihr] hingehet, nnd andern Göt- tern dienet, und sie anbetet; 7. So werde ieh [wie ich durch Mose euch habe zuvor bezeugen lassen 5. M. 28, 63 ff.; 29, 22 ff.] Jsrael ausrotten von dem Lande, das ich ihnen gegeben habe; und das Haus, das ich geheiliget habe meinem Narren, will ich verlassen [wegwerfen] von meinen! Angesicht; und Jsrael wird ein Sprüchwort nnd seine] Fabel [Spottrede] sein unter allen Völkern; 8. Und das Haus wird eingerissen werden [richtiger: wird das höchste sein, d. i. ein hochgestelltes Strafexempel««], daß alle, die san sei- nen hochgelegenen und für jedermann schon aus der Ferne sichtbaren Trümmern] vorüber gehen, werden sich entsetzen und blasenth nnd sagen: Dächseks Bibelwort. Warum hat der HErr diesem Lande und diesem Haufe also gethan? O) Nach Luther’s Uebersetzitng erwartet man im Terte VIII: zu lesen (»wird zu Trümmern werden-O; es steht aber da sisHJszz (,,wird das obere oder das höchste sein«). In 2. Ehren. 7, 21 ist das Wort auf die Vergangenheit bezogen (»welches das höchste war«); aber auch die Be- ziehung anf die Zukunft an unsrer Stelle giebt einen ganz geeigneten Gedanken. Der Tempel, welcher hoch und weithin berühmt war, soll hoch sein und bleiben, nur im entgegengesetzten Sinne, als Exempel der Ver- werfung Jsraels von Gottes Angesicht. — «) In Jereuk 19, 8; 49, 17 hat Luther das Wort des Grund- textes (PJtH-’) durch ,,spotten, pfeifen« wiedergegeben; hier aber hat er den unwillkiirlicheiy zwischen Zischen nnd Pfeisen die Mitte haltenden Laut darin ausgedrlickt gefunden, den man im Hinblick auf etwas Entsetzliches von sich giebt und der allerdings dem Blasen sich nähert. 9. So wird malt [denen, die voll Entsetzeii also fragen] antworten: Darum, daß sie den»HErrn, ihren Gott, verlassen haben, der ihre Vater aus Eghptenlaud fuhrete, und haben angenommen au- dere Götter, und sie angebetet, und ihnen gedienet; darum hat der HErr alle dies Uebel uber sie ge- bracht [5. Mose 29, 24 ff.]. X« v. til-M. In schlicßlicher Zusammenstellung alles dessen, was iiber Salomoxi Bauten noch zu berichten ist, werden uns hier verschiedene itilittheilsiiigeu gemacht theils iiber sein dlerliåltniß zu Hin-am, dem Könige von Cyrus, nnd den Beistand, den dieser ihm gewährte, theils über den dlmfaug seiner Bauten, über die Arbeitskräfte, die er sich dazu zu beschaffen wußte, und die Mittel, die ihm dafiir zu Gebote standen. loon letzteren wird namentlich erwähnt der Ertrag seiner, in Genteiuscljaft mit thiram anggefiihrtett Schifffahrt nach Chr-hie. In diese Mitthed lungen ist denn auch die Bemerkung verflochten, daß nach Beendigung des zilalaslbaueg die Tochter pharau in das für sie bestimmte iharem übersiedelte und nath Beendigung des Tempelbaues Salouw hinfort seine Opfer beim diesmal· heiliglhum und nicht mehr auf den Höhen darbrachtn Vgl. L. Thron. Z, 1—13. 10. Da nun die zwanzig Jahre soon 1011 bis 991 v. Chr.] um waren, in« welchen Salomo die zwei Häuser [oon welchen in Kap. 6—8 die Rede gewesen] bauete, des HErrn Haus und des Königs Haus, 11. Dazu swie in Kap. 5 berichtet istJ Hicqm, der König zu Thrus, Salomo Cedernbclume und Tannen: [Cypressen-] Baume, und Gold, nach alle seinem sdes SaIomoJ Begehn brachte; da gab der König Salomo [dem König] Hiram [zum Entgelt dafür, namentlich fiir das von ihm be: zogene Gold V. 14] zwanzig Städte im Lande Galiläa [genauer: im Lande Galil, dem nörd- lichen Theil der späteren Landschaft Galiläa]. Das Wort Galil bedeutet ,,Kreis, Diftrikt« (Jos. 9, 6 Anm.), und ist darunter, wie aus Jos- 20, 7 und Jes 9, I hervorgeht, der oberhalb des Merom-Sees, westlich vom Jordan, auf dem Gebirge gelegene und meist von Heiden oder Ueberresten der alten eananitischen Bevölkerung (vgl. 2. Sam. 24, 7) bewohnte Distrikt A. T. l. 2. 31 482 1. Könige 9, 12—·25. des Stammgebietes Naphthali zu verstehen. Jene 20 Städte waren ohne Zweifel lauter solche, in welchen eben Hei- den wohnten, daher Salomo kein Bedenken trug, sie an den heidnischen König von Thetis, an dessen Gebiet sie östlich grcnzteiy für die bei ihm gcinachteAnleihe(V.14) abzutreten; doch befanden sie sich in schlechtem Zustande, und fügte Gott es so, daß sie dennoch bei Israel, zu dessen Lande sie nach des HCrrn Willen gehörten, ver- blieben, auch Saloino durch die Geschenke der Königin aus Reicharabien (Kap. 10, 10) in den Stand geseszt wurde, seine Anleihe (i20 Talente Goldcs) zu decken. Später wurde dann der Name auf einen weit größeren Umkreis ausgedehnt (2. Kön l5, 29). 12. Und Hiram zog aus von Tyrus die Städte zu besehen, die ihm Salomo gegeben hatte, und sie gefielen ihm swegen ihrer schlechten Beschaffen- heit] nicht sobwohl ihre Lage ganz seinen Wün- schen entsprach], 13. Und sprach snach der Besichtignng zu Sa- lomo]: Was sind das für Städte, mein Bruderk die du mir gegeben hast? sund gab sie dem Salomo zurück, der sie hernachmals ausbanete und mit Jsraeliten bevölkerte 2. Chron. 8, 1 f.] lind is? — Tkchkkgsks Ms11"] hieß sie sum jener gering- schätzigen Aeußerung des tyrischen Königs willen] das Land Cabnl [d. i. Wie-nichts], bis auf die- sen Tag. ») Es ist auch sonst Sitte unter den Fürsten, daß sie im Verkehr mit einander sich als »Bruder« anredenx Kap. 20, 32; i. Mark. 10, 18; 11, so; 2. M. 11, 22. —— «) ursprünglich mag allerdings Hiram selbst di Städte mit dem Namen ,,Land Chab.ril«, d. i. ver- pfändetes Land OEIJ VIII) bezeichnet haben; aber der Volkswitz machte daraus: ,,Land C a b u l «, d. i. Wieniehts- Land (cigentlich ZDHD = sicut id, quod evanujtx Nicht zu verwechseln damit ist die Ortfchaft Cabul in Jos. 19, 27., die noch jetzt als ein Dorf unter dem Namen KabeL 4 Stunden sttdöstlieh Von Acco, existirt 14. Und Hiratn hatte sum dies hier nach- träglich zu bemerken] dem Könige szur Ausführung seiner vielerlei Bauten V. 15 ff] gesandt hundert nnd zwanzig Centner sTalente 2. Lueose so, 13 Anm.] Goldes sd. i., das Gold zudem zehnfachen Werth des Silbers berechnet, c. 3,141,600 Thaler. 15. Und dasselbe ist die Summe der Zinse srichtigerx Und so, wie von V. 20 an näher dargelegt werden soll, verhält es sich mit der schon in Kap. 5, 13 ff. erwähnten Angelegen- heit der Frohnde], die der König Salomo auf- hob saus ganz Jsrael aushob], zu bauen des HErrn Haus, und sein [des Königs und der Kö- nigin Kap. 7, 1 ff.] Haus, und Millo sdie Haupt- bastion oder Citadelle der Zionsburg L, Sam. 5, 9], und die Mauern Jerusalems sin deren Bereich ietzt auch der Tempelberg mit artfgenornmen werden mußte Kap. 11, 27J- nnd Hazor sdie alte cann- nitische Königsstadh nordwestiich vom Meerom-See Ei. Sam. is, 23 Am. Nr. 1], und Megiddo sam fiidweftlichen Saume der Ebene Jesreel Jos. 12, 2IJ- und Gaser sGrenzstadt zwischen den Stammgebieten Dan und Ephraim Jos. 10, 33; 16, 3 und 5]. 16. Denn sum hier die Veranlassung zu dem Bau der zuletzt erwähnten Stadt näher zu er- läutern] Pharao [Psufennes], der König in Eghp- ten, war smit einem Kriegsheer] heraus kommen saus seinem Lande], nnd hatte Gaser sdas zu Jofucks und der Richter Zeit nicht in den Besitz der Kinder Israel gelangt, sondern den Cananitern verblieben war Jos. 16, 10; Nicht. 1, 29] ge- wonnen, und mit Feuer verbrannt, und die Cana- niter erwi1rget, die in der Stadt wohneten, und hatte sie sdie zerstörte Stadt, die für ihn selbst keinen Werth hatte] seiner Tochter sThachpeness Salomus Weibe sKau 3, 11, zum Gefchenk sals Piitgiftj gegeben. 17. Also swie in V. 15 gesagt] bauete Sa- lomo Gaser sum es zu einer Festung einzurichten], und saußer dieser Stadt auch] das niedere Beth- Horon sam Westabhang des Gebirges Ephraim Jos. 10, 10 Anm., nebst dem östlich davon gele- genen oberen Beth-Horon 2. Chron. s, 5], 18. Und Baölath snicht weit von Gafer, sonst aber nicht näher zu bestimmen Jos. 19, 44], und Thamar sThadmor 2. Sam. 8, 6 Anm.], in der Wüste im Lande sletztere Stadt in einer fruchtbaren Oase der syrisehen Wüste gelegen], 19. Und alle Städte der Kornhäuser, die Sa- lomo hatte sum daselbst die Erzeugnisse des Landes aufzusammelm theils zur Verproviantirung seines Heeres, theils zur Versorgung seines Volkes fiir Zeiten der Noth Z. Mose l, 11; 1. M. 41, 33 ff.], und alle Städte der Wagen, nnd die Städte der Reiter salle Städte, worin er seine Kriegswagen und seine Reiterei hatte Kap. 4, 26], Und wozu er Lust hatte zu bauen sund was er sonst noch, nament- lich auch zu seiner Luft und Erholung bauen wollte] zu Jerusalem, im Libanon und im ganzen Lande seiner Herrschaft. Abgesehen von dem Te1npel- nnd Palastbart und der weiteren Befestigung des Zion, hören wir also hier von Festung-J» Magaziiis und Lustbattteiy dieSalomo wäh- rend seiner Regierung ausgeführt hat, um hernach weiter zn vernehmen, wie er dazu die Arbeitskräfte und die Grldmittelsiehverfchaffte Was nnnzunächstdieFeftungs- bauten betrifft, so waren die Städte Gasen Baelath und die beiden BcthsHoron sehr wichtige Plätze zum Schutze des Gebirgslandes von Beniamiiu Ephraim und Juda gegen feindliche Einfälle von der philtstiiifihen Ebene her; ebenso wichtig war aber auch die Lage Von Megiddo am Stidrande der Ebene Jesreel, durch welche die Land- siraße vom mittelländischen Viel-re nach dem Jordan ging, und die Lage von Hazor im Norden des Landes zum Schutz gegen Syricn Gegen letztgenanntes Land l)atte Saloino besonders sith zu schützen; denn, wie in 2. Chron. 8, 3 f. erziihlt wird, hatte er das Reich Hainaths Zoba sich abhängig gernacht (vgl. L. Kön. 14, 28) und mußte es in Unterwiirsizikeit erhalten, in dem von seinen( Vater David unterworfenen Reiche Damaskus aber hatte er nach Kap. 11, 23 f. einen beständigen Wider- sacher an Reson Wäre der Bericht iiber den Edomiter Salomos Bauten und Schifffahrt nach Ophir. Seine Hilfsquellen und Arbeitskräfte. 483 aus königlichem Samen, Hadad, in Kap. 11, 14 ff. voll- siändigeu so daß Thenius’ Annahme, derselbe habe nach seiner, im Anfang der Regierung Salomos erfolgten Rückkehr das eigentliche Gebirgsland Edom der israe- litisclieii Oberhohcit entzogen, bis es dann nach dem Aussterben dieser Dhnastie dem Iieiihe Juda gelang, durch Einsetznng eines Statthaltcrs (Kap.22, 28) seine Ovinaclst wieder geltend zu machen, mehr als liloße Ver- muthnng träte, so diirfte auch die weitere Behauptung dieses Gelehrten, wornach unter Thamar in V. 18 nicht Thadmor in der syrischen Wiisie, sondern das in Heselk 47, 19; 48, 28 genannte Thamar in der Wüste Juda fRobinson hat die Lage desselben an der Stelle des heu- tigen Kurnuly etwas südlicher von Baalath-Beer, nach- zmociscii versucht) gemeint sei, um so mehr ihre Billii gung finden, als nicht nur der Zusatz: ,,im Lande» bei dieser Erklärung zu seinem vollen Rechte käme (Thamar in der jndäischen Wüste, im eigentlichen Paläsiiiiax son- dern auch passender unter ,,Baelath« das Baalath-Beer oder Ramath des Südens (Jos. 15, 24z II, 8) ver- standen werden könnte, und nun der äusirrste Süden des Landes durch 2 Festiingeii ebenso gegen Edom geschiitzt war, wie das mittlere Gebirgsland durch Gaser und BeilpHoron gegen Philisiäa Während in 2. Chron- 8, 8 f. Thadmor in der Verbindung mit Hamathssoba nnd mit den Kornftädteii in Hawaii) ganz an seiner Stelle ist, läßt sich dagegen an unsrer Stelle in der Auf- zählung von Baalath und Tbamar ein großer Sprung nicht verkennen, wenn beide Namen in der Weise, wie oben im Texte geschehen ist, erklärt werden. Was dann aber ferner Salomos Magazin bauten betrifft, so dien- ten sie wohl auch zur Ansbewahrung von Bedürfnissen fiir die Reisenden nnd ihre Lastthiera wenn sie, wie das mit Thadmor der Fall, an den großen Handelssiraßen gelegen waren; in 2. Chron- 16, 4 werden solche Ma- gazinstädte im Lande Naphthali erwähnt, nnd gehörte zu diesen auch Baalbek oder Heliopolis in Cölespriem das rnehrere Ansleger unter Baelath haben verstehen 1oollen. Aus seine Lustbauten nimmt Salomo in Pred 2, 4 ff.; HoheL 4, 12 ff.; 7, 4 Beziehung, und haben wir in l. Sam. I, 5 Anm. die Gärten und die Teiche Salomols bei Etham bereits erwähnt; außerdem finden sich nicht weit von dem Gebirgsorte Hasbeya uralte Ruineii einer· Burg, die an den Thurm auf Libanon, der gegen Damasius siehet (Hohel.7, 4), erinnern. 20. Und sdamit wir jetzt, nach Angabe des Zweckes der in V. 15 erwähnten Aushebung auch die Mannschaft näher bezeichnen, die da aus- gehoben wurde, so theilte dieselbe sich in 2 Klassen. Nämlich] alles übrige [im Lande noch vorhandene] Volk von den Amoritern, Hethitern, Pheresiterm Hcvitern und Jcbusitcriy die sfrüher dasselbe inne gehabt hatten 5. Mose 1,8 Atem. und] nicht von den Kindern Israel waren, 21. Derselben Kinder, die sie [die Kinder Js- rael, bei der Eroberuiig Canaan’s] hinter sich uberbleiben ließen im Lande, die die Kinder Jsrael nicht konnten verbannen [Jos. 13, 1 ff.; Richr 1, 21. 27 ff.], die machte Salomo zinsbar szu Frohnsklaven, welche die schwerereti Arbeiten bei seinen Bauten verrichten mußten Knie. 5, 13 ff.], bis auf diesen Tag. 22. Aber von den Kindern Israel machte er sentsprechend der gesetzlichen Bestimmung: Z. Mose 25, 39 ff] nicht Knechte lFrohnarbeiter in diesem Sinne]; sondern ließ sie Kriegsleute, und seine Knechte [Hofbeamte], und Fürsten [Obere im Civil- und MilitairdiensteL und Ritter lkönigliche Adjutanten 2. Sam. 23, 18 Anm.], Und [Haupt- lenke] über seineWagen und Reiter [Kap.4, 261 sein. 23. Und dcr Amtleute sobersten Aufseher] die über Salomo-s Geschäfte waren [und unter wel- chen die in Kap. 5, 16 erwähnten 3,300 cana- nitischen Unterausseher standen], dcr waren fünf- hundert nnd fünfzig [nämlich 250 ssraelitischer Z. Chiron. 8, 10 und 300 cananitischer Abkunft 2. Chrokn 2, 18 Anm.], die über das Volk herr- seheten und die Geschäfte ausrichteten. 24. Und die Tochter Pharao sdie Salomo zum Weibe genommen Kap. s, 1] zog herauf von der Stadt David’s swo sie seither in einem von den königlichen Häusern gewohnt hatte 2. Chron. 8-11] in ihr Haus, das er für sie gebettet hatte [Kap. 7, 8]. Da sweil Salomo nunmehr, nach Vollendnng seiner beiden Hauptbauten V. 10 über die erforderlichen Arbeitskräfte verfügen konnte] baucte er auch Millo [die Citadelle der Zions- burg V. 15]. 25. Und Salomo opferte [jetzt, da nun der Tempel fertig war, nicht mehr, wie vorhin Kap. Z, 3, auf den Höhen, sondern] des Jahres drei- mal [an den drei Hauptfesten Passah, Wochen- und Laubhiittenfest 2. Mose 23, 14 ss.] Brand- opser und Dankopfer auf dem [Brandopfer-] Altar, den er dem HErrn gebauet hatte [Kap. 7, 23 Anm.], und rciucherte über ihn vor dem HErrn sließ auf diesem, vor dem im eigentlichen Tempel- hause gegenwärtigen HErrn aufgestellten Altar seine Opfer anziindem damit seinen Gehorsam gegen das göttliche Gesetz. bekundend 5. Mose 12, 4 sf.]. Und ward also [indem der von ihm gebaute Tem- pel auf diese Weise zur vollen Geltung als Central- heiligthum und einige Anbetungsstätte Jsraels ge- bracht und auch sonst der Gottesdienst nach seinem regelmäßigen Verlauf fortan bei demselben ver- richtet wurde 2. Ehren. 8, 131 das Haus [in jeder Beziehung, gleichwie äußerlich, so auch inner- lich] fertig. Zu dieser Vollendung des Tempelbaues, durch regel- mäßigenGottesdienst bei demselben, gehörte nach 2. Chon. 8, 14 auch die Durchführung der von David in Betreff des Dienstes der Priester und Leviten getroffenen Ein« richtungen (l. Chron Kap. 24—27). Von Psalmen der Salomonischen Zeit erwähnen wir hier den, von einem dcr Kinder Korah verfaßteth prophetischimessim nischen Psalm 45 — ein begetsterter Lobgesang auf einen König ohne Gleichen, dessen Schönheit, Begabung, Heldenkrafh Milde und Gerechtigkeit gepriesen wird und der als Bräutigam an seinem Hochzeittage erscheint, wie er eben im Begriff steht, seine Bermählung mit einer Schaar edler Jungfrauen zu vollziehen Unter diesen ist eine besonders ausgezeichnet, bestimmt zur Gemahlin ersten Ranges; an sie wendet sich denn die Rede, um sie eindringlich zu vermahnem daß sie ihr Vol! und ihr väterliches Haus vergesse und durch unbedingte Hingabe 31·· 484 l. Könige O, 26— 28. 10, 1—9. an ihren Herrn und Gemahl sich seiner Liebe würdig mache. Darauf folgt eine Schilderung des Brautzuges nach des Königs Palaste; indem diesem eine Nachkommen- schast von Kindern verbeißen wird, die er zu Fürsten setzen werde in aller Welt, schließt der Psalm mit dein Gelübde immerwährenden Preises, dem ein lauter Wider- hall des Lobes allcr Völker folgen soll. So sehr wir nun daran festhalten, daß der Sänger es hier nicht mit der Hochzeit eines irdischen Königs zu thun hat, sondern mit einen: prophetischen Gesicht, in welchem er den Ge- salbten des HErrn, der ans Erden kein seiner würdiges Abbild hat, in seiner Herrlichkeit und seinen Fürsten- tugenden schaut und unter dem Bilde seiner Verinählung die Aufnahme des alten Bundesvolkes in sein Reich und die aller Völker auf Erden zur weissagstiden Darstellung bringt, daher auch der Schwung der ede immer mäch- tiger wird, bis das Lied in die Einigkeit ausläufn so läßt steh doch andererseits auch nicht verkennen, daß, da der Psalm eine Menge sinnlicher Züge enthält, die sich schwer vergeistlichen lassen, und jener uiivergleichliche König, dessen Herrlichkeit sammt seinem Verhältniß zu seines Reichs Genossen den Ciegenstarid des Liedes bildet, so ganz in einem ans irdischem Stoff gewebten Kleide erscheint, ein gcschichtliches Ereigniß dem Ganzen zu Grunde liegt. Gleichwie nun Dr· Philipp Nicolai. als er um’s Jahr 1597 n. Chr. Pfarrer zu Unna in West- phalen war — in einer Zeit, wo zu Unna und im Fürsienthtini Waldeck, seinem Vaterlande, die Pest fürch- terlich wiithete —- seine Liebe immer entschiedener von der Weit ab- und zum höchsten Gut hinwandte und seine Seele so voll wurde der Himmelsglnth zu seinem Erlöser und Heiland, daß er alles um sich her vergaß, bis es ihm gelungen, einen weltlichen Liebesgesang jener Zeit unter ausdrücklicher Beziehung auf Pf. 45 in »ein geistlich Brautlied der gläubigen Seele von Christo Jesu, ihrem himmlichen Bräutigam« umzugestaltem womit er nicht nur seinem eigenen Herzensdrauge Genüge leistete, das Weltliche umzugestalten in das Geistliche, um so der lockenden und reizendeu Gewalt des ersteren sich zu ent- reißen und die volle Gluth, mit der das Jrdische bisher umfaßt worden war, auf das Geistliche nnd Ewige zu übertragen, sondern zugleich auch die Absicht verfolgte, seinen früheren Schüler, den Grafen Wilhelm Ernst zu Waldcck, zu gleicher Himmelsliebe zu entzünden (daher auch das in Rede stehende Lied: »Wie schön leuchtet der Morgenstern« in den Anfangsbnchftaben seiner 7 Verse den Namen enthält: Wilhelm Brust Graf Und Herr Zu Waldeckk ähnlich, so meinen wir, hat einer von den Söhnen Korah — vielleicht zu der Zeit, wo Salouio die Tochter Pharao heraus brachte von der Stadt Da- vid’s in das fiir sie gebaute Haus (V. 24) —- ein schon vorhandenes Hochzeitlied, das einst der Vermählnngsfeier des Königs gedient hatte, umgebildet in ein geistliches Brautlied, aber nichtnach menschlichem Gutdüukem son- dern getrieben und erfüllt Vom heil. Geist. Der Psalm lautet, wie Delitzsch sich ausdriickh so überschwänglich, weil er inspirirt ist; denn wie Gott, indem er die Ge- schichte gestaltet, auf Jesum Christum sein Absehu bat, so auch der heil. Geist, indem er das Wort der Pro- pheten und Psalmisten gestaltet. 26. Und Salomo machte auch Schiffe stieß eine Flotte von Handelsschiffeii harten] zu Ezech- Geber, die bei Eloth liegt, am Ufer des Schilf- mccts sdes älanitischen Meerbuseus], im Lande der Edomiter [4. Mose 20, 1 Anm.]. 27. Und Hirten! [der schon das nöthige Holz und die kunstfertigen Arbeiter zum Bau dieser Flotte geliefert hatte] sandte seine Knechte im Schiff [in und mit den Schiffen], die gute Schiff- leute und auf dem Meer erfahren waren, mit den Knechttlt Stllvmv sum dieselben in der Schifffahrt zu uiiterweisem wie er denn auch zum Entgelt fiir seine Dienste sicli selbst eine Flotte zu EzeonsGeber herstellen und an der Unternehmung sich betheiligen durfte Kap. 10, 22]. 28. Und kamen gen Ophirh und holten da- selbst sentweder bei jeder der verschiedenen Fahrten, die sie innerhalb 3 Jahren Kap.10,22 machten, oder wahrstheinlicher auf allen diesen Fahrten zusammen: genommen] vier hundert und zwanzig Centner sTalente Z. Mose 30, 13 Anm.] Geldes [= 11 bis 12 Millionen Thaler, sowie auch Silber, Eisen: bein, Affen, Pfaneit und Sandelholz Kap. 10, 22], nnd brachten es dem Könige Saume. I) Ueber diese Schifffahrt nach Ophir, namentlich über die Lage des letztgenannten Orts fnach unserer Auf- fassung von 1. Mose 10, 29 an der östlicheu Küste von Arabien — s. Karte I.) sind viele gelehrte Untersnchttugeii angestellt worden, ohne daß dieselben bis jetzt zu einem festen und zuverlässigen Ergebniß geführt hätten. Wir erwähnen dariiber nur, daß andere Ophir suchen l) in dem fiidlilheit Theile Arabiens bei der Straße von Bade! Mandeb, Z) an der Siidosliüste von Afrika bei Sofala, gegenüber von Madagaskan Z) an der ostindischen Küste Malabaiy nso es unterhalb der Jndns-Miindungen eine Landschast Abhira gab, 4) im amerikauischen Peru, in· dem man das in 2. Chiron. Z, 6 erwähnte Parwaims Gold in dem Sinne deutete: ,,Gold der beiden Peru«, d. i. Peru und Mexiko. Am ineisten hat unter diesen åljlieinnngeti die unter Nr. für sich, indem es sehr wahrscheinlich ist, das; der Name des ursprünglich an der östlichen Küste von Arabien gelegenen Ophir seit der Zeit, wo man nach Ostiudien fuhr, dieses Land im gemeinen Sprachgebraueh mit Umfaßte. Das 10. Kapitel. Die Königin aus Reicharatjien verwundert sich über salomcks Weisheit, Jieichttjuni und Herr- lirhkeit XI— di. 1——13. Mit den vorhin erwähnten Fahrten nach Ophir steht die Reise der Königin von Retcharabieu nach Jerusalem im unmittelbaren Zusammenhange; denn in Folge jener Fahrten ist das Gerücht von Entom» Wels- hctt und der herrlichen silrakht seines iniinigreichg auch zu ihren Ohren gedrungen. Sie stellt denn mit einem zahl- reichen Gcfolge und mit zu Geschenken bestimmten numeri- ltaditugcn bei dem Wuuderbiitiig ihrer Zeit suh ein, ver— sucht ihn mit Räthsrln und überzeugt sieh durch den Augenschein, daß, während doih sonst Gerücht: zu über- treiben pflegen, ihr hier weit weniger, eile in Wirklichkeit stallhattg gesagt wordruist Unterseligprrisuug der Knecht: und Diener eines solchen Königs und unter Eobpreisttng des Gottes Igraelz der seinem Voller so Jtuggezeichuetco gegeben, verläßt sie, reichbeschenlet von Salomo, wie sie selbst ihm viel gegeben, Jerusalem nnd kehrt wieder heim in ihr Land. vgl. S. Thron. b, 1—12. l. Und da [in Folge der Fahrten nach Ophir Kap. 9, 281 das Gerücht Salomo von dem Na- men des HErrn [das Gerücht, welches Salomo durch den Namen des HErrn erlangt hatte, d. i. Die Königin ans Arabieii verwundert sich über Salomos Weisheit und Reichthum 485 dadurch, daß der HErr seinen Namen in so be- fonderer Weise, namentlich durch Begabung mit einem ganz ungewöhnlichen Maße von Weisheit Kuh. 4, 29 ff» an ihm verherrIichteJ lam vor die Königin [Valkis] von Reicharabien [wörtlich: von Scheba oder Sabäa im südlichen Arabien 1. Vios 10, 7., s. Karte I], kam sie, ihn zu versuchen mit Rcithsclii sdurch Unterhaltung mit ihm in Räthsels spriichen seine Weisheit zu erproben]. Räthsel (althochd. ratissa Von ratiscory nach Wahrscheinlichkeit vermuthen, hebt. HJID das Verfehlun- gene, der Knoten, gleichsam ein Redcknotem der zn lösen ist) ist ein Spruch oder Satz, worin aus einigen, nur dunkel und in witziger Vcrknüpfung angedeuteten Merk- malen der zu Grunde liegende Gegenstand oder Gedanke zum Rathcn aufgegeben wird (Spriichw. 30, 11 fs.; Hcsek.17, 2 ff.). Die Araber hatten eine große Vor- liebe für dergleichen Räthselz aus dem großen Reichthum ihrer Literatur an Sinnspriicben und Gedankenspielcn hat Friedrich Rückert einen Theil der Makamath des im J. 1121 n. Chr. verstorbenen Hariri (eigenilich Abu Mohamed Elkassem) in einer deutschen Nachbildung bekannt gemacht, die weitere Verössentlichnng aber unter- blieb wegen Mangel an Theilnahme. 2. Und sie kam gen Jerusalem mit einem sehr großen Zeuge szahlreichen GefolgeL mit Ka- mcclen, die Specerei [Gewürz] trugen, nnd viel Goldes und Edelgesteine szu Geschenkenjdie sie dem Salomo machen wollte]. Und da sie zum Könige Salomo hinein kam sirix seinen Palast], redete sie mit ihm alles, was sie vorgenommen [von Räthseln ihm vorzulegen im Sinne] hatte. Z. Und Salomo sagte ihr alles kverstand alle ihre Riithsel zu lösen, wie Verdeckt auch deren Sinn und Bedeutung war], und war dem Könige nichts verborgen, das er ihr nicht sagte. 4. Da aber die Königin von Reicharabien sahe alle Weisheit Salomo, nnd das Haus, das er szum königlichen Palast fär sich] gcbauet hatte [Kap. 7, 1 fs.], 5. Und die Speise für seinen Tisch ssowohl die mannigfaltigen Speisen, die auf seine Tafel kamen, als auch die kostbaren Geräthe der letzteren V. 21], und seiner Knechte Wohnung [richtiger: SisL und seiner Diener Amt [genauer: Stand, d. i. die an der königlichen Tafel gelagerten Mi- nister, Räthe und Adjutantcn, und die zur Auf: wartung dastehenden Diener] Und ihre Kleider [die sie vom Könige hatten, als in welchen Dingen sich eben so viel Weisheit der Anordnung als Pracht der Einrichtung ofsenbarte], und seine Schenken [die ganze Art, wie er sich den Wein kredenzen ließ, die so völlig anders war, als in ihrer Heimath I. Mos 40, 11 Anm.] und seine Brandopfen die er in dem Hause des HErrn opferte [die ganze Art des Opfergottesdienstes im Tempel, die an Erhabenheit und Würde vergeblich ihres- gleichen suchte«]; konnte sie sieh nicht mehr enthalten svor Staunen und Verwunderung, 6. Und sprach zum Könige: Es ist wahr, was ich n: meinem Lande gehöret habe von deinem Wesen sder herrlichen Pracht deines Königthums] und von deiner Weisheit. » 7. Und ich habe es nicht wollen glauben, bis ich kommen bin und habe es mit meinen Augen gesehen. Und siehe es ist mir nicht die Halste ge- sagt svon dem, was ich in Wirklichkeit bei dir vorgefunden habe]. Du hast mehr Weisheit und Gutes [an Reichthum und Hoheit], denn das Ge- rucht ist, das ich gehöret habe. 8. Selig sind deine Leute und sseligj deine Knechte, die allezeit vor dir stehen und sso Gele- genheit haben] deine Weisheit [allezeit zu] huren [wie ich nur einmal sie habe hören können, aber schon durch dies eine Mal hoch beglückt worden bin]. 9. Gelobet sei der HErr, dein Gott, der zu dir» Lust hat, daß er dich auf den Thron Israel gescht hat, darum, daß der HErr Israel lieb hat ewiglich, und dich zum Könige gesehet hat, daß du Gericht und Recht hattest-«. V) Es ist hier an den täglichen Morgen- und Abend- Gottesdiensi (2. Mos W, 38 ff; Z. M. S, 8 fs.; 4· M. 28, 3 fs.) zu denken, der wohl schon damals unter Ge- sang der Leviten (1. Chrom 24, 30) verrichtet wurde, wenn auch dabei andere, als die später für jeden Wochen· tag bestimmten Psalmen (4. Mos 28, 8 Anna) im Ge- brauch waren. Jndessen ist es z1veifelhast, ob die Worte des Grundtextes in dem Sinne, wie Luther nach dem Vorgang der alten Uebersetzer sie aufgefaßt hat, zu neh- men und nicht Vielmehr so zu deuten sind: und seinen Aufgang aufdem erhinausging nach dem Hause des HErrn, da nicht nur das Wort Ist, welches allerdings sonst immer die Bedeutung »Vrandopfer« hat, in Heset 40, 26 einen Aufgang oder eine Stiege bedeutet, sondern auch in 2. Chron.9, 4 dafür der deutlichere Ausdruck DIE« (Stiege — Luther: Saal) gesetzt ist. Der Widerspruch zwischen unsrer und der eben an- geführten ChronibStelle läßt sich nur dadurch heben, daß man entweder unsere Stelle nach der der Chronika auslegt, oder umgekehrt die der Chronika nach unsrer Stelle, in welchem letzteren Falle man annehmen muß, daß in L. Chron I, 4 ursprünglich tzhsht gestanden habe, voraus durch Umstellung des n und s später inssg ge« worden sei. Und wirklich haben die alten Uebersctzer in der ChronibStelle ebcnfalls an Brandopfer edacht, wie denn auch im Zusammenhange beider Ste en die Er- wähnung einer besonderen Baulichkeih von welcher vor· her noch gar nicht die Rede gewesen, im hohen Maße befremdet, während die Erwähnun des Opfergottcss dienstes einen viel nachdriicklicheren Sinn ergiebt. Will man aber dennoch der Deutung von dem königlichen Aufsiiege nach dem Tempel an beiden Stellen den Vor« zug geben, so muß man annehmen, daß dieser Aufstieg, von welchem wir bei V. 12 Näheres mittheilen werden, eine besonders kunstvolle Anla e, ein Kunstwerk ganz außerordentlicher Art gewesen sei. -— ») Aus diesem Preise Jehova’s läßt sich ebensowenig wie aus den Worten Christi Matth 12, 42 mit Bestimmtheit folgern, wie die älteren Theologen gethan haben, daß die Königin sich zum wahren Gotte bekehrt und mit Salomo über religiöse 486 Gegenstände unterhalten habe (vgl. Kap. 5, 7 Anm.), obgleich keine geringe Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden ist, zumal wenn nian die ausdrückliche Erwähnung des Tempelbesiichs in V. 5 erwägt. 10. Und sie gab dem Könige szum Zeichen ihrer tiefen Verehrung] hundert nnd zwanzig Centner Goldes [vgl. Knie· 9- 14J- und sehr viel Specerei und Edelgesteine. Es kam nicht mehr so viel Specerei [nach JerusalemL als die Königin von Reicharabieu [damals] dem Könige Salomo gab. 11. Dazu sum bei dieser Gelegenheit eine Bemerkung über andere Kostbarkeiten, die dem König Salomo zu Gebote standen, hinzuzufügen] die Schisfe Gram, die Gold aus Ophir führeten [Kap. 9, 26 ff.], brachten sehr viel Ebenholz [rich- tiger: Sandelholz«] und Edelgesteinn «) Das Ebenholz, ein kosibares Produkt Jndiens und Aethiopiens, das pechschwarz, sehr fein und außer- ordentlich fest ist, und weil es eine gute Politur annimmt, zu Prachtgeräthen und Götterbildern verwendet wurde (es kommt Von dem diospyrus melan0xylon, einem auf Ceylon, Malabar, Coromandel u. s. w. wachsenden ansehnlichen Baum, dessen Stamm jenen schwarzen Kern einschließt), heißt im Hebräischen DIE! und wird, mit Elfenbein verbunden, unter den Handelsartlkeln des alten Tyrns aufgeführt (Hesek. 27, 15). An unsrer Stelle ist aber von Almaggim-Holz die Rede, darunter die Rabbi- nen das Sandelholz verstehen. Das ächte Sandelholz nun, welches wegen seines Wohl eruchs im ganzen Orient sehr geschätzt ist und theils zu ziötzenbildern verarbeitet, theils zu Fournirungen an feinen Geräthschaften verwendet, theils als Räuchwerk gebraucht wird, kommt nach den neue- sten Forschungen von dem santalum krumm, einein aus Malabay Java u. s. w. wachsenden Baum, der 2Zoll lange und J, Zoll breite glänzende Blätter, pyramidalisch beisammen stehende Zweige und rothe und weiße Blüthen in Büscheln hat. Der Stamm erreicht einen Umfang von 3 Ellen, wird aber gewöhnlich früher gefällt; nur etwa ein Drittel des Holzes ist wohlriechend, und zwar je dunkler von Farbe und je näher der Wurzel, desto aromatischen Statt dieses ächten Sandelholzes wird jedoch häufig auch das Holz eines andern Baumes, des pteroearpus santaljnus, für Sandelholz ausgegeben. Dies ist ein in Ostindien, besonders auf Ceylon, und in verschiedenen Gegenden von Afrika wachsender Baum von der Größe eines Wallnußbaunies, mit stachlichtem Stamme, länglichem zu drei beisammenstehendem stumpf ausgehöhlten, glattrandtgen Blättern und mit trauben- förmigcu Büscheln von Blumen, die einen fünfmal ge« zähnten Kelch bilden; der Kern des Stammes liefert ein rothes Holz, das in Europa hauptsächlich zum Färben gebraucht wird. 12. Und der König ließ [hernachmals, als er in Besitz dieses kostbaren Holzes gekommen war] machen von Ebenholz sTreppen 2. Chroin g, 11 und] Pfeiler [d. i. mit Geläudern versehene Trep- pen] im Hause des HErru und im Hause des Königs [genauer: hin zum Hause des HErrn und hin zum Haufe des Königs] und Hatfen und Psalter [1. Sam.16, 16 Am. 1] fur die klevitischen Tempel-J Sänger. Es kam nicht mehr solch Ebenholz [in«s Land Juda], ward auch [da- selbst späterhmj nicht swieder] gesehen, bis ans I. Könige 10, 10—-23. diesen Tag [da die unter Josaphat von 914——889 v. Chr. erneuerten Ophirfahrten völlig rnißglückten Kap. 22, 49 f.]. «) Hiernach scheint von dem Aufgange die Rede zu sein, der aus dem königlichen Palaste ansZion über das Tyropöoii nach dein Tempeigebäude führte und dies mit jenem verband (vgl. den dritten Grundriß zu Kuh. 7, 6: l1). Je nachdeni man bei V. 5 sich für die eine oder andere Auffassung entscheidet, hat Salomo das Geländer dieses Aufgange, der in seiner ganzen Anlage eine besonderes Knnstwerk war, mit Sandelholz, das er bis dahin noch nicht besaß, neu fourniren, oder hat ihn jetzt mit einem ganz neuen Geländer aus diesem Holz versehen lassen. Der Aufgang führte zunächst nach dem südlichen Raum des Tenipelplatzeek von da begab sich der König durch das Ostthor des Priestervorhofes nach dem Königssiande (Kap. 8, 22 Anm.), und war, nach den Andcutungeii bei der Feier der Tcmpelweihe (2. Ehren. S, l2) zu schließen, der Gottesdienst an hohen Festen etwa dieser, daß gegen Morgen vom Brandopseraltar auf der einen Seite die levitisclseii Sänger und Musiker in leincnen Gewändern mit ihren verschiedenen Instrumenten stan- den, auf der andern die posauiienblasenden Priester in ihrem Schmuck, der König dagegen mit seinem Gefolge befand sich auf seinem Stande, so daß er das Qstthor im Rücken und den Altar vor Augen hatte. Das Volk seinerseits scheint bei außerordentlichen Gelegenheiten kei- neswegs vom inneren Vorhof ganz ansgeschlofscn ge- weit« zu sein (Kap. s, 14. 22), doch nahm es für ge- wöhnlich im äußeren Vorhof, gegen Altar und Tempel hin gewendet (Ps. 5, 8), Theil. Mit dem feierlichen Brandopfer begann der von Niusik begleitete Chorgesang Davidischer oder anderer Psalmen, der bis zur Beendi- gung desselben anhielt und während dessen die Gemeinde anbetend auf den Knieen lag; nach Beendigung des tsjefanges fiel auch der König mit seinem Gefolge auf die Kniee und verrichtete sein Gebet, zum Schluß er- tönte daun wieder Gesang, und beteten nunmehr auch die Leviten an. (2. Chiron. 29, 27 ff) 13. Und der König Salomo gab der Königin von Reicharabieii alles, was sie begehrete und bat swofür sie ein besonderes Interesse bei der Besich- tigung seiner Güter und Schätze an den Tag ge- legt hatte]; ohne was er ihr gab von ihm selbst sohne was sich als das, ihren Gaben V. 10 ent- sprechende Gegengeschenk von selbst verstand] Und sie wandte sich sreisete von Jerusalem wieder ab] und zog in ihr Land sammt ihren Knekhteii [den hohen Würdenträgern, die ihr Gefolge V. 2 bil- deten]. XII· V.14——29. Zum Schluß der ganzen bisherigen Intr- slelluug folgt, veranlaßt durch die nichrfachrn Hindciitnns gen auf den teeiehlliuin Satonias und dessen abstellen, die bisher srhon vorgetkominrn sind, nun) eine Zusammcnfassiiiig aller« dessen, mag darüber theils früher gelegenttiche Er— wähnung gefunden, theils sonst noch sitt) beibringen ließ. Vgl. 2. Ehren. 9, 13——28. 14. Des Geldes aber, das Salomo in Einem Jahre kam san regelmäßigen jährlichen Einkünften theils ans den königlichen Domainen 1. Ehron. 28, 25-—31., theils aus dem Land- und Seehandel V. 22. 28 f., theils aus freiwilligen Gaben V. 25 zusloß], war [durchschnittlich und in runder Summe Goldne Schilde und Hausgeräthe Thronfessel von Gold und Elfenbeitu Wagen und Pferde. 487 gerechnet] am Gewicht sechs hundert und sechs und sechzig Centner sTalente = l7,435,880 Thlr.], 15. Ohne was [an Steuern] von Krämern lherutvzishenden HändlernL und Kaufleuten, nnd Ahothetern [beide Worte sind zu verbinden: von dem Handel der GroßhändlerL und san Tribut] von allcn Königen Arabiens [deu, der israelitischen Oberherrschaft unterworfenen Beduinem Scheiks des angrenzenden wüsten Arabietis Jerem. 25, 24], und san NatttrallieferUngeUJ von den Gewaliigen in Ländern fdeu in Kap. 4, 7 ff. ge- nannten GetreraLGefälleinnehmern oder Statthal- tern der verfchiedenen Landestheile] kam. Gleichwie die letzteren die Laudesabgaben in Natu- ralien erhoben und einliefertery so enirichteten wohl auch die Händler und Kaufleute ihre Steuern nnd die unter- worfenen Hirtenstänime Arabiens ihren Tribut in natura; daraus erklärt es fich, weshalb alle diese Einkünfte Sa- lomo’s als eine besondere Klasse von den eigentlichen Gcldeinnahmcn gesondert sind. 16. Und der König Salomo ließ machen szu desto prächtigerer Ausrüstung seiner Leibwächter bei feierlichen Gelegenheiten, namentlich wenn er in des HErrn Haus ging und dem Gottesdienft bei- wohnte Kap. M, As] zwei hundert [größere] Schilde vom besten Golde sderen Holzgestelle oder Flechtwerke, statt mit Leder, mit Blech vom reinsten Golde über- zogen waren], sechs hundert Stück sgewöhnliche oder gemeine Sekel et 4 Quentchen 4 Zent 3. Mos.19, 37 Anm., also nach unsrer Rechnung 8 Pfd. 24 Lvthj Goldes that [oerwendete] er zu einem Schildez 17. Und drei hundert Tartfchent fkteinere Schilde] vom besten Golde, je drei Pfund [Mitien, die Mine = 100 gewöhnliche Sekel, nach unsrer Rechnung also 4 Pfd 12 Lothj Goldes zu einer Tartsche Und der König that sie in das Haus vom Walde Libanon [Kap. 7, 5 Anm.]. V) Jn der Aum. zu 5. Mos TO, 9 haben wir unter« Tartsche den langen halt-runden Schild shebr zumal, lat. staunen) verstanden, weil das Wort allem Anschein nach vom althochd zargiu Schutzwehr, Seiteneinfassung Cnoch jetzt bezeichnet die Zarge ein Thiirgetvändex abzu- leiten ist; ebenso Luther in Jere1ri·46, 33 Hesek 23, 24z 38, 4; II, 3. Au unsrer Stelle dagegen und in 2. Chron 9, 16 hat er· das hebt. mag-In, lat. clypeus, mit diesem Ausdruck wiedergegeben; was ihn zu solchem Wechsel im Sprachgebrauch bewogen, vermögen wir nicht anzu- geben. » » » » » 18. Und der Komg machte sfltr die von ihm erbaute Thron- und Gerichtshalle Kuh. 7- 7] einen großen Stuhl von Elfenbeln, und uberzog ihn mit dem edelsten Golde. Weit früher als die Elephanten selbst (1. Makk. I, 18 Anna) waren den Hebräerm gleichwie den Europäerrh die Elevhantenzähne oder das Elfenbein bekannt; es wurde ihnen seit Salomo auf dem Seewege aus Ophir (V. 22) und durch Vermittelung der Tyrier (Hesek. 27, 15) zugeführt, noch höher von ihnen geschätzt, als das Gold, und zur Belegung kostbarer Möbel (Amos S, 4) und zur Auszierung von Palästen und Prachtsälen (Kap. 22, 393 Pf. 45, 9; Hohn. 7, 4; Atnos Z, 15) gebraucht, wie denn auch Gefäße (Offenb. 18, 12) und Götterbilder tHohel 5, H) daraus verfertigt wurden. Hier nun ist der Stuhl von Elfenbeitt nicht als ein aus Elfenbeiti gemachten sondern als ein aus Holz gefertigter und mit Gold überzogener Thron zu denken, der auf goldenen: Ueberzug oder vielmehr zwischen dem Goldblech mit Eisen- beiu ausgelegt war. 19. Und der Stuhl hatte sechs Stufen [und oben auf dem Postament einen güldeneit Fußschemel 2. Chrorr 9, 18], und das Haupt am Stuhl war hinten rund [der Stuhl hatte eine oben abgerun- dete oder gebogene Rücklehnes Und waren [Arm-] Lehnen ans beiden Seiten um das Gefäße kden SitzL Und zween Löwen [als Bild der Herrschen macht des Hauses David und der in demselben an dem Stamme Juda erfüllten Verheißung 1. sMvs 49- 9; vgl« Jst« 29, l] stunden an cnebeaj den Lehnen. 20. Und zwölf Löwen [als Symbol der Königs- wiirde der 12 Stämme Israel 2. Mos.19, s] stunden auf den sechs Stufen, auf beiden Seiten seiner jeden Stufe je einer] Solches sPrachtstiick eines Königthrones] ist szu jenen Zeiten] nie ge- macht in keinen Königreichen [obgleich man auch schon im Alterthum sehr kunstooll gearbeitete Thron: sessel hatte; erst die spätere Zeit hatte noch pracht- vollere Throne, als der des Salomo, aufzuweisen]. 21. sAber auch sonst noch zeichnete stch Salomcks Hofhaltung und ganze Einrichtnug durch ungemeine Pracht aus] Alle Trinkgefäße des Königs Salomo waren gitlden, und alle Gefäße im Haufe vom Walde Libanon [Kap. 7, 2 ff] waren auch lauter sfeines oder köstlichesj Gold; denn des Silbers aehtete man zu den Zeiten Salomo [weil es in übergroßer Menge vorhanden war] nichts [so daß man ganz davon absah, Gefäße für den königlichen Haus- halt auch daraus zu verfertigen] 22. Denn das Meerschisf sgenanert die Tarfis- FlotteIJ des Königs, das [die] auf dem Meer mit dem Schiff kder Flotte] Hiraurs fuhr [Kap. O, 26 fs.], kaut in dreien Jahren einmal fhin und zurück], nnd brachte saus Ophir] Gold, Silber [Edelgesteine, Sandelholz V; 11], Elfenbetty Affen und Pfauea s) Aus diesem Ausdruck, für welchen in Z. Chron- 9, 21 der Grundtext noch bestimmter sagt: »Die Schiffe des Königs, die nach Tarsis fuhren mit deu Knechten des Huram«, sowie aus einigen andern Umständen hat man geschlossery daß hier noch von einer anderen Handelsflotttz als der nach Ophir, nämlich von einer solchen die Rede sei, die auf dem mittelländischen Meer nach Tharsis oder Tartessus im südwestlichen Spanien (J«es. 23, 10 Anat-J segelte Indessen bezeichnet das Wort Tharsis ursprüng- lich wohl überhaupt nur einen fernen Ort, nnd sind dar- nach Tarsissthifsn gleichwie unsre ,,Ostindiensahrer«, fo- viel als Schiffe, die für eine weite Meerfahrt bestimmt sind (Kap. 22, 49). 23. Also ward [wie schon in Kap. 4, 29 ff. angedeutet wurde] Salomo größer mit Reichthnm und Weisheit, denn alle Könige auf Erden. 488 24. Und alle Welt swie davon in V. 1 ff. ein besonderes merkwürdiges Beispiel erzählt worden] begehrete Salomo zu sehen, daß sie die Weisheit höreten, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte. 25. Und jedermann brachte ihm szum Zeugnis; der Anerkennung und Verehrung, welche man ihm zollte] Geschenke, snämlichj silberne und güldene Geräthe, Kleider lRkchks 14, 19 Atem. 21 und Harnifche sWassenrttstungens Mütze, Ruhe, Mäuler sMaulthiere 2. Sam. 13, 29 Anm.] jährlich [sol- ches Geschenke-Geben wurde allmälig zum förmlichem Herkommen und wiederholte sich in jedem Jahre]. M. Und Salomo [wie ebenfalls bereits be- merkt Kap. 4- 261 brachte zu Hanf Wagen und Reiter, daß er hatte tausend und vierhundert [Kriegs-] Wagen szn denen über 4000 Rosse gehörten]- Und zwölf tausend Reiter, und ließ sie sbrachte sie zu einem Theil unter] in den Wagenstädten [von denen in Kap. 9, 19 die Rede gewesen], und [zu einem andern Theil] bei dem König zu Jerusalem [nament- lich verlegte er in seine unmittelbare Nähe die Reiterei] Nach mündlicher Ueberlieferung berichtet Josephus Aussührliches über die Vortrefflichkeit der Pferde und den Schmuck ihrer Reiter, namentlich der berittencn Leibwachez von dieser, die unter anderem auch mit Gold- staub gepudert war, umgeben, pflegte er gewöhnlich mit Anbruch des Tages in die IX« Meilen von Jerusalem ent- fernte, mit Gartens und Wasser-Anlagen versehene Gegend von Etham zu fahren (1. Sam.· 9, 5 Anm.). Ob zu seinen Wagenstädten auch die in Jos. 19, 5 f.; J. Chron. 4, 3l ausgeführten Ortschaften HazavSussa (Roßhof) und Beth-Markaboth (Wagenhausen) gehört haben, müssen wir dabingestellt sein lassen; die ursprünglichen Namen dafür haben wir in Ins. 15, II. 27. Und der König sum hier auf das am Schluß des 21.Verses Bemerkte zurückzukommen] machte sbewirkte durch die außerordentlichen Reich- thümer, die er dem Lande zuführte], daß des Silbers zu Jerusalem so viel war, wie die Steine [die allenthalben draußen im Freien herumliegen nnd für nichts geachtet werden], und Eedernholz so viel, wie die wilden Feigenbäume lSykvmMlt Oder Maulbeerfeigenbäumd in den Grnnden [Niederun- gen längs der Küsie des mittelländischen Meeres von Joppe bis nach Egypiem wo sie so häufig wachsen, daß sie nur für gemeines Bauholz geschätzt werden 1. Ehren. 28, 28 Anm.]. 28. Und man brachte sum nächst dem in V. 22 erwähnten Seehandel auch von dem Landhandeh der gleichfalls viel einbrachte, noch ein Wort zu sagen] dem Salomo Pferde aus Eghpten [5. Mos. 17, 16 Anm.], nnd alletlel Waare sdie aus Egyptetr bezogen wurde], und die Kaufleute des Königs [die den Handel fiir seine Rechnung betrieben] kanften dieselbige Waare ssammt den Pferden auf], 29. Und brachten-s aus Eghpten heraus sfür einen bestimmten Preis], je einen Wagen [mit dem dazu gehörigen Gespann von 3 Pferden Kap. 4, 26] um fechshundert Silberlinge l= 525 This]- 1. Könige 10, 24--—29. u, 1——8. Und ein seinzelnesj Pferd [zum Reiten] um dbndert nnd fünfzig sSekel = 13114 Thlr.]. Also brachte tnan sie sWagen, Pferde und andere egyptische Waaren] auch allen Königen der Hethiter [den von Salomo abhängigen kleinen cananitischen Fürsten, die im Norden des Landes noch vorhanden waren Kalb. 9, 1l], und den sgleichfalls von ihm abhän- gigen] Königen zu Syrien durch ihre kseiner Kauf- leute] Hand [indem Zwischenhändler bei diesem Transithandel sich nicht weiter betheiligen durften] Dieser außerordentliche Reichthum, den Salomo sich und seinem Lande verschafftu sollte nach Gottes Absicht eine sichtbare Darsiellung des geistlichen Segens in himm- lischen Gütern sein, womit er künftig durch Christum die Welt segnen wollte, und ein Vorbild von der Wohl- fahrt, deren man sich im oollendeten Reiche des wahren ,,Friedeflirsten« wird zu erfreuen haben. Aber nicht nur flüchtig weilte dies ,,Zauberbild zeitlicher Wohlfahrt und Urvollkoltimekiheitti auf der unvollkommenen Erde: es lag auch in aller dieser Herrlichkeit an sich schon viel Versuchung zum Abfall von Gott, zu üppigem und schwelgerisrhem Wandel, zu heuchlerischem Gottesdienst bei innerer fleischlicher Gesinnung; dafür sprechen die Klagen iiber das Verderben der Zeit, wie sie in den salmen 49. 50 u. 73, die vielleicht ebenfalls dem alornotiisclsen Zeitalier angehören, uns vorliegen. Und wie wenig dieselbige Herrlichkeit dem, der ihr Träger nnd ihr Schöpfer war, wahre Geniige zu geben vermochte, gesteht er selbst in dem nach ihcn benannten Buche »der Prediger«, wenn er dort immer wieder auf das Thema zuriickkomn1t: »Es ist alles ganz eitel-« Gott zeigte in Salomos Regierung seinem Volke, was er ihm geben könnte und wie überschwenglich er alle seine Verheißun- gen von irdischem Glück hinauszufiihren vermöchte, wenn es dem Menschen also gut und heilsam wäre; gab aber zugleich auch ihm zu erfahren, daß er etwas Besseres, Höheres geben müsse, wenn ihm wirklich Leben und volle Genüge zu Theil werden sollte, damit es nach dem künf- tigen Heiland sich lerne sehnen und auf ihn hoffen. Das 11. Kapitel. Sake-an's Weiber, Ubgöltereh Feinde und Tod. I« V. I—-I3. Durch seine Liebe zu fremden Weibern ans verkehrten Weg geleitet, liehrt Salomo in seinem Alter sein Herz von dem HGrrn ab, nnd wenn er auch für seine person nicht völlig in Götzendietist versinkt, errichtet er doch in unmittelbarer nahe der heiligen Stadt nnd angesichts des Tempels Alt-irr für den Dienst der sidoui- schen, moabitischen und ammonitischen Götter. Dadurch zieht er sich den Born des HGrrn zu und empfängt aus Praphetcnmnnde die Slrafuerlinndiguag daß das König— reich soll von ihn: gctioumteii werden; um seines Vaters: David und um Jerusalem willen werde das jedoch bei seinen Lebzeiten nicht gesonnen, auch solle nicht das ganze Königreich seinem Hause entrissen werden, sondern Ein Stamm demselben verbleiben. I. Aber swie sehr auch der israelitische Gottes- staat in damaliger Zeit einer Vollendung entgegen- zugehen schien, welche Jsrael zu dem gesegnetsten und gepriesensten Volke der ganzen Erde machte, so wühlte doch in dieser Blüthe ein Wurm, der Salomcks heidnische Weiber machen im Alter sein Herz von Gott abwendig. 489 die Frucht verdarb; denn] der König Salomo liebte [vermöge seiner Neigung theils zu einem weichlichen, üppigen Leben, theils zu fremden Sitten und Einrichtungen] viel auslcindischer Weiber strotz des zwiefachen göttlichen Verbots, welches einem König Jsraels das Halten vieler Weiber und einem Gliede des Volkes Gottes die Verbindung mit den Töchtern der cananitischen Völkerschaften untersagte 5. Mos. 17, 17; 2. Mos. 34, 11 fs.], die Tochter Pharao, und moabitische, ammonitiskhg edoniitischh zidonitische lphönizischd und hethitische [cananitische] , Genauer dürfte der leszte Satz zu übersetzen sein: nnd zwar, außer der Tochter Pharao, moabi- tische, ammonitische, zidonitische und hethitis sche, so daß die Tochter Pharao von den übrigen frem- den Weibern ausgenommen wird und der über lctztere Ehcn ausgesprochene Tadel jene Ehe nicht trifft. Wenn nun aber im folgenden Verse neben den Phönizicrn und Ca- nanitern auch die Moabiter, Ammonitcr nnd Edomiter zu denjenigen Völkern gezählt werden, mit welchen eine Berschwägerung den Kindern Jsraels Verboten gewesen sei, so ist das keine über das Gesetz hinausgehende Strenge, sondern wegen der Bestimmungen über die Ausnahme der Moabitey Ammoniter und Edomiter in die israeli- tische Volksgemeinschaft (5. Mos. 23, 3 fs.) dem Geiste des Gesetzes ganz entsprechend. 2. Von solchen Völkern [alfo nahm er ohne Bedenken sich Weiber], davon der HErr [wieder- holt 2. Mos. 34, 11 fs.; b. M. 7, 1 ff] gesagt hatte den Kindern Israel: Gehet nicht zu ihnen sum euch mit ihnen zu besreunden], und lasset sie nicht zu euch kommen sdaß ihr sie in eine engere Verbindung mit euch aufnehmen wolltet]; sie werden gewiß swenn ihr auf diese Weise einen Bund mit ihnen machet] eure Herzen neigen ihren Göttern nach. An diesen hing Salomo mit Liebe [indem er ein eheliches Verhältniß mit ihnen an- knüpfte] Z. Und er hatte kda sein Harem für gewöhn- lich aus 60 Königinnen oder Frauen ersten Ranges und 80 Kebsweibern oder Frauen niederen Grades bestand Hohes 6, 7 und in diesem Bestande durch Ausscheidung der bisherigen und Aufnahme neuer Personen ein häufiger Wechsel eintrat, im Verlaufe seiner Regierung nach nnd nach, wenn man die Ausgeschiedenen mit in Rechnung bringt] sieben hundert Weiber zu Frauen kersten Ranges], und dreihundert Kebsweiber [Richt. 19, 1 Anm.]; und seine Weiber neigeten sein Herz [besiimmten, so wenig er das auch anfangs hatte glauben mögen, dennoch im Fortschritt der Zeit immer mehr die Neigung seines Herzens in religiöser Hinsicht]. 4. Und da er nun alt war [und immer wider- standsloser dem gefährlichen Einfluß sich hingab], neigeten seine Weiber sein Herz fremden Göttern nach, daß fein Herz [wenn es auch äußerlich dem HErrn noch anhing und namcntlich der regelmäßig wiederkehrende Besuch des Gotteshauses Kap. I, 25 auch ferner von ihm beobachtet wurde, dennoch] nicht ganz war mit dem HErrn, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David fund wie sein eige- nes Herz in der ersten Hälfte seiner Regierung Kap. Z, Z; 8, 6]. Z. Also wandelte Salomo [in der Weise, wie hernach V. 7 f. näher angegeben werden wird] Asthoreth, deln Gott [der weiblichen Naturgottheit 5. Prof. 16, 21 Auen] derer von Zidon, nach, und Milcom soder Molech], dem Greuel [Götzen] der Ammoniten it. Und Salomo that [indem er so dem heid- nischen Götzendienst Duldung widerfahren ließ], das dem HErrn übel gefiel, und folgte nicht gänz: lich dem HErrn, wie sein Vater David [der wohl auch sich schwer versündigt hat, aber doch nie mit Abgötterei zu schaffen hatte]. 7. Da [den Ansprüchen seiner Weiber nach- gebend, die ihr Heidenthum nicht abgelegt hatten, vielmehr mitten im heiligen Lande und in der nächsten Umgebung der Stadt ihren Götzen dienen wollten] bauete Salomo eine Höhe [dem] Camos, dem Greuel der Moabiter [3. Mos. 18, 21 Anm.], auf dem Berge, der vor söstlich von] Jerusalem liegt snämlich auf den nach Südwesien vorsprin- genden Terrassen des Oelberges, dem nachmals so genannten Berge des Aergernisses, — s. den Carton zu Karte III. u. Jos. 15, 63 Anm.], und Molech, dem Greuel der Ammoniter [sowie auch Asthoreth, dem Greuel derer von Zidon 2. Kön. 23, 13]. · Diese drei Altäre waren für alle Götter der fremden Weiber ausreichend; denn die Hethiter und Edomiter scheinen keine besonderen, ihnen eigenthümliche Götter gehabt zu haben, indem die Hethiter ohne Zweifel mit den Sidoniern die Astarte, die Edomiter aber, von denen in 2. Ehren. 25, 20 nur Götter im Allgemeinem ohne besondere Namen dafür, angeführt werden, mit den Ammonitern den Mileom verehrten. 8. Also that Salomo allen seinen ausländi- fchen Weibern sdaß er ihnen freien Spielraum für ihren heidnischen Kultus gestattete], die [denn nun auch aus diesen, eigens für sie errichteten Höhen] ihren Göttern räucherten und opferten Die hohen und herrlichen Gaben, womit Gott Sa- lomo begnadtgt hatte, konnten für ihn selbst nnd sein Volk nur so lange ein wahrhaftiger Segen sein und bleiben, als das Herz des Königs ungetheilt dem HErrn angehörte. Aber in eben diesen Gütern lagen zugleich große Gefahren und schwere Versuchungenz und wer die iatur des Menschenhcrzens kennt, kann sich am Ende dariiber nicht wundern, daß es den Hochgestellten so schwer fällt, sich auf ihrer Höhe im treuen Gehorsam gegen den HErrn zu erhalten. Salomo sank! Derselbe Mann, idelcher in einem gehorsamen Herzen das Höchste erkannt hatte, was ein Mensch sich von Gott erstehen könne, verließ die Bahn des Gehorsamsz derselbe Mann, der in seinem Weihegebete die reinsten und erhabensten Gedanken von Gott ausgesprochen und öffentlich bekannt hatte, daß der HErr Gott ist und keiner mehr, leistete dem gröbsten Götzendienst Vorschub; derselbe Mann, der seine Unterthanen ermahnen konnte: ,,Euer Herz sei rechtschasfen mit dem HErrn, unserm Gott, zu wart· 490 I. Könige U, 9——25. delu in seinen Sitten und zu halten seineGebote« (Kap. 8, 61), wich selbst aus dem von ihm anbcfohlenen Wege. (Bcnder). Der biblisctse Bericht nennt als Ursache des Abfalls vom HErrn, daß Salomo viele srcutde, d. h. auswärtige oder heidnischc Weiber« liebte, welche im Alter sein Herz von Jehova ab- und zu ihren Göttern hin- neigten. Hiernach erfolgte der Abfall nicht plötzlich, son- dern allmälig, als Salomo alt wurde, und war auch kein gäuzlichcs Aufgeben der Verehrung Jehova’s, son- dcrn bestand nur in einer shncretistischcn luutcr einander mengcndcm Vermischung von JehovasVerehrung und Götzendienst, wodurch freilich die dem wahren Gott allein und ausschließlicls gebührende Verehrung nicht blos beeinträchtigt, sondern selbst zittn Götzetidienstc wurde, indem Jchooa, der allein wahre Gott, den nich« tigen Göttern der Heiden gleichgestellt ward. Daß aber Saloiuo schon von den ersten Jahren seiner Regierung an in der Gefahr schwebte, in Abgöttcrei zu fallen, das können wir schon aus den wiederholten Warnungen Gottes (Kap. 3, 14; S, 123 O, 4) schließen; diese Gefahr entsprang sür ihn aus seiner Hiuueiguttg zu fremden Sitten, n1it welcher seine Liebe zu fremden Weibern in Zusammenhang stand, aber diese Hinneigung selbst war wiederum durch mancherlei Verhliltnisse seiner Regierung bedingt, die wir als entfrrntere Mitursacheti zu seinem endlicheu Fall ansehen müssen. Dahin ist zuvörderst der Glanz und die Herrlichkeit seines König- thums zu zählen. David hatte durch lange und schwere Kämpfe alle Feinde Jsraels überwunden und nicht nur seinem Volke zu Glück und Wohlstand verholfery son- dern auch das Königthitm zu großer Macht und Herr- licl)keit erhoben; diese Früchte der Regierung seines Vaters erbte Salomo. Unter den Segnungen des Friedens konnte er nicht nur das von seinem Vater ihm an’s Herz gelegte Werk der Erbauung eines prachtvolleti Tempels ausführen, sondern auch die von demselben gesatnmelten Schätze durch weise Benutzttng der schon vorhandenen, wie durch Eröfsnung neuer Quellen noch vernichtet: und dadurch den Glanz seines Königthums erhöhen. Wie nun diese Anhäufung von Reichthümeru der Hittneiguttg zur Prachtliebe Nahrung gab und einen mit der Sitteneinfalt und Frömmigkeit eines Kneclstes Gottes schwer vereinbaren Luxus erzeugte, so hatte der Handel mit dem Auslande zugleich eine Toleranz gegen heidnische Sitten und religiöse Vorstellungen zur Folge, welche die Jehovaverehrung beeinträchtigen mußte. Ferner mochte auch die große Weisheit dem Könige Salomo zu einer Klippe für sein Glaubeusleben werden, nicht sowohl in der von Heß hervor-gehobenen Beziehung, daß eine iibertriebene Forschungssuclst ihn sehr leicht aus den offenen und heiteren Gegenden des Wahrheitsreiches in die dunkleren des Liigenreiches, der Magie hiniiber- locken und so auf die Wege des Aberglaubens führen konnte, als hauptsächlich insofern, als der weitverbreitete Ruf seiner Weisheit angesehene und weise Männer aus fernen Landen nach Jerusalem zog und mit dem Könige in Verbindung brachte, deren gHitldigitng der Eitelkeit des tneuschlicheti Herzens schmeichelte und ihn zu immer größerer Duldung und Aubeqttetnuiig an hcidnisches Wesen verleiten. (Keil.) 9. Der HErr aber ward zornig ubet Salomo, daß sein Herz von dem HErcn- dem Gott Israel, genetget sabsälltg geworden] war, »der ihm zwei- mal sKap. 3, 5 fs.; 9, 2 fs.] erschienen war, 10. Und salso mit eigenem Wittwe] ihn; sol- ches geboten hatte, daß er nicht andern Gottern nachwandelte snachwandeln sollte], und doch er nicht gehalten hatte, was ihm der HErr geboten hatte. 11. Darum sprach der HErr sdurch Vermitte- lung eines Propheten, vermuthlich des Ahia Von Stlo V. 29 fs.] zu Salomo: Weil solches bei dir geschehen sgenauen dir in den Sinn ge: kommen] ist, und hast meinen Bund und meine Gebote nicht gehalten, die ich dir geboten habe; so wcll ich auch das Königreich von dir reißen, Und szu desto tieferer Demtithigung fiir dich] dei- nem Knechte seinem Manne, der vormals deiner geringsten Knechte einer gewesen ist V. 26 ff] geben. 12. Doch bei deiner Zeit will ich’s nicht thun, um deines Vaters David willen sdatnit die ihm gegebene Verheißung 2. Sam. 7, 12. 14 s. un: versehrt bieibesz sondern von der Hand deines Sohnes [der nach dir auf dem Stuhle Jsraels siden wird V· 43] will ich-s reißen. · 13. Doch will ich sin noch weiterer Verhecr- ltchung rneiner Güte und Treue] nicht das ganze Reich svou dir in deinem Sohne] abreißem Einen Stamm [s. Arm. zu V. 391 will ich deinem Sohne geben um Davids willen, meines Knechte: [dem ich zugesagt habe, daß von ihm nimmer gebrechen soll ein Mann auf dem Stuhl Jsraels Kap. 2, 4], nnd um Jerusalem willen, die ich erwählet habe sdaß mein Name daselbst sei 2. Chrom 6, 6]. H« d. 14—40. Obwohl Salomo so bei seinen Lebzeiten noch nicht das göttliche Strafgericht au seinem hause erfahren sollte, so waren ihm doch von dem HErrn gleich von Anfang seiner Regierung mehrere Widersacher als Warnunggzetclsen zur Seite gestellt, die ihn, wenn cr Øottrg Willen verstehen wollte, vor Jlbwegen hätten be— wahren Matten; zwei von diesen, der Edomiler tjadad aug ltdsiiglicljcm Geschlecht und der Ihrer lleson in Ausnutzung, haben durch seine ganze ltcgicruttggzeit ihn bedrohet, und der dritte Widersacher, Jerobeam der Gphrainiiy war der, in welchem hernach Gottes Straf— vcrliiittdtgttng iu Grsiillittig gehen sollte. Salomo mochte sich zu sicher dünken in dem Besitz seiner macht, daher er die ersten beiden Waruuuggzeictjeii nicht achtet« viel— leicht aber hat das, mag Zllsia von Silo ihm verliüttdtgt hatte, im Verein mit Icrobeautbz Unternehmungen einen tieferen Gtndructt auf ihn gemacht, nur daß unser Ab— schnitt nichts Ucihercg darüber sagt. 14. Und der HEtr [der, den Wankelmuth Salomo’s gleich anfangs erkennend, ihn so gern vor Sicherheit und Abfall bewahrt hätte] erweckte Sttlomo sschoti in den ersten Jahren seiner Re- gierung] einen Widersacher [der fortwährend den Frieden seines Reiches gefährdete und dadurch eine beständige Mahnung für ihn hätte sein können, daß er sein Königthum und die friedliche Herr- schaft über das ganze, vom Vater ererbte Reich nur der Gnade Gottes verdanke], Hctdad, den Edomiten von löniglichem Samen, welcher war in Edvm seinen Abkömmling des Geschlechts der erb- lichen Könige in Edom 1. Mos 36, 33 Anna, welches vor Zeiten, ehe der Herrschaft desselben durch David ein Ende gemacht wurde, über jenes Land regierte] Der HErr Verkündigt durch Prophetenmund 15. Denn da David in Edom war [genauer: mit Edom, d. i. mit den, während seines Kriegs- zuges gegen Shrien in sein Reich eingefallenen Edomitern 2. Sam. 8, 13 f. zu schaffen hatte], und Joab, der Feldhaupimaniy soon David wider sie abgesendet, aus Shrien] hinanszog, sum zunächst] die [von ihnen] Erschlagenen [welche in der all- gemeinen Verwirrung unbeerdigt liegen geblieben waren] zu begraben sdarnach aber sie selbst, die Edomiten zu zlichtigen]; schlug er, was Manns- bilde war, in Gönnt. 16. Denn Joab sbei dessen Ankunft die Edo- miter von dem ihm vorausgefchickten Abisai schon wieder in ihr Land zurückgetrieben waren, so daß er sofort in Edom einrücken konnte] blieb sechs Monden daselbst, und das ganze Israel sdie ganze Hauptmacht des israelitischen Heeres mit ihm], bis er ausrottete alles, was Mannsbilde war in Edom sdie waffenfähige Mannschaft sammt allein königlichem Samen] 17. Da flohe Hadad, nnd mit ihm etliche Männer der Edomiter von seines Vaters Knechten, daß sie in snach] Egypten kämen swo sie eine sichere Zufluchtsstätte zu finden hofften]. Hadad aber war sdamals noch] ein junger Knabe. 18. Und sie machten sich auf von Midian [aus der Gegend von Madian an der Osiseite des älanitischen Meerbusens 7 Tagereisen von Ai1ah, s. Anm. zu 2. Mos Z, 15 u. Karte II., wohin sie zunächst sich geftiichtet hatten] und kamen [auf der noch jetzt als Pilgerweg zwischen Kairo und Mekka gebräuchlichen Straße] gen Paran [in die Wüste dieses Namens, die zwischen dem Sinai- gebirge und dem Süden Canaans sich ausbreitet 4. Mos. 13, 1 Anm.], Und nahmen Leute seine Schaar Beduinen] mit sich aus Paran [zu ihrer Bedeckung und zu Führern durch die Wiiste], und kamen in Egypten zu Pharao lPsiiiaches Kap. 3, 1 Anni.], dem Könige in Eghptenz der gab ihm ein Hans und Nahrung, und gab ihm ein Land ein [wies ihm einen Landsirich an zum Unter: halt für die mit ihm gekommenen Flüchtlinge]. 19. Und Hadad fand große Gnade [Gnnst] vor dem Pharao, daß er ihm sals er nun heran- gewachsen war] auch seines Weibes Thachpenes der Königin, Schwester zum Weibe gab. 20. Und die Schwester [der Königin] Thach- penessdie er so zum Weibe erhielt] gebar ihm Genubath, seinen Sohn; nnd Thachpenes zog ihn [von seiner Entwöhuung im dritten Lebensjahre an 2. Mos 2, 9 f.] auf im Hause Pharao, daß Genubath war im Hause Pharao unter den Kindern Pharao sganz wie ein königlicher Prinz am Hofe gehalten wurde]. 21. Da nun Hadad hörete in Eghpten snach- er sich gegen 25 Jahre dort aufgehalten], daß David einschlafen war mit seinen Vätern [Kap. dem Salomo die Strafe fiir seinen Abfall. 491 2- 10]- und daß Joab, der Feldhanptmann, todt war [Kap. 2, 28 ff.]; sprach er [weil er nunmehr die Zeit gekommen glaubte, in sein Vaterland zu- rückzukehren und des Thrones seiner Väter sich wieder zu bemächtigen] zu Pharao: Laß mich in mein Land ziehen. 22. Pharao sprach zu that: Was fehlet dir bei mir, daß du willst in dein Land ziehen? Er sprach: Nichts [du hast vielmehr mir allewege große Gunst widerfahren lafsen], aber sgleichwohl muß ich dringend bitten :] las; mich ziehen [worauf denn Pharao ihn entließ]. Die weitere Geschichte Hadads wird hier übergans gen; es läßt sich aber aus V. 25 vermuthen, daß er gliicklich in dem Gebirge seines Heiniaihlaiides ankam, hier alle Versuche inachte, wieder ein eigenes Edomiter- Strich zu gründem dadurch dem Salomo beständige Ge- fahren und Verlegenheiten bereitete und vielleicht auch von Vielen seiner Landsleute als rcchtmäßiger König au- esehcn wurde. Indessen haben seine Euipörungsvcp suche keinen durchgreifenden Erfolg gehabt, das Land Edom blieb vielmehr unter Salomo und dessen Nach- solgern dem Reiche Juda unterworfen bis auf die Zeit Joraurs svoii 889—88L- v. Chr.), unter dessen Regie- rung die Edomiter von Juda abfielen und einen König iiber sich machten (2. Kön. 8, 20; L. Ehren. 21, 8 ff.). 23. Auch erweckte ihm Gott sgleich von An- fang seiner Regierung noch] einen [anderen] Wider- suchet, snamlichJ Reson, den Sohn Elsada, der von seinem Herrn Hadadesey dem Könige zu Zuber, geflohen war [als dieser in Krieg mit David ver- wickelt wurde Z. Sam. 8, 3 f.]. 24. Und sammelte [später, nach Davids Tode] wider ihn [den Salomo V. 23] Männer [weil ihm der Zeitpunkt gekommen schien, das shrische Reich wieder herzustellen], und ward ein Haupt- mann der Krtegskneehte sdie von Hadadesers Heer versprengt worden waren], da sie sdie Shrer] David [in dem zweiten Kriege mit HadadeserJ erwürgete [2. Sam. 10, 15——18]; und [diese von Reson gesammelten Männer] zogen snach Davids Tode] gen Damaskus, und toohiieten daselbst, und regierten zu Damaskns swußten unter Anführung ihres Hauptmanns sich im Besitz einer gewissen Herrschaft über diese Stadt zu behaupten] 25. Und er sResonJ war Jsraels Widersacher, so lange Salomo lebte swenn er ihm auch das shrische Reich nicht geradezu zu entreißen vermochte]. Das ist der Schatte, den Hadad litt sgenauerx Das ist das zweite Uebel neben dem, wel- ches Hadad V. 14 ff. anrichtete]; darum [weil er, Refon, nach der shrischen Krone trach- tete] hatte er einen Ekel wider Israel sdessen Oberherrschaft seinen Absichten im Wege staiid und die völlig zu beseitigen er alle Anstrengungen machte], Und ward [auch wirklich zuletzt, etwa um die Mitte der Regierungszeit Salomo’s] König itber Shrien [wenn gleich noch nicht in voller Selbständigkeit und Unabhängigkeit] 492 I. Könige II, 26——39. Jn der ältesten Zeit bestand Syrieii aus verfchiedeneii kleineren Reichen, deren Könige leicht in die Abhängig- keit eines kühnen und kräftigen Herrschers aus ihrer Mitte geriethen. So treffen ivir fchon in Nicht. 3, 8 auf einen gewissen Cusan-Risathaiin, der von Me- fopotainien aus in der Zeit von 1422—1414 o. Chr. die Jsraeliten unter sein Joch zwang; seine Befiegung durch den Richter Athniel scheint auch seine Macht in Shrien selbst gebrochen zu haben. Zur Zeit des ersten israelitischen Königs Saul (v. 1077——1055 v. Chr) ivar unter den syriselien Reichen Zoba das inächtigste unter seinem Könige Rehob (1. Sam. I4, 47); dessen Sohn und Nachfolger Hadadeser versuchte nicht nur Hamath als Vasallenreich in seineii Königslitel aufzunehmen, sondern scheint auch seine Macht bis an den Euphrat ausgedehnt zu haben (2. Sam. 8, 9 ss.;· 10, 15 ff.), doch verblutete er sich in seinem Kampfe niit David trotz der ungeheuren Anstiengungeiy die er niaclite, wider den- selben das Feld zu behaupten (2. Sam. 8. u. 10). Die Macht der Shrer war jetzt für längere Zeit (etiva von 1035——995 v. Chr) gebrochen, bis es dem Freibeuter Reson, wie im vorliegenden Abschnitt erzählt wird, ge- lang, in Damaskris für seine Person eineNebeiiregieruiig zu errichten und für die Zukunft eine neue shrische Dy- nastie zu begründen. Nach Kap. 15, 18 ff· folgte He- sion, vermuthlich Resoirs Sohn (nicht, wie andere wollen, ein und dieselbe Person mit ihm), der bei der Zertheilung des Reiches Salomo sich zu iiölliger Selbst- ständigieit erhob. Sein Sohn und Nachfolger Taber- mon stand mit Abiam von Juda (957—955 v. Chr) im Bundesverhältniß, während wiederum dessen Nach- folger Benhadad l. zuerst mit Baöfa von Jsrael (952—930) verbündet war, sich are-r dank: aus des uigs Assa von Juda (955—914)» Seite fchliig, dem Reiche Jsrael großen Schaden zufugteund auch» unter Basfcks Nachfolgern bedeutende Vortheile uber dieselben errang (Kap. TO, 343 22, Z) Der folgende Herrscher Benhadad II·, der von seinem thatkraftigen Vater ein so mächtiges Reich überkam, daß er bereits 32 Vasallen- könige zu feinen Diensten hatte, setzte dessen Abhcliten auf den Besitz des ostjordaiiifchen und des obergalilaifcl)en Landes fort, wurde aber von König Ah»ab·(918—8·97 v· Chr.) zweimal gefchlagenx aus ungottlictzeeWeielp herzigkeit schenkte dieser ihm Leben und Freiheit, und fiel hernach in einem dritten Kriege gegen ihn, in· den er auch den König Josaphat von Juda hineiiizuzieheii gewußt hatte (Kap. 20 u. 22). Jn welchem gedruckten Zustande das Reich Jsrael sich damals Shrien gegen- über befand, zeigt der Eindruck, den Benhadads »Bries auf Jorani (896—883) machte E. Kbn.·5, 7); jedoch half der HErr zweimal durch Clifa s Vermittelung wider die Einfälle des svrischen Königs in das Land, von wel- chen der zweite die Hauptstadt» Samaria in außcrste Be- drängniß gebracht hatte -(2. Kon. 6, 8 — 7, 20). Mit Hafael, einem königlichen Hofbeainten Veiihadad s, der schon dem Propheten Elia auf dem Berge Gottes Horeb als künftiger König Syrieris bezeichnet· worden war (Kap. 19, 15 ff.), dein Elisa dann seine Berufung zum Throne anzeigte und deenun seinen Herrn hinter- listigcr Weise uinbrachte (2. Kön. 8, 7 ff.), beginnt eine neue Dhnastie Er felbst,·.Hasael,»bereiic-te dem Rriche Jsrael große Noth (2. Kön. 8, Bei; 10, 32 f.; IS, 3 bis 7, 22; Hossp10, 14 f.; 14, I; Amos I, 3 ff.), drang sogar bis Jerusalem vor, nachdem er das zum» Reiche Juda gehörige Gath weggenommen hatte, und ließ nur durch einen bedeutenden Tribut, den Joas ihm zusandte, sich zum Abzuge bewegen (2. Kön. 12, 17 ff.). Gegen seinen Sohn und Nachfolger aber, Benhadad I1I., war schon Joas von Jsrael (840—824·v. ChrJ so gliicklich, daß er dreiinal ihn fchlug und ihm die ab- genommenen Städte wieder entriß (2.Kön. IS, 23 ff.); noch inehr aber richtete Jerobeam II. (824-—783) gegen die Syrer aus, der die Grenzen des Reichs im jenseiti- gen Gebiet vom todten Meer bis nach Hainath hin wieder herstellte und von den Reichen Hamath und Da- maskns diejenigen Theile wieder mit Jsrael vereinigte, die früher David und Salomo besessen hatten (2. Kön. 14, 25 ss.) Wäre in Sach. 9, 1 bei dem Ausdriick ,,Land Hadrach« an eine Person, nicht aii einen Ort zu den- keii, wie viele Ausleger wollen; so dürfte in dieseni Ha- drach der Sohn und Nachfolger Venhadads IlI. zu sinden sein. Nach ihm kam, soioeit aus den biblischen Ncichrichten sich urtheilen läßt, da diese keinen andern Namen weiter enthalten, gegen Ende der Regierungs- zeit des jiidischen Königs Jotham (758——742) der in Jes.7, 4 ff. nicht einmal des Königsnamens gewürdigte uiid ebenso wie Pekah, der König von Jsrael (795-739), als ein deni Erlöschen naher Feuerbrand, der nicht mehr brennen und zündem sondern nur noch mit seinem Rauch die Augen beißen kann, bezeichnete Rezin auf den Thron; in Gemeinschaft iiiit dem israelitifclien König unternahm er einen Vernichtungskrieg gegen Jerusalem, um dort das Davidische Königshaus z1i vernichten und einen unbekannten Meuschen in die Herrschaft einzusetzen. Doch gelang das Unternehmen nicht, sondern brachte in seinen weiteren Folgen ihm selbst und seinem Lande den Unter- gang, indem Ahas von Juda(742-—727) den asshrischen König Thiglathdpilefser zu Hilfe rief, dieser über Sy- rien herfiel und es (etwa im J. 738 v. Chr.) nach Tödtung des Königs und Wegfiihrung der Einwohner- schaft gen Kir (2. Sam. 8, 6 Anm.) zu eiiier assyrifchen groiåinz niachte (2. Kön. 15, 37; 16, 6—9; 2. Chron. - ff)- 26. Dazu Jerobeam, der Sohn Nebat, ein Ephrater sEphraimitj von Zateda [oder Zarthan Kap. 4, 123 7, 46; Richi. 7, 22z Jos. 3,16 Anm.], Salomirs Kiiecht [Beamter] — und seine Mutterhieß Zunge, [damalsbereits] ciiieWittive —- dcr hub auch ldurch Anzettelung einer Empöruiig seiner Stammesgenossem die ihm jedoch nicht ge- lang V. 40] die Hand auf wider den König. 27. Und das ist die Sache, darum er die Hand wider den König aufhub [so, wie im Fol- genden ausfiihrlicher angegeben werden foll, ver- hält es sich mit den näheren Umständen seines Empörungsversiichsf Da Salomo Millo sdie Hauptbastion der alten Zionsburg Kap. 9, 15] bauete, verschloß it eine Lücke an der Stadt Da- Vid’s, feines Vaters szog er durch Schließung der den Zion von dein Moria- Und OphebHügel trennenden Schlucht, des naclimals sogenannten Tyropöon oder Käsemacherthals L. Sam. 5, 9 Anm., deii Tempelberg mit in die Stadtmauer hinein und vollendete so die Be- festigung der Stadt David’s]. 28. Und Jerobeam [der bei diesen Bauten als Arbeiter mit beschäftigt wurde] war ein streitbarer [tüchtiger, thatkräftigerJ Mann. Und da Salomo [wenn er kam, den Fortgang seiner Bauwerke zu besichtigenJ sahe, daß der Knabe ausrirhtig [be- sonders eifrig in Ausrichtung feiner Arbeit] war, setzte er ihn über alle Last des Hauses Joseph [zum Aufseher über die Frohnarbeiter aus seinem Stamme Ephraim Kap. 5, 13; S, 15 ff.]. 29. Es begab sich aber zii der Zeit [wo er Der Prophet Ahia verlündigt dem Jerobeam seine dereinstige Herrschaft über zehn Stämme. 493 so Aufseher über die ephraimitischen Lastarbeiter geworden war], daß Jetobeatn seinst in einer An: gelegenheit seines Armes] ausging von Jerusalem, und es traf ihn an der Propbet Ahia von Silo sim Stamme Ephraim, 4 Meilen nordöstlich von Jerusalem Jvs 18- 1] auf dem Wege, und [der Propheh der nach Ausrichtung des Wortes des HErrm das er dem Könige zu verkündigen gehabt V. 11 ss., fiel) aufgemacht hatte, um dem Jerobeam zu begegnen, von dem er wußte, daß er der Knecht sei, dem das von Salomo abgerissene Königreich gegeben werden sollte] hatte einen neuen Mantel shall oder Burnus 2. Mose 12, 34 Anm.] an [mit dem er absichtlich sich zuvor versehen, um die beabsichtigte symbolische Handlung V. 30 ff. an Jerobeam zu vollziehen], und [waren denn jetzt, weil eben Ahia den, welchen er suchte, anch wirklich antraf] die beiden allein im Felde. Dieser Ahia (zu unterscheiden von Ahia, dem Hohe- priester zu Sanls Zeiten, Elss Urenkel I. Sam. 14, 3. 18 und von Ahia ans dem Stamme Jsaschar, dem Vater Baiåsas 1. Kön 15, 27) scheint nach des Propheten Nathan (2. Sann 7, 2 ff.; l2, l fs.; I. Kön. 1, 1l fs.) Tode dessen Stelle am königlichen Hofe. eingenommen zu haben (2. Chron. 9, 29). Er tritt jetzt, bei der Zerthetlnng des Reiches Salomo, in ganz ähnlicher Weise auf, wie ein Jahrhundert vorher Samuel bei der Begründung des israelitischen König« thums. »Wie Saul, ohne dem vorerwählteti messiani- schen Stamme anzugehörem von Samuel gesalbt wurde, so erhielt Jerobeam von Ahia das bedingte Versprechen einer Bestätigung der Herrschast in seinem Hause; wie Samuel dein Saul seine Verwersting ankündigt und David salbt, ohne diesen dadurch zum Aufruhr zu er- niiichtigem so kündigt Ahia Jerobeam seine Erhöhung als von Gott beschlossen an; wie Samuel, sobald Saul beharrlich seine eigenen Wege ging, sich von ihm zuriick- zog und nur, da Saul in der Verzweiflung sich seiner erinnert, aus dem Grabe hervor ihm die Todesbotschaft bringt, so nimmt Ahia an Jerobeanrs langer Thätigkeit keinen Antheil, sondern spricht nur als blinder Greis am Rande des Grabes die herbe Wahrheit, die der Kö- nig nicht hatte hören wollen, gegen dessen Gemahlin aus, und zu spät vernimmt Jerobeany daß der Unter- gang seines Hauses und Staates durch seine Schuld unvermeidlich sei« (1. Kön. I4, 1 ff.) 30. Und Ahia sindem er das, was er zu ver- kündigen hatte, zuvor in sinnbildlicher Weise zur Darstellung brachteJ fassete den neuen Mantel, den er anhatte sein Symbol des noch jungen und kräftigen Bestandes des Königreichs], und riß ihn [nach der Zahl der Stämme, in welche das ganze Jsrael zerfiel] in zwölf Stücke szum Zeichen, daß die Zertheilung des Reiches bei Gott eine fest be- schlossene Sache und nur die Verwirklichung noch eine Frage der Zeit sei], 31. Und sprach zu Jerobeam svor dessen Augen er die zwölf Stücke am Erdboden ausbreitete]: Nimm zehn Stücke zu dir. Denn so spricht der HErh der Gott Israel: Siehe, ich will das Kdnigreich von der Hand Salomo reißen, und dir zehn Stamme geben. 32. Einen Stamm soll er [Salomo, in denen, die nach ihm auf seinem Stuhl sitzen werden] haben um meines Knechts David willen, und um der Stadt Jerusalem willen, die ich erwclhlet habe aus allen Stimmen Jsrael [V. 13]; 33. Darum, daß sie [der König mit allen aus dem Volk, die seiner Sünde sich theilhaftig gemacht] mich verlassennnd angebetet haben Astho- reth, den Gott der Zidonier, Camos, den Gott der Moabitey und Milcoin den Gott der Kinder Ainmon [V. 4 ff-1- und nicht gewandelt haben in meinen Wegen, daß sie theilen, was mir wohl- gefällt, sund hielten] meine Gebote und Rechte, wie David ssie hielt], sein [des Salomo] Vater. 34. Ich will auch nicht das ganze Reich sdas ietzt noch als Ganzes bestehende Reich] aus seiner Hand nehmen [dem Sinne nach soviel als: Jch will auch nichts von dem Reiche aus sei- ner Hand selber nehmen]; sondern ich will ihn zum Fürsten machen [wortlich: setzen, sofern die Belassung auf dem Thron nicht ein bloßes Geschehenlassen, sondern in Anbetracht der Ver- gehungen Salomo’s, womit er jenes Belassen eigent- lich verscherzt hatte, eine posttive göttliche That, gleichsam eine neue Einsetzung ist] sein Lebenlang um David, meines Knechte, willen, den ich er- wählet habe, der meine Gebote und Rechte ge- halten hat. 35. Aus der Hand seines Sohnes will ich das Königreich nehmen, und will dir [wenn diese Zeit herbeigekommen sein wird] zehn Stämme, Eis. Und seinem Sohn Einen Stamm geben, auf daß David, mein Knecht, vor mir eine Leuchte habe alletvege seinen Nachfolger auf seinem Thron, in welchem das mit ihm für Jsrael angezündete Licht 2. Sam. 21, 17 fort und fort leuchtet] in der Stadt Jerusalem, die ich mir erwahlet habe, daß ich meinen Namen dahin stelle. 37. So will ich nun dich nehmen, daß du regierest über alles, was dein Herz begehret [über diejenigen Stämme, deren Verlangen nach Ab- sonderung vom Hause Juda in dir und deinem Streben seinen Ausdruck gesnnden], Und sollst Kö- nig sein über Jsrael. 38. Wirst du nun gehorchen allem, das ich dir gebieten werde, nnd in meinen Wegen wandeln, und thun, was mir gefiillt, daß du hattest meine Rechte und Ciebote, wie mein Knecht David gethan hat; so will ich mit dir sein, und dir ein bestän- dig Haus bauen, wie ich David gebanet habe [2. Saite. 7, 16., so daß immer einer aus dei- nen Nachkommen auf dem Stuhl dieses neuen, abgezweigten Königthums sitzen soll], und will dir sdas Reich] Jsrael sfür alle Zeit, so lange die Abtrennung vom Reiche Juda bestehen wird] geben; 39. Und will den Samen David-s um deß- willen sdaß Salomo die ihm in derselben Weise, 494 J. Könige 11, 40—43. 12, I. L. wie dir, gestellte Bedingung —— vgl. V. 38 mit Kap. Z, 14; 6, 12; 9, 4 f. —- nicht erfüllt, sondern mit feinem Volk sich von niir abgewendet hat V. 33, durch solche Abzweigung des größten Theils des KöUigreichsJ demiithigrn, doch nicht ewiglich svielmehr wird einmal die Wiederoereink gnug beider Reiche geschehen in deinjenigen Sprüh- liug des Hauses David, der alles wieder zurecht bringen und dessen Königreich ein ewiges sein wird 2. Sam. 7 12 ff.]. Es fällt «aus, daß in tiefer ganzen Verhandlung immer niir von einein Stamme auf der einen» und zehn Stäinmen auf derlfcinåerii Scitebdsie Rede ist, dcg doch das Volk aus zwö sptämmen etand und an Ahia seinen Mantel in 12 Stücke zerreißt; iind nun ist es geradezu unmöglich, die 12 Stämme aufbeide Reiche gt zu vertheillkih ddcåßhJegoheaind swiäkliili häräcitch 10 änimeer)a en, a «» au Davi’ a er —-- äinnie behalten hätte. In der That verhielt es sich vielmehr so, daß zgii Reiche Juda Eicußfr Stctzniitiegziidda auch der tamm Sinieon »so. , 1—— ) un er Stamm Benfainin (Kav. 12, 213 2. Chron. 11, Z. 23), also zusammen 3Stämine gehörten, zuni Reiche Jsrael dagegen 9 Stämme (Asser, Naphthalh Sebiiloii, Ma- iåassh JscislclslcktndIpgrciiiE1,llDaii, Glclid Rultzenh . ieraus er)e , a ie ka)en vor a en ingeu um- bgisclnqnkcht cilberdaritgirileltifgs veåftciliftdcndivxriaten indiisxjnx er «e)n as er «a) er o an igei un e- iaiiiiiitheit ist die Eins gegeniibergeftellt, anzudeuten, das; ganz Jsrael (vgl. Kap. 12, TO) voni Hause vid’s gerissen und dem Hause Salomo’s nur ein ein- ziger Theil gelassen werden soil.« Es ist dies die sung des Confiicts (Widerftreits), in welchen Gottes Treue auf der einen, und seine Gerechtigkeit ans der andern Seite in Beziehung aus das Haus Davids init einander geriethen, als Salomovon ihm abfiillig wurde; er hatte dem SamenDavids ein ewiges Konigreich zu- gesagt und daiuit so zu sagen die Hände sich gebunden, mit Salonio in derselben Weise zu verfahrenspwie er mit Saul gethaii hatte, und doch inußte er an i)m eine leirhe Gerechtigkeit üben, ivie an jeneni ersten König txeines Volks. Da wird nun in Jsrael ein Ganzes etwas Voilständiges, oder im weiteren Sinne das Kö ni g- reich (V.11. 31. 34), d. h. das Konigreich als solches, als äußere Macht und Würde, von Salonios Hand gerissen; was dagegen dem Hause David’s bleibt, das ist ein Theil, und zivar derjenige Theil, an welcheui die Verheißung hängt, denn diese kann nicht gebrochen werden: Juda init seinem Mittelpuiikt Jerusalem (vgl. die Beinerkuiig zu Jef 1, 1»). Nun aber ift in Juda von Anfang an Sinieon eingepflanzt und langst als eigener Stamm» aus der» Geschichte verschwunden; Jerusalem aber gehorte tirsprunglich dem Stainme Beit- jamin (Jos. l8, 163 Nicht. I, 21), und ging um dieser Stadt willen auch Benjamiii dein größten Theil sehies äußeren Bestaåidesliiaclk etlieiisciålls dinJuda fxiiifd Fei- ner inneren ugwörizz ei na ) agegen an en- jamin aufs Seiten cjsofephåsodeå dEr7 üfbriggelii Stgiiiixe im Gegen atz zu Juba ( . 7 , .· uios Obadsa V. 18); gleichwie Joseph und ’Bensaiuiii« die: beiden Lieblingsföhiie Jakobs von der geliebter! Rahel und selbst unter einander durch die zarilichfte Liebe ver- bunden waren (1. Mof 43, 29 f. 34; 44, 27 f·f.), uiid wie heim Zuge durch die Wüste Benfauiiii mit Ephraiiii und Maiiasse Ein Panier bildete (4. Mosev2, 18»ff.; 10, 22 fs·), so bestand auch in Davids Zeit bei Ben- jainin, schon um der Ehre des Königthiiiiis willen, das dieser Stamm an den Stamm Juda verloren hatte, eine große Hinneigung zu den übri en Stämmen und zu deren Eifersucht gegen Juda (. Sam. 19, 203 20, 1); und das; bei Davids Volkszählung Veiijaniim außer Lebt, der einzige Stamm ist, der nicht iuitgezählt wird (1. Chron. 22, 6), hat ohne Zineifel seinen nächsten Grund darin, daß Joab niit diesem Stanim am wenig- sten anzubinden wagte und ihn deshalb sich bis zuletzt aufspartcn Ein thatsächlieher Beweis nun, daß die Sihrift selber Bensaniin dem Geiste nach init zu den 10 Stämmen gerechnet hat, wenn auch der Stamm geographifch zum Reiche Juda gehörte, liegt in Pf. 80, Z. Wir haben damit den hauptsächlichsien Erklärunge- gruiid gesunden, warum der HErr die Zertheiiung des Reichs in den Plan seiiier Führungen des auserwählten Volks aufnahm: der von Alters her vorhandene, auf einer gewissen Verschiedenheit der natürlichen Eigen- thümlichteit nnd des besonderen Berufs beruhende Keim eines Unterschiedes von Juda und deni übrigen Jsrael (1. Sam. 11, 8; 15, 4; 17, 52) sollte sich vollftändig entwickelih um schließlich iii einer höheren Einheit zu ver- fchivi1iden(Jes.11,13.) Zugleich aber ist in Benjainiifs doppelseitiger Stell1ing, da derselbe äußerlich an Juda gebunden war, während er innerltch zu Jsrael sich hingezogen fühlte, angedeutet, daß die Zertheilung keine Zertreiiniing sein sollte, in welcher schon seht gege- benen Einheit sie vielmehr vor Ausartuiig becva)rt und zu welcher noch höheren Einheit sie künftig zurückgeführt werden könnte -— das ift Jerusalem mit feinem Heiligthiiui und feinerVerheißuiig. Indern nun Jerobeam ausdrücklich gesagt wird, daß der HErr den Salomo für die Dauer seines Lebens als Fürsten über das ungetheilte Reich belassen wolle, ist ihm alle Berechtigung entzogen, irgend- wie selbst etwas zu thun, uni in den Besitz des ihm verfprochenen Königthuiiis zu gelangen und Einpörungs- versuche zu unternehmen; er sollte die Wege Davids ehen und ·in Geduld abwarten lernen, bis der HErr izelbst ihm den Weg znin Throne bahnen würde, um dann auch, bei weiterer Treue, die Erfüllung der Ver- heißung zu sehen: ,,ich will mit dir sein und dir ein beftändigcs Haus bauen, wie ich David gebauet habe.« Daß aber Jerobeain gleich anfangs nicht des Sinnes David’s war, ergiebt fiel) aus dein ganzen Ziifamineip hang; er ließ durch das, was Ahia von Gottes Ab- sichten ihm gesagt hatte, sich verleiten, die Hand aufzuheben wider den stönig (V. 26 f.), wahrscheinlich indem er in den feiner Aufsicht Untergebenen Frohn- arbeitern Aufrnhrgedaiiken merkte, oder vielmehr, da folche allein Anschein nach schon wie Funken unter der Asche giimmteii (vgl. V. 37 mit Kap. 12, 4), zu nähren suchte. 40. Si1lomo aber [dem nicht verborgen blieb, was er imternahiiiJ trachtete Jerobeaiu zu tödten. Da machte sieh Jerobcani auf, und flehe in Egyp- ten zu Stint, dein Ftönige in Egypteii sdem ersteii aus der 22. oder bubasiitischen Dynastie Kap. Z, 1 Anm., was etwa um das Jahr 976 v. Chr. ge- schahL und blieb in Eghpten, bis daß Salomo [iin darauf folgenden Jahr 9751 starb. Hi« v. 41—43. »in-m sank; de: Geschichte Sara-im«- folycii noch unter iijiuweisiuig aus die anrfiiljrlietjere (hiiclleiifei)rift, die den gegebenen Mittheilnngen zu Grunde liegt, liiirzc Beincrliiiiigen iilicr die Dauer seiner Regie- rung, sit-er seinen Tod und die Stiitte seines Begräbnisses. vgl. L· Thron. 9, 29—31. 41. Was mehr von Salomo zu sagen ist, und alles, was er gethan hat, nnd seine Weisheit [von Salomcks Widersacher noch bei seinen Lebzeiten. Sein Tod. 495 welcher oben Kuh. Z, 16 ff.; 4, 29 ff.; 10, 23 ss. einiges mitgetheilt worden], das ist geschrieben in der Chronika von Salomo sin dem Vuch der Zeit- geschichte Salomos Kuh. 14, 19 Anna» welches die Propheten Nathan, Ahia und der Schauer Jaddi zusainmengesiellt haben 2. Chroin 9, 29]. 42. Die Zeit aber, die Salomo König war zu Jerusalem uber ganz Israel, ist vierzig Jahr [von 1015——975 v. Chr. G., indem er nur ein Alter von etwa 60 Jahren erreichte und nur einen Sohn und zwei Töchter hinterließ Kap. Z, 14 Anm.; 4, 11. 15; 14, 21]. 43. Und Salomo entschlief mit seinen Batern und ward begraben in der Stadt David, seines Vaters [Kap. L, 10 Anm.]. Noch hatte keiner von Salomos drei Widersaehern (K. 14 ff.) etwas wider ihn vermocht; denn zu seinen Lebzeiten sollte das Unheil noch nicht eintreten; aber wie viel Grund zu Besorgnissen war doch überall vor- handen, wie lauerte bereits der Feind aus allen Seiten, um einzubrechen. Als David alt geworden, konnte er getrost auf sein Reich sehen: es hatte Friede nach innen und nach außen, Jsraels König war gefürchtet, er konnte feinem Sohne ein großes und herrliches EJieich hinter- lassen. Als Salomo alt geworden, da war es anders ge- worden: der königliche Name hatte seinen Schrecken verloren, ringsum standen Feinde, im Reiche selber be- ganu der Verfall. Und schon sah Salomo von ferne das Wetterleuchten, das bald über sein Reich in einem Ungewitter stch entladen sollte. Ob des HErrn zitchti- gende Harid, die doch so gnädig noch gesthont hatte, eine sriedsame Frucht der Gerechtigkeit brachte? ob Sa- lomo sich vor seinem Tode noch zum HErrn bekehrt hat? das ist eine Frage, darüber die heil. Geschichte schweigt Eine Antwort giebt allein der Prediger Salomo, der, wenn ein Werk Salomos (Kap. 4, 31 Anm.), jeden- falls nur eine Schrift seines höchsten Alters ist, Eine Buße, wie die seines Vaters gewesen, sehen wir aber auch da nicht: Salomos Geist und Art war anders, es war ein Ersättigtseiu von der Welt und ihrer Herr- lichkeit und die Erkenntniß, wie alles so gar eitel ist; und wenn so der lebeusmitde und lebenssatte König nach etwas, das bleibt, sich umsiehh da ist es nur Eins, nämlich die Furcht Gottes. (Schlier.) Der gläubige Jude knüpfte seine glänzendsten Hoffnungen nicht an Salomos Namen, sondern an den seines Vaters David, während im heidnischen und islamifchcn Orient noch immer ,,Suleiinau« (d. i. Salomo) hochgefeiert dasteht. (Kurtz.) Das 12. Kapitel. Zertheiluug des Reiches Salomo. H«- il1. 1—24. Uns) Salomon Tode, als dessen Sohn Rehabeam act) will hnldigku lassen, geben die zehn Stämme ihre Absicht, sich vom Hause Davids loozicsrigen und ein eigenes ttöuigthiiin zu errichten, deutlich damit zu erben- uen, daß sie nicht nach Jerusalem zur Huldigung treatment, sondern den Rehabeam zur Ginpfangtialznie derselben nach sichern, der Hauptstadt Ghin-using, bescheiden und zu der dorthin angesetzten Gctneitideoersatnmliiitg den Irr-obtain aus Gghpteu herbeirufen. Sie stellen daselbst dem König alo Bedingung ihrer blntcrwerfcing unter sein itegiment die jiusage einer Erleichterung den von Salomo ihnen auferlegten Dienstes; dieser will nach drei Tagen ihnen Antwort auf ihre Forderung geben und beräth snh nun zuerst mit den älteren Räthen aus der Zeit seines Vaters Stamm, darauf mit den jungen, die mit ihm aufgewach- sen, wag er dem Voller zur Jtntwort geben soll. Er ver— liißt aber den Rath der Alten, die ihm Zureden, die auf— gercgten Geniiithrr durch entgegenkommendes verhalten zu beschwichtigen, und redet am Tage der Gutsrheidtiug dein Rathe der Slungcn gemäß in hartrr und iibermsittiii ger weise mit den zehn stammen, die denn sofort von Darm: Hause sitt) lossageu nnd ans einer späteren Ge- inrindrversniumlitng den Jrrabcaiti zum iiöttig über sitt) erheben. Alls Rehabeam an jenem Entschcidttngatage die Folgen seiner Unttlughcit vor sitt) acht, will er durch Jldaraui aufs diene mit dcu aligefalleneti Stiimmen ver— handeln, must aber eiligst aus Simem fliehen, um nicht ebenfalls, wir sein Rentmeisteiz im ilatttatuntult iunzuliotiis wen; ala er dann von Ierusalent auo einen Frldzitg uutcrninnny um mit Gewalt dcr Waffen die Jlbtrsinnigru unter feinen Gclzorsant zu zwingen, tritt dea htbrrn Wort tiinderud dazwischen, nnd er muß mit seinem Voller das Vorhaben aufgeben. Vgl. L. Ghron.10, 1 bis 11, 4. 1. Und Rehabeam [als er nun im 41. Jahr seines Alters Kuh. 14, 21 König geworden an seines Vaters; Statt Kap. 11, 43] zog gen Siehem sim Stamme Ephraim, einer von Alters her be- rühmten Stadt zwischett den beiden Bergen Ebal und Garizim 1.Mos.12, 6; 33, 18-——35, 5; Jos 8, 30 ff.; 24, 1. 32; Richr g, 1 fs.]; denn das ganze Israel [das Volk der zehn Stämme V. 20 »f.]» war gen Sichem kommen, ihn Daselbst] zum Konige zu machen Dies »zum Könige machen« begreift in sich eine Sal- bung von Seiten der Acltesten und Stammessürsteii mit öffentlicher Hnldigung, ohne daß wir dabei an eine förm- liche Wahliapitctlatioii, an einen gegenseitigen Vertrag im Sinne der niodernen Constitiition zu deuten hätten (2. Sam. Z, 3 Anm.). Das Recht, den von Gott er- wählten Fürsten in dieser Weise zum Könige zu machen, hatten die Stämme nicht nur bei Saul nnd David (1. Sam.11, 15; 2. S. 2, 4; 5, :—3), sondern auch bei Salomo U. Ehren. So, 2·2) geübt; während nun Juda und Beujamiu dem Rehabeam ohne Zweifel in Jerusalem huldigten, fordern die Aeltesten der übrigen Stämme den neuen König nach ihrer eigenen Hauptstadt, weil sie, wie D. Kiinelii bemerkt, Gelegenheit suchten, von ihm abzufalleu und das Königreich auf Jerobeattt zu übertragen. Aus den folgenden beiden Versen geht her- vor, daß man diesen bereits aus Egypten nach Sichem zitriickgerufen und daß er seinerseits den Aeltesteii an die Hand gegeben hatte, welche Forderung sie an Rehabeam stellen sollten, um einen geeigneten Vorwand zur Aus- führung ihres Vorhabens zu gewinnen; denn da er vor- mais Aufseher der Lastarbeiter aus dem Hause Josephs gewesen war, wußte er am besten das Wort zu sinden, welches sowohl den vorhandenen Ziiudstoff der Empörung bei den zehn Stämmen zur hellen Flaunne anfachen, als dem neuen König gegenüber eine Rechtsforderung begründen konnte. Z. Und Jerobeany der Sohn Nebat [Kap. 11, 26 ff.], hörete das sdaß Salomo entschlafen sei mit seinen Vätern, und Rehabeam, sein Sohn, König geworden an seine Statt Kap. 11, 43], da» er noch in Egvpten war, dahin er vordem Kouige Salomo geslohen toar [Kap. 11, 40], und blieb sfür den Augenblick noch] in Eghpteu sbts seine Anhänger unter den zehn Stämmem mit denen er für deuFall des Thronwechsels schon alles verabredet 496 1. Könige 12, 3—22. hatte, ihm anzeigen würden, daß jetzt der reihte Zeit— punkt zur Rückkehr gekommen sei], 3. Und sie sseine Anhänger, nachdem sie es bei Rehabeam durchgesetzy daß die Huldigung der 10 Stämme in Sichem stattsiuden solle] sandten hin [nach EgypteiiL und ließen ihn rufen. Und Jetobeam snach feiner Rückkehr an die Spitze seiner Landsleute sich stellend] sammt der ganzen Gemeine Israel [vertreten durch ihre Aeltesten und Stammesfürsten] kamen san dem für die Huldi- gung bestimmten Tage V. 1], uiid redeten mit Rehabeam, und sprachem 4. Dein Vater hat unser Joch zu hart ge- macht [mit Abgaben nnd Frohndiensien]; so mache du nun den harten Dienst und das schwere Joch leichter, das er uns aufgeleget hat; so wollen wir dir unterthänlg sein. Salomo hatte allerdings von dem Volke größere Leistungen gefordert, als dasselbe früher gewohnt sein mochte, um nicht nur seine glänzende Hofhaltung zu bestreiten, sondern auch hauptsächlich seine großen und vielen Bauten auszuführen; dafür hatte er aber auch seinem Volke neben den Segnimgeii ungestörten Friedens während seiner ganzen Regierung noch große Reich-thü- mer durch den Handel und die Tribute der unterworfe- nen Völker zugewandt, so daß begründeter Anlaß zu Klagen nicht vorhanden sein konnte. Nur wenn man, wie es häufig zu geschehen pflegt, die Vortheile nnd Segnungery die man seinem Regiinent verdaiikte, über- sah und den Blick einseitig blos auf die Leistungen rich- tete, welche der König forderte, mochte es den Schein gewinnen, daß er sein Volk mit zu schweren Lasten ge« drückt hatte. (Keil·) 5. Er aber sprach zu ihnen: Gebet hin bis an den dritten. Tag [damit ich inzwischen wegen eurer Forderung mich bedenken kann], so kommt [darnach] wicdet zu mir [meinen Bescheid zu hören]. Und das Volk ging hin. s. Und der König Rehabeam hielt kwährend der ausbedungeuen Bedenkzeit] einen Rath mit den Aeltesten sden Räthen höheren Alters], die vor seinem Vater Salomo stunden, da er lebte [und in seinem Dienste eine gereifte Erfahrung in Re- giernngs-Angelegenheiten sich angeeignet hatten], und sprach kzu ihnen]: Wie rathet ihr, daß wir diesem Voll eine Antwort geben? 7. Sie sprachen zu ihm: Wirst du heute [ietzt, beim Anfang deiner Regierung, wo es gilt, daß du vor allen Dingen die Herzen dir gewinnest] diesem Voll einen Dienst thun, nnd ihnen zu Willeii sein, Und sie erhöreli [in dem, was sie gebeten haben], und ihnen gute Worte geben [in freund- lich entgegenkommender Weise sie bescheiden], so werden sie dir unterthänig sein dein Lebeiilang [so wird es dir gelingen, für den Augenblick die Gefahr eines Abfalls abzuwenden, und später, wenn du erst im Königreich bestätigt bist, wirst du schon Mittel finden, sie im Zaum zu halten]. 8. Aber er [des weisen Salomo unkluger Sohn, der, statt ein ,,Mehrer des Volks« zu werden, wie fein Name besagte, durch seine Uuklugheit selber dazu helfen mußte, daß das Reich seines Vaters sich zertheilete] Verließ der Aeltesten Rath, den sie ihm gegeben hatten sweil er seinem Sinne nicht zusagte], und hielt einen Rath mit den Jungen, die mit ihm ausgewachsen waren nnd vor ihm stun- den swie denn angehende Regeiiten gemeiniglich diesen Fehler begehen, daß sie, um ihre Gewalt zu zeigen, so- gleich ihre Räthe verändern und neue Beamte einsetzens 9. Und er sprach zu ihnen: Was rathet ihr, daß wir antworten diesem Voll, die zu mir gesagt haben: Mache das Joch leichter, das dein Vater auf uns geleget hat? 10. Und die Jungen, die mit ihm ausgewachsen snnd ebenso übermüthigen und trotzigen Sinnes, wie er selber] waren, sprachen zu ihm: Du sollst zu dem Volk, das zu dir sagt: Dein Vaterh at unser Joch zu schwer gemacht, mache du es uns leichter, also sagen [damit es gleich von Anfang deines Regimentes wisse, daß du nicht gewillt bist, von ihren Drohungen dich eiiischüchtern zu lasfen]: Mein kleiiister Finger soll dicker sein, denn meines Vaters Lenden. [wenn ihr meint, mir, als noch jungeni Regenten, bieten zu können, was ihr gegen nieinen Vater ench nimmer erdreistet hättet, so sollt ihr bald meine Hand so schwer empfinden, als wäre der kleine Finger derselben stärker als meines Vaters Hüfte; denn gerade als junger Fürst besitze ich diejenige Thatkrafh um meine ganze, vom Vater ererbte Macht, deren dieser vielleicht an ineiner Stelle nicht im vollen Uinfange sich bedient haben würde, an euch aiiszulasseii]. 11. Nun, mein Vater hat auf eiich ein schwer Joch geladen-«, ich aber will’s noch mehr über euch machen; mein Vater hat euch mit Peitschen [Geißeln] gezushligeh ich will ench mit Skorpionen züchti- tt . «) Was für eine unsinnige Thorheit war es doch, daß Rehabeam die Wahrheit der Beschuldigung zugab, welche das Volk wider seinen Vater vorbrachte, ihn nicht zu entschuldigeii snchte und einen so vortrefflichen Fürsten nicht vertheidigte, von welchem das Volk, wie es gewiß- lich erkennen inußtcy sehr ausnehmende Wohlthaten em- pfangen hatte· (Abarbanel.) «) Darunter ist eine Art Kiiute zu verstehen, die mit Spitzen und Stacheln ver· sehen war, ähnllch dem Seorpionenstachel (5.Mos. 8, 15 Aii1n.). Jm inosaischen GeseF kommt sie als gericht- liches Strafwcrkzeiig nicht vor, ondern nur vom Stock ist bei leiblichen Züchtiguiigen die Rede; aber gleichwie später die Cieißel mit Beziehung auf 3. Mos.19, 20 in Anwendung gebracht wurde, so auch diese Art der ver- schärfteii Geißelung (5. Mos 25, 3 Anat)- 12. Also kam Jerobeam sammt dem ganzen Volk sden Aeltesten und Vornehmsien aus den 10 Stämmen] zu Rehabeam, am dritten Tage, wie der Konig gesagt hatte und gesprochen: Kommt wieder zu mir am dritten Tage [V. 5]. 13. Und der Konig gab dem Volke eine harte Antwort sindem er tu der Sprache eines Tyrannen nnd nicht in der Weise eines von Gott über sein Volk gesetzten Regenteu mit ihnen redete], nnd verließ den Rath, den ihm die Aeltesten gegeben hatten [V. 6 f.]; Die 10 Stämme sagen sich vom Hause Davids los und wählen Jerobeam zu ihrem Könige. 497 14. Und redete mit ihnen nach dem Rathe der Jungen [der seinem Uebermuth und Ehrgeize schmeichelteL und sprach: Mein Vater hat euer Joch schwer gemacht, ich aber will es noch mehr über euch machen; mein Vater hat euch mit Peltschen gezüchtigeh ich aber will euch mit Scorpionen züch- tigen [V. 9 fs.]. 15. Also gehorchte der König dem Volk nicht kdaß er durch freundliches Entgegenkommen den mißvergnügten Stämmen jeden Vorwand zur Em- pörung genommen und ihren Abfall verhütet hätte Sprüchixx 15, 1]; denn es war also gewandt von dem HErrn sdaß er durch seine Thorheit die Her- zen völlig sich entfremdete und alle etwa noch vor- handenen Bande, welche die 10 Stämme an das Haus David’s knüpsten, gänzlich zerrißL auf daß er [der HErrJ sein Wort bekrästigte [in Ausfüh- rung brächte], das er [in Kap. 1l, 29 ff.] durch [den Propheten] Ahia von Silo geredet hatte zu äerobeam dem Sohn Nebat [ogl. 2. Sam. 24, 1 um. . Es] traf also beiRehabearn richtig ein, was vermuth- lich sein weiser Vater schon von ihm befürchtet hatte nach der Andeutung in Pred. 2, l8 f. (Starke.) 16. Da aber das ganze Israel sahe, daß der König sie nicht hören fauf ihr Begehren V. 4 im Geringsten nicht eingehen] wollte, gab das Volk fwelches nur auf einen gerechten Anlaß wartete, von dem Daoidischen Königsharise sich förmlich los: zusagen und das schon beabsichtigte eigene König: thum öffentlich zu proelamiren] dem Könige eine Antwort [die dem Trotz mit desto größerem Trotz begegnete], und sprach [in ähnlicher Weise, wie einst Seba, der Benfaminih Aufruhr gepredigt hatte 2.Sam. 20, 1]; Was haben wir denn Theils an David, oder Erbe am Sohne Isai sdaß wir ferner bei diesem Königshause aus einem an- dern Stamme verbleiben follten]? Israel, hebe dich zu deinen Hütten fund laß dich fortan von einem König aus deiner Mitte regieren]! So siehe nun du zn deinem Hause, David skümmere dich von nun an allein um die, die deines Stam- mes sind, du Geschlecht Davids, mit uns hast du nichts mehr zu schaffen]. Also [nach solcher förm- lichen Lossagung vom Hause Davids] ging Israel in feine Hütten [die Versammlung in Sichem ver- lasseud], » 17. Daß Rehabeam [von da an, außer über den Stamm Juda und die mit ihm vereinigten Stämme Simeon und Bensamin] regierete nur über die Kinder Israel [aus den 10 Stämmen], die in den Stadien Juda [als dorthin Eiugewam derte] wohneten [2. Chron. 15, 9]. 18. Und da der König Rehabeam sum die aufgeregten Gemüther durch Versprechungen zu be- schwichtigen und neue Unterhandlungen mit den Aeltesien Jsraels anzuknüpfem noch von Sichem Dåchseks Bibelwert i 29, 24 ss.; Nehem. 6, VI. aus] hinfandte snach den hauptsächlichsien Städten des nördlichen Landestheils] Adorany den Rent- meifter [Frohnvogt, einen königlichen Beamten noch aus den Zeiten David’s und Salomo’s Kap. 4, S; S« Saus. 20, 241 -. warf ihn ganz Israel mit Stei- nen zn Tode [denn. gerade seine Erscheinung er- regte in den ausgebrachten Herzen den ganzen Grimm gegen Salomo’s Frohneinrichtungem über deren Druck sie sich beschwert hatten V. 4].» Aber der König Rehabeam sjetzt selber seines Lebens nicht mehr sicher sich fühlend] stieg frisch [in größter Eile] ans einen Wagen, daß er slöhe gen Jerusalem. 19. Also fiel Israel ab vom Hause Davids, bis aus diesen Tag. 20. Da nun ganz Israel sdurch die von Sichem in ihre Heimathssiädte zurückgekehrten Aeltesien und Stammesältesten V. 16] hörete, daß Jerobeam saus Egyptem woselbst er, wie man wußte, Zuslucht gegen Salomo’s Nachstellungen gesucht Und gefunden Kind. 1l, 401 war wiederkommen [hatte er doch bei der Forderung an den König V. 3 f. das Wort geführt], sandten sie hin fnach seiner Stadt Zareda oder Zarthan Kuh. 1l, 26., wohin er sich vcrmnthlich schon vor der zweiten Verhandlung mit Rehabeam V. 12 ff. aus schein- barer Bescheidenheit, in Wahrheit aber in kluger Verechnung zuriickgezogen hatte], und ließen ihn rufen zu der ganzen Gemeine szu einer abermaligen, behufs der Königswahl in Sichem anberaumten GemeindeversammlungL Und— machten ihn sdaselbst durch ihre Obersten oder Stammeshäupteq zum Könige über das ganze Israel. Und folgte nie- mand dem Hause David, ohne der Stamm Juda alleine seinschließlich der zu einem Ganzen mit diesem Stamm verbundenen Stämme Benjamin und Simeon]. Der nördlicbe Saum des Stammes Beniamin mit den Städte-n Bctheh Rama und Jericho gehörte nach Kap. 12, 29z 15, 17. U; 16, 34 zum Reiche Israel; dafür aber kamen niehrere Städte des Stammes Dan zum Reichc Juda, nakncntlich Ziklag (1. Sanr 27, 6), Zarca und Afalon (2. Chrow 1l, 10; 28, 18). Von diesen Gesichtspunkten aus haben wir ausder Karte 1ll. die Grenzlinie der beiden Reiche angegeben. 21. Und da Rehabeam snach seiner eiligen Flucht aus Sichem V. 181 gen Jerusalem kam, sammelte er das ganze Hans Juda nnd den Stamm Benjamim hundert und achtzig tausend junge streit- bare Mannsehafh wider das Haus Israel zu streiten, und das Königreich sauch über diese Stämme] wieder an sihn selbst, den] Rehabeam, den Sohn Salomo, zu bringen. 22. Es kam aber Gottes Wort zn Semaja, dem Manne Gottes [der dem Rehabeam als Pro- phet zur Seite gestellt war 2. Chron. 12, b. 15 und zu unterscheiden ist von zwei falfchen Pro- pheten desselben Namens in späterer Zeit Jerem. 10 ff.], und sprach: I. Z. 32 498 1. Könige l2, 23——30. 23. Sage Rehabeam, dem Sohn Seid-no, dem König Juba, und zum ganzen Hause Juba und Beute-tun, und dem andern Volk sden in den Stadien Juda wohnenden Kindern Israel V. 17], Still) sprich: U. So spricht der HEm Ihr sollt nicht hineinziehen, nnd streiten wider eure Brüder, die Kinde: Israel; ein jeder Mann gehe wieder heim, denn folches [die Abtreilnung der 10 Stämme von dem Königreich des Hauses David] ist von mit: geschehen [und müssen darum alle Versuche, die Sache rückgängig zu machen, fruchtlos bleiben]. Und sie gehorchten dem Wort des HErrn, nnd tehreteu um, daß sie hingingen sein jeder an seinen Hein:atl)sort, ohne die Kinder Israel ferner mit Waffeiigetvalt zur liuterwerfung unter die Herr: fchaft Rehabeaars zwingen zu wollen], wie der HErr gesagt hatte. Der Vruderzwisi zwischen Nord und Slid hat Israel zerrissen; aber des HErrn Hand hat es also geordnet, um Davids Samen mit Menschenruiheti zu strafen, ohne doch seine Barmherzigkeit demselben zu entziehen (2. Sara. 7, 14 s.). Wie sehr demnach die Losirennung der l0 Stämme von dem Hause Davids ein göltliches Vcrhängniß war zur Erfüllung des iiber Salomo aus- gesprochenen Strafurtheils (V.15), so beruhte sie doch andrerseits auf siindliclscr Rebellion gegen das von Gott verordnete Königshaus und auf Piißaclstiing des Tent- pels und der an Jerusalem gekniivften Verheißungem denn davon zugleich sagten die l0 Stämme in frevel- hafteiii Leichtsinn sich los, als sie von dem Reiche Juda sich trennten. Hicrgegcn nun ließ nur mit geistlichen Waffen sich streiien, wie es im 78. Psalm geschieht. Dem äußeren Ansehen uach scheint dieser Psalm, der in dem Eingange V. 1—4 als seinen Zweck ankündigt, die Thaisaclselt der Mofaifchen Zeit zur Lehre und Warnung fiir die Gegenwart zu benutzen, und an seinem Schluß V. 65—72 als solche Gegenwart diejenige bezeichnet, wo der HErr seines Volkes wider den Druck der Philister sich wieder erbarmet und gewaltig angenomtneiy dabei aber das Vorrecht der Fiihrerfchaft von Ephraim auf Jud-i übertragen und in der Erwählung Zions zum Heilig- thum und Davids zum Ftspöliigc sein Volk Jakob so reich gesegnet hatte, dem Davidifcisen Zeitalter anzugehörem wir glauben aber nichts destolvenigch daß der heilige Dichter es nicht mit einem erst möglichen, sondern mit eilte-ne bereits geschehenen Abfall von David und dem udeiligthukn in Zion zu thun hat, und verlegen die Ab« fassung des Pfalms in die erste Zeit der Regierung Re- habeams Als nun die beklagensivertlse Trennung der 1() Stämme von Seiten Judas als eine bestehende Thatsaclse anerkannt werden mußte, in die das Haus Davids um seiner durch Salomcks Abfall vertvirkten Schuld willen als in eine göttliche Ziichtigung sich fiigen sollte, da galt es, den 10 Stäntnten ciue,,Unterweisung« mit hinauszugehen in die Zeiten der Trennung, wie letztere ihrerseits sie altzufehen hätten, damit die richtige Erkenntnis; ihrer Untreue, die nicht blos als Untreue gegen das rechtmäßige Königshaus und als Undank gegen Davids Verdienste um Israel sich zu erkennen gab, sondern vielmehr als Untreue gegen den HEcrn selbst und gegen Israel-Z erhabene Bestimmung, Reue in ihnen erwecke und eine schließliche Umkehr zu dem, wo- von sie gefallen, bei ihnen,bewirke. Indem wir jetzt daran gehen, die Geschichte der beiden Reiche im Einzelnen zu betrachten, werden wir zur besseren llebersiclit für den Leser die jedes Reich be- treffenden Abschnitte für sich zählen, und zlvar so, daß die, welche das Reich Israel angehen, durch ein Stern- chen neben der Zisser sich auszeichnen; dabei soll eine neue Nummer überall da eintreten, wo von eiltcm neuen König berichtet wird, während die auf denselben König bezüg- lichen Abschnitte dieselbe Zisser haben, aber mit einem beigeschriebeiteti Buchstaben nach der Ordnung des Lllphas beths. Besondere Schwierigkeit in der Geschichte der Könige bereitet die Chrouologie; wir schicken aber im Anschluß an die chrouologitche Ueber-ficht am Schluß des Buches Josua eine Tabelle iiber die Zeitrechntttig iu den Büchern der Könige voraus, in welcher die Schwierigkeiten. schon gehoben find, die Reeotferkigltttg der darin enthaltenen Angaben bis zur Erklärung der bezüglichen Schriftstellen uns aufbehaltertlw I. Reich Jud-a. H. Reich Israel. Jahre v. Chr-G. Jahre txEhn G. l· Rehabeam 17 975—57. 1. Iekobeam22 975—953. 2. Abialn 3 957—55. Z. Assct 41 95ö—l4. L. Nadab 2 9534352 Z. Baesa 24 952—9:t0 4. Clla 2 930—929 5- Sitnri 7 Tage 6. Amri 12 929——918. 7. Ahab 22 9l8—897. 4. Josaphat 25 914—-889 8. Ahasja 2 897-896. 9. Joram 12 896--883. 5. Joram 6 889—84. s. Ahasja l 883. 7.Athalja a 88s3—77. 10.Jehu 28 883—856. 8. Joas 40 877——38. il. Joahad 17 856—840. 9.Amazia 29 838—-l0. l2.Joas 16 840—824. is. Jcrobeatn It. 41 824——783. l0.11fia 52 810—758. Anarcbtn ll 783 —772. l4. Sacharsa 6 Monate. is— Sallum 1 - 77l. la« Menahemlo 771—60. 1z7. spesksysa 2 760-59. 11. Jotham 16 758—42. is. Pckah 20 759—39. 12. Ahas 16 742-—27. Atturchiet 872 739—30. 13. Hielt-i 29 727——698. 19. Hosen 9 730—22. 14. Manasse 55 Jahre: 6tl8——-643 v. Chr. Geh. 15. Anton 2 · 643——641 - - · l6. Josia 3l - 641-—610 - - - 17. Joahas 3 Vionatex 610 - · - 18.Josakiin 11 Jahre: 610—599 - - - l9. Jojachin 3Mon. 10 T. 599 - - - 20. Zedeiia Il Jahre: 599—588 - - - Während die in der Spalte links durch fetten Druck hervorgehobenen Namen diejenigen Könige des Reiches Juda bezeichnen, welche durch theokratische Gesinnung fiel) auszeichnetetn sind in der Spalte der Könige Jsrael’s zur rechten Hand die Anfänger einer neuen Dynastie durch solchen Druck kenntlich gernachn Die angegebenen Jahre der iliegieruttzsszeit sind nicht immer als volle Jahre zu rechnen, ähnlich tvie z. B. im neuen Testatnent die ,,drei Tage-«, welche Christus im Grabe lag, nur Einen vollen Tag in ficb schließen, der erste und dritte Tag dagegen sitxd nur Theile des betreffenden Tages, und zwar fehl· kleine Theile. »Die Geschichte der beiden Reiche verläuft in drei Epochen (Wendepunkten). Jn der ersten Epoche, d. i. in der Zeit von Jerobeam bis Amri in Jsrael und von Re- habeam bis Asfa in Juda (Kap.12—16), standen die- Jerobeam richtet den Kälberdienst in seinem Reiche an. 499 selben einander feindlich gegenüber, bis Israel in einem großen Kriege wider Juda eine schwere Niederlage erlitt und bei Erneuerung seiner Angriffe aus Juda der König Assa die Syrer zu Hilfe rief und dadurch Israel in langwierige und schwere Kämpfe mit diesem mächtigen Nachbarstaate verwickelte Die Feindschaft hörte auf in der zweiten Epoche, unter Ahab und feinen Söhnen Ahasja und Joram in Israel und unter Josaphat, Joram und Ahasja von Juba (Kap. l7, 1 bis 2. Kön. 10, 27), indem die beiden Fiönigslyäuser sich verschwä- gerteu und zur gemeinschaftlichen Bekämpfung der aus- wärtigen Feinde sieh verbanden, bis die Könige beider Reiche, Joram von Israel und Ahasja von Juda, gleich- zeitig durch Jel)u getödtet wurden. Auf diese Zeit der Union Verbindung) folgte in der dritten Epoche von Jehu in Israel und Joas in Juda an (2. Kön. 10, 28—17, 41) wieder Entfremdung und gegenseitige Be- kriegnng, welche endlich durch Ahas’ untheokratische Po- litik (Staatsklugheit) den Untergang des Reiches Israel durch die Assyrer herbeiführte« (Keil.) Hieran schließt sich die Geschichte des Reiches Juda nach der Zer- störung des Zehnstämmereiclrs bis zum babylonischeu Exil (2. Kön. 18, 1——25, 30), welche einen Zeitraum von 134 Jahren umfaßt. H« V. 25——33. Jerobeatms erste Sorge, nachdem er using über die zehn Stiicntne geworden, ist die, sein Reich nach außen zu befestigen; darum bauet er Sichem im Westen und silnnel im Osten zu Xesiungen um. Un! aber darnach seine Herrschaft auch nach innen fest zn begründen und Israel für immer non Juda zu scheiden, · versucht er, seinem Voll: einen Ersatz für den mangeln- den Tempel zu schaffen und es durch Errichtung zweier Heillgthümcr von den jährlichen Festreisen nach Jerusalem abzuhalten; er stellt deshalb an der fitdlichen wie an der nördlichen Grenze seines Landes je ein goldener( ttialb auf, darunter Israel fortan den tjllitru verehren soll, uerstatlet zum priesterdlenst bei diesen tjeiligthiiineru einen jeden aus dem Volke, ohne an den Stamm tkeui sich zu binden, und verlegl das Fest der Eaubhüttetr vom siebenten Monat ans den achten. 25. Jerobeam aber [da Jsrael ihn auf der Gemeinde-Versammlung zu Sichem V. 20 zum Könige gemacht hatte] bauete [eben dies] Sichetu auf dem Gebirge Ephtaim [das so ganz im Mittel- punkt des westlichen Theils seines Reiches gelegen war, zur Festung aus], und wohnete [res1dirte] drin- nen [bis er hernachmals seine Residenz nach dem schön und hoch gelegenen Thirza Kap. 14, 17 ver- legte], nnd zog von dannen heraus sbegab sich nach der Befestigung Sichems hinüber nach dem Ost- jordanlande], und bauete Puuei sam rechten Ufer des Jabok 1. Mos 32, 30 f.; Richr 8, 8 ff.]. 26. Jervbeam aber [da er im weiteren Ver- lauf seiner Regierung sahe, wie trotz der Spaltung des Landes in zwei Reiche dennoch die Bewohner des nördlichen Reiches fortfahren, bei den jährli- chen Hauptfesteit den Tempel in Jerusalem zu be- suchen und dorthin ihre Opfer zu bringen] ge- dachte in seinem Herzen: Das Königreich siiber die zehn Stämme, das mir zugefallenj wird nun wieder zum Hause David fallen, 27. So dies [mein] Volk [das ja kein eigenes Heiligthum für sich besitzt] soll hinauf gehen, Opfer zu thun in des HErrn Hause zu Jerusalem; und» wird sich das Herz dieses Volkes ffchließlich zurück-J wenden zu ihrem [früheren] Herrn Rehabeam, dem Könige Juba, und wird mich erwürgen und wieder zu Rehabeam, dem Könige Juba, freuen. Das war eine mäßige Befürchtung; denn es war ja von dem HErrn geschchen, daß er König über ganz Israel geworden, und der HErr hatte ausdrücklich ihm verbeißen, ihm ein beständig Haus zu bauen, wie dem David, wenn er nur in des HErrn Wegen wandeln würde, wie David gethan hatte Kuh. 11, 37 f. Aber es ist nun einmal das Geschick derer, die mit ihrem Herzen vom HErrn weicheu, daß sie uunülze Sorgen sich machen und in den Wegen weltlicher Klugheit ihre Hilfe suchen müssen. 28. Und der König hielt einen Rath smit den Häuptern seines Volkes, die ihm zum Thron verhelfen hatten V. 20 und auch jetzt zur Ein- führung des neuen Gottesdienstes den er sich er- sonnen, behilflich sein sollten]- und machte zwei güldetle Kälber [hatte bereits zwei güldene Kälber, ähnlich dem Gottesbild, welches einst Aaron in der Wiiste auf Andringen des Volks errichten ließ Z. Mof. 32, 1 ff., angefertigt], und sprach zu ihnen [die Einrichtung mit dem eigenen, vorgeb- lichen Besten seiner Unterthanen rechtfertigend]: Es ist euch zu biet szu umständlich und beschwer- lich], hinauf gen Jerusalem zu gehen kund da euren Gottesdienst zu verrichten, wie das Gesetz vorschreibt 5. Mos. 12, 4 ff., aber es ist auch nicht nöthig, den HErrn erst an einem so eritfernten Orte zu fuchen] ; siehe, da sind deine Götter, Israel, die dich aus Egyptenland geführt haben fix: diesen beiden Bildern habe ich euch den Gott, der euch aus— Egpptens Knechtfchaft erlöset und zu seinem Volk ge« macht hat, nahe gebracht, daß ihr hier in eurem Lande ihm dienen könnet, und was ich damit euch biete, ist eigentlich nichts Neues, sondern nur eine Wiederherstellung dessen, was schon der Ahnherr eurer Priesterschaft dem Volke zur Versichtbarung des HErrn gegeben 2. M. 32, 4]. 29. Und seszte [indem die Volkshäupter sei- nen Absichten beistimmten] eins [oon den beiden Kälberns zu Bethel [dieser geweihten Gottesstätte von Alters her 1. Mof. 28, 10 ff.; 35, 7; Richt. 20, 18. 26 f.; 1.Sam.10, Si, und das andere gen Dan [wo in alter Zeit ebenfalls ein eigener Gottesdienst schon einmal stattgefunden Nicht. 18, 30 f.]. 30. Und das gerieth zur Sünde sgereichte dem Jerobeam zu schwerer Verschuldung, daß sein Name als ein geächteter dasteht in der heil. Ge- schichte Kap. 15, 16. 30. 34; 16, 2 f. 26 u. f. w. und als das gerade Gegentheil von dem Namen Davids Kap. 3,14; I, 4; 11, 383 15, 11; 2. Kön. 14, s; 18, Z; W« 215 denn das Volk ging hin vor dem einen [von beiden Bildern, entweder vor dem in Bethel oder vor dem in Dan, seinen Gottesdienst zu verrichtem und wurde so im ganzen Lande, von dem äußersten Süden in Vethel an] bis get! Dau fim äußersten Norden, Gottes Gesetz, wel- M« 500 1. Könige 12, 31——33. IS, 1. 2. ches nicht nur andere Cnltussiötten als die eine, vom ibErrn erwählte ausschloß, sondern auch jede Verehrung« Jehooas unter einem Bilde oder Gleichniß aufs Strengste untersagte 5. Mos 12, 4 ff; 2. M. 20, 4 fs., freventlich- übertreien]. Von einer Anhöhe bei Bethel hat man eine freie Aussicht nacl) Jerusalem; diese Anhöhe ist wohl diejenige, aus welcher Jerobeam das abgöttische Bild ausrichtete, und seine Sünde wird um so himmclschreiender, weil alles Volk, welches kam, um auf diesem Altar zu räu- chern, in der Ferne das Haus sah, wo, wie sie wußten, die Herrlichkeit des .L)Errn wohnete. Jn diese Zeit, da Jerodeam, der Sohn Nebat, Israel siindigen machte, fällt nach unserer Anficht die Abfassung des zu V. 24 bereits besprochenen 78. Psalms An und für sich war Jci«obeam, wenn auch von keinem sonderlichen Geschlechte, doch ebenso wie Saul, der seiner Herkunft nach der Ge- ringsten einer im Volke war, ein hochbcgabter und ge- wandter Mann (1. Sam. 9, 2l; 10, 27 Anm.), und er hätte ebenso, wie dieser, seinem Lande zum großen Segen werden können (1. Sam.12, 14); nachdem aber des Siolkes eigenes Rennen und Laufen ihn ebenso, wie einst jenen, ertrotzt hatte und schon bei dieser Gelegen- heit sich zeigte, daß Davids Sinn nicht der seine (Kap. 11, 40z 12, 2 fs.) und er nicht gesonnen sei, in strenger Uuteriversung unter den HErrn und unter das Wort seines Mundes aus sich machen zu lassen, was Gott gcsiele, er vielmehr auf eigene Hand hin etwas werden wolle, wie sein Vorbild Saul (1. Sam. 13, 8 f.; 14, 24z 15, II, nahm er auch ein Ende wie dieser und ward verworfen. Aber er ist noch von weit schliinmerem Einfluß aus sein Reich gewesen, als Saul; denn, wäh- rend diesem sofort nach seiner Verwersuiig ein David zur Seite gestellt wurde, der ein Gegengeivicht bilden sollte, daß das Volk nicht zugleich mit ihm in’s Verderben säuke, sondern nach ihm desto höher erhoben und desto reicher gesegnet werden könnte, hat Jerobeam dem nörd- lichen Reiche den Stempel seines Wesens und das Ge- richt seiner Verwertung gleich anfangs so fest ausgeprägt und so tief eingeimpfh daß die Geschichte der zehn Stämme unter ihm und seinen Nachsolgeru nichts als eine immer weitere Entfaltung jenes abgöttischen Wesens und des schließiichen Unterganges, aus welchen: kein Wiederaus- stehen, ist. Anders verhält es sich mit dem südlichen Reiche: dies ist eingetreten in das Erbe von David’s Sinn und Davids Verheißungz seine Geschichte trägt als. charakteristisches Merkmal die Erfüllung desselben Worts an sich, das dem David in Beziehung aus seinen Samen gegeben war (2. Sam. 7, 14 f.]: »Ich will sein Vater sein, nnd er soll mein Sohn sein. Wenn er eine Missethat thut, will ich ihn mit Menschenruthen und mit der Menschenkinder Schlägen strafen; aber meine Barmherzigkeit soll nicht Von ihm entwandt wer- den, wie ich sie entwcndet habe von Saul« Zwar äußerlich angesehen will es scheincn, als sei der Götzen- dicnst im Reiche Juda ärger gewesen als im Reiche Israel; denn in letzterein finden wir eigentlichen Götzen- dienst nur unter Ahab und seinem Sohne Ahasja, von den übrigen Königen vorher und nachher wird nur be- richtet, daß sic in den Wegen Jerobeam’s wandelten und von seiner Sünde, dem Kälberdieiista nicht ließen. Jm Reiche Juda hingegen waren von 20 Königen nur sechs dem HErrn treu ergeben iAssa, Josaphat, Usia, Jotham, Hiskia und Josiah zwei andere (Joas und Amazia) nur während der ersten Zeit ihrer Regierung, unter den übri- ggn dagegen diente man geradezu den Götzen, errichtete s aalofäulen und Ascherabilder auf allen Hiigeln und unter jedein grünen Baume, unterhielt Buhle-r im Lande und trieb alle Greuel der vor Israel ausgerotteten Völker. Dennoch war diese grobe Art der Abgötterei nicht so gefährlich und nachhaltig, wie jene seine im Reiche Js- rael; denn indem Jerobeams Bilderdienst die Kluft zwischen der gesetzlichen Verehrung Jehovcks und dem Dienste der Naturgötter soweit ausfüllte, daß man sich einreden konnte, der Kälberdienst sei im Grunde nichts anderes als Jehooadienst, war, wie des Königs Joram (Ahab’s zweiten Sohns, 2- Kön 3 f., 896-—83 v.Chr.) Exempel zeigt, die Rückkehr zum reinen und unverfälsch- ten Gottesdtenst fast unmöglich gemacht, während im Reiche Juda eine stets sich erncuernde, siegreiche Reaction (Gegenwirkung) gegen die fremden Götter sich zeigt. Es ersiillte stch schon damals, was später Jesus den Pha- risäern und Schriitgclchrien seiner Zeit entgegenhielt (Matth. 21, 3l): »Die Zöllncr und Huren mögen wohl eher in’s Himmelreich kommen, denn ihn« Man muß sich hüten, daß man nicht durch die Aeußerungen man- cher Lehrbiicher der biblischen Gcschichtg welche den Höhen- dicnst im Reiche Israel mit dem Mangel des von Gott geordneten Gottesdienstes im Tempel entschuldigem ihn sogar theilweis als eine Erneuerung des patriarchalischer! Standpunktes billigen, den rechten Blick sich trüben lasse; sonst begreift man nicht, warum der HErr die zehn Stämme in der assyrisctsen Gefangenschaft untergehen ließ und als einen wilden Schößling vom Baume sei- nes Reiches abschnitt, hingegen Juda aus der babplonis schen Gefangenschaft zuriickführta um an den »Jiiden«, den Nachkommen dieses Stammes, sein Wer? fortzusetzen. Gleichwie Jsraels Lossagung von dem Daoidischen Königshause die Frucht war des bösen Gelüstens nach einein weniger theokratischen und mehr heidnisclsen König- ihn-n, so war die Einführung des Höhendienstes die Frucht einer tiefen, aus ungöttlicls flelschlichem Sinn be- ruhenden Abneigung gegen den strengen und ausschließ- lichen Jehovadiensr »Jeder Ersatz, den Jerobeam seinem Volke für das Hinausziehen nach Jerusalem suchte, war zugleich ein Gegensatz« eCasselJ 31. Er machte auch san beiden Orten, wo er die güldenen Kälber ausgestellt hatte] ein Hans der Höhen sals Ersatz für den Tempel in Jeru- salem». gleichwie die zwei Stierbilder in den Höhen- häusern wiederum ein Ersatz sein sollten für die Bundeslade mit dem Zeichen der göttlichen Gna- dengegenwarh der sohecliiiia 1. Kön. 8, 12 Anm.], und machte Priester von den Gcringfteu im Voll [wörtlich: von den Letzten des Volks, was auch heißen kann: von allerlei Leuten im Volk 1. Mos. 19, 4], die nicht von den Kindern Levi waren. Jerobeam glaubte um so mehr über die Bestimmuns gen des göttlichen Gesetzes in 2. Mos. 28, 1 fs.; 4. M. 17, 1fs. sich hinwegsetzen zu dürfen, als die Kinder Levi sich nicht dazu verstehen mochten, Priesterdienst bei den gül- denen Kälbern zu verrichten, und ins Reich Juda aus- wanderten (2. Ehren. 11, 13 ff.). » 32. Und er machte ein Fest am funfzehnten Tage des achtcn Monden sdes Regenmonates Bul, nochmals Marchesoan genannt 2.5)Jtos.12, 2Anm.], wie das [am 15. Tage des siebenten Monats oder des Tisri zu feiernde Laubhüttend Fest in Juda [2. Mos. 23, 16; Z. M. 23, 39 ff; 5. M. IS, 13 ff.], und opferte auf dem Altar sordnete für dieses Fest eben solche öffentliche Opfer an, wie sie für das Laubhüttensest vorgeschrieben waren 4. M. 29- 12 ff.]. So that er zu Bethel kder vornehm- sten der beiden Cultusstättem bei welcher das Fest Weitere Neuerungen in Ansehung der Religion. Der Mann Gottes aus Juba. 501 gehalten werden sollte], daß man den Kälbern opferte, die er gemacht hatte; und stiftete zu Bethel die Priester der hohen, die er gemacht hatte sführte sie dort feierlich in ihr Amt ein]. 33. Und opferte auf dein Altar, den er ge- macht hatte zu Beutel, am funfzehnten Tage des achten Monden, welchen sMonatj er aus seinem Herzen erdacht hatte«; und machte den Kindern Israel Feste [richtete so ein Fest ihnen ein, das an die Stelle des gesetzlichen Laubhüttenfestes treten sollte], und opferte auf dem Altar, daß man rau- cherll sollte« sbrachte bei der Stiftung und erstmali- en Feier dieses Festes für sich selber Opfer dar, deren Fleisch eben auf dem Altar angezündet werden sollte, gleichwie Salomo bei der Einweihung des von ihm er- bauten Tempels zahlreiche Opfer für stch und das Volk dargebracht hatte Kap. 8, 62 f.]. «) Den Vorwand zu dieser eigenmächtigen Abände- rung der gefetzlichen Bestimmung nahm er vermuthlich daher, daß in den nördlichen Theilen des Reiches das Getrcide etwa um einen Monat später reif wurde, als im siidlicben Judaz zugleich aber scheint es, daß er das Nationatfest mit seiner Person in Verbindung bringen wollte, indem vielleicht im achten Monat seine Erhebung auf den Thron Jsraels (V. 20) stattgefunden hatte. Während also diese im November 975 geschehen wäre, fällt der hier beschriebene Vorgang vielleicht in den No- vember des J. 973 o. Chr. «) Dieser Satz leitet zu der Gescbichte im folgenden Abschnitt über und ist dem Sinne nach mit Kuh. 13, 1 als Vordersatz zu verbinden: Als eben die Opferstücke angezündet werden späten, siehe, da kam ein Mann Gottes von Juda er. Das 13. Kapitel. Jerobeam; Hand verdorrt-i. Ein Propbet wird oom Löwen getödtet. Hi« u. 1—10. Ju- sewlieam liei Gelegenheit des von ihm willliürlich aus deii achten iilouut ucrleglen Laub— likittensestes eben den Altar in Lethe! einweihet und seine Opfer ans demselben darbringt, erscheint dort, durch das Wort des HGrrn gerufen, ein prophet aus Iuda nnd verliändigt dcni Altar. indem er den König selbst keiner Anrede wcirdigh daß einst ein Sohn aus dein Hause Davids, dessen dlanir schon sage, daß er in dem ijGrrn seine Stühe habe, ihn, den Altar, durch Menschrngebeine veruureiuigcu und darunter auch die Gebeine derer aus ihm verbrennen werde, die jeht in srenelhafter Anmaßung des priesierthums den odpserdienst bei demselben verrich- teten; zugleich giebt er ein Mahrzeichen seiner göttlichen Sendung vor den tlmstelienden damit, das; neu) jetzt iu diesem Augenblick der Altar zerreißen und die aus ihm liegende Opserasche verschüttet werden soll. Jerobeam, über den Mann Gottes im höchsten Maße ansgebraihn recht seine Hand wider ihn aus uud besiehltz ihn zu grei- fen; aber er wird von dem HGrrn geschlagen, daß seine iljand erharret und er sie uiiht mehr gebrauchen traun. Da giebt er gute Worte, und des Propheten Färbitte verschafft ihm den Gebrauch seiner Hand wieder, nachdem bereits das Wahrzeictien an dem Altar in Erfüllung ge— gaugeii; doch des Königs weiterer Freundlichkeit, womit er ihn zu sich zu Tisrhe ladet und ihm ein Geschenk ver- spricht, widerstehet der Mann Gottes aus Grund der Weisung, die er von dem Erru empfangen, lteine Ge· meinsihast zu pflegen mit desem abgöttisctjen Zetheb I. Und siehe, ein Mann Gottes [weder der in 2-. Chrou. 9, 29; 13, 22 genannte Schauer Jeddi oder Jddo, noch der in 2. Ehron. 12, 5. 15 erwähnte Semajaz sondern ein anderer, nicht näher anzugebender Propbet] kam fwährend der in Kuh. 12, 32 f. befchriebenen Festfeierj bon Jltda durch das Wort des HErrn [getriebeu, welches als eine höhere, unwiderstehliche Macht über ihn ge- kommen war und ihn beherrfchte]; nnd Jerobeam stund bei dem Altar zu riiuehern sdie Fleischstücke der von ihm dargebrachten Opferstücke durch die Priester der Höhen, die er angestellt hatte, anzun- den zu lassen]. 2. Und er lher unbekannte ProPhetJ rief wider den [von Jerobeam errichteten] Altar [wel- cher eben zur Vollziehung des von ihm beabsich- tigten falschen Gottesdiensies in Gebrauch genom- men wurdej, durch das Wort des HErrn, und sprach: Altar, Altar! so spricht der HErn Siehe, es wird ein Sohn dem Hause David geboren wer- den, mit Namen Josia so. i. der vom HErru Ge- stlitzte], der wird szur gerechten Vergeltung ihrer frevelhasten Anmaßung, s. Aum. zu 2. Mos 21, 1»4. 75.] auf dir opferu die Priester der Höhe, die herzt] auf dir raulhern sdas Fleisch der Opfer- thiere verbrennen], Und szwar in der Weise, daß er seiner Zeit] wird Meuschenbeiue fund darunter auch die Gebeine dieser PriesterJ auf dir verbrennen. Nach 345 Jahren etwa (im J. 628 v. Chr.) ist diese Weissagung durch den König Josia von Juda in buch- stäbliche Erfüllung gegangen (2. Kön. 23, 15——20). Darum behaupten diejenigen Auslegey welche von einer Inspiration (göttlichen Eingebung) der Schrift (2. Petri 1, U) nichts wissen mögen, daß die Weissagung, wenn auch die prophetische Androhung» einer künftigen fchntachi vollen Verntchtutig des abgöttitchen Gottesdienstcs als wirkliche Geschichte an unsrer Stelle anerkannt werden müsse, dennoch erst nach dem Erfolge näher bestimmt und in diejenige Form eingetleidet worden sei, in wel- cher sie hier vorliegt, so daß selbst der Name des betref- fenden Königs genannt werde; denn eine folche Voraus- Verkündigung ganz spezieller Umstände und Ereignisse würde nicht mehr dem Charakter der Weissagung ent- sprechen, sondern in das Gebiet der Wahrsaguiig ge- hören. Allein nicht soivohl das ist die Aufgabe der Prophetie, die Keime der Zukunft aufzuzeigeiy welche im Schooße der Gegenwart ruhen, gleich als ob sie, so zu sagen, nur die Befähigung wäre, das Gras der Geschichte wachsen zu hören; gegen eine solche Auffassung spricht sehr bestimmt das Wort des HErrn in Jes 42, I: Siehe, was kommen soll, verkiindige ich zuvor, und ver- tündige Neues; ehe denn es aufgehet, lasse ichs euch hören. Vielmehr ist die Aufgabe der Pcophctie die, die Gegenwart in das Licht des Eudes zu stellcn und zu zeigen, auf welchen Wegen Gott von der geschicht- lichen Gegenwart aus feinen Heilsrath zum Ziele führt. Wie sehr die Prophetie ihre Erkenntnis; der Zu- kunft nicht aus dem Inhalt der geschichtlichen Gegen« wart schöpft, sondern aus dem Rathe Gottes, der über der Geschichte waltet lind auch die ihm scheinbar wider« sprechenden Thatsaclsen feinen Zwecken dienstbar macht, das erhellt ganz besonders auch daraus, daß gerade dann, wenn nach menschlichem Ansehen der göttliche Rath ver- eitelt und die Lage ganz hoffnungslos ist, die Weissagung 502 am herrltchsien ihre Fülle entfaltet und mit sieghafter Gewißheit die Vollendung des göttlichen Reiches verkün- digt. Es begegnet uns in der biblischen Geschichte die nicht genug zu beachtende Wahrnehmung, daß überall da, wo sieh das Verhalten Gottes gegen das Menschen- geschlecht überhaupt und gegen sein Volk insonderheit in neuer Weise bethätigen will, wo ein Fortschritt in der Verwirklichung des Rathfchlusses Gottes eintritt, solchem Fortschritt immer eine wunderbare Wortoffenbarung vorausgeht, welche Gottes Rath kund thut, damit er geglaubt werde, ehe er geschieht; umgekehrt aber, wenn Gott Propheten erweckt und einen nach dem andern sendet, ist dies allemal ein Zeugniß dafür, daß er etwas Neues zu schaffen hat in seinem Reiche, daher es bei Amos Z, 7 heißt: »Der HErr thut nichts, er offenbare denn sein Geheimnis; den Propheten, seinen Knechten.« Jst so die Weissagung das unmittelbare Product des göttlichen Geistes, der über den Propheten waltet und als eine höhere Macht über sie kommt, so daß ihr Mund nur zum Werkzeug dient für den, der dem Geschlecht ihrer Zeit sich durch sie offenbaren will, so wird es leicht begreiflich, wie die Weissagung, wenn die Umsiände es erfordern, bisweilen auch nicht blos Vorausverkündigutrs gen des Entwickelungsganges des Reiches Gottes nach seinen allgemeinen Zügen enthält, sondern ganz concrete Prädictionen (bestimmte Voraussagungew einzelner Er- eignisse mit Nennung Von Namen und Angabe der Zeit; denn derselbe Gott, der den Geist sendet, bestimmt auch den Gang der Gesehichte, und es findet zwischen dem Wortzeugniß der Gegenwart und der Erfüllungsthatfache der Zukunft darum schon zum Voraus eine unerschütterliclj feste Uebereinstinimung statt, weil beides, jenes Wort- zeugniß sowohl wie diese Thatsache der Erfiillung, der Vollziehung eines und desselben göttlichen Rathschlusses dient. Allerdings aber können dergleichen eonerete Prä- dictiorten nur da eintreten, wo die Bestimmung der Zeit und die Namhaftmachung von Personen nicht von unter- geordneter Bedeutung ist, sondern zu dem allgemeineu Inhalt der Weifsagung sich verhält, wie im menschlichen Körper Haut und Fleisch, Adern und Sehnen zu dem Knochengerüst sich verhalten, welches ohne jenen Zubehör nur ein Skelett wäre. Gleichwie wir nicht der Meinung sind, daß zu jeder Zeit jedes geweissagt werden könne, vielmehr. weil Gott ein Gott der Ordnung ist, sein Offenbarungswort auch allemal im organischen Zusam- menhang mit der geschithtlichen Entwickelung zu der Zeit, in welcher er es giebt, stehen müssez so halten wir auch dafür, daß spezielle Momente der Weissagung nur da an ihrer Stelle sind, wo die allgemeine Weissagtrng sich nicht anders verkörpern kann, als in solchen speciellen oder concreten Momenten, und jene ohne diese allen Elias)- druck verlieren würde. Dies bestätigen denn auch dieje- nigen prophctischen Stellen, in welchen eine Nennung von Namen oder eine Angabe der Zeit vorliegt. Letzteres ist z. B. in Heseh 12, 21 ff· und in Jes. 23, 15 ff.; Jerem.25, 1l ff.; Dan. 9, 24 ff. der Fallz dies aber außer. an unserer Stelle, auch in Jes.44, 48; 45, l. An beiden Orten sind die Namen von symbolifcher Be- deutung, sind zunächst als Wesensbezeichnttngem noch nicht als Personennamen zu fassen; denn Josias be- deutet »der HErr stützt-«, Kores aber ist soviel als ,,Sonne«. Daß darnach diejenigen Personen, welche das Gewcissagte auch zur Erfüllung brachten, in Wirk- lichkeit jene Namen als Eigennamen führten, gründet sich auf eine besondere göttliche Fügung, die dafür gesorgt hat, daß kein Wort der Weissagung auf die Erde falle. Z. Und er [der wider den Altar weissagende ProphetJ gab des Tages [auf der Stelle, wo er also redete] ein Wunder [-zeichen, um als einen 1. Könige is, 3——18. Gesandten des HErrn sich auszuweisen, dessen Wort gewißlich in Erfüllung gehen werde], und sprach: Das ist das Wunder [das jetzt geschehen soll zum ZeugnißL daß solches [wie ich eben gesagt] der HErr geredet hat; siehe der Altar [hier vor euren Augen] wird sjetzt sogleich] reißen [auseinander bersten] , und die Asche verschüttet werden, die svon dem verbrannten Opfer] drauf ist. 4. Da aber« der König [Jerobeam] das Wort von dem Manne Gottes bittre, der wider den Altar zu Bcthcl rief fund den ganzen, von ihm einge- richteten Gottesdienst dem fchmachvollsten Untergange weihete], teclte er sim hohen Piaße darüber auf- gebracht] seine Hand aus bei dem Altar [in dessen unmittelbarer Nähe er noch stand V. l] und sprach: Grcifct ihn [diesen Ftuchvrophetem der uns eitel Böses weissagt, damit er unsern Gottesdienst nicht ferner siöre und hernach seine Strafe finde] Und seine fdes Königs] Hand verdorrete, die er wider ihn sden Mann Gottes] ausgekeclet hatte [indem der HErr wunderbarer Weise ihr die Lebenskraft entzog, um so an seinem eigenen Leibe den trotzi- gen und gottlosen König den Ernst des angedro- heten Gerichts erfahren zu lassen und zugleich den Propheten wider ihn in Schutz zu nehmen], und konnte sie sdie krampfhaft erstarrete Hand] nicht wieder zu sich ziehen. 5. Und der Altar riß smitten auseinander], und die Asche ward verschüttet vom Altar, nach dem Wunder, das der Mann Gottes gegeben hatte durch das Wort des HErrn [in der Kraft des HErrn verkündigt hatte V. 3]. S. Und der [also gedemüthigte und zur Er- kenntniß feiner Ohnmacht gebrachtej König antwor- tete, und sprach zu dem Manne Gottes: Bitte [wörtlich: erweiche oder streichle 2. Nios.32, 11 DochJ das» Angesicht des HErrn, deines Gottes, nnd bitte fur mich, daß meine Hand wieder zu mir komme sich sie wieder bewegen und an mich ziehen könne] Da bat der Mann Gottes das Angesicht des Htsrrnz und dem Könige ward seine Hand wieder zu ihm gebracht, nnd ward klebenskräfcigs wie sie vorhin war. 7. Und der König lweil er gesehen, daß er mit Gewalt gegen den Propheten nichts ausrichten konnte, versuchte jetzt durch Freundlichkeit ihn für sich zu gewinnen, damit der Eindruck, den der ganze Vor- gang auf das umstehende Volk gemacht hatte, einigermaßen verwischt werden möchte, und] redete mit dem Manne Gottes: Komm mit mir heim [in mein Haus, wo ich hier zu Bethel mich auf- halteJ- und labe dich [an meinem Tische mit Speise und Trank], ich will s auch darnach, wenn du wie- der von mir gehestj dir ein Geschenk geben. 8. Aber der Mann Gottes sprach zum Könige: Wenn du mir auch dein halbes Haus sdie Hälfte dessen, was in deinem Hause ist] gäbcft szu geben Jerobeam will den Mann, der wider seinen Altar predigt, greifen, aber Gott wehrks ihm. 503 versprächestL so käme ich doch nicht mit dir; denn ich will an diesem sabgottischenj Ort kein Brod essen, noch Wasser trinken. b. Denn also ist mir geboten durch des HErrn Wort, und gesagt: Du sollst kein Brod essen, und kein Wasscr trinken [in dieser ganzen Gegend], uod nicht wieder durch den Weg kommen Zurück: kehren nach Juda], den du lvon dort hierher] gegangen bist. Das Essen und Trinken innerhalb der Grenzen des Reiches Israel, insonderheit des Gebietes von Betheh hatte Gott seinem Propheten verboten, damit er so ein thatfächliches Zengniß ablcge, wie die Leute von Bethel um ihres Abfalls willen gleichsam in die Acht bei Gott erklärt seien, so daß keiner von seinen Glänbigen irgend welche Gemeinschaft mit ihnen haben dürfe. Außerdem aber sollte der Mann Gottes nicht auf demselben Wege nach seiner Heimath in Juda zurückkehren, auf welchem er nach Bethel gekommen war, damit niemand ihn auf- suchen und zu einein längeren Verweilen in dem ab- göttischen Lande überreden könne, als mit seinem Aus- trage vereinbar war; denn dcrHErr kennet die Schwäche des menschlichcn Herzens gar wohl, wie leicht seine Kriechte und Diener sich durch Freundlichkeit und fcheinbare Liebeserweisung von Seiten der Ungläubigen verleiten lassen» seinen Rechten etwas zu vergeben. Ein Diener Christi muß die Weisheit lernen, an denen, die der Wahr- heit nicht gehorchen, in rechter Weise Zucht zu üben und bei fortgesetzten: Widerstande gegen das, was cr kraft seines Amtes an ihnen auszurichten hat, sie schließlich zu halten als Heiden und Zöllnen (Matlh. 18, 15—-17.) 10. Und er ging [dem Befehle seines Gottes anfangs gehorsam, nach Haufe] weg durch einen andern Weg, und kam nicht wieder durch den Weg, dcn er [bei seiner Sendung in V. 1] gen Bethcl kommen war. »F— V. 1l——34. Ein alter Propbet zu Brtheh der durch seine Söhne von dem Auftreten des Mannes Gottes da- selbst erfährt uud fiel) bewogen fühlt, zu demselben in nähere Beziehung zu treten, zieht ihm nach und weiß durch Vorspiegelung einer Gngelossknbarnng, die rr tun-fangen habe, ihn m überreden, daß er nach Lethe! umkehrt nnd mit ihm istt nnd trinkt; noch iiber Tische aber leomnit das Wort drg tijGrrn iiber ihn selbst, den alten Propheten, das; er seinem Gaste wegen der Vorsehung der von Seiten Gottes ihm ertheillcn Inslruction das Strafnrthril eines gewaltsamen Todes, den r: auf dem Heimweg finden werde, alllciindigen muß. Dies rrfiillt sich denn auch gar bald; denn als der Mann Gotte-«- nach gehaltener itlalsli zeii auf seinem Esel wieder hat-nacht, trifft ihn unterwegs tin Löwe nnd schlägt ihn nieder, bleibt aber als tin Wal)r;rlelsen, daß hier nicht ein gewöhnlicher tlnglücbsfalh sondern tin bclondercg giittlicheo Strafutthril vorliegt, neben dem Leichnam stehen nnd tnllet weder diesen an, noch den ebenfalls dabei stehenden Esel. So finden vor— iiberzielsrnde Ernte dcn Lriihnamz der alte prophct aber, als rr von dctn Ereigniß hört, ern-unt Gottes Hand, sorgt für ein klirliclseo Begräbnis dessen, den er mit sei net Lüge tn’s Verderben gestürzt, und nimmt seine Weis— sagung wider Scrobeanks Altar wieder auf. Doch ans den nngöttlich gesinnteu König bringt diese Geschichte ltelnen besteht-enden Einfluß hervor: er fährt fort in sei— net Ssiitde und ukrwirlti damit Gottes Gericht zum der— derben über sein Hang. 11. Es wohnete aber ein alter Prophet zu Beide! [der ursprünglich dem HErrn gedieneh bei Jerobeanfs Neuerungen jedoch seinen Beruf ver- leugnet und aus Pienschenfurcht oder Menschen- gefiilligkeit kein Zeugniß wider das, was der König anfing, abgelegt hatte]; zu dem kam seit! Sohn und erzåhlcle ihm [in Gemeinfchaft mit feinen Brüdern, die auch herzutratens alle Werke, die der Mann Gottes gethan hatte des Tages IV. 1 ff] zu Velheh und die Worte, die er zum Könige ge- redet hatte. 12. Und ihr Vater [indem unter solcher Er- zählung ihm das Gewissen schlug, daß er seiner Untreue sich schämete und in das rechte Verhältnis zu Gott zurückzutreten begehren, dazu aber einer Stärkung an der Prophetengabe eines so mann- haften und entschiedenen Knechtes Gottes, wie der gewesen, von dem er hier hörete, sich bedürftig fühlte] sptach zu ihnen [seinen Söhnen, die eben ihren Bericht beendigt hatten und noch ganzer: griffen waren von dein Eindruck, den sie bei der Opfersiätte erfabren]: Wo ist der Weg, den er gezogen ist? Und seine Söhne zeigten ihm den Weg, den der Malta Gottes [bei seiner HeiMkehrJ gezogen war, der svorhinj von Juda kommen war. 13. Er aber [eiitscl)lossen, dem Manne nach- zureifen und ihn zu sich herum zu holen] sprach zu seinen Söhnen: Sattelt mir den Esel [Richt. 10, 4 Anm.]. Und da sie ihm den Esel sattclten sgesattelt hatten], ritt er draus, 14. Und er zog dem Mann Gottes nach, und fand ihu unter einer Eiche [genauer: unter der Eiche oder TerebiUtheJ sitzen [die nämlich noch jetzt. an jener Stelle steht und durch das Ereigniß eine gewisse Berühmtheit erlangt hat], und sprach zu ihm: Bist du der Mann Gottes, der svorhins von Juda [nach Becher] kommen kund nun auf dem Heimwege begriffen] ist? Er sprach: Ja. 15. Er sprach zu ihm: Komm mit mir heim [in mein Haus], und iß Brod sdasz du erst zu deiner weiteren Reise dich siärkeft]. Its. Er aber sprach: Ich tann nicht mit dir Umkehr-en, nnd mit dir snach Bethelj kommen; ich will auch nicht Brod essen, noch Wasser trinken mit dir an diesem svon dem HErrn in den Bann gethaneNJ Ort. 17. Denn es ist mit mir geredet worden durch das Wort des HErrn: Du sollst daselbst weder Brod essen, noch Wasser trinken; du sollst nicht ivxzzdcå durch den Weg gehen, den du gegangen bist 18. Er [der alte Prophet von Bethel] sprach zu ihm: Ich bin auch ein Propbet, wie du, und ein Engel hat mit mir geredet durch des HErrn Wort [in Kraft eines göttlichen Auftrags], und gesagt: Führe ihn [den Mann Gottes, der von Juda kommen ists wieder mit dir heim, daß er smit dir] Brod esse und Wasser trinke [in deinem Hause] Er [der alte ProphetJ lvg ihm aber sdem 504 Manne Gottes von Juba, indem er von einem solchen Befehl des HErrn redete, den er empfan- gen habe]. 19. Und führete ihn findem der Mann Got- tes seiner Lüge Glauben schenkte] wieder um [nach Bethel]- daß er Brod aß nnd Wasser trank in seinem Hause. s In einer an sich guten Absicht, durch näheren Um- gang mit jenem Zeugen der Wahrheit, der sein gewal- tiges Wort auch durch Zeichen und Wunder bestätigt hatte, sich wieder vor sich selbst und andern zu Ehren zu bringen und von-seinem Fall stch zu erheben, reift der alte Propbet zu einem verwerflichen Mittel, der Züge, die um so schlimmer ist, weil sie eine ihm zu Theil ge- wordene Offenbarung Gottes vorgiebt und darauf aus- geht, den andern in seinem Gehorsam gegen den HErrn wankend zu machen. Nichts destoweniger ist dieSchuld des andern noch größer. »Der HErr hatte zu ihm ge- redet, er hatte in seinem Namen Wunder gethan, dann war ein strenges Verbot an ihn ergangen, dessen Sinn und Zweck er sehr wohl erkennen konnte; und nun läßt er sich von dem Wege des Gehorsains ablenken durch einen ihm unbekannten, weil nach dessen Aussage ein Engel ihm das Gegentheil geoffeubart habe-«, da ei: doch sich hätte sagen können, daß die göttliche Offenbarung, die er empfangen, nicht durch ein Engelwort aufgehoben werden könne (Gal.1, 8), weil Gottes Wort nicht mit sich selbst in Widerspruch steht. Darum trifft ihn, mit dem es besonders genau genommen werden mußte, als der so eben einen großen, heiligen Auftrag des HErrn ausgeführt hatte, hernach eine, äußerlich betrachtet, viel schwerere Strafe als den alten Propheten (Luk. 12, 48; It. Petri 4, 17), welcher nur zum willenlofen Werkzeug gemacht wird, um dem von ihm betrogenen Manne sein Strafurtheil zu verkiindigeik und dann scheinbar straf- los ausgeht; aber freilich hat dieser von seiner bösen Aussaat die böse Frucht zur Ernte, daß er mit seiner Lüge zu Schanden geworden und lebenslang sich sagen muß, den Tod des Mannes Gottes veranlaßt zu haben. Doch wie jener dem Löwen nur übergeben wird zum Verderben des FleischeiL auf daß der Geist selig werde am Tage des HErrn Jesn (1. Cor· S, 5), so schlug hin- wiederum dieser in sich und lenkte sich zu wahrer Buße. ,,Also weiß die wunderbare Vorsehung Gottes alles herrlich zu lenken, daß des einen leibltches Verderben zu des andern geistlicher Erhaltung gereichen muß;« wir aber haben hier die Mahnung zu Herzen zu nehmen: Wache, daß dich nicht die Welt durch Gewalt bezwinge, oder, wenn sie sich verstellt, wieder an sich bringe; wach und sieh, damit nie viel von falschen Brüdern unter deinen Gliedern. (Mache dich, mein Geist, bereit-V. 5.) 20. Und da sie zu Tische saßen, kam das Wort des HErrn zum Propheten, der ihn [den Mann Gottes] wieder iimgefuhret hatte kund, weit er vormals ebenfalls die prophetische Gabe besessen hatte, setzt als lediglich dienendes, ja, wie einst Bileam 4. Mos. W, 4 sss 16 ff; 24- I ff. 15 ff., geradezu widerstreben- des Werkzeug an sie hingegeben wurde]; 21. Und [er, der in Entzückung versetzte alte Propbet] schrie den Mann Gottes an, der von Juba kommen war, und sprach: So spricht der HErn Darum, daß du dem Munde des HErrn bist nn- gehorsam gewesen, und hast nicht gehalten das Ge- bot, das dir der Mir, dein Gott, geboten hat, 22. Und bist umgekehrt, hast Brod gegessen nnd Wasser getrunken an dem Ort, davon er dir l. Könige 13, 19—34. 14, 1. sagte: Dii sollst [daselbst] weder Brod essen noch Wasser trinken; so soll dein Leichnam nicht ladet- ner Väter Grab kommen fsondern sollst noch auf dem Wege nach deiner Heimath eines gewaltsamen Todes sterben] 23. Und nachdem er [der Mann Gottes] ge- gessen- nnd getrunken hatte, sattelte man [besser: er, nämlich der alte Prophet zu Bethels den Esel dem Propheten, den er wieder umgeführet fund als Gasi an seinem Tische gelabt] hatte. 24. Und da er fder Mann Gottes von Juba] wegzog, fand ihn ein Löwe auf dem Wege ider von Gott ihm entgegengeschickt war, ihn aUfzusUcheIIJ nnd todtete ihn; und sein Leichnam lag geworfen in dem Wege [ohne daß der Löwe sich sonst an demselben vergriffen hätte], und der Esel stund neben ihm Ueinem Hei-W, nnd der Löwe stund neben dem Leichnam [ohne auch an dem Esel sich zu vergreifen, zum deutlichen Zeichen, daß hier ein Wunder Gottes, und nicht ein zufälliges Er: eigniß vorlag]. · 25. Und da Leutesan der Stelle] vorüber- gingen, sahen sieben Leichnam in den Weg gewor- sen, nnd den Lowen [sammt dem Esel] bei dem Leichnam stehen, und kamen und sagten es in der Stadt, da der alte Propbet innen wohnte [zu Bethel]. 26. Da das der Prophet hörete, der ihn [den nun seinem Strafurtheil unterlegenen Mann Gottes, vorhin] wieder umgefiihret hatte koon dem Heimwege, darauf er schon begriffen gewesen], sprach er findem er aus dem Umstande mit dem Löwen sogleich erkannte, daß es sich hier nicht um ein gewöhnliches, einem Vienschen zugestoßenes Un- glück, sondern um ein Strafwunder handele]: Es ist der Mann Gottes, der dem Munde des HErrn ist ungehorsam gewesen; darum hat ihn der HErr dem Lowen gegeben sum das Gericht an ihm zu oollstrecken], der hat ihn zerbrochen nnd getödtet nach dem Wort, das ihm der HErr [durch meinen eigenen Mund V. 20 ff.] gesagt hat, 27. Und sprach zu seinen Söhnen: Sattelt mir den Esel [dessen ich mich bei Reisen zu be- diene« Pflege V« III. Und da sie ihn gesattelt hatten, 28. Zog er hin [nach der von den Leuten V. 25 ihm bezeichneten Stelle, mtttagwärts von Bethel], und fand seinen Leichnam in den Weg gEWVkfEU- Und lvvch TMMEVJ den Esel, nnd den Löwen neben dem Leichnam stehen. Der Löwe kganz wider seine blutdürstige und heißhungerige Natur] hatte nichts gefressen vom Leichnam, nnd khatte auch] den Esel nicht zerbrochen [ja dieser fühlte sich so sicher in jenes Nähe, daß er an ein Ent- rinnen gar nicht dachte]. » Auch die vernunstlose Schöpfung handelt im Dienste ges HErrn und darf nicht weiter gehen, als dieser ge- isten. Der Mann Gottes läßt von einem alten Propheten sich beriicken und muß es mit dem Leben büßen. 505 29. Da hub der Propbet den Leichnam des Mannes Gottes auf, und legte ihn auf den [da- neben stehenden] Esel [V. 28J- und fühtete ihn wieder um, und kam in die Stadt des alten Pro- pheten sgen Bethel], daß sie ihn klageten und be- gtitbett [unter Veranstaltung der üblichen Todten- klage 2. Sam. 3, 31 Anm. ordentlich zur Erde bestattetenJ. 30. Und er legte den Leichnam in sein Grab [auf einem Berge bei der Stadt, der von der An: höhe aus, auf tvelchem das glildene Kalb stand Kap. 12, 30 Anm., sichtbar war 2, Kön. 23, 16 f.]; und sie klagten ihn [mit dem, bei der Beerdigung solcher Personen, mit denen man in gleichem Range stand, herkömrnlichen Schmerzensausdruck Jerem. 22, 18]: Ach Bruder! 31. Und da sie ihn begraben hatten, sprach er zn seinen Söhnen [und diese thaten auch her- nachmals, wie er ihnen gebot 2. Kön. 23, 18]: Wenn tch sterbe, so begrabet mich in dem Grabe, da der Mann Gottes innen begraben ist, und leget meine Beine neben« seine Beine. 32. Denn es wird geschehen, was er geschrteen hat wider den Altar zu Bethel durch das Wort des HErrn [V. 2]- und wider alle Häuser der Höhen [Kap. s, 2 Anm.], die [kiinftig] in den Stcidten Santaria [des UtSrdIichenReichesJ sind. Jn diesem letzten Satze geht der alte Propbet über die Weissagung des Mannes Gottes hinaus und wird selbst zum Propheten; denn damals war außer dem Höhentenipel zu Bethel nur noch einer zu Dan, erst später vermehrten sich die Höhenhäuser im Lande, wie denn auch später erst, nach Erbauung der Stadt Sa- maria und Erhebung derselben zur Haupts und Residenz- stadt (Kap·16, 24), das Land der zehn Stämme den Namen Samaria empfing, Wir sehen hier, wie der alte Propbet in Folge des erschittternden Ereignisses zu dem er selbst mit seiner Lüge die Veranlassung gegeben, wieder der Wahrheit und dem Glauben sich zuwandte und mit seinem Zeugniß das des Mannes Gottes be- kräftigte; und daß die ganze Geschichte auf die Bewoh- ner von Bethel nicht nur, sondern auch im ganzen Lande einen tiefen Eindruck hervorbrachte, beweist der Umstand, daß das Grab der beiden Männer hernachinals durch ein Steinmal ausgezeichnet wurde und ihr Gedächtnis; Jahrhunderte lang im lebendigen Andenken sich erhielt (2. Kön. 23, 18). Was aber wirkte sie an dem Herzen Je- robeam’s, der doch gewiß auch davon erfuhr? Darauf antworten die folgenden beiden Verse. 33. Aber nach dieser Geschichte [die doch so gewaltig den Ernst Gottes predigtespj kehrete sich Jerobeam nicht von seinem bösen Wege; sondern verkehrete sich snur desto mehr], und machte [auch fernerhin] Priester der Höhen von den Geringsten [aus allen Theilen] des Volks swie er vorhin ge- than Kap. 12, 31]. Zu wem er Lust hatte [ge- nauerx wer Lust hatte, nämlich Höhenpriester zu werden], deß Hand sülleie er [dem übertrug er »das Amt 2. Mai. 28, 41"; 29, g. 35 u. s. w.J, xund der ward Priester der Höhe. «) Wenn Gott einen treuen Knecht so hart strafte, der nicht aus Lüsternheit, sondern nur in Folge einer Täuschung, da Speise genoß, wo er nicht essen und trinken s-ollte, wie schwer Inußte er dann diejenigen heimsuchen, die ihn, ihren Schöpfer und HErrn, verließen und die Bilder unvernünftiger Thiere anbetetenl (Theodoret.) 34. Und dies [Verharren» in dem widergött- lichen Treibens] gerieth zur Sunde [schweren Ver- schulduug] dem Hause Jerobeam, daß er [hernach- mals in seinem Hausehs s. Kap. 15, 25—30] verderbet nnd von der Erde vertllget ward. «) Sein widergöttlicltes Treiben veranlaßte gar bald allc treuen Knechte des HErrn in dem Zehnstämmereiehe ebenso nach Juda auszuwanderm wie schon bei der Auf« richturig der beiden güldenen Kälber die Priester und Levitcn mit Zurücklassuug von Hab und Gut sich dahin gewendet hatten (·2. Chrom U, 13 ff.)· Wegen dieser ,,Stärkung« des Reiches Juda, so scheint es, wollte Je« robeam sich an seinem Nebenbuhler Rehabeam rächen und veranlaßte seinen Gönner, den König Sisak von Egyptem bei dem er ehedem Zuflucht vor Salomo ge- funden hatte (Kap.11,40), das Reich Juda mit Krieg zu ilberziehenz sein Unternehmen gelang, weil Rehabeam nach einer drcijährigen guten Regierung das Gesetz des HErrn verlassetr und mit solchem Abfall Gottes Zucht- ruthe über sich heraufbeschworen hatte (Kap. 14, 22 sf.). Sisaks Einfall in Juda fällt in das J. 970 v. Chr. «) Jn dieser und den folgenden Geschichten wird die Strafe selten an der Person des Königs genommen, welcher soeben selbst ein Werkzeug der Nache in Gottes Hand gewesen, wahrscheinlich, wie v. Gerlach bemerkt, damit der Eindrnck, das; es der HErr gewesen, der durch ihn streifte, nicht verlöschen möchte. Das 14. Kapitel. Meissagung mider Ierobeam Rehabeansks Re- gierung; sünde und derselben Strafe. H«- v.1—18. Da Jerobeam des Jeuguisseo des Man— neu Gottes von Juda ungeachtet und trat; der mkhrfacheu Reimen, die er theils fetbst an äu) erlebt, theils in se— ztehung auf jenen Knecht des thErrn erfahren hat, den- noch in seinem widergöttlichen Treiben fortfährt, sucht der HGrr in seinem Hause ihn heim mit einer sauberen Erkrankung feines ältesten Sohnes, an dein seine und des volleeg Hoffnungen hängen. Indem er nun fein Weil! in verstellter Kleidung nach Sile zu dem vor Alte: er— blinde-ten Propheten Jlhla absrndet, um hu) Rathe bei demselben zu erboten wegen Jluggango der Krankheit, wird ihm von diesem nicht nur die Kuorottung seines Hauses; und der Tod seines Sohnes Verkündigt, sondern auch dir verstoßung seines voll-es in die Länder jenfeit des Euphrat; tmd wie der sllrophet in Beziehung auf das lerantee Kind zuvorgesagtz so ttommt’s, en stirbt in demselben Jtngenblirtk wo die heimkehrend: Mutter in den königlichen Palast eintritt, und wird unter allgem-i nrr Kluge des volles zur Erde beslattei. I. Zu der Zeit [nicht allzulange nach den im vorigen Kapitel erzählten Vorfällem als es sich nun zeigte, daß Jerobeam aller Drohungen und Warnungen Gottes ungeachtet von seinem wider- göttlichen Treiben nicht ablassen wollte] war Abia, der sschon etwas herangewachsene und zu guten Hoffnungen berechtigende] Sohn Jerobeatws [der einst] sein Thronfolger werden sollte], traut [zu 506 1. Könige 14, 2 -—20. Thirza, wohin der König damals schon seine Re- sidenz verlegt hatte V. 17]. Z. Und Jerobeam [indem er wegen des Aus: gangs der Krankheit schlimme Bestirchtungen hegte] sprach zu seinem Weibe: Mache dich auf, und herstelle dich fdurch andere Kleidung zu einer ge- wöhnlichen BtirgersfraiiL daß niemand merke, daß du Jcrobeaiws Weil) seiest, und gehe hin [3 sJJieilen südlich] gen Silo. Siehe, daselbst ist der Propbet Ahia, der seinstj mir geredet hat, daß ich sollte König sein über dies Volk [Kc1p. 11, 29 ff» UUd sein Wort ist pünktlich eingetroffen]; 3. Und nimm mit dir zehn Probe, und [kleine, ordinaire] Kuchen swörtlicht KTUMEU Jst. O, Si, nnd einen Krug mit Honig sganz in der Weise, wie eine Frau aus dem Volke einem Manne Gottes ihre Geschenke zu machen pflegt l. Sam. 9, 7 f.], und komm zu ihm, daß er dir sage, wie es dem Knaben gehen wird sdenn seiest zu ihm z» gehen oder als mein Weit) dich zu ihm zu senden, habe ich den Muth nicht, da ich dann schwerlich ein, nieineii Wiiiisclieii entsprechendes Wort aus seinem Munde hören würde] 4. Und das Weib Jerobcams that also lnjie ihr Gemahl ihr· geboten »hatte], uiid Isiachle sich auf, und ging hin gen Sile, und kam iu’s Haus Ahia [der seit des Königs offener Auflehnung wider den HErrn in Kap. 12, 26 is. sich gänzlich von ihm zurückgezogem wie ehedem Samuel von dem abtrünnig gewordenen Saul l. Sam. 15, 3F)]. Ahia aber konnte nicht [mehr] scheu; denn feine Augen starretcn vor Alter steuer: in Folge des hohen Alters, in dem er jetzt schon stand, am schwarzen Staar 1. Sam. 4, 15]. 5. Aber« der HEtr [der nicht zugeben konnte, daß sein geheiligter Propbet wie ein Wahrfager behandelt würde, den man durch lose Künste täu- schen und von dem man ein günstiges Wort sich gleichsam erstehlen könne] sprach zu Ahia sdurch Eingebung seines Geistes, noch ehe Jerobeanrs Weib bei ihm angekommen war]: Siehe, das Weib Ierobcams kommt, daß sie von dtr eine Sache frage um ihren Sohn; denn er ist krank. So rede nun mit ihr so und so [o·gl. P. 7 fs.]. Da sie nun hinein kam, stellete sie sich fremde sbesser werden diese Worte mit dein vorhergehenden Satze verbunden: So rede nun mit ihrso uiid so, wenn sie kommt und sich fremde stellt, als wäre sie eine andere, als die sie ist] » » s. Als aber Ahia hocete das Rauschen ihrer Füße zur Thük hinein gehen [an den: Rauschen ihrer Füße merkte, daß sie eben jetzt zur Thür bei ihm eintrete], sprach et! [ihr entgegenrufend, noch ehe sie selber den Mund zum Sprechen öffnen konnte]: Komm herein, du Weib Jerobeani’s, warum stellest du dich so fremde sen dem thörichten Wahn, als ob sich jemand so heimlich verbergen könne, daß ihn der HErr nicht sehe Jerem.23, 24]? Ich bin sahe-c] zn dir gesandt em hattet Bote. ««- 7. Gehe hin, nnd sage Jerobeam sdeinem Gattenjx So spricht der HEen der Gott Israel: Jch habe. dich erhoben aus dem Volk sdessen Ge- riiigsieii einer dii vormals gewefenL und zum Für- sten über inein Volk Israel gesetzt; 8. Und habe das Königreich szu einem großen Theil] von Davids Hause gerissen, nnd dir gege- ben. Du aber bist smeiiier Mahnung Kap.11, 38 f. in schnöder Weise Trotz bietend] nicht ge- wesen ivlemein Knecht David, der meine Gebote hielt, nnd wandelte mir nach von ganzem Herzen, daß er that, was mir nur wohlgesielz 9. Und hast übel gethan über alle, die vor dir gewesen sind shast es ärger getrieben, als z. B. der Richter Gideon Nicht. 8, 24 ff., der König Saul I. Sam. 15, 17 ff. und dein vormaliger Herr, Salomo Kuh. 11, 4 ff.], bist hingegangen und hast dir [dem ausdrücklichen Verbot in 2. Prof. 20, 3 f. zuwider] andere Götter gemacht, und gegossene Bilder, daß du mich zu Zorn reizetcft, und hast sstatt mich allezeit vor Augen und im Herzen zu haben, das gerade Gegentheil von dem gethan und in greulicher NZißachtliUgJ mich hinter deinen Rücken geworfen sHesck 23, 35]. 10. Darum siehe, ich will Unglück über das Haus Jetobcam [als göttliche Strafe herauf-] führen, und ansrotten an dem Jerobeam auch den, der an die Wand pisset [sede männliche Person seiner Fa- milie 1. Sam. 25, 22 Anin. 2], den Vetschlossenett nnd Berlassenen in Israel sdie Unmündigein wie die Mündigen ohne Ausnahme 5. Mos 32, 36 Anm.]; und will die Nachkommen des Hauses Je- robeam ansfegeu wie innn Koth ausfegeh dieses] ganz mit ihm ans sei. 11. [Ja, damit seine Mißachtung Meiner V.9 ihre volle entsprechende Strafe finde, sollen die Angehörigen seines Hauses anch nach dem Tode noch die ärgsten Beschimpfungeii erfahren, vgl. 5. Mos- 28, 26]. Wer von Jcrobcam stirbt in der Stadt, den sollen die sherreiilos in den Straßen und Gassen der Stadt herumlaufenden Luk. 16, 21 Atem] Hunde fressen; wer aber auf dem Felde stirbt, den solleii die Vögel des Himmels fund die wilden Thiere Z. Sam. 2l, to] fressen; [und das wird gewißlich also koinmen] denn der HErr hat es geredet. 12. So mache dich auf, und gehe heim [um Jerobeam dies Urtheil Gottes über ihn zu hinter- bringen]. Uiid [was die setzige Krankheit eures ersigeborenen Sohnes betrifft: siehe] Wenn dein Fuß zur Stadt eintritt seingetreten sein wird und du eben im Begriff sein wirst, die Schwelle deines Hauses zu überschreiten V. 17], wird das Kind rbeu, 13. Und es wird ihn [den hoffnungsvollen jungen PriUzenJ das ganze Israel klagen, und wer- den ihn sehrenvollj begraben. Denn dieser allein Jerobeam’s Weib beim Propheten Ahia in Süd. Jerobeam’s Unbußfertigkeit und Tod. 507 von Jerobeamss Hause] wird [oon dem Straf- nrtheil V. 11 ausgenommen sein und ordentlich] zu Grabe kommen, darum, das; etwas Gutes an ihm erfunden ist vor dem HErrn [im Verhältnis; zu dem HErrnL dem Gott Israel, im Hause Je- tobeam [nämlich eine gläubige, für Gottes Wort und Willen empfängliche Gesinnung Jerem. 5, 3]. Dieses Wort ist bei Behandlung der Verheißung im 4. Gebot: auf daß dir’s ivohlgehe und dulange lebest auf Erden, zu benutzein Von den beiden Punkten der Verheißung nämlich ist das Wohlgehen der wichtigere; denn ohne solches wäre das lange Leben nur ein langes Uebel. Wenn nun Gott, wie hier, solche Raihschltisse hat treffen müssen, das; einem guten und getreuen Kinde ohne frühen Tod es nicht wohlgcheii kann, so nimmt er es bald aus diesein Leben hinweg (Weish. 4, 7 ff.). Jn dein andern Falle, wenn einem utgearieten Kinde es lange übel ergehet, sehen wir an osephs Exempel, daß zuletzt das Wohlgchen eines solchen Kindes desto größer und herrlicher sein werde; denn: was langsam schleicht, faßt man gewisser, und Zas0verzeucht, it desto süßer. (Gieb dich zufrieden — . 1 14. Der HErr aber wird ihni einen König über Israel erwecken, der wird das Haus ·Jero- beam ausrotten des Tages [oon dem ich vorhin V. 10 f. geredet, s. Kap. 15, 27 fs.]. Und fwenn dies dermaleinsi erfüllt werden wird, wird man sagen :] was ist nun gcMachtZ [was hat Jerobeam nun gemacht oder ausgerichtet? — nach anderer Auslegung: Doch was sage ich: er wird ihn er- wecken? schon jetzt hat er ihn erweckt, der Rächer ist schon auf dem Plan] 15, Und der HErr wird [in noch weiterem Verlauf seiner Gerichte, die auch das Volk treffen werden, das von seinem gottlosen König sich hat zur Abgötterei verleiten lassen] Israel schlagen sdaß es hin und her wanken und keinen Halt mehr haben wird], gleichwie das Rohr im Wasser svom Sturm] beweget wird [und keine Kraft hat, der Gewalt desselben zu ruidersiehen], und wird sder den Uebertretern gedroheten Strafe 5. Prof. 29, 27 f. gemäß] Israel ausreißen von diesem guten Lande, das er ihren Vätern gegeben bat, und wird sie zerstreuen über das Wasser sunter die Heiden jenseit des Euphrat, von dannen er einst ihren Stammvater ausgeführt und zum Träger seiner Gnadenverheißungen erwählet hat Jus. U, 3]; darum, daß sie ihre Haine sAscherasäulen s. Mof. 16, 21 Atem] gemacht haben, den HErrn zu er- zürnen. Its. Und wird Israel übergeben [in die Ge- walt seiner Feinde] um der Sünden willen Scro- beam’s, der da gefündigt hat, und Israel hat sün- digen gemacht [2. Kein. 15, 29; 17, 6 ff.]. 17. Und das Weib Jerobeams machte sich [da Ahia seine Rede geendet hatte] auf [oon Silo], ging hin und kam swieder heim] gen Thirza [Kap. 12, 25]. Und da sie auf die Schwelle des Hauses sköniglichen Palastes] kam, starb der Knabe. 18. Und sie begraben ihn, und ganz Israel klagte ihn, nach dem Wort des HErrn, das er ge- redet Seite] durch seinen Knecht Ahia, den Propheten [V. l f. . H«- v. 19. en. die Geschicht: Juki-kam«- aoschtikßknd folgt unter Hinweisuug ans die nugfiihilirliereit Gerichte, dir dem vorliegenden znr Quelle gedient lieben, noch eine sniniiiaeisclie Angabe iibcr die Brit feiner itegteruiig und den Uuiiieir seines Thronfolgeræ 19. Was mehr von Jerobeam zu sagen ist, wie er finsoiiderheit wider das Reich Juda unter König Abia, mit dein er etwa 2 Jahre gleichzeitig regierte] gestritteti [2, Chron 13, 2 ff] und ssonst noch] regieret hat«, siehe, das ist geschrieben in der Chronika sdem Buche der ZeitgeschichteJ der Konige Jsrael". «) Wie so ganz anders würde diese Geschichisdars stellun ausgesallen sein, wenn ein weltlicher Schrift- steller ie gegeben hätte! Denn die Welt hat das Jhre lieb (Joh. 15, 19), die Augen des HErrn aber sehen nach dem Glauben (Jerem. 