Kann ein Christ

    zu einem

    Nichtchristen

    werden?

 

 

 

 

 

 

    Die Frage nach der Sicherheit des zukünftigen Heils des Gläubigen

    und der Möglichkeit des Abfalls.

 

 

 

 

    Thomas Jettel

    in Zusammenarbeit mit Herbert Jantzen

 

2018


Kann ein Christ zu einem Nichtchristen werden?

Vorbemerkungen

Worum geht es und worum nicht?

a. Es geht nicht um die Unverlierbarkeit des Heils.

    Es gibt unter bibeltreuen Christen manchmal Diskussionen über die Frage der „Verlierbarkeit“ bzw. „Unverlierbarkeit“ des Heils.

    Das Wort „verlieren“ ist in diesem Zusammenhang nicht angebracht. Das Heil „verliert” man nicht. Das Heil ist eine Person, und es ist in einer Person. Weil diese Person eine treue und ewiglich zuverlässige ist, die ewig lebt, kann man sie nicht verlieren.

    Man kann einen Schlüssel verlieren. Der Verlierer hat vielleicht zu wenig Acht gegeben, aber es lag nicht in seinem Sinne, dass der Schlüssel abhandenkam. Wenn ein Vater sagt, er habe seinen Sohn verloren, oder ein Mann, seine Ehefrau, so drückt er damit aus, dass es nicht willentlich geschah, nicht beabsichtigt.

    In Lukas 15 ist vom verlorenen Sohn die Rede. Der Vater hatte seinen Sohn verloren. Es lag aber nicht im Interesse noch im Willen des Vaters, dass der Sohn wegzog. Wir lesen nicht, dass der Sohn in der Fremde von einem „verlorenen Vater“ sprach. Er war vom Vater getrennt, aber er hatte den Vater nicht verloren. Er hatte ihn verlassen.

    Gott kann – wie der Vater im Gleichnis Lukas 15 – seine Kinder verlieren, indem sie sich von ihm abwenden. Aber Menschen, die sich (im endgültigen Sinne) von Gott abgewandt haben, haben Gott nicht verloren, sondern verlassen! Christen können nicht ihr Heil verlieren, weil das Heil eine Person ist (Lukas 2, 30; 3, 6) und in jener Person ist. Sie können es verwerfen, von sich stoßen, sich davon abkehren. Sie können sich bewusst von Christus abwenden, einen Schlussstrich in ihrer Beziehung zu Gott ziehen.

    Wenn also das NT eine Möglichkeit des Abfalls zulässt, lehrt es nicht die „Verlierbarkeit“ des Heils.

 

Wenn das NT eine Möglichkeit des Abfalls zulässt, lehrt es auch nicht, dass Christen verloren gehen?

    Nur Nichtchristen gehen verloren. Wenn ein Christ, der zu Nichtchristen geworden ist, stirbt, dann geht nicht ein Christ verloren, sondern ein Nichtchrist. Christen können als Christen nicht verloren gehen.

    Weil Christen Menschen sind, die sich auf Christus verlassen, gehen sie nicht verloren. Sie können von Christus abfallen, aber Abgefallene sind nicht mehr Christen, sondern Nichtchristen. Verloren gehen nur Nichtchristen. Geht jemand verloren, der einmal Christ war, so geschieht es als Nichtchrist, nicht als Christ. Unter denen, die verloren gehen, gibt es keine Christen.

 

Abfall ist nicht ein „Fehler”, nicht ein Mangel an Heiligkeit oder Siegesleben, auch nicht ein Weggehen von einer christlichen Gruppe. Abfall ist vielmehr eine völlige Absage an Christus und daher eine letztes Sich-Verschulden an Christus (ein Sündigen „mit erhobener Hand”; vgl. Hebräer 10, 26; 1. Mose 15, 30). Der Schritt weg von Gott bzw. Jesus Christus ist ein bewusster Schritt. Ihm geht ein längerer Prozess voraus.[1]

 

b. Es geht nicht um die Frage, ob Gläubige Heilssicherheit haben können.

    Das NT lehrt sehr deutlich die Heilssicherheit des Gläubigen. Das Heil des Gläubigen ist deshalb sicher, weil der Christus, bei dem sich der Gläubige birgt, sicher ist. „Der Name des Herrn ist ein starker Turm; der Gerechte läuft dahin und ist in Sicherheit.” (Sprüche 18, 10) Die „Burg” ist sicher; daher ist jeder sicher, der sich darin birgt.

 

c. Es geht nicht um die Frage der Treue Gottes.

    Es geht nicht darum, ob Gott untreu wäre im Bewahren seiner Kinder, wenn eines sich von ihm abwendet. Des Menschen Untreue kann nicht Gottes Treue aufheben (Römer 3, 3). Gott ist sich selber und seinem Wort gegenüber immer treu. Er kann sich selbst nicht verleugnen (2. Timotheus 2, 13).

 

d. Es geht nicht um die Frage der Sicherheit des gegenwärtigen Heils.

    Das gegenwärtige Heil ist jedem Gläubigen sicher, weil und solange er glaubt. Das ist nicht die Streitfrage. Die Frage, die wir hier behandeln ist die nach der Gewissheit des zukünftigen Heils; d. h., es geht um die Frage, ob jeder, der zu einem bestimmten Zeitpunkt in seinem Leben zum Glauben an Christus gekommen ist, auch tatsächlich das zukünftige Heil erlangen wird, also am Ziel angelangen wird.

    Die meisten Christen sind sich darin einig, dass das NT lehrt, dass ein Wiedergeborener gewisse Bedingungen erfüllen muss, um das zukünftigen Heil zu erlangen: Er muss im Glauben bleiben, an der Wahrheit festhalten, darf Christus nicht ableugnen. Die Frage, um die es hier geht, ist, ob jeder Wiedergeborene diese Dinge ohnehin festhalten wird, oder ob er dazu aufgerufen werden muss, an der Wahrheit festzuhalten und beim Herrn zu verharren, und ob er vor der Gefahr des Abfalls gewarnt werden muss.

 

e. Es geht um die Frage, ob ein Wiedergeborener sich von Christus abwenden – und dadurch zu einem Nichtchristen werden – kann.

    Es geht um die Frage, ob ein Wiedergeborener sich im endgültigen Sinne von der Wahrheit (und damit von Christus, Johannes 14, 6) abwenden kann, Es geht darum, ob man Gott die grundsätzliche Treue aufkündigen kann; ob er wieder zu einem Nichtgläubigen werden kann. Es geht um die Frage, ob man den sicheren Schutzraum namens Jesus Christus (Sprüche 18, 10; Psalm 2, 12E) wieder verlassen kann.

    Gibt es die Möglichkeit, dass ein Christ den sicheren Schutzraum in Christus verlässt – und zwar „freiwillig”, ohne Fremdeinwirkung, so dass er dadurch wieder zu einem Nichtchristen würde?

 

Die Bibel sagt, dass jeder Christ durch die Gnade Gottes und durch das vollkommene Opfer absolut sicher und bewahrt ist (Hebräer 10, 10.14; Kolosser 2, 6). Er hat durch die Wiedergeburt die Gnade, „in ihm” zu bleiben. Wenn ein Mensch sich einzig und allein auf Christus verlässt, kann ihm absolut nichts passieren. Er ist in Christus völlig geschützt.

 

    Es ist eingewendet worden: „Wer sagt, Gläubige haben Heilssicherheit und könnten dennoch wieder zu Ungläubigen werden, schafft einen Widerspruch.”

    Im Folgenden soll gezeigt werden, dass kein Widerspruch vorhanden ist. Die biblische Lehre von der ewigen Heilssicherheit der Glaubenden schließt die Möglichkeit des Abfalls Wiedergeborener nicht aus. Beide Lehren (die Heilssicherheit des Gläubigen einerseits und die Möglichkeit, aufzuhören zu glauben, andererseits) sind biblische Lehren, die nicht im Widerstreit miteinander liegen.

    Die Bibelstellen, die belegen, dass unser Heil in Christus für ewig sicher ist, sind nicht notwendigerweise Belege dafür, dass ein Wiedergeborener in keinem Falle mehr zu einem Nichtgläubigen werden kann.

    Die heilige Schrift schließt die Möglichkeit, dass ein Christ sich gänzlich von Christus abwendet, nicht aus.

    Mein Heil ist Jesus Christus. Solange ich mich auf ihn verlasse, ist mein Heil sicher. Dass diese „Burg” sicher ist, schließt nicht aus, dass ich freiwillig die Burg wieder verlassen kann. Die beiden Lehren (Heilssicherheit des Gläubigen in Christus einerseits, die Möglichkeit des Abfalls andererseits) stehen nicht im Widerspruch zu einander.

 

Wie gehen wir mit dieser Streitfrage um?

    Viele unserer Freunde, die wir überaus schätzen, vertreten die Auffassung, dass Gläubige nicht mehr abfallen können. Dafür haben wir volles Verständnis. Der Autor hat selber über viele Jahre diese Auffassung ebenfalls vertreten. Wenn hier die Diskussion über diese Frage wieder aufgewärmt werden soll, dann deshalb, damit wir durch sachgemäße Beschäftigung mit vielen Stellen der Heiligen Schrift in der Erkenntnis der Wahrheit – und damit in der Erkenntnis Gottes – wachsen und Hilfen für den Umgang in der Seelsorge erhalten.

    Es ist unser Anliegen, dass keiner unserer lieben Geschwister, der in dieser Frage zu anderen Ergebnissen gekommen ist, sich uns gegenüber reserviert verhält, weil wir die folgenden Zeilen veröffentlichen.

    Alle Ergebnisse unseres Bibelstudiums sind vorläufige. Wir sind und bleiben Lernende. Und wir alle brauchen einander – besonders in der heutigen Zeit, in der die „Heiligen [an Zahl] abgenommen haben” (Psalm 12, 2).

    Für sachliche Argumente und Rückmeldungen zu den angeführten Punkten ist der Autor dankbar.[2]

 

1. Das ewige Leben – ein Geschenk aus Gnade

„Rettung geschieht ohne Werke, ohne eigenes Zutun.”

    Es wird argumentiert: „Der Christ ist gerecht aus Gnade, ohne eigenes Zutun – nicht aus Werken” (Epheser 2, 8).

    „Der Glaube ist kein Werk, sondern die leere Hand, die sich zu Gott ausstreckt, um die freie Gabe des Heils in Empfang zu nehmen.” Und: „Wenn man das Heil nicht durch Werke verdienen kann, kann man es auch nicht durch Mangeln von Werken verlieren.”

 

    Antwort

Es stimmt: Der Glaube ist nicht ein „Werk des Gesetzes”. Er ist eine Handlung, die Gott von dem Menschen fordert. Ohne biblischen Glauben kann der Sünder nicht gerettet werden. (Hebräer 11, 6) Glaube ist die gehorsame Antwort auf den göttlichen Befehl „Tue Buße und glaube an die gute Botschaft!” (Vgl. Markus 1, 15.)

    Gläubig zu werden ist ein Gehorsamsschritt.

    Vgl. Ag 6, 7: „Auch eine große Menge der Priester gehorchte dem Glauben”;

    Römer 1, 5: „Gehorsams des Glaubens”;

    Römer 6, 17: „…aber ihr gehorchtet von Herzen dem Muster der Lehre”;

    Römer 10, 16: „Jedoch nicht alle gehorchten der guten Botschaft

    Römer 15, 18: „…zum Gehorsam der Heiden”;

    Römer 16, 26: „…zum Gehorsam des Glaubens für alle, die von den Völkern sind

    He 5, 9: „… wurde er allen, die ihm gehorchen (d. h.: in der Bekehrung gehorchen), der Urheber einer ewigen Rettung”;

    1. Petrus 1, 2: „…zum Gehorsam gegenüber Jesus Christus”;

    Römer 1, 17: „aus Glauben zu Glauben“. Wer glaubt, trägt auch die Verantwortung, im Glauben zu bleiben: Es geht um ein Festhalten dessen, das wir in Jesus haben; dieses Festhalten wird im NT nicht als Gesetzeswerk betrachtet.

    1. Korinther 15, 2: „…durch die (d. h.: durch die gute Botschaft) ihr auch gerettet werdet, wenn ihr festhaltet, was für ein Wort ich euch [als gute Botschaft] sagte, es sei denn, dass ihr ohne Grund [und ohne Erfolg] glaubtet

    Nicht der Glaube ist das Geschenk, sondern das Gerettet-Sein. Epheser 2, 8 („und dieses nicht aus euch”) bezieht sich nicht auf den Glauben, sondern auf das Konzept des Gerettet-Seins aus Gnade.

    Epheser 2, 8: „denn ‹durch› die Gnade seid ihr gerettet, durch den Glauben, und dieses nicht aus euch – Gottes Gabe ist es“.

    Hoehner[3] äußert sich ausführlich zu Epheser 2, 8:

    „Das eigentliche Problem besteht mit dem Demonstrativpronomen touto (dieses).

 Barth führt aus: ‘Das sächliche Pronomen dieses kann sich auf eines dieser drei Elemente beziehen: auf die Gnade, auf das Verb gerettet und auf das Nomen Glaube’.

    Einige Kommentatoren denken, dass es sich auf pisteoos (Glaube) bezieht, welches das am nächstliegende vorausgehende Nomen ist. Ein ernsthafter Einwand dagegen ist, dass das weibliche Nomen nicht mit dem sächlichen Geschlecht des Pronomens [dieses] übereinstimmt. Dasselbe Problem haben wir bei dem weiblichen Nomen ‘Gnade’. Manche würden es gerne rückbeziehen auf [eines der beiden Wörter] este sesoosmenoi [ihr seid Gerettete], aber auch hier wäre das vorhergehende Wort ein männliches Partizip [‘ihr’ oder ‘Gerettete’; und beide würden nicht zu dem sächlichen ‘dieses’ passen]. Außerdem scheint ein Rückbezug auf diese Wörter [‘ihr seid Gerettete’ / ‘ihr seid gerettet’] überflüssig zu sein. Besser als touto [dieses] auf ein bestimmtes einzelnes Wort zu beziehen, wäre es, anzunehmen, dass es sich auf den vorauslaufenden Abschnitt [als Ganzen] bezieht. Das ist üblich, und es gibt zahlreiche Beispiele davon im Epheserbrief, z. Bsp. in 1, 15: touto [‘Wegen diesem’; ‘Deswegen’] bezieht sich auf den Inhalt von 1, 3-14; oder in 3, 1 [‘Aus diesem Grunde’]: dort bezieht es sich zurück auf 2, 11-22; und in 3, 14 [‘aus diesem Grunde’] bezieht es sich zurück auf 3, 1-13. Daher bezieht sich touto in unserem Text zurück auf 2, 4-8A, und insbesondere auf 2, 8A, auf den [gesamten] Begriff des Gerettet-Seins aus Gnade durch den Glauben. Die dann folgenden Wörter ouk ex hümoon [‘nicht aus euch’] drücken aus, dass die Rettung ihren Ursprung und ihre Quelle nicht im Menschen hat. Vielmehr, wie es im ersten Teil dieses Verses bereits ausgedrückt wurde, ihre Grundlage ist Gnade und – wie in V. 4-5 gezeigt – ihr Ursprung ist in Gott und seiner Liebe. [...] Im vorliegenden Abschnitt bezieht sich die „Gabe Gottes” nicht auf „Glaube”, sondern auf den [gesamten] Begriff des Gerettet-Seins.“

 

Ich sage zu meinem Freund: „Zum Geburtstag darfst du dir bei mir ein nagelneues iPhone holen. Es ist ein Geschenkt! Aber du musst dich auf den Weg zu mir machen und es selber persönlich abholen, ansonsten bekommst du es nicht.“

Dann kommt er und holt es sich. Er kann nun sagen: "Geschenkweise bekam ich das iPhone - per Selbstabholung!“

— Was nun ist geschenkweise? Das iPhone oder das Selber-Abholen?

Jemand möchte sagen: Beides. Ist das richtig?

    Natürlich nicht. Nur das iPhone ist geschenkweise, das Selber-Abholen (bzw. das Selber-Abholen-Können) nicht. Es ist nicht so, dass ich ihn dazu befähigte, sich das Geschenk abzuholen. Es ist auch nicht so, dass dadurch, dass er sich das Geschenk selbst abholte, das Geschenk nicht mehr ein Geschenk ist.

    In Epheser 2 beschreibt Paulus nicht den Weg, wie (bzw. das Mittel, durch das) man sich das Gerettet-Sein zu Eigen machen kann. Dieses erwähnt er erst danach: „durch den Glauben“. Glaube steht im Gegensatz zu Werken des Gesetzes (die man als Leistungen Gott vorbringen wollte, um dadurch die Gunst des Heils oder des Lebens zu erwerben).

Galater 3, 5.6: „Er also, der euch den Geist darreichte und Krafttaten unter euch wirkte, [tat er dieses] aus Gesetzeswerken oder aus [dem] Hören des Glaubens?  – so wie Abraham Gott glaubte, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.“ … 9-13: „Somit werden die, die aus Glauben sind, zusammen mit dem glaubenden Abraham gesegnet; denn so viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter einem Fluch, ... 11 Dass im Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenkundig, weil der Gerechte aus Glauben leben wird. 12 Aber das Gesetz ist nicht aus Glauben, sondern: Der Mensch, der diese Dinge tat, wird durch sie leben. 13 Christus kaufte uns frei vom Fluch des Gesetzes, …“.  

     Hier ist das Geschenk: Christus kaufte uns frei. Daher ist das Heil nicht aus Leistungen, sondern aus Gnaden, geschenkweise.

    Wenn ich eine Gabe geschenkweise erhalten habe, kann ich sie auch wieder verwerfen.

 

 

„Alles beruht auf Gott.”

    Es wird argumentiert: „Das ewige Leben ist ein Geschenk. Errettung aus Gnaden heißt, dass alles auf Gott beruht (Philipper 2, 13) und nichts von uns Menschen abhängig ist. Der Mensch kann sich daher nicht seiner Werke rühmen; Epheser 2, 9. Würde jemand sein Vertrauen auf sich selbst setzen, würde er nicht gerettet werden. Ga 3, 3.”

 

    Antwort

Diese Aussage ist richtig. Sie widerspricht aber nicht den anderen Aussagen, die anzeigen, dass man sich von Jesus wieder trennen kann. Das ewige Leben ist ein Geschenk für den Glaubenden. Das ewige Leben ist nicht ein Etwas, eine Sache, sondern es ist Jesus Christus. Wer den Sohn hat, hat deshalb „ewiges Leben”, weil der Sohn das ewige Leben ist. Wer gerettet werden will, muss sein ganzes Vertrauen auf diese Person setzen. Würde man diese Person fahren lassen, würde man damit auch das Heil fahren lassen.

    Es geht um eine Beziehung zu einer Person, die Heil und Leben ist:

    1. Johannes 1, 2: „Das, das von Anfang war, das, das wir gehört haben, das, das wir mit unseren Augen gesehen haben, das, das wir anschauten und unsere Hände betasteten, über das Wort des Lebens – (2) und das Leben wurde offenbar, und wir haben gesehen und bezeugen und berichten euch das ewige Leben, das beim Vater und ihm zugewandt war und uns offenbar wurde”

    5, 11M.12: Gott gab uns ewiges Leben, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, hat nicht das Leben.”

    Weil der Sohn Gottes das Leben ist, ist der Besitz des Lebens abhängig von der Beziehung zu dieser Person:

    Ga 2, 19M.20: Ich bin zusammen mit Christus gekreuzigt worden. (20) Aber ich lebe – nicht mehr ich: Christus lebt in mir. Was ich nun im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich liebte und sich selbst für mich hingab.”

    Johannes 17, 3: Das ist das ewige Leben: dass sie dich, den allein wahrhaftigen Gott, kennen mögen – und Jesus Christus, den du sandtest.”

    Gemäß Johannes 15, 2.6 hat der Gläubige die Verantwortung, in dieser Lebensverbindung zu bleiben. „Jeden Rebzweig an mir, der nicht Frucht trägt, ihn nimmt er weg. … Wenn jemand nicht an mir bleibt[4], [wird es von ihm heißen]: Er wurde, wie der Rebzweig, hinausgeworfen, und er verdorrte (und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer). Und er brennt.

    Der Gläubige hat an der Wahrheit festzuhalten. Jesus ist die Wahrheit. Wer zur Erkenntnis[5] der Wahrheit kommt (1. Timotheus 2, 5), kommt zur Erkenntnis Jesu. Wer sich von der Wahrheit abwendet, wendet sich von Christus ab. Man kann nicht Jesus Christus wirklich erkennen[6], ohne wahrhaft gläubig zu werden (2. Petrus 1, 3). „Erkenntnis der Wahrheit“ ist ein Heilsausdruck. (Vgl. die Reihenfolge in 1. Timotheus 2, 5. Zuerst „gerettet werden“, dann „zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“.)

    Wer zur Erkenntnis Christi gekommen ist, wird aufgerufen, darin zu bleiben.

    Es besteht die Möglichkeit, dass man sich von Christus wieder abwendet, nachdem man ihn erkannt hat (und von ihm erkannt wurde, Galater 4, 9).

    2. Petrus 2, 20.21: „… denn wenn sie, nachdem sie im Erkennen des Herrn und Retters Jesus Christus den Befleckungen der Welt entflohen waren, wieder aber durch diese verstrickt und [dadurch] überwältigt werden, ist für sie das Letzte schlimmer geworden als das Erste, (21) denn es wäre besser für sie, den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, als sich, nachdem sie ihn erkannt hatten, umgewandt zu haben von dem heiligen Gebot, das ihnen übergeben war.” (Siehe die Diskussion zur Stelle unten.)

 

„Das Leben ist nicht durch Werke zu verlieren.”

    Es wird argumentiert, wenn man das ewige Leben nicht durch Werke erlangt hat, könne man es auch nicht durch Werke verlieren.

 

    Antwort

Man erlangt das Leben (= Jesus) nur durch Glauben, und man hält es nur durch Glauben:

    Römer 1, 17: „… aus Glauben zu Glauben, so, wie geschrieben ist: 'Der Gerechte – aus Glauben wird er leben'„; Kolosser 2, 6: „Wie ihr also Christus Jesus, den Herrn, annahmt, wandelt [fortwährend] in ihm

    Bei Jesus zu bleiben, ist nicht ein Gesetzeswerk, sondern Ausdruck des Glaubens.

 

„Man kann sich des zukünftigen Heils rühmen.”

    Es wird argumentiert: „Wenn der Besitz des ewigen Lebens nicht absolut gewiss wäre, könnte man sich Gottes nicht rühmen. Römer 5, 1-3.5.10.11.”

    Und: „Wenn der Herr uns schon durch sein vollkommenes Opfer von Feinden zu Kindern Gottes machen konnte, wie viel mehr kann und will er uns dann durch das irdische Leben als Gläubige hindurch retten und sicher ans Ziel bringen. Das tut er, indem er sich immer für uns einsetzt (Vgl. Römer 8, 32ff; Hebräer 7, 25).”

 

    Antwort

Der Besitz des ewigen Lebens ist dem Glaubenden absolut gewiss („mittels des Glaubens”: Römer 5, 2). Solange man glaubt, kann man sich Gottes rühmen, da man sich ja auf einen Anderen verlässt, nicht auf sich selbst.

    Zu Römer 5, 10: „… denn wenn wir, als wir noch Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, werden wir vielmehr, nachdem wir versöhnt worden sind, gerettet werden in seinem Leben.”

    Es geht um solche, die sich einzig und allein auf Jesus Christus verlassen. Tun sie das, werden sie durchs ganze Leben hindurch bewahrt. Die Stelle sagt nichts aus über die Möglichkeit, dass ein Christ von sich aus die gesicherte Stellung in Christus verlassen und zu einem Nichtchristen werden kann.

 

„Das Ziel wird aus Gnaden erreicht.”

    Es wird argumentiert: „Wenn wir aus Gnade gerettet worden sind, werden wir auch aus Gnade leben und aus Gnade das Ziel erreichen.”

 

    Antwort

Der Gläubige lebt aus Gnade. Es ist jedoch nicht zu vergessen, dass das Heil aus Gnade nur für den ist, der glaubt. In der Gnade steht man, solange man glaubt. Wer sich auf eigene Werke verlässt und nicht mehr allein auf das Werk Jesu vertraut, ist aus der Gnade gefallen.

    Es besteht also die Möglichkeit, dass Christen aus der Gnade fallen (Ga 5, 1-5), z. Bsp., indem sie versuchen, neben dem Werk Christi noch andere Werke hinzuzufügen. Damit verlassen sie die Basis ihres Heils. Paulus sagt zu ihnen: „ihr wurdet weggetan von Christus, so viele ihr im Gesetz gerechtfertigt werdet [o.: werden wollt]; ihr fielt aus der Gnade”.

 

    Es wird argumentiert, die Galater hätten lediglich das Prinzip der Gnade preisgegeben und brächten daher keine Frucht mehr und seien kein gutes Zeugnis mehr für kommende Generationen (d. h.: das christliche Zeugnis in dieser Gegend würde schließlich erlöschen).

 

    Antwort

In Ga 5 geht es aber um mehr als um Verlust des Zeugnisses und des Lohnes. Die Galater stehen in Gefahr, alles dranzugeben. Das Thema in Ga 5 ist „Rechtfertigung – durch Gesetz oder durch Gnade?” Sie waren daran, die Gnade fallen zu lassen. Damit hätten sie Christus verlassen. Sie hätten sich auf diese Weise vom zukünftigen Heil ausgeschlossen.

denn (V. 5:) durch den Geist, aus Glauben, warten wir auf die Hoffnung der Gerechtigkeit

    Hier ist der zukünftige Aspekt des Heils im Auge, d. h., Gerechtigkeit als Hoffnungsgut. Wer heute glaubt, wird in der Zukunft als Gerechtfertigter vor Gott stehen. Das zukünftige Gerecht-Sein vor Gott ist etwas, das man durch geduldiges Glauben erlangt.

    Hebräer 6, 12: „damit ihr nicht träge werdet aber Nachahmer derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben”.

    Wer zum Gesetz als Heilsmittel zurückkehrt, lässt den Glauben fahren, und damit lässt er Christus und das Heil fahren.

 

Andere argumentieren, die Galater, an die Paulus schrieb, waren noch nicht wiedergeboren.

 

    Antwort

Die Ausdrücke „Brüder“ (1, 11; 3, 15; 4, 12.28.31; 5, 11.13; 6, 1.18; zum Unterschied von den „falschen Brüdern“ 2, 4) und „meine Kindlein“ (4, 19), Ausdrücke, die Paulus auf alle Briefadressaten anwendet, beweisen, dass die Galater echte Christen waren, von Gott geboren. Paulus unterscheidet nicht zwei Gruppen unter den Briefadressaten.

 

2. Das Heil – vollkommen, vollständig und ewig

„Das objektive Werk Gottes ist unerschütterlich.”

    Argument: Die Wiedergeburt ist ein objektives Werk Gottes. Dieses ist ewig und unerschütterlich.

   

    Antwort

Ja. Das ist Gottes Seite. Glaube und Umkehr sind von Gott dem Menschen befohlen. Gott antwortet auf den Glauben des Menschen. Den Glauben gilt es zu bewahren. Paulus hat den Glauben bewahrt:

    2. Timotheus 4, 7E: „Ich habe den Glauben bewahrt.” Vgl. Kolosser 1, 23.

 

„Wir sind für immer vollkommen gemacht.”

    Es wird argumentiert: „Durch das einmalige Opfer Jesu Christi ist der Glaubende für immer vollkommen gemacht (Hebräer 10, 14). Das Heil, die Vergebung, ist vollkommen, vollständig und ewig. Hebräer 8, 12; 9, 12; 10, 10.12.14. Wir sind in Christus bei Gott so angenommen, wie auch Christus angenommen ist. Und er ist für ewig angenommen. So auch wir. Daher ist es ausgeschlossen, dass ein Wiedergeborener verloren geht.”

 

    Antwort

Hebräer 10, 10-14: „In diesem Willen sind wir Geheiligte durch das Darbringen des Leibes Jesu Christi ein für alle Mal. Und jeder Priester steht und leistet Tag für Tag Dienst und bringt dieselben Opfer vielmals dar, welche niemals im Stande sind, Sünden wirklich wegzunehmen. (12) Aber er, nachdem er ein Opfer für Sünden dargebracht hatte – für immer –, setzte sich zur Rechten Gottes, (13) im Weiteren darauf wartend, [dass und] bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden, (14) denn mit einer Darbringung hat er für immer zur Vollendung gebracht die, die geheiligt werden.”

    Der Begriff „für immer” steht im Gegensatz zu „alljährlich“ und „Tag für Tag“ (10, 1.3.11). Die Vergebung ist eine völlige. Kein weiteres Opfern mehr ist nötig (10, 15-18). Der Glaubende muss nicht stets aufs Neue Opfer für die aktuellen Sünden darbringen, sondern er ist gereinigt. Das eine Opfer gilt für allemal, für jede weitere Sünde.

    Wie kommt man in den Genuss dieses vollkommenen Opfers? – Dadurch, dass man an Christi vollkommenes Opfer glaubt, es in Anspruch nimmt.

    Wie lange bleibt man im Genuss dieses Opfers? – Solange man glaubt (Vgl. Hebräer 10, 22.35; 1. Korinther 15, 2; Kolosser 1, 23.) Christi Blut spricht für den Glaubenden. Es schreit für ihn zum Himmel (Hebräer 12, 24). Sein Gewissen ist vollkommen und rein dadurch, dass er Christi Opfer angenommen hat.

    Sein Angenommen-Sein in Christus – aufgrund des Glaubens – ist vollkommen, weil das Opfer vollkommen ist. Gott sieht auf das Opfer Christi, nicht auf die Unvollkommenheit des Gläubigen. Christi Blut gilt für den Glaubenden in alle Ewigkeit. Solange er sich darauf beruft, ist er im Gewissen „vollkommen”.

    Die Vollkommenheit in Christus und unser völliges Angenommen-Sein in ihm schließt nicht die Möglichkeit aus, sich von Christus wieder abzuwenden. Würde einer sich von Christus abwenden, würde er sich von dem vollkommenen Heil trennen. Daher die Aufrufe zu weiterem Vertrauen und Festhalten.

    Hebräer 4, 14: Da wir also einen großen Hohen Priester haben, der durch die Himmel ging, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns das Bekenntnis festhalten”

    Hebräer 6, 11.12: Wir begehren aber, dass jeder von euch denselben Fleiß erweise – hin zur vollen Gewissheit der Hoffnung, bis zum Ende, damit ihr nicht träge werdet aber Nachahmer derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben.”

    Hebräer 10, 22f: lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Zuversicht des Glaubens. Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken, denn der Verheißende ist treu; und lasst uns auf einander achten, um anzuspornen” … V. 35.36: Werft also eure Freimütigkeit nicht weg, welche eine große Vergeltung hat, denn ihr habt Ausdauer nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung [d. h.: die Verheißungserfüllung] davontragt”

    Hebräer 12, 25.28.29: Seht zu, dass ihr den Redenden nicht abweist, denn wenn jene nicht entkamen, die den abwiesen, der auf der Erde Weisung gab, wie viel mehr werden wir nicht entkommen, wenn wir uns von dem abwenden, der es vom Himmel her tut,… (28) Darum, da wir ein unerschütterliches Königreich in Empfang nehmen, mögen wir Gnade haben, durch die wir Gott in angenehmer Weise [in Verehrung] dienen mögen ­– mit Scheu und mit gewissenhafter Haltung, (29) denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.”

    Die Tatsache, dass Gottes Heil für den Glaubenden ewig und vollkommen ist, widerspricht nicht der Lehre des NT, dass die Möglichkeit bleibt, sich von diesem ewigen Heil wieder zu entfernen.

 

„Christi Opfer bürgt für die ewige Sicherheit der Kinder Gottes.”

    Es wird argumentiert: „Wer die ewige Sicherheit der Kinder Gottes anzweifelt, leugnet die Wirksamkeit des Opfers Jesu Christi.”

 

    Antwort

Wer (in biblischer Ausgewogenheit) lehrt, dass es möglich ist, dass Christen sich wieder von Christus abwenden können, zweifelt nicht die Sicherheit der Kinder Gottes an. Diese Sicherheit gilt für die, die glauben und an Christus bleiben. Die vollkommene Vergebung, die Wirksamkeit des Opfers Christi und das Vollkommen-Gemacht-Sein in Gottes Augen, das alles gilt den Glaubenden. Alle diese Heilsgüter sind an den Glauben des Einzelnen gebunden. Gott wird die Glaubenden – solange sie Glaubende sind – keineswegs verwerfen. Gottes Kinder sind in Christus immer sicher, d. h.: sie erlangen das zukünftige Heil, solange sie im Glauben bleiben.

    Wer von einem Christen zu einem Nichtchristen geworden ist, hat sich von Christus abgetrennt. Er ist aus der Gnade „gefallen” und hat nichts mehr, worauf er sich berufen könnte.

    Gläubige werden aufgerufen, im Glauben und in der Gnade zu bleiben. Wer sagt, dass die Bedingung, um bei Christi Wiederkunft gerettet zu werden, die ist, dass man im Glauben bleibt, lehrt nicht etwas Anderes als was das NT lehrt.

    Der Aufruf zum Bleiben richtet sich an Glaubende, nicht an Mitläufer.

    Ag 11, 23: Er rief sie alle auf, mit Vorsatz des Herzens am Herrn zu bleiben”

    Ag 13, 43: Paulus und Barnabas, welche zu ihnen redeten und ihnen Vertrauen zuflößten, ganz bei der Gnade Gottes zu bleiben”

    Ag 14, 22: „…festigten die Seelen der Jünger, riefen sie auf, im Glauben zu bleiben”

    Wiedergeborene müssen aufgerufen werden, am Herrn zu bleiben. Es ist nicht so, dass sie ohnehin bleiben werden. Sonst wäre dieser Aufruf nicht sinnvoll.

    1. Korinther 15, 2: durch die [gute Botschaft] ihr auch gerettet werdet, wenn ihr festhaltet, was für ein Wort ich euch [als gute Botschaft] sagte”

    Kolosser 1, 22.23: „…um euch vor ihm als Heilige und Tadellose und Unanklagbare darzustellen, unter der Voraussetzung, dass ihr im Glauben bleibt, gegründet und gefestigt seiend, und euch nicht abbewegen lassend von der Hoffnung der guten Botschaft, die ihr hörtet”

    1. Timotheus 2, 15: Sie (d. h.: die Frau) wird aber [bewahrt und] gerettet werden durch das Kindergebären hindurch, wenn sie (d. i. die Frauen, jede einzelne von ihnen) im Glauben bleiben und in der Liebe und in der Heiligung, verbunden mit einem gesunden Sinn [und Zucht].”

    1. Timotheus 4, 16: … denn indem du dieses tust, wirst du sowohl dich selbst [bewahren und] retten als auch die, die dich hören”

    Hebräer 10, 35-39: Werft also eure Freimütigkeit nicht weg, welche eine große Vergeltung hat, denn ihr habt Ausdauer nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt, … Aber der Gerechte wird vom Glauben her [o: aus Glauben] leben. Und wenn er (d. i. der Gerechte) zurückweicht, hat meine Seele nicht Wohlgefallen an ihm. Aber wir sind nicht des Zurückweichens zum Verderben, sondern des Glaubens zum Gewinnen der Seele als Besitz.”

    1. Petrus 1, 5: die wir in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werden für die Rettung”

    Beachten wir: Beide Elemente sind nötig: nicht nur die Kraft Gottes, sondern auch der Glaube, der diese in Anspruch nehmen darf.

    Der Gläubige wird aufgerufen, nicht aufzuhören zu glauben, bzw. die angefangene Hoffnung nicht fahren zu lassen (Hebräer 3, 6.14; 6, 11f; 10, 23ff; 12, 25; 1. Petrus 5, 9 u.a.)

 

Anmerkung zu den Stellen, die Christen aufrufen, im Glauben zu bleiben

    Wenn jemand aufgerufen werden muss, weiterhin zu glauben wie bisher, kann der Aufgerufene nicht ein Mitläufer, Ungläubiger, Nichtwiedergeborener sein. Der bisherige Glaube kann dann nicht ein ungenügender Glaube oder Unglaube oder „Kopfglaube” gewesen sein, denn er wird ja nicht aufgerufen, eine andere Art/Qualität von Glauben zu beginnen, sondern er wird aufgerufen, weiterhin zu glauben, und zwar so zu glauben wie bisher. d. h.: Er soll in eben dem Glauben bleiben, den er hatte, soll sich nicht abbringen lassen (z. Bsp. Kolosser 1, 23).

    Wenn aber sein bisheriges Glauben das richtige/echte Glauben war, müsste er nicht mehr dazu aufgerufen werden, standhaft im Glauben zu bleiben [o: in Christus zu bleiben], denn nach dieser Lehre bleiben echte Wiedergeborene ohnehin standhaft. Dann müssten Wiedergeborene auch nicht aufgerufen werden zu Nüchternheit und Wachsamkeit vor dem umherschleichenden Widersacher (1. Petrus 5, 8), auch nicht dazu, ihm im Glauben zu widerstehen (V. 9), denn Wiedergeborene widerstehen (gemäß dieser Lehre) ohnehin, und der Widersacher kann sie ohnehin nicht verschlingen[7].

    Man kommt also in ein Dilemma. Das Dilemma wird auch nicht dadurch gelöst, dass man sagt, der Apostel habe zum Festhalten und Bleiben im Glauben aufgerufen, weil er nicht wusste, wer von den Briefempfängern wirklich wiedergeboren wäre und wer nicht. Das würde bedeuten, Nichtwiedergeborene würden aufgerufen, etwas festzuhalten, das sie noch nie hatten, und in etwas zu bleiben, in dem sie noch gar nicht waren; und Wiedergeborene würden aufgerufen etwas festzuhalten, das sie ohnehin festhalten würden, weil ja Wiedergeborene (gemäß dieser Lehre) ohnehin (d. h.: auch ohne Aufruf) das Ziel erreichen werden.

    Das NT gibt hingegen klare Hinweise darauf, dass die Menschen, an die die neutestamentlichen Briefe gerichtet sind, als Heilige, Gläubige, Wiedergeborene betrachtet wurden (z. Bsp. im Hebr: 3, 1; 10, 32ff; 12, 4-11; 12, 18ff; 13, 5-7.10.18ff).

    Das Dilemma wird auch nicht dadurch gelöst, dass man sagt, Gott bewahre seine Kinder durch eben diese Aufrufe und Warnungen. Dann bekommt man das „Problem”, dass Gott seine Kinder vor etwas warnen würde, das diesen ohnehin niemals passieren könnte; denn wenn Wiedergeborene ohnehin nicht abfallen können, ist es nicht nötig, sie vor Abfall zu warnen. Eine Warnung vor Abfall ist nur dann angebracht, wenn die Gefahr auch tatsächlich vorhanden ist. Auch zeigen die Warnungsstellen, dass Gesetzlichkeit, Fleischlichkeit und Irrlehre echte Gefahren für Christen sind.

 

Den Schluss „Wenn einer nicht mehr an Jesus glaubt, war er nie gläubig” dürfen wir erst dann ziehen, wenn wir Fakten haben. Ob ein so genannter „Abgefallener” einmal Christ war oder nie wiedergeboren war, muss in jedem Fall untersucht werden. Jesus berichtet von solchen, die nie wirklich gläubig waren (z. Bsp. von den Leuten, in deren Straßen Jesus war und die dann mit ihm zogen und in seinem Namen Wunder taten, ohne ihn wirklich als Herrn zu kennen und von ihm gekannt zu sein, Matthäus 7, 22.23). Das heißt aber nicht, dass es sich bei jedem, der sich von Christus und der Wahrheit abwandte, um einen solchen handelt, der ihn nie kannte.

    (Nb: Jesus sagt über die Seinen: „Ich kenne meine Schafe”, und er sagt über Ungläubige, die mit ihm Kontakt hatten, aber nie wirkliche Gläubige waren: „Ich habe euch nie gekannt.” Die einen kennt er; die anderen kannte er nie. Sind damit alle Gruppen von Menschen erfasst? Es gibt daneben noch die Gruppe derer, die ihn offen ablehnten, und noch die Gruppe derer, die Gläubige gewesen waren und dann abgefallen waren. Um letztere geht es in Matthäus 7, 22f nicht.)

 

Es gibt übrigens auch in Kreisen, in denen die Unmöglichkeit des Abfalls gelehrt wird, solche, die sich früher ihres Heils sicher waren, dann aber doch abfielen.

    Z. Bsp.: Hier ist ein Bruder, der sich seines Heils (und der Tatsache, dass er nicht mehr abfallen kann) absolut sicher ist. Schließlich fällt er doch ab. Wenn ich dann sage, jener „Bruder” sei (trotz aller Anzeichen von Wiedergeburt) nie wiedergeboren gewesen, muss ich mich fragen, wieso ich denn von mir selbst weiß, dass ich niemals abfallen werde. Es könnte ja ebenso sein, dass ich mich getäuscht habe und gar nicht wiedergeboren bin (trotz der Anzeichen von Wiedergeburt, die bei mir zu sehen sind, wie sie bei dem Abgefallenen zu sehen waren). Was für den jenen Bruder gilt, gilt auch für mich. Beide, er, der abfiel, und ich, der ich ihm das (vorige) Heil abspreche, glaubten an die Unmöglichkeit des Abfalls.

    Auf diese Weise kann die Auffassung, dass jeder, der abfällt, nie wahrhaftiger Christ gewesen ist, zu großer Unsicherheit des Heils führen. Auch kann dann niemand mit Gewissheit sagen, ob sein Mitchrist ein echter Christ ist. Das kann zu Reserviertheit gegenüber dem Mitbruder führen.

    Solches lehrt uns das NT aber nicht. Im NT nimmt man die Gläubigen ernst und behandelt sie als Wiedergeborene.

 

3. Gottes Liebe und Treue

„Nichts kann von Gottes Liebe scheiden.”

    Es wird argumentiert: „Nichts und niemand kann einen Gläubigen von Gottes Liebe scheiden. Römer 8, 38f.”

 

    Antwort

Nichts vermag diejenigen von Gottes Liebe zu trennen, die Gott lieben (Römer 8, 28). Es ist ein charakteristisches Merkmal von Wiedergeborenen, dass sie Gott lieben. Nichts kann solche Menschen, die sich auf Jesus Christus verlassen, von der Liebe Gottes trennen, nichts von den dort aufgezählten Dingen; also keine Anfechtung, keine sonstige Bedrängnis, Verfolgung, keine Macht der Finsternis. Kein Druck ist so groß, dass er uns von Jesus Christus wegbringen könnte.

    Es fällt auf, dass in der Aufzählung die eigene „Sünde” fehlt.

    Es geht in diesem Abschnitt nicht um die Frage, ob und inwieweit es möglich ist, dass ich dieses besondere Liebesverhältnis von mir selbst aus aufkündige. Die Aussage in Römer 8 betrifft nicht das Thema, ob ich mich entscheiden kann, mich von Christus abzuwenden; sondern es geht um Faktoren außerhalb von mir, die mich von Christus und seiner Liebe trennen wollen. So ist Römer 8, 38.39 eine Parallele zu Johannes 10, 27.

    Die besondere Liebe Gottes gilt den Glaubenden. Die Stelle sagt nicht aus, dass einer, der Gott liebt, nicht mehr die Möglichkeit hätte, sich selbst aus dem Bereich der Liebe hinauszubegeben. Dass der Christ nicht selber verantwortlich sei, in der Liebe Gottes zu bleiben, ist nicht eine Lehre der Heiligen Schrift.

    Judas sagt in V. 21: „Geliebte …, bewahrt euch selbst in der Liebe Gottes und wartet dabei auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus (hin) zum ewigen Leben.”

    Diese Stellen sollten also im Lichte von 1. Korinther 15, 1-3; Ga 5, 1-4; Kolosser 1, 21-23; 1. Timotheus 2, 14.15; Hebräer 12, 14.15.25; 2. Petrus 3, 17 u. a. gelesen werden.

 

„Gott bewahrt mich vor mir selbst.”

    Es wird argumentiert: „Der größte Feind ist mein eigener Wille. Mein größter Widersacher bin ich selbst. Würde Gott mich nicht vor mir selbst bewahren, lieferte er mich meinem schlimmsten Feind aus.”

 

    Antwort

In Römer 8, 35-39 geht es um Fremdeinwirkung. Und es wird vorausgesetzt, dass ich auf Jesus Christus vertraue, ihn liebe (V. 28), mich in Christus Jesus befinde (V. 39). Der Bereich der Liebe Gottes ist in Christus, nicht außerhalb von ihm.

    Wenn ich Angst vor meiner eigenen Sünde habe, ist dies gut so, denn das wird mich zu Jesus treiben. So kann er mich bewahren. Würde ich mich nicht von Jesus bewahren lassen, würde ich mich in Gefahr begeben, und er könnte mich nicht bewahren. Wenn ich mich bei ihm berge, bin ich in Sicherheit.

    Vergessen wir nicht, dass der Herr auch an meinem Wollen wirkt, wenn ich dazu bereit bin. (Vgl. Philipper 2, 12.13. Gott wirkt das Wollen in dem, der dem Evangelium gehorcht und mit Furcht und Zittern daran bleibt, V. 12.) Ich darf den Herrn bitten, in mir zu wirken, dass ich will, was er will. Der Herr wird das Gebet erhören. Aber er will erbeten sein. Würde ich nicht beten (sondern auf mich selbst vertrauen), könnte der Herr nicht tun, was er gerne in und an mir vollbringen möchte.

    Jakobus 4, 2 beweist, dass der Herr nicht automatisch wirkt, sondern auf Gebet hin: „Ihr habt nicht – deswegen, weil ihr nicht bittet.” D. h., sie hätten, wenn sie gebetet hätten. 

 

„Gott verleugnet sich selbst nicht.”

    Argument: „Sind wir untreu, er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen. (2. Timotheus 2, 13) Er wird uns immer treu bleiben. Daher können Christen nicht abfallen.“

 

    Antwort

Nicht folgerichtig. Die Treue Gottes gilt zuallererst sich selbst und seinem Wort. „Er kann sich selbst nicht verleugnen“, heißt es im selben Vers.

    Gott bleibt seinen Verheißungen treu. Und er bleibt denen treu, die ihm und seinem Wort täglich vertrauen; d. h., Gott bleibt den Glaubenden treu.

    Die Aussage, dass Gott treu zu seinen Verheißungen steht, ist wahr, unabhängig von der Frage, ob jemand, der zum Glauben an Christus gekommen ist, die Möglichkeit hat, Christus zu verwerfen. Die Treue Gottes wird durch die Untreue des Menschen nicht in Frage gestellt oder aufgehoben (Römer 3, 3).

    Gottes Treue besagt nicht, dass jemand nicht die Möglichkeit hätte, sich aus dem Raum der göttlichen Treue und Liebe wieder hinauszubegeben. Das NT spricht davon, dass der Mensch die Verantwortung hat, zu bleiben: in der Liebe Gottes (Judas 21), im Wort Gottes (Johannes 8, 31), im Glauben (1. Timotheus 2, 15; Kolosser 1, 23; Ag 14, 22), in Christus (Johannes 15, 6), am Herrn (Ag 11, 23), bei der Gnade Gottes (Ag 13, 43). Gott hat nicht verheißen, dass jemand, der sich einmal bekehrt hat und wiedergeboren wurde, ohne weiteres das ewige Heil erlangen werde, egal was er tut und wie er sich im Weiteren Christus gegenüber verhält.

    Gerade in Verbindung mit der oben erwähnten Stelle sagt der Apostel: „Erdulden wir mit Ausdauer, so werden wir ‹als Könige› mitherrschen. Verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen.” 2. Timotheus 2, 12). Sind wir untreu, so bleibt er treu – nicht mir gegenüber (denn er wird mich verleugnen, wenn ich ihn ableugne, zu ihm „Nein“ sage). Wem gegenüber bleibt Gott treu, wenn wir untreu sind? - Sich selbst gegenüber. Seinem Wort gegenüber bleibt er treu! Wenn ich ihm untreu bin und ihn ableugne, betrifft dies nicht seine Treue. Er bleibt sich selbst treu. Gott hat sich mir gegenüber verpflichtet, aber nur solange ich im Glauben bleibe, in seiner Liebe bleibe. Was er gesagt hat, ändert er nicht: Er bleibt seinem Wort treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.

    Vgl. Psalm 25, 3: „Keiner wird zuschanden, der deiner harrt, aber zuschanden werden die, die untreu werden.”

    Wer einem so wunderbaren Herrn die Treue aufkündigt, ist ohne Entschuldigung. Weil er uns so viel Gnade und Kraft zur Verfügung stellt und so viele Verheißungen gegeben hat, gibt es keine Entschuldigung für Untreue.

    Dass jeder Christ treu bleibt, ist nicht selbstverständlich. Nicht jeder, der in die Nachfolge Jesu Christi tritt, erreicht das ewige Ziel. Römer 8, 17: Wir sind „Erben Gottes und Christi Miterben, unter der Voraussetzung, dass wir mitleiden, damit wir auch mit verherrlicht werden.

    Christen könnten verdorben werden. Römer 14, 15: „Verdirb nicht mit deiner Speise denjenigen, für den Christus starb.“ Der Christ als Tempel Gottes kann zerstört werden. (Vgl. 1. Korinther 3, 17.)

    Das uns Anvertraute haben wir zu bewahren:

    1. Timotheus 6, 20.21: 'O Timotheus, verwahre das Anvertraute; meide dabei stets das profane, leere und ergebnislose Gerede und Gegenaufstellungen der fälschlicherweise benannten Kenntnis. Einige bekannten sich dazu und vertraten sie. Dabei verfehlten sie, hinsichtlich des Glaubens, das Ziel.'

    Hebräer 12, 14.15: „Jagt mit allen dem Frieden nach, auch der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird

    Diese Stelle bezieht sich nicht auf das Geheiligt-Sein, das man durch die Wiedergeburt bekommt. Das gesamte K. 12 ist an Christen gerichtet, nicht an Mitläufer. Deshalb sagt der Schreiber, dass das Jagen „mit allen“ geschehen soll.

 

4. Gottes Macht

„Wenn er in uns lebt, können wir nicht untergehen.”

    Es wird argumentiert: „Jesus Christus ist auferstanden, um nie mehr zu sterben (Römer 6, 9; Hebräer 7, 25; vgl. Markus 4, 35ff). Sein alles überwindendes Leben ist unser überwindendes Leben. Er ist unser Leben selbst. Daher können wir nicht untergehen.“

 

    Antwort

Nicht folgerichtig. Die angeführte Wahrheit schließt nicht aus, dass wir nicht von dem Herrn Jesus weggehen können. Wenn er unser Leben ist, wird damit nicht geleugnet, dass wir uns nicht mehr von ihm, dem Leben, abwenden können.

Mit der Wiedergeburt empfange ich Christus als mein Leben zusätzlich zu meinem Leben. Ich habe nun zwei Kräfte in mir: Fleisch und Geist. Die Frage ist nun, nach welcher Kraft und nach welchem Leben ich mich ausrichte.

    Ga 5, 16-17: „Aber ich sage: Wandelt ‹durch› [den] Geist, und ihr werdet keinesfalls die Lust [des] Fleisches ausführen; denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und den Geist gegen das Fleisch. Diese widerstreben einander, dass ihr nicht, was irgend ihr wollt, dieses tut.“

5, 25-26: „Wenn wir ‹durch› [den] Geist leben, sollen wir uns auch ‹durch› [den] Geist ausrichten. Werden wir nicht solche, die auf leere Herrlichkeit aus sind, die einander herausfordern, die einander beneiden!“

 

 

 

 

„Der Herr Jesus hat für die Bewahrung gebetet.”

    Es wird argumentiert: „Der Hohe Priester Jesus Christus betete dafür, dass der Glaube des Petrus nicht aufhöre. Lukas  22, 31f. Ebenso betet er für den Glauben der Erlösten. Johannes 17, 11M: ‚Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast’ V. 15: ‚Ich erbitte nicht, dass du sie aus der Welt heraus wegnimmst, sondern dass du sie bewahren möchtest vor dem Bösen.’ V. 20: ‚Aber nicht betreffs dieser allein erbitte ich, sondern auch betreffs derer, die durch ihr Wort an mich glauben werden’ V. 24: ‚Vater, die, die du mir gegeben hast, – ich will, dass auch dieselben bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gabst.’ Vgl. 1. Johannes 2, 1f; Römer 8, 34; Hebräer 6, 20; 7, 23-25

 

    Antwort

Dass Jesus heute im Himmel für die Glaubenden betet, steht so nicht in der Bibel. Er tat es, als er noch auf Erden war (Johannes 17), aber er tut es in diesem Sinne jetzt nicht; denn er selbst ist Gott und völlig eins mit dem Vater. Sein Wille und der Wille des Vaters sind eins. Wenn er sich für die Heiligen verwendet (Hebräer 7, 25; Römer 8, 26.34), bedeutet dieses, dass er der Garant des Heils der Glaubenden ist. Er als Hoher Priester ist in das Allerheiligste eingegangen und präsentiert nun sein Blut für uns vor Gott. Sein Hohes Priestertum bezieht sich auf das Opfer, das er dargebracht hat.

    Jesus betete für Petrus (Lukas 22, 31.32), dass sein Vertrauen in einer bestimmten Situation, der er ausgesetzt werden sollte, nicht ablassen möchte. Er wusste um Petrus’ Grundeinstellung der Liebe und Hingabe. Der Herr gab ihm eine besondere Verheißung für seine Lage.

    Hebräer 7, 25: „Deshalb vermag er auch bis aufs Völligste zu retten die durch ihn zu Gott Hinzutretenden: Er lebt die ganze Zeit, um sich für sie zu verwenden;

    Das griechische Partizip Präsens betont den durativen Aspekt: die, die immer wieder oder im fortgesetzten Sinne zu Gott hinzutreten, bringt er ans Ziel.

 

„Man wird aus Gottes Macht bewahrt.”

    Man argumentiert: „Der Glaubende wird aus göttlicher Macht bewahrt zum Heil (1Pe 1, 5; 5, 10; Judas 24; Johannes 10, 28ff; vgl. 2. Timotheus 1, 12). Die Macht Gottes steht über dem Glauben. Diese Macht Gottes bewahrt auch meinen Glauben.”

 

    Antwort

Gott lässt solche, die glauben, nicht los, weil er bestimmt hat, dass allein der Glaube die Bedingung des Heils ist. Gott hat verheißen, dass er denjenigen, der im Glauben bleibt, bewahren wird, wie ein Vater sein Kind. Gott hat nicht verheißen, dass er machen wird, dass jeder, der zu einem bestimmten Zeitpunkt an ihn glaubt, für immer im Glauben bleiben wird.

    Beachten wir, dass in den oben angeführten Stellen nicht gesagt wird, dass die göttliche Bewahrung so weit geht, dass sie den Menschen, der sich von Christus lossagen will, zwingt, bei Christus zu bleiben, sodass er unter keinen Umständen zu glauben aufhören kann. Gott bewahrt den, der sich bewahren lässt. Vgl. 2. Petrus 2. (s. unten).

    1. Petrus 1, 5: die wir in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werden für die Rettung”

    Die göttliche Kraft, die bewahrt, wird „durch Glauben” in Anspruch genommen und wirksam. Würde der Mensch nicht im Glauben bleiben, könnte er sich nicht auf die bewahrende Macht Gottes berufen.

    Von der Verantwortung des Menschen, in Jesus bzw. im Glauben zu bleiben, sprechen viele Stellen. Einige seien hier nochmals angeführt:

    Ag 11, 23: er rief sie alle auf, mit Vorsatz des Herzens am Herrn zu bleiben”

    Ag 13, 43: Paulus und Barnabas, welche … ihnen Vertrauen zuflößten, ganz bei der Gnade Gottes zu bleiben”

    Ag 14, 22: festigten die Seelen der Jünger, riefen sie auf, im Glauben zu bleiben”

    1. Korinther 15, 2: durch die [gute Botschaft] ihr auch gerettet werdet, wenn ihr festhaltet”

    Kolosser 1, 22.23: …um euch vor ihm als Heilige und Tadellose und Unanklagbare darzustellen, unter der Voraussetzung, dass ihr im Glauben bleibt, … euch nicht wegbewegen lassend von der Hoffnung der guten Botschaft”

    Hebräer 10, 35-39: Werft also eure Freimütigkeit nicht weg, welche eine große Vergeltung hat, denn ihr habt Ausdauer nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt, … Aber der Gerechte wird vom Glauben her leben. Und wenn er (der Gerechte) zurückweicht, hat meine Seele nicht Wohlgefallen an ihm. Aber wir sind nicht des Zurückweichens zum Verderben, sondern des Glaubens zum Gewinnen der Seele als Besitz.”

 

„Niemand kann Kinder Gottes aus Jesu Hand reißen/rauben.”

    Oft wird unter Berufung auf Johannes 10 gesagt: „Niemand kann ein Schaf Christi aus seiner Hand reißen, da Christus ihn festhält (Johannes 10, 27-30).”

 

    Antwort

In Johannes 10 geht es um drei Parteien: 1. Der Hirte (der Vater und der Sohn); 2. jemand, anderer als die „Schafe” und der „Hirte”, d. h.: jemand, der das Schaf von Christus wegreißen will; 3. das Schaf; um dieses geht es.

    Jesus spricht hier von Fremdeinwirkung. Es geht um ein Rauben. Partei 1 will mich nicht rauben, Partei 2 kann es nicht und Partei 3 bin ich selbst. In Bezug auf mich selbst kann nicht von einem „Rauben“ die Rede sein.

    Beachten wir V. 28E: „Niemand (wörtlich: „nicht jemand”) wird sie aus meiner Hand rauben“. Dieser „Jemand” ist ein anderer als der Hirte und das Schaf; d. h., dieser Jemand ist nicht das Schaf (denn das Schaf will ja bei Jesus bleiben; das wird in Johannes 10 vorausgesetzt, denn die Schafe folgen Jesus). Niemand kann ein Schaf, das Jesus folgt, als von Christus wegreißen, weil er es hält. Das bedeutet: Jesus Christus hält mich im Einklang mit meinem Willen, denn ich glaube ja an ihn, folge ihm, vertraue mich ihm an.

    Jesu Schafe sind daher sicher vor jedem, der sie rauben will. Ihre Sicherheit ruht nicht in ihnen, sondern in eben der Person, der sie vertrauen. Diese Person ist eine sichere Festung. Würden sie sich aus dieser „Festung” heraus begeben, wären sie nicht mehr sicher und der Feind könnte sie wieder erfolgreich angreifen. (Vgl. 1. Petrus 5, 8.9.)

 

    Zu Johannes 10, 28A: „Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie kommen nicht um, in Ewigkeit nicht.”:

    Die Sicherheit des „Schafs” besteht in dem Ruhen in der Hand des Hirten. „Schaf” ist jeder, der sich auf Jesus verlässt. Das Heil des Christen besteht in der Person, auf die er sich verlässt. Die Heilssicherheit des Glaubenden ist diese Person. Von dieser Person aus gesehen, ist es unmöglich, dass dem Schaf ein Unheil geschehen könnte. Es geht nicht verloren, in Ewigkeit nicht! Gläubige sind in Christus völlig sicher. In diesem Sinne ist das Heil absolut sicher.

    Vers 28 darf also nicht isoliert von den Versen 27 und 29 betrachtet werden.

    Der Abschnitt sagt nicht, dass ein Schaf Jesu nicht die Möglichkeit hätte, sich selber aus der Hand des Hirten fortzubegeben. Die Frage, ob ein Wiedergeborener wieder abfallen kann, wird in Johannes 10 gar nicht behandelt.

    Nb: In Johannes 15 zeigt der Herr, dass das Heil des Christen darin besteht, dass er in Jesus Christus bleibt, d. h. (gemäß V. 5) mit Jesus Christus verbunden bleibt. Bleibt er in Jesus, wird das Ergebnis Frucht sein. Würde er nicht in Christus bleiben, begäbe er sich in Gefahr, nicht nur unfruchtbar zu sein, sondern auch die Lebensverbindung und damit das Heil aufzugeben. Warum? – Weil das Heil in Jesus liegt; und in Jesus will er nicht mehr bleiben. Daher die ernste Warnung in Johannes 15, 2 und 6: „V. 2: „Jede Rebe an [und in] mir, die nicht Frucht trägt, nimmt sie weg; und jede, die Frucht trägt, reinigt er, damit sie mehr Frucht trage. …” V. 6: Wenn jemand nicht an [und in] mir bleibt, gilt: Er wurde wie die Rebe hinausgeworfen und er verdorrte (und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer), und er brennt.”

 

„Nicht das Festhalten an Christus rettet.”

    Man kann Argumente wie dieses hören: „Nicht dein Festhalten an Christus rettet dich, sondern Christus.” Oder: „Nicht dein Glaube an Christus rettet dich, sondern Christus.”

 

    Antwort

Das ist ja gerade Glaube: Auf Christus schauen! Epheser 2, 8 lehrt, dass man durch den Glauben gerettet wird. Die Antwort, die Jesus Christus (auf Erden) den Geretteten gab, war: „Dein Glaube hat dich gerettet” (z. Bsp. Matthäus 9, 22; Markus 5, 34; 10, 52; Lukas 7, 50; 8, 48; 17, 19; 18, 42). Damit sagte der Herr nicht, dass ein Menschenwerk rettet, sondern Christus, das Objekt des Glaubens, rettet.

 

„Der Herr wird die Seinen von jedem bösen Werk retten und davor bewahren.“

    Argument: „‚Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und mich in sein himmlisches Königreich hineinretten. Ihm sei die Herrlichkeit in alle Ewigkeit.’ (2. Timotheus 4, 18). Daher ist das Heil sicher. Und Paulus beruhigt uns mit der Zusicherung, dass Jesus Christus die Seinen befestigen wird bis ans Ende, dass sie untadelig sind am Tag des Herrn Jesus Christus (1. Korinther 1, 8).“

 

    Antwort

Die Aussage von 2. Timotheus 4, 18 macht einer, der den Glauben gehalten hat. Jesus Christus wird diejenigen befestigen und bewahren, die sich auf ihn verlassen. Daher ist das Heil für jeden Glaubenden sicher. Dass dadurch aber jede Abfallmöglichkeit ausgeschlossen sein sollte, ist nicht folgerichtig.

 

„Die Wahrheit wird ewig bei den Christen bleiben.”

    Argument: 2. Johannes 2: „… wegen der Wahrheit, die unter uns bleibt und auf ewig bei uns sein wird.”

 

    Antwort

Gemeint ist: Die Wahrheit wird bei der Gemeinde als ganzer bleiben und individuell bei jedem Glaubenden. Der Endsieg Jesu Christi zusammen mit seiner Gemeinde ist sicher. Die Wahrheit wird nicht untergehen.

 

5. Das Opfer Jesu Christi

„Christus hat für die künftigen Sünden bezahlt.”

    Es wird argumentiert: „Jesus Christus hat auch für die zukünftigen Sünden der Erlösten bezahlt, auch für die Sünde des Abfalls. Daher kann man nicht verloren gehen.”

 

    Antwort

Jesus Christus hat für alle Sünden aller Menschen bezahlt (1. Johannes 2, 2; 2. Petrus 2, 1-2; 1. Timotheus 2, 1-4; 2. Korinther 5, 19 ff), dennoch gehen viele ewiglich verloren. Des Lammes Blut floss für alle Erstgeborenen in Israel (1. Mose 12). Hätte eine Familie nicht den Anweisungen gehorcht und das Blut nicht an die Türpfosten gestrichen, wäre der Erstgeborene verloren gewesen.

    Gottes Liebe – und Jesu Opfer am Kreuz – gilt allen Menschen. Das Opfer war für alle Sünden aller Menschen. (Vgl. 1. Timotheus 2, 4-6; beachte die „alle” in V. 4 und V. 6.) Wer aber Gottes Liebe und Christi Opfer nicht annimmt, kommt nicht in den Genuss dieser Liebe und dieses Opfers (Johannes 3, 18.36; 12, 48). Das Annehmen geschieht nur durch Glauben. Wenn ein Glaubender (ein Wiedergeborener) in eine Sünde fällt, wird er nicht von Gottes Liebe getrennt (1. Johannes 2, 1.2). Ein Nichtglaubender nimmt diese Liebe Gottes und das Opfer Christi nicht in Anspruch. Er scheidet sich daher selbst aus.

 

    Mancher hat argumentiert: „Echte Christen haben das Blut an ihre Herzenstür gestrichen. Daher sind sie für alle Zukunft gerettet.”

 

    Antwort

Die Rettung, um die es geht, ist noch ausständig. Das Gericht Gottes ist in diesem Sinne noch nicht eine Sache der Vergangenheit. Das bedeutet: Würde inzwischen einer das Blut von seiner persönlichen Herzenstür wieder abwaschen, würde er nicht vor dem Zorn gerettet werden. Die „Gerichtsnacht” ist noch ausständig. Die Tatsache, dass jemand das Blut Christi bereits auf seine Herzenstür strich, bedeutet nicht, dass es ihm unmöglich geworden ist, dieses rettende Blut wieder zu entfernen.

    Jesus Christus vergibt uns auf der Basis seines Opfers, wenn wir und solange wir auf ihn vertrauen. Würde jemand aufhören, auf das einzige Mittel zu vertrauen, welches die Basis für unsere Vergebung ist, gäbe es keine Vergebung für die künftigen Sünden des Betreffenden (Vgl. Hebräer 10, 26ff).

    Die Tatsache, dass Jesus Christus auch für die zukünftigen Sünden bezahlt hat, ist kein Beleg dafür, dass ein Glaubender nicht die Möglichkeit hat, zu einem Nichtglaubenden zu werden. Weil Christus alle meine zukünftigen Sünden trug, kann ich in alle Zukunft – bis zu meinem Tode – zu Christus kommen und von ihm Vergebung erhalten. Wunderbar! Das bedeutet aber nicht, dass Christus mir die Möglichkeit nimmt, mich wieder von ihm, dem Quell der Vergebung und des Heils, zu trennen.

    Die Sünde des Abfalls wurde zwar am Kreuze „bezahlt”, aber der Abgefallene (wenn er bis zuletzt ein Abgefallener bleibt) kommt nicht mehr in den Genuss dieser Bezahlung, weil er die Grundbedingung (die Annahme des Opfers Jesu für sich persönlich) nicht mehr erfüllt. (Vgl. Hebräer 10, 26ff.)

 

„Christus bringt jeden Wiedergeborenen ans Ziel.”

    Es wird argumentiert: „Christus hat sich verpflichtet, jeden Glaubenden ans Ziel zu bringen (Johannes 6, 37-40). Der Herr Jesus hat die Verantwortung übernommen, die Geretteten durchzubringen. Johannes 17, 6.9.24; 1. Korinther 1, 7-9. Würden Wiedergeborene verloren gehen, hätte der Vater sich geirrt und der Sohn sich als zu schwach, unaufmerksam, untreu oder sonst unfähig erwiesen.”

 

    Antwort

Nur die Glaubenden sind es, die Jesus sicher ans Ziel bringen wird, d. h., diejenigen, die sich auf Jesus Christus verlassen. Solange sie das tun, ist das Erreichen ihres Ziels sicher. Der Vers 1. Petrus 1, 9: „… das Ziel eures Glaubens davontragend, die Rettung der Seelen”, ist an Glaubende gerichtet. Würden sie nicht mehr glauben, gäbe es kein Ziel des Glaubens mehr für sie, denn wenn bei ihnen der Glaube nicht mehr vorhanden ist, hat er kein Glaubensziel mehr.

    Das NT verheißt an keiner Stelle, dass der Herr Jesus Menschen ans Ziel bringt, die dort nicht hinwollen. Aber das NT ruft die Glaubenden auf, im Glauben zu bleiben, damit sie das Ziel erlangen. Es ist keinesfalls selbstverständlich, dass jeder, der einmal in der Vergangenheit eine Wiedergeburt erlebt hat, das Ziel erreichen wird.

    Daher spricht der Apostel (2. Timotheus 2, 10): „Deswegen erdulde ich alles – der Erwählten wegen, damit auch sie das Heil (hier: zukünftiger Aspekt.) erlangen, das in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit”[8]

    Wenn jemand das Ziel erreicht hat, wird er voller Dankbarkeit sagen: „Es war Gottes Kraft und Gnade, die mich hierhergebracht hat.“ Und der erhöhte Herr wird zu ihm sagen: „Dein Glaube hat dich gerettet.”

    Dieses bringt Petrus in 1. Petrus 1, 5 zum Ausdruck: „die wir in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werden zur Rettung”.

    Daher gilt es für die Glaubenden, ihre Freimütigkeit nicht wegzuwerfen, sondern Ausdauer zu bewahren im völligen Vertrauen auf den Retter und sein vollkommenes Werk.

    Hebräer 10, 35.39: „Werft also eure Freimütigkeit nicht weg, welche eine große Vergeltung hat, denn ihr habt Ausdauer nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt”. Denn: „… der Gerechte wird vom Glauben her leben.” Christen sind „des Glaubens zum Gewinnen der Seele als Besitz.” d. h., der Glaube ist der Schlüssel für die schlussendliche Rettung der Seele. Deshalb werden die Christen immer wieder zum Bleiben im Glauben und zum Festhalten der Wahrheit aufgerufen. Vgl. z. Bsp. Ag 11, 23; 13, 43; 14, 22.

    1. Korinther 15, 2: „durch welche [die gute Botschaft] ihr auch gerettet werdet, wenn ihr festhaltet…”

    Kolosser 1, 22.23 „…um euch vor ihm als Heilige und Tadellose und Unanklagbare darzustellen, unter der Voraussetzung, dass ihr im Glauben bleibt…”

 

„Was Christus begann, wird er auch zu Ende führen.”

    Ein weiteres Argument: „Paulus war von eben diesem überzeugt (o: zuversichtlich), dass der, der unter[9] den Philippern ‚ein gutes Werk angefangen hat, es auch zum Ziel führen (o: vollenden) wird bis zum Tag Jesu Christi’: Philipper 1, 6. Christus wird in dem Glaubenden das gute begonnene Werk auch zu Ende führen. Folglich wird jeder wahrhaft Wiedergeborene das Ziel erreichen. Keiner kann mehr abfallen.”

 

    Antwort

Philipper 1, 3-8: „Ich danke meinem Gott bei allem Gedenken an euch–  4 allezeit, in allem meinem Flehen für euch alle, und tue das Flehen mit Freude;  5 [ich danke ihm] wegen eurer Gemeinschaft für die gute Botschaft vom ersten Tage bis jetzt, 6 von eben diesem überzeugt, dass der, der unter euch ein gutes Werk anfing, es ‹ganz› zum Ziel führen wird bis zum Tage Jesu Christi, 7 so wie es recht für mich ist, dieser Gesinnung zu sein im Blick auf euch alle, weil ich euch im Herzen habe; in meinen Fesseln und auch [bei] der Verteidigung und Bekräftigung der guten Botschaft seid ihr ‹ja› alle Teilhabende zusammen mit mir an meiner Gnade;  8 denn Gott ist mein Zeuge, wie mich nach euch allen verlangt mit dem Herzen Jesu Christi.

    Paulus könnte hier kollektiv sprechen. Man könnte en hümin  mit „unter euch” übersetzen.[10] D. h., der Sieg Jesu Christi zusammen mit seiner Gemeinde ist sicher. Jesus wird sein Werk in und mit seiner Gemeinde zum Ziel führen. Paulus hat guten Grund für seine Zuversicht. (V. 7)

    Aber auch, wenn man en hümin  mit „in euch” übersetzt, stimmt die Aussage.

    Paulus kann den Philippern deshalb zusagen, dass Jesus das Werk unter und in ihnen vollenden wird. Er weiß von ihrer „Gemeinschaft mit der guten Botschaft“ bzw. ihrer „Anteilnahme für die gute Botschaft vom ersten Tage bis jetzt” (1, 5). Von den Galatern konnte er solches nicht sagen. Jene standen in Gefahr, sich vom Evangelium der Gnade abzuwenden (Ga 5, 4). Und Paulus setzt auch voraus, dass die Philipper so weitermachen werden, wie bisher. Ob jeder Einzelne von den Philipperchristen im Glauben bleiben wird, kann der Apostel nicht wissen. Er ruft sie aber auf, „mit Furcht und Zittern” ihre eigenes Heil zu schaffen (d. h., zuwege zu bringen[11]). Philipper 2, 12. 