5, 3); und so hat der heil. Schriftsteller nur Jerobeanfs Verhättniß zu Gott in’s Auge gefaßt, und nachdem er ihn von dieser Seite dar- gestellt, wobei seine Erzählung etwa nur den Zeitraum von 5 Jahren uinsaßt, alles Uebrige, als nicht weiter des näheren Erwiihneiis Werth, bei Seite gelassen. H) Als von dem Verfasser der Bücher der Könige be- nutzte und ausgezogene Quellen werden 1) fiir die Re- gierungsgescliiihte Saloinos eine,,Chronika von Salomo« (Kap.11, 41), Z) fiir die Geschichte der Könige von Juda die ,,Chronika der Könige Juda« (Kap. 14, 29; 15, 7. Es; 22, 46 u. s. w.) nnd Z) für die der Könige von Israel die ,,Chronika der Könige Israel« (Kap. 15, 31; 16, 5. 14. 20. 27z 22, 39 u. s. w.) genannt, in welchen über das lieben, die Thaten und besonderen Un- teruehinungen re. der einzelnen Könige mehr zu finden sei. Letztere beiden Werke sind ohne Zweifel allgemeine Reichgannalenz doch keineswegs die amtlichen Reichs· jahrbiicrier oder die von den öffentlich angestellten Reichs« nnnalisten gemachten amtlichen Auszeichnungen der Re- gierungen und Unternehmungen der Könige, sondern von Propheten verfaßte, theils ans den Reichssahrdiicherty theils aus prophetischeii Einzelschriften und Sammlun- gcn von Wcissagiiiigeii zusammengestellte Annalen, die im Reiche Juda bis auf die Zeit Jojatiiirs (2. Kön. U, 5), iiu Reiche Israel bis auf die Zeiten Pckahd (2. 15, It) hcrabieichten Sie sind nicht nach nnd nach von der Entstehung beider Neiche an bis zu Ende der genannten beiden sieiche von verschiedenen, aus ein- ander folgenden Propheten geschrieben, sondern kurz vor dein Untergange des sieiclies Juda durch Zusammen· stellnng des Wicht-Wien, was über die Geschichte der einzelnen Könige theils von Reichsannalistem theils von anderen gleichzcitigen Gesehichtssclsreiberii und über die in den Gang der öffentlichen Angelegenheiten tief ein. greisende Wirksamkeit der Propheten theils durch solche selbst, theils durch ihre Zeitgenossen aufgezeichnet war, für jedes der beiden Reiche zu einem Buche der Zeit- geschichte (Chronika) ausgearbeitet worden und lagen dem Verfasser unseres Werks bereits in abgeschlosfener Gestalt vor. Auf ähnliche Weise ist wohl auch die Chro- nika von Salonio entstanden, die jedoch niemals einen Theil der Annalen der beiden Reiche gebildet hat und wohl auch schon früher verfaßt worden war. (Keil.) Vgl. Kuh. 15, 15 Anm. 20. Die Zeit aber, die Jerobeam regierte, 508 1.Könige 14, 21—31. 15, 1--3. sind zwei nnd zwanzig Jahr» svon 9Z5—95»3 v. Chr. Geb.]. Und [er] entschlief mit seinen Vatern [indein er, wie es scheint, seit jenem ungliicklichen Kriege mit Abia an unheilbarer Krankheit dahin- siechte 2. Ehren. 13, 20], und sein Sohn Nadab [Kap. 15, 27 ff] ward König an seine Statt. «) Ziveiund wanzig Jahr, eine geraume Zeit: ach, wieviel Gutes hätte nicht in derselben gestifiet werden können! O mein Gott, laß mich meine Jahre hier nicht im Dienste der Sünde, sondern der Gerechtigkeit zubringen! Was versehen, das vergieb aus Gnaden! (Starke.) I« O. 21—Z1. tlach Darstellung der Geschichte Jrrobeamm wird uns nunmehr die Geschichte Nehabeams der 17 Jahr lang mit jenem gleichzeitig über das lüeich Juda regierte, in ihren haniitsäihliihsleic Zügen beschrieben. Die ,iii"ichtigiiug, welche durch deii Abfall der it) Stämme tiber ihn genommen, brachte zwar eine gewisse Bekehrung bei ihin zuwege, daß er Z Jahr lang ein Gott wohlge- fälligee Reginieut zu führen ansiug, wie denn auch in dieser Zeit sein Königreich wieder gestcirlit wurde durch Einwanderung der ans dem Reiche Israel oertriebeiien prieher und Eeoiten und aller treuen Knechte des Mieter, die den Weg Ierobeamh nicht gehen mochten; aber bald gewannen Mars-via, die Königin-Mutter, und Madam, die iaoorit-Geiiiahlin, einen so naihtlfeiligen Einfluß aiif den fchwacliherzigen Mann, daß der Gotjeiidleiist mit allen seinen Greneln iin Lande die Oberhand bekam. Das führte eine neue Züchtigiing herbei: iin fiiizsten Ilahr seiner Regierung ward Rehabeam von dein lionige Sisali von Egcioten mit Krieg übern-gen. Sinon hatte dieser seine festen Städte ihm weggenommen nnd zog eben wider Jerusalem heran; da deiniithigte er sich in Folge eines Siindenvorlialls von Seiten des Propheten Semaja vor dem HGrrn und wurde vor dem gänzlichen Untergange bewahrt, aber dort) ward Jerusalem arg geplündert nnd Judas König dem egnptischen Groberer tributpflichtig. Ueclitsitjasfeiie Friiihte der Buße thut indehen itieliabeam nun) ferner nicht, so daß die heilige Geschichte die Brit seiner Regierung mit dem Urtheil abschlleßen muß: er handelte übel und schictite sein her; nicht, daß er den HErrn suchte. vgl. 2.Thron.1l, 5—12,l6· 21. So war [um hier wieder mnziikniipfen an das, was in Kuh. 12, 1—24 erzahlt worden] Rehabeam, der Sohn Salonio, Konig in Juda [dessen Name ,,Mehrer des Volks« «so wenig in Erfüllung gegangen, daß er vielmehr m sein Gegen- theil umgeschlagen war]. Ein und vierzig Jahr alt war [der im letzten Lebensjahr Davids 1016 v. Chr. gebotene] Rehabeam, da er König· ward, und regierte fiebenzehnJahr kvon 975 bis 957 v. Chr.] zu Jerusalem, in der Stadt, die der HErr erwählet hatte aus allen Stummen Israel, daß er [mit dem Heiligthum, das» dort aufgerichtet wurde] seinen Namen daselbst hinstellete swelclser große Vorzug vor dem anderen, äußerlich bedeutenderem Reiche ihm eine beståndige Mahnung hatte sein sollen, sein Herz zu schicken, daß er den HErrn fuchte; leider aber war das nicht der Fall] Seine Mutter hieß Raema, eine Ammonitin snach einem Zusatz der Septuaginia zu Kap. 12, 24 Tochter des von David besiegten ammoniiischen König Hanon 2. Sam. W, l ff; 12, 26 ff. ; und zwar gewann diese als Königin- Mutter einen so nachtheiligen Einfluß auf den König, daß derselbe nach den ersten 3 Jahren seiner Regierung, in welchen er sein Reich nach außen und innen gestärkt und mit seinem Volke in dem Wege Davids und Sa- lomo’s gewandelt hatte, das Gesetz des HErru verließ und ganz Israel, das Bundesvolh mit ihm 2. Ehren. n, 5—12, i f. 22. Und Juda that [von setzt an, seit mit dem J. 972 v. Chr. diese schlimme Wendung ein- getreten war], das dem HErrn übel gefiel; und reizten ihn zum Eifer szur Eifersucht 2. Mos To, 53 34- 16 Anm.], mehr denn alles, das ihre Väter sznr Zeit der Richter] gethan hatten, mit ihren Sünden, die sie thaten. 23. Denn sie baueten ihnen auch febenso wie die Vom Reiche Jsrael unter Jerobeam’s Anfüh- rung Knie. 12- 31 ff] Höhen, Säulen and Hatne [s. Anm. zu Kap. Z, Z u. 5. Mos. I6, 21], auf allen hohen Hügetn, und unter allen grünen Bäumen. Hiermit wollten sie allerdings zunächst nur dem HErrn, ihrem Gott, nicht den Götzen der Cananiier dienen; aber abgesehen davon, daß dieser selbsierivählte und im Gesetz so streng untersagte Gottesdienst an fiel) schon schwere Sünde war, geriethen sich aiich auf diesem Wege gar bald in völligen Götzendienst hinein. 24. Es waren auch Hnrer smännliche und weibliche Hierodulem die sich zu Ehren des Baal und der Asiarte zu Werkzeugen der Unzucht brau- chen ließen Kap. Z, 16 Anm.] im Lande sdenn mit der Herstellung der in V. 24 beschriebenen Weise der Gottesverehrung erlangten die eananiti- schen, phönicischeu und shrischen Geweihetem wie sie sich nannten, vollkommene Freiheit, ihr Wesen zu treiben]; Und sie [die vom Reiche Juba, indem sie auf den Fleischesdienst, zu dem sich so die Gelegen- heit ihnen darbot, entgingen] thaten alle die Grenel der Heiden, die der HErr vor den Kindern Israel vertrieben hatte [5. Mos 18, 9 ff.]. 25. Aber im fünften Jahr des Königs Reha- beam koder 970 o. Chr] zog SisaL der König in Eghpten [der erste Herrscher aus der 22. oder bubastitischeu Dhnastie Kap. Z, 1 Anm.], herauf » wider Jerusalem [vielleicht durch Jerobeam, seinen früheren Schiitzling Kap. II, 40., dazu angeregtjz 26. Und snachdem er alle festen Städte er- obert hatte und das gänzliche Verderben nur durch Gottes besondere Langmuth und Gnade von der Hauptstadt abgewendet worden war, weil Rehabeam mit seinen Obersten zufolge der Strafpredigt des Propheten Semaia sich demiithigte 2. Ehren. 12, 2—8] nahm [Sisak] die Schätze aus dem Hause des HErrn Nov. 7, 511 und aus dem Hause des Königs, und alles, was zu nehmen war, und nahm alle giildene Schilde, die Salomo ssür seine Leib- wächteiy zum Tragen bei feierlichen Gelegenheiten] hatte lassen machen [und die in seinem Cedern- palaste aufbewahrt wurden Kuh. 10, 16 f.]; 27. An ivelcher Statt ließ der König Reha- beam [hernachmals, als Sisak, nachdem er dem Rehabaem’s Regierung. Sisaks Einfall in Juda und Raub der Tempelschätze 509 Reiche noch einen jährlichen Tribut auferlegt hatte, wieder abgezogen war] ehetne skUPferneJ Schilde machen, und befahl sie unterdie Hand der obersten Trabanten, die der Thur huteten am Hause des Königs [den Wachtdienst versahen am Portale des königtichen Palastes, so daß sie, gleichwie viel ge- ringer an Werth, so auch einen viel geringeren Ort, nämlich die gemeine Wachstube, zu ihrer Auf- bewahrungsstätte erhielten]. 28. Und so oft der König in das Hans des HEttn ging [denn trotz seiner Hinneigitng zum Götzendiensh die nach der Erholung von dem ersien Schrecken jener durch Sisak erhaltenen Niederlage bald wieder die Oberhand bei ihm erlangte, zumal er feiner besonders Begünstigten Gemahlin Maiåcha 2. Chron. 11, 18—23 einen großen Einfluß ge- stattete, verrichtete er dennoch von Zeit zu Zeit im Tempel zu Jerusalem seinen Gottesdiensh was jedesmal unter möglichst großem Gepränge geschah], trugen sie dte soor ihm hergehenden] Trabanten, Und brachten sie [nach der Rückkehr in den könig- lichen Palast] wieder in der Trabanten Kammer [in die Wachstube 2. Chron. 12, 9——12]. Das hier erwähnte Ereigniß von dem Einfall Sisaks in das Land Juda hat auch auf den cgvptifchen Denk- mälern eine Spur zurückgelassem indem an der äußeren Südseite des kolossalen Tempels von Karnak in Ober- Egopten -(f. Strauß: Länder und Stätten der heil. Schrift S. 260 ff.) der Gott Ammon dargestellt ist, wie er dem Könige Sisak eine große Anzahl iiberwundcnety in die Sinnbilder menschlicher Personen eingekleideter Städte Und Landschaften zuführt, darunter auch einen Asiaien, dessen Name Iuthmalk lautet und von den egyptisclien Alterthumssorschern auf das Rcich Juda bezogen wird. Ein anderes, uns näher liegendes und wichtigeres Denkmal dieser Gcschichte ist der 89. Psalm, der Cthan, den Esrahiten (Kap. 4, 31), zum Vcrfasscr hat und nach dcssen Anfang («Jch will singen von der Gnade des HErrn ewiglich« — Vulgatm Miserjcordias Do- mini in aeiernunt cantabch der 2. Sonntag nach Ostern der Sonntag Miserjcoisdias Domjni heißt. Die Gegen- wart des heil. Sängers sieht im schneidendsten Widerspruch mit den, dem Hause Dadid’s gegebenen Verheißungenz nachdem er dann an dem Inhalte dieser Verheißungen und an der Ntajestät und Treue des Verhetßers sein Herz gemeldet, fchüttct er das tiefe Gefühl des Abstande der Gegenwart in Klagen aus über das Leidensgeschick des Gesalbten des HCrrm dessen Krone zur Erde ent- weihet, dessen Thron zu Boden gestürzt und der vor der Zeit zum Greise geworden istx alle Zäune seines Landes sind durchbrechen, seine Fcstungen gefallcn, seine Feinde haben ihn ans dem Felde geschlagen, und Schande und Hohn folgt jedem seiner Fußtritta Mit der Bitte, das; der HErr diesem schneideliden Widerspruch, in welchem die Gegenwart zu seiner ewigen Gliadc steht, ein Ende mache, schließt der Psalm, der in V. It mit dem Namen «Rat)ab« deutlich genug auf Egypteli anspielt (Jos. 6, 25 Anm.). 29. Was aber mehr von Rehabeam zu sagen ist sder ein Exempel derer ist, von welchen der Prophet sagt Hof. 7, 16: Sie bekehren sich, aber nicht recht, sondern sind wie ein falscher Bogen], und alles, was er [sonst, außer dem hier Erzähl- teu] gethan hat snamentlich in seiner feindseligen Stellung dem Jerobeam gegeniiber], siehe, das ist geschrieben in der Chroniia [in dem Buche der Zeitgeschichtej der Könige Juda [Anm. zu V. 19]. 30. Es war aber Krieg [wenn auch nicht in offener Feldschlacht, so doch in beständiger gegen- seitiger BefehdUngJ zwischen Rehabeam nnd Scro- beam ihr Lebenlang. 31. Und Rehabeam entschlief [im J. 957 v. Chr] mit seinen Vätern, und ward begraben mit seinen Vätern in der Stadt Davids [Kap. 2, 10]. Und seine Mutter lwie bereits V. 21 bemerkt] hieß Madam, eine Ammoniiiu Und sein Sohn Abiatn [den ihm die, vor den übrigen Frauen seines Harems bevorzugte Maächm Enkelin Absa- lom’s, geboren hatte 2. Chron. 11, 18 ff] ward König an seine Statt [2. Chron. 12, 13—16]. Das 15. Kapitel. Regierung zweier Königs; in Judex, Abiam und Ussaz und zweier in Israel, Iiadab und Izaesw il« o.1—a. nkkzwkitk artig im nein» Jena, Abram, Rehabkainkzsohn von seiner bevorzugten Gemahlin Ansehn, wandelt ganz iu den Wegen seines Vaters, indem er zwar ein gewisses Bewußtsein in sich trägt um den Vorzug fri- neo Landes; und seines hausen vor dem des Saal-kam, mit dem er iu eigentlichen tiricg geriith und gegen den er ncit Hilfe des lhGrrn einen erfolgreichen Steg erlangt, aber dort) sein Her; nicht völlig an den halten, seinen Gott, hingicbt; vielmehr treibt dir abgöttlsch gesinnt: Madam, die nunmchrigc Königin-Mutter, unter ihm ihr wesen fort, und leistet den theidengrencln allen Vorschub, wcuu auch der rechte Gotlrsdienst äußerlich seinen Fort· gnug hat in der Stadt, dahin der Hat« feinen Uamen gcstcllet hat. vgl. E. Thron. 13,1—14, l. 1. Jm achtzehnten Jahr des Königs Scro- beam, des Sohnes Nebat [d. i. im J. 957 v. Chr] ward Abram [auch Abia geschrieben] König in Juba, 2. Und regierte drei Jahr sbis gäb] zu Jeru- salem. Seine Mutter hieß Maecha soder Michaja], eine Tochter [Enkelin] Abisalom kAbsatomssy des bekannten Sohnes Davids 2. Sam. II, 1-19, Z« um derctwillen, weil er besonders sie liebte, sein Vater Re- habeam ihm die Thronsolge verschasfte2.Chron.11,18 ff, wozu er wohl durch Davids Verfahren Katz. I, I3. 33 ff. sieh berechtigt glaubtes «) Ratt) 2. Sam. 14, 27 hatte Absalom nur eine Tochter»Thalnar, während seine dort genannten 3Söhne frühzeitig Verstarben (2. Sam. 18, 18); diese Thamar verheirathete sich mit einem gewissen Uriel von Gibca, als dessen Tochter Niaöctha in 2. Chron. IS, 2 aufge- fuhrt ist. Z. Und er wandelte in allen Sünden seines Vaters, die er [sein Vater Rehabeam Kap. 14, 12 ff] vor ihm gethan hatte [da er seiner heid- nisch gesinnten Mutter großen Einfluß auf seine Regierung gestattete], und sein Herz swenn er auch dem HErrn Silber und Gold und Geschenke heiligte 510 I. Könige 15, 4—19. V. 15 und in dem Kriege wider Jerobeam ge- wissernlaßen eine theokratische Gesinnung au den Tag legte 2. Chrolu 13, 4 ff.] war [gleichwohl] nicht rechtschaffen an dem HErrn, seinem Gott fihm ganz nnd ungetheilt ergeben], wie das Herz seines Vaters David [Kap. 11, 4]. 4. lNichtsdestolvelliger erlangte Abiam in jenem Kriege den Sieg, ulld wurde auch sollst mit schwercn Züchtigllngem die das unter Rchabcallrs Regierung durch Sisaks Eroberuligen Kao.14, 25 ff. ohnedtcs schon sel)r eschwälhte Reich leicht an den Rand des Verderbens glitten bringen können, Verschontj Dkkm Um Dgvidss willen gab der HEry sein Gott, ihm fdem David] eine Leuchte zu Jerusalem [damit], daß er feinen Sohn nach ihm sin eben diesem, seinem Urelikel AbiamJ erweckte und erhielt» zu Jerusalem [Kap. 11, 36]. 5. Darum, daß David gethan hatte, das dem HErru wohl gefiel, nnd nicht gewichen war von allem, das er ihm gebot seist Lebenlang, ohne in dem Handel mit Uria, dem Hetbiter ffür welche Sünde er aber auch Vergebung gesucht und ge- funden 2. Sam. 11, 1 ff.]. S. Es war aber ein Krieg zwischen Reha- beam Und Jerobealn fes dauerte aber der zwischen Rehabeam und Jerobeam eingetretene Kriegszustand gegenseitiger Befehdung Kap. 14, 30 auch unter ihm, dem Abiam, fort] sein Lcbenlang 7. Was aber mehr von Abiam zu sagen ist, nnd alles, was er gethan hat, siehe, das ist ge- schrieben in der Chronlka der Konlge Juda [Kap. 14, 19 Anm.]. Es war aber [l1m wenigstens dies noch aus seiner Regierungszeit zu erwähnen] Krieg zwischen Abiam und Jelobealn fjene feind- selige Stellung der beiden Reiche zu einander brach etwa um das J. 957 v. Chr. zuln offenen Kriege aus, worüber ein Mehreres in 2. Chron. is, 2——20]. 8. Und Abiam cntfchlief mit feinen Vätern sindem er von seinen 14 Weibern, die er hatte, 22 Sohne und 16 Tochter hialekiießL und sie be- gcnben ihn in der Stadt Davids fKap.»2, 10 Anm.]. Und Affe, sein Sohn, ward Konig an seine Statt. Während unser Bericht mehr den persönlichen Cha- raitec Abias ill’s Auge faßt und da ihn nur als einell ungötllich geslnntell Regenten darstellen kann, der nicht besser war als sein Vater, betrachtet ihn das 2. Buch der Chrollika von seiner politischen Seite; und da be- befolgie er, welligstens am Anfang icinertllegieruneg und in ällßelslichcr Weise. theokratlscioe Grundsätze. Jll jener Rede, die er vor Lieginn des Kaulpfcs mit dcnl Heere Jerobcamd an dieses vom Berg Zamaraim aus hielt, legt er großes Gewicht auf Judas Vorzüge vor Israel und weiß unter seinem Volke ebenso sehr religiöse Be» eisterung zu wetten» wie die Gegner durch das Bewußt- sxein einer bösen Sache zu elltmllthigem III« V. 9-—24. nach den beiden llalbherzigeil Ewigen, biehabeanl und Nimm, tlonllnt in dem dritten licgcntcu deo neicheo Juda, deln König Assa, ein Mann ans den Thron, der von dem Einfluß der Mai-Linn, welche zuerst als Faoorit-Gelllal)lill, dann als Liiilligtnditllitter dem heidllisrhcll Götzeudirllst mit feinen Greucln eine Stätte im Lande bereitet l)at, sich losmacht nnd dem rechtmäßi- gen Gotleodirllsl wieder zu alleiniger Geltung nethilft, wenn er auch den thöhelldicnfi nicht ganz zu beseitigen Verlang. Seines sit-ges, den er mit des tjakrru Hilf: über die iiiohrelt oder Jlellliooier davoutriigt uud durch welchen er nur desto mehr sich alitrciben läßt, sein icand von alten Spuren des Göhcndiensies zu reinigen lnid Gottes Sache durch Erneuerung des örandonferaltaro und Begchullg eines allgemeinen Dann— und Freudenfestes zu fördern, wird hier nicht gedacht; wohl aber feines Krieges iuit Baäsm dem liönig non Israel, in welchem er leider schwach wurde iln Glauben nnd bunt) fytifche Hilfe non stillen: Vriinger slth zu befreien suchte. In den letzten beiden Jahren sciucr Rcgicrllng war er ltrault all dcu fiißcn und rlltsailicf, ilacljdem er 41 Jahr den Thron illnrgchabh Vgl. L. Chron.14, 2—16,14. 9. Jln zwanzigsten Jahr des Königs Jerobeam Über Israel [d. i. im J. 955 v. Chr. G] lvatd Assa fAbiackrs Sohn] König in Juba, 10. Und regierte ein nnd vierzig Jahr zn Je- rusalem fbis zum J. 9141. Seine Mutter foder vielmehr Großmutter, s. V. L] hieß Maschm eine Tvchicr Adisalvm [weiche, da seine eigentliche Mutter verluuihlich schon gestorben war, allch unter ihm die Stelle der Königin-Mutter vertrat« und als solche ihren verdcrblichcll Einfluß fortzusetzen gedacbte]. «) Noch jetzt nimmt in den morgenlälidischen Reichen die Sultans. Walide theblx Gebiraltz d· i. die Herrscherin, V.1Z) eine bevorzugte Stellung ein. 1l. Ulld Assa sindem er andere Wege ein- schlug, als die seine beiden Vorgänger gegangen waren] that, das dem HErrn wohl gefiel, wie sein Vater David. 12. Und that -die Hurer ans dem Lande fdie unter dem früheren Regiment hatten ihr Wesen treiben dürfen Kuh. 14, 24], und that ab alle Gößely die seine Väter sRehabealn lind Abiam] gemacht halten finsoferu sie es duldetely daß neben dem Eiliell wahren Gott aucl) den Göttern der Heiden in Jerusalem und ill den Städien Juda gedienet wurde Klio. 14, 22 f.; 15, 3]. » «· 13. Dazu setzte er auch seine Mutter Maecha [V. 10] ab vom Amt, das sie dem Miblezeth ge- macht hatte im Haitte [ricl)tiger: vom Amt einer HerrinU weil sie ein hölzernes Götzen- bild gemacht hatte für die Aschera]. Und Assa rottcte ans fhieb ab] ihren Miplczeth nnd verbrannte ihn im Bach Kidron [an der Ostseite von Jerusalem 2. Sam.15, 23 Anm.], «) Luther faßt den Ausdruck des Grundtertcs (lvörtlich: von der Herrin, d. i. von dem Anlt oder der Würde eitler Herrin oder sultana Wunde, s. V. 10 Anm.) von dem Vorsteheramt des voll ihr gesiifteten abgöttischen Cultus; das hehr· Niiplezeth hat er dann für den Na- men eines heidllischen Götzcn geliommem nach seiner Randglosse aber darunter den Priapus verstanden, wie auch neuere Gelehrte thun. Dieser war nach der grie- chischen und römischen Götterlel)re ein Sohn des Dionysus und der Hlphroditiz wurde seiner Häßlichleit wegen, und weil er ein zu großes Schalnglied besaß, von seiner Niutter verstoßen und galt bei den Heiden für den Gott Abiam setzt unter dem Einfluß seiner Mutter das abgöttische Wesen fort, Assa aber thut’s ab. 511 der Fruchtbarkeit. Das Wort bezeichnet aber überhaupt ein Götzenbilu und ist die Gottheit, welcher dassclbe ge- weihet wurde, vielmehr in dem Schlußivorte des Satzes, welches Luther init«-Hc(in« übersetzt hat, in der Afchera oder Astarte (s. 5. Mos 16, 21 Anm.] zu suchen; der Sinn des Verses kommt dabei auf dasselbe hinaus, was Luther gemeint hat. 14, Aber die Höhen sauf inelchen man dem HErrn auch jetzt, nach Erbauung des Tempels, wieder Opfer brachte, wie vordem geschehen war Kap. Z, 2 Aum.] thaten sie nicht ab [so zähe hing das Volk an dem ihm bequemen HöhewCultus und an den, durch die Erinnerungen der Vorzeit geheiligten Orten, wie denn arich Josaphat, Jesus, Amaziin Usia in dieser Beziehung mit ihrem Re- formatioiiswerk nicht durchdrangen Katz. 22, 44z 2·Kön. 12, Z; 14, 4; l5, 4. 35 und erst dem Hiskia eine völlige Beseitigung alles ungesetzlichen Gottesdienftes 3. Mos. 26, so; b. M. 12, l ff. gelang 2. Kön. 18, 4]. Doch war das Herz [des] Assa rechtschassen an dein HErrn sganz an ihn hingegeben] sein Lcbenlaitg sso daß, was soeben als ein Mangel an völliger Bekehrung von dem vorigen Unwesen bemerkt werden mußte, ihm nicht zur Last fällt] » 15. Und das Silber nnd Gold und Gesetz, das sein Vater [Abiam von der im Kriege mit dem nördlichen Reiche erlangten Beute T. Chron. 13, 16 fs.] geheiliget [aber auch wirklich in den Tempelschatz einzulegen unterlassen] hatte, Und was bon ihm [selber nach seinem Siege über die Moh- ren, den er nach einer zehnjährigen friedlichen Re- gierung etwa im J. 944 o. Chr. ersocht T. Chrotn 14, 9 ff] gcheiliget war zum Hause des HErrii, brachte er ein. Wie wir zu Kap. 14, 19 gesehen haben, sind die Vcrweisniigen in den Büchern der Könige aus ausführ- lichere Berichte in der Chronika der Könige Juda und in der Chronika der Könige Israel nicht auf die beiden Bücher der Chronika in unserer jetzigen Bibel zu bezie- hen, sondern ans die Quellen, aus welchen der Verfasser geschöpft hat und die längst nicht mehr vorhanden, son- dern wohl schon bei der Zerstörung der beiden Reiche untcrgegaiigen sind; unsere jetzigen szsüchcr der Chronika beruhen vielmehr zum Theil ans denselben Quelleiy wie die Biicher der Könige ("2. Chrorn l6, 1l; 25, 263 28, 26 u. s. w·), lassen jedoch die Geschichte des Reiches Jsrael außer Betracht, indem es ihnen ihrem Zwecke gemäß, das Volk der nachexilisclseii Zeit durch Vorhaltung des Gcschichtsspiegels der oorcxilisclien Zeit zu eifrigcr und gewissenhafter Pflege des Jehooadienstes aiiziifcucrtn hauptsächlich auf diejenigen Thatsactseii ankommt, die über den Zustand des mosaisclieii Goitesdienstes von den Zeiten Davids an bis zuin Exile Liait verbreiten, was von selber eine ausschließliche Otiicksiclstiiahiiie auf das Reich Juda herbeifiihrta Indessen geben die Berichte in dicseii Büchern doch sehr hiiusig eine wertlivolle Er- gänzung zu den meist kurz nnd suinmarisch gefaßten Be- richten in den Büchcrn der Könige, und einpfehlcti wir nanientlich auch an unsrer Stelle das Naclilescii des Abschnitts 2. Chron 14, 1—l5, 19., der uns bis in das 35. Jahr, nicht, wie dort steht, des Königtcichs Asfa, sondern des Königreichs Juba seit »der Trennung der beiden Reiche, d. i. bis zum J. 940 v. Chr. G. versetzt, alto die 15 ersten Jahre der Regierung Afsa’s umfaßt; daran schlieszt sich dann, was vom folgenden Verse un- seres Abschnitts an erzählt wird. Es tritt da ein Wende- punkt in Assces Verhalten zum Schlechteien ein; denn er, dein der HCrr so niächtig wider die Möhren geholfen, hält iin Kriege mit dem König des nördlichen Reiches Fleisch für seinen Arm, bringt die Syrer in dieses Reich, das ja doch auch zum heiligen Lande gehörte, und macht damit den Llusaiig von jener ungöttlichen, weltlichen Staatsklugheit, die seiner Zeit König Ahas (742»——727 v. Chr) durch Anlehnung an Assvrien wieder aufnahm, damit zwar fiir den Augenblick sich Hilfe schasste, aber nicht blos das Nachbarn-ich in’s Verderben stürzte, son- dern auch sein eigenes Reiih einer Auflösung entgegen- fiihrtcy deren scbließliclie Vssrivirklicbung nur durch Hiskiä und Jofixi theokratisilie Regierungen fiir einige Zeit auf- gehalten wurde (2.Kön.16, 5 ff.; 2. Chroin 28, 5 ff.; Jcf. 7, l s1.). »16. Und es war Streit zwischen sttssa nnd Basis, dein Dritten] Könige sim ReicheJ Israel [regierte von 952—-930 v. Chr» s. V. 25 fs.], ihr Lebcnlang [indem der von Anfang an bestan- dene Kriegsstaiid zwischen beiden Reichen Kap. 14, 30; 15, 6 f. auch unter diesen Königen fortdauerte]. 17. Baksa aber, der König Israel sdie Unter- nehmungeu Jerobeams wider das Nachbarreich 2. Chrorn 13, 2 ff. wieder aufnehmend], zog [im J. 939 v. Chr. 2. Chrom is, I ff. von Nor- den] herauf wider Juda seroberte die durch Abia dem Reiche Israel weggenommenen Städte 2. Chr. is, 19; 15, 8 zurück] nnd baute [befestigte] Rama sdas initteii im Stamme Benjamin lag, nur 274 Stunden von Jerusalem entfernt Jos. 18, 25; 1. Sam. 1, 1 Anm., indem er zugleich eine starke Besatzung in die Stadt legte], daß niemand sollte aus- und einziehen aus Assa Seiten, des Königs Juda ssondern das südliche Reich von deni Verkehr mit dem Norden gänzlich abgeschnitten wäre, weil die Hauptstraße dahin von Jerusalem über Rama ging] 18. Da nahm Assa [statt sich wider die, sei- nem Lande drohende Gefahr aus den HErrn und dessen mächtige Hilfe zu verlassen, die er doch so sichtbar in dem Kriege wider die Mohren erfahren hatte«] alles Silber nnd Gold, das [nach Sisaes Plünderung unter Rehabeam Kaki. 14, 261 übrig war im Schatz des Hauses des HErrn, und im Schatz des Hauses des Königs [und erst kürzlich durch die in B. 15 erwähnten Eiulagen einigen Zuwachs erhalten hatte], und gab-s in seiner Knechte sderen er sich als Uuterhändler bediente] Hände, und sandte sie sdiese seine Knechte oder Unterhänd- ler] zu Ben-.Hadad sdem I. dieses Namens], dem Sohn Tabrtmoin des Sohnes Hesioty dem Könige in Syrien, der zu Damaskus wohuete [Kap. 11, 25 Anm.], und ließ ihm sagen: 19. Es ist ein Bund zwischen mir nnd dir, und zwischen meinem Vater und deinem Vater swie unsere beiderseitigen Väter in freundschaftlichem 512 1.Könige 15, 20——34. 16, 1—5. Verhältniß zu einander gestanden halten«, so wollen auch wir, die Söhne, Freundschaft halten]; darum schicke ich dir szur Bezeugung solcher meiner Freund: fchaft gegen dich] ein Geschenk, Silber und Gold, daß du fahren lassest den Bund, den du mit Passe, dem Könige Israel, hast [indem du nicht länger ihn ruhig machen läßt, was er will, sondern durch dein Einschreiten ihn nöthigestL daß er von mir abziehe. . «) Dies Verhalten Afsa’s erklärt stch zum Theil dar- aus, daß durch die den Möhren gclieferte Schlacht seine Armee trotz des Sieges bedeutend geschwächt war, ob- wohl fein Mangel an Vertrauen zu dem HErrn damit keineswegs gerechtfertigt ist. —- ") Ein förmliches Freund- schaftsbündniß zwischen Rehabeam und Abiam einerseits und Hesion und Tabrimon andererseits hatte nicht be- standen; wohl aber halten Salomos beide Nachfolger den Nachkommen Resoirs (Kap. I1, 23——25) kein Hin- dernlß in den Weg gelegt, sich in der Herrschaft von Damaskus zu befestigen und eine eigene Dhnastie zu begründen· Dies ist es, was Assa hier geltend macht. W. Ben-Hadad gehorchte dem Könige Assa [ging auf das von demselben ihm angebotene Freundfchaftsbündniß eins, nnd sandte feine Haupt- leute wider die Städte [im nördlichsten Theil des ReichesJ Israel, und schlug Ijon 12374 Stunden füdwestlich von Hasbeyaj nnd Dan fdas ehemalige Laie Jos. 19, 47]- und Abel-Veth-Maikcha [2. Sam. 20, 14], das ganze Cinneroth [den ganzen Landftrich an dem westlichen Ufer des Sees Ge- nezareth Jos. 19, 35], an [richtiger: sammt] dem ganzen szwifchen jenen Städten und diesem Landstrich gelegenen] Lande Naphthali. 21. Da das Bassa hörete fdaß der syrifche König von Norden her in sein Reich eingefallen fei und es verwüsie], ließ er ab zu bauen Rama [V. 17], nnd zog wieder gen Thirza [seiner Re- sidenz Kuh. 12, 25., urn von dort aus sich besser gegen weitere Einsälle dieses Feindes schützen zu können] 22. Der König Assa aber [der nach Vaezfcrs Abzug von Rama sogleich den Gedanken faßte, das von demselben hinterlassene Baumaterial zum Bau zweier anderen Festungen in jener Gegend zu verwenden, um künftig gegen Einfälle auch fei- nes Widersachers geschützt zu sein und die von Jerusalem nach Norden führende Straße von bei- den Seiten zu beherrschen] ließ erschallen im ganzen Juba: Hie sei niemand ausgenommen sder nicht käme und das Werk ausführen hälfe]. Und sie nahmen die Steine und Holz von Rama weg, da- mit Bassa gebanet hatte; und der König Assa bauete fbefeftigtej damit Geba-Benjamin fvermuth- lich das heutige Dscheba, 1J.z·———3J4 Stunden nord- östlich von Rama, f. Anm. zu Richt. 19, 13 Nr. Z] und Mizpa sitz« Stunde südwestlich von Rama I. Saat. 9, 5 Anm., indem er bei dieser anderen FestunJg zugleich eine Cisterne anlegte Jerem. sit, 9 . Jn Z. Chron· IS, 7—10 wird hierauf erzählt, wie der Seher Hananh ein sonst nicht weiter erwähnter Propbet, jedenfalls aber mit Hanani, dem Vater des Schauers Jehu (Kap. 16, I; 2. Chron. 19, 2), ein und dieselbe Person, dem Assa die Verwerflichkeit feines, ans Mangel an Vertrauen zu dem HErrn mit dem Könige Von Shrien abgeschlossenen Bündnifses und die nach- theiligen Folgen, die daraus für ihn hervorgehen würden, vorgehalten habe und von dem König dafür in das Stockhaus geworfen worden sei. Auch an andern, die mit seinerjHandlungsweife rinzufrieden waren, vergriff sich Assa; zur gerechten Strafe für solche Gewaltthah da er die Füße des Propheten in den Block gelegt hatte, ward er hernach an feinen eigenen Füßen krank (V. 23), suchte aber anch in seiner Krankheit den HErrn nicht, sondern die Aerzte, wandte also je länger je mehr fein Herz von Gott ab. 23. Was aber mehr von Assa zu sagen ist, Und alle seine Macht [wie kräftig und mannhaft er in seinem Regiment, namentlich in der ersten, noch guten Zeit desselben sich erwiesen], und alles, was er szur Herstellung des rechten Gottesdienfies] gethan hat, nnd die Stadte, die er gebanet [be- fesiEgetJ hatt-dgl» L. Chrom 14, »Si- fiehe, das ist geschrieben m der Chromla der KonigeIuda [Kap. 14, 19 Anm. Im Ganzen ist er für einen von den guten Königen des Reiches Jndazu rechnen, und hat auch Heil und Segen von dem HErrn erfahren]; ohne daß er in seinem Alter [feit dem 39. Jahr seines Königreichs Z. Chron. IS, 12] an seinen Füßen krank war [f. Anm. zu V. 22]. 24. Und Assa rntschlief [nachdem diese Krank- heit wegen seiner Abwendung von dem HErrn immer ärger geworden war, im J. 914 v. Chr] mit seinen Vätern, und ward funter den höchften Ehren 2. Ehren. 16, 141 begraben mit seinen Vei- tern in der Stadt David, seines Vaters [Kap. 2, 10 Anm.] Und Josaphat, fein Sohn, ward König an seine Statt [f. Kap. 22, 41 ff] Mit Josaphat bricht die Geschichte der Köni e Judcks einstweilen ab, weil unter diesem die bisherige eindselige Stellung der beiden Reiche zu einander aufhörte und eine Verfebwiigerung der beiderseitigen Königsbäuser ein- trat; in Folge der letzteren aber gerieth das Reich Juba religiös und politisch in die völlige Abhängigkeit vom Reiche Jsrael, und erscheint die Gefchichte des ersteren nur wie ein Anhang zu der des letzteren. VII· V. 25-32. Im Reime Israel folgt aus Ierobcam l. als zweiter leegcnt dessen Sohn Rahab, welcher ganz in dem weg: seines Vaters wandelt und den Einbruch des diesem bereits angedrohelcn Geruhig über sein Hans; bcsrhleunigt diaeh einer ltaum zweijährigen Regierung erregt sein kriegst-berstet Baäfa im Lager vor Gilsclhon eine Uerschwörung gegen ihn, erfrhlägt ihn nnd roltet das ganze bisherige üönigghasis aus, indem er nun selber von dem Thron: lzesih nimmt. 25. Nadab aber, der Sohn Ierobeam’s [Kap. M, 20], ward König über Israel im andern Iahr Assa, des Königs Jnda [V. 9—24., also im J. 953 v. Chr] nnd regierte über Israel knicht volle] zwei Jahr fbis 952J, 26. Und that, das dem HErrn übel gefiel« Nadab, Jerobeam’s Nachfolger, wird mit dessen ganzem Hause von Baösa ausgerottet. 513 nnd wandelte in dem Wege seines Vaters und in seiner Sünde, damit er Israel hatte sündigen ge- macht [indem auch er dem Kälberdienst Kap. 12, 28 huldigte]. 27. Aber Baiisa, der Sohn Ahia, ans dem Haufe [Geschlechte oder Stamme] Jsafrhay machte sim Kriegslager, in welchem er unter den Augen des Königs dessen Heer befehligte] einen Bund wider ihn, und schlug ihn zu Gibethon [einer ur- spriinglich zum StammeDan gehörigen, von Leviten bewohnten und hart an der philistäischen Nord- grenze gelegenen Stadt Jos. 19, 44; 21, 23], welche siedoch gegenwärtig, in Folge der Auswan- derung der Leviten unter Jerobeam 2. Chron. 11, 13 f., übergegangen] war sin den Besitz] der Philister. Denn Nadab und das ganze Israel be- lagerten Gibetholi [um es wieder in ihre Gewalt zu bekommen, da die Stadt von großer Wichtigkeit war für die Sicherheit des Zchnstämincreichs gegen Süden Katz. 16, 15 ff.]. 28. Also tödtete ihn Vaiisa [mit Hilfe seines Anhanges] im dritten Jahr Assa, des Königs Iuda [952 v. Chr.], nnd ward König an seine Statt. 29. Als er sBaesaj nun König war, schlug er [um des Thrones sich zu versicherm wie ja im Morgenlande Emporkömmlinge von jeher das ge- than, daß sie zu ihrer Befestigung in der Königs- würde die Familie ihrer Vorgänger ausrotteten] das ganze Hans Ierobeam, und ließ nicht über etwas, das den Odem hatte von Ierobeam, bis er ihn sin allen seinen Nachkommen] vertilgtez [das that er, wenngleich sich dessen nicht bewußt] nach dem Wort des HErrm das er [der HErrJ geredet hatte durch seinen Knecht Ahia von Silo sKan 14, 7 ss.]; 30. Um der Sünde willen Ierobeam’s, die— er that nnd damit Israel sündigen trachte, mit dem Reizen szum ZoruL damit er den Hist-in, den Gott Israel, erznrnete. 31. Was aber mehr von Nadab zu sagen ist, nnd alles, was er [während seiner nur kurzen Re- gierung zur Befestigung des Kälberdienstes im Reiche Israel] gethan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronika der Könige Israel [Kap. 14, 19 Anm.]. 32. Und es war Krieg zwischen Assa und Baösa dem Könige Israel, ihr Lebenlang sdee schon früher bestaudene Kriegsstand der beiden Reiche dauerte unter Assa aus der einen, und Nadab und dessen Nach- folger Baösa auf der anderen Seite fort] VIII« Do. 33——Nap. 16, 7. Auch Wasser, der Stifter der zweiten Vynaslie ini iteiclse Israel, setzt die Sünde des Kälberdienstes fort und verwirlit damit dasselbe Straf— nrtheil Tiber sein Haus, das Ierobeam über das seine durch Reizung des göttlichen Zorues heraufbeschmoren nnd das er selber dnnh Gottes Leitung, aber ohne Gottes Auftrag, an diesem hause vollllremt hatte. — »Hu verwun- dern isl die iberliehriheit nnd Dummheit der KönigeIlsraels: sie» hatten gesehen, daß wegen des Kälberdienstes die Haus-r ihrer Vorgänger durch Gottes Veranstaltung aus- Däcbseps Bibelwetb gerottrt wurden, ja sie selbst hatten diese Häuser ausge- rottet; und doch dienten sie ganz in derselben weise den Liälberu und hielten ihr voll: vom Besuch des Tempels in Jerusalem ab. Kber der Teufel verblendete he und ihre tijerrschsumt machte sie zu scharen, und immer wurde einer dem andern sein Scharfrichter.« 33. Im dritten Jahr Assa, des Königs Iuda [d. i. im J. 952 v. Chr] ward [wie wir im vorigen Abschnitt gesehen V. 27 ff.] Basses, der Sohn Ahn, König über das ganze Israel zu Tbirza [der damaligen Residenz der israelitischen Könige Kap.12-25- Vgl·Kap.16- 241 vier und zwanzig Jahr [bis zum J. 930, also streng genommen nur 22 Jahr, s. Anm. zu Kap. 12, 24], 34. Und that, das dem HErrn übel gefiel, und wandelte [indem er gleichfalls ein Anhänger des Kälberdiensies Kap. 12, 28 war] in dem Wege Ierobeams nnd in seiner Sünde, damit er Israel hatte sündigen gemacht. Baissa nahm auch Jerobeams Politik, das nördliche und südliche Reich von allem Verkehr mit einander ab- zusperren und so den Uebertritt von Unterthanen des ersteren in das damals unter Assa’s thcokratischer Re- gierung sich so wohl besindende Nachbarreich zum-thin- dern, durch die Befestigung Rama’s wieder auf, welches Werk freilich durch die von Assa zu Hilfe gerufe- nen Syrer vereitelt wurde (V. l7 ff.). Kuh. 16, I. Es kam aber [etwa um das J. 938 v. Chr» als in seiner bisherigen, fast fünf- zehnjährigen Regierung Baösa genugsam seinen widergöttlichen Sinn an den Tag gelegt und sein inneres Wesen so zu sagen ausgeboren hatte] das Wort des HErrn zu Iehn, dem Sohne sjenes Se- hers] Hanani sden König Assa von Juda hatte in’s Blockhaus werfen lassen 2. Chron. 16, 7 fs.], wider Butsu, und sprach sie: ähnlicher Weise, wie einst Ahia von Silo dem Jerobeam das Gericht Gottes hatte verkündigen niüssen Kaki. 14, 7 ff. —— denn der Ein- förmigkeit in dem Thun und Treiben dieser israelitischen Königsgeschlechter entsprach am besten eine gewisse Ein- tönigkeit in den Aussprüchen der Propheten des HErrnL 2. Darum, daß ich dich ans dem Staube er- hoben habe, nnd zum Fürsten gemacht über mein Volk Israel, und du wandelst in dem Wege Iero- beam’s, and machest mein Volk Israel farbigen, daß du mich erzürnest durch ihre svon dir ange- stiftete] Sünde; Z. Siehe, so will ich die Nachkommen Vaitsa, und die Nachkommen seines Hauses wegnehmen, nnd will dein Haus sehen, wie das Haus Ierobeam, des Sohnes Nebat 4. Wer Von BaösaPs Nachkommen] stirbt in der Stadt, den sollen die Hunde fressen; nnd wer von ihm stirbt auf dem Felde, den sollen die Vögel des Himmels fressen. 5. Was aber mehr von Baissa zu sagen ist, und was er gethan hat, und seine Macht sdenn allerdings bewies er sich sonst, abgesehen von seiner untheokratischen Gesinnung, als einen strebsamen, thatkräftigen Regenten, gleichwie seiner Zeit Iero- 514 1. Könige IS, 6-—24. beamL siehe, das ist geschrieben in der Chroaita der Könige Israel [Kap.14, 19 Anm.]. Wie sehr werden durch diese Weise der heil. Geschichiss schreibnng, welche die verschiedenen Fürsten, von denen sie erzählt, nur nach ihrem Verhältnis; zu dem HErrry ihrem Gott, in’s Auge faßt, ihre natürlichen Gaben und Kräfte aber flir nichts achtet, wenn jenes Verhältniß von verkehrter Art war, diejenigen gerichtet, die sich fiir gute Christen achten, weil sie manche Vorzüge und Tu- genden an sich tragen, von einem lebendigen Glauben an den HErrn Jesum Christum aber und von unbeding- ter Hingebung an sein Wort und seinen Geist nichts wissen mögen! Sie sollten daraus merken, was für ein Urtheil der, der da znkiinftig ist zu richten die Leben- digen und die Todten, einst über sie fällen wird; aber Gottes Wort gilt eben ihnen nichts, darum auch alles, was in der Schrift geschrieben steht, umsonst ist, sie zur rechten Erkenutnißhiu bringen. d. Und Badsa süber welchen das Gericht erst nach ihm, in seinem Sohne Ela B. 9·f., herein- brechen sollte] entschlies mit seinen Vatern, nnd ward begraben zu Thirza Und sein Sohn Ela ward König an seine Statt. » 7. Auch smiissen wir, ehe wir m der Ge- schichtserzählung weiter gehen, noch einem Miß- verständnis; vorbeugen. Jn V. 1 ff. wurde näm- lich gesagt-J das Wort des HErru taai durch den Propheten Zehn, den Sohn Heimat, aber Baesa und aber sein Haus, and wider alles·Uebel, das er that vor dem Hksjrrm ihn zu exzuraeadurch die Werke seiner Haade, daß es wurde wie das Haus Jerobeamz und sdas ist denn so gemeint, daß solches Strafurtheil auch] darum sliber ihn ergingL daß er diesen [den Jerobeam, in seinem Sohne Nadabs erschlagen hatte. Niemand fasse also das Wort des HErrn an jener Stelle: »Jch habe dich aus dein Staube erhoben nnd zum Fürsten gemacht über incin Volk Israel« so aus, als habe der HErr selbst zu seiner Empörung und zu dem) was er an Jcrobeams Hause that, ihn berechtigt; Baösa handelte vielmehr ohne göttlichen Auftrag und lediglich iin Dienst seiner Selbstsucht, nur daß der HErr auch das Böse, was die Pienschen thun, unter seiner Gewalt nnd Leitung behält. 2. Sinn. 24, 1 Anna. Das 16. Kapitel. Von vier Königen in Israel: Ein, 8in1ri, tlmri und Elsas. Hv- V. 8—14. In Ela, Dritt Sohn: Kadmus, besteigt ein zweiter lladab (s. Abschnitt ««1l.) den igraclltisairn Königsthron: dieselben Rcgierangggrundsiitzh dieselbe Re- gicrunggzrth dieselben Siindeit nnd dieselben Gerichte. Das Herr liegt wieder, wir vormals unter rladaltz zur Belagerung vor der Stadt Eil-eilten; mir befindet sich Ela nicht ebenfalls dort, im lfericgslageiz sondern ist oou seinem Schloßhauptittairti Krza absichtlich zu einem Trlulegelag nach Thlrza geludert. Da dringt dag Haupt der verschmorcnrin stinkt, der Oberste über die eine Hälfte der; tlirieggmageth mit seinem Anhang-c in das Hang des in die Sache cingcmcihcicn Krza ciu und srhliigt den trunlieiicn König danieder; als er uan den Thron in Besitz geriet-taten, rottei er. Baösad ijatio aus mit Slunips nnd Stiel. 8. Im sechs und zwanzigsten Jahr Affe, des Königs Juda [d. i. gegen Ende des J. 930 v. Chr. G.], ward Eta- der Sohn Wasser, König über Israel zu Thirza snicht volle] zwei Jahr sbis etwa in die Mitte d. J. 929 v. Chr. G., s. V. 1o]. s. Aber sein Knecht Simri, der Oberste iiber die Hälfte der sKriegs-] Wagetymachte svom Kriegs- lager vor Gibethon aus, wo das Heer sich da- zumal befand V. 15 f.] einen Band wider ihn. Er aber war zu Thirza, trank- uad war trunken im Hause Arza, des Vogts sPalastpräfecten oder Schloßhauptmanns Kap. 4, 61 zu Thirza swctchcr mit Simris Absichten bekannt war und den König zu einem Gelage in seinem Hause eingeladen hatte, damit das Werk ohne Aussehen und Widerstand ausgeführt werden könnte]. 10. Und Simri kam [mit den übrigen Ver- schworenen] hinein [in Arzcks Haus], und schlug ihn sden EIaJ todt im sieben und zwanzigsten Jahr såssmt des Königs Judaz und ward König an seine at O 11. Und da er König war und aus seinem Stuhl saß [die Herrschaft schnell an sich gerissen hatte, ehe man von dem Vorgefallenen etwas im Kriegslager vor Gibethon erführe], schlug er das ganze Haus Baösa, nnd ließ aicht über auch den, der alt die Wand pisset sirgend ein männliches Glied der Familidz dazu seine Erben und seine Freunde [genauer: weder seine Blutsverwatidte oder Löser, die in seine Rechte hätten treten und seinen Tod rächen können Rath 2, 29 Anna, ließ er leben, noch seine Freunde, die nur in entferntereni Ver- waridtschaftsverhältniß zu dem Hause standen, so daß iiäso 2Sqirnri noch weiter ging als seiner Zeit Bacszsa Kap. 12. Also vertilgte Simri das ganze Haus Baiåsa, nach dem Wort des HErriy das er über Baösa geredet hatte, durch den Propheten Jehu [V. 1 ff» wenn auch ihm selber dies Wort unbekannt war und er nur uach den Eingebungen seines sleischlii chen Sinnes handelte, nicht auf Antrieb des Geistes Gottcssz 13. sDoch ließ der HErr es also kommen] Um aller Sünden willen Baösa and seines Sohnes Ein, die sie thaten und Israel siindigeu machten, den HErrn, den Gott Israel, zu erziiraen durch ihre Abgötterei wörtlich: durch ihre Richtig- keiten, nämlich die Stier-Jehovabilder, deren Dienst sie hegten und pflegten]. 14. Was aber mehr von Ela zu sagen ist, und alles, was er gethan hat, siehe, das ist ge- schrieben in der Chroaila der Könige Israel [Kap. 14, 19 Anm.1. Der HErr hat in der That das Haus Vaäsals ge« macht, wie das Haus Jerobeam’s, des Sohnes Nebat (V. 3). Denn wie Rahab, der Sohn Jerobeain’s, nur 2 Jahr regieret hat (Kap.15, 25), so regierte Ela, der Sohn Baöscy auch nicht länger; wie jener in einer Ver- schwöruiig seines Kriegsobersten mit dern Schwert um- gebracht ward (Kap. 15, 27), so auch dieser. Es ist, Ein, Baäscks Sohn, von Sirnri ermorden Dieser, von Amri bedrängt, tödtet sich selbst. 515 wie Abarbauel bemerkt, eine wunderbare Gleichheit zwi- Jerobcam und Wasser, sowohl in ihrem Leben und in ihrem Tode, als auch in Ansehung ihrer Söhne und ihres Geschlechtes W« v. 15—22. Die Herrschast Simrks ist nur von sehr kurzer Dauer; denn als die Uaehricht von dem tüönigsmorm den er zu Thirza an Cila begangen, iu’s Eager bei Gibethon gelangt, zieht das Heer unter Jtmri von dort heran nnd belagert ihu in dieser seiner Ren— dem. Um nicht in die tjäiide seines Feindes zu fallen, verbrennt er sieh in der königlichen Hosburgz aber Ztmri ist leicht sogleich der allgemein anerkannte neue König, sondern ein Theil des Voll-es hitugt Thibni, dem Sohne Ginath, an, so daß jetzt vier Jahre lang zwei Könige im Reiche Israel bestehen, bis Thibni stirbt. 15. Jm sieben und zwanzigsten Jahr Assa- des Königs Juda [d. i. im J. 929 v. Chr.], ward Simri König sieben Tage zu Thirza sohne jedoch damit im ganzen Lande, namentlich von Seiten des Heeres, schon anerkannt zu sein] Denn das Volk lag vor Gibethon der Philister so« d» in dem Be 1tz der Philister bcsindlichen Stadt Gibethon an der südwestlichen Grenze des Reichs, deren Belage- rung Ela wieder aufgenommen hatte, nachdem sie sein Vater Baösa einst aufgegeben Kap. l5, 27]. is. Da aber das Volk im Lager hörete sagen, daß Simri szu Thirzas einen Bund gemacht, nnd auch den König erschlagen hatte; da machte ganz Israel [soweit es eben unter Waffen stand] dessel- ben Tages [wo die Nachricht von dem Vorgefalle- nen in’s Lager drang] Amt, den Feldhauplmanty zum Könige über Israel im Lager. Vermuthlicis hatte Simri den Königsmord bei Ge- legenheit einer, von Amt, dem Oberbefehlshaber der Armee, der die Belagerung von Gibethon leitete, an den König zu überbringendeii Botschaft ausgeführt. 17. Und Amri zog herauf und das ganze Israel mit ihm von Gibethon, nnd belagerteu Thirza [um des Simri sich zu bemächtigen] is. Da aber Simri sahe, daß die Stadt sollte genommen werden [er sie nicht gegen die Belagerer halten könnte], ging er in den Palast im Hause des Königs sin die Citadelle der aus einer Menge von Gebäuden bestehenden königlichen Hofburg 2. Kön 15, 25], und verbrannte sieh sämtlich, wie es 51 Jahr später Sardanapal bei der Belage- rung Ninive’s durch Arbaces that Z. Kön. 15, 20 Anm.] mit dem Hause des Königs, und starb [nach- dem er, wie in V. 15 gesagt, nur 7 Tage die Königswürde bekleidet hatte], 19. [Er mußte aber ein solches Ende mit Schrecken nehmen] Um seiner Sünde willen, die er gethan hatte, daß er that, das dem HErrn übel gefiel sindem er den Köntgsmord beging, wenn auch dieser andererseits als eine Erfüllung des gött- lichen Strafurtheils über Baizsa und sein Haus anzusehen ist V. 15 f.], und wandelte [wie sich ia den wenigen Tagen seines Regiments deutlich ge- nug offenbarte] in dem Wege Jetobeams und in seiner Sünde, die er that, daß er Israel simdigen i machte [denn je mehr ihm daran lag, sich das Voll! günstig zu stimmen, desto mehr suchte er seinen Eifer für den, nun einmal gang und gäbe gewordenen Kälberdienst an den Tag zu legen]. 2 Was aber mehr von Simri zu sagen ist, und wie er einen Bund machte [den, von welchem in V. 9 ff. die. Rede war], siehe, das ist geschrie- ben in der Chronika der Könige Israel [Kap. 14, 19 Anm.]. 21. Dazumal [als Thirza nun eingenommen und Simri in den Flammen, die er selber über sich angezündet, untergegaugen war V. 18] theilte sich das Volk Israel in zwei Theile. Eine Hälfte hing an Thibni, dem Sohn Ginath svermuthtich einem andern, ebenfalls beim Heere beliebten Feld- herrn], daß sie ihn zum Könige machten; die an- dere Hälfte aöer an Amri fund hatte sie diesen bereits im Lager vor Gibethon zum Könige aus- gerufen V. 16]. » 22. Aber das Volk, das an Amri hing, ward starker, denn das Volk, das an Thibni hing, dem Sohn Ginath. Und Thibni starb snachdem er 4 Jahre lang. von 929——925 v. Chr» dem Amri als Gegenkönig gegenüber gestanden — ob eines gewaltsamen oder natiirlichen Todes, läßt sich nicht bestimmen]; da ward Amri [alleiniger] König. FU- d). 23——28. Jlls Amri durrh den Tod seines Uebenbuhi lers die Jllleinherrschaft erlangt hat, baut er sieh an Stelle des niedergebraiiuten Sturm, wo er bisher regierte, eine Residenz auf dem von Seiner erlinuften Berge und nennt sie nach dessen tlatnen Samaricn Er trieb es in Be· giinstigung des Stierdielistes ärger, denn alle seine bor- giingerz und als er nach einer, iinGauzen zmölfjiihrigen Regierung starb, war bereite der Grund gelegt zn all’ dem Verderben, das durch Maus, seines Sohnes und tiarhfolgers Haus über Israel hereiubrechen sollte. 23. Jm ein und dreißigsten Jahr Assa, des Königs Juda [oder im J. 925 v. Chr.], ward Amri [alleiniger] König über Israel [und zwar, wenn man die 4 Jahr, wo Thibni ihm als Gegen- könig zur Seite stand V. 21 f., mit in Anrechnung bringt, etwa] zwölf Jahr [bis zum J. 918 v. Chr-J, und regierte zn Thirza sechs Jahr sbts 923]. 24. Er kaufte aber snachdetn er Alleinherw scher geworden war] den [2»»X2 Stunden westlich von Thirza und eben so weit nordwestlich von Sichem, in einem Bergkessel von etwa 2 Stunden Durchmesser, gelegenen] Berg Samaria von sdessen Befitzers Semer sder vermuthlicls einen Weinberg daraufhattej um zween Centner Silber [5286 Thlr.], und bauete sHäuser und einen königlichen PaIastJ auf den Berg, und hieß die Stadt, die er bauen, nach dem Namen Seiner, des Berges sbisherigens Herrn, Samatia svielleicht um ihn wegen seiner Ge- wisscnsbedcnkem die er anfangs dem angebotenen Ver· kanf um des Verbotes Z. Mos 25, 23 willen entgegen— stellte Katz. 21, 3., damit zu bcschivichtigem daß ja aus diese Weise sein Name an dem Berge haften bleibe] 33« 516 I. Könige 16, 25——34. 17, 1. Samaria ist denn von da an die Hauptstadt des Zehnstämmereichs und die Residenz seiner Könige geblie- ben bis zum Untergange des Reichs nach feiner Erobe- rung durch Salmanafsar (2.Kön.18, 9 ss.); was her- nachmals aus ihr geworden, werden wir seiner Zeit ausführlicher bemerken. Jetzt heißt der Ort Sebustiyeh nach dem Namen Seh-state, den Herodes der Große zu Ehren des Kaiser Augustus der Stadt gegeben hatte, und besteht nur in einem elenden Gehöst von einigen wenigen armfeligen Hütten, von einer Rotte Taugenichtfe bewohnt, die selbst unter ihren rohen Landsleuten als Spitzbuben übel berüchtigt sind — eine buchftäbliche Er- füllung der WetffagungMtcha l, 6 vgl. Hof. 7, 1 f. dienst geradezu zur Landes-Religion erhob Kap. 30 ff» vgl. Mich« e, W. 26. Und wandelte in allen Wegen Jerobeam, des Sohnes Nebat, nnd in feinen Sünden, damit er Jsrael sündigen machte, daß sie den HErrn, den Gott Israel, erziirneten in ihrer Abgötterei smit ihren nichtswürdigen Götzen V. 13]. 27. Was aber mehr von Amri zu sagen ist, und alles, was er gethan hat, und seine Macht, die er geübet hat [da er fonst allerdings, gleich Dnrch die Reste eines Triumphbogens auf der Weftseite eintretend, hat man das Dorf bei 70 Fuß oberhalb des krummen Steilpfades an der Oftseite vor sich; dort aber ragt hoch über den Rand des Berges die Ruine der von der Kaiserin Helena erbauten Kirche Johannis des Täufers e1npor, der nach einer durchaus unbegründeien " Sage hier enthauptet oder doch begraben worden sein foll; neben dem Grabmal des Johannes zeigte man aber früher auch die Gräber des Elifa und Obadja. Der ganze Berg, dessen Höhe eine prachtvolle Rundstcht weit und breit darbietet, ist fruchtbar, bis oben hinauf bebaut, und etwa in der Mitte des Abhanges von einer schmalen Terraffe ebenen Bodens wie von einem Giirtel umgeben. 25. Und Amri that, das dem HErrn übel gefiel, nnd war ärger fin Beförderung des falschen Gottesdtetistesh denn alle sfünf Könige], die vor ihm gewesen waren [so daß Ahab fchon alles vor- bereitet fand, als er nachher den Baals- und Astarte- Jerobeam und Va'e"fa, als einen thatkräftigen und tüchtigen Regenten sich erwies V. 5; Kap. 14, 19], siehe, ldas ist geschrieben in der Chronika der Könige Jsrae . Aus Katz. 20, 34 geht hervor, daß Amri in Krieg verwickelt wurde mit Benhadad I. von Syrien und die- fem nicht nur mehrere Städte (darunter wohl auch Ra- moth in Gilead Kuh. 22, Z) abtreten, sondern auch die Erlaubniß einräumen mußte, in seiner neuerbauten Re- sidenz Samaria Bazars oder Handelsäliiederlagen ein- zurichten, die eine ganze Gasse einnahmen. 28. Und Amri entschltef mit feinen Vätern, und ward begraben zu Samaria Und Ahab, sein Sohn, ward König an seine Statt. VIII« V. 29—34. Mit der Thronliefteignng Ahab’s, des siebenten Königs; im Zehnstämmetetrtk kommt der sehen von seinem hatte Jlmrt angebahnte Wendepnniet zum Sryltmmerem da der ideale— nnd Jlllartedieull förm- Amri baut Samaria. — Sein Sohn Ahab führt den sidonischen Baalsdiensi in Jsrael ein. lich zur Staatsreligioir erhoben wird, in Folge feiner verheiralhung mit Jst-del, der Gorhter des phduizisetjeii iiidnigs Gthhaah zum Zdurrhhrnrhsp Zuglerch sallt in die erste Zeit der Regierung dieses iüoliigs ein Ereigniß, da- durch sieh Siosuan ehemaliger Fluch iiber den, der Iericho zu einer Heilung mit Mauern, Ghoren und Ghiirmen wiederherstellen würde, erfüllte. 29. Jm acht und dreißigsten Jahr Assa, des Dritten] Königs sdes Reiches] Juda [Kap. 15, 9—24; 2. Chron. 14, 1 —- 1S- 14J, ward Ahab, der Sohn Amri, König über Israel; und [er] re- gietete über Israel zu Samaria [der von seinem Vater erbauten neuen Residenz V. 24, in welcher er sich einen kostbaren, mit Elfenbein ausgelegten Palast herrichten ließ Kap. 22, 39] zweiundzwanzig Jahr [oon 918——897 v. Chr] 30. Und that, das dem HErrn übel gefiel, über [mehr als] alle, die vor ihm sRegenten über Israel] gewesen waren. 31. Und war ihm ein Geringes sbegnügte er in seinem gottlofen Sinn sich nicht damit], daß er wandelte in der Sünde Jerobeam, des Sohns Nebat [indem er etwa blos die von diesem einge- führte Verehrung Jehova’s unter Stierbildern, den sog. Kälberdienst Kap. 12, 30 Anm., weiter fortgepflanzt hätte, obgleich das schon greulich und verderblich genug gewesen wäre, sondern er wollte des Unheils noch mehr anrichteuL Und nahm dazu [in gänzlicher Mißachtung des göttlichen Verbots 5.Mos. 7, 3 f., gleich als müßte er srch und sein Volk mit Gewalt in den tiefsten Abfall von dem lebendigen Gott hineinstürzen] Jsebeh die Tochter Ethbaah des Königs zu Zidon [genauer: zu Tvrus in Phönizien 2. Sam. 5, 11 Anm.], zum Weibe, nnd ging [dieser, eines Götzeupriesters und Königs- mörders würdigen Tochter zu Gefallen] hin, und dienete [geradezu dem sidonischen Götzen] Paul, und betete ihn an sals seinen Gott], 32. Und richtete Baal einen Altar [nebst ver- schiedenen Säulen 2. Kön. 3, 2; 10, 26 f.] aus im Hause Baal, das er ihm suach dem Mnster des in Tyrus, dem Hauptsitze des Baalsdienstes vor- handenen prachtvollen Tempels] bauete zu Samarim 33. Und machte einen [der Asiarte, der weib- lichen Naturgottheit der Cananiter und Phönizien getveihetenJ Hain [in welchem alle Greuel und Scheuel des heidnischen Götzendienstes getrieben wurden 5. Mof. IS, 21 Anm.], daß [also, wie vorhin V. 30 gesagt] Ahah mehr that, den Osten, den Gott Jsraeh zu erzurnen, denn alle Konige Israel, die vor ihm gewesen waren kdeuu durch Ver- tilgung der Altäre Jehova’s und Verfolgung seiner Pro- pheten und durch Anstellung von 450 Vaalss und 400 Astartesspriestern Kap. 18, »13. 19; 19, 10 sorgte »Jsebel mit allem Naehdruck zugleich dafür, daß das bei Hofe eingeführte Heidenthum auch zur Religion des ganzen Landes erhoben w de] i 34. Zur selben Zeit [wo Ahab in der vor- beschriebenen Weise sein Wesen trieb] bauete sso recht zum thatsächlichen Beleg, wie weit die Ver- achtung Gottes und seines Worts in Israel be- reits vorgeschritten war, aber auch zum Zeichem daß der HErr stch nicht läßt spotten] Hiei [ein] von Bethcl [Kap. 12, 29 gebürtiger Baumeisteu auf Befehl des Königs, der den Uebergang über den Jordan durch eine Festung decken wollte, das an der südöstlichen Grenze des Reiches gelegene, zum Stamme Benjamin gehörige] Jericho [in der von Josua so scharf verpönten Weise Jos. 6, 26 Anm. weiter aus] Es kostete [denn zur gerech- ten Strafe für ihn, der zu einem widergöttlichen Werke sich brauchen ließ, und zur ernsten War- nung für Ahab, den seiner Zeit ebenfalls ein schwe- res Gericht treffen würde, wenn er nicht abließe, den HErrn zu erzürnen] ihn seinen ersten Sohn Abiram, da er den Grund [der Festungsmauernj legte, und seinen jüngsten Sohn Segub, da er die Thüren fehle [den Ausbau mit Errichtung der Stadtthore beschloß- mitten inne zwischen jenem Anfangs- und diesem Endpunkte aber starben auch seine übrigen Kinder dahin]; nach dem Wort des HErrn, das er san der vorhin angeführten Stelle] geredet hatte durch Josua, den Sohn Nun. Das 17. Kapitel. Ecia in der Theurung non Raben gespeiseix weoket zu Zarpaih einen Todten auf. stillt« to. 1—6. wie die ansgestrerlite Hand Gottes, die un« oersehens selbst in den Gang der Dinge eingretst, um ihm eine andere Richtung zu gehen, so tritt mit einem Male, als Jihati schon eine geraume Hielt regiert und, »was sein herrschsüchtig» und ihren Golzen fanaliskh ergelsenes Welt) ihm eingegebeitz zum großen verderben des Volkes duckt)- gefährt hat, der srlrophet Glias von Ghislse auf und verkündet dem gottlosen tühttig das Straswunder einer jnhrelangen Mitte, worauf er auf Gottes Geheiß nach dem Bache Grith in die Verborgenheit sikh zurüenzieht und dort wunderbar von Raben seinen Bedarf an Brod und Fleisch zngetrageii erhält. 1. Und es sprach [im Frühjahr 909 v. Chr.G., als dem König im Reiche Jsrael alles zu gelin- gen schien, was er angefangen, Handel und Wandel durch die Verbindung mit dem phönizischen Reiche einen bedeutenden Aufschwung genommen und die Erde die ganze Zeit daher reichlich ihr Gewächs gebracht hatte] Elia shebn Elijahu oder Elijsk d. i. »Mein Gott ist der HErr« Kap. 18, 39., nach andrer Auslegung: »meine Stärke ist der HErr«]- der Thisbiteu aus den Bürgern Gilead [oon Thisbe in Ober-Galiläa, südlich von Kedes, woher auch Tobias Tob. 1, 1 stammte, gebürtig, der aber dort nicht mehr wohnte, sondernals Fremdling im Lande Gilead, jenseit des Jordan, sich aushielt] zu Ahab« fvor den er unerschrockenen 517 518 Muthes, getrieben von dem Geiste Gottes, hintrat]: So wahr der HEry der Gott Israel, lebet, vor dem ich stehe sdeß Diener und Prophet ich bin Kap- 1- 2], es soll diese [nun folgenden] Jahre weder Thau noch Regen kommen, ich sage es denn [damit du sammt dein von dir verführten Volke erkennest, daß der Gott Jsraels noch Herr ist im Lande und die auf den Abfall von ihm gedrohte Strafe 5. Mos 11, 6 f.; 28, 23 f. nicht ausbleibt] Wie aus den Wolken gefallen, einem Blitze Gottes vergleichbar. wie ein leuchtender Feuerbrand, von Jehovcks Hand geschleudert, so tritt dieser Mann in das grauen- volle Nachtstück ein: ohne Vater, ohne ElJiutter, ohne Geschlecht, wie Melchisedek (Hebr. 7, 3). Da steht er, mitten in der Nacht, mit seinem Gott allein in weiter Welt, das einzige Salzkorn fast in der allgerneilien Fäulniß, der einzige Sauerteig, der den ganzen Teig durchsäuern soll; und daß man gleich crsahre, wer ·er sei, so beginnt er seine Laufbahn fast wie ein Gott, mit einer unerhörten Glaubensthah indem er im Namen seines HErrn den Himmel verschließt über Israel und das Firmament in Erz nnd Eisen wandelt· Gott Lob! nun ist die Nacht so schauerlich nicht mehr, denn ein Mann Gottes steht darin, und das macht sie heimlich, als wär der Mond darüber aufgegangen. (F. W· KrummacherJ Auf wunderbare Weise vereinigt sich in diesem mächtigen Gottesmanue ein einsames Leben im lange dauernden, Verborgenen, beschaulichen Umgange mit Gott, und eine nach außen hervorbrechende, wahrhaft riesige Thatkrafh vermöge deren er wie Gottes persönlichftcr Stellvertreter handelt. Die Geschichte dieses Wiederherstellers der Re- ligion erinnert in Vielen Zügen an das Leben ihres Stifters Muse: seine Flucht in die Wüste, sein Leben in der Verborgenheit, Gottes nahe: Umgang mit ihm, dessen Herrlichkeit auch an ihm vorüberzieht, seine gewaltfame Ausrottung des Baalsdienstes seine vielen großen Wun- derthaten, sein außerordentliches Ende; auch darin, daß die Kraft Gottes wie unmittelbar aus ihm sich kund- giebt, ohne daß es der gewöhnlicher: Vern1ittelungen, wie bei den übrigen Propheten, bedarf. fv. GcrlachJ Wir sehen in der Geschichte heiliger und göttlicher Men- schen gewöhnlich nur ihre Vortreffliehkeih nur die Muße- rung und Wirkung ihrer Kraft; aber wie sie dazu ge- kommen sind, was es ihnen gekostet hat, das zu werden und das zu erlangen, das sehen wir gewöhnlich nicht. Und wahrlich, im Schlaf und Traum wurden sie nicht, was sie waren, und erlangten sie nicht, was sie hatten; es erforderte Zeit, und kostete ihnen den heißesteu Kampf und die schwerste Arbeit der Seele. Sie hatten nicht den Grundsatz, der Aufklärer der gegenwärtigen Zeit, daß man erst die ganze Welt auftlären müsse und zuletzt sich selbst; sondern umgekehrt, daß man mit der Aufklärung und Besserung znallererst bei seinem eigenen Herzen und Verstande anfangen müsse, ehe man sich um andre bekiimrncrn könne, und hielten überhaupt dafür, daß, wenn einer etwas geben wolle, so müsse er zuvor selbst etwas haben, und ehe einer auf andere wirken und an- dere bilden könne, müsse er zuvor selbst etwas sein. Das giebt Altffchltiß genug, warum solche Menschen, ehe sie öffentlich aufiratem einen betriichtlichen Theil ihres Lebens von der Welt fern, in einsamer, unbekannter Stille,, zu- brachtcu.—— So wahr der HErr, der Gott Jsrael lebet, vor dem ichstehe, es soll dieseJahre we- der Thau noch Regen kommen: man denkt gewöhn- lich, Elias habe eine besondere Offenbarung von Gott gehabt, daß er so reden und handeln sollez aber mir däucht, in der Geschielste selbst ist kein Grund zu einer solchen Ansicht der Sache vorhanden. Jch glaube viel- mehr, Elias habe dieses, ohne desfalls einen Auftrag 1. Könige 17, 2——6. und Befehl von Gott zu haben, als für sich gethan, in seiner Erkenntniß, daß er recht heilig, zur Heiligung des Namens Gottes und zur Wohlfahrt seines Volks handle, nnd im gewissen Glauben, Gott werde sein Wort er- füllen; es war ein Glaubensworh eine Glaubens- that. Die Schrift führt das an, wenn sie beweist, daß das Gebet des Gerechten viel vermag, wenn es ernstlich ist (Jak. 5, 16 fs.). Ohne Zweifel hatte der Propbet, ehe er aus seiner Verborgenheit hervortrah viel und lange darüber gedacht, wie doch dem immer allgemeiner, immer rettungslofer werdenden Verderben zu steuern, wie doch das Volk zur Erlenntntß und Anbetung Jchovcrs zu- rückzubringen und der Götzendienst in Israel zu stürzen sei. Und da er wußte, daß mit keiner ruhigen Verkün- digung der Wahrheit, mit keiner Belehrung, keiner Er· Mahnung und überhaupt mit keiner Güte, bei dieser Lage der Dinge, nur das mindeste zu wirken war; da cr erkannte, daß Wohlthat und Uebersluß für jetzt das größte Uebel und Gottes Segen in irdischen Dingen siir jctzt ciue Strafe Gottes über das Volk sei, daß über- haupt nur die höchste Noth diesem Geschlecht ein Ohr und ein Herz für die Wahrheit geben könne (und die Zeit da sei zur Erfüllung der göttlichen Drohungen im Gesetz 5. Mos 11, 6 f.): so betete er betend, wie es wörtlich in Falk. 5, 17 heißt, d. h. mit dem mächtigstcn Ernst, Gott möge Thau und Regen, wovon die Frucht- barkeit des Landes Canaan noch mehr als die anderer Länder abhing (5. Mos 11, 12 Anm.), zurückbehalten und Jammer und Elend in Israel konimen lassen, zu Jsraels Besserung; und als er riet sich überzeugt war, daß er das nach dem vollkommenen Willen Gottes gebeten habe, und der göttlichen Erhörung gewiß war, da ging er zu Ahab und sagte ihm: Es soll diese Jahre weder Thau noch Regen kommen. Jch sage es denn, spricht der Propbet. Er sagt nicht: Jehova gebiete und gebe es denn; er bindet es vielmehr au seinen Willen, an feine Macht, an sein Wort. Und das thut er nicht zu seiner eigenen Ehre und Verherrlichurig — daran ist bei einem solchen Ojltanne nicht zu denken, und Ahab war ein viel zu schlechter Mensch- alsdaß Elias hätte wünschen können, von ihm geehrt zu werden ———, nein, er that das zu dcsto niehrerer Verherrlichung Jehovas Es ist, als ob er dem Könige sagen wollte: Du sollst es für jetzt nur einmal mit mir zu thun haben, dem geringsten der Kliechte des HErrn. Er setzt steh damit gleichsam dem Könige zu einem Gott (2. Mos. 7, 1), sagt ihm damit stillschtveigendx Jehova ist ein so herr- licher Gott, und so wahrhaftig allein Gott, daß er dein und deines Volkes Schicksal, dich mit allen deinen Knech- ten und Götzen und Götzenpriesterii in meine Hand, in die Hand des— geringsten seiner Diener, gegeben hat; du sollst dich nicht nur vor ihm, du sollst dich anch noch vor seinem Knechte beugen müsseu, wenn du an mir inne geworden bist, daß kein Gott ist außer Jehova. (Menken). Und was Elia so aus göttlicher Gewißheit heraus geredet, es geschieht; der König und seine Hof· leute mögen wohl erst der Drohung gelacht haben, aber siehe, es geschieht. Es wird Abend und wird Morgen, aber es fällt kein Thau; die blühenden Gesilde Sama- rtens fangen an sich zu entfärben Man hofft auf den Beginn der Rcgenzeih aber umsonst: der Himmel wölbt sich Tag für Tag, Monat nm Monat in wolkenloser Bläue, oder wenn der Westwind auch vom Meere her Gewölk herausbringt, es zieht von dannen, gesegneteren Gegenden zu. Israel und die umliegenden Länder schmachten in sengender Gluth, und so geht ein Jahr, so gehen zwei und drei Jahr herum, und das Elend wird entsetzlich. Zornentbrannt mag Ahab, sobald er erkannte, daß es Ernst galt, nach dem Manne sich um- gesehen haben, dener in seiner Verblendnng als den Ur- Der Prophet Elias Verkündigt dem abgöttischen Könige Gottes Strafgericht. 519 heber dieses Jammers betrachtete (Kap. 18, 17); aber Elia war fort, niemand wußte zu sagen, wo er war —-— der HErc selbst hatte ihn geborgen. (Sartorius.) 2. Und das Wort des HErrn kam [wohl un- mittelbar, nachdem der Prophet also geredet, wie in V. 1 berichtet wurde] zu ihm sdurch eine innere Eingebung oder im Gesicht], und sprach: Z. Gehe weg Von hinnen saus Samaria’], und wende dich gegen Morgen, nnd verbirg dich am Bach Crkth", der gegen den Jordan fleußtz 4. Und sollst [damit du während der nun eintretenden Plage der Dürre und Hungersnoth nicht selbst müssest Noth leiden] vom Bach trinken; und ich habe den Raben geboten, »daß sie dich daselbst [mit ausreichender Nahrung] sollcn bersorgenmfl «) Es handelt sich bei diesen außerordentlichen Ver- anstaltungen Gottes nicht sowohl um die Sicherstellung des Propheten vor den Nachstellutigen des Ahab und seines blutdürstigen Weibes, als vielmehr um seine Bewah- rung vor den andringenden Bitten des Volks, das ge« miß, wenn die Noth nun immer höher stieg, ihn würde bestiirmt haben, derselben ein Ende zu machen; das durfte aber nicht früher geschehem als bis die Züchtigung auch ihre Frucht gebracht hatte. — «) Robinson findet den Bach Crith in dem heutigen Wady Kalt, südlich von Jericho (Jos. s, l Anm., vgl. die Karte zu 1. Sam. I, 5), wieder, wozu ihn theils die anscheinende Aehn- lichkeit beider Namen (die Buchstaben C und K, R und L gehen im Hebräischen bisweilen in einander über), theils bei feiner Neigung, die Wunder der heil. Schrift möglichst natürlich zu erklären, der Umstand veranlaßt hat, daß dieser Wadh meistentheils so bald nicht aus- trocknet, sondern seinen Lauf bis über die Sommerzeit hinaus fortsetzt. Allein bei der Nähe von Jericho (Kap. 16, 34) war dies kein geeigneter Bergungsort für den Propheten. Andere haben an den tiefen Wady Adschlun im Ostjordanlandc gedacht, weil der Ausdruck »der gegen den Jordan fleußt« auf eine«Ge» end östlich vom Jordan hinweise. Allein dieser Ausdru kann nach 1. Mos. 16, 123 18, 16 u. a. St. auch allgemeiner: »gegen den Jordan hin« gefaßt werden, so daß damit überhaupt nur ein in den Jordan mündender Bach gemeint wäre. Darum dürfte wohl die alte Ueberlieferung Recht behal- ten, die das jetzige Au: Fasail (Wasser von PhasaöluO auf der Westseite des Jordan, einige Meilen nördlich von Jericho, für den Bach Crith erklärt. Es hat feinen Namen von der unterhalb der Quelle gelegenen, von Hcrodes dem Großen erbauten und nach seinem Bruder benannten Festung Phasaälusz die Felsen an beiden Seiten des Thales, durch welches der Bach von seiner Quelle an noch If, Stunden weit bis zum Jordan strömt, sind von natürlichen Höhlen durchbrechen, in welchen die Beduinen tm Winter wohnen, un: vor dem Regen ge- schützt zu sein. m) Im Leben und Wirken des Elias tritt uns eine ungewohnte Häufung von Wimderti entgegen, die zum Theil einen durch ihre Acußerlichkeit besremdenden Cha- rakter an sich tragen, so »daß, wenn wir überhaupt in der biblischen Geschichte sagcnhafte Ausschmückungen an- zunehmen berechtigt wären, hier und in Elisa’s Ge- schichte mehr als irgendwo anders dieser Ausweg nahe liegt. Aber fassen wir die Geschichte unsers Propheten als ein lebendiges, organisches Glied der ganzen großen Kette von göttlichen Wunderthaten, die vom Sinai bis auf Golgatha und den Oelberg sich erstrecken, so wird sowohl das Auftreten des Wunders an stät, als auch die Häufung desselben nnd die vermeintliche Aeußerlichkett uns in anderm Lichte erstiheinctn Mit einem Hosea und Mieha, Jesaja und Jercmia können Elias und Elifa in dieser Beziehung nicht verglichen werden: bei jenen war die Prophetie bereits in ein ganz anderes Stadium Zeitpunkt) ihrer Entwickelung eingetreten, ihr Stand« pnnkt war ein viel innerlirhcrer, geistigeretr Auch mit den gleichzeitigen nnd früheren Propheten im Reiche Juda können Elias und Elisa nicht zusammengestellt werden: jene hatten den Tempel und seine Gottesdiettstp hatten die fortdauernde Theokratie, das Daoidische Kbnigthttm und die Davidische Tradition, wenn auch vielfach getrübt nnd verkomtnem doch immer noch zur Unterlage und zum Rückhalt ihrer Wirksamkeit; diese aber toiirdett ohne Wunder, ohne recht auffällige, d. h. äußerliche Wunder mit ihr-er Wirksamkeit ohne Boden, ohne Ausgangss und Anhaltspunkt gewesen sein. Unter den Wundern im Leben-des Elias haben besonders diejenigen, die an ihm verrichtet wurden — viel inehr als diejenigen, die durch ihn verrichtet wurden — den Schritt inythischer (fagen- haftcr) Ausschmückttng an sich: wir werden dies Verhält- niß nicht unerklärlitly finden, wenn wir erwägen, welch eine hohe, einzigartige Stellung Elias unter allenProi pheten des alten Bandes einnimmt. (Kurtz.) Was in« fonderhcit das vorliegende Wunder, die Speisung durch die Raben, betrifft, welches die Unglättbigen verwer- fen, weil sie keinen lebendigen Gott anerkennen, dem als Schöpfer und Herrn aller Creaturen auch die gefräßigen Raben zur Ausführung seiner Heilspläne dienen müssen- so sollte Elias dadurch nicht nur dem Verkehre mit Berufs-en, die s einen Aufenthaltsort dem Könige hätten verrathen können, entzogen, sondern auch für seine Person im Vertrauen auf den allmächtigcti Beistand seines Gottes für die ihm bevorstehenden Kämpfe mit den Götzendienerm und die in seinem Berufe seiner wartenden Entbehrungcn und Leiden mächtig gestärkt werden. (Keil.) Nachdem die Menschen durch ihre eigene Schuld in einen solchen Verfall gerathen und von Gott so weit entfernt und entsremdet waren, der Götzem und Teufelsdienst unter ihnen einen solchen Raum gewonnen und solche Macht erlangt hatte, war es zur Gründung der Erkenntnis; Gottes, als des einzig lebendigen und also wahren Gottes auf Erden, nöthig, daß er sich ihnen besonders als den unabhängigen Herrn der Natur, dem alle Kräfte derselben unterworfen sind und der sie alle nach seinem Willen gebrauchen kann, und in der Be« Weisung der allerbesondersten Vorsehung über diejenigen, die ihm angehören, erwies und die Offenbarung seiner selbst durch Erscheinungem Worte und Thaten, in Schrif- ten versasset, auch den kommenden Geschlechtern zur Be- lehrung nnd zur Uebung, Prüfung und Stärkung über- liefert werden ließ. (Menken.) Z. Er« aber [in gläubigem Gehorsam] ging hin, nnd that nach dem Wort des HErrn, und ging weg [aus dem Verkehr mit den Menschen] Und setzte steh stieß sich nieder] am Bach Ctith, der gegen den Jordan sleusit b. Und die Raben [wie der HErr ihm zu- gesagt] brachten ihm Brod und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank des Baches sso daß er das ganze erste Jahr der Theurung hindurch wohl versorgt war]. Der Mensch, wie er in der Sünde und durch die Sünde ist, entfernt und entfremdet von Gott, steht mit Gott nicht in dem Verhältnisse, worin er nach seiner ursprünglichen Bestimmung und Herrlichkeit mit ihm stehen sollte und könnte; und so steht auch die Natur nicht gegen ihn in dem Verhältnisse, worin sie gegen ihn 520 stehen würde, wenn er sein ursprüngliches Verhältniß zu Gott bewahrt und behalten hätte. Er befindet sieh in einer für ihn sehr driickenden und demüthi enden Ab- hängigkeit von ihr, statt daß sie ehemals i m anhing und von ihm abhing. Er ist ihr unterworfen, anfäng- lich aber war sie ihm iinterthan und dienstbar; er herrschte über sie, er war das Haupt und der Herr der sichtbaren Schöpfung. Von dieser Herrlichkeit des ersten Menschen, von dieser zukünftigen Herrlichkeit der Heiligen sehen wir schon hie und da einen Vorblick in der Geschichte der- selben. Hier z. B. bringen Raben dem Propheten Brod und Fleisch; Geschöpfe, die sonst den Nienscheii fürchten und fliehen, und wo sie können, ihm schaden, nahen ver- traulich zu dem Knechte Gottes, erneuert nach dem Ebenbilde seines Schöpfers in rechtschaffener Gerechtig- keit und Heiligkeit, und dienen ihm willig. Der Pro- phet Daniel war in einer Höhle bei hungrigen Löwen verschlossen, und sie thaten ihm kein Leid. Die Creatur weigert und sträubt sich, dem Menschen, so wie er ein Knecht der Sünde und des Todes ist, unterthänig und dienstbar zu sein, denn er inißbraucht sie und quält sie; aber es wird ihre Wonne sein, den durch Jesiim Chri- stum von Sünde und Tod erlöseten, durch seinen Geist ihm, dem Ebenbilde Gottes, gleichförmig gemachten und zu Gottes Kindern erhöheten Menschen freiwillig als ihren rechtmäßigen Herren zu dienen. Es ist in der ganzen Creatuu wie die Schrift bezeugt (Röm.8, 19 ff.), ein verborgenes Sehnen und Verlangen, ohne daß sie es selber verstünde, nach dem Königreich des HErrn Jesu Christi und seiner Heiligen. (Menken.) O Wunder! dieses raubgierige und unersättliche Geflügel, unrein nach dem Gesetz und so gefräßig, so gefühllos, daß es die eigenen Jungen würde verhungern lassen, wenn nicht Gott in’s Mittel träte, diese Thiere begegnen uns hier in Geschäften der uneigennützigsten Liebe, der Natur und Art ihres Geschlechts wie abgestorben, kommend und gehend auf Gottes Wink, das eigene Gelüste verleugnend und bestellt zum menschenfreundlichen Amte. Wenn der Morgen graiit über der Felsschlucht am Crith, da ist schon ihr Geschrei in den Wipfeln der Bäume, und wenn Elias erwacht, sieht er schon den Mundvorrath für den Tag zu seinen Füßen liegen; und wenn der Abend da—- her fällt, sind sie wieder da, die schwarzen Boten, reich- lich mit Fleisch und Brod beladen, und wie sie selber hungern mag, wagt’s doch keiner, der Begierde Raum zu geben. Und das geschiehet nicht einmal: ein ganzes Jahr hindurch geschieht es, zweimal des Tages, ohne Unterbrechuiig O Thorheit Gottes, wie bist du so köst- lich! Es schnitze sich die Welt vornehme Götter, die nur en gros (im Großen und Ganzen) regieren: wir halten’s mit dem Gott Elia’ und freuen uns seines Spielens auf der Erde. Und dieser Gott lebt noch, ein lebendiger Heiland, der sich sinden uiid fühlen läßt, und seine Lust ist bei den Menschenkinderm und seiner Knechte und Mägde ist ein großes Heer ringsum. Und so er sprichi: ,,komnit!« so kommen sie, und ,,gehtl« so gehen sie, und siehet nicht an Weisheit oder must, sondern setzet seinen Freunden Hunde zu Aerztem Raben zu Ver- sorgern, wie es ihm eiusällt, und spottet der Vernünfti- gen, spielet aber mit den Kindern, und seiner Wunder ist kein Ende worden bis diesen Tag. Wer war es doch anders, als der Gott Elia, der noch vor kurzem in un- serer Nähe eineu armen Mann so lieblich aus der Noth gerissen, zwar durch einen Raben nicht, aber doch durch ein Siiigvögeleinl Jhr wißt ja, wie sich die Sache zu- getragen. Der Mann lag am frühen Morgen auf sei- uer Hausthür, und seine Augen waren roth vom Wei- nen und sein Herz seufzte in den Himmel; denn er wartete der Gerichtsbotem die ihn heute einer kleinen Schuld wegen pfänden sollten, und niemand hatte ihm I. Könige 17, 7—13. leihen wollen. » Und·wie er da so lag mit seinem schweren Herzen, da fliegt ein Vöglein durch die Straße: das flattert ängstlich hin und wieder, als wäre auch ihm die Ruh benommen, bis es endlich, schnell wie ein Pfeil, dem» lieben Mann über den Kopf her in seine Hütte hinein fliegt und sich daselbst auf einen ausgeleerten Brodschrank nieder-setzt. Der liebe Mann, der wohl nicht ahnete,» wasihin das Vöglein zugesendet, legt eilends die» Thure bei, fangt das Vöglein und sctzt es in einen Kasig, wo es alsbald gar lieblich an zu singen hubz und es dänchte den Mann, als wäits eine geistliche Weise, wie etwa: »Jaget nicht, wenn Dunkelheileiits und er hörte es gern, und ward ihm eigen wohl dabei zii Sinn. Plötzlich klopft es an seine Thür. »Ach, die Gerichts- boten» dachte der arme Mann, nnd erschrak sehr. Aber nein! der Diener einer vornehmen Frau war es und spraih, man habe in der Nachbarschaft ein Singvöglein in sein Haus fliegen sehen, ob er wohl das gefangen habe? Freilich, erwiederte der Mann, da habt ihrs; und der Diener trug das Vöglein fort. Aber nach eini- gen Minuten kam er wieder· »Ihr habt meiner Frau einen roßen Dienst gethan, sprach er; das Vöglein, das ihr ent ogen, war ihr goldeswerlh. Sie läßt euchfreunds lich grüßen und bittet euch, mit ihrem Danke diese Klei- nigkeit anziinehmen.« »Es war nicht mehr und nicht weniger, als er schuldig war; und-als die Schergen kamen, sprach er: »Da habt ihr den Betrag der Schuld, laßt uiich iiun in Ruhe; mein Gott hat mir geliehen-« (Krummacher.) Gott, du bist noch heut so reich, als du gewesen ewiglich: mein Trauen steht zu dir. Mach mich an meiner Seelen reich, so hab ich gnug hie und ewig. (Hans Sachs: Warum betrübst du dich, mein Herz &c. V. 10.) Nu« U. 7—24. Alls nach Ablauf des ersten Jahres drr Theurung aurh der Bach Grith ans Mangel an Regen veriroitmeh wird Elias von dem thGrrn zu einer Wittwe in der sidonischen Stadt Zarpath gewiesen, die ihn weiter versorgenjollesz Lin· dem Stadtthor daselbst angelangt, trifft er eiii Weib mit itjolzlesen beschäftigt und bittet sie um einen Trunk: Wassers; da sie zu der begehrten Dienst— leiftuiig sieh willig zeigt, fordert er ferner einen Bissen tsrods und wird dadurch zur Veranlassung, daß fie ihr sorgenschweres Herz vor ihm aussihiittetz aber im weite- ren Verlauf des Jwiegespråchs auch ihren Glauben an den llameii des Gottes Israel zu erkennen giebt. Bei ihr, weil offenbar sie diejenige ist, von wrliher der hcirr ihm geredet hat, leehrt er denn als Gast ein, und die Handvoll Mrhls in ihrem Gad und das wenige Oe! in ihrem Kruge dient durch Gottes wunderhilfe über 2 Jahr lang zur Ernährung ihrer selbst und ihres Sohnes, sowie des Propheten. Aber mitten in dieser Zeit liomnit die blolh von einer andern Seite, denn das Söhnlein der Wittwe stirbt; Elias iiiaiht durch fein gläubiges Gebet ihn wieder lebendig, das Weib aber ist durch die Erfah- rungen, die sie gewann, zu einein weifsiigendeii Zeichen für die Zukunft geworden, zu einem Vorbild aller derer, die zur Zeit des neuen Bandes aus den tjeideii gewon- ucii werden würden für den Gott Beweis, während Israel selbst dessen Gnade verschmähen und verlieren würde. Glut. 4, 25 f.) . 7. Und es geschah nach etlichen Tagen knach einer längeren Zeit Richt 11, 4., etwa nach Verlauf eines Jahres*], daß der [fonst wasserreiche] Bart) febenfallsj vertrocknete [gleichwie die übrigen, Gewässer]; denn es war tein Regen im. Lande". «) Nach Luk.4, 25; Jak.5, 17 war der Himmel verfchlossen 3 Jahr nnd 6 Monate; da nun» nach Kaps Elias wird in der Theurung erst von Raben ernährt und dann an eine Wittwe in Zarpath gewiesen. 521 18, 1 ff. Elias im dritten Jahr seines Aufenthalts zu Zarpath den Auftrag von Gott empfängt, das Ende der Nothzeit zu verkündigem o ergiebt sich für den Aufent- halt am Crith etwa der eitranm eines Jahres. «) Die Glaubensprüfung unseres Propheten wurde durch den Umstand bedeutend erschwert, daß der Bach nicht plötzlich, nicht durch ein Wunder, nicht auf unbe- greifliche Weise vertrocknete —- dann wäre es schon klarer gewesen, derselbe HErn der ihn fließen ließ, der hat ihn auch versie en lassenz sondern daß er vertrocknete auf ganz gewö nlichem Wege, allmälig wie andere Gewässer, durch anhaltende Dürre und Sonnenhitze Da schien es denn freilich, als ob die Natur mehr Gott wäre, als der HErn (Krummacher.) Auch in unserem Leben treten von Zeit zu Zeit Ereignisse ein, wo Gottes Hand sicht- bar eingreift und wunderbar rettet und durchhilft und der Menschen Bosheit in recht augenfälliger Weise zu Schani den macht; aber dann wird’s wieder still und alltäglich, es geht alles natürlich nnd menschlich zu, der HErr verbirgt stch wie dieSonne hinter das Gewölk, ja es nimmt den Anschein, als sollte der gewöhnlichh natür- liche, menschliche Verlauf alles wieder zu Schauder: ma- chen, was durch Gottes außerordentliches Eingreifen für sein Reich und dessen Kinder gewonnen ist. Das sind schwere Prüfungen des Glaubens, wo es gilt, das Ver- trauen nicht wegzuwerfem sondern in Geduld zu warten, wenn auch nicht auf neue Wunder, so doch auf neues Licht und neue Stärkung von Oben. 8. Da kam das Wort des HErrn zu ihm [ogl. V. 2], und sprach: 9. Mache dich auf und gehe gen Zarpath [oder Sarepta, einer phönizischen Ortschaft], welche bei Zidon [am mittelländischen Meer zwischen Tyrus und Sidon, doch näher nach der letzteren Stadt zu] liegt [21X2 Stunden davon entfernt], und bleibe daselbst; denn ich habe daselbst einer Wittwe ge- boten [sie zu meinem Werkzeug ausersehen, obwohl sie selbst nichts davon weiß V. 4], daß sie dich versetzt. 10. Und er [dem Worte des HErrn im Glauben gehorsam] machte sich auf, und ging [den über 20 Meilen weiten Weg] gen Zarpath [ohne irgend eine nähere Auskunft empfangen zu haben, welches die Wittwe, die Gott gemeint, wohl sein möchte und wie er die rechte aus vielen andern heraus- finden sollte*]. Und da er [auf dem langen Mar- sche wohl manchmal hungernd, aber nicht verhun- gernd, oft genug in Gefahr, aber wie auf Adlers- fiügeln durch alle Fährlichkeit hindurch getragen] kam an die Thür kbis vor das Thor] der Stadt, siehe, da war eine Wittwe [denn an der Kleidung erkannte er das Weib, das er dort zur Seite des Wegs antraf, alsbald für eine solche] und las Holz auf. Und er [in geschickter Weise prüfend, ob sie die sei, an welche der HErr ihn gewiesen, wenn auch die offenbaren Zeichen großer Armuth sie als kein geeignetes Werkzeug für seine fernere Perser- gung erscheinen ließen"] rief ihr, und sprach: Hoie mir [aus deinem Hause] ein wenig Wasser im Gefäße, daß ich trinke [denn ich bin durstig von der Reise] « «) Die meisten Wege, die der HErr mit feinen Kin- dern geht, stnd wie der Tag, der aus duntlerNacht ge- boten wird, in tiefer Dämmerungsseinen Anfang nimmt, alsbald aber morgenröthlich strahlt und bis auf den vollen Mittag von Klarheit zu Klarheit fortscheint (Krummacher.) — «) Es wäre doch wohl manchem an- dern, auch frommen und hochbegabten Manne kein Ge- danke daran gekommen, diese arme Frau an der Land« straße für die von Gott zur Ernährung seines Propheten in der Theurung bestimmte Person zu halten, und er hätte« um das zu denken, erst wieder einer besonderen Offenbarung bedurft: Siehe, diese ists! Daß Elias das nicht bedurfte, daß er, wenn ich so reden mag, Gott so ganz gleich dachte und gleich empfand; daß allewege, in jedem besonderen Falle des Lebens, die Wahrheit ihn erleuchten konnte wie ein heller Blitz; daß er alsobald bei stch selbst urtheiite, es mö e wohl so sein, unter die· sem schlechten Kleide mö e wohl eine edle Seele wohnen, die vor Gott Gnade gesunden habe, ein im Leiden ge- läutertes, geängstigtes und zerschlagenes Herz voll leben- digen Verlangens nach Gott und nach Erkenntniß der Wahrheit, einer besondern Gnade und Hilfe von Gott ganz besonders werth: das war groß, zum Bewundern groß an Elias. Und noch größer wäre es, wenn Elias alsobald den ganzen Willen Gottes, den verborgenen Rath der Liebe seines Herzens über diese arme Wittwe ge- merkt und gefaßt, und bei sich selber gedacht hätte: Wie, wenn du mehr zu dienen, als bedient zu werden, mehr zu versorgen, als versorgt zu werden, hierher gesandt wärest, wenn du dieser in ihrer Armuth vielleicht so be- drängten Seele Trost und Hilfe schaffen solltest, und sie dir um deß willen sogleich bei deinem Eintritt in die Stadt-begegnen mußte? O wie wiirdi wäre das des Gottes, dessen Augen durch alle Lande schauen und der immer mehr thut, als Menschen verstehen nnd hoffen! Der Verfolg der Gesschichte macht es sehr wahrscheinlich, daß Elias wirklich o gedacht habe. (Menken.) 11. Da sie aber [mit großer Bereitwilligkeit] hin ging zu holen [und Elia gleich daraus schlie- ßen durfte, daß er es mit der rechten zu thun habe], rief er ihr sum sich dessen noch mehr zu versichern 1. Mos. 24, 15 ff., hinten nach] und sprach: Bringe mir auch einen Bissen Brods mit. 12. Sie [indem dieses Wort des Propheten alle Wunden des Herzens aufriß, mit denen sie sich heimlich herum trug] sprach: So wahr der HErn dein Gott, lebet, ich habe nichts Gebackenes [daheim in meinem Hause], ohne eine Handvoll Mehls im Cad [in dem Eimer, worin ich meinen, immer nur geringen Vorrath aufzuheben its-lege] und ein wenig Oel [wie es zum Backen gebraucht wird s. Mos 2, 41 im Kruge. Und siehe, ich habe ein Holz oder zwei settiche Späne, hier] ans- gelesen, nnd gehe [damit jetztJ hinein [in den Ort] und will [wenn ich dir zuvor einen Trunk Wassers werde herausgebracht haben] mir und meinem Sohn [die letzte Mahlzeit] zurichten, daß wir [noch ein- mal] essen und [dann des gewissen HUUgertodesJ sterben [da bei der schweren theuren Zeit wir nicht wissen, wo wir wieder etwas herbekommen sollen]. 13. Elia [aus Eingebung des HErrn Matth 10, 19 f.] sprach zu ihr: Furchte dich nicht sals müßtest du mit deinem Sohne Hungers sterben], gehe hin und mache es, wie du gesagt hast; doch mache mir am ersten ein kleines Gebackenes davon [von deinem wenigen Mehl und Oel] nnd bringt: 522 I. Könige 17, 14—21. mir-s heraus, dir aber nnd deinem Sohiie sollst du darnach auch machen. 14. Denn also spricht der HErr, der Gott Israel ldessen Propbet ich bin]: Das Mehl im Cad soll nicht verzehret werden Uoll nicht zu Ende gehen, wenn auch täglich davon genommen wird], und dem Oelkrug soll nichts mangeliy bis auf den Tag, da der HErr regnen lassen wird auf Erden [ini Lande, und also eine wunderbare Erhaltung von Seiten Gottes nicht mehr noththut]. 15. Sie [diefer göttlichen Zusage und Ver- heißung mit kindlich einfältigem Glauben vertrauend] ging hinl svon dem Propheten begleitetL und niachte ses], wie Elia gesagt hatte [indem sie ohne Beden- ken das, was sie in Händen hatte, hingab für das, was sie erst noch empfangen sollte, und bereitete znerst für den Mann Gottes, und darnach auch für sich und ihren Sohn» die Mahlzeit"]. Und er aß, und sie auch, nnd ihr Haus kaußer ihrem Sohne noch manche andere Person aus ihrer Freund: schaft, die sie bei dem allgemeinen Nothftande an ihren Tisch lud], eine Zeit lang snicht blos an diesem einen Tage, sondern eine geraume Zeit hin: durch, bis nämlich die Noth sich endete Kap. 18, 1 ff.]. «) Die arme Mutter! Jhre Lage war unausdenb bar schrecklich; Rettung war unmöglich, der Himmel ifi ehern, die Erde eisern. »Ich habe nichts Gebackenes, ohne eine Handvoll Mehls im Cad und ein wenig Oel im Kruge. Und siehe, ich habe ein Holz oder zwei auf- geiesen, und gehe hinein und will mir und meinem Sohne zurichten, daß wir essen und — sterben.« Und doch follte sie ,,nicht fürchten-«, sondern zuerst ein kleines Gebackes nes für Elias inachen, darnach follte sie für sicb und ihren Sohn auch eins machen. Daß die Mutter ihren letzten Bissen sich selbst abziehen und ihn dem Manne Gottes geben sollte, das war etwas Großes; aber daß sie ihn ihrem Sohne, den sie unter dem Herzen ge- tragen, den sie lieb hatte, entziehen sollte, ohne zu fürch- ten, weil der Prophet ihr versicherte: ,,Also spricht der HErr,« und daß sie dabei doch auch ihre Last von Un- gerechtigkeit hatte, wie jeder andere Mensch, eine Last, die ihr Grund genug gab, um zu fürchten: das war von der Mutter von Zarpath größer, als Fleisch-und Blut je fassen können. Der HErr schenkte ihr den Glauben, und durch diesen Glauben spricht sie noch, nachdem sie längst gestorben ist. ijvan de Beide) IV) Diese That der frommen Heidim welche die von Israel her erhaltene Kunde von dem wahren Gott mit einfältigem Herzen aufgenommen hatte, mußte dem Elia zu starkem Troste gereichen in Stunden der Anfechtung, wo sein Glaube ob der Masse der Götzendiener in Israel wankend werden wollte. Hatte der HErr selbst unter den Heiden sieh treue Verehrer seines Namens erweckt, so konnte in Israel sein Werk nicht zu Schanden werden· Keil. ( Bd. Das Mehl im Cad ward nicht verzehren und dem Oelkrug mangelte nichts, nach dem Wort des Mein, das er geredet hatte durch Etia [V. 14, vgl. dazu Matth 4, 4; 10, 41]. 17. Und nach diesen Geschichten sals Elia eine Reihe von Monaten, vielleicht schon ein volles Jahr bei. der Wittwe zu Zarpath tm Oberzimmer ihres Hauses V. 19 gewohnt hatte] ward des Wei- bes, feiner Hauswirthim Sohn trank, nnd seine Krankheit war so sehr hart [nahm dermaßen zu], daß kein Odem mehr in ihm blieb Uondern er seinen Geist aufgeben mußte] Nach alle den nun überstandenen Leiden, die mit der äußersten, dem Hungertode nahe dringenden Armuth verbunden waren; nach allen Freuden, die die wunder- bare, gnädige Ernährung von Gott in der größten all- gemeinen Noth, der tägliche Umgang mit seinem Pro- pheten und die von ihm erlangte bessere Erkenntniß Gottes nnd der Wahrheit ihr gewähren mußten, da sie der vorigen Noth nicht mehr gedenken und glücklicher ais je vorher leben mochte, führte der gute, getreue Gott diese sidonifche Wittwe in ein neues, sehr heißes, tief niederbeugendes Leiden. Er wollte das gute Werk, das er in ihr angefangen, nicht unvollendet lassen, und ohne Leiden konnte es bei ihr so wenig, als bei uns und ir- gend einem Menschen vollendet werden. An dem Golde ihres Glaubens mochten auch noch mancherlei Schlacken haften, wovon es nicht anders als durch Feuer heißer, läuternder Trübsal gereinigt werden konnte. Sie war es Werth, noch einmal sehr tief nieder-gebeugt zu werden, um desto herrlicher erfreut, desto höher erhöht zu werden. Sie war der Gnade werth, noch einmal von dem lebendigen Gott, und seiner unausspreehlichen Güte und seiner unbe- renzten Macht, die größte und außerordentltchste der Er- Pahrungen machen zu können; zu dieser Erfahrung aber konnte sic nach dem göttlichen Recht nicht anders als auf dem dunkeln Wege einer schiveren, leidenvollen Prüfung gelangen. (Menken.) Es war gewiß eine angenehme und glückfelige Lage, in welcher sich Elias und die gottesfürchtige Wittwe zu Zarpath befanden. Aber daß des Menschen Leben lange in derselben Weise fortfließe und in demselben Kreise sich herumdreha pflegt ihm nicht nt zu sein. Das weiß der liebe Gott recht gut; darum idrgt er dafür, daß es im Leben seiner Kinder an Ab- wechfelung nicht fehle, und fchüttet sie, wie jemand be· inerkt, aus einem Gefäß in’s andere, daß sie nicht zu viel Hefen ansetzen und unvermerkt an irgend einer Stelle versauern und ftinkend werden. (Krummacher.) 18. Und sie [in diesem Todesfalle die Strafe Gottes für ihre Sünde erblickend] sprach zu Elia- Was habe ich mit dir zu schaffen swas habe ich nun davon, daß ich in so nahe Beziehung zu dir getreten bin], du Mann Gottes? Du bist [zu meinem Unglück] zu mit: herein kommen [denn dein bei mir Wohnen hat es zu Wege gebracht], daß sbei Gott, der ohne deine Herkunft sich wohl nicht weiter um mich würde bekümmert haben] meiner Missethat gedacht, und [nun. zu strenger Ahndung derselben] mein Sohn getödtet wurde. Unsere Wittwe war ein gottesfürchttges Weib, das leidet keinen Zweifel; aber, wie es scheint, gottesfürchtig nur in dem Sinne und in der Weise, in welcher auch von einer Purpurkrämerin Lydia (Apostg. Its, 14 ff) und von einein Hauptmann Cornelius (Apostg. 10, 1 ff) und anderen mehr vor ihrer eigentlichen Bekehrung und Wieder- geburt gesagt wird, sie seien gottesfiirehtige Menschen ge- wesen. Sie kannte den lieben Gott, aber diese Bekannt- schaft war noch einseitig und oberflächlich; sie standan einer geivissen Verbindung mit ihm, aber diese Verbin- dung ruhte noch nicht auf dem rechten Grunde; sie wußte um Gottes Freundlichkeit und Liebe, aber noch nicht um seine Gnade, weil fie um die eigene Slindhafi tigkeit und Nichtswürdigkeit ihres Herzens noch nichts wußte. Genug, sie war mit Gott in Freundschaft ge- Die glaubensstarke Wittwe zu Zarpath erfährt Gottes Wunderhilfe in großer Noth» 523 kommen, und wußte nicht wie, ohne Mittlen ohne Ver- tretung und ohne das zerbrochene Herz; und solche Freund- schast hat keine Realität, existirt nur in unserer Idee und beruht mehr auf Täuschung und Selbstbetrug. Sollte die liebe Wittwe bei aller ihrer Gottesfiirchtigkeit nicht um den Himmel kommen und mit ihrer armen Seele Schifsbruch leiden, so mußte der heilige Geist, unter dessen vorberei- tender Arbeit sie schon lange gestanden, noch weiter helfen und ihr vor allem die Einsicht schenken, daß Gottes Liebe Gnade sei, und zwar unverdiente Gnade; diese heilsame und demüthigende Einsicht aber, wie hätte sie in ihr Wurzel fassen und lebendig werdet: können ohne vorhergegangene Erkenntnis; ihres gnadebedürftigen Sün- deuzustandesst Und tiefre, was begiebt sich? Zwei un- sichtbare Gäste brechen herein: der HErr und der Geist. Der eine sucht heim der Wittwe Haus, und der andere sucht heim der Wittwe Herz; der eine verhängt das Un- glück, der andere legt es aus; der eine tödtet den Kna- ben, und der andere ruft der Wittwe durch die Seele: ,,Weib, es ist Gericht für deine Sünde» Und das Weib hört’s, ringt die Hande und schreit: ,,Elia, du Mann Gottes, was habe ich mit dir zu schaffen? Du bist zu mir hereingekommem daß meiner Niissethat gedacht und mein Sohn getödtet würde« Sie meinte, jetzt erst hätte Gott in ihr Herz gesehen, und das ist das rechte Gefühl. Ja, so ist’s einem, wenn der heil. Geist die Modergrube des eigenen Herzens einem aufzudecken anhebt: da wird einem gerade so, als sähe man oben das offene Gottes- auge starr und unbeweglich iiber seiner Seele schweben, und ach! es schwebt über der Seele wie stechende Mittags- sonne, wie eine schrecklich leuchtende, frcfsendc Fcucrflamme Da will man seine Blöße bedecken, aber durch alle Vor- hänge nnd Decken bricht das große Auge durchz da will man mit den Feigenblättern von allcrlei Entschuldigun- gen seine Schande verhüllen, aber wehe! die Blicke werden Feuer und fressen die Blätter hinweg; da rafft man seine Tugenden zusammen und bindet sie in ein Bündlein, um das Auge zu versöhnen, aber die Tugen- den werden schwarz unter seinen sengenden Strahlen und zur Sünde gemacht mit den andern Sünden; da will man entlaufen und sich zerstreuen, aber, großer Gott! das Schreckensauge geht mit, wo wir gehen und stehen, sieht’s uns in·s Angesicht Ueber unserm Bette steht’s, wenn wir uns zur Ruhe legen, und siehet uns an im Traume; es lässet uns nichtRuhe in der einsamen Kam- mer, und im Geränsihe der Welt werden wir plötzlich stumm und blaß, wie Belsazer bei seinem Mahle (Dan. 5, 5 f.) — das große Auge ist wieder da, die Ruhe ist hin, die Freude ist aus, die Seele, wie von Hunden ge- jagt, flüchtig und scheu, kein Friede hier, kein Friede da, überall das Auge, das furchtbare Auge und der don- nernde Zuruf: ,,Adam, wo bist drei« So was erfuhr auch unsere Wittwe. Ihre Worte sind freilich eine selt- same und thörichte Rede, aber als Sprache ihres Herzens und Gefühls sehr bedeutsam und erfreulich. Das hab ich nun von dir, will sie sagen, daß der liebe Gott an meine Sünden gedacht hat; er würde mich armes Weib gar so genau nicht angesehen haben, mich unbedeutenden Wurm, wenn er mich nicht in deiner Gesellschaft gefun- den, wenn nicht dein Wohnen bei mir ihn auf mich aufmerksam gemacht hätte; er würde mir armen Sün- deriu gar so nahe nicht gekommen sein, hättest du ihn nicht mitgebracht in meine Hütte, denn du bist ein from- mer Mann und hast ihn immer bei dir. Ach, was für thörichte Gedanken! und doch, die Enge! Gottes mögen darüber in Einem Athem vor Freude geweint und Vor Freude gelacht haben. O heilige Einfalt! es ist ar zu schön und rührend; denn in dieserThorheit welche S ahrs heit der Empfindung, welche Selbstvcrachtung und welche Demuthi (Krummacher.)i 19. Er [voll prophetischer Ahnung, daß der Tod des Knaben nicht das Ende der Wege Gottes mit diesem Weibe sein könne, sondern nur eine Station auf dem Wege, indem sie der Gott Jsraels, den sie bereits erfahren als einen Gott, der da hilft, nun auch erfahren solle als den HErrn HErrm der vom Tode errettet Pf. 68, 21] sprach zu ihr: Gieb mir her deinen Sohn. Und er nahm ihn von ihrem Schooßn und ging hinauf auf den Saal [den Söller oder das Obergemach d. Mos. 22, 8 Anm.], da er wohnen, und legte ihn ans sein Bette sdarin er als Gast des Hauses schlief 2. Kön. 4, 8 sf.]. 20. Und rief den HErrn an, und sprach: HEUZ mein Gott, hast du [bei der großen Drang- sal, die allen andern unt ihrer Sünde des Abfalls willen mit der allgemeinen Dürre auferlegt»ist] auch der Wittwe, bei der ich ein Gast bin, so ubel gethan, daß du ihren Sohn getödtet hast? kdeine eigentliche Meinung und letzier Wille ist dieser Tod ge· wiß nicht, vielmehr nur ein Mittel zu dem Ziele, daß, die einen Propheten aufgenommen hat in eines Pro- pheten Namen, auch eines Propheten Lohn empfange Matth 10, 41]. » 21. Und er maß fiel) uber dem Kinde dreimal« ssireckte sich dreimal über dem Leichnam desselben aus —- denn sein, des Propheten Leib sollte das Vehikel oder Vermittelungswerkzeug des Wunders sein, gleichwie bei Krankenheilungen die aufgelegte Hand l. Mos 48, 14; Z. M. 1, 4 Anm.], und rief den HErru an, und sprach: HErn mein Gott. laß die Seele dieses Kindes wieder zu ihm kommenik it) Daß dies Wunder der Erfolg einer sich anstren- genden, ringendcn Glaubenskrafh der Erfolg einer an- haltenden Glaubensbitte inne, unterscheidet es sehr von den Thaten unsers HErrm die Thaten eigener Macht, Erfolge eines mit einein Machtwort gebietenden Willens waren. Wenn Jesus den Sohn der Wittwe zu Nain wieder lebendi macht (Luk. 7, 11 ff.), so gebietet cr nur, und es geschiegtz die todte Tochter des Jairus faßt er bei der Hand (Mark. 5, 22 ff) und spricht freundlich und gütig, allmächtig und groß wie der, dem sie alle leben: ,,Talitha kumit Mägdlein, siehe auf!« Und wenn er beim Grabe des Lazarus auch betet (Joh. 11,41 sf.), wie anders betet er doch als Elias! Des Erfolgs in sich selber gewiß, aber allcs auf den Vater im Himmel zurücksühreud, den Vater über alles verherrlichend, sich als den Sohn und den Gesandten des Vaters erweisend, ist sein Gebet mehr Danksagung als Bitte. (Menken.) W) Jedes gläubige Gebet, insofern es sich auf end- liche Gitter bezieht, darf nur eine bedingte Bitte sein und muß die Weise der Erfiillung der göttlichen Weis- heit anheimstellem denn der wahre Glaube ist auch das Vertrauen, daß Gott am besten wisse, was zu unserem Frieden dient, und es vollbringe. Unter solcher Bedin- gnug ist die Bitte auch um bestimmte irdische Güter dem Ntenscheii nicht blos gestattet, sondern unter Ver- heißung der Erhörung auch von Gott gewollt; die Hoff· nung auf Erlangung des Erbetenen aber, auch bei sol- chen bestimmten Bitten, steigt bis zur Zuversicht, wenn das Gebet geschieht aus der vollen Lebensgemeinschaft mit Gott, in der Kraft des heiligen Geistes, wenn es ein Gebet im Geist und in der Wahrheit ist. Denn je inniger die Vereinigung des frommen Gemüths mit 524 I. Könige 17, 22—24. 18, 1—15. Gott B, um so mehr wird ihm auch die erleuchtende Kraft ottes zu Theil, und Gottes Wissen um das Zukünftige erzeugt in dem feines Geistes Theilhaftigen die Ahnung des über ihn beschlossenen göttlichen Rath- fchlussesz und die Ahnung wird zur bittenden Sehnsuchh zum festen Glauben, und das wahre Bittgebet zur Pro- phetie. Die Erfüllung der Bitte ragt in das Gebet scl on als Ahnung hinein, der wahre Beter ist ein Pro- phetz und Gott ist dcr Erfüller der Weissagung, weil er der Urheber des Rathschlusfes ist. (Wuttke.) Jch habe unsern Philippum und meine Käthe und den Herrn Myconium vom Tode erbeten. (Luther.) 22. Und der HErr erhörete die Stimme Eliaz und die Seele des Kindes kam wieder zu ihm, nnd [dasse1be] ward lebendig. 23. Und Elia nahm das Kind, und brachte es hinab vom Saal in’s Hans, nnd gab es seiner Mutter nnd sprach: Siehe da, dein Sohn lebet. 24. Und das Weib sprach zu Elia: Nun, erkenne ich [in noch ganz anderer Weise als vor- hin], daß du ein Mann Gottes bist, und des HErrn Wort in deinem Munde ist Wahrheit kdena obgleich ich das früher auch schon geglaubt, so war mein Glaube doch noch kein ungefärbter nnd fest gegründeter; jetzt aber weiß ich’s ans Erfahrung, daß kein Gott ist ohne den HErrn, den Gott Jsraelss Das 18. Kapitel. Dekpkopkjet ers« schrnchtet die nankspsasfekk i THE. P. 1—20. Im dritten Jahr seines Aufenthalts zu Jarpath empfängt Glia Befehl oon Gott, sieh dem Jlhab nun zu zeigen, da er wieder siegen über das Wand geben wolle. Dei: Prophet macht sich denn anf und be- gegnet auf seiner Reise nach Samaria dem stjofmeister oder Schloßhauptmann des Königs, abbadja, einem gottes- fürrhtigen Manne, der in der Verfolgung der Propheten des HGrrn von Seiten der Jsebel der ersteren sich thätig angenommen und jetzt in Gemeinschaft mit seinem Herrn, aber auf einem andern Wege als dieser, ausgezogen ist, nm nach Futter für die lednigliehen Rasse und Maulthiere in dieser schweren, nahrungslosen Zeit sirh vorzusehen. Sofort erlcennt er den Glitt, als derselbe ihm nahe hemmt, undbezengt ihm seine Ehrerbietung; indem nun aber dieser ihm den Auftrag ertheilt, dem Zihab seine Auskunft zu meiden, erschrirlit er vor solchem Auftrag, weil er vor dem König sich fürchtet, und liann erst nach der Per- sithernng des Propheten, daß es um eine wirkliche Be— gegnnng mit Khab sieh handle, bewogen werden, den Auftrag auch auszuführen. tbei der nun erfolgenden tliegegnnng Gliä mit Jihab giebt erslerer den Vorwurf, als sei er Israels Innglnaisbringetz dem lehteren ver- dienlermaßen zuräcle und trägt ihm auf, seine Basis— und Kunde-Priester auf einen bestimmten Tag nach dem Earmel zu bestellen, weil er in einen geistlichen Wettkampf, wer der rechte Gott sei, ob Bau! oder der Hafer, mit ihnen sich einlassen wolle; der König geht auf den Wettstreit ein und bestellt seine Priester, wenigstens die des Haut. 1. Und über eine lange Zeit [nach dem in Kap. 17, 1 berichteten ersten Auftreten des Pro- pheten] kam das Wort des HErrn zu Elia, im dritten Jahr [seines Aufenthalts bei der Wittwe zu Zarpath Kap. 17, 7 ff., d. i. nach unserer Rech- nung im Herbst des Jahres 906 o. Chr.], und sprach: Gehe [nunmehr] hin, nnd zeige dich Ahaly daß ich regnen lasse auf Erden sdenn ohne deine vermittelnde Wirksamkeit, die zuvor meinem Namen die rechte Anerkennung verschafft V. 19 ff., und ohne deine vermittelnde Fürbitte V. 42 ff., die dein eigenes Prophetenwort Kap. 17, 1 einlöst, vermag ich es nicht zu thun; jetzt aber will ich es thun und nach der schweren Zeit der Züchtigung wieder Erlösung senden meinem Volke und der armen seuszenden Creatur Pf. 103, 8 ff.; Jes. 57, 15 ff.]. 2. Und Ella [dem Befehle Gottes in unbe- dingten: Glauben gehorfam, wie lieb ihm auch der Aufenthalt in Zarpath geworden war und wie schwere Gefahren ihn auch bedrohten, wenn er an die Oeffentlichkeit sich wagte V. 101 ging hin, daß er sich Ahab zeigete. Es war aber [um durch diese Vorbemerkung den Leser auf ein Zusammen- treffen vorzubereiten, von dem hernach V. 7 ff. des Weiteren die Rede sein wird, in Folge der vierte- halbjährigen Dürre] eine große Theurnng zu Sa- maria [der Hauptstadt des Königs Kap. 16, 24., gleichwie im ganzen übrigen Lande]. Z. Und Ahab [der in dieser schweren Zeit nicht wußte, wie er seine Rosse und Manlthiere, von denen er ein großer Liebhaber war, noch länger beim Leben erhalten sollte] rief Obadja, seinem Hofmeistet [Schloßhanpmann oder Vogt Kap. 4, 6; IS, 19]. Obadja aber [d. i. zu deutsch: Knecht oder Verehrer Jehova’s] fürchtete den HErrn sehr. Obadjcks Frömmigkeit und Gottesfurcht erscheint sehr bewundernswiirdig wenn man die Zeit bedenkt, zu welcher er lebte, den Ort, wo er sich aushielt, und die besonderen Verhältnisse, worin er mit der Welt stand; und der würde sehr irren und beweisen, daß er nicht weiß, was Gottesfurcht ist, der da denken wollte, er habe seine innere Gesinnun nicht lassen kund werden, sondern sich dem Sinn des Königs und des Hofes anbequemt und sich so benommen, daß man nicht wissen konnte, was man an ihm hatte. Vielmehr wird er Gott um Weisheit gebeten haben, sich an seiner schweren Stelle wohl zu verhalten; und wird sich mit der ihm von Gott verliehenen Weisheit, durch die Treue seines ganzen Wesens und durch seine Brauchbarkeit in feiner wichtigen Stelle behauptet haben. Ahab und Jfebel mochten es wohl wissen, daß er ein inniger und unbeweglicher Verehrer Jehovas sei, aber sie wußten auch, daß ste sich keinem Menschen zu treueren Händen anvertrauen konnten. Es hat schon mehr als einen gottlosen König gegeben, der sich Minister nnd Räthe und Unterthanen wünschte, die Gott fürchteienz und schon mancher Fürst, wenn er auch selbst kein Christ war, hatte doch einen Christen in sei- nem Dienst und hielt höher auf ihn, als anf die losen, leichten, wenn auch noch so witzigem noch so gewandten und artigen Leute, denen ihre Lust ihr Gesetz. und ihr Bauch oder Stolz ihr Gott war. (Menken.) 4. Denn da Jsebel [in: Eifer für den Baals- und Astartediensh den sie zur allgemeinen Landesreligion zu erheben sich vorgenommen Kap. IS, 31 ff] die Propheten des HErrn kdie Pro- phetenschiilen deren es im Reiche Jsrael eine um so größere Zahl Kap.19, 18 gab, je mehr der HErr gerade hier, bei dem herrschenden falschen Elias erweckt den Sohn der Wittwe und erhält den Auftrag sich Ahab von Neuem zu zeigen. 525 Gottesdienst und der Lostrennung vom Heiligthume in Jerusalem, Mittel und Wege zu sinden wußte, die für die Wahrheit empfänglichen Herzen zu er- wecken und zu einem Gemeindlein in der Gemeinde seines abgefallenen Volks zusammen zu schließen] ausrottete, nahm Obadja hundert Propheten nnd versteckte sie in der Höhle [am nordwestlichen Abfall des Carmels, s. Anm. 2 zu V. 20], hie funfzig und da funfzig, und versorgete sie mit Brod und Wasser. 5. So sprach nun Ahab sum nach dieser Zwischenbemerkung den Faden der Erzählung in V. 3 wieder aufzunehmen] zu Obadjaz Zeuch durch’s Land zu allen Wasferbrunueu nnd Bachen [nach der einen Seite hin, und ich will es nach einer an- dern RichtungdurchzieheuL ob wir [noch irgendwo an einer bewässerten Stelle] möchten fetwasj Heu finden und [damit] die Rosse und Mäuler [Maul- thiere 2. Sam. 13, 29 Anm.] erhalten, daß nicht das Vieh alles umkomme. Der erbärmliche Menschl Ein ängstlich Sorgen um das Leben seiner Gäule und um die Jnstandhaltuiig seines Marstallck das war alles, was das viertehalb- jährige Strafgericht des Allmächtigen in seiner Seele hervorgerufcn hatte! Es isi doch Hopfen und Malz verloren an den versunkenen Vienschenkinderm weder Segen noch Kreuz, weder Zeichen und Wunder, noch Vermah- nung und Schläge sind tin Stande, diesen erstorbenen Samen wieder zurecht zu bringen und aus dem Tode aufzurtittelm Wie oft meint man vom einem Menschen, nun werde es ja doch wohl mit ihm anders werden; solche Zufälle, Demiithigungen und Faustschläge müßten ihn erweichen und zur Besinnung bringen. Ja, müßten! Man spürt nach, man erforscht die Wirkung, und siehe da, wo man nun endlich einen Gedanken an Gott und Einigkeit zu finden hoffte, da liegen den Leuten ihre Rosse und Mäuler im Sinn, und statt der heiligen Be- wegungen, die man suchte, statt des Seufzens, Betcns und Nachdenkcns über die großen und ewigen Angelegen- heiten des Lebens ist es nur ein dicker Schwarm der allercrbärmlichstert Sorgen nnd Betrachtungen, der die Seele umflattcrt, und flattert mit hinüber bis in die ernste Ewigkeit. Spriichw.27, 22. (Krummacher.) b» Und sie theilten fich ins Land, daß sie es durchzogen. Ahab zog allein auf einen Weg [nach Mittag hinunter], und Obadja auch allein den an- detu Weg [nach Mitternacht hinauf] 7. Da nun Obadja auf dem Wege war, siehe, da begegnete ihm [der aus der Gegend Von Tyrus und Sidon daher kommende] Eliaz und da er ihn kannte [an seiner ganzen Erscheinung 2. Kön. I, 7 f. sogleich für den erkannte, der er war], fiel er sin tiefer Ehrerbietung] auf fein Antliß, und sprach: Bist du nicht mein Herr Ehe? s. Er sprach: Ja [ich bin der, von dem du redest]; gehe [aber] hin [daher du gekommen], sage deinem Herrn sdem König Ahab]: Siehe, Elia ist hie [und will sich dir zeigen]. »9. Er sObadjaj aber sprach: Was habe ich gesundiget, daß du deinen Knecht [indem du einen so·gefährlichen Auftrag ihm ertheilstJ willst in die Hande Ahabs geben, daß er mich todte? 10. So wahr der HErr, dein Gott, lebet: Es ist stveit und breit in den umliegenden Ländern] kein Volk noch Königreich, dahin mein Herr sals dein gegen ihn ausgesproehenes Wort Kap. 17, 1 sich nun zu erfüllen begann] nicht gesandt hat, dich zu suchen fund in seine Gewalt zu bekommen] Und wenn sie [bei denen er seine Nachforschungen anstellte] sprachen [wie sie denn alle mit einander keinen andern Bescheid ihm geben konnten]: Er ist nicht hie [den du suchestL nahm er einen Eid von dem Volk und Kbnigreich, daß man [auch die Wahrheit rede nnd wirkIichJ dich nicht fundeu hätte. 11. Und du sprichst nun sgiebst bei einer so bedrohlichen Gesinnung des Königs gegen dich mir den Auftrag]: Gehe hin, sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist hie. 12. Wenn ich nun hinginge von dir, so würde dich [aller Wahrscheinlichkeit nach] der Geist des HErrn [inzwischen] wegnehmen [und, um dich in Sicherheit vor deinem Widersacher zu bringen, wun- derbar entrücken Apostg 8, 39], weiß nicht wo- hin swie ja in den viertehalb Jahren daher nie- mand deinen Aufenthalt hat erkunden können]; und ich dann käme szum KönigL und sagte es sihm, dem] Ahab an [daß und wo ich dich ge- sprochen], und [er folgte rnir hieher zur Stelle und] fande dich nicht: so erwurgte er mich ssicherlich in der Meinung, daß ich ihn betrogen oder mein Spiel mit ihm getrieben hätte] Aber [ein solches Schicksal hätte ich doch gewiß nicht verdient; denn] dein Knecht fürchtet den HErrn von seiner Jugend auf [V. 3 f.]. 13. Jfrs [du] meinem Herrn nicht angesagh was ich gethan habe, da Jfcbel die Propheten des HErrn erwirrgete? daß ich der Propheten des HErrn hundert versteckte, hie funfzig und da funfzig in der Höhle, und verforgte sie mit Brod und Wassers 14. Und du sprichst nun: Gehe hin, sage deinem Herrn: Elia ist hie; fund setzest damit der Gefahr mich aus] daß er mich erwürge. 15. Elia sprach: So wahr der HErr Zebaoth lebet, vor dem ich stehe sKap. 17, 1]; ich will mich ihm heute zeigen [du hast also nichts für dein Leben zu befürchten, wenn du thust, wie ich dir gesagt abe . h Llgaß dieser Obadja nicht ein und dieselbe Person mit dem Propheten gleiches Namens sei, wie ältere Kirchen- lehret gemeint haben, geht schon daraus hervor« daß der letztere dem Reiche Juba, und nicht dem Reiche Israel angehört. Wohl aber dürfte eine andere Sage nicht ohne Grund sein, wonach die in Schulden gerathene Wittwe, die in 2. Kön. 4, 1 ff. den Propheten Elisa anschreit, das nachgelassene Weib des hier erwähnten Obadja sei; der Haß der Königin soll ihn nämlich her- nachmals von seinem Amte verdrängt und er sich selbst durch seine großartigen Wohlthaten gegen die Propheten in Schulden gestürzt haben· Jn der That ist in dem Worte: »du weißt, daß er, dein Knecht den HErrn fürch- tete,« eine Anspielung auf Obadjas Namen und Ruf kaum zu verkennen. « 526 1. Könige 18, 16—-20. 16. Da ging Obadja [zu neuem, fröhlichem Glauben sich ermannend] hin [nach dem fiidlichen ’ Theile des Landes] Ahab entgegen, und sagte es ihm an fdaß Elias ihm begegnet und nach Samaria auf dem Wege sei, sich dem Könige zu zeigen]. Und Ahab ging hin [nach feiner Hauptstadt] Elia entgegen. e 17. Und da Ahab Elia sahe, sprach Ahab smit herrischer Anrede dem, was der Propbet ihm sagen wollte, zuvorkommend]: Bist du fnun endlich da, den ich so lange vergebens gesucht habe, und wagst selber dich meine in Gewalt hinein], der Israel der- toitret [du Unglücke-bringet Jsraels]? 18. El: aber [den des Königs hochfahrendes Wesen so gar nicht in Verlegenheit setzte] sprach [mit der wirklich imponirenden Ruhe und Würde eines Piannes Gottes]: Jch verwitre Israel nicht sbin nicht der, der es in’s Unglück stiirzt], son- dern du und deines Vaters Hans, damit, daß ihr des HErrn Gebote verlasseu habt, und wandelt Vaalim [den Götzen der Heiden 5. Mos 16, 21 Anm.] nach. 19. Wohlan fdamit ich vor dir und dem ganzen Volke den Thatbeweis führe, daß Jehooa allein der wahre, lebendige Gott sei und dein Baal, dem du dienest, nichts als ein todter Götze, aber auch deinen Götzenpriestern Gelegenheit gegeben werde, den Gegenbeweis zu liefern, wenn sie können], so sende nun hin [nach allen Städten deines Reichs) und versammle zu mir das ganze Israel auf den Berg Carmel [am mittelländischen Meere Jos. 12, 22z 19- 26], und die vierhundert und fünfzig Propheten Baals, auch die vierhundert Propheten des Hains [der Aschera oder der weiblichen Gott- heitJ, die vom Tisch Jsebels essen [ihren Unter- halt von ihr beziehen]. 20. Also [auf den Vorschlag des Elia, einen geistlichen Wettstreit mit einander anzustellem ohne Weiteres eingehend] sandte Ahab hin Unter alle Kinder Jsraelk und versammelte sauf einen be- stimmten Tag, den der Prophet ihm angegeben hatte, außer den Aeltesten der zu seinem Reich ge- hörigen Stämme auch] die svierhnndert und fünfzig] Propheten sBaalsj auf den Berg Carmel permitte- lich auf die Höhe am südöstlichen Ende des Berges, welche gegenwärtig el1i10hraka., d. i. der verbrannte Ort, heißt"; die 400 Ascherapriesier dagegen, welche nichts Gutes ahnen mochten, wußten unter dem Schutze der Jsebel dem Befehle des Königs sich zu entziehen V. 25. 40]. «) Wie hat das Blatt sich gewandt! Der Knecht ist zum König, der König zum Knechte geworden; der Unterthan gebietet, und der Monarch gehorcht. Das ist das verborgene Scepter in den Händen der geistlichen Königskinder aus Erden, die-stille, wunderbare Gewalt, die sie ausüben kraft des ewigen Geistes, der in ihnen ist. Der Meister sendet sie wie die Liimmer unter die Wölfe und spricht: Schlägt man euch auf den rechten Backen, so bietet den linken auch dar (Maith. 5, IV; sie sollen nicht wieder schelten, wenn sie gefcholten werden, und der Schwerter keins gebrauchen, mit welchen die Welt zu kämpfen pflegt. Dagegen ist ihnen etwas anderes verliehen: wie foll ichs nennen? Jst es der Glaube, jener Sieg, der die Welt überwunden hat? ist es das durchscheinende Licht des heil. Geistes, dessen Tempel sie sind und der jederzeit als Geist des starken Gottes sich erweist? Genug, es ist ein gewisses götiliches Etwas in ihnen, das thut Wunder. Man hat blöde Kinder damit ihren wildeften Feinden imponiren (Achtung ein- flößen), wehrlofe Schafe ihre heftigsten Verfolger ent- waffnen sehen; es setzt die einfältigsten Leute in den Stand, die größten Philosophen zu verwirren und ihre falsch berühmte Kunst zu Schanden zu machen. (Krum- inachcr.) «) Der Carmel ist der von Südost nach Nord- west sich ziehende Gebirgsrückem welche die Ebene Es« drelom von der großen siidlichen Ebene längs der Küste des Mittelmeers scheidet. Jn seinem nordwefilichen Ende fällt derselbe 3 deutsche Meilen südlich von Akko als ein stark hervortretendes Vorgebirge nach dem mittelländi- schen Meere ab, der südösiliche Theil dagegen stehtdurcb eine Hügclreihe Insit dem nördlichen Ende des Gebirges von Samaria in Verbindung. Sein Umfang beträgt se I N» ». «« « Hi , E» sit-a Sau« J» ; - årW " MS le; J, T ZEIT-»- o s«- T« r« « « Das· « «- E m) ils n Ett- ss iiiii E ei « « «· L est-le »Er-s d sx , « »» Jst-ist«,- « Erz« « - OF» YJYYXY CI- Z c :- 's M etwa 872 d. Meilen; die Höhe wird von Schubert auf 1200 Fuß über dem Meere angegeben. Mit Recht trägt der Berg seinen Namen, welcher s. v. a. Fruchtbarkeit bedeutet: er ist mit üppigen Geireidefluren und gras- reichen Weidetristen bedeckt, unten mit Lorbeer- und Oliven- bäumen, oben mit Fichtens und Eichenwaldung bewach- sen, und iiberall mit den schönsten Blumen, Hhacinthem Tazettery Anemonen n. f. w. geschmückt. Darum gebrau- chen ihn die heiligen Schriftsteller als Bild der Schön- heii und Fülle (Hohesl. 7, 5; Jcs 35, 2; Jerem.50, 19), nnd L. Chron. 26, 10 setzt sogar Weinberge in und an dem Berge voraus; auf der andern Seite aber wird Verödung und Vertrocknungisdes Carmel als schweres, götiliches Strafgericht verkündet (Jes. 33, 93 Amos 1, 2), wie denn gegenwärtig die Außenseiten des Berges nichts mehr von jenem Schmuck-c, den er in feinem Inneren birgt, gewahr werden lassen, indem seine kahlen, einför- migcn, selsigen Riicken nur spärlich mit kurzem und dor- nigem Gestrüpp bewachfen sind und sich durch nichts von den anderen Bergen des Landes unterscheiden. Die Ahab versammelt auf Elia’s Vorschlag die heidnischen Priester auf dem CarmeL 527 Seiten, besonders der Abfall nach dem Meere zu, sind voller Höhlen, deren man mehr als tausend zählt und die von Alters her Fiüchtlingen zur Zufiuchtsstätte dien- ten (s. V. 4; Amos 9, 3). Ueber der einen derselben, am Nordwestabhang des Berges, erhebt sich 582 Fuß über dem Meer ein im J. 1799 von den Franzosen in ein PestsHospiial umgewandeites hernach von den Türken eben deshalb zerstörtes und später mit Hilfe von bedeu- tenden» Geidsainmiungen wieder anfgebautes Kloster, Deir Mär· Elyås genannt welches schöner als irgend ein anderes in Svrien ist und eine europäisch bequeme, ja sogar vornehme Einrichtung besitzt zur Aufnahme auch von Gästen aus höheren Stauden; ein gewisser Berthoid, der im l2.Jahrhundert aus Calabrien auf einem Kreuz- zu e nach Palästina gekommen war, hat die erste Nieder- laffungchier angelegt und eine Genossenschaft von Ein- siedlern gegründet, die nach dem Berge sich Carmeliter nannten. Dies soll die Stätte bezeichnen, nach welcher Elia den Ahab mit seinen Baalspriestern beschied. Jn- dessen hat van de Velde nachgewiesen, daß nicht sowohl der Nordwestabhang als vielmehr eine über 2 Stunden landeinwärts, an der siidöstlichen Seite des Berges ge- legene Felsenhöhh die in ihrem heutigen Namen el Moh- raka noch eine Erinnerung an die wunderbareBegeben· heit zu bewahren scheint, der Schauplatz der letzteren ewesen sei. ,,Unter dem Schatten einer großen Eiche Irgend, erzählt der genannte Reises-we, schlugen wir noch- mals 1. Kön. 18 auf und unterfuchtem wie die Oertiich- keit der Opferung gewesen fein müsse, um mit der bibiis schen Erzählung zu stimmen. Nach V. 19 u. 20 war der Platz groß genug, um eine zahlreiche Menge zu fassen: ei Mohraka eignete sich ehemals vortrefflich dazu, ob- schon es jetzt mit wüstem Gestrüpp bewachsen ist. Einen besseren Platz als diese Höhe, um deren sanfte Abhänge die Tausende aus Israel geschaart standen, kann man sich kaum vorskellem Nach der Ebene Esdrelom zu sällt der Fels in einer beinahe lothrechtenWand von mehr ais 200 Fuß piö lich ab, dort war also kein Raum für die zuschauende enge, dagegen aber macht jene Wand diesen Punkt von der ganzen Ebene aus und von allen umliegenden Bergen her sichtbar, so daß diejenigen, die zurückgeblieben und nicht ausden Carmel hinaufgestiegen waren, auch in großer Entfernung Zeugen des himmli- schen Feuers sein konnten, das auf den Altar herabsieL Nach V. 30 muß schon vorher dort ein Altar gestanden haben; denn Elias heilte den Altar des HErrn, der zer- brochen war. Bekanntlich standen solche Altäre immer auf sehr in die Augen fallenden Höhen: aus dem ganzen Carmel ist kein Punkt, der mehr in’s Auge fiele, als die nach Osten so plötzlich abfallende Felsenhöhe von el Moh- rakak V. 31 u. 82 weisen auf einen fetsigcir Boden hin, wo Steine gefunden werden, die zur Errichtung eines Altars dieneten, und wo die Steine gieichwohl so loie oder mit einer dünnen Erdschicht überdeckt waren, daß eine Grube rund um den Altar gemacht werden konnte; dabei war aber der Boden nicht so locker, daß das hinein- gegossene Wasser schnell von der Erde eingeschluckt wer- den konnte. Der Ort, wo wir standen, entsprach dem allen: ein felsiges Terrain mit großen losen Felsstücken in Menge und doch passend, um schnell eine Grube zu machen! Nun ist aber noch eine große Schwierigkeit vorhanden, an der Gläubige und Ungläubige, die diesen Ort nicht besucht haben, sich gestoßen haben, nämiich das Wasser. Von wo hat Elias so viel Wasser bekom- men, um es in Eimern über das Opfer und den Altar zu gießen, so daß die Grube davon voll wurde, in einer Zeit, wo nach einer dreijährigen Dürre alle Fiiisse und Bäche des Landes vertrocknet waren? Um diese Schwie- rigkeit aus dem Wege zu räumen, haben einige fromme Reisendq deren Phantasie größer ist als ihr Urtheil, ge« sagt, das Wasser sei aus dem Meer geholt worden; da- gegen haben weniger religiöse Leute, die aber Verstand gering hatten, um einzusehen, daß der Ort, wo Elias opferte, nicht an der Seefeite gewesen sein könne, mit Recht bemerkt, daß es von jedem iandeinwärts gelegenen Punkt des Carmei, wegen der großen Entfernung· des Meeres, unmöglich gewesen sei, in einem Nachmittag vom Altar zum Strande hin und her zu gehen, und zwar dreinial, wie in V. 34 ausdrücklich berichtet wird. Diese also haben die ungereimte Erklärung verworfen- ohne jedoch eine bessere beibringen zu können; und das hat die Ungläubigen in ihrer vorurtheilsvollen Ueber- eilung bestärkt, daß die Erzählung der Bibel eine Er· sindung sei. Wir wurden in der That ob dieser Schwie- rigkeit stutzigz wir sahen keinen Brunnen, und doch wa- ren wir iiberzeugt, daß hier der Platz, gewesen sein müsse, denn er ist der einzige Punkt auf dein ganzen Carmeh wo Elias so nahe an dem damals vertrockneten Bach K ison sich befand, daß er die Baaispriester hinabführen und schlachten konnte, nnd wieder auf den Berg steigen und um Regen bitten, alles in dem kurzen Zeitraum eines einzigen Nachmittags (V. 40 ff.). El Mohraka liegt 1635 Fuß über dem Meere und vielleicht 1000 über dem Kison; diese Höhe kann man hinauf« und hinab- steigen in der kurzen Zeit, die die Schrift dafür übrig läßt. Aber je weiter man sich nach der Mitte des Berges begiebt, desto höher steigt man über den Kison hinaus, weil der Carmel sich dort mehr erhebt und die Ebene, in der der Fluß fließt, fiel) vertieft. Dazu entfernt sieh der Kison anch mehr von dem Berg, und die Schluchh durch welche man zum Flußbett hinabsteigt, ist höchst beschweriich. Nirgends dagegen ist her Kison dem Car- mel so nahe, als gerade unter el Mehr-atra. Wir gin- gen nun durch ein steiles Thal zum Bache hinab, und siehe da, gerade neben der steilen Felswand unserer Höhe, vielleicht 250 Fuß unter dem Plateau des Altars, war eine überwölbte reiche Quelle in Form einer Brunnen- stube gebaut, in welche einige Stufen hinunterfithrtenz unter einem dunkeln gewölhten Dach bleibt das Wasser in solchen Brunnen immer kühl, da keine heiße Atmo- sphäre es verdammt. Jch kannrollkommen begreifen, daß, während alle anderen Quellen vertrocknet waren, hier das Wasser im Ueberfiuß stehen blieb; und was die Entfernung der Quelle von dem muthmaßlichen Ort des Aitars betrifft, so ist es allewege möglich, dreimal hin und wieder zu gehen, um das nöthige Wasser zu holen. Ferner muß der Opferplaß, der wahrscheiniich doch der- selbe ist, wo er sich nach V. 42 ff. zur Erde bückte und sein Haupt zivischen seine Kniee that, um den HErrn in einem Dankgebet für die bisher bewiesene Macht zu bitten, daß er die Zusage des Regens auf das dürre Erdreich erfülle, von einem aufsteigenden Boden nach Westen oder Nordivestcn zu verdeckt fein, durch den die Aussicht auf die See gehindert wird; denn er sagte zu seinem Kna- ben: «Gehe hinauf und schaue zum Meer zu.« Zu· gleich mußte das Hinausgehen auf diese Höhe nicht zu viele Zeit wegnehmen; denn es heißt: ,,gehe wieder hin siebenmai.« El Mobraka ist nun so gelegen, daß auch diese Umstände vollkommen zutreffen: an der West« und Nordwcsiseite ist die Aussicht auf die See durch eine vor- liegende Höhe ganz benommen, man kann die Höhe aber in wenigen Minuten ersteigen und von dort das Meer deutlich sehen. —- Endiich: Ahab’s königlicher Wagen stand dort unten an Carmels Fuß in der Nähe des Orts, wo die Baaispriesker getödtet wurden; von dort war es dem Könige möglich, noch denselben Abend Jesreel zu erreichen (V. 44 f.), aber auch nur von dort, denn jede halde Stunde weiter nach Westen hätte ihn zu weit von seiner Hauptstadt entfernt, um die Strecke zurück- zulegen, ehe der Regen ihn übereilte.« 528 1. Könige 18, 21—29. W« — U. 2l—40. An dem bestimmten Tage, als nun ganz Israel mit seinem König und die 450 Propheten tzaals auf dem Carmel erschienen sind, drängt Elias zu— uüassi mit einem gewaltigen Wort das itiotlt zur Entschei- dung, entweder dem zween, seinem Gott, allein zu dienen, oder, wenn es den Baal wirklich fitr einen Gott halte, diesem sich zuzuwenden, nur solle es nicht ferner zwischen zweierlei Dienst hin nnd her schwanken. Das volle, in- dem es sein Unrecht wohl fühlt, aber dennoch die Glaubens— tiraft nikht besiht, für den iljGrrn sich zu entscheiden, sthweigtz da versucht denn der stlrophel ein anderes. Er schlägt vor, beide Parteien, er, der einzig noch auf dem solane befindliche sirophet des sjGrrn auf der einen, und die 450 Daalsnriesier auf der andern Seite, sollten jede einen Farren auf den! Altar sofern, ohne Wetter an das Holz zu legen, nnd den itameu ihres Gottes unreifen; welcher Gott dann mit Feuer antworten würde, sollte als der wahre Gott anerkannt werden. Solthem Vorschlag jauchzt das ganze diolle zu, nnd nun wird den Malo— Priestern von Elias die lllorhand gelassen, von zweien Stieren sich den einen zu wählen, ihn zum Gpfer zuzu- richten und ihren Gott zur Annahme des Gosers zu be- wegen. Aber obwohl sie von Morgen bis srlittag rufen, nnd dann bis zur Zeit des Abennspeisopfers alle ihre Künste anfbieten, eine Antwort zu erlangen, bleibt solche dennoch aus. Seht schreitet auch Elias zum Werke, und um allen Verdacht eines Detrugs abzuschneiden, lüßt er sein Gnfer reikhlich mit Wasser begieszen; lianm hat er darnach sein Gebet beendigt, so füllt Feuer vom Mantel, alles voll: füllt anbetend auf sein Angesicht und ruft mit Giner Stimme: Der Hairr ist Gott! Der thGrr ist Gott! Diese nun thaisäclsticts vollzogene Entscheidung benutzt der propheh dem Gdheudienst in Israel einen tödlliclsen Streich zu versehen, läßt die Baalspriester greifen und hinab zum Jüisou führen; dort werden sie insgesammt icmgebracish wie das Geseh des iljGrrn solche Strafe ausdrücklich für die lllerführer zum Giilzendienst vorgeschrieben hatte. 21. Da trat Elia zu allem Voll szu den Aet- tesien und Häuptern des Volks, die mit den König auf jener Höhe des Carmel stch eingefunden hatten], und sprach smit lauter, gewaltiger Stimme, so daß vielleicht auch die, so unten am Berge standen, etwas von seiner Rede verstehen konnten]: Wie lange hinket ihr [wie Lahme, die den Körper bald uach der einen, bald nach der andern Seite hin neigen] ans beiden Seiten [statt endlich einmal gewisse Tritte zu thun mit euren Fiißen]? Jst der HErr [der sich euch zu eurem Gott gegeben hat, der wahre lebendige] Gott, so wandelt ihm nach [mit ganzem, ungetheiltem Herzen, wie er’s von euch fordert 5. Mos. S, 4 f.]; ist’s aber Baal [wie ihr von Ahab und seinen Priestern euch einreden lasset], so wandelt ihm nach« [und sagt euch los für immer von dem HErrn, dem Gott eurer Väter, daß man wenigstens weiß, ihr wollt ·nichts mehr mit ihm zu schasfen haben; mit dem bisherigen halbherzigen Wesen aber gehrs nicht länger, es muß endlich zu einer Entscheidung kommen, vgl. Anm. zu Jos. 24, 15]. Und das Volk [indem sein Gewissen ihm bezeugte, für wenn es sich zu entscheideu hätte, ohne jedoch schon Lust und Muth zu haben, von Baal sich bestimmt und offen IoszUsagenJ antwor- tete ihm nichts. «) Wem unter euch wäre nicht jenes merkwürdige Urtheil bekannt, das einst von dem weisen Salomo in einer schwierigen und verwickelten Streitsache gefällt wurde (Kap. 3, 16 ff.)? «— Warum ich euch an diese Geschichte erinnere? —- Nun, um euch zu sagen, daß es noch ein anderes Muttcrherz giebt, das gerade so denkt, wie die rechte Mictter in jener Geschichte; ich meine das Mutter- herz, das da spricht: »Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet,« und wiederum: »Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn-ihres Leibes? nnd ob sie sein vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen« Dieses Mutter- herz da droben, der lebendige Gott, will auch nichts Getheiltes; er will seine Kinder ganz haben oder gar nicht, und was wir ihm darrcichen und zum Opfer brin- gen, ganz tvill er’s haben oder gar nicht, darauf hat er seinen Sinn gesetzt: in eine Theilung mit dem Teufel oder der Welt mag er sich nicht einlassen. (Krummacher.) 22. Da sprach Elia zum Voll: Jch bin allein itberblieben [in diesem abgöttischen Lande, da Gottes Diener theils erwürgt, theils verjagt worden sind, theils verborgen unter der Erde in Schluchten und Höhlen sitzen, uoch der einzige auf dem Plan als] ein Prophet des HErrtt fund für die Ehre seines Namens einzustehen bereit]; aber der Propheten Baals find vierhundert und fünfzig Mann kso daß, wenn Baal wirklich ein Gott ist, bei einer solcheu Menge von Dienern es ihm nicht schwer werden kann, in einem Wettstreit, den ich im Namen des HErrn ihm jetzt an- biete, den Kampfpreis zu gewinnen]. 23. So gebet uns nun zween Farren [Opfer- stikreL nnd lasset sie [die Propheten BaaIsJ er- tvahlen einen [von beiden] Farren [welchen sie wollen, denn sie sollen alle nur möglichen Vor- theile vor mir voraushabeu], und [lasset sie] ihn zerftitclen nnd aufs Holz legen, nnd svollständig zum Opfer bereit machen bis auf das Eine, daß sie] kein Feuer dran legen; so will ich snach ihnen] den andern Farren nehmen, nnd sgleichrvie sie den ihren opferfertig gemacht haben, ihn ebenfalls zer- stückeii und] auf-s Holz legen, nnd auch kein Feuer dran legen. 24. So rufet ihr [die Propheten Bereits] an den Namen eures Gottes, und ich will den Namen des HErrn smeines Gottes] anrufen. Welcher Gott nun mit Feuer [vom Himmel das für ihn herge- stellte Opfer anzünden und damit auf die an sei- nen Namen gerichteten Gebete] anttvortcn wird, der sei Gott« [werde von uns allen als der einzig wahre Gott anerkannt] Und das ganze Volk [dem dieses mannhafte, kühne Auftreten des Elia wohlgefiel und in dessen Herzen wohl eine Erinue-- rung aufsiieg an die Selbstbezeugungen Gottes zu den Zeiten der Väter Z. Mos 9, 24; Nicht. S, 21; 13, 19 ff; 1. Chron. 22, 26; L. Chron. 7, 1 ff.] antwortete, nnd sprach: Das ist recht [ein guter und billiger Vorschlag, auf den die Propheten Baals eingehen müssen, wenn sie in unsern Augen noch etwas gelten wollen]. «) Sonst hält man, wenn sich zweierlei Religionen mit einander überwersem Religionsgespräche nnd Dis- Elias drängt Jsrael zur Entscheidung und läßt die Baalspriesier ihr Opfer verrichteim 529 putationen, um zu zeigen, welche Religion die wahre sei; allein Elias war ein besserer Disputator. Der Bann, der 372 Jahre auf dem Volke gelegen hatte, zeigte schon, daß Jehova der wahre Gott sei; aber noch deutlicher sollte es das Feuer zeigen, welches auf das Opfer Eliä herabfallen würde. (Roos.) 25. Und Elia [nachdem so das ganze Volk den Vorschlag angenommen und sogleich für Her: beischaffung der zween Opferstiere Anstalt getroffen hatte] sprach zii den Propheten Baals fdie jetzt dem Wettstreit sich unter keinerlei Vorwand mehr ent- ziehen konnten]: Erwcihlet ihr einen Farren und machet am ersten [das für euren Gott bestimmte Opfer zurecht], denn euer ist viel [nnd ioill ich gern um solcher eurer Majorität willen euch den Vortritt lassen], nnd rufet eures Gottes Namen an sdaß er selbst sein Opfer vom Himmel aus anzünden wolle], und leget [für dies Mal] kein Feuer dran [wie ihr sonst thut, damit ihr ihm die Gelegenheit nicht wegnehmeh seine Macht zu be- weisen]. 26. Und sie nahmen den Farren, den er ihnen gab [nach ihrer eigenen freien Wahl überließL und richteten kihn zum Opfer] zu, und riefen an den Namen Vaals von Morgen an lVOU der Zeit an, wo das tägliche Morgenopfer dargebracht und das übliche Morgengebet verrichtet zu werden pflegte, d. i. zwischen 6——9 Uhr Vormittags· 4. Mos. 28, 8 Anm.; Apostg 2,15] bis an den Mittag [alfo mindestens 3 Stunden lang], nnd sprachen: Baal, erhbre uns! Aber es war da keine Stimme noch Antwort sdaß Feuer vom Himmel gefallen wäre und das Opfer verzehret hätte] Und sie binkten um den Altar, den fie gemacht fund auf dem sie das Opfer zUgerichIeiJ hatten kuntekiießen nicht, bei ih- ren Anrufungen Baals die gewöhnlichen, mit allerlei Gcberdenspiel verbundenen Opfertänze um den Altar zu halten, damit sie ihren Anrufungen auch Nachdruck ver- schaffen möchten]. 27. Da es nun Mittag ward- spottete ihrer Elia [mit heiligem Hohn Kap. 22, 15 Anm.] nnd sprach: Rnfet laut; denn er ist [zwar, wie ihr behauptet] ein Gott fund wird bei recht insiändi- gern Bitten es gewiß an seiner Erhörung nicht fehlen lassen, aber er ist ein Gott mit menschlichen Schwachheiten nnd Gebrechen, der erst genöthigt fein will und zum Bewußtsein seiner selbst gebracht werden mußL et dichtet [ist in Nachdenken versun- ken], oder hat zu schaffen [ist bei Seite, d. i. zu Stuhle gegangen], oder ist über Feld [verreist], oder schläft "vielleicht, daß er aufmache. 28. Und sie [thaten wirklich, wie Elia sagte, weil eben das, was er spottend ihnen vorhielt, ihre Vorstellungen von Gott waren, und] riefen laut, nnd rthten sich sda noch immer keine Erhörung erfolgte und die ihnen gestellte Frist immer mehr zu Ende eilte] mit Messern und Pfriemen nach ihrer Weise, bis daß ihr Blut hernach ging [5. Mos. , 14 Anm.]. DächsePs Bibelwert Die alten Schriftsteller beschreiben uns derartige Auf· züge shrischer Götzenpriesierbandcn folgendermaßen: Ein niißhelliges Geheul eröffnet die Scenez dann fliegen sie wild durch einander, das Haupt tief zur Erde gesenkt, oder in Kreisen sich hcrumdrehend, so das; das aufgelöste Haar durch den Koth schleift. Dabei zerbeißen sie sich zuerst die Arme und zerschneiden sie zuletzt mit den zwei- schneidigen Schwertern, die sie zu tragen pflegen. Dann beginnt eine neue Scene: einer von ihnen, der es in der Raserei allen zuvorthut, fängt unter Aechzen und Stöhnen an zu prophezeihen Er klagt sich öffentlich seiner begangenen Sünden an, die er durch die Züchtis gungen des Fleisches nun bestrafen will, nimmt eine knotige Geißel, zerschlägt den Rücken, zerschneidet sich mit Schwertern, bis das Blut von dem verstümmelten Körper heruntertrieft » 29. Da aber der Mittag vergangen war, weifsagten sie [indem sie außer sich selbst geriethen und in geisilicher Raserei unter Musik und Gesang noch wildere Tänze aufführten als vorhin I. Sam. 10, 10 Anm.] bis man das Speisopfer thun sollte [bis zur Zeit, da das gewöhnliche Abendopfer 4. Mos. 28, 8 Anm. dargebracht wird» d. i. bis gegen 3 Uhr Nachmittags 2. Mos. 12, 6 Anm.] ; und war da swie sich bei der, auch noch so leidenschaftlich heftigen Anrnfung eines todten Götzen, wenn der lebendige Gott die Mächte der Finsterniß im Zaum hält, daß sie mit ihren lügenhaftigen Kräften nicht dazwischen treten, von selbst versteht] keine Stimme, noch Antwort, noch Anfmerken. Dies Verhalten der Baalspropheteiy da sie durch Eliä Spott sich nicht irre machen lassen, sondern mit so gro- ßer Beharrlichkeit und Selbstaufopferung alle ihre Künste in Bewegung setzen, um den Wettstreit zu gewinnen, läßt sich bei der gewöhnlichen Annahme, daß diese Kiinste auf der einen Seite nur Priesterbetrug und aus der an- dern Seite nur in der Vorstellung des Unwissenden Volks wirksam gewesen seien, durchaus nicht erklären; vielmehr müssen jene Propheten selbst an die Wirksamkeit ihrer Künste geglaubt und davon schon mehrsache Erfahrung gemacht haben. Wie nun derartige Erfolge der heidni. schen Magie zu erklären seien, darüber haben wir zu Z. Mos 7, 9. 13 u. 22 uns näher ausgesprochen. Dar- nach war es an und für sich nicht unmöglich, daß Baal, feinen Dienst und die Ehre seiner Priester in einem so entscheidenden Augenblick zu retten, Feuer vom Himmel fallen ließ; durch göttliche Zulassung hätte es unter an- dern Umständen wohl geschehen können, daß zum gerech- ten Gericht über alle, die die Liebe der Wahrheit nicht haben angenommen, der Satan hier mit dem erbetenen Wunderzeichen eintrat (Offenb. 13, 11 ff.; Matth. 24, 24)· ,--;Oie unsichtbaren Feinde des Reiches Gottes und der Wahrheit wurden aber im vorliegenden Falle von höhe- rer Macht gebunden, daß sie nicht wirksam werden durf- ten, und so mußte sich denn der Götze als das, was er an sich selber war, ersinden lassen, als ein todtes Unding. Was unsere Zeit betrifft, so ist unter den kräftigen Irr- thümern derselben einer der gefährlichsten, wenn die Gegner des Wortes Gottes das Dasein und die Wic- kungsmacht des Teufels leugnen; denn damit findet er, wenn ihm einmal zugelassen werden wird, größere Dinge zu thun, als die ihm setzt gestattet sind, einen bereiteten Boden, daß ihm die Bethörung der Welt um so leichter gelingt. —- Jesu, hilf siegen und laß mich nicht sinken! Wenn sich die Kräfte der Lügen aufblähn und mit dem Scheine der Wahrheit stch schminken, laß doch viel heller dann deine Kraft sehn; steh mir zur Rechten, o König A. T. I. L. 34 530 l. Könige 18, 30——41. und Meisten lehre mich kämpfen und prüfen die Geister. (Jesu, hilf siegen — V. 9.) 30. Da lum die zweite Nachmittagsstundh nachdem die bisherigen Verhandlungen V. 20 ff. schon seit Anbruch des Tages gewährt hatten] sprach Elia zuallem Volk [das mit oben auf dem Carmel versammelt war]: Kommt her, alles Voll, zu mir fdaß ich jetzt mein Werk beginne und ihr euch mit euren eigenen Augen überzeugen könnt, daß dabei alles ehrlich und ordentlich zugehen wird]. Und da alles Volk faus seiner bisherigen Aufstellung in einiger Entfernung von der Opferstätte näher] zu ihm trat, heilete er den Altar des HErrn, der zer- btvchctl Will: [stellte er zuvörderst einen auf der Höhe el dtlohraka befindlichen, dem HErrn geweiheten Altar wieder her, den einst, nach der Trennung des Reichs und bei der Einführung des Kälberdienstes in Israel Kap. 12, 26 ff, fromme Jehooaverehrer dort erbauct hatten, der aber seit dem Ueberhandiiehmen des Baalsdienftes unter Ahab mit andern Kuh. 19, 10 zerstört worden wen] 31. Und nahm zwölf Steine nach der Zahl der Stamme der Kinder Jakob [-2. Mos 24, 4; Jos. 4, 1 fs«], zu welchem das Wort des HErrn redete und sprach: Du sollst Israel heißen [1. Mos 31, 28; 35, 10]. 32. Undibauete von den Steinen einen Altar im Namen des HErrn fbauete von diesen Steinen auf Antrieb des Geistes Gottesund zur Ehre des HErrn eben jenen Altar wieder aufJ- und machte um den Altar her eine Grube, zwei Kornmaß weit sdie soviel Bodenraum wegnahm, als zu zwei Seah, d. i. ungefähr 4 preuß. Metzen 2. Mos. 16, 36 Anm. Aussaat erforderlich ist], 33. Und richtete das Holz [auf dem Altare] zu, nnd zersuickte den Farren snachdem er ihn in der für den Opfercultus vorgeschriebenen Weise Z. Mos I, 4 ff. geschlachtet hatte], und legte ihn auf-s Holz, M. Und sprach [zu denen, die er aus dem anwesenden Volk zu Vertretern der Gemeinde aus- gewählt hatte, vgl. 2. Mos. 24, 5]: Holet saus dem überdeckten Brunnen unten am Berge V. 20 Arm] vier Cad [Eimer] Wasser voll, und gießet es auf das Brandopfer und das Holz. Und sprach: Thut es noch einmal. Und sie thaten es noch ein- . ! s D « . : . m« und er sprach That c zum Um« M« l und die Todtenstille der gespanntesten Erwartung Und sie thaten es zum dritten Mal. 35. Und das Wasser lief um den Altar her, .und die Grube ward auch voll Wassers » Die zehn Stämme hatten widerreehtlich den Namen ,,Jsrael«, der des gemeinsamen Stammvaters aller zwölf Stämme Ehrenname war und ihn gerade nach seinem « geheiligten, von allem abgöttischen Wesen gereinigten Charakter bezeichnete, an fich gerissen und einen um so schmählicheren Frevel an der Gcsammtheit des Volkes Gottes begangen, als sie von dem Einen HErrn und dem Einen Gotteodienst sich losgesagt, wozu die von Gott zugelassene Trennung der beiden Reiche in Ansehung der bürgerlichen Regierung ihnen nimmermehr ein Recht gab. Diese widerrechtlielye Anmaßung desavouirt (wider- ruft) Elias sinnbildlicher Weise durch Herbeiholiirig der zwölf Steine, und der heil. Schriftsieller nimmt ausdrück- lich Beziehung auf jenen Ehrennamen des Patriarcheiy um die Bedeutung dessen, was der Prophet that, ver- ständlich zu machen.- Nun waren es ohneZweifel auch 12 Vertreter der Gemeinde, diesElias zu seinen Gehilfen beim Opfer berief; dies geht aus V. 34 hervor, wo die fo kurzgefaßte Darsiellung des Vorgangs doch wohl so zu verstehen ist, daß alle 12 Vertreter jeder einen Eimer Wasser holen sollten, und als sie damit ankamen, ließ der Propbet zuerst ihrer vier das Wasser auf den Altar gießen, dann die zweiten vier, und schließltch die dritten vier, wobei die shmbolische Bedeutung der Zahlen 3 x 4 nicht außer Acht zu lassen ist (1. Mof 35, 26 Anm.). Warum er dies that, liegt auf der Hand: es sollte bei der folgenden wunderbaren Anziindung des Opfers jeder Verdacht der Möglichkeit eines Betrugs abgeschnitten werden, was um so nöthiger war, als die Götzenpriesier des Kunstgriffs fich zu bedienen pflegten, daß sie durch Helfershelfen die sie in Höhlungen unter dem Altar zu- vor verfteckt hatten, von da aus das Opferholz anziin- den ließen, um das Volk glauben zu machen, die Gott- heit habe es auf wunderbare Weise in Brand gesteckn 36. Und da die Zeit war [das für den ge- wöhnlichen Abendgottesdienst in 2. Mos. 29, 38 ff. vorgeschriebene] Speisopfer zu opfetu [Nachmittags 3 Uhr Ap»ostg. Z, 1], trat Eise, der Prophet iim rechten Sinne des Worts V. 22], herzu [zu dem Arme]- und sprach: HGru Gott Abrabam’s, Jsaars IIUD Jskskls lVgL V— 31J- laß heute kund werden, daß du Gott in Israel bist, und ich dein Knecht, nnd daß ich solches alles [was ich von Anfang mei- ner Wirksamkeit Kap. 17, 1 an bis jetzt vorgenom- men] nach deinem Wort gethan habe. 37. Grhöre mich, HErn erhore mich, daß dies [arme, verfiiHrteJVolk wisse, daß du, HEry Gott bist, daß du ihr Herz darnach bekehrest kvon den Götzen zu dir zurückwendests Was soll man am meisten bewundern in diesem Ge- bet: des Propheten Eifer um seines Gottes Verklärung, oder die Inbrunst seiner Liebe siir das versunkene Haus Israel? die erstaunenswürdige Freimüthigkeih so große Dinge zu begehren, oder die felsenfeste Zuversicht, in der er nicht zweifelt, Gott werde sich zu seiner Sache beken- nen? Nein, am meisten bewundern wir die unausfprechs liche Gottesgnade, die ein Häuflein Thon und Asche, wie der Mensch ist, also glauben, also lieben, also beten lehrt! Jhm die Ehre! (Krummacher.) 38. Da fwährend noch das letzte Wort des Gebets iiber Carmels Höhen schallt wie Glocken: klang und tiefes Schweigen auf der Menge liegt durch die Versammlung geht, bei der man meint die Herzen schlagen zu hören] fiel das Feuer des HErrn herab, nnd fraß Brandopfen Holz, Steine und Erde swelche letztere es verkalkte], und leclte das Wasser auf in der Grube. 39. Da das alles Volk sahe [auch das, das unten am Berge in der Ebene Jesreel stand], fiel es [anbetend vor dem HErrm der so gewaltig sich bezeugte] auf sein Angesicht [zur Erde] und spra- chen [alle mit einer Stimme]: Der HErr ist Gott sder einzig wahre oder wirkliche Gott], der HErt ist Gott sBaal aber nichts als ein todter Götze]l Nachdem der HErr zu .Elia’s Opfer sich bekannt, schlachtet dieser die Baalöpriesteia 531 Ach, was hat der barmherzige Gott, dcr Gott Abra- ham’s, Jsaaks und Jakobs doch nicht alles gethan, um den Glauben an ihn uns zu erleichtern nnd die Erkennt- niß seiner uns nahe zu bringen! Hat er sich nicht er- schöpft und aus dem Odem geredet durch Natur und Schrift, durch Geschöpfe iind Seher, durch Gründe uiid Figuren, durch Poeten und Propheten, durch Zeichen und Thatein in allerhand Art, auf die faßlichste Weise, zu den kindiichsten und thörlichsten Wünschen sich herunterlafsend — und dennoch, wer kennt ihn? wer giebt ihm die Ehre? O du unfchlachtiges und verkehrtes Geschlecht dieser Welt, heran, heran! wir wollen deine Augen ausreißen über seine großen Thaten, wir wollen feine Zeichen dir in’s Antlitz rücken, daß du doch wenigstens keine Entschuldigung haben sollst am jüngsten Tage, als hättest du den Gott Jsraelsnicht erkennen können. Lebenszeichen, wie das auf Carmeh hat er zu tausenden von sich gegeben; und das am Ende der Tage, da er aus dem Fleische zu dir geredet, war nicht das letzte. Siehe an den Altar seiner Kirche, gebauet auf ihn selber als den Grundpfeiler und auf die zwölf lebendigen Steine der Apostel, umgeben vor· einem Laufgrabcin über den die grimmigsten Wider- sacher bis diesen Tag vergebens mit ihren Kriegsflotteii zu schiffen versuchten! Schau es an, dieses Heiligthum Gottes, in seiner Festigkeit, in seinem Alter, in feinem Umfang, da das Feuer des HErrii nicht ausgeht noch verlischt Tag und Nachti Jst dieser geistliche Tempel nicht auch ein Thatbeweis, daß Jehooa lebt? Siehe an jedes Steinlein dieses Gebäudes, jeden bekehrten Sünder! Auch hier war ein zerbrochener Altar, aber siehe, er ist geheilt; auch hier war ein Graben umher von tausendfachen Sünden, Verstrickungem Verhältnissen und Widerständen, die dem HErrn den Zugang ver- sperrten, aber stehe, sein Feuer ist herabgedrungen; auch hier waren Steine, ein fclsigt Herz und ein verschlossen Haupt; auch hier warHolz und Erde, Abgestorbenheit und nichts als Fleisch und Finsterniß, aber die Flamme Jehovcks hat Erde, Holz und Steine hinweggefressen und das Wasser der Sinnlichkeit ausgeleckh und die ver· wüstcte Ruine ist ein Denkmal geworden der Herrlichi keit Gottes. (Krummacher.) Ihr, die ihr Christi Namen nennt, gebt unserm Gott die Ehre; ihr, die ihr Gottes Macht bekennt, gebt unserm Gott die Ehre! Die falfchen Götzen macht zu Spott: der HErr ist Gott, der HErr ist Gott! Gebt unserm Gott die Ehre! (Sei Lob und Ehr — V. 8.) 40 Elia aber sprach zu ihnen [die bei ihm aus dem Carmel versammelt waren]: Greifet die Propheten Bachs, daß ihrer keiner cntrinne. Und sie griffen sie [ohne daß der mit anwefende König, selbst erschüttert von dem Zeichen und Wunder, das da geschehen war, und ergriffen von dem Gefühl der Anbetung, das aller Herzen sich bemächtigt hatte, ein Wort darein zu reden gewagt hätte]. Und Elia führte sie seine halbe Stunde weit vom Berge] hinab an den Bach Kison, nnd schlachtete sie smit dem Schwert Kap. 19, I] daselbst [durch die Hand des Volks im Beisein Ahab’s, der selber dem Zuge iiach dem Bach Kison fich angeschlossen hatte]. Wir entsetzen uns vor dieser blutigen Executionz es kommt uns der Gedanke, eine solche That sci eines Man- nes Gottes nicht würdig gewesen, Elias habe hier in fleischlichem Zorn und nicht als Prophet Jehova’s ge- handelt. Aber leset, was geschrieben steht im Gesetz: 5. Mos 13, l ff.; 17, 2 ff. Ein solch erschütternder Ernst gehörte in die Zeit des Gesetzes und war noth- wendig unter einem Volk, das tcotz dieser Strenge sich vom Götzendienst nicht frei erhalten konnte. Ohne das durch Elias vollzogene Strafgericht wäre allcs, was auf dem Berg Carmel geschehen, ohne allen Erfolg geblieben, und außer dem Manne Gottes war niemand, der zu einer solchen Handlung das Recht und den Muth gehabt hätte. (Bender.) Vgl. das zu 2.å)«.lios.32, 28 Bemerkte ritt-«. v. 41—46., während an« jegi de» niuig Jedes« veranlaßt, durch Speis und Trank zu der bevorstehenden Abreise vom Clarniel sich zu stärken, zieht er selbst mit feinem Burskhen auf einen höher gelegenen Punkt des Gebirges sich zur-um, betet dort in der deniüthigstrn und anhaltendften weise zu Gott, daß er, nachdem der Baum— dienfl in Israel zu Boden geworfen, seinem Voll: nun wieder gnädig frin nnd Regen geben wolle nach den lan- gen Zeiten der Dürre. Sechs Mal schaut der Bursche vergeblich ans nach dem Meer, um dort das Zeichen der Grhdrung in einem am Himmel aufsteigenden wötlilein zu erblicken; crsl beim siebenten Jiiioschauen cntdcctit sich seinem Singt! das erwartete Zeichen. Um: abcr treibt der prophet den König zur Eile, ehe der heranfliomniende Regen ihm den Rückweg fast unmöglich mache, und läuft darnach dem königlichen wagen zu Faß voraus, von dem hErrn mit übermenfchticher Kraft ans-gerührt; denn or muß zwischen den schwachen Jlhab und dir iu dcr Gott— losiglirit flarlie Isrliel treten, daß die uiiht das angefan- gene gute Werte im Herzen ihres Grmahlr mit ihren tleberredungsliänsteu zu nichte mache. 41. Und Elia [als nun die Execution V. 40 zu Ende war] sprach zu Ahab [der derselben unten am Kison beigewohnh während er vorher, so lange die Verhandlung V. 21—39 dauerte, oben auf dem Carmel eine eigens für ihn eingerichtete Stelle in unmittelbarerNähe der Vorgänge eingenommen hatte]: Zcuch sfetzt wieder] hinauf [nach deinem« vorigen Standort auf dem Berge], iß und trink sda du seit heute morgen V. 26 noch nichts zu dir genommen und in solchem Zustande zu schwach sein würdest, den Stunden weiten Weg nach Jesreel V. 45 zuruckzulegen Dahin aber mußt du hernach eilig aufbrechen* V. 44]; denn es titu- schet, als wollte es sehr regnentc V) Nach den drei trockenen Jahren kann es weder Gras noch Kraut auf Jesreels Ebene gegeben, und der lofe Lehmboden muß slch in eine dicke Lage von Staub verwandelthabenz die Wagenräder würden bald darin stecken geblieben» fein, wenn der Regen Zeit gehabt hätte, hiesendSågikg )in eine Schlamm-Masse umzuwandelm van e e e. «) Ein Rauschen hört der Propbet, ein Wehen und Sausen in der Luft,·ivie es zu raufchen pflegt vor einem heranziehenden Gewitter in den Winseln der Bäume und auf den Gewasserm Ob er das nur hörte im Glauben, mit dem Ohr des Geistes, oder »ob Gott sein leiblich Gehör so scharfte, daher es wirklich schon von ferne in der Natur vernahm, m den höheren Luftregiouem wer kann das wisscnl Genug, er hörte es, und es klang ihm wie Getön der Betglocke, ja wie ein vorlaufendes Amen schon auf das Seufzemzu dem er sich anfchicktez und damit er ungestört mit seinem Gott sich uiiterreden könne, suchte er die lästige Gcfellschaft zu entfernen, er konnte für »den Augenblick die Gesellfchaft Ahab’s und feines Geleits sehr» wohl entbehren. Solche Verweisuni gen aus dem Heiligthum müssen sich die Kinder dieser Welt gar oft gefallen lasseux das gehört mit zu den Ge3cht;n, die in der Zeit schon über sie ergehen. (Kruin- ma er. — Mk« 532 I. Könige 18, 42—46. is, 1——3. 42. Und da Ahab [der Aufforderung des Pro- pheten Folge leistends hinaus zog zu essen nnd zu trinken, ging Elia [von der Opfersiätte eine kleine Strecke hinweg] anf des Carmels Spihe [nach dem Gipfel des Berges zu, von wo aus man nach dem Meere ausschauen konnte], und bückte sieh Daselbst] zur Erde, und that sein Haupt zwischen seine Kniee [sein Gebet zu verrichten Ja-k. 5, 18], Sollte man glauben, das; das derselbe Mann sei, der noch kurz zuvor wie ein Statthalter Gottes auf Carmel stand, mehr gebietend als crflehend, und nun liegt er da, wie ein armer Bettler und sein Beten ist wie eines Wurmes im Staube? Aber Gott wollte es, daß wir seinen Propheten auch in solcher Art und Lage einmal sehen und ihn im Kämmerlein belauscheii sollten, da- mit ivir erfuhren, wo und wie Elias seine Stärke ge- schöpft habe, und nicht versucht würden, den Ruhm und Ehrenschmuck auf das Haupt des Menschen zu legen, statt auf das Haupt dessen, dem er gebührt, sondern der tröstliche Ausruf des Apostel Jacobus (Kap.5, 17) uns einleuchtend wäre: ,,Elias war ein Mensch wie wir.« 43. Und [Elias] sprach zu seinem Knaben soder Burschen, nachdem er eine Weile gebetet hatte]: Gehe hinauf fauf den höchsten Punkt der Höhe], und schaue zum Meere zu [ob du nicht von dorther eine am Himmel aufsteigende Wolke erblicken kannst]. Er ging hinauf, und sehaueta und sprach [als er wieder zu dem Propheten zu- rückkehrte]: Es ist nichts da. Er sprach [nachdem er abermals eine Weile gebetet hatte]: Gehe wieder hin [und ertheilte dem Burschen, der immer wie- der mit demselben Bescheid zurlickkehrte, den näm- lichen Auftrag im Ganzen] siebenmal [denn so oft mußte er den HErrn anlaufen mit seinem Gebet, ehe es Erhörung fand L. Kön. b, 10j. Warum, könnte man fragen, erspartes er dem Kna- ben nicht lieber die vergeblichen Gänge und befahl ihm, so lange auf seinem Posten zu bleiben, bis er etwas sähe? was konnte ihm das helfen, immer iviedar aufs Neue zu hören, es set noch nichts da? O, das steigerte des Propheten Jnbrunft, das feuerte ihn an, immer eifriger mit seinem Gott zu ringen, das machte ihn immer kleiner und holte seine Seufzer immer tiefer heraus aus der zerbrochenen Seele! Es ist keine Frage, schnell Ge- hör finden ist bei weitem fröhlicherx aber lange warten miissen ist unendlich heilsamer. Das sind die gesegnet- sten Qrte auf dem Erdboden, die mit den Knieen sind ausgehöhlt und ausgewaschen mit heißen Beterthränem Jn diesen Wegen langen Scufzens, da empfängt der alte Mensch die einpsiudlichsteii Todesftößa da wird das Herz am griindlichstcii durchackert und fiir den Samen der Gnade urbar gemacht, da wird tief gegraben nnd das Fundament auf den alleruntersten Boden gelegt. Was sollte doch am Ende daraus werden, wenn uns immer gleich auf das erste Anklopfen alle Schatzkammern Gottes aufgethan würden? Würden wir uns da nicht bald als die Reichsverweser und Befehle-habet vorkom- men in der Stadt Gottes und unsern Bettelstaiid ganz und gar vergessen? Würden wir nicht zuletzt mit unserem Gebet Abgötterei treiben, wie die Kinder Israel hernachi mals mit der ehernen Schlange (2. Kön. 18, 4), und denken, das Gebet thue es, daran besitze man ein ge- heimes Zaubermitteh eine Wiinschclruthe oder eine recht« iuäßige Anweisung auf die Giite Gottes? (Krummacher.) 44. Und im siebenten Mal sprach er [der zu- rückkehrende Bursche]: Siehe, es gehet eine kleine Wolke auf aus dem Meer, wie eines Mannes Hand [groß]. Er sEliasj sprach: Gehe hinauf [nach der Stelle dort, wo der König ißt und trinkt V. 41 f.], und sage Ahabx Spanne kdeinen Wa- gen unten am Berge] an und fahre hinab [nach deinem Lustschloß Jesreel, woher du gekommen], daß dich der Regen nicht ergreife [und den Boden so aufweiche, daß du nicht mehr heim gelangen kannst V. 41 Arm. 1]. 45. Und ehe man znsahe, ward der Himmel schwarz von Wolken und Wind, und kam ein großer Regen. Ahab aber [der der Weisung des Pro- pheten gefolgt war] fuhr feiligst auf seinem Wa- gen die 7 Stunden Wegs in südöstlicher Richtung dahin], und zog gen Jesreel 46. Und die Hand des HErrn kam über Elia sdaß er mit übernatiirlicher Kraft ausgerüstet ward, um Uebermenschliches zu leisten]; und er gürtete sim Bewußtsein dieser wunderbar ihm beigelegten Kraft, die alles Bedürfnisses von Speis und Trank und der Ruhe nach einem so anstrengenden Tage: werk ihn iiberhobJ seine Lenden, Und [der vorhin so streng gebietende und fo gewaltig eifernde Pro- phet] lief sjetzt als der geringste Knecht seines Kö- nigs] Vor Ahab hin, bis er [alle Regengiisse und Windwirbel, die seinen Lauf ihm erschwertem für nichts achtend] kam gen Jesreei [um dort das Werk Gottes an Ahab’s Herzen weiter zu fördern und insonderheit wider die Verfuchungen der Jsebel, die seine Schwäche zur Gottlostgkeit mißbranchte, ihn zu stärken] Das 19. Kapitel. Elias Flucht, Fasten, Trost und Nachfolger. Willst. v. l—-18. Zlu der freudigen Erwartung, seinen Sieg über deuizaalsdiensl durch den Sturz desselben auch am Hofe des Konigo vollenden zn können, ist Elias zu— gleich mit Zihab nach Jesreel gekommen; aber in dieser Erwartung bitter getüascht durrh die Drohung der Nebel, sich an ihm ntit der drrgteseung seines Bluts für die Vergirßnng des Bluts ihrer Baalgprirsirr rächen zu wollen, eilt er ans dein Lande, wo er, wie es ihm vorkommt, so umsonst gelebt und gewirkt, voll tiefen Unmuths hin— weg, kommt über Bei-sahn, an der Siidgrcnze Judas, eine Tagercise weit bis in die Wüste paran und bittet hier, tiutrr einem Ginslkrstranctze sich niedersrtjend, den HErru um feine Abberufung aus dieser Welt. Unter dein Straurhe darauf eiuschtafend, wird or vom Engel des hErrn gewettet und mit Speise und Trank erquickt; nach abcrmaligcm Schlaf: rührt ihn der Engel zum zwei— ten inal und heißt von neuen: ihn sieh sättigen, denn er habe einen Weg vor sich, den ohne eine wunderbar: göttliche Stärkung er nicht zu machen Verweigre. In Kraft dieser Speise nun zieht rr 40 Tag: und 40 niichte lang dahin in die Wüste und kommt endlich auf dem Berge Gottes horch bei der Stelle an, wo elnsi Most eine herrlich: Sctbsioffciibarung des hGrrn empfangen hatte· Jiuch ihm wird eine solche narh vorausgegauge Der HErr sendet auf Eliä Gebet den ersehuten Regen. Der Gang nach der Wüste. 