 

1. Korinther 3, 17: „Wenn jemand das Tempelheiligtum Gottes verdirbt, wird Gott ihn verderben, denn das Tempelheiligtum Gottes ist heilig, welches ihr seid.” Paulus zeigt auf, dass das „Haus” (im lokalen Sinn; d. h.: das Haus des einzelnen Christen) zerstörbar ist. Gottes Gemeinde am Ort kann sehr wohl untergehen (Vgl. auch Offenbarung 2, 5E), die allgemeine Gemeinde nicht (Matthäus 16, 18E). Der Sieg der Gemeinde steht fest. Jedoch ist der einzelne nicht unzerstörbar

    Vgl. auch Römer 14, 20: „Zerstöre nicht Gottes Werk …”. Das Werk Gottes ist in dieser Stelle der Wiedergeborene. Er ist nicht unzerstörbar.

    Will man (unter Hinweis auf 2. Timotheus 2, 20) einwenden, das „Haus” bestehe nicht nur aus Wiedergeborenen, sondern beinhalte auch Mitläufer, so möge man bedenken, dass das „große Haus” von 2. Timotheus 2 nicht Gottes Tempelheiligtum ist. In Gottes Tempelheiligtum ist alles heilig. Wenn im NT vom geistlichen Tempelheiligtum[12] die Rede ist, ist immer die wahre Gemeinde Jesu gemeint. Mitläufer gehören nicht zur Gemeinde Jesu.

 

Der Herr Jesus Christus kann sein Werk in einem einzelnen Christen nur dann vollenden, wenn derselbe ihm nicht aus der Schule läuft. Eine solche Möglichkeit wird grundsätzlich nicht ausgeschlossen, auch nicht bei den Philippern. Paulus ruft sie auf, ihr Heil zu „schaffen” mit Furcht und Zittern und das Wort des Lebens darzuhalten, damit er nicht vergeblich nach Philippi gelaufen sei und dort nicht vergeblich gearbeitet habe (2, 12.16).

 

Zu 1. Korinther 1, 8: „der euch auch festigen wird bis ans Ende“: Wen wird Gott festigen bis ans Ende? – Denjenigen, der den Namen des Herrn Jesus Christus anruft (Vgl. 1, 2.), denjenigen, der an Gottes Wort festhält: 1. Korinther 15, 2: „… die gute Botschaft … durch die ihr auch gerettet werdet, wenn ihr festhaltet, mit was für einem Wort ich euch gute Botschaft sagte, es sei denn, dass ihr ohne Grund [und ohne Erfolg] glaubtet.“

 

6. Der Heilige Geist

„Der Heilige Geist bleibt für immer.”

Es wird argumentiert: „Der Heilige Geist bleibt für immer in den Gläubigen. Johannes 14, 15-18. Er kann Wiedergeborene nicht mehr verlassen.”

 

    Antwort

Jesus stellt den Unterschied zur alttestamentlichen Heilszeit dar. In der neutestamentlichen Zeit, der messianischen Heilszeit, bleibt der Geist bei den Jüngern „ewiglich“ (14, 16) – im Gegensatz zum AT, wo er nur auf manche Menschen kam und nur zeitweilig. In der messianischen Zeit (seit Pfingsten) bleibt der Geist fortwährend in dem Glaubenden.

    Wir beachten, dass es um Glaubende geht. Die Bedingung für den Geistempfang ist der Glaube (Ga 3, 2.5; Epheser 1, 13). Die Bedingung dafür, dass der Geist in dem Menschen bleibt, ist, dass jener Mensch ein Glaubender bleibt.

    Die Tatsache, dass der Geist ewiglich bei den Gläubigen bleibt, schließt nicht aus, dass ein Christ zu glauben aufhören und so zu einem Nichtchristen werden könnte.

 

„Die Erlösten sind mit dem Geist versiegelt.”

Es wird argumentiert: „Der Glaubende ist mit dem Heiligen Geist versiegelt (Epheser 1, 13.14; 4, 30; 2. Korinther 1, 21). Der Heilige Geist ist Unterpfand und Garantie für die Vollendung des Heils. Die Versiegelung ist bis auf den Tag der Erlösung, nicht bis auf den Tag des Abfalls.”

 

    Antwort

Der Heilige Geist ist gegeben „auf den Tag der Erlösung hin” (Epheser 4, 30), denn der Geist ist das Unterpfand, der Garant, für den Empfang des Erbes. Die göttliche Versiegelung mit dem Heiligen Geist bedeutet Schutz, Eigentumskennzeichnung und Garantie für den Glaubenden. Versiegelung ist (u. a.) ein Bild für die Bewahrung, und daher für die Sicherheit des Glaubenden. Gott bewahrt, was ihm gehört.

    Bewahrung ist aber auch davon abhängig, dass man in dem Bereich der Bewahrung bleibt. Wer zum Kreuz gekommen ist, muss sein weiteres Leben lang sich auch beim Kreuz aufhalten. Denn nur dort ist Heil und Bewahrung vor dem Zorngericht. Verwirft ein Christ Christus, kann die göttliche Bewahrung nicht stattfinden, weil der zu Bewahrende sich aus dem Bereich der Bewahrung wegbegeben hat, und zwar bewusst und zielgerichtet. Bewahrt kann nur werden, wer sich bewahren lässt. Die Bewahrung findet nur „in Christus” statt. Wer sich außerhalb von Christus begibt, begibt sich aus dem Raum der Bewahrung. Eine Bewahrung außerhalb von Christus gibt es nicht. Außerhalb von Christus ist nur Verdammnis (Vgl. Römer 8, 1.)

    Nach Ga 2, 20 ist das Heil, das ewige Leben, eine Person, nach Johannes 15, 1 eine Beziehung zu ihr. Das „Siegel“ (Epheser 1, 13; 4, 30) ist nicht etwas Anderes als Gott, Gott der Geist. Wer sich von Gott abwendet (indem er sich von Christus abwendet), kehrt sich vom Heiligen Geist ab. D. h., er verwirft selbst willentlich das bewahrende Siegel. Wer den Glauben an die Person Christus aufgibt, gibt auch die Person des Heiligen Geistes auf – und damit das Siegel Gottes. Somit ist er nicht mehr versiegelt „auf den Tag der Erlösung hin“.

    Die Versiegelung ist in Christus: „in welchem ihr versiegelt wurdet“. Es heißt nicht: ihr wurdet „in Christus hinein“ versiegelt. Nein. Weil die Epheser in Christus sind, sind sie Versiegelte, versiegelt im Blick auf die Erlösung des Besitztums (d. h., auf die Erlösung in der Vollendung) und auf das Erbe (Vgl. 4, 30.)

    Paulus schreibt nicht, dass wir durch die Bekehrung eingeschlossen wurden (wie ein Brief im Umschlag, den man „versiegelt“), damit wir nicht mehr herauskönnen. Nein, nicht die Tür wurde versiegelt, sondern: weil wir in Christus sind, wurden wir für den Empfang des zukünftigen Erbes auf den Tag der Erlösung hin mit dem Heiligen Geist versiegelt. Der Geist, den wir empfingen, ist die Garantie und Anzahlung für unser künftiges Erbe. Wir sind versiegelt für eine bestimmte Zukunft. Der Geist selber ist das Siegel (2. Korinther 1, 22). Und so lange wir in Christus sind, haben wir den Geist als Anzahlung und Siegel.

    Würde sich jemand gänzlich von Christus abwenden, würde der Geist sich zurückziehen. Damit hätte derjenige kein Siegel mehr. Wer aus Christus heraustritt, gilt nicht mehr als versiegelt. Das künftige Erbe bekommen nur die, die im Glauben bleiben.

 

7. Die neue Natur des Gläubigen

„Das ewige Leben kann nicht aufhören.”

    Es wird argumentiert: „Durch den Glauben empfangen wir ewiges Leben. Dieses Leben ist ewig. Es hört nicht auf und kann nicht aufhören.”

 

    Antwort

Das ewige Leben selber kann nicht aufhören. Das heißt aber nicht, dass jemand, der es hat, es nicht wieder aus dem Leben heraustreten kann. Das ewige Leben ist nicht etwas, das von Christus getrennt ist (1. Johannes 5, 11f; Ga 2, 20A; Kolosser 3, 3f). Würden wir Jesus von uns stoßen, hätten wir kein Leben mehr, weil er unser Leben ist. Unser gesamtes Heilspaket ist in Christus. Verstoße ich Christus, verstoße ich das Heil, ja, alles, was in Christus ist. Wer durch den Glauben Leben hat, hat es so lange, wie er durch den Glauben mit Christus verbunden ist. Trennt er sich von Christus, so trennt er sich vom Leben.[13]

 

Zu Römer 8, 10:

    „Aber wenn Christus in euch ist, ist der Leib tot – wegen [der] Sünde –, andererseits der Geist Leben – wegen [der] Gerechtigkeit. „andererseits der Geist Leben – wegen Gerechtigkeit.“

    Das Leben für den Geist, den inneren Menschen, ist bereits vorhanden. Und dieses Leben ist der Heilige Geist in Person. Wenn der Geist nach Römer 8, 9 in uns ist, setzt Paulus in V. 10 voraus, dass Jesus Christus ebenfalls in uns ist.

Paulus sagt hier nicht, der Geist sei „lebendig“. Sondern er sagt: „Der Geist ist [in mir/uns] Leben.“ Warum ist er Leben? Weil Christus das Leben ist (Johannes 14, 6; 1. Johannes 5, 11). Das Leben des Christen ist der Heilige Geist, der Christus in uns. Nur dann, wenn Gott – in Christus – in mir Wohnung aufgenommen hat, habe ich Leben (Ga 2, 20).

    Wer den Geist empfangen hat, hat Leben. Ich bin zusammen mit Christus am Kreuz auf Golgatha gekreuzigt worden. (Ga 2, 19.20). Also bin ich gestorben. Dennoch lebe ich. Doch nicht ich, sondern Christus in mir. Nicht ich lebe, sagt Paulus. D. h., ich lebe, aber nicht, als hätte ich zweierlei: Christus und Leben. Nein. Ich lebe, weil der, der das Leben ist, in mir wohnt. Dieses tut Gott durch den Heiligen Geist; deshalb ist der Geist in mir Leben. Christus ist das Leben, das ich seit der Wiedergeburt habe. Und solange er in mir lebt, habe ich ewiges Leben; ich bin geistlich lebend, weil er in mir wohnt – durch den Heiligen Geist. Und wenn dieses Leben in mir frisch und lebendig bleiben soll, brauche ich eine gesunde Beziehung zu Jesus Christus, denn der Geist ist ein heiliger Geist. Nur solange Christus in mir lebt, habe ich Leben.

    Johannes 15: Nur in Verbindung mit dem Weinstock hat die Rebe Leben. Wird sie vom Weinstock ab­gekoppelt, hat sie kein Leben. Dann stirbt sie.

    Es ist also der Heilige Geist, der mein Leben ist. Deshalb muss ich eine gesunde Beziehung zu Christus wahren; deshalb muss ich mit dem Geist Schritt halten, mit der geistlichen Welt in Harmonie leben. Davon ist mein geistliches Leben abhängig. Der Geist des Lebens in Christus Jesus (Römer 8, 2) fördert, belebt, erhält mein geistliches Leben. Betrübe ich ihn, wird das Leben in mir gedämpft. Daher muss ich dazu sehen, dass ich eine gesunde Beziehung zu Christus aufrechterhalte.

 

„Der göttliche Same bleibt.”

    Es wird gesagt: „Der göttliche Same bleibt in ihm. Die neue Natur erweist sich als eine starke treibende Kraft zur Heiligkeit hin. (1. Johannes 3, 9). Der Same bleibt im Kind Gottes, und er kann nicht sündigen, d. h., kann nicht abfallen, zum Abfall hin sündigen. Göttliches Leben kann nicht verloren gehen. Sonst wäre das neue Leben nicht aus Gott. Gott hat sein neues Wesen in mich hineingelegt. Dieses Wesen ist göttlicher Natur. Ich habe göttliches Leben in mir. Und dieses kann nicht verlorengehen.”

 

    Antwort

Die Heilige Schrift spricht nicht davon, dass der Christ in der Heilswende in eine neue Natur verwandelt wird.

    2. Korinther 5, 17: „Somit, wenn jemand in Christus ist, ist er neue Schöpfung.

    Jesus Christus ist das neue Leben und die neue Schöpfung. Ist jemand in Christus, ist er – kraft seiner Verbindung mit Jesus Christus – neue Schöpfung, d. h., Teil der neuen Schöpfung. Er ist Teil von Christus. Paulus sagt: „Mit Christus zusammen bin ich gekreuzigt worden. Aber ich lebe – nicht mehr ich: Christus lebt in mir.” (Ga 2, 19M.20A)

    Wie lebt Christus in ihm? Ga 2, 20: „Was ich nun im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben.“ Paulus betont das Glauben. Die Verbindung mit dem Christus ist das Entscheidende. Durch den Glauben kam Christus ins Leben und versetzte Paulus in Christus hinein. Paulus ist immer noch Fleisch. Aber es kam etwas hinzu: Christi Geist. Damit ist etwas Neues in Paulus hineingekommen. Durch dieses Neue hat Paulus Anteil an der neuen Schöpfung. Durch den Glauben lässt Paulus den Christus in sich wohnen (Epheser 3, 17). Damit es so bleibt, muss er weiterhin glauben.

    Das ist bei jedem Christen so. Deshalb ist jeder Christ aufgerufen, in Christus zu bleiben und im Glauben zu bleiben.

    Wäre es so, dass der Christ ohnehin im Glauben bleibt, müsste er nicht dazu aufgerufen werden im Glauben zu bleiben.

 

Warum kann das geschehen, dass der Christ in Christus versetzt wird?  Durch den Heiligen Geist wird das Heil angewandt und wirksam.

    Als ich mich bekehrte, versetzte Gott mich in den auferweckten Christus. Deshalb ist Christus nun mein Leben. Und deshalb bin ich nun Teil der neuen Schöpfung, Das Auferstehungsleben Christi – als solches – kann nicht sterben, weil Christus nicht sterben kann. Daraus darf ich nun aber nicht folgern, dass ich das in Christus Erhaltene nicht mehr verwerfen kann. Die Schrift zieht eine derartige Schlussfolgerung nicht.

    Wenn ich Christus verwerfe, verwerfe ich die „neue Schöpfung“. Verwerfe ich ihn, so gebe ich alles auf, was ich in Christus bin und habe. Dieses ist möglich, weil mein gesamtes Leben ein Leben „im Glauben“ (Ga 2, 20M) ist.

    Der Schlüssel meiner neuen Existenz ist: „ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes“. Würde ich diesen Schlüssel verwerfen, würde ich alles verwerfen.

 

 Leider haben das manche getan:

    1. Timotheus 1, 19: „… Glauben haben und ein gutes Gewissen, das etliche von sich stießen und am Glauben Schiffbruch erlitten, 20 unter denen Hymenäus ist, auch Alexander, die ich dem Satan übergab, damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“ … 2. Timotheus 2, 17: „und ihr Wort wird um sich fressen wie eine krebsartige ‹Krankheit›. Von ihnen ist Hymenäus, auch Philetus, 18 welche von der Wahrheit ‹und so› vom Ziel abirrten und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und sie bringen den Glauben etlicher zum Umsturz.“

 

Wenn der Glaubende „in Christus bleibt”, mit ihm verbunden bleibt (Johannes 15, 1ff), wird Christus in ihm Gestalt gewinnen. Der göttliche Same des Lebens Christi bleibt in dem Glaubenden. Wenn jemand nicht in Christus bleibt, kann er nicht damit rechnen, dass das neue Leben in ihm gedeihen und bleiben werde. Im Gegenteil: In dem Maße, in dem ein Mensch nicht mit Jesus Christus verbunden bleibt, nicht glaubt, sich nicht vom Wort Gottes nährt, wird ein innerer Sterbeprozess stattfinden.: „wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr im Begriff zu sterben” (Römer 8, 13A). „Wer auf sein eigenes Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten“ (Galater 6, 7).

    Wenn die Heilige Schrift lehrt, dass das innere Leben ernährt werden muss, und dass der Christ durch Christus und durch das Wort Gottes lebt (Matthäus 4, 4; Johannes 6), wird damit angedeutet, dass es auch möglich ist, dass dieses innere Leben wieder sterben könnte, falls der Mensch (auf Dauer) nicht mehr mit dem Leben – Christus – in Verbindung bliebe.

    Johannes 15, 6: „Wenn jemand nicht an [und in] mir bleibt, gilt: Er wurde wie die Rebe hinausgeworfen, und er verdorrte (und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer), und er brennt.”

 

„Der göttliche Same ist unvergänglich.”

    Argument: 1. Johannes 3, 9: „Jeder aus Gott Geborene tut nicht Sünde, weil sein Same in ihm bleibt; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren worden ist.

„Der göttliche Same ist unvergänglich. Wenn dieser in dem Wiedergeborenen ist, ist auch die neue Natur des Wiedergeborenen unvergänglich. Das Neue kann nicht mehr sündigen (= in Sünde leben), also auch nicht mehr abfallen. In der neuen Schöpfung, die wir schon sind, gibt es keine Sünde mehr.“

 

    Antwort

Obwohl wir Gottes Geist und Wort in uns haben, können wir als Christen heute noch sündigen (1. Johannes 2, 1). Wenn wir trotz des Geistes und des Wortes noch sündigen können, warum sollten wir uns nicht auch von Christus abwenden können?

    Die Unvergänglichkeit besteht in dem neuen Leben, das der Glaubende hat. Dieses neue Leben ist Christus. Der Christ lebt durch den Glauben. Hört man zu glauben auf, hat man nichts mehr.

    Wir sind noch nicht im Himmel, wo es kein Sündigen mehr gibt. Wir sind zwar Teil der neuen Schöpfung (2. Korinther 5, 17), leben aber noch in der alten. Wir wandeln „im Glauben”. Deshalb ist die Möglichkeit des Sich-Abwendens noch gegeben. Im Himmel wird es das nicht mehr geben. Dort gibt es keinen Fluch, keine Irreführung mehr, weder von außen noch von innen. Dann leben wir im Schauen.

 

„Verwandtschaft mit Gott ist eine ewige.”

    Argument: „Die bei der Wiedergeburt entstandene Verwandtschaft mit Gott ist eine ewige. Der Erlöste wurde durch den Glauben in Gottes Familie hineingeboren. (2. Korinther 5, 17). Er ist nun Teil der neuen Schöpfung. Wer einmal Gottes Kind geworden ist, kann das nie mehr rückgängig machen. Er kann seine Verwandtschaftsbeziehung mit Gott nie mehr verlieren.”

 

    Antwort

Die bei der Wiedergeburt entstandene Verwandtschaft mit Gott ist nicht ewig. Kind meiner irdischen Eltern bin ich im biologischen Sinne, Kind des himmlischen Vaters im geistlichen. Sterben die Eltern, bzw. sterbe ich, so hört die Kindschaft auf. Mein geistlicher Vater im Himmel stirbt nicht; und so lange ich sein in mich verpflanztes geistliches Leben trage, bin ich sein Kind. Sterbe ich geistlich, (was Jesus mit der entfernten Rebe, die am Weinstock war, als Möglichkeit hinstellt), so bin ich nicht mehr sein Kind.

    Das irdische Leben kommt durch Geburt. Eine irdische Geburt ist nicht irreversibel. Die bei der Geburt entstandene irdische Verwandtschaft existiert für die Irdischen. Dieses ist der Bereich des Vergleichs! – nach dem Tode nicht mehr. Wenn einer unserer Lieben stirbt, stirbt damit auch die irdische Verwandtschaft. Das wird z.B. an der Ehe deutlich. Ein irdischer Vater kann seinen Sohn durch einen Unfall „verlieren”. Er muss dann sagen: „Ich habe meinen Sohn verloren.” Ein Ehemann kann seine Frau durch den Tod verlieren. Sie ist dann nicht mehr seine Ehefrau.

 

Gibt es in der neuen Schöpfung Abfall oder Sündenfall? 

    Argument: „Wenn nein, dann kann es für einen Christen keinen Sündenfall bzw. Abfall mehr geben.“

 

    Antwort

Man könnte auch fragen: Gibt es in der neuen Schöpfung Sünde? – Nein. Weder Sünde noch Abfall. Ist jemand in Christus, ist er – kraft seiner Verbindung mit Jesus Christus – Teil der neuen Schöpfung. Obwohl es aber in der neuen Schöpfung keine Sünde gibt, so gibt es dennoch die Möglichkeit, dass der, der Teil der neuen Schöpfung ist, sündigt. Warum? Weil die Natur des Christen nicht neu geworden ist!

Das Neue ist der Christus, nicht der Christ. Nur kraft der Verbindung mit dem Christus, der in uns wohnt, haben wir Sieg über Sünde. Würden wir uns nach dem Fleisch ausrichten, würden wir die Erfahrung von Sünde und von der Kraft der Sünde machen.

    Unser Heil ist erst vollendet, wenn wir im Himmel sind. Ehe wir dort sind, sind wir „auf Hoffnung“ gerettet (Römer 8, 24). Daher ist das Heil der Seele letztlich noch zukünftig (1. Petrus 1, 9). Solange unser persönliches Seelenheil noch nicht vollendet ist, ist die Möglichkeit eines Heraustretens aus Christus (und somit aus der neuen Schöpfung) gegeben. Wenn die Schrift dazu aufruft, in Christus zu bleiben, bedeutet es, dass es möglich, nicht zu bleiben.

    Von außen kann das Band, das mich mit dieser wunderbaren Heilsperson Jesus Christus verbindet, nicht durchschnitten werden (Römer 8, 31-39; Johannes 10, 27-30) – aufgrund der Unüberwindlichkeit, Festigkeit und Sicherheit Jesu Christi. Ich aber, ich stehe „durch den Glauben“ an jene Person (Römer 11, 20).

    Der Glaube ist der Schlüssel zum Heil, zu dieser Person, die der Inbegriff meines Heils ist. Wenn ich aber durch den Glauben stehe, ist klar, dass die Gefahr des Fallens vorhanden ist – und zwar durch Unglauben (Römer 11, 20; Hebräer 3, 19- 4, 3; 4, 11). Es besteht also immer noch die Möglichkeit, dass ich, „der Gerechte“, der ich „vom Glauben her“ lebe (Hebräer 10, 38) – zurückweiche „zum Verderben“ (10, 39).

    Hebräer 10, 38: „Aber der Gerechte wird vom Glauben her leben. Und wenn er (der Gerechte) zurückweicht, hat meine Seele nicht Wohlgefallen an ihm“ (d. i.: an dem, der ein Gerechter war, dann aber zurückgewichen ist).

    Solange daher der Christ, der in Christus eine neue Schöpfung ist, in der alten Schöpfung lebt, ist sein Heil, sein Seelenheil, nicht vollendet. Solange mein Heil nicht vollendet ist, ist die Möglichkeit, dass ich es verwerfe, noch gegeben.

    Sobald aber die Vollendung des Heils gekommen ist, besteht meine Beziehung zu Christus nicht mehr durch den Glauben. Somit ist dann die Gefahr und Möglichkeit des Verwerfens nicht mehr gegeben. Wir werden ihn sehen, wie er ist. Es ist klar, dass sich dann niemand von ihm abwenden möchte. Ein Abwenden wäre nur möglich, wenn es Verführung gäbe. (Vgl. Offenbarung 20, 8.) Die Verführung, Lüge und das Abdriften des Herzens zu anderen Dingen gibt es im Himmel nicht mehr. Dort ist vollkommene Wahrheit und vollendete Liebe. So wie heute die Kraft der Wahrheit wirkt (durch das Wort der Wahrheit), so wird es auch dann sein. Aber heute stehen wir Christen in der Verantwortung, uns mit der Wahrheit zu beschäftigen und nicht auf die Lüge zu hören. Heute bin ich in die Entscheidungsnotwendigkeit gestellt: Entweder höre ich weiterhin auf die Wahrheit – oder ich höre auf die Lüge. Die Entscheidungsnotwendigkeit bleibt bestehen bis zum Tage des Heimgangs zum Herrn Jesus. In der vollkommenen Gegenwart des geliebten Herrn und Erlösers, wo es keinen Verführer mehr gibt und wo die Wahrheit ungehindert regiert, kann es keinen Sündenfall mehr geben.

 

8. Gottes Ruf und Erwählung

„Gott hat die Gerufenen bereits verherrlicht.”

    Argument: „Die Heiligen sind gemäß Römer 8, 28-30 bereits verherrlicht (V. 30).” Daher ist ihr Heil unwiderruflich.

 

    Antwort

Es geht in Römer 8, 30 nicht um einzelne Christen, sondern um die Gemeinde Jesu, das neutestamentliche Gottesvolk. Das geht aus dem Zusammenhang des 8. Kapitels hervor. Paulus beschreibt die herrliche Zukunft der Söhne Gottes. Wenn er sagt, dass das Volk Gottes bereits „verherrlicht“ ist, schreibt er vom Standpunkt der Ewigkeit her. Er beschreibt die Zukunft der Gemeinde und spricht von der Gesamtgemeinde, nicht von einzelnen.

    Wir gehen den Text durch. Zur Erleichterung sind in eckigen Klammern erläuternde Beifügungen angebracht.

8, 28: „Wir wissen aber: Den Gott-Liebenden [d. i.: dem neuen Gottesvolk, der Gemeinde] wirkt alles zusammen zum Guten, denen, die nach einem Vorsatz Gerufene sind, …“ [„Gerufene“, Geladene, d. h. solche die auf den Ruf hin zu Christus gekommen sind. Der „Ruf“ geschah nach einem Plan der Liebe Gottes, den die Bibel „Vorsatz“ nennt.]

8, 29: „…, weil er die, die er im Voraus kannte [d. h.: liebend plante; gemeint ist das gesamte Gottesvolk in Christus, die ganze die Gemeinde also.], auch im Voraus bestimmte, dem Ebenbild seines Sohnes [d. h.: seinem Ebenbilde, dem Sohne] gleichgestaltet zu sein, sodass er Erstgeborener sei unter vielen Brüdern.“

    [Das ist das Ziel: Die Gemeinde ist dem Sohne gleichgestaltet. Er nennt das Gottesvolk „Gerufene“, also „Geladene“. Es ist wie bei einer Hochzeit: Obwohl viele geladen wurden, erhalten doch nur diejenigen, die der Einladung gefolgt sind, die Bezeichnung „geladene Gäste“. Paulus beschreibt nun den zukünftigen Vollendungspunkt und blickt zurück. Alle, die auf die göttliche Einladung hin zu Christus gekommen sind, bilden in der Ewigkeit das Gottesvolk. Die Gemeinde war im Voraus liebend geplant; Paulus sagt „gekannt“. Der ewige Plan Gottes war: Die, die einmal in Christus hineinkommen würden, sollten dem Sohn Gottes gleichgestaltet werden. Dazu wurde die Gemeinde im Voraus bestimmt. Die Vorherbestimmung betrifft nicht, wer es sein wird, der sich bekehrt, sondern was alle diejenigen, die sich bekehren, erhalten werden.]

    Weiter im Text: 8, 30: „Aber welche er im Voraus [zur Gleichgestaltung mit dem Sohn] bestimmte [nämlich die Gemeinde, die am Ziel dem Sohn gleichgestaltet sein wird], diese rief er auch, und welche er rief, diese rechtfertigte er auch; aber welche er rechtfertigte, diese verherrlichte er auch.“

    In V. 30 geht es dem Apostel nicht um einzelne Menschen, sondern kollektiv um das gesamte neutestamentliche Gottesvolk. Er begibt sich in Gedanken an den Zielpunkt und blickt zurück. Was für eine Gemeinde ist diese, die am Ziel mit Christus gleichgestaltet ist? – eine gerufene, gerechtfertigte und verherrlichte! Wir beachten, dass Paulus nicht sagt, „sie wird verherrlicht werden“. Nein. Vom Zielpunkt aus betrachtet, ist sie bereits gerechtfertigt. Paulus spricht vom Ziel. Dort und dann ist sie eine, die „verherrlicht“ ist.

    Nochmals V. 30: Was ist – rückblickend – die Geschichte der verherrlichten Gemeinde? Aber welche [d. i.: die gesamte Schar aller Erlösten] er im Voraus [zur Gleichgestaltung mit dem Sohn] bestimmte [nämlich die Gemeinde, die am Ziel dem Sohn gleichgestaltet ist], diese [die am Ziel angekommene Gesamtschar] rief er auch, [Dass Gott grundsätzlich alle Menschen ruft, weil er alle retten will, ist hier nicht das Thema.], und welche er rief [die inzwischen am Ziel angelangte Gemeinde], diese rechtfertigte er auch. [Wann, wird nicht gesagt. Darüber hatte Paulus bereits in K. 4 und 5 gesprochen.] Aber welche er rechtfertigte [die Gesamtgemeinde], diese verherrlichte er auch.

    Die Frage, ob ein gerechtfertigter Gläubiger, der noch nicht am Ziel angekommen ist, (also noch vor der Verherrlichung der Gemeinde) abfallen kann, wird in Römer 8, 28-30 nicht behandelt.

 

„Gottes Rufen wird ihn nie mehr gereuen.”

    Man argumentiert: „Gott hat die Seinen gerufen und zu einem herrlichen Erbe erwählt. Sein Rufen wird ihn nie mehr gereuen. Römer 11, 29. Vgl. Epheser 1, 4; Römer 8, 28-30. Vgl. Römer 11, 29; 9, 16; Jesaja 14, 24. Folglich kann die Erwählung nicht rückgängig gemacht werden.”

 

    Antwort

Die Erwählung des alttestamentlichen Gottesvolkes geschah in Abraham (und Isaak und Jakob), die Erwählung des neutestamentlichen Volkes geschah in Christus. Als Gott Christus erwählte, erwählte er damit auch die gesamte neutestamentliche Gemeinde. Somit gilt: In dem Augenblick, da ein Mensch in Christus hineinkommt, ist er im Bereich der Erwählung. Wenn Christus der Erwählte ist, so ist jeder Mensch ab dem Moment, da er in Christus ist, ein Erwählter.

    Die Erwählungsstellen sagen nicht aus, dass Gott unbekehrte Menschen dazu erwählte, dass sie sich bekehren. Das Thema Erwählung betrifft nicht die Bekehrung, sondern den Christus, das Haupt des neutestamentlichen Gottesvolkes.

    Die Erwählung geschieht an zwei Punkten: Zum einen vor Gründung der Welt (Epheser 1, 4) – in den Gedanken Gottes, per Vorauskenntnis; zum anderen in der Zeit, als göttliche Reaktion auf des Menschen Antwort auf den göttlichen Ruf[14]. Die faktische Erwählung durch Gott geschieht bei der Heilswende, und zwar auf den Ruf (d. h.: auf die Einladung) Gottes hin.

    1. Thessalonischer 1, 3-5: „Dabei erinnern wir uns ohne Aufhören an euer Werk des Glaubens und eure Arbeit der Liebe und an die Ausdauer in der Hoffnung auf unseren Herrn, Jesus Christus, vor unserem Gott und Vater, wissen wir doch, Brüder, die ihr von Gott geliebt worden seid, um eure Erwählung: dass unsere gute Botschaft nicht in Wort allein zu euch kam, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in großer, voller Gewissheit

    Wie konnte Paulus davon wissen? Weil er dabei war, als sie Teil des erwählten Gottesvolkes wurden. Gott erwählte sie, als sie sich bekehrten, weil sie in dem Moment in Christus hineinkamen.

    Matthäus 22, 14: „Denn viele sind Gerufene (d. h.: Geladene), aber wenige sind Erwählte. Gerufen sind heute acht Milliarden Menschen. Das sind viele. Erwählte sind diejenigen, die auf den Ruf (die Einladung) hin zu Christus kommen. Sie werden zu Gottes Geschätzten und Erwählten in dem geliebten Sohn Jesus Christus. Wenn jemand sich bekehrt, wird er – in Christus – zu einem Erwählten, Kostbaren, Geschätzten Gottes – einfach deshalb, weil er nun in dem einen Erwählten, Kostbaren und Geliebten ist: in Christus. Er ist Gottes Erwählter (1. Petrus 2, 6; Lukas 23, 35; Matthäus 12, 18).

    Diejenigen, die zum Glauben an Christus gekommen sind, sind erwählt. Sie sind es nicht in sich selbst, sondern in Christus, und nur so lange, so lange sie in Christus sind.

    Wenn Erlöste in Christus durch den Glauben das himmlische Erbe als Verheißungsgut haben, ist damit nicht gesagt, dass sie keine Möglichkeit mehr haben, das Erbe – und damit Christus – zu verwerfen.

    Die Aussage, dass Gott sein Rufen nicht gereut, bedeutet nicht, dass die, die in Christus sind, keine Möglichkeit mehr haben, sich von Christus abzuwenden. Die Erwählung ist festzumachen! Man darf sie nicht fahren lassen.

    2. Petrus 1, 9.10: „denn der, bei dem diese Dinge nicht gegenwärtig sind, ist blind, ist kurzsichtig: Die Reinigung von seinen alten Sünden ließ er in Vergessenheit geraten. (10) Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, euren Ruf und eure Erwählung festzumachen, denn im Tun dieser Dinge werdet ihr gar nicht straucheln [und zu Fall kommen]”.

 

„Gott wird nicht zulassen, dass die Erwählten verführt werden.”

    Man argumentiert: „Gemäß Matthäus 24, 24 und Markus 13, 22 (‚wenn möglich’) ist es nicht möglich, dass die Erwählten verführt werden.“

    Matthäus 24, 24: „…denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder geben, sodass irregeführt werden, wenn möglich, auch die Erwählten.“

 

    Antwort

    Der Herr Jesus sagt nicht, dass es bei den Erwählten keine Möglichkeit der Verführung mehr gibt.

Dass diese Möglichkeit bei wenigstens einigen besteht, dürfte er nach V. 13 voraussetzen. Dort heißt es: „wer aber bis zum Ende Ausdauer bewahrt, der wird gerettet ‹und bewahrt› werden.

    Gott wird also Irreführung nicht „zulassen“, unter der Voraussetzung, dass die Erwählten am Herrn bleiben. Bestünde keine Gefahr, wären die Warnungen im Matthäus 24 und 25 keine echten Warnungen.

    Auf Markus 13, 22 folgt V. 23: „Ihr aber, seht euch stets vor!“ Das deutet an, dass es an den Christen liegt, sich zu hüten (bzw. sich bewahren zu lassen). Die Warnung an die Christen wäre sinnlos, wenn V. 22 meinen sollte, dass Erwählte unter keinen Umständen irregeführt werden können.

    Falsche Propheten werden Wunder tun, um möglichst (= „womöglich“) auch die Erwählten irrezuführen. Der Teufel geht wie ein Löwe umher, um Christen möglichst zu verschlingen (1. Petrus 5, 8). Möglich ist es dann, wenn sie sich nicht warnen lassen, sich nicht bewahren lassen, nicht an Gottes Wort festhalten, sich nicht auf Christus verlassen. Petrus sagt, man muss widerstehen, „fest durch den Glauben“ (1. Petrus 5, 9).

 

„Niemand kann gegen Gottes Erwählte Anklage erheben.”

    Argument: Römer 8, 33, 34.

 

    Antwort

Niemand kann Anklage erheben, weil die Erwählten durch den Glauben in Christus sind. In ihm sind sie Erwählte und Geliebte. Würden sie ihren Glauben aufgeben, wären sie nicht mehr in ihm und daher nicht mehr „Erwählte”.

 

„Gott hätte sich getäuscht in seiner Vorkenntnis.”

    Es wird gesagt: „Wenn ein Erwählter verloren ginge, hätte sich Gott in seiner Vorkenntnis getäuscht. Gott aber erlebt keine Überraschungen (1. Petrus 1, 1.2; Römer 8, 29. Gott sieht von Anfang das Ende.).”

 

    Antwort

Dass Gott keine Überraschungen erlebt, ist richtig, dass ein Erwählter nicht verloren gehen kann, nicht. Wenn einer, der in Christus (und dadurch ein Erwählter) ist, den Glauben aufgibt, hat nicht Gott sich getäuscht.

    Gottes Vorauswissen Gottes muss nicht ein Vorherbestimmen bedeuten. Gott kann im Voraus gewusst haben, dass Adam vom Baum essen werde. Daraus darf man jedoch nicht folgern, dass er Adam dazu bestimmte, vom Baum zu essen. Im Gegenteil, Gott warnte ihn ausdrücklich davor. Wie könnte er ihn dann zugleich dazu bestimmt haben, etwas zu tun, was klar gegen seinen Willen war?

    Auf Grund der wenigen Texte, die uns Aufschluss über die Vorgeschichte eines Christen geben, stellen wir fest, dass das erste Element in dieser Geschichtsreihe die Vorauskenntnis Gottes ist, nicht die Vorausbestimmung.

    Im Übrigen ist auch der Begriff „Vorherbestimmung“ bzw. „vorherbestimmen“[15] im NT nicht so aufzufassen, als ob Gott Menschen zur Bekehrung bestimmt hätte. Vorherbestimmung ist ein Im-Voraus-Planen, dass diejenigen, die sich bekehren werden, ein bestimmtes Vorrecht im Heil erhalten werden. Gott hat z. Bsp. zuvor geplant und bestimmt, dass die, die sich bekehren werden, dem Ebenbilde des Sohnes gleichgestaltet werden sollten (Römer 8, 29; Epheser 1, 5). Die Heilige Schrift sagt nicht, dass er vorherbestimmt hat, wer sich bekehren würde. 

 

„Gottes souveräner Wille bürgt für die Sicherheit unseres Heils.”

    Es wird argumentiert: „Am Anfang der Rettung steht nicht unser Wunsch, gerettet zu werden, sondern Gott. Gott ist immer die Ursache von allem. Gottes souveräner Wille bürgt für die Sicherheit unseres Heils.”

 

    Antwort

Diese Aussage geht über die Information, die uns die Heilige Schrift gibt, hinaus. Wir können nicht wissen, ob es sich tatsächlich so verhält. Gott ergriff die Initiative des Heils, indem er seinen Sohn gab und uns rief, um uns warb. Aber ob und wie weit Gott auch die Initiative ergreift, dass ein bestimmter Mensch die Bereitschaft entwickelt, nach Gott zu fragen, wissen wir nicht. Die Heilige Schrift schweigt darüber.

    Es scheint aber so zu sein, dass der Mensch durch den Sündenfall die Gottesbildlichkeit nicht völlig verloren hat, sodass Gott auch nach dem Sündenfall immer noch an den Willen des Menschen appellieren und den Menschen in eine Entscheidungsnotwendigkeit stellen kann. Wenn der Mensch nicht mehr in der Läge wäre, selbständig Entscheidungen zu treffen, wäre es nicht sinnvoll, wenn Gott um den Menschen wirbt oder ihn anfleht (bzw. ihm gebietet), sich retten zu lassen (z. Bsp. Apostelgeschichte 2, 40; 2. Korinther 5, 20).

    In Lukas 13, 34 steht der Wille des Menschen dem Willen Gottes/Christi gegenüber: „Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, gleichwie eine Henne ihre Brut unter ihre Flügel, und ihr wolltet nicht!”. Und Petrus zeigt auf, dass es eine schuldhafte Unkenntnis gibt (2. Petrus 3, 5): Denn dieses ist ihnen verborgen – und sie wollen es so –, dass von alters her Himmel waren und eine Erde, die aus Wasser war und durch Wasser Bestand hatte – mittels Gottes Wort“.

    D. h., Gott will ihnen etwas offenbaren, sie aber lassen es nicht zu. Daher haben sie keinen Vorwand für eine Entschuldigung. Würde der Mensch Bereitschaft zeigen, würde er erkennen, weil Gott gütig und barmherzig ist und dem Menschen Erkenntnis geben möchte. (Vgl. Johannes 7, 17 und 2. Timotheus 2, 4.)

    Im selben Kapitel teilt der Apostel mit: „Der Herr ... will nicht – es ist nicht seine Absicht –, dass welche umkommen, sondern dass alle Raum zur Buße haben“ (2. Petrus 3, 9). Trotz dieses so deutlichen Willens Gottes werden nicht alle Menschen gerettet. Folglich muss es auch am Menschen liegen, wenn er nicht gerettet wird.

    Das Zusammenwirken des Wirkens Gottes und der Verantwortung des Menschen ist uns letztlich verborgen. Die Heilige Schrift betont beides. Wir dürfen die Heilige Schrift nicht kürzen zu Gunsten einer besonderen Lehre auf der einen Seite und dabei die andere Seite außer Acht lassen. Was die Heilige Schrift klar lehrt, ist, dass Gläubige ihre Erwählung festmachen müssen (2. Petrus 1, 10). Tun sie es nicht, können Christen wieder zu Nichtchristen werden.

    2Sa 21, 6: Saul, der Erwählte, wurde wieder zu einem Nicht-Erwählten, als er Gott verwarf – und daraufhin Gott ihn verwarf (1Sa 15, 23.26). Ebenso Judas.

    Nb: Wenn wir im NT lesen, dass die Wiedergeburt und die Austeilungen des Heiligen Geistes „gemäß seinem Willen“ (Jakobus 1, 18 und Hebräer 2, 4) waren, bedeutet dieses, dass Wiedergeburt und Austeilung des Geistes dem Willen Gottes entsprechen. Jakobus 1, 18: „Nach seiner Absicht [o: Nachdem er es so gewollt/beabsichtigt hatte] gebar er uns durch das Wort der Wahrheit, damit wir eine Art Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien. D. h., Gott wollte es so, dass jeder, der an den Sohn glaubt, gerettet werde (Vgl. Johannes 6, 40). Keineswegs dürfen wir aber dann den Schluss ziehen, dass es dem Willen entsprechen sollte, dass eine gewisse Anzahl von vorher dazu bestimmten Menschen verloren gehen sollte. Es ist ganz und gar nicht Gottes Wille, dass Menschen verlorengehen (2. Timotheus 2, 4): Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“. Vgl. 2. Petrus 3, 9.

Hesekiel 18, 23: „Habe ich etwa Gefallen am Tod des Ehrfurchtslosen? – sagt der Herr, Jahweh, – nicht [vielmehr] daran, dass er von seinen Wegen umkehre und lebe?

Hesekiel 33, 11: „[So wahr] ich lebe, sagt der Herr, Jahweh, ich habe kein Gefallen am Tod des Ehrfurchtslosen, sondern dass der Ehrfurchtslose von seinem Weg umkehre und lebe!”

 

 „Gott, der Initiator, versetzt den Glaubenden in Christus.”

    Man argumentiert: „Gott versetzt in Christus und sieht den Gläubigen in Christus. Wer in Christus hineinversetzt ist, ist durch Gott selbst dorthin gekommen. Gott hat das Entscheidende getan. 1. Korinther 1, 30. Die Geistestaufe versetzt in Christi Leib (1. Korinther 12, 13). Und diese geschieht durch Gott. Wenn Gott alles getan hat, dass ein Mensch gerettet wird, ist es unmöglich, dass ein Mensch etwas tun kann, das diese Versetzung in Christus wieder rückgängig macht.”

 

    Antwort

Rettung geschieht durch Gott. Gott ist der Initiator. Er sandte seinen Sohn; Jesus nahm unsere Schuld auf sich; Gott brachte uns die Botschaft von der Versöhnung; er öffnete unsere Augen, dass wir die Botschaft verstanden; er führte uns die Tugenden Christi vor Augen; er warb um uns; er zeigte uns seine Vertrauenswürdigkeit; sein Ruf erging (mehrmals) deutlich an uns: „Lasst euch versöhnen mit Gott.” Nachdem wir auf seine Botschaft eingingen, war er es, der uns in Christus hineinversetzte, der uns den Heiligen Geist gab, der unsere Schuld vergab, uns zu Kindern Gottes machte usw. Es ist Gott, der diejenigen, die auf Gottes Angebot eingehen, in Christus versetzt. Unser gesamtes Heil ist in Gott.

    Das heißt aber nicht, dass damit alle Verantwortung vom Menschen genommen ist oder dass die Bekehrung eines Menschen von Anfang bis Ende ausschließlich Gottes Werk sei. Das Werben und Rufen Gottes beinhaltet nicht, dass jeder Umworbene (o: Eingeladene) auch wirklich kommt und sich retten lässt.

    Gott wirbt um den einzelnen Menschen. Dennoch wird nicht jeder Mensch gerettet werden; denn Gott bestimmte, dass der Mensch das Heil wollen und durch den Glauben in Empfang nehmen sollte. Wenn der Mensch das Heil nicht will, nicht glaubt, sich nicht bekehrt, kann er nicht gerettet werden. Gott hat sich in seiner Souveränität entschieden, nichts weiter tun zu können. Er hat sich entschieden, dass er nur solche rettet, die glauben. Gott tut dem Menschen nicht Gewalt an – weder zur Umkehr noch zum Glauben. Buße/Umkehr zu Gott geschieht freiwillig, wird nicht von Gott im Menschen produziert.

    Gott wirbt um das Vertrauen und die Liebe des Menschen. Er ruft den Menschen auf, ermahnt ihn, warnt ihn vor den Folgen einer falschen Entscheidung. Die Versetzung in Christus ist an den Glauben des Betreffenden gebunden. Nur dann, wenn ein Mensch glaubt, versetzt Gott ihn in Christus.

    Ag 26, 18: „…die durch den Glauben an mich geheiligt worden sind.”

    1. Korinther 1, 21: „…gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Verkündigung die Glaubenden zu retten

    Den Glauben gilt es zu bewahren: Offenbarung 14, 12: „Hier ist die Ausdauer der Heiligen. Hier sind, die, die Gottes Gebote bewahren und den Glauben an Jesus

    2. Timotheus 4, 7: „Ich habe den Lauf vollendet. Ich habe den Glauben [o: die Treue] bewahrt.”

    Die Aussage „Durch ihn seid ihr in Christus” (1. Korinther 1, 30) schließt nicht aus, dass der Mensch dafür verantwortlich ist, Buße zu tun.

 

„Kein Wiedergeborener hat den freien Willen, das Heil rückgängig zu machen.”

    Man sagt: „Der freie Wille des Menschen ist immer eingeschränkt. Auch im Himmel hat niemand die Freiheit und den Wunsch, sein Heil rückgängig zu machen. Im Himmel gibt es keine totale Willensfreiheit. Man kann sich im Himmel nicht mehr dafür entscheiden, aus dem Himmel hinauszugehen.”

 

    Antwort

Wir Menschen sind nicht in jeder Hinsicht freie Wesen. Vieles im Leben ist uns bestimmt (Geschlecht, Erziehung, Elternhaus, usw.), aber nicht alles. Gott stellte von Anfang an den Menschen in eine Entscheidungsnotwendigkeit. D. h., der Mensch ist in eine Situation hineingestellt, in der er gezwungen ist, sich zu entscheiden. Adam musste sich entscheiden, ob er Gott gehorchen wollte oder nicht. Er musste zwischen Gott und der Schöpfung wählen. Er war von Gott nicht bestimmt worden, die richtige oder falsche Entscheidung zu treffen. Die Entscheidung, wen er mehr lieben sollte, konnte Gott ihm nicht abnehmen.

    Von seiner Souveränität her hätte Gott Adam die Entscheidung abnehmen können, aber er hatte sich dazu entschieden, sie ihm nicht abnehmen zu wollen, weil er sich dazu entschieden hatte, den Menschen zu einem Geschöpf zu machen, das lieben kann. Das Wesen der Liebe ist Freiwilligkeit. Man kann niemanden zur Liebe zwingen oder programmieren. Liebesfähigkeit gehört zur Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Folglich stellte Gott Adam vor die Wahl: Wen willst lieben: die Schöpfung oder den Schöpfer?

    Adam hätte nun nicht sagen können: „Herr, diese Entscheidung ist mir zu schwer. Könntest mich nicht so machen, dass ich dich wähle?“ Nein, sonst hätte Liebe nicht entstehen können. Gott musste ihm gleichsam sagen: „Ich tue alles für dich, Adam, aber diese Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen. Du musst selber entscheiden. Ich kann dich lediglich davor warnen: Wenn du die Schöpfung vorziehst und vom Baum der Erkenntnis isst, wirst du sterben. Und es wird tragische Konsequenzen für dich haben.“

    Wären Adam und Eva von Vornherein dazu bestimmt gewesen, ungehorsam zu sein und sich gegen Gott zu entscheiden, wäre ihre Tat nicht lediglich eine logische Folge ihrer Bestimmung gewesen und sie hätten dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden können. Man kann nicht zur Verantwortung gezogen werden, wenn man sich nicht anders entscheiden konnte, weil es – wegen Vorprogrammierung – praktisch keine andere Möglichkeit gab.

    Gott würde dem Menschen nicht Befehle geben, hätte jener nicht die Entscheidungsmöglichkeit, dem Befehl zu gehorchen oder ihn abzuweisen.

    Auch nach dem Sündenfall war der Mensch weiterhin in die Entscheidungsnotwendigkeit gestellt. Gott bietet ihm das Heil an, wirbt um seine Seele. Der Mensch muss aber selber entscheiden, ob er das Heil in Empfang nehmen soll oder nicht. Deshalb die vielen Aufrufe an den Menschen.

    Lukas 9, 23: „Will jemand mir nachkommen, verleugne er sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf …”,

    Ag 2, 40: „Lasst euch retten

    2. Korinther 5, 20  „Lasst euch mit Gott versöhnen!”

    Offenbarung 22, 17: „Wer will, nehme das Wasser des Lebens ...”

 

    Der Mensch muss aufhören, sich gegen Gottes Wirken zu wehren. Der gütige Gott wirkt viel an uns, umwirbt uns, um uns zur Buße zu bringen (Römer 2, 4).

    Durch die Heilstat Gottes in Christus machte Gott es für jeden Menschen möglich, den Sündenfall seiner Ureltern für sich persönlich rückgängig zu machen. Dazu ist eine freie Entscheidung notwendig. Würde Gott ihm auch diese Entscheidung wegnehmen, wäre der Mensch eine Marionette in Gottes Hand.

 

Die Situation im Himmel wird eine gänzlich andere sein. Dort werden die Erlösten nicht mehr sündigen. Das Heil wird vollendet sein. Sie werden ihren wunderbaren Herrn Auge in Auge sehen, werden nicht mehr durch den Glauben leben. Die Beziehung zum Herrn wird durch nichts mehr getrübt werden können, und die Erkenntnis, wie schrecklich Sünde ist, wird vollkommen sein. Daher will der Mensch dort sich nicht mehr gegen Christus und Gott entscheiden. Wenn die Erlösten im Himmel die Herrlichkeit Gottes genießen und darum Bescheid wissen, was es heißt, verloren zu sein, scheint die Frage, ob sie Gott dort noch verwerfen könnten, absurd. Gott ist genau das, wonach sich jeder Mensch sehnt. Auf ihn hin wurde jeder Mensch geschaffen. Niemand will die Erfüllung aller Hoffnungen und Sehnsüchte wieder wegwerfen, nachdem er sie erreicht hat.

    Aber heute sind wir nicht von der Sünde in uns und um uns herum befreit. Wir sind zu jeder Sünde fähig. Daher warnt Gott jeden Christen vor dem Fallen (1. Korinther 10, 12). Solange wir auf Erden sind und das Heil noch nicht vollendet ist (Römer 8, 24), sind wir aufgefordert den Herrn und die Wahrheit festzuhalten.

 

„Erwählung beinhaltet Bekehrung”

    Einige argumentieren: „Die göttliche Erwählung vor Grundlegung der Welt (Epheser 1, 4) beinhaltet die Bekehrung einer bestimmten Person.”

 

    Antwort

Kein Vers in der Heilige Schrift lehrt eine Erwählung zur Bekehrung. Kein Vers lehrt, dass Gott sich Menschen außerhalb von Christus erwählt, sodass sie sich bekehren. Auch 1.Petr 1, 2 nicht: Das göttliche Vorauskennen selber war nicht die eigentliche Erwählung. Die Erwählung geschieht „gemäß Vorauskennen Gottes”. Vorauskennen bedeutet mehr als Vorauswissen. Kennen ist mehr als Wissen. Adam (er)kannte Eva. Er hatte tiefe Gemeinschaft mit ihr. Das Vorauskennen geschieht in Gottes Gedanken. Der „Erwählte” ist der Kostbare, Geschätzte. In diesem Sinne ist Christus der „Erwählte Gottes“ (Lukas 23, 35; 1. Petrus 2, 4.6). Was man sich erwählt, macht man sich zu etwas Kostbarem bzw. ist einem kostbar (1. Petrus 2, 4). Gott erwählte sich das Gottesvolk in Christus vor Grundlegung der Welt (Epheser 1, 4). Er beschloss, dass alle, die sich eines Tages bekehren würden, in Christus versetzt werden sollten. Indem er Christus erwählte, erwählte er sich die Gemeinde in Christus. Erst als wir uns persönlich bekehrten, kamen wir in Christus hinein und wurden faktisch zu „Erwählten“ in Christus. Die tatsächliche Erwählung geschieht also in der Zeit, bei der Bekehrung. Erwählung bedeutet nicht, dass Gott sich aussucht, welcher Mensch sich bekehrt und welcher nicht.

    Die Erwählung geschieht daher an zwei Stellen: a) per göttlichem Vorherwissen in der Ewigkeit „in Christus” (Epheser 1, 4) und b) tatsächlich in der Zeit, als göttliche Reaktion auf die Bekehrung des Menschen (1. Thessalonischer 1, 4; Matthäus 22, 1-14; 2. Petrus 1, 10; in Bezug auf Israel: Hesekiel 20, 5). Wir beachten die Reihenfolge: Zuerst schafft Gott die Möglichkeit der Rettung des Sünders; dann ruft er ihn (und gibt ihm die Gelegenheit, sich zu bekehren. Er wirbt um ihn wie der Bräutigam um die Braut. Dann wartet er auf die Reaktion des Menschen. Wenn der Mensch positiv reagiert und sich Gott zuwendet, versetzt er ihn in Christus. So wird der Mensch zu einem Geliebten, einem „Erwählten” in Christus, weil Christus der Erwählte und Kostbare ist. In den Stellen Matthäus 22, 14 sowie 2. Petrus 1, 9.10 und Offenbarung 17, 14 steht der Ausdruck „Ruf“[16] vor „Erwählung“!

    Gott wünscht sich, dass alle Menschen gerettet werden (1. Timotheus 2, 4), will aber, dass sie sich freiwillig entscheiden.

    Warum werden nicht alle Menschen gerettet? So viel wir aus der Heiligen Schrift wissen, bekehren sich nicht deshalb nicht alle, weil sie nicht dazu bestimmt wären, sondern weil nicht alle Menschen das Heil wollen (Lukas 13, 34; Johannes 7, 17). Andere Dinge sind ihnen wichtiger (Lukas 14, 15-24).

                                                                                                                         

Zu Johannes 10, 26:

„… ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen”. (Vgl. 8, 48.)

    Das ist nicht ein Gerichtswort, sondern eine Zustandsbeschreibung. Diese Leute könnten noch zum Glauben kommen. Johannes 10, 37.38: Der Aufruf zum Glauben wäre nicht sinnvoll, wenn sie es nicht könnten.

    Das Gerichtswort kommt erst in Johannes 12, 37-50. Diese konnten tatsächlich nicht glauben (12, 39). Aber dem ging eine Selbstverhärtung voraus. (Vgl. die Parallele Matthäus 13, 13-15 in Verbindung mit 12, 24-45!)

 

Zu Ag 16, 14:

    „Und eine gewisse Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyateira, die Gott in Ehrfurcht hielt, hörte zu. Ihr tat der Herr das Herz ‹ganz› auf, sodass sie Acht gab auf das, was von Paulus geredet wurde.”

Was den Herrn bewogen hat, der Lydia das Herz aufzutun, sodass sie auf die Botschaft des Heils achtete (ob es aufgrund einer Disposition der Lydia war, oder ob es gänzlich Initiative Gottes war), wissen wir nicht. Es wird im Text nicht gesagt.

 

Zu Ag 13, 48:

    „Als die von den Völkern es hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn. Und sie glaubten, so viele zum ewigen Leben gestimmt (o. eingestellt; disponiert; gesetzt) waren.”

    Die von den Völkern, die zum ewigen Leben gestimmt und eingestellt waren, kamen zum Glauben – im Gegensatz zu den Juden, die das Wort von sich stießen und sich des ewigen Lebens nicht würdig achteten. Apostelgeschichte 13, 46: „Paulus aber und Barnabas sprachen freimütig: Zu euch musste notwendig das Wort Gottes zuerst geredet werden; weil ihr es aber von euch stoßt und euch selber des ewigen Lebens nicht für würdig haltet, siehe, so wenden wir uns zu denen von den Völkern.“

    Hier ist nicht von Vorherbestimmung zur Bekehrung die Rede. Der Text sagt nicht:und es glaubten, so viele dazu vorherbestimmt waren, dass sie zum Glauben kommen sollten”.

    Die Juden verwarfen das Wort Gottes, die Heiden verherrlichten es. Die Juden schlossen sich eigenmächtig und schuldhaft vom ewigen Leben aus. Sie stießen das Wort Gottes von sich, achteten sich nicht für würdig des ewigen Lebens[17]. Die Heiden nahmen es an.

    Der Text gibt keinen Hinweis darauf, dass Gott im Voraus verordnet hätte, dass eine bestimmte Anzahl von Antiochiern das ewige Leben erhalten sollte und andere nicht. Wer einen solchen Gedanken in den Text hineinträgt, trägt nicht der gegensätzlichen Aussage von V. 46 genügend Rechnung.[18]

    Das gr. Wort tetagmenoi (eingestellt; gestimmt; vorbereitet; disponiert; gesetzt) bezeichnet in V. 48 nicht notwendigerweise das Wirken Gottes. Das Wort scheint vom Zusammenhang (V. 46) her vielmehr die innere Verfassung dieser Heiden zu bezeichnen. Im Gegensatz zu den Juden, die das Wort von sich stießen, waren diese Heiden für das ewige Leben empfänglich gemacht, gestimmt, disponiert, darauf gerichtet. Wie und wodurch es dazu kam, dass die von den Völkern „zum ewigen Leben eingestellt (gestimmt) waren, sagt der Text nicht.

    Eine positive Einstellung gegenüber dem christlichen Glauben kommt nicht von selbst. Wie weit Gott aber bestimmt oder nicht bestimmt, wer eine solche Einstellung bekommt, sagt und die Bibel nicht.

    Manche meinen, Gott wirke diese Disposition nur in speziellen Menschen, nämlich in denjenigen, die er für das Heil vorherbestimmt habe. Der Text gibt keinen Anlass für eine solche Meinung. Die Bibel sagt, dass Gott ein Anliegen für die Rettung aller Menschen hat und daher um jeden wirbt (Hesekiel 18, 23; 33, 11; 1. Timotheus 2, 1-4). Es ist immer Gott, der den ersten Schritt tut. Dass nicht alle gläubig werden, liegt aber nicht in mangelndem oder fehlendem Wirken Gottes, sondern in mangelnder Reaktion des Menschen.

 

Zu 2. Thessalonischer 2, 13.14:

    „Aber wir sind es schuldig, vom Herrn geliebte Brüder, Gott euch bezüglich allezeit zu danken, dass Gott euch von Anfang zum Heil sich wählte in Heiligung durch den Geist und im Glauben an die Wahrheit, 14 wozu er euch durch unsere gute Botschaft rief, um die Herrlichkeit unseres Herrn, Jesu Christi, zu erlangen.

    Es geht hier um die Tatsache, dass Gott das neue Gottesvolk für eine herrliche Zukunft erwählt hat. In Thessalonich wurden die Menschen zu Erwählten aufgrund des Glaubens an die Wahrheit. Es war nicht umgekehrt. Es war nicht so, dass die Thessalonicher deshalb an die Wahrheit glaubten, weil sie dazu erwählt waren, sich zu bekehren. Gott erwählte sie „im“ Glauben an die Wahrheit, nicht „zum“ Glauben an die Wahrheit. Wer im Glauben an die Wahrheit zu ihm kam, wurde in Christus versetzt und so ein Erwählter (1. Thessalonischer 1, 4), nicht umgekehrt.

    Gott machte sich die Thessalonicher zu Erwählten. Wie tat er das? 

    – „in Heiligung durch den Geist und im Glauben an die Wahrheit“.

    Wann? Wann heiligte Gott die Thessalonicher? In ihrer persönlichen Heilswende. Als sie sich bekehrten, kamen sie zu Christus „im Glauben an die Wahrheit“. In dieser Heiligung wurden sie zu „Erwählten“. Das stimmt mit 1. Thessalonischer 1, 4.5 überein: „wissen wir doch, Brüder, von Gott Geliebte, um eure Erwählung, dass unsere gute Botschaft nicht in Wort allein zu euch kam, …“. 

    Paulus wusste um die Erwählung der Thessalonicher, weil er dabei war, als sie sich bekehrten. Er erlebte es mit. Gott rief sie durch die Verkündigung seiner Boten Paulus und Silas. Die Thessalonicher hörten und glaubten. Auf diese Weise und zu jenem Zeitpunkt wurden sie zu „Erwählten“. Als sie sich bekehrten, kamen sie in Christus hinein. Sobald sie „in Christus“ waren, waren sie Erwählte, weil Christus „der Erwählte“ ist.

    Vgl. Matthäus 22, 14. Alle waren eingeladen (wörtlich: gerufen) worden, aber nur diejenigen, die auf die Einladung positiv reagiert hatten, wurden zu „Erwählten“. Die eigentliche Entscheidung des einzelnen fällt nicht in der Ewigkeit, sondern im persönlichen Leben.

    2. Thessalonischer 2, 13: Der Ausdruck „von Anfang“ nimmt wahrscheinlich Bezug auf 1. Thessalonischer 1, 4ff, wo die Bekehrung und Wiedergeburt der Thessalonicher als Erwählung betrachtet wird.

    Es geht um die tatsächliche Erwählung, die Erwählung in der Bekehrung. Gott „wählte ‹und nahm› sie“ – die Glaubenden – für ein Heil, das in Zukunft geoffenbart werden sollte. Gott fügte die Glaubenden zur Gemeinde hinzu, zu einer Gemeinde, die das künftige Heil besitzen sollte. Vgl V. 14: „wozu er euch durch unsere gute Botschaft rief, um die Herrlichkeit unseres Herrn, Jesu Christi, zu erlangen“. Zu diesem Heil rief er sie durch das Evangelium.[19]

 

Nicht gemeint ist, dass Gott sie sich zur Bekehrung erwählt hätte, also dass er gleichsam entschieden hätte, dass sie sich bekehren würden – im Gegensatz zu anderen, die sich nicht bekehren würden. Die Heilige Schrift spricht an keiner Stelle von einer Erwählung zur Bekehrung.

    Die Erwählung von Epheser 1, 4 ist eine, die nur „in Christus“ besteht, nicht außerhalb von Christus. D.h., das neutestamentliche Gottesvolk als gesamtes war (nach 1. Petrus 1, 1.2 durch göttliche Vorauskenntnis und Planung) bereits vor Grundlegung der Welt in Christus erwählt. Nur in diesem Sinne. Einzelne Menschen waren nicht erwählt.

    Nie sagt die Schrift, dass jemand, der „außerhalb“ von Christus ist, „ein ihm Erwählter“ sei.

    Das Heil, um das es in 2. Thessalonischer 2 geht, ist das zukünftige. Wir haben es jetzt schon, aber „in Christus“, und als Hoffnungsgut – noch nicht in Vollendung. Für dieses Heil hat er uns in Christus zu Kostbaren, Geschätzten, Erwählten gemacht. In Christus hinein kamen wir durch den Glauben. Paulus hatte viel auf sich genommen, damit die Glaubenden (die in Christus zu Erwählten Gewordenen) schlussendlich dieses Heil erlangen (2. Timotheus 2, 10): „Deswegen erdulde ich alles – der Erwählten wegen, damit auch sie das Heil erlangen, das in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit.

 

„Ein Kind Gottes will nicht mehr von Gott weg.”

    Argument: „Dass Gott uns durch übernatürliche Geburt in seine Familie eingeführt hat, werden wir niemals bereuen. Wie sollte also ein Kind Gottes von Gott weggehen wollen?!“

 

    Antwort

Gegenfrage: Wenn Gott uns so sehr liebt, wie sollte je ein Kind Gottes gegen ihn bewusst sündigen wollen? –

    Leider ist es so, dass wir als Christen oft gegen Gott sündigen. Auch das NT bezeugt es. Solange unser Heil unsichtbar und wir im Glauben wandeln und noch nicht am Ziel sind, heißt es: „Wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle.” (1. Korinther 10, 12).

 

„Gott ist souverän in der Bekehrung eines Sünders.”

    Argument: „Die Bibel lehrt die Souveränität Gottes. Er bekehrt den Sünder souverän.“

 

    Antwort

„Souveränität“ besagt nichts mehr, als dass Gott König ist. Wie er als König herrscht, muss aus den Bruchstücken der Schrift erkundet werden.

    Gott entschied sich in seiner Souveränität, denjenigen Sünder zu retten, der glaubt (1. Korinther 1, 21): „Es gefiel Gott wohl, durch die Torheit der Verkündigung … zu retten.“ – Wen? – „Die Glaubenden“!

    Gott stellt das stellvertretende Opfer bereit. Gott gibt dem Sünder die Gelegenheit zur Bekehrung. Gott wirbt um ihn. Gott stellt ihn vor die Entscheidung, sich zu bekehren oder sich dem Wirken und Werben Gottes zu widersetzen. In alledem handelt Gott souverän. Und es ist Gottes souveräne Entscheidung, den Menschen für seine Entscheidung zur Verantwortung zu ziehen. Vgl. Lukas 13, 1-5.24-28 u. a.

 

„Das Heil ist sicher, weil von Gott geschaffen.”

    Argument: „Der Stuhl ist sicher. Daher habe ich die Gewissheit, dass er mich hält.“

 

    Antwort

Das Heil ist sicher, weil es eine Person ist und weil es in einer Person ist, die zuverlässig ist. Daher hat jeder Glaubende Heilssicherheit, solange er sich auf den Herrn Jesus verlässt.

 

9. Das Wesen wahren Glaubens

„Wahrer Glaube harrt aus bis zum Ende.”

    Es wird argumentiert: „Es ist ein Kennzeichen wahren Glaubens, dass dieser Glaube bleibt (Lukas 8, 13). Glauben und Ausharren gehören zusammen. Wer nicht ausharrt, glaubt nicht. Echter Glaube ist immer ausharrender Glaube.”

 

    Antwort

    Die Stelle Lukas 8, 13 sagt nichts aus über die Dauer des Ausharrens. Die Stelle sagt, dass echter Glaube (im Gegensatz zum „wetterwendischen” Glauben) Frucht bringt, eine Frucht, die durch Standhaftigkeit (w: „Darunterbleiben”) gewachsen und gekennzeichnet ist. Ist keine Frucht vorhanden, haben wir keinen Beweis dafür, dass echter Glaube vorhanden ist. Die Stelle sagt nichts darüber aus, was danach geschehen kann, nachdem Frucht (als Beweis dafür, dass es sich um echten Glauben handelt,) gewachsen ist. Ob es nach dem Fruchtbringen dennoch wieder dazu kommen könnte, dass jemand sich wieder von Christus abwendet, darüber sagt der Text in Lukas 8 nichts aus.

    Wenn es so wäre, dass echter Glaube immer und in jedem Fall ein bis zum Ende ausharrender Glaube sei, wäre es nicht nötig gewesen, dass Jesus für den Glauben des Petrus betete (Lukas 22, 32). Wenn der Glaube des Petrus ein echter war, würde er ja – gemäß dieser Lehrmeinung – ohnehin ausharren. Dann wäre es unmöglich gewesen, dass Petrus zu glauben aufhörte. Wenn Jesus Christus betet, dass Petri Glaube nicht aufhören soll, beweist dieses, dass es nicht in der Natur des Glaubens liegt, dass er ausharrt, sondern dass es von anderen Faktoren abhängt, ob er im Glauben ausharren wird oder nicht.

    Wer glaubt und ausharrt, wird das Ziel erreichen. Das Ausharren (Bleiben) im Glauben ist Bedingung für das (künftige) Heil.

Hebräer 6, 11.12: „Wir begehren aber, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise – hin zur vollen Gewissheit der Hoffnung, bis zum Ende, damit ihr nicht träge werdet, aber Nachahmer derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben.“

Jakobus 1, 12: „Ein Seliger ist der Mann, der in der Prüfung Ausdauer bewahrt, weil er, nachdem er sich bewährt hat, die Krone des Lebens empfangen wird, die der Herr denen verhieß, die ihn lieben.

Lukas 21, 19: „…durch euer Ausharren gewinnt eure Seelen”

2. Timotheus 2, 12: „Erdulden wir, werden wir mitherrschen.”

 

 „Glauben ist wie das Atmen. Man kann es nicht willentlich einstellen.“

    Es wurde argumentiert: „Glauben ist – wie Atmen für den physischen Körper – ein lebenswichtiger Bestandteil des geistlichen Lebens. Man kann durch einen Willensakt das Atmen nicht auf Dauer einstellen. Genauso wenig kann man aufhören zu glauben bzw. Christ zu sein.“

 

    Antwort

    Man kann das Atmen sehr wohl durch einen willentlichen Akt einstellen: indem man sich selbst willentlich in eine Lage bringt, in der man nicht mehr atmen kann. Selbstmörder beweisen es.

 

 „Glaube, der keine Frucht bringt, ist nicht echter Glaube.”

    Man argumentiert: „Glaube, der keine Frucht bringt, ist unechter Glaube. Leben und Frucht gehören zusammen. Matthäus 7, 22ff. Wo keine Frucht ist, ist kein Leben. Echter Glaube wird immer sichtbar in Werken. Jakobus 2; vgl. Johannes 2, 23-25; Ag 8, 13; Johannes 8, 30f. Ausharren ist Frucht des Glaubens.”

 

    Antwort

    Die Aussage ist richtig. Wer wahrhaftig glaubt, wird (früher oder später) Frucht bringen, auch die Frucht des Ausharrens (d. i. Darunterbleibens in ungemütlichen Situationen, in Bedrängnissen). Frucht wird aber nur so lange vorhanden sein, solange man glaubt. Man darf nicht schlussfolgern: Wer wirklich glaubt, wird sein Leben lang ausharren.

    Wer sein Leben lang glaubt, wird sein Leben lang Geduld/Standhaftigkeit/Ausharren offenbaren. Wer zu glauben aufhört, hört auch auf, auszuharren und standhaft zu sein. „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“ (Jesaja 7, 9). D. h., wer glaubt, bleibt, solange er glaubt. Wer nicht mehr glaubt, bleibt nicht mehr. Der Satz: „Wer nicht ausgeharrt hat, war (in jedem Fall) nie gläubig”, ist daher nicht folgerichtig. Wir können aber sagen: „Wer nicht ausgeharrt hat, glaubt nicht mehr. Oder er war vielleicht nie gläubig.”

    Wenn Menschen zum Glauben kommen, müssen sie ermuntert werden, beim Herrn zu verharren (Ag 11, 23; 13, 43; 14, 22). Paulus und Barnabas fassten das Wesen des wahren Glaubens nicht so auf, dass wahre Gläubige ohnehin immer beim Herrn verharren würden und sich nie mehr von der Wahrheit abwenden könnten. (Vgl. dagegen 1. Korinther 15, 2; Kolosser 1, 23.)

 

 „Die, die weggehen, waren nie wirklich wiedergeboren.”

    Argument: „Von uns gingen sie aus. Jedoch waren sie nicht von uns; denn wären sie von uns gewesen, wären sie bei uns geblieben. Jedoch geschah es, damit offenbar gemacht würde, dass nicht alle von uns sind.” (1. Johannes 2, 19)

 

    Antwort

    1. Johannes 2, 19 steht nicht geschrieben, dass diejenigen, die weggingen, nie „von uns” gewesen waren. Irgendwann aber, bevor sie weggingen, waren sie nicht (bzw. nicht mehr) Gotteskinder. Gott sei Dank, dass die, die es wirklich waren, in diesem Fall so lebten, dass die anderen es nicht mehr bei ihnen aushielten.

    Es wird wohl oft auch Mitläufer unter den Kreisen wahrer Christen gegeben haben. An solche jedoch sind die neutestamentlichen Briefe nicht gerichtet. Vgl. die Briefanfänge, wo angegeben wird, dass die Briefe an „die Gemeinde“, „die Heiligen“, „die in Christus“ gerichtet sind. Auch der Hebräerbrief ist an Christen gerichtet, nicht an eine gemischte Gruppe.[20]

    Es darf hinzugefügt werden: Johannes spricht in diesem Vers wahrscheinlich von sich und den anderen missionarischen Lehrern. Von den Aposteln waren jene Lehrer ausgegangen. Sie waren aber nicht „von ihnen“ gewesen. Ansonsten wären sie nicht weggegangen.