533 nen furchtbaren Uaturerscheinungen zu Theil, und damit zugleich ein lichter Stiele in das Dunkel der Gegenwart nnd in das Hei! der Zukunft; denn wag die Erstheinuug im Bilde, das vrrltändigt ihm hierauf des tjGrrn Wort in lrtarer Rede, in welcher Weise Gottes Wege mit Israel fortan weiter gehen werden, um zuletzt doch zu einem gedeihlichcn Ziele zu führen. I. Und Ahab [als er Nachts etwa 10 Uhr in Jesreel ankam] sagte [noch ganz erfüllt, ja, so- weit ein verlebter und entnervter Mensch, wie er, es sein konnte, sogar ergriffen und begeistert von den großen Dingen, die er gesehen] Jsebel an alles, was Elia gethan hatte, und sdarunterinsonderheit auch] wie er hätte alle Propheten Baals mit dem Schwert ertvürget [und meinte wohl, daß auch auf ihr Herz diese Dinge einen Eindruck hervor- bringen und sie zur Anerkennung des Gottes Js- rael bestimmen würden] Z. Da szu kalt in ihrem Herzen, als daß sie noch irgend eines guten Eindrucks fähig gewesen wäre, und zu stark in der Bosheit, als daß auch die schlagendsten Beweise der Wahrheit in ihren Augen etwas gegolten hätten, dagegen schlau und be- rechnend genug, um sogleich zu erkennen, daß für ihre Sache jetzt alles darauf ankonime, den Propheten vom Hofe und aus dem Lande zu entfernen, ehe der beginnende Umschwung in der Gesinnung des Königs und des Volks sich zu einer tieferen Ueber- zeugung und zu einem festeren Entschluß gestalte] sandte Jsebel [noch in der Nacht] einen Boten zu Elia [der in der Nähe des königlichen Palastes, vielleicht unten im Hofe, weilte und ohne Zweifel einer BotfchaftAhabs entgegenharrte, daß er kom- men und selber der Sache des HErrn bei der Königin sich annehmen solle], nnd ließ ihm sagen: Die Götter thun mir dies nnd das, wo ich nicht morgen um diese Zeit [genauer: um die mor- gende Zeit, d. i. morgen, wenn es Tag wird] deiner Seele thue, wie dieser Seelen einer swie du an den Baalspropheten gethan hast Kap.18, 40]. Neuere Ausleger halten zumeist diesen Schritt, den Jsebel hier thut, für einen unklugen Streich, als habe sie in der Tollheit ihres Zorns so gänzltch aller besonne- neu Ueberlegung vergessen, daß sie den Propheten von ihrem mördertschen Vorhaben selber in Kenntniß setzte und es ihm dadurch möglich machte, zur rechten Zeit sein Leben in Sicherheit zu bringen. Es haben aber die älteren Ausleger richttger gesehen, welche in solcher Absendung der Botschast vielmehr ein Zeichen ohnmächs ttgen Zorns erblicken: Jsebel fühlte stch außer Stande, des Elia selber sich zu entledigen; sie wußte, daß sie bei der begeisterten Stimmung des Volkes für ihn und bei der Ergrifsenheit des Königs von den Vorgängen auf Carmel nichis wagen konnte, und suchte daher deu Pro- pheten durch Drohungen aus ihrer und des Königs und des Volkes Nähe zu verdrängen Denn: Zeit gewonnen, alles gewonnen, das war unter den obwaltenden Um- ständen die beste Klugheitsregel für ihr Verhalten; und ste hatte, wie es scheint, für die Sache, der sie diente, ganz richtig spcculirt, wenn wir auch nicht zu sagen ver- mögen, wie es gekommen wäre, wenn Elias Stand ge- halten hätte und nicht schwach geworden wäre im Glau- ben. Dagegen werfen wir noch einen Blick auf König Ahab, dessen Schwäche es dem Propheten allerdings äußerst schwer machte, den Nachstellungen der Jsebel Trotz zu bieten. Er bietet uns das ,,bejammernswürdige Schau- spiel eines Vieuschem der, obwohl nicht ganz unempfäng- lich für die Stimme der Wahrheit, nichtsdestoweniger in tinseliger Knechtschaft an das Reich der Lüge festge- kettet bleibt, und znnkr festgekettet mit den sogeannnten Noscnbanden der Zärtlichkeit und der Liebe. Sein Herz war in Jsebels Händen und ihre Liebe der Preis, wo- für ihm allcs feil war. Er war der Spielball ihrer Launen, und, durch die Liebe unter ihren Einfluß ver- kauft, hatte er bald den letzten Rest von männlicher Selbständigkeit eingebüßt und seine Pcrsöulichkeit war in derjenigen seiner stolzen Gebieterin dergestalt unter« gegangen, daß er nur mit ihren Ohren noch hörte, mit ihren Augen sah und mit ihrem Herzen empfand und dachte. Solche» durch Liebe oder Verehrung an irgend einen menschlichen Einfluß verhandelten Leute giebt es ein großes Heer auf Erden. Die Ketten, mit denen der Fürst der Finsterniß die Menschen an sein Joch fesigeschmiedet hält, sind ja nicht immer die gröberen des Lasters und der Gemeinheitz tausende von Seelen sichert er sich und der Hölle dadurch, daß er sie mit den Blumen- gewinden einer zärtlichen Zuneigung an Personen knüpft, die seine Partie ergriffen und mit Entschsedenheit sich auf die Seite der Feinde Gottes und des Kreuzes Christi geschlagen haben. Jn welcherlei Beziehung sie es ein· mal auch wieder wagen möchten, auf eigenen Füßen stehen und einen selbstgewählten Weg betreten zu wollen: ein freundlicher Blick, oder eine mißbilligende Miene, oder eine kalte Begegnung von Seiten der geliebten Person würde hinreichen, die hetligsten Entschließungen im Keime zu ersticken, die besten Grundsätze wankend zu machen und die gewissesten Ueberzeugungen wieder in den Grund zu bohren. Andere gerathen in dieselbe höchst beklagenswerthe Sclaverei durch einen vergötternden Re- spect, womit sie jeder geistigen Euer te nnd Ueberlegen- heit huldigen. Es sind charakterlosn schwache Gemüthey denen nur ein Mensch entgegenzutreten braucht, der mit einigem Geist und Talent die Bestimmtheit und Ent- — schiedenheit verbindet, die ihnen abgeht, und wie ein willen- loses Instrument, steht man sie jede beliebige Stimmung annehmen, jedem willkiirlichen Eindrncke weichen. Solch einer rnoralifchett Virtuosttät (Meisterschaft) haben sie keinen Widerstand entge enzusetzenz sie glauben das Herr- liche, das sie darin vere ren und anstaunen, in sich selber auszunehmen, wenn sie sichknechtisch von der Denk» Ausdrucks« und Auschauungsweise der bewunderten Per- sonen unterjochen lasseu, und so sind sie immer nur das, was der Mensch der ihnen durch seine Genialität oder kräftige Bestimmtheit zuletzt imponirte, ohne es vielleicht zu wollen, aus ihnen machte« 3. Da er das sahe* [daß seine ganze so mühe- volle Arbeit ohne Frucht sein sollte — der König schwach und willenlos wie zuvor, die Königin nur noch verstockter nnd feindseliger, und das wankel- müthige, aus beiden Seiten hinkende Volk doch jedenfalls so bestellt, daß es sein Bekenntniß auf dem Carmel bald wieder vergessen und wenig ge- neigt sein werde, für den HErrn und seinen Knecht in die Schranken zu treten, wenn der königliche Hof nicht aufhören würde, dem Baal zu dienen], machte er [von dem tiefen Schmerzgefühl seiner Seele übermannt und in solcher Stimmung die Spuren der göttlichen Erleuchtung verlierend, alsbald von Jesreelj sich aus und ging, wo er hin wollte" 534 1. Könige l9, 4———10. sdhne ein bestimmtes Reiseziel zu verfolgen, nur von dem dunkelnDrange geleitet, die Welt zu räumen und sein Leben dem HErrn zurückzugeben, da er sich ja vorkam wie einer, der seines Amtes entsetzt und als unbrauchbares Werkzeug von Gott verworfen fei], nnd kam suach einer Wanderung von etwa 20 Meilen füdwärtSJ gen Bersaba in Juba« [1. Mof. 21- I Anm.], und ließ seinen Knaben [den bis dahin mit ihm gezogenen Bur- schen V. 431 daselbst [weil er noch mehr der Stille und des Alleinseins mit dem HErrn sich bedürftig fühlte]. «) Die Vulgata, indem sie statt ists-ji· liest VII-z, über- setzt: »Und er fürchtete sieh, maehtestchaufundging«2c. Allein ,,uach allen seinen bisherigen Erfahrungen, nach dem ganzen Verhältniß, in welchem Elias mit Gott stand, war es unmöglich, daß er sich hätte fürchten, daß er nicht hätte fest überzeugt fein sollen, der Gott, der auf sein Wort den Himmel verschlossen, der ihn in der Wildniß ein Jahr lang durch Raben versorgt, ihn in der Fremde unter den Heiden Jahre lang durch eine Wittwe wunderthätig ernährt, der ihn viertehalb Jahre hindnrch vor den Nachstellungen des Königs verborgen, ihn vor dem ganzen Volk als seinen Knecht bestätigt und seine Bitte um Regen alsobald erhört hatte, könne ihn auch in dieser Noth befchützen und aus dieser Gefahr erretten, wenn er wolle.« (Menken.) ") Wörtlich übersetzt bedeutet der Ausdruck des Grund- textes: er ging auf seine Seele, sein Leben hin. «") Daß er auf dem Wege zwischen Jerusalem und Bethlehem an der Stelle ausgeruhet habe, wo jetzt das Kloster Mär· Elyäs stch befindet (Ruth l, 22 Anm.), ist eine bloße Sage; doch ist es recht wohl möglich, daß er über Jerusalem seinen Weg nach Versaba nahm und also wirklich durch jene Gegend kam. 4. Er aber ging hin in die Wüste [Paran, die jenseit Versaba ihren Anfang nimmt 4. Vlos 13, 1 Anm.] eine Tagereise svielleicht bis in die Gegend von er-Ruheibeh, dem biblischen Rehoboth I. Mof. 26, 22], und kam» [geisiig, wie leiblich bis zum Tode müde] hinein, und setzte sich unter eine Wachholder seinen Ginsterstrauch Mof. 33, 18 Anm.], und bat [indem er den xammerlichen Zustand seines Volks auf der einen, und die Hoff: nungslosigkeit einer Besserung auf der andern Seite bedachte] daß seine Seele stürbe saus dem Leibe scheiden und in eine andere Welt hinübergehen dürfte], Und sprach: Es ist genug [der Arbeit und Mühe, die ich bislang schon erduldet und die doch keine Frucht gebracht hat], so nimm nun, DER, meine Seele [in deine Hände]; ich [will ja gern mit Sterben den Sold der Sünde bezahlen, denn ichJ bin nicht besser, denn meine Vater sdaß ich mir einbilden sollte, ein besseres Loos als sie zu verdienen]. Dieser Ausbruch des vollen bedrängten Herzens des Propheten rechtfertigt auf keine Weise die unbesonnenen, leichtsinnigen Aeußerungen mancher Menschen, die sich den Tod wünschen, und seine Wehmutl), seine Traurigkeit, sein Verlangen, aufgelöst zu werden, hat nichts gemein mit dem unheiligen Unmuth unheiliger Menschen, die den unschätzs baten Werth der Lebenszeit auf Erden gar nicht zu schätzen wissen, des Lebens müde sind, weil sie ihren Willen nicht haben können, und die Wahrheit, die sie von aller ihrer Unzufriedenheit und Unseligkeit erlösen könnte, wenn sie ihr gehorsam würden, weder suchen noch erkennen. Um mit Elias beten zu können: Es ist genug, so nimm nun, HEru meine Seele! muß man wenigstens im Kleinen gewirkt und gelitten, sich in Prüfungen wohlver- halten und an fich selbst mit Gottes Gnade und Gabe gear- beitet haben, wie Elias, und so wie er für jene Welt eine gegründete und lebendige Hoffnung besitzen. (Menken.) Uiugekehrtaberx daß man müde werden kann, auch bei dem besten Willen, daß man den ersten Eifer, die erste Liebe, die erste Lust und Freude verlieren kann, noch ehe man an’s Ziel kommt, hat der Heiland uns schon ge- lel)rt in dem Gleichniß von den klugen und thörichten Jungfrauen. »Da nun der Bräutigam verzog, sagt er dort, wurden sie alle schläfrig und entschlieseiw —- die klugen ebenfowohl ais die thörichten Daß man müde werden kann, so n1üde, daß man nicht nur nicht mehr vorwärts geht auf dem schmalen Wege, der zum Leben führt, sondern die Hindernisse, die Aergernisse und An- fechtungen satt bekömmt, die sich einem da in den Weg legen, nnd umkehrt, aufs Ziel und Kleinod verzichtet, Hoffnung und Verheißung daran giebt, das zeigt uns die äußere und innere Geschichte eines jeden Menschem der, nachdem er die Segnungen des Evangeliums empfan- gen, erkannt und zum Theil auch schon gekostet hatte, im späteren Leben arm, blind, hilflos und rathlos ge- worden ift. wie die, welche keine Hoffnung haben. Wer auch unter den Gläubigen und Frommen wüßte nichts von Stunden der Schwachheit zu erzählen, in welchen ihm die Aufgabe, die Gottes Wille ihm vorgezeichnet, zu viel ward und zu schwer, in welchen das Wort des Elias: Es ist genug, so nimm nun, HErr. meine Seele! zum Grundton seiner Stimmung wurde, und sein Herz, verzagt und verdrossen, nur Eines begehrte, erlöst zu werden von einem Zustand, der ihm anfing als ein un· erträglicher zu erscheinens (Caspari.) Jch habe lange genug gelebt, schreibt Luther am Abend seines Lebens; Gott befcheere mir eine selige Stunde. Es will nur, wie es scheint, alles ärger werden. Wenn ich noch hun- dert Jahre leben sollte, und hätte nicht allein die vorigen und jetzigen Rotten und Sturmwinde durch Gottes Gnade erlegt, sondern könnte auch alle künftige also legen, so sehe ich doch wohl, daß damit unsern Nath- kommen keine Ruhe geschafft wäre, weil der Teufel lebt und regiert. Darum ich auch bitte um ein gnädiges Stündlein und begehre des Wesens nicht mehr. 5. Und [er] legte sich, und schltef unter der Wachholder [dem Ginsierstrauchs Und siehe, der Engel [der hernach ihm noch einmal erschien V. 7] rührete [nach einer geraumen Zeit, als er in etwas von der iibergroßen Müdigkeit sich erholt] ihn [an], und sprach zu ihm: Siehe ans, und iß! S. Und er [von seinem tiefen Schlafe er- wachend] sahe sich Um [woher er denn Speise nehmen. sollte hier in der Wüste]; und siehe, zn seinen Haupten lag ein geröstet süber glühenden Steinen gebackenes I. Mof. 18, 6 Anm. 2 vgl. Nicht. 7, 13 Anm.] Brod nnd kstund dabei] eine Kanne mit Wassen Und da er gegessen und getrunken [während der Engel sich wieder von ihm entfernt] hatte, legte er [von seiner Müdigkeit aufs Neue übermannt] sich wieder schlafen. Seltsam! Man sollte meinen, eine so wunderbare Bewirthuiig werde ihn aufs Aenßerste überrascht und Elias empfängt auf dem Berge Horeb eine Selbstoffenbariiug des HErrn 535 seine ganze Seele ergriffen haben; aber nein, keine Spur von Verwunderung oder der Art etwas, er nimmt die Labe hin, nicht als läge er mitten in öder, menschem leerer Wüste, sondern als sei er daheim in seiner Kammer, wo man ihm eben das tägliche Abendbrot ausgetragen. Vielleicht war es ihm auch so in seinem halbivachen Zu- stande, oder es ging ihm in ähnlicher Weise, wie Magda- lenen hernach am offenen Grabe, der auch mit Engeln nicht gedient war, nachdem sie ihren HErrn verloren hatte, und auf deren Geiniith und innerliche Stimmung der Anblick jener leuchtenden Gestalten keinen größeren Einfluß äußerte, als wenn ihrer Mägde eine aus dem Grabe sie gefragt hätte, warum sie weine. Was konnte unserm Propheten an Wasser und Brod liegen und an der Bedienung vieler tausend Seraphineni Elias suchte nicht Wasser, Brod und Engel, sondern seinen Gott, von dem er sich verlassen glaubte, und so lange er dessen Herz und Hand sich nicht wieder zugewendet wußte, war er stumpf, verschlossen und unempsänglich fiir alles· 7. Und der Engel des HErrn kam snach einer weiteren längeren Schlummerzeih die dem Pro- pheten gegönnt ward] zum andern Mal wieder, nnd richtete ihn, und sprach: Stehe auf, und iß; denn du hast einen großen Weg vor dir [den du ohne eine außerordentliche, iibernatürliche Stärkung nicht zu vollbringen vermagst]. Als das Elias hörte, wurde seine Seele mit einem Male munter, und Schlummer und Ermattung waren wie hinweggeblasen. Nicht als hätte der Anblick des himmlischen Boten diese Wirkung hervorgebracht oder die wundervolle Bewirthung womit er ihn überrascht« nein! es war ein« Wörtlein in des Engels Munde, das drang wie ein Harfenklang des Himmels, wie ein Gruß der ewigen Liebe in die nächtlichen Schwermuthstiefen hinab, in denen sein Gemüth versunken lag, und riß wie ein Wirbelwind durch die Kummerwolkem die schwer nd drückend auf seiner Seele lagen. Es war das siisörtlein Weg. Um die Freude unsers Propheten über «dies Wörtlein begreifen zu können, muß man Aehnliches erfahren haben. O wohl ist es ein seliger Fund, wenn man eine Weile mit ungewissen Schritten in tiefem Dunkel dahinging, glaubte sich von Gott verlassen und meinte nicht anders, als daß der HErr seine Hand aus der unsrigen losgewunden, uns in unsern eigenen Willen dahin gegeben und den Stürmen eines blinden Ohnge- sährs oder den Ränken des Widersachers preisgegeben habe, und plötzlich sindet man Jhn wieder, den man verloren hatte. Man erfährt es unversehens wieder in diesen dumpfen Nächten —- sei es durch einen unver- kennbaren Beweis seiner Nahebeiheit und Liebe, sei es durch eine innerliche Kundmachung und Verftegelung sei es -durch ein Gotteswort, das sich uns aufschloß, oder wodurch es sein mag — man wird inne, daß sich die Sache wirklich anders verhalte, als wir dachten, daß wir in der That eine Straße ziehen, die Gott uns vorgezeich- net, daß unser Schifflein nicht masts und steuerlos auf der offenen See herumtreibe, sondern daß nach wie vor der HErr am Ruder sttze und unsre Fahrt zu einem Ziele lenke. Kurz, man erfährt, der Gang unsers Lebens sei nicht Jrrgang, sondern Führung. O eine solche Er- fahrung kann den Halbtodten schnell in’s Leben wieder zurückrufen und die ungewisse und geängstigte Seele mit unaussprechlicher Freude und Seligkeit liberschüttem daß plötzlich mitten in der Wüste und den dunkeln Schluchten die Harfen wieder anfangen zu ertönen, und aus der Tiefe des Elends Assaph’s Lobgesang vernommen wird: »Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Him- mel und Erden« (Krummacher.) 8. Und er stund auf, und aß, und trank, und ging durch Kraft derselben Speise fohue daß er auf dem ganzen weiten Wege noch einer andern Nahrung und Erquickung bedurft hätte, —- ,,den das Wunder der äußerlichen Brodvermeh- rung kaum ein Wörtlein kostete Mark. 8, 1 ff; Joh. G, 1 ff., der konnte dasselbe auch nach innen hin, in Magen und Gebein verlegen«, s; Matth. 4, 2 Anm.] vierzig Tage und vierzig Nacht« bis an den Berg Gottes Horeb [2. Mos Z, 1]; Der Weg durch die Wiiste bis nach dem Horebi gebirge beträgt von da aus, von wo Elias ausbrach, nur 40 Meilen. Nach dem ganzen Zusammenhange nun ist der Prophet als ununterbrochen gehend zu denken, während bei jener Entfernung auf je 24 Stunden Zeit nur 2 Stunden Weges kommen. Man muß also an- nehmen, daß entweder mit den 40 Tagen und Nächten die ganze Zeit seiner Reise nach Horeb und von dannen in« das bewohnte Land zurück zufammengefaßt ist, oder, was wahrscheinlicher, der HErr hat ihn alle die Kreuz· und Querziige geführt, die einst Israel unter Mose 40 Jahre lang durch die Wüste machen mußte (4. Mos 19, 22 Anm·), um ihn zu läutern und zu prüfen und für die Offenbarung auf Horeb empfän lich zu machen; denn jene Wüste war ein wahrhaft kassischer Boden, eine heilige Erde, mit leuchtenden Fußtapfen übersäeh reich wie kein anderes Gebiet an den großartigsten und tröstlichsten Erinnerungen und ausgezeichnet vor allen Gegenden der Welt durch majesiätische Thaten und Offen- barungen des lebendigen Gottes. » · U. Und fEliaj kam daselbst fanf seiner wei- teren Wanderung über den langgestreckten Rücken des Gebirges bis nach dessen südlichem Gipfel, dem Dschebel Muse. 2. Mos 19, 2 Anm.] in eine Höhle« fund zwar in dieselbe Felsklufh in welcher Mo e einst gestanden, als die Herrlichkeit des HErrn an i m vorüberging 2. Mos. 34, 5 ff.], nnd blieb daselbst über Nacht. Und siehe, das Wort des HErrn kam zu» ihm fnoch während der Nacht], und sprach zu ihm fnicht um ihm den Vorwurf zu machen, als habe er hier nichts zu schaffen, sondern um ihn zum Aussprechen der Gedanken und Empfindungen zu veranlassen, die sein Herz bewegten]: Was Machst du hie, Glitt? 10. Er fder bei dieser Frage feines, auf dem Herzen ihm lastenden Kummers sich erst recht be- wußt wurde, so daß die übervollen Wasser seiner Seele, als wäre jetzt der Damm gebrochen, un- aufhaltsam sich ergossen 1. Mos. 15, 1. S] sprach: Jch habe geetfert um den HErrn, den Gott Ze- baotb [sehe aber, daß alles umsonst und vergeblich und das Volk rettungslos verloren ist]; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassem nnd deine Altare [die hin und her im Lande von ein- zelnen Frommen errichtet worden Kur. 18, 301 zerbrochen, und deine Propheten mit dein Schwert krwiirgetz nnd ich bin allein kvon ihnen allen] nberblieben, nnd sie stehen darnach, daß sie [anch] mir mein Leben nehmen [um deinem Dienst völlig und für immer ein Ende zu machen) 536 II. Er ldet HENJ sprach: Gehe heraus faus der FelskluftL Und tritt auf den Berg sden vor derselben besindlichen Theil des Berges] vor den HErrn sdaß er in sinnbildlichen Naturerscheiiiungen das Dunkel der Gegenwart durch das Licht des Endes dir erhelle und durch einen tieferen Einblick in seine Rathschlüsfe das Herz dir stille und zu weiterem Wirken für sein Reich willig mache]. Und siehe, der HErr ging vorüber snoch ehe Elias die Felskluft verlassen hatte, während er vielmehr noch in derselben wie in einer schirnienden Hütte Pf. 37, 5; 2. Mos. 33, 21 ff. sich befand, damit die gewaltigen Vorgänge, die jetzt erfolgen sollten, ihn nicht vernichteten], und ein großer starker Wind, der die Berge zerriß, und die Felsen zer- brach, vor dem HErrn her; der HErr aber war nicht im Winde. Nach dem Winde aber kam ein Frbdhebenz aber der HErr war nicht im Erd- e en. 12. Und nach dem Erdbeben kain ein Feuer; aber der HErr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein still sanstes Sausen [wört- lich: der Ton eines leisen Wehens Hiob 4, isjrr 13. Da das Elia hdrete fund die Nähe des HErrn jetzt inne ward], verhüllte er sin tiefer Ehrerbietung] sein Antlitz mit seinem Mantel, und ging [nunmehr erst].heraus, und trat in die Thür der Höhle [2. Mos. 34, 5 ff.]. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm, und sprach sdie vorige Frage V. 9 wiederholend]: Was hast dn hie zn thun, Ein? 14. Er sprach [ebenso, wie vorhin V. 10]: Jch habe um den HErrn, den Gott Zebaoth U. Sam. I, 3 Anm.], geeifertz denn die Kinder zerbrochen, deine Propheten mit dem Schwert er- wiirgetz und ich bin allein überblieben, und sie stehen darnach, daß sie mir das Leben nehmen. 15. Aber der HErr sjene sinnbildlichen Natiir- erscheinungen in Beziehung auf die Zustände, darüber er klagte, ihm ausdeutend, damit er ferner nicht mehr an aller Frucht seiner Arbeit Verzweifla sondern zu neuer Wirkungsfreudigkeit sich ermanne] sprach zu ihm: Gehe wiederum deines Weges durch die Wüste sdnrch welche du vorhin hierher gekom- men V; 4 fs.] gen Damaskus [im Stirne-Lande 2. Sam. 8, 6 Anm.]; und gehe hinein [in die Stadt], und salbe Hasael zum Könige über Shrien kdaß er wie ein zerstörender Sturmwind über Israel herfahre], » Its. Und [im Lande Israel selbst] Zehn, den Sohn Nimsi, zum [künftigen] König über Israel sdaß er die Baalsdiener daselbst veriilge und Ahab’s Haus ausrotte], und Elisa, den Sohn Saphat, von Abel Mehola [am westlichen Strande des Jor- dan 2. Sam. 20, 15 Anm.1- zum Propheten an 1. Könige II, 11———18. deine Statt sdaß er in deinem brennenden Eifer für mich fortfahre und meinen Widersachern ein verzehrendes Feuer werde]. i 17. Und [es] soll geschehen, daß, wer» dem Schwerte Hasaers entrinnet, den soll Jehu todten, und wer dem Schwert Jehn entrinnen den soll Elisa todtenms » 18.» Und ich will [aus allen diesen NiederIageUJ lassen uberbleiben siebentausend kgläubige und bun- destreue Seelen] in Israel, nämlich alle Kniee, die sich nicht· gebeuget haben vor Baal, und allen Mund, der ihii nicht gekusset hats. Hi) Indern wir hier zu den Bemerkungen bei Z. Mos Z, 1 u. t9, 2 eine Ansicht von dem Horch von der Ebene ers-Rahab aus, mit dem Sinaiklosier zur Linken (s. s ans dem Carton zu Karte Il.), nachtragem erwäh- nen wir noch die an Handfchrifteii reiche Bibliothek dieses Klosters, neuerdings berühmt geworden durch den neit- testameiitlichen Codeiz welchen Prof. Dr. Tischendors da- selbst aufgefunden nnd auf Kosten des Kaisers von Nuß- land hat druckcii lassen; er gehört zu deii ältesten Hand- schctften des neuen Testaments, die es überhaupt giebt, und wird gegenwärtig als codes-«: siniiiticus bezeichnet. Von dem Kloster aus, das nach der Tradition an der Stelle aufgebaut wurde, wo der HErr im brennenden Basel) dem Mose erschien (2. Mos. Z, 2), und hinter welchem der Hutberg emporragt, steigt man anfangs durch eine enge, steil aufwärts fiihrende Schlucht den westlich (rechts) vom Kloster gelegenen Bergrücketi des Horeb hinan; in etwa 25 Minuten erreicht man eine kleine Quelle mit kösilichem, eiskaltem Wassety welche iii’s Kloster hinabgeleitet ist. Von da kommt man in IX. Stunden steil auf, an der kleiner; Kapelle der heil. Jungfrau vorüber, durch zwei Thorbo en und auf 3000 Stufen zur splateaiihbhe des setzi ver assenen Elias- klosters, welches 12——1300 Fuß über dem Klosterthal liegt und auf dem Carton zu Karte 1I. durch S kennt« lich gemacht ist. Hier zeigt man nahe am Altar ein Loch, eben groß genug fiir einen Menschen, welches die » » », Höhle sein soll, iii welcher der Prophetüberiiachtete Da Israel haben deinen Bund verlassen, deine Altare « aber im Grundtext diese Höhle ausdrücklich als die Höhle bezeichnet ist, so haben wir vielmehr an die- selbe Felsspalte zu denken, von welcher iii 2. Mos. 33, 21 ff. die Rede inne, zninal die Gotteserscheinung an unsrer Stelle auch sonst in der engsten Verwandtschaft steht mit jener, die dem Mose zu Theil ward. Wir müssen also den Weg des Propheten noch ein Sti"ick weiter hinauf nach dem Gipfel des Mosesberges ver- folgen, der zu 2. Mos. 34, 8 beschrieben treiben, bis wir in der füdwesilich davon gelegenen Grotte unter der klei- nen verfallenen Moschee angelangt sind; den größten Theil des Weges, der steil, aber nicht schwierig ist, findet man Stufen, die aus unbehaueneey zusanimengelegten Steinen bestehen. «) Man faßt in der Regel diese Goiteserscheinung als eine strafende Zitrechtweisung des Elias auf, gleich als hätte ihm sein allzuheftiger Eifer, womit er alles im Sturm und in gewaltigen Donner-reden, in Plagen und Gerichten, mit Feuer und Schwert habe verbessern nnd deii .HErrn, da ihm sein Ziel nicht gelang, zu fchweren Strafgerichten über Israel herausfordern wollen, zu Ge- müthe geführt und ihm im Gegensatz dazu «Gottes lin- der Gang und langmiithigq sanfte Natur» gezeigt wer- den sollen; wir verstehen aber als Zweck der Erscheinung vielmehr den, daß dein Propheten einerseits diejenige Er« kenntntß, die ihm bisher noch fehlte und ohne welche allerdings er der völligen Trostlosigkeit erliegen mußte, Elias empfängt Aufschlüsse über Gottes weitere Wege mit Israel. 537 sollte geschenkt und ihm andererseits Zeugniß gegeben werden, wie er nicht blizs lfiskåer so olcyhnesallegrukcht ge; eifert habe wie er mein e, on ern an ein er, wei des HErrn eigensies Wiss, votn dåeselrii w;rdechitveiterdge- führt und zu einem e imm en iee ge ra wer en. Was jene noch mangelnde Erkeiintntß·betrifst, so war bis dahin der Horizont des prophetischen Schauens Eliä auf der einen Seite noch begrenzt durch der« Srna» insofern er nurfegst dasd vonSdotrtdgegcgbgnesfiligesgetz kannte, und au er an ern eie ur te mme o en Begge des Frevezzlzeik ckwelstche deäAgall seiner? Vlolkestauh get ürmt« ein i i in i·e egenwar ge ann- er versprachysich Erfolge von einer durchaus sinaitischen Wirksamkeit und verstand noch nicht, daß das bloße»Her- vorkehren der Heiligkeit und Majestat Gottes die Sunder rdvohlächreckekiz aber nimdjiieä ssiegekghren drang, gaß eirjsg as vange iuni von o e u un » na e ei wirkliche Herzenserneuerung zu Stande« bringt. Indem nun sein Gesichtskreis erweitert und sein Blick hinüber- geleriskå wården sokll in iåasl dxkr in die mdes- siani e eit to en a ere re en er einungen er Natur an ihm vorüber, die es ihm fühlbar macheih daß Parinnend lferchßzsär nlclzt set; ciger He gchenbkeintesivsiegs pur- un ru o ani mvoru er, on ern erei en ein Herz auf das wirklicheKommen des HErrn vor u-nd machen es darnckch so vesrlarfigendåt lind gis deF öHtErrsnun kommt m i en an ten ausen, a erä r er« an der eigenen Seele: was eigentlich das Herz eriveicht und gewinnt und bekehrt, nämlich ,,die Gnadeiih»uld, darin wir haben Vergebung der Schuld« Nach diesem Blick vofm Sinai bhiniiber nach Jolgathaglioniite Elias sich zu rieden ge en mit dem i)m zu )ei gewordenen Beruf, die Pflugschaar zu ziehen durch das verharteie Erdreich der abtrünnigen Gemüther und das vergessene Gesetz in seiner ganzen Majestät und Schärfe den »Ab- gefallenen wieder vor die Augen zu rücken, ohne einen andern Erfolg zu begehren als den, daß dadnrch die Schlasenden geweckt und die Sicheren aufgeschreckt wur- den, in den Herzen aber, wenn auch geheim und vor Menschenaugeii verborgen, ein Schmachten sich emstellte nach dem Lvangelium, ein Hunger-n nach dem Wort der Gnade. Was dann ferner das dem Propheten zu- gedachte Zeugniß für seine bisherige Wirksamkeit und deren Weiterführung von Seiten des HErrn in der nächstbevorstehenden Zukunft betrifft, so sind der Sturm- wind, das Erdbebeiy das Feuer und das darauf folgende stille, sanfte Sausen eben so viele bedeutsame Sinnbilder, die ihn in Beziehung auf die Sorgen und Fragen, die er auf dem Herzen hat, Gottes Antwort und Trost bringen. Du hast geeisert, so spricht der HErr in diesen Zeichen zu ihm und legt ihm solcheZeichensprache nachs her auch selber aus, du hast geeisert und allem Anschein nach vergeblich geeifert; darüber bist du betrübt und trauerst um Israel, weil es nicht mehr Israel, sondern ein abgefallenes, verfunkenes Geschlecht ist, das bald auch meinen letzten Propheten in dir umbringcn dürfte. Aber sei getrost! haben sie deine Stimine nicht hören wollen, so will ich fortan selbst eifern für meine Sache, will zu ihnen. reden wie ein verwüstender Sturmwind und unter ihnen wirken wie ein verschlingendes Erdbeben und als ein verzehrendes Feuer die Feinde meines Namens ver- tilgen; und dabei will ich gleichivohl Israel nicht fahren lassen, den Uebrigen will ich lieblich sein wie das stille sanfte Sausen und ihnen von meinem Angesichte einen Odem wehen lassen, der Erquickung schafft. Hi) Von diesen drei Anfträgen führt Elias hernach nur den leszteii in eigener Person ans, und zwar alsbald nach seiner Rückkehr vom Horch-Gebirge (V. 19 ff.); die beiden andern dagegen vollzieht erst Elisa nach dem Hingange seines Meisters, den ersten in 2. Kön. s« 7 ff» den andern in 2. Kön. 9, .1 ff. Gleichwie -nun Elias eine eigentliche Salbung an Ellsa nicht vollzieht, sondern durch eine andere shmbolische Handlung zu seinem Nach- folger ihn beruft Uiberhaupt ist von einer Salbung der Propheten außer hier und in Jes. 61,1 nirgends in der heil· Schrift die Rede und auch da der Ausdruck. nur im geistlichen, nicht im leiblichen Sinne gebraucht), so Verkündigt Elisa dem Hasael blos in Worten, daß ei: nach dem Willen des HErrn König zu Syrien sein werde; die Salbung Jebus aber geschieht nicht durch Elisa selber, sondern in seinem Auftrage durch einen Pro- phetenschülen Gottes Wort an Elias ist also nicht fo- 538 1. Könige 19, 19-21. wohl als ein unmittelbarer Befehl an ihn, als vielmehr gs eihne Osseikbgruiigl deifsånh was itzt Laufe Eier Zeit it; eie un» an Jsrae e »e en wer e, zu ne wen; un diesze Erötffnung der Zilzknnft mußte ihn, den Propheten, zu neuer Thätigkeit mächtig crmuthigety sahe er doch daraus, daß Ahab und Jsabel und ihraBaalspriefter ihr gottloses und verderbliches Wesen aufs Langste ge·- trieben hatten undihnen ihr Untergangschon bereitet sei, und daß, was bis setzt durch« keine Zuchtigun des HErrn und keine noch so herrlichen Erweisungen lzeiner Macht iind Herrlichkeit am Volke hatte bewirkt werden können, durch Noth und Elend bewirkt werden würde. Befremd- lich erscheint dabei, daß Elisa’s Berufung anss Ende ge- stellt ist, ivahrend doch der geschichtlicheii Zeitfolge nach Elisa das erste Werkzeug zur Ausführung der göttlichen Rathschläge war, daß ihm ebenfalls, wie den beiden an- dern, ein Schwert zur Rache über die beharrlichen Wider»- sacher Gottes geliehen wird, ja,·daß sein Schwert auf- räumen soll mithdgnem igleäche FiesScIHwZrter der Lgnherii iibrig gelassen a en. er iee r nung: aae, Jehii Elia, entspricht ganz der Ordnung, in welcher Jene drei aturereignisse auf einander gefolgt waren: Hasael ist der Sturm, der von außen her daherfährt, Hier« Tiere-risse Ins-»ein; ier,uii ia a euer, e e m er kzöttlichen Worts die Gottlosen verbrennt wie Stoppeln. Und dieses Feuer soll fortbrennen und zugleich Iäuternd und heiligend wirken auf alle, die iioeh zu retten sind; deiin Elisa ist dieses Feuer nicht in seiner Person, son- dern nur als Anfänger der Reihe von Propheten, die auf ihn folgen und seinWerk weiter führen werden. Juden; abder Zsseiztätzkeclgnsusgldegit Elias als szezinånßtitchsie uaeur ie reu ungzum euein gebfrkdcht wird, eiigipfängt er zugleich Erhörung aus seine vorige Bitte: Es ist genu ; so nimm nun, HEriy meine Seele! denn damit wird ihm zii verstehen gegeben, daß er seine Laufbahn bald wird vollendet haben (in welcher Weise er sie vbollenden sobllte H durch SturZy Erdbeobcn und euer, is er u ereie war u ru en in em ,,Athe?n aus der ewizgen Stille« —z darauf ebenfalls hatte die Erscheinung auf Hizreb hingewiesen) und nur noch eine kleine Weile, uin seinen Nachfolger auch zuzu- bereiteii, sich gedulden diirfeiu Jm ·Licht des herrlichen Ausgangs aber, den Elia Leben hier auf Erden etwa 10 Jahre hernach genommen hat, verklärt sirh auch jenes Wort: »ich bin nicht besser denn meine Vater« wie zu einer prophetischen Ahnung, als habe der HErr etwas Besonderes, Außerordentliches mit ihm vor, dessen er sich nicht werth achte, wie denn ein rechter Beter auch allezeit ein Prophet ist (Kap. 17, 21 Anm.). »Es ist genug, so nimm, HErn meine Seele! sprach der Propbet im Lebensüberdruß; dochfda ward ihm versagt der letzte Kuß. Ein Trunk ward ihm gereicht aus frischer Quelle und Lebensbrod zii neuem, munterm Lauf: den Heiteru nahm der Flammenwagen auf« s) Daß »das ·Uebrige soll selig werden«, dies ist das Ende, in dessen Licht auch dem Jesaia das Dunkel der Gegenwart gestellt wird (Jes.-1F), 22 ss.), und ebenso nachher dem Apostel Paulus (Roin. 9, 27 ff; 11, 4 ff) bei seinem Schmerz über die Verstockiing Jsraels Jn Be- treff des Ansdrucks: »und allen Mund, der ihn nicht ge- küsset hat«, bemerken wir noch, daß das Ktissen Baaks die gewöhrållichste Foåm de? Verehruöig Gååzeubigcir und ni t os im uwer en von an sen io , 27) besignly sondern wohl auch im Küssen der Füße der Baalsbtlder. Hillk U. til-St. vom horch nach seinem Vaterlande Zutun-dichtend, beruft Elias der an ihn ergangenen gött- lichen Weisung gemäß hci Kdeulnahola im Stamme Isa- srhar den auf dem Felde mit 11 Knerhten seines Vaters psliigenden Elisa zu seinem Gehilfen und Nachfolger; uiid dieser, nachdem er seinem volle noch ein Jlbsihiedgmahl gegeben, folgt dem Propheten mit williger lderlassung seiner Eltern inid des reichen vätrrlirhen Tritte. 19. Und er ging sdurch die Gottesoffenbarung auf Horeb von dem schweren dunkeln Wesen, das bisher ihm auf der Seele gelegen, entlastet und nun wieder fröhlich und getrost geworden] von dannen sdurch die Wüste zurück nach dem Lande Jsrael], Und fand [iii der Gegend von Abel- Mehola am Jordan, 2 Meilen unterhalb Bethsean] Elisa, den Sohn Saphiih daß er [auf dem Acker- grnndstück seines Vaters draußen] pflugete mit zwölf Jochen sRinderpaarenj vor sich hin; und er war selbst Unter den Zlvölfen [den zwölf Pslügern]. Und Elia ging [vom Wege hinüber] zn ihm [anf den Acker], und wars seinen [Propheten-] Mantel auf ihn [ihn damit sinnbildlich zum Prophetenamt berufend]. Eine Freude wars, je t draußen auf den Aeckern zu sein und hinter dem P ug zu gehen: von allen Sei- ten duftete einem der Segen Gottes entgegen, und das Erdreich, das viertehalb Jahre lang in eine dürre Wüste verwandelt gewesen, schien jetzt nach den erfolgten herr- lichen Regengüssen kaum die Zeit der Aussaat erwarten zu können, um die neu geschöpften Kräfte in Halm und Aehre zu entfalten. Wie oft mögen die Ackerleiite, wenn sie so vor sich her die fetten, dampfenden Schollen sich aufwerfen sahen, mit einander von den großen Wundern eredet haben, womit Ichova seit Kurzem ihr Vaterland geimgesnchtl wie oft mochte unter ihnen der Name Elias genannt und in lebhaster Unterredung von dem Feuer- zeichen auf Karmel gesprochen worden sein! Denn wahr- scheinlirb waren sie alle Augenzeu en jener großartigen Begebenheit gewesen; und daß sie kiämmtlich mit zu den Siebentausend gehörten, die vor den sidonischen Götzen ihre Kniee nicht beugten, ist wohl kaum einem Zweifel unterworfen· (Krummacher.) Elias trat als eine hell- leuchteude Gestalt aus dem tiefsten Dunkel hervor: wir wissen nicht, woher er stammte, wer seine Eltern waren, wo er seine Jugend verlebte, wie er zu seinem großrn Amte gebildet wurde; sein erstes Hervortreten bekundet ihn gleich als Meister unter den Knechten Gottes. An- ders finden wir es bei Elisa; wir hören den Namen seines Vaters und dessen Wohnort, wir vernehmen, unter welchen Verhältnissen der Ruf des HErrn an ihn ge- langte und wie er zum Prophetenamt erzogen wurde. (Vender.) Als Elias zu dem Elisa ging und seinen Mantel auf ihn warf, ohne ein Wort zu reden, dachte er, Elisa werde diese bedeutsame Handlung schon ver« stehen, und konnte aus dem Benehmen desselben sich gleich abnehmen, weß er sich zu ihm zu versehen habe, wie viel oder wie wenig er auf ihn werde wirken können, wie wenig oder wie gaiiz Elisa in seinen Geistund Sinn werde eintreten. (Menkeii.) 20. Er [Elisa] aber sin der Handlung des Propheten einen Ruf Gottes erkennend nnd ge- wohnt, da, wo ein bestimmter Wille des HErrn ihm entgegentrat, demselben auch unbedingt und ohne vorherige Besprechung mit Fleisch und Blut Gal. I, 16 zu folgen] ließ die Rindeh nnd lief Elia [der nach jener Handlung seines Weges so- gleich weiter gegangen war] nach, nnd sprach: Laß Elias beruft auf Gottes Weisung den Elis a zu seinem Gehilfen und Nachfolger. 539 mich szuvor noch einmal in mein elterliches Haus gehen und] meinen Vater nnd meine Mutter szum Abschied] kltsseU, so will ich [darnach] dir [willig und gern] nachfolgem Er [Elia, wohl wissend, daß Elisa’ Rede durchaus kein Vorwand war, sich der an ihn ergangenen Berufung zu entziehen, vgl. Luk. 9, 61 ff., doch zugleich in eine geistige Haft ihn nehmend, der er so leicht nicht entsprin- gen konnte, um ihm den Abschied daheim zu er- leichtern] sprach zu ihm: Gehe hin, nnd komme [bald] wieder; denn ich hab etwas mit dir zu thun swörtlicht denn was habe ich dir gethan? nänilich etwas, was der HErr selber mir befohlen; und wenn du dessen eingedenk bleibst, daß du mit einem göttlichen Ruf es zu thun hast und fortan nicht mehr dir und deinen Eltern angehörst, sondern einem andern, wird dieser Heimgang dir nicht zum Netz und Fallstrick werden]. 21. Und er lief [nach so erhaltener Erlaub- niß, in förmlicher und feierlicher Weise Abschied zu nehmen von dem Elternhaus und dem bis: herigen Lebensberuf] wieder von ihm, und nahm ein Joch Rinder [dasselbe, mit welchem er vorhin gEpfIUgk HEML Und opferte es [daheim, in Abel- Mehola, zum Dankopfer], und kochte das Fleisch mit dem Holzwerk an den Rindern finden: er das Pfluggeräth als Holz zur Bereitung der Opfer- mahlzeit verwendete], und gab’s dem Volk [seines Orts, d. i. seinen Freunden und Bekannten und den Genossen seiner bisherigen Berufsarbeit], daß sie aßen. Und machte sdarnachj sich auf, und folgte Elia nach, und dienete ihm sforthin als Gehilfe]. Zwischen hier nnd der im folgenden Kapitel erzählten Begebenheit liegt ein Zeitraum von etwa 5 Jahren, und dem König Ahab zeigte sich Elias gar erst nach 8 Jah- ren wieder, als er wegen des an Naboth begangenen Verbrechens mit ihm zu verhandeln hatte (Kap. 21, 17 ff.); nichts desto weniger hat der Prophet diese Zeit keineswegs in einem stillem beschaulichen Leben hingebracht, sondern, wie aus L. Kön. 2, 1 ff. hervorgeht, durch Wieder- herftellung der einst von Samuel gestifteten Prophetenschulen (l. Sam. 7, 2 Anm.) sich sehr thätig und einflußreich bewiesen, um das erwachende neue Leben, das durch seinen vernichtenden Streich gegen den Baalscultus in Kap. 18 im Volke angeregt worden war, zu fördern und den vom Königshause ausgehenden Bestrebungen für Aufrechthaltnng des Kälber- und Baals- dienstes eine geschlossene Phalanx (Kernschaar) entgegen- zustellew Während der in der Geschichte David’s vor- kommende Prophet Gad (1.Sam. 22, 5 Anm.) allem Vermuthen nach dem Prophetenverein in Rama ange- hörte, treffen wir gerade von der Rcgierungszeit dieses Königs an keine Spur mehr von dergleichen Vereinen; vielmehr hat die Pflege der prophetischcn Gaben in Ge- sang und geistlicher Dichtkunst jetzt eine Stätte gefunden in David’s Veranstaltungen für den öffentlichen Gottes- dienst (1. Chron. 26, 1. 5), und die Propheten und Seher im besonderen Sinne des Worts nehmen eine solche Stellung zum Könige ein, daß man mit einigem Recht von »Hofpropheten« reden kann, nur darf man diese Stellung nicht als eine dienstliche, in irgend welcher Weise abhängige fassen, so daß das Prophetenihum sein Wächter· und Strasami dem König gegenüber preis- gegeben hätte. Unter Salomo, der unter Mitwirkung seines Erziehers Nathan auf den Thron erhoben worden war, scheint dasselbe zwar für eine längere Zeit in den Hintergrund getreten zu sein· es erhob sich aber gegen das Ende seiner Regierung sofort wieder um so drohen- der in Ahia von Silo, als der König sich zum Abfall von Jehova neigen, und bewics seine Macht auch über das Volk in dem Wort des Propheten Semasa, als nach der Zertheilung des Reichs es galt, das Unterneh- men Juda’s wider die 10 Stämme zu verhindern (Kap. 11, 11 ff. 12, 21 ff.). Jm Reiche Juda nun, wo das wahre Heiligthum mit dem gesetzlichen Cultus und dem rechtmäßigen Priesterthum seine Stätte hatte und der Thron in geordneter Erbfolge einer Dhnaftie (Herrscherfamilie) gehörte, welche durch die auf ihr ruhen- den Verheißungen geheilt et war und ans der mehrere fromme, theokratisch ge nnte Regenten hervorgingen, durfte das Prophetenthum zeitweise in voller Eintracht mit dem Priester- und Königihum zusammenwirken und namentlich bei der wiederholt eintretenden gottesdienstlichen Reformation neben den Königen auf das Amt des Geistes und Wissens sich beschränken; es hatte an den bestehenden theokratischen Jnstitutionen Einrichtungen) schon Halt ge- nug, urn außerordentlicher Stützen nicht zu bedürfen und der förmlichen Organisirung (Bildung) neuer Propheten- vereine entbehren zu können. Wir sehen daher hier immer nur einzelne Propheten austreten: Semaja unter Reha- beam (2· Chron.f11, 2 ff; 12, 5 ff.), Asarja, Sohn des Oded, und Hanani unter Assa (2. Chron. 15, 1. 8; 16, 7), Jehu, Sohn des Hanani, Elieser und den Leviten Jeh asiel unter Josaphat (2· Ehren. 19, Z; 20, 14. 37), Sacharja unter Joas (2. Chiron. 24, 19 ff.), und unter dem Nachfolger des Letzteren, dem König Amasia, zw ei nicht näher bezeichnete Propheten (2. Chron. 25, 7 ff. 15 ff.); von der Zeit an beginnt dann eine neue Epoche in der Entwickclungsgeschichte des alttestas mentllchen Prophetenthmns von welcher zu Z. Kön. 14, 22 ausführlicher die Rede sein wird. Wenn nun in Juda während der ersten 160——170 Jahre seit der Trennung der beiden Reiche die Wirksamkeit der Propheten im Allge- meinen nur eine vereinzelte ist und hinter die der Könige und der Priester zurücktritt, so daß z. B. in der Com- mission, welche Josaphat zum Behuf der religiösen Unter- weisung des Volks im Lande umherreisen läßt, keine Propheten sich befinden (2. Chron. 17, 7 ff.), und zu der Zeit, wo Athalja die Rolle ihrer Mutter Jsebel im Reiche Juda durchzuführen unternimmt, die retiende That lediglich von Seiten des Hohcnpriesters ausgeht (2· Ehron. 22,10—24,3); so ist dagegen der Hauptschauplatz der prophetischen Wirksamkeit während jenes Zeitraums das Reich Israel und bewegt sich dessen Geschichte großen- theils um den religiösspolitiscihen Kampf des Propheten- thums gegen das abtrünnige Königthum. Dieser Kampf wurde bereits unter Jeroboam dadurch hervorgerufen, daß derselbe, um seinen Thron zu befestigen, die politische Trennung der Stämme auch zu einer religiösen machte und besondere Jehova-Heiligthümer mit abgöttischem Bilderdienst an den beiden Grenzen seines Reichs auf- richtete. Der Priester und Leviten und anderer Bürger, die an solchem Abfall vom gesetzlichen Heiligthum sich nicht betheiligen mochien, hatte er sich glücklich zu ent- ledigen gewußt (2. Ehren. 11, 13 ff.), und einzelne Pro- pheten, die im Lande vorhanden waren, mögen, wie aus Kap. 13, l1 ff. zu schließen, zu seinen Neuerungen ge- schwiegen und sich dabei beruhigt haben, daß doch der Jehovadienst noch immer die eigentliche Staatsreligion sei und die neue Form desselben, der Kälberdiensh manche von den alten gesetzlichen Ordnungen bewahrt habe; ja, dieser Kälberdienst fand sogar seine eigenen Propheten, die ihn vertraten und ihm in den Augen d s Volks die göttliche Sanetion zu verschaffen suchten (Kap. 22, 6 ff.). 540 Sosort aber trat jener Mann Gottes aus Juda (Kap. is, 1 ff) als Wächter der Theokratie ein und erhob sich als Rächer der beleidigt-en Majestät Jehooas und seines Gesetzesz ihm zur Seite stellte sich, durch seinen gewaltsamen Tod zu neuem Glaubensmuth er- tveckt, der alte Propbet in Bethel (Kap. is, 31f.), und derselbe Ahia von Silo, der Jerobeam seine Erhöhung angekündigt hatte, prophezeite in den Tagen, da er vor Alter erblindet war, ihm auch die nahe bevorstehende Ausrottung seines Hauses (Kap. 14, 1 ff.-). Den Fluch über Basfm den Begründer der zweiten Dy- nastie, spricht dann ebenfalls ein Prophet aus Juba, jener Zehn, der Sohn Hanani, dessen wir schon bei der Namhaftniachung der Propheten dieses Reichs ge· dachten (Kap. is, l. 7). Als nun mit der Regierung Amrts und seines Sohnes Ahab in dem religiösen Zu- stande des Zehnftätnmereichs ein gewaltiger Fortschritt zum Schlinimeren insofern vor sich ging, als die Ver- ehrung Jehovas fernerhin nicht mehr Staatsreligion blieb, sondern an ihrer Statt der phönizische Vaalss und Afchcracultus zu öffentlicher und allgemeiner Geltung gebracht werden sollte, so daß, während das Volk sieh passiv verhielt nnd ans beiden Seiten hinkte, die etwa noch vorhandenen Propheten des HErrn blutig verfolgt wurden, und die von ihnen der Verfolgung zu entrinnen vermochten, in Höhlen sich verkrochen, da unternimmt es Elias der Thisbitey der noch allein auf dem Plan sich befindet, mit Einem Schlage die Bollwerke des Götzen- dienstes zu stürzen; und daß sein Werk nicht fruchtlos geblieben, wie er meint, zeigt nicht nur die Menge der Prophetenkiiiden die, als nach seiner Rückkehr vom Horeb er die alten Propetenvereine wiederherstellt, sich um ihn sammelt (2. Kön. 2, 1 ff.)- sondern auch der Umstand, daß in der Folgezeit Propheten unangefochten in Sa- maria sich aufhalten dürfen und offen mit dem König verkehren, bei dem der Vorgang auf Carmei augenlchcim lich nicht ohne Einfluß gewesen (Kap. 20, 13. 22. 28). Prophetenvereine dieser Art finden wir zu Gilgal, Bethel und Jericho. Die Glieder derselben standen zu Elias und dessen Nachfolger Elisa, der die Einrichtung weiter pflegte und ausbildete, wohl in einem noch viel inni- eren Verhältniß, als die Zöglinge der älteren Propheten- szchulen zu Samuel gestanden hatten, wenigstens scheint der beständig für fie gebrauchte Name »der Propheten Kinder« darauf zu deuten; und anch sonst mag die Gcstaltung der Vereine vielfach eine andere gewesen sein als ehedem, denn es handelte sich nunmehr um Schulen im eigentlichen Sinne des Worts, um geist- liche Seminare, in welchen die Zöglinga wenn sie noch unverheirathet waren. eng beisammen wohnten und zu ihren Versammlungen ein gemeinsames Lokal hatten, das ihnen nach 2. Kön. 4, 30 anch zu gemeinschaftlichem Essen diente, die verheiratheten dagegen wohnten in klei- nen Häusern um das Seminar herum und führten ihre eigene Wirthschaft (2. Kön. 4, I ff.). Die Zucht in die- senSchulen zweckte vor allem darauf ab, zu unbedingtem Gehorsam gegen das göttliche Wort, zu rücksichtsloser Hingabe an die mit göttlicher Autorität ergangenen Befehle (Kap. 20, 35 ff.) zu erziehen; anch scheint in ihnen, da das Volk des nördlichen Reichs von dem ge- setzlichen Heiligthum in Jerusalem getrennt war, ein den dortigen Cultus vertretender Gottesdienst bestanden zu haben, bei welchem die Fronmien an Sabbathen und Neumonden zu gemcinschaftlicher Erbauung sich einfan- den (2. Kön. 4, 23), ja, die Frommen tm Zehnstämmes reich führten wohl die im Gesetz für die levitischen Prie- ster verordneteti Abgaben an die Propheten in jenen Seminarcn ab (2. Kön. 4, 42 ff.), da deren Zöglinge überhaupt hinsicdtlich ihres Unterhalts vorzugsweise auf sreiwillige Unterfiützung angewiesen waren. Dem Wieder- I. Könige TO, 1—-12. - ausleben des Baalsi und Qlfcheradienstes im Reiche war mit der eben beschriebenen Einrtchtung vol-gebeugt; aber zu einer durchgreifenden Reform, so daß anch der Kälber- dienst wäre abgeschafft und der reine Jehooacultus her· gestellt worden, kam es gleichwohl nicht. Daher reiste der Staat gerade in denjenigen Tagen, in denen er nach außen in früher nie gesehener Blüthe dastand, unter Jerobeam 1l., sammt seinem Königthume in einem Maße dem Gerichte entgegen, daß das Prophetenthum es von da an ausschließlich mit diesem Gericht zu thun hat und in Israel, ebenso wie in Juda, nunmehr das prophe- tische Schristthum im engeren Sinne oder die Abfassung von eigentlichen Wcissagungsbüchern den Anfang nimmt (2. Kön. 14, 29 Anm.). Noch eines anderen Ereignisses müssen wir hier ge- denken, das ebenfalls in die Zeit zwischen dem vorliegen- den und den folgenden Abschnitt fällt: das ist die Ver- schwägerung des Königshauses in Juda mit dem Königshanse in Israel; nach unserer Berech- nung nämlich efchah die Verheirathung Joram’s, des Sohnes Jofapgats mit Athalja, der Tochter Ahab’s und der Jsebel, im Jahre 905 v. Ehr. (2. Ehrom 18, 1). Gerade die Umkehr Ahab’s von dem Wege des groben Götzendienstes mochte den frommen Josaphat, so scheint uns, bewegen, statt des bisherigen Kriegsstandes mit dem nördlichen Reiche den Friedensstand herbeizuführen. Ob er hoffte, durch jene Verschwägerung künftig einmal das Zehnstämmereich dem Hause Davids auf friedliche Weise zurückzueroberm vermögen wir nicht zu sagen; war das wirtlich seine Hoffnung, so hat er sich, wie der weitere Geschichtsverlarif crtveisen wird, schwer getäuscht. Wohl aber hat eine andere Hoffnung ihn nicht ganz betrogen, nämlich die, dem schwachen Ahab eine Stiitze zu fein wider den Einfluß seines gottlosen Weibes; denn Ahab zeigt sich fortan wirklich besser, als in den zwölf ersten Jahren feiner Regierung. Das 20. Kapitel. Zmeisaoher Krieg und Sieg Uhahhs wider Liöenhadau den sure-r. Hm«- XL 1—21. Während Ahab in seinem bisherigen, etwa fiebzehnjährigen Regimrnt Friede gehabt mit den nmwohnenden Völkern, wird er jetzt von dem König sen— hadad II. von Speien mit ttrikg öbrrzogen und in seiner Hauptstadt Samarta non der ungeheuren ilebermarht deo Feindes hart bedrängt. Zlitsaiigs versucht er zu unter— handeln nnd ifl auch in feinem Kleinmuthe bereit, der Olserhohrit des shrischen Königs; sich zu unterwerfen nnd ihm tributpflichtig zu werden; da aber dieser in seinem itebermnth immer weiter gehende Forderungen stellt, Er— gelsung auf Gnade und llngunde verlangt nnd Sainaria völlig auszuplöndetii sich oorbehält, rathen die Kettchen Israclg ihrem Ring, es auf einen Entscheidungolmmpf ankommen zu lassen nnd die Forderungen deo Shrerg ab— zuweistn Diese Enge, da Jthab gegen einen übermäch- tigen nnd iibrrmsithigen Feind no) wehren soll und dorh viel zu schwach ist, um ihm gegenüber das Feld zn behaupten, benutzt drr YOU, daß er sich dem nicht sowohl böswilli- gen, als vielmehr einem bösen Einfluß willenlos preis« gegebenen und schon etwas von solchem Einfluß frei ge— machten König von Uenrm ais den einigen, allmörhtigen Gott erweise; er sendet also einen Propheten zu ihn: und läßt ihm feine Hilfe verltöndigrm slltnd da Ahab nicht nur die dlcrhcißnng annimmt, sondern auch die göttliche Anordnung, durch die Knaben der kaudoögth diese, menschlich betrachtet, so ganz machtlose und krieg-unsinn- dlge kleine scheint, den Ztngriff auf den Feind eröffnen Ahab wird von Benhadad, dem Könige der Syrer, mit Krieg bedroht. 541 zu lassen, gluttliengmutlsig befolgt, verleiht der Hain: ihm, der jenem vortrall nur mit 7000 Strritrrn narhzurämrlt vermag, einen glänzenden und gewaltigen Sieg. l. Und BenEHadad [der II. dieses Namens, f. Kap. It, 25 Anm.], der König zu Syrien [in- dem er die auf Eroberung Nordgaliläcks und des Osisordanlandes gerichteten Pläne seines Vaters Kuh. 16, 27 Anm. weiter verfolgte], versammelte [etwa im J. 901 v. Chr., also 5 Jahre nach den in den beiden vorigen Kapiteln erzählten Be- gebenheiten] alle feine [Streit-] Macht, und waren zwei und dreißig [kteinere] Könige [als seine Va- sallen 2. Sam. 8, 5; 10, 16] mit ihm, und Roß und Wagen, und zog [von Nordosten her] herauf swider Israel] nnd belagerte Samaria sdie Haupt- stadt des nördlichen Reichs Katz. is, 24], und stritt wider sie; 2. Und sandte [während der Belagerung] Boten zu Ahab, dem Könige Israel [der vermuth- lich zuerst Boten an ihn gesendet und nach den Bedingungen, unter welchen er zum Abzuge sich verstehen wolle, gefragt hatte], in die Stadt, 3. Und ließ ihm szum Bescheid auf diese Frage] sagen: So spricht Ven-Hadad: Dein Silber und dein Gold ist sschon so gut wie] mein, nnd deine Weiber, nnd deine besten Kinder sind auch mein [da du nicht im Stande bist mich zu hindern, daß ich die einen als Beute, die andern als Geiseln mit hinweg- nehme; übergieb also das alles in meine Gewalt, so will ich der Stadt verschonen und von einer Erstürmung derselben abstehen]. 4. Der König Israel antwortete skleinmüthig an der Möglichkeit eines erfolgreichen Widerstandes verzagen-d] und sprach: Mein Herr König, wie du geredet hast [so will ich thunjz ich bin dein nnd alles, was ich habe sich bekenne dich für meinen Oberherrn und übergebe all’ das Meine in deine Gewalt, daß ich es hinfort nur als ein Lehngut von dir besitzen werde]. 5. Und die Boten [des Königs von Syriem der durch solche Nachgiebigkeit Ahab’s nur desto iibermüthiger geworden war, immer weiter gehende Forderungen zu stellen] kamen wieder sin die Stadt]- und sprachen: So spricht Ben-Hadad: Weil ich [oorhin] zu dir gesandt habe und lassen sagen: Dein Silber nnd dein Gold, deine Weiber nnd deine Kinder sollst dn mir geben [V. 3]; is. So [habe ich das nicht in dem Sinne gemeint, wie du es dir auslegst, als handelte es sich blos um eine Oberherrlichkeit meinerseits über deinen Besitz, sondern ich] will sdas alles, was ich gefordert habe, und noch mehr, auch wirklich zu eigen haben; darum werde] ich morgen um diese Zeit meine Knechte zu dir senden, daß sie dein nnd deiner Unterthanen [genauer: Knechte, d. i. königlichen Beamten] Hättst-r besuchen [durch- suchenjz und was dir lieblich ist, sollen sie in ihre Hände nehmen und wegtragen sdu mußt dich also auf Gnade und Ungnade mir ergeben, wenn ich die Stadt mit einer Bestürmung verschonen soll]. 7. Da rief der König Israel sdem solche Zu- muthung denn doch zu stark war] allen Aeltesten des Landes [den Regierungsräthem die bei ihm in Samaria ihren Sitz hatten], und sprach [indem er ihnen den Stand der Dinge vorlegte]: Merket nnd sehet, wie böse er’s vornimmt ser nur auf unser völliges Verderben es abgesehen hat]. Er hat sdas erste Mal] zu mir gesandt nm meine Weiber und Kinder, Silber und Gold sdaß ich mich damit unter seine Oberhoheit siellen solle]- und ich hab« ihm deß nicht gewehtet sabek nun ist bei ihm von einein friedlichen Vergleich gar« nicht mehr die Rede, sondern er verlangt linterwersung ohne jegliche Bedingung und bekennt ungescheut seine Lust, uns nach Belieben auszuplüxiderli und zu knechtcn]. 8. Da sprachen zu ihm alle Alten, nnd alles Volk [die ganze Bürgerschaft der Stadt, als man hernach von dem Beschluß hörte, stimmte demsel- ben bei]: Du sollst nicht gehorchen noch bewilligen [vielmehr es auf Weiteres ankommen lassen, ob er die Stadt wird nehmen können] 9. Und er [entschlossen, die Fortsetzung des Kriegs, wenn’s so sein müßte, einem schimpflichen Frieden vorzuziehen] sprach zu den Boten Ben- Hadad’s: Saget meinem Herrn, dem Könige: Alles, was du am ersten deinem Knecht eutboten hast, will ich thun; aber dies [was du nunmehr forderst, auf Gnade und Ungnade mit meinem Volke mich dir zu ergeben] kann ich nicht thun. Und die Boten gingen hin [zu dem Könige von Shrien], und sagten Ihm] solches wieder. 10. Da sandte Ben-Hadad szum dritten Mal] zu ihm, nnd ließ ihm [in ächt orientalischer Groß- sprecherei] sagen: Die Götter thun mir dies und das, wo der Staub sdeiner Stadt] Samaria [wenn ich sie nun werde eingeäschert haben] genug sein soll, daß alles Voll unter mir eine Handvoll davon btiilgc sso groß ist die Menge der Kriegsleute, die ich unter mir habe, daß, wenn ein jeder derselben auch nur eine Hand voll Schutt von der zerstörten Stadt mit hoimbringen wollte, noch nianche darunter würden leer ausgehen müssen] 11. Aber der König Israel antwortete, und sptach: Saget [eurem König in meinem Namen]: Der den Harnisch [erst] anlegt sum in den Kampf zu gehen] soll sich nicht ruhmen, als der ihn [nach wirklich schon erlangtem Siege] hat abgelegt. Die Lateiner sagen dafür: Ne triumphum canas ante victoriam (triumphire nicht vor dem Siege); bei uns aber ist eine ähnliche sprichwörtliche Redensart diese: lVetrkguste das Fell des Bären nicht, bevor du ihn er- eg a. 12. Da das Ben-Hadad hörete, und er eben [als ihm die Antwort Ahab’s hinterbracht wurde] trank mit den Königen [die seinem Heerbann ge- folgt waren V. l] in den [für ihn nnd seine Magnaten aus Aesten, Zweigen nnd Strauchwerk 542 1. Könige 20, 13—31. errichteten] Gezelten koder Hütten], sprach er zu feinen Knechten: Sehiclet euch kzu einem Sturm- angrifs]. Und sie schickten sich wider die Stadt. 13. Und siehe, ein Prophet saus den Schulen des Elias Kap. 19, 21 Anm.] trat zu Ahab, dem Könige Israel [der, wenn er mit seiner eigenen Macht das Werk hätte ausrichten sollen, doch viel zu schwach gewesen wäre, den Sturmangriff ab- zuschlagen], und sprach: So spricht der HErr: Da hast je gesehen allen diesen großen Haufen [derer, die wider dich streiten, und wirst wohl dir selber schon gesagt haben, daß du ohne göttlichen Beistand verloren bist]. Siehe [aber], ich tvill ihn heute in deine Hand geben, daß du wissen [aus’s Neue, wieschon das Feuer auf Carmel Kap. 18, 38 f. dessen ein thatsächliches Zeugniß gewesen, dich überzeugen] sollst, ich sei der HErr sder Eine wahre und lebendige Gott]. 14. Ahab sprach: Durch wen [will der HErr ihn in meine Hand geben, daß ich wisse, wie ich meine Streiter in Schlachtordnung soll aufstellen]? Er [der Propbet] sprach: So spricht der HEM Durch die Knaben [die des Kampfes völlig un- kundigen Pagen] der Landbögte [Landschasts-Vor- stehet« die mit ihrer Dienerschaft sich vor dem Feinde herein in die Stadt gesliichtet haben]. Er sder König] sprach: Wer soll den Streit anspan- nen [ich oder der Feind? so daß im ersteren Falle ichsz einen Ausfall wage, im letzteren aber den Sturmangrifs der Syrer abwarte]? Er sder Pro- phet] sprach: Du [sollst ihn anspannen und nicht erst einen feindlichen Angrisf abwarten] 15. Da zählete er [Ahab] die Knaben der Landvdgte [die mit ihren Herren nach der Stadt hereingekommen waren], und ihrer waren zwei hundert und zwei und dreißig. Und zählete nach ihnen das ganze [streitbare] Volk aller Kinder Israel [das er zu seiner Vertheidigung bei sich hatte], sieben tausend Mann [an der Zahl]; 16. Und zogen [nun diese 7000 Mann zu- gleich mit jenen 232 Knaben] aus im Miiiage szur Mittagszein als die Syrer am wenigsten eines Ausfalls der Belagerteii sich versahen]. Ben- Hadad aber trank, und war trunken im Gezelt, sammt den zwei und dreißig Königen, die ihm zu Hilfe kommen waren. 17. Und die Knaben der Landvögte sgemäß dem Wort des HErrn, das er durch den Prophe- ten geredet hatte V. 14] zogen am ersten aus [den 7000 Mann voran]. BemHadad aber sals bei dem Ausriicken dieses Vortrabs ein Tumult in seinem Kriegslager entstand] sandte [Kundschafter] aus [die da erspähen sollten, was die Bewegung auf Seiten der Belagerten zu bedeuten habe], und die sagten ihm an, und sprachen: Es ziehen Män- ner aus Samaria [daher]. 18. Er [in trunkenem Uebermuth] sprach: Greifet sie lebendig [gleich viet], sie seien um Friede sals Parlamentäre] oder um Streits willen seinen Ausfall wider uns zu machen] ausgezogen. 19. Da aber die Knaben der Laudvbgte waren ausgezogen, und das Heer ihnen nach [wie in V.17 gesagt worden, nnd erstere bis an die Vorposten des Belagerungsheeres herankamen]; 20. Schlug ein jeglicher, wer ihm vorkam [ähnlich, wie vormals Jonathan unter den Phili- stern gewürget hatte und sein Wafsenträger ihm immer nach 1. Sam. 14, 13 f.]. Und die Shrer [in Schrecken und Verwirrung gebrachtJ flohen, und Israel jagte ihnen nach. Und Ben-Hadad, der König zu Speien, entrann mit Rossen nnd Reitern [rettete sich mit einigen Reitern seines Gefolges, indem er in eiligster Flucht, um nicht gefangen zu werden, ein Pferd bestieg]. U. Und der König Israel [da er die Flucht des Feindes wahrnahms, welche schon die 232 Kna- ben angerichtet hatten] zog [mit den 7000 Mann zu weiterer Verfolgung] aus, Und schlug Roß und Wagen, daß et an den Shrern eine große Schlacht that. Jndem 232 Knaben oder Pagen es send, welche den ersten entscheidenden Schlag thun, soll Ahab daraus ler- nen, daß es dem HErrn tiicht schwer ist, durch viel oder wenig helfen (1. Sam. 14, 6); indem aber Ahab dar- nach mit den 7000 Mann nachrtickt und mit denselben den Feind vollends ausreibt, soll er merken, daß in seinem Volk wieder ein Kern von wahren Kindern Gottes, eine Zahl von ,,Uebergeblicbcnen nach der Wahl der Gnaden» vorhanden ist, um welcher willen der HErr sein Wohl- gefallen noch immer an dem Volke hat, daß er es nicht von dem übermüthigen Syrerkönig hat unterdrücken lassen. Die 7000 Mann sind zwar nicht insgesamintsdie näm- lichen Siebentausend, von welchen Gott in Kap. 19, 18 redete, wohl aber soll die gleiche Zahl an sie erinnern; und nun soll auch an jener Stelle nicht gesagt werden, daß die Summe derer, die ihre Kniee nicht vor Bau! gebeugt haben, genausoviel betrage, wohl aber ist die Zahl bedeutsam (7 dieZahl des Buudes, 1000 = 10X10X10 die Zahl der Flille) und soll anzeigem daß die Gemeinde der Erwählten im Vergleich mit der großen Menge der andern allerdings nur eine geringe, gleichwohl an sich betrachtet immerhin eine große Schaar ausmachn VVIFT U. 22—34. wie der sorovhet dem Jthab bei seiner Rürlileehr von der siegreichcn Srhlacht vorauggesagtz so ges-nicht en im nächsten Jahre: die Snrer nehmen da den Feldzug wider Israel von Ueucm auf, und zwar wollen sie, weil sie Igraelo Gott für einen Gott der Berge, und nicht der Gründe halten, ihr wasfenglücte dies- mal in der Ebene Ilegreel versorgen. Solche Schünduug seiner Ehre bewegt denn den Ohren, seinen Uamen von Uenem an Zihab und seinem ittollee durch Verleihung eines glänzenden Siege zu oerherrlichenc obgleich die Syrer mit ziwerläßigereru Führern, als das vorige Mal, und mit einem eben so starken Heere sich ausgerüstet haben, wer- den sie doch dies Mal von der kleinen israelitischen Schaar noch viel naehdrüctitichetz als damals, auf das Haupt geschlagen; ja, die ganze Menge der nach Jlohele entsiohenen Feinde, als sie dort zu weiterem Widerstande theils die Stadtmaueru besteigt, theils hinter ihnen sieh ver-schaun, wird durch wunderbaren Giuslurz derselben Der HErr bezeugt an dem übermüthigen Syrerkönige zweimal seine Machn 543 unter ihrem Schutte begraben. Benhadad muß demüthig bei Jthab um Sehonnng seines Lebens bitten lassen; dieser, statt ihn, den von Gott verbanuetetr und zu völliger ver— nichtung in seine Hand gegebenen grausamen nnd treu« losen Feind, nach Gebt-he. abznstrasen, ist jedoeh aus Gitel lieit nnd übel angebrnchter Milde so thöriehtz ihn mit einem Bündnis zu entlassen. 22. Da sals das Heer siegreich aus dem Kampfe nach Samaria zurückkehrte] trat ein [ge- nauer: der] Prophet [nämlich der, von welchem in B. 13 f. die Rede war] zum Könige Israel, und sprach zu ihm: Gehe hin und starke dich [be- reite dich auf weitere Kämpfe vor], und merke und siehe, tvas du thust cdaß du nicht etwa dich so ver- haltest, als sei alles nun gut und keine Gefahr mehr zu befiirchten]«. Denn der König von Syrien wird [znm zweiten Mal] wider dich herausziehen, wenn das Jahr um ist [und die Zeit wiederkehrt, da die Könige pflegen ausznziehen 2. Sam. 11, 1]. 23. [Und wie der Propbet warnend voraus- gesagt, so kam es wirklich] Denn die Knechte des Königs zu Shrieu [ihrer Niederlage V. 19 ff. sich schämend] sprachen zu ihm [dem König Ben- hadad1I.]: Jhte [der Kinder Israel] Götter sind Berggötter [die über die Berge herrschen und daselbst sich und ihrem Volke nicht beikommen lassen]; darum haben sie kim vorigen FeIdzUgeJ uns an- getvonnen [den Sieg über uns davongetragen]. O daß wir mit ihnen auf der Ebene streiten müß- ten sdiirftenjl Was gilts, wir wollten ihnen [hier, in der Ebene, bis wohin ihre Macht nicht reicht] angewinnen? Die Syrer setzten voraus, daß die Götter Jsraels nicht besser wären als die syrischen, und daß unter den vielen Göttern ein jeder sein besonderes Amt und seine besondere Herrschaft hätte, die einen über die Büschey die andern iiber die Flüsse, und noch andere über die Berge. Von dieser letztereii Art nun hielten sie die Götter Jsraels, vielleicht weil Canaan ein bergigtes Land war. (Engl. BibelwJ 24. Thu ihm [aber, um den gliicklichen Aus- gang des Unternehmens noch in anderer Hinsicht zu sichern, zugleich] also: Thue die [zweiunddreißig] Könige [die das vorige Mal unter dir gestrttten und da genugsam bewiesen haben, wie wenig ge- neigt sie sind, sich für deine Sache aufzuopfern] weg, einen jeglichen von seinem Orte fdaß du ih- nen kein Commando wieder anvertrauest], und stelle Herren [Statthalter, auf die du besser dich verlassen kannst] an ihre Stätte, 25. Und ordne dir ein [eben so starkes und wohlgerüstetes Heer] wie das Heer war, das du [in der damaligen Niederlage] verloren hast, und Roß nnd Wagen, wie jene waren, nnd laß uns wider sie streiten auf der Ebene. Was gilts, wir wollen ihnen obliegen? Er [Benhadad] gehorchte ihrer Stimme, nnd that also fwie seine Knechte ihm riethen]. 26. Als nun das Jahr um war fund die zu Feldzügen geeignete Zeit des Jahres 900 v. Chr. herbeikam], ordnete Ben-H·adad die Sorte, nnd zog herauf [ans der Gegend von Damaskns] gen Aphek [in der Ebene Jesreel, V, Stunde westlich von Sunem l. Sam. 4, 2 Anm.1- wider Israel zu streiten. 27. Und die Kinder Israel ordneten sieh auch, und versorgeten sieh [mit Proviant nnd Munition], und zogen hin fnördlich hinauf] ihnen entgegen, und lagerten sich [an den die Ebene Jesreel im Südwesien begrenzenden Gebirgsabhängen] gegen sie, [und nahmen sich da mit den beiden Abtheilun- gen ihres Heeres im Vergleich zu dem Feinde aus] wie zwo kleine Heerden Ziegen. Der Syrer aber war das Land von. · 28. Und es trat ein Mann Gottes sder schon in V. 13 u. 22 erwähnte Propbet] herzu, nnd sprach zum Könige Israel: So spricht der HErr: Darum, daß die Shrer haben gesagt, der HErr sder Gott JIraelSJ sei ein Gott der Berge, nnd nicht ein Gott der Gründe sThäler oder Ebenen, V. 23]; so hab ich alle diesen großen Haufen in deine Hand gegeben, daß ihr wisset [aus einer neuen Erweisung meiner göttlichen Wundermacht immer besser erkennen lernet], ich sei der HErr [dem zusteht alle Macht und Gewalt, alles Gut nnd Vermögen im Himmel und auf Erden V. 13]. 29. Und sie [die Kinder Israel] lagerten sieh stracks lgetsde gegenüber] gegen jene, sieben Tage [denn wegen ihres Glaubens, daß der Gott Jsraels ein Gott der Berge sei, wagten die Syrer nicht mit ihnen anznbindem bis sie in die Ebene herab- kommen würden] Am siebenten Tage zogen sie [darnach, um dem Feinde zu zeigen, daß ihr Gott Macht habe, ihnen auch in den Gründen zum Siege zu verhelfen] zu Hauf in Streit; und die Kinder Israel schlugen der Shrer [in dem nun entstandenen Handgemenge] hunderttausend [Mann] Fußvolks auf Einen Tag. 30. Und die übrigen [welche nicht in der Schlacht umkamen] flohen gen Apheh in die [hinter ihrem Rücken liegende] Stadt [V. 26., um theils von der Mauer ans den Kampf fortzusetzem theils hinter derselben eine Schutzwehr zur Vertheidignng zu suchen]; und die Mauer fiel [durch besondere Fügung Gottes, auf daß aller Welt kund würde, wie weit seine Macht reiche] auf die übrigen sieben und zwanzig tausend Mann. Und Ven-Hadad floh auch in die Stadt, von einer Kammer fdes Hau- ses, zu welchem er seine Znflncht genommen] in dte andere lund wußte jetzt, nachdem die Viauer ge- fallen und den Rest seines Heeres unter ihrem Schutt begraben hatte, nicht naht, wo aus und wo ein]. 31. Da sprachen seine Knechte [die Diener feines Gefolgesj zu ihm: Siehe, wir haben ge- höret, daß die Könige des Hauses Israel barm- herzige Könige sind svon besserer Gemüthsart gegen 544 l. Könige So, 32—-42. ihre überwundenen Feinde, als die Könige anderer Vetters; so laßt uns Säcke um unsere Lenden thun und Stricke um unsere Häupter, und sin solchem Traueraufzuge und mit diesem Zeichen völligster Unterwerfung] zum Könige Jsrael hinaus gehen sum ihn zum Erbarmen zu bewegen]; viellcicht läßt er deine Seele leben. 32. Und sie gürtelen [da Benhadad ihrem Vorschlage beistimmte] Säcke Um ihre Lenden nnd scharen] Stricke um ihre Häupter, nnd kamen zum Könige Israel und sprachem Ben-Hadad, dein Knecht [der sich dir auf Gnade und Ungnade er- giebt], läßt dir sagen: Lieber, laß meine Seele leben. Er aber [indem er durch die tiefe De- müthigung, womit sein vormals so stolzer Gegner jetzt um Verschonung seines Lebens ihn bitten ließ, sich geschmeichelt fühlte] sprach: Lebt er noch, so ist er mein Bruder khat Gott seines Lebens m dieser allgeineinen Niederlage so sichtbar verschonen so oerschoue auch ich seiner und werde ihn wie ein gekröntes Haupt, das mit mir gleichen Rang einnimmt, nicht wie einen Knecht behandeln]. 33. Und die Männer nahmen eilend das Wort [das bei seiner natürlichen Gutmüthigkeit ihm un- bedacht entfahren war] von ihm, und deuteten es für sich [wie es am besten zu Gunsten ihres Kö- nigs ausgebeutet werden konnte], und sprachen sden Ahab bei eben diesem Ausdruck, den er von Benhadad gebraucht hatte, fesihaltend]: Ja, dein Bruder Ben-Hadad. Er [in seiner Eitelkeit nnd unmännlichen Weichherzigkeit auch jetzt sich noch nicht besinnend, wie thöricht und verkehrt er handle, vielmehr in seiner übel angebrachten Bereitwillig- keit zu Huld: und Gnadeneriveisungen sich selbst überbietend] sprach: Kommt, und bringet ihn szu mir] Da ging Ben-Hadad zu ihm heraus soor die Stadt]. Und [Ahab, um ihn auch wirklich vor allen als seinen Bruder zu ehren] ließ ihn [als er hierauf seinen Einzug in die eroberte Stadt hielt, neben sich] auf den Wagen sihen ssteigen], 34. Und swiederum Benhadad, um den Ahab in so günstiger Stimmung sich zu erhalten, und dieselbe noch mehr zu seinem Vortheil auszudeuten] sprach zu ihm: Die Städte, die mein Vater dei- nem Vater genommen hat iKap. IS, 27 ARIEL]- will ich dir wieder geben; und mache dir Gassen zn Dalnaskus sfür Kaufleute aus deinem Reiche, um sich Factoreien oder Handels-Niederlagen L. Sam. 8, 6 Anm. daselbst anzulegeu], wie mein Vater zu Samaria gethan hat; so will ich seen-ie- derte hierauf Ahab, diese Anerbietungen des so gefährlichen Widersachers Jsraels seinem unmänn- lichen Charakter gemäß dankbar und gerührt an- nehmend] mit einem Bunde dich [von mir] lassen. Und er machte sin der That] mit ihm einen Bund [so völlig war er in der Gewalt seiner Weichheit- zigen StimmungL und ließ ihn ziehen. Ahab’s That, ob sie gleich den Schein der Güte an l sich trägt, war dennoch nicht wahre Güte; denn die darf nicht gegen Räuber in Anwendung gebracht werden, welche, wenn man sie freiläßt, nur noch mehr schaden als vorher, gleichwie auch Bcnhadad hernachmals wirk- lich that. Den Sieg hatte Gott dem Ahab verliehen und ihm den ruchloseii König in seine Hände gegeben, daß er Strafe an ihm übe, nicht aber gütig sich gegen ihn verhicltez auch war Ahab anderwärts keineswegs gietherzigen Sinnes, indem er sa zugegeben hatte, daß so viele Propheten Von seinem Weibe Jsebel umgebracht würden. (Clcrikus.) Yvllzs V. 35——43. Stuf seiner tjcimliehr nach Samaria tritt dem, seinerdcrpfliihtuug gegen den HErrn und ge- gen sein eigenes Land dem schlauen Shrerliönig gegen- über so uneingedinli gewesenen Jthab ein proohet rui- gegen, der suh von einein seiner sititoropheten zuvor hat wund schlagen lassen und dann sein Angesicht mit einer iiopfbinde vetstellt hat, daß er nicht von dem König er· tianut werde. Gr erzählt nun dem letzteren, wie er mit im Kampfe gewesen und ihm da, als er verwundet bei Seite getreten, oon einem andern ein Gefaiigener zur Bewaihung übergeben worden sei, er aber diesen aus Fahrlässiglieit habe entspringen lassen und jetzt mit seinem eigenen Weben für ihn einsiehen solle; von solchem Urtheil, dahin geht seine Bitte, wolle der König ihn freisorectjem Doch Zthab bestätigt sein Urtheil als gerecht und wohl verdient; das isl denn der Augenblick, wo der prophet sich dem König zu ernennen giebt nnd ihm vertiändigß welches Gericht Gottes er sich selber und seinem iilollie durch Benhadadbi Freilassung zugezogen habe; unmuthsooll und oerdrießlictj kommt daraus Jlhab gen Summa, den Stachel im Gewissen, doch ohne Kraft, Buße zu thun und unter Gottes Wort sieh zu beugen. 35. Da swährend Ahab in der vorhin V. 34 beschriebenen Weise mit Benhadad ein Bündniß abschloß, statt, wie es seine Pflicht gewesen wäre, ihn als einen verbanneten Mann V. 42 nieder- zuhauen 1. Sam. »15, 3. 8 f. 32 f.] sprach ein Mann unter den Kindern der Propheten svielleicht jener Micha, der Sohn Jemla, von dem in Kap. 22, 8 ff. die Rede] zu seinem Nächsten seinem andern von den ProphetenschülernL durch das Wort des HErrn szu dem, was er von diesem forderte, angeregt]: Lieber, schlage mich. Er aber [in sei- ner GritmüthigkeEtJ weigerte sich, ihn zu schlagen sda er doch in seiner Eigenschaft als Knecht des HErrn unbedingt und init Verleugiiung seiner natürlichen Ge- fühle dem Wort des HErrn hätte gehorsani sein müssen] 36. Da sprach er [der im Namen Gottes die Forderung an ihn gestellt hatte] zu ihm: Darum, daß du» der Stimme des HErrn nicht hast gehor- ehrt; siehe, so wird dich [zur Strafe dafür] ein Loive [genauer: der von Gott dazii bestimmte und dir ausdrücklich entgegengeschickte Löwe] schlagen lumbringenL wenn du von mir geheft. Und da er von ihm abging, fand ihn ein Löwe, und schlug ihn sivie vormals dem Manne Gottes aus Juda geschehen war, der Gottes Gebot ungehorsam geworden Kuh. 13, 11 ff, vgl. Anin zu Kap.19, 21]. 37. Und er [der Mann unter den Kindern der Propheten, Von dem zuerst die Rede war V. 351 fand einen andern Mann svon den ProphetenschüIerUJ und sprach [nun an diesen mit seiner Forderung Dem Ahab wird wegen Verfchonung des Syrerkönigs Gottes Gericht verkündigt 545 sich wendend]: Lieber, schlage mich. Und der] Mann [besser, als jener Weichherzige, seine Pflicht : wahrnehmend] schlug ihn [wie derselbe es haben wollte] wund. 38. Da ging der Prophet [indem er nunmehr im Stande war, das auszuführen, worauf es ihm bei dieser ganzen Sache eigentlich ankam] hin san eine Stelle, wo Ahab bei seiner Rückkehr nach Samaria vorbeikommen sollte], und trat zum Kö- nige an den Weg, und verstellcte sein Angesicht [um nicht für den, der er war, von Ahab erkannt zu werden, bis er selber sich ihm zu erkennen ge- ben würde] mit Asche [nach anderer Voealifation des im Grundtext stehenden Wortes: mit einer Kopfbinde]. Die Vulgata punktirt Tgszzszzi statt Wes; und nach ihr hat Lutherbei seiner Uebersetzung sich gerichtet· 39. Und da der König vorüber zog, schrie er den König an fwie einer, der von ihm Schutz wider den Verfolger seines Lebens begehre], nnd sprach: Dein Knecht war ausgezogen mitten im« Streit [mit in den Streit wider die Syrer, aus dem du jetzt als Sieger zurückkehrsts Und siehe, ein Mann [ein anderer Krieger von unseren Leuten, und zwar von den Befehlshaberti einer] war ge- wichen [aus dem Schlachtgetümmel, das ich wegen der empfangenen Wunden schon vorher verlassen hatte, zu mir herangetreten], Und brachte einen [von ihm gefangen genommenen fYrifehenJ Mann zu mit, und sprach: Verwahre diesen Mann kund nimm dich ja in Acht, daß er dir nicht entspringt]; wo man [bei der nachherigen Musterung der Ge- fangenen] fein wird vermissen, so soll deine Seele anstatt seiner Seele fein [wirst du an seiner Stelle getödtet werden], oder sollst einen CentnerSilbers k- 2618 Thln 2. Mof. so, 13 Auen] darwiigen sals Schadenersatz, denn der Gefangene, den ich dir übergehe, ist eine höchst wichtige Person, auf dessen Verwahrung viel ankommt]. 40. Und da dein Knecht hie und da zu thun hatte [und darüber auf den Gefangenen nicht weiter achtete], war der [auf einmal] nicht mehr da [und habe ich nun nichts anderes zu gewärtigen, als daß ich mit meinem Leben für ihn haften muß; davon aber wollest du, König, deinen Knecht los- sprechen]. Der König Israel sprach zu ihm: Das ist dein sgerechtes und wohl verdientes] Urtheil [wenn du sprichiL daß du mit deinem Leben wer- desi einstehen müssen für den, den du hast entsprin- gen lassen], »du hast es selbst gesället kaut-geschieht dir nicht zu viel mit solcher Strafe, wie dein eigen Ge- wissen dir bezeugt; denn warum bist du so leichtsinnig und fahrläßig gewesen, daß du dir hie und da zu schaffen gemacht, statt den Gefangenen gehörig zu überwachen?]. 41. Da [als der Prophet mit seinem Gleich- niß den König so weit gebracht, daß er selber sich offen zu dem Rechtsgrundsatz bekannte, nach wel- Dächseks Bibelwert chem der HErr in feinem eigenen Falle ihn richten wollte] that er eilend die Asche [Kopfbinde] von seinem Angesicht; und der König Israel kannte ihn Nunmehr] daß ei· der Propheten einer war swährend er ihn vorhin für einen Krieger gehal- ten, dafür er sich ausgab]. 42. Und er sprach zu ihm: So spricht der HErrx Darum, daß du hast den verbanneteu Mann sden meinem Bann verfallenen König der Shrer, den ich dir in deine Hände gegeben, damit du den Bann an ihm auch wirklich vollstrecken und ihn tödten solltest s. Mof. 27, 291 von dir gelassen, wird deine Seele für seine Seele sein, und dein Volk für fein Volk [wird das Verderben, dem er mit feinem Volke geweihet war, dich und dein Volk treffen Kap. 22, 29 ff; Z. Kön. S, 24 ff.]. Ganz ähnlich, wie einst der Propbet Nathan dem David inittelst einer Gleichuiß-Geschichte, wodurch er veranlaßt wurde, selber das Urtheil über sich zu sprechen, seine Sünde« vorgehalten hatte (·2. Sam. 12, 1 ff.), so verfährt auch unser Prophct hier mit dem Könige Ahab, und wird schwerlich jemand sich Bedenken darüber inachen, daß der Prophct zu einein andern sich verstellt, als der er wirklich ist, und dem Ahab eine erdichtete Geschichte vorträgt; denn jenes Berstellen zu einem geschlagenen Krieger ist eine sinnbildliche Handlung, durch welche dem Ahab gezeigt werden soll, was er als Strafe von den Shreru zu erwarten habe, diese Gefchichtserdichtting aber ist eine gleichnißartige Verkörperung, wie schwer der- selbe sich durch Loslassung des von Gott ihm zur Be- währung und Vernichtung übergebenen Syrerköuigs ver- schuldet hatte. Nun dient der Zustand, in welchem der Propbet vor Ahab erscheint, allerdings zugleich dazu, diesen zu täuschen, daß er den Propheten nicht sogleich erkennt, und ihn einstweilen glauben zu machen, als habe er es wirklich mit einem, in dem eben beendigten Streite gescheheneu Vorfall zu thun; allein ohne verber- gende Hülle und schiitzende Decke ist überhaupt kein Sinnbild und Gleichniß möglich, und die augenblickliche Täuschung ist hier nur scheiiibar eine solche, in Wirklich- keit ist sie vielmehr ein Mittel zu desto tieferer Einfüh- rung in die Wahrheit und eine Entkräftung derjenigen Tätisivhungem womit der, welcher in die Wahrheit ein- geführt werden soll, sich selber beliigt und beträgt, daß er zur Erkenntniß derselben unfähig wird. Nach dem, was zu Kap. 19, 21 über den unbedingten Gehorsam, zu dein die Prophetenfchüler gegen jedes ihnen entgegen- treteude Gotteswort erzogen wurden, bemerkt ward, und bei lebendigeni Verständniß des ähnlichen Ereignisses in Kap. is, 11 ff. wird auch niemand an dem schwereu Strafgericht Anstoß nehmen, das über den Nächsten des Propheten, an den dieser zuerst mit der Aufforderung, ihn zu schlagen, sich gewendet hatte, wegen feines Un- gehorsams ergeht. Fasse-n wir den Auftrag Gottes an den Propheten Hosea (Kap. l, 2), ein Hurenweib mit ihren Kindern zur Ehe zu nehmen und mit ihr Kinder zu zeugen, als einen ernstlich gemeinten und auch wirk- lich so, wie er lautet, zu vollziehenden Befehl (nicht, wie andere wollen, als einen blos innerlichem visionären Vorgang oder als eine gleichnißartige Darstellung des thatsächliclj gewordenen Verhältnisses Jsraels zu dem HErrm feinem Gott); fo tritt uns da noch entschiedener die Wahrnehmung entgegen, wie diePropheten so völlig mit ihrem Herzen und mit ihrem Leben in dem Dienste Gottes ausgehen mußten, daß ihr eigenes Jch mit seinen natürlichen Gefühlen und Empfindungen nicht mit hinein A. T. I. 2. 35 Griechen Esdrälcn gegcnwär 546 l. Könige 20, 43. 21, 1—1"1. reden durfte, wenn es galt, ihres Amtes zu warten. Was hätte auch in der Zeit des allgemeinen Abfalls und Ungehorsams aus der Sache des Reiches Gottes werden sollen, wenn der gewaltige Ernst des propheti- schen Aniies in irgend einem Stücke ungestraft hätte dürfen preisgegeben werden? 43. Aber der König [sein Unrecht wohl er- kennend, doch zu fleifchlich gesinnt, um unter fein Strafurtheil bußfertig sich zu beugen] zog hin [voll] Unmuths und zornig sverdrießlichj in fein Hans, und kam gen Samaria. Das 2l. Kapitel. geübte Tyrannei dhalks und Jsebefs wider Nation) Vvllmi V.1—16. Einige Jahre nach den beiden tiiriegen mit den Shrern liommt Zlhab auf den Einfall, die zu seinem ibnstsmloß in Jegrrel gehörigen Anlagen durch cljinziiziehung des Weinberge eines dortigen Bürgern, deg klaboih, zii vergrößerm und bietet diesem fiir sein Grund— stiirli den Tausch oder Kauf an, je tiachdem das eine oder dag andere ihm lieber sei; doch Ual1oth, deg göttlichen Geseheg eingedenk, weigert sich, dag Erbe seiner Väter fortzugehen. voll lliimiithg und Verdruß zieht sich der König nach seiner liesidcnz Samaria zurück und wirst sich dort anf sein Bette, seinem Zterger weiter nachzuhän- gen. Gr wiirde nach und nach diesen wohl vergessen, verschlafen oder verspielt haben, wenn er sitt) selbst über— lassen geblieben wäre; doch zum Unglück kommt sein Weib Iskbcl zu ihm in’g Gemach, nnd als sie den Grund seines: lltimnthø erfährt, ist sie sofort beider Hand, durch ein izubenhücli ihrem Gemahl zu dem gewünschten Ztmer zu verhelfen. Das war eine Stunde der Prüfung, ob Khab nach so vielfaeheu Gnadenbezeugungen Gottes, die er in den lehteii Jahren erfahren, würde im Stande sein, non den Landen der Bosheit, womit sein Weib ihn umschlungen, sich frei zu machen; er besteht die Prüfung nicht, sondern läßt Jsebel gewähren, und wird nun immer reifer zuni Gericht. I. Nach diesen [im vorigen Kapitel erzählten] Geschichien [doch nicht alsbald nach denselben, son- dern 2———3 Jahre später, etwa gegen Ende des Jahres 898 v. Chr] begab sichs, daß Naboth ein Jesreelitcr sBürger von Jesreel, jener Stadt in der Ebene gleiches Namens, wo Ahab ein Lust- schloß besaß, 374 Meilen südöstlich vom Carmel Kap.18,45 f.], einen Weinberg hatte zu Jesreel [feinem HeimathsortL bei dem Palast Ahab, des Königs [von Israel, der eigentlich] zu Samatia [43s« Meilen südwestlich davon, residirte Kap. 20, 1. 43., häusig aber in Jesreeh das vermöge seiner hohen Lage eine weite und prachtvolle Aussicht darbietet, sich auf- hielt, und den nuii die Lust anwandelte, jenen Weinberg in den Bereich seines Schlofses hiiieinzuziehen und ihn zur Erweiterung der Gartenanlagcn zu verwenden] Die Stadt Jesreel, d. i. Saat Gottes, bei dru tig Zenit: genannt und nur noch ein unbedeutendes Dorf von 30-—40 Häuserm über« wachseii von der stacheligen Cactusfeige mit ihrer gelben Blüthe und rothen Frucht, als gelte es, das Grab der ehemaligen Stadt, die hier gestanden, zii überdecken, liegt auf dem Rande eines felsigen Abhangs, welcher gegen Nordost mehr als 100 Fuß steil absällt und von dessen Fuß aus ein Bachthal zwischen dein kleinen Hcrmon und dem Gilboa-Gebirge nach Bethsean hinabläuftz dies ist die Quelle Tubauia, tote sie im Mittelalter hieß, oder »Am in Jesrcel«, wie sie l. Sam. 29,1 heißt, von der Mönchs- legende irrthümltch als Goliathsqiielle (Ain Dschaluiy be- eichnct (Richt. 7, 1. 4 Anm.]. Durch das nach Bethsean itthrende Bachthal kam unzweifelhaft Jehu herauf, als er von Ramoth in Gilead nach Jesreel heranzog, um den König Joram vom Throne zu stoßen und Gottes Strafgericht an dem Hause Ahabs zii vollstrecken (2. Kön. 9, 16 ff.); noch jetzt aber steht auf dem höchsten Punkte des Felsens, ans welchem die Stadt liegt, ein thuriuartiges Gebäude, gegenwärtig das Haus des Dorfriislfters bildend, und an dieser Stelle, von der aus man durch das ganze Thal bis Beisan hinab sehen kann, hat sicherlich auch der Thurm sich befunden, von dem in 2.Kön.9, 17 die Rede ist, wie man denn von jener hochgelegenen Stelle aus auch die geographische Beschreibung in Kuh. 4, 12 sehr wohl versteht: ,,über ganz Bethseam welchcs liegt neben Zarthana, unter Jesreel«. Das Grundstück, welches Jesreel eine so blutige Berühmtheit gegeben, der Weinberg Nabotl)’s, ist feiner Lage nach nlcht näher be- kannt; nach unserm Verse jedoch muß er noch innerhalb des Stadtbcreiclfs gelegen haben, und nehmen wir 2. Kön. 9, 21 hinzu, woselbst erzählt wird, daß Forum, nachi dem er hatte feinen Wagen anspannen laffen und nun in Gemeinschaft mit Ahasja von Juda dem Jehu ent- gegeufuhn diesen auf dem Acker Naboth, des Jesrcelitem antraf, fo ergiebt sich, daß der iii Rede stehende Wein- berg am östliclfen Abhang der Höhe von Jesreel gelegen habe, an der nach Vethsean fiihrenden Landstraße. 2. Und Ahab redete mit Nabolh [indem er ihn auf seinem Grundstücke aufsuchte], nnd sprach: Gieb mir deinen Weinberg, ich will mir einen Kein: [Kraut- oder Gemüfe-] Gatten draus ma- cheu, weil er so nahe an meinem Hause sköniglichen Schlosse] liegt. Jch will dir einen bessern Wein: berg dafür geben; oder, so dirs gefctllt, will ich dir Silber dafür geben, soviel er gilt. 3. Aber Naboth seiner von denen in Israel, die des göttlichen Gesetzes noch eingedenk waren, und sich bewußt, daß er geradezu der Felonie oder der Lehnsuiitreue gegen seinen himmlischen HErrn sich schuldig mache, wenn er aus den Wunsch seines irdischen Königs eingehen wollte, was er fonst wohl würde gethan haben, wären eben die Besitz- verhältnisse bei dem Volke Gottes im alten Bunde nicht andere gewesen, als sie bei den übrigen, auch den christlichen Völkern find Z. Mos. 25, 23 ff.] sprach zu Ahab: Das lasse der HErr ferne von mir fein, daß ich dir meiner Väter Erbe follie geben sda das im Gefetz Mosis so bestimmt verboten ist 4. Mos. 36, 7]. 4. Da kam Ahab heim snach Samaria, seiner Residenz, s. V. 8] Unmuths und zornig smürrisch und Verdrießlich, wie damals, als der Prophet Micha ihm sein sündliches Verhalten gegen den fyrifchen König Benhadad vorgehalten Kav. 20, 431 um des Worts willen, das Naboth der Jesreeliteu zu ihm gesagt hatte und gesprochen: Ich will dir meiner Väter Erbe nicht geben. Und er legte sich [fo recht wie ein ungezogeiies Kind sich geberdend, dem man den Willen nicht gethan hat] auf sein Ahab’s Gelüsten nach Naboth’s Weinberg und Naboths Treue gegen Gottes Gesetz. 547 Bette, nnd wandte [nach der Weise der trübe Ge- stimmten, die der Menschen Anblick und Gesprächen ausweichen wollen, um ihren Gefühlen ungestört nachhängen zu können] sein Antlitz [zur Wand]- und aß kein Brod. Ahab's Charakter war nicht sowohl böse als schlecht. Das Wort ,,böse« setzt noch eine gewisse Kraft und Energie voraus; der Bösewicht verübt seine Gottlosig- keiten mit kaltem Blute, aus Grundsatz, planmäßig« in freier Selbstbestimmung und Ueberleguiig Ahab da- gegen war ein Schivächling durch und durch, der in seinem ganzen Thun und Lassen fiel) allemal von außen her bestimmen ließ nnd überall nur dasjenige war, wozu die jedesmaligen Umstände, unter denen er sich befand, oder die Menschen, die ihn umgaben, ihn 1nachten. So- wie er das eine Mal sich ausnehmend gütig und groß- müthig erzeigen konnte, z. B. gegen den iiberwundeneu Shrerkönig so daß der JHErr um seiner unzeitigen Güte willen ihn strafen mußte (Kap. 20, 32 ss.); so konnte er, je nachdem er von außen beeinflußt und bearbeitet wurde, in der nächsten Minute darauf die abscheulichsten Gran- famkeiten begehen, zumal wenn es mit einiger Bequem- lichkeit und ohne Gefahr siir die eigene Person geschehen konnte. Unter einer besseren Leitung wäre Ahab wahr- scheinlicls auch ein besserer König gewesen; unter dem Einfluß einer Jsebel aber und eines verschtnitzten Schmeichlerhausens, wie sein Hofgcsinde, mußte dieser charakterlose Piensch grundschleeht werden. Und so darf es uns, im Blick aus seine Umgebung, keinen Augenblick mehr bestanden, wenn wir das Leben eines Mannes, der auch für bessere Eindrücke nicht ganz unempsänglich war, nichtsdestoweniger in eine fortlaufende Kette von Ungerechtigkeiten und Schandthaten sich verwandeln sehen. (Krummacher.) 5. Da swährend er so da lag auf seinem Bette] tani zu ihm hinein Siebel, sein Weib, und redete mit ihm: Was ist-s, daß dein Geist so [voll] Unmuths ist, nnd daß du nicht Brod issestZ 6. Er sprach zu ihr: Ich habe mit Naboth, dem Jesreeliteiy geredet und gesagt: Gieb mir deinen Weinberg um Geld; oder, so du Lust dazu hast, will ich dir einen andern dafür geben. Er aber sprach: Jch will dir meinen Weinberg nicht geben. 7, Da sprach Siebel, sein Weib sein ebenso herrfchsüchtiger und rasch entfchlossener, als boshafter und gewaltthätiger Charakter] zu ihm: Was wäre für ein Königreich in Israel, wenn du so thätest [dem abschläglichen Bescheid eines deiner Untertha- nen nichts weiter entgegensetztest, als deinen Un- muth und Verdruß, gleich als vermöchtest du weiter nichts]? Siehe auf, nnd iß Brod, nnd sei gutes Mnths Ich [wenn du selber nicht den Muth hast, deiner königlichen Machtvollkommenheit dich zu be- dienen] wilI dir den Weinberg Naboth, des Jesreeli- ten, verschaffen. 8. Und sie ssetzte sich nieder, während ihr Gemahl sie schalten und walten ließ, ohne nach der Art der Ausführung ihrer Versprechungen zu fragen, obwohl er diese bei ihrem, ihm hinlänglich bekannten Charakter sicherlich schon ahnete, und] schrieb Briese unter Ahabts Namen, suntersiegeltej nnd versiegelte sie mit seinem Pitschier [Petschaft«], undsandte sic zu den Aeltesten und Obersten [den Gliedern des Piagisirats 5. Mos. 16, 18 Anm.] in seiner Stadt, die um Naboth wohueten kund also aus unmittelbarer Nähe seinen Lebenswandel zu be- obachten Gelegenheit hatten; denn diese schienen am ge- eignetften, den Prozeß gegen ihn anzustrengem zumal Jsebel von ihnen wußte, daß sie lauter gesügige, vom Willen des Hofes abhängige Männer waren] «) Noth ietzt trägt bei Araberm Türken und Perfern der Stempel des königlichen Siegels den Namenszug des Königs und wird statt Unterschrift den königlichen Schreiben ausgedrückt; daran ist auch hier zu denken und nicht sowohl von einem Versiegelm das sich von selbst versteht, als vielmehr von einem Untersiegeln die Rede. 9. Und [Jsebel] schrieb also in den Briesen: Lasset [wie in solchen Fällen geschieht, wo ein schwer auf einem Orte lastender Frevel zu sühnen ist«, dessentwegen sich der ganze Ort vor Gott zu deiniithigeii hat 1. Sam. 7, 6] ein Fasten aus- schreicty und setzet [wenn nach beendigtem Fasttage nun die gerichtiche Verhandlung über den zu süh- nenden Frevel gehalten wird] Naboth [als den, welchem der Proceß gilt] oben an im Volk; 10. Und stellet zween lofcr Buben kdiesich zu allem brauchen lassen, wozu man ihre Dienste sich erkauft] vor ihn sdamit die gesetzliche Bestim- mung 4. Mos. 35, 30; b. M. 19, 15 beobachtet werde und die ganze Verhandlung in rechtlicher Form VOV sich gsheL die da zeugen nnd sprechen sgebet den beiden ein, daß sie also über Naboth auesageiih Du hast Gott und dem Könige geseg- net shast den König gelästert V. 13 und damit wider Gott selber, dessen sichtbarer Stellvertreter der König ist, gefrevelt 2. Mos. 22, 28]. Und fithret ihn fweil durch die Aussage zweier Zeugen sein Verbrecheii schon als hinlänglich erwiesen zu betrachten ist] hinaus svor die Stadt] und steiniget ihn sindem ihr eben seine Lästeruiig des Königs gleich einer Gotteslästerung behandelt Z. Mos 24, 10 ff.], daß er sterbeic «) Gleichwie das vorige Kapitel zeigt (s. Kap. 20, 13; 28, 35 ff.), daß nach den Vorgängen auf dem Car- mel (Kap. 18) sich Propheten des HErrn wieder unge- stört in Samaria in der unmittelbaren Nähe des Königs aufhalten konnten, so ergiebt sich aus diesem Briefe der Königin, daß nach Vertilgung der götzendienerifchen Priesterfchaft der Jehovadienst, wenigstens in der Form des Kälberdieristes (Kap. 22, 6 fs.), auf einige Zeit im Reiche Israel wiederhergestellt war; erst Ahab’s Sohn, Ahasja, dienete für seine Person wieder den Vaaliny während er dem Volke den Stierdienst ließ (Kap. 22, 53 f. —— »Es) Die Localgerichte in den einzelnen Städten, welche die kleineren, d. h. aus dem Gesetz leicht zu ent- scheidenden Sachen endgiltig abzuurtheilen und die Schul- digen zu bestrafen hatten, konnten demnach auch zum Tode verurtheilen (Matth. 5, 21); Eine Beeidigung der Zeugen fand nicht statt, und das nach Ermittelung des Fhixkttlsestandes festgeftellte Urtel wurde ohne Verzug volls re . 11. Und die Aeltesten nnd Obersten seiner Stadt, die in seiner Stadt wohueten [und das Richteramt daselbst führeten] thaten, wie ihnen Jsebei II« 548 1. Könige 21, 12—26. entboten hatte, wie sie in den Brtefen ge- schrieben hatte, die sie zu ihnen sandte sda sie vor der Rache der gottlofen Königin sich fürchteten und deshalb nicht wagten, ihren Zumuthuiigeti irgend tvelchen Widerstand entgegenzustellerqz 12. Und ließet: Demnach] ein Fasten ans- schreieu, und ließen Naboth obenan unter dem Volk sitzen lstellten ihn an die Spitze des Zugs, als man zur Gerichtsverhandlttng über den Frevel, um dessem- willen das Fasten gehalten worden war, sich begab, um ihn so vor allem Volk als den Frevler zu kcnnzeichneu]. 13. Da lauten die zween losen Buben und stellten sich vor ihn [als Aukläger], nnd zeugten wider Naboth vor dem Volk nnd sprachen: Na- both hat Gott nnd den König gesegnet sihkn Lebe- wohl gesagt, den Abschied gegeben, d. i. geflucht Hiob 2, 9]. Da [indem die Aeltesten und Ober: sten der Stadt ihn für des Todes schuldig erklär- ten] führeten sie ihn vor die Stadt hinaus, und steinigten ihn, daß er starb smit ihm zugleich aber auch, gemäß dem Verfahren Josua’s mit Achan Jos. 7, 24 ff., seine Söhne nnd Familienglieder 2. Kön. 9, 26]. Hierdurch wurde Naboth wie ein verbanncter Mann bes handelt und denen gleich gestellt, die Götzendieitsi getrieben und andere dazu verleitet hatten (5.Mof. is, 6ss.; 17, 2ff.). Durch ersteres ward dem Könige die Möglichkeit verfchaffn die Güter Naboths zu eonsiscirem d. i. dem landesherr- lichen Schatze ciuzuverleiben (gleichtvie die Güter eines Verdammten, der sich an dem HErrn vergriffen, diesem Versielen und vernichtet wurden, so sah man dem ent- sprechend die Güter eines Majcstätsverbreclsers als dem König verfallen an und zog sie ein); durch letzteres aber kommt außer den zween falschen Zeugen, die man wider Naboth aufstellte, noch ein weiterer Zug in seine Ge- schichte, die sie der des HErrn Jesu verwandt macht, indem es auch in Beziehung auf ihn im Vergleich nett seinen Anklägern und Richtern, die in Waluheit des Götzendienstes schuldig waren, während er selber Gottes Gesetz in Ehren gehalten hatte, heißt: der Frorume stirbt, der recht und richtig wandelt; der Böse lebt, der wider Gott mißhandelt. 14. Und sie entboten [fandten Botschaft zu] Jsebel, nnd ließen ihr sagen: Naboth ist [nach dem Verfahren, das du uns vorgeschrieben hast] gesteinigct und todt. 15. Da aber Jseöel hören, daß Naboth ge- steiniget und todt war, sprach sie zu Ahab: Stehe ans und nimm ein den Weinberg Nabotly des Jes- reeltten, welchen er sieh weigerte dir um Geld zu geben. Denn Naboth lebt nimmer [nicht mehr], sondern ist todt [wegen Lästerung des Königs in ordentlichem Gerichtsoerfahren hingerichtet]. Its. Da Ahab [solches] hörete, daß Naboth todt [und fein, als eines um Majestätsverbrechens willen Hingerichteten Erbgnt dem köntglicheti Schatz verfallen] war, stund er auf sverließ er seinen Pa- last in Samaria], daß er hinab ginge [nach der in der Ebene gelegenen Stadt Jesreel] zum Wein- sberge Naboth, des Jesreeliten, und ihn einniihmr. Piitucher veritbt nur darum dcca Böse nicht, weil er tiicht den Vtttth dazu hat; geschichtet aber durch andere, so wäscht er sich wie Pilatus die Hände, freut sich ins- geheim, daß es geschehen ist, und trägt kein Bedenken, die Frucht der bösen That zu getrieben. Man verdammt äußerlich die That und den Thäter, ist aber innerlich mit der Sache einverstanden, wenn sie eine Znlage an Reichthuuy Llnsehen und Ehre gebracht hat, demjenigen äl,)nlici,i, der die Dornen nicht leiden kann, sich aber doch frentkdie Wolle ablesen zu können, die von fremden Schafen daran hängen geblieben ist. (Bendcr.) ’"’«YII«- d.17—29. liachdem Slsebel ihrem Gatten durch die srttiindlictte Hinrichtung Uallottsg den Raub deg be- gehrten gcsitzthttittg möglich gemacht, begiebt dieser suh nach Jesreel, die tsesitzitaitme deo ctlcdigten Grundstiiclis zu vollziehen. Da aber tritt ihm auf Gottes Geheiß des: Propbet Elias entgegen und kündigt ihn! an, wie der HGrr diesen Raubiuord an ihm und seinen! Weil-e mit blutigen- und schntiihlicheiti Tode rächen und außerdem wegen scincg Giitzcudicttstcg mit Ziugrotmng seines ganzen tsartseo ihn strafen werde. Jlhab wird hierdurch so er— schiittertz das; er vor Gott sith demäthign in Trauer ein- her-geht und licine Speise zu sich nimmt; dartun thut der iijGrr seinem Propheten weiter kund, daß er das ange- drohete Gericht til-er Jthabd Haut; erst nach dessen Tode an seinen tlachfotgeru vollstrrclcen werde. 17. Aber das Wort des HErrn kam [zu der- selben Zeit, wo Ahab von Samaria sich auf den Weg nach Jesreel machte] zu Eilet, dem Thisbiten [der dazumal aus dem Carmel in »der Stille sich aushielt 2. Kön. I, 9; 2, 25], und sprach: is. Mache dich auf, und gehe hinab [gen Jesreel] Ahab, dem Könige Israel, entgegen, der zu Samaria ist sfiir gewöhnlich zu Samaria re- stdlrt 11. »S1ehe, er ist Uetzt ntcht dort, fon- dern] nn Weinberge Naboth’s, dahin er ist hinab gegangen, daß er ihn annehme. 19. Und rede mit ihm, und sprich: So spricht der HEm Du hast todt geschlagen, dazu auch elngcltontntcli [genauer: Hast du todt geschla- gen und nun auch eingeuommen?]. Und follst fweiiir du mit solcher· Frage ihm das Ge- wissen gefchärft, daß er seine zwiefache Sünde ein- gestehen muß, weiter] mit ihm tcden sihtn auch sein Strafurtheil zu verkiindigen] und sagen: So spricht der HEm An der Stätte, da Hunde das Blut Naboths gelecket haben, solleu auch Hunde dein Blut lecken. Wie geheim auch die Mörder ihr Spiel getrieben nnd ihren Hölletiplan geschmiedet haben, Einer, desseu Gegenwart sie freilich nicht geahnt, war doch im Cabinet gewesen, wo der Anfchlag zur Reise kam; Einer hatte die Gedanken der bluidiirstigen Königin belaufcht und hinter dem Sessel gestanden, als sie die falschen Briefe schrieb. Der wußte also um den ganzen Verlauf der Sache, und ehe die Greuelthat noch verübt war, waren für ihn die Akten schon geschlossen und lagen fertig zum Spruch. Aber warum, wenn er die Schandthat keitnen sah, trat der Allmächtige nicht verhindernd dazwischen? toaeunt rettete er den nnschuldigen Naboth nicht, der doch sein Knecht war und fein Kind, und durch seinen Cilauben und Gehorsam in die Gefahr hineingerathen? Die Schrift verweiset uns mit solchen Fragen an die Jsebel verschafft ihrem Gatten Naboths Weinberg durch ein Vubenstück Eliä Strafpredigt 549 Ewigkeit: bis dahin sollen wir durch die tausende von Räthseln der göttlichen Weltregierung die uns hienieden umgeben, schweigend hiudurchgehcn und durch den Glau- ben Gott die Ehre geben, daß auch seine ,,Thorheiten« nichts als Weisheit seien und auch das scheinbar Wider- surechende und Befremdliche in seinem Regiment zu einem Plane gehöre, der uns einst eine um so höhere Bewun- derung abnöthigen wird, je mehr ste unsrer verdiisiertelr Vernunft hienieden zum Aergerniß gereichte. Es war zuverläßig keine Beschwerde über den dunkeln Ausgang seines Lebens, womit unser Naboth die Augen, die er auf dem Richtplatz unter den Steinwürfelr der Feinde schloß, am Stuhl seines Gottes und unter dem Friedens- gcsäusel der ewigen Heimath wieder aufthat. (Krum- machen) 20. Und Ahab [der eben in Nabdths Wein- berge in Begleitung des Heeresobersten Jehu und seines Adjutanten Bidekar S. Kön. 9, 25 f. lust- wandelte und mit Plänen, wie er das ueuerwor- bene Grundstück am besten für seine Zwecke trus- bar machen könne, sich beschäftigte, als der Prophet ungerufen und unangemeldet an ihn herantrat und feinen Auftrag gegen ihn ausrichtete] sprach zu Eliax Hast du mich je deinen Feind erfunden shabe ich auch je dir für deine Person etwas zu Leide gethan, daß du so auf Schritt und Tritt mir nachgehest, mir alle meine Freude verdirbst und nichts als Böses weissagstJZ Er aber sprach: Ja, ich habe dich fanden smuß als ineinen Feind dich betrachten, wenn es auch in gewisser Hinsicht wahr ist, daß du mir persönlich nichts zu Leide gethan]; darum, daß du verkauft [wie ein willenloser Sclave in die Macht des Bösen dahingegebenJ bist, nur Uebels zu thun vor dem HErrn sbist du recht eigent- lich, als Feind des HErrn, auch mein Feind]. Luther’s Uebersetzung beruht hier, wie öfters, auf der der Vul ata, welche offenbar eine andere Lesart vor sich gehabt at, als die jetzt im Texte steht. Nach unserer jetzigem auch von der Septuaginta befolgten Lesart muß man tibersetzem Hast du mich gefunden, mein Feind? d. i. auch hier, wo ich deines itberlästigen An- blicks überhoben zu sein glaubte, trittst du mir wieder als ein Feind entgegen, vor dem ich keine Ruhe habe. Eliä Antwort wäre dann in dem Sinne zu fassen: Ja, ich habe dich fanden, und bin ausdrücklich darauf ausgegangen, dich gerade hier, wo alles wider dich zeugt und über dich um Rache schreit, anzutreffen, darum, daß du verkauft bist, nur Uebels zu thun vor dem HErrn, und es mein Amt und Beruf ist, dir bei solchem Thau, da du der Sünde dich zum leibeige- nen Knecht gemacht hast, auf Schritt und Tritt in den Weg zu treten. 21. Siehe lspricht der HErr, deß Namen und Dienst in Israel du mit deinem Götzen- und Sündendienst auszurotten unternimmstL ich will Unglück über dich bringen, und deine Nachkommen wegnehmen, und will von Ahab ausrotten auch den, der an die Wand pisset [jedes männliche Glied seiner Familie], und der verschlossen und überge- lassen ist in Israel [die Unmündigen wie die Mün- digen ohne Ausnahme 5. Mos 32, 36 Anm.]; 22. Und will dein Hans machen, wie das Haus Jerobeam, des Sohns Nebat [Kap. 14, 10 f.], und wie das Haus Bat-Lin, des Sohns Ahia [Kap. 16- 3 f.]; um des Reizens willen, damit du smichs erziiruet nnd Israel simdigen gemacht hast. Es handelt sich also offenbar hier nicht blos um die einzelne Blutschuld, die Ahab mit Nabotlfs Mord aus sich und sein Hans geladen, sondern auch alle die Schuld und Missethah die er durch die ganze Zeit seiner Regierung durch den Götzendienst und die Verleitung Jsraels zum Abfall von Gott sich selber gehäuft hat, soll an ihm in seinen Kindern heimgesucht werden. 23. Und über Jsebel [die Ansiifterindes gan- zen Unheils] redete der HEtr auch [als er dem Ahab auf diese Weise sein Strafurtheil durch Elia ankündigen ließ], und sprach: Die Hunde sollen Jsebel fressen an der Mauer Jesreels sin dem nach außen hin befindlichen Raum vor der Stadtmauer, in dem um dieselbe stch herumziehendeu Fesiungs- graben 2. Sam, 20, 15 vgl. 2. Kön. I, 30 ff.]. 24. [Und dann lautete das Urtheil über sein ganzes Haus ebenso, wie in Betrefs des Hauses Jerobeam und des Hauses Baäsa Kap. 14, 11; 16, 4., weiter also:] Wer von Ahab stirbt in der Stadt, den sollen die Hunde fressen; und wer auf dem Felde stirbt, den sollen die Vögel unter dem Himmel fressen. , 25. Also war cwie Elia dem König mit allem Nachdruck vorhielt] niemand, det so gar [so ganz und völligj verkauft [gewesen] wäre ubel zu thun vor dem HErrn als Ahabz denn sein Weib Jsebel überredete ihn also kund was die wollte, das wollte der charakterlosa willensschwache Mann auch]. 26. Und er tuachte steh fvon ihrem Einfluß beherrschtJ zum großen Greuel, daß er den Götzen nachwandelte, aller Dinge [also thuend], wie die Amoriter [die eananitischen Völkerschaften 1. Mos. 15, 16] gethan hatten, die der HErr vor den Kin- dern Jsrael vertrieben hatte sohne der göttlichen Warnungen und Drohungen Z. Mos. 18, 26 ff. auch nur im Entferntesien zu gedenken]. ,,Verkauft, um Uebles zu thun-«: schrecklicher Zustand! und wer ist es nicht von Natur? Jch bin fleischlich, klagt Paulus im Blick auf seinen alten Menschen (Röm. 7, 14 f.), und unter die Sünde verkauft; denn ich thue nicht, das ich will, sondern das ich hafse, das thue ich. Versuche es einen Tag mit dem Gcfetze Gottes; bemühe dich, nur eins der göttlichen Gebote ernstlich zu halten, und was gilts? wie es dich auch kränke, vor Abend noch bist du genöthigt, das ehrenrührige Bekenntniß des-Apostels zu unterschreiben und zu dem deinigen zu machen. Unsere Freiheit ist dahin, unser Wille ein Gefangener des Fleisches; der Tod ist zu unsern Fenstern hereingefallen, und die Sünde frißt unsre heiligsten Vorsätze weg wie Stroh und Stoppelm Unser Herz gleicht einem Wagen von Natur: die Ladung ist Verderben, Unfeligkeit und Tod; die Rosse, die ihn ziehen, sind die sündlichen Triebe und Gelüste; der Fuhrmann, der die Rößlein peitscht und spornt und stachelt, daß sie nicht rasten noch verweilen, ist der Teufel; die Straße ist der breite Weg, der zur Verdauimniß führt, und das Ziel, wohin die Feuerräder rollen, heißt Gehenna = Hölle. Au kein Aufhalten noch Hernmen ist da zu denken, es wäre denn, daß die all- mächtige Hand dazwischen führe und ein Neues ge- schaffen würde im Lande; dann wird das Herz ein 550 I· Könige 21, 27— 29. 22, 1——11. Hirn nielswagen Nun heißt die Ladung Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geiste; ein himmlisches Dreigefpann zieht ihn, der Glaube nnd die Liebe und die Hoffnung; der Tröster aus der Höhe sehirrt dasselbe an, ernährt es und hält es im Stande; die Straße ist der schmale We , der aufwärts führt, und das Ziel der Reise heißt — Jerusalem. (Krummacher.) 27. Da aber Ahab solche Worte swie vorhin gemeldet, aus dem Munde Eliä] hörete, zerriß er sin aufrichtiger, wenn auch nicht durchgreisender und zu einer wirklichen Bekehrung führender Buße Hof. 7- 16] seine Kleider, und legte sals er nach Hause kam] einen Sack sein härenes Gewand I. Mof 37, 34 Anm.] an seinen Leib, und fastete, nnd schlief im Sack» sauf einem härenen Trauer- tuche], nnd ging Iammerlich smit gesenktem Haupt —- nach anderer Uebersetzung: leise, wie ein Tief: betrübter] einher. 28. Und das Wort des HErrn kam zu Elia, dem Thisbiten, und sprach snicht are» ob Elia un« auch hingeben solle und dem König solches Wort ver· kiindigeiu sondern damit der Propbet wisse, warum der HErr sein Strafurtheil gemildert habe, und an der Zu- verlässigkeit des früher empfangenen Wortes nicht irre werde, wenn es hernach Kap. 32, 28 nicht gleich an Ahab selber in vollem Maße in Erfüllung ging, sondern årstggithsdlhabs zweitein Sohne, dem Joram 2. Kön. 29z Hast du nicht gesehen, wie sieh Ahab vor mir buclet sdemüthigtjr Weil er sieh nun vor mir bücket, will ich das [ihm von dir in meinem Namen geweifsagte] Unglück nicht einführen bei seinem Leben; aber bei seines Sohnes Leben will ich Unglück uber sein Haus führen. Jede Regung wahrer Buße, wenn sie auch noch so schwach ist, steht der HErr in Gnaden an und läßt sie an einem Beamten seines Reichs auf Erden auch für das Ganze nicht ungeseguet (v. Gerlach.) Wie man einem Anfänger in irgend einer Kunst oder Handwerk beim ersten glücklichen Griff, der ihm gelingt. möchte dieser Griff von der Vollkommenheit auch noch so weit entfernt sein, ermunternd zuruft: »Recht so! so ists ge- meint, so wird es gebeut« so müssen wir auch das Ber- schonen ansehen, 1velches der HErr auf die Buße Ahabs eintreten ließ. Das sollte auch nichts anderes sein als ein solches: »Nur zu! so ist es recht! so ineine ichs! Sich selber richten, sich beugen und mir die Ehre geben, das ist der erste Schritt auf der Straße, die an dem Verderben vorüber und aus dem Tode zum Leben sithrt.« (Krummacher.) Das 22. Kapitel. Uhulfs Untergang. Josaphaks und eihasjcirs Regierung. still« v. 1—28. wenngleich Zehn« am san-se de» am— gen Kapiteln sich bußfertig vor Gott beugte, so halte diese zeitweilige Buße doch keine wirkliche Bekehrung zur Folge, daß er allem falschen Gotteodienst siir immer den Abschied gegeben und dem hebt-tu, dem Gott Israel-Z, entschieden sich zugewendet hätte. Darum tritt jetzt, drei Jahre nun) dem zweiten xlkrldzug wider die Ihrer, die Stunde des Grriihto ein; nnd zwar reimt Zlhab selber seinem Verhängnis entgegen, indem er einen neuen Feld— zng wider die Ihrer unternimmt, in diesen seinen Plan den mit ihm verschwägerten König Josaphat von Inder hinctnziehu durch falsche Propheten sich in seinen Abneh- teu bestärken läßt und die Warnung des Propheten xlilicha mulhwillrns verachtet. dgl. L. Chiron. M, 1—27. 1. Und es kamen drei Jahr um [vergingen nach Benhadads Entlassung von Seiten Ahab’s Kap. 20, 34 drei Jahr, von 900—897 o. Chr» in Ruhe und Stille], daß swährend dieser ganzen Zeit] kein Krieg war zwischen den Shrern und Israel. 2. Im dritten Jahr aber [897 v. Chr.] zog Josaphat, der König Iuda [von dem hernach V. 4l ff. des Weiteren die Rede sein wird], hinab [von Jerusalem nach Samaria] zum Könige Israel mit welchem er sich durch Verheirathung seines Sohnes Joram mit dessen Tochter Athalja vor acht Jahren be- sreundet hatte l. Kön. 19, 21Anm., um ihm einen ver- wandtsehastlichen Besuch zu machen]. Vielleicht hatte Josaphat sowohl von Ahab’s Schand- that an Naboth, als auch von seiner Demüthigung unter des Propheten Elia Wort gehört und wollte jetzt des niedergeschlageuen Mannes sich annehmen, ihm Muth inacheli zum Vertrauen auf Gottes sündenvergebende Gnade nnd zur völligen Umkehr auf die Wege der Ge- rechtigkeit behilflich werden; es wird aber aus dem weiteren Verlauf unsrer Geschichte von Neuem sich bestätigen, daß im engeren, freundschaftlichen Verkehr· der Frommen mit den Kindern dieser Welt letztere es viel besser versichert, die ersteren aus ihre Wege zu Verlocken, als daß den er- steren es gelänge, die Kinder dieser Welt zn bekehren und anderen Sinnes zu machen. »Es ist leicht, blos zu lieben oder blos zu hassen, aber schwer, zugleich zu lieben nnd zn hassen; es wird da leicht aus der Liebe zum Sünder eine Liebe zur Sünde, und aus dem Hasse gegen die Sünde ein Haß gegen die PienschenÆ 3. Und der König Israel [der seinen Gast und dessen Gefolge sehr ehrenvoll aufnahm und die Anwesenheit desselben benutzte, einen neuen Feldzug wider die Syrer zur Ausführung zu brin- gen, zu welchem ihn die WortbrüchigkeitBenhadads in Betreff der früher von diesem ihm gemachten Zusagen Kap. 20, 34 veranlaßte] sprach zu seinen Knechten [Kriegsobersten, bei Gelegenheit einer Be- rathung, die er mit ihnen in Josaphat’s Gegen- wart abhielt]: Wisse-l ihr nicht, daß [auf Grund des mit Benhadad von Syrien geschlossenen Ver- trags, wonach alle, von dessen Vater meinem Vater einst abgenommenen Städte wieder zuriickgegeben werden sollten] Ramoth in Gilead [5. Mos. 4, 43; I. Sam. l, I Anm.] unser ist sBenhadad aber hat die Stadt bisher inne behalten]; und wir sihen stille [lassen uns das ruhig gefallen], und nehmen sie nicht [mit Gewalt der Waffen] von der Hand des Königs zu Shriens Die zur lieberwachung und etwaigen Züchtiguttg Jsraels ganz geeignete Lage der Stadt tnochte Ursache sein, daß Beuhadad die vertragsmäßigeHerausgabe der· selben bisher unter allerhand Vorwänden verzögert hatte, und seine Erbitterung gegen Ahab, die in V. 31 sich zu erkennen giebt, zeigt, welchen Werth er aus ihren Besttz legte. (Thenins.) Ahab’s oberflächliche Buße« 4. Und sprach« [darnach, als seine Knechte ihm ohne Bedenken beiftimniten] zu Josaphat: Willft du mit niir ziehen in den Streit gen Ra- moth in Gilead? Josaphat Hur seine Person zur Hilfe gern bereit] sprach zum Könige Israel: Jch will fein wie du, und mein Volk wie dein Volk, und meine Roffe wie deine Rosfe smit meiner ganzen Kriegsmacht siehe ich dir zu Diensten] 5. Und Josaphat [bei aller persönlichen Be: reitwilligkeit zum Mitziehen dennoch als frommer König, der er war, mit feinem Gewissen daran gebunden, daß auch der HErr zu dem ganzen Vorhaben seine Zustimmung ertheile] sprach [wei- terJ zum Könige Israel: Frage doch heute um das Wort des HErrn [durch Vermittelung eines feiner Propheten, die du in deinem Lande hast]. it. Da sammelte der König Israel fauf sol- ches Begehren seines Freundes sofort eingehend, weil er wohl wußte, daß die Propheten, die er an seinem Hofe unterhielt, nichts anderes sagen würden, als darnach ihm die Ohren jückten 2. Tim. 4, Z] Propheten bei vier hundert Mann [nicht die 400 Propheten des Hains, von denen in Katz. 18, 19 f. die Rede gewesen, wohl aber solche- die ebenfalls in seinem Solde standen, den Dienst Gottes unter dem Bilde eines goldenen Kalbes, wie er im Reiche Israel nun wieder üblich war, besorgten und das Weisfagen als Gewerbe trieben] nnd fprach zu ihnen: Soll irh gen Ramoth in Gilead ziehen zu streiten, oder soll ich’s lassen an- stehen? Sie [nach ihrem bösen, dem Ahab er- gebenen und vom Satan erfüllten Herzen] spra- chen: Zench hinauf, der HErr wird-s in die Ha des Königs geben. « 7. Josaphat aber fden nicht nur die große Menge, sondern auch die ganze Art und Erschei- nung dieser Propheten gegen das Vorgehen, als wäre wirklich des HErrn Wort in ihrem Munde, mißtrauifch machte] sprach: Jst hie kein Prophet mehr des HErrn [außer diesen, die du mir vor- geführt hasi]- daß wir von ihm sauchj fragen [was der HErr zu unserm Vorhaben fagt]? 8. Der König Israel fprach zu Iofephat: Es ist sallerdingsj noch Ein Mann lvorhandenh Miit-a, der Sohn Jemla, von dem man den HErrn fragen mag [und ich habe es fchon erfahren, daß seine Worte Wahrheit find- und in Erfüllung gehen] Aber ich bin ihm gram; denn er weissa- get mir kein Gutes, sondern eitel Böses Idarum habe ich ihn auch gar nicht erst holen lassen]. Josaphat fprachpxDer König rede nicht also kais dürfe man einen Propheten darum hassen und niüsse ihn von sich fern halten, weil er anders weissagt, als wir es gern hören; sondern im Gegentheil ist ein solcher am meisten zu suchen nnd fein Wort am zuverläsfigften zu glauben l. Joh. 4, 5 f.]. Dieser Micha ist nicht zu verwechseln rnit einem an- dern Propheten desselben Namens, dessen prophetisches Seine Abficht, den Krieg wider Syrien zu erneuern. 551 Buch die fechste Stelle unter den kleinen Propheten ein- nimmt und der sich ausdrücklich dadurch von ihm unter- scheidet, daß er sich in der Ueberfchrift feines Buchs »Micha von Maresa« nennt; doch giebt der jüngere Micha, wenn er seine Weiffagungen mit denselben Worten beginnt, mit welcheci der ältere fie beschließt: »Höret, alle Völker« (V. 28 vgl. Micha I, 2), zugleich zu erkennen, daß er mit seinem Vorgänger mehr als den Namen gemein habe, daß seine Thäiigkeit als eine Fortsetzung jenes Kampfes gegen die falschen Propheten und jenes Eifers für Gott anzusehen sei. für wclche der Sohn Jemla alles eingesetzt hatte. Vielleicht ist der letztere, in dem wir jedenfalls einen Propheten aus Eliä Schule vor uns haben, derselbe Mann, der dem Ahab sein Unrecht bei der Verfchonung des Benhadad in so eindringlicher Weise vor Augen geftellt hatte (Kap. 20, 35 ff.). Ahab, weil er ihm grain war, hatte ihn in’s Gefängniß werfen lassen, aus welchem er jetzt hervorgeholh in das er aber dann wieder abgefiihrt wurde, um noch härter darin ge- halten zu werden, bis der Ausgang feiner Weissagung die Wahrheit seiner Sendung würde bestätigt haben (V. 26 ff.); denn während die falschen Propheten »in der Könige Häusern« sein dürfen (Matth.1l,8), müssen die äctzten Propheten in der Wüste und in Gefängnissen schmachten Des Königs Abneigung gegen den Pro- pheten bei aller Einsicht in die Göttlichkeit feines Berufs beruhte wohl auf dem mit heiduifchen Vorstellungen von Weissagung und Beschwörung zusammenhängenden Glau- ben, daß die Propheten in einem Verhältniß zur Gott- heit stünden, bei welchem sie bestimmend auf deren Willen einzuwirken vermöchtem es nur auf sie ankomme, ob sie Gutes weifsagen wollten oder Böses, daher sie für ihre Unglücksweissagungeii verantwortlich zu machen seien (4. Mos. 22, 6 Auen» vergl. Rom. It. IV. 106 f.). v. Da rief der König einem Kämmerer seinem feiner Kammerherren oder der in feiner unmittel- baren Umgebung befindlichen und feiner Winke gewärtigen Diener], Und sprach: Bringe eilend her saus dem Stadtgefängiiiß unter Amon’s und Joas’ Gewahrsam V. 26] Micha, den Sohn Iemla. » 10. DerKönig aber Israel [Ahab], und Io- faphat, der Komg Juba, saßen fwährend der Käm- merer hinging, den empfangenen Befehl auszu- richten] ein jeglicher auf feinem Stuhl [Thron, den» man ihm hingestellt hatte], angezogen mit mächtigen, ihrer königlichen Würde entfprechenden] Kleidern, aus dem [geebneten] Plah vor der Thier am Thor Samaria swoselbst die Berathung V. 3 gehalten wurdejz und alle Propheten [die Ahnb hatte kommen lassen V. 6] weissagten Vor ihnen salles aufbietend, daß ihr Wort mehr Glauben bei den beiden Königen fände, als das, was Micha sagen würde, wenn dieser nun auch herzukäme]. 11. Und Zedekia, der Sohn Knaena seiner von diesen 400 Propheten], hatte sum durch eine finnbildliche Darstellung der vorhin ausgesproche- nen Verkündigung V. S» ihr desto mehr Nachdruck zu geben] ihm eiserne Horner gemacht [hielt eiserne Spitzen, die er mit zur Stelle gebracht, sich an den Kopf wie Hörner, ahmte damit die Stöße eines feinen Gegner niederwerfenden Büffels nach], und sprach: So spricht der HErn Hieinit [d.. i. 552 mit Hörnern, wie im Segen Mosis 5. M. 33, 17 geschrieben sieht] wirst du die Shrer stoßen, bis du sie anfraumest. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die syinbo- lische Handlung des Zedekia eine Verkörperung jenes, von Mose über Joseph ausgesprochenen Segens sein soll: ,,Seine Hörner sind wie Etnhörners Hörner; mit den- selben wird er die Völker stoßen zu Hauf, bis an die Grenzen der Erde-«, also eine Uebertragung der dem Stamme Ephraim gegebenen so herrlichen Berheißung auf den König Ahab, der ja zu Samaria in Ephraiin residirtez welcher falsche Trost aber in diesem Mißbrauch eines Gottesworts liegt, darauf spielt vielleicht der Pro- phet Amos in Kap. 6, 13 an. 12. Und alle [übrigen] Propheten weissagten also [in demselben Tone wie Zedekia], uud sprachen: Zeuch hinaiif gen Ramoth in Gilead, iind fahre glnclselig sführe dein Unternehmen glitcklich aus]; der HErr wird’s in die Hand des Konigs geben. « 13. Und der Bote, der hingegangen war snacly dem StadtgefängnißL Micha zu rufen [V. 9], sprach zu ihm: Siehe, der [vierhundert] Propheten Reden sind eintrachtiglich gut sur den Konigz so laß nun dein Wort auch sein, wie das Wort der- selben, nnd rede Gutes. 14. Micha sprach: So wahr der HErr lebet, ich will sweder auf die Menge der einträchtig- lich redenden Propheten, noch auf des Königs Gnade oder Ungnade sehen, sondern] reden, was der HErr mir sagen wird. » 15. Und da er zum Könige kam, sprach der Konig zu ihm: Micha, sollen wir gen Ramoth in Gilead ziehen zu streiten, oder solleu wir-s lassen entstehen? Ersindem er gar wohl erkannte, daß dem Ahab sein eigenes Gewissen Zeugnis; gebe, wie feiner Propheten Rede nicht sei des HErrn Wort, sondern nur ein schnöder Menschendienst und gefährlicher Betrug] sprach zu ihm sin wohl berechneter Absicht genau dieselben Worte redend, mit welchem jene geweissagt hatten, um so das Gewissen des Königs noch mehr zu schärfen]:»Ja, zeuch hinauf, und fahre gluckfeligz der HErr wird-s in die Hand des Konigs geben. Es war dies ein heiliger Hohn und selbst eine sinn- bildliche Strasrede gegen den König, durch die er ihm sagte: So bin ich dir recht; das ist es, was du zu hören wünschest. (v. Gerlachh Boshafter Spott über des Nächsten Schwächen und Sünden, muthwilliges lieb- loses Scherzen ist dem Christen fern; denn er kennt keine Schadenfreiida Dcnnoch ist nicht jeder Spott schlecht- hin abzuweisen: wo in der zu riigenden Sünde die Thor- heit als greller und lächerlichcr Widerspruch auftritt, da nimmt die Entgegenstelluiig der Wahrheit und des Ver« kehrten vielfach von selbst den Charakter des Spottes an (Luk. 14, 29 f.), welcher, wenn er das eigentlich Sündhafte hervorhebt, zu schmerzlichee Bitterkeit wird. Aber solcher in der Sache selbst liegende Spott kann auchdem Thoren gegeniiber doch nie zu liebloser Freude an seiner Thorheit werden, sondern ist immer ein Aus- druck des liebenden Schmerzes und die spottende Rede- weise kann überhaupt nur gelten, wenn sie den sittlichen Zweck der Warnung, der Belehrung, der Vesserung bei den Thoren selbst oder bei andern zu bewirken geeignet 1. Könige 22, 12——22. ist; die Beschämuiig darf nicht Zweck, sondern nur Mittel sein, nicht mit Lust, sondern nur mit Mitleiden geschehen (1. Coiu 4 14), ihre Anwendung bedarf also vieler Weisheit. —»ic Ansicht, daß die Beschäinung durch Spott als ·Rüge und Warnung deui Christen überhaupt uner- laubt sei, ist einseitig; Christus selbst scheint, obgleich sel- ten, die Form der sog. ironischen Rede anzuwenden, die aber immer zugleich der Ausdruck des höchsten und schmerzlichsten Ernsies ist. Wenn er (Luk. 13, 33 f.) sagt: »Es ziemt stch nicht, daß ein Prophet außerhalb Jerusalems unikomme«, so ist das freilich nicht gewöhn- liche Ironie, sondern ist schiiierzlicher Ernst; aber in der Sache selbst, die Christus mit Wchmuth bezeichnet, liegt doch ein so tief gehender und greller Widerspruch, daß darin allerdings auch, obgleich nicht den Worten nach, eine Ironie liegt. Bei Mose (5. M. 32, 38), bei David (1. Sam. 26, 15 f.), den Propheten (Kap. 18, 273 Jes. 44, 12 ff.; Jerein 10, 3 ff.), selbst im Munde Jehovas (Richt. 10, 14) und bei den Aposteln (1. Cor. 4. 8. 10; 2. C. 11- 19 f.; 12, is) wird die Ironie angewandt. Aber nur, wer wahrhaft und lauter liebt, vermag ohne große Gefahr in solcher Weise zu reden, und wohl manche sonst große Männer der Kirche haben hierin bisweilen gesiindigt (Wuttke.) 16. Der König [der schon an dem Ton der Stimme, mit welchem Micha das sagte, merken konnte, wie seine Worte gemeint seien, und den sein aus dem Schlafe der Betäubung aufgewecktes Gewissen trieb, daß erselbst die volle Wahrheit zu höxen begehrte] sprach abermal zu ihm: Jch beschwore dich, daß» du mir nicht anders sagesi, deiin die Wahrheit im Namen des HErrn. 17. Er [der, wenn es sich um die volle, nackte Wahrheit handelte, nichts anderes zu weissagen hatte, als daß Ahab in diesem Kampfe fallen und seine, ihres Führers beraubten Krieger sich dann zerstreuen und ohne Erreichung des Zwecks, aber auch ohne weiter von dem Feinde verfolgt zu roerdeiu in ihre Heimath zurückkehren würden, sprach sdie Weissagung in ein prophetisches Gestcht einkleidend]: Jch sahe ganz Israel zerstreuet auf den Bergen [Gilead’s], wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Und der HErr sprach: Haben diese keinen- Herrn? Ein jeglicher kehre wieder heini mit Frieden. Während Zedekia durch symbolische Uebertragung des von åNose geweissagten Heils auf Ahabs Unternehmen leincr Weissagung Nachdruck zu geben versuchte, zeigte dagegen Micha dem Könige aus dem Gesetz, was in dein beabsicbtigten Kriege wirklich eintreten werde; näm- lich der Zustand, welchen Mose vor seinem Scheidcn von Jsrael abwenden wollte durch die Bitte (4. Mos 27, 16 f.), der HErr wolle einen Mann über die Gemeinde setzen, der sie ausführe und einführe, daß die Gemeinde nicht werde wie Schafe, die keinen Hirten haben. (Keil.) 18. Da sprach der König Jsrael [der durch- aus seinen Willen haben wollte, so sehr ihm auch sein eigenes Gewissen sammt dem ausdrücklichen Wort des HErrn von dem Vorhaben abrieth] zu Josaphat [damit auch dieser sich nicht abschrecken lasse]: Hab ich dir nicht gesagt, daß er mir nichts Gutes weissagte, sondern eitel Böses? [denn er ist nun einmal mein persönlicher Feind und hat es Michcks Kampf wider Ahab’s falfche Propheten. 553 nun einmal darauf abgesehen, alle meine Pläne und Maßnahmen zu siören]. 19. Er sMichaj sprach: Darum sweil du meinst, ich sei dein Feind, diese deine Propheten aber wären deine wahren Freunde] höre nun das Wort des HErrn [daraus du denn erkennen magst, was die Freundschaft jener, die dir nach dem Munde reden, in Wahrheit zu bedeuten hat]. Jch sahe [in einem andern prophetischen Gesicht, das mir Aufschluß gab über Grund und Absicht der Vorgänge hier vor deinen Augen] den HErrn sitzen auf seinem Stuhl sim Himmels und alles himmlische Heer neben ihm stehen zu seiner Rechten Und Linken sum die Gedanken seiner heiligen Rath: schlüfse zu vernehmen und ihm bei Ausführung derselben zu Diensten zu stehen] 20. Und der HErr [indem er seine Absicht zu erkennen gab, an dem Könige Jsraels das ihm angedrohete Gericht Kap. 21, 19 ff. nunmehr zu vollstreckem und zwar bei Gelegenheit eines neuen Feldzugs wider die Syrer, wie das ebenfalls ihm schon angedrohet ist Kap. 20, 35 ff.] sprach szu den tausendmal tausend, die ihm dieneten, zu den zehntausendmal zehntausend, die vor ihm stunden Dein. 7- 10]: Wer sunter euch] will Ahab über- reden, daß er hinauf ziehe [in den Streit wider die SyrerJ und [in demselbigen] falle zu Ramoth in Gilead? [denn damit letzteres an ihm geschehen könne, muß er zuvor bethört werden, in Unver- stand und Selbsioerblendung das erstere zu unter- nehmen] Und einer [von den himmlischen Gei- nein] sagte dies, der andere das sah» wide: das eine, noch das andere, was da vorgeschlagen wurde, traf zum Ziel, weil ja ein Engel des Lichts als solcher nicht im Stande ist, ein Werk der eigentlichen Verstandesvers sinsterung zu vollbringens 21. Da ging [aus den Reihen der übrigen] ein Geist heraus, und trat vor den HErrn, und sprach: Jch will swenn du mir Erlaubniß giebsiJ ihn überreden [ein solches Werk ist ganz nach mei- nem Sinn und ich kann dir dafür einstehen, daß es mir gelingen werde]. Der HErr sprach zu ihm: Womit swie willst du es anfangen, um ihn so völlig zu bethören, daß er durch nichts sich abhal- ten lasse, den Kriegszug zu unternehmen]? 22. Er sprach: Jeh will ausgehen, und will [gleichwie dein Geist von dir ausgehet und ein Geist der Wahrheit ist in dem Munde deiner Pro- pheten] ein falscher Geist [wörtlich: ein Geist der Lüge] sein in aller seiner Propheten Munde [und werde da schon in solcher Weise zu ihm reden, daß seine Sinne vollständig verblendet und alle seine Willenskräfte gefangen werden in den Betrug der Sünde und des Verderbens]. Er [der HErrJ sprach: Du sollst ihn überreden und sollst es aus- richten fdenn du bist der rechte Mann dazu], gehe aus, und thue also swie du gesagt hast, ich gebe dir unbeschränkte Erlaubniß dazu] Was Micha hier erzählt, ist keine Geschichte eigener Erfindung, in welche er seine Gedanken und Ansichten dichterisch einkleidetz sondern er hat dies Gesicht vorher, als er noch im Gefängniß lag, im Zustande der Ent- zückung wirklich gehabt, Gott hat ihn da einen Einblick thun lassen in seine Wege und Rathschllisscz um ihn zu befähigen, daß er dem Ahab thun konnte, wie er begehrte, nämlich nicht anders sagen, denn die Wahrheit im Na- men des HErrn Wir miissen aber, da es sich gleich- wohl bei dem, was der Prophet erzählt, nicht um einen wirklich so geschehenem mit lciblichem Auge wahrnehm- baren Vorgang, sondern eben um ein Gesicht handelt, auf den Begriff und die Bedeutung eines solchen hier näher eingehen. Jn 4. Mos. 12, 6 ff. macht der HErr selbst hinsichtlich der Formen, wie er den Propheten sich mittheilt, einen Unterschied zwischen G esich t und Traum auf der einen, nnd dem miindlichen Reden, der un- mittelbaren Geistesberiihrung auf der andern Seite. Bei der letzteren findet, wie aus den in jener Stelle gebrauchteii Worten hervorgeht, keine Vermittelung der Einbildungskraft stati, und was geoffenbart wird, wird ohne dunkle Worte und Ckleichniß ohne Hiille mitgetheilt; es treten da, wie Maimonides sieh ausdrückt, die imaginitiven Kräfte (die des Einbildungs- oder Vor- stellungsvermögens) eben sowohl wie die sinnlichen zurück, und es bleibt allein die intellcktuelle Thätigkeit (die des Verstandes und der Einsichts Dem Mose sind also die göttlichen Ofsenbarnngen im wachen Zustande zu Theil geworden, bei ungetriibter Herrschaft des Selbstbewußt- seins; wir lesen daher nirgend von ihm, daß er beim Empfang derselben erschrocken sei. Auch war bei ihm die Fähigkeit zu solchem Empfange eine habituelle oder bleibende; er brauchte nicht erst da hinein versetzt zu werden, sondern der Geist der Weiffagung hatte so zu sagen Wohnung in ihm gemacht. Jn noch weit höherem Maße treffen wir das bei Christo, der ebenfalls keiner Entzückiing bedurfte, um weissagen zu können; in ihm aber hatte der Geist der Weissagung nicht blos Woh- nung gemacht, vielmehr wohnte er ihm von Haus aus bei, weil Gott in ihm war und er in Gott. Jndem die Theologen der alten Kirche Augustin de Gen. ad litten Xll., 7; Thom. Aqu. Summa, ti1e0l. sent. lI. qui-rast. 172) alle 3 Ossenbarungsformen unter dem Hanptbegriff ,,Gesicht« zusammenfaßtem unterschieden sie I) das sinnlich vermittelte, 2) das der inneren Anschauung vorgefiihrte und Z) das bei wachem Selbstbewußtsein empfangene Gesicht (vi8i0 c0rp0ra1is, imagänaria, in— tellectualisx Diese dritte Form, da in heller, über- natürlicher Erkenntnis; eine bilds und gleichnißlose Be« rührung mit der vollkommenen Wahrheit stattfinden haben wir eben in Mose als die höchste kennen gelernt; die beiden andern Formen schließen sieh nicht gegenseitig aus, sondern sind mit einander verwandt, denn das Traumbild ist ebenfowohl ein Gesichü wie das Gestcht im leiblich wachen Zustande gewissermaßen ein Träumen ist, und vermittelnd zwischeii beiden stehen die Nacht- gesichte (Hiob 4, 13 ff.; Saeh. 1,«7 ff.). Nach Calov besteht die Trauinoffenbarung darin, daß die äußeren Sinne gebunden sind und der Eilibildungskraft ein Bild vorgeführt wird, das Gesicht darin, daß die Sinne zwar nicht gebunden sind, wohl aber ganz hingenominen von der Entzückung, die iiber den Propheten gekommen; beiden Zuständen wäre also das Gemeinsame das Zurück- treten der Wahrnehmung vermittelst der Sinne und des Einwirkens auf die Außenwelt, und dieses Abgezogensein von der äußern Welt und sich Vertiefen nach innen be- fähigt den Menschen für die Eindrücke von oben. Beim Traume nun befindet sich dieser, weil im Schlafe die Seele bei sich felbst und, um eines Ausdrucks von Hippo- krates uns zu bedienen, nicht durch alle Glieder des 554 1. Könige 22, 23—-30. Leibes vertheilt ist, bereits in dem Zustande der Coneew tratiou, daß sie für sich allein und mit voller Kraft tha- tig fein kann, um Gottes Einwirkung ohne Weiteres an sich zu erfahren. Das Gesicht dagegen findet im äußerlich wachen Zustande statt; die Seele muß erst einporgetragen werden im Geist, sie wird ihren äußer- lichen Funktionen entrückt, was nicht selten äußere Er- schöpfung und Ohnmacht zur Folge hat, und von den Geisteswahrnehmungem die in iiberwiiltigender Weise über sie kommen, dergestalt mit ihrer reeeptiven oder ans- nehmenden Thätigteit in Anspruch genommen, daß ihre Selbstthätigkeit wie eingestellt erscheint und entweder über das Geschaute noch einen besonders bclehrenden Ausschluß erhalten muß oder erst nachgehends eine Um- setzung des Vernommenen in eigene Erkenntniß versuchcn kann. Das eigentliche Gesichh wie wir hier ein solches vor uns haben, ist dann die innere Verleiblichung oder Symbolisirung dessen, was dem Propheten zu erkennen und zu empfinden gegeben wird; es ist daher das Schauen desselben nur ein symbolifches, kein intuitives, nur ein Schauen »durch dunkle Worte und Gleichniß«, kein Schauen des HErrn »in seiner Gestalt-». Jn dieser Er- wägung werden wir denn auch an unsrer Stelle eine innere Verleiblichung gewisser Aufschlüsse, die dem Micha gegeben worden, anzuerkennen haben, eine Versinnlichung des Uebersinnlichem die in dem geistleiblichen Wesen und der diesseitigen Schranke des Menschen den Grund ihrer Nothwendigkeit hat, und keineswegs meinen dürfen, daß hier von thatsächlicheu, buchstäblich genau so geschehenen Vorgängen im Himmel die Rede sei. Die Wahrheit aber, die in diesem dunklen Wort und Gleichuiß enthal- ten ist, wenn wir auf bestimmte Sätze sie zurückführen sollen, ist diese: l) Ueber Ahab ist im Himmel Gericht gehalten, aber nicht mehr, ob ihm nach vergeblich ver- flossener Gnadenfrist (Kav. 21, 28 f.) eine solche noch ferner bewilligt werden solle, sein Untergang ist vielmehr eine bereits beschlosfene Sache; auch nicht, auf welche Weise er falleu soll, denn auch das steht schon fest, daß seine Seele flir Benhadads Seele sein und er im Streit wider denselben fallen wird (Kap. 20, 42). Wohl aber hat die Berathuag des shErrn mit den himmlischen Mächten die Frage zu ihrem Gegenstande gehabt, wie Ahab dahin gebracht werden möge, daß er mit den St)- rern um Ramoth in Gilead einen unbesonnenen Krieg anfangs damit er da falle, wo er nach göttlichem Rath- schluß fallen soll. Diese förmliche Consultation im Him- mel symbolisirt die Wahrheit, die auch sonst überall in der Schrift uns entgegentritt, daß in jenen: geheimniß- vollcn Himmel, in welchem die lichtceinen Engel allezett Gottes Angesicht schauen und zur Ausrichtutig seiner Befehle bereit stehen, alle göttlichen Thateii und Ent- scheidungen vorbereitet werden und von den höheren Geistern näher und heller in ihrem Ursprung und Zweck, erschaut werden. Z) Ohne Gottes Mitwirkung kann keine Creatur sich regen und bewegen, und auch das Böse kann sich nicht vollziehen ohne sein Zuthnn (2. Sam. 24, 1 Anm.)· Wo aber Gott Sünde mit Sünde straft und den Abfall von ihm damit vergilt, daß er den Ab- gefalleneti dahingiebt in Laster und Verstockung; wo er kräftige Jrrthiimer senden will denen, die der Wahrheit nicht haben glauben wollen, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit (2. Thesf 2, 9 ff.), da kann er seine guten und reinen Geister nicht brauchen zu Werkzeugen, er be- darf dazu der Dienste des bösen Geistes, von dem der- gleichen Jrrthümer ihren Ursprung haben und dem allein lügenhasiige Kräfte beiwohnen. Diese Wahrheit ist in Michcks Gesicht dadurch verleiblichh daß von den guten Engeln der eine dies, der andere das sagt, und keiner Rath weiß, bis der Geist heraus geht, der da spricht: Jch wills thun, ich will ihn überreden. Z) Wenn Satan hier noch unter den guten Geistern erscheint, gleichwie in Hiob I, 6 ff; L, 1l ff» so ist das nur ein Wider- spiel der Erfahrung, daß Judas der Verräther bis zu jener letzten Entscheidung sich ebenfalls unter Jesu Jün- gern befand. Es hat das aber insofern auch seine volle Wahrheit, als einerseits der Teufel seiner ursprünglichen Schöpfung nach ein guter Engel, und andrerseits das letzte Gericht iiber ihn, in welchem seine Verdammniß sich vollendet, noch so lange unvollzogen ist, als im A. T. das Erlösungswerk Christi noch unvollzogen ist, an wel- chem seine Gottesfeindschaft sich selbst iiberbietet. 23. Nun flehe [es ist so gekommen, wie dnrch dieses Gesicht mir kund geworden], der HErr hat einen falschen Geist gegeben in aller dieser deiner Propheten Mund; und der HErr hat Böses über dich geredet shat dein Unglück vor, wenn er es zuläßt, daß du in so verlockender Weise zu dem gefähr- lichen Feldzuge überredet werdest]. 24. Da [indem Micha also redete und seine Worte einen gewissen Eindruck auf den König machtenj trat herzu Zedekia, der Sohn Knaöna sjener Anführer der 400 falschen Propheten V. 11], und schlug sentrüstet über die Bloßstellung seiner nnd seiner Genossen Glaubwiirdigkeiq Micha auf den Blicken, und sprach [in ziemlich frivoler Rede]: Wie? Jst der Geist des HErrn von mir gewichen, daß er [allein] mit dir redet sso sage doch auch, auf welchem Wege er seinen Uebergang bewert- stelligt hat]? 25. Micha [der Unverfchämtheit und rohen Gewalt seines Gegners desto größere Ruhe und Gelasfenheit in der gewissen Voraussicht dessen, was da kommen werde, entgegenstellend] sprach: Siehe, du wirst es sehen sdaß der Geist des HErrn wirklich von dir gewichen ist und mit mir redet], an dem Tage [da mein Wort an dem König sich erfiillen wird], wenn du [in großer Angst] von einer Kammer sdeines Hauses] in die andere gehen wirst, daß du dich verkriecheft sum der fchweren Verantwortung für all das Unglück, das du mit deiner falschen Weissagung V. 11 angerichtet hast, zu entgehen]. Es liegt auf der Hand, daß nach Ahab’s blutigem Tode (V, 34 fs.) Zedekia auch wirklich zur Reehenschaft gezogen worden ist, wenn gleich unser Bericht, der nur auf die Hauptsache sich beschränkt, von der Strafe, die der falsche Prophet empfing, ebenso wenig etwas erwähnt, wie von dem weiteren Schickfal des Propheten Micha. 26. Der König Israel [bei dem die einmal gefaßte Neigung geschwind wieder die Oberhand bekam über den vorhin empfangenen Eindruck, daß er in Micha wirklich den allein wahren Pro- pheten vor sich habe] sprach lzu dem Kämmerey durch den er denselben hatte herbeiholen lassen V. 9]: Nimm Michel [wieder zurück in’s Stadt- gefängniß] nnd laß ihn bleiben bei Amen, dem Burgemeister, und bei Joas, dem Sohn des Kö- nigs [dem königlichen Prinzem die mit einander das Gefängniß unter ihrer Verwahrung haben], 27. Und sprich szu beidenjx So spricht der König: Diesen sehet [wieder] ein in den Kerker Ahab läßt durch Michcks Warnungen von seinem Vorhaben sich nicht abbringen. 555 und speiset ihn mit Brod und Wasser der Trüb- sal [mit schmaler GefängnißkostI bis ich mit Frie- den [von meinem Feldzng] wiederkomme [und dann weiter Gericht über ihn halten werde]. 28. Micha sprach: Kommst du mit Frieden sglücklich und noch bei Leben] wieder, so hat der HEtr nicht durch mich geredet. Und sprach sindem er in fein Gefängniß abgeführt wurde]: Hörei zu, alles Volk sgenauen alle Völker, Israel und ihr andern, die i)r ringsherum wohnet, und wettet, was ich jetzt gesagt habe; denn auch ihr werdet Gelegenheit haben, aus den kommenden Ereignissen von der Wahr- heit meiner Rede euch zu iiberzeugens Will»- n 29——40. am; der vorsieht, womit Kinn, ais er in den Krieg ziehet, sein Weben gegen die ihm dro- hende Gefahr zn flehern sucht, indem er durch veränderte Kleidung dem Feinde sich unkenntlich taucht, wird er dennoch von seinem Geschick ereilt; der Pfeil eines Shrers trifft ihn an der gesährlichsieu Stelle seines Leibes, zwischen dem panzer und Bengel. Zis zu Sonnenuntergang hält er mit seiner tödtlieisen Wunde aus dem lianinsplalz atra, dann aber sintit er in Folge der dierbluiung ans seinem Streitwagen zusammen nnd sein ktjerr zerstreut sich wie Schafe, die lieineu Hirten haben. Jlls hernachmals sein Wagen in dem Teiche Samarias gewaschen wird, lerliea Hunde sein Blut, wie ihm gedrohet worden. Jener Teich aber dient auch den Hierodnleii (den öffentlichen Zahl· Dirnen) zum Gadeteiche; nnd so wird selbst das sein Blut durch Gottes Fiigung noch verunehrt, welches das Wasser hinweggenommem zur Strafe für seinen abscheulichen Giitzendienst vgl. L. Thron. is, 28——34. 29. Also zog [Ahab] der König Israel, und Josaphat, der Konig Juda, hinauf gen Ramoth in Gilead [8’s, Meilen siidöstlich voii Samaria — jener, indem er sowohl der Warnung des Propheten Piicha tröste, als auch die warnende Stimme in seinem eigenen Herzen übertäubte und blind in sein Verhängnis hinein- rannte, dieser, indem er sich schämete, sein, dein Ahab egebenes Versprechen V. 4 uin eines prophetischen Aus« pruchs willen, der so wenig Beifall gesunden, wieder rückgängig zu machen]. Während in 2. Kön. Z, 1 gesagt wird, daß Joram, Ahab’s zweiter Sohn, seinem Bruder Ahassa in der Regierung gefolgt sei im achtzehnten Jahr Josa- phat, des Königs Juda, also im Jahr 896 v. Chr., wird iii 2. Kön. l, 17 dies Jahr des Regicrungsantritts Joram’s von Jsrael als das andere Jahr Joram, des Sohns Josaphat, desKöiiigs Juda, bezeich- net. Nach der letzteren Bezeichnung niüßte Joram, der Sohn Josaphat, schon seht, in dem Jahr 897, in wel- chem der Feldzug gegen Ramoth in Gilead unternommen wurde, die Regierung iiber das Reich Juda angetreten haben; dies kann aber auch recht wohl insofern der Fall gewesen sein, als sein Vater Josaphat, ehe er mit Ahab gegen Ramoth in das Feld zog, ihm die Regierungs- geschäfte übertrug. Als Veranlassung zu solchem Schritt ergiebt sich die innere Herzensstimmung, mit welcher Josaphat damals in den Krieg ging; denn er hatte ge- hört, welchen Ausgang des ganzen Unternehmens das Wort des HErrn durch den Propheten Micha voraus- gesagt hatte, er erkannte dies Wort für ein festes pro- phctisches Wort und hätte gern von der Sache sich fern gehalten, wenn nicht falsche Scham ihn abgehalten hätte. Da er nun aber dennoch an einem so höchst bedenklicheu Kriegszuge stch betheiligte, that er’s mit der Resigiiation daß auch er, gleichwie Ahab, nicht mit Frieden daraus zurückkehren werde, und setzte schon jetzt seinen Sohn Joram in die Regierung ein. Dazu mochie ihn noch besonders die Absicht bewegen, diesem seinem Erstgebore- ncn auf jeden Fall die Thronfolge zu sichern, wenn er etwa im Kampfe wider die Shrer fein Leben einbüßen sollte, und allen Streitigkeiten unter seinen Söhnen, deren außer Joram in 2. Chron. 21, 2 noch sechs an- dere namhaft geinacht werden, vorzubeugen. Denn es, ist sehr ivahrfcheinlich, daß Joram wegen feiner Verhei- rathung mit der israelitischen Königsiochier Athalsa (Kap. 19, 21 Anm.) und wegen seines grausamen und tyrannischen Charakters wenig Anhang im Lande hatte, und das Volk lieber einen andern von Josaphats Söh- nen auf dem Thron gesehen hätte; daher auch Joram hcrnachmalch als er des Königreichs mächtig ward, alle seine Brüder umbraclhte und etliche Obersten in Israel tödtete (2. Chron. 21, 4). Aber gerade den Joram wollte Josaphat auf dem Throne Juda’s zu seinem Nachsolger haben, und zwar eben um seiner Vermählung init Athalja willen, weil er sich, wie es scheint, mit der Hoffnung trug, daß in Folge der gegenseiiigen Versehwäi geruug der beiden Kdnigshänfer künftig einmal die bei- den Königreiche wieder unter Einen: Scepter vereinigt werden würden. Wie aber das gerade Gegentheil von dieser feiner Hoffnung sich crsiillte und das Hans Ahab’s das Haus David’s schier verschlungen hätte, wenn der HErr nicht wachend nnd schliszend in’s Mittel getreten wäre, werden wir bei der Geschichte der Athalja sehen ("2. Kön. 11, I ff.). Josaphat meinte es mit seinen Plänen und Gedanken ut. Aber das bloße Wohl- meinen thut es nimmer, sondern es gilt auch hier: was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleischz nur was vom Geist geboren wird, das ist Geist (Joh. Z, 6). Uebri- gens ist noch die Zähigkeit bemerkenswerth, mit welcher Josaphat an den einmal gefaßten Plänen und Gedanken fefthielt. Denn nicht nur ließ er sich nach dem unglück- lichen Ausgang des Krieges wider die Shrer aufs Neue in einen gemeinschaftlichen Feldzug mit Joram, dem zweiten Nachfolger und Sohne Ahab’s, ein (2. Kön. s, 4 ff.) und versuchte in Gemeinschaft mit dessen erstem Sohne und Nachfolger Ahasja eine Erneuerung der Salomoscheii Schifsfahrt nach Ophir (2. Ehren. 20, 35 ff.), weil er durchaus sich in den Sinn geseszi hatte, Friede zu haben mit den Königen Jsraels (V. 45); sondern er machte auch zwei Jahr vor seinem Tode den Joram noch bestimmter zu seinem Mitregentein als er’s schon bei dem Aufbrnch wider Ramoth in Gilead ge- than, daher in 2. Köu 8, 16 als das Jahr des Regie- rungsantritts des judäischen Joram nicht das siebente Jahr der Regierung des israelitischen Joram (889 v. Chr.) angegeben wird, sondern vielmehr dessen fünftes Regie- rnngsjahr (891 v. Chr.). Mit Hinzurechnung dieser zweijährigen abermaligen Regentfchast hat dann Joram von Juda in der That acht Jahr zu Jerusalem regiert, während die Zeit seiner Alleinherrfchaft nur 6 Jahr be- trägt; vielleicht ist aber, wie von manchen Auslegern geschiehh das Verhältniß so aufzufassety daß Joram, von der herrschsiichtigen Athalia ausgeftachelh selber seinen Vater Josaphat im J. 889 v. Chr. von der Regierung verdrängte und die Zügel derselben in die Hand nahm, so daß diesem nichts b ieb, als der kdnigliche Titel, und se? letzteren Regierungszeit streng genommen nur 23 Jahr e enge. sit. Und der König Israel kais die beider- seitigen Heere nun in das Ofijordanland eingerückt waren und es zur Schlacht mit den Syrern kom- men sollte, fürchtete sich um der Weissagung des l« J56 l. Könige 22, 31-—42. Propheten Micha willen, daß die Geschosse des Feindes hauptsachlich gegen ihn sich richten wür- den, wie es denn in der That hernach auch der Fall war 31; daher] sprach set] zu Josaphat: Versielle dich, und komm in»den Streit mit deinen Kleidern« angethan. Der Konig Jsrael aber ver- stellete sich auch, und zog in den Streit. Der Widerspruch, der hier in Ahabd Worten mit denen in 2. Chron. 18, 29 liegt, fällt nicht dem Grund- text, sondern unsrer deutscher: Uebersetzung zur Last. Der Grundtext enthält an unsrer Stelle eine unbestimmte, abgebrochene Ausdrucksiveisu ,,Verstellen und kom- men in den Streit, und du ziehe deine Kleider an«, worauf dann die Erzählung fortfährh »Und der König Israel vcrstellete sich nnd zog in den Streit«. Dies hat weder dieVulgata, noch die Septuas ginta richtig verstanden, indem jene übersetzt: ,,Ergreife die Waffen und be inne den Streit, und ziehe deine Kleider an. Daraus veränderte der König Jsraels sei- nen Anzug und kam in den Kampf«, diese aber die Worte so ivicdergiebtx ,,Jch will mich verkleiden und kommen in den Streit, und du ziehe mein Kleid an. Und der König Jsraels verkleidete sich und kam in den Kan1.pf«; Luther aber, der Vulgata darin folgend, daß auch er die unbestimmten, abgebrochenen Worte als Auf- forderung an Josaphat auffaßt, jedoch genauer an den Wortlaut des Griindtcxtes sich anschließend, hat einen ganz unverständlichen Sinn herausgebracht, indem ihn wohl die Textfälschung der Septuaginta smein Kleid statt ,,dein«) abhielt, ihrer rtchttgeren Auffassung im An- fang des Satzes sich anzuschließen und jene unbestimm- ten Worte ebenfalls als Ausdruck dessen, was er selber, Ahab, thun will, zu verstehen. Die unbestimmte, abge- brochene Ausdrucksweise des Grundtextes nun veran- schaulicht sehr lebendig die Hast, womit Ahab auf inög- liehste Sicherstellung seines Lebens gegen das ihm ange- drohete Verhängnis; Bedacht nimmt: Verstellen swill ich mich] und [aiso] kommen in den Streit, du aber [hast weiter keine Gefahr zu befürchten und brauchst nicht dasselbe zu thun, wie ich; daher] ziehe Immerhin] deine sgewöhm lieben] Kleider an. Und der König Jsrael [that, wie er« gesagt, und] verstellete sich, und zog in den Streit. Demnach hat Luther in 2. Chron.18, 29 den Sinn richtig wiedergegeben, und thut man wohl, wenn man beim öffentlichen Gebrauch unsrer Geschichte auf den Nebenbericlst der Chronika zurückgreift. 31. Aber der König zu Shrien shatte auch wtrklich, wie Ahab befürchtete, auf dessen Leben es besonders abgesehen —- vielleicht weil er von demselben bei den Verhandlungen, die vor Aus: bruch des Krieges über die Herausgabe Ramoths stattgefunden hatten B. Z, in empfindlicher Weise beleidigt worden war — und] gebot ssetzh beim Beginn des Kampfes] den Obersten uber seine Wagen, der [deren oder welcher] waren zwei nnd dreißig [vgl.» Kap. 20, 1 nnd 24 f.], nnd sprach: Jhr sollt nicht streiten wider Kleine noch Große [im Heer der Kinder Jsrael], sondern wider den König Israel allein [daß ihr ihn in eure Gewalt bekommt oder ihn tödtet; daran ist vor allen Dingen mir gelegen]. 32. Und da die Obersten der Wagen [in dem sich hierauf entspinnenden Handgemenge] Josaphat [deii König Judaj sahen, meinten sie [wegen der töniglichen Kleider, die er trug V. 30], er wäre der König Israel [Ahab], und sie fielen auf ihn [drangen auf ihn ein] mit Streiten [um dem Be- fehle Benhadad’s V. 31 nachzukommen]; aber Josaphat [als er so in äußerste Bedrängniß ge- rieth] skhtic sseinen Streitern zu, daß sie ihin sollten zu Hilfe kommen, das aber war mittelbar zugleich ein Hilferuf zu dem -i;)Errn, der Erhörung fand, weil der HErr den Josaphat wohl strafen, aber nicht mit Ahab in die Gerichte seines Zorns dahin geben wollte 2. Chron- 18, 313 19, 2 ff.]. 33. Da aber die Obersten der Wagen sbei näherem Aufmerken auf die Person dessen, den sie vor sich hatten] sahen, daß er nicht der König Israel war sdenn den kannten sie vom vorigen Kriege her Kap. 20- 26 sf.]; wandten sie sich hin- ten von ihm [dem Könige Josaphat, und standen von weiterer Verfolgung desselben ab]. g 34. Ein Mann aber [von den gewöhnlichen Kriegern, der um den Befehl Benhadans V. 31 gar nichts wußte] spannete den Bogen ohngefähr [ohne bestimmte Ueberlegung, warum er gerade den in’s Auge faßte, welchen er aus den Reihen der— israelitischen Streiter auf’s Korn nahm «—- es war aber der HErr tin Himmel, der Auge und Hand ihm lenkte], nnd schoß den König [Ahab] zwischen den Panzer und Hengelr salso genau an die Stelle seines Leibes, wo fast allein ein Pfeil zu tödtlicher Verwundung eindringen konnte, so wunderbar mußte sich alles fügen]. Und er [Ahab] sprach zu seinem Fuhrmann [dem Lenker seines Streitwagens]: Wende deine Hand [nach unsrer Ausdrucksweise: Lenke um 2. Kön. 9, 23] und führe mich aus dem [in Schlachtordnung aufge- stellten] Heer so. i. aus dem Kampfgetümmel, ein wenig bei Seite], denn ich bin wund. r) Der eigcntliche Panzer bedeckte nur die Brust bis unter die letzte Rippe, von da an hatte er zum Schutz des Unterleibes noch einen, aus beweglichen Gliedern be- stehenden Anhang (Hengel); da nun, wo der Hengel an den Panzer sich anschloß, gab es Fugen, und diese waren die einzige für ein Geschoß zugängliche Stelle. Josephus nennt den Mann, dessen Hand der HErr so geheimnißs voll lenkte, Ainanus, und die jtldische Tradition behaup- tet, daß darunter der in 2. Kön. Z, I ff. erwähnte Feld- hauptmann Naäman zu verstehen sei, was allerdings wegen der dort gebrauchten Worte: ,,durch ihn gab der HCrr Heil in Shrients viel für sich hat und jene Ge- schichte insofern viel bezeirhnender macht, als der, welcher Syrien zum Siege über Jsrael verholfen hatte, nun selber als ein mit dem Aussatz Geschlagener Hilfe in Israel suchen muß. » » 35. Und der Streit nahm uberhand desselben Tages [da die Kinder Israel die Syrer immer von Neuem angriffen und sich nicht wollten wer- fen lassen], nnd der König [Ahab, um seine Strei- ter nicht zu entmnthigen, wenn er sie von seiner · tödtlichen Verwundung etwas merken ließe] stund Ahab’s und Jofaphats gemeinfchaftlicher Kriegszug wider die Shrer. Ahab’s Untergang. 557 fnachdem er den Pfeil sich rasch aus der Wunde gezogen, den Kriegsschauplatz selber aber nicht ver: lassen hatte] auf dem Wagen gegen die Shrer fsich alle Gewalt anthuend, damit er möglichst lange in aufrechter Stellung sich erhielte] und starb ferstj des Abends [da die Sonne unterging]. Und das Blut floß fwährend er so dastand, den Syrern die Stirn bietend, gerade durch dies sein sich Gewaltanthun nur zu desto heftigerer Ergießung gereizt] von den Wunden mitten in den Wagen [fo daß er auf demselben stch völlig verblutete]. 36. Und man liest ausrufen im [israelitischen] Heer, da die Sonne unterging [und es nun doch bekannt wurde, daß der König einer im Kampfe empfangenen Wunde erlegen sei], und sagen: Ein jeglicher gehe in seine Stadt, und in sein Land [denn man hatte jestzd nach dem Tszode Lihiib’s, keiii Jn- teresse mehr, den ampf mit den Shrern am andern Tage wieder aufzunehmen; durch diese Zerstreuung des Volkes aber, das ohne seinen König wieder heim zog, erfüllte sich das Wort der Weissagung Michas V. l7]. 37. Also [wie in V. 34 f. erzählt] starb der« König, Und ward [auf dem mit seinem Blut ge- tränkten Streitwagen] gen Samatia lseiner Haupt: naht] gebracht Und sie begraben ihn zu Samaria [in ehrenvoller Weise, und setzten seine Leiche bei der seines Vaters Ainri bei Kap. 16, 28]. 38. Und da sie den Wagen wufchen sauf wel- chem er mit seinem Leben gebäßt für das aus un- göttlichem Sinn verschonte Leben Benhadads Kap. 20, 421 bei dem Teiche Samaria, leclten die Hunde fein Blut — es wufchen ihn aber die Huren [nach anderer und jedenfalls richtiger UebersetzungH es badeten aber zu derselben Zeit, wo diese Wa- fchung des Wagens geschah, die Huren, nämlich im Teiche] — nach dem Wort des HErrn, das er [durch den Mund des Propheten Elias in Kap. 21, 19 zu Ahab] geredet hatte» «) Luther folgt hier einer Bedeutung des hebräifchen Wortes VII im Kuh, welche dasselbe allerdings häufig hat: abwaschcn, abspiilen (1. Mofs l8, 4; 43, 3l; 2. M. 29, 17); aber zunächst ist zu beachteii, daß es überall nur vom Abwaschen des Körpers oder anderen Fleisches, niemals vom Wafchen der Kleider oder anderer Gegen- stände gebraucht wird, daher auch vorher, wo wirklich vom Waschen des Wagens die Rede ist, ein anderes Wort Wegs) sieht. Außerdem aber ist es doch völlig un laublich, da Ahab’s Haus noch den Thron inne hatte, das! eine solche schniähliche Beschimpfung seines Wagens und seines Bluts, wie sie in Luther-J Uebersetzung liegt, zitgelassen, geschweige absichtlich herbeigeführt worden sei, im Gegentheil wurde der Leiche Ahab’s ein durchaus ehrenvolles Begräbniß zu Theil. Nun aber kommt das oben angeführte Wort des Cårundtexies (2. Mos 2, 5; Ruth 3, Z) auch in der anderen Bedeutung: sich wa- schen oder baden, vor; darnach ist unzweifelhaft die oben angeebene andere Uebersetzung die allein richtige, und die einung des heil. Schciftstellers bei dieser, einen Umftandssatz enthaltenden Zwischetibemerkung einfach diese: Das Blut desselben Mannes, der demtBaal und der Astarte bei seinem Leben Heiligthümcr errichtet hatte (Kap.16, 32 f.), kam nach seinem Tode mit Personen, die im Dienste jener Gottheiteii sich öffentlich preisgege- ben h·atten, dadurch in uninittelbare Beruhritng, daß Pxrfizgiesicl zu åbend der Zeit, w? såsii ålihagen « u e a ge a )en ur e, in jenem« ei e a- beten. Es geschah dies, wie schon Thcodoret richtig an- gärßiierkt hist, des Abefickijkscksiagsbsdskinenungcrgatig, ohdne irgen eine ineii i e von er einen o er andern Seite obgcwaltet hätte, sondern, wie wir zu sagen pflegen, rein zufällig, d. h. in Folge besonderer göttlicher Leitung. — «) Wenn jenes Wort des Propheten Elias sich nur theigveis anslhalf vollständig aber erst an dessen zweitem So n und iach olger Oorin e illte (2. Köin 9, 24 ff.), so ist Ahabsps Buße Zins. 1215127 ff.) mit iii Betracht zu ziehen, welche eine Milderung des göttlichen Strasurtheils herbeiführte. Ahabs Blut von Hunden gelcckt uiid Joram’s Leiche auf Naboths Acker gewor- fen: iii diesen beiden, der Zeit und dem Orte nach ans- gjiiatnderågzllcndenfLgegekgnheiteih erfüllte sich gleichwohl o tes ort au as enaue e. « 39. Was nicht von Ahab zu sagen ist, und alles, was er gethan hat, ntid das elfenbeinerne [mit Elfenbein ausgelegte Kap. 10, 18 Anin.] täaasiskhdgs servbagteåeyitidsägtllebStiijdteH diåher lc it, lcc A 1 gc ktccll U cc WU c! der Könige Jsfael [Kap. 14, 19 Anm.]. still. Als) entschliefdAhab fiin J. 897 v.Chr.] mit einen citerns un sein Sohn Ahasja soon dem in V. 52 bis Kön. 1, 18 des Weiteren die Rede sein wird] ward König an feine Statt. W« v. 41—5t. Im Zcuschtuß an die even mitgetheilte Geschithte von Jthabd Feldzug gegeti dir Ihrer, in wet- cheu er anih den König Josaphat von Juda zu ver— wiclieln gewußt hatte, folgt hier ein sehr nur; gefaßte- Beritht iiber die Regierung dieses Königs, indem nur die Zeit derselben nnd der Geist, in welcher sie geführt wurde, näher angegeben, darnach aber der Versuch, den Josaphat ohne Erfolg zur Wiederherstellung des handele mit adohir gemacht hat, gelegentlich berührt wird (ngl. Kam; zu tiap.15, 24). Kiigfkihrlicheo dagegen über Juda’g vierten itjetrschetz der, abgesehen von seiner un- seligen Docrbitidtttig mit deni tjause Maus, der trefflich— sicn Fürsten einer aus deni tjanse Davids gewesen und nicht nnr viel siir die Verbreitung der Kenntniß des Gesetzes unter seinem volle, sfir die Herstellung einer guten Weilst-pflegt. sowie fiir die Ausbildung des ihcereg gethan hat, sondern auch siegreich wider die Ødomiter und Jlmuioniter gestritteu, erfahren wir ans der Dar- Zjelluåilgi Zseiner Uegierutigggefchictttr in 2- Ghron l7, l s , . 41. Und Josaphat, der Sohn Assa sum hier die in Kap. 15, 24 abgebrochene Geschichte der Könige Juda’s wieder aufzunehmen], ward König ubec Juda, itn vierten Jahr Ahab, des Königs Israel [d. i. itn Jahr 914 v. Chr. G.], 4»2.· Und war funf nnd dreißig Jahr alt, da er Konig ward, und regierete fünf und zwanzig Jahr lbis 889 v« ChtJ zu Jerusalem [in den letz- ten zwei Jahren unter Mitregentschaft seines Soh- nes Jorani V. 29 Atim.]. Seine Mutter hieß Ahuba, eitie Tochter Silhi. · Fast bei jedem Könige von Juda wird immer auch seineMuttcr snit angeführt (Kap.14,21; 15, 23 2.Kön. 8, 26; 12, l; 14, L; 15, 2. 33; l8, 23 21,l.19; 558 l. Könige 22, 43—54. Z. Kön. 1, I. 2. 22, 1; 23, 31. Bis; 24, 8. 18); dies hat seinen Grund in dem großen Einfluß, welchen die Köni in-Mutter (hebr.Gebi1-ah, s. Anm. zu Kap.15, 10) auf; den König und dessen Regierung ausübte, und legt ein schönes Zeug· niß ab für die Beschaffenheit des Mutters und Sohn- verhältnisses bei den Hebräerm wenn auch jener Einfluß nicht immer ein guter war. 43. Und fee] wandelte in allem Wege seines Vaters Assa sder in der ersten Zeit feiner Herr: schaft so trefflich regierete Kap.15, 11 ff.], und wich nicht davon swie Assa selber hernachmals that Kap.15, 17 fs.]; und er that, das dem HErrn wohl gefiel. 44. Doch that er die Höhen nicht weg, nnd das Volk opferte nnd räucherte noch auf den Höhen swas indessen weniger ihm, als dem Volke zum Vor- wurf gereicht Kap. 15, 14., zumal er zu dessen völliger Bekehrung that, was nur immer in seinen Kräften stand 2. Chrom 17, 6 ff.; 19, 4 ff.; 20, 20 ff.]. 45. Und hatte [anders, als seine drei Vor- gänger Kap. 14- 303 15, S. IS] Friede mit dem Könige Israel [indem er mit demselben stch ver- schwägerte Kap. 19, 21 Anm.]. 46. Was aber mehr von Josaphat zu sagen ist, nnd die Macht, was er szur Vefestigung seines Reichs theils durch Anlegung von Festungen und bessere Organisation des Kriegsheers, theils durch Unterweisung des Volkes im Gesetz und Verbesse- rung der Rechtspfiege] gethan, und wie er [wider die Edomiter und Ammoniter 2. Chron. 20] ge- stritten hat, siehe das ist geschrieben in der Chro- nika der Könige Juda [Kap. 14, 19 Anm. 2]. Mit der Geschichte dieses Königs hängt die Entste- hung der Psalmen 47. 48 und 83 zusammen, worü- ber wir erst zu 2. Chron. 20 Genaueres beibringen tön- nen. Von Propheten, die unter Josaphat wirkten, werden in 2. Chron. 19, L; 20, 34. 37 genannt Zehn, der Sohn Hanant (Kap. 15, 22 Anm.), und Elieser, der Sohn Dodava. 47. Auch that er sum hier zu der allgemei- nen Charakteristik seiner Regierung noch einige be- sondere Mittheilungen nachzutragenj aus dem Lande, was noch ilbtiger Hurer [-Hierodulen, sowohl männ- licher als weiblicher Personen, die sich im Dienst der heidnifchen Götter zu den Werken der Unzucht öffentlich preisgaben 5. Mos 23, 17] waren, die zu der Zeit seines Vaters Assa [der dieselben eben- falls schon beseitigte, Kap. 15, 1»2, jedoch später sie wieder gewähren ließ] waren uberblieben 48. Und es war lzu seiner Zeit, was für die im Folgenden mitgetheilte Begebenheit von Wichtig- keit ist] kein König in Edom [sondern ein von ihm eiugesetzter Statthalter regierte das Land]. Der letztere Satz steht ebenfalls im hebt. Grundtext, und ist von Luther nur auf Grund der Vulgata aus- gelassen worden, welche die Worte: Ein (eigentlicher) König war (dan1als) nicht in Cdom, ein Vorge- setzter (d. i. ein Statthalter, Landpflegew war König (regierte das Land), dahin verstanden hat: Und es war damals ein König nicht aufgestellt in Edom (nec erat tunc rex constitutus in Etwas) —- ähnlich die Sepiuagintm noei Pera-Zeug ad» H» åixyncög äs- Mino— party-s Es bleibt nun aber unentschiedem ob, wie einige Auslegcr wollen, nachdem die Edomiter eine Zeitlang eigene Könige gehabt, sie von Josaphat wieder unter wor- fen worden und einen Statthalter von ihm erhielten (Kap. 9, 19 Anm.), oder ob Edom in ununterbrochen» Folge scitDavid dem Reiche Juda unterworfen war und von einem Landpfieger regiert wurde, bis es dann erst unter Jornm sich unabhänging machte (Kap. il, 22 Anm.). Im letzteren Falle muß man annehmen, daß dieser Landpfleger oder Statthalter gleichwohl den Königs- iitel führte und bis zu einem gewissen Maße selbständig herrschte, da in 2. Kön. 3, 9 von einem ,,Könige« Edoms die Rede ist und dieser als Verbiindeter Josaphats und Joram’s erscheint, jedoch auch andrerseiis noch in ziem- licher Abhängigkeit von dem Könige Judas. 49. Und Josaphat [der somit noch frei über den Hafen zu Elath verfügen konnte] hatte [nach dem Exempel seines Ahnherrn Salomo Kap. 9, 26 ff.] Schisse lassen machen auf’s Meer swörtlichx Tarsisschiff e, für eine weite Meerfahrt bestimmt Kap. 10, 22 Anm.], die in Ophir gehen sollten, Gold zu holen. Aber sie gingen nicht fes kam nicht einmal bis zum Auslaufen aus jenem Hafen]; denn sie wurden szur Strafe dafür, daß Josaphat bei diesem Unternehmen sich abermals mit dem Hause Ahab’s, gleichwie früher bei dem Kriege wider die Shrer V. 29 ff» verbunden hatte 2. Chron. 20, 35 ff» durch einen gewaltigen, von Gott außerordentlicher Weise verhängten Sturm] zerbrochen zu Ema-Gebet [oder Elath 4. Mos 20, I Anm.]. 50. Dazumal skurze Zeit nach dem Mißlin- gen des Unternehmens] sprach Ahassa, der Sohn Ahab, zu Josaphat: Laß meine Knechte mit deinen Knechten iutSchisse fahren swir wollen uns durch das Mißlingen des ersten Versuchs von dem Unternehmen nicht abschrecken lassen, sondern dasselbe noch einmal wagen. Darum baue du neue Schiffe, und ich will dir Leute stellen, welche die Fahrt gemeinschaftlich mit deinen Leuten machen sollen]. Josaphat aber sdurch das Wort des Propheten Elieser von Maresa ge- witzigt 2. Ehren. 20- 371 wollte nicht kzum zweiten Mal eine solche, dem HErrn mißfällige Verbindung mit Ahasja eingehen und lehnte die Sache ab]. 51. Und Josaphat entschlies mit seinen Vätern, und ward begraben mit seinen Vätern in der Stadt David, seines Vaters [Kap. 2- 10 Anm.]; und Forum, sein Sohn, ward König an seine Statt [dessen weitere Gefchichte siehe in 2. Kön. s, 16—24]. HAVE-ON«- JosaphaPs von Juda trefsliche, und Ahasja’s von Israel gottlose Regierung. 559 Das« zweite tBurh von den Königen. (1I. Regung) Hosi- Das 1. Kapitel. Uhasjcks Krankheit. Elia’8 Mundekeifein *l’lll«- 1.a«5u.22,52——2.a. 1,13. J« seinem eitlem: Sohne Ahasja folgte dem Zihab in der Regierung über das Zehuüiimuiereich ein Fürst, der ganz in seinem Wege wandelte und wieder den Baatsdienst zur Religion des König. tichenijoses warnte; ja, fast mochte es scheinen, als ob Zihasja noih entschiedener, denn Hab, dem Wege Jsebeks sich zugewendet, wenn er auch bei der Schwäche und nur tinrzen Dauer feiner Regierung es uieht dazu brachte, daß auch das tkand in das vorige vollständige rjeidenthuiii zurüaisanln wie gottlos er war, zeigte er bei Gelegen- heit einer Krankheit, die er in Folge eines Falles sich zugezogen; denn da sandte er narh dem Qratiet des phi- tislergötzen Saal-Schuh in Ehren, um sirh biaths wegen des Jiuggangs dieser Krankheit zu erboten. Aber der cljctirr schiebt seinen Boten, noch ehe sie die Stadt Sa- marta verlassen haben, den Propheten Elias iii deii Weg nnd läßt durch dieselbeujhn strafen um seine Sünde und ihm bezeugen, daß er von seinem Bette nicht wieder aufkommen werde. Wider den Frevelinuth der Häscher, die er zweimal hintereinander absendeh den silann Gottes gefangen zn nehmen, sihiitzt der thGrr diesen durch Feuer vom Himmel, das beide Mal den Hauptmann mit seinen Xünfzigen verzehrt; als dann der dritte, den der König ansschikteh vor dem lebendigen Gott sich beugt, geht Elias auf götttiches Geheiß mit ihm, aber nur, unt dem Jlhasja sein Urtheil im nanien Gottes zu bestätigen, nnd in der That üirbt dieser, nachdem er die Zeit seiner Herrschaft nicht viel über den Zeitraum eines Jahres gebracht. 52. Ahasja, der [älte»re] Sehn Ahabs [vgl. 2. Kein. 1, 17], ward Konig uber Israe»l zu Samaria im siebenzehnten Jahr Josaphat, des Konigs Iuda [897 v. Chr] und regierete uber Israel zwei Jahr [genauer: etwas über 1 Jahr, bis 896]; 53. Und that, das dem» HErrn ubel gefiel, und wandelte in dem Wege feines Vaters und sei- ner Mutter [Jfebel, die den Baals- und Astarte- dienst zur Religion des königlichen Hofes gemacht Kap. 16, 30 ff.], und in dem Wege Ierobeam’s, des Sohns Nebal, der sdurch Einführung des Fiälberdienstes im Lande Kuh. 12, 26 ff.] Israel suudigen machte; » · » 54. Und dtenete [fur seine Person, wahrend er das Volk beim Kälberdienst ließ, dem sidonischen Götzen] Baal, und betete ihn an; und erzurnete den HErrn, den Gott Israel, wie sein Vater that [ohne an die Gerichte sich zu kehren, die über diesen wegen seiner Abgötterei hereingebrochen waren]. 2. Köin Kost· I, V. l. Auch ssetzten beim Regierungsantritt Ahasjcrs Gottes Züchtigungen sich fort, was ihm hätte zur Warnung dienen können, wenn er hätte wollen sich waruen lassen; denn es] fielen die [von David einst unterworfe- nen L. Sam. 8, 2 und bei der Spaltung des Reiches unter die Oberherrschaft des nördlichen Königshauses gekommenen] Moabtier ab Von Israel, da Ahab todt war sindem sie die Schtvächuccg welche die israelitilche Macht durch die Syrer erlitt 1.Kön. 22, 35 f., zu ihrem Vortheil benutzten]. 2. Und [bald, nachdem er nicht viel über ein Jahr regiert und schon in dieser Zeit genugsam feinen widergöttlichen Sinn an den Tag gelegt hatte, ereilte das Gericht des HErrn den] Ahasja Herbst; er] fiel snäinlichj durchs Gitter in seinem Saal zn Sainarlas und ward [in Folge des Fallesj krank, und sda zeigte sich denn recht offenknndig sein völlig heidnischer Sinn. Denn er] sandte [wohl auf den Rath seiner Mutter] Boten [nach dem da- mals berühmtesten heidnischen Orakel im ganzen Umkreise seiner HerrfchaftL und sprach zu ihnen: Gehet hin und fraget Baal-Sebub", den Gott zu Ekron sder Philisterstadt Jus. 13, 3 Anm.], ob ich von dieser Krankheit genesen werde soder nicht]. «) Unter dem ,,Giiter« ist wohl nicht, wie die Rab- biuen wollen, eine vergittcrie Oeffnung im Fußboden des Obergemachs, durch ivelche das Licht in das darunter befindliche Gemach geleitet wurde, sondern ein, mit auf- zuschlagendcin Gitterverschluß (Kap. 15, 17) verfehenes Fenster zu verstehen, welches ziemlich tief herabging und auf den Palasthof sah; denn die Häuser der Vornehmen waren gemeiniglich in einem, den Hof umgebenden Viereck gebaut, welcher letztere, sehe geriiiiinig, uiitSäuleiihalleii und Galerieen umgeben, auch wohl mit Bäumen bcsetzt und mit Brunnen und Bäderu ausgestattet, das Gast« und Gesellfchaftszimmek dcs Hauses bildete. Wenn nun dahin das Fenster des Saales oder Oberziinmers im königlichen Palast zu Samaria ging, so ist, da Paläste in der Regel niehrftöckig waren, kaum glaublich, daß Ahasfa bei seinem Fall in den gepftasterteii Hofrauin mit dem Leben davon gekommen sei; man muß also au- riehmen, daß unter dem Obergcmach von außen eine Ga- lcrie oder Altan heruinging, der König also, indem er sich über das Fenster zu weit hcrauslegte, nur bis aus diese Galerie fiel. «) Baal, die allen cananitifckhcn Völierschaften ge« meinsame Hauptgotthcih ivurde an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten verschieden verehrt. Hiernach gab es viele Baute, d. i. mannigfache Auffassungen des Gottes, nnd werden von solchen besonderen oder locnlen Auffassungen im alten Testament angeführt (s. Anm. zu 5.5)Jios.16,21): l. BaalsBerith oder Bandes-Paul, als Beschützer und Wächter der Bündnisse (ähnlich dem Zeit; Saum; oder Deus üdius der Griechen und Römer); 2. der Baal-Peor, der Götze der Moabiter, wahr- scheinlich Eins mit dem Camos, dem Kriegsgott der Moabiter, der auch von den Ammonitern verehrt wurde und bei diesen nahe verwandt oder vielleicht einerlei ist mit dein Milcom, Malchom oder Molech Er wurde stehend auf einer Säule, in der Rechten das Schwert und in der Linien Lanze nnd Schild haltend, und mit zwei Feuerfackeln zur Seite abgebildet; fein in Schlacht- opsern und Opsergelagen bestehender Dienst ging über in Kammern der Unzncht, und in Zeiten großer Be- 560 2, Könige I, 3—12. drängniß sühnte man seinen Zorn wohl auch mit Kin- deropferii (Kap.3, 27). Endlich Z. der Baal-Sebub ist der Gott der Fliegen, aber nicht zunächst, wie man meist erklärt, als der, der die Fliegen oder das Ungezieser abwehrt (dieser Theil seiner vermeintlichen Wirksamkeit trat erst später, als man den Thierdienst nur noch nach der Schädlichkcit und dem Nntzen der Thiere aufsaßte, in den Vordergrund), sondern als der, der die Schwärme quälender Fliegen, welche in südlichen Ländern selbst Krankheiten erzeugen, hervorruft und sie dann auch wieder zu entfernen im Stande ist (zu vergleichen ist bei Plin. hist. n. XXlX, 6 der Myiodes oder der Zeug cis-konnte; der Eleenserx Er wurde also als Sonnen- oder Sommergott in einem ähnlichen Verhältniß zu den Fliegen gedacht, wie der Orakelgott Apollo, der die Krank- heiten sandte und abwehrte Da nun die Fliegen in ihrem, durch die ganzen Witterungsverhältnisse bedingten Auftreten und Verschwinden selbst als mit prophetischer Kraft begabt erscheinen, so erklärt sich leicht, wie man dem Paul-Schuh, den man wohl unter der Gestalt einer Fliege verehrte, in besonderem Maße die Weissagungs- gabe zuschreiben konnte. Daß nun von seinen Priestern zu Ckron manche Aussprüche müssen gethan worden sein, die den Glauben an die Macht des Götzen siützten und seinem Orakel weithin großen Ruhm verschnitten, ist uns nach unsrer, zu 2. Mos.7, 8 ff. und 1.Kön. 18, 26 ff. näher dargelegten Ansicht von dem Wesen der heidnischen Magie keinen Augenblick zweifelhaft. ,,Bei vielen heidnischen Orakelfpriichen ebenso wie bei manchen Offenbarungen moderner somnanibüler Pythien ist es unverkennbar, daß eine boshafte, schadenfroha absichilich irreleitende Jntelligenz (mit vernünftiger Einsicht begabte Macht) mit im Spiele war; und grönländische Angekoks (Zauberer) bekannten, nachdem sie zum Chriitenthum be- kehrt waren, daß vieles von ihren Zauberkünsten zwar Betrug gewesen, daß sich aber bei manchem etwas Gei- sterisclles darein gernengt habe, das sie nunmehr zwar verabscheuten, aber nicht beschreiben könnten« (Kurtz.) Vgl. H. v. Schnbert, Zaubereisiinden S. 83. Krantz, Historie von Grönland 1, 273. s. Aber der Engel des HErru liener Groß- bote Gottes 1. Mos IS, 7] redete [noch ehe die Boten nach dem 772 Meilen entfernten Ekron, südwestlich von Samaria, sich auf den Weg mach- ten, ja, noch ehe Ahasja sie entsendete, er vielmehr erst mit dem Gedanken umging, den philistäischen Götzen befragen zu lassen] mit Glitt, dem Thisbiten [der sich bisher in absichtlicher Zuräckgezogenheit von dem ganz abgöttischen König auf dem Carmel aufgehalten V. 9 ff.]: Auf, nnd begegne den Boten des Königs zu Samaria, nnd sprich zu ihnen: Ist denn nun kein Gott in Israel [dessen Wort man erfragen könnten, daß ihr hingehet zu fragen Bank- Sebub, den Gott zu Even? 4. Darum [weil du die nichtigen Götzen höher achtest, denn mich] so spricht der HErr [zu eurem Herrn, dem König]: Du sollst nicht von dem Bette kommen, darauf du dieb gelegt hast kobwohl ich so leicht dich hätte wieder ausrichten können, wenn du meine Gnadenhilfe in herzlicher Buße und Glauben gesucht hättest], sondern sollst fzur Strafe für deine hartnäckige Abgötterei, von der du durch keine Züchtigung dich willsi bekehren lassen, in Bälde] des Todes sterben. Und Elia ging weg kvom Cac- mel, um den Austrag des HErrn auszurichtem und trat mit den Boten des Königs gerade in dem Augenblick zusammen, als sie aus den Thoren von Samaria heraus- traten] Der letztere Umstand geht mit Bestimmtheit aus den Worten des Engels des HErrn hervor, welche genau iibersetzt also lauten: Mache dich auf, und gehe hinauf, entgegen den Boten des Königszu Samaria. Dies ,,gehe hinaus« aber deutet an, daß Elias den Boten sogleich bei ihrem Austritt aus der, aus einem Berge gelegenen Stadt entgegentreten sollte. Damit er das konnte, muß der göttliche Auftrag eine gute Weile früher an den Propheten ergangen sein, be- vor Ahasja die Boten entsendete; denn vom südöstlichen Fuß des Carmel beträgt der Weg bis Samaria über 6 Meilen; Elias aber hielt sich wohl in einer Höhle am nordweftlichen Ende des Gebirges, etwa da, wo das nach ihm benannte Kloster steht (1. Köm 18, 20 Blum. 2), auf, hatte also einen Weg von 13—l4 Meilen bis Sa- maria zurückzulegem —- Die königlichen Boten find mit dem gottlosen Auftrage ihres Monarchen auf dem Wege, ziehen ivohlgemuth ihre Straße und denken, dann und dann werden wir zur Stelle sein. Aber man verrechnet sich wohl einmal auf solchen Gängen: das Orakel kommt ihnen schon entgegen, und zwar von einer Seite, von wanneli sie es nicht vermuthetenz ehe sie sich’s versehen, zieht sich ihnen eine lebendige Barriere vor· Ja, es ist nicht immer vorauszusehen, was einem aufsolchem Wege gen Ekron und Endo: (1. Sam. 28, 7 ff) begegnen werde. Ein gefährlich Spiel ift’s, mit Umgebung Gottes nnd seines Worts die Schleier der unsichtbaren Welt durchreißeli und in den Zauberkreisen der Geisterseher, Beschwöreiy Schwärmer, Jnspirirten u. s. w. seine Neu- gierde befriedigen zu wollen. us solchen Gängen hat schon mancher Gesichte gesehen und Aufschlüsse erhalten, unter denen ihm die Haare zu Berge gestiegen sind und die für immer ihn um die Ruhe seines Herzens brachten; es ist mancher aus solchen Wegen für ewig um das Licht der Wahrheit gekommen, indem er sich die Seele ooller Lügen und kräftiger Jrrthümer trinken mußte oder gar in den schauerlichen Abgriinden der Geisteszerriittung und des Wahnsinns endete. (Krummacher.) Z. Und da die Boten [nach solchem Bescheid, der ihnen von Elias im Namen Gottes gegeben ward, auf der Stelle umkehrend] wieder zu ihn: [dem Könige Ahasja] kamen, sprach er [bei ihrem Eintreten in sein Zimmer] zu ihnen: Warum kommt ihr [schon seht] wieder [denn in so kurzer Zeit könnt ihr ja kaum bis vor das Thor der Stadt Samaria hinausgelangt sein]? 6. Sie [die den Propheten von Person nicht gekannt, aber doch von seinem ganzen Auftreten und seinem Wort einen so iiberwältigenden Eindruck empfangen hatten, daß ihnen der Muth vergangen war, ihren Weg nach Ckron weiter zu gehen] sprachen zu ihni [dem König]: Es kam uns ein Mann fden Berg] herauf entgegen, nnd sprach zu uns: Gehet wiederum hin zu dem Könige, der euch gesandt hat, und sprechet zu ihm: So spricht der HEM Jst denn kein Gott in« Israel, daß du hinsendeft, zu fragen Bau-Schuh, den Gott zu Etwa? Darum sollst du nicht kommen von dein Bette, darauf du dich gelegt haft, sondern sollst des Todes sterben. Elias läßt Feuer vom Himmel fallen über die zwei ersten Hauptleute des Ahasja. 561 7. Er [indem er schon ahnete, wer der Mann wohl möge gewesen sein] sprach zu ihnen: Wie war der Mann [in seiner äußeren Erscheinung, nach Haltung und Kleidung] gestaltet, der euch begeg- nete, und solches zu euch sagte? 8. Sie sprachen zu ihm: Er hatte eine tauche Haut sein härenes, aus Schaf- oder Ziegen- fell oder groben Kameelhaaren gefertigtes Oberkleid Richr 14, 19 Anm. 2] an, und einen ledernen Gürtel [anstatt des aus Baumwollen- oder Linnen- sioff bestehenden, wie andere Leute ihn tragen] um seine Lenden. Er aber sder-aus den Tagen seines Vaters Ahab her den Propheten nur zu wohl kannte] sprach sseine anfängliche Vermuthung V. 7 sich selbst bestätigend]: Es ist Elia, der Thisbiten Auch in Sacharja 13, 4 wird als ein charakteristisches äußcres Merkmal der Propheten der haarige Mantel— ein Schaffell, dem noch einige Wolle gelassen ist, noch heute die gewöhnliche Vekleidung der Araber — ange- geben, und erklärt sich daraus der Ausdruck Christi: Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafs- kleidern zu euch kommen te. (Matth.7, 15). Die Tracht ist aber wohl erst durch Elias aufgeko1nmen, während Samuel-I Propheteumantel ein aus gewöhnlichem Stoff gewebter, nur besonders langer und saltenreicher Talar gewesen zu sein scheint (1. Sam. 15, 273 28, 14). Schon dies äußere Kleid sollte in einer Zeit, wo das Volk ver- weichlicht, in Ueppigkeit und Weltlust versunken war, den Ernst der göttlichen Gerichte, die über dies Volk hereinbrechen würden, predigen und die Verachtung der Weltlust von Seiten der Propheten anzeigen; daher auch der lederue Gürtel im Gegensatz zu dem Luxus, der damals mit kostbaren Gürteln getrieben wurde. Vgl. Matth.3, 43 Hebr.1l, 37. I. Und er sauch um des Elia gewöhnlichen Aufenthaltsort wissend] sandte [in der Meinung, es werde ihm ein Leichtes sein, sich des Propheten zu bemächtigem wenn er nur eine hinlänglich starke Mannschaft abschicke, die denselben in seinem Ver- steck aufspüren und mit Gewalt gefangen nehmen könnte] hin zu ihm [nach der Höhe des Carmel] einen Hauptmann über Fimfzig [Mann Soldaten] sammt denselben Fünfzigen [die unter dessen Com- mando standen]. Und da der zu ihm hinauf kam snach dem Gebirge], da saß er sder Prophet] oben auf dem Berge [auf der höchsten Spitze desselben, ohne im Geringsten von der unten am Fuß seiner Höhe erscheinenden Häscherschaar sich schrecken zu lassen]. Er aber sder Hauptmann, indem er sich gar nicht erst die Mühe nahm, den Berg zu er- steigen, weil er wähnte, bei einer so großen Macht, wie sie ihm zur Verfügung stehe, werde der Ge- suchte und schon Gefundene sich ohne Weiteres selbst in seine Hände liefern, sobald er ihm dem königlichen Befehl zu seiner Verhaftung angezeigt] sprach zu ihm [von unten hinausrufend]: Du Mann Gottes, der König sagt: Du sollst herab kommen. 10. ·Elia svon seiner Höhe herab] antwortete dem Hauptmann uber Fnnfzig und sprach zu ihm: Bin ich ein Mann Gottes. [wie du leichtfertiger Dachse« Bibelroerb Weise mich nennest, ohne im Geringsten zu beden- ken, daß du ja wider Gott selbst streitest, wenn du kommst, dich an seinem Knechte zu vergreisen], so ssollst du nun auch erfahren, nicht nur daß ich in Wahrheit das bin, ein Mann Gottes, sondern auch, was das zu bedeuten habe, wider Gott wollen streiten; darum] »falle Feuer vom Himmel und fresse dieh und deine Funfzig Da [in demselben Augen- blick, wo Elta also redete] fiel Feuer vom Himmel, und fraß ihn [den gottlosen Hauptmann, der sich eingebildet, in Kraft der Vollmacht seines Königs und an der Spitze seiner Schaar den Kampf wider den HErrn und seinen Propheten aufnehmen zu können] und seine Füufzig smit ihm]. 11. Und er sder König Ahasja, da sein Haupt- mann nicht wieder kam und er durch ausgesendete Boten erfuhr, was demselben widerfahren sei] sandte wiederum einen anderen Hauptmann uber Fuufzig zu ih»m [dem Elia’«], sammt seinen [des Hauptmannsj Funfzigem Der san der Stelle angelangt, von wo aus der vorige Hauptmann mit dem Propheten verhandelt hatte und dort ihn wiederum oben auf dem Berge sitzen sehend V. 9] antwortete, nnd sprach zu ihm [mit noch größerer Frechheit als jener«]: Du Mann Gottes, so spricht der König: Komm eilends herab [und da gieb denn allen weiteren Widerstand gegen seine Macht und Ge- walt auf und übergieb dich gutwillig in meine Hände] «) Ahasja war durch das vorige Gericht, so erschreck- lich es war, dennoch nicht gerührt worden: wodurch auch könnte ein verhärtetes Herz gerührt werden? Er lag auf seinem Sterbebette; nichtsdestoweniger hegte er we- der Furcht vor Gott, noch Fürsorge für seine Unterthanen, vielmehr setzte er einen Haufen nach dem andern erschreck- lichen Gertchten aus. tGesellsch. der Gottesgel.) «) Dieser war unverschämter als der erste, theils weil er vor dem gleichen Unternehmen, über welches schon ein schweres Gottesgericht ergangen war, nicht zu- rückschreckte, theils insofern er seiner, der des vorigen Hauptmanns sonst ganz gleichen Rede noch das Wort ,,eilends« hinzusetzte. Ccoruelius a Lapide —- eigent- lich van der steten, ein berühmter Schrifterklärer der kathoi. Kirche und Mit lied des Jesuiten·Ordens, 1568 zu Böhaff im Bisthum Züitich geboren, ·]- zu Rom 16373 er hat viel Stoff zur Erklärung der Bibel aus den Firchbcnvgkefn zufammengestellt und manches Gute dafür etge ra . 12. Elia antwortete nnd sprach swie vorhin V. 10]: Bin ich ein Mann Gottes, so falle [zum Zeugniß dessen und zur Strafe fur deine Lästerung der göttlichen MajestätJ Feuer vom Himmel, und fresse dich und deine Funfztg Da fiel das Feuer Gottes vom Himmel ldstm was Eli« gesagt, kam nicht aus fleischlichem Zorn, sondern aus heiligem Eifer für die Ehre des HErrn und aus Eingebung zesfCizeistes Gottes] und fraß ihn nnd seine Miz . «) gzleichwohl war Eliä Wort nur dem Geiste des alten Vundes entsprechend, unter welchem Gott die fre- chen Verächter seines Namens mit Feuer und Schwert Ins. I. 2. sit 562 L. Könige 1, 13—18. 2, 1-——4. ausrottete, um die Energie (Thatkrast) seiner heil. Ma- " jestät gegenüber den todten Götzen der Heiden zu osseni baren (5, Mos. 13, l fs.). Diese That läßt sich also nicht auf die Zeit des neuen Bundes übertragen, wie But. 9, 54 f. zeigt, wo Christus das Verfahren des Elias nicht tadelt, wohl aber seine Jiinger zurechlweish welche, den Unterschied zwischen der Haushaltung des Gesetzes und der des Evangeliums vertrauend, in slcischlichem Eifer nachahrnen wollten, was Elias in göltlichem Eifer für die in seiner Person verletzte Ehre des HErrn gethan hatte. (Keil.) 13. Da sandte er [Ahaeja] wiederum den dritten Hauptmann über Fünfzig, sammt feinen Fimfzigen Da der zu ihm hinauf kam [vgl. V. 9], beugte er sstatt dem Propheten mit gleichem Hohn und Verachtung seines HErrn im Himmel, wie die beiden vorigen Hauptleute, zu begegnen] seine Kniee gegen Elia [denn ob er wohl dem Befehl seines irdischen Königs gehorchen mußte , so wollte er doch nicht wider den HErrn streiten, sondern nur seine Soldatenpslicht erfüllen], nnd flehete ihm [dem Manne Gottes, den er von Her: zensgrund als einen solchen ehrete], nnd sprach zu ihm: Du Mann Gottes, laß meine Seele und die Seele deiner Knechte, dieser Fimfzig [die mit mir gekommen sind], vor dir etwas gelten [daß du uns nicht gleichfalls verderbes·t, sondern, so der HErr es dir zuläßt, gutwillig mit uns zum Könige kommest]. la. Siehe, das Feuer ist vom Himmel gefal- len, nnd hat die ersten zween Hauptmanner über Fiinfzig mit ihren Fünfzigen gefressen fes würde dir also nur ein Wort kosten, gleicherweise auch mit uns zu thun, die wir vor dem HErrn nichts als Erde und Asche sind l. Mos. 18, 27]; nun aber laß meine sund meiner Leute] Seele etwas gelten vor dir. 15. Da sprach der Enge! des HErrn [derselbe, der so oft schon unmittelbar die Worte und Werke seiner Auserwählten geleitet I. Mos 16, 7;«18, 1 ff.;19, 17 sf.; Nicht. G, 11 ff.;13, Ziff. u. s. w. und auch vorher dem Elia eingegebetr hatte, wie er sich den beiden gottlofen Hauptleuten gegenüber verhalten sollte V. 10 u. 121 zu Eifer: Gehe mit ihm [dem Hauptmann, der dich zum Könige süh- ren soll] hinab, und fürchte dich nicht vor ihm [dem Könige]. Und er lsolchem Wort aus der Stelle gehorsam und wissend, daß ihm werde kein Haar gekrümmt werden] machte sieh auf, und ging mit ihm hinab sgen SamariaJ zum Könige. O wie herzlich mochte Elias sich freuen über dieses Beugen vor dem lebendigen Gott, welches er bei dem dritten Hauptmann wahrnahm und welches ihn der trau- rigen Nothwcridigkeit überhob, zum dritten Mal mit verzehrenden Feuerslammen der« Ehre seines HErrn sich anzunehmen. Denn fürwahr, seine Seele hatte, wie die Seele Gottes, keinen Gesallen am Tode des Gottlosen; sondern das war seine Lust, wie es die Lust seines HErrn ist, daß sich der Sünder bekehre von seinem Wege und lebe tKrummacherh 16. Und er svrach zu ihm [dem König Ahasja als er nun vor ihm an seinem Krankenbette stand]: So spricht der HEm Darum, daß du haft Boten hingesandt und lassen fragen Bank-Schob, den Gott zu Eiter, als wäre kein Gott in Israel, deß Wort man fragen möchte; so sollst du von dem Bette « nicht kommen, darauf du dich geleget hast, sondern sollst sin Erfüllung der göttlichen Drohung Z. Mos. 20, 6] des Todes sterben. 17. Also starb er [Ahasja, bald nachdem der Prophet wieder weggegangen war] nach dem Wort, das Elia geredet hatte [V. 4 u. 6]. Und Jotatu [sein jüngerer Bruder Kap. Z, I] ward König an seine Statt im andern Jahr Forum, des Sohns Josaphat, des Königs Juda [genauer: im achtzehn- ten Jahr Josaphat, des Königs Juda, d. i. im Jahr 896 v. Chr., s. Anm. zu l. Kön. 22, 29]; denn er sAhassaj hatte keinen Sohn [darum eben ging die Regierang auf seinen Bruder über]. »Die Kirche Gottes aus Erden hatte nun einen Zer- siörer weniger, die Hblle ein Schlachtopser mehr« Lied hier Psalm 76. 18. Was aber mehr von Ahasja zu sagen ist, das er gethan hat sinsbesondere über die, gemein- fchaftlich mit dem Könige Josaphat von Juda ver- fuchte Erneuerung der Schifffahrt nach Ophir 1. Kost. 22, 48 ff.], siehe, das ist geschrieben in der Chronika der Könige Israel [1. Kot« 14, 19 Anm.]. Das L. Kapitel. Elias Himmelfahrt Eliscks Munderthaiem Hliiöi v. 1—18. In grrllen Gegensatz zu dem Ende, welches im vorigen Jlbschnilt Elias dem König Aha-ja wegen seinrr schnöden derleugnung den Gottes Israel'- hai anständigen müssen, tritt derjenige Ausgang, den deo Propheten eigenen Erben data) des HGrrn besondere Gnade nehmen darf. Uarhdem er noch einmal die pro· phetenschulen zu Gilgal, lzrthel nnd Srrirho befncht und Miso, mit dem, was da kommen werde, vertraut, ihn trat) seines widetstrebrng auf diesen! Gange begleitet hat, kommen beide, von einer Schnur prophetenleindkr ans der Ferne beobachtet, bis an dru Jordan; dessen Wasser theilen sitt) vor dem Srhlage deo zusammengerollten Propheten- mantelg und lassen die Männer Gottes traktierten Fußes data) das Strombett hiudnrrhschreitens drüben aber, in dem clnsligen Gefilde der iiloabiter angelangt, werden ne durch einen wagen mit feurigen Rossen von einander geskhiedrm und Elias fährt im Wetter gen Himmel. Miso, nachdem er ltlagnoll seinem Meiste: narhgerufen und dessen Mantel ale äußerte Sinnbild der dlarhsolge in Propheten- amte aufgehoben, leehrt nach dem Jordan zurück, theilt hier gleirhfallg die Wasser tu Gottes Macht von einander, daß sie ihn htndarrhlassem nnd wird von den Propheten· blndern zu Ierirho alo ihr uunmehriget her: und Meister anerkannt. Sie taki-ten, dir Leiche des gen Himmel ent- kiikliten Elias fachen nnd ehrenvoll beslatteu zu mähen, weil sie um: thellweig oou dem Jlnogang seines irdischen Lebens; etwas wissen, bis ihnen nach langem vcrgebliajem Samen, von drm sie durth Ellsabz Bedenken stth nicht haben abhalten lassen, dessen xmittheiluug oou der Art der Entrsitiinug ihm steigern glaablim wird. Des dritten Hauptmanns Rettung. Elias bei Ahasja; des Letzteren baldiges Ende. 563 1. Da aber der HErr soermuthlich nicht lange nach der Zeit, in welcher König Ahasja seiner Krank- heit erlag Kap. 1, 17., also noch in demjenigen Jahr, gegen dessen Ende Joram die Regierung antrat, oder im J. 896 v. ChrIJ wollte Elia im Wetter gen Him- mel holen [wie er es hernach auch wirklich that B. 11 und wie er es den Propheten zuvor hatte wissen lassen, damit dieser auf eine solche außer- ordentliche Weise seines Heimgangs sich noch be- sonders bereite], ging Elia nnd [mit ihm] Elisa von Gilgal kdem heutigen Dschiidschiiis im Stamme Ephraim Jos. 9, 6 Anm. 2., wo beide in Gemeinschaft mit einander die dortige Prophetenschule besucht hatten 1.Kön.19, 21 Auen» 254 Stunden südöstlich hinüber nach Bethel, wo ebensalls eine Prophetenschule sieh befand]. «) Der in der Anm. zu Katz. l, 11 erwähnte Jesuit com. a Lapide setzt den Tag der Himmelfahrt Eliä auf den 20. Juli des 19. Jahrs des Königs Josaphat (895 v. Chr) an; ersteres Datum hat er aus dem rö- mischen Martvrologiiim entlehnt (noch jetzt führt der 20. Juli den Kalendernamen ,,Elias«), unter lctzteres aber noch weiter herunterzugehen bis in die Regierungs- zeit des Königs Joram von Juda (889—884 v. Chr.), haben wir in dem, 2. Chron. 21, 12 ff. erwähnten Briefe des Elias an diesen König keine Veranlassung S. die Anm. zu dieser Stclle. Z. Und Elia [der ohne besondere Anzeichen, daß es so des HErrn ausdrücklicher Wille sei, den Elisa nicht zum Zeugen haben wollte der Verherr- lichung, der er entgegenging] sprach zu Elisa [als dieser ihm auch bei dem Aufbruche von Gilgal das Geleit gab]: Lieber, bleib hie [bei der Propheten Kindern zurück]; denn der HErr hat mich gen Bethel gesandt fund ich kann recht wohl deiner weiteren Gesellschaft entbehren]. Elisa aber sprach: So wahr der HErr lebt und deine Seele, ich verlasse dieh nicht sdenn er wußte gar wohl, was mit sei- nem Meister geschehen würde, und wußte zugleich, daß er nach Gottes Willen dem wunderbaren Vor- gange beiwohnen solltesis um selbst im Glauben dadurch gestärkt zu werden und auch andere darin stärken zu können, wenn er nun mit eigenen Augen gesehen, wie des HErrn Wege mit seinen From- men sich allemal enden »in Lieb und Segen-«, s. Anm. zu I. Mos. 41, 43 am Schluß]- Und da sie hinab gen Bethel kamen, Z. Giugen der Propheten Kinder, die zu Bethel waren, heraus zu Elisa [den sie bei Seite nahmen- um ihm die überraschende Kunde, die ihnen gleich- salls durch den Geist Gottes war offenbaret wor- den, im Stillen, ohne daß Elias etwas davon hörte, zu hinterbringen] und sprachen zu ihm: Weißest du auch, daß der HErr wird deinen Herrn sMeisterj heute von deinen Häupten [wörtlich: dir über den Kopf weg-] nehmen«? Er aber sprach: Jth weiß es auch wohl, sehweiget nur stille [damit unser Meister nicht unangenelkm sich berührt fühle, wenn er merkte, daß die ihm o ernste Sache zu einem Gegenstand des Geredes unter uns ge- worden]. «) Jch kenne keine liebenswürdigeren und anziehen- deren Erscheinungen im Reiche Gottes, als jene zartbes saiteten Seelen, die selbst von dem, was von der Liebe und Nahebeiheit ihres HErrn sie erfuhren, mit Erröthen nur und stammelnd reden können, tief durchdrungen vom Gefühle ihres großen Unwerths und befangen durch die heilige Sorge, es möchte, was allein von einer freien Gnade herzuleiten sei, irgendwie ihnen selbst und ihrer Gottseligkeit zugeschrieben werden. Dieses jungfräuliche Wesen ist freilich eine seltene Perle aus Erden; diese Moosrosen im Garten Christi wachsen in Büschen und Wäldern nicht zusammen. Aber es begegnet uns doch noch wohl dann und wann so eine verschleierte Seele, der, wie das Geflimmer der ewigen Lampe an den Tempel- senstern, Geheimnisse aus den Augen dämmern, demje- nigen ähnlich, das etnst ein Paulus vierzehn Jahre hin- durch (2. Cor. 12, 1 fj.) in verschwiegener Vrust mit sich umher trug, und von deren Lilienblättern auch die rauhe Luft dieser Welt jenen zarten Duft und Farbenschmelz nicht zu verwischen vermochte. Diese Seelen sind es, in denen das Kirchlein der Heiligen auch Gnade findet bei den Menschem — «) Was der HErr Herrliches und Großes unter den Menschen thut, das soll nicht in einem Winkel verborgen bleiben: zu seiner Zeit muß es auf die hohe Bühne heraus und die Ehre dessen erzäh- len helfen, der Himmel und Erde mit dem Glanze sei- ner Herrlichkeit erfüllen will. Darum geschieht es meh- rentheils, daß er seine Kinder auch da, wo sie von keinem sterblichen Auge sich beachtet glauben, mit heimlichen Zeugen umstellt, die, wie hinter verhüllenden Vorhängen her, deren verborgenes Thun oder Erfahren belauschen müssen So geht denn wohl manche liebe Seele in den Himmel ein, weinend, um ihr Leben wisse niemand, ja um den Glanz, den Gott darum gewoben, selbst nicht wissend. Aber wie sie nicht mehr da sind, die Heiligen, da tritt mit einem Male alles an den Tag; da läßt der HErr von ihrem Leben die Schleier lüften, und zum Preise seiner Gnade, wie zur Ermuthigung der Brüder wird es kund, wie mächtig Gottes Kraft in ihrer Schwach- heit war und was alles in ihnen und durch sie der HErr vollbrachta — «") Es mußte unserm Elias eine große Freude sein, vor seinem Heimgange noch einmal in jenen Prophetenschuleii sich eklgehen zu dürfen, in denen er nun ja den realen Nachha aller der heißen Seufzer und Gebete fand, von welchen er kleingläubig schon gemeint, daß sie erfolglos in den einsamen Wüsten verklungen, daß sie unerhört im Echo der stummen Felsen erstorben seien. O wie tief mußte der Anblick dieser blühenden Gottesgärten ihn beschämem wenn er an seine früheren Sorgen und Klagen zurückgedachie! Mit welchem Be« dauern mußte er hier des sttndlichen Mißtrauens sich er- innern, womit er in trüben Stunden an dem Erfolge seiner Arbeit zweifeln konnte! Wahrlich nein! seine Ar- beit war nicht vergeblich gewesen: aus seinem Acker waren ja diese schönen Pflanzungem wenn auch nicht zuerst in’s Leben getreten, so doch zu solcher herrlichen Blüthe, zu dieser überraschend erfreulichen Entfaltung gediehen. Ganze Colonieen von Kindern Gottes und künftigen Fahnenträgern Jehovasl und das in einer Zeit, von welcher Elias schon glauben wollte, daß sie nieman- den mehr habe, der die Sache Gottes unter den Men- schen verirrte, als ihn! (Krummaeher.) 4. Und Elia sprach zu ihm [bei seinem Weiter- gehen von Bethel nach der drei Meilen südöstlieh davon, in der Jordan-Niederung gelegenen Stadt Jericho]: Eltsa, lieber [Richt. 4, 19 Anm.], bleib hie Izu Bethel]; denn der HErr hat mich gen Jericho gesandt. Er aber [mit derselben, auf GottesWillen Zu« 564 Z. Könige 2, 5—13. sich steifenden Bestimmtheit, wie vorhin V. 2., ob- wohl er des Meisters Abstcht wohl verstand und zu ehren wußte] sprach: So wahr der HErr lebet und deine Seele, ich verlasse dich nicht. Und da sie gen Jericho kamen, 5. Tritten [wie zuvor in Bethel V. Z] der Propheten Kinder, die zu Jericho waren, zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißest du auch, daß der VErr wird deinen Herrn heute von deinen Haupten nehmen? Er aber sprach: Jch weiß es auch wohl, schweiget nur ftille. is. Und Elta [als Elifa auch auf dem Wege von Jericho nachg dem Jordan ihn zu begleiten sich anschickteJ spraäh zu ihm: Lieber, bleib hie; denn der HErr ha mich gesandt an den Jordan. Er aber szum dritten Mal] sprachx So wahr der HErr lebet und deine Seele, ich verlasse dich nicht. Und gingen die beiden miteinander ksazxvcigknd ne- ben einander her, dem Zuge ihrer Gedanken und Em- pfindungen sich überlassend, wie einst Abraham und sein Sohn Jsaak auf dem Wege nach SNorisa 1. Mos 22, is. 8., und ,,war ihnen zu Muthe, wie wenn man die Stufen eines heil. Tempels hinansteigt, oder ein großer Festtag eingeläutet wird am Vorabend, und auf den Flü- geln der Glockentöne Gedanken des Himmels wie Engel zu den Menschen·niedersieigen««]. 7. Aber funfzig Manner unter der Propheten Kindern [zu JerichoJ gingen hin [um noch einmal dem scheidenden Meister nachznschauen und sein entschwindend Bildniß geflissentlich in ihre Seele einzudrücken], und traten gegenüber von ferne, aber die beiden stunden am Jordan. Elias sagt, der HErr habe ihn nach Bethel, nach Jericho, an den Jordan gesandt (V. 2.4. 6); er schlug also diesen Weg ein aus Antrieb des göttlichen Geistes, um vor seinem Scheidcn nochmals die Prophctenfchulem die er gegründet, zu besuchen, und die Prophetenschüler in ihrem, dem Dienste des HErrn geweihten Leben zu stärken und zu befestigen, ohne zu ahnen, daß diese von seinem nahen Schejixell aus diesem Leben durch den Geist des HErrn unterrichtet waren. Aber da seine Himmelfahrt weniger um seinetwillen, als vielmehr wegen der zurückbleibendeu Genossen seines Amts geschah, so hatte es Gott so vielen offenbart, damit sie durch die wunderbare Verherrlichung ihres Meisters mehr noch als durch seine Worte, Lehren und Eemahnungen in ihrem Berufe festgegründet würden, um denselben ohne Furcht und Zagen auch dann fortzusetzen, wenn ihr großer Meister mit seiner gewaltigen Geister-kraft ihnen nicht mehr belehrend, rathend und schitfzeitd zur Seite stehen würde. Vor allen aber sollte Elia, welchen der HErr selbst zum Nachfolger ihm bestimmt hatte, durch den letzten Gang seines Meisters zum Fortsetzen seines Werks vollbereitet werden. Darum wich er nicht von seiner Seite und wollte, gewiß ·auch aus innerem Antrieb des göttlichen Geistes, Augenzeuge seiner Verherrlichung sein, um das geistliche Erbtheil des Erstgeborenen von dem scheidenden geistlichen Vater zu empfangen. (Keil.) 8. Da [ohne stch erst noch zu bedenken, wie er möge über den Jordan hinüberkommen] nahm Elia seinen khärenen Propheten-J Mantel, und wickelte ihn sztr einer Rolle] zusammen, nnd schlug in’s Wasser [wie einst Mose am rothen Meer mit seinem Stabe gethan 2. Mos 14, 16 ss.]; das ihetlete sich auf beiden Seiten, daß die beiden trocken dnrchhtn gingen [Jos. s, 16]. Jn dem Augenblick, da Elias seinen Mantel zusam- menrollt, um damit die Wogen des Stroms zu schla- gen, da hat er schon ein dunkles Vorgefühl von eine« königlichen Stellung über der Erde und ihren Elemenr ten. Es offenbart sich in seiner Glaubensthat das Nin« gen eines, den höheren Regionen schon enigegenstrebcnden Geistes nach völliger Entsesselung nnd Freiheit. Ja, seine Seele ist auf den Flügeln einer lebendigen Ahnung gleichsam dem Leibe schon voran und bereits in dem Kreise eines höheren Seins und Wirkens angelan t. Denke dir, in den Organismus einer Henne verschlöxsse man die Seele eines Sonnenadlers, oder es würde eines Seraph’s Feuergeist in das schwerfällige, leimcrne Ge- häuse eines Staubgcborenen hinabgebannt, was gäbe das? Jn einem ähnlichen Verhältnisse befindet sich die Seele unsers Propheten. Jhr Himmel, öffnet euch! ihr Schranken der Zeit, weicht zuri,icke! denn seines Bleibens ist nicht mehr hienieden. Zugleich aber sollte Elisa in jener Begebenheit am Jordan eine GelWnheit finden, sich mit dem Element eines göttlichen underwirkens vertraut zu machen, in welches er nun an seines Meisters Statt hiniibertreteti sollte. Von den Adlern sagt man, daß sie, sobald ihre Jungen Federn gewonnen, dieselben gewaltsam aus ihren Nestern hinaus-zustoßen, anfangs aber, um sie allcnälig an das neue Element, für welches sie geboren worden, zu gewöhnen, unter den Zagenden herzufliegen und sie so gleichsam auf ihren Flügeln zu tragen pfle ten. Jn ähnlicher Weise riß Elias gleichsam seinen Gefährten mit in sein Element hinüber, da er ihn durch das Bette des-Stroms ihm folgen hieß. Auf seinen Flügeln trug er ihn, der des Bewegens in solcher Lebenssphäre noch nicht kundig war, durch die brausen« den Wasserwogen daher, und es läßt sich denken, wie dem Ackersmann aus AbebMehola selbst der Fittig des eigenen Muthes mag gewachsen sein, als er unter dem Schild seines großen Ateisters wirklich ungefährdet und trockenen Fußes am jenscitigen Gestade ankam. (Krumi machte) " b. Und da sie hinuber tamen [und nun Ab- schied zwischen ihnen gemacht werden mußte], sprach Elia zu Elisat Bitte, was ich dir thun swas für einen Segen im Aufblick zu dem HErrn und in seiner Vollmacht l. Mof. 27, 7 ich auf dich legen] soll, ehe ich von dir genommen werde. Elisa sprach: Daß dein Geist bei nnr sei zwtefaltig knach andere: und wohl richtigerer Auslegung: Daß du mich für dei- nen erstcn Sohn erkennest und mir also nach dem Rechte der Erstgeborenen 5. Mos 21, 17 ein doppeltes Theil von deinem Geiste als dem Erbe, das dn deinen geistlichen Kindern hiuterläßh werden möge]. Die Ausleger gehen bei Erklärung dieser Worte in zwei Classett auseinander, indem es fich fragt, ob das doppelte Theil oder Maß des Geistes sich aus einen Vergleich mit dem Meister selbst, dem Elias, beziehe, oder auf das Verhältnis; zu den übrigen Prophetenschülerm Nun hat die erstere Beziehung schon von vornherein dies egen sich, daß Elisä Bitte ziemlich unbescheiden und hochfahrend klingt, wenn er hätte noch einmal so viel wollen sein, als sein Meister und Vorgänger; und was man zur Rechtfertignng der Bitte in diesem Sinne bei« gebracht hat, indem die einen daran denken, daß Elisa gerade noch einmal so viel Wunder als Elia gethan szwcimal acht), die andern an eine noch viel stärkere und gewaliigere Predigt (so Luther: Nicht wollte Elisa wie-- Elias durchschreitet mit Elisa wunderbar den Jordan und fährt im Wetter gen Himmel. 565 sättigen Geist Eliä haben, so es doch Ein Geist ist I. bot. 12, 4 in allen Heiligen, sondern einen zwiefäls tigen »Mund« desselbigen Geistes, daß er stärker und mehr predigen könne denn Elia, als er auch thät), wie- der andere an die mehr evangelische Wirksamkeit des Elisa im Gegensatz zu der streng gesetzlichen des Elias, zieht entweder etwas sehr Aeußerliches in die« Sache herein oder trifft doch nicht recht zu. Die Wirksamkeit Elisa’s erscheint vielmehr durchaus als eine untergeord- nete im Vergleich mit der des Elias; er ist nichts wei- ter als der Fortsetzer des Werks seines Meisters sowohl nach außen, im Verhältniß zu den Götzendienerm als nach innen, im Verhältniß zu den Phrophetenschülerw und auf dem Berge der Berklärung (Matth. 17, l ff.) erscheint neben Mose, dem Repräsentanten des Gesetzes, als Ehorftihrer des Prophetenthums nicht Elisa, sondern Elias. Hiernach können wir nur an der andern Bezie- hung festhalten, da Elisa von dem Nachlasse seines geist- lichen Vaters, von dem Geiste des Elias, noch einmal soviel erben will als die übrigen Gefchwistep die Pro- phetenkinden weil er sich für dessen erstgeborenen Sohn erkennet und sein Werk fortzuführen bereit ist. Abgesehen davon, daß diese Auffassung völlig dem Zusammenhange entspricht, so weist auch der im Grundtext gebrauchte Ausdruck genau O DIE-Its:- = die Mundportion oder der Antheil zweier an 2e.) auf jene Stelle 5. Mos 21, 17 zurück, wo er ebenfalls sich sindet » · 10. Er sprach [zu Elisa]: Du hast ein Hartes [Schweres] gebeten [dessen Gewährung nicht so ohne Weiteres in meiner Macht steht, da ich des HErrti Willen in dieser Beziehung noch nicht klar und bestimmt genug erkenne«]; doch so du mich [hernach] sehen wirst fin dem Augenblicke], wenn ich von dir genommen werde, so wird-s ja sein sder HErr hat dann damit, daß er ausdrücklich zum Zeugen dessen, was geschehen wird, dich be- stellt hat, thatsächlich für meinen erstgeborenen Sohn dich erklärt, und an der Ausstattung mit einem zwiefachen Antheil an meinem Geiste wird er’s nicht fehlen lasfen]; wo nicht [wirst aber auch du nicht zu dem Vorgang zugelassen werden], so tvtrd’s nicht sein [in diesem Falle wirst du nach Gabe und Berufung nicht mehr sein, als was die übrigen Prophetenkinder auch sind]. «) Es könnte auffallen, daß Elias noch in Unge- wißheit über Elifa’o göttliche Berufung zu seinem Amts- nachfolger sich befindet, daß er erst noch ein Zeichen vom HErrn dafür abwarten will, da ihm doch schon auf Horeb Elisa als Prophet an seiner Statt bezeichnet worden war (I. Kön. 19, 16). Jndessen, wenn Elias auch nach den Schlüssen menschlicher Vernunft aus jenem Wort sowohl, wie aus der ganzen Stellung Elisa’s zu ihm und insbesondere aus desscn jetziger unabweislichcr Begleitung sich recht wohl abnehmen konnte, daß der HErr den Sohn Saphaks von AbelsMehola zu seinem auserwählten Rüstzeu für die Zeit. wo er, Elias, vom irdischen Schauplatz feiner Wirksamkeit nun werde ab- getreten sein, gemacht habe; so galt doch in einer so wichtigen Sache kein blos menschliches Wissen und ver- nünftiges Schließem vielmehr gehörte zur Gewährung der ausgesprochenen Bitte eine unmittelbar göttliche Auto- risation (Bevollmächtigung). Die hatte Elias bisher nicht empfangen durch irgend welche Einsprache des Geistes Gottes, darum enthielt er sich der Entscheidung, bis das angegebene Zeichen als feste und bestimmte Er- klärung von Seiten Gottes eintreffen würde; als es aber dann eintraf, ließ er im Auffahren seinen Prophe- teninantel fallen, daß Elisa ihn aufhebe (V. 13), und setzte ihn damit symbolischer Weise in dasdoppelte Erbe des Erftgeborenen ein. Wir sehen, wie klar und be- stimmt die Knechte Gottes bei allen ihren Worten und Werken zwischen menschlichem Denken und Vornehmen und göttlichem Reden undnjiandeln zu unterscheiden wußten, daß sie nicht eins mit dem andern vermengteiu sehen aber auch, wie die Propheten den Geist Gottes nicht habituell (als eine ununterbrochen ihnen beiwoh- nende Gabe] befaßen, sondern wie dieser für jeden ein- zelnen Fall erst itber sie kommen, sie erleuchten und mit übermenschlicher Kraft ausrüsten mußte (2. Sam. 7, 3). Anders verhielt es sich bei Jefu, dem vollkommenen Pro- pheten, der Gottes Geist und Gottes Kraft wesentlich in ihm wohnen hatte, und daher niemals erst auf eine Erleuchtung und Begabung von oben zu warten brauchte (Joh. Z, 34s). « 11. Und da sie mit einander [von dannen weiter] gingen [tiefer in das Land jenseit des Jor- dan hinein — vielleicht nach dem Berge Nebo, auf welchem einst Mose gestorben war 5. Mos 34, 5, was freilich von der Furt Helu am Jor- dan noch einen Weg von 272 Meilen ergeben würde], und er redete [genauer: und redeten], siehe, da [erhub sich ein gewaltiges Wetter zum äußeren Zeichen, daß der HErr selber jetzt da sei, seinen treuen Knecht heimzuholen, vgl. 2. Sam. 22, 8 ff» und es] kam ein feiiriger Wagen mit feurigen Rosscn [dazu bestimmt, diese Heiniholung den Augen des zuriickbleibenden Elisa in sinnbild- licher Form zu oeranschaulichen], nnd [Wagen und Rosse] schieden die beiden von einander [indem Elia von dem Wagen aufgenommen ward, Elisa aber auf der Erde zurückblieb]; nnd Glitt fuhr also [mit lebendigem Leibe] im Wetter gen Himmel. 12. Elisa aber sahe es, nnd schrie [im tiefen Schinerz itber die ungeheure Lücke, die durch den Weggang eines solchen Mannes in seinem eigenen Leben sowohl, wie in dem des Volkes, dem er ange- hörte- evtstanden]: Mein Vater, mein triebe: geistli- cherJ Vater, [im] Wagen Israel und seiiieReiter kmit dir wird dem armen, von äußeren und inneren Feinden so bedrängten Volke noch eine ganz an- dere Schutzwehr entzogen, als wenn es alle seine Streitwagen und seine gesaminte Reiterei wider die ihm Vernichtiing drohenden Syrer auf einmal verloren hätte]! Und sahe ihn sunmittelbar darauf, nachdem er mit solchem Aufruf ihm IiachgeschaUtJ nicht mehr [denii das Ganze war der Vorgang nur eines kurzen, rasch entschwuiidenen Augenblicks, und in der Natur war es jetzt wieder still, wie zuvor] Und ei! fassete [indem er die Stätte der so wunderreichen Begebenheit verließ, in einem Schmerzgefühl der Verwaistheit und der Fremd- lingschaft in dieser Welt, das ihm das Herz spren- gen· wollte] seine Kleider, nnd zerriß sie in zwei Stucke [5. Mof 14, 2 Anm.]. 13. Und hnb [kraft des von Gott selbst ihm verliehenen Erbrechts eines Erstgeborenen V. 9 f.] 666 L. Könige 2, 14—22. auf den Mantel Elia, der ihm sdem Elia] ent- fallen tvar, und kehrete um [nach dem Lande seiner irdischen Heimath, da er nun das Werk des Heim- gegangenen fortsetzen sollte], nnd trat an das Ufer des Jordan. 14. Und nahm denselben Mantel Elia, der ihm [bei seiner AUffahrtJ entfallen war, und schlug [wie der Meister vorhin, beim Uebergange vom jenseitigen Ufer her, gethan hatte V. 8] its-s Wasser, nnd sprachx Wo ist nun der HErn der Gott Elia? sJetzt wird sich’s ja zeigen, daß sein Gott auch mit mir ist, gleichwie er mit ihm gewesen.] Und schlug [wie gesagt, indem er also sprach und sich ein Zeichen erbat, daß nicht blos Eliä Mantel, sondern auch Eliä Gott ihm als sein Erbtheil zu- gefallen sei] in«s Wasser; da theilete fich’s von beiden Seiten, und Elisa ging hindurch. 15. Und da ihn [wie er so trockenen Fußes hiUdrirchgingJ sahen der Propheten Kinder, die zu Jericho gegen ihm waren [die sämmtlichen Pro- phetenschüler aus Jericho, die am westlichen Ufer des Jordan sich aufgeftellt hatten, um seine Rück- lehr abzuwarten und so fchnell als möglich aus seinem Munde zu erfahren, wie es dem Meister ergangen sei], sprachen sie [durch solches Wunder der Jordan-Theilung überzeugt, daß der HErr in Elisa einen zweiten geistlichen Vater, einen Pro- pheten an Eliä Statt ihnen gegeben]: Der Geist Elia ruht aus Elisa; nnd gingen ihm entgegen, und beteten ihn an zur Erde sbezeugten ihm, der mit Eliä Geist und in Eliä Amt zu ihnen zurück- kehrte, ihre tiefe Ehrerbietung], Its. Und sprachen zu ihm snachdem sie sich wieder erhoben, weinend, der HErr habe den Elias in dem Sinne von den Häupten Elisä genommen V. 3 u. 5, daß er zwar dessen Seele zu sich in den Himmel entrückt, den entseelten Leib aber irgend- wohin auf die Erde habe fallen lassen, und nun von dem Verlangen getrieben, die ihnen so theure Leiche nicht draußen liegen zu lassen, sondern ihr noch die letzte Ehre einer ordentlichen Beftattung zu er- weisen]: Siehe, es sind unter sung] deinen Knech- ten fünfzig Männer, starke [wackere oder zuver- IässigeJ Leute; die laß gehen und deinen Herrn sdes Elia Leichnam] suchen; vielleicht hat ihn der Geist des HErtn [als er die Seele von dannen führte] genommen nnd irgend auf einen Berg, oder irgend in ein Thal geworfen [die Fürsorge für die irdische Hülle denen überlassend, die der Heimgeführte als seine geistlichen Kinder in der Welt zurückgelassen]. Er alter [indem er ihnen die wirkliche Sachlage mittheilte] sprach: Lasset nicht gehen [denn es ist ein vergebliches Suchen, da mein Herr mit lebendtgem und verklärtem Leibe gen Himmel entrückt worden]. 17. Aber [solch Erkenntniß war ihnen zu wunderlich und zu hoch, sie konn«ten’s nicht be- greifenz und] sie ndihigien ihn [daß er doch seine Einwilligung zu ihrem Vorhaben geben rnöge], bis daß er sieh nngeberdig stellete sihrem eindrin- gen nicht länger zu widerstehen oermochte], nnd sprach: Lasset hiugeheu sdamit ihr euch durch die Erfahrung überzeugt, daß es also sich verhält, »Wie ich euch gesagt habe]. Und sie sandten hin funf- zig Manner foielleicht dieselben, von denen in V. 7 die Rede war]- und [diese] snrhten ihn drei Tage; aber sie fanden ihn nicht. 18. Und kamen wieder zu ihm, nnd er blieb [genauer: war geblieben] zu Jerieho [während jener drei Tage ihres vergeblichen Snchensj und sprach [jetzt, als die ausgesendeten fünfzig Männer rinverrichteter Sache zurückkehrten]: Sagie ich enth nicht, ihr solltet nicht hiugeheu? [warum habt ihr denn so wenig meinen Worten getrauetsj Freilich der Glaube an diese feurigen Pferde ist es noch nicht, der uns selig macht, sowie der Zweifel an ihrer Existenz noch keinen verdammen würde; aber nichts desto weniger ist es eine Frage von der höchsten Wichtigkeit, ob Elias wirklich mit Roß und Wagen gen Himmel gefahren, oder nicht. Sinkt ein Säulchen hinweg aus dem großen Bibelgebände, so wankt der ganze Tempel; muß ich bei einer, auch der unerheblichsten Stelle der Schrift ihre historische Treue in Verdacht nehmen, gleich ist der Schriftgrund überhaupt unter meinen Füßen er- schiittert. Doch wir stnd nicht von denen, die da zwei« fein: wir glauben. Schüttle den Kopf, wem es beliebt, und habe er immerhin die Ehre, verneint zu haben, wo wir besahen; dieser Ruhm ist doch der ganze Gewinn, den der Unglaube daoonträgh Wie viel feliger sind wir i— ihr müßt es ja selbst gestehen —- bei unserm ver- schrieenen ,,Aberglauben« daran, als ihr auf der Höhe eurer vermeintlichen Weisheit und eures falschen Lichtes! Während ihr naferümpfend und mit leerer Seele davon- schleicht, feiern wir Freudenfeste in der Wüste jenseit des Jordan und wünschen uns Gliick zu einem Bun- desgott, der seine Knechte folcher Herrlichleit würdigt. (Kenmmacher.) Wie Gott Mosen selbst begrub und man fein Grab nicht gefunden hat bis auf den heutigen Tag (5. Mos 34, 6), so holte er auf noch herrlichere Weise den Elias auf einem feurigen Wagen mit feu- rigen Rossen gen Himmel. (Ziegler.) Denn Mose mußte um seine: Versündigung in der Wüste willen sterben, und wurde nur von der Hand des HErrn be- grabeny um seinen Leichnam der Verwesung zu entziehen und ihn für das ewige Leben zu bewahren und zu ver- klären; Elias dagegen starb nicht, sondern ward durch Verwandlung in den Himmel aufgenommen (1. Cor. 15, 51 f.; 1. Thess 4, 15 ff.). Dieser Unterschied ist dem Charakter und der Stellung beider Männer im irdischen Gottesreich entsprechend: Mose, der Gesetzgeber, ging ans dem Wege des Gefe es, welches den Tod als den Sold der Sünde wirkt ( käm. S, 233 7, 13), aus dem irdischen Leben, Elias, der Prophet da e en, welcher ver- ordnet war zur Znrcchtweifung für k nsztige Zeiten, den Zorn zu ftillen vor dem Strafgericht, das Herz des Vaters zu dem Sohne zu bekehren und die Stämme Jakobs herzusiellcn (Sir. 48, 10), ward als Vorläufer Christi (Mal. 3, 23 f.; Matth U, 10 f.), ohne den Tod zu scl)mecken, in den Himmel aufgenommen, um die Himmel- fahri unsers HErrn zu weissagen und in alttefiamentlicher Weise vorzubilden. Denn als Knecht, als Diener des Gesetzes, der mit seinem Feueretfcr das Zornesseuer der göttlichen Gerechtigkeit dem abtrünntgen Geschlecht feiner Elisa Rückkehr nach Jericho und Eintritt in Eliä Amt. Er macht böses Wasser gesund. 567 Zeit durch Wort und That gepredigt, wurde ervom HErrn im feurigen Wetter, dem Symbole der richter- lichen Gerechtigkeit Gottes, in den Himmel entrückt. (Keil.) Wie er ein geistlicher Streiter für die Ehre des HErrn ohnegleichen war, so wurde auch ein seuriger Streitwagen das Sinnbild seines Siegeszugcs in den Himmel. (v. GerlachJ Diesen seligen herrlichen Ausgan hatte der HErr seinem treuen Knecht nach dessen kamp beweg- tem Leben zugedacht zum Siegel feines göttlichen Wohl- efallens an dem Werke dessel en, der alttestamentlichen zjemeinde zu einem Zeugniß des ewigen Lebens im Lichte, davon ihr bis dahin nur einige wenige Ahnungen auf· edämmert hatten, uns aber, die wir den Ausgang eines zjrößerin denn Elia war, kennen, zu einem bedeutsamen Vor- und Gegenbilde und zugleich zur Veranschaulichnng der wunderbaren Verwandlung, welche der Apostel sich wünschte und den noch auf Erden weilenden Gläubigen bei der Zukunft des Menschensohnes vcrheißen hat, nicht entkleideh sondern überkleidet zu werden, anf daß das Sterbliche würde verfchlnugen von dem Leben: 2. Col: Z, l ff.; I. C. l5, 51 ff. (Sartorius.) VIII«- dL Ist-Es. In Jericho, wo Elisa eine Zeit lang in der dortigen Propheten-Niederlassung weilt, niarht er unter Anwendung eines äußeren sinnbildliclzeu Zeichens das böse Wasser durch die Kraft des göttlichen Wortes gesund und charaleterisirt damit seine ganze prouhetisclte Laufbahn als eine wohlthnendtz feguendtz bestimmt, den Fluch aufzuheben nnd Jehooabr Heil zu verkünden nach dem majestiitischen Untergang: jenes scheiurnden und brennenden Junkers, das in Elia über Israel geleachtet Damit aber alsbald auch osseubar werde, daß die Freund— lichlreit und keutseligleeit Gottes, unsers Heilaudez die in seiner Erscheinung vorgebildet wird, nimmer darf anf Ftlnthwilieu gezogen werden, als ließe Gott nun ungestraft seiner spalten, muß Miso, als er non Jericho nach selbe! hinausgeht nnd dort von einer großen Schaar Knaben verhöhnt wird, den Fluch über diese formen, aud ihrer zwei und vierzig werden von zween Bären zerrissen. Dar- uach zieht der praphet in die Stille nach dem Carmelsiclz zurötle und läßt hierauf in Samaria fiel) nieder. 19. Und die Männer der Stadt sdie Bewoh- ner Von Jericho] fprachcn zu Eltsa [der nach dem Hingange seines Meisters sich noch einige Zeit im Kreise der dortigen Prophetenjünger aushielt und von den Leuten bald für des Elias Nachfol- ger im prophetischen Amte erkannt wurde]: Siehe, es ist gut wohnen m dieser ssonst so gut und fruchtbar gelegenen Jus. S, 1 Anm.] Stadt, wie mein Herr siehet; aber es ist böses sungesundesj Wasser [darm], nnd das Land sm Folge dessen] unfruchtbar sgenauen erzeugt Fehlgeburtem was vielleicht auch auf Menschen und Thiere geht, so daß unzeitige Geburten eine häufige Erscheinung waren]. Allem Anschein nach hat das biblische Jericlzo nicht an der Stelle des jctzigen Erika oder Ritter, sondern V, Stunde weiter nordwestlich am Fuße des Quaram rann-Berges, also unmittelbar an der Quelle Ain es sultän gelegen. Diese, ,,eine große, schöne Quelle von süßem und angenehmem Wasser, zwar nicht kalt, aber auch nicht warm«, ist ohne Zweifel dasjenige Wassen um welches es fiel) hier handelt, und war die ungesunde Natur desselben oielleicht eine Folge des Fluches Josua«s, dessen Erfüllung Ahab’s Wiederhersiellung der Stadt zu einer Festung mit Mauern, Thoren und Thürmen herauf- Tbeschworen hatte (1. Kön. 16, 34). 20. Er [in ähnlicher Weise dem Nothstande abhelfend, wie einst Mose bei der Ouelle Mara 2- Mvs l5, 22 ff] sprach: Briuget mir her eine neue Schale sdie einestheils noch unentweihet ist, weil noch nicht im Dienst des sündigen Menschen gestanden 1. Sam. 6, 7., und anderntheils am besten geeignet, die alles erneuernde Kraft des Wortes Gottes Offenb. II, 5 zu versinnbilden], Und thut Salz drein sdies sprechende Symbol der Unverweslichkeit und der den Tod aushebenden Lebenskrafts Und sie brachten es ihm [beides, die neue Schale und das zur Unterlage für das zu bewirkende Wunder bestimmte Salz]. 21. Da ging et« [unter dem Geleit derer, die ihn um seine Abhilfe gebeten hatten, und der Prophetenkinderj hinaus zu der Wasserauelln und warf saus der Schüssels das Salz drein, und sprach [dasselbe mit einem Worte Gottes begleitend, ohne welches dem Salze nimmer die Kraft beigewohnt haben würde, das Wasser gesund zu machen]: So spricht der HEm Jch habe dies Wasser gesund gemacht, es soll hinfort kein Tod, noch unfrucht- barteit daher kommen. 22. Also ward das Wasser gesund, bis auf diesen Tag, nach dem Wort Elisa, das er sim Namen des HErrnJ redete. Gleich dieses erste Wunder bekundet das Eigenihü1n- liche und Unterscheidende im Beruf und Charakter des Elisa, dessen Name ,,Gottes Heil« schon sagt, daß er nicht, wie manche meinen, als eine schwache Copie (Nach- bildung) seines Itngleich größeren Vorgängers anzusehen, sondern, wenn auch auf der einen Seite Eliä Nachfolger« und der Fortfetzer seines Werks, doch auch aus der andern Seite so zu sagen eine neue Schöpfung Gottes ist. »Elisa war verordnen als Evangelist, als der Boten einer, deren Füße lieblich auf den Bergen, in Israel aus- zutreien, während Elias als anderer Moses auf dem Plan erscheinen und dem vergefsenem unter die Füße getretenen Gesctze die gebührende Achtung wieder er- kämpfen sollte; Elisa sollte als Herold der göttlichen Leutseligkeit die Herzen wieder verbinden und lockend dem HErrn in die Vaterarme führen, die sein ernster Vorgänger mit dem Hammer des Gesetzes« zerschlug und mit dem Donner seiner furchtbaren gewaltigen Thaten aus dem Todesla er einer vieljährigem grauenvollen Sicherheit aufschre te«. Darum sind auch Elisa’s Wun- der meist helfender und heilender Art, die des Elias da- gegen meist Aeußertingen richterlich strasenden Zorns, obgleich der Gegensatz kein durchgreifend» ist, indem von Elias ebenso auch die helfende und heilende Seite des Prophetenamts vertreten ist (1. Kön. 17, 8 ss.), wie die richterlich strafende Seite dieses Amts auch von Elisci (V. 23 ff.; Kap« 5, 25 ff·; 7, 19 ff.). Daß aber in Elias die herbe, rücksiclstslofe Strenge, in Elisa die er- barmende Liebe vorherrscht, erklärt sich theils aus dem verschiedenen Charakter der beiden Personen, die in ähn- licher Weise sich gegenseitig ergänzen, wie auf anderm Gebiete Moses und Josua, David und Salomo, theils aus der mehrfach veränderten Gestalt des Staats- und Volkslebens in Israel, mit der Elisas Wirksamkeit es zu thun hatte. Elias hatte mit feinem Fenereifer die Herrschaft des Baalsdiensies gebrochen und die Macht Jehovas über sein Volk soweit zur Anerkennung gebracht, daß Joram und die folgenden Könige auf die Ausspriiche 568 der Propheten des HErrn achteten, so daß Elisa haupt- sächlich nur die von Elias angebahnte Bekehrung des Volkes zu seinem Gotte zu pflegen und zu fördern hatte. Wenn in den, für den Unterricht in der Volksschule berechneten Bearbeitungen der biblischen Geschichte die in unserm Abschnitt mitgetheilte Erzählung meist bei Seite gelassen und sofort zu dem Strafwunder in den folgenden Versen übergegangen wird, so ist das jedenfalls ein Fehler; die Kinder kommen da nicht zur lebendi en Anschauung von dein eigenthümlichen prophetischen ir- ken des Elisa, da die folgende Geschichte nur die Kehr- seite der hier vorliegenden ist und jene erst im Lichte die- ser recht verstanden werden kann, Der Grund dieses Verfahrens mag die Erwägung sein, daß jene Geschichte sich gut bei der Erklärung des 4. Gebots verrverthen läßt; man hat aber dabei übersehen, daß unsre Geschichte sich trefflich zur Unterlage für eine Besprechung der Ka- techismusworte im 4. Hauptstück eignet: «Wasser thufs freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist :e.« W. Und et ging [von Jericho 5 Stunden weit] hinaus gen Bethel sum auch die dortige Prophetenschule zu besuchen V. 1 ff.]. Und als er ans dem [bergigen] Wege [der unmittelbar zur Stadt emporführteJ hinan ging, kamen kleine Kna- ben stn ganzen großen Schaaren V. 20 u. 241 zur Stadt heraus, und spotteten ihn sder langsamen Schritts, in Gedanken vertieft, von unten herauf ihnen entgegenkam und den sie alsbald für den Propheten aus Eliä Schule erkanntens und spra- chen zu ihm swährend des spöttischen Zurufs sich um ihn herumschleichend daß sie ihm hinter-den Rücken kommen möchten]: Kahlkopß komm herauf! Kahlkopß komm herauf! 24. Und er wandte sich um, nnd da er sie sahe [wie sie noch mit allerlei Geberden ihn ver- hohntens fluchte er ihnen im Namen des HErrn [indem er die Strafe des HErrm seines Gottes, und das Verderben vom Allmächtigen auf sie herab riefs Da kamen zween Baren aus dem Walde, nnd zerrissen der Kinder zwei und vierzig keinige wenige aber entkamen und hinterbrachten ihren Eltern, was draußen geschehen war]. »Ein befremdender Austritt das! Er würde es we- niger sein, wenn er im Leben des Thisbitees uns be- gegnete; aber bei Elisa dieser tödtliche Rache-Ausdruck) gegen eine muthwillige Knabenschaay diese grausige Ber- wünschung, im Namen Gottes über sie ausgesprochen, wie schnurstracks alle dem entgegen, was wir von dem eigenthümlichen Charakter und Berufe dieses Propheten als eines Boten der Freundlichkeit Jehovcks (s. Anm. zu V. 22) sa ten!« — Man hat nun, um das Be- fremdliche die es Austritts zu erklären, in dem Spotte der Knaben nicht einen unüberlegten Muthwillem sondern einen von den Obern der Stadt aus Feindschaft gegen den Propheten ersonnenen Plan, um dessen Ansehen öffentlich herabzuwürdigen und ihm den Eintritt in die Stadt zu bekleiden, erblicken wollen, bei dem sie dann, um sich selbst zu decken, die Kinder vorgeschobcn hätten; oder man hat die Spottrede: ,,komm herauf» in dem Sinne gedeutet: ,,fahre aufs« und vorausgesetzt, in Bethel hätte schon die Nachricht von Eliä Himmelfahrt sieh verbreitet gehabt, so daß die Knaben den Elisa per»- sifliren (hohnnecken) wollten, indem sie mit ihrem Zuruf etwa dies meinten: ,,Steig auch du in den Himmel auf, 2. Könige 2, 23—25. Z, 1-—8. wohin Elias, wie du vorgiebst, gegangen ist! Warum hast du deinen Freund und Herrn auf seiner Reise da- hin nicht begleitet?« Beides, so scheint es, hat viel für sich. Denn daß man zu Bethel von Eliä Himmelfahrt schon etwas wußte, ist sehr natürlich, da Elisa einige Zeit stch zu Jericho aufgehalten hatte und von dorther das Gerücht von dem wunderbaren Vorgang durch der Propheten Kinder, welche ja auch in Bethel auf einen außerordentlichen Lebensausgang des Mannes Gottes schon vorbereitet waren (V. 3), sich leicht in der Stadt verbreiten konnte; Bethel aber war der Sitz des ab- göttischen Gottesdienstes (1. Kön. 12, 29 ss.), und ge- wiß ein srivoler (leichtfertiger) Sinn bei den dortigen Einwobnern sehr im Schwange. Nun erscheint es in hohem Maße auffallend, daß der Knaben so viele dem Propheten mit einem Male aus der Stadt entgegen- kommen, worin sirh deutlich eine Absichh ein verabredeter Plan zu erkennen giebt, der nur von den Eltern oder Oberen ausgegangen fein kann; und auch, daß die Kna- ben sich hinter den Rücken des Propheten schleichen und von dorther ihn anschreien, deutet auf einen andern Sinn in dem Worte: --steige aus!« hin, als daß es blos be- deuten sollte: ,,steig den Berg hinaus« Der Spottname endlich: «Kahlkopf!« dürfte ebensalls nicht ein gewöhn- licher Spott, der ein natürliches Gebrechen des damals etwa 35 Jahr alten Propheten zum Gegenstand ordi- nären Volkswitzes macht, sondern neben dem »Fahre auf!« vielmehr ein bitterer Hohn sein: ,,Alt genug zu solcher Himmelsreise bist du ja, du abgelebter, vor den Jahren zum Greise getvordener Mann! Auf Erden bist du doch nichts mehr nütze« Solchem gotteslästers lichen Frevel gegenüber war Elisa nicht blos im Allge- meinen in seinem Rechte, wenn er die Knaben, deren die Eltern oder die Oberen der Stadt zu ihren Werk- zeugen sich bedienten, verwünschte und diese an dem straste, womit« sie gesündigt hatten, damit sie, wie Augustinus sagt, den, den sie nicht lieben wollten, sürchten lernten; sondern es war auch dem Elisa noch auf besondere Weise gleich da- mals das Schwert in die Hand gegeben zur Rache über die Uebelthäten als der HErr ihn dem Elias als seinen Nachfolger bezeichnete (1. Kön· 19, 17), und erster-er, indem er die lästernden Buben von Bären zerreißen läßt, beweist sich so recht ais Fortsetzer des Werks des letzteren. Gleichwie nämlich Eliä Thätigkeit (1. Kön 17, l) mit Erfüllung des Wortes: s. Mos. 26, 18—-20 beginnt, so hier Elisä dfsentliehes Auftreten im Volke mit Erfiillung der gbttlichen Drohung in Z. Mos. 26, 21 f. Der mehr evangelische Geist im Wirken des Elisa nach dem streng gesetzlichen Wesen seines Vorgängers wird durch solches Strasexempel an den Frevlern und Ungehorsamen keines- wegs geschädigt: es soll nur dadurch gleich von vorn- herein festgesiellt werden, daß der Gott des Evangelii ebensowenig stch spotten läßt, als der Gott des Gesetzes. »Und die Begebenheit hatte ihre Resultate (Ergebnisse). Vermochte tie auch die Gesinnung der göszendienerischen Feinde nicht zu ändern, so legte sie denselben doch Ge- biß und Zügel an und stellte eine geraume Zeit hindurch nicht den Propheten nur, sondern das ganze Kirchlein Gottes in Jsrael wenigstens gegen gröbere Anfälle und Unbilden sicheix Nicht die Bären selbst, wohl aber die Schauer ecregenden Bilder dieser beiden brüllenden Nach- rtchter blieben als schirmcnde Wächter an den Schwellen der Hütten der Prophetenkinder liegen, und Elisa selbst trug sie hinfort gleichsam als Folien seiner prophetischen Auctorität und als kräftige Accente auf seine Zeugnisse in seinem Wappen; sie umgaben, wenn ich so sa en mag, die Rose seiner freundlichen und holdseligen Er« scheinung mit dem nöthigen Dornenschirme.« 25. Von dannen ging er sohne nach einer kurzen Begrüßung der Prophetenkinder stch länger Die den Propheten verhöhnenden Knaben von Vethel werden von Bären zerrissen 569 in Bethel aufzuhalten -— denn mit Gebirgesschwere hatte sich die Vorstellung des ungeheuren, das er vollbracht, über sein Gemüth her gelagert, und er bedurfte der Stille, um die frühere, friedens- reiche Fassung seiner Seele an dem Herzen Jeho- va’s wiederzugewinnen] auf den Berg Carmel [nach der Stätte, wo Elias meiftentheils sich aushielt Kapx I, 9 ff.], und lehtele [nach einiger Zeit, als er so zu sagen sich selber wieder gefunden] um von dannen gen Samaria sdenn dort hatte er ein eigenes Wohnhaus Kap. b, 8 ff.; 6, 8 ff. 32 ff.; IS, 14 ff.] Elisa hatte nicht erst wieder, wie es Eliä Beruf ge« wesen,- den Glauben an den Gott Jsraels zu ivecken und ihm Anerkennung zu erzwingen. Diese grundlegende Arbeit hatte Elias bereite gethan, der, wie aus dunklem Ursprung« so aus langer Abgeschiedenheit plötzlich her· vortretend, einzelne Thaten zur Herstellung des göttlichen Ansehens unter dem Volke in gewalttger Elltajestät ver- richtete und dann immer wieder verschwand. Elisa da- gegen hatte die Keime des neu erwachten Lebens ans Gott zu hüten, zu pflegen und zu kräftiger Entfaltung zu bringen; daher treffen wir ihn auch in den Zeiten, wo ihn sein Beruf nicht in den Kreis des öffentlichen Lebens führte, nicht, wie den Elias, in einsamer Wüste, sondern mitten unter dem Volk — ein Vorbild des Verhältnisses zwischen Christus und seinem Vorläuser Johannes. Das Z. Kapitel. Iocam’8 Regierung, Krieg und Sieg wider die s Moaiiilen VI« v. t—-20. Thal« zweiter Sohn Joram, der diachsob ger seines Bruders Jihagja auf dein Throne Joram, der zwar den unter des Eelzteren Regierung wieder eingedrun- genen tiaalodieust alsschassk dagegen den Stierdieiisj kion Uenem znr Staatoreligion erhebt, unternimmt in Ge- meinschaft mit dem Könige Josaphat von Juda einen Krieg-sing wider die vom Reime Israel abgesallenen Maul-Mr, an welchen: anrh der Edomiterliönig in seiner Eigenschaft als Sosaphako vasalt siih beiheiligt. All-er an der Grenze des Moabiterlandeo iiommt dao ganze große Heer in schwere Zedrängniß durch wassermangey nnd Joram giebt alles verloren; da wird aus Josaphat-z Rath nach einein Propheten deg HErrn gesucht, ans dessen Munde man Gott rathsragen könne, und hehr, Etisa findet flih beim Heere, der anch Hilfe verheißt. Die thilse iiomini dann ani andern morgen zur Zeit deo Sueioopsero durch einen fern in den ösiiikhen Bergen Edouio gesalienen Regengnh der den Rath, an welchem dao Heer lag-et, reichliai mit Wasser stillt. 1. Joram, der» [zt»veite] Sohn Ahahs [Kap. I, 17], ward Konig nber Israel zu» Samaria, im achtzehnten Jahr Josaphat- des Konigs Juda [im J. 896 v. Chr.]; nnd regierte zwolf Jahr [bis 883], 2. Und that, das dem HErru übel esiel, doch nicht [in so fchlimmer Weise] wie sein ater [Ahab] und seine Mutter [Jfebel, deren Regierungs- grundsätze 1. Kön. 16, 31 ff. auch sein Vorgän- ger Ahasja befolgt hatte· 1. Kön. 22, 53 ff.]. Denn er that weg die Saale Bank, die sein Vater machen lief fzu Samaria l. Kdn. IS, 32]. s. Aber er blieb bangen an den Sünden Je- robeam, des Sohns Nebel, der Israel sdurch Ein: führung des Kälberdienstes 1. Kön. 12, 26 ff] sündigen machte, nnd ließ nicht davon kdahck es ihm auch nicht gelang, dem Baalsdiensi selber und den Ein- flüssen feiner gottlofen åiliutter ein Ende zu machen, vielmehr wurden auch unter ihm alle Gräuel des Heiden- thums ganz ungescheut sortgetrieben Kap. 9,22; l0, 18 ff.]. 4. Mesa aber, der Moabitex König, hatte viel Schafe [da sein zwar gebirgiges, aber Von vielen fruchtbaren Thälerii durchzogenes und wohl bewässertes Land sich trefflich zur Zucht von Klein- vieh eigneteL Und ziuseie [vormals, solange Ahab regierte, ihm] dem Könige Israel kais jähr- lichen Tribut] Wolle von hundert tausend Liinimern, und von hundert tausend Widdern sderen Felle er abliefern mußte]. «Nach andern Auslegern wäre dieser so bedeutende Tribut nicht als ein jährlicher zu verstehen, sondern nur als ein bei jedem Regierungswechseh sei es in Jsrael oder in Mond, vor. Neuem zu entrichtendeiu 5. Da aber Ahab todt war [und sein Sohn Ahasja im J. 897 v. Chr. zur Regierung kam], fiel der Moabiter König [wie schon in Kap. I, 1 bemerkt worden] ab vom Könige Israel sindem er den Tribut nicht mehr entrichten, und Ahasja konnte während seiner nur kurzen Regierung nichts thun, um ihn seiner Oberherrfchaft wieder zu unterwerfen] , s. Da [als Joram im J. 896 den Thron bestiegen hatte und auch ihm der Moabiterkönig die jährliche Tributzahlung verweigerte] zog zu derselben Zeit aus fee] der König Joram von Samaria, und ordnete das ganze Israel [hob, in- dem er zu dem beabsichtigten Feldzug sich rüsten, ein Kriegsheer aus feinem ganzen Reiche aus]. 7. Und sandte hin zu Josaphat, dem König Juda [welcher, wie wir aus den früher mitgetheil- ten Begebenheiten 1. Kön. 22 schon« wissen, zu dem Hause Ahab in verwandtfchaftlichem Verhält- niß stand· und gute Freundschaft mit ihm hielt], und ließ ihm sagen: Der Moabiter König ist von mir abgefallen, komm mit mir zu streiten wider die Moabiten Er [Josephat, der nach dem, was ihm der Prophet Jehu, der Sohn Hananh sowohl wie Elieser, der Sohn Dodava, wegen seines Bündnisses zuerst mit Ahab und dann mit Ahasja vorgehalten S. Chron. 19, L; 20, 37, wohl hätte wissen können, was da sei des HErrn Wille, konnte auch dies Mal der Versuchung nicht widerstehem die an ihn herantrat, und] sprach [indem er meinte, sich die gute Gelegenheit nicht entgehen lassen zu dürfen, die Moabiter für immer unschädlich zu machen, daß sie nie wieder, wie bei ihrer Verbin- dung mit den Ammonitern 2. Chron. 20, 1 ff., einen Einfall in das Reich Juda wagen könnten]: Jch will hinauf kommen [dir zu helfen], jch hin wie du, nnd mein Volk wie dein Volk, und meine Rasse wie deine Rossc [I. Kön 22, 4]. 8. Und [Joram, nachdem er so des Beisiandes 570 L. Könige Z, 9-——20. des Josaphat sich versichert hatte] sprach [bei einer abermaligen Gesandtschaft, die er an denselben ab- sehkcktejx Durch welchen Weg wollen wir hinauf ziehen [gen Mond? Hältst du es für besser, wir setzen über den Jordan und rücken von Norden her in’s Land ein? oder ziehst du es vor, wir wenden uns nach der Südspitze des todten Meeres und dringen von dem nördlichen Theil der edomi- tischen Berge aus vors? Er [Josaphat, das Zweite gzvahlendj sprach: Durch den Weg in der Wnste bitt. Dieser letztere Weg war der weitere und mit größe- ren Schwierigkeiten und Gefahren verbunden, weil das Heer hier schwer zu ersteigende Gebirge passiren mußte. Dennoch entschied Josaphat sich für denselben, theils wohl weil man im Norden die Syrer zu Ramoth in Gilead (1. Kön. 22, I ff.) zu fürchten hatte, theils aber auch aus dem Grunde, weil die Moabiter im Vertrauen auf die schwere Zugänglichkeit ihrer Südgrenze von dieser Seite her keinen Angriff erwarten mochten und daher hier ungerüstet überfallen und geschlagen werden konnten; endlich aber Cund ohne Zweifel am meisten) aus Rück- sicht auf den König von Edom, den man auf diesem Wege mit seinen Truppen an sich ziehen konnte, vielleicht weniger in der Absicht, dadurch das eigene Heer zu ver· stärken, als vielmehr um sich seiner Macht zu oersichern, daß er·nicht,·während Josaphat gegen die Moabiter zu Felde liege» einen neuen Versuch zum Abfall durch aber« maltges Etndringen in’s Reich Juda (1. Kön. 22, 48 Anm.) mache. (Keil.) d. Also zog hin sdurch das Gebiet des Reiches Juda und dann durch die, zwischen dem Gebirge Seir und der Südspitze des todten Meeres gelegene Wüste hindurch bis an die Siidgrenze Monds, den Wady el Ahsy 4. MDL 21, 11 Anm.] der König Israel [Joram], der König Juda lJosaphatL und der [von dem letzteren abhängige, seinem Na- men nach aber nicht weiter bekannte] König Edonu Und da sie sieben Tagreisen [auf diesem etwa 15 Meilen weiten Wege] zogen fund endlich in der Gegend des oberen Weidenbaches anlangten, wo allein der Eingang in’s Moabiterland möglich], hatte das Heer und das Vieh, das szur Verpup- oiantirung des Heeres und zum Tragen des Ge- päcks V. U] unter ihnen war, kein Wasser. Der Wady el-Ahsy oder Weidenbach hat eine sonst nie versiegende Quelle; daß dieselbe aber jetzt kein Wasser mehr giebt, geschieht durch Gottes besondere Leitung, der die Herzen der beiden Könige von Jsrael und Juda will offenbar werden lassen und einen jeden von ihnen in seine Zucht nimmt, den Joram, um dem Propheten Elisa, der zu dieser Zeit seine öffentliche Wirksamkeit als Eliä Nachfolger begonnen hatte, bei ihm Einfluß und Geltung zu verschaffen und durch denselben wo möglich ihn ganz von seinem gögendienerischen Wesen (V. 2 s.) zu bekehren, den Josap at, um ihn, wenn Joram kein anderer wird, als der er ist, von dem Bündniß mit dem- selben abzubringeky gleichwie er früher durch Propheten- mund we en seiner Gemeinschaft mit Ahab und Ahasja ihn gestrait hat. 10. Da sptach der König Israel [in der Noth sofort verzweifelnd, weil er in seinem Herzen kei- nen lebendigen Glauben an Gott und dessen Macht zu helfen hatte, sondern vielmehr ein geschlagenes Gewissen«]: O wehe! der HErr hat diese drei Könige geladen [hierher, an diesen Verderben brin- gendcn Ort gerufens daß er sie [mit ihrem gan- zen Heer» ohne SchwertstreichJ in det Moaditer Hande gabe. «) Dies ist ja die unholde Kunst des bösen Gewissens, daß es ans jeglichem Be egniß einen schwarzen Sinn herauszuheben weiß. Ein nsterer Maler ist es, welchem kein Nachtstiick nächtig und grauenvoll genug erscheint, um nicht noch neue Schauerzüge hineinzuzeichnem ein gefärbter Spiegel, in dem auch das gerin ste Weiß» eschick die Gestalt eines Feuergusses aus göttlichen« orness aalen annimmt; ein düsterer Propbet, der immerdar nichts als Verderbliches und Böses weissagt; ein Todenvogel in stürmischer Nacht, der nur von Unheil eintönige, gespen- stischsschauerliche Lieder singt. Vom Gewissen aus särbt sich das Leben, färben sich die Erdenloose: das im Blut des Lammes gereinigte Gewissen streut uns verklärende Lichter in alle Verhältnisse des Daseins, es zeigt uns überall nur gute, heitere Bedeutung und nimmt den Bitterkeiten den tödtlichen Stachel; das böse schärft ihn, ja setzt den Stachel ein, wo er fehlt, und webt nur Schatten, Leichensior und Trauerschleien sKrummacherJ 11. Josaphat aber [in ruhiger und gefaßter Rede, weil sein frommes, gläubiges Herz von einem Nothhelfer wußte auch aus der schwersten Bedrängniß] sbtach [vgl. 1. Kön. 22, 7]: Jst kein Prophet des HErrn hie, daß wir den HErrn durch ihn tathfragtetst [wie wir mögen errettet werdens? Da antwortete einer unter den Kneehten des Königs Israel [vielleicht der Prophetenschüler einer, der bei dem Aufruf des Königs V. 6 mit in das Feld hatte ziehen müssen], und sprach: Hie ist Eins, der Sohn Saphah der Elia Wasser auf die Hande goß« [des nun von der Welt hinweggenommenen Elia Diener und sein beständiger Begleiter ge- wesen isi]. «) Gottes Nachtigallen mögen sich doch nicht leu nen: ob sie des Tages und bei Sonnenschein oft langes wei- gen, fällt die Nacht daher, so beginnen sie ihr ied, und im Sturme singen sie meist am schönsten. — «) Wie in aller Welt kommt doch der Elisa mit einem Male hieher in »die Nähe des Kriegslagers und in die .bren- nende, unwirthbare Wildniß? Nun, ihr erinnert euch (s. Kap. 2, 25), wie er nach dem blutigen Auftritte bei Bethelin die Einsamkeit sich zurück og. Sein wildes, zart besaitetes Gemüth war dur die ungewohnte Schreckensthat, zu der ihn Gottes Geist genöthigt, der- gestalt selbst erschüttert und aus allen Fugen und An eln gleichsam herausgerissen worden, daß er, bevor er eine prophetischen Verrichtungen fortsetzen konnte, durchaus einer erneuerten Sammlung und gemüthlichen Erholung bedurfte und es noch einmal und bestimmter aus dem Munde seines Gottes vernehmen mußte, er habe recht gethan und in der That in seinem Sinne, auf sein Geheiß gehandelt. Darum eilte er mit feiner tiefergrisfei nen Seele in die Stille, und ihr wißt, die schweigenden Waldesgründe des Berges Carmel waren es, in die er sich zurückzog Nachdem er hier nun eine Weile in betendem Verkehr mit seinem Bundesgott zugebracht und unter dessen tröstlichem Zuspruch die ganze Heiterkeit seines Gemüthes wiedergewonnen hatte, begab er sich in des HErrn Namen auf den Schauplatz seiner Wirk- samkeit zurück und nahm seinen Weg nach Samaria Joranks Regierung. Sein Kriegszug wider Mond. Harte Bedrängniß durch Wassermangel. 571 Als er dort ankam, standen die Aruieen Jsraels eben im Begriff, gen Moab aufzubrechen. Da trieb ihn der Geist, und mit dem Geiste die Liebe, den Legionen seines Volks in einiger Entfernung fiel) anzuschließen Zwar waren die Waffen, mit denen er sich gürtete, nicht fleisch- lich; nichts desto weniger deuchte es ihn, es könnten Um- stände sich ereignen, unter denen auch er dem Zeuge Jsraels einige Handreichung zu leisten vermöchte. Mosis ausgereckte Arme (2. Mos. 17, 8 ff.) und Samuels wunderthätige Seufzer (1. Sam. 7, 7 ff) schwebten ihm vor der Seele, und so zog er freudigen Muthes, das ganze Volk auf dem priesterlichen Herzen tragend, mit in’s Feld hinaus; und wer doch hätte es dem schlichteiy unbewaffneten Nachzügler im rauhen Kameelhaarenkleide ansehen mögen, daß in der That Er, als Werkzeug des großen Schlachtenlenkers droben, den ganzen Krieg ent- scheiden und die Legionen Jsraels von dem fürchterlichsten Untergange erretten werde? (Krummacher.) 12. Josaphat sprach: Des HErrn Wort ist bei ihm [dem Elisa; gewiß wird uns dieser, wenn er des großen Propheten Elia Schüler ist, Gottes Wort sagen können]. Also sum aus Eliscks Munde sich einen Ausspruch des HErrn zu holen] zogen zu ihm hinab der König Israel, und [der König Juba] Josaphat, und» der König Edom. Die Zelte der Könige waren ohne Zweifel, zur besse- ren Uebersicht des Lagers, auf einer Erhöhung errichtet; sie selber aber, durch das Ungliick gedemiithigh begaben sieh persönlich zum Propheten hinab, statt ihn zu sich zu bescheiden. 13. Elisa aber sprach zum Könige Jsrael sder zugleich im Namen der beiden andern das Wort ergriffen und die Sache, die sie zum Propheten getrieben, demselben kund gethan hatte]: Was hast du mit mir zu schaffen sdaß du an mich, einen Propheten des HErrn, mit deinem Anliegen dich wendestjr Gehe hin zu den Propheten deines Vaters [den Stierpropheten 1. Kön. 22, 6], und zu den Propheten deiner Mutter [den Baalsprm pheten I. Kön. 18, 19., und laß von denen dir Bescheid geben]. Der König Israel sprach zu ihm: Nein [weise mich nicht von dir weg]; denn der HErr hat diese drei Könige [die hier vor dir stehen] geladen, daß er sie iu der Moabiter Hände gäbe [darum kann auch nur Er aus dieser Enge und Bedrängniß heraushelfen]. 14. Elisa sprach: So wahr der HErt Zebaoth lebet, vor dem ich stehe sdeß Diener ich bin l. Kön. I7, 1], wenn ich nicht Josaphat, den König Juba, ansah« ich wollte dich [der du nur aus augen- blicklicher Noth nach dem HErrn und seinem Worte fragst] nicht ansehen noch achten ssondern würde dich deinem Geschick überlassen]. Jn einem gewissen Sinne, wie Elisa, siehet auch der HErr allerdings die Person an. Wie unendlich oft mag das in der Welt sich wiederholen, was dort in der Wüste geschah! Hier wird ein Heer erhalten oder siegt, man sagt, weil es wohl geübt oder geschickt commandirt ward; und am Ende liegt die ganze Ursache des glücklichen Aus anges in der Gegenwart eines frommen Menschen, der ill und unbemerkt in den Reihen dahin geht, aber Gott sahe seine Person an und iiberbreitete um seinet- willen die ganze Schaar mit seinem schirmenden Fittig Dort zieht ein drohendes Unheil plötzlich an einem Orte vorüber, man schreibt die Verschonung einem günstigen Zufall oder einer weisen obrigkeitlichen Maßregel zu; aber der wahre Rettungsgrund ist vielleicht in der ärmsten, unansehiilichsten Hütte des Orts zu suchen, da wohnt Ein Mensch, den der Ewige lieb hat, und der Mensch etet II. So bringet mir nun [damit ich unter den Klängen der Musik meine Seele sammeln und in den zur Anschauung göttlicher Dinge er- forderlichen Zustand der prophetischen Entzückung mich oersetzen kann l. Sam. 7, 2 Anm.] einen Spielmann [Saitenspieler]. Und da der Spiel- maun auf der Saite spielte, kam die Hand des HErrn [in dem Geiste der Weissagung, der in ihm lebendig wurde] auf ihn [1. Kön. 18, 46]; les. Und er sprach: So spricht der HErn Machet hie und da Gruben an diesem Bach [in diesem jetzt wasserleeren Bachthal des Wady el- Ahszy um das Wasser, das bald in reichen Strö- men sich durch dasselbe ergießen wird, aufzuhalten, damit es nicht sofort wieder abfließen kann]. 17. Denn so spricht der HErr [weiter]: Ihr werdet [zwar] keinen Wind [der sonst immer vor einem Wetter sich erhebt] noch Regen sder das Wasser bringt] sehen; dennoch soll [morgen beim Anbruch der Tageshelle V. 201 dkk Bqch vol! Wassers werden, daß ihr nnd euer Gesinde stich- tiger: eure Heerden, die zum Schlachten be- fiitnkintten Thiere], und euer Vieh [eure Lastthiere] km c . Im Vertrauen auf das Wort des HErrn, das ihnen verkündigte, was noch keiner sah, sollten sie dafür sorgen, daß alles nss Re·chl·ch ·t W t " d . O. Gerlackib i i sie mi asser versorg wur e 18. Dazu ist das ein Geringes vor dem HErtn [euch, ohne daß ihr wüßtet, wie und wo- her, Wasser zu geben], er wird auch die Moabiter in eure Hunde geben [und keineswegs, wie Joram fürchtet V. 13, euch in ihre Hände] 19. Daß ihr [sie oöllig vernichtet und ihnen thuet, wie sie, falls der Sieg ihnen zu Theil ge- worden wäre, eurem Lande würden gethan haben, indem «ihr] schlagen werdet alle feste Städte, und alle auserwahlte Stadt» und werdet fälleu alle gute [fruchtbare] Baume, und werdet verstopfen alle Wasserbruuuen, und werdet allen guten Acker mit Steinen verderben [auf daß er für immer brach liege]. Dies bei der Belagerung seindlicher Städte u thun, war sonst den Kindern Jsrael Verboten (5. Hof. 20, 19 f.); hier aber sollte mit Moab, das Von jeher als einen Erzfeind des Volkes Gottes sich bewiesen hatte,- für immer ein Ende gemacht werden. 20. Des Morgens aber knach diesem Tage, an welchem Elisa also geredet und die Könige im Vertrauen auf sein Wort die Gruben hatten machen lassen, und zwar zu der Zeit], wenn man snach dem Gsses Z« Mel— As, 391 Speisopfer opfert, siehe, da kam eiu Gewasser des Weges von Edoui 572 2. Könige Z, 21—27. 4, 1—-7. [von der Seite her, da man nach Edom gehet], und sullete das Land [die ganze Gegend, da die drei verbündeten Heere lagerten] mit Wasser. Vermnihlich hatte der HErr in den östlichen Bergen Edoms einen großen Platzregen fallen lassen, von dem aber die Jsraeliten nichts wahrgenommen; das Wasser kam zur Zeit, wo das gewöhnliche Mvrgenopfer im Tenipel zu Jerusalem dargebracht wurde, um den recht- mäßigen Gottesdienft dem, dem Stierdienft ergebenen Joram gegenüber zu ehren nnd ihm zu erkennen zu geben, daß nur auf dem Wege, den der HErr selbst geordnet, seine Gnade und Wohlgefallen erlangt werden könne. IF« v. 2l—27. Die an der Grenze ihres Landes zu dessen vertheidignng lagernden Maul-irre, als sie am an- dern ziorgen das Gewässer im sachthale vor ihnen er- blicken, welches »die anfgehende Sonne mit röthlicheiu Glanze beleuchtet, halten dies Gewässey das ja vordem nicht dagewesen, für tzlnt und meinen, ihre Feinde hätten unter einander sich entzweiet und gegenseitig sirh erwürgt- Jndem sie nun in’s israelitisuje Lager eindringen, um daselbst Beute zu machen, werden sie non Israel völlig geschlagen, ihre Städte werden eingenommen und ihre Felde: verwüsiet Unr sit-Mond, ans einem hohen, stei- len Felsen gelegen nnd rings von einem tiefen, engen Thal umgeben, hält sich noch; aber schon sieht auch diese Festung in Gefahr, erobert zu werden, da versucht der König der Maul-irrt, flch durchznsrhlagem und unfrei, als dies nicht gelingt, seinen Ersigeboreuen angesichts der-Tie- lagerer auf der Mauer. Entsetzt über solchen Gräuel, ziehen die Kinder Israel at: und verfolgen ihren Sieg nicht weiter. U. Da aber [um hier wieder auf den Feld- zng V. 9 zurückzukommen] alle Moabiier höreten, daß die Könige [von Israel, Juda und-Edom] herauf zogen, wider sie zu streiten; bertefen sie alle, die zur Rüstung alt genug [d. i. 20 Jahr 4. Mos. 1, Z] und drüber waren, und traten an die Grenze slihres Landes, um dem anrückenden Feinde das Eindringen in dasselbe zu verwehren]. 22. Und da sie [nun an dem Tage, an wel- chem den Kindern Jsrael das Wasser geschenkt wurde V. 20] sich des Morgens frühe [aus ihrem Lager, das sie in der Nähe des Weidenbaches auf- gechlagen hatten] aufmachien, und [eben hinter ihrem Rücken] die Sonne ausging [und diese ihren rdrshlichen Schein] auf das Gewässer [warf, von dessen Dasein sie keine Ahnung hatten, da ja zu- vor der Bach völlig ausgetrvcknet gewesen war]; dänehte die Moabiter das Gewässer gegen ihnen roth sein, wie Blut [schien ihnen in Folge einer optischen Täuschung das in dem Bachthale dahin- fließende Wasser nicht Wasser, sondern ein Blut- strom zu sein], 23. Und sprachen [unter einander]: Es ist Blut, die [drei verbündeten] Könige ssind uneins geworden, und] haben [ihre Heere gegenseitig] sich mit dem Schwert verderbet, und einer wird den andern geschlagen haben. [Denn dergleichen Reibun- gen unter Bundesgeuossem daß sie unter einander sich selbst veruichteten, noch ehe sie mit dem Feinde zufammentrafem kamen dazumal nicht selten vor Nicht. 7, 22., und die Moabiter hatten es vor nicht langer Zeit ebenso gemacht, als sie im Verein mit Ammonitern und Edomitern wider das Reich Juda zu Felde zogen 2. Ehren. 20, 23. Jn dieser Meinung denn, das feindliche Lager von Menschen leer und nur noch eine reiche Beute dort zu finden, stürzten sie unter dem gegenfeitigen Zu- ruf:] Hut Mond, mache dich nun zur Ausbeute! fauf dasselbe zu.] 24. Aber da sie zum- Lager Israel kamen, machte slch Jsrael auf und skhlugen die Moabtten und sie [die MoabiterJ flohen vor ihnen [in ihre festen Städte]. Aber sie [die Jsraelitenj kamen hinein [den Flüchtigen auf dem Fuße folgend], und schlugen Moab [auch in den Städten]. 25. [Da geschah, was Elisa zuvor Verkündigt hatte ·V. 19».] Die festen Städte zerbrachen sie, und ein jegliche: warf seine Steine auf alle gute Anker, und machten sie voll [davon], und verstopf- ten alle Wasserbrunnem und fälleteu alle gute Bäume, bis daß nur die Steine an den Ziegel- mauern [richtiger: von Kir-Hareseth oder Kir- Moab, der Hauptfestnng des Landes Jes. 15, 1; IS« 7. II, i. Karte IIl.] til-erblichen; und sie um- gaben sie mit Sehleuderu Uießen die, die" Stadt vertheidigende Mannschaft auf den Mauern von Schleuderern beschießenL nnd schlugen sie [so daß dieselbe stch nicht mehr halten konnte] 26. Da aber der Moabiter König [der eben- falls in der Stadt gegenwärtig war, während seine eigentliche Residenz zu Rabbath-Moab 4. Mos. 22, 36 Anm. sich befand] sahe, daß ihm der Streit zu stark war, nahm er sieben hundert Mann zu sich, die das Schwert auszogen [mit ge- zücktem Schwert vorbringen sollten], heraus zu reißen wider den König Edom [an der Stelle durch das Belagerungsheer sich hindnrchzuschlagem wo der König von Edom mit feinen Strei- teru stand, weil er hoffte, mit dem am leichtesten fertig zu werden]; aber sie [diefe 700 Mann sammt dem König] konnten nicht fsich durchschlageu, son- dern wurden in die Stadt zurückgetrieben] 27. Da nahm er [in der Verzweiflung das Aeußerste daran sehend, um den Zorn der Götter zu versöhnen und ihren Beisiand für sich zu ge- minnen] seinenersteu Sohn, der an seine Statt sollte König werden, und opferte ihn [dem Götzen Camvs oder Milcom Kap. 1, 2 Aum.] zum Brand: obser auf der Mauer fangesichts der Belagerer]. Da ward Israel sehr zornig kindem das ganze Heer« ein, solche That im höchsten Grade verab- scheuender Unwille ergriff], daß sie flieber die ek- rungenen Vortheile aufgabeu und] von ihm [dem Moabiterkönigj zlbzogen sals daß man noch länger in einem Lande hätte weilen wollen, wo dergleichen Gräuel verübt wurden], und tehreten wieder zu Lande sein jeder in sein Land] Niederlage der Moabiter. Eliscks Wunderthat an dem Oelkruge einer Wittwe. 573 Wörtlich heißt es in der zweiten Hälfte des Verses: Und es ward (kam) großer Zorn über Israel, was man vom Zorne Gottes hat verstehen wollen, den Jsrael damit sich zugezogen, daß es den König der Mon- biter aufs Aeußerste getrieben; allein was Israel that, indem es seinen Sieg über die Moabiter verfolgte. war ja dem Aussprache des Propheten B. 19 ganz gemäß, und daß der im Hebräischen für Zorn gebranchte Aus- druck qgk auch von menschltchein Unmuihe stehen kann, beweist die Stelle Wird. Sal. 5, Its· Das 4. Kapitel. Elifcks fünf Munde-entgehe. HXT V. 1-—7. Es folgt hier eine Reihe von Wunder— thaten des Miso, die er während der diegiernngszeit des Königs Ioraiii verrichtet hat und die niis ein kiid gehen theils von dein Foribenande nnd dem Gedeihen der pro« nhetensihulen, theils von der Stellung des Propheten zu den Frommen im Lande nnd von dem Ruf seines namens bis äber die Grenze des Reiches hinaus. Zunächst hören niir von der Wittwe eines voriiiallgen prouheteasasälerg wie ne dem Manne Gottes ihre Uoth klagt, daß sie in tiefen Schulden steciie nnd nun die Gläubiger ihre beiden Söhne zu leibeigenen Kneihten nehmen wollen, um sich auf diese Weise bezahlt zn machen. Sie beßtzt weiter nichts als ein Krüglein Oel; aber auf Glisä Geheiß läßt sie von allen ihren dtaihbarinnen sich leere Gefäße geben, schließt mit ihren Söhnen sitt; ein nnd gießt ans ihrem Kruge Gel in jene Gefäße, nnd der geringe Vorrath wird durch Gottes Jklaiht dergestalt gesegnet, daß die Gefäße alle mit einander voll werden nnd nicht nur mit ihrem Erlös die Schulden deinen, sondern auch mit dem Uebrigen zum Lebensunterhalt fär die arme Familie ausreichen. 1. Und es schrie [einst, als Elisa von dem Feldzng der Moabiter, an dem er Theil genommen, wieder daheim im Lande Jsrael war und sein Werk in Pflege der Prophetenschulen fortsetzte] ein Weib unter den Weibern der Kinder der Pro- pheten [der Sagenach die Wittwe des in 1. Kön. 18, 3 ff. erwähnten Obadja, der später sein Amt als Schloßhauptmann des Königs eingebüßt und durch seine Wohlthätigkeit gegen die Propheten des HErrn sich in Schulden gestürzt hatte I. Kön. 18, 15 Anm.] zu Elisa, und sprach: Dein Knecht, mein Mann, ist estorben; so weißt du, daß er, dein Knecht, den Eren fürchtete kund also nicht in Folge seines Leichtsinns mich und meine Söhne in großer Armuth zurückgelassen hat]; nun kommt [aber, weil ich nicht im Stande bin, die aufge- laufenen Schulden zu tilgen] der Schnldhery nnd tvill meine beiden Kinder nehmen zu eigenen Knech- ten [3. Mos. 25, 39 ff.; Matth. 18, 25]. 2. Elisa [dem ihre Noth natürlich zu Herzen ging, der aber doch außer Stande sich sah, die Schuld für sie zu bezahlen] sprach zu ihr: Was soll ich dir thun? sich weiß nicht, wie ich dir zu helfen vermöchte. Dann aber sich besinnend, daß er an seinem Gott, dem er diente, einen reichen allmächtigen Helfer habe und daß diesem es ein Leichtes sei, aus dem, was im Hause der Wittwe noch da sei, soviel zu machen, daß datnit alle Noth gesiillt werden könne, fuhr er fort:] Sage mir, was hast du im Hause? Sie sprach: Deine Magd hat nichts im Hause, denn einen Oellriig [mit einem geringen Vorrath von Oel darinnen i. Kein. 17, 12]. Z. Er sprach: Gehe hin, und bitte draußen [außerhalb deines Hauses] von allen deinen Nach: darinnen leere Gefäße, und derselben nicht wenig [sondern soviel du ihrer irgend erlangen kannstjz 4. Und gehe [dann, wenn du sie«zusammen- getragen] hinein [in dein Wohnzimmers und sehlenß die Thier hinter dir zu mit deinen Söhnen sum nicht durch Andere gestört zu werden und überhaupt alles unnütze Aufsehen zu vermeiden], und euß [von dem Oel in deinem Kruge] in alle Gesaßez und wenn du sie gefüllet hast, so gieb sie hin [wörtlich: und das vollgefüllte laß bei Seite setzen, so oft du ein Gefäß voll gegossen, laß deine Söhne es wegtragen und dir ein neues reichen, damit du mit Gießen nicht absetzen darfst]. s. Sie ging [im kindlichen Vertrauen auf folches Wort der Verheißung] hin, und schloß [nach- dem ste von ihren Nachbarinnen die Gefäße sich zusammengeholtj die Thür hinter ihr zu, sammt ihren Söhnen [so daß sie mit denen jetzt allein war]; die brachten ihr die Gefäße [eins nach dem andern] zu, so goß sie ein. 6. Und da die Gefäße [bis auf das letzte, das sie eben unter Händen hatte] voll waren [sie aber, im Eifer des Geschäfts und weil das Oel immer noch floß, wußte nicht, daß dies das letzte Gefäß sei, das sie füllete], sprach sie zu ihrem Sohne [demjenigen von den beiden, der müßig dastand, während der andere beim Gießen behilflich war, um das Gefäß hernach wegzutragen]: Lange mir noch ein ·Gefaß her. Er sprach zu ihr: Es ist kein Gefaß mehr hie. Da stund das Oel shörte auf zu stießen zum sichtbaren Zeichen, daß des HErrn Wundermacht hier wirksam gewesen und nichts natürlich zugegangen war]. Floß ans dein einen Gefäß soviel Oel in soviel an- dere, wie sollte nicht der Leib und das Blut Jesu auf eine himmlische Weise vielen Tausenden können zugleich gereicht werden! (Oslandcr.) Nein, Vernunft, die iiiuß hie wei- chen, kann dies Wunder nicht erreichen, daß dies Brod nicht wird verzehren, ob es gleich viel Tausend nähtet, und daß mit dem Saft der Reben uns wird Christi Blut gegeben. O der großen Heiinlichteiteih die nur Gottes Geist kann deuten! (Schmücke dich, o liebe Seele te. V. 6.) 7. Und sie ging [ooll Lobend und Verwun-- derung über Gottes Macht, Wahrheit« und Güte] hin szu Elisa], und sagte es dem Manne Gottes an [daß sie gethan, wie er ihr befohlen, und daß geschehen sei, was er im Namen des HErrn ihr verheißen; nun möge er ihr auch weiter sagen, was sie mit den vollen Gesäßen anfangen solle].« 574 2. Könige 4, 8-—23. Er sprach: Gehe hin, verkaufe das Ort, und be- zahle svon dem Erlös] deinen Schuldherrnz du aber nnd deine Söhne nclhret euch von dem Uebri- gen [denn ihr habt an dem euch geschenkten Gottes- fegen mehr, als du zur Deckung deiner Schulden bedarfst]. Wenn der HErr schenkt, so bleibt immer noch etwas übrig; er nimmt nie blos eine Noth hinweg, sondern giebt noch einen Segen dazu. Dabei will er dennoch, daß die Schuld gegen den Nächften zuvor getilgt werde, ehe wir feines Segens genießen. so. Gerlach.) HXC so. it—37. Eine weitere zwiefache Wnnderthat ver- richtet Elisa noch in den ersten Jahren der Regierung des Königs Ioram an einem Weibe zu Sunem, einer Stadt in: Stamme Ssaschan Sie hat ihn bei seinen Reisen durch das Land nieht nur gastfrenndtiat aufgenom- men, sondern nun) eine eigene Herberge in ihrem Hause hergerichtet; dafür will er sich erkenntlich beweisen und verheißt ihr, die bisher in uufrnrhibarrr Ehe gelebt und wegen des vorgerückten Alters ihres Mannes tteine Zins— sicht aus Etluiterhosfnung mehr hat, einen Sohn. Der wird ihr auch binnen Jahresfrist anßerordentlicher Weise non Gott geschenkt; als aber das Kind zum Knaben heran- gewarhsen ist, stirbt dasselbe am Sonn-Untat. Sie wendet sich an den Propheten um Hilfe, und dieser macht wirklich ihr todtes Kind wieder lebendig. 8. Und es begab sich zu der Zeit sungefähr um dieselbe Zeit, in welcher das im vorigen Ab- schnitt erzählte Ereigniß vorsiel], daß Elifa sauf feinen Wanderungen durch das Land, nicht nur um die Prophetenschulen zu bereisen, sondern auch die Herzen des Volkes von den falschen Göttern zu« bekehren zu dem lebendigen Gott] ging gen Sunem seiner Stadt am südwesilichen Abhange des kleinen Hermon Jos. 19, 18; 1. Kön. I, 3]. Daselbst war eine reiche fund für des HErrn Wort empfängliche] Frau; die hielt [nöthigte] ihn, daß er bei ihr aß. Und als er nun sauch in der Folge] oft daselbst durchzog, ging er [nachdem er einmal mit ihr bekannt geworden und sie immer wieder ihr Haus ihm öffnete, jedesmal] zu ihr ein, und aß bei ihr. S. Und sie sum noch mehr ihm zu gewähren, als den bloßen Mittagstisch, und länger seines Zu- sprnchs und Unterrichts zu genießen, als dies bei einem so kurzen Beisammensein, wie bisher, hatte geschehen können] sprach zu ihrem Manne [ohne dessen Bewilligung sie nichts unternehmen wolltejx Siehe, ich merke, daß dieser Mann Gottes heilig [und von besonderem geistlichem Segen für uns] ists dler immerdar hie durchgehet kund bei uns ein- ke rt . . 10. Laß uns ihm eine kleine bretterne Kam- mer oben fauf dem Dach unsers Hauses 5. Mos 22, 8 Am] machen, und ein Bette, Tisch, Stuhl nnd Leuchter hinein sehen, auf daß, wenn er zu uns kommt, dahin sich thue [daselbst förmlich Quar- tier nehme]. Also geschah’s denn auch» Jhr Mann, der gleichfalls den HErrn fürchtete, war mit dem Vorschlag völlig ein- verstanden; und Elifa, der wohl wußte, daß matfs hier gut mit ihm meine und in ihm mit dem HErrn selber, richtete sich fiir feiuc Durchzüge durch Sunem in dem für ihn bestimmten Gastzimmer häuslich ein. So oft nun aber der Prophet dort herbergete, war es der Su- namitin und ihrem Manne, und allen im Hause, als wäre das Häuscheu mit einem Male in einen Tempel, in ein Heiligthum verwandelt worden. Mit leiseren Tritten ging man auf und ab: der heilige Mann, dachte man, möchte beten oder meditiren (nachdenken). Freundlicher leuchteten alle Angesichter: man wußte, dieser Heilige stehe mit Jehova in einem Verhältnis, so wunder- bar nah nnd innig, wie von ihnen allen niemand, und da wollte es ihnen manchmal sogar sein, als wäre mit ihm Jehova selber bei ihnen eingekehrt. —- Ein Propheh mächtig von Thttten und Worten, soll auch in unsern Häusern eine freundliche Aufnahme sinden und ständige Wohnung haben (Offenb.3, 20). Hat der Heiland eine Stätte bei uns gefunden? Jst unser Haus eine Hütte Gottes bei den Pienschen? Sind in unserm Familien- leben die Früchte des Geistes zu finden, von denen St. Paulus Gut. 5, 22 redet? Schätnen wir uns nicht, Gebet und Gotteswort reichlich unter uns wohnen zu lassen? O selig Haus, wo man dich aufgenommen, du wahrer Seclenfreund HErr Jefn Christ! wo unter allen Gästen, die da kommen, du der gefeiertfte und liebste bist; wo aller Herzen dir entgegenschlagen und Aller Augen freudig aus dich sehn, tvo Aller Lippen dein Ge- bot erfragen und alle deines Winks gewärtig stehn. 11. Und es begab sich zu der Zeit [wo Elisa so fiehender Gast tm Hause geworden war], daß er seines Tages auch] hinein kam, und legte sich oben in die Kammer, und schlief drinnen, 12. Und sprach [am andern Morgen, nachdem er bei sich erwogen, wie er möge der Frau, die in eines Propheten Namen ihn aufgenommen, auch zu eines Propheten Lohn verhelfen Matth. 10, 41] zu seinem Knaben sDiener I. Kein. 18, 431 Gehen: Rufe der Sunantitln sdaß sie zu mir komme]. Und da er [Gehasi] ihr rief, trat sie vor ihn kden Elifa, jedoch nicht in seine unmittelbare Nähe, sondern aus großer Ehrerbietung V. 9 in ziemlicher Entfernung vor der Thüre seines Gemachs stehen bleibend] 13. »Er [der Prophetj sprach zu ihtn [seinem Knaben, durch den er mit ihr verhandeln mußte, weil sie eben sich nicht bis zu ihm heranwagte]: Sage ihr, siehe, du hast uns allen diesen Dienst gethan [wörtlich: um unfertwillen dir alle diese Sorge oder Unruhe gemacht]; was soll ich dir szum Dank dafür] thun? Hast du eine Sache an den König, oder an den Feldhanptmann [dabei ich dir durch meine Fürsprache nützlich wer- den könnte]? Sie sprach: Jch wohne [ruhig nnd in der Stille] unter meinem Volke fund habe mit dem königlichen Hofe nichts zu schaffen, daher ich nicht wüßte, was für ein Anliegen ich an den König und seine Großen haben könnte]. 14. Er sprach [zu dem Knaben, als die Su- namitin sich wieder-entfernt hatte]: Was ist ihr denn znthun lweißt du vielleichh womit man ihr rathen und helfen könnte, da sie selber in ihrer Demnth keine Bitte gethan hat]? Gehast sprach: Ach, sie hat return Sohn, nnd ihr Mann ist alt Elisa im Hause der Sunamitiu. fdaß nach dem gewöhnlichen Laufe der Natur für sie auch keine Hoffnung mehr ist, einen Erben zu erlangen; wenn du da Gottes außerordenilichen Segen für sie er- wirken könntest, würde gewiß am besten ihr gerathen und geholfen sein]- 15. Er [Elisa] sprach: Rufe ihr [noch ein- mal, daß sie zu mir komme]. Und da er sGehastj ihr rief, trat sie [wenn anch nicht ganz bis an den Propheten heran, doch etwas näher als vorhin V. 12] in die Thilr sseines Gemachs]. 163 Und er sprach svon drinnen heraus ihr zurufend]: Um diese Zeit über ein Jahr sollst du einen Sohn herzen fund also dieselbe Gnade er- langen, welche der Sara in ihrem Alter zu Theil ward 1. Mos. 18, 9 f., damit du erkennest, daß der Gott Abraham’s noch in und über Israel waltet] Sie findem die Verheißung des Mannes Gottes ihr ebenso unglaublich vorkam, wie einst der Sara das dieser gegebene Wort] sprach: Ach nicht, mein Herr, du Mann Gottes, lüge deiner Magd nicht smache ihr-keine Hoffnungen, die doch nicht in Erfüllung gehen]. 17. sDer Propbet aber, ohne ihr weiter ein Wort zu erwiedern, griff zu seinem Pilgerstabh wünschte dem Hause Heil und Segen vom HErrn tmd zog mit Ge- hasi fröhlich von dannen.] Utld die FIICU Wiltd sdurch Gottes außerordentliche SegeUskraftJ schwanger, und gebar einen Sohn, un: dieselbe Zeit über ein Jahr, wie ihr Etisa geredet hatte. 18. Da aber das Kind groß ward swährend inzwischen der Mann Gottes anch ferner im Hause . aus- und einging und gewiß auf die Erziehung des Knaben keinen geringen Einfluß übte], begab starb, daß esseines Tages] hinaus zu seinem Vater zu den Schmttern ging kweil es gern mähen uud Garben binden sehen wollte, die Mutter aber hatte ihm ohne Bedenken die Erlaubniß dazu gegeben; denn das Knäblein, obwohl erst gegen 5 Jahr alt, war verständig und ging weder zur Rechten, noch zur Linken. Doch auf dem Wege ward dem Kinde unwohh es fühlte einen stechenden Schmerz in den Schläfer!- der von Augenblick zu Augenblick zunahm], 19. Und sprach zu seinem Vater sals es, mit beiden Händen den Kopf sich haltend, auf dem Felde anlangte]: O mein Haupt, mein Hanpsit Er [der Vater, den Vorfall nicht für so gefährlich ansehend] sprach zu seinem Knaben [dem Knechte, der ihm gerade am nächsten stand]: Bringe ihn zu feiner Mutter. V) Es ist hier an den sog. Sonnenstich zu denken, eine durch heftige Einwirkung der Sonnenstrahlen auf den nnbedeckten Theil des Kopfes entstandene Hirnents ündung« im Orient aber sticht die Sonne schon früh sehr empsindliclp daher dürfen wir uns über den Ausbruch dieser Krankheit (Ps. 121, s; Judith 8, Z) beim Knaben noch am hohen Vormittag nicht wundern. Uebrigens können auch die Mondstrahlen sehr nachtheilig wirken, wie z. B. in Texas der Schlaf im Freien bei hellem Mondschein häusig Schwulst des Kopfes, Jrrsinn und selbst den Tod zur Folge hat. Jhr spätgeborner einziger Sohn stirbt plötzlich. 575 20. Und er [der Knecht] nahm ihn [den Kna- ben], nnd brachie ihn hinein [in das elterliche Haus zu Sunemj zu seiner Mutter; und sie setzte ihn auf ihren Schooß [aus allen Kräften ringend, die Hand des Todes von dem Liebling ihres Herzens abzuhalten] bis an den Mittag; da starb er« [wirk- lich und wahrhaftig, und nicht blos dem Scheine nach]. V) Ach warum that der HErr doch das? Jch weiß es nicht, meine Lieben, aus welchem Grunde er es für nöthig fand, diePflanzen zu Sunem mit solchem scharfen durchdrin- genden Thau zu begießem Ob sie es wieder inne wer· den mußten, daß der Himmel nicht auf Erden sei, son- dern droben; oder ob das Söhnlein dem HErrn selber zu viel Platz in ihrem Herzen weggenommen hatte, den er fiel) wieder erobern wolltez ob die lieben Leutlein es bedurften, auf den Flügeln einer großartigen Wehmuth einmal wieder etwas höher über die Hügel dieser Erde einporgehoben zu werden; ob sie in Gefahr standen zu vergessen, daß ihr ganzes Glück von Moment zu Mo- ment in Gottes freier Gnade und Erbarmung seinen Grund habe, und ob sie dieser Gefahr entrissen werden sollten: ich weiß es nicht. Das aber weiß ich: herrlich fchlägt die Sache aus, und die Hartgeprüftem o nur Trauben und Feigen werden sie fich lesen von dem Dorn- busch dieser Trübsal. (Krummacher.) 21. Und sie frasch eutschlossen, wo sie Hilfe in solcher unerwarteten und schweren Trübsal suchen solle] ging hinaus [nach der Kammer auf dem Dach V. 10], nnd legte ihn [den Knaben, gleich als wäre er nicht todt, sondern fchliefe nur] aufs Bette des Mannes Gottes, und schloß fdie Thür der Kammer hinter ihr] zu [daß niemand während ihrer Abwesenheit hinein käme], und ging hinaus [vom Dache hernieder, um einen Boten hinaus auf’s Feld zu schicken], 22. Und rief ihrem Mann stieß ihm meiden] und sprach: Sende mir der Knaben einen, und eine Eselin; ich will zu dem Manne Gottes snach dem Berg Carmet reiten], und [werde sobald als möglich] wiederkommen. 23. , Er sprach fließ ihr sagen]: Warum willst du zu ihm? Jst doch heute nicht Neumond oder Sabbath ·[da man bei dein Propheten zu einer gottesdienstlichen Versammlung zusammenzukommen pflegtii 4. Mos. 28, 15 Anm.]. Sie [indem sie den Boten noch einmal an ihn abordnete] sprach [ihn beruhigend, um einer weiteren Auskunft, was sie vorhabe, auszuweichen]: Es ist gut [steht ja alles wohl, laß mich nur gewähren; was denn auch ihr Mann that und ihr nunmehr den Knaben mit der Eselin vom Felde hereinsandte]. r) Wir sehen aus unsrer Stelle, daß nicht nur von den Frommen im Zehnstämmereiche der Sabbath und die Neumonde durch Enthaltung von aller Arbeit ge- feiert wurden (Amos 8, 5), sondern anch die Propheten einen Ersatz für den Tempeldienst in Jerusalem und für das levitifche Priesterthum in ihrer Person und in Er« bauungsstunden, die sie veranstalteten, ihnen darboten. gickeyslder erste Anfang der nachherigen Synagogen oder neu. 576 2. Könige 4, 25—38. 25. Also zog sie hin, nnd kam zu dem Manne Gottes auf den Berg Carmelä Als aber der Mann Gottes [Elisa] sie gegen ihm [fchon aus der Ferne sie auf ihn zukommen] sahe, sprach er zu seinem Knaben Gehalt: Siehe, die Sunamitin ist da. 26. So lauf ihr nun entgegen, und frage sie, ob’s ihr, nnd ihrem Manne nnd Sohn wohlgehe? [denn er ahnete schon, daß ihr ein Unglück im Hause müsse zugestoßen sein, das sie zu ihm triebe] Sie sprach [zii Gehasi, dem sie ihr Anliegen nicht sagen mochte, bis sie zu dem Manne Gottes selber käme]: Wohls«« «) Da der Weg von Siinem bis zum Nordwest- abhange des Carinel, auf welchem das Eliaskloster sich besindet (1. Körr. 18, 20 Anin. 2), 6 Meilen beträgt und dies für den Zeitraum unserer Be· ebenheit eine fast zu weite Entfernung zu sein scheint, o dürfte vielleicht auch hier an die Südostseite des Gebirges, an die Höhe el Mohraka zu denken sein, bis zu welcher die Sunai mitin nur 7 Stunden Wegs zu machen gehabt hätte. Möglich, daß jene Höhe seit dem dort verrichteten Opfer des Elias eine geweihete Stätte ward, an welcher an Sabbath- und Neumondstagen regelniäßige gottesdieiists liche Zusaminenkünfte stattfanden; oh aber in Kap. I, 9 ff. U. 2, 25 diese Stätte ebenfalls, oder vielmehr die des Eliasklofters als Schauplatz anzunehmen sei, läßt sich nicht entscheiden. — «) Eigentlich hatte sie mit dieser Antwort auch ganz recht geredet; denn in Wahrheit stand es um ihr todtes Kind ganz wohl, und sie kam ja in der Hoffnung, es werde ihr durch Elisa zu desto größerer Freude ihres ganzen Hauses wiedergegeben werden. 27. Da sie aber zu dem Manne Gottes auf den Berg kam, hielt [umfaßte] sie ihn bei seinen Füßen; Gehnfi aber [in der Meinung, daß sie da- mit der Würde feines Herrn zu nahe trete Mark. 10, 13] trat herzu, daß er sie abstieße. Aber der Mann Gottes sprach: Laß sie, denn ihre Seele ist [wie diese Jnbrunst ihres ganzen Wesens ver- räthj betrübt; lind der HErr hat mir-s verborgen, nnd nicht sdureh eine Offenbarung feines Geistes in meinem Inneren] angezeigt [was sie drückt und quält Kap. 2, 10 Anm., wir müssen also abwar- ten, bis sie selber sich ausspricht] 28. Sie [nun auch wirklich ihren Mund zur Klage öffnend, doch das, was ihr eigentlich auf dem Herzen liege, nur mittelbar andeutend, da ihre Seelenstimmung gerade jetzt, wo sie an’s Ziel ihrer so schleunig betriebenen Reise gelangt, die einer mit vielen Zweifeln kämpfenden Hoffnung war] sprach: Wann hab ich einen Sohn gebeten von [dir] meinem Herrn? sJch hatte ja mich schon darein begeben, unfruchtbar in meinem Ehestande bleiben zu müssen; hast du nun aus freien Stücken durch deine Vermittelung mir noch ein Kind bei Gott ausgewirktz warum hast du denn nicht Sorge getragen, daß es mir auch erhalten würde?J Sagte ich Damals, als du das Wort der Verheißung V. 16 sprachst] nicht, du solltest mich nicht täuschen? [nun es aber so gekommen, ist’s so gut und wohl noch schlim- mer, als wäre dein Wort nie in Erfüllung gegangen] 29. Er [Elifa, indem er gar wohl verstand, was die Sunamitin mit ihrer kurzen abgebroche- neijichKlage faåzen wZUteJßtsPIiIch zu Gehasi sspbwohl er on zum orau wu e wie wenig ie er au - richten würde"«»]: Gurte deine Lenden, und nimm Biiieinku Fing; m de]ine Hasnd,diiind» gehedssklileifinggsis n na unem «— v i! Iemim au em Wege] begegnet, so gruße ihn nicht, und griißet dich jemand» so danke ihm nicht«« [Luk.10, 41 —, nnd Lege hieiuen jStalåajiois des tgnahen schritt; [obckdu] ihn ami von en o en m ge wie er erwe en. f) Elisa setzte wohl bei dem Weibe die abergläubische Meinungchvorågsf als hsgste die Siitrcsft Wuäiderk zu tthug in magi er eie an nem a e, un er anne e nun für seine Seelsorgerpflicht, ihr Herz von irrigeii Vorstellungen zu reinigen und sie durch die That zu übhrz8igen, dCazß hoier alkes auf dtzix rcchgeiti Glauben und au ottes na e an omme. un a er zwar das Weib nicht geradezu salsch beurtheilt, wenn diese hernach einen erleuchteten und lauteren Glauben zu» erkennen giebt, vielmehr hat gewiß mariches Verkehrte im Herzen dcr Sunamitin noch initgespielt, als sie so schleunig zu dein Manne Gottes stch aufmachte und so stiirmisih ihr Leid ihm klagte; wohl aber hat sie gar schiiell von ihren etwaigen Thorheiten sich heilen lasseu, ohne daß es erst der außeren Erfahrungsthatsache in V· 31 bedurft hätte. Dagegen bedurfte ein anderer« auf den Elisa ebenfalls sssssgxkzusssskgsikz sikixskikggkkixeiiisxi esse-nie; men a r ·, . ,, , n der leichtblütige Knabe, als sein Herr mit dem Stabe ihn entsendet, so trage ich heute einmal das Scepter und bin König, läuft fast athemlos dem Städtlein zu, und, hätte er nur gedurft, er -hätte jedem, der ihn begegnete, zugerufen: Kommt mit mir nach Sunem, da sollt ihr eure Wunder sehn« —- ") Aus den Worten am Schluß der Vorigen Anmerkung ergiebt sich schon die eine Ab- ficht bei diesein Verbot; es wird den eiteln und hoffähri tigen Gedanken des Prophetendieners eine Schranke vor- gezogen, daß sic sich nicht äußern follen, dadurch sie nur noch mehr Gewalt über fein Herz bekommen haben wür- den, Dagegen wollte Elisa (und dies ist die andere Ab- sicht bei seinem Verbot) dem Gehasi, indem er vor aller. Zerstreuung ihn bewahren, Gelegenheit geben, auf dem Wege sich innerlich zu vertiefen und durch Gebet zur Ausrichtung seines großartigen Auftrags sich zu rüsten, wenn er nur solcher Vertiefung fähig und nicht, wie er oben genannt wurde, ein so leichtblütiger Bursche gewesen wäre. Diefenige Erklärung, welche den Grund des Ver- bots allein darin findet, daß die Orientalen mit weit- läuftigen Begrüßungen viel Zeit verlieren, während hier« große Eile noththat, begnügt sich mit der Schaie, statt auf den Kern zu gehen. 30. Die Mutter aber des Knaben smit dem bloßen Diener und dem bloßen Stabe des Propheten nicht zufrieden, als die auf ihn selber allein und sein Gebet ihr Vertrauen und Hoffnung setzte] sprach: So wahr der HErr lebet und deine Seele, ich lasse nicht von dir [es sei denn, daß du in eigener Per- son mit mir kommst] Da machte er sElisaj sich aus, und ging ihr nach [hatte er doch alle ursach, eines so erleuchteten und inständigen Glaubens sich zu freuen]. i 31. Gehafi aber ging vor ihnen hin, kkam früher, als sie, nach Sunem] und legte den Stab Elisa erweckt den todten Sohn der Sunamitin. 577 dem Knaben aufs Antlitz; da war aber keine Stimme noch Fnhlen [der Todte gab keinen Laut noch sonst ein Zeichen des wiedererwachten Lebens von sich]. Und er sGehasij ging [oon solchem Mißlingen sei- nes Erweckungsversuchs betroffen] wiederum ihm entgegen [eine Strecke des Wegs, den er gekom- men, zurück, bis er mit dem Propheten zusammen- traf], nnd sprach: Der Knabe ist lohnerachtet ich deiner Weisung gemäß deinen Stab auf sein Antlitz gelegt habe] uicht aufgewacht. Nein! die Stäbe der Menschen Gottes thun’s noch nicht: was einer dahinter zu setzen hat, das ist die Sache. Ein Wunderstab ist das Gebet, die Beschwörung im Namen Jefu, der Glaubenstrotz auf dieses oder jenes öttliche Verheißungswort: wie manchmal hat davor das eich der Hölle zufahren, haben Berge sich davor ver- setzcn und Meere fiel) theilen miisseiil Ja die Welt isi ihren Winken unterthänig, wenn nur der Glaube die Stäbe handhabt; wo’s aber die Formel thun soll, da giebt’s Zerrgebilde des Heiligen, lächerliche Gehasi-Scenen, was für ertiinstelte Affeete man auch als Glaubens- Surrogat dahinter sctzt Habe Glauben, selbst wie ein Senstorn nur, und dir ist alles unterthänigz spiele den Glaubendem und sei ein Meister in dem Spiele, als ein beschämter Thor verlässest du die Bühne. (Krum- machen) 32. Und da Elisa [in Begleitung der Mutter einige Zeit darnach] in’s Hand kam; siehe, da lag der Knabe [noch] todt auf seinem Bette kwie ihm der Vater, der während der Abwesenheit seiner Frau den Stand der Dinge in Erfahrung gebracht und nunmehr erkannt hatte, warum sie zu dem Manne Gottes hatte reisen wollen V. 22, vermel- dete]. 33. Und er ging hinein [in die Kammer, ohne sonst jemand als Zeugen mit sich zu nehmen], nnd schloß die Thitr zu, fitr sie beide [für sich und den Todten], und betete zu dem HErrn sagt. die Bemerkungen zu I. Kön. 17, »21]. Jetzt, Tod und Teufel, rüstet euch zum Kampfe! Hier ist mehr, als Gehafi; mehr hier, als ein hölzerner Stab, mehr als ein hohles Formelgetösa 34. Und [Elisa] stieg hinauf [auf das Bett]- und legte steh auf das Kind, und legte seinen Mund auf des Kindes Mund, nnd seine Augen auf feine Augen, nnd seine Hände auf seine Hände; und breitete sich also über ihn, daß [in Folge der aus seinem, mit Gottes Geist erfiillten Leibe auf das- selbe überströmenden Lebenskraft] des Kindes Leib WntM Würd. 35. Er aber stand [jetzt, um neue Kraft zum weiteren Werk aus Gott zu schöpfen] wieder auf [oon dem Bett], und ging im Hause [Zimmer] einmal hierher nnd daher [betend und mit dem HErrn ringend]- nnd stieg szum zweiten Mal auf E das Bett] hinauf, und breitete sich [wie vorhin] über ihnck Da schnaubte [niefete] der Knabe siebenmal, darnach that der Knabe [nun völlig in’s Leben zUrückgeEehrtJ seine Augen auf. «) Diese ålltanipulationen (Leibesbewegungen) des Propheten haben viele, selbst gläubige Ausleger verleitet, Dächseps Bibelwerh hier an eine, durch die Kraft des thierischen Magnetiss mus bewirkte Wiederbelebung zu denken. Allein »durch den animalischen Magnctisinus ist noch kein Todter auf- erweckt ioorden;« einen bloßen Scbcintod aber voraus« zusetzen, widerspricht durchaus den klaren Textcswortcn 36. Und er rief Gehafi [der draußen vor der Thür, der Befehle seines Herrn gewärtig, stand], und sprach: Rufe der Sunamititu Und da er sGehasij ihr rief, kam sie hinein [in die Kammer] zu· ihm idem Propheten] Er sprach: Da nimm deinen Sohn hin swie du geglaubet haft, so ist’s geschehen: wir haben einen Gott, der da hilft, und den HErrn-HErrn, der vom Tode errettet Pf. 68, 21]. 37. Da kam sie, und fiel zu seinen Füßen, und betete [in tiefer Ehrfurcht vor dem Manne Gottes, mit dem der HErr so augenfcheinlich war V. 9] an zur Erde, nnd nahm ihren Sohn, und ging hinaus. Wohin? man ahnets wohl, nur folgen kann man ihr diesmal nicht; die Geschichte schließt das Kammer« lein hinter ihr zu. Wir wandeln leisen Tritte; daran vorbei: da hören wir ein Schluchzen drinnen, wie es scheint, vor Freude bald, bald vor Bestimmung, und ab· gebrochene Worte tönen hindurch, Worte der Abbitie, der Huldigung und lobpreisenden Dankes. O lassen wir die unaussprechlich Bewegte! Zu den Füßen des HErrn liegt sie hingegossen mit ihrem Kinde; sie erneuert die Uebergabe ihres Herzens an den Gott ihres Heils; sie weihet ihm ihr Kind zu ewigem Eigenthum; sie legt ihm ihr Alles an den Stufen feines Thrones nieder. Heiliger, bedeutungsvoller Augenblick! Doch ooriibcr, vorüber! folche Augenblicke wollen nicht belauscht fein; freuen wir uns aber, daß der HErr seinen Namen so herrlich macht unter den Menschenkindern und daß seine Güte ewiglich währt über denen, deren Namen er ein- mal in das Buch des Lebens eingetragen. (Krummacher.) Ueber weitere Ereignisse im Leben dieses Weibes s. Kap. 8, 1-—6; die alten Kirchenväter aber haben in unserer Gefchichte ein Abbild tieferer geistiger Wahrheiten erblickt. Wie Elisa feinen Diener mit dem Stabe vorausschickt, also hat auch Christus den Mofe mit dem Gesetz voraus- gefendeh das Gefetz aber hat keine Ntacht gehabt, die todten Sünder lebendig zu machen, Christus hat selber kommen, mit unserer Natur sich vereinigen nnd durch seine göttliche Kraft uns erwärmen und wieder lebendig machen müssen. HXT v. 38—44. Zwei andere Witnder beziehen sich auf den Lebensunterhalt der Propheteaschiitkr zu Gilgai. Zu— erst znr Brit der Thcurutig als Elisa seine dascgetr Sänger mit einein Gericht versorgen läßt, dies alter als unge- fnnde Speise siky anaweisk weiß er dem Gericht seine srhadltche Wirkung zu benrhmenz späte: aber, alg die von einem Mann: ans Zaapsalisa ihm gebrachten Erst— lingggaben für die 100 proplicteitfchiiler nicht attsznrrlchrtt Weinen, verteüttdigt er in Kraft des Geistes Gottes, daß der geringe Vorrath dennoch von drin HErrn also werde gesegnet werden, daß trittst nur alle davon satt werden, sondern auch noch ein iltbriges bleibe. 38. Da aber Elisa [auf einer seiner Rund- reisen, indem -er alljahrlich die Prophetenschulen mehrmals besuchte] wieder gen Gilgal [im Gebirge Ephraim, wo eine folche Schule sich befand Kap. 2, I] kam, ward [richtiger: war] Theuerung im U« T— I. 2. 37 578 2. Könige 4, 39—44. S, 1—3. Lande fjene siebenjährige Theuerung von 890 bis 884 v. Chr» von der in Kap. 8, 1 ff. weiter die Rede sein wird], nnd die Kinder der Propheten wohneten vor ihm wörtlich: saßen vor ihm oder zu seinen Füßen Apostg. 22, 3 und ließen fiel) von ihm, ihrem Meister und Lehrer, in Gottes Wort unterrichten]. Und er ltiach geendigtem Unterricht, um seine Jiinger nun auch im Leib- lichen zu versorgen« Mark. 8, 1 ff.] sprach zu seinem Knaben fwohl nicht dem Gehasi V. 12 ff., sondern dem an diesem Tage gerade dienstthuenden Pro- phetenschüler aus der Schule zu Gilgal selbst]: Sefze zu san das Feuer] einen großen [zur Speise fiir die ganze Schule ausreichenden] Topf, nnd koche ein Gemüse [Gericht] für die Kinder der Propheten. 39. Da ging einer fein anderer von de1i Schülern, der für Herbeifchaffung des Proviants zu sorgen hatte] aufs Feld, daß er Kraut [eigent- lich: Grünes, als Kohl, Kraut, Gurken u. dgl.] leise, Und fand wilde [den Weinreben ähnliche Feld-J Ranken, und las davon Coloqnintenstk sein Kleid [2. Mos 12, 34 Aiim.] voll; und da er knach Hause] kam, schnitt er-s in den Topf zum Gemüse [ohne die schädliche Wirkung solcher Nah- rung zu bedenken], denn sie [die Prophetenschülerj kunnten es fdas GeivächsJ nicht fdaher auch keiner von den andern ihm wehrete]. «) Die Scenc fder Austritt) spielt offenbar in dem gemeinsamen Vcrsan1mlungsraume, der ebensoioohl zum Hör» und Uebungsi als ziim Eßziininer dienen mochte. (Thenius.) — «) Viele Ansleger denken hier an die wilden, sog. Eiels- oder Spirits-Garten; sie sind eiförmig, ohngefähr einen Finger lang nnd einen Zoll dick, haben einen bittercn Gesclimack und platzem wenn sie reif sind, bei der ieisesten Berührung aus einander; ihr Genuß bewirkt hefiige Abfiihrung und kann niittelbar iödtlich werden. Die Septuaginta und Vulgaia dagegen, und nach ihnen Luther, verstehen Colo q uiii ten darunter, die ebenfalls zum Gesiiilecht der Gnrken gehören, auf dem Boden hinraniken und runde, gelbe Früchte von der Größe einer großen Poincraiize tragen; auch sie find äußerst bitter, erregen Kolik, greifen die Nerven an und können, in einiger Menge genossen, wirklich den Tod bringen. 40. Und da sie es [das nun gar gekochte Gericht] aiisschiitteten firr die Männer zu essen, und sie von dem Gemüse aßcn, schrieen sie kvon dem äußerst bitteren Geschmack erschreckt und mei- uend, sie hätten es mit einer giftigen todbringew den Frucht zu thiin], und sprachen: O Mann Gottes, der Tod im Topf Idas ist eine höchst schäd- liche Speise, weiche nur, ohne den Tod davon zu haben, nicht genießen köntien]! Denn sie konnten? [des bitteren Geschrnacks wegen] nicht essen. 41. Er fEIisaJ aber sprach: Bringet Mehl her. Und er that’s in den Topf, »und sprach szu dem Schüler, welcher den Dienst bei Tische hatte V. 38]: Schütte es fnunmehrj dem Volk [der hundert Prophetenjüiiger V. 43] vor, daß sie fohne weiter etwas befürchten zu miissen] essen. Da war nichts Böses im Topf [nicht nur hatte der bittere Geschmack sich verloren, sondern es war auch alle schädliche Wirkung aufgehoben] Natürlicher Weise konnte das Mehl nur in etwas die Bitterkeit und Schädlichkeit des ColoquintewGerichts mildern; daß es aber dieselbe ganz aufhebt, ist ein ähn- liches Wunder, wie wenn Elifa in Kap 2, 19 ff. das böse Wasser in Jericho durch Salz gesund inacht; das äußere Mittel kommt mehr als Sinnbild in Betracht, als daß in ihm selber die Kraft der Wirkung gelegen hätte. — Ein lebendiger Gott ist der HErr-HEi-r, der da macht, beide, mit den Kräften des Hiinmels und der Erde, was er will. Kein Ding in der Welt hat eine absolute (unbediiigt wirksame) Kraft; wer will mit Be- stimmtheit sagen, dies wirket das und das wirket jenes? Es wirkt alles in jedem einzelnen Falle, was es soll. Gott hat sich mehr als das niiißige Aufseheraint über die Dinge außer ihm vorbehalten; er greift frei und wirksam drein und ändert Gesetze, Kräfte und Naturen nach seinem Wohlgefallen. Wozu kann doch der unbe- deutendste Stoff sich potenziren (in seiner Kraft und Wirkung steigern), wenn ein Wort Gottes sich damit verbindet! Dann genügt eine Schale voll Salz, um eine ganze Landschaft den Schaucrn der Verödung zu entheben (Kap. 2, 19 ff.); ein Splitter Holz niacht einen bittern Maraquell danii süß und trinkbar (2. Mof. 15, 23 ff.); ein wenig mit Speichel gefeuchteten Kothcs giebt dem Blindgeboreiien das Gesicht (Mark. 8, 22 ff·), ein Tropfen Oels dem sterbend Kranken die Gesundheit wie- der (Mark. S, B; Jak. 5, 14 f.). Jst doch die Heil- kraft jeder Arzenei dadiirch bedingt, daß Eine Jngrcdienz "(Zuthat) nicht fehle, der Segensspruch Gottes: ohne den ist auch das durchdachteste Recedt oerschriebeng tritt aber der Spruch dazu, so liegt an dem Substrat (angewendeten Mittel) nicht eben viel. Eine Schaale klaren Wassers thut dieselben Dienste, wie die kösilichste Mixtur und die geivürzigste Pille 42. Es kam aber feinige Zeit später, als in welche die vorige Geschichte fällt, aber doch auch während jener Theuerung V. 38, da Elifa wieder einmal in der Prophetenschule zu Gilgal war] ein Mann von Baal-Salisa feinem Orte im Lande Salisa, der Gegend weftlich von Gilgal 1. Sam. s, 4]- und brachtc dem Manne Gottes Erstling- Brod [wie es nach dem Gesetz 4. Mos. 18, is; 5. M. 18, 4 ff. eigentlich den Priestern gebracht werden sollte, im Zehnstäiiimereich aber von den treuen Knechten des HErrn an die Propheten und ihre Schulen abgeliefert wurde], namllch zwanzig Gerstenbrode, nnd neu Getrcide [zu Sangen ge- dörret 3. Mof 2, 14 Aiim.] in seinem Kleid fgeiiauen Sack oder Tasche] El« [Elisa] aber sprach [zii dein Prophetenfchüler, der an diesem Tag den Dienst versah]: Gieb’s dem Volk [der Genossenschaft ineiner Jünger hier im Zimmer V. 41], daß sie essen. Die Nahrung, die den Prophctenschiilerii iii dieser Zeit der Noth zu Theil ward, reichte immer nur zu einer einmaligen Sättigung aus, und weiter nicht. Gott setzte sie auf Diäten (Tagcskosten) und vcrsorgte sie schüfseli weise, nicht mit Säcken oder Körbcn (Vgl. die 4. Bitte im heil. Vaterunser) 43. Sein Diener fder nicht begriff, wie ein Zwei Speise-Wunder des Elifa. 579 verhältnißmäßig so geringer Vorrath für die sämmt- lichen Prophetenschüler ausreichen sollte] sprach: Was soll ich hundert Mann an dem geben? Er sprach: Gieb swie ich dir gesagt] dem Volk, daß sie essen sehne dir weiter Sorge zu machen]. Denn so spricht der HErn Man wird essen, und fes] wird kauch noch] übrig bleiben. M» Und er [der Diener, nun nicht länger mehr sich bedenkend] legte es ihnen vor, daß sie· aßenz und blieb noch ubrig, nach dem Wort des HEktn sdas Elisa geredet hatte]. Das Vorbildliche in der Person, dem Leben und der Zeit Eliscks stellt sich immer deutlicher heraus; je länger je weniger können wir darin das neutestamentliche Ge- präge verkennen. So großartig wie die ähnliche Ge- schichte des Evangeliums (Matth. 15, 32 ff.; Joh. S, 5 ff) ist nun die unsere freilich nicht, indem sie höchstens sich zu ihr verhält wie ein leiser Voraeeord zur vollen Sym- phonie, oder der Jnhaltsfülle uach wie ein einzelner Halm zu einer ganzen Gakbe; doch trägt auch der Halm schon seine Frucht Zerreibeii wir niir die Aehre mit einigem Vedachh und wir sehen uns gewiß belohnt und werden manch Weizenkörnlein nachhaltigen Tkostes mit hinweg· nehmen. sKrummacherJ Das Z. Kapitel. Tllaeman wird vom Aussatz get-einiges. Hehasi damit gestraft. VII-· V. 1—L7. »Wenn irgendwo, so stellt sich in der nun folgenden Geschichte der uorbitdliclig iii’s neue Testa- ment hinäber deutende Charakter der Zeit Elisms recht augenfällig zu Tage. Hier waltet schon in völligsler Ent- hüllung die triebe, die da erschien, nicht daß sie ihr die- nen lasse, sondern daß sie diene; hier ist der Zaun der liwischenwand zwischen Israel nnd den Heiden schon ge- fallen; ja es begegnet uns hier in brdeutnngsvollrm Bilde bereits die Taufe des neuen Testamentz und wieviel des tlentestametitlictseu und an’s Evangelium Griunerndeti sonst nacht« — Uasmam der Fcldhanvtmann des Ihrer— Einige, am Jtuosalz leidend, erfährt durch ein Kriegsge- fangenes Mädchen, das im Dienst seiner Gemahlin sieht, von dem Propheten zu Samaria, der große Zeichen nnd Wunder thut, und macht sieh auf zu ihm, daß er sich heilen lasse. Jeder was der prophet ihn heißt, siebenmal im Jordan sich zu waschen, macht ihn, der eine ganz an- dere proredur werfahriiiiggweises erwartet hat, verdrieß- lich, daß er schon wieder alizureisen im Begriff steht, bis· er auf Zureden seiner Diener sich doch noch entschließt, die Jordantaufe vorzunehmen. Nicht sobald ist er non seinem Jlussah geheilt, als er auf der Stelle nach So— inaria zuriictrtiehrt und hier zu großem Danke dem Elisa sich entbielet; doch dieser weigert sieh entschieden, etwas von ihm anzunehmen, und hat es nur mit der geisllichcn psiege des an den Gott Israel gläubig gewordenen Man— ues zu thun. Dagegen Gehasi, des Propheten Diener, von niedriger tsabssicht getrieben. weiß dem heimkehren- den Syrer nachznschleicijeii 1ind dessen Ztrglosiglieit zu sei· iieni iltorthcil auszudeuten; zur Strafe dafür belegt ihn sein here, als er wieder vor ihn tritt, mit derselben ent- setzlichen Krankheit, die er von jenem genommen. Jn chronologischer Hinsicht gehört diese Geschichte hinter Kap. 8, 1—6., also in die Zeit, wo die sieben- jährige Thenriiiig (Kap. 4, 38. 42s zu Ende und die Stunde herbeigekoinmen war, daß der, dein Elias einst ertheilte Auftrag, Hasael zum König über Speien und Zehn, den Sohn Nimfh zum König über Jsrael zu sal- ben (1. Kön. 19, 15 f.), nun von Elisa, feinem Nach- folger, zur Lliisfiihrung gebracht werden sollte (Kap. 8, 7 ff.; 9, I fs·). Juden: der HErr jetzt Shrien zum Werkzeug der iiber sein Volk beschlossenen Gerichte sich erwählt, muß er dort zuvor an einem empfänglieheiiHers zen die Herrlichkeit seines ållainens kund thun, gleichwie er hernach, ehe er Assyrien in den Dienst seiner Rath- schliissc hereinziehh dies Volk zuoörderst für solchen Zweck sich zubereitet durch die Sendung des Propheten Jonas nach Ninive (Kap. l4, 25 Anni.s. Unsre Geschichte wird aber darum den im vorigen Kapitel erzählten fünf Wunderwerken Elisas angereiht, weil uns erst das Pri- vatlebeii des Propheten in einigen Bildern vorgeführt werden. soll, bevor wir dann von seinem Eingreifen in die politischen Verhältnisse des Landes und von seinem Einfluß auf den König Joram hören (Kap. 6, 8 bis Kap. 8, l5). 1. Namen, der Feldhanptmann des Königs [Ben-Hadad II., s. 1.Kön. 11, 25 Anm.] zu Syrinx, war ein trefflicher [hochgestellter] Mann vor seinem HErrn, und hoch gehalten [auch von dem ganzen Volk im Lande]; denn durch ihn [dessen Hand wohl schou das Werkzeug Gottes zu dem über Ahab beschlossenen Untergang gewesen 1. Kön. 22, 34 Anm.s gab der HEtr [nachdem er einmal dadurch seinem König näher bekannt und von ihm in der Armee befördert worden war, auch ferner, vielleicht auch in den in Kap. 6, 8 ff. erzählten KriegeriJ Heil in Shtien fdaß den Shrern ihre Unternehmungen wider Israel nnd Samaria gelangen, soweit nicht Elisa hindernd dazwischen trat]. Und er war ein gewaltiger Mann [tapfe- rer Held], nnd aussiitzig. « Der Aussatz, diese furchtbare, Abscheu erregeiide Krank- heit, in welcher Jsrael das Abbild des Greulichstem was es unter dem Himmel giebt, der Sünde sah, und deren Heilung der HErr zum Vorbild des Seligstem was auf Erden geschieht, der Erlösung in Christo, stempelte (3. Mos. l3. 14), wurde in Speien als ein gewöhnliches, natürliches Uebel angesehen und hinderte nicht, daß dieser Naäinan in seinen Aeintern und Wür- den blieb. 2. Die Kriegsleute aber in Shrien waren herausgesallen [hatten einst auch, wie sie das öfter thaten, einen Streifzug auf israeliiisches Gebiet unternommen Kap. 6, 8 ff.], und hatten sbei dieser Gelegenheit nebst andern Kriegsgefangenen] eine kleine Dirne snoch junges Mädchen] weggeführet aus deni Lande Israel; die war am Dienst des Weibes Naenian szu Damaskuss 3. Die sprach seines Tages, als in der Fa- milie abermal über das schwere, von menschlichen Aerzten nicht zu heilende Uebel des Hausherrn ge- trauert und von dem kläglichen Ende, dem der sonst so hochbegabte und reichgesegnete Mann ent- gegengehe, geredet wurde] zu ihrer· Frau: Ach, daß mein Herr wäre bei dem Propheten zu Samaria [mit Namen Elisa Kap. 2, 25], der würde ihn von seinem Anssah los machen. Durch sogenannte Kleinigkeiten liebt es Gott, seine großen Gedanken und Thaten hinauszusührem Was 37« 580 2. Könige 5, 4-—12. konnte damals an und für sich unbedeutender fein, als die Gefangennehinung eines israelitischen Mädchens durch einige shrische Soldaten? wer wird viel davon geredet haben? Aber es war dies das Mittel, wodurch der an- gesehenste und trefflichste Mann in Syrien erhalten und zum Glauben an den lebendigen Gott gebracht wurde, das Mittel, wodurch ein Strahl des Heils in die Todes- schatten jenes heidnischen Wellreichs fiel. (Bender.) Schon in früher Jugend von furchtbar hartem Geschick betroffen, mußte diese Dirne vor tausend andern einen dunkeln und schweren Lebensweg wandeln. Den Ihrigen entrissen, von Volk und Land hinweggesührh in eine fremde Stadt verkauft, eines Heiden Sklavin, blieb der Jugend Freude nnd froher Lebensgennß ihr fremd, und Wehmuth und Trauer umhüllten ihrLeben. Wie oft mag sir.ergrisfen von Heimweh, von Sehusucht nach Vater und Mutter und « von Verlangen, wieder einmal ein lebendiges Wort der Wahrheit aus dem Munde eines Propheten oder auch nur des gcmeinften Jsraeliten zu hören, zu Gott ge- schrieen haben, von dem sie wußte, daß er um der Fremd· linge Herz weiß, und an den sie sich hielt als an den, dessen Augen durch alle Lande schauen, daß er helfe denen, die von ganzem Herzen an ihm sindl Und nicht vergebens glaubte sie und betete zu dem Unsichtbaren, als sähe fie ihn: die Hilfe ihres Herrn war auch die ihrige. Denn als nun åliaäman von Samaria zurück« . kehrte, errettet und genesen, nnd mit dem freudigen Be- «« kenntnißt Siehe, nun weiß ich, daß kein Gott ist in allen « Landen, ohne in Israel (V. 15), da war er dankbar ? egen die israeliiische Jungfrau; ohne Zweifel entließ er iie der Sklaverei und sandte sie in ihre Heiniath zurück. z (Mcnken.) « 4. Da ging er [Nais"man, der in den Kriegen mit Israel zwar schon Erfahrungen gemacht, die ihm eine ehrerbietige Furcht vor dem Gotte dieses Volks einflößen mußten, und dem das Gerücht von den großen Thaten des Elisa gewiß nichr fremd war Kap. 6 u. 7, der aber, weil er sich als Feind Jsraels fühlte, auch den Gott Jsraels sich nicht anders als feindlich gegen ihn und sein ganzes Volk denken konnte und erst jetzt, auf das unbefangene und vertrauensvolle Wort der Dirne hin, dem Gedanken Raum gab, der einzige bisher noch unbetretene Weg, Hilfe zu suchen, sei der einzig mögliche, wirklich Hilfe zu erlangen] hinein zn seinem Herrn [dem König Benhadad], und sagte es ihm an [daß er eine Reife nach Samaria in Absicht habe, bei dem dortigen Propheten Ge- nesung sich zu holen]- und sprach: So und so hat die Dirne aus dem Lande Israel geredet [und ich bin voll guter Zuversicht, daß sie recht geredet]. 5. Der König» zu Syrien sprach: So zeuch hin, ich will dem Könige Israel einen Brief schrei- ben sdaß er dir zum Ziel helfe]. Und er [Nae- man] zog hin [die 25 Meilen Wegs bis gen Sa- maria], und nahm mit sich zehn Centner Silbers [- 26,180 Th»lr. 2. Mos. 30, 13 Anm.], und sechs tausend Gulden [6000 Sekel oder 2 Centner Gold, d. i. 52,360 Thlr. —— das Gold zum zehn- fachen Werthe des Silbers gerechnet], und zehn Fcierllcider [die im Morgenlande noch jetzt so gern zu Geschenken verwendet werden 12Mof. 45, 22; f Richd 14, 12]; s s. Und brachte den Brief sseines Herrn] dein Könige Israel kJoram Katz. 3, I ff.], der lautete sseinem Hauptinhalte nach] also: Wenn dieser Brief zu dir kommt sin deine Hände gelaugt], siehe, so wisse, ich habe meinen Knecht Nacinan zu dir ge- sandt, daß du ihn von seinem Aussah los machest. Benhadad hält sich blos an das Allgemeine, was er gehört hat: in Israel kann man von dein Aussatz frei werden; wie aber und durch wen, fragt er nicht, sondern überläßt das Weitere dem Joram. 7. Und da der König Israel den Brief las, zerriß er [vor Entsetzenj feine Kleider sdenn Ben- hadad in seinem Uebermnthe, womit er Joram als einen bloßen Vasallen betrachtete, hatte sich ganz kurz ausgedrückh ohne sich über Veranlassung und Zu: fammenhang seines Anliegens näher zu erklären, und da verstand Joram die Worte als eine gotteslästev liche Herausforderung zu neuem Kriege] und sprach szu seinen Hofbeamten, in deren Gegenwart er den Nasman bei sich empfangen und den Brief des Sym- königs gelesen] : Bin ich denn Gott, daß ich sganz nach meinem Gefallen] tödten und lebendig machen könnte, daß er zu mir schiclet, daß ich den Mann von sel- nem Aussah losmaches Merket nnd schet, wie suchet er sindem er etwas von mir verlangt, was nimmermehr ein Mensch zu leisten vermag] Ursach « zu mit! sum daran, wenn ich nun seinen aussätzigen Feldhauptmann unoerrichteter Dinge zu ihm zurückschicken muß, einen Vorwand zu haben, daß er aufs Neue mit Krieg mich tiberziehen könne, nachdem er früher schon so viel Noth mir bereitet hat und die alten Fehden kaum erst beigelegt stnd Kuh. S, 8—7, 20]. Aber warum dachte denn J-oram nur an die Noth, die ihm Benhadad bisher schon macht? warum dachte er nicht an den Propheten, der izchon im Anfang seiner Regierung bei dem Zuge wider die Moabiter Hilfe ge- bracht (Kap. 3) und auch in den Kriegen mit den St)- rern als Jsraels Wächter und Berather sich erwiesen hatte? warum stellte er die Ehre seines Landes dem kranken Syrer gegenüber so leichtfertig bloß und geber- dete sich, als wäre nie in Israel ein Aussätziger geheilt, als fände sich in der ganzen Geschichte seines Volks nir- gends auch nur Eine Hilfs- und Gnadenthat des AU- mächtigen vor, als fände sich in feinem Reiche kein Pro- phet uiächtig von Thateci und Worten? Kehren wir indeß die Waffen lieber gegen uns selbst! Wie oft stellen auch ivir in gleicher Weise —- um einen Spottpreis, möchte man sagen— die Ehre Gottes und des Reiches, dem wir angehören, bloß! Das geringste Ellkißgeschich die unbe- deutendste Verwickelung in rinferm Leben —— nnd wir können uns anstellen, als ob wir mit unserm HErrn und allen seinen Verheißungen nur angeführt und jäm- merlich betrogen wären. Es war ein gutes und allcr Beherzigung werthes Wort, das einst ein christlicher Bruder zu einem andern sagte, der ihm mit bitteren Klagen erzählte, wie lange es ihm nun schon der HErr an dem nothdürftigsten Unterhalt habe mangeln lassen. ,,Ei, entgegnete jener, 1nan muß dein HErrn nicht so schnell einen bösen Nanieu machen, noch, wenn er ein- mal scheinbar etwas hart und wunderlich zu Werke geht, ihn gleich unter die Leute tragen« Es ist wahr: unser geistlicher Patriotismus sollte zarter sein, als daß wir auch bei der räthselhaftestcn Fiigung, die uns betrifft, gleich eine Miene aufzufetzcn vermöchten, welche die gute Stadt Jerusalem bei Andern in Ptißkredit bringen kann; Nat-Man, der mit Aussatz behaftete Feldhauptmann des Königs von Syriem bei Elisa. 581 wir sollten, statt das Seltsam« Was uns darin wider- fährt, sofort an die große Glocke zu hängen, vielmehr in göttlicher Eifersucht uns gedrungen fühlen, vor allen die Erweisungen dcr Gnade und Treue herauszustellem die wir dort erlebten 8. Da das Elisa, der Mann Gottes [der damals gerade in seinem Hause zu Samaria Kap. L, 25 stch aufhielt], hörete, daß der König Israel seine Kleider zerrissen hatte sdenn die Kunde davon verbreitete sich um so schneller in der gan- zen Stadt, als nicht nur Naömans großartiger Aufzug und sein baldiger Abzug viel Aufsehen dort erregt, sondern Joram wohl auch sofort An- stalten zur Kriegsbereitschaft getroffenJ, sandte et« [seiner Schüler einen oder seinen Knaben GehasIJ zu ihm [in das königliche SchloßL Und ließ ihm« sagen: Warum hast du deine Kleider zerrissen fund dem Syrer gegenüber dich so rath- und hilflos wie ein Berzweifelter gezeigt? Du Sprößling eines Landes, das mit Denkmälern der Macht und Gnade Jehova’s übersäet ist, giebst dieses Land der Lästerung der Heiden preis, als seien auch hier die Brunnen versiegt, wenn sie da und dort ver- siegten, und der Rath erschöpft, wenn der Götze und seine Priester nicht mehr zu rathen wissen]? Laß ihn [den aussätzigen Mann, der seinen Trost und Hoffnung aus den Gott Jsraels und dessen Land gesetzt hat] zu mir kommen, daß er [nicht mit getäuschter Hoffnung heimkehre, sondern zuvor] inne werde, daß ein Propbet in Israel luiid also das werthe Land keineswegs von der allmächtigen Hilfe seines Gottes verlassen] ist [wie dein Ge- bahren es ihm hat erscheinen lassen]. I. Also kaut Nacman [indem der König seine Boten ihm, der schon wieder auf der Heimreise begriffen war, mit der Nachricht nachsendete, der Prophet, der ihn heilen könne, sei gefunden, er solle getrost wieder umkehren nach Samaria] mit Rossen nnd Wagen, nnd hielt vor der Thitr am Hause Ellstt swohl in der Meinung, der ProphetElisa werde nun zu ihm herauskommen, sich ehrerbietig ihm zu Dienst erbieten und dann allerlei Dinge niit ihm vornehmen, wie die Gaukler und Götzenpriefter in seinem Lande daheim zu thun gewohnt waren V. U] 10. Da sandte [jedoch, ohne im Geringsten den Vorstellungen des Freindlings sich anzubequemem dessen ganze Begriffswelt vielmehr eine völlige Um- wälzung erfahren mußte, wenn er an den Gott Jsraels von Herzen gläubig werden und in dessen Weise sich finde« sollte] Etisa einen Boten zu ihm shinaus vor die Thürjd und ließ ihm sagen: Gehe hin, nnd wasche dich siebenmal iin Jordan; so wird dir dein svon dem Eiter des Aussatzes zerfressenes] Fleisch wieder erstattet nnd swirstj rein werden«. «) Dies Verhalten erscheint um so auffallendeh je weniger sonst solch ein voriiehmes Zuriicktreten gerade in Clisa’s, des Repräsentanten der göttlichen Leutseligkeih Beruf und Charakter lag. Aber Elisa weiß wohl, was er thut, und sein ganzes Benehmen, möge es den Schein eines nicht geringen Selbstgefühls, ja Stolzes «« skch Essen, beurkuudet nur das hohe Maß seiner seelsorges ris en Weisheit wie seines feinen Taktes in der Wahr, nehmuiig derJnteressen seines HEmk und Gottes» Dem hohen Fremdling soll es von vornherein zum Bewußtsein kommen, wie er es hier nicht mit einem syrischcn Gauklek und· Götzenpricftey sondern mit dein Knechte eine: Aka- scstat zu thun habe, welche die Person nicht ansehe und vor dcr die iiienschlichen Begriffe von Groß und Klein, Hoch und Niedrig in nichts verschwinden; wie darum Er, Naönian,» nicht glauben müsse, in seines Standes zperrliclzkeit bei diesem Gott auch nur das Geringste vor irgend jemand voraus zu haben, sondern nur aus einein einzigen Grunde auf die Hilfe des HErrn hoffen dürfe, Alls VeM»Gk·l1Nde, »weil Jehova ein Gott der Gnade se! Und lich» in freier Huld der Sünder erbarinen wolle. «) Naeinaii sollte und mußte zuerst in die Schule der Demuth gefuhrt werden, iim von da aus in die Schule des Glaubens geführt zu werden; darum giebt ihm nun Clila eiue Anweisung, aii der sein Glaube sich erproben soll. Denn daß der Jordan den Aussatz nicht hcile, das wußten die Syrer so gut als die Jsrae. liten; sonst hcitten alle jene Anssätzigew deren es nach dein Wort unsers HErrn List. 4, 2"7 zu Elisq Zeiss« viele in Israel gab, leicht von ihrer Krankheit befreit werden können, wenn das Baden im Jordan an sich es gekhgn hätte» «Doch wer vermöchte die tiefe Vorbildlichs keit jener Weisung zu verkennen? Auch gegen den geist- lkchcn AUSl«tz- M Sülkde- wüßten wir nur ein Aehn- Ilchks z»U ANDRER, wie Elisa seinem Kranken ——— ein Bad, eine Waschung, ein Untertauchem doch freilich in andern Fluthen als die eines irdischen Stroins.« Das Aug alleindas Wasser sieht, wie Menschen Wasser gießen: der Glaub im Geist die Kraft versteht des Blutes Jesu Christi, »und ist »vor ihm ein’ rothe Fluth, von Christi Flut gelfJarbet, sie allen Schaden heilen thut, voii Adam er geer et, a1i von uns selbst be . C · HErr zum Jordan kam — V. Dixangen ( hnst uns« 11. Da erzürnete Naeman sweniger deswegen, weil ihm der Prophet nicht diejenige Auszeichnung hatte zu Theil« werden lassen, die er erwartet, als vielmehr, weil das vorgeschriebene Mittel der Heilung so ganz und gar seinen Gedanken entgegen war- daß es Ihm vorkam, als triebe Elisa seinen Spott met IhmL nnd zog weg svon Samaria, geraden Wegs in der Richtung nach Damagkus zu« Ohne· sUf den Jordan, über den er ja setzen mußte, irgendwie Bedacht zu nehmen], und spkqch [indem er die Stadt verließ, zu seinen Begleitern]:. Ich meinte, er »[der Propbet] sollte zu mir heraus kommen, und sin feierlicher Weise] hemmt« und den Namen des HErrn, seines Gottes, anrufen, und mit seiner Hand über die Stcitte [über die von der Krankheit ergriffenen Stellen meines Flei- sches] fahren, und den Aussatz also abthun. 12. [»Statt dessen aber befiehlt er mir, mich siebenmal im«Jordan zu waschen: was soll das helsen?] Sind nicht [wenn es auf ein bloßes Baden im Wasser ankommt] die Wasser Amana und Pharphar zu Damaskus [die so schon, kiqk und durchsichtig sind 2. Sam. 8, 6 Auen] besser [ivir- kUUgSkkäftigeeJ- denn alle Wasser in Israel szumal dieser Jordan mit seinem trüben, thoiihaltigen WasseeL daß ich mich drinnen wüsche, und rein 582 2. Könige b, 13——21. wurde? Und wandte sich swie gesagt, daß er Sci- maria eilig wieder verliefze], und zog weg mit Zorn. Dies »Jch meine« ist Von allem Geioaltigen auf Erden das Gewaltigsie, und — wo nicht von allem Argen das Aergste, doch von allen: Ungliickseligen das Unglückselsigste Dies »Ich meine« hat die Sünde und das Elend und den Tod in die Welt gebracht, und dies »Ich meine« hält die Erlösung von der Sünde und dem Elend und dem Tode bei Tausenden auf; und diese Tausende, wenn sie in der Pieiniing gestorben sind, wer- den das künftige Leben in einer andern Welt mit deni Gedanken beginnen: »Ich nictnte.« sMcnkenJ — »Ich kunnte, es sollte« gut gehen; ich meinte, es habe mit der Sünde so viel nicht auf sich« Gott werde schon ver- eihen; ich meinte, die Hölle erisiire nicht, und der Teufel sei ein Hirngespiiish und der Fluch ein Popanz (Schreck- bild) und die ewige Verdanininisi eine Vogelscheuche Ich meinte es; aber wehe, triebe, ich finde es anders! mein Meinen hat mich fürchterlich betrogen« Vgl. Luk. 16, 23 ff.). Einen Nienschem dcr eher die ’arte von Deutschland zeichnen wollte, als bis er das Land erkun- det, würde alle Welt einen Narren schelten, zumal wenn er später das Land bereisen und nun behaupten wollte, es könne dies das deutsche Land nicht sein, weil es seiner Karte nicht entspreche Tausende aber machen sich auf dem Gebiete des Glaubens derselben Thorheit schuldig und leugnen Angesichts der Wahrheit, daß es die Wahr- heit fei, weil sie —— o Mißgriss ohne Gleichenl — das Signalement dieser Hininieistochter früher festgestellh als sie sie selbst erkannt und ihre Züge beschauet haben. (Krummacher.) 13. Da machten sich seine Knechte [deuen in diesem verhängnißvolleii Augenblick, wo der bekla- genswerthe Mann im Begriff stand, vor der offe- nen Pforte des Heils und der Genesung aus ver- kehrter Meinung umzukehren und mit seinem gan- zen Elend wieder heimzuziehen, statt in die Pforte einzutreten, der HErr aus gnädigem Erbarmen mit ihm einen guten Gedanken« in’s Herz gab] zu ihm, redeten mit ihm und sprachen: Lieber Vater [Kap. 6, 21; is, 14; 1. Sam. 24, 12"], wenn dich der Propbet etwas Großes [eine schwer zu vollbringende Sache] hätte geheißen, solltest du es nicht thun swürdest du es nicht ohne Bedenken gethan haben’"]? Wie viel mehr [kannst du nun das Kleine und Geringe verfuchen], so er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein kveuu es koinmt doch in dieser Sache nur darauf an, ob er wirklich ein Prophet des lebendigen Gottes ist, der da helfen kann; ist er aber das, so bleibt sich’s gleich, was für ein Mittel der Hilfe ei« wählt, ob groß oder klein l. Sam.14, 6]. «) Was allcr Verstand der Verständigen tiicht sieht, das siehet in Einfalt ein kindlich Gemiith. — «) Diese zutrauliche Anrede zeigt, daß Naöman gegen seine Unter- ebenen ein gütiger und wohlivollender Herr war (Matth. g, 5 ff.). — W) Es entspricht weit mehr der Neigung des natürlichen Menschen, durch eigene Anstrengung, dnrch die schwersten Selbstpeiiiigungen und Opfer sich den Himmel selbst zu erringen, als das ohne nicnsihliches Zuthun und Verdieust durch Gottes Gnade bereitete Heil in der Einfalt und Demuth des Glaubens anzu- nehmen. Die menschliche Natur, sagt ein Gottesgelehv ter unserer Zeit, ist eine gebotene Widersacherin des Evangeliums; und Dr. Martin Luther schreibt: »Die Welt will unserni HErwGott den Himmel abgewinneiy abverdienen und abkaufen, da er doch läßt aiisschreien diirch die ganze Welt: Jch ivill Euer Gott sein, aus Gnaden will ich’s euch geben, aus Gnaden und um- sonst will ich euch selig inachen.« Daher auch in der römischen Kirche die Biißübringen in so. hohem Ansehen stehen. Tausende, die miihselig und beladen sind und nach Frieden mit Gott schmachten, lassen es sich gefallen, wenn sie an die äußersten Enden der Erde gewiesen werden, sollten sie gleiih die Wallfahrt ohne Sohlen unter ihren Füßen und ohne Schirm über ihrein Haupte, in glühender Hitze und starrendem Frost, aller Wirth der Elemente preisgegeben, zurücklegen; aber in das Evan- gelium von der freien Gnade Gottes können sie sich nicht finden, weil das ihrem sinnlichen Gefühl und ihrer nienschlichcn Meinung nicht entspricht. Vgl. das Lied: Aus Gnaden soll ich selig werden. 14. Da [in Folge folchen Zuspruchs seinen Zorn fahren lassend und eines Besseren sich besin- nend] stieg er [aIs er auf der weiter fortgesetzten Reise bis an den Jordan kam, etwa unterhalb der Stelle, wo der Hieromax in den Fluß sich er- gießt] ab, nnd tauste sich [d. i. tauchte unter oder wusch fiel) Hebr. 9, 10 Anm.] im Jordan sieben- mal [Jos. s, 5 Aiim.], wie der Mann Gottes geredet hatte; und sein Fleisch ward [der Verhei- ßung Elifa V. 10 gemäß] wieder erstattet [fo ge- sund und lebenskräftigL wie ein Fleisch eines jun- gen Knaben [Jünglings], und ward rein. 15. Und er sda er sahe, daß er war gesund worden List. 17- 151 kehrete wieder zu dem Manne Gottes lzurück nach Samaria], sammt seinem ganzen Heer [Gefolge]. Und da er hinein kam [in Elisa Haus], trat er vor ihn, und sprach: Siehe, ich weiß ljetzt aus eigener lebendiger Er- fahrung, was ich vorhin, als ich hierher kam V.4ss., wohl ahuete, aber doch noch nicht von Herzen glau- bete], daß kein Gott ist allen Landen, ohne in Israel; so nimm nnn sdamit mir Gelegenheit werde, dem Gott, der mir geholfen, in dir, seinem Knechte und Werkzeuge, ein Zeichen der Huldigung und dankbaren Liebe zu Füßen zu legen] den Segen von deinem-Knechte [eine Segensspende von den Gütern, die ich bei mir habe V. 5]. 16. Er aber ssolches Anerbieten mit aller Entschiedenheit zurückrveifend, wie innig er auch an der schönen Geistesblüthh die in dem Aner- bieten ihren Kelch erschloß, sich weidete] sprach: So wahr der HErr lebet, vor dem ich stehe [Kap. Z, 14], ich nehnte es nicht [denn es soll keiner in Syrien sagen können, Gottes Gabe sei für Geld feil, oder Er, der HErr, sehe die Person und den Stand an]. Und et« sNasmanj nöthigte ihn, daß er’s nähme; aber er [Elifa] wollte nicht [und schnitt alle weitere Nöthigung mit einem festen bestimmten Worte ab]. 17. Da sprach Namen: Möchte denn deinem Knechte [wenn du durchaus nichts von ihm neh- men willst] nicht sumgekehrt eine Segensspendej gegeben werden [nämlich] dieser Erde [der Erde Nasmans Heilung von seinem Aussatz. 583 von dem Boden dieses heiligen und gesegneten Landes, in welchem allein der wahre Gott ist, während die Götter in allen andern Landen nichts als todte Götzen sind V. 151 eine Last, so viel zwei Mäuler [Maulthiere] tragen« [um sie mit hinüber zu nehmen nach meiner Heimath Syrien und dort einen Altar dem Gotte Jsraels davon zu errichten]? Denn dein Knecht will nicht mehr andern Göttern opfern und Brandopfer thun swie bisher], sondern dem HErrn [um) damit nun diese Opfer ihm auch angenehm und ivohlgefällig seien, ivill ich sie eben auf einem Altar von dem Erdboden des Landes seines Eigenthums darbrii1gen]; 18. [Doch habe ich in Beziehung auf meinen Dienst des lebendigen Gottes zugleich noch diese Bitte] Daß der HErr deinem Knechte darinnen wolle gnädig sein [mir das nicht zur Sünde oder als eine Verleugnung des Bekenntnisses zu ihm anrechnen möge], wo ich sauch ferner, wie bisher, doch von nun an nur der äußerlichen Geberde nach] anbete im Haufe sdes fyrischeii Götzen] Stimmen, [deun das wird sich, dafern ich im Dienst des Königs bleiben will, nicht anders thun lassen, daß ich ebenfalls niederfalle zur Erde] wenn mein Herr kder König] iirs Haus Rimiiion gehet, daselbst anzubeteiy nnd lich nun als sein oberster Kämme- rer oder Adiutant ihm zur Seite sein muß, in- dem er bei dergleichen Gelegenheiten] sich an meine Hand lehnen« [Kap. 7, 2]. 19. Er [Elisa, den zum Glauben an den wahren Gott erweckten Mann der weiteren Füh- rung des HErrn befehlend, ohne in der Sache selbst eine Entscheidung zu treffen], sprach zu ihm: Zeukh hin mit Frieden [um dich ist mir nicht bange, du bist in guter Hut; der sich deiner in Gnaden angenommen, der wird dich auch in alle Wahr: heit leiten]. s) Erde Canaairs in die ferne Heidenwelt hinaus- zutragen, welch eine bedeutsame Hieroglyphe (Bilderschrift)! ,,Ueber Judäa’s Grunde erblüht das Hei! der Völker» (Krummacher.) — ») Jn ähnlicher Lage befaiid sich hernach. der evangelische Ehurfürft Johann der Be- siändige, wenn er in seiner Eigenschaft als Erzmars schall des deutschen Reichs dem Kaiser Karl V. das Schwert zum katholischen Meßopfer tragen mußte; die älteren Theologeii unsrer Kirche haben dies für zulässig erkannt, indem sie an unsrer Stelle unterschieden zwischen der freiwilligen und religiösen Kniebeugiing des Königs, welche dem Götzen galt und wirkliche Anbetung war, und der gezwungenem blos dem Dienst des Königs geltenden Kniebcugung Naämans welche ledig- lich eine bürgerliche, von dem Amte gebotenen Hand« lung war. Auch läßt sich erinnern an den Kniebeus giingsstreit in Bayern, der ein Jahrzehnt lang die Gemüther auss Heftigste erregte und im Jahre 1848 seine Erledigung dadurch fand, daß die proteftantischen Soldaten die Monstranz blos in militärischer Weise salutiren sollten. -— Steht Naäman in dieser Geschichte edel und liebenswürdig da als ein Mann, der das, was er ist, nicht halb sein will, und der vor allem des Men- schenHeiligstes undhöchstes Gotteserkenntniß und Gottes- verehrung, nicht mit halber Seele ergreifen und im Leben üben mag, der mit wiirdigeiii Ernst bedenkt, was Wahr- heit und Gewissenhaftigkeit fordern; so· erscheint der Pro- phet Elisa ihm gegeiiuber nicht weniger edel und ver- ehrenswerth Man weis; nicht, was man in seiner einfachen, unscheinbaren Antwort auf eine fchiver zu entscheidende Bedeuklichkeit mehr bewundern soll, ob den hellen richti- gen der; Ertiinntn:ßs,»die, wiedvglesschaiilkli uäiilliiie aup a e er ge ager ein mag, o ne un ir die Hauptsache erfaßt; oder die heilige Mäßigiing, die auch da, wo sie Zöiacht hat zu treiben, zii beschränken, zu beladen, ·sich dessen enthält; oder die reine Menschlich- keit und Milde des Gemuths, die· so mitempsindeiy so in des Anderii Lage und aus seinen Standpunkt sich versetzen kann. ·(Mcnken.)» Jst »ubrigens unsre Ansicht von »der Zeit, iii welche die vorliegende Geschichte fällt, richtig if. Aiim zu Kapz is, 10), so» hat Gott hernach Zkismisslxii ssiisisslsses Eh stets« Eisen; e r e o e rae einer ei und als Diener eines heidnischen Kdsnigs andererseits sicicihtbesautiy einfgcli Zadurkcli gelöshBtiaßl der Mann gar ni wie er iii ie age am, xnit en)adad in’s aus des Gottes Riinmon zu gehen und ihm dort bei deifAtis betung des Götzen Dienste zu leisten. Denn nach jener unsrer Ansicht würde an unsre Geschichte sich, wohl nur Rurchseirzerkf kurzeiknseitrauig dsvåind getxrkenntkd die in ’ap. , . erzä) e von en a a ’s ran eit und Ermordung durch Hafael anschließen Und nun können giörniriiKkzgzlaubelriÄgaßtNctiömagi destneuen syrisclisen g enera - In an un -e aup inann eween ist; er wäre ja dann das Werkzdug zu Jsraels Hedräns gung durch Hasael (Kap. 8, 1l·f.; 13, 3 fs.·) gewesen, und dazu war er, nachdem er in Israel feines Leibes Genesung und seiner Seele Heil gefunden, gewiß nicht Fießhrdderhsåkanåy ckxveiän er aucfh daziHdauserfehenSwar, a er rr- ur i n zuvor einen amen in yrien verherrlichen wollte, ehe er dieses Landes als einer Zuchts ruthe wider fein abtriiniiiges Volk sich bediente. [l97’.] Und als er Muts-man] von ihm [dem Propheten] weggesogen war [um nun wirklich nach Damaskuszurtickzukehrenh ein Feldlvegs aus dem Fagde [d. i.· einbe stStrectkesTgJekgeßs weitd, ikhne däaß aei an ein eimme a zu enenwre 3. Mos. 19, 37 Anm.]; M 20.6 getdtagitkKGehiåfi, seh? Kziabfief Elifa, des amle o e ap. l . 5 .« 8 4 f.]: Siehe, mein Herr hat [a«us gar zu ängstlicher Ge- wissenhaftigkeiq diesen Syrer Naeman versehonet, daß er nichts von ihm genommen hat salles deß], dase er gebåaclht sikhiiit angefbolzeikjchhaåzsifnd dahurclå ein gue ,eegen ei, au e ri e eie zuewa erweise-it«- riisisskgissee S« se« D« U? e e, W! m ieem yrer, gegen den man doch wahrlich nicht solche Rücksichten zu neh- Zneßn brauchhy will: gfeglkisi Finhn ·voindVolkse Gstotåes a man i m eena o rei un umon ie- nen müßte] nachlaufen und etwas von ihm nehmen sdaß ich nicht um der iibel angebrachteii Großmuth mei- nes Herrn willen ferner so in Armuth und Dlirftigkeit leben müsse, wie bisher, sondern auch einmal zu einem eigenen Besitzihum und Hausstand gelange V. 27]. »21. Also [denn wenn die Lust empfangen hat, gebieret sie die Sunde Jak. 1, 15] jagte Gehasi den! Naeman nach. Und ·da Naeman [der, solange die Gegend von Samaria, wo er das Größte m 584 2. Könige S, 22—27. S, I—-—-5. seinem Leben erfahren, noch nicht außerhalb seines Gesichtskreises lag, auf dem Heimwege viel dahin zUrLickblickteJ sahe, daß er [des ihm so lieb geworde- nen Mannes Gottes Diener] ihm nachlief, stieg er [alsbald] vom Wagen lgingsl ihm [dem Nacheilen- den] entgegen, und sprach: Gebet es recht zu ses siehet doch alles um deinen Herrn wohl und ist nicht etwa ein Unfall ihm zugestoßen, daß du so eilig mir nachläufsi]? 22. Er sprach: Ja [es steht sonst alles wohl]. Aber mein Herr sbesindet sich augenblicklich iii einer ziemlichen Verlegenheit; darum] hat [er] mich gesandt, und läßt dir sagen: Siehe, jetzt skaum nachdem du abgereist warst] sind zu mir kommen vom Gebirge Ephraim saus der Propheten- schule zu Gilgal Kap. Z, 1; 4, 38. 42] zween Knaben [Jünglinge], aus der Propheten Kindern [die bei der jetzigen Zeit der Noth sehr arinselig gekleidet gehen und sammt ihren Mitgenossen da- heim von großer Armuth gedrückt werden]; gieb ihnen einen Centner Silbcrs 12618 This· T— Viel— IS, 16 Anm.], und zwei Feiertleider sdaß mein Herr sie nicht ohne Hilfe wieder heimschicken muß] W. Naeman streuherzig und arglos dem Ge- has! die erdichtete Geschichte glaubend und herzlich erfreut, nun doch noch Gelegenheit zu» finden, wie er dem Elisa die Gefühle seines Danks thatsäcly Iich bezeugen möge V. 15 f.] sprach: Lieber [Richt. 4, 19 Anin. 1], nimm ssiatt eines lieber] zween Centnen Und er nbthigte ihn [da Gehasc sich stellete, als wolle er durchaus nicht mehr anneh- men- denn ihn! geboten seiJ- und band zween Cent- ner Silbers s= 5236 Thlr.] in zween Beutel, und [legte] zwei Feierileider [dazu], und gab’s seinen zweien Knaben sdie er herbeigerufem daß sie dem Gehasi das Geschäst des Fortschassens ab- nehmen sollten], die trugen es [beides, das Geld und die Kleider] vor ihm her [aus dem Rückwege nach Samaria, während er selbst, Rats-man, seine Straße weiter zog]. 24. Und da er [Gehas1] kam gen Ophel san den Hügel, der an der Nordostseite der Stadt Samaria liegt — an den spitzen Auslauf des MorijahJm Siidosten Jerusalems Jos. is, 63 Aiim. ist hier nicht zu denken], nahm er’s sunter allerlei Vorwändem daß er bei den Leuten kein Aufsehen erregen möchte, in Wahrheit aber, um von Elisa, dessen Haus hinter dem Hügel inner- halb der Stadtbesestigung lag Kuh. S, 32 f., nicht gesehen zu werden, wenn er die beiden Träger mit ihrer Bürde noch länger bei sich behielte] von ihren Händen, nnd legte es beiseit iin Hause kgab es in dem nächstgelegeneii Hause, mit dessen Bewohnern er auf vertrantem Fuße stand, in Verwahrung], nnd ließ die Männer gehen kdaß sie wieder zu Naeman kämen] 25. Und da sie weg waren [und er selbst nach dem Hause des Elisa sich begeben hatte], trat er [mit erheuchelter Unbefangenheit, als sei nichts Vvtgsfnllenj vor seinen Herrn kdessen Befehle ent- gegenzunehmem meinend, er habe seine Sache so geschickt angefangen und so schnell zu Ende gebracht, daß dieser unmöglich sein Wegsein bemerkt haben könnte] Und Elisa sprach zu ihm smit bedeutsa- mem Ton seiner Stiinme]: Woher, siehest? sund diese Frage hätte ihm sein sollen, wie das Rauschen vor dem Gewitter, das den Wanderer mahnt, einen Hort zu suchen, wo die nahen Stürme und Fluthen ihn nicht werden ereilen können.] Er [in Lüge frech, als ob sein innerstes Wesen dem Geiste der Weissagung werde ausweichen können, wie sein scheues Auge dem des Propheten auswich] sprach: Dein Knecht ist weder hierher noch daher gegangen [ich bin im Hause gewesen und nirgends hin gekommen]. As. Er aber [in diesem Augenblicke so ganz von dem Geiste der Weissagung ergriffen, der das Verborgene ihm enthüllte, als hätte er’s mit leib- lichem Auge gesehen Apostg. 5, 3 f. 8 f.] sprach zu ihm: [Wie kannst du doch sagen, du seiest weder hierher noch daher gegangen?] Wandelte nicht mein Herz sbin ich nicht im Geiste den Weg mit dir gegangen, als du Naeman nacheiltesL und stand im Geiste dir an der Seite], da der Mann um- kehrete von seinem Wagen dir entgegen sund habe darum auch gehört, was du zu ihm geredet’«]? War [nachdem eben ein Werk Gottes geschehen, so wunderbar und herrlich, daß auch der blödeste Sinn die Selbsibezeuguug des Heiligen in Jsrael darin erkennen muß] das die Zeit, Silber nnd Kleider zu nehmen, sum sich dafür] Oelgärtem Weinberge, Schafe, Rinde-e, Knechte und Mägde [anzusii)affen, und so ein Heiligthiiin Gottes zu besudeln mit gemeiner Habsucht? Jst nicht vielmehr überhaupt in Jsrael jetzt eine Zeit, ivv es gilt, dringender als se, daß die, die zu dem Paiiiere Jchovcks halten, auch mit ihrem ganzen Wandel die Wahrheit ihrer Sache besiegcln"·]? ·) Elisa läßt den Gehasi gewahr werden, daß hier kein bloßer, wenn auch noch so gegründet» Argwohn, den ein unerschrockenes Lcugncn iiiederschlagen könnte, keine menschliche Verniuthiing keine schwankende Ahnung, das; hier vielmehr ein Wissen walte, wie der Mensch nur das weiß, was er gegenwärtig sehend erkannt hat, nnd hebt das Wesentliche der That so heraus, wie das nur einer thun konnte, der ihr zugeschaut: die Theilnahme und Freundlichkeit, womit der siirstliche Qltann , vom Wagen gestiegen, selbst auf der Landstraße dem Knechte des Propheten entgegeneilt, uiid die liigende Bitte, wie sie, des Goldes nicht gedenkend, Silber und Kleide for- dert. Und das richtende Licht dieses furchtbaren Wissens überstrahlt nicht iiur das Verborgene seines Lebens in arger That, das er mit Nacht bedeckt wähnt; es dringt auch in die Tiefe seines iiinerstcn Wesens und bringt an den Tag, was da iiii Finstern verborgen ist, offenbarend den Rath seines Herzens, wie es ihn gelüstet habe nach Oelgärten und Weinber en u. s. w. -— «) Jn Gehasss That lag keine gemeine ottlosigkeitx es war die äußersth ruchloseste Verleugnung des lebendigen Gottes, als des Heiligen in Israel, wie dieser Mann vor tausend andern Gehasi wird von Elisa zur Strafe für feine Untreue mit Nasmams Aussatz belegt. 585 ihn kennen, ihm vertrauen, ihn lieben nnd ihn fürchten mußte, um schändlichen Gewinnes willen, aus fchnödein G « . eiz 27. Aber [ich habe auch bereits meine Wei- sung von dem HErrm welche Strafe für deinen Frevel an feinem Heiligthnm ich dir verkündigen soll: siehe] der Aussatz Naemams wird dir anhan- gen nnd deinem Samen ewiglich Dieselbe entsetzliche Krankheit, die von Naäman wegen seines Glaubens- gehorsams hinweggenommen worden, soll dir nnd deinem ganzen nachlebenden Gefchlecht auf bestän- dige Zeiten anhaften zum redenden Zengniß, daß Gott fich nicht läßt spotten]. Da [indem in dem- selben Augenblick, wo der Mann Gottes das sagte, das Strafurtheil an Gehasi in Erfüllung ging] gingger von ihm hinaus, ausfahig wie Schnee. s as denken wir, ivie wird er die daniascciiifcheii Prachtgewändeh die Beutel mit Silber nun angesehen haben? O wie oft mag er gewünfchthabcm für alle seine Schätze nur einen Tag seiner Armuth wieder kaufen zu können, mit dem frohen Lebensgcfühl seiner Gesundheit, mit dem süßen Genuß des Essens und Triniens und des leichten und ruhigen Schlafsl Und dann der verlorene Friede Gottes — o Weh! o Jammer! Unbegreif1ichfte, bdsefte, unzerftörbarste, furchtbarste aller Töiiischungem wer fürchtet dich, wie wir dich fürchten sollten? Gott erbarme fich unser nnd helfe uns allen, daß nicht einer von uns seine Hoffnung fetze auf den ungewisfen Reich- thum, sondern auf den lebendigen Gott, der uns dar- giebt reichlich allerlei zu genießen: l. Timoth 6, 6 ff. (Menken.) Das is« Kapitel. Vorn schwimmend-en Ofen. Izliiidheit der sum. tßnngeisnoih zu samaria HEXE? « v. 1—7. Ratt) drr Grfihichte von drni Syrer dlarmam in denn reines Hriligthnin einer der prophetenjiiuger niit seiner srtinintzigen Habsucht einzudringen versiiihtc nnd ro schier entweihet hätte, müßt: der ijErr nicht die Ein— sättigen zu behfitrn, werden wir hier wieder, wie in Ab— schnitt tlxksp in das Erben und Treiben der Propheten- fauler versetzt nnd thun einen neuen Blick in ihre dürf- tige Engr, aber auch in dir grindige verforgniig und wunderbare Dnrihhilfy deren sie von Seiten Gottes sich zu erfreuen hatten. In Ieriiho ifi der Hörsaal der dor- tigen Sthnle für die wachsend: Menge der Schüler zu eng geworden, man will also unter Elisabz Zeistnnd ein neues Eotinl unmittelbar am Jordan bauen; beim kjolzfälien nnn fällt einem der Sänger: seine Text, dir noch dazu nicht fein eigen, sondern geliehen war, in’s Wasser, doch der Propbet, drni Gottes wiindermacht zu Diensten steht, bringt sie aus drr Tief: nnd an’s Ufer, daß der Sänger ans seiner Sorge befreit wird. I. Die Kinder der Propheten svermuthlich die der Schule zu Jericho Kap. 2, 4 ff. 15 ff.] sprachen [einst, wohl während der Zeit der sieben- jährigen Theuernng Kap. 4, 385 8, l] zu Elifa [als ihre Zahl immer mehr zugenommen hatte und nun das gemeinsame Verfammlungslokal zu klein geworden war, um sie alle zu fassen]: Siehe, der Raum, da wir vor dir wohnen [dir zu Füßen sitzen, wenn du uns lehrest Kap. 4, 38 Anm.], ist uns zu enge. Erquickliche Botschaft für Eliscks Ohr, daß der Raum, da die Prophetenfüiiger wohnen, sie nicht mehr fasse iind ein Nenbau nöthig sei! Bildeten doch die Propheten- fünger die Blüthe Jsraels, und mit einem Mal ist deren Zahl so gewachsen! Es gin also in den Tagen Elifa’s schon gedeihlicher im Lande get, als während des This- biters sinaitischer, nur mit dein Pflugfchar operirender Wirsfanikeit Einer freundlichen Sonne ähnlich, Licht und Leben uni sieh breitend, zog die herzgewinneiide, verheißuiigsreiclse Erfiheinuiig jenes neutestamentlichen Propheten über das aufgerifsene Ackerweik dahin: da brachen die zurückgehaltenen Keime geistlichen Lebens iiberall in Halm und Aehren durch, und die Stunde des Schneidens und Sainnielns war gekommen. 