 

 „Es gibt keine Gotteskindschaft auf Bewährung.”

    Es wird argumentiert: „Im Neuen Testament gibt es keinen Hinweis auf eine Gotteskindschaft auf Bewährung. Wer abfällt, wird als Ungläubiger offenbar (1. Johannes 2, 19; Hebräer 3, 14). Wer ausharrt, beweist, dass er bewährt ist (Römer 5, 4).”

 

    Antwort

    Wer ausharrt, beweist, dass er bewährt ist, solange er ausharrt. Auch ein Bewährter kann wieder zu einem Unbewährten werden. Das macht der Apostel Paulus in 1. Korinther 9, 27 klar: „…, sondern ich behandle meinen Leib mit Gewalt und mache ihn zu einem leibeigenen Knecht, um nicht, nachdem ich anderen verkündet habe, selbst verwerflich zu werden.“

 

    Gemäß 2. Petrus 3, 17 kann auch ein Gefestigter wieder zu einem Ungefestigten werden: „Hütet euch ‹fortwährend›, damit ihr nicht, als solche, die durch den Irrtum der Unsittlichen zusammen mit ihnen weggeführt wurden, aus der eigenen Festigkeit fallt.”

    Und Petrus weiß, dass es die Gefestigten nötig haben, immer wieder wachgerufen zu werden (2. Petrus 1, 12.13):

    „… obwohl ihr sie wisst und gefestigt worden seid in der Wahrheit, die gegenwärtig geworden ist. (13) Ich halte es aber für recht, solange ich in diesem Zelt bin, euch durch Erinnern ganz wachzurufen”.

    Offenbarung 13, 10: „Hier ist die Ausdauer und der Glaube der Heiligen“. Hier sind die Standhaftigkeit und die Glaubenstreue der Heiligen herausgefordert. Sie sollen sich bewähren. Vgl. 14, 12.

 

 „Der Wiedergeborene bewahrt sich.”

    Argument: „Der Teufel kann Wiedergeborene nicht antasten, weil der Christ sich bewahrt: 1. Johannes 5, 18.“

 

    Antwort

    „Wir wissen, dass keiner, der aus Gott geboren worden ist, [im fortlaufenden Sinn] sündigt, sondern der, der aus Gott geboren wurde, bewahrt sich selbst, und der Böse rührt ihn nicht an.“ (1. Johannes 5, 18)

    Wie bewahrt man sich? – Indem man sich bei dem birgt, der wahrhaft bewahren kann. (Vgl. Sprüche 18, 10; Psalm 2, 12.)

    Der Wiedergeborene bewahrt sich durch Flucht in die sichere „Burg“. Vertrauen ist gerade der Verzicht auf Leistung. Wenn wir uns auf den Herrn Jesus verlassen, verzichten wir auf alle anderen Mittel der Rettung. Wenn wir uns allein auf den Herrn und sein Opfer verlassen, bewahrt uns dieses vor Verführungen, vor den listigen Anläufen des Teufels und vor dem Verschlungen-Werden (1. Petrus 5, 8).

 

 „Die Wiedergeborenen überwinden die Welt.”

    Argument: „Was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt. (1. Johannes 5, 4). Diese Aussage bindet das Überwinden an die Wiedergeburt. Jeder Wiedergeborene überwindet.“

 

    Antwort

    In 1. Johannes 5, 4.5 wird gesagt, dass dieses Überwinden durch den Glauben geschieht: „Und dieses ist der Sieg, der die Welt überwand: unser Glaube. Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?”

    Auch in Offenbarung 2 und 3 ist von Überwindern die Rede. Gott erachtet es für notwendig, die Heiligen zum Überwinden aufzurufen. Folglich scheint es nicht selbstverständlich zu sein, dass Christen überwinden. Vgl. auch Offenbarung 12, 11.

    Wer überwindet? – Der, der glaubt. Glauben schließt ein, dass man Gott liebt und auf sein Wort achtet und sich danach ausrichtet.

    Offenbarung 2, 11: „Werde treu bis zum Tode, und ich werde dir die Krone des Lebens geben. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Der, der überwindet, wird nicht von dem zweiten Tode beschädigt werden.”

    Wir beachten, dass dieses Wort an Gemeinde Jesu gerichtet ist, d. h. an Wiedergeborene. Wiedergeborene werden zum Überwinden aufgerufen. Wer nicht überwindet, wird zu einem Nichtchristen. Nichtchristen werden vom zweiten Tode beschädigt werden. Für das Erreichen des Ziels, für den Empfang der Krone des Lebens[21] ist Treue[22] nötig.

 

10. Gottes Züchtigung

„Wenn die Züchtigung nicht zum Ziel der Buße kommt, nimmt Gott sein Kind durch Tod weg.“

    Argument: „Es gibt keine automatische Bewahrung, sondern Gott holt sein Kind, das abweicht, durch Zucht wieder zurück. Psalm 118, 18; Offenbarung 3, 19.

    Vgl. 1. Korinther. 5, 5: ‚damit der Geist gerettet werde’. Und gemäß 1. Korinther 11, 30-32 werden Christen eben deshalb gezüchtigt, damit sie nicht abfallen und „nicht mitsamt der Welt verdammt“ werden. Wenn die Züchtigung durch Krankheit nicht zum Ziel kommt, züchtigt Gott sein Kind durch Tod. Dann sind die Gezüchtigten nicht abgefallen, sondern als Gerettete gestorben.“

 

    Antwort

    1. Korinther 11, 30-32: „Deswegen sind viele Schwache und Kränkliche unter euch und deswegen ist eine beträchtliche Zahl entschlafen; (31) denn, wenn wir uns selbst in rechter Weise beurteilten, würden wir nicht ein Strafgericht bekommen. (32) Bekommen wir aber ein Strafgericht, werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht zusammen mit der Welt verurteilt werden.“

    Paulus sagt hier nicht, dass Gott, um sein Kind zurechtzubringen, es zuerst mit Krankheit versucht und, falls das nicht gelingt, zuletzt den leiblichen Tod als Zucht anwendet. Der Text sagt, dass aufgrund der göttlichen Züchtigung unter den Korinthern viele krank und schwach waren. Einige starben infolge der Krankheit.

    Paulus sagt dann, dass jegliches göttliche Strafgericht geschieht, damit der Gläubige nicht „zusammen mit der Welt verurteilt“ werde. Verurteilt (verdammt) wird er nicht, falls er Buße tut. Tut er nicht Buße, könnte es so weit kommen, dass er sich schlussendlich von Christus abwendet (d. h., zum Nichtchristen wird) und dann so (als Nichtchrist!) zuletzt mitsamt der Welt verdammt werde.

    Die Stelle sagt nicht, dass Gott in jedem Fall durch leiblichen Tod züchtigt, damit der Betreffende nicht abfällt. Es ist nicht immer so, dass Gott, falls er mit der Züchtigung durch Krankheit nicht zum Ziele kommt, sein Kind in jedem Fall sterben lässt, damit es nicht zum Nichtchristen werde.

 

Zu 1. Korinther. 5, 3-5: „denn ich meinerseits … habe bereits als gegenwärtig das Urteil über den, der dieses so ausübte, gefällt: (4) im Namen unseres Herrn Jesus Christus … (5) denjenigen dem Satan zu übergeben zum Verderben des Fleisches, damit der Geist am Tage des Herrn Jesus gerettet werde“:

    Aus dem Text geht nicht hervor, ob der Betreffende da verstarb oder nicht. Das „Verderben des Fleisches“ könnte sich auch auf eine Krankheit beziehen (Vgl. Hiob 1 u. 2).

    2. Korinther 2, 6-10 könnte ein Hinweis auf die Buße des Betreffenden sein.

Die Züchtigung geschieht, damit der Betreffende Buße tut. Tut er nicht Buße, begibt er sich auf gefährliche Wege. Dass es so weit kommen kann, dass er zu einem Abgefallenen wird, ist nicht ausgeschlossen.

 

11. Weitere Argumente

„Die Freude im Himmel wäre verfrüht.“

    Argument: „Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut (Lukas 15, 10). Sobald ein Sünder Buße tut, bricht der ganze Himmel in Jubel aus. Diese Feier wird nicht aufgeschoben, bis die Engel herausfinden, ob der Errettete bestimmte Bedingungen erfüllt! Wenn sein ewiges Leben von irgendetwas abhängen würde, das er tun muss, wäre die Begeisterung verfrüht.“

 

    Antwort

    Nein, die Freude ist nicht verfrüht. Über die Geburt eines Erdenbürgers freuen wir uns auch, obwohl theoretisch die Möglichkeit besteht, dass der geborene Mensch krank wird, stirbt oder gar eines Tages freiwillig aus dem Leben scheidet.

 

„Paulus hegte keinen Zweifel.“

    Argument: „Der Apostel Paulus hatte keinen Zweifel darüber, dass er in seiner ewigen Heimat, dem Himmel, erkennen würde, gleichwie er erkannt worden ist (1. Korinther 13, 11.12). Er wusste, dass er und auch die gläubigen Korinther verwandelt werden würden, das heißt, sie würden verherrlichte Leiber erhalten (1. Korinther 15, 51.52 und 2. Korinther 5, 1 u 8). Den Philippern schreibt er, dass Sterben für ihn Gewinn sei (Philipper 1, 21) und es gibt keinen Hinweis, dass das von seiner Treue abhing. Er ermutigte sie mit der Gewissheit, dass der Herr Jesus ihre Leiber der Niedrigkeit verwandeln und sie umgestalten würde zur Gleichgestalt mit Seinem Leib der Herrlichkeit (Philipper 3, 21); er fügte nicht hinzu: »Falls ihr bis zum Ende durchhalten werdet.« Wie konnte er den Kolossern versprechen, dass sie mit Christus geoffenbart werden in Herrlichkeit (Kolosser 3, 4), wenn sie erst seine Anordnungen befolgen müssten, um sicher zu sein? Wie hätte er das im Voraus wissen können? … Paulus rechnete damit, den Himmel zu erreichen und er rechnete damit, dass die Thessalonicher auch dort sein würden, denn er sagte: ‚Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Ruhmeskranz – nicht auch ihr? – vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?’ (1. Thessalonicher 2, 19). Er sagte nicht: »Aber ihr müsst weiterhin glauben und ich auch«, denn er wusste es im Voraus.

    … Paulus hat nicht auf seine eigene Kraft vertraut, sondern sich darauf verlassen, dass der Herr ihn bewahren und in Sein himmlisches Königreich retten würde (2. Timotheus 4, 8.18).“[23]

 

    Antwort

Der letzte Satz ist die Antwort. Paulus hegte keinen Zweifel, weil er sich einzig und allein auf Christus verließ. Wer so glaubt, darf seines Heils sicher sein. Insofern die Philipper und Korinther ebenfalls sich einzig und allein auf Christus verließen, konnte Paulus sie des ewigen Heils versichern. Das schließt aber nicht aus, dass dieselben Philipper und Korinther nicht auch aufgerufen werden, an Christus und dem Evangelium festzuhalten. (Vgl. 1. Korinther 15, 2; Philipper 2, 12.16; 3, 10-15.)

 

„Es gibt keine Stelle, die beweist, dass die, die abfielen, vorher Gläubige waren.”

    Argument: „Es gibt in der Bibel kein Beispiel von einem wahrhaft Gläubigen, der am Ende ohne Zweifel ein Verlorener war.“

 

    Antwort

Es gibt Beispiele. Sie zeigen, dass die Warnungen an die Wiedergeborenen nicht ohne Ursache gegeben wurden.

Judas Iskariot

    Er wird mit einem Schaf der Herde Jesu verglichen: Matthäus 10, 1.16: „Ich sende euch wie Schafe inmitten von Wölfen.” Er war ein Jünger Jesu, sein Nachfolger, und auch ein Apostel, ein von ihm Gesandter. Der Herr Jesus sendet keinen, der ihm nicht nachfolgt (Lukas 6, 13-16). Er war ein von Jesus Erwählter (Johannes 6, 70) – zuerst zur Nachfolge, dann zum Apostel (Lukas 6, 13). Er bekam mit den anderen Jüngern von dem Herrn Kraft, für ihn den messianischen Sendungsdienst wahrzunehmen (Matthäus 10, 1-8). Er war ein Glaubender und Nachfolger, solange das Wort Jesu in ihm die Oberhand hatte. Aber er hörte mit der Zeit auf zu glauben: Johannes 6, 64: „Es sind jedoch einige unter euch, die nicht glauben”. (Zu diesem Zeitpunkt glaubten sie nicht bzw. nicht mehr.) Judas wurde zu einem Gegenteil von einem Nachfolger Jesu: zu einem „Widersacher“[24]. Das war er nicht von Anfang an gewesen (6, 70). Das bedeutete jedoch nicht, dass er nicht mehr hätte umkehren können. (Dieselbe Bezeichnung erfuhr Petrus in Matthäus 16, 23.) Judas war bereit, seinen Herrn zu verkaufen. Er wurde nie von Jesus verlassen oder versäumt (Johannes 6, 37). Er wurde auch nicht von Jesus verloren (Johannes 6, 39; 17, 12; 18, 9), sondern von ihm bewusst abgegeben und vom Vater abgeschnitten (Johannes 15, 2A.6A).

1. Timotheus 1, 6

    „Davon (d. h., von dem Ziel: Liebe) sind einige abgeirrt und haben sich leerem Geschwätz zugewandt.” Sie waren also wohl Gläubige, denn Ungläubige können dieses Ziel wohl nicht verfolgen; sie aber hatten es verfolgt, hatten sich aber dann von diesem Ziel abgewandt.

Hymenäus und Alexander u.a. (1. Timotheus 1, 19.20 und 2. Timotheus 2, 18)

    1. Timotheus 1, 18-20: „Diese Anweisung vertraue ich dir an, Kind Timotheus, gemäß den vorangehenden Weissagungen über dich, damit du in ihnen den edlen Kampf kämpfen möchtest, 19 Glauben haben und ein gutes Gewissen, das etliche von sich stießen und am Glauben Schiffbruch erlitten, 20 unter denen Hymenäus ist, auch Alexander, die ich dem Satan übergab….“

    Hymenäus ist ein Beispiel von einem Gläubigen, der sich gänzlich von Christus abwandte und zu einem Nichtchristen und Irrlehrer wurde.

    Paulus reiht Hymenäus in die Schar derer ein, die „ein gutes Gewissen“ hatten. Etliche von denen, die ein gutes Gewissen hatten (darunter Hymenäus), stießen es von sich und erlitten am Glauben Schiffbruch.

    Wenn er ein gutes Gewissen hatte, dann ein durch das Blut Jesu gereinigtes. Man kann nicht wahrhaftig ein gutes Gewissen haben, ohne gerechtfertigt zu sein (Hebräer 9, 14; 20, 2.22; 1. Petrus 3, 21). Daher kann er nicht lediglich ein (nicht wiedergeborener) Mitläufer gewesen sein. Wer behauptet, Hymenäus sei nie gläubig gewesen, behauptet zu viel. Paulus übergab ihn dem Satan zur Züchtigung (1. Timotheus 2, 20). Gottes Züchtigung ist für seine Kinder, nicht für Mitläufer. Auch der Unzüchtige von 1. Korinther 5, 5 war ein Kind Gottes. Hymenäus hatte ein gutes Gewissen gehabt, es aber dann von sich gestoßen und am Glauben Schiffbruch erlitten.

    MacDonald gibt zu: „Es ist also möglich, dass Hymenäus ein Gläubiger gewesen ist.” und argumentiert richtig: „Paulus sagt, dass er ihn dem Satan übergeben habe, sodass er lernen solle, nicht zu lästern. Die einzige andere Stelle, wo die Auslieferung an Satan als Bestrafung erwähnt ist, finden wir in 1. Korinther 5, 5. Dieser Vers bezieht sich auf einen Gläubigen, der in Hurerei gefallen war. Er musste aus der Versammlung ausgeschlossen werden und dadurch ist er in den Machtbereich Satans versetzt worden, »damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn«.”[25]

    Dann heißt es, Hymenäus gehörte zu denen (1. Timotheus 2, 20A), die ihr gutes Gewissen von sich stießen und am Glauben Schiffbruch erlitten (1. Timotheus 1, 19). Das von sich Stoßen des guten Gewissens war ein bewusster Akt.

    Später lesen wir von ihm:

    2. Timotheus 2, 16-21: „Dem profanen und leeren Gerede gehe aus dem Wege, denn die, [die so reden], werden zu mehr Ehrfurchtslosigkeit fortschreiten, 17 und ihr Wort wird um sich fressen wie eine krebsartige Krankheit. Von ihnen ist Hymenäus, auch Philetus, 18 welche von der Wahrheit ‹und so› vom Ziel abirrten und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und sie bringen den Glauben etlicher zum Umsturz.

    19 Gleichwohl gilt: Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: ‘Der Herr kannte die, die sein sind’ {Vgl. 1. Mose 16, 5 n. d. gr. Üsg.}, und: ‘Jeder, der den Namen Christi nennt, nehme Abstand von Ungerechtigkeit.’

    20 In einem großen Hause sind nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und tönerne, und zwar einige zur Ehre, einige zur Unehre. 21 Wenn also jemand sich selbst von diesen ‹ganz› gereinigt haben wird, wird er ein Gefäß zur Ehre sein, [eines, das] geheiligt worden ist und dem Herrn, der [über die Gefäße] verfügt, gut brauchbar, zu jedem guten Werk bereitet.

    Wir lesen, dass Hymenäus „von der Wahrheit ‹und so› vom Ziel“ abirrte (so der griechische Ausdruck): „und ihr Wort wird um sich fressen wie eine krebsartige Krankheit. Von ihnen ist Hymenäus, auch Philetus, 18 welche von der Wahrheit ‹und so› vom Ziel abirrten“. (2. Timotheus 2, 17.18A)

Er arbeitete gegen Christus und verkündete Irrlehre: „ und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen“. Er gehörte zu denen, die „den Glauben etlicher zum Umsturz“ bringen (2, 18E). Er kann in diesem Zustand nicht mehr ein Nachfolger Christi und ein vom Herrn geliebtes Kind gewesen sein.

 

1. Timotheus 4, 1

    „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten.”

    Argument: Ein geschätzter Autor schreibt zu 1. Timotheus 4, 1: „Natürlich könnten diese Leute vom Glauben abfallen, indem sie christliche Gemeinschaft, christliche Lehre und christliche Werte verlassen. Diejenigen, die in 1. Timotheus vom Glauben abfallen, wenden sich zu dämonischer Gemeinschaft – betrügerische Geister; dämonischer Lehre – Lehren von Dämonen; dämonischer Moral – durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind. Sie kehren sich vom Glauben ab, um mit Spiritismus zu beginnen. Es wird nicht angedeutet, dass ein Gläubiger das tun wird. Vielmehr wird Timotheus gewarnt, dass diese Dinge geschehen werden, wenn der große Abfall über die Welt hereinbrechen wird, und er wird angewiesen, die Brüder vor diesen Ereignissen zu warnen.”[26]

 

    Antwort

    Abfallen „vom Glauben“ bedeutet nicht nur abzufallen von einem äußerlichen Glaubensbekenntnis. Es bedeutet sich abzuwenden von der Wahrheit und vom Vertrauen auf sie. Glaube ist im NT beides: der Akt des Vertrauens und der Inhalt dessen, worauf man vertraut: die gesunde Lehre, die Glaubenswahrheit.

    Jesus spricht: „Ich bin die Wahrheit“ (Johannes 14, 6). Wer wirklich vom Glauben abfällt, verlässt die Wahrheit und damit den Herrn Jesus Christus. Wer sich lediglich äußerlich einer Gruppe von Christen angeschlossen hatte und dann weggegangen war, ist eigentlich nicht abgefallen. Er hat nicht Christus verlassen; denn man kann Jesus Christus nur verlassen, wenn man sein Eigentum war.

    Auch geht es beim „Abfallen“ nicht um ein Weggehen von einem christlichen Werte- oder Lehrsystem, sondern um ein Weggehen von der personellen Wahrheit hin zu dämonischen Lehren und Unwahrheiten. Wer einer anderen Lehre vertraut, hat Gott nicht und hat Christus nicht (2. Johannes 9), auch wenn er noch sehr beteuert, er hätte beides.

 

1. Timotheus 5, 15

    … denn schon haben sich einige abgewandt, dem Satan nach.

    Es handelt sich um Gläubige; vgl. 5, 11-14: „Jüngere Witwen aber weise ab, denn wenn sie – gegen Christus [gerichtet] – sinnlichen Regungen nachgeben[27], wollen sie heiraten. Sie haben das Urteil, dass sie die erste Treue verwarfen[28]. Zugleich aber auch lernen sie, müßig [zu sein], gehen fortwährend umher zu den Häusern. [Sie sind] aber nicht nur Müßige, sondern auch Geschwätzige und sich unnütz Herumtreibende, dabei reden sie fortwährend Dinge, die sich nicht gehören.“

    Sie haben sich abgewandt. Nun gehen sie dem Satan nach. (Wie weit sie sich von Christus entfernt haben, geht aus der Stelle nicht eindeutig hervor.)

 

1. Timotheus 6, 9-10

    „Aber die, die reich zu werden beabsichtigen, fallen in Versuchung und [in] eine Schlinge und [in] viele sinnlose und schädliche Lüste, welche die Menschen in Ruin und Untergang hineinstürzen; denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige getrachtet haben und von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben.”

    Die sind vom Glauben abgeirrt. Es scheint, dass es sich um solche handelt, die früher Gläubige waren. Vgl. den Gegensatz, V. 11.12:

    „Du aber, o Mensch Gottes, fliehe ‹beständig› von diesen [Dingen]! Jage ‹fortwährend› nach Gerechtigkeit, rechter Ehrfurcht, Glauben, Liebe, Ausdauer, Sanftmut. Kämpfe den edlen Kampf des Glaubens. Ergreife das ewige Leben, zu dem du auch gerufen wurdest und [für das du] das edle Bekenntnis vor vielen Zeugen bekanntest.“

 

1. Timotheus 6, 21

    „… zu der sich einige bekennen und von dem Glauben abgeirrt sind.”

    Es ist einerlei, ob der persönliche Glaube oder die Glaubenswahrheit (der Inhalt des Glaubens) gemeint ist. Wer von der Wahrheit abirrt, irrt auch von Christus ab. Vgl. 2. Timotheus 2, 18.

 

2. Timotheus 2, 25.26

    „… und die Widersacher in Sanftmut zurechtweisen und hoffen, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit (26) und sie wieder aus dem Fallstrick des Teufels heraus nüchtern werden, nachdem sie von ihm gefangen worden sind für seinen Willen.”

    Das Wort „wieder” (V. 26) zeigt, dass sie Christen gewesen waren. Falls sie zum Zeitpunkt des Schreibens noch Christen waren, waren sie auf dem Weg zum Abfall. Der Ausdruck „Buße … zur Erkenntnis der Wahrheit“[29] zeigt, dass sie sich von der Wahrheit abgewandt haben.

 

2. Timotheus 4, 4 und Jakobus 5, 19-20

    „… und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden.” Wer seine Ohren von der Wahrheit abkehrt, kehrt sie von Christus ab.

 

Jakobus 5, 19.20 „Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt und jemand ihn zurückführt, wisst, dass der, der einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr brachte, eine Seele vom Tode retten und eine Menge von Sünden bedecken wird.”

    Der leibliche Tod kann hier nicht gemeint sein, denn nicht jedes Mal ist der leibliche Tod die direkte Folge, wenn ein Christ von der Wahrheit abirrt. Wenn an anderer Stelle von körperlicher Heilung die Rede ist, verwenden die neutestamentlichen Schreiber nicht den Ausdruck „Rettung der Seele vom Tode“[30].

    Der „Sünder“[31], von dem Jakobus spricht, ist ein Christ, der am Abirren ist von der Wahrheit des Evangeliums. Er geht Richtung Abfall und damit Richtung ewigen Tod (Römer 8, 13), insofern er auf diesem Wege bleibt.

 

2. Petrus 2, 15-22

    2. Petrus 2, 15.18-22: Nachdem [o: Weil] sie den geraden Weg verließen, wurden sie irregeführt: … (18) denn mit hochtrabenden, nichtigen Tönen locken sie mit fleischlichen Lüsten, mit Zügellosigkeiten, die an, die in der Tat denen entflohen waren, die ihr Leben im Irrtum führten, (19) und sie versprechen ihnen Freiheit, während sie selbst Sklaven des Verderbens sind, denn von wem jemand überwältigt worden ist, diesem ist er auch als Sklave verfallen; (20) denn wenn sie, nachdem sie im Erkennen des Herrn und Retters, Jesus Christus, den Befleckungen der Welt entflohen waren, wieder aber durch diese verstrickt und dadurch überwältigt werden, ist für sie das Letzte schlimmer geworden als das Erste, (21) denn es wäre für sie besser, den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, als, nachdem sie ihn erkannt hatten, sich umgewandt zu haben von dem heiligen Gebot, das ihnen übergeben war.

 

Wer sind diese Menschen?

.     Sie waren vom Schmutz gereinigt, gewaschen (2, 22). Zu 2, 20 vgl. 1, 2-4. Zu „gewaschen“ vgl. 2. Petrus 1, 9.

.     Sie hatten Jesus Christus als Herrn und Retter erkannt: 2, 20[32]. Vgl. 1, 3; 3, 18; Galater  4, 9.

.     Sie waren durch dieses Erkennen des Herrn den Befleckungen der Welt entflohen (2, 18.20). Der Begriff entflohen ist in 1, 4 ein Kennzeichen für Christsein: „… nachdem ihr der Verdorbenheit, die durch die Lust in der Welt ist, entflohen wart“.

.     Sie hatten den Weg der Gerechtigkeit genau erkannt[33]: 2, 21 d. h.: sie waren zur genauen Erkenntnis der Wahrheit (Johannes 14, 6) und des Gerechtigkeitsweges (1. Korinther 1, 30; Weg: Johannes 14, 6) gekommen, zur Erkenntnis Christi. Christus zu erkennen, ist ein Ausdruck, der echte Wiedergeburt voraussetzt. Vgl. Hebräer 8, 11.

.     Um „den geraden Weg“ zu „verlassen“, muss man ihn zuvor gegangen sein.

 

Die Irrlehrer, von denen Petrus hier spricht, waren abgefallen:

.     Sie hatten den geraden Weg verlassen: 2, 15. „Nachdem/weil sie den geraden Weg verließen, wurden sie irregeführt“; bzw. verlockt: 2, 18; sie ließen sich also wegführen (3, 17).

    Davor sollen sich Christen hüten: „hütet euch, dass ihr nicht, als solche, die durch den Irrtum der Unsittlichen zusammen [mit ihnen] weggeführt wurden, aus der eigenen Festigkeit fallt“ (3, 17).

 

    Es ist von der Gefahr die Rede, durch die Befleckungen der Welt durch sie wieder verstrickt und überwältigt zu werden: 2, 20

    Es ist von der Gefahr die Rede, sich von der Wahrheit, vom Wort Gottes, abzuwenden: 2, 21 („umgewandt zu haben von dem heiligen Gebot, das ihnen übergeben war“)

    Es ist von der Gefahr die Rede, das zuvor Ausgespiene wieder zu sich zu nehmen bzw. sich wieder im Kot zu wälzen (2, 22)

 

Zu V. 22:

    „Der Hund, der sich umwandte zu dem, was er selbst ausgespien hatte”, und „die Sau, die sich wusch [o: ein Bad nahm], um sich im Schlamm zu wälzen”. Die Bilder betonen die Umkehr zum Schlimmeren. Der Vergleichspunkt liegt in erster Linie in dem, was dieser Tiere (Sau und Hund) tun bzw. taten. Der Hund fraß vorher Schlechtes; dann spie er es aus (= Abwendung vom Bösen; Bekehrung), danach frisst er es wieder. D. h., nun ist sein Zustand schlimmer als vorher. Ebenso ist der Zustand des Abgefallenen schlimmer als vor seiner Bekehrung.

    Die Sau war schmutzig; sie bekam ein Bad, eine Waschung (Waschung der Wiedergeburt, Titus 3, 5). Danach wälzt sie sich wieder im Schlamm. Nun ist sie schmutziger als vorher. Ebenso ist der Zustand des Abgefallenen.

    Sie waren Bekehrte und haben sich wieder dem Leben in der Sünde zugewandt.

 

Dass Petrus solche Bilder für ehemalige Christen verwendet, soll uns nicht irritieren; will er doch ihre Sünden – ihr schmutziges Verhalten – aufzeigen.

    Es wäre unzulässig, hier das Bild von der Artverwandlung per Wiedergeburt einzuführen. Das war nicht die Absicht des Apostels. Er spricht nicht davon, dass man Wiedergeborene nur mit Schafen oder anderen reinen Tieren vergleichen dürfe. Der Apostel ist frei, hier das Bild von Hund und Sau zu verwenden. Was er zeigen will, ist dass der Zustand nach dem Abfall schlimmer geworden ist.

    Die Bilder von Hund und Schwein zeigen auch etwas Naturhaftes auf: Es steckt in der Natur von Hund und Schwein, dass sie so handeln. Das „Fleisch“ (1. Petrus 2, 11; 2. Petrus 2, 18) des Menschen bekehrt sich nicht; es ist immer unrein, auch wenn man wiedergeboren ist. Wenn man dem Fleisch freien Lauf lässt, wird man so enden, wie Petrus hier beschreibt. Vgl. Römer 8, 13A: „denn, wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr im Begriff zu sterben

Galater 6, 8: „Wer seinem eigenen Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten“.

 

12. Weitere Bibelstellen, die für eine Möglichkeit des Abfallens Wiedergeborener sprechen

2. Korinther 1, 24 ihr steht durch den Glauben; Kolosser 2, 6.7: wandelt ‹fortwährend› in ihm

2. Korinther 1, 24: „denn ihr steht durch den Glauben

    So, wie man durch den Glauben gerechtfertigt wird, so steht man durch den Glauben. Der Schlüssel des Christenlebens ist der Glaube. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.

 

Kolosser 2, 6.7: „Wie ihr also Christus Jesus, den Herrn, annahmt, wandelt [fortwährend] in ihm, gewurzelt und aufgebaut werdend in ihm und [gestärkt und] gefestigt werdend im Glauben

    Ein fortwährendes Wandeln in Christus ist ebenso wichtig wie das Geboren-Werden aus Gott.

 

1. Timotheus 4, 16: Habe [stets] Acht auf dich selbst

    „Habe [stets] Acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe beharrlich bei diesen Dingen, denn indem du dieses tust, wirst du sowohl dich selbst [bewahren und] retten als auch die, die dich hören.”

    Wie lässt man sich bewahren? – Indem man seine Augen beständig auf Christus – auf die Heilige Schrift – gerichtet hält.

    Psalm 16, 8: „Ich halte den HERRN allezeit mir vor Augen– weil er zu meiner Rechten ist–, damit ich nicht ins Wanken gebracht werde.”

    Gott wird jeden bewahren, der sich auf ihn verlässt, sich bei ihm birgt:

    2. Petrus 2, 9 („so weiß der Herr Ehrfürchtige (!) aus der Prüfung zu befreien.“)

    Manche argumentieren, 1. Timotheus 4, 16 beziehe sich nicht auf das ewige Heil, sondern auf gegenwärtige Versuchung. Das entspricht nicht dem Kontext. Vgl. vor allem 1. Timotheus 6, 12: „Kämpfe den edlen Kampf des Glaubens. Ergreife das ewige Leben, zu dem du auch gerufen wurdest”.

    Sich selbst zu retten und zu bewahren bedeutet hier, den eigenen Beitrag zu geben, den man zu geben hat, um bewahrt zu bleiben bis ans Ende: Bleiben in Jesus, Bleiben im Glauben. Ähnlich verwendet Paulus das Wort „retten/bewahren” in 1. Korinther 7, 16 und 9, 22, d. h., im Sinne von: einen Beitrag zur Rettung/Bewahrung leisten. Vgl. Judas 21.

    Das hat nichts mit Werksgerechtigkeit zu tun.

 

Judas 21-23: Bewahrt euch selbst

    „bewahrt euch selbst in der Liebe Gottes und wartet auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben. Und etlicher erbarmt euch – macht einen Unterschied –, etliche rettet in Furcht: Reißt sie aus dem Feuer! Dabei hasst selbst das vom Fleisch befleckte Kleidungsstück.”

    Das „ewige Leben“ ist hier das zukünftige.

    „Bewahren“ ist zu verstehen im Sinne von: einen Beitrag zur Rettung/Bewahrung leisten.

 

1. Johannes 2, 24: Wenn in euch bleibt

    „Ihr also, was ihr von Anfang hörtet, bleibe stets in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang hörtet, werdet auch ihr in dem Sohne und in dem Vater bleiben.”

    Das „Wenn“ zeigt, dass es sich um eine Bedingung handelt. Dieses Wort ergeht an Wiedergeborene.

 

Römer 8, 12.13: Wenn ihr nach dem Fleisch lebt

    „Dann sind wir also, Brüder, Schuldner – nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben, (13) denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr daran zu sterben. Wenn ihr aber [durch den] Geist die Handlungen des Leibes zu Tode bringt, werdet ihr leben.“

    Man argumentiert, in dieser Stelle ginge es um Fruchtbringen, nicht aber um die Bewahrung des Heils; und in V. 13 spräche Paulus auch die Mitläufer an (Wechsel von „wir” auf „ihr”).

 

    Antwort

    Die Gefahr des Sterbens ist gegeben, sagt Paulus. Wer für das Diesseitige und die Kräfte des Diesseits lebt (also für den Leib), der geht Richtung Tod. V. 6.

Die Römerchristen werden leben, wenn sie die Handlungen des Leibes töten. Die Angesprochenen sind die Heiligen von Rom (Römer 1, 7-8), keine Mitläufer.

    Der Wechsel von „wir” auf „ihr” ist kein Wechsel von den Heiligen zu den Mitläufern.[34]

 

    „seid ihr im Begriff zu sterben“.

    Welcher Tod ist gemeint, der geistliche oder der leibliche? – Der geistliche, denn in Richtung leiblichen Tod gehen alle, auch die, die nicht nach dem Fleisch leben. Wäre das leibliche Sterben gemeint, würde die Mahnung ihre Wirkung verlieren.

    In V. 13E geht es nicht um ein physisches Töten. V. 13E steht parallel zu V. 13A. d. h.: Wer für den Leib lebt, wer nach dem Lustprinzip lebt, der ist im Begriff zu sterben. Wenn dieser Leib eines Tages zum ewigen Leben auferstehen soll, dann darf ich ihn heute nicht für die Sünde gebrauchen und nicht nach dem Lustprinzip leben. (Vgl. Ga 6, 8; Epheser 4, 22; 2. Petrus 1, 4.) Das Sterben ist nicht als Strafe zu verstehen, sondern als natürliche Folge, als Ergebnis. Das ist etwas Selbstverständliches. Mit dem fleischlichen Leben bin ich auf dem Weg zum Tode. Falsche Orientierung führt auf die Straße, welche zum Tode führt.

    Wenn ich mich mit dem fahrenden Auto auf die Straße nach Berlin begebe, ist das natürliche Ergebnis dieses Weges, dass ich nach Berlin komme, falls ich nicht vorher umkehre. Wenn ich mich auf den Weg des Fleisches begebe, muss ich damit rechnen, dass ich sterbe. Es ist der Weg zum geistlichen Tod. Das ist das natürliche Ergebnis, die natürliche Folge der Tatsache, dass ich nicht auf dem richtigen Wege war.

    Wann dieser Zeitpunkt des (geistlichen) Sterbens gekommen ist, kann ein anderer nicht feststellen. Wir können nicht in das Herz des anderen schauen. Aber irgendwo kommt es innerlich zu einem Riss, einem Riss zwischen dem Betreffenden und Jesus Christus. Es kommt dazu, dass er sich dann wirklich von Christus loslöst.

 

Römer 11, 20-24: Sonst wirst auch du abgeschnitten

    „Recht. Durch den Unglauben [kam es, dass] sie ausgebrochen wurden. Du stehst durch den Glauben. Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich, (21) denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht schonte, kann es soweit kommen, dass er auch dich etwa nicht schone! (22) Sieh also die Freundlichkeit und die Strenge Gottes: Gegen die, die fielen, Strenge; gegen dich Freundlichkeit, wenn du an der Freundlichkeit bleibst. Sonst wirst auch du abgeschnitten werden. …

    Man argumentiert, hier gehe es nur um die Volksgruppen Israel einerseits und die Völker andererseits, nicht um Einzelne.