2. Laß uns an den Jordan gehen, und einen jeglichen [nnter uns] daselbst [aus den am Ufer des Flusses befindlichen SheomoremWaldungen 1. Chroin 28, 28 Atem] Holz holen, daß ivit uns daselbst [also näher nach dem Jordan zu] eine [neue, geräuinigere] Stätte bauen, da wir wohnen [uns künftig versammeln können] Er [Elisa, mit dem Vorschlag einoerstanden] fprachx Gebet hin. 3. Und einer [von ihnen, weil er es für gut ansah, daß der Bau nicht blos mit Bewilligung, sondern auch unter der Leitung ihres Herrn aus- geführt würde] sprach: Lieber, gehe mit deinen Knechtcw Er sprach: lJcuJ Jch wiu nirgends. Mehr übrigens noch, als das Begehren nach Elifcks Rath, bewegt die Brüder eine andere Erwägung zu ihrer Bitte. In dem Propheten hatten sie, so zu sagen, die Vorsehung in Person zur Hand. Jn ihm sahe« sie den Gewährsinann fiir jedes glückliche Gelingen, den Schliiffelträger zu allen Schatzkaminern Gottes und den lebendigen Kanal, durch den der Urquell alles Segens sich mit ihnen in Verbindung fetzen werde. Wir, die wir im neuen Blinde stehen, wo das Bedürfnih nach Vermittelung an dem nun erschienenen großen Urbilde aller alttcstamentlichen Verniittler seine volle Befriedigung efunden hat, ruhten, in wclcher Angelegenheit es auch Sei, das: »Liebe« gehe mit· uns!« an den HErrn selbst, und kennen die nncndliche Leutfeligkeit, niit der er auf jeglichem Gange zu segnender Geleitnng uns bereit steht. 4. Und et ging mit ihnen sdaß er auch unter der Arbeit Gottes Wort mit ihnen treibe Col. 3, 16 f.]. Und da sie an den Jordan kamen, hieben fie [ohne daß sie erst der Erlaubniß irgend eines Eigenthümers der dortigen Waldungen dazu be- durft hätten, da die Besitzverhältnisse und Eigen- thumsrechte im heiligen Lande anderer Art waren, als bei uns] Holz ab [wie sie sich vorgenommen]. Z. Und da feines Tages] einer fvielleicht dek- felbe, der in V. 3 die Bitte an Elifa gerichtet hatte] ein Holz feinen Baumstamm] fcillete, fiel das Eifer! [Axt, deren er sich dabei bediente] iiks Wassein Und er fchrie [über den für ihn doppelt emvsindlichen Verlust betroffen], und spkqch s» Elisa sich wendend]: Ave [auwe oder o weh], mein Herr fdaß mir das widerfahren mußte], dazu ist-s fdas Eisen oder die Art, die ich eingebüßt habe] enllehnet fvon einem Freunde in Jericho geborgt, ich muß also diesem den Verlust ersehen, und weiß doch nicht wovons 586 s. Aber der Mann Gottes [wissend, daß die- ser Schrei der Bestürzung genau besehen, in ihm nur den suche, als dessen Dolmetscher und Herold er dastand, und in seinem Herzen gewiß, daß sich ihm jetzt wieder, wie schon so oft, die Allmacht Gottes zur Verfügung stellej sprach: Wo ist’s ent- fallen? Und da er [iener Prophetenschüler V. 51 ihm den Ort zeigte, schnitt er ein Holz seinen Stufen] ab, und stieß daselbst hin [stieß mit dem Stecken nach der bezeichneten Stelle hin —- nach anderer Uebersetzung: warf ihn, den Stecken, dorthin in’s Wassers Da schwamm das Eisen [tauchte ,,nach einem geheimen Artikel des Gesetzes der Schwere« aus der Tiefe wieder auf und schwamm, wie von angesehener Hand getrieben, statt mit den reißenden Wogen abwärts zu ziehen, dem Ufer zu]. 7. Und et« [Elisa] sprach fzu dem Jünger]: Hebe es auf. Da reckte er seine Hand aus, und nahurs [zog es aus dem Flusse heraus]. Wir befinden uns hier in der Region der menschli- chen Gesellschafh an welcher man zwar, als an der gransten und prosaischsten Partie der letzteren, gern schnell vorübereilt, welche aber nichtsdestoweuiger diejenige ist, in der das Meer menschlichen Fiihlens und Eine-sin- dens am häusigsten in hohen Wogen geht, am andauernd- sten in Strömung gehalten bleibt; und wo, weil daselbst eine Art schon ein großes Vesitzthirm ist, ein Kleid den Werth eines Königreiches hat und die Ansprüche an das Leben kaum über das tägliche Brod hinaus sich zu ver- steigen wagen, jeder neue Tag mit einem Schooße voll neuer Sorgen, Nöthe und Verlegenheiten, aber auch mit einer Fiille neuer Ueberraschungem Durchhilfen und Segnungen zur Hütte eintritt — Segungen, die schon in dem einzelnen neuverdienten Groschen mit Freude be- grüßt und in einem etwas Mehr, als das Stücklein nothwendigen Brodes, wie eine Festgabe mit Rührung hingenommen werden. Herrscht in diesen Lebenskreiserc die Furcht des HErrn, o so ist hier vor andern heilig Land, ereignißreicher Boden, hier, wo man schon um die geringsten Güter die Hilfsquellen des Himmels in Anspruch nehmen muß und fast nur durch eine Kette von Wundern von einem Tage zum andern zu kommen weiß; wo darum allaugenblicklich das Herz in seinen tiefsten Tiefen bewegt und das Gebet der Noth herauf- beschworen wird; wo eine Scene wehmüthiger oder fröh- lieher Gerührtheit die andere drängt und täglich die ganze Tonleiter innerlichster Empfindung an’s Klingen kommt. Denn wo wird es so reichlich erfahren, als hier, daß Gott bei den Seinen wohnt und die Haare auf ihren Häuptern gezählt hat? Ach, hier erneuern sich alle Erlebnisse Jsraels in der Wüste; hier werden durch- helfende Begegnungen des HErrn zu täglichen Begeben- heiten. Jmmerfort warten hier auf ihn die leeren Krüg- lein, und immerfort ist er zur rechten Zeit zur Hand, in tausendfachen Weisen sie zu füllcn. Armes, glanz- entblößtes Leben! und doch wie retch bei aller Armuth! Leben, von einem sterbenden Dornengeflecht umrankt, aber auch durchblüht von Blumenketten göttlicher Gnaden- thaten, die nimmer welken! Dasein, umschattet zwar von trüber, dunkler Nacht, aber die Nacht bringt Sternen« lanz und Heimathsgrüßel retch an Wermuth zwar und eucht von Thränen, aber mit stillen Herzensfesten auch durchwirkt, wie sie die Welt nicht kennt noch ahnt! (Krummacher.) L. Könige S, 6——13. Ylxlis v. it——23. Jetzt, wo uns seit Kuh. 4 eine Reihe von Wuuderthateu aus Gliscks Walten unter den pro— phetensctfülern und den Frommen in Israel vor-geführt worden, leehrt der geruht zu seiner politischen Tbültgleeit zurück, von der wir schon tu Lan. 3 ein Beispiel vor uns hatten. Der Syretleöuig Ctrnhadad, derselbe, der schon mit Jlhali mehrfache Kriege gehabt, hatte wohl narh dessen Tode einige Jahre flch ruhig verhalten; umr- mehr aber macht er Versuche, feßen Fuß in Ioramki Gebiet zu fassen, sucht sitt) bald diese, bald jene Gegend aus, wo er mit seinen Krtegersclzaarrn einzufalleu und den israetisthen König zu überrann-ein gedenkt. Jlber des Haken: Zuge wacht über sein Volk; durch die Offen- barung des Geistes werden dem Elisa des Feindes Lin— schlägt, so geheim sie auch gefaßt worden sind, auf der Stelle kund, drr prophet setzt seinen König davon in Kenntniß und dieser lianu nun jeder bteberrumpelung zu— vorkommen. Da will Benhadad, der durch einen seiner Heerführcr in Erfahrung gebracht, wer seine Pläne dem Joram entdeckt, den Mann Gottes aufgreifeu lassen uad schictit eine große itlarht gen Dothan, wo Gtisa dazumal sich aushielt; doch dieser, wiewohl er dort mit einer himm- lischen Wagenburg umgeben und also ganz sicher ist wider alle Uachßetlung, läßt an seiner eigenen Erhaltung siih ntstzt genügen, sondern weiß der Sache. einen Ausgang zu verschaffen, wodurrh der dlame des ijGrru auch bei den Heiden verherrlistzt wird. Jtuf sein Gebet nämlich werden dtc Ihrer, die ihn gefangen nehmen sollen, mit Blindheit geschlagen, und der, auf welchen ße Jagd machen wie auf ein wild, wird ihr Commaudant und gitugelt sie an seinem Hügel; er führt ße mitten in die Stadt Satnaria hinein, statt aber dort sie dem Schwerte seines Königs preiszugeben, läßt er sie von diesem reichlich be— wirthen und unversehrt zu ihrem Herrn heimseudeen Ilion da an ist dem Syrerleöuig auf lange Zeit die Lust vergangen, mit Israel anzubiudem · s. Und der König aus Shrien [Benhadad Il.: 1. Kaki. 11, 25 Arm] führete einen Krieg wider Israel [war während der Regierung des Königs Joram, wohl noch in der ersten Zeit derselben, etwa um die J. 894—892 v. Chr., im beständi- gen Kriegszustande gegen Israel, indem er häufige Einfälle dahin machteL Und betatbschlagete sieh mit seinen Knechten [Generalen und Ofsicierem so oft er wieder ein derartiges Unternehmen vorhatte]: Wir wollen uns lagern da nnd da [an dem und dem Orte das Hauptquartier aufschlagen, um von da aus unsere Operationen zur Unterwerfung des Landes zu beginnen) 9. Aber der Mann Gottes [Elisa, sobald der Feldzugsplan im feindlichen Heer verabredet war] sandte [indem der Geist Gottes ihm denselben ent- deckte] zum Könige Israel [damit dieser seine Bor- kehrungen treffen könnte], und ließ thut sagen: Hüte dich, daß du nicht an den Ort ziehest seich- tiger: das; du nicht den und den Ort übergehest, d. i. unbesetzt lassestjz denn die Shrer ruhen da- selbst [kommen da herab, wollen dort einfallen]. 10. So sandte denn [weil rechtzeitig gewarntj der König Israel [Truppen] hin an den Ort, den ihm der Mann Gottes sagte, vertvahrete ihn und hütete daselbst [wartete auf die Feinde, um sogleich bei ihrem Anzuge sie zurückzuschlagen]; nnd that Elisa macht Eisen schwimmend. Sein Beistand im Krieg mit den Shrern 587 das nicht einmal oder zweimal allein [sondern, weil bei jedem neuen Plan der Syrer der Prophet auch auf’s Neue ihm seine Warnung zukommen ließ, immer und immer wieder]. Wir geben hier eine Zusammenstellrtng der Nachrichs ten über Eliscks Wirken zur Zeit des Königs Joram nach chronologischer Ordnung, wie wir letztere an- nehmen; natiirlich ist sie nur aus mehrfachen Umstän- den, die wir nicht bis in’s Einzelne darlegen können, erschlossen, und will unsere Auffassung aus unbedingte Richtigkeit keinen Anspruch machen, doch dürfte sie der Wahrheit ziemlich nahe kommen und wesentlich zu einem tieferen Verständnis; der verschiedenen Begebenheiten ver- helfen. 895 v. Chr. Feldzug gegen Moab (Kap. 8). Das Oelkrüglein der Wittwe (Kap. 4, 1——7). Die Sunamitin (Kap. 4, 8-—17). Streifziige der Syrer (Kap. S, 8—23). Auferweckung des Sohns der Sunamitin (Kap. a, 18—37). Die 7jährige Theuerung (Kap. 8, 1. 2). Wunder in der Prophetenschule zu Gilgal (Kap. 4, 38——44)·» Das schwimmende Eisen (Kap. G, 1—7). Die Noth zu Samaria und die geschwinde wohlfeile Zeit (Kap. 6, 24—7, 20). Riickkehr der Sunamitin aus der Philister Lande (Kap. 8, 3—6). Die Heilung Naemans (Kap. 5). Salbung Hasaeks zum König von Syrien (Kap. 8, 7——15). Krieg mit Hasael und Joram’s Verwun- dung (Kap·8, 28. 29). Jehu’s Salbung zum Köni von Israel, Joranrs undJsebels Tod( ap.9, l—37). Hiernach ist unsere Geschichte nach der Wunderhilfe bei dem Feldzuge gegen Mond (Kap. Z) eine zweite Werbung Gottes um das Herz des Forum, daß er der salschen Politik der israelitischen Könige entsagen, von dem bösen Einfluß seiner gottlofcn Mutter sich lossagen und mit Entschiedenheit dem HCrrn sich zuwenden soll, an dem er einen so mächtigeii Helfer und dessen mit so wunderbaren Gaben ausgeriisteten Propheten er zu seiner Seite hat. Eine dritte mächtige Ansassung erfuhr dann Joram zehn Jahre später in der furchtbaren Theurutig zu Samaria (V. 24 ff.), welche durch das, was ihm bei Gelegenheit seines. Zusammentreffens mit der Su- namitin Gehasi von den Wunderwerken Elisa’s erzählte, gar sehr verstärkt wurde, so daß er ein redendes Exem- pel ist zu den Worten Elihu’s in Hiob 33, 29 f.: Siehe, das alles thutGott zwei- oder dreimal mit einem jegli- chen, daß er seine Seele herum hole aus dem Verderben, und erleuchte ihn mit den: Lichte der Lebendigen. Nun war auch Joram fiir bessere Regungenmicht unempfäng- lich, er beweist mehrmals unbedingten Gehorsam gegen das Wort des Propheten und zollt ihm große Achtungz aber zu einem wirklichen Durchbruch lebendigen Glaubens kam es bei ihm nicht, er blieb mit seiner Regierungs- weise auf halbem Wege stehen (Kap.3, 2 s.), und wäh- rend der Syrer Naeman das Himmelreich zu sich riß, weil er Gewalt that, ging Gottes Wunderwerk an diesem 894 —- 892. 890. 890 — 884. 883. »Manne auf Seiten Joram’s, der ja durch den Brief des Shrertönigcy über den er anfangs so sehr erschrak, bis Elisa sich zum Helfer erbot (Kah· 5, 5 ff.), genugsam Beranlassung empfangen hatte, auf das Thun und Walten des HErrn zu merken, wirkungslos vorüber. Da war die Zeit der Gnadenheimsuchung zu Ende, und es folgte die Zeit des Gerichts 11. Da ward das Herz des Königs zu Shrien [voll] Unmuths darüber [daß von seinen so wohl bedachten Plänen einer nach dem andern vereitelt ward]- nnd rief seinen Knechten [V. 8], und sprach zu ihnen: Wollt ihr mir denn nicht ausagen, wer ist ans den unsern zu dem Könige Israel gestehen [auf dessen Seite getreten und hat ihm alle unsre Anschläge verrathenjis 12. Da sprach seiner Knechte einer [der wohl durch einen israelitischen Kriegsgefangenen dem wahren Sachverhalt auf die Spur gekommen, vgl. Kap. b, 2 f., und dann durch Gottes Geist noch besonders erleuchtet worden war]: Nicht also, mein Herr König; sondern Elisca der Prophet in Israel, agt es alles dem Könige Israel, was [wir unter einander beschließen, und würde ihm auch offen: baren, was] du in der Kammer redest, da dein Lager ist [bei dir allein im geheimsien Winkel dei- nes Zeltes überlegest, ohne daß selbst einer von den Unsern etwas darum weiß]. Gar häusig geschieht es, daß sich euch aus den ver- deckten Siindenwegem die ihr wandelt, unversehens die Kriegsmacht unsers kirchlichen Worts entgegenstellt; das Wort trifft und entlarvt euch vor euch selbst, indem es euch das vollständige Bild eures Herzens und Lebens plötzlich hell vor Augen malt und euch in der ganzen Schande eurer Blöße wie an den Pranger stellt. Da wird’s euch denn eng und schwül in den Kirchenbänkem »Wir sind belauscht, entdeckd verrathen!« murmelks bald hier bald dort durch eure Reihen. Und freilich seid ihr das, nur nicht, wie ihr meint, von dem und dem; son- dern von den zwei Hütern wie Feuerflamknem jenen Augen in der Höhe, in deren Spiegel sich auch eure Gedanken malen. O möchtet ihr in dergleichen Augen- blicken das nur auch erkennen, damit die peinlieshe Be- stiirzung, die euch da ergreift, heilsarnere Frlichte triebe, als meist der Fall ist. Gewöhnlich aber macht ihr’s, wie Benhadad, und sucht den Verräther in dem Prediger nur, der euch entlarvte, oder in der Umgebung, in der ihr lebt, und statt einer reumiithigen Beugung und Be- schämung vor dem hohen Gott, bleibt eine argwöhnende Verstimmung gegen eure Gesellen oder ein bitterer Haß wider den Mann, in dessen Wort der große Herzens- kiindiger euer Bild verwob, das Einzige, was ihr aus einem Momente, der, in rechter Weise gefaßt und wahr« genommen, einen seligen Wendepunkt eures Lebens hätte anbahnen können, als traurige Beute mit euch heim nehmt. (Krurnn1acher.) 13. Er [der SyrerköUigJ sprach: So gehet hin und sehet, wo er [der verrätherische ProphetJ ist, daß ich feine starke Macht wider ihn] hinfettdh Und lasse ihn holen. Und sie [nachdem see Elisa’s Aufenthalt ausgekundschasteU zeigten ihm an, nnd sprachetu Siehe er ist zu Dothan [4 Stunden nordöstlich von Summa, 5—6 St. nördlich von Sichem l. Mos 37, 17]. Dothary wie das nebensie- hende Kärtchen zeigt, liegt auf einem einzeln in der Ebene stehen- den Tell oder Hügel, ist aber auf der Qstseite von einer in die Ebene vorsprtngenden Hügelreihe umgeben. Diese Lage muß man 588 2. Könige s, 14—29. genau im Auge behalten, um das Folgende zu verstehen. Auf jener östlicheii Hügelreihe nämlich nehmen die gegen Elisa ausgcsendeteii Syrer Stellung, rilcken von da gegen die Stadt vor, während Eliia ihnen schon aus dieser entgegenkommt (daher es iii V. 18 heißt: »Und da sie zu ihm hinab kamen-«, nämlich in die zwischen dem Hügel von Dothan und der östlichen Hiigelreihe gelege- nen Ebene), und werden nun von diesem, nicht nach Dothan zurück, sondern in südwestlicher Richtung auf den Weg nach Samaria geführt. Andere Schristertlärer fassen die Sache so, als hätten die Syrer mit Rossen und Wagen sich um den Hügel selbst gelagert, aus wel- chem Dothan lag; da es aber dann iii V. 18 heißen müßte: »Und da sie sdie SyrerJ zu ihm sdein EIilaJ hinauf kamen-«, während von einem Herabkommen die Rede ist, hat man, um einen, dem Sachverhältniß entsorechendeii Sinn zu gewinnen, statt des Wortes ,,ihm« die Lesart ,,ihnen« vorgeschlagen Ost-II statt III-N: »Und da sie [Elisa und sein Diener] zu ihnen sdeii un- ten am Berge von Dothan lagernden SyrernJ hinab- kamen« Es ist aber solche Aenderung ganz unndthig 14. Da sandte et« [Benhadad] hin lgen Do- thanJ Rosse und Wagen, und eine große Macht sFnßmannschafts Und da sie bei der Nacht hin- kamen, umgaben sie die Stadt sin einem Halbkreisa auf jener Hügelreihe Stellung nehmend]. 15. Und der Diener des Mannes Gottes sGehasi Kap. 4, 12 u. s. w;] stund sruhe auf, daß er sich aufmachte und auszoge lnach dem Grund- terteinfachen stund frühe auf, weil an diesem Tage sein Herr wieder nach Samaria mit ihm reisen wollte, und ging aus, wohl um vorder Abreise noch einiges zu besorgen, das Elisa ihm aufgetragenjz und siehe, da lag eine Macht um die Stadt, mit Rossen und Wagen sdenn bei der ziemlich hohen Lage von Dothan hatte er gleich beim Aus- treten aus dem Hause einen Umblick um die Stadt, zumal nach der östlichen Hiigelreihe]. Da sprach sein Knabe [der eiligst zu Elisa zurückgekehrte Ge- hast, indem er seinem Herrn meldete, was er drau- ßen wahrgenommen]: Ave so weh V. 5]- mein Herr, wie wollen wir nun thun sum. durch die feindliche Macht unversehrt hindurchzukommen oder uns hier in der Stadt in Sicherheit zu bergen]? 16. Er [dem durch göttliche Ossenbarung schon bewußt war, wie die Sachen standen, und dessen Geistesauge zugleich die Heerschaaren der heil. Engel erblickte, die sich zu seinem Schutz um den Berg her gelagert V. 17] sprach [zu seinem klein: müthigen und erschrockenen Diener]: Fürchte dich nicht; denn derer ist mehr, die bei uns sind, denn derer, die bei ihnen sind. 17. Und Elisa [da er wohl erkannte, wie wenig sein Trostwort bei dem glaubensschwachen Gehasi oerfangen würde] betete, und sprach: HEry öffne ihm die [Geistes-] Augen, daß er sehe [im Gesicht I. Kön. 22, 22 Anm., mit welcher Schutzinacht du uns umgeben hast] Da öffnete der« HEkr dem Knaben die Augen lindem er den Zustand der Ent- zückung über ihn kommen ließJi daß er sahe, [himmlischer Gesichte fähig ward]; itnd stehe, da war [gleichwie einst dem Erzvater Jakob auf seinem Zuge nach dem heiligen Lande die Engel Gottes begegneten 1. Mos. 32, 2] der Berg voll fcutiger Rosse nnd Wagen [zur Veranschaulichung dessen, was in Pf. 34, 8 geschrieben sieht] I8. [Hieraiif, als der Zustand der Entzückung wieder von ihm gewichen und er iin Glauben nun ge- stärkt war, ging Elisa mit ihm gerades Wegs zur Stadt hinaus, um seine Reise nach Samaria, aller feindlichen Mächte zum Trotz, dennoch zu vollbringen]. Und d« sie sdie Syreiy die beim Erblicken der beiden Männer sofort ihre Stellung verließen und nach der Ebene sich begaben, s. Atem. zu V. 13] zu ihm hinab kamen, bat Elisa [noch ehe sie ganz bis an ihn heran waren, zum zweiten Mal den HErrn V. 17] und sprach: HErr, schlage dies Volk mit Blind- heit [oersetze sie in den Zusiand der Verblendung, da man mit sehenden Augen das Rechte doch nicht siehet und trifft» 1. Mof.·i9, tu. Und er [der Esset] schlug sie mit Blindheit, nach dem Wort s la. 19. Und Elisa [als die Syrer jetzt zu ihm ge- langten und sich bei ihm erkundigten, wie und wo sie wohl des Propheten in Israel habhaft werden könnten] sprach zu ihnen [wenn auch die Wahrheit verhüllend, doch keineswegs sie verleugnend 1.Sam. is, 3 Anm.]: Dies ist nicht der Weg »noch die Stadt. Folget mir nach; ich tvill euch fuhren zu dem Mann» den ihr suchet. Und [er] fuhrete sie [indem sie seinem Wort unbedingten Glauben schenk- ten und vermöge ihrer Verblendung nicht merkten, wohin der Weg ging, 4 Stunden weit in südwest- licher Richtung] gen Summa. »Dies ist nicht der Weg, noch die Stadt-« wie, redet Elisa auch die Wahrheit? Sicher, denn Dothan war in der That der Ort nicht mehr, wo Elisa weilte, und so ivar der Weg auf dieses Städtlein zu siir sie ein Jrrweg. ,,Folget mir nach«, fährt der Unbekannte fort: nnd wer möchte wegen dieses Worts ihn wohl in An- spruch nehmen? Abgesehen davon, daß im offenen Kampfe gegen die Feinde die Anwendung der Kriegslist göttlich gestattet erscheint, gedenkt der geheininißoolle Führer in unserer Scene nicht einmal daran, die Geblendeten in einen Fallstrick zu verlocken. »Ich will euch -—— spricht er —- zu dem Manne leiten, den ihr sucht-«; und das war seine aufrichtige und ganze Absicht Er wollte ihnen den ivahren Elisa zeigen, den sie noch nicht kunnten; den, wider ivelchen gar kein Streiten sei, iveil Gott mit ihm; der iibrigeiis so wenig feindselige Gesinnung gegen sie hege, daß er sich vielmehr im Blick auf sie von dein Wunsche nur durchdrungen fühle, auch sie durch seine, des göttlichen Gesandten, Vermittelung zu der heilsamen Erkenntnis; dessen gelangen zu sehen, der ihn gesendet habe. 20.» Und da sie gen Saniaria lauten, sprach Elisa: HErr, offne diesen die Augen, daß sie Nunmehr] sehen, wo sie sind. Und der HErr szum dritten Mal sein Gebet erfüllend] öffnete ihnen die Augen sindem er den Znstand der Verblendung von ihnen nahm], daß sie sahen; nnd siehe, da waren sie [wie sie jetzt erst merkten] mitten in Santarim Elisa führt feine Verfolger aus den Shrern nach Samaria und thut ihnen Gutes. 589 21. Und sJorams der König Jsrael, da er sie sahe [und meinte, der Prophet habe in mensch- licher Kriegslist die Feinde in die Stadt herein- gelockt, damit sie da mit Einem Schlage vernichtet werden könnten], sprach er zu Elisa: Mein Vater [Kap. IS, 14], soll ich sie schlagens . 22. Er sprach: Du sollst sie nicht schlagen. Welche dn mit deinem Schwert und Bogen [in offener Feldschlachtj sähest, die schlage [aber nicht, die wehrlos durch ein Wunder der göttlichen Macht in deine Hände gelangt sind — nach anderer Er- klärung: Pflegft du zu schlagen, die du mit Schwert und Bogen gefangen hast? Nein, du läßt selbst deine Kriegsgefangenen am Leben: wie viel weniger darfst du daher diese umbringen!] Seße ihnen koielmehrj Brod und Wasscr vor, daß sie essen nnd trinken; nnd laß sie [darnach, wenn du sie also erquickt hast, wieder] zu ihrem Herrn ziehen [auf daß du lerncst, was es heiße, feurige Kohlen auf des Feindes Haupt sammeln Röm. 12, 20 und ihn mit Sanftmuth überwinden] 23. Da ward [sofort auf des Königs Befehl] ein groß Mahl zngeriihtet Und da sie gegessen nnd getrunken hatten, ließ er sie gehen, daß sie zu ihrem Herrn [dem König Venhadadj zogen. Seit- dem kamen die Kriegsleute seine lange Zeit hin- durch, etwa während der nächsten 8 Jahre von 892—884 o. Chr] nicht mehr in’s Land Jsrael [denn Benhadad fühlte sich beschämt durch solchen Edel- mnth, hatte aber auch erkannt, daß wider ein Volk, das einen solchen Gott auf seiner Seite habe, wie der Gott Jsraeis in diesen Geschichten sich bewiesen hatte, nicht zu streiten sei]. Wahrlich, Elisa hat sein Wort gehalten und ihnen den ålliann gezeigt, den sie suchten, aber nicht kanntcin Sie sahen Elisa, und zwar in der Glorie einer Liebe, von der sie bis dahin wohl kaum eine Ahnung hatten; und in Elisa dämmerte ein Strahl vor ihnen auf der Herrlichkeit Deß, dem Elifa dienete, ein Strahl, welcher hinreichte vielleicht, um in dcii Herzen mancher unter ihnen die Truggebilde der falschcn Götter auf immer zu zerstörem (Krummacher.) YIXT v. 24 bis Aar. 7, L. Seit einer längeren Reihe von Jahren herrscht im Lande Israel Theuernng und große dloth Ratt. s, 1 f.). Da scheint es dem syrisctzen König an der Zeit, seine früheren Absichten wider Soramsi Reich wieder auszunehmen; denn jetzt, so will es ihn be- dünlien, hat der tjGrr sein voll; verlassen und er wird diesen Gott nicht mehr, wir bei den vorigen Krirgszsigen W. i! sf.), zum Gegner haben. Und wirltlinz gelingt es ihm, bis Samaria oorznriiclien, die Stadt zu lsclagrru und über die Einwohner daselbst einen entsetzlichen Noth- stand herbeizuführen. Bereits ist es soweit genommen, daß die allerelendesten Nahrungsmittel einen unersthwings lichen preis gelten, Mutter ihre eigenen Kinde: schlachten nnd essen nnd der König Joram in der Verzweiflung einen mordbefrhl gegen den Propheten Gltsa crläßh den sein nnecieuctzteter Simi verantwortlich maazt für alle diese Uothsicindn da verkündet der Mann Gottes, der die iaerzweiflnugsthat des Königs von sich abzuwenden weiß nnd einen Anfang lebendigen Glaubens bei ihm nnd noch mehr bei den um ihn versammelten Zteltesieu der Stadt tvahrnimmk für den andern Tag wohlfeil: Zeit, aber auch dem Ritter, der seines Worts voll dliiglaobens spottet, den verdienten Untergang. 24. Nach diesem [nach unsrer Berechnung gegen das Jahr 884 v. Chr» s. zu Kuh. 6, 10J begab sich’s, daß Ben-Hadad, der König zn Speien [die früheren Pläne wider das Reich Jsrael V. 8 ff. mit viel größerem Nachdruck wieder aufnehmend], alle fein Heer versammelte, und zog herauf sohne daß Joram bei dem schweren Nothstand, in welchem sein Land Kap. s, 1 f. sich befand, im Stande gewesen wäre, ihm abwehrend in den Weg zu treten], und belagerte Samaria sdie Hauptstadt I. Kost. is, 24]. 25. Und es war fweil eben das Land ohne- dies schon von Mangel an Nahrungsmitteln hart gedrückt wurde] eine Thenernng zu Samaria. Sie [die SyrerJ aber belagcrten die Stadt, bis daß ein Efelskopf achtzig Silberlinge soermuthlich find gemeine oder halbe Sekel 3. Mos. 27, 25 Anm. gemeint, also = 35 Rihlr.], und ein Viertheil Kab [= Vz Mäßchen L. Mos IS, 36 Anm.] Talitibenmist fünf Silberlinge s= 2 Rthlr. W, Sgr.] ga . . Der Esel war ein uneeines Thier und sein Fleisch den Kindern Jsrael nicht zu cssen erlaubt; dazu ist der Kopf das Ungenießbarsie am ganzen Thier. Was den Taubenm ist betrifft, so kann, gleichwie man aus Leckerci Schnepfendreck genießt, die Noth auch zum Genuß dieser Unnatürlichen Speise getrieben haben («J0sepi1. hell-Jud. V. 13, 73 Flut. Art-IX. Xxlvz Ptin. h. n. VlIL 57). 26. Und da der König Jsraels zur Mauer ging [um die bei den Schießscharten aufgestellten Schützen zu besichtigen und zu tapferem Wider- stande zu ermahnen], schrie ihn ein Weib an lind sprach: Hilf mir, mein Herr König. 27. Er [indem er glaubte, sie begehre für ihren entsetzlichen Hunger und brennenden Durst Aushilfe von ihm] sprach: Hilft dir der HErr nicht, woher soll ich dir helfen? von der Tenne oder von der Keller? [ich kann dir weder Essen noch Trinken schaffen, da ich selbst an Brod und Wein nicht das Geringste mehr habe]. 28. Und der König sprach sweiterj zu ihr [als sie ihm zu verstehen gab, daß sie in der Be- ziehung nichts von ihm verlange, wohl aber in einer Klagesache seinen Richterspruch begehre]: Was ist dir? [was für eine Sache hast du?] Sie sprach [auf ein anderes Weib deutend, das sie mit zur Stelle gebracht und das in einiger Entfernung hinter ihr standsx Dies Weib sprach zu mit [da. wir in der furchtbaren Hungersnoth nicht mehr wußten, wovon wir uns sättigen sollten]: Gieb deinen Sohn her, daß wir heute sihn schlach- ten und sein Fleisch] essen, morgen wollen wir meinen Sohn knehmen und] cssen. 29. So haben wir san dem einen Tage] meinen Sohn gekocht und gegessen. Und ich sprach 590 2. Könige 6, 30—33. 7, 1——4. zu ihr am andern Tage san einem späteren Tage, da sie dem Vertrage gemäß an der Reihe gewesen wäre, ihr Kind herauszugeben, sie aber keine Anstalten dazu inachte]: Gieb deinen Sohn her, und laß uns essen; aber sie hat ihren Sohn ver- steckt sum entweder ihn am Leben zu erhalten oder ihn allein zu verzehren; da sollst du denn, mein Herr König, sie anhalten, daß sie thue, was sie schuldig ist] Wir haben gesehen (l.Kön. 17,1 Anin.), wie Elias sei- ner Zeit durch den Geist sich getrieben fühlte, um Erfüllung der göttlichen Drohung in Z. Mos. 26, 19 f.; S. M. U, 16 f. zu bitten; haben uns auch vergegenwärtigt (Kap. 2, 24 Anm.), wie ElisörFluctiivort über die spot- tenden Knaben zu Vethel nichts ist, als eine Fortsetzung jener Thätigkeit seines Vorgängers, indem nun auch, wegeii der fortschreitenden Gottlosigkeit des Volks, die andere Drohung: Z. Mos 26, 22 in buchstäblicliem Sinne sieh ersiillt Da liegt es denn nahe genug, an unsrer Stelle noch einen weiteren Fortschritt der ött- lichen Gerichte zu erkennen, wir dürfen nur die ro- hungen in Z. Mos- 26, ·2.Z-—29: 5. M· 28, 53 und 57 damit vergleichen. War gleich König Joram nicht so schliinm als sein Vater und seine Mutter, indem er von dem Baalsdienst sich lossagte (Kap. B, 2), so blieb er doch hangen an Jerobeams Sünde, dem Kälberdienst, und ließ seine Mutter bis zu einem gewissen Maße ge- währen, so daß hcidnisches Wesen genug noch im Schwange ging, im übrigen Lande sowohl wie in der« Hauptstadt Samaria (Kap. 10, 18 fs.). Nun hatte der HErr den Joram bisher den Reichthum seiner göttlichen Güte, Geduld und Langinüthigkeit erfahren lassen, hatte ihm ans dem Zuge gegen Moab (Kap. Z) wunderbar geholfen und wider die Anschläge des Syrerkönigs (Kap. 6, 8 fs.) in so zuvorionimender Weise beigestanden; aber diese mehr als fünfjährige Gnadenhciinsiicliuiig (von 895--890) hatte an des Königs Herzen wenig ausge- richtet. Da beginnt mit diesem Jahre eine doppelt so lange Zeit der Theurung einzutreten, als die unter Ahab gewesen war, und ihre Noth steigert immer mehr sieh dahin, daß, wie in Z. Mos 26, 26 gesagt wird, zehn Weiber ihr Brod in Einem Ofen backen und die Brod- portionen iiach dein Gewicht abgeinesscn werden; ja, zuletzt ist auch das Racheschwerb von dein in 3.Mos.26,25 die Rede ist, da, und das Volk des Landes, um dem Schwerte zu entgehen, hat sich in die festen Städte ge- flüchteh uin daselbst die Huiigcrsnoth nur desto größer zu machen, zumal in der Hauptstadt — vielleicht hat es auch an der Pestileiiz nicht gefehlt. Nach dem Folgen- den zu schließein scheint König Joram schon in Absicht gehabt zu haben, die Stadt an die Syrer zu übergeben; aber noch war die Zeit nicht gekommen, ivo mit Israel es ein Ende nehmen sollte, es handelte sich jetzt nur erst um oorlaufcnde Gerichte, die zur Buße und Umkehr be- wegen sollten. Darum ließ Elisa eine Uebergabe der Stadt an den Feind nicht zu, ermahnte vielmehr, Buße zu thun im Sack und in der Asche, wozu auch der König sich Vcrstand (V. 30); doch war dies mehr ein äußerer Werkdiensh keine gründliche Beugung des Herzens vor Gott. So konnte auch die Hilfe noch nicht kom- men, die Noth mußte vielmehr noch höher« steigen, bis daß auch die Drohung in 3. Mos. 26, 27—29 sich er- füllte. Wie nunmehr Joram sich verhielt, werden wir sofort hören. 30. Da der Konig die Worte des Weibes hbreth zerriß er [vor Entsetzen über solche schauder- hafte Gräuel] seine Kleider, indem er zur Mauer l ging [oben auf der breiten Mauerterrasse umher- ging, so daß er von den Leuten unten in der Stadt wohl gesehen werden konnte] Da sahe alles Volk, daß er einen Sack sein härenes Buß- und Trauergewand I. Kön. 21, 27] unten [unter dem Oberkleide] am Leibe anhattt 31. Und er strotz dieser scheinbaren Demüthi- gung unter das Wort des Propheten, der Hilfe wider die Feinde draußen und wider den Hunger drinnen in der Stadt für den Fall verbeißen hatte, wenn man in ausrichtiger Buße sich vor Gott beugen und um Erbarmen ihn anrufen würde, dennoch zur rechten Buße noch nicht gelangt und in seinem unerleuchteten Herzenszustande den Mann Gottes dafür verantwortlich machend, daß sein Wort der Verheißung sich nicht erfüllt, sondern die Noth eine so furchtbare Höhe erreicht habe] sprach sin heftig aufwallendem Zorn]: Gott thue mir dies nnd das, wo das Haupt Elisa, des Sohns Sei-hat, heute auf ihm stehen wird [wenn ich nicht heute noch ihm den Kopf abschlagen lasse]. 32. ——— Elisa aber sum dies zum Verständniß des Folgenden im Voraus zu bemerken] saß [wäh- reiid das auf und bei der Stadtmauer geschah] in seinem Hause [zu Samaria Kuh. 2, 25], nnd die Aeltestcn saßen bei ihm [indem sie Rath und Trost sich bei ihm holen wollten, er aber im Ver: trauen auf den HErrn sie stärkte und sie ermah- nete, dem Volke mit einem guten Exempel voran zu gehen] — Und er [König Joram, den Ein- gebungen seines aufbrausenden Zorns V. 31 auch sofort Folge gebend] sandte einen Mann vor ihm her [den Elisa iii seinem Hause aufzusuchen und das ausgesprochene Todesurtheil an ihm zu voll- strecken]. Aber ehe der Bote [noch] zu ihm [dem Elisa] kam, sprach er [durch Gottes Geist erleuchtet, was der König mit ihm vorhabe] zu den sbei ihm versaminetten] Aeltestem Habt ihr gesehen, wie dies Mordkind sdieser Sohn einer prophetem mörderischen Mutter l. Kön. 18, 4; 19, 2] hat hergesandt, daß er mein Haupt abteißeZ [Nun, wenn es auch euch durch den Geist des HErrn nicht ofsenbaret ist, so weiß doch Ich darum, was da gefchehen soll] Sehet Darum] zu, wenn der Bote kommt, daß ihr die Thiir [vor meinem Hause] zuschließet sdaß er nicht herein kann], und stoßet ihn mit der Thüt weg siegt euch fest gegen die Thür, im Fall er sie mit Gewalt auszudrücken versuchtejz siehe, das Rauschen seines Herrn Füße folge! ihm Uiich [sein Herr, der König, folgt ihm un- mittelbar aus dem Fuße nach und wird bald persönlich zur Stelle sein, es kommt mir aber daraus an, mit Joram selbst zu verhandeln, ehe es seinem Boten mög- lich wird, sich an mir zu vergreisen"]. «) Die Thüren iin Morgenlande gehen nach innen zu auf. — «) Eliscks Maßregel war also keine Wider. setzlichkeit gegen die rechtmäßige Obrigkeit, sondern eine Vorsicht, wodurch er die Vollziehung eines in der Ueber« Der Syrerkönig belagert Samaria. Hungersnoth daselbst. Joram’s Mordbefehl wider Elisa. 591 eilung gegebenen un erechten Mordbefehls hintertrieb und damit dem Könige elbst einen Dienst leistete; offenbar fühlte dieser sein schweres Unrecht unmittelbar darauf, nachdem er den Boten abgesendet hatte, darum eilte er demselben nach, um die Ausführung des in der Ver» zweiflung ausgefprochenen Urtheils wo möglich noch zu verhindern. 33. Da er [Elisa] noch also mit ihnen redete, hebe, da kam der Bote zu ihm hinab [und die Aeltesien thaten, wie Elisa ihnen geheißen, und hielten den Schergen von dem Manne Gottes ab. Bald darauf aber erschien, wie Elisa zuvor gesagt, auch der König in eigener Person, der natürlich sogleich herein gelassen wurde], und sprach [an den Propheten sich wendend und wegen feines Zornesausbruclss sich bei ihm entschuldigend]: Siehe, solch Uebel kommt von dem HErrn ssoweit hat es der HErr mit uns kommen lassen, daß Mütter ihre eigenen Kinder schlachten und verzehren]; was soll ich noch mehr von dem HErrn gewarten skann ich da noch irgend auf die Hilfe des HErrn hoffen, auf die du uns vertrösiet hast]? Es sind das Worte eines Verzrveifelnden (Kap. Z, 10, 13), in dessen Seele aber doch noch ein Funke von Glauben glimint. Gerade das Aussprcchen seiner Stim- mung vor dem Propheten eigt, daß er noch einen schwachen Schimmer von Ho nnng auf den HErrn hatte (l. Mos. IS, 3 Anm.) und von dem Propheten gestärkt und aufgerichtet zu werden wünschte. sKeil.) Die höchst mangelhafte Buße nnd der sehr schwache Glaube des Königs wurden indess, wie das Folgende zeigt (vgl. An- merk. zu 1. Kön. 21, 29), von dem HErrn dennoch gnädig angesehen. (v. Gerlach.) Das 7. Kapitel. geschwinde inohlfeile Zeit in snmacia l. Elisa aber [im Geiste erkennend, daß nun des HErrn Stunde wirklich gekommen sei zu hel- fen] sprach szu dem Könige nnd den Aeltesten]: So spricht der HEm Morgen um diese Zeit wird ein Scheffel sSeahs Semmelmehl s= 2 Metzen muß. 2. Mos. 1.6, 36 Anm.] einen Setel [= 1 Beka oder 1373 Sgr. 2. Mos. 30, 13 Anm.] gelten, nnd zween Scheffel ISeahJ Gerste einen [gemeinen Z. Mos. 27, 25 Anm.] Stiel, unter dem Thor snach unsrer Aasdrucksweism auf dem Markt i. Mos. 19, 1 Anm.] zu Summa. 2. Da antwortete ein Ritter sAdjutant 2. Sam. is, 18 Anm.], auf welches Hand sich der König sehnte sder dazumal gerade den Dienst beim König versah und mit zur Stelle war], dem Manne Gottes und sprach: Und wenn sauchj der HErr Fenster am Himmel machte [um eine Sindfluth I. Mos. S, 17 Anm. von Mehl und Getreide herabregnen zu lassenL wie könnte solches sein so plötzlicher Umschlag der höchsten Theuerung V. 25 in gewöhnliche, wohlfeile Zeit] geschehen? Er sder Mann Gottes] sprach: Siehe da, mit deinen Augen wirst du es sei-füllt] sehen swas ich V. 1 gesagt habe], und nicht davon [von dem wunderbar gefchenkten Ueberflußj essen [V. 17 ff.]. IV— v· 3———20. ltoih am Ztbrnd des nämlichen Tages, an welchem Elisa sein wcissagöndeg Wort geredet, bereitet die Erfüllung desselben sich vor. Es vernehmen uämlich durch Gottes wnnderthätigro Wirken die vor Samarla lagerndrn Shrrr ein Getöse in der Luft, das sie glauben macht, von Mittag her rüclie eine slarlie egnotische Kriegs- niactst wider sie an; von furchtbarem Schrecliea ergriffen, lassen sie ihr Lager mit allein, wag sich darin befindet, im Stich und fliehen schleunigst über den Jordan. So finden vier auosähige Männer, die ans ihrer Wohnung vor dein Chor der Stadt ausgegangen nnd, Ach, da dir ijnngergnoth sie zu einem oerzweiscltrn Schritt: treibt, in die Gewalt der Shrer zu begeben, das Lager vor; nach· dem sie dort ihren Hunger gestillt und stch schon daran geniacht haben, zu plündern, regt sich in ihnen das Ge- wissen, daß sie lsnzkige von dem Vorfall unter drin That von Samaria umher, nnd nun liißt der König dlarhfors schnngen anstellen, ob in der ganzen Sache nicht eine Iirirgotist des Feindes verborgen liege. Da man aber sich überzeugt hat, das? dir Shrrr wirklich abgezogen nnd, geht rg an eine Plünderung ihres so reich anogestalleten Lagers, und die geschwinde wohlseilc Zeit, non der Elisa geredet hat, ist nun wirklich da. Doch auch jener Ritter, der nicht glauben wollte, sondern spaltete, findet seinen Wahn: der König hat ihn vor das Chor bracht, dort unter dem hinanoslrömenden lilallie Ordnung zu erhalten, er grrath da in’g Gedränge nnd wird von den Führt: der Leute zertrcten 3. Und es waren [wie wir hier, wo nun von der Erfüllung des Wortes Elisa berichtet werden soll, zuvor bemerken müssen] vier anssriszige Männer [die wohnten, gemäß dem Gefetz Z. Mos. II, 46; 4. M. 5, 3., als unreine, von der Ge- meinschaft mit den andern ansgesehlossene Personen, in einem abgesonderten Hause Kaki. is, 5 draußen vor der Stadt] an der Thür vor dem Thor kam Tboreingangek und einer sprach zum andern sam Nachmittag desjenigen Tages, an welchem das im vorigen Abschnitt Erzählte sich ereignete]: Was wollen wir hie bleiben, bis wir sHungerss sterben? a. Wenn wir gleich gcdcichtcn in die Stadt zu kommen fund also aus Noth das Gesetz über- träten, das uns den Eintritt in dieselbe verbietet], so istsjaJ Theuerung in der Stadt, nnd müßten doch sweil nichts mehr darin zu erlangen ist] da- selbst sterben; bleiben wir aber hie, so müssen wir anch sterben [weil uns niemand mehr etwas zu essen heraus bringt] So laßt uns nun [in unsrer ver-zweifelten Lage, wo die Feinde vor uns sp allein noch unsre Zuflucht sind] hingehen, und zu dem Lager der Syrer fallen sob vielleicht die sich unser erbarmen]. Lassen sie uns [überhaupt] leben, sso daß sie uns nicht sofort niederhanen], so scheu wir [fo werden sie uns auch zu essen geben und uns damit vom Hungertode erretten]; tödten sie uns saber, nun] so sind wir todt [und haben nur auf leichtere und schnellere Weise dasjenige Loos erlangt, das unser jetzt auf langsamerem und qual- vollem Wege wartet] 592 S. Könige 7, 5——20. Z. Und machten snach folcher Verabredung] sich in der Ftuhe srichtiger: in der Dämmerung, worunter hier vielmehr die Abend-, nicht aber die Morgendänimerung zu verstehen ist«] auf sum von der Mauer aus nicht bemerkt zu werden], daß sie ziim Heer [Lager] der Shrer kamen. Und da sie vorne an den Ort des Heetes [an den vor- dersten Theil des Lagers] kamen, siehe, da war niemand ssondern das ganze Lager von Menschen leer, indem nur die Zelte mit alletn, was von Lebensmitteln und Kostbarkeiten darin gewesen, noch da standen] «) Dies ergiebt sich deutlich aus, V. 9 und Its; be· sonders aber erforderte das Vornehmen der vier Aus- sätzigen in V. 8 längere Zeit, als die Morgendänimernng ihnen gestattete. s. Denn der· HEtr sder Weg hat allerwegen, an Mitteln fehlt’s ihm nicht] hatte sum sein Volk Jsrael nunmehr, da seine Stunde gekommen, zu erlösen, fast um die nämliche Zeit, wo die vier Aussätzigen aus ihrer Wohnung am Stadtthor von Samaria sich aufmachten V. b] die Shrer lassen boten ein Geschrei von· Rossen, Wagen nnd großer Heetktast sein Getöse in der Luft’«·, wie wenn von Mittag her eine große Kriegsmacht von Rossen, Wagen und Fußoolk im Anmarsch begriffen wäre], daß siesdie Shrerj unter einander sprachen: Siehe, der Konig Israel hat wider» uns gedinget die Koiiige der Hethiter und die Konige der Eghpterspc daß sie aber ans kommen sollen. «) Ob diesem Getöse etwas Wirkliches zu Grunde lag, etwa ein von Gott beivirktes Brausen in der Liift, oder ob es nur eine wunderbar vom HErrn hervor« erufcne Sinnestätischnng war, läßt sich nicht entscheiden; iir die Sache selbst ist die Frage von keinem Belancn da in beiden Fällen der HErr gleich wuiiderthätig in’s Mittel trat. -— «) Unter den Königen der Hethiter kön- nen unmöglich die kleinen Könige der kananitischeii Völ- kerschaften im nördlichen Galiläa und auf dem Libanon (1. Kön. 10, 29) verstanden werden, da das Getöse sich schweelich von 2 Seiten her, aus Norden und Süden zugleich, vernehmen ließ; denn es war ein Getöse vom HErrm der zu seinem Volke kam, ihm zu helfen, und erklang darum gewiß nur von Nkittag herliben Außer- dem aber hatten die Syrcr die ihnen nahe gelegenen Völkerschaften des Nordens zu sehr in ihrer Gewalt, als daß sie Vor diesen sich dürften gefürchtet haben. Josephus hat an Könige der Chitin: OIDP statt D»t31t»·i) oder der Jnselbewohner des Mittelländischen Pteeres (1. Mos 10, 4; 4. M. 24, 24) gedacht; wir brauchen aber eine solche Verwechselung gar nicht anzunehmen, vielmehr sind wohl unter Hethiterii die nach der eghptisclien Grenze hin wohnenden Reste früherer Völkerschaften Palästincks ge« meint. Wenn die Syrer sie mit einem so ungcnauen Ansdruck bezeichnen, so liegt das in ihrer Unbekanntschaft mit genealogischen und geographiliiien Verhältnissen, wie sie denn auch von ,,Königen« der Egypter reden, wäh- rend dies Land in Wirklichkeit nur Einen König hatte. 7. Und [die Syrerj machten svon gewaltigem Schrecken ergriffen] sich aus und flohen in der i l i i Frühe srichtigen in der Abend-Dämmerung], und ließen sum ja recht geschwind fortzukommen, l i i« ehe das vermeintliche Verderben sie ereilete] ihre Hütten sihre Zelte mit den darin befindlichen Vor- tätheUL Rofse und Esel im Lager, ivte es stund sbesser: ihre Rosse und Esel, deren sie als Zug- und Lastthiere sich bedient hatten, mit einem Wort das Lager, wie es stund], und flohen mit ihrem Leben davon sflohen davon, daß sie nur das nackte Leben davon bringen möchten] 8. Als nun die Ausstitzigen sum nach dieser Zivischenbemerknng aus unsre Geschichte in V. 5 zurückzukommen] an den Ort des Lagers kamen [und dasselbe mensehenleer fanden]- gingen sie in der Hütten Bette] eine, aßen nnd tranken svon den vorgefundenen Lebensmitteln], nnd nahmen sda eben die Shrer auch ihre Kostbarkeiten zurück- gelassen hatten] Silber, Gold nnd Kleider, und gingen hin snach dem nächsten sicheren Versteck, den sie ausfindig machen konnten] und verbargen cs sindem sie es später von dort hereinziiholen gedachten nach ihrer Behausung am Stadtthor V. 3], und kamen wieder, und gingen in eine an- dere Hütte, nnd nahmen draus ssoviel sie fortbrin- gen konntenL und gingen fabermaq hin snach jenem Versteck] und verbargen es. 9. Ader einer sptach zum andern [da ietzt ihr Gewissen sich regte nnd sie erkannten, wie unrecht sie thäten, den Stand der Dinge so selbstsüchtig für sich anszubeuten]: Laßt uns nicht sweiterJ also thun, dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft sfür alles Volk in der Stadt]. Wo wir das ver- schweigen swas hier, im Lager des Feindes, sich zugetragen hat] nnd harren, bis daß licht Morgen wird sda es dann von selber an den Tag kommt], wird unsere Missethat fanden werden swerden wir, weil es Pflicht eines jeden Bürgers ist, in Dingen, die das allgemeine Wohl betreffen, sogleich Anzeige zu machen, wegen unsrer Unterlassung folcher Pflicht zu schwerer Rechei1schaft gezogen werdenjz so laßt uns nun hingeben snach Samaria], daß wir kom- men und ansagen sder Wache im Thor, und es so bekannt werde] dem Hause des Königs. 10. Und da sie [nach SamariaJ kamen, riefen sie ain Thor der Stadt, und sagten es ihnen [die dort die Wache hatten] an, und sprachen: Wir sind znin Lager der Shrer kommen, nnd siehe, es ist niemand svon den Feinden mehr] da, noch keine Menschenstimme sirgendwo zu hören] ; sondern Rosse und Esel knur sindeu sich dort noch] angebunden [ohne angefchirrt zu fein], und die Hütten, wie sie stehen swie sie fonst gewesen, als die Syrer noch darin hausten] 11. Da rief man den Thorbiitern [richtiger: Da riefen die Thorhüter das eben Gehörte öffentlich aus, denn ihren Posten durften sie nicht verlassen], daß sie [die ihren Ruf vernahmen] es drinnen aiisagten im Hause des Königs. 12. Und der König stund auf kroch] in der Eilige Flucht der Shrer iiiid wohlfeile Zeit zu Saniarim 593 Nachh und sprach zu feinen Knechten [Räthen, die er sofort zu sich hatte bescheiden lassen, indem er hinter dem ihm gemeldeten Ereigniß nichts als eine Kriegslist des Feindes vermuthete]: Laßt euch sagen, wie die Shrer mit uns umgeben [was ste wider uns im Schilde führen]. Sie wissen, daß wir Hunger leiden [und aus Noth uns leicht zn unitberlegtem Handeln könnten verleiten lassen]; nnd sind [zum Schein, als wären sie ges-loben] ans dem Lager gegangen sin Wahrheit aber nur in der AbsichtL daß sie sich im Felde verkröchenz nnd denken [nun in Beziehung auf uns]: Wenn sie [die Belagerten, sobald sie das leer gelassene Lager erblickeiiJ aus der Stadt gehen [was sie ohne Zweifel thun werden, da der Hunger sie treibt, sich der vorhandenen Lebensmittel zu bemächtigen], wollen wir [aus unserm Versteck plötzlich hervor- brechendj sie lebendig greifen und ldann mit leichter Mühe] in die [ihrer Vertheidiger entbIößteJ Stadt kommen [Richt. 9, 29 ff.]. 13. Da antwortete seiner Knechte einer kder auf einen guten Gedanken kam, wie man sich leicht von dem Grunde oder Ungrunde dieser allerdtugs sehr tvahrscheinlichen Vermuthung überzeugen könnte], nnd sprach: Man nehme die fünf übrigen Rosse, die noch drinnen [hier in der Stadt] sind itberblieben —- siehe, die ftnd drinnen überblieben von aller Menge [der Wagen und Rosse, die vor- mals] in Israel svorhanden waren], welche [aber] nunmehr alle dahin ist sindern sie entweder in der Hungersnoth verspeist oder selber vor Hunger ge- fallen sind] ——, die laßt smit den zween Wagen, zu denen sie gehören, sammt ihrer Mannschaft] uns senden und sdnrch letztere] besehen [aussorschen, wie die Sache sich verhält]. Wir haben hier nach demjenigen Sinn erklärt, den nach dem Vorgang der Vulgata Luther in seiner Ueber- sctzung ausgedriickt hat; eine ivörtliche Uebersetzung mit näherer Darlegung des zu Grunde lie enden Sinnes hinzuzufügen, halten wir um so weniger fgür nothwendig, als wir uns dann auch beim folgenden Verse aus Er- örterungen einlassen niüßtetn die für das praktische Be- dürfnis; von keiner Wichtigkeit sind. 14. Da nahmen sie [weil der Vorschlag all- gemeine Billigung fand] zween [Kriegs-] Wagen mit [den fünf noch iibrigen] Rvssen ssür den einen Wagen drei Rosse 1. Kön. 4, 26 Anm., für den andern aber nur zwei, da man zu diesem kein Reservevferd mitgeben koiinte]; und der König sandte sie dem Lager der Syrer nach [um zu er- fahren, wo sich das feindliche Heer, indem es sein Lager hinter sich zurückließ, hingewandt hätte], und sprach: Ztehet hin, und besehet [was es mit dem so plötzlichen Abzug für eine Bewandtniß hat]. II. Und da sie ihnen [auf dem Wege, den sie getwlvmen hatten] Uacbzogen bis an den Jordan Ida, wo der Hieromax in den Fluß sich ergießt Kur« 5- 14], stehe, da lag der Weg voll Kleider Dclchfepd Bibel-vers. und Gerathr. wclche die Shrer vonstch geworfen hatten, da sie eileten [und verriethen diese abge- worfeneii Gegenstände ihnen nicht blos den Weg, den dieselben eingeschlagen, sondern waren auch die sprechendsten Zeugnisse, daß die Feinde wirklich und eilend geslohen seien und nicht etwa sich irgendwo verkrochen hätten V. 12]. Und da die Boten wieder kamen [gen Samarias und sagten es dein Könige an [was sie über den Stand der Dinge erkundet hatten]; 16. Ging das Voll hinaus, und beraubte das Lager der Speer. Und es galt [noch an diesem Tage in Folge der großen Vor-rathe, die man dort oorfand nnd in die Stadt hereinschasste] ein Scheffel Semmelmehl einen Stiel, und zween Scheffel Gerfte auch einen Stiel, nach dem Wort des HErrn sdas er am Tage zuvor durch Elisa geredet V. 1]. 17. Aber der König [als er dem Volke die Erlaubniß zur Plünderung des shrischen Lagers gab] beftellete den Ritter, auf deß Hand er sich lchnte [V. 1] unter das Thor [daß er die Ord- nung bei der dort ausströmenden Menge aufrecht hal- ten sollte] Und das [ausgehungerte, mit Unge- stüm hinaus drängende] Volk sindem er bei Aus- richtung des königlichen Auftrags unter die Füße der Leute gerieth] zertrat ihn im That, daß er starb; wie der Mann Gottes geredet hatte, da der König sin Begleitung dieses Ritters] zu ihm sdem Elisa] hinab kam [und der Ritter mit bitterem Hohn des Propheten Wort in Zweifel zog V. 2]. 18. Und geschah [also beides genau so], wie der Mann Gottes dem Könige sagte, da er seines- theils zu diesem] sprach: Morgen um diese Zelt werden zween Scheffel Gerste einen Sekel gelten und ein Scheffel Semmelmehl einen Stiel, unter dem Thor zu Samaria; 19. Und der Ritter dem Mann Gottes ant- wortete, nnd sprach: Siehe, wenn der HErr Fen- ster ain Himmel machte, wie möchte solches geschehen? Er aber [Elisa, an den Ritter sich wendend] sprach [anderntheils]: Siehe, mit deinen Augen wirft dn es sehen und nicht davon essen. 20. Und es ging ihm eben also; denn das Volk [wie V. 17 erzählt] zertrat ihn im That, daß er starb. Welche nicht laubei1 ivolleu, werden das, was dein Volke Gottes veweißen ist, auch einmal sehen, wie der reiche Mann (Luk. 16, 23 ff.) und der Ritter zu Saina- riaz aber —- und das wird der Fluch und der Gipfel ihres Elends setii —— niit ihren Augen werden sie es sehen, jedoch nimmer, nimmer davon essen. Das s. Kapitel. siebenjährige Theueruiixp Veränderung; iin Ilönigreich der Snreix Joram und Uha8ja, Itönige in Juba. Hxis v. l—6. Mit der göttlich brmirlttrn Entsetzung Sainariaw von dein snrischen Zrlagrrungøheetz davon der A« T» l. 2. « 594 Z. Könige 8, 1——·10. vortge Abschnitt berilhtet hat, war ohne Zweifel auch ji«-r das ganze übrige tsaiid nach der siebenjiihrigeu Theueriing wieder eine bessere, wohlseile Zeit gelioiniiien Da tritt ans»- lieue jene Frau zu Sunem auf deiii Schau— plahe der Geschichte auf, die wir ang den Greiguissen des Abschnitten «lX-s. sihon genugsam trennen. noch ehe die Theuerung ihren Ztnfang nahm, wohl bald nach der Auf· erweiliiiiig ihres todten Sols-wo, hat Elisa non der bevor— stehenden Noth sie in Kenntniß gesetzt nnd zu einer Aug— Wanderung uakh dei1i Lande der Philister veranlaßt; alg sie jetzt von dort zuriikteliclsrh sindet sie ihr Haus nnd Feld noui liönigliaien iigrns in Besitz genommen, iuid skhretet nnii den täöiiig an, ihr wieder dazu zu verhelfen. Es geschieht das zu einer Stunde, wo tiönig Jorani sich eben non des Propheten Diener dessen wunderbare Thaten erzählen läßt; er wendet daher deiii Jlnliegeu der Frau, die als ein laiit redender Zeuge zu dem Bericht des Gehasi hiuznlritt, eine besondere Theilnahme zu und ordnet einen Kiiuiiiierer ab, der ihr nicht nur Haar« und Kelter wieder zustellen, sondern auch allen Ertrag, den letzterer während der Zeit ihrer Abwesenheit gebracht hat, aus dem liiiuigttclseu Schaf; erstatten muß. 1. Elisa redete mit dem Weibe, deß Sohn er hatte lebendig gemacht [Kap. 4, 18 ss., nicht lange nach diesem Ereigniß, noch im J. 890 v. Chr., da er auf seinen Wanderungen einst wieder nach Suiiem kam und in ihrem Hause einkehrete], und sprach sindem er noch weiter für ihre gastfreundliche Ausnahme sich ihr dankbar be- weisen wollte, als er das bisher schon gethan Kap. 4, 13]: Mache dich auf svon hier], nnd gehe hin mit deinem Hause, und set Fremdling km einem der benachbarten Länder Rath 1, 1], wo du kannst feine Zuflucht zu sinden gedenkst]; denn det HEkr wird [zur Züchtigung für sein Volk, das trotz aller Gnadenbezeugnngen in und seit den shrischeli Streif- zügen Kuh. 6, s ff. sich nicht zu ihm bekehren will] eine Thenerung rufen; die wird itrs Land kommen sieben Jahr lang. Es ist die Weise der Schrift, so das Hereiubrcchen schivercr Plagen über ein Land oder eine Hutte darzu- stelleuz sie verbreitet dadurch iiber die Tritbsale und Be- drängnisse der Welt ein bedeutungsvollcs nnd für die Kinder Gottes höchst tröftliches Licht. Nach ihrer An- schauiiiigsiveisa die ja die einzig wahre und begründete ist, bilden Hunger, Seiichen, Kriegeoschieckem oder was für Bedrängnifse es immer seien, eiii dem Befehle des allmiirhtigeii Gottes Untergebener; Heer, das auf seinen Ruf kommt und ans seinen »Ruf geht, das zum Angriff wie zum Rückzug bereit ist, se nashdem er gebeut und wirkt, und das uubefelsligt niemand ubcrfallen kann. Wie weit die Drangsale greifen, was sie ausrichten und erzielen sollen, es ist ihnen alles auf das bestiminteste vorgeschriebem So sind sie bald zu strafen beauftragt und dir göttliche Gerechtigkeit zu vertreten, bald zu ivecken und die Triiukencn zur Itiichteriiheit zu·führen; bald die Welt den Sündern zu vecgallen und sie zum Gnaden- thron zu treiben, bald die Heiligen zu pruicii und das Läuterungsfeuer um sie anzulündeni UND WLS SIIFGTIL kommen, wie das Wort des HErrn (Jes. 55, 10 f.), nicht zurück, bevor sie ausgerichtet haben, wozii sie gesendet waren. So hat es keiner, der da leidet, mit seinem Leiden nur zu thun, sondern vor allem mit dem, der sie verhängte; keiner hat zu kla· en nur, »wo Noth an Mann geht, noch auf Entfernung feiner Trubsal nur zu denken, i sondern er hat zuerst zu fragen nach deren Absicht und J auf Entzifferung der düstern läåeheimschrift bedacht zu sein. ! Die Noth bringt immer auch etwas anderes noch, als blos den Schmerz: Sprüche Gottes trägt sie in ihrem Schooß verborgen. Wohl dein, der Augen hat, sie heraus- zusindem und ein Herz, sie zu verstehen! (Kruininacher.) 2. Das Weib machte sich auf und that, wie der Mann Gottes sagte, und zog hin mit ihrem Haltfe EMAUU Und KindL nnd war Fremdling in der Philister Lande sieben Jahr. 3. Da aber die sieben Jahr um waren setwa im J. 884], kam das Weib wieder aus der Phi- lister Lande [während inzwischen ihr Besitzthum nach dein im Reiche Jsrael ividerrechtlich einge- rissenen Brauche consiseirt oder dem landesherr- lichen Schatze einverleibt worden ivar I. Kön. 2i, 13 Anm.]; und sie ging aus 1572 Meilen Wegs von Sunein nach Samaria], den König anzuschreien um ihr Haus und Acker sdaß dieselben ihr wieder herausgegeben würden]. 4. Dei? König redete aber fzu eben der Zeit, da sie in Samaria ankam] mit Gehasi, dem Kna- ben [Diener] des Mannes Gottes sdenn er hatte denselben zu sich in seinen königlichen Palast ent- boten, um über feinen Herrn ihn auszufragetu an dem er in Folge der kürzlich vorgefallenen Ereig- nisse Kap. 6, 24 — 7, 20 gerade jetzt ein besonders warmes Interesse nahm], nnd sprach: Erzahle niir alle großen Thaler, die Elisa sin Privatkreisen] gethan hat site sind für mich von wich- tigcr Bedeutung, nachdem der Mann schon mehr als ein Mal so gewaltig in das politische Leben eingegrisfen und wunderbar geholfen hat, wo ich an aller Hilfe bereits verzweifelte Kap. Z, 10; 6, 8 ff. 30 ff.]. Ossenbar fällt der hier mitgetheilte Vorgang in eine Zeit, wo Gehasi uoch in Elifaki Diensten steht; die Ge- schichte von Naöinaus Heilung (Kap. 5) tst also ein späteres Ereigniß, denn diese endete damit, daß Gehasi ausiätzig ward und von seinem Herrn, wie aus der Ge- sellschaft überhaupt, scheidrn mußte. Andererseits muß aber das Wnnderiverk an Naäman auch bald nach dem hier mitgetheilte-n Vorgang sich ereigiiet haben; denn wir stehen, da die früher (Kap. 4, 8—37) in Betreff der Sunainitiu erzählten Begebenheiten einen Zeitraum von inindefiens 5 Jahren füllen, darauf eine siebeusiihrige Theuerung folgte, König Jorain aber nur 12 Jahre regiert hat (Kap. s, l), bereits aui Ende von dessen Zeit. Dies gehörig in’s Auge gefaßt, ergiebt diejenige An- fchauung von dem ganzen Zusammenhang unsrer Ge- schichteiy auf die wir schon zu Kaik S, 10 hiiideuteteu. Die Ereignisse in Kap. 6, 24 —- 7, 20 waren Gottes dritte, und zwar geivaltigste Werbung iiiu Joranrs Herz, daß er stch völlig zu ihm, dem HErrn, seinem Gott, bekehren lind auch dem Kälberdienst ein Ende machen sollte, nachdeui er bereits von dein Baalsdieiift seines Vaters und schier Llltutter sich lot-gesagt hatte; er ist auch mächtiger als je cingefaßt und fühlt einen starken Zug zu dem Gotte Jsraels, daher er hier so lebendig fiir Elisa sich interessirt und u1n feinetwillen der Sana- mitin so zuvorkominend und hilfreich begegnet. Aber bald darauf, als Naiåman mit dem Briefe seines Königs bei ihm ankommt (Kap. 5, 7 ff.), ist alle augenblickliche Begeisteruu für den Mann Gottes wieder verrauchh er besinnt ch nicht einmal mehr darauf, wclchcs ans« Der Sunamitin Rückkehr aus der Fremde. Elisa in Damaskus 595 erwählte Rüstzeug seiner helfenden Gnade der HErr in diesen: Manne ihm zur Seite gestellt hat, und auch, als Elisa sich ihm iii’s Gedächtnis; bringt und aus seiner Vcrlegenheit ihn herausrcißt, fragt er gar nicht weiter darnach, was denn aus dem fyrisclieii Feldhauptmann geworden sei. Er hat den heiligen Geist, der an seinen: Herzen arbeitete, betrüben hat das iticht thun mögen, wozu derselbe ihn dräugete und trieb, er hat lieber fürder unbchelligt scin wollen von Gottes Gnadenziigety um bleiben zu können, was cr war; darum hat er lich auch weiter mit dem Propheten nicht eingelassen· Aber mit dieser Selbstoerstockung war auch die Stunde des Ge- richts über das Haus Ahab’s, zu dessen Träger er zwar längst schon ersehen war (l. Kön. 21, 29), das er jedoch durrh rcchtschaffene Buße und lebendigen Glauben hätte von sich abwenden können, herbeigekommem und in V. 7 ff. und Kap. 9, l ff« werden wir hören, wie die Bestallung der beiden Gerichtsvollftrecker nunmehr in Elifas Hände gelegt wird. 5. Und indem et [Gehast, der an ihn ergan- genen Aufforderung gemäß] dem König [von Elifa] etzahlte snnd insbesondere auch1«- wie er hatte einen Todten lebendig gemacht sund der König das kaum glauben wollte], siehe, da kam eben dazu das Weib, deß Sohn er hatte lebendig gemacht sdie aus dem Lande der Philister zuriickgekehrte und in Samaria wegen ihres Anliegens V. 3 er- schienene Sunamitin], und schrie den König an um ihr Haus und Acker. Da sprach Gehasi [der sofort sie wiedererkannte und in dem 11——12jäh- rigen Knaben, den sie bei sich hatte, dasselbe Kind, dessen Wiedererweckung mit dem Stabe seines Herrn ihm nicht hatte gelingen wollen Kap. 4, 31]: Mein Herr König, dies ist das Weib svon der » ich dir berichtete]; und dies ist ihr Sohn, den Elisa hat lebendig gemacht. 6. Und der König fragte das Weib [ob sich alles also verhielte, was Gehasi ihm soeben in Beziehung auf sie mitgetheilt hätte]; und ste et- zählte es ihm. Da gab ihr der König [zu noch ; mehrerem bereit, als was sie von ihm gebeten hatte] einen Kämmen-r [1. Kön. 22, 9 als Sachwalter nach ihrer Heimath mit], und sprach kzu diesemjx Schasfe ihr wieder alles, das ihr ist; dazu alles Einkom- men des Ackers, seit der Zeit sie das Land ver- lassen hat bis hieher. Ylxmi V. 7s 15. Jud-Im Elisa jeht nach Damasltus sich begiebt, um im tlamcn dessen, der der Herrscher ist in allen Könige-Ziehen der Heiden, iu Syrten denjenigen znm König zu bestellen, von welchem deg ijGrra Wort schon zu Elias auf tjorcli geredet, liommt dieser in seuhadadbi Gesandten durch göttliche Fügung ihm entgegen; denu tzenhadad liegt schwer liranli darnieder, und da er von der Kuliuuft drg Mannes Gottes hört, srhiait er den Hasael mit retaicm Geschenk zu ihm, um wegen des Kug- gangs seiner Krankheit ihn zu rathfragetu Glisa nun Verkündigt dem königlichen Kisten-irrer, das; sticht die gegen— wartige Krankheit eg set, was seinem rherrn den Tod bringen werde, sondern ein anderes, und bltact dabei diesem mit so scharfem und durchbohreudcm Blick in’o Auge, daß er tu verlegenhett geräthz denn der prophet liest in seinem Herzen wie in einem aufgkthaueii suche. Darnaih aber hebt der Mann Gottes« an zu weinen und nrn forscht, nicht, wag Uebels er den Kindern Israel thun werde. Lkllt dem Jtugsortuty »Der HGrr hat mir gezeigt, daß du König von Sizrten sein wirst«, wird er oon Glisa entlassen, und alg cr hcimliommt zu seinem Herrn, rrsltttit er diesen mit einer Dritte und nimmt Besitz von drin syrtschen KöntgIthrone. - 7. Und Elisa kam [aus Antrieb des Geistes i Gottes, weil nunmehr die Zeit da war zur Voll: ziehung jenes, vor 22 Jahren dem Elias ertheil- ten Auftrags l. Kön. 19, 15] gen Damgskus [der Hauptstadt von Syrinx, vielleicht um dem an Gott den HErrn gläubig gewordenen Naeman Kap. s, 15 ff. einen Besuch zu machen, bei dieser Gelegen- heit aber Hasael ebenso in der Stille zum König über Syrien zu berufen, wie einst Samuel den David bei einem seiner Opferunizüge im Ge- heimen gesalbt hatte 1. Sam. IS, 1 ff] Da lag BenaHadad [der II. dieses Namens 1. Kön. 11, 25 Anm.], der König zn Shticn [der nun schon wohl 34 Jahr lang den Thron inne hatte] krank; und man sagte es ihm an, und sprach: Der Mann Gottes ist herkommen. Gewiß stand am shrischen Hofe Elisas Ataine schon seit den in Kap. S, 8—23 erzählten Ereignissem vollends aber in Folge der Heilung Naämans Kap. 5, 2 ff. in hohen Ehren. 8. Da sprach der König zu Hasael steinern obersten Kämmerer]: Nimm Geschenk mit dir swie c es sich bei der Rathfragung eines Sehers dem- selben zu bringen gebührt l. Sam. 9, 7J- und gehe dem Manne Gottes entgegen sfuche ihn an dem Orte seines Aufenthalts auf]- Und frage den HEttn [den Gott Israel] durch ihn, nnd sprich, , ob ich von dieser smeiner gegenwärtigen] Krank- heit möge genesen? 9. Hasael [solchem Befehl gehorsam] ging ihm s [dem ElisaJ entgegen [indem er nach Nadmans gHause sich begab], und nahm Geschenk mit sich «; soermuthlich an Geld Kap. 5, 5J, und allerlei « Gitter [wie] zu Datnaskns sdieser so reichgesegne- i ten, den Haupthandelsplatz zwischen Vorder- und Hinterasien bildenden Stadt, sie heimisch waren], vierzig Kameelen Last «. Und da er kam, trat er vor ihn, und sprach: Dein Sohn Ben-Hadad, der König zn Shtitty hat svon deinen großen Wunderthaten gehört und deshalb] mich zu dir gesandt, und läßt dir sagen sdich fragen]; Kann ich auch [werde ich wohl] von dieser [meiner] Krankheit genesen? «) Im Llliorgcnlartde treibt man mit Geschenken gern groß Gedränge und vertheilt sie absichtlich auf recht viele Lastthieriy damit ste desto mehr in die Augen fallen. 10. Elisa sprach zu ihm: Gehe hin und sage ihm: Du wirst genesen [wenn es blos um Gene- sung von dieser deiner Krankheit sich handelte, würdest du von deinen: Lager wohl wieder auf- kommen]; aber fund das sage ich dir, o HasaeIJ Eis« verschwetgt dem ijasaek der nach der tlrsarlj seiner Theti- 596 2. Könige 8, l1——-21. der HErr hat mir gezeigct, daß er sgleichwohq des Todes sterben wird [iiämlich auf gewaltsame Weise, durch eines Menschen Hands 11. Und der Mann Gottes sindem er· also redete] sahe ernst [sahe ihn, den Hasaeh mit fest auf ihn gerichteten Blicken an], und stellete sich tmgeberdig [schaute unverwandten Blickes solange ihm in’s Angesicht, bis er, Hasael, sich schamete, d. i. verlegen seine Augen iiiederschlugL und [darauf in einen Strom von Thränen ausbrechend] tveinete [der Prophet lange]. 12. Da sprach Hasael [froh, daß er fest eine Veranlassuiig hatte, das Schweigen der Verlegen- heit zu breche«i]: Warum iveinet mein Herr?· Er sprach: Jch weiß, was Uebels du [in den iiachsi- bevorstehenden Zeiten Kap. 10, 32 f.; 13, 3 fs.; Hof. 10, 14; 14, 1] den Kindern Israel thun wirft. Du wirst ihre festen Stadte uiiuFeuer verbrennen, und ihre junge Mannschaft uiit»deui Schwert erwürgein nnd ihre jungen Kinder todten [zerschmettern], und ihre schwangeren Weiber zer- hauen sihnen den Leib aufschneiden Amos 1, 3 f. 1Z]. 13. Hasael [in verstellter Demuth, als ver- stehe er nicht, wie es jemals möglich werden solle, daß er, der unbedeutende und für nichts zu ach- tende Mensch, als ein gewaltiger und siegreicher Zwingherr über Jsrael auftrete] sprach: Was ist dein Knecht, der Hund II. Sinn. 24, 15], daß er folch groß Ding thun sollte? [Da müßteich za erst König von Syrien werden an des ietzigen Königs Statt] Elisa sprach: Der HErr hat mir gezeigt, daß du Konig von Svrien sein wirft. In V· 10 haben wir eine von den 15 Stellen des alten Testainents (8. Mosz 11,"21 Anm.), ivo das im Text stehende Wort its) (niihi) nach der Angabe der Ma- sorethen am Rande nicht so verstanden· werden soll, son- dern als eine andere Schreibweise fiir i (ihi»ii). Nun würde, wollten wir, wie die holländischeBibel gethan hat, bei der Texteslesart bleiben,»aller scheiiibare Anstoß, als ob Elisa dem Benhadad die Wahrheit nur halb sagen lasse und ihn dadurch mit falscher Hoffnung betrug»e, indem der mit »aber« beginneiide Nachsatz ein Wort ist für Hasaeh das jenem verschwiegen bleibt, hinwegfallem denn die Uebersetzung des Vcrses wurde dann also lauten: ,,Eltsa sprach zu ihm: Gehe hin und sage: Nicht leben bleiben wirst du; deiin der HCrr hat mir gezeigt, daß er des Todes sterben ivird.« Jiidesscii folgen alle alteii Uebersetzer jener, von deii Masoretheii angegebenen Rand- lesartz und es ist nun unsreAufgabg auch so, trog alles Befrenidlichery iii die Rede des Propheten uns zii » iidcii, ja, eine nähere Untersuchung des Sachverhalts ivird er- eben, daß gerade diese befremdliche Rede allein »dem Zu- ainuienhange des Gaiizcii entspricht. Ohne Zweifel iiam- lich trug Hasael sich bereits mit dein Gedanken, nach Beiihadads Tode des Throiies»sicl) zu beinachtigcnz er rechiiete, ivie es scheiiit,· auf einen todtlichen Ausgang der jetzigen Krankheit sciiies Herrn, falls es aber zum Vesscrivcrdcii mit ihin stch aiilasscn sollte,·taiichten bereits Anfchläge in seiiier Seele aus, ivie seine Hand einer ivirklicheii Genesung zuoorkominen und dem Leben des Königs schiicll ein Ende machcii könne, ehe· es zu ipat sei für den willkoniineneii Anschein, als sci Bciihadad eines natürlichen Todes gestorben· Jii Gottes Rath nun ivar es beschlossem daß Hasael König von Syrieii nach Benhadad iverden sollte; denn er hatte sich ihn zuin Werkzeug seiner Gerichte iiber Israel ersehen, und zwar furchtbarer, entsetzlicher Gerichte, ivie iiur ein Mann sie ausführen konnte, der, ivie jener Richter im Evaugelio (Luk. 18, 1 ff.), sicb vor Gott nicht fürchtete nnd vor keinem Menschen scheiiete. Zu eiiiem solchen Cha- rakter mußte Hasael erst noch ausreifenz dainit er aber dazu ausreifen könnte, mußte zuvor der wahre lebendige Gott ihin rechi nahe getreten sein und zu seinem Gott und zum Heiland einer Seele sich auch ihm angeboten haben, und er mußte diesen Gott verwerfen und statt seiner des Teufels Wege erwählen, denn niemand ivird im eigentlichen Sinne des Worts ein Teufelsiiiid, er habe denn zuvor Gelegenheit gehabt, eiii Gotteskind zu werden. Jn seinem Verhalten dem Hasael gegenüber liißt ihn nun Elisa wie in einem Spiegel die ganze Zukunft seiner Entivickelung lesen: es ivird so kommen, wie er befiirchtet, daß Venhadad von seiiier Krankheit wieder zu genesen anfängt; er wird dadurch versucht werden, seinen Bliitplaii zur Ausführung zu bringen; derselbe wird ihm auch gelingen, ja, er wird im Sinne der Welt ein großer Mann werden ui1d Jsrael iioch ganz anders tyraniiisiren können, als Beiihadad es vermochte, wider den der HErr seinem Volke iioch wunderbar bei- gestanden. Das find mächtig verlockende Aussichten für ein Herz, das schon halb des Teufels ist, um sich ganz ihm zu ergeben; desto mächtiger wird nun aber auch die Werbiiiig des Gottes, der da nicht ivill den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe, uin das Herz Hasael’s, und wir wüßten nicht, welche mächtigeke Werbung wir uns denken könnten, als Elisas Prophe- zeiung, Elisa’s Blick und Elisas Weinen. Jii diesem Manne Gottes steht deni svrischeii Heiden der lebendige Gott mit seinem allsehenden Richteraugc so zu sagen persönlich u1id leibhaftig gegeniiber und ruft ihm ein ,,Zurück« und ein »Hier« zu — zurück von dem Wege der schändlichsten Treulosigkeit und her zu dem HErrn, dem Gotte Jsraelsl Was muß dein Ende sein, wenn du nun in sein Gericht fällst, nachdem dii das Gericht an seinem Volke vollstreckt hast? Wahrlich, wäre Hasael nicht habsüchtig und ehrsiichtig gewesen sonder Maß, ver- schmitzt und kalt wie eiii Stein, )ätte er nicht blos Muth, sondern auch Gemüth gehabt, er wäre von Elisa weg- gegangen mit dem Bekenntniß, ivie Naämaiu «Siehe, ich weiß, daß kein Gott ist in allen Landen, ohne in Israel, und dein Knecht will nicht mehr andern Göttern opfern, sondern dein HErrn«, und er hätte jetzt ohne Lüge seinem Herrn auf die Frage: Was sagte dir Elisa? antworteii können: »Er sagte mir: Du wirst genesen-«; der Nach- satz init ,,aber«, der im Vertrauen zu ihm allein ge- sprochen ivorden ivar, wäre aus seiner Seele gestricheii gewesen, darum hätte er ihn auch mit voller Wahrhaf- tigkeit weglassen können. So aber hat er aus Elisa’s Prophezeiuiig wohl die Herrlichkeit des Gottes Israel und aus Elisa’s Blick die Mahnung dessen, der auch sein HErr und Richter ist, und aus Elisas Thränen die hohe Gnade, deren das Biindesvolk vor allen Völkern der Erde sich zu rühmen hat, verstanden, doch gegen alle Werbiiiig, die darin für ihn lag, sein Herz verschlossen; dein Blicke wußte er ausznweichen uiid den Thräneii zu trotzen, die Prophezeiung dagegen nimmt er als einen Freibrief mit hinweg, wie Judas der Verräther das Wort: »Was du thust, das thue bald« (Joh. is, 27), und als cr heimkomnit, führt er aus, was vor seiiier Be cgnuiig nitt dem Plianiie Gottes nur erst als ver- ste tcr Gedanke in seiner Seele schlummerte. 14· Und er ging weg von Elisa lmit dem ausgereiften Höllenplan im Herzen] nnd kam zu Hasael wird König von Syrien; Joram, Josaphaks Sohn, König von Juda. feinem Herrn, der sprach [bei seinem Eintreten in dessen GemachJ zu ihm: Was sagte dir Elisa? Er sprach: Er sagte mir: Du wirst genesen. 15. Des andern Tages aber nahm er swere der kranke Benhadad? oder der, von dem vorhin die Rede war, Häfnet? —- Luther hat stch für das erstere entschieden und den Kranken selber als handelnde Person angesehen] den Kollet« seine ge- slochtene dicke Decke] und iunkie ihn sum in seiner Fieberhitze eine Kühlung sich zu verschaffen] in Wasser, und breitete ihn über sich« her; da starb er sin Folge der heftigen Erkältung, die er damit ge; ztrrgezogens Und Hasael ward König an feine ci . ·) Dies Wort ist das italienischc com-e, coltra (la- teinisch cui-sites, d. i. Polster, Matratze), und bezeichnete im Mittelaltrr ein Polster, worauf man sich legt oder darauf man sitzt; Luther hat wohl eine abgenähte Bett- decke (Steppdecke) darunter verstanden «) Wörtlich steht im Textex über sein Angesicht; darnach dürfte vielmehr Hasael als handelnde Person zu verstehen sein: Des andern Tages aber (da mit dem Kranken es wohl schon anfing besser zu werden) nahm er (der bei ihm Dienst thuende Hasael) den Kolter, und tuukte ihn in Wasser (damit er recht schwer und dichtwürde), nnd breitete ihn über sein fdes kranken Benhadad) Angesichtz da starb er (in Folge von Erkältuug und Ersiickungs Und Hasael (gegen den niemand einen Verdacht hegte, da er sonst in großer Achtung stand) ward König an seine Statt (da verknuthlich Benhadad keinen Sohn als Thronfolger hinterließ) v« V. 16—24. Ehe die Geschichte des Reiches Israel, die mit der im vorigen Abschnitt erzählten tzestallung tljasaeks zum König von Shrieu bei demjenigen stunirte angelangt ist, wo nunmehr Gottes Gerirhte über das Haus Jlhalks und die Zükhtigung des dnrrh dieses Hans so tief oerderbtelr Volkes her-einberufen, weiter sortgesührt wird, haben wir zuvor mit den nächsten zwei blachfolgern König Iosaphaks von Juda es zu thun; denn in guter Meinung hat dieser einst mit dem Hause Jlhalks sich ver— skhwägern aber damit nur bewirkt, daß Israels Vorder— ben auch in Juda net) eiugenistet hat, und darum das Gericht über das Haus Zlhalss auch auf Davids Haus sith erstrecken muß, wenugleich nicht, um dieses ebenso zu vernichten, wie jenes, so dort) um Mal« Gebtüt aus Davids Gesthlecht gewaltsam auszussheiden und lehteres in seiner, den göttlichen Heilssäbnrhteu entsprechenden Reinheit wieder herzustellen, da die Reinigung des ersteren von dem götzendienerisctjen Wesen einer Jsebel den beiden Gottesmöuneru Elias und Elisa nicht gelungen ist. Zu— nächst nnn wird die tnegierungsgeschichte des Ioram in ihren wichtigsten Zügel: uns vorgefiihrt Er wandelt ganz aus dem Wege der Könige Israel und thut, was sein Weib Jlthalja ihm eingiebt, nicht aber, was dem heitre: gefällt; seine arhtjährige Regierung ist zusammen— gesetzt aus Laster und Schande aus der einen, and Zükhs ygntäg us? Draugsal aus der andern Seite. dgl. L. Thron. , . 16. Jm fünften Jahr Forum, des Sohns Ahab, des Königs Jsrael so. i. im J. 891 v. Chr.], ward Joram, der Sohn Josaphat szunächst aber nur erst als Mitregent seines uoch lebenden Vaters] König in Israel sbis er dann 2 Jahr später uach 597 dessen Tode zur Alleinherrfchaft gelangte, 1.«Kön. 22, 22 Anm.]. Auf diese bloße Mitregentschasi von 891—889 weist der Grundtext ausdrücklich hin, indem es da heißt: Im fünften Jahr Forum, des Sohns Ahab, des Königs Israel, und Josaphat, des Königs Juda (d. i. als dieser noch König in Juda war), ward Joram König, der Sohn Josaphat, des Königs Juda. Die durch fetten Druck ausgezeichneten Worte fehlen allerdings in einigen Handschriftely sind aber sonst gut bezeugt. 17. Zwei und dreißig Jahr alt war er, da er König ward; und regierete swenn man jene beiden Jahre der Niitregentschast in Anschlag bringt] acht Jahre zu Jerusalem sals selbständiger König aber nur sechs Jahr, von 889——884 v. Chr.], 18. Und wandelte auf dem Wege der Könige Israel, wie das Haus Ahab that sin- dem jetzt auch in Jerusalem, wie vordem in Sa- maria l. Kön. 16, 32., ein Baalstempel sich erhob und der Tempel des HErrn mehr und mehr in Verfall gerieth Kap. 11, 18; 12, 5]; denn Ahalks Tochter sdie ihrer götzendieuerischen und herrsch- süchtigen Mutter Jsebel so gleichgesinnte Athalja I. Kön. to, 21 Anna] war sein Weib; und er that sauch für seine Person, da er den Höhendienst geradezu begünstigte 2. Chiron. 21, 11], das dem HErrn übel gefiel sabgesehen davon, daß er bald nach des Vaters Tode seine 6 Brüder aus dem Wege räumte, um ihrer Schätze sich zu bemäch- tigen 2. Chron. St, 2—4]. 19. Aber der HErr swenn er auch den Joram seiner Gräuelthaten wegen schwer züchtigte, wie wir im Folgenden sehen werden] wollte [gleichwohl] Juda nicht verderben, um seines Knechts David willen; wie er ihm [dem David, in 2. Sam. 7, 12 ff.] geredet hatte, ihm zu geben eine Leuchte unter seinen Kindern immerdar fihm immerdar eine» Abkömmling seines Geschlechts auf dem Throne zu er· halten, in welchem das mit ihm für Israel angeziindete Licht fort und fort leuchten follte l. Kön. 11, 36]. 20. ZU seiner Zeit sund dies zunächst ist die Züchtigung die er von des HErrn Hand erfuhr] fielen die Edomiter ab von Juda, und machten san Stelle des bisherigen, vom Reiche Juda ab- hängigen Statthalters Kap. 3, I; 1. Kön. 22, 481 einen seigenen». selbständigen] König übel? sich. 21. Denn Joram war [zwar, als die Ede- miter sich von ihm unabhängig machen wollten und vermuthlich alle Juden, welche sich unter ihnen niedergelassen, um’s Leben gebracht hatten Joel Z, 24] durch Zair srichtiger: hinüber gen Latr, einer nicht näher bekannten edomitischen Stadt] gezogen, und alle [seine Kriegs-] Wagen mit ihm sum die Edorniter wieder unter seine Gewalt zu bringen, war aber dort von dem Feinde umzingelt und eingeschlossen worden], Und hatte snun, um wo möglich unbemerkt aus dieser bedrängten Lage 598 zu entkommen] fiel) des Nachts aufgemacht nnd die Edomiter geschlagen, die um ihn her waren, dazu die Obersten über die Wagen [die man zu seiner Bewachung wider ihn ausgestellh so daß ihm das Entkommen allerdiiigs gelang; doch war er durch die erlittene Niederlage so geschwächt], daß das Volk [sein eigenes Kriegsheer] floh in feine Hütten [uiid er von allen weiteren Unter- nehniungen absiehen mußte) 22. Darum fweil eben Joram, von des HErrn Hilfe verlassen und dahingegeben in die Gerichte seines Zorns, nichts wider sie vermochte] fielen die Edomiter ab von Juda, bis auf diesen Tag [wo dies geschrieben wird; von Amazia und Ufia iedoch wurden sie wieder unterworfen Kao 14, 7. 22]. Auch fiel« zu der Zeit [wo Joram ohnedies schon gefchwächt war und außerdem von den Philistern und Arabern in feiner Hauptstadt hart bedrängt wurde 2. Chron. 21, 16 f.] ab Libna san der Ost. grenze der philiftäiscben Niederung Jos. 10, 29 Anm., indem die daselbst hausenden Ueberreste der eananitifchen « Urbevölkeruiig sich gleichfalls unabhängig niachten]. 23. Was aber mehr von Joram zu sagen ist, Und alles, was er gethan hat [insonderheit auch die entfetzliclse Leibesplage, die in den letzten beiden Jahren seiner Regierung ihn traf 2. Chron. 21, 18 f.], siehe, das ist geschrieben in der Ehronita der Könige Juda [1. Kein. 14, 19 drum. 2]. 24. Und Joram entschlief [in Folge jener Plage, da ihm die Eingeweide abgingen] mit fei- nen Vätern, und ward begraben mit seinen Vätern in der Stadt Davids [aber nicht im königlichen Erbbegräbniß L. Chron 21, 20.,.ogl. 1. Kön. L, 10 Anm.]. Und Ahasja furspritnglich Joahas ge- hcißen], sein [jüngster] Sohn [der allein bei der Belagerung Jerusalems durch die Philister und Araber mit dem Leben davongekotnmen war 2. Christi« 21- 17; 22- 1], ward König an seine Statt. Vl- v. 25—29. Ja demselben Geiste, wie sein Vater, regiert auch Aljasjiy der einzige non Ilvrainv Söhnen, der aug der Zeit seiner Züchlignng durch die Philister und Ilraber ihn: übrig geblieben. hinter diesem sechsten König des Reiches Juda ist es vollends nicht mehr das Hang Davids, das zu Jerusalem regiert, fanden( das Kiiiiigggeschlecliy dem die toerheiflnng Mittel, tsl bei Seite geschoben, Isrbeks Tochter führt das Regimeat und Rath· geber ans Jlhabv Geblict haben in der Stadt Gottes sich festgesetzt. Jiber der ajErr weis? solcher wirthschasi in seinem Hans: gar bald ein Ende zu machen. Jndein Kliagja mit tliötiig Joram non Israel in Streit alte-zieht wider tiasael von Sinken, niii die Stadt Ramolh in Gilead wieder zu gewinnen, Joram, im Kampfe verwun- det, nach Jegreel seiner Heilung wegen sikh bringen läßt und Kliasja ihm dort einen Krimlienbesuch macht, hat der ijErr beide tltöiiige an dein Orte beisammen, an welchem sein Gericht über Zthalks Hans zur Jtiigsührung liotiiinen soll; es rrübtigt nur nach, daß er auch das Schwert aus der Scheide ziehe, das die beiden Häupter dieses Hauses schlagen soll, nnd in welcher Weise er das thut, wird der folgende Abschnitt l X«. erzählen, intt welchem 2. Könige 8, 22-——29. J, 1—3. die unmittelbare Geschichte des Reiches Israel ihren wei- teren Fortgang bat. Vgl. L. Thron. M, 1—7. 25. Jm zwölften Jahr Joram, des Königs Ahab, des Königs Israel [im J. 883 o. Chr-J, ward Ahasja, der Sohn Jorams [oon Juda V. 16 ff.], König in Juda. 26. Zwei und zwanzig Jahr alt war Ahasja, da er König ward, und regierete Ein Jahr zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Athalja, eine Tochter [Enkelin] Amri, des Königs Israel fund Begrün- ders derjenigen Dynasiie im Zehnstämmereich, die durch ihren Götzendienst soviel Unheil auch über das Reich Juda gebracht hat l. Kön. 16, 25 f.]. Wenn in 2. Ehren. 22, 2 sein Alter beim Regierungs- antritt auf 42 Jahr angegeben wird, so ist dies offen- bar ein Schreibsehler w = 40 fiir J = 20sz denn da sein Vater Joram 32 Jahr alt zur Regierung kam und 8Jahr regiert hat (V. 17), so kommen aufdessen Lebens- zeit überhaupt nur 40 Jahr. Nun führt uns obige Altersangabe von 22 Jahren ans das Jahr 905 v. Chr. als das Geburtsjahr des Ahasjm und haben wir dies Jahr früher (Anm. zu I. Köin 19, 2l) auch als das Jahr der Verheirathiiiig seines Vaters mit der Athalja angenommen. Dein ioiderspriclst nicht, daß Ahasja der jüngste von seines Vaters Söhnen war; denn daß dieser schon anderweit beweibt war, ehe er die Athalia zu sei- ner Hauptgemahlin (Gebirah 1. Kön. 15, 10 Anm.) machte, dürfte daraus sich ergeben, daß die in Kap.11, 2 erivähnte Jofeba schwerlich eine leibliche Tochter der Atbalja, sondern einer andern Gemahlin Jorams war. 27. Und [er] wandelte lgleichwie sein Vater V.18] auf dem Wege des Hauses Ahab, und that, das dem HErrn übel gefiel, wie das Haus Ahabz denn er war Schwager im Hause Ahab fmit demselben durch Verschwägerung verwandt, so daß von daher schon ein böser Einfluß auf ihn ausgeübt wurde, besonders aber hielt ihn feine Mutter Athaljm des Joram von Israel Schivefter. dazu, daß er gottlos war, und umgab ihn mit lauter Rathgebern aus ihrem Geselilecht 2. Ehren. 22, 3 f.]. 28. Und er zog fnach dem Rath dieser seiner Verwandten] mit Jorain, dem Sohn Ahab’s, in Streit wider Hasaeh den [in demselben Jahr, 883 v. Chr., auf den Thron gekommenenj König bon Shrien [V. 15], gen Ramoth in Gilead lwelche Stadt Joram nach Benhadads Tode wieder an das Reich Israel bringen wollte, wie sein Vater Ahab das schon einmal versucht und dabei seinen Tod gefunden hatte l. Kön. 22, 3 ff.]; aber fwenn auch dies neue linker-nehmen glückte, indem man der Stadt sich wirklich bemächtigte Kap. 9, 14 f., so kam doch der König von Israel persön- lich gar übel dabei an, denn] die Shrer schlugen Joram [brachten ihui im Kampfe eine fchwere Wunde bei]. 29. Da kehrete Joram, der König, um [oon Ramoth, indem er die weitere Führung des Kriegs seinen Feldherren überließL daß er sich heilen ließe zn Jesreel [wo damals das Hoflager sieh befand Kap»10- 11 ff.] von den Schlägen, die ihm die Shrer geschlagen hatten zu Raum, da er mit Ahasja, Joranfs Sohn, wird König von Juda. Joram’s von Jsrael Kampf mit Hasael 599 Hasen, dem Könige zu Speien, stritt. Und Ahasja, der Sohn Forum-s, der König Juda, kam skurze Zeit darnach ebensalls von dem hochgelegenen Rama] hinab [nach der Ebene jenseit Bethfean] zn besehen [besuchen] Forum, den Sohn Ahab-s, zu Jesreelz denn er lag [dort] krank [und wollce nun Ahasja persönlich bei dem Onkel sich erkun- digen, wie es ihm ginge]. Das 9. Kapitel. Sehn, zum Könige gesendet, tödtet Forum, iblhasja und Jsebec «·IX"· V. 1—15. Da, wie wir am Schluß der Einleitung zum vorigen Abschnitt bemerkten, der Huirr jrht beide Könige an deuijeuigen Orte beisammen hat, an welchem sein Strafgericht über Jlhahs Haus ergehen soll, rüstet er sich sofort, das Smwert aus der Scheide zu ziehen, das die Häupter dieses Hauses schlagen soll. Dies Schwert aber in nach längst vorbedachtem Rath (1.üöu.19, Its) lirin anderer, alo Sehn, der Zum Begründer eines neuen üdnigsgrschlechtes im Reime Israel berufene Sohn oder vielmehr Enkel Ums. Jluf Antrieb des Geistes läßt denn Glisa diesen Mann, der mit dem Heere zu litanioth in Gilead lagen, durai der Propheten Kinder einen im stillen zum König salben; und kaum weiß Sehn um die Aufgabe, die lerafl göttliiher Berufung ihm geworden, und hat ohne sein Zuthuii Anerkennung als uunmehriger König Israels bei den Hauptleuteii des Heeres gemieden, als er auch schon von biamoth ausbricht und als Schuiert des Gottes der Rache hinabzieht gen Iiesreeh 1. Elisa aber, der Propbet [der damals wohl in der Prophetenschule zu Jericho Kap. L, 4 ff.; 6, 1 ff. sich aufhielt], rief der Propheten Kinder einem« snach der jüdischem zwar siiinreichen, aber doch den Zeitverhältuissen widersprechenden Tradition demselben nachmaligen Propheten Jonas, von dem in Kap.14, 25 die Rede istL und sprach zu ihm: Giirte deineLenden smachedich reisefertig Kap.4, 29], nnd nimm diesen Oelkrug mit dir, und gehe hin gen Ramoth in Gilead sjenseit des Jordan, 3 IX, M. nordöstlich von demselben entlegen]. 2. Und wenn du dahin kommst, wirst du da- selbst sehen [siehe daselbst dich um, wo du aussin- dig machen kannst] Sehn, den Sohn Josaphat, des Sohns NimsiIl lind gehe hinein [in das Haus, das man dir als seinen Aufenthaltsort bezeichnet hats, und heiß ihn aufstehen unter seinen Brüdern [Waffengefährten, in deren Kreise du ihn antreffen wirstL und führe ihn in die innerste Kammer [des Hauses, um da ganz allein mit ihm zu sein]. Z. Und nimm den Oelkrug, und schiitte es [den Jnhalt desselben] auf sein Haupt, und sprich: So sagt der HErn Ich habe dich zum Könige über Jsrael gesalbet [1. Sam. 10, 1 Anm.]. Und sollft [nachdem du noch anderes über die Aufgabe, die ihm gestellt ist, gesagt hast V. 7—10] die Thier ansthim, nnd fliehen, und nicht Vetzlchctl [dcnn einem Propheten gebührt esjdaß er sich nicht auf nieuschliches bijeiede und weitläusige Er- klärung über das, was er im Namen des HErrn ge- sprochen und gethan hat, einlassc, sondern einfach aus- richte, wozu er gesendet worden]. «) Die Vermuthiing v. Gerlach’s, als habe Elifa den in l. Kön. II, 16 dein Elias ertheilten Auftrag darum durch einen seiner Schüler vollziehen lassen, weil er fel- ber vom Alter gebeugt war und bereits im Begriff stand, von der Welt Abschied zu nehmen, ividerspricht völlig dein Zusammenhange der Zeitverhältiiisse; nach iinferer Berechnung ivar der Propbet damals etiva 48 Jahr alt, nach Kuh. is, 14 ff. aber reichte seine Wirksamkeit bis auf die Regierungszeit des Königs Joas, zwischen dieser und der jetzigen Zeit aber liegen mindestens noch 28 —i— 17 = 45 Jahre (Kap.10, IS; 13, 1). Dagegen giebt Krummacher den rechten Einblick in die Sache, dessen Ausführungen wir in der Kürze hier wiedergeben. Seit der Bestallung Hasaeks zum König über Shrien (Kap. s, 7 ff.) weilt Elisa iin trauten Kreise der Pro- phetenkinderz und o, wie ihm die Ruhe in dieser fried- lichen Hafenbucht so unaussprechlich wohlthntl Kaum aber ist er in diese süße Vergiing eingetreten und ihrer Lieblichkeitcn in etwas froh geworden, so vernimmt er auch schon wieder das bedenkliche Signal, das ihn aufs Neue zum Sturmvogel bestimmt, der ein herannahendes Wetter verkünden, und zum Diener des Gerichts ihn berust, der die Geiszel rüsten soll, womit der Bluträclser aus der Höhe die Versolger seiner Heiligen zerfleischen will. Von seinem Vorgänger ging der verhängnißvolle göttliche Austrag auf ihn über: Salbe Jehu zum Kö- nige über Jsraell Diesen Befehl hatte dic göttliche Langmuth für eine Zeitlang gleichsam zu den Akten ge- legt; jetzt holt ihn die göttliche Gerechtigkeit aus dem Archive wieder hervor und mahnt den Prophe- ten an die Vollstreckung Wie das ihm schwer und sauer möge angekommen sein, könnt ihr leicht denken; nichts hätte seinem liebevollen, evangelisch gesiimmten Gemüth mehr zuwider laufen können, als dieser Auftrag. Ein solches Werkzeug des Zorns zu Jsracls Verwüstung hatte der Mann Gottes schon in der Person des Syrers Hasael berufen; und nun soll er einem zweiten, einem furcl)tbareren, als Hasaeh die Schrankeu wegziehenl Aber der Austrag kam eben von dem HErrn, und Elisa wußte, was einer solchen Weisung gebührte: die ·eiftliche Größe jener bililischen Helden besteht vorzugsweise in jener un- bedingten Uiiterivürsigteih mit der sie sich blindlings auch da dein göttlichen Willen zur Verfügung stellen, wo der« selbe ihren zartesten Empfindungen, ihrem natiirliclieii Mitleid, ihrem menschlichen Erbarmen, ihrem Patriotisi mus und ihrer Blutsverivandtschaft so durchaus zuwider- läuft. Auch Elisa ist bereit, sein liebendes Herz dem HErrn zum Opferlamm zu schmücken. Sehr oft nun begehrt der HErr nichts weiter, als dieses Opfer der Willigleitz nimmt dann aber die seibstverleiignende Ge- neigtheit für die That, im Uebrigen seiner Freunde scho- nend. Und so erläßt er unserm Seher mindestens das, daß er in eigener Spersoii dem Jchu das Schwert der Rache in die Hand lege, indem er ihm gestattet, der Propheten Kinder einen statt seiner hinzusenden Dieser junge Mann trug minder schwer an der Last feines Auf- trages; schon die jugendliche Freude, plötzlicls eines so hohen Berufes sich gewürdigt zu sehen, hielt dem Schmerze über den Zweck seiner Gesandtschaft das Gleichgewicht «) Die Rabbinen stellcn den Jehu neben Ierobeam I. und betrachten beide als die Spitzen des Königthums in Israel: wie Jerobeam aus Ephraini war, so deuten sie den Ausdruck: »Seht! Niinst« (1.Kön.19, Its) in dem Sinne: »Seht: aus Manassc« per-D) = Erz-Im. Und allerdings, wie das ganze-Königreich in Israel mit Je« robeam seinen Anfang genommen zii einem Gericht über die 600 Sünden des Hauses David, so wird Jehu gesalbt, um die Sünde des Hauses Ahab zu strafen, und in dem vierten Könige aus seinem Geschlecht, Jerobeam 11., ge- langt das israelitische Königthucn noch einmal zu hoher Blüthe, utn dann so gut wie fiir immer unterzugchcttz denn Sacharjm der fünfte dieses Geschlechts, vermag erst nach langer Anarchie auf kurze Zeit die Herrschaft zu erlangen, die folgenden Hcrrscher aber sind kaum noch Könige zu nennen, wie wir weiterhin sehen werden. 4. Und der Jüngling des Propheten, der Knabe [besser: Und der Jüngling, des Pro- pheten Knabe oder Diener], ging hin gen Ra- moth in Gilead. Z. Und da er hinein kam [und dort nach dem Hause, in welchem Jehu zu sinden wäre, sich hatte weisen lassen], siehe, da saßen svermuthlich in dem Hofe, den das Haus umschloß Kap. 1, 2 Anm. I] die Hauptleute des Heeres [in gemeinfchaftlicher Berathnng beisammen] Und er [an Jehu, den vornehmsten unter ihnen, stch wendend] sprach: Jch habe dir, Hauptmann, was zu sagen skomm mit mir beiseit, in das Innere des Hauses] Jehu ssich zu versichern, daß das Wort wirklich ihm, und nicht etwa einem andern aus ihrer Mitte gelte] sprach: Welchem unter uns allens Er [der Pro- phetenschüIerJ sprach: Dir, Hauptmann. s. Da stund er aus, und ging smit dem Jüng- ling] hinein [in ein Zimmer des Hauses] Er aber schüttete das Oel auf sein Haupt, und sprach zu ihm: So sagt der HErr, der Gott Israel: Jch bade dich zum Könige gcsalbet über des HErrn Volk Israel. 7. Und du sollst das Haus Ahab, deines Herrn sdern du bisher, gleichwie ihm, so auch seinen bei- den Söhnen und Nachfolgern gedienet hast], schla- gen, daß ich [der HErr, durch deine Hand] das Blut der Propheten, meiner Knechte [1. Kein. 18, 4; 19, 10], und das Blut aller Knechte des HErru [wie Naboth’s I, Kön. 21, 8 ff. und anderer, die schändlicher Weise nmgebracht worden sind] räche von der Hand Jsebeks [der Anstifterin aller dieser Greuel des Hauses], 8. Daß das ganze Haus Ahab umkommr. Und ich will von Ahab ausrotten den, der an die Wand pisset liedes männliche Glied seines Geschlechts] und den Berfchlossenen und Verlassenen in Israel sdie Unmüudigen wie die Mündigen ohne Aus- nahme b. Mos. 32, 36 Anm.]. 9. Und will das Haus Ahab machen, wie das Haus Jerobeauh des Sohns Nebat [1. Köw 14, 10 f.], nnd wie das Haus Baösa, des Sohns Ahia [1.Kon.16, 3 f.]. 10. Und die Hunde sollen Jsebel fressen auf dem Acker zu Jesreeh und soll sie niemand begra- hckx [1. Kost. 21, 21-—23]. und er [der Propheten- schüler, als er diese Worte geredet] that sum wei- teren Verhandlungen mit Jehu aus dem Wege zu gehen] die Theil« auf, und floh f eilete nach Jericho zurück]. L. Könige I, 4—17. Joram war besser, als seine Vorgänger aus Ahabks Haus; dennoch bricht das Gericht über dieses Haus ge- rade über ihn herein· Denn der HErr, sagt ein alter Auslegey pflegt der Väter Strafe aus Langtnuth hinaus- zusehiebety ob nicht die Kinder ernstlich Buße thun; ge- schieht das nicht, so bricht des HErrti Zorngericht endlich doch herein, auch wenn die Nachfolger besser sind, als ihre Vorgänger. Was nun Jehu betrifft, so war er ge- tncinschaftlich mit dein Ritter Bidekar (V. 25 f.) bei Ahab gewesen, als diesem der Propbet Elias das Gottes- gericht arti Naboths Weinberge ankündigte (1. Kön. 21, 20 ff.), und des Propheten Worte hatten einen unaus- löschlictsen Eindruck auf ihn gemacht. Fünfzehn Jahre waren seitdem vergangen und Jehu fuhr fort, dem Königs« gefchlecht, über welchcs er eine solche Last hatte aussprechen hören, treulich zu dienen; vielleicht schien es ihm bereits, als würde Eliä Drohung unerfüllt bleiben. Da mit einem Male wird er zum Vollstrccker des göttlichen Urtbeils nnd zum König über dcs HErrn Volk Israel berufen. Als Jsraelit nun wußte er, daß Jehova in unnmschränkter Machtvollkontmeiiheit über sein Volk Könige in Jsrael einsetze und Könige entthrone; als gehorsanier Knecht seines Gottes aber, wie er bisher gehorsamst Diener seines irdischen Herrn gewesen war, übernimmt er den schauerlich ernsten Auftrag, das Gericht an dem Hause seines Herrn zu vollstrecken, und der bisher so gehorsame und treue Diener, dem nie ein Gedanke an Empöritng in den Sinn gekommen, wird plötzlich umgewandelt in einen Richter, der kein Erbarmen kennt, nur weil das Wort der gött- lichen Verkündigung erfüllt werden muß, das tief in sei- ner Seele ruht, nicht aber, weil er Lust hatte an alle den Schreckensthatem die er auszuführen hat. Aber weiter als bis zu der Bestimmung, das Gericht zu voll- ziehen und den Baalsdienst bis aus die Wurzel auszu- rotten in Israel, bringt er’s hernach nicht; auch ein neues Gottesleben auszubauen und Jcrobcanrs Sünde wieder ut zu machen, fiir dies unglcich herrlichere und seligere Zlterk hat er keinen Sinn, und darum wird auch, trotz seines Heldenmuthm Jsrael zu seiner Zeit noch viel tiefer durch die Syrer gcde1nüthiczt, als dies je unter den Königen aus Ahab’s Haufe der Fall gewesen. Eigen- thümlicher, wie irgend ein anderer in den Büchern der Könige, steht Jehus Charakter da; aber keiner ist auch so verschieden und zumeist so verkehrt beurtheilt worden, als er· Wir wollen versuchen, indem tvir achtsam auf seden einzelneirZug ntcrken, den die heil. Geschichtc uns von ihm meidet, zu einem klaren und wahrlieitsgetreuen Bilde des Mannes zu gelangen; wir werden dann ein Exempel derer an ihm finden, die zwar die Wahrheit erkennen, und sich auch für sie begeistert: können, aber dennoch ihr nicht mögen gehorsam werden. 11. Und da Jehu swiederj heransging saus dem Inneren des Hauses] zu den Kneehten seines Herrn [zu den noch im Hofraum versammelten übrigen ojauptleuten des Königs Joram], sprach man zu ihn! [vermnthend, daß ihm eine wichtige Bot: schaft überbracht worden sei, und begierig, dieselbe zu hören]: Stehet es wohl [ist’s etwas Gutes, was der Prophetenjünger dir zu sagen gehabt B. 5]? Warum ist dieser Rasende« sdieser Schwarmgeistj zu dir kommen? Er [nicht geneigt, ihnen Rede zu stehen, da der ihm zu Theil gewordene Anf- trag, daß er seinen Herrn nnd ihren Herrn tödten sollte, noch zu gewaltig sein Herz bewegte, als daß er es schon seht hätte über sich bringen können, sich ihnen anzuvertrauem wollte ihren Fragen aus- ioeiehetr und] sprach zu ihnen: Jhr kcnnet doch Clisa läßt Jehu zum Könige Von Jsrael salben. 60I den Mann wohl shabt ja aus seinem stürmischen, aufgeregten Wesen selber erkannt, daß er der Pro- phetenjünger einer W, und sköniit euch nun auch von selber abnehmen] was er sagt sdaß nämlich seine Verkündigungein die er mir hinterbracht hat, religiöse Dinge betreffen und für Dritte von keiner Wichtigkeit find] «) Ein Spottname der Propheten, der wegen der Art, wie sie im Zustande der Entziickung il)re Be eisie- rung äußerten (1. Sam. 10, 10 Anm.), bei dem Ztolke gewöhnlich geworden war und hier mit einem Aufluge von soldatischem Spott, hinter dem aber doch ein ge- wisser Ernst verborgen liegt, gebraucht wird. 12. Sie sprachen [erwiederten dem Jehu]: Das ist nicht wahr [daß auf solche außerordentliche Weise dir blos gewöhnliche, alltägliche Dinge, die von keiner besonderen Bedeutung auch für andere sind, hinterbracht worden wären]; sage es uns aber an [denn dein ganzes Wesen verräth, daß etwas Hochwichtiges mit dir vorgegangen ist]. Er [aus der Sache nun länger kein Geheimniß ma- chend, da sichtbar in diesem Fragen und immer wieder Fragen seiner Waffengefährten eine Fügung Gottes verborgen lag, die mit der eben empfan- genen Berufung zusammenhings sprach: So Und so [vgl. V. 6—10] hat er mit mir geredet, und gesagt: »So spricht der HErn Ich habe dich zum Könige aber Israel gesalbet. e 13. Da ciletcn sie [indem der Geist Gottes sie trieb, auf der Stelle als neuen König ihn an- zuerkennenL und nahm ein jeglicher sein Kleid [Umschlagetuch, wie es als Oberkleid getragen zu werden pflegte 2. Mos. 12, 34 Anm.]- und legte es [statt« eines Teppichs Mater» St, 7] untersihn auf die hohen Stufen [auf die obersten Stufen der Treppe, die aus dem Hofe nach dem Jnneren des Hauses führte, so daß man sich gar nicht erst Zeit nahm, einen förmlichen Thron herbeizuschassen und ihn auf diesen zu setzen], und bliesen mit der Posaune, und sprachen: Jehu ist König worden. Ist. Also machte Zehn, der Sohn Josaphat, des Sohns Nimfi [in anderer Weise, als alle die, welche schon vor ihm ein von Gott verworfenes Köuigshaus in Jsrael gestürzt hatten 1. Kön. 15, 27 ff; 16, 9 ff. 16 ff] einen Bund wider Joram [denn er that’s in prophetifchem Auftrag mit dem vollen Bewußtsein, daß er nur das Schwert sei in des « HErrn Hand Kap. 10, 9., und Gott der HErr lenkte es selber also, daß er zum König erhoben wurde, während die andern in gemeiner Bosheit wider ihren König sich verfchworem ohne göttliche Vollmachh blos unter göttlicher Zulassung]. Joratn aber sum dies zum Verständnis; des Folgenden über die ört- lichen Verhältnisse, unter denen das alles sich er: s eignete, zuvor nochmals zu bemerken] lag vor Ra- moth in Gilead [wortiich: war Wache haltend zu Narnoth in Gilead, d. i. oertheidigte die Stadt, nachdein er sie wieder an sein Reich ge- brachtj mit dem ganzen Israel wider Hasael, den König zu Shrien . 15. sJndessen lagen jetzt nur noch die Heeres- obersten mit dem Heere selber dort.] Jotam ssür seine Person] aber, der König war [wie schon in Kap 8, 28 f. mitgetheilt worden] wieder kommen [oon dort wieder heimgekehrt nach Jesreel], daß er sich heilen ließe von den Schlägen [Wunden1, die ihm die Syrer geschlagen hatten, da er stritt mit Hasach dem Könige zu Shrien kund die Stadt zwar aus den Händen des Shrerkönigs zurücker- oberte, aber, wie eben gesagt, zu weiterer Theil- nahme am Kriege unfähig wurde]. Und Jehn [als die übrigen Hauptleute des zu Ramoth lagern- den Heeres ihn zum König ausriefen V. IS] sprach [zu ihnen]: Jfks euer Getulith [englisch: if it be your winkte, sehet auch ihr zur Durchführung des angefangenen Werks es mit mir für gut an], so soll niemand entrinnen ans der Stadt [Ramoth], daß er hingche nnd ansage swas jetzt geschehen ist] zU Jestekl lsondern wir wollen, noch ehe Joram etwas davon erfährt, ·mit einer auserwählten Kriegerschaar so- fort widcr ihn ausbrechen und allen seinen Gcgenmasp regeln zur Unterdriickung des von uns unternommenen Ausstandcs zuvorkommen]. YIXC v.16—26. Kann! is! Sehn zum König ans-gerufen, so dricht er, indem ei: hinter sich die Stadt iltamoth be— wachen läßt, daß niemand von dort diaclsrikyi von dem Stande der Dinge nach Srgrecl dringe, von dort auf nnd zieht mit einer Anzahl der Trnopen wider Joram heran; er trifft mit demselben auf» dem ehemaligen Zither dia- both’s, der seit dessen, durch Jsrbel bewirkte-c Steinignng dem königlichen Grundstück einverleibt worden, zusammen und srhießt ihm, als er die Sachlage erkennt nnd schien— nigst zur Flucht suh wendet, von hinten einen Pfeil durchs Herz, daß er todt in seinem wagen nieder-naht, Sehn alter läßt von dem Ritter lsidcliar seinen Etiainani ans jenen Meer werfen, damit des ihErrn Wort durch den Propheten Elias suh erfülle. Its. Und er [Jehu, indem die Hauptleute ein- mitthig seinem Vorschlag V. 15 beistimmten] liest sich fuhren [richtiger: saß auf, stieg zu Pferde oder bestieg seinen Kriegswagen] und zog [bei Beth- sean den Jordan überschreitend und dann in dem Bachthale Dsohalnd in nordwesilicher Richtung auf- wärts marschirendj gen Jesreeh denn Joram lag daselbst [hielt sich dort noch immer auf, ob er gleich von seinen Wunden schon ziemlich wieder genesen war V. 2115 so war [wie wir bereits wissen Kap. 8, 291 Aha-Hin, der König Juba, hinab- gezogen, Joram zu besehen [und verweilte ebenfalls noch in der Stadt]. 17. Der Wächter aber, der ans dem Thurm zu Jesreel saufPosten 2.Sam. 13, 34; 18, 241 stund, sahe den Haufen Jehu [die Kriegerschaay mit welcherJehu heranrückte, jenes Bachthal herauf-J kommen [1. Kein. 21, 1 Anm.], nnd sprach facet- dete nach dem königlichen Schlosse hinunter, ohne jedoch schon Näheres über das heranziehende Reiter: 602 2. Könige J, 18-———30. geschwader mittheilen zu können, weil es noch in zu weiter Ferne sich befand]: Jch sehe einen Haufen. Da sprach Joram szu einem von seinen diensithuew den Ofsiizeren]: Nimm einen Reiter, und sende [denselben] ihnen [den Kommenden] entgegen, Und sprich llaß bei ihnen Qtiftagenjx Jsrs Friede [be- v deutet eure Ankunft auch Gutes, oder nicht]? 18. Und der Reiter ritt hin ihm [dem Jehu] entgegen, und sprach: So sagt der König: Jsrs Friede? Jehu sprach: Was gehet dich der Friede an? [dir für deine Person kann es gleichviel sein, ob ich in guter oder böser Absicht komme, dem König aber will ich die Antwort schon selber brin- gen.] Wende dich hinter mich [denn zurück nach Jesreel darfst du nicht]. Der Wächter sauf seinem Posten in Jesreel V. 17] verkåndigtc [nun im königlichen Schlosse], Und sprach: Der Bote ist [wie ich deutlich gesehen habe] zu ihnen kommen, und kommt [doch] nicht wieder. 19. Da sandte er sKönig Joram] einen au- dern Reiter. Da der zu ihm [dem Jehu] kam, sprach er [wie der erste]: So spricht der König: Jsks Friede? Jehu [in der uämlichen Weise ihm antwortend, wie dem vorigen] sprach: Was gehet dich der Friede an? Wende dich hinter mich. 20. Das verkündigte der Wächter [ebenfalls], nnd sprach stieß dem Könige melden]: Er ist zn ihnen kommen, nnd kommt uicht wieder. Und es ist ein Treiben sein so eiliges, hastiges Marschiren], wie das Treiben Jehu, des Sohns Nimsitz denn er treibet, wie swennj er unsinnig wäre [dessen Art ist es, seine Sachen hitzig und scharf zu be- treiben, wie einer, der nicht recht bei Sinnen ist"]. «) Der Großvater Nimsi war berühmter, als dei- Vater Josaphat; darum wird Jehu gemeiniglich nach jenem bezeichnet (1.Kön.19, 16) nicht nach diesem (V. 2). «) Der chaldäische Uebersetzer und nach ihm Joscphns haben das gerade Gegentheil herausgebracht, ais habe der Thurmwart aus der Langsamkeit und Vorsicht des Zugs erkannt, daß Jehu an der Spitze desselben stehen müsse; allein die an ihm schon bekannte Heftigkeit und Hast, womit er seine Werke auszuführen pflegte, ist ein bemerkenswerther»Charakterzng, der vieles in seinein nach- herigen Verhalten erklärt. 21. Da sprach Joram sin unglaublicher Ver- blendung noch immer keinen Verdacht schöpfend"]: Spannet [meinen Wagen] an [ich will ihm selbst entgegenfahrenz denn mir muß er doch Rede stehen, wag seine Ankunft bedeutet] Und man spaunete seinen [des Joram] Wagen an sund zugleich den des Ahasja, der sich ihm zum Begleiter anbot]; Und sie zogen sden östlichen Abhang der Höhe ent- lang, auf welcher die Stadt Jesreel lag] aus snach der gen Vethsean führenden Landstraße], Forum, der König Israel, und Ahasja, der König Juba, ein jeglicher aus seinem Wagen, daß sie Jehu ent- gegen kämen; und sie trafen ihn an sdicht vor der Stadt] auf dem Acker Naboth, des Jesreeliten" [der jetzt einen Theil der den königlichen Palast umgebenden Gartenanlagen ausmachte I. Kön. 21, 1 Anm.]. «) Diese Verbleudung nnd unbegreifliche Sicherheit ist nichts anderes, als ein Gericht Gottes: Joram soll rintergehem die göttliche Gerechtigkeit fordert ihn zum Opfer. Dasselbe gilt in Beziehung auf seinen Neffen, der sich ihm als Begleiter zugesellt. —- ") Wir besinnen uns, daß iiber diesem Platze ein göttliches Flnchwort brütet (1. Köln U, 19). Seinem anzen Inhalte nach hatte fiel) dieses Wort noch nicht ersüllt (1. Kön· 22, 38 Anm.2); jetzt aber, gebt Acht, werden sich alle seine Schrecken entladen und voll ausgcbären So hangen die Waffen der Drohungen Gottes oft lange regungslos und ihre verderbende Kraft verhallend über den Häuptern seiner Feinde: die göttliche Langmnth wirft sich ihnen in die Bahn und hält die ziingclnden Blitze für einstweilen noch gebunden. Wohl allen, die, den Werth solcher Frist erkennend, eilend die Hörner des einzigen Altars ergrei- fen, bei welchem vor den Pfeilen des Alltnächtigen Schirm Und Rettung ist! Wehe hingegen denen, die, aus der augenblicklichen Windstilie falsche Schltisse ziehend, nur um so sicherer die breite Straße wandeln und stch in trügerischc Träume wiegen lassen von einer blinden Liebe, die im Himmel walte, von einem Gott, der, obwohl er das Auge nnd das Ohr geschaffen, selbst nicht sehe und nicht höre! Ehe sie es denken, tritt die Stunde der schrecklichen Enttänschung in ihr Leben ein. (Krum- machen) 22. Und da Joram Jehu sahe, sprach er: Jehu, ist-s Friede? Er aber sprach: Was Friede? [denke nur nicht weiter an Friede und Sicherheit, als sollte die Zeit der göttlichen Strafgerichte für immer ausbleiben] Deiner Mutter Jsebel Hurerei sgötzendienerisches Wesen 2. Mos. 34, 16 Anm.] und Zauberei wird immer größer shat durch ihre ungestörte Fortdauer, da du ihr nicht Einhalt ge- than, nunmehr Gottes Arm wider dich bewaffnet] s23. Da wandte Joram seine Hand— [befahl dem Wagenlenker, daß er umkehre 1. Kön. 22, 34], und floh, und sprach zu Ahasja: Es ist Verrcithereh Ahasja [suche auch du so schnell als möglich dein Leben zu, retten] 24. Aber Jehu fassete den Bogen, und schoß Joram [von hinten] zwischen die Arme [Schultern], daß der Pfeil [der in schräger Richtung eindrang] durch sein Herz aussah» nnd see, so aufs Tödt- lichsle getroffen] fiel in seinen Wagen. 25. Und er [Jehu] sprach zum Ritter sseinem Adjutanten 2, Sam. 23, 18 Anm.] Bidekarx Nimm und wirs ihn aufs Stück Acker Naboth, des Jes- reeliten [auf dein wir uns hier befinden] Denn ich gedenke, daß du mit mir auf einem Wagen Damals] seinem Vater Ahab nachsuhrest sals er nach Jesreel sich aufmachte, den Acker einzunehmen; und nun wirst du dich erinnern], daß der HErt sdurch den Mund des Propheten Elias] solche Last F uber ihn hnb sdies Drohwort Jes. 13, 1 Arme. ; wider ihn aussprachs ; 26. Was gilt-s, sprach der HErr, ich will z dir das Blut Naboth und seiner Kinder, das ich gestern svergießenj sahe, vergelten auf diesem Acker [auf dem es vergossen ward 1.Kön.21,. 19]. So Jehu tödtet Joram und läßt feinen Leichnam auf Naboths Acker werfen. 603 nimm nun nnd wies ihn anf den Acker, nach dem Wort des HErrn VII« v. 27—37. Karl) Khagjm der König non Jnda, der mit seinem Onkel Joram dem Jehu entgegengefahren war, hat die jliiiht ergriffen, als nun offenbar geworden, in welcher Absicht Jehu herangezogen ist; nun sehirttt zwar dieser ihiu btetfolger nach, er weiß aber dadurih, daß er einen ganz anderen Weg, als den nach Sa- tnarici eingeschlagen, fiirv Erste dem Tode zu entgeheti, bis er später doch noeh seinen Untergang findet. Dagegen iibt Jehu bei seineni Eitizuge in den liiitiigs lirhen Palast zn Jegreel Strafe anzdsebrl nnd liißt sie aus dem Fenster drg Schlosses herabstiirzeiu Hier wird ihr tkeithnain bald von Hunden entdeckt, und alg man nach demselben siehet, ist tiietits mehr davon übrig, als der Schcidkk die Füße nnd die stachen Hände. vergl. L. Thron. W, 7. I. 27. Da das Ahasja, der König Juba, sahe [daß Jehu den Bogen faßte und ihn nach Joram richtete V. 24., also wirklich eine Empörung gegen letzteren im Werke sei, wie derselbe V. 23 ihm zugerufenL slvhe er [um nach Samaria zu ent- kommen] des Weges zum Hause des Gartens kzu dem am Ausgange des Parkes gelegenen Garten: hauseis Jehu aber sagte ihm nach snichtm Per- son, sondern durch Abordnung einiger Reiter, die er ihm nachschickteL und hieß ihn auch schlagen auf dem Wagen gen Gut« hinan, die bei Jeblaam liegt [genauer: und fprach zu den Reiternx Auch ihn, schlagt ihn, und ihr werdet ihn, da er auf dem Wagen fährt, leicht einholen können, wenn er nun auf der Anhöhe Gur bei Je: blaam Jos. 17, 11 sich befindet, wo er lang- samer fahren muß].« Und er [Ahasja, siatt sieh von Jesreel aus südlich nach Jeblaani zu wenden, wie Jehu vermuthet hatte] floh [weil er ja voraus: setzen konnte, daß er auf diesem Wege würde ver- folgt werden, in westlicher Richtungj gen Mcgiddo [von wo er dann, als seine Verfolger unverrieh- teter Sache nach Jesreel zurückgekehrt waren, wirk- lich nach Samaria entkamz hier aber ward er später, bei Iehirs Anwesenheit B. 17, entdeckt, zu diesem gebracht], nnd starb daselbs" sindem Jehu wohl mit eigener Hand ihn tödtete L. Ehren. 22, 8 f.]. V) Vielleicht aber lind die Worte des Grundtcxtes BetlpHagan nicht zu übersetzen. sondern als ein ande- rer Name siir das in Jos. l9, 21 erwähnte Er: Gxinnim zu fassen. Dieser Ort, Quelle der Gärten, heut- zutage Dscltenin genannt, liegt an der Siidscite der Ebene Jcsreeh mitten unter Ckärtcn und Vaumpflanzuiu gen, welche von einer reichen Quclle gewässert werden; möglich, daß dort cin Hans des Gartens sieh befand, das den Königen von Israel zum Lustorte diente. Den Weg dahin hatte Jehu den Ahasja mit seinem Wagen einschlagen sehen. Wäre nun die angegebene Vcrmnthutig richtig, so dürfte Jeblaam nicht, wie wir in Jos.17, 11 angegeben haben, im jetzigen Dsclielameh zu suchen sein, sondern vielmehr V, Stunde südlich von En Gannjm an der RuinensStelle lilritsbetkBelaineik wie auch die meisten Auslcger annehmen. Hier hat die Ebene Jes- reel ein Ende und die Gebirgslandschaft von Samaria nimmt ihren Anfang, so daß dort sehr wohl sich ein Aufstieg oder eine Anhöhe Gur befunden haben kann. «) Nach unserm Bericht scheint es, als sei Ahasja zu Niegiddo gestorben; deshalb ergänzen die Ausleger nach den Worten Jel)u’s: »Auch ihn, schlagt ihn«, den Satz: »und sie (dic Reiter) schlugen ihn« auf dem Wagen die Anhöhe Gar bei Jeblacini hinan, und nehmen nun an, daß darunter nur eine tödtliche Verwundnng zu verstehen, Ahasja noch bis Mcgiddo entkommen und erst dort seinen Wunden erlegen sei. Allein abgesehen Von der Unwahrstheinlichkeit beider Voranssetzungem einerseits daß ein Srhreibfelsler im Texte vorlicgiy und andererseits daß der verwundcte König sich wieder rückwärts, wcnn auch nicht nach Jesrceh doch nach Megiddo, wo er aber doch ebenfalls im unmittelbaren Bereich Jchu’s war, gcfliichtet habe, läßt mit einer solcher: Aussassung des Sack-verhältnisses der abtveiehende Bericht in L. Chron 22, 8 f. sich nur in höchst gezwungener Weise vereini- gen. Wir haben daher oben eine andere Vereinigung versucht, bei der nur die eine Schwierigkeit bleibt, daß wir das Schlußwort unseres Verses ,,daselbst« als eine ungenaue Darstellung des Thatbestandes fassen. Weil unser Vericht dcn Hcrgang nur bis auf die Flucht nach Megiddo verfolgt und dann sofort mit Ahasjcks Tode, Ve- gräbniß und Regierungszeit abschließt, um möglichst rasch zu Jehus weitern Vornahmen in Israel zurückzukehrem konnte er nicht anders sich ausdrücken, als so, wie er es gethan hat; die Ungenauigieit aber, welche dadurch entstanden, macht der ChronikepBcricht wieder gut, wel- cher deutlich als eine Ergänzung unseres Berichtes sich zu erkennen giebt. Aehnlich ergiebt sich in den Evan- gelien gar oft ein ganz anderes Sachverhältniß, wenn man die Darstellung sämintliiher Evangelisten mit eiiian- der verbindet, als wenn man sich nur an die abgekürzte Mittheilutig eines einzelnen hält (ogl. z. B. Luk. 2, 39 mit SJJiatth. 2, 1—29). Warum imsere Stelle die Vor- gänge mit Ahasja nicht gleich ausführlich mitgethcilt hat, begreift sich daraus, daß von Jehiss Anwesenheit in Samaria erst im folgenden Kapitel die Rede ist; wie aber der Verfasser des Königsbuches vcrineideh in Sa- chen hinüberzugreifcn, die er erst später zu erzählen ge- denkt, beweist die Rechnungsweise in Kap.15, 30. 28. Und seine Knechte [Hofbeamten, nachdem sie von Jehu die Erlaubniß zu einer ehrenvollen Bestattung der Leiche eingeholt, der dieselbe in Rücksicht auf Ahasjas frommen Großvater Josa- phat auch gern ertheilte 2. Cbron. 22, 9] ließen ihn führen [auf einem königlichen Leichenwagen hinüberschassenj gen Jerusalem und begraben ihn in feinem Grabe [in der für ihn bestimmten Ab- theilung der Königsgräber 1. Kön. 2, 10 Anm.] mit seinen Vätern »in der Stadt Davids. 29. Ahasja aber regierete über Jnda im eils- tcn Jahr Joram, des Sohns Ahab [kam gegen Ende dieses Jahres auf den Thron, seine eigentliche Re- gierungszeit fällt aber, wie in Kap. 8, 25 gesagt, in das 12. Jahr Joranrs oder in das J. 883 v. Chr.]. 30. Und da Jehu [auf den wir hier wieder zurückkommeti, nach Aussendung der Reiter zu Ahasjas Verfolgung V. 27] gen Jesreel kam [wo ihm, da er von Osten her in die Stadt einritt, alsbald der an die Parkanlagen anstoßende Königs- palast entgegeUtMtL nnd Jsebel das erfuhr sdaß er heranzöge, von dem Palast Besitz zu nehmen], F schtninkte sie [weil sie, ihren Untergang voraus- 604 Z. Könige I, 31—-37. I0, l—7. sehend, wenigsteus mit aller äußeren Würde einer Königin sterben wollte] ihr Angesicht lAugenbrauen und Wimpern mit AntimonglanzL und schmückte ihr Haupt [durch Anlegung einer falschenHaartour, denn sie stand damals in den fünfziger Jahren ihres Alters und hatte bei dem frühen Welken der Frauen im Morgenland längst alle natürlichen Reize eingebüßt], und guctte zum Fenster aus. 31. Und da Jehu unter das Thor sdes Pa- lastes] kam, sptach sie [meinend, durch heroischen Muth ihm imponiren und durch frommklingende Redensarten ihn schrecken zu können]: Jsks Simri [1. Kön 16, 9 ff] wohl gegangen, der seinen Herrn [den König Ella] erwürgeteZ sHat ck nicht vielmehr ein Ende genommen mit Schreckems und steht nicht ein gleiches Schicksal dir bevor, der du ebenfalls wider deinen Herrn, den König Forum, dich ernpört hast?] 32. Und er hub sein Angesicht auf zum Fen- ster, und sprach [rief, ohne auf den ganz unzu- trefsenden Vergleich seines Werks mit der That des Simri vgl. V. 14 auch nur Ein Wort zu erwiedern, zu dem Palast hinauf]: Wer ist bei mir hie? [wer ist von euch Hofbedienten droben, der es mit mir hält? were] Da wandten sich zween oder drei Kämmerer [Hoflakeien] zu ihm sblickten zu andern Fenstern nach ihm hinunter, sich ihm zu Befehl stellend]. " » 33. Er sprach: Stürzet sie herab. Und sie stürzten sie herab, daß [indem sie unten auf dem Pflaster zerschellete] die [untere] Wand [des Pa- lastes] und die Rosse [der Reiscgen JehUBJ mit ihrem Blut besprenget sbespritztj wurden; und sie ward svon dem über ihren Leib hinweggehenden weiteren Zuge] zerlretem , 34. Und da er hinein kam [in den Palasts nnd [mit den Hauptleuten feines Gefolgess gegessen und getrunken hatte, sprach er: Vesehet doch die Verfluchte [sehet nach nach diesem, dem Fluche Gottes verfallenen Weibe], und begrabel sie; denn sie ist eines Königs Tochter sdarum wollen wir ihren Leichnam nicht auf der Straße liegen lassen, sondern ihr wenigstens noch die Ehre einer ordent- lichen Beerdigung anthun]. 35. Da sie aber [die Hofdienen welche Jehu’s Hauptleute abordneten] hingingen, sie [seinem Be- fehl gemäß] zu begraben, fanden sie»nichts von ihr smehr vorhanden], denn »den Schadel »und [die] Füße, und ihre flachen Haude [alle übrigen mehr sieischigen Theile des von Pferdehufen zertretenen Leichnams waren von den Hunden nach dem nahen Grundstücke Naboths bei Seite geschleppt und ge- fressen worden]; Zu. und kdie Hofdieneq kamen wieder, und sagten-s ihm sdem Jehus an. Er aber serst jetzt des Prophetenworts l. Köln 21, 21—24 in sei- nem ganzen Umfange sich erinnernd, während vor- hin, als er den Befehl V. 34 gab, der letzte Theil jenes Worts im Augenblicke ihm nicht gegenwärtig gewesen] sprach: Es isks fes ist das nur die ge- naueste Erfüllung defsen], das der HErr geredet hat durch seinen Knecht Elia, den Thisbiten [1. Kön 17, 1], und gesagt: Auf dem Acker Jesreel [an der nämlichen Stätte, wo die Schandthat wider den Jes- reeliten Naboth verübt worden 1.Kön.21, 191 sollen Hunde der Jsebel Fleisch fressen [1. K. 21, 23]. 37. Also ward [besser: Und es werde— der Vers ist noch als Theil des prophetischen Fluch- wortes zu fasseny nicht, wie Luther gethan hat, als Schlußbemerkung des Erzählersj das Aas Isc- bers wie Koth auf dem Felde im Acker [zu] Jes- reel, daß man nicht sagen konnte skönnejx Das ist Jsebel lHiob 20, 6 f.]. Daß erade jene drei Körpertheile von Jsebel übrig blieben, it nicht ohne Bedeutung: Sie hatte eine Huren- stirn (Jerem. Z, Si) und ihre Füße liefen zum Bösen und waren eilend, unschuldiges Blut zu vergießen (Jes. 59, 7); nun aber waren ihre Hände voll Frevels nichts als abgehauene Stumpse, die nicht mehr schaden konnten. Ebenso ist das Prophetenwort zwar sehr frei (s. den Z. Absatz der Bemerkungen zu 2. Nios.20, 6), aber doch in einer Weise wiederge eben, daß sich eine Anspielung auf den Namen der Jsebe , der ursprünglich ein Ehrenname fein sollte spermuthlich so viel als: die Keusche, Unbe- rührte), nicht verkennen läßt; denn das Wort sehe! (Es;i»J) bedeutet Dreck, Koth. Das 10. Kapitel. Uusroitung des igeschlechts AhabF und der Izualspsaffem YOU« U. 1—17. In Samaria sind 70 Uachliommen des Ahab unter der Pflege und Zewahrung vornehmer Staate· braunen; aber he, fürchten sich, auf Schuh; Vorschlag einzugehen und aus deren Zahl einen Gegenltöuig gegen ihn aufzustehen, unterwerfen suh vielmehr seinem Regi- ment und schicken ihm, weil er es also verlangt, die Köpfe der von ihnen umgebrachten prtuzen nach Sei-rekl- fzald darauf zieht er selbst non dort gen Samarin heran, läßt unterwegs 42 Männer aus Juba, aae pkiuzen des dortigen Köuigohanses und ihren elegleiteru bestehend nnd auf einer Zesnrhsreife zum königlichen Hofe in See· reel begriffen, nicderhanetr nnd heißt den Uekhabiteu So— nadab, der ihm an einer späteren Stelle des Weges be— gegnet, auf seinen Wagen steigen, damit dieser, ein wegen seiner Gotteofnrcht horhangefehecier Mann aus Summa, Jtugcnzeiige fci von dem Gift: um den indem, den er Bot) suieiler an den Tag zu legen vorhat Vgl. Lichten. 1. Ahab aber hatte siebenzig Söhne [männ- liche Nachkommenj zu Samaria [indem hier, in der königlichen Residenz, nicht nur die übrigen von seinen nachgelassenen Söhnen lebten, sondern auch deren Kinder, ja vielleicht selbst Kindeskinders Und Jehu [ob er wohl sich stark genug fühlte, die Stadt ohne Weiteres zu nehmen, wollte doch allem Volke zeigen, daß er nicht eigenmächtig die Königs: würde sich angemaßt habe, wie andere, die vor ihm ein Königsgeschlecht ausgerottet V. 14., daß er vielmehr von dem HErrn dazu berufen worden Jsebel wird zum Fenster hinausgeworfen und ihr Leichnam von Hunden gefressen. 605 sei, und zog es darum vor, dem Geschlechte Ahab’s öffentlich einen Wettkampf anzubieten und es so geradezu auf ein Gottesurtheil ankommen zu lassen, wer fortan König in Jsrael sein solle. Er] schrieb [also] Wiese, und sandte sie gen Saniatia, zu den Obersten der Stadt [Jesreel — dies Wort ist allem Anschein nach aus dem Terte wegzulassen«], zu den Aeltesten sden Magistratspersonen daselbst] und szu den] Vormundern Ahab’s [den von ihm für seine Söhne und Enkel bestellten Pflegern und Erziehern"], die läuteten also: «) Unter den Obersten der Stadt sind nach V. 5 der Palastpräfekt (vgl. I. Kön. 16,»9) undder Stadthaupb mann zu verstehen. Wenn diese nun im Grundtexte die ,,Fürsten von Jesreel« heißen, so läßt slch das allenfalls daraus erklären, daß Ahab so häufig in Jesreel residirte und die obersteu Beamten seines Hofes dort bei sich hatte, oder daß er Bürger von JesreeL dieser in so hoher Gunst bei ihm stehenden Stadt, zu den höchsten Arm- tern in seiner eigentlichcn Residenz Samaria befördert hatte; allein schon das ist eine ziemlich unbefriedigende Erklärung, außerdem aber befremdet, daß im Grundtext vor der zweiten Klasse von Männern, an welche Jehu sein Schreiben richtet, den Aeltesten der Stadt Samaria, das Vorwort «zu« nicht steht. Da liegt nun die Ver- muthung nahe, daß mit einer nur kleinen Veränderung in der Mitte statt DIE-ZU Setz-III zu lesen ist DFJEFUHH nsxzzi EIN-By: wo dann der oben von uns angegebene, von allem An- stoß befreite Sinn herauskommt, wie denn auch die Septuaginta und Vulgata nach diesem Sinn überfetzt haben. Vergl. die Bemerkungen zu 2. Sam. 23, 8. «) Jn l. Kön. 22, 26 hatten wir bereits eine An- deutung , daß Ahab die königlichen Prinzen seines Hauses hoch estellten Staatsbeamten auch zur politischen und militäri chen Erziehung anvertrauta 2. Wenn dieser Brief zu euch kommt, bei denen eures sbisherigenj Herrn [des Ahab] Sohne sind, sdazuj Wagen, Rosse, feste Stadte saußer Samaria selbst auch noch viele andere«] und [alle zum Kriege erforderliche] Rustung fdie ihr also alles in Händen habt, um nicht nur den Thron dieses eures Herrn nach Auswahl wieder zu besessen, sondern ihn auch mit allem Nachdruck zu vertheidigen]; Z. So lehrt, welcher der beste und geschickteste sei unter den Söhnen eures Herrn,·und sehet ihn auf seines Vaters Stuhl, und streitet sur eures Herrn Hans [wider mich; wir werden ja sehen, ob ihr diesem Hause den Thron zu retten im Stande feid"]. «) Mehrere Codiees lesen in der That den Plurah so daß keine Veranlassung vorliegt, die Lutherische Ueber- setziiiig etwa berichtigen zu ivollen nach der jetzt im Grundtext herköminlichen LesarL «) Gewöhnlich hält man dies Verhalten Jehirs der Stadt Samaria gegenüber für eine List, durch die er die Gestniiuiig der dortigen Magnaten hätte erforschen wollen, um, wenn sie sich schrecken und aus diese Weise für seine Partei gewinnen ließen, der Stadt ohne Schwertschlag sich zu bemächtigen· Bedenken wir jedoch, wie tief durch- drungen er von dem Bewußtsein seiner göttlichen Ve- rufung war und wie klar er in dem Vorfall mit Jsebel Kap. 9, 35 ein götlliches Verhängniß erkannte, so müssen wir vielmehr annehmen, seine Handlungsweise sei von der Ueberzeugung ausgegangen, daß, wenn einmal die Stunde der Vergeltung gekommen, sie sieh auch wie von selbst vollziehe, und zwar oft durch die selber, denen ver- goitcn werden soll, oder durch ihre Anhänger und Freunde. Gleichwie iii Ramoth ohne sein Zuthun seine göttliche Berufung zum König Jsraels sich verwirklichte (Kap. 9, 1l ff.), so, meint er, werde ohne große Kämpfe der HErr ihm auch die Anerkennung von Seiten des Volks zu verschaffen wissen; und er hat um so mehr Veranlassung, den Schein zu vermeiden, als ob er aus eigenmächtigein Gelüst gegen seinen ehemaligen Herrn sich verschworen habe, und alles Volk erkennen zu lassen, daß er nur des HErrn Racheschwert über das Haus Ahatss sei, als ihn ja Jsebel für einen gemeinen Em- pörer verschrieen hat (Kap. 9, 31). Nur in diesem Zu« fammenhang läßt sich Jehu’s nachherige Handlungsweise in V. 8 ff. verstehen; auch ist es ganz entsprechend, wenn wir ihn jetzt noch als einen Mann vor uns sehen, der vom Geiste Gottes getrieben wird, da ia die an ihm vollzogene Salbnrig keine leere Ceremonie gewesen, bis er dann später die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhält. 4. Sie aber [in dem Bewußtsein, daß in der That ein Gericht Gottes über das Haus Ahab’s angebrochen sei, das sie mit allen ihnen zu Ge- bote stehenden Mitteln doch nicht abzuwenden ver- möchten] fürchteten sich fast fJos. 13, l Anm.] seht, und sprachen sunter einander]: Siehe, zween Kö- nige siud nicht gestanden vor ihm, wie wollen wir denn stehen? Z. Und die über das [Königs-] Haus und über die Stadt waren [der Palastpräfekt sammt dem StadtcommandantenL und die Aeltesten nnd Vormituder [von denen in V. 1 die Rede war] sandten hin zu Sehn, nnd ließenihm sagen: Wir sind deine Knechte, wir wollen alles thun, was du uns sagst; wir wollen niemand svon Ahab’s Söh- nen] zum Könige machen. Thue, was dir gefällt. 6. Da schrieb er den andern Brief zu ihnen seinen andern an sie gerichteten Brief], der lautete also: So ihr mein seid [mich als König anerkennt], und [demgemäß] meiner Stimme gehorchet- so nehmet die Häupter von den Elliänuern eures Herrn Söhnen [so schlaget den männlichen Nachkommen Ahab’s, die bei euch sind, die Köpfe ab], Und bringet sschicketj sie zu mir morgen um diese Zeit gen JesreeL Der Söhne aber des Königs sum dies nochmals dem Leser zu bemerken, damit er sich vergegenwärtige, um wieviel Schlachtopfer auf einmal es sich hierbei handelte und wie schwer je- nen Obersten, Aeltesten und Vormündern die Er: füllung der- Forderung werden mußte] waren sieben- zig Mann, und die Größesten sVornehmstenj der Stadt zogen sie auf. 7. Da nun der Brief zu ihnen kam, nahmen sie [der Forderung, wenn auch vielleicht mit wider- sirebendem Herzen sich unterwerfend, doch die ge- stellte kurze Frist gestattete kein Zögern] des Königs Söhne, und sehlaehteten [die] siebenzig Mann [männ- liche Glieder des Hauses Ahab], nnd legten ihre Häupter in Köche, und schietteu sie sbis zu der 606 Z. Könige l0, 8——-24. festgesetzten Frist] zu ihm gen Jesrcel [da beide Städte nur 9—10 Stunden von einander entfernt lagen und also die Einhaltnng des Terinins aller- - dings möglich war] 8. Und da der Bote kam, und sagte es ihm an und sprach: Sie haben die Häupter des Königs Kinder gebracht sgeschicktjs sprach er: Legt sie auf ; zween Haufen vor der Thnr am Thor kvor den , Eingang des Stadtthors von Jesreel] bis morgen. b. Und des Morgens, da er ausging, trat er dahin fund zwar war das die nämliche Stätte, wo die zween losen Buben vor 15 Jahren als An: kläger wider Naboth aufgetreten waren I. Köiu 21, 13], und sprach zu allem Volk kdas dort ab und zu ging l. Mos. II, 1 Auen. und beim An- blick der 70 Köpfe von einem tiefen Schauder er- « w d »: JrwolltaRet abn lttg griffen m e] h I ch h e lha e Teben so wenig wie von denen in Jesreel schon euch für Leute, die ein gerechtes Urtheil zu fällen im Stande sind: wohlan, so beweiset euren Ge- rechtigkeitssmn im vorliegenden Falle]! Siehe, habe Jch [als der, der ich von mir selber bin, als ein gewöhnlicher Mensch und aus Eingebung meines per- sönlichen Gelüsiens nach der Krone] wider meinen Herrn [den König Joram] einen Bund gemacht, nnd ihn erwllrget [nur um selber zum Throne ge- langen zu können, wie es allerdings nach dem Exempel früherer Emporkömmlinge I. Kön. 15, 27 ff.; 16, 19 ff. 16 ff. scheinen könnte], wer hat denn diese alle geschlagen [die ja so ganz ausser— dem Bereiche meiner Macht sich befanden, als daß es ; irgend einem unter euch in den Sinn kommen könnte : zu denken, meine Hand hätte sich an ihnen vergriffen]? 10. sNeinl die Hand ihrer eigenen Pflegcr und Borniiiiider hat sie alle UrngebrachLJ Sp erkennst ihr ja saus ihrem Untergange, daß ein göttliches Ver- hängnis; hier gewaltet, daß eine höhere Hand hier im Spiel gewesen, die alles also gelenkt und auch durch mich dasjenige gewirkt hat, was ich wider Joram, Ahasja und Jsebel unternommen habe. Und da erkennet denn weiter], daß kein Wort des HErrn ist- auf die Erde gefallen, »das der HErr geredet hat wider das Haus Ahab swie wohl oon dem, was Menfchen setzen oder aufrichten, so vieles in sich selber zusammenfällth und der HErr hat gethan, wie er geredet hat durch seinen Knecht ist. 11. Also [nachdem er durch seine gewaltige, eindringliche Rede des Volkes sich versicherh daß es nicht Aegerniß an seinen Schreckensthateii nahm I und nicht versuchte, ihm Einhalt zu thun] schlug den Nimm]- der ihm [von Samaria daher kom- i Jehu [in den nächstfolgenden Tagen] alle übrigen vom Haufe Ahab [alle entfernteren Seitenverwaiid- ten desselben] zu Jesreeh alle feine Großen [die höheren Reichsbeamten, die ihm und feinen beiden Nachfolgern gedienet hatteii], feine Verwandten srichtigen Freunde, die es mit feinem Haufe gehalten] und feine [Hof-] Priester [die ihm und f seinen Söhnen den Gottesdienst besorgt hatten], z bis daß ihm nicht Einer iiberbliebz 12. lind machte sdarnachs sich auf, zog kmit : feiner Krieger-schaue 9-—10 Stunden siidwestlich LhinüberL und kam gen Samaria [daß er gen « Samaria, der eigentlichen Hauptstadt des Landes, käme und anch dort das Blutgcricht vollstrecktes Unterwegen aber [etwa eine Stunde südlich von Dothan] war ein Hirtenhaus [wo die Hirten sich zu sammeln pflegten] 13. Da traf Jehu an die Brüder Ahasja, des Königs Jnda [die Neffen oder Brüdersöhne desselben in Begleitung etlicher, in Ahasjcks Dienste : siehender Obersteii aus Jnda 2. Chroiu 22, 8, « die auf ihrem Wege von Jerusalem nach Jesreel die Stadt Samaria hatten zur Linken liegen lassen und also von den Vorgängen daselbst V. 1—7 etwas wußtenL und sprach: Wer seid ihr? Sie sohne Weiteres sich zu erkennen gebend, da sie glaubten, gerade durch offene Angabe ihres Stan- des nnd des Zweckes ihrer Reise sich am leichtesten DurFhgang zu verschaffen] sprachen: Wir sind Bruder Ahasja, und ziehen hinab kgen Jesreel], zu grasen des Konigs [Jo«ram] Kinder und der Konigm [-Mutter, der Jsebel] Kinder. Sie wußten also noch nicht einmal von Joranss und Llhasicks Vcrivundung und Aufenthalt in Jesreel (Kap. 8, 28 f.), glaubten vielmehr beide Könige noch im Kriegslager zu Ramoth in Gilead; ja, felbst das war ihnen« bei der Mangelhaftigkcit der damaligen Ver- kehrsmittel unbekannt, das; die, welche sic besuchen woll- ten, stch gar nicht niehr zn Jesreel befanden, sondern zZ ihren Vormünderii in Sainaria zurückgekehrt waren ( .1). 14. Er [Jehu] aber sprach [zu feinen Kriegs- leuteu]: Greise! fie lebendig [niid laßt ihrer keinen entrinnen] Und sie griffen sie lebendig, und fchlachteten sie [auf weiteren Befehl] bei dem Brun- nen am Hirtetihaiith zwei und vierzig Braun; und ließ salso Zehn] nicht Einen von ihnen übrig. 15. Und da er von dannen [die noch übrigen 3——4 Stunden des Weges weiter] zog, fand er san einer späteren Stelle] Jonadab, den Sohn Rechab svon der Völkerschast der in Jsraels Volks- , gemeinschaft aufgenommenen Keniter Richt. l, 16 « Atem» einen wegen seiner Strenge, womit er das einfache Nomadeiilebeii im Gegensatz zu der damals - herrschenden Lebensweise in seiner Familie fortei- hielt Jedem. 35, I ff., in hohem Aiisehen stehen: irrend] begegnete, und sJehuj grüßte ihn, und ssprach zu ihm: Jst dein Herz richtig svon eben solcher aufrichtigeii Freundschaft gegen mich erfüllt], » wie mein Herz fes aufrichtig und wohl meint] mit jdeinem Herzen? Jonadab fder allerdings schon z wußte, was in Samaria auf Jehu’s Befehl ge- Ausrottung des Geschlechts Ahnh- 607 fchehen war V. 7., aber die Ausrottutig des Hau- ses Ahab seinem ganzen, so sittensirengeii und gottesfürchtigen Charakter nach nur billigen konnte, zumal er gewiß den Propheten Elias und Elisa und ihren Schülern nicht fern status] sprach [von Grund seiner Seele]: Ja. sWoraiif Jehu ihm erwiederie:] Ists also, so gieb mir deine Hand. Und er sJonadabj gab ihin seine Hand. Und er [Jehu, vgl. 1. Kön. 20, 33 f., wo ebenfalls nicht immer angegeben, wer von den beiden handeln: den Personen als redend zii denken ist] ließ ihn zu ihm auf den Wagen sitzen, 16. Und sprach: Komin mit mir snacli Sa- maria], und siehe meinen Eifer um den HErrii [wie ich das von ihm mir befohlene Strafgericht Kap. 9, 7 ff. auch noch weiter ausführen und alle Greuel des Baalsdienstes mit Stnmpf und Stiel ausrotten werde]. Und sie sJehirs Wagenlenker] führeten ihn [den Jonadab] mit ihm [dem Jehu] auf seinem Wagen. 17. Und da er [Jehu] gen Samaria kam, schlug er alles, was saußer den schon umgebrach- ten 70 Söhnen noch] übrig war von Ahab, zu Samaria [darunter auch den König Ahasja von Juda Kaki. 9, 27 Anm.], bis daß er ihit ssein Hans oder Geschlechq vertilgete, nach dem Wort des HErrn, das er zu Elia geredet hatte. Jn den Augen des Volkes aber trug das nicht wenig bei, Jehu für das Werkzeug göttlicher Rache anzusehen, daß Jonadab fiel) neben ihm auf dem Wagen befand; daher er auch nirgends auf Widerstand stieß. VIXT n. 18—27. In Samaria rotiet Jetin nlrht nur alles, was sonst noch übrig ist vom ijausr Leitung, aus, sondern läßt auih alle Lunis-Priester nnd Propheten aus dem ganzen Lande unter dem iaorwande nach der Haupt— findt kommen, als wolle er dort zu Ehren des Gäheu ein großes Qpferfest verausialten Ztls er sie alle in dein Gdtzenhanse beisammen und sich dessen versirheri hat, daß ; leein Diener des ilsErru sich darunter befindet, schlagen «« seine Jldjutaiitcn uiid steil-Wächter auf seinen Befehl sie mit der Schärfe des Sehn-ern. Darauf wird Baats Haus zerstört nnd seine tiuine zu einem hriniliiheii Gemach um· gewandelt; dein Dienst dieses Götzen ist dainit griiiidlich ein Ende gemacht und das Wert: der Propheten Gottes wenigßeiis naih der einen Seite hin zum Ziele geführt. 18. Und Jehu [nachdem er so mit dem gan- zen Hause Ahab’s aufgeräumtj versammelte [um nunmehr auch die Priester und Propheten Baals zu vernichten] alles Volk [von Samaria] uiid ließ zu ihnen sagen: Ahab hat Baal [verhältnif3mäßig] wenig gedienet [so eifrig er auch an sieh im Dienste dieses Gottes sich bewiesen hat 1. Kön is, 32 f.], Jrhu will ihm baß fbesser l. Sam. 10, 3 Anm. 1, H ; 2. neuer. o, 2). II. So laßt nun rufen alle Propheten Baals « sim ganzen Lande, wo irgend welche vorhanden ; in noch viel großartigerer Weise] dienen. sind]- alle seine Knechte sAnhängerj und alle seine Priester zu mir, daß man niemands seeines einzi- gen unter ihnen] vermissez denn ich habe ein groß s Opfer dem Vaal zu thun. Weß man vetmissen s wird, der soll nicht leben [sondern wird mit dem s« Tode besiraft werden]. Aber Jehn that solchcs zu i unterireten [1. Mos. 27, 36., aiis bloßer List und VerstellungL daß er die Diener Vaals smit leichter ts Mühe in seine Gewalt bekäme und dann alle mit Einem Schlage] unibrtichtk kündigiing auch einen Tag bezeichnete, an welchem er sein Opfer thun wollte], sprach: Heiligei dem Baal das Fest, uiid laßt es ausrufen swas denn auch geschah, da alles Volk sein Vorgehen für ernsigemeinte Absicht hielt] 21. Auch sandte Jehu in ganz Israel, und ließ alle Diener Baats kommen, daß san dem für das Fest bestimmten Tage] niemand übrig war, der nicht käme [gekommen wäre] Und sie kamen in das Hans Baals [1. Kein. is, 32]- daß das Hans Baais voll ward an allen Enden. 22. Da sprach er zu denen, die über das Kleidethaus waren [die Amtskleidnng der Baals- priester in Verwahriing hatten]: Bringet allen Dienern Baals Kleider heraus [daß sie ihr Amt können thun] Und sie brachten die Kleider heraus. 23. Und Jehu ging in die Kirche«« Baals [in den äußeren Vorhof des Baalshaiises wo die Ver- sammelten feiner Ankunft entgegenharrten] mit Joiiadab, dem Sohn Rechab [V. 15 ff.], und sprach zu den Dienern Baals sgleich als käme es ihm darauf an, keinen Uneingeweihten gegenwärtig zu wissen, in Wahrheit aber, um hernach nicht un- schuldiges Blut zu vergießeii]: Forschet nnd sehet i 20. Und Jehu sindem er nach solcher An- it f zu, daß nicht unter euch sei des HErrn sdes Gottes Israel] Diener jemand sder aus Versehen oder Neugier mit hereingekommen], sondern Baals Die- ner alleine «) Das Wort kommt aus der griechischen Sprache l(y1-iakO, d. i. Haus des HErrn, und lautet iin Alt- sächsischeti Kyrk, im Althochdeutscheii Kirchhen Jn dem Sinne nun, da uian ein dem HErrn geweihetes Ge- bände darunter versteht, hat Luther (abgefcheii von dem zusaininengesetzteii Hauptwort ,,Kirchweihe« Joh.10, 22) das Wort nie gelten lassen, sondern er wollte dabei im- mer an einen »verfaminclten Haufen« gedacht wissen, also an das, was im alten Testament EUJE und im neuen society-sto- heißt, an die Gemeinde oder Genossenschaft der aus der Welt zu Gottes Reich Berufenen, in wel- chcin Sinne das Wort im 3. Artikel des christlicheii Glaubens gebraucht ist. Un: deßwillen übersetzt er in 1. Mos 49, G: »meine Ehre sei nicht in ilirer Kirche» (Verfauniiliiiig), während er von Fiirche als einem stei- nernen Hause nur redet, wo es sich um Götzentempel handelt (Jereui. 43, is; Hefe-k- l6, 24. 39; Hof. 8, 14; 24. Und da sie [die Diener Baals genau » uachgesehen und niemand von des HErrn Dienern i unter ihnen gefunden hatten, uiid hierauf] hinein- I kainen [in den inneren Vorhof], Opfer und Brand- i opser zu thun [wie ihnen befohlen war], bestellete 608 Z. Könige l0, 25—--36. ihm Jehu außen koor dem Hause] achtzig Mann svon seiner LeibwacheL und sprach: Wenn der Männer jemand entrinnet, die ich unter eure Hände gebe, so soll fiir seine sdes Entronnenenj Seele desselben Seele [der ihn hat entrinnen lassen] sein [nehnit euch also wohl in Acht, daß ihr keinen entschlüpfen lasset]. 25. Da er nun die Brandobfer vollendet hatte sdurch die Baalspriester hatte darbringen lassen], sprach Jehn zu den Trabanten und Rittern [die er außen vor dem Tempel aufgestellt]: Gebet [jetzt] hinein, und schlaget jedermann, lasset [aber, wie ich euch schon bedeutet habe] niemand herausgeben. Und sie schlugen sie mit der Schärfe des Schwerts Uihonungslos danieder]. Und die Trabanten nnd Ritter [2. Sam. 23, 18 Anm.] warfen sie jdie Leichnams: der Getödteten] weg [aus dem inneren und äußeren Vorhof auf die Straße hinaus«], und gingen [darnach] zur Stadt der Kirche Vaals [in das Innere oder eigentliche Heiligthum des BaalstempelsL 26. Und brachten heraus die [verschiedenen, dem Gotte geweiheten hölzernen] Säulen in der Kirche Baals, nnd verbrannten sie, 27. Und zerbrechen die Saule Baals kdas eigentliche von Stein aufgeführte Bild des Götzen], sammt der Kirche Baals [dem TempelgebäudeL nnd machten [um es für immer und aufs ärgste zu befchimpfeiiJ ein heimlich Gemach [Abtritie Esra e, 1i; Dan. g, 5] draus, bis auf diesen its. «) Auch diese Schreckensthaten Jehussind ebenso wenig, wie die eines Mose, Pinehas und Elias»(2. Mos 32, 5 ff; 4. M. 25, 7 ff.; 1.Kön. 18, 4) irgendwie anzufechten; er beweist damit im Geiste des alten Testa- inents seinen Eifer um den HErrn. Wohl aber konnten wir schon daran, daß Jehu diesen seinen Eifer mehr- mals so geflisseiitlicl) hervorhebt und ihn geradezu zur Schau trägt (V.16), inne werden, wie er nicht oon anzem Herzen an dem HErrn war, sondern es gleichs am in seiner Seele gährte, indem inenschlichcr Geist des Eifers und göttlicher Geist, der erstere aus dem unreinen, natürlichen Grunde seines Inneren· durch den letzteren aufgcweckt, stch mit einander um die Herrschaft stritten. Bis dahin, wo Jehu dein Hause Ahabs m Sarnaria einen Zweikampf zur Herbeiführung eines Gottesurtheils anbot (V. 1—3), war, so meinen wir, der Geist Gottes, der mit seiner Salbung iiber ihn gekommen, das Trei- bende und Beioegende in ihm; als er danii von den Obersten, Aeltesten uiid Vormiindern die Auslieferung der 70 Köpfe verlangt (V. 6), gerieth er bereits auf ab- schiissige Bahn. Die unbedingte Unterweisung, womit diese aus einen bloßen Brief hin mit allen ihren Macht- mitteln sich ihin zu Dienst und Gehorsam sielleii (V. 4 f·), schmeichelt seinem Ehrgeiz; er fängt an, init der siiriiitbareii Gewalt, die eine höhere Hand ihni iiberantwortct hat, zu spielen, und schont der Gcwissen nicht. Voiidem Augenblicke an, wo die 70 Köpfe ihm willig iiberschickt werden (V.7 f.), hat er niin selber ein gesehlagenes Gewissen, und seiner Rede an das Volk (V. 9 ff) fühlt nian’s» wohl an, wie er sich nicht mehr rein weiß, wie er mit krampfhaftcr Angst nach dem Wort des HErrii als nach den Feigen- blättern greift, um sich Schürzen zu machcn. Noch ge- liiigt es ihm, über den ersten Frevel, den er seinem soiist so heiligen Werke beigemischt hat, hinweg zu kommen; aber, wenn anders wir recht sehen, bei dem Zusammen- treffen mit den 42 Männern aus Jnda (V.12 IN, miscbt in seinen Eifer um den HErrn stch schon Blutdurst, die Tigernatuh die in jedem Meiischenhcrzen schliimmert, wird wach, er gefällt sich in seiner Vlutarbeit und wird schon mehr und mehr aus einem Rächcr des lebendigen Gottes zu seinem bloßen Scharfrichter. Hier nun ist es der fromme Joiiadab (V. 15 ff.), den er zum Deck- mantel für seine Blöße stch erstehn: er legt ihn, wie Krumm acher sich ausdriickh wie ein schönes Kleid, wie einen heili en Ornat um sich und will des Rcchabiten Freiindschajst seinem »Wir von Gottes Gnaden» als eiii neues, jedem in die Augen strahlendes Siegel beifügen. Jm weiteren Verlaufe spielt dann die Schlaiigeiiklngheih zu der ebensalls jedes Menschenherz von Natur Anlage und Hicigung hat, ihm einen Streich (V. 18 ff.); und so sehr auch am Schluß unsers Abschciitts das, was er äußerlich gethan hat, ein gerechtes Werk ist, das dem HErrii wohlgefällt und ihni hernach die Verheißung zu- wege bringt, daß seine Kinder bis tn’s Vierte Glied auf dem Throne Jsraels sttzen sollen (V. 30), so ist er doch innerlich nicht mehr, was er am Anfang seiner Be- rufung gewesen, der Geist Gottes hat ihn nur zu einem Werkzeug, nicht auch zu einein Eigenthum des HErrn machen können. Und nun hat es allemal eine verhängnißvolle schwere Folge, wenn ein Mcnsch von Gottes Geist angefaßt, erleuchtet und bis zu einem ge- wissen Punkte getrieben worden ist, der Mensch tritt aber dann mit scinem innersicn Herzen von den Einflüssen dieses Geistes zuriick und läßt sich nicht Von demselben erfiillen und heiligen. Er wird dann entweder zur Heuchelei hingedräiigh so daß er den Schein eines gottseligen We- sens annimmt, während er seine Kraft Verleugiietz oder er wird immer weiter von Gott abgedräiigt, und ein oormaliger Eiferer für den HErrn und entschiedener Bekenner seines Worts kann in das gerade Gegentheil umschlagen, in einen Lästerey Verfolger und Schmäher. Zwischen diesen beiden Extremeii liegt allerdings noch eine dritte Herzensstelliing in der Mitte, die aber mit jener wie init dieser iii einer gewissen Verwandtschaft steht. Mancher kann es wohl nie ganz vergessen, daß Gottes Wort cin Garten voll wunderbare-r Himmels- pflanzen und Gottes Geist ein Quellbriinn der seligsten Himmelskräfte ist; aber geschlagen von seinem Gewissen und doch nicht geneigt, Buße zu thun, wagt er sich da nicht mehr heran und hinein uiid sucht Gott mit halbem Dienst zufriedeiiziistellem So erklärt sich uns, wie Zehn, der Ahabd Haus iiiid Baals Dieiist init solchem Feuereifer ausrottcte in Israel, doch der Aufgabe aus dem Wege ging, auch dem Kälberdienft Jerobeams ein Ende zu machen, diesein vielmehr zu neueiii Ansehen und neuer Blüthe verhalf, wie wir im folgenden Abschnitt hören werden, der seiiie eigentliche Regierungsgeschichte in kiirzeii Zügen beschreibt· M« U. 28—36. Unnmehr ist Jehu eigentlicher König non Israel. Was er im Eifer nm den iljixrrn gethan, bleibt ihin nicht uiivergolteuz denn er empfängt die ver— lieißnng, daß seine Uachlioniinen bis in’s vierte Glied auf dem Königgsinhte ßtzen sollen. Tiber sein biet; in nicyt völlig init deni hErrnz von Jerobeains Kälberdienst mag er nicht lassen. lllnd so beginnt unter seiner Regierung dir Zeit einer schweren Jüchligiiiig des tjErrn durch die Hand des Königs; Hasael iiber das ltehnlliiminerricti herein- znbrrctieiu von der wir später (Kno.13,lsf.) hören nier- deii, das; sie iiiitjt btng den Verlust des nbftjordanlaiideetz sondern nun) brdeuteiider Strecken ini Weillande nnd vir- les sonäige Elend zur Folg: hat. Ausrottung der Vaalspfaffen Züchtigung Jsraels durch Hasael Jehu’s Tod. 609 28. Also [wie im vorigen Abschnitt beschries sen] vertilgete Jebn den Baal aus Jsrael kund verhalf so dem Zssährigen Reformationsivirken des Elias und Elisa wenigstens insoweit zum Durchbrucih daß der von Ahab eingeführte Dienst dieses Götzcn nun- mehr beseitigt und der Stand der Dinge im Zehnstäxnmes reich wieder so war, wie er bis auf Amri gewesen]. 29. Aber von den Sünden Jerobeam, des Sohns Nebat, der Jsrael sundigen machte [1. Kön. 12, 26 ss.]», ließ Jehu nicht, [nämlich] von den guldenen Kalbern zu Bethel und zu Den. Wie früher Simson und hernach der ProphetJonas (Richt.13, Z; 2. Kön. 14, 25 Anm.) in ihrer Person und Geschichte das Volk ihrer Zeit darstellen, so zeigt auch Jehu in seiner Person, wie weit Gottes Werk an Jsrael durch seine beiden Propheten Elias und Elisa nur Erfolg hatte, nämlich bis zum Abthun des eigent- lichen Götzendienftes; bis zu einem Aufgeben auch des Kälberdietistes aber und zu einer völligen Umkehr zu dem Gotte Jsraels vermochten selbst so gewaltige und hoch« begnadigte Propheten es nicht zu bringen. Mit Jehu beginnt nun noch eine Gnadenfrist von 161 Jahren, in welcher der HCrr zwar den Versuch macht, durch schwere Züchtigung von Seiten des auf den syrischen Thron be- rufenen Hasael sein Volk zur Crkenntniß seines Abfalls J» an zu verstümmeln an Jsrael, d· h' Gebietstheile und auf den Weg des Friedens zu führen; indessen e« lingt ihm nur dies, daß er Jsraels noch einmal Ich erbarmen und die Zuchtruthe auf kurze Zeit wieder weg- legen kann, darnach aber bricht das Verderben unauf- haltsam herein und endet mit Jsraels Verwerfung Z"0. Und der HErr sprach soermuthlich durch den Mund eines von Elisa gesendeten Propheten- schülers, vielleicht desselben, von dem in Kap. 9, 1 ff. die Rede war] zu Zehn [als dieser nach Aus- rottung des Hauses Ahab noch im J. 883 v. Chr. den Königsthron in Jsrael bestieg]: Darum, daß du willig gewesen bist zu thun, was mir gefallen hat, nnd hast am Hause Ahab gethan alles, was in meinem Herzen [von mir über dies Haus be- schlossenj war; sollen dir auf deinem Stuhl Jsrael [auf dem Stuhl Jsrael, den du jetzt eingenommen hast] sihen deine Kinder in’s vierte Glied [wie’s denn auch nachher so gekommen ist Kap.15, 12]. 31. Aber doch [obwohl solche Verheißung ihm hätte ein Antrieb werden sollen, sich ganz dem HErrn und seinem Dienste zu weihen] hielt Jehu nicht swendete er keinen Fleiß daran], daß er im Gesetz des HErrn, des Gottes Jsrael, wandelte von ganzem Herzen [in welchem Falle ihm eine noch größere Verheißung, wie etwa die in 1.Kön. II, 38 ausgesprochene, würde zu Theil geworden sein]; denn lwiejchon oben V. 29 gesagt] et ließ nicht von den Sunden Jerobeam, der Jsrael hatte süudigen gemacht. 32. Zur sclbigen Zeit [denn, wo so der Geist seiner Regierung als derselbe sich heraussiellte, in welchem das Zehnstämmereich von Jerobeam bis auf Amri regiert worden war, und also zugleich sich ergab, daß dem Volke nicht gründlich von seinem bösen Wesen zu helsen sei]» sing der HErr an über- dkltßig zu werden nber Hörner« [in heiligem Zorn Dächseks Btbelwert über dasselbe zu entbrennen]; denn Hasael sKsnig der SyrerJ schlug sie in allen Grenzen Jsrael [die ganze Grenze des Reichs, soweit sie zunächst seinen Angriffen sich«darbot, entlang], 33. Von: Jordan gegen der Sonne Aufgang [auf der Ostfeite des Jordan hoch oben im Nor- den], nnd das ganze [südlich srch daran anschlie- ßende] Land Gilead [im weitesten Sinne des Worts, oder das Stammland] der Gadiiet, Rnbeniter nnd Manafsitrr [und zwar das zu zweit genannte, das Stammland der Rubeniter], von [seiner äußer- sten Südgrenze, der Stadt] Aroör an, die. am Bach bei Arnon [am nördlichen Rande des Arnon- Thaler? b. Mos 2- 361 liegt sbis hinauf an die s Nordgrenze bei Hesbon], und [daran sich anschlie- ßendj Gilead [im engeren Sinne, oder das Stamm- land der Gaditer"], nnd Vasan [das Stammland der Manassiters «) Luther richtet sich nach der Vulgata, welche hier der Lesart ksigks gefolgt ist; unsere jetzigen Handschriften aber lesen niYPH wonach man übersehen müßte: fing von den: Reiche abzureißen —— «) Jn dieser Landschaft lag arichjenes Ramoth, m welchem Jehu die Salbung zum Könige empfangen hatte (Kap. S, I fs.); unter ihm ging also wieder verloren, was sein Vorgänger Joram von Hasael zurückerobert hatte. ,,All sein Heldenmuth konnte ihn: nicht helfen; denn in Hasael schlug der HErrÆ (Schlier.) Welche Grausamkeiten aber dieser bei seinen Eroberungeri verübte, darüber vgl. Amos l, 3. 34. Was aber mehr von Zehn zu sagen ist, und alles, was er gethan hat, und alle seine Macht, [wie thatkräftcg er sonst, abgesehen von jenen Ver- lusten durch die Syrer und von der halbherzigen Duldung des Kälberdiensies regierte], siehe, das ist geschrieben in der Chrvnika der Könige Jsrael [1. Kön. 14, 19 Anm. 2]. 35. Und Iehu entschlief mit seinen Vätern [den früheren Königen [1. Kön. 14, 20; 15, 6. 28], und sie begraben ihn zu Samaria [1. Kote. is, 28; 22, 37; 2. K. 1, 17J. Und Joches, sein Sohn lvon dem in Katz. 13, 1 ff. weiter die Rede sein wird], ward Köni an seine Statt. » sit. Die Zeit aber, die ehu uber Jsrael re- gieret hat zu Samaria, sind acht nnd zwanzig Jahr [von 883——856 v. Chr.]. Mit Jthobal oder EthbaaL dem Vater der Jsebel, haben wir oben (2· Saus. 5, 11 Anm.) die Geschichte Phöniciens abgebrochen und bemerken hier uachträglich, daß auch die Tvrischcn Aunalen in die Zeit dieses Kö- nigs, unter welchem die phönieischen Anstedelungen eine solche Ausdehnung im nödlichen Afrika gewannen, daß sie bereits in das Jnnere sich hineinzogen (namentlich wurde das wichtige A uza im Innern Mauretaniens durch ihn gestiftet), eine mehrjährige Dürre (1.Kön. 17, l) - verlegen, das Aufhören derselben aber der Kraft seiner Fiirbitte zuschreiben (1· Kiste. IS, 42 ff.); es liegt darin eine Bestätigung der biblischen Nachrichten, nur das diese in entstellter Weise wiedergegeben werden. Daß Ende jener Theurung wäre nach unserer Rechnung auch das Ende der Regierung Ethbaal’s. Jhm folgte sein A— T« I. 2. 39 610 S. Könige 11, 1--11. Sohn Balezor svon 906—898 v. Chr.), und wiederum diesem sein achtjähriger Sohn Mattham der 25 Jahre lvon 898—-873) regierte und bei seinem Tode zwei min- derjährige Kinder hinterließ, eine Tochter Elissa oder Dido und einen Sohn Pygtncilioin Er hatte gegen die hergebrachte Sitte in seinem Tefiainente beiden gemein- schastlich die Herrschaft übertragen, indem er zugleich sei- nen Bruder Aeerbas oder Sychäus, der die Würde eines Hohenpriesters bekleidete, zum Gemahl der Elissa und sum Vormund des noch sehr jungen Phgmalion be- ·immte; allein die mit dieser Verordnung unzufriedene Volkspartei wußte den Shchäus meuchlings umzubrin- gen und den Pygmalion zum Alleinherrscher zu erheben· Elifsm oder wie sie in der Sage heißt, Dido, aus ein- mal aller ihrer Schätze beraubt und von tiefem Abscheu ge en den Bruder erfüllt. den sie im Verdacht der Mit- wi enschaft um den Mord ihres Gatten hatte, verbün- dete sich mit einer Anzahl der Vornehmsten im Staat, bemächtigte sich einiger im Hasen liegenden Schisse, die dazu bestimmt waren, Getreideankäufe in fremden Län- dern zu machen, nahm die darauf befindlichen königlichen Gelder in Beschlag und floh mit ihren Mitverichworenen über Chpern nach Nordasrika, woselbst sie Kartha o gründete. Nach Josephus fällt die Erbauung dieser Stadt 143 Jahr nach Anfang des Tempelbauesz dies wäre das Jahr 868 v. Chr. G. Nach dem römifchen GefchicbtsschreiberJustinus dagegen ist Karthago 72 Jahre vor Rom erbaut, also im J. 826 v. Chr. Auch dies wäre niöglich, da Pygmalion 47 Jahre svon 873 bis 826) regiert haben soll; indessen bleibt doch die erstere Angabe wahrscheinlicher, ja« die meisten Geschichtswerke der jetzigen Zeit riicken die Gründung jener Stadt noch höher hinauf, in das Jahr 888 oder 880 v. Chr. Der weitere Verlauf der phönicischen Geschichte nimmt unser Jnteresse später in Anspruch, wenn wir zur Auslegung der Weissaguiig in Jes. 23 kommen; wir verfolgen ihn hier um so weniger, als in der Reihe der phönicischen Könige aus Pvgmalion eine Lücke von mehr als 100 Jahren folgt, bis um die Zeit der assyrischen Gefangen- schast uns erst in Eluläiis wieder ein dem Namen nach bekannter Herrscher entgegentritt. Das 11. Kapitel. Tyrannei Uthnljika Hans« Krönung. litt— v.1—21. deuracch Jehu-ja«-Todrktkdigtmasaigip ihron in Juda reißt dessen herischsüchtige und gewalt- thätige Mutter Athalja an Ich, indem sie seine Söhne ermorden läßt. Da scheint es ja, als ob der Schlange Same fiber des Weibes Same (1. Was. Z, is) den Sieg davongetragen hätte; denn nun sind alle Ptinzen des Daoidischen Mnigshanseh aus welchem der zukünftige Heiland hervorgehen sollte, umgebracht. Jlber siehe, ein Sängltng ist gerettet; denn Khasjas Halbsrliniester Ansehn, die Gattin des Hohepriesters Iojada, hat dem ililntbade das jüngste Zähnchen ihres Bruders zu entziehen gewuhh und sie zieht ihn in ihrem tijanse beim Tempel auf. sinkt) sechs Jahren aber versammelt Iojada durch fünf Kriegs- oberste alle Priester: und Eeoiten nnd die Familienhänpter des ganzen Landes gen Jerusalem in den Spindel, läßt die nach dem Königspalasie zu gelegenen Thore besehen nnd auch den jungen König im inneren Vorhof gegen alle Jingrisse sicher hellen, nimmt hierauf dessen feierlirhe Einsehnng in’s Königthnm vor, und als Jlthalja dazwi- schen tritt, wird sie auf seinen Beseht nach dem sinnig- ltihen mathalt abgefährt nnd dort getddtet Alle in Ie- rnsalem cingefühtten Zaalsgreuel werden nunmehr aus- gerottet nnd der rechtmäßige Sehooadirnst wird wieder- tiergesielttz Jana aber besteigt im 7. Lebensjahre den Thron seiner Väter, nachdem das volle in das Hundes« verliältnisggngitsott znräctigefiihrt in. vergl. L. Thron. O 1 I. Athaljii aber, Ahasjws Mutter [Kap. 8, 18« 26], da sie [bei Ankunft feiner Leiche in Je- rusalem, nachdem Jehu in Samaria ihn umge- bracht, vgl. Kur. 10, 17 mit Kap. I, 27 f.] sahe, daß ihr Sohn todt war, machte sie sum bei der noch sehr großen Jugend der von ihm hinterlasse- nen Söhne die Königskrone von Juda an sich zu reißen] sich ans, nnd brachte um allen königlichen Scmlcli leben diese« Söhne Ahasscksz denn seine Brü- der waren längst schon von der Hand der Araber er· wiirget 2. Ehren. 21, 16 f.; 22, 1., deren Söhne aber hatte Jehu auf ihrer Reise nach Jesreel angehalten und sammt ihren Begleitern niederhauen lassen] 2. Aber Joseba [auch Jofabeath genaiint], die Tochter des Königs Joraui soon einem andern Weibe, als seiner nachherigen Hanptgemahlin Athalja]- Ahasja Schwestet [und Ehegattin des damaligen Hohepriesters Jojada L, Chron. 22, 11], nahm Joas, den [jüngsten, noch nicht 1 Jahr alten] Sohn Ahasja, und stahl ihn [indem sie sich das Einverständniß der ausgesandten Häscher zu ver- schafsen wußte] ans des Königs Kindern, die ge- tödtet wurden [von ihrer herrfchfüchtigen Groß- mutter dem Tode geweihet waren], mit seiner Amme in der Schlafkammer [besser: in die Bett- kammer oder dasjenige Zimmer des königlichen Palastes, wo die Matratzen und Schlafdecken auf- bewahrt wurden]; und sie verbargen ihn [daselbst, weil das Zimmer nicht bewohnt ward und die Leute am königlichen Hofe die Sache begiinstigtem fürs Erste] vor Athaija, daß er nicht getödtet ward fbis sie ihn dann, bei gitnstiger Gelegenheit, hinüberschafsten nach der, in einem Gebäude des Tempelvorhofes besindlichen Wohnung des Hohe: priefters]. Z. Und er war mit ihr [bei ihr, der Jofeba] versteckt im Hause des HErrn sechs Jahr. Athalja aber war [während dieser Zeit, Von 883—877 v. Chr] Königin im Lande. Es befremdet uns tief, daß Gott die Unthat zuließ, zumal wenn wir bedenken, welch eine bedeutsame hoch- wichtige Stellung diese Hingemordeten in der Kette der göttlichen Haushaltungspläne einnahmen. Grlinte doch in ihnen der Stamm, den der HErr mit der Verheißung krönte, daß aus ihm der große Weibessame entsprießen sollte, der der Schlangc den Kopf zertreten werde: wie mochte nun diese Verheißung stch ersiillen, wenn die Wurzel, aus der das ersehnte Reis erblühen sollte, verwüstet wurde? Nicht gegen die Prinzen nur ward so der Mord- stahl gezückh sondern er gab zugleich, so schien es wenig- stens, dem seligsten Zusagewort Jehova’s, ja dem Heil der Menschheih den vernichtenden Todesstoß Mag doch kaum je ein Blutbad der Hölle größeren Fabel, dem Bereiche der Gläubigen tiefere Noth nnd Sorge verur- sacht haben, als jenes dort im Palaste zu Jerusalem. Nun war ja dem Ansehen nach der göttliche Schlangen« treter in den Lenden seiner· Väter nach dem Fleisch er· Athalja, Ahasjas Mutter, läßt dessen Kinder ermorden und besteigt den Thron in Juda. 611 würgt, der Sieg des Satans über Gott entschieden, die Hoffnung der Heiligen zerstört, nnd achl des HErrn Treue und Wahrheit in das zweideutigste Licht hinein- getreten. Es schien so; aber es war, Gott Lob! nur ein Schein. Tansendnial ereignet sich’s, daß der HErr sich selbst seine Wege mit Hindernissen vcrmauert und verzäunn die uns im ersten Augenblick nicht anders als in die größte Vcstürzung versetzen können. Wie un- iiberwindlich dieselben aber auch immer erscheinen, sie hindern die Verwirklichung seiner Rathschlüsse und Ver- heißnngen dennoch nicht; ehe wir es uns versehen, sind, auf daß seine Macht und Treue in desto hellerer Ver- klärung uns in’s Auge strahle, die Widerstände nicht nur aufs völligste überwunden, sondern sogar zu Förderungss mitteln der göttlichen Absichten umgewandelt. sKrumi macher.) Ein rechtes Wunderkind ist dieser Joas; als ein kleines, unscheinbares Zweiglein vom Hause Davids war er gerettet, als dieses Haus durch die Schuld seiner Glieder am Erliegen war. Und gewiß hat Jojada wäh- rend der 6 Jahre der Auferziehung es an nichts fehlen lassen, seinem Pflegling die rechte gottgefällige Erziehung angedeihen zu lassen, damit in ihm ein ächter Davids- sohn für das Volk Gottes hervorgehez ruhte doch in diesem Knäblein die Zukunft des Hauses Davids, die Zukunft des Reiches Gottes·«(Schlier.) Aus diesen An- deutungen geht hervor, daß es ein Fehler ist, wenn un- ser Abschnitt in den gewöhnlichen Lehrbüchern der bibli- schen Geschichte völlig übergangen wird; zur Behandlung desselben eignet sicb als erläuterndes Beiwort besonders die Stelle Mal. 7, 8——10. 4. Jni siebenten Jahr aber sals Athalja durch ihre Greuelherrschaft sich immer verhaßter gemacht hatte und der königliche Prinz doch einigermaßen schon herangewachsen war] sandte hin [der Hohe: priesterJ Jojada szu einigen Männern, denen er -sein Vertrauen schenken konnte], nnd nahm die [in 2, Chron. W, 1 namentlich ausgeführten fünf] Obersten über hundert, mit den Hauptleutem und die Trabanten [richtiger: nahm s-ie, jene fünf Obersten, zu Leibwächtern und Trabanten für den Prinzen, da er der gewöhnlichen königlichen Leibwächter sich nicht bedienen konnte, befahl ihnen, die Priester und Leviten des ganzen Landes und die Häupter der Vaterhäuser auf einen bestimmten Tag nach Jerusalem zu bescheiden], nnd ließ [nun] sie [die Obersten sowohl, wie die durch sie gelade- nen Theilnehmer an dem, was er in Absicht hatte] zu sich iirs Hans des HErrn kommen, nnd machte [da] einen Bund mit ihnen [indem er ihnen von der Rettung des jungen Prinzen erzählte und sie ausserdem, denselben für ihren rechtmäßigen König anzuerketmevL und nahm kais sie das gen-biete] einen Eid von ihnen im Hause des HErrn sdaß sie nun auch mit Leib und Leben für ihn wollten einstehen und zum Sturz der gottlosen Athalja helfen] nnd zeigte ihnen Darauf] des Königs Sohn. Z. Und gebot ihnen sietzt näher auf die Art und Weise, wie das Werk ausgeführt werden sollte, eingehend], nnd sprach: Das ist’s, das ihr [die Priester und Leoiten, unter Anführung der fünf OberstenJ thun sollt. Euer ein dritter Theil, die ihr des Sabbatlys angehet seuren Dienst beim Tempel an diesem Tage antretet s. I. Chron. 24—27], sollen der Hut warten iin Hause des Königs sWache halten nach dem königlichen Pa- laste auf Zion hin, s. den Z. Grundriß zu 1.Kön. 7, Z: i]; s. Und ein dritter Theil [von euch] soll sein am Thor Snr [oder Grundthoy oermuthlich einerlei mit dem Thor Schalle-leer: aJJ nnd ein dritter Theil am Thor, das hinter den Trabanten ist [das Ein- gangsthor für die Trabanten bildet, wenn sie den König zum Tempel geleiten: g], nnd sollt [also, ihr drei Abtheilungen zusammen] der Hut warten an! Hause Mafsa srichtigerx am Hause, nämlich des HErrn, abzuhalten, daß niemand von. dem Anhang der Königin in den Tempel ein- dringe]. . 7. Aber zwei Theile euer aller [die beiden Abtheilungen von euch andern], die ihr des Sah- baths abgehet [von dem Temveldienst abtretet, weil eure Woche nun zu Ende ist], sollen sgleichwohl nicht abtreten, sondern] der Hut warten im Hause des HErrn nm den König [drinnen, im Vorhof der Priester, dem König zur Schußwache dienen]; 8. Und sollt [während das Volk draußen im äußeren Vorhof bleibt] rings um den König ench machen [zwei Reihen um ihn bildend V. 11], und [zwar] ein jeglicher mit seiner Wehr in der Hand; und wer herein zwischen die Wand [die Reihen] kommt, der sterbe, daß ihr [also] bei dem Könige seid, wenn er aus: nnd eingchet [auf Schritt und Tritt ihn zu schützens 9. Und die sfünfj Obersten über hundert [V. 4] thaten alles, wie ihnen Jojada, der Priester, geboten hatte, und nahmen zu sich ihre Männer, die des Sabbaths angingen, mit denen, die des Sabbaths abgingen [drei von ihnen siellten sich an die Spitze der drei Abtheilungen der nenantreten- den, und zwei an die Spitze der beiden Abtheilun- gen der abtretenden Priester nnd Leoiten V. 5--8], nud lauten zu dem Priester Jojada sum sich oon ihm Waffen einhändigen zu lassen]. 10. Und der Priester gab den Hauptlenten [zur Austheilung an ihre Mannschaften] Spieße und Schilde, die des Königs David gewesen [2. Sam. 8, 7., von ihm aber als Weihgescheiike dem Heiligthum übergeben worden] waren, nnd strotz der einstigen Plünderung des Tempels durch Sisak 1. Kön. 14, 26 noch immer] in den! Hause des HErrn waren [oielleicht weil sie an einem gehei- men Ort aufbewahrt wurden]. 11. Und die Trabanten [die zu unmittelbaren Leibwächtern des jungen Königs bestimmten beiden Abtheilungen der abtretenden Priester und Leoiten V. 7 f.] stunden swährend die drei Abtheilungen der antretenden V. 5 f. ihre Posten an den beiden Thoren der Westseite des» Tempels und nach dem königlichen Palaste zu einnahmen] »Um den König Bd« 612 T, Könige 11, 12—21. 12, 1-—7. her [nicht im Kreise, sondern in zwei Reihen Ver- theilt], ein jeglicher mit seiner Wehr in der« Hand, sund zwar jede Reihe] von drin Winkel des Hauses zur Rechten, bis zum Winkel zur Linken fvon der südlichen Ecke oder Langseite des inneren Tempel: oorhoss bis zur nördlichen hin sich ausdehnend], zum Altar zu und zum Hause [die eine Reihe morgenwärts vom Brandopferaltar, unmittelbar an dem östlichen Teinpelthore, s. Grundriß zu I. Kön. 6, 16: y, die andere morgenwärts oom eigentlichen Tempelhaufe, wohl senseit des ehernen Meeres: x]. 12. Und er ließ sieht, nachdem alle ihre Auf- stellung genommen] des Königs Sohn [aus seinem Hause, wo er ihn verborgen hielt V. Z] hervor kommen, und setzte ihm eine Krone auf, und gab ihm das Zengniß [eine Abschrist des Gesetzes, wie sie in b. Mos 17, 18 f. fiir seden König Jsraels vewrdvet warL und machten ihn zum Könige, und salbeten ihn [da ja die Reihe der ordnungsmäßig aufeinander folgenden Könige durch Athaljcks An: maßung durchbrochen und also eine göttliche Wie: dereinsetzung des legitimen Königihums um so dringender nöthig geworden war 1. Sam. 10, 1 Anm.], und schlugen [vor Freude jauchzend] die Hände zusammen, und sprachen: Glück zu dem Könige [1. Kön. 1, 39]! 13. Und da Athalja [in dem königlichen Palast auf dem Berge Zion drüben] hörete das Geschrei des Volkes, das zulief [da der Vorgang im Tempel immer mehr in der Stadt ruchbar wurde], kaut sie zum Volk in das Haus des HErrn course daß die an dem Verbinduiigswege zwischen dem Palast nnd dem Tempel —- s. den dritten Grundriß zu 1. Kön. 7, S: h — aufgestellten beiden Posten sie zurückgehalten hätten, da sie in inerkwürdiger Verblenduiig gar nicht erst mit ihren Leibwächtern und Trabanten sich umgab, sondern ohne Weiteres hinübereilte], 14. Und sahe fals sie nun zum Ostthor des Tempels eintrat], stehe, da stund der König an der Sinn, wie es Gewohnheit war [auf dem Stande z, den die Könige bei ihren Besuchen des Tempels einzunehmen pflegten 1. Kön. 8, 22 Anm.], und die klevitischenj Sänger und Tromnieter kwelche den Huldigungsrus V. 12 mit Musik begleiteten] bei dem Könige; nnd alles Volk des Landes sdas im äußersten Vorhof sich befand] war fröhlich, und bliesen mit Trommeten [1.Kön. 1, 40]. Athalja aber zerriß [vor Entsetzen, weil sie wohl erkannte, daß der Vorgang die Einsetzung eines neuen Königs zu bedeuten habe, obwohl sie nicht wußte, wen man dazu gemacht, nnd auch den Joas auf seinem Stande nicht sehen konnte] ihre Kleider, und sprach [in ohnmächtiger Wuth]: Auf- ruhr, Aufruhr! 15. Aber der Priester Jojada gebot den Ober- steu über hundert, die über das Heer [die bewaff- nete Maniischaft der Priester und Levitenj gesetzt waren snämlich den -beiden, welche die im inneren Tempeloorhof aufgestellten beiden Abtheilungen V. 11 eommandirten], und sprach zu ihnen: Führer sie zum Hause sdes HErrnJ hinaus in den [bei dem königlichen Palaste gelegenen] Hof snach rich- tiger Uebersetzung: Führer sie zwischen den Reihen, indem ihr Spalier bildet V. 16, hin- aus]: nnd wer ihr folget [und sich damit als ihren Anhänger zu erkennen giebt], der sterbe des Schwerts. Denn der [Hohe-] Priester hatte sschon früher, als er seine Anordnungen traf V. 5 ff.] gesagt, sie sollte nicht im Hause des HErru sterben [darum ließ er sie jetzt abfuhren] 16. Und sie legten die Hände an sie fund escortirten sie, durch zwei, in dem südlichen Tem- pelraume aufgestellte Reihen sie hindurchführend, nach dem königlichen Palast auf dem Zion hin- über —- s. Grundriß 3 zu 1,Kön. 7, 5., ohne daß ihre Trabanten und Leibwächter dort auch nur den Versuch gemacht hätten- sich ihrer anzu- nehmen V. 20]; und sie ging hinein des Weges [durch dasselbe EingangsthorL da die Rosse zum Hause des Königs [in den königlichen Marstall: n] eingehen, und ward daselbst [um zu desto größe- rem Schimpf sie gerade bei den Viehställen sterben zu lassen] getödtet. 17. Da [als sie abgethan und die Ordnung der Feier im Tempel wieder hergestellt war] machte Jojada [zunächst] einen Bund zwischen dem HErrn [einerseitr], und dem Könige und dem Volk kan- dererseits], daß sie [wieder] des HErrti Volk sein sollten [nachdem sie unter Joram- Ahasja und Athalja vom HErrn abgefallen waren und dem Baal gedient hatten]; also auch sdemnächst einen Bund] zwischen dem Könige [einerfeits], und dem Volk [andererseits, indem der König sich oerpslichteta das Volk dein göttlichen Gcsetz gemäß zu regieren, das Volk dagegen gelobte, dem vom HErrn ihm geschenkten Re- genten treu und gehorsam zu sein]. 18. Da [weil man nunmehr dem HErrn sich wieder zugewendet] ging alles Volk des Landes [vom Tempel hinweg] in die Kirche Vaals sdenn eine solche stand seit der Regierung der letzten Könige ebenso in Jerusalem, wie in Samaria Kur. 10, 18 ff.], und brachen seine Altare ab, nnd zerbrachen seine Bildnisse kSäulenj recht wohl [zer- trümmerten sie vollständigL und Matthaih den Priester Vaals, erwiirgeten sie vor den Altciren Der [Hohe-] Priester [Jojada] aber bestellete [wäh- rend so das Volk die Baalsgreuel ausrottete] die Aemter im Hause des HErrn ssiellte einen regel- mäßigen Priester: und Levitendienst im Tempel wieder her L. Chron. 23, 18 f.]. 19. Und nahm shieraufj die Obersten über hundert [die ihm zur Ausführung seines Werks geholfen V. 4· 9], und die Hauptleute, nnd die Trabanten [genaue»r: nnd die Leibwächter Der dem Blutbad entrissene und von Jojada auferzogene Joas wird König in Juba. und die Trabanten, welche inzwischen zur Partei des neuen Königs übergegangen waren], und alles Volk des Landes sdas bei der Sache sich betheiligt hatte], nnd führeten den König sden Ausgang aus dem inneren Tempelvorhof durch das hohe Thor Kap. is, 35 nehmend] hinab vom Haufe des HErrn, und kamen auf dem Wege von dem Tbor der Trabanten [bei welchem vorhin V. 6 ff. die dritte Abtheilung aufgestellt gewesen war] zum Kbnigshause [auf dem Berge Zion]; nnd er sJoasj setzte sich [dort] auf der Könige Stuhl. 20. Und alles Voll im Lande war fröhlich süber diese glückliche Wendung der Dinge],«nnd »« » , » Hi« Stadt Um» Mk· lauch nzcht ein» erhob sich H der Athalja mcht blos vernachlassigh sondern ge- zu Gunsten der vorigen Herrscherin, sondern jeder- « mann ließ ihren Sturz ruhig gefchehens Alhaljii aber [wie in V. 16 erzählt] tödteten sie mit dem Schwert in des Königs Haufe. 21. Und Joas war sieben Jahr alt, da er König ward [V. 4]. Das 12. Kapitel. Regierung Haus, Königs non Juba. VIHC V. t—16. Etwa die ersten 30 Jahre feiner Ue— giernug, solange sein thüter und tnathgebey der hohe— priester Iojada, ihm zur Seite steht, regiert der im 7. Lebensjahre auf den Thron erhobene Joas ganz nach dem Wohlgefallen des HGrrn und zu seiner Ehre. Waren bereits am Tage feiner Krönung die Saalogrencl abge- than von Jerusalem, so wendete er nunmehr allen Fleiß daran, um den Tempel, der, obwohl er erst ohngefähr 104 Jahre gebunden, doch in der letzten Zeit vielfach schadhaft geworden war, wieder herstellen zu lassen. Zu· uäehh beauftragt er die Priester mit diesem Wert-e; da aber diese 23 Jahre hingehen lassen, ohne etwas zu thun, nimmt er die Sache selbst in die Hand und führt sie glücklich zum Ziele. vgl. L. Thron. 24, l——14. 1. Jm siebenten Jahr Jehn sdes Königs von Israel, d. i. im Jahr 877 v. Chr.] ward Joas König [wie Kuh. 11, 4 ff. erzählt worden ist], und regierete vierzig Jahr sbis 838, also streng genommen nur 39 Jahr, vgl. Kuh. 13, 10 mit Kap. 14, 1] zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Zibea von Bersaba san der Siidgrenze des Stamm- gebietes Juda 15, 28; II, 2]. Joas’ Regierungsantritt erfolgte ein paar Monate : vor dem Nisan des betr. Jahres, nnd sein Tod ein paar Monate nach dem Nisanz so hat er in Wirklich« keit noch nicht volle 39 Jahr regiert, es werden aber diese Monate vor und nach dem Jahresanfang für eigene Jahre gerechnet (1. Kön. 12, 24 Anm.). Uebrigens ist der judäische Joas, mit dem wir es hier zu thun haben, nicht mit dem israelitischcn in Kap. 13, 10 ff. zn verwechseln. Ebenso muß man die beiden Nachfolger des Königs Josaphat von Juda von den beiden Nach- folgern des Ahab von Israel auseinander-halten: auf Josaphat folgten Joram (Kap. 8, 16 ff.) und Ahasja (Kap. 8, 25 ss.), aus Ahab, umgekehrt, zuerst der ältere Sohn Ahasja (1. Köln 22, 52 ss.), dann der jüngere 613 Joram (KaP. Z, 1 ss.). Endlich giebt es einen Joahas im Reiche Juda (Kap. 28, 31 sf.), und einen König desselben Namens im Reiche Israel (Kap. 13, I fs.). 2. Und Joas that, was recht war nnd dem HErrn wohlgefiel, solange ihn der [Hohe-] Priester Jojada [dem er soviel verdankte und der ein Alter von 130 Jahrn erreichte 2. Ehren. 24, 15] lehrete fund zu allem Guten anhielt]; 3. Ohne, daß fie die Höhen nicht abthatetu denn das Volk opferte und rciucherte noch auf den Höhen [1. Kön. 15, i4]. 4. Und Joas swohl von diesem seinem treuen Rathgeber zu einer Wiederherstellung des Tempels, der unter der Regierung des Joram, Ahasja und radezu geschädigt worden war 2. Chron. 24, 7., angeregt] sprach zu den Priestern lwelche er am geeignetsten hielt, sowohl die Baugelder nach und nach auszufatnmeln, als auch darnach den Bau selbst in Ausführung bringen zu lassen]: Alles Geld, das geheiliget wird, daß es in das Haus des HErrn gebracht werde salles aus heiligen Gaben fließende Geld, das nach dem Gesetz Mosis an den Tempelschatz abzuführen ist, und zwar zunächst dasjenige Geld], das gcinge und gäbe ist [aus Entrichtung des halben Sekels einkommt, den jeder von 20 Jahren und darüber als ein Heb- opfer dem HErrn zu zahlen hat Z. Mos 30, 11 ss.], das Geld [ferner], so jedermann giebt in der « Schätzung feiner Seele stheils bei der Lösung der männlichen Erstgehurt 4. Mof. 18, 15 f» theils bei Gelobungen einer Person an den HErrn 3s Nkofi 27- 1 sssL Und [drittens] alles Geld, das jedermann von freiem Herzen opfert, daß es in das Haus des HErrn gebracht werde kalles Geld, welches jemand als freiwillige Darbringung dem HErrn opfert], Z. Das laßt die Priester zu fich nehmen, einen jeglichen von feinem Bekannten svon dem- jenigen Jsraeliten, der gerade seinen Priesterdienst in Anspruch nimmt] was baufcillig ist am Haufe des HErrn, wo sie Etwas] finden, das banfällig ist. 6. Da aber die Priester [nicht aus Eigen- nutz oder Sau1nseligkeit, sondern weil auf diesem Wege der gewöhnlichen Einnahmen trotzdem, daß dem Volke seine Verpflichtungen ausdrücklich waren in Erinnerung gebracht worden Z. Ehren. 24, 5., zu wenig einkam, als daß von dem, was-zu ihrem eigenen Lebensunterhalt und zur Bestreitung der« unmittelbaren Bedürfnisse des Gottesdienstes nöthig war, noch ein Ueberschuß geblieben wäre] bis in’s drei nnd zwanzigfte Jahr des Königs Joas nicht befferten, was öaufällig war am Haufe sves HErrn]; 7. Rief der König Joas den! lHohe-] Priester Jojada, sammt den sgewöhnlichenj Priestern, nnd sprach zu ihnen: Warum bessert ihr nicht, was Davon follen fie bessern, 614 2. Könige 12, 8—21. 13, 1—3. bauscillig ist am Hause? [Und als sie nun die Ursachen der Erfolglosigkeit der von ihm angeord- neten Maßregel ihm näher darlegten, indem bei dem Verfall des Gottesdienstes auch alle jene, im Gesetz vorgesehenen Einkünfte des Tempels tief dar- niederlagen, sprach er weiter, die Sache von einer andern Seite angreifend:] So sollt ihr nun« lwenn anders ihr geneigt seid, zu Gunsten des Heilig: thums auf einen Theil eures Anrechts an den in Rede stehenden Einnahmen zu VerzichtenJ nicht [mehr, wie bisher] zu euch nehmen das— Geld, ein jeglicher von seinen Bekannten [weil ihr auf diese Weise beständig in Versuchnng sein würdet, alles Einkom- men für euch selbst zu verwenden, auch das Volk sich so zu wenig für die Sache interessirt]; sondern sollt es swas ihr betratet V. 16 alsbald] geben zu dem, das banfällig ist am Hause. kund werde ich deshalb einen Gotteskasten am Eingangsthor des Tempels. einrichten lassen, in welchem ihr es sofort nach der Empfangnahme einle en könnt V. 9; das Volk aber, wenn es siehet, daß die iederherftellung des Hauses so ernstlich von uns betrieben wird, wird ohne Zweifel desto reichlicher bei- fteuern]. s. Und die Priester [auf den Vorschlag des Königs eingehend] bewilligten, vom Volk nicht Mehr] Geld zu nehmen ssondern essin der vor- geschlagenen Weise unmittelbar an das Heiligthnm abzugeben] und swnrden dem entsprechend nun auch der Berpflichtung entbunden] das Vausällige am Hause zu bessern soielmehr übernahm der König selbst die Fürsorge dafür]. I. Da nahm [wie Joas ihm aufgetragen] der Priester Jajada eine Lade, und bohrte oben ein Loch dreilt [in-den verschließbaren Deckel], und fehle— sie zur rechteuHand neben den Altar, da mau in das Hans des HErrn gehet san. den süd- lich vom Brandopseraltar gelegenen Eingang nach dem inneren Vorhof -— s. Grunde-iß zu I. Kön. S, Bis: II. —; doch stellte er sie nicht an der inneren Seite dieses Eingangs auf, sondern an der äußeren Wand desselben 2. Chron. 24, 8.-, nach dem Vorhof des Volkes zu] Und die Priester, die an der Schwelle [dem Eingange] hüteten, thaten drein [in die ausgestellte Lade] alles Geld, das zn des HErrn Hans gebracht ward kdiee neue Verfahren aber war von so guter Wirkung, daß alle Obersten und alles Volk nun mit Freuden und in reichen Gaben beisteuerten 2. Chron 24, 10]. Auf dieser Einrichtung beruht die der 13 Opferstöcke im Vorhof der Weiber zur Zeit des Herodianischen Tem- pels: Matih 27, S; Mark. 7, 11; 12, 41-; Luk.21, l ff· Ist. Wenn sie sdie Priester] dann sahen, daß viel« Geld in der Lade war [Und nun Anzeige da- von machtens so kam des KdnigsSchreiber herauf mit dem Hohenhxiestey nnd banden-»das Geld [in Beutel] zusammen, und zahlten»es.,»was sur des HErrn Haus. fanden ward lindem sie jede« Beute! wogen nnd darnachsden Gesammtwerth des darin ent- haltenen Geldes berechneten 1. Mos. 23, 16 Anm.]. II. Und man gab das Geld baar [d. i. das abgewogene Geld] über denen [in die Hand derer], die da arbeiteten [wörtlich: das Werk betrie- b en] nnd bestellet waren zum Hause des HErrnz und sie [die angestellten Werkmeister] gaben’s heraus [je nach Bedürfnißj den Zimmerlenten [Und den übrigen Bauleuten], die da baneten und arbeiteten am Hause des»HEtrn. 12. Nämlich den Manrern nnd Steinmeszem und sdencnj die da Holz und gehauene Steine tanften, daß das Bansallige am Hause des HErrn gebessert wurde [würde], nnd alles, was sie fan- den am Hause zu bessern noth sein. 13. Dolh ließ man [so lange die eigentliche Reparatur des Tempels nicht beendigt war, noch] nicht machen silberne Schalen, Psalter [Saiten- instrumente für die Tempelmusiks Becken, Trom- meten, noch irgend ein gülden oder silbern Gercithe im Hause des HErru, von solchem Gelde, das zu des HErrn Hause gebracht ward; 14. Sondern man gab-s [die nächste und eigentliche Bestimmung desselben fest im Auge be- haltend] den Arbeitern, daß sie damit das Bau- fallige am Hause des HErrn bessetten kerst später, als nach BeendigungdesBaues noch ein beträchtlicher Ueberschuß«verblicb, Verwandte man diesen zur Anfer- tigung der oben genannten Gegenstände 2.Chron.24,14]. 15. Anna-durften die Männer nicht berechnen, denen mandasGeld that [übergab], daß sie es denArbeitern gelben; sondern sie [die bestellten Werkmeister und Bauführerj handelten aus sTren Und] Glaube-U [weil man keinen Verdacht hegte, daß sie Unterschleise sich-würden zu Schulden kommen lassen — so groß swarüberall die Begeisterung für das heilige Werk] - 16.· Aber [um»dies.in Beziehung auf die oben V. Aerwiihnten Gelder noch nachträglich zu bemerken] dassGeldsbon Sehuldopfern nnd Sünd: opfern [3. Mos. 5, 16; 4. M. 5, 5 ff] ward nicht zum Hausedes HErrn gebracht; denn es war derPriesterzzlund sollten dieselben nicht auch gis 7difesen· Theil ihres Einkommens verzichten Un«- d. 17—2l». dlach Sojndabi Tode, der nach dem Berichte der Chronilta in hohem Alter starb nnd dessen Leiche bei den königlichen Gräbern ans Zion beigesetzt wurde, tu des Sonn Regierung eine gar unglückselige. wie schmer er sich bunt) Jibfall non dem tsErrn and durch Frevel an dem Sohne seines wohlthäterososada nersüudigh wird hier nicht weiter erwähnt; wohl aber erfahren wir von seiner tiefen Demäthigang unter die Gemalt den Snrerlidnigs einsam, dessen Abzug von Jeru- satenrer mit schwerem Tribut» sitt) rrltaufen muß, nnd von« seinem schmählich-n Ende, das er dnrkh die Hand zweie: seiner ttjofbeamten nimmt. dgl. 2.Chron.24,15 —27. 17. Zu der Zeit [als Joas noch zu Jerusalem regierte, jedoch seit dem Tode des Hohenpriesters Jojada von dem HErrn abgefallen war nnd hier- Des Joas Abfall vom HErrm Demüthigung durch Hasael und gewaltsamer Tod. durch, besonders aber auch durch die Mordthat an Sacharja, dem Sohne Iojada’s, den Zorn Gottes auf sich geladen hatte, vgl. T. Chron. 24, 14b bis 2381 zog Hasaeh der König zu Speien [nach- dem er etwa im Jahr 840 v. Chr. den König Joahas von Jsrael völlig geschlagen Kap. 13, Z. 7., mit einer verhältnißmäßig kleinen Zahl von Trup- pen die Küste des mittelländischen Meeres entlang] herauf [nach dem Reiche Juda], und stritt wider Gath [die ehemalige Philisterstadt Jos. 13, 3 Anm., die aber David seinem Reiche einverleibt L. Sam. 8, 19 und Rehabeam hernachmals befestigt hatte 2. Chron. 11, 8], und gewann sie. Und da Hasael sein Angesicht stellete zu Jerusalem hinauf zu ziehen [und auch die Hauptstadt des Landes in seine Gewalt zu bekommen]; 18. Nahm Joas, der König Juda [weil er, von dem Feinde aufs Aeußerste bedrängt — denn derselbe hatte ihm schon mehrere, sehr schwere Niederlagen beigebracht 2. Chron. 24, 23 f. —, sich nicht mehr zu retten wußte], alle das Gehei- ligte, das seine Väter Josaphat, Joram nnd Ahasja, die Könige Juda, [dem HErrnJ geheiliget hatten «, und was er [selbst] geheiliget hatte; dazu alles Gold, das man fand im Schaf; in des HErrii Hause, und in des Königs Hause; und schickte es Hasaeb dem Könige zu Syrien [um ihn zum Ab- zuge zu bewegen]. Da zog er [auch wirklich] ab von Jerusalem kohue die Stadt zu bangem, iieß jedoch den Joas an den Schmerzen seiner Wunden, die er im Ftamåfe davongetragen, schwer leidend zuriick 2. Ehren. «) Jorain und Ahasfa, obwohl beide dem Baal dienten, können doch als Könige, aus poliiischen Riick- siebten, ja dann und wann sogar aus einer Anivandlung von Gottesfurcht dem Tempel einige Weihgeschenke ge- macht haben. (Keil.) 19. Was aber mehr von Joas zu sagen ist, und alles, was er gethan hat, das ist geschrieben in der Chronita der Könige Jnda [1. Köir 14, 19 Anm. 2]. 20. Und feine Kuechte szwei seiner, in un- mittelbarem Dienst bei ihm stehenden Hofbeamten] empörten sich [gegen ihn wegen der an Sacharsa verübten Greuelthat], nnd machten einen Bund [mit einander], nnd fchlugen ihn im Haufe Mille [dem Kastell der ehemaligen Davidsburg S. Sam. H, 9., das an der Straße gelegen], da man hinab- gehe! ZU Silla [also wohl der heutigen Davidsstraße entsprechend, die vom Jaffathore quer durch die Stadt bis zum Haramplatze sich hinzieht]. U.- [Dort, wohin er vermuthlich zu seiner Sicher- heit bei Bedrohung Jerusalems sich zuriickgezogen und das er seiner Wunden wegen nicht wieder hatte verlassen können, ereilte ihn dic göttliche Ruthe] Denn. swie eben erzählt] Jofabar [oder abgekürzt: Sabad], der Sohn [der AmmonitiiiJ Siuieath, und Josa- bad, der Sohn [der Moabitinj Somer koder Sim- riih], seine Knechte, schlugen ihn todt. Und man 615 begrub ihn mit seinen Vätern in der Stadt Davids [aber nicht unter der Könige Gräber, sondern auf Zeit; dÅirani stoßsieixdenSAljker I. Linken; 10 Auster] U lUtIzU cU V U Will? vUg UU clUc Statt [Kap.«14, 1 fes. « Joas war der erste König in Juba, der einen ge- waltsamen Tod durch die Hand seiner Unterthanen ge- fanden. So schmachvoll endigte dies Wunderkind; es Fvag rechtllsichtgasrszhråie ask, der Pzendschen on ern a ein e rrn r armen « u a un Haus gerettet hatte. (Schlier.) Das 1·3. Kapitel. Regierung Joahn8’ nnd Ionsc II« v. 1—9. so wenig Sehn, mit deni ein neues siönigshaus in Jsrael begonnen, sitt) dazu verbunden, mit Ierobeamri l. sllolitili zu brechen und dem Kälber- dieust zu entsagen, so wenig änderte nun) sein Sohn und Nachfolger Joahas etwas in dieser einmal von den Königen des Jehnsiämmereiclss erniähltrn Staatsweisheit; darum gehen Gottes Jsichtigungen fort, ja die Drang· feile, welche der Syrerleöuig ijasael dem Reiche bereitet, steigern sich bis aufs Außer-ne, so daß die Kriegsmann bis aus einen geringen illeberrest zusammenschuiilzt nnd nun) ein großer Theil des die eit des Jordan gelegenen Gebiete unter die Botmäßigkeit es Feindes geräth. Solche Zedrängniß treibt dann den persönlich sfir göttliche Ue— gungen nicht nnenipfänglichen König, das Angesicht des HGrrn zu suchen; nnd der hGrr erhört anaj sein Gebet, läßt sich des lslothsiandes Jsraels jammern nnd bereitet eine Zeit der Hilfe vor unter den beiden dlachfolgern des gegenwärtigen Herrschers, wenn auch dieser selbst unter dem» Drache bleibt, so lange er regiert. 1. Jm dreinndzwanzigsten [richtiger: Jm ein- undzwanzigsten*] Jahr Jvash des Sohns Ahasja, des Königs Jnda [d. i. 856 v. Chr. G.], ward Joahas, der Sohn Zehn, König nber Jsrael zu Samatia siebettzehn Jahr [genauer: sechzehn Jahr und einige Monate; bis 840 v. Chr.]; «) So wird schon von Josephus die Angabe des Grundtertes, die auf einem Schreibfehler G) statt NO) zu beruhen scheint, berichtigt Die Nothwendigkeit dieser Berichtigung ergiebt sich zunächst daraus-daß nach B. 10 Joas, der Sohn des Joahas, seinem Vater im 37·, nicht im 40. Jahr des sudäischen Joas in der Regierung folgte, wie es soiist heißen müßte (23 -i— 17 = 40). Außer- dem aber wurde in Kap. 12, 1 gesagt, daß der judäische Joas Köni wurde im 7. Jahre Jehu’s; da dieser nach Kasx 10, 3 über Jsrael 28 Jahr regiert hat, so ergiebt sich, daß er iin 2l. Jahr des judäischen Joas gestorben ist. 2. Und sJoahasj that, das dem HErrn iibel gefiel, nnd wandelte den Snndeu nach Jerobeaui’s, des Sohns Nebat’s, der Jsrael sundigen machte, und ließ nicht davon lindem auch er dem Kälber- dienst huldigte, gleichwie sein Vater Jehu Kap. 10, 29 ff.]. s. Und des HGtrn Zorn ergrimniete über Jsrael [daß es trotz der bisher schon erfahrenen schweren Züchtigungen Kap. 10, 32 s. und der fortgesetzten Wirksamkeit des Propheten Elisa in der Sünde seines Absalls von ihm beharrete], nnd gab sie snoch mehr] unter die Hand Hasaeh des 616 2. Könige Königs zu Speien, und Ben-Hadad, des Sohns Hasael swelcher als siegreicher Feldherr die Heere seines Vaters befehligte und die Kinder Jsrael in einer Schlacht bei Aphek, westlich von Sunem I. Kdn. 20, 26 fast völlig aufrieb V. 7], ihr Lebetllang [wörtlich: die ganze Zeit, so lange nämlich Joahas regierte V. 5]. it. Aber Ioahas sdurch solche schwere züch- tigung endlich, in den letzten Jahren seiner Re- gierung, zur Besinnung gebracht] bat des HErtn Angesicht [vgl. 1. Kön. 13, 6]. Und der HErr ethörete ihn [wenn auch nicht sogleich in sicistbarer Weise, so daß er ihm selber schon einen Sieg über die Syrer verliehen hätte, wohl aber war die bessere Zeit, welche unter seinen beiden Nachfolgern Joas V. 22 ff. und Jerobeam I1. Kap. 14, 25 ff. für Israel kam, eine Frucht seiner Gebete]; denn er sder HErrJ sahe den Jammer Israel, wie sie der König zu Shrien drcingete [und jetzt, nachdem dieser schon unter Jehu ganz Gilead weggenommen Kap. 10, as» auch diesseit des Jordan viere Städte unter seiner Botmäßigkeit hielt V. 25]. 5. Und der HErr gab Israel [l)ernachmals, als Joahas bereits gestorben war, sowohl an dessen erstem, wie an seinem zweiten Nachfolger] einen Heilands, der sie ans der Gewalt der Shrer füh- rete [indem Joas die Städte diesfeit des Jordan wieder befreiete, Jerobeam Il. aber Gilead zurück- eroberte], daß die Kinder Israel [von da an wie: ·» der friedlich und sicher] in ihren Hütten wohneten, E wie vorhin. «) Mit diesem Wort: «Heiland« oder ,,Netter« Hhebin « YOU) ist wohl hauptsächlich an Jerobeam II· gedacht, in Beziehung auf welchen es in Kap. 14, 27 heißt: »und der HErr half ihnen (DJz«e3-««ls-j) durch Jerobeam, den Sohn Joas«, so daß man annehmen möchte, zu eben der Zeit, wo Joahas des HErrn Angesicht gebeten hatte, sei dem Königshause eben das Kindlein geschenkt worden, das dereinst dem Lande die völlige Rettung bringen sollte. Jndessen nimmt das Wort ohne Zweifel Ziel) schoråöRücksichi auf die vorläusige Hilfe durch Joas . l3-— . s. Doch [war dieses Helfen und Reiten von Seiten des HErrn eben nur, wie in V. 4 gesagt, freies Erbarmen, nachdem Joahas sich wenigstens in etwas gedemüthigt hatte, keineswegs aber ein völliges sich wieder Zuwenden der göttlichen Gnade in unbedingter Aufhebung seiner Gerichte. Denn un: geachtet Joahas das Angesicht des HErrn bat] ließen sie [die Kinder Israel, weder unter ihm, dem Joahas, noch unter seinen beiden Nachfolgern V. 11; Kap. 14, 241 nicht von der Sünde Jerobeam, der Israel sündigen machte; sondern wandelten drinnen. Auch blieb stehen der Hain [die, wohl von Ahab errichtete l. Kön. 16, 33, von Jehu aber bei seiner Ausrottung des Götzendienstes Kap. 10, 26 ff. nicht mit vernichtete As chera oder Astarte-Säule] zu Samaria. 13, 4—-—15. 7. [Der HErr erbarmete sich aber gleichwohl, weil Jsraels Nothstand damals so groß war.] Denn es war [nach jener vernichtenden Schlacht bei Aphek V. s] des [Kriegs-] Volks [des] Joa- has nicht mehr überblieben, denn fünfzig Reiter, zehn Wagen, und zehntausend [Maiin] Fnßvolts Denn der König zu Shrien hatte sie [die ganze übrige israelitische Kriegsmachtj umgebracht, und hatte sie gemacht, wie Drescherstanb [ein so geringes und für nichts zu achtendes Häuflein war sie jetzt nur noch]. 8. Was aber mehr von Ioahas zusagen ist, und alles, was er gethan hat, und alle seine Macht [oder Tapferkeit, die er trotz seiner schwereii Nieder- lage dennoch im Kampfe wider die Syrer bewies], siehe, das ist geschrieben in der Chronika der Könige Israel [1. Kein. 14, 19 Atem. 2]. 9. Und Ioahas entschlief mit seinen Vätern. Und man begrub ihn zu Samaria [1. Korn is, 28; 22, 37; 2. Kein. 1, n; 10, 35]. Und sein Sohn Ioas ward König an seiner Statt. All«- ilL I0——13. Knih Zeus, der nunmehr den Königs— thron in Samaria besiirgeu hat, regiert im Geiste seine- Vaters und Großvaters und läßt den Källierdienst fort— bestehen. Mit dieser kurzen Gharaliterisiruiig seiner Ge- sktiichte bcgnägt sich der vorliegende Abschnitt, weitere iiltttheilcingrn übe: dieselbe den folgenden beiden Ab· schnitten, von denen der eine mit dem End: des pro— pheten Elisa, der andere mit der Regierung des König; Jlniazia von Iuda es zu thun hat, überlegend, und schließt die Gcsehiihir in der gewöhnlichen weise vorläufig ab. In. Im sieben nnd dreißigsten Jahr Ioass « des Königs Iuda so. i. 840 v. Chr. Geb.], ward Ioas, der Sohn Ioahas, König über Israel zu ) Samaria sechzehn Jahr sbis 824 v. Chr» genau genommen also nur vierzehn Jahr und einige Monate, die theils in das Jahr 840, theils in das Jahr 824 fallen l. Kön. 12, 24 Anm.«]; Die Berechnung nach Jahren seit der Geburt Christi kann um so weniger genau erreicht werden, als auch das christliche Kalendeiwesen so lange im Argen gelegen. Es ist bekannt, wie Peter d’Ailly an das berühmte Kostriitzer Concil (1414 n. Chr) seine Erniahiiung wegen Verbesserung des Kalcnders richtete, und Nikolaus von» Cusa im J. 1436 eine Abhandliing über dieselbe Ange- legenheit dein Baseler Concil vorlegte; beide bezeichneten den Zustand des Kalenders als ein schweres Aergerniß der Kirche, indem das Jahr bis dahin zu 36574 Tag angenommen wurde, während es in Wirklichkeit um mehr als 11 Minuten kleiner ist, was alle 128 Jahr einen Tag ausmacht. Aber erst im J. 1582 kam die Sache durch Papst Gregor xlll. zur Ausführung, und selbst dieser verbesserte Kalender genügte noch nicht völlig. I1. Und that [ebenso wie seine beiden Vor- gänger Jehu Katz. 10, 3l und Joahas V. 2], das dem» HErrn ubel gefiel, und ließ nicht von allen Siknden Jerobeam, des Sohns Nebel, der Israel suiidigen machte, sondern wandelte drinnen sobgleich er dem Propheten Elisa von Herzen er- Jehiks Sohn, Joahas, und dessen Sohn Joas, Könige in Jsrael. 617 geben war V. 13 ff. und auch sonst einen edlen Charakter zeigte Kuh. 14, 8 ff] Elias und Elisa haben vollbracht, was zu vollbrins gen sie gesendet waren; ste haben Jsrael noch ein Mal von dem Rande des Verderbens durch den Absall von dem lebendigen Gott zurückgebracht und gerettet; sie haben, zuletzt durch Jehu’s Hand, den bei Elias Auf- treten triumphireiiden Götzendienst niedergeworfen und der Erkenntnis, daß der HErr Gott sei nnd ihm allein Anbetung nnd Ehre gebühre, in Israel noch ein Mal den Sieg errungen. Diese Thatsache steht fest, und es wird von keiner Seite etwas dagegen eingewendet, daß wir in Elias und Elisa zwei der größten reformatorischen Geister Jsraels zu erkennen haben. Es wird ihr Ver· dienst auch in keiner Weise etwa dadurch geschmälert, daß Zehn, der mit solch verzehrendem Eifer den Baal niedergeschmetterh sammt seinem Hause nun doch nicht völlig zn dem lauteren Gottesdienst zurückkehrte, sondern den von Jerobeam eingefiihrten Stierdienst fortbestehen ließ: es ist und bleibt dieser Männer Ruhm, wenn hier von Ruhm die Rede sein kann, wo alles göttliche Gabe war, dem neuen Königshausa sowie dem ganzen Volke die Rückkehr zu dem lautern Dienst des wahrhaftigen Gottes ermöglicht zu haben, nicht bloß äußerlich dnrch die Vertilgung des Hauses Ahab und die Zerstörung des Baalsteinpels, sondern auch durch die von ihnen ge- wirkte Umwendung der Gemüther voni Baalsdiensi ziim Glauben an den Gott der Väter, ohne welche der Rache- zug Jehn’s und sein Gelingen auch gar nicht denkbar wäre. (Sartorius.) 12. Was aber mehr von sJoas zu sagen ist, und was er gethan hat, nnd seine Macht, [insbe- sondere auch] wie er mit Amazily dem Könige Juba, geftritten hat [Kap. 14, 8 ff.; 2. Chr. 25, 17 ff.], stehe, das ist geschrieben in der Chronika der Könige Israel [1. Kön. 14, 19 AMIL 21« 13. Und Joas entsehlief mit seinen Vätern, und Jerobeam saß ans seinem Stuhl swovon dann in Kap. 14, 23 ff. weiter die Rede sein wird]. Joas aber ward begraben zu Samaria bei die Könige Jsrael ff. V. 9]. Der Inhalt dieser beiden letzten Verse kehrt hernach in Kap. 14, 15 s. noch einmal wieder, gleich als wäre dort des Joas, und nicht des Aniazia Regierungs- eschichte beschrieben; dagegen wird hier schon Joas’ Ge- szchichte damit abgeschlossen, obgleich der folgende Abschnitt noch eine wichtige Thatsache ans der Zeit seiner Regierung beibringt. Dies hat darin feinen Grund, daß der heil. Schriftsteller zuverlässige Quellen benutzte, die er mit aller Treue wiedergeben wollte, weil sie eben Scliriftsiücke enthielten, die von prophetischeiy durch den Geist Gottes geleiteten Männern abgefaßt waren. Solche Treue war ihm wichtiger, als eine abgerundete, allen Ersordernissen vollkommener Geschichtschreibnng genügende Form der Darstelliing Kuh« Mist-Si. In Ergänzung der Uegiernngggeschichte des Sonn, jedoch zugleich als selbständiger Abschnitt für hin, folgt hier der Bericht von der Krankheit und dein Tode des Propheten Ølisa iind non der wun- derbaren Wiederbelebung eineg Todten, dessen Gebeine man zu den seinen gelegt hatte. Wie dort, beim Sterben des Propheten, ihm geweissagtz uiid hier, bei diesem Wunder, solche Weissagiing auch bestätigt nnd be- tiräftigt morden, so durfte Sonn hernach wirlilicis die Ihre: dreimal schlagen »und die Städt· Sgraels diesseit l des Jordan ans der Hand senhadadki ziiräktieroberin die dessen Vater ijasael seinem Vater Ioahas abgenommen hatte. mit der zweiten Hälfte seiner Regierung begann also wieder eine bessere Zeit siir Israel, die dann unter seinem liakhfolger Jerobeaui lI. Gan. 14, 23 sf.) zu einer Jlrt oon Blüthen« sich gestalten. 14. Elisa aber [wohlnun schon nahe an 100Jahr’ alt] ward seriva um die Mitte der Regierungs- zeit des Königs Joas von Jsrael V. 10 ss.] krank san der ihm von Gott bestimmten Ktankheit], daran er auch starb spermuthlich an Altersschwäches Und Joas, der König in Israel [da er von der Krankheit des Propheten hörte], kam zu ihm [in seine am Fuß des Berges von Samaria gelegene Wohnung Kalt. Z, 9. 24; e, 32 f.] hinab, und weineie vor ihm [wörtlich: iiber seinem Ange- sichte, indem er sich über den liegenden Kranken iieigte], nnd sprach [wohl wissend, wieviel er gerade jetzt, wo die Syrer mit einem neuen Uebersall ihn bedrohten, an dem Manne Gottes verliere", in derselben Weise, wie einst Elisa selber über das Scheiden des Elia geklagt hatte Kuh. 2, 12]: Zlileitn Vater, mein Vater, Wagen Israel, nnd seine cl U. V) Als Elisa zum Nachfolger des Elias im J. 906 v. Chr. berufen wurde (1, Kön. II, 19 fs.], war er ge. wiß schon 25 Jahre alt; seitdem nun sind bis um die Mitte der Regierun szett des Joas (832 v. Chr.) 74 Jahr verflossen, um die·»e Zeit aber inüssen wir den Austritt inniiserem Abschnitt nach dein ganzen Zusammenhang mit dem, was vorausgeht und nachfolgt, ansetzen. «) Was übrigens deiii Könige Joas an Eliscks Krankenbette die Thränen löste und den Klageruf ent- preß«te, war nicht allein die Sorge, den Propheten zu verlieren, sondern zugleich ein lebhaftes Reuegefühl über fein bisher gegen ihn beobachtetes Verhalten. Er em- pfand es tief, daß er diesen Mann und sein Wort ganz anders hätte ehren sollen, als er es gethan. Wie die bei weitem größere Zahl des Volkes hatte auch er das göttliche Gnadengescheiib das in dem Seher dem Lande zu Theil geworden, nicht gehörig gewürdigt, und mußte· darum jetzt die bittersten Anklagen seines Gewissens ei«- fahren. Ach, der Tod siicht genau! Wie oft erleben wir solche Exempel verspäteter Reue! Wie manchmal vernehmen wir den Schmerzensrust O daß ich es besser erkannt hätte, was mir in diesem, in jenem Menschen von Gott gegeben war! Lassen ivir uns denn doch endlich einma solche Erfahrungen belehren! Ersparen wir uns das ftechende Bewußtsein, die Gnade, wo ste uns am nächsten«ivar, sihmählich versäumt zu haben! (Kriiinmacher.) 15. Elisa aber [der, vom Geiste Gottes er: leuchtet, wußte, daß der HErr den, in diesem Klage- wort sich kund gehenden Anfang des Glaubens bei dem bisher so gottentfremdeten König in Gnaden ansehen Jei 42, 3 zagt. «1. Kerl. 21, 28 f. und ihm aus seiner Bedrangniß von Seiten der Syrer helfen wolle] sprach zu ihm: Nimm den Bogen mld Pfeile [die duitber der Schulter trägst, her- unter und mache dich zum Schusse fertig; ich will dich etwas thun lasseii, das dir auf sinnbildliche Weise zu verstehen giebt, was du in Kraft des HErrn wider deine Feinde wirst ausrichteii dürsen]. 618 2. Könige is, 16——23. Und da er [Joa8] den Bogen und die Pfeile [wo- mit, als den Zeichen feiner königlichckriegerischen Würde, ausgerüstet er in das Krankenzimmer des Prbiwheten eingetreten war, von seinem Rücken] na n! 1«6. Sprach er kElisaj zum Könige Israel: Spanne mit deiner Hand den Bogen. Und er [der König] spannete mit seiner Hand. Und Elisa [als Joas so mit gespanntem Bogen und darauf gelegtem Pfeil neben ihm stand] legte feine Hand anf des Kontgs Hand kauf symbolische Weise die Kraft Gottes, deren Träger und Vermittler er war, derselben dadurch mittheilend und so das Werk, das der nun erfolgende Schuß andeuten sollte, im Namen des HErrn weihend I. Mos. 48, 14 Anm.1], 17. Und sprach: Thne das Fenster auf gegen Morgen [in der Richtung nach Gilead hinüber, wo die Syrer über das Land jenseit des Jordan seit Jehu herrschen Kap. 10, 32 f.]. Und er [Joas, allen Anweisungen des Propheten mit gespaniiter Er- wartung getreulich Folge leistend] that es auf. Und Elifa sprach: Schieße sjetzt nach jener Gegend zu]; und et? [der König] schoß. Ei? [der Prophet] aber [den Schuß mit einem Wort göttlicher Verheißung beglei- t·end] sprach: Ein feil des Heils [das] vom HErrn [kommt], einPfeil es Heils [oder der Hilfe] wider die Syrec [ist dieser, in die Weite dahin fliegende Pfeil]; und dn [der du den Pfeil abgedrückt, wirst das Werkzeug des Heils für Israel fein und die Hilfe vom HErrn zur Ueberwindnng seiner Feinde er- fahren, du] wirst die Shrer schlagen zu Aphek [wo einst auch Ahab unter Gottes Beistand wunder- bar sie schlug 1. Kön. 20, 26 ff., wo aber nach- mals um seiner Gottlosigkeit willen dein Vater Joahas so schwere Niederlagen von ihnen erlitt V. 3 ff» und wirst, wenn anders du im Glauben aushältst und nicht schwach wirft,·ste schlagen]·3 bis sie [oöllig] aufgerieben [und für immer unschadlich gemacht] sind. Wie so ganz entsprach es deni eigenthümlichen Cha- rakter und Beruf Elisa’s, daß er mit einer Heils- botschaft das Zeitliche segnete! Und welch einen frischen, kräftigen Klang haben seine Worte! Sie sind selbst wie Pfeile, von straffer Vogenfehne einer vollkommenen inneren Zuversicht und Gewißheit abgeschnellt Das: nimm, spanne, driicke ab, klingks nicbt wie Com- mandowort eines Feldherrn? Und das: Ein Pfeil des Heils vom HErrn, ein Pfeil des Heils wider die Syrer re« meint man nicht, Jehova selbst sei es, der hier redet? O mit Bestimmtheit wissen, Gottes sei die Sache, die man führt, die Eröffnung, die man giebt, das Wort, das man redet, welche Festig- keit das gewährt, und wie siegreich das einschlägt und durchschlägh was in diesem Bewußtsein angegriffen, un- ternommen und gesprocheii wird! Aber was der Pro- vhet des HErrn dem Könige Jsraels zuruft, es ist auch dir gesagt: Spanne den Bogen, zielez drücke ab! Ein Pfei des Heils vom HErriu ein Pfeil des Heils wider Welt, Sünde, Tod und Teufel! Wie auch die Welt mit ihren Stricken dich bedrohe, die Sünde dich zerre und schüttele, der Schreckenskönig dich ängslige, der Teufel mit seinen Feuerpfeilen dich arg bedränge — einst ruft eine allmächtige Stimme aus der Höhe: Lasset los, den ihr mit Unrecht gebunden habt! und du jubelst in unaussprechlicher Ueberwinderfreiidc Der Strick ist zerrissen, und ich biii frei! Einst geschieht ein Schlag, du meinst, er träfe dich, du stirbst; doch eigentlich nicht du, du lebst: dir starben nur jene finsteren Ge- walten· (Krummacher.) 18. Und er [Elisa, um den König auf die Probe zu stellen, wie weit sein Glaube reiche —- denn davon hing das Maß des Heiles ab, das der HErr durch ihn seinem Volke geben würde] sprach lzu Joag]: Nimm die [übeigen] Pfeile [die du noch in deinem Köcher hast, ihrer fünf an der Zahl, nachdem der eine davon bereits abgeschossen ist]. Und da er sie nahm, sprach er zum Könige Israel: Schlage die Erde sfchieße von diesen Pfeilen nach dem Erdboden draußen ab, soviel du denkst]. Und et schlug [verrichtete dies Abschießen eines Pseiles nach dem andern] dreimal, und stund stille shörte dann damit auf, noch zwei der Pfeile zurückbehaltend]. 19. Da ward der Mann Gottes swegen sol- chen Mangels an rechter Glaubenszuversichts da Joas ja wußte, daß jeder abgefchossene Pfeil einen Sieg vom HErrn wider die Syrer bedeute] zornig auf ihn, und sprach: Hättest dn fünf- oder sechs- mal« geschlagen, so würdest du die Syrer [fünf- oder sechsmalj geschlagen haben, bis fiesgänzlichj ans- gerieben waren; nun aber wirst du sie sum] drei- mal schlagen [und ihrer bei deiner ganzen Regie- rungszeit niemals vollständig Herr werden, was erst einem andern nach dir beschieden fein wird, s. V. 25 u. Kap. 14, 25]. ·) Weil der König in seinem Herzen die große Macht der syrischen Könige crwog und dein Elifa nicht völligen Glauben schenkte, meinte er, es sei genug, wenn er dreimal die Erde set-läge, indem et fürchtete, die Ver- heißung möchte nicht weiter sich erfüllen, wenn er noch öfter schlüge. (Clerikus.) — ») Dieses fünfs oder sechsmal kann nur den Sinn haben: »Hättest du alle deine Pfeile, bis auf den lehren, nach der Erde abgeschofsen,« und geht daraus hervor, wieviel Pfeile der Köcher des Joas enthielt, sechs im Ganzen, nach dem Abschießen des in V.17 erwähnten aber noch fünf; je nachdem nun entweder die Schiisse in V. 18 allein gezählt werden, oder auch der im vorhergehenden Verse in Anschlag gebracht wird, obgleich dieser nur von all- gemeiner symbolischer Bedeutung ist und noch keine be- stimmte Beziehung auf das Glaubensmaß des Königs hat, heißt es ,,fünf· oder sechsmal.« 20. Da aber Elisa gestorben war, nnd man ihn begraben hatte, fielen die Kriegslente der Moabiter in’s Land desselbtgen Jahres [besser«·: Und Elisa starb, und man begrub ihn zu der Zeit, als die» jährlich wiederkehren- den Streifschaaren der Moabiter in’s Land einfielen]. «) Die Vulgatcu nach welcher Luther hei seiner Ueber- setzun ftch gerichtet» scheint am Schluß des Verses gelesen zu ha en: HYY n; (jn ipso anszno — desselben Jahts); außerdem aber gestattet die Eigenthümlichreit der hebe. Eliscks Tod. Wunderbare Erweckung eines Todten durch Berührung seiner Gebeine. 619 Sprachh welche die einzelnen Sätze der Rede nur in sehr loser und unbestimmter Weise zu einem Ganzen verbindet und für diesen Zweck von dem einfachen Binde- wort »und« den ausgedehntesten Gebrauch macht, aller- dings eine solche Auffassung des Wortsinnes wie unsere deutsche Bibel sie enthält, indem der-Grundtext ganz un- bestimmt also erzählt: Und es starb Elisa, und sie begruben ihn, und die Kriegsleute (Streifsck)aa- ten) der Moabiter fielen in's Land desselben Jahres. Indessen ist das Verhältniß dieser Sätze zu einander jedenfalls bessrr so zu fassen, daß der dritte aussagt, was zu der Zeit zu eschehen pflegte, ivo das in den ersten beiden Sätzen S itgetheilte verfiel; dein: nächst aber steht am Schluß des Verses nicht so, wie die Vulgata liest, sondern: UYY de; = gekommen war ein Jahr, d. i. sowie ein Jahr, nämlich die für solche Einsälle geeignete Jahreszeit, gekommen war. Hiermit soll Feesa t werden, daß damals ein ähnlicher Zustand ot und der sährlicheu feindlichen Uebersälle im Lande bestand, wie zur Zeit der Berufung Gideon’s (Richt. 6, 1 ss-), nur daß es ietzt nicht die Midianiter und andere Söhne des Ostens waren, welche solche Streifzüge zur Plünderun und Verheerung machten, sondern die Moabiter; diese, so scheint es, rächten sich damit für die ihnen unter Joram von Israel wider- fahrene Verwüstung ihreskLandes, und konnte das ge- schwächte Jsrael nicht mit Erfolg ihrer Einfälle sieh er- wehren. 21. Und. es begab sich, daß sie sdie Leute von Samaria, woselbst Elisa gestorben und nahe bei der Stadt in einer Grabkammer beigesetzt war, nicht lange naihher] einen [andern, vermuthlich auch frommen und um das Land wohlverdienten] Mann begraben, da sie aber sbeim Hinaustragen der Leiche] die— Kklegslente [eben die um jene Zeit einfallende moabitische StreiffchaarJ sahen, [nah- inen sie in ihrer Bestürzung sieh nicht die Zeit, dem Todten eine eigene Grabstätte zuzurichtem viel- mehr] warfen sie den Mann— in Glisa Grab kindem sie eiligst den Stein, womit dessen Grabstätte zu- gedeckt war Matth. 27, 605 Mark. is, Z, hinweg- wälzten und eine Leiche zu der andern legten]. Und da er [der entseelte Leib des Mannes, den sie so in aller Eile begraben] hin kam [bis zum entseelten »Leib des Propheten] nnd die Gebeine Elisa anrnhretek ward er wieder] lebendig, nnd sder Mann] stritt auf seine Fuße [und ging mit denen, die ihn hatten begraben sollen, zur Stadt zurück"]. «) Eliscks Leiche war somit nicht in einem Sarg» sondern nur in Leinentücher gewickelt zu Grabe gebracht worden (s. Anm. zu 2. Sam. Z, 31). «) Wie, durch die bloße Berührung des Leichnams Eliscks lebte der Todte wieder? —- Befremdet euch das, was wollt ihr denn dazn sagen, daß einst die Bürger Jerusalems Kranke und Vesessene auf Betten und Bah- ren auf die Gasse trugen, damit, wenn der Apostel Petrus käme, auch nur sein Schatten ihrer einen übersehattete; und siehe, es wurden gesund, über die sein Schatten hinstrich? Was dazu, daß die Gläubigen zu Ephesus die Schweißtücher und Binden von der Haut Pauli über die Kranken hielten, und die Seuihen wichen von ihnen, die bösen Geister fuhren von ihnen aus? (Apostg. 5, 155 19,i1·1f.) Aber, so sprecht ihr, findet in diesen Thatsachen nicht der rdmische Reiiquiendienst einen ewissen Halt und seine Rechtfertigung? ——- Das sei Kerne! Denn abgesehen davon, weil es wenig oder nichts zur Sache thut, daß die sog. Reliquien (heil. Ueberresie) meist nur Vorgebliche Reste der Heili en sind, denen sie zugeschrieben werden, legen die Römischen ihren ver- meintlichen Heiligthiimerm Gebeinen, Bekleidungsstücken oder andern Gegenständen, bald an sich eine zauberische Kraft bei: und was ist das anders als Aberglaube nnd Heidenthum? Oder sie schreiben die verheißenen Wun- derwirkungen den menschlichen Heiligen zu, deren Schädel oder Gewänder sie ihren sog. Gläubigen u Be- rührung, Kuß und Adoration Verehrung) aus eilen: und was ist diese Menschenvergötterung weiter als eine christlich übertünchte GötzendienereR Oder endlich, sie kommen der Wahrheit naher und sagen, es thue Gott oder Christus dnrch ihre Gebeine, ihre Kreuzessplitten ihre heiligen Röcke und dergl. Wunder: aber wo haben sie ein ausdrückltches Verheißungswort aufzuweisen, daß Gott wirklich an diese Gegenstände seine Hilfen knüpfen wolle? Sie haben ein solches nicht, aber sie glauben auch ein solches nicht zu bedürfen; sie meinen, es ver- stehe sich von selbst, daß Gott durch ihren Firlefanz sei- nen Segen müsse strömen lassen. Weil er einmal durch die sterblicheri Ueberreste Elisa’s, dnrch die Binden des ApostelsGroßes gewirkt, so müsse er ein Gleiches auch durch alle andern Heiligenältachlässe zu Stande kommen lassen. Sie wollen also über Gott verfügen und ohne göttlichen Auftrag, ohne das geringste göttliche Zusage- wort, in eigener angemaßter Vollmacht, Ihn und se ne Wunderwirksamkeit an ihre Lappen oder Knorhenreste binden: und das ist ein frecher, strafbarer Frevel, nnd um so mehr ist er das, da sie in ihrem Wahne nicht selten obendrein begehren, daß Gott, der Heilige und Wahrhaftige, ihre Lügen mit Wundern und Zeichen be- kräftigen und bestätigen solle. (Krummacher.) — Wie Elias noch vom Himmel aus in die irdischen Begeben- heiifn eingriff (2. Ehren. 21, 12 ss-)- so sollte auch Elisas Wirksamkeit, welche schon anfing, in Vergessenheit zu e- rathen, nicht mit seinem Leibe begraben liegen; von Zi- nem Volke wurde ihm kein fein-liebes, ehrenvolles Be- gräbniß (s. 1. Sam. 25, 1) zu Theil, aber von Gott wurde ihm noch im Grabe Zeugniß gegeben, daß eine Gotteskraft in ihm gewesen, und dadurch namentlich Joas zur Ausführung der letzten Verheißungen des ster- benden Propheten erinuthigt. (Wnnderlich.) Das Wun- der der Wiederbelebung des Todten sollte der Weissagung des sterbenden Propheten von dem Siege des Joas über die Shrer das Siegel der göttlichen Bestätigung auf- driicken (Sir. 48, 14 f.), indem der HErr damit be« zeugte, daß er« ein Gott sei nicht der Todten, sondern der Lebendigen, und sein Geist über Tod und Vergäng- lichkeit erhaben. (Keil.) 22. Also sum hier, ehe- wir von der Erfüllung der von dem sterbenden Elisa dem Joas gegebe- nen und durch das Wunder an seinemLeichiiam verbürgteii Verheißung nähere Mittheilung machen, wieder auf die in V. 1——7 erwähnten Zustände des Reiches Israel unter Joahas zurückzukommen] zwang nun Hasaeh der König znsSyrieiy Israel, solange Joahas lebte» svon 840—-824 v. Chr. G.]. 23. Aber fwie bereits in V. 4 f. gesagt] der HEtt that ihnen Gnade sals Joahas sein Ange- sicht batJ, nnd erbarniete sich ihrer, nnd wandte sich [wieder] zu· ihnen« snachdem er lange Zeit hin: durch sichvon ihnen abgewendet und sie unter die Hand des Shrerkdnigs gegeben hatte], nin seines Bandes willen niii Abenden, Jsaai nnd Jakob; 620 2. Könige is, 24. 25. Ist, 1—-15. und wollte sie sfürjetzt noch] nicht verderben, bek- Wkl sik anch Utcht [gänzlich] von seinem Angesicht bis auf diese Stunde [später freilich, in der asshri- schen Gefangenschaft Kap. 17., kam es wegen ihres fortgesetzteu Abfalls von ihm allerdings anch zu solcher völligen Verwerfung]. 24. Und Hasael, der König zu Speien, starb [mit seinem Tode aber trat eine Wendung der Dinge zu besseren Zuständen für Israel ein], und sein Sohn BetFHadad sder IIl. diesen Namens, s. I. Kön. 11, 25 Anm.] ward König an seine Statt. 25. Joas aber srvie Elisa ihm zuvor bezeugt hatte V. 15 fs.] kehrete um, und nahm die Städte [beide Sätze sind zu einem einzigen zu verbinden: Joas aber nahm wieder die Städte] aus der Hand Ven-Hadad, des Sohnes HasaeL die er [Hasael] ans der Hand seines Vaters Joahas ge- nommen hatte mit Streit. Dreimal sentsprechend seinem dreimaligen Schlagen der Erde in V. 18j schlug ihn [den BetchadaDJ Seins, und brachte die Städte Israel ldiesseit des Jordan] wieder [daß fortan die Kinder Israel wieder ruhig und fried- lich in ihren Hütten wohneten, wie vorhin V. b; das Ostjordanland dagegen, das Hasael schon dem Jehu weggenommen hatte, Kap. 10, 32 f., eroberte - erst Jerobeam Il. von Benhadad zurück Kap. 14, 25 fs.]. Wie Joas dann auch im Streite wider das Reich Juda und dessen König A1nazia, der in seinem Ueber- mutbe ihn um Kampfe herausgesorderh glücklich war, darüber s. Kap. 14, 8 ff. (Vergl. V. 10——13 in unserm Kapitelh Das 14. Kapitel. Amazia und Asarjm Könige in Juda; Ierotieani der andere in Israel. IX« V. 1—22. Eine merkwürdige Jlehnlichlteit zwischen Vater und Sohn offenbart steh in der Geschichte deg Reiches Juda unter seinem nennten Könige: Derselbe gute Anfang, derselbe traurige Fortgang, derselbe lchrcetiliche Ausgang bei Amazia, wie bei dessen Vorgänger« Sonn. War nun zunächst den guten Anfang betrifft, so hält Kmazia nicht unr ans rechten Gotte-Mast, so weit ihm das bei der Anhänglichkeit des vollreg an den Höheneultus mdglich ist, und weiß in der Bestrafung der Mörder seines Vaters das rechte Maß zu beobachten, sondern beweist äu) auch im Raums gegen die Gdomiter voll gliiubigcn Gehorsam nnd danttbarer Erkenntnis. Jtber der in diesem Kampfe erlangte Sieg bezeichnet auch in seiner Regierungs— geskhiihte den Wendenuulit zu einem traurigen Fort— gnug; denn gleichwie er die in der aidomiterschtacht etbeuteten Götzen fortan zu seinen Göttern steh erwählt, so bietet er auch, durch seinen Sieg übermuthig gemacht, dem König Jung non Israel Krieg an nnd erleidet von ihm eine schwere Niederlage. Zwar wurde er von seinem Hedränier bald durch dessen Tod befreit; aber gleichwohl war für die ferneren 15 Jahre seiner Regierung die Kraft ihm gebrochen und das Her; seinen diollkes ihm entfremdct, daher es auch einen schrecklichen Flug— gaug mit ihm nimmt. Denn eine Uerschwörung vertreibt ihn. ein-Jerusalem, und in Xachio ereilt ihn die zuord- runfse der dierscljworeuem erst seinem Sohne und Unm- folger, dem sechgzehnjährigen Isaria, gelingt en, die Frucht des Siegen über die Gdomiter zu retten nnd die gnmäische tjagenftadt Eluth zu befeuigeu Vgl. L. Thron. 1. Jm andern Jahr Joass des Sohns Joahas, des Königs Israel [von dem in Kap. 13, 10 ff. die Rede war], ward [im südlichen ReicheJ Amazia K;nig, der Sohn Joass des Königs Juda [Kap. I 21 «2. Fünf und zwanzig Jahr alt war er, da er König ward, und regterete neun und zwanzig - Jahr lvon 838—810] zu Jerusalem. Seine Mutter [die eine von den beiden Weibern, welche der Hohepriester Jofada dem Joas gegeben hatte Z— Chron. 24, Z] hieß Joadau von Jerusalem. 3. Und er that, das dem HErrn wohl gefiel, doch nicht [so von ganzem Herzen und mit solcher Beständigkeitj wie fein Vater sAhnherrj David, sondern wie sein [eigentlicher] Vater Joas that er anch [indem er in den späteren Jahren feiner Re- gierung in Gdtzendienst verfiel L. Chron. 25, 14 fs.]. 4. [Aber anch in den früheren Jahren gelang ihm eine gründliche Beseitigung alles ungesetzlichen Gottesdienstes nicht]. Denn die Höhen wurden nicht abgethan, sondern das Volk opferte und ran- cherte noch auf den Höhen kdoch lag die Schon) da- von eben so wenig an seinem guten Willem wie beiden früheren theotratisch gesinnten Königen Assa, Josaphat und Joas 1.Kön.15, 14; 22, 44; 2. K. 12, ZJH Z. Da er nun sals ein thatkräftiger Regent, der dem HErrn dienete, durch dessen Beistand und Segen] des Königrelchs mächtig ward [in der Herr- schaft sich befesiigt hatte 1. Kön. 2, 46], schlug er [iu gerechter Rachej feine Knechte, die seinen Vater, den König [Joas], geschlagen hatten [Kap.12, 20f., ohne darauf Rücksicht zu nehmen, daß er. durch jene ihre Verschwörung früher zur Regierung gekommen war; denn er wollte, wie David, mit Frevel und Schandthat unverworren sein 2. Sam. 4, 9 fs.]. s. Aber die Kinder der Todtschlciger swozu er leicht hätte verleitet werden können, wenn seine Rache eine kleischliche gewesen wäre] schlug er nicht; wie es denn geschrieben stehet im Gesetzbuch Mofe is. M· 24- 16], da der HErr geboten hat und ge- sagt: Die Väter sollen nicht un: der Kinder willen sterben, und die Kinder sollen nicht um der Väter willen sterben; sondern ein jeglicher soll um seiner Sünde willen sterben. 7. Er schlug anch [in dem Kriege, den er etwa im Jahr 826 v. Chr» im zwölften seiner Regierung, mit dem, unter Joram vom Reiche Juda abgefallenen und zu einem eigenen König- reich erstarkten Edom Kap. 8, 20 ff. anfing und bei dessen Beginn er, dem Befehl des HErrn ge- horsam, die aus dem Reiche Israel gedungenen Hilfstruppen wieder entließ, um mit Gottes Bei- stand allein die Zurückeroberung dieses Landes hinauszuführen 2, Chron. 25, 5 fs.] der Edomiter Joas’ Sieg über die Syrer A m azi a, König in Juda, schlägt die Edomiter u. unterliegt dem Joas. 621 im Salzihal [an der Südseite des todten Meeres L. Sam. 8, 131 zehn tausend [Mann, machte eben so viele Gefangene, welche er von der Spitze eines Felsens herabsiiirzen ließL und gewann die [Haupt-] Stadt Sela sgriechisch Petra genannt 4. Mof. 20, 17 Anm.] mit Streit [denn an eine eigentliche Belagerung war bei der eigenthümlichen Lage der Stadt nicht zu denken]; und hieß sie szum Dank dafür, daß der HErr ihm bei der Erstürmung der zu ihr führenden Engpässe so mächtig beige- sianden] Jaltheel szu deutsch: von Gott unterjocht, nach anderer Deutung: unter den Gehorsam Got- tes gebracht], bis auf diesen Tag. 8. Da strunken von Uebermuth wegen des so gewaltigen Stegs, obgleich nun nicht mehr das, was sein Name besagte: ,,Gottgestärkt,« nachdem er den Dienst Niilcoms des Greuels der Ammo- niter und Edomiter, gegen den Dienst Jehova’s, seines Gottes eingetauscht hatte 2, Ehren. 25, 14 ff.] sandte Amazia Boten zu Ioas, dem Sohn Ioahas, des Sohns Iehu, dem Könige Israel [Kap. 13, 10 ff., gegen den die, von den entlassenen israeli- tischen Miethstruppen im Lande Juda angerichte- ten Verwüstungen L. Chron. 25, 13 ihm einen geeigneten Vorwand, Streit anzufangen, darboten], und ließ ihm sagen: Komm her, laß uns mit- einander besehen [messen, wer der Stärkere sei; denn ohne Zweifel gedachte er, es werde ihm ein Kleines sein, das Reich Israel wieder an Juda zu bringen]. 9. Aber Ioas, der König Israel lseinerseits auch ein tapferer Kriegsheld, der wider die Syrer siegreich gewesen und feiner Kraft sich wohl bewußt war], sandte zu Amazia, dem Könige Juda, und ließ ihm [auf seine Herausforderung ein Gleichniß, ähnlich der Fabel, womit einst Jotham, der Sohn Gideon’s, die Sichemiten vor den Umtrieben Abi- melech’s gewarnt hatte Nicht. 9, 7 ff.] sagen: Dei! Dornstrauch, der im Libanon ist, sandte zur Ceder im Libanon, nnd ließ ihr sagen: Gieb deine Tochter meinem Sohn zum Weibe. Aber das Wild auf dem Felde im Libanon lief über den Dornstrauch und zertrat ihn. 10. Du hast [dies die Anwendung des Gleich- nisses auf den vorliegenden Fall] die Edomiter ge- schlagen, deß überhebet sieh dein Herz sdaß du nach etwas begehrst, was dir nicht zukommt]. Habe den Ruhm [laß dir an der Ehre genügen, die du in deinem Bereiche mit dem erlangten Siege davon- getragen], und bleibe daheim; warum ringest du nach Unglück, daß du fallest nnd Inda mit dir? Die Fabel ist nicht wörtlich so zu deuten, daß man unter dem Dornbusch geradezu den Amazim unter der Ceder den Joas, und unter dem wilden Thiere etwa die Krieger verstehen darf; sondern der der Ceder sieh gleicbstellende Dornbusch ist Bild eines hossährtigem seine Kraft überschätzenden Lllienschem und sein Begehren von der Ceder Bild eines über die Grenzen seines Standes hinausgehenden Verlangens; das Zertreten des Dorn« busches durch ein wildes Thier dagegen soll den plötzlii chen Sturz und Untergang oeranschaulicheiy welcher den Hochmiithigen unverhofft mitten unter seinen kühnen Plänen treffen kann. Dabei aber dürfte in dem Wort: «Gieb deine Tochter rneinem Sohne zum Weibe« aller- dings eine Bestätigung der Von Josephus gemachten Ntitiheilirtrg liegen, daß Amazia eine Wiederunteriverfung Jsraels im Sinne gehabt habe sJosephus bietet sogar die Briese der beiden Könige dar), indem Jsrael füglich als Joas Tochter, Juda als Amazia’s Sohn gedacht werden konnte. 11. Aber Amazia gehorchte nicht ldaß er durch die beherzigenswerthe Warnung von seinem Vor- haben sich hätte abbringen lassen, sondern rannte, durch Gottes Gericht zur Strafe für seinen Götzens dienst verblendet 2. Chron. 25, 20., muthwillens in sein Verderben] Da zog Joas, der König Israel, [mit seinem Kriegsheere] herauf [von Sa- maria]; und sie besahen sieh mit einander, er und Amazia, der König Juda, zu Beth-Semes seiner PriesterstadtL die— in [dem Stammgebietes Juda liegt [3 Meilen sitdwestlich von Jerusalem Jos. 15, 10; 21, 16]. 12. Aber Juda ward geschlagen vor Israel, daß ein jeglicher [aus der Zahl der Streiter Judas] floh in seine Hütte. 13, Und Ioas, der König Israel, griff Amazicn den König Juda, den Sohn Ioas, des Sohns Ahasja [und nahm ihn gefangen vom Schlachts felde mit hinweg, um ihn beim Einzuge in dessen Hauptstadt im Triumphe vor sich herzufiihren und so seinen vorigen Uebermuth auf Tiefste zu demü- thigen, wenn er auch den Thron ihm ließ]; und kam gen Jerusalem [um seinen Einzug dort zu halten und die Stadt zugleich an derjenigen Stelle, wo sie am leichtesten einzunehmen war, ihrer Be- festigungen zu berauben], und zerriß sfür diesen Zweck] die san der Mitternachtsseite des Zions- berges hinlaufendenj Mauern Jerusalems, von dem Thor Ephraim [in der Mitte der Mauern] an, bis an das Eckthor [s. den Carton zu Karte IlI: 1], vier hundert Ellen lang; - 14. Und nahm alles Gold nnd Silber nnd Geräth« das fanden ward im Hause des HErru und im Schaß des Königshauses kmit sich hinweg] dazu die Kindes: sdes Königs, den er wieder frei- gab] zu Pfande [dafiir, daß derselbe fortan Frie- den hieueL und zog wieder gen Samaria swoee jedoch nicht lange darnach, im J. 824 v. Chr., starb] 15. Was aber [um diese, schon oben Katz. 13, 12 f. gemachte Bemerkung im vorliegenden Abschnitt, der zwar zunächst« vom König Amazia handelt, zugleich aber nächst dem Abschnitte Kap. 13, 14——25 einen zweiten Nachtrag zu der Re- gierungsgeschichte des Joas enthält, noch einmal zu wiederholen] mehr von Ioas zn sagen ist, das er gethan hat, und seine Macht, wie er mit Amazia, 622 S. Könige 14, 16——27. dem Könige Juba, gestritten hat, siehe, das ist ge- schrieben n der Chroniia der Könige Israel. Its. Und Joas entschlies mit seinen Vätern, nnd ward begraben zu Samatta unter den Königen Israel. Und sein Sohn Jerobeam ward König an seine Statt. 17. Aniazia aber, der Sohn Joas, des Königs Juba [hiermit kommen wir auf unsre, in V. 14 abgebrochene Geschichtserzählung zurück], lebte nach dem Tode Joasz des Sohns Joahas, des Königs Israel, fnnfzehn Jahre kvon 824—810 »Ehe; denn obwohl der HCrr wegen seines Llbsalls ihn strafen und wegen seines Uebermiiths ihn züchtigen mußte, wollte er doch um Davids willen ihn nicht gar Verderben, darum nahm er in Joas seiiien Dränger hinweg und vergönnte ihm darnach noch eine längere Regierung, wenn er nur diese Gnadenzeit in rechter Weise hätte brauchen wollen]. 18. Was aber mehr von Aniazia zu sagen ist [infonderheit auch, in welcher Weise er nach jener Niederlage V. 12 ff. regiert hatJ, stehe, das ist geschrieben in der Chronita der Könige Jnda [1. Kön. 14, 19 Blum. 2]. Wenn in 2. Ehren. 25, 27 gesagt wird, daß von der Zeit an, da Amazia von dem HErrn abwich durch An- nahme der edomitischeii Götter (vgl. 2. Chron. 25, 14. 20), man einen Bund wider ihn gemacht habe zu Jerusalem, so kann damit nur die entfernten, nicht die unmittelhare Veranlassung zu dieser Verschivörung bezeichnet sein. Denn einerseits liegen zwischen beiden Thatsachen 15 bis 16 Jahr, und es ist nicht wohl denkbar, daß die Ver- schwörung sich solange im Stillen hingezogen habe, ehe sie zum offenen Ausbruch kam; andererseits aber würden, wenn man beide Ereignisse in unmittelbare Verbindung mit einander setzen wollte, gerade diejenigen zur Ver- schwörungspartci gemacht, rvelche am rechten Gottesdiensie festhielten und treu zur Sache des HErrn standen, was geradezu verkehrt wäre. Jene Worte des heil. Schrift- stellers sind daher offenbar so gemeint: Durch seinen Versuch, fremden Gottesdienft einzuführen, den Amazia zum ersten Mal damals machte, als er·dle Edomiter geschlagen, den er aber dann immer wieder erneuerte und von dem er bis gegen Ende seiner Regierung nicht ablassen wollte, verwirrte er Gottes fortgesetzte Stras- gerichte, so daß er nicht nur von der durch das Reich Jsrael erlittenen Niederlage sich niemals erholte, sondern auch die Frucht seines Sieges über die Edomiter ein- biißte, indem diese sich bald wieder freimachten und ver- heerende Streiszüge gegen Juda unternahmen; das viele Elend nun, von welcheni das Land unter seinem Re- giment heimgesucht wurde, steigerte die Unzusriedenheit tin Volk immer mehr, iind diese führte endlich eine Ver- schwörung herbei, die dem Könige im 54. Jahr seines Alters das Leben tostete. Aus den Verlust der Früchte seines Sieges über die Cdomiter deutet V. 22 ausdrücks lich hin; daß aber die Edomiter sich auch völlig wieder frei zu machen wußten und dem Reiche Juda viel Noth- und Elend bereiteten, ergiebt sich aus derWeissagungss rede des Propheten Obad a, dessen Schrift, die kleinste unter allen prophetischen s iichern des alten Testaments, wir dem Leser gerade hier zur Betrachtung empfehlen möchten; denn wenn Obadsa auch, wie die cnigen Aus« leger annehmen, denen wir sonst bei Bestimmung des Zeitalters des seinen persönlichen Verhältnissen nach und hinsichtlich der Zeit, in welcher er weissagte, so unbe- kannten Propheten uns anschließen, erst nach Joel und Ame, also erst unter dem folgenden König Usia ge- schrieben haben sollte, so hat er doch bei seiner Weis- saguiig ivider Edom politische Verhältnisse vor Augen, wie sie mehr unter Amazia, als unter Usia bestanden. Das Thema seiner ganzen Rede nämlich ist das Wort am Schlusse des Buches: »Das Königreich wird des HErrii sein«« Jetzt besteht in der Welt ein arges Miß- verhältniß zwischen dein Reiche Gottes und den feindli- cben Gewalten, vermöge dessen die Theotratie oft als die unterliegendc Macht erscheint; endlich aber wird sich die Herrschaft des HErrn durch Vernichtung der Feinde seines Volkeo und den vollendetsteii Sieg der Theokratie Bahn brechen zur wahren Ausgleichung solchen Verhält- nisses, da sie dann von aller Welt erkannt und aner- kannt werden wird. Diesen Grundgedanken führt der Prophet in eoncreter, lebendiger Weise an dem Verhält- nisse Jsraels zu Cdom durch, indem er in drei Wendnn- en zuerst die Gewißheit des Untergangs Edoms aus- sypricht (V. 1-—9), sodann die Ursache dieses Unterganges in der bitteren Feindschaft Edoms gegen das Volk Gottes entwickelt (V. 10——16), und schlteßlich im Ge ensatz dazu die Verklärung und den Sieg des Reiches ottes schil- dert (V. 17—21). Gerade an Edom aber ließ sich jeiie prophetische Wahrheit mit besonderem Naasdrnck durch· f· ren: hier war das ursprüiigliche Verhältnis- eines heidnischen Volkes zu dem Volke Gottes ein besonders inni es nach den Banden der Natur, dagegen aber auch die eindschaft eine ebenso uralte als unauslöschlichez hier lagen bereits die älteren Weissagun en des Bilearn vor (4. Mos. 24, 18), und gleich eitige ropheten cJoel B, 24z Amos l, II f.; 9, ll f.) sprechen, wenn auch in kürzerer, mehr gelegentltcher Rede, dasselbe über Edom aus. Ist. Und sie [die mit Amazicks Herrschaft UnzUfriedeneUJ machten einen Bund wider ihn zn Jerusalem, er aber kseines Lebens in der Haupt: stadt nicht mehr sicherJ floh gen Lachis [auf dem Wege von Jerusalem nach Gaza in der sudäischen Niederung gelegen Jos. 10, Z, von Rehabeam zu einer Festiing nmgebant 2. Chr. 11, I; Jerem. 34, 7]. Und sie sandten [etliche aus ihrer Mitte] hin ihm nach gen Lachis, nnd tödteten ihn daselbst. 20. Und sie brachten ihn knachdem sie so seiner sich entledigt und damit ihren eigentlichen Zweck, einem besseren Herrscher aus dem Hause Davids den Weg zu bahnen, erreicht hatten] ans Rossen [auf den mit Rossen bespannten königlichen Leichenwagem zurück nach der Hauptstadt], nnd er ward begraben zn Jerusalem bei seine Vater in der Stadt Davids [1. Kön. 2, 10 Anm.]. 21. Und das ganze Volk Jnda nahm Iden- jenigen von den töniglichen Prinzen, von dessen thatkräftigem Charakter und andern Fürstentugem den sie am meisten eine Abhilfe der Nothstände des Landes sich versprachen, nämlichj Asarja [oder Usia Knie. is, 1 Anm.] in seinem sechzehnten Jahr, nnd machten ihn zum Könige anstatt seines Vaters Aniaz1a. » 22. Ei« sdieser Asarsa oder Usia, rechtfertigte auch bald nachseinem Regierungsantritt die Er- wartungen, die man sich von ihm machte; denn er] hattete sbesestigtej Elath [die idumäische Hafen- stadt am nordöstlichen Ende des älanitischen Meer- bnsens 4 Mos. 20, 1 Amn.], nnd brachte sie Amazias Ermordung. Jerobeam II., Joas’ Sohn, König von Israel. 623 wieder zo Jnda [zu welchem Reiche sie früher ge- hört hatte l. Kön. I, Dis; 22, 49], nachdem der König ssein Vater Amazia, der in der zweiten Hälfte der Regierungszeit so unkräftig sich erwies] mit seinen Vatern entschlafen war. Jn die 52jährige Regiernngszeit dieses neuen Königs, des zehnten im Reiche Juba, von dem in Kap. l5, l—7 näher die Rede sein wird, und zwar in die Jahre von 810—783 v. Chr» fällt zunächst die Wirksamkeit des Propheten del, über dessen pcrsönliche Verhältnisse wir weiter keine » achrichten besitzen, als das; er ein Sohn Pethuels war und also von andern Männern dieses öfter vorkommenden Namens (l. Sam. 8, Z; I. Ehren. 4, 35· s, 4. 8. 12 u. s. w) wohl u unterscheiden ist. Der öhe· und Mittelpunkt seines irkens ist die Ver- kündigung der Wahrhaften, geistigen Erneuerun des Bundesvolks, womit er wohl in Gegensatzsi stellt u den übertriebenen Hoffnungen, die man von dem Wechsel in der Regierung bei der Thronbesteigung des Usia sich machte. Aber diese Erneuerung hat zu seiner Vorbereitung ein großes Gericht des HErm welches er über fein Volk ergehen läßt (Kap. l, 1—2, 17); sie be- steht in einem Gnadenakte der göttlichen Liebe, in der wunderbaren Mittheilung des göttlichen Geistes, den er in großer Kraft und reicher Fü e über alles Fleisch aus- gießen wird (Kap. Z, 18—3, 5), und sie vollendet sich in dem Gerichte über alle, diesem Geiste und der durch denselben erneuerten und Verklärten Gemeinde feindlich Widerstrebenden (Kap. 3, 6 -26). —- Mit einem Aus- spruche aus dem letzten Theil der Reden Joels (Kap. Z, 2l) eröffnet dann Amos, der Hirt aus Thekoa, der ebenfalls während der Zeit der gleichzeitigen Regierung des Usia von Juda und des Jerobeam II. von Israel wirkte, seine eigene Weissa ung (Kap. l, 2) und kommt auch sonst aus Worte » diesges seines Zeitgenossen zuriickz denn gerade in dieser Mannigfaltigkeit von Propheten, die mit verschiedenen Gaben und Kräften ausgestattet waren, aber nur Ein Streben kannten und nur Ein Ziel verfolgten, wollte der HErr in seiner herablassenden Liebe und in seiner alles sich dienstbar machenden treuen Fürsorge für sein entartetes und dem Gericht entgegen- reifendes Volk sich kundgeben Kraft göttlicher Berufung sKap. 7, l5) verläßt Amos seine Heimath, das Land Judex, und begiebt sich nach Betheh dein Hauptsitze des israelitischen Bilderdienstes, um dort in einer Zeit, da nicht nur das Reich Juda unter Usia’s glorreichem Regiment ans dem Gipfel seiner Macht stand, sondern auch das Zehnstämmereich nach Jerobeams II. Siegen über die Shrer, während von den Assyrern noch gar keine Ge- fahr drohete, in einem Zustand der Stärke und Sicher- « heit sich befand, daß der Gedanke an einen nahen Ver- fall oder Untergang jedermann gar fern lag, den sorglosen Sündern das Nahen des göttlichen Gerichts zu Verkündi- gen. Erscheint so seine Sendung als eine Erneuerung und Weiterführung jener älteren Mission des Mannes Gottes aus Juba, der wider den Altar zu Bethel unter Jero- beam I. weissagte (l Kön 13, l fs.), so nimmt er auch in Knie. 3, 14 ausdrücklich das Zeugnis; wider jenen Jjzecrd des religiösen und sittlichen Verderbens der zehn Stämme auf. Doch hat er’s keineswes mit Jsrael allein zu thun; vielmehr ruft er sein We e sowohl über die Sicheren aus Zion, als über die Sorglosen in Sa- maria (Kav. S, 1). Ein Erdbebcn unter Usia, dessen Zeitpunkt sich nicht näher angeben läßt, dessen Gedächt- niß aber noch in der Zeit nach dem Exil bei dem Volke lebendig war Nah. l, l; Sach. l4. 5s, steht mit seiner «; prophetischen Sendung in innerem Zusammenhange; es I war ein Vorbote des von ihm den beiden Reichen und i den umliegenden Völkern gedroheten Gerichts und eine T thatsächliche Erklärung von Seiten Gottes, daß er das Wort seines Knechtes wahr machen werde. stillt« v. 23 —29. dar» Jerobeam II» im: uqkysptgek des Joas auf dem israelitischen Königsthron, wird es zwar mit dem Kätberdienü eben so wenig anders, als Sehn, der Begründer dieser spannte, von der traditionellen Politik im Jehustämmereich sich loszumacheu gewillt ge— wesen; dennoas war er der heiser und Heiland, den des Hosen: Erbarmen dein voller in dieser kümmerlichen Zeit geschenkt hatte, und er half ihm wirklich non der Hand seiner Feinde nnd stellte die alten Grenzen des Reiches wieder her. Israel ward noch einmal eine glückliche Zeit beschieden, ob es nicht durch Gottes Güte sitt) wollte— znr Buße leiten lassen; ans die glämlictje Zeit aber folgte, da das volle in seinem Abfall dehnt-etc, unmittelbar daraus die Vorbereitung der göttlichen Strafgerichte bis zu völli- ger Verwesung. 23. Im fünfzehnten Jahr Amazia, des Sohns Zeus, des Königs Jnda svon dem im vorigen Abschnitt die Rede war], ward Jerobeam, der Sohn Zeus, König über Israel zu Samaria ein nnd vierzig Jahr svon 824—783 v. Chr] 24. Und that sgleichwie die drei früheren Könige der Dhnastie, der er angehörte Kuh. 10, 29; 13, 2. 11], das dem HErrn übel gefiel, nnd ließ nicht von allen Sünden Ierobeam’s, des Sohns Nebat, der Israel simdigen machte. 25. Er aber [sonst ein thatkräftiger und tüch- tiger Regent, gleichwie Jerobeam 1.: l. Kön. 1l, 281 brachte wieder herzu sführte zurück oder stellte wieder her] die Grenze Israel [wie sie unter Sa- lomo gewesen l. Kön. 8, 65 und gleich anfangs dem Volke Gottes bestimmt war 4. Mos. 34, 8], von Hetnath [genauer: von gegen Hemath, dem Gebiet der Stadt Epiphania im Norden] an bis an’s Meer, das im blaehen Felde liegt so. i. bis zu dem, in der Araba oder dem Ghor gele- genen todten Meere 5. Mos. 4, 49., und zwar dieses mit eingeschlossen, also bis an die Südgrenze Moabs Amos s, 14]- nach dem Wort des Blüten, des Gottes Israel, das er geredet hatte durch seinen Knecht Jena, den Sohn Amithah den Pro- pheten, der von Gath-Hepher sin Stamme Seba- lon Jos. l9, l3] war Denselben, der nach Ninioe gesendet ward, dort Buße zu predigen Jon. I, 1]. W. sEs war also nicht sowohl Jerobeam? II. Kriegstüchtigkeit und menschliche Begabung, was seinem Volke nun wieder eine bessere Zeit ver- schaffte, als vielmehr Gottes Rathschluß und Er- barmen.] Denn det HEtt sdessen Angesicht Joahas in der großen Bedrängniß des Reichs zu seiner Zeit gebeten hatte Kap. 13, 4 f.] sahe an den elenden Jammer Israel sder so groß wars, daß auch die Verschlossenen und Berlasfenen dahin waren [5. Mos 32, 36], und kein Helfer war in Israel [er also seines Volkes sich annehmen müsse, wenn dasselbe nicht jetzt schon völlig untergehen sollte]. 27. Und [das, daß Israel jetzt schon unter- gehen und dem Gericht der Verwerfung anheim- 624 2. Könige 14, 28. 29. l5, l-—4. fallen solle, war ja keineswegs sein Rathschlußd der HErr hatte nicht geredet, daß er wollte den Namen Israel austilgen unter dem Himmel sbis zu diesem Beschluß schenkte er vielmehr für jetzt noch eine GnadenfristL nnd half ihnen [darum] I durch Jerobeatiy den Sohn Joas koekeieeke abekauch s gerade unter diesem Könige, weil die Zeit der Gnaden- heimsuchung nicht erkannt wurde, die nachherige Ver« werfung vor und ließ durch mehrere gleichzeitige Pro- pheten siesverkündigenf Die Erweckung und erste Thätigkeit des Propheten Tom, da er dem König Jerobeam ll. den glücklichen Lrfolg seiner« Waffen im Kampf gegen die Syrer zur Wiederherstellung der alten Grenzen des Reichs weissagte, fällt sicherlich in die erste Zeit der Regierung dieses Kö- nigs, da letzterer nur fortsetzte und vollendete, was schon sein Vater Joas begonnen (Kap. l3, 25). Seine Nits- sion nach Ninive jedoch gehört erst derjenigen Zeit an, wo Gott der HErr in Folge der Unbußfertigkeit Jsraels den Rathschluß der Verwerfung faßte, und zur Aus- fübrun dieses Rathfchlusses sich Assyrien zum Werkzeug erkor; siäheres über diese Zeit wird sich aber erst ergeben, wenn wir in den Beinrrt zu Kuh. l5, 20 die Geschichte Assyriens uns vergegenwärtigt haben (Kap. 23, 37 Anm.). Gleichwie allen den großen Weltmächtem die ihre Aufgabe an Jsrael zu lösen hatten, Gott der HCrr aus beson- dere Weise sich bezeugt hat, damit es offenbar werde, daß sie in ihrem Siege über sein Volk nichts anderes als s eine Werkzeuge seien; so bedurfte Asfhrien gerade fest, wo es auf den Gipfel seiner Macht gelangen sollte, eines Predigers der Gerechtigkeid durch dessen Wort es erweckt würde, sich zuvor ganz unter Gottes gewaltige Hand zu demüthigen, ehe es darnach zum Werkzeug des Strafgerichts für das unbußfertige Israel gebraucht würde, damit es hernach nicht im Uebermuth seines Be- rufs sich überhebe und Frevel an des HErrn Volk übe. Dieser Prediger der Gerechtigkeit nun wird ihm in Jona ugefendet, dessen ganze Geschichte dann zu einer That- fache von tief symbolischer und typische-c Bedeutung sich gestaltet. — Jonas mit seinem fleischlichsparticularistifchen Sinne ist ein Abbild seines Volks, das wie erset- nem Beruf, den Heiden zu predigen, sich entzog, wie er dazu genöthigt wurde nnd wie er erst spät in Demuth sich zum HErrn bekehrt. Er ist aber auch ein Vorbild des Erlösers, der die Idee, welcher Jonas, freilich nur mit Widerstreben, diente, aufs Vollkommenste ver« wirklichte, nämlich die Idee, daß die Predigt der Buße und des Glaubens und das daran stch kniipfende Heil von den unbußfertigen Jsraeliten zu den bnßfertigen Heiden gebracht werden solle. Wie die Predigt des Jonas an die Heiden vorbereitet wurde durch sein dreitägiges Ver- weilen im Bauche des Wallsisches so wurde die Predigt des Evangeliums unter den Heiden möglich gemacht durch des Erlösers dreitägiges Verweilen im Bauche der Erde, d. i. durch seinen Tod und seine Auferstehung, die beiden Angelpunlte des Erlösnngswerks Die bußfertigen Niniviten aber sind JsraePs Gegenbildz sie werden am jüngsten Gericht austreten gegen alle diejenigen, welche die Predigt dessen, der mehr ist als Jonas, verachtet haben. (Knrtz.) Der Propbet, welcher sich weigert, den Heiden zu predigen, repräsentirt das Volk Jsrael, das Schiff die alttestamentliche Kirche. Als Jsrael seinen Beruf verschläft, wird es hinansgeworfen in die Wogen- brandung der Nationen und vom großen Fisch verschluns gen. Dieser Fisch ist kein anderer als das Volk von Nintve, dessen Gründe: dem Namen nach Un) im«Sy- rischen und Chaldäifchem der Fisch bedeutet. Da stimmt der biblische Jonas seinen Sehwanengesang an, und an I den Trauerweiden Babhlons hängt er seine Harfe auf. , Aber nach drei Regierungszeiten sollte des Volkes Ge- s fangenfchast enden; Israel wird nach drei Generationen aus der Gefangenschaft erlöst und wieder dem Lande zurückgegebeiu von wo es ausgegangen. Inzwischen hat er zwar wider Willen den Heiden gepredigt und in Ni- nive, der Stadt von 3 Tagereifen Länge, seine Stitnme ; vernehmbar emacht; aber die Eifersucht, daß auch die «s Völker der elt kraft der Buße gerettet werden sollen, verläßt die engherzige Nation noch immer nicht. Jsrael grollt fort und fort über die Goim (Heiden), unter welche es zum andern Mal in alle Welt zerstreut wird, indeß der Baum seiner Hoffnungen vom Wurme zernagt ist und dcr Kürbis ihm zur Pilgerflasche aus seiner neuen Wanderschaft dienen mag. (Sepp.) 28. Was aber mehr von Jeroheam zu sagen ist, und alles, was er gethan hat, und seine Macht, wie er [gegen die Syrerj geftritten hat, und wie er Damaskus nnd Hemath wiedergebracht an Juda in Israel [das, was von den syrischen Reichen Hemath und Damaskus ehedem zu Juda gehörte, wiedergebracht an Jsrael], siehe, das ist geschrie- ben in der Chrontta der Könige Israel [1. Kdn 14, 19 Anm. 2]. 29. Und Jerobeaut eutschlief mit seinen Vaters» mit demttouigen Israel. Und sein Sohn Sacharja ward Koutg an seine Statt. Nach Kap. l5, 8 kam dieser Sacharja erst im 38. Jahr des Asaria oder Usia auf den Thron, d. i. im Jahr 772 v. Chr; da nun nach V. 23 Ierobeam ll. nur bis 783 v. Chr. regiert hat, so ergiebt fich eine Zwischen- zeit von 1l Jahren, die wir nach verschiedenen Andeu- tnngen in den Weissagungen des Propheten Hosea in der uebersichtssTabelle zu I. Kön. 12, 24 als »Anarchie« bezeichnet haben. Dieser Hosea, ein Sohn Beheri, der die erste Stelle unter den kleinen Propheten einnimmt, trat in der letzten Zeit der Regierung Jerobeam’s II. auf nnd muß 65 Jahre lang sein Prophetenamt verwal- tet haben, da er nach Kap. 1,1 auch noch in den ersten Jahren des Königs Hiskia von Juda thätig war. Ob- wohl dem Zehnstämmereich angehörig, bezeichnet er in jener Ueberschrift seines Buches die Zeit, in der er wirkte, dennoch nach den damaligen Königen des Davtdischen Hauses; denn nur letzteres galt ihm kraft der göttlichen Einsetzung und Verheißung als das legitime, von den Herrschern des Reiches Israel aber hebt er nur Jeros beam ll. hervor, den letzten König, durch welchen der HErr Jsrael noch half, so daß die übrigen Könige als laut redende Zeugen der göttlichen Sirafgerichte, die, wie Coecejus sich ausdrückt, iticht sowohl für Könige als für Räuber zu halten sind, für ihn kaum noch in Beiracht kommen. »Es muß eine traurige Zeit gewesen sein, die mit Jerobeam’s Tode eintrat: Kein Herrscher galt im Lande, kein Gesetz ward geachtet, kein Recht der Thronfolge mehr anerkannt; und als endlich nach l2jähs rtger Verwirrung des letzten Königs Sohn Sacharja doch durchdrang und den Thron besteigen konnte, da ge- schah es nur, um alsbald wieder Thron und Leben zu verlieren (Kap. l5, 8 ff.).« Der Prophet Hosea war dazu bestimmt, das Verderben, welches das nur schein- hare Glück unter Jerobeam in sich barg, zu verkünden und im schneidendsten Gegensatz zu der übermüthigen csiegentvart aufzutretem Aber auch für das Reich Juda, welches die Regierung Usia’s noch einmal zu hohem Flor erhob, war gerade die jetzige Periode ein Zeitpunkt von der höchften Bedeutung; sie war für beide Reiche eine Z Zeit mitten innen zwischen Blüthe und Fall. Kurz zu- Herstellting der alten Grenzen Jsraeis durch Jerobeam il. Asarja, König in Juba. 625 vor noch Macht und Glanz: und bald darnach das eine von den beiden Reichen völlig vernichtet, und das andere bis an den Rand des Verderbens gebracht. Um dieser Wichtigkeit des Zeitraums willen sallen auch so viele Propheten in ihm zusammen; und nicht nur das, sondern wie wir bereits zu l. Kön. 19, 21 bemerkten, beginnt auch mit Hosen, Joel, "Amos, Obadfa, Jona, Micha und des letzteren Zeitgenossen Jesaia (Kap. 15, 7 u. 36 Anm.) das prophetlsche Schriftthum im engeren Sinne oder die Abfassung von eigentlichen Weisfaiglrzin s- büchern. ,,Auch die älteren Propheten hatten eiFm gungen ausgefprochen, die in den prophetifchen Geschichts- büchern aufgezeichnet wurden; doch ist der Blick der früheren Propheten mehr der Gegenwart als der Zukunft des göttlichen Reiches zugewendet, ihr Wort in Ermah- nung, Drohung und Verheißung stets auf einen unmittel- baren praktischen Zweck gerichtet· Jetzt aber, da die Völkerbewegung im Anzug begriffen ist, durch die Jsrael in den Konflikt der heidnischen Welt hineingezogen und für seine Abtrünnigkeit gerichtet werden soll, da es mehr und mehr stch «herausstellt, daß nicht das Jsrael der Gegenwart zur Verwirklichung des göttlichen Heilzweckes berufen ist, daß vielmehr die gegenwärtige Form der Theokratie zertrümmert werden muß und erst durch sichi tende Gerichte aus dem Volk die Heilsgemeiude der Zukunft, der das Reich beschieden ist, erstehen wird: jetzt gewinnt das prophetische Wort eine weit über die Gegen- wart hinausgreifende Bedeutung. Von den Zeitgenossen meist verkannt und verhöhnt, soll es in feiner geschicht- lichen Erfülliing kommenden Geschlechtern den lebendigen Gott in seiner Macht, Gerechtigkeit, Treue legitimiren und soll bis dahin den Frommen als Leuchte dienen, mit deren Hilfe sie im Dunkel der Zeiten sich über die göttlichen Reichswege zu orientiren vermögen. Zu diesem Behuf aber mußte das prophetische Wort treu überliefert werden, was nur durch fchriftliche Fixirnng desselben ge- schehen konnte. (Oehler.) Das 15. Kapitel. Regierung eilfioher Könige in Iuda und Israel. X· V. 1—7. Gleichwie das Reich Israel unter seinem 13. König Serobeam Il. eine Zeit äußerer Herrlichkeit erlangt von einer Höhe und Länge, wie nie zuvor, um dann einem desto tieferen Verfall, ja dem völligen Unter— gnug entgrgenzugehen (Kap. 14, 23 sf.); so erhebt flch auch das bietet) Juda unter dem, im 15. diegiernngsjahr Jerobeauks aus dcn Thron geliommrnen zehnten Herrscher Afarja oder, wie er anderwärts genannt wird, llsia von feiner schweren Niederlage, die es unter Jlmazia er- litten, zu großer »macht und Wohlhandz denn Jlsarja thut, wag dem ijGrrn wohlgefälln und so lange er den isErrn suchte, läßks ihm Gott gelingen. Jlber unser Bericht « hält sich bei diesem äußeren Flor nicht lange auf, er— zählt überhaupt so gut wie nichts von Un» glorreiihen Werken; er eilt fort zu der Plage, die zur Strafe für seinen dlebermnth in der späteren Zeit seiner Herrschaft ihn trifft, indem er aussäizig und regiernngsunfähig wird. Denn darin spiegelt sah, wie der äußere Glanz seines Reiches nicht weniger den Todesiieim des derderbens in sich trug, als der des Reiihes Jsrael, nur daß in Iuda auf ilfia nochmals ein guter Herrscher folgt nnd die Zeit der Hläthe länger aufrecht hält, als die des schwimme— iieiches war. vgl. L. Thron. As, 3—23. 1. Jm sieben nnd zwanzigsten krieg: Jm fünf- zehnten? Jahr Jerobeam, des Königs Jsrael [Kap« 14, 23 ff.], ward König Asarfa soder Usia"], der Sohn Amazia, des Königs Juba; DächselM Bibelwerl Z. Und war [wie schon in Kap. 14, 21 vor·- läusig bemerkt] sechzehn Jahr alt, da er König ward, und regierete zwei und fünfzig Jahr fvon 810—758 v. Chr.] zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Jechalja von Jerusalem [1. Kön. 22, 42 Anm.]. «) Die Angabe des Grundtextes beruht offenbar aus einem Schreibfehler sD statt 1D), da ja nach Kap.14,17 Amazia den israelitifchen König Joas um 15 Jahr überlebt hat, also schon im 15. Jahr Jerobeam’s lI. getödtet worden ist. — «) Ja» den Büchern der Chro- nika saußer I. Ehren. 3, 12), sowie bei dcn Propheten Amos, Hosea und Jesaia, wird er beständig Usta genannt. Man hat gemeint, diesen Namen hätte er bei seiner Thronbefteigutig angenommen, während er als königlicher Prinz Afarja geheißen, gleichwic Joahas, der Sohn Joram, des f nften Königs von Juba, hernachmals Ahasja hieß (2. Chron. 21, 17; 22, l; 2. Kön. 8, 24 ff.). Beide Namen, von denen der erste bedeutet: »dem der HErr Hilfe ist«, der andere: ,,dessen Stärke der HErr ist«, werden jedoch auch bei andern Personen (fo bei einem Nachkommen Kahaih’s l. Chron. 7, 24 und 36, und ähnlich bei einem Nachkommen Hamans I. Chron. 26, 4 u. 18 Ufiel und Asareel) abwechselnd gebraucht; daher wohl nur die fast gleiche Bedeutung der Grund der doppelten Namensbezeichnung ist und diese schwerlich zu der Thronbesteigung oder sonst einer wichtigen That- sache in der Regierungsgcschichte des Königs in Bezie- hung steht. 3. Und [Afarja] that, das dem HErru wohl gefiel, aller Dinge, wie sein Vater Amazia findem auch er, nach einem anfänglich guten und theo- kratifchen Regimentc später dem HErrn untreu wurde und durch den glücklichen Erfolg, womit seine Unternehmungen gekrönt wurden, sich zum Uebermuth verleiten ließjz 4. Ohne, daß sie die Höhen nicht abthatenz denn das Volk opferte nnd rancherte noch auf den Hohen [1. Kön. 15, 14]. «) Nach 2. Chron 26, 5 suchte Usia Gott, so lange Sacharja lebte, ein von dem elften unter den kleinen Propheten wohl zu unterfcheidenden in die Geheimnisse des HErrn eingeweiheter Prophet, in dem wir vielleicht den Großvater oder Urgroßvater des Königs Hiskia von mütterlicher Seite (2. Kön. 18, 2; L. Chron. 29, 1) wieder-zuerkennen haben. So lange er nun den HErrn suchte, ließ ihm Gott auch seine Unternehmungen gelin- gen; nicht nur, wie schon in Kap. 14, 22 gesagt, brachte er Edom gleich anfangs wieder unter seine Gewalt und befesiigie Elath von Neuem, sondern er war auch liicks lich in seinen Kämpfen wider die Ammonitey Phifistey Araber und andere Völkerfchastem versah Jerusalem mit neuen Mauern und Bollwerkem baueie Schlösser und Wachtthürme in der Wüste, sorgte für ein tücbtiges Kriegsheer und errichtete in der Hauptstadt große Wurf- Maschinen, um daraus Pfeile und Steine auf belagerude Heere abschießen zu können. Dazu pflegte er die Werke des Friedens in Ackers und Weinbau und Viehzucht; daher das unter Amazia aufs Aeußerste erschöpfte Land unter seiner Regierung wieder emporblühte und roßen Wohlstandes sich erfreute, welches äußerliche Glück freilich nach den Schilderungen der damals lebenden Propheten auch zu einer Quelle des Verderbens wurde, indem das Volk in irdischen, fleifchlichen Sinn und in Ueber- muth versank. Ja, Usta versiel selbst dem Uebermuthe und versuchte die hohepriefterliche Würde mit der könig- lichen zu verbinden; zur Strafe dafür schlug ihn der er. T. l. Z. 40 626 HErr. wie wir im folgenden Verse hören, mit dem Aus- satz. Gleichwie über Jerobeam ll., so ist auch über Asarja oder Usia der Bericht iii den Büchern von den Konigen über Erwarten kurz und beschränkt sich auf eine allge- meine Charakterisirung seiner Regierung; es thut daher noth, daß der Leser ein genaueres Bild derselben aus den ausführlicberen Mittheilungen des Chronistem sowie aus deu prophetischen Schriften sich verschasfe. Aus letzteren ergiebt sich- daß der Wohlstand des Volkes zum Luxus ausartete und der noch in Geltung befindliche Jehovadienst zum Hcuchelwerk erstarrete; dies aber ist ohne Zweifel der Grund, warum der Verfasser des Königsbuchs so schnell über all den äußeren Glanz der Regierung Usia’s hinweggegangen ist. d. Der HErr plagte sschlugj aber deu König [als er, das Amt eines Priesters sich anmaßend, in den Tempel ging, um auf dem Altar zu räuchern 2.Chr. 26], daß er aussclfzig war bis an seinen Tod, nnd lvohuete [während dieser letzten Jahre feiner Regierung] in einem sondeten Hause [außerhalb der eigentlichen Stadt, wie es für Aussätzige im Gesetz oorgeschrieben war Z. Mos. 13, 4t3]. Jothain aber, des Königs Sohn [und nachnialiger Thron- folger V. 32 ss.], regierete das· Hans [stand an- statt feines Vaters dem königlichen Hause vor], und richtete das Voll im Lande. s. Was aber mehr von Asarja zu sagen ist, inid alles, was er gethan hat sdabei denn auch das Erdbeben erwähnt wird, das unter seiner Regierung als ein Anzeichen bevorstehender Ge- richte Gottes sieh ereignete Amos 1, 1; Sach. 14, 5], siehe, das ist geschrieben in der Chronika der Kö- nige Iuda [1. Korn 14, 19 Am. 2]. 7. Und Asarja entfchlief mit seinen Vätern; und uiaii begrub ihn bei seine Vater m der Stadt Davids [aber, weil am Aussatz gestorben, nicht in der königlichen Erbgruft I. Kön. 2, 10 Anm., sondern, um diese nicht zu verunreinigem in bloßer Erde neben derselben L. Chron. 26, 23]. Und sein Sohn Jolhatn lnachdem er bisher schon das Amt eines Reichsverwesers bekleidet hatte] tvatd König an seine Statt. Jm Todessahr des Usta (758 v. Chr.) ward Jesqiq (eigentlich: Jesehajahm d. i. Heil Jehova’s), Sohn eines ewissen Amoz, den die Tradition fiir einen Bruder des Ziönigs Amazia (Kap. 14,1 ff.) erklärt, zum Propheten- amt berufen (Jes. 6, 1 ff.). Ebenso unverbürgt wie diese Sage, daß er ein Sprößling des Davidifchen Königs- hauses gewesen sei, ist die andere, die ihn zum Erzieher des jungen Prinzen Hiskia macht und ihn unter dessen Regierung das Amt eines Reiehsannalisten (2. Chron. 26, 22; 32, 32) bekleiden läßt. Zwar machen sein Wesen und seine Erscheinung einen durchaus königlichen Ein« druck, so daß er mit vollem Recht der König der Pro- pheten genannt wird; er redet mit Königen als ein Kö- nig, tritt mit Masestät den Großen seines Volks entgegen und erweist sich in allen La en und Stimmungen als Herrn des Stoffs und als eister der Rede. Aber die- ser königliche Charakter wurzelt wo anders, als im könig- lichen Geblüt, und nur foviel läßt sieh mit Sicherheit von ihm sagen, daß er ein gebotener Jerusalemer war. Jn die Mitte der l500jährigen Dauer des Gesetzes- bundes, zwischen Mose und Christus hineingestellh wirkt D. Könige 15, 5-—18. ·F Jesaia bei dem so wichtigen Wendepunkt in der Geschichte - des Volkes Gottes, wo dies, in den Kampf der östlichen h Weltmachd Assyrieiy mit der westlichen, Egyptem um IF den Besitz der Weltherrschaft hineingezogery seiner Zer- trümmeruiig entgegenging. Da hatte die Weissagiing » die doppelte Aufgabe, einerseits iii dem bevorstehenden H: scheinbaren Sieg der heldnischen Götter eine Offenbarung ji der Strafgerechtigkeit Jehovad gegen sein Volk nachzu- weisen, andrerseits das gewisse Wiederaufbliiheii der Theo- »: kratie aus den Trümmern der zerstörten Reiche zum Trost J der Gläubiger: anzukiindigeiu Diesen: doppelten Zweck ; gemäß tritt bei Jesaia iioch mehr als bei andern Pro- f« pheten die Abwechselung hervor, daß er unter den besten ; Regicrnngeii die ernstesten Drohungen, in der Zeit des ; allerschlechtesteii Königs, des Ahas, dagegen die tröstlichsten z Verheißungen ausspricht. Jenseit des 15. Jahres des ! Hiskia (7l2 v. Chr.) hat der Propbet, wie es scheint, I nicht mehr in die öffentlichen Angelegenheiten eingegriffenz er lebte aber nach einer glaubwürdigen Ueberlieferung noch bis zu Anfang der Regierung Manasses (698 bis 643 v. Chr.), wo er soll als Opfer des wieder zur Herr— schaft gekonimenen Heidenthums gefallcn sein. Die Er« zählung im Taliniid über die Art seines Endes klingt allerdin s fabelhaft Als Manasse die Worte der stra- fenden Zlseissaguiigsrede des Jesaia vernommen, so heißt es nämlich in einer Beisehrift zu Kuh. 21, l6, ward er voll Jngrimms gegen ihn; seine Häscher liefen dem Pro- pheten nach, ihn zu ergreifen, und er floh vor ihnen. Da that stch ein Johannisbrotbaum auf, ihn zu bergen; es kamen aber Zimmerleute und zersägten den Baum, daraus denn Jesaiä Blut herausfloß. Da indessen Zer- sägung eine den Jsraeliten nicht unbekannte Graiisam- keit war (2. Sam. 12, 31; l. Chr-on. 21, Z) und in Hebt. 1l, 37 auch von solchen Blutzeuqen die Rede ist, die ,,zersägt««(l?uther: zerhackt) worden seien, so ist wohl kein Zweifel, daß Manasse wirklich den Jesaia zersiigen ließ. Er muß darnach ein Alter von mindestens 85 Jah- ren erreicht haben, und noch jetzt zeigt man südlich von den SiloasTeichen (2. Sam. 17, 17 u. l. Kön. 7, 26 Anm.) einen Maulbeerbaum an der Stelle, wo die Blut- that soll geschehen sein. Kein Propbet wird übrigens so oft im neuen Testament angeführt und benutzt. Lies also seine Weissagungen mit dem Gebet jenes frommen Abtes Aelredus von Rieoal (-s- 1166 n. Chr.): Der du dem heil. Jesaia es eingegeben zu schreiben, gieb, ich bitte dich, es mir ein zu verstehen, was er geschrieben hat, nachdem du schon mir eingegeben zu glauben; denn wenn wir nicht zuvor den Glauben haben, werden wir nicht das Verständniß finden. Hut— v. 8—-l2. Was dir tjErr nicht blos dem Jehu oorhergesagn sondern aus) hernarhmals unter Ierobeam ll. durrh den Propheten ijosea Man. l, 4) bestätigt hatte, da; erfüllt fiel) an Saehnrja, der 11 Jahre nun) des Vaters Tod: deu-selben in dir Herrschaft über das Reich Israel folgt; denn nach 6 Monaten schon wird er von Sallum öffentlich vor aller Augen erschlagen. Mit ihm erfüllt fiel) aber nun) das andere Wort in demselben pro— ulirtifchrii Knospen-h, daß nun dem Königreich des haufe- Israel ein Ende gemacht werden soll; denn feine stach· folget sind ,,nicht sowohl Könige, als Räuber und Ty- rannen, nuiuiirdig des hohen namens; von Königin, inelche die durch Schäiidliitileeit erlangte und diiriii Eehandthat behauptete Herrschaft auf eben fo frhinwflichr weis: wie— der verlieren« 8. Im ncht und» dreißigsten Jahr Asarjcn des Königs Juda [d. i. ini J. 772 o. Chr» nachdem , feit dem Tode des vorigen Herrschers ein Zeitraum i von 11 Jahren in Anarihie oder herrenlosen Zu- Asarja’s Aussatz. Sacharich Sallum und Menahem, Könige in Jsrael. 627 ständen verflossen], ward König Sacharja, der Sohn Jerobeamd [Kap. 14, 23—29]- über Jsrael zu Samaria saber nicht länger als für die Dauer von] sechs Monden; 9. Und that, das den: HErrn übel gefiel, wie seine Väter [Jehu, Joahas, Joas und Jerobeam ll.] gethan hatten. Er ließ nicht ab von den Sunden Jerobeams fdes I.], des Sohns Rebah der Jsrael simdigeu machte [1. Kön. 12, 30 Anm.]. 10. Und Sallttm [d. i. der Vergoltene = dem vergolten wird Jerem. 22, 11], der Sohn seines gewissen] Indes, machte [als Sacharja nur erst ein halbes Jahr regiert hatte] einen Bund wider ihn, und schlug ihn sganz nngescheutj vor dem Volk, und tödtete ihn salso öffentlich, während frühere Verschwörungen doch wenigstens in einem engeren Kreise von Vertrauten zum Ausbruch gekommen waren l. Kön. 15, 27; 16, 9], und ward König an seine Statt. 11. Was aber mehr von Sacharja zu sagen ist swiewohl das bei seiner nur kurzen Regierung nichts weiter sein kann als eine nähere Ausführung des in der Hauptsache hier schon Angegebenenh siehe, das ist geschrieben in der Chronita der Könige Jsrael [1. Kost. 14, 19 Anm. 2]. 12. Und das ist’s [in solchem frühzeitigen und gewaltsamen Ende, das gerade dieser vierte Nachkomme Jehu’s finden mußte, ersüllte stch das Worts, das der HErt [vordem, s. Kap. 10, so, zu] Zehn geredet hatte: Dir sollen Kinder in’s vierte Glied sehen auf dem Stuhl Jsrael; und ist sdemnach alles genau] also geschehen fso daß Jesus Dynastie weder früher noch später endete, während es doch so leicht ganz anders hätte kommen können, wenn nicht eben Gottes Rathschluß ein früheres Ende verhin- dert und ein späteres unmöglich gemacht hätte]. VXVI to. 13—l6. Uur einen Monat lang traun Sallum auf dem Throne sich behaupten; da zieht sein xlieldoberster itlenaheun der in Thirza mit dem Heere lagert, non dau- nen wider ihn herauf und schlägt ihn zn Samaria, um darnach erst den im Werke befindlichen Feldzug wider Thapsaleug zur Ausführung zu dringen. Er nimmt die Stadt ein und verfährt tn grausamer Weise wider die Einwohner, indem er allen skhwangeren Frauen den Xetb aufschneiden " läßt. 13. Sallum aber, der Sohn Indes, ward König im neun nnd dreißigsten Jahr Asarja, des Königs Juda 1771 o. Chr.], nnd regierete snicht länger als] einen Monat zu Samaria. 14. Denn [der Heeresoberste Sacharja’s] Me- nahem, der Sohn Gadi, zog fals er von dem Thronwechsel V. 10 gehört, mit einem Theil sei- ner Truppen] herauf von Thitza [der ehemaligen Residenz der israelitischen Könige l. Kön. 12, 25., in welcher er eben mit der gesammten Heeresmacht lagerte, um gegen die von Jsrael abgefallene Stadt Tiphsa oder Thapsakus am westlichen Ufer des Euphrat 2. Sam. 8, 6 Anm. in’s Feld zu rücken] gen Samarta [auf daß er den Thron für sich selbst gewinne], nnd fchlng Sallnny den Sohn Indes, zu Sommer, nnd tödtete ihn, und ward König an seine Statt. 15. Was aber mehr von Sallurn zu sagen ist, und [insbesondere von] seinem Bund, den er swider Sacharjaj anrichtete, siehe, das ist geschrie- ben in der Chronita der Könige Jsrael [vgl. V. 11]. 16. Dazutnal [nachdem er die Königswürde an sich gebracht] schlug Menahem sfetzt wieder zu dem unterbrochenen Feldzug V. 14 zurückkehrend] Tiphsah und alle die drinnen waren, und ihre Grenze [die Stadt mit allen ihren Einwohnern und ihrem ganzen Gebiet] von Thlrza [seinem vormaligen Stationsorte aus, woselbst er den Haupttheil des Heeres zurückgelassen hatte]- darum, daß sie ihn nicht wollten einlassen; nnd schlug alle ihre Schwangerem und zerriß sie fix: grausame- Rache für den hartnäcki en Widerstand, den die wohl- befestigte Stadt ihm leitete, schnitt er bei der endlichen Einnahme den Schwangeren den Leib aus Kap. 8, 12; Hof. 14, I; Amos I, 13]. Als Jerobeam ll. die Grenze des Reichd im Nord- osten wieder herstellte, wie sle unter Salomo gewesen war tjKap. 14, 25), war auch Thapsakus das vermuth- lich in der« Nähe des heutigen Rukka bei der Furt ei Hummeln zu suchen ist, wieder an Jsrael gekommen (1. Kön. 4, 24); während der Anarchie nach Jerobeamd Tode aber (Kap. 14, 29 Anm.) war die Stadt abge- fallen, bis dann Sacharia zur Regierung kam und nun seinem Hecresobersten Menahem -auftrug, sie für ihren Absall zu züchtigen nnd unter seine Gewalt zurückzu- bringen. Auf dem Zuge dahin, als er in This· a das Heer zusammengezogen, hdrt Menahem von Sa arsa’s Ermordung durch Sallum, stürzt diesen mit einer eeress abtheilung von dem angemaßten Thron, macht si selbst zum König und führt nun erst das angefangenen Unter- nehmen zu Ende. Dies erste Werk seiner Regierung wird hier ebenso noch bei der Geschichte Salluttks er- zählt, wie oben in Katz. 14, 22 die Besesti ung Elatlys durch Asarja oder Usia noch bei der Gechichte seines Vaters Amazia berichtet worden ist. III« to. 17—22. Uorh hat Menabem in seiner, durch Uiiniggmord und Gewaltthat erlangten Herrschaft sich nicht befestigt, als somit, der König nou Ziff-seien, ia’g kand einfällt, nnd die Gegenpartei des ersteren wohl an diesem eine Stütze zu finden hofft, sich seiner zu entledigen. Aber Neu-them in lelug genug, durch einen Tribut von mehr: als IV, Millionen Thaler, zu dem er gegen phnl sich verpflichtet nnd den er durch eine bedeutende Jluflage seinem loollie abspricht, den assyrisehen König für sich zu gewinnen und damit nirht nur dessen Abzug zu ern-sieben, sondern auch dergestalt auf dem Throne sirh zu befestigen, daß nach einer Regierung von 10 Jahren sein Sohn ihn: folgen kann, wenn auch nicht ohne alten Widerfprnax 17.» Im neun und dreißigsten Jahr Asarja, des Konigs Juda» [d. i. im J. 771 o. C ., s. V. 13], ward Konig Menahem, der Sohn Gebt, nber Jsrael zehn Jahr [die 760 o. Chr] zu Satnariaz » 18. Und that, das dem HErrn nbel gefiel. Er ließ sein Lebenlang nicht von den Sunden 40"« 628 2. Könige l5, 19. 20. Jerobeany des Sohns Nebat, der Jsrael sündigeu machte [1. Kön. 12, 30 Anm.] 19. Und es kam Phnh der König von Assh- rien, in’s Land svielleicht durch Menahems Feld- zug gegen Thapsakus V. 16 dazu veranlaszt]. Und Menahem [weil die Gegenpartei, die ihm den Thron streitig zu machen suchte, dies benutzte, um ihn zu beseitigen] gab dem Pbul tausend Cent- ner [Talente 2. Mos 30, 13 Anm.] Silbers s= 2,618,000 Thlr.], daß ers mit ihm hielte, . » « : sie fur eine Tochter der Derkelto gehalten wurde, nennt und bekrciftigte ihm das Königreich. 20. Und Menahem setzte ein Geld flegte eine Steuer] in Jstael auf die Reichsten [auf alle ver- mögenden Leute], fünfzig Sekel Silber [d. i. je ein Pfund oder eine Mine = 4373 Thlr.] auf einen jeglichen Mann, das er dem Könige von Affhrien gabe. Also zog der König von Asfhrien snachdem er den Menahem im Königreich beträf- tigt hatte] wieder heim, nnd blieb nicht im Lande [«Hof. 5, is; 7, II; 8, 9]. Die Assyrer, dem Stamme der Semiten angehö- rend, hatten ursprünglich ihre Sitze in Sinear (Meso- potamien oder Babylonienx waren aber vor der einbre- chenden Macht des Nimrod an den oberen Tigris und Euphrat gewichen und hatten dort, wahrscheinlich mit noch anderen Völkerstämmen vermifcht, neue Sitze ge- gründet, die im W. und NW. an Mesopotamiem im O. an Medien und im SO. an Susiana grenzten, also das heutige Kurdistan umfaßten (1. Mos 10, 11 f. 22). Ob- leich Gebirgsland von einem Zweig des Taurus, dem gagrus durchzogem gestattete das Land wegen seiner vielen, zum Stromgebiet des Tigris gehörenden Flüsse dennoch in seinen mannigfaltigen Thalebenen theilwcis einen sehr ergiebigen Getreidebauz an den Hügeln und Vorbergen des Gebirgslandes gedieh ein köstlieher Wein, die niedrigen Alpenthäler waren von Granat-, Feigeny Oliven- und Nußbäumen beschattet, die Bergabhänge der mittleren Gebirgsgegend mit schönen Eicheln, Pla- tanen- und Fichtenwäldern bekleidet, und aus den kräf- tigen Alpenweiden der höheren Gebirgsregionen weidete man Rinden Pferde, Schafe und Ziegen. Auch trieben die Assyrer bedeutende Bienenzucht (Kap.18,32). Weil sie denn dort mit noch andern Völterschaften untermischt wohnten, so enthielt auch ihre Religion und Sprache gemischte Bestandtheilez sie hatten unter ihren Göttern einen Gott der Finsternis» entsprechend dem medoversischen Arihmam und einen auf babhlonischieghptischcn Ursprung deutendcn Adramelech oder Feuerkönig, während ihre Planetengottheit Anahid (2) dasselbe ist, was bei· den Vabyloniern die Mhlita (Derkåto) und bei den Phö- niziern die Astarte Durch Eroberungen erwuchs Asshrien im Lauf der· Zeit zu einem großen Reiche, als dessen Gründer Ninus und Semiramis angeführt werden. Ninus, der für einen Sohn des Sonnengottes Bel alt, besiegte nach den Mittheilungen der alten Geschichtsi fchreiber den König der Babhlonieiz darnach die Arme- nier und Wieder, und uuterwarf sich in einem siebeniähs rigen Kriege auch die Völker Kleinasiens. Als er dar- nach auch wider Baktrien, das jetzige Balkh mit einem Theil der Buchareb kämpfte und eine wohl befestigte Burg zu Baktra seinen Sicgeslauf zu hemmen drohte, gelang es ihm mit Hilfe der listigen und kühnen Se- miramis, der Frau eines vornehmen Asshrers, in den Besttz der Burg zu gelangen; zum Dank dafür erhob er sie zu seiner Gemahlin, ihr früherer Gemahl Menon aber gab sich aus Verzweiflung darüber den Tod. Nach dem Tode des Ninus, der von der auf seinen Kriegs- zügen gemachten Beute die Stadt Ninive am östlichen Ufer des Tigris, dem heutigen Mosul gegenüber, zur Residenz sich erbaute, übernahm Semiramis für ihren noch unmündigen Sohn Ninhas die Regierung, verschö- nerte Babylon, Ekbatana und andere Städte, traf viele gute Einrichtungen im Lande durch Anlegung von Kunftstraßem Kanäleru Dämmen u. s. w. und setzte auch die Eroberungen fort; ihr letzter Krie szug gegen Indien aber niißglüekte, und bald darauf fand sie ihren Tod. Der Sage nach wurde sie zu den Göttern entrückt; weil man ihr Geschlecht die Derketaderk Die mit Ninhas beginnende Despotenherrfchaft zählt 30 aufeinander fol- gende Könige, meist weichliche, in der Unthätigkeit des Palastlebens vegetirende Fürsten, von denen der letzte, Tonoskonkoleros, mit dem Beinamen Sardana- pal I., einem Aufstande erlag. Uebcrdriissig nämlich eines so weichlichen Gebieters und angeregt durch den babylonischen Priester Belefhs, brachte der medische Statt- halter Arbaces die Meder und Babylonier zu einer Em- pörrmgz dreimal von dem sich ermannenden Sardanapal zurückgeschlagem wollte er bereits die Unternehmung auf- geben, ließ aber von Belesys sich zu einem nochmaligen Versuch bereden, und dieser gelang. Die Stadt Ninive wurde eingenommen; Sardanapal verbrannte sich mit seinen Weibern und Schäsen auf einem Scheiterhaufem um der Schmaus) der Ge angenschaft zu entgehen, und das altasshrische Reich hatte, wie man gewöhnlich an« nimmt, im J. 888 v. Chr. ein Ende, nachdem es den An- gaben des Herodot zufolge 520 Jahr bestanden· Die welt- lichen Geschiehtsschreiber schließen damit Asshriens Ge- fchichte und eröffnen mit Arbaees, dem Besieger des Sardanapal, eine neue, die medische Dynastih welche bis auf Asthages, den Großvater des Cyrus, sortgeführt wird. Um nun die biblischen Nachrichten damit in Ein- klan zu bringen, hat man ein zweites, das neuassys ris e Reich angenommen, für dessen Stifter man den in unserem Texte erwähnten Phul (um 770 v. Chr.) ansieht. Zu seinem Nachfolger hatte er den Thiglathsspilesfer (Kap. 16, 7 fs.); auf diesen folgte Salmanassar, der das Reich Israel zerstörte (Kap. 17, 3 ff.), das Reich Juda sich zinsbar machte (Kap.18, 7), Medien und Persien unter seiner Herrschast hatte (Kap. 18, 11) und nach Josephus bedeutende Fortschritte in Shrien machte. Ob der in Jes. 20, 1 genannte Sargon ein und die- selbe Person mit ihm oder fein Feldherr ist, der sich nach seinem Tode zum König machte und nach mehrjährigem Kampfe mit dem rechtmäßigen Thronerben iu der Herr- schaft befeftigte, ist eine noch nicht entschiedene Streitfrage unter den Gelehrten; in letzterem Falle wäre Salmanassar bei der dreiiährigcn Belagerung Samaricks gestorben und Sargon wäre es eigentlich, der das·Volk der zehn Stämme in die asfyrifihe Gefangenschaft geführt hat. Darnach wird Sanherib erwähnt (Kap. 18, 13 ff.), ein Zeitgenosse des eghptischen Königs Sethos (in der Bibel Thirhaka genannt); er erschien zur Zeit des Königs Hiskia bot Jerusalem, gab aber in Folge eines plötzli- chen Sterbens in seinen! Lager die Belagerung aus und zog sich mit dem Reste seines ungeheueren Heeres un- verrichteter Sache in sein Land zurück, wo er später von feinen ältesten Söhnen ermordet wurde (Kap. 19, 36). Auf den Thron gelangte jetzt sein jiingerer Sohn Assar· haddon, der in die entoölkerten Ortschaften des vor- maligen Zehnftämmereichs Colonisien aus Persien und Vabylonieii verpflanzte (Kap.17, 243 Csra 4, 2); er war es auch, der durch seine Feldherren den König Ma- nasse gefangen von Jerusalem nach Babel brachte, wo- selbst dieser sich bekehrte und später in sein Reich zuriicks Menahem wird dem Könige von Assyrien tributpflichtig kehren durfte (2. Chron. II, 11 ff.). Von hier an ent- hält die heilige Schrift keine Andeutungen weiter über die Geschiehte des assyrischen Reichs; wohl aber ergeben Auszüge aus der Geschichte Babylons von Berofus, einem Priester des Belus in Babyloniem der um 268 v. Chr. schrieb und die Annalen seines BelussTempels benutzte, noch einige weitere Nachrichten. Auf Sanherib, der, wenn man Sargon etwa in die Zeit von 722 bis 716 v. Chr. versetzt, seit letztgenanntem Jahre regierte, und Assarhaddon, dessen Zeit ungefähr« bis 668 reicht ff folgte zuerst Samughes mit 21 Jahren, und dann dessen H Drei Jahre dauerte die Belagerung, und schon mehr- l. has stätltegehiet cles alten Nlltlllsti mit riet! ltuinenhägela (0). Ickronsnnnn O «, Z) «, Bruder Kiniladan mit gleichfalls 21 Jahren, so daß wir mit ihnen bis auf das Jahr 626 v. Chr. herab- kämen. Schon unter diesen beiden Regenten ging das asfyrische Reich immer entschiedener seinem Untergange entgegen, bis es dann unter dem Nachfolger mit dein- selben wirklich ein Ende nahm. Für gewöhnlich wird er als Sardanapal lI· bezeichnet, führt Iedoch daneben auch den Namen Saracus oder Sarak.- « Hatte bereits im J. 633 v. Chr. Phraortes von Mcdien einen·Feld- ug egen Ninive unternommen, doch fruchtlos, indem ini adan ihn besiegte und tödtete (Kp. 22,2Anm.), so nahm H i t 629 sein Sohn Kyaxarcs die Sache wieder auf; anfangs zwar mußte er sein Unternehmen wieder aufgeben, weil die Scythen ihren ersten großen Einfall machten, her« nachrnals aber verband er sich mit dem Unterkönig N a- bopolassar von Babvlonien zum förn1lichen Sturz des assyrischen Reichs Dies geschah etwa um das J. 610 v. Chr· Aber trotz der Versnnkenheit der Assyrer in Ueppigkeit und Laster war doch noch viel von der alten Kraft in ihnen, und eine Stadt von solcher Größe wie Mnive konnte so leicht nicht genommen werden. mals waren die An- griffe der Verbündeten zuriickgefchlagen wor- den; da veranstaltete W) «---» . · szzsnhzg Sardanapal feinen M» f» Soldaten ein Fest, «) diese Gelegenheit be- nutzte der Feind und drängte die Assyrer in die inneren Festungen der Stadt zurück. Als nun hernachmals der Tigris, von langan- dauernden Regengüs- sen angeschwellh über seine Ufer trat und einen großen Theil der Festungswälle einriß, drangen Meder und Babhlonier mit leich- ter Mühe in Ninive ein, zerstörten sie für immer und theilten den Raub und das Erbe des assyrischen Reichs unter einander (Nah. Z, 2ff.; Zeph 2,13f.). Davon weiter zuKau 2 29 Nachdem schon im Jahre 1820 die Rut- nenhü el der Stadt die Au merksamkeit des englischen Reisenden Nich in Vagdad wäh- rend seines Aufent- tlzicctllts in Mifisulkt auf gezogen, e etm I. 1842 der franzö- sische Consul Botta im Auftrag seiner Re- D Alte Wållik » gierung ausgedehntere «» Cimalss Nachgrabungen an, ---- -- Unter-irdische can. zuerst it! dem Hügel ins-H Ast» Damm« Von Kojundschuk, dann aber mit weit rößerem Erfolge in horsabadz hier stieß er auf die obere Ecke eines Zimmers, bald eröffnete stch eine zusammenhängende Reihe von Sälen eines alten Königspalastes, welcher denn in den Jahren 1851—54 vollständig sammt den Ringmauern und Tho- ren ausgegraben wurde. Jm J. 1845 begab sich hier- auf der Engllinder Layard an Ort und Stelle und be· gann seine Untersuchungen des Ruinenhligels von Nimrud, welche zwar eine kurze Zeit durch den Widerstand der ttirkischen Regierung unterbrochen, dann aber mit deren Hilfe auch aus den Hügel von Nebbi Janus ausgedehnt wurden; eint-große Zahl der von Botta und feinem F Neue Ortschaften« 630 2, Könige 15, 21———34. Nachfolger Plaee aufgefundenen Bildwerke sind im Mu- seum des Louore zu Paris auf estellt, in dem Kryftall- palast zu Shdenham erhebt si eine åltachbildung eines asshritslchen Palastes Durch alle diese Untersuchungen bat ch denn herausgestelly daß der Name Ninive zweierlei Bedeutung hat. Zunächst bedeutet er eine ein- zelne Stadt (Nr.1l. auf dem vorstehenden Plane); dem- nächst bezeichnet das Wort aber auch einen Complex von vier großen uralten Städten, zu denen auch das eigentliche Ninive gehört, und von vielen kleineren Wohnortem Castellen u. s. w. (Nr. L) Dies Ninive im weiteren Sinne ist auf drei Seiten durch Flüsse (nordwesilich den Klio-r, westlich denTigricD östlich und südlich den Ghazr su und den großen oder oberen Zab), auf der vierten aber durch Berge, welche aus dem Felsplateau aufsteigen, ve- grenzi und war ringsum durch Dämme, Kanäle, Wälle und Castelle künstlich befestigt. Es bildete ein Trapez wngleichseitiges Viereck), dessen spitze Winkel nach Nor- den und nach Süden liegen und dessen lange Seiten vom Ti ris und den Bergen gebildet werden. Jene vier grogen Städte aber, die dieses Trapez umfaßt, sind: I) das eigentliche Ninive in der nordwestlichen Ecke am Tigris, die Ruinen von K0jundschak, Nebbi Janus und Ninus. (Nr. lI.) umfassend; Z) die spätere Haupt- stadt Nimrod, von einigen für das biblische Calah (1. Mos 10, U) gehalten, an der südwestlichen Ecke zwischen dem Tigris und Zabz Z) eine bis jetzt noch namenlose und am wenigsten untersuchte Stadt, in deren Umfang das jetzige Dorf selamiyeh liegt, nördlich von Njmrud; it) die jeyt Khorsabad genannte Stätte, eine Burg und Tempeltrliinmer in sich fcbließend, am Khosr-Flusse. giernach wird es begreisiich, daß die Stadt 2 Millionen inwohner haben und der Prophet Jonas (Kap.3, 3f.; 4,11) drei Tage lang darin umherwandeln konnte; diese Angabe entspricht genau der des Diodorus von Sieilien, der den Umfang der Stadt auf 480 Sta- dien oder 12 deutsche Meilen angiebt (l Tagereise = 4 Meilen). Was nun die Ruinen dieser größten Stadt der alten Welt, so weit sie bis setzt erforfcht worden sind, betrifft, so sind die oorzüglichsten darunter: 1) die von Nimrud Es ist dies eine künstliche Terrasse von Menschenhand, auf der früher einmal mindestens neun Gebäude standen und von welcher Treppen hinab nach dem Tigris führen. In der nordweftlichen Ecke der Ter- rasse stand ein hoher Thurm, nebenan sind zwei kleine Tempel mit Götterbildernz an der Nordwestfeite selber aber befindet sich der sog. Nordwestpalast mit der Hauptfront gegen Norden, der älteste von den bis jetzt entdeckten assprtschen Palästen. Der nächste Palast, an den man gegen Süden kommt, ist der Südwesipalast mit einem großen prachtoollen Saale von 220 Fuß Länge und 100 Fuß Breite und einem Eingange am nördli- chen Ende, der von zwei colossalen geflügelten Stieren bewacht wird. Der darauf folgende S üdostp alast steht Ä I Von Nebbi-Junus; dort durftenaber bis setzt keine ! Nachgrabungen angestellt werden, weil jener Hügel den Muhamedanern für das Grab des Propheten Jonas gilt» das sie nicht wollen entweihen lassen. Die Ju- chriften, »welche die Wände aller dieser Paläste be- decken, sind in der sog. Keilschrift geschrieben; sie ist aus den Hieroglyphen eines altsriralifchen Volkes entstanden, bis zur Zeit Antiochus des Großen in den astatischen Ländern in Gebrauch gewesen und besteht aus Zusam- menstellungen von Keilen und Winkelhakem wodurch sie gar sehr für Monumente fiel) eignet (»Q= Ase-tun) Wir müssen abwarten, bis die immer weiter fort- schreitende Entzisferiing dieser Jnschriften wird voll- ständig gelungen sein» und eine zusammenhängeude und zuverlaßige Geschichte der assyrischekk Könige sich 1 ergeben hat. 21. Was aber mehr von Menahem zu sagen . ist, nnd alles, was er gethan hat, siehe, das ist « geschrieben in der Chronika der Könige Juda [1. « Kön. 14, 19 Anm. 2]. 22. lind Menahem entschlief mit seinen Vätern sder einzige von den 6 letzten Königen des Zehn- stämmereichs der eines natürlichen Todes gestorben :st], und Pekah1a, sein Sohn, ward König« an seine Statt [doch, wie aus einer Vergleichung von V. 17 ; mit V. 23 hervorzugehen scheint, erst einige Mo- s nate nach des Vaters Tode, indem anfangs der Thron ihm streitig gemacht wurde]. stillt. v. Zwei. Perahjsrs nkgikkuug is: m de: tiefen Jrrrutliinxk die tm Reich: Israel herrscht, nur von liurzrr Dauer. itorh hat er nicht volle zwei Jahre das Konigreiclj inne gehabt, da erhebt sich sein Ritter dleliahz Jiufahrer des aus Gtleaditrrn beflehendrn Theils der lioniglictjrn selbst-arise, wider ihn und schlägt ihn mit Hilfe» der unter seinem Eommaudo stehenden 50 Mann in der lioniglikhen rjosbnrg; und mit dem König zugleich fallen seine beiden vertheidiger sKrgob und Arm· 23». Jm simzigsten Jahr Asarja [oder Usla], des Königs Juba so. i. 760 v. Chr.J, ward König Petahja, der Sohn Menahem’s, über Israel zu Sainaria zwei Jahr sbis 759]; htnsiehtltch der Größe wie des Baumaterials weit hinter : den beiden vorigen Gebäuden zurück und enthält nur kleinere Zimmer. Jn der Mitte der Terrasse sind dann Centralvalaft genannt hat; doch wurde derselbe von andern assvrischen Königen theils umgebaut, theils das Material zu neuen Bauten verwendet. so daß man nicht einmal mehr den allgemeinen Plan zu erkennen« vermag. Eine Abbildung der Paläste von Nimrud sindet sich in s Strauß: Länder und Stätten der heiligen Schrist S. 332. —- 2) Ein Gebäude aus späterer Zeit, wohl von Ganzen, dem Vater des Sanherib, herrührenn ward von dem oben erwähnten französischen Consul Botta zu Khorsabad aufgefunden. Z) Der Palast von Ko« jundschiik hat den Sanherib selbst zu seinem Erbauer. 4) Außerdem befinden sich noch Paläste in dem Hügel se 24. lind that, das dem» HErrn übel gefiel, denn er ließ nicht von der Sande Jerobeam’s, des . Sohns Nebat’s, der Israel sdurch Einführung des Kälberdienstess sirndigen machte. 25. Und es machte Pekah, der Sohn Rernalja, seines Ritters [richtlger: sein Ritter oder Ad- «1 noch Spuren eines andern Palastes, den man den Es s jutant 2, Sam. 23, 18 Anm.], einen Bund wider ihn, nnd schlug ihn zu Samaria im Palast des « Königs-Hauses [in der Citadelle—der königlichen [ Hofburg 1»Keii.16. 18J, mit Akgpv und Aus« «« [die ebenfalls des Königs Adjutanteu waren und i ihn gegen den Verschwörer vertheidigen wollten, s dabei aber ihr Leben einbüßten], und fünfzig Mquu .s waren] mit ihm kdem Pekahj von den Kindern z Gilettd, und tödtete ihn smit Hilfe dieser unter seinem Befehl stehenden Schaar der königlichen sj Leibwaches nnd ward König an feine Statt. 26. Was aber mehr von Peiaha zu sagen ist, nnd alles, was er gethan hat, ehe, das ist geschrieben in der Chronita der Könige Israel [1. Kön 14, 19 Anm. 2]. der Sohn itentaljm öber Israel. In den letzten Jahren feiner Herrschaft verbindet er sen) mit dem früher seinem dtollte so feindlinzeu Syriea nnd führt in Gemeinschaft mit Rezin von vamaslins fnjon unter Jotham von Lsnda Strelfziige wider das füdlime Rein) ans, bis er dann unter Jlhas es mit sammt feinem Bundesgenossen geradezu auf die veruinttnng des Davidischen nöaigshaufes abge- sehen hat und gegen Jerusalem vorränit (b1.37; nah. Its, 5 ff·). Jlhas aber ruft gegen beide Widersacher den afsyrifchen König Tiglalhihlilefsr nur dem syrifcheu drein» ein Ende macht (Kap.t6, biet sammt dem Ofijordaulaude erobert nnd die Einwoh- ner uan) Jlssyrien irregeführt. dies der Anfang der allhtifmen Gefangenschaft. N. Jm zwei nnd fimfzigsteu Jahr Jtlsarja des Königs Juda [759 v. Chr.], ward König Peiah, der Sohn Remalja, itber Israel zu Samaria zwan- zig Jahr sbis 739]; 28. Und that, das dem HErrn übel gefiel; denn er ließ nicht von der Sünde Jerobeam’s, des Sohns Nebat, der Jsrael sündtgen machte. 29. Zu den Zeiten Pekah, des Königs Israel [nach Jes. 8, 4 zu schließen wohl in seinem letzten Regierungsjahreh kam Tiglath-Pilesser, der König zu Assyrien [oon Ahas, dem Könige Juda, zu ; Hilfe gerufen Kap. 16, 5 ff.], und nahm [die Hauptfestungen des Reiches Jsrael] Hion [oder Jjon, Pf, Stunden siidwestlich von Hasbeya l. Kost. 15, 20],Ahe1-Vkkh-Mqi5cha [2. Sam. 20, 14], Janoha [wohl in der Nähe der vorher genannten Ort- schaften, aber uoch nicht aufgefunden — nicht zu verwechseln mit dem in Jos. l6, 6 f. erwähnten Ja- noha], Kcdes [nordwestlich vom See Merom Jos. 12, 22], Hazar sin derselben Gegend 2. Sam. 13- 23 AUUL 1J- Gilead [das ganze Ostjordam land Kuh. 14- 25], Galiläa [das Land Galil, den nördlichen Theil der späteren Landsehaft Galiläa l. Ksn. J, 11 Anm.] nnd das ganze Land Raph- thalt, und fühtete sie [die Einwohner dieses erober- ten Gebiete] weg in Asshrien kund zum: iu die näm- lichen Gegenden nördlieh von Ninive und an der Süd« wesiseite des easpischen Meeres, nach welchen unter Sal- manassar auch die zweite Wegfiihrung geschah Kap. 17, S; 1. Chron. 6, 26]. So sehr König Ahas von Juda und die ihm Gleich- gesinnten über diese Wegfiihrung sich freuen mochten, weil seine tmtheokratische Politik (Kap. Its, 7 ·) nun vollständig gelungen schien, nachdem TiglathiPile er nicht nur Sdtten entvölkert, sondern auch den andern Feind, das nördliche Reich, zu Grunde gerichtet hatte; so groß war dagegen das Leid der wahren Gemeinde über diese Verwüstung des Weinberges des HErrm Psalm 80 ist ein Ausdruck ihres Schmerzes und zugleich ein merk- s würdiges Zeugniß für den katholischen Geist, welcher r zu Hilfe, welnier Inicht I f.) T sondern nun) von dem Reime Israel das nördliche Oe: 7 i i «« Pekahja und gYzekazhfszKönige in Israel. Erste Wegführung in die assyrische Gefangenschaft. 631 die Gemeinde Gottes von jeher durchdrungen hat, ein Beleg für des Apostels Wort: so ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit. 30. Und Hosen, der Sohn Ein, machte einen . Bund wider Pekah, den Sohn Renralja, nnd schlug Ums« V« OF« Zwanzig Sah» Wgwrtscht Pekah ; ihn todt, nnd ward König an seine Statt, im zwan- zigsten Jahr Jothany des Sohns sAsarxa oder] Usla. Diese Bestimmung fällt in zwiefache: Hinsicht auf; denn zunächst hat Jotham nach V. 33 nur 16 Jahre regiert, ferner aber wird in Kuh. 17, l gesagt, daß Hosen erst im 12. Jahr des Ahas König geworden sei. Erstens nun erklärt fiel) daraus, daß eine Bestimmung nach den E Regiernngsjahren des Ahas nicht anging, weil erst noch von Jotham zu erzählen war (V. 32), mit dessen Re- gierungsantritt die Geschichte der Könige Judas oben abgebrochen wurde (V. 7); statt: ,,im vierten Jahr Ahas« wird daher gesagt: ,,im zwanzigsten Jahr Jothamsy denn dieser Mann ist dem Leser bereits bekannt. Aber obwohl in diesem Jahr (Ende 739 v. Chr) osea den Pelah umbrachte, so gelangte er doch ntchi ofort in den un- bestrittenen Besitz des Throns, sondern es folgte in dieser Zeit der inneren Zerriittung und Auflösung des Reichs erst eine abermalige Anarchie, gleichwie die nach dem Tode Jerobeam’s Il. (Kap. 14, 29 Anm.), und zwar von sil- Jahren. Dies die gewöhtiliche Annahme, um die zweite von den vorhin dargelegtenSchwierigkeiten zu heben. II. Was aber mehr von Pekah zu sagen ist, und» alles, was er gethan hat,«siehe, das ist ge- schrieben en der Chromia der Könige Jsraei [Kap. 14, 19 Anm. 2]. Xls v. 32-—-38. Als Jotham nun) Jibleben feines vater- difla zur felbstsiändigen Regierung kommt, folgt er diesen) auf dem guten Wege, den derselbe anfänglich eingeschla- gen, ohne in dessen nachherigen Irruteg zu gerathen, nnd das Rein) Juba, wenn man die Regierung des vorigen nnd des nunmehrigea Königs zn einem Ganzen zusammen- faßt, erlebt eine Zeit hoher Mann nnd Blüthe —- der hörhsien seit Josaphat nnd der längsten seit der Reime- spaitnng, aber nun) der letzten vor seinem Untergange; denn es beginnt bereits gegen Ende der Regierung-Zeit Soll-aufs dasjenige Ereigniß hu) vorzubereiten, das nur der llrüfnng willen, die für Juda nnd das Hans David?- an Dasselbe sitt) knüpfte, von folgenfnjwerer Entscheidung fur defsen ganze fernere Jnlrnuft geworden, der Einfall der beiden verbündcten Könige, Rezin von Shrieu und zgözltah von Israel, in das Rein) Juba. Vgl. L. Thron. , -- 32. Im andern Jahr Pekah, des Sohns Re- rnalja, des Königs Jsraei [V. 27 ff» d. i. im J. 758 v. Chr.], ward König »[in Jnda] Jothany der Sohn llsia [f.)1sar)a], des Königs Jnda knachdem er schon bei Lebzeiten des Vaters eine Zeitlang die Re- gentschaft geführt und an dessen Schicksal ein beständiges Exempel zur Warnung, wohin Gottvergessenheit und Uebermnth führe, vor Augen gesehen V. 5]. 33. »Und fee] war fünf nnd zwanzig Jahr alt, da er Konig ward, nnd regierete sechzehn Jahr kbis zum»J. 742 v. Chr.] zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Herrin, eine Tochter Zadoi svielleicht E des in l. Chron. 7, 12 angeführten Hohepriesters : dieses Namenss sit. Und that, das dem HErrn wohl gefiel, aller Dinge- wie sein Vater Usia gethan hatte; 632 35. Ohne, daß sie die Höhen nicht abthaten [wie das auch unter der Regierung seines Vaters der Fall war V. 4]; denn das Volk opferte und raueherte noch aus den Höhen fund fuhr damit fort sich zu verderben L. Chron 27, 2]. Ek lrichtete aber seinerseits noch entschiedener, als Usia es ge- than, seine Wege vor dem HErrn, seinem Gott, hütete sich vor dessen Sünde, da dieser an dem HErrn sich vergriffen und widerrechtlicher Weise das Heiligthum betreten hatte zu räuchern, unter- warf die Ammoniter und machte ste zinspflichtig und] baueie [abgesehen von mehreren Städten aus dem Gebirge Juda und von den Burgen und Thürmem die er zur Besestigung des Landes in den Wäldern anlegte, sowie von der Mauer des Ophel oder der südlichen Abdachung des Tempel- berges 2, Chron. 27, 3 ff.] das hohe san der Nord- seiie des inneren Vorhofs befindliche] Thvk am Haufe des HErrn [s. den Buchsiaben G auf dem Grundriß zu l, Kön. 6, 36., indem er es größer und schöner wiederherstellth als es vorher gewesen warst. Its. Was aber mehr von Jothani zu sagen ist, und alles, was er gethan hat» siehe, das ist ge- schrieben in der Chronika der Konlge Juda [1. Kön 14, 19 Anm.]. Aus 1· Chron. 6, 17., wo auf eine durch Jothain vorgenommene Zählung des jenseit des Jordan seßhasten Stammes Gad Beziehung genommen wird, während 50—60 Jahre früher eine gleiche Zählung durch Jero- beam II. von Israel veranstaltet worden war, die dort nur darum später erwähnt wird, weil bei der Namhasts machung beider Könige dem Jotham als Könige Juda’s der Vorrang gebührte, er iebt sich, daß in demselben Maße, als das nördliche eich von seiner, unter Jero- beatn l1. erreichten Höhe nach dessen Regierungszeit herabsanh sich wieder die judäische Herrschaft riber das Ostsordanland ausdehnte, das nach dem Tode Salomos sich ebenfalls der Herrschaft des Davidischen Hauses entzogen und unter den inneren Unruhen und äußeren Kriegern welche das nördliche Reich schwächtem gar sehr zu leiden hatte. Weiter ist aus der Regierungszeit Jothams zu be- merken, daß in das erste Drittel derselben die Erbauung der Stadt Rom (im J. 754 nach Varro, nach Andern 753 v. Chr. G.) fällt, was nicht ohne Bedeutung ist. »Die Zeit vom Sündensalle bis zur SUndfiuth war von Gott dazu verordnet, dem Menschen zu zeigen, was er an der Sünde hat, bis zu welcher Tiefe seine Ver- derbtheit hinabreiche und welche Frucht ihm der Abfall trage. Jst nun so dem Menschen während des ersten Zeitraums der Weltgeschickste (von 4005—2349 v. Chr.) die Nothwendigkeit einer Abhilfe recht eindringlich zum Bewußtsein» gebracht, so bereitet der HErr das Mensihem gesehleeht zur willigen Ausnahme des allein wahrhaftigen Heils dadurch vor, daß er durch lange und» schinerzliche Erfahrungen den Menschen klar werden laßt, wie sie selber aus ei enen Mitteln die so hochnöthige Hilfe stth nicht verscha en können. Der ganze große Zeitraum zwischen der Sündsluth uiid Christus stellt das Schaus spiel dar des Durehsuchens aller Gebiete, des Versuchens aller möglichen Wege nach allen möglichen Richtungen. Nach den 3 Hauptgebieten »menschli·cheii· Wesens und Lebens: Leib, Seele und Geist, zerfällt xener Zeitraum 2. Könige 15, 35—37. (von 2349—1 v. Chr) in drei große Perioden. Die erste, von der Sitndsluth bis zur babuloiiischen Spreichs Verwirrung (2349—2218 v. Chr.): des Menschen Sinn ist während derselben in die Masse versenkt, auf die Materie, das roh Sinnliche gerichtet; durch Mittel, aus diesem Gebiete hergenommen, suchen sie sich zu helfen, sieh Heilung zu verschasfen Zweite Periode, von der babylonischen Sprachverwirrung bis auf die Welt-Mo- narchien, genauer» bis zum Auskommen der zweiten as- syrischen Monarchie (s. V. 20 Anm.): das Princip (der leitcnde Grundsatz) der Bewegung ist jetzt hinübergetreten in die Seele, in das niedere, mehr vegetative Gebiet des eistigen Lebens; Hilfe nnd Heil wird von da an in Folthen Mitteln gesucht, wie dieses Gebiet sie darbieten So geschieht es, daß, wie Einheit, die Einheit der Masse, vordem die Zeit beherrscht hatte, so von jetzt an Beson- derung waltet: die Zeit der Partieularisinem der ver- schiedenen Nationaliiätem der besonderen naiionellen und lokalcn Culte (Gottesverehrungen), der in’s Loiale und Positioe sOertliche und Gegebene) hineinbildenden Mythos logte und Symbolik (Götterlehre und Zeiehenspraehe). Doch anch in Absicht auf dieses Gebiet mußte das nienschs liche Bewußtsein gewahr werden, daß hier der Fund des Scha es, nach dem in nicht zu verwindendem Hunger und urst das Herz, um seine Armuth auszusitllem Verlangen trägt, sich ebenfalls nicht machen lasse. Also- bald sand es in demselben auch weiter keine Be riedigung mehr, es ing darüber hinaus und wendete sich somit dem seiner atur nach allgemeinen Geisie zu. Von nun an entschiedenes Streben nach Universalismus (Allge- meinheit) und Reaction (Gegeiiivirkung) gegen das Bis- herige. Die Formen, in denen der Menschengeist sich bisher bewegt hatte, die Gebilde, welche das Erzeugniß dieser Bewegung gewesen waren, werden zerschlagen; an die Stelle des Alten tritt ein Neues, das Erzeugnis? der neuen Bewegung, das politisch und geistig universelle (Allgemeine). Es ist das die Zeit der Weltmonarchien (Dan. Z, 1 ss.; 7, 1 fs.), die Zeit der wesentlich univer- sellen Kunst und Wissenschaft der Griechen. Bei diesem allen aber hatte der HEry indem er es zuließ, auch ein Ende dieser Wege, ein Ziel sich ersehen; nur daß freilich dieses sein Ziel ein ganz anderes, als das der Menschen war, das gerade entgegengesetzim nämlich aller Menschen Bestimmung, Gottes alleinige Erhöhung. Eben zu die- sem Ende hatte er die Menschen zwar sich selbst über- lassen, wollte sich aber nicht nnbezeugt lassen unter ihnen; hat ja doch alle Erziehung eine doppelte Seite, ein ne- atives und ein posiiives Moment. Ein Stück seiner rzieheriveisheit nun war es auch, daß er sich herabließ, diese Bezeugung die der Zeit und ihrer Richtung ange- messene Gestalt annehmen zu lassen. Hatte sich daher in der Zeit vor der Sitndsluth das Zeugniß seiner Ge- richte sowie seiner Gnaden in der einsachen Form einer allen gemeinsamen Tradition (Ueberliesernng) erhalten, so vertrauete er es von da an einem besonderen Volke an, und zwar unter einer, dem damaligen Zeitraum allein entsprechenden Gestalt, indem er dem Volke seines Eigen- thums die Wahrheit unter Hülle und Bild, als Symbol (Sinnbild) nnd Typus (Vorbild) offenbarte. Diese Form aber, obwohl Hülle des Ewigen, war doch selbst nicht ewig, nicht die entsprechende Erscheinungsforin des Ewi- gen, und konnte daher nach göttlicher Absicht unmöglich bleiben sollen. Mußte ja doch jedensalls, wenn die Wahr- heit und das Wesen in Christo selbst dereinst würde offen- bar geworden sein, an die Stelle des Ab- und Vorbildes das Urbildliche selber im Geist und in der Wahrheit treten. So mußte jedenfalls auch das Volbdes Eigen- thums zn seiner Zeit eine Veränderung seiner Stellung und seiner Verhältnisse erfahren, eine Veränderung, wenn auch nicht gerade nothweitdigerweise ähnlich, so doch aus Jotham, Asarjcks (Usias’) Sohn, König in Juda. 633 jeden Fall entsprechend derjenigen Veränderung, die mit den andern Völkern allen irgend einmal vorgehen sollte und mußte. Sowie in dem dritten Stadium (Zeitraum) überall, weni stens bei allen zum Eingreifen in welt- geschichtlichen utwickelungsgang bestimmten Völkern der Universalisttius an die Stelle·des bisherigen Particulas rismus (Besonderheit) trat; so mußte ein derartiger Um- schwung auch bei dem Volke Israel stattsinden Israel als Weltgemeinde, Israel als Weltpropheh Israel nicht mehr beschränkt aus die engen Grenzen des Landes Canaan, sondern ausgehend über die ganze Erde hin, Missionsiverk treibend unter allen Völkern, predigend allüberall von dem Samen Abrahams in welchem sollten gesegnet werden alle Geschlechter der Erde, Colonieen allenthalben stiftend und Eltiederlassungem bereit, die Träger einer allgemeinen geistigen Weltbewegung zu wer- den, also anzubahnen und vorzubereiten das große weite Reich dessen, der der allcin berechtigte Universalmonarch sein konnte: dahin jedenfalls mußte sich Jsraels Beruf in dieser dritten Periode gestalten. Doch die Geschichte Jsraels, wie sie sich in Wirklichkeit gestaltet hat, läßt sich aus diesem Factor (Wirkungsgrund) allein noch nicht erklären; es muß noch ein zweiter hinzutreten. Nämlich bei dem allen war noch ein Doppeltes möglich. Israel r konnte diesen Uebergang thun in der Weise einer wohl- thätigen und wohlthuenden Metamorphose (Uinwandlung); Israel konnte ihn aber auch thun in der Weise eines Ge- richts. So konnte der Urmensch aus seinem minder vollkomi menen Zustande im Paradiese zu dem ihm von Ur an zu- gedachten höheren übergehen im Wege sietiger Entwicke- lung; nachdem er aber efallen, konnte er nur durch den Tod hindurch zu der hö eren Stufe des Lebens dringen. So hätte Jsrael die Form seines Daseins und Wirkens gleichfalls im Wege stetiger Entwickelung verändern kön- nen und sollen; der Uebergang konnte eine ruhige, be- lückende Metamorphose sein. Aber seit jenem ersten zgkalle ist Fallen des Menschen Art; seitdem ist Durchgang durch den Tod für den Menschen die Bedingung alles Hindurchdringens zu höherem Leben. Und so zeigt sichs an Jsrael auch: sterben mußte es; nichi als Metamor- phose, sondern unter Schmerz und Weh, in gewaltthäti- ger Zertrümmerung der alten Form geschah der Ueber- gangz anstatt einer Umwandlung und Verklärung mußte ein Tag des Gcrichts ergehen, das Gericht der Verwer- fung , der Preisgebung Israel hätte können sein Land behalten, Herren hätten sie bleiben können in diesem ihrem Lande; verherrlichi und gepriesen ob solcher Behauptung ihrer Selbständigkeit inmitten der weltgesehichtlichen Stürme und Kämpfe, hätten sie mitten durch stürzende Reiche und Riesenmächte hin von ihrem Erblande aus Inissioniren können, siegesmächtig in goitgegebencm Wort, siegeskrästig in gottverliehener Wunder-that des Glaubens die Lande durchziehend als König-Propbet, hätten stra- fend und richtend gewaltig um sieh her schaaren mögen die Völker der Erde, als der wahrhaftige Mittelpunkt der Erde, als Vethaus aller Völker schon damals An- erkennung gewinnend. Oder aber sie konnten Canaan verlieren, als Vertriebene, Zerstreute die Erde erfüllen; konnten Zeugen sein unter der Gestalt von Knechten Israel wählte das Letztere; Zeugendienft that es auch so; aber, wie schon Mose den Pragmatismus dieser Gestaltung der Dinge in 5. Mos 28, 47 f. kurz aus- spricht, in Knechtsgestalt sDrechslerJ Endlich fällt in die Zeit Jothams der Beginn der Wirksamkeit des Propheten Nichte, und reicht diese Wirksamkeit ebenfalls, wie die des Jesaia (s. zu V. 6), bis in die Zeiten des Hiskia hinein; ja, es unter»- liegt kaum einem Zweifel, daß viele Aussprüche des Micha hernach von Jesaia aufgenommen, bestätigt und weiter ausgeführt worden sind, wie das» namentlich von dem Stücke Micha 4, 1—5 vgl. Jes Z, 2—5 gilt, indem Jesaia bei dieser seiner Rede von dem Wege des Gerichts, auf welchem der HErr sein Zion von der falschen zur wahren Hcrrlichkeit führen wird, Niichcks Wort geradezu zu seinem Ausgangspunkte macht und es nicht sowohl reproducirt sinkt eigenen Worten wiedergiebt), als vielmehr citirt (als Ausspruch eines andern anfiihrts »Damit das prophetiscbe Wort desto zuverlässtger nnd glaubwürdiger wäre, wollte Gott, daß Jesaia und Rticha zu gleicher Zeit und gleichsam mit Einem Ntunde rede- irr; und nichts konnte einem jeden von beiden Propheten willkoinmerier sein, als daß er an seinem Collegen und an dessen nicht nur dem Sinne, sondern auch den Wor- ten nach mit den seinen übereinstimmenden Reden ein Zeugniß seines göttlichen Auftrags hatte« (Carpzov.) 37. ZU der Zeit lnoch in den letzten Jahren der Regierung Jotham’s]» hub der HEkk an zu senden m snachj Juda Neun, den König zu Syrien lls KötL II, 25 AUM-J, und Fleisch, den Sohn Retllaljil sKönig von Israel, welche in Verbindung mit einander bereits einzelne: Streifzüge nach dem Gebiet des Reiches Juda unternahmem bis sie dann unter Jothams Nachfolger, dem Ahas,. einen förmlichen Vernichtungs- krieg gegen dieses Reich anfingen und vor Jerusalem er- schienen Kap. 16, 5 fs.]. Unter Jerobeam II. waren die Syrer dem Reiche Israel« dem sie früher so viele Noth bereitet hatten, unterwursig geworden (Kap. l4, 28), machten sich aber wahrendder anarchischen Zustände, welche auf die Re- gierung senes thatkräftrgen Königs folgten, wieder los; und wenn sie nun auch hierauf zeitweilig in Abhängig- keit von den Assyrern geriethen, wie sich daraus schließen laßt, daß Phul nicht anders, als nach Eroberung Syriens, in das Gebiet des Reiches Jsrael einfa1len konnte (V.19 f.), so konnten ste doch die Zeit der Schwäche, die nach Phuts Tode in Assyrien in Folge des Abfalls der Meder und Babylonier eintrat, benahm, um stch von der assy- rischen Oberrherrlichkeit zu beteten, nnd allem Anschein nach verbündete sich Rezim ihr letzter König, mit Pekah von Israel in der Absicht, um gegen künftige Angriffe vom Euphrat her gerüstet zu sein, welches Interesse dem israelitischen König eben so nahe lag als ihm, um durch Einverleibung Judas in ihren Verband eine geschlossene Macht gegen die von dorther drohenden Gefahren zu bilden. Der Zug der beiden Könige nun ist darum so wichtig und wird deshalb schon hier auf ihn als auf eine göttliche Schrckung vorläufig hingewiesen, weil an denselben sur Juda und das Haus Davids eine Prü- fung zur Entscheidung sich knüpfte. Jm mittleren Theil der Annn zu V. 36 wurde bereits davon gespro- chen, wie es in der zweiten Hälfte der vorchristlichen Zeit, von der Zeit der Bildung der Weltmonarchieen an, eine andere Stellung einnehmen mußte, als in der ersten Hälfte, und nur das seinem Verhalten zu freieigener Wahl anheim gegeben war, ob diese Veränderung den Charakter einer wohlthätigen und wohlthuendeu Meta- morphose oder den einer schweren Kreuzeshcirnsuchung einer gewaltihätigen Zertrittninernng haben sollte. Ge- kniipft nun war diese sreieigene Wahl an die Eutsched dung, die Israel, d. i. Juda und das Haus Davids (denn dies war damals schon bestimmt, als Rest dereinst das Ganze zu vertreten, bis sich aus diesem verminder- ten Ganzen noch ein engerer Rest entwickeln würde) in dem Augenblicke der von Seiten jener beiden Könige drohenden Gefahr treffen würde. ,,52lssur und seine Herr- lichkeit war die lockende Frucht vom Baume der Er- kenntniß des Guten und Bösen, tvelche ihnen zur Ver- suchung vorgehalten wurde: ob sie nach Assur und feiner Macht greifen, oder in des HErrn unsichtbarett Schutz 634 L. Könige 15, 38. 16, 1-——9. sich gläubig befehleu würden, davon hing Jsraels Ge- schick für lange Zeit ab.« rnacht und ihre Hilfe erwählt und den HErrn verworfen hatten, sollte zur Strafe, dafür unter den gewaltigen Tritten der Weitmächte ihr Dasein fortan nur ein Seuf- zer sein. Hieraus begreift sich, warum die eine von den beiden großen Gruppen, in welche das Weissagirngsbucls des Propheten Jesaias zerfällt, die fchon im vorliegenden Vers als epocheniachend gekennzeichnete Geschichte zu J ihrem Brennpunkte hat. 38. Und Jotham entschlief mit seinen Vätern, und ward begraben bei feine Väter in der Stadt David-s, seines Vaters [1. Köln 2, 10 Anm.]. Und Ahas, fein Sohn, ward König an seine Statt. Das 16. Kapitel. Uhu-s und seine Regierung. II« o. 1—9. s» Abels, Damm» Sohn und nach— folget, tcomntt im Reiche Sluda einer der gottlosesteu Ue· s genten ans dem Hause Davids auf den Thron; unter ; ihm tritt aber auch eine verhängnisvolle Weudnng in der . Gntwiaieluugsgesctsichle dieses iiieiches ein. Die verbun- deten Shrer und Gphraimiten nämlich, nachdem sie beider- seits von zwei verschiedenen Seiten wider Inda vorge- drungen und in zwei gewaltigen Schlachten seiner mächtig geworden sind, erscheinen zur Belagerung nor Jerusalem nnd haben nichts Geringerer vor, als dem Hause Davids ein Ende zu machen. Dantit nun hatte es zwar keine Rath; denn dem ijause Davids gehörte die berheißnng und die Könige der beiden verbüudeteu oitäctste waren z bereits reif für Gottes Gericht, das auch bald sie ereilen J sollte. All-er daß Jlhas die Hilfe Gottes verschmäht, allen so eindringlichen Jtuerbietungen non Seiten des tjllirru zum Trotz, und in dem König von Jlsshriea seinen helfe: sich erwählt, das marht nun auch Juda sammt dem Hause. Davids zum Gerichte reif, in welchem ihm die Wasser " « werden bis an den hats reichen. Vgl. L. Ehren. 28, 1—19. 1. Jm siebenzehnteu Jahr Pekah des Sohns Remalsa fKönigs von Jsrael Kap.»1«5, 27—31., d. i« im J. 742 V» Chr-J, ward Komg Ahas der Sohn Jordan, des Königs Juba. » · 2. Zwanzig« Jahr war Ahas alt, da er Komg ward, und regieretc sechzehn Jahr zu Jerusalem lbks ZUM J— 727J;,utld that [anders als seine nächs sten vier Vorgänger« Kap. 12, 2 f.; 13, 3 f.; 15, 3 f. 34 f.] nicht, was dem HErrn, seinem Gott, wohl gefiel, wie sein Vater David. «) Hiernach müßte, da nach Kap.18, 2 Histia bei feinem Regierungsantritt 25 Jahr alt war und Ahrs selber nur 16 Jahr regiert hat, letzterem dieser sein Sohn und Nachfolger im 1l. Jahr seines Alter-J Geboten sein. Das ist nun allerdiugs nach morgenländischen erhältnissen keineswegs unmöglich, indem man da schon Mädchen von 9——10 Jahren mit Knaben von l2-13 Jahren verheirathet und bei den Juden tu Tiberias llsährige Mütter und Isfährige Väter nicht ungewöhnlich sind, ja Lhnch (1. Mos 19, 29 Anm.) dort eine Frau sah, dem Ansehen nach ein bloßes Kind und erst 10 Jahr alt, die schon 2 Jahr verheirathet war; ein ähnliches Beispiel bei den istaelitischen Königen begegnet uns in Josia, König von Juda (wenn anders die zu Kap. 23, 30 angegebene Altersfolge seiner Söhne richtig ist, woran wir nicht zwei- Wir werden nun sehen, wie ; Israel von dem HErrm seinem Gott sich abwandte, und ? die verbotcne Frucht wählte; indem sie aber die Welts E l « l l l l feln), daher hat gewiß die Septuaginta Unrechd die in 2. Ehren. 28, 1 statt ,,zwanzig« Jahr liest: fünf und zwanzig. «) Wie sehr aber schon unter Ustas und Jotham’s Regierung gerade in Folge der irdischen Wohlfahrt nnd Macht, welche diese am meisten theokratilch gesinnten Könige ihrem Lande verlchafstew Ueppigteit und Schwel- gerei, Gottesvergessenheit und Ungerechtigkeit namentlich bei den Großen nnd Vornehmen überhand nahmen, er« sehen wir aus den in jene Zeit fallenden Reden des Jefaias Kap. 9-—5, welche die Vorbereitung zu der in Kap. 6 erzählten Geschichte von der Weihe des Pro- pheten bilden. Denn Jesaiä eigenthiintlicher Beruf ist der, die Herzen dieses Volkes zu verstocken (Jes. 6, 10), ein Beruf, dessen thatsächlicbe Ausführung mit der in V. 6 ff. unsers Kapltels erzählten Begebenheit beginnt; um aber die Gerechtigkeit dieses Gerichts der Verstockung vorab nachzuweifem schildern die erwähnten Reden das Volk von Juda und Jerusalem uns in seinem wahren, tiefverderbteir Zustande, in den es durch Uebermuth und Mißbrauch des zeitlichen Reichthums hineingeralhen Z. Denn er sAhasj wandelte auf dem Wege der Könige Israel siudem er, gleichwie Joram nnd Ahasja Kap. 8, 16 ff. 25 ff. nicht nur dem Kälber- dienst huldigte, sondern sogar den Baalsdienst in Jerusalem einführte I. Chron 28, 2]. Dazu ließ er [wohl zu der Zeit, als er in seiner Hauptstadt so hart von den beiden Feinden Rezin von Sdrien und Pekah von Israel bedrängt wurde V. b, zu welcher Zeit er wohl auch jenes Opfer den Göttern der Shrer darbrachte, von dem in 2. Chron. 28, 23 die Rede] seinen Sohn durchs Feuer gehen, nach den Greneln der Heiden, die der HErr vor den Kindern Israel vertrieben hatte. Diese Redensart bezeichnet nicht schlechthin ein wirkliches Schlachten und Verbrennen der Kinder als Opfer für den Moloch, sondern zunächst nur ein Hindurchziehen durch Feuer, eine Art Feuertaufe oder Lnstration (3. Mof. 18, 21 AnmJz dennoch geht aus Jerem 7, II; Hesei.16,21 hervor, daß wir von Ahas’ Zeiten an wirklich an die Heidengrertel sener ersteren Art zu denken haben, und wenn der gottlose König auch nicht mit noch andern von seinen Söhnen also gethan hat, wie man aus 2. Chron 28, 3 schließen könnte, dort vielmehr die Mehrzahl ,,seine Söhne« nur im rhetorischen Sinne steht, um den Gedanken, bei dem es weniger auf die Zahl als auf die Sache ankam, im Allgemeinen aus- udrückcu, ohne daß damit ein österes Vorkommen des- selben Falles behauptet werden sollte, so zei t der Eine Fall schon genugsam, wie weit Ahas mit seiner Gott- losigkeit es trieb. ,,Wäre diese Art von Götzeudienst vor ihm bei den Jsraeliten schon vorgekommen, so würden die Greuel desselben gewiß von den biblischen Schrift· stellern, welche so oft des andern Götzendienstes Erwäh- nung thun, nicht verschwiegen sein«« 4. Und [Ahas] that [bis er dann später den Gottesdieust im Tempel zu Jerusalem geradezu einstellen ließ 2. Ehren. 28, 24J Opfer [andern GöttetzW nnd räncherte aus den Höhen, und aus den Orgeln, und unter allen grünen Bäumen [1. Kön. 14, 23]; » Z. Dazumal [etwa im Z. Jahr der Regierung dieses »gottlosen Königs, 741 v. Chr] zog Rezily der König zu Speien, und Wind, der Sohn. Re- König Ah as von Juda, von den Syrerii u. Jsraeliten bedroht, sucht Hilfe beim König von Assyrietn 635 malja, König in Israel [nachdem fie miteinander sich verbündet, das Davidische Königshaus zu ent- thronen und einen von ihnen abhängigen Mann, den Sohn Tabeal’s, als König in Juda einzusehen, auch bereits die judäischen Heere sowohl im Osten und Süden, als im Norden geschlagen und da- durch, wie es schien, das Land schon völlig in ihre Gewalt bekommen hatten 2. Chron. 28, 5 ff.; Jes. 7, 1 Anm.], hinauf gen Jerusalem, zu streiten, und belagerten Ahas [in seiner Hauptstadtjz aber sie konnten sie sweil Ahas den Tiglath-Pilesfer zu Hilfe rief und dieser in Syrien und Jsrael einfiel ( i « i i i i« i « ! » v i i« i V. 7—9] nicht gewinnen [sondern mußten die Be- ; lagernng wieder aufgeben, um ein jeder für sein Theil sein eigenes Land wider die Assyrer zu schützen]. Es ist dies eine Begebenheit von der höchsten Wiclp tigkeit in der Geschichte der beiden Reiche Juda und s Israel, und müssen wir unsern Lesern dringend edit-feh- len, hier die Abschnitte bei Jesajas Katz. 7——27, I 1"n« « E« b«,» .. Hex? samm lch auf Wes rugnlß sich ezæhen Z« , von Jerusalem heraueilte, seinen Thron zu behaup- l e. Zur feibigeu Zeit kais die vers-anderen: Könige wider Jerusalem erst vorriickten, ehe es noch s zur eigentlichen Belagerung der Stadt V. 5 kam] , brachte Reziiu König in Syrien swelcher seinen Marsch durch das Ostjordaulaiid nahm, hierdes « A s ee das ’ de W verle en ollte J« . h« H r« Ihm n eg g s « i Wort von den zween rauchenden Löschbrändeiy wie er « die beiden, wider Jerusalem und das Hans Davids an- gänzlich sching Z. Chiron. 28, 5., und nun durch Moab und Edom bis nach dem äußersten Süden an dem älanitischen Meerbnsen vordrangL Elaih [diese so wichtige Hafenstadt, die Usia oor etwa 70 Jahren dem Reiche Juda zurückerobert und neu befestigt hatte Kuh 14- 221 wieder an Syrien [nicht als ob Shrien die Stadt schou früher ein- mal besessen hätte, wohl aber dehnte Rezin die Herrschaft seiner Vorgänger über das Ostjordaw land nun sogar bis hierher aus], und stieß die Juden aus Elathz aber die Syrer ksyrtsche Coloni- sten] kamen, nnd wohnten [fortan, anstatt der Ju- « den] drinnen sder Handelsvortheilh welche die Stadt gewährte, sich bemächtigendL bis aus diesen Tag findem der Schlag, den das Heimathslaiid Syrien durch TiglathsPilesser traf V. 9, die Colonisten an jenem so entfernt gelegenen Punkte nicht mit be- rührtes 7. Ader Ahas [um hier auf die Belagerung Jerusalems durch beide oerbiindete Könige in V. 5 zurückzukommen] sandte [in seiner schweren Be: drängniß, da außer den Shrern und Ephraimiten auch die Edomiter und Philister ihm hart zusetzten S. Chron 28, 17-—19., die so eindringlichen An- erbietuugen göttlicher Hilfe, die der Prophet Jesaias «« ihm draußen am oberen Teiche in der Nähe der Walten-Straße überbrachte Jes 7, 3——25., nach seinem gottlosen Herzen verachtend] Boten zu Tiglath-Pilesser, dem Könige zu Asshrieu [Kap· 15- 20 Anm.], und ließ ihm sagen: Knecht Und dein Sohn [stelle mich ganz zu dir in das Verhältniß eines Vasallen oder Unterkönigs]; koinm lnun aber auch] herauf [aus deinem Lande » am unteren Tigris] und hilf mir aus der Hand des Königs zu Shrien und des Königs Israel, die sich wider mich haben aufgemacht lmeines Thro- : nes und Landes sich zu bemächtigens 8. Und Ahas [damit er diese Bitte um Hilfe mit einem ansehnlichen Tribut begleiten möchte] nahm das Silber und Gold, das in dem Hause des HErrn und in den Schätzen des Königs-Hauses funden ward, und sandte dem Könige zu Assprien , Geschenke. I. Und der König zu Afsyrien gehotchte ihm [ging auf feine Bitte ein, iiicht sowohl um seinet-, des Ahas willen, als vielmehr, weil ihm das eine willkommene Gelegenheit bot, seine Macht nach Südwesten hin auszudehneuL und zog herauf gen Damaskns sder Hauptstadt von Syrien], lind ge- wann sie [trotzdem, daß Rezin mit seinem Heer ten], und führete sie sdie Einwohner der Stadt] weg gen Kir fvermuthlich eine Gegend südöftlich von Assyrien s. Karte IV. u. Auen. zu 2. Sam. 8, 6., damit die vor 50——60 Jahren geschehene Weis- fagung des Propheten Amos i, 3-—5 erfiillend], und tödtete Rezin ksd daß auch des Propheten Jcsaia stiirmenden Könige bezeichiiet hatte Jes. 7, 4., an dem einen von ihnen gar bald zur That und Wahrheit wurde]. Aber auch an dem andern Könige, dem Sohne Re- malja’s, erfüllte fich letzteres Wort uninittelbar heruath Denn TiglathsPilesser drang nach der Eroberung Shriens weiter in den nördlichen Theil des Zehnftämmereichs vor, oder entsendete doch ein bedeutendes Kriegsheer dahin, wenn er, wie nach V. I0 wahrscheiiilich, nicht in Person den Feldzug aussieht-te, nahm Pekah, dem König von Israel, eine Anzahl von Städten weg und verpflanzte die Einwohner in sein Land Assyrien. Dies wurde schon oben (Kap. 15, 29), bei der Geschichte von der Regierung dieses Königs, erwähnt, wird daher hier, als dem Leser bereits bekannt, übergangen; aus Jes. 8, 4 aber läßt fiel) schließen, daß das Ereigniß in Pekahs le tes Re- giernngsjahr oder in das Jahr 739 o. Chr. fä t. Des Ahas untheokratisehe Politik, seine Gott und dessen Gna- denhilfe schnöde verachtende Staatsklugheit schien da sich glänzend bewährt zu haben: das Land, davor ihm grauen, war verlassen von seinen zween Königen, und zwar ver- lassen in Folge des Schrits, den er in V. 7 f. gethan. Aber doch hatte der HErr diese Hilfe durch Assyriery dieses ,,Raubebald, Eilebeiite« (Jes. 8, 1 ff) nur zuge- lassen, um hernach den König von Asshrien zu einer Zuchtruthe für Ahas und sein Volk zu machen, die ihm alle Freude an der selbstgeschaffenen Hilfe gar sehr ver- bittern und die Hilfe selbst zu einem Anfang viel ärgerer Noth machen sollte, wie wir aus dem weiteren Verlauf der Geschichte sehen werden (Jes. 7, 17 ff.). « IN« v.10—20· In Vamaoieuo hattet-Zahne dem ahnet- Jcb bin dein? i schen König, nachdem dieser das syrische Rein) eingenommen, einen Besuch ab und sieht bei dieser Gelegenheit in einem dortigen Tempel einen Altar, der ihm so wohl gestillt, daß er nach dessen Modell einen gleicher: Kltar flir den 636 2. Könige IS, 10——20. 17, 1. Tempel zu Jerusalem anfertigen läßt und den ehernen BrandopsevJlltar Salomckg außer Gebrauch seht. Jlurh sonst vergreift er sich in mehrfacher Weise theils auo riunslinteresstz theils aus ttiebedienrtei gegen den assyrd schen Schntzherrly an dem tljeiligthunt und stirbt nach sechozehnjähriger Regierung, in welcher er sein Rein) hig an den Abgrund deg verderbeng gebrach! hat. vergl. B. Thron. W, 20——27. . 10. Und der König Ahas zog entgegen Tiglath- Pilesser, dem Könige zu Assyrien, gen Damaskus sals dieser die Stadt erobert und der Herrschaft Reziws ein Ende gemacht hatte V. 9, um ihm, seinem vermeintlichen Helfer, feinen Dank und Glückwunsch abzustatten, zugleich aber wohl auch in der Absicht, dem unwillkommenen Besuch des- selben, den er auf Grund der Drohungen des Je- saias Kap. 7, 17 ff. befürchtete, vorzubeugen]. Und da er einen Altar sahe, der zu Damaskus [bei dem vornehmsten der dortigen GötzentempeU war fund ihm als ein hochberühmtes Kunstwerk jener Zeit besser gefiel, als der eherne Vrandopfev Altar im Tempel des HErrn zu Jerusalem 1. Kön. 7, 23 Anm.], sandte der König Ahas desselben Alters Ebenbild und Gletchmß sModell] zum [da- maligen Hohe-J Priester Uria [vergl. Jes 8, 2., nebst einer genauen BeschreibungL wie derselbe gemacht war sdamit Uria einen gleichen Altar in Jerusalem darnach anfertigen ·ließe]· 11. Und Uria, der Priester ssein heiliges Wächteramt Mal. L, 7 geradezu verleugnend und zu einem dienstwilligen Werkzeug der abgöttischen Neuerungssucht des Königs sich erniedrigend], bauete einen Altar, nnd machte ihn sganz nach der· Art], wie der Komg Ahas [Modell und Beschreibung] zu ihm gesandthattewon Damasius [m der Zwi- schenzeit], bis der Konig Ahas [wieder] Von Da- maskus kam. Die jetzige Moschee Benj Uxnåja in Damaskus, von welcher« Stadt wir uns eine nähere Beschreibung mit Abbildung zu Apostg 9, 2 anfsparen, diirfte vielleicht derselbe Tempel sein, dessen Altar Ahas so gefiel. Das östliche, in seiner jetzigen Gestalt aus bhzantinischer oder römischcr Zeit stammende Portal dieser Moschee heißt das Gkerun-Thor, und vor ihm liegt die Gerunije, ein weitläusiger getoölbtey großentheils sehr alter Bau, der seit der muselmännischen Besitzergreisung der Stadt als Lokal für religiöse Abwaschungen beuutzt wird. Diese Namen führen auf einen gewissen Gerün zurück, der in der Zeit Salomo’s in Damaskus sich niedergelassen nnd in der Mitte der Stadt ein nach ihm benanntes Castell erbaut hieben soll, in welchein dann dem Planeten Musterx dem Schrttzgotte von Damaskush ein Tempel errichtet worden sei. Dieser Tempel kam später zugleich mit dem Sonnentempel unter Kaiser Theodosius an die Christen, bis er hernachmals in» den Besitz der Muselmänner ge- rieth; jener Gernn aber wird bezeichnet als ein Sohn Saul, eines Sohnes «Ad, eines Sohnes Aus, eines Sohnes Hain, eines Sohnes Beim, eines Sohnes Näh. Wie wir in den letztcreri drei Namen ohne Mühe die diblischen Noah. Sem, Aram wiedererkenncm so in dem vorhergehenden Aus den Namen Uz (l. Mos 10, 21——23); dieser galt für den Gründer von Damaskus Ums. Ante. I, 6, 4), und das Grab Hiob’s, der im Lande Uz wohnte, wird noch jetzt in der Nähe der Stadt gewiesen. Viel- leicht liegen hierin einige Spuren, sowohl wo jenes Uz, das als Heimathsland des Hiob genannt wird, zu suchen sei, als auch in welche Zeit die Abfassung des nach ihm bezeichneten Buches falle (vgl. Anm. zu 1. Kön. 4, 31). 12. Und da der König von Damaskus kam Und den Altar sahe sdaß er schon fertig und ganz seinem Wunsch gemäß ausgefallen war], opferte er drauf sließ er das Opfer, das er zur Feier seiner Rückkehr und der von Jerusalem abgewendeten Gefahr dem HErrn bringen wollte, auf diesem neuen Altar von den Priestern darbringen]. 13. Und zündete [durch die Hand der Priesters drauf an sein Braudopfm Speisopfer, nnd goß drauf seine Traniopfeh und ließ das Blut der Dankopfer, die er opferte, auf den Altar sprangen. 14, Aber den ehernen soon Salomo erbauten] Altar, der sursprünglichj vor dem HErrn sin der Mitte des Vorhofs vor dem Eingang in das Hei- lige] stund [s. den Grundriß zu I. Kön. 6, 16: y], that er weg svon der Stelle, welche der Priester Uria demselben angewiesen, um Platz für den neuen Altar zu gewinnen, nämlich näher dem Tem- pelhause zu], daß er [fernerhin] nicht smehr] stimde zwischen dem [neuen] Altar [der jetzt an seiner ur- sprünglichen Stelle stund], nnd dem Hause des HErrn sdenn diese Stellung näher dem Tempel- hause zu gab dem ehernen Altar den Vorzug einer näheren Stellung zu dem HErrn selber, diesen Vor: zug vor seinem eigenen Altar aber wollte Ahas dem ehernen nicht länger lassenjz sondern setzte ihn [vielmehr] an die Ecke des Altars gegen Mitter- nacht san die Nordseite seines Altars, damit dieser fortan schon durch seine äußere Stellung als der allein rechtmäßige erschiene, jener aber ganz außer Gebrauch käme]. 15. Und der König Ahas sum den ehernen Altar auch förmlich außer Gebrauch zusetzen] ge- bot Uria, dem Priester, und sprach: Auf dem großen Altar sdem von mir in größerem Maßstabe, als der »Salomonische, erbauten neuen Altar] sollst du anzunden die Brandopfer des Morgens, und die Speisopfer des Abends [die nach 2. Mos. 29, 38ff.; 4. M. 28, 3 ff. täglich für das Volk in seiner Ge- sammtheit darzubringen sind], Und die Brandopset des Königs und sein Speisopfer sdie er von Zeit zu Zeit für seine Person darbingen läßt], und die Brandopser alles Volks im Lande, sammt ihrem Speisopfer und Trankopfer swelche die Leute im Lande, ein jeder für sich und sein Haus, darbrin- Seid, und alles Blut der Braudopfer [überhaupt], nnd das Blut aller andern Opfer sohne Ausnahme] sollst du drauf sprengen; aber mit dem ehernen Altar will ich denken [mir weiter überlegens was ich [damit] mache svor der Hand ist’s genug, daß du weißt, du sollst den Opferdienst nicht mehr auf ihm oerichtens Des Königs Ahas Reise nach Damaskus und seine Abgötterei. 637 16. Uria, der Priester, that alles, was ihn der König Abels hieß [und machte sich so seiner Sünde gegen den HErin, als welcher ja für den Gottesdiensi allcs selbst vorgeschrieben und menschliches Belieben in dieser heiligen Sache aufs Strengste untersagt hatte L. Mos.25, 40; 1. Chrow 29, 19., theilhaftigf 17. Und der König Ahas [nachdem er ein- mal eine eigenmächtige Neuerung am Heiligthum des HErrn sich erlaubt hatte] brach [auf diesem Wege weiter gehend und in roher Gewalt an den Tempel-Geräthschaften selber sich vergreifendj ab die Seiten an den Gestiihlen sdie mit künstli- chem Bildwerk verzierten Füllungem welche den Kasten der zehn ehernen Gestühle Salomcks bilde- ten 1. Kein. 7, 27 ff.], und that die Kessel oben [welche auf dem Hals der Kasten angebracht waren] davon; und das sgroße eherne] Meer [1.Kön. 7, 23 ss.] that er von den szwölfj ehernen Ochsen, die drunter waren sdiese für stch in Beschlag neh- mend], und setzte es auf das steinerne Pflaster [auf einen aus Steinen gefertigten Untersatz, der hinfort die Stelle der ehernen Rinder vertreten mußtes 18. Dazu die Decke des Sabbaths, die sie am Hause cim Vorhof des Tempels] gebauet hatten [den mit einer Decke zum Schutz wider das Wetter und die Sonne versehenen Stand des Königs, wenn er mit seinem Gefolge am Sabbath oder an Festen den Tempel besuchte, s. den Grundriß zu »1. Kön. S, 16: z und die Anm. zu l. Kön. 8, 22], und den Gang des Königs außen sden be- sonderen Aufgang des Königs, der von seinem Palaste auf Zion nach dem Tempel auf Morija führte, s. den dritten Grundriß zu 1. Kön. 7, 5: h und die Anm. zu 1· Kön. l0, 12], wandte et zum Hause des HEtrn sverlegte er in das Haus des HErrn], dem Könige zu Asshrien zu Dienst. Die in V. 17 erwähnten Gewaltthaten nahm Ahas wohl in der Absicht vor, ein anderes Lokal, etwa seinen königlichen Palast, mit jenen Kunstwerken zu schmücken. Nun ist zwar bei den Reformen, welche die Könige Hiskia und Josia vornahmen (Kap. 18, 4; 23, 4 ff.), nicht erwähnt, ob sie das Entwendete dem Tempel zu- rückgegeben haben; wohl aber waren die zehn Gestiihle und das eherne Meer sammt den 12 Rindern zur Zeit Nebucadnezaiss noch vorhanden, wurden bei der Zerstö- rung Jerusalems von den Chaldäern zerschlagen und als Erz nach Babylon abgesührt (Kap. 25, 13 f.; Irr. 27, 19 ff.; 52, l7 ff.). Was dagegen die beiden Kunst- werke in V. 18 betrifft, so nahm Ahas dieselben weg und verlegte sie wohl in die Kammer« am Tempelge- bäude (1. Köin G, 5 ff.), um sie dem Auge des asshrii schen Königs zu entziehen, wenn er nach Jerusalem käme, und sich nicht als einen JehovaiVerehrer vor dem- selben zu offenbaren. Bei aller seiner Neigung zum Götzendiensl nämlich nahm Ahas, wie aus V. 15 er- hellen während der ersten Zeit seiner Regierung an dem gesetzlichen Gotiesdienst im Tempel noch Theil; erst später schloß er den Tempel und errichtete allenthalben Altäre und Höhen (2. Chron. 28, 24 f.). Er fürchtete aber, TiglathsPilesseks Freundschaft zu verscherzen, wenn er diesen etwas von seinem Jehovadienst merken ließe, und seinem heuchlerischeii " und iinlaiiteren Charakter ge- mäß wollte er ganz bei ihm als ein Anhänger seiner Religion gelten, weshalb er auch die in Kap. 23, II f. angedeuteten, dem oberafiatischen Sonnencultus ange- paßten Eiurichtuiigen traf. Aus 2. Chron 28, 20 ff. erfahren wir nun, daß weder diese Liebedienerei, noch jene Entleeriiiig der Schätze des Tempels und des Königs- hauses, womit er Assyriens Bündnis? gegen Rezin und Pekah sich erkaust hatte, ihm etwas half; denn was Thiglathsspilesser gegcii Syrieii und Israel unternahm, that er nicht in des Ahas Interesse, sondern in dem seiner eigenen Weltherrschaft, daher er auch ihm weder zur Wiederunterwerfung der Edoiniter und Philister Bei- stand gewährte, noch für seine Verluste mit syrischeti oder ephraimitischen Gebietstheilen ihn entschädigte Vielmehr trat er bald, nachdem er dem syrischeii Königshause das Ende bereitet und dem Reiche Israel das Oltjordans land und Nordgaliläa abgenommen hatte, von weiteren Feindseligkeiten gegen dieses Reich aber wohl durch eine Tributzahlung abgehalten worden war, als Feind gegen Juda auf und rückte bis gen Jerusalem vor. Warum er die Stadt nicht gewinnen konnte, lässt sich wegen Mangels an genaueren Nachrichten nicht sagen: vielleicht bewogen ihn die politischen Verhältnisse Assuriens zum baldigen Abzug. Doch mag er zuvor den Ahas sich auch, für die Zukunft zinspflichtig geniacht haben; daher Hiskicy des Ahas Nachfolger, gleich von Anfang seiner Regierung in abhängigem Verhältniß zu der assyrischen Macht erscheint (Kap. 18, 14). 19. Was aber mehr von Ahas zu sagen ist, [und alles] das er gethan, siehe, das ist geschrieben in der Chronika der Könige Juda [1. Kein. 14, 19 Anm. 2]. 20. Und Ahas entsehlief mit» seinen Vätern, und ward begraben bei seine Vater swenn auch nicht in den Gräbern derjenigen Könige, die mit David in ein und dieselbe Gruft kamen, sondern zu Assa, Joram und Usia Kön. 2, 10 Anm., so doch] in der Stadt Davids szu Jerusalem 2. Chron 28, ·27]. Und Histia, sein Sohn, ward Koiiig an seine Statt [Kap.18, 1 ——- 20, 21]. Das 17. Kapitel. Unter: tgosea uierdeii die zehn Stämme nach Afsyrieii gesiihret iXlXs d. 1—23. der reizt: aiizkig im ukiche Israel, Hosen, obgleich er durch verschwocuiig und Königgmord den Thron gewonnen, unterscheidet dennoch durch eine mehr iheoleratische Regierung sich vortheilhaft von allen seinen vergangen. Indessen war das noch immer leeine entschiedene Bekehrung zum lhGrrn uud tionnte die Zeit des Gerichts, welche ji«-r die l0 Stämme nun einmal da war, nicht aufhalten. Hosen wird zuerst dem König von Jtssyriem Siilnianassaitz tributpflichtig; darnach, weil er im Vertrauen auf Ggnpten die Tribntzahlnug einstellt, wird er von demselben 3 Jahre lang in feiner Haupt— stadt belagert nnd schließlich gefangen genommen, sein Voll; aber wird in das niitdliche Jlssyrieii und nach iklcdien in die sog. assyrische Gefangenschaft angeführt, ein Geschick, darin die Strafe. des HGrrn fiir Israel:- bcharrlicheii Jlbfoll von ihm sich erfüllt. 