 

    Antwort

    Es geht um Einzelne. Sich nicht rühmen, nicht ungläubig sein, nicht hochmütig sein, sich fürchten, bleiben (V. 22), „auch dich” (V. 21) – alle diese Begriffe deuten darauf hin, dass einzelne Christen angesprochen sind, nicht ein Kollektiv. Paulus wechselt des Öfteren von kollektiv zu individuell (z. Bsp. 1. Timotheus 2, 15), so auch hier.

 

Johannes 15, 2.6: Hinausgeworfen

    „Jede Rebe an [und in] mir, die nicht Frucht trägt, hebt er auf [und nimmt sie weg]; und jede, die Frucht trägt, reinigt er, damit sie mehr Frucht trage… (6) Wenn jemand nicht an [und in] mir bleibt, gilt:[35] Er wurde wie die Rebe hinausgeworfen und er verdorrte (und man sammelt sie[36] und wirft sie ins Feuer), und er brennt.

    Man argumentiert, Johannes 15 handle vom Fruchtbringen, nicht vom Heil, nicht vom Bewahren des ewigen Lebens. Der Begriff „nimmt er weg” meine Züchtigung, denn nicht der Vater sei der Richter, sondern der Sohn.

 

    Antwort

    Auch der Vater ist Richter. (Vgl. z. Bsp. Römer 3, 6; Hebräer 10, 30; 12, 23; 13, 4; Jakobus 4, 12; 1. Petrus 1, 17; 2, 23; Offenbarung 18, 8.)

    Es geht im Bild vom Weinstock nicht nur um Frucht, sondern auch um Leben und Sterben. Obwohl hier die Frucht als Kriterium angesprochen ist, zeigt doch der gesamte Kontext, dass es letztlich um Leben geht. Die Rebe hat eine Lebensverbindung mit dem Weinstock. Bleibt sie daran, bringt sie Frucht, bleibt sie nicht daran, stirbt sie zuletzt ab. Die Rebe muss beständig am Weinstock bleiben. Christen sind gerettet aus Glauben, aber auch zu Glauben. Römer 1, 16f. Sie sollen beständig beim Herrn bleiben, auch weiterhin auf ihn vertrauen (Kolosser 2, 7). Wir sollen lernen, völlig aus dem Glauben an Jesus Christus zu leben - und zwar in jeder Hinsicht. Ich darf mich auf ihn werfen, als den, der mein geistlicher Lebensquell ist; und daher will und soll ich nur aus ihm schöpfen.

 

    Man hat argumentiert, das Wort für wegnehmen in V. 2 bedeute lediglich „aufheben/hochheben“, nicht „wegnehmen“.

 

    Antwort

Das Wort im Grundtext (airein) bedeutet erstens „heben” (hochheben; aufheben; in die Höhe heben; fassen); und zweitens „nehmen“ (‹aufheben und› wegtragen; fortschaffen; wegnehmen; ‹mit sich› tragen; mitnehmen; beseitigen, auch ohne dass ein Aufheben deutliche Voraussetzung sein müsste).

    Um eine Rebe abzuschneiden, muss man sie üblicherweise etwas anheben. Von der Rebe, die nicht Frucht trägt, wird nicht gesagt, dass der Winzer sie reinigt. Nein, sie muss fort. V. 6 macht eindeutig, was in V. 2 gemeint ist, denn die Rebe, die nicht am Weinstock bleibt, ist dieselbe, die schlussendlich keine Frucht trägt. Wenn sie keine Frucht trägt, wird sie weggenommen. Folglich wird „airein“ (V. 2) im Sinne von „aufheben/hochheben, um wegzunehmen“ aufzufassen sein.

 

Matthäus 10, 22: Wer ausharrt bis ans Ende

    „Wer ausharrt bis ans Ende [o: ausgeharrt hat zum Ende hin], wird gerettet werden.

    Man argumentiert (unter Hinweis auf 1. Johannes 5, 18), hier handle es sich einfach um eine Charakterisierung der wahrhaft Gläubigen. Wer wahrhaft glaubt, werde ohnehin ausharren.

 

    Antwort

    Sie alle werden um Christi willen verfolgt. Sie sind „Schafe” (Vgl. V. 16.), mitten unter Wölfe geschickt. Aber nur diejenigen unter ihnen, die standhaft bleiben, werden am Ziel ankommen.

    Würden sie ohnehin standhaft bleiben, wo wäre der Ernst der Sache? Und warum die Warnung von V. 28? (Vgl. auch die Parallele in Matthäus 24, 4-13 und die Warnung dort. Vgl. Lukas 21, 34-36.) 

 

Römer 6, 16: Gehorcht … der Sünde zum Tode

    „Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch als leibeigene Knechte zum Gehorchen zur Verfügung stellt, dessen leibeigene Knechte ihr seid, dem ihr gehorcht, ob der Sünde zum Tode oder des Gehorchens zur Gerechtigkeit?”

    Wer der Sünde gehorcht, betritt den Weg des Todes. Vgl. Römer 8, 13.

 

Offenbarung 3, 16: Ausspeien

    „weil du lau bist und weder kalt noch warm, bin ich daran, dich aus meinem Munde zu speien

    Das Wort Jesu ist an solche gerichtet, die er züchtigt, an solche, die er liebt (V. 19), an Gemeinde Jesu; sie ist ein „goldener“ Leuchter. So beschreibt man nicht Namenschristen. (Vgl. Hebräer 12, 5-8).

    Die Warnung ist ernst. Es geht um Leben und Tod. Wer bereit ist, für Christus sein Leben hinzugeben, wird mit Christus am Thron sitzen.

 

1. Johannes 5, 16: Sünde zum Tode

    „Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht – eine Sünde nicht zum Tode hin –, soll er bitten, und er wird ihm Leben geben, solchen, die nicht zum Tode hin sündigen. Es gibt Sünde hin zum Tode.“

    Mit der „Sünde zum Tode“ kann nicht eine Sünde zum leiblichen Tode gemeint sein. Eine Sünde zum leiblichen Tode, wäre eine Sünde, auf die der leibliche Tod (als göttliche Züchtigung) folgen würde. Niemand aber weiß, wann eine bestimmte Sünde beim „Bruder“ zum (unmittelbaren) leiblichen Tode führt und wann nicht. Man müsste warten, bis der Betreffende gestorben ist.

    Im Kontext (5, 11-13.20) ist vom geistlichen „Leben“ die Rede, nicht vom leiblichen. Johannes sagt: Es gibt Sünde zum geistlichen Tode, d. i. die Sünde des Abfalls (Hebräer 10, 26ff). Aber Johannes ist vorsichtig. Er verbietet nicht die Fürbitte für solche Menschen. Er sagt lediglich: „Nicht von solcher [Sünde] sage ich, dass man bitten soll.“ d. h., er gibt kein direktes Gebot, sich für Abgefallene in der Fürbitte einzusetzen (Vgl. Jeremia 14, 11; 15, 1). Johannes ist sich klar, dass niemand letztlich nicht wissen kann, wann es bei jemandem so weit ist.

    Wir sollen nie die Hoffnung für jemanden aufgeben.[37]

 

1. Korinther 15, 2; Galater 3, 1-4; 4, 11; 1.Thes 3, 3-5; Philipper 2, 16; 2. Korinther 6, 1:Vergeblich

    Paulus selber sah die Gefahr, dass er an manchen Orten vergeblich gearbeitet habe. Dies wäre dann der Fall gewesen, wenn die Bekehrten wieder in ihr altes Leben und in ihren Unglauben zurückgegangen wären.

 

13. Der Hebräerbrief

Die im Brief Angesprochenen

Man hört manchmal die These, der Hebräerbrief sei an eine gemischte Gruppe von Juden gerichtet. Viele von ihnen seien lediglich äußerlich Christen (also Namenschristen, reine Bekenner, Mitläufer) gewesen. Sie standen nun unter Druck, wieder zum Judentum zurückzukehren.

    Der Brief selber gibt nicht diesen Eindruck. Dass sie Gläubige (Wiedergeborene) sind, geht hervor aus:

3, 1: „Heilige Brüder“ (vgl. 2, 11-13); „Teilhaber am himmlischen Ruf“; 4, 3: „wir, die glaubten“; 5, 12.13: „ihr solltet schon Lehrer sein“; 6, 9.10: „Geliebte“; sie haben Dinge, die beweisen, dass sie gerettet sind: Liebe, Werke, Dienst; d. h., sie hatten Zeichen vom Vorhandensein echten geistlichen Lebens gezeigt; (6, 9.10); 10, 23-25: Zugang, Liebe, Zusammenkommen, Glaube, gereinigtes Gewissen; 10, 32: „erleuchtet“ (vgl. 6, 4); 10, 39: „wir sind des Glaubens“; 11, 40: die alttestamentlichen Heiligen werden nicht ohne sie vollendet; 12, 5-8: „Söhne“ (Gottes); 12, 28: Empfänger des „Königreiches“; 13, 1: „Bruderliebe“ ist vorhanden; 13, 10: „wir haben einen Altar …“; 13, 18: „Betet für uns“; 13, 22.24.25: „Brüder“; „Heilige“; die Gnade ist mit ihnen. Sie werden aufgerufen, festzuhalten, was sie haben: 3, 6.14; 10, 23; 10, 35.36; 12, 1.

 

Manche meinen, dass in den Warnungsstellen nur Mitläufer angesprochen seien. Diese These ist nicht haltbar. Welchen Sinn hätte es, Mitläufer aufzurufen, die anfängliche Zuversicht festzuhalten, die sie nie hatten?

    Man kann nur echte Christen vor Abfall warnen. Wenn unbekehrte jüdisch-christliche Mitläufer ins Judentum zurückfallen, ändert sich an ihrem Heilsstand nichts. Sie waren vorher verloren und sind es nachher.

    Auch wechselt der Schreiber nicht die Anrede. Er spricht sie immer alle an.

 

Der Schreiber des Briefes warnt die Gläubigen und zeigt auf: Sollten sie ins Judentum zurückgehen, so käme das einem Abermals-Kreuzigen des Sohnes Gottes gleich. Das bedeutet, sie würden damit den, den sie als den Sohn Gottes erkannt hatten, wiederum ans Kreuz heften und dem Spott aussetzen (Hebräer 6). In K. 10 zeigt er denen, die er in V. 23 und 24 als Christen angesprochen hatte (!), auf, dass sie Christi Bundesblut, durch welches sie (die in V. 23.24 Angesprochenen! Vgl. das „denn“ V. 26A.) geheiligt worden waren, mit Füßen treten und den Geist der Gnade schmähen würden.

    Der Verfasser spricht nicht zu zwei unterschiedlichen Gruppen, sondern zu einer homogenen.

    Der Aufruf von 3, 12.13 ergeht an die „Brüder” (3, 1), nicht an Mitläufer. Die in 4, 3 Angesprochenen („wir, die glauben, gehen in die Ruhe ein“[38]) werden in V. 11 aufgerufen, sich zu befleißigen, „in jene Ruhe einzugehen, damit nicht jemand nach demselben Beispiel des ungläubigen Ungehorsams falle”. Wenn es um Mitläufer ginge, müsste die Aufforderung in V. 11 lauten: „Befleißigen wir uns also, alle Mitläufer zu wahrer Bekehrung und Wiedergeburt zu führen oder aufzurufen.” Es geht aber nicht darum, dass die Mitläufer fleißig werden sollten, durch Glauben und Geduld die Verheißungen zu erben. Das wäre nicht sinnvoll. Mitläufer ruft man nicht zum Fleiß und Ausharren auf.

    Abraham wird als Vorbild vom Ausharren im Glauben angeführt. Wie sollten Mitläufer diesem Vorbild nachkommen können? Ein Bußaufruf aber an etwaige Mitläufer fehlt im Hebräerbrief völlig. Der Grund ist offensichtlich der, dass der Brief nicht an Mitläufer gerichtet ist.

    In Hebräer 12, 15 heißt es, „dass nicht jemand von der Gnade Gottes ab[komme und] zurückbleibe“: Von der Gnade abkommen und zurückbleiben kann man nur, wenn man vorher dabei war. Das Erstgeburtsrecht (12, 16) kann nur jemand weggeben, der zur Gemeinde der Erstgeborenen (Hebräer 12, 23) zählte.

 

Hebräer 3, 6

Es wird argumentiert, in Hebräer 3, 6 stünde nicht: „wir werden sein Haus werden”.

 

Antwort

    Der Verfasser sagt nicht: „Wir werden Christen werden, wenn wir festhalten“; er sagt: „dessen Haus wir sind, unter der Bedingung, dass wir die Freimütigkeit und das Rühmen … auch wirklich festhalten.”

    Die Christen sind Christi Haus und werden es in der Ewigkeit sein. Aber: Ob die Christen den Charakter eines „Hauses Christi” auch bis zum Ende ihres Laufs bewahren, ist von der Bedingung abhängig, dass sie „die Freimütigkeit und das Rühmen der Hoffnung als eine feste bis zum Ende [bis zum Ziel] auch wirklich festhalten”.

    Wir sind sein (zukünftiges) Haus, sein Volk – und bleiben es, wenn wir wirklich bis zum Ende festhalten. Halten wir nicht fest, werden wir am Ende [o. Ziel] nicht sein Haus sein.

    Spricht der Schreiber zu Mitläufern? Es wäre nicht sinnvoll, die Mitläufer aufzufordern, eine anfängliche Freimütigkeit und ein anfängliches Rühmen der Hoffnung bis zum Ende festzuhalten. Sie hatten das Heil nie wirklich gehabt. Wie könnten sie rühmen und freimütig sein? Sinnvoller wäre es gewesen, sie als Heuchler zu entlarven und zu echter Buße aufzurufen. Aber das tut der Schreiber nicht.

    Er schreibt an heilige Brüder und Mitteilhabende Christi.

 

Hebräer 3, 14

Es wird argumentiert, hier stehe nicht: „Wir werden Christi Mitteilhaber werden...”, sondern, „wir sind (früher einmal) Christi Mitteilhaber geworden, wenn wir heute festhalten“.

    D. h., dadurch, dass ich festhalte, kann ich feststellen, dass und ob ich in der Vergangenheit Christi Mitteilhabender (und damit auch wiedergeboren) geworden war.

 

    Antwort

Dem Verfasser liegt daran, aufzeigen, die Christen sollten das, was sie geworden sind und nun wirklich sind (nämlich Mitteilhabende Christi), bis zum Ende [o.: Ziel] weiterhin bleiben. Würden sie nicht bleiben, würden sie in Zukunft nicht mit Christus erben.

    Durch das griechische Perfekt wird das Ergebnis[39] betont: „denn wir sind Mitteilhabende Christi geworden ‹und sind es›, unter der Bedingung, dass wir die anfängliche Grundlage als einen feste bis zum Ende [bis zum Ziel] auch wirklich festhalten”.

    Der Verfasser ist sich klar: Jene Christen sind zwar bereits Mitteilhabende Christi, sind aber davon noch nicht in den Genuss gekommen. Sie sind noch nicht am Ziel. Aber sie werden in den Genuss kommen, wenn sie das Angefangene bis zum Ende auch wirklich festhalten. Um das himmlische Erbe (1, 14) zu erlangen, muss man im Glauben bleiben. (Vgl. Ag 11, 23; 13, 43; 14, 22; Kolosser 1, 23; 1. Korinther 15, 2.3.)

    Wir sehen uns die Stelle (3, 13.14) genau an: „…, sondern ruft euch ‹untereinander› auf, jeden Tag, solange es ‚Heute‘ heißt, damit niemand von euch verhärtet werde ‹durch› den Betrug der Sünde, 14 denn wir sind Mitteilhaber des Christus geworden, wenn wir nur den Anfang unseres Gewissheitsgrundes ‹als› eines festen ‹und bestätigten› bis zum Ende festhalten, …“

    „ruft euch ‹untereinander› auf“                                                                                                                                          Wer soll aufrufen? Jeder. Wir beachten, dass sich der Verfasser an die ganze Gemeinde richtet: „unter einander“, einer den anderen. Alle sind angesprochen.

    Wann? „Jeden Tag“, „solange es ‚Heute‘ heißt“. D. h., solange der Feind noch wirken darf, solange Gott Zeit gibt (V. 14.15). Solange Gott spricht, soll jeder Christ Acht geben; ganz besonders dann, wenn die Erprobung kommt.

    Wozu sollen wir einander aufrufen? Um Sünde, Betrug und Verhärtung zu verhüten. V. 13E: „damit niemand von euch verhärtet werde ‹durch› den Betrug der Sünde“

    Welche Sünde? Die des Unglaubens, die Ursünde. (Vgl. Johannes 16, 9.) Auch andere Sünden können uns durch ihren Betrug abziehen. Sünde ist immer Betrug.

    Warum sollen wir einander aufrufen? Weil wir Mitteilhaber Christi sind, aber im tatsächlichen und praktischen Sinne nur dann, wenn wir die anfängliche Zuversicht auch bis zum Ende festhalten. V. 14: „denn (zukünftige) Mitteilhabende des Christus sind wir geworden ‹und sind es›, wenn wir den Anfang unserer Grundlage als eine feste bis zum Ende festhalten“ 

    Zu Mitteilhabenden an Christus sind wir gemacht geworden und wir sind es (und werden es in der Zukunft sein). Wir haben an allem Teil, das Christus gehört. Wir sind zu solchen gemacht, die an allen Freuden und Herrlichkeiten des künftigen Königreiches teilhaben werden, – aber nur dann, wenn wir unsere anfängliche Zuversicht bis zum Ende festhalten. Teilhaber sind wir schon heute, und wir sollen dazu sehen, dass wir es bleiben. Wir bleiben es nur, wenn wir bis zum Ende festhalten.  Dadurch, dass wir durch den Glauben mit ihm verbunden sind, sind wir Gerettete, Erben (1, 14), Mitteilhabende am himmlischen Ruf (3, 1), an seinem Hause, seinem Volk (3, 6). Aber wir haben an allen diesen (künftigen) Gütern nur dann Anteil, wenn wir bis zum Ende festhalten.

    V. 14 ist also als Warnung vor Abfall aufzufassen. Wenn wir nicht festhalten, ist alles dahin!  Hebräer 3, 5.6.7.8A:

    „Und Mose war treu in seinem ganzen Hause als Bediener, zum Zeugnis von dem, das gesprochen werden sollte, aber Christus als Sohn über seinem Hause, dessen Haus wir sind, wenn wir nur die Freimütigkeit und das Rühmen der Hoffnung als einer festen ‹und bestätigten› bis zum Ende festhalten. Darum, so wie der Heilige Geist sagt: ‚Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht eure Herzen, …‘“ […] V. 12.13:

    „Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sein wird, im Abfall vom lebenden Gott ‹begriffen›, sondern ruft euch ‹untereinander› auf, jeden Tag, solange es ‚Heute‘ heißt, damit niemand von euch verhärtet werde ‹durch› den Betrug der Sünde, …”

    Der Satz wird V. 14 mit „denn” fortgesetzt: „denn wir sind Mitteilhabende des Christus geworden, wenn … wir bis zum Ende [o. Ziel] festhalten“. Das „denn“ von V. 14A stellt die Verbindung zu V. 12.13 her.

Warum sollten wir, die „Brüder“ („die heiligen Brüder“, wir, die Wiedergeborenen, V. 1) festhalten? – Weil viel auf dem Spiel steht! V. 14. Sollte jemand nicht festhalten (vgl. V. 6), würde er seine Mitteilhaberschaft an Christus aufgeben.

    Wir sind Mitteilhaber Christi, aber heute und hier „auf Hoffnung“, dort als Schauende. Heute haben wir im Glauben Anteil an Christus, dort im Schauen. Wir sind Erben auf Hoffnung (1, 6; 1, 14). Heute sind wir „im Begriffe zu erben“ (1, 14). Das Erbe antreten werden wir dort. Dann werden wir zur Ruhe gekommen sein (4, 9.11). Wenn wir festhalten, haben wir an allem Anteil, was Christi ist. Wenn wir nicht festhalten, werden wir leer ausgehen. Darum der große Ernst und der dringende Aufruf.

    Manche Ausleger legen die Betonung auf „geworden“. Sie nehmen an, der Hebräerschreiber wollte sagen: „Wenn wir die anfängliche Zuversicht/Hoffnung heute nicht bis zum Ende festhalten, dann stellt sich heute heraus, dass wir nie in der Vergangenheit Mitteilhabende Christi geworden waren; d. h., dann offenbaren wir, dass wir bis heute nur Mitläufer waren, lediglich äußerliche Bekenner. Wenn wir heute abfallen, offenbaren wir damit, dass unsere Bekehrung nicht echt war. Wir sind dann solche, die nie Mitteilhaber Christi geworden, d. h. nie Christen geworden waren.

    Eine solche Auffassung passt nicht in den Zusammenhang und missachtet das „denn“ von V. 14A. Eine solche Deutung des Textes missachtet das griechische Perfekt „wir sind geworden ‹und sind es›“[40]. Das Perfekt betont das Ergebnis: „wir sind Mitteihabende Christi geworden und sind es nun“, nicht den Anfangspunkt. Die Betonung liegt daher nicht auf dem Wort „geworden“, sondern auf der Tatsache, dass wir „Mitteilhaber Christi“ sind. Jeder Christ ist durch den Glauben zu einem Mitteilhabender Christi gemacht. Er darf heute schon im Glauben Anteil haben an den zukünftigen Gütern und Segnungen Christi. Und als solcher, als einer mit so herrlicher Zukunft (3, 1), ist er nun aufgerufen, die angefangene feste Zuversicht bis zum Ende standhaft festzuhalten. Hält er fest, wird er das Ziel erreichen und in der Zukunft an allen Gütern und Segnungen Christi sichtbar Anteil haben. Hält er nicht fest, so hat er das, was er in Christus durch den Glauben hatte, nicht mehr.

    Nicht die Mitläufer sind aufgefordert festzuhalten, sondern die wahren Christen. Wie auch könnte man einen Mitläufer dazu aufrufen, etwas festzuhalten, was jener noch nicht hatte?!

    In dem „wir“ schließt sich auch der Schreiber mit ein: Was für die Empfänger als Gemeinde Jesu gilt, gilt auch für ihn. „Wir“, wir alle, „sind Mitteilhaber Christi geworden“. Er sagt nicht: „Daran kann jeder von euch erkennen, ob er in der Vergangenheit ein Mitteilhaber Christi geworden und seine Bekehrung echt war: Wenn du bist zum Ende standhaft festhalten wirst, dann war deine Bekehrung echt. Wenn nicht, warst du nie wirklich bekehrt und wiedergeboren.“ Eine derartige Aussage würde auch nicht in den Zusammenhang passen.

    Und inwiefern sollte sie den Briefempfängern eine Hilfe sein? Wie überhaupt könnte ein Christ dann je Heilsgewissheit haben? Er weiß ja nicht, ob er ans Ziel gelangen wird. Gelangt er ans Ziel, so war seine Bekehrung echt gewesen. Gelangt er nicht ans Ziel, war er – so die Meinung – nie wirklich Christ gewesen.

    Was aber gilt es bis zum Ende/Ziel festzuhalten? „… die Freimütigkeit und das Rühmen der Hoffnung” (V. 6), die Freimütigkeit, Zuversicht und Standfestigkeit, die sie am Anfang hatten, den „die anfängliche Grundlage“ (V. 14). Das ist die am Anfang bezogene feste Stellung zu Christus und seinem Wort. Das war das Fundament für ihre Hoffnung.

    Was wird zum Erlangen des Ziels vorausgesetzt? Vorausgesetzt wird, dass die Briefempfänger sich aufrufen und erinnern lassen und entsprechende Schritte tun (K. 4): „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht eure Herzen …“ „Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sein wird, im Abfall vom lebenden Gott ‹begriffen›, sondern ruft euch ‹untereinander› auf, jeden Tag, solange es ‚Heute‘ heißt, damit niemand von euch verhärtet werde ‹durch› den Betrug der Sünde” (3, 7.8A.12.13).

 

Hebräer 6, 1-8

 

Wenn wir nicht vorangehen, bleiben wir zurück. Und wenn wir zurückbleiben, kann es zum Abfall kommen.

Die Aufforderung, voranzugehen. V 1.2

    „Lassen wir darum das Anfangswort des Christus und begeben wir uns hin zur Reife; legen wir somit nicht wieder einen Grund [mit] Buße über tote Werke[41] und [mit] Glauben an Gott, 2 [mit] der Lehre von Tauchungen, auch vom Händeauflegen, auch von der Auferstehung der Toten und vom ewigen Gericht.

 

Lassen wir darum ...“ (V 1)

In K. 5 beginnt der Verfasser auszuführen, warum Jesus der rechte Hohe Priester für uns ist, hält aber inne, weil er sich der Trägheit seiner Leser bewusst ist. Wegen der Wichtigkeit seines Themas (5, 10) und wegen der Wichtigkeit des geistlichen Wachstums (5, 14) ruft er nun zum Vorwärtsgehen auf. Was soll nun gemacht werden? V. 2

Lassen wir darum das Anfangswort des Christus und begeben wir uns hin zur Reife; legen wir somit nicht wieder einen Grund ...

Es geht beim „Anfangswort des Christus“ um Fundamentales im Christenleben. Wenn dieses nun gelassen werden soll, heißt das, dass dieses Fundament bei den ersten Lesern schon gelegt war. Man soll jetzt zu Weiterem schreiten, das zur Reife führt. Welches Fundament war gelegt worden?

 . Für die Leser waren folgende Punkte wohl grundlegend gewesen: Buße, Glaube, Lehre von Waschungen, Händeauflegung, Auferstehung, Gericht. Das sind allerdings nicht die einzigen Themen, die für einen Juden wichtig sind.

 . In welchem Sinne spricht der Verfasser von den sechs genannten Lehren?

    Die sind auf jeden FallGrund legende“ Themen.

    Die ersten zwei Themen haben es mit dem Eintritt in die Nachfolge zu tun: Buße und Glauben. Die Buße wird als eine von toten Werken bezeichnet. Das war für einen Israeliten, der zu Christus fand, wichtig. Alle seine früheren Werke, als er unter dem Gesetz lebte, waren Tätigkeiten eines Menschen, der immer noch tot in Sünden war (9, 14; Epheser 2, 1-3). Im selben Zeichen war auch sein Glaube an Gott nichtig gewesen. Erst mit dem Messias kam er zu Gott (1. Petrus 1, 21; 3, 18). Wer Christus verwirft, verwirft Gott. Wer nicht an Christus glaubt, ist ein Ungläubiger. (Vgl. „Welt“ Johannes 16,.20; Römer 2, 25ff; Offenbarung 2, 9; 3, 9.)

Die anderen vier Themen werden zusammengefasst als „Lehre“, in diesem Fall Lehre für neue zum Glauben gekommene hebräische Christen.

    Die Lehren von den jüdischen Tauchwaschungen und vom Händeauflegen (auf das Opfertier) bekamen durch den Messias ihre wahre Bedeutung. Die alttestamentlichen Waschungen waren Verordnungen des Fleisches (9, 10), auferlegt bis auf die Zeit des Messias. (Vgl. auch 9, 14 und 10, 22.) Die Waschungen deuten auf Christus hin: Nur in ihm ist man wirklich gewaschen. Die Handauflegung bedeutet Identifikation mit dem Opfertier. So muss man sich mit Christus identifizieren, der das Opfer wurde.

    Die Lehre von der Totenauferstehung und vom ewigen Gericht wurden für die judenchristlichen Briefempfänger im Licht des Christusereignisses elementar: Christus ist der Erstling der Entschlafenen, und in Christi Auferstehungsleben hinein erstanden sie zu neuem Leben (geistlich).

   ‚Und vom ewigen Gericht’: Die Lehre, dass nach dem Tode ewiges Gericht folgt, gehört zum ‚Anfangswort’. Christus ist der Richter im Gericht. Er ist der, an dem sich alles scheidet. Vgl. Johannes 5, 21-23

Das ist das ABC des Glaubens für den Juden, der sich zu Christus bekehrt hat, das „Anfangswort des Messias“. Es ist im Grunde alttestamentliche Lehre, die aber nun im Lichte des Christusereignisses ihre Erfüllung bekommen hat. Die sechs genannten Dinge waren im Judentum bekannt, bekommen ihre wahre Bedeutung von Christus her.

 

Unter welcher Voraussetzung wird man vorangehen? V. 3-8

Und dieses werden wir tun, wenn Gott es nur erlaubt ...

Gottes Hilfe ist nötig.

Der Apostel weiß nicht, ob Gott es gestattet. Gott kann sie nur dann weiterführen, wenn sie Buße tun und das Wort Gottes nicht länger vernachlässigen.

Es gibt mehrere Gründe, warum Christen unreif sind.

    - Einer kann sein, dass sie Gottes Wort vernachlässigen.

    - Ein anderer kann sein, dass sie zwar Gottes Wort hören, aber nicht mit allem Ernst hinhören. Es ist ihnen nicht so wichtig. Andere Dinge sind ihnen wichtiger.

    - Ein dritter Grund kann sein, dass sie nicht Täter des Wortes sind, d. h.: dass sie zwar hören, aber nicht tun, was das Wort sagt.

Der Apostel ist abhängig vom Herrn – sogar beim Briefschreiben. Der Apostel kann nur weiterschreiben, wenn sie die bisherigen Worte beachten.

    Es geht also um das Thema, das er schreibt: das Wort Gottes. Das, was er schreiben wird, soll dazu dienen, dass sie zur Reife kommen sollen. Durch das ganze Buch zieht sich die Mahnung: Hört auf Gottes Wort!

Die Begründung V. 4-8

„…, denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet wurden, auch die himmlische Gabe schmeckten und Teilhabende des Heiligen Geistes wurden und das edle Wort Gottes sowie die Kräfte der bevorstehenden Weltzeit schmeckten, und abfielen, wieder zur Buße [zur Sinnesänderung; zum Umdenken] zu erneuern, ‹als solche›, die sich selbst den Sohn Gottes wieder ans Kreuz schlagen und ihn an den Pranger stellen; denn Land, das den Regen, der sich oftmals darüber ergoss, trank und nützliches Pflanzengewächs hervorbringt für die, derentwegen es auch bearbeitet wird, wird des Segens von Gott teilhaftig, aber wenn es Dornen und Disteln trägt, [ist] es verwerflich und [dem] Fluch nahe, dessen Ende zum Verbrennen [führt].“

Der Kernsatz enthält die Bedingung. Dieser liegt in V. 4A und V. 6A: „denn es ist unmöglich, die ... wieder zur Buße zu erneuern“. Der Rest des Textes ergänzt diesen.

 

    Wer ist es, der nicht zur Buße erneuert werden kann? Es sind die, die folgende Zeichen neuen Lebens aufwiesen.

die, die einmal erleuchtet wurden

    Es gibt zweierlei Erleuchtung: eine allgemeine (Johannes 1, 9: „Es war das Licht, das wahre, das jedem Menschen leuchtet ...”) und eine konkret auf die Wahrheit des Evangeliums bezogene (2. Korinther 4, 6: „... weil Gott, der aus der Finsternis Licht scheinen hieß, [es ist], der in unseren Herzen schien, um leuchten zu lassen die Kenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi”). Gott will jeden Menschen erleuchten, sodass er gerettet werde und zur Erkenntnis der Wahrheit komme. Gott erleuchtet jeden, der sich nicht vor dem Licht Gottes versteckt. Im Licht des Wortes Gottes erkennen wir Gott, seinen Willen, seinen Heilsweg und unsere Sünde.

    Die Hebräerchristen waren Erleuchtete: „Erinnert euch aber an die früheren Tage, in denen ihr, nachdem ihr erleuchtet worden wart, viel Leidenskampf erduldetet” (Hebräer 10, 32).

auch die himmlische Gabe schmeckten

    „Schmeckten” heißt: „erfuhren“. Das griechische Wort bedeutet auch „essen“, „Genießbares zu sich nehmen“. (Vgl. Ag 10, 1; 20, 11 und 23, 14.) Wenn das Wort „schmecken“ im übertragenen Sinne – wie hier – gebraucht wird, bedeutet es „erfahren“. Jesus schmeckte den Tod, indem er ihn erlitt, nicht nur ein wenig „kostete“. (Vgl. Hebräer 2, 9, ebenso Matthäus 16, 28 und Johannes 8, 52.) „Die himmlische Gabe“ ist mehr als das Wort Gottes, das im nächsten Vers erwähnt wird. Sie ist das Heil in Christus, letztlich die Person Christi selbst. (Vgl. Johannes 4, 10; 3, 16; 2. Korinther 9, 15.) Wer es (bzw. ihn) „schmeckt“ (i. S. v.: „erfährt“), ist gerettet. Petrus schrieb den Christen von Asien, dass sie geschmeckt (erfahren) hätten, dass der Herr freundlich war (1. Petrus 2, 3). Das Heil (in der Person Christi) zu erfahren, ist gleichbedeutend mit: gerettet zu werden. Nur eine echte Wiedergeburt kann damit gemeint sein. Von Mitläufern kann nicht gesagt werden, dass sie die himmlische Gabe erfahren haben.

und Teilhabende des Heiligen Geistes [der das Heil in Christus mit sich bringt] wurden

    Wer die himmlische Gabe hat, hat auch den Heiligen Geist. Wer am Heiligen Geist Anteil hat, hat an Christus Anteil. Die Hebräerchristen waren „Teilhaber am himmlischen Ruf” (3, 1) und „Teilhaber des Christus“ (3, 14). Teilhabende sind solche, die effektiv teilhaben, besitzen. (Vgl. 1. Korinther 9, 10.12; 10, 17.21.30; Hebräer 2, 14; 5, 13; 7, 13; 12, 8.) Von jemandem, der nicht wiedergeboren ist, kann nicht gesagt werden, dass er Teilhabender am Heiligen Geist ist. Wenn der Heilige Geist an einem Menschen wirkt, ist jener noch nicht Teilhaber des Geistes. Der Heilige Geist wirkt am Ungläubigen. Teilhaber ist man erst dann, wenn man an Christus glaubt und das Heil hat. Wenn jemand Christi Geist nicht hat (d. h., nicht Teilhabender ist), ist dieser nicht Christi Eigentum. (Vgl. Römer 8, 9.)

und das edle Wort Gottes schmeckten

    Der Begriff „schmecken“ ist auch hier im übertragenen Sinne gebraucht und bedeutet „erfahren“. Sie hatten das Wort als Gottes Wort angenommen. (1, 1.2; vgl. 1. Thessalonischer 2, 13.)

sowie die Kräfte der kommenden Weltzeit

    Als diese Christen zum Glauben und zur Wiedergeburt kamen, wurden Kräfte des Himmels, die der kurz bevorstehenden kommenden Weltzeit, in ihnen wirksam. Als Christen machten sie dann weiterhin Erfahrungen mit jenseitigen Kräften. Es handelt sich um einzelne Durchbrüche der bevorstehenden neuen Welt. (2, 4.5; Vgl. Epheser 1, 19.)

und abfielen

    Das gr. Wort parapesontas wird parallel zu aphisteemi (abfallen; sich abwenden; 3, 12; 1. Timotheus 4, 1; 2. Thessalonischer 2, 3) gebraucht. (In der gr. Übersetzung des AT bezieht sich der Begriff parapiptein auf eine bewusste und gänzliche Absage an Gott. Vgl. Hesekiel 20, 27; 22, 4.) Es bedeutet „danebenfallen, abirren, verfehlen, abfallen, sündigen“. Es handelt sich dabei um absichtliche Preisgabe des Heils, um bewusste und wohlüberlegte Abwendung von Christus.

Wir lernen:

 . Alle erwähnten Zeichen von neuem Leben zeigen, dass es sich um Wiedergeborene handelt.

 . Nicht nur das. Die Frage, ob es sich hier um Christen oder Nichtchristen handelt, ist schon vorweg beantwortet. In V. 3 sagt der Schreiber: „Dieses werden wir tun, wenn Gott es nur gestattet.“ Er spricht von der Bedingung, unter der Gott es gestat­ten wird, fortzufahren. Diese Bedingung gilt Menschen, die er „wir“ nennt. Er wird zu weiterer Lehre voranschreiten, wenn Gott es gestattet. Bei wem? Die Antwort kann nur lauten: Bei denen, von denen er in 6, 1 und 5, 11-14 sprach. Schon aus 5, 11-14 geht deutlich hervor, dass es sich um Christen handelt, um solche, die eigentlich schon Lehrer sein sollten. Er kennt sie zum großen Teil. Er weiß, wen er vor sich hat.