1. Im zwölften Jahr Ahass des Königs Juda svon dem im vorigen Kap. die Rede war], ward 638 L. Könige König über Israel zu Samaria Hosen, der Sohn Ein, neun Jahr svon 730 —-722 v. Chr» s. Knie. 15, 30 Anm.]; 2. Und that, das dem HErru iibel gefiel sin- dem auch er den Kiilberdienst fortbestehen «ließ]; doch nicbt sin so arger Weise] wie die Könige Israel, die vor ihm waren fdcnn ais d» im J: 727 v. Chr. zur Regierung gekommene König Hiskia Von Juda eine allgemeine Passafeier veranstaltete und dazu auch die Jsraeliten aus Ephraini und Manasse bis nach Sebulon hin einlud, wehrete er denjenigen, die der Ein- ladung Folge leisten wollten, das Hinausztehen nach Jerusalem nicht 2. Chron. 30, l ff.]. 3. Wider denselben* swohl schon in den ersten Jahren seiner Regierung] zog herauf Salmanassay der König zu Asshrientr [in der Absiche die Er- zusetzen Kap. 15, 29]. Und Hosen ward ihn! unterthrinig, daß er ihm Geschente gab [zu einem jährlichen Tribut sich gegen ihn verpslichtete]. «) Dies sieht mit einem gewissen Nachdruck voran; gerade zur Zeit des verhältnißmäßig noch am meisten theokratisch gcsinnten Königs ereilten Gottes Gerichte das Reich Israel. »Gott pflegt die Strafe der Vorfahren nach seiner Langmuth aufzuschiebem ob etwa die Nach- kommen ernstlich Buße thun möchtenz geschieht das nicht, so schreitet, auch wenn letztere weniger bös sind, Gottes Zorn endlich zur Rache fort: Z. Mos ZU, 5.« (Seb. Schmidth Vgl. die Gefchichte der französischen Revo- lution. — «) Außer unsrer Stelle finden sich Nachrichten über Salmanassar auch iu den Fragmenten von Me- nanders vhönicischer Geschichte (2.Sam. S, II Anm.); darnach bat er um diese Zeit auch Krieg uiitPhöiiizien geführt und 5 Jahre lang Tyrus belagert. Ju Khor- sabad nun hat Botta (Kap. 15, 20 Amn.) ein äußerst merkwürdiges Bildwerk aufgefunden, das sich wahrschein- lich auf diesen Krieg bezieht und bei Strauß sLänder und Stätten der heil. Schrift S. 375) näher beschrieben ist; aber Saltnanassars Name selbst ist aus den Jn- fchriften bis jetzt noch nicht entziffert worden. Dagegen ist Sargons Name, den wir oben als Salrnanassars Nachfolger bezeichnet haben, entdeckt worden, und gilt dieser für den Erbauer des an Nionutnenten so reichen Palastes zu Khorsabad sich verhält, ob sie ein und dieselbe Person (Sargon der eigentliche Name und Salmanassar der Beiname), oder von einander verschieden sind (Jes. 2(), I; Hof· 1(),14), « muß die weitere Forschung ermitteln; ist aber Sargon ein besonderer König für sich, so kann seine Regierung nur von kurzer Dauer gewesen sein, da auch in Tod. I, 1 ff. seiner tiicht gedacht wird (etwa von 721—716 v. Chr] « 4. Da aber sim Verlauf der folgenden Jahre, J; z, z, d z z tm, G« . d« g z - , d sz von 726 oder 725 v. Chr. an] der König zu J« «« g c W« « e« otzm «« e um«« « he« Asshrien inne ward, daß Hosen einen Bund kmit e Egyptens anrichtete [um von der assyrischen Ober- . herrschaft sich loszumachen], nnd sfür diesen Zweck] Boten hatte zu So, dem Könige in Eghpten Dem ersten oder zweiten Herrscher aus der 25., der »» äthiopischen Dynasiie 1. Kein. Z, 1 Anm."·], ge- sandt, und nicht [mehr, wie bisher] darreichte Ge- schenke dem Könige zu Asshrien alle Jahr; belagerte er ihn, Und legte ihn snachdem er seine Hauptstadt Samaria erobert hatte V. 6] iirs Gefanguiß 1 i c i Wie es mit beiden Herrschern « 7, 2—-22. «) Nach M. Duncker regierte Sabako von 726——714 v. Chr.; doch läßt die egyptische Chronologie sich nur von: Regierungsantritt Psammeticlss zu Anfang des J. 664 an mit Sicherheit bestimmen. 5. Und der König zu Asshrieii [um hier den E Hergang seines Kriegszugs genauer, als in dem vorhergehenden summarischen Vericht geschehen, zu beschreiben] zog aufs ganze Land [des nördlichen Reichs, das er zuvor einnahm], und kam [dann] gen Saniatia sdie mehr nach Süden gelegene HauptstgdtL und belagerte sie drei Jahr [Kap. l8,»9 .]. » s. Und im nennten Jahr [dee] Hosea [722» , bis 721 o. Chr] gewann der König zn Assyrieni Samaria, und fiihrete Israel weg in Asshriem f nnd setzte sie [wies ihnen ihre Wohnsitz-e an] zu oberungen seines Vorgängers Thiglath-Pilesser fort- »! Halah [in der Provinz Galachene an der Grenze oon Armeniem nördlich von NiIiiveJ und zu Haber [in der Gegend am Flusse 0habor, der von den nordöstlichen Bergen kommend in den Tigris sich ekgkeßspL am Wasser Gosau [an dem heutigen Kjsil Man, dem von den Griechen »Am-Irrtum« genannten Flusse, der in’s kaspische Meer münd.et], s und in den Stcidten der Meder ksüdlich vom kas- pischen Meere] «) Ein Name wird nicht genannt; daher wohl mög- lich ist, daß wir hier nicht an Salmanassay sondern an Sargon zu denken haben sKapx IS, 20 Anrn.). «) Jn l. Chr. 6, 26 steht an dieser Stelle noch »Hara«; damit ist wahrscheinlich das medische Gebirge- land gemeint, welches hier und in Kaki. 18, 11 als ,,Städtc der Weder« bezeichnet ist. Zu letzteren gehörte «« auch Nektars, das in Tod. I, 16 vorkommt. 7. Denn da die Kinder Israel wider den HErrn, zhren Gott, snndigtem der sie aus Eghptem land gefuhret hatte, aus der Hand Pharao, des Königs m Eghpten, und sseinem ausdrücklichen Verbot Z. Mos 20, L» f.; Es. Mos. 5, 6 f. zu- wider] andere Götter surchteten, Der Nachsatz hierzu folgt ersi in V. 18: Da ivard der HErr sehr zornig über Israel un; in deu fol enden Versen 8—17 wird aber Jsraels Versündigung er noch ausfiihrlicher dargelegt und der Abfall des Volkes näher cbarakteriiird einerseits als ein Wandel in den Satzun- gen der Völker, die der HErr vor Jsrael ausgerottet hatte, statt in seinen Satzungen, und andrerfeits als ein Wandel ici den SaPungem welche die Könige Jsraels gemacht hatten, also toeils als eigentlich heidnischer Götzens diensi. theils als abgöttischer Jehovadienst Bei der Schil- Schriftsteller nicht blos auf die 10 Stämme, sondern auch auf das Reich Juba Rücksicht. 8. Und [die Kinder Jsrael] wandelten [bald] . nach der Heiden Weise, die der HErr vor den - Kindern Israel vertrieben hatte, und [bald] wie ’l u » » » i die Könige Israel thaten [besser: in den Satzun- gen, welche die Könige Israel gemacht oder eigenmächtig aufgestellt hatten, nämlich im Kälberdienst 1. Kön. II, 26 ff.]. I. Und die Kinder Israel schmiiclten smit z; allerlei scheinbaren Gründen und Entschuldigungenj Hosen, König in Israel. Wegfiihrnng der it) Stämme in dieassyrische Gefangenschaft. 639 ihre Sachen wider den HErrn, ihren Gott, die sj doch nicht gnt waren; nämlich sdiese, dem klaren Wort Gottes schnurstracks zuwiderlaufenden Sachen] daß sie ihnen Höhen baueien in allen Städten [ihres Landes], beide in Schlössern seinsain ge- legenen, nur wenige Bewohner zählenden Ort- s. schaften] Und [in] festen Stiidten [von großem Umfcmglz in. Und richteten Säulen auf und Haine [Ascheren Z. Mos. 16, 21»Anm.] auf allen hohen Hügeätyzuiid unter allen grunen Bäumen [1. Kein 14, 3 ; 11. Und räncherten daselbst auf alleu Höhen, wie die Heiden [gethan], die der HErr vor ihnen weggetrieben hatte; und trieben böse Stücke, da- mit sie den HErru erzürnten [indem sie selbst den ganz unsittlichen Gottesdienst der Heiden in Werken der Unzucht u. dgl. nachahmten]; n ihnen gesagt hatte [3. Mos. 26, 1]: Ihr sollt solches nicht thun. II. Und wenn der HErr bezeugte in Israel und Juda sdeiin auch Juda machte derselben Sün- den wie Jsrael sich theilhaftig, oft sogar in äußer- lich noch schlimmerer Weise 1. Kön. 12, 30 Anni.] durch alle Propheten und Schauer fdie er manch- mal und mancherlei Weise Hehre. I, 1 zu ihnen i sandte], und ließ ihnen sagen: Kehret um von euren bösen Wegen, und haltet meine Gebote und Rechte nach allem Glases, das ich euren Vätern kdurch MoseJ geboten habe, und das ich zu euch gesandt [euch noch besonders in miindlicher Offen- baruug bestätigt und eingeschiirftj habe durch meine Knechte, die Propheten; « 14. So gehorchten sie nicht, sondern härteten ihren Nacken sdaß er eben so hart war] wie der Ratten ihrer Väter [zu Mosis Zeiten b. Prof. g, e. 13; to, 16], die nicht glaubeten an den HErrn, ihren Gott. 15. Dazu verachteten sie seine Gebote, und seinen Bund, den er mit ihren Vätern gemacht hatte, nnd seine Zeugnisse, die er unter ihnen that sdurch die Propheten an sie gelangen ließ, indem sie weder an fene Gebote der Vorzeit, noch an diese Zeugnisse der Gegenwart sich kehrtenjz son- dern wandelten ihrer Eitelkeit [wörtlich: dem Ei t eln , eiiiem selbsterwählten und nichtigeii Gottes- dienst] nach und wurden eitel [in ihrem ganzen Leben und Streben Röm. l, 21., indem sie wan- delten] den Heiden nach, die um sie her wohneten sJerem. 2, 5]; von welchen ihnen der HErr ge- boten hatte [3. Mos. 18, 2 ff; Do, 22 fs.], sie sollten nicht wie sie thun. 16. Aber sie [achteten solche Gebote und E Warnungen nicht, sondern] verließen sim Laufe der Zeit in immer schlimmerer Weise] alle Gebote fall aufs Höchste sieigernd] ihnen [unter Jero- « beam I.] zwei gegossene Kälber [1. Kot« 12, 28J ; und sspätery unter Ahab, auch] Haine sAscheren « oder Denksäulen der Astarte 1, Kön. 16, 32 H; nnd beteten [in diesem Dienst der phönicischen Götter, der ja seinem ganzen Wesen iiach nichts anders als ein Gestirndienst war S. Mos IS, 21 Amen] an alle Heere des Himmels sin greulicher I Verachtung des Gebots Z. Mos 4, 19 U. 17, 3], und dieneten sgleichwie der Astarte, so dem] Baalz 17. Und ließen swenigsiens im Reiche Jnda unter den Königen Ahas, Manasse und Amon i Kap. 16, Z; 21, Z» obwohl auch die 10 Stämme theilweis dergl. Gräuel trieben] ihre Söhne nnd Töchter durch-s Feuer gehen strotz des Verbots Z 5« Mvs 18, 10], und gingen mit Weissagen nnd « saubern um [Kap. I, 2 ff.]; und übergaben [oer- « sanften] sieh zu thun, das dem HErrn ubel gefällt 12. Und dieneten den Götzen, davon der HErr E " il« Köw 21- 10J- ibn zu erzurnen. 18. Da ssie denn also wider den HErrm I ihren Gott, sündigten V. 7] ward der HErr sehr zornig über Israel, und that sie sdurch die Weg- fiihrung von Seiten Salmanassars nach Assyrien «. V. S] von seinem Angesicht [um sie nicht länger im heil. Lande vor sich zu sehen], daß nichts [dort] uberblieb, denn der Stamm Iuda allein [1. Kön 11, 39 Anm-.]. 19. Dazu hielt auch Iuda nicht die Gebote des HErrn, ihres Gottes, und wandelten nach den Sitten Israel, die sie gethan hatten sdenn nicht uur trieben sie unter Jorani, Ahasja und Ahas ebenfalls den Baalsdiensh sondern konnten auch unter den besseren Königen von dem Höhendienst sich nicht frei machen] 20. Darum sum dieses beharrlichen und immer mehr sich steigernden Abfalls von ihm willenss ver- wars der HErr allen Sanien Israel sJuda sowohl · wie JsmclL und drängete sie sdemiithigte sie zuerst dnrch allerlei Ziichtigiiiigens und gab sie [um wo möglich sie noch zur Umkehr zu bewegen] in dieHånde der Räuber [Pliinderer, der Syrer und Assyrer] bis daß et sie sJsrael zunächst, und dann später auch Juda] verwars von seinem Angesicht. 21. Denn Israel sum dessen Verwerfung es - hier stch handelt] ward gerissen vom Hause David [worin von selber schon ein göttliches Gericht 1.Kön. 11, 31., aber auch gleich von vornherein Eder Keim des Verderbens lag, indem die zehn i i l « i i i i i Stämme damit aus dem theokratischen Verbande schieden]; und sie machten ziim Könige Ierobeam, den Sohn Nebel. Derselbe sden Verderbenskeim sofort auch zur Entwickelung dringend] wandte Israel [durch seine verflihrerische Staatsklugheit i. Köim 12, 28 f.] hinten ab vom HErrm daß sie schwerlich [in schwerer Weise] sündigten. 22. Also wandelten die Kinder Israel in allen des HErrn, ihres Gottes, und machten sden Ab: Sünden Ierobeams, die er angerichtet hatte, und 640 L, Könige 17, 23. ließen [auch in den folgenden beiden Jahrhunder- ten] nicht davon ssondern behielten den Kälberdieust selbst da bei, als der Prophet Elias von dem Dienst des Baal und der Astarte sie bekehrt hatte], 23. » Bis Dann] der HErr [im J. 722——721] Israel von seinem Angesicht that, wie er geredet hatte durch alle seine Knechte, die Propheten [vgl. Jes 28, l ff.; Hof. 1, 6; 9, 16 f.; Amos Z, 11 f.; 5, 27]. Also [wie oben V. 6 erzählt] ward Israel aus seinem Lande weggeführt in Asshrien, bis ans diesen Tag swo diefe Biicher von den Königen geschrieben worden]. Gleich in die erste Zeit der assyrischen Gefangenschaft fällt die Geschichte, welche das apokrhphische Buch Tobias uns erzählt. Zeit und Ort der Abfassung sind uns un- bekannt: nach den einen wäre das Buch von einem Judäer am Ausgang der persischen Zeit (2, Chron· 36, 23 Anm.) verfaßt und erst im letzten Jahrhundert v. Chr. nach Westen verbreitet und aus seiner hebräischartigen Ursprache in’s Griechische übertragen worden; nach den andern ist es von einem palästinensischen Juden zu Ende des 2. oder im Anfang des 1·Jahrh.v. Chr. und zwar ursprünglich griechisch geschrieben. Wir besitzen nämlich außer dem griechischen Text der Septuaginta und einer nur in Fragmenten erhaltenen Ueberarbeitung desselben auch einen zwiefachen lateinischen Text, eine zwiefache Bearbeitung in hebräischer Sprache und eine aus zwei verschiedenen Texten geflossene syrische Uebersetzung. Diese Texte stimmen in dem allgemeinen Gange der Erzählung mit einander iiberein und weisen auf ein und dieselbe schriftliche Grundlage zurück, weichen aber in Namen, Zahlen, Ncbenumftänden und Redewendungen gar sehr von einander ab und bieten bald Verkiirzungem bald Erweiterungen dar. Luther, der den lateinischen Text der Vulgata, jedoch in sehr freier Weise überfetzt hat, sagt von dem Buche: »Jst’s eine Geschichte, so isi’s eine feine heilige Geschichte; ists aber ein Gedichte, so ist’s wahrlich auch ein recht schön, heilsam, nützlicb Ge- dichte und Spiel eines geistreichen spoetenxt Auf ge- fchichtlicher Grundlage scheint die Erzählung allerdings zu beruhen, und hat wohl zuerst durch hinterlassene Familien-Dämonen (Denkwürdigkeiten) im Gedächtniß sich erhalten, bis sie dann, wohl schon im persischen Zeit- alter, wie oben bemerkt, im Geiste dieser Zeit zu einem religiösen Roman für den Zweck der Lehre, Ermahnung und des Trostes nmgearbeitet wurde. Wir lassen den Lutherischeit Text, den jeder Leser ia in einer gewöhn- lichen deutschen Bibel vor sich hat, nicht erst abdrucken; geben aber eine Jnhaltsttbersicht zu den verschiedenen Abschnitten mit erläuternden Bemerkungen. I. Kap.1, 1—17. Tobias (d. i. Güte des HErrry 2. Chron 17, 8; Esra Z, 60; Z. Matt Z, 11), ein frommer Jsrcielit aus dem Stamme Naphthali, der seinen Wohnsitz; in einer Stadt Qber-Galiläa’s über Aser oder Hazor (Jos. l9, 36), an der Straße zur linken Seite gen dem Meer, d. i. südlich vom See Merom auf der Straße nach dem galiläischen Meere hin, hatte (nach dem gest-cis. Text: zu Thisbe l. Kön. 17, 1), in seiner Hei- math während des allgemeinen Abfalls Jsracls zum Stierdienst dem Gesetz des. HErrn und dem Tempel in Jerusalem treu geblieben war, »so daß er an letzteren seine Erstlinge und Zehnten entrichtete und alle 3 Jahre die gesetzliche Zchtitmahlzeit oeranstaltete (2.Mos.23, 19; 4. M. 18, 21 ff.; 5. 12, 11 ff.; 14, 29 Arim.), auch bei seiner Verheirathung eine Tochter seines Stammes, mit Namen Hanna, zur Frau wählte (4. Mof 36, 5 ff.) und den mit ihr erzeugten Sohn, welchen er ebenfalls Tobias nannte, in aller Gottesfurcht erzog, aber doch bei der Wegführung der 10 Stämme nach Assyrien mit Weib und Kind (Luther redet in V. 1l sälschlich von »Kindern«) das Schicksal seines Volks theilte und nach Ninive geschafft wurde, beobachtete auch in der Fremde streng das väterliche Gesetz, indem er namentlich des Genusses von Gö enopferfleisch und von andern verbotenen Speisen (3. Hof. 11) sich enthielt, und thei- lete von allem, das er hatte, seinen mitgefangenen Brü- dern und Verwandten mit. Darum gab ihm Gott auch Csriade vor dem König Salmanassar, daß dieser ihm viel Freiheit gestatte-te, ja mit l0 Pfund Silbers (10 Ta- lente = 26,180 Thlr. 2. Mos. so, 13 Anm.) ihn be- gabete (nach dem griech. Text machte ihn der asshrische Köni zu seinem Hoslieferauterh und dies Geld ist wohl als Gewinn, den sein Handel ihm einbrachte, anzusehen). So kam er snach unsern: Text, um seine Landsleute aus Gottes Wort zu trösten, nach dem griechifchen Text in Folge seiner Haudelsreisen) nach der medischen Stadt Rages in der Provinz Rhagiana, etwa 40 Meilen nord- öftlich von Ekbatana, wo er unter den dasigen Gefangenen seines Volks einen armen Stammesgenossen und Ver- wandten mitNanxen Gabel(d.i. Gott ist hoch oder erhaben) antraf, dem er sein Geld gegen eine Handschrift darlieh. II. Knie. 1, 18——25. Nach Salmanassars Tode, als dessen Sohn und Nachfolger Sanherib von dem unglücklichen Fcldzuge in Judäa wieder heimkehren, än- derte sich des Tobias Lage gar sehr; denn ob er gleich mit jenem Tode bereits seine Stellung am königichen Hofe eingebüßt und die Kriegsunruhen im Lande an weiteren Reisen nach Medien ihn verhindertem daher er mit Gabel in keine Berührung mehr kam, konnte er doch für’s Erste seine Liebeswerke an den Mitgefangenen in Ninive noch ungestört treiben. Aber Sanheribs Nieder- lage vor Jerusalem (2.Kön.19,35 f.) hatte diesen der- maßen wider die Jsraeliten erbittert, daß er sie verfolgte und viele von ihnen tödten und ihre Leichname hinter die sehr hohe Stadtmauer von Ninive werfen ließ. Tobias « nahm sich der Erschlagenen an und verschasfte ihnen heimlich ein ehrliches Begräbnißz das zog indessen ihm selber die Verfolgung des Königs zu; er wurde aller seiner Güter beraubt und mußte durch eilige Flucht mit Weib und Kind (nach dem Griechischen aufs Gebirge Ararat) sich der drohenden Gefahr entziehen. Gute Freunde verbargen ihn, bis nach 45 Tagen Sanherib von zweien seiner Söhne ermordet wurde und der dritte Sohn Assarhaddon auf den Thron kam (2, Kön. l9,37). Auf Fürsvrache seines Vetters, des »in ansehnlichen Hof- amtern stehenden Achiarchos (so erzahlt der griech. Text), durfte Todtas wieder nach Ninive zurückkehren und er- hielt seine Gitter wieder (dies letztere widerspricht aber den weiteren Nachrichtem wornach Tobias arm blieb und sein Weib später mit Handarbeit ihn ernähren mußte) III. Kalt. Z, 1——9. Nach scincr Wiederkehr sorgt Tobias wieder wie friiher für seine unglücklicheu Lande- leute, die der Grausamkeit der Assyrer und ihres Königs erlegen und unbeerdigt liegen geblieben find. Als er auf des HErrn Fest (d. i· Psingsieii oder Fest der Wochem welches als Fest der Ernte er nicht ohne Werke der Liebe wollte vorbeigehen lassen 5. Mos 16, 9 ff.) ein herrliches Mahl zugerichtet und seinen Sohn ausgesandt hat, die Gottesfiirckstigeti aus seinem Stamme dazu einzuladen, kommt dieser mit der Nachricht zurück, daß ein Unbe- grabener draußen aus der Gasse liege. Sofort stand er vom Tische auf, bevor er gegessen, schaffte die Leiche in ein Haus oder Behältuiß (nicht, wie Luther mit der Vulgata geschrieben hat: in sein Haus, denn dies würde durch den Todten verunreinigt worden sein), um sie des Das apokryphische Buch Tobias 641 Abends zu besinnen, und aß darauf snachdem er durch religiöse Waschungen die Verunreinigung die er sich zu- gezogen 4. Mos. l9, 11 ff» beseitigt hatte) sein Brot mit Trauern, des propheiischen Worts in Amos 8, 10 gedenkend. Seine skretinde hielten ihm (wohl bei Ge- legenheit der veranstalteten Festmahlzeiy feine Unvorsicht vor, daß er, ungeachtet er schon einmal in Todesgefahr erathen, dennoch sortfahrc, die Rache des Königs durch seine Todtenbestattungen herauszusordernz er aber ließ sich nicht abschreckem sondern handelte nach wie zuvor, trug heimlich die Erschlagenen zusammen und verbarg sie (in feinem Hause?), worauf er dann die åltachtzeit zu ihrem Begräbniß benutzte IV. Kap. L, 1»0-—3, b. Von einem nächtlicheti Begräbniß der vorhin beschriebenen Art einstmals heim- getehrt, legte er müde sich neben eine Wand schlafen (d. i. an der Mauer des zu seineni Hause gehörigen Hofraumch verinutblich weil er bei seiner Müdigkeit nicht erst noch die übliche Reinigung vornehmen konnte, er aber, wenn er ohne dieselbe fein Haus betreten hätte, dies verunreinigt haben würde; dagegen gestatten die klimatischcn Verhältnisse des Orients recht wohl ein Uebernachten im Freien l. Mos. 19, 2; Nicht. is, 15). Da begiebt sichs, daß der Koth einer an derselben Mauer nistendeci Schwalbe ihm heiß auf die Augen fällt und in Folge der Entzündung sich ein weißes Fell über beide Augen zieht, so daß er völlig erblindet (mit Veziehun . auf diesen, an stch ziemlich unwahrscheinlichen Vorsa sagt F. v. Logau sehr wahr in seinen Sinngedichtem Die Lieb ist wie der Schwalbenkah verblendet, wen sie trofsen hat) Dies tviderfuhr ihm im 56. Jahr seines Alters, im 26. seiner Verbannun nach Qlssvriem und eschah nach dem heilsamen Rathsähluß Gottes, ihn den Zlachkommen ebenso zu einem Exempel der Geduld zu machen, wie vor Zeiten Hiob gewesen war; auch erkannte er solchen Rath Gottes und hielt ebenso, wie Hiob, trotz der wegen seiner Frömmigkeit ihn verspottenden Freunden am Glauben fest (von besonderer Bedeutung ist hier sein Wort: Wir sind Kinder der Heiligen und warten auf ein Leben, welches Gottgebenwird denen, so im Glauben stark nnd feste bleiben vor ihm, Kaki. L, 17 f.). Als aber sein Weib, die während der 4 Jahre seiner Krankheit mit Spinnen und Weben ihn ernährte, einst eine Ziege, die sie als Zugabe zu ihrem Svinnerlohn erhalten hatte, mit nach Hause brachte, und er seine Befürchtung äußerte, daß das Thier rinrechtiiiäßig erworbcnes Gut sein könnte, da ward auch Hanna seine Widersacherin und fiel mit bitteren Worten über ihn her, gleich als ob er mit seinem Eigen- sinn allem Segen Thor nnd Thür zuschließe und wohl bei sich denke, derselbe solle wunderbar vom Himmel fallen. Tief betrübt wendet sich Tobias an seinen Gott und bittet ihn um seine Auflösung; sterben sei ihm besser denn leben, denn er habe falsche Vorwürfe gehört und seine Trauer darüber sei groß. v. Kuh. Z, 7—25. Die Erzählung, mit Tobtas einstweilen hier abbrechend, Versetzt uns hinüber nach Medien, in die Hauptstadt dieses Landes (nicht, wie bei Luther steht, Auges, sondern) Ekbatana (vgl. jedoch die Bemerkung am Schluß des X. Abschnitts), und macht uns dort mit einer andern Seele bekannt, die an dem- selben Tage und zu derselben Stunde mit dem nämlichen Seufzen um Erlösung an Gott stch wendet. Es ist Sara, die Erbtochter eines reichen, daselbst in der Ge- fangenschaft lebenden Jsraeliten Raguel (d. i. Freund Gottes) Sieben Männer nach einander hatte man ihr zur Ehe gegeben; aber einer wie der andere waren in der Brautnachd ehe sie beigelegern von einem bösen Geist Asmodi. der selbst in Liebe zu dem Mädchen entbrannt war-H, mitgebracht worden, und nun wurde die fromme Dächfcls Bibclwcrt und gottselige Sara von einer Magd ihres Vaters eine Männerknörderin gefcholten und als ein unheimliches Verderben dringendes Wesen gebrandmarkt Jn drei« tägigenn ernstlichem Gebet schüttete sie ihr tiefbekümmertes Herz vor dem HErrn aus und fand Erhörung zu der- selben Stunde, wo Gott auch den frommen Toblas in Ninive zu erretten beschloß; zu beider Hilfe wird denn einer von den sieben Engeln, die vor dem HErrn stehen, derselbe Ravhaeh der auch die beiderseitigen Gebete vor den HErrn gebracht hat (Kav. 12, 11 ff.), ausgesendet. V) Es ist dies eine Vorstellung de« späteren Judenthums, daß auch die Engel, und zwar speciell die Dämonen oder bösen Geister, nach geschlechtlicher Vermischung mit mensch- lichen Weibern gelüste, und wird die Möglichkeit desseu auch von christlichen Auslegern behauptet, die darnach in l. Mos s, 2 unter den «Kindern Gottes« Engel verstehen, welche in heilloser Unnatnr mit den Töchtern der Menschen sich begattet und jene Gewaltigen in der Welt gezeugt hätten, von denen in V. 4 die Rede ist; eine neutestamentliche Bestätigung dieser Ansicht will man dann in Judä V. 6 und L. Petri L, 4 finden, die christliche Kirche aber hat sie seit Augustinus ent- schieden als Ketzerei verworfen. VI. Kett» 4, 1—5, is. Wir befinden uns wie- der in Ninive bei Tobias. Dieser, weil er meint, sein Gebet sei dahin erhört, daß er nun bald das Zeit- liche gesegnen soll, bescheidet seinen Sohn, den jun en (einige dreißig Jahr alten) Tobias, vor sich, ertheilti m als ein letztes Vermächtniß Ermahnungen und Lehren, wie er in seinem Leben sich halten solle (darunter gar treffliche, die selbst zu Lernsprüchen für die christliche Jugend sich eignen, aber auch der ganz den Geist des späteren werkgerechten Iudenthums athmende Spruch von der Verdienstlichkeit der Almosen in Kaki. 4, 11 f.)«, und trägt ihm ans, nach Rages in Medien zu reisen und von Gabel die dargeliehenen '10 Talente Silbers gegen Rückgabe der ausgestellten Handschrift einzuziehen. Der junge Tobias erklärt sich bereit, den Auftrag zu vollziehen, hat aber feine Bedenken, theils weil er dem Gabel unbekannt sei, theils weil er den Weg nach Rages nicht wisse Wegen des ersteren beruhigt ihn der Vater mit der Handschrift, die er bei sich führe und die ihn bei· Gabel legitimiren werde; was aber seine Unbekanntfchast niit dem Wege betrifft, so soll er sich einen zuverläfsigen Wegweiser suchen, der fiir Lohn die Reise mit ihm mache, und der Sohn eht vom Vater hinweg, um nach einem solchen Führer ssch umzuseherr ·) Almosen kommt her von dem griech. Adagio-zwar. Barmherzigkeit, und bezeichnet die Werke der Menschenliebe besonders an Armen und Hilflosem — Wegen des Worts in V. is vgl. e. Sam. Z, z« Atem; Jerenr is, 7 uni- Ps. 1- s— VII. Kost. 5, 5—29. Draußen auf der Straße trifft der junge Tobias einen feinen jungen Gesellen in schon reisefertigem Stande; er weiß natürlich nicht, daß es der von dem HErrn cntsendete En el Raphael ist, da derselbe aber auf die Frage seiner . erkunft für einen Jsraeliten sich ausgiebt und im Laufe des weiteren Gesprächs nicht blos mit dem Wege nach Mediem son- dern auch mit Gabels Hause in Rages wohl bekannt zu sein erklärt, eilt er sofort zum Vater zurück, um ihm zu melden, daß er schon gesunden, was er suche. Dieser, um selbst von der Zuverlässigkeit des so unerwartet schnell ausfindig gemachten Gefährten sich zu überzeugen, läßt den Jüngling zu sich hereinrufen und erkundigt sich nach der ersten Begrüßung nach seinem Geschlecht und seiner Hertunft. Der Engel deutet mittelbar an, wer er eigent- lich sei (v l. V. 18 mit l. Mos 32, 29 und Richi. 13,17); m jedo die Wahrheit, die er jetzt ihm noch nicht offen entdecken darf, in hcilsamer Weise zu verhüllen, legt ei; sich allegorische Namen bei (Azarias, d. i. Jehova hilft, A— T· l. L. 41 642 (2. Könige 17, 23.) des großen Ananias Sohn, d. i. ein Abgcsandter des bcgnadigenden HErrn, des großen), welche Tobias nicht z wohl anders als im eigentlichen Sinne verstehen kann, weil cr früher, da er noch in der Heimath lebte, auf feinen gottesdiensilichen Reisen naih Jerusalem (Kap.1, G) oftmals mit einem Ananias, dcr sich ebenfalls zuni Tempel hielt, zusammcngekoniinen ist (so nach dem griech. Text) Mit vollem Vertrauen nimmt derselbe den, wie er meint, aus einem guten und gottesfürchtiaen Geschlecht abstam- mcndcn Jüngling zum Begleiter für seinen Sohn an, entläßt diesen mit Segenswiirischen und tröstet sein Weib Hanna, als sie nach der Abreise des einzigen Kindes , bedauert, den Trost ihres bcidcrseitigcn Alters um des E eiteln Geldes willen den Gefahren eines so weiten« Weges ausgesetzt zu haben. VIII. Kap. S, 1——28. Die Reife der beiden Jünglinge, auf der ein Hiindlein sie begleitet sdas Halten von Haushündchen zum Vcrgriügcn ist erst eine spätere, wohl durch griechischen Einfluß eingedrungene Sitte bei den Hebräern Matth 15, 27), führte sie nach dem ersten ; Tagemarfch bis an den großen oder oberen Zab (einen s Ncbenfluß des Tigris Kav 15, 20 Blum» der im Texte « ebenfalls Tigris genanrt wird). Als hier der junge Tobias seine Füße waschen will, wird er durch einen großen, nach ihm fchnappenden Fisch erschreckt (es giebt mehrere besondere Abhandlungen, was für eine Art Ftsch es gewesen sei, die ganze Sache gehört aber zu den mancherlei Fabeleiem die in diesem Buche sich sindcn). Sein Begleiter indessen errnuthigt ihn, das Thier zu . packen und an’s Land zu ziehen; das Fleisch wird zur Zehrung aus dem Wege vrrwerthcy Herz, Galle und Leber dagegen werden von dem Engel als gut zur Ar- zenei angcpriefem Herz und Leber zur Vertreibung böser Gespenster nnd die Galle zur Heilung des weißen Staars, und diese Stticke spielen dann im weiteren Verlauf der Geschichte eine große Rolle. (Hicr besonders tritt der apokrnplyischc Charakter des Bachs in aristösziger Weise uns entgegen, und zwar unt so mehr, wenn außer den magisch wirksamen Mitteln hcrirach auch das Gebet» euipfohlen wird. Denn »das Gebet verliert seine Glaus « benskraft, wenn das Hauptgcwicht auf die nebenher gebrauchten äußeren Mittel gelegt wird, und die äuße- ren Mittel können nicht als riatiirlich betrachtet werden, wenn sie gegen Unsichtbare Kräfte zur Anwendung kommen; kurz, die Mischung von Glauben und Aber- glauben, von Gebet und Mißbrauch des göttlichen Namens, welche in der Schrift als Zauberei vcrpönt ist, wird hier von einem heil. Engel gelehrt-«, und das ist und bleibt eine durchaus anstößige Sache, wieviel Nützlirltes zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchiigung in der· Gerechtigkeit das Buch auch sonst ent- hält). Als die Rcisrnden dann nach etwa 20 weiteren Tagcmiirfcheti bei der Stadt Ekbatana im Lande Mcdicn anlangen, schlägt dcr Engel dein Tolrias vor, bei seinem Stammcsgenosfcti und Verwandten Ragnel einzuichrcnz der habe nur eine einzige Tochter, welche als Erbtochtcr nach dem Gesetz, (4. Wiss. Bis) gerade ihm zuin Weibe bestimmt sei, cr solle daher uui ihre Hand werben. Tobias trägt Bedenken, denn er hat von dein Schicksal dcr früheren Verlobten des Viäocltciis gehört. Doch scln Begleiter vrriveist ihn auf die Kraft des gläubtgen Gebild, das aus einem reinen, keuschen Herzen konimh nnd auf die Wirkung der Galle oder lieber vom Fisch, daniit cr den Teufel vertreiben :urrde, und giebt ihm den Rath, die drci ersten Nächte nach der Vcrheirathriiig seiner Braut sich zu enthalten, uni in dcr ersten ividcr s« den bösen Geist zu streiten, in der zweiten in die Gcs ·s mcinschaft der heil. Patriarcheii einzutreten (Vulgaia: secundu- vero nor-te in copulatiotie su11ctortttnyszpaizri- arelrorum admitterjsh nnd in rier dritten den Kinder- ss fegen vom HErrn sich zu erbitten; darnach in der vierten möge er ehelich beiliegm IX Kalt. 7, l— 8, 10. Von Ragucl wer· den die Reisenden bei ihrer Einkehr in sein Haus mit Freuden aufgenommen; und als Tobias ihm von seinem Begleiter als Verwandter der Familie vorgeftellt worden, bewillkommnet er ihn in der« zärtlichsteii Weise und läßt ein gutes Mahl bereiten. Aber Tobias, wie einst Eliefer bei seiner Werbung (1. Mos 24, 33), will nichts zu sich nehmen, bis ihm die Tochter des-Hauses, die Sara, zugesagt ist. Anfangs erschrickt Raguel ob solcher Werbung im Hinblick aus das Miß eschick, davon bisher eine jede Verheirathurig des Miid ens betroffen ward; doch Raphael spricht ihm Muth zu, und so erfolgt die Verlobung in feierlicher Weise und unter Aussetzung eines förmlichen Ehecontracts (das älteste Zeugniß für dergleichen Ehestiftungen dürfte wohl diese unsre Stelle fein) Nach gehaltenem Mahl, bei welchem das Tifch- gebet nicht gefehlt, wird die Braut von ihrer Mutter - unter tröftlichem Zufpruch in die Kammer geführt (die ,,andere« genannt, entweder weil es eine andere war, als in welcher die früheren Verlobten das Beilager hatten halten wollen, oder um sie als Brautkammer von dem gewöhnlichen Schlafgeinach zu unterscheiden); als dann auch der Bräutigam zu ihr gebracht wird, verwendet er, wie sein Reisegefährte ihm gerathen, ein Stück von (dem Herzen und) der Leber des Fisches zu einer Räucherung, um den Geist Asmodi zu verscheucht-n (wie das Opfer ein süßer Gcruch heißt für den HErru, der gleichsam feine Gegenwart herbeilockt I. Mos 8, 21; 2. M. 29, 18· 25; M. l, 9; Z, 2 u. s. w., so soll dieser Brand mit seinem bestialischcn Gestank das Gcgentheil in Be- ziehung auf den Dämon bewirken-l; der Engel aber nimmt den gebannten Geist und bindet ihn in die Wüste ferne in Eghpten (in die wiiste und wasferlofe Gegend von Qbereghpten «—- diese Vorstellung, daß die Wüste der gebührende Aufenthaltsort der bösen Geister sei, ent- spricht der Lehre der heil. Schrift, s. Anm. zu 3. Mos. 16,»»22) Hierauf vereinigen sich Braut und Bräutigam zum Gebet, indem sie für die ersten drei Nächte der ehe- lichen Genreinfclmft sich enthalten (1. Cor. 7, 5), und schlafen dann ein. V) Mit der Auslassung derjenigen Schrifterklärey welche behaupten, das Gebiet, das hier berührt werde, sei uns zu un- bekannt, als daß wir darüber absprechen könnten, ob hier Aber- glaube vorliege oder nicht, können wir uns nicht zufrieden geben, müssen vielmehr in diesem Punkte einen Mißverstand und Mißbrauch des göttlichen Worts erkennen. X. Kalt. 8, 11 — 9, 12. So gesund und frisch bei einander liegend, findet sie die Magd des Hauses, welche urn Mitternacht im Auftra c ihrer Herrschaft nach ihnen siehet; denn Ragucl hat fiel? schon darein begeben, daß auch dieser achte Bräutigam das Schicksal seiner Vorgänger getheilt habe, und hat alles fertig gemacht, ihn vor Tagesanbruch zu begraben. Wie groß ist daher seine und seines Weibes Hanna Freude, als die Magd ihm gute Botschaft bringt! Er bricht in einen Preis Gottes aus, läßt das zngerichtete Grab wieder füllen und richtet am andern Morgen, nachdem er den Tobias zum Erben aller seiner Güter mit der Bestimmung ein- ff« gesetzt hat, daß vorläufig dir: Hälfte derselben ihm zufallcn solle, eine großartigc Hochzeitfeier zu, die noch einmal solange währt, als gcivöhnlich szivei Wochen statt sieben Tage I. Mos W, 27; Nicht. 14, 12). Noch am Anfang derselben entsendet der Bräutigam, um die Zeit für den nächsten Zweck feiner Reise nicht zu verlieren und die Eltern daheim nicht durch längeres Außenbleibenzu ! ängstigen, seinen Gefährten mit 4 Knechten und 2 Ka- 3 rneelen seines Schwiegervaters nach Rages, damit er an seiner Statt das Geld von Gabel einzieht und diesen Das apokryphische Buch Sohnes. 643 ur Hochzeit nach Ekbatana lade; derselbe richtet auch ieinen Auftrag aus und bringt bei seiner Wiederkehr den Gabel mit, noch ehe die Tage der Hochzeit zu Ende sind. Es ist hier nicht recht deutlich, wie der Verfasser des Buches sich dies möglich gedacht hat, da Nages 10 Tagereisen von Ekbatana entfernt liegt; vielleicht aber ist nicht Eibatana Raguebs Wohnort gewesen, sondern eine an Nages bedeutend näher gelegene Stadt, daher auch im griech. Text Kap s, 9 ff. und bei Luther in Kuh. s, 7 Nages für Ekbatana steht, wo- mit wohl derjenige Distrikt gemeint sein dürfte, zu welchem Rages gehörte. «XI. Kuh. 10, I -—11, TO. Die Erzählung versetzt uns nun zunächst in des alten Tobias Haus nach Ninive, wo Vater und Mutter um den länger, als sic erwarten konnten, auf seiner Reise außen bleibenden Sohn sich sorgen, die Mutter nach Art der Frauen in übermäßiger Weise ihren Gefühlen Raum giebt, der Vater aber sein Herz in Gott stillet. Inzwischen hätte Raguel die beiden Neuvermählten ern noch über die Hochzeitstage hinaus in seinem Hau e behalten; doch der junge Tobias hat sieh nicht halten lassen, ist mit seiner jungen Frau und der Hälfte aller Güter seines Schwie- gervaters bereits auf dem Wege und langt jetzt, am 11. Tage seit seiner Abreise von Ekbatana oder Rages, mit dem ganzen großen Zuge auf dem halben Wege gen Ninive an. (Jm deutschen Terte ist Haran als die betreffende Gegend angegeben; darunter kann aber un- möglich das in 1.Mos.11,3l erwähnte Haran gemeint sein, welches ja ganz außer dem Wege, bei 50 Meilen nordwestlich von Ninive lie i, vielmehr dürfte im ursprüng- lichen Texte »Hara« l. hron. S, 26 gestauden haben, dann würde jedoch diese Oertlichkeit noch anders zu er- klären sein, als von uns zu V. 6 geschehen tst). Hier riith ihm sein Begleiter, den Zug in gewöhnlichen Tage- aber wollten vorancilen, um die mit seinem Vater ver- abredete Zeit der Rückkehr möglichst inne zu halten; Tobias geht auf den Vorschlag ein, versieht sicb mit der zur Heilung der Blindheit des Vaters bestimmten Fisch- galle, und wird hernach bei der Annäherung an die Stadt Ninivc von der, feiner Ankunft ungeduldig ent- gegenharrenden Mutter schon aus der Ferne erkannt und bei ihrem Gatten angemeldet. Der Vater, trotz seiner Blindheit, eilt ihm entgegen, von einem Knechte (cs fällt auf, daß die blutarine Familie einen solchen in ihren Diensten hat) geführt und von der Mutter geleitet, und nach der ersten Begriißung, als man nun beisammen- sitzt, wendet der Sohn unter Gebet sein Heilmittel an, wodurch der alte Tobias gar bald von seiner Staat- krankheit befreit wird und den nach 7 Tagen mit der Schwiegertochter uachkominenden Zug gesund und mit vielem Lobpreis des HErrn empfangen kann· Es folgt eine zweite Hochzeitfeier don 7 Tagen, die in großer Fröhlichkeit und unter Betheiligung der Nachbarn und Freunde begangen wird. « XII. Kuh. l2, 1 ——13, DE. Der jungesTobias kommt— jetzt mit seinem Vater überein, dem jungen Gesellen, der ihm das Geleit auf seiner Reise gegeben und soviel Gutes an der ganzen Familie gethan hat, die Hälfte der Güter, die er mit sich gebracht, als Lohn für feine treuen Dienste anzubieten; da aber ermahnt dieser zum Lobe und Preise des HErrn und zu eisriger Uebung vonWerken der Barmherzigkeit (der Spruch aus Kuh. 4, ll kehrt auch in Kuh. 12, b wieder) und erklärt sich über Gottes gnädige Absichten bei den An- fechtungen, wovon beide Familien, die nun glücklich und mit einander vereinigt seien, betroffen worden. Jndem er sich hierauf zu erkennen giebt, wer er eigentlich sei, und vor ihren Augen verschwindet, werden Vater und ; Abschnitts von der Weg Mäkschen U« MVL 33, 13 L) kklieU ZU Iassens sie beide T so hat man lange dieselben für verloren gehalten, hernach Sohn so von Anbetung erfüllt, daß sie drei Stunden da liegen, dankend und preisendz aber auch, nachdem sie sich erhoben, fährt der alte Tobias mit Lobgesang fort und wird zum Psalmisten und Propheten, der Gottes Rathschluß bei der Züchtigung seines Volkes wohl erkennt und Jerusalem, der Gotteosiadt nach ihrer tiefen Dcmüthigung eine desto herrlichcrc Zukunft (fast in der Weise eines Jcsaiass weissagt (aber da1nals, umrdas Jahr 692 v. Chr., war Jerusalem noch nicht zerstört, Indern Manasse herrschte erst seit 6 Jahren im Reiche uda). xlIL Kost. 14, 1—-17. Zwei und vierzig Jahre iiberlebte der alte Tobias die im Vorigen beschrieberien Ereignisse; vor seinem Tode (etwa 650 o. Chr) berief er seinen Sohn und dessen Kinder zu sich, verkündigte ihnen den bevorstehenden Untergang Ninive’s, den Wieder- aufbau des zerstörten Jerusalem ( auch hier derselbe Verstoß gegen die Zeitrechnung wie oben ——— Jerusalem ward erst 588 v. Chr. zerstört) und die Rückkehr des gefangenenJsrael in das Land seiner Väter, wobei er sie zur Gottesfurcht und Gerechtigkeit ermahnte und ihnen austrug, nach seinem und seines Weibes Tode die Stadt Ninive zu verlassen, um nicht in ihr Verderben verwickelt zu werden. Das hat denn auch der Sohn hernachmals gethan und« nach des Vaters und der Mutter Tode mit Weib und Kind zu den Schwiegereltern sich begeben, die er treulich gepflegt und bei ihrem Abscheiden beerbt hat. Er selbst erreichte ein Alter von 99 Jahren und sahe das fünfte Geschlecht in feinen Urenkeln (er wäre darnach etwa im J. 626 v. Chr. gestorben, als der fromme Josia in Juda regierte, den Untergang Ninives aber hätte er nicht mehr erlebt) Wenden wir uns jekzt wieder zu der Geschichte unsres ührung der 10 Stämme zurück, sie baldin den zahlreichen Judengcmeindeu des südlichen Arabiens, bald in Indien, China, Turkestan oder Afghas nistan, bald in den Urbewohnern von Amerika, den Jn- dianern, wiedergefunden zu haben geglaubt, neuerdings aber die unabhängigen Nestorianer und die unter ihnen lebenden Juden fiir ihre Nachkommen gehalten. «Das Richtige ist dagegen ohne Zweifel dies, das; die 10 Stämme sich theils schon im babvlonisclsen Exil mit dem in die nörd- lichcn Theile des chaldäischen Reichs verpflanzten Judäern vermischt und hernach den von Serubabel und Esra nach Palästina zurückgeführten Ernlarten (Verbannten) ange- schlossen, theils, soweit sie im Lande zurückblieben, durch Vermischung mit den, seit der Zerstörung Jerusalems durch Titus in alle Welt zerstreuten Juden oder durch Uebertritt zum Christenthum aufgehört haben, noch« irgend- wie selbstständig zu existiren. YXIXÄ V. 24—4l. »Eiuige Jahrzehnte nach der Weg— führnng drr zehn Stamme in dir osfyrische Gefangenschaft ucrpsianzt ein späterer: König Kssnricng hclduische Zin- ftcdler aus Syrien und Babylonirtr in das rutoölltrrlr Land, mrlchc ihren Götzendirnsl mit dahin bringen. Da obre der tjtkrr Löwen unter sie sendet, die ihres Lebens Sicherhcit gefährden, und sie die richttgc llrfach darin erkennen, daß der Gott des neuen Landes wegen des bisher ihm vorcnthaltcneu Dienstes zürne, erhalten sie auf ihre Vorstellung vom assyriscijen König einen von den in der Gefangenschaft befindlichen Priester, der die Weis: Sehr-nah, des Gottes Israel, sie lehren soll. Er liifze zu tzethelul sich nieder und liebt den früher itn Reiche Israel äblichrn Kälberdienst wieder her; indem aber jene heidnislheu Knsiedlrr daneben auch ihren Inanrhrrlri Göttern dienen, der wesentltch in einen: Gestirn- uad Thirrdiensi besteht, so entsteht eine aus Heidcnthum und U« 644 a. Könige «17, 24-——41. is, 1—-4. vrruuftaltetem Jehovadirnsl gemischt-e Landes-Religion, welche. dann auch für längere Zeit die Religion dieses im Land: Samaria einhrimisctzen xklischvolltey der Sa- maritaner, geblieben ist. 24. Der König aber zu Assyrien snicht Sai- manassar oder dessen Nachfolger Sargon V. Z, sondern vielmehr Sanherib? Nachfolger Assarhad- don Esra 4, L] ließ setwa 46 Jahre nach der Wegführung der 10 Stämme, d. i. 676 o. Chr. Jes. 7, 8., heidnische Ansiedlerj kommen von Bade! saus der Landschaft Babylonien am unteren Euphrat und Tigris], von Cutha soberhalb der Stadt Rahel, ». s. Karte IV.], von Ava s2. Saat. Z, 6 Auen] von Hemath sEpiphania am Orontes in SyrienJ und Sapharvaim soberhatb Enthajz und besehte smit - diesen Colonisten] die Städte in [dem Lande] Summa, anstatt der sdaraus weggefiihrtenj Kinder Israel. Und sie nahmen Samaria ein und woh- neten in denselben Stadien sin den Städten sel- bigen Landes] 25. Da sie aber anhaben daselbst zu wohnen, nnd den HEttn nicht fürchteten ssondern denjenigen Götzen dienten, die in ihrer Heimath verehrt wur- den V. 29 fs.]; sandte der HErr sum sie ans: merksam zu machen, daß dies sein Land sei und nicht ein heidnisches] Löwen unter sie, die erwür- gclcli fic stieß er die im Lande schon vorhandenen Löwen, welche während der Zeit der Entvölkerung gar sehr über- - slalt eines Hundes] nnd Tharthak [in Gestalt eines band genommen hatten, unter sie gerathen und ihrer viele nmbringeth daß sie ihres Lebens nirgend sicher waren Z. Mos 26, 22z Heut. l4, 15]. 26. Unid sie sdie mit der Fürsorge für die neue Niederlassung beauftragten königlichen Beam- ten] ließen dem Könige zu Assyrien sagen: Die Heiden, die du hast hergebracht, und die Städte Samaria damit besetzt, wissen nichts von der Weise des Gottes im Lande soon der Art, wie er ver- ehrt sein will, und haben bisher ihm nicht gedient]; darum hat er szur Strafe fiir die Unterlassung seines Dienstes] Löwen unter sie gesandt, und siehe, dieselben tödten sie, weil sie nicht wissen um die Weise— des Gottes im Lande. 27. Der König zu Asshrieli sum dem Uebel- siande abzuhelsen] gebot, und sprach: Bringet dahin der Priester einen, die von dannen sind weggesühreh und [ihr, die ihr ihn begleitet] ziehet hin, und wohnet daselbst slasset euch ebenfalls dort nieder] ;- und er lehre sie die Weise des Gottes im Lande· 28. Da kam der Priester einer, die von Sa- maria weggefikhret waren seiner aus der Klasse der Höhenpriestey die Jerobeam zum Dienst der beiden Stierbilder in Bethel und Dan an Stelle der levitischen Priester verorduet hatte 1.Kön. 12, 31 f.], und setzte sich zu Vethel stieß sich daselbst nieder], nnd lehrete sie ssreilich nur in entstellter, dem göttlichen Gesetz gar wenig entsprechender Weise], wie sie den HErrn fürchten sollten kdoch war nun wenigstens einigermaßen der Eikeime des ijxiottes Israel diesen, nach seinem Lande verpslanzten Heiden bekannt, und die Plage der Löwen ließ nach] 29. Aber sum hier wieder aus die erste Zeit der neuen Niederlassung, von der in V. 24 die Rede war, zurückzukommen] ein jeglich Voll [von den aus Babylonien und Syrieu in’s Land ge: schickten Colonisietq machte seinen Gott [dem es daheim gedienet hatte], und thaten sie in die Häuser aus den Höhen [1. Kein. 3, 2 Anm.], die die Samariter machten sdie früheren Bewohner des Landes Samaria errichtet hatten I. Kön. 12. 31 f.], ein jeglich Volk in ihren Stadien, darinnen sie wohneten. Ja. Die von Bade! machten SuchothBenoth sd. i. Hütten der Töchtey nach der Auslegung der Rabbinem Bilderdersplejadexhdes Himmels: gestirns der Gluckhenne, das im Rücken des Stier- gesiirns sich zeigt, doch kann man auch mit Jarchi und Kimchi das Bild einer Henne mit ihren Kirchlein als Symbol der gebärendem brütenden Naturkraft darunter verstehen] Die von Chuth soder Cutha V. 24] machten Nergel sentweder T den Planeten Mars, oder. einen Hahn zu ihrem sGott]. Die von Hemath sin Syrien] machten « Asitna snach den Rabbinen in Gestalt eines kahlen J Bocis, nach andern in der eines Stiers, Widders : oder Affen] 31. Die von Ava machten Nibehas sin Ge- Esels]. Die von Sebharvaim swaren Molochn Diener und] verbrannten ihre Söhne dem Abra- melech sFeuerkönig oder Sonnengott] und Anaineleeh sHeerdenkönig, worunter entweder der Mond als Hstönig der himmlischen Heerde, oder das Sternbild Kepheus zu verstehen ist, das im Morgeulande der »Hier und das Vieh« hießL den Göttern derer von Sepharvaim swelche Stadt auch selbst dem Sonneugott geweihet war] 32. Und weil sie shernachmals wie in V. 28 erzählt worden] den HErrn auch sitrchteten mach- ten sie ihnen Priester auf den Höhen aus den Unter: sten unter ihnen saus der Masse des Volks, ganz to, wie schon Jerobeam seine Priester von allerlei Leuten im Volk genommen hatte l. Köln 12, 31], nnd thaten sie in die Häuser aus den Höhen sum dort den Opferdienst für sie zu verrichten] 33. Also fürchteten sie seincstheilsj den HErrn sden Gott Jsraels], nnd dieneten sanderntheils] auch den Göttern, nach eines jeglichen Volkes Weise, von dannen sie hergebracht waren. 34. Und bis aus diesen Tag swo dies ge- schrieben wird] thun fie nach der leben beschriebe: treu, Götzendienst und Jehova-Bilderdienst mit einander oermengendenvs alten Weise, daß sie weder den HErrn fürchten sohne Bild nnd Gleichniß, wie es stch eigentlich gebührte], noch ihre Sitten und Rechte thun sdie Sitten und Rechte der früher Die Samaritaner. Hiskia, Ahas’ Sohn, ein frommer König des Reiches Juba. in dein Lande einheimischen zehn Stämme, deren Ueberreste mit den heidnischen Aiisiedlerii zwar ver: schmolzen, jedoch immer noch zahlreich genug waren, daß maii wohl dem HErrn allein, wenn auch leider unter dem Bilde eines goldenen Kalbes, nicht aber zugleich auch den heidnischen Göttern hätte dienen sollen], nach dem Geseh und Gebot, das der HErr geboten hat den Kindern Jakob, welchen: er den [Ehren-s Namen« Israel gab, 35. Und machte einen Bund mit ihnen» uiid gebot ihnen und sprach: Fürchtet keine andere Gotter- und betet sie nicht an, nnd dienet ihnen nicht, und opfert ihnen nicht; 36. Sondern den HErrn, der euch aus Eghptem land gefiihrct hat mit großer Kraft und ausgerecitem Arm, den fürchtet, den betet an, und· dem opfertz 37. Und die Sitten, Rechte, Gesesze »und Ge- bote, die er euch sdurch Moses hat beschreiben lassen, die haltet, daß ihr darnach thut alle Wege, und nicht andere. Götter» furchtetz 38. Und des Bandes, »den er mit euch ge- iiiacht hat, vergesset nicht, daß ihr nicht andere Götter fürchtetz 39. Sondern fürchtet den HErriy euren Gott, der wird euch erretten von allen euren Feinden. 40. Aber diese [die Nachkommen der oom Volk der zehn Stämme im Lande Zurückgebliebe- nen] gehorchten nicht [den eben angeführten Mah- nungen des göttlichen Gesetzbuches, wie sie in Z. Mos 20, 5. 23 und aii vielen Stellen dem Volk, so nachdrücklich an’s Herz gelegt werden, daß sie auch von dem an sich schon verbotenen Kälberdienst sich bekehrt und zum reinen Jehovadieiist zurück- gewendet hätten], sondern thaten sauch in den fol- genden Zeiten] nach ihrer vorigen Weise kund san- ken durch dte Verniecignng des Stierdienstes mit dein Götzendienste noch tiefer herunter, nachdem schon ihre Väter, die von den zehn Stimmen, des Absalls vom HErrii genug gemacht mit ihrem Stierdiensis 41. Also fürchteten diese Heiden [denn dazu waren jene Ueberreste des ehemaligen Jsrael nun selbst geworden, indem sie so ganz mit Heiden sich vermischteiq den HErrm »und dieueten anch ihren Gähnt. Also [in gleicher Weise Götzendienst und Stierdienst zu einer neuen Mischreligion vermen- gend] thaten auch ihre Kinder und Kindeskindey wie ihre Väter gethan haben, bis aus diesen Tag. Von diesem Mischvolk der Saniaritaner oder Samariter iverdcn wir weiter zu handeln haben bei Esra 4, 3. - Das 18. Kapitel. Bei der Regierung Hiskicks mird Jerusalem , non Sanherib belagert· THE«- v.1———ti. dran) Zerstörung deg Zehnslämmcrtictls haben mit er» fortan nur non) uiil dem Reichs: Jnda zu thun. Der dreizehnte König dieses Reiche, ins dessen erste 645 Regierunggjahre die wegfiihriiug Israel in die assyrifiiie Gefangenschaft fällt, ist Hiskiin ein ebenso dem ihnen: nau Herzen crgkbeucy nie in seinen Unternehmungen glücklicher Nehmt. dlicht nur setzt er drinnen im Lande eine griindlikhe dtcsoriuatiou durch, indem er alles heid« uisctie wesen, das namentlich unter seinem Vater Jchae in Jnda und Jerusalem sich eingebürgert hat, augrottrtz sondern der Hain« til auch mit ihm, daß ei: nach außen das Land wieder frei uiarht von dem assyrisctsen Juni: und seinem itciitie zu neuer iilarht und Stärke ucrhilft dgl. L. Thron. 29, I— 31, St. l. Jm dritten Jahr« Hosen, des Sohns Ein, des Königs Israel svon dem in Kap. 17, I ff. die Rede gewesen], ward König Htskia [d. i. den Jehova starkes. der »Sohu Ahas, des Königs Juba; 2». Und war funf und zwanzig Jahr alt, da er Konig ward, und regierete neun und zwanzig Jitiik lVON 727—698 V« Chtsl ZU Jerusalem. Seine Mutter hieß Abt [oder mit vollsiändigem Namen Abt« hebt— AbkiahL eine Tochter Sacharja 3. Und that, was dem HErrn wohl gefiel, wie sein Vater David. Der gottlosestc Fisönig Judas hatte den treffltchsten Sohn, auf einen Ahas konnte ein Hiskia folgen, und mancherlei mochte dazu mitgeholsen haben, daß aus Hiskia ein solcher Knecht des HErrn geworden. Vor allem wohl seine Mutter Abt, vielletcht eine Enkelin des Propheten Sacharja, der unter Usta so segensreich ge- wirkt hatte (2. Simon. 26, 5); ferner der Propbet Jesaia, der wie etiie starke. Piauer um Volk und Thronerben hergestandeiiz nicht minder der Prophet Mlcha, der dem König in seinen Bemühungen um des Volkes Wohl « - treulich zu Seite stand Were .26, 18 f· ; di· das nach seinem Stammvater sich Jsrael nennt, r «; m ) «« lch Mch die furchtbare Noth, die im Reiche herrschte sdcnn man darf das, was nach der Bemerkung zu Kap.16, 18 Ahas an Juda gethan, keineswegs gering anschlagen), inochte dem Hiokta die Augen aufgethan haben, daß ei- uiit Ernst von seines Vaters Wegen fich abwandte und von ganzem Herzen den HErrn suchte. Er übernahm das Reich zur Zeit seines tiefsten Veisfalles nach innen wie nach außen. Juda war noch erfüllt mit allen Heiden- greueln und der Tempel des lebendigen Gottes geschlossen, dasfReich war abhängig ooii Assyrieiu dem es für eine scheinbare Freiheit Tribut zahlen mußte. Darnach er- wuchs dem Hiskia eine doppelte Aufgabe: es galt eine grüiidliche Umkehr im Lande, es galt Freiheit von As- syrieru (Schlier.) 4. Er that [denn, um jene seine erste Aufgabe zu ersüllenj ab die Höhen swas keinem der theokratisch gesmnten Könige vor ihm hatte gelingen wollcn l. Köw 15- 14], »und zerbrach die Säulen, und rottete die Haine sAscheren 5. Mos. 16, 21 Auen» die in der späteren Regierungszeit des Ahas er- richtet worden waren Kap. 16, is· Anm.] aus, und zerstieß die cherne Schlange, die Mose gemacht sund die man als ein Denkmal der einst erfahre- nen wunderbaren Hilfe des HErrn von den Bissen der Feuerschlangen der Wüste aufbewahrt] hatte; denn bis zu derVZeit hatten ihr die Kinder Israel [so oft sie von dem HErrn abgefallen und götzen- dienerisch geworden waren] getciucherh nnd niaii hieß sie- Nehusthau (4.:Mof. 21, 9 Anm.]. 646 Ein kühner König ist das, der die Schlange, von Gott selber zu der Zeit geboten undausgerichteh abbricht, da sie in Mißbrauch der Abgdtterei gerathen war, und oerächtlich darauf predigen lassen, es sei Olehusihary d. i. ein ehernes Sehlängleim ein geringes Stitck Eures, ein klein Kiipserling, was sollt das siir ein Gott sein? (Luther.) 5. Er vertrauete dem Hei-Fern, dem Gott Js- tael sund nicht auf eine fremde heidnische Macht, wie sein Vater Ahas gethan hatte Kuh. 16, 7 und früher schon König Assa 1.Kön.15, 18 f.], daß nach ihm seines gleichen nicht war unter allen Königen Jnda sals etwa noch der so gesetzeseifrige Josia Kap. 23, 25], noch Vor ihm gewesen [ab- gesehen natierlich von David, der unter allen Kö- nigen Jsraels am höchsten steht] s. Er hing dem HErrn an, und wich nicht hinten von ihm ab sauch nicht in der späteren Zeit seiner"Regierung, wie das bei andern, anfangs frommen Königen der Fall gewesen war l. Kön It, 4 ff.; 15, 22 Atem; L. Kön.12, 17 ff.; 14, 8 ss.; 15, 5., selbst bei Josaphat, der durch seine Verbindung mit dem Hause Ahab’s so schwere Schuld auf sich lud I. Kön. 19, 21 Anm.J- und Bielt seine Gebote, die der HErr Mose geboten atte. Jn Z. Chron 29, 3 —- 3l, 21 wird ansfiihrlicher be- richtet, wie Hiskia bereits im ersten Monat des nach seiner Thronbesteigung beginnenden neuen Jahres durch Priester und Leviten den Tempel reinigen läßt, hierauf unter feierlichen Opfern den Jehovadiensi erneuert und dann im andern Monat desselben Jahres eine großartige Passahseieh zu welcher auch die Angehörigen des Zehn- stämmereichs eingeladen werden, in der Weise des gesetzi lich erlaubten Nacbpassah veranstaltet; daran schloß sich die Vernichtung aller Denkmäler der Abgötterei im Lande und die Erneuerung der alten gottesdieiisilichert Einrich- langen. 7. Und der HEtr [mit dem er war nnd wandelte] war ssnun anch seinerseits] mit ihm; und wo et: auszog sin seiner Regierung etwas unternahm], handelte er kläglich. Dazu sund das war ja die zweite Ausgabe, die nach den Bemerk zu V. 3 ihm oblag] ward er [im Vertrauen auf den hErrns abtrünnig vom Könige zu Asshrien [unter dessen Botmäßigkeit seines Vaters schmach- oolle Politik das Reich gebracht hatte], nnd war ihm nicht untetthan srang sich von dieser Ober- hoheit durch Gottes Beistand, davon hernach näher die Rede sein wird V. 13—-Kap. 19, 37., auch gliicklich wieder los] 8. Er schlng auch [nachdem er so das ge- schwächte Reich wieder zu Kräften gebracht] die Philister [welche unter der früheren Regierung dem Lande viel Abbruch gethan L. Chr-on. 28, 18 f.] bis gen Gasa sder südlichsien Philisterstadt Jos. 13,.3], und [oerheerte zur Vergeltung für die damaligen UebergriffeJ ihre Grenze sihr ganzes Gebiet], von den Schlbssern so. i. den einsam ge- legenen, nur wenig Einwohner zählenden Ort- 2. Könige 18, 5-—-16. schaften Kap. 17, I] an, bis an die festen Stadte (iiidem er ihnen zugleich die widerrechtlich in Besitz ge- nommenen Städte wieder abnahm vgl. Jes. 14, 28 ff» und verschasste überhaupt seinem Volke wieder Ruhe vor gezn Figirkden und Ansehen bei allen Nachbarn -2. Chron- . · , 2 «) Zim- V. 9—16. Jiuo den Jahrbüchern des Reiches Juda wird znvördcrst in der Kürze wiederholt, mag wir nach dem Bcrirht der Idahrbiirtjrr des Reiches Israel brrclta in Kap.17, 4-—6 von der Zerstörung de; Jkhnsiiiinme rrichs durch Satmanassar gehört haben; denn dies Er· rigniß war eine entscheidende Liataarorhe (wetidnng in der Gesrljichty für das gcsammte Birndegvotth also auch für« das siidttrhe Reich. Darauf folgt die xtklittliettung, wie· 8—-9 Jahre später Satmanassarki Nachfolger: (tiap. 15, 20 Jinm.), der König Sanherib von Zlsshrieik wider Juda herangezogen kommt, fast alle festen Städte des tkaiides in raschem Stcgeglaufe einnimmt und Jerusalem, obwohl cg bri dem Knzuge der Assyrer mit allen Ver— thctdigikiigsiiiittetii verforgt worden ist, in großes; Schreiben seht. Higtita, der in den letzten Jahren daher tieinrn Tribut mehr an den asshrischrtt König gezahlt hat, sendet zu ihm nach seinen! tccigrrort kochte, um wegen Absage mit ihm zu untrrhandrlin und bringt auch mit äußerster Jiitstreugung den ungeheuren Tribut auf, den Sanherib gefordert hat. Vgl. L. Thron. BE, 1—-—8; Its. Its, 1. I. Jm vierten Jahr Histia, des Königs Juba — das war das siebente Jahr Hosen, des Sohns Ein, des Königs Israel [oder das Jahr 723 v. Chr.] ——- da zog Salmanassar, der König zu Assvrien, herauf wider Samaria, und betagerte sie [weil Hofea an den König So von Egypten sich angeschlossen hatte und den Tribut nicht mehr zahtte, zu dem er sich gegen den asshrischen König verpftichtet Kap. 17, 3 f.]. 10. Und gewann sie [die Hauptstadt des nörd- lichen ReichsJ nach dreien Jahren, im sechsten Jahr Hiskia, das ist, im neunten Jahr Hosen, des Königs Israel foder im J. 722X21 o. Chr.], da ward Samaria genommen. « 11. Und der König zu Asshtien führte Israel sdas Volk der 10 Stämme] weg gen Asshriem und setzte sie lwies ihnen Wohnsitz-e an] zu Halah [nörd- lich von Ninioe s. Karte IV] und Hab» seinem östlichen Nebenfluß des Tigris, südlich vom Arsissas See]- am Wasser Gosan [dem heutigen Kisit ozans und in die Städte der Meder ssüdlich vom kaspi- schen Meer]. IT. Darum, daß sie nicht gehorchet hatten der Stimme des HErrm ihres Gottes, und über- gangen hatten seinen Bund, nnd alles, was Blase, der Knecht des HErrn, geboten hatte; der hatten sie keinem gehorchet, noch see] gethan sund zur gerechten Strafe dafür kam denn solch Unglück über sie]. "13. Jm vierzehnten Jahr aber des Königs Hiskia [d. i. 713 o. Chr.] zog herauf [aus seinem Lande] Sanherib, der König zu Asshriem wider alle feste Städte Juba [weil er einen Kriegszug wider das Reich Eghpten vorhatte »und auf diesem Hiskia, vom Assyrerkönig Sanherib bedroht, erkauft mit schwerem Tribut dessen Abzug. Zuge um so mehr das von ihm abtrünnig gewor- dene Juda wieder in seine Botmäßigkeit zu brin- gen sich veranlaßt sah, als Palästina den Schlüssel zur Eroberung Egyptens für ihn bildete]- und nahm sie [mit Ausnahme von Jerusalem, der Hauptstadt des Landes, und den beiden Festungen Lachis und Libna an der Grenze des Philister- laudes] ein. Sanherib, der nach den Bemerb zu Kuh. 15, 20 etwa im Jahr 716 auf den Thron kam und nach Ve- rosus 18 Jahr, also bis 698 v. Chr. regiert hat, war in den ersten 3 Jahren seiner Regierung durch Feldziige gegen Babylonien und Medieit in Anspruch genommen; das hatte Hiskia beuutzt, um sich wieder unabhängig von Assyrien zu machen, und den von Thiglathöpilesser seinem Vater Ahas auferlegten Tribut (2. Chron 28, 20 f.) nicht mehr entrichtet. Als nun Sanherib im J. 713 freie Hand bekam, nahm er die Pläne, die schon sein Vorgänger (Sargon it) zur Eroberung Egyptens ge»- hegt hatte, wieder auf nnd hatte es da zunächst mit Unterwerfung des Reiches Juda zu thun. Sein Marsch nach Egypten führte ihn der Küste des uiittelländischen Meeres entlang; in reißendem Fortschritt unterwars er sich eine Stadt nach der andern (vgl. das Verzeichniß der von Rehabeam befestigten Städte in 2. Chrom 11, 5 ff.), und lag eben vor Lachis, 714 Meilen siidwestlich vou Jerusalem (Jof. 10, 3), als Hiskia, wie die folgen- den Verse erzählen, eine Gefandtschaft an ihn abschickte und mit ihm Unterhandlungen anknüpfte Zwar hatte Histia bei der Nachricht von dem Aumarsch des assyri- schen Heeres sofort Anstalten zur Sicherung seiner Haupt- stadt getroffen; denn er befestigte die Davidsburg auf Zion, stellte die Mauern wieder her, wo sie lückenhast waren, umschloß auch den nordwestlich von Zion gelege- nen Hügel Akra (s. den Carton zu Karte ll1) mit einer Mauer, versah alle diese Mauern mit Schießscharten und starken Thürmem verdeckte die Gihonquelle an der West- seite der Stadt (1. Kön· 1, 33 Anm.), um dem Feinde im Fall einer Belagerung das Wasser abzuschneiden, und leitete die Quelle durch einen unterirdifchen Kanal in die Stadt hinein (2. Chiron. 32, 2 ff.; Jes. 2·2, 8 ff.), damit ihr Wasser den Belagerten zu Gute käme. Als aber das asshrische Heer so unaufhaltsam vordrang und immer mehr feste Städte in seine Hände fielen, ward der sonst so fromme und glaubensmuthige König (2. Chr. 32, 6—8) zaghaft; es sollte eben weder seine Schlagfertig- keit, noch auch die Nachgiebigkeih zu der er stch in sei« nem Kleinmuthe eutschloß, helfen, sondern allein des, HErrn Wunderrath und Wunderthat 14. Da sandte Hiskia, der König Juda svon gewaltigem Schreck über die raschen Fortschritte des Feindes ergriffen und für seine Hauptstadt besorgt, die er einem so stegreichen Heere gegen- über trotz aller Vertheidigungsanstalten nicht zu halten gedachte], zum Könige von Assyrien gen Lachis und ließ ihm sagen: Jeh habe mich ver- sündiget [Unrecht an dir gethan, daß ich seit drei Jahren keinen Tribut mehr gezahlt habe], kehre Um von mir sziehe deines Weges weiter gen Eghptem ohne ferner mein Land zu bedrohen-J; was du mir [als Preis für deinen Abzug] auflegest, will ich tragen [und auf’s Neue deiner Oberhoheit mich unterwerfens Da legte der König von Assvtien [indem er zum Schein auf das Anerbieten ein- 647 ging] auf Hiskicy dem König Juba, drei hundert Centner Silbers und dreißig Centuer Goldes [zu- sammen = 1,570,800 Thlr., s. Kap. 5, 5 und 2. Mos 30, 13 Anm.]. 15. Also [weil er sonst keinen Rath sah, wie er den gefährlichen Gegner los werden könnte] gab Hiskia alle das Silber, das tin-Hause- des HErrn und in den Schuhen des Königs Hauses fanden ward. Its. Zur selbigen Zeit zerbrach kaber auch]Hiskia, der König Juda [da alles in den Tempel: und Palast- schätzen befindliche Silber nicht hinreichte, um den geforderten Tribut aufzubringen —- denn Sanherib hatte außer den 300 Talenten Silbers auch 30 Ta- lente Goldes verlangt], die Thüren am Tempel des HErrn, und die Vleche [richtiger: die Stützen, d. i. die Pfosten der Thiiren], die et selbst [einst, bei der Wiedereröffnung des Tempels 2. Chron. 29, Z] hatte smit neuem Goldblech] überztehen lassen, nnd gab sie [diese abgebrochenen Goldbleche] dem Könige von Asshriem . Allerdings hatte Hiskia den Abfall von der assorischcn Oberherrliiiskeit im Vertrauen auf den HErrn versucht: »für ihn, der sein Reich von seinem Gott zu Lehcn trug, war ja der Gehorsam gegen einen weltlichen König Sünde« Aber mit ihm standen nicht auf derselben Höhe des Glaubens feine Riithe und« "Unterthanen. Bei dem Volke war durch die äußere Reform des Gottes- dienstes eine innere Umwandlung noch lange nicht erfolgt, vielmehr an Stelle des Götzendienstes nur ein todtes Ceremonienweseu getreten; eine tiefe sittliche Zerrüttung zeigte sich in Schwelgerci, tyrannischer Rechtspflege und Lohndienerei besonders unter den höheren Ständem bei den Priestern und falschen Propheten (Jes. 1, 10 ff.; 28, 7 f.; 29, 13 ff.; Micha 3, I ff.; 6, 6ff.), in dem Abfall vonidem assyrtfcheu Joeh aber, zu dem die Hofpartei den König drängte, setzte diese die unheil- volle Politik des Ahas nur nach einer andern Seite hin fort, und war aus ihrem Standpunkte jener Abfall durchaus verwerflich (Jes. 22, 15 ff.; 30, 15 ff.). Dieser Sünder zu Zion und Heuchler (Jes. 33, Ist) wegen konnte denn die Rettung vom HErrn, auf die der gläu- bige König gehosst hatte, für jetzt noch nicht kommen; erst mußte es noch viel schlimmer werden, aus daß Zion durch Gericht erlöst werde und ihre Gefangenen durch Gerechtigkeit (Jes. 1, 24 ff.). Xllk d. 17 —Kao. 19, 7. Sanherib ist treulos genug, daß, obwohl er die geforderte Stimme entpfattgety er dennorh aus Sndiia nicht abzieht, vielmehr eine Gesandt- sihaft von drei seiner vornehmsten Beamten mit einer starken Heereoabtheilung nach Jerusalem kannst, die Ueber- gabe der Stadt in seine Hand zu verlangen. Diese Ge- sandtschaft taugt an der Westsrite von Jerusalem bei dem oberen Gihontetrhe an; hie-bin sendet die drei obersten Würdenträger seines Reiches zu ihnen hinaus, nnd nun redet der assyrische Wortfährer in so schlauer, aber auch für den König Indem! und den Gott Soraels so besann:- pfender Weise, das? Hioliiaks Abgesandte voll Entsetzung zu ihm zurückkehren, dieser mit den Gefühlen tiefertzeugiiiig die ihm auf der Seele liegen, in das Haus deo tjErrn sirh stumm, irnterdessen aber durch Kbordnttng einer au- derweltcn Gesandtschaft den Propheten Jesatao um seine Fürst-rathe bei Gott angehen läßt. Kit- Jesaiä Munde wird ihm denn auch ein Wort vorläufiger Beruhigung 648 T. Könige is, 7——31. durch Weissugnng des schinählichen Language, den Sau— hcrtb mit seinem Feldznge und mit seinem Leben nehmen zoirhszsn Ihm. Vergl. L. Thron. IS, 9—— M; Its. Bis, — » · 17. Und der König von Assyrien kdurch Hiskicrs Nachgiebigkeit nur desto dreister gemacht] sandte [statt dem Vertrage gemäß die Belagerung von Lachis aufzugeben und weiter nach Egypten zu ziehen] Thatthau [der fchon unter König Sargon mit der Einnahme von Asdod betrant gewesen war Jes. 20, 1]- und [Rabfaris] den Erziiimmw ter lwörtlich: Obersten der Eunuchen oder Ver- schnittenen], und den [Erzschenken] Rabsake von Lachis [aus, wo er selbst mit dem Hauptheere zur endlichen Einnahme der Stadt verblieb], zum Könige Hiskia mit großer Macht gen Jerusalem [die völlige Uebergabe zu erzwingen], und sie zo- en herauf. Und da sie hin kamen, hielten sie Pan der Westseite der Stadt] an der Wassergrube [Wasserleitung] bei dem oberen Teich, der daliegt an der Straße auf dem Acker des Walimnllers [an der Straße des Walkerfeldes oder an der, an diesem Felde vorüberführenden Straße] Das ist dieselbe Stelle, an welcher vor 28»Jahren der Sprophet Jesaia zu Ahas getreten war und ihn: der: HErrn Hilfe angeboten hatte, die dieser aber nichtan- nai)m, sondern auf den König ThiglathiPilefser seine Hoffnung setzte (Kap. is, 5 f. Anm.). Jetzt war nun die eigenwillig gesuchte Helfermacht zu einer schweren Zucht- ruthe für Juda geworden. 18. Und tief [genauer: riefen] dem Könige fließen ihm melden, daß sie im Namen ihres Herrn mit ihm verhandeln wollten]. Da kam svon Hiskim der es unter seiner Würde hielt, persönlich mit den bloßen Feldherren seines Feindes zu verkehren, abgesendet] heraus zu ihnen Eliatim, der Sohn Hiiiith der Hofmeistet [oder Hausminisietc der erst vor Kurzem dieses Amt überkommen hatte], und Sebena, der Schreiber [oder Staatssecretär 2. Sam. s, 17., der früher das Amt eines Hausminisiers bekleidete Jes 22, 15 ff.], und Joah, der Sohn Assaph, der Kanzler [2. Sam. s, IS]- 19. Und [Rabsake] der Erzfchenket sprach zn ihnen smit dem feinem Volk eigenen Uebermu»th»ej: Lieber [Richt. 4, 19 Anat. 1], jagt dem Konige Stettin: So spricht der große Konig sder so Ziele Könige alsVasallen unter fi»ch hat], der Kvnig von Assvriem Was tst das sur ein· Trog, darauf du dich vctlcisfest sstatt dich ohne weiteres Besinnen mit deinem ganzen Lande in meine oöllige Ge- walt zu begeben]? 20. Meinest du, es sei noch Ratt) und Macht zu streiten? [Nnn, so thöricht wirst du wohl nicht sein, um dir einzubilden, daß du mit eigenen Kräften es mit mir auszunehmen vermöchtestU Worauf verlcissest du denn nun dich, daß du ab- trtmntg von mir bist worden? 21. Siehe, verlässest du dich vielleicht] aus diesen zerstoßenen [geknickten] Nohrstab, auf Egvps tenF welcher, so sich jemand darauf lehnet, wird er ihm in dieHaud gehen nnd sie durchbohren« [Hesek. 29, 6 s.]. ·Also ist Pharau der König m Egypten, allen, die sich auf ihn verlassen knicht nur an sich ein bereits in seiner Macht zu sehr gebroche- ner Fürst, als daß er wirklich helfen könnte, sondern dazu auch treulos, der seine Bundesgenossen nur fchädigh statt ihnen zu nützens «)«Die Ytainen der drei assyrifchen Heerführer sind nicht sowohl Eigen-, als vielmehr Aintsnamen und be- deuten das, was unsere deutsche Bibel bei dem zweiten und dritten schon ausgedrückt hat, während die Deutung des ersten Namens ihre besonderen Schwierigkeiten hat und also deutsch fsch kaum ausdrücken läßt. Luther hat denn ganz recht gethan, wenn er hier den Wortftihrer unter den dreien nicht mehr bei feinem Namen nennt, sondern den Titel dafür schretbtz zur Veranschanlichung des Vorgange dürfte es jedoch dienen. den Namen sich immer gegenwärtig zu erhalten. —- ’l«’«·) Das Bild ist hergenommen von dem vielen Schilfrohr, das an den Ufern des Nil wächst, nnd entspricht ganz dem Ueber- rnuthe des Assyrer-Ei, der Eguptens Macht schon für ge- knickt hält, weil sein König sicb wider dasselbe aufgemacht hat und diesem niemand widerstehen kann. Es wird aber-damit auch eine Volle Wahrheit ausgesprochen, die Jesaias oft genug (Jes. W, 1 ff.; ZU, l ff.; 3l, I ff«.) den Rathgebern seines Königs, die ihn zu einem Bündniß mit Egyptery als der besten Hilfe, hatten drängen wollen, entgegengehaltenz und es mochte einen eigenthiimlichen Eindruck besonders auf Schelm, den. hauptsächliehsten Vertreter dieser Weltpolitih machen, daß er ietzt aus dein Munde eines höhnischen Feindes als bitterc Wahr- heit vernehmen niußte, was er früher als heilsame Wahr- heil aus dem Munde eines gotterlenchteten Propheten in den Wind geschlagen (Jes. 22, 15 fs.). 22. Ob ihr aber wolltet zu mir sagen: Wir verlassen uns auf den HErrn, unsern Gott; sso gebe ich euch zu bede»1iken:] ist’s denn nicht der, dessen Höhen und Altare Histia süberall im Lande] hat abgeihan [indem er den Höhendienst beseitigte V. 4j, und gesagt zu Juda und Jerusalem: Vor diesem Altar [allein], der zn Jerusalem ist, sollt ihr anbeten? [Auf ihn also verlaßt euch ja nicht mehr, nachdem euer König durch Verringerung aller seiner Anbetungsstätten auf eine einzige ihn so schwer beleidigt hat] Diese Thatsachc welche dem Hiskia zum Lobe ge- reicht und ihm gerade des HErrn Beistand sicherte (V.3 u. 7), wird hier vom Standpunkte des Heiden als dem Volke nachtheilig dargestellt; aber bei der Vorliebe des Volkes für den Höhendtenst konnte solche Darftellung allerdings einen niederfchlagerideii Eindruck auf die Gemilther der Zuhörer machen, als hätte Hiskia, statt Gottes Gnade, feine Ungnade und Zorn über das Land gebracht. Wir sehen da bestätigt, was Lntpers Lied [Eine feste Burg —- V. 1)» von: Teufel sagt: »groß Macht und viel List fein grausam Riiftung ist« 23. Nun sHiskia —— denn dir gilt ja eigent- lich diese ganze Verhandlung —, da weder Eghpten noch dein Gott dir hilft, sondern du ausschließlich auf dein wirklich vorhandenes Vermögen angewiesen bist] gelobe meinem Herrn, dem Könige von Asshrieu sgehe einmal, um zu problem, wie weit dies dein Der treulose Sanherib nimmt den Tribut und verlangt dennoch die Uebergabe Jerusalems. 649 Vermögen reicht, einen Vertrag oder eine Wette i mit ihm ein], ich will dir zwei tausend Rosse gc- I ben [und deine Sache soll es sein], daß du mdgest .i [die] Reiter dazu geben sdas bist du aber nimmer im Stande, so viel zum Reiterdiensi taugliche Krieger vermagst du in deiner ganzen Mannschaft nicht aufzubringen]- 24. Wie willst du denn bleiben sim Kampf bestehen, auch nur] vor dem geringsten Herrn sunterstatthaiter oder PaschaL einem meines Herrn Unterthanen [die alle über so ausgezeichnete Streit: kräfte gerade an Wagen und Reiterei zu gebieten haben, geschweige, daß du es mit ihm selber und seiner Hauptmacht aufnehmen könntest]? Und ver- lässest [du nicht eben deshalb, weil du deiner« großen Ohnmacht dir wohl bewußt bist] dich aus Eghpten, um der Wagen und Reiter willen [da- mit dieses Land dir zu Hilfe eilen soll Jes. 31, H? 25. Meiuest du aber, ich sei ohne den HErrri sdeinen Gott] herausgezogen, daß ich diese Stätte oerderbete [und werde er schon irgendwie seines« Landes und Heiligthums wider den fremden Er: oberer sich annehmen, daß es nicht in dessen Ge- walt falle]? Der HErr hat [im Gegentheil ge: radezu] michs geheißen: Zeuch hinaus in dies Land, und verderbe es sdu stehest ja das daraus, daß er bisher alle Unternehmungen mir hat gelingen lassen, und wirst dich erinnern, was seine Propheten euch zuvor bezeugt haben, s. Jes. 10, 5 f.]. 26. Da sprach Eliakiuy der Sohn Hinter, nnd Sebena sder andere Abgesandte Hiskias V. 18], und Joah [der dritte, weil sie von dieser so schlau berechneten Rede Rabsakas einen nachtheiligen Ein- siuß auf die Stimmung des von der Stadtmauer her der Verhandlung znhörendeti Kriegsoolks be- fürchten mußtenL zum Erzschenkeiu Rede mit dei- nen Knechten auf shrisch saramäischL denn wir verstehen es; und rede nicht mit uns auf jüdisch [hebrc"risch] vor den Ohren des Volkes, das aus der Mauer ist [denn das soll ja nicht auch ver: stehen, was wir hier miteinander verhandeln] Das Reich Israel bestand tiicht mehr, und die Sprache des israelitischen Gesamintvolkes konnte also schon jetzt (ogl. Neheui.13, 24s iudäisch oder iiidiscii heißen; das Aramäisihe aber scheint schon damals, wie später sEsra 4, 7], die Verkehrssprache des ostasiatischen Weltreichs niit den Völkern westlich vom Tigris gewesen zu sein, weshalb gebildete, zumal im Staatsdienst stehende Ju- däer es verstanden und zu sprechen wußten. Daß aber der asshrische Feldherr in hebräischer Sprache sich aus- drlicken konnte, erklärt sich von selbst, wenn wir bedenken, wie lange nun schon die Asshrer mit Israel in Berüh- rung standen und wie bereits seit 8—9 Jahren das eine der beiden israelitischen Reiche förmlich assyrische Pro- vinz war; zudem ist das Aramäische mit dem Hebräischeii nahe verwandt und konnte sür einen gewandten und gebildeten Mann, der des letzteren inächtig war, eine Aneignung des ersteren nicht gerade schwer sein. 27. Aber der Erzschenke sder es gerade dar: auf abgesehen hatte, dem Hiskia die Herzen seines Volkes abweudig zu machen und ihn vermittels desselben zu einer Uebergabe der Stadt zu nöthi- gen] sprach zu ihnen: Hat rnich denn mein Herr [der König zu AssyrieUJ zu deinem Herrn sdem Hiskiaj oder zn dir [.Hilkia, und zu deinen beiden Begleitern] gesandt, daß tch solche Worte [zu euch, den Machthaberm und zu niemand anders] rede? Ja [im Gegentheili gerade] zu den Männern shat er mich gesandt], die aus der Mauer sähen [doch nur zu dem Zweck von euch gezwungen werden, die Mauer besetzt zu halten und entschlossenen Widerstand zu leisten]- daß sie Mit euch [in den furchtbaren Nothständen einer aushungeriiden Be- lagerung, welche nun die Folge sein wird] ihren eigenen Mist fressen, und ihren Harn sausen sdamit es aber nicht bis zu diesen: äußersten Elend mit den armen Leuten komme, muß ich sie zu bewegen suchen, daß sie sich auf Gnade und Ungnade nieiiiein Herrn er- geben und dadurch ein besseres Loos sich sichern, ais welchen: ihr mit eurer verkehrten spolitik sie entgegensiihrts 28. Also stund der Erzfchenke [trat noch näher an die Mauer heran, um noch besser von dem Volk auf der Mauer verstanden zu werden], und rief mit lauter Stimme ans jüdischj und redete szn dem Volke hin gewendet], und sprach: Hörct das Wort des großen Königs, des Königs von Asshricn sdas er durch meinen Mund euch sagen läßt] «) Welch ein Hohn war das site Hiskicss Abgesandte! Nach Brauch des Völterrecktts hätten sie das Recht ge. habt, einen Gesandten, der also die Schranken des Par- laineutireiis (Untcrhandelns) durchbrach, sofort mit be- wafsneter igvand zuriickzuiveisen Aber sie dürseiks nicht wagen, nitissens dulden. »» 29. ·So [aber] spricht der König: Laßt euch Hiskia nicht aussetzen« sirre leiten Knie. is, 10., d. i. zu längerer Vertheidigung der Stadt bestims men]; denn er vermag euch nirht zu erretten von meiner Hand. «) Das Wort» war zu Ltitherks Zeit iii dieser Be» Deutung sehr gebraulich (A»rrssatz bedeutete dann soviel als Itachsteliuiiip Feindschaft, indem man ursprünglich dabei wohl· an ein aufgestelltes Netz oder Garn dachten. In 1.»Mos.«3, 13-l)at» er früher übersetzt: Die Schlange hat mich also ausgesetzt, daß ich aß sit. Und laßt euch Hiskia nicht vertrbsten aus den HErrn, sdauiits daß er sage« Der HErt wird »aus erretten, nnd diese Stadt wird nicht in die Hunde des tdonigs von Asshrien gegeben werden. 31. Gehorchet shtskia nicht sschenket seinen Worten kein Gehör. sondern vielmehr dem, was mein Herr euch lage« lößts Denn so spricht der Konig von Asshtietn Nehinet an meine Gnade wörtlich: Macht mit mir Friede], und kom- met zu mir heraus kdie Stadt in meine Hände iibergebend]; so soll jedermann snoch eine Zeit lang hier im Lande] seines Weinstocks und seines Feigenbanmes [in aller Ruhe und GemächlLchkeitJ essen, und seines Brunnens trinken; . 650 2, Könige -18, 32——37. 19,1-- 10. 32. Bis ich [von Egyptem dahin ich jetzt ziehe, wieder] komme und hole euch [bei meiner Heimkehr nach AssyrieUJ in ein Land, das eurem Lande s5. Mel« 8- 7 sf.] gleich ist, da Korn, Most, Brod, Weinberge, Oelbciuuia Oel und Honig innen ist sKap.15,20 s2lum.]; so werdet ihr leben, und nicht sbei der Belagerung, die euch sonst erwartet] sterben. Gehorchet [also, wenn ihr’s gut mit euch selber meint] Hiskict nicht; denn er verführet eUch s·damit], daß er spricht: Der HErr funser Gott] wird uns erretten. . 33. Haben auch die Götter der Heiden smit denen das assyrifche Weltreich bisher fchon gekriegt hat] ein jeglicher sein Land errettet von der Hand des Königs von Asshrien ssind sie nicht vielmehr alle ohne Ausnahme ihm und seinen Göttern gegen- über zu Schanden geworden]? 34. Wo sind die Götter zu Hemath soder HcmIathJ und silrphad [in Syrien 2. Sam. s, 6]? Wo sind die Götter zu Sepharvaim, Hena und Jtoa [am Euphrat Kap.17,24]2 Haben sie sdie Götter, denen die Bürger des nördlichen Reichs, eure Brüder, dieneten] auch Samaria errettet von meiner fdes Königs von AffyrieUJ Hand? Sanherib, aus dessen Seele Rabsake hier redet, denkt : sich mit seinen Borgiingern als Eins, als Repräsentan- ten der assyrischen Macht, so daß er ohne Weiteres die Eroberung von Städten und Ländern sich beilegt, die feine Vorfahren gemacht hatten (Kap. 16, 9; l7, 5 f.]. 35. Wo ist süberhauptj ein Gott unter aller Lande Göttern, die ihr Land haben von meiner Hand errettet, daß fihr euch einbildeu wolltet] der HErr [der Gott eures Landes] sollte Jerusalem von meiner Hand erretten? « 36. Das Volk aber [auf der Mauer, sowie « die drei Abgesandten Hiskicks selber] schwieg stille szu dem, was Rabsake sagte], Und antwortete thut nichts [weder Böses noch Gutes L. Sam. 13, 21]; denn der König hatte [seinen Gesandten sowohl wie allem Kriegsvolkj geboten und gesagt: Ant- wortet ihm Uichts sum einestheils jeder unbedachten, dem Feinde zum Vorthctl gereichenden Aeußerung zuvor- zukommen, und anderntheils einem solchen iibekmüthigen und gotteslästerlichen Prahler gegenüber seine Würde zu wahren] 372 Da [indem sie durch ihr Schweigen den Rabsaie in völliger Ungewißheit hinter sich zurück- ließen, welchen Eindruck seine schlaue und wohl- berechnete Rede gemacht habe] kam Eliakiuy der Sohn Hiltia, der Hofmeisten und Sebena, der Schreiber, und Joah," der Sohn Assaph der Kanzler, shinein in die Stadt und dort in den königlichen Palast] zu Hiskia mit zerrissenen Kleidern [da nun alle menschliche Hoffnung geschwunden war und nichts mehr iiszbrig blieb, als in Buße und Leid unter die gewaltige Hand Gottes sich zu demüthi- gen], nnd sagten ihm an die Worte des Erzschenketu Das 19. Kapitel. sanherisss Trotz und Macht wird aus xjiskiccs Haltet gebrochen und zertrennei. 1. Da der König Hiskia das hörete swas seine Abgesandten von der Rede des Rabsake ihm hinterbrachtenL zerriß er [wohl auch erkennend, daß menschltche Hoffnung nun völlig dahin war, aber darum gerade desto tiefer unter Gottes ge- waltige Hand in Buße und Leid sich demüthigend] seine Kleider, und legte szum Zeichen der tiefen Betrübniß seiner Seele] einen Sack [ein härenes Gewand Kap. S, 30; I. Kön. 21, 27] an, und ging faus seinem Palaste hinüber nach dem Berge Morija, s. den 3. Grundriß zu 1. Kön. 6, 5] in das Haus des HErrn kam daselbst desto iaocüastigek sein Gebet» zu verrichten, je mehr Gottes Verheißung einer gnadigetr Erhörung an den Ort, da er seines Na- mens Gedächtniß gestistet, geknüpft war 2.Mos.20, 24], Z. Und sandte [noch ehe er dahin ausbrach] Eliaiiuy den Hofmeistetz und Sebena, den Schrei- ber, sammt den ältesten kund vornehmsten] Prie- stern, sebenfallsj mit Säcken angethan swie er selber ein solches Büßergewand angelegt hatte], zu dem Propheten Jesaia, dem Sohn Amoz [Kap.15, 7 Anm.; denn da dieser seit dem entscheidungsoollen Augenblicke in Kap.16, 5 ff. dem Werke göttlieher Zucht, unter welchem Juda und das Haus Davidss gegen· wiirtig seufzen, Vorstand, so war er es auch, aus dessen Munde allein ein Wort der Lehre und des Trostes von dem HErrn zu hoffen trat]- Der so weise König setzt den Lästerungen jenes Erz- schenken in Kap.18, 19 ff. nicht Waffengewalt entgegen, sondern Gebet und Thränen und Büßerkletd, und geht den Propheten um seine Vermittelung an bei dem HErrn. (Theodoret.) Z. Und sie sdie beiden höchsten Staatsbeam- ten sammt den vornehmsten Priestern] sprachen zu ihn! fdem Jesaia, als sie nun in sein, vermuthlich in der Unterstadt gelegenes Wohnhaus eingetreten waren]: So sagt Hiskim Das [dieser heutige Tag] ist ein Tag der Noth [und Bedrängniß für - uns]- und [des] Scheltens und Lcisterns sfür den HErrn, dessen Namen man in der ruchlosesten Weise verhöhnt hat Kap. 18, 35]; die Kinder« sind komznen an die Geburt, nnd ist keine Kraft da zu gebückt! ldie Lage, in der wir gegenwärtig uns befinden, ist eine wirklich verzweifelte, wie wenn einer Gebärendem da das Kind schon vor dem Muttermunde steht, die Kraft ausgeht, es noch vollends heroorzutreibem und ohne Dazwischenkttuft einer außerordentlichen anderweiti- geu Hilfe keine Möglichkeit der Rettung mehr ist für Mutter und Kind]. 4. [Da lege du denn dich in’s Mittel] Ob Vielleicht der HEry dein Gott [dessen Prophet du bist und zu dem du einen viel näheren Zugang hast, als wir alle, um deiner Fürsprache willen] hören [beachten und mit gerechter Strafe vergelten] toollte»alle Wortedes Erzscheuletu den sein Herr, der Konig von Assyriem gesandt hat, Hohn zu Hiskia ruft den HErrn an und empfängt durch Jesaias die Zusicherung göttlicher Hilfe. 651 fvrechen dem lebendigen Gott, und zu schelten mit l Worten, die der HErr, dein Gott, sja gewiß] ; gehdret hat [nur kommt es darauf an, daß er sie nicht außer Acht lasse, sondern an ihm heimsuche , und an feinem Volke desto mehr sich verherrliche]. » So hebe denn [damit er »das auch thue] dein Ge- bet auf szum Himmel] fur die Uebrigen, die snach der Wegfiihrung des einen Theils feines Bundes- volks durch diese übermüthigeii und gottlofen As: « syrer Kap.17, S] noch vorhanden find sdamtt nicht «? auch der andere Theil, das Reich Juda, ihrer Ge- walt erliege]. · 5. Und da die Knechte des Königs Hiskia zu Jesaja kamen sgekomtnen waren und in den eben gemeldeten Worten ihres Auftrags an ihn sich entledigt hatten], — 6. Sprach Jesaia zu ihnen: So faget eurem Herrn sdem König Hist-in, als trostreiche Antwort i auf seine Botfchaft]: So spricht der HErn Furchte dich nicht Vol« den [großp»rahlerifchen] Worten, die du gehöret haft, dauiit mich die Knaben des Königs von Asshrien sjene feine Großtvürdenträgm die aber in meinen Augen nichts find, als verächtliche Jungen, die zu züchtigen mir ein Leichtes ist] ge- lastert haben. » 7. Siehe, ich will ihm einen Geist geben [durch meinen Geist mit blindlings treibeuder Pigcht dergestalt auf ihn einwirken], daß er ein Gerucht [von dem Anrücken eines mächtigen Heeres V. 9] hören wird, Und [aus Furcht vor demselben] wie- der in fein Land ziehen; uud tvill ihn sfpäten wem! die Stunde meines Gerichts über ihn kommen wird] durch-s Schwert fällen in feinem Lande [Kap. 19, 37]. Noch bedarf der Glaube des Königs und seiner Ab- gesandten der Uebung uud Bewährung; darum ist die Verheißung für jetzt noch so allgemein und unbestimmt gehalten, bis sie dann in V. 20 ff. schon viel lichter und eingehender wird. »Ja welcher Weise der HErr das ganz Undenkbare zu vermitteln gedenke, daß der, welcher jetzt durch keine Macht der Erde zum Weichen gebracht werden zu können schien, vor der bloßen Kunde von einem hcrannahenden Gegner fliehen und das Land räumen sollte, war auch nicht einmal mit dein Auge des Glaubens abzusehen; vollkommen blindlings also sollten sie hossen und harren, und niiltlerweile stitle halten«« XHIC n. 8—37· Zu derselben Zeit, wo Sanherilrg Gesandte bei ihm in Etwa, wohin er iuztvisihrii von Earhig weiter vorgerückt ist. wieder nnleomiucik erfährt er ein Gerücht, daß der äthiopische König Ghirhalia von Gany- ten mit seinem Heere wider ihn heranzieht, und rrfiilll sich damit schon der erste Theil der Iesaianischkii weissaguum Er bietet nun durch Jlborduung ciucr aber- maligen Gesandtskliaft an hinein, durch dierr diesen miiitdlicti und schriftliih init kbcn so iibertniittsigrii nnd gotteslöslerlichen Worten, wie vorhin durch hinunter, zur Uebergabe seiner Hauptstadt atissordcrtt läßt, alles aus, sich eine fette Stellung wider seinen Gegner zu sichern; aber nnrh dies illa! flüchtet stih Judas; König zu seinem Gott und dessen tjeiligthuim betet zu ihm init heißeslrr Inbrunst und empfängt dauu aus Sesaiahi Munde deg s HErrn Antwort. Sie bezeugt ihm, daß Sanherib iilcht soll in die Stadt ltotntnrn itnd ticiiirti Pfeil darein srtjitßriy noch riueu Wall darum schfitiriu sondern den Weg wieder tuusielieiy den er gcliotnineii ist. Itn der Uaiht daraus erfüllt sitt) denn auch solche Welssagung: der Enge! des; tsGrrn geht aus und schlägt im nsshrisitzcti Lager 185,000 Mann. Da bricht Sanherib, nuii zn ges-hinhält, uui stlue Groberniigguliitie weiter zu verfolgen, schleunigst naih seinem tkatide wieder auf; mehrere Jahre trach- hcr aber wird er von seinen beiden ältesten Söhnen iin Hause seines Gottes Iligroiti erschlagen· Vgl. L. Thron. 32, 21——23; Its. 37, 8 — 38. s. Und da sRabsakej der Erzschenke swohl ohne That-than und Rabfaris, von Jerusalem, wohin ihn fein Herr, der König von Assdrieiy geschickt, die Stadt zur Uebergabe aufzuforden Kap.18, 17 ff.] wieder kam sum demselben Nachricht von dem Nichterfolg seiner Sendung zu bringen], fand et: den König von Asshriett W; Meilen näher nach Jerusalem zu] streiten wider [die FestiingJ Libna [Kap. 8, DE; Jos. to, 29 Anni.]; denn er sRab- san] liaiie gehört, dafi er [Sanherib] von Lachis snachdem er die Stadt gewonnen, inzwifchen weiter gen Libna] gezogen War [um auch diese Festung einzunehmen; daher er denn hier ihn aufsuchte] 9. Und da er [der König von Assyriem zu der nämlichen Zeit, wo dieser fein Gesandter in Libua bei ihm ankam und ihm von dem Stand der Dinge in Jerusalem, daß die Stadt sich nicht ergeben wolle, Bericht erstattete, durch ein außer- ordentlich von Gott gewirktes Gerücht V. 7] hörete von Thirhaka dem Könige der Möhren sdem letz- ten Könige von Egypten aus der äthiopischen Dynastie 1. Köln Z, 1 Anm.]: Siehe, er ist aus- gezogen [und riickt aus seinem Lande durch die Wüste Sur oder e1 Dschifaxtz f. Karte 11J, heran], mit dir zu streiten; wandte er um sgab er die weitere Belagerung Libna’s, als einer mehr linker-- geordneten Festung, einstweilen auf, um sich vor allen Dingen Jerusalems zu versichern, da ohne den Besitz dieser Stadt er den Kampf mit jenem gewaltigen Gegner nicht aufzunehmen wagte], und " sandte seinen iiochmaligeii Versuch zu freiwilliger Uebergabe von Seiten des judäischen Königs ma- chend, ehe dieser von Thirhakcks Auzuge etwas erfiihreJ Boten zu Hiskia smit einem Briefe, in welchem er das, was schon Rabsake für denselben Zweck« geltend gemacht hatte Kap. 18, 19 ff., mit wo möglich noch eindringlicheren Worten wieder- holte], und ließ ihm sauch iniindlich das, was in dem Briese enthalten war] sagen: 10. So faget Hiskiin dein Könige Jota: Laß « dich deinen Gott nicht aussehen [irre machen Ka«p. 18, 29], auf den du dich verläffest und sprichst [d. i. Laß dich durch das Vertrauen auf deinen Gott nicht täuschen, so daß du bei dir denksi]: Jerusalem wird nicht in die Hände des Königs von Assvrien gegeben werden. 652 2. Könige l9, 11—---25. U, Siehe, du hast gehöret, was kmeine Vor- gänger] die Könige von Assyricn gethan haben allen Landen und sie berbannet kdaß sie nämlich , sie mit dem Banne geschlagen und völlig zu Grunde gerichtet habenjz und du solltest errettet werden? 12. Haben der Heiden Götter auch sie [alle diese Länder] errettet, welche meine Väter haben s verdekbet [als da findt: Gosan [Kap.17,6., siehe Karte lV], Harau [im nördlichen Ntesopotamieii Z I. Mos U, 31]- Rezeph sin Shrieii 2. Sam. S, c; Anin.], und die Kinder Eden sdie vom Stamme Eden], die zu Theiasfar [zwischen Thadmor und dem Euphrat] waren lihren Hauptwohnsitz hatteu]. 13. zu Arphad, nnd der König der Stadt Sepharvaim ? [sammt denen von] Hena und Inn? 1Kap.18,34: also begieb dich nur ohne weiteres Vesinnen in ineinc Gewalt, wenn du drreu Schicksal entgeheii und ein leich- tcres Loos haben ioillst.] Eine Stadt wie Lachis oder Libua ließ sich iii küh- aein Handstreicli mit gewaltigem Andrange rasch nehmen, und ihr Fall konnte dann auch auf Jerusalems Haltung Einfluß iibeiix dagegen war eine Belagerung von Jeru- salem cin ganz ander Ding. Drei Jahre war Salmas z naffar vor Saniaria gelegen (Kap. 17, St; länger alo I 3 Jahre lag hernach Nebucadnezar vor Jerusalem (Kap. « 25, 1 ff.], und das; sich auch tin vorliegenden Fall, bei der guten Vertheidigung der Stadt, die Asshrer selbst « auf einen schweren Stand gefaßt inachten, ersieht man aus Aeußerungen wie Kap- l8, 27. Daraus erklärt sich, warum Sanherib eitles daran setzte, Jerusalem im Wege gütiicher Uebctgabe zu gewinnen; zu einer eigentlichen laiigivierigeii Belagerung hatte er keine Zeit, er mußte eilen, in seineiii Rücken erst sich sichcr zu stellen, bevor er dem Ptitbeioerber unt die Weltherrscheifh dem heran- ziehendeii Thirhakm zu einein entscheidciiden Schlage be- gegnen konnte. Wie leicht nun wäre es andererseits gewesen, Hiskia, da er von dem Stande der Dinge nichts wußte, da feine Lage eine verzweifelt böse (V. Z) schien, hätte stch überreden lassen und dein DrängenSanheriW nachgegebenl Hätte er freilich gewußt, warum sein Feind so drängte, würde er um keinen Preis auf deffeii An- sinnen eingegangen sein und mit äußerster Anstrengung stch noch eine Zeit laiig gehalten haben, bis Thirhaka heraiikaiii und die Stadt cntseszte Aber er hätte dann nur iveltlich klug kzehatidelt und wäre in die Gewalt eines anderen Zwingherrn gerathen oder, falls dirs ganze Csåerüclit von Thirhakcks Anrücken überhaupt 1iur auf Täuschung beruhte, dem ersten Unterdrlicker desto sicherer zur Beute geworden. Weit besser, als jenes Wissen, war für ihn das aus dem Munde des Propheten vorn HErrn empfangeiie Verheißungswort (V. 6 f.»), und er bewährt nun hier, was oben (Kao. 18, Z) zu seinem Ruhme gesagt worden. Trotzdem sich durch nienfchliche Berech- iiung gar nicht absehen ließ, wie das göttliche Verheißungs- wort stch erfüllcn sollte is. Auen. zu V. 7), oertrauete er dem Hlsrriu dein GotteJsraels; und weil er solches Vertrauen in dem schwierigstem entscheiduugsoollsteii Augenblick, wo es sich so ganz um eine Gesinnung han- delte, wie die in Hebu il, 1 beschriebene, bewiesen hat, heißt es mit Recht von ihm, das; nach ihm seines Glei- chen nicht war unter allen Königen Judas, noch vor ihm gewesen. txt. Und da Histia die Briefe von den Boten empfangen und gelesen hatte, ging er swie in V. r] hinaus zum Hause des HErrm und breitete sie ans but! dem HElJktl sdaintt dieser gleichsam selber Einsicht voii ihrem Inhalt nehmen und die darin ausgesprochene Vcrhöhnting seiner göttlichen Majestäh indem er ganz den todten Göttern der Heiden gleichgestellt wurde, in Acht nehmen und in gebührender Weise strafen möge] Es ist dieses Ausbreiten ein Gebet ohiie Worte, eine stille Gebctshaiidlung die aber dann in lautes Schreien und Nufcu übergeht. Viele Ausle er wissen eine solche, mit allen, auch deii sinnlich wirksamsten Mitteln nach Erhörung gewaltig ringende Gebetsiiibrunst sich nicht zu deuten und erinnern an die sog. Gebetsniaschineii der Buriäteii in Sibiriern wo man die auf ein Stück Papier geschriebenen Gebete an seiner Hütte« aufhäiigt oder nach Art unserer Vogelscheuchen iri’s Freie stellt, damit sie vom » » » k Winde bewegt und dadurch, tvie man meint, zu Gott Wo ist der Komg zu Hemath, der König I gebracht werden; auf diese Weise will man mit der leich- testen Mühe das ,,Betcn ohne Unterlaß« üben. 15. Und betete [darnach, als er für sein bis: heriges unaussprechliches Seufzen nun auch Worte finden konnte] vor dem HErrn, und sprach: HEkk iJZebaoth 1. Sam. I, 3 Anm.], Gott Israel, der du über Cherubim sitzest [mit diesem deinem Volke in ein besonderes Bundesverhältnisz getreten bist, wie die Cherubim auf der Bundeslade mit der darüber schwebenden Wolke des; ein Sinnbild und Unterpfand sind l. Sam. 4, 4; 2. Mos. 25, 17 ff.], du bist alleln Gott unter allen Königreichen aus Erden sso daß du sie alle in deiner Gewalt hast und auch die mächtigsten Fürsten demüthigen kannst, die sich ivider dich erhebenL du hast lja] Himmel und Erde gemacht [daher eben deine Oberherrlicix keit über alle Königreiche auf Erden] 16. HErr, neige deine Ohren, nnd höre sauf die Worte, die ich, der König deines Buiidesvolks, vor dir redeJ, thu deine Augen auf, nnd stehe [her auf die Briefe, die da ausgebreitet vor dir daliegen], und böte die sdarin enthaltenen] Worte Sanhetib’s, der [nun schon zweimal seine Boten] hergesandt hat, Hohn zu sprechen dem lebendigen Gott [1. Sam. 17, 10]. 17. Es ist sallerdings das Eine, was er da sagt] wahr, HEru die Könige von Asshrien haben die Heiden mit dem Schwert umgebracht [genauer: verbaiinet V. 11] und ihr Land [verwüstet], 18. Und haben ihre Götter in’s Feuer ge- worfen. Denn es waren ntcht Götter, sondern Menschenhände-Wert, Holz nnd Steine; darum haben sie sie umgebracht kohne daß sie sich wehren und ihre Macht über sie beweisen konnten] 19. Nun aber, HErr, unser Gott [da du ja das gerade Gegentheil ooii allen diesen Göttern, nämlich der wahre, lebendige und allmächtige Gott bist, dem niemand widerstehen kann], hilf uns aus seiner Hand, ans daß alle Königreiche auf Erden erkennen, daß du, Hütte, allein Gott bist [1. Kote. 18, 39]. Das große DramatSchauspielx welches ain Watte:- fclde spielt, ivar mit der Geschichte seit Kap. 18, 13 in den zweiten Alt Aufzug) übergegangen: Jenes erste Nochmalige und eingehendere Zusicherung göttlicher Hilfe an Hiskia 653 Mal (Kap. is, 5 ff) hatte Israel die Prüfung nicht bestanden, sondern statt Jehova nnd seine Hilfe die Welt- macht erwählt und ihre Alte. Das sollte und mußte gut gemacht werden: das Volk sollte einmal wieder in dieselbe Lage kommen und in dieser Lage dann cinders sich entsche den, nicht des HErrn Hilfe zurückstoßem son- dern sie annehmen, durch dieselbe dann gerettet und von dem Banne, der seit Kap.16, 5 ff. auf ihm lag, damit frei werden. (Drechsler.) 20. Da sandte Jesata, der Sohn Amoz [wel- cher von selber kein Wort davon wußte, was der König in V. 14 ff. gethan und geredet hatte, aber in demselben Augenblicke, wo dieser aufhörte zu beten, in seinem Hause V. 3 eine Offenbarnng des HErrn empfing], zu Hiskia sseitier Schüler eineu], und ließ ihm sals er nun in seinen Palast auf Zion zurückgekehrt war] sagen: So spricht der HEry der Gott Israel: Was du zu mir ge- betet hast um Sanherib, den König von Assbrieu das hab ich gehöret. Zu Ahas war der Propbet hingegangen Grad. 16, 5 f.; Jes 7, 3), deogletchen zu Sebena oder Scdna (Jes. 22, 15 fs.); ebenso sehen wir ihn später zu Hiskia hingeben (Kap. 20, I u. 14). Jn unserem Falle dagegen entbietet Jesaia dem Hiskim was er ihm zu sagen hat, in mittelbarem Wege, gleichwie Hiskia in V. 2 durch Gesandie sich an ihn gewendet hatte. (Drechsler.) Die nun folgende Jesaianische Weissagung gehört nach allen Seiten hin zu den großartigstem sie bewegt sich auf dem Kothurn shohen Fuße) des DeborasStyls (Richt. 5, 2 ff) in strophenartigen Schritten. (Delitzscl).) Dieses Wort des HErrn aber verkündet dem König a) den schmach- vollen Riickzug Sanheribs als gerechte Vergeltung für seine Verhöhnung des lebendigen Gottes V. 2l——28, b) die Bestätigung dieser Zusage drirch Angabe eines Zeichens, an welchem Hiskia die Rettung Jerusalems erkennen solle: V. 29-—3l, und durch die bestimmte Verheißung daß der Assyrer isveder in die Stadt kommen, noch sie belagern werde, weil der HErr sie beschirmet V. 3·2—34. (Keil.) 2i. Dad [aber] ist’s,«das der HEtr [in Er: hörung deines Gebets] wider ihn [den Sanherib] geredet hat: Die Jungfrau, die Tochter Zion sdie mir geweihte obere Stadt, die du, o König von «« Assyrienl zu schänden gedachtest, aber von dir un- berührt bleiben soll], verachtet dich sdeine Anträge in siolzem Bewußtsein ihrer Heiligkeit zurückweisend] und spottet sim Vertrauen auf den Schutz ihres HErrn] dein swie heftig du auch dräuest]; die Tochter Jerusalem sdie an der Heiligkeit und Si- cherheit jener theilnehmende Unter-findt] schüttelt [in gerechtem Hohn] ihr Haupt dir nach sder du mit Schimpf und Schaude auch von ihr wieder abziehen mußt] 22. Wen hast du [denn mit dem thörichten Prahlen von deiner unwiderstehlichen Siegesmachh der auch sie, die Tochter Zion und die Tochter Jerusalem, erliegen müßten, eigentlich] gehbhuet und gelastertZ Ueber wen hast du smit deinen anmaßenden Drohungen, als könntest du inachem was dir gelüstet] deine Stimme erhoben? Du hast deine Augen erhoben snicht blos wider die Stadt, die auf den Bergen liegt, sondern unendlich höher - hinauf] wider den Heiligen in Israel [wider den Gott, der im Himmel thronen sich Israel zu seinem Gott gegeben hat, und dessen lichte Heiligkeit gegen alle, die sie verunehreu, in verzehrendes Feuer aus: bricht Jes. l0, 17]. 23. Du hast den HErrn durch deine Boten s»Kap. 18, 17 ff.; 19, 9 ff] geht-hart, und gesagt ssie in deinem Namen großsprecherische Worte reden lassen, als stünde dir des Qlllmächtigen Gewalt zu Gebote, die keine Hnndernisfe nnd Schranken kennt für das, was sie zu thun sich vorgenommen]: Ich bin dureh die Menge meiner« Wagen sdieser ge- waltigen Streitmittel, um welcher willen nichts in meinem Vordringen mich aufzuhalten vermag] auf die Höhe der Berge gestiegen, aus den Seiten des Libanon; ich habe seine hohen Cedern und auserlesenen Tannen sCypressen 4. Mos 24, 6 » und 1. Kön. Z, 8 Anm., die dort, an der nörd- lichem unzugänglichen Grenzwehr des Landes Ca- naan gleichsam Wache hielten] abgehalten, und bin kommen an die äußerste Herberge sbis auf den höchsien Ruhepunkt] des Waldes seines Carmels so. i. seines Fruchtgesildes, oder mit andern Worten: bis dahin, wo aus seinem Kamme der einem Baumgarten gleichende BsiherrelyWald 4. Moss 24, 6 Anat. stchrjz 24. Ich habe [dann, nachdem der Libanon meine Streitwagen von Eroberung des Landes Canaan nicht hat abhalten können, auch in der, aus meinem weiteren Erobernngszuge nach Egypten mir entgegentretenden Wüste im Süden] gegraben und ausgetrunken die fremden Wasser sBrunnen gegraben, da sonst kein Mensch vor mir Wasser daselbst entdecken konnte, und meine Kriegesheere in dieser wasserleeren Wüste trinken lassen — denn was ich dort noch thun werde, ist schon so gut wie geschehem weil ich eben ein allgewaltiger Herr bin], und habe sdagegen im Lande Egvpten selbst, E damit die Sümpfe und Moräste in meinem Sieges- laufe mich nicht hindern] vertrocknet mit meinen Fußsohlen die Seel! [denn es bedarf ja nur Ineines Willens, so ist mein Kommen und Auftreten schon genug, um den Strom Egyptens mit seinen unzähligen Armen und Caniilen trocken zu lege-us. 25. Hast du aber [du in dieser deiner. frevelhafteii Selbstüberhebung so gewaltig und unbezwinglich dich dünkender König von Assy- riens nicht gehütet, daß ich [der HErrJ solches srvas du auf deinem siegreichen Erobernngszuge bisher ausgerichtet] lange zuvor sehe du iiberhauvt in der Welt dagewesen] gethan sindem ich den Verlauf der Weltereignisse also geordnet, daß das crlles so kommen mußte], und von Anfang spou der Urzeit Tagen her] habe ich’s bereitet sund durch meine Propheten seiner Zeit auch Verkündi- aen lassen: Ist. 7- 7 ffsz s, 1 fscjr Nun jetzt aber [da die Zeit zur Ausführung meines vor: bedachten und vorverkündigten Rathfchlusses er- 654 2. Könige 19, 26k37. schienen ist] habe ich’s sdurch dich und deine Väter V. 11 ff] kommen lassen. daß feste Städte würden fallen in einen wüsten Steinhaufen, As. Und die drinnen wohnen, inatt smachtlos zu erfolgreichem Widerstand] werden nnd sich fürch- ten und schämen [vor dir sich entsetzt-n und zu Schauder: werden] tuüßten, und werden sebenso vergänglich und hinsälligs wie das Gras auf dem Felde, und wie das grüne Kraut zum Heu aus den Dächern [genauer: und wie das grüne Kraut, wie Heu auf den Dächern], das verdorreh ehe denn es reif wird swie das Ge- treide, das zu Brandkorn wird, ehe es 129, e; Ja. 40, ej. 27. [So sind also jene Städte und Länder dir gleichsam von selbst zugefallen; was aber dich betrifft, der du dich gebehrdest, als wäre es deine eigene unbezwingliche äNachL der see widerstands- unfähig zur Beute geworden, so bist du von meiner allwissenden und allmächtigen Ueberwachung nicht weniger umschlossem und soll dein freoelhaftes Reden nicht ungeahndet bleiben] Jch weiß dein Wohnen [dein Sitzen und Aufstehen Pf. 139, 2], dein Aus: und Einziehen [dein Thun und Treiben l I. Kön. Z, 7 Anm.], und daß du smit deinem jetzigen Vornehmen so wenig mein Diener und Werkzeug fein willst, daß du damit vielmehr gera- dezu] tobest wider mich. 28. Weil du denn wider mich tobest, nnd dein sbis zu eigentlichen Lästerworten fortschreitender] Uebermuth vor meine Ohren heraus kommen ist; so will ich dir swie man einem unbändig gewor- denen Thier, einem Bären oder Roffe zu thun pflegt, um ihm den Gehorsam abzuzwingen] eitlen Ring an deine Nase [in die durchbohrte Nafenwandj legen, und ein Gebiß in dein Maul [Hesek. 19, 3 f.; Pf. 32, 9], und lvill dich sunoerrichteter Sache] den Weg wiederum führen, den du her . kommen bist. 29. Und fnun du, Hiskim damit du für ge- wiß erkennest, daß dem Sanherib wirklich also ge- schehen werde, wie ihm jetzt gesagt worden ist, so] sei Dies] dir ein Zeichen: Jn diesem Jahr 1713 s v. Chr» s. Katz. 18, is] iß snähre dich mit l c deinem Volk von dem], was zertreien swas von x der, durch die Assyrer bei ihrem Einrücken in’s I» Land vcrwiisteteti Ernte aus den ausgefallenen f - . - , o- 2 z Konten« awgewachsetq if« Un aubem Jahr r« ]’ ki der Wcissagurkm Die jetzt noch vorhandene Gestalt der was saus den, von der nämlichen Ernte zurück: gebliebenen Wurzelstöcken] selber wächst sdenn auch in diesem Jahr wird man an keine ordentliche Besiellung der Aecker denken können]; in! dritten Jahr [711 v. Chr. aber] sitt, und erntet, und pflanzet Weinberge, und esset ihre Fritchte [da wird wieder vollkommener Friede und die alte ungestörte " Thätigkeit im Lande herrschen]. Das Zeichen, welches hier dem Hiskia gegeben wird, ist nicht wie das dem Ahas in Jef. 7, 14 ff. gesehn, ein iibcrnatiirliches Wunder (1.Kön.13,3), sondern be- steht nur in der Vorhersagung von natürlichen, aus menschlicher Eisercchuuug jedoch nicht zu erkenncnden Um- ständen; wohl aber theilt es mit iencrn Zeichen die Eigen- tl)ümliii)kcit, das; das, was zur Beglaubigung des gött- lichen Wortes dient, ers] später geschieht, nachdem das, was bcglaubigt werden soll, durch den thaifächliehen Er- folg selber schon binnen wenigen Stunden, noch in der nächst bevorstehenden Nacht, sich beglaubigt hat. Indessen thut ja das Zeichen zu der einen erfreulichen Botschaft, daß Sanherib unverrichteter Sache von Jerusalem wieder . abziehen werde, noch eine weitere hinzu, wie nämlich E aller Schade der gegenwärtigen Verwüstung nach 3 Jahren » Z völlig werde getilgt fein; darin lag eine Gewähr dafür, in Halme auffchießt Pf. 37, 2; 90, 5 f.;; · » » · i fammenbrtngen und zur Ausfechtung ihres Kampfes ; mit Egypten deinnächst wieder auf dem Plane erscheinen, T und erst diese fcste Zuversicht ließ die Herzen der nächsts ; bevorstehenden Errettung wahrhaft froh werden. Nun i aber hat man viel mit der Schwierigkeit sieh abgemühtz daß die Assyrer nicht etwa ein neues Heer würden zu- warum nach Sanheribd Abzuge aus dem Lande noch ein zweites Jahr solle nöthig gewesen fein, ehe die alte « Ordnung der Dinge zurückkehrte. Am einfachften erledigt T sieh die Sache wohl so: Die Assyrer waren im Frühling des Jahres 713 in Juda eingerückh noch ehe die Ernte ’ daselbst hatte eingebracht werden können, und hatten diese theils für sich selber aufgebraucht, theils zu Grunde ge. richtet; nach ihrem Abzug, etwa im Herbst des nämlichen Jahres, mußte man mit demjenigen Ertrag während des ? bevorstehenden Winters sich nähren, den die ausgefallenen Körner ergaben, konnte aber in diesem Herbst noch nicht an eine ordentliche Aussaat denken, weil allem Anschein nach der bei weitem größere Theil der Bewohner Judas beim Einrücken der Assyrer in’s Land in die umlie enden i Länder sich gefiüchtet und nur der geringere Thei, vor- zugswcise aus solchen bestehend, die ihre Hoffnung auf den HErrn und sein Heiligthutn setzten und dem Wort des Jcfaia (Jcs. 7, 20 ff.) vertrauten, in Jerusalem sich zirsammeiigeflitidect hatte. Dieser Rest, in welchem die «? von dem Propheten für die Tage der Heimfuchung lange zuvor angekiindigte Scheidung und Sichtung auf natür- lichen: Wege ganz von selbst sich vollzogen hatte, verblieb in seiner Vereinzelung auch noch ein ganzes Jahr hin- durch, weil die Masse der Geflüchteten und Verfprengten nicht eher wieder sich in das Land der Väter zurücktrautm als bis der Stand der Dinge auch für Fleifchesaugcu wieder ein Vertrauen crweckender geworden; es waren also nicht Hände genug vorhanden, um in dem, von einem beutc- nnd zerstörungslustigen Feinde völlig ver- wüstetcn Lande den Anbau des Bodens von Grund aus wieder zu beginnen, es reichte aber für den Bedarf der wenigen Betoohner der Sclbsttvuclis der Felder auch volltommcn aus, und selbst die im Herbst des J. 712 Zurückgekehrtcry wo wieder eine ordentliche Ackerbestellung begann, fanden bis zum nächstcn Frühjahr, mit welchem eine volle Ernte kam und das Jahr 711 feinen Anfang nahm, einstweilen die nothdürftige Nahrung. Damit war denn die Möglichkeit gezeigt für die folgenden Worte Dinge ließ nichts andcrrcals das Schlimmste befürchten, eine völiige Auflösung des Gemeinwefensz aber, so be- zeugt der Propbet weiter, gauz das Gegcntheil von dem wird eintreten, fiir die Tochter Juda sieht eine Zeit neuer Vliithe und herrlichen Wachsthums bevor. 30. Und die Tochter Juda, die errettet und überblieben ist saus dem ihr drohenden Untergange], wird fürder sals ein edles, lustig treibendes und Der Engel des HErru tödtet 185,000 Assyreu Sanherib’s Flucht und Ermordung. 655 neue Kraft entwickelndes Gewächs Jes. 27, s] unter kl wohl schou Tags zuvor von Libna aiifgebrochen sich wurzeln nnd über sich Frucht tragen. 31. Denn [also ist es von Anfang in meinem Rath verordnet und vordem auch schon geschehen 2. Chron 12, 7., daß] von Jerusalem [dem Mittel- punkt des GottesreichsJ werden ausgehen [um von da aus sich über das ganze Land zu verbreiten] die überblieben sind, und die Erretteten fdas Vor- bild derer, die eiust der Mefsias aus der Gewalt alles widergöttlichen Wesens erretten wird] vom Berge Zion [dem Sitze des Gottkönigs]. Der Eifer des HErtn Zebaoth swomit er auf genaue und piiuktliche Erfüllung aller seiner Rathschlüfse und Verheißungen hält] wird solches thun [Jef. 9, 7]. 32. Darum [nun, von alle dem, was seit V. 21 bisher gesagt worden, die Summa ziehend] spricht der HErr vom Könige zu Asshrien [in Be: ziehung auf seine gegenwärtigen Absichten] also: Er soll nicht in diese Stadt kommen [sie einzu- nehmeu], und soll [sogar] keinen Pfeil drein schießen, und kein Schild [seiner Kriegsmäniier soll] davor kommen, und soll [selbst, indem schon in der nächsien Nacht das «Bis hieher uiid nicht weitem« ihm zugerufen werden wird, er] keinen Wall drum schütten sfie wird vielmehr unberührt V. 21 im volliommenstenSinne des Wortes von ihm bleiben, d. h. nnerobert, unbeschosfem unangegrifsem un: belagert]; 33. Sondern er soll den Weg wiederum ziehen, den er kommen ist [wie ich vorhin V. 28 ihm gesagt habe], und soll [um meine Verheißung in V. 32 dir, Hiskia, nochmals zu bekräftigeUJ in ! diese Stadt nicht kommen, [darauf verlasse dich denn mit fröhlicher Zuversicht] der HErr sagt es fund was der zusagt, das hält er gewiß, wenn der Mensch auch nicht begreifen mag, wie die Aus- führung möglich fein soll]. . 34. Und ich will diese Stadt beschirmen, daß ich ihr [in Erhörung deines Gebets V. II] helfe um meinet- sder Ehre meines Namens] willen, und um David, meines Kneehts, willen [dem ich so theure Zusagen gegeben 2. Saus. 7, 12 ff.; 1.Kön.11,13]. 35. Und in derselben Nacht [in der auf diesen Tag, an welchem Jesaia im Namen des HErrn dem Hiskia die Rettung der Stadt verkündigt hatte, nächstfolgenden Nacht] fuhr aus der Engel des HErrn [derselbe, der in Egypten alle Erst- geburt schlug 2. Mos. 12, 29 und nach David’s Volkszählnug die Pest über sein Volk verhängte 2. Sani. 24, 15 f.], und schlug im Lager von Asshrien sdurch eine ähnliche wunderbare Plage, vgl. Auen. 2 zu Kap. 2o, I] hundert und slinf und : Und da sie [die andern, l achtzig tausend Mann. die von der Plage verschont wurden] sich des Morgens frühe aufmachten [um an diesem Tage weiter gen Jerusalem vorzurücken, nachdem sie l . und bis nahe vor die Stadt Ruth I, 22 Blum. gelangt waren], siehe, da lag es alles eitel todte Lcichllaltle [denn sie hatten nicht einmal gemerkt, was in ihrer unmittelbaren Umgebung vorgegangen, die Ge- schlagcuen waren lautlos im Schslafe verschieden] 36. Also brach Sanherib, der König von Asshrieti [da er nach einer so furchtbaren Nieder- lage sich schleunigst zurückziehen mußte, um nicht dein, wie er vernommen hatte, heranrückeuden Thirhaka V. 9 in die Hände zu fallen] auf, und zog weg sdes Weges, den er gekommeu], und kehrete um [ohne auch nur einen Versuch zur Be: lagerung Jerusalems zu machen], nnd blieb [die nächstfolgenden 15 Jahre, von 713—698 v. Chr.] zu Nintve san eine Wiederaufnahme seiner ge- scheiterten Pläne nicht mehr denkend, jedoch an den Jsraeliten in Assyrien feinen Groll wegen der erlittenen Schmach auslassend Tod. l, 21 ff] 37. Und da er [einstmals, etwa im J. 698 v. Chr» also in demselben Jahre, in welcheni auch Hiskia starb] anbetete im Haufe Nisroch, feines Gottes [auf den assyrischen De1ikmälern als eine beflügelte menschliche Figur mit einem Adler: oder Geierkopf dargestelltjz schlugen ihn mit dem Schwert Adramelech nnd Sarezer, seine sbeiden ältesten] Sohne, und] sie entrannen in’s Land Ararat [in die mittleren Gegenden des armenischen Hochlandes von dem daselbst befindlichen Gebirge I. Mof 8, 4 so benannt] Und sein [dritter] Sohn AssawHaddoli ward Konig an seine Statt sKav 15,20 Anm.]. Welchen tiefen Eindruck diese guadenreiche und wun- derbare Errettung Judas aus dem unvermeidlich schei- uenden Verderben, um welche die ganze zweite Gruppe der Weisfagungen des Propheten Jcsaias in Kav 28—66 sich bedingt, auf die Herzen der Frommen gemacht. be- weisen die höchst wahrscheinlich damals gediclyteien Pfal- men 46, Eis, 75 u. 76. Es war aber das an Assy- rien gcschehene Wunder göttlich» Niacht und göttlichen Gerichts, durch welches der HEm der Gott Jsracls, als den Gott über alle Köiiigreiche auf Erden sith be- weisen wollte, zu sehr auf der großen Bzcltbühne ge« schehen, als daß es hätte können den Heiden verborgen bleiben. Sanherib selbst legt in den aslvrischen Denk- iuälern mir von dem Anfang feines Feldzugs wider Juda (Kap. 18, 13--16) Zeugnis; ab, indem er von sich rühmh »Weil Hiskim der König von Juda, nieiner Oberhrrrfcldaft sich nicht uuierwarf, zog ich gegen ihn, und mit der Stärke nieiiies Arms und der Gewalt meiner Macht nahin ich 46 suach andrer Lesung der bete. Stelle: 44) seiner starken ummauerten Städte, von den kleineren Städteii nahm und plüudcrte ich unzählige. Jn diesen Plätzen nahm ich gefangen und führte fort 200,l50 See« ten, Alt und Jung, Niäniier und Weiber, zugleich eine Unzahl Hengste und Sturm, Esel iind Kainceliy Ochsen und Schafe. Und den Hiskia selbst schloß ich tin in Jerusalem wie einen Vogel in einein Kühn; ich baiiete Thiirme um seine Stadt, um ihn einzuschließen, nnd cr- richtete Saiidwälle an seinen Thurm, uni sein Entiveichcii zu verhindern. Da sicl auf Hiskia die Furcht vor der »Macht meiner Waffen; erfchicite zu mir die Vorsteher und Aelteften Jerusalems iuit 30 Talenten Goldes und 800 Taleuten Silber-s und verschiedenen Schätzen, einer 656 L. Könige 20, 1——8. reichen ungeheuren Beute. Alle diese Dinge wurden mir nach Niuive in nieinen Regteriiiigssitz gebracht, indem Hiskia sie iuir als Tribut und Zcichcii der tliitrrtverfuug zufandtest So wenig wir aber über die in diesem Be- richt enthaltene großfpreilierisclie ltchcrtreibiing der erste-l: J so sehr dient uns « ten Erfolge Sanherilss uns wandern, die gänzliche Verfchweigtiiiq des weiteren Verlaufs der Expeditioii von Kap. 18, 17-—19,36 als ein Unterpfand der vollen geschichtlichen Wahrheit dessen, was die Schrift uns erzählt; er erwähnt davon nichts. weil ihm eben der Ausgang seines Fcldzugs nicht zum Ruhme gereichte Wohl aber finde: sich bei dem griechischen Ciefchiclitsi schreiber Herodot (ll., 141) eine Hindeutung auf diesen Ausgang. Darnach wäre Sanherib bis nach der Stadt Pelusiuni in lluterexitiptcn (f. Karte 1I.) vorgedrungen; dort war vor iiicht langer Zeit nach dem Sturz der äthiopischen Dynaftie der-Priester des Hephästom S et l) o n mit Namen, zur tliegieriing gekommen. Jn seiner Be- «drängniß, da die von il)m bedrückte Priefterkasie ihre Dienste persagte, wendete er an seinen Gott fich init - · · , . mir seinen Rathfchluß geoffenbaret hat]: Befchicke Bitten inu Hilfe, und sie wurde von demselben ihm zu- gesagt. Gleich uach Sanheribs Einzug in Pelufiiiin nun hätte ein Heer von Feldmänfen das Lager der Schildrienieii dergestalt zerfressen, daß sie am einbrechen- deii Morgen waffeulos fliehen inußteii und viele Leute dabei verloren. Diese Gefchichte ist ossenbar nichts weiter als eine eghptifihe Variation der biblifcheii Erzählung, eine sagenhafte Jlachbildiiiig unsrer Ciefchichth aus der « sich nicht einmal soviel als gefchichtliche Thatfaiihe ent- nehmen läßt, daß Sanherib wirklich bis Pelusiiim ge- kommen; daher wir diejenige Anslegiing welche zwischen V. 34 u. 35 einen Zeitraum von 2—3 Jahren verfließeii läßt, während dessen das affyrtfilse Heer jene Niederlage in Egypteii erlitten, dann auf Jerusalem sich zurück- · gen und hier vollends das Verderben vom Allriiächs tigen erfahren habe, nicht zu der unsrigen machen können. Jndem wir aiif Sanheribd weitere Geschtchte bis zu seiner Erniordiing durch die beiden Söhne erst bei Kap. TO, 12 näher eingehen werden, bemerken wir hier nur noch, daß der silötzliche Schlag, der den iiberniüthigeii Assyrer vor Jerusalem getroffen, zitgleich über die fernere Zukunft feines Reiches entschied; fortan war dessen Macht gebrochen, Jlinives Untergang bereitete sich vor, und andere Völker wurden von dem HErrn zngeriihteh nun· mehr in den Beruf einzutreten, den er ihnen zugctheilh Bei einem solchen Wendepunkt in der Geschichte konnte es natürlich an dem Auftreten eines neuen Propheten im Volke Gottes nicht fehlen; dieser Prophet ist denn Nahum aus der Ortfchast Elkos in Galtläa, dessen Wirksamkeit in die Zeit zwischen Sanheribd Niederlage vor Jerusa- lem bis zu feinem gewaltsamen Tode fällt. Sein ,,Buch der Weiffagiiiig« knüpft unmittelbar an das Ereigniß unsers Kapiteln an, verkündet dem affhrifchen König seinen Untergang auf die Art, wie er nachher auch gefchichtlich erfolgt ifl (Kap» l, l4), und richtet sich nun wider die asfyrifche tpauntftadh ihre Sünden ihr ausrückend und ihr schlieszltches Ende« in so lebendiger Weise schilderud, als ob es schon da wäre. Das 20. Kapitel. Hisäiabs Tlirnnliheii. kehensslierctingeiung, Ehrgeiz und Abschied. XlllT v. t—11. In derselben Bett, wo Htgtiia eben trft des Htljrrn Hilf: so wunderbar in der asfurischeii gedräng- niß erfahren nnd nun voll froher Hoffnung für die Zu— liunft ist, wird er tödtlicls trennt, und der prophet Jcsaia zeigt ihm ou, daß er auch wirklich seiner Krankheit er— liegen werde. Da wendet er sich mit Bitten und Flehen an den thGrrii nnd erlangt niost nur dte Gewährung seiner Bitte, indem noch 15 Jahr: seinen! Leben zugefügt werden, sondern auch die tröslliche verheißung künftiger Sicherheit vor dem affnrisctjen drängte. vgl. L. Thron. 32, U; Des. Es, 1—22. 1. Zu der Zeit [bald nach dem Abzuge der Llfshrer aus dem Lande«« Kap.19, 36., noch im J. 713 v. Chr« vgl. V. 6] ward Hiskta todtkrant fvielleicht an einer, in Folge der ungeheuren Span- nung und Anstrengung jener Tage Katz. 18, 17 ff. eingetretenen Erhitzung, die in Schwulst übergiug"]. Und der Propbet Jesaia, der Sohn Amoz, kam Esaus Antrieb des Geistes Gottes] zu ihm und sprach zu ihm: So spricht der HErr kder in Be- - ziehung aus den Ausgang dieser deiner Krankheit dein Hans ftrtff deine letzten Anordnungen in Ve- Fetnde ilberfchwenimt und ihnen Köcher Bogen und ziehung auf dein Haus oder deine Familie 2'Sam' i7, 23]; denn du wirft sterben, nnd nicht leben bleiben"«. «) Andere verlegen diese Krankheit in die Anfangs- zeit des asfyrischen Einfalls in das Land Kap.18, lsklliz allein die Worte in V. 6 können recht wohl auf titnstigen Schutz vor der afsvrifchen Machh deren Rache zu fürchten war, bezogen werden, sonst aber fpricht nichts für eine zsolche Annahme, wohl aber spricht die ganze Darstellung des Verlaufs fener Jnvasion dagegen. —- szsf Gewöhnlich» hält man die Krankheit des Königs für einen Peftaiifall und bringt sie in Zusammenhang mit der im assyrifchen Lager ausgebrochenen Plage, welche ebenfalls in einer furchtbar heftigen, aber keineswegs blos natürlichen Pest bestanden habe. Letzteres nun ist allers dings ganz wahrscheinlichz allein gerade darum, weil die unter den Afsyrern wiithende Pest kein natürliches Er· eigniß, sondern ein außerordentlicher; Gottesgericht war « (Jef. 31, 8), kann Hiskias Krankheit nicht in Verbindung damit gestanden haben, viel näher liegt es, an die Kar- bnnkelkrankheit zu denken. —- "') Damit wird dein Könige gesagt, daß nach dein natiirlichen Verlauf der Krankheit er unbedingt derselben erliegen müßte; daß aber Gott den natürlicheu Verlauf hindern und mit außerordentlicher Hilfe sich in’s Plittel legen könnte, wenn Hiskia zu brünftigein Gebet feine Zuflucht nähme, wird ihm verfchwiegem denn solches Gebet mußte aus eigenem zHerzensdrange kommen und eine Frucht des durch die, in der jüngst vergangeuen Drangfalszeit so reichlich er- fahrene Hilfe nun fattsam geubten Glaubens fein, wenn es dein HErrn angenehm und crhörlich fein sollte. Z. Er aber [den Weg zur Hilfe auch in der That von selber sindend, ohne daß ihm erst gesagt zu werden brauchte, unter welcher Bedingung der natürliche Lauf der Dinge durch Gottes Dazwifchen- treten durchkreuzt werden würde] wandte [um aus ganzer Inbrunst feiner Seele mit dem HErrn zu ringen l. Mof. 32, 24 Anm. 1] fein Atttlitz zur Wand [alfo in ganz anderer Herzens: «stimmung, als in welcher Ahab dasselbe that I. Kein. 21, 4], unt: betete zum HErrn liuerst eine Zeit lang still, in sprachlofem Schmerz, voll tiefer Erfchiltterung über die unerwartete Botschaft, die so plötzlich und in der Kraft des Mannesalters Hiskia, tödtlich erkrankt, erhält auf feine Bitte die Zusicherung längeren und ruhigen Lebens. 657 die Gestalt des Todes vor ihm aufsteigen ließ-«, bis er dann auch Worte fand, fein Anliegen in eine kurze, aber desto dringeiidere Bitte zufammen- zufassen], nnd sprach: it) Aus Hiskiä Dankliede nach feiner Wiedergenesung das in Jes 38, 9-20 uns aufbehalten ist und eine große Verwandtschaft mit dem Buche Hiob an den Tag legt, erkennen wir, wie der fromme König so anz mit der nämlichen trostlofen Vorftellnng nach dem ode als einem, von den Gnadenerweisungen Gottes abgefchnitte- nen schattenhaften Halb- und Scheinleben im Scheol oder in der Hölle sich trug, welche in jenem Buche in so starken Ausdrücken fiel) darlegt. Nun stand er damals im 39. Jahr seines Alters (s. Karl. 18, 2. 13) und hatte noch keinen Thronerbcn (s. Karl. Si, 1), dagegen war ihm gerade durch die gnadenreichen Erfahrungen der jüngsten Zeit, welche die bevorstehenden Tage als Tage besonderen Heils und der Erfüllung der herrlichsten Verheißungen zu Verbürgen schienen, das Herz aufgegangen zu froher Lebensluft im guten Sinne des Worts; da wird uns wohl begreiflich, warum des Propheten Ankündigung ihn so tief erschiitterta s. Ach HEry gedenke doch-«, daß ich vor dir treulich [ohne Schwanken und Heuchelnj gewandelt habe und mit rechtschafsenem [nicht mit halbem, sondern dir ganz ergebenem] Herzen, nnd habe gethan, das dir lvohlgesällt [hast du nun denen, die dich lieben und deine Gebote halten, langes Leben und alles Gute verheißen 2. Mos. 20, 6. 12; b. M. 30, 16., so thue auch mit mir nach die- sem deinem Wort und nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage, wie du mit den Blut- gierigen und Falfchen thust Pf. 102, 253 55, 24]. Und Hiskia [indem er sich jetzt ganz wieder feinem tiefen Schmerze überließ] weinete sehr. «) Die Frommen des alten Testaments waren ja ganz darauf angewiesen, Gottes Wohlthun von einem gesetzestreuem ihm wohlgefälligen Wandel zu erwarten; Hiskiä Wort ist daher nicht flir pharifälsche Werkgerech- tigkeit anzusehen, sondern fiir die kindliche Sprache eines im llmgang mit Gottes Wort, mit dem Gesetze Mosis sowohl wie mit den Psalmen Davids und Afsaph«s, stehenden Mannes, nnd mit der Demuth wohl vereinbar. Wir Christen im neuen Bunde dagegen sind auf das Gebet im Namen Jesu angewiesen (Joh. 16, 23 f.); denn der ist Gottes lieber Sohn, an welchem der Vater sein vollkomrnenes Wohlgefallen hat und welchen er allezeit höret, in seinem Namen aber beten wir, wenn wir durch den Glauben an seine Stelle und in seine Rechte treten. 4. Da aber Jcsaia snach feinem Weggang aus dem königlichen Palaste, den er sofort nach der Ankündigung in V. l wieder verlassen hatte] noch nicht zur»[oberen, auf dem Zion gelegenen] Stadt halb hinaus gegangen war fund also das Thor k auf dem 3. Grundriß zu l. Kön. 7, 5 noch nicht durchschritten hatte, um sich wieder nach seinem Haufe in der Unterstadt zu begeben], kam des HErrn Wort zu ihm nnd sprach: 5. Kehre um, nnd sage Hiskim dem Fürsten meines Volks [1.Sam.10, is: So spticht der HEry der Gott deines Vaters David: Jch habe dein Gebet gehbret, nnd deine Thränen gesehen. · Dachses-a Bibel-me. Siehe, ich will [da du als einen achten Sohn dei- nes Vaters David dich gezeigt Kap. 18, Z] dich sgleich ihm 2. Sam. 15, 7 Anm. vom Tode gleich- sam wieder erstehen lassen und] gesund machen; am dritten Tage [von heut an gerechnetP wirst du hinauf in das Haus des HErrn gehen sihm dein Dankopfer für das wiedergeschenkte Leben zu bringensz «) Diese Bestimmung ist bedeutsann sie weist auf Hiskiä vorbildliche Stellung zu Christo hin, die ihm als Davids Sohn und als Fürst über das Volk Gottes eignete. 6. Und will fünfzehn Jahr zu deinem Leben thun, und [damit du während derselben ein ge- ruhiges und stilles Regiment führen könnest] dich und diese Stadt erretten von dem Könige von As- shrien fihn dergestalt anderweit befchäftigen, daß es ihm nicht möglich sein soll, seine vorigen Pläne wieder aufzunehmen, s. Anm. zu V. 12J, nnd diese Stadt sauch wider sonstige Feinde] besthirmen um ineinet willen und um meines Kuechts David willen. . Wieder aufnehmend das Wort in Katz. 19, 34 er« theilt der HErr demselben von Neuem Giltigkeit und erweitert es zur Zusage einer Errettung aus der Hand des Drängers für die nächsten 15 Jahre. Gerade darin erkennen wir die fpecisilche seigenthümliche oder besondere) Bedeutung dieses Stiicks: es steht zu dem vorhergehen- den im Verhältnisse der Entwickelung, ordnet anknüpfend an das bereits Gegebene den weiteren Gang der Dinge. sDrechsler.i 7. Und Jesaia [da er nun in die königliche Hofburg zu dem Kranken zurückgekehrt war und des göttlichen Auftrags stch entlediget hatte] sprach: Bringet her ein Stuck Feige soon einem Feigen- kuchen I. Sam. 25, 18]. Und da sie die [die Feigenmasfe, nachdem sie durch Milch erweicht wor- den war] brachten, legten sie sie auf die Drüse [den Karbunkel]; nnd er genas [im Verlauf der nächsten drei Tage, worauf er dann in das Hans des HErrn stch begab und dem HErrn außer dem bei fol- chcn Gelegenheiten üblichen Opfer ein Von ihm selbst verfaßtes Danklied darbrachte]. Noch jetzt werden im Morgenlande Feigen sehr viel zur Erweichnng von Schwären und Benlen als Haus- mittel angewendet, gleichwie auch bei uns. Aber, be- merkt Drechsler sehr trefsend, die Wirkung des Gottes- works in V. 5 war dies, daß ein folches Mittel nun helfen konnte; vorher, laut der Erklärung in V. 1, hätte kein Mittel mehr gewirkt. 8. Hiskia aber [um hier noch einmal auf den Zeitpunkt zurückzukommen, wo der Prophet mit der Verheißung V. 5 f. an sein Lager trat und den in Folge feines Gebets veränderten Gottesbeschluß ihm ankündigte] sprach zn Jesaiat Welches ist das Zeichen sdas du mir zum Unter- pfand dafür zu geben gedenkstL daß mich [wie du gesagt hast] der HErr wird gesund machen, und ich in des HErrn Haus hinaufgehen werde am dritten Tage? A. T. 658 2. Könige 20, 9——12. I. Jesaia sprach: Das Zeichen wirst du haben vom HErrn kzur Bakgschaft dafür-J, daß der HErr thun wird, was er geredet hat fwelches du dir von den beiden, die ich dir jetzt vorlege, selbst er: wählen wirst]. Soll der Schatten fam Sonnen- zeiger des Ahas dort] zehn Stufen [oder Linien] füIDEIILVOTWärtSJ gehen, oder zehn Stufen zurück en us. Hostie« sprech: Es ist reich: kia wenig» wunderbar und nicht wider alles Ermatten nnd menfchliche Denkens daß der Schatten zehn Stufen niederwärts gehe [denn da handelt es sich nur um eine Beschleunigung seines Laufs]; das lvill ich nicht, sondern [das größere Wunder] daß er zehn Stufen hinter sich zuruck gehe. 11. Da rief der Propbet Jesaia den HErrn an [das; er das Zeichen thue nach Hiskiä Begehr]; nnd der Schatten ging snun auch] hinter sich zu- ruct zehn Stufen ain Zeiger Ahas, die er sbereitsj war niederwarts gegangen kwokauf dem: der König, in seinem Glauben gestärkt, dem Worte Gottes in dem äußerlichen Heilmittel, das der Propbet anwcndete V. 7, mit fester Zuversicht trauete und, wie schon bemerkt, inner- halb der drei Tage genas]. König Ahas hat kein Zeichen fordern wollen, da ihm ein folches angeboten wurde, weil er, wie er henchlerisch vorgab, den HErrn nicht versuchen wolle (Jes.7, 11 f.)· Diese schnöde Zurückftoßung der göttlichen Gnade, wel- cher in ihm das Haus David’s sich schuldig gemacht hat, muß wieder gut gemacht werden; darum ist es nicht Unglaube oder auch nur Schwachglaube, »wenn Hiskia sich ein Zeichen fordert, sondern der Geist Gottes treibt ihn also, damit die Welt sehe, daß der Prophet Jesaia nicht etwa in Vermessenheit geredet hat, wenn er damals dem Ahas zu einem Zeichen ganz nach seinem Belieben steh erbot, es sei unten in der Hölle oder droben in der Höhe. Und nun ist es nicht ohne Bedeutung, wenn das dem Hiskia bewilligte Zeichen gerade an den Son- nenzeiger des Ahas geknüpft wird; denn die Sonnen- Uhren sind von den Babyloniern erfunden (.Herodot II, 109), im assyrischen Reiche schon frühzeitig gebräuchlich geworden und durch Ahas, den Bewunderer und Nach- ahmer ausländifcher Kunstwerke (Kap. 16, 10 ff.), neuer« dings auch nach Jerusalem gekommen. Jener Sonnen- zeiger war sonach ein lebendiges Denkmal der Sünde, womit Hiskicks Vater den HErrn und seine Hilfe ver- worfen und die Welt mit ihrer scheinbarlichen Größe erwählt hatte; ein Zeichen an ihm bringt also die Gegen- wart mit jener unglückseligen Vergangenheit in unmittel- bare Verbindung und läßt die Beziehung auf dieselbe sofort in die Augen fallen. Ohne Zweifel stand dieser Zeiger im Schloßhof zu Zion dem Krankenzimmer des Königs gerade gegenüber, so daß von dort aus der Vor- gang beobachtet werden konnte; wie er aber eingerichtet war, ob er ein Sonnenzeiger nach unserer Weise mit verticaler (fcheitelrechter) Scheibe, oder eine aufgerichtete Spitzsäule gewesen, die auf einem mehrstufkgem die Schattenlänge etwa nach halben Stunden messenden Sockel where, läßt sich nicht sicher bestimmetn Beides nun, was der Prophet dem König zur Wahl stellt, das Niedergehen des Schattens nicht weniger als das Zurückgehem weist symbolisch hin auf die Lcbensverläw gerung, die dem Hiskia soeben zugesagt worden ist; jenes bildet das Weitergehen seiner Lebenstage zu noch längerer Dauer ab, dieses bezeichnet die Zurückstellung der bereits abgelaufenen Lebensuhn damit sie ihren Lauf noch einmal beginne, bis sie dann wieder« an dem Punkte anlangen wird, auf welchem sie jetzt sich befindet. Und wirklich ist die Zeit, die dem König noch weiter vergönnt wird, ziemlich genau von derselben Dauer mit derjenigen, die er bereits regiert hat; daher es wohl nicht ohne Leitung des Geistes Gottes geschieht, daß er gerade das Z uriickgehen des Schattens sich erwählt, weil so das Sinnbild noch schärfer in die Augen springt und die Sache, um die es eigentlich sIch handelt (wir ver- weisen hier nochmals auf die Beinen. zu 2. Sam. 15, 7., wo der ähnliche Fall mit David erläutert worden ists, noch bestimmter gekennzeichnet wird. An sich zwar ist das Zurückgehen des Schattens kein fchwierigeres Wunder, als das Niedergehen, wie Hiskia sich ausdrückt, wohl aber ist es ein noch schärfer in die Sinne fallen» des, handgreiflicheres; gleichwie von den beiden Worten (Matth. 9, 1 ff.): Dir sind deine Sünden vergeben! und: Stehe auf und wandelet an sich das eine so schwer wiegt, als das andere, aber das letztere vor den Augen der Menschen schwerer in’s Gewicht fällt, weil hier der äußere thatsächliche Erfolg seine Kraft bewähren mußte, während bei der Sündenvergebung es nicht in den Be- reich der sichtbaren Dinge tritt, ob sie im Himmel gelte. Die Art des Wunders nun, ob es an der Sonne selbst, beziehentlich an der Erde vorgegangen sei, oder blos an dem Lichte der Sonne und also in einer außer- ordentlich bewirkten Brechung ihrer Strahlen bestanden habe, müssen wir dahingesiellt sein lassen. Das erstere ist uns ebenso glaublich, wie der Stillstand der Sonne zu Gibeon (Jos. 10, 12 ff.), und dürfte vielleicht mit der theilweisen Sonnensinsierniß am 26. September des J. 713 v. Chr. in einem, freilich nicht näher zu erklären- den Zusammenhange stehen; für die andere Auffassung dagegen scheint das zu sprechen, daß das Wunder nur für Hiskia und sein Land berechnet war, wenn auch die Kunde davon hernach in’s Ausland drang und beson- tåcezrssdie sternkundigen Babylonier interessirte (2. Chrom «, I)- Auf Hiskiws eigenen Dankespfalm haben wir schon in der Bemerkung zu V. 2 hingewiesen. Jrren wir aber nicht, so wurde seine Wiedergenesung und der Tag feines Erscheinens im Tempel auch von den leviti- schen Sängerin, deren Amt er ja wieder hergestcllt hatte (2. Chron 29, 30), gefeiert, und zwar in dem darauf bezüglichen 91. Psalm. Für das Verständniß desselben bemerken wir vorläufig, bis eine ausftihrlichere Erklärung folgt, daß eine erste und zweite Stimme, letztere dem König aus der Seele redend, in folgenden Wendungen mit einander abwechselu: I. Stimme V. l; 2. Stimme V. Z; l. St. V.-3 (doch ist in diesem Verse die Auffassung der Lutherifchen Uebersetzung, mich statt dich, eine andere) bis V. 8; L. Stimme V. sei (auch hier heißt es im Grundtext: »Deine du, HErr, bist meine Zu- versieht-«, nicht, wie Luther übersetzt hat: Denn der HErr ist deine Zuvrrfichyz 1. St. V. 9b bis 13. Hier- auf kommt eine dritte Stimme in V. 14 bis 16 hinzu, die den HErrn selber vertritt und sein Verheißungswort an Hiskia Verkündigt. XIHÄ v. 12——21. Ztts nicht lange nach seiner Wieder— genesuug eine Gesandtsrtsaft des babylouischen Könige Zrodaapsaledan zu Hirten: kommt, um ihm zu dieser glücklichen Wendnug der gefährlichen Krankheit zu gra- tuliren, kann er der Versuchung nicht widerstehen, ihnen votl eiteln Selbstgesötsls alle seine Zrtsätze zu zeigen und ihnen merken zu lassen, was fär ein vermiigender und bedeuteader Fürs! er sei. Damit hat er aber Habe! selber nach Jerusalem gelockt, nnd der Propbet Jesajas ver— tiäadigt ihm nun, wie alles ans seinem Hans: deren-n Wunderbares Ritckwärtsgehen des Schattens am Sonnenzeiger des Ahas. g 659 würde nach eben diesem Zabel weggefälfrt werden; der fromme König erkenne! feine Thorheit und demüihigt net) wegen seiner Sünde vor Gott, daher wenigstens-zu seiner Zeit jenes Gotteggeriiht noch nicht zur Ausführung ironi- men solt. vgl. L. Thron. IS, 25—33; Its. 39, 1-—8. 12. ZU der Zeit snicht lange nach der Er- krankung des Königs und seiner so wunderbaren Wiedergenesung, also im J. 712 v. Chr.] sandte Brot-ach, der Sohn Veilchen, des Sohns Baledan [genauer: Berodach -Baladan, der Sohn B al ad a n ], Konig zu Rahel, Briefe und Geschenke [durch die Hand einer eigens für diesen Zweck abgeordneten vornehmen GesaUDtschaftJ zu Hiskiaz dran er hatte geboiet, daß Histia krank war g;- lve eU [und wollte die Gelegenheit höflicher Beglli - wünschung zur Wiedergenefung benutzen, um mit dem judäischen König ein Vtindniß vorzubereiten, da er mit der Abfsicht einer Losreißuiig von der assyrischen Oberherrs schast ich trug]. Das Land zwischen dem Euphrat und Tigris, diesen zwei großen, aus dem Taurus und dein armen» schen Gebirge entspringenden Strömen, ist im Norden rauh und gebirgig, in den mittleren und unteren Ge- genden eins! frsi1cht1bar»e) Elzenh ilvlcelcchiie inSicvher Lgilbael Si- near (1. to. l , «, ei weit en rift e ern iii ihrem oberen Theile Mesopotamiem in ihrem südli- chcn Theile oder dem unteren Stromlande Babylo nien heißt. Dieser letztere bLandestheBl azar von jersitem an dem Punkte wo die eiden F ü e ich am met en ein- ander näherii, durch die meidische Mauer getrennt. Er gxlenzte also, wärst West? nightf Chaldäa, Eegrlsitgnigests i )en, am peri cn eer uen ge egenen ei a on unterscheidet, nördlich an Mesopotamien und Assyriem östkich an den Figrim südlich ais; dån lhersischleii Mem- bu en nnd we ich an das wü e ra ien, ag un er einem, im Ganzen gesunden und gemäßigten Himmels- striche und hatte einen ganz« flachen, durch» hohe Frucht- barkeit, besonders an Getreide (2—300faltige»Ernten) und Palmen (andere Baume dagegen, namentlich Nutz- holz, fehlten ganz), ausgezecchneten und mitvielenNaphtlw quellen geschwängerten Boden. Diese Fruchtbarkeii wurde, Fa VelgeliichauchAiachdenllWinteråiignxenhselxen idst,Tdur;l) ke1ä)ri en n we ungen e sup ra un igri, welche man durch Dämme in ihren Verheerungeii be- schränkte, dagegen mittels sehr vieler, zum» Theil schiff- haäelrchCgnnle Ftlvter da; gaicihzze Ltzatnä lakriaxitghb haupt- ä )i · egriin e, un no je e a yonien als ein Niarschland dar. Die Bewohner trieben also vortheilhasten ·Ackerbau, waren aber vorzüglich durch ihren Kunstfleiß, besonders m Verfertigung von Prachts gewandern (Jos. 7, 21) und» herrlichen Teppichen beruhmt und hatten einen sehr betrachtlichen Theil des asiatifchen Handels an stch gebrachh indem sie zu Lande auf den Karawanenstraßem aber auch zu Wasser durch fremde, vielleicht phonicifche Seliiffg indifche Litxuswaaren bezo- geii und zusammen mit ihren eigenen Kunsterzeugnissen nach Vorderasiein Armenien u. s. w. ahsetzten (Jes. 43, 14h;··Jerem.g0,d1«6;L3Hebseki 17, 4). dWieCsielsilsszsyrers so e oren au te a y onier o er a aer em Stamme Sem’s an (1. Mof. 10, 22): »Arphachksad, Asfur’s jüngerer Bruder, war der Stammoater der eu- tigen Kurden, tvelche ursprünglich am oberen Tigris szu Ur iöi Chaldäa 1. Mos.z11, 28) wohnten, alåjezr in sehr frli er Zeit nach Babylonien wanderten. eide Völker verniischten sich mit semitischen und japhetitischen Stämmen; aber wie sie beide Eine Schriftgaitung, die Keilschrift (Kap. 15, 20 Anm.), führten und weseiitlich Eine Sprache redeten, aus der erst später der chaldäifche Dialekt sich entwickelte, so nahmen beide auch fast die- selbe Stelle ein in dem Verhältniß der Heiden zu dem Volke Gottes. Jst Egypten das Volk der fleischlichen Lust, so sind Mesopotaniiens Völker die Träger der Selbstsucht; und zwar ist Assur der Repräsentant der rohen, übermüthigeu Kraft, die alles außer ihr vernich- ten will, Babeldagegen der RepräsentantderWeltmacht, die im Stolze ihres Könnens und Wissens sich bis zum Himmel erheben will. Hat nun gleich Babylon die Herrschaft über die Welt nur 70 Jahre lang inne ge- habt, während mehrere Jahrhunderte hindurch die Völker zu Ninivss Füßen lagen, so ist doch die Bedeutung, welche die heil. Schrift der stolzen Babel zuerkennt, eine ungleich höhere: vom 1. Buch Mosis an bis zur Ossens barung St. Johannis steht sie im eigentlichen oder bild- lichen Sinne als die Macht der gottfeindlichen Welt da, welche, je länger desto erfolgreicher, in immer neuen Reichen oder Personen wieder ausgelebt, sich selbst auf Gottes Thron setzen will. bis zuletzt der Siegesruf durch der Himmel Himmel erschallt (Ofsenb· 18, 2): Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon die große, und eine Behaufung der Teufel geworden, und ein Vehältniß aller unreinen Geister, und ein Behältniß aller unreinen und feindseligen Vögel! Wie stch dies prophetifche Wort der Zukunft an Babel, dem schönsten unter den König- reichen, der herrlichen Pracht der Chaldäer, in Vorbild- licher Weise erfüllt habe, werden wir seiner Zeit bei Jes. 13, 19 ff. ausflihrlicher darlegen. Jn der ältesten Geschichte des Volkes Gottes kommt (1. Mos l4, l ff.) ein König Amraphel von Sinecir vor, der sammt seinen Verblindeten die fünf Städte in der Jordansaue iibersällt und von Abraham bei Da- maskus geschlagen wird; dem terachitischen Zweig der Chaldäen von einein Vruderssohiie Abrahams abstam- mend (1. Mos 22, 22), gehört dann jener Bileam, der Sohn Beor an, den der Moabiterkönig Balak aus Pe- thor am Euphrat herbeirufen läßt, damit er ihm Jsrael verfluche (4. Mut. 22, 2 ff.l. Jahrhunderte lang ver- schwinden hierauf die Chaldäer aus der Geschtchtn weil Babel ganz in Assyrien aufgegangen war. Erst mit dem Jahre 747 v. Chr. beginnt eine Reihe eigener ba- bylonischer Könige, als deren erster Nabonassar ge- nannt wird; doch sind sie nur Statthalter der Assyrer, bis MerodachsBaladan (im vorliegenden Abschnitte Berodach genannttes versuchte, das afsyrische Joch ab- zulchüttelrn hauptsächlich wohl ermuthtgt durch Sanherib? Niederlage vor Jerusalem, und deshalb ein Bündniß mit Hiskia anstrebtex Jndessen gelang sein Unternehmen nicht; Sanherib überwand den rebcllischen Vasalleci und setzte seinen dritten Sohn Assarhaddon zum Vicekönig in Babylonien ein, welcher nach seiner Besteigung des afsyrischen Throns (Kap. 19, 37) auch das bisherige Vafallenreich so unbedingt in seiner Oberherrlichkeit er- hielt, das; er den König Manasse mit andern Gefange- nen nach Babel versetzte (2. Chroru 33, l1), gleichwie er umgekehrt Anstedler von dort in das Land Samaria verpflanzte (Kap. 17, 24 ff.). Der letzte assyrifche König (Sardanapal II.), dessen Regierungsantritt etwa iii das Jahr 626 v. Chr. fällt, rnachte im folgenden Jahre, als die scvthischen Horden in das assyrische Reich einfielen (vgl. Kap. 22, 2 Anm.), deii Nabopolassar, seinen Feldherrm zum Vicekönig von Egyptem um das Land vor jenen Horden zu schützen. Wie aber dieser hernach- mals mit dem König Kyaxares von Medien sich ver- band und in Genieiiischaft mit ihm Ninive zerstörte und dem assyrischen Reiche ein Ende machte, werden wir zu Kap. 22,2 Gelegenheit haben zu bemerken. Daraus wollen wir aber hier noch aufmerksam machen, daß in die jetzige Zeit, wo Jerusalem so wunderbar vor den 42O 660 2· Könige 20, 13—21. 21, 1-—3. Asfhrern beschirmt und als eine fest gegründete Stadt, die der HErr lieb hatte, bewährt worden war, wo Babel sein Augenmerk nach dieser Stadt wandte und von vielen Seiten Weihgaben und Ehrengeschenke für den HErrn da in elangten (2. Chron 32, 23), die Entstehung des 8 . Psalms fällt, der in einem bis zur Räthselhastigi keit kühnen und so sinnvoll kurzen Style verkündigh wie in Gottes werthe Stadt die Fülle der Heiden dermaleinst eingehen und in ihr ihre wahre Heimath und alle Quellen ihres Heils finden werde. 13. Hiskia aber [dessen Herz von der Eitel- keit des natürlichen Menschen beschlichen ward, als er sich so geehrt sah] war fröhlich* mit ihnen [genauer: freuete sich über sie, über ihre An- kunft und die Briefe, die sie mitbrachten], nnd zeigte ihnen [um auch seinerseits sie zu ehren und ihnen einen Eindruck zu oerschafsen, wie leicht und schnell er von seiner Bedrängniß durch die Assyrer sich wieder— erholt habe] »das ganze Schatzhaus [seines Palastes mit allem, was darinnen war], Silber, Gold, Specerei, und das beste Oel« sdas in den königlichen Gärten gewonnene kostbare ValsamölL und die Harnischkammer sin dem Hause vom Walde Libanon l. Kön. 7, 2 fs., die er ge- rade beim Anzuge der Assyrer mit einer Menge von Waffen und Schilden hatte versehen lassen 2. Chron 32, Hi, und alles, was in seinen Schätzen vorhanden war [indem er sich angelegen fein ließ, möglichst viel heroorzusuchenws Es lvar nichts in seinem Hause und in seiner ganzen Herrschast [in dem ganzen Bereiche dessen, worüber er ge- bieten konnte] das ihnen Hiskta nicht zeigte. V) Wenn im Grundtext steht yptzykx (er hörete), so ist das wohl nur ein Schretbfehler für RAE-J!- wie auch die griechische, laieinische und deutsche Uebersetztiiig ohne Wetteres angenommen haben. Wollte man aber jenes Wort als richtig gelten lassen (er hörete über. ihnen), so müßte man den Ausdruck daraus erklären, daß Hiskia auf seinem Throne, also auf einem erhabenen Orte saß, als er die Gesandtschaft empfing und ihre Botschaft ver- nahm. — «) Es fragt sich, wie Hiskia nach der schwercn Contributiom die er dem Sanherib hat ent- richien müssen (Kap. 18, 14 s.), so bald wieder einen gefüllten Scha haben konnte. Aber nicht nur war ihm bei der eiligen leicht des assyrischen Heeres (Kap·19, 36) eine unermeßliche Beute in die Hände gefallen; sondern aus V.17 geht auch hervor, daß bei jener Contribution so manche Kleinodien und Kunstgegenstände zurückbehal- ten wurden, weil sie zur Aufbringung der geforderten Geldsumme sich nicht verwerthen ließen. — Tit) ,,Hiskia vergalt nicht, wie ihm gegeben war, denn sein Herz er- hub sich«, heißt es in Z. Chron 32, 25. Und in der That, wie so ganz anders erscheint er hier, als in V. 2 ff. und Kap. 19, 14 ff.! An unserer Stelle steht er so iemlich auf gleicher Linie mit dem König Krösiis von si«hdien, der dem ihn bestiehenden Solon seine Schä e zeigte und ihn dann selig, wen er wohl für den glückichsten Men- schen halte, in der eitlen Erwartung, dieser werde keinen andern als ihn selbst für den Gliicklichsten erkennen, dar- auf aber die Weisung empfing, daß man niemand vor feinem Ende glücklich preisen dürfe. 14. Datam Jesatiu der Propbet, [nicht aus eigenem Entschluß, sondern in Folge göttlichen Auftrags] zu dem Könige Hierin, und sprach zu ihm [durch sein Fragen ihn veranlassend, die Ge- danken seines Herzens auszusprechen und so von selber. sich dessen bewußtzu werden, wie fein gan- zes Verhalten nichts anderes gewesen sei, als ein Buhlen mit den Kindern der Fremde und ein Prnnken mit dem Eiteln, dessen Richtigkeit er doch nicht lange zuvor unter so viel Angst und Herze: leid kennen gelernt hatte]: Was haben diese Leute gesagt? und woher sind sie zu dir kommen? Hiskia [noch ganz in seinem Herzen erfüllt von der hohen Ehre, die ihm zu Theil geworden, und dem Pro- pheten sich gebend, wie er war] sprach: Sie sind aus fernen Landen zu mitkommen, von Babel [dem altberühmten und zu großer Macht sich er- hebenden Lande] 15. Er sprach: Was haben sie gesehen in deinem Hause? Hiskia [auch hier mit aller Auf- richtigkeit Rede stehend, da er doch wohl merken mußte, daß ihm ein Sündenvorhalt gemacht wer- den sollte] sprach: Sie haben alles gesehen, was in meinem Hause ist; nnd ist nichts »in meinen Schcihem das ich ihnen nicht gezeigt hatte. 16. Da sprach Jesaia zu Hiskim Höre des HErrn Wort sdas ich dir in seinem Namen als Strafurtheil wegen deines Vergehens zu verkün- digen habe]: 17. Siehe, es kommt [nach 100 und einigen Jahren] die Zeit, daß alles wird gen Bade! weg- geführt werden aus deinem Hause [was du darin aufgehäuft bast], und was deine Vater gesammelt haben bis auf diesen Tag; nnd wird nichts über- gelassen werden« [s. Kap. 24 u. 25], spricht der HErn 18. Dazu der Kinder, die von dir kommen, die du Zeugen wirst [detner eigenen leiblichen Nach- kommen], werden [die besten und kräftigsten Daii. 1, 1ff.] genommen werden, daß sie Kiimmerer shofdienerj seien im Palast des Königs zu Dabei. Strenger Maßstab der Wtedervergeltunl Verlieren soll er alles, woran er ein ungöttliches Wo lgesallen ge- habt hat, es verlieren durch eben dieselben, auf deren Aufmerksamkeit er in ungöttlicher Weise Gewicht gelegt hat; nicht Ein Ding soll übrig bleiben, sowie iiicht Ein Ding war, das er den Abgesandten nicht gezeigt hätte. Nicht als ob die Vcrhängung des Exils an dieser Ver- sündigung Hiskia’s, in welcher er übrigens auch das Volk zugleich mit siindigen machte, haftete; doch aber iKst andererseits die Bestrafung Hiskiciss nicht auf die bloße undmachung, vermöge deren er während seines ganzen übrigen Lebens das Unheil derZukunft als ein vollkom- men klar erkanntes mit aller Bestimmtheit vor Augen hatte, zu beschränkem sondern das zukünftige Gericht ist allerdings mit seinem eigenen Thun und Lassen in einen ursächlichen Zusammenhang gebracht, so daß er es durch diesen seinen Fall au eh mit verschuldet hat. tDrechslerJ Aus V. 18 ist zu schließen, daß dem Hiskia damals noch kein Sohn, wenigstens kein thronberechtigter, geboren war, was denn in Knie. 21, I seine Bestätigung findet. 19. Hiskia aber [in reuiger Erkenntniß seines eitlen, kurzsichtigen und ungöttlichen Verhaltens Hiskia zeigt den Gesandten aus Babel seine Schätze. Strafverkündigung des HErrm dem Worte des HErrn sich demüthig unterwerfend] sprach zu Jesaiax Das ist gut, das der HErr ge- redet hat sdennwie sein Strafurtheil auf der einen Seite ganz gerecht nnd wohl verdient ist, so ist es auf der andern Seite doch sehr mild und lange nicht so strenge, als es hätte ausfallen könnens Und sprach weiter smit dankbarem Herzen die gnä- dige Verschonung preisend, womit der HErr das angedrohete Unheil noch eine geraume Zeit auf- schieben und sein früheres, ihm gegebenes Ver- heißungswort V. 6 nicht wieder znrücknehmen wolle]: Es wird doch Friede und Treue sein Friede, der das Vertrauen durch keine Wechselfälle täufcht] sein zu meinen Zeiten. Fromm ist Gott und schärft mit Maßen sein Gericht, kann mich nicht ganz und gar verlassen. sWarum sollt ich mich denn grämen «— V. 5.) Seine Strafen, seine Schläge, ob sie mir gleich bitter feind, dennoch, wenn ichs recht erwäge, sind es Zeichen, daß mein Freund, der mich liebet, mein gedenke und mich von der schnöden Welt, die uns hart gefangen hält, durch das Kreuze zu ihm lenke. Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb’ g; Fzv)igkeit. (Sollt’ ich meinem Gott nicht singen -4 2«0. Was mehr von Hislia zu sagen ist, und [von] alle seiner Macht, nnd was er gethan hat, nnd sinsbesonderes der Teich und die Wasserröhrem damit et [bei der drohenden Gefahr einer Bela- gernngs Jerusalems durch die Assyrer Kap. 18, 13 Auen] Wasser in die Stadt geleitet hat sund die ein Kunstwerk besonderer Art waren Sie. 48, 19], siehe, das ist geschrieben in der Chronika der Könige Juda [1. Kein. 14, 19 Am. 2]. Ueber die ganze zweite Hälfte der Regierungszeit des Hiskia geht unser Bericht mit Stillschweigen hinweg. Jndem er den 4 Gefchichten aus seiner ersten Zeit (Kap. 18,13-—20, 19) in Kap. 18, 9—-12 eine gedrängte Wiederholung der Geschichte Von dem Untergang des nördlichen Reichs vorausgeschickt, hat er darauf aufmerk- sam gemacht, daß unter der Regierung des Hiskia das Ende des Neiches Jsrael und der Anfang von dem Ende des Reiches Juda sich berühren; und zwar, wie Jsrael dem assyrischen Weltreich verfallen ist, dessen Anlauf auch wider Juda durch eine Wunderthat göttlicher Gnade (Hos.1, 7) scheitert, so wird das Reich Juda dem ba- bylonischen Weltreich verfallen — diesist der einsache Gedankengang, den unser Buch verfolgt. Dagegen hebt der Verfasser der Chronika die Verdienste Hiskia’s um Wiederherstellunå des Gottesdienstes und die Erneuerung des liturgischen ebrauchs der Psalmen hervor (2». Chron 29, 30), und in Spritchw 25, 1 ist von den ,,Männern Hiskia« die Rede, die eine Nachlese Salomonischer Spriiche zu dem bereits gangbaren Salomonischen Spruchbuch veranstalteten, also wohl eine eigene Cotnmission für den jbztltveck der Wiederherstellung der alten Nationalliteratur ideten. 21. Und Histia entschlief mit seinen Vätern kund man begrub ihn, da das Erbbegräbniß der früheren Könige keinen Raum mehr bot, an dem Wege, der zu dieser Begräbnißstätte hinaussührte 2. Chron. 32, 33, vgl. Anm. zu I. Kön. 2, 10]. Und Manasse, sein— Sohn, ward König an seine Statt. 66l Das 21. Kapitel. Historie, non Manasse und Amen, den Königen Juda. XIV« V. 1—-18. Gleichwie der gottlose Ahas an ljiskia einen Sohn und Nachfolger hatte, der zu den treff- lichsten Fürsten des Reiches Juda gehört, so hat nun wtederm dieser an seinem eigenen Sohne Manasse einen Nachfolger, der mit götzendtenerischem Wesen und blut- gierigem Wirthen gegen die Frommen nnd Gerechten es auf’s Jiergste treibt. Schon mit zwölf Jahren auf den Thron gelangt, bemächtigt sich bald die heidnisth gesiunte Partei zu Jerusalem alles Einflusses auf ihn; nicht nur, daß er die von seinem Vater entfernten Höhen wieder- herstellh sondern er dienet auch, noch weit aber seinen Großvater« Ahas hinanggehend, dem tzaat nnd der Quarte, dem Moloeh nnd dem ganzen Himmel-Ihrer, und treibt Zauberei, Zeichendeuterei und Todtenbeschwörnngz dazu wöthet er mit blutiger Verfolgung gegen die, die mit ihrem lzeugniß oder sonst seinem Thun und Treiben sich entgegenstellen, nnd da der ihGrr Propheten zu ihm sendet und seine Gerichte ihm verständigen läßt, da ist es tauben Ohren gepredigt. Unser Bericht eilt so rasch wie mög- ltrh über diese trübe Zeit hinweg und gedenkt nicht der wegführnng Manassrs durch die heeresobersteu des assis- risehen Königs Jlssarhaddon nach Gabel, seiner Bekehrung im Gefängniß, seiner Rückkehr nath Jerusalem nnd seiner nochmaligen Wiederherstellung des rechten Gottesdienstexy es war aber auch diese Umkehr von keinen narhhaltigen Folgen für das Reich, der angertchtete Schaden ließ um so weniger sitt) wieder gut trauten, als xtliauusseks Sohn des Vaters früheres Söndenleben sich zum ndlnster nahm, von seiner tsnße dagegen nikhts missen wollte. Vergl. L. Ehren. 33, 1—20. l. Manasse sseinem Vater erst 3—-4 Jahre nach den in Kap. 18, 13 —- 20, 21 mitgetheilten Begebenheiten geboren] lvar zwölf» Jahre alt, da er König ward, nnd regierete suns nnd funfzig Jahr [vou»698——e43 v. Chr] zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Hephzibah L. Und er that [da die götzendienerisch ge- sinnte Partei in Jerusalem, die Hiskicks mächtiger Arm niedergehalten hatte, gar bald den bestimmen- den Einfluß auf den jungen König zu gewinnen wußte, wohbbegünstigt durch seine MntterL das dem HErrn ubel gefiel, nach den Greueln der Hei- den, die der HErr vor den Kindern Israel ver- trieben hatte [und zwar in noch ärgerem Maße, als sein Großvater Ahas Kap. 16, 3]; s. Und er verkehrete sich und bauete sbeide Worte sind rnit einander zu verbinden: Und er bauete wiederum] die Höhen, die sein Vater Hiskia hatte abgebracht »[Kap. 18- 4], und richtete [dem Götzen] Baal Altare aus, und machte Haine [eine dazu gehörige Afchera 5. Mos. 16, 21 Anm.], wie Ahab, der Konig Israel, gethan hatte [1. Kön. l6, 32 f.], und [zu diesen beiden Arten des Götzendiensies, dem abgöttischen Höhendienst und dem phönizischen Baals- und Astartediensh noch eine neue Art von Abgötterei hinzuftigend, zu der schon Ahas sich hinneigte Kap. 16, 10 fs., nämlich den assyrisclybabylonischen Gestirndienst 662 2. Könige 21, 4——19. Z. Mos 4, 191 betete fee] an allerlei Heer am Himmel, nnd dienete ihnen; 4. Und banete sznr Ausrichtnng dieses znletzt genannten Cultus] Altäre im Hause des HErrn, davon der HErr gesagt hatte: Jch will meinen Namen zu Jerusalem sehen [2. Mos 20- 24; H. M. 12, s; 1.Chron.22, is; 23, 11. Z. Und er bauete [um hier die Stelle noch genauer zu bezeichnen, wo er die im vorigen Vers erwähnten Altäre errichten ließ] allen Heeren am Himmel Altare, in beiden Hösen am Hause des HErrnd [also nicht blos in dem äußeren Vorhof, wo das Volk zusammenkam, sondern selbst in dem inneren oder dem Priestcrvorhofe, der unmittelbar für den Dienst des HErrn bestimmt war]. V) Nach Kap. 23, 11 ff. wurden solche abgöttische Altäre auch auf dem oberen Stocktverk des von Ahas nmgebauten östlichen Thoreingangs in den Tempel »er- richtet und Rofse und Wagen, mit denen man m feier- licher Procession der ausgehenden Sonne entgegensuhy in einem Hintergebättde des Tempels, den sog. Parvariny gehalten· ti- Und fManassej ließ [ferner, gleichwie seiner Zeit Ahas Kap. 16, s] seinen Sohn« durch’s Feuer gehen [opferte ihn an der Stelle des Thais der Kinder Hinnom, die nachher Tophet oder Ekelort genannt wurde Kap. 23, 10., dem Moloch und verbrannte seinen Leib zu Ehren des Götzen Z» Mos.18, 21 Anm.], und achtete auf Vogelgeschrei Und Zeichen [5. Mos. 18, 10], Und hielt feigens von ihm angestellte] Wahrsaget Und Zeichendeuter [5. Mos 18, us; und that deß viel, das dem HErrn übel gefiel, damit er ihn erzürnetn «) Gleichwie schon in Beziehung auf Ahas (2. Chr. 28, 3), so redet auch in Beziehung aus Manasse die Chronika (2. Chr. 33, 6) von mehreren Söhnen, die er dem Moloch geopfert habe; es ist dies aber wohl ebensalls nur im rhetorischen Sinne zu verstehen Von dem, was er überhaupt that, ohne daß damit eine öftere Wiederholung derartiger Opfer gemeint wäre. 7. Er feste auch [in seiner Gottlosigkeit sich gleichfam selbst überbieteud] einen Haingöszem den er gemacht fein von ihm errichtetes Bild der Aschera], in das feigentliche Tempelgebäude oder in das Heilige Jerem. 7, 30., also unmittelbar in das: jenigeJ Haus, von welchem der HErr zu David [2. Sam. 7, 10. 131 nnd zu Salomo 11. Kön. 8, 29; g, Z] gesagt hatte: Jn diesem Hause und zu Jerusalem, die ich erwcihlet habe aus allen Stäm- men Israel, will ich meinen Namen sehen ewiglich, 8. Und will den Fuß Jsrael nicht mehr be- toegen [nicht wieder auswandern] lassen vom Lande, das ich ihren Vätern gegeben habe ssondern wie mein Name immerdar zu Jerusalem wohnen soll, so soll auch mein Volk ewiglich in seinem Lande bleiben]; so doch fjedoch gilt diese Verheißung nur Unter der BedingungL so sie halten Und thun nach allem, das ich geboten habe, und nach allem Hirsch, das mein Knecht Mose ihnen geboten hat. I. Aber sie gehorchten fhielten diese Bedin- gung] nicht; sondern Manasse verführete sie, daß sie ärger thaten, denn die Heiden, die der HErr vor den Kindern Israel vertilget hatte. Die Herzensstellnng der Regenten und der Untertha- nen ist also mit einander verknüpft, daß ost durch die Schuld der Fürsten das Leben der Unterthanen schlechter wird, oft auch durch die Beschaffenheit des Volkes das Leben der Hirten Schaden leidet. Letzteres sehen wir an dem Beispiele Davids in Z. Sam. 24, 1 ff. Dieser versündigte fiel) durch die Zahlung, welche er in einer augenblicklichen Auswallung des Hochmuths unternahm, und dennoch mußte die Strafe für Davids Sünde das Volk tragen. Warum das? Weil die Herzen der Re- genten durch die Richtung des Volkes bestimmt werden, der erechte Richter aber ftrafte die Sünde nicht an dem, der he zunächst begangen, sondern an denen, die ihn dazu verleitet hatten. (Gregor der Große) 10. Da redete der HErr durch seine Knechte, die Propheten [deren Ausfpriiche auch in die Reichs- jahrbiicher der Könige eingetragen, jedoch von Ma- nasse in den Wind geschlagen wurden L. Chron. 33, 10. 18], und sprach; 11. Darum, daß Manasse, der König Juba, hat diese Greuel gethan, die ärger sind, denn alle Greueh so die Amoriter [die eananitischen Völker- schaften 1.Mos.15, 16] gethan haben, die vor ihm gewesen find, nnd hat auch Juda simdigen gemacht mit seinen Göszen fin eben so tiefen Ab- fall hineingestürzt, wie Ahab in Beziehung auf Israel gethan 1. Kön 21, 26]; 12. Darum spricht der HErr, der Gott Israel, also: Siehe, ich will Unglück über Jerusalem und Juda bringen, daß, wer es hören wird, dem sollen [wie von einem schrillen, entfetzlichen Ton] seine beiden Ohren geilen [1.Sam. Z, 1-1; Jerem. 19, 3]; 13. Und will über Jerusalem die Meßschnur Samaria ziehen, und das Gewicht fSenkbleij des Hauses Ahab [will Jerusalem ebenso verwüsten und dem Erdboden gleich machen, wie ich mit Samaria gethan habe, und ihre Bewohner ebenso mit Stumpf und Stiel ausrotten, wie mit dem Haufe Ahab’s geschehen ist, vergl. Jes. 34, 11]; und tvill Jerusalem [mit ihrem Inhalt, den Ve- Wvhneriq ansschitttem wie man Schüsseln aus- schittteh und will sie [gleichwie man die ihres Jn- halts entleerten nnd dann gereinigten und abge- mischten Schüsseln auf ihre Oberfeite umkehrt, da- mit auch die letzten Tropfen noch von ihnen ab- laufen, ebenfalls] nmstürzen fund das Oberste nach unten kehrens Das letztere Bild ist um so bezeichnender, als die Stadt Jerusalem mit ihrer Niederung oder Vertiefung, die zwischen dem AkrasHügel im Westen und Bezetha und Morija im Osten bis zur Siloaquellc sich herabzog nnd von Josephus als das KäselnachewThal U? rezi- wqorroecsw Quirin-has) bezeichnet Wird (Jos. 15, 63 Allm.), in der That einer Schüssel glich. Jn Zeph I, II wird jene Niederung nach genauer Uebersetzung des Grund- textes der Mörser oder die Stampfe genannt, um auf das Schicksal der dort wohnenden Kaufleute und. Geld- Hiskicks Sohn Manns s e und dessen Sohn Amon, Könige in Juda männer hinzudeutenz iseiht heißt sie el Wäd oder das Thal, auch wohl das iihlenthaL daher Luthers Ver- deutschuiig ,,Mühle« recht wohl sich beibehalten läßt, da sie ein ähnliches Bild ergiebt. 14. Und ich will etliche meines Erbtheils uber- bleiben lasseu,[richtiger: Und ich will den Resi meines Erbtheils, denjenigen Theil meines Eigenthumsoolkes, der nach der schon geschehenen Verwerfung der 10 Stämme noch im heil. Lande wohnt, ebenfalls verlaffen], und sie geben in die Hande ihrer Feinde, daß sie ein Raub und Reißeu feine Beute] werden aller ihrer Feinde; « 15. »Darmn, daß sie gethan haben, das mir ubel gefallt, nnd haben mich erziirnet von dem Tage an, »du ihre Vater aus Egypten gezogen sind, bis auf diesen Tag. Unter den Propheten, von welchen in V. 10 die Rede ist, befand sich ohne Zweifel auch Habakuh dessen Name sso viel als Umarmung) von Luther sinnig dahin ge- deutet wird: Er heißt auf Deutsch ein Herzer oder der sich mit einem Andern herzt und ihn in die Arme nimmt; er thut auch also mit seiner Weissagun , daß er sein Volk herzet und in die Arme nimmt; d. . er tröstet sie und hält ste auf, wie man ein arm weinend Kind oder Menschen herzu, daß es schweigen und zufrieden sein solle, weil es, ob Gott will, soll besser werden. Doch nennt ein anderer alter Gottesmann den Propheten einen tapferen festen Ringer mit Gott, gleichsam einen zweiteii Jakob (1. Mos 32, 24 ff.), der aus schwerer Anfechtnng sich durchringt zu fröhlicher Glaubenszuverstchtz und so kann der Name »Hei-Her« auch verstanden werden als von dem, der den HErrn in seine Glaubensarme nimmt und ihn nicht läßt, bis daß er von ihm gesegnet wird. Jni Eingang seiner Weissagung (Kap. 1, 2——4) tritt nämlich Habakuk im Namen des wahrhaft theokratisch gesinnten Theils des Volkes auf mit tiefer Bekümmerniß über das Verderben der Zeit und den Verfall des Ge- seszes, und erhebt die Frage, wie lan e ein solcher Zu- stand noch dauern solle, der in so ohem Grade mit der Gerechtigkeit Gottes streite. Die göttliche Antwort, welche er darauf empfängt (V. 5—l1), lautet dahin, daß nahe genug, wenn auch noch so unerwartet nach menschlichen Gedanken, das furchtbare Gericht durch die Chaldäer bevorstehe Eine neue Frage drängt sich aus Grund dieser Antwort hervor (V. 12——17), wie denn ein so strenges Gerichh durch solche frevelhafte Hände vollzogen, sich theils mit der Erwählung Jsraels und Gottes Erbarmen, theils mit der gdttlichen Gerechtigkeit selbst vertrage Da nun tritt der Prophet als Mittler zwischen Gott und dem Volke auf (Kap.2, 1), lauschend auf ein tröstliches Gottesworh damit er es dem Volke zu seinem Heil verkünde. Es erfolgt die götlliche Ant- wort, die Lösung des Räthsels (V. 2——20): Den ver- messenen ruchlosen Sinn wird der HErr nicht ungestraft lassen; ein sünffaches Wehe wird über die Feinde des Vundesvolks ausgerufen, fiir dieses aber kommt es in- mitten der Drangsal nur auf Glauben, auf ein zuver- sichtliches Er reifen des, zukünftigen Heils an, und leh- teres wird si er nicht ausbleiben. An diese zweite Ant- wort des HErrn schließt sich ein Lied der gläubigen Ge- nieinde ini Angesicht des ihr verhcißenen Heils (Kap. s, 1): sie spricht aus das Flehen um baldige Erlösung und die Offenbarung des Erbarmens Gottes in seinem Grimme (V.2), schauet, zurückblickend auf die großen Thaten Gottes in der Vergangenheit, im Lichte dieser die Zukunft an, wo jene wieder aussehen, ja in ihrem höchsten Glanze sich vollend·en werden (V. 3——15), steht 663 hierauf, anknüpfend an den Eingang in V. 2, in banger Erwartung, in heiligem Zittern der Zukunft entgegen (V. 16 u. U) und ist schließlich voll Jubels in dem HErrn, der ihre Stärke und Hoffnung ist (V. 18 u. 19). Aus den letzten Worten am Schlnsse des Buchs: »daß ich singe auf meinem Saitenspiel« geht hervor, daß Habakuk zu einem der levitischen Geschlechter gehörte, welchen die Pflege der Tempelmusik oblag; obwohl aber über seine sonstigen persönlichen Verhältnisse es so viele Legcnden und Sagen giebt, wie wir von keinem andern Propheten sie besitzen (vgl. besonders die Geschichte von seiner Entrückung zu dem, in die Lbwengrube geworfe- neii Daniel in dem apokryphischen Stück: Vom Dra- chen zu Babel V. 32 fs.), so wissen wir doch Von diesen Verhältnissen nicht das Geringste, was einigermaßen znverlässig wäre. Its. Auchvergoß Manasse sehr viel unschuldig Blut, bis daß Jerusalem hie und da wörtlich: von einem Rande bis zum andern, davon] voll ward [wie er denn der Sage nach auch den Propheten Jesaia zerfägen ließ Kap. 15, 7 Anm.]; ohne die Sünde, damit er Juda simdigeii machte, daß sie thaten, das dem HErru übel gefiel sjenes Vergießen so vielen unschuldigen Blutes kam bei ihm zu dieser Haupt: und Grundsünde der schmäh- lichsien Abgötterei noch hinzu]. 