Auch im weiteren Zusammenhang gibt es Anhaltspunkte, die zeigen, dass es sich um Christen handelt.

    - Die vom Abfall Gefährdeten sind solche, die die Wahrheit erkannt haben (10, 26): „nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben …

    - Die vom Abfall Gefährdeten sind solche, die durch das Blut des Bundes geheiligt sind: (10, 29) „… und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war, für gemein achtete“

 

Eine weitere Beschreibung V. 4A.6

V. 6: „‹als solche›, die sich selbst den Sohn Gottes wieder ans Kreuz schlagen und ihn an den Pranger stellen“

    Wie sollen die beiden gr. Präsenspartizipien anastaurountas („wieder ans Kreuz schlagend“) und paradeigmatidsontas („an den Pranger stellend“) aufgelöst werden?

Es ist vom Griechischen her nicht ganz eindeutig zu erkennen, ob es: „weil“ bzw. „da“, oder: „indem“ bzw. „während – sie ihn kreuzigen“ heißen soll. Eine wörtliche Übersetzung könnte so lauten: „(V. 4) denn es ist unmöglich, die einmal erleuchtet worden Seienden, … (V. 6) und abgefallen Seienden, wieder zur Buße zu erneuern, ‹als› sich selbst den Sohn Gottes [im fortwährenden Sinn] ans Kreuz Schlagende und [ihn] an den Pranger Stellende [o.: ‹solche seiend›, die sich selbst den Sohn Gottes wieder ans Kreuz schlagen] …“

Das [fortwährende] Wiederum-Kreuzigen des Sohnes Gottes ist eine vorsätzliche Handlung. Wer sich entschieden hat, wieder zum Judentum zurückzukehren, nachdem er Jesus als den Sohn Gottes erkannt hatte, entscheidet sich damit, das Opfer des Sohnes Gottes als nicht ausreichend zu betrachten (10, 26). Wenn Menschen, die die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben (und daher also wissen, dass Jesus der Sohn Gottes ist), ins Judentum zurückkehren, sind sie "schlimmerer Strafe würdig“ - schlimmerer Strafe als diejenigen im AT, die das mosaischen Gesetz beiseitegesetzt (verachtet) haben.

Vgl. 10, 26-29: „..., denn wenn wir vorsätzlich sündigen (d. i.: abfallen, wieder ins Judentum zurückgehen), nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Opfer für Sünden mehr übrig, 27 aber ein gar furchtbares Erwarten des Gerichts und ein Eifer des Feuers, das im Begriff ist, die Widersacher zu fressen. Setzt jemand das Gesetz Moses beiseite, stirbt er ohne Erbarmungen auf zwei oder drei Zeugen hin.  29 Wie viel schlimmerer Strafe, meint ihr, wird der wertgeachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen trat und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war, für gemein achtete und den Geist der Gnade schmählich misshandelte?“

    Es gibt kein anderes — drittes — Opfer mehr (10, 26); das erste (jüdische) hat Gott für ungültig erklärt, das zweite und wahre (das Opfer Christi) ist das einzig gültige; und von diesem hat man sich nach empfangener Erkenntnis der Wahrheit abgewandt, indem man ins Judentum zurückgekehrt ist. Was bleibt also noch übrig? Es gibt kein weiteres Opfer. Es bleibt dem Betreffenden nichts Anderes übrig, als auf das Gericht zu warten.

    Das ist parallel zu 6, 6: Rückkehr ins Judentum kommt einem abermaligen Kreuzigen dessen gleich, den man als den „Sohn Gottes“ erkannt hat. Man tut dieses Kreuzigen für sich persönlich, und man tut es fortwährend. Im Gr. stehen hier zwei Präsenspartizipien: „für sich wieder kreuzigend“ und „ihn an den Pranger stellend“. Diese Partizipien zeigen eine andauernde Haltung an. Wer als einer, der den Sohn Gottes erkannt hat, ins Judentum zurückgekehrt ist, identifiziert sich mit dem gerichtsreifen Israel. Wer solch einen Schritt getan hat ‹und bei dieser Haltung bleibt›, wartet — zusammen mit dem verhärteten Israel — auf das unausweichliche Gericht. Für einen solchen „Boden“ bleibt nur noch die Verbrennung.

 

. Die Kernaussage

    „es ist unmöglich, die, die ... danebenfielen, wieder zur Buße zu erneuern ...

    Warum kann Gott solche Menschen nicht weiterführen? Weil eine solche Haltung zu Christus ein grundlegendes Hindernis ist. So eine Einstellung muss man zuerst aufgeben. Damit Gott einen Menschen zur Buße erneuern kann, muss jener bereitwillig sein. Auf diese Bereitwilligkeit wartet der Herr. D. h., der Mensch muss sich zur Buße bewegen lassen, ehe Gott ihn zur Buße erneuern kann. Lässt der Mensch sich nicht zur Buße bewegen, kann es so weit kommen, dass ein point of no return[42] überschritten wird. Wenn der Mensch sich konstant gegen Gott verhärtet, kann es so weit kommen, dass Gott ihn verhärtet. Bei Pharao war dieses der Fall. Nachdem Pharao sich sechs Mal selbst verhärtet hatte (1. Mose 7, 13.22; 8, 11.15.28 und 9, 7) verhärtete ihn der Herr (9, 12-16; 9, 34.35 i. V. m. 10, 1; 10, 20.27; 11, 10; 14, 4.8) – seine ursprüngliche Prophezeiung von 7, 3 (und 4, 21) erfüllend. Die zeitliche Grenze setzt Gott. Wann dieser Zustand bei einem Menschen erreicht ist, das müssen wir ihm, dem Herzenskenner, überlassen. Bei den Lesern war es noch nicht so weit.

Abfall, Rückkehr ins Judentum, das war die furchtbare Sünde, die die hebräischen Christen versucht waren zu begehen: ein fataler Schritt, denn Menschen, die die Schar der Christen verließen und in die jüdische Gemeinde zurückgingen, wurden Genossen derer, die dachten, sie täten Gott einen Dienst, wenn sie den Namen Jesu verfluchten.

    Nb.: Auf die Frage, ob ein Abgefallener, der, ehe das Gericht kommt, seinen Irrtum erkennt, wieder zu Christus kommen darf, geht der Verfasser hier nicht ein. Aber die Antwort liegt auf der Hand.

Wenn ein Abgefallener die Unlogik seiner Abkehr vom Sohn Gottes erkennt, kann er natürlich Buße tun und zurückkommen. Gott will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Die Frage ist, ob der Mensch will.

 

Eine dritte Beschreibung V. 7.8

 . Mit dieser veranschaulicht er das Vorangehende. Sie ist jedoch nicht lediglich ein Bild. Sie ist auch ein kräftiges Argument zur Unterstützung der Begründung, denn was im Geringeren, im irdischen Bereich zutrifft, gilt mit Sicherheit im Größeren, im geistlichen Bereich.

„…, denn Land, das den Regen, der sich oftmals darüber ergoss, trank und nützliches Pflanzengewächs hervorbringt für die, derentwegen es auch bearbeitet wird, wird des Segens von Gott teilhaftig, aber wenn es Dornen und Disteln trägt, [ist] es verwerflich und [dem] Fluch nahe, dessen Ende zum Verbrennen [führt].“

 

Wir gehen kurz zurück: Der Schreiber ruft die Leser auf, sich zur Reife hinzubegeben, indem er sie zu tieferer Unterweisung führt. Und dieses will der Verfasser gemeinsam mit ihnen tun, wenn Gott es erlaubt. In gewissen Fällen erlaubt Gott es nicht. Wann nicht? Dann, wenn sie abgefallen sind. Warum hilft dann die tiefere Unterweisung nicht? Weil sie bereits trotz des Lichtes, das sie über den Sohn Gottes haben, zum Judentum zurückgegangen sind. Es würde nichts helfen, sie davon zu überzeugen, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. Sie wissen das bereits. Es gibt keine objektiven Argumente mehr, sie zum Sinneswandel (o.: zur Umkehr) zu bringen.

    Sollte also jemand von den Hebräerchristen sich mit dem Gedanken herumschlagen, wieder ins Judentum zurückzugehen, würde ihn dasselbe Gericht treffen, das Israel treffen wird.

    Wer zum Judentum zurückgeht, kann nicht durch neue Argumente zur Buße erneuert werden, weil es keine neuen gibt und er all das, was einen Juden zur Sinnesänderung bringen könnte, bereits erfahren hat.

. Er war erleuchtet worden über die Frage, wer Jesus ist und hat erkannt, dass er der Sohn Gottes sei.

. Er hatte die himmlische Gabe (das Heil, das neue Leben, …) erfahren.

. Er hatte (in Christus) Mitteilhaberschaft am Heiligen Geist, d. h.: der Heilige Geist war in sein Leben eingezogen.

. Er hatte das gute Wort Gottes und die Kräfte des neuen (ewigen) Weltzeit (d. h.: der neuen Schöpfung) erfahren.

Es ist wie bei einem Boden, der genügend Wasser und günstige Bedingungen (Sonne, Mineralien, Wärme, Bearbeitung), um Frucht zu bringen, bekommen hatte, schließlich aber lediglich Dornen und Disteln bringt. Ein solcher Boden ist hoffnungslos verwerflich. Man wird das Feuer darübergehen lassen.

    Hebräerchristen, die, nachdem sie die neutestamentlichen Segnungen in Christus erfahren hatten, zum Judentum zurückgekehrt sind, können nicht durch die Argumente, die sie vorher von Juden zu Christen machten, überführt werden. Sie können (von Seiten Gottes) nicht zum Sinneswandel gebracht werden. Gott hat also keine „Karten“ mehr, die er „ausspielen“ könnte, um den Menschen zur Buße zu bewegen.

    Der „denn“-Satz (V. 7.8) macht klar, dass für jenen „Boden“ keine Hoffnung ist. Er ist dem Verbrennen nahe. Zu jener Zeit (etwa 63 n. Chr.) stand das Gericht über Israel unmittelbar bevor.

    Nicht, dass er erwartet, dass die Leser das tun, aber er zeigt, was damit verbunden wäre, wenn jemand so einen Schritt tun würde.

 

Man kann einen Boden so sehr vernachlässigen, dass er dermaßen von Unkraut besät ist, dass man ihn nicht mehr bebauen kann. Das stellt sich aber erst im Laufe der Zeit heraus, in der verschiedene Versuche unternommen wurden, aus dem Boden etwas herauszuholen. Der Zustand wird zum bestimmten Zeitpunkt bestätigt, und es wird ein Schlussstrich gezogen. Man kann nur noch das Feuer darüber gehen lassen. Ein Boden, der Dornen und Disteln hervorbringt, ist verwerflich. – Ein Mensch kann den eigenen Herzensboden so sehr überwuchern lassen, dass man ihn nicht mehr bebauen kann. Für Abgefallene mit einer solchen Herzenshaltung (nicht jeder Abgefallene ist ein solcher) gibt es von Gottes Seite her schlussendlich nur noch den Fluch. Wenn jemand sich von Christus abwendet und in einer solchen Haltung verharrt, ist es unmöglich, ihn wieder zur Buße zu erneuern. Die Folge ist der ewige Tod, das ewige Feuer, die endgültige Trennung von Gott.

 

Exkurs zum Thema Abfall  

Wir beachten:

  .  Hebräer 6, 4-8 beschreibt nicht, wie es zum Abfall kommt.

  .  Hebräer 6 spricht er nicht von einem bereits vollzogenen Abfall, sondern von der Gefahr. Bei den Hebräern war es noch nicht so weit. (6, 9-10).

  .  Der Text spricht nicht von Menschen, die von schwerer Sorge um ihr Heil umgetrieben werden und mit Zittern fragen: „Gibt es für mich noch Vergebung?“

 

Was ist Abfall?

    1. Abfallen ist eine vorsätzliche endgültige Abkehr von Christus. Eine überlegte Entscheidung am Ende eines langen Weges weg von Christus. Man schlittert nicht einfach hinein. (Es ist vergleichbar mit einem Ehemann, der sich entscheidet, seine Frau zu verlassen und eine andere zu heiraten. Eine derartige Entscheidung fällt nicht von heute auf morgen.)

    2. Abfall ist ein bewusster Schritt, ein Rückgängigmachen der Bekehrung. Durch den Abfall wird ein Nachfolger Jesu zu einem Gegner Christi. Er verschmäht den, den er zuvor geliebt hatte.

    3. Auf den Abgefallenen wartet das schreckliche Gericht Gottes. Wer abgefallen ist und in dieser Haltung bis zu seinem Tode verharrt, ist für immer verloren (10, 27.30.31.39).

    4. Eine Rückkehr zu Christus ist nicht ausgeschlossen. (Abfall ist Ungehorsam im Unglauben. Die anfänglich vorhandene Zuversicht wurde aufgegeben, weggeworfen. 10, 35. Vgl. 3, 12.13.19; 4, 6-11.) Aber wer in einer solchen Haltung verharrt, hat weder Lust noch Kraft zur Umkehr. Das schließt jedoch nicht aus, dass man seine Haltung ändern kann. Judas hatte bis zum letzten Moment diese Möglichkeit der Umkehr. (Johannes 13, 41.) Daher: Abgefallene ehemalige Christen, die Buße tun wollen, dürfen jederzeit zurück. Auch solche, die unter Verfolgungsdruck Christus abgeschworen haben, danach aber Buße tun möchten, dürfen zurück. Das Tor der Gnade ist offen für alle, die ihren Abfall bereuen. 

    5. Abfallen kann nur jemand, der vorher die Gnade in Christus empfangen hat. Menschen, die nicht wiedergeboren waren, sind Mitläufer, nicht Abgefallene.

    6. Abfall ist eine reale Gefahr für Christen, weshalb der Verfasser warnt: vor dem Vorbeigleiten am Ziel (2, 1-4), vor Verhärtung (3, 7ff), vor Unglauben (3, 12.19; 4, 1.11), vor Verachten des Sohnes Gottes (10, 26-31), vor Wegwerfen der Zuversicht und vor Zurückweichen (10, 35.38.39) sowie vor Versäumen der Gnade Gottes (12, 15) und Missachten des Wortes Gottes (12, 25).

 

Vier Lektionen für uns

    a. Buße – Bedingung für Reife. Gott gestattet es, dass wir im Lehren und Lernen der Reife zustreben; aber nur unter der Bedingung, dass wir Buße tun, wo wir im Hören träge geworden sind.

    b. Wir hindern Gott am Wirken, wenn wir träge geworden sind und nicht mehr genau auf Gottes Wort achten.

    c. Erweckt werden wir nur dann, wenn wir Buße tun und wieder intensiv auf Gottes Wort achten. Wenn man Stillstand hat und nicht vorwärtskommt, liegt Schuld vor.

    d. Wenn wir im Glaubensleben vorwärtskommen wollen, werden wir uns immer wieder vom Heiligen Geist zeigen lassen müssen, wo wir Buße tun müssen. Und wir werden beten müssen, dass wir für Gottes Wort und Wirken an uns sensibel bleiben.

 

Es erhebt sich die Frage: Kann Gott einen Menschen nicht willig machen, umzukehren? Doch, Gott hat sich entschieden, Menschen willig zu machen. Welche Menschen macht Gott willig? Solche, die auf Gottes Wirken positiv reagieren, solche die bereit sind, sich zur Buße führen zu lassen.

    Der Apostel Paulus schreibt in Philipper 2, 12.13: „Daher, meine Geliebten, so wie ihr allezeit gehorchtet, bringt, nicht nur wie in meiner Anwesenheit, sondern nun viel mehr in meiner Abwesenheit, mit Furcht und Zittern eure eigene Rettung zuwege, denn es ist Gott, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken zugunsten [seines] Wohlgefallens.“

    Gerade deshalb, weil Gott es ist, der in uns das Wollen wirkt, müssen wir mit Furcht und Zittern vorgehen. Gott reagiert auf unsere Bereitschaft und unser „Fürchten und Zittern“.

    Wenn jemand willig ist, willig gemacht zu werden, gehört er nicht zu diesen Menschen, die hier, in Hebräer 6, beschrieben werden. Wer bereit ist, Gott an sich arbeiten zu lassen, den kann Gott zur Buße erneuern. Wer bereit ist, auf Gottes Wirken einzugehen, den kann Gott willig machen.

    Aber es kann so weit kommen, dass der Mensch sich so beständig Gott widersetzt, dass er damit das Wirken Gottes ausschließt, dass er es Gott unmöglich macht, weiter an ihm zu wirken. Der Verfasser betont in seinem Brief: Die Leser müssen für ihr Handeln Verantwortung übernehmen.

    So auch wir: Wir sind verantwortlich für unser Tun. Gott bleibt niemandem etwas schuldig. Er wird alles tun, was er kann, wenn wir ihn wirken lassen. Und er kann Umstände ordnen, die uns in eine bestimmte Richtung lenken. Aber es gibt auch einen Punkt, an dem Gott vom Menschen eine Entscheidung fordert.

 

Hebräer 10, 23-39

V. 23-29

    V. 23 Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken, denn der, der verhieß, ist treu;

    Wir sollen ohne Wanken festhalten …

    . weil unser Hohe Priester treu ist. Vgl. 2, 17f; 3, 1ff.

    . weil daher (d. h., weil aufgrund der Treue unseres Hohen Priesters) die Verheißungserfüllung mit Gewissheit eintreten wird.

    Wäre er nicht treu, wäre unser Festhalten vergeblich. Ist er aber treu, so habe ich einen festen Grund, warum ich festhalten kann, d. h., eine Basis für mein Festhalten. Aber das heißt nicht, dass ich nicht festhalten muss. Das Festhalten bleibt im meiner Verantwortung. Das Festhalten ist nicht automatisch.

    Die Tatsache, dass er treu ist, hebt meine Verantwortung zum Festhalten nicht auf.

    Die Tatsache, dass er treu ist, hebt meine Verantwortung, treu zu bleiben, nicht auf.

    V. 23-25: Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken, denn der, der verhieß, ist treu; 24 und lasst uns auf einander achten, um einander anzuspornen zur Liebe und zu edlen Werken, 25 nicht in unserem Zusammenkommen nachlassen, so wie es bei etlichen Sitte ist, sondern einander zureden, und das umso viel mehr als ihr den Tag herannahen seht”.

    Dieselbe Gruppe, die in V. 23 angesprochen ist, ist in V. 26 angesprochen. Es handelt sich um Christen. V. 23-25 kann man nur von Christen fordern, nicht von Mitläufern. Lieben und anspornen können nur Christen. Sie werden aufgefordert, das Bekenntnis ihrer Hoffnung festzuhalten, ohne zu wanken.

V. 26-29: denn wenn wir von uns aus sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein [weiteres] Opfer für Sünden mehr übrig, aber ein gar furchtbares Erwarten des Gerichts und ein Eifer des Feuers, das im Begriff ist, die Widersacher zu fressen. […] 29 Wie viel schlimmerer Strafe, meint ihr, wird der Wert geachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen trat und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war, für gemein achtete und den Geist der Gnade schmähte?

 

V. 26: …, denn wenn wir von uns aus sündigen [mutwillig; vgl.  1. Mose 15, 30. 31], nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, …”

    Es liegt eine gründliche Erkenntnis (gr. epignoosis) vor. Das „wir” zeigt, dass sich der Verfasser einschließt.

    Das Bindewort „denn” verbindet V. 26 mit den V. 23-25. Die Christen werden aufgerufen, festzuhalten, auf einander zu achten, anzuspornen zur Liebe und nicht im Zusammenkommen nachzulassen, weil es eine echte Gefahr gibt. Das Bindewort „denn” zeigt auf, dass sich die V. 26ff auf dieselbe Gruppe beziehen. Die Verse 23-25 erhalten ihre große Bedeutung und Brisanz durch die Verse 26ff. Es ist gerade deshalb so wichtig, festzuhalten, anzuspornen, weil ein Abfallen nach Erkennen der Wahrheit furchtbares Gericht nach sich ziehen würde.

 

    - Die vom Abfall Gefährdeten sind solche, die die Wahrheit erkannt haben: „nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben“ (V. 26). Wenn das NT von Menschen spricht, die die Wahrheit erkannt haben, spricht es immer von Christen:

    Tt 1, 1: „… für den Glauben der Erwählten Gottes und die Erkenntnis der Wahrheit, die zur rechten Ehrfurcht ‹führt›“. Der Apostel nennt zuerst den Glauben, dann Erkenntnis der Wahrheit.

    1. Timotheus 4, 3: „die, die glauben und die Wahrheit erkannt haben“. Zuerst Glaube, dann Erkenntnis der Wahrheit.

    2. Johannes 1: „… alle, die die Wahrheit erkannt haben ...“

    Im NT finden wir keinen Fall, wo davon die Rede ist, dass Nichtchristen die Wahrheit (oder den Herrn) erkannt hätten. „Erkenntnis der Wahrheit“ geschieht in Verbindung mit Empfang des Heils. Deshalb kann der Apostel Paulus sagen: Gott „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“. Beachten wir die Reihenfolge: zuerst „gerettet werden“, danach „Erkenntnis der Wahrheit empfangen“. Die Erkenntnis der Wahrheit ist nicht eine Vorstufe oder Bedingung zum Empfang des Heils, sondern sie gehört zum Heil. Der Begriff „Erkenntnis der Wahrheit“ scheint parallel gebraucht zu werden mit dem Begriff „Erkenntnis des Herrn“. (Vgl. Hebräer 8, 11; 2. Petrus 1, 3; 2, 20.). Christen sind Menschen, die den Herrn erkannt haben. Nichtchristen kennen weder die Wahrheit noch den Herrn.

 

 - Die vom Abfall Gefährdeten sind solche, die durch das Blut des Bundes geheiligt sind: „… und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war, für gemein achtete“ (Hebräer 10, 29).

    Es geht um Gläubige, um Menschen, die geheiligt waren durch Jesu Blut und die den Geist der Gnade kannten.

    Das Blut Christi zu entweihen, bedeutet, bewusst den stellvertretenden sühnenden Tod Christi, durch den man ein Geheiligter war, zu verachten.

 

    Was ist mit „geheiligt“ gemeint? Der Begriff „geheiligt“ wird durch das sonstige Vorkommen im Hebräerbrief geklärt. Heiligung spricht von Reinigung, Absonderung und Zuordnung. Die Empfänger sind „heilige Brüder“ (3, 1; vgl. 2, 11.) und „Heilige“ (6, 10), weil sie Gott zugeordnet sind.

    Was bedeutet „geheiligt durch das Blut“? Und inwiefern wird man gereinigt/geheiligt? Die Antwort geben folgende Stellen:

    9, 13.14: „... denn wenn das Blut von Stieren und Ziegenböcken und die Asche eines Rindes, auf Verunreinigte gesprengt, zur Reinheit des Fleisches heiligt, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch einen ewigen Geist sich selbst ohne Tadel Gott darbrachte, euer Gewissen reinigen von toten Werken, dem lebenden Gott [den ihm] gebührenden Dienst zu tun.“

    10, 10: „In welchem Willen wir Geheiligte sind, [und zwar] durch das Darbringen des Leibes Jesu Christi ein ‹für alle› Mal.“

    Es handelt sich also um die Reinigung des Gewissens. Vgl. 10:22: „... besprengt [und so los] von einem bösen Gewissen“. Durch die Blutbesprengung mit dem Blut Christi wird der Gläubige vom bösen Gewissen gereinigt. Nun hat er ungehinderten Zugang zu Gott im himmlischen Heiligtum.

 

    Nb.: Es ist unzulässig, unter Berufung auf 1. Korinther 7, 14[43] zu behaupten, der Begriff „geheiligt” bedeute lediglich, „für Gott auf die Seite gesetzt”, und in diesem Sinne seien die Mitläufer durch Christi Blut geheiligt gewesen. Keineswegs:

    Beachten wir zuerst, dass in V. 29 nicht die Präsensform steht, auch nicht die Perfekt-Form, sondern der gr. Aorist: „durch das er geheiligt war[44]. Wer abgefallen ist, ist nicht mehr ein durch das Blut Geheiligter.

    Weiter ist zu beachten: „Heilig” bedeutet auch „rein”. Es steht im Gegensatz zu unrein (z. Bsp. 1. Timotheus 4, 7; 1. Korinther 7, 14). Für Gott rein/heilig sein, können nicht Menschen, die nicht durch Christi Blut gewaschen sind. Gott reinigt nicht ohne Blut. Das Volk Gottes im AT war deshalb heilig und rein, weil sie das Blut anwandten. Solange sie das taten, waren sie heilig. Als sie das verwarfen, indem sie sich dem Götzendienst zuwandten, verwarfen sie Gott und damit auch das Blutopfer und ihre Heiligkeit. Sie wurden zu Unreinen. Solange Gott die Tieropfer als wirkliche Reinigung (im Blick auf das Opfer Christi) gelten ließ, war das Volk des alten Bundes gereinigt durch diese Blutopfer. Dadurch aber, dass das Volk den Messias verwarf, war es zu einem unreinen Volk geworden, das schlussendlich aus Gottes Mund ausgespien werden sollte. (Vgl. 1. Mose 18, 25-28; 20, 22.)

    „Geheiligt” kann hier nicht so aufgefasst werden, dass jeder unbekehrte Namenschrist/Mitläufer oder auch jeder Jude „für Gott rein und [vom Unreinen] abgesondert” sei. Unbekehrte Mitläufer sind niemals für Gott abgesondert (Vgl. zum Begriff „heilig” auch Judas 1; Römer 15, 16; 1. Korinther 1, 2; 6, 11; 2. Korinther 6, 17 - 7, 1; 1. Petrus 2, 8; Offenbarung 22, 11. Vgl. auch 2. Timotheus 2, 19-21, wo es um unreine/unheilige Bekenner geht.) Newell geht fehl, wenn er sagt: „Sie erachteten als gemein das Blut des Bundes, durch das sie in der Zeit ihrer einstigen ‚Erleuchtung’ und ihres ‚Schmeckens’ aufgrund ihres christlichen Bekenntnisses öffentlich als Eigentum des Herrn ausgesondert worden waren.”[45] Der Hebräerbrief macht unmissverständlich klar, dass man nicht durch ein Bekenntnis gereinigt/geheiligt wird.

    Ein Jude, der äußerlich zum Christentum übertritt, aber nicht glaubt, wird nicht durch Christi Blut geheiligt. Judas war nicht (mehr) rein, als er zum „Ungläubigen” geworden war, obwohl er immer noch nahe bei Jesus war (Johannes 13, 11). Leidglich aufgrund eines Bekenntnisses (d. h.: ohne Sündenvergebung) kann man nicht „durch Christi Blut geheiligt“ werden. Der echte Glaube ist nötig. Ag 26, 18: „…die durch den Glauben an mich geheiligt worden sind.”

    Auch die Auffassung, alle Menschen seien de jure durch Christi Blut geheiligt worden (durch die Tatsache, dass Jesus Christus für alle starb), findet sich nicht in der Heiligen Schrift. Eine „Heiligung de jure” gibt es nur für die, die durch den Glauben an Christus „rein” geworden sind: „Heilige” (z. Bsp. 1. Korinther 6, 11).

 

10, 26: „Kein Opfer für Sünden mehr“:

Wenn es in Hebräer 10 heißt, dass es kein anderes Opfer mehr gibt, so heißt das nicht, dass keine Möglichkeit mehr zur Umkehr gegeben wäre, sondern es gibt keine andere Möglichkeit als die eine, die man nicht in Anspruch nimmt. Es gibt nur einen Weg zu Gott, und dieser geht über Jesus Christus. Will man diesen Weg nicht gehen, gibt es keinen anderen, da es kein anderes Opfer gibt. Man hat also die einzige Möglichkeit nicht in Anspruch genommen. Verharrt man in dieser Haltung, gibt es keine Rettung.

    Nur über Jesus kommt man zu Gott. Verlässt man diesen Weg, gibt es keine andere Möglichkeit. Aber wir sollen nie die Hoffnung aufgeben, dass ein Sünder zurückfindet.

 

V. 35-39

V. 35 Werft also eure Freimütigkeit nicht weg, welche eine große Vergeltung hat, denn ihr habt Ausdauer nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt, denn noch ein sehr, sehr Geringes” ist es! {vgl. Jesaja 26, 20} Der, der kommt, wird kommen; und er wird nicht verziehen {vgl. Hab 2, 3}.”

    Es geht darum, den Willen Gottes zu tun. Dieser ist: Festhalten! Die Freimütigkeit, die sie nicht wegwerfen sollen, geht parallel zu „vom Glauben her leben” (V. 38). Zu Beachten ist, dass es noch immer um dieselbe Gruppe von Angesprochenen geht. Die, die zur Ausdauer und Standhaftigkeit aufgerufen werden, sind dieselben, die auf Christi Wiederkunft warten: die (in Christus) „Gerechten”, diejenigen, die aus Glauben leben.

 

V. 38.39: Aber der Gerechte wird vom Glauben her leben. Und wenn er zurückweicht, hat meine Seele nicht Wohlgefallen an ihm {vgl. Hab 2, 4.5}. Aber wir sind nicht des Zurückweichens zum Verderben, sondern des Glaubens zum Gewinnen der Seele als Besitz.”

    Dem „Zurückweichen zum Verderben” steht das „Gewinnen der Seele“ (das Gerettet-Werden) gegenüber. Der Verfasser nimmt hier Bezug auf das künftige Heil.

    Das Gerettet-Werden geschieht durch den Glauben:

    V. 39M: Wir sind „... des Glaubens zum Gewinnen der Seele”. Um die Seele zu retten (künftiger Heilsaspekt), muss man des Glaubens sein und bleiben: „… der Gerechte wird aus Glauben leben”.

    V. 38M: Aber „wenn er” – der Gerechte (von V. 38, also ein Wiedergeborener) – „zurückweicht” (abfällt), hat Gottes Seele „nicht Wohlgefallen an ihm”. Das „Nicht-Wohlgefallen-Haben” von V. 38 steht parallel zum „Verderben” in V. 39. Es geht beim Abfallen um das Weggehen von Christus. Damit schließt man sich vom (künftigen) ewigen Heil aus. Wenn der Gerechte (der Wiedergeborene) Christus verlässt, weicht er zurück „zum Verderben”. Stirbt er in diesem Zustand, geht er in die ewige Verdammnis.

    Die alte Elberfelder Übersetzung (ähnlich die alte Lutherübersetzung) ist an dieser Stelle nicht richtig übersetzt: Man übersetzte anstatt „er” (der Gerechte) von V. 38M („und wenn er zurückweicht”) unrichtigerweise: „jemand”: „Wenn jemand zurückweicht“. Damit wird die dem Verfasser wichtige Verbindung von V. 38A (der Gerechte) und V. 38M („er”) aufgehoben. Dies ist vom griechischen Text her unzulässig.[46] (Auch eine Berufung auf Hab 2, 3-5 ist nicht zulässig, denn der Verfasser zitiert nicht, sondern stellt unter Leitung des Heiligen Geistes die Verse aus Habakuk um. Sowohl die Elberfelder-Revidierer sowie die Luther-Revidierer haben den Fehler erkannt und entsprechend richtig übersetzt.

 

V. 39: „Aber wir”:

    Wer sind „wir”? – Der Verfasser und die Leser, also alle Empfänger, die ja im gesamten Brief immer wieder als Christen angesprochen werden. Sie stehen im Gegensatz zu denen, die zurückweichen, abfallen. Der Verfasser spricht nicht zwei verschiedene Gruppen an (die, die im Begriffe seien, abzufallen, d. h., die Mitläufer, einerseits, und die wahren Gläubigen andererseits). Er schreibt an eine homogene Gruppe. Jeder, der den Brief liest, ist angesprochen.

    Der Verfasser sagt nicht, dass die Empfänger bereits solche seien oder bereits im Begriffe seien abzufallen. Aber er will gleichsam sagen: „Ihr Hebräer sollt durch K. 6 und K. 10 nicht meinen, ich sähe euch als bereits Abgefallene oder im Begriffe abzufallen. Nein, ich bin davon überzeugt, dass es um euch besser steht, wenn ich auch so geschrieben habe. Ich weiß, dass bei euch Anzeichen vorhanden sind, die zeigen, dass ihr im Glauben steht und noch Zuversicht und Freimütigkeit habt. Dadurch seid ihr im Begriffe, das zukünftige Heil zu ererben (Vgl. 6, 9.10). Wir – ich und ihr, die Briefempfänger – wir gehören nicht zu den Abgefallenen oder zu denen, die im Begriff sind zurückzuweichen. Wir gehören zu denen, die glauben und auf diese Weise ihre Seele erretten. Wollen wir doch nun auch dabeibleiben und niemals solche werden, die zurückweichen! – denn die Gerechten leben vom Glauben her. Wollen wir im Glauben bleiben, wie die vielen Zeugen (K. 11)! Wollen wir weiterhin auf Jesus aufsehen, der ein Leben aus Glauben selber begonnen und vorgelebt und vollendet hat (12, 1-3)! Wollen wir unsere (des Betens und Laufens) müde gewordenen Hände und Knie wiederaufrichten (12, 12)!“

    Daraus darf man nicht schließen, dass alle Gefahr gebannt sei. Die Möglichkeit, selber solche zu werden die zurückweichen, ist nicht ausgeschlossen. Das zeigen auch die vielen Ermahnungen und Warnungen im Brief.

 

 

 

14. Anhang: Gedanken zur Frage der Erwählung

Johannes 6, 37-65

Das Ziehen des Vaters

6, 37-40: „Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich keinesfalls hinaus stoßen, weil ich aus dem Himmel niedergekommen bin, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich schickte. Dieses aber ist der Wille des Vaters, der mich schickte, dass ich nichts von allem, das er mir gegeben hat, verliere, sondern es auferwecke am letzten Tage. Dieses ist aber der Wille dessen, der mich schickte, dass jeder, der den Sohn schaut und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn zur Auferstehung bringen am letzten Tage.

    Wenn ein Mensch gerettet werden will, kommt er mit seinem Anliegen zum Vater. Der Vater weist ihn zum Sohn, gibt ihn gleichsam dem Sohn. Wer zum Sohn kommt, den wird der Sohn aufnehmen. Das steht außer Frage. Es kann nicht anders sein, denn dazu ist der Sohn in die Welt gekommen. Der Sohn wird ihm dann auch treu bleiben. Er wird ihn auch später nicht hinausstoßen. Das ist die Aussage von V. 37. Jesus macht klar, dass er den Seinen die Treue hält.

    Warum ist das so? Warum wird er ihm treu bleiben? – Weil er gerade deshalb vom Himmel herabkam, damit er den Willen des Vaters tue. Und der Wille des Vaters ist es, sagt Jesus, dass der Sohn die ihm Anvertrauten ans Ziel bringt. Der Vater will, dass jeder Glaubende ewiges Leben habe.

    V. 41-45: „Da murrten die Juden über ihn, weil er gesagt hatte: ‘Ich bin das Brot, das aus dem Himmel niederkam’, und sagten: „Ist dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, dessen Vater und Mutter wir ‹sehr wohl› kennen? Wie sagt er denn: ‘Ich bin aus dem Himmel niedergekommen’?

    Darauf antwortete Jesus und sagte zu ihnen: „Murrt nicht untereinander! Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass der Vater ihn ziehe, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage. Es ist geschrieben in den Propheten: ‚Sie werden alle von Gott gelehrt sein.’ Jeder, der vom Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir.

    Jeder, den der Vater dem Sohn gibt (übermittelt), wird zum Sohn kommen. Welche gibt der Vater dem Sohn? Welche zieht er zum Sohn? Alle, die sich an den Vater wenden und um Heil und Erlösung bitten!

    Um vom Vater zum Sohn hin gezogen zu werden, muss man sich da aufhalten, wo der Vater ist.

    Beachten wir den Zusammenhang. Es geht um Juden, die Verfechter des Glaubens an Gott sind. Der Herr sagt in V. 44 gleichsam: Ich mache mich nicht von mir aus zu einem Heilsort oder Heilsweg. Es ist der Vater, der die Menschen diesen Weg weist. Wenn Menschen zu mir kommen, dann ist dieses also nicht von mir aus, sondern es ist der Wille des Vaters! Ich handle nicht eigenwillig. V. 38: „Ich bin nicht aus dem Himmel gekommen, damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich sandte.