17. Was aber mehr von Manasse zu sagen ist, und alles, was er gethan hat, und seine Sünde, die er that [aber auch, wie ihn Gott mit Weg- führung nach Assyrien strafte, wie er dort im Ge- fängniß sich demüthigte vor dem HErrn und her- nach wieder nach Jerusalem zurückkehren durfte, wo er dann in anderm Geiste als vorhin regierte 2. Chr-M— 33- 11 ff·1- siehe, das ist geschrieben in der Chronika der Könige Juda [1.Kön. 14, 19 Anm. 2]. 18. Und Manasse entschlief mit seinen Vätern, und ward begraben im Garten an seinem Hause [an dem von ihm —— nach Thenius’ Vermuthung auf dem Ophel-Vorsprung Jos. 15, 63 Anm. über dem Teiche Siloah -.-— erbauten Lusifchlosse], näm- likh im Garten Usa [wie er auch nach seinem. früheren Besitzer genannt wurde]. Und sein Sohn Anton ward König an seine Statt. XV- lll til-As. von Simon, dem fünfzehnten König des Reiches Snda, berichtet der heilige Schriftßetler uua nichts außer seiner Gottvergessenheit und Geläufigkeit, dadurch er in linrzer Jteit alles wieder niederrih wag sein dlater in den letzten Jahren versukht hatte wieder ans· ziibaneiu Schon nach 2 Jahren seines heillosen Uegiineatrr fand er seinen Tod durch eine dlersthioörung der Großen seines those-e; dar Voll: im ltande aber erhub seinen noch sehr jungen Sohn Josca auf den Thron. Vgl. L. Ehren. II, 21—25. 19. Zwei und zwanzig Jahr alt war Anton, da er sim J. 643 v. Chr.] König ward und ke- gierete zwei Jahr sbis 6411 zu Jerusalem. Sein; Mutter hieß Mesulemeth eiiie Tochter Darin, von Jatba seiner nicht näher bekannten Stadt des— i Stammgebietes Jiida]; 664 2. Könige 21, 20—26. 22, I. 2. 20. Und that, das dem HErrn übel gefiel, wie sein Vater Manasse [während der bösen Jahre seines Regiments] gethan hatte, «21. Und wandelte in allem Wege, den fein Vater gewandelt hatte, und dienete den Götzen, welchen sein Vater gedienet hatte sindem er alle, von diesem nach seiner Rückkehr nach Jerusa- lem abgeschafsten Götzengreuel wieder herstellte], nnd betete sie an, 22. Und verließ den HErrn, seiner Väter Gott [der ihm doch gerade an Manassss Exempel eine so sprechende Lehre vor Augen gesiellt hatte, wohin solch gottloses Wesen führe], und wandelte nicht im Wege des HErrn. 23. Und seine Knechte [etliche von den Gro- ßen seines Hofes] machteu einen Bund wider Amon [ans welcher besonderen Veranlassung, läßt stch nicht weiter angeben], und tödteten den König in feinem Hause soermuthlich in demselben Lustschlosse, welches sein Vater auf dem Ophel sich erbaut hatte V. 18 und in welchem auch er residirte]. 24. Aber das Volk im Lande [die Bevölke- rung Juda’s Kap. 11, 14; 2. Ehren. 26, 1] schlug alle, die den Bund gemacht hatten wider Anton [den Tod des sonst beliebten Königs, an dessen götzendienerischer Regierung man bei der eigenen Hinneigung zu den Heidengreueln keinen Anstoß nahm, zu rächen]. Und das Volk im Lande [ohne sein Wissen von Gottes Hand geleitet, der dem tiefgefallenen Reiche noch einmal einen Fürsten nach seinem Herzen geben wollte, ehe das letzte Verderben hereiUbrächeJ machte Jofia , feinen [erft 8 Jahr alten Kap. 22, I] Sohn [die!- leicht mit Uebergehung des nächftberechtigten Thron- fSvlgers vgl. Kap. 23, 30], zum Könige an seine tatt. 25. Was aber Anton mehr gethan hat [da hier der Geist seiner Regierung nur in seinen Hauptzügen beschrieben ist, ohne auf die besonde- ren Umstände, wie er den von Manasse in den letzten Jahren wieder hergesiellten Jehovadinst auf’s Neue ausrottete nnd den früheren phönizischen und chaldäischen Götzendienst an die Stelle setzte, näher einzugehenL siehe, das ist geschrieben in der Chro- nita der Könige Juda [1. Kein. 14, 19 Amt« II« 26. Und man begrub ihn in seinem Grabe [in dem Grabe, das er stch neben dem seines Vaters V. 18 hatte anlegen lassen], im Garten låsa Und sein Sohn Josta ward König an seine tatt. » Das i22. Kapitel. Unter Jasia wird das egesetzbnoh gesunden. XVI» Ob. I. L. In Josim dem Sohne des Anton, ist zwar ein erst arhtjähriger Knabe auf den Thron Jud» genommen, aber dennoch dem tiefgesnnlirnen Reiche noch einmal eine Gnadeufrist von Gott geschenkt, ehe das letzte verderben hereinbrechen sollte; denn von einer from- men jlltatier fromm erzogen, den schådlichen Einflüssen der; Vaters datch dessen frühzeitigen Tod entrann und bei seiner sagend gleieh non Anfang seiner Regierung unter die Leitung achte: Gottesmann« gestellt, führte er diese Regierung die 31 Jahre hindurch, die ihm zu herr- schen vergönnt waren, iu trenem Festhalten an dem gött- lichen Gesetz and wich niemals ab von dem, was in den Dingen der HGrrn recht war. vgl. L. Thron. 34, l. D. 1. Josia [d. i. den Jehova stützt, s. 1, Kön. 13, 2 nebst Arm] war acht Jahr alt, da er [im J. 641 v. Chr.] König ward, und regierete ein Und dreißig Jllht [also bis 610] zu Jerusalem. Seine Mutter [die wohl anch, unter dem Beirath frommer und gesetzestreuer Männer, während der Zeit seiner Mindersiihrigkeit die Regentschaft führte] hieß Jedida, eine Tochter Des] Maja, von Bas- kath [einer Stadt in der Ebene Juda, IX, Stun- den füdlich von Lachis Jos. 15, 39]. 2. Und that, das dem HErrn wohl gefiel, und wandelte in allem Wege seines Vaters David, Und wich nicht [oon dem Gesetz des HErrn, seines Gottes, den er schon im achten Jahr seines König- reichs, da er noch ein Jüngling war, zu snchen anfing L. Chr» 34, Z] weder zur Rechten noch zur Linken [ein Lob, das sonst keinem anch unter den frommen Königen Iuda’s so unbeschränkt er- theilt werden kann, vgl. Kap. 23, 25]. Diejenigen, welche das in dem apokrhphischen . Buch Judith erzählte Ereignis; für wirkliche Geschichte halten, verlegen dasselbe in die Zeit der Könige Piauasse bis Josia von Juba, je nachdem sie unter dem, in Kap. l, 6 jenes Buches genannten Könige Nebucadnezar von den assyri- schen Königen entweder den Assar-Haddon, oder den Samughes, oder den Kiniladan verstehen. Es müssen nun freilich alle Versuche, das Buch in irgend befriedigender Weise der anderweit beglanbigteu Geschichte einzureihern schon an der Angabe in Kap. 5, 20 f. scheitern, wonach nicht nur die Wegfiihrung in die babylonische Gefangen- schaft längst geschehew sondern anch die Juden ans dieser Gefangenschaft neuerdings zurückgekehrt sind und wieder zu Jerusalem wohnen; wiederum aber an diese Zeit zu denken, in welche auch die in Kap. 4 geschilderten Ver- hältnisse tan der Spitze des Volkes steht kein König, sondern der Hoheprlester Jojakim, und ihm zur Seite eine Art Hoherrath, der die Angelegenheiten des Staates leitet, vgl. Kuh· 15, 10 ff) hineinweisen, verbietet die Darstellung der Verhältnisse der asiatischen Weltreichn indem in der Zeit nach dem Exil das Volk Gottes wohl mit den persischeti und svrischen Königen zu kämpfen hatte, von Assyriens und Ntedietis Macht dagegen nicht mehr die Rede und Ninioe längst untergegangen war. Wir haben es also in Judiths Geschichte mit einer Volks- sage zu thun, bei welcher die gcschichtlichen Thatsachen in eben so freier Weise behandelt sind, wie in den alt- deutschen Gedichten des Nibelungetiliedes und des Par- cioal. Dennoch versteht man das Buch gerade an dieser Stelle am besten, weil wir-nunmehr, nachdem wir zu Kap. 15, 20 die assyrische Geschichte und zu Kuh. 20, 12 die Anfänge der chaldäischsbabhlotiischen Moaarchie be· trachtet haben, auch auf Elliedien unsern Blick richten müssen und da den geschichtlichen Anknüpfungspunlt unseres Heldengedichts gar bald heranssinden werden. Amon’s Sohn, Josia, der letzte fromme König in Juda. Das Land Medien, westlich an die assyrischen und armenischen Gebirge grenzend, östlich an das kaspische Meer, an Hhrkanien und Parthien, nördlich an den Ara- xes und südlich an Persiein war in seinem nördlichen Theil (Klein-Mcdien) gebirgig, kalt, unfruchtbar und nur von räuberischen Stämmen bewohnt; dagegen enthielt der südliche Theil (Groß-Medien) herrliche Weidetristen und war reich an Getreide und Früchten. Schon in der frühesten Zeit trieb man dort einen lebhaften Karawanens handelz besonders berühmt waren die durch feinen Stoff und prächtige Farben im ganzen asiatischen Alterthuin ausgezeichneten medisclicn Gewänder. Jn den nisäi- schen Feldern sitdlich von Rages und Arsaeia befand sich die berühmte Pferdeweldh in ivelcher hernachmals Alexander d. Gr. 50,000 der edelsten Rosse erbeutcte, die voin inedischen Klee so trefflich gediehen. Die Hauptstadt des Landes hieß Ekbatana, auf einem Hügel so erbaut, daß von den 7Ringmauern je die nächste innere über die vorhergehende äußere emporragte, zugleich durch verschie- dene Farben (weiß, schwarz, purpun blau, hellroth, sil- bern und golden) die 7 Planeten darstcllend. Der Stamiiivater des Volkes ist der, in 1. Mos 10, 2 ff. iinter den 7 Söhnen Japhefs an dritter Stelle ge· nannte Madaiz es ging aber hernach in 6 einzelne Stämme auseinander, die der Sage nach der Priester« könig Dschemschid zu einer göttlichen Lebensordnung verband. Jm alten Testament treten aber die Meder erst von der Zeit an in der Geschichte auf, wo sie längst schon in der Abhängigkeit von Asshrieii sieh befanden und Salmanassar oder Sargon die aus Samarien weg« gefiihrten Jsraeliteii in ihre Städte verpflanzte (Kap. 17, O. Zu einer leichen Ueberschwemmung mit frem- den Ansiedlern hatte schon 20Jahr friiherThig aihsPilessar das Land benutzt (Kap. 16, 9). Das retzte die Meder, sich die Unabhängigkeit zu erkäinpfen; als daher San- herib von seinem Zuge wider Jerusalem und Egypten so geschwächt heimkehrte (Kap.19, 36), rissen sie von Assyrien sich los, ohne schon jetzt ein gemeinsames Ober- haupt anzuerkennen, bis sie nach sechsjährigen inneren Fehden (708 v. Chr.) in dem scharssinnigem Gerechtigkeit liebeiiden Dejoces, Sohn des Phraortes, der in jenen Streitigkeiten schon vielfach als trefflicher Schiedsrichter sich bewährt hatte, einen einhetmischen König sich er- wählten und ihm die obengenannte Stadt Ekbatana zur Burg und Residenz erbauten. Es gelang ihm, Ord- nung im Reiche herzustellen und Medien zu großer Macht zu erheben; als ihm daher nach 53jähriger Regierung sein Sohn Phraortes im J. 655 folgte, konnte dieser daran denken, auch auswärtigc Eroberungen zu inachen, und wirklich unterivarf er sich die Perser, Parthey Hur- kanier und Baktrien und wagte hierauf selbst einen An- griff auf Assyrien, wo damals nach der von uns auf- gestellten Zeitrechnung Kiniladan regierte. Letzterer brachte ihm jedoch eine so schwere Niederlage bei, daß er nicht nur den größten Theil seines Heeres, sondern auch (ini Jahre 633 v. Chr.) das Leben verlor. Dies Jahr, eiit- sprechend dem 8. Regierungs- oder 16, Lebensjahre des Königs Josia von Juda, wäre denn diejenige Zeit, an welche das Buch Judith in seinem Eingange ankniipstz es werden da den betreffenden Königen von Medien und Asshrien andere. als die uns bekannten Namen geliehen, doch das würde an sich der gesehichtlichcn Glaubwürdig- kett des weiteren Jnhalts keinen Eintrag thun, wenn nur sonst nicht alles dagegen spräche. Allem Anschein nach ist das Buch ursprünglich hebräisch oder griechisch von einem in Palästina lebenden Juden geschrieben, doch hat von diesem Originale sich keine Spur mehr erhalten; es ist dann mit Begehung von mancherleillebersetzungsi fehlernins Griechische übertragen worden, in der abend- ländischen Kirche dagegen hat die— lateinische Uebersetzung 665 der Vulgata, auf welcher auch Luthefs Verdeutschung beruht, das irieiste Ansehen erhalten, obwohl sie in viel· facher Hinsicht sehr frei verfahren ist und mancherlei Ab- änderungen sich erlaubt hat. ·I- Kup. l, 1——6. Arphaxad, der Meder König, (d.»i. Phraorteu hier in ähnlicher Weise nach jenem allge- ineineii Namen l. Mos 10, 22 genannt, wie die Könige von Egypten insgesainint ,,Pharao« hcißen), hat viele Er- oberungen gernacht, in Ekiiataiia sich eine gewaltige Stadt erbauet und trotzt nun auf seine Elliacht und Größe; aber der in Ninive regierende König von Assys rien Nebueadiiezar (d. i. Kiniladam hier ebenfalls mit einem, alle großen Alleinherrscher des asiatischen Alter- thuinsbezeichnenden Ehren-Namen beiiannt), streitet wider ihn tm 12. Jahre seines Köuigreichs (das wäre nach unserer Rechnung das J. 685 v. Chr.l«) mit Hilfe der Völker am Euphrat, Tigris und Hhdaspes (nicht am Flusse dieses Namens in Indien, sondern am Choaspes in Elam·, der bei vix-g. Ge0rg. 1V. 211 Modus Hyda- spes heißt, s- Karte lV.), schlägt ihn noch in demselben Jahr snachq dem griechisehen Text im 17. Jahr seiner Hcrrsch»ast) in der Ragau-Ebene (östlich von seiner Haupt- stadt Ekbatanm nach Rages zu gelegen) welche in un- serm Text als das Gebiet des ehemaligen Königs Arioch von Elasser (1. Mos. 14, 1) bezeichnet wird, und macht seinem Reiche ein Ende. f) Es· kann jedoch recht wohl das J. 633 gemeint sein, da die Zeitrechnung in dieser ältesten Geschichte der asiati- schen Reiche so genau sich nicht festftellen läßt. »II»- Kasus, 7-—2, 6. Durch diesen Sieg über- muthig gemacht, sendet Nebucadnezar zu den westlich von seinen! »Reiche wohnenden Völkerschaften in Ciliciety Sinken, Colesyriem Palästina (statt »Kedar« in V. 8 hat der griechische Text ,,Gilead«) und nach Egypten bis »nach Aethiopten h1naus»Boten, um sie zur Unter- iversung unter·seine Botmaßigkeit aufzufordern (da sie, wie der griechilche Text besagt, ihm vorhin in seinem Kriege mit Medien keine Hilfe gewährt hattenk sie weisen aber die Boten verächtlich ab, und nun beschließt Nebucadnezaiy iiber solche Aufsäßigkeit im höchsten Maße aufgebrachh im 1·3. Jahr seines Königreichs (nach dem griechzfchen Text: m! 18. Jahr» an jenen Völkerschaftea Strafe zu üben. III- Kalt. 2, 7 ——3, 12. Mit Ausführung des RacheiFeldzugs wird Holofernes, des assyrischen nigs Feldhauptmanm von diesem seinem Herrn beauf- tragt; er ordnet seine Schaaren (l20,000 Mann zu Fuß und l2,000 Schutzcn zu Roß), siattet sie reichlich mit Proviant aus und wendet sich nun von Assvrien zu. nächst deunordwestlich führenden Heerstraße entlang nach Cappadocien (hier ist wohl das große Gebirge ,,Ange« zu suchen) Nachdem er den ,,Staat sJJielothW (Melita) zerstört und Tarsus in Cilieien gepltindert, während ein anderer Theil seines Heeres die in der syrisclkarabischen Wüste nach Chaldäa zu wohnenden Jsmaeliten gezeich- tigt, geht er zurück über den Euphrat und hat es nun mit den Völkerschaften im südlichen Mesopotamien vom Vach SMAMW (irn Griech Abrona, vielleicht dem Cha- boras) an bis an »das Lllieeri zu thun. Alsdann nimmt er auf der Wesiseite des Euphrat das ganze Gebiet ein von dem früher schon eroberten Cilicien im Norden an bis südlich an die Grenze Joppe (richtiger: Jgphet, worunter allem Anschein nach die 3 Tagereisen lange Hochebene Szaphet nördlich vom HauransGebirge zu verstehen ist), wo er der dort seßhaften Midianiter Herr wird; nunmehr wendet er sicb nordwestlich hinüber nach Damaskus und verwüstet diese sruchtbare Oase. 666 «) Vermuthlich liegt hier ein Ueberfetzungsfehler vor, so daß im ursprünglichen Text gestandenc bis an das Was- ser, d. i. bis an die Stelle, wo der Euphrat und Tigris sich einander am meisten nähern. IV. Kuh. Z, 1—-12. Durch die glücklichen Unter- nehmungen des assyrifchcn Feldherrn und die grausamen Ziichtigungen, welche er den Besiegten widerfahren läßt, in großes Schrecken versetzh schicken die kleineren Staaten in Syrien und Phöntzient Votschafi an Holofernes, sich ihm auf Gnade und Ungnade ergebend und um Friede bittend; dieser unterläßt aber gleichnsohl nicht, sie mit seiner Kriegsmacht heimzusuchem ihre festen Städte zu befetzern die besten Niannschaften seinem Heere eiuzuver- leiben und ihre Heiligthümcr zu zerstören, damit fortan sein Herr allein für Gott gepriesen werde. Darauf dringt er auf der Osiseite des Jordan durch Gilead und das Land der Moabiter und Ammoniter zu den Edomitern vor und kommt auf dem Riickwege (so ist der sehr zu- sammengezogene latein. Text, nach dem Luther übersetzh zu deuten) in’s Land Gabaa, d. i. in die Gegend zwischen Bethsean und dem Gilboa-Gebirge, wo er sein gesamm- ies Kriegsvolk zusammenzieht, um jetzt auch Palästina sich zu unterwerfen. V) Wir verbinden hier die Angabe des lateinifchen und griechischen Textes mit einander, ohne uns auf eine Erläu- terung der zum Theil schwer zu entziffernden geographifchen Namen näher einzulassen. - V. Katz. 4, 1—14. Die Kinder Israel im Lande Juda (denn diese sind nach Untergang des Zehnstämmes reichs nunmehr der einzige noch vorhandenen Bestand- theil des Volkes Gottes und haben auch das Gebiet des ehemaligen Reiches Ephraim ·bis hinauf nach Galiläa inne) gerathen angesichts der ihnen drohenden Gefahr in große Angst und befürchten um so mehr das Schlimmste für Jerusalem und den Tempel, als in dem feindlichen Heer auch die benachbarten Edomiier, Moabiter und Ammoniter stch befinden, denen es von jeher eine Freude gewesen, wider Jsrael und dessen Heiligthum zu wüthen. Sie befestigen nun alle Zugänge zum inneren» Gebirgch lande von Norden her; »der Hoheprtester Jo1aknn, der in Gemeinschaft mit dem ihm zur Seite stehenden Hohen- rath die öffentlichen Angelegenheiten leitet, läßt eine all- gemeine Fasten- und Betzeit ausschreiben und vermahnt das Volk zum festen Vertrauen auf den HErrn, der seinem Volk allezeit geholfen habe, wenn es in Buße und Glauben sich zu ihm gewendet. VI. Kuh. Z, 1 — is, s. Als der assyrische Heer- führer erfährt, daß die Jsraeliten zum äußersten Wider- stand egen ihn entschlossen sind, wird er ob solcher Ver« messen eit des unbedeutenden Volkes aus’s Aeußerste entrüstet, hält eiuen Kriegsrath mit seinen Obersten und erkundigt sich bei ihnen, wie denn gerade dies Volk dazu komme, etwas gegen ihn, den gewaltigen Sieger, zu wagen. Da tritt der Oberanführer der Ammoniteu Achior mit Namen, auf, erzählt dem Holofernes Jsraels Geschichte von der Zeit der Erzväter an bis auf die Gegenwart, da das Volk, kürzlich aus der Gefangenschaft zuriickgekehrh Jerusalem und den Tempel wieder inne hat, und leitet daraus den Erfahrungssatz her, daß Israel, so lange es seinem Gott treu bleibe, unüber- windlich sei, daher alles darauf ankomme, ob es etwa jetzt wieder an dem HErrn sich versündigt habe, in wel- chem Falle dieser allerdings es in die Hand seiner Feinde geben werde; andernfalls aber würde man mit aller Kriegskunst und Heeresmacht an dem unscheinbaren Volke zu Schanden werden. Alle Heeresobersten werden über diese, ihren Siegesstolz demiithigende Rede Achiors »er- bittert und wollen ihn nmbrmgen; Holofernes aber laßt (2. Könige 22, 2.) ihn durch etliche seiner Leute nach der Stadt Bethulia, mit deren Belagerung er die Einnahme des Landes zu eröffnen gedenkt, abführen, damit ihm, wenn nun die Stadt werde erobert und also der Gegenbeweis geführt sein, daß es mit dem Gotte Jsraels nichts sei, gleiches Schicksal mit den Besiegten zu Theil werde. Während der preußische Eonful Schultz zu Jerusalem die Stadt Bethulia in dem jetzigen Ruinenort Zeit tm; an der Nordfeite des Gilboagebirges nachzuweisen versucht hat, findet die frühere Ansicht noch immer ihre Vertheidlgen wonach wir vielmehr das jetzige Dorf sauer, 74 Stunden südlich von Dothan, dafür zu halten haben. Es liegt auf einer runden felsigen Anhöhe von beträchtlicher Erhebung und war einst eine starke Festung, ist aber jetzt, nachdem der Pafcha Abdallah von Akra im J. 1830 sie geschleift hat, nur noch ein unförmlicher Haufen Naturen, unter denen ein Paar Familien, meist in Höhlen lebend, ihren Aufenthalt finden. VII. Kost. is, 9— 7, 24. Die Bürger von Be« thulia holen den Achiory welchen des Holosernes Leute der Stadt gegenüber an einen Baum ebunden und dort zurückgelassen haben, zu sich herein, ieten ihm für sein Bekenntniß zu dem Namen des Gottes Israel eine Wohnstätte in ihrer Mitte für den Fall an, daß der HErr sie wider den Feind in Schutz, nehmen würde, nnd beten dann aus’s Neue um Hilfe von Oben. Am andern Tage riickt denn die ganze assyrische Kriegsmacht wider sie heran (zn Dothaim vergl. das Kärtchen zu 2. Köm 6, 13 sf., die beiden andern geo raphischen Namen lassen sich nicht näher erläutern), schneidet ihnen das von außen her zufließende Wasser ab und versetzt sie nach 20tägiger Belagerung in äußerste Bedrängniß, so daß man schon in Absicht hat, sich zu ergeben; doch der Stadtobersie Ofia iiberredet das verzagte Volk, noch 5 Tage auszuharrem indem er hofft, daß inzwischen Hilfe von Gott erscheinen werde. VIII. Kost. s, 1—-28. Von dem Beschluß der Stadtgemeinde, nach 5 Tagen dem Feinde sich zu er- geben, hört die nachgelassene Wittwe eines vor IV, Jah- ren am Sonnenftich gestorbenen Bürgers Manasse, die fromme und tu endsame, aber auch schöne und reiche Judith (vgl. 1. s of. 26, 34) aus dem Stamme Simeon, die in stiller Zurückgezogenheit und unter strengen An- dachtsübungen ihre Tage hinbringt; sie läßt als ald den Stadtobersten Osia mit zwei Aeltesien zu sich kommen, hält ihnen besonders eindringlich vor, wie sie mit der gestellten Frist Gott versuchten, indem sie damit sich un- teesingew ihm Zeit und Maß zu bestimmen, wonach er helfen solle, und ermahnt sie, seiner züchtigenden Hand sich vertrauensvoll zu unterwerfen; daraus bittet sie um ihre Fürbitte zum Gelingen eines Werkes, das sie sich vorgenommen habe, nach dem sie aber nicht weiter fragen sollten, und ersucht sie, in der bevorstehenden Nacht am Thore auf fte zu warten, denn da werde sie mit ihrer Magd hinausgehen nach dem feindlichen Lager. IX. Kunst, 1—10, 2l. Nachdem sie die Stadt- oberen entlassen, zieht Judith in ihre Kammer sich znriick und bereitet sich (nach dem griechischen Text zu derselben Stunde, wo im Tempel zu Jerusalem das Abend-Rauch- opfer dargebracht wurde) durch demüthiges Gebet zu dem efahrvollen Werk, das sie ur Rettung der Stadt inner- halb der nun einmal fefigefetztcrrFrist von 5 Tagen im Sinne· hat; dann legt sie ihre Wittwenkleider ab und läßt von ihrer Leibdienerin" stch aus’s Schönste schmückem Jndem sie dann noch mit Speisen und Getränk fiel) ver- siehet, um sich nicht durch die von Heiden bereiteten zu verunreinigem verläßt sie am Abend, von jener Magd begleitet und unter den Augen der Siadtoberem die ihrer Schönheit sich verwundertes-«, die Thore von Be- Das apokryphische Buch Judith. 667 thulia, erklärt den assvrischen Borpostein als sie diese er- reicht hat, daß sie von ihrem Volke, dessen Untergang ja unvermeidlich sei, eflohen und zu Holofernes geführt sein wolle, weil sie i m entdecken möchte, wie er ohne allen Verlust die Stadt gewinnen könne, und wird nun zu demselben gebracht. V) Der apokryphische Charakter des Buchs tritt recht dentlich gleich im Eingang des Gebete; hervor, wo Judith die That ihres Stammvaters Simon, die er einst in Gemein- schaft mit Levi an den Sicheniiten begangen (1. Mos. 34, 25 ff.) und vor der hernach Jakob einen so tiefen Abscheu zu erkennen gegeben (1. Mos. 49, 5 ff.), als eine göttliche rühmt und sich als Muster zur Nacheiferung vorhält. Pf) Das Wort ,,Abra«, griech. Jäger, ist nicht Eigen- name, sondern bezeichnet die vorzüglichste, vertrauteste Magd, die Verwalterin des ganzen Hauswesens XVI) Wenn die Aeltesten ihr zurufen: »Der Gott unserer Väter gebe dir Gnade und lasse dein Vornehmen gerathen, daß sich Jsrael deiner freue, und dein Name gerechnet werde unter die Heiligen« (Kap.10, 9), so ist das ebenso wie das frühere Wort des Osias (Kap. s, 24): »Bitte für uns zum HErrn, denn du bist ein heiliges gottesfürchtiges Weil-«, ganz im Sinne der römischen Kirche, die daher auch große Stiicke auf das Buch hält. X. Kett« U, l— 13, U. Holofernes redet der Judith freundlich zu, nichts von ihm zu fürchten, läßt sich von ihren Vorspiegelungen als sei sie ein Werkzeug in der Hand ihres Gottes, um ihm ohne Schwertstreich das ganze jüdische Land in seine Gewalt zu übergeben, bethören und entbrennt ob ihrer Schönheit in heftige Begierde gegen sie. Da sie zugleich vorgegeben, sie müsse, um auch im Lager der Assyrer ihrem Gotte zu dienen, an jedem Abend und Morgen herausgehen aus demsel- ben zum Gebet in dem nach Bethulia hin gelegenen Thal, und da werde ihr der HErr seiner Zeit schon offenbaren, wenn die rechte Stunde gekommen sei zur Ausführung seines Gerichtes über das von ihm abge- sallene Volk der Juden, so werden keine Hindernisse ihren Andachtsübungen in den We gelegt; am vierten Tage aber veranstaltet Holofernes feinen nächststehendcn Offi- cieren ein großes Mahl, zu dem auch Judith geladen wird, und es ist schon alles vorbereitet, daß sie nach der Mahlzeit bei ihm in seinem Schlafgemach bleiben soll, um seiner Lust zu dienen. Sie ergreift nun, da er, trunken vom Wein, gar bald in tiefen Schlaf verfällt, das in der Nähe seines Lagers hängende Schlberh schlägt ihm den Kopf ab, den sie von ihrer vor dem Gemach wartenden Dienerin in einen Sack stecken läßt, und ent- eilt mit dieser, ohne von den Wachtposten aufgehalten zu werden, weil letztere durch ihre täglichen Gänge zum Gebet sich schon gewöhnt haben, sie gewähren zu lassen, nach Bethulia hinüber. Wenn wir schon über die ähnliche That der Jassl in Nicht. s, 17 ff. unser Verwerfungsurtheil in sittlicher Hin- sicht aussprechen mußten, so noch vielmehr über dieses Vor- nehmen der Judith; denn daß sie buhlerisch sich schmiickn um die Begierde des heidnischen Feldherrn zu reizen, die Feinde wiederholt durch falsches Vorgehen täuscht, mit dem von Wein und Wollust erhitzteii Manne in sein Gemach sich einschließen läßt und dann meuchelmörderisch über ihn herfällt, das alles dient zum Beweise, wie ein Mensch, wenn er aus Eingebung seiner eigenen fleischlichen Vernunft handelt, geschehe es auch im wohlgemeinten Eifer für des HErrn Volk und Sache, in die schwersten Verirrungen hineingeräth. Aber mit dem Ver- fasser des Vuches rühmen auch Männer wie Dante, der Vater der italienischen Poesie und einer der größten Dichter aller Zeiten« (geb. 1265 zu Florenz, s· zu Ravenna im Eril 132t), den hohen Charakter der Judith; in seinem berühm- testen Werke »die göttliche Comödiett erblickt er (Paradieses- Gesang 32) sie neben Sara, Rebekka, Ruth znnächst dem reinsten Lichte der Dreieinigkeit als ein Blatt in der weißen Himmelsrose, deren Blätter die Seelen der Seligen sind, die entweder an den zukünftigen oder an den gekomnienen Heiland geglaubt haben. Andererseits ist« gerade um der jesuitischen Moral im Vuche Judith willen, gleich als heilige der Zweck die Mittel, die Duldung der Apokryphen in unsern gewöhn- lichen Bibelausgaben am heftigsten bekämpft worden. XI. Kost. is, 12 — l6, 31. Jn Bethulia ist große Freude, als Judith dort ankommt, das Geschehene er- zählt und das Haupt des Holofernes vorzeigtz ja, Achior, der Llmmonitersiirsh wird gläubig und läßt sich durch die Beschneidung in Jsraels Volksgemeinschaft aufneh- men. Am andern Morgen aber unternehmen die Js- raeliten einen Ausfall; im assyrischen Lager wird man den Tod des Heerführers inne, alles ergreift vor Entsetzen die Flucht, eine unermeßliche Beute fällt in die Hände der Sieger, und Judith, die von allen gepriesene Heldin, welche zu sehen selbst der Hohepriester Josakim mit den Mitgliedern des Hohenraths von Jerusalem herabgekom- men ist, singt zum Preise des HErrn ein Trinmphlicd Darauf machen sich die Bürger von Bethulia auf den Weg nach Jerusalem, den HErrn anzubeten und ihm Opfer und Weihgeschenke darzubringen. Drei Monate währte die Feier, und wurde der Tag dieses Sieges auch lange nachher noch als ein großes Fest begangen (dafür findet sich aber sonst nirgends eine Spur). Judith lebte auch ferner in Bethiilia, und solange sie lebte, ja selbst noch nach ihrem Tode, wagte kein Feind mehr Israel zu bekriegen; sie blieb im Wittwenstande und starb in hohem Alter, ihr Erbe ihren und ihres Mannes Bluts- freunden hinterlassend und 7 Tage lang von dem Volke betrauert. »Aus allen Historien der heil. Schrift — sagt Luther —- kann ich nicht nehmen, daß das Buch Judith eine Historie sei; sondern wie die Legenden der Heiligen gemacht sind, also ist auch dies Poixma (Gedicht) gemacht von einem frommen Mann, auf daß er lehrete, daß fromme, gottesfürchtige Leute, unter welchen Judith, d. i. das Königreich der Juden, in welchem nian Gott bekannte, dem Holoferne obsiegte, über- wurden, d. i. alle Reiche der Welt; und daß alle Tyrannen ein solch Ende bekämen, und gehet ihnen, wie Holofernh nämlich, daß sie von einem Weibe erwüget werden und um- kommen« Er legt also dem Buche einen rein allegorischen (figürlicheii)·Sinn·nnter, in welchem Sinne er auch den Na- men Bethulcce (d. i. Jungfrau) deutet, und meint, der Dichte: habe wohl wifsentlich und mit Fleiß den Jrrthum der Zeit und Namen darein· gesetzt, den Leser zu vermahnen, daß er"s sur ein solch geistlich heilig Gedicht halten und verstehen solle. Jndessen wäre es wohl möglich, daß wirklich eine geschichtliche Thvatsache zu Grunde liegt, die aber im Geiste der späteren Zeit, um Jsrael im Vertrauen auf die allmächtige Hilfe seines Gottes zu »stärken und vor Abfall zum Götzendienst zu bewahren, zu einem Heldengedicht verarbeitet worden ist. Wenigstens findet sich bei griechischen Schrifrstellern die Nach- richt, daß auf dem Zuge des Artaxerres Ochus (reg. von 362——338 v. Chr.) gegen »Egypteti ein eappadoeischer Prinz Holofernes sich sehr ausgezeichnet habe; auf diesem Zuge habe das Heer auch Palästina berührt, die Stadt Jericho erobert und zerstört, und in demselben ein Verschnittener, Bagoas (c·i·lso desselben Namens, den des Holoferneg Kammekdienek fuhrt Katz. 12, 11 ff; 13, 2; 14, 12 ff.), sich befunden. Kehren wir setzt zu der oben ab ebro enen e i t der medischen Könige zurück! gAufckben V. Chr. uni’s Leben gekommenen Phraortes folgte sein Sohn Kyaxares I. (von 633—593), der, um den Tod des Vaters zu rächen, die Assyrer sogleich wieder angriff, sie auch schlug und Nintve emschloß, die Belagerung aber wieder aufheben mußte, weil damals gerade unge- 668 2. Könige 22, 3——10. heure Schwärme des nordasiatischcn Nomaderivolkes der Scythem die Kiminerier aus ihren Wohnsttzeii am schwarzen Meer vertreibend, irr-s Land einstellen, und er sein Reich zunächst vor diesen zu schützen hatte. Er wurde von ihnen geschlagen und· mußte eine Zeit lang ihrer Oberherrfchaft sich unterwerfen; sie zogen darauf durch Svrien und Palästina nach Egypten ließen zwar von Psalnnietich zuni Abzuge sich bewegen, sollen aber dann im Lande der Philister fich festgesetzt und die Ver- anlassung gegeben haben. daß die Stadt Bethseaii (1. Sam. 31, 10 Anm.) später Scythopolis (Schthenstadt) genannt wurde. Erst im J. 620 gelang es dem Kyaxares, ihrer wieder Herr zu iverden und sie aus dem inneren Asien nach Norden zurückzudrängen; von da an war er dann auch glücklich gegen Armenten und Cappadoeiem zwischen ihm und dem König Shennesis von Cilicien aber stiftete Nabovolassar von Babylonien Frieden, und nun verband er stch im J. 610 mit letzterem, um dem assyrischen Reiche ein Ende zu machen. Dies Ziel ward auch in der That erreicht und Ninive im J. 606 zerstört, worauf Medien und Babylonien in das Erbe der assy- rischen Nionarchie sich theilten, und zwar so, daß Medien sich als die oberste Macht betrachtete, während in Wirk- lichleit Babylonien durch sJ2ebucadnczar’s, des Sohnes und Nachfolgers Nabopolassar’s, Thatlraft und Sieges- erfolge zu dem herrschenden Weltreich erhoben ward. Von 593——558 regierte Astyages, der aber in seinem Serail ein weichliches Leben führte und dabei eine grau- same Herrschaft übte. Jhm folgtesein Bruder share:- res U» bereits 62 Jahr alt. Zu seiner Zeit (556 v. Chr) ward die Dhnastie Nebueadnezass m dessen Tochtersohue Labosoarchad (Kap.»25, 27 Aniu.) durch eine Verschwörung der Großen gesiurzt und das chaldaisch- babylonische Reich eine Beute des Nabonetusz Kyaxares konnte aber vermöge des Hoheitsrechtes welches Ncedien von jeher über Babylonien sich vorbehalten hatte, solchen Thronwechsel nicht ohne Weiteres anerkennen, ergriss vielmehr selbst die Zugel des Regiments, und erscheint nun iin Buche Daniel (.si’ap. 5», 313 I, 1) »als eigent- licher Herrscher über das Königreich der Chaldaer. Wenn er dort Darius der Meder heißt, und nicht Kyaxares, wie wir ihn bisher genannt haben, so darf das bei der Sinnverwandtschaft beider Namen, von denen der eine (Därajawus) der »Halt» oder Regierer«, der andere (Uwakshatara) der »Selbstherrscher« bedeutet, nicht»be- fremden; jener ist persisch, dieser mehr inedisch. Spater scheint allerdings Kyararcs aiis Babylomen sich wieder zurückgezogen und dem Naboiiet als seinem Vasallen die Herrschaft iiberlassen zu haben; derselbe versuchte Je- doch, sich selbständig zu machen, und so ward Cyrus, des Kyaxares Großneffe und Schtviegersohnz mit der Belagerung Babylorss beauftragt, die er auch im J. 536 v. Chr. u Stande brachte und dabei die Juden aus dem Exil frei gab. Die hier von unsgegebene Dar- stellung der geschichtlichen Verhältnisse lveicht vielfach von der gewöhnlichen, welche an des Herodot Berichie sich halt, ab; aber Herodot hat an den andern Schriftstellern Ktesias und Xenophon so entschiedene Gegner, daß wir nur an der Hand der Bibel durch das Wirrfal der ver· schiedenen Angaben uns hindurchfinden und zu einiger Sicherheit über den wirklichen Thatbestand gelangen können. XWA geschickten allgemeinen Charakteristik des Geistes, in wet- chem Iosia 31 Jahr lang fcber Juda regiert hat, wird jetzt von dem wichtigsten und sitt: ihn selbst von entschei- dendstein Ginsluß gewordenen Ereigniß berichtet, das im is. Jahr seines uiinigthums vorgefallecn lsei einer Ue— paratur des Tempels heimlich, die er in diesem Saht durch seinen Staatssecretar Saphan nnd den lljohepriester b. 3—20. dlach der im vorigen Abschnitt voraus— hiltcia vornehmen laßt, wird dasnnter den früheren abgöttischen Königen bei Seite geschafft« zur Aufbewah- rung bei der Bundeslade bestimmte Exemplar des Gesetz— buches des sjGrru iii der Geldlade gesunden; der König, der bis dahin nur im Allgemeinen das durch Rose ge- ofsenbatte Wort Gottes gebannt hatte, erschrickt, als er jetzt dasselbe genauer trennen lernt und namentlich die fiber Israel für den Fall des beharrltchen Eil-falls von dem tijGrru so nachdrüitilich ausgesprochenen xtsliiche erfährt, und ordnet eine Gesandtsclsaft von fünf hochgeslellten Männern an die prophetin tljulda ab, um sich diaths zu erholen, wie dem verderben noch liönnie gesteuert werden. Diese läßt ihm denn im blanien Gottes ver-kündigen, daß altes Unheil, das den Uetiertretern im Gesetz gedrohet sei, Tiber Juda nnd Jerusalem kommen werde, daß aber er selber, der König, solle weggerafft werden nor dem lllnglüclr nnd mit Frieden in sein Grab versammelt werden. Vgl. L· Chiron. 34, tt—28. Z. Und im achtzehnten Jahr des Königs Josia [d. i. im J. 624 v. Chr.], sandte [er] der König snachdem er bereits im achten Jahr seiner Regie- rung angefangen hatte, zu suchen den Gott seines Vaters David, und im zwölften, zu reinigen Juda und Jerusalem von den Höhen und von den Götzen und gegossenen Bildern 2. Ehren. 34, 3-—7] hin [um nun auch in ähnlicher Weise eine Tempel- reparatur auszuführen, wie vor 230 Jahren Joas Kap. 12, 1 ff. sie unternommen] Saphaty den Sohn Azalja, des Sohns Mesnllain den Schreiber sStaatssecretär 2. Sam. 8, 17., nebst dem Stadt- hauptmann Maäseja und dem Kanzler Joah 2. Ehren. 34, 8], in das Haus des HErrii, und sprach: 4. Gehe hinauf zu dem Hohepriester Hiltia II· Chwtd 7, 13J- daß man ihnen gebe trichtigen daß er, der Hohepriesten zur Anszahlung zurecht mache] das Geld, das zum Hause des HGrrn gebracht ist, das die Hiiter an der Schwelle sdie zu Thorhütern bestellten Leviten] gesammelt baben vom Volk [indem er es aus der, für diesen Zweck bestimmten Lade heransnimmt, in Beutel bindet und abwägt Kap. 12, 9 f.]; l Z. Daß sie es geben sDaß man. dann weiter es gebe oder auszahle] den Arbeitern, die bestellet sind im Hause des HErrn sdenzur Aufsicht beim Hause des HErrn bestellten Werkmeistern, d. i. den Bauinspectoren], und [diese wiederum] geben es den Arbeitern am Hause des HErrn [den den Bau ausfähreuden WerkleutenL daß sic bessern, was bausiillig ist am Hause; is. Nämlich den Zimmetleutem nnd Bauleuteiy und Manier-a, die da Holz und gehauene Steine taufen sollen, das Hans zu bessern [Kap.12, 11 f.]. 7. Doch daß man keine Rechnung von ihnen [den die Auszahlung an die Werkleute besorgenden Werkmeistern] nehme vom Geld, das unter ihre Hand gethan wird, sondern daß sie es auf kTreu und] Glauben handeln sKan 12, 15]. Jm 13. Jahr des Josia, also 629 v« Chr» als der· selbe ein Jahr zuvor selbständig die Regierung übernom- men und mit der-Reinigung des Landes von allem ab- göttischen Wesen begonnen hatte, ward Jeremias (d. i. Das bei Seite geschaffte Tempelexemplar des göttlichen Gesetzbuches wird wieder aufgefunden. 669 der HErr stürzt oder treibt aus), Sohn eines Priesters Htlkia (aber nicht des in V. 4 genannten Hohepriesters) zu Anathoth im Stamme Benjamiw einer J« Stunden nordöstlich von Jerusalem gelegenen Ortschaft (Jos. 21, 18), noch in jugendlichem Alter zum Propheten berufen (Jcrem.1, 1 ff.; 25, 3). Von da an hielt er sich wohl vorzugsweise zu Jerusalem auf, wo er besonders im Tempel Gelegenheit nahm, sein prophetisches Wort an das Volk zu richten. Die Zeit seiner Wirksamkeit um- faßt 1) 18 Jahr unter Josia, Z) 3 Monat unter Joahas, Z) 11 Jahre unter Jojakim, 4) 3 Monat und 10 Ta e unter Jojachin, 5) 11 Jahre unter Zedekia, ) nach der Zerstörung Jerusalems wenigstens noch 6 Jahre, also im Ganzen etwa 41 Jahre; doch ist nur theilweis der jedesmali e genauere Zeitpunkt, in welchen eine von ihm gethane eissagungsrede fällt, ausdrücklich bemerkt (unter Josia Kap. 3.; unter Jo- jakim Kap. 25 u. 26; 35 u· 36; unter Zedekia Kap. 21. 24. 27—29. 32——34. 37. 39) oder aus dem Zu- sammenhang zu erschließem Schmieder theilt das ganze Buch in folgende 6—7 Abschnitte: I. Die Schuld des Volks, die zur Strafe führt (Kap. 1-12); 2. die Strafe, die auf die Schuld folgt, oder die 70 Jahre der Gefangenschaft (Kap. 13—25); 3. die Kämpfe, Siege und Tröstungen des Propheten, letztere besonders in Weifsaguiigen von Christi Neich und dem neuen Gnadenbunde bestehend (Kap. 26——38); 4. der Untergang des Reiches Juda durch die Chaldäer als Gottesgericht über den Treubrrich gegen Gott und Menschen, dessen sich König und Volk seit 22 Jahren schuldig geniacht haben (Kap· 34—39); 5. der Unge- horsam der Juden, die nach der Zerstörung des Reichs im Lande zurückgeblieben und wider das Gebot des HErrn zu ihrem Verderben nach Egypten geflohen sind (Kap. 40—45); S. die Gerichte des HErru über heidnische Völker, anfangend mit Egyptem endigend mit Babel (Kap. 46—-5l). Zum Schluß folgt dann 7. die Geschichte der Eroberung und Zerstörung Jeru- salem’s und des Tempels, aus den historifchen Büchern später beigefügt zur Bestätigung der Weissagung und zur nachhaltigen Erinnerung an die Gerichte des HErrn Schien Jeremia mit seinen Bußpredigten und Weissas gungen, als er in jenem 13. Jahr des Josia austrat, in eine gute Zeit gefallen zu sein, so scheint das eben nur so; der klägliche Jnhalt seines Buches zeigt vielmehr das Gegentheil. (,,Das sollen sich alle diejenigen zur Witzigung merken, die von der Gewalt der Obrigkeit eine allzu große Hilfe zur Bekehrung der Menschen er- warten und ohne dieselbe nichts wagen und hoffen roollen.« Roos.) Bald mit Josta’s Tode beginnt denn auch die äußere Leidenszeit des Propheten, die siehimtner mehr steigerte und ihren höchsten Gipfel dazumal erreichte, als das chaldäische Belagerungsheey welches seit Ende des 9. Jahres des Königretchs Zedekia vor Jerusalem lag (Kap· 25, 1 f.), durch das Arirücken des egyptischeri Pharao Hophra genöthigt wurde, die Besetzung der Stadt einstweilen auf ugeben, und man nun in Jeru- salem sehr eiteln Ho nungen sich hingab; wider diese mußte Jeremia ankämpfen und setzte damit den schwer- sten Verfolgungen sich aus (Jerem. 37, 5 —- 38, 28)· Wenn er nun gleich nach Jerusalems Zerstörung aus seinem Kerker befreit und von Nebukadnezar mit Achtung und Auszeichnung behandelt wurde, so ward ihm doch von den im Lande Zurückgebliebenem denen er sich an- geschlossen, weil er in seiner Liebe zu dem Volke Gottes auch von den letzten Resten der alten Gemeinde sich nicht trennen wollte, eine neue Leideuszeit bereitet da- durch« daß sie nach der Ermordun des Statthalters Gedalra ihn unt nach Egypten s leppten. Hierauf kommen wir bei Kap.r25, 25 f. ausführlicher zu reden. Sein Charakter tritt uns in einer sehr bestimmte» Eigen- thümlichkeit entgegen: »Er ist ein durchaus weiches Ge- miith, voll sanfter und zarter Empfindung; er ist vor- zugsweise ein Mann der Wehinuih und der Klage. Von Natur erscheint er schiichtern und zaghaft, düster und zur Schwermuth estiinmtz wenn nun ein Mann dieses Charakters in so Fchtoerey Verhängnis-voller Zeit hinge- stellt erscheint unter ein verkehrtes und gottloses Geschlecht« mit aller Kraft und Entschiedenheit hier als Zeuge der Wahrheit auftritt und den Muth und die Freudigkeit in Ausrichtung seines Berufe-Z nicht verliert, so ist das eins der erhabensten Wunder der Wirksamkeit des göttlichen Geistes und seiner Kraft in den Schwachen Ein fol- ches Wunder sollten die Zeitgenossen des Propheten täglich vor ihren Augen sehen: sie hätten zu Gott sieh wenden miissen, wären ihre Herzen nicht oöllig unempfänglich, todt nnd versteinert ge1vesen. (Hävernick.) 8. Und der Hohepriester Hilkia sprach zu dem Schreiber Saphan kais dieser mit seinen bei- den Begleitern zu ihm in den Tempel kam und den Auftrag des Königs ausrichtete]: Ich habe das Gesetzbuch gefunden [das Ternpelexemplar des Pentateuch oder der 5 Bücher Mose, welches dieser mit eigener Hand geschrieben und bei der Bundes- lade hat niederlegen lassen 5. Mos. 31, 24 ff. und das seit mehr als 70 Jahren verschwunden und vergessen gewesen], im Hause des HEttn suämlich hier in der Geldladesp Kap. 12, 9]. Und Hilkia gab das Buch Saphan, daß er’s leise [genauer: und er las darin]. V) Dorthin (vergl. 2. Chron 34, 13) war es ohne Zweifel von den Priestern, die dem König Pianasse zu Gefallen dessen götzendienerisches Treiben eher begünstigtem als verhinderten (vgl. Kap.16, 10 ss.), geschasst worden, um das ihnen so lästige Zeugniß Jehovas wider sein Volk nicht mehr vor Augen zu haben. 9. Und Saphan, der Schreiber, brachte es dem Könige [richtiger: kam zum Könige*], und sagte es ihm wieder [brachte ihm Antwort in Be- ziehung auf den ihm ertheilten Auftrag], und sprach: Deine Knechte [Hi1kia und ich] haben das Geld zusammen gestoppelh das tut-Hause gefunden ist saus der Lade, in der es aufgesammelt worden, ausgefchüttet in Veutel], und haben es den Ar- beitern gegeben, die bestellet sind am Hause des HErtn [den den Bau beaufsichtigenden und leiten- den Werkmeisterns V) Luther hat hier nach dem Terte in Z. Chiron. 34, 16·, nicht nach dem an unserer Stelle vorliegenden über- setzt. Möglich ist aber auch, daß Luther an unserer Stelle ebenso wie in der Parallelstelle NYJ gelesen hat statt III« da anch die Septuaginta ,,brachte« Signor-ins) iibersetzh 10. Auch sagte Saphan, der Schreiber [nach- dem er so über den nächsten Erfolg seiner Sen- dung Bericht erstattet hatte], dem Könige, und spraehz Halm, der Priester, gab mir ein [veson- ders wtchtigesJ Buch sdas er bei Gelegenheit des Geldausschüttens in der Lade vorgefunden und das auch dir, mein Herr König, von großem Jnteresse sein wird]. Und Saphan las es vor dem Könige 670 2. Könige 22, 11—-20. 23, 1—6. snicht von Anfang bis zu Ende, sondern nur etliche be- sonders bedeutsame Abschnitte, darunter durch Gottes außerordentliche Lenkung vornehmlich auch 5. Mos 28 und Z. M. 26]. 11. Da aber der König hörete die Worte im Gesetzbuch sdas er zwar aus mündlicher Ueber- lieserung seiner gottesfürchtigen Mutter, sowie from- mer Männer V. 1, einigermaßen wohl kannte, von dem er aber gegen die ausdrückliche Vorschrift in Z. Mos. 17, 18 in jener Zeit des religiösen Verfalls keine eigene Abschrift besaß, daher so vieles in demselben ihm völlig neu und unbekannt war], zerriß er seine Kleider [voll Entsetzen über die schweren Drohungen, welche der HErr über sein Volk ausgesprochem wenn es von ihm ab- fallen würde] 12. »Und der König [um sich Raths zu er- holen, wie er den göttlichen Fluch noch möchte abwenden von seinem Reiche] gebot Hilkia, dem Priester [V.4], und Ahikam, dem Sohn Saphan [dem Vater des nochmaligen Statthalters Gedalja Kap. 25, 22 und Freunde des Propheten Jeremias Jer. 26, 24], und Achbor, dem Sohn Michaja [wohl dem in Jerem. 26, 22; 36, 12 erwähnten Fürsien], und Saphan, dem Schreiber [V. 3 ff.], und Asaja, dem Knechte svielleicht soviel als Ritter Kap. 7, 2; 9, 251 des Königs, und sprach: 13« Gehet hin szu der Prophetin Hulda],s und fraget den HErrn für mich s»d. i. in Beziehung auf michhdfusr daBs Folkduåid skir dganzjssiidiliy um die Worte ie es u s, a ge uu en o wir nicht noch Zeit haben, ihre schwerekiiö Drohånggn von uns abzuwenden, und wie wir nnen na e bei Gott finden]; denn es ist ein großer Grimm des Herrin, der iiber uns» entbrannt ist, darum, daß unsere Väter sund wir» mit ihnen] nicht ge- horchet haben den Worten dieses» Buches, daß sie [sammt uns, ihren Kindern] thaten, was drinnen geschrieben ist. Der Prophet Jereniias war damals wohl von Jeru- salem abwesend, vielleicht in seiner Vaterstadt Anathot Aber auch einander» Propbet, der in seiten Tagen lebte, scheint nicht gegenwartig gewesen zu sein: das ist Zephanja (d. i. den der HErr schutzt oder verb·irgt), in dem wir wahrscheinlich einen Ur-Ureukel des Königs Hiskia (i. Zeph l, 1) zu erkennen haben. Es ist streitig, old MY WeitssagungdbuchXhdasnited GGOtFJtZFECMSsFiYÅZ « « m,aer au oe eri uer Zeieitidssetdtlilda rdach dem Gericht Segen iiber sein Volk in nachdrücklicher und anschaulicher Prophetensprache ver- kündigt, in die Zeit vor oder nach dszem 18. Regierungs- jahre des Josia, in welcher wir mit »uuserer Geschichte stehen, fällt; wäre letzteres der FallJo war er damals vielleicht noch gar nicht zum Propheten berufen, und würde es also Von selbst sich erklären, warum der König legte GesgndltLchast niclzt kan ihn rixlitetdrnittxssnoä p etin U a nun a en wiiszie r · A. T. namhaft gemachten propheiischen Frauen sdie erste ist Mirjain ·2. Mos 15, 20., die zweite Debora Richh 4, 4); denn ivährend das salsche Prophetenthum seine Jüngerschast namentlich auch unter jüdischen Wei- bern sand, die mit Weissagen in Jehovas Namen ein s einträgliches Gewerbe trieben (Hesek,-13, 17 ff.), war - die Gabe der wahren Prophetie dem weiblichen Geschlecht zwar nicht schlechthin verschlossen, wohl aber bei demsel- ben eine seltene Ausnahme· Außer dem, was der fol- gende Vers aussagt, ist jedoch über Hulda, die um ihrer Gabe willen damals schon in hohem Ansehen stand, nichts bekannt. 14. Da ging hin Hilkiiy der Priester, Ahikam, Achbor, Saphan und Asaja zu der Prophetin Hulda, dem Weibe Sallum-s, des Sohns Thikwa, des Sohns Harham’s, des Hüters der Kleider [Auf- sehers über die königliche Garderobe], und sie woh- nete zu Jerusalem im andern Theil [Stadtbezirk, nämlich in der Unterstadt auf dem Hügel Akra]; Und sie redeten mit ihr sdes Königs Anliegen ihr vortragend]. 15. Sie aber siiidem alsbald der prophetische Geist über sie kam] sprach zu ihnen: So spricht der HErn der Gott Israel: Saget dem Manne, der euch zu mir gesandt hat [den HErrn zu fra- gen, als Antwort für das Volk nnd ganz Juda Folgendes]: 1»6. So spricht der HErn Siehe, ich will Unglnck über diese Stätte sdie Stadt Jerusalem] und ihre Einwohner bringen, sund in pünktltche Erfüllung gehen lassen] alle Worte des Gesetzes, zdie der König Juda hat lesen lassen salle die FlüchD die geschrieben stehen im Buch, das man vor dem König Juda gelesen hat 2. Chron. 34, 24]; 17. Darum, daß sie mich verlassen und an- dern Göttern geräuchert haben, daß sie mich er- ziirneten mit allen Werkenihrer Hände [den Götzen- bildern, die. sie sich gemacht habenjx darum wird mein Grimm sich wider diese Stätte anzünden und nicht ausgelöscht werden [so daß das beschlossene Gericht noch einmal rückgängig gemacht werden könnte] 18. Aber dem Könige Juda, der euch gesandt hat, sauch für sich V. 13] den HErrn zu fragen, sollt ilhr so sagen: So spricht der HErr, der Gott Jsrae : 19. Darum, daß dein Herz erweichet sin Angst und Verzagen gerathen] ist über den Worten, die du gehöret hast, und hast dich gedemiithiget vor dem HErrn da du höretest, was ich geredet habe wider diese Stätte und ihre Einwohner, daß sie sollen eine Verwüstung und Fluch [Jerem.44, 221 sein, und hast sim Schmerz der Buße] deine Klei- der zerrissen, und hast [nach Gnade ringend] ge- weinet vor mir; so habe ich’s auch sgleichwie du die Stimme meines Worts, so ich die Stimme deines FIeheiisJ erhöret, spricht der HErtx 20. Darum will ich dich snoch bevor das Ge- richt hereinbrichq zu deinen Vätern sammeln, daß du mit Frieden in dein Grab versammelt wetdest, nnd deine Augen» nicht sehen alle das Unglück, das ich über diese Statte bringen will,[vgl. Jes. 57, If. Ankündigung göttlicher Strafgerichte durch die Prophetin H ul d a. Josia reinigt den Gottesdiensi. 671 und Anm. zu Kap. 23, 30]. Und sie sdie fünf Männer der Gesandtschaft V. 12] sagten es sden Gottesspruch, den ste aus dem Munde der Pro- phetin empfangen] dem Könige wieder. Das 23. Kapitel. Iosia reinigt den gotte8diensi. Regierung der Könige Joahas nnd Jojakinr XVI« V. 1——23. Der von Grund seines Herzens fromme und mit seinem Voll; es aufrichtig wohl meinende König beruhigt stch keineswegs dabei, daß ihm fu«-r seine Person verschonang von dem hereinbrechenden Strafgericht zuge- sagt wordenz vielmehr bietet er alles ans, was in seinen Kräften steht, um das ganze voll: zum hErrn zurückzu- führen nnd womöglich den gedrohten Fluch der Verwer- fung von demselben noch abzuwenden. Er versammelt deshalb alle Zleltesien in Snda und Jerusalem um sich und begiebt sich mit ihnen, mit den Priestern nnd Pro- pheten und einer zahlreich herbeisirömendeu Menge nach dem Tempel, läßt hier vor aller Ohren das Gesetzbuch vorlesen nnd schließt einen Bund mit dem Akten, in welchen auch. das versammelte sollt eintritt. Daraus läßt er alle Grenel des Götzendienstes, soweit sie nicht früher schon abgethan waren, nnd zwar nicht blos in Juda und Jerusalem, sondern auch in Zethet und den anderen Städlen Samaria’s, ausrotteu nnd das toollt durch eine großartige slassahseieg wie seit den Tagen der Richter lieine so allgemein und so völlig den gesetzlichen Vorschriften entsprechend gehalten worden war, in der tinndestrene gegen den tJGrru hch stärken. vergl. L. Thron. Ist, 29 — 35, 19. 1. Und der König [nm sein Volk zu dem- selben Ernst der Bekehrung, der ihn selber bei Anhörung der Worte des Gesetzbuches ergriffen -hatte Kap. 22, 11 ff., zu erwecken und anch ihm die gnädige Verschonung Gottes, die allen Buß- fertigen verbeißen, zuzuwenden] sandte hin [in alle Städte seines Landes], nnd es versammelten sich [zufolge seiner Vorladung] zn ihm alle Aellesten in Juda und Jerusalem. 2. Und der König ging hinauf in’s Haus des HErrn, nnd alle Männer von Juba, und alle Einwohner zu Jerusalem mit ihm sdenn außer den ausdrücklich geladencn Aeltesten wurde natürlich auch jeder, der an der feierlichen Handlung theil- nehmen wollie, zugelassen], Priester [und Leviten] und Propheten [nnter diesen besonders Ieremias, welcher anch hernach für die Bekehrung des übri- gen Volkes im Lande noch weiter thätig wars, und alles Voll sdas freiwillig sich herzufandL beide Klein und Groß; und man las sJosia ließ lesen durch die zu solchem Geschäft schon in b. Mos 31, 9 ff. verordneten Priester] vor ihren Ohren alle Worte des Buches vom Bunde sdes Bundes- Buches], das im Hause des HErrn gesunden ward [ohne Zweifel dieselben, die einst Mose bei der Bundes- schließung am Berge Sinai vorgelesen und aus welche er dann das Volk verpflichtet hatte 2. Mos. 24, 4 ff.; dazu kamen dann jedenfalls anch, wie in Kap, 22, 11.,« die Stellen 3. Mos. 26 nnd 5. M. 28]. s. Und der König trat an eine Säule [be- fand sich während dieser Verhandlung auf dem Königsstand — s. Grundriß zu 1.Kön. S, 16: z — vgl. K0p. 11- 14], und machte einen Bund vor dem HErrn sverpflichtete sich hierauf feierlich für seine Person], daß sie sollten wandeln [im Grundtext steht blos: zu wandeln, was zunächst auf ihn selber, den König, geht und besagt, wozu er sich verpflichten, also besser: daß er wolle wandeln] dem HErrn nach und halten seine Ge- bote, Zeugnisse und Rechte, von ganzem Herzen und von ganzer Seele, daß sie aufrichteten [besser: um so aufzurichten] die Worte dieses Bandes, die geschriebenstunden in diesem Buch. Und allesVolk trat in den Bund sverpflichtete sich darnach, von dem König zur Nachfolge seines Vorgangs aufgefordert, in gleicher Weise zur Bnndestreue gegen den HErrns 4. Und der König gebot [nunmehr, um mit Erfüllung der geschehenen Zusage auch sofort den Anfang zu machen] dem Hohepriester Hillia, nnd den Priestern der andern Ordnung [d. i. den gewöhn- lichen PriesternL und den Hintern an der Schwelle [den zu Thürhütern des Heiligthums verordneten LevitenL daß sie sollten aus dem Tempel des HErrn thun alles Gczeug, das den: Baal und dem Hain [der Aschera oder der dem Baal zur Seite ste- henden weiblicheu Naturgottheit der Cananiter] und allem Heer des Himmels gemacht war lseit Manasse den Dienst dieser Götzen in Jerusalem eingerichtetiund Amon ihn wieder hergestellt hatte Kuh. 21, 3 ff. 20 fs.]. Und verbrannten sie salle auf jenen Dienst bezüglichen Bilder, Säulen und Altare] außen vor Jerusalem im Thal Ktdron [wohl auf der nordöstliclsen Seite der Stadt, wo das Thal bedeutend breiter ist und angebaute Fel- der enthältsz und ihr Staub ward getragen gen Bcthcl [nm diesen Hauptsitz des abgöttischen Götzen- Dienstes 1, Kön. 12, 32——13, 5., auf welchen er gleich anfangs sein Absehen mit gerichtet hatte, dadurch zu verunreinigens Z. Und er that lschafftes ab die Camarim [aus allerlei Volk entnommenen Priester Hof. 10, 55 I· Kötli U, 31J- welche die [untheokratisch ge- sinntens Könige Juda hatten gestiftch zu räuchern auf den Höhen in den Städten Juda und um Jeru- salem hekz anch die sfür den eigentlichen Götzen- dienst bestellten] Rclucherer des Baah und der Sonne, und des Mondes und der Planeten [der 12 Stern- bilder des Thierkreisesh und alles Heers am Himmel. 6. Und ließ den Hain [das Ascherabild, wel- ches Manasse im Heiligen des Tempels aufgestellt Kap. 21, 7., nach seiner Rückkehr von Babel zwar wieder von dort entfernt 2. Chr. 33, 15., Amor: aber dann auf’s Neue hergerichtet hatte] aus dem Hause des HErrn fuhren hinaus vor Jerusalem in den Bach Kittel-n, und verbrannte ihn soen hölzernen Bestandtheil des Bildes] im Bach Kidrolh und 672 2. Könige Es, 7——16« machte ihn [den goldenen Ueberzug des Bilder? 2. Mos 32,»20] zu Staub, und warf den Staub ans die Graber der gemeinen Leute sauf ver Süd- ostseite der Stadt 2. Saat. 15, 23 A1im., um zu bezeu- gen, daß dort ein götzendieneiisches Geschlecht begraben liege, und ihnen ihre Unreinigkeit gleichsain noch mit in’s Grab zu geben] Jn demselben Bach Kidron hatte schon König Assa das Ascherabild seiner Großmutter Mai-Zehn verbrannt (1. Kön. 15,13), und Hiskia hatte die götzendienerisclyen Unreinigkeiten aus der Zeit seines Vaters Ahas in dies Thal schaffen lassen (2. Ehron 29, 16]. 7 » Und er brach ab [der König ließ abbrechen] die Hauser sHütten oder Zelte] der Hnrer [männ- lichen Hierodulen], die am Hause des HErtn [im äußeren TempelvorhoH waren, darinnen die szii Ehren der Göttin sich preisgebenden und gern in der Gemeinschaft jener Nkannshuren sich aufhal- tendenj Weiber wirkten Häuser zum Hain skieine Zelttempelchem die mit den Götzenbilderm die sie enthielten, in den der Aschera geweiheten Höhen: häusern aufgestellt zu werden pflegten] Unter Hurer sind die von den Römern Gsalli, von den Griechen Einaeden genannten religiösen Schwärriier zu verstehen, welche fich der caiiaiiitischen Naturgottheih der Aschera oder Astarte (d.er Anal)id der Syren Der- kesto der Assyrer, Nkylitta der Babylonier nnd Veniis oder Aphrodite der Römer und Griechen) zu Ehren castrirt (entinamit) hatten und zur Päderaftie (1. Mos 19, 5 Anm.) den Männern preisgaben. Sie wollten durchaus für Weiber gelten und lebten daher gern in Gemeinschaft mit diesen, gleichwie auch wiederum »die ebenfalls den Zwecken des unziichiigen Gottesdieiistes dienenden Frauen mit besonderer Liebe ihnen zugethan waren und in denselben Zellen den Werken der Prosii- tution fröhnten Außerdem verfertigten letztere dort kleine Tempel zu Ehren der Göttin für solche, die derselben ein Weihgeschenk machen wollten, und webt-en die Tep- piche fiirspdie Zelte der Gallen. 8. Und er ließ kommen alle Priester svoni Stammes-Lebt] aus den Stadien Juda sdamit sie dort nicht ferner den ungesetzlichen Höhendienst treiben köunteu], und verunreinigte die Höhen 1. Korn Z, jz Anm.], da die Priester raneherten, Von Geba sjetzt drohe-da, dem äußersten Punkte der Nordgrenze des Reiches Richt. 19, 13 Anm.] an, bis gen Berseba [dem äußersien Punkte der Südgrenze, damit diesem falschen Gottesdienst im ganzen Lande völlig ein Ende gemacht würde]; nnd brach ldemnächst auch ab] die [beiden] Hohen in den Thema, die in der Thnr des Thors waren Josua, des Stadivogts, welches war ziir·Li·iiken, wenn man zum Thor der Stadt gehet [richtiger: die eine, welche war am Eingang des Thores Josua, des Stadtvogts, die an- dere, welche war zur Linken, wenn man zum Thor der Stadt eingehet]. Ein Thor Josua’s kommt unter den äußeren Thoren Jerusalems nirgends vor; da aber die Annahme nahe liegt, daß dieser Josua als Stadtvoigt seinen Sitz in der Citadelle oder Burg Zion (s. Cariorc zu Karte Il1».) gehabt habe, so ist wohl ein Thor gemeint, welches in der westlichen Ecke der den Zion von der Unterstadt trennenden Mauer, also westlich von dem alten Thor Ephraiin sich befand und den Eingang zu jener Citas delle, dem Hause Millo, bildete. Thenius meint, daß dies Thor einerlei sei mit dem von Josephus angeführ- ten Thor Gaum-eh, und können wir das gelten lassen, solange die topographischen Untersuchungen überJerusalem noch nichts Llnderes ergeben haben. Dagegen ist das Thor der Stadt ossenbar das auf dem Carton unter Nr.1 von uns angegebene Thalthor, das fetzige »Jaffa- thoin Der eine von den beiden Altären nun, der aii zweiter Stelle in unserm Vers genannte, welcher den durch das Stadtthor Eintretenden zur Linken sich befand, diente vermuihlich dem religiösen Bedüefniß aller, die nach Jerusalem kamen; der andere dagegen scheint für diejenigen bestimmt gewesen zu fein, welche mit dein Stadt-obersten ein Geschäft abzumachen hatten und welche nun den glücklichen Erfolg dafür mit einem Opfer sich von Gott erbitien wollten. Es war das alles aber widergesetzlicher Cultus, daher Josia beide Altäre nieder- reißen ließ. 9. Doch hatten die Priester der Höhen kvon denen in— V. 8 die Rede war] nie geopfert anf dem Altar des HErrn zu Jerusalem srichtigerx Nur durften die Priester der Höhen, deren bisherigem Dienst Josia ein Ende machte, fortan, obwohl sie dem rechtmäßigen Priesterstamme an- gehörten, nicht opfern auf dein Altar des HErrn zu Jerusalem, weil sie dafür auf immer sich verunreiniget hatten], sondern aßen des ungesauerten Brods unter ihren Brudern swukdeu in die Klasse derjenigen Priester versetzt, welche um eines körperlicher! Gebrechens willeri dienstunfähi waren und ihren Antheil an den für die Priester be immteii Altargaben im Kreise ihrer Familien verzehren mußten is. Mos 2l, 17 ff.]. 10. Ei« [Josia] verunreiuigte auch das Thophett · im Thal der Kinder Hinnom sjene Stätte am südösttichen Ende des Hinnomthales wo der Mo- lochs-Cultus von Ahas, Manasse und Amon ge- trieben worden war Kap. 16, Z; 21, 6; Jerem. 7- 31 f.; 19, 5 ff.]; daß niemand [fernerhin] sei- nen Sohn oder seine Tochter dem Moloch durch-s Feuer gehen ließe. « if) Der Name bedeutet »Ort des Abscheus oder Ekelstt (von ssn ausspeien, s. Hiob 17, 6). Hieronymus giebt die Lage in der Nähe der Siloahquelle an und bezeichnet ihn als einen von Natur sehr anmuthigen und fchattigen Ort svgl das vom Stein Soheleth in der Anm. zu Sara. 17, 17 Gesagte); um seinetwillen aber, iveil hier die Kinder deiii Moloch verbrannt wurden, ist aus dem Namen Gehinnoni iThal der Kinder Hiniioin) der Name Gelienna als Vezeichnng für die Hölle und das höllische Feuer gebildet worden (1.Kön.1,33 Anm.). 11. Und that sschafftej ab die Rosse, welche die Könige Juda [eben diese drei, dem assyrischen und babylonischen Gestirndienst ergebenen Könige] hatten der Sonne gefehlt· sfür den Zweck des Sonnen-Cultus gehalten] im [westlirhen] Eingange des HErrn Hauses» ff. den Grunde-iß zu 1.Kön. 6- 36: XI, an der Kammer Nethan-Meleeh, des ·Kammerers, der zu Parvarim war «[richtiger: Josra dehnt die Reform des öffentlichen Gottesdietistes auch auf Samaria aus. 673 welche Kammer oder Zelle in den Paroarsu L des Grundrisses, sich befand]; und die Wa- gen der Sonne verbrannte er mit Feuer. V) Schwerlicls hat man, woraus Luihcrs liebersctztitig lnrzutveiscxi scheint, an bioße Bildwerke von Pferden und Wagen zu denken, die über dein ThonEingaiige aufgestellt gewesen indirekt, vielmehr, da von den Rossen ein anderer Ausdruck sfchafste ab) gebraucht ist, als von den Wagen (vcrbrannte mit Meeres, so handelt es stch offenbar um lebendige Pferde. Pferde waren bei vielen Völkern des Alterthums (denAr1ne1iiern, Perser-n, Grie- chen u. s. w.) der Sonne heilig lind wurden ihr zu Opfern dargebracht. Diesem Zwecke dienten sie nun zwar zu der Zeit, wo in Jerusalem irnter jenen am nkelsien heidnisels gcsinntcn Königen der aus ObcrUlsien cntlehnte Sonnenculttis üblich geworden war, aufkeitieti Fall, da ja zu den Rossen auch Wagen hinzukommen; wohl aber, wie die Nabbinen berichten, wurden sie zu seierlichen Prozcfsionem um mit ihnen der aufgehenden Sonne entgegcnzitfahreiy vertoendcd —- "«) Dies rot-st- liche Thrr des iiußeren Tentpelvorhoses wird in l. Chron 27, 16 (nach berikhtigtcr Uebersetzung) als das Thor Schalleket »au der, von der Unterstadt oder dem Th- ropöon zum Tempel eutnorflihretiden Straße« bezeichnet. »Ein Nebeneingang des Tempelganzen as: der West-ritt, sagt Thomas, und zwar an dein eben bczeichiicten Orte, war nothwendig; denn die drei Haupteingätige des äußeren Vorhofs waren nur auf Stufen zugänglich, es hätte also kein Opfcrvieh in dcrifelbeti gebracht toerdeir können, wenn cr tiiclxt irgendwo einen Eingang ohne Stufen niit anfieigeiideni Aufgange gehabt hätte. Auster« dem hatte der Tcrnvel eine Menge von Bedürfnissen an Holz und anderen Dingen, die ihm nur auf dem Wege der Aufgaugsstraße zugefahren werden konnten, sowie eine Hjltafse von Abraunn der auf eben diesem Wege die gceignetsie Ausfnhr sdahcr der Name schalleclieili d. i. Aussuhr oder AuswurD fand. llTnther iibersctzt das Wort und verbindet es mit den folgenden beiden Worten, von denen cr dann auch das zweite irrthitmlich verriet: «da man gehet auf der Straße der Vrandopfer«, doch wider- spricht diese Uebersetzung nicht der Sache an sich, es war eben auch dcr Weg, wo die Brandopfcr herausgebracht wurden) — Wenn nun im äußeren Vorhof Ordnung herrschen und den Eintretendcn störcnder Anblick erspart werden sollte, so war ein hinter dem Tempelhause be- findlicher abgesonderter Ort, wie Parbar (1. Chron 27, l8) oder Parvariny zur Aufbewahrung und weiteren Verarbeituiig dieser Vorräthe unentbehrlich. Eben hier- her, wo aller Apparat für heiligen Gebrauch sich befand, wo es jedenfalls auch Stätte für Opfervieh gab, gehör- ten ciuch die Sonnenrosfe mit ihren Wagen. Der Kcitninercr Netha:i-Melecli, an oder neben dessen Zelle die Siallung derselben in Parvaritii waren, dürfte wohl für den zuerst eingesetzten Aufseher über beides zu halten sein» II. Und die fgleichfalls behufs des Gestirm dienstes Jerem.19, 13; 32, 29; Zeph l, 5 er: richteten] Altare auf dein Dache im Saal Ahas sauf dem Söller, welchen König Ahas im oberen Stock des einen Thoreiiigatigs in den Tempel, ver- mnthlich des östlichem mit welchem er überhaupt Veränderungen vornahm Kap. l6, 18., erbaut hattet, hie die Könige Juba seben dieser Ahas und seine abgöttrsch gesiunten Nachfolger] gemach! hatten, und die sen Kalt. 21, 5 erwähnten] Altare, die Ylaitasse gemacht hatte in den zweien Hosen sdem äußeren und inneren VOrhofeJ des HEtrn DächsePs Bibelwort. Hauses, brach der König sJosiaj ab, und lief von dannen lrichtigeri und riß sie von dannen’], nnd warf ihren Staub in den Bach Kidrotu «) Die Form IF· kommt nicht her von w? laufen, wie die Vnlgata und mit ihr Luther angenommen, fon- dern, wie schon die Septuaginta Unheil-s) richtig er- kannt hat, von Ygj zerstoßew zertrümmern. 13. Auch die Höhen, die vor Jerusalem sauf der siidlichen Höhe des Oelbergesj waren, zur Rechten am Berge Viashith [d. i. am Berge des Verderbens oder Aergernisses Jos. 15, 63 Armut, die Satoniiy der König Israel- gebauet hatte Afthoreth, dem Greuel von Zidon, nnd Campis, dein Greuel von Hinab, und Milcouy dem Grenel der Kinder Atnmon [1.Kön.I1, 7], verunreinigte der König, 14. Und zerbrach die Scinlen fdie dort auf: gerichteten SteindeiitniälerL und rottetc aus die Haine [Afchera-Säulen], und füllete ihre Stätte sum dieselbe zu vernnreinigeti 4. Mof 19, les] mit Mcnfchenktcvchein Aus dem Umstande, daß diese Opferstätten ungeach- tet oer Reformen des Assa, Josaphat, Joas und Hiskia bis auf Josia bestehen konnten, läßt sich schließen, daß es mit diesen Hciligthlimerii eine andere Bcivandttiiß hatte, als mit dem andern Götzendiensth welchen jene Könige ausrotteteiiz sie waren tiämlich in ihrem natio- nalen Charakter zugleich die Cultusstätten der in und bei Jerusalem angesicdelten Fremden, der sidonifchery animotiitischeti nnd nioabitischcn Kaufleute, welche unter den: Schutze der Verträge standen. 15. Auch den Altar zn Betheh die Höhe, die Jerobeani gemacht hatte, der Sohn Nebat, der Israel stindigen machte s1..Kön. H, 26 ff.], deu- selbeu Altar brach er ab nnd die Höhe; und ver- brannte die Höhe sdas Gebäude dieses ungefetzlk chen Heiligthrnns 1. Kön. Z, 2 Anm.], und machte sie [das darin von den afsyrifcheti Colonisten Kuh. 17, 29 ff; Hof. TO, 5 f. zu Ehren des Baal auf- gesiellte Stein-Mal nebst dem Altar] zu Staub und verbrannte den Hain [die AschertpSäute oder das zu Ehren der Astarte daneben befindliche Baum-« THE-kais. Das Reich Asfyrien, wo damals der letzte König Sardanapal II. regierte (von 626—-606 v. Chr.), befand sich bereits in so völliger Auflösung, daß Jofla ohne Bedenken sich als Qberherrn auch des ehemaligen Zchnstäiniiteretclss ansehen und feine Refortnatiori bis nach dem Lande Samaria ausdehnen konnte 2· Chr-m» sit, 6); es sthien in ihm, dem ächten Davidssohiy noch einmal der Glanz der Davidischen Herrschaft aufzulcuckx ten, ehe diese dann m feinen vier Nachfolgern für immer tmterging, und erklärt sich ans dieser von ihm in An- spruch genommeneti Oberherrlichkeii über das vormalige israelittsche Gebiet, warum er hernach dem egyptifchen Pharao Necho den Durchzug durch dasselbe verwehren wollte (V. 29 Anm.). 16. Und Jvsia sals er so auf der Höhe bei Bethel stand, alles abgöttifche Wesen daselbst ver-« tiichteridj wandte sich [blickte von da aus um sich A. T. l. 2. 43 « 674 2. Könige 23, 17——29. nach den umliegenden Bergen] und sahe die Grä- ber, die da waren auf dem Berge sauf einem von jenen Bergen, nach denen er ausschaneteL und sandte hin und liest [um die eben zerstörte Cultus- stätte für immer zu verunreinigen V. 14] die Knochett aus den Gräbern holen, und verbrannte sie auf dem Altar [auf der Stelle, wo der zer- triimmerte Altar gestanden hatte], und verunrei- nigte ihn sauf diese Weise] nach dem Wort des HErrn, das [einsi unter König Jerobeam I.] der Mann Gottes [der aus Juda nach Bethel herüber- gekommen war l, Kön. 13, 1 ff.] ausgerissen hatte, der solches sdaß es so kommen werde, wie es jetzt geschah, selbst mit Nennung des Namens ,,Josia«] ausrief. 17. Und er sunter den Gräbern auch eins bemerkend, das durch ein, auf demselben errlchtetes Stein-Denkmal ausgezeichnet war] sprach: Was ist das für ein Grabmal, das ich sehe? Und die Leute in der Stadt sprachen zu ihm: Es ist das Grab des Mannes Gottes, der von Juda kam nnd rief solches aus, das du gethan hast wider den Altar zu Bethcl [1. Kote. 13, 30]. 18. Und er sprach: Laßt ihn liegen, niemand betvege seine Gebeine [denn die sollen nicht auch, wie jene der abgöttischen Priester ans den andern Gräbern B. IS, verbrannt und zur Verunreinigung der Altar-Stätte verwandt werden]. Also wurden seine sdes Propheten ans Juda] Gebeine errettet [oerschont, daß niemand sich an ihnen VcrgrifsJ tnit den sin demselben Grabe liegenden] Gebeinen des sattenj Propheten, der von Samaria kommen war sdem Lande Samaria angehörte, den andern zur lintrene gegen das Gebot des HErrn verleitet nnd dadurch sei- nen Tod veranlaßt hatte, hernachmals aber als ächten Pio- pheten ihn ehrte und sich bei ihm die Ruhestätte seiner Gebeine bcftellte I. Kön. 13, 11——32]. 19. Er sJosraJ that auch weg alle [iibrigen] Häuser der Höhen in den Stadien Samaria welche die Könige Israel gemacht hatten sden HErrns zu erzürnenz nnd that mit ihnen aller Dinge, wie er [mit der Höhe und dem Altar] zu Bethel ge- than hatte. ben göttlichen Recht, kraft dessen der Prophet Elias die Baalspsassen getödtet 1. Kön. 18, 40] alle Priester der Höhen, die daselbst waren, auf den Altclren [auf denen sie bisher ihre Götzenopfer dar- gebracht hatten], nnd verbrannte also sindein er ihre Leiber in Brand stecken ließ] Menfthenbeine drauf sdamit das von dem Altar zu Bethel ge- sprochene Prophetenwort 1. Kön. 13, 2 auch im buchstciblichen Sinne erfüllend], und kam snach « Beendigung des Reinignngswerkes im Lande Sa- wann] wieder gen Jerusalem. Die Strenge, mit welcher hier gegen die Priester verfahren ward, ist neben der gegen dieselben in Juda geübten Milde (V. 5 u. 8s.) auffallend; aber sie wird erklärlich, wenn— man bedenkt, daß in V. 8 f. von levii tisch en Priestern die Rede ist und dasz in Israel, wo der Götzendienst so tiefe Wurzeln geschlagen hatte nnd wo das Wieder-auftauchen desselben nicht so wie in Juda überwacht werden konnte, abfchreckciide Strafen ganz am Orte waren. (Thenius.) Nach 2. Chron 34, 3——7 sing Josia imfssiegierungsjahre an, Gott zu suchen, iin 12. Regierungsiahre sing er an, Juda und Jerusalem zn reinigen und den Götzendienst auszurotten. Diese Zeitangaben scheinen zu der Darstellung in unserer Stelle nicht zu stimmen, da hiernach die Ausrottung des Götzcndienstes erst im 18. Regierungs-fuhr des Josia und nach den Creigniffen dieses Jahres (V. 24) geschah. Es heißt aber in 2. Chron 34, 3 nur: »im 12. Jahr fing Josia an, zu reinigen Juda und Jerusalem-«, und diese chronologisehe Angabe gab dem Geschichtsschreiber Veranlassung, die ållachrichten über die Reinigung des Landes von den Götzen schon vorweg zusammenzu- stellen; später (2. Chron. 34, 33) reichten dann wenige Worte aus, um an die Zeit, in welcher die Reinigung vollendet ward, zu erinnern. Auf der andern Seite giebt an der vorliegenden Stclle die vor dem Passah stattsindende Reinigung des Tempels Veranlassung von den Maßregeln des Josia zur Ausrottung des Götzeui dienstes überhaupt zu sprechen, und nichts wird im Wege sichert, anzunehmen, daß in dieser zusammensasseiis den Darstellung auch solche Begebenheiten in Betracht gezogen sind, die in die Zeit vor dem 18. Regierungs- jahr fallen. (Bertheau.) " 2l. Und der König [in seine Hauptstadt nun wieder zurückgekehrt] gebot dem Volk, und sprach: Haltet [da die im Gesetz L. Mos 12, 1 ff. vor- geschriebene Zeit des Passahfestes fetzt von Neuem herbeigekommen ist] dein HERR, eurem Gott, Passah sgenau in der Weise], wie es geschrieben stehet tm Buch dieses Bandes [in den ihr wieder eingetreten seid, nachdem« ihr denselben so lange übertreten hattet V. 3]. « 22. [Und das Volk hielt hierauf das Pasfah in der 2. Chron 35, l—- 17 näher beschriebenen Weise; es ist aber diese Passahfeier von besonderer Bedeutung in der Geschichte der Könige] Denn es war [vorinalg] kein Passe-h so gehalten, als dieses [unter so allgemeiner Theilnahme des gan- zen Volks, selbst des ans dem früheren Zehn- stämmereich, und unter so sorgfältiger Beobachtung der gesetzlichen VorschriftenL von der Richter s « ’ , d’ . « b" S - W. und «» opferte lsphlachtete nach dem» ! Zeit an ee Jsrael gerichtet haben [ is aus a in»1tel, den Propheten], und »in allen Zeiten der Konige Israel, und der Kontge Juda sinds-a die früheren, auch unter den frommen Königen gehaltenen Feier« des Festes sich mehr nach dem Herkommen rich- teten, als nach dem Buchstaben des Gesetzes, und na- mentlich die von Hiskia veransialtcte Feier 2. Chron. 30, 2 ff. aus Noth in inehreren Punkten von der Vor- schrift des Gesetzes abweichen inufztes »23. Sondern im achtzehnten Jahr des Königs Josta ward dies Passah sdas eben, wie vorhin ge- sagt, vou früheren Feiern sich so vorheilhaft unter: schied] gehalten dem HErrn zu Jerusalem. XVI«- io. 24—30. iiactidetti Josia die liefern: des öffentlicher: Gotte-dienlic- voltendet und mit einer großartigen pasahsetcr details-sen, schasste er auch den Große Passahfeier Josia reinigt auch den Hansgottesdienst und fällt im Kampfe wider Necho 1l. 675 Winkel— Götzendienst nnd Haus-Aberglauben fort. Ztber so viel er auch that, durch äußere Rsicttltelsr zu dem Gesetz » das Gericht Gottes von dem itollte abzuwenden, ver- mochte er doch die herzen nicht innerlirh umznwandeltq der Hutte ltonnte daher auch seinerseits sich nitht wenden von dem Grimme seines Zorns, mit dem er gegen Snda entbrannt war, nur daß er, ehe er denselben ausbrechen lieh, den frommen König hinmeguahlm wie er dcniselben hatte zusagen lassen. Seinen Tod aber fand Josia aus dem Schlachtfelde gegen den eghollschen König Ruhe, dein er sich in den Weg stellte, als derselbe wider den König von Ksshrieu an den Euphrat herauszog und da seinen Marsch durch den nördlichen Theil Paläflinad nahm. Daß dieser sein Tod schon selber ein Gericht Gottes über das unlterbesserlime Voll: nnd ein Vorzeichen des unans- hallsam hereinbrechenden verderbens sein solle, scheint ntan im ganzen Lande geahnt zu haben; denn es erhob sich eine Klage über den gefaltcnen Ewig, die sprich— wörtlich geworden ist, um allgemeine Landestrauer zu bezeichnen. Vgl. L. Thron. Bd, 2l)—27. 24. Auch fegte Josia ans alle Wahrsagen Zeichendeuteh Bilder sTheraphim oder Orakelgötter I. Mos 31, 19 Anm.] und Götzen und alle [son- tilgen, mehr versteckteUJ Grenel, die [auch nach der öffentlichen Reinigung V. 4-—14] im Lande Juba und zn Jerusalem [noch] ersehen wurden; auf daß er [wie er am Tage der Bundeserneuerung V. 3 gelobt hatte] aufrichtete dtc Worte des Ge- setzes, die geschrieben stunden im Buch, das Hilkia, der Priester, fand im Haufe des HErrn [Kap. 22, 8 ff.]. 25. Seines gleichen war [wie auch der Pro- phet Jeremias in Kap. 22, 15 ihm ein gutes Lob ertheilt] vor ihm lctn König gdwcsem der so von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften ftch zum HErrn belehrt-te nach allem Gesetz Most; und nach ihm kam seines gleichen nicht auf. Wie die heil. Geschichte im Glauben und Gott- vertranen den Hiskia über alle andern Könige außer David stellt (Kap. l8, 5), so giebt sie dem Josia das- selbe auslchließende und giänzendste Zeugniß in Beziehung auf Gotlesfurcht und Eifer für die Ehre Je- hova’s. (Vaihtnger.) Noch einmal schien die Theokratie wieder aufleben und eine Wiedcrgeburt feiern zu wollen: mit aller Kraft, in schöner Begeisterung und frischem Eifer diente der König dem HErrn und seiner Sache, und ihm zur Seite standen Männer, nicht nur wie der Hohepriester Hilkia, sondern auch die Propheiin Hulda, ein Zephanjm ein Jeremias Aber gerade aus dem letzt- cnannten Propheten (Kap.1——10) ersehen wir am voll- Zändigstem wie sruchtlos jene Versuchh eine gtiindliche und allgemeinere Umkehr des Volkes zu bewirken, aus- sielen. Die Gerechtigkeit Judas war wie ein Qiiorgenthauz das Verderben hatte zu tiefe Wurzeln geschlagen und ließ slcb durch das bloße Wort nicht mehr heilen. shävernickh 26. Doch kehrete [aus eben diesem Grunde, weil eine gründiiche Bekehrung der Herzen trotz der äußeren Rückkehr zum Gesetz doch nicht er- folgte, vielmehr zu allen vorigen Sünden noch eine verstärkte Heuchelei und ein blindes Vertrauen auf den Tempel und Gottesdienst hinzukam] sich der HErr nicht von dem Grimm seines Zorns, damit er uber Juba erzörnet war, ntn aller der Ret- zungen willen, damit ihn Manafse gereizet hatte [denn dieser war es ja gewesen, der durch feinen Götzendienst und seine blutgierige Bersolgungssucht das Gericht der Verwerfung unabwendbar über Juda und Jerusalem und das Haus Davids gebracht hatte]. 27. Und der HErr sprach sbeschloß bei sich, und ließ solchen Beschluß auch ausdrücklich durch seine Propheten verkiindigen]: Jkh will Juda auch von meinem Angesicht thun, wie ich, Jsrael [Kap. I7- 20 U. 231 weggethan habe; und will diese Stadt verworfen, die ich erwählet hatte, nämlich Jerusalem, und das Hans, davon ich gesagt habe [1- Köm 8- 29]: Mein Name soll daselbst fein. Jm 7·7. Psalm ringt der heil. Sänger in einer Zeit, wo die Gewitter immer drohender über das gegen- wärtige Geschlecht sich Zusammenziehen und das schtvarze Gewölk jeden Augenblick sich entladen kann, sich zu Trost und Frieden hindurch, indem er in die früheren Gnaden des HErrn sich versenkt und der Thaisachen aus Jsraels herrlichster Vergangenheit als sicherer Untecpfänder auch des zukünftigen Heils sich beniächtigtz dieser Psalm ge- hört recht eigentlich in den Zeitabschniih bei welchem wir hier stehetn 28. Was aber mehr von Josia zu sagen ist, und alles, was er gethan hat, siehe, das ist ge- schrieben in der Chrontia der Könige Juda [1. Körn 14, 19 Anm.e2]. 29. Zu seinerZeit llchom nämlich im lebten Jahre seiner Regierung 610 v. Chr., bereitete sich die in V. 26 f. angedeutete Katastrophe vor; denn in diesem Jahre] zog Pharao Ntcho, der König in Eghplen [die Vorgänge in den Ländern jenseit des Euphrat und Tigris Kuh. 20, 12 Anm. be- nahend, um feine Macht durch Erobernngen in Asien zu erweiterns herauf wider den König [Sae- danapal 1l. oder Sarak Kap. 15, 20 Anm.] von Asshrien swelcher damals von Kyaxares von Medien und Nabopolassar von Vabylonien angegriffen und hernach 3——4 Jahre in feiner Hauptstadt Ntnive belagert wurde] an das Wasser Phrat sindem es ihm darauf ankam, dort eine feste Posttion zu gewinnen und zunächst die Länder Syrien, Phö- nizien und Samaria als sein Theil von dem Erbe des asfyrischen Reichs sich zu sichern]. Aber der König Josia [obwohl er diesem durch Boten hatte melden lassen, daß er gegen ihn und sein Reich keine feindseligen Absichten hege] zog [dennoch] ihm [als er mit feinen Truppen zu Acco oberhalb des Carmelgebirges landeteJ entgegen, und stath [an den im Kampfe erhaltenen Wunden] zu Megiddo snach Sach. 12, 11 zu Hadad-Rimon, IX, St. südlich von MegiddoL da er ihn gesehen hatte [gleich beim ersten Zusammentreffen mit ihm]. Auf der einen Seite war es eine ganz richtige Politik Josia’s, daß er die von dem eghptischen König ihm angebotene stentralltät nicht annahm, sondern dessen Vorrücken nach dem Euphrat sich in den Weg stellte; denn es war vorauszusehen, daß an« 676 2. Könige 23, 30g—37. Pharao Necho das Reich Juda nur sit: jetzt in Ruhe lassen wolle, bis er am Euphrat feste Stellung genoiiiineiy dann aber dasselbe desto sicherer unter seine Gewalt zu zwingen suchen würde; gelang ihin dagegen sein Unter- nehmen nicht, sondern wurde er zuriietgescl)lagen, so stand mit Gewißheit zu befürchten, das; der Sieger in den Ttänderit an dem isuphrat und Tigris, inochte nun der »asfvrische oder der babhlonisclie olöiiikz den Preis davontragen, wider Eghpteii ausbrechen nnd unterwegs auch Paläsiiita seinem Reiche einverleiben würde. Unter solchen Aussichten war Judas einzige Stellung, wenn Josia die dainals sehr geschwächte sJJiacht Ofgvptens zu brechen und in Palästiiia wieder einen Großstaah ivie zu den Zeiten Davids und Saloiiio"s, herzustellen ver- mochte, uni nun auch der siiikendeii assvriscthen Vlacht und dem erst aufblühenden cbaldiiischeii bleiche gewachsen zu sein. Bei dein Bewußtsein: der Qsenieiiiscliaft mit dein HErrii, die er von Jugend auf gesncht txt. Ci)i«oii. M, Z) uud deren er auch bisher fiel) erfreut hatte, bei den Erinnerungen an den Beruf des Hauses David, vermöge dessen er auch das Geliiet des ehemaligen: Zehiistärnitie reichs in den Bereich seines ålieforinatioiisivertes gezogen (V. 15 ff.), und bei den: neuen Geist der Tiusze und des Glaubens, der unter seinen: Volke einzukehreii sil)ien (2. Chrotu 84, 29 ff; 35, 16 ff.), durfte der fromme König wohl erwarten, daß es ihm werde vergönnt sein, nicht nur sein Land zu retten, sondern auch das politische Gleichgewicht zwischen der Weltinacltt in! Osten und der im Westen herzustellen. Aus der andern Seite hingegen war Josicks Politik eine völlig verfehltez es wäre besser gewesen, er hätte dein eghptischen König den Durchziig durch das Gebiet des ehemaligen nördlichen Iieicl)s, da er in staatsrechtlicher Hin-ficht nicht verantwortlich da- für war, ohne Widerstand gestattet. Judas Zeit war uätnlich nunmehr vorüber und der Tag des Cierichts über dasscibe nicht niehr aufzuhalten; in Iereiir l5, l ff. hören wir, daß der HErr tein Herz inehr hatte zu diesem « Volke, und wenn gleich ein Mose oder Samuel Fiirbitie für dasselbe einlegen wollte. Und so inukite Josicss Vor- nehmen nnr dazu dienen, das Wort der göttlichen Zusage in Kaki. 22, l8 ff» das; er hinweggerafft werden sollte vor dein Unglück, an ihm in Erfüllung zu bringen, in und mit ihm aber auch die letzte Mauer uin das Volk her niederzureißeti und den letzten Datum wider das immer näher riicieride Qierderbeir zu durchbrechen. Daß er, den eigentlichen Stand der Dinge verkennend, in Pharao Tltechifs Wort, welches ihn zu ruhigem Ge- wiihrenlassen ermahnte, da er, der König von lksit)vteti, ein göttlichen Orakel fiir sitt) habe, das ihm den Lidurcly zng durch Sainaria gestatte, die Stiinnke des LJCrrU nicht verstand, sondern den Eingebungen seines eigenen, wenn auch noch so frommer: nnd ivvhlineiiieiiden Herzens folgte, das ist es, was in Chiron. Bis, A) ff. ihm zniii Vorwurf gemacht wird. sit. Und seine Kneäjte sdic den Wagen, auf welchen er nach seiner Verivtiiidiing sich hatte bringen lassen Chroik Bd, 28 f» begleitenden höheren Officin-e] fnhreteu ihn todt von Virgil-di) sindem er schon bald nach der Ltbfahrt von dort, bei dem vorhin genairtiten Hadad-Fiinioii, verschied) und braeisten ihn gen Jerusalem, tun) begraben ihn it: seinem Grabe swohil in einer eigenen, bei den Gräbern seiner· Väter aus dein Zion l. Kiste. 2, 10 Anat. angelegten Grabkamiiters Und dirs Volk im Lande [Ka»v. Pl, 24., das iuit vielem Schinerz ihn beweinte, so das; eine besondere Sammlung von Trauerliederiy darunter auch eins vom Propheten Jereinias entstand, die sich lange bis nach dein Exil erhielt Z. Chiron. 35, 24 fZj nah-n Joahas, den kmittlerenj Sohn Josia, und iiilbeten ihn, und machten ihn zum Könige an seines Vetters Statt. Jn l. Chiron. Z, 15 werden uns folgende 4 Söhne Josiakl genaiintsz Johanaih Joieikiiip Zidekicu Sallunlk Låilii Tiefen hxeß der zweitgetzorgna Jofsktiim It« end d»s-"« tcflt BUT? uinåsxtvger «f1?"t:i1igst;«odaegegxn, kia (oder Zedekiak liieß eigentlich Niathaitia und war erst 9 Jahr alt (Kap. 24, l7 f.). Das; nun von den beiden andern nicht Johanna, wie inancihe Ausleger glauben, sondexn Eszglluin uifxtikr deinst an tilgst-er Stelle Frwähtp en «soa«)a zu ver Hei; i , ge) unzweideiiig aus Irre-m. 22, ll hervor, aus welche Stelle wir unter V. 34 noth besonders aiifrrierksani macheii werden. Er stand bei seiner Throiibesteigiiiig nach Josia’-s Tode im Jahr seines Qllters (V. Eil) war also 2 Jahr siinger als Elia- kiiiu der 3 Olioiiate später an seine »Stelle von spharao Yteiho zuin Könige eingesetzt wird. Da schon Ctliaiiiii dein Iosta im 14—l5. Lebensjahre geboren ist (vgl. 36 init Kuh. 2:«?, 1), so iniiß letzterer sehr frühzeitig sich vertmratyet haoeiunveiiii er an Johann-a einen noch älteren Sohnt hatte; rnldelsfett wird dieser sonstwliigcht weiter e««ivi««-)i1 veriuuth it) weil er noch vors. e en dei.s Valers wieder verstorben ist, ivoiiiit nach unsrer Rteiuuiig der HEtr zu erkennen geben wollte, daß das siöiiizzreich des Hauses David nunmehr« schon ein Ende habe, wenn. es auch äiiszerlich eine Zeit lang noch fort- » bestand. Gleichwie sein Bat-er Josia und einst Irr-o- beanfs l. von Israel ältester Sohn il. Köln H, is) rourde auch er weggerafft vor dein Unglück (Jes. :"-7, l), und ans diese Weise die an seinem åliamen haftende Deutung OZDJI oder Togckwyg = Gotthold) bestätigt. Was nun die Thronsolge an unsrer Stelle betrifft, so iiiochte Eliakiiii fiel) bereits als einen gewaltthtittgeiu hat)a,icrigeii» und sihivelgerischeii Charakter (f. Auen. zu - V. Ja) sattsain zu rrkeniieii gegeben haben; darnin wurde ei« bei. der Thronbesetziing iibergangeii und an seiner Statt Salluin zum Könige gemacht, dessen Name aber, weil er durch die Erinnerung au den israelitischen Salliim (Kap. l5, l0. 13 ff) eine iible Vorbedeuiung enthielt, in den verhrißiingsvosereii ,,Joal)as« (d. i. Jehova hält) uiiigeivaiidelt wiirde XVI« V· Zi- tliir hrei iiloiiale vermag Ioahas sitt) iin iiöiiigrciiti zu beim-wirst, dort) zeigt er sihoii in dieser liurzen Zeit, das; er nitlitdie Wege seine; frinnuieii Vaters, sondern dir der abgötlisrtsrn König: Judas zu gctfeii citiscttlosscii sei. Uharao llecho seit der Schlacht bei isliegiddo der tigenilihxe Herr im Halm, dar» er non seinen: tiaiiiitifiiarlier in itititulis aus hrlserrstlsty entsetzt itzt! der licgieruiig und srhielit itni gefangen statt) Gaumen, woselbst ei« auch httiinclziiiiils gestorben ist; an seine Stelle tritt der iiltrtle von Erste» Söhnen, Glutin-n, unter— ern: iieriinherieit liaineu Isojiiltliu Vgl. 2. Ehren. Bis, 2——4. Tit. Drei lind zwanzig Jahr trat« Joahas alt, da er sim J. 610 v. Chr-J König ward, nnd re- gierete sniiht länger« als] drei Meister: zu Jeru- salem. Seine Mutter· sebenso wie die des Zere- kici Kap- 2-l-- 181 hieß Hamntah eine Tochter wes] Jereinta von List-a« [Kap. 10,29., die des Eliakiin dagegen. hieß Sebuda V. 36]. 32. Und that sdnrch ihren bösen Einfluß ver-V leitet Heut. in, 1], das dem HErrn übel» gefiel, » Pharao Necho entsetzt den Joahas und rnacht Jesuiten, Iosia’s ältesten Sohn, zum Könige. 677 wie seine Väter Rehabeam, Olbia, Jorann Ahasja, Ahas, Niaiiasse und Linken] gethan halten. Silber Piraten) Eliecho snachdem er Syrien besetzt und durch eine Llbtheilrtrig seines Heeres Gaza im Philisterlaride erobert, sowie Jerusalem in seine Gewalt bekommen hatte], sing ihn zu Riblath im Lande Herr-all) l2. Saat. 8, 6 Auen» legte ihn dort, wo er sein Hauptquartier aufge- schlagen und wohin er sich den gefangenen König s Judas bringen ließ, in Fesselns daß et« nicht re- gieren sollte zu Jerusalem lweil er vom Volke- und nicht von ihm, der sich als Oberherttri des Landes betrachtete, eingesetzt wars; nnd legte. eine. Scltatznccg auf-s Land, herndert Ccntucr [Talente] Stlbers l= 261,8o0 Rthixx L. Prof. so, 13 Diana] nnd einen Eetrtner Geldes [26,180 Rthlr·- das Gold zum 10facheu Werth des Silbers ge- rechnet Kan 5,. 5]. 34. Und Pharao Ziecho Inachte zum Könige Ellakini sd. i. Gott ricigtet aufs, den schreiten] Sohn Josta sV. 30 Anm.], anstatt seines Vaters Josia sdenn des Joahas Zwischenregierrrng erkannte er eben icicht an], nnd wandte seinen Namen sgab ihm an Stelle seines bisherigen Namens den an- dern, wohl von Eliakim selbst gewählten] Jdjnlini so. i. es richtet auf der HErn um ihm so gleichsam ein Zeichen auszudrücken, das; er sein bloßer Va- sallcnköriig und völlig von ihm abhängig sei Kuh. 24, 17]. Aber Joahas nahm er, und brachte ihn svon Riblath in Stufen] in Eghhtctlz daselbst slalb cr lohne daß die Hoffnung des Volks, welches bei seiner Gcfangeunahrne sich tröstete, er werde bald in sein Reich zurückkehren Jcrenn 22, 10 ff., jemals in Er- füllung gegangen wäre]. 35. Und Jojakirn gab das sals Contribntion ihm auferlegte] Silber Und Gold Pharav; doch schätzte cr soermuthlich weil er die Te1npel- und Palasischätze nicht angreiferi wollte] das Land fährt: lich wie eins? König Menahem von Israel gethan hatte Knie. 15, 20], daß er solch Silber gäbe nach Befehl Des] Pharaoz einen jeglichen nach seinem Vermögen schcitzte [besteuerte] er am Silber imd Gold unter drin Volk icn Land, daß cr den: Pha- rao Nccho gäbe [was dieser verlangt hattes Ja diese Zeit gehört die Geschichte Irre-tu. 263 uach der Ueberschrift in Jerenn 27, 1 wiirde auch tiies fol-" geride Kapitel hierher gehören, es ist aber dort statt -,«.Jojaliui« vielmehr zu lesen Zcdckia, und also das 27. Kein. mit dem 28. zu verbinden. Dagegen ist an unsrer Stelle noch zu lesen Jerem. 22, 1—19., worin eins Jejakini als ein tyrannischcrn verschwenderischer König geschildert wird, der prachtvolle Bauten liebte, sein Volk in jeglicher Weise bedrückte, um sie auszuführen, und nun zur gerechten Vergeltung dafür ein schniähliches Ende riehrneu soll. Jn Hesek 8, 7——l5 liegt vielleicht eine Hiadcntun darauf, daß er egtjsptischen Götzendienst im Lande einslihrta XVIII. b. 36 —- iian U, 7. In: Geiste seiner gottloscn Vorfahren regiert auch Jojakirtr Unter ihn( nimmt denn das längst non dcn Propheten arigrtciiiidigte Gericht der Wrgfiihrrctig Indacg reach Gabe! seinen Anfang, indem in: 4. Jahre seiner: Herrschaft de: König Nebukad- nezar non Bube! auf seinen! Zuge nach Eghplcth dessen tidiiig llccho er bci Eircesium geschlagen: und in sein Land zurnrlcgelricben hatte, vor Jleritsaleni erscheint, dir Stadt eineiiruiiit nnd cinejiitzlclxl edle: Jäugliuge alg Geißeln sammt riurm Theil der Tcrkrnclgerällje nach Bube! schielte. Den Jojctlxirn hat er« sich zttigptliclstig gernachh da aber dieser 3 Jahre spliicr non ihm til-fällt, so liißt er ihn, weil er selbst ander-weil dirrrh iiricge in Knsprnrtj genommen sit, durch chaldäisrljq snrischn Inoaliilisctsc und amncoititische ilriegcrharcseri in seinen: Lande Plagen, bis derselbe im 11. Jahr seiner: liegirricita in: Streite mit diesen Horden sein Ende findet. Vgl. L. Elle-an. 36, 5——8. 36. Fnns nnd zltssanzig Jahr alt war Jojakcny da er san der Grenzsciheide der beiden J. 610 u. 609 v. Chnj König rot-ed, und regiereie elf Jahr sbls 599f zu Jerusalem. Seine Manier« hieß Schritte, eine Tochter Pedaja von Regina soielleicht ans dem Städtchen Arurna lssei Sichem Richn 9, 41]. 37. tlnd that, das dein HErrtr nbel gefiel, wie seine »Batcr gethan hatten. Während der 3-—-4 ersten Jahre seiner Regierung lagen die verblindcten Heere der Babylonier und Meder, iiber 400,000 Viann stark, unter den Königen Rade-- polassar (Kap. 2(), 12 Lilien-J und Kyararcs (Kav. 22, 2 Atem) vor Ninive und nahmen nach vielen vergeb- lichen Ausirengungen endlich die Stadt ein. Sie hatten ihre Stellung an der schwächeren Ostseile, am Der-liebe! dIal(lul) (s. den Grundriß zu Kuh. 15, 20), genommen und waren bereits dreimal znrückgeschlageu worden, als Sardanapal, durch seine Siege übermiithig gemacht, seinen Soldaten ein großes Fest vcranstallete und ihnen Wein im Uebcrfleiß reichen ließ. Dem Feinde wurde es riun möglich, nächtlicher Weile die Stadt zu überfallen und die Belagcrten bis in die inneren Festungsrverkc zurückzudrängeey die Königin niit dem gesammten Hof: staat wurde nach dem eigentlichen Jiiiiive gebracht, wäh- rend Sardanapal in Tlltmrud blieb. Aber noch immer konnten die Moder und Vabhlonier mit ihren mangel- hafteci OZelagerungsrverkzertgeti der gewaltigen Mauern und Wälle nicht Herr werden; eine außerordentliche That Gottes rnuhte hinzutreten, um das Wort des Propheten Nah-um (2, 7 ff.; Z, 13 ff.) in Erfüllung zu bringen. Und sie blieb auch nicht ans: ringenpöherliche Regengiissc im Frühjahr, mit welchen: nach dem kirchlichen Kalender der Juden das Jahr 607 v. Chr. zu Ende ging, schtvelL ten den Tigris dermaßen an, daß er hoch über seine Ufer trat und die Wälle der Stadt über eine halbe Meile weit einrissew Sardanapal sah, daß er jctzt ver- loren sei, ließ einen Sci)eiterl)aufen errichten und ver- brannte sitt: mit seinen Weibern und Schätzen. Ninivc ward hieraus von Grund aus zerstört, und noch jetzt zeigen sich ans den Alabasterplatteii der Dcriklniiler hier und da Blutspur-en; Zllieder und Babylonier theilten unter einander den Raub aus, und eint« selten findet Inan in den Rltinen ein vergesscnes Geschmeide unter dein Schutt und der« Asche; ganze Abtheilungen der großen Paläste wurden durch Feuer zerstört, vor allem in Nimrnd nnd Kviicndschukz der reich mit Elfeubcitr verzierte goldene Königsthron ward halb zerschmolzeir vorgefunden, als die zu Kuh. 15, 20 erwähnten Aus: grabuugen vorgenommen wurden. Wenn die griechischen Schriflsteller von Sardanapal I», dem letzten König des altsasfyrischcn Reichs, ein ganz gleiches Ende durch den Wieder Arbaceeh der von dem babyloriischen Priester 678 2. Könige 24, 1--10. Beleshs geleitet wurde und durch diesen auch die Baby- louier auf seiner Seite hatte, berichten, so haben sie offen- bar die Geschichte des alt- und neusassyrischen Reiches in Eins zusammengezogen und Sardanapal l. mit Sar- danapal II. verwechseln Wohl aber dürfte soviel an der herkömmlich gewordenen Unterscheidung eines alt- und eines neusasshrifchen Neichs richtig sein, daß bereits unter Sardanapal l. Assyrien reif war für Gottes Gericht; doch wollte der HErr diese Macht, die er auch in den Dienst seines Reiches zu ziehen gedachte, dazumal (etwa urn das J. 800 v. Chr.) noch nicht verderben, sondern sandte den Propheten Jona nach Ninive nnd erweckie durch ihn die Stadt zur Buße (Kap. 14, 25 Anni.), worauf das Reich zu neuer Blüthe sich erhob. Mit Sardanapal oder seinem Nachfolger (vielleicht dem Adras melech ll., den man aus den asshrischen Denkmälern ent- ziffert hat), scheint die obere Königsdynastie zu Ninive erloschen und die untere, die zu Mefopotamien ihren Sitz hatte, zur Herrschaft gelangt zu sein; einer der ersten Könige dieser Dynastia wo nicht unmittelbar der erste selbst, war jener Phul, der gewöhnltch als Stifter des neu-assyrischen Reichs bezeichnet wird. Es lassen sich aber nach dem bisherigen Stande der archäologischs hlftorischen Forschun en auf diesem so dunkeln und schwie- rigen Gebiet der Ge chichte nur Muthmaßungen ansstellem Nach der Eroberung Ninivss fielen auch bald die übri en afsvrifchen Städte in die Hände der Sieger. Wä rend nun der medifche König Kyaxares 1. sich damit begnügte, dem Titel nach der niinmehrige Welt- monarch zu sein, und in sehr milder Form die Ober- hoheitsrechte auch über Babhlonien ausäbte, übernahm letzteres Reich in der Wirklichkeit die Rolle der ersten Weltmachh und nahm daher Nabopolassafs Sohn Ne- bucadnezan da von dem afshrischen Erbe außer Me- sopotamien auch Syrien an Babylonien gefallen war, an Stelle seines kranken Vaters alsbald den Kampf auf mit Egvpten Dessen König Necho II. hatte, wie wir V. 29 ff. gesehen, sich in Shrien festgesetzt und nicht nur dies Land, sondern auch Palästina unter seine Gewalt ebracht Nebukadnezar schlug ihn noch im Anfange des g. 606 bei Karchemisch oder Circesium so völlig aufs Haupt, daß er die gemachten Eroberungen im Stich lassen und eiligst nach seinem Reiche stch zurückziehen mußte (vgl. Jerem. 46, 1—12); der Sieger aber folgte ihm dahin auf dem Fuße nach und inußte auf diesem Wege sich natürlich vor allen Dingen der Stadt Jeru- salem versichern, die durch ihre Lage an der Heerstraße aus dem inneren Asicn nach Eghpten von so hoher Be- deutung für die um die Weltherrschaft streitenden Par- teien war. Es gelang ihm noch in dem nämlichen Jahre, die Stadt einzunehmen, und schon hatte er die Absicht, den König Jojakim als seinen Gefangenen mit sich zu führen, als dieser ihm zu Treue und Unterihiinigkcit sich verpftichtete und nun in der Eigenschaft eines Vafallen gegen Enirichtung eines jährlichen Tributs noch ferner auf dem Throne belassen wurde; wohl aber wurde der Tempel schon vieler kostbarer Geräthe beraubt und eine Anzahl vornehmer Jünglinge, darunter auch Daniel (s. Katz. 24, 16 Anm.) mit seinen 3 Freunden (Dan. 1, 1 ff.), als Geißeln in Bcschlag genommen. Bei feinem weiteren Zuge nach Egypteii gelangte er nur bis an die Grenze des Landes, bis gen Pelufiumz die Nachricht von dem Ableben des Vaters, welcher im Anfang des J. 605 starb, veranlaßte ihn, mit wenigen Begleitern rasch nach Babylon zu eilen und dort die Thronfolge sich zu sichern, während er die vorläufige Regelung der eghptischen Angelegenheiten seinen Feldherren überließ, und diese mit den Gefangenen und schwerem Kriegsvolk später nachkamen Es macht keine erhebliche Schwierig- keit, wenn in Jerem 25, l u. 46, 2 das Jahr dieser ersten Einnahme Jerusalems (Ende 606 v. Chr.), mit welchem man die 70 Jahre der babhloiiischen Ciefangeris schaft ihren Anfang nehmen läßt, als das 4.Jahr Jojas kini’s, in Dan. l, l dagegen als sein drittes Regierungs- jahr bezeichnet wird; da die Thronbesteigung dieses Königs in die Zeit zwischen dem Ende 610 und dem Anfang 609 fällt, indem sein Halbbriider Joahas noch in jenem Jahre von Pharao Necho entsetzt, er selbst aber wohl erst 609 in festen Besitz der Königswiiroe gelangte, so handelt es sich hier nur um eine Verschiedenheit der Rechnnngsweise, nicht um eine Verschiedenheit in der Sache selbst. Aehnlich verhält es sich mit der Regierungs- Übernahme von Seiten des Nebukadnezar noch zu Leb- zeiten seines Vaters zwischen 607 und 606 v. Chr.; daher die verschiedene Rechnnngsweise in Kap. 24, 12 u. 25, 8 in Vergleich mit Jerem. 52, 28. 29. Bereits von dieser Zeit an wird Eliebucadnezar schon König genannt (Kap. 24, 1), obwohl Nabopolassar erst im El. Jahr seiner Regierung, d. i. 605 v. Chr. starb, und sein eben genannter Sohn erst in diesem Jahre wirklicher König ward. Das 24. Kapitel. Von dreien Königen in Judex: Iojaiiiw Iojachin und Zidekia 1. Zu seiner Zeit sin dem 4. oder Z. Jahr seiner Regierung, d. i. im J. 606 v. Chnj zog herauf [nach der Schlacht bei Karchemischs in der er den eghptischen König Necho 1l. geschlagen] Nebncad-Eltezar, d»cr König zu Babelz und Jojakim ward ihm unterthanig [und leistete auch] drei Jahr [lang den versprochenen Tribut], und er wandte sich sänderte nach Verlauf dieser Zeit seine Ge- finnungL und ward abirnnnig von ihm [indem er seit dem J. 602 den Tribut nicht mehr entrichtete]. Nach Jere1n. 36 ließ der Prophet noch im Jahre der Einnahme Jerusalems durch die Babvlonier seine bis- herigen Weissagungen von seinem Schreiber Baruch in eine Vuchrolle zusammenstellen und sie dann im fol- genden Jahre bei Gelegenheit eines, zur Erinnerung an die damalige schwere Ziichtigung veranstalteteii Festtages dem versammelten Volke vorlesen; aber da schon zeigte Jofakitm wie wenig er gewillt war, unter die gewaltigc Hand Gottes sich zu demüthigem sondern nur daran dachte, ivie er möchte von der babhlonischen Oberhoheit wieder frei werden. Schon nach Anhörung der ersten Reden Ieremia’s, die auch ihm auf Verlangen feiner Fürsten vorgelesen wurden, zerschnitt er das Buch nnd verbrannte es eigenhändig im Feuer, der Prophet und sein Schreiber entgingen nur durch des HErrn besondere Veranstaltung der gefänglichen Eingebung. Seinen Rückhalt suchte Joiakim, so nachdrücklich auch Gottes Wort vor dieser Politik gewarnt hatte, an Eghptenz und als er diese Macht soweit wieder gekräftigt glaubte, um einen neuen Kampf mit Babylonien zu bestehem fiel er auch offen von Itebucadiiezar ab. Dieser hatte in- dessen in feinem Lande damals gerade soviel zu thun fpeerstraßen nach der westlichen Rcichshiilfte längs des schmalen Euphratthales und durch die Wüste mußten angelegt und befestigt, mit Wasserstationen und allem i Nöthigeii versehen, die Schäden der scytischen Verwil- derung und des langen Kampfes um Rinier. geheilt, Araber und Gebirgsvölker in Ordnung gebracht werden n. s. w.), daß er nicht selber gegen Jojakim auszog, sondern, wie der folgende Vers erzählt, die in der Nähe Jojakim, dem Nebukadnezar tributpflichtig, wird bundbrüchig Sein Sohn Jojachin König. 679 Judas stehendcn Kriegsfchaacen sammtden Nachbar- völkern seines Reichs ihm aus den Hals tckiccktez letztere thaten uiit der ihnen auigeiragenen Verwüstung zugleich ihr-ein eigenen alten Haffe gegen Juda eine Genuga Die Zustände hier müssen also wahrend der J» 602—E)»99 v. Chr. höchst kläglich und elend gewesen fein, und fallt oielleicht in diese Zeit die Entstehung der Psalmen 93 u. 94. Aber das allcs war des HErrn Fiiguiig und Züchtigungz denn nachdem cr Juda einmal zur Strafe für seinen Abfall in die Niacht der Chaldäer dahin- gegeben hatte, war jede Auflehnung gegen diese eine Empöruiig gegen ihn selbst. 2. Und der HErr ließ auf ihn [den JojakFmJ Kriegsknechte kommen aus Ehaldaa, aus Speien, aus Mond, aus den Kindern Ammon, und li»cß sie in [nach] Juda kommen, daß sie ihn uuibrachieii [richtiger: es zu Grunde richteten, namlich das Land Judas; nach dein Wort des HErrn, das er geredet hatte durch seine Knechte, die Propheten sJesaia·. Micha, Habakuh Jeremia und andere]. - 3. Es geschah aber Juba also nach dem Wort des HErrm daß er sie von feinem Angesicht thaie sihre schließliche döllige Verwerfung dadurch herbei- führteh um der Sünde willcn Manasse, die er gethan [und damit das Pius; voll gemacht] hatte [Kap. 21, 12 ff.; 23, 26 f.]. 4. Auch um des unschuldigen Bluts willen, das er fManasse Katz. 21, Its] vergaß, und machte Jerusalem voll mit unschuldigen! Blut, wollte der HErr nicht vergeben [wie er ausdriicklich dem Propheten Jeremia Kap 15, 1 ff. erklärte]. 5. Was aber mehr zu sagen ist von Jojakim, l und alles, was er gethan hat, siehe, das ist ge- schrieben in der Chrouika der Konige Juda [1. Kon. 14, 19 Blum. 2]. 6. Und Jojakim eiitschlief mit seinen Vätern smitten in einer Zeit, wo die Verwirrung des Reichs nicht schrecklicher sein koiinte]; und sein Sohn Jojachin ward König an seine Statt. Der Ausdruck: ,,er entschlief mit seinen Vätern-«, dir auch von dein in der Schlacht iimgekommeiien König . Ahab von Israel gebraucht wird U. Kön. 22, 40), schließt keineswegs aus, daß er ein gewaltsames Lebens« ende gefunden. Beriicksichtigen wir nun die von Jere- mias (Jer. 22, 193 36, so) wider ihn ausgespro- chenen Drohungen, so ist er ohne Zweifel in einein der Kämpfe wider die chaldäischen, shrischem moabitischen und ammonitischen Horden, die nach V. 2 das Land oerwiisteten, umgekommen und sein Leichnam eine Zeit lang unbeerdigt liegen geblieben, wenn denn auch die Ueberresie hernach gesammelt und noch beigesetzt worden sindz letzteres behauptet ein Zusatz der Septuaginta zii Z. Chroa 36, 8: Und Jojakim entschlief mit seinen Vätern, und ward begraben iin Garten Usa mit seinen Vätern (Kap. 21, 18. 26). Daß aber Jerusalem selber noch nicht in Feindes Gewalt sich befand, gehtdaraus hervor, daß sein Sohn ihm auf dem Throne folgte. Dieser Umstand fcheint der Meissn- gung in Jerem. 36, 30 zu widersprechen; denn dort wird dem Joiakim gedroheh das; keiner von den Seinen auf dem Stuhl Davids sitzen solle. Indessen war eine solche Herrschaft ebensowenig ein Sitzen auf dein Thron, als die Napoleons I. währendder sogen. hundert Tage. 7. Und der König in Eghpten zog nicht mehr aus feinem Lande sdaß er etwa, wie Jojakini sich eingebildet hatte, bei seinem Empörungsoersuch wider die Chaldäer ihm zu Hilfe gekommen wäre]; denn der König zu Babel hatte ihm genommen alles, was des Königs in Eghhteu [ehedein, wäh- rend der Zeit von 6l0——606 v. Chr» gewesen] war, vom Bach Eghptens [dem jetzigen Wacciy el Akiscli 4. Mos 34, 51 an bis an das Wasser Phrat [den Euphrat, und war er in Folge seiner Niederlagen noch so geschwächh daß er keine wei- teren Unternehmungen wagen konnte]. III· V. t3—i7. Hatte Jojachiiy der Sohn Intuition-» schon an sich unter höchst traurigcn Jeitokrhallnisscu den Thron seiner diiter besiegen, so sollte dag Elend bald noch uicl schlimme: werden; denn im dritten Monat seiner Herrsiijaft zog Ucbucadnezar nun persönlich wider Lilerusalitn heran uiid belagert: dir Stadt mit solttiem iaachdrurtu daß dieselbe sich ihm auf Gnade nnd dliignade ergeben niußtr. Iojachiii wurde oou ihm mit dein vor— iielsnihen nnd wiihtigficn Theil der Bevölkerung gefangen nach Bube! gelassen, wo er dann 37 Jahr: lang tin hierbei: schmachtctcz iiber den znrüiikgcblicbcncic armseli- gcrcn Theil des dolties aber setzte ttkbiicudneiar Jofuk- jiiiigsten noch lebenden Sohn mathanja zum Könige ein, der ihm den Eid der Treue schwören und zum Zeichen seiner Abhängigkeit einen andern klainrn annehmen mußte. Er wählt: deii dlamcn Norm, dem äußeren Schciiie nach, weil dieser Name auch sonst in der liiiniglictjcn Faniilit üblich war (1. Thron. 3,16), in Wahrheit aber, weil ei: wohl jetzt schon mit Gedanken an einen lisiuftigcn Abfall von der rhuldäischkii Qberhcrrttchiicit sieh trug. vgl. L. Ehren. 36, 9. 10. 8. Achtzehn Jahr alt war Jojachin koder Jechanja I. Chron. s, 16 f.; Jerem. 27, 20]- da er kim J. 599 o. Chr.] König ward, und regierete drei Monden [und zehn Tage 2. Chron. 36, 9j zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Nehusihm eine Tochter Eliiathan von Jerusalem kjeues Volks- obersten oder Fiirsteii, der bei seinem Vater, dem König Jojakim, in so hohem Ansehen stand Jerem. 26. 22z 36, 12» 25j. 9. Und that [obwohl das Land in so großer Noth stch befand und darin Aufforderung genug lag, sich in Buße und Glauben zu Gott zu be- kehren, dennoch iii den 100 Tagen seines Regi- meiits], das dein HErrn übel gefiel, wie sein Vater gethan hatte. 10. Zu der Zeit sals er eben seine Regierung nach des Vaters Untergang angetreten] zogen sim Frühjahr, wo nach der Ruhe im Winter neue Feldziige vorgenommen zu werden pflegten 2. Chron. 36,10;vgl.2. Sain. II, 1; 1.Kön. 20, 22. 261 herauf [aiis Mefopotamieiq die Knechte [Feldherren] Nebuead-Nezar, des Königs zu Bube-l, gen Jeru- salem, und kamen an die Stadt mit Bollwetk [da es den zuerst von Nebucadnezar abgeschickten Schau- ren V. 2 nicht gelungen war, dieselbe in ihre Gewalt zu bekommen V. 6 Anm.]. "68"0 2. Könige 24, 11—"20. 25, l. 2. 11. Und da Nebucadäiiczar lbald nach Beginn der Einschließung in eigener Person] zur Stadt kam, und seine Knechte sdie mit einer Verstärkung der Kriegsrnacht ihn begleiteten], belagette er sie [nun1nehr mit allem Nachdruck, um Jojakims Abfall von ihm V. 1 gebührender Maßen zu strasen]. i 12. Aber Josachim der König Juda [da er die Stadt nun nicht länger halten kiiunte], ging heraus zum Könige von Babel mit seiner Mutter, mit seinen Knechten [Hofbeamten], mit seinen Obersten nnd Kämmerern sdenn er hoffte, wenn er sich dem Feinde auf Gnade und Ungnade er- gäbe, würde dieser ihn vielleicht als Vasallen auf dem Throne belassen]; und der König [ohne der: gleichen Wünsche irgendwie zu berücksichtigen] nahm ihn auf smachte ihn zu seinem Gefangenen] im achten Jahr seines Königreichs 1599 v. EIN« 13. Und nahm von dannen kaus der ihm übergebenen Stadt] heraus alle Schätze im Hause des HErrn swähreiid er bei der ersten Einnahme V. 1 mit den kleineren Geräthen aus rnassivetii Golde sich begnügt hatte 2. Chron Bis, 7; Dan. I, 2; Esra1,»7 ff] und falle noch vorhandenen Schätzej im Hause des Königs, nnd zerschlug alle gitldetien sinit Goldblech iiberzogeneiq Gefäße [den Rauchaltan Schaubrodtisch die Bundeslades die Salouto, der König Israel, gemacht hatte int Tentdel des HErrn [1,Kön. S, 14 ff.], tvie denn der HErr geredet hatte Nah. 20, 17; Jes. 39, 6; Jerenm is, 13;17, 3 u.s.w.]; la. Und sithrete weg das ganze Jerusalem sden ganzen Kern der dortigen Bevölkerung Jerem 24, 1 ff.], alle Obersten sköiiiglichen Hof: und Staatsbeaniten]; alleGeloaltigett [Faitiilien- und Stainmhäupter nebst den Priestern], zehn tausend Cjefgngetiiz und sunter dieser Gesaninitzahl auch] alle Zimmerleute [Ardeiter in Holz lind Steius nnd alle Schmiede sArbeiter in Eisen und sonsti- gem PietalUz nnd liest nichts übrig, denn sum] gering Volk des Latides sden befitzlosen, tiiedercii Theil der Bevölkerung, von welchem keine Enthäl- rung zu befürchtete stand] » 15. Und sithretelveg Jojachin gen «Ba·öel, fserner Nehustha V. s] die Mutter des Kon1gs, Desgleichen] die Weiber des Königs, und seine Kämincrerz dazu die Mächtigeti im Lande sdie zu dem Hofstaat und den Vornehmen gehörigen Ge- waltigeti V. U] fiihrete er auch gefangen von Jerusalem gen Bade! [an der Zahl zwei tausend], Its. Und was der besten Leute smit Grund- desitz versehene Bürger] traten, sieben tausend, »und die Zimmerleute und Schmiede, tausend, satsoj alle starke Kriegsntantter [alle, weiche Krieg anzu- fangen nnd zu führen im Stande waren, zusam- men, wie in V. 14 angegeben, 10,000 Gesan- genejz und der König von Bade! brachte sie gen Bube! sin die Latidschaft Vabhlonien Kuh. 20, 2 Anm.]. UcberJajachitrs weiteres Gcscliick s.Kas).25, 27 ff. Unter· den übrigen Ldefangeiien befand sich auih Hesekiel stirbt« Siepkgk d. i. Gott stinkt, get-seh. disk-»ja, Vorgang: Ezechiel, Luther: Hesekielh der Sohn des Priesters Wirst. Er ward nach Ober-Mesopotaiiiieti geführt an den Flusse Chaborao (s. Karte 1V.), wo er in der Nähe des Aehrciis hiigels (Lnth.: ,,da die åiJlatidclii stundei1»«s, einer« Gegend, in welcher sich bereits ältere Exnlanten aus dein Zehn- ftämniercich aufhielten, ein Hans besaß und Verheirathet lebte, und empfing im fünften Jahr seines Exils die Berufung zum Prophetenaniie (Hesck. I, 1 ff; Z, 155 8, l; 24, 18). Er hat mindestens bis zum IS. Jahre nach der Zerstörung Jerusalems, also bis zum J. 572 v. Chr» unter den Exulantem bei denen cr in grosieui Ansehen stand, geweisscizsh wann und wie cr aber sein Leben beschlossen, ist unbekannt. —- Als die srliwcreii Stürme des göttlichen Strafgerichts über das unglück- liche Bnndesvolk ergingen und dieses einst geistig so hoch- gestellte Volk in Babylon am Abgrunde des Verderbnis, ein Spielball den Völkern preisgegeben zu sein schien, da ward es doch von steinern, ihm oon Gott gesiecktcn jzicl nicht abgeslil)rt. sondern es schritt auf der Bahn zu demselben inuthig und unaufhaltsam weiter, geleitet durch eine höhere Hand und deren allgewaltiges Eingreifen in die Geschichte und den Gang der niensclsliclseti Dinge. Zwei Männer waren vorzugsweise zu dein Werke be- rufen, jeder in seiner Weise nnd Eigeiithümiiclpkeit aus die Exnlanteii einzuwirken und der ganzen Zeit in ihrer Verworrenheit und ihren schweren Kiimpfen eine bestimm- tere Richtung auf jenes große Ziel hin zu gehen. Ju diesen: Sinne sehen wir zuerst Ezechiel sHesekielj anf- ircten und in der ersten Hälfte des Erils wirken. Er führt uns in die Mitte der lkoemcitide hinein und zeigt uns, mit wie kräftiger Stimme der HEer sein abtriintin ges Volk zur Buße ruft und irtit Sehnsucht nach der ioahreii Gottesgeineitischaft erfüllt, mit welcher Fülle von Trost und Segen er für das unglückliche Israel sorgt nnd es innerlich, geistig ireiter siil)rt, so daß ein tietcer Geist, ein höheres und feftercs Streben unter ihm erwacht und Cscstalc gewinnt. Wenn die Genieinde sich in icuen Tagen in dieZeit egoptischer Knechtschsast mitRecht ver- setzt wissen soljte, so ninste daneben mit nicht inindereiti sriecht das getoaliiae Wort Ezeciiels ilsucn als die wieder auflebende Stimme eines Eijiofes erscheiiicii und ihnen desto kräftiger die tiefe åziersclsitldiiiig predigen, so« wie zugleich ihre »Hei-Zion iiiit tcöstlitiier Hoffnung der Erlösung erfiillen. Diesen: Propheten. trat tiun noch zur Seite en: zweiter Joseph, ein Nimm, der durch Ezllort nnd Thal denen in Babylon. das ward, was jener einst den Vätern in Egypten gewesen war. Daniel (s. Stab. 23, 37 Amt« zeigt uns das Verlxsältniß der Getneiiidie tiach außen hin, in ihrer Stellung zu der sie umgeben- tcn, mit ihr in Colkision (Ziisaniincnstoß) getretenen heit- nisclien Welt. Nach dieser Seite hin bildet dessen Ge- schichte und Weissaattng die Abschlicßrtng und die feste Begriitidziiiispr eines Verhältnisses, wie cö sich riicht blos in der Gegenwart, sondern auch siir die Zukunft cito lileibetid erwies. wildern-let) sp 17. Und der König von Bade! inaihie sub» den zu Jerusalem zurückgebliebenen files? der Be: oölkerungj Biaihattjm seinen Vetter sden jüngsten Bruder seines Vaters Kap. 23, 30 Qlnm.], zuizi Könige an seine Statt, nnd wandelte seinen Namen Ztdetia stieß ihn an Stelle des bisherigen den andern, von ihm selbst gewählten Kap. 23, 34 Nebucadiiezar erobert Jerusalem und führt den König nnd viel Volks? gefangen nach BabeL 681 Namen Zidekia annehmen, d. i. Jehovcks Gerech- tigkeit]. Zidekia scl)eint also erivartet zu haben, daß der HErr vol? verheißene Gerechtigkeit Jer. Es, 5 ff. schaffen werde; was siir eine Pflicht er aber damit auf sich ge- noiiiinen, indem er unter diesem Ytairieii deiii König von Babel den Eil) der Treue leisten mußte (2.Chron· Eis, 13), liedachte er nicht, und so wurde Jehovaki Gerechtigkeit ihni iii ganz anderem Sinne zu Theil (Hesek. 17, Ist. XII-I. V. 13 — Rein. Es, 7. Der iiiit dein El. Jahr seines ältere» aiif deii Thron erhobene und iuin tleliiirad « uezar iii den Eld der Treue niid ilnteriniirjiglieit genom- iiiene Zidekia ist gottvergessen genug, diesen Eid itn I. Bahre seiner tjerrsihast ang lliöriktitriii Vertrauen aiif Ggniiteno Hilfe zu brechen, uiid fiihrt dadurch eitie furcht- bare, 2 JJahr währende Belagerung Jernsnleiiro diirch die tllhaldsicr herbei. Diese dringen iiarh 18 Llioiiateii tu die innere Stadt ein; nun sueyi Zideliiii iiiit einem Theil seiner ltirieggiiiaiinsrhast zu fliehen, wird alter non dein ieiiide iii der Iordrineiaiie ergriffen nnd in lieliiieiidi nein« tjaiiotqiiartier zu Riblatli in Snrieii gebracht. Vor! wird ein firiegzgerictit sit-er ihn gehen-seit. uuttideiii seine Kinder vor seinen Augen niedergrhaiieii sind, wird er selber geblendet nnd in Ketten iiaih Babylon angeführt, wo er seine übrigen Tage unter elender Slilaveiiarlieit bis an sein Ende tiiniiriiign Vgl. L. Ohren. Bis, i1——2l; » Herein. II, 1——-7; 52, 1—1l. 18. Eintritt! zwanzig Jahr alt ioar Silvester, da et· sgegen Ende des J. 599 ri.Chr.] sioiiig rieth, nnd regierete elf Jahre Iris 5881 zu Jeru- salem. Seine ENiitter sgleichiisie die des« Joahixis Klio. 23, Si] hieß Haiiiitah eine Tochter Jereiiiia von Libiiin » «» » Ist. Und er trat, das dein Hhirn rbet gefiel, teie Jojalitti ssein Halblsriider Kap. Es, 36 f.] gr- lisati hüllt! sivenii er auch an sich iiiitit selbst so bösen Charakters war wie dieser, sondern inehr von den Großen seines ålieichs und von falfchen Propheten, fellist wider seine eigen-r bessere Ueberzeiigiiiig, fiel) leiten. lief«- und ihren Umtriebeii keinen entschiedenen Widerstand entgegen- zufctzen wagte Irre-in. 38, 1 ff.]. Tit. Dein: es geschah also niit Jerusalem nnd ; Juda sdcisi in ihm ein so scl,iiiiaci,ier, alleni lssöseii Einfluß zugängticher Mater. auf dem Throne saß gerade in dieser ei«nsten, siöchst bedrohliclkeii Zeit, die mehr als jede andere eines in Cjrit starken iiiid thatkräftigen Regeuteri lsediiift hätte] ans dem Zorn des stEtrti frei« niiht eher ruhete mit seinen Gerichten über sein Volks, bis daß er sie von seinen: Tliigeficht ist«-first. lind Zikielia snaeh inancher- lci vergebliihen Verhandlungen mit älleliiiciidiiezaiy niie er möchte seinem Volk nnd Reiihe eine liessere Lage bei denkst-then ansivirkciU ward sziiletzh ini J. 590 v. Chr» in ofsener EiupöriiiigJ abtrüttntg votti Könige ZU Bube! [iind führte dadurch das letzte erttscheideiidse Cöericht til-er Jud-a und Jeru- salem lierlieis Zedekia sdieint es sileiiik voii vornherein riiit feine-in, rein Nebucadsnezar gefchworeiien Hiildigungeeide nicht recht aufrichtig gemeint zu haben; denn nicht lange nach seiner Einsctzuiig zuiii Könige fertigte er eine Gesandt- i l fchast nach Babel ab, die, nach dein Inhalte des von Jeretnias I ss der Gesaiidlscliaft an die gefangenen « Juden iiiitgcgebeiieii Briefes zu fehllos-en, wohl den Zweck . . · s i text-«« "ckk«i.i-- sei: i— vid K« « s, - durch ihn uiid unter seiner Oiegieruiig die dein Bundeik « M OR« «« UU ggmhr «« « «« omg «« S« wirken. Einige Zeit darauf, iiii 4. Jahr seines König- reichih reiste cr dann mit feinein Reiseniarfchall Seraja, einein Bruder Bai·iiih’o. des Selireibers Jereiiiiä, selbst dahin ab (Jerem.51, 59 ff.), ioeil in diesem Jahr die Edontiien Elltociisiter nnd Pliöiiizier mit ihin in Unter- handlung getreten waren, dasi er sich mit ihnen verbin- den möchte, das chaldäifche Joch abziischütteln (Jerem. 27, 1 ff.); er hatte ihrer Aufforderung kein Gehör ge- schenkt, da Jereiiiiä Vorhaltung ihn von der Erfolglosikk keit aller dieser isnipiirungsversuche überzeugt« wollte aber nun Nebukadnezar seine Treue und Ergebenheit veriicherm was jedoch nicht ausschließt, daß er zugleich an Ort und Stelle von dein Stande der Dinge in Bube! fiel) zu uiiterrichteti beabsichtigte, wie etwa später sich ein Ausstand vcrfuchen ließe. Als nun in Egypteip wo aiif Necho 1I. Mars. IS, 29 ff) die friedliche Regie- rung Psainmeticlfs 1I. gefolgt war, um das J. 590 der unternehinungslustige Pharao Hophra auf den Thron gelangte, Nebueadnezar aber damals gerade in Freien, mit Medic-n iind Elain vcrivickelt wurde, hielt es Zedekiii jetzt fiir die günstige Zeit, trotz aller Waruitngeii Jereiriiad auf Egypteus Rilsiuiigen wider Babylonien seine Hoffnung bauend, das babyloiiische Joch abzu- fehiitteln Aber Nebukadnezar hatte feinen anderiveiteii Krieg rasch beendigt, siel unerivartet in Judäa ein, cr- oberte eine feste Stadt nach der andern und begann die Belagerung Jeriisalemd zugleich niit der von Lachid und Aseia am 10. Tage des 10. Monats iiu 9. Jahr der zliegiesciiiig Zedekicid (Jcrciii. 39, I; 34, 7); das Ereigniß ivurde dem Propheten Hcfekiel an feineiii Ort in der Tlerbauniiiig vom HErrn angezeigt init der Weisung, siaji diesen Tag aiiziischreibcn (Hefek. ·2«t, 1 f.]. Das 25. Kapitel. lion der Zerstörung der Stadt Jerusalem, und der babyloiiisujen gesaiigeiifchafh I. Und es liegab steh im nein-ten Jahr seines Köttigtrichcs [d. i. des Köiiigreichs Zidekia oder im J. 590 o. Cl)r.], an: zehnten Tag des zehnten Monden [Telieth, eiitfpreihend etwa unserm Januar. L. Prof. i-2, 2 Anm.], san: Nebuead-E)iezar, der König zu Dabei, mit aller feiner EJlacht wider Jerusalem; und sie lagerten fiel) wider sie, und haneten eilten Seliiitt seine ELrifchließiIiigSUiaiierJ um sie lkser [veriiiiithlicl) aus Pallisaden oder Schanz- psåhleii erriehtets 2. Also ward die Statt! [die bei ihrer starken Befestigung nni so weniger schnell eingenommen nierdeii konnte, als der egvhtifche König Hophrii wirklich mit einein Heere zu ihrer Entsetzung heran: eilte nnd von den Babyloiiierii erst zuriieigefihileigeii werden mußte Jereiir 37, 5 ff; »He-sei. 17, 17 R» achtzehn Lljtonaies belagert bis iifs elfic Jahr« ists Königs Zidetia 1599 v. Chtxs Während dieser Belagerung zog Nebueadiiezay der dieselbe persönlich ritt-geleitet hatte B. l., felbst sich nach Riblath in Syrieii zurlick V. G, verniuthlich weil er von dort aus) noch andere Krieg-Furtternehniiiiigcii vorbereiten wollte. so iiaiiieiitliiis die Vislageriiiig von Thrus (Hefei. 26, 1 ff; 28, l ff)- 682 Z. Aber sim vierten Monden« des eben ge- nannten Jahres Jerem. 52, 6] im neunten des Monden [am neunten Tage dieses Monats, des Thammuz oder unsers jetzigen Juli] ward der Hunger statt in der Stadt sdie man trotz aller Mahnungen Jeremicks in Kuh. 21, 37. 38 seines Bnchs nicht hatte übergeben wollen, weil man fortwährend mit falschen Hoffnungen sich schmei- chelte], daß das Voll des Landes [die gemeine Bürgerschaft] tiiehtb zu essen hatte [und unmensch- liche Greuel sich ereigneten Klagel. 2, 20; 4, 10; . Z. Kön. S, 28 f.; b. Mos. 28, 53 ff.]. 4. Da [wie in Jerem. 39, 2 f. ausführlicher zu lesen] brach man sdas feindliche Kriegsheer, das die äußere, von Hiskia und Manafse 2. Chiron. 32, 5; 33, 14 aufgesührte Mauer der Unterstadt in seine Gewalt bekommen hatte] in die Stadt [und nahmen nun die babylonisclsen Heerfiihrer Stellung am Mittelthor, welches in der, die Unter- stadt von der Oberstadt trennenden Mauer sich befand, auf dem Carton zu Karte IIl. als ,,altes Thor Ephraim« bezeichnetjz nnd [der König und] alle KriegsmcinneW [indem jetzt alle fernere Ver- theidigung unmöglich war] flohen bei der Nacht [am entgegengesetzten Ende zur Stadt hinaus, nämlich] des Weges von dem Thor zwischen den ztvo Mauern, der zu des Königs Garten [2. Sam. 15, 23 Anm.] gehet [alfo durch das Brunnenthor Nr. 3 auf dem Cur-tot« denn auf diesem Wege allein ließ sich ein Entkommen noch ermöglichen] Aber die Chaldäer lagen um die Stadt [es mußte daher auch dort, an der Südostseite derselben, die feindliche Pallisadenmauer V. 1 durch plötzlichen Ausfall durchbrocheu werden] Und er [Zidekia, an dem sich in dieser Stunde erfüllte, was in Hesek. 12, 1 ff. von ihm geweissagt war] flohe des Weges zum blachen Felde snach der Niederung am Jordan, wohin einst auch David vor Absalom sich geflüchtet hatte 2. Sam. 15, 28; 17, 16]. «) «) An diesen beiden Stellen scheinen einige Worte im Texte ausgefalleu zu fein. »Es ist nicht gut, wenn man, um ein altes Verfehcn der Abfchreiber uicht ein- zugestehem zu erkünftelten Erklärungen seine Zuflucht — nimmt, die den einfältigen Wahrheitsslnn verletzen.« (Srhinteder.) Z. Aber die Macht der Ehaldiier [indem die- jenige Heeresabtheilung durch welche Zidekia sich durchgeschlagem alsbald Verstärkung an sich zog] jagten dem Könige nach, und ergriffen ihn im blakhen Felde zu Jericho snoch ehe es ihm gelang, über den Jordan zu setzenL und alle Kriegsleule die bei ihm waren, wurden von ihm zerstreuet kvgl V. 23 fes. 6. Sie aber swie gesagt] griffen den König, nnd fühteteu ihn [sammt den königlichen Prinzen nnd den Vornehmsten feines HofstaateSJ hinauf zum Könige von Babel gen Riblath sin Syrien 2. Könige 25, 3-—18. 2. Sam. 8, 6 Anm.]; und sie spralhen ein Kriegs- gerichtlichesj Urtheil über ihn. 7. Und sie schlachteten die Kinder Zidelia [und alle Fürsten Juda Jerem. 52, 4; 39, S] vor seinen Augen, und blendeten Zidekia seine Augen sdnrch Aussiechen derselben, eine bei Persern und Babyloniern auch sonst übliche Strafe, womit man auftühretische Fürsten belegte], und banden ihn mit schauen] Ketten [Hand- und Fußscheuen Nicht. 16- 21], und fithrelen ihn gen Bube! [wo er iirs Strafhaus gefetzt wurde und, wie die Sage be- richtet, bis an seinen Tod die Mühle treiben mußte Jerem. 52, 11; Hesed II, 9]. XV- U ti——22. Zum votlslrettier des Strafgerichts an der erabkrien Stadt sendet Nebukadnezar seinen ijofmklster ilrbusarsJtdnu nach Jerusalem. Dieser verbreuut das Trmpelgebäude und die ansrhnlirhslen Häuser der Stadt, rriszt ihre Mauern nieder und führt die Tempklgcräthe und eine Menge von Gefangenen nach Bade! fort; die geistlichen und wrltlithen Olsrrku des volles dagegen, welche am meisten sich vcrsthuldel habest, werden zu ilcbucadnczar naih Riblath gebracht und dort auf dessen Befehl nieder-gehauen. ilcber das übrige Voll; im Land: wird Grdalja, ein wohlmeinrnder and einsieht-voller Mann ans vornehmer Familie, zum Statthalter gesetzt, der seinen Regirrunggsitz in Luni-a ausschlägn vgl. Jerem. II, 8——40, b; nah. 52, 12——30. 8. Am siebenten Tage« des fünften Monden [des Ab, unsers jetzigen August 2. Mos. 12, 2 Anm., in dem V. 2 genannten II. Jahr des Königs Zidekia oder im J. 588 v. Chr.], das ist dasBiiebuiizehnte Jahr Nebucad-Nezar, des Königs ZU l! e lK0p« 23 37 AUMJ skam Nebusanslldan der Hbfmeister sOberanführender königlichen Leib; wache 1«MOs- 37- 36], des Königs zu Bade! Knecht sein ihm besonders nahe stehender Hofbeamten welcher unter den Anführern des Belagerungsheeres sich bisher noch nicht befunden hatte Jerem. 39, 3], gen Jerusaldemtk 9. Un verbrannte das Haus des HErrn [1. Kein. 8, 2 Anm.], und das Haus des Königs [den königlichen Palast auf Zion], nnd alle Häuser zu Jerusalem, und Links-besondere] alle große [palast- ähnliche] Hauser sder Vornehmen] verbrannte er mit Feuer [während von denen der gewöhnlichen Bürgerschaft eine ziemliche Anzahl stehen blieb] ·) Jn Jerem.52,12 sieht dafür der zehnte Tag. Diese Verschiedenheit haben die älteren Auslegee damit ausglcicheu wollen, daß sie aunahmem die Verbrennung habe mehrere Tage gedauert, vom 7—l0. Tage des siinften Monats. Allein nicht nur steht bei Jerem. aus- driicklic.h, daß NebusawAdan am 10. Tage in Jerusalem ankam, sondern es finden fiel) auch noch andere Ver- schiedenheiten in unserm Text im Vergleich mit dem bei Zcrkgiigs (fVM17 dresti El]enbhoch, statt Zins, und . . iin änner att ie en Jerem. ..,22. 25)« es scheint also vielmehr ein Schreibsehler zu Grunde zu liegen, der aus Verwechsclittig der als Zahlzeichen e- brauchteu Buchstaben des früheren Alphabets beruht. Als Fafitag der Juden im 5. Monat (3.Mos. 16,31 AnmJ war der 9. Tag bestimmt, was darin seinen König Zidekia’s Eidbruch und schwere Strafe. Zerstörung Jerusalems. 683 Grund hat, daß der Tag zugleich Erinneriiugstag an noch andere Ungliicksschläge, die das Volk getroffen hatten, sein sollte. Uebrigens verlegt man den 658 Jahr später, im J. 70 n. Chr. erfolgten Brand des zweiten Jerusa- lemischen Tempels ebenfalls auf den 10. August. «) Ob es den Belagerten gelang, trotz des Abzugs eines beträchtlichen Theils der Kriegsmannschaft in B. 4, dennoch die Zionsstadt und den Tenipelberg eine Zeit lang zu halten, so daß NebucadsNezar noch entschiede- nere Maßregeln treffen mußte, oder ob sJiebusanAdan nur als Höchstbeoollmächtigter des babylonischcn Königs nacb Jerusalem kam, um an seiner Stelle über das Schicksal der Stadt zu verfügen, die schon eroberi war (vgl. 2. Sam. 12, 26 ff)- läßt sich nicht entscheiden. Lctzs teres ist jedoch das Wahrscheinlicherz und hatte Nebusars Adan insbesondere auch Befehl, den Propheten Jeremia, von welchem Nebucadnezar wußte, wie sehr er im Namen des HCrrn wider Zedckicks Eidbruch geeifert und zur Unterweisung unter die Chaldäer ermahnt hatte, aufs Beste zu behandeln (Jerem.39,1lf.); jener ließ daher diesen bei der Zerstörung der Stadt aus seinem Gefäng- niß, in welches er bald nach Beginn der Belagerung von Zedekia auf Betrieb seiner falschen Rathgeber ge- worfen (Jerem.32,1 ff) und in welches er nach kurzer Freiheit immer wieder znriickgcbracht worden war (Jerein. 37, 1 sf.; 38, l ff.), holen und slellte es, als derselbe mit den übrigen zur Wegfüdrung nach Babel bestimmten Gefangenen (V. U) zu Rama im Stamme Benjainin vor ihm erschien, ganz in seine Wahl, ob er mit nach Babylon gehen oder im Lande zurückbleiben wollte, woraus denn Jeremias das Zweite wählte und dem zu1n Statt- halter über Judäa gesetzten Gedalja als Rathgeber zu- gesellt wurde (Jercm. II, 13—40, 5). » 10. Und die ganze sHeeres-] Macht der Chal- daer, die mit dem Hofmeister sNebusar-Adan] war, zerbrach die Mauern um Jerusalem her sbis auf einige Ueberreste, die dann nach der Rückkehr aus dem Exil wieder hergestellt wurden Neherm Z, 8; 4, 1; S, 15]. 11. Das andere Volk aber, das [voii den durch Hunger oder Schwert Umgekommenen nochj übrig tvat itt der Stadt, nnd die [während der Belage- rung] ztini König von Bade! fielen sübergelaufen waren], nnd den andern Pöbel sdie Landesbevöls kerung außerhalb Jerusalems], fnhrete Nebnsar- Adath der Hosmeister [oon Rama im Stamme Benjainim wohin er sein Hauptquartier verlegt hatte und jetzt die Gefangenen sich nachbringcn ließ Jerem. 31, 15; 40, I] weg fnach Babel]. 12. Und von den Geringsten im Lande [der armen, besitzlosen Klasse] ließ der Hofmeisiet Wein- gärtner und Ackerleute [die von dem Ertrag der ihnen überlassenen Grundstücke einen jährlichen Zins entrichten mußten Jerem. 39, l0]. 13. Aber die ehernen Säulen am Hause des HEtrn sJachiizund Boas 1.Kön. 7, 15 ff.], und die [zehn] Gestuhle [1. Kön. 7, 27 ff.], und das eherne Meer, das am Hause des HErin war [1. Köir 7- 23 ss—J- zerbrachen die Chaldiier kwcil diese Geräthe im Ganzen nicht fortgeschasst werden konnten] und fuhreten das Erz gen Bat-il. » 14. Und die Topfe, Schaufel-i [Becke»riJ, Messer, Sessel, und alle sanderiij eherncii Gefaße, damit tttan diencte [1. Kön. 7, 40. 50], nahmen sie weg. e 15. Dazu nahm der Hofmeister die Pfanueu UUV Vtckklt [1- Kötd 7- 50J- und was gülden nnd silbetti [uiid nach der ersten Tenipelberaubung in Kaki. 24, 13 noch vorhanden] war sals z. B. die güldenen Leuchter l. Kön. 7, 48 f.]. [Nun noch eine Bemerkung in Beziehung auf die in V. 13 genannten Geräthe:] Zwv Sau- len, ein Meer szu dem auch die zwölf ehernen Rinder gehörten Jerem. 52, 20J und die Gksjüh1k, die Salomo gemacht» hatte zum Hause des Höhen. Es war»mcht zu wagen das Erz aller dieser Ge- faßt! [ivahrend doch sonst ein Wiegen der gemachten Beute gewöhnlich war]. v 17. Achtzehn Ellen hoch war eine Saale, nnd ihr Knauf darauf war auch ehern, und drei [rich- tratst: funf, s. Anm.1 zu V. 8 u.1.Kök1.7,16J Ellen hoch, und die Reife, und Granaiäpfet an dein» Knauf umher, war alles ehren. Auf die Weise war auch die andere Siiule mit den Reisen. Bei der Zerstörung des Tempels war auch die Bun- deslade vernichtet worden, und mit derselben die Sche- china, das sichtbare Zeichen der göttlichen Gnadengegcw wart; denn was in Z. Matt. L, l—8 von der Bergung des heil. Feuers, der StifkshüktO der Bundeslade und des Räucbaltars durch den Propheten Jeremias in einer « Grotie des Berges Nebo berichtet wird, ist offenkundig . eine bloße Fabel, da einerseits der Weg der Gefangenen nach Babel sie nicht an diesem Berge Vorbei, sondern übt! Rkblatb in Shrien führte, und andererseits Jere- mias während der Belagerung Jerusalems gefangen saß und dann in Handsesseln nach Racna gebracht wurde, außerdem aber gemäß seinem Ausspruch in Kaix 3, 16 viel zu wenig Jnteresse für das nur typische Heiligthuin besaß, als daß er mit so vieler Sorgfalt aus dessen Rettung hätte Bedacht nehmen sollen. Beim Bau des zweiten oder Serubabekschen Tempels (Esra 6, 14 f.) ersihien die Bundeslade als ein so hohes und hehres Heiligthunh daß man sich hütete, ohne besonderen gött- lichen Auftrag es wieder herzusiellcm gleichwie auch der hohepriesterliche Orakelschinuck nicht wieder ersetzt wurde, sondern eine ctivaige Erneuerung desselben, wie es auch ganz in der Ordnung war, dem unmittelbaren Walten Gottes vorbehalten wurde fEsra Z, 63; Reh. 7, 65). Im Allerheiligsten lag da an Stelle der Bundeslade eine drei Finger hohe Steinplatte, der Stein der Gründung Qnjtjry Ist) genannt; in Hebt. 9, 4 abcr hat der Apostel den Bestand des Heiligthums zur Zeit Mosis im Auge, das dort Gesagte widerspricht also nicht den eben ge« machten Bemerkungen; vielmehr trugen die Juden der späteren Zeit· sich selbst mit der Rede, die Lade des Zeug- nisses sei bei Zerstörung des Tempels in den Himmel entriickt worden, bis der Niessias erscheinen werde (vgl. Offenlx 11, l9). 18. Uiid der Hofmeister [Nebusar-Adan] nahm den Priester Seraja der ersten Ordnung sdessen Enkel oder Urenkel der nachherige Schriftgelehkte Esra war Esix 7, I ff.; 1. Chron. 7, 1—15], und den Priester Zcphanfa der andern Ordnung swohl denselben, der in Jerem. 21, I; 29, 25 ff; 37, 3 als ein Sohn Maesefa aufgeführt wird und eine hervorragende Stellung unter den Prie- 684 2· Könige 25, 19—26. stMI skNUahMJ- und drei Thüthfitrr sVorsteher der mit Bewachung des Tempels betrauten Leviteii, ge foånit Ebeikfsllst ziJI den Oberbeamteii des Heilig- uin ge or ,«a en , 19. Und einen ireinimcrer ans der Stadt saiis der Zahl der bürgerlichen Obcren der Stadt], der geseht war iibcr dic Kriegsnniniier sziigleicli eine Yefehlshabcrstelle im Heere bekleidet hatte], und ftltlf stinkt) Jerem 52, 25 sieben, f. Lliiiiu 1 zu s] M»aniier, die stets vor deni Könige ivarcn sdcn Kreis feiner Gcheimräthe gebildet hatten], dic in dcr Stadt fanden tvurdciu und Saphir, den Feld- hauptiiianiy der das Voliim Lande kriegen lehrete [richtiger: und den Schreiber des Feldhaupk mannssder dic Landesbcvölkeruug für den Kriegsdienst aushob, während der Feld: hanptmann selber oder der Oberbefehlshaber dcr ganzen Kriegsmanufchaft den König auf feiner Flucht V. 4 ff. begleitet hatte-s» iind sechzig Mann vomd Volli anfldein Lande, die in der Stadt fanden lvnr en nnd iei der Verthcidiguiig der Stadt mit den übrigen sich besonders liervorgctliiia hatteu]; 20. Diese falle, als die Oiädelsfiihrcr des ganzen LIiifsianDesJ nahm Weimar-Abnu- dce Hof: iaeistcr», und brachte sie zum Konigc von Bube! gen Riblath [V. 6·, dainit er felbst eutschcida ivas mit ihnen geschehen folle]. 21. Und der König zu Bade! schlug sie todt sdoch nicht mit eigener Hand, sondern durch die Hang sjexiierHTitrlaslsnteigllifindlLeibwkfchters zitdRidsgth im a e c a» o um icr an en e- richt in V. 11 f. wieder anzukiiiipsenj ward Jnda weggefuhrt aus seinem Lande fzaiamkiicn 832 Seelen, bis dann 5 Jahr später eine nochmalige Deportatioii durch dcnstclbciibsjiebusarsYdan vouK745 Seelen stattfandz bei der er cn a er uutsr Oojacliin up. List, 12 ff. wurden weggeführt im GauzeLn 10,00-") Seelen, darunter EZOZZ Juden Irrt-txt. 52, 28—30s. 22. Aber über das isbrige Volk iia Lande Juba, das liiebaead-Nezar, der König von Basel, fiberließ [da er nich: die Absicht hatte, das Land ganz zu entvölkerii oder mit fremden Ansiedlern zu besetzen], setzie er [um es wieder zur diuhe konimcn zu lassen nnd es zu einein friedlichen Llnbau anzuleitem einen einhcimischeu Fiirsirii als Latidpslegea tiäinlichj Gcda!ja, den Sohn Ahi!aiii, des Sohns Saphaii. « Es war dies ein Piann von lcivährter frommer Fadmilitiy kgssxii Zatgr Gdrogossterscisi siöiiiiguskfosia slc lcll il . ·, . Ull l« cll · Cl Cl« im llclllg dcr Regicrungfkoiakiiisio der Retter des Jercmias geworden war (Jcrem. ’ ,24); dazu von richtiger Einsicht in das wahre Wohl des Volks, als der fchon bei dcr Belagerung Jerusalems für dic llnterivcrsiiiizz unter das von Gott verhängtc Gericht möglichst gewirkt hatte. Außerdem ivurselldicssui ålliiiziinezdfejr Propbet Jercluiias als Beirath zugec t Herein. 0, ".), zur nuniiicnigeii Hauptstadt deo Landes aber wurde an Stelle des zerstörten Jeru- salem Ncizpiy 2 Stunden uördlich davon (1. Sam- 9, 5 Anm.), gciuachh Unter den Znriickgebliebcncn be- fanden sich auch einige Königstöchter und Hofbcanita dic man ivegzuführen nicht für der Mühe wcrth erachtet hatte Verein. 41. 10. 16); ob aber dcr Verfasser der beiden Psalmen 74 n. 79, die ans die Zustände. des jiidischen Landes nach der chaldäifchen Kataftrophe sich beziehen und viel Verwandtschaft uatuentlich mit den Klageliedrrii Jeremiä an den Tag legen, ein Assaphit aus der Zahl der tin Lande, Zurückgebliebenen oder aus der Zahl der nach Bube! Hinwcggefiihrtcn gewesen sei, iuuß dahiugestcllt bleiben. Was die eben erwähnten Klagelieder (lm Grieklx Ost-samt, im Alt. lamentationos d. i. Todten-Klagelieder genannt, ini Hebt. dagegen iiach ihrem Anfangsivort fix-Hi Wie! oder besser: Ach wie! bezeichnet) betrifft, so hat dcr, gciviß richtigen Tradition zufolge dcr Prophet Jcreuiiasy auf den Trümmern Je- rusalems sitzeiiiy sie gesungen. Sie bestehen aus fiinf Liedern, in weliiirri dir Mann Gottes den frischen Ein- druck dcr srhrcckliclieii Ereignisse in wehmiithiger Klage ausspricht: im ersten tritt mehr dcr Jammer über die Wegführuiig des Volks und dic mit der Eroberuiig dcr Stadt verbundene Drangsal hervor, im zweiten wer- den hauptsächlich die Schrecken dcr Zerstörung der· Stadt und des Tempels geschildert, ini dritten werden dic geistigen Leiden der Frommen und die erfahrencn sittli- tiguiigen als Mahnung für das Volk zur Buße und als Grund dcr Hoffnung auf Errettung vorgehaltem iiu vierten wird die in dein Ungliick sich offeabarende Stras- gerecbtigkcit Gottes näher entwickelt, im fünften endlich ergeht die Bitte an den HErrn um Wiederherftelliing dcs früheren Gnadenverhältnisscsx XXC V. 23—30. Um Gcdalja saiuiueln sich bald alle, dir iici dcr Ucruiiiftuiig des Landes in andere Länder« sich grtlsichtct haben; aber aurh diejenigen riricggmännky dic lici Zldcliiirs Flucht aus Icriisalcm ihn begleitet hatten uiid tici seiner iirstnchniiing von ihm vcrsprengt worden waren, suchen likl dem neuen Statthalter Srhulz widrr dic ttiirhc dcr Eli-Untier, uud dieser sichert ihnen Straflosig keit uulcr eiukiu Eidr zu. So lich alles in den litldcii crltcii siloniiirii sitt) friedlich an, nnd uiiire ca so geblieben, so iviirr spiitcr die Wiederherstellung des Vollig un: vieles lcirhlkr von Slatten gegangen. Allein mctisrliliclic Bosheit liindertc und sliirte aurh hier das Werk der göttlichen Barnilirr;igliclt: ein xmitnii aus liiiiiiglichriii Stauuuiz uiit iiuiurn Island, ftistrt eine Vcrlrhwiiriiug grgcn den Statt— hallet, liriagt ihii um und will diejenigen, deren er liab- hiifl werden kann, titniilier nach Jluiiitaiiitig führen. Darm! zwar uiird cr durch einen seiner friihcrrn Wasfkugrsähttea gehindert; doch dieser wiederum veranlaßt dic Jluauians dcriing vieler Juden nach Ggijptriu dic dort ihrem Unter— gaug cutgcgcngcliriu Zum Schluß erfahren wir with, daß iiu 37. Jahr seines Grfiiiigicisscg dcr kiiiiig Iojiiehiii darrh Nebukadnezar-J Ilarlifolgcr auf dem Thron aus; den! Berlin« sreigcgrlicic und zu hohru Ehren gesetz! wird; daiuit beginnt schon der illorgen der Erlösung Israels zu lagen, iaruigllritg ist Llliltrrnacht vorüber. Vgl. Drum. 40, 7 Hi, Si; 52, 31——34. 23. Da niin allc das Kricgsvolk sdas den König Zidekia auf seiner Flucht begleitet, bei seiner Gefangennehmitiig von ihm zerstreut worden war und seitdem sich unstät im Lande uinhergetrieben hatte V« 4 f«; Jerein 40, 7 ff.], Hauptlcute und dic Männer« lOfiiziere sowohl wie Gemeine] hätt: ten, das; der König von Bade! Den] Gedalja kzum Landpslegerj gesetzt hatte fund also keine Gefahr für sie mehr zu befürchten war]; kamen sie zu Nebtieadiiezar ernenut Gedalja zum Statthalter von Paläsiiitm Ermordung desselben zu— Mizva 685 Gedaijii gen Mizpa idem Sitz seiner Regierung; s. Atem. zu V. 22., um sich unter seinen Schutz» zu stelleti], nämlich .Jsiiiael, der Sohn Itethaiija sdes Sohns Elisatna, eines ehemaligen Cato-juris- fecretairs des Königs Jerein. ZU, 12. 20., ans königlichen: Geblüte stanimend V. 2.')], nnd Joha- ttan, der Sohti Kareah Uatnmt seinem Bruder Jonathaii Jeretii. 40, 8; 37, 15], und Sertijti, der Sohn Tanhuiiietly der Netophathitert sank; Netophm südwestlich von Bethleheni 2. Saat. 23, 28 H, und Jaesanjti soder Jesanjti"j, der Sohn Muechnlhi srichtigen des Niaäkci)athiterö, einer) : aus der Landschaft Maecha in der fJttihe des großen Hermvn 4. Mos 32, 4l Attm. gebitrtigett Mantiesh sammt ihren Männern. · «) Nach Jere1n. 40, 8 stheinen hier einige Worte im Texie auögefallen zu sein, so daß man etwas einschtilteti und darnach übersetzen inüßte: it nd die Söhne Ephah des Netophathiterin « 24. Und Gednija fstc dariiber beruhigend, das; sie iu dem nun beendigten Kriege init den Chaldäern gegen sdiese die Waffen getragen, als sollte dafür noch Rache an ihnen genommen wer: den] schwur ihnen und ihren Männern, und sprach zu ihnen; Fitrehtet euch nicht, tinterthair zu sein den Chaldäern snach anderer Uebersetzutig: Fiirch- tet euch nicht vor den Knechteu der Chal- däer, den chaldäischen Beamten, die mir, dem Statthalter, zur Seite gestellt sind]; bleibet im Lande und seid nttterthiiiiig dein Könige von Rahel, fv WikWs cUch Wilh! gehen swenn ihr ferner alle Auf- ruhrsgedanken gegen die chaldäisclie Oberherrschaft fahren laßt und willig den cuth auferlegten Zins) entrichtet, werdet ihr unangefochten eure Aecker nnd Aseinberge bauen und ein geruhiges und stiller: Leben hier im Lande führen können]. Auch viele Andere, die während der Besetzung des Landes durch die Chaldäer in die umliegenden Länder sich gcfliichtet hatten, kehrten jetzt von dort zurück und machten eine um so reichere Ernte an Herbstfrüchtem als der bei weitern nieiste Theil der Grundbesitzer ent- weder umgekommen oder hintveggesiihrt war, so daß alles: in der ersten Zeit nach dem chaldäisclien Einfall sieh friedlich und erträglich anzulassen schien (Jerem. 40, 11 f.). 25. Aber in: siebenten Monden «[Tic-ri, ent- sprechend etwa unserm Oktober] kant sder in V.23 genannte] Jstiiaeh der Sohn Nethaiija, des Sohns Elisainii, von königliehetn Geschlecht, und zehn Männer mit ihm, und schliigcti Gedaljct todt, dazu die Juden und Chaldiiery die bei ihm toareti zu s« Mizpin 26. Da machte sitt) auf alles Volk- beide Klein und Groß, nnd die Obersteindes Kriegn und kamen in Eghpteiiz denn sie surehteleii sich vor den Chaldcierti kdctß diese— die Enaokdtntg des Statthalterel fiir einen neuen Ausstand ansehen und schwere Rache an den im Lande Znrückgebliebenett neh- men würden]. , Nach Jerenn 40, 153 — 51, 64 ist der genauere Sachverhalt dieser: Jsmaeh wohl ans Eifersucht gegen Gedaljm der nicht, tvie Er, aus königlichetii Stamme war, und zu stolz, uin die chaldäisthe Oberherrschaft zu er- tragen, ließ mit dem Szliutiiottiterköititx Baalio in einen Vertrag sieh ein, dadurch er sich soerflichtetty den Statt- halter zu erniordeti und die lleberreste der indischen Be« rsölkerung hinüber tiach Anzmotiitio zu führen. Johanna, der Sohn Kareah, dessen ebenfalls sthon in V. 23 ge- dacht wurde, offenbarte dem Gedtilsm war: niau gegen ihn vorhabe; dieser aber war zu tirtiiom als das; er den Angaben Glauben geschenkt hätte, und zu treu gesinnt, als das; er auf Johanatkcl Llnrrbicteiy den Jsmael heim« lich tirnzttbringetn eingegangen wäre; im Gegentheih alo l Jsmael init den zehn Niitverschtvoretieti zu ihm nach Mizvti kam, wollte er un: so größeres Vertrauen ihm beweisen und lud ihn zur Tafel. Blätter: unter dein Gastmahl nun wurde dao heimtiickische Vorhaben attei- geftihrn Gedalfa mit den Obersten der kleinen thaldäis sthen Besatzuntp die ihm beigegeben war, und mit den Beainteti aus seinen: eigenen Volk fand seineirTod durch Slltenchelniord (z1ir Erinnerung daran der Fasitag ini siebenten Nionah vol: unsern. jetzigen Juden ani Z. Tisrh von den Karaiteit aber am 24. begangen Such. 7. 5; 8, t9), und Jöuiael beniächtitzte sich alsbald der Gewalt zu Mizpa Der; andern Tages, noch ehe man außerhalb der Stadt von den: Stande der Dinge etwas wußte, führte 70 Angehörige des ehetiitiligen Zehnstämtnereichrh die auf der Reise nach Jerusalem begriffeti waren, iuit dort, an der ehemaligen Tetnpelsiiittty unter Trauer und Herzeleid das Latibhiittetiiest ntid den großen Versöhnungw tat: zu begehen, il)r Weg it: die Diähe von Pilze-a; Jeniael lockt sie durch Lüge nnd Verstellung in die Stadt herein, bringt sie siitnuitlith um bis ans zehn, die ihn: verborgene Schätze von Weizen, Geeste u. s. w. zu ihrer Auslösung zu geben versprechen, und wirft ihre Leichuante in die einst oo1i Assa angelegte Cistertie (1. Köln. 15, 22). Darnaeh zwingt er die Biirsgerschaft des Orts, ihm hin— iiber tiach dem Lande der Atnmoniter zu folgen; inzwi- schen aber hat Johanan eine starke sjltatinstliaft at: sich gezogen und iiberfällt ihn V, Stunde nördlith von der Stadt bei den: großer: Wasser zu Gideon (2. Stirn. 2,13), iioch ehe der eigentliche sllbmarsch hatte vor sich gehen können, und befreit die Gefangenen ans) seiner: Händen, so daß er nur mit 8 Männern zu den Kindern Anunon eutiouimt Johanan nun mit seinen Anhängern und detii geretteten Volk von Mizv"a, weil sie die Rache der Chaldäer fürthtety wollen sich ausmachen nach Eghpteti und sind bereite? bis zu einer Fiaravtittserei bei Bethles hein (1. Köln Z, 7 Antn.) vorgedrungen, als sie den bei ihnen befindlichen Propheten Jeremias ersuchen, ihnen deo HErrti Willen zu sagen, ob sie weiter ziehen oder im Lande bleiben solicit; ans dessen Munde empfangen sie zwar die göttliche Versichertitig das; ihnen kein Uebelrz vor: den Chaldiiern widerfahren werde, und die dringende Abmahnung von dem Vorsatz der Ait6tvatiderung, da im Gegentheil in Egvvteti Noth und Elend aller Art ihreravarte und dar! schließliche Verderben, sie lassen sich indessen von ihrer Nieiniing nicht abbrittgem schelten den Propheten einen Lügner und schleppen ihn santnit seinen: Schreiber Baruth niit sich hierüber— nach Egyptety wo sie sich in Thachpatihes (3 Visiten siidivestlicli von Pelusiutm s. Karte Il.) und andern Städte« Unteregyptetta nicht-k- ließen und dein Götzendietist ergaben, trotzdem das; Jeres uiias in Cirnieinscliaft mit Baruth nicht aufhörte, ihnen Gottes: Wort ztt verkündigetn Zuletzt soll er auch unter ihnen seinen Tod durch Steinigung gesunden haben. Von den Juden aber, die in ihrem Vaterlande auch nach dieser Andwauderutig derer zu Niizvti zurückgeblies ben waren, hören toir iu Jerenk 5«2, 30·, daß im 23. Jahr des Nebucadtiezar (583 v. Chr) eine aber- nialige Deportation nach Babel zu 745 Seelen durch 686 2. Könige 25, 27—-30. NebusariAdan erfolgt sei; weitere Zliachricliten über den Zustaud des Landes während der folgenden 47 Jahre bis zuin ersten Jahre des Cyrus (536 v. Chr.), mit welchein das Ende des babyloiiischen Exils erreicht war, fehlen, die Verhältiiisse der naih Babel Weggcsührteii dagegen, sowie die zufainmenhängendeRkgierungsgeschichte des Nebucadiiezar bis zu seinem Tode ini Jahr 562 v· Chr» werden bei Erklärung der Propheten Hefekiel und Daniel in nähere Betrachtung kommen. Nur das sei hier noch bemerkt, daß der Zeit des Exils wohl die Psalmen 104———106 angehören. 27. Aber iin sieben und dreißigsten Jahr, nachdeni Jofachity der Kvnig Juba, iveggefuhrt war, [ivie in Kuh. 24, 12 ff. erzählt worden, d. h. im Jahr 562), ani sieben und zwanzigsten« Tag des zwolften Monden fdes Adar oder unseres Marz S. Mos 12, 2 Anm.], hub Evil-Meradoch, der König zn Babelid im ersten Jahr seines Konig- reichs sum seinen Regierungsantritt durch einen Gnadenakt zu verherrlichen], das Haupt Jo1achitt, des Konigs Juda- aus dem Kerker hervor [1. Mos 40, 13], ") Nach Jerem. 52, 31 ain fünf und zwanzigsten Tage; dies dürfte aiich das Richtigere und die Zahl sieben an unsrer Stelle nur aus«Versehen» entstanden sein, indem unmittelbar vorher die Zahl sieben und dreißig sieht. « · «) Die Könige der chaldaischsbabylonischeii Monarchie sind: l) Nabopolafsarspsabgesehen von-den Jahren 626-—606, die er als Vasail Assyriens uber Babylon regierte) von »606——i)05; 2) Nebucadnezar v. 6U5——562; Z) EviliMerodach v. 5b2——560; er war ein lasterhasier Fürst und wurde von seinem Schwa- ger 4) Neriglissar erinordet, der aber mir 4 Jahr den Thron inne hatte, v. 56()—556; des EvibMerodach unmündiger Sohn 5) Labosoarchad wurde durch eine Verschwöritiig der Großen schon nach 8—»9 Mona- teii aus dem Wege geschaffh worauf diese einen aus ihrer Mitte, den s) Nabonet (oder Labyney auf den Thron erhoben (v. 556—536 v. Chr) In» der Regel niiii hält man entweder Ncibonet selber sur den in Dan. 5, 1 f. genannten Belsazah oder dessen Sohn, den er zum Nkitregeiiten habe angenommen, und bringt dann dieses vermeintlichen Vclsazar Tod nut der Er« oberung Babylons durch den sperserköiiig Cyrus iii Ver- bindung, iveil man in den Worten »aber desspNachts ward der Chaldäer König Belsazar getodtets ein recht tkagisches Ende desselben vermuthet. Es bleibt aber bei diesen Vorausfetzungen eine unlösbare Schwierigkeit, die vavyionisciie Geichichiiy wie siebim Buche Dante! vorliegt, mit den Nachrichten der wcltlicheii tdseichichtsschreiber in befriedigender Weise zii vereinigen. Vielmehr ist jener Belsazar kein anderer, als der uiiter Nr. 5 von uns genannte Labosoa»rchad, in dessen Vanien schon Nett- glissaiy da dieser nicht selbst dem königlichen Hause an- gehörte, sondern iiur Ncbucadnezarss Tochter zur Ge- mahlin hatte, die Herrschaft führte, bis jener danii selbst- ständig die Regierung tibcrnahm Schon das Auftreten der Königin iii Dan. 5, 9 ff· läßt auf einen noch sehr jugendlichen König schließen; sie redet von Eliebucadiiezar als von Belsazars Vater (gei1auer Großvater), gleicbivie auch dieser selber, und haben wir unter ihr die Königin- Mutter, des Nebucadnezar Tochter, zu verstehen. Die Jahre, die Aleriglissar an seiner Stelle regiert hat, wer« den mit zu seinem Königreiche gezählt Gan. J, l; 8, 1»); mit ihm aber hörte das Haus Ellebncadnezars auf, in Babylon zu herrschen (vgl. Jerem. 27, 7), und doch be- stand das chaldäische Reich durch die widerrechtliche An· eignung des Thrones von Seiten des Nabonet noch eiiie Zeit lang fort, ivenn aiich unter der Oberhoheit Mediens, wclches letztere Reich dein Propheten für die eigentlich nun herrschende Macht gilt (Dan. 5, 31; S, 283 9 ,1 f.). Das scheint der göttlichen Weissaguiig in Jerem. 25, 1l f. zu widersprechen; denn niin waren in der That seit dem J. 626 v. Chr» dem ersten des Nabopolassan 70 Jahr erfüllt, und eben diese schwierige Frage ist es, die den Daiiiel in Kuh. 9, 1 ff. beschäftigt, weil er feszt auch das Ende der Gefangenschaft seines Volks herbeigekoms nien laubte, ohne daß dazu die Verhältnisse noch irgend« ivie ch anließe»ii. Aber es war bei diesen 70 Jahren die Zeit von 626—606, von welcher an erst Babylon eine selbstständige Macht geivorden und mit dem Volke Gottes in Berührung gekommen war, i1icht mit zu rech- nen; es mußten also noch 20 Jahre hinzukommen, um auch Jsraels Zeit zu erfüllen Die Offenbarung des HErrm die dem Daniel auf sein Gebet zu Theil wird (Dan. 9, 3 ff.), läßt sich nicht auf diese Berechnung ein; dagegen greift sie in eine noch weit reichere und herrlichere Zukunft hinüber, als die, die dem Volke mit der Frei« gebung aus dem babhlonischen Gefängniß bevorstand. Das Weitere über Darius den Meder, welcher nach Daniel auf Belsazar folgt, so daß Nabonetbei ihm gar nicht in Betracht kommt, f. zu Kuh. 22, 2 ain Schluß. 28. Und sEvibMerodachjs redete freundlich mit ihm [dem Könige Jojachin, um die langen Jahre seiner Kerkerhaft ihn, der nun schon ein Mann von 55 Jahren war, einigermaßen ver- gsssFU zU machktc und· sehte seinen Stuhl uber die Stuhle der Konige, die bei ihm waren zu Bube! fliesi ihn bei feierlichen Gelegenheiten, wo seine Vasallen und andere ihrer Länder beraubten Könige sich zur Erhöhung des Glanzes seines Königreichs um ihn versammeln mußten, den obersten Platz einnehmen] z« 29. Und wandelte die Kleider seines Gefäng- nisses [daß er nun wieder königliche Kleider an- legen durftejz und er aß allewege vor ihm sein Lebenlang sspeisie bei ihm an der königlichen Tafel 2. Sam. 9, 7 ff.]; sit. Und bestimmte ihm [damit er auch eine eigene kleine Hofhaltuiig führen könnte, zur Unter- haltung der dazu erforderlichen Dienftleuth sowie zu einem besseren Stand seiner Familienglieder l. Chiron. Z, 16——18] sein Theil [ein Depntat an Lebensmitteln und anderm Bedarf], das man ihm allewege gab vom Könige, ans einen jeglichen Tag sein ganz Leben lang. lieber die Bewcggrüiidn welche den EvilsMeiodach zur Begnadigung und zu dieser Vluszcicliniing Jojachiiks bestimmten, läßt sich iiichts Sicheres vermuthen. Dei· höhere Grund aber für diese erfreuliche Wendung feines Gefängnisses lag in dein göttlichen Gnadenrathschlussiy das; der Same Davids für seinen Abfall vom HErrn zwar schwer gezüchtigh aber niiht ganz verworfen werden sollte (2. Sani.·7, 14 f.). Zugleich sollte dieses Ereig- niß für das gelainmte gesungene Volk ein trostreiches Vorzeichen werden dafür, daß der HErr einst auch seiner Berbannung ein Ende machen werde, wenn es seine Verstoßung von seinem Angesicht als wohlverdiente Strafe seiner Sünden erkennen und sich von Herzen zu seinem Gott bekehren würde. (Keil.) Evll-Merodach, der König zu Basel, entläßt den König Jojachin aus dem Gefängnisse. 687 Schlnßbemerkungen zu den Büchern Samuelis und den Büchern von den Königen. ursprünglich bildeten die zwei Bücher Samuelis Ein Ganzes, ebenso die zwei Bücher von den Königen; die Trennung jenes Ganzen sowohl, wie dieses, in zwei Theile geht von der Alessandri- nischen Uebersetzung aus, der sog. Septuaginta, welche darnach die zweimal zwei Theile zu einem neuen, viertheiligen Ganzen verbunden hat und sie als 1., 2., Z. und 4. Buch der Könige bezeich- net — genauer: »der Königreiche«, Fackel-ernst» und zwar mit Rücksicht darauf, daß in jedem der beiden Werke die Geschichte eines zwiefachen Königthnms dargestellt wird, in den Büchern Samuelis die des Königthums Saul’s und David’s, in den Büchern der Könige die der Königreiche Juda und Jsrael. Dasselbe hat dann die Vulgata gethan; wenn aber Luther die Verbindung beider Geschichts- werte zu einem größeren Ganzen wieder aufgab, dagegen bei Samuelis sowohl wie bei den Königen die Theilung in 2 Bücher beibehielt, so hat er an seinem Zeitgenossen, dem jüdischen Rabbinen Dan. Bomberg, welcher um das J. 1525 eine neue Textesausgabe der hebräischen Bibel nach der Masora besorgte und da auch ein 1. u. 2. Buch Samuelis, ein 1. u. 2. Buch der Könige unterschied, einen Gewährsmann. Was nun zunächst die Bücher Samuelis betrifft, so führen sie von Samuel nicht als von ihrem Verfasser ihren Namen, sondern nach ihrem Inhalte davon, daß Samuel die Hauptperson der Geschichte in dem Zeitranme ist, den sie umfassen, indem derselbe nicht nur während seines Richter: amtes dem Gottesstaate vorstand, sondern Saul und David zu Königen gesalbt und damit wenigstens mittelbar auch die Zeit dieser beiden-ersten Könige mit seinem Einfluß beherrscht hat. Was in beiden Büchern vorkommt, bemerkt Abarbanel, kann bis zu einem gewissen Maße alles auf Samuel zurück- geführt werden, auch das, was von Saul und David geschehen ist, weil jeder von beiden durch Samuel gesalbt und gleichsam das Werk seiner Hände war. Obgleich die Erzählungsweise in beiden Büchern hie und da sehr kurz und chronikartig, in den meisten Abschnitten aber so ausführlich ist, daß sie den Charakter einer Biographie oder Lebensbeschreibung einzelner, zu dem Reiche Gottes in beson- ders naher Beziehung stehender Personen annimmt; so stehen doch die verschiedenen Theile weder ver- einzelt und zusammenhanglos da, noch stehen sie mit einander in Widerspruch, vielmehr zieht durch das Ganze ein beiiimmter Zweck und Plan als goldener Faden sich hindurch, und zwar bildet den Grundgedanken, von welchem der Verfasser bei seiner Schrift sich hat leiten und bestimmen lassen, die geschichtliche Entwickelung des wahren, der Natur und Beschaffenheit des alttestarnentlichen Gottesreichs entsprechenden Königthums. »Ein Königthum von Priestern, d. h. ein Königreich, dessen Bürger Priester und Könige seien, soll Jsrael werden: dies hat der HErr den Kindern Jsrael vor der Bundesschließnng am Sinai als das Endziel ihrer Annahme zu seinem Eigenthnmsvolke Verkündigt (2. Mos 19, 5 f.). Obgleich nun diese Verheißung weit über die Zeiten des alten Bundes hinausreicht nnd ihre volle Erfüllung erst mit der Vollendung des Reiches Gottes unter dem neuen Bunde erlangen wird, so sollte sie doch schon an dem Volke Jsrael nach Maßgabe der Hanshaltung des alten Bandes verwirklicht werden. Jsrael sollte nicht nur ein priesierliches, sondern auch ein königliches Volk wer- den, nicht nur zu einer Gemeinde des HErrn geheiligt, sondern auch zu einem Königreiche Gottes erhöht werden! Die Errichtung des irdischen Königthums ist daher nicht blos ein folgenreicher Wende- Punkt, sondern zugleich ein epochemachender Fortschritt in der Entwickelung Jsraels zu dem ihm vor- gesteckten Ziele seiner göttlichen Berufung: dieser Fortschritt aber wird zum Unterpfand für die schließ- liche Erreichung durch die göttliche Verheißung, welche David in 2. Sam. 7, 12 ff. empfing, daß der HErr den Thron seines Königreichs auf ewig befestigen werde. Mit dieser Verheißung errichtete Gott seinem Gesalbten den ewigen Bund, auf welchen David am Ende seiner Regierung zurückblickt und seinen Gottesspruch von dem gerechten Herrscher über die Menschen, dem Herrscher in Gottesfurcht (2. Sam. 23, 1 fs.) gründet. So weist das Ende unsrer Bücher auf ihren Anfang zurück: die Weissas gung der frommen Mutter Samuel’s, daß der HErr seinem Könige Macht geben und das Horn seines Gesalbten erhöhen werde (1. Sam. L, 10), hat in dem Königthume David’s eine Erfüllung gefunden, welche die Vollendung des Königreichs Gottes unter dem Scepter des Sohnes Davids, des S)Jiessias, verbürgt.« Wer die beiden Bücher, deren Geschichtserzählung durch Anschaulichkeit und Lebendigkeit der Darstellung, durch charakterisiische Zeichnung der handelnd auftietenden Personen, sowie durch Ein- fachheit und Genauigkeit in Bezeichnung der Oertlichkeit der Begebenheiten und ihrer einzelnen Neben- umstände sich auszeichnet, verfaßt habe, läßt sich nicht näher angeben; nur soviel dürfte aus Stellen, wie 1. Sam. I, J; 27, S; 30, 25; 2. S. 13, 18; 18, 18 u. a., sich ergeben, daß der Vers. nach der Trennung des Reiches, etwa unter Rehabeam oder Abiam, geschrieben hat. Ohne Zweifel ist es ein Propbet des Reiches Juda gewesen, der bei Zusammenstellung seines Werkes die schon vorhandenen 688 Schlußbemerkuugeii zu den Büchern der Könige. schriftlichen lirkundem namentlich die prophetischeii Aufzeichriurigeii von Zeitgenossen der Begebenheiten, benutzte Die Bücher der Könige enthalten, ihrem Namen entsprecherkd, die Geschichte des israelitischeii Gottessiaats unter den Königen von der Tinrnliesteigiikig Saloincss an bis zum Erlöschen des .s"iöirig- thnms mit dein lintergaiige des ålieiches Jnda bei der Zerstörung Jerusalems durch die Chaldiicr Irnv der Wegfiihriiiig des Volkes in die babvloiiische Gefangenschaft, greifen aber noch etwas iiber diesen Zeitpunkt hinaus, insofern sie die Ojeschichte herabfsihreii bis zum 37. Jahr der Gefangenschaft des Königs Jrjachiin so das; sie im Ganzen einen Zeitraum von 453 Jahren umfassen (oon 10l;·)- 562 v. Chr.). Gleich in ihrem Eingange geben sie als eine unmittelbare kkortsetzuug der Biicher Sainuelis sich zu erkennen und nehmen den dort, noch vor den: Tode. Davids fallen gelassenen Faden der Er: zählnng wieder auf, um den geschichtlichen Entnsicteluiisxsgang des Jteiches Gsottes unter den stönigeit weiter zu verfolgen. Der Gesichtspunkt, von wclchcni aus das geseheheii mußte, war von den: HErrn selber vorgezeichiiet durch die dein David in Z. Sinn. 7, 12 ff. gegebene Verheißnng Wie nun der HErr dies gnadeiireiche Wort crfiiiit hat, wie er den Samen Davids um seiner Vergebnngerr willen erst geziichtigd dann verstoßen hat, doch nicht anf ewig, das näher nachzuweifeii beginnt die Darstellung niit derjenigen Begebenheit, in welcher der HErr das Reich dem Saiomv zuwendet, und endet mit der Wiedererhebiiiig Jojachiirs zu königlichen Ehren; denn hier zeigte es sich so recht, daß Gott die bestiindigeii Gnaden Davids seinen: Volke unoerbriichlich halten und erfiilieii rvdlliu Es darf uns nicht befremdet» wenn die Regierungeirder Könige Jsraels vor der-en der gleichzeitiger: Könige Judas beschrieben werden, und zwar nicht fetten mit besonderer Llussührlichkeiy es ist das derselbe Grundsatz der heil. Geschichtschreibuiig, nach welches-n auch im l. Beruf; Mose die Nebenlinieir der erwählter! Männer Gottes fast immer der Hanptlinie oorausgehein tun dsrinn dieser mit desto entschiedenerer Theil- nahme sich zuzuwenden, je klarer sie eils die eigentliche Verheißungslinie sich herausstellt, neben welcher die andern Linien nur wie toilde sltiirkkeir sind, die sich rasch arislebeii nnd von dem Baume der Ver- heifzung weggesihnittcii werden. Als Verfasser der Königsbiieher haben ältere Theologen meist den Propheten Jeremias angesehen, von dem es aber sehr rnnvahrsicheiiiliih ist, das; er das in Z, Köze. 2.5, 27 ff. berichtete Ereignis; selbst erlebt hat; überdies ist er, wie das Buch seiner Weissagungeir deutlich erkennen läßt, seinen SLIeg in der provhctisclyeki Geschichtschreibiiiig für sich gegangen. Vielmehr muß der Verfasser ein anderer, im babyloiiischeii Exil lebender Prophet gewesen sein; ob« er auch das Ende des Exils erlebt hat oder nicht, läfzt sich ans dein Lllsfcijlnß des Werks mit den: 44. Jahre der Ge- fangenschaft nicht benrtheilem da dies mit dem Plane der Darstelluiig znsikmrnenhängt und auch der Verfasser der Samuelisbiicher dieselben nicht bis auf Davids lctzte Lebenstage forrfithrt Er hat seine Berichte aus Quellen gefchörsfh auf die er ansdriictlich verweist (1.Kön. 11, 41; 14, 19. TO) und die auch dem Verfasser der Chronita zu Gebote staridein Vgl« das Nähere über« diese Quellen in der· Bemerk 2 zu 1·Köii-. 14, 19. — - «-»"""s..;2.-"-«-;.D--:s--- - - «« DruckfclrirrEkjerirlsiigitag: S.47«2 Si« l Z.8n 9v. o. lies ,,Unieriheile«. nur! von Groß, Barth u. South. (W. Friedrich) in Duell-tu.