    Das bedeutet: Gott will, dass man an den Sohn glaubt. Nicht: Gott macht, dass man an den Sohn glaubt.

    Gibt es welche, die der Vater nicht zum Sohn zieht? – Ja. – Warum zieht er sie nicht? – Weil sie nicht zum Vater kommen und sich nicht zum Sohn ziehen lassen.

    Wer nicht gerettet werden möchte, wird nicht zum Vater kommen und um Heil bitten. Er wird daher auch nicht zum gezogen (d. h.: gewiesen). Daher wird er auch nicht zum Sohn kommen und daher auch nicht ewiges Leben erhalten. Wer nicht gerettet werden möchte, wird sich nicht beim Vater aufhalten wollen, wird sich nicht vom Vater belehren lassen in der Frage, wie man gerettet wird und Leben empfängt (V. 45).

    Wer – vom Vater zum Sohn gewiesen – an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben. Johannes 6, 45-48: „Es ist geschrieben in den Propheten: ‘Sie werden alle von Gott gelehrt sein.’ Jeder also, der vom Vater hörte und lernte, kommt zu mir. Nicht dass jemand den Vater gesehen hätte. Nur der, der von Gott ist, der hat den Vater gesehen. Wahrlich! Wahrlich! Ich sage euch: Der, der an mich glaubt, hat ewiges Leben. Ich bin das Brot des Lebens.“

 

Mit V. 44 weist Jesus Christus darauf hin, dass er sich die Leute nicht selbst holt: „Niemand kann zu mir hinkommen, es sei denn, dass der Vater, der mich schickte, ihn ziehe“. Gott ist es, der den Heilsweg so bestimmt, dass die, die gerettet werden wollen (und zu diesem Zweck sich an den Vater wenden), vom Vater zum Sohn gewiesen werden. Der Vater lehrt sie und weist sie zum Sohn, wie das Zitat sagt: „Sie werden alle vom Vater gelehrt sein.” (V. 45) Und jeder, der dann auf diese Weise vom Vater „gehört und gelernt“ hat (V. 45E), kommt zu Christus.

    V. 45: „Jeder, der vom Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir.” Wer wirklich vom Vater gelernt hat und sich den Weg zeigen ließ, wird zum Sohn gehen und an diesen glauben, um ewiges Leben zu haben. V. 40: „Dieses ist der Wille dessen, der mich schickte, dass jeder, der den Sohn schaut und an ihn glaubt, ewiges Leben habe.“

    Jeder, der gerettet werden will (Das ist Voraussetzung! Vgl. 7, 17.) wird – um wirkliches Heil und ewiges Leben zu erhalten – zu Jesus Christus kommen müssen. Er darf nicht beim Vater stehenbleiben. Der Vater lehrt, weist, zieht zum Sohne hin! Er sagt: „Dort ist Heil! Geh zu ihm!“

    Aus diesem Grunde hat nur der, der an den Sohn (!) glaubt, ewiges Leben, nicht der, der an den Vater glaubt.

    Die Juden, die mit Jesus Christus sprachen, meinten das Heil wäre nicht in Christus, sondern in Gott, in den Schriften, bei Mose (5, 39; 6, 32; 9, 28). Und als Jesus Brote vermehrte, suchten sie eine vergängliche Speise bei einem irdischen Jesus. Der Herr zeigt ihnen, wo sie ewiges Brot und ewiges Leben finden. Das war die Frage, um die es ging.

 

Jeder, der zum Sohn hin kommt, wird einer sein, der vom Vater zum Sohn hin geschickt („gezogen“, gewiesen) wurde.

Es sollte den Hörern nun klar werden, dass Jesus Christus nicht gegen den Willen des Vaters handelte, als er sagte, dass das Leben (und das Heil) nur beim Sohn zu finden sei: „Wahrlich! Wahrlich! Ich sage euch: Der, der an mich glaubt, hat ewiges Leben“ (V. 47).

 

V. 48 sagt der Herr: „Wer an mich glaubt, hat ewiges Leben”. Zu beachten ist, dass er nicht sagte: „Jeder, der (heute) an mich glaubt, tut dieses lediglich aus dem Grund, weil der Vater ihn vorher zu einem Glaubenden gemacht hat.“

Die Verantwortung, zu glauben, liegt beim Menschen, nicht bei Gott. Deshalb spricht der Herr in 7, 17 den Willen des Menschen an: „Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er Kenntnis haben hinsichtlich der Lehre, ob sie aus Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede.

    Weil der Mensch für seine Entscheidung verantwortlich ist, ist Jesu Warnung von 8, 24 angebracht: „… wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben.

 

Wir fassen zusammen:

    Der einzige Weg, Heil und Leben zu erhalten, geht über den Sohn – und zwar über einen gekreuzigten Sohn. Die Juden wollten nicht zu solch einem Sohn. Sie wollten zu einem Brotvermehrer und irdischen König (Johannes 6, 15.26.34), nicht zu einem, der sein Fleisch gibt für das Leben der Welt. Aber wer Heil will, muss sich von Gott zu diesem Sohn ziehen lassen! – einem Sohn, der sein Leben gibt! Man muss ihn „essen“ und von ihm trinken. – Das ist die Lehre des Vaters.  

  Und jeder, der mit dem Wunsch nach Heil zum Vater kommt, wird vom Vater so gelehrt und auf den Sohn verwiesen. Auf diese Weise „zieht“ der Vater zum Sohn. Auf diese Weise„gibt“ (V. 37A) der Vater dem Sohn.

 

In 6, 44 sagt der Herr nicht, dass niemand zu Gott kommen könne, wenn Gott ihn nicht ziehe; sondern, dass niemand zum Sohn kommen kann, wenn der Vater ihn nicht zieht. Das ist ein großer Unterschied.

    Jesus beteuert, dass er nicht seinen eigenen Willen tut (6, 38) und dass diese seine einzigartige Stellung als alleiniger Heilsvermittler völlig dem Willen des Vaters entspricht (6, 39.40). Er kam nicht auf eigene Faust, sondern Gott hat ihn gesandt (6, 32; 7, 16 u.a.). Er war und tat genau das, was der Vater beabsichtigt hatte. Jeder, der ein Geretteter werden will, muss es auf dem Weg über den Sohn werden. Der Sohn handelt nicht selbstständig. Ohne das Ziehen des Vaters kommt niemand zum Sohn. Alle die zum Sohn kommen, werden solche sein, die der Vater zu ihm gezogen haben wird. Und alle, die zum Sohn kommen, werden solche sein, die von Vater dahingehend belehrt worden sind (V. 45), dass Heil und Leben nur im Sohn ist. Der Vater ist es, der die Menschen zum Sohn weist. Niemand kann zum Sohn kommen, wenn nicht der Vater ihn zieht. So abhängig ist der Sohn vom Vater!

 

Das Ziehen ist aber nicht gleichzusetzen mit dem Rufen! Gezogen wurden offensichtlich nur diejenigen, die sich rufen ließen. Der Vater zieht die, die sich rufen lassen, zum Sohn, denn er ist das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist, damit man davon esse und nicht sterbe, sondern lebe ein Ewigkeit (6, 50.51).

    Mit dem Ruf verhält es sich anders: Zuerst kommt der Ruf (und er ergeht an alle), dann wartet Gott auf die Antwort des Menschen.

 

Der Vater belehrt jeden, der Heil will, und weist ihn zum Sohn, der das wahrhaftige Brot aus dem Himmel ist und der Welt das Leben gibt (6, 33.35). Es ist der erklärte Wille des Vaters, dass die Menschen zum Sohn kommen und an ihn glauben, und dass der Sohn sie für immer aufnehme (6, 37) und sie auferwecke am letzten Tage (6, 40).

 

Wer zu Gott gekommen ist und sich von Gott belehren ließ (V. 45), wird dann zum Sohn kommen, gleichsam vom Vater dem Sohn übergeben und anvertraut. Aber der Vater gibt dem Sohn nur solche, die zum Leben wollen.

    Alles, was der Vater dem Sohn gibt, wird daher zum Sohn kommen. Und dann wird der Sohn sich einsetzen, diejenigen ans Ziel zu bringen, die der Vater ihm anvertraut hat. Und er wird sie auferwecken am letzten Tage. Das entspricht dem Willen des Vaters. (V. 40)

 

[Nb: Es gibt im NT eine weitere Stellen über das Ziehen: Der Herr sagte (Johannes 12, 32): „Und ich, wenn ich von der Erde erhöht worden bin, werde alle herziehen zu mir selbst.” – Wer wird zum Sohn kommen? Alle, die der Sohn zu sich zieht. Welche zieht der Sohn zu sich?  – Nicht die, die Christus ablehnen; sondern alle, die sich rufen lassen. Der Sohn zieht sie alle zum Kreuz, denn dort ist der Ort des Heils.]

 

In Johannes 6 wird nicht gelehrt, dass der Vater bestimmte Menschen unwiderstehlich zum Sohn zieht. Vom Sohne aus gesehen, ist jeder Mensch, der zu ihm kommt – aus freien Stücken kommt –, ein Geschenk des Vaters an den Sohn (Johannes 17; Hebräer 2, 13). Alle Gekommenen betrachtet er als Geschenk. Dieser Gedanke darf Christen höchst erfreuen. So viel sind wir dem Herrn Jesus Christus wert! Ein Geschenk des Vaters! Das gibt jedem Gläubigen eine fröhliche Sicherheit. Der Sohn wird kein Geschenk des Vaters später irgendwann verwerfen. Weil der Glaubende ein Geschenk des Vaters ist, wird der Sohn alles daran setzen, an ihm den Willen des Vaters zu erfüllen. Was ist der Wille des Vaters?

    V. 40: „Dieses ist der Wille dessen, der mich schickte, dass jeder, der den Sohn schaut und an ihn glaubt, ewiges Leben habe. Und ich werde ihn zur Auferstehung bringen am letzten Tage.“

    Christus wird ihn nicht verlieren, wird den Glaubenden auferwecken. Die Bedingung zur Verwirklichung des Zieles ist, dass man sich dem Herrn anvertraut und nicht auf eigene Leistungen baut.

 

Johannes 6, 65

Wie ist demnach V. 65 zu verstehen? Johannes 6, 64.65: „’Es sind jedoch einige unter euch, die nicht glauben.’ – denn Jesus wusste von Anfang an, welche die waren, die nicht glaubten, und wer der war, der ihn ‹verraten und› ausliefern würde65 Und er sagte: ‚Deswegen habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, es sei ihm denn von meinem Vater her gegeben.’

V. 65 sagt der Herr also dasselbe wie das, was er in V. 44 sagte. „Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater her gegeben.“

  Was meinte der Herr? Warum sagte er zu diesen ungläubigen Juden, die ohnehin nicht zu Jesus kommen wollten, dass niemand zu ihm kommen könne, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben sei?

    Der Herr zeigt den Juden, dass die Ursache für das gespannte Verhältnis zwischen ihm und ihnen nicht darin liegt, dass er eigenmächtig handelt, (was sie ihm vorwerfen). Nein. Wie gerne möchte er, dass sie alle an ihn glauben! (Vgl. Lukas 13, 34: „Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln in der Weise, wie eine Henne ihre eigene Brut unter die Flügel [sammelt], und ihr wolltet nicht!“) Sie wollen nicht glauben, dass er vom Vater gekommen sei und dass er im Auftrag des Vaters handelte. Jesus beteuert mehrmals, dass er nicht von sich aus Jünger sammelt. Er hat kein Eigeninteresse. Er sucht nur die Ehre dessen, der ihn gesandt hat. (Johannes 7, 18; 8, 50.54) Die Initiative für seine Mission geht vom Vater aus.

    V. 65A: „Deswegen habe ich euch gesagt, …“: Es waren etliche zugegen, die nicht bereit waren, sich belehren zu lassen und zu glauben. Zu ihnen hatte Jesus schon zuvor gesagt, dass keiner zum Sohn kommen könne, wenn es ihm nicht vom Vater her gegeben sei. In V. 37 hatte er gesagt, dass alles, was der Vater ihm gebe, zu ihm kommen werde. In V. 44 hatte er gesagt, dass niemand zu ihm, dem Sohn, hinkommen könne, wenn nicht sein Vater, der ihn geschickt hatte, ihn ziehe. Und jetzt, in V. 65, erinnerte er sie daran. „Deswegen habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, es sei ihm denn von meinem Vater her gegeben.“

    Gemäß V. 37.44.45 muss man vom Vater gezogen, d. h. belehrt worden sein, ehe man zum Sohn kommen kann. Man braucht eine Offenbarung bezüglich der Frage, wer der Sohn ist. Petrus hatte sie Offenbarung bekommen. Wie? Indem er auf die Worte des Vaters hörte, sich belehren ließ. Er war bereit Gottes Willen zu tun, und der Vater gab ihm das nötige Licht. Niemand kann zum Sohn Gottes kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Wem gibt der Vater diese Offenbarung? Jedem, der sich belehren lässt. Wo hört man die Lehre des Vaters? Aus dem Munde Jesu.

    Jesus sagte nicht: „Niemand kann zu Gott kommen, es sei ihm denn von Gott gegeben.“ Alle sollen und dürfen kommen. Die Tür ist offen.

    Vorher hatte er davon gesprochen, dass jeder, der vom Vater gehört und gelernt hat, zum Sohn kommen würde (V. 45M). Nur solche! Denn alle (zum Sohn) Gekommenen werden solche sein, die „von Gott gelehrt“ worden waren. Ohne die Lehre des Vaters (bezüglich des Sohnes) angenommen zu haben, kommt keiner zum Sohn. Das steht schon in den alten jüdischen Schriften. Jesus verweist auf Jesaja 54, 13: „Sie werden alle von Gott gelehrt sein.“ Es gibt keinen anderen Weg. Belehrung durch den Vater ist heilsnotwendig für diese Juden. Und eben jetzt gibt ihnen der Vater die Gelegenheit! Hier steht Jesus vor ihnen – mit Gottes Lehre. Werden sie sich vom Wort Gottes belehren und zum Sohn ziehen lassen?

    Jesus ringt um diese ungläubigen Juden. Er will, dass sie sich retten lassen. Er zeigt ihnen: Ihr lieben jüdischen Freunde, hört einmal her: Ihr seid gänzlich vom Vater abhängig. Um den Weg des Heils zu beschreiten, müsst ihr zum Sohn kommen. Der Sohn ist vom Himmel herabgekommen, um der Welt das Leben zu geben (V. 33). Ihr müsst den Sohn „essen“ (V. 35.48-58). Nur so bekommt ihr ewiges Leben. Jetzt ist die Gelegenheit, euch belehren und zum Sohn ziehen zu lassen. Nehmt nicht Anstoß an mir! (V. 61) Der Sohn des Menschen wird euch wieder verlassen, wird wieder dahin aufsteigen, wo er zuvor war. (V. 62). Wenn ihr euch jetzt nicht belehren und zum Sohn ziehen lasst, was werdet ihr dann tun, wenn der Sohn wieder in den Himmel gegangen sein wird? Die Worte, die ich zu euch rede, sind Geist und sind Leben. (V. 63) Was ich euch hier sage, ist für euch lebenswichtig! Es sind Worte des Geistes Gottes an euch. Wollt ihr diese Lehre an euch unverrichteter Dinge vorbeigehen lassen? Einige von euch glauben nicht. Sie haben noch nicht erkannt, dass es um Tod und Leben geht. Deswegen habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, wenn es nicht von meinem Vater her ihm gegeben ist.

    Jetzt wird es euch gegeben! Jetzt und hier geschieht die göttliche Belehrung, das Ziehen findet hier statt! Meine Worte sind die Lehre des Vaters! (Vgl. V. 63.68.) Meine Lehre ist nicht meine, sondern dessen, der mich schickte (7, 16; vgl. 7, 17.18; 3, 34; 8, 38.40.42; 12, 49.50). Ohne euch durch diese Lehre belehren zu lassen, die die Lehre des Vaters ist, könnt ihr nicht Heil und Leben empfangen. Und Gott gibt sie euch! Bemüht euch nicht um vergängliche Speise, sondern um eine, die ins ewige Leben bleibt (V. 29), die, die ich euch gebe! Ich bin das Brot des Lebens. Esst! (6, 35.47.48.51.57.58). Meine Worte sind Leben. Kommt zu mir. Trinkt! (Vgl. 7, 37.)

Offenbarung 3, 5 Das Buch des Lebens

    Offenbarung 3, 5: „Der, der überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen keinesfalls auslöschen aus dem Buche des Lebens

    Die sieben Botschaften des Herrn in Offenbarung 2 und 3 sind an die Boten der Gemeinde Jesu gerichtet sind, nicht an Namenschristen. Gemeinde Jesu besteht aus wiedergeborenen Menschen. Auch die „Toten“ in Offenbarung 3 waren immer noch Wiedergeborene, auch wenn zu ihnen gesagt wurde, dass sie „tot“ wären. Sie schliefen einen „Todesschlaf“, aus welchem sie aufwachen sollten (Vgl. Epheser 5, 14). Sie waren noch nicht Abgefallene, aber sie standen in Gefahr. Sie waren im Begriffe zu sterben.

    Offenbarung 3, 5 betont, dass die Erlösten im Himmel nicht mehr (geistlich) „sterben“ können.

    Das Buch des Lebens ist das Buch derer, die „leben“. Im AT war es das Buch der Glieder des Volkes Gottes im Alten Testament: Alle Glieder des Volk Gottes stehen im Buch. Das heißt, man kommt hinein, sobald man Glied des Volkes Gottes wird. Man steht nicht von Ewigkeit darin. Die im Buch Geschriebenen werden gerettet – in die Gottesstadt hinein. Vgl. 1. Mose 32, 32f; Psalm 69, 28; Jesaja 4, 3; Dan 12, 1; Hesekiel 13, 9. Das Auslöschen des Namens unter dem Himmel heißt sterben, von der Erde verschwinden (oft auch: ewig sterben). Ein Israelit kann aus dem Buch seiner Gliedschaft im Volk Gottes wieder gelöscht werden. Vgl. Mose, die Verfolger Davids, jeder, der sündigt. Auslöschung aus dem Buch ist gleichzusetzen mit der Auslöschung aus dem Volk (1. Mose 9, 14; 29, 19f; 2. Könige 14, 27; Psalm 9, 5f; Jesaja 56, 5). Die Gerechten bleiben im Buch geschrieben.

 

    Im Buch des Lebens der Erlösten im Neuen Testament stehen alle Glieder des neutestamentlichen Gottesvolkes (Philipper 4, 3; Offenbarung 3, 5). Wer gerettet wird, wird ins Buch eingetragen. Wer nicht gerettet ist, kommt nicht ins Buch. Die Erlösten sind angeschrieben im Himmel: das heißt, sie sind in den Gedanken Gottes eingraviert. Er ist für sie da. Lukas 10, 20. Vgl. Hebräer 12, 23. Wie kommt man zur Gemeinde derer, die leben? Durch Umkehr und Glaube. Wie kommt man ins Buch des Lebens? Auf dieselbe Weise.

    Die ungläubigen Juden, die den Messias verwarfen, behaupteten Gottes Volk zu sein und im Buch des Gottesvolkes zu stehen. In Offenbarung werden sie belehrt, dass sie eben nicht Gottes Volk sind: Offenbarung 13, 8: „…alle, die im Lande wohnen, werden ihn anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens (des geschlachteten Lammes) von Grundlegung der Welt an.“ – d. h.: jeder, der nicht zum (wahren) Gottesvolk gehört. Ebenso in Offenbarung 17, 8: „… und die Bewohner des Landes, deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich wundern, …“ Die ungläubigen Juden, die den Messias verwarfen, standen nicht im Buch des Lebens – seit jeher nicht, auch wenn sie noch so oft beteuerten Gottes Volk zu sein. Zum wahren Volk Gottes haben sie nie gezählt. Sie waren nie eingetragen!

    Offenbarung 20, 15; 21, 27: Wer nicht gerettet ist, kommt nicht in das Buch und steht nicht darin. Er hat keinen Teil in der Stadt.

Falls jemand gerettet war und abgefallen ist, ist er zum Nichtchristen geworden und daher ausgelöscht aus dem Buch.

 

Schlusswort

    Man sollte auf die Schrift, das Reden Gottes, eingestellt sein, nicht auf menschliche Lehrer. Wo man nicht mehr bereit ist, aufs Neue auf die Schrift zu hören, sind schwere Bedenken anzumelden.

    Der die Unbedingtheit Betonende sollte auch die Stellen in seiner Bibel lesen und berücksichtigen, auf die sein Gegenüber sich beruft. Tut er es, so wird er einen heiligen Lebenswandel führen und bewahrt bleiben.

    Derjenige, der die Bedingtheit betont, sollte genauso die Schriftstellen seines Gegenübers beachten, weil sie ja auch in seiner Bibel stehen. Tut er es, so wird er auf den Herrn vertrauen und so bewahrt bleiben.

    Der Erstere soll sich nicht auf seine Bekehrung verlassen, noch auf seine Lehre, sondern auf Gott.

    Und der Zweite soll sich nicht auf seine Treue noch auf seine Heiligung verlassen, sondern auf Gott. Gerettet und bewahrt wird man durch den Glauben. Treue zu Jesus Christus ist keine Leistung. Treue ist Glauben. (Beide, „Treue“ wie „Glaube“ sind die Übersetzung des griechischen Wortes pistis.)

    Stets sollte Jesus Christus im Mittelpunkt des Überlegens stehen, nicht die Treue zu einer Auffassung.

    Ein Christ ist einer, der sich auf den Herrn Jesus verlässt. Wenn einer aufhört, sich auf den Herrn Jesus zu verlassen, hat er aufgehört Christ zu sein. Ob er es nie war, können wir erst sagen, wenn wir klare Fakten haben.

    Die Heilige Schrift ruft Wiedergeborene auf, dass sie sich weiterhin auf Christus allein verlassen. Schon daraus wird ersichtlich, dass das Abfallens für Wiedergeborene eine echte Gefahr ist.

    Noch eine kurze Anmerkung für die Seelsorge:

    Diejenigen, die sich Gedanken machen und Angst haben, sie hätten eine Sünde begangen, durch die sie verloren gingen, haben die Abfallsünde nicht getan.


 

    Was werden wir also zu diesem sagen?

    Wenn Gott für uns ist, wer ist gegen uns?

    Der sogar des eigenen Sohnes nicht schonte,

    sondern für uns alle ihn dahingab,

    wie wird er uns zusammen mit ihm nicht auch alles geben?

    Wer wird Anklage erheben gegen die Erwählten Gottes?

    Gott ist der, der rechtfertigt!

    Wer verurteilt? Christus ist es, der starb;

    mehr: Er wurde auch erweckt!

    – er, der auch zur Rechten Gottes ist, der uns auch vertritt.

    Was wird uns trennen von der Liebe des Christus?

    Bedrängnis oder Einengung oder Verfolgung

    oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?

    – so wie geschrieben ist: „Deinetwegen werden wir getötet den ganzen Tag. Als Schlachtschafe wurden wir gerechnet.“

    Jedoch in diesem allem sind wir überlegene Sieger

    durch den, der uns liebte!

    – denn ich bin überzeugt worden,

    dass weder Tod noch Leben

    noch himmlische Boten noch Erstrangige noch Kräfte

    noch Gegenwärtiges noch Künftiges

    noch Hohes noch Tiefes noch etwas sonstiges Erschaffenes

    uns wird trennen können von der Liebe Gottes,

    die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

 

    …

 

    Daher, meine Geliebten, …

    bringt mit Furcht und Zittern eure eigene Rettung zuwege,

    denn es ist Gott, der in euch wirkt

    sowohl das Wollen als auch das Wirken

    zugunsten seines Wohlgefallens.

 



[1] Der Begriff „Abfall“ (Heb 3,12) bzw. „abfallen“ (1Tm 4,1; 2Tm 2,19) kann, wenn man ihn nicht richtig auffasst, im Deutschen etwas irreführend sein. Fallen kann man grundsätzlich absichtlich (indem man sich vorher fallen lässt) oder unabsichtlich.

    Im Griechischen setzt sich der Begriff apostasia/afisteemi aus zwei Wörtern zusammen: apo (weg), und histeemi (stehen; stellen, setzen, legen, bringen). Afisteemi bedeutet „sich wegbegeben (1M 12,8A), Abstand nehmen (1Tm 4,1; 2Tm 2,19), abstehen, abtreten, sich entfernen (Ag 19,9), wegtreten/scheiden (Ag 12,10), ablassen (2Kr 12,8), sich abwenden (Lk 8,13), sich zurückziehen/weichen (Lk 2,37); abtrünnig sein / rebellieren / sich empören (1M 14,4; Ag 5,37), abhalten. Alles dieses tut man normalerweise absichtlich, willentlich. Das Wort bedeutet nicht: unbewusst fallen, herab-, hinab, herunterfallen oder wegfallen. Das gr. Wort für „abfallen“ setzt eine willentliche, bewusste Handlung voraus.

    In Heb 6,6 wird ein weiterer Begriff (im NT nur hier) verwendet: parapiptein. Das bedeutet wörtlich so viel wie „daneben fallen“, aber ebenso wie afisteemi nicht unbewusst, sondern willkürlich. In der gr. Übersetzung des AT (z. Bsp. Hes 14,13; 15,8; 18,24; 20,27; 22,4) und der jüdischen Spätschriften (Apokryphen, z. Bsp. Weisheit 6,9; 12,2) wird dieser Begriff verwendet für „in Sünde fallen; einen Fehltritt begehen, zu Fall kommen (und zwar selbstverschuldet), sich versündigen; schuldig werden“ (Vgl. Bauer-Danker-Arndt-Gingrich, Bibleworks 7): go astray; miss; make a mistake; to fail to follow through on a commitment, fall away, commit apostasy.)

[2] Thomas Jettel, Breitistr. 58, CH-8421 Dättlikon; Tel.: 052 3010215; [email protected]

[3] Harald W. Hoehner, Ephesians – An Exegetical Commentary, Grand Rapids 2002, S. 342f. Der Text im Original: „The real problem is with the demonstrativ pronoun touto, 'this'. Barth states, 'The neuter pronoun 'this' may refer to one of three things: the 'grace', the verb 'saved', the noun 'faith'. Some commentators think that it refers to pisteoos, the nearest preceding noun. A serious objection to this is that the feminine noun does not mach the neuter gender of the pronoun. The same problem is raised with 'grace', a feminine noun. Some would have it refer back to este sesoosmenoi, but again the antecedent would be a masculine participle. Furthermore, to refer back to any one of these words seems to be redundant. Rather than any particular word it is best to conclude that touto refers back to the preceding section. This is common and there are numerous illustrations of such in Ephesians. For example, in 1:15 touto refers back to the contents of 1:3-14, in 3:1 it refers back to 2:11-22, and in 3:14 it refers back to 3:1-13. Therefore, in the present context, touto refers back to 2:4-8a and more specifically 2,8a, the concept of salvation by grace through faith. [...] In the present passage, the gift of God does not refer to 'faith' but rather it refers to the whole concept of salvation.” (In der Dt. Üsg.: Ergänzungen in Eckklammern v. Verfasser)

[4] d. h.: im fortgesetzten Sinne nicht an mir bleibt

[5] epignoosis, d. h.: genaue Erkenntnis, Vollerkenntnis

[6] Erkenntnis ist mehr als ein Wissen; es ist auch ein Kennenlernen, ein Erfahrung Machen (Vgl. das hebräische Wort für „erkennen” in 1M 4: „Adam erkannte Eva”; vgl. auch Jer 1,5.). Es gilt nun, in dieser Erkenntnis zu wachsen (2P 3,18).

[7] w: (als seine Beute) hinunterschlingen

[8] Nb: Die Erwählten sind solche, die bereits „in Christus” sind. Niemand ist erwählt, der noch nicht in Christus ist. Eine Erwählung außerhalb von Christus kennt das NT nicht.

[9] Man kann auch „in euch“ übersetzen.

[10] Der größere Teil der en hümin -Stellen wird mit „unter euch” übersetzt: vgl. Mt. 11,21; 20,26f//; Lk 10,13; Joh. 12,35; Apg. 13,26; 15,7; 25,5; Rm 1,12f; 12,3; 1Kr. 1,6.10f; 2,2; 3,3.18; 5,1; 11,18.19.30; 14,25!; 15,12; 2Kr. 1,19; 10,1.15; 12,12; 13,3; Gal. 3,5; Eph. 5,3; Kol. 1,6; Kol. 3,16 (Schlachter); 1.Thes. 5,12; 2.Thes. 3,7.11; Jak. 3,13; 4,1; 5,13.14.19; 1P 4,12; 5,1f; 2P 2,1.

[11] D. h., zu erwirken; Paulus sagt: bringt eure eigene Rettung zu Ende. Daniel Schenkel schreibt (im Bibelwerk, hrsg. von J. P. Lange): „Der Apostel fordert .. die Christen auf, ihr Heil selbst zu vollbringen; denn das Comp. Kat-ergadsesthe [erwirken; zuwege bringen] weist darauf hin, dass es zu Ende gebracht, dass das herrliche Ziel wirklich erreicht werden soll ... Es ist dieselbe sittliche Ausdauer, welche Christus bis ans Ende bewiesen hat, zu welcher der Apostel hier die Philipper ermahnt.“

[12] gr. naos = Heiligtum

[13] Wenn es so wäre, dass allein die Tatsache, dass Gott den Jüngern ewiges Leben verliehen hat, ihnen unabwendbar das zukünftige Heil sicherte, wäre es nicht nötig gewesen, dass der Herr zusätzlich um ihre Bewahrung betete. Jh 17,11-15

[14] Der deutsche Begriff „Berufung“ ist hier irreführend. Im Griechischen steht das Wort für „Ruf“.

[15] Der Begriff kommt im heilsgeschichtlichen Sinne übrigens in der ganzen Bibel nur an zwei Stellen vor: Rm 8,29.30 und Eph 1,5.11.

[16] Der griechische Text spricht nicht von „berufen“ und „Berufung“, sondern von „rufen“ und „Ruf“ bzw. „Gerufensein“.

[17] Der Ausdruck „ewiges Leben“ ist wohl im zukünftigen Sinne zu verstehen (wie auch sonst bei Lukas: Lk 10,25; 18,18.30; Ag 11,18; 13,46).

[18] Selbst der reformierte/calvinistische Theologe, Buswell, sagt, dass dieser Vers nicht als Beleg für die Prädestinationslehre herangezogen werden kann: Buswell, James Oliver: A Systematic Theology of the Christian Religion, (Grand Rapids, Michigan: Zondervan, 1977, 11. Aufl.), II. S. 152 - 153. (Part III. Soteriology)

[19] Zu diesem Heil / zu dieser Herrlichkeit, ruft er sie auch noch weiterhin, Vgl. die Präsensform in 1Th 5,9.24; 2,12.

[20] Dass sie Gläubige (Wiedergeborene) sind, ist klar ersichtlich aus: 3,1 (Vgl. 2,11-13); 4,3; 5,12.13; 6,9.10; 10,23-25; 10,32.39; 11,40; 12,5-8.28.28; 13,1.10.18.22.24.25. Sie werden aufgerufen, festzuhalten, was sie haben: 3,6.14; 10,23; 10,35.36; 12,1. Manche Ausleger wollen haben, dass viele von ihnen nur Mitläufer seien und dass in den Warnungsstellen nur sie angesprochen seien. Diese These ist nicht haltbar, denn man kann nur echte Christen aufrufen, das festzuhalten, was sie haben, nicht Mitläufer. Die Mitläufer haben es noch nicht. Und man kann nur echte Christen vor Abfall warnen. Auch wechselt der Schreiber nicht die Anrede. Er spricht sie immer alle an.

[21] Off 2,10 (… „die Krone des Lebens geben“) sollte hier folgendermaßen übersetzt werden: „Werde treu … und ich werden dir die Krone, (nämlich) das Leben, geben“ (genitivus epexegeticus oder appositivus, erklärender oder Apposition bildender Genitiv; siehe Griech. Grammatik Hoffmann/Siebenthal, S. 237), ähnlich wie in Gal 3,14; 5,5; Rm 7,6; Eph 6,16.17.19; Kol 1,5; Tit 3,7; Heb 12,19; 1P 3,4.7; Off 1,9.

[22] gr.: pistis = Glaube, Treue

[23] MacDonald, Sicher in Gottes Hand

[24] hbr: satan; gr: diabolos

[25] MacDonald, Sicher in Gottes Hand

[26] MacDonald, Sicher in Gottes Hand

[27] d. h., wenn sie sich – entgegen einem Leben für Christus – den sinnlichen Regungen hingeben

[28] d. i. wohl: das frühere Treueversprechen brachen [o: für ungültig erklärten]

[29] gr.: epignoosis, d. h., volle/genaue Erkenntnis der Wahrheit

[30] Auch Lk 6,9 nicht, denn dort geht es um mehr als um leibliche Heilung.

[31] „Sünder” als Bezeichnung für jemanden, der von der Wahrheit abirrt und so offensichtlich in Sünde geführt wird, ist verständlich.

[32] epignoosis = genaue Erkenntnis

[33] epegnookenai

[34] Vgl. folgende Übergänge:  Rm 6.1® V. 11;  Rm 6,15 ® V. 16ff;  Rm 7,4 ® V. 5f;  Rm 8,4 ® V. 5f;  Rm 8,15.  Rm 8,17ff® V. 23ff.). Vielmehr müsste in dem Fall, dass es sich um Mitläufer handelte, ein Personenwechsel von „wir/ihr“ auf „sie” stattfinden. (Vgl. Rm 8,4ff; Rm 8,9ff.)

[35] o: dann wird seine Geschichte lauten: ; o: dann wird es von ihm heißen:

[36] d. i. die {hinausgeworfenen und verdorrten} Reben

[37] Ein Beispiel der Verhärtung ist Pharao (2M 9,12-16): Er hat sich durch die ersten fünf Weigerungen, Israel ziehen zu lassen, so sehr versündigt, dass es kein Zurück mehr gibt; der „Point of no return“ war überschritten. Gott warnt vor einem Spielen mit der Gnade Gottes.

[38] d. h., sind im Begriff, dieses zu tun

[39] resultativer Aspekt des griechischen Perfekts; s. u.

[40] gr.: gegonamen

[41] o.: Sinnesänderung von toten Werken; o.: Umdenken [und Abkehren] von toten Werken

[42] Als point of no return wird in der Geschichtswissenschaft ein Zeitpunkt bezeichnet, ab dem Entwicklungen nicht mehr rückgängig gemacht bzw. ab dem Entscheidungen nicht mehr revidiert werden können. In der Luftfahrt ist dieser Begriff gebräuchlich. Auf einer Startbahn gibt es einen Punkt, hinter dem der Start nicht mehr abgebrochen werden kann, weil die restliche Startbahn nicht ausreichend lang ist, um das Flugzeug sicher abzubremsen. Es muss gestartet und gegebenenfalls eine Notlandung versucht werden. Ebenso erreicht beispielsweise ein Flugzeug den point of no return, wenn es von einem Flugzeugträger startet und beim Flug über den Ozean mehr als die Hälfte des Treibstoffs verbraucht hat. Eine sichere Rückkehr zum Flugzeugträger ist dann nicht mehr möglich.

[43] 1Kr 7,14: „Heilig” steht hier im Gegensatz zu „unrein”. Es könnte ja der Vorwurf kommen: Der ungläubige Mann ist „unrein” und macht dadurch die Ehe „unrein” und damit ungültig. Daher kann die gläubige Ehefrau sich ohne weiteres von ihm trennen. Paulus sagt: Nein. Die Ehe ist heilig, rein; es handelt sich nicht um eine unreine Verbindung! Der ungläubige Mann ist durch die gläubige Frau geheiligt, ehelich rein, ehelich echt, nicht in einer unreinen Verbindung stehend. Paulus sagt, das Eheband ist nicht verunreinigt durch die Tatsache, dass der Mann ungläubig ist. Die Kinder dieser Verbindung sind nicht „Unreine”, sind nicht Bastarde, nicht Uneheliche, nicht in Sünden geboren (Vgl. Joh. 8), sondern sie sind „rein”, eheliche, echte Kinder. Es ist damit nicht gemeint, dass sie dadurch gläubig oder gerettet sind.

[44] o: wurde; aber nicht: „ist”

[45] zit. bei B. Peters, S. 109

[46] Für „jemand” müsste im Griechischen „tis” stehen. Das ist aber nicht